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Full text of "Die Geigen und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart"

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^Auch  den  heften  Quellen  hearheitel:  von 

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COPYRIGHT  1921  BY  FRANKFURTER  VERLAGS-ANSTALT  A.-G.  IN  FRANKFURT  A.M. 


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ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 
DER  GEIGEN-  UND  LAUTENMACHER 


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Aabenmund,  Jens  Iversen. — Tversted(?).  1762 

Seinem  Zettel  nach  ein  Drechsler,  der  einige  sonderbar 
aussehende  Geigen  gebaut  hat.  Der  Name  des  Wohn- 
orts ist  nicht  sicher  lesbar  gewesen. 
Geigenzettel :  Forfoerdiget  af  Jens  Iv.  Aaben-  /  mund, 
Dreier  i  Tverstedt  /  Ao  1762  (geschrieben). 

Aachner  s.  Achner 

Aagaard,  Larsen.  —  Kopenhagen 

Geb.  9.  Juli  1847  in  einem  dänischen  Dorfe,  kam  er 
1862  in  die  Maschinenbaulehre  und  wurde  in  der 
Modellwerkstatt  verwendet.  Sein  Meister  Heinrich 
Hertz  war  gelernter  Musikinstrumentenmacher,  unter 
dessen  Leitung  Aagaard  1 866  zum  Geigenbau  überging. 
Im  Jahre  1876  siedelte  er  nach  Amerika  über,  arbeitete 
in  vielen  bedeutenden  Geigengeschäften,  so  bei  Lyon 
und  Healy,  dann  bei  F.  Cristofori  in  Chicago,  und 
kehrte  1883  nach  Kopenhagen  zurück,  wo  er  seine 
eigene  Werkstatt  eröffnete  und  Anerkennung  fand. 

Abbate,  Alessandro.  —  Neapel.   1890.  1899 
Ein  Mandolinenmacher,  der  jetzt  mit  seinem  Sohne 
gemeinsam  arbeitet. 

Abbate,  Alfonso.  —  Neapel.   1845 

Ein  Lautenmacher,  der  gute  Instrumente  nach  den  her- 
gebrachten Modellen  verfertigt  hat.  Seine  Mandolinen 
hatten  seinerzeit  guten  Ruf. 

Abbate,  Luigi.  —  Neapel.   1860 

Wahrscheinlich  Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von 
Alfonso  Abbate,  dem  er  in  seiner  Arbeit  nahesteht. 

Abbatl,  Giambattista.  —  Modena.  1775.  1795 
Seine  Arbeit  erinnert  an  Cassini,  aus  dessen  Schule  er 
hervorgegangen  sein  mag.  Wenn  er  auch  nur  zu  den 
mittelmäßigen  Nachahmern  der  Amati  und  Stradivarl 
gehört,  so  hat  er  doch  einzelne  gute  Geigen,  namentlich 
Bässe,  gebaut,  die  stark  im  Holz  sind  und  braunen  Lack 
zeigen.  Eine  gutklingende  Viola  von  ihm  befindet  sich 
in  der  Sammlung  Valdrighi. 

AbelUe.  —  Avignon.  1870.   1876 

Ein  Musikinstrumentenhändler,  der  eine  Reparatur- 
werkstatt für  Blech-,  Holz-  und  Streichinstrumente  be- 
saß. 1876  ward  Gaetano  Autiero  sein  Nachfolger. 

Abel,  Pater  Rudolph.  —  Konstanz  a.  B.   1796 

Ein  Augustinermönch,  der  Violinen  repariert  hat.  Das 
Konstanzer  Augustinerkloster  ist  am  Ende  des  1 8.  Jahr- 
hunderts in  den  Besitz  der  Stadt  übergegangen,  die  die 
Bestreitung  des  Unterhalts  für  die  damaligen  wenigen 
Ordensangehörigen  bis  zu  deren  Lebensende  übernahm. 


Pater  Rudolph,  über  den  die  dürftigen,  noch  erhaltenen 
Klosterakten  keine  Auskunft  geben,  hat  also  wohl 
seinen  stillen  Lebensabend  damit  beschlossen,  seiner 
Geigenliebhaberei  zu  leben.  Grillet  teilt  nur  den  unvoll- 
ständigen Zettel  mit,  auf  dem  der  Wohnort  fehlt,  und 
rechnet  Abel  ohne  ersichtlichen  Grund  zur  italienischen 
Schule. 

Geigenzettel :  Raccommode  par  le  Pere  Rodolphe/  Abel 
de  l'ordre  de  St.  Augustin  /  ä  Constance  sur  le  lac.  1 796 
(gedruckt). 

Äberg.  —  Malmö.  1850 

Er  soll  niclit  ungeschickt  gewesen  sein,  ist  hauptsächlich 
aber  als  Reparateur  bekannt. 

Absam,   Thomas.   —  Wakefield  (Yorkshire). 

1810.   1849 

Er  soll  einer  Tiroler  Familie  entstammen  und  stand  in 
Diensten  des  Händlers  Pickard  in  Leeds,  versah  aber 
auch  einige  bessere  Geigen  mit  seinem  eigenen  Zettel. 
In  seiner  Arbeit  erinnert  er  an  Forster,  kommt  ihm 
aber  nicht  gleich. 

Geigenzettel :  Made  by  /  Thomas  Absam  /  Wakefield, 
Feb.  14/ 1833  (gedruckt). 

Acevo  (richtig  acero,  d.  h.  »Ahorn«,  vgl.  auch 
Sapino,  d.  h.  Tannenholz) 

Auf  dem  Boden  einer  Viola  aus  Saluzzo  las  man  das  — 
wie  de  Piccolellis  nachweist  —  die  Holzart  bezeichnende 
Wort  acero.  Fetis  las  »Acevo«  und  hielt  dieses  Wort 
für  den  Namen  eines  Geigenmachers.  So  kam  dieser 
»Acevo«  in  die  Literatur,  und  noch  VidaP)  und  Grillet 
führen  ihn  an,  lassen  ihn  sogar  einen  Schüler  Cappas 
sein  und  setzen,  je  nach  Belieben,  sein  Zeitalter  zwischen 
1620  und  1690  und  seine  Heimat  in  Cremona  oder 
Saluzzo  ein. 

Achille  e  Vinaccla.  —  Neapel.   1880.   1900 

Mandolinenmacher,  die  gute  und  oft  hübsch  ausge- 
stattete Instrumente  bauen. 

Achner,  Joseph.  —  Mittenwald.  1760 

Er  schrieb  seinen  Namen,  der  von  der  Achen,  einem 
Nebenfluß  der  Isar,  abgeleitet  scheint,  zeitweilig  auch 
Aachner,  und  ist  ein  weniger  hervorragender  Geigen- 
bauer als  viele  seiner  Mittenwalder  Zeitgenossen.  Er 
gehört  jedoch  zu  denen,  die  den  Übergang  vom  Stainer- 
modell  zu  den  Cremoneser  Modellen  anbahnen  halfen. 


^)  Vidal  beruft  sich  freilich  nur  auf  Fetis  und  erklärt 
ausdrücklich,  kein  anderes,  ernst  zu  nehmendes  Zeugnis 
von  der  Existenz  dieses  »Acevo«  zu  kennen. 


8 


Ach 


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Achner,  Michael.  —  Wallgau.   1764 

Zur  MIttenwalder  Schule  gehörig,  vielleicht  ein  Bruder 
von  Joseph  und  Philipp  Achner.  Wallgau  liegt  nur 
wenige  Stunden  von  Mittenwald  entfernt.  Er  hatte  ein 
langes,  hochgevk'ölbtes  Modell  mit  schmalem  (2'  o  mm) 
Rand  und  sehr  dünner  Ader.  Die  Mittelbügel  nahm  er 
sehr  lang,  die  Schnecke  ist  recht  gewöhnlich,  der  Lack 
braungelb.  Für  die  Decke  scheint  er  hartjähnges  Holz, 
für  den  Boden  kleingeflammten  Gebirgsahorn  bevor- 
zugt zu  haben. 

Geigenzettel:  Abb.  1. 

Achner,  Philipp.  —  Mittenwald.   1772.   1798 

Er  gehört  zu  den  besten  Vertretern  der  Klotz-Schule, 
verwendet  gutes  Holz  und  braunen  Lack.  Der  Ton 
seiner  Geigen  ist  oft  von  besonderer  Schönheit,  wenn 
auch  zumeist  nicht  sehr  groß.  Eine  Violine  von  ihm  be- 
findet sich  im  Musikhist.  Museum  von  W.  Heyer  in 
Köln. 

Geigenzettel :  Philipp  Achner  in  Mitten-  /  wald  an  der 
Iser  1 798  (geschrieben). 

Achner,  Thomas.  —  Mittenwald.   1789 

Ahnlich  wie  Philipp  und  Joseph  A.  Eine  Geige  von  ihm 
besitzt  Valdrighi,  der  ihn  auch  in  seiner  Nomochehurgo- 
grafia  unter  Nr.  3991  aufführt. 

Accoulon,  Alfred.  —  Paris 

Teilhaber  der  bekannten  Firma  J.  Thibouville-Lamy, 
Ritter  der  Ehrenlegion  und  des  belgischen  Leopold- 
ordens. Wenn  auch  hauptsächlich  Fabrikant,  so  hat  er 
doch  den  Geigenbau  regelrecht  erlernt  und  war  als 
Geigenmacher  auch  auf  der  Pariser  .Ausstellung  im 
Jahre  1900  vertreten. 

Ackermann,  Anton.  —  Basel?  1838 

In  einer  in  Basel  befindlichen  kleinen  Geige  liest  man : 
>> Anton  Ackermann,  30.  Hornung  1838  in  Ordnung  ge- 
richtet«. 

Acton,  A.  W.  —  Woolwich.  1846.  1870 

Englischer  Geigenmacher,  dessen  Zettel  sich  in  einigen 
guten  Violinen  findet. 

Acton,  William  J.  — Woolwich,  London  (Gipsey 
Lane).  Geb.  12.  Dez.  1848  in  Woolwich 

Sohn  und  Schüler  von  A.  W.  A.  Er  begann  seine  Lauf- 
bahn mit  einer  Kopie  nach  Stainer  und  hat  seither  über 
140  Violinen,  12  Violen,  30  Violoncelli  und  10  Kontra- 
bässe gebaut.  Er  verarbeitet  vorzügliches  Tonholz  und 
bereitet  sich  seinen  Bernsteinöllack  selbst.  Im  Jahre 
1898  verlegte  er  seine  Werkstatt  nach  London.  Sein 
Modell  ist  dem  des  Stradivari  ähnlich,  der  Ton  seiner 
Geigen  ist  edel  und  voll.  Er  gilt  auch  als  geschickter 
Bogenmacher  und  ist  äußerst  sorgfältig  als  Wiederher- 
steller. Er  beschäftigt  keine  Gehilfen  und  macht  daher 
alles  selbst,  auch  ist  er  ein  tüchtiger  Geiger.  Meredith 
Morris  veröffentlichte  in  »TheStrad«  Jan.  1900  seine 
Biographie  mit  Bildnis  usw. 

Geigenzettel:  William  J.  Acton,  /  Maker  /  St  Mary 
Street,  Woolwich  188  .  .  (gedruckt).  —  William  John 
.Acton  /  Maker  /  Forest  Gate  London  1 898  (geschrieben). 


Adam,  G.  Christian.  —  Halle,  Berlin.  Geb.  um 
1835,  t  1886  oder  1888 

Ein  gewissenhafter  Geigenmacher,  der  es  zwar  nicht  zu 
besonderer  Meisterschaft  gebracht  hat,  aber  als  Repa- 
rateur  nicht  ohne  Bedeutung  war.  Er  war  zuerst  in 
Halle  a.  S.  ansässig  und  siedelte  um  1860  nach  Berlin 
über.  Seine  Geigen  sind  sauber  gearbeitet,  meist  aber 
zu  schwer  im  Holz,  sein  Lack  ist  undurchsichtig  und 
hart.  Er  war  ein  guter  Lehrer;  sein  bester  Schüler  ist 
Oswald  Möckel.  In  seinen  letzten  Jahren  mußte  er  mit 
Schwierigkeiten  kämpfen,  weshalb  er  nur  mehr  schlech- 
tes Holz  verarbeitete,  das  ihm  seine  Berliner  Fach- 
genossen für  billiges  Geld  überließen.  . 

Geigenzettel :  Zu  Ton  verhelfen  /  G.  Chr.  Adam  G|Ch 
Berlin  1 883  (gedruckt).  —  Reparirt  von  C.  Adam  /     A 
Halle  a.S.  1858  (gedruckt). 

Adam,  ...  —  Caen,  f  vor  1783 

Ein  wahrscheinlich  aus  Mirecourt  stammender  Luthier» 
dessen  Geigen  ohne  Eigenart  sind. 

Adam,  Jean.  —  Mirecourt.   1790.   1820 

Er  soll  ursprünglich  Geigenbauer  und  als  solcher  vor- 
übergehend in  Valence  gewesen  sein,  ist  aber  nur  als 
Bogenmacher  bekannt  geworden,  ohne  es  auch  dann 
zu  besonderer  Geschicklichkeit  gebracht  zu  haben. 
Seine  Bögen  sind  in  der  Regel  nur  gewöhnliche  Handels- 
ware. 

Adam,  Jean-Dominique.  —  Mirecourt.  Geb. 
30.  Dez.  1795  in  Mirecourt,  f  das.   1864 

Schüler  und  Nachfolger  seines  Vaters  Jean  A.  und  wie 
dieser  nur  Bogenfabrikant.  Nur  die  besseren  Bögen  ver- 
sah er  mit  dem  Brandstempel :  Adam.  Er  war  nicht  un- 
geschickt und  konnte  auf  Bestellung  recht  gut  arbeiten. 
Namentlich  seine  Bögen  mit  achteckiger  Stange  sind 
gut  gelungen. 

Adam  (eigentlich  Grandadam).  —  Mirecourt. 
Geb.  in  Mirecourt  26.  Febr.  1823,  f  das. 
19. Jan.  1869 

Schüler  seines  Vaters  Jean-Dominique,  den  er  aber, 
vornehmlich  als  Bogenmacher,  weit  überflügelte. 
Brandmarke:  Adam. 

Adam,  Johann.  —  (Mark-)Neukirchen.   1677 

Er  wird  unter  den  Geigenmachern  genannt,  die  1677 
von  Graslitz  nach  Neukirchen  übersiedelten  und  hier 
die  Geigenmacherzunft  begründeten.  Arbeiten  von  ihm 
nachzuweisen,  ist  bis  jetzt  nicht  gelungen.  Ich  bin  sogar 
geneigt,  anzunehmen,  daß  es  sich  hier  nur  um  die  Vor- 
namen eines  Schönfelder(  ?)  handelt,  und  daß  in  der 
Zunftliste  der  Familienname  nur  versehentlich  weg- 
gelassen ist. 

Adams,  Cathune.  —  Garmouth  (Schottland). 
1775.  1805 

Er  hat  viele  Kits,  Violinen  und  VitDloncelli  gebaut  und 
diese  oft  reich  mit  Perlmutter  und  Elfenbein  eingelegt. 
Sein  Modell  erinnert  in  mancher  Hinsicht  an  N.  Amati, 


Adams  —  Airth 


er  verwandte  einen  dünnen,  gelben  Spirituslack.  Es  soll 
in  Garmouth  noch  ein  zweiter  gleichnamiger  Geigen- 
macher gelebt  haben. 
Geigenzettel:  Adams,  Ma.  /  Garmouth  ,  1782  (geschr.). 

Adams,  Oliver.  —  Boston.   1897 

In  einer  guten  Geige  frei  nach  Stradivari  fand  sich  sein 

Zettel. 

Geigenzettel:  Abb.  23. 

Adamsen,  P.  P.  —  Kopenhagen 

Begründete  1866  in  Fyrkilde  bei  Hobro  (Jütland)  seine 
Fabrik  von  Streichinstrumenten.  Seine  Arbeiten  werden 
gelobt ;  in  Musikerkreisen  sind  seine  Bässe  am  meisten 
geschätzt. 

Adanl,  Pancrazio.  —  Modena.   1775.   1827 

Hauptsächlich  als  Gitarren-  und  Mandolinenbauer  be- 
kannt. Er  scheint  einen  Sohn  gehabt  zu  haben,  der  noch 
um  1868  arbeitete. 

Addison.  William.  —  London.   1665.   1670 

Ein  englischer  Violenbauer,  der  von  Sandys  und 
Forster,  die  seinen  m  emer  Viola  gefundenen  Zettel 
mitteilen,  erwähnt  wird.  Eine  Liraviole  von  ihm  be- 
findet sich  in  der  Sammlung  Galpin  (Hatfield). 
Geigenzettel:  William  Addison  in  Long  .Alley  ,  over 
against  Moorfields  1670  (gedruckt). 

Adler,  Carl  August.  —  Markneukirchen.  Geb. 
7.  Nov.  1828,  t  4.  Juni  1869 

Sohn  und  Schüler  von  Joh.  Gg.  A.,  arbeitete  wie  sem 
Vater  meist  für  Händler. 

Adler,  Eduard.  —  Grünberg  in  Schlesien 

Geb.  1865  in  Bodzanowitz,  war  ursprünglich  Cellist 
und  als  solcher  Mitglied  verschiedener  Theater-  und 
Konzertorchester.  Er  besuchte  die  Werkstätten  von 
Edler  in  Frankfurt,  von  Riechers  und  Möckel  in  Berlin 
und  Hammig  in  Leipzig,  bildete  sich  allmählich  auto- 
didaktisch zum  Geigenmacher  aus  und  gründete  im 
Jahre  1888  sein  Geschäft,  in  dem  er  seit  Jahren  tüchtige 
Gehilfen  beschäftigt.  Seine  Spezialität  ist  die  Repa- 
ratur; beim  Neubau  arbeitet  er  nach  Stradivari  und  ver- 
wendet Ottoschen  Ollack  sowie  Spirituslack.  Er  ist  Verf. 
eines  bei  Merseburger  in  Leipzig  1895  erschienenen 
Büchleins  über  die  Behandlung  und  Erhaltung  der 
Streichinstrumente. 

Geigenzettel :  Gefertigt  von  ;  Eduard  .Adler  /  Grünberg 
in  Schles.  18  .  .  (geschrieben). 

.^dler,  Johann  Georg.  —  Markneukirchen. 
Geb.  1800  in  Wernitzgrün.  f  15.  Dez.  1866 
in  Markneukirchen  (66  Jahre  10  Monate 
1 8  Tage  alt) 

Da  er  hauptsächlich  billige  Geigen  für  Händler  gebaut 
hat,  dürften  nur  wenige  Werke  seiner  Hand  mit  seinem 
Zettel  vorkommen.  Er  verwendete  jedoch  in  seinen 
besseren  Arbeiten  einen  Brandstempel  mit  seinem  Na- 
men J.G.Adler.  Eine  so  gezeichnete  Viola  von  ihnj 
besaß  Arnold  Voigt. 


Aelbrechts,  Jakob.  —  Antwerpen  1558,  f  vor 
1584 

Lauten  mit  seinem  Namen  kommen  noch  heute  vor; 
eine  solche  besaß  vor  einigen  Jahren  ein  belgischer 
Musiker. 

Aelbrechts,  Lukas.  — Antwerpen.   1588 

Sohn  von  Jakob  Ae.  Im  Jahre  1 588  wurde  er  als  Meister 
aufgenommen.  Wenn  er  auch  hauptsächlich  Clavecin- 
macher  war,  so  dürfte  er  doch,  wie  sein  Vater  und  die 
meisten  seiner  Zunftgenossen,  auch  Lauten  gebaut 
haben. 

Aerninck,  Heindrick.  —  Leyden.  1681.  1736 

Die  Arbeiten  mit  diesem  Namen  sind  so  verschieden, 
daß  man  an  zwei  gleichnamige  Meister  denken  muß. 
Die  älteren  gleichen  denen  von  Willems  in  Gent,  die 
jüngeren  denen  von  Cuypers. 

Aglio  s.  Dall'Aglio 

Agostini,  Sante.  —  Palermo?.   1822 

Sein  Name  wurde  auf  einem  Reparaturzettel  (In  einer 
Geige  von  .Achner)  gefunden.  S.  D'Agostino. 

Aicher,  Hans.  —  Füßen.   1690 

Er  war  Lautenmacher  und  wohnte  in  der  Vorstadt. 
Arbeiten  von  ihm  sind  mir  bisher  nicht  zu  Gesicht  ge- 
kommen. 

Aicher,  Mathias.  —  Füßen.   1666 

Vielleicht  ein  Enkel  des  im  Jahre  1535  aus  München 
in  Füßen  eingewanderten  Peter  Aicher.  In  den  Akten 
des  Hochstifts  Augsburg  (im  Kreisarchiv  in  Neuburg) 
heißt  es  von  ihm:  »Derzeit  Schulmeister,  sonsten  ein 
Lauten macher.«  —  Er  wohnte  im  zweiten  Stadt- 
viertel. 

L'Air  s.  Claudot 

Airaghi,  Cesare.  —  Mailand.   1883 

Als  selbständiger  Geigenmacher  ist  er  wenig  hervor- 
getreten; einige  bessere  Instrumente,  die  er  gebaut  hat, 
ließen  jedoch  erkennen,  daß  er  sorgfältig  zu  arbeiten 
verstand. 

Aireton,  Edmund.  —  London.   Geb.  um  1727, 
t  1807 

Angeblich  der  Sohn  eines  gleichnamigen,  schon  1735 
vorkommenden  Geigenmachers  und  ein  Verwandter 
des  Kirchenkomponisten  Edmund  Ayreton  (1734  bis 
1808),  der  unter  Händel  Hilfsorganist  der  Westminster- 
abtei  war.  Edm.  A.  gilt  als  ein  Schüler  Peter  Wamsleys 
und  ahmte  Stainer  und  Amati  nach.  Die  Arbeit  ist  gut, 
sein  gelbbrauner  Lack  dagegen  stumpf  und  der  Ton 
unbedeutend.  Da  er  viel  für  Norris  &  Barnes  arbeitete, 
kommen  verhältnismäßig  selten  Geigen  mit  seinem 
Zettel  vor;  eine  solche  aus  dem  Jahre  1755  war  1872  in 
South  Kensington  ausgestellt. 

Airth,William.- Edinburgh.  Geb.um  1 840. 1 889 

Schüler  und  Schwiegersohn  von  James  I.  Hardie.  Er 
arbeitete  von  1860  bis  1881  in  Edinburgh  und  wanderte 
dann  nach  .Australien  aus. 


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Aisele  —  Alban 


Aisele  (Aisile)  s.  Eisele 
Alba.  —  Lyon.   1822 

Geschäftsteilhaber  von  Micollier  (s.  d.);  ais  Geigen- 
macher ist  er  jedoch  ohne  Ruf. 

Alban,  Franz.  —  Graz.  1 724 

Ob  er  in  irgendeiner  Beziehung  zu  der  Bozener  Famihe 
Alban  oder  zu  den  italienischen  Albanis  steht,  ist  nicht 
festzustellen  gewesen.  Arbeiten  von  ihm  sind  sehr 
selten.  Ich  habe  eine  einzige  Violine  mit  seinem  Namen 
und  der  Jahreszahl  1 724  kennengelernt,  die  sich  in  der 
Fürstl.  Lobkowitzschen  Sammlung  auf  Schloß  Raudnitz 
befindet. 

Geigenzettel:  Franciscus  Albanus  fecit  /  Grecia  in 
Styna  anno  1724  (gedruckt). 

Alban,  Johann  Michael.  —  Graz.    Geb.  um 
1677  In  Bozen,  f  27.  März  1730  in  Graz 

Sohn  erster  Ehe  und  jedenfalls  auch  Schüler  von 
Mathias  A.  Er  scheint  bei  Wolfgang  Sagmayr  gearbeitet 
zu  haben,  dessen  Tochter  Eva  Rosina  er  am  14.  Februar 
1702  heiratete,  wodurch  er  das  Geschäft  seines  damals 
bereits  verstorbenen  Schwiegervaters  erwarb.  Was  sich 
an  tatsächlichen  Angaben  über  sein  Leben  ermitteln 
ließ,  hat  Dr.  Fr.  Waldner  in  der  Innsbrucker  Ferdi- 
nandeums-Zeitschrift  (III.  Folge,  55.  Heft)  veröffent- 
licht. Joh.  Mich.  A.  war  nach  Sagmayrs  Tod  zweifellos 
der  beste  in  Steiermark  tätige  Geigenmacher.  Es  haben 
sich  noch  viele  Arbeiten  von  ihm  erhalten.  Häufiger  als 
Violinen  kommen  jedoch  Violoncelli  von  ihm  vor,  die 
übrigens  nur  in  den  F-Löchern  an  Arbeiten  seines 
Vaters  erinnern.  Die  Einlagen  sind  bei  ihm  weiter  vom 
Rande  entfernt,  wodurch  dieser  breiter  erscheint,  die 
Ecken  sind  stumpfer,  und  auch  die  Schnecke  ist  mas- 
siger, sehr  hübsch  sind  dagegen  immer  die  statt  der 
Schnecke  oft  vorkommenden  Engels-  oder  Frauen- 
köpfchen. Die  Wölbung  ist  ziemlich  hoch.  Der  Lack  ist 
rotbraun,  von  guter,  fetter  Beschaffenheit  und  fein- 
rissig,  wodurch  seine  Arbeiten  fast  ein  italienisches 
Aussehen  erhalten.  Auch  das  Holz  ist  gewöhnlich  gut, 
nur  sind  die  Böden  auffällig  dünn,  so  daß  sie  jetzt  fast 
regelmäßig  gefüttert  werden  müssen.  Bei  seinen  Geigen 
soll  er  einen  gelblichen  Lack  vorgezogen  haben.  Auf 
seinen  in  Kupferstich  ausgeführten  Zetteln,  die  in  der 
Mitte  das  Grazer  Wappentier  zeigen,  ist  die  Zahl  17 
vorgedruckt,  die  mit  Tinte  hinzugefügte  Jahreszahl  fast 
regelmäßig  so  verblichen,  daß  sich  genaue  Jahreszahlen 
nur  selten  feststellen  lassen.  —  Von  seinen  Söhnen 
scheint  keiner  Geigenmacher  geworden  zu  sein.  Drei 
Violinen  von  ihm  besitzt  Abt  Sales  Bauer  in  Rein 
(Steiermark),  eine  prächtig  erhaltene  große  Viola  Prof. 
Ant.  Mayer  in  Admont. 

Geigenzettel :  Abb.  2. 
Alban,  Joseph.  —  Bozen.   Geb.  28.  März  1680 
in  Bozen,  f  das.  10.  Jan.  1722 

Jüngster  Sohn  von  Matthias  A.  und  dessen  erster  Frau 
Elise  Luggin  und  wahrscheinlich  Schüler  seines  Vaters. 
Nach  Dr.  Fr.  Waldners  Feststellungen  war  er  um  1 709 
in  der  Fremde,  heiratete  im  Jahre  1712  Anna  Maria 
Magdalena  Rorer  und  starb  kinderlos.  Man  kennt  nur 
wenig  von  ihm,  auch  werden  seine  meisten  Arbeiten 


jetzt  wohl  unter  dem  Namen  seines  Vaters  gehen.  In 
seinen  jüngeren  Jahren  wird  er  als  Gehilfe  seines  Vaters 
nur  selten  seinen  Zettel  in  Geigen  geklebt  haben,  sicher 
aber  in  seme  Gesellen-  urd  Meisterstücke,  daher  ist 
es  nicht  auffällig,  wenn  Geigen  mit  der  Jahreszahl  1703 
schon  seinen  Namen  tragen. 

Geigenzettel :  Abb.  9. 

Alban,  Joseph  Anton.  —  Bozen.  Geb.  in 
Kaltem  vor  1730(?),  f  6.  Juli  1771  in  Bozen 

Er  war  ein  Sohn  des  jüngsten  Stiefbruders  von  Math.A. 
Wessen  Schüler  er  war,  läßt  sich  nicht  feststellen.  Es 
scheint  aber,  daß  er  den  von  der  Familie  wahrscheinlich 
aufbewahrten  Nachlaß  von  Joseph  A.  übernommen  und 
sich  dann  als  dessen  Geschäftsnachfolger  betrachtet  hat. 
Dadurch  erklärt  es  sich  bis  zu  einem  gewissen  Grad, 
daß  er  die  Zettel  mit  dem  auf  ihn  eigentlich  nicht  zu- 
treffenden Wortlaute  »Josephus  filius  Math.  Albani 
usw.«  beibehalten  hat.  Mit  seiner  Arbeit  hat  er  seinem 
Namen  Ehre  gemacht.  Nach  Dr.  Fr.  Waldners  Fest- 
stellungen heiratete  er  am  13.  Februar  1759  Maria  Bar- 
bara Ortner.  Geigen  von  ihm  befinden  sich  auf  dem 
Musikchor  der  Bozener  Pfarrkirche. 

Alban,  Matthias.  —  Bozen.  Geb.  zu  St.  Niko- 
laus m  Kaltem  am  28.  März  1 621 ,  f  m  Bozen 
7.  Febr.  1712 

Obwohl  er  neben  J.  Stamer  der  berühmteste  Tiroler 
Geigen-  und  Lautenmacher  war,  sind  seine  äußeren 
Lebensumstände  so  schnell  vergessen  worden,  daß 
selbst  sein  Name  unrichtig  in  der  italienisch  klingenden 
Form  Albani  auf  die  Nachwelt  gekommen  ist.  Selbst 
Beda  Weber  berichtete  von  ihm  nur,  daß  er  eine  Geige 
von  ihm  aus  dem  Jahre  1645  kennen  gelernt  habe.  Meine 
fortgesetzten  Versuche,  aus  Kirchenbüchern  und  Magi- 
stratsakten einige  Angaben  über  ihn  zu  erhalten, 
blieben  jahrelang  erfolglos.  Wohl  nahm  ich  auf  Grund 
der  mir  bekannten  Arbeiten  an,  daß  er  im  Jahre  1621 
geboren  sei,  wohl  trat  ich  dafür  ein,  daß  er,  da  es  noch, 
wie  mir  glaubwürdig  versichert  wird,  Geigen  von  ihm 
mit  der  Jahreszahl  1712  gibt,  bis  über  das  neunzigste 
Lebensjahr  arbeitsfähig  geblieben  sei ;  ein  urkundlicher 
Beweis  für  diese  Annahmen  fehlte  aber.  Da  gelang  es 
endlich  Dr.  Franz  Waldner  in  Innsbruck,  dem  sorg- 
fältigen Erforscher  der  Geschichte  der  Tiroler  Geigen- 
und  Lautenmacher,  Licht  in  das  Dunkel  zu  bringen. 
Nach  seinen  Feststellungen,  die  er  im  55. Heft  (II  I.Folge) 
der  Ferdinandeums-Zeitschrift  veröffentlicht,  ist  Mat- 
thias Alban  als  ältester  Sohn  des  Bauern  Johann  A.  und 
dessen  erster  Ehefrau  Agnes  Selva  in  Kaltem  (Uber- 
etsch)  geboren  und  hat  am  24.  Mai  1671,  also  erst  im 
Alter  von  50  Jahren,  zum  erstenmal  geheiratet.  Seine 
Frau  war  Elisabeth,  eine  Tochter  des  Schlossermeisters 
J.  Luggin  (Lugg  oder  Luchini),  f  1680.  Am  4.  Nov. 
1682  ging  er  eine  zweite  Ehe  ein  mit  Rosina  Perlat, 
Maurermeisterstochter  aus  Brixen.  Als  er  hochbetagt 
starb,  hinterließ  er  ein  ansehnliches  Vermögen,  und 
Dr.  F.  Waldner  macht  mit  Recht  darauf  aufmerksam, 
wie  glatt  sein  Leben  verlief  im  Vergleich  zu  dem  Jakob 
Stainers.  —  Wo  M.  Alban  geleVnt  hat,  läßt  sich  noch 
nicht  feststellen.  Ich  bin  geneigt,  ihn  für  einen  Mit- 
schüler seines  Altersgenossen  Jak.  Stainer  zu  halten; 


Albanesi  —  Albert 


11 


Deide  haben  viel  Gemeinschaftliches  m  ihrer  Arbeit, 
wenn  auch  Stainer  der  wesentlich  genialere  Meister 
war.  In  seinen  jüngeren  Jahren  war  M.  Alban  sicher 
von  seinem  Landsmann  beeinflußt.  Seine  Geigen  sehen 
in  seiner  ersten  Zeit  gut  tirolisch  aus,  und  es  ist  auf- 
fällig, daß  sich  etwa  von  1680  an  eine  deutliche  Stil- 
wandlung bemerkbar  macht:  eine  Anlehnung  an  ita- 
lienische Vorbilder.  Hat  er  damals  Gelegenheit  gehabt, 
Italien  zu  besuchen?  Daß  er  schon  in  seiner  Jugend  bis 
nach  Rom  gekommen,  ist  unwahrscheinlich,  obwohl 
behauptet  wird,  daß  von  dort  datierte  Arbeiten  von  ihm 
vorhanden  sein  sollen.  Mir  ist  trotz  eifrigen  Nach- 
forschens  eine  solche  von  zweifelloser  Echtheit  bisher 
aber  nicht  vorgekommen,  nur  solche  ohne  Ortsbezeich- 
nung oder  mit  der  ausdrücklichen  Angabe  Bozens  als 
Ursprungsort.  Echte  Geigen  mit  echten  Zetteln,  die 
über  1 706  hinausgehen,  kenne  ich  zwar  nicht,  doch  soll 
es  noch  solche  von  1712  geben.  M.  Alban  wird  in  der 
letzten  Zeit  wahrscheinlich  an  seinem  Sohne  Joseph 
einen  für  ihn  arbeitenden  Gehilfen  gehabt  haben.  Seine 
Geigen  galten  im  18.  Jahrhundert,  neben  denen  von 
Amati  und  Stainer,  als  die  besten,  die  man  kannte;  da- 
her wurde  sein  Name  auch  vielfach  mißbraucht  und  in 
Geigen  angebracht,  die  nicht  einmal  von  ferne  an  seine 
Arbeit  erinnern.  Sein  bestes  Modell  nähert  sich  der 
Amati-Schule,  ist  aber  meist  sehr  hoch  gewölbt,  mit 
hohen  Zargen.  Die  Arbeit  ist  sehr  sorgfältig.  Das 
Deckenholz  besonders  schön,  der  Boden  meist  schlich- 
tes Ahornholz,  der  rötlich-braune,  wenig  elastische 
Lack  von  italienischem  Charakter.  Die  F-Löcher  sind 
zu  weit  offen;  statt  der  Schnecken  liebt  er  Köpfchen, 
Drachen  und  Fratzen  anzubringen.  Bei  den  Violen 
bleibt  er  den  hergebrachten  Formen  treu,  schneidet 
Schallöcher  in  Schlangenlinien  und  bringt  unter  dem 
Griffbrett  noch  ein  durchbrochenes  rundes  Schalloch 
an.  Wie  auch  Stradivari,  erreichte  er  erst  in  seiner 
zweiten  Lebenshälfte  die  Höhe  seiner  Kunst.  Er  ist 
minder  originell  als  Stainer,  kommt  ihm  im  Tone  aber 
sehr  nahe.  Hoffentlich  wird  sich  die  archivalische  For- 
schung noch  weiterhin  mit  ihm  beschäftigen  und  we- 
nigstens die  Frage  lösen,  wo  er  gelernt  hat  und  wann  er 
m  Italien  war.  Er  gebrauchte  verschiedene,  fast  immer 
gedruckte  Zettel,  auf  denen  er  sich  stets  Albanus  oder 
Alban,  nie  aber  Albani  oder  Albanius  nannte.  Er  hat 
auch  gute  Bogen  gemacht,  ja  es  wird  sogar  behauptet, daß 
sie  besser  waren  als  die  zu  seiner  Zeit  in  Cremona  her- 
gestellten. Ausführlicheres  über  seine  Familienverhält- 
nisse findet  sich  in  Dr.  Waldners  mehrfach  genannter 
Arbeit.  Eine  Liste  seiner  noch  erhaltenen  Geigen  usw. 
müßte  erst  zusammengestellt  werden.  Eine  prächtige 
Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre  1673  besitzt  Dipl.-Ing. 
Rieh.  Renner  in  Tutzing  (flache  Wölbung,  160  und 
204  mm  breit,  Korpus  353  mm  lang,  Zargen  überall 
28  mm  hoch).  Eine  Taschengeige  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1680  war  1872  in  South  Kensington  ausgestellt. 
Eine  Chitarrone  von  1696  besitzt  Fritz  Wildhagen  in 
Haiensee,  der  ein  gleiches  Instrument  von  Magnus 
Stegher  mit  einem  Reparaturzettel  Albans  von  1698  in 
seiner  Sammlung  hat. 

Geigenzettel:  Abb.  3,  10.  25,  26. 

Albanesi,  Sebastiane.  —  Cremona.    1 720.  1 744 

Nach  De  Piccolellis  und  Vidal  war  er  ein  Schüler  von 
Carlo  Bergonzi.  Er  ist  nicht  originell  und  bevorzugt  ein 


an  dieMailänderSchule  erinnerndes  Modell  von  flacher 
Wölbung.  Lack  und  Ton  sind  unbedeutend. 

Albani,  Filippo.  —  1773 

Ein  bisher  unbekanntes  Mitglied  der  Familie  A.,  dessen 
Zettel  De  Wit  veröffentlicht.  Der  Stammsitz  der  Fa- 
milie war  vielleicht  Bologna,  wo  der  Name  lange  hei- 
misch gewesen  ist. 
Geigenzettel :  Filippo  Albani  fecit  '  Anno  1 773  (gedr.). 

Albani,  Leopoldo.  —  Ancona.   1883 
Wenig  bekannter  Reparateur. 

Albani,  Michele.  —  Palermo.    18.  Jahrhundert 

Ein  wenig  bekannter  Meister,  vielleicht  ein  Sohn  von 
Paolo  A.  Der  Vorname  hat  dazu  veranlaßt,  ihn  mit  dem 
in  Graz  nachweisbaren  Michael  Alban  zu  identifizieren. 
Es  handelt  sich  jedoch  um  zwei  verschiedene  Meister 
aus  zwei  in  keiner  Beziehung  zueinander  stehenden 
Familien. 


Mantua,  Mailand.     1763 


Albani,  Nicola. 
1770 

Er  könnte  mit  Paolo  A.  verwandt  gewesen  sein.  Geigen 
von  ihm  zeigen  gewöhnlich  ein  großes  flaches  Patron 
und  haben  einen  sehr  schönen  rötlichen  Lack,  aber 
nicht  immer  gut  gewähltes  Holz.  Ihres  starken,  oft 
edlen  Tons  wegen  dürfen  sie  als  vorzügliche  Orchester- 
instrumente gelten.  Ingenieur  0.  Rüders  in  Wien  besaß 
eine  gute  Violine  von  ihm.  Eine  dunkel  lackierte,  aus 
Mailand  datierte  Violine  von  ihm  befindet  sich  in 
Regensburg  m  Privatbesitz. 

Geigenzettel:  Nicolaus  Albani  /  fecit  Mantua  1763  (ge- 
druckt). —  Nicolaus  Albani  fatte  /  Milano  1770  (ge- 
schrieben). 

Albani,  Paolo.  —  Palermo,  Rom,  Cremona. 
Gen.  »Signor  Albani« 

Seine  Zeit  wird  in  die  Jahre  1630 — 1666  gesetzt,  Vidal 
meint  noch  1670  und  erwähnt,  daß  dieser  Geigen- 
macher auch  einen  Sohn,  der  um  1720  gewirkt  habe, 
dessen  Vorname  aber  noch  nicht  feststeht,  gehabt  haben 
soll.  (Vielleicht  Paolo  Alvani?;  s.  d.)  Ich  sah  eine  ihm 
zugeschriebene  Geige  mit  der  Jahreszahl  1673,  Grillet 
setzt  ihn  von  1650 — 1680,  lobt  seine  Arbeit  und  sagt, 
daß  man  ihn  für  einen  Schüler  Nicolo  Amatis  halte. 
Daß  ein  Gio  Paolo  Albani  1723  in  Bozen  gelebt  habe, 
wie  mehrfach  behauptet  wurde,  ist  mehr  als  unglaub- 
würdig. 

Alber.  —  Pfronten- Weißbach.   1920 

Em  Geigenmacher,  der  in  der  Füßener  Gegend  und  m 
Tirol  einen  guten  Kundenkreis  hat. 

Albert,  Charles  Francis.  —  Philadelphia.  Geb. 
in  Freiburg  i.  B.  25.  Dez.  1842,  f  1.  Juli  1901 
in  Philadelphia 

Altester  Sohn  von  John  A.,  mit  dem  er  als  Kind  nach 
Amerika  und  m  seinem  zwölften  Jahre  nach  Phila- 
delphia kam.  Er  war  nacheinander  bei  einem  Sattler,  in 
einer  Sägefabrik,  bei  einem  Messerschmied  und  einem 
Juwelier  in  der  Lehre,  bis  er  sich  entschloß,  dem  Bei- 


12 


Albert  —  Albrecht 


spiele  seines  Vaters  folgend,  Geigenmacher  zu  werden. 
Natürliches  Talent  und  Handgeschicklichkeit  kamen 
ihm  dabei  sehr  zustatten,  und  nachdem  er  sich  1865 
selbständig  gemacht  hatte,  kam  er  bald  zu  Ansehen  und 
galt  schließlich  als  einer  der  besten  amerikanischen 
Geigenmacher  seiner  Zeit ;  er  wurde  als  solcher  auch 
von  den  besten  europäischen  Geigern,  die  nach  Ame- 
rika kamen,  anerkannt  und  hat  auch  zahlreiche  Aus- 
stellungsmedaillen erhalten.  Er  arbeitete  hauptsächlich 
nach  einem  großen  Modell  und  verwendete  altes,  ameri- 
kanisches Holz.  Er  kopierte  auch  Stradivari,  Guarneri 
und  andere  ältere  Meister,  machte  allerlei  Erfin- 
dungen (Kinnhalter,  Maschinen  zum  Saitenüber- 
spinnen,  Saitenmesser  usw.)  und  hatte  viele  Medaillen. 
Außer  seinem  Zettel^)  gebrauchte  er  auch  eine  Brand- 
marke.   (C.  F.  Albert  Philada  [in  einem  Oval].) 

Geigenzettel :  Abb.  4. 

Albert,  Charles  F.  jun.  —  Philadelphia.    Geb. 

1869 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Charles  F.  Albert, 
dem  er  in  der  Arbeit  gleichkommt.  Er  gebraucht  den 
Zettel,  den  sein  Vater  seit  1881  verwendete. 

.Mbert,    John.    —    New  York,    Philadelphia. 
1848.  1887 

Ursprünglich  Advokat  in  Baden.  1848  flüchtete  er  sich 
nach  Amerika,  wo  er  Geigenmacher  wurde.  Seine  Ar- 
beit ist  gut. 

Albert,  Eugen  J.  —  Philadelphia.    1885-1902 

Jüngerer  Sohn  von  John  A.  Auf  der  Ausstellung  in 
New  Orleans  1885  erhielt  er  den  ersten  Preis;  in  Chi- 
cago war  er  mit  einer  guten  Baßgeige  vertreten. 

Albert,  Leon.  —  ? 

Geschätzter  französischer  Geigenbauer  des  19.  Jahr- 
hunderts, der  ein  amatisiertes  Stradivari-Modell  nach- 
ahmt. 

Alberti,  Ferdinande.  —  Mailand.    1737.    1760 

Er  wohnte  erst  in  der  Contrada  Larga  und  dann  in  der 
Contrada  del  Pesce  und  hatte  die  Krone  (»Segno  della 
Corona«)  zum  Ladenschild,  die  vorher  Giovanni  II. 
Grancino  geführt  hat,  dessen  Geschäftsnachfolger  er 
also  vermutlich  war.  Seine  Arbeit  erinnert  an  die  der 
Grancini,  er  ist  aber  nur  ein  Meister  dritten  Ranges. 
Geigen  von  ihm  kommen  selten  vor,  sind  mittelmäßig 
in  der  Arbeit,  manchmal  gut  im  Holz  und  haben  gelben 
Lack.  Er  verwendete  verschiedene,  nur  wenig  vonein- 
ander abweichende  Zettel.  Eine  Violine  von  ihm  (von 
1741)  besaß  J.  Müller  in  Schönbach. 

Geigenzettel :  Ferdinando  Alberti  fece  in  Milano  /  nella 
Contrada  del  Pesce  al  Segno  '  della  Corona.  A^^-  1745 
(gedruckt). 

Alberti,  Guglielmo.  —  Arezzo   1877 
Italienischer  Geigenmacher  ohne  Eigenart. 


Albertini,  Carlo.  —  Mailand.   19.  Jahrhundert 

(Vater  und  Sohn.)  Eine  Gitarren-  und  Mandolinen- 
fabrik,  in  der  ausschließlich  sog.  lombardische  Man- 
dolinen  gemacht  werden.  Sie  nimmt  den  Ruhm  für  sich 
in  Anspruch,  die  älteste  in  Italien  zu  sein,  die  lom- 
bardische Mandolinen  herstellt. 


R 


om. 


^)  Bis  1871   nur  geschriebene  Zettel:  Made  by  C.  F. 
Albert. 


Albertis,  Peter  de  (»Pietro  Alberto«). 

1578, lebte  1598  noch 

Ein  geborener  Flamländer,  der  sich  zu  Rom  »in  Pa- 
rione"  als  Lautenmacher  niederließ  und  dort  sehr  ge- 
schätzt wurde.  G.  Masetti,  der  Agent  des  Hauses  Este  in 
Rom,  rühmt  ihn  in  einem  Briefe  ganz  besonders.  Von 
seinem  Leben  ist  wenig  bekannt,  nur  so  viel,  daß  er 
1 582  von  dem  deutschen  Lautenmacher  Peter  Pfanshel 
zum  Testamentsvollstrecker  ernannt  wurde  und  von 
ihm  dafür  eine  Ebenholz-Laute  vermacht  erhielt.  Er 
war  auch  der  Schwiegervater  von  Matteo  Buckenberg. 
Eine  seiner  Archilauten  italienischen  Stiles  aus  dem 
Jahre  1598  besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches  Mu- 
seum in  Köln,  eine  Mandore  Antoine  Gautier  in  Nizza. 
Der  Zettel  in  letzterem  Instrument  ist  nicht  vollständig, 
die  Ortsangabe  zeigt  nur  noch  den  ersten  Buchstaben; 
Vidal  las  statt  R  .  .  .  ein  B  und  machte  kurz  ent- 
schlossen »Bologna«  daraus. 

Geigenzettel:  Petrus  Albertus  1598  (gedruckt).  — 
Petrus  Albertus  /  faciebat  R(omae)  (gedruckt). 

Alberto,  Andrea  di.  —  Rom.    1608 

Ein  vlämischer  Lautenmacher,  der  in  der  Via  dei  Liu- 
tari  wohnte ;  er  war  vermutlich  ein  Sohn  des  1 598  noch 
erwähnten  Peter  de  Albertis.  Vielleicht  war  Giorgio 
Alberto,  der  Verfertiger  einer  Taschengeige,  die  sich 
in  Heyers  Musikhistorischem  Museum  in  Köln  be- 
findet, sein  Sohn.  Eine  Ortsangabe  fehlt  zwar  ebenso 
wie  eine  Jahreszahl,  die  Arbeit  gehört  jedoch  wohl  noch 
dem  17.  Jahrhundert  an. 

Albinus.  —  ?.   14.  Jahrhundert 

Einer  der  ältesten  Lautenmacher,  dessen  Heimat  man 
iedoch  nicht  kennt,  wenn  auch  anzunehmen  ist,  daß  er 
in  Italien  ansässig  war.  Die  ihm  zugeschriebenen  Violen 
haben  zumeist  einen  gitarrenförmigen  Körper.  (Vgl. 
Valdrighi.) 

Albrecht,  Johannes.  —  Krems.    Geb.  1766  in 
Oberneustift,  f  7.  Dez.   1828  in  Krems 

Er  war  der  Nachfolger  von  Magnus  Anton  Fichtl,  des- 
sen Witwe  Marianne  er  am  16.  Juni  1793  heiratete. 
Nach  deren  Tode  ging  er  1806  eine  zweite  und  1813 
eine  dritte  Ehe  ein.  Seine  Arbeit  ist  im  ganzen  etwas 
handwerksmäßig,  aber  doch  noch  gut  zu  nennen. 
Geigenzettel:  Johannes  Albrecht  me  fecit  Cremsii 
1826  (gedruckt).  —  Johannes  Albrecht  ,  fecit  Krems 
1808  (gedruckt). 

Albrecht,  Melgior.  —Hamburg.   1797 

Da  sich  bisher  keine  Arbeiten  von  ihm  nachweisen 
ließen,  steht  nicht  fest,  ob  er  Klaviere  oder  Lauten  und 
Geigen  gebaut  hat.  Man  weiß  von  ihm  nur,  daß  er  am 
5.  Mai  1797  als  »Instrumentenmacher«  Bürger  von 
Hamburg  wurde. 


Aldred  —  AUetsee 


13 


Aldred.  —  London.   1600  Allessandroni,  Paolo.  —  Rom.    1850.    1860 

Einer  der  guten  englischen  Geigenbauer  des  1 7.  Jahr-  Ein  unbedeutender  Musikinstrumentenmacher,  dessen 

hunderts,  der  schon  um   1560  gearbeitet  haben  soll.  wenige  Violinen,  die  er  selbständig  gemacht  hat,  weder 

Mace  erwähnt  ihn  in  »Musicks  Monument  ■■  (erschienen  Eigenart  noch  Künstlerschaft  verraten. 

1676)  bei  Besprechung  der  Violen:  "Of  such  there  are  ...           .,, 

__  l'       ;„  .u.  ,.,„.u  ;K,n  tkn..  nf  Aldred «  usw.  Aletzie  s.  Alletsee 


..j  better  in  the  world  than  those  of  Aldred  .  .  .  .  .«  usw. 
Um  so  mehr  ist  es  zu  beklagen,  daß  bisher  keine  Ar- 
beiten von  ihm  zum  Vorschein  kamen.  Vgl.  Hosborn. 

Aldric,  Fran^ols  Antoine.  —  Mirecourt.   Geb. 
20.  März  1727,  f  nach  1775 

Sohn  des  Jean  A.  Arbeiten  von  ihm  sind  mir  noch  nicht 
vorgekommen. 

Aldric,  Jean.  —  Mirecourt.   1726.   1730 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  von  dem  man  an- 
nehmen kann,  daß  er  auf  seiner  Wanderschaft  nach 
Italien  gekommen  war. 

Aldric,  Jean  Fran^ois.  —  Paris.  Geb.  28.  April 
1765  in  Mirecourt,  f  1843 

Sohn  des  Jean  Fran?ois  A.  und  der  Charlotte  Mougenot. 
Er  ließ  sich  um  1788  in  Paris  nieder.  Ein  geschickter 
Vertreter  der  französischen  Schule,  der  nach  dem 
Strad. -Modell  arbeitete  und  manchmal  selbst  N.  Lupot 
nahekam.  Er  verwendete  meist  roten,  nur  manchmal  zu 
dicken  Lack  und  war  besonders  dafür  bekannt,  daß  er 
alte  Violen  in  moderne  Geigen  trefflich  umzubauen 
verstand,  die  er  dann  wohl  auch  als  Originale  alter 
Meister  verkauft  haben  wird.  Als  Händler  hatte  er  be- 
sondere Bedeutung,  und  er  war  auch  der  erste  Pariser  Alletsee  (Alletsche,  Aletzie,  Alleci),  Paul 
Geigenbauer,  der  mit  dem  Sammelgenie  Tarisio  in  Ver- 

der  Rue  des  Arcis 


Allard.  Claude. —Paris?   1671 

In  der  Sammlung  des  Barons  Lery  befindet  sich  eine 
sehr  schöne  Laute  mit  diesem  Namen,  doch  ohne  An- 
gabe des  Wohnorts. 

Allard,  Fran?ois.  —  Paris.   1776.   1789 

Unbedeutender  Geigenmacher,  von  dem  nur  wenig 
vorkommt.  Er  wohnte  zuerst  Place  Maubert  und  von 
1788—89  in  der  Rue  du  Petit-Pont  No.  9.  Er  ist  wahr- 
scheinlich der  Sohn  der  Witwe  Allard,  die  von  1775  bis 
1783  im  Adreßbuche  aufgeführt  wird. 

AUegretti,     Massimiliano,     genannt    Monfer- 
rino.  —  Soliera  (Modena).   1873.   1883 

Besserer  Geigenmacher,  der  bei  dem  modenesischen 
Ebenisten  Alessandro  Lusvardi  gearbeitet  hat  und 
dieser  Tätigkeit  eine  große  Handgeschicklichkeit  ver- 
dankt, die  ihm  namentlich  bei  Wiederherstellungen 
sehr  zustatten  kam. 

Allen,  Noah 

Wenig  bekannter  amerikanischer  Geigenbauer  aus  dem 
Anfang  des  19.  Jahrhunderts. 


bindung  trat.  Er  wohnte  zuerst  in  der  Kue  des 
Nr.  16,  dann  Rue  de  Bussy  Nr.  30  und  seit  dem  Anfang 
des  19.  Jahrhunderts  Rue  de  Seine  Faubourg  St.  Ger- 
main No.  71  ('^pres  Celle  de  Bussy).  Sein  Geschäfts- 
nachfolger war  um  1840  sein  Neffe  Aubry.  Er  ver- 
wendete sowohl  geschriebene  als  gedruckte  Zettel.  Für 
seine  Geigen  erhielt  er  in  der  Regel  150 — 200  Francs. 
Eine  Violine  von  ihm  befindet  sich  im  Museum  des 
Pariser  Konservatoriums  (Nr.  27). 

Gelgenzettel.  .'\bb.  5,  6,  7. 
Aldovrandi,  Emilio.  —  Bologna.    1850.   1882 

Ein  Geigenmacher  dritten  Ranges,  der  sich  hauptsäch- 
lich mit  der  Wiederherstellung  alter  Streichinstru- 
mente beschäftigte. 

Alessandro,  genannt  il  Veneziano.  Um  1 540 
Eine  Laute  von  ihm  war  1880  in  Turin  ausgestellt. 
Vidal  u.  a.  erwähnen  ihn  mehrfach,  doch  war  Genaueres 
nicht  festzustellen,  da  aus  seinem  Beinamen  wohl  seine 
Heimat  hervorgeht,  nicht  aber,  wo  er  gelebt  hat,  wäh- 
rend sein  wirklicher  Familienname  überhaupt  nicht  be- 
kannt ist. 

Alfrede?). -Örebro.   1831 

In  einer  Geige  wurde  der  beistehende  geschriebene 
Zettel  gefunden.  Der  Name  ist  so  verschnörkelt  ge- 
schrieben, daß  man  statt  Alfred  auch  A.  Gred  lesen 
könnte. 

Geigenzettel :  Forfärdigad  af  /  Alfred  in  Orebro  1 83 1 
(geschrieben). 


München.  1698,  f  1738  (?) 
Zweifellos  einer  der  besten  Lauten-  und  Geigenmacher 
Bayerns.  Er  dürfte  aus  der  Gegend  von  Füßen  oder  Vils 
stammen.  In  Pfronten  im  bayrischen  Allgäu  ist  noch 
heute  eine  Familie  Alletsee  ansässig.  Auf  einer  nach 
hinten  zu  abfallenden  Terrasse  des  Gebirgskammes, 
der  sich  vom  Lech  bei  Füßen  bis  gegen  Pfronten  der 
Grenze  entlang  hinzieht.  Hegt  865  m  hoch  und  genau 
1  km  Luftlinie  nördlich  von  Vils  (auf  der  bayrischen 
Seite)  der  Alatsee  (oder  Aletsee,  wie  er  auf  den  älteren 
Karten  eingetragen  ist).  Von  diesem  See  dürfte  der 
Name  Alletse  wahrscheinlicher  abzuleiten  sein  als  von 
den  Aletschgletschern.  Paul  A.  wurde  öfter  der  ita- 
lienischen Schule  zugezählt,  doch  hat  er  nur  sehr  wenig 
Italieriisches  an  sich;  in  seiner  Arbelt  überwiegt  der 
deutsche  Stil.  Seine  ältesten,  mir  bekannt  gewordenen 
Geigen  tragen  die  Jahreszahl  1698,  die  jüngsten  gehen 
nicht  über  1735  hinaus.  Als  Ursprungsort  gibt  er  stets 
München  an,  nur  in  einer  Viola  d'amore,  die  L.  van 
Waefelghen  in  Paris  besaß,  liest  man  »Venetia  1720«. 
Die  Jahreszahl  dürfte  mindestens  falsch  gelesen  sein, 
denn  in  der  Sammlung  Snoeck  befand  sich  eine  Tenor- 
Viola  d'amore  aus  dem  gleichen  Jahre,  die  wieder 
München  angibt.  Es  könnte  aber  immerhin  ein  vorüber- 
gehender Aufenthalt  in  Venedig  angenommen  werden. 
Sein  Todesjahr  ist  nicht  zu  ermitteln,  doch  kommt  in 
den  Münchener  Hofzahlamtsakten  usw.  von  1747  an 
und  noch  1761  seine  Witwe  Maria  Anna  Alletseein,  die 
als  »Hoflautenmacherin«  bezeichnet  wird,  vor.  Er  dürfte 
1738  gestorben  sein,  da  in  diesem  Jahre  sein  Schwieger- 
sohn Johann  Andreas  Kämbl  sein   Nachfolger  wird. 


14 


Allin  —  Aman 


I 


Alletsee  besaß  eine  große  Handgeschicklichkeit,  guten 
Geschmack  und  Formensinn,  und  so  zeichnen  sich  seine 
Arbeiten  durch  Sorgfalt  und  Zierlichkeit  in  den  Einzel- 
heiten aus.  Am  häufigsten  kommen  größere  Geigen 
(Violen,  Liebesgeigen,  Violoncelli  usw.  und  besonders 
Baßinstrumente,  die  sich  zu  seiner  Zeit  einer  weit  über 
München  hinaus  gehenden  Beliebtheit  erfreuten)  von 
ihm  vor,  doch  kennt  man  auch  eine  Reihe  schöner 
Violinen  von  seiner  Hand.  In  der  Wahl  des  Holzes 
erweist  er  sich  als  Kenner,  und  sein  hellgelber  oder 
dunkelroter  Lack  hat  vorzügliche  Eigenschaften.  Semen 
Namen  schrieb  er  selbst  verschiedenartig,  auf  seinen 
Zetteln  bediente  er  sich  der  deutschen,  lateinischen  und 
italienischen  Sprache,  wobei  er  München  in  »Monaco« 
übersetzte,  was  einige  Schriftsteller  zu  dem  Irrtum  ver- 
leitete,' ihn  nach  dem  Fürstentum  »Monaco«  zu  ver- 
setzen. Violen  von  ihm  befinden  sich  im  Germanischen 
Museum  in  Nürnberg  (von  1713),  im  Museum  Franc. - 
Carolinum  in  Linz  (von  1724),  im  Nationalmuseum  in 
München  (von  1730),  in  W.  Heyers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln,  im  Hohenzollernschen  Museum  in 
Sigmaringen  usw.  usw.  Die  meisten  Geigen  haben 
Löwenköpfchen  u.  dgl.  am  Wirbelkasten.  Solche 
brachte  er  auch  bei  seinen  Violoncelli  an,  wie  ein  Bei- 
spiel im  Cisterzienserinnenkloster  Oberschönenfeld  bei 
Augsburg  zeigt.  Eine  Nonnengeige  vom  Jahre  1732  be- 
findet sich  in  der  Sammlung  des  Historischen  Kreis- 
vereins in  Landshut  in  Bayern  und  eine  ebensolche  von 
1737  besaß  C.  C.  Snoeck.  Ein  Baryton  mit  6  Darm- 
und 1 1  Metallsaiten  von  ihm  (Korpus  65  cm,  ganze 
Länge  132cm)  besitzt  C.Claudius  in  Kopenhagen. 
Eine  Viola  mit  hübsch  geschnitztem  Köpfchen  besaß 
A.  J.  Kochendörfer  in  Stuttgart. 

Geigenzettel :  Paulus  Alletsee  f.  /  Lauten  und  Geigen-  / 
macher  i.  München  /  1724  (gedruckt).  —  Paolo  Aletzie 
Monaco  /  1730  (gedruckt)  und  Abb.  18,  27,  28. 

Allin,    Jos.    —    Lebt    als    Gelgenmacher    in 

London 
Altenöder  s.  Neuner  &  Hornsteiner 
Althenn,  Georg  Philipp.  —  Frankfurt  a.  M. 
Geb.  1719  in  Frankfurt  a.  M.   1750 
Sohn  von  Peter  Althenn  und  wie  dieser  Instrumenten- 
macher und  Musiker.  Er  war  Mitglied  der  städtischen 
Kapelle,  erwarb  1793  das  Bürgerrecht  und  wurde  da- 
mit selbständiger  Meister.    Eine  sechschörige  Zither 
von  ihm  besitzt  die  Sammlung  Crosby  Brown  in  New 
York  (Nr.  1297). 

Althenn,  Peter.  —  Frankfurt  a.  M.  1 706.  1719 
Ein  Musiker  und  Instrumentenmacher,  der  1706  aus 
Kelsterbach  a.  M.  nach  Frankfurt  eingewandert  und 
Mitglied  der  städtischen  Kapelle  geworden  war.  Für 
seine  Stellung  spricht  es  vielleicht,  daß  sein  Sohn  1719 
vom  Kapelldirektor  Telemann  aus  der  Taufe  gehoben 
wurde. 

Altimira. — Barcelona.   1850.   1880 

Musikinstrumentenfabrikant.  Seiner  Geigenbauwerk- 
statt stand  Etienne  Maire-Breton  vor,  als  dessen  Arbeit 
daher  die  Violinen  Altimiras  betrachtet  werden  müssen. 


Altrichter,  J.  —  Frankfurt  a.  0. 

Eine  Fabriksfirma,  die  hauptsächlich  Blechinstrumente 
herstellt,  aber  auch  Geigenmacher  beschäftigt  und  Re- 
paraturen ausführt. 

Alvani,  Paolo.  —  Cremona.    1750.   1755 

Wahrscheinlich  Sohn  oder  Enkel  von  Paolo  Albani. 
Einige  wenige  aber  gute  Violinen,  deren  Modell  an 
Guarneri  erinnert,  tragen  diesen  Namen.  Holz  und 
Lack  sind  von  lobenswerter  Beschaffenheit. 

Amaglioni.   1839 

Wenig  bekannter  italienischer  Geigenmacher,  der  rech' 
sauber  nach  Stradivari  arbeitete. 

Aman,  Georg.  —  Augsburg.    Geb.  28.  März 
1671  in  Vils,  fnach  1717 

Er  stammte  aus  Vils  und  heiratete  nach  dem  Hochzeits- 
amtsprotokoll  vom   13.  Februar   1695  die  Witwe  des 
Lautenmachers   M.  Wöhrlein   (Wörle),   wo   es   heißt: 
»Georg  Aman  von  Fülsz  Lautenmacher  ledigstandts  u. 
Ursula   Schnitzlerin,    weyl.    Matthias   Wohrlin's    ge- 
westen   Lautenmachers   seel.    Wittib«   usw.   usw.    Im 
.Augsburger  Steuerbuche  von  1717  wird  er  noch  ge- 
nannt. Da  man  jedoch  Geigen  von  ihm  kennt,  die  die 
Jahreszahlen    1688—1729  tragen,   läßt   sich   die   Zeit 
seines  Wirkens  noch  um  einige  Jahre  verlängern.  Seine 
Arbeit  ist  gut,  er  wechselt  jedoch  die  Modelle  mehrfach 
und  bringt  am  Wirbelkasten  gern  geschnitzte  Köpfchen 
an.  Das  Holz  ist  oft  mit  Sorgfalt  ausgewählt,  der  Boden 
meist  aus  einem  Stück  und  Hals  und  Schnecke  aus 
Birnbaumholz.  Sein  Lack,  der  sich  nicht  gerade  aus- 
zeichnet, ist  von  hellroter  bis  dunkelbrauner  Farbe. 
Seine  Violinen  haben  keinen  großen  Ton,  am  besten 
sind   seine   großen   Geigen   (Violen,   Violoncelli   und 
Bässe).  Eine  aus  dem  Jahre  1699  stammende  Taschen- 
geige besitzt  das  Germanische  Museum  in  Nürnberg. 
eine  hübsche,  kleine  Laute  von  1707  das  Hohenzol- 
lemsche  Museum  in  Sigmaringen,  eine  Violine  von 
1716  die  Staatssammlung  vaterländischer  Altertümer  in 
Stuttgart  und  ein  Altquinton  von  1729  die  staatliche 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin  (Nr.  875), 
eine   Laute  und  eine  hübsche  dunkelbraune  Violine 
Konzertmeister   Fr.  Eib!   in    Innsbruck  usw.    In   der 
Wiener  Musik-  und  Theaterausstellung  war  er  mit 
einer  Pochette  vertreten.  Er  schreibt  seinen  Namen 
stets  Aman  (nicht  Amann,  aber  auch  nicht  Amma). 

Geigenzettel:  Abb.  19. 
Aman,  Mathias.  —  Augsburg.   1720.   1765 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Georg  Aman  oder  jener  Matth. 
Aman  aus  Memmingen,  der  sich  als  Kammacher  und 
Bürger  in  Augsburg  niederließ  und  am  9.  Juni  1 720  den 
Konsens  zur  Verehelichung  erhielt.  In  letzterem  Falle 
könnte  er  immerhin  ein  Verwandter  und  Schüler 
Georg  A.s  gewesen  sein.  Seine  Geigen  sind  denen 
von  Georg  A.  ähnlich.  Auch  er  zog  große  Modelle  vor 
und  baute  hauptsächlich  Violen  und  Bässe,  seltener 
Geigen. 

Geigenzettel :  Mathias  Aman  /  Lauten-  /  und  Geigen- 
macher in  /  Augspurg  1 764  (gedruckt). 


Amati,  Andrea  —  Amati,  Hieronymus  I 


15 


Amati,  Andrea.  —  Cremona.    Geb.  um  1535, 

fnach  1611 

Der  Stammvater  der  berühmten  Geigenmacherfamilie, 
deren  Ahnen  sich  bis  ins  frühe  Mittelalter  (1097)  zu- 
rückverfolgen lassen,  und  die,  wie  Lancetti,  de  Picco- 
lellis  u.  a.  annehmen,  deutschen  Ursprungs  war. 
Andreas  Geburtstag  zu  ermitteln,  gelang  noch  nicht,  da 
die  Kirchenbücher  aus  so  früher  Zeit  nicht  mehr  vor- 
handen sind.  Auch  sein  Todestag  ließ  sich  nicht  fest- 
stellen; er  scheint  also  nicht  in  Cremona  selbst  ge- 
storben zu  sein.  Nach  dem  Wortlaut  des  Totenscheines 
seiner  zweiten  Frau  muß  er  im  Jahre  1611  noch  gelebt 
haben.  Von  seinem  Leben  ist  nicht  allzuviel  bekannt. 
Schon  1554  ging  er  seine  erste  Ehe  ein,  doch  ist  der 
Name  der  Frau  nicht  angegeben.  Er  hatte  von  ihr  drei 
Kinder,  darunter  Antonio  und  Girolamo.  Gegen  1609 
verheiratete  er  sich  zum  zweiten  Male  mit  der  erst 
18jährigen  Angiola  de  Migli,  die  schon  zwei  Jahre 
später  starb.  Alles,  was  über  seine  Lehrer  gesagt  wird, 
ist  nur  Vermutung.  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  daß 
er  m  Cremona  selbst  gelernt  hat,  es  ist  auch  möglich, 
daß  er  in  seiner  Lehrzeit  zu  den  Brescianem  Bezie- 
hungen hatte ;  aber  es  geht  zu  weit,  wenn  man  geradezu 
Giammarcello  del  Busetto  als  seinen  Lehrer  angibt. 
Daß  er  ein  Schüler  Gaspar  da  Salos  gewesen  sei,  läßt 
sein  Alter  schon  cJs  unglaublich  erscheinen.  An  die 
Brescianer  erinnern  höchstens  seine  weiten  F-Löcher 
und  die  abfallenden  Ecken ;  in  der  Hauptsache  hielt  er 
sich  an  die  überlieferten  Modelle.  Es  sind  übrigens  nur 
wenige  Instrumente  erhalten,  die  ihm  mit  einiger 
Sicherheit  zugeschrieben  werden  können,  aber  auch 
diese  sind  meist  vielfach  ausgebessert.  Anfangs  baute 
er,  wie  erwähnt,  noch  nach  den  alten  Gambenmodellen, 
und  erst  allmählich  nahm  er  die  jetzt  gebräuchliche 
Geigenform  an.  Er  bevorzugte  ein  kleines  Patron, 
wählte  gutes  Holz,  das  er  in  entsprechender  Stärke  ver- 
wendete. Der  Boden  ist  fast  immer  nach  der  Schwarte 
geschnitten.  .-Xuch  sein  Lack  ist  in  der  ältesten  Zeit  noch 
der  bei  Lauten-  und  Violinenbauem  des  16.  Jahr- 
hunderts häufig  verwendete  schwarz-rötliche;  später 
kommt  er  davon  ab  und  gebraucht  einen  dunkelgelben 
oder  hellbraunen  Lack,  den  er  nur  etwas  zu  dick  auf- 
trägt. Die  Wölbung  ist  ziemlich  hoch,  weshalb  auch  der 
Ton  nicht  allzu  voll  klingen  kann,  doch  ist  er  silberhell 
und  weich.  Bei  den  F-Löchern  sind  die  oberen  Punkte 
fast  ebensogroß  wie  die  unteren.  Den  heutigen  Anfor- 
derungen entsprechen  seineViolinen  freilich  nicht  mehr, 
sie  werden  aber  immer  einen  hohen  Sammelwert  be- 
halten. Er  war  schon  bei  Lebzeiten  sehr  berühmt  und 
soll  auch  von  König  Karl  IX.  von  Frankreich  viel  be- 
schäftigt worden  sein.  Belege  hierfür  ließen  sich  freilich 
nicht  finden,  doch  dürfte  der  alten  Überlieferung  im- 
merhin etwas  Wahres  zugrunde  liegen.  Ein  schönes, 
echtes  Violoncello  von  ihm  besitzt  Simoutre  in  Paris, 
ein  anderes  Mr.  J.  H.  Bridges.  Eine  Liste  seiner  erhal- 
tenen Werke  müßte  noch  aufgestellt  werden.  Andrea 
war  der  Begründer  des  Ruhms  seiner  Familie,  deren 
Name  vielleicht  am  meisten  mißbraucht  wurde.  Jede 
ältere  Geige,  die  nur  einigermaßen  italienisch  aussieht, 
vioirde  mit  dem  Namen  eines  der  Amati  getauft. 

Geigenzettel :  Andrea  Amati  in ,'  Cremona  M.D.LXXI  I 
(gedruckt). 


Amati,  Antonio.  —  Cremona.  Geb.  zwischen 
1555  und  1560.  fnach  1640 

Altester  Sohn  von  Andrea  A.  Er  arbeitete  viele  Jahre 
gemeinsam  mit  seinem  Bruder  Hieronymus.  Ihre  stets 
trefflichen  Instrumente  erinnern  anfangs  noch  an  die 
Arbeiten  des  Vaters.  Ihre  späteren  und  besseren  Geigen 
haben  eine  weniger  hohe  Wölbung.  Die  verschiedenen, 
mit  einem  gemeinsamen  Zettel  (s.  Abb.  20)  bezeich- 
neten Instrumente  stimmen  nur  selten  miteinander 
überein,  so  daß  man  die  Arbeit  der  Brüder  unter- 
scheiden zu  können  vermeint ;  die  besseren  werden  dem 
talentvolleren  Hieronymus  zugeschrieben.  Der  Lack  ist 
anfangs  dicker  und  dunkel  (kirschbraun),  später  wird 
er  dünner  und  hat  schöne  Orangefarbe.  Nach  dem 
Tode  seines  Bruders  zeichnete  er  seine  Arbeiten  nur 
mit  seinem  Namen.  Die  Brüder  haben  nicht  allzuviel 
Werke  hinterlassen;  ihre  Geigen  sind  aber  meist  vor- 
züglich erhalten,  was  man  vielleicht  der  immerhin  noch 
hohen  Wölbung  zuschreiben  kann.  Eine  Decke  mit 
hoher  Wölbung  besitzt  größere  Elastizität  und  vor  allem 
größeren  Widerstand  gegen  den  Saitendruck,  obwohl 
sie  dünner  ausgearbeitet  werden  kann.  (In  der  Brust 
ließen  die  Brüder  Amati  das  Holz  in  der  Regel  2  bis 
2,8  mm  dick.)  Freilich  hat  eine  Violine  mit  flacher 
Decke  einen  größeren  und  wohl  auch  edleren  Ton.  Die 
Brüder  waren,  wie  ihr  Vater,  weit  über  ihr  Vaterland 
hinaus  berühmt  und  wurden  namentlich  in  Frankreich 
hochgeschätzt.  Auch  sie  bauten  prächtig  ausgestattete 
Geigen  für  den  französischen  Königshof^).  Zwei  vor- 
zügliche Violen  von  ihnen  besitzt  die  Hofkirche  in 
Dresden.  Es  sind  vielleicht  die  größten  bisher  bekannten 
Violen  ihrer  Zeit  und  befinden  sich  noch  im  Original- 
zustande mit  den  alten  Hälsen.  Boden,  Zargen  und 
Schnecke  sind  nach  der  Schwarte  geschnitten.  Der 
braungoldgelbe  Lack  ist  von  außerordentlicher  Durch- 
sichtigkeit und  Weichheit;  die  beiden  Violen  sind  nur 
wegen  ihrer  Größe  schwer  spielbar.  Eine  sehr  schöne 
Violine  der  Brüder  befindet  sich  auch  in  der  Sammlung 
des  Apoth.  E.  Meisner  in  München-Nymphenburg. 
Geigenzettel :  Abb.  20. 

Amati,  Hieronymus  (Girolamo)  I.  —  Cremona. 
Geb.  um  1556,  t  2.  November  1630  an  der 
Pest,  der  wenige  Tage  vor  ihm  auch  seine 
Frau  und  zwei  Töchter  erlegen  waren 

Jüngerer  Sohn  von  Andrea  A.  In  der  ersten  Ehe  (um 
1576)  vermählt  mit  Ippolita  Zucchielli,  von  welcher  er 
fünf  Töchter  hatte.  Am  24.  Mai  1 584  ging  er  mit  Laura 
Lazzarini  eine  zweite  Ehe  ein,  von  der  er  neun  Kinder 
bekam;  das  fünfte  davon  war  Nicola.  Hieronymus  war 
ungleich  talentvoller  und  origineller  als  sein  Bruder  und 
wie  dieser  bedeutender  als  der  Vater.  Er  arbeitete  mit 
seinem  Bruder  gemeinsam.  Daß  sich  in  den  letzten 
Lebensjahren  die  Brüder  getrennt  haben  sollen,  ist 
nicht  wahrscheinlich,  da  es  noch  Violinen  mit  gemein- 
samem Zettel  und  der  Jahreszahl  1630,  also  dem  Todes- 
jahr Girolamos,  gibt.  Der  von  Grillet  veröffentlichte 
Zettel  mit  dem  Namen  »Hieronimus  (sie)  Amati«  trägt 
die  Jahreszahl  1640  und  erweist  sich  dadurch  als  Fäl- 

^)  Vgl.  Heron-.Allens  .Aufsatz  über  die  bemalten  Amati- 
Geigen. 


16 


Amali,  Hieronymus  II  —  Amati,  D.  Nicolaus 


schung^).  Wenn  man  auch  mehrfach  versucht  hat,  die 
Arbeiten  der  beiden  Brüder  auseinanderzuhalten,  so 
können  sie  doch  nur  gemeinsam  beurteilt  werden.  Alles 
an  ihren  Geigen  verdient  Lob,  und  ihre  Arbeit  weist  in 
allen  Einzelheiten  einen  sichtbaren  Fortschritt  gegen 
ihre  Vorgänger  auf.  Sie  führten  auch  die  Aushöhlung 
der  Decke  zu  beiden  Seiten  des  Steges  ein,  wodurch  der 
Ton  süßer  und  lieblicher  wurde.  Violinen  von  ihnen 
kommen  nicht  zu  selten  vor,  Violen  besitzen  der  König 
von  England,  W.  E.  Hill  &  Sons  usw.  usw. 
Geigenzettel:  Antonius  &  Hieronymus  Fr.  Amati  / 
Cremonen.  Andreae  fil.  F.  1630  (gedruckt)  und  Abb.  21. 

Amati,   Hieronymus  (Girolamo)   II.  —  Cre- 

mona.  Geb.  26.  Febr.  1649,  f  21.  Febr.  1740 

Dritter  Sohn  von  Nicola  A.,  bei  dem  er  bis  zum  Jahre 
1684  arbeitete.  Er  war  seit  1678  mit  Angiola  Carettoni 
(t  1685)  verheiratet  und  hatte  drei  Kinder,  die  früh 
starben.  Man  hat  sich  daran  gewöhnt,  ihn  als  den  un- 
bedeutendsten Meister  der  Familie  zu  betrachten ;  man 
tut  ihm  aber  damit  sicher  unrecht,  und  erfreulich  ist  es, 
daß  auch  Hill  in  seinem  Buche  über  Stradivari  eine 
Lanze  für  ihn  bricht.  Es  gibt  Geigen  von  ihm.  die  den 
Namen  Amati  in  allen  Ehren  tragen.  Er  scheint  unter 
dem  Einflüsse  seines  Mitschülers  Stradivari  gestanden 
zu  haben  und  bevorzugte  bei  seinen  ersten  Arbeiten  ein 
großes  Patron,  auch  die  Ecken  machte  er  öfter  Stradi- 
vari nach.  Die  Schnecke  bildet  er  wuchtiger  aus  als  sein 
Vater,  jedoch  im  Lack  steht  er  ihm  nach  und  erinnert 
in  dieser  Beziehung  eher  an  Bergonzi  durch  die  Bevor- 
zugung einer  rotbraunen  Farbe.  So  weicht  er  in  man- 
chen Einzelheiten  von  den  Traditionen  seiner  Familie 
ab;  er  scheint  dies  aber  in  der  Erkenntnis  getan  zu 
haben,  daß  Stradivari  seinen  Vater  überflügelt  habe, 
weshalb  er  versuchte,  es  seinem  genialeren  Mitschüler 
gleichzutun.   Die  F-Löcher  verraten   noch  den  alten 
Schwung  der  Amatischule,  wenn  sie  auch  manchmal 
sorgloser  geschnittener  scheinen.  Gerade  seine  F-Löcher 
aber  sind  schuld,  daß  man  jede  Geige  der  Amatischule 
mit  abweichenden  F-Löchern  auf  seinen  Namen  taufte 
und  dabei  sehr  oft  ganz  geringwertigen  Arbeiten  zu 
einem  bedeutenden  Namen  verhalf.  Zettel,  auf  denen 
der    Taufname    Hieron  imus    statt    Hieronymus    ge- 
schrieben erscheint,  sind  von  vornherein  als  falsch  zu 
betrachten ;  ich  glaube  auch,  daß  alle  Zettel,  auf  denen 
der  Name  seines  Vaters  nicht  angegeben  ist,  verdächtig 
sind.  Er  war  lange  genug  Gehilfe  in  der  väterlichen 
Werkstatt  und  hat  an  Nicolas  letzten  Arbeiten  gewiß 
einen  nicht  unbedeutenden  Anteil ;  er  wird  sich  daher 
sowohl  zur  Unterscheidung  von  Girolamo  I  als  auch 
zu  seiner  eigenen    Empfehlung  stets  auf  seinen   be- 
rühmten Vater  berufen  haben. 

Geigenzettel:  Hieronymus  Amati,  figlio  /  di  Niccolo 
Amati  Cremona  17  .  .  (gedruckt).  —  Revisto  e  corretto 
da  me  /  Girolamo  Amati  figlio  di  Niccolo  /  Amati  Cre- 
mona 1710  (gedruckt). 

Amati,  Nicola.  —  Cremona.  Geb.  3.  Dez.  1 596, 
t  12.  April  1684 

Sohn  und  Schüler  des  talentvollen  Girolamo  1  und 
Enkel  Andreas.  Er  war  seit  1645  mit  Lukrezia  Pagliari 


)  Im  besten  Falle  hat  man  es  mit  einem  falsch  da- 
tierten Zettel  von  Hier.  II.  (Nicolas  Sohn)  zu  tun. 


(geb.  1619,  f  1703)  vermählt.  Einer  seiner  Trauzeuger 
war  sein  Schüler  Guarneri.  Von  seinen  neun  Kindern 
wurde  nur  Girolamo  II  ein  Geigenbauer.  Nicola  Amati 

war  der  größte  Kunst  1er  aus  seiner  Familie.  Bis  etwa 
1625  arbeitete  er  ziemlich  genau  nach  dem  Modelle 
seines  Vaters;  häufiger  als  Violinen  scheint  er  damals 
Gamben  und  Violen  gemacht  zu  haben.  Auf  der  Höhe 
seiner  Kunst  stehend,  findet  er  allmählich  sein  eigenes 
Modell,  das  er  schließlich  zu  dem  sog.  »Großen  Amati- 
modell«  ausgestaltete.  Es  war  dies  die  schönste  Frucht 
seines  rastlosen  Strebens  und  sichert  seinem  Namen  in 
der  Geschichte  des  Geigenbaues  einen  unvergänglichen 
Ruhm,  auch  wenn  die  Werke  seiner  großen  Schüler 
jetzt  vorgezogen  werden,  weil  sie  den  heutigen  Anfor- 
derungen  besser  entsprechen.   Er  war  im  Vollbesitz 
dessen,  was  man  jetzt  so  gerne  das  »Geheimnis  der 
Cremoneser«    bezeichnet.    Seine    Arbeit    verrät    den 
denkenden  Künstler,  und  es  ist  sicher,  daß  er  seine 
wissenschaftlichen   Kenntnisse,   die  er  zweifellos   be- 
sessen hat,  nicht  nur  auf  empirischem  Wege  erwarb. 
Wölbung  und  Holzstärke  sind  besser  erdacht  und  feiner 
berechnet  als  bei  allen  seinen  Vorgängern.  Der  Rand 
ist  schräg  abgerundet,  die  F-Löcher  kühn  im  Schwung, 
die  Schnecke  meist  klein,  aber  elegant,  das  Holz  pracht- 
voll gewählt  und  der  Lack  elastisch  und  feurig,  von 
gelbbrauner  bis  rotgoldiger  Farbe.   Er  war  von   be- 
stimmendem Einfluß  auf  die  ganze  Cremoneser  Schule, 
und   fast  alle  Meister  ersten  Ranges  vom  Beginn  des 
18.  Jahrhunderts    waren    direkt    oder    indirekt    seine 
Schüler.  Er  nahm  das  Gute  der  Brescianer  sowie  aller 
seiner  Vorgänger  auf.   Die  Formen  werden  bei  ihm 
edler,  das  Format  zierlicher,  die  überreiche  äußerliche 
Verzierung  fällt  weg,  und  dafür  wird  der  Wahl  des 
Holzes  und  des  Lackes  besondere  Aufmerksamkeit  zu- 
gewendet. So  sind  seine  Geigen  vollendete  Kunstwerke; 
der  Ton  ist  zwar  mehr  lieblich  als  groß,  entsprach  aber 
vollkommen  der  Forderung  seiner  Zeit,  und  deshalb 
behaupteten  seine  Geigen  den  allerersten  Platz  bis  zum 
Anfange  des  19.  Jahrhunderts  unbestritten.  Er  baute 
Violinen,  Violen  und  Violoncelli;  es  gibt  aber  auch 
einige  Bässe  von  ihm,  darunter  solche,  die  seinen  Namen 
und  Jahreszahlen  von  1580  bis  1586  tragen.  Man  hat 
daher  angenommen,  daß  er  einen  gleichnamigen  Oheim 
gehabt  haben  müsse.  Wahrscheinlich  sind  es  Arbeiten 
von  ihm  mit  gefälschter  Jahreszahl.  Von  den  vielen  mir 
bekannt  gewordenen  Geigen  von  ihm  nenne  ich  die  in 
der  Sammlung  Th.  Hämmerle  in  Wien  sowie  die  des 
Direktors  Wilh.  Kux  in  Wien  von  1673,  des  Col.  T.  B. 
Shaw-Hellier  (1646)  und  des  Rev.  E.  H.  Fellowes(I679)! 
Ein  Violoncello  von  1656  besitzt  C.  Claudius  in  Kopen- 
hagen, eines  von  1676  die  Sammlung  Savoye.  Ein  vor- 
treffliches Violoncello  von  mittlerer  Größe  aus  dem 
Jahre  1 762  besitzt  der  Sachs.  Kammermusiker  Richard 
Wohlrab  in  Dresden.  —  Daß  Nie.  A.  seine  eigenen 
Arbeiten  von  denen  seiner  Schüler  strenge  auseinander- 
hielt, beweisen  die  Abb.  12  und  22. 

Geigenzettel :  Nicolaus  Amatus  Cremone  e  /  Hieronymi 
filii  fecit.  An.  1651  (gedruckt).  —  Nicolaus  Amatus 
Cremonen.  Hieronymi  /  Fi!,  ac  Antonij  Nepos  fecit 
1677  (gedruckt)  und  Abb.  12  und  22. 

Amati,  D.  Nicolaus.  ^  Bologna.  1723.  1737 
Das  D.  vor  seinem  Namen  auf  seinem  (bei  de  Wit  ver- 
öffentlichten) Zettel  läßt  eigentlich  nur  die  Deutung 


Amali  —  Anda 


17 


Don  (von  lat.  Dominus)  zu.  Diesen  früher  nur  der 
höheren  GeistHchkeit  zustehenden  Titel  führten  im 
18.  Jahrhundert  die  Mönche,  und  man  geht  daher  wohl 
nicht  fehl,  wenn  man  diesen  Träger  des  Namens  Amati 
für  einen  Geistlichen  bei  S.  Cosmas  und  Damian  hält, 
der  den  Geigenbau  nur  aus  Liebhaberei  betrieb.  Auf 
einigen  Zetteln  steht  allerdings  em  C.  statt  des  D.  Seine 
Leistungen  werden  als  mittelmäßig  bezeichnet,  und 
seine  Zugehörigkeit  zur  Cremoneser  Familie  ist  nicht 
klar. 


Geigenzettel :  D.  Nicolaus  Amati    Fecit  Bononiae  Apud 
SS:  Cosma,  et  Damiani,  1723  (gedruckt).  —  D.  Nico- 
laus Amati    fecit  Bononiae  1 737  (gedruckt)  und  Abb.  1 3. 

Amati  (fingierte  Mitglieder  der  Familie) 

Im  Stift  Kremsmünster  befindet  sich  eine  Violine  mit 
der  Jahreszahl  1640  und  dem  Namen  Francesco 
Amati  in  Cremona.  —  Eine  lange  und  schmal^Violine 
von  häßlicher  Form,  ungleich  auf  beiden  Seiten,  mit 
allen  Zeichen  des  Dilettantismus,  trägt  die  Inschrift: 
Jo  Giovanni  Amati  fece  questo  violino  del  1610  da... 
(unleserlich,  vielleicht  Vicenza);  eine  andere  Violine 
nennt  einen  Giuseppe  Amati  in  Bologna.  Professor 
Kahle  in  Bochum  besitzt  eine  unbestreitbar  alte,  hoch- 
gewölbte Violine  von  'LuigiAmati  1662«,  die  zweifel- 
los von  deutscher  Herkunft  ist;  in  Dresden  befindet 
sich  eine  solche  mit  dem  Zettel:  »Pietro  Amati, 
Napoli*.  Noch  schlimmer  erscheint  ein  Taronimus 
(sie)  Amati  in  Absom  (sie)  1627.  —  Unwissenheit  oder 
Berechnung  ließ  diese  fingierten  Mitglieder  der  be- 
rühmten Familie  entstehen ;  in  jedem  Falle  aber  war  es 
dabei  auf  Täuschung  abgesehen. 

Amatls,  Glambattista.  —  Venedig.    1677 

Von  Valdrighi  erwähnter  Geigenmacher,  der  sonst  nicht 
bekannt  ist. 

Amberger,  Max  I.  —  München.    Geb.  1838, 
t  11.  Nov.  1889 

Sohn,  Erbe  und  Nachfolger  von  Heinrich  A.  Wenn  er 
auch  Geigen  reparierte,  so  war  er  doch  vorzugsweise 
Zithermacher.  Er  erfand  allerlei  Verbesserungen  für  die 
Zither  und  baute  auch  nach  Fr.  Xaver  Steiners  An- 
gaben die  erste  Konzertzither  (Primzither  mit  größerer 
Mensur).  Er  übergab  1887  sein  im  Jahre  1863  be- 
gründetes Geschäft  seinem  gleichnamigen  Sohne. 
C.  Claudius  in  Kopenhagen  besitzt  eine  Philomele  von 
ihm. 

Geigenzettel :  Reparirt  ,'  Max  Amberger  /  Reichen- 
bachstraße  Nr.  39  in  München  (gedruckt). 

Amberger,  Max  II.  —  München.  Geb.  28.0kt. 
1863 

Schüler  seines  Vaters  Max  A.  I,  dessen  Geschäft  er 
1887  übernahm.  Er  war  Bayrischer  Hofinstrumenten- 
fabrikant  und  baut  Konzertzithern,  für  die  er  bereits 
viele  Medaillen  erhalten  hat. 

Amberger,  Heinrich.  —  München.  1 860,  f  1 91 0 

Wie  die  übrigen  Mitglieder  seiner  Familie  hauptsäch- 
lich Zithermacher,  oder,  wie  er  sich  nannte:  Saiten- 
instrumentenfabrikant. 

Ambrogl  s.  Ambrosi 

V.  Lütgendorff,  Geig-en-  und  Lautenmacher.     Bd.  II 


Ambrolse.  —  Paris.   18.  Jahrhundert 

Ein  Pariser  »Luthier«  dritten  Ranges,  dessen  Werke 
wenig  geschätzt  sind.  Am  besten  gelangen  ihm  noch 
seine  Gitarren. 

Geigenzettel:  Abb.  17. 

Ambrosch,  Karl.  —  Schönbach  b.  Eger.    1826 

Ein  Geigenmacher,  dessen  Nachkommen  noch  heute 
im  Geigenbau  tätig  sind.  Ein  Johann  Ambrosch  hat  seit 
1892  in  Schönbach  eine  Streichinstrumentenfabnk. 


Brescia,  Rom. 


Ambrosi  (Ambrogi),  Pietro. 
1712.  1748 

Die  durch  den  Dialekt  veranlaßte  schwankende  Schreib- 
weise des  Namens  hat  dazu  verführt,  zwei  Meister  aus 
ihm  zu  machen.  Er  dürfte  erst  um  1 745  nach  Rom  über- 
gesiedelt sein.  Nach  seinem  von  De  Piccolellis  mitge- 
teilten Zettel  stammte  er  aus  Cremona,  was  man  seiner 
Arbeit  aber  wenig  ansieht.  Er  baute  oberflächlich  nach 
Stradivari  und  verwandte  wenig  Sorgfalt  auf  die  Wahl 
des  Holzes  und  des  Lackes. 

Geigenzettel:  Petrus  Ambrogi  Crem.  ,'  fecit  Romae  an. 
17..  (gedruckt)  und  Abb.  1 1 . 

Ambrosio  s.  D'Ambrosio 

Amelot.  —  Lorient  (Frankreich).    1821.    1842 

Gewöhnliche,  französische  Arbeit,  kleiner  Ton,  manch- 
mal gelber,  meist  aber  rötlicher  Lack.  Am  besten  sollen 
seine  Kontrabässe  sein.  Er  verwendete  einen  mit  dem 
Stadtwappen   verzierten    Zettel. 

Geigenzettel :  .Xmelot,  luthier    A  Lorient,  1829  (gedr.). 
Amlcl,  Luigi.  —  Rom.    Ende  des  18.,  Anfang 
des  19.  Jahrhunderts 

Wahrscheinlich  nur  Gitarren-  und  Mandolinenmacher. 
Er  wohnte  in  der  Via  del  Pellegnno  Nr.  44  und  ist  un- 
bedeutend. Sein  Zettel  aus  einer  Doppelmandoline 
findet  sich  in  De  Wits  »Geigenzettel  alter  Meister«  ab- 
gebildet. Eine  hübsch  gearbeitete  Doppelmandoline 
von  ihm  befindet  sich  in  W.  Heyers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln  (Nr.  660). 

Amman,  Erhard.  —  Haag.   1751.   1770 

Er  gilt  als  guter  Geigenmacher;  doch  gelang  es  mir 
nicht,  Arbeiten  von  ihm  kennen  zu  lernen. 

Amourdedieu.  — Amiens  (Dep.  Somme).  1900 

Geigenbauer  und  Musikinstrumentenhändler  der 
Gegenwart. 

Anciaume,  Bernard.  —  Mlrecourt  (Lüttich?). 
1783.  1789 

Wenig  bekannter  Geigen-  und  Lautenmacher  des 
18.  Jahrhunderts.  Er  verwendete  eine  Brandmarke  mit 
seinem  Namen.  Eine  Arbeit  von  ihm  befindet  sich  — 
aus  der  Sammlung  Snoeck  (Nr.  531)  —  in  Berlin. 

Anda.  —  Hyeres.   1801 

Nur  als  Reparateur  bekannt. 

Geigenzettel:  Repare  par  Anda  /  ä  Hyeres  l'an  1801 

(geschrieben). 

2 


18 


Anderlini  —  Andrescu 


Anderlini,  Giuseppe.  —  Spilamberto  (Modena) 
1860 

Er  baute  zwar  in  seiner  Jugend  einige  Violinen,  ist  aber 
kein  Geigenmacher,  sondern  Fabrikant  landwirtschaft- 
licher Geräte  und  Maschinen.  Dilettantisch  in  der  Ar- 
beit, sorglos  in  der  Wahl  des  Holzes  und  des  Modells. 


Andersen,    Charles, 
1880.    1900 


Denver     (Colorado). 


Ein  trefflicher  Musiker,  Organist,  der  sich  gründliche 
Kenntnisse  im  Geigenbau  angeeignet  hat  und  über 
eine  große  Handgeschicklichkeit  verfügt. 

Anderson,  John  I.  —  Aberdeen.   Geb.  1829  in 
Alford,  t  1 883  in  Aberdeen 

Schüler  von  Matthew  Hardie.  Er  begann  schon  als  acht- 
jähriger Knabe  Geigen  zu  machen.  Er  baute  nach  einem 
kleinen  Stradivari-Modell  und  verwendete  einen  selbst- 
bereiteten Ollack  in  verschiedenen  Farben.  Er  machte 
durchschnittlich  zwei  Geigen  im  Monat  fertig  und  war 
ein  vorzüglicher  Geiger. 

Geigenzettel:  Made  by  /  John  Anderson  /  Aberdeen 
(gedruckt). 

Anderson,  John  II.  —  Glasgow.  Geb.  25.  Dez. 
1 856  In  Aberdeen 

Sohn  und  Schüler  von  John  I,  A.  Er  hat  sehr  viele 
Geigen  nach  Stradivari  gebaut,  ist  ein  vorzüglicher 
Geiger  und  Violinlehrer  und  auch  sonst  sehr  musi- 
kalisch. 

Geigenzettel :  Made  by  /  John  Anderson  /  Bon-Accord 
Violin  Maker  /  Glasgow  18  .  .  (gedruckt). 

Anderson,    Henry.    —   Edinburgh.     Geb.    In 

Auchtermuchty   1839 

Er  war  ursprünglich  Tischler,  hat  es  aber  als  Geigen- 
macher zu  großer  Geschicklichkeit  gebracht  und  über 
hundert  Geigen  nach  Guarneri  gebaut.  Sein  Lack  ist 
meist  gelb  oder  mahagonifarben.  Er  gebraucht  keine 
Zettel,  sondern  schreibt  seinen  Namen  mit  Feder  oder 
Bleistift  in  seine  Geigen  und  bringt  außen  einen  Brand- 
stempel an. 

Andorff,  M.  C.  R.  —  Nordhausen  a.  H.    1884. 
1885 

Nur  durch  einen  Reparaturzettel  bekannt.  Er  wohnte 
1884  in  Nordhausen,  verließ  diese  Stadt  aber  am 
30.  Oktober  1885,  um  nach  Adorf  in  Sachsen  überzu- 
siedeln. 

Andrade.  —  Lissabon 

Portugiesischer  Gitarren-  und  Mandolinenmacher. 

Andre  &  Co.,  eine  1885  gegründete  Gelgen- 

macherfirma  In  London 
Andrea,  Giovanni.  —  Rom.   1606 

Ein  Flamänder,  von  dem  nur  die  italienisierten  Namen 
bekannt  sind  und  der  1606  bei  Visco  da  Piperno  ge- 
arbeitet hat. 


Andrea,  Pletro.  —  Venedig.   1650.   1700 

Vermutlich   der   Meister,    von    dem   der    Modeneser 
Castaldi  Bellerofonte  singt : 
»Con  Andrea,  liutar  poi  siate  pratico 
perche  non  voglio  piü  la  sua  amicizia 
ne,  la  mattina,  ber  seco  il  liatico.« 

(Manuskript  im  Besitze  Valdrighis) 

Andreas,  Heinrich.  —  Schönbach  b.  Eger.  Ge- 
gründet  1881 

Ein  Streichinstrumentenmacher,  der  hauptsächlich 
Handelsware  herstellt. 

Andreae,  Johannes.  —  Verona, Venedig(?).  151 1 

In  einer  wundervollen  Lira  da  Braccio  der  Kunst- 
sammlung des  Hauses  Este  in  Wien  findet  sich  der 
geschtiebene  Zettel:  Joannes  Andree.  Veronen./adi  12 
Agosto  1511.  Giovanni  d'Andrea  gibt  hier  nur  seinen 
und  seines  Vaters  Taufnamen  an.  Trotz  eifriger  Nach- 
forschung gelang  es  mir  noch  nicht.  Näheres  über 
diesen  hervorragenden  Meister  festzustellen.  Die  Lira 
trägt  außerdem  noch  die  griechische  Inschrift: 

AVniZ  lATl'OI.  Enix 

AxePünoii:.  t2\ii. 

Andrejeff,  V.V.  — St.  Petersburg.   1889.   1911 

Ein  ausgezeichneter  Musiker,  der  durch  große  Konzert- 
reisen mit  seinem  großrussischen  Orchester  berühmt 
geworden  ist.  Er  hat  das  Verdienst,  ein  altrussisches 
Volksinstrument,  das  bereits  anfing,  in  Vergessenheit 
zu  geraten,  die  Balalaika,  so  verbessert  zu  haben,  daß 
es  den  gesteigerten  Anforderungen  unserer  Zeit  ent- 
spricht, so  daß  es  jetzt  wieder  außerordentlich  in  Auf- 
nahme gekommen  ist.  Hierbei  standen  ihm  Meister 
Nalinow  und  Passierbski  zur  Seite.  Auch  die  altrus- 
sischen Volksinstrumente  Domra  und  Gußli  sind  von 
A.  verbessert  und  in  sein  Orchester  aufgenommen 
worden. 

Andreolo.  —  Venedig.   1359 

Einer  der  ältesten  venezianischen  Lautenmacher,  den 
Valdrighi  (3986)  anführt. 

Andres,  Domenico.  — Bologna.   1740 

Ein  Liebhaber,  von  dem  ein  Violoncello  von  gewöhn- 
licher Arbeit  bekannt  wurde,  und  der  ehrlich  genug 
war,  sich  selbst  als  Dilettant  zu  bezeichnen. 
Geigenzettel:  Dominicus  Andres  /  Bolognensis  Dile- 
tante  /  Fecit  a.  Domini  1 740  (geschrieben). 


Andrescu,    Johann. 
Ungarn) 


Broos    (Szäszvaros, 


Geboren  1868  in  Broos.  Er  erlernte  den  Geigenbau 
durch  Privatunterricht,  vervollkommnete  sich  in  Wien 
und  begründete  dann  1888  in  seinem  Elternhause  sein 
eigenes  Geschäft.  Er  benützt  im  allgemeinen  das  Stradi- 
vari-Modell, nur  wählt  er  eine  stärkere  Wölbung,  die 
Decke  läßt  er  in  der  Mitte  stärker  im  Holz  als  den 
Boden,  die  Zargen  sind  27  bis  30  mm  hoch.  Der  Hals 
unterhalb  der  Schnecke  ist  2  cm,  am  Geigenkörper 
3/4 — 4^4  cm  breit.  Er  verwendet  Spirituslack  nach 
einem  Wiener  Rezept  und  klebt  seinen  Geigen  seinen 


Angard  —  Antonlazz! 


19 


Firmastempel  mit  Datum  und  der  eigenhändigen  Unter- 
schrift ein.  Er  baut  nur  Geigen  in  *  ^-Größe  und  hat  auf 
allen  von  ihm  seit  1890  beschickten  Ausstellungen,  so 
in  Budapest,  Hermann  Stadt  usw.  Preise  erhalten. 
Geigenzettel :  J  ohann  Andrescu  /'  Geigenmacher  /  Broos, 
Szäszväros  (Ungarn)  (gedruckt). 

Angard,  Maxime.  —  Paris.   Geb.  1 .  Dez.  1849 
in  Arronville  (Seine-et-Oise) 

Ursprünglich  nur  Liebhaber,  verlegte  er  sich  erst 
später  ganz  auf  den  Geigenbau.  Seine  Arbeit  ist  im 
ganzen  gut;  eigenartig  sind  aber  nur  seine  Wirbel,  an 
denen  er  Verbesserungen  angebracht  hat.  Er  dürfte  um 
1900  gestorben  sein  oder  hat  um  diese  Zeit  Paris  ver- 
lassen. Außer  seinem  Zettel  tragen  seine  Geigen  auch 
noch  seinen  Namen  handschriftlich. 
Geigenzettel:  Abb.  14  und  15. 

Angelis,  Vitus  de.  —  Bologna.    1 609 

Dem  Namen  nach  bekannter,  wahrscheinlich  aus  den 
Niederlanden  eingewanderter  Meister  vom  Anfang  des 
17.  Jahrhunderts. 

Angelucci,  Dominicus.  —  ?   1816 

Er  nennt  sich  nach  seiner  Heimat  einen  ->Septem- 
pedanus«und  ist  mir  nur  durch  einen  Reparaturzettel 
bekannt  geworden. 

Angerbauer  (Angerhauer),  Georg.  —  Füssen. 

1606 

Er  wird  1606  als  Mitglied  der  damals  neubegründeten 
Füssener  Lautenmacherzunft  genannt. 

Angerer,  Franz.  -  Wien.   1885.   1910 

Ein  Wiener  Streichinstrumentenmacher,  der  1885  in 
Wien  XV,  Mariahilf erstraße  170,  eine  Werkstatt  er- 
öffnete. Er  ist  ebenso  tüchtig  im  Neubau  wie  als  Repa- 
rateur  und  zugleich  ein  sehr  guter  Geiger.  Er  verwendet 
einen  schönen,  goldgelben  Öllack.  Schon  1893  erhielt 
er  in  Chicago  eine  Medaille.  Er  arbeitet  mit  zwei  Ge- 
hilfen; das  Wichtigste  macht  er  aber  stets  selbst.  Sehr 
geschätzt  sind  seine  Gitarren. 

Anselmo  (Anselmi),  Pietro.  —  Florenz,  Ve- 
nedig.  1700.   1750 

Er  soll  zuerst  in  Cremona  gearbeitet  haben,  was  nach 
dem  Stil  seiner  Arbeit  nicht  allzu  glaubwürdig  erscheint. 
Er  verwendet  ein  kleines,  an  Ruggeri  erinnerndes  Mo- 
dell von  mäßiger  Wölbung,  einen  schönen,  goldigen 
Lack,  wenn  auch  nicht  immer  schönes  Holz.  Arbeiten, 
die  ihm  mit  Sicherheit  zugeschrieben  werden  können, 
sind  selten  und  gewöhnlich  aus  Venedig  datiert.  Der 
Text  auf  seinen  Zetteln  ist  italienisch  oder  lateinisch. 

Ansoldo,  Rocco.  —  Genua.    1760 

Selten  vorkommender  Meister,  der  nicht  ungeschickt 
nach  J.  B.  Guadagnini  arbeitete. 

Antegnati,  Giov.  Francesco.  —  Brescia.    1535 

De  Piccolelüs  nennt  ihn  Antognati  und  führt  ihn  als 
Lautenmacher  an.  Die  Quelle,  aus  der  er  geschöpft  hat, 
kann  zwar  nur  das  Buch  von  Giovan  Maria  Lanfranco 


sein,  in  diesem  wird  er  aber  ausdrücklich  als  »fabri- 
catore  di  monochordi  e  clavicembali«  bezeichnet.  Die 
Familie  Antegnati  war  eigentlich  eine  Orgelbauer- 
familie; Giov.  Francescos  Vater  Bartolomeo,  ebenso 
seine  Brüder  Giovan  Giacobo  und  Giovan  Battista  und 
Graziadio,  der  Sohn  des  Letztgenannten,  waren  Orgel- 
bauer; am  bedeutendsten  war  aber  Costanzo  Antegnati, 
der  außerdem  noch  Organist  und  Musikschriftsteller 
war  und  1608  seine  »l'Arte  Organica«  herausgab.  Aus- 
führlicheres über  die  Familie  gibt  Damiano  Muoni  im 
»Archivio  storico  Lombardo«  (1883)  S.  178 — 221. 

Antenelli,  A.  —  London  1 900 

Englischer  Geigenmacher  der  Gegenwart ;  wahrschein- 
lich italienischer  Herkunft. 

Antoine,   Jean   Claude.   —   Mirecourt.    1733, 

t  1786 

Er  ist  mir  nur  dem  Namen  nach  bekannt  geworden  und 
gehörte  zu  den  handwerksmäßig  arbeitenden  Geigen- 
machern seines  Ortes.  Sein  Sohn  Jean  I  A.  und  seine 
Verwandten  Jean  II  und  sein  Enkel  S.  E.  Antoine 
waren  wie  er  nur  mittelmäßige  Geigenmacher. 

Antolini,  Francesco.  —  Mailand 

Ein  Musikinstrumentenmacher  des  19.  Jahrhunderts, 
der  nichts  Hervorragendes  geleistet  hat. 

Anton,  Rudolf.  —  Aussig  i.  B.   Geb.  1854  in 

Graslitz 

Enkel  des  Orgelbauers  Anton  in  Schönbach,  Schüler 
von  Wurm  in  Aussig,  zu  dem  er  kam,  nachdem  er  das 
Tischlerhandwerk  erlernt  hatte  Er  ist  seit  1869  m 
Aussig  ansässig  und  beschäftigt  sich  sowohl  als  Geigen- 
wie  als  Gitarrenmacher. 

Geigenzettel:  Rudolf  Anton  /  Holz- Instrumenten- 
macher /  Aussig,  Herrengasse  38  (gedruckt). 

Antoniazzi,  Gaetano.  —  Cremona.  Geb.  7.  Aug. 
1823,  t  l.Aug.  1897  in  Mailand 
Vielleicht  der  Sohn  eines  gleichnamigen  Vaters,  von 
dem  es  Geigen  mit  der  Jahreszahl  1810  geben  soll.  Da 
er  in  einem  wahrscheinlich  ehrlich  gemeinten  Streben 
oft  von  den  guten  Vorbildern  im  Modell  abwich,  ohne 
jedoch  etwas  Besseres  finden  zu  können,  haben  seine 
Versuchsgeigen  trotz  sorgfältigster  .Arbeit  keinen 
höheren  Wert.  Er  verrückte  auch  die  Lage  der  F-Löcher 
wiederholt  sehr  zu  ihrem  Nachteil.  Seine  Kopien  da- 
gegen sind,  bis  auf  den  Lack,  recht  gut,  und  er  erhielt 
dafür  auch  mehrere  Medaillen. 

Antoniazzi,  Gregorio.  —  Colle  1738 

Vidal  teilt  nur  seinen  Zettel  mit,  de  Piccolellis  nur  seinen 
Namen,  Werke  seiner  Hand  konnte  ich  nicht  erfragen. 
Geigenzettel:  Gregorio  /  Antoniazzi  /  In  Colle  1738 
(gedruckt). 

Antoniazzi,  Riccardo.  —  Mailand  1886.  1910 
Bruder  von  Romeo.  Er  war  ursprünglich  Musiker  und 
hat  sich  schließlich  auch  dem  Bau  von  Geigen  und 
Mandolinen  zugewendet.  Er  arbeitete  längere  Zeit  bei 
Leandro  Bisiach  und  jetzt  ist  er  Werkführer  in  der 

2* 


20 


AntoniazzI  —  Arlow 


Musikalien-  und  Instrumentenhandlung  von  Monzino 
in  Mailand.  Durch  angeborenes  Talent  geleitet  und 
eifriges  Studium  erwarb  er  sich  wertvolle  Kenntnisse, 
die  ihn  zu  einem  recht  geschickten  Meister  machten. 

Antoniazzi,    Romeo.    —   Cremona,    Mailand. 
Geb.  4.  Mai  1862  in  Cremona 

Sohn  von  Gaetano  A.,  Schüler  semes  Vaters.  Nach 
einer  Studienzeit  von  15  Jahren  eröffnete  er  im  Jahre 
1887  in  Mailand  seine  eigene  Werkstatt  und  verlegte  sie 
bald  nach  Cremona,  wo  er  das  Geschäft  seines  Vaters 
übernahm.  Er  baut  Streichinstrumente  aller  Art  nach 
Stradivari,  Amati,  Guarneri,  Guadagnini  und  Pressenda 
und  hat  auch  ein  eigenes  Modell,  bei  welchem  eine  von 
ihm  aufgestellte  Theorie  der  Dicke  des  Bodens  und  der 
Decke  Verwendung  findet.  Seine  Geigen  sind  von 
schöner  Arbeit  und  gut  im  Ton.  Er  besitzt  goldene  und 
silberne  Medaillen  von  Turin  1898,  Paris  1900  usw. 

Geigenzettel :  Antoniazzi  Romeo  di  Cremona  /  fece  in 
Cremona  l'anno  ....  (gedruckt)  und  Abb.  24. 

Antonio,  Cyprlano.  —  Lissabon.    18.  Jahrb. 

Ein  Lautenmacher,  von  dem  Mandolinen  wiederholt 
vorkommen,  deren  Ausführung  im  ganzen  recht  ge- 
fällig ist. 

Geigenzettel:  Cypriano  Antonio  a  fez  en  /  Lisboa  rua 
Largo  da  Esperanza  (gedruckt). 

Antonio  s.  Siciliano 

Antonius  Bononiensis  s.  Brensio 

Antonio  dai  Liuti.  —  Ferrara  1475 

Erwird  in  Urkunden  als  »Maestro  An  ton  iodai  Liuti« 
bezeichnet.  Wenn  man  bisher  auch  nicht  mehr  als 
seinen  Namen  kennt,  wird  man  doch  nicht  fehlgehen, 
ihn  als  Lautenmacher  anzusehen. 

Antony,  H. -1750.   1780 

Vidal  bespricht  ein  aus  Cremona  1751  datiertes  Instru- 
ment zweiten  Ranges  aus  der  Sammlung  des  Marquis 
de  St.  Hilaire  in  Paris  und  gibt  die  Namen  Hieronymus 
Antony  an.  Es  wird  wohl  nur  H.  geschrieben  gewesen 
sein.  Mir  wurde  ein  Cello  mit  dem  Zettel  »Johann 
Antony,  violinmacher,  Mittenwald  1780«  bekannt.  Das 
Holz  der  Decke  ist  schön  und  klarjähng,  beim  Boden 
und  den  Zargen  unschön,  die  Ecken  sehr  spitz;  die 
schmale,  elliptisch  geschnitzte  Schnecke  ist  tief  aus- 
gestochen, der  Lack  nußbraun.  Die  Arbeit  hat  eher 
einen  vogtländischen  als  einen  Mittenwalder  Charakter; 
auch  war  es  mir  nicht  möglich,  eine  Familie  Antony  in 
Mittenwald  nachzuweisen.  Wahrscheinlich  ist  H(ans) 
und  Johann  Antony  ein  und  derselbe  Geigenmacher. 
Bekannt  ist  es,  daß  die  Vogtländer  sehr  häufig  »Cre- 
mona« oder  »Mittenwald«  als  Ursprungsort  angaben, 
auch  wenn  sie  den  eigenen  Namen  gebrauchten. 

Antonio,  Mastr'.  —  Venedig.    16.  Jahrhundert 

Ein  venezianischer  Lyrenmacher  des  16.  Jahrhunderts, 
den  Valdrighi  (3933)  anführt. 

Anyon,  Thomas.  —  Manchester.  Geb.  1854 
An  seinen  Geigen  wird  der  Lack  besonders  gelobt. 


Appel,  Ignaz.  —  Budapest.    Geb.  1854.    1910 

Schüler  von  Mönnig,  arbeitete  bei  Zach  und  bei  Voigt  in 
Wien,  dann  bei  J.  W.  Schunda  in  Budapest  und  baute 
einige  ziemlich  gute  Geigen,  hat  sich  jedoch  in  letzter 
Zeit  mehr  dem  Bau  des  Cimbals  zugewendet. 

Geigenzettel :  Appel  Ignäcz  ,  18  Musikinstrumenten- 
Fabrik  88  /  Budapest,  Graf  Kärolygasse  Nr.  5  (gedr.). 

Appold,  Carl  Friedr. 

Vermutlich  ein  schwäbischer  Geigenmacher,  der  im 
ersten  Drittel  des  19.  Jahrhunderts  tätig  war. 

Arcangioli,  Lorenzo.  —  Florenz.   1825.      1849 

Ein  Geigenmacher  aus  der  Mitte  des  19.  Jahrhunderts, 
von  dem  sich  ein  gutes  »Violoncello  da  Spalla«  in  W. 
Heyers  Musikhistorischem  Museum  in  Köln  (Nr.  938) 
befindet.  Auch  seine  Violinen  sind  nicht  schlecht,  wenn 
auch  nicht  hervorragend. 

Ardenois,  Jean.  —  Gent.   1731 

Wenig  bekannt.  Man  weiß  von  ihm  nur,  daß  er  die 
Instrumente  der  Kathedrale  in  Gent  ausgebessert  hat. 
Geigenzettel :  Johannes  Ardenois  tot  Ghent ;  1731  (ge- 
druckt). 

Ardern,  Job.  —  London  1893 

In  einer  mittelmäßigen  Violine  stand  sein  Name. 

Arezzo,    Nicolo,    lebt    als    Geigenmacher    in 

Neapel 
Anas,  Vicente.   1889 

Guter  Gitarrenmacher. 

Arienti,  Carlo  Giuseppe.  Mailand.   1810  (?). 
1863  (?) 

Das  Mailänder  Konservatorium  besitzt  von  ihm  einen 
kleinen,  graugelb  lackierten  Kontrabaß  mit  dem  Zettel : 
Carlo  Giuseppe  Arienti  /  Fece  in  Milano,  nella  /  Con- 
trada  Ponte  Vetro/  num.  1863.  Anno  1810  (gedruckt). 

Arkhusen,  Gebrüder.  —  St.  Petersburg.    1880 

Im  Jahre  1818  begründete  Fabrik  von  Saiteninstru- 
menten, die  gute,  aber  verhältnismäßig  teure  Instru- 
mente (Violinen,  Gitarren  usw.)  herstellt  und  auch  in 
Moskau  eine  Werkstatt  unterhält. 

Arling,  Olaus  (Olof).  —  Stockholm,   f  25.  Jan. 

1735 

Von  ihm  ist  nur  bekannt,  daß  er  sieben  Jahre  lang  Ge- 
hilfe von  Jonas  Elg  gewesen  ist,  nach  dessen  Tod  die 
Witwe  heiratete  und  damit  die  Werkstatt  seines  ver- 
storbenen Meisters  bekam,  aber  schon  nach  zweiein- 
halbjähriger  Tätigkeit  als  selbständiger  Geigen-  und 
Lautenmacher  starb. 


Arlow,    Heinrich. 
1850—1865. 


Brunn,    Wien.      Um 


War  um  1849  Schüler  von  N.  Savicki,  den  er  in  seinen 
Modellen  anfangs  genau  nachzuahmen  suchte,  wenn 
seiner  Arbeit  auch  etwas  Schülerhaftes  anhaften  blieb 


Arnitz  —  Arthmann 


21 


(flache  Wölbung,  heller  Lack).  Er  hat  nur  wenige  Gel- 
gen gemacht,  doch  war  er  als  Geigenmacher  nicht  un- 
geschickt, was  schon  daraus  hervorgeht,  daß  er  einen  so 
tüchtigen  Schüler  wie  Jac.  Kliment  heranbildete.  In 
seiner  Arbeit  erinnert  er  öfters  an  die  Preßburger 
Meister ;  er  verwendete  gelben  Lack.  Nach  1 860  scheint 
er  kurze  Zeit  in  Wien  ansässig  gewesen  zu  sein. 

Geigenzettel :  Heinrich  Arlow/  Wien  863  (geschrieben). 
Arnitz,  Meinrad. — Obernußbaumen  (Schweiz). 

19.  Jahrhundert 

Ein  Dilettant,  der  seinerzeit  in  der  Schweiz  herumreiste 
und  sich  da  und  dort  aufhielt,  um  Geigen,  so  gut  er  es 
verstand,  auszubessern. 

Arnoldi,  Carlo.  —  Anagni,  Rom.   1790 

Ein  Meister  dritten  Ranges,  der  statt  seines  eigenen 
häufiger  fremde  Zettel  in  seine  Geigen  geklebt  haben 
soll. 

Arnoldt,  Joh.  —  Prichsenstadt.    1891 

Ein  Schreinermeister,  der  mit  Geschick  und  leidlichem 
Verständnis  zahlreiche  Geigen  repariert  hat.  .'Xuch  sein 
Sohn  und  Nachfolger  soll  sich  als  Reparateur  bewährt 
haben. 

Arnot,  David.  —  Glasgow.  Geb.  1831  in 
Turred  Bant  Cottage,  f  in  Glasgow  1897 
Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  ursprünglich  einen 
anderen  Beruf  hatte,  als  er  1859  nach  Glasgow  kam. 
Seine  ersten  Geigen  waren  nach  Amati,  die  späteren 
nach  Stradivari  und  Guarnerl  gebaut.  Erst  1888  eröff- 
nete er  seine  Geigenmacherwerkstatt.  Er  war  auch  ein 
vorzüglicher  Geiger. 
Geigenzettel :  David  Arnot  /  Glasgow  1 889  (geschr:). 

Arnould,  Eduard.  —  Moskau.    Geb.  in  Mire- 

court,  t  1895 

Ein  Mirecourter  Meister,  der  die  letzten  Jahre  seines 
Lebens  in  Moskau  tätig  war  und,  nachdem  er  längere 
Zeit  bei  Salzard  gearbeitet  hatte,  seine  eigene  Werk- 
statt eröffnete.  Er  wurde  als  Reparateur  gelobt;  seine 
wenigen  neuen  Instrumente  hat  er  jedoch  zu  schwach 
gebaut.  Sein  Nachfolger  war  der  ehemalige  Tischler 
Petroff,  der  das  Geschäft  nur  kurze  Zeit  weiterführte. 

Arphenmacher,  Konrad.  —  Freiburg  i.  Schw. 

1454,  t  vor  1464 

Im  Freiburger  Bürgeraufnahmsbuche  findet  sich  der 
Eintrag:  »Cunradus  dictus  Arphenmacher  f actus  est 
burgensis  supra  domum  suam  sitam  Freiburgi  in  angulo 
vici  dicti  Fischolan  usw.  Datum  vicesima  die  januaru 
anno  1454.«  —  Ist  es  auch  nicht  durchaus  sicher,  daß 
dieser  Konrad  ein  Harfenmacher  war,  so  zwingt  der 
Vergleich  mit  den  übrigen  Eintragungen  doch  dazu,  an- 
zunehmen, daß  »Harfenmacher«  den  Beruf  und  nicht 
etwa  nur  den  Familiennamen  bedeutete. 

Arphenmacher,   Peter.   —   Freiburg   i.  Schw. 

1464 

Sohn  von  Konrad.  Von  ihm  heißt  es  im  Bürgerbuche 

S.  81b:  »Petrus  Arphenmacher  filius  Conradi  recepit 


burgensiam  ejusdem  patris  sui  et  factus  est  burgensis 
supra  domum  suam  qu.  fuit  dicti  patris  sui  sitam  Fri- 
burgi  in  inferiori  angulo  vici  dicti  Fischolant  juxta  car- 
reriam.  Datum  12^  die  mensis  marcii  anno  Domini 
1464.« 

Artaldus,  Joannes  Aloysius.  —  1584 

Eine  Cithara  mit  sieben  Saiten  in  der  Sammlung  Alfr. 
Keil  in  Lissabon  trägt  diesen  Namen  nebst  dem  Datum 
25.  Oktober  1 584.  Die  .Arbeit  sieht  italienisch  aus. 

Artalli,  Giuseppe  Antonio.  Mailand  1 765 

Selten  vorkommender  Meister.  Seine  Violinen  sind  dem 
Wurmfraß  stark  ausgesetzt,  erinnern  an  Testores  Ar- 
beiten und  sind  nicht  schlecht  im  Ton. 

Arthmann^),  Georg  Valentin.  —  Wechmar  bei 
Gotha.    Geb.    19.  Dez.    1750  in  Wechmar, 

fdas.  11.  Jan.  1799 

Er  war  Sohn  eines  Schreiners  und  selbst  Schreiner  und, 
wie  es  im  Sterberegister  zu  Wechmar  heißt:  »besonders 
Instrument  macher*.  Wahrscheinlich  war  auch  schon 
sein  Vater  Johann  Philipp  A.  nebenbei  Instrumenten- 
macher. Von  beiden  ist  nichts  Näheres  bekannt.  Georg 
Valentin  A.  war  zw^eimal  verheiratet,  in  erster  Ehe(l  773) 
mit  Maria  Elisabeth  geb.  Fischer,  von  welcher  er  sechs 
Kinder  hatte;  aber  nur  sein  ältester  Sohn  widmete  sich 
der  Geigenmacherkunst  und  brachte  es  darin  zu  ziem- 
licher Kunstfertigkeit.  In  seinem  Trau-  und  Toten- 
schein wird  er  auch  als  Mitnachbar  und  Vormund- 
schaftsverwandter  aufgeführt  und  als  Todesursache  epir 
demisches  Faulfieber  angegeben. 

Arthmann,  Johann  Nikolaus.  —  Wechmar  bei 
Gotha.  Geb.  11.  März  1774  in  Wechmar, 
fdas.  20.  Dez.  1846 

Ältester  Sohn  des  Schreiners  und  Instrumenten- 
machers Georg  Valentin  A.  Er  erlernte  zunächst  bei 
seinem  Vater  das  Schreinerhandwerk  und  nebenbei  den 
Instrumentenbau.  Als  Gehilfe  kam  er  zu  Ernst  nach 
Gotha,  dessen  Schüler  er  nun  als  Geigenbauer  wurde. 
Natürliches  Talent  und  eine  beim  Vater  schon  er- 
worbene, nicht  gewöhnliche  Handfertigkeit  brachten  es 
bald  dahin,  daß  er  Tüchtiges  im  Geigenbau  leistete. 
Nach  dem  Tode  seines  Vaters  kehrte  er  nach  Wechmar 
zurück  und  verheiratete  sich  1812  mit  Barbara  Judithe 
SchüUer  und  verlegte  sich  ausschließlich  auf  den  Gei- 
genbau. Nach  Ottos  .Aussage  waren  seine  Geigen  denen 
von  Ernst  in  der  Form  sehr  ähnlich  und  hatten  einen 
starken,  runden  und  dicken  Ton,  sprachen  leicht  an 
und  wurden  als  gute  Nachahmungen  italienischer 
Meister  betrachtet.  Arthm.ann  verkaufte  seine  Violinen 
zu  zwei  Louisdor'-),  doch  wurden  sie,  wenn  sie  gut  ein- 
gespielt waren,  schon  zu  seinen  Lebzeiten  wesentlich 
teuerer  bezahlt.  Trotzdem  er  sehr  geschätzt  war  und 
von  seinem  Herzog  öffentlich  belobt  wurde,  lebte  er 
doch  in  den  bescheidensten  Verhältnissen.  Noch  heute 


^)  Wenn  in  der  Literatur  ein  Geigenm.acher  ».Altmann 
in  Gotha«  vorkommt,  so  ist  das  eine  Verwechslung  mit 
Arthmann. 

-)  Vgl.  Journal  für  Fabrik.  1797,  Jan.,  S.  66. 


22 


Artn 


Aubry 


wird  erzählt,  daß  es  geradezu  Staunen  erregte,  Arth- 
mann  die  feinsten  Arbeiten  ausführen  zu  sehen  mit 
seinen  ungeschlachten  Händen,  deren  Finger  von  einer 
geradezu  abnormen  Breite  waren.  Nachdem  er  1842  am 
18.  Dezember  seine  Eh.efrau,  die  an  der  .Auszehrung 
starb,  verloren  hatte,  siechte  auch  er  dahin,  bis  er  vier 
Jahre  später  an  Altersschwäche  starb.  Kammermusikus 
E.  G.  Lind  in  Koburg  besitzt  ein  Quintett  (zwei  Vio- 
linen, eine  Viola,  ein  Violoncello  und  einen  Baß)  und 
einige  einzelne  vorzügliche  Instrumente  von  ihm. 
Geigenzettel:  J.N.  Artmann  in  Wechmar  /  prope 
Gothan.   1835  (gedruckt). 

Artmann,  H.  —  Capri.   19.  Jahrhundert 

Ein  Mandolinenmacher,  der  wahrscheinlich  ursprüng- 
lich Hartmann  hieß.  Er  war  nicht  ungeschickt,  Gustav 
Hering  in  München  besaß  eine  hübsche  Mandoline 
von  ihm. 
Geigenzettel :  Capri  /  H.  Artmann  (geschrieben). 

Arvesen,  C.  Ferd.  —  Kopenhagen 

Dänischer  Geigenmacher  der  Gegenwart,  der  auf  der 
Nordischen  Kunst-  und  Industrieausstellung  1888  mit 
einer  Violine  vertreten  war. 

Ascensio,  Dom  Vicenzo.  —  Madrid.  1 775.  1 790 

Ein  Priester,  der  sich  mit  dem  Anfertigen  und  be- 
sonders mit  dem  Ausbessern  von  Geigen  befaßte.  Sein 
Geschäftstagebuch  soll  noch  vorhanden  sein,  aus  dem 
hervorgeht,  daß  er  vom  spanischen  Hofe  beschäftigt 
wurde  und  sich  sowohl  an  Werken  von  Stradivari  wie 
von  Stainer  vergriffen  hat.  Vgl.  die  »Greffuhle  Stra- 
divarius«  (Stuttgart,  Hamma  &  Co.). 

Askew,  John.  —  Stanhope,  Darlington.    1879. 

1885 

Ein  Schuhmachermeister,  der  auf  der  Londoner  „Inven- 
tionsexhibition"  für  zwei  gut  gebaute  Violinen  eine 
bronzene  Medaille  bekam. 

Askey,  Samuel.  —  London.    1785,  f  um  1840 

Ursprünglich  zum  Klempner  bestimmt,  wurde  er  an- 
geblich Schüler  von  John  Morrison  und  arbeitete  um 
1825  für  G.  Corsby.  Wenig  ansprechende  Arbeit. 
Manche  glauben,  den  Namen  Astley  lesen  zu  müssen. 
Geigenzettel:  Askey  ,'  No.  9  Fleet  Lane  /  1785  (gedr.). 

Aspinall,  James.  —  Bolsterstone.    Geb.  1855 
Er   baut   nach   Riechers   Stradivari-Patron   und   ver- 
wendet Whitelaws  Lack. 

Asplund,  C.  E.  —  Skultuna.    Wahrscheinlich 

18.  Jahrhundert 

Verfertiger  einer  %-Geige  im  Museum  zu  Gothenburg, 

deren  eckenloser,  gitarrenähnlicher  Körper  aus  Messing 

besteht.  Hals,  Schnecke  und  Saitenhalter  usw.  sind  aus 

Holz. 

Assalone,  Gasparo  (Gaspero)  d'.  —  Pesaro  und 

Rom  (?) 

Ein  zweifellos  erfundener  Geigenmacher,  von  dem  be- 
hauptet wird,  daß  er  um  1690  und  noch  um  1740  gelebt 


haben  soll.  Man  sagt,  daß  er  im  Umriß  das  Amatimodell 
nachahmte,  jedoch  die  Wölbung  zu  hoch  nahm  und 
unsauber  arbeitete.  Wahrscheinlich  ist  dieser  Gasparo 
d'  Assalone  aus  dem  Namen  Gasparo  da  Salos  ent- 
standen. Die  Zettel  mit  seinem  Namen  sehe  ich  als  Fäl- 
schungen an. 

Atelbotinger  (Adelbodinger),  Johann  Georg.  — 
Hermannstadt  (Nagy-Szeben).   1783 

Advokat  Zins  in  Agöta  besitzt  eine  Geige  von  ihm  mit 
dem  Zettel :  Johann  Georg  Atelbotinger  /  Geigen  unt 
Lauten  macher/  zu  Herrmann  Stadt  Anno  1783  (gedr.). 
Leider  kommt  sein  Name  in  den  Hermannstädter  Ar- 
chivalien  nicht  vor. 

Atkmson,  William  Thomas  Reed.  —  London, 
Tottenhamm.   Geb.  in  Stepney  23.  Oktober 

1851 

Ursprünglich  Seemann,  kam  er  dann  zu  einem  Tischler 
in  die  Lehre  und  begann  1869  seine  erste  Geige  zu 
bauen,  die  ihm  so  viel  Freude  machte,  daß  er  eifrig 
arbeitete,  um  sich  zu  vervollkommnen.  Schließlich  ver- 
legte er  sich  ganz  auf  den  Geigenbau  und  eröffnete  1881 
in  Tottenhamm  seine  Werkstatt.  Er  baut  nach  eigenen 
Modellen  Geigen,  die  er  mit  Bernsteinlack  überzieht. 
Seine  Arbeit  ist  sorgfältig,  der  Ton  gut.  Er  erhielt  in 
Paris  1889  und  in  Edinburgh  1890  Medaillen.  Meredith- 
Morris  brachte  seine  Biographie  in  »The  Strad«  1900 
Nr.  127. 

Geigenzettel:  William  Attkinson  ,'  in  Tottenham  1892 
(gedruckt). 

Attore,  Michele.  —  Padua,    Venedig.     1583. 

•    1620 

Ein  Lautenmacher,  von  dem  sich  hauptsächlich  Archi- 
lauten erhalten  haben.  Eine  Chitarrone  von  1620  aus 
Venedig  besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches  Museum 
in  Köln  (Nr.  513). 

Atze.  —  Breslau 

Guter  Geigenreparateur.  Vgl.  Schles.  Tonkünstler- 
lexikon. Breslau  1846. 

Aubert.  —  Troyes.   1767.   1789 

Als  Geigenmacher  nicht  bemerkenswert;  dagegen 
kommen  gute  Gitarren  und  Lauten  von  ihm  vor;  eine 
solche  mit  zwei  Hälsen  befindet  sich  aus  der  Sammlung 
Snoeck  (Nr.  355)  in  Berlin.  Eine  zehnsaitige  Gitarre 
aus  abwechselnden  Streifen  von  Rosenholz  und  Ahorn 
mit  dazwischenliegenden  Ebenholzadern  und  ähnlich 
behandeltem  Halse  und  Wirbelbrett  besitzt  Fritz  Wild- 
hagen in  Haiensee.  Sie  trägt  den  Brandstempel :  Aubert 
a  Troyes. 

Aubry.  —  Mirecourt.   1 8.  Jahrhundert 

Eine  Geigenmacherfamilie,  von  der  eigentlich  kein  Mit- 
glied zu  größerer  Bedeutung  gelangt  ist.  Auf  Pierre,  der 
schon  1738  vorkommt,  folgen  Franq:ois  (1758.  1765), 
Charles  (1753.  1765),  Nicolas  (1762)  und  Dominique 
(1772).  Sie  scheinen  auch  weder  Zettel  noch  Brand- 
marken gebraucht  zu  haben. 


Aubry  —  Avorie 


23 


Aubry,  Fran^ols.  —  Mirecourt.   1757.   1767 

!     Er  galt  als  guter  Bogenmacher. 

Aubry,  Jacques  (?).  —  Paris.   1840 

Aldrlcs  Neffe  und  Geschäftsnachfolger,  der  vermutlich 
vorher  in  Remiremont  tätig  war.  In  Paris  war  er  nur 
Händler,  der  andere  für  sich  arbeiten  ließ. 

Audinot,  Charles  I.  —  Mirecourt.   1763 

Einer  der  besseren  Mirecourter  Geigenmacher  seiner 
Zeit. 

Audinot,  Charles  II.  —  Mirecourt.  Geb.  1 788, 

t  gegen  1850 

Em  guter  Handwerker,  dessen  .■arbeiten  ohne  künst- 
lerischen Wert  sind. 

Audinot,  Leopold.  —  Mirecourt.    Geb.  1811, 
t  1891 

Sohn  von  Charles  A.  und  wahrschemlich  auch  sein 
Schüler.  Seme  Arbeit  ist  von  gewöhnlicher  Mirecourter 
Art.  Er  war  der  Schwiegersohn  und  Nachfolger  von 
Laurent  Bourlier. 

Audinot,  Nestor  Dominique.  —  Paris.    Geb. 
in  Mirecourt  12.  Dez.  1842 

Nachdem  er  bei  seinem  Vater  Leopold  A.  ausgelernt 
hatte,  kam  er  1863  nach  Paris  zu  Seb.  Vuillaume  und 
machte  sich  1868  in  der  Rue  Faubourg  St.  Denis  17 
selbständig.  Nach  1875  wurde  er  S.  Vuillaumes  Nach- 
folger und  wohnt  jetzt  Boulevard  Bonne  Nouvelle  1 7. 
Er  ist  ein  ebenso  geschickter  Geigenmacher  wie  ge- 
suchter Reparateur  und  wendet  dem  Studium  des 
Lackes  seine  besondere  Sorgfalt  zu.  Er  hat  etwa  600  In- 
strumente gebaut  und  gilt  auch  als  em  tüchtiger  Bogen- 
macher. 

Geigenzette! :  Abb.  8  und  1 6. 

Audinot,  Nicolas  I.  —  Mirecourt.   1742 

Vielleicht  der  Stammvater  und  der  erste  Geigenmacher 
seiner  Familie. 

Audinot,  Nicolas  II.  —  Mirecourt.  1845.  1891 

Nachdem  er  den  Militärdienst  verlassen,  verlegte  er 
sich  auf  den  Geigenbau  und  machte  billige  Geigen. 
Einige  derselben  tragen  seinen  Namen  eingestempelt 
und  sind  aus  Paris  datiert.  Er  soll  bei  einem  Mirecourter 
Vuillaume  gelernt  haben  und  ist  mit  den  übrigen  Gei- 
genmachern seines  Namens  nicht  verwandt. 

Audinot,  Victor.  —  Mirecourt.   1912 

Er  ist  nicht  mehr  der  jüngste  Geigenmacher  aus  seiner 
Familie,  da  er  auch  seinen  Sohn,  der  sein  Schüler  ist, 
Geigenmacher  werden  ließ. 

Ausaire.  —  Paris.  Um  1830 

Als  Geigenmacher  nur  ein  Handwerker. 

Ausold(Unseld),  Christoph.  — Ulm.  1586. 1591 

Ein  Lautenmacher,  von  dem  die  Stuttgarter  Hofkapelle 
wiederholt  Saiten  bezog. 


Ausold  (Unseld),  Georg.  —  Ulm.   1609 

Vielleicht  ein  Sohn  Christophs.  Auch  er  verkaufte  der 
Stuttgarter  Hofkapelle  Saiten. 

Augiere.  —  Paris,   1830 

Er  war  lange  Zeit  Gehilfe  von  Clement.  Um  1830 
machte  er  sich  selbständig  und  verband  sich  mit  Calot. 
Sie  hatten  ihr  Geschäft  in  der  Rue  St.  Eustache  Nr.  12 
und  bauten  viele  Instrumente,  die  weder  besonders  zu 
loben  noch  zu  tadeln  sind.  Französischer  Stil,  roter  und 
rotbrauner  Lack. 

Austine,  Arthur.  —  London.   1900 

Ob  die  Violinen  mit  seinem  Zettel  von  ihm  gemacht 
sind,  konnte  ich  nicht  feststellen. 

Auteur,  Baptiste.  — Paris.  Um  1850 

In  tadellos  gearbeiteten  Gitarren  von  schönem  Ton 
findet  man  den  Zettel:  (Vignette)  '  Guitarre  la  Pre- 
votte  /  Dediee  aux  Dames.  /  Luthier  B'^  Auteur  / 
Rue  Richelieu  N°  10  /  Paris  (gedruckt). 

Autieio,  Gaetan.  — Avignon  (Vaucluse).  Geb. 

14.  Okt.  1853inTeano   (Italien) 

Schüler  seines  Vaters  Paride  A.  Im  Jahre  1 876  wurde  er 
Abeilles  Nachfolger  in  Avignon.  Seine  Werkstatt  be- 
fand sich  erst  Rue  Saunerie  No.  3  und  wurde  später 
nach  der  Rue  des  Marchands  28  verlegt.  Seit  er  sich  in 
Frankreich  ansässig  machte,  beschränkte  er  sich  auf  den 
Handel  und  unterhält  eine  Reparaturwerkstatt  für  alle 
Arten  von  Musikinstrumenten. 

Autiero,  Joseph.  —  Avignon.    Geb.  31.  Dez. 
1858  in  Teano  (Italien) 

Er  ließ  sich  in  den  80er  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  als 
Geigenmacher  und  Reparateur  in  Avignon  nieder,  wo 
er  Rue  des  Marchands  No.  30  wohnt.  Er  handelt  mit 
allenMusikinstrumenten  und  besitzt  mehrere  Medaillen. 

Geigenzettel :  Repare  par  J^"  Autiero  /  luthier  /  Avignon 
anno  1886  (gedruckt). 

Autiero,  Paride.  —  Teano.   1860.   1870 

Ein  fleißiger  Geigenmacher,  der  mit  seinen  Söhnen  alle 
Arten  von  Geigen  und  Mandolinen  usw.  gebaut  hat, 
ohne  dabei  gerade  bemerkenswerte  Künstlerschaft  an 
den  Tag  zu  legen. 

Geigenzettel :  Paride  Autiero  /  fecit  Teano  1865  (gedr.). 

Auversen,  Sveinung.  —  Lunde  (Telemarken). 
1897.  1902 

Norwegischer  Geigenmacher  der  Gegenwart,  der  sog. 
Hardangerfiedeln  herstellt. 

Avenia  s.  D'Avenia 

Avorie,  Henry.  —  Edinburgh.   1765 

Wenig  bekannter  Geigenmacher,  der  englischen  Schule 
nahestehend. 


24 


Baad 


aader 


Bachi 


achmann 


Baader,  J.  A.,  &  Co.  —  Mittenwald 

Neben  Neuner  &  Hornsteiner  die  bedeutendste  Firma 
in  Mittenwald,  die  ihre  Gründung  m  das  Jahr  1790 
setzen  kann.  Em  großer  Teil  der  Geigenmacher  des 
Ortes  steht  in  Diensten  dieser  Firma  oder  arbeitet  für 
dieselbe.  Der  langjährige  Inhaber  Johann  Paul  Baader 
starb  am  24.  Juni  1899  im  89.  Lebensjahre.  Der  in- 
zwischen gleichfalls  verstorbene  Max  B.,  geboren 
18.  Januar  1843,  war  sein  Nachfolger.  Er  lernte  im 
väterlichen  Geschäfte,  unternahm  zu  seiner  weiteren 
Ausbildung  Reisen  durch  Deutschland,  England  und 
Amerika.  Er  war,  wie  sein  Vater,  Hoflieferant  und  ar- 
beitete mit  trefflich  geschulten  Leuten.  Der  jetzige 
Firmeninhaber  ist  sein  Sohn  Adolf  Baader,  geb.  1876. 
Er  ist  Bürgermeister  von  Mittenwald.  Die  Firma  besitzt 
ein  eigenes  Sägewerk  und  beschäftigt  etwa  160  Heim- 
arbeiter mit  Teilarbeit  und  eine  Anzahl  im  Betrieb 
dauernd  angestellte  Leute.  Die  Geigen  sind  trotz  ihrer 
ungewöhnlichen  Billigkeit  recht  gut,  das  Holz  ist  schön, 
ebenso  der  Ol-  oder  Spirituslack.  Auch  die  Zithern,  die 
bei  ihm  hergestellt  werden,  entsprechen  strengen  An- 
forderungen. Er  verwendet  Zettel  mit  seiner   Firma. 

Baader  s.  auch  Bader 

Baarsen,  Johannes.  —  (Norwegen.)   1812 

In  Alfr.  Keils  Sammlung  in  Lissabon  befindet  sich  eine 
Hardangerfledel  mit  diesem  Namen. 

Baas,  Peter  Nielsen.  —  Kopenhagen.   1708 

Seine  Arbeiten  erinnern  an  die  deutsche  Schule.  Eine 
sechssaitige  Tenorviola  di  Gamba  befindet  sich  bei 
Claudius  in  Kopenhagen. 

Geigenzettel :  Peter  Nielsen  Baas  /  in  Copenhagen  1 708 
(gedruckt). 

Babos,  Bela  (Adalbert).  —  Hermannstadt  (Nagy 
Szeben).   1915 

Siebenbürgischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Babos,     Sändor    (Alexander).    —    Szegedin. 
1915 

Bruder  von  Bela  und  wie  dieser  Geigenmacher. 

Babutzky,    Leo.    —    Mährisch  -  Neustadt. 
1914 

Ursprünglich  Bildnismaler,  Schüler  der  Münchener 
und  Wiener  Kunstakademie,  wurde  er  durch  den  Tod 
seines  Vaters  veranlaßt,  in  die  Heimat  zurückzukehren. 
Ein  Zufall  führte  ihn  mit  einem  ehemaligen  Gesellen 
des  alten  Paflik  in  Troppau  zusammen,  der  ihm  die 
wichtigsten  Handwerksgriffe  beibrachte.  Durch  eifriges 
Studium  vervollkommnete  er  seine  Kenntnisse  und 
baut  jetzt  recht  gute  Geigen.  Seine  Erfahrungen  als 
Maler  kommen  ihm  bei  der  Herstellung  seines  Lackes 
sehr  zustatten. 

Bacchetta  (Barchetta),  Giuseppe.  —  Cremona 
und  Mantua.    1784 

Ein  selten  vorkommender  Geigenmacher,  von  dem  ich 
eine  Viola  gesehen  habe,  bei  der  außer  dem  Lack  wenig 


zu 


loben 


war. 


Bacco  (Backo),  Heinrich.  —  Mannheim.   Geb. 
8.  Aug.  1818  in  Mannheim,  f  um  1885 

Er  war  der  Sohn  eines  Mannheimer  Schiffsknechts;  wo 
und  bei  wem  er  gelernt  hat,  ist  nicht  bekannt,  aber  be- 
reits im  Jahre  1837  führte  er  Reparaturen  für  das  Hof- 
theater-Orchester aus.  In  den  Mannheimer  Adreß- 
büchern kommt  er  von  1852  bis  1885  als  Instrumenten- 
macher vor,  und  als  solcher  hat  er  am  20.  Juni  1865  das 
angeborene  Bürgerrecht  angetreten.  Er  scheint  sich  aus- 
schließlich mit  Ausbesserungsarbeiten  beschäftigt  zu 
haben,  vorzugsweise  wird  sein  Reparaturzettel  in  Bäs- 
sen und  Violoncellis  gefunden. 

Geigenzettel :  H.  Bacco  /  in  /  Mannheim  /  Repare  1840 
(geschrieben). 

Bach,  H.  E.  —  Melbourne.   1888.   1906 
Geigenmacher,  der  als  Reparateur  gelobt  wird. 

Bach,  Johann  Sebastian.    Geb.  21.  März  1685 
in  Eisenach,  f  28.  Juli  1 750  in  Leipzig 

Einer  der  größten  Tonschöpfer  aller  Zeiten,  der  hier  als 
der  Erfinder  der  »Viola  pomposa"  aufgeführt  werden 
darf.  Das  Instrument  war  eine  übergroße  Viola  mit 
fünf  Saiten  und  nahm  im  Orchester  etwa  die  Stelle 
ein,  die  jetzt  dem  Violoncello  zugewiesen  ist,  das  die 
Viola  pomposa  auch  vollständig  verdrängt  hat. 

Bachelier,  Jean  Gaspard.  —  Paris.    1 777.    1  789 

Unbedeutender  Geigenmacher,  der  nur  handwerks- 
mäßig arbeitete  und  seine  Geigen  selten  bezeichnete. 
Er  wohnte  zuerst  in  der  Rue  de  la  Tissanderie  und  von 
1783  an  Place  Baudoyer. 

Bachman,  A.  —  Amsterdam 

In  der  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  soll  ein  Geigen- 
macher dieses  Namens  in  Amsterdam  gelebt  haben, 
etwas  Näheres  über  ihn  war  jedoch  nicht  zu  erfahren. 
Er  dürfte  mit  dem  Geigenmacher  Johannes  Bachmann 
identisch  sein. 

Bachmann,  Anton.  —  Berlin.    Geb.   1716  in 
Berlin,  f  8.  März  1800  daselbst 

Er  war  schon  mit  30  Jahren  Königlich  Preußischer  Hof- 
instrumentenmacher  und  stand  in  einem  Ansehen,  das 
seine  Arbeiten  nicht  rechtfertigen.  Seine  Violen  und 
Violoncelli  werden  allerdings  ihres  starken  Tons  wegen 
noch  heute  von  Orchestermusikern  sehr  geschätzt, 
klingen  aber  roh.  Er  hat  nie  gute  Modelle  gehabt  und 
nie  gutes  Holz  —  das  er  sich  zu  seiner  Zeit  in  Berlin  frei- 
lich nur  schwer  hätte  verschaffen  können  —  verarbeitet. 
Einige  seiner  Geigen  gab  er  für  Kopien  nach  Stradivari 
aus,  er  hat,  nach  diesen  zu  urteilen,  aber  nie  em  echtes 
Instrument  gesehen.  Seine  Wölbung  ist  steif,  nach  den 
Backen  zu  plötzlich  abfallend  und  in  der  Brust  zu  dick, 
der  Lack  stumpf,  von  häßlicher  brauner  Farbe.  Eine 
Viola  da  Gamba  von  1  746  von  besserer  Ausführung  be- 
wahrt die  ehem.  Königliche  Sammlung  alter  Musik- 
instrumente in  Berlin  (Nr.  831),  ein  Violoncello  von 
1757  die  Schweriner  Hofkapelle,  eine  mandolinenartige 
Laute  von  1784  mit  hübschem  Dachstern  Fritz  Wild- 
hagen in  Haiensee  bei  Berlin.  Mehrere  Erfindungen,  die 


Bachmann  —  Bader 


25 


gewöhnlich  seinem  Sohne  zugeschrieben  werden,  dürf- 
ten von  ihm  herrühren,  z.  B.  Gitarren  mit  Hammer- 
klaviatur, aber  nur  seine  1 778  bekannt  gewordene  Er- 
findung des  Schraubenmechanismus  am  Kopf  der 
Bässe  hat  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten.  Sem 
zweiter  Sohn,  Friedrich  Wilhelm  B.,  soll  zwar  auch  das 
Geigenmachen  erlernt  haben,  er  war  aber  Berufs- 
musiker (Geiger)  und  Kapellmeister  und  soll  sich  von 
1797  an  nebenbei  auch  auf  den  Handel  mit  Musik- 
instrumenten verlegt  haben.  Vgl.  Allg.  D.  Biographie, 
Ledeburs  Tonkünstlerlexikon  Berlin  usw. 
Geigenzettel :  Abb.  36. 

ßachmann,  Johannes.  —  Amsterdam.  1840 
Er  stammte  aus  Deutschland  und  hatte  in  der 
Agnietenstraat  seine  Werkstatt.  Seine  Geigen  waren 
sauber  gearbeitet,  besonders  wurde  er  als  Baßmacher 
geschätzt. 

Bachmann,  Johannes  Ernst.  —  Sneeck.  Gro- 
ningen. Geb.  13.  Juni  1851   in  Amsterdam. 

f  in  Groningen 

Sohn  und  Schüler  von  Johannes  B.  Nachdem  er  eine 
Zeitlang  Geigenmacher  der  städtischen  Musikschule 
in  Sneeck  (Friesland)  gewesen  war,  ließ  er  sich  in 
Groningen  nieder.  Er  arbeitete  zumeist  nach  Stradi- 
vari,  aber  auch  nach  Brescianer  Vorbildern. 

Bachmann,    Karl    Ludwig.    —   Berlin.     Geb. 

1748,  t  26.  Mai  1809 

Sohn  von  Anton  B.  und  ursprünglich  zum  Musiker 
ausgebildet.  Er  war  ein  Virtuose  auf  der  Viola,  trat 
1765  in  die  Königliche  Kapelle  in  Berlin  als  Kammer- 
musikus ein  und  errichtete  1770  mit  Benda  zusammen 
ein  sehr  geschätztes  Liebhaberkonzert,  wobei  er  bis  zu 
Bendas  Tod  freilich  nur  als  Geschäftsführer  hervor- 
trat'). Mehr  und  mehr  wandte  er  sich  mit  der  Zeit  dem 
Geigenbau  zu.  Im  Jahre  1785  verheiratete  er  sich  mit 
der  als  Klavierspielerin  und  Sängerin  geschätzten  Char- 
lotte Caroline  Stöwe  (f  19.  August  1817).  Er  war  sorg- 
fältiger in  der  Wahl  des  Holzes  als  sein  Vater,  auch  sind 
seine  Geigen  regelmäßiger  gebaut,  nur  etwas  zu  dick  im 
Holz.  .4m  besten  sind  jedenfalls  seine  Bratschen.  Eine 
solche  besitzt  Rechnungsrat  Friedrich  in  Posen. 
Geigenzettel :  Carl  Bachmann    in  Berlin  1 796  (geschr.). 

Bachmann,  Otto.  —  Halberstadt.    1830.    1835 

Tüchtiger  Meister,  der  sich  sowohl  im  Neubau  als  auch 
im  Wiederherstellen  alter  Geigen  bewährte.  Er  gab  e;p.e 

P  Schrift  unter  dem  Titel :  Theoretisch-praktisches  Hand- 
buch des  Geigenbaues  usw.,  Leipzig  1835  bei  G.  Basse, 
heraus.  Er  scheint  vor  1848  bereits  gestorben  zu  sein, 

!  da  er  in  den  Meldelisten  von  Halberstadt  im  Jahre  1848 
nicht  mehr  vorkommt. 

Bachmann,  Wilhelm.  —  Brunn.    1810.   f  1856 

In  einer  Gitarre  fand  ich  seinen  Namen.  Er  wurde  1810 
Bürger  und  am  5.  Mai  desselben  Jahres  als  »Instru- 
mentenmacher«  Mitglied  der  Tischlerzunft. 


^)  .Ms  Kapellmeister  wurde  er  später  sehr  abfällig  be- 
urteilt. 


Backman,  Carl.  —  Nyköping.   1828 

Ein  schwedischer  Geigenmacher  ohne  hervorragende 
Eigenschaften. 

Backmann,   David.  —  St.  Petersburg.     1834. 

1840 

Nach  einer  gut  gearbeiteten  Violine  zu  urteilen,  die 
seinen  geschriebenen  Zettel  trug,  war  er  einer  der  ge- 
schicktesten Geigenmacher,  die  zu  seiner  Zeit  in  Ruß- 
land tätig  waren. 
Gelgenzettel:  David  Backmann  /  in  Petersburg  1840. 

Bacso,  Istvan  (Stephan).  —  Szegedin.    1905 

Ist  mir  nur  als  Reparateur  bekannt  geworden. 

Baczynski,  Ladislaus.  —  Krakau.   1902 

Polnischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 
Geigenzettel:  Ladislaus  Baczyiiski  —  fecit  Cracoviae 
19  .  .  (gedru:kt). 

Bader,  Daniel.  —  Antwerpen.    1600.    1607 

Eine  Theorbe  mit  diesem  Namen  wurde  1869  in  Lon- 
don versteigert.  Sie  rührte  jedenfalls  von  jenem  Daniel 
Bader  her,  der,  ein  Deutscher,  im  Jahre  1600  als  Orgel- 
und  Clavecinmacher  in  die  Antwerpener  Gilde  aufge- 
nommen wurde  und  1607  noch  gelebt  hat. 

Bader,  Johann.  —  Mittenwald.   1760.   1763 

Gute  Arbeit  nach  den  Traditionen  der  Klotzschen 
Schule. 

Baders  Erben.  —  München 

Eine  Geigenmacherfirma,  die  um  1844  in  München 
eine  Niederlage  von  Mittenwalder  Instrumenten  hatte. 

Bader,  Franz.  —  Mittenwald.    1889.    f  nach 

1912 

Ein  tüchtiger  Meister,  der  seit  1889  als  Geigenbau- 
lehrer an  der  Mittenwalder  Fachschule  wirkte  und  sich 
als  solcher  große  Verdienste  um  die  blühende  Industrie 
seiner  Heimat  erworben  hat.  Seine  letzten  Lebensjahre 
verbrachte  er  in  wohlverdientem  Ruhestand. 

Bader,  Johann.  —  Mittenwald.    Geb.  5.  April 
1876  in  Mittenwald 

Er  besuchte  durch  drei  Jahre  die  Mittenwalder  Geigen- 
bauschule und  arbeitete  dann  fünf  Jahre  lang  als  Ge- 
hilfe bei  Joh.  Padewet  in  Karlsruhe,  K.  A.  Hörlein  in 
Würzburg,  0.  Migge  in  Koblenz  und  Gius.  Fiorini  in 
München.  Im  Jahre  1901  machte  er  sich  in  Mittenwald 
selbständig,  und  es  gelang  ihm  bald,  sich  durch  tadel- 
lose .Arbeit  einen  bedeutenden  Ruf  zu  erwerben.  Eine 
Zeitlang  war  er  auch  als  zweiter  Lehrer  an  der  Mitten- 
walder Geigenbauschule  tätig.  Hauptsächlich  beschäf- 
tigt er  sich  mit  dem  Neubau  von  Soloviolinen,  die  er 
nach  Stradivari,  Guarneri,  N.  Amati  und  Maggini  aus- 
führt. Seinen  Lack  (Öl-  und  Spirituslack)  bereitet  er 
sich  selbst.  Er  baut  auch  Lauten  und  Gitarren  und  ist 
ein  geschickter  Reparateur. 
Geigenzettel :  Johann  Bader.  Mittenwald.   1909.  (gedr.)- 


26 


Bader  —  Bailly 


Bader,  Josef. —  Mlttenwald.   1748 

Klotz-Schule;  seine  Geigen  sind  nach  der  Form  gebaut 
und  dem  kleinen  Amati-Modell  nachgeahmt.  Das  Holz 
ist  gut  gewählt,  der  Lack  braun. 

Bader,  Martin.  —  Mittenwald.   1730.   1736 

Er  darf  als  ein  echter  Schüler  von  M.  Klotz  angesehen 
werden.  Seine  Geigen  smd  gut  und  kommen  denen 
seines  Lehrers  nahe;  nur  soll  er  auch  den  Zettel 
Stainers  häufig  mißbraucht  haben. 

Bär  (Bahr,  Beer),  Andreas.  —  Wien.    1679. 
t  16.  März  1722 

Wahrscheinlich  aus  Füssen  emgewandert,  oder  zu  der 
Familie  Perr  (aus  der  Ramsau  stammend)  gehörig  und 
vielleicht  ein  Sohn  von  Hans  Perr,  der  semen  Namen 
auch  gelegentlich  Beer  schrieb.  Er  nennt  sich  auf  seinen 
Zetteln  ausdrücklich  »bürgerlicher  Lautten-  und  Gei- 
genmacher«, doch  war  es  mir  nicht  möglich,  seine 
Bürgeraufnahme  zu  ermitteln.  Seine  Violen  waren  in 
ihrer  Ausführung  nicht  hervorargend ;  Violinen  dürfte 
er  nur  wenige  gemacht  haben,  wodurch  sich  ihr  seltenes 
Vorkommen  erklärt.  Sie  sind  unansehnlich,  braun 
lackiert,  besser  dagegen  sind  seine  Lauten,  und  Baron 
sagt  von  ihm  in  seiner  Untersuchung  des  Instrumentes 
der  Lauten,  nachdem  er  erwähnt,  daß  er  als  Lauten- 
macher berühmt  sei :  »Was  [Andreas  Bahr]  anlanget,  so 
arbeitete  er  breitspänicht,  und  sind  seine  Instrumente 
von  dem  hochberühmten  Graffen  Logi^)  ungemein 
aestimirt  worden«  (S.  96). 

Baer.  —  Meiningen.   1917 

Ein  Kammermusiker,  der  auch  als  geschickter  Geigen- 
macher gilt. 

Baffo,  Antonio  (Joannes  Antonius).  —  Venedig. 
1523.  1581 

Er  wird  mehrfach  als  Lautenmacher  erwähnt,  doch  es 
gelang  mir  nur,  ihn  als  den  Erbauer  von  schönen  Harfen 
und  Klavizimbeln  nachzuweisen. 

Geigenzettel:  Antonius  Baffo  Venetus  fecit  (gedruckt). 
Bagany.  —  Pottendorf.   1822 

Auch  einer  von  den  unglücklichen  Reformatoren  des 
Geigenbaues.  Er  erfand  Geigen,  deren  Decke  aus  Eisen- 
blech hergestellt  wurde,  die  aber  trotz  ihrer  Billigkeit  — 
das  Stück  kostete  4  fl.  48  kr.  C.  M.  —  die  Welt  nicht 
eroberten. 

Bagatella,  Antonio.  —  Padua.    Geb.  21.  Febr. 
1755,  125.  Mai  1829 

Sohn  des  Gaetano  B.  und  der  Catarina  Coppo-Scan- 
ferla.  Er  wollte  ursprünglich  Geiger  werden  und  war 
vermutlich  ein  Schüler  seines  Verwandten  Pietro  B. 
Ein  literarisch  und  musikalisch  gebildeter  Mann.  Seine 
Bedeutung  liegt  allerdings  weniger  in  seiner  Kunst  als 
Geigenmacher,  als  vielmehr  darin,  daß  er  eine  .Ab- 
handlung über  die  Theorie  des  Geigenbaues  schrieb, 
für  welche  er  1 782  einen  von  der  Akademie  der  Wissen- 


^)  Berühmter  Lautenspieler,  t  1721  in  Prag  im  Alter 
von  etwa  80  Jahren. 


Schäften  in  Padua  ausgesetzten  Preis  erhielt.  Diese  Ab- 
handlung wurde  ]  786  auf  Kosten  der  Akademie  ge- 
druckt und  ist  seitdem  wiederholt  erschienen  und  so- 
wohl mehrfach  ins  Deutsche  als  auch  ins  Französische, 
Englische  usw.  übersetzt  worden.  Seine  Arbeit  ist  sehr 
überschätzt  worden,  denn  etwas  Sicheres  wußte  er  doch 
nicht.  Vieles  von  dem,  was  er  vorschlägt,  hat  sich  niclit 
bewährt.  Wenn  man  auch  annehmen  will,  daß  er  das 
Geigenmachen  erlernt  hat,  so  scheint  er  doch  die 
Lücken  seines  Wissens  durch  selbsterfundene  Theorien 
ausgefüllt  zu  haben.  Trotzdem  verdankt  man  ihm  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  die  wenigen  auf  uns  gekommenen 
Grundsätze,  nach  denen  die  alten  italienischen  Meister 
gearbeitet  haben.  Über  sein  Leben  ist  nicht  viel  mehr 
bekannt,  als  was  er  in  seiner  Schrift  selbst  erzählt,  und 
daß  er  mit  Antonia  Pelizzari  verheiratet  war,  ver- 
schiedene Kinder  hatte  und  gänzlich  verarmt  und  er- 
blindet starb.  Eine  Zeitlang  arbeitete  er  mit  Danieli 
zusammen.  Eine  Geige  mit  seinem  Namen,  von  guter 
Arbeit  und  rotem  Lack,  vmrde  kürzlich  in  England  um 
ca.  1000  Mk.  gekauft.  Eine  andere  zum  Verkauf  aus- 
gebotene Geige  von  ».'\ntonio  Bagoletto  in  Padua,  1 782« 
dürfte,  wenn  sie  echt  war,  gleichfalls  von  Bagatella  ge- 
wesen sein.  —  Er  ahmte  Jos.  Guarneri  nach  und  steht 
Joseph  Rocca  nahe. 

Geigenzette! :  .Antonius  Bagatella  delectens  /  fecit 
Patavij  Anno  1 794  (gedruckt). 

Bagatella,  Pietro,  gen.  Piclno.  —  Padua.    1712, 
soll  1 760  noch  gelebt  haben 

Vermutlich  der  Großvater  oder  Oheim  Antonios.  Er 
verwendete  ein  sehr  hochgewölbtes  Modell  und  dunkeln 
Lack.  Um  1726  soll  auch  ein  Carlo  Picino  als  Geigen- 
macher gelebt  haben. 

Bagnini,  Orazio.  —  Florenz.   1661.   1667 

Sohn  von  Antonio  B.  Ein  von  Vidal  und  Valdrighi  er- 
wähnter, sonst  aber  nicht  bekannter  Lautenmacher  des 
1 7.  Jahrhunderts. 

Bailly,  Antoine.  —  Mirecourt.   1 770 

Ein  Geigenmacher,  der  um  1 772  seinen  Heimatsort  ver- 
lassen hat.  Ein  anderer  Antoine  Bailly  kommt  1 763  bis 
1 785  als  Bogenmacher  vor. 

Bailly,  Joseph.  —  Mirecourt.   1770.   1790 

Seinen  Namen  fand  ich  in  einer  sauber  gearbeiteten 
Violine,  die  ein  Wiener  Musiker  besaß. 

Bailly,   Paul.   —  Mirecourt,   London,    Paris. 
Geb.  in  Mattaincourt  13.  April  1844 

Er  erhielt  seine  erste  Ausbildung  in  Mirecourt  bei  Jule« 
Gaillard,  Prosper  Gabasse  und  P.  G.  Grandjon.  Hierauf 
arbeitete  er  bei  Fran^ois  Vuillaume,  der  ihn  zu  seinem 
Bruder  J.  B.  V.  nach  Paris  schickte,  hier  blieb  er  meh- 
rere Jahre  und  wurde  1869  zum  Geigenmacher  der 
Musikakademie  in  Douai  ernannt.  1892  ging  er  nach 
Mirecourt  zurück  und  arbeitete  hauptsächlich  für  die 
ersten  Pariser  und  Londoner  Firmen.  Während  dieser 
Zeit  bildete  er  auch  viele  Lehrlinge  aus,  1884  zog  er 
nach  Paris  und  blieb  wieder  mehrere  Jahre  da ;  dann 
verlegte  er  seine  Werkstatt  nach  London  und  1898  end- 
gültig nach  Paris  zurück,  wo  er  jetzt  Rue  de  Grenelle 


Baines  —  Baldantoni 


27 


Nr.  197  wohnt.  Er  baut  nach  allen  Modellen,  auch  nach 
englischen,  seine  Violinen  hauptsächlich  nach  der 
»Messias«  von  Stradivari.  Für  seine  Violoncelli  zieht  er 
ein  großes  Patron  vor  und  verwendet  einen  schönen, 
kastanienbraunen  Ollack.  Der  Ton  seiner  Geigen  ist 
edel  und  gleichmäßig  in  allen  Lagen  und  seine  Arbeit 
vorzüglich,  er  besaß  1990  bereits  mehr  als  10  Medaillen 
usw.  Bekannt  sind  seine  von  Prof.  Wagner  in  Lissabon 
veranlaßten  Versuche,  Geigen  ganz  aus  dem  brasilia- 
nischen Murtaholz  zu  bauen.  Jetzt  arbeiten  auch  seine 
Söhne  bei  ihm. 

Geigenzettel :  Paul  Bailly  luthier  ä  Mirecourt,  Vosges  / 

Eleve  de  J.  B.  Vuillaume  de  Paris  /  Luthier  de  l'aca- 

!     demie  de  musique  de  Douai  (gedruckt)  und  Abb.  52. 

Baines.  —  London.   1780 

Man  weiß  von  ihm  nur  wenig  mehr,  als  daß  er  ein 
Schüler  von  Matthew  Furber  war. 

Balrhoff,  Giorgio.  —  Neapel.   1757.   1786 

Da  der  seltene  Name  Bairhoff  in  Füssen  vorkommt, 
darf  man  annehmen,  daß  auch  er  aus  Füssen  stammte 
und  einer  der  vielen  Deutschen  war,  die  als  Gehilfen 
bei  den  Gaglianos  und  anderen  gearbeitet  haben  und 
schließlich  in  Italien  seßhaft  geworden  sind.  Seine  Ar- 
beit erinnert  an  G.  u.  N.  Gagliano,  er  benutzte  ein 
schönes,  breites,  flaches,  manchmal  mittelgroßes  Mo- 
dell. Seine  Geigen  sind  dick  im  Holz,  haben  eine  wenig 
elegante  Schnecke,  aber  meist  großen  Ton  und  sind 
zumindest  sehr  gute  Orchesterinstrumente.  (Barthoff 
statt  Bairhoff  zu  lesen  ist  falsch.) 

Geigenzettel:  Giorgio  Bairhoff  Fecit  '  Naooli  1757 
(Initiale.!  im  Kras)  (gedruckt)  und  Brandmarke  Nr.  24. 

Baisch,  Samuel.  —  Stuttgart.    1572.    f  1593 

Ein  Geistlicher,  der  früher  Pfarrer  in  Gundringen  und 
Altburg  war  und  wahrscheinlich  in  Füssen  in  die  Ge- 
heimnisse der  Lautenmacherei  eingeweiht  wurde.  Er 
kam  1 572  nach  Stuttgart  und  wurde  bald  darauf  in  der 
Hofkapelle  als  Musiker  und  Instrumentenmacher  ange- 
stellt, wo  er  nach  Thanners  Tod  auch  eine  Zeitlang  die 
Musikinstrumentenwerkstatt  leitete.  Noch  im  Jahre 
1585  kaufte  er  von  dem  Füssener  Lautenmacher  Ma- 
thias Stehelin,  der  damals  in  Hausen  a.  d.  Fils  lebte, 
allerlei  Werkzeuge,  obwohl  er  schon  1 582  zu  seinem 
geistlichen  Berufe  zurückgekehrt  und  Pfarrer  in  Both- 
nang  geworden  war.  Im  Jahre  1 592  wurde  er  als  mark- 
gräfÜch  badischer  Pfarrer  nach  Bohlingen  berufen,  wo 
er  schon  ein  Jahr  darauf  starb. 


Mailand.     1838.     f    nach 


Bajoni,    Luigi. 

1878 

Obwohl  er  sich  bestrebte,  an  die  Traditionen  seiner 
heimischen  Schule  anzuknüpfen,  fehlte  ihm  doch  die 
rechte  Begabung,  um  sich  aus  seinem  Handwerk  zur 
Kunst  zu  erheben. 

Baker,  E.  L.  —  New  London  (Conn.)   1849 
Amerikanischer  Geigenmacher  und  Händler. 

Baker,  Francis.  —  London.   1696 

Vielleicht  ein  Bruder  des  Oxforder  Meisters  und 
diesem  in  seiner  Arbeit  ebenbürtig.  Eine  vorzügliche 


Baßviola,  die  aus  dem  Besitze  des  Cellisten  Tolbecque 
stammt,  bewahrt  das  Konserv'atonum  in  Brüssel. 
Geigenzettel:  Francis  Baker  in  Pauls  church  /  Yard  , 
1696  London  (gedruckt). 

Baker,  John.  —  Oxford.   1688.   1720 

Die  Violenbauer  des  17.  Jahrhunderts  in  England 
standen  im  höchsten  Ansehen  bei  allen  Musikern  und 
w-urden  damals  von  vielen  den  Italienern  vorgezogen. 
Zu  den  englischen  Meistern,  die  diese  hohe  Wert- 
schätzung durch  ihre  Arbeit  rechtfertigen,  gehört  auch 
John  Baker,  von  dem  nur  vortreffliche  Violen  und 
Gamben  bekannt  sind.  Sein  Lack  ist  von  hellgelber 
Farbe.  Eine  schöne  Viola  da  Gamba  von  ihm  war  1872 
im  South  Kens.  Mus.  ausgestellt. 

Geigenzettel :  John  Baker  /  Oxon  /  1 688  (gedruckt). 

Baker(Bakker),  William.  — Oxford.  1673.  1683 

Das  Selhofsche  Auktionsverzeichnis  (Hag  1759)  nennt 
eine  Gamba  von  ihm.  Es  liegt  nahe,  diesen  William  für 
den  Vater  von  John  und  vielleicht  auch  von  Francis  zu 
halten.  Eine  Violine  und  eine  Viola  besitzt  T.  W.  Tap- 
house. 

Baker.  —  Brighton.   1820.   1830 

Von  ihm  weiß  ich  nur,  daß  er  u.  a.  einige  sehr  gute 
Bässe  gebaut  hat. 

Balcaini 

Eine  Geige  mit  diesem  sonst  unbekannten  Namen, 
kleines  Amati-Modell,  boten  G.  Withers  &  Sons  vor 
dem  Kriege  um  15  £  an. 

Baldantoni,     Giuseppe.     • —    Ancona.      Geb. 

19.  März  1784,  t  5.  Jan.  1873 

Einer  Familie  von  Mechanikern  entstammend,  erlernte 
er  in  seiner  Jugend  bei  dem  als  Lehrer  geschätzten 
Geiger  Nappi  das  Viollnspie!.  Nappi  führte  kleinere 
Reparaturen  an  Geigen  selbst  aus  und  leitete  auch  seine 
Schüler  dann  an,  was  Baldantoni  veranlaßte,  selbst  zu 
versuchen,  eine  Geige  zu  bauen.  Wenn  diese  im  Äußern 
auch  wohlgelungen  aussah,  so  war  sie  doch  in  allen 
Maßen  usw.  verfehlt,  und  erst,  als  ihm  Bagatellas  Schrift 
in  die  Hand  fiel,  kam  erdazu,  den  Gelgenbau  ernsthafter 
zu  studieren.  Er  tat  dies  von  nun  an  mit  Eifer  und  war 
nach  jahrelangen  Bemühungen  wirklich  imstande,  Gei- 
gen von  schöner  Form  und  gutem,  weichem  Klang  her- 
zustellen, wobei  er  ein  großes  Stradivanmodell  bevor- 
zugte, nur  die  F- Löcher  lassen  oft  den  rechten  Schwung 
vermissen.  Er  hat  an  200  neue  Violinen,  Violen,  Violon- 
celli und  Bässe  gebaut,  obwohl  er  auch  als  Mechaniker 
vielbeschäftigt  war.  1869  erhielt  er  eine  goldene  Me- 
daille für  seine  Erfindung  einer  sehr  zweckmäßigen 
Mechanik  für  Trommeln,  auch  die  von  ihm  verfertigten 
Stimmgabeln  waren  geschätzt.  Seine  Geigen  sind 
sauber  durchgearbeitet,  haben  flache  Wölbung  und 
braungelben  Lack.  Merkwürdigerweise  werden  seine 
Geigen  oder  solche,  die  man  ihm  nur  zuschreibt,  von 
Händlern  u.  dgl.  gern  bis  in  die  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts zurückdatiert.  Sein  Sohn  Benjamin  ist  ein  be- 
kannter Geigenvirtuose. 

Geigenzettel:  Joseph  Baldantonj  Anconae  ;  fecit  .Anno 
1734  (gedruckt).  —  Josephus  Baldantonus  /  Anconiae 
fecit  Anno  1839  (gedruckt). 


28 


Balestrierl  —  Banks 


Balestrleri,  Pietro.  —  Cremona.   1 735 

Er  nennt  sich  einen  Schüler  Stradivaris  und  war  ein 
Bruder  von  Tommaso  B.,  dem  er  jedoch  in  keiner  Be- 
ziehung gleichsteht,  trotzdem  kommt  gerade  sein  Name 
in  freilich  oft  sehr  verstümmelter  Schreibweise  in  un- 
echten Instrumenten  vor. 

Geigenzettel :  Petrus  Balestnen  alumnus  Antonii  /  Stra- 
divarii  fecit  Cremona;  anno  17  .  .  (gedruckt).  —  Pietro 
Balestrieri  /  fece  in  Cremona  17  .  .  (gedruckt). 

Balestnen,  Tommaso.  —  Mantua.   1 720.    1 788 

Seiner  Angabe  nach  stammt  er  aus  Cremona  und  ist  ein 
Meister,  über  den  die  Meinungen  merkwürdig  ausein- 
andergehen. Während  ihn  die  einen  nur  als  geschickten 
Dilettanten  ansehen,  machen  andere  auf  Grund  einiger 
seiner  Geigen  ihn  zu  dem  einzigen  Schüler  des  Pietro 
Guameri,  und  wieder  andere,  wie  De  Piccolellis  und 
Vidal,  weisen  ihn  der  Schule  Stradivaris  zu.  Das  letztere 
hat  insofern  Berechtigung,  als  Balestnen  tatsächlich  an 
die  letzten  Arbeiten  des  großen  Cremonesers  anzu- 
knüpfen scheint.  Sein  Modell  ist  groß  und  schön,  die 
Wölbung  schwungvoll,  die  Arbeit  nicht  sehr  gleich- 
mäßig, sein  Lfck  ist  von  gelblichroter  oder  orangegelber 
Farbe;  man  kann  übrigens  zwei  bestimmte  Lackarten 
bei  ihm  unterscheiden,  von  denen  die  eine  an  Gua- 
dagnini  erinnert.  Seine  Geigen  haben  zweifellos  durch 
das  Alter  sehr  an  Tonschönheit  zugenommen,  so  daß 
es  sich  erklärt,  daß  sie  jetzt  wesentlich  höher  geschätzt 
werden  als  früher.  Besonders  sind  seine  Violoncelli  ge- 
sucht. Es  wurde  bisher  behauptet,  daß  er  erst  von  1757 
an  in  Mantua  nachweisbar  sein  und  vorher  in  Cremona 
gelebt  haben  soll,  mir  sind  jedoch  nur  Zettel  aus  Man- 
tua bekannt  geworden  und  darunter  verschiedene  mit 
früheren  Jahreszahlen.  So  besitzt  auch  Dr.  Bornemann 
in  Eisenach  eine  schöne,  gelblichrote  Violine  (35,5  cm 
Korpuslänge)  mit  dem  geschriebenen  Zettel :  Tomaso 
Balestnen  /  fece  in  Mantova  1735.  Eine  trefflich  klin- 
gende Violine  von  ihm  befindet  sich  auch  in  der  Samm- 
lung Th.  Hämmerle  in  Wien.  Er  verwendete  verschie- 
dene Zettel,  darunter  auch  einen  mit  verziertem  Rand, 
auf  welchem  der  Text  dreizeilig  erscheint. 

Geigenzettel :  Abb.  53. 

Ball  s.  Firth  &  Ball 

Ballantine,  Robert.  —  Edmburgh,  dann  Glas- 
gow. 1850.  1856 

Man  weiß  nur,  daß  er  1856  nach  Glasgow  übersiedelte, 
wo  er  in  den  sechziger  Jahren  gestorben  sein  soll.  Er 
scheint  hauptsächlich  Händler  gewesen  zu  sein  (bei 
Honeyman  wird  er  nicht  erwähnt). 

Ballarlni,  Santo.  —  Rimini,  Terni,  Rom.   1 740. 
1781 

Da  seine  Arbeiten  denen  Gisalbertis  sehr  ähnlich  sehen, 
macht  Horace  Pethenk  es  sehr  wahrscheinlich,  daß 
dieser  selbst  die  Violinen  mit  diesem  Namen  ange- 
fertigt habe.  Dagegen  spricht  nur  der  Umstand,  daß 
auch  aus  Rom  datierte  Arbeiten  mit  dem  gleichen 
Namen  vorkommen,  die  Jahreszahlen  bis  178!  auf- 
weisen, und  daß  der  Familienname  Ballarini  (auch  Bal- 


larino)  heute  noch  in  Italien  vorkommt.  Im  Jahre  1740 
hielt  er  sich  auf  einer  Reise  in  Terni  auf,  wie  der  bei  De 
Wit  veröffentlichte  Zettel  erzählt. 

Geigenzettel :  Fatto  da  me  Santo  Ballarini  /  per  passagio 
in  Terni  /  Nel  .'Xnno  1 740  (geschrieben).  —  Sanct  Balla- 
rini /  fece  in  Roma  1780  (geschrieben). 

Ballerinl,  Pietro.  —  Florenz.   1900 

Nachfolger  von  Castellani  &  Figlio,  Streichinstru- 
menten- und  Saitenfabrik  der  Gegenwart. 

Ballini,  Paolo.  —  Brescia.   1857 

Seine  Geigen  sind  handwerksmäßig  ausgeführt  und 
ahmen  in  oberflächlicher  Weise  Stradivari  und  Guar- 
neri  nach. 

Baltensperger,  Emil.  —  Chur.    Geb.  1859  in 
Zürich  (Schwamendingen) 

Sohn  eines  Malermeisters,  bei  dem  er  nach  dem  Besuch 
der  Stadtschule  in  Chur  in  die  Lehre  trat.  Zu  seiner 
weiteren  Ausbildung  ging  er  1880  nach  München  und 
übernahm  1881  das  väterliche  Geschäft.  Um  1900  be- 
gann er  autodidaktisch  den  Geigenbau  zu  erlernen  und 
brachte  es  dann  zu  bemerkenswerter  Fertigkeit.  Von 
1901-1908  hatte  er  86  Violinen,  6  Violoncelli  und 
3  Violen  gemacht,  hat  aber  seit  Kriegsbeginn  den  Gei- 
genbau wieder  aufgegeben.  Er  arbeitete  nach  eigenen 
Grundsätzen  und  bestimmte  die  Dicke  von  Decke  und 
Boden  je  nach  dem  Holz  und  dem  Modell,  so  daß  er  ab- 
wechselnd die  Brust  oder  die  Ränder  dicker  machte, 
wobei  er  manchmal  bis  zur  Stärke  von  8  mm  ging.  Bei 
der  Lackierung  kam  ihm  seine  Erfahrung  als  Maler  sehr 
zustatten;  sein  Lack  ist  schön,  von  hellrötlicher  Gold- 
farbe. Kreisler  in  London,  Steffy  Geier  in  Budapest  u.  a. 
besitzen  Geigen  von  ihm. 

Baluff,  Erhard,  arbeitete  im  19.  Jahrhundert  in 

Chicago 
Banks,     Benjamm  (I).     —    Salisbury.      Geb. 

H.JuK  1727,  t  18.  Febr.  1795 

Sohn  von  George  und  Barbary  B.,  Schüler  von  Wamsley. 
Einer  der  besten  englischen  Meister  und  wohl  der  erste, 
der  das  bis  dahin  in  England  bevorzugte  Stainermodell 
aufgab  und  Amati  und  die  Cremoneser  zum  Vorbild 
nahm.  In  der  Arbeit  ist  er  tadellos;  sein  Lack,  von 
schöner  Durchsichtigkeit,  zeigt  bei  seinen  besten  Wer- 
ken braungelbe,  ins  Rötliche  spielende  Farbe,  bei  ge- 
wöhnlichen Arbeiten  ist  er  schwärzlich-dunkelrot.  Er 
baute  sowohl  Violinen  als  Violen  und  Violoncelli,  na- 
mentlich die  letzteren  sind  wertvoll,  wobei  die  mit 
breitem  Modell  vorzuziehen  sind.  Bässe  hat  er  nur  sehr 
selten  gebaut,  diese  sind  wie  alle  seine  Arbeiten  sehr  gut. 
Zu  verschiedenen  Zeiten  baute  er  auch  nachweislich 
Geigen  für  die  Verlegerfirma  Longman  &  Brodenp. 
Außer  seinem  Zettel  verwendete  er  auch  einen  Brand- 
stempel mit  B.  B.  Eine  englische  Zister  (1750)  besitzt 
Mrs.  Dean,  eine  andere  A.  F.  Hill.  Andere  Arbeiten  be- 
finden sich  in  englischem  Privat*besitz. 

Geigenzettel :  Benjamin  Banks  /  fecit  /  Salisbury  (ge- 
druckt) und  Abb.  75,  Brandmarke  Nr.  9. 


Banks  —  Barbe 


29 


Banks,  Benjamin  (II).  —  Salisbury,  später  Lon- 
don, dann  Liverpool.  Geb.  13.  Sept.  1754, 
t  22.  Jan.  1820  in  Liverpool 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  von  Benj.  B.  (1),  hei  dem  er 
bis  etwa  1 780  gearbeitet  hat.  Er  ging  dann  nach  London 
und  wohnte  Sherrard  Street,  Golden  Square  N.  30, 
später  zog  er  nach  Liverpool,  wo  er  in  der  Bank  Street 
seine  Werkstatt  aufschlug.  Es  sind  nur  wenige  Arbeiten 
seiner  Hand  bekannt,  er  hat  wohl  meist  für  Händler 
gearbeitet. 

Geigenzettel :  Made  by  Benjn.  Banks  ,  N°  30  Sherrard 
Street,  Golden     Square,  from  Salisbury  (gedruckt). 

Banks,  Henry.  —  Salisbury,  Liverpool.  Geb* 
in  Salisbury  1770,  f  16.  Okt.  1830  in  Liver- 

pool 

Sechster  Sohn  von  Benj.  B.  (I),  bei  dem  er  auch  gelernt 
hat.  Er  verlegte  sich  in  der  Folge  mehr  auf  das  Repa- 
rieren von  Pianofortes  und  war  ein  gesuchter  Klavier- 
stimmer. Er  blieb  aber  dabei  Teilhaber  seines  Bruders 
und  hat  wohl  auch  an  verschiedenen  Instrumenten,  die 
aus  der  gemeinsamen  Werkstatt  hervorgingen,  mitge- 
arbeitet. 

Banks,  James.  —  Salisbury,  später  Liverpool. 
Geb.  in  Salisbury  1756,  f  in  Liverpool 
15. Juni  1831 

Vierter  Sohn  von  Benj.  B.  (I),  Schüler  seines  Vaters, 
den  er  gleichwertig  nachahmte.  Er  gebrauchte  die 
gleichen  Modelle  und  verwendete  den  gleichen  Lack, 
nur  von  etwas  schwärzlicherer  Färbung.  Er  arbeitete 
mit  seinem  Bruder  Henry  zusammen,  mit  dem  er  das 
väterliche  Geschäft  in  der  Catherine  Street  fortsetzte. 
Im  Jahre  1811  verkauften  sie  dasselbe  und  siedelten 
nach  Liverpool  über,  wo  sie  erst  in  der  Church  Street 
und  dann  in  der  Bold  Street  wohnten.  Ein  Cello,  von 
den  beiden  Brüdern  1797  gebaut,  war  1871  im  South 
Kens.  Mus.  ausgestellt. 

Geigenzettel :  James  and  Henry  Banks  /  Musical  Instru- 
ment Makers  ;  and  Musik  Seilers  /  Salisbury  1802  (ge- 
druckt). 

Bantis  (?),  Jean.  —  Mirecourt.  Um  1740 

Er  soll  nur  handwerksmäßig  gearbeitet  haben,  doch  ge- 
lang es  mir  nicht,  Arbeiten  von  ihm  kennen  zu  lernen. 
Auch  Jacquot  erwähnt  ihn  nicht. 

Barabäs.  —  Cremona.   1793 

Eine  Viola  d'amore  von  ihm  besaß  der  Maler  Kraus  in 
München.  Auch  Valdrighi  führt  diesen  Namen 
(Nr.  3664)  auf.  Näheres  war  jedoch  nicht  zu  er- 
fahren. 

Baracchi,  Venerio.  —  S.  Martino  d'Este.  (Mo- 
dena.)   1829 

Mittelmäßiger  modenesischer  Geigenmacher,  der  im 
Sommer  Landwirtschaft  betrieb.  Seine  Geigen  klingen 
manchmal  recht  gut. 


Baraldi,  Alfonso.  —  Modena,  Bomporto.   1 879. 

1891 

In  seiner  Arbeit  nicht  ungeschickt,  doch  lassen  Holz 
und  Ton  zu  wünschen  übrig. 

Baraldi,   Giovanni.  —  San   Felice  (Modena). 

1766 

In  ValdrighisNomocheliurgografiawird  er  unter  Nr. 204 
mit  der  Jahreszahl  1766  angeführt.  In  der  Berliner 
staatlichen  Sammlung  alter  Musikinstrumente  befin- 
det sich  ein  zur  Lira  in  gamba  hergenchtetes,  altes 
Streichinstrument  (Nr.  820)  mit  der  Jahreszahl  1 566, 
die  offenbar  unrichtig  ist.  Nach  dem  Zettel  ist  anzu- 
nehmen, daß  Baraldi  ein  Dominikanermönch  war.  Seine 
Arbeit  ist  roh,  ob  die  häßlichen  F-Löcher  ihm  zuzu- 
schreiben oder  schon  vorher  gewesen  sind,  will  ich  nicht 
entscheiden. 

Geigenzettel :  Fece  questo  violunetto  lo  '  Giovanni 
Baraldi  di  S.  D. ,  L'anno  del  Signore  1(5)66  (gedruckt). 

Bäräny,  Desiderius  (Dezsö).  —  Budapest.  Geb. 

1871 

Schüler  von  Pilät  und  von  Hamberger  in  Wien.  Im 
Jahre  1897  machte  er  sich  selbständig.  Der  Ton  seiner 
kräftig  gebauten  Geigen  wird  gelobt.  Er  verwendet 
einen  rotbraunen  Lack. 

Geigenzettel:  Keszitette  ,  Bärany  Deszö  ,  Bpest  1897 
Op.   .  .  .  (geschrieben). 

Barat,  arbeitete  im  1 9.  Jahrhundert  in  Paris 

Baravalli,  Francesco 

Unbekannter  italienischer  Geigenmacher  des  18.  Jahr- 
hunderts. 

Barbanti,  Silva  Francesco.  —  Correggio.   1847. 
1850 

Da  er  nur  selten  einen  Zettel  in  seine  Geigen  einklebte, 
läßt  sich  nicht  feststellen,  ob  er  überhaupt  viele  Geigen 
neu  gebaut  hat.  Er  galt  jedoch  seinerzeit  als  tüchtiger 
Meister  und  namentlich  seine  Violoncelli  sind  sehr  be- 
liebt. 

Barbara.  Charles.  —  Orleans.   1810.   1850 

Er  soll  sich  nur  mit  Wiederherstellungsarbeiten  be- 
schäftigt haben. 

Barbaro  s.  Branzo 

Barbe,  Amable  Telesphore.  —  Paris,    Nancy. 

Geb.  in  Dijon  1822 

Sohn  von  J.  Barbe  und  Schüler  von  Derazey.  .Als  er 
nach  Paris  kam,  wurde  er  Gehilfe  bei  J.  B.  Vuillaume, 
den  er  als  seinen  eigentlichen  Lehrmeister  betrachtet. 
Er  gilt  als  geschickter  Künstler,  hat  aber  seit  1 865  fast 
ausschließlich  für  große  Firmen  (Vuillaume,  Miremont 
und  Gand  in  Paris,  Jacquot  in  Nancy  usw.)  gearbeitet. 
Geigenzettel :  Telesphore  Barbe  Expremier  ouvrier  de 
J.  B.  Vuillaume  medaille  ä  l'Exposition  de  1867  / 
Paris  (gedruckt). 


30 


Barbe  —  Baronclni 


Barbe,  Fran^ois.  —  Dijon 

Eine  französische  »Guitare  droite«  von  ihm  besitzt  W. 
Heyers  Musikhistorisches  Museum  in  Köln,  eine  andere 
Baron  de  Lery. 

Geigenzettel:  Faits  par  fran?ois  barbe  ,  luthier  brevete 
de  la  societe  /  melophile  d'avallon  /  ä  Dijcn  (geschr.). 

Barbe,  J.  — Avallon.  Paris  usw.  Geb.  in  Mire- 
courtvor  1800,  f  1868 

Auch  Barbe  pere  genannt.  Geigenmacher  und  Kan- 
tinenwirt eines  Regiments,  mit  dem  er  jeden  Garnison- 
wechsel mitmachte.  Seine  Geigen  sind  handwerksmäßig 
ausgeführt,  doch  hat  er  mehrere  gute  Violincelli  gebaut. 
Geigenzettel :  Barbe  d'Avallon  (gedruckt). 

Barbella  s.  Naldi 

Barbey  (Barbay).  —  Paris.   1746 

Besserer  Geigenmacher,  dessen  Arbeiten  nach  Jacquots 
Meinung  an  die  Klotz-Schule  erinnern. 

Barbey,  Guillaume.  —  Paris.  1717.   1719 

Geschickter  Violenbauer,  von  dem  sich  eine  sehr  schöne 
Gamba  von  sechs  Saiten  im  Museum  des  Konserva- 
toriums in  Brüssel  (No.  226)  mit  geschnitztem  Frauen- 
köpfchen am  Wirbelkasten  befindet. 

Geigenzettel :  Abb.  84. 

Barbezant  (Barbazanton),  Joseph.  —  Mire- 
court.  1747 

Ein  bisher  nur  von  Jacquot  erwähnter  Geigenmacher. 

Barbier.  —  Bordeaux.   1774 

Er  war  der  Hoflautenmacher  des  Prinzen  Ferdinand. 
In  der  Sammlung  des  Barons  de  Lery  befindet  sich  eine 
sehr  schöne  Gitarre  von  ihm. 

Barbieri,  Francesco.  —  Mantua.  1695.  1750 
Seine  Geigen  erinnern  an  das  Modell  Andr.  Guameris, 
sind  jedoch  nicht  sehr  gut.  Nach  Vidal  und  Grillet  soll 
er  1695  in  Verona  gearbeitet  haben.  In  Instrumenten 
aus  den  Jahren  1698,  1740,  1730,  die  ich  zu  sehen  Ge- 
legenheit hatte,  war  stets  Mantua  als  Wohnort  ange- 
geben. Valdrighi  läßt  ihn  noch  1780  leben  (Nr.  3665). 
Eine  große  fünfsaitige  Baßgamba  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1697  besitzt  Alfr.  Keil  in  Lissabon.  Ein  Pietro  B. 
soll  um  1750  gelebt  haben. 

Barbieri,  Giuseppe.  —  Poggio  (Mantua).  1880 
Er  stammt  aus  MedoUa  und  war  ein  guter  Geigen- 
macher und  Reparateur. 


Barbieri  (de  Barberis),  R. 
Mandolinenmacher. 


G 


enua 


Barchaneck  (Barchänek),  Joseph  Friedrich.  — 
Ödenburg.  Geb.  11.  Febr.  1817  in  Mezoun 
bei  Tachlovic,  f  nach  1850 

Sohn  des  Schmiedemeisters  Wenzel  B.  und  der  Fran- 
ziska geb.  Dobeä.  Schüler  von  Joh.  Kulik  in  Prag.  Er 


war  nicht  ungeschickt,  besonders  gut  waren  seine  Vio- 
loncelli, die  jetzt  gerne  gut  bezahlt  werden. 
Geigenzettel :  Joseph  Friedr.  Barchaneck  /  bürgerlicher/ 
Guitarre-  u.  Geigenmacher  /  in  Ödenburg  /  A  1845 
(gedruckt). 

Bardella  s.  Naldi 

Bargue,  Isaac  de.  —  Paris.   1579 

Wird  als  Luthier  und  Musikinstrumentenmacher  er- 
wähnt. 

Bargues. — Bordeaux.   1900 

Ein  Instrumentenhändler  mit  Geigenmacherwerkstatt. 

Barnes,  Robert.  —  London.   1765.   1794 

Schüler  von  Thomas  Smith  und  Mitschüler  von  John 
Norris,  mit  dem  er  sich  um  1765  verband.  Es  ist  bisher 
nur  ein  einziges  Cello  bekannt,  das  die  Namen  beider 
trägt,  aber  dieses  wird  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  als 
eine  Arbeit  von  Aireton  angesehen.  Er  wohnte  zuerst  in 
der  Windmill  Street  und  zog  später  mit  seinem  Ge- 
nossen nach  der  Coventry  Street.  Einige  nicht  hervor- 
ragende Geigen  tragen  seinen  Namen,  doch  scheint  es 
wahr  zu  sein,  daß  er  sich  frühzeitig  vom  Geschäfte 
zurückgezogen  hat.  Er  soll  sich  eine  Farm  in  Hayes  ge- 
kauft haben;  gestorben  ist  er  dort  jedenfalls  nicht,  da 
Sandys  und  Forster  die  dortigen  Kirchenbücher  ver- 
gebens nach  ihm  durchforscht  haben. 
Geigenzettel :  Robert  Barnes,  violin  maker  /  Windmill 
Street,  Haymarket  (gedruckt). 

Barnia,  Fedele. — Venedig.   1760.   1780 

Er  stammt  aus  Mailand  und  erinnert  in  seiner  Arbeit 
auch  ein  wenig  an  die  Mailänder  Schule.  Er  war  ein  ge- 
schickter Meister,  der  nur  zu  oft  handwerksmäßig  ge- 
arbeitet hat.  Seine  Geigen  sind  daher  von  ungleichem 
Wert ;  am  besten  ist  er  dann,  wenn  er  sich  an  gute  Vor- 
bilder hält;  wo  er  originell  ist,  ist  er  auch  unschön,  um 
so  mehr,  als  er  kein  Künstler  im  Schnitzen  der  Schnek- 
ken  war  und  auf  die  Wahl  des  Holzes  und  die  Einlagen 
keine  Sorgfalt  verwendete;  nur  bei  seinen  Mandolinen 
gab  er  sich  bei  der  Einlegearbeit  mehr  Mühe,  wie  eine 
hübsche  Theorbe  in  der  Sammlung  Gautier  in  Nizza 
beweist.  Wenn  Vidal  die  Jahreszahl  1715  liest,  so 
scheint  dies  ein  Fehler  zu  sein,  es  muß  wohl  1775 
heißen.  De  Piccolellis  muß  eine  nach  P.  Guarneri  ge- 
baute Geige  von  ihm  gekannt  haben,  da  er  es  für  mög- 
lich hält,  daß  er  ein  Schüler  dieses  Meisters  gewesen 
sei,  was  ich  nicht  zugeben  kann.  Auch  sein  Lack,  trotz- 
dem er  durchsichtig  gelb  ist.  spricht  dagegen. 
Geigenzettel :  Fedele  Barnia  Milanese  /  fece  in  Venezia 
l'anno  1761  (gedruckt). 

Baroncini  (Barontini  ?),  Giuseppe.  —  Pistoja. 
Anfang  19.  Jahrhundert 

Dr.  J.  Geyer  in  Budapest  besitzt  eine  Violine  von  ihm 
mit  länglichem  Korpus  und  unschönen  F-Löchern,  mit 
dickem,  breitem  Rand,  breiter  Einlage  und  gelbem, 
etwas  sprödem  Lack.  Sehr  eigenartig  ist  die  tiefge- 
stcchene  Schnecke.  Der  Ton  ist  nur  mittelmäßig. 
Geigenzettel:  Baroncini  Giuseppe  /  Pistoja  1  .  .  .  (ge- 
schrieben). 


Baroncini  —  Bartl 


31 


Baroncini,  Micehle,  lebte  in  Lodi 
Baroux. — Paris.  1830 

Enkel  des  Mirecourter  Bogenmachers  Charles  B.  Er 
wohnte  in  der  Rue  du  Petit-Carreau  Nr.  57  und  ist  wie 
sein  Großvater  nur  als  tüchtiger  Bogenmacher  bekannt. 

Baroux,  Charles.  —  Mirecourt.  1770.  f  1773 
Ein  Geigenmacher,  der  wahrscheinlich  schon  sehr  jung 
gestorben  ist. 

Barrata-Ementoli  (?).  —  Padua.  17.  Jahrh.  (?) 
Er  soll  gute  Archilauten  gemacht  haben  und  wird  auch 
von  Valdrighi  (3934)  aufgezählt. 

Barrett,  John.  —  London  (Piccadilly).  1714. 
1740 

Wahrscheinlich  ein  Schüler  des  gleichen  Meisters  wie 
N.  Gross.  Er  verwendete  ein  längliches,  hochgewölbtes 
Modell,  das  mehr  an  Stainer  wie  an  Amati  erinnert. 
Statt  der  Einlage  zeichnete  er  am  Rande  Linien  ein. 
Der  Lack,  den  er  verwendete,  dürfte  gelb  gewesen  sein, 
ist  aber  stark  ins  Bräunliche  nachgedunkelt.  Der  Ton 
ist  edel,  wenn  auch  nicht  groß,  die  Arbeit  gut,  aber  ge- 
wöhnlich. Von  ihm  sind  zweierlei  Zettel  bekannt ;  der 
ältere  einfach  gedruckt,  der  spätere  zeigt  noch  eine  ge- 
krönte Lyra.  Eine  Violine  von  1740  besitzt  J.  T.  Chap- 
man.  Um  1731  kommt  auch  ein  Thomas  Barrett  vor. 
Geigenzettel:  John  Barrett,  at  the  Harp  and  Crown  ,  in 
Pickadilly,  1722  (gedruckt).  —  Made  by  John  Barrett, 
at  y<=  Harp  /  &  Crown  in  Pickadilly,  London  1731  (ge- 
druckt). 

Barriere.  —  Cherbourg.   1 886 

Ein  Musikinstrumentenmacher,  der  sowohl  Klaviere 
als  Geigen  verfertigte. 

Barry.  —  London  (?) 

Die  Inschrift  einer  englischen  Gitarre  der  Sammlung 
Snoeck  (Nr.  326)  lautet:  Light  Invent.  Barry  maker. 
Danach  scheint  Edv.  Light  die  von  ihm  erfundenen 
Instrumente  nicht  selbst  gemacht  zu  haben ;  der  Ver- 
fertiger Barry  kann  jedoch  nicht  mit  Sicherheit  fest- 
gestellt werden. 

Bartak,  Franz.  —  Znaim.   1895.   1898 

Ein  Instrumentenmacher,  der  sich  vorübergehend  in 
Znaim  aufhielt. 

Geigenzettel:  Franz  Bartak  /  Instrumentenmacher  ,' 
Oberer  Platz  N°  1 0  in  Znaim  (gedruckt). 


Da  er  sehr  arm  war,  mußte  er  sein  Leben  hauptsächlich 
mit  Flickarbeiten  fristen,  weshalb  es  nur  wenige  Geigen 
von  ihm  gibt,  die  wenigen  aber  sind  durchweg  Meister- 
werke. Im  Jahre  1883  verfiel  er  in  Geistesnacht  und 
starb  bald  darauf.  Sein  früher  Tod  war  ein  Verlust  für 
die  Geiger  in  Ungarn. 

Geigenzettel:  Eduard  Bartek  fecit  '  Pestini  Anno  1878 
(geschrieben). 

Bartelmo  s.  Schuster 

Barth,  Ludwig.  —  München.    Geb.  26.  März 

1875 

Schüler  von  Gius.  Fiorini,  bei  dem  er  von  1889 — 1892 
lernte.  Nachdem  er  dann  noch  zwei  Jahre  lang  in  Köln 
und  Frankfurt  a.  M.  gearbeitet  hat,  machte  er  sich  i.  J. 
1894  in  München  selbständig.  Er  ist  ein  gesuchter  und 
geschickter  Reparateur  und  hat  sich  auch  im  Neubau 
schon  trefflich  bewährt.  In  Verbindung  mit  seinem 
Sohne  begründete  er  unter  der  Firma  »I.  Münchener 
Geigenindustrie«  eine  große  Werkstatt  mit  elektrischem 
Betrieb. 

Barthell.  Eifiil.  —  Basel.   1888 
Arbeitete  bei  Gebr.  Hug. 


Bartek,    Eduard.    —   Budapest. 
t  1883 


Geb.   1852, 


Wi 


len, 


Erst  Schüler  von  AI.  Engleder,  arbeitete  er  später  bei 
G.  Nemessanyi,  Thomas  Zach  und  Gabriel  Lemböck 
und  erlangte  bei  großer  Begabung  hier  eine  allseitige 
künstlerische  Ausbildung.  Kaum  zwanzig  Jahre  alt,  er- 
öffnete er  in  Budapest  seine  eigene  Werkstatt  und 
erhielt  1878  auf  der  Pariser  .\usstellung  für  nach  Stra- 
divari  und  Guarneri  gebaute  Geigen  einen  ersten  Preis. 


Barthoff  s.  Bairhoff 
Bartl  (Parti,  Parti),  Andre  Nikolaus. 
Geb.  um  1682,  t5.Aug.  1762 

Er  soll  der  Sohn  eines  Christoph  P.  gewesen  sein  und  ■ 
wohnte  im  »Wübmer  Viertel«.  Am  4.  Juni  1703  legte  er 
den  Bürgereid  ab  und  kommt  in  den  Steuerbüchern  bis 
1763  vor.  Seine  Werkstatt  übernahm  sein  Schwieger- 
sohn Maximilian  Roiß.  Andre  N.  B.  war  ein  geschickter 
Lautenmacher,  von  dem  auf  der  Wiener  Musikaus- 
stellung recht  gute  Arbeiten  zu  sehen  waren.  Seine 
Geigen  haben  schöne  Form,  wenn  sie  auch  oft  zu  hoch 
gewölbt  sind.  Die  F-Löcher  sind  ohne  Schwung,  da- 
gegen ist  die  Schnecke  (Ahornholz)  recht  hübsch.  Er 
verwendete  einen  fetten  gelben  oder  roten  Lack,  den  er, 
im  Gegensatz  zu  den  übrigen  Mitgliedern  seiner  Familie, 
unmittelbar  auf  das  reine  Holz  auftrug,  so  daß  er  auch 
heute  noch  ein  schönes  Feuer  hat.  Er  schrieb  seinen 
Namen  abwechselnd  mit  B  oder  P,  in  allen  Urkunden 
herrscht  jedoch  die  richtigere  Schreibweise  Bartl  vor. 
Für  seine  Geigen   werden   jetzt   gute  Preise  bezahlt. 

Geigenzettel :  Andreas  Nicolaus  Parti ,'  me  fecit  Viennae 
1757  (gedruckt)  und  Abb.  45. 

Bartl  (Parti),  Christian  Franz.  —  Wien.   Geb. 
um  1739,  t  9.  Jan.  1807 

Er  wohnte  im  Schottenviertel,  Seizerhof gässel,  und 
legte  am  23.  Januar  1768  den  Bürgereid  ab.  In  den 
Steuerbüchern  von  1769—1787  erscheint  er  als  »Neu- 
besteuerter«, d.  h.  als  Begründer  seines  Geschäftes.  Er 
gehört  zu  den  unbedeutendsten  Geigenmachern  der 
Wiener  Schule,  arbeitete  so  sorglos  und  hatte  einen  so 
undurchsichtigen,  umbratraunen  Lack,  daß  er  bei  den 
älteren  Wiener  Geigenmachern  den  Spitznamen  »Sau- 
partl«  bekam.  Seine  Violinen  und  Violen  sind  oft  ohne 
Einlagen,  im  Innern  fehlt  meistens  die  Bereifung,  und 


32 


Bartl  —  Barzoni 


die  Violoncelli  haben  gewöhnlich  flache  Böden.  Er 
schreibt  seinen  Namen  meistens  mit  P.  Nur  seine 
besten  Arbeiten  erreichen  höhere  Preise. 

Geigenzettel :  Christianus  Franciscus  Parti  /  fecit 
Vienna?  1 780  (gedruckt)  und  Abb.  42. 

Bartl   (Parti),   Michael   Andreas   (Andre).   — 
Wien.  Geb.  1704,  f  1 1 .  Aug.  1788 

Sohn  und  Schüler  von  Andre  Nikolaus  P.  Er  wohnte, 
wie  sein  Vater,  im  Wübmer  Viertel  und  legte  am  29. Mai 
1 728  den  Bürgereid  ab.  Er  war  sehr  fleißig  und  gehörte 
zu  den  besseren  Wiener  Lautenmachern,  hat  es  aber  zu 
keinem  Wohlstand  gebracht.  In  den  Steuerbüchern 
kommt  er  von  1749 — 1775  vor;  von  1776 — 1779  aber 
heißt  es  von  ihm:  »Bettlarm  und  wird  von  seinem  Weib 
unterhalten.«  Im  Jahre  1779  übernahm  sein  Sohn  Josef 
die  Werkstatt.  Werke  von  Mich.  Andre  P.  sind  in 
größerer  Zahl  erhalten,  so  eine  undatierte  Viola  im 
Schottenstift  in  Wien,  eine  Viola  mit  geschnitztem 
Frauenköpfchen  am  Wirbelkasten  von  1746  in  W. 
Heyers  Musikhistorischem  Museum  in  Köln,  eine  ähn- 
liche von  1764  im  Museum  des  Konservatoriums  in 
Brüssel  (Nr.  224)  und  eine  schöne  Viola  d'amore  von 
1732  in  der  staatlichen  Sammlung  alter  Musikinstru- 
mente in  Berlin  (Nr.  866) ;  der  Wirbelkasten  zeigt  durch- 
brochene Schnitzerei  und  das  Köpfchen  des  Liebes- 
gottes mit  verbundenen  Augen.  Im  Musikhistorischen 
Museum  in  Stockholm  ist  eine  Laute  von  1745.  Wenn 
seine  späteren  Arbeiten  auch  oft  recht  gewöhnlich  sind, 
so  erkennt  man  doch  immer  seine  geschickte  Hand 
dann.  Das  Deckenholz  ist  meist  sehr  schön  und  auch 
der  Ton  recht  gut ;  der  Lack  scheint  stark  nachgedunkelt 
zu  haben  und  ist  jetzt  häufig  schwarzbraun.  Auf  man- 
chen Zetteln  fehlt  das  Wort  »fecit«. 

Geigenzettel :  Michael  Andreas  Parti  /  Feclt  Viennae 
1763  (gedruckt). 


Wi 


len. 


1682. 


Bartl  (Parti,  Parti),  Christoph. 
1691 

Er  gilt  als  Stammvater  der  Familie  und  hat  am  28.  Mai 
1683  den  Bürgereid  geleistet.  Er  scheint  sich  Bärtl  ge- 
nannt zu  haben.  Seine  Nachkommen  schreiben  den 
Namen  bald  mit  B  und  bald  mit  P. 

Bartl  (Parti),  Ignaz  Christian.  —  Wien.    Geb. 
1732,  t  27.  Dez.  1819 

Er  legte  am  31.  März  1764  den  Bürgereid  als  Lauten- 
und  Geigenmacher  ab  und  erscheint  in  den  Steuer- 
büchern von  1765 — 1787.  Violinen  von  ihm  kommen 
noch  ziemlich  häufig  vor  und  sind  reclit  gut.  Er  hält  sich 
in  den  Umrissen  an  die  Italiener,  nur  die  Wölbung 
nimmt  er  manchmal  höher. 

Geigenzettel :  Abb.  32. 


w 


len. 


Geb. 


Bartl  (Parti),  Joseph  Jakob. 
1743,  t  I.Juni  1801 

Sohn  von  Michael  Andre  P.,  dessen  Werkstatt  er  1 779 
übernahm.  In  den  Steuerbüchern  kommt  er  bis  1787 
vor;  daß  er  jedoch  noch  länger  gelebt  hat,  beweisen  so- 
wohl Arbeiten  von  ihm  mit  Jahreszahlen  bis  1801,  als 


sein  Totenschein.  Seine  Arbeit  ist  gut,  hübsch  Im  Mo- 
del! und  in  der  mittelhohen  Wölbung,  nur  der  Lack  ist 
etwas  zu  dunkel. 

Geigenzettel :  Abb.  38. 

Bartolini,  M.,  Teilhaber  einer  am  Ende  des 
19.  Jahrhunderts  in  Rom  bestehenden  Gei- 
genmacherfirma 

Bartolotti,  Giovanni.  —  1894 

Neuerer  italienischer  Geigenmacher  ohne  Eigenart. 

Barton,  Georg.  —  London.    1772.  f  um    1810 

Das  Gewerbemuseum  in  Markneukirchen  besitzt  von 
ihm  eine  Geige  ohne  Mittelecken  —  es  Ist  dies  der 
älteste  bisher  bekannte  Versuch,  In  dieser  Art  den  Bau 
der  Geige  zu  verändern.  Unschön  in  der  Form  und  un- 
richtig in  der  Mensur,  besitzt  das  Instrument  doch 
einen  schönen,  wenn  auch  kleinen  Ton.  Auch  ein  John 
Barton  war  1786  noch  tätig. 

Geigenzettel :  George  Barton  /  Elllot  Court  /  Old  Bailey 
1780  (gedruckt). 

Bartsch,  Alfred.  —  Münsterberg  i.  Schi., 
Dessau,  Essen  (Ruhr).  Geb.  am  6.  Okt.  1868 
in  Münsterberg 

Er  erlernte  In  Markneukirchen  bei  Christian  Tr. 
Schaller  den  Geigenbau  von  1883 — 1887  und  besuchte 
gleichzeitig  die  dortige  Fachschule,  wo  er  für  sein  Ge- 
sellenstück ausgezeichnet  wurde.  Nachdem  er  kurze 
Zeit  in  seiner  Vaterstadt  gearbeitet  hatte,  verlegte 
er  am  1.  Mai  1890  seinen  Wohnsitz  nach  Dessau, 
arbeitete  bis  1903  in  verschiedenen  ersten  Werkstätten 
und  machte  sich  dann  selbständig.  Seine  Arbeit  ist 
sorgfältig,  und  er  erlangte  sowohl  Im  Neubau  wie  in  der 
Wiederherstellung  von  Streichinstrumenten  einen 
guten  Ruf. 

Barttner,  Michael.  —  Salzburg.   1524 

Eine  Arbeit  von  ihm  befindet  sich  im  städtischen  Mu- 
seum Carolino  Augusteum  im  Salzburg. 

Barzellini,  Aegidius.  —  Cremona(?).  1670. 
1700 

Er  nennt  sich  einen  Schüler  Amatis  und  ahmt  auch  die 
Art  der  Amati  nach.  Schönes  Holz,  edler  Ton,  der 
Boden  ist  flacher  gewölbt  als  die  Decke. 

Geigenzettel :  /Egidius  Barzellini  fecit  /  Ecolle  .Amatius 
Cremonen.  1680  (gedruckt). 

Barzoni  (Fran^ois).  —  (Chateau  Thierry.) 
Letztes  Drittel  des  1 9.  Jahrhunderts 

Geigen  mit  diesem  Namen  kamen  mir  nur  in  englischen 
Verzeichnissen  vor.  Sie  sollen  nach  Guarneri  gebaut 
sein,  gelben  Lack  haben  und  durch  niedrige  Zargen 
auffallen.  Die  Firma  Beares  Son  in  London  verkauft 
»Barzonl-Geigen«  zu  billlgen-Preisen. 

Geigenzettel :  Francjois  Barzoni  fecit  anno  1 890  /  Manu- 
facture  special  de  la  Maison  /  Beare  &  fils  ä  Londres 
(gedruckt). 


Basi  —  Battaglia 


33 


Basi  s.  Bosi 

Bassi,  A.  —  Scandiano  (Modena) 

Unbedeutender  Geigenmacher  des    19.  Jahrhunderts. 

Bassiano.  —  Rom.    1666 

Ein  Lautenmacher,  von  dem  sich  in  der  Sammlung  der 
Gesellschaft  der  Musikfreunde  in  Wien  eine  Theorbe 
befindet  (Nr.  26). 
Geigenzettel:  Bassiano  liuttaro  in  Roma 

Bassot,  Joseph.  —  Mlrecourt,  Paris 
Mirecourt  vor  1740,  f  nach  1805 


666  (gedr.). 
Geb.  in 


Bastogi,  Gaetano.  —  Llvorno.   1 8.  Jahrhundert 

Bei  Vidal  findet  sich  nur  der  Name.  Lauten  und  Gi- 
tarren von  ihm  sollen  noch  öfters  vorkommen. 

Batho,  W.J.  —  1886 

Englischer  Geigenmacher,  der  in  der  zweiten  Hälfte 
des  19.  Jahrhunderts  lebte  und  u.  a.  einige  gute  Bässe 
gebaut  hat. 

Bati,  Antonio.  —  Arezzo.   1691 

In  einer  Theorbe  fand  sich  dieser  Name  eingeschrieben. 
Die  Arbeit  war  nur  von  mäßigem  Verdienst.  Dagegen 
ist  mir  ein  Spinett  und  ein  Klavizimbel  von  ihm  bekannt 
geworden,  die  beide  nicht  schlecht  ausgesehen  haben. 


Er  arbeitete  bis  1774  in  Mirecourt  und  ging  dann  nach 

Paris.  Vidal  rechnet  ihn  zwar  zu  den  guten  Pariser  ßatlazza,  Antonio  Maria 
Geigenmachern  aus  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrb., 
doch  sehen  seine  Geigen  so  verschieden  aus,  sowohl 
was  die  Arbeit,  die  Wahl  des  Holzes  und  des  Lackes  als 
das  Modell  anbelangt,  daß  man  zu  der  Annahme,  er 
habe  Mirecourter  Schachteln  mit  seinen  Zetteln  ver- 
sehen, gezwungen  wird.  In  seiner  ersten  Zeit,  solange 
er  noch  Quinze  Vingts  wohnte,  zeigen  seine  Geigen 
schlechtes  Holz  und  einen  schlechten  gelben  Lack,  nur 
die  Einlagen,  die  oft  aus  Fischbein  bestehen,  sind 
sauber.  Später  machte  er  zusehends  Fortschritte  oder 
beschäftigte  bessere  Arbeiter,  er  wird  sorgfältiger  in 
der  Wahl  des  Holzes,  arbeitet  genauer  und  verwendet 
einen  besseren,  meist  roten  Lack.  Seme  Werkstatt  hatte 
er  1788  nach  der  Rue  Chabanais  Nr.  1  verlegt.  Seine 
besten  Geigen  nähern  sich  der  Art  Lupots  und  können 
als  recht  brauchbare  Orchesterinstrumente  gelten. 
Nach  Brunis  Inventar  besaß  Berthier  de  Sanvigny  ein    Bäton  II.,  Charles.  —  Paris.    1730 — 1750 


-Malland.    1707 

Selten  vorkommender  Geigenmacher  der  Mailänder 

Schule. 

Geigenzettel:  Antonio  Maria  Batiazza  /'  fece  in  Milano 

in  Contrada  /  Larga  1 707  (gedruckt). 

Bäton  I .  —  Versailles  (nicht  Vincennes).    1716. 

1732 

In  den  Urkunden  wird  er  stets  »Luthier«  genannt, 
eigentlich  war  er  aber  ein  Drehleiermacher,  der  auch 
andere  Instrumente,  vielleicht  sogar  Geigen  anfertigte. 
Er  wurde  hauptsächlich  dadurch  bekannt,  daß  er  seit 
1716  alte  Gitarren  und  seit  1719  auch  Theorben  in 
Drehleiern  (Viellen)  umbaute,  die  er  um  zwei  Töne 
bereichert  hatte. 


Violoncello  von  ihm  mit  der  frühen  Jahreszahl  1761. 
Geigenzettel :  Abb.  55  und  64. 

Basta,  Johann.  —  Schönbach.    1885 
Hauptsächlich  Händler. 

Bastia  s.  Mucchi 

Bastiano  (»Bastlano  da  Verona«).  —  Verona. 
15.  bis  16.  Jahrhundert 

Von  ihm  wird  berichtet,  daß  er  außer  Lauten,  Violen 
und  Lyren  auch  Flöten,  Hörner,  Monochorde,  Psal- 
terions, Harfen  und  Klavizimbeln  usw.  gebaut  habe 
und  alles  in  vortrefflicher  Weise.  Erhalten  ist  jedoch 
keine  Arbeit  seiner  Hand. 

Bastien,    E.    —    Nancy.      1897.     f    17.  Dez. 

1910 

Ein  Geigenmacher,  der  als  Wiederhersteller  alter  Ar- 
beiten geschätzt  ward. 

Bastien,  Fran^ois.  —  Mirecourt.    1785.    1786 
Von  Jacquot  erwähnter  Geigenmacher. 

Bastien,  Nicolas.  —  Mirecourt.    1775.    1790 

Er  war  Mitglied  der  Mirecourter  Zunft. 

Bastien,  fils.  —  Brüssel.   1816 

Die  Jahreszahl  ist  nicht  sicher  lesbar.  Snoeck  besaß  eine 
Gitarre  von  ihm. 
V.   Lütg'endorff,   Geigen-   und   Lautenmacher.     Bd.  II 


Sohn  von  Bäton  I.  Er  siedelte  von  Versailles  nach  Paris 
über  und  wohnte  Quai  des  Orf  evres.  Auch  er  verbesserte 
die  Bauernleier  (Vielle)  und  bereicherte  sie  um  drei 
Töne. 

Batow,  Ivan  Andrewitsch.  —  Um  1780 

Einer  der  ältesten  russischen  Geigenbauer.  Er  war 
Leibeigener  des  Grafen  Scheremetjew  und  soll  an 
mehreren  Orten  in  Rußland  gearbeitet  haben.  Bei  wem 
er  gelernt  hat,  ist  nicht  bekannt.  Seine  Geigen  gehen 
auf  ein  Guarnerimodell  zurück,  weichen  aber  doch  so 
sehr  von  dem  Original  ab,  daß  sich  die  in  russischen 
Büchern  vorkommenden  Erzählungen,  seine  Geigen 
sähen  denen  Guarneris  zum  Verwechseln  ähnlich  und 
würden  auch  wirklich  oft  mit  ihnen  verwechselt,  von 
vornherein  als  hinfällig  erweisen.  Seine  Arbeit  war  sehr 
sauber,  nur  die  Ränder  lassen  zu  wünschen  übrig.  Sein 
Spirituslack  war  nicht  schlecht.  Er  baute  Violinen, 
Violoncelli,  Gitarren  und  Balalaiken.  Sein  Zettel  findet 
sich  häufig  in  Instrumenten,  die  unzweifelhaft  vogt- 
ländischen  Ursprungs  sind.  Spätere  Händler  scheinen 
da  Mißbrauch  mit  seinem  Namen  getrieben  zu  haben. 

Battaglia,  Antonio.  —  Malland.    1757.   1766 

Ein  Lautenmacher,  der  hauptsächlich  cimbalartige  In- 
strumente gebaut  hat.  Von  seiner  Hand  befindet  sich 
ein  Hackbrett  in  Berlin  in  der  staadichen  Sammlung 
und  ein  Tympanon  in  der  Sammlung  Snoeck,  ferner 
ein  Psalterium  im  Mailänder  Konservatorium  mit  dem 
Zettel:  Antonio  Battaglia  /  Fabbricatore  de  Salterj  / 
nella  Stretta  del  Mangano  /  vicino  a  S.  Maria  Segreta  / 

3 


34 


Battani 


Bäuml 


aumler 


in  Milano  1757/  *  F  *  S  *.  In  einem  zweiten  Psalterium 

mit    unausgefüllter    Jahreszahl    erscheint    der    Name 

»Batalia«  geschrieben. 

Geigenzettel :  Antonio  Battaglia  /  Fece  nell'anno  1 766. , 

Nella    stretta    de)    Mangano    /    Dirimpetto    a    Santa 

Maria.  Secreta  ,    Vicino  al  Cordusio  /  in  Milano  /  f 

(gedruckt). 

Battani,  Antonio.  —  Frassinoro.    19.  Jahrh. 

Ein   Geigenmacher  und  Reparateur,  der  sich  später 
mehr  dem  Orgelbau  zuwandte.  (Valdrighi  240.) 


Foligno.     1884.    Später 


Battioni,  Alberto. 
Ferrara 

Sohn  und  Schüler  von  Marc  Antonio  B.  Seme  Geigen 
und  Gitarren  erinnern  an  französische  Vorbilder. 

Battista  s.  Bressano 

Baud  (Baude).  —  Versailles.    1796.    1810 

(Valdnghi  246.)  Wenig  bekannt.  Der  Name  ist  vielleicht 
verstümmelt  überliefert. 

Baudis,  Wenceslaus.   1  780 

In  W.  Heyers  Musikhistonschem  Museum  in  Köln  be- 
findet sich  unter  Nr.  842  eine  Viola  d'amore  mit  der 
Inschrift  »Sidvab  Svalsecnew  Fecit  .Anno  1780«.  Nach 
rückwärts  gelesen  gibt  diese  Inschrift  den  Namen  Wen- 
ceslaus Baudis.  Am  besten  an  dieser  Liebesgeige  sind 
die  Schnitzereien  am  Wirbclkasten. 

Bauer,  Albin  Paul.  —  Dresden.   Geb.  1866  in 

Oschatz  (Sachsen) 

Sohn  von  Carl  Ant.  B.,  Schüler  von  Gust.  Roth  in 
Markneukirchen.  Durch  den  Tod  des  Vaters  war  er 
frühzeitig  gezwungen,  dessen  Geschäft  zu  übernehmen, 
das  er  wesentlich  zu  vergrößern  suchte.  In  seiner  Werk- 
statt werden  gute  Bässe  hergestellt,  deren  Modelle  ziem- 
lich verschieden  sind,  da  Bauer  nach  Verbesserungen 
sucht.  Am  Wirbelkasten  bringt  er  gerne  die  Porträt- 
köpfe von  berühmten  Tonkünstlern  an. 

Geigenzettel:  Gef.  von  P.A.  Bauer  /  Inh.  der  Firma 
C.  A.  Bauer  /  Dresden  1892  (gedruckt). 

Bauer,  Anton.  —  Linz  a.  D.  —  Eröffnete  1884 
seine  Werkstatt 

Ein  Saiteninstrumentenmacher,  der  auf  der  Linzer 
Kunst-  und  Gewerbeausstellung  1887  eine  kleine  sil- 
berne Medaille  für  Zithern  und  Geigen  erhielt. 

Bauer,  Carl  Anton.  —  Dresden.   Geb.  1835  zu 
Untermarxgrün  bei  Ölsnitz,  f  1884 

Er  soll  bei  einem  Meister  in  Karlsfeld  von  1849 — 1852 
gelernt  haben  und  begründete  später  in  Dresden  sein 
Geschäft.  Seine  Bässe  zeigen  eine  auffällige  abschüssige 
Form,  die  ein  leichteres  Greifen  in  den  oberen  Lagen 
ermöglichen  soll.  Seine  Violoncelli  sind  schwer,  haben 
einen  zu  kurzen  Hals  und  meist  einen  näselnden 
Ton. 

Gelgenzettel :  Carl  Anton  Bauer  /  Dresden-N.  1 89  (ge- 
druckt). 


Bauer,  Christian  Friedrich.  —  Klingenthal .  1 782 

Wahrscheinlich  ein  Eingewanderter,  der  1782  im  Kassa- 
buch der  Geigenmachennnung  als  Meister  genannt 
wird.  Außer  Violinen  kommen  auch  Liebesgeigen  von 
ihm  vor. 

Geigenzettel:  Christian  Friedrich  Bauer  /  Cremonalis 
baviebat  (gedruckt).  —  Christian  Friedrich  Bauer  /  Er- 
funden von  Jacob  Stainer  in  Absam  (geschrieben). 

Bauer  &  Dürrschmidt.  —  Markneukirchen 
Geigenfirma  der  Gegenwart. 

Bauer,   Joseph.  —  Ergoldsbach  b.  Landshut 
(Bayern) 

Guter  Geigenbauer  der  Gegenwart. 

Baulain.  —  Laval.    1900 

Streichinstrumentenmacher  und  -händler  der  Gegen- 
wart. 

Baumann,  Heinrich.  —  Stein-Zehrowitz  bei 

Kladno  (Böhmen).    Geb.  12.  März  1853  in 

Rokycan 

Sohn  eines  aus  Graslitz  stammenden  Med. -Doktors, 
studierte  am  Polytechnischen  Institut  in  Prag  Ma- 
schinen- und  Straßenbau  und  wurde  1875  zum  Lehrer 
an  der  Fachschule  in  Stein-Zehrowitz  ernannt;  er  be- 
schäftigte sich  mit  Geigenforschungen  und  gab  in 
böhmischer  Sprache  bei  J.  Scholz  in  Kladno  ein  Buch 
»Cremona«  (mit  Atlas)'^)  heraus.  Er  hat  als  Liebhaber 
Geigen  nach  Stradivari  und  Guarneri  del  Gesü  kopiert, 
zuletzt  auch  Bässe  gebaut. 

Geigenzettel:  Genau  nach  Ant.  Stradivarius  gemacht  / 
von  Heinrich  Baumann,  /  anno  1 89  .  .  .  (gedruckt). 

Baumeester  s.  Boumeester 

Baumeister.  —  Liebenwalde.   1816 

Wahrscheinlich  ein  Dilettant,  der  Geigen  geflickt  hat. 
Ein  Orgelbauer  F.  Baumeister,  dessen  Wohnsitz  ich 
noch  nicht  ermitteln  konnte,  hat  sich  schon  um  1780 
als  Geigenreparateur  betätigt. 

Geigenzettel:  Baumeister  /  Liebenwalde  d.  12.  July  / 
1816  (geschrieben). 

Baumgartner,  Fritz.  — Basel.   1920.  Geb.  1891 

in  Liestal  (Baselland) 

Ein  junger,  talentvoller  Geigenmacher,  der  gutklingende 

Instrumente  baut.  Er  hat  auch  eine  sinnreich  erdachte, 

dabei  sehr  einfache  Zargenbiegmaschine  erfunden,  die 

sich  gut  bewährt. 

Geigenzettel:  F.  Baumgartner,  Basel  /  fecit  anno  19  .  . 

(gedruckt). 

Bäumler,    Christoph.    —    Crawmkel.     Geb. 

19.  Okt.  1820,  t  1879 

Er  baute  Geigen  und  war  ein  nicht  ungeschickter  In- 
strumentenmacher. 


^)  Hier  sind  die  Kurven  der  Härtegrade  von  Decke  und 
Boden,  die  nach  seiner  Theorie  nicht  gleich  sein  dürfen, 
genau  angegeben  (22  Tafeln). 


Baur  —  Bazin 


35 


Baur,   Adolf.   —  Stuttgart.    Geb.   um    1840, 

t  1873 

Sohn  und  Schüler  von  Martin  B.,  dessen  Geschäft  er 
1870  übernahm,  aber  nur  drei  Jahre  weiterführen 
konnte,  da  er  frühzeitig  starb.  Er  hat  eine  Zeitlang  bei 
J.  B.  Vuillaume  gearbeitet  und  dort  besonders  das 
Imitieren  alter  Instrumente  erlernt.  Er  war  ein  sehr  ge- 
schickter Geigenmacher,  seine  Arbeiten  unterscheiden 
sich  oft  nur  im  Lack  von  denen  Vuillaumes.  Leider  aber 
hat  er  das  Holz  gebacken  (künstlich  gedörrt),  weshalb 
seine  Geigen  in  kurzer  Zeit  im  Ton  außerordentlich 
zurückgingen.  Auch  senkte  sich  häufig  der  Hals  wegen 
der  Kraftlosigkeit  des  Holzes.  Eine  ganz  vorzüglich 
nach  Jos.  Guarneri  imitierte  Violine  von  ihm  (eine 
Kopie  der  Prof.  Singerschen  Vuillaume-Gelge)  besitzt 
die  Stuttgarter  Hofkapelle.  Leider  hat  auch  diese  ge- 
backenes  Holz.  Seine  Witwe  verkaufte  das  Geschäft  an 
A.  Sprenger. 
Geigenzettel:  Abb.  93. 

Baur,  Charles  AI.  —  Tour,  Dep.  Savole.  1789 

1810 

Auch  er  gehörte  zu  den  unglücklichen  Erfindern,  die 
im  Abweichen  von  den  Formen  der  klassischen  Meister 
zu  Mißerfolgen  kommen  müssen. 

Baur,  Martin.  — Stuttgart.  Geb.  10.  Okt.  1793 
zu  Windratzhofen  (O.-A.Leutkirch  in  Würt- 
temberg), t  um  1875 

In  seinem  18.  Jahre  kam  er  nach  Stuttgart  zum  Militär 
und  wurde  dort  der  Musik  als  Trompeter  zugeteilt.  Er 
zeigte  schon  damals  so  viel  Interesse  und  Talent  für  die 
Wiederinstandsetzung  gebrauchter  Instrumente,  daß 
König  Wilhelm  I.  auf  ihn  aufmerksam  wurde  und  ihn 
1823  auf  ein  Jahr  zu  Thumhardt  nach  München  in  die 
Lehre  schickte.  Im  Jahre  1824  zurückgekehrt,  gründete 
er  das  erste  Instrumentengeschäft  in  Stuttgart,  wo  seit 
langen  Jahren  kein  Gelgenmacher  mehr  ansässig  war. 
Er  fand  sofort  als  Reparateur,  namentlich  für  das  Hof- 
theater, ausreichende  Beschäftigung  und  verlegte  sich 
später  auch  auf  den  Neubau  von  Geigen,  die  er  mit 
Sorgfalt  ausführte  und  die  u.  a.  Molique  für  die  besten 
neuen  Geigen  seiner  Zeit  erklärte.  Auch  gute  Bogen 
gingen  aus  seiner  Hand  hervor.  Im  Jahre  1870  über- 
nahm sein  talentvoller  Sohn  Adolf  das  Geschäft,  von 
dem  es  1873  auf  A.  Sprenger  überging.  Martin  Baur 
arbeitete  von  1870  an  erst  noch  für  seinen  Sohn  und 
dann  bis  zu  seinem  Tode  mit  Sprenger  zusammen. 
Geigenzettel:  Martin  Baur,  kgl.  Hofinstrumen-  /  ten- 
macher  in  Stuttgart,  (gedruckt)  und  .\bb.  91. 

Bausch,  Ludwig  Christ.  Aug.  —  Dresden, 
Dessau,  Leipzig  und  Wiesbaden.  Geb. 
15.  Jan.  1805  zu  Naumburg  a.  S.,  f  26.  Mai 

1871  zu  Leipzig 

Schüler  von  J.  B.  Fritzsche  in  Dresden,  bei  dem  er  von 
1818—1822  lernte.  Hauptsächlich  als  Bogenmacher  be- 
rühmt, ließ  er  sich  zuerst  in  Dresden,  später  in  Dessau 
nieder,  ging  1839  nach  Leipzig  und  am  1.  November 
'861  nach  Wiesbaden,  wo  er  Herzoglich  Nassauischer 


Hof  Instrumentenmacher  wurde,  und  kehrte  1863  nach 
Leipzig  zurück.  Seine  Bogen  sowohl  als  seine  Stege 
werden  noch  heute  als  mustergültig  nachgeahmt;  er 
wurde  gerne  der  deutsche  »Tourte«  genannt.  Seine 
Bogen  tragen  auf  der  Stange  unter  dem  Frosch  den 
Blindstempel  »Bausch  Leipzig«'.  Von  großem  Vorteil 
war  es  für  ihn,  daß  L.  Spohr  ihm  mit  gutem  Rat  an  die 
Hand  ging.  Da  er  in  Leipzig  nicht  genügenden  Absatz 
fand,  ging  er  In  seinen  jüngeren  Jahren  oft  auf  Reisen, 
die  ihn  bis  nach  St.  Petersburg  führten.  Er  hatte  zwei 
Söhne.  Geigen  von  ihm  kommen  noch  häufig  vor,  auch 
hat  er  sehr  gute  Gitarren  gemacht.  Eine  mit  großer 
Sorgfalt  ausgeführte  sog.  Terzgitarre  vom  Jahre  1825 
mit  zierlichen  schwarzen  Auflagen  auf  der  Decke, 
Rand  und  Schalloch  mit  Perlmutter  und  Ebenholz  ver- 
ziert, besitzt  Fritz  Wildhagen  in  Haiensee.  Der  Hals  ist 
mit  Ebenholz  und  Elfenbein  schachbrettartig  ausgelegt. 
Geigenzettel :  Ludewig  Bausch  /  in  Neustadt  Dresden  / 
Ao  1820  /  No.  6  (geschrieben). 

Bausch,  Ludwig  d.J.  —  Leipzig.  Geb.  10.  Nov. 

1829  zu  Dessau,  f  7.  April  1871  zu  Pabstdorf 

(bei  Königstein) 

Sohn  und  Schüler  von  Ludwig  Chr.  A.  B.  Hauptsäch- 
lich Gelgenmacher.  Nach  beendigter  Lehrzelt  ging  er 
nach  New  York;  nach  seiner  Rückkehr  machte  er  sich  in 
Leipzig  selbständig,  trat  aber  1860  in  das  väterliche 
Geschäft,  das  nun  die  Firma  »Ludw.  Bausch  &  Sohn« 
führte,  ein.  Nach  seinem  Tode  trat  sein  Bruder  Otto  an 
seine  Stelle. 

Geigenzettel:  Ludovicus  Bausch  filius  /  feclt  Lipsiae 
anno  1860  [Monogramm  im  Doppelkreis]  (gedruckt), 

Bausch,  Otto  B.  —  Leipzig.  Geb.  6.  Aug.  1841 
zu  Leipzig,  t  30.  Dez.  1875 
Jüngerer  Sohn  und  Nachfolger  von  Ludw.  Bausch  & 
Sohn,  Schüler  von  Vauchel.  Er  übernahm  1871  nach 
dem.  Tode  von  Vater  und  Bruder  das  Geschäft,  das  nach 
seinem  Tode  auf  Adolf  Paulus,  der  seit  1860  Mit- 
arbeiter der  Familie  Bausch  war,  überging.  Seine  Arbeit 
steht  hinter  der  seines  Vaters  und  Bruders  zurück.  Der 
gleichnamige  Sohn  von  Adolf  Paulus  setzte  das  Ge- 
schäft unter  der  alten  Firma  »Ludw.  Bausch  &  Sohn « 
bis  1 908  fort  und  löste  es  auf,  als  er  nach  Berlin  über- 
siedelte. 

Geigenzettel:  Otto  Bausch,  filius  Ludovlci  sen;  ,  et 
f rater  Ludovicl  jun:  /  feclt  Lipsiae  Ao.  1873  [Kreuz 
mit  Initialen  im  Doppelkreis]  (gedruckt). 

Bazelaire,   Joseph.   —   Mlrecourt.     Geb.   um 
1728,  lebte  noch  1789 

Wenig  bekannter  Geigenmacher.  Ein  anderer  Bazelaire 
lebte  um  1785  in  Versailles. 

BazIn,  Gustave.  —  Mlrecourt.    Geb.  24.  Mai 

1871 

Sein  Vater  Charles  B.  hatte  eine  seit  1836  bestehende 
Bogenfabrik;  Gustave,  der  Schüler  von  Darte- Vuil- 
laume, Laurent  und  CoUin-Mezin  war,  fügte  ihr  eine 
Geigenwerkstatt  hinzu.  Sein  1881  geborener  Bruder 
Louis  ist,  wie  der  Vater,  ausschließlich  Bogenmacher. 

3* 


36 


Beare 


ieer 


Beare,  Goodwln  &  Co.  —  London.   1 898.  1 900 

Mit  einer  Geigenbauwerkstatt  verbundene  bekannte 
Handlung  mit  alten  Instrumenten. 

Beaulieu,  Nicolas.  —  Mirecourt.   1780 
Nur  von  Jacquot  erwähnt. 

Bechardini  s.  Rechardini 

Bechonnet,  Joseph.  —  Effiat.  Geb.  3.  Febr. 
1820,  t  10.  März  1900 

Er  soll  auch  einige  Geigen  gebaut  haben,  berühmt 
wurde  er  aber  als  trefflicher  Bauernleiermacher. 

Bechstein,  Friedrich.  —  (Kassel?)   1834 

Ein  Instrumentenmacher,  der  auch  Streichinstrumente 
repariert  hat. 

Bechstein,  Heinrich.  —  (Kassel?)   1865 

Er  arbeitete  mit  Hermann  Vogt  zusammen  und  repa- 
rierte auch  Streichmstrumente. 

Beck  (Otto);  genannt  Adolf.  —  Düsseldorf. 
Geb.  15.  Febr.  1891  zu  Burg  in  Dith- 
marschen 

Schüler  und  Schwiegersohn  von  J.  H.  Schult  in  Lübeck. 
Er  besuchte  das  Johanneum  in  Lübeck,  das  er  im  Jahre 
1906  mit  der  Berechtigung  zum  Einj.-Freiwilligen- 
dienst  verließ,  wollte  sich  zunächst  dem  Justizdienste 
widmen  und  legte  dann  auch  sein  Gerichtssekretär- 
Examen  ab.  Seine  Neigung  gehörte  jedoch  längst  dem 
Geigenbau,  und  so  trat  er  bei  J.H.  Schult  in  die  Lehre, 
wo  er  sich  bald  durch  Begabung  und  Geschicklichkeit 
auszeichnete.  Im  Jahre  1916  legte  er  in  Hamburg  seine 
Meisterprüfung  ab  und  machte  sich  darauf  in  Düssel- 
dorf selbständig.  Er  ist  ein  sehr  tüchtiger,  sorgfältig 
arbeitender  Geigenbauer,  der  sich  durch  vorzügliche 
Arbeiten  schnell  einen  ausgezeichneten  Ruf  verdiente. 

Beck,  Max.  —  Bern.   1896,  f  1898 

Ein  hoffnungsvoller  Schweizer  Geigenmacher,  der  1 896 
Methfessels  Nachfolger  wurde,  aber  schon  zwei  Jahre 
später  starb. 

Beck,  Vincenz.  —  Glatz.  Geb.  um  1804  in 
Wölfeisdorf,  t  nach  1860 

Er  soll  bei  einem  Hoff  mann  gelernt  haben,  wurde  im 
Jahre  1853  Bürger  zu  Glatz  und  besaß  dort  das  Haus 
Nr.  422,9.  Er  betrieb  die  Geigenmacherei  beinahe 
fabrikmäßig,  wobei  seine  neun  Töchter  und  drei  Söhne 
seine  Gehilfen  waren. 

Becker.  —  London.  Um  1800 

Ein  aus  Hessen  eingewanderter  Instrumentenmacher, 
dessen  Gitarren  (Lyragitarren)  seinerzeit  geschätzt 
waren,  der  sich  aber  namentlich  als  Verbesserer  der 
Harfe  einen  Namen  machte. 


gleichzeitig  als  Cellist  ausgebildet.  Er  >>erfand«  eine  so- 
genannte »elegante  Violine«,  d.  h.  eine  in  allen  Teilen 
reich  verzierte  und  eingelegte  Geige,  die  recht  gut  aus- 
sehen soll. 

Beckett,  John.  —  Faversham 

Seine  Violinen  sind  gut  gearbeitet,  ohne  durch  Eigen- 
art aufzufallen. 

Beckman,  Svend.  —  Stockholm,    f  um   1761 

Er  erhielt  am  20.  Oktober  1741  das  Privilegium  als 
Musikinstrumentenmacher  und  wurde  im  Jahre  1756 
sogar  Hofinstrumentenmacher,  obwohl  er  kein  Künstler 
in  seinem  Fache  war.  Seine  Geigen  sind  von  roher 
Arbeit;  besser  sind  seine  l-auten,  die  häufiger  vor- 
kommen. Eine  solche  mit  einem  Rokokoornament  be- 
fand sich  in  der  Sammlung  Hammer  in  Stockholm.  Em 
Violoncello  von  ihm.  besitzt  das  Musikhistorische  Mu- 
seum in  Stockholm.  Auf  seinen  Zetteln  erscheint  sein 
Vorname  in  verschiedener  Schreibweise,  den  er  üb- 
rigens auf  seiner  Brandmarke  fehlen  ließ. 

Geigenzettel :  Sveno  Beckman  /  i  Stockholm,  Anno 
1 757  (gedruckt). 

Bsdler  s.  Gedler 
Beer,  Andreas,  s.  Bär 

Beer,   Anton.   —  Bärnau    (Oberpfalz).     Geb. 
1764,  t  1836  in  Bärnau 

Sohn  und  Schüler  von  Ignatius  B.  und  diesem  in  der 
Arbeit  ähnlich,  aber  weniger  sorgfältig.  Sein  im  Jahre 
1895  gestorbener  Sohn  Adam  Jakob  B.  soll  auch  ge- 
lernter Geigenmacher  gewesen  sein. 

Beer,  Gabriel.  —  Iglau.   1875 

Musikinstrumentenmacher,  um  1885  hieß  die  Firma 
Gabr.  Beer  Söhne. 

Beer,  Jan  de.  —  Amsterdam.    17./18.  Jahrh. 

Im  Brüsseler  Museum  befindet  sich  eine  Taschengeige 
mit  diesem  Namen,  der  mir  sonst  noch  nicht  begegnet 
ist. 

Beer  (Ber),   Ignatius.  —  Bärnau  (Oberpfalz). 
Geb.  1719,  t  am  20.  Juli  1807  in  Bärnau 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  des  Joh.  Mich.  Beer.  Er 
scheint  mit  seinem  Vater  in  Bärnau  eingewandert  zu 
sein.  Sein  Geburtsort  geht  auch  nicht  aus  seiner  Trau- 
ungsurkunde vom  19.  November  1754  (mit  Maria 
Johanna  Schwendner)  hervor.  Im  Kirchenbuch  wird  er 
stets  als  civis  et  chelium  artifex  (oder  confector)  be- 
zeichnet. In  seiner  Arbeit  ist  er  den  Halleiner  Meistern 
nahe  verwandt.  Gutes  Deckenholz,  Birnbaumschnecke, 
weite  F-Löcher  und  unscheinbarer  Lack,  aber  ziemlich 
guter  Ton  kennzeichnen  seine  Geigen.  Die  Einlagen 
fehlen  gewöhnlich. 

Geigenzettel :  Ignatij  Ber  /  Instrumen-/  talischer  Violin- 
Macher  /  in  Bernau  1 782  (gedruckt). 


Becker,  Wilhelm.  —  Adorf  i.V.    1900.    1902    Beer,  Ignaz.  —  Brunn.   1897 

Ein  Neffe  Professor  Reinhold  Beckers  in  Dresden.  Die         Ein  Saitenspinner,  der  1897  Jakob  Klem.ents  Geschäft 
Geigenmacherei  erlernte  er  in  seiner  Heimat  und  wurde  übernahm. 


Beer  —  Bellosio 


37 


Beer,  Johann  Georg.  —  Bärnau  (Oberpfalz), 
Breslau.    Geb.  1758,  f  1829  in  Bärnau 

Altester  Sohn  und  Schüler  von  Ign.  B.,  dem  er  sehr 
nahe  kommt.  Er  scheint  nur  kurze  Zeit  in  Breslau  an- 
sässig gewesen  zu  sem  und  kommt  m  den  Akten  des 
Breslauer  Stadtarchivs  nicht  vor. 
Geigenzettel :  Abb.  88. 

Beer  (Ber),  Johann  Michael.  —  Bärnau  (Ober- 
pfalz).  1754 

Der  Stammvater  der  Bämauer  Gelgenmacherfam'lie. 
Er  war  Bürger  und  Geigenmacher  (»chely'fex«)  in 
Bärnau,  wo  er  jedoch  nicht  geboren  zu  sein  scheint. 
Wahrscheinlich  kehrte  er  in  seinen  alten  Tagen  m 
seinen  Heimatsort  zurück,  da  auch  sem  Tod  in  den 
Bämauer  Kirchenbüchern  nicht  verzeichnet  ist. 

Beerselmann,  Friedrich.  —  ?.  1 624  oder  1 674(  ?) 

Diesen  Namen  fand  ich  bisher  nur  in  emer  Poche  im 
Germanischen  Nationalmuseum  zu  Nürnberg. 

Geigenzettel:  Friedericus  Beerselmann  / 1624 

(od.  1674)  (gedruckt). 

Behrmann,  Fried.  Aug.  —  Gotha.   1810 

In  einer  Violine  von  guter  .-Xrbeit,  gutem  Holz,  flachem 
Modell  und  breitem  Ton  fand  sich  dieser  Name.  Behr- 
mann scheint  nur  vorübergehend  in  Gotha  ansässig  ge- 
wesen zu  sein. 

Beichtner  (richtiger:  Veichtner),  Johann.   — 

Regensburg.   1603 

Eine  Laute  von  ihm  war  1883  im  Leipziger  Krystall- 
palast  ausgestellt;  eine  Bratsche  von  ihm  besitzt  Ge- 
heimrat Immanuel  Hoffmann  in  Berlin. 

Beick  (Back?),  Heinrich?  —  Niederlangenau 
(welches?).   1840 

Eine  braungelb  lackierte  Geige,  in  der  Arbeit  ähnlich 
wie  die  Neumärkers  in  Schöneck,  trägt  den  schlecht 
leserlichen  Zettel :  HinnchBäck  Instrumenten-,  macher 
Niederlangenau  1840  (geschrieben). 

Bela  s.  Szepessy 

Belacqua  (Bivelacqua).  —  Florenz.    13.  Jahrh. 

Ein  Freund  Dantes,  der  ihm  im  Purgatorio  IV,  Vers  106 
bis  1 36  einige  Terzinen  widmet.  Er  war  nach  Benvenuto 
d'Imola  ein  Meister  in  der  Verfertigung  von  Zithern 
und  Lauten  und  verstand  es  vortrefflich,  deren  Hälse 
und  Wirbelkästen  mit  kunstreichem  Schnitzwerk  zu 
versehen;  auch  war  er  selbst  ein  tüchtiger  Musiker. 

Beiami,  Paolo.  —  Paris.  Um  1612 

Wahrscheinlich  Italiener,  ein  seinerzeit  sehr  geschätzter 
Lautenmacher.  »Belami  wohnte«  —  wie  Baron  schreibt 
(1727)  —  »in  Paris  und  hat  sich  daselbst  mit  seiner 
Arbeit  einen  unsterblichen  Ruhm  erworben  und  flo- 
rierte um  das  Jahr  1612.« 

Belawski,  B.  G.  —  Warschau.   1886 

Wurde  mir  nur  durch  einen  Reparaturzettel  bekannt. 
Geigenzettel :  B.  G.  Belawski  Warschau  /  reperowac 
Anno  1 886  (geschrieben). 


Belcioni,  Antonio  di  Stefano.  —  ?   1673 

Von  Valdnghi  (264)  erwähnter  italienischer  Geigen- 
macher, von  dem  ich  weder  Wohnort  noch  Arbeiten 
erfragen  konnte. 

Beledin,  Albert-Jules-Louis.  —  Nantes.    Geb. 
um  1829,  tum  1895 

Er  war  als  Geigenmacher  nicht  ungeschickt  und  hatte 
auch  eine  Musikinstrumentenhandlung.  Sein  Geschäft 
besteht  noch  heute  unter  der  Firma  Beledin  fils  in 
der  Passage  Pommeraye. 

Bellanger.  —  Caen.   1837 

Schüler  von  Guill.  Le  Breton,  dem  er  in  seiner  Arbeit 
nahesteht. 

BelleviUe.  —  Paris.   1823 

Ein  Dilettant,  Erfinder  einer  Geige  von  neuer,  aber 
wenig  ansprechender  Form  im  Museum  des  Pariser 
Konservatoriums.  (Nr.  35.) 

Geigenzettel :  fait  par  Belleville  /  amateur  a  paris  /  en 
1823  (geschrieben,  in  der  Mitte  ein  Lamm  gez.). 

Beloe,  W.  L.  -  Coldstream.  Geb.  1819,  f  1897 
in  Coldstream 

Ein  in  vielen  Kunstfertigkeiten  gewandter  Mann.  Er 
hat  mehrere  hundert  Geigen  gemacht,  als  sein  Meister- 
stück betrachtete  er  eine  Kopie  der  »Messias«  vonStra- 
divari,  die  er  nur  nach  dem  Augenmaß  machen  mußte, 
da  der  Eigentümer  sie  ihm  nicht  anvertrauen  wollte. 
Arbeit  und  Lack  sind  sehr  lobenswert. 

Geigenzettel :  Made  by  /  W.  L.  Beloe  /  Coldstream  / 
1 886  (geschrieben). 

Bellon,  J.F.  —  Paris.   1828.   1832 

Ein  Geigenmacher,  von  dem  man  nur  weiß  daß  er 
einen  Dämpfer  für  das  Violoncello  erfunden  hat,  der 
mit  dem  Fuße  zur  Anwendung  gebracht  werden  konnte. 

Bellone,    Pietro    Antonio,    genannt    il    Pesco- 
rino.  —  Mailand.   1691.   1694 

Er  hatte  den  heiligen  Antonius  von  Padua  zum  Laden- 
schild, ist  übrigens  wenig  bekannt,  was  aber  nicht 
hindert,  daß  sein  Zettel  nachgeahmt  und  in  Geigen 
geklebt  wird,  die  gewiß  nicht  in  Italien  entstanden  sind. 

Geigenzettel:  Abb.  81. 

BeirOrsi,  Michel  Angelo.  —  Turin.   1681 

Ist  mir  nur  durch  seinen  Zettel  bekannt  geworden,  und 
diesen  halte  ich  nicht  für  einwandfrei.  Der  Name  heißt 
vielleicht  richtiger  Dell'Orsi? 

Geigenzettel :  Michel  .Angelo  Be'l'Orsi  Fece  in  Torino/ 
l'anno  1681  (gedruckt). 

Bellosio,   Anselmo.   —  Venedig.     Geb.   nach 
1715.  1789 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Giovanni  Bell,  und 
Schüler  von  Serafino  Santo.  Wenn  er  seinem  Meister 
auch  nicht  gleichkam,  so  war  er  doch  einer  der  besseren 
Geigenbauer  seiner  Zeit  und  stand  in  hohem  Ansehen 
so  daß  seine  Schüler  (Marc.  .Ant.  Cerin,  Pietro  Val 


38 


Bellcsio  —  Ber 


Novelle  u.  a.)  in  ihren  Zetteln  sich  stets  zu  ihrer  Emp- 
fehlung auf  ihn  beriefen.  Seine  Geigen  klingen  gut, 
wenn  ihnen  auch  oft  besseres  Holz  und  schönerer  Lack 
zu  wünschen  wäre. 

Geigenzettel :  Anselmus  Bellosius  Fecit  /  Venetiis  1 783 
(gedruckt)  und  Abb.  54. 

Bellosio,  Giovanni.  —  Venedig.   1735 

Angeblich  ein  Schüler  von  Montagnana.  Es  gelang  mir 
jedoch  nicht,  irgendeine  glaubwürdige  Arbeit  von  ihm 
zu  erfragen;  auch  der  Zettel  mit  seinem  Namen,  den 
ich  zu  sehen  bekam,  war  eine  durch  Steindruck  her- 
gestellte Fälschung.  .\uffällig  ist  ferner,  daß  die  im 
Handel  vorkommenden  ihm  zugeschriebenen  Geigen 
fast  immer  die  Jahreszahl  1735  tragen. 

Beltrami,   Giuseppe.   —  Vescovato  bei   Cre- 

mona.   1870.   1881 

Als  Geigenmacher  eigentlich  nur  Laie.  Er  trieb  aber 
gründliche  Studien  und  besaß  gute  theoretische  Kennt- 
nisse, so  daß  seine  Arbeiten  immerhin  einigen  Wert  be- 
sitzen. 

Belluominl,  Maurizio,  war  im  19.  Jahrhundert 

in  Pisa  tätig 
Belviglieri  (Bilveglieri),  Gregorio.  —  Bologna. 

1742.  1772 

Nicht  ungeschickt,  am  besten  sind  seme  Bratschen. 

Geigenzettel:  Gregorius  Bilvegheri  fecit  /  Bolognmae, 
villa  Bononiae,  '  m:  jan:  an:  1772  (geschrieben). 

Ben  den  Chaus  s.  Benedikt  Tentzel 
Bendini,  Giambattlsta.  —  ?   1668 

Ein  von  Valdrighi  (277)  ohne  Quellenangabe  erwähnter 
Meister,  der  sonst  nicht  bekannt  ist. 

Benecke,  S.  —  Stockholm.   1802 

Mittelmäßiger  Geigenmacher  des  1 9.  Jahrhunderts. 
Am  besten  gelangen  ihm  noch  Violoncelli  und  Bässe. 

Benedetti,  Giuseppe.  —  Piacenza.    Nach  1700 

Man  kann  ihn  nach  den  Geigen  und  Violen,  die  seinen 
Namen  tragen,  nicht  für  einen  besonderen  Künstler 
halten. 

Benedict,  Jose.  —  Cadix.   1667.   1744 
Besserer  spanischer  Lautenmacher. 
Geigenzettel :  Compuesto  en  Cadix  p.  /  Jose  Benedict  / 
ano  de!  1738  (gedruckt). 

Benedicti,  Donato  de.  —  Cremona.    1679 

Er  wird  zwar  mehrfach  erwähnt,  doch  sind  mir  Arbeiten 
von  ihm  nicht  bekannt  geworden.  Es  steht  auch  noch 
nicht  fest,  zu  welcher  Familie  er  eigentlich  gehört. 

Benettlni.  —  Mailand.    1868 

Wenig  hervorragender  Geigenmacher,  doch  hat  er 
einige  gute  Bässe  gebaut. 

Benito,  A.  J.  Antoni.  —  Mailand  (?).    1664 

Name  und  Ort  sind  zweifelhaft.  Eine  Kniegeige  aus  der 
Sammlung  Scheurleer  (mit  Schildpatt  eingelegt  und 


einem  Löwenköpfchen  am  Wirbelkasten)  soll  den 
nebenstehenden  Zettel  tragen,  der  offenbar  schlecht 
gelesen  —  oder  gefälscht  ist. 

Geigenzettel:  A.  J.  Antoni  Benito  /  Milaan  1664  (ge- 
druckt). 

Benoit.  —  Düsseldorf.   1802 

Ein  französischer  Geigenmacher,  der  wohl  nur  vorüber- 
gehend in  Düsseldorf  gearbeitet  hat.  In  einer  mitte! 
mäßig  gearbeiteten  Violine  bezeichnet  er  sich  »Luthi' 
de  Paris«. 

Benolt,  Eugene.  —  Brüssel.   1754.   1758 

Ziemlich  gute  Arbeit,  französische  Schule.  Die  Holz- 
wahl ist  jedoch  nicht  sorgfältig,  auch  der  rotbraune  Lack 
läßt  zu  wünschen  übrig. 
Geigenzettel :  Eugene  Benoit  /  Bruxelles  1 754  (gedr.). 

Benozzatl,  Girolamo.  —  (Venedig.)   1899 

Schüler  von  Eugenio  Degani,  bei  dem  er  zwei  Jahre 
lang  lernte. 

Bensande,  Alfred  Dr.  —  Lissabon.   1905 

Er  ist  Professor  am  Lissaboner  Handels-  und  Industrie- 
institut und  beschäftigt  sich  aus  Liebhaberei  mit  dem 
Geigenmachen. 

Bentl  (nicht  Beute),  Matteo.  —  Brescia.   Geb. 
1580,  t  nach  1637 

Er  war  nach  einer  im.  Brescianer  Archiv  aufbewahrten 
Urkunde  vom  23.  März  1637  Sohn  des  Giovanni  Benti, 
wohnte  in  der  Contrada  di  S.  Antonio  »con  esercizio  di 
far  eitere  ed  altri  istrumenti«  und  war  damals  57  Jahre 
alt.  Seine  um  1 1  Jahre  jüngere  Frau  hieß  Chiara  Dea. 
Man  hat  sich  erst  in  neuerer  Zeit  wieder  mit  ihm  be- 
schäftigt, und  noch  in  Fcnarohs  Dizionario  degli  artisti 
Bresciani  fehlt  sein  Name  gänzlich.  In  den  Urkunden 
heißt  es  von  ihm  »che  fa  Cithere  et  altri  instrumenti«, 
und  auch  Fetis  weiß  von  einer  schönen  Laute  von  ihm 
zu  erzählen.  Nach  verschiedenen,  nicht  immer  ver- 
läßlichen Nachrichten  kennt  man  eine  Geige  von  ihm 
aus  dem  Jahre  1601 ,  auch  Spinette  und  Cimbalone  soll 
er  gebaut  haben.  Sein  Geigenmodell  soll,  wie  behauptet 
wird,  groß,  die  Wölbung  ziemlich  hoch  und  der  Lack 
dunkelbraun  gewesen  sein.  Willy  Burmeister  besaß  eine 
Violine  mit  Bentis  Namen.  Miß  Gardener  besaß  gleich- 
falls eine  ihm  zugeschriebene  Violine,  die  Dr.  Th.  L. 
Phipson  beschrieb,  wobei  er  allerdings  angibt,  sie  sei 
um  1 580  —  also  im  Geburtsjahr  Bentis  —  gebaut.  Eine 
ähnliche  Geige  mit  der  ausgeschriebenen  gleichen  un- 
möglichen Jahreszahl  rühmte  sich  Ole  Bull  zu  besitzen. 

Geigenzettel :  Matteo  Benti  /  fecit  Bresiae  1601  (gedr.). 
Benvenutl,  Paolo.  —  B.  S.  Lorenzo  in  Nugello. 
18.  Jahrhundert 

Von  Valdrighi  (3672)  erwähnt,  sonst  nicht  bekannt.  Ein 
Benvenuti  ist  jetzt  Teilhaber  einer  Geigenmacherfirma 
in  Pisa. 


Benze,  Ignaz,  s.  Penze 

Ber,  s.  Bertolt 

Ber,  Ignatius,  s.  Beer 


Berati  —  Bergmann 


39 


Berati.  —  Imola  (Prov.  Bologna).    18.  Jahrh. 

Vidal  erwähnt  ihn  zwar,  doch  war  m  Imola  selbst  über 
einen  Meister  dieses  Namens  nicht  das  geringste  zu 
erfahren;  Arbeiten  von  ihm  lassen  sich  ebensowenig 
nachweisen. 

Berera,  Giov.  Antonio.  —  Trient.   1771 

Einige  mittelmäßige  Geigen,  die  nicht  viel  Italienisches 
an  sich  haben,  tragen  diesen  Namen. 

Beretta,  Felice.  —  Como.   1760.   1789 

Er  nennt  sich  einen  Schüler  von  Giuseppe  Guadagnini, 
dem  er  aber  nicht  viel  Ehre  macht.  Ohne  Sorgfalt  in  der 
Wahl  des  Holzes.  Gelber  Lack. 

Geigenzettel :  Abb.  56. 

Berg,  G.  E.  —  Kopenhagen,  f  um  1900 

Dänischer  Streichinstrumentenmacher,  dessen  Werk- 
statt auf  den  Geigenmacher  Rosenvald  überging.  Er 
wohnte  erst  Reventlowsgade,  dann  Klosterstraede  10. 

Berg,  Olof.  —  Königsberg.   1835.   1836 

Ein  schwedisch-norwegischer  Konsul,  der  allerlei  neue 
Erfindungen  die  er  machte,  an  Geigen  anbringen  ließ. 
Er  selbst  machte  nichts  und  ließ  seine  Ideen  meist  in 
Schönbach  ausführen.  Daß  er  mit  seinen  Erfindungen 
keinen  Erfolg  erzielte,  sei  nur  nebenbei  erwähnt. 

Bergbom,  C.  —  ?   18.  Jahrhundert 

Besserer  schwedischer  Geigenbauer,  der  nach  Stainer 
arbeitete. 

Berge.  —  Toulouse.   1760.   1771 

Ein  Lautenmacher,  der  bisher  nur  durch  die  Inschrift 
seiner  interessanten  »vielles  orgamsees*  im  Museum 
des  Konservatoriums  zu  Paris  bekannt  geworden  ist. 

Geigenzettel :  Berge,  ä  Toulouse  1 77 1  (gedruckt). 

Berger.  —  Gent.   1823 

Ein  wenig  bekannter  Geigenmacher,  von  dem  Snoeck 
eine  Violine  besaß. 


Berger,  C.  D.  —  Schwerin. 
Mittelmäßiger  Reparateur. 


1835 


Berger,  Horst.  —  Hamburg.    Geb.   14.  Nov. 
1893  in  Kiel 

Sohn  eines  Kapitäns  zur  See.  besuchte  er  das  Gym- 
nasium seiner  Vaterstadt,  kam  dann  nach  Hamburg  in 
die  Kaufmannslehre,  war  eine  Zeitlang  in  Südamerika 
tätig  und  wurde  durch  ein  Konzert  Vecseys  veranlaßt, 
sich  mit  größtem  Eifer  auf  das  Violinspiel  zu  verlegen, 
worin  er  es  durch  angestrengten  Fleiß  zu  anerkennens- 
werter Fertigkeit  brachte.  Durch  seine  Beziehungen  zu 
Geigenmachern,  namentlich  zu  dem  trefflichen  Aug. 
Diehl  wurde  er  auch  angeregt,  sich  mit  dem  Geigenbau 
zu  beschäftigen  und  hatte  auch  hierin  so  viel  Erfolg, 
daß  er  seinen  Kaufmannsberuf  mit  seiner  Vorliebe  für 
die  Geige  verband  und  eine  Geigenhandlung  eröffnete. 
In  der  wenigen  freien  Zeit,  die  ihm  übrig  bleibt,  baut 
und  repariert  er  Geigen  und  verwendet  einen  guten 
OUack  eigener  Zusammenstellung. 


Berger,  Johannes.  —  Landshut.  Geb.  um  1655 

Seit  der  Auflösung  der  herzoglichen  Hofhaltung  auf  der 
Trausnitz  (1579)  war  es  mit  der  Musik  in  Landshut 
schwach  bestellt.  Es  kommen  nur  mehr  die  »Stadt- 
Singer«  mit  ihren  religiösen  Schau-  und  Singspielen 
und  die  »Stadt- Instrumentisten«  vor,  die  letzteren  be- 
standen aus  drei  Pfeifern  und  einem  »Pusauner«.  In- 
folge der  Drangsale  des  30]ährigen  Krieges  und  seiner 
Nachwehen  hatten  die  Stadtväter  weder  Geld  noch 
Herz  für  die  Musik,  selbst  die  Pfeifer  verstummten  und 
wurden  aus  den  Stadtkammerrechnungen  gestrichen^). 
Erst  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  scheinen 
sich  die  Musikverhältnisse  wieder  gebessert  zu  haben, 
denn  nun  ließen  sich  wieder  Geigen-  und  Lautenmacher 
hier  nieder,  und  unter  diesen  wird  noch  1726  Berger, 
wohl  der  Lehrmeister  Fischers,  genannt.  Im  Lands- 
huter  Museum  befindet  sich  ein  Miniaturbildnis  auf 
Pergament,  den  »Geigenmacher  Joannes  berger«  dar- 
stellend;  in  der  Sammlung  des  dortigen  historischen 
Kreisvereins  ist  auch  eine  Nonnengeige  mit  dem  Zettel 
J.  B.  Landsh.  /  a.  0°  168  .  .  (gedruckt)  zu  finden,  die 
wahrscheinlich  von  ihm  herrührt. 

Berger,  Lorenz.  —  Landshut.   1759.   1807 

Sohn  (?)  und  Schüler  des  Jobs.  Berger,  wurde  1 759  als 
»Stadthauboist«  aufgenommen  und  machte  seitdem, 
wie  der  Landshuter  Gewerbekataster  von  1807  sagt: 
sämtliche  Instrumente  wie  sein  Vater.  Sem  Geschäft 
ging  1808  auf  Franz  Kriner  über,  der  Bergers  Witwe 
Gertraud  heiratete. 

Berger,  Max.  —  Markneukirchen.    Geb.  1869 
in  Markneukirchen 

Schüler  von  H.  Th.  Heberlein  jun.  Nach  einer  neun- 
jährigen Lehr-  und  Wanderzeit  begründete  er  1892  in 
seiner  Vaterstadt  sein  eigenes  Geschäft,  in  welchem 
Geigen  nach  den  Modellen  der  alten  Meister  gebaut 
werden.  Als  Zettel  wird  der  Name  des  Meisters,  nach 
dessen  Modell  die  Geigen  gemacht  sind,  eingeklebt. 

Berger-Kapralik,  Julius.  —  Lemberg.   Geb.  in 
Lemberg  1864 

Erlernte  nach  seiner  Angabe  in  Rußland  von  1879  bis 
1883  die  Geigenmacherei,  machte  sich  1886  in  Lemberg 
selbständig  und  baute  nach  Amati,  Stradivarius  und 
Vuillaume.  Im  Lack  ahmte  er  französische  Vorbilder 
nach.  1894  stellte  er  mehrere  Geigen  hors  concours  aus; 
seitdem  hat  er  den  Neubau  von  Streichinstrumenten 
aufgegeben  und  sich  ausschließlich  auf  den  Instru- 
mentenhandel verlegt. 

Bergette,  Hannss  s.  Pergette 
Bergmann,  Andreas.  —  Budapest.   Geb.  1862 
in  Nagy  Maros 

Schüler  von  Eduard  Bartek,  später  langjähriger  Gehilfe 
von  Paul  Pilät.  Im  Jahre  1898  begründete  er  seine 
eigene  Werkstatt,  die  das  Ladenschild  »Zum  Cremo- 
neser«  führt,  und  hat  seitdem  über  80  neue  Geigen  ge- 
baut, darunter  30  nach  Guarneri,  15  nach  Stradivari 


^)  Vgl.  A.  Kalcher,  Chronik  der  Landshuter  Lieder- 
tafel (1891). 


40 


Bergonzi,  Benedetto  —  Beigonzi,  Michel  Angiolo 


und  5  nach  Magglnl.  Da  er  bei  wiederholt  angestellten 
Versuchen,  wenn  er  aus  dem  gleichen  Holz  eine  Geige 
nach  Stradivari  und  eine  solche  nach  Guarneri  baute, 
stets  den  Ton  der  Guarneri-Kopie  besser  fand,  zieht  er 
dessen  Modell  allen  anderen  vor  und  baut  danach  in 
entsprechender  Vergrößerung  auch  Violen  und  Violon- 
celli. Er  ist  auch  als  Reparateur  sorgfältig  in  seiner 
Arbeit  und  verwendet  Ollack  in  verschiedenen  Farben. 
Geigen,  die  er  allein  gebaut  hat,  tragen  den  Zettel : 
Bergmann  Andräs  ,'  hegedü  keszitö  /  sajat  kezü  keszit- 
menye  /  Budapest  1898  (gedruckt),  die  von  seinen  Ge- 
hilfen gebauten  :  Keszitette  Bergmann  Andräs  /  hegedü 
keszitö  /  Budapest  1901  (gedruckt).  Arbeiten  seiner 
Schüler:  Bergmann  Andräs  /  hegedü  keszitö  tanitvänya/ 
Budapest  1901  (gedruckt).  Reparaturen:  Javitotta  Berg- 
mann .Andräs  /  hegedü  keszitö  Budapest  1899  (ge- 
druckt). 

Bergonzi,  Benedetto.  —  Cremona.    f  1840  In 

Cremona 

Der  letzte  Geigenmacher  der  Familie,  der  nur  als  Re- 
parateur von  Bedeutung  war.  Er  wohnte  noch  im 
Stammhause  seiner  Vorfahren  an  der  Piazza  San  Do- 
menico. Von  ihm  sollen  die  Angaben  über  Stradivari 
und  seine  Zeitgenossen  stammen,  die  Tarisio  dem 
J.  B.  Vuillaume  machte  und  die  dann  Fetis  in  seiner 
Schrift  über  Stradivari  verwertet  hat. 


Cremona.    Geb.   1686, 


Bergonzi,  Carlo  I. 
t  1747 

Sohn  des  Michele  B.  Einer  der  besten,  wenn  nicht  der 
allerbeste  Schüler  Stradivaris,  der  nach  dem  Tode  von 
Stradivaris  Söhnen  Haus  und  Werkstatt  seines  Meisters 
erwarb.  Es  wird  allerdings  behauptet,  daß  er  zuerst  bei 
Amati  in  der  Lehre  gewesen  und  erst  als  Gehilfe  zu 
Stradivari  gekommen  sei.  In  seiner  Arbeit  schließt  er 
sich  jedoch  mehr  an  Stradivari  an,  nur  verlängerte  er 
die  obere  Hälfte  des  Geigenkörpers  und  machte  die 
untere  etwas  breiter,  die  F-Löcher  setzte  er  etwas  höher 
und  näher  dem  Rande  und  gab  ihnen  einen  Schnitt,  der 
dem  von  Guarneri  de!  Gesü  nicht  ganz  unähnlich  ist. 
Die  Wölbung  nahm  er  gewöhnlich  flach,  doch  wech- 
selte er  mehr  als  andere  mit  der  Wölbung ;  die  Schnecke 
ist  flacher  als  bei  den  meisten  seiner  Zeitgenossen,  aber 
sehr  sauber  geschnitzt.  Sein  Lack  ist  meist  rotbraun 
oder  bernsteingelb,  nur  manchmal  etwas  zu  dick  auf- 
getragen und  deshalb  öfter  zerronnen,  hat  aber  durch 
das  Alter  sehr  gewonnen  und  sieht  gerade  dadurcli 
originell  aus,  daß  er  oft  auf  Klümpchen  zusammen- 
geschrumpft ist,  deren  feine  Zwischenräume  zum  Teil 
bis  auf  den  Holzgrund,  zum  Teil  bis  zur  ersten  Lackie- 
rung reichen.  Der  Ton  ist  groß  und  edel,  und  da  Ber- 
gonzi stets  das  beste  und  gesündeste  Holz  nahm  und 
seine  Geigen  sehr  stark  baute,  darf  man  ihnen  eine 
lange  Lebensdauer  in  Aussicht  stellen.  Sie  gehören  zu 
denen,  die  in  den  letzten  fünfzig  Jahren  die  größten 
Preissteigerungen  erfahren  haben.  Man  charakterisiert 
Carlo  I  B.  am  besten,  wenn  man  sagt,  daß  er 
zwischen  Stradivari  und  Guarneri  del  Gesü  in  der 
Mitte  steht.  Seine  Violoncelli  und  Bässe  sind  nicht 
minder  gut  als  seine  Violinen  und  ebenfalls  sehr  ge- 
sucht. Eine  schöne  Gamba  von  ihm  besaß  de  Wit  in 
Leipzig,  in  dessen  Zeitschrift  (1895,  Nr.  12)  sie  be- 


schrieben und  abgebildet  ist.  Von  seinen  drei  Söhnen 
erreichte  ihn  keiner.  Seine  ältesten  Arbeiten  tragen 
Jahreszahlen  vor  1700.  So  hat  ein  Geiger  in  München 
eine  Violine  von  ihm  mit  geschriebenem  Pergament- 
zettel aus  dem  Jahre  1696.  Eine  Violine  von  tadelloser 
Erhaltung,  mit  rotem  Lack,  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1737  besitzt  Valentin  Walter  in  Grulich  i.  B. ;  seine 
schönste  Arbelt,  eine  Violine,  die  Tarisio  besaß  und  von 
der  er  sich  nie  trennen  konnte,  verkaufte  Vuillaume 
später  an  Konzertmeister  Woerle,  und  jetzt  befindet  sie 
sich  im  Besitz  des  deutschen  Konsuls  Baron  Liebig  in 
Wien. 

Geigenzettel :  Anno  17..  Reuisto,  e  corretto  da  me  / 
Carlo  Bergonzi  in  Cremona  (gedruckt).  —  Abb.  95. 

Bergonzi,  Carlo  II.  —  Cremona.    1780,  f  um 

1820 

Dritter  Sohn  von  Michel  Angiolo  B.  Er  soll  ein  ge- 
schickter Reparateur  gewesen  sein  und  war  hauptsäch- 
lich Mandolinen-  und  Gitarrenmacher.  Die  wenigen 
Geigen,  die  er  gebaut  hat,  sind  minderwertig,  unfein  in 
der  Form  und  haben  häßliche  F-Löcher. 

Bergonzi,  Francesco.  —  Cremona.   1687 

Man  will  ihn  für  den  Ahnherrn  der  Familie  halten,  und 
es  soll  auch  noch  Geigen  von  ihm  geben,  in  denen  er 
seinen  Namen  allerdings  »Baganzi«  schrieb. 

Bergonzi,  Giuseppe.  —  Cremona.   1740 

Es  soll  auch  einen  Giuseppe  B.  gegeben  haben.  Es  ist 
mir  aber  nicht  gelungen,  Instrumente  mit  seinem 
Namen  ausfindig  zu  machen.  —  Ebensowenig  solche 
von  einem  angeblichen  Pietro  Bergonzi. 

Bergonzi,  Ludovico.  —  Cremona.   1741 

Ein  bisher  nicht  bekanntes  Mitglied  der  Familie,  von 
dem  einzelne  Violinen  vorkommen,  die  einer  Cremo- 
neser  Herkunft  nicht  widersprechen. 

Bergonzi,  Michel  Angiolo.  —  Cremona.   Geb. 

um  1715,  tum  1765 

Sohn  von  Carlo  B.,  dessen  Nachfolger  er  1747  wurde. 
Er  war  mit  Barbara  Berselli,  Tochter  des  Alfonso  B., 
verheiratet.  Wenn  er  auch  nach  verschiedenen  Mo- 
dellen arbeitete,  so  bevorzugte  er  doch  das  breite  Stra- 
divari-Patron.  In  der  Arbeit  ist  er  recht  gut,  auch  sein 
Holz  ist  schön;  seinen  Vater  erreichte  er  aber  doch 
niemals.  Sein  Lack  ist  stumpf  und  der  Ton  häufig 
näselnd,  vorzüglich  sind  seine  Bässe.  Da  er  sich  früh- 
zeitig besonders  auf  den  Bau  von  Mandolinen  usw.  ver- 
legte, kommen  Streichinstrumente  von  ihm  verhältnis- 
mäßig selten  vor.  Doch  besitzt  G.  Siefert  in  Leipzig 
eine  sehr  schöne  Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre  1736, 
die  denselben  Lack  zeigt,  den  Carlo  I  B.  verwendet  hat, 
der  so  leicht  »zerronnen«  ist.  Auch  die  Grundierung  ist 
die  gleiche  wie  bei  seinem  Vater.  Eine  Violine  von  ihm 
besitzt  .Miß  Baird  in  Elgin  (Schottland),  eine  Pandurina 
von  1755  C.  van  Raalte,  eine  von  1756  die  Sammlung 
Galpin  (Hatfield).  —  Er  hatte  drei  Söhne. 

Geigenzettel :  Michel  Angelo  Bergonzi  /  Figlio  di  Carlo 
fece  in  ,  Cremona  l'Anno  1749  (gedruckt).  —  Michel- 
angelus  Bergonzi  /   Fecit  Cremonae  17  .  .  (gedruckt) 


Bergonzi  —  Bernardel 


41 


Bergonzi,  Nicola.  —  Cremona.   1740.   1782 

Altester  Sohn  von  Michel  Angiolo  B.,  der  das  väterliche 
Geschäft  übernahm  und  fortsetzte.  Er  baute  viele  In- 
strumente, die  im  Patron  denen  seines  Vaters  ähnlich 
sind,  ihnen  aber  im  Ton  und  in  der  Arbeit  sehr  nach- 
stehen. Der  Lack  ist  dünn  und  hat  wenig  Feuer,  das 
Holz  nicht  immer  gut  gewählt  und  die  Schnecke  un- 
schön. 

Geigenzettel :  Abb.  78. 

Bergonzi,  Zosimo.  —  Cremona.   1750.   1777 

Dritter  Sohn  Michel  Angiolos  und  etwas  geschickter  als 
sein  Bruder  Nicola.  Seine  Violinen  sind  von  ungleichem 
Wert,  besser  dagegen  seine  Violoncelli  und  Bässe. 

Geigenzettel:  Fatto  da  me  Zosimo  Bergonzi  ;  L'anno 
1777,  Cremonae  (gedruckt). 

Bergström,  J.  A.  —  Nyköpmg.   1828 

In  der  Wahl  des  Holzes  nicht  sehr  glücklich,  sonst  ein 
ganz  tüchtig  arbeitender  schwedischer  Geigenmacher. 

Berkemayer,  Bernhard.  —  Iglau 

In  einer  zwölfsaitigen  Zither  im  Besitze  Eman.  Ed. 
Homolkas  findet  sich  der  Zettel : 
Bernhard  Berkemayer  /  Bürger  in  Iglau  verfertigt 
Forte-Pianos  und  alle  ,  andere  Saiteninstrumente.  / 
Wohnt  im  eigenen  Hause  N°  356  /  in  der  hinteren 
Judengasse  (gedruckt). 

Berkemeyer,  J.  F.  —  Amsterdam.   1806 

Wenig  bekannter,  wahrscheinlich  aus  Süddeutschland 
oder  Mähren  eingewanderter  geschickter  Geigen- 
macher, von  dem  Felix  Herrmann  eine  recht  gute 
Violine  besitzt.  Boden,  Zargen  und  Schnecke  sind  sehr 
schön,  die  Decke  von  weitjährigem  Holz  fällt  dagegen 
etwas  ab,  doch  ist  der  rotbraune  Lack  zu  loben. 

Geigenzettel:  J.  F.  Berkemeyer  ,  Amsterdam  Ao  1806 
(geschrieben). 

Berly.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  von  der  dem  Namen  nach 

bekannt  wurden : 

Berly,  Charles.   1760.   1765 

—  Dominique  I.   1744.   1750 

—  Dominique  II.   1761.   1765 

—  Dominique  III.   1750.    1789 

—  Dominique  IV.  Geb.  1765 

—  Guillaume.   1732 

—  Jean-Claude.   1756.    1757 

—  Leopold.  1777.  1778 

—  Pierre.  1756.  1764. 

Berliner,  E.  —  Boston.    1885 

Ließ  sich  eine  »verbesserte«  Violine  patentieren,  an  der 
durch  einen  Spannrahmen  eine  Saitenspannvorrichtung 
angebracht  war;  er  erzielte  jedoch  begreiflicherweise 
keinen  sonderlichen  Erfolg  damit. 

Bernard,  Andre  Florent  Nicolas.  —  Lüttich. 
Geb.  6.  Okt.  1870, 

Schüler  von  Gand  und  Bernardel.  Seit  1890  ist  er  in 
seiner  Vaterstadt  tätig.  Er  arbeitet  sauber  im  Stile  seiner 


Lehrmeister  und  erhielt  1897  in  Brüssel,  1900  in  Paris 
für  seine  neuen  Geigen  silberne  Medaillen,  und  1905  in 
Lüttich,  1907  in  Bordeaux  und  1910  in  Brüssel  goldene 
Medaillen.  Auch  in  der  Wiederherstellung  alter  Geigen 
ist  er  sehr  geschickt.  Seine  Werkstatt  führt  das  Schild : 
»A  la  Guitarre  royale«. 

Bernard,  Jacques.  —  Mirecourt.  1773.  1780 
Galt  als  guter  Bogenmacher. 

Bernardel,  Auguste-Sebastien-Philippe. — Paris. 
Geb.  Mirecourt  1802,  f  6.  Aug.  1870  zu 
Bougival 

Nachdem  er  in  seiner  Heimat  ausgelernt  hatte,  kam  er 
1820  nach  Paris  und  trat  bei  N.  Lupot  und  später  bei 
Gand  pere  als  Gehilfe  ein.  Er  gründete  1826  sein  Ge- 
schäft in  der  Rue  Coquilliere  Nr.  44  und  arbeitete  bis 
1859  allein.  Dann  nahm  er  seine  beiden  Söhne  als  Teil- 
haber der  Firma  auf.  arbeitete  aber  noch  bis  1866 
fleißig  weiter.  Einer  der  geschicktesten  französischen 
Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts  und  gründlicher 
Kenner  des  Holzes,  das  er  mit  größter  Sorgfalt  aus- 
wählte. Auf  der  Londoner  Ausstellung  1851  stellte  man 
seine  Arbeit  der  Forsterschen  gleich,  wenn  auch  sein 
Cello  einen  näselnden  Ton  gehabt  haben  soll ;  aber  es 
unterliegt  keinem  Zweifel,  daß  er  gerade,  was  die  Größe 
des  Tons  anbelangt,  alle  englischen  Meister  übertraf. 
Seinen  braunen  und  rötlichen  Lack  trug  er  manchmal 
zu  dick  auf,  auch  hat  die  rote  Farbe  oft  einen  Stich  ins 
Violette,  was  als  Schönheitsfehler  gelten  muß.  1859 
verband  er  sich,  wie  schon  bemerkt,  mit  seinen  Söhnen 
Ernest-Auguste  und  Gustave-Adolphe  zu  der  Firma 
"Bernardel  et  iils^<  und  zog  sich  1866  vom  Geschäft 
zurück. 

Geigenzettel :  Bernardel,  luthier  ,'  ex-ouvrier  du  si'Lu- 
pot,  /  rue  Coquilliere,  n°  44  ä  Paris,  /  l'an  1826  (ge- 
druckt) und  Abb.  72  und  73. 

Bernardel,  Ernest-Auguste.  —  Paris.  Geb. 
1826,  t  10.  Dez.  1899  in  Paris 

Sohn  von  Seb.  Phil.  B.  Seit  1859  Teilhaber  der  Firma 
seines  Vaters ;  er  verband  sich  später  mit  seinem  Bruder 
zusammen  mit  Ch.  N.  E.  Gand.  Ein  trefflicher  Meister, 
dem  ein  gut  Teil  des  Ruhmes  der  Firma  zuzuschreiben 
ist. 

Bernardel,  Gustave-Adolphe.  —  Paris.  Geb. 
Paris  1832,  t  27.  Jan.  1904  in  Cherbourg 

Schüler  seines  Vaters  Seb.  Phil.  B.  Vielleicht  der  beste 
•  unter  den  französischen  Geigenmachern  seiner  Zeit. 
Seit  1860  Teilhaber  der  Firma  seines  Vaters;  er  ver- 
band sich  1866  mit  Eug.  Gand,  mit  dem  er  26  Jahre  in 
treuer  Freundschaft  die  Firma  Gand  &  Bernardel  teilte. 
Seit  1892  war  Gustave  B.  alleiniger  Inhaber  des  welt- 
berühmten Geschäftes,  das  nun  die  Firma  »Gustave 
Bernardel,  seul  successeur  de  Gand  &  Bernardel<'  trug. 
Begründer  des  Geschäftes  war  bekanntlich  Lupot;  seine 
Nachfolger  waren  Gand,  Gand  freres,  Gand  &  Ber- 
nardel und  Gustave  B.  Er  befolgte  die  Traditionen 
Lupots,  baute  treffliche  Streichinstrumente  und  ver- 
suchte eine  gelungene  Rekonstruktion  der  V  iola  di  Gam- 
ba,  er  machte  alle  Saiteninstrumente,  die  Harfe  aus- 


42 


Bernardel  —  Bernlnard 


genommen,  und  verwendete  nur  Öüack.  Seit  1 .  Juli 
1901  sind  Albert  Caressa  und  Henri  Fran^ais  seine 
Nachfolger. 

Geigenzettel :  Gustave  Bernardel  N°  . . .  /  Paris  Pdssage 
Saulnier  4  /  luthier  du  Conservatoire  18  .  .  (gedruckt) 
und  Abb.  57. 

Bernardel,  L.  —  Amsterdam.    Geb.  um  1805 
in  Mirecourt,  f  1847 

Bruder  von  A.  Sebast.  B.,  ein  talentvoller  Geigen- 
macher, dessen  frühzeitiger  Tod  verhinderte,  daß  er  zu 
größerem  Ruhm  kam. 

Geigenzettel :  Repare  par  L.  Bernardel  /  Amsterdam 
1844  (gedruckt). 


-    P, 


ans. 


Geb. 


m 


ans 


Bernardel,    Leon. 
22.  Aug.  1853 

Sohn  von  Ernest-Aug.  B.  Nachdem  er  von  1869 — 1870 
bei  Just  Derazey  in  Mirecourt  gelernt  hatte,  kam  er  zu 
Gand  &  Bernardel  freres  nach  Paris,  bei  denen  er  vom 

I .  August  1 870  bis  3 1 .  Juli  1 898  —  also  28  Jahre  lang  — 
blieb.  Am  I.Oktober  1898  eröffnete  er  seine  eigene 
Werkstatt;  er  baut  nach  Stradivari,  Lupot  und  Gand 
und  verwendet  nur  Ollack.  1900  erhielt  er  das  Diplom 
eines  Offiziers  der  Akademie  und  auf  der  Weltaus- 
stellung eine  Bronzemedaille.  Seine  Geigen  sind  gut 
und  werden  von  Musikern  sehr  geschätzt ;  so  ist  er  u.  a. 
Lieferant  des  Lamoureuxschen  Konzertes  usw.  Seinen 
1882  geborenen  Sohn  ließ  er  in  Mirecourt  zum  Geigen- 
macher ausbilden  und  erzog  ihn  zu  seinem  besten  Mit- 
arbeiter. 

Geigenzettel :  Abb.  58. 
Bernardelle,  Roussel.  —  Paris.   1837 

Baute  nach  Stradivari;  seine  Arbeit  ist  nicht  schlecht, 
kommt  aber  nur  selten  vor. 

Bernardus.  —  Udine 

Ein  englischer  Händlsr  bot  eine  Violine  mit  diesem 
Namen,  der  wohl  nur  zur  Hälfte  gelesen  ist,  an. 

Berndt,    Willy.    —    Berlin-Neukölln.     Geb. 

II.  April  1876  in  Stettin 

Durch  den  frühen  Tod  seines  Vaters  in  ärmlichen 
Verhältnissen  aufgewachsen,  baute  er  sich  schon  als 
Schulknabe  ohne  jegliche  Anleitung  eine  Geige,  da 
ihm  seine  Mutter  keine  kaufen  konnte.  Das  Instru- 
ment war  so  gelungen,  daß  ihm  von  allen  Seiten 
geraten  wurde,  Geigenbauer  zu  werden.  Da  er  aber 
in  Stettin  keine  Lehrstelle  erhalten  konnte,  mußte  er 
zunächst  die  Tischlerei  und  den  Klavierbau  erlernen, 
aber  jede  freie  Zeit  benützte  er  dazu,  sich  im  Geigen- 
machen zu  vervollkommnen,  wenn  er  auch  darauf  an- 
gewiesen war,  die  Anleitung  dazu  aus  Büchern  zu 
holen.  In  seinem  zwanzigsten  Jahre  kam  er  endlich 
zu  Adolf  Pfretzschner,  unter  dessen  Leitung  er  bald 
mehrere  Geigen  in  allen  Teil  -n  fertigstellte,  die  schon 
in  unlackiertem  Zustand  den  größten  Beifall  des  hol! . 
Konzertmeisters  Max  de  Groot  fan  len.  Im  Jahre 
1907  siedelte  er  nach  Berlin  über  und  begründete  seine 
eigene  Werkstatt,  die  sich  eines  stetig  zunehmenden 
Zuspruchs  erfreut.  Er  baut  nach  Stradivari  und  stimmt 


Boden  und  Decke  harmonisch  ab  und  bereitet  sich 
einen  Ollack  eigener  Zusammensetzung.  Sein  Sohn 
Walter,  der  eine  gründliche  musikalische  Ausbildung 
erfahren  hat,  widmet  sich  jetzt  ebenfalls  dem  Geigen- 
bau. 

Geigenzettel :  Gebaut  von  /  Willy  Berndt  /  Berlin- 
Neukölln  /  Geigenmacher  —  den  ....  192   . 

Berner  (Perner),  Samuel.  —  Brixen.  f  24.  Febr. 
1754  (im  Spital) 

Gute  Arbeit.  Ein  Violoncello  von  ihm  wurde  1890  von 
Heberle  in  Nürnberg  versteigert.  Eine  Viola  und  ein 
Cello  von  ihm  besitzt  Kaufmann  Fallmereyer  (Eisen- 
handlung) in  Brixen. 

Bernhard,  August.  —  Fleißen.   1884.   1895 

Einer  der  besseren  Geigenmacher  seines  Heimatortes, 
der  auch  als  guter  Lehrer  geschätzt  war. 

Bernhard,  Carl.  —  Stadthagen.   Geb.  22.  Nov. 

1857 

Ursprünglich  Musiker,  brachte  ihn  der  Wunsch,  den 
Ton  seiner  Streichinstrumente  zu  verbessern,  schon 
frühzeitig  auf  den  Gedanken,  den  Geigenbau  zu  stu- 
dieren. Meister  Weber  in  MöUenbeck  bei  Rinteln  war 
der  erste,  der  ihm  einige  Anleitungen  gab.  Als  Sohn 
eines  Tischlers  mit  der  Holzbearbeitung  gut  vertraut, 
versuchte  er  zunächst,  ein  Violoncell  zu  bauen.  Der  Er- 
folg spornte  ihn  zu  weiterem  eifrigen  Studium  an,  und 
Weber  gab  ihm  außer  praktischer  Anleitung  auch 
Bagatellas  Schrift  und  ähnliche  Bücher.  Er  machte  jetzt 
rasche  Fortschritte  und  baute  1885  seine  erste  neue 
Geige.  Hierauf  ging  er  noch  nach  Markneukirchen,  um 
seine  Ausbildung  abzuschließen.  Wenn  er  dort  auch 
nicht  alles  fand,  was  er  hauptsächlich  suchte,  so  nutzte 
er  doch  jede  Gelegenheit,  die  Werke  alter  Meister 
kennen  zu  lernen,  mit  Eifer  aus.  Bis  1904  hatte  er  be- 
reits 178  neue  Violinen,  31  Violen,  17  Violoncelli  und 
58  Bässe  gebaut.  Er  ahmt  vorzugsweise  das  Stainer- 
modell  nach,  wobei  er  die  Schallkreise  elliptisch  an- 
ordnet, da  sonst  bei  der  schnell  abfallenden  Wölbung 
die  gerade  laufenden  Fasern  des  Holzes  nach  seiner  An- 
sicht zu  kurz  abgeschnitten  würden.  Bei  flacher  Wöl- 
bung nimmt  er  die  Schallkreise  dagegen  rund,  wie 
Bagatella  dies  vorschreibt.  Seine  Arbeit  ist  sorgfältig, 
der  Ton  voll  und  weich;  auch  als  Reparateur  wird  er 
geschätzt  und  erhielt  durch  Professor  Sahla  die  Ar- 
beiten für  die  Bückeburger  Hofkapelle  übertragen. 

Geigenzettel :  Carl  Bernhard  /  Geigenmacher  /  Stadt- 
hagen Ao.  19  .  .  (gedruckt). 

Bernhard,  Johann  Georg.  —  Mark-Biberbach. 
1743.  1746 

Schwäbischer  Geigenmacher,  der  um  die  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  lebte  und  sehr  mittelmäßig  arbeitete. 
Sem  Holz  ist  unschön,  zur  unrechten  Zeit  geschlagen, 
daher  jetzt  sehr  wurmstichig,  der  Lack  schlecht  und 
dementsprechend  der  Ton  armselig.  Im  Modell  ahmt 
er  die  Tiroler  Schule  nach. 

Geigenzettel :  Johann  Georg  Bernhard  /  Lauten-  /  und 
Geigenmacher  in  Mark-Biber-  /  bach.  Anno  1743  (ge- 
druckt). 


Bernhardt  —  Bertolotti 


43 


chränktes  Lob 


ollt. 


Bernhardt,  Arnold.  —  Markneukirchen.   Geb.  Bertier,  Phülppe.  —  Mirecourt.    1773.    1789 

1 9.  Juli  1 874  zu  Markneukirchen  Ja^quot  kennt  nur  seinen  Namen. 

Schüler  von  Karl  Wilh.  Lederer  11.  Als  Gehilfe  arbeitete  Bertini,  Vincenzo.  —  Rom 

er  längere  Zeit  bei  Dr.  AlL-ed  Stelzner  in  Dresden  und  ^^  ^-^^^  j^^j^^^,^   eingelegte   Mandolinen   mit   seinem 
machte  sich  im  Jahre  1905  m  seiner  Vaterstadt  selb-  Namen, 
ständig.  Er  arbeitet  sehr  sorgfältig  und  sauber,  ver- 
wendet vorzügliches  Holz,  und  seinen  Geigen  wird  auch  Bertoleti,  Antonio.  —  Brescia.    1796 

In  einem  mittelmäßigen  Violoncello  wurde  der  Zettel 
gefunden:  Antonio  Bertoleti  /  Fece  in  Brescia,  1796 
(gedruckt). 

Bertoli,  Giuseppe.  —  (Venedig.)  1899 

Schüler  von  Eugenio  Degani,  bei  dem  er  ein  Jahr  lang 
lernte. 

Bertolinl.  —  18./19.  Jahrhundert 

Dr.  J.  L.  Phipson  erzählt  in  »The  Strad«  1896  (Nr.  74) 
von  einer  Violine  mit  diesem  sonst  nicht  bekannten 
Namen,  die  zwar  keine  äußeren  Vorzüge  und  wenig 
Eigenart,  aber  einen  wundervollen  Ton  gehabt  haben 
soll. 

Bertolotti,  Francesco  I,   genannt  Violi    (Vio- 
lino).  —  Polpenazze.   16.  Jahrhundert 
Sohn  des  Santino  und  Vater  Gasparo  da  Salos.  Er  war 
Maler,  seinem  Beinamen  nach  aber  auch  Geiger  oder 
Geigenmacher. 

Bertolotti,  Francesco  II.  —  Brescia.  Geb. 
März  1564  in  Brescia.  1614 
Sohn  des  Gasparo  B.  da  Salo  und  Schüler  seines  Vaters. 
Mit  23  Jahren  war  er  bereits  mit  Fior  (aus  Calvagese 
bei  Salö)  verheiratet,  und  es  läßt  sich  vermuten,  daß  er 
nach  dem  Tode  seines  Vaters  seine  Kunst  nicht  mehr 
ausgeübt  hat ;  vielleicht  hat  er  das  Geschäft  an  Giovan 
P.  Maggini,  der  ja  der  Nachfolger  seines  Vaters  wurde, 
verkauft.  Nach  1614  läßt  er  sich  in  Brescia  nicht  mehr 
nachweisen  und  dürfte  also  fortgezogen  sein,  vermutlich 
nach  Calvagese,  wo  sich  bekanntlich  Gasparo  da  Salö 
angekauft  hatte.  Eine  Lira  di  Camba  mit  der  Zettel- 
inschrift: D.  Francesco  q.  Gaspar  da  Salö  in  Brescia 
(gedruckt)  besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches  Mu- 
seum in  Köln  (Nr.  783). 

Bertolotti,  Gasparo,  gen.  da  Salo.  —  Brescia. 
Geb.  20.  Mai  1540  (?)  in  Salo,  f  H.April 
1609 

.  Sohn  des  Francesco  B.  und  Enkel  von  Santino.  Sein 
Vater  war  Maler  und  »Violino«,  die  ganze  Familie  war 
musikalisch^),  und  der  junge  Gasparo  wandte  sich  wohl 
schon  frühzeitig  dem  Berufe,  den  auch  sein  Großvater 
ausübte,  zu.  Er  war  wahrscheinlich  ein  Schüler  seines 
Großvaters  und  später  von  Girolamo  di  Virchi,  was  ihn 
veranlaßt  haben  mag,  aus  Salö,  einem  Städtchen  am 
Gardasee,  nach  Brescia  überzusiedeln,  wo  er  bereits 
vor  1565  als  Meister  ansässig  war.  An  Können  und 
Talent  überragte  er  alle  seine  Vorgänger  und  wurde 


in  bezug  auf  den  Ton  uneingeschränktes  Lot)  geiol 
Er  beschäftigt  keine  Gehilfen,  sondern  macht  alles  selbst 
an  seinen  Instrumenten,  wie  er  sich  auch  den  Lack 
selbst  zubereitet.  Er  arbeitet  nach  einem  eigenen  Mo- 
dell, das  dem  des  Stradivarl  ähnlich  ist.  Daß  es  ihm 
sehr  zustatten  kommt,  nebenbei  ein  trefflicher  Geiger 
zu  sein,  sei  gleichfalls  erwähnt.  Seine  Geigen  tragen 
einen  Brandstempel  (Brandmarke  Nr.  1). 

Berro,  Ambroslus.  —  ?   1766 

Nach  einer  Mitteilung  des  Propstes  von  St.  Florian  in 
Oberösterreich  befindet  sich  im  Besitze  des  Stiftes  eine 
gute  Viola  mit  dem  rätselhaften  (vielleicht  schlecht  ge- 
lesenen) Zettel :  Ambroslus  Berro  /  zu  Barris  1 766  (ge- 
druckt). 

Berrolt.  —  Brüssel.   1750 

Ein  selten  genannter  Violenbauer.  Vielleicht  ist  nicht 
einmal  sein  Name  richtig  überliefert. 

Bertanl.  —  Modena.   1 9.  Jahrhundert 

Außer  Geigen  verfertigte  er  auch  Flöten  und  englische 
Hörner. 

Bertaslo,  Luigl.  —  Piadena.  19.  Jahrhundert 
Bei  De  Piccolellls  und  Vidal  findet  sich  dieser  Name 
ohne  weitere  Zusätze  oder  Quellenangaben.   • 

Bertassl,  Ambrogio.  —  Piadena.   1730 

Wahrscheinlich  zur  selben  Familie  wie  Bertaslo  gehörig. 
Bertet,  Joseph  R.  —  Paris,  Nantes.   1754.   1774 

Ein  Geigenmacher,  der  wie  L'Harmand  und  der  alte 
VulUaume  u.a.  den  Werkstattnamen  »Au  roy  David« 
führte.  Nach  1764  scheint  er  nach  Nantes  gezogen  zu 
sem.  Von  ihm  befindet  sich  ein  großer  Alto  aus  der 
Sammlung  Snoeck  (Nr.  573)  in  Berlin.  Dicker  gelber 
Lack,  gute  Arbelt.  Eine  sehr  schöne  Laute  mit  einem 
wundervoll  geschnitzten  Frauenköpfchen  besitzt  Baron 
de  Lery. 

Geigenzettel :  Joseph  R.  Bertet,  au  Roy  David  /  Rue 
Neuve  St.  Roch  ä  Paris  1754  (geschrieben).  —  Bertet, 
luthler  Au  Roi  David  /  rue  Dauphine  ä  Paris  1 764  (ge- 
schrieben). 

Bertholini,  Nicolo 
Siehe  Bertolinl. 

Berti,  Antonio.  —  Cortona.   1721 

Vidal  erwähnt  ein  Psalterion  von  ihm;  auch  sollen 
Lauten  mit  seinem  Namen  vorkommen ;  doch  ließ  sich 
in  Cortona  nichts  über  ihn  ermitteln. 

Berti,   Giuseppe  gen.   Giusino.   —  Flumalba 
(Modena).    Anfang  des  19.  Jahrhunderts 
Er  soll  auch  in  anderen  modenesischen  Orten  gearbeitet 
haben;  seine  Geigen  sind  minderwertig. 


1)  Ein  Alessandro  Bertolotti  war  nach  Valdrighi  ein 
tüchtiger  Klavizimbelbauer. 


44 


Bertolotti  —  Bessard 


bald  das  Haupt  der  Brescianer  Schule;  er  hatte  jeden- 
falls einen  wesentlichen  Anteil  an  der  Ausgestaltung  der 
heutigen  Violine,  deren  Erfindung  man  ihm  mit 
größerem  Rechte  zuschreiben  könnte,  als  »Duiffo- 
prugcar«.  Sein  Ruf  war  bald  begründet;  1568  wohnte 
er  noch  zur  Miete  in  der  Contrada  del  palazzo  vecchio, 
1588  besaß  er  bereits  sein  eigenes  Haus  in  der  Contrada 
de  la  Cocere  (jetzt  via  delle  Cossere).  Seine  Frau  hieß 
Isabella  und  war  1546  geboren.  Trotz  aller  Anerken- 
nung scheint  er  doch  anfangs  mit  Sorgen  zu  kämpfen 
gehabt  zu  haben,  denn  um  seine  Lage  zu  verbessern, 
stand  er  im  Begriffe,  dem  Beispiel  anderer  Meister 
folgend,  nach  Frankreich  auszuwandern.  Um  das  zu 
verhindern,  lieh  ihm  Bruder  Gabriel  zu  St.  Piero 
60  Lire.  Von  da  an  arbeitete  er  sich  empor ;  1 599  konnte 
er  sich  ein  neues  Haus  in  der  Straße  San  Pietro  Martire 
kaufen,  und  zwischen  1581  und  1607  erwarb  er  außer- 
dem verschiedene  liegende  Gründe  in  Calvagese  (bei 
Salo),  dem  Heimatorte  seiner  Schwiegertochter  Fior. 
Das  ist  alles,  was  sich  aus  seinem  Leben  urkundlich 
feststellen  ließ.  Er  wurde  bei  St.  Joseph  begraben,  wo 
sich  leider  sein  Grabstein  nicht  erhalten  hat.  Im  April 
1907  wurde  ihm  aber  auf  Veranlassung  des  Prof.  Cav. 
Fr.  Pasini  an  dieser  Kirche  ein  Denkstein  errichtet  mit 
der  Inschrift: 

Gasparo  da  Salo 

nell  arte  di  liutai  maestro 

per  trovar  le  vie  nuove 

loggi,  materia,  forma  studiando 

die  quasi  anima  e  senso 

al  violino  moderno 

creazione  sua. 

Nato  1542.  —  Morto  1609 

fu  sepolto  in  questo  tempio. 

In  den  Urkunden  wird  er  1568  »Magistro  de  violini«, 
1579  »Magistro  a  cittaris«,  1583  »Artefice  d'instrumenti 
musici«  und  1588  »Magister  instrumentorum  musi- 
corum«  genannt.  Seine  Geigen  zeigen  im  allgemeinen 
schon  die  später  klassisch  gewordene  Form.  Die  Wöl- 
bung nimmt  er  noch  ziemlich  hoch,  d;e  F-Löcher  sind 
weit  und  stehen  fast  parallel,  die  )(  sind  langgestreckt 
und  die  Ecken  kurz.  Die  Schnecke  ist  nicht  besonders 
fein  und  bei  größeren  Instrumenten  meist  aus  Birn- 
baumholz. Sein  Lack  scheint  nachgedunkelt  zu  haben ; 
aber  es  gibt  außer  braunlackierten  Geigen  auch  solche 
von  schöner  Bernsteinfarbe.  Bis  heute  haben  sich  nur 
wenige  Arbeiten  seiner  Hand  erhalten ;  doch  wurde  sein 
Name  schon  frühzeitig  mißbraucht,  weshalb  ihm  zu- 
geschriebene Geigen  stets  mit  Vorsicht  zu  behandeln 
sind.  Man  findet  viele  Instrumente  mit  seinem  Namen 
und  Jahreszahlen,  die  von  1610 — 1630  reichen,  obwohl 
er  selbst  fast  nie  eine  Jahreszahl  auf  seinen  Zetteln  an- 
gab. Einen  echten  dreisaitigen  Baß  besaß  Dragonetti, 
eine  sechssaitige  Gamba  bewahrt  das  Pariser  Konser- 
vatorium. In  der  Sammlung  des  Professors  Cav.  Franc. 
Pasini  befindet  sich  eine  ganze  Reihe  von  Instrumenten, 
die  als  Arbeiten  von  Gasparo  da  Salo  gelten.  Ole  Bulls 
Violine,  die  ihm  zugeschrieben  ward,  scheint  jüngeren 
Ursprungs  gewesen  zu  sein.  Er  war  auf  alle  seine  Nach- 
folger von  größtem  Einfluß,  der  sich  bis  Stradivari  und 
Guarnen  verfolgen  läßt.  Vgl.  G.  Livis  Aufsatz  in  der 
Nuova  Antologia  vom  16.  Aug.  1891.  Siehe  auch: 
Gargnano. 
Geigenzettel :  Abb.  96. 


Bertolotti,  Lulgi  s.  Bortolottl 

Bertolotti,  Santino.  —  Polpenazze.    16.  Jahrh. 

Lautenmacher,  der  Großvater  von  Gasparo  da  Salö. 

Bertolt.  —  Nürnberg.   1413 

In  einer  Urkunde  des  Archivs  der  Stadt  Nürnberg 
wird  im  Jahre  1413  ein  *Ber(tolt)  Lautenmacher  auf 
der  Lorenzer  Stadtseite  in  der  Mittelgasse«  aufgeführt. 

Bertram,  Alexander.  —  Eddieston.  Geb.  1801 

Sohn  von  William  B.  und  wohl  auch  dessen  Schüler. 
Ein  fleißiger  schottischer  Geigenmacher  des  19.  Jahr- 
hunderts. 

Bertram,   William.  —  Stobo  Castle  (Schott- 

land).    1790.    1810 

Er  war  Jäger  von  James  Montgomery  und  machte  aus 
Liebhaberei  Geigen.  Er  brachte  es  dann  zu  einer  ge- 
wissen Geschicklichkeit  und  soll  in  den  letzten  drei 
Jahren  seines  Lebens  siebzehn  Geigen  gemacht  haben, 
die  er  den  Gästen  seines  Herrn  zu  verkaufen  pflegte. 

Bertrand,  Nicolas.  —  Paris.   1687.   1735 

Er  arbeitete  handwerksmäßig;  nur  manchmal  kam  er 
Jacques  Boquay  nahe.  Sein  Lack  ist  fast  immer  rissig 
und  stumpf  und  gewöhnlich  von  roter  Farbe.  Violinen 
scheint  er  nur  selten  gemacht  zu  haben,  dagegen  trifft 
man  Violen,  Bässe  und  Quintone  von  ihm  mehrfach. 
Das  Selhofsche  Versteigerungsverzeichnis  (Haag  1759) 
führt  eine  Arbeit  von  ihm  mit  der  Jahreszahl  1603  auf; 
diese  kann  nur  1703  oder  höchstens  1693  geheißen 
haben,  oder  man  müßte  einen  gleichnamigen  Vorfahren 
annehmen.  Ein  Quinton  und  eine  Baßviola  (Gamba) 
von  gewöhnlicher  Arbeit,  rotem,  schmierigem  Lack  und 
mit  einem  Frauenköpfchen  am  Wirbelkasten  besitzt  das 
Brüsseler  Konservatorium  (Nr.  222  und  227).  Außer 
seinem  Zettel  verwandte  er  auch  eine  Brandmarke  mit 
seinem  Namen. 

Geigenzettel :  Abb.  50. 

Bertrand.  —  Mirecourt.   1853 

Wahrscheinlich  mehr  Händler  als  Geigenmacher. 

Bertucci,  D.  Giuseppe.  —  Mont-Orsello.  1748. 
1777 

Das  D.  vor  dem  Taufnamen  scheint  die  Abkürzung  von 
Don  zu  sein ;  Bertucci  wäre  demnach  geistlichen  Stan- 
des gewesen.  Geigen  von  ihm  kommen  selten  vor  und 
sind  nicht  sehr  geschickt  gemacht. 

Berupt,    Leopold   und   Louis.   —  Mirecourt. 
1766.  1789 

Wahrscheinlich  zwei  Brüder,  die  beide  als  Luthiers  ge- 
nannt werden. 

Besancenot.  —  Dijon.   1776 

Seine  Geigen  zeichnen  sich  mehr  durch  ihre  reiche 
Ornamentierung  als  durch  Modell  und  Ton  aus. 

Bessard,  Louis.  —  Paris.   1753 

Er  war  geschworener  Meister  der  Pariser  Lauten- 
macherzunft;  mehr  war  über  ihn  nicht  zu  erfahren. 


Beßl 


er 


Biancl 


lanchi 


45 


Beßler,  Adam.  —  Eperjes.   1670 

Daniel  Speer  berichtet  in  seinem  »Unterricht  in  der 
musikalischen  Kunst«  (Ulm  1687,  bei  S.W.Kühne) 
über  die  Viola  Baryton :  »Ich  habe  auf  meiner  Peregri- 
nation  nicht  mehr  als  am  bischöflichen  Hofe  zu  Frey- 
sing einen  (Barytonspieler)  angetroffen,  auch  der- 
gleichen Instrument  nirgend  als  zu  Eperes  in  Ungarn 
bei  dem  Stadt-Trompeter  Musico  Adam  Besslern,  der 
als  ein  berühmter  Geigen  macher  solches  selbsten 
gemacht.« 

Bessolaz,  lebt  als  »Luthier«  in  Chambery  (Dep. 

Savoie) 
Betts,  Edward  (  »Ned  Betts«).  —  London.  Geb. 

in  Stamford?,  f  um  1815  oder  1820 

Neffe  von  John  Betts  und  wie  dieser  Schüler  von  R. 
Duke.  Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  dessen  eigene  Ar- 
beiten Lob  verdienen.  Die  Einlagen  machte  er  sehr  gut, 
schnitt  schöne  F-Löcher  und  schöne  Schnecken;  nur 
der  Lack  ist  hart  und  unklar.  Da  in  England  aber  —  wie 
leider  auch  anderwärts  —  moderne  Geigen  schlecht  be- 
zahlt werden,  verlegte  er  sich  auf  das  Nachahmen  alter 
Instrumente,  besonders  solcher  von  den  Amatis,  worin 
er  es  zu  großer  Meisterschaft  brachte. 

Betts,  John  Edward  (»Old  John  Betts«).  — 
London.  Geb.  1755,  f  im  März  1823 
Schüler  des  älteren  R.  Duke.  Er  stammte  aus  Stamford, 
Lincolnshire,  und  war  weniger  hervorragend  als  Geigen- 
macher wie  als  Händler  und  Kenner.  Die  Geigen,  die 
seinen  Namen  tragen,  sind  sehr  verschieden,  was  daher 
kommt,  daß  Carter,  sein  Neffe  Betts,  B.  Fendt  und  seine 
Söhne,  Panormo  usw.  für  ihn  arbeiteten.  Er  ließ  u.  a. 
treffliche  Kopien  nach  den  Cremoneser  Meistern  her- 
stellen. Sein  Geschäftsnachfolger  war  sein  Bruder 
Arthur  B.,  der  Violinlehrer  gewesen  war.  Dessen  gleich- 
namiger Sohn  und  Nachfolger  war  gleichfalls  kein 
Gelgenmacher.  Eine  Stockgeige  (1800)  von  ihm  besitzt 
T.  W.  Taphouse. 

Geigenzettel :  J  "  Betts  N  °  2  /  Near  Northgate  the  / 
Royal  Exchange  /  London  1 782  (gedruckt). 

Betz  s.  Petz 

Beuthner,  Adolf.  —  Markneukirchen 

Schüler  von  Reinhold  Paulus.  Als  Gehilfe  arbeitete  er 
in  Leipzig,  Berlin  und  Kopenhagen,  kehrte  1895  in 
seine  Vaterstadt  zurück  und  machte  sich  selbständig. 
Er  beschäftigt  sich  mit  dem  Neubau  und  der  Wieder- 
herstellung von  Geigen  und  treibt  auch  einen  Handel 
mit  alten  Musikinstrumenten. 

Beuthner,  Johann  Ulrich.  —  Hamburg.     1710 

Sein  Name  kommt  auf  einem  Reparaturzettel  in  der 
ehemaligen  Sammlung  Hammer  vor.  Er  scheint  jedoch 
das  Bürgerrecht  nicht  besessen  zu  haben,  weshalb  sich 
nichts  Näheres  über  ihn  ermitteln  ließ. 

Beutler,  Johannes.  —  Um  1830 

Eine  einfach  gehaltene  Gitarre  mit  einem  Wirbelkasten, 
den  ein  Affenkopf  abschließt,  wird  in  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln  aufbewahrt  (Nr.  563). 


Beveridge,  William.  —  Aberdeen.    Geb.  Juli 
1821    in   Craigh,   Tough,   f   Aug.    1893   in 

Chapel  of  Ganoch 

Als  Sohn  eines  Farmers  beschäftigte  er  sich  im  Winter 
mit  dem  Ausstopfen  von  Vögeln,  Schnitzen  von 
Schnupftabaksdosen  und  Geigenmachen.  Auf  das 
letztere  verlegte  er  sich  nach  dem  Tode  seines  Vaters 
ganz  und  gar.  Seine  Violinen  sind  hübsch  gemacht,  oft 
reich  verziert,  haben  aber  keinen  großen  Ton.  1886  er- 
hielt er  auf  der  Ausstellung  in  Edinburgh  für  Geigen 
eine  ehrenvolle  Erwähnung. 

Geigenzettel:  W.  Beveridge/  Fecit  /  Tough,  1860  (ge- 
druckt). 

Beyer,  Emil.  —  Erfurt.   1895.   1916 

Ein  vielseitiger  Geschäftsmann,  der  mit  Getreide  usw. 
und  mit  Geigen  Handel  treibt  und  selbst  auch  Geigen 
gebaut  haben  soll,  die  auf  Ausstellungen  stets  Aner- 
kennung fanden.  1899  erhielt  er  ein  Patent  für  einen 

Steg. 

Beyer,  F.  —  Naumburg.   1815 

Ein  ziemlich  dunkel  lackierter  großer  Baß  trägt  seinen 
Zettel :  F.  Beyer  /  Instrumentenmacher  in  Naumburg 
(geschrieben). 

Beyer,  Franz  L.  E.  —  Wien.   1920 

Er  bringt  die  sog.  TIM-Streichinstrumente  (d.  h.  Ton- 
Instrumente  Markstein)  auf  den  Markt,  ist  selbst  aber 
kein  Geigenmacher. 

Beyer,  Robert.  —  Berlin.   1909.   1910 

Nicht  mehr  bestehendes  Geigengeschäft  »Unter  den 
Linden«.  Der  Inhaber  war  kein  Geigenmacher,  be- 
schäftigte jedoch  Gehilfen. 

Bianchi,  Giovanni.  —  Florenz.   1746 

Gute  Arbeit,  aber  plumpes  Modell,  gelber  Lack.  Haupt- 
sächlich kommen  Violoncelli  von  ihm  vor. 
Geigenzettel :  Giovanni  Bianchi  Fee. ,'  In  Firenze,  anno 
1 746  (gedruckt). 

Bianchi,  Nicolo.  —  Aix,  Paris,  Genua,  Nizza. 
Geb.  1796  in  Genua,  f  1881  in  Nizza 
Nachdem  er  bei  Bagatella,  F.  Calcagni,  Cerutti  und 
Pressenda  gearbeitet  hatte,  ließ  er  sich  zunächst  in  Aix 
nieder,  wo  er  noch  1845  lebte;  er  ging  dann  nach  Paris. 
Seine  Werkstatt  hatte  er  bis  1868  in  der  Rue  Croix  des 
Petits-Champs.  Seine  Violinen  sind  nicht  gleichwertig, 
er  konnte  aber,  wenn  er  wollte,  sehr  gut  arbeiten  und 
soll  auch  sein  Interesse  der  Viola  d'amore  zugewendet 
haben.  Er  war  als  Reparateur  viel  beschäftigt,  obwohl  er 
es  an  der  nötigen  Sorgfalt  oft  fehlen  ließ,  und  reparierte 
auch  die  Baßviola  von  Gasparo  da  Sal6  im  Museum 
des  Pariser  Konservatoriums  (Nr.  197).  Von  1868  bis 
1872  war  er  in  seiner  Vaterstadt  und  zog  dann  nach 
Nizza,  wo  er  starb.  Er  darf  nicht  mit  Mitgliedern  der 
Familie  Bianchi  verwechselt  werden.  Sein  Schüler  und 
Nachfolger  ist  Bovis. 

Geigenzettel :  Repare  par  Bianchi  Nicolo  /  Luthier  de- 
core  /  A  Parigi  1851  (gedruckt)  und  Abb.  39. 


46 


Bichet  —  Bittner 


Bichet,  Mansuy.  —  Mlrecourt.   1 780 
Wird  von  Jacquot  als  Bogenmacher  aufgezählt. 

Bichler  s.  Pichler 

Bienfait,  Paul-Emile.  —  Paris.   Geb.  1857  in 

Rouen 

Er  war  ursprünglich  Geiger  und  verlegte  sich  schließ- 
lich auf  das  Bogenmachen,  worin  er  es  zu  großer 
Meisterschaft  brachte.  Seine  Bogen  tragen  die  Brand- 
marke: P.  E.  Bienfait. 

Biernatzki.  —  Posen.  Um  1860 

Ein  schwedischer  Staatsrat,  ausgezeichneter  Violin- 
spieler, der  aus  Liebhaberei  Geigen  gemacht  hat. 

Biest,  Martin  van  der.  —  Antwerpen.   1558 
Bisher  nur  als  Clavecinmacher  bekannt. 

Bigourat,  Nicolas.  —  Moulins-sur-Allier.  Geb. 
in  Saint-Gerand-le-Puy  (Allier)  1824.  f  1880 

Schüler  und  Nachfolger  von  Thibouville  in  Moulins- 
sur-AUier.  Er  hat  nur  sehr  wenige  Geigen  (meist  nach 
Guarneri)  gebaut  und  sich  hauptsächlich  mit  Wieder- 
herstellungsarbeiten beschäftigt.  Er  verwendete  einen 
hellbraunen  Lack. 

Geigenzettel :  Repare  par  Nicolas  Bigourat  /  ä  Moulins 
en  1823  (geschrieben).  —  Nicolas  Bigourat  Luthier 
pres  l'horloge  /  ä  Moulins  1869  (gedruckt). 

Bigourat.  —  Le  Havre.   1870.   1890 

Sohn  von  Nicolas  B.  Hauptsächlich  Reparateur. 

Bilveglien  s.  Belviglien 

Bimbi,  Bartolomeo.  —  Siena.   1750.    1769 

Er  stammt  aus  Florenz,  war  ein  Sohn  oder  wahrschein- 
licher Enkel  des  bekannten  gleichnamigen  Blumen- 
malers (1648 — 1725)  und  soll  um  1760  wieder  nach 
Florenz  zurückgekehrt  sein.  Sein  Modell  ist  klein,  sein 
Lack  von  schöner  orangeroter  Farbe,  die  Arbeit  recht 
gut.  Die  Inschrift  m  einem  Baß,  die  seinen  Namen  mit 
dem  Wohnort  Bologna  und  der  Jahreszahl  1701  angibt, 
erweist  sich  als  gefälscht. 

Geigenzettel :  Abb.  59. 
Bina,  Johann  Nepom.  —  Prag.    Geb.  22.  Mai 

1826  in  Prag,  f  25.  Jan.  1897  daselbst 

Sohn  eines  Musikers  und  Schneidermeisters,  Schüler 
von  Franz  Lehner,  bei  dem  er  auch  nach  seiner  vier- 
jährigen Lehrzeit  noch  bis  1849  blieb.  Später  arbeitete 
er  bei  Joh.  Stoß,  J.  Hamberger  in  Preßburg,  F.  A. 
Patzelt  in  Budapest  und  Ant.  Hoffmann  in  Wien  und 
machte  sich  1853  in  Prag  selbständig.  Seit  1864  war  er 
beeideter  Sachverständiger  für  Geigen.  Er  wohnte  im 
Laufe  der  Jahre  Neustadt  Nr.  793,  802,  52,  835,  825, 
788,  834,  von  1878 — 94  Wenzelsplatz  (Vaclavske 
nämesti)  Nr.  841  und  zuletzt  »in  der  Grube«  (V  Jäme) 
Nr.  697.  In  seiner  Arbeit  ist  er  ein  charakteristischer 
Vertreter  der  Prager  Schule,  wenn  auch  nur  ein  Meister 
zweiten  Ranges. 

Geigenzettel:  Johannes  Bina  /  Pragae  /  Fecit  Anno 
Domini  18  .  .  (gedruckt).  —  Johann  Bina  /  in  /  Prag 


anno  1877  (gedruckt).  —  Opravil  /  J.  Bina  v  Praze 
(gedruckt).  —  Johann  Bina  /  Musikinstrumentenvcr- 
fertiger  und  beeideter  /  Schätzer,  Anno  1885  /  Prag  / 
Wenzelsplatz  N°  5  neu  (gedruckt). 

Bindernagel,  Johann  Wilhelm.  —  Gotha.  Geb. 
um  1 770  in  Remstädt  bei  Gotha,  f  30.  März 
1845  in  Gotha 

Er  war  ursprünglich  Tischler,  erlernte  bei  Kleinsteuber 
in  Gotha  den  Bau  musikalischer  Instrumente  und  wurde 
dann  Gehilfe  bei  Ernst,  als  dessen  Schüler  man  ihn  be- 
trachten kann.  Seme  Geigen  entsprechen  den  Ernst- 
schen  Modellen.  Anfangs  verfertigte  er  nur  Harfen  und 
Zithern,  später  jedoch  Geigen  und  schließlich,  nach 
dem  Vorgange  Ottos  in  Weimar,  vorzugsweise  Gitarren, 
wozu  ihn  wohl  seine  Frau,  eine  geborene  Trompheller 
aus  Gotha,  die  eine  ausgezeichnete  Virtuosin  auf  der 
Gitarre  war,  veranlaßte.  Emzelne  seiner  Instrumente 
waren  recht  gut,  seine  Geigen  jedoch  meist  von  hand- 
werksmäßiger Ausführung.  Zwei  Zithern  von  ihm, 
eine  davon  fünfchöns,  besitzt  die  staatliche  Sammlung 
alter  Musikinstrumente  in  Berlin  Nr.  598  und  599. 

Geigenzettel:  Johann  Wilhelm  Bindernagel  /  Instru- 
mentenmacher in  Gotha  /  1 798  (gedruckt)  und  Abb.  37. 

Bing  (&  Lantez).   1880 
Französische  Fabrikfirma. 

Birt.    Kommt  als  Name  eines  Geigenmachers 

in  englischen  Violinen  vor 
Bischerei  s.  Magri 
Bischoff.  —  Dessau.    1790.    1796 

Ein  Kammermusikus,  der  ein  der  Viola  Baryton  ähn- 
liches Instrument,  das  er  Harmoniecello  nannte,  erfand, 
aber  nicht  selbst  baute. 

Bisiach,  Leandro.  —  Mailand.    1890.    1914 

Besserer  italienischer  Geigenmacher  der  Gegenwart, 
der  darauf  hält,  daß  nur  Geigen,  die  in  allen  Teilen 
in  seiner  Werkstatt  angefertigt  werden,  seinen  Namen 
tragen.  Er  hat  in  Cremona  gelernt  und  das  Stu- 
dium der  alten  Cremoneser  zu  seiner  Hauptaufgabe 
gemacht.  Von  einer  in  Mailand  lebenden  Witwe  Stra- 
divari  hat  er  vor  einigen  Jahren  Werkzeuge  sowie  die 
Photographie  eines  Lackrezeptes  gekauft,  die  angeblich 
noch  aus  dem  Nachlasse  des  großen  Antonio  Stradivari 
stammen  sollen.  Er  ließ  sich  diesen  Kauf  auch  notariell 
bestätigen.  Er  wird  als  vorzüglicher  Reparateur  ge- 
schätzt und  im  Anpassen  von  Baßbalken,  Stimmstock 
und  Steg  ist  er  ein  Künstler  ersten  Ranges.  Er  handelt 
auch  mit  alten  Meistergeigen  und  mit  in  Deutschland 
oder  Frankreich  vorgearbeiteten  Instrumenten,  die  in 
seiner  Werkstatt  vollendet  werden.  Seine  Söhne  Carlo 
und  Andrea  erzog  er  zu  tüchtigen  Geigenmachern. 

Geigenzettel :  Abb.  61. 

Bittner,  David.  — Wien.  1845,  f  1887.  Schüler 

von  Wilhelm  Ruprecht 

Er  begründete  schon  in  sehr  jungen  Jahren  sein  eigenes 
Geschäft  und  war  einer  der  besseren  Wiener  Geigen- 
macher aus  der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts. 


Biz 


Blanchl 


47 


Er  studierte  die  Italiener  mit  Erfolg,  besaß  selbst  eine 
auserlesene  Sammlung  echter  italienischer  Geigen  und 
kopierte  mit  großer  Treue.  1873  erhielt  er  eine  Ver- 
dienstmedaille. Außer  Violinen  baute  er  auch  alle 
anderen  Streichinstrumente,  selbst  eine  Viola  d  amore 
und  Zithern,  besonders  aber  sehr  gute  Violoncelli,  von 
denen  manche  auch  noch  durch  ihren  schönen,  fetten 
ÖUack  hervorragen,  und  die  jetzt  sehr  gut  bezahlt 
werden.  Eine  Streichzither  von  ihm  bewahrt  die 
Sammlung  des  Brüsseler  Konservatoriums.  Seine 
Frau  Marie  war  eine  Zitherlehrerin.  Das  Geschäft 
wurde  kurze  Zeit  von  seinem  Sohne  Th.  Bittner  fort- 
gesetzt, dann  an  den  Musiker  Hans  Graf  verkauft  und 
bald  aufgelöst. 
Geigenzettel:  Abb.  30  und  31  (Brandmarke  Nr.  14). 

Biza,  Giovanni  Battista.  —  Treviso.   1 779 

Wenig  bekannter  Lauten-  und  Geigenmacher,  der  sich 
wohl  hauptsächlich  mit  .Ausbesserungsarbeiten  be- 
schäftigt hat. 

Bizan.  —  Brüssel.   1749 

Er  wird  als  »luthier«  bezeichnet;  Geigen  von  ihm  sind 
mir  jedoch  nicht  vorgekommen. 

Bizey,  Charles.  —  Paris.   1716 

Er  wird  zwar  wiederholt  für  einen  Geigenbauer  aus- 
gegeben, war  aber  Holzblasinstrumentenmacher  m  der 
Rue  Dauphine  und  nannte  sich  ausdrücklich:  Inven- 
teur  de  plusieurs  Instruments  ä  vent.  Falsch  ist  es, 
seinen  Namen  »Bizet«  zu  schreiben. 

Blacht  s.  Flacht 

Black,  John.  —  Edinburgh.   1893 
Neuerer  schottischer  Geigenmacher. 

Blahowetz,  Josef.  —  Markneukirchen.  Geb.  in 
Ober-Schönbach  i.  B.  13.  Juni  1857 

Handwerksmäßig  arbeitender  Geigenmacher,  der  für 
Markneukirchener  Handelshäuser  Geigen  baut,  die  mit 
Zetteln  »nach  den  Modellen«  beklebt  werden.  Einige 
wenige  besser  ausgeführte  Geigen  tragen  jedoch  seinen 
eigenen  Zettel. 

Blair,  John.  —  Edinburgh.  1790.  1820 

Anfangs  arbeitete  er  allein,  später  mit  Matthew  Hardie 
zusammen,  der  wahrscheinlich  sein  Schüler  war.  Blair 
war  jedenfalls  der  Geschicktere  von  beiden.  Zettel 
scheint  er  nicht  verwendet  zu  haben,  doch  schrieb  er 
manchmal  seinen  Namen  in  seine  Arbeiten  und  ver- 
wendete eine  Brandmarke  J.  B.  Sein  Spinfuslack,  der 
jetzt  ziemlich  braun  aussieht,  war  ursprünglich  gelb- 
lich. Er  arbeitete  nach  Stradivari.  Brandmarke  Nr.  32. 

Blair,  Willie.  —  Abergeldie  (Schottland).  Geb. 

26.  Okt.    1793   unweit   Ballater,    f   daselbst 

12.  Nov.  1884 

Ursprünglich  ein  Zimmermann  und  trefflicher,  bei 
Hofe  angesehener  Geiger,  bekannt  als  »the  Queen 's 
Fiddler«.  Er  erhielt  von  Peter  Hardie  .Anleitung  im 
Geigenmachen  und  war  nicht  ungeschickt,  hatte  aber 
den  Fehler,  sein  Geigenholz  zu  backen,  wodurch  er 
seine  Arbeiten  selbst  ruinierte. 


Blaise.  —  Mirecourt.   1822 

Als  Geigenmacher  in  keiner  Weise  hervorragend,  war 
er  doch  ein  verdienstvoller  Lehrmeister;  als  seine  besten 
Schüler  darf  man  die  beiden  Silvestre  bezeichnen.  Er 
war  wahrscheinlich  auch  der  Vater  von  Joseph  Blaise  In 
Genf. 


Blaise,  Joseph  (nicht  Jules). 

t  23.  Okt.  1882 


Genf.    1855. 


Er  kam  um  1855  aus  Mirecourt  nach  Genf,  nachdem  er 
vorher  eine  Zeitlang  bei  den  Brüdern  Silvestre  in  Lyon 
gearbeitet  hatte.  Er  gab  den  Geigenbau  bald  auf  und 
beschränkte  sich  mehr  und  mehr  auf  den  Verkauf  von 
MIrecourter  Fabrikwaren,  die  er  oft  mit  seinem  Zettel 
versah.  Auch  als  Reparateur  war  er  ohne  Bedeutung. 


Mirecourt.  Geb.  1796, 


Blaisot  s.  Mast 
Blanchard,  Fran9ois. 
tl859 

Obwohl  er  gelernter  Gelgenmacher  war,  beschränkte  er 
sich  doch  auf  den  Bau  von  Lauten  und  Gitarren.  Sein 
Enkel  Ist  Paul  Bl.  in  Lyon. 

Blanchard,    Paul-Fran^ois.    —    Lyon.     Geb. 

10.  Febr.  1851  in  Mirecourt 

Schüler  von  Auguste  Darte,  arbeitete  bei  Daniel  In 
Marseille  und  war  dann  sieben  Jahre  lang  Gehilfe  im 
Hause  Silvestre  in  Lyon.  Im  Jahre  1876  gründete  er  In 
Lyon  sein  eigenes  Geschäft  und  brachte  es  bald  als  ge- 
schickter Gelgenmacher  und  Reparateur  zu  großem- 
Ansehen.  Seine  Arbelt  Ist  tadellos;  schönes  Holz  und 
feiner,  ambraroter,  feuriger  Lack  von  gesättigtem  Aus- 
sehen zeichnen  seine  Instrumente,  die  sehr  gut  im  Tone 
sind,  aus.  Er  baut  hauptsächlich  nach  Ant.  Stradivan 
und  Guarnerl  mit  vielem  Glück,  manchmal  auch  nach 
Amatl.  Er  besitzt  viele  erste  Preise  und  die  Palme  der 
Akademie,  Ist  Gelgenmacher  des  Konservatoriums  in 
Lyon  und  ^President  de  la  Chambre  syndicale  des 
Instruments  de  muslque«  zu  Lyon.  Instrumente,  die  er 
ganz  eigenhändig  machte,  tragen  folgenden  Zettel : 
Abb.  68;  die  In  seiner  Werkstatt  unter  seiner  Leitung 
gebauten:  Abb.  85;  Geigen,  die  von  anderen  Geigen- 
bauern für  sein  Geschäft  gemacht  werden,  tragen  den 
Zettel:  Abb.  82. 


Ni 


izza. 


Geb.  in  Nizza  am 


Blanchi,  Albert. 

25. Jan.  1871 

Schüler  seines  Vaters  Aug.  Bl.,  dessen  Werkstatt  er 
1899  übernahm.  Er  gilt  als  ein  besonders  geschickter 
Gelgenmacher,  der  alle  Arten  von  Streich-  und  Saiten- 
Instrumenten  verfertigt,  vorzugsweise  jedoch  Violinen, 
die  er  nach  eigenen  Modellen  baut  und  mit  einem  gelb- 
roten ÖUack  überzieht.  Sehr  beliebt  sind  auch  seine 
Gitarren  von  12  und  18  Saiten. 
Geigenzettel :  Abb.  34. 

Blanchi,  Augustin.  —  Nizza.  Geb.  1 828  f  1 899. 

Tüchtiger  Geigenmacher,  der  sich  In  den  besten  Werk- 
stätten gebildet  hatte  und  durch  unablässiges  Forschen 
zu  schönen  Erfolgen  gekommen  war.  Gelgen  von  ihm 
werden  von  Musikern  sehr  geschätzt. 


48 


Blaschke  —  Bodenl 


Blaschke,    Ferdinand.    —    Glatz.     Geb.    zu 
Grafenort  um  1775,  f  nach  1845 

Er  ließ  sich  als  Instrumentenmacher  und  Gastwirt  im 
Jahre  1839  in  Glatz  nieder  und  besaß  das  Gasthaus 
Nr  592,  ist  aber  später  nach  Scheibe  verzogen,  wo  er 
wohl  auch  gestorben  sein  dürfte. 

Blasich,  Giovanni.  —  Triest.    1870.    1880 
Er  war  eigentlich  als  Geigenmacher  nur  Dilettant  und 
erhielt  einige  Unterweisung  von  Dollenz,  doch  sind 
seine  Geigen  nicht  schlecht  gearbeitet,  wenn  sie  auch 
ganz  ohne  Eigenart  erschemen. 

Blasich,  Ludwig.  —  Triest.   1881 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Giovanni  Bl.  Er  stellte  1881  in 
Triest  zwei  Violinen  und  ein  Violoncello  als  Dilet- 
tantenarbeit aus,  für  die  er  eine  goldene  Medaille  erhielt. 

Blasio,  Raffaele  di.  —  Neapel.   1 8.  Jahrhundert 

Es  kommen  ab  und  zu  Geigen  mit  seinem  Namen  vor. 
In  der  Arbeit  unbedeutend,  im  Modell  der  Gagliani- 
Schule  verwandt;  der  Lack  ist  glanzlos,  von  brauner 
Farbe.  Er  gehört  möglicherweise  derselben  Familie  an 
wie  Nicolaus  De  Blosy  (s.  d.). 

Blass,  Dr.  —  Mannheim.   1913 

Ein  Liebhaber,  der  gute  Geigen  baut,  die  er  auch  u.  a. 
einmal  durch  das  Berliner  Philharmonische  Orchester 
mit  Erfolg  zu  Gehör  bringen  ließ. 

Blaun,  Carl  Wilhelm.  —  Altona.   1840.    1847 
Hauptsächlich  guter  Baßmacher. 

Blavet.  —  La  Ferte.   18./19.  Jahrhundert 

Ein  geschickter  Kunsttischler,  der  als  Wiederhersteller 
alter  Geigen  und  Lauten  einen  gewissen  Ruf  besaß. 
Geigenzettel:  Abb.  44. 

Bleich  (Bley),  Johann  (Anton).  —  Schönbach. 

1805.   1810 

Einer  der  besseren  Schönbacher  Meister  seiner  Zeit, 
der  zwar  nicht  immer  schönes  Holz  verarbeitete,  aber 
gut  klingende  Geigen  gemacht  hat. 
Geigenzettel:  Johann  Bleich,  Geigen-  /  und   Instru- 
mentenmacher in  /  Schönbach,  Anno  1805  (gedruckt). 

Blight.  —  Exeter 

Seinen  Namen  sah  ich  als  Brandmarke  auf  dem  Boden 
einer  mittelmäßig  gearbeiteten  Violine. 

Blommesteyn  (Blomster),  Christoffel.  —  Ant- 
werpen.  1550.   1558 

Er  baute  allerlei  Saiteninstrumente;  urkundlich  ist  er 
jedoch  nur  als  Clavecinmacher  nachweisbar,  wie  auch 
sein  Bruder  Martin  Bl. 

Blosij  s.  De  Blosy 

Blumenhagen,  C.  P.  —  Hannover.   1753 

Er  hat  im  18.  Jahrhundert  als  Lauten-  und  Geigen- 
macher in  Hannover  gelebt.  Eine  Pochette  Sourdine 
von  ihm  befindet  sich  in  der  Sammlung  Galpin. 


Blunff,  Richard.  —  London.    1604 

Das  Verzeichnis  der  1 759  im  Haag  versteigerten  Selhof- 
schen  Musikinstrumentensammlung  führt  diesen  viel- 
leicht falsch  gelesenen  Namen  auf. 

Blyth,  Williamson.  —  Edinburgh.    Geb.  1821 
in  Greenlaw,  f  Mai  1897  in  Edinburgh 

Ein  tüchtiger  Musiker  und  Komponist,  dessen  Geigen 
—  er  hat  über  2000  gemacht  —  sehr  dünn  sind  und 
schwach  klingen. 

Boccaber  s.  Buchenberg 

Bochem,  Dierich.  —  Köln.   1668.   1673 

Wahrscheinlich  der  Stammvater  der  bekannten  Kölner 
Lautenmacherfamilie,  über  die  leider  nichts  zu  er- 
mitteln war.  Die  kurkölnischen  Archivalien  wurden 
seinerzeit  nach  Darmstadt  verbracht,  und  als  sie  nach 
Preußen  zurückgehen  sollten,  weigerte  sich  die  preu- 
ßische Regierung,  die  Kosten  des  Rücktransports  zu 
tragen,  infolge  davon  wurde  dann  ein  großer  Teil  der 
Aktenbestände  einfach  vernichtet.  Eine  von  D.  Bochem 
reparierte  Laute  befindet  sich  in  derHerzogl.  Kunst- 
und  Altertumssammlung  auf  der  Feste  Koburg.  Eine 
Laute  mit  der  Brandmarke  »DBM  Collen«  im  Darm- 
städter Museum  (Nr.  484)  ist  ihm  vielleicht  zuzu- 
schreiben. Eine  Diskantviola  besitzt  die  Brüsseler 
Sammlung. 

Geigenzettel:  Dierich  Bochem,  in  Colin.  /  neu  renovlrt 
Ao.  1673  (gedruckt).    Brandmarke  (Nr.  15). 

Bochem,  Joannes.  —  Köln  a.  Rh.    1745.    1769 

Fleißiger  Lauten-  und  Geigenmacher  und  Reparateur. 
Er  baute  namentlich  Violen,  sehr  großes  Patron,  von 
Italienischem  Aussehen  und  gutem  Ton. 
Geigenzettel :  Joannes  Bochem  /  Lauten-  /  und  Gelgen- 
macher in  Collen  1 745  (gedruckt).  —  Joannes  Bochem 
in  /  Colin  renovatum  1769.  (gedruckt). 

Bochem,  Michael.  —  Köln.    1694.    1729 

Vielleicht  ein  Sohn  Dierichs  und  der  Vater  Johanns. 
Ein  geschickter  und  vielbeschäftigter  Lautenmacher, 
von  dem  das  Germanische  Museum  In  Nürnberg  eine 
Zither  aus  dem  Jahre  1 728,  die  staatl.  Sammlung  alter 
Musikinstrumente  in  Berlin  eine  fünfchörige  Zither 
mit  ovalem  Schallkasten  von  schöner  Arbeit  besitzt. 
Eine  ähnliche  von  1728  hat  Fr.  Wildhagen  in  Haiensee 
bei  Berlin.  Den  Wirbelkasten  schmückt  ein  Frauen- 
köpfchen. Eine  Laute  von  1724  wurde  in  Köln  1883 
bei  Heberle  versteigert.  Zwei  andere  Instrumente  (von 
1694  und  1720)  besitzt  das  Großherzogliche  Museum  in 
Darmstadt  (Nr.  487  und  498). 

Geigenzettel:  Michael  Bochem  in  Collen  1728  (ge- 
druckt). —  Michael  Bochem,  Lauten  und  geigen- 
macher  /  In  Collen  Anno  1720  (gedruckt). 

Bocquay  s.  Boquay 

Bodeni,  Luigi  (Aloysius).  — Venedig.  1719 

Seinem  Zettel  nach  ein  Dilettant,  der  »zum  Zeitver- 
treib« ein  Violoncello  gebaut  hat,  seiner  Arbeit  nach 
aber  doch  ein  geschickter  Mensch,  der  mehr  konnte  als 
mancher  berufsmäßige  Geigenmacher. 
Geigenzettel:  Abb.  63. 


Bodi. 


Boffda 


gdanovics 


49 


Bodio,  Gennaro.  —  Venedig.   1 740 

Ein  Meister  dritten  Ranges,  von  dem  es  jedoch  einige 
gute  Violinen  gibt,  die  freilich  ohne  Eigenart  sind. 

Bodio,  Giambattista. — Venedig.    1790.    1832 

Vielleicht  ein  Sohn  Gennaros  und  dessen  Schüler.  Em 
tüchtiger,  aber  wenig  bekannter  Meister.  Sein  Lack  ist 
für  seine  Zeit  noch  sehr  gut.  Pietro  Val.  Novello  ist 
einer  seiner  Schüler  gewesen.  Ein  Quartett  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1813  besaß  ein  Antiquar  in  Korfu.  Statt  der 
Schnecke  hatten  die  Instrumente  am  Wirbelkasten 
Widderköpfe,  deren  Hörner  in  Schneckenlinien  ver- 
liefen. Der  rötlich-gelbe  Lack  erinnerte  an  Gagliano. 

Geigenzettel:  Gio:  Battista  Bodio  fecit  /  Venezia.  1800 
(gedruckt). 

Body,    Otto.    —    Innsbruck.     Geb.    1857    in 
Debreczin 

Im  Alter  von  drei  Jahren  kam  er  mit  seinen  Eltern  nach 
Bezau  in  Vorarlberg,  erlernte  in  Mittenwald,  dem 
Heimatsort  seiner  Mutter,  bei  Johann  Neuner  den 
Geigenbau  und  kam  als  Gehilfe  1875  zu  J.  Gschwenter 
nach  Innsbruck.  Einige  Jahre  später  machte  er  sich 
selbständig.  Er  baut  hauptsächlich  Zithern  und  Gitar- 
ren und  repariert  Geigen.  Gegenwärtig  arbeitet  er  zu- 
sammen mit  seinem  Sohne. 

Böck,  Johann  Georg.  —  Wölfeisdorf.  1 9.  Jahrb. 

Vielleicht  ein  Schüler  Ignatz  Hoffmanns.  Er  hatte  ein 
ungewöhnlich  langes  Modell  mit  wenig  hervortretenden 
Ecken.  Die  F-Löcher  sind  groß  und  weit  geschnitten, 
der  Lack  ist  gelblich.  Seine  Arbeit  ist  gut,  eigenartig 
und  interessant.  Eine  schöne  Geige  von  ihm  besitzt 
Pfarrer  Nürnberger  in  Kaditz  bei  Dresden. 

Geigenzettel :  Johann  George  Böck,  Lauten-  /  Geigen- 
und  Harfenmacher  in  /  Wölfeisdorf  18  .  .  (gedruckt). 

Böcklin,  Dr.  Frhr.  v.  —  Ruß  (?).  Um  1810 

Em  Musikhebhaber  und  Erfinder,  der  eine  Tenorgeige 
»Tenorotta«  erfunden  hat,  die  größer  als  eine  Bratsche 
war  und  um  acht  Töne  tiefer  als  die  Geige  gestimmt 
wurde. 

Bögenholz,  H.  sen.  —  Detmold.    Geb.  1834 

Ein  Musiker,  der  auch  Instrumentenmacher  ist  und 
seit  1874  und  noch  in  seinem  83.  Jahre  Geigen  gebaut 
hat. 

Geigenzettel:  H.  Bögenholz  /  Detmold  1880  (geschr.)- 

Böhm,  Franz.  —  Budapest.   1804.   1805 

Ein  trefflicher  Geigenmacher,  dessen  Werke  jetzt  viel- 
fach mit  italienischen  Meisterzetteln  versehen  im 
Handel  vorkommen  sollen.  Dr.  J.  Geyer  erwähnt  eine 
seiner  Geigen,  die  mit  einem  Guadagninizettel  ver- 
sehen ist.  Bei  der  Öffnung  des  Instruments  fand  man 
auf  der  Innenseite  der  Decke  mit  Bleistift  die  Inschrift 
»Verfertigt  von  Franz  Böhm  in  Pesth  1804«. 

Geigenzettel:  Franz  Böhm  Geigenmacher  /  in  Pesth 
Anno  1804  (gedruckt). 

V.    Lütg^endorff,  Geig-en-  und  Lautenmacher.     Bd.  II 


mgentha 


Botlandt,    Johann    Christian.  —  Kl 
18.  Jahrhundert 

Die  Familie  schreibt  ihren  Namen  jetzt  Pöhland. 
Geigen  von  ihm  kommen  nicht  häufig  vor  und  unter- 
scheiden sich  durch  nichts  von  denen  seiner  Vogtländer 
Zeitgenossen. 

Geigenzettel :  lohann  Christian  Boelandt  /  Violin- 
macher in  Klingenthal  17  .  .  (gedruckt). 

Boelandt  s.  auch  Pöhlandt 

Böllinger  (Bollinger),  Joseph. — Steyr.    1819 

Wahrscheinlich  Schüler  oder  Mitschüler  von  Meinrad 
Frank,  mit  dessen  Arbeit  die  seine  ganz  merkwürdig 
übereinstimmt. 

Geigenzettel:  Joseph  Böllinger  fecit/  Steyr.  anno  1819 
(gedruckt). 

Böningk,  Johann  Adolph.  —  Göhringen.  (Göt- 
tingen?) 1664 

Bisher  nur  als  Reparateur  einer  Laute  des  Straßburger 
Meisters  Jonas  Stehelin  in  W.  Heyers  Musikhistc- 
rischem  Museum  in  Köln  bekannt. 


w 


len. 


1763. 


Böß  (oder  Höß),  Maximilian. 

1789 

Seinen  Namen  findet  man  nur  selten  in  nicht  besonders 
sorgfältig  gebauten  Instrumenten.  Er  scheint  auch  das 
Bürgerrecht  nicht  erworben  zu  haben,  da  er  weder  in 
den  Steuer-  noch  in  den  Bürgerlisten  vorkommt. 

Böttcher,  Gottfried.  —  Altenroda.   1846 

Seiner  Arbelt  nach  ein  Dilettant. 

Geigenzettel:  Repare  Gottfried  /  Böttcher  in  Alten- 
roda /  1846  (geschrieben). 

Bofili  (Bonfili),  Salvadore.  —  Barcelona.    1 738 

Soll  Guarneri  nachgeahmt  haben;  mir  war  jedoch  nicht 
möglich,  diese  Angabe  zu  überprüfen. 

Bogaerde,   Gisbert   van   den.   —  Antwerpen. 

Geb.  in  Gent 

Sohn  von  Josse  v.  d.  B.  Wurde  1558  in  die  Gilde,  1559 
zum  Bürger  aufgenommen  und  ist  nur  als  Clavecin- 
macher  bekannt,  hat  aber,  wie  alle  seine  Berufsgenossen, 
auch  Zithern  und  Lauten  gebaut. 

Bogdanoffski,  A.N.  —  St.  Petersburg.    1880 

Seine  Geigen  sind  handwerksmäßig  gebaut;  häufig 
fehlt  ihnen  Rand  und  Einlage.  Statt  der  Lackierung 
zeigen  sie  eine  Art  Möbelpolitur. 

Geigenzettel :  (Russischer  Adler)  A.  N.  Bogdanoffski  / 
St.  Petersburg. 

Bogdanovics,  Stephan  (Istvan).  —  Budapest. 

1865 

Ist  nur  kurze  Zeit  nachweisbar,  soll  aber  recht  geschickt 
gewesen  sein. 

Geigenzettel:  Keszitette  Bogdanovics  Istvan  /  Pesten 
1865  (geschrieben). 

4 


50 


Boghart  —  Bolli 


Boghart,  Hayne  (Heinrich).  —  Brüssel.   1436 

Lautenmacher,  von  dem  bekannt  ist,  daß  er  gute  Leiern 
baute.  Er  wird  als  *faiseur  de  bas  mstruments«  in  Ur- 
kunden bezeichnet.  Vielleicht  ein  Vorfahr  von  Gisbert 
van  den  Bogaerde,  der  1558  in  die  Antwerpener  Lucas- 
gilde als  Clavecinmacher  aufgenommen  wurde. 

Bogner,  Ambros.  Joseph.  —  Prag,  später  Wien. 
Geb.    12.  Febr.    1752   in    Hayd    (Böhmen), 

f  22.  Sept.  1816  in  Wien 

Er  baute  auch  Lauten,  war  bis  1792  in  Prag  ansässig 
und  siedelte  dann  nach  Wien  über,  wo  er  in  der  Stadt 
Nr.  976  seine  Werkstatt  eröffnete  und  am  1 7.  Aug.  1 792 
den  Bürgereid  ablegte.  Seine  Geigen,  die  jedoch  selten 
vorkommen  und  nicht  sonderlich  hoch  bewertet  wer- 
den, sind  gut  gearbeitet  und  haben  schönes  Decken - 
holz;  weniger  schön  ist  der  Boden,  die  Schnecke 
schwungvoll,  aber  nicht  sehr  sauber  ausgestochen,  die 
Wölbung  von  mittlerer  Höhe,  der  Lack  dunkel,  spröde 
und  undurchsichtig.  Er  war  einer  der  ersten  in  Wien, 
die  zu  einem  breiteren,  flachen  Modell  übergingen. 

Geigenzettel:  Ambrosius  Josephus  Bogner  fccit 
Viennae.  Anno  1807  (gedruckt)  und  Abb.  43. 

Bohmann,     Joseph.    —    Chicago     III.      Geb. 
23.  Okt.  1848  zu  Neumarkt  in  Böhmen 

Schüler  seines  Oheims.  Machte  sich  zuerst  in  Böhmen 
selbständig  und  ging  um  1873  nach  Amerika,  wo  er  seit 
1876  in  Chicago  ansässig  ist.  Seine  Geigen  fanden  auch 
auf  europäischen  Ausstellungen  Anerkennung.  Heute 
besitzt  er  ein  bedeutendes  Musikgeschäft  in  Chicago 
und  fertigt  hauptsächlich  Geigen  (nach  allen  italie- 
nischen Meistern),  die  er  mit  Bernsteinöllack  überzieht. 
Er  besitzt  auch  ein  e'genes  Modell,  das  zwischen  dem 
des  Maggini  und  des  Guarnen  liegt.  Er  verwendet  das 
zum  Geigenbau  sehr  geeignete  kanadische  Gebirgsholz 
und  baut  auch  vorzügliche  Gitarren  und  Mandolinen, 
sowie  Bogen,  an  denen  er  am  Frosch  ein  gut  passendes 
Daumenloch  anbringt. 
Geigenzettel:  Abb.  41. 

Bolssart.  —  Paris.   1606 

Lauten-  und  Geigenmacher,  von  dem  nur  wenig  mehr 
als  der  Name  erhalten  ist. 

Boiteux,  Claudius.  —  München.    1786.    1799 

Er  stammte  aus  Mirecourt,  wo  er  von  1 773  bis  1 779 
nachweisbar  ist.  Im  Jahre  1786  ließ  er  sich  in  München 
nieder  und  erhielt  sehr  bald  die  Arbeiten  für  die  Hof- 
kapelle, da  man  mit  Gregor  Sidtler  nicht  zufrieden 
war;  er  erhielt  auch  den  Hoftitel  und  wird  im  Hof- 
kalender für  1799  noch  als  Hoflautenmacher  aufge- 
führt, er  hat  aber  München  schon  Ende  1798  oder  An- 
fang 1799  wieder  verlassen.  Geigen  von  ihm  sind  mir 
-  nicht  bekannt  geworden;  er  scheint  hauptsächlich  mit 
Ausbesserungen  beschäftigt  gewesen  zu  sein. 

Bolvln,  Claude.  —  Paris.   1730.   1754 

Unter  den  Pariser  Lautenmachern  war  er  sehr  ange- 
sehen und  wurde  geschworener  Zunftmeister  für  1752. 
Er  nannte  seine  Werkstatt  >>ä  la  guitarre  royale*  und 
war  hauptsächlich  Gitarrenmacher,  doch  kommen  ver- 


einzelt auch  Violen  und  Violinen  von  ihm  vor;  auch 
Bruni  hat  eine  Gamba  dieses  Meisters  von  1735  inven- 
tarisiert. Er  wohnte  bis  1732  Rue  de  Grenelle  St. 
Honore,  dann  Rue  Ticquetonne  und  zog  um  1749  nach 
der  Rue  de  la  Poterie  Nr.  10.  Seine  Arbeit  ist  gut,  nur 
in  bezug  auf  die  Dicke  ungenau.  Sein  Lack  ist  blaß, 
meist  rötlichbraun.  Außer  seinem  Zettel  findet  man 
auch  seine  Brandmarke.  Eine  sehr  hübsche  Gitarre  von 
ihm  bewahrt  das  Museum  des  Pariser  Konservatoriums 
(Nr.  273).  Eine  schöne  siebensaitige  Basse  de  Viole 
d'.Amour  von  1734  befindet  s:ch  in  W.  Heyers  Musik- 
historischem  Museum  in  Köln. 

Geigenzettel:  Abb.  66  und  67. 

Boldizsar,  Stephan  (Istvan).  —  Budapest.  Um 
1865  geb. in  Szegedin 

Schüler  seines  Schwagers  Nemessanyi.  Er  gab  das 
Geigenmachen  aber  nach  kurzer  Zeit  auf,  um  Berufs- 
soldat zu  werden. 

Bollecker,  Felix  s.  Enel 
Boldrini,  Ovidlo.  —  Salo.   1864 

Ein  Instrumentenmacher  in  der  Heimat  des  großen 
Gasparo:  in  seinen  wenigen  Werken  ist  von  dem  Genius 
loci  kein  Hauch  mehr  zu  verspüren. 

Bolelll,  Pletro.  —  Bologna.    19.  Jahrhundert 

Ein  ausgezeichneter  Orchestergeiger  und  später  Im- 
presario von  Theaterunternehmungen  (z.  B.  des  Teatro 
communale  in  Bologna).  Aus  Liebhaberei  beschäftigte 
er  sich  auch  mit  dem  Geigenmachen  und  versuchte  sich 
als  Reparateur,  ohne  dann  etwas  zu  leisten.  Da  ihn 
Valdnghi  (389)  aufzählt,  sei  er  hier  auch  erwähnt. 

Boller,  Johann  Adolf.  —  Frankfurt  a.  M.    1670 

Er  stammt  vielleicht  aus  Mittenwald  und  ist  bis  jetzt 
nur  durch  eine  sehr  niedliche  Pochette  mit  Ebenholz- 
und  Elfenbeineinlegearbeit,  die  sich  in  Berlin  in  der 
staatl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente  (Nr.  781)  be- 
findet, bekannt.  Der  Körper  besteht  aus  neun  .Spänen 
mit  Elfenbeinrippen;  C-Löcher.  In  Frankfurt  lebte 
1662  ein  Krämer  Johann  Adolf  Boller,  der  als  »Bürger- 
sohn« bezeichnet  wird.  Er  dürfte  der  Sohn  unseres 
Lautenmachers  gewesen  sein. 

Boller  s.  PollerO 

BoUes.  —  London.    1600.    1620 

Th.  Mace  bezeichnet  ihn  als  einen  der  berühmtesten 
englischen  Violen-  und  Lautenmacher  seiner  Zeit  und 
schätzte  den  Wert  einer  Baßviola  dieses  Meisters  schon 
damals  (1676)  auf  100  £.  Sehr  bedauerlicherweise 
scheinen  sich  gerade  von  ihm  keinerlei  Arbeiten  er- 
halten zu  haben. 

BolH.  —  Neapel.    1897 

Besserer  italienischer  Geigenmacher,  der  nach  alten 
Vorbildern  arbeitet. 


')  Die  Mitten  walder  Mitglieder  dieser  Familie 
schwankten  im  18.  Jahrhundert  in  der  Schreibweise 
zwischen  B  und  P,  jetzt  schreiben  sie  sich  ausschließlich 
Poller. 


Bol 


mon 


Bonc 


51 


Bolmon,  Johannes.  —  ?   1683 

Vermutlich  zur  Familie  Pollmann  (Pöhlmann)  gehörig. 
Ein  Simon  Pollmann  (s.  d.)  wurde  1696  Meister  in 
(Marl<)neukirchen  und  war  wahrscheinlich  aus  Böhmen 
dort  eingewandert.  Von  "Johannes  Bolmon"  befindet 
sich  eine  Gitarrelaute  im  Konservatorium  in  Brüssel 
(Nr.  268). 

Geigenzettel :  Johannes  Bolmon,  Laute-  und  Geiger.- 
macher  .    1 683   (gedruckt). 

Bolt.  —  London 

Ein  Dilettant,  der  einige  Gitarren  nach  Galbuseras  Mo- 
dell gebaut  haben  soll. 

Boltze.  —  Elberfeld.   1890 

Ein  Hoboist  und  leidenschaftlicher  Geigenliebhaber, 
der  alte  Geigen  nicht  ungeschickt  wieder  instand  zu 
setzen  verstand.  Er  machte  sichtliche  Fortschritte  und 
hätte  mit  der  Zeit  noch  ein  ganz  guter  Geigenmacher 
werden  können,  wenn  er  nicht  schon  mit  40  Jahren  ge- 
storben wäre. 

Bomberghi,  Lorenzo.  —  Florenz.     17.  Jahrh. 

Sohn  des  Giovanni  B.  Ein  florentinischer  Violen- 
macher von  wenig  Ruf.  Einige  vermuten,  daß  er  von 
deutscher  Abstammung  war  und  daß  sein  Vater  viel- 
leicht aus  Bamberg  eingewandert  sei.  Er  soll  1670  noch 
gelebt  haben. 

Bombino,  Domenico.  — Villafranca  (Piemont). 
1720.  1730 

Möglicherweise  ein  Schüler  G.  Cappas,  unter  dessen 
Einfluß  seine  .Arbeit  steht,  die  im  ganzen  doch  nur  als 
mittelmäßig  bezeichnet  werden  kann. 


B 


Th 


Versaill 


ersaiUes. 


1788. 


ome,      1  homas    de. 

1808 

Ein  vornehmer  Dilettant,  der  einige  Geigen  von  un- 
gleichem Wert  gebaut  hat.  Eine  solche  aus  dem  Jahre 
1 790  von  recht  gewöhnlicher  .Arbeit  besitzt  das  Pariser 
Konservatorium  (Nr.  24).  Besser  sind  jene  Geigen,  die 
er  bestimmten  Personen  widmete.  .Außer  seinem  Zettel 
(von  verschiedenem  Wortlaut)  brachte  er  auch  ein 
Schildchen  mit  den  Buchstaben  T.  B.  V.  an.  Seine 
Zettel  spiegeln  die  Zeit,  in  der  er  lebte,  charakteristisch 
wieder :  1 788  nennt  er  sich  noch  M.  de  Borne,  Chevalier 
de  St.  Louis,  1790  nur  noch  kurz  Thomas  Bome  und 
1803  läßt  er  Taufnamen  und  sogar  den  Ort  weg. 

Geigenzettel :  Fait  par  M.  de  Bome  Ch'^  de  St.  Louis 
Versailles  1 788  Donne  a  M.  de  Macusan  (gedruckt).  — 
Thomas  Bome,  Versailles  1790  (gedruckt).  —  Bome 
1803  (gedruckt).  Brandmarke:  Nr.  73. 


Bomini,  Carlo.  —  Cremona.   1715 

In  einer  nach  Stradivari  gebauten  Geige  fand  sich  sein 
Zettel,  doch  gelang  es  mir  nicht.  Urkundliches  über  ihn 
zu  ermitteln,  obwohl  er  sich  als  einen  Schüler  Stradi- 
varis  bezeichnet. 

Geigenzettel:  Carolus  Bomini,  Discipulus  Antonij 
Stradivari)  Cremonen- ,  sisl715   (gedruckt). 


Bonafon,  Nicolas.  —  Paris.    18.  Jahrhundert 

Eine  Viola,  die  dem  Aussehen  nach  dem  Anfange  des 
18.  oder  Ende  des  17.  Jahrhunderts  angehört  haben 
dürfte,  trug  den  Zettel :  Abb.  49. 

Bonardi,  Domenico.  —  Modena.    1728 
Sein  Name  fand  sich  auf  einem  Reparaturzettel. 

Bonazza,  Domenico.  —  Triest.   1880 

Ein  Bassist  aus  Friaul,  der  gegen  1880  zu  Gius.  Dollenz 
kam  und  von  ihm  im  Geigenbau  unterwiesen  wurde. 
Er  baute  sowohl  Geigen  als  Celli  und  Bässe  und  ver- 
wendete braunschwarzen  Lack.  Die  Arbeit  ist  ziemlich 
gut,  der  Ton  aber  unbedeutend. 

Bongars,  Simon.  —  Paris  (?)   1655 

Eine  sechssaitige  Baßviola  aus  der  Sammlung  Bricque- 
ville  trägt  seinen  Namen  und  Datum. 

Bonichi,  Francisco.  —  Cadix 
Nur  als  Gitarrenmacher  bekannt. 

Bonn,  J.  Edwin.   —  Brading,   Isle  of  Wight. 
Geb.  28.  März  1851  in  Fermoy  (Irland) 

Ursprünglich  für  den  ärztlichen  Beruf  bestimmt  stu- 
dierte er  erst  Chemie,  bevor  er  sich  dem  Geigenbau 
zuwandte,  den  er  dann  regelrecht  erlernte.  Er  arbeitet 
mit  Geschick  nach  Stradivari  und  nach  einem  eigenen 
Modell  und  wurde  auch  als  Erfinder  eines  vierfüßigen 
Steges  bekannt.  Seine  Biographie  veröffentlichte  Mere-t 
dith-Morris  in  der  Zeitschrift  »The  Strad«  Nr.  123. 

Geigenzettel:  J.  Edwin  Bonn  Brading,  Isle  of  Wight 
(gedruckt). 

Bonnel  aine.  —  Rennes.    1820.    1852 

Besserer  Geigenmacher,  der  auch  als  Reparateur  einen 
gewissen  Namen  hatte. 

Geigenzettel :  Reparee  chez  Bonnel,  Luthier.  A  Rennes 
(185.)  (gedruckt). 

Bonnel  jeune.  —  Rennes.    1855 

Sohn  und  Schüler  von  Bonnel  aine  und  sowohl  im 
Neubau  wie  als  Reparateur  tüchtig.  Seine  Geigen  sind 
sorgfältig  durchgeführt  und  haben  rötlichen  Lack.  Be- 
sonders gut  sind  seine  Gitarren.  Die  Firma  heißt  jetzt 
Bossard  &  Bonnel. 

Geigenzettel:  Repare  chez  Bonnel  jeune  Luthier 
facteur     Musique  etc.  1855      Rennes.  (gedruckt). 

Bonnici,  Francesco.  —  Paris.   Geb.  um  1842 
auf  Malta 

Seit  1865  Arbeiter  beiGand  undBernardel,  der  mehrere 
goldene  Medaillen  für  Mitarbeiter  in  Brüssel  1897,  in 
Paris  1889  und  1900  erhielt.  Seit  1901  verbringt  er 
seinen  Lebensabend  in  Nogent. 

Bono,  Gaetano.  —  Venedig.    18.  Jahrhundert 

Einer  der  weniger  bekannten  Venezianer,  dessen  Ar- 
beiten gleichwohl  nicht  schlecht  sind. 

4* 


52 


B 


onoris 


Borl 


on 


Bonoris,  Cesare.  —  Mantua.   1 568 

Wahrscheinlich  aus  Dardelhs  Schule  hervorgegangen. 
Seine  Violen  sind  gut  gearbeitet.  Eine  Viola  da  Gamba 
von  ihm  besitzt  Valdrighi. 

Bontemps,  Nicolas.  —  Lyon.   1507.   1517 

Als  »faiseur  d'instruments«  oder  »de  manicordions« 
bezeichnet.  Er  wohnte  im  Quartier  du  port  du  temple. 
Vgl.  Coutagne,  Duiffopruggar.  —  Ein  Dominique 
Bontemps  kam  noch  1773  bis  1776  in  Mirecourt  als 
Bogenmacher  vor. 

Bonviclni,  Filippo.  —  Spilamberto  (?).    1790. 
1796 

Er  wird  von  Valdrighi  zwar  erwähnt  (408),  doch  ist  sein 
Name  in  Spilamberto  gänzlich  unbekannt. 

Böpel  s.  Pöpel 

Boom  (Boon),  Pierre.  —  Brüssel.    1758.    1779 

Ein  Genosse  von  Gilles  Michiels  bei  der  Hofkapelle, 
»Bourgeois  et  habitant  de  Bruxelles«,  wie  er  sich  selbst 
nennt;  er  war  ein  geschickter  Lautenmacher,  von  dem 
es  auch  einige  gute  Violinen  gibt.  Ch.  Bosselet  (in 
Belgien)  besitzt  ein  Alto  aus  dem  Jahre  1778,  und  bei 
Cl.  Snoeck  befand  sich  eine  Violine  aus  dem  Jahre  1 779 
von  ihm. 

Geigenzettel:  P.  Boom  me  fecit.  Bruxelles  1778  (gedr.). 

Booth,  Joseph.  —  Manchester.   1889 

Seine  Geigen  sind  zwar  ohne  Eigenart,  aber  gut  ge- 
arbeitet und  klingen  nicht  schlecht. 

Booth,  William  (I).  —  Leeds.   Geb.  um  1779, 
t  gegen  1858 

Ursprünglich  Friseur,  verlegte  er  sich  seit  1809  auf  den 
Geigenbau   und   erlangte   als   Reparateur   eine  aner- 
kennenswerte Geschicklichkeit. 
Geigenzettel :  Wm.  Booth,  maker,  Leeds  1828  (gedr.). 

Booth,  William  (II).  —  Leeds.    Geb-    1816, 
t  I.Mai  1856 

Sohn  von  Will.  B.  I,  aber  nicht  dessen  Schüler.  Er 
machte  sich  bereits  mit  22  Jahren  selbständig  und  be- 
rechtigte zu  großen  Hoffnungen,  starb  aber,  bevor  er 
zur  vollen  Entwicklung  gekommen  war.  In  Burnley 
(Lancashire)  lebte  noch  am  Ende  des  19.  Jahrhunderts 
ein  Booth  als  Geigenmacher. 

Boquay,   Jacques.   —  Paris.     Geb.   zu   Lyon, 
lebte  von  1 700  bis  nach  1 736  in  Paris 

Vermutlich  ein  Mitschüler  von  Pierray,  dem  er  in 
seiner  Arbeit  zwar  nicht  gleichkommt,  aber  ähnlich  ist. 
Er  gehört  zu  den  besseren  französischen  Geigen- 
machern, und  einzelne  seiner  Nachahmungen  Hier. 
Amatis  (kleines  Modell)  sind  ihm  recht  gut  gelungen, 
nur  stellt  er  die  F-Löcher  manchmal  etwas  zu  schräge. 
Sein  fast  stets  rotbrauner,  nur  manchmal  ins  Gelbliche 
spielender  Ollack  ist  sehr  durchsichtig  und  verdient 
alles  Lob.  Der  Ton  seiner  Geigen  ist  etwas  dick,  aber 
kräftig.  Während  er  (nach  seinen  Zetteln)  Im  Jahre  1718 
noch  in  der  Rue  de  la  Juivene  wohnte,  gibt  er  1719  be- 


reits die  Rue  d'Argenteuil  als  seine  Adresse  an.  Instru- 
mente von  ihm  finden  sich  in  verschiedenen  Samm- 
lungen, so  in  Paris  eine  Violine  und  ein  Violoncell. 

Geigenzettel :  Abb.  29  und  87. 
Borbon  (Bourbon),  Caspar.  —  Brüssel.    1673. 
1702 

Er  wird  in  der  Liste  der  Hofkapelle  von  1 673  bereits  als 
»reparateur  des  Instruments«  aufgeführt  und  war  wahr- 
scheinlich ein  Sohn  Peter  Borbons.  Seit  1701  schreibt 
er  seinen  Namen  auch  Bourbon.  Seine  Arbeit  erinnert 
ein  wenig  an  den  Stil  Gasparo  da  Salos;  die  F-Löcher 
sind  weit  geöffnet,  im  übrigen  verraten  sie  eine  ge- 
schickte Hand;  auch  der  gelbe,  hellbraune  oder  rote 
Lack  ist  nicht  gerade  schlecht.  Eine  Violine  von  ihm 
vom  Jahre  1691  besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches 
Museum  in  Köln. 

Geigenzettel:  Gaspar  Bourbon  1702  (gedruckt)  und 
Abb.  92. 

Borbon,  Peeter.  —  Brüssel.   1636.   1641 

Er  war  Hoflautenmacher,  in  seiner  Art  ein  sehr  ge- 
schickter Meister.  Vgl.  v.  d.  Straeten,  B.  V.  137.  Eine 
sechssaitige  Baßviola  aus  der  Sammlung  Snoeck  be- 
findet sich  in  Berlin. 
Geigenzettel :  Peeter  Borbon  tot  Brüssel  (gedruckt). 

Borelh,  Andrea.  —  Parma.   1720.   1746 

Tüchtiger  Nachahmer  von  L.  Guadagnini.  Großes  Mo- 
dell, gelber,  gelbbrauner  oder  brauner  schöner  Lack 
und  guter  Ton  zeichnen  seine  Arbeit  aus,  so  daß  seine 
Violinen  bereits  vor  dem  Kriege  den  Preis  von  1000  M., 
seine  Violoncelli  von  1500  M.  erreichten.  Eine  Violine 
mit  seinem  Zettel  und  der  Jahreszahl  1736  wurde  am 
2.  Mai  1917  bei  Lepke  in  Berlin  versteigert. 

Geigenzettel :  Abb.  80. 

Borelli,  Antonio  Cesare.  —  Parma?   1792 

Vielleicht  ein  Sohn  Andreas.  Sein  Modell  ist  groß,  der 
Lack  von  bernsteingelber  Farbe,  die  Arbeit  jedoch 
ziemlich  sorglos  durchgeführt. 

Borgia,  Antonio.  —  Mailand.   1 769 

Seine  Arbeit  erinnert  an  Testore,  hinter  dem  er  freilich 
noch  wesentlich  zurückbleibt. 

Geigenzettel:  Antonius  Borgia  me  fecit  /  In  Milano, 
anno  1769  (gedruckt). 

Boriero,  Alfonso.  —  Malo  (Vicenza).  19.  Jahrh. 

Er  macht  Geigen  und  Violen  nach  alten  Vorbildern, 
ohne  Großes  zu  leisten.  Auch  in  Schio  lebte  gleichzeitig 
(noch  1891)  ein  Geigenmacher  Boriero. 

Borio,  Francesco  Antonio.  —  Asti  und  Cuneo 
(Coni).   1737 

Einige  mittelmäßige  Geigen  tragen  seinen  Namen ; 
auch  Valdrighi  (4045)  erwähnt  ihn. 

Borlon    (Burion,    Porion),    Ae.t    (Artus    oder 
Arnold).  —  Antwerpen".   1 579 

Er  wurde  1579  als  Zithermacher  (cyetermaker)  in  die 
Gilde  aufgenommen. 


Borlc 


Botin 


53 


Borion  (Porion),  Francis.  —  Antwerpen.  1645 

Als  Lautenmacher  stand  er  in  hohem  Ansehen.  Eine 
schöne,  große  Viola  von  ihm  besitzt  die  St.  Jakobs- 
kirche in  Antwerpen. 

Geigenzettel:  Francis  Borion  tot  Antwerpen  /  op  de 
Cathelyne  Vest  (gedruckt). 


Borlon   (Porion),  Jan.  —  Antwerpen.     1670. 
1680 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Francis  oder  Peeter  B.  Man 
kennt  einen  Baß  von  ihm,  dessen  Arbeit  nicht  gerade 
bemerkenswert  ist. 

Geigenzettel :  Joannis  Borlon  /  tot  Antwerpen  (gedr.). 

Borlon  (Porion),  Peeter.  — Antwerpen.    1636. 
1647 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Aert  B.  Er  baute  1647  für  den 
Kirchenchor  der  Kathedrale  in  Antwerpen  einen  noch 
heute  erhaltenen  Kontrabaß. 

Geigenzettel :  Peeter  Porion  tot  Antwerpen  fecit  /  1 647 
(gedruckt). 


—   Veri'ca    (Fngnano). 


Bortolotti,    Giovanni. 

1884.  1894 

Seme  Bässe  werden  gelobt. 

Bortolotti,  Luigi.  —  Mailand.   1815 

Wenig  bekannter  Geigenmacher,  der  aus  einer  guten 
Schule  hervorgegangen  ist,  sauber  arbeitete  und  gelben 
Lack  gebrauchte.  Häufiger  kommen  Gitarren  usw.  von 
ihm  vor.  A.  Gautier  m  Nizza  besitzt  eine  sorgfältig 
durchgeführte  Zither  von  ihm  mit  der  Brandmarke : 
Luigi  Bortolotti  /  1815. 

Bosch  s.  auch  Posch 

Bosch,  Hans.  —  Kassel.   Geb.  15.  April  1881 
m  Thannhausen  a.  d.  M.  (Bayern) 

Ein  Architekt,  hervorragender  Raumkünstler,  der  als 
leidenschaftlicher  Musikfreund  sich  schon  in  früher 
Jugend  mit  dem  Bau  von  Musikinstrumenten  befaßte, 
was  auch  sein  Vater,  der  als  Altarbauer  und  Tischler- 
meister die  nötige  Handfertigkeit  von  vorneherein  be- 
saß, schon  tat.  Seine  Studienjahre  und  seine  Berufs- 
tätigkeit nahmen  ihm  wohl  längere  Zeit  die  Gelegenheit, 
seiner  Liebhaberei  nachzugehen,  dann  kam  der  Krieg, 
an  dem  er,  als  er  nicht  mehr  felddienstfähig  war,  als 
Bauingenieur  bei  der  Heeresbauverwaltung  teilnahm, 
aber  sobald  er  wieder  einige  freie  Zeit  hatte,  kehrte  er 
mit  erneutem  Eifer  an  den  Werktisch  zurück,  und, 
angeleitet  durch  Wettengels  Buch,  und  durch  sorg- 
fältiges Studium  alter  Geigen  und  zahllose  Versuche 
und  Vorübungen  geschult,  begann  er  seine  erste  Geige 
zu  bauen.  Mit  rastlosem  Eifer  arbeitete  er  weiter  und 
brachte  es  schließlich  so  weit,  daß  seine  .Arbeiten  jetzt 
den  Vergleich  mit  jeder  neuen  Geige  eines  zunftgerecht 
ausgebildeten  Geigenbauers  aushalten  und  sich  auch 
durch  großen,  edlen  Ton  auszeichnen. 

Geigenzettel:  Johannes  Bosch  /Thannhausen  a.  d.  M. 
Bayern  (gedruckt). 


Bosi  (Basi),  Florianus.  —  Bologna.    1 756.    1 782 

Er  baute  vorzugsweise  Lauten  und  Mandolinen  und 
liebte  es,  die  Hälse  mit  Elfenbeineinlagen  zu  verzieren. 
Eine  seiner  Lauten  war  in  der  Sammlung  Cavallieri  in 
Ferrara.  Eine  römische  Mandoline  von  ihm  aus  der 
Sammlung  Snoeck  befindet  sich  in  Berlin. 

Geigenzettel :  Florianus  Bosi  m  via  /  S.  Mcimoli- 
Bonon.e  y  Fecit  1756 

Bossard,  Louis  s.  Desjardins 
Bossard  &  Bonnel.  —  Rennes.   1900 

Geigenmacher,  Händler  und  Reparateure  der  Gegen- 
wart. 

Bossart,  Rudolf.  — Augsburg.   Geb.  um  1561. 
1625 

Im  Augsburger  Meisterregister  von  1615  wird  er  als 
Lautenmacher,  54  Jahre  alt,  angeführt.  Erwähnt  wird 
er  ferner  im  Meisterregister  von  1619  und  im  Steuer- 
buche von  1625.  Er  war  vielleicht  der  Vater  Jacob 
Bossarts,  der  sich  jedoch  Bosshart  schrieb. 

Bosshart  (Bossart),  Jacob.  —  Augsburg.    1625. 
1640 

Im  Augsburger  Steuerbuche  wird  er  zuerst  als  Jacob 
Bossart  ohne  Angabe  des  Berufs  im  Jahre  1625  erwähnt. 
Von  ihm  haben  sich  noch  einige  Geigen  erhalten,  die 
durch  hohe  Wölbung,  hohe  Zargen  und  kurze  Ecken 
auffallen.  Er  hatte  sein  eigenes  Modell,  arbeitete  sorg- 
fältig und  nahm  gutes  Holz  und  feurigen,  durchsichtig- 
rotgelben  Lack.  Die  F-Löcher  schnitt  er  parallel  mit 
den  Jahren.  In  der  Sammlung  Fritz  Wildhagens  in 
Haiensee  b.  Berlin  befindet  sich  ein  sehr  schön  ge- 
arbeiteter, mit  Elfenbeinstreifen  eingelegter  Chitarrone 
von  ihm  v.  J.  1629.  Der  Körper  des  Instruments  ist  aus 
Zypressenholz. 

Geigenzettel:  Jacob  Boßhart  /  in  Augspurg  1626  (ge- 
druckt). 

Botelli,  Angelo.  —  Neapel.   1857 

In  seinen  Violinen  spürt  man  noch  die  Nachwirkung 
der  guten  neapolitanischen  Werkstatt-Tradition. 

Bothe.  —  Berlin.   1787    ^ 

Ein  Instrumentenmacher  dieses  Namens  wird  als  Er- 
finder einer  chromatischen  Harfe  genannt  und  soll  auch 
Gitarren  nach  eigenen  Grundsätzen  gebaut  haben. 

Bothwell,  Wilham.  —  Aberdeen.    Geb.   1815 
in  Aberdeen 

Nachfolger  von  John  Young.  Er  machte  nur  billige 
Geigen  und  Violoncelli  nach  einem  eigenen  Modell. 
Das  Holz  ist  gewöhnlich  unschön,  die  Einlage  manch- 
mal aber  recht  kunstvoll.  Er  verwendete  nie  Zettel. 

Botin.  —  Chantilly.    1795.     1800 

Ein  Geigenmacher  dritten  Ranges,  der  vielleicht  in 
Mirecourt  gelernt  hat. 

Geigenzettel :  Abb.  69. 


54 


ßott  —  Boureard 


Bott,  Johann.  —  Wien.      Geb.     um      1810, 
t  10.  März  1881 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  nur  wenig  neue, 
aber  sehr  schöne  Violinen  gemacht  hat,  die  nach  Stra- 
divari  und  Amati  gebaut  sind  und  guten  gelbbraunen 
Lack  haben.  Er  soll  nach  seiner  eigenen  Angabe  nur  ein 
einziges  Violoncello  gemacht  haben.  Als  Reparateur 
war  er  vielbeschäftigt  und  wegen  seiner  Sorgfalt  ge- 
schätzt. Er  hatte  seine  Werkstatt  in  der  Burggasse  bei 
St.  Ulrich,  wo  jedermann  den  originellen  kleinen  Mann 
mit  dem  großen  grauen  Künstlerhut  kannte.  Er  ver- 
wendete nur  geschriebene  Zettel. 

Bottari,  Ferdinando.  —  Pisa.    1849 

Ein  Gitarrenmacher  vom  Anfang  des  1 9.  Jahrhunderts 
ohne  bemerkenswerte  Vorzüge. 

Botti,  Antonio.  —  Sassuolo  (Modena).  19.  Jahr- 
hundert 

Er  wird  bei  Valdnghi  (3689)  erwähnt;  man  kennt  nur 
einige  Kontrabässe  von  ihm. 

Botze,  Johannes.  —  Erfurt.    1687 

G.  Siefert  in  Leipzig  besitzt  eine  aus  der  Kirche  einer 
Brüdergemeinde  stammende  Viola  von  ihm  (Decke 
und  Kopf  sind  neuere  Arbeit)  mit  dem  geschriebenen 
Zettel:  Johannes  Botze  in  Erffürth      1687. 

Boucher.  —  London.    1764 

Ein  in  England  ansässiger  Franzose,  der  sich  durch 
nichts  hervorgetan  hat. 

Bouillot,  Jean  Fran^ois.  —  Mirecourt.    1778. 
1787 

Nur  dem  Namen  nach  bekannt. 

Boul,  Simon.  —  ?   1786 

Eine  gute  Geige  mit  seinem  Zettel  führt  das  Preisver- 
zeichnis von  G.  Withers  auf  (16  £). 

Boulanger,  Nicolas.  —  Mirecourt.    1  727.    1  758 

Nur  von  A.  Jacquot  erwähnter  Luthier. 

Boullangier,  Charles.  —  London.    Geb.  1823 
in  Mirecourt,  t  Okt.  1888 

Nachdem  er  in  Mirecourt  ausgelernt  hatte,  ging  er  1843 
nach  Paris,  arbeitete  drei  Jahre  bei  Vuillaume  und  drei 
Jahre  bei  Gand  &  Bernardel  und  wandte  sich  1849  nach 
London,  wo  er  bis  1856  für  Edw.  Withers  Geigen 
machte  und  dann  seine  eigene  Werkstatt  eröffnete.  Er 
war  sehr  fleißig,  baute  viele  Geigen  nach  Stradivan  und 
Guarneri  und  verwendete  einen  schönen,  roten  Lack. 
Besonders  geschätzt  sind  seine  Violoncelli. 

Boullangier,  C.  —  London.    1889.   1900 

Wohl  der  Sohn  und  Nachfolger  von  Charles  B.  Er  er- 
hielt für  seine  Violinen  und  Violoncelli  1889  auf  der 
Invention  Exhibition  eine  silberne  Medaille. 


Boumeester  (Bouwmeester),  Jan.  —  Amster- 
dam. 1637.  1689 

Einer  der  besten  holländischen  Geigenmacher  des 
17.  Jahrhunderts,  der  sich  durch  besonders  saubere 
Arbeit  und  guten,  gelben  oder  gelbroten  Lack  aus- 
zeichnet. Er  bevorzugte  ein  großes  Patron  von  mittlerer 
Wölbung  und  brachte  am  Wirbelkasten  geschnitzte 
Köpfchen  an.  Er  stand  in  hohem  Ansehen,  und  das 
Selhofsche  .Auktionsverzeichnis  führt  Violinen,  Gam- 
ben und  Violoncelli  von  ihm  aus  den  Jahren  von  1614(?) 
bis  1675  auf  (versteigert  im  Haag  1759).  In  der  Samm- 
lung von  Scheurleer  sind  zwei  Violen  von  1683  und 
1689  und  bei  Snoeck  eine  Baßviola  von  1667  (jetzt  in 
Berlin).  Auch  auf  der  Ausstellung  des  Verbandes 
deutscher  Geigenbauer  in  Leipzig  im  Jahre  1908  war 
eine  Violine  dieses  Meisters  zu  sehen,  die  den  Arbeiten 
von  Petrus  Guarneri  (Mantuae)  zum  Verwechseln 
ähnlich  war.  Es  ist  daher  wahrscheinlich,  daß  die 
meisten  seiner  .Arbeiten  jetzt  unter  italienischer  Flagge 
segeln. 

Geigenzettel:  Jean  B;umeester  ,  Amsterdam  1667  (ge- 
druckt). —  .Abb.  76. 

Bourbon  s.  Borbon 

Bourbon,  Nicolas.  —  Mirecourt.    1753.    1787 

Er  galt  als  geschickter  Meister  und  war  mit  Nicolas 
Vuillaume  befreundet.  Ein  Fran(;ois  Bourbon,  der  von 
1775  bis  1789  nachweisbar  ist,  war  dagegen  nach 
Jacquot  nur  ein  mittelmäßiger  Geigenmacher. 

Bourdet,  Jacques.  —  Paris.    1750.    1752 

Er  stammt  wahrscheinlich  aus  Mirecourt  (vgl.  Bourdot) 
und  scheint  Instrumente  aller  Art  gebaut  zu  haben. 
Seine  Violinen  sollen  von  sehr  gewöhnlicher  Arbeit  sein. 
Mir  ist  er  nur  als  der  Wiederhersteller  eines  Clavecins 
bekannt  geworden.  Von  seinem  Leben  weiß  man  auch 
nur,  daß  er  1751  geschworener  Meister  der  Pariser 
Lautenmacherzunft  war. 

Bourdot  (Bourdet),  Jean-Sebastien.  —  Mire- 
court. Geb.  im  Beginn  des  18.  Jahrhunderts, 
lebte  noch  1 766 

Ein  sehr  geschickter  Meister.  Über  seine  Lebenszeit 
gehen  die  Nachrichten  weit  auseinander.  Während 
Jacquot  und  Vidal  das  18.  Jahrhundert  als  seine  Zeit 
nachweisen,  setzen  ihn  andere  ein  Jahrhundert  zurück 
und  lassen  ihn  16.20  leben,  und  wieder  andere  sagen, 
er  sei  1 530  geboren  und  habe  1 555  in  Paris  gelebt.  Man 
hat  es  da  bestenfalls  mit  drei  gleichnamigen  Meistern 
zu  tun.  Andere  Mitglieder  der  Familie  waren :  Claude- 
FrancoisB.  (1738.  1745),  Dominique  B.,  der  Bruder  von 
Jean-Sebastien,  der  auch  Orgelmacher  war(l  732.  1748), 
sowie  zwei  Franc^ois  B.,  die  1785  und  1786  in  den 
Zunftlisten  vorkommen. 

Bourgard,  Jean.  —  Nancy.    1775.    1786 

Er  stammte  aus  Prag  und  war  der  Sohn  des  Johann 
Burghardt  und  der  Cathanna,  geb.  Baumgarten.  Er 
kam  in  jungen  Jahren  zu  Charotte  nach  Nancy,  wo  er 
seinen  Namen  französisierte  und  die  Marianne  Fanchon 
heiratete.  Seine  Geigsn  sind  meist  ohne  Sorgfalt  aus- 
geführt und  haben  braunen  Lack,  doch  gibt  es  auch 


I 


Bourgeois  —  Bozzolo 


55 


bessere  Arbeiten  von  ihm,  die  schönen,  roten  Lack 
zeigen.  Er  schloß  sich  der  französischen  Schule  an  und 
machte  oder  handelte  wenigstens  mit  allen  möglichen 
Saiteninstrumenten. 

Geigenzettel :  Jean  Bourgard  maitre  luthier  ä  Nancy,  / 
rue  de  laPoissonnerie,  n°  404;  f ait  et  raccomode  toutes/ 
sortes  d'ouvrages  de  sa  profession  comme  /  guitares 
allemandes,  guitares  mechaniques,  guitares  /  espagnoles, 
mandolines,  luths,  paradons  ä  trente  cordes  '  contre- 
basses,  basses,  violon  d  amour,  violons  etc.  (gedruckt). 
—  Jean  Bourgard,  facteur  d'instruments  ä  Nancy  1 776 
(gedruckt).  —  F*.  par  moi  Bourgard,  facteur  d'instru- 
ments, rue  /  de  la  Poissonnerie  a  Nancy  1 786  (ge- 
schrieben). 

Bourgeois,  Seraphin.  —  Genf.   1829 

Es  war  unmöglich,  irgend  etwas  über  diesen  Schweizer 
Geigenmacher  zu  erfahren.  Ich  kenne  nur  den  folgenden 
Zettel  von  ihm.  Vielleicht  hieß  er  Seraphin  und  war 
Bürger  zu  Genf. 

Geigenzettel:  Repare  par  Seraphin  Bourgeois  ,  ä  Ge- 
neve  An  1829  (gedruckt). 

Bourguignon,    Maurice.    —    Brüssel.      Geb. 
18.  Sept.  1885  in  Mattaincourt 

Schüler  von  Georges  Mougenot,  dessen  Nachfolger  er 
im  Jahre  1910  wurde. 

Bourlier,  Jacques.  —  Mirecourt.   1770.   1790 

Bevor  er  sich  selbständig  machte,  arbeitete  er  eine  Zeit- 
lang bei  Charotte  in  Nancy,  an  dessen  Art  seine  Geigen 
erinnern.  Er  verwendete  einen  Brandstempel  Jacq. 
Bourlier. 

Bourlier,   Jean-Baptiste.  —  Mirecourt.     1773. 

1785 

Er  stand  seinerzeit  in  einem  gewissen  Ansehen.  Ar- 
beiten von  ihm  kenne  ich  nicht.  Ein  Francjois  B.,  der 
1788  vorkommt,  war  vielleicht  sein  Sohn. 

Bourlier,  Laurent  I.  —  Mirecourt.    Geb.  um 
1737,  t  1780 

Mehr  können  auch  Vidal  und  Jacquot  von  ihm  nicht 
sagen,  da  bisher  keinerlei  Arbeiten  von  ihm  bekannt 
geworden  sind. 

Bourlier.  —  Mirecourt.   1775.   1820 

Sohn  von  Laurent  I  B.  Er  baute  hauptsächlich  Kinder- 
geigen in  Viertel-,  halber  und  Dreiviertel  große  und 
war  nicht  ungeschickt. 

Bourlier,  Laurent  II.  —  Mirecourt.    Geb.  um 

1798,  t  1878 

Ein  Enkel  von  Laurent  I.  B.  und  wohl  der  Geschickteste 
aus  seiner  Familie,  der  sauber  arbeitete  und  einen  guten 
Ton  erzielte.  Einen  Brandstempel  mit  seinem  Namen 
brachte  er  innen  am  Boden  an. 

Bourlier,  Nicolas.  —  Mirecourt.    19.  Jahrh. 

Vielleicht  der  Bruder  von  Laurent  1 1  B.  Auch  er  war 
nicht  ungeschickt.  Von  ihm  rühren  die  Geigen  her,  die 
nur  den  Namen  Bourlier  als  Brandmarke  tragen. 


Bourse.  —  Paris.    1805 

Jacquot  teilt  seinen  Namen  nach  einem  geschriebenen 
Geigenzettel  mit. 

Boury,  A.  —  St.  Quentin.    1867 

Neue  Geigen  von  ihm  sind  mir  nicht  zu  Gesicht  ge- 
kommen. 

Geigenzettel :  Repare  par  A.  Boury ,'  Luthier  ä  S*  Quen- 
tin 1867  (geschrieben). 

Boussu ,  Benoit-Joseph.  —  Eterbeek-Brüssel. 

1750.  1780 

Einer  der  besseren  belgischen  Geigenmacher,  der 
ziemlich  gut  und  sauber  nach  Amati  arbeitete  und  auch 
einen  schönen,  gelben  Lack  verwendete.  Seine  Werk- 
statt war  in  der  Vorstadt  Eterbeek,  doch  dürfte  er,  wie 
auch  van  der  Straeten  glaubt,  in  Brüssel  selbst  einen 
Verkaufsladen  besessen  haben.  Eine  Geige  von  ihm 
mit  charakteristischer  Schnecke  besaß  C.  C.  Snoeck. 

Bovis,  Fran^ois.  —  Nizza.   Geb.  1860  in  Nizza 

Von  1874 — 1881  war  er  Schüler  von  Nicolo  Bianchi, 
dessen  Werkstatt  er  nach  dem  Tode  des  Meisters  über- 
nahm. Er  arbeitet  nach  eigenem  Modell  und  verwendet 
einen  halbfetten  Lack.  Er  ist  Geigenmacher  des  Kon- 
zertorchesters von  Monte  Carlo. 
Geigenzettel :  Abb.  77. 

Bowes,  A.  —  Edinburgh.   1895 

Bekannt  durch  seinen  Versuch,  die  Saiten  der  Geige 
paarweise  anzubringen  (ähnlich  wie  bei  der  Mandoline). 

Bowler,  Arthur.  —  Islington-London.    Geb. 

12.  Juli  1867  in  Thame  (Oxfordshire) 

Seine  Mutter  war  die  jüngste  Schwester  der  Frau  von 
Georges  Chanot,  so  daß  schon  in  früher  Jugend  sein 
Interesse  für  den  Geigenbau  geweckt  wurde;  doch  er- 
lernte er  zunächst  in  der  Werkstatt  seines  Großvaters 
die  Schreinerei.  1893  nach  London  gekommen,  suchte 
er  seinen  Oheim  Chanot  auf  und  bot  nach  dem  Tode 
desselben  dem  Sohne  und  Nachfolger  seine  Dienste  an. 
J.  A.  Chanot  nahm  ihn  auf  drei  Jahre  in  die  Lehre.  Hier 
kamen  ihm  seine  Vorkenntnisse  in  der  Holzbearbeitung 
sehr  zustatten,  und  er  machte  schnelle  Fortschritte.  Er 
blieb  bei  Chanot  bis  1899  und  machte  sich  dann  selb- 
ständig. Bowler  arbeitet  ungemein  sauber  und  baut 
seine  Geigen  hauptsächlich  nach  der  »Messias«  von 
Stradivari.  Er  verwendet  einen  dunkelorangeroten 
Bernsteinlack  und  wird  als  Künstler  geschätzt.  Seine 
Biographie  mit  Bildnis,  Geigenabbildung  und  Zettel 
veröffentlichte  Rev.  Meredith-Morris  in  »The  Strad« 
(April  1900,  Nr.  120). 

Geigenzettel :  Arthur  Bowler  London,  fecit  19..  (Kreis 
mit  A.  B.). 

Boyer,  Alexis.  —  Mirecourt.   1773.   1789 

Ein  Geigenmacher,  dessen  gleichnamiger  Sohn  1783 
erwähnt  wird. 

Bozzolo,  Pietro.  —  St.  Petersburg.    Geb.  um 

1830,  t9.JuH  1907 

Ein  Mailänder,  der  im  Jahre  1862  als  Chorist  der 
italienischen    Oper    nach    St.  Petersburg    kam.    Den 


56 


Bradi 


Brand 


ner 


Geigenbau  scheint  er  schon  m  seiner  Heimat  betrieben 
zu  haben,  und  so  verlegte  er  sich  auch  in  Rußland  sehr 
bald  ausschließlich  auf  die  Reparatur  und  den  Handel 
mit  alten  italienischen  Geigen.  Er  war  als  Kenner  sehr 
geschätzt,  lebte  ungemein  sparsam  und  hinterließ  bei 
seinem  Tode  ein  großes  Vermögen.  Sein  schönes  Lager 
italienischer  Streichinstrumente  erwarb  Jul.  Heinr. 
Zimmermann,  während  seine  Werkstatt  und  seine 
reichen  Geigenholzvorräte  in  den  Besitz  von  A.  J. 
Leman  übergingen. 

Braglia,  Antonio.  —  Modena.   1 790.  f  um  1 820 

Besonders  als  Bogenmacher  geschätzt;  seine  Gitarren 
und  Bässe  sind  dagegen  weniger  wertvoll. 

Brahi.  —  Lüttich.  1900 

Geigenmacher  und  -händler  der  Gegenwart. 

Braidi,  Geminiano.  —  Modena.   1 794 

Er  baute  Geigen  und  Bogeninstrumente  aller  Art.  — 


Alles  aber  ohne  besonderes  Verdienst. 


Braidi,  Giovanni. 


1766 


Modena. 

Mittelmäßiger  Geigenmacher,  von  dem  ich  ein  großes 

Violoncello  und  einen  Baß  gesehen  habe.  Vielleicht  der 

Vater  Geminianos. 

Geigenzettel:  Johannes  Braidi,  protomagister  /  violae 

majoris  (sie)  in  C.  S.""'  ducis  /  Mutinae  fecit  a.  1 766 

(gedruckt). 

Brandillonl  (Brandiglioni),   Filippo.  —  Bres- 

cla(?).   1790.   1800 

Er  wird  von  mehreren  in  das  1 7.  Jahrhundert  versetzt 
und  soll  das  Maggini-Modell  nachgeahmt  haben.  Das 
erstere  ist  falsch  und  das  letztere  nicht  bewiesen.  Eine 
Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre  1795  hat  braunroten 
Leimlack  und  eine  scharfe,  bestimmte  Hohlkehle.  Die 
Schnecke,  durch  deren  Mitte  ein  Ebenholzstift  geht, 
ist  nach  Amati  geschnitten,  mit  vertiefter,  schwarz  ge- 
färbter Mittellinie.  Die  Zargen  sind  hoch,  die  F-Löcher 
plump,  aber  die  Wölbung  ist  schön.  Die  ganze  Geige 
erinnerte  an  die  Arbeit  Leop.  Widhalms  und  mehr  an 
die  Mittenwalder  als  an  die  italienische  Schule;  selbst 
das  für  Mittenwald  charakteristische  Merkmal  für  die 
Mitte  der  Unterzarge  fehlt  nicht.  Da  ihn  Fenaroli  gar 
nicht  erwähnt,  ist  das  »Brixiee«  vielleicht  auf  Bnxen 
statt  auf  Brescia  zu  deuten. 

Geigenzettel :  Abb.  93. 

Brandini,  Fausto.  —  Pisa.   1 777 

Seine  Geigen  sind  nicht  ungeschickt  gemacht.  Val- 
drighi  (3867)  schreibt  den  Namen  Prandini,  doch 
scheint  die  Schreibweise  mit  B  die  vorherrschende  zu 
sein. 

Brandini,  Jacopo.  —  Pisa.   1789.   1807 

Gehört  er  auch  nicht  zu  den  hervorragenden  Geigen- 
machern, so  kennt  man  doch  einige  gut  klingende 
Violinen  von  ihm.  Sein  Modell  ist  nicht  besonders 
schön,  er  verwandte  aber  im  allgemeinen  gutes  Holz 
und  einen  ziemlich  guten  Lack.  Der  Boden  ist  bei  ihm 
oft  nach  der  Schwarte  geschnitten.  Nach  einer  Mit- 


teilung gelangte  die  Firma  Herrmann  &  Söhne  in 
Berlin  in  den  Besitz  seines  zufällig  erhaltenen  Nach- 
lasses, aus  etwa  50  Geigen  bestehend. 

Geigenzettel :  Abb.  74. 
Brandini.  —  Pesaro.   1660 

Der  älteste  Geigenmacher  dieses  Namens,  von  dem  es 
Geigen  und  Violoncelli  gibt,  die  nicht  ganz  schlecht 
sind.  Auch  Valdrighi  (3691)  erwähnt  ihn. 

Brandl,   Karl.  —  Budapest.    Geb.  in  Szom- 
bathely  1821,  f  16.  April  1864 

Schüler  vonTischenant  und  Anton  Hoffmann  in  Wien, 
bei  dem  er  gleichzeitig  mit  Th.  Gutermann  arbeitete- 
Er  hat  mehrere  sehr  gute  Geigen  gemacht,  auch 
die  Londoner  Ausstellung  von  1862  enthielt  zwei 
schöne  Geigen  von  ihm,  nach  Stradivan  und  Guarnen 
del  Gesü  gebaut,  von  denen  die  letztere  später  in  den 
Besitz  von  Louis  van  Waefelghem  überging. 

Geigenzettel:  Carolus  Brandl  fecit  ad  formnm  Gio. 
Pao.  /  Maggini  Pestini  1863  (gedruckt). 

Brandner.  —  Schönbach  b.  Eger.  Geb.  29.  Jan. 
1814,  17.  Febr.  1895 

Trat  als  Geigenmacherssohn  frühzeitig  in  die  Werk- 
statt seines  Vaters  ein  und  war  ein  fleißiger  Geigen- 
macher,  dessen  Sohn  Johann  auch  wieder  das  väterliche 
Geschäft  fortsetzt. 

Brandner,  Anton  I.  —  Schönbach  in  B.   Geb. 
um  1800 


Innungsmeister  vor. 
Schönbach  in  B. 


1870. 


Kommt  1826  bereits  als 

Brandner,  Anton  II.  — 
t  1898 

Ursprünglich  Geigenmacher,  verlegte  er  sich  in  der 
Folge  fast  ausschließlich  auf  das  Schnitzen  von  Geigen- 
hälsen und  Schnecken. 

Brandner,  Ignaz.  —  Schönbach  in  B.    f  um 

1899 

Ein  Geigenmacher,  der  nur  billige  Geigen  und  Schach- 
teln machte. 

Brandner,  Johann.  —  Schönbach  in  B.    Geb. 
in  Schönbach  1849 

Schüler  von  Anton  Brandner.  Durchwanderte  als  Ge- 
hilfe Deutschland  und  war  von  1870 — 1875  bei  Bausch 
in  Leipzig,  worauf  er  1875  sein  eigenes  Geschäft  be- 
gründete. Er  baut  Streichinstrumente  nach  allen  Mo- 
dellen und  wendet  verschiedene  Lackierungen  an. 
Auch  treibt  er  Handel  mit  alten  Instrumenten.  Außer 
seinen  eieenen  Zetteln  klebt  er  auch  solche  nach  dem 
Modell  ein. 

Brandner,  Josef      | 

»  Karl       I    Schönbach 

»  Wenzel ) 

In  der  Geigenindustrie  ihrer  Heimat  noch  gegenwärtig 
tätige  Mitglieder  der  Familie  B. 


ßrandner  —  Braun 


57 


Brandner,  Johann.  —  Mittenwald.   Geb.  1835, 

t  1916 

Ein  braver  Gelgenmacher,  der  selbständig  wenig  her- 
vorgetreten ist,  aber  seines  unversieglichen  Humors 
halber  sehr  beliebt  war,  und  der  als  Hochzeitlader  und 
Brautführer  bei  allen  Familienfesten  seines  Ortes  eine 
gewichtige  Rolle  spielte. 

Brandner,     Kaspar.    —    Mittenwald.      Geb. 

18.  Nov.  1883  in  Mittenwald 

Schüler  der  Mittenwalder  Geigenbauschule  unter  Franz 
Baader.  Als  Gehilfe  arbeitete  er  zwei  Jahre  lang  bei 
G.  Kriner  in  Landshut  und  drei  Jahre  in  München  bei 
Gius.  Fiorini,  Zunterer  und  zuletzt  bei  Sim.  Rieger, 
nachdem  er  vorher  m  seinem  Heimatsort  noch  das 
Lauten-  und  Gitarrenmachen  erlernt  hatte.  Im  Jahre 
1904  machte  er  sich  selbständig,  baut  nach  Stradivari 
und  Guarnen  gute  Konzertgeigen  und  nach  italie- 
nischen und  Wiener  Modellen  Lauten  und  Gitarren. 
Er  ist  auch  in  der  Wiederherstellung  aller  Saiteninstru- 
mente geschickt  und  wurde  1896  auf  der  Nürnberger 
Ausstellung  für  seine  Geigen  prämiiert. 

Geigenzettel :  Kaspar  Brandner  /  Instrumentenmacher 
und  Reparateur  /  Mittenwald  Nr.  125  (Bayern)  [Rechts 
und  links  Medaille  Prämiiert  Nürnberg  1906]. 


w 


len. 


Geb. 


um 


1757. 


Brandstätter,  Ignaz. 
t  10.  März  1791 

Da  er  nur  ein  Alter  von  34  Jahren  erreicht  hat,  dürfte 
es  nur  wenige  Geigen  von  ihm  geben.  Er  scheint  übri- 
gens hauptsächlich  Gitarren  gemacht  zu  haben,  die  aber 
nur  von  mittelmäßiger  Arbeit  sind.  Boden  und  Zargen 
zeigen  denselben  schwarzbraunen  Lack,  der  zu  seiner 
Zeit  in  Wien  beliebt  war. 

Geigenzettel :  Abb.  46. 

Brandstätter,  Matthäus  Ignaz.  —  Wien.   Geb. 
um  1791,  t  6.  März  1851 

Er  wohnte  Stadt  Nr.  994  und  legte  am  3.  Oktober  1817 
als  Lautenmacher  den  Bürgereid  ab.  Er  baute  sehr  sauber 
gearbeitete  Violinen  nach  Stradivari  und  verwendete 
einen  gelben  Lack  mit  rötlicher  Schattierung.  Leider  ist 
der  Ton  seiner  Geigen  nicht  so  schön  wie  ihr  Aussehen. 
Er  war  sehr  fleißig,  soll  aber  in  den  letzten  Lebens- 
jahren nicht  zu  bewegen  gewesen  sein,  eine  seiner  neuen 
Geigen  zu  verkaufen.  Nach  seinem  Tode  fanden  sich  in 
seiner  Werkstatt  mehrere  Schubladen  voll  Violinen,  die 
bis  zum  Lackieren  fertig  waren.  Anton  Hoffmann  kaufte 
den  ganzen  Nachlaß,  machte  die  Geigen  fertig,  versah 
sie  mit  Brandstätters  Zettel  und  brachte  sie  in  den 
Handel.  Diese  nachgelassenen  Geigen  sind  leicht  an 
ihrem  minderwertigen  Lack  zu  erkennen  und  nur  halb 
so  viel  wert  als  diejenigen,  die  er  selbst  noch  fertig  ge- 
macht hat  und  die  jetzt  recht  gut  bezahlt  werden. 
Er  stand  als  Reparateur  in  großem  Ansehen.  Ein  Re- 
paraturzettel von  ihm  in  Brüssel  (Mus.  d.  Cons. 
Nr.  258),  ein  ebensolcher  in  einer  theorbierten  Laute 
von  Pradter,  die  sich  in  der  Sammlung  alter  Musik- 
instrumente in  Wien,  Burgring  5,  befindet.  Ein  Johann 


Brandstätter,  der  von  1840  bis  1855  in  Wien  gelebt 
haben  soll,  hat  nicht  existiert. 

Geigenzettel :  Mathäus  Brandstätter  in  Viennae  /  repa- 
ravit  Anno  1817  (gedruckt)  und  Abb.  47. 

Branzo,  Francesco  Barbaro.  — Padua.  1 620. 1 660 

Das  Wort  »Barbaro«  dürfte  die  Heimat  dieses  Meisters 
andeuten.  Ein  Calascione  (beliebtes  neap.  Volksinstru- 
ment) in  der  staatl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente 
in  Berlin,  Nr.  723  (von  1620),  S.Abbildung  Bd.  I 
Seite  54.  Bei  Vidal  wird  nur  der  Name  mit  der  Jahres- 
zahl 1660  erwähnt.  Erscheint  also  nur  die  aus  diesem 
Jahre  stammende  Gamba  von  ihm  in  der  Sammlung 
Correr  gekannt  zu  haben.  Valdnghi  nennt  ihn  Bronzo- 
Barbaro  (3693). 

Brater  s.  Pradter 

Bratti,  Cesare.  —  Florenz.   1882 

Er  soll  nicht  ungeschickt  gewesen  sein ;  da  er  aber  in 
seine  Geigen  gerne  fremde  Zettel  geklebt  hat,  findet 
man  seinen  Namen  sehr  selten. 

Braun,  Adam.  —  (Mark-)Neukirchen.   1697 

Sein  Name  wird  als  der  eines  Stiefsohnes  und  Schülers 
von  Komelius  Kretzschmar  überliefert.  Da  er  keines 
Meisters  Sohn  war  und  die  vorgeschriebene  Wanderzeit 
nicht  erledigt  hatte,  wurde  er  erst  auf  ein  an  den  Landes- 
herrn gerichtetes  Gnadengesuch  hin  am  17.  Okt.  1697 
als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen.  Er  ist  wahr- 
scheinlich der  Ahnherr  der  noch  bestehenden  Familie, 
seine  Söhne  und  Enkel  scheinen  jedoch  nicht  Geigen- 
macher gewesen  zu  sein. 

Braun,  Anton.  —  Budapest,  Szegedin,  Belgrad. 
Geb.  1847,  t  5.  Okt.  1901 

Schüler  von  Placht  in  Wien  und  Ferd.  Jos.  Homolka  in 
Kuttenberg.  Er  hielt  sich  nur  kurze  Zeit  in  Budapest 
auf,  ging  dann  nach  Szegedin  und  ließ  sich  um  1887  in 
Belgrad  nieder,  wo  er  Königl.  Serbischer  Hofinstru- 
mentenmacher  wurde.  Er  war  auch  ein  tüchtiger  Mu- 
siker und  wahrscheinlich  der  Vater  von  Johann  und 
Michael  Braun. 

Geigenzettel :  Antonius  Braun  /  fecit  Beigradi  1890  (ge- 
druckt). —  Reparavit  /  Ant.  Braun  Beigradi  /  1882  (ge- 
druckt). 

Braun,  August  Hermann.  —  Markneukirchen. 

Geb.  11.  Dez.  1868 

Schüler  von  Karl  Wilhelm  Keßler,  bei  dem  er  seit  1882 
lernte.  Als  Gehilfe  arbeitete  er  bei  verschiedenen 
Meistern  und  machte  sich  1892  selbständig.  Im  Jahre 
1896  trat  er  bei  der  Firma  Karl  Gottlob  Schuster  ein 
und  gründete  deren  Werkstatt  für  Kunstgeigenbau,  die 
er  durch  22  Jahre  leitete.  Im  Jahre  1918  richtete  er 
seine  eigene  Werkstatt  ein  und  baut  sehr  sorgfältig  aus- 
geführte Violinen  und  Violoncelli  nach  italienischen  und 
Tiroler  Meistern,  die  sich  sehr  schnell  Eingang  in  Künst- 
lerkreisen  verschafften.  Er  verwendet  einen  guten  äthe- 
rischen Ollack.  Besonders  wird  auch  seine  Geschicklich- 
keit im  Wiederherstellen  alter  Meistergeigen  gelobt. 
Geigenzettel:  Gebaut  im  Jahre  19  .  .  /  von  Aug.  Her- 
mann Braun  /  Lauten-  und  Geigenbaumeister  /  Mark- 
neukirchen i.'S.  No.  855. 


58 


B 


raun 


-B 


renner 


Braun,  August  Robert.  —  Erlbach.    19.  Jahrh. 

Er  soll  nach  Spremberg  gezogen  sein,  war  aber  dort 
nicht  zu  ermitteln. 

Braun,  August  Wilhelm.  —  Markneukirchen. 
Geb.   in  Erlbach    1819,   f  30.  Okt.    1869, 

50  Jahre  23  Tage  alt 

Ließ  sich  anfangs  der  fünfziger  Jahre  in  Markneu- 
kirchen als  Geigenmacher  nieder  und  baute  billige 
Geigen  für  den  Ausfuhrhandel. 

Braun,  Ernst  Moritz.  —  Markneukirchen.  Geb. 
in  Erlbach  27.  Dez.  1848 

Sohn  von  Aug.  Wilh.  Braun.  Geigenmacher  der  Gegen- 
wart. 

Braun,  Gustav.  —  Düsseldorf,  Dresden,  Lü- 
beck. Geb.  in  Erlbach  7.  Febr.  1 846,  f  Ostern 

1896  in  Lübeck 

Sohn  von  Aug.  Wilh.  Braun.  Er  war  ursprünglich 
Bratschist;  da  er  jedoch  Geigenmacherssohn  war, 
interessierte  er  sich  für  den  Geigenbau,  und  als  er  in 
Hannover  Gelegenheit  gehabt  hatte,  bei  einem  Geigen- 
macher Unterricht  zu  nehmen,  begann  er  bald  darauf  in 
Düsseldorf,  in  seiner  freien  Zeit  Geigen  zu  reparieren. 
1872  siedelte  er  nach  Dresden  über  und  1895  nach 
Lübeck.  Er  besaß  theoretische  Kenntnisse  und  be- 
schäftigte auch  zeitweise  Gehilfen.  Die  von  diesen  an- 
gefertigten Geigen  tragen  seinen  Zettel. 
Geigenzettel :  Repariert  von  Gustav  Braun  /  Düsseldorf 
1869  (gedruckt).  Gustav  Braun /Dresden  18  . .  (geschr.). 

Braun,  Johann.  —  Szegedin.    Geb.  in  Nagy 
SzentMiklos  1860 

Als  C.W.Richters  Nachfolger  ließ  er  sich  1883  in 
Szegedin  als  Geigenmacher  und  Optiker  nieder.  Er  soll 
bei  Ig.  Lutz  in  Wien  gearbeitet  haben  und  unterhält 
eine  Werkstatt.  Auf  der  Szegediner  und  Torontäler 
Gewerbeausstellung  sowie  auf  der  Budapester  Millen- 
niumsausstellung erhielt  er  Medaillen. 

Geigenzettel:  Joannes  Braun  fecit  /  Szegedini  1895 
(gedruckt). 

Braun,  Joseph.  —  Mittenwald.    1914 

Er  gilt  als  guter  Violoncellomacher,  arbeitet  aber  auch 
als  Zimmermann. 

Braun,    Michael.   —  Szegedin,    Klausenburg. 

1891.  1896 

Geschickter  Geigenmacher  der  Gegenwart.  Er  arbeitet 
nach  Guarnen  und  Stradivari,  verwendet  einen  gold- 
rötlichen  Lack  und  liebt  dicke  Einlagen. 

Geigenzettel:  Braun  Michael  /  Szegedin  891  (geschr.). 

Braun,  Wilhelm  August.  —  Markneukirchen. 
Geb.  18.  Juni  1855  in  Markneukirchen 

Sohn  von  Aug.  Wilh.  Braun.  Gelgenmacher  der  Gegen- 
wart. 


Brauner,  Johann  Josef.  —  Wien.    1749.    1761 

In  den  Wiener  Steuerbüchern  kommt  er  von  1750  bis 
1758  vor.  Im  letzten  Jahre  mit  der  Bemerkung:  »Wegen 
seiner  Abreisung  von  hier  der  Steuer  und  des  Bürger- 
rechts entlassen  worden«.  Er  wohnte  im  Schotten  viertel 
und  legte  am  4.  Juli  1 749  den  Bürgereid  ab.  Er  wird 
zuletzt  erwähnt  mit  der  Bemerkung :  »Vermög  Ver- 
ordnung dd°  29.  May  1758  der  Bürgerpflicht  entlassen 
und  das  Bürger  Zettel  zurückgegeben  worden.«  Doch 
kommen  noch  Geigen  mit  der  Jahreszahl  1761  von  ihm 
vor.  Auf  seinen  Zetteln  gebraucht  er  abwechselnd  bald 
den  Taufnamen  Johann,  bald  Josef,  selten  beide  zu- 
sammen. 

Geigenzettel :  Abb.  40. 

Brauns,  Carl  Friedr.  Wilh.  —  Hamburg.    1798 

Er  wird  als  »Instrumentenmacher«  am  12.  Okt.  1798 
Bürger  von  Hamburg,  ist  aber  sonst  nicht  bekannt. 


B 


reazzano  s 


Bri 


riazzano 


Breckinridge,  John.  —  Glasgow.  Geb.  1790 
in  Parkhead  bei  Glasgow,  f  1840  in  Glas- 
gow 

Er  war  von  Hause  aus  Weber  und  besaß  später  einen 
Krämerladen ;  dabei  machte  er  fleißig  Geigen,  die  recht 
gut  nach  Amati  gebaut  sind.  Sein  (Splritus-)Lack  ist 
gelb  oder  dunkelbraun.  Der  Ton  ist  angenehm,  aber 
nicht  groß. 

Geigenzettel:  John  Breckinridge  Maker  Parkhead 
1834  (geschrieben). 

Breiling,  Andreas  Ludolph  (Ludwig).  —  Göt- 
tingen. 1801.  1829 

Er  wurde  am  21.  September  1801  zum  Bürger  ange- 
nommen, aber  erst  am  29.  April  1829  als  solcher  ver- 
eidigt. Da  ihm  dabei  die  Gebühren  erlassen  wurden, 
kann  man  annehmen,  daß  er  in  beschränkten  Verhält- 
nissen lebte.  Trotzdem  war  er  ein  sehr  geschickter 
Lautenmacher,  der  ebenso  originell  als  sauber  arbeitete. 
Eine  Laute  von  ihm  aus  dem  Jahre  1803  trug  die 
Nr.  132. 

Geigenzettel:  A.  L.  Breiling  in  Göttingen  ,'  fecit  1802 
No.  121  (?)  (geschrieten). 

Breitenberger,  Ludwig,  lebt  als  Instrumenten- 
macher in  München 
Bremitz,  Giuseppe.  —  Tnest.   1895 

Unbedeutender  Geigenmacher  aus  den  letzten  Jahren 
des  19.  Jahrhunderts,  der  wohl  nur  von  Fabriken  her- 
gestellte Schachteln  verarbeitete. 

Brenner,  C.  —  Gefle.   1804 

Man  kennt  einige  Reparaturen  von  ihm,  es  ist  aber 
wahrscheinlich,  daß  er  ein  Musiker  war,  der  nur  ge- 
legentlich Ausbesserungen  vornahm. 

Geigenzettel:  Reparerad  1804  C  .  .  .  Brenner,  Gefle 
(gedruckt). 


Brensio  —  Brinckmann 


59 


Brensio  (Brensius,  Brinsius),  Antonio.  —  Bo- 
logna.   1592 

Vielleicht  der  Vater  oder  Sohn  von  Girolamo.  Eine  Lira 
da  Gamba  von  ihm  besitzt  W.  Heyers  Musikhistonsches 
MuseuTi  in  Köln  (Nr.  782). 

Geigenzettel :  Antonino  Brensius  Bononi  (gedruckt).  — 
Antonius  Bononiensis  (geschrieben). 

Brensio,  (Girolsmo)  Hieronymus.  —  Bologna 
16.  Jahrhundert 

In  einer  nicht  datierten  Viola  da  Eraccio  im  Museum 
des  »Liceo  filarmonico«  in  Bologna  findet  sich  der 
Name  dieses  Meisters.  Vidal  teilt  die  Maße  des  fünf- 
saitigen  Instruments,  das  für  die  Geschichte  des  Gei- 
genbaus sehr  bemerkenswert  ist,  mit. 

Geigenzettel :  Abb.  89. 

Brenzoni,  Pietro.  —  1902 

Italienischer  Geigen  macher  unserer  Zeit. 

Bresa  (Brosa?),  Francesco.  —  Mailand.    1708 

Vidal  ergänzt  den  Namen  der  Stadt,  die  auf  einem 
Originalzettel  nicht  ganz  leserlich  war,  wohl  richtig, 
wenn  er  Milano  lesen  will,  wofür  auch  »alla  scala«  zu 
sprechen  scheint.  Das  zu  dem  Zettel  gehörige  Instru- 
ment ist  übrigens  verschwunden  und  Werke  von  F. 
Bresa  sonst  nicht  bekannt  geworden.  Vgl.  auch  Brossa. 
De  Piccolellis  bezeichnet  ihn  als  einen  mittelmäßigen 
Mailänder  Geigenmacher. 

Geigenzettel :  Francesco  Bresa  fece  alla  Scala  in  Mil  .  . 
1 708  (gedruckt). 

Bressano,  Baptista.  —  ?  16.  17.  Jahrhundert 

Eine  Pochette  im  Museum  des  Liceo  filarmonico  in 
Bologna  trägt  diesen  Namen.  Sie  ist  wahrscheinlich 
Brescisner  .Arbeit,  in  welchem  Falle  das  Wort  Bressano 
wohl  als  Heimatsbezeichnung  angesehen  werden  muß. 

Breton,  Fran^ois.  —  Mirecourt.  Geb.  in  Mire- 
courtum  1750,  f  1830 

Seine  Arbeit  ist  zwar  nicht  künstlerisch,  aber  immerhin 
recht  sauber.  Er  bevorzugte  ein  großes  Modell  und 
verwandte  meist  hellgelben  Lack.  Da  er  viele  Arbeiter 
beschäftigte,  sind  seine  Geigen  nicht  selten ;  man  muß 
sich  jedoch  trotzdem  vorsehen,  denn  abgesehen  davon, 
daß  seine  Firma  auf  eine  Mirecourter  Fabrik  überging, 
die  noch  immer  seinen  Zettel  m  ganz  neue  Instrumente 
klebt,  ist  er  auch  norh  vielfach  nachgeahmt  worden.  Es 
geht  ihm  beinahe  so  wie  der  deutschen  Famihe  Hopf. 
Sie  erhob  sich  nicht  über  handwerksmäßige  Mittel- 
mäßigkeit und  wird  doch  fortwährend  von  einer  urteils- 
losen Menge  zum  Vorbild  senommen.  —  Er  ver- 
wendete auch  den  einen  Brandstempel,  dessen  letzte 
Zeile  häufig  fehlt.  —  .'Xuch  als  Bogenmacher  hat  er 
sich  betätigt. 

Geigenzettel:  Abb.  71  und  79. 


Breton,  Joseph  Fran^ois. 

1740.  1815  (?) 


Paris,  Mirecourt. 


Ein  Mirecourter  Meister,  der  vielleicht  wirklich  vor- 
übergehend in  Paris  ansässig  war,  obwohl  das  Fehlen 


einer  näheren  Wohnungsangabe  zu  Zweifeln  m  dieser 
Hinsicht  berechtigt.  Seine  Arbeiten  zeichnen  sich  nicht 
aus  und  werden  häufig  mit  denen  von  F.  Breton  ver- 
wechselt, wozu  die  '\hnlichkeit  der  Modelle  einigen 
Anlaß  gibt.  Es  ist  auch  nicht  ganz  sicher,  welcher 
Breton  den  Brandstempel :  Breton  Luthier  ä  Paris  be- 
nutzte. Eine  Violine  von  ihm  befand  sich  in  der  Samm- 
lung Snoeck  (Nr.  522). 

Geigenzettel:  J.  F.  Breton,  citharae  fabri-  '  cator,  faclt , 
vendit  et  recon-  cinat  instrumenta  musica  omnis  / 
generls.  Parisiis  anno  1780  (gedruckt). 

Gleichlautende  Zettel  kommen  von  1740 — 1780  häufig 
vor.  doch  fand  sich  ein  solcher  Zettel  auch  in  einem 
Violoncello  mit  der  Jahreszahl  1815  vor.  Ob  er  dieses 
noch  selbst  gemacht  hat,  oder  ob  der  alte  Zettel  mit 
neuer  Jahreszahl  von  einem  Werkstattnachfolger  ge- 
braucht worden  ist,  müßte  erst  festgestellt  werden. 

Breton  s.  auch  Le  Breton 

Breuling  s.  Breiling 

Briano,  Fran<;ois.  —  Nizza.    1900 

Musikinstrumentenmacher  und  -händler  der  Gegen- 
wart. 

Bnazzano  (Breazzano)  s.  Brizzano 

Briere,  Paschal.  —  Rouen.  Anfang  des  1  S.Jahr- 
hunderts 

Er  wohnte  in  der  Rue  du  Petit  Pults  (Pfarrei  St.  Michel), 
scheint  aber  nur  wenig  Zuspruch  gehabt  zu  haben. 

Briggs,  James  William.  —  Glasgow.  Geb. 
9.  Juli  1855  m  Wakefield 

Schüler  von  William  Tarr,  machte  sich  1876  selb- 
ständig und  baut  sowohl  nach  Stradivan  und  Guarneri 
als  auch  nach  einem  eigenen  Modell,  wobei  er  einen 
Bernsteinöllack  verwendet.  Seine  Geigen  und  Bässe 
sind  vorzüglich  gearbeitet,  und  schon  1891  erhieltereine 
goldene  Medaille  dafür.  Er  ist  auch  als  Händler  mit 
alten  Instrumenten  bedeutend  und  wohnte  um  1890  u. 
1891  in  Leeds.  Seine  Biographie  veröffentlichte 
Meredith-Morris  in  »The  Strad«   1902  Nr.  142. 

Geigenzettel:  James  William  Briggs  Glasgow  19.  . 
(gedruckt). 

Brinckmann,  Franz  Georg.  —  Frankfurt  a.  M. 
Geb.  1 799  in  Frankfurt  a.  M.,  f  daselbst 
nach  1845 

Er  war  der  Sohn  eines  Musikers,  von  dem  er  wohl  die 
ersten  Unterweisungen  erhielt.  Später  kam  er  zu  einem 
Schreiner  in  die  Lehre  und  wurde  1829  auch  als 
Schreinermeister  zum  Bürger  aufgenommen.  Er  ver- 
legte sich  jedoch  ganz  auf  den  Instrumentenbau  und 
brachte  es  dann  zu  bemerkenswerter  Geschicklichkeit, 
so  daß  er  für  eine  Geige  gern  100  fl.  bekam.  Mit  Vor- 
liebe baute  er  jedoch  Gitarren  und  war  stolz  darauf, 
hierfür  von  Paganini  belobt  worden  zu  sein.  Er  hat  auch 
einen  Mechanismus  erfunden,  der  das  häufige  Ver- 
stimmen der  Gitarren  verhüten  sollte.  Instrumente  mit 
diesem  Mechanismus  nannte  er  >>Korrektionsgitarren«. 
Sehr  geschätzt  waren  seine  übersponnenen  Saiten. 


60 


Britsen  —  Brown 


Britsen,  Georgius.  — Antwerpen.   1613 

Schüler  des  Bildhauers  Melchior  Ykens.  Er  ist  freilich 
nur  als  Clavecinmacher  bekannt.  Auch  sein  Sohn  und 
sein  Enkel  gleichen  Taufnamens  kommen  1654 — 1659 
und  1675  im  gleichen  Berufe  vor,  doch  wurde  mir  von 
einem  Händler  vor  längerer  Zeit  eine  schön  geschnitzte 
Theorbe  mit  dem  eingeschnittenen  Namen  »Britsen« 
angeboten,  so  daß  anzunehmen  ist,  daß  auch  m  dieser 
Familie  die  Lautenmacherei  wenigstens  nebenbei  be- 
trieben wurde,  wenn  der  Name  nicht  etwa  nur  den 
einstigen  Besitzer  andeutete. 

Brizzano  (?),  Vincenzo.  —  Foggla.   1860 

Der  Name  war  nicht  sicher  leserlich,  aber  die  Geige, 
die  ihn  trug,  recht  gut,  ja  besser  als  viele  von  seinen 
italienischen  Zeitgenossen. 

Broberg,  Carl  Johan.  — Gothenburg.  1 769. 1 793 

Er  war  vermutlich  ein  Schüler  von  Jacob  Hellman  in 
Engelholm^)  und  wurde  im  Jahre  1 769  als  Geigen-  und 
Musikinstrumentenmacher  in  Gothenburg  zugelassen. 
Er  war  fleißig  und  baute  alle  Arten  von  Streich-  und 
Rupfinstrumenten.  Er  verwendete  geschriebene  und 
gedruckte  Zettel  und  gelegentlich  auch  eine  Brand- 
marke. Arbeiten  von  ihm  haben  sich  im  Privatbesitz 
mehrfach  erhalten. 

Geigenzettel :  Carl  Joh.  Broberg  /  Götheborg  Anno  1 774 
(gedruckt). 

Brechet  (Broche)  s.  M.  Snoeck 

Brock,  Alfred  Nilsson.  —  Stockholm.    Geb. 

15.  April  1876 

Sohn  und  Schüler  von  N.  Nilsson  in  Malmö.  Am 
1.  Oktober  1900  eröffnete  er  in  Stockholm  seine  eigene 
Werkstatt  und  ist  jetzt  dort  Geigenmacher  der  König- 
lichen Hof  kapelle  und  des  Musikhistorischen  Museums. 

Brocsko  (Brotsko),  Karl.  —  Budapest,  f  1858 
Schüler  von  Teufelsdorter.  Seine  nach  Amati  gebauten 
Geigen  sind  in  ihrer  Arbeit,  im  Lack  und  im  Ton  recht 
lobenswert. 

Geigenzettel :  Carolus  Brotsko  fecit  /  Pestini  1 85 1  (ge- 
druckt). 

Brooley,  Charles.  —  London.   1885 
Gitarren-  und  Banjomacher. 

Bronzo  s.  Branzo 

Brookfleld,  Edward.  — Southport.   1890.   1900 

Er  baut  nach  Guarneri  und  Stradivari  und  verwendet 
ÖUack  von  gelber  und  orangeroter  Farbe.  Die  Firma 
heißt  jetzt  Brookfield  &  Co. 
Geigenzettel:  Edward  Brookfield  (geschrieben). 

Broomley,  Ch.  H.  —  New  Haven 

Amerrkanischer  Geigenmacher  der  Gegenv.'art. 


Broquet,  lebte  Ende  des   19.  Jahrhunderts  In 
Dunkerque  (Dep.  Nord) 

Broschi  (Brocchi),  Carlo.  —  Parma.  1 730.  1 744 

Wenig  bekannter  Geigenmacher,  über  den  sich  nichts 
ermitteln  ließ.  Eine  zweifellos  echte,  vom  Wurm  stark 
angegriffene  Violine  (kleines  an  Nie.  Amati  erinnerndes 
Modell,  hübsche  F-Löcher,  kleine  Schnecke),  trug  den 
Zettel :  Carlo  Broschi  /  in  Parma  fecit  1 732.  Ein  gleich- 
namiger Geigenmacher  lebte  noch  in  den  zwanziger 
Jahren  des  19.  Jahrhunderts.  Der  Name  wird  auch 
Braschi  gelesen. 


^)  Was  Hedvig  Boivie,  Amanuensis  am  Nordischen 
Museum  in  Stockholm,  in  ihrem  hübschen  Aufsatz  über 
die  schwedischen  Geigenmacher  in  der  Mus.  Zeitschr. 
»Fataburen«  1921,  S.  64  mit  aller  Vorsicht  sehr  wahr- 
scheinlich macht. 


Brosig.  —  Neiße.   1910 

Wurde  nur  als  Reparateur  genannt. 

Brossa  (Brosa,  Bresa),  Francesco.  —  Mailand. 

1700 

Eine  Violine  mit  seinem  Namen  erinnert  an  die  Bres- 
cianer  Schule  und  hat  orangeroten  Lack.  Ich  bin  ge- 
neigt, diesen  Francesco  Brossa  mit  Francesco  Bresa  zu 
identifizieren;  es  wäre  nur  festzustellen,  welche  Form 
des  Namens  die  richtige  ist.  Eine  Geige  von  ihm  be- 
findet sich  in  Freiburg  i.  B. 

Geigenzettel:  Francesco  Bro'-a  fece  /  dalla  Scala  in 
Mano  /  1700  (gedruckO. 

Brouaux.  —  Bar-le-Duc.    1860.    1890 

Beschäftigte  sich  hauptsächlich  mit  Wiederherstellungs- 
arbeiten. 

Brown,  Alexander.  —  Glasgow.  1855.  1860 
Er  baute  nicht  ungeschickt  nach  Stradivari  und  ver- 
wendete Spirituslack. 

Geigenzettel :  Alex.  Brown  Maker,  /  Glasgow,  1 857 
(geschrieben). 

Brown,  Anthony.  —  London.   1855 

Er  soll  ein  Schüler  von  Morrison  oder  Panormo  ge- 
wesen sein  und  war  besonders  als  Gitarrenmacher  ge- 
schätzt. Er  wohnte  um  1855  in  der  Rosamond  st., 
Clerkenwell. 

Brown,  James  (sen).  —  London.  Geb.  vor 
1759,  t  vor  1834 

Er  war  ursprünglich  Seidenweber  und  erlernte  erst  im 
Jahre  1804  bei  Thomas  Kennedy  den  Geigenbau,  er- 
öffnete dann  in  der  Wheeler  st.  ,Spitalfields'  seine  eigene 
Werkstatt  als  Geigenmacher  und  Reparateur  und  be- 
tätigte sich  als  geschickter  Meister. 

Brown,  James  (jun.).  —  London.  Geb.  im  Nov. 

1786,  t  1860 

Sohn  und  Schüler  von  James  B.  sen.  Ursprünglich 
sollte  er  nur  Bogen  macher  werden  und  erlangte  darin 
eine  besondere  GeschicklicKkeit.  Nach  dem  Tode 
seines  Vaters  verlegte  er  sich  dann  mehr  auf  den 
Geigenbau  und  leistete  auch  darin  Beachtenswertes. 
Auch  sein  Sohn  war  zum  Geigenmacher  bestimmt. 


Brown  —  Brusere 


61 


Brown,  John.  —  Melbourne.   1880 

Ein  australischer  Geigenmacher  der  Gegenwart,  der 
auf  der  Melboumer  Ausstellung  den  dritten  Preis 
erhielt. 

Brown,  W.  J.  —  Melbourne 

Erhielt  1880  einen  Ausstellungspreis  für  vorzügliche 
Reparaturen.  Die  Firma  heißt  jetzt  W.  J.  Brown  &  Son. 

Browne  (Brown),  John.  —  London  (Cornhill). 

1680.  1743 

Er  führte  die  Hausmarke  *at  the  Black  lyon«.  Das 
Selhofsche  Auktionsverzeichnis  weist  eine  Viola  da 
Braccio  von  ihm  auf.  Seine  Violinen  gehen  auf  ein 
Amatimodell  zurück,  erinnern  aber  auch  an  Stainer. 

Brubac,  Antoine.  —  Rouen.  Geb.  in  Mire- 
court  22.  Jan.  1847,  f  in  Rouen  1894 

Ein  tüchtiger  Meister  und  verdienstvoller  Leiter  der 
bekannten  A.  Kleinschen  Geigenbauwerkstatt.  Seine 
Geigen  tragen  den  Namen  der  Firma  Klein. 

Brubac,  Charles.  —  Paris.  Geb.  in  Mirecourt 
21.  Mai  1853 

Bruder  von  Antoine  B.  Er  arbeitet  seit  1877  bei  Gand 
&  Bernardel  (jetzt  Caressa  &  Franjais)  und  erhielt  1897 
in  Brüssel  eine  goldene  Mitarbeitermedaille. 

Brücken-Hammig,  Christian  August.  —  Mark- 
neuklrchen.  Geb.  14.  Okt.  1833,  f  19.  Dez. 
1885 

Er  selbst  war  hauptsächlich  Baßmacher,  aber  er  be- 
schäftigte in  seiner  Werkstatt  viele  Geigenmacher, 
hielt  auf  saubere  Arbeit  und  besaß  viele  Ausstellungs- 
preise. 

Brücken-Hammig  jun.,  Max.  —  Markneu- 
kirchen 1897 

Streichinstrumentenmacher  der  Gegenwart,  von  dem 
ein  1897  ausgestelltes  Quartett  nach  Stradivari  Beifall 
verdiente. 


Brückner,    Ernst    Max.   — 
Geb.  30.  Mai  1875 
Geigenmacher  der  Gegenwart. 


Markneukirchen. 


Brückner,  Ernst  Richard.  —  Markneukirchen. 
Geb.  5.  Nov.  1867 
Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Brückner,  Ferdinand  (Nändor).  —  Budapest. 
1874.  1900.  Geb.  1848 

Schüler  von  Mönnig.  Im  Jahre  1874  begründete  er  in 
Budapest  sein  Geschäft,  in  welchem  er  stets  eine  Reihe 
von  Gehilfen  beschäftigt  hat.  Unter  seinen  Streich- 
instrumenten  werden   besonders  seine   Bässe  gelobt; 


auch  fertigt  er  gute  Schlaginstrumente  (Cymbal)  an' 
Als  Gehilfe  arbeitete  er  vor  1874  bei  J.  W.  Schunda. 

Geigenzettel :  Brückner  Nändor  ,'  hangszer  keszitö  / 
Budapest  ,   Raktar:  Magyar  utcza  4.  sz.  (gedruckt). 

Brückner,  Franz.  —  Berlin,  New  York.   1879. 
1892 

Er  ließ  sich  zuerst  in  Berlin  nieder  und  ging  im  Anfeing 
der  neunziger  Jahre  nach  New  York. 

Brückner,  Heinrich  Albin.  —  Markneukirchen. 
Geb.  2.  März  1855 

Geschickter  Geigenmacher  der  Gegenwart,  der  auch 
als  Lehrmeister  erfolgreich  gewirkt  hat. 


Mark 


neu- 


Brückner,  Heinrich  August, 
kirchen.  Geb.  6.  Sept.  1856 
Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Brückner,  Richard.  —  London.   1886.   1906 

Bruder  von  Franz  Br. ;  er  hat  eine  Zeitlang  in  Berlin 
gearbeitet  und  ist  dann  nach  London  übergesiedelt,  wo 
er  namentlich  als  Reparateur  geschätzt  wird.  Der  Ton 
seiner  Geigen  findet  Anerkennung. 

Geigenzettel :  repaired  at  R.  Brückner  /  London  Septbr. 
1892  (gedruckt). 

Brückner,  W.  —  Erfurt.   1900 

Wurde  mir  nur  durch  seinen  Zettel  bekannt. 

Geigenzettel:  W.Brückner,  Geigenbauer  /  Erfurt.  / 
Instrumenten-  und  Saitenhandlung  /  1 900  (gedruckt). 

Bruders,  Johann  August  Christof.  —  Tanger- 
münde.  1829 

Er  soll  bei  A.  Zabel  gelernt  haben.  In  den  Akten  wird 
er  als  Instrumentenmacher  bezeichnet. 

Brugere,    Charles -Georges.    —   Paris.     Geb. 
10.  Nov.  1865  in  Mirecourt 

Sohn  von  Charles  Joseph  Br.  und  Schüler  von  Etienne 
Drouin  m  Mirecourt.  Er  arbeitete  als  Gehilfe  bei  Blan- 
chard  in  Lyon,  bei  P.  Bailly  und  bei  Gand  &  Bernardel 
und  übernahm  am  22.  Sept.  1892  die  alte  Werkstatt  der 
Familie  Henry  in  der  Rue  St.  Martin.  Er  arbeitet  unge- 
mein sorgfältig,  so  daß  er  in  jedem  Monat  nur  eine 
Geige  fertig  bekommt,  die  er  nach  Stradivari  baut  und 
mit  einem  gelben  bis  goldroten  Lack  versieht.  Nur  in 
die  Geigen,  die  er  vollkommen  allein  fertigmacht, 
■  klebt  er  seinen  Zettel.  Er  besitzt  bereits  mehrere 
silberne  Medaillen  und  eine  goldene  (Lüttich  1 905)  und 
war  auch  1900  auf  der  Pariser  .Ausstellung  gut  ver- 
treten. Eine  Verbesserung  der  Klangfarbe  des  Kontra- 
basses ist  ihm  durch  Änderungen  in  der  Bauart  recht 
wohl  gelungen. 

Geigenzettel:  Abb.  51.  65,  94. 


Brugere,  Charles-Joseph. 
1842,  t  1876 


Mirecourt.   Geb. 


Nur  als   geschickter   Gitarrenmacher   hervorgetreten. 
Seine  Arbeiten  tragen  seinen  Namen  als  Brandmarke. 


62 


Brugere  —  Bubenik 


Brugere,  Charles -Malakof f.  —  Marseille.  Geb. 
1857,  f  1894  In  Mirecourt 

Ältester  Sohn  von  Fran<;ois  B.,  arbeitete  lange  Zeit  bei 
Hei  in  Lille  und  ließ  sich  dann  in  Marseille  nieder,  wo  er 
über  100  gute  Geigen  baute,  deren  Wert  vor  dem  Kriege 
auf  durchschnittlich  200  fr.  geschätzt  vvurde. 

Geigenzettel :  Abb.  62. 

Brugere,  Franq:ols.  —  Mirecourt.    Geb.  1822, 
t  1874  in  Mirecourt 

Bruder  von  Charles- Joseph  Br.  Nachdem  er  unter 
Pierre  Silvestre  und  unter  Daniel  in  Marseille  gearbeitet 
hatte,  kehrte  er  nach  Mirecourt  zurück,  wo  er  haupt- 
sächlich für  Derazey  tätig  war.  Er  hatte  drei  Söhne,  die 
sämtlich  Geigenmacher  wurden,  aber  nur  Charles- 
Malakoff  B.  machte  sich  selbständig. 

Brugere,  Joseph-Napoleon.  — Mirecourt.  Geb. 

um  1859 

Z-.veiter  Sohn  von  Fran(;^ois  Br.  Gilt  als  sehr  gesuchter 

Baßmacher. 

Brugere,  Michel.  —  Paris.  Geb.  1864  in  Mire- 
court 

Dritter  Sohn  von  Franc.  B.  und  seit  1893  Werkführer 
bei  Charles-Georges  Br.,  ein  besonders  tüchtiger  Re- 
parateur. 

Brugger,  Michael.  —  Salzburg.   1822.   1824 

Er  war  eigentlich  kein  Geigenmacher,  sondern  Tischler. 
Ob  er  neue  Geigen  gebaut  hat,  ist  nicht  bekannt,  wohl 
aber  war  er  als  Reparateur  viel  beschäftigt,  da  zu  seiner 
Zeit  kein  Geigenmacher  in  Salzburg  ansässig  war. 
Eines  der  Instrumente  im  städtischen  Museum  Caro- 
llno-Augusteum  in  Salzburg  trägt  einen  Reparatur- 
7ettel  von  ihm  aus  dem  Jahre  1824. 

Brunner,  Franz.  —  Wien.  Anfang  des  1 9.Jahr- 

hunderts 

Der  Erfinder  der  sog.  »Harpe  amphionique«,  einer 
kleinen  Pedalharfe,  die  man  auf  dem  Schoß  halten 
konnte.  —  Eine  Harfe  von  Ihm  besitzt  das  k.  k.  öster- 
reichische Museum  für  Kunst  und  Industrie  in  Wien. 
Er  hat  auch  Gitarren,  schwerlich  aber  Geigen  gemacht. 

Brunner,  J.  —  Dübendorf  (K.  Zürich).   Gegr. 
1860.  1895 

Streichinstrumentenhandlung  und  -fabrikatlon. 

Brunner,    Martin.    —    Olmütz.     Geb.    1724, 

t  26.  Febr.  1801 

Ein  guter  Meister,  der  wahrscheinlich  bei  J.  Strobl  ge- 
lernt hatte  und  sorgfältig  nach  der  Form  baute.  Hohe 
Stalner-Wölbung  und  gelber  Spirituslack  sind  für  ihn 
charakteristisch.  Der  Ton  seiner  Gelgen  Ist  recht  an- 
sprechend. Statt  der  Schnecke  brachte  er  am  Wirbel- 
kasten gerne  einen  schön  geschnitzten  Hundekopf  an. 
Er  brachte  es  trotzdem  zu  keinem  Vermögen  und  starb 
im  Hause  Nr.  565  in  bitterster  Armut.  Ein  Kontrabaß 


von  ihm  befindet  sich  als  Inventarstück  auf  dem  Chor 
der  Pfarre  St.  Moritz  in  Olmütz. 
Gelgenzettel:   Martin  Bruner,  Lauten-     und  Geigen- 
macher in  Ollmütz  1771  (gedruckt). 

Bruno,  Carlo  Colombo.  —  Turin.  Geb.  1 6.  Mai 
1872  in  Caltanisetta  (Sizilien) 

Er  kam  frühzeitig  nach  Turin,  wo  er  lernte  und  15 
Jahre  lang  als  Gehilfe  arbeitete,  worauf  er  seine  eigene 
Werkstatt  eröffnete.  Er  baut  vorzugsweise  Geigen  und 
Violoncelli  nach  Stradivari,  die  er  mit  einem  fetten,  rot- 
braunen Öllack  versieht,  ferner  auch  gute  Mandolinen. 
Seine  Geigen  sind  sauber  gearbeitet  und  gut  im  Ton. 
Er  erhielt  In  Turin  1898  eine  goldene  und  1900  in  Paris 
eine  Bronzemedaille  und  in  Marseille  einen  großen 
Preis. 
Geigenzettel :  Abb.  33  und  60. 

Bruno,  Nicola.  —  Bologna.   1  727 

In  einigen  Gelgen  findet  sich  der  Name  dieses  auch  von 
Valdrlghl  (4052)  erwähnten  Meisters. 

Brunskill,  J.  —  Newcastle-on-Tyne.   1900 

GeigenmacHer,  -lehrer  und  -händler  der  Gegenwart. 

Brustgrün,  M.  C.  —  Flensburg.   1862 

Ein  Holzblasinstrumentenmacher,  der  auch  Geigen 
repariert  hat. 

Brynildsrud,    Lars    Larsen.   — 
Moß   (Norwegen).     Geb.   4. 
dem    Hofe    Brynildsrud    im 
marken  (Norwegen) 

Schüler  von  Lars  Grinager,  bei  dem  er  von  1887 — 1889 
arbeitete.  Er  Heß  sich  darauf  In  Kongsvinger  als  Geigen- 
macher nieder  und  stellte  ein  von  Ihm  gebautes  Quar- 
tett in  Paris  aus.  Von  der  Regierung  erhielt  er  dann  ein 
Reisestipendium,  arbeitete  nach  seiner  Rückkehr  in 
einer  Orgelfabrik  in  Chrlstlanla  und  ließ  sich  1895  als 
Orgelbauer  In  Moß  nieder.  Bis  dahin  führte  er  nur  den 
Namen  nach  dem  Taufnamen  des  Vaters,  also  Lars 
Larsen,  und  legte  sich  nun  noch  den  Namen  seiner  Ge- 
burtsstätte zu.  Er  hat  ziemlich  viele  Streichinstrumente 
gebaut  und  beschäftigt  sich  noch  immer  eifrig  mit  dem 
Studium  des  Geigenbaus,  wenn  seine  Haupttätigkeit 
jetzt  auch  der  Orgel  gewidmet  ist. 

Bubenik,   Joh.  Bapt.  —  Prag.    Geb.  21.  Juni 
1 800  in  Hrusic  bei  Mnichovic,  f  1 9.  Jan.  1 836 

in  Prag 

Schüler  von  Caspar  Strnad,  dessen  Werkstatt  er  nach 
dem  Tode  des  Meisters  übernahm.  Er  war  mit  Karo- 
line, der  Tochter  des  Musikers  Scharoch,  mit  der  er 
am  17.  Mal  1826  In  der  Kirche  Maria  Schnee  getraut 
wurde,  verheiratet  und  wohnte  in  der  (jetzigen)  Ferdi- 
nandsstraße (Ferdinandovä  tl'ida)  Nr.  9-19.  Er  arbeitete 
nach  den  Modellen  Strnads;  nur  nahm  er  die  Wölbung 
in  der  Mitte  der  Decke  runder;  da  er  aber  verhältnis- 
mäßig jung  starb,  hat  er  nicht  allzuviel  Geigen  gebaut. 
Geigenzettel :  Johann  Bubenik  /  Fecit  Pragae  Anno  1 829 
(gedruckt). 


Kongsvinger. 

Juli    1859    auf 

Amte    Hede- 


Bucharin  —  Buchstetter 


63 


Bucharin,  Iwanowitsch.  —  Kasan.   1914 

Sohn  des  geschickten  Holzschnitzers  Iwan  Dimitro- 
witsch  B.,  der  sich  schon  mit  der  Ausbesserung  alter 
Musikinstrumente  beschäftigt  hatte.  So  war  er  frühe 
auf  den  Geigenbau  hingewiesen  und  hat  es  darin  zu 
einer  bei  seinen  Landsleuten  sehr  gerühmten  Geschick- 
lichkeit gebracht.  Er  arbeitet  sehr  sauber  nach  Amati 
und  Stradivarl  und  verwendet  einen  guten,  dunkel- 
gelben Ollack. 


Buchenberg  (Buckenberg),  Mattheus. 
1592.    1619 


Rom. 


Der  Name  kommt  in  allerlei  entstellten  Formen  vor: 
Bückenburg,     Buechtenberg     und     italienisch     sogar 
Matteo  Boccaber.  Er  selbst  schrieb  sich  Bucchenberg; 
in    Urkunden    heißt   er   manchmal   auch    Bucherberg 
(1606).  Er  war  deutscher  Abkunft  und  ein  berühmter 
Lautenmacher.  Baron  schreibt  von  ihm:  »Man  hat  die 
vortrefflichsten  Theorben  von  ihm,  die  nur  zu  finden 
seyn.  e.  g.  Oval  rund,  von  einer  sehr  proportionierlichen 
Größe,  und  von  einem  sehr  delikaten,  durchdrmgenden 
metallenen  Ton.  Wer  das  Glück  hat,  von  diesem  be- 
sonderen und  vortrefflichen  Meister  etwas  zu  besitzen, 
der  kann  nur  solches  als  ein  wahres  Kleinod  von  Instru- 
menten aufheben.  Das  Dach  oder  die  Decke  ist  ins- 
gemein mit  drey  Sternen  nach  römischer  .\rt  geziehret, 
damit  sie  den  Ton  gut  auswerf fen  können.«  —  (Vgl. 
auch  V.  d.  Straeten,  B.  VI,  S.  516.  517.)  Im  Jahre  1592 
heiratete  er  Virginia,  die  Tochter  des  Lautenmachers 
Pietro  de  Albertis.  Eine  Theorbe  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1608  besitzt  .Mfr.  Keil  in  Lissabon,  ein  Chitarrone 
von  1614  das  Victoria-  and  Albert-Museum  in  London. 

Bucher,  Ignaz  Johann  (I).  —  Wien.    Geb.  in 
Wien  1828,  t  ll.Juh  1881 

Schüler  seines  Vaters  Johann  B.,  dessen  Geschäft  er 
1856  übernahm.  Er  war  ein  sehr  tüchtiger  Geigen- 
macher, der  u.  a.  für  ein  nach  Stradivari  gebautes 
Quartett,  dessen  guter  und  starker  Ton  auffiel,  im 
Jahre  1873  die  Verdienstmedaille  erhielt.  Er  baute  auch 
verschiedene  andere  Saiteninstrumente,  von  denen 
namentlich  seine  Gitarren  sehr  beliebt  waren.  Als  in 
den  sechziger  Jahren  die  Zither  populär  wurde,  ver- 
legte er  sich  ganz  auf  den  Bau  dieses  Instruments  und 
brachte  es  darin  bald  zu  großem  Rufe. 

Geigenzettel :  Abb.  48. 

Bucher,  Ignaz  Joh.  (II).  —  Wien  VII.  Geb.  In 
Wien  1859 

Schüler  seines  Vaters  Ign.  Joh.  B.  I,  dessen  Geschäft 
er  1881  übernahm.  Er  arbeitete  eine  Zeitlang  als  Ge- 
hilfe in  Markneukirchen  und  setzt  jetzt  die  Traditionen 
des  ererbten  Geschäftes,  das  neun  Medaillen  besitzt,  in 
würdiger  Weise  fort.  Er  baut  seine  Geigen  meist  nach 
Stradivari,  die  übrigen  Instrumente  (Zithern,  Gitarren 
usw  )  n-ich  eigenen  Modellen  und  verwendet  Spintus- 
und  Öllack.  Mit  dem  Geschäfte  ist  jetzt  auch  eine 
Saitenfabrik  und  eine  Musikalienhandlung  verbunden. 

Gcigenzettel:  Ig.  Joh.  Bucher  /  VII  Zollergasse  22  ,' 
Wien  (gedruckt). 


Bucher,    Johann.    —    Wien.     Geb.    1792    zu 
Hammerschwang  in  Württemberg,  f  in  Wien 

1856 

Er  kam  als  Knabe  nach  Wien  zu  J.  G.  Stauffer  in  die 
Lehre,  gründete  bereits  1816  sein  eigenes,  heute  noch 
blühendes  Geschäft  und  brachte  es  bald  zu  Ansehen, 
sodaß  er  schon  in  den  dreißiger  Jahren  in  Schuberths 
Lexikon  unter  den  hervcrragerden  neueren  Geigen- 
machern aufgeführt  wird.  Hauptsächlich  verlegte  ersieh 
auf  den  Bau  von  Gitarren,  die  er  nach  Legnani,  Stauffer 
u.  a.  baute  und  in  großer  Zahl  auch  an  die  Wiener 
Händler  verkaufte. 

Geigenzettel :  (Schwebender,  Gitarre  spielender  Engel  ) 
Johann  Bucher  Guitarremacher  in  der  Stadt.  Schul- 
tergasse am  Judenplatz  N°  403  ,    in  Wien  (Abb.  70). 

Bucher.  Michael.  -  Halle  (Hall?).  1729 

Eine  Arbeit  von  ihm  besitzt  das  Museum  in  Darmstadt 
(Nr.  499). 

Buchner 

Eine  Geigenmacherfamilie,  von  der  gegenwärtig  selb- 
ständig tätig  sind :  Anton  B.,  Emanuel  B.  und  Wenzel  B. 
in  Schönbach  und  Josef  B.  in  Steingrub.  Der  Klavier- 
macher Carl  Conr.  B.  (geb.  1778)  in  Sondershausen 
gehört  einer  anderen  Familie  an. 

Buchstetter,  Christoff  Andre.  —  Stadtamhof. 
1741 

Wahrscheinlich  der  Vater  von  Gabriel  David  B.  Er 
arbeitete  nach  G.  da  Salö  und  nennt  sich  »Bürger, 
Landen  und  Geigenmacher«. 

Buchstetter,  Gabriel  David.  —  Stadtamhof  bei 
Regensburg.   1752.   1771 

Seinerzeit  galt  er  für  einen  der  besten  deutschen 
Meister,  und  selbst  Spohr  spielte  auf  seinen  Konzerten 
nur  eine  »Buchstetter«,  bis  ihm  der  Zufall  in  Münster 
bei  Kolmar  seine  »Lupot«  in  die  Hand  fallen  ließ. 
Buchstetter  war  fleißig  und  galt  für  sehr  wohlhabend. 
Seine  besten  Geigen  sind  lang  und  schmal,  haben  flache 
Wölbung  und  eigenartige  F-Löcher,  die  etwas  an 
Amati  erinnern.  Die  Arbeit  ist  gut,  stellenweise  sogar 
sehr  sorgfältig;  nur  in  der  Wahl  des  Holzes  war  er  nicht 
allzu  wählerisch  und  verarbeitete  gern  hartjähriges 
Tannenholz,  was  den  Ton  scharf  machte.  Weniger  gut 
war  ursprünglich  sein  Lack,  der  über  einer  braunen 
Beize  aufgetragen  erscheint.  Später  verstand  er  aber 
■  einen  schönen,  feurigen  Lack  von  guten  Eigenschaften 
und  gelber  oder  gelbroter  Farbe  herzustellen.  Auch 
seine  Schnecken  sind  oft  schön  gestochen.  Er  machte 
Geigen  und  Lauten  aller  Art,  und  Arbeiten  von  ihm 
kommen  noch  ziemlich  häufig  vor.  Eine  Chorlaute  be- 
sitzt das  Germanische  Museum  in  Nürnberg,  zwei 
Violinen  das  Stift  St.  Florian  in  Obcrösterrelch.  Es  gibt 
auch  eine  Anzahl  hochgewölbter  Geigen  (mit  tiefer, 
breiter  Hohlkehle,  kurzen,  geschweiften  F- Löchern 
mit  eiförmigen  Endpunkten,  gutem  Lack,  aber 
schlechter  Schnecke),  in  denen  statt  Gabriel  David  nur 
Gabriel  Buchstetter  zu  lesen  ist.  Man  hat  daher  zwei 
Geigenmacher  unterscheiden   wollen.   Wahrscheinlich 


64 


Buchstetter  —  Burekart 


hat  er  seine  billigen  Geigen  in  den  gangbaren  deutschen 
Formen  und  bessere  nach  italienischem  Vorbild  ge- 
macht. Eine  Violine  von  ihm  mit  geschriebenem  Zettel 
besitzt  Carl  Stoeber  in  Würzburg. 
Geigenzette! :  Abb.  35  und  83. 

Buchstetter,  Josef.  —  Stadtamhof  b.  Regens- 
burg.  1776 

Sohn  von  Gabriel  David  B.  und  jedenfalls  auch  dessen 
Schüler,  da  er  ganz  wie  dieser  arbeitete ;  doch  kommen 
seine  Geigen  seltener  vor. 

Geigenzettel:  Josephus  Buchstetter,  Filius  Gabrielis  / 
Davidis,  PedepontI  prope  Ratis-  /  bonam  —  Anno  1776 
(gedruckt). 

Buchta,  Johann.  — Brunn.    1776.    1841.  Geb. 
bei  Ingrowitz  in  Mähren  um  1755,  f  1841 

Außer  Lauten  und  Gitarren  soll  er  auch  Harfen  gemacht 
und  sich  schließlich  auf  den  Klavierbau  verlegt  haben. 
Er  war  seit  1776  Mitglied  der  Tischlerzunft  und  wurde 
1803  Bürger.  Der  im  Jahre  1838  als  Bürger  vorkom- 
mende Instrumentenmacher  Wilhelm  B.  dürfte  sein 
Sohn,  und  der  1888  verstorbene  Klaviermacher  Rudolf 
B.  sein  Enkel  gewesen  sem. 

Buckman,    Geo.  H.   —   Dover.     1899.    Geb. 
23.  Okt.  1845 

Ein  Beamter  und  guter  Geiger,  der,  durch  Ottos  und 
Heron-Allens  Schriften  angeregt,  sich  dem  Geigenbau 
zuwendete  und  am  besten  nach  dem  Modell  von  Stra- 
divaris  »Le  Messie«  arbeitete.  Seine  Geigen  zeigen 
gutes,  altes  Holz,  sorgfältige  Arbeit  und  sind  mit 
»Whitelaws  Cremona-Bernstein-Öllack«  in  verschie- 
denen Farben  lackiert.  Seine  Biographie  veröffentlichte 
Meredith-Morris  in  »The  Strad<'  1899  Nr.  112. 

Geigenzettel:  Geo.  H.  Buckman  /  Dover  1899  (gedr.). 

Buczak,   Franz,   lebte  im  letzten   Drittel  des 
19.  Jahrhunderts  in  Galizien 

Geigenzettel:  Rep.  w  roku  1877  /  Franciszek  Buczak 
(gedruckt). 

Budiani  s.  Rodiani 

Büchel,  Hugo.  —  Coburg.  Geb.  19.  Nov.  1859 

auf  der  Coburger  Feste 

Er  war  ursprünglich  Mechaniker,  bereiste  Italien  und 
die  Schweiz,  studierte,  als  Sprößling  einer  bekannten 
Musikerfamilie,  bei  dieser  Gelegenheit  alle  Geigen- 
sammlungen  und  verlegte  sich  schließlich,  unter- 
stützt von  der  herzogl.  sächs.  Hofkapelle,  ganz  auf 
den  Geigenbau.  Er  trat  in  das  Galdertsche  Geschäft 
in  Coburg  ein,  dessen  Eigentümer  er  seit  1891  ist.  Er 
arbeitete  ursprünglich  nach  Stainer,  doch  hatten  seine 
ersten  Geigen  in  den  tieferen  Lagen  einen  hohlen,  in 
den  höheren  einen  spitzen  Ton.  Später  kam  er  auf  ein 
eigenes  Modell,  in  der  Mitte  zwischen  Stradivari  und 
Bergonzi  liegend,  das  auf  ellipsenförmiger  Ausarbeitung 
der  Decke  beruht. 
Geigenzettel:  H.  Büchel  /  Coburg  1899  (nur  geschr.). 


Büchner,  F.  W.  —  Leipzig.   1850.   1861 

Musiker  und  Instrumentenmacher.  J.  Lotto  zollte  ihm 
wegen  des  kräftigen  Tons  seiner  Geigen  lebhafte  Aner- 
kennung. Ich  kenne  nur  Ausbesserungsarbeiten  von 
ihm.  Seine  Reparaturzettel  klebte  er  gewöhnlich  im 
Innern  an  die  Zargen. 

Bühlich,  Richard.  —  Rostock  i.  M.    Geb.  um 
1 868  in  Lützen  bei  Leipzig 

Er  lernte  bei  Ad.  Paulus  in  Leipzig,  war  von  1885  bis 
1895  als  Gehilfe  tätig  und  ließ  sich  1895  in  Rostock 
nieder,  wo  er  schon  vorher  bei  Ellersieck  gearbeitet 
hatte.  Er  baut  nach  eigenem,  dem  Stradivari  ähnlichen 
Modell  und  verwendet  einen  goldgelben  Spirituslack 
mit  rotbrauner  Schattierung.  Sein  Holz  ist  gut,  und 
seine  Geigen  klingen,  wenn  sie  nicht  zu  dünn  aus- 
gearbeitet sind. 

Geigenzettel :  Richard  Bühlich,  Rostock  /  Geigenbauer 
18..  (gedruckt). 

Bürger,  Joh.  Adolph.  —  Frankfurt.   1694 

C.  C.  Snoeck  besaß  eine  26  cm  lange  Taschengeige  mit 
Perlmuttereinlagen  von  ihm.  Die  größere  Wahrschein- 
lichkeit spricht  dafür,  daß  er  in  Frankfurt  a.  M.  gelebt 
hat,  obwohl  sich  im  dortigen  Archiv  kein  Beleg  dafür 
finden  ließ.  In  Frankfurt  a.  0.  habe  ich  gleichfalls  ver- 
gebens nach  ihm  geforscht. 

Bull,   Ole.   —  Bergen.     Geb.   5.  Febr.    1810, 
t  17.  Aug.  1880 

Der  berühmte  norwegische  Geiger  versuchte  sich  auch 
als  Geigenmacher.  Er  ging  dabei  von  den  Lehrsätzen 
Bagatellas  aus  und  bildete  sich  ein  geometrisches 
System,  das  ihm  einen  Schlüssel  abgeben  sollte,  um  in 
die  vermuteten  Geheimnisse  der  Cremoneser  und  be- 
sonders Stradivaris  einzudringen.  Am  wertvollsten 
waren  dabei  vielleicht  seine  Versuche,  die  er  mit  den 
verschiedenartigsten  Hölzern  vornahm. 

Buonaroti.  —  Rom.   18.  Jahrhundert 

Ein  Meister  zweiten  Ranges,  dessen  schmales  Patron 
sowie  die  ziemlich  starke  Wölbung  eher  auf  deutsche 
als  auf  italienische  Vorbilder  schließen  läßt.  Manche 
bringen  ihn  mit  D.  Tecchler  in  Beziehung. 

Buonfigliuoli,     Pier    Francesco.    —    Florenz. 
17.  Jahrhundert 

Bei  de  Piccolellis  und  Vidal  wird  er  zwar  dem  Namen 
nach  erwähnt,  doch  war  es  mir  nicht  möglich,  irgend 
etwas  von  ihm  oder  über  ihn  zu  ermitteln. 

Burekart,  Dionysius.  —  Rastatt.   1807 

In  einer  mittelmäßigen,  nach  dem  Stainermodell  ge- 
bauten Violine  fand  sich  der  untenstehende  Zettel.  Die 
Schnecke  ist  flach,  am  besten  noch  der  gelbe  Lack.  Da 
nur  der  Ort  und  die  Jahreszahl  handschrifdich  ange- 
bracht ist,  scheint  Burekart  an  verschiedenen  Orten 
gearbeitet  und  dann  auf  seinem  Zettel  den  jeweiligen 
Aufenthaltsort  vermerkt  zu  liaben. 

Geigenzettel :  Dionisius  Burekart  Musikus  /  Violin-  und 
Saitenmacher  /  in  Rastat  1807  (geschrieben). 


Burckholtzer  —  Buti 


65 


Burckholtzer  (Burgkholzer)  s.  Purkholtzer 
Burghardt  s.  Bourgard 

Burkhardt,  Emil.  — Elsenach.    Geb.  1871  zu 
Annaberg  im  Erzgeb. 

Er  lernte  bei  Meisel  in  Klingenthal  und  arbeitete  1888 
als  Gehilfe  bei  Ernst  Gläsel  in  Markneukirchen ;  von  da 
ging  er  1890  nach  Dresden  zu  Hammig,  1892  zu  Beyer 
nach  Erfurt  und  1895  nach  Kötzschenbroda  bei 
Dresden,  wo  er  sich  am  1 .  Juni  selbständig  machte.  Er 
erfand  ein  Universalstreich-  und  Rupfinstrument,  zu 
dessen  fabrikmäßiger  Herstellung  er  sich  mit  einem 
Kaufmann  in  Schleusingen  verband.  Seit  1898  widmete 
er  sich  wieder  ausschließlich  dem  Geigenbau  und 
siedelte  1901  nach  Eisenach  über,  wo  er  durch  ge- 
diegene Arbeit  bald  allgemeine  Anerkennung  fand.  Er 
ist  gleich  tüchtig  im  Neubau  wie  in  der  künstlerischen 
Wiederherstellung  alter  Geigen. 

Geigenzettel:  Emil  Burkhardt,  /  Instrumentenmacher 
u.  Reparateur,  '  Elsenach,  anno  190  (gedruckt). 

Burnley,  Arnold.  —  1871 

Ein  englischer  Geigenmacher,  dessen  OUack  gelobt 
wird. 

Burzenski,  Kasimir.  —  Uscie-Solne.   1796 
In  der  Wiener  Musik-  und  Theaterausstellung  waren 
Arbeiten  von  ihm  ausgestellt. 

Busan,  Domenico.  —  Vicenza,  Venedig.    1 740. 
1780 

Die  Lesart  BusaS  ist  sein:n  Zetteln  nach  falsch.  Er  ist 
wenig  bekannt  und  soll  nach  de  Plccolellis  aus  Vicenza 
stammen,  schloß  sich  aber  der  Venezianer  Schule  an. 
Hauptsächlich  sind  einige  gute  Bässe  von  ihm  bekannt. 

Geigenzettel :  Dominlcus  Busan  /  Venetus  Fecit  /  Anno 
1746  (gedruckt).  —  Dominicus  Busan  /  fecit  Venetils 
1761  (gedruckt). 

Busch,  Ernst.  —  Nürnberg.   1612.   1644 

Ein  fleißiger  und  geschätzter  Lauten-  und  Violen- 
macher, der  in  den  Umrissen  eine  neue  Form  anstrebte. 
Arbeiten  von  ihm  sind  in  verschiedenen  Sammlungen 
zu  finden.  Zwei  Gamben  von  ihm  sind  in  W.  Heyers 
Musikhistorischem  Museum  in  Köln  und  ferner  eine 
Violine  von  1644  im  Germanischen  Museum  in  Nürn- 
berg. Eine  aus  der  Sebalduskirche  stammende  Viola  von 
ihm  besitzt  der  85  jährige  Nürnberger  Musiker  Auer 
seit  65  Jahren.  Die  Viola  ist  sehr  groß  und  hat  einen 
wundervollen  Ton.  C.  Claudius  in  Kopenhagen  hat 
eine  sehr  große  Baßgamba  mit  Bogen  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1638  und  eine  Diskantviola  da  Gamba. 

Gelgenzettel:  Ernst  Busch,  Nürnberg  1617  (gedruckt). 
—  Ernst  Busch  /  in  Nürnberg  1 638  (gedruckt).  —  Ernst 
Busch  Nürnberg  /  1641  (gedruckt). 


Kontrabaß  hier  genannt  werden  darf.  Er  hat  sich  seit 
langen  Jahren  mit  der  Verbesserung  des  Kontrabasses 
beschäftigt,  der  bekanntlich  an  dem  Mangel  leidet,  daß 
seine  Töne  nur  bis  zum  Kontra-E  hinuntergehen,  daß 
also  die  Kontraoktave  zu  den  tiefsten  Cellotönen  bis  C 
fehlt.  Schon  1856  baute  er  einen  C- Kontrabaß,  der  sich 
aber  nicht  praktisch  erwies,  well  er  in  Quinten  gestimmt 
war.  Um  die  gewohnte  Mensur  bestehen  zu  lassen  und 
nur  die  tiefste  Saite  nach  Bedürfnis  bis  zum  Kontra-C 
benutzen  zu  können,  ersann  Buschmann  verschiedene 
Systeme  mit  Anwendung  von  Wellen,  Klappen  oder 
Druckstäben,  aber  alle  wollten  den  Ansprüchen  an 
bequeme  Spielart  nicht  genügen.  Schließlich  löste  er 
das  Problem  durch  Verwendung  eines  zweiten  Sattels 
für  die  tiefste  Saite  und  von  vier  Greifern,  die  durch 
Druckknöpfe  vom  Hals  aus  in  Tätigkeit  gesetzt  werden. 
So  kann  die  gewöhnliche  Spielart  des  Instruments  be- 
stehen bleiben  und  doch  nach  Belleben  die  tiefste  Saite 
nach  Dis  oder  Es,  D,  Cis  oder  Des  und  C  zu  gestimmt 
werden.  Damit  ist  nicht  nur  die  Skala  um  diese  Töne 
erweitert,  sondern  der  Klang  des  Instruments  vervoll- 
kommnet und  die  Tonarten,  die  sonst  ohne  Kraft  sind, 
wirken  freier.  Eine  ähnliche  Erfindung  hat  allerdings 
Karl  Plttrlch  in  Dresden  schon  früher  gemacht. 

Bussetto,   Giovanni   Maria  del.  —  Cremona, 

Brescia.   1640.   1681 

Er  wird  stets,  u.  a.  noch  von  Valdnghi,  in  die  Zeit  von 
1540 — 1580  gesetzt  und  dann  der  Zeit  nach  als  einer 
der  ersten  Geigenmacher  Cremonas  erklärt.  Auf  echten 
Zetteln  ist  jedoch  die  Zahl  16  bei  der  Angabe  des  Jahr- 
hunderts ganz  deutlich;  einen  solchen  Zettel  veröffent- 
licht auch  Grillet.  In  einer  Ahviola  der  Sammlung 
Scheurleer  mit  der  Ortsangabe  Brescia  wird  die  Jahres- 
zahl 1 576  gelesen,  was  offenbar  falsch  ist.  Seine  Geigen 
sind  hochgewölbt,  haben  großes  Patron,  kurze,  weite 
F-Löcher,  und  dunkelgelben  oder  braunen  Lack.  Er 
stammt  wahrscheinlich  aus  Busetto  und  ist  vielleicht 
der  Meister  der  Violen  mit  dem  Namen:  Joannes 
Marlus  (gedruckt). 

Geigenzettel :  .Abb.  85. 

Bussolero,  Luigi.  —  Riva-Nazzaro.   1817 

Guter  Gitarren-  und  Mandollnenbauer  vom  Anfang 
des  19.  Jahrhunderts. 

Geigenzettel:  Luigi  Bussolero  Rivanazzaro  1817  (ge- 
druckt). 

Buthod.  —  Mirecourt.  1820.  1845 

Nachdem  er  eine  Zeitlang  unter  Vulllaume  gearbeitet 
hatte,  gründete  er  in  Mirecourt  eine  große  Fabrik  und 
verband  sich  später  mit  Husson;  zuletzt  hieß  die  Firma 
»Husson,  Buthod  et  Thibouville*. 

Geigenzettel :  Buthod.  Luthier  /  Eleve  du  Vulllaume,  ä 
Paris  (gedruckt). 


Buschmann,  Gustav  Adolf.  —  Hamburg.  Geb.  Buti,  Antonio.  —  Archi.   1756 

1835  in  Freiburg  i.  Br.  Mittelmäßiger  Geigenmacher  aus  Albano. 

Bekannter  Piano-  und  Harmoniumfabrikant,  der  als  Geigenzettel:   Antonio   Buti   d'Albano  Archi  /   Fece 

Erfinder    einer     schätzenswerten     Verbesserung     am  l'anno  1756  (gedruckt). 

V.  Lütg-endorff,  Geig-en-  und  Lautenmacher.     Bd.  II  J 


66 


Button  —  Ca'.agari 


Button.  —  London.   1806.    1830 

Hauptsächlich  Händler.  Er  war  zuerst  mit  Purdey, 
später  mit  Whitaker  verbunden  und  wohnte  eine  Zeit- 
lang in  St.  Paul's  Churchyard. 

Byrom,  John.  —  Liverpool.  1900 

Eine  sauber  gearbeitete  Violine,  die  ich  in  Händen  hatte, 
trug  semen  Namen. 


C.  C.F.R.  — Wien.   1800 

In  einer  sehr  schön  gearbeiteten,  mit  Ebenholz,  Elfen- 
bein und  Perlmutter  eingelegten  Gitarre  fand  sich  dieser 
Brandstempel.  Es  gelang  mir  nicht,  den  Verfertiger  fest- 
zustellen. 

Cabasse,  Prosper.  —  Mirecourt.    Anfang  des 
19.  Jahrhunderts 

Vielleicht  ein  Sohn  des  1778  genannten  Bogenmachers 
Jean  C.  Ein  ziemlich  geschickter  Gitarren-  und  Geigen- 
macher, der  auf  seiner  Brandmarke  Paris  als  Ursprungs- 
ort anzugeben  pflegte.  Sein  Modell  war  schmal  und 
höher  gewölbt  als  das  in  Mirecourt  übliche.  Seine 
Brandmarke  wurde  auch  nach  seinem  Tode  noch  von 
Händlern  benutzt,  wobei  der  Name  manchmal  als 
Gabasse  erscheint. 

Cabled  (Cabley).  Claude.  —  Mirecourt.    1604. 

1607 

Ein  bisher  nur  aus  den  Urkunden  nachzuweisender 
Geigenmacher.  Einer  seiner  Nachkommen,  Jean  Claude 
Cabley,  lebte  zwischen  1 762  und  1 777  als  Bogenmacher. 


Cabresy.  —  (?)  1725 

Der  am  8.  Mai  1794  guillotinierte  Tavernier  de  Bou- 
logne  besaß  nach  Brunis  Inventar  (Gallay,  Un  Inven- 
taire  sous  la  terreur  par  A.  Bruni,  Paris  1890,  S.  25) 
»ein  Violoncello  von  Cabresy«.  Auch  ein  Baß  aus  dem 
gleichen  Jahr  von  diesem  Meister  ist  bekannt.  Über 
seinen  Wohnort  usw.  war  nichts  zu  erfahren. 

Cabroli,  Lorenzo.  —  Mailand.   1716 

Mittelmäßiger  Geigenmacher,  dessen  gelber  Lack  noch 
das  Beste  an  seinen  Arbeiten  ist. 

Cabroly.  —  Toulouse.   1734.   1747 

Er  scheint  ein  in  Frankreich  eingewanderter  Italiener 
gewesen  zu  sein  und  könnte  mit  der  Mailänder  Familie 
Cabroli  zusammenhängen.  Seine  Arbeiten  sind  nicht 
schlecht  und  sein  Lack  ist  gewöhnlich  blaßrot  oder 
rötlichgelb.  Statt  der  Einlage  zog  er  oft  nur  Linien. 
Eine  Diskantviola  von  ihm  ist  in  der  Crosby  Brown- 
Sammlung  in  New  York  zu  sehen. 

Geigenzettel:  Abb.  124. 

Cadot,  Theobald.  —  Toulon.  Geb.  um  1850 
Er  ließ  sich  in  den  achtziger  Jahren  des  1 9.  Jahrhunderts 
in  Toulon  als  Geigenmacher  und  -händler  nieder. 


Caeste,  Gaetano.  —  Cremona.    1660.    1680 

Da  die  wenigen,  die  seinen  Namen  erwähnen,  ihre 
Quellen  verschweigen,  war  es  nicht  möglich,  etwas 
Näheres  über  ihn  festzustellen.  Er  gehört  vielleicht  zur 
Familie  Costa,  ist  aber  m  Cremona  unbekannt. 

Caffarata.  —  ?   1840 

Ein  geschickter  Italiener,  von  dem  ich  einen  sehr  guten 
Baß  kennen  lernte. 

Cahusac.  —  London  (Strand).  1785.  1788 

Da  er  fast  nur  mit  den  Söhnen  von  Banks  gemeinsam 
arbeitete,  kommen  Geigen  mit  seinem  Namen  äußerst 
selten  vor.  Er  hielt  sich  an  den  deutschen  Stil;  sein 
Modell  ist  hochgewölbt.  Die  Einlage  fehlt  zwar,  dagegen 
ist  sein  bernsteinbrauner  Lack  schön.  Sein  Sohn  (»Ca- 
husac Son«)  ist  als  Verfertiger  von  Oboen  bekannt  ge- 
worden. 

Cailhe,  Henri.  —  Charroux.  Geb.  8.  Aug.  1864 

Geschäftsteilhaber  seines  Vaters  J.  B.  Cailhe-Decante. 

Cailhe    (Cailhe-Decante),    Jean    Baptiste.    — 
Charroux.  Geb.  in  Charroux  d'Allier  10.  Mai 

1832 

Schüler  und  Schwiegersohn  von  Jacques  Decante, 
dessen  Geschäft  er  1858  übernahm  und  von  Jenzat 
nach  Charroux  verlegte,  nachdem  er  vorher  von  1855 
bis  1857  in  Paris  und  Lyon  gearbeitet  hatte.  Er  baute 
Leiern  (Viellen)  nach  den  Modellen  seines  Hauses  und 
hat  ihnen  eine  gefälligere  Form  und  volleren  Klang 
gegeben  und  auch  den  Saitenbezug  verdoppelt.  Er  ver- 
wendet einen  Spirituslack  eigener  Mischung.  Seine 
Fabrik  führt  das  Schild  »ä  la  vielle  Bourbonaise«.  Auf 
seinen  Zetteln  findet  man  außer  dem  Namen  seine 
zahlreichen  Auszeichnungen  angeführt. 

Caille.  —  Mirecourt.   18.  Jahrhundert 

lacquot  nennt  zwei  Mitglieder  dieser  Familie:  Louis  C. 
(1779—1787)  und  Dominique  C.  (1769—1789). 

Caisser  s.  Kaiser 

Calabri,PierVittoriodi.  — Ferrara.  1549.  1551 

Ein  Musiker,  der  auch  Lyren  gebaut  haben  soll.  Vgl. 
Valdrighi  518  und  Anmerkung  dazu. 

Calace,  Antonio.  —  Neapel.  Um  1850 

Nur  als  Gitarrenmacher  bekannt.  Er  wohnte  Strada 
Mezzo-cannone  Nr.  32. 

Calace  (Calaca),  Nicola  und  Raffaele.  -  Neapel. 

1881.   1903 

Söhne  des  Antonio  C.  Gehören  wie  ihr  Vater  zu  den 

vielen  Mandolinenmachern  Neapels. 

Calagari,  Francesco  Giuseppe.  - —  ?   1685 

Eine  sehr  schöne,  hochgewölbte  Viola  von  großem, 
edlem  Ton,  mit  braunem  feurigen  Lack  und  schöner 
Schnecke  in  der  Sammlung  Carl  Stoeber  in  Würzburg 
enthält  einen  Zettel  mit  diesem  Namen.  Der  Wohnort 
läßt  sich  nicht  einwandfrei  lesen. 


I 


Ca'.ar  —  Campetti 


67 


Calar,  Giovanni.  —  Rom.   1624 

Ein  in  Rom  ansässiger  Lautenmacher,  wahrscheinlich 
deutscher  Abstammung. 


Calow,  William.  —  Nottmgham.    1875. 

Geigenmacher,  Reparateur  und  Händler. 


1890 


G 


enua. 


Calcagni    (Calcanius),    Bernardo. 

1710.  1750 

Ein  geschickter  Meister,  der  von  verschiedenen  Ken- 
nern der  Schule  Guarneris  zugewiesen  wird.  Wenn  er 
auch  zeitweise  das  Guarnen-Modell  nachahmte,  so 
nähert  er  sich  mehr  und  mehr  dem  flachen  Modelle 
Stradivaris ;  nur  um  1 740,  da  er  mit  Pazarini  verbunden 
war,  scheint  er  das  hochgewölbte  Modell  seines  Ge- 
nossen angenommen  zu  haben.  Sem  Holz  ist  schön  und 
der  Lack  von  rotgelber  oder  Goldorangefarbe.  Ein 
Ferdmando  Calcanius,  den  manche  erwähnen,  hat  in 
Genua  nicht  gelebt^). 
Geigenzettel:  Abb.  140. 

Caldeira.  —  Lissabon.   1896 

Sein  Geschäftsteilhaber  war  Rosa.  Beide  sind  die  Nach- 
folger von  Manoel  Pereira  gewesen  und  bauten  haupt- 
sächlich Gitarren  und  Mandohnen. 

Callsen,  Bruno.  —  Zittau  i.  S.    1898 

Die  Firma  lautete  bis  1898  B.  Callsen  &  Schäfer.  Er 
bezeichnet  sein  Geschäft  als  »Streichinstrumenten- 
macherei". 


Caltrassaure  (?).  —  1787 

Eine  Geige  mit  diesem  zweifelhaften  Namen,  hellbraun 
lackiert,  besitzt  G.  Withers  in  London. 

Calvalono.  —  Genf.    1 725 

Zweifelhafter  Name,  der  jedoch  von  Grillet  noch  an- 
geführt wird ;  s.  Cavalono. 

Calvarola,    Bartolommeo.   —   Torre   Baldone 
(Bergamo)  und  Bologna.    1 750.    1 767 

Viele  seiner  Geigen  sind  von  gewöhnlicher  Arbeit, 
einige  aber  sorgfältiger  gemacht  und  erinnern  an  die 
Schule  der  Ruggeri.  Sein  gelber  Lack  ist  immer  ziem- 
lich gut ;  dagegen  sind  seine  Schnecken  ohne  Schwung 
und  bei  aller  Kleinheit  plump  in  der  Form. 

Geigenzettel :  Bartolommeo  Calvarola  /  fecit  Bergame 
1 76  .  .  (gedruckt). 

Calzavara,  Santo.  —  Padua.    1764 

Sein  Name  ist  mir  nur  in  einer  klemen  Mandoline  der 
Sammlung  Snoeck  (Nr.  319)  vorgekommen. 

Geigenzettel :  Santo  Calzavara  fece  ,'  in  Padova  Tanne  / 
1764  (geschrieben). 


Calonardi,    Marco. 
1 7.  Jahrhunderts 

Sowohl  de  Piccolellis  als  Vidal  teilen  ohne  Quellen- 
nachweis nur  den  Namen  mit.  »Calonardi«  ist  jedenfalls 
mit  »Carlomordi«  identisch,  doch  wage  ich  nicht  zu 
entscheiden,  welche  Form  des  Namens  die  richtige  ist. 

Calon-Stremiti,  Eugenio.  —  Modena.   1840 
Nur  als  Gitarrenmacher  bekannt  geworden. 

Calot.  — Bern,  Turin.   1820.   1830 

Er  stammte  aus  Mirecourt,  arbeitete  in  verschiedenen 
Städten  als  Gehilfe  und  ließ  sich  zuerst  in  Bern  und 
später  in  Turin  als  Geigenmacher  nieder.  Valdrighi 
besitzt  eine  schöne  Gitarre  mit  dem  Zettel :  Calot,  rue 
de  la  rose  rouge  /  porte  N.  3.  U  etage,  Turin  (gedr.). 
—  Eine  von  ihm  ausgebesserte  Viola  besaß  Comm. 
Ca  Valien  in  Ferrara. 

Geigenzettel :  Repare  par  Calot ,'  ä  Herne,  1 .  may  1 820 
(geschrieben). 

Calot  (Callot).  —  Paris.    Geb.  1810  in  Mire- 
court 

In  seiner  Vaterstadt  ausgebildet,  kam  er  als  Gehilfe  zu 
Clement  nach  Paris  und  verband  sich  1830  mit  Augiere, 
mit  dem  zusammen  er  ein  Geschäft  in  der  Rue  St.  Eu- 
stache  Nr.  12  eröffnete.  Ihre  Instrumente  zeichnen  sich 
durch  saubere  Arbeit,  gelbroten  Lack  und  guten  Ton 
aus. 


^)  Ein  Tiberio  Calcagni  war  ein  florentinischer  Bild- 
hauer, der  um  1560  bei  Michel  .'Xngelo  arbeitete. 


Cremona.     Mitte   des    Camberini  (?),  Giambattista.  —  Florenz  (?). 

18.  (?)  Jahrhundert 

Wahrscheinlich  ein  Mitglied  der  Familie  Giamberini 
(s.  d.),  von  dem  G.  Withers  in  London  einen  dreisaitigen 
Kontrabaß  besitzt.  Das  Holz  daran  und  die  Arbeit  sind 
gut. 

Camilli,  Camillo.  —  Mantua.    1714.    1760 

Er  wird  zwar  gewöhnlich  als  Schüler  Stradivaris  be- 
zeichnet, doch  sind  seine  Geigen  viel  häufiger  nach 
Guarnen  gebaut,  so  daß  es  wahrscheinlicher  ist,  daß  er 
bei  einem  Mitglied  der  Guarnerischule  gelernt  hat. 
Seine  Instrumente  kommen,  wie  nicht  anders  zu  er- 
warten, jetzt  immer  mehr  in  Aufnahme.  Schöner  Ton, 
gutes  Holz,  hellroter  oder  bräunlichroter  Lack,  der  an 
Landolfi  erinnert,  weite,  kurze  F- Löcher  kennzeichnen 
seine  Geigen.  Er  verwendet  verschiedene  Zettel: 
Eine  Violine  mit  der  Inschrift  »Camillo  de  Camilli  Fee. 
in  Mantova  1734«  besitzt  das  Brüsseler  Streichquartett. 

Geigenzettel :  Camillus  de  Camilli ,  Fecit  in  Mantova 
1760(gedruckO  und  Abb.  116, 

Camilho,  Davide.  —  Cremona.   1 755 

Wenig  bekannter  Meister  dritten  Ranges,  den  de  Pic- 
colellis übrigens  nicht  erwähnt.  Er  ahmte  Nie.  Amati 
nach.  Der  Wohnort  ist  vielleicht  fingiert. 

Campetti,  Lorenzo.  —  Lucca.   1833 

Einer    der    vielen    italienischen    Geigenmacher    des 

19.  Jahrhunderts  ohne  Eigenart,  deren  Arbeiten  nichts 
mehr  von  den  Traditionen  der  klassischen  Meister  ver- 
raten. 

5* 


68 


Campi  —  Cappa 


Campl,  Giuseppe.  —  Pescina.    1760.    1762 

Ein  Geigen macher,  der  vielleicht  in  Pesaro  gelernt  hat 
oder  zu  Odoardo  in  Beziehung  stand.  Seine  Geigen 
sind  nicht  schlecht,  flach  gewölbt,  aber  von  handwerks- 
mäßiger Arbeit. 

Geigenzettel :  Josephus  de  Campis  /  in  Pescina  Ao  1 7  .  . 
(geschrieben).  —  Giuseppe  Campi  fece  ,'  in  Pescina 
Anno  1762  (geschrieben). 

Campion.  —  Paris  (?).   1823 

Nur  nach  einer  reich  mit  Perlmutter  und  Ebenholz  em- 
gelegten  Gitarre  aus  Mahagoniholz  bekannt,  die  m  Paris 
im  Jahre  1823  ausgestellt  war. 

Camploy.  J.  —  Verona.   1854.   1860 

Wie  so  viele  andere  wollte  auch  er  den  alten  Cremoneser 
Lack  neu  erfunden  haben  und  stellte  Geigen  mit  diesem 
Lack  in  München  im  Jahre  1854  aus. 

Cannon,  James.  —  Dumfnes.  Geb.  m  Plascow 
(Kirkcudbrightshire)  1855 

Er  kam  um  1 880  als  Bahnbeamter  nach  Dumfries  und 
ist  ein  guter  Geiger.  Er  besaß  eine  von  seinem  Groß- 
vater gemachte  Violine,  die  ihn  zuerst  veranlaßte,  sich 
auch  im  Geigenbau  zu  versuchen.  Er  studierte  Ottos 
Schriftchen  und  hat  aus  Liebhaberei  eine  Anzahl  Gei- 
gen gemacht,  die  nicht  schlecht  sind. 
Geigenzettel:    J.  Cannon.  /  Dumfries,/  1888  (gedr.). 

Cans,  Dominik.  —  Oudenaarde  (Belgien).  1 748. 
t  1806 

In  der  Sammlung  Snoeck  befand  sich  eine  von  Jooris 
Willems  gebaute  Baßviola  mit  seinem  Reparaturzettel. 
Er  war  von  Beruf  Apotheker  und  nur  aus  Liebhaberei 
Geigenmacher. 

Geigenzettel:  D.  Cans  refecit  /  Aldenardae,  anno  1801 
(gedruckt). 

Capellus,  Antonius.  —  ?   1563 

Eine  Diskantlaute  mit  diesem  Namen  und  Datum  be- 
sitzt C.  Claudius  in  Kopenhagen. 

Capiari.   1846 

Italienischer  Geigenmacher,  der  um  die  Mitte  des 
19.  Jahrhunderts  tätig  war. 

Capo  (Capa),  Antonio.  —  Cremona.   1796 

Einige  wenige  Geigen  tragen  seinen  Namen;  auch  bei 
Valdrighi  (4093)  wird  er  erwähnt. 

Capo.  —  Mailand.    1717.   1718 

Ebenso  selten  vorkommend  wie  der  gleichnamige  Cre- 
moneser. Vidal  führt  nur  den  Namen  an ;  Grillet  fügt 
die  Beschreibung  eines  Zettels  hinzu,  ohne  auf  seine 
Arbeiten  einzugehen.  Beide  sind  vielleicht  Nach- 
kommen G.  Cappas.  Eine  Violine  (35,4  mm)  von  ihm 
mit  einem  Pergamentzettel  besitzt  Julius  von  Thury 
In  Budapest.  Sie  erinnert  eher  an  das  Klotz-Modell  als 
an  die  Arbeiten  gleichzeitiger  Malländer,  Ist  aber  ele- 
ganter Im  Umriß  und  hat  recht  hübsche  F-Löcher. 


Cappa,  Giuseppe  Francesco.  —  Saluzzio.   1 640 

Grillet  veröffentlicht  seinen  Zettel.  Wenn  die  Jahreszahl 
richtig  gelesen  und  der  Zettel  echt  ist,  dann  wäre  dieser 
bisher  unbekannte  Gius.  Franc.  C.  vermutlich  als  ein 
Oheim  des  berühmteren  Goffredo  C.  anzusehen. 

Geigenzettel:  Abb.  139. 

Cappa,  Goffredo.  —  Saluzzo.    Geb.   1644  in 
Saluzzo,  t  6.  Aug.  1717 

Sohn  des  Andrea  C.  aus  Finalborgo.  Er  war  wahr- 
scheinlich ein  Schüler  Nicolo  Amatis.  Von  seinen  Le- 
bensschicksalen weiß  man  bedauerlicherweise  sehr 
wenig,  nur  daß  er  im  Jahre  1679  die  Maria  Scottl  ge- 
heiratet hat.  Er  gehört  zu  den  besten  Meistern  der 
Amatlschule  und  geriet  unverdienterweise  so  in  Ver- 
gessenheit, daß  allerlei  schiefe  Urteile  über  ihn  und 
seine  Arbeit  lange  genug  unwidersprochen  verbreitet 
werden  konnten.  Auch  wurden  seine  Zettel  gefälscht 
und  mit  unsinnigen  Jahreszahlen  versehen  in  minder- 
wertige Gelgen  geklebt,  während  seine  echten  Arbeiten 
als  Arbeiten  der  Amati,  deren  Namen  den  Händlern 
geläufiger  waren,  verkauft  worden  sind.  Er  nimmt  die 
Wölbung  ein  klein  wenig  höher  als  sein  Lehrer,  hat  eme 
andere  Schnecke,  kurze,  weite  F-Löcher,  hohe  Zargen 
und  kommt  im  Lack  seinen  größeren  Zeltgenossen 
nicht  gleich.  Seine  Geigen  haben  jedoch  einen  edlen 
Ton  und  können  In  dieser  Beziehung  mindestens  den 
Arbeiten  G.  B.  Rogerls  gleichgestellt  werden.  Da  seine 
besten  Violinen,  wie  schon  bemerkt,  längst  mit  Amati- 
zetteln  versehen  wurden,  kommt  nur  selten  ein  ein- 
wandfreies Exemplar  mit  seinem  Namen  zum  Vor- 
schein, eher  begegnet  man  noch  Violen  und  Violoncelli 
von  ihm,  so  daß  es  begreiflich  erscheint,  wenn  min 
angenommen  hat,  daß  ihm  diese  Instrumente  besser 
gelungen  seien.  Auf  den  Zetteln,  die  er  In  seine  Arbeiten 
klebte,  liest  man :  lofredus  Cappa  feclt  /  Salutlls  anno 
16  .  .  (gedruckt).  Diese  Zettel  wurden  schon  In  alter 
Zeit  gefälscht,  und  da  sie  häufig  verwendet  wurden, 
läßt  dies  doch  einen  Rückschluß  darauf  zu,  daß  Cappa 
seinerzeit  einen  gewissen  Ruf  bei  den  Geigern  gehabt 
haben  muß.  Dafür  spricht  auch,  daß  verschiedene  ge- 
schickte Gelgenmacher  als  Cappa-Schüler  bezeichnet 
wurden,  so  die  Turiner  Meister  G.  Francesco  Celoniato, 
der  etwas  ältere  Gius.  Francesco  Catenarl  und  Nicola 
Glorgl,  femer  Domenico  Bombino  In  VUlafranca  und 
Spirito  Sorsana  in  Conl  und  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  auch  Carlo  Giuseppe  Testore  In  Mailand.  Es 
wird  sich  schwer  feststellen  lassen,  was  da  willkürliche 
Vermutung  und  was  Überlieferung  Ist.  Nach  G.  Hart 
soll  es  Geigen  Cappas  geben,  die  als  Ursprungsort  Tu- 
rin bezeichnen.  Mir  ist  eine  solche  nie  vorgekommen, 
auch  auf  seinen  echten  oder  nachgeahmten  Zetteln  habe 
ich  nie  diese  Ortsangabe  gefunden,  sondern  immer  nur 
Saluzzo.  Wir  wissen  ja  jetzt  auch,  daß  er  dort  geboren 
und  gestorben  Ist,  dort  geheiratet  hat,  und  daß  er  einen 
Sohn  hinterließ.  Ich  glaube  daher  nicht  daran,  daß  er 
je  In  Turin  ansässig  war,  und  neige  auch  zu  der  Ansicht, 
daß  ihm  nur  Infolge  des  angeblichen  Aufenthaltes  In 
Turin  die  genannten  Turiner  Meister  als  Schüler  zu- 
gewiesen wurden.  Cappa  Ist.  ein  Meister  des  Gelgen- 
baues, der  es  verdienen  würde,  daß  man  sich  mit  seinem 
Leben  und  seiner  Kunst  eingehender  beschäftigte. 
Glücklicherweise  wendet  Ihm  jetzt  Bischof  Obertl  von 


Cappa 


^arcassi 


69 


Saluzzo  neben  Orazio  Roggiero  sein  Interesse  zu,  und 
dem  Forschungseifer  beider  wird  es  gewiß  noch  ge- 
lingen, manche  wertvolle  Einzelheit  aus  dem  Leben 
Cappas  zutage  zu  fördern.  Auch  Comm.  Turbigüo,  der 
im  »Popolo  della  Domenica«  (vom  3.  Sept.  1906)  m 
einem  .Aufsatz  auf  Cappa  hingewiesen  hat,  wird  sich 
weiter  mit  ihm  beschäftigen.  Da  das  Wichtigste  aber 
wäre,  ihm  seine  Werke  zurückzugeben  und  aus  den 
noch  erhaltenen,  echten  Geigen  seine  Eigenart  ein- 
wandfrei festzustellen,  so  würde  ich  den  freundlichen 
Lesern  dieses  Buches,  die  Instrumente  von  Cappa  be- 
sitzen, sehr  dankbar  sein,  wenn  sie  mir  darüber  eine 
kurze  Mitteilung  zugehen  lassen  wollten.  Einer  Klä- 
rung bedarf  auch  noch  das  Verwandtschaftsverhältnis 
Goffredo  Cappas  zu  den  übrigen  Mitgliedern  der  Fa- 
milie Cappa. 

Geigenzettel:  lofredus  Cappa  fecit  /  Salutiis  anno  16  .  . 
(gedruckt). 

Muster  eines  der  häufig  vorkommenden  gefälschten 
Zettel:  Abb.  98. 

Cappa,  Gloacchino  und  Giuseppe.  —  Saluzzio, 

Turin.    1661.   1725 

Vielleicht  Söhne  Goffredos,  —  übrigens  waren  mehrere 
Nachkommen  Goffredo  Cappas  Geigenmacher,  diese 
waren  aber  durchaus  unbedeutend,  so  daß  man  ihre 
Arbeiten  schon  deshalb  leicht  von  den  seinen  unter- 
scheiden kann.  Auch  ihre  Zettel  wurden  gerne  gefälscht 
und  mit  Jahreszahlen,  die  bis  1640  zurückgehen,  ver- 
sehen. 

Cappiello.  —  Neapel 

Mandolinenmacher. 

Caprari,  Francesco.  —  Rolo.   1846 

Mittelmäßiger  italienischerGeigenmacher  aus  der  ersten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts. 

Capsperger  s.  Kapsberger 

Car,  Andrija.  —  Agram.   1903 

Kroatischer  Lauten(Tamburitza-)macher  der  Gegen- 
wart. 

Carabbä,  C.  V.  —  Catania.  Ende  des  19.  Jahr- 
hunderts 

Mandolinenfabrikant  der  Gegenwart. 

Caradotti,  Luigi 

Italienischer  Mandolinenmacher. 

Carboni,  Gius.,  lebt  als  Saiteninstrumenten- 
macher m  Pavia 

Carbonari.  —  Neapel 
Mandolmenmacher. 

Carcanius. — Cremona.   1500 

Vidal  führt  diesen  Namen  als  den  eines  alten  Geigen- 
mactiers  an,  von  dem  er  einen  gedruckten  Pergament- 
zettel gefunden  haben  will.  Mir  ist  der  Name  niemals 
vorgekommen ;  ich  vermute  sehr,  daß  man  es  hier,  falls 
der  Zettel  überhaupt  echt  war,  mit  einem  Calcanius  zu 
tun  hat;  die  Jahreszahl  wird  falsch  gelesen  sein. 


Carcassi,  Antonio  Feiice.  —  Florenz.   1773 

Seine  Zugehörigkeit  zu  den  anderen  Mitgliedern  der 
Familie  Carcassi  steht  nicht  fest,  wenn  auch  seine  Ar- 
beit manche  Ähnlichkeiten  aufweist. 
Geigenzettel :  Antonio  Feiice  Carcas  ,  fece  in  Firenze 
1773  (gedruckt). 

Carcassi,  Francesco.  —  Florenz.  1735.  1758 
Vielleicht  der  Vater  von  Lorenzo  und  Tomaso,  deren 
Geigen  den  seinen  nahe  stehen.  Mittelgute  Arbeit, 
gelbbrauner  Lack. 

Carcassi,  Giovanni.  —  Florenz  (?).  1688.  1698 
Bekannt  als  Verfertiger  von  Spinetts  und  Klavizimbeln. 
Geigenzettel :  Joannes  Carcassi  fecit  ;  anno  Dommi 
MDCLXXXVIIl  (gedruckt). 

Carcassi,  Lorenzo.  —  Florenz.    1737.    1757 

Der  Zeit  nach  muß  er  Teilhaber  der  Firma  Lorenzo  e- 
Tomaso  C.  gewesen  sein,  er  arbeitete  aber  auch  für  sich 
allein  und  hatte  bei  der  noch  heute  stehenden  Kirche 
»dalla  Madonna  dei  Ricci«  einen  La  Jen.  Er  wohnte  im 
Borgo  San  Fridiano  und  dürfte  wohl  bis  1776  noch  ge- 
lebt haben.  Dem  Anscheine  nach  hielt  er  sich  1755 
vorübergehend  in  Turin  auf,  denn  in  einer  Viola 
d'amore  in  der  Sammlung  Keil  in  Lissabon  von  ihm 
liest  man:  »fecit  Taurini  1755*.  Seine  Geigen  sind  gut 
gearbeitet  und  haben  leidlich  hohe  Wölbung  und  gelben 
Lack.  Eine  kleine  Baßgeige  in  W.  Heyers  Musikhistori- 
schem Museum  in  Köln  trägt  seinen  Reparaturzettel, 
das  gleiche  Museum  besitzt  auch  eine  Hakenharfe  von 
ihm  (Nr.  392).  In  der  Sammlung  Th.  Hämmerle  in' 
Wien  ist  eine  kleine  Viola  von  ihm.  Die  Doppelfirma 
Lorenzo  e  Tomaso  C.  ist  mindestens  seit  1745  nach- 
weisbar. Eine  gute  Geige  von  1764  und  eine  Viola 
d'amore  von  1767  von  beiden  besitzt  das  Musikhistori- 
sche Museum  in  Köln.  Eine  gute  Violine  von  ihm  be- 
sitzt Zeichenlehrer  Bogs  in  Bromberg,  eine  andere 
Albert  Berr  in  Böhmischbruck  und  eine  dritte,  mit 
schönem  gelben  Lack  Dipl.-Ing.  Rieh.  Renner  in 
Tutzing.  Später  verlegten  sich  die  Brüder  mehr  auf 
den  Bau  von  Gitarren. 
Geigenzettel:  Abb.  107,  122,  131. 

Carcassi,  Salvatore.  —  Florenz.   1802 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  eines  der  Brüder  Carcassi. 
Von  ihm  sind  mir  hauptsächlich  Gitarren  bekannt  ge- 
worden. 

Carcassi,  Tomaso.  —  Florenz.   1747.   1786 

Wahrscheinlich  Teilhaber  der  Firma  Lorenzo  To- 
maso C. ;  daß  er  auch  allein  gearbeitet  hat,  beweisen 
seine  Zettel,  die  noch  um  1786  vorkommen.  Die  Be- 
hauptung, daß  er  schon  in  den  dreißiger  Jahren  ge- 
arbeitet hat,  hat  wenig  Wahrscheinlichkeit  für  sich 
und  beruht  wohl  auf  einem  Lesefehler. 
Geigenzettel:  Abb.  121. 

Carcassi,  Vincenzo.  —  Florenz.   1790 

Das  am  wenigsten  bekannte  Mitglied  der  Familie.  Eine 
kleine  (38  cm  lange)  Mandoline  von  ihm  befand  sich  in 
der  1910  in  Frankfurt  a.  M.  versteigerten  Sammlung 
Günther-Prestel. 


70 


Cardi  —  Carr 


Cardi,  Luigl.  —  Verona.   19.  Jahrhundert 

Ein  Musikinstrumentenmacher,  der  auch  einige  Geigen 
gebaut  hat. 

Care,  Paul.  —  Danzig.   Geb.  in  Beigard  1859 

Von  Haus  aus  Musiker,  ist  er  durch  12  Jahre  Hoboist 
gewesen.  Während  semer  Mihtärzeit  wohnte  er  bei  dem 
Geigenmacher  Leitzsch,  der  ihm  einige  Anleitung  im 
Gelgenbau  gab.  Er  fand  so  viel  Gefallen  daran,  daß  er 
sich  schließlich  ganz  darauf  verlegte  und  1893  seine 
Werkstatt  eröffnete.  Er  baut  nach  einem  eigenen,  Stra- 
divari  nachgeahmten  Modell,  an  dem  der  Mittelbügel 
mehr  an  Guarnen  erinnert.  Auf  den  Lack  legt  er  wenig 
Gewicht  und  verwendet  verschiedene  Sorten.  Auf  der 
Berliner  Musikausstellung  erhielt  er  für  mehrere  Gei- 
gen eine  silberne  Medaille. 
Geigenzettel :  Paul  Gare  /  Danzig  1 895  (geschrieben). 

Caressa,  Felix  Albert.  —  Paris.  Geb.  in  Nizza 
25.  Dezember  1866 

Schüler  von  Gand  und  Bernardel.  Nachdem  er  10  Jahre 
in  dem  Geschäfte  tätig  war,  das  er  1900  bereits  leitete, 
wurde  er  am  1.  Juli  190!  mit  Henri  Francjais  zusammen 
der  Nachfolger  von  Gustave  Bernardel.  Die  Firma  lau- 
tet jetzt:  Caressa  &  Frangais,  Successeurs  de  Gustave 
Bernardel,  anciennes  maisons  Lupot  et  Gand  et  Ber- 
nardel 4  passage  Saulnier  ä  Paris.  Er  baut  nach  Lupot 
und  verwendete  eine  Zeitlang  Gust.  Bernardeis  Zettel, 
jetzt  den  der  neuen  Firma.  Er  besitzt  viele  Auszeich- 
nungen, ist  Ritter  der  Ehrenlegion  und  war  bei  allen 
großen  Ausstellungen  der  letzten  Jahre  als  Juror  tätig. 
Geigenzettel :  (Monogr.  C  F.)  Caressa  &  Francais  / 
Luthiers  du  Conservatoire  de  Musique  /  No.  .  . 
Paris  19.. 

Cargnano  s.  Gargnano 

Carlander,  Elias.  —  Stockholm.    Geb.   1721, 
t  in  Trosa  25.  April  1784 

Ein  tüchtiger  Geiger,  Mitglied  der  Kgl.  Hofkapelle,  der 
sich  seit  mindestens  1760  recht  eifrig  mit  dem  Geigen- 
bau beschäftigte.  Besonders  scheint  er  sich  als  Repara- 
teur  bewährt  zu  haben,  doch  kommen  auch  Geigen  und 
Violen,  die  er  gebaut  hat,  mehrfach  vor.  Auf  seinen 
Zetteln  bezeichnet  er  sich  stets  als  Kgl.  Hofmusikus. 
Geigenzettel :  Renarerad  af  Kongl  /  Hof  Musicus  Cai- 
lander  /  A°  1 784  (geschrieben). 

Carlman  (?),  Jonas 

Wird  als  tüchtiger  schwedischer  Geigenmacher  des 
18.  Jahrhunderts  bezeichnet,  der  das  Stainermodell 
zum  Vorbild  nahm.  Vielleicht  hieß  er  richtig  Carlander? 

Carlo,  Giuseppe.  —  Mailand.    1769 

Auf  seinem  Zettel  war  nicht  deutlich  ersichtlich,  ob 
Carlo  nicht  der  zweite  Taufname  vor  einem  fehlenden 
Familiennamen  war.  Der  Arbeit  nach  gehört  er  zu  den 
Meistern  vierten  Ranges. 

Carlo  (gen.  Carlo  da  Pesaro).  —  Pesaro.    1682 

Er  wird  als  Geigenmacher  mehrfach  erwähnt,  auchVal- 
drighi  (3702)  führt  ihn  an,  doch  war  es  mir  bisher  nicht 
möglich,  seine  Arbeiten  kennenzulernen. 


Carlomordi  (Carlomorti),  Marco.  —  1654.  1660 

Eine  Violine  »di  piccola  forma«  von  ihm  zählt  der  Ka- 
talog der  Sammlung  Correr  in  Venedig  auf.  Vidal  führt 
den  Namen  mit  dem  Taufnamen  Carlo  an  und  setzt  als 
Wohnort  Verona.  Da  er  die  gleiche  Jahreszahl  (1654) 
mitteilt,  scheint  seine  Kenntnis  dieses  Meisters  doch 
nur  auf  die  kleine  Violine  der  Sammlung  Correr  zurück- 
zugehen. In  der  im  November  1910  in  Frankfurt  a.  M. 
versteigerten  Sammlung  F.  Günther-Prestel  befand  sich 
eine  Mandohne  mit  einer  Sphinx  aus  Bein  am  Wirbel- 
kasten von  Marco  Carlomorti  aus  dem  Jahre  1660. 
M.  Carlomordi  ist  jedenfalls  identisch  mit  Marco  Calo- 
nardi,  der  in  Cremona  gelebt  haben  soll. 

Carlson,  C.  A.,  lebte  Ende  des  1 9.  Jahrhunderts 

in  Salt  Lake  City  (Utah) 
Caroli. — Brescia.   1681 

Ein  Brescianer  Lautenmacher  des  1 7.  Jahrhunderts,  vcn 
dem  sich  eine  Mandora  in  der  Sammlung  Galpin  (Hat- 
field,  jetzt  Boston)  befindet. 

Caroll  (Carrol),  James.  —  Manchester.  Um  1 890 

Es  gibt  flachgewölbte  Geigen  mit  diesem  Namen,  die 
nach  verschiedenen  Modellen  gearbeitet  sind. 

Caron.  —  Versailles.   1775.   1790 

Er  bezeichnet  sich  als  Hoflautenmacher  der  Königin 
Mane-Antoinette,  wohnte  erst  in  der  Rue  Royale, 
dann  in  der  Rue  Satory  und  dürfte  ein  naher  Ver- 
wandter des  Uhrmachers  Caron  und  von  dessen  Sohn, 
des  unter  dem  Namen  Beaumarchais  berühmt  geworde- 
nen Dichters,  gewesen  sein.  Er  ist  zwar  kein  hervor- 
ragender Meister,  aber  seine  Arbeit  ist  gut;  er  ahmte 
italienische  Modelle  nach;  nur  sein  brauner  Lack  ist  zu 
dunkel.  Eine  französische  Lyra  von  ihm  besitzt  Clau- 
dius in  Kopenhagen,  eine  zehnsaitige  Theorbe  mit  den 
Initialen  der  Königin  Marie-.'\ntoinette  im  runden 
Schalloch  das  Museum  des  Pariser  Konservatoriums, 
Nr.  224. 

Geigenzettel:  Abb.  123. 

Carone,  Giuseppe. —  Neapel  1883 

Mandolinenmacher. 

Carotti,  C.  —  Florenz.   1694 

Geigen  von  ihm  habe  ich  bisher  nicht  kennen  lernen 
können. 

Carozza,  Raffaele.  —  Messina.   1912 

Mandolinenmacher  der  Gegenwart. 

Carp  (Karp)  s.  Karg 

Carr,  John.  —  Falkirk.    Geb.  in  Berwick-on 
Tweed  M.Mai  1839 

Em  Fabrikleiter  und  Musikalienhändler,  der  aus  Lieb- 
haberei weit  über  50  Violinen  und  ein  Violoncello  ge- 
macht hat.  Die  erste  Anleitung  dann  erhielt  er  schon 
als  neunjähriger  Knabe  von  James  Thomson  und 
Robert  Harvie. 

Geigenzettel:  John  Carr,  /  Maker  /  Falkirk,  1897  (ge- 
druckt). 


Carre  —  Castagneri 


71 


Carre,  Antolne.  —  Arras.   1750.   1790 

Besonders  geschickt  als  Verfertiger  der  '>vielle  organi- 
see«;  einige  wenige  Geigen  von  ihm  zeigen  dagegen  nur 
gewöhnliche  Arbeit. 

Carrodus  s.  Haynes 

Carter,  John.  —  London.   1780.   1790 

Da  er  für  die  Betts  arbeitete,  welche  auch,  wie  erzählt 
wird,  die  Leichenkosten  für  ihn  bezahlten,  tragen  viele 
seiner  Instrumente  die  Zettel  von  diesen ;  die  wenigen 
jedoch,  in  die  er  seinen  Zettel  klebte,  sind  gut. 

Geigenzettel :  J.  Carter.  Violin-Tennor  /  &  Bass  Maker, 
Wych  Street,  Drury  Lane  /  London  1 787  (gedruckt). 

Cartheuser,  Johann  Christian.  —  Köln.  1790 

Nähert  sich  m  seinen  Geigen  öfter  dem  Amatimodell 
und  bevorzugt  einen  gelben  Harzlack. 

Geigenzettel :  Johann  Christian  Cartheuser  /  in  Köln  in 
der  Mariengartengasse  1 790  (gedr.) 

Cartwright,  John  William.  —  Yeadon  b.  Leeds. 
Geb.  21.  Aug.  1836  in  Assenby  bei  Thirsk 
(Yorkshire) 

Er  kam  als  Sohn  von  armen  Bauersleuten  1851  in  eine 
Lokomotivfabrik  nach  Leeds,  wo  er  10  Jahre  lang  blieb. 
Er  arbeitete  dort  unter  Jos.  Fox,  der  sich  aus  Liebhabe- 
rei mit  dem  Geigenbau  beschäftigte  und  auch  m  Cart- 
wright die  Lust  für  diese  Kunst  erweckte.  Dann  arbei- 
tete er  drei  Jahre  lang  in  den  Abendstunden  bei 
H.  Pickard  und  verlegte  sich  zunächst  auf  das  Aus- 
bessern alter  Geigen.  Tüchtig  vorgeschult,  versuchte  er 
auch  neue  zu  bauen  und  hatte  bald  Erfolg  damit.  Sein 
Hauptaugenmerk  verwendete  er  auf  die  Verbesserung 
der  Viola,  um  ihr  jene  Stellung  im  Quartett  zu  ver- 
schaffen, die  auch  Ritter  ihr  zuweist.  Seine  .Arbeit  ist 
genau  und  sorgfältig  und  der  Ton  gesangreich.  Er  baut 
vorzugsweise  die  sogenannte  Baratoneviola  und  Kon- 
trabässe. Sein  Fleiß  ist  bemerkenswert,  schon  1898 
konnte  er  in  eine  Geige  die  Nummer  1075  schreiben. 


Cary  &Co.,  Alphonse.  —  London.  Gegr.  1872 

Geigenmacher-  und  Händlerfirma  der  Gegenwart.  1886 
erhielt  .Alph.  Cary  (der  damals  in  Newbury  wohnte)  auf 
der  Ausstellung  in  Liverpool  eine  silberne  Medaille  für 
Geigen  und  Zubehör. 

Casaltoli,  Giuseppe.  —  Florenz.   1714 

Sohn  des  Pier  Giovanni.  Nur  als  Lautenmacher  be- 
kannt. 

Casasnovas  (Casanovas),  Francesco.  —  Palma 
(Balearen) 

Spamscher  Lautenmacher  vom  Beginn  des  19.  Jahr- 
hunderts, von  dem  mir  eine  gute  Mandoline  bekannt 
geworden  ist.  Die  Brüder  M.  und  B.  Casanovas  waren 
noch  um  1888  in  Palma  als  Gitarrenmacher  ansässig. 
Geigenzettel :  Fab«:"  de  Guitarras  de  /  Fra^°  Casano- 
vas, ,'  Plaza  de  la  Merced  N"  1  /  Palma  de  Mallorca 
(gedruckt). 


Casella,  Fratelh,  leben  als  Saiteninstrumenten- 
macher in  Catania  (Sizilien) 

Caselli,  Francesco.  —  ?   1740 

Bisher  nicht  bekannter  Geigenmacher.  Grillet  führt  nur 
seinen  Zettel  an. 

Geigenzettel :  Fece  Francesco  ^  Caselli  1 740  (geschr.). 

Casiglia,  Casimiro.  —  Palermo.    19.  Jahrh. 

Seine  Geigen  sind  sauber  nach  guten  Vorbildern  gebaut 
und  zeigeii  einen  goldbraunen  Lack. 

Casini,  Serafino.  —  CampiBisenziobei  Florenz. 
1899 

Guter  Mando'inenmacher,  der  durch  seine  Instrumen- 
ten mit  dreifachen  Saiten  und  allerlei  andere  Verbesse- 
rungen an  der  lombardischen  Mandoline  bekannt  wurde 
Auch  seine  Einlegearbeit  ist  geschmackvoll. 

Caspan  (Caspani),  Giovani  Pietro.  —  Venedig. 
1658.  1670 

Nach  den  Violinen  zu  urteilen,  die  diesen  Namen 
tragen,  wahrscheinlich  ein  Schüler  der  Brüder  Amati, 
deren  .Arbeiten  er  nachahmte.  Kleines  Patron,  gelber 
Lack. 

Casrini,  Gio.  Batt.  —  Carrara.   1687 

Von  ihm  war  eine  Marmorgeige  mit  Intarsia  auf  der 
Wiener  Musik-  und  Theaterausstellung  zu  sehen. 

Cassanelli    (Casanelh),    Giovanni.    —    Ciano 
(Modena).   1770.   1777 

Im  allgemeinen  kennt  man  nur  Geigen  von  mittel- 
mäßiger Arbeit  von  ihm.  Gewöhnlich  verwendete  er 
braunen  Lack. 

Cassineau  s.  Cousineau 

Cassini  (Casini),  Antonio.  —  Modena.    Geb. 
um  1630,  tum  1698 

Der  bekannteste  modenesische  Geigenmacher  seiner 
Zeit,  ein  vielbeschäftigter  Meister,  der  auch  in  Diensten 
seines  Herzogs  stand.  Bei  der  großen  Masse  seiner 
Geigen,  Violoncelli  und  Bässe  ist  es  nicht  zu  verwun- 
dern, daß  er  sehr  handwerksmäßig  arbeitete.  Seine 
besseren  Geigen  gehen  auf  das  Amatimodell  zurück, 
weshalb  ihn  auch  einige  zu  einem  Amatischüler  machen 
wollten.  Die  .Arbeit  ist  gut,  die  Ebenholzeinlage  sauber, 
F-Löcher  und  Schnecke  von  guter  Form,  der  Lack 
kastanienbraun.  Nach  Valdnghi  soll  er  zwar  nach  1690 
gestorben  sein,  doch  kommen  noch  Geigen  mit  seinem 
Zettel  und  der  Jahreszahl  1710  vor.  Er  verwendete  ver- 
schiedene Zettel.  Eine  Viola  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1667  besitzt  Dr.  Bornemann  in  Eisenach  (Korpuslänge 
41  cm). 

Geigenzettel :  Antonius  Cassinus  fecit  Mutinae  anno 
1687(gedruckt).  —  Abb.  148. 

Castagneri,  Andrea.  —  Paris.   1730.   1750 

Sohn  und  Schüler  von  Gian  Paolo  C,  den  er  allerdings 
übertrifft.  Sein  Modell  gehört  der  Stradi\  anschule  an, 
die  Arbeit  ist  sorgfältig,  der  Lack  gewöhnlich  etwas 


72 


Castaeneri  —  Castro 


trocken  und  von  rotbrauner  Farbe  und  der  Ton  an- 
sprechend. Nur  seine  F-Löcher  sind  oft  zu  groß  und 
zu  weit  offen.  Seine  Geigen  haben  aber  fast  immer  noch 
ein  italienisches  Aussehen  und  werden  geschätzt.  Er 
wohnte  bis  1744,  wie  sem  Vater,  in  einem  Anbau  des 
Hotel  de  Soissons,  zog  dann  nach  der  Rue  des  Prou- 
vaires  und  schrieb  von  da  an  seinen  Namen  Castagnery. 
■  Auch  seine  Violoncelli  dürfen  hervorgehoben  werden, 
dagegen  sind  seine  Versuche,  Geigen  mit  ganz  flacher 
Decke  zu  bauen,  als  mißglückt  zu  bezeichnen.  Eine 
Geige  von  ihm  bewahrt  die  Sammlung  Snoeck  (jetzt  in 
Berlin). 

Geigenzettel :   Castagnery  rue  des  Prouvaires  /  Pangi 
1747  (gedruckt).  —  Abb.  128  und  137. 

Castagneri,  Gian  Paolo.  —  Paris.  1638.  1665 

Ein  Italiener,  angeblich  sogar  ein  Cremoneser,  der  sich 
in  Paris  niederließ.  Wenn  auch  unbedeutend,  darf  er 
doch  als  einer  der  besten  unter  den  damaligen  Pariser 
Geigenmachern  gelten.  Vidal  erwähnt  ihn  nicht  einmal, 
Fetis  dagegen  kennt  Geigen  von  ihm  aus  den  Jahren 
1 639  und  1 662  und  lobt  ihren  Silberklang,  wenn  er  auch 
den  Mangel  an  Tonfülle  beklagt.  De  Piccolellis  gibt 
'seinen  Zettel:  Castagneri  Gian  Paolo  /  nel  palazzo  di 
Soissons  /  in  Pariggi  (gedruckt). 

Castagnino,  Giuseppe.  —  Chiavari.    1920 

Schüler  von  G.  Fiorini,  bei  dem  er  in  München  seit 
1913  lernte. 

Castaro,  Antonio.  —  Rom.  Um  1615 

Em    geschickter    Lautenmacher,    dessen    Name   nach 
Baron  »Corta-ro«  lauten  soll;  s.  d. 


Fl 


orenz. 


1806. 


Castellani,    Bartolomeo. 
tum  1820 

Er  wohnte  Via  da  S.  Trinitä.  Seine  Geigen,  die  nur 
selten  vorkommen,  sind  nicht  hervorragend,  dagegen 
baute  er  sehr  gute  Gitarren. 

Geigenzettel :  Bartolomeo  Castellani  /  fece  in  Firenze, 
l'anno  /  1816  in  Via  S.  Tnnitä  (gedruckt). 

Castellani  e  Figlio.  —  Florenz.   1900 

Inhaber  des  Geschäftes  ist  jetzt  P.  Ballerini. 

Castellani,  Luigi.  — Florenz  Geb.  1809,  f  1884 
Sohn  und  Schüler  von  Pietro  C.  Tüchtiger  Kontra- 
bassist. Er  baute  selbst  keine  Geigen,  war  aber  ein  vor- 
trefflicher Reparateur  und  berühmt  wegen  seiner  aus- 
gezeichneten Gitarren.  Er  wohnte  Via  Calimaruzza, 
1866  verband  er  sich  mit  G.  Scarampella.  Wegen  seiner 
Kennerschaft  und  Geschicklichkeit  im  Wiederherstellen 
ernannte  ihn  das  Florentiner  Konservatorium  zum  Kon- 
servator der  Instrumentensammlung.  Nach  seinemTode 
ging  sein  Geschäft  auf  P.  Ballerini  über. 

Castellani,  Pietro.  —  Florenz.  1780.  f  1820 
Von  ihm  kennt  man  ziemlich  gute  Geigen  und  beson- 
ders Gitarren  und  Mandolinen. 

Castelli,  Tomaso.  —  Brescia.   1 623 

Ein  bisher  nicht  bekannter  Brescianer,  von  dem  Fritz 
Wildhagen  in  Haiensee  eine  Violine  mit  ausgeschweif- 


ten Korpusumnssen,  C-Löchern  und  einem  schön  ge- 
schnitzten Mädchenkopf  am  Wirbelkasten  besitzt. 
Geigenzettel:  Tomaso  Castelli  /  fecit  a  Brescia   1623 
(geschrieben). 

Castello,  Paolo.  —  Genua.   1 750.   1 780 

Seine  Arbeit  ist  äußerlich  sehr  schön,  erinnert  an  die 
der  Gagliam  und  geht  auf  das  Amatimodell  zurück. 
Im  allgemeinen  ist  er  trotz  alledem  nicht  sehr  geschätzt, 
da  er  oft  nur  mittelmäßiges  Holz  verwendete.  Sein 
gelber  Lack  ist  dagegen  nicht  schlecht.  Eine  seiner 
schönsten  Geigen,  ein  wahres  Prachtexemplar  aus  der 
Spätzeit  des  italienischen  Geigenbaues,  ist  aus  der 
Sammlung  Snoeck  (Nr.  508)  in  die  staatl.  Sammlung 
in  Berlin  übergegangen. 
Geigenzettel:  Abb.  129. 

Castendorfer,      Melchior.      —      Nördlingen. 
15.  Jahrhundert 

Er  wird  als  Lautenmacher  bezeichnet  und  war  ein  Sohn 
des  Stephan  C.  Sein  Name  kommt  aber  weder  in  der 
Nördlingischen  Geschlechtshistone  (gedruckt  1801) 
noch  im  Bürgerbuche  vor,  so  daß  als  sicher  angenom- 
men werden  kann,  daß  er  nur  vorübergehend  —  viel- 
leicht als  Gehilfe  des  Vaters  —  m  Nördlingen  ansässig 
war. 

Castendorfer,  Michel.  —  Erfurt.    15.  Jahrh. 

Sohn  des  Stephan  C,  Lautenmacher.  —  Bedauerlicher- 
weise ließ  sich  auch  in  Erfurt  über  diesen  Meister  nichts 
ermitteln. 

Castendorfer,  Stephan.  —  Nürnberg,  Breslau, 

Nördlingen  usw.   1464.   1499 

Von  ihm  weiß  ich  wohl,  daß  er  1460  in  Nürnberg  als 
Orgelbauer  tätig  war  und  dort  als  »Stephanus  de  Bra- 
tislavia«  in  Urkunden  erscheint,  dann  wieder  in  Breslau 
lebte,  die  alte  Orgel  in  der  Georgskirche  in  Nördlingen 
von  1 466— 1 486  erbaut  hat  und  1 496— 1 499  in  Schweid- 
nitz  arbeitete.  Ob  er  je  Lauten  und  Geigen  machte, 
steht  nicht  fest,  ist  aber  wahrscheinlich,  da  seine  Söhne 
als  Lautenmacher  bezeichnet  werden.  Er  ist  identisch 
mit  dem  in  dem  Werke :  Scriptores  rerum  Silesiacarum 
III,  S.  134  genannten  Orgelmacher  Stephan  Kaschen- 
dorf .  An  der  Stelle  der  Breslauer  »Libri  Signaturarum<', 
an  der  die  in  den  »Script,  rer.  Sil.«  erwähnte  Eintragung 
von  1464  steht,  kann  man  ebensogut  Kaschendorf  als 
Kasthendor*^  lesen. 

Castorino,  Lorenzo.  —  Aci  Reale  (Sizilien) 

Sizilianischer  Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts,  der 
nicht  ungeschickt  war. 

Geigenzettel:  Lorenzo  Castorino ,  Abitante  in  ,4ci 
Reale  (gedruckt). 

Castro.  —  Venedig.    1680.    1720 

Er  hatte  meist  nur  ein  schlechtes  Modell,  nahm  aber 
gutes  Holz;  im  übrigen  ist  seine  Arbeit  handwerks- 
mäßig, die  F-Löcher  häßlich  in  der  Zeichnung  und 
rohgeschnitten,  der  Lack  von  roter  Farbe,  aber  sehr 
armselig.  Einzelne  Geigen  hat  er  nach  Stradivari  ge- 
t-aut.  Am  besten  sind  seine  Bässe.  Ein  Kontrabaß  von 
ihm,  der  seines  edlen  Tons  wegen  sehr  geschätzt  wird, 
befindet  sich  in  der  Dresdener  Hofkapelle. 


Castrucci  —  Cavalorio 


73 


Castrucci,  Pietro.    Anf.  d.  18.  Jahrhunderts 

Ein  Geiger,  der  während  seines  Aufenthaltes  in  Eng- 
land ein  Streichinstrument  nach  Art  der  Liebesgeigen 
erfand,  das  er  »Violetto  marina«  nannte,  was  h'er  nur 
erwähnt  wird,  da  Händel  für  dieses  Instrument  einiges 
geschrieben  hat. 

Catenar,  Gaetano. — Pavia.   1639.   1670 

In  Pavia  sollen  sich  noch  Violen  und  Gamben  mit  der 
Ortsangabe  und  diesen  Jahreszahlen  erhalten  haben. 
Dieser  Catenar  könnte  als  der  Stammvater  der  später 
in  Turin  vorkommenden  Familie  betrachtet  werden. 
Geigenzcttel :  Gaetano  Cattenaro  /  Fecit  Paviae  Anno 
1670  (gedruckt). 

Catenari,  Enrico.  —  Turin.     1671,  soll   1746 
noch  gelebt  haben 

Die  Schreibweise  des  Namens  schwankt;  man  findet 
Catenar,  Gattinari  usw.  angegeben.  Er  soll  der  Vater, 
nach  anderen  ein  Bruder  des  Francesco  gewesen  sein 
und  war  vielleicht  auch  mit  Catenar  in  Pavia  verwandt. 
Die  Behauptung,  daß  er  ein  Schüler  von  Cappa  ge- 
wesen sei,  kann  nicht  begründet  werden,  in  seiner  Ar- 
beit steht  er  den  Stradivari-Nachahmern  nahe.  Vidal 
teilt  nebenstehenden  Zettel  mit :  Henricus  Catenar  / 
fecit  Taurini  anno  1671  (gedruckt). 

Catenari,  Giuseppe  Francesco.  —  Turin.  1 703' 
1720 

Wahrscheinlich  Sohn  von  Enrico  C.  —  Er  verwendet 
ein  ziemlich  hohes  Modell  und  dicken,  roten  oder  rot- 
braunen Lack.  Vidal  beschreibt  eine  gute  Violine  dieses 
Meisters  im  Besitz  des  Marquis  de  St.  Hilaire  in  Paris. 
Der  Name  erscheint  hier  »Gattinari«  geschrieben.  Eine 
Violine  von  ihm  mit  der  Jahreszahl  1 703  besitzt  Maler 
Julius  von  Thury  in  Budapest. 

Geigenzettel :  Francesco  Gattinari  '  Fecit  Taurini  Anno 
Domini  1 703  (gedruckt).  —  Joseph  Franciscus  Catenar/ 
Fecit  Taurini  anno  1 720  (geschrieben). 

Cateni,  Pietro.  —  ?   1722 

Withers  in  London  bot  eine  Violine  mit  diesem  Na- 
men für  25  £  an. 

Cati,  Pierantonio.  —  Florenz.   1 738.   1  760 

In  der  Arbeit  hat  er  manches  mit  Gabrielli  gemeinsam, 
ohne  ihm  gleichzustehen.  Sein  Modell  geht  auf  Stradi- 
vari  zurück,  sein  Lack  ist  meist  braunorange,  das  Holz 
oft  nicht  besonders  schön,  der  Ton  aber  kräftig.  Eine 
Taschengeige  von  1741  (»Terzinodi  Violino«  Nr.  756). 
besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches  Museum  in  Köln. 
Geigenzettel:  Abb.  108. 

Cattas,  J.H.  —  Kassell828 

Ein  Hofmusiker,  der  sich  auch  mit  dem  Ausbessern 
alter  Instrumente  beschäftigte. 

Causbin  (Coussin),  Frangois.  —  Neufchäteau 

(Vogesen).   1845.    1881 

Ein  begabter  Nachahmer  der  Italiener,  der  seine  Geigen 
sehr  hübsch  ausführte  und  besonders  geschickt  war. 


den  alten  Lack  mit  all  seinen  zufälligen  Mängeln  zu 
imitieren.  Er  baute  meist  nach  einem  kleinen  Modell. 
Er  kam  alljährlich  mit  seinen  Geigen  nach  Paris,  und 
da  diese  auch  gut  im  Ton  waren,  brachte  er  sie  leicht 
bei  Händlern  an.  Gar  mancher,  der  sich  im  Besitze  einer 
echten  Cremoneser  wähnt,  hat  nur  eine  »Caussin«.  Er 
machte  auch  allerlei  Versuche,  so  besaß  C.  C.  Snoeck 
eine  Violine  von  ihm  mit  acht  Saiten  und  sechs  F- 
Löchern.  Nicolas  C.  und  Hipolyte  C.  (1878)  waren 
gleichfalls  sehr  geschickt. 

Caussin,   Fran^ois-Hippolyte.  —   Rouvres-la- 
Chetive  (bei  Neufchäteau).    1845.    1870 

Sohn  von  Fran^ois  C,  der  ganz  in  der  Art  seines  Vaters 
arbeitete. 

Geigenzettel:  Caussin  Luthier  /  Neufchäteau  (Vosges) 
(gedruckt). 


Caussin,  Nicolas. 

1860 


Paris,  Neufchäteau.   1850. 


Sohn  von  Francois  C.  Er  war  kurze  Zeit  in  Paris  an- 
sässig, kehrte  1857  wieder  nach  Neufchäteau  zurück 
und  war  fast  immer  für  seinen  Bruder  tätig.  Auch 
er  war  wie  dieser  ein  geschickter  Nachahmer  alter 
Violinen. 

Cavaleri,  Giuseppe.  —  Genua.    1732.    1747 

Man  kennt  verschiedene  gute  Geigen  von  ihm;  wenn 
sie  nur  selten  vorkommen,  so  liegt  es  daran,  daß  die 
Händler  seine  Arbeiten  gerne  mit  berühmteren  Namen 
versehen  haben. 

Geigenzettel :  Joseph  Cavaleri  fecit  /  Genuae  anno  sa- 
lutis  17..  (gedruckt). 

Cavalli,  Arlstide.  —  Cremona.   Geb.  12.  April 
1856  in  Cremona 

Sohn  von  Savino  C.  und  Schüler  von  G.  Beltranni, 
dessen  Nachfolger  er  auch  1882  wurde.  Er  baut  haupt- 
sächlich Violinen  nach  eigenem  Modell.  Seine  Arbeit 
erinnert  an  die  Beltramis  und  Ceruttis.  Er  weicht  jedoch 
von  seinen  Vorbildern  in  den  Umrißlinien  und  den 
Stärkeverhältnissen  stellenweise  ab.  Sein  Lack  ist  recht 
gut.  Er  führt  als  Ladenschild:  'Claudio  Monteverdi's 
(Schöpfer  des  Musikdramas   1567 — 1643). 

Geigenzettel:  Abb.  147. 

Cavalli,  Savino.  —  Cremona.    1850.    f  1861 

Tüchtiger  Musiker,  der  auch  einige  gute  Violinen  ge- 
baut hat. 

Cavallini  &  Figlio,  Luigi.  —  Arezzo 

Streich-  und  Blasinstrumentenmacherfirma  der  Gegen- 
wart. An  manchen  ihrer  Mandolinen  sitzen  die  Wirbel 
in  einer  halbrunden  Metallscheibe. 

Cavalorio  (Cavalerio  ?) 

Vidal  nennt  einen  Geigenmacher  dieses  Namens  und 
gibt  1725  als  Jahreszahl  und  Genf  als  Ort  an.  Sollte 
nicht  Cavaleri  und  Genua  gemeint  sein? 


74 


^avani 


—  Cerin 


Cavani,  Giovanni.  —  Spilamberto  (Modena). 
Geb.  13.  Aug.  1851 

Sohn  von  Domenico  C.  und  Teresa  geb.  Merli.  Ge- 
schickter Streichinstrumentenmacher  und  nicht  minder 
tüchtiger  Glockengießer.  Als  Sohn  eines  Tischlers,  der 
als  Dilettant  auch  Musikinstrumente  machte,  kam  er 
zuerst  darauf,  sich  im  Geigenbau  zu  versuchen,  und 
ohne  einen  anderen  Lehrer  gehabt  zu  haben,  brachte  er 
es  zu  einer  großen  Fertigkeit  sowohl  im  Neubau  als  in 
der  Reparatur.  Er  besitzt  mehrere  Medaillen  und  ist 
Lieferant  der  Konservatorien  m  Parma  und  Bologna. 
Medaille  1901 .  Leider  sind  seine  letzten  Arbeiten  nicht 
mehr  so  gut  wie  früher.  Vgl.  A.  G.  Spinelli  »Giov. 
Cavani«.   Modena  1901. 

Cecco  s.  Ceko 
Cecherini  s.  Cicchenni 

Cejka,  Johann.  —  Ödenburg  (Sopron).   f  um 
1879 


Sohn 


von 


Jos.  G. 


Cejka  s.  auch  Czejka 

Cejka,  Josef.  —  Saar,  Prag,  Chrudim.  Geb.  um 
1781  in  Saar  (Zd'ar  in  Mähren),  f  7.  Aug. 

1859  in  Chrudim 

Er  scheint  in  Prag  gelernt  zu  haben  wenigstens  ist  eine 
von  ihm  gebaute  Geige,  die  er  dort  in  seinem  achtzehn- 
ten Jahre  gemacht  hat,  bekannt.  Er  lebte  dann  bis  etwa 
1837  in  Saar,  wo  er  1820  in  zweiter  Ehe  Franziska 
Vorlicek  heiratete.  Ende  1837  erlangte  er  das  Bürger- 
recht der  königl.  Leibgedingstadt  Chrudim,  doch 
scheint  er  auch  hier  als  Geigenmacher  nicht  auf  seine 
Rechnung  gekommen  zu  sein,  da  er  nebenbei  noch 
einen  »Kleinhandel«  betreiben  mußte.  Seine  Geig3n 
waren  sauber  gearbeitet  und  klangen  gut. 

Geigenzettel :  Joseph  Czejka  /  b.  Instrumentenmachei  / 
in  Chrudim  1847  /  reparava  (sie)  (gedruckt).  —  Josef 
Cejka/  Instrumenta?  Praha  1797  (gedruckt). 

Cejka,  Severin.  —  Chrudim.    1851.    f  4.  Juni 

1901 

Jüngster  Sohn  von  Josef  C.  Musikinstrumenten- 
macher. 

Geigenzettel :  Sewerin  Cejka  /  hotovitel  hudebni'ch  na- 
strojii  /  v  Chrudime  (gedruckt). 

Ceko  (Cecco),  Cristoforo.  — Venedig.    1654 
Lauten-  und  Violenmacher  dritten  Ranges. 

Celani,  Emiho,  gen.  il  Turco.  — Ascoli  Piceno. 

1880.  1894 

Er  baute  Geigen,  Mandolinen  und  Gitarren  und  war 
auch  als  Reparateur  nicht  ungeschickt. 

Geigenzettel :  Restaurato  da  Emilio  /  Celani  (gedruckt). 

Celentano.  —  Neapel 
Mandolinenmacher. 


Celionatus  s.  Celoniato 

Cellier.  —  Hamburg.   1840.   1855.   1864 

Ein  K.  Cellier  lebte  anfangs  der  vierziger  Jahre  des 
19.  Jahrhunderts  in  Hamburg;  schon  1844  heißt  die 
Firma  »Cellier  &  Sohn«,  auch  »Cellier  &  fils«  und  1855 
nur  F.  Cellier.  Der  letztgenannte  war  wohl  der  Sohn, 
der  aber  noch  1864  die  Firma  J.  Celller  &  Fils  ange- 
wendet hat.  Die  Arbeiten  mit  ihren  Zetteln  sind  nicht 
schlecht,  am  besten  die  Violoncelli.  Doch  scheinen 
diese  öfters  von  anderen  Geigenmachern  (J.  J.C.  Sauke 
u.  a.)  gebaut  zu  sein,  oder  aus  Mirecourt  zu  stammen. 
Geiaenzettcl :  K.  Cellier.  /  Luthier  /  Hamburg  (gedr.). 
und  Abb.  143. 

Cellini,  Giovanni.  —  Florenz.   Geb.  um  1460, 
t  1527  oder  1528  an  der  Pest 

Der  Vater  des  berühmten  Goldschmieds  und  Erz- 
gießers usw.  Benvenuto  Cellini.  Ursprünglich  Archi- 
tekt, wie  sein  Vater,  verlegte  er  sich  —  ein  echter 
Renaissancemensch  —  auf  viele  Künste,  ward  Rats- 
pfeifer und  wollte  auch  aus  Benvenuto  einen  Musiker 
machen.  Dieser  schreibt  von  ihm  in  seiner  Autobio- 
graphie: »Mein  Vater  machte  zu  selbiger  Zeit  (um  1505) 
wundersame  Orgeln  mit  hölzernen  Pfeifen,  Klaviere, 
so  schön  und  gut,  als  man  sie  damals  nur  sehen  konnte, 
Violen,  Lauten  und  Harfen  auf  das  Beste  ...  Er  ar- 
beitete wundersam  in  Elfenbein  und  war  der  erste,  der 
in  dieser  Kunst  etwas  leistete.« 

Celoniato,   Gian  Francesco.  —  Turin.     1730. 

1737 

Wenn  er,  seinem  Modell  nach  zu  urteilen,  auch  Amali 
und  Bergonzi  gekannt  hat,  so  steht  er  doch  noch  unter 
dem  Einflüsse  Cappas.  Die  Arbeit  ist  ziemlich  gut,  be- 
sonders schön  aber  sein  gelber  Lack.  Die  oft  wieder- 
kehrende Lesart  Celionatus  scheint  auf  einem  Druck- 
fehler zu  beruhen.  Eine  Viola  d'amore  von  1732  besitzt 
W.  Heyers  Musikhistorisches  Museum  in  Köln.  Es  soll 
auch  Geigenzettel  geben,  auf  denen  nur  der  Taufname 
Franciscus  vorkommt.  Seine  Violoncelli  sind  gewöhn- 
lich sehr  gut  im  Ton.  Im  Jahre  1905  wurde  ein  solches 
in  Wien  für  4000  Kronen  ausgeboten. 

Geigenzettel:  Joannes  Franciscus  Celionatus  fecit  / 
Taurinl  anno  Domini  1 737  (gedruckt).  —  Abb  1 09  und 
119. 

Centurio,  Giuseppe. — Padua.   1750.   1780 

Von  einem  Gelgenmacher  erhielt  ich  die  folgende  Ab- 
schrift eines  Zettels,  der  sich  in  einer  gut  gebauten,  an 
Amati  erinnernden  Geige  befunden  haben  soll:  «Jos. 
Certurio  Tiburtinus  f.  in  Padua  1780«.  Danach  wäre 
anzunehmen,  daß  er  aus  Tibur,  d.  i.  Tivoli  bei  Rom, 
stammte.  Es  Ist  dies  jedenfalls  derselbe  Geigenmacher, 
der  auch  unter  dem  Namen  »Tibontimus«  genannt 
wird.  Andere  lesen  sogar  »Conlusia  Tibertimus«.  Da 
ich  keinen  Originalzettel  zu  Gesicht  bekommen  habe, 
muß  ich  alle  Konjekturen  vermeiden. 

Cerin,  Marco.  — Venedig.   1610 

Eine  prächtige  Laute  mit  geschnitztem  Männerkopf,  bei 
der  nur  die  Einlage  etwas  plump  erscheint,  befindet  sich 
in  der  Königl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente  in 


Cerin  —  Chalon 


75 


Berlin  (Nr.  702).  Der  Name  kann  hier  allerdings  auch 
Perin  statt  Cerin  gelesen  werden ;  auch  die  Jahreszahl 
möchte  ich  etwas  anzweifeln. 
Geigenzettel :  Marco  Cerin  fece  in  Venezia  1610  (gedr.). 

Cerin,  Marco  Antonio.  —  Venedig.   1 780.  1 824 

Vielleicht  ein  Abkömmling  von  Marco  Cerin.  —Er  be- 
zeichnet sich  als  einen  Schüler  Ans.  Belosios;  seine 
Arbeit  ist  schön,  sein  Lack  blaßgelb  oder  sattrot  und 
das  Modell  dem  des  Stradivari  ähnlich. 
Geigenzettel:  Abb.  138. 

Cermak,     Josef.     —     Böhmisch-Schumburg 
(Sumburk).   1889.   1895 

Musikinstrumentenmacher,  von  dem  mehrfach  Arbei- 
ten vorkommen. 

Geigenzettel :  Josef  Cermäk  /  V  Ceskem  Sumburku  u 
Tannwaldu  (gedruckt). 

Cermäk,  Josef  A.  —  Kutnä  Hora  (Kuttenberg). 
Geb.  in  Pasek  a.  d.  Iser  am  17.  Jan.  1874 

Schüler  von  Benj.  Patocka.  Er  ließ  sich  im  Jahre  1898 
in  Kuttenberg  nieder,  wo  er  seine  eigene  Werkstatt  er- 
öffnete. Er  baut  nach  Amati,  Stainer,  Stradivari  und 
Guarneri  und  verwendet  goldgelben  und  feungroten 
Lack.  Er  arbeitet  sorgfältig  und  besitzt  die  silberne 
Staatsmedaille. 
Geigenzettel:  Abb.  144. 

Certinetti  s.  Nigetti 

Cleruttl,    Enrico.    —   Cremona.     Geb.    1808, 
t  20.  Okt.  1883 

Sohn  des  Giuseppe  C.  und  der  letzte  Geigenmacher 
der  Familie.  Wenn  er  auch  so  wenig  wie  irgendein  an- 
derer Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts  die  großen 
Cremoneser  Meister  erreichte,  so  hat  er  doch  An- 
erkennenswertes geleistet ;  namentlich  seine  Violoncelli 
gelten  als  wertvolle  Arbeiten.  Er  hat  an  400  Geigen  ge- 
baut und  beschickte  alle  größeren  Ausstellungen,  die 
ihn  mit  Medaillen  auszeichneten.  Seine  letzte  Arbeit 
war  1881  in  Mailand  ausgestellt.  Er  wohnte  Via  Borgo 
SperaNr.  14. 
Geigenzettel:  Abb.  146. 

Cerutti,  Giov.  Battista.  —  Cremona.   Geb.  um 
1755,  t  nach  1817 

Er  war  Lorenzo  Storionis  Schüler  und  Nachfolger, 
dessen  Geschäft  in  der  Via  di  Coltellai  er  1790  über- 
nahm. Krankheitshnlber  mußte  er  seine  Werkstatt 
schon  vor  seinem  Tode  semem  Sohne  übergeben.  Er 
i-baute  nach  Guarneri,  seltener  nach  Stradivari,  zumeist 
aber  nach  dem  großen  Amatimodell,  ungefähr  500  In- 
strumente. Sein  Lack  ist  verschieden,  von  hellem  Bern- 
steingelb bis  zum  tiefsten  Rot.  Manchmal  nahm  er  auch 
verschiedene  Farben  für  die  Decke  und  den  Boden.  Er 
war  freilich  auch  kein  ebenbürtiger  Nachahmer  seiner 
großen  Vorgänger,  aber  man  erkennt  in  seinen  Arbeiten 
doch  noch  die  Traditionen  der  Schule,  aus  der  er  her- 
vorgegangen ist.  Der  Tjon  ist  edel  und  hat  durch  das 
Alter  naturgemäß  sehr  gewonnen. 
Geigenzettel:  Abb.  136,  Brandmarke  Nr.  25. 


Cerutti,    Giuseppe.   —  Cremona.     Geb.   um 
1787,  f  1860  zu  Mantua 

Sohn  und  Nachfolger  von  Giovanni  Batt.  C,  den  er 
jedoch  nicht  ganz  erreicht.  Er  bevorzugte  ein  kleines, 
zierliches  Modell  und  schönes,  am  Boden  enggeflamm- 
tes Holz  und  verv.endeterötlichgelben oder  gelben  Lack. 
Seine  F-Löcher  sind  sauber  geschnitten,  dagegen  stehen 
seine  Schnecken  oft  ein  wenig  seh  lef  und  haben  schlechte 
Rundungen.  Seine  bcsserenGeigen,  die  nußer  dem  Zettel 
auch  die  Brandmarke  G.  C.  tragen,  werden  schon  mit 
sehr  hohen  Preisen  bezahlt.  Er  war  auch  sehr  geschickt 
als  Verfertiger  geodätischer  Instrumente  und  berühmt 
wegen  seiner  kunstreichen  Wiederherstellungen  alter 
Geigen. 

Geigenzettel :  Josephus  Cerutti  f ilius  Joannis  Baptis-  / 
tae  Cremonensis  fecit  anno  1830  (gedruckt).  Brand- 
marke Nr.  26. 

Cerrutti,  Sebastian.  —  Piemont.   1615 

Dieser  Lautenmacher,  den  Valdrighi  (4486)  erwähnt, 
dürfte  ein  Vorfahr  der  Cremoneser  Familie  gleichen 
Namens  gewesen  sein. 

Cervella,  Giovanni.  —  ? 

Italienischer  Geigenmacher  des  18.  Jahrhunderts. 

Cervo,  Giovanni.  —  S.  Angelo.   1489 

Einer  der  ältesten  italienischen  Lautenmacher,  den  Val- 
drighi (3979)  aufzählt. 

Cesana,  Carlo.  —  Carate  (Brianza).    1898 
Guter  Mandolinenmacher. 

Chalin  pere.  —  Pont-ä-Mousson.   1865 
Ein  Liebhaber,  dessen  Zettel  A.  Jacquot  mitteilt. 

Challard.  —  Montpellier,  Herault.   1898 

Erfinder  einer  Neuerung  an  Lauten,  Mandolinen,  Gi- 
tarren usw. 

Challiot,  Antoine.  —  Paris.   1778.   1816 

Anfangs  baute  er  auch  Lauten  und  Gitarren,  aber  bald 
verlegte  ersieh  ganz  auf  den  Bau  von  Harfen.  Er  wohnte 
erst  Faubourg  St.  Antoine  und  zog  dann  nach  Faubourg 
St.  Martin.  Sein  Sohn  Pierre  (f  1839)  und  sein  Enkel 
Etienne  waren  seine  Nachfolger.  Eine  Pedalharfe  von 
ihm  im  Empirestil  besitzt  das  .vlusikhistorische  Museum 
in  Stockholm,  eine  ebensolche  W.  Heyers  Musikhistori- 
sches Museum  in  Köln. 

Challoner,  Thomas.  —  London.    18.  Jahrh. 

Seine  Arbeit  geht,  wie  die  der  meisten  seiner  Zeit- 
genossen, auf  das  Stainermodell  zurück;  übrigens 
könnte  er  ein  Schüler  von  Wamsley  gewesen  sein. 

Chalon,  Fr.  —  CHälons-sur-Marne.   1812 

Er  nennt  sich  »Luthier  et  facteurd'instruments  ä  vent« 
und  hat  nur  in  seiner  letztgenannten  Eigenschaft  Be- 
deutung. Seine  Geigen  sind  von  mittelmäßiger  Arbeit, 
auch  wenn  er  sie  nach  Maggini  baute  und  doppelt  ein- 
legte. 


76 


Chalupätzky  —  Chanot 


Steingrub   b.   Eger. 


Chalupätzky,  Anton. 
1900 

GeigenmacKer  der  Gegenwart,  der  für  den  Handel  ar- 
beitet. 

Champion,  Jean-Baptiste.  —  Paris.  1 783.  1 808 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Rene  Ch.  Geigen  von  ihm  sind 
nicht  bekannt,  wohl  aber  schön  eingelegte,  sechssaitige 
Gitarren. 

Champion  de  St.  Juhen,  Rene.  —  Paris.  1730. 
1770 

Er  wohnte  1735  in  der  Rue  des  Bourdonnois  und  1748 
in  der  Rue  des  vieilles  Odriettes.  Seine  Geigen  sind  hoch 
ge<\'ölbt  und  verraten  die  Schule  Guersans  oder  Boquays. 
Gelber  l.ack  von  guten  Eigenschaften  und  brave  Arbeit. 
Auf  den  meisten  Zetteln  fehlt  der  Zusatz  de  St.  Julien 
nach  dem  Namen.  Seine  Witwe  führte  noch  1775  bis 
1777  das  Geschäft  fort.  Eine  Bratsche  findet  sich  aus 
der  Sammlung  Snoeck  (Nr.  470)  in  Berlin. 

Geigenzettel:  Rene  Champion  de  St.  Julien,  rue  des 
vieilles  Odriettes  /  au  coin  de  l'echelledu  temple  ä  Paris 
1748  (gedruckt).  — Abb.  104. 

Channon,  Fred  William.  —  Plymouth.  Geb. 
1862  in  Totness 

Ursprünglich  Kunsttischler,  begann  er  im  Jahre  1891 
seine  erste  Geige  zu  machen  und  wurde  ein  geschickter 
englischer  Geigenmacher,  der  vornehmlich  nach  Stra- 
divaris  »Tuscan«  arbeitet  und  bereits  viele  Medaillen 
erhielt. 

Geigenzettel :  Made  by  Fred :  W.  Channon  /  No.  .  . 
Plymouth.  '  Medals  1893  1890  1889  1883. 

Chanot,  Francis.  —  Paris.  Geb.  1787  oder 
1788  zu  Mirecourt,  f  1823  zu  Brest  (Roche- 
fort) 

Sohn  von  Joseph  Ch.  und  der  Catherine  geb.  Beur- 
douche.  Er  war  von  Beruf  Marineingenieur  und  besaß 
ein  reiches  Wissen.  Zu  einer  unfreiwilligen  Muße  wäh- 
rend der  Zeit  der  Restauration  gezwungen,  nahm  er 
einen  Lieblingsgedanken  seiner  ersten  Jugendjahre  wie- 
der auf  und  machte  allerlei  akustische  Versuche,  um 
den  Ton  der  Geigen  zu  verbessern.  Er  glaubte  dies 
durch  eine  Veränderung  im  Bau  zu  erreichen,  und  um 
die  Holzfasern  in  ihrer  ganzen  Länge  zu  erhalten,  was 
er  für  nötig  hielt,  konstruierte  er  1817  eine  Geive,  deren 
Körper  sich  der  eckenlosen  Form  der  Gitarre  nähert. 
Neu  war  dieser  Versuch  nicht,  und  Gamben  usw.  hat 
man  fast  zu  allen  Zeiten  mit  abgerundeten  Ecken  ge- 
baut. Chanot  erhielt  aber  1818  ein  Patent  auf  seine  Er- 
findung, die  vom  »Institut*  glänzend  begutachtet  wurde, 
und  hoffte  eine  Revolution  im  Geigenbau  herbeiführen 
zu  können.  Da  er  selbst  nicht  Geigenmacher  war,  richtete 
er  bei  dem  Orgelbauer  Lete  eine  Werkstatt  zum  Bau 
von  Geigen  ein,  in  der  er  seinen  Bruder  Georges  Ch. 
und  J.  B.  Vuillaume  beschäftigte.  Der  Ton  seiner  Gei- 
gen ist  zwar  voll,  doch  fehlt  ihm  der  eigentliche  Glanz 
und  Schmelz.  Hat  sich  somit  Chanot  kein  Verdienst 
um  die  Verbesserung  der  Geige  erworben,  so  regte  er 


doch  Savart  u.  a.  zu  wertvollen  akustischen  Studien  an. 
Eine  Geige  seiner  Konstruktion,  die  er  für  Viotti  ge- 
macht hat,  bewahrt  das  Museum  des  Pariser  Kon- 
servatoriums (Nr.  31)  mit  dem  untenstehenden  Zettel, 
der  das  Datum  seines  Patentes  (21.  Januar  1818)  an- 
gibt. Die  Buchstaben  C.  I.  D.  bedeuten  seinen  da- 
maligen Rang:  Capitaine  Ingenieur  Deuxieme  (Classe); 
kurz  vor  seinem  Tode  wurde  er  wieder  in  Dienst  ge- 
stellt und  zum  Kapitän  I.  Klasse  befördert.  Die  ge- 
nannte Violine  enthält  noch  einen  Zettel  mit  den  Ver- 
sen : 

»A  mes  essais  daigne  sourire ! 

Fais  resonner  ce  nouveau  violon : 
Et  Ion  dira  que  d'Apollon 

J'ai  retrouve  l'harmonieuse  lyre.« 

Geigenzettel:  Abb.  132. 

Chanot,  Frederic  W.  —  London.    1890.    1900 

Zweiter  Sohn  von  Georges  II  Ch.,  der  sowohl  als 
Geigenmacher  wie  als  Händler  guten  Ruf  hat. 

Chanot,  Georges  I  (genannt  »Du  Joly«).  — 
Mirecourt.  1710.  1714 

Das  älteste  von  A.  Jacquot  nachgewiesene  Mitglied  und 
wahrscheinlich  der  Stammvater  der  Familie. 

Chanot,  Georges  II.  —  Paris.  Geb.  in  Mire- 
court 25.  März  1801,  t  in  Courcelles  10.  Jan. 
1873 

Sohn  und  Schüler  von  Joseph  Ch.  1819  kam  er  nach 
Paris,  wo  er  in  der  Leteschen  Werkstatt  Geigen  für 
seinen  Bruder  nach  dessen  Modell  machte.  Schon  im 
Jahre  1820  wollte  er  sich  auf  eigene  Füße  stellen  —  er 
wohnte  Rue  de  !a  Vrillere  — ,  doch  scheint  man  zu  dem 
19  jährigen  Meister  nicht  genug  Vertrauen  gehabt  zu 
haben.  Er  trat  daher  zunächst  wieder  bei  Clement  und 
dann  bei  Ch.  F.  Gand  als  Gehilfe  ein  und  machte  sich 
erst  1823  wieder  selbständig.  Er  wohnte  bis  1825  Rue 
Oblin  pres  de  la  Halle,  bis  1828  Place  des  Victoires,  bis 
1837  Passage  Choiseul,  bis  1848  Rue  Rivoü  und  zuletzt 
auf  dem  Quai  Malaquais,  wo  er  bis  1871  tätig  gewesen 
ist.  Er  war  einer  der  glänzendsten  Vertreter  der  fran- 
zösischen Schule  des  19.  Jahrhunderts  und  hat  zweifel- 
los wertvolle  Anregungen  von  seinem  Bruder  emp- 
fangen, wenn  er  auch  andere  Wege  ging.  Er  war  ein 
denkender  Künstler  und  ein  gründlicher  Kenner  der 
Italiener,  die  er  eifrig  studierte  und  nachahmte,  be- 
sonders Stradivari  und  Guarneri.  Arbeit,  Holz  und  Lack 
sind  tadellos  und  der  Ton  sehr  edel.  Ebenso  bedeutend 
war  er  als  Reparateur  und  als  Händler  und  hat  wieder- 
holt große  Reisen  durch  Italien,  Spanien,  Deutschland, 
Osterreich  und  Rußland  gemacht,  um  alte  Geigen  ein- 
zuhandeln. Seine  erste  Frau  (f  1858)  war  seine  Schü- 
lerin und  konnte  schon  1827  eine  vorzügliche,  von  ihr 
gebaute  Geige  ausstellen.  Später  heiratete  er  seine 
Schwägerin,  und  auch  diese  ward  ihm  eine  brauchbare 
Gehilfin.  Im  Jahre  1872  zog  er  sich  vom  Geschäfte, 
das  er  seinem  Schwiegersohns  Jos.  Chardon  übergab, 
nach  Courcelles  (Seine-et-Oise)  zurück,  wo  er  sich  noch 
immer  zu  seinem  Vergnügen  mit  dem  Geigenbau  be- 
schäftigte. Auch  er  machte  viele  Versuche,  um  den  Ton 


Chanot  —  Chardon 


77 


der  neuen  Instrumente  zu  veredeln;  er  kam  aber 
schließlich  dahin,  alles  zu  verwerfen,  was  ein  Ab- 
weichen von  den  bewährten  Errungenschaften  der 
Cremoneser  bedeutete. 

Geigenzettel :  Chanot  jeune  rue  Passage  ,  Choiseul 
Nr.  15  ä  Paris  1825  (geschrieben).  —  Abb.  126. 

Chanot,   Georges    III.   —  London.    Geb.   in 
Paris  1830,  t  London  H .  März  1893 

Sohn  (erste.'  Ehe)  und  Schüler  von  Georges  II  Gh.  Im 
Jahre  1851  ging  er  nach  London,  trat  als  Gehilfe  bei 
seinem  Landsmanne  Ch.  Maucotel  ein  und  machte  sich 
1859  selbständig.  Er  darf  als  einer  der  besten  Lon- 
doner Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts  gelten,  und 
eine  in  den  siebziger  Jahren  von  ihm  gefertigte  Maggmi- 
Kopie  kann,  nach  Heron-AUens  Ausspruch,  jeden  Ver- 
gleich mit  einer  Cremoneser  Meistergeige  aushalten. 

Chanot,    George   Adolphus.    —   Manchester. 
Geb.  28.  Okt.  1855  in  London 

Ältester  Sohn  und  Schüler  von  Georges  III  Ch.  Zu 
seiner  weiteren  .Ausbildung  arbeitete  er  auch  ein  Jahr 
lang  in  Paris  bei  seinem  Oheim  Jos.  Chardon.  Im  Jahre 
1879  eröffnete  er  seine  Werkstatt  in  Manchester  und 
ist  ein  würdiger  Erbe  der  Kunst  seines  Vaters  und 
Großvaters. 
Geigenzettel:  Abb.  134. 

Chanot,  Joseph.  —  Mirecourt.     1780.  f  um 

1830 

Ein  sehr  handwerksmäßig  arbeitender  Mirecourter  Gei- 
genmacher. Sein  Lack  ist  rot  oder  dunkelbraun,  und 
sein  Name  findet  sich  innen  im  Boden  eingebrannt. 

Chanot,  Joseph  Anthony.  —  London.    Geb. 

l.Okt.  1865  in  London 

Dritter  Sohn  und  seit  seinem  14.  Jahre  Schüler  von 
GeorL'es  III  Gh.,  bei  dem  er  bis  zu  dessen  Tod  ( 1 893)  als 
Gehilfe  blieb.  Er  übernahm  hierauf  die  Werkstatt  und 
das  Geschäft  seines  Vaters,  das  sich  nun  seit  1858  in 
der  Wardour  Street  befmdet. 

Chanot,  M°".  —  Paris 

Geigenmacherfirma  der  Gegenwart,  ges;r.  1821.  In- 
haber: Chardon  Vater  und  Sohn  (s.d.).  Seit  1900 
lautet  die  Firma :  *>Chardon  Successeur«. 

Chantraine.  —  Mirecourt.  Nach  1800 

Man  kennt  bisher  nur  gute  Gitarren,  die  seinen  Namen 
als  Brandmarke  tragen. 

Chapuy   (Chappuy),    Nicolas.    —   Mirecourt. 
1733.  1781 

Jacquot  weiß  von  ihm  nur,  daß  er  Geigenmacher  und 
mit  Anne  Parisot  verheiratet  war.  Ich  vermute,  daß  die 
meist  sehr  gewöhnlich  gearbeiteten  Violinen,  die  die 
bisher  seinem  Bruder  zugeschriebene  Brandmarke 
»N.  Chappuy«  tragen,  von  ihm  herrühren.  Besser  sind 
die  Liebesgeigen  mit  dieser  Brandmarke,  die  auch 
durch  hübsch  geschnitzte  Köpfchen  am  Wirbelkasten 
auffallen. 


Chappuy,   Nicolas-Augustin.  —  Paris,  Mire- 
court. Geb.  um  1 740,  t  27.  Sept.  1784 

Bruder  von  Nicolas  Ch.  Er  ließ  sich  um  die  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  in  Paris  nieder,  wo  er  sich  zwar  eines 
gewissen  Ansehens  erfreute,  doch  ging  er  nach  1770 
nach  Mirecourt  zurück.  Er  ist  sehr  ungleich  in  seiner 
Arbeit  und  sorglos  in  der  Wahl  des  Holzes  gewesen  und 
verwandte  meist  einen  gelblichen  oderb''aunen  Sj^intus- 
lack,  der  in  der  Mitte  wesentlich  dunkler  gefärt-t  er- 
scheint. ErnahmdasStradivan-  undGuarneridelGesü- 
Modell  zum  Vorbild,  hat  aber  kaum  je  ein  Original 
gesehen.  Neben  guten  Geigen  von  ihm  gibt  es 
auch  solche,  die  kaum  noch  die  Hand  eines  Fach- 
mannes vermuten  lassen.  Einer  seiner  guten  Geigen 
bediente  sich  der  berühmte  Geiger  und  Komponist 
Habeneck  mit  Vorliebe.  Diese  befindet  sich  jetzt  im 
Museum  des  Pariser  Konservatoriums.  .Auch  in  der 
Sammlung  Snoeck  befand  sich  eine  bessere  Arbeit 
seiner  Hand.  Eine  Violine,  die  er  nach  seiner  Heimkehr 
nach  Mirecourt  1 770  gemacht  hat,  besitzt  Carl  Stoeber 
in  Würzburg.  Eine  Pochette  befindet  sich  in  der  Samm- 
lung Savoye  in  Paris.  Auf  seinen  Zetteln  nennt  er  sich 
meist  nur  Augustinus  Gh.,  manchmal  auchN.  A.,  nie- 
mals nur  N.  oder  Nicolas  allein. 

Geigenzettel :  Augustinus  Chappuy  /  olim  Parisiis  nunc 
Mirecurtio  fecit  Anno  1 770  (gedruckt).  —  .Augustinus 
Chappuy ,  Fecit  Parisiis  anno  1 766  (gedruckt).  — 
N  A  Chappui,  luthler  ,  de  S.  A.  R.  la  Duchesse  de 
Montpensier  (gedruckt).  —  Abb.  97. 

Chappuy,  Pierre-Fournier.  —  Mirecourt.   1 775. 

Bruder  von  Nicolas  und  N.  Augustin  Ch.  Geigen,  die 
ihm  mit  Sicherheit  zugeschrieben  werden  können,  sind 
noch  nicht  bekannt  geworden. 

Chardin.  —  Mirecourt.   1875.   1886 

Geschickter  Geigenmacher,  der  hauptsächlich  für  die 
größeren  Fabriken  in  Mirecourt  tätig  war.  Lehrer  von 
A.  Delivet. 

Chardon,  Joseph-Maria.  —  Paris.  Geb. 22.  Mai 
1843  in  Paris 

Schüler  und  Schwiegersohn  von  G.  Chanot,  dessen  Ge- 
schäft er  1872  übernahm  und  fortsetzte.  Später  ward 
auch  sein  Sohn  Teilhaber  der  Firma  »Chardon  et  fils«. 
Sie  arbeiten  den  alten  Traditionen  getreu  und  haben 
sich  1 900  wieder  gelegentlich  der  Pariser  Weltausstellung 
ausgezeichnet.  Auch  er  bereiste  viele  fremde  Länder, 
wie  Chanot,  um  alte  Geigen  einzuhandeln.  Er  wohnte 
zuerst  Quai  Malaquais  und  verlegte  1 888  sein  Geschäft 
in  die  Rue  Poissonnerie  22.  Er  besitzt  zahlreiche  Me- 
daillen. 

Geigenzettel:  Abb.  130. 

Chardon,  M.  Joseph-Ant. -Georges.  —  Paris, 
Geb.  22.  April  1870 

Sohn,  Schüler  und  seit  1896  Teilhaber  von  Joseph- 
Marie  Ch. 

Geigenzettel:  Abb.  103,  115,  125. 


78 


Charle  —  Chatelaln 


Charle.  —  Paris.   1748 

Aus  Mirecourt  stammender  und  sehr  handwerksmäßig 
arbeitender  Geigenmacher,  von  dem  nur  sehr  selten 
Arbeiten  vorkommen. 

Gelgenzettel :  Charle,  luthier  dans  les  Quinze-  /  Vingts' 
a  Paris  annee  1 748  (gedruckt). 

Charles,  J.  —  Marseille.   1783.   1786 

Wahrscheinlich  ein  Schüler  seines  Oheims  Guersan 
und  möglicherweise  ein  Sohn  des  Pariser  Charle.  Seine 
Arbeit  zeichnet  sich  durch  nichts  aus  und  ist  sehr  ge- 
wöhnlich. Besser  waren  seine  Gitarren,  die  er  sehr 
hübsch  auszustatten  verstand.  Er  verwendete  Zettel, 
auf  denen  manchmal  der  Taufname  fehlte. 

Geigenzettel:  Abb.  1 18. 

Charlutte. 

Wahrscheinlich  schlecht  gelesen  für  Charoutte  =  Cha- 
rotte. 

Charotte,  Fran^ois.  —  Mirecourt.    1797.    1798 

Nur  dem  Namen  nach  bekannt.  Vielleicht  der  Bruder 
von  J.  F.  Ch.  in  Nancy. 


geahmt,  doch  hat  er  immerhin  gut  spielbare  Violoncelli 
und  Bässe  gebaut.  Er  führte  das  Schild  >>ä  la  ville  de 
Cremone*.  Seine  Violinen  sind  gewöhnlich  demStradi- 
varimodell  nachgeahmt  und  hell  lackiert.  Seme  Brand- 
marke nannte  Paris  als  Ursprungsort. 

Geigenzettel:  Abb.  110  und  1 14. 

Charpantier  (Charpentier).  —  Bordeaux.    1 780 

Wenig  bekannter  Geigenmacher,  der  »Galerie  du  spec- 
tacle«  wohnte  und  wohl  hauptsächlich  als  Wiederher- 
steller alter  Geigen  tätig  war. 

Geigenzettel:  Abb.  141. 

Charpentier,  Auguste.  —  Mirecourt.    Anfang 
des  19.  Jahrhunderts 

Ist  mir  nur  als  Lautenmacher  bekannt.  Eine  große  Gi- 
tarre mit  Ahornboden  und  -zargen  besaß  C.  C.  Snoeck. 

Charpentier  (Louis)  et  Münchs.  —  Paris.   1 832 

Erfinder  der  »Guitare  multicorde«  (Verbindung  von 
Lyra,  Gitarre  und  Harfe).  —  Ein  Auguste  Charpentier 
lebte  als  Gitarrenmacher  in  Mirecourt. 


Charotte,  Claude.  —  Mirecouii:.    1763.    1765 

Gewöhnliche  Mirecourter  Arbeit.  Auf  dem  Zettel  und 
seiner  Brandmarke  gibt  er,  wie  viele  Mirecourter,  Paris 
als  Ursprungsort  an. 
Geigenzettel:  Cl.  Charotte  /  ä  Paris  (gedruckt). 

Charotte,     Hippolyte.     —    Mirecourt.     Geb.    Chartrin.  —  Mirecourt 
30.  April  1829.  f  nach  1876. 


Chartrain.  —  Mirecourt.   1760 

Einer  der  vielen  Mirecourter,  die  Paris  als  Ursprungs- 
ort angeben.  Seine  Geigen  klingen  nicht  schlecht,  sind 
aber  von  gewöhnlicher  Arbeit. 


Sohn  von  Joseph  Ch.-Millot  und  jedenfalls  auch  dessen 
Schüler.  Seine  Arbeit  gleicht  der  seines  Vaters  und  ist 
nicht  hervorragend. 

Charotte,  Jean-Fran^ois.  —  Mirecourt,  Nancy. 
1784.  1801 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  von  Claude  Ch.  Er  kam 
nach  A.  Jacquots  Feststellung  im  Jahre  1774  nach 
Nancy  und  hatte  seine  Werkstatt  in  der  Rue  St.  Jean, 
später  in  der  Rue  de  la  Poissonnene.  Er  gebrauchte 
die  Brandmarke:  Charotte  ä  Nancy. 

Charotte,  V.  J.  —  Mirecourt.   1904 

Ein  Geigenmacher,  der,  wie  viele  andere,  ein  System 
zur  Verbesserung  der  Tonstärke  der  Geigen  erfunden 
hat.  Vgl.  Nouvelles  scientifiques  1904,  S.  15. 

Charotte.  —  Rouen.  Geb.  in  Mirecourt,  f  1836 

Er  ließ  sich  in  Rouen  nieder,  wo  er  1830  in  der  Rue 
Beauvoisine  Nr.  36  wohnte.  Seine  Arbeit  ist  von  ge- 
wöhnlicher Mirecourter  Art,  wenn  auch  manchmal  mit 
einer  gewissen  Sorgfalt  durchgeführt.  Seine  Nachfolger 
waren  P.  N.  Jeandel  und  Lucien  Delau,  die  sich  jedoch 
1848  trennten. 

Charotte-Millot,  Joseph.  —  Mirecourt.    Geb. 
2.  Sept.  1798.  fnach  1848. 

Sohn  von  Fran^ois  Ch.  Er  nennt  sich  zwar  einen  Schü- 
ler von  Aldnc,   hat  aber  dessen  Arbeit  nicht  nach- 


A.  Jacquot  nennt  aus  dieser  Familie,  die  ursprünglich 
wohl  mit  den  Chantraines  und  den  Chartrains  zusam- 
menhing: Nicolas  Ch..  f  11  April  1748,  dessen  Sohn 
Fran<;ois  Ch.,  f  8.  August  1756,  und  einen  Louis  Ch., 
der  schon  1720  vorkommt. 

Charwath,  Franz.  —  Wien.   1849.  f  1876 

Ein  unbedeutender  Saiteninstrumentenmacher,  dessen 
Witwe  Leopoldine  das  Geschäft  bis  1880  fortführte. 
Geigen  sind  mir  von  ihm  bisher  nie  bekannt  geworden. 
In  der  Mitte  seines  Zettels  befindet  sich  eine  Lyra  mit 
Kranz  und  den  Buchstaben  F.  C.  usw. 

Geigenzettel:  Franz  Charwath  /  In  Wien  /  Leopold- 
stadt No312  (gedruckt). 

Chastelain,  Martin.  —  Warwick.   1580 

Ein  blinder  flandrischer  Geiger,  der  auch  Violen,  Vio- 
linen und  Spinette  gemacht  haben  soll. 

Chatelain,  Fran^ois.  —  Paris.   1766.   1799 

Er  wohnte  zuerst  Rue  de  Braque  Nr.  9  und  dann  in  der 
Rue  de  Berry.  Einige  sehr  gut  erhaltene  Geigen  von  ihm 
lassen  ihn  als  einen  tüchtigen  Meister  erkennen.  Eine 
Zeitlang  arbeitete  er  mit  Renault  (s.  Renault  et  Chate- 
lain)  zusammen.  Ein  »Alto  recoupe«  von  ihm  wird  in 
Gallay-Brunis  Inventaire  S.  105  erwähnt.  Eine  Harfe 
in  chinesischem  Stil  ist  im  Museum  Cluny  in  Paris  zu 
sehen.  Vielleicht  ist  er  mit  dem  1759  vorkommenden 
Chaterain  identisch. 

Geigenzettel:  Abb.  145. 


Chatelin  —  Chiarelli 


79 


Chatelin  (Chathelin),  Adrien-Benoist.  —  Va- 
lenciennes.   1 757.   1 759 

Einige  gute  Violen  von  ihm  sind  bekannt,  besonders 
ein  Quinton  der  Sammlung  Samary  von  1758  und  ein 
Par  dessus  de  viole  in  W.  Heyers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln.  Nr.  789. 

Geigenzettel :  Fait  par  Adrien  Benoist  /  Chatelin  ä  Va- 
lencienne  /  1 758  (geschrieben). 

Chatelin     (Chatelain),     Pierre.  —  Mirecourt. 
1778.  1781 

Durch  das  Vorkommen  seines  Namens  in  Mirecourt 
ergibt  sich,  daß  auch  die  übrigen  Geigenmacher  dieser 
Familie  höchstwahrscheinlich  aus  Mirecourt  stammen. 

Chaussier,  H.  —  Paris.   1889 

Ein  Instrumentenmacher  und  Reparateur  ohne  beson- 
deren Ruf. 

Chavez,  Tomas,  lebte  im   19.  Jahrhundert  in 
San  Salvador 

Chelz,  Stephan.  —  Rom.   1602 

Von  ihm  weiß  man  nur,  daß  er  ein  Lautenmacher 
deutscher  oder vlämischer  Abkunft  war  und  am  26.  Juni 
1602  von  Pompeo  Lambertino  ein  Haus  m  Rom  kaufte. 

Cherbourg.  —  Paris.   1760.   1780 

Er  wohnte  im  »Temple«.  Seine  Modelle  sind  gut,  nur 
die  F-Löcher  etwas  zu  weit  ausgeschnitten.  Er  ist  u.  a. 
der  Erfinder  einer  verbesserten  Lyra.  Eme  solche  be- 
findet sich  m  der  Sammlung  Sax. 
Geigenzettel :  Cherbourg  dans  le  Temple  a  Paris  /  en- 
venteuvre  (sie)  de  la  perfexion  (sie)  /  de  cet  instrument 
tans  desire  (sie)  (gedruckt). 

Cheron,  Nicolas.  —  Paris.   1658.   1691 

Vermutlich  der  Sohn  eines  Orgelbauers.  Er  wohnte  in 
der  Rue  Dauphine  und  später  in  der  Rue  de  laVieille- 
Boucherie  und  handelte  auch  mit  römischen  Saiten. 
Außer  Violen  dürfte  er  auch  Blasinstrumente  gemacht 
haben. 

Cherpitel,  Nicolas-Emile.  —  Paris.    Geb.  m 
Mirecourt  24.  Juni  1841 ,  f  Feb.  1893  in  Paris 

Nachdem  er  in  seiner  Vaterstadt  ausgelernt  hatte,  ar- 
beitete er  bei  Grandjon  und  kam  1 859  nach  Paris  zu  den 
Brüdern  Gand  als  Gehilfe,  wo  er  bis  1 870  blieb.  Hierauf 
begründete  er  seine  eigene  Werkstatt  in  der  Rue  St.  De- 
nis und  zog  1884  in  die  Rue  du  Faubourg  Poissonniere. 
Er  arbeitete  gediegen,  hatte  einen  guten  Lack  und  er- 
hielt auf  allen  von  ihm  beschickten  Ausstellungen  Aus- 
zeichnungen. Seine  Witwe  führte  mit  ihrem  Neffen 
Ch.  Moinel  das  Geschäft  bis  1 899  fort  und  überließ  es 
diesem  dann  ganz. 

Geigenzettel:  Nicolas-Emile  Cherpitel,  ä  Paris  /  13Fau- 
bourg  Poissonniere.  /  N.E.  C.  (gedruckt).  —  Abb.  1 12. 

Cherpitel-Moinel  s.  Moinel 


Chevrier,    Amable.    —   Cherbourg.    Geb.   in 
Mirecourt  am  29.  Jan.  1823,  lebte  noch  1886 

Ältester  Sohn  von  Claude  Chevrier.  Er  verließ  gegen 
1884  Cheibjurg  wieder  und  übergab  seine  Werkstatt, 
der  er  30  Jahre  lang  vorstand,  dem  Geigenmacher  A. 
Magne.  Angeblich  ist  er  nach  Mirecourt  zurück- 
gekehrt. 

Chevrier,  Andre-Augustin  (Auguste).  —  Paris, 
Brüssel.    1830.    1840.    Geb.  in  Mirecourt 

Schüler  von  Koliker.  Er  ließ  sich  zunächst  in  Paris 
nieder  und  siedelte  vor  1838  nach  Brüssel  über.  Seine 
Arbeit  ist  lobenswert.  Er  ahmte  Lupot  nach  und  ver- 
wendete einen  dicken,  rotorangen  Lack,  der  jetzt  aller- 
dings ein  wenig  rissig  erscheint.  Seine  besten  Geigen 
haben  doppelte  Einlagen. 

Chevrier,  Antoine.  —  1 732.   1 775 

Nur  urkundlich  nachweisbar. 

Chevrier,  Claude.  —  Mirecourt.    Geb.  1800, 

t  24.  Juli  1878 

Seine  Geigen  sind  von  gewöhnlicher,  handwerksmäßi- 
ger Arbeit. 

Chevrier,  Claude- Auguste.  —  Beauvais.   Geb. 

in  Mirecourt  19.  Mai  1827 

Zweiter  Sohn  von  Claude  Chevrier  und  wohl  auch 
dessen  Schüler.  Im  Jahre  1888  gab  er  seine  Werkstatt 
auf. 

Chevrier,  Joseph.  —  Mirecourt.  Geb.  26.  Dez. 
1833,  f  1911 

Sohn  von  Claude  Ch.  Einer  der  besseren  Mirecourter 
Geigenmacher  seiner  Zeit;  er  war  seit  etwa  1866  Leiter 
der  Thibonville-Lamyschen  Fabrik 

Chevrier,   Nicolas.   —  Mirecourt.     Geb.   um 
1700.  1770 

Wahrscheinlich  der  Stammvater  und  auch  der  beste 
Geigenmacher  aus  der  Familie.  Eine  Geige  von  ihm 
wurde  in  London  einige  Jahre  vor  dem  Kriege  cchon 
um  360  Mark  verkauft. 

Chevrier,    Paul.  —  Mirecourt.     Chälons-sur- 
Saone.  2.  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts 

Sohn  von  J.  Chevrier.  Er  verband  mit  seiner  Geigen- 
werkstatt einen  Klavierhandel. 

Chevrier,  Victor.  —  Mirecourt.   1911 

Sohn  von  Joseph  Ch.  und  dessen  Nachfolger  in  der 
Thibonville-Lamyschen  Fabrik. 

Chiarelli,  Andrea.  —  Messina.    Geb.  in  Mes- 
sina um  1675,  f  1699 

Ein  Lautenmacher,  der  aber  berühmter  als  Komponist 
und  Virtuose  auf  der  Archilaute  war.  Er  war  ein  so- 
genanntes Wunderkind  und  erhielt  seine  Ausbildung 
in  Rom  und  Neapel.  Es  werden  ihm  auch  einige  Ver- 
besserungen an  seinem  Instrumente  nachgerühmt;  die 


80 


Chiareschi  —  Chretien 


von  ihm  gemachten  Theorben  und  Archilauten  nennt 
Fetis,  der  eine  solche  von  1698  besaß,  die  besten,  die 
je  gemacht  wurden.  Ich  selbst  habe  keine  Arbeiten  von 
ihm  kennen  gelernt.  Schon  1690  veröffentlichte  er 
»Suonate  musicali  di  violini,  organo,  violone  ed  arci- 
luto«. 

Chiareschi,  PaoHno.  —  Del  Bagno.   1827 

Seine  Geigen  klingen  manchmal  nicht  schlecht,  smd 
aber  nicht  sorgfältig  gearbeitet  und  lassen  auch  im  Lack 
viel  zu  wünschen  übrig. 

Chiari,  Francesco.  —  Villa  Mmozzo  (Modena). 

1880.   1883 

Geigenmacher  und  Reparateur  von  wenig  Ruf. 

Chlavellati,  Domenico.  —  Lonigo.   1 780.   1 796 

Er  ist  weniger  wegen  der  Güte  als  wegen  der  oft  bizar- 
ren Formen  seiner  im  übrigen  ziemlich  mittelmäßigen 
Violinen  bekannt.  Eine  achtsaitige  Viola  von  ihm  besaß 
ein  süddeutscher  Sammler. 

Geigenzettel :  Dom<=°  Chlavellati  /  Fece  /  Lanno  1 796  / 
In  Lonigo  (gedruckt). 

Chlbon,  Jean-Robert.  —  Paris.   1757.   1785 

Die  wenigen  Arbeiten,  die  von  ihm  erhalten  sind,  lassen 
ihn  als  einen  handwerksmäßig  arbeitenden  Geigen- 
iiiacher  erkennen.  Auch  sein  brauner  Lack  ist  sehr 
mittelmäßig.  Selbst  das  von  Gallay  veröffentlichte  Bru- 
nische  Inventar  bezeichnet  ein  Instrument  von  ihm 
als  »un  Alto  ordlnalre«  (dasselbe  war  Eigentum  des 
am  27.  Januar  1794  guillotinierten  Kriegskomrnissärs 
Saint-Laurent).  Die  Marqulse  von  Lestange  besaß 
nach  diesem  Inventar  ein  gleiches  Instrument  und  ein 
Violoncello  von  ihm.  Er  wohnte  um  1757  in  der  Rue 
de  la  Sourdiere,  von  1755  bis  1779  in  der  Rue  de  la 
Comtesse  d'Artois,  und  von  1 783  bis  1 785  in  der  Rue 
de  la  grande  Truandene. 

Geigenzettel:  Abb.  120. 

Chilinski  (Chyliiiski),  Paul  Augustinowitsch. — 
Warschau,  Kiew.  Geb.  1830 

Ursprünglich  Schauspieler,  bildete  er  sich  autodidak- 
tisch zum  Gelgenmacher  aus  und  siedelte  in  den  sieb- 
ziger Jahren  des  19.  Jahrhunderts  von  Warschau  nach 
Kiew  über.  Vielen  seiner  Arbeiten  Ist  es  anzusehen,  daß 
er  den  Gelgenbau  nicht  regelrecht  erlernt  hat,  die  Ein- 
lagen und  die  F-Löcher  lassen  zu  vs'ünschen  übrig.  Er 
verwendet  jedoch  sehr  schönes  Holz,  auch  im  Ton 
sind  seine  Geigen  nicht  schlecht,  sie  klingen  welch, 
wenn  auch  etwas  dumpf.  Er  baut  nach  Guarneri  del 
Gesü  und  verwendet  einen  vollroten  Kopalöllack.  Aut 
der  St.  Petersburger  Muslkausstellung  1908  erhielt  er 
eine  kleine  goldene  Medaille. 

Chiocchi,  Gaetano.  —  Padua.  Geb.  13.  Jan. 
1814  in  Monselice  bei  Padua,  f  nach  1880 
Einer  vornehmen  Familie  entstammend,  studierte  er 
zuerst  Philosophie,  dann  Medizin  und  erlernte  bei 
einem  tüchtigen  Tartlnischüler  das  Gelgenspiel.  Als  er 


sich  der  revolutionären  Bewegung  in  der  Romagna  an- 
schloß, geriet  er  in  Gefangenschaft  und  mußte  für  ein 
halbes  Jahr  in  den  Kerker  wandern.  Später  zur  Dienst- 
leistung im  13.  österr.  Infanterieregiment  herangezogen, 
trat  er  als  Fagottist  in  das  Musikkorps  ein  und  verlegte 
sich  ganz  auf  das  Studium  der  Musik,  so  daß  er  schon 
1844  Musikdirektor  des  Ballett-Theaters  In  Padua  wer- 
den konnte.  Hier  wurde  er  mit  Giuseppe  Cerutti  bekannt 
und  erhielt  dadurch,  schon  in  reifen  Jahren,  den  ersten 
Anstoß,  sich  im  Geigenbau  zu  versuchen.  Er  besuchte 
verschiedene  Werkstätten,  blieb  aber  in  der  Haupt- 
sache Autodidakt  und  brachte  es  mit  eisernem  Fleiß 
und  einer  ungewöhnlichen  Begabung  dazu,  sich  zu 
einem  trefflichen  Gelgenbauer  auszubilden.  Die  erste 
Gel.ge  baute  er  Im  Jahre  1858,  aber  er  eignete  sich  erst 
noch  tüchtige  Kenntnisse  In  den  Gesetzen  der  Akustik, 
der  Chemie  usw.  an,  bevor  er  sein  eigenes  Modell  auf- 
stellte, das  mit  einem  veränderten  F  dem  Magglnl- 
modell  nahesteht.  Er  galt  zu  seinen  Lebzelten  bald  als 
einer  der  besten  Gelgenmacher  in  Italien,  und  da  er 
nur  wenige  Gelgen  gemacht  hat  (Im  ganzen  etwa  50!). 
stehen  sie  auch  heute  noch  hoch  Im  Preise.  Ton,  Arbeit 
und  Lack  verdienen  uneingeschränktes  Lob,  das  ihm 
auch  de  PIccolellls  zollt.  Auf  der  Innenseite  der  Decke 
findet  man  In  seinen  Gelgen  oft  Eintragungen,  die  auf 
die  damaligen  politischen  Verhältnisse  seines  Vater- 
landes anspielen.  Vgl.  den  Aufsatz  von  v.  WasiUewski  in 
der  Allgemeinen  Musikzeitung  VII,  Nr.  30  (1872). 

Chiochini,  Pietro.  —  Pisa.    18.  Jahrhundert 

Ein  Meister  dritten  Ranges,  der  immerhin  wegen  des 
schönen  Holzes,  das  er  verwendete,  einige  Beachtung 
verdient. 

Chirone  s.  Manano 

Chironi,  neuerer  italienischer  Geigenbauer 

Chitarrino,  dal,  s.  Petrobono 

Chiusole,  Antonio  di.  —  Roveredo.   1784 

Sein  Name  läßt  darauf  schließen,  daß  er  aus  Chiusole 
(Trient)  stammt.  Seine  Bässe  erinnern  an  Tiroler  Ar- 
belt; Violinen  scheint  er  nur  selten  gemacht  zu  haben. 
Gelgenzettel :  Antonius  de  Clusolls  /  faciebat  Roboreti 
....  opus  1 1  (gedruckt).  —  Antonius  de  Clusolls  /  feclt 
1784  (gedruckt). 

Chretien,  Hippolyte,  gen.  Silvestre.  —  Lyon, 
Paris.  Geb.  I.April  1845  in  Sommerviller 
(Meurthe,  Frankreich) 

Ein  Schwestersohn  von  Pierre  und  Hipp.  Silvestre  und 
deren  Schüler.  Nachdem  er  tüchtig  vorgebildet  war, 
übernahm  er  Im  Jahre  1865  das  von  seinen  Oheimen 
begründete  Geschäft  von  Plchon.  Er  ist  ein  würdiger 
Nachfolger  der  beiden  Sllvestres  und  erregte  schon 
1 873  auf  der  Wiener  Weltausstellung  mit  einem  Violon- 
cello, das  durch  die  Fülle  und  den  Adel  des  Tons  wie 
durch  die  Ausführung  hervorragte,  ein  gewisses  Auf- 
sehen. Ebenso  gut  waren  seine  Gelgen  und  Violen, 
deren  Lack  an  italienische  Vorbilder  erinnert.  Im  Jahre 
1884  verlegte  er  sein  Geschäft  nach  Paris,  Rue  du  Fau- 
bourg-PoIssonnlere,    und  ist  auch  als  Reparateur  zu 


Christa  —  Clagget 


81 


großem  Ruf  gekommen.  1900  verband  er  sich  mit 
Ernest  Maucotel.  Er  besitzt  zahlreiche  Auszeichnungen 
und  ist  Ritter  der  Ehrenlegion. 

Geigenzettel :  Hippolyte  Chretien,  Silvestre  neveu  (ge- 
druckt). —  Silvestre  et  Maucotel  /  Paris  19  .  .  N" 

(gedruckt)  und  Abb.  102  und  113. 

Christa,  Joseph  Paul.  — München.   1730.   1776 

Vielleicht  der  am  3.  März  1700  fjeborene  Sohn  des  als 
»Faber  lignarius«  bezeichneten  Michael  Christa  in 
Füssen.  Ein  seinerzeit  geschätzter  Geigenmacher  der 
Füssener  Schule,  der  auch  heute  noch  alles  Lob  ver- 
dient. Der  älteste  Zettel,  den  ich  von  ihm  kennen  lernte, 
rührte  von  1730  her;  in  den  Hofrechnungen  (Münch- 
ner Kreisarchiv)  kommt  er  noch  1 776  vor.  Er  erinnert 
in  seiner  Arbeit  an  Alletsee,  als  dessen  Gehilfe  er  nach 
München  gekommen  sein  könnte,  und  bevorzugt  ein 
hochgewölbtes  Modell.  Sein  Lack  ist  meist  braun, 
scheint  jedoch  nachgedunkelt  zu  sein.  Besonders  schön 
sind  seine  Liebesgeigen,  die  am  reichverzierten  Wirbel- 
kasten das  Köpfchen  der  Themis  tragen.  Eine  solche 
besaß  Horst  Berger  in  Hamburg. 

Geigenzettel:  Josephus  Paulus  Christa,  Lauten  /  und 
Geigenmacher  in  München   1730  (gedruckt). 

Christa,  Michl.  —  Füssen.   1606 

Er  vk'ar  Bürger  und  Mitglied  der  Lautenmacherzunft. 
Er  oder  sein  gleichnamiger  Sohn  hat  am  5.  August  1618 
die  Maria  Schröder  geheiratet. 

Chrlstie,  James.  —  Dundee.  Geb.  In  Arbroath 

I.Dez.  1857 

Ein  Ingenieur,  der  aus  Liebhaberei  Geigen  nach  dem 

großen  Stradivarimodell  macht.    Er  begann  damit  um 

1889  und  verwendet  einen  roten  Öllack.  Er  hat  bisher 
über  zwei  Dutzend  Violinen  gemacht. 
Geigenzettel :  James  Christie,  /  Violinmaker  /  Dundee 

1890  (gedruckt). 

Chrlstie,  John.  —  Kincardine-on-Forth.   1840. 

tum  1859 

Tüchtiger  Geiger  und  Tanzlehrer,  der  über  fünfzig 

recht  gute  Violinen  gemacht  hat. 

Christophe,  Denis  und  Joseph.  —  Mlrecourt. 

18.  Jahrhundert 

Zwei  bisher  nur  von  A.  Jacquot  erwähnte  Luthiers. 

Chrlstophle,  Jean.  —  Avlgnon.   1695 

Man  kennt  bis  jetzt  nur  ein  Alto  im  Pariser  Konserva- 
torium (Nr.  1032)  von  ihm:  Körper  41  cm  lang,  untere 
Breite  23  cm.  Sehr  schöne  Schnecke,  prachtvoller  Ton. 
Geigenzettel :  Jean  Christophle  d'Avignon/  1 695  (gedr.). 

Chrlstophorl  s.  Crlstoforl  (verdorben:  Crlsto- 
fall) 

Churchward  soll  der  Name  eines  älteren  eng- 
lischen Geigenmachers  sein. 

Churst  s.  Rud.  Höß 

Chylinski,  Pawel  s.  Chlllnskl 

V.  Lii  t  g  end  o  rf  f ,  Gelg^cn-  und  Lnutonmachci-.     Bd.  II 


Cianchl,  Sebastlano  dl  Rocco.  —  Florenz.  1 662 

Von  Valdrighi  (653)  erwähnter  Lautenmacher;  auch 
der  Vater  Rocco  Cianchi  soll  Lauten  gemacht  haben. 

Clarma,  Francesco,  gen.  Nlcchitto.  —  Ascoll 
Unbedeutender  Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts. 

Ciccherini 

Italienischer  Mandolinenmacher. 

ClcUlano  s.  Slciliano 

Clfka,  Wenzeslaus 

Ein  böhmischer  Keramiker  des  19.  Jahrhunderts,  von 
dem  sich  in  der  Sammlung  Keil  in  Lissabon  eine 
Fayencegeige  mit  eigenartiger  Bemalung  befindet. 

Clgl,  Jeromos.  —  Budapest.    Geb.  In  Berzde- 
kow.   1 874 

Schüler  von  Pilät.  Er  machte  sich  im  Jahre  1912  selb- 
ständig, arbeitet  nach  Stradivari  und  verwendet  einen 
rötlichen  Lack. 

Gelgenzettel :  Cigl  Jeromos  /  feclt  Budapestini  anno 
1913  /  Op  .  .  .  (geschrieben). 

Clnquegranl,  Ercole.  —  Rom.   1882 

Seine  Mandolinen  erfreuten  sich  einer  gewissen  Wert- 
schätzung. 

Clntl,  Giuseppe.  —  Bologna.   1856 

Es  ist  nicht  bekannt,  daß  er  Geigen  selbständig  gebaut 
hat,  doch  soll  er  Im  Wiederherstellen  ein  gewisses  Ge- 
schick an  den  Tag  gelegt  haben. 

Clochl  (Clocchl),  Antonio.  —  Venedig.    1790 
Ein    Geigenmacher   dritten    Ranges,    der   gleichwohl 
einige  bessere  Arbeiten  hinterlassen  hat. 
Geigenzettel:  Antonio  Clochl  dl  Venezia  /  anno  1790 
(gedruckt). 

Clonl,  Emlllo.  —  Mont'  Orso  (Frlgnano).   1 884 

1894 

Schüler  von  R.  Florini.  Er  arbeitete  fleißig,  wenn  auch 
etwas  handwerksmäßig.  Seine  Violinen  und  Violoncelli 
kommen  oft  vor. 

Clottl,  Leone.  —  Siena.    1889 

Ein  Instrumentenmacher  ohne  besondere  Eigenschaf- 
ten. 

Circapa,  Tomaso.  —  Neapel.   1730.   1735 

Ungleich  in  seiner  Arbelt,  die  an  Aless.  Gagliano  er- 
innert, —  am  besten  ist  noch  sein  orangegelber  Lack; 
häufiger  als  Gelgen  kommen  Mandolinen  von  ihm  vor. 

Claas  s.  Glass 

Clagget,  Charles.  —  London.    1780.    1795 

Ein  Instrumentenmacher,  der  seit  1789  allerlei  Erfin- 
dungen, angebliche  Verbesserungen  an  Musikinstru- 
menten öffentlich  ausstellte  und  u.  a.  einen  beweglichen 
Steg,  eine  Regulierschraube  für  Saiteninstrumente  er- 
dachte. 

6 


82 


Claine  —  Clement 


Claine,  Jean.  —  Mirecourt.   1780 
Als  Bogenmacher  genannt. 

Claisse,  lebt  als  »Luthier«  in  Brüssel 
Clark.  —  London.   1780.   1789 

Schüler  von  Matthew  Furber.  Er  wohnte  Turnmill 
Street,  Clerkenwell,  und  scheint  viel  für  Händler  ge- 
arbeitet zu  haben. 

Clark,  A.  B.  —  Richmond.   1880.   1900 

Amerikanischer  Geigenmacher  und  -händler  der  Gegen- 
wart. Er  arbeitet  nach  Cremoneser  Modellen  und  ver- 
wendet gern  alte  amerikanische  Hölzer. 

Clark,  John.  -  Riga.  Geb.  19.  (31 .)  Okt.  1830 
in  Riga,  t  19.  Juli  (1.  Aug.)  1905  in  Bilder- 
lingshof bei  Riga 

Er  war  Professor  am  Polytechnikum,  Maler  undZeichen- 
lehrer,  beschäftigte  sich  viel  mit  der  Theorie  des 
Geigenbaues  und  studierte  die  Modelle  der  alten  Mei- 
ster. Er  hat  dann  neun  Violinen  und  ein  Violoncello 
gebaut,  die  sehr  gut  gelungen  sein  sollen. 

Claude    (Clauze?),    Jean,    Jean-Claude    und 
Vincent.  —  Mirecourt.   18.  Jahrhundert 
Drei  Geigenmacher,  die  in  den  Jahren  1740^1768  vor- 
kommen. Ein  anderer  Vincent  Gl.  wird  1770 — 1780  als 
Bogenmacher  erwähnt. 

Claudon,  Charles-Fran^ois. —  Mirecourt   1785 

Nur  urkundlich  nachweisbar. 

Claudot,  Augustin.  —  Mirecourt.    1840.    1850 

Bruder  von  Charles  1 1  Claudot.  Er  soll  in  seiner  Jugend 
auch  in  Paris  gearbeitet  haben.  Sein  Modell  von  brei- 
tem Patron  ist  nicht  schlecht;  weniger  läßt  sich  dies 
von  seinem  (gelben  oder  orangefarbigen)  Lack  sagen ; 
dagegen  verwendete  er  meist  gutes  Holz.  Statt  des 
Zettels  gebrauchte  er  eine  Brandmarke  mit  seinem 
Namen  ohne  Ortsangabe.  Eine  Geige  von  ihm  war  in  der 
Sammlung  Snoeck. 
Brandmarke:  Nr.  7. 

Claudot,  Charles  I.  —  Mirecourt.    1775.    1780 

Wahrscheinlich  der  Vater  von  Charles  II  Q.  Er  war 
Geigen-  und  Bogenmacher. 

Claudot,  Charles  II.  —  Mirecourt.  Geb.  in 
Mirecourt  1794,  f  1876 

Seine  Arbeit  ist  sehr  gewöhnlich;  sein  Lack  von  gelb- 
brauner Farbe  ist  in  der  Mitte  der  Brust  und  des  Bodens 
geschwärzt.  Seine  Geigen  schreien  und  sind  im  gün- 
stigsten Falle  brauchbare  Orchesterinstrumente.  Sein 
Name  findet  sich  in  der  Regel  im  Boden  eingebrannt. 
Häufig  verwendete  er  die  etwas  rätselhafte  Brandmarke 
»Marquis  de  l'air  l'oiseau«.  Er  verwendete  ein  Modell, 
das  oberflächlich  an  Stradivari  erinnert.  Viele  seiner 
Geigen  und  namentlich  seiner  Bässe,  die,  solange  sie 


neu  waren,  gut  gewesen  sein  sollen,  haben  jetzt  allen 
Klang  verloren.  Er  hatte  zwei  Söhne,  von  denen  jedoch 
nur  einer  Geigenmacher  wurde. 

Geigenzettel :  Charles  Claudot  (gedruckt).  Brandmarke 
Nr.  58. 

Claudot,  Charles  III.  ^ — Rennes.  Geb. in  Mire- 
court um  1835,  t  1888  in  Rennes 
Sohn  von  Charles  II  Cl.  Er  arbeitete  erst  in  Mirecourt, 
dann  in  Paris  und  zuletzt  bei  Bonnel  in  Rennes,  wo  er 
auch  starb.  Er  hat  nur  fünf  bis  sechs  Geigen  selb- 
ständig gebaut,  in  die  er  seinen  Namen  schrieb;  diese 
aber  sind  mit  der  größten  Sorgfalt  ausgeführt. 

Claudot,   Felix.  —  Mirecourt.    Geb.    10.  Juli 

1871 

Sohn  von  Felix  Cl.  (der  kein  Geigenmacher  war).  Nach 
beendeter  Lehrzeit  arbeitete  er  bei  C.  Silvestre  in  Paris, 
dann  bei  Jacquet  und  erfüllte  darauf  seine  Militär- 
pflicht. Im  Jähe  1899  machte  er  sich  in  Mirecourt 
selbständig  und  baut  hauptsächlich  Kontrabässe.  Er 
verwendet  eine  Brandmarke:  Felix  Claudot. 

Claudot,  Frangois.  —  Dijon.    Geb.   10.  Sept. 
1865  in  Mirecourt 

Enkel  von  Charles  Cl.  und  Bruder  von  Felix  Cl.  Er 
lernte  in  Mirecourt  bei  Darte  und  ging  1884  zu  Gand  & 
Bernardel,  bei  denen  er  zwei  Jahre  blieb.  Hierauf 
mußte  er  seiner  Militärpflicht  genügen  und  ließ  sich  am 
I.  Dez.  1889  in  Dijon  nieder,  wo  er  Geigenmacher  des 
Konservatoriums  wurde.  Er  baut  nach  Stradivari,  ver- 
wendet einen  roten  oder  braunen  OUack  und  besitzt 
bereits  verschiedene  Medaillen.  Außer  seinem  Zettel 
tragen  seine  Geigen  im  Innern  auch  die  Brandmarke 
»Claudot.  Dijon«  —  Geigenzettel:  Abb.  135. 

Claudot,    Nicolas.    —   Mirecourt.     Geb.   um 

1840,  t  ? 

Sohn  von  Charles  II  Cl.  —  Der  Unbedeutendste  der 

Familie. 

Claudot,  Paul.  —  Mirecourt.    Geb.  in  Mire- 
court um  1800,  t  1886  bei  Paris 

Sohn  und  Schüler  von  Augustin  Cl.  Seine  Geigen  sind 
von  gewöhnlicher  Arbeit;  dagegen  zeichnen  sich  seine 
Bässe  durch  guten  Ton  aus.  Er  verwandte  nur  eine 
Brandmarke:  Nr.  68. 

Cleinmann  s.  Kleynmann 

Clement,  Jacquot  (Jacob).  —  Mirecourt.    1 747. 

1757 

Schwiegersohn  des  Geigenmachers  Berly,  wie  A.  Jac- 
quot mitteilt. 

Clement,  Jean-Laurent. — Paris.   1783.  1847 

Er  stammte  aus  Mirecourt,  kam  um  1815  nach  Paris 
und  wohnte  erst  in  der  Rue  Croix  des  Petits-Champs 
und  dann  in  der  Rue  des  Bons-Enfants.  Er  arbeitete 
sauber  nach  italienischen  Vorbildern  und  hatte  gutes 
Holz  und  einen  hübschen,  dunkelrotbraunen  Lack.  In 
der  Geschichte  des  Geigenbaues  ist  er  weniger  wegen 
seiner  Arbeiten  von  Bedeutung  als  in  seiner  Eigenschaft 


Clementl  —  Coletti 


83 


als  Lehrmeister  einer  ganzen  Reihe  von  treffhchen 
Schülern,  unter  denen  G.  Chanot,  Augiere,  Calot, 
Thomassin  u.  a.  hervorragen.  Er  machte  fortgesetzt 
allerlei  interessante  Versuche  und  verschiedene  Er- 
findungen; so  ließ  er  sich  u.  a.  mit  L.  V.  Brouot  zu- 
sammen im  Jahre  1823  ein  Patent  ausstellen  für  die  Er- 
findung einer  neuen  Art  von  Wirbeln  für  Geigen  und 
Gitarren  und  im  Jahre  1824  für  einen  neuen  Steg,  der 
die  Saiten  in  gleichmäßiger  Stimmung  erhalten  sollte. 
Einen  dreisaitigen  Baß  von  ihm  besitzt  C.  Claudius  in 
Kopenhagen. 

Geigenzettel:  Abb.  99. 
Clementl,  Pietro.  —  Cremona.   1678 

In  einer  zweifellos  alten  italienischen  Geige  von  kleiner 
Form  und  gelbem  Lack  fand  sich  der  folgende  Zettel, 
dessen  Alter  gleichfalls  nicht  anzuzvsfeifeln  war,  wenn 
auch  Bedenken  schon  wegen  der  Form  des  Tauf  namens 
»Peter«  und  die  Bezeichnung  >>en  (sie)  Cremona«  nicht 
zu  unterdrücken  sind. 

Geigenzettel :  Peter  Clementius  en  Cremona  1678  (ge- 
druckt). 

Clementl  &  Co.  —  London 

Der  berühmte  Pianist  Muzio  Clementi  gründete,  nach- 
dem er  1800  durch  den  Fall  des  Hauses  Longman  & 
Brodenp  einen  großen  Teil  seines  Vermögens  verloren 
hatte,  eine  Klavierfabrik,  in  der  auch  andere  Musik- 
instrumente gebaut  wurden,  so  z.  B.  Gitarren,  Harfen 
und  auch  Geigen,  mit  deren  Herstellung  er  sich  offen- 
bar schon  früher  beschäftigt  hatte,  denn  Harry  Dykes 
konnte  vor  mehreren  Jahren  eine  Violine  zum  Kauf 
ausbieten,  die  den  Namen  Clementis  mit  der  Jahreszahl 
1 785  als  Brandstempel  trug.  Leider  ist  nicht  bekannt, 
welche  Geigenbauer  für  ihn  arbeiteten. 

Clermont.  —  Nancy.    1759 
Geschickter  Harfenbauer. 

Clerq  s.  De  Clerq 

Cleve  (richtig  Clerc)  s.  Leclerc 

Cllquot,  Henry.  —  Paris.   1765 

Geschworener  Meister  der  Pariser  Lautenmacherzunft 
für  1765,  aber  nur  als  Orgelbauer  bekannt. 

Cliquot,  Louis-Alexandre.  —  Paris.    1756 

Geschworener  Meister  der  Pariser  Lautenmacherzunft 
für  1756,  wohl  der  Vater  des  berühmten  Orgelbauers 
Frangois-Henry-Chquot  und  wahrscheinlich  auch  selbst 
nicht  Lautenmacher,  sondern  Orgelbauer. 

Cllrlcato,  Luigi.  —  (Venedig?)   1899 

Schüler  von  Eugenio  Degani,  bei  dem  er  vier  Jahre 
lernte. 

Clusolis  s.  Chiusole 
Cochet.  —  Paris.   1818 
Mittelmäßiger  Geigenmacher 

Cocks  (Cocko),  Christofer.  —  Venedig.    1654 

Ein  wahrscheinlich  aus  England  eingewanderter  Lau- 
tenmacher, von  dem  das  Museum  des  Pariser  Konserva- 


toriums eine  Archilaute  (Nr.  233)  besitzt  mit  dem  nach- 
stehenden Zettel  und  der  Brandmarke:  Christoforo 
Cocko. 

Geigenzettel :  Cnstofer  Cocks,  AU'insegna  /  Dell'  Aqui- 
la  d'oro  /  Venetiae  1654  (gedruckt). 

Coelho  s.  Pereira 

Coenen,   Ludwig  und  Franz.  —  Rotterdam. 

19.  Jahrhundert 

Zwei  Brüder,  die  eine  gemeinsame  Werkstatt  besaßen. 
Mittelmäßige  Arbeit,  dürftiger  Lack. 

Geigenzettel :  Fratres  Ludovicus  &  Franciscus  /  Coenen, 
ad  Rotterdam  f.  18  .  .  (gedruckt). 

Coffe,  Jean  Joseph.  —  Bayonne.  Geb.  um  1 799 
in  Mirecourt,  f  das.  6.  Sept.  1881 
Er  galt  als  geschickter  Arbeiter. 

Coffe-Goguette.  —  Mirecourt.   1834.   1860 

Er  erhielt  für  gute  Arbeiten  eine  Bronzemedaille  und 
ist  nur  als  Gitarrenmacher  bekannt  geworden. 

Coincu  s.  Couicu 

Colas,    Prosper.    —    Paris.     Geb.    Coincourt 

20.  Jum  1842 

Seit  1873  in  Paris  ansässiger  Bogenmacher. 

Cole,  James.  —  Manchester.   1850.   1910 

Lernte  zuerst  bei  Tarr  und  dann  bei  George  Crask.. 
Seine  Geigen  sind  gute  Orchesterinstrumente.  Bis  1858 
gebrauchte  er  einen  Zettel,  später  nur  mehr  eine  Brand- 
marke. 

Cole,  Thomas.  —  London  (Holborn).  —  1672. 

1690 

Er  gehört  zwar  zu  den  weniger  bekannten  englischen 
Geigenmachern,  hat  aber  einige  sehr  gute  Violen  und 
Gamben  gebaut.  Eine  Viola  da  Gamba  von  ihm  besaß 
De  Valdrighi. 

Geigenzettel :  Thomas  Cole,  near  Fetter  Lane  /  in  Hol- 
born 1690  (gedruckt).  —  Made  1690;  by  Thomas  Cole  / 
of  London,  on  Holborn  Hill  /  who  selleth  all  sorts  of  / 
musical  Instruments')  (gedruckt). 

Coletti,  Alfred.  —  Wien.  Geb.  1878  in  Wien 

Schüler  von  C.  H.  Voigt,  bei  dem  er  auch  acht  Jahre 
lang  als  Gehilfe  arbeitete  und  sich  zu  einem  tüchtigen 
•  Reparateur  ausbildete.  Seit  15.  Mai  1905  ist  er  Nach- 
folger von  Jos.  Hamberger,  und  seit  November  1906 
führt  er  den  Titel  eines  k.  k.  Hofgeigenmachers.  Er 
bewohnt  den  alten  Geigenmacherladen  in  der  Habs- 
burgergasse (vordem  obere  Bräunerstraße  genannt),  der 
seit  mehr  als  21 8  Jahren  besteht.  Dieser  Laden  ging  von 
Christoph  Bartl,  Joh.  Jak.  Fux,  Ant.  Posch,  Dan.  Ad. 
Stadimann,  Mich.  Ign.  Stadimann,  Martin  Stoß,  Jos. 
Hofmann  auf  Hamberger  und  nun  auf  Coletti  über. 
Alle  waren  Hofgeigenmacher  und  zugleich  Geigen- 
macher der  Hofpfarrkirche  zu  St.  Michael.  Auch  den 


^)  Von  Pearce  mitgeteilter  Zettel  einer  Tenorviola. 

6* 


84 


Colle  —  Colson  I. 


»Wiener  Stradivari«  Geissenhof  darf  Coletti  wohl  zu 
seinen  Geschäftsvorgängern  rechnen,  wenigstens  fand 
er  in  der  Werkstatt  noch  den  größten  Teil  des  mit 
Geissenhofs  Brandmarke  versehenen  Handwerkszeugs 
sovi'ie  Musterschnecken  dieses  Meisters  vor.  Seine 
neuen  Geigen  sind  sorgfältig  gearbeitet  und  klingen 
gut.  Er  verwendet  vorzügliches  Holz,  das  er  beim  Ab- 
bruch eines  nachweisbar  im  Jahre  1 535  erbauten  großen 
Hauses  entdeckte. 

Colle.  —  Rouen.    18.  Jahrhundert 

Er  gehörte  der  Zunft  der  Musiker  und  Instrumenten- 
macher von  Rouen  an ;  doch  steht  nicht  fest,  in  welcher 
Eigenschaft  er  aufgenommen  wurde. 

Collenot,   L.  —  Rouvier-la-Chetive.    Reims. 

19.  Jahrhundert 

Schüler  von  Honore-Just-Derazey  und  von  Nicolas 
Caussm,  in  deren  Stil  er  arbeitete. 

CoUeoni,  Cesar.  —  Nizza 

Streichinstrumentenmacher  der  Gegenwart. 

Colllchon,  Michel.  -  Paris.   1670.   1693 

Vidal  kannte  eine  sechssaitige  Viola  aus  dem  Jahre  1693 
von  ihm  mit  flachem  Boden  und  gelbem  Lack;  eine 
schöne  Baßviola  von  ihm  war  1889  in  Paris  ausgestellt; 
auch  Taschengeigen  mit  seinem  Namen  kommen  vor. 
Geigenzettel :  Michel  Collichon  /  A  Paris  1 683  (geschr.). 

Collier,  Samuel.  —  London.    1750.    1755 

Ein  Musikinstrumentenmacher  dritten  Ranges,  dessen 
Geigen  wenig  Wert  haben. 

Geigenzettel:  Samuel  Collier,  musical  instrument  / 
Maker,  at  Corellis  Head,  on  /  London  Bridge  1 755  (ge- 
druckt). 

Collier,  Thomas.  —  London.   1775 

Wahrscheinlich  der  Sohn  von  Samuel  C.,  dem  er  auch 
in  der  Arbeit  nahestehen  soll. 

Collier   and    Davis.    —   London.     Ende   des 
18.,  Anfang  des  19.  Jahrhunderts 

Es  ist  ungewiß,  mit  welchen  Mitgliedern  ihrer  Familien 
die  beiden  identisch  sind.  Ihre  gemeinsame  Arbeit  ist 
lobenswert,  wenn  auch  die  Einlagen  fehlen,  der  rot- 
braune Lack  dagegen  ist  unbedeutend. 
Geigenzettel :  Collier  and  Davis  Makers  /  at  N°  7  Fifth- 
Street-Hill-London  (gedruckt). 

Colhn  s.  auch  Duchene 
Collln.  —  Laval.    1900 

Er  nennt  sich  Luthier  und  handelt  auch  mit  Musik- 
instrumenten. 

CoUin  (Colin),  Jean  und  Nicolas.  —  Mirecourt 

Zwei  Geigenmacher,  die  um  die  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts lebten  und  ihre  Arbeiten  gerne  aus  Paris  da- 
tierten. Nicolas  C.  wird  auch  als  Bogenmacher  be- 
zeichnet. Auch  ein  Jean-Frangois  und  ein  Louis  C. 
werden  im  letzten  Drittel  des  1 8.  Jahrhunderts  als 
Geigen-  und  Bogenmacher  erwähnt. 


Collin-Mezin,  Charles-Jean-Baptlste.  —  Paris. 
Geb.  in  Mirecourt  12.  Nov.  1841 
Schüler  seines  Vaters  Claude-Nic.  Collin.  Er  arbeitete 
bei  Cl.  Fr.  Vuillaume  und  ließ  sich  zuerst  in  seiner 
Vaterstadt  nieder,  siedelte  1867  nach  Paris  über  und 
wohnte  stets  in  der  Rue  du  Faubourg-Poissonniere.  Er 
gilt  als  einer  der  besten  Pariser  Geigenmacher,  und 
selbst  Joachim  stellte  ihm  ein  glänzendes  Zeugnis  aus. 
Er  besitzt  viele  Medaillen,  und  auch  auf  der  Pariser 
Ausstellung  1900  war  er  sehr  gut  vertreten.  Er  gebraucht 
gedruckte  Zettel,  denen  er  seit  1879  noch  seine  eigen- 
händige Unterschrift  hinzufügt.  Auch  als  Wiederher- 
steller alter  Geigen  ist  er  sehr  gewissenhaft  und  hat  die 
akademische  Palme  für  schöne  Künste  erhalten. 

Geigenzettel :  Ch.  J.  B.  Collin-Mezin  fils  /  luthier  ä 
Paris  /  rue  du  Faubg.  Poissonniere  1 0  (gedruckt)  und 
Abb.  106  und  117. 

Collin-Mezin,  Charles.  —  Mirecourt.    Geb.  in 

Amboise  25.  Okt.  1870 

Sohn  von  Ch.  J.  B.  Collin-Mezin,  ein  trefflicher  Gei- 
genmacher, der  sich  auf  weiten  Reisen,  die  ihn  bis  nach 
Amerika  führten,  vervollkommnete.  Er  verlegte  die 
Werkstatt  in  die  Stammheimat  seiner  Familie  und  er- 
hielt auf  allen  Ausstellungen,  die  er  beschickte,  erste 
Preise.  Seit  1911  ist  er  Offizier  der  Akademie  und  Mit- 
glied der  Handelskammer  usw. 

Collin(-Mezin),  Claude-Nicolas.  —  Mirecourt. 
1835.  tl865 

Schüler  von  N.  F.  Vuillaume,  sorgfältig  arbeitender 
Meister,  war  seit  etwa  1839  in  Mirecourt  selbständig 
und  galt  als  tüchtiger  Lehrer. 

Colhngwood,  Joseph.  —  London.   1760 

Guter  englischer  Geigenmacher  des  18.  Jahrhunderts. 
Geigenzettel:  Joseph  Collingwood  /  at  the  Golden 
Spectacles  /  on  London  Bridge  17..  (gedruckt). 

Colhns,  William  Henry.  —  London.    Geb.  in 
Marylebone  1860 

Er  bildete  sich  durch  Selbststudium  nach  den  besten 
Lehrbüchern  aus,  baut  nach  Stradivari  und  nach 
einem  eigenen  Modell  und  verwendet  einen  Bernstein- 
lack, den  er  selbst  zusammensetzt. 
Geigenzettel:  William  Henry  Collins  /  London  1901 
(Monogramm)  (gedruckt). 

Colonna.  —  Paris.   1897.   1900 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  jedoch  den  Neubau 
bald  aufgegeben  und  sich  seither  ausschließlich  als 
Reparateur  betätigt  hat  ^).  Er  erfand  einen  mechanischen 
Bogen  für  Streichinstrumente. 

Colson  I.  —  Mirecourt.   1840 

Gitarren-  und   Leiernmacher  ohne   besonderes  Ver- 
dienst. Eine  Drehleier  von  ihm  besitzt  C.  Claudius  in 
Kopenhagen. 
Geigenzettel :  Colson  A  mirecourt  (gedruckt). 

^)  Da  seine  Landsleute  »nur  noch  für  Zweiräder  Sinn 
haben«,  wie  er  schreibt. 


G)lson  II.  —  Contal 


85 


Colson  II.  — Mirecourt.  1860.   1893 

Sohn  von  Colson  I.  Ebenfalls  hauptsächlich  Gitarren- 
macher; er  steht  jedoch  wesentlich  höher  als  sein  Vater. 

Colton,  Walter.  —  Brooklyn 

Besserer  amerikanischer  Geigenmacher  des  19.  Jahr- 
hunderts. 

ColvlUe,  David.  —  Cupar  (Schottland).    1845. 

1885 

Von  Hause  aus  Kunsttischler,  verlegte  er  sich  mit  be- 
sonderer Vorliebe  auf  den  Geigenbau.  Im  Jahre  1858 
wanderte  er  nach  Neuseeland  aus  und  hat  recht  gute 
Geigen  gemacht.  Er  war  ein  Sonderling,  aber  ein  sehr 
talentvoller  Mann.  Er  klebte  keine  Zettel^  ein,  sondern 
schrieb  seinen  Namen  mit  Bleistift  in  seine  Geigen. 

Colvin,   Gavin.   —  Sunderland   (Schottland). 
Geb.  1841  in  Lerwlck  (Shetland) 
Er  ahmt  das  große  Stradivarimodell  nach  und  hat  bis- 
her über  50  Geigen  gemacht. 

Geigenzettel:  Gavin  Colvin  /  Maker  /  Sunderland  / 
187  .  .  (gedruckt).  •  . 

Coly  s.  Coty 

Comble  s.  Decomble  ' 

Comins,  John.  —  London.   1801 

Schüler  von  W.  Forster,  den  er  ziemlich  genau  nach- 
ahmte. Auf  seinem  Zettel  gab  er  neben  der  Jahreszahl 
auch  gerne  den  Monatstag  der  Fertigstellung  an. 

Comme  s.  Couicu 

Compalns,  Gui.  —  (?)   1480 

Ein  Brabanter  Lautenmacher,  dessen  Name  urkundlich 
vorkommt.  Vgl.  Archives  des  .Arts  (Brüssel). 

•  Compare,  Vittorlo.  —  Llvorno.   1899 
Guter  Mandolinenmacher. 

Compostano,  Antonio. —  Malland.    1699.  1710 

Seine  Arbeit  ist  der  von  Grancino  ähnlich.  Sein  Lack 
ist  meistens  braungelb,  F-Löcher  und  Schnecke  sehr 
sauber  durchgeführt,  der  Ton  in  der  Regel  voll  und 
wohllautend.  Außer  Violinen  und  Violen  usw.  hat  er 
auch  Bässe  gebaut;  einen  solchen  erwähnt  Brunis  In- 
ventaire  (herausgegeben  von  Gallay,  S.  169)  aus  dem 
Besitze  Debains.  Er  verwendete  gedruckte  und  ge- 
schriebene Zettel. 

Geigenzettel :  Antonio  Compostano  /  Fece  in  Contrada 
Larga  /  Milane  1709  (gedruckt). 

Comuni,  Antonio.  —  Piacenza.    1820.    1823 
Geigenmacher  aus  der  Verfallszeit,  ohne  Eigenart  und 
ohne  Vorzüge.   Er  scheint  einen   gleichnamigen,   ge- 
schickteren Sohn  gehabt  zu  haben,  der  noch  um  1860 
lebte. 
Geigenzettel :  Abb.  III. 

Confector,  Franciscus.  —  Graz.   1  77d 

.Andere  lesen  Confessor  und  selbst  Contessor.  Ich  halte 
nur  die  Lesart  Confector  für  möglich,  dann  bedeutet  das 


Wort  allerdings  nur  »Verfertiger«  und  ist  folglich 
schwerlich  der  Familienname,  vielleicht  aber  die  latei- 
nische Übersetzung  eines  solchen,  zu  welcher  Annahme 
das  nachfolgende  »fecit«  veranlassen  könnte,  das  nach 
»Confector*  überflüssig  erscheint.  Unter  den  mir  be- 
kannten Grazer  Geigenmachern  führte  um  1 775  keiner 
den  Taufnamen  Franz,  der  1724  vorkommende,  etwas 
fragwürdige  Franz  Alban  liegt  der  Zeit  nach  zu  weit 
zurück,  als  daß  man  ihm  die  (übrigens  recht  mittel- 
mäßige) Geige  mit  dem  nebenstehenden  Zettel  zu- 
schreiben könnte. 

Geigenzettel :  Franciscus  Confector  fecit  /  Graecii  1 775 
(gedruckt). 


Terni.    1828. 


Consessor  s.  Confector 
Conslll  (Consigll),  Giovanni. 
1829 

Man  weiß  von  ihm  nur,  daß  er  sich  viel  mit  Erfindungen 
an  und  mit  Geigen  beschäftigt  hat.  Seine  Arbeiten 
setzte  Prof.  Demetrio  Consili  fort,  der  auch  die  sog. 
»Poggia-Violino«  beschrieb.  In  einer  Geige,  die  die 
Form  einer  Viola  d'amore  hat,  findet  sich  der  unten- 
'stehende  Zettel. 

Geigenzettel :  Giovanni  Consigli  a  Terni  in-  /  vento  la 
nuova  forma  del  Violino  /  per  eseguirvi  con  maggior 
faci-  /  litä  e  sicurezza  la  difficoltä  /  nelle  portamenti 
acuti  op.  quart.  /  A.  1829  (gedruckt).  —  Joannes  Con- 
sili /  fecit  Interamnae  /  Anno  D"»  1828  (gedruckt). 

Constantlni,  Nicolaus  Franciscus.  —  1508 
Das  Verzeichnis  der  Sammlung  Keil  in  Lissabon  führt 
eine  sechssaitige  Viola  auf,  die  ein  italienisches  .Aus- 
sehen haben  soll.  Ich  bin  geneigt,  die  Jahreszahl  1608 
für  richtiger  zu  halten  und  irgendeinen  Nicola  Fran- 
cesco, der  in  der  »Via  Constantini«  (in  Neapel)  wohnte, 
als  den  Verfertiger  der  Viola  anzusehen. 

Contal,  Georges.  —Paris.  Geb.  19.  April  1874 

in  Mirecourt 

Schüler  von  Poiion  (dem  ersten  Gelgenmacher  der 
Firma  Laberte-Humbert  freres).  Nachdem  er  in  Eng- 
land, in  der  Schweiz,  Tirol,  Italien,  Belgien  und  Öster- 
reich-Ungarn durch  zelin  Jahre  gearbeitet  hatte,  er- 
öffnete er  1899  In  Paris  seine  eigene  Werkstatt.  Er 
macht  gute  Gelgen  und  ist  der  Erfinder  der  »Violaline«, 
einer  Art  Mandoline,  die,  in  der  Form  einer  Viola 
d'amore  gebaut,  die  Mandoline  an  Tonschönheit  und 
Fülle  übertrifft.  Er  macht  die  Violaline  als  Sopran-, 
Alt-,  Tenor-,  Baß-  und  Kontrabaßinstrument.  Für 
seine  Geigen  usw.,  die  er  mit  Öl-  und  Spirituslack 
überzieht,  erhielt  er  1900  in  Paris  eine  Mention  hono- 
rable. 

Geigenzettel:  Annee  1901  /  Violaline  /  Brevetee  S.  G. 
D.  G.  et  deposee  en  France  et  a  l'Etranger  /  Georges 
Contal,  Paris  /  Nr.  955  serie  B  (gedr.),  Georges  Contal  / 
Luthler/  Paris/  Nr.  204  Annee  1910  (geschr.). 

Contal,  F.  —  Mirecourt.   1800.   1830 

Er  arbeitete  sauber  und  sorgfällig;  besonders  seine 
Violoncelli  erfreuen  sich  einer  gewissen  Wertschätzung, 


86 


Conte 


^ornelli 


lli 


Conte,  fils  H.  —  Villefranche 

Eine  1852  begründete  Firma,  die  sich  auch  mit  dem 
Bau  von  Geigen  beschäftigt. 

Conteglacomo,  Giovanni.  — Turin.   1900 
Italienischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Contreras,  Elias.  —  Guatemala.   1888 

Stellte  in  Paris  eine  aus  6114  Stücken  zusammenge- 
setzte Gitarre  aus. 

Contreras,  Jose.  —  Madrid.    Geb.  um   1710, 

tum  1780 

Einer  der  besten  spanischen  Geigenmacher,  dessen 
Arbeiten  mit  Recht  hoch  bewertet  werden.  Er  stammte 
aus  Granada  und  führte  deshalb  auch  den  Beinamen 
»Granadino«.  Er  kopierte  die  Italiener,  —  Sandys  und 
Forster  sagen:  den  Stradivari;  doch  schließt  sich  sein 
Modell  häufiger  dem  des  Guarneri  an.  Eine  hübsche 
Violine  von  ihm  mit  gelbrotem  Lack,  aus  der  Samm- 
lung des  Prinzen  Caraman-Chimay,  war  1878  in  Paris 
ausgestellt.  Vidal  liest  den  Wohnort  »Matxiti«  statt 
Matriti,  und  dieser  Lese-  oder  Druckfehler  begegnet 
uns  seitdem  in  allen  nach  Vidal  verfaßten  Schriften. 
Geigenzettel:  Matriti  per  Granadensem  /  Josephum 
Contreras  /  anno  1760  (gedruckt). 

Contreras.  —  Madrid.  Geb.  um  1751.   1827 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Jose  C.  Seine  Arbeit 
gleicht  der  seines  Vaters,  ist  aber  minderwertig.  Er  be- 
ginnt um  1 790  seine  Geigen  mit  Nummern  zu  versehen, 
1792  kommt  er  bis  Nr.  1 1,  1793  bis  Nr.  16  usw. 

Geigenzettel:  Abb.  142. 
Convert.  —  Bourg.   1830.   1868 

Ein  Dilettant,  der  einige  Leiern  im  Stile  von  Louvet 
gebaut  hat. 

Conway,  William.  —  London.    1745.    1750 
Wenig  bekannter  englischer  Geigenmacher  des  1 8.Jahr- 
hunderts. 

Cook,  A.,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in  Ipswich 
Cooper,  Hugh  W.  —  Glasgow.   Geb.  30.  Aug. 
1848  in  Airdrie 

Nachdem  er  sich  erst  als  Orgelbauer  versucht  hatte, 
ging  er  zum  Geigenbau  über,  den  er  mit  Erfolg  zu 
seinem  Beruf  machte.  Er  baut  frei  nach  Stradivari  und 
Guarneri  und  verwendet  Whitelaws  Geigenlack.  Er  hat 
über  50  neue  Geigen  gebaut.  Vgl.  seine  Biographie  von 
Meredith-Morris  in  »The  Strad«  1900  Nr.  129. 

Geigenzettel :  Hugh  W.  Cooper  /  Maker  /  75  Dumas 
Street  /  Glasgow  (gedruckt). 

Cope  &  Roberts.  —  Fitzroy,  Melbourne.  1888 
Zwei  »Wiederfinder  des  echten  Cremoneser  Geigen- 
lacks«, den  sie  ^>CremonaeRedivivus«(!)  nannten.  Sie 
erhielten  auf  der  Melbourner  Ausstellung  für  ihre 
Geigen  eine  Medaille  2.  Verdienstklasse. 


Coppi,  Sante  de.  —  Mantua.    1800.   1817 

Seine  Geigen  stehen  denen  von  Alessandro  Zanti  nahe, 
sind  oft  von  gewöhnlichem  Aussehen,  klingen  aber  gut. 
Geigenzettel:  Sanctus  de  Coppi  fecit  /  Mantoae  Anno 
1816  (gedruckt). 

Coppo,  Armando.  —  Neapel.   1608 

Giovanni  di  Enrico  bezeichnet  ihn  m  emem  Schrift- 
stück als  einen  vlämischen  Lautenmacher,  mit  dem  er 
in  Neapel  die  Werkstatt  teilte. 

Coq.  —  Toulon.   1855 

Er  machte  Violinen,  Violoncelli  und  Bässe  und  galt  als 
nicht  ungeschickt. 


Coquet,  Claude.  —  Paris.   1636 

Er  wird  als  »Luthier«  bezeichnet  und  erscheint  als  Sach- 
verständiger im  Prozeß  Medard.  Wir  haben  es  hier 
möglicherweise  mit  einem  Vorfahren  von  Louis  Soc- 
quet  zu  tun. 

Corani,  Vincenzo.  —  Triest.   1830 

Wenig  bekannter  Geigenmacher,  von  dem  mir  einige 
Violinen  vorgekommen  sind. 

Corara,  Giacomo.  —  Venedig.   1 775 

Geschickter,  wenn  auch  wenig  bekannter  Geigen- 
macher. 

Geigenzettel :  Giacomo  Corara  /  Fecit  in  Aug°  1 775  / 
Venezia  N°  3  (gedruckt). 

Corbucci.  —  Parma 

Neuerer  italienischer  Geigenmacher. 

Cordano,  Giacomo  Filippo.  -  Genua.  1 770. 1 776 
Seine  Geigen  verraten  eine  geschickte  Hand  und  gehen 
auf  Cremoneser  Vorbilder  aus  der  Ruggeri-Schule 
zurück,  wenn  sie  auch  durch  ihre  höhere  Wölbung  und 
kürzere  F-Löcher  seine  Eigenart  zur  Geltung  bringen. 
Er  verwendete  aber  auch  ein  flaches  Modell  und  gelben 
oder  braunroten  Lack.  Ob  er  mit  der  Familie  Giordano 
in  Verbindung  zu  bringen  ist,  muß  ich  dahingestellt 
sein  lassen. 
Geigenzettel:  Abb.  127. 

Cormatches,  Alberto.  —  Santiago.    1900.   1902 

Erhielt  1901  auf  der  Panamerikanischen  Ausstellung 
eine  goldene  Medaille  für  Gitarren,  Mandolinen  und 
Lauten. 

Corna  s.  Dalla  Corna 

Cornelli,  Carlo.  —  Cremona.   1702 

Bei  Vidal  findet  sich  nur  der  Name  und  Zettel  dieses 
Geigenmachers,  von  dem  es  mir  nicht  möglich  war, 
Arbeiten  zu  erfragen.  Auf  anderen  Zetteln  steht  zuerst 
>'Cremonae<'  und  dann  erst  der  Name.  Bei  Lepke  m 
Berlin  wurde  am  2.  Mai  1917  eine  Violine  mit  seinem 
Zettel  und  der  Jahreszahl  1702,  die  merkwürdigerweise 
fast  alle  mit  seinem  Namen  vorkommenden  Geigen 
aufweisen,  versteigert. 

Geigenzettel :  Carolus  Cornelli  fecit  /  Cremonae  anno 
]702(gedruckO. 


Cornelli  —  Costa 


87 


Cornelli,  Giorgio.  —  Venedig.   1 797 

Ein  geschickter  Meister,  vielleicht  Carlo  C.s  Sohn,  von 
dem  C.  Stoeber  in  Würzburg  eine  sehr  schöne  Violine 
nach  einem  länglichen  Modell  mit  flacher  Wölbung  und 
prachtvollem  roten  Lack  besitzt. 

Cornesse  fils,  Henri.  —  Troyes.   1900 

Geigenfirma  der  Gegenwart. 

Cornia,  Giuseppe.  —  Iddiano  (Modena).   1 884. 

1894 

Seine  Kontrabässe  sind  in  Italien  nicht  unbeliebt. 

Cornino.  —  Spilamberto.   1800 

Sein  Name  findet  sich  zwar  bei  Valdrighi  (3722),  doch 
ist  er  in  Spilamberto  selbst  unbekannt. 

Cornu.  —  Marseille.   1759 

Ein    gutes   Violoncello   in    italienischem   Stil   enthielt 
seinen  hier  mitgeteilten  Zettel.  Im  übrigen  schemt  er 
wenig  Geigen  gebaut  zu  haben,  und  die  wenigen  sind 
von  sehr  gewöhnlicher  Arbeit. 
Geigenzettel :  Cornu  Fecit  '  A  Marseille  1 759(gedruckt). 

Corolano?  (Coriolano?)  —  Genua 

In  einer  handwerksmäßig  ausgeführten  Violine  fand 
sich  dieser  schwer  leserliche  Name. 

Corradotti,  Luigi.  —  Rom.    19.  Jahrhundert 

Guter  Mandolinenmacher. 

Correa,    Joao    (aus    Almeida).     —    Lissabon. 
18.  Jahrhundert 

Vielleicht  der  Sohn  Manoels.  Der  1794  guillotinierte 
Marquis  de  Laborde  besaß  eine  Gitarre  von  ihm  mit 
dem  Zettel  ^) :  Joao  Correa  de  Almeida  /  a  fez  en  Lisboa 
(gedruckt). 

Correa,  Manoel.  —  Lissabon.   17.  Jahrhundert 

Er  stammte  aus  Almeida  und  war  wohl  ausschließlich 
Lautenmacher.  Eine  Laute  von  ihm  trägt  den  Zettel : 
Manoel  Correa  de  Alm^a  Violeiro  da  Rainha  NS  /  Mo- 
rador  na  Rua  direita  la  /  Esperan^ja  LX^  (gedruckt). 

Corrien  s.  Gornen 

Corsby.  —  Northampton.   1770.   1780 

Bisher  sind  fast  nur  Bässe  von  ihm  zum  Vorschein  ge- 
kommen, die  übrigens  nicht  ungeschickt  gemacht  sind. 

Corsby,  George.  —  London.   1789.   1830 

Er  wohnte  in  der  Princess  Street,  Leicester  Square,  war 
Geigenmacher  und  handelte  mit  alten  Instrumenten. 
Von  seinen  Arbeiten  erfreuten  sich  namentlich  seine 
Violoncelli  einer  gewissen  Beliebtheit.  Ob  er  mit  dem 
Northamptoner  Corsby  verwandt  oder  gar  identisch 
war,  konnte  ich  nicht  feststellen. 

Corsini,  Pietro.  —  Arcidosso  (Toscana).    1652 

Eine  Harfe  von  ihm  besitzt  das  Musikhistorische  Mu- 
seum in  Köln. 


^)  Gallay:  Un  inventaire  souslaterreurparBruni,S.41. 


Cortaro  (Castaro,  Corsaro),  Antonio.  —  Rom. 
1614 

Baron  schreibt  in  seiner  Untersuchung  des  Instru- 
ments der  Lauten  (1727):  »Antonio  Cortaro  hat  nach 
ihm  (Buchenberg)  .'Xnno  1614  in  Rom  gelebet.«  —  Ar- 
beiten von  ihm  sind  mir  nicht  bekannt. 

Corte  s.  Dalla  Corte 

Cortenhout,  Jan  van.  —  Amsterdam 

Er  wird  als  »Luthier«  bezeichnet;  mehr  ließ  sich  nicht 
über  ihn  in  Erfahrung  bringen,  und  auch  in  »Bouw- 
steenen«  I,  S.  69,  wird  nur  sein  Name  ohne  weitere  Be- 
merkung erwähnt. 

Cortese,  Andrea.  —  Genua.    1920 

Ein  .Autodidakt,  der  sich  eine  gewisse  Geschicklichkeit 
angeeignet  hat. 

Geigenzettel :  Andrea  Cortese  all  insegna  dei ,'  tre  cuori 
in  Genova  19  .  .  (gedruckt). 

Cortesi,  Carlo.  —  Pesaro.   1612 

Es  gibt  Geigen  im  Stile  G.  da  Salos  und  Marianis,  die 

seinen  Zettel  tragen.  Kammermusiker  W.  F.  Borsche 

in  Hannover  besaß  eine  sehr  hochgewölbte  Violine  von 

ihm. 

Geigenzettel:  Cortesi  fecit  Pisavri  1612  (gedruckt).  — 

Carlo  Cortesi  (geschrieben). 

Cosetto,  Giuseppe.  —  Venedig.   1786 

Von  diesem  unverdient  in  Vergessenheit  geratenen 
Meister  besitzt  Dr.  G.  Geyer  in  Budapest  eine  hervor- 
ragend schöne  Violine,  stark  im  Holz,  mit  auffallend 
kräftigen  Ecken,  eigenartigen  F-Löchern,  breiter  Ein- 
lage und  eigenartiger,  um  eine  Spirale  vermehrter 
Schnecke.  Der  Ton  ist  groß  und  edel.  Der  Körper 
weist  eine  Länge  von  36,4  cm  auf. 
Geigenzettel :  Giuseppe  Cosetto  Fexit  (sie !)  /  anno  1 786 
Venezia  (geschrieben). 

Costa,  di  Agostino.  —  Verona.    1600.    1622 

Er  stammte  der  .\ngabe  auf  seinen  Zetteln  zufolge  aus 
Brescia  und  war  ein  Sohn  des  Agostino.  Er  soll  einige 
Zeit  in  Genua  zugebracht  und  —  nach  de  Piccolellis  — 
auch  in  Venedig  gearbeitet  haben.  Eine  doppelt  einge- 
legte Viola  da  spalla  aus  dem  Jahre  1600  besitzt  die 
Sammlung  Correr  in  Venedig,  ein  Colascione  von  1622 
die  Sammlung  Crosby  Brown  in  NewYork  und  eine 
Laute  aus  dem  gleichen  Jahre  Herr  Claudius  in  Kopen- 
hagen. 
Geigenzettel:  Costa  di  agostino  di  Brescia  1600  (gedr.). 

Costa  s.  Dalla  Costa 

Costa,  Augusto  da.  —  Funchal 

Mandolinenmacher  des  19.  Jahrhunderts.  Eine  Arbeit 
von  ihm  befindet  sich  in  der  Sammlung  Keil  in  Lissa- 
bon. 

Costa,  Diego.  —  Cadix.   1790  (?) 

Seiner  Arbeit  nach  dürfte  er  in  Italien  gelernt  haben. 
Er  wohnte  in  der  Calle  de  Cobor  und  ist  nur  als  Lauten- 
und  Mandolinenmacher  bekannt.  Eine  Bandurria  von 
ihm  besaß  Paul  de  Wit. 


88 


Costa  —  Couturieux 


Costa,  FellceMorl.— Parma.   1804.   1812 

Andere  nennen  ihn  Mori-Costa.  Seine  Arbeit  ist  nicht 
schlecht,  aber  ohne  bemerkenswerte  Eigenschaften. 

Geigenzettel:  Abb.  105. 

Costa,  Giovanni  Battista.  —  Venedig.   1770 

Vermutlich  ein  Schüler  von  Santo  Seraphin,  an  den 
seine  Arbeit  auffallend  erinnert,  besonders  bevorzugte 
er  ein  an  J.  Stainer  erinnerndes  Modell.  Arbeit  und 
Schnecke  kommen  S.  Seraphin  bis  zum  Veryk-echseln 
nahe,  nur  der  Lack  ist  wesentlich  dünner  und  hat 
weniger  Feuer.  Daß  seine  Geigen  jetzt  so  selten  vor- 
kommen, hat  seinen  Grund  wohl  darin,  daß  sie  längst 
zum  größten  Teil  als  Arbeiten  S.  Seraphins  im  Ver- 
kehr sind. 

Costa,  Ludovico.  —  Urbino.   1 786 

Der  Name  findet  sich  in  mittelmäßigen  Geigen,  bei 
denen  das  Alter  glaubwürdiger  ist  als  die  Herkunft. 

Costa,  Alfonso  della.  —  Neapel.   1876 

Ein  neuerer  Neapolitaner,  von  dem  u.  a.  einige  gute 
Violoncelli  bekannt  sind. 

Cotton,  Robert.  —  Rouen.    17.  bis  18.  Jahrb. 

Eine  Viola  bastarda  aus  der  Sammlung  Snoeck  (Nr. 477) 
von  sonderbarem  und  ungewöhnlichem  Modell,  rot 
lackiert,  trägt  zwar  seinen  Namen,  doch  war  in  Rouen 
über  ihn  nichts  zu  linden.  A.  Jacquot  hält  es  für  mög- 
lich, daß  Cotton  englischer  Abstammung  war. 
Geigenzettel:  Robert  Cotton  /  ä  Rouen  (gedruckt). 

Coty,  Jean-Claude  (Pierre  du).  —  Versailles. 
1787 

Mittelmäßiger  französischer  Geigen-  und  Lauten- 
macher des  18.  Jahrhunderts. 

Geigenzettel :  Jean-Claude  Coty  luthier  /  A  Versailles 
1787  (geschrieben). 

Coucbet,  Jean.  —  Antwerpen.    1642.    f  1665 

Nur  als  Klavezinmacher  und  Orgelstimmer  bekannt ;  in 
gleicher  Eigenschaft  kommt  noch  1665  ein  Joseph 
Couchet  und  1666  ein  Abraham  C,  der  auch  als  ge- 
schickter Maler  bekannt  ist,  sowie  1696  ein  Jan  Couchet 
vor.  Welchem  von  diesen  eine  Laute  mit  dem  Namen 
Couchet,  die  ein  rheinischer  Sammler  besaß,  zuzu- 
schreiben ist,  läßt  sich  nicht  entscheiden. 

Couder  freres.  —  Paris.   1850 

Diese  Gebrüder  erfanden  eine  neuartige  Form  der 
Geige  und  nahmen  darauf  1850  ein  Patent.  Ein  Exem- 
plar ihrer  Geigen  befindet  sich  im  Pariser  Konser- 
vatorium. Eine  solche  in  Form  eines  Halbmonds,  ohne 
Resonanzboden,  besaß  C.  C.  Snoeck. 

Couicu.  —  Blois.   1642 

Der  Name  wird  verschieden  angegeben,  am  häufigsten 
»Coincu«,  aber  auch  »Comme*.  Vielleicht  ist  Couicu 
(möglicherweise  eine  Dialektform  des  Namens  Kukuk) 
die  richtigste  Lesart.  Eine  Laute  von  ihm  besaß  nach 
Brunis  Inventaire  die  Gräfin  Lowendal.  Im  Archiv  der 
Stadt  Blois  war  leider  nichts  über  einen  .so  oder  ähnlich 
heißenden  Lautenmacher  zu  finden. 


Coulson,  M.  —  Stamfordham 

Englischer  Geigenmacher  des  18.  Jahrhunderts. 
Geigenzettel:  Abb.  149. 

Courier,  Fran^ois.  —  Rouen.   1668 

Er  gehörte  der  Zunft  der  »Menetriers«  in  Rouen  als 
Meister  an  und  wird  ausdrücklich  als  *faiseur  d'instru- 
ments  de  musique*  bezeichnet,  was  bemerkenswert  ist, 
da  dieser  seit  dem  14.  Jahrhundert  bestehenden  Zunft 
außer  den  Lauten-  und  Gelgenmachern  auch  die  Mu- 
siker und  die  Tanzmeister  angehörten. 

Cousin,  Jean -Christophe,  s.  Job.  Christ.  I 
Vetter 

Cousineau,  Georges  (nach  andern:  Pierre- 
Joseph).  —  Paris.    1769.    1788 

Er  war  zwar  1769  geschwomer  Meister  der  Pariser 
Lautenmacherzunft,  hat  aber  nur  als  Harfen- 
macher und  Musikalienhändler  ein  Verdienst;  doch 
zeigte  er  in  den  Blättern  an,  daß  er  alle  Sorten  von 
Geigen,  Gitarren,  Mandolinen  und  Harfen  usw.  mache 
und  verkaufe.  Auch  auf  seiner  sehr  hübsch  von  Pruneau 
nach  St.  Aubin  gestochenen  Adreßkarte  nennt  er  sich 
ausdrücklich  Luthier;  doch  liegt  es  nahe,  anzunehmen, 
daß  er  fremde  Arbeiten  verkauft  habe. 

Geigenzettel :  Rue  des  Poulies,  vis-ä-vis  la  Colonade  du 
Louvre.  /  »A  la  Victoire.«  /  Cousineau,  luthier,  fait  et 
vend  harpes,  lyres,  violons,  violon-  /  cellos,  contrabasses 
pardessus  de  viole,  altviola,  guitares,  violes  /  d  amour, 
mandolines.  sistres  et  autres  instruments  de  musique. 
11  vend  aussi  des  cordes  de  Naples  et  tient  magasin  de 
Musique  /  fran?aise  et  italienne.  Son  epouse  grave  la 
musique  (gedruckt). 

Cousineau,  Jacques-Georges.  —  Paris.  Geb. 
13. Jan.  1760,  t  1824 

Sohn  von  Georges  (Pierre-Joseph)  C.  Er  war  seit  1 775 
Teilhaber  des  väterlichen  Geschäfts,  das  dann  die 
Firma  »Cousineau  pere  et  fils<'  führte,  und  wurde  1788 
»Luthier  de  la  Reine«.  Obwohl  er  hauptsächlich  Harfen- 
macher und  tüchtiger  Harfenspieler  war,  kennt  man 
doch  auch  Violen  und  Bässe  von  ihm.  Er  gebrauchte 
eine  Brandmarke  mit  seinem  Namen. 

Couturieux  (Couturier),  N.  —  Toulon.    1842. 

1850 

Einer  der  besseren  französischen  Geigenmacher  im 
Stile  von  Nicolas.  Er  stammte  wahrscheinlich  aus  Mire- 
court  und  hat  gute  Geigen  gemacht,  die  durch  hübsches 
Holz,  saubere  Arbeit  und  ihren  reichen,  dunkelroten 
oder  gelben  Lack  sowie  den  oft  vollen,  süßen  Ton  auf- 
fallen. Er  brannte  in  seine  Violinen  häufig  die  Buch- 
staben N.  C.  ein.    Brandmarke:  Nr.  66. 

Couturieux.  —  MIrecourt.   1835.    1848 

Seine  Geigen  sind  gewöhnliche  Handelsware;  er  da- 
tierte sie  gerne  aus  Paris  odQr  nannte  sich  wenigstens 
»luthier  de  Paris«  und  arbeitete  im  Stile  von  Nicolas. 
Um  1850  bestand  eine  Fabrik  unter  der  Firma  Coutu- 
rieux &  Heroux. 


Coviaux  —  Cristofori 


89 


Coviaux  s.  Lippi 

Cox,  N.  —  London,  Holborn.   1674 

Altenglischer  Geigenmacher,  von  dem  ich  jedoch  bisher 
keine  zweifellos  echte  Arbeit  kennen  lernen  konnte. 

Cozzl,  Battista.  —  Venedig.    19.  Jahrhundert 

Wenig  bekannter  Geigenmacher,  dessen  geschriebener 
Reparaturzettel  manchmal  vorkommt. 

Cralg,  John.  —  Edinburgh.     Geb.    17.  Nov. 
1860  in  Kirkinch  bei  Meigle 

Er  ahmt  das  Stradivanmodell  frei  nach  und  verwendet 
Whitelaws  ».Amati-Lack«.  Seine  Arbeit  erinnert  etwas 
an  die  Matthew  Hardies. 

Geigenzettel :  John  Craig,  /  Maker  /  Edinburgh.  A.  D. 
1897  (gedruckt). 

Craile  (Graill),  Magno.  —  Rom.   1606.   1631 

In  Rom  ansässiger,  deutscher  oder  vlämischer  Lauten- 
macher, der  1606  urkundlich  (als  Zeuge)  erwähnt  wird. 
Er  kommt  1627  und  1631  noch  vor  und  soll  besonders 
gute  Archilauten  gebaut  haben. 

Cramond,  Charles. — Aberdeen.    1800.    1834 

Er  kam  vom  Pfluge  her  nach  Aberdeen  und  war  ein 
äußerst  fleißiger  Geigenmacher,  der  jahrelang  jede 
Woche  eine  Geige  fertigbrachte.  Seme  Geigen  wären 
nicht  schlecht,  wenn  er  sie  nicht  zu  dünn  im  Holz  ge- 
macht und  schlecht  lackiert  hätte.  Auf  seinen  Zetteln 
fehlt  meistens  die  Jahreszahl ;  er  gebrauchte  auch  einen 
Brandstempel  »Cramond,  Aberdeen".  Im  Jahre  1834 
wanderte  er  nach  St.  John  in  Neu-Schottland  aus  und 
machte  dort  Gewehrschäfte. 

Geigenzettel:  Chas.  Gramond  /  Maker  /  Aberdeen 
(gedruckt). 

Craske  (Crask),  George.  —  Bath,  Leeds, 
Sheffield,  Birmingham,  Manchester,  Stock- 
port. Geb.  1797  in  Bury  St.  Edmunds, 
f  1888  in  Stockport 

Als  Jüngling  kam  er  zu  William  Forster  in  die  Lehre, 
trat  später  zu  dem  berühmten  Klavierspieler  Clementi 
in  Beziehung,  namentlich  aber  zu  Thomas  Dodd,  der 
einen  neuen  Geigenlack  erfunden  hatte  und  junge  Leute 
beschäftigte,  die  für  ihn  arbeiten  mußten ;  unter  diesen 
war  auch  Craske.  Er  verließ  Dodd  aber  bald  wieder  und 
ließ  sich  in  Bath  nieder.  Er  hatte  hier  keinen  sonder- 
lichen Erfolg  und  siedelte  nach  der  Reihe  nach  Leeds, 
Sheffield  und  Birmingham  über.  In  Birmingham  hielt 
er  sich  über  20  Jahre  auf,  um  dann  für  ein  Jahr  nach 
Manchester  und  von  da  nach  Stockport  (Distrikt  Sal- 
ford)  zu  ziehen.  Er  war  eine  echte  Künstlernatur,  aber 
voll  Schrullen  und  Eigenheiten,  die  sich  im  Alter  immer 
mehr  ausbildeten.  Obwohl  er  unermüdlich  tätig  war 
und  noch  in  seinem  90.  Lebensjahre  arbeitete  —  er  hat 
über  3000  Violinen,  Violen  und  Violoncelli  und  etwa 
20  Kontrabässe  gebaut  —  und  von  den  bedeutendsten 
Virtuosen  hochgeschätzt  wurde,  brachte  er  es  doch  zu 
keinem  Wohlstande.  Seme  Arbeiten  sind  nach  den 
besten  italienischen  Vorbildern  sehr  sauber  ausgeführt 


und  werden  jetzt  von  Jahr  zu  Jahr  besser  im  Ton.  Seine 
Biographie  veröffentlichten  G.  Crompton  in  »The 
Strad«  1893  und  Arthur  Broadley  in  der  Zeitschrift 
»Musical  News«  1901,  Nr.  553:  »An  english  Stradi- 
varius«.  Drei  Violinen  von  ihm  aus  den  Jahren  1820  bis 
1836  waren  1880  in  Edinburgh  ausgestellt.  Seinen  Nach- 
laß (70  Violinen,  10  Violoncelli,  eine  Anzahl  Violen  und 
12  Kontrabässe)  erwarben  W.  E.  Hill  &  Sons  in  Lon- 
don, die  seine  Arbeiten  besser  zu  verwerten  wußten, 
als  er  dies  selbst  bei  Lebzeiten  gekonnt  hatte. 
Geigenzettel:  Made  by  George  Craske  /  (born  1797, 
died  1888  /  and  sold  by  /  William  E.  Hill  &  Sons.  Lon- 
don (gedruckt). 

Cravtchenko  (Craftschenko)  s.  Krawtschenko 
Cremona,  Girolamo.  —  Turin 

Von  Valdrighi  (754)  erwähnter  Geigenmacher;  der 
Name  ist  vermutlich  durch  Mißverständnis  eines  in 
Turin  gefälschten  Amati  -  Zettels  aus  »Hieronymus 
Cremonensis«  entstanden. 


^ricca 


.Alf 


onso. 


'errara. 


1591 


Ein  Instrumentenmacher,  der  wohl  auch  Lauten  ge- 
baut hat,  vorzugsweise  aber  Klaviere  und  Orgeln. 

Cricca,  Giulio.  —  Ferrara.   1 594 

Er  wird  als  Instrumentenmacher  bezeichnet  und  war  der 
Bruder  von  Alfonso.  Die  Brüder  hatten,  wie  auch  der 
Orgelbauer  Hyppohto  Cncca^),  den  Beinamen  »Paia- 
rini«,  »Pagliarini«. 


Geb. 


Cnsta  s.  Christa 

Cristofaro,  E.  de.  —  Neapel  und  Paris. 
11.  Febr.  1870  in  Neapel 

Schüler  seines  Vaters  und  wie  dieser  Mandolinen- 
macher.  Er  machte  sich  1892  selbständig  und  verlegte 
seinen  Wohnsitz  nach  Paris.  Seine  Mandolinen  sind  von 
sauberer  Arbeit  und  schön  im  Ton. 

Geigenzettel :  Fabbricazione  Artistica  /  di  Mandolini  e 
Mandole  Napoletani  con  nuovo  sistema  tnplando  la 
sonoritä.  E.  de  Cristofaro  /  1 99  t>'s  Via  Mergellina  Na- 
poli.  Vendita  e  deposita  /  a  Paris  (gedruckt). 

Cristofori  (Cnstofali  ?),  Bartolommeo.  —  Flo- 
renz. Geb.  um  1667  (in  Cremona  oder 
Padua?),  fnach  1720 

Im  Jahre  1680  findet  sich  ein  Bartolommeo  Cristofori, 
13  Jahre  alt,  als  Schüler  N.  Amatis  angegeben.  Das 
Museum  »deir  Istituto  musicale«  in  Florenz  besitzt 
einen  schönen  Kontrabaß  von  ihm.  Fiorini  in  München 
besaß  ein  schönes  Cello  von  ihm  mit  der  Jahreszahl 
1716.  Die  Versuchung  liegt  nahe,  diesen  Cristofori 
(dessen  Name  nach  dem  Giornale  de  Letterati  d'Italia 
B.V.  1711  richtig  »Cristofali«  lauten  müßte)  mit  dem 
berühmten  Erfinder  des  Hammerklaviers  oder  richtiger 
gesagt:  der  Stoßzungenmechanik  zu  identifizieren; 
doch  spricht  die  Tatsache  dagegen,  daß  als  Geburts- 
datum des  Erfinders  des  Hammerklaviers  der  4.  Mai 


^)  Er  hatte  schon  1598  ein  Tasteninstrument  gebaut, 
dem  er  den  Namen  »Piano  e  forte*  gab, 


90 


Cristofori 


alt 


1 655  feststeht,  während  der  Amatischüler  zwölf  Jahre 
jünger  war,  worauf  Georg  Kinsky  in  seinem  Katalog 
des  Musikhistorischen  Museums  von  W.  Heyer  in  Köln 
mit  Recht  hinweist.  —  Die  ältesten  Arbeiten  des  Gei- 
'  genmachers  Cristofori  sollen  die  Jahreszahl  1 700,  die 
letzten  1720  tragen. 

Geigenzettel :  Bartolommeo  Cristofori  Firenze  1715 
(gedruckt). 

Cristofori,  Francesco.  —  Chicago.    1879.    1882 

Ein  Italiener,  der  mehrere  Jahre  lang  als  Geigenmacher 
in  Amerika  lebte,  später  aber  wieder  in  seine  Heimat 
zurückkehrte. 

Cnstonl,  Eusebio.  —  Modena.    1847.    1883 

Einige  seiner  Geigen  sind  recht  sauber  gearbeitet,  wenn 
auch  weder  originell  noch  hervorragend. 

Cristophon,  Joannes.  —  Vienne  (?).    1746  (?) 

In  einer  Violine,  die  nicht  sehr  sorgfältig  gearbeitet 
war  und  eine  plumpe  Schnecke  und  weite  F-Löcher 
hatte,  befand  sich  dieser  Name  auf  einem  schwer  leser- 
lichen Zettel. 

Croft,  W.  H.  —  1822 

Englischer  Geigenmacher  aus  der  ersten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts. 

Croft  &  Son.  —  Birmingham.    1871.    1880 

Eine  englische  Streichinstrumentenmacherfirma  aus 
dem  letzten  Drittel  des  19.  Jahrhunderts,  die  1871  be- 
gründet wurde  und  vor  1898  erloschen  sein  muß. 

Crompton,  Edward.  —  Manchester.   1886 

Erhielt  1886  in  Edinburgh  für  seine  Geigen  eine 
bronzene  Medaille. 

Crosby,  G.  R.  —  Dewsbury.   1900 

Englischer  Geigenmacher  der  Gegenwart.  Auch  in 
Nottingham  lebte  ein  Crosby  als  Geigenmacher.  Ein 
George  Crosby  in  London,  der  schon  um  1790  vor- 
kommt, war  hauptsächlich  Händler,  weshalb  die  mit 
seinem  Namen  vorkommenden,  meist  nach  Amati  ge- 
bauten und  mit  dünnem,  rotbraunem  Lack  versehenen 
Arbeiten  schwerlich  von  ihm  selbst  herrühren  dürften. 

Cross,  Nathaniel.  —  London  (Aldermanbury). 

1700.  1751 

Einer  der  bekanntesten  Vertreter  der  englischen  Schule. 
Er  hat  das  Stainermodell  gut  studiert  und  baute  recht 
genau  danach.  Daß  er  aber  selbst  bei  Stainer  ge- 
lernt hat,  wie  man  früher  gerne  behauptete,  ist  ausge- 
schlossen. Seine  Geigen  haben  einen  edlen,  kräftigen 
Ton  und  sind  gelb  lackiert.  Seit  1715  war  er  Gesell- 
schafter von  Barak  Norman,  doch  ist  seine  Arbeit  leicht 
von  der  Normans  zu  unterscheiden.  Er  bezeichnete 
seine  Geigen  im  Innern  in  der  Mitte  des  Bodens  mit 
einem  Kreuz  (»Cross«)  unter  den  Buchstaben  N.  C. 
Arbeiten  von  ihm  findet  man  in  verschiedenen  Samm- 
lungen. Eine  Violine  von  1731  besitzt  J.  T.  Chapman. 

Geigenzettel :  Nathaniel  Cross,  Maker  /  the  George  Jnn, 
Aldergate  Street  /  London  1731  (geschrieben).  Brand- 
marke Nr.  65. 


Cross,  W.  S.  —  Cleveland.   1900 

Amerikanischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Crowther,  John.  —  London.    1755.  f  um  1810 

Er  arbeitete  gewöhnlich  für  Händler,  so  auch  für  John 
Kennedy,  weshalb  sich  sein  Name  nur  selten  in  seinen 
Arbeiten,  die  übrigens  recht  gut  sind,  vorfindet. 
Geigenzettel :  John  Crowther  /  Haughton  Street  /  Cläre 
Market  1 760  (gedruckt). 

Crugrossi  (?),  Vincenzo.  —  Florenz.    1767 

Bisher  nur  von  Valdnghi  (768)  erwähnter  Geigen- 
macher, dessen  Name  wahrscheinlich  falsch  gelesen  ist. 

Cruz-Abrantes,  Jose  Gaetano  da.  —  Villa  Nova 
de  Fakem.   1900 

Portugiesischer  Mandolinen-  und  Gitarrenmacher  der 
Gegenwart. 

Cruz-Müra,  Antonio  Joseph  da.  —  Porto.  1 867 

Er  stellte  1867  in  Paris  eine  Violine  aus,  die  eine  gute 
Schule  und  Geschmack  verriet. 

Csutor,   Alexander   (Sändor)   Nagybanya.  — 
Budapest.  Geb.  1840 

Em  von  Dr.  J.  Geyer  erwähnter  Forstrechnungsrat,  der 
aus  Liebhaberei  viele  Geigen  gemacht  hat. 

Cuchet,  Gaspard.  —  Grenoble.   1729 

Seine  Geigen  sind  sauber  gearbeitet,  aber  nicht  sonder- 
lich schön  in  der  Form. 

Geigenzettel :  Fait  par  Gaspard  Cuchet  ä  /  Grenoble 
Mil  sept  Cent  29  (gedruckt). 

Cumming,    Andrew.    —    Portpatrick.     Geb. 

19.  April  1848  in  Kirkcolm,  Wigtonshire 

Aus  Liebhaberei  begann  er  seit  1892  Geigen  zu  machen 
und  hat  seitdem  über  100  Violinen  gemacht.  Die 
meisten  haben  keine  Einlage  und  sind  mit  Kauriharz 
lackiert.  Er  klebt  keine  Zettel  ein,  sondern  schreibt 
in  seine  Arbeiten:  Handmade  violin,  home  grown 
wood,  by  A.  Cumming  Nr.  49  (1897). 

Cunault,   Georges.   —  Paris.     Geb.   in   Paris 

20.  März  1856 

Von  1872 — 1873  Schüler  von  Seb.  Vuillaume  und  von 
1873—1880  von  Miremont.  Von  1880—1882  arbeitete 
er  in  seiner  Wohnung  für  verschiedene  Meister,  so  für 
E.  Germain  usw.  und  eröffnete  1882  seine  eigene  Werk- 
statt Faubourg  Poissonniere  53,  die  er  1884  nach  der 
Rue  des  Martyrs  29,  1889  nach  der  Rue  Clauzel  6, 
1893  nach  der  Rue  de  Navarin  21  und  zuletzt  in 
derselben  Straße  nach  Nr.  19  verlegte.  Er  kopiert  alle 
großen  Meister  und  besitzt  auch  ein  von  ihm  selbst 
entworfenes  Modell,  bei  welchem  er  die  größte  Fülle 
und  Gleichmäßigkeit  des  Tons  zu  erreichen  sucht.  Er 
legt  eine  anerkennenswerte  Sorgfalt  auf  die  Wahl  des 
Holzes  und  verwendet  Ollack.  Seine  Geigen  sind  recht 
gut  und  jedenfalls  vielen  mittelmäßigen  oder  verdor- 
benen, die  nur  den  Vorzug  des"  Alters  haben,  vorzu- 
ziehen. 
Geigenzettel:  Abb.  101  und  133. 


Cunha-Mello  —  Czyz 


91 


Cunha-Mello,  Joaquim  da.  —  Porto.   1900 

Mandolinen-  und  Gitarrenmacher  der  Gegenwart. 

Cunln,  Albert.  —  ? 

In  einer  Geige,  vielleicht  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts  stammend,  von  französischem  (Mire- 
courter)  Aussehen,  fand  sich  dieser  Name  eingebrannt. 

Cuniot-Hury.  —  Mirecourt.    1875.    1900 

Bessere  Geigen-  und  Bogenfabrik  der  Gegenwart,  die 
1873  gegründet  wurde  und  die  Firma  *ancienne  Maison 
Vuillaume«  führt.  Der  um  1912  verstorbene  Eugene 
C.-H.  war  am  22.  Dez.  1861  geboren. 

Cuny.— Paris.   1777.   1778 

Er  lebte  wahrscheinlich  in  Mirecourt  und  hielt  sich 
nur  zeitweise  in  Paris  auf.  Seine  Geigen  sind  von  ganz 
gewöhnlicher  Arbeit  und  haben  dicken,  braunen  Lack. 
Vidal  schätzte  sie  seinerzeit  auf  höchstens  30 — 40  Fran- 
ken. Eine  Violine  im  Museum  des  Pariser  Konser- 
vatoriums (Nr.  14)  trägt  den  Brandstempel:  Cuny  a 
Paris. 


Cuny,  Fran^ois. 


Vielleicht  mit  dem  noch 
Geigenmacher  identisch 
Vater. 


Mirecourt.    1751.    1767 

778  in  Paris  vorkommenden 
wahrscheinlicher  aber  sein 


Cuppin,  Giovanni.  —  ? 

So  liest  Vidal  den  Namen  in  einer  sehr  alten  Baßviole 
der  Sammlung  Gautier  in  Nizza.  (Ohne  Rand  und 
Reifchen.  Die  F-Löcher  hübsch  geschnitten:  gelber 
Lack.)  Valdnghi  erwähnt  diesen  Meister  unter  Nr.  3727. 
Wo  er  gelebt  hat  ist  unbekannt. 

Curatoli,  Antonio.  —  Neapel.   1900 

Em  Streichinstrumentenhändler,  der  auch  gelernter 
Geigenmacher  sein  soll. 

Cusumano,  Giuseppe.  —  Tunis.    1854 

Eine  gitarrisierte  Laute  von  ihm  befindet  sich  in  W. 
Heyers  Musikhistorischem  Museum  in  Köln  No.  575. 

Geigenzettel:  Giuseppe  Cusumano.  /  Tunis  1854  (ge- 
schrieben). 

Cuthbert,  Robert.  —  London.   1690 

Man  kennt  Violen  und  Violinen  von  ihm,  die  durch  ihr 
flaches  Modell  und  ihren  schönen,  dicken  Lack,  der 
freilich  häufig  zu  dunkel  ist,  bemerkenswert  sind.  So- 
wohl in  der  Arbeit  wie  im  Holz  sind  seine  Instrumente 
gut.  Eine  Violine  von  ihm  besitzt  J.  T.  Chapman. 

Cuvillier.  —  Paris.   1897.   1900 

Streichinstrumentenhändler  und  Geigenmacher. 


doch  war  es  mir  nicht  möglich,  eine  einwandfreie  und 
echte  Arbeit  von  ihm  näher  kennen  zu  lernen,  oder  in 
Holland  auch  nur  zu  erfragen. 

Geigenzettel :  Johannes  Cuypers  fecit  in  Haag  1707 
(gedruckt)  und  Abb.  100. 

Cuypers,  Jan.  —  Haag.    Geb.    1719,   f  nach 
1806 

Angeblich  Neffe  und  wohl  auch  Schüler  des  alten  Jan 
C.  Seine  Geigen  sind  meist  schwerfällig  in  der  Form 
und  zu  stark  im  Holz,  aber  fast  immer  nach  Stradivari 
gebaut.  Sie  haben  schwere  Ränder  und  dick  aufge- 
tragenen Lack.  Der  Ton  ist  sehr  klar,  aber  etwas  hart. 
Er  schreibt  seinen  Namen  auch  »Koeuppers«.  Seine 
Arbeiten  kommen  häufig  vor.  Eine  Geige  von  1798  bei 
Scheurleer,  eine  neunsaitige  Gitarre  im  Museum  zu 
Brüssel  Nr.  259. 

Geigenzettel :  Johannes  Cuypers,  /  Fecit  's  Hage  A° 
1 782  (gedruckt).  —  Johannes  Cuypers  /  fecit  S :  hage 
1802  /  aetatis  suae  83  (geschrieben). 

Cuypers,  Johannes  Bernardus.  —  Haag.    1810 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Johannes  C,  den  er  nachahmte, 
aber  nicht  erreichte.  Seine  Arbeit  ist  roher,  der  Ton 
weniger  gut,  nur  der  Lack  ist  trotz  seiner  Härte  recht 
schön  und  heller  (gelblicher)  als  der  des  Vaters.  Er  ver- 
wendete geschriebene  Zettel : 

Job.  Bernardus  Cuypers  /  fecit  's  Hage  1810. 

Cuypers,    Johannes    Frans.    —    Amsterdam. 
1783.  1811 

Angeblich  ein  Neffe  von  Johannes  C.  Er  dürfte  im 
Haag  gelernt  haben  und  muß  auch  nach  Italien  ge- 
kommen sein,  wo  er  seine  letzte  Ausbildung  fand.  Er 
arbeitete  nach  talienischen  Grundsätzen  und  besaß 
eine  gewisse  Handgeschicklichkeit,  doch  sind  seine 
Arbeiten  meist  zu  schwer  im  Holz  und  haben  dicke 
Ränder.  Zwei  Geigen  von  ihm  besitzt  der  ehemalige 
Sekretär  der  Südafrikanischen  Republik  Dr.  Leyds.  In 
der  Sammlung  Scheurleer  ist  eine  Taschengeige  von 
ihm,  bei  der  Boden  und  Zargen  aus  einem  Stück  ge- 
stochen sind. 

Geigenzettel :  Johannes  Franciscus  Cuijpers  /  fecit  's 
Hage  1783  (gedruckt). — Johannes  Franciscus  Cuypers/ 
Fecit  Amsterdam  1811  (geschrieben). 

Czejka  (Cejka),  Joseph.  —  Prag.    18.  Jahrh. 

Geigen  von  ihm  habe  ich  bisher  nicht  kennen  gelernt. 
Seine  (1733  geborene)  Witwe  Veronika  starb  am  9.  Jan. 
1826  in  Prag. 

Czejka  s.  Cejka 


Cuypers,  Jan  (Johannes)  der  Alte,  (de  oude).  —  Czyz,  Jan.  —  Krasnobrody.   1 896 

Haag.    I  /U/.    I  /Z\j\^?)  Ist  mir  nur  als  Reparateur  bekannt  geworden. 

Er  wird  als  das  Haupt  der  Familie  bezeichnet,  und  Geigenzettel:  Koregowal  Jan  Czyz     zo  Krasnobrodzie 

J.  Roumen  lobt  ihn  als  sehr  tüchtigen  Geigenmacher;  1896  (geschrieben). 


92 


Daboll  —  Dalla  Costa 


Daboll,  L.  Norman.  —  New  London  (Conn. 
Am.).  1894 

Amerikanischer  Geigenmacher  und  -händler  aus  dem 
letzten  Jahrzehnt  des  19.  Jahrhunderts. 

Dcj,browski  s.  Dombrowski 
Däblitz,  J.  Gottfried.  —  Tapiau  (Ostpreußen). 
1850.  t  12.  Okt.  1899 

Em  Kapellmeister,  der  sich  auch  mit  dem  Geigenbau 
beschäftigt  hat.  Er  war  mindestens  seit  dem  Ende  der 
siebziger  Jahre  in  Tapiau  ansässig  und  hat  viele  Geigen 
repariert.  Für  einen  Dilettanten  besaß  er  ein  be- 
merkenswertes Geschick,  und  so  hat  er  für  seine  neuen 
Geigen  allerlei  Ausstellungspreise  erhalten.  Rechnungs- 
rat Friedrich  in  Posen  besitzt  eine  nach  einem  läng- 
lichen Modell  gebaute  Viola  von  ihm,  gute  Arbeit, 
gutes  Holz,  gelbbraun  lackiert.  Die  F-Löcher  erinnern 
an  Stainer,  die  Schnecke  ist  tief  ausgestochen. 

Geigenzettel:  J.  G.  Däblitz  /  Musiker  und  Geigen- 
macher /  Tapiau.  1881  Oithographiert). 

Dähn,  Christian  Friedrich.  —  Klingenthal. 
1737 

Kommt  nur  im  Kassabuch  der  Innung  als  Meister  vor. 
Dänzel  s.  Tentzel 

Dagli  Instrumenti,  Marco.    Ferrara.    1541 

Nach  den  Zahlamtslisten  hat  er  für  die  Herzöge  Alfonso 
und  Alfonsino  d'Este  sechs  Violinen  gemacht.  Auch  ein 
Domenico  dagli  Instrumenti  kommt  vor;  der  eigent- 
liche Familienname  ist  aber  nicht  bekannt. 

D'Agostino,  Nicolo.  —  Palermo.    19.  Jahrh. 
Er  hatte  in  der  Via  Macqueda  seine  Werkstatt  und  war 
am  besten  als  Lautenmacher. 

Dahlström,  Joh.  Reinhard.  —  Hamburg.    1  788 

Er  wurde  als  »Instrumentenmacher«  am  31.  Oktober 
1788  Bürger;  ob  er  jedoch  auch  Geigen  und  Lauten 
gemacht  hat,  war  nicht  nachzuweisen. 

Dal  Chitarrino  (Gitarino),  Biagio.  —  Ferrara. 
1464.  1467 

Modenesischer(?)  Lautenmacher,  den  auch  Valdrighi 
(1248)  erwähnt,  doch  hieß  er  wahrscheinlich  Polverino 
(s.  d.).  Auch  ein  Pietrobono  dal  Chitarrino  kommt 
1445 — 1446  als  trefflicher  Lautenist  vor,  von  dem  je- 
doch nicht  feststeht,  ob  er  auch  Lautenmacher  war. 

Dalgarno,  Thomas. — Aberdeen.  1860.  1870 
Em  Geigenliebhaber,  der  auf  Grundlage  der  Unter- 
weisungen, die  er  in  Ottos  kleiner  Schrift  fand,  etwa 
20  Violinen,  mehrere  Violoncelli  und  einen  großen  Baß 
gemacht  hat.  Er  verwandte  einen  Spirituslack. 

Geigenzettel :  Thomas  Dalgarno  /  Aberdeen  1865  (ge- 
schrieben). 

Dahnger  (Dallinger),  Sebastian.  —  Wien.  1 768. 
1809' 

Er  wohnte  im  Kärnthner  Viertel,  Himmelpfortgasse, 
und  legte  am  23.  Januar  1768  den  Bürgereid  ab.  In  den 


Steuerbüchern  kommt  er  bis  1787  vor.  Er  war  ein  mit 
Th  ir  auf  gleicher  Stufe  stehender,  sehr  tüchtiger  Lauten- 
und  Geigenmacher,  von  dem  namentlich  die  Violon- 
celli sehr  gesucht  sind.  Ein  solches  von  1771  besitzt  das 
Schottenstift  in  Wien.  Er  schrieb  seinen  Namen  stets 
Dalinger,  in  den  Akten  liest  man  dagegen:  Tallinger, 
Tällinger  und  Dallinger.  Sein  Holz  ist  gut,  wenn  auch 
nicht  ausgesucht  schön,  die  Arbeit  sorgfältig.  Umriß- 
linien, Wölbung  und  F-Löcher  sind  von  schönem 
Schwung  und  an  das  Stainermodell  erinnernd.  Seine 
Schnecken  oder  Löwenköpfchen  (die  er  gerne  anbrachte) 
sind  gewöhnlich  aus  Birnbaumholz  geschnitzt.  Der 
Lack  ist  in  der  Regel  dunkelbraun  und  ohne  Feuer, 
manchmal  aber  auch  gelb;  so  besitzt  Korecky  in  Prag 
ein  Violoncello  von  ihm  aus  dem  Jahre  1803  mit  gelb- 
lichem Lack.  Seine  dunkeln  Geigen  erreichen  zwar 
gute  Preise,  doch  sind  tadellos  erhaltene  Violinen  mit 
gelbem  Lack  mehr  als  das  Doppelte  wert.  Er  machte 
auch  recht  gute  Kontrabässe,  von  denen  viele  Schlangen- 
linien als  Schallöcher  haben. 

Geigenzettel:  Abb.  150  und  160. 

Dalla  Corna  (Della  Corna),  Giovan  Giacomo  — 

Brescia.  Geb.  um  1484,  f  nach  1548 
Er  war  ein  Sohn  des  Giovan  Maria  dalla  Corna  und 
wohnte  in  der  Contrada  del  Canto  Bombasar.  In  seiner 
Steuererklärung  vom  Jahre  1534  bezeichnet  er  sich  als 
50  Jahre  alt,  wobei  seinem  Namen  der  Zusatz  »che  fa 
lauti«  beigefügt  ist.  Arbeiten  von  ihm  sind  bisher  nicht 
bekannt  geworden.  In  späteren  Jahren  scheint  er  die 
Lautenmacherei  aufgegeben  zu  haben,  denn  nach  seiner 
Steuererklärung  von  1548  zu  urteilen  handelte  er  zu- 
letzt mit  Waffen  usw.  De  Piccolellis,  Vidal,  Fenaroli 
hatten  nur  Lanfranco  als  einzige  Quelle  und  geben  so- 
wohl die  Vornamen  als  die  Jahreszahlen  ungenau. 

Dalla  Corte,  Alfonso.  —  Neapel.    19.  Jahrh. 

Seine  Geigen  sind  gute  Nachahmungen  der  alten 
Meister,  sein  gelber  Lack  zeigt  jedoch  mehr  den  Cha- 
rakter der  Mailänder  als  der  Neapolitaner  Schule. 
Übrigens  wendet  er  den  Lack  in  verschiedenen  Far- 
ben an. 

Dalla  Costa,  Marco.  —  Treviso.   1640.   1680 

Vielleicht  der  Großvater  oder  auch  Vater  von  Pietro 
.Antonio.  Alfred  Keil  in  Lissabon  besitzt  eine  Taschen- 
geige mit  drei  Saiten  von  ihm  aus  dem  Jahre  1640. 


Dalla  Costa,  Pietro  Antonio.  —  Treviso. 
1768 


1700. 


Der  Name  wird  auch  Dalla  Caesta  gelesen.  Er  war  ein 
Nachahmer  der  Brüder  Amati,  was  er  ausdrücklich 
betont,  aber  auch  Stradivaris,  und  arbeitete  recht 
sauber;  namentlich  sein  prachtvoller  rotbrauner  oder 
gelber  Lack  ist  zu  loben.  Er  soll  auch  in  Mantua  und 
Venedig  gearbeitet  haben;  das  könnte  allerdings  nur 
vorübergehend  oder  vor  1720  und  nach  1757  gewesen 
sein.  Sein  Name  wurde  von  Fälschern  gern  miß- 
braucht^), wodurch  sich  die  ungewöhnlich  weit  aus- 
einanderliegenden  Jahreszahlerv,  die  man  neben  seinem 


^)  Die  gefälschten  Zettel  fallen  meist  durch  ihr  fehler- 
haftes Latein  auf. 


Dair  Aglio    —  Dankwart 


93 


Namen  angegeben  findet,  wohl  einigermaßen  erklären 
lassen.  Eine  schöne  Geige  von  ihm  besitzt  Dr.  Schulze 
in  München. 

Gelgenzettel :  Petrus  Antonius  a  Costa  fecit  /  Tarvisu, 
Anno  1740  (gedruckt).  —  Petrus  Antonius  a  Costa 
fecit  ad  /  Similitudinem  illorum  quos  fecerunt:  An- 
tonius &  Hieronymus  Fratres  Amati  /  Cremonenses 
Filii  Andreee.  Tarvisii  Anno  1757  (gedruckt)  und 
Abb.  167. 

Dali"  Aglio,  Giuseppe  I.  —  Mantua.  1723  (?) 

1775  (?) 

Wenn  der  nachfolgende  Zettel  nicht  gefälscht  ist,  was 
Valdrighi  auch  bei  einem  solchen  mit  der  Jahreszahl 
1719  für  möglich  hält,  dann  hat  Gius.  II.  D.  A.  einen 
gleichnamigen  Vorfahren  gehabt,  dessen  Arbeit  aller- 
dings nicht  her\'orragend  war.  Ich  fand  eine  Geige  mit 
dem  gleichen  Zettel  und  der  Jahreszahl  1 775  oder  1 745. 

Geigenzettel:  Abb.  182. 

Dair  Aglio  (Dalaglio),  Giuseppe  II.  —  Man- 
tua.  1795.  Soll  1840  noch  gelebt  haben 

Seine  Geigen  haben  manche  Ähnlichkeit  mit  denen 
C.  Camillis,  doch  nimmt  er  die  Wölbung  höher.  Der 
Lack  ist  gelb,  und  die  F-Löcher  sind  etwas  steil,  die 
Schnecken  gewöhnlich  in  der  Form  und  oft  sogar 
plump.  Am  besten  sind  seine  Violoncelli.  Gustav  Siefert 
in  Leipzig  besitzt  eine  schöne  Violine  von  1781  und  ein 
Violoncello  von  1800  von  ihm,  das  in  seiner  Form  an 
Peter  Guameri  erinnert  und  durch  sehr  schöne  F- 
Löcher  auffällt. 
Geigenzettel:  Abb.  153  und  178. 

Dalla  Porta,  Marc  Antonio.  —  Venedig.  1 601 
Dem  Hamburger  Museum  für  Kunst  und  Gewerbe 
wurde  vor  einiger  Zeit  eine  Laute  zum  Kauf  angeboten 
mit  dem  Zettel :  Marc  Antonio  dalla  Porta  /  in  Venecia 
(sie)  MDCI.  (gedruckO-  Vielleicht  dieselbe  Laute  (mit 
sechs  Wirbeln)  wurde  am  14.  Juli  1917  bei  Helbing  in 
München  versteigert.  Gewölbter  Körper  in  ge- 
flammtem Ahornholz,  Decke  mit  Ebenholzauflage,  am 
Steg  und  am  Schalloch  Perlmutterverzierung. 

Dair  Hocha,  Gasparo.  —  Ferrara.   1568 

Nach  Valdrighi  (1483)  nicht  nur  ein  Lautenmacher, 
sondern  auch  als  Lautenspieler  bekannt.  Vermutlich 
von  deutscher  Abstammung. 

Dallemagne,  Pierre.  —  Mirecourt.  f  1 739 
Unbedeutender    Geigenmacher.    Ein    gleichnamiger, 
vielleicht  der  Sohn,  starb  1748. 


nacr 


Dal  Liuto  s.  Simone  (Semola) 
Dair  Oglio,  Domenico.  —  Padua.    Geb. 
1700,  finNarwa  1765 

Ursprünglich  Mechaniker,  ging  er  schon  in  jungen 
Jahren  zur  Musik  über  und  wendete  sich  nebenbei  mit 
Erfolg  dem  Geigenbau  zu.  In  seiner  Arbeit  zeigt  sich 
der  paduanische  Stil,  der  auch  in  Bagatellas  Geigen 
noch  hervortritt,  schon  deutlich  ausgebildet.  Es  gibt 
recht  gute  Geigen  und  Lauten  von  ihm,  die  nur  in  bezug 


auf  Holz  und  Lack  nicht  ganz  entsprechen.  Er  stand 
auch  als  Musiker  in  Ansehen  und  wurde  als  Direktor 
des  kaiserl.  Orchesters  nach  St.  Petersburg  berufen.  Als 
er  seine  Heimat  wieder  einmal  besuchen  wollte,  starb 
er  auf  der  Reise. 

Dair  Ongaro,  Ignazio.  —  Venedig.  1 747.  1 783 
Ein  Geigenmacher  dritten  Ranges,  der  nur  selten  die 
guten  Eigentümlichkeiten  der  venezianischen  Schule  in 
seiner  Arbeit  erkennen  läßt.  Manchmal  schreibt  er  sich 
kurzweg  Ongaro. 

D'Ambrosio,  Antonio.  —  Neapel.   1820 

In  seiner  Arbeit  kennzeichnet  sich  der  allmähliche  Ver- 
fall der  Schule  von  Neapel.  Übrigens  scheint  er  sich 
auch  mehr  mit  dem  Bau  von  Mandolinen  und  Gitarren 
als  mit  dem  von  Geigen  beschäftigt  zu  haben. 

Daniel,  ein  französischer  Lautenmacher,  der 

um  1 656  vorkommt 
Daniel  (»Meister  Daniel«).  — Antwerpen.  1636 

De  Piccolellis,  Vidal  u.  a.  erwähnen  einen  Antwerpener 
Meister  Namens  Daniel,  der  1636  einen  Kontrabaß  für 
die  Sakramentskapelle  der  Kathedrale  gemacht  hat. 
Ein  Geigenmacher  mit  dem  Familiennamen  Daniel 
lebte  damals  nicht  in  Antwerpen ;  nur  ein  Daniel  Bader, 
Orgel-  und  Klavezinmacher,  kommt  dort  von  1600  an 
vor;  vielleicht  ist  dieser  mit  dem  »Meister  Daniel« 
identisch. 

Daniel,  Charles.  —  Marseille.   1762 

Er  eröffnete  1762  seine  Werkstatt.  Selbständige  Ar- 
beiten von  ihm  sind  mir  nicht  bekannt  geworden.  Er 
war  hauptsächlich  Händler  und  Reparateur  und  be- 
schäftigte sich  mehr  mit  Blechinstrumenten  als  mit 
Geigen. 

Daniel,  Edmond.  —  Marseille.    1800.    1850 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Charles  Daniel, 
arbeitete  kurze  Zeit  bei  Gand  in  Paris  und  war  der 

l^Lehrer  von  A.  Guerin.  der  später  sein  Nachfolger 
wurde.  Als  tüchtiger  Reparateur  wurde  er  geschätzt, 

[trieb  aber  hauptsächlich  einen  Handel  mit  Musik- 
instrumenten aller  Art. 

Daniele,  lebte  in  Verona 

Geigenzettel:  Daniele  in  Verona  (gedruckt). 

Danieli,  Giovanni. — Padua.    1745.    1785 

Arbeitete  erst  allein  und  später  mitBagatella  zusammen, 
dem  er  auch  in  der  Arbeit  nahesteht. 
Geigenzettel :  Joannes  Danieli  fecit  Patavii  /  1 745  (ge- 
druckt). —  Danieli  et  Bagatella  /  fecerunt  Patavii  Anno 
17..  (gedruckt). 

Daniels,  Geo  W.,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in 
Boston 

Dankwart,  Belizar.  —  Warschau.   1603 

Ein  im  17.  Jahrhundert  in  Polen  tätiger  Geigenmacher, 
dessen  Violinen  zwar  etwas  zu  dünn  im  Holz  sind,  aber 
im  Modell  an  die  Brescianer  Schule  erinnern  und  die 
deshalb  auch  von  gewissenlosen  Händlern  gerne  mit 


94 


Danner  —  Daum 


italienischen  Zetteln  versehen  worden  sind.  Der  Lack 
ist  dunkelrot  und  sehr  dünn.  Der  Ton  entsprach  den 
damaligen  Anforderungen,  und  diesem  Umstand  ist  es 
wohl  auch  zuzuschreiben,  daß  sich  die  polnischen 
Geigen  einer  gewissen  Beliebtheit  bei  den  Musikern 
des  17.  Jahrhunderts  erfreuten.  Bei  einer  Viola  d'amore 
von  ihm  war  sowohl  der  Boden  als  die  Decke  aus  Ahorn- 
holz. 

Danner  s.  Thanner 

Darbey,  G.  —  Bristol.    1882.   1910 

Ein  Geigen-  und  Bogenmacher,  der  seine  Werkstatt,  die 
er  »Cremona  house«  nennt,  1882  eröffnete.  Er  ist  der 
Erfinder  und  Verfertiger  eines  Saiten-Mikrometers. 

Darche,  Charles-Fran^ols.  — Brüssel.  Geb.  In 
Mirecourtum  1820,  f  1874 

Jüngerer  Bruder  von  Nicolas  Darche.  Er  kam  in 
jungen  Jahren  zu  N.  F.  Vuillaume,  als  dessen  Schüler 
er  gelten  kann,  und  machte  sich  1845  in  Brüssel  selb- 
ständig. Seine  Arbeit  war  im  ganzen  gut,  der  Lack  aber 
mager  und  der  Ton  oft  dumpf,  was  wohl  hauptsächlich 
daher  kam,  daß  er  das  Holz  durch  chemische  Prozesse 
alt  machen  wollte  und  dadurch  verdarb.  Er  verbrauchte 
überhaupt  viel  Zeit  zu  allerlei  Versuchen  und  Erfin- 
dungen, dazu  gehören  auch  Violoncelli  mit  fünf  Saiten 
u.  dgl.  Als  Reparateur  war  er  jedoch  wegen  seiner  sorg- 
samen und  treuen  Geduldsarbeit  ungemein  geschätzt. 

Darche,  Joseph.  —  Brüssel.   Geb.  um  1824  in 

Mirecourt,  f  1867 

Jüngster  Bruder  von  Nicolas  D.  Nachdem  er  in  Mire- 
court ausgelernt  hatte,  kam  er  zu  N.  Vuillaume  nach 
Brüssel,  machte  sich  da  1854  selbständig  und  galt  als 
geschickter  Geigenmacher. 

Darche,  Hilaire.  —  Brüssel.    Geb.  in  Brüssel 
1862 

Sohn  von  Joseph  D.  Seine  erste  Lehrzeit  machte  er  in 
Mirecourt  durch  und  kam  dann  drei  Jahre  später  nach 
Brüssel  zurück,  wo  er  unter  der  Leitung  eines  Geigen- 
machers, der  30  Jahre  lang  bei  Vuillaume  gearbeitet 
hatte,  seine  Ausbildung  vollendete.  Im  Jahre  1886  er- 
öffnete er  seine  eigene  Werkstatt  und  führte  sie  allein 
bis  1894  fort;  dann  verband  er  sich  mit  seinem  Bruder 
zu  der  Firma  »Darche  Freres«.  (Der  Bruder  ist  jedoch 
nicht  Geigen-,  sondern  Klaviermacher  usw.)  Er  baut 
nach  Stradivarl,  Guarneri  und  Maggini  und  ist  Geigen- 
macher des  Konservatoriums. 

Geigenzettel:  Hilaire  Darche,  Luthier  /  du  Conser- 
vatoire  Royal  de  Bruxelles.  /  L'An  19  .  .  (gedruckt). 

Darche,  Nicolas.  —  Aachen.    Geb.  um  1815, 

t  1873 

Er  soll  in  seiner  Vaterstadt  Mirecourt  gelernt  haben  und 
ließ  sich,  nachdem  er  in  Brüssel  eine  Zeitlang  gearbeitet 
hatte,  gegen  1840  in  Aachen  nieder.  In  seiner  ersten 
Zeit  berechtigte  er  zu  schönen  Hoffnungen  und  baute 
nach  den  Modellen  von  Stradivari,  Guarneri  und 
Maggini  mit  Geschick  und  Verständnis.  Damals  ver- 
wendete er  auch  dicken,  roten  Ollack  und  erzielte  eine 


bemerkenswerte  Klangschönheit.  Er  verlangte  1844  für 
eine  Geige  35  Taler,  für  ein  Violoncello  70  Taler. 
Später  ergab  er  sich  dem  Trünke,  und  seine  Arbeiten 
aus  den  sechziger  Jahren  kommen  höchstens  noch  der 
Mirecourter  Durchschnittsware  gleich;  ja  es  ist  wahr- 
scheinlich, daß  er  nur  noch  Mirecourter  Schachteln 
verarbeitete.  In  den  letzten  Jahren  seines  Lebens 
arbeitete  er  überhaupt  nichts  mehr. 
Geigenzettel:  N.  Darche  Luthier  /  ä  Aix  la  Chapelle  / 
1852  (gedruckt). 

Darche,   Paul.   —  Brüssel.     Geb.   um    1846, 

t  1881  in  Brüssel 

Sohn  von  Gh.  F.  Darche  und  dessen  Nachfolger.  Seine 
Lehrzelt  machte  er  in  Mirecourt  durch  und  arbeitete 
dann  im  väterlichen  Geschäfte.  Er  war  nicht  unge- 
schickt sowohl  im  Neubau  wie  In  der  Herstellung  alter 
Geigen. 

Dardelli,  Fra  Pietro.  —  Mantua.     1497.    1500 

Ein  Franziskanermönch,  der  sowohl  schöne  Lauten  als 
Violen  gemacht  hat.  Er  stand  seinerzeit  in  hohem  An- 
sehen und  wurde  von  Fürsten  beschäftigt.  Fetis  erwähnt 
und  beschreibt  eine  seither  verschwundene  Laute,  die 
Dardelli  für  die  Herzogin  von  Mantua  gemacht  haben 
soll.  Daß  die  seinen  Namen  tragenden  Gelgen  echt  sind, 
erscheint  durchaus  zweifelhaft.  Vgl.  auch  Bertolotti,  La 
Musica  in  Mantova  (1400—1600)  Mailand,  Ricordi  & 
Co.,  S.  17.  18. 

D'Argent,  Michel.  —  Mirecourt.   1750 

Nur  von  A.  Jacquot  erwähnt. 

Dassigny,  Jacques.  —  Mirecourt.  1774.  1779 
Bogenmacher. 

Darte,  Auguste.  —  Mirecourt.  1865.  f  1888 
Schüler,  Schwiegersohn  und  Nachfolger  von  Nicolas 
Vuillaume.  Eine  Zeitlang  arbeitete  er  als  Gehilfe  bei 
J.  B.  Vuillaume  in  Paris.  Seine  Geigen  sind  gute  Mire- 
courter Durchschnlltsware. 

Daum,  Karl  Mathias.  —  Wiener-Neustadt. 
Geb.  20.  April  1825,  f  15.  Mai  1870  m 
Wiener-Neustadt 

Sohn  von  Mathias  D.  Schüler  von  Anton  Fischer  in 
Wien,  bei  dem  er  bis  3.  September  1843  lernte.  Er  ar- 
beitete dann  bei  verschiedenen  Meistern,  übernahm 
1855  die  väterliche  Werkstatt  und  heiratete  1860  Fran- 
clsca  Pajer,  die  Tochter  eines  Fleischhauers  aus  Rcpcze 
Szemere  in  Ungarn.  Er  war  nicht  ungeschickt,  wenn 
er  auch  seinem  Vater  nicht  gleichkam,  und  ist  zu  früh 
gestorben,  um  sich  ausreifen  zu  können.  Seine  Witwe 
heiratete  1872  den  Geigenmacher  Fr.  Hiller. 

Daum,  Karl  Wilhelm.  —  Pressburg,  Wiener- 
Neustadt,  Barmen.  Geb.  19.  Sept.  1860 
Sohn  von  Karl  Mathlas  D.  Er  verlor  seinen  Vater  schon 
im  zehnten  Lebensjahre,  erlernte  die  Geigenmacherei 
bei  seinem  Stiefvater  Franz  Hiller  und  ging  dann  nach 
Ungarn,  von  wo  er  erst  1901  wieder  nach  Wiener-Neu- 
stadt kam  und  sich  als  Geigenmacher  niederließ.  Vor- 


D, 


'auni 


Day 


95 


her  war  er  von  1888—1889  in  Preßburg  ansässig.  Er 
besitzt  noch  Werkzeuge,  die  sein  Großvater  von  Mich. 
Stadimann  geerbt  hatte.  Im  Jahre  1902  verließ  er 
wieder  seine  Heimat,  ging  nach  Deutschland  und  ar- 
beitete 1906  in  Barmen  usw. 

Geigenzettel:  Carl  Daum  /  Musik-Instrumenten-Er- 
zeuger  /  Preßburg  Schöndorfergaße  6.  (gedruckt). 

Daum,  Mathias.  —  Wiener-Neustadt.  Geb. 
24.  Febr.  1789  in  Kaidling  (Herrschaft 
Pöltenberg  in  Mähren),  f  10.  Dez.  1855  (am 
Schlagfluß)  in  Wiener-Neustadt 
Sohn  eines  Schullehrers  und  Schüler  von  Franz  Jos. 
Wassermann  in  Znaim.  Von  1809—1811  arbeitete  er 
bei  Johann  Ertl  in  Wien  und  von  1812—1813  bei 
Michael  Stadimann,  bei  dem  er  bis  zu  dessen  Tode 
blieb.  Stadimann  versprach  ihm  >>als  dem  emzigen 
Subjekte,  welches  ihm  das  Geschäft  während  der 
Krankheit  führte  und  bis  ans  Ende  bei  ihm  aus- 
harrte«, sein  Geigenmacherwerkzeug  und  die  Gewölbe- 
(Laden-)elnrichtung  samt  Holzvorräten,  dieDaumauch 
wirklich  erbte.  Damals  hatte  Magnus  Eberle  seine 
Werkstatt  in  Wiener-Neustadt  aufgegeben,  weshalb 
Daum  am  3.  Juni  1813  bat,  ihm  dessen  Gewerbe  obrig- 
keitlich zu  verleihen,  was  ihm  bereits  am  1 1 .  Juni  be- 
willigt wurde.  Am  14.  Febr.  1814  legte  er  den  Bürger- 
eid ab  und  heiratete  am  17.  Juni  1821  die  Bürgerstochter 
Anna  Pflieger,  von  der  er  sechs  Kinder  bekam.  Er 
war  ein  tüchtiger  Meister  und  den  besten  Wienern 
ebenbürtig.  Geigen  von  ihm  zeichnen  sich  durch  kräf- 
tigen, gleichmäßigen  Ton  und  schöne  Form  aus.  — 
Sein  Name  kommt  auch  »Thaum«  geschrieben  vor. 

D'  Avenia,  Carlo.  —  Neapel.   1788 

Vielleicht  ein  Schüler  von  AI.  Gagliano.  Prof.  Dr.  A. 
Bensande  in  Lissabon  besitzt  ein  Violoncello  von  ihm 
mit  geschriebenem  Zettel. 

D'Avenia.L.  — Neapel.   1888 

War  auf  der  Musikausstellung  zu  Bologna  mit  zwei 
außergewöhnlich  fein  durchgeführten  Mandolinen  ver- 
treten; die  dabei  zu  lesende  Bemerkung:  »Di  materie 
chimiche«  gibt  allerdings  ein  Rätsel  auf. 

David.  —  Paris.    1730 

Nach  Vidal  u.  a.  ein  Zeitgenosse  von  Pierray;  Grillet 
erwähnt  nur  den  Namen  und  das  Jahr:  nach  Hart  »Hof- 
lautenmacher Louis'  XVI.«,  nach  anderen  »Lieferant 
der  Hofmusik«.  Übereinstimmend  wird  seine  Arbeit 
als  gewöhnlich  bezeichnet.  Da  die  Quelle  nicht  ange- 
geben wird,  aus  der  diese  Angaben  geschöpft  sind,  und 
da  mir  nie  Arbeiten  von  der  Hand  dieses  David  vor- 
gekommen sind,  liegt  möglicherweise  eine  mißverständ- 
liche Auffassung  der  Firma  »Au  roy  David«,  die  ja 
vielfach  gebraucht  wurde,  vor.  »Au  roy«  wurde  viel- 
leicht auf  Louis  XVI.  bezogen  und  »David«  als  Name 
gelesen. 

David,  Claude-Joseph.  —  Dijon.   1851 

Kleiner  Geigenmacher,  der  hauptsächlich  von  Wieder- 
herstellungsarbeiten  lebte. 


Davidson,  Hay.  —  Huntley.    1870 

Wenig  hervorragender  Geigenmacher  aus  dem  letzten 
Drittel  des  19.  Jahrhunderts. 

Davidson,  Peter.  —  Forres  (Schottland).   Geb. 

1834inSpeyside.   1886 

Er  war  Steuerbeamter  und  ist  1886  nach  Louisville 
(Georgia,  Am.)  ausgewandert.  In  seinen  freien  Stunden 
machte  er  viele  Violinen  nach  den  Modellen  von  Stradl- 
vari  und  Guarneri,  die  er  mit  einem  roten  ÖUack  versah. 
Er  veröffentlichte  auch  eine  Schrift  über  den  Geigen- 
bau, die  1895  in  Amerika  in  3.  Auflage  erschien. 

Davidson,  William.  —  Edinburgh.    Geb.  1827 

in  Muckhart,  Perthshire 

Er  machte  aus  Liebhaberei  über  30  Geigen  usw.  und 

erhielt  in  Glasgow  1890  hierfür  ein  Diplom  zweiter 

Klasse. 

Geigenzettel:    William    Davidson  ,' Edinburgh.    1890. 

(geschrieben). 

Davies,  Thomas.  —  Birmingham.   1900 

Englischer  Streichinstrumentenmacher  der  Gegenwart. 

Davini,  Gmstp.  —  Lucca 

Unbedeutender  Geigenmacher  des   19.  Jahrhunderts. 

Davis,  Charles  John.  —  Milford  Haven.   1895 

Erfinder  eines  Bogens  mit  wellenförmigen  Einschnitten 
und  tellerförmigen  Warzen  zur  Erzielung  einer  rich- 
tigen Fingerlagerung. 

Davis  (Davies),  Richard.  —  London.   Geb.  um 

1 790  in  Bussage  bei  Stroud,  f  daselbst  April 

1836 

Er  begann  seine  Laufbahn  als  Geigenmacher  bei  Norris 
&  Barness  und  übernahm  nach  Norris'  Tod  1818  das 
Geschäft.  Er  hat  nur  sehr  wenig  gearbeitet  und  war 
zeitlebens  mehr  Händler  als  Geigenmacher.  Mit  seinem 
Neffen  William  zusammen  fertigte  er  auch  viele  Gi- 
tarren an. 

Davis,  William.  —  London.   1836.   1846 

Gleich  seinem  Oheim  Richard  D.,  dessen  Geschäft  er 
1836  übernahm,  fast  nur  Händler  und  Reparateur.  Er 
wohnte  Coventry  Street.  Die  neuen  Geigen,  die  er 
bauen  ließ,  waren  Maucotels  Arbelt.  Im  Dezemberl846 
verkaufte  er  das  Geschäft  an  Edward  WIthers  und  zog 
sich  in  seinen  Heimatort  Bussage  zurück. 

Davoux,  Claude.  —  Mirecourt.   1761 

Arbeiten  von  ihm  sind  noch  nicht  zum  Vorschein  ge- 
kommen. 

Day,  John  Dr.  —  London.   1887 

Ursprünglich  Violinvirtuose,  Schüler  von  Ch.  Beriot 
und  Mitglied  der  könlgl.  Hauskapelle,  verwendete  er 
jahrelanges  Studium  auf  den  Geigenbau  und  brachte  es 
darin  zu  so  seltener  Meisterschaft,  daß  seinen  Geigen, 
die  er  jedoch  nie  für  den  Handel  bestimmt  und  nie  ver- 
kauft hat,  u.  a.  von  John  Broadhouse  (Vlolins,  old  & 
new)  nachgerühmt  wird,  daß  sie  den  besten  Stradivari- 
Gelgen  an  Tonschönheit  gleich  kämen  (?). 


96 


De  Andrade  —  Deconetti 


De  Andrade,   Francisco  G.,  lebt  als  Saiten- 
instrumentenmacher in  Rio  de  Janeiro 

Dearlove,  Mark.  -  Leeds.   1812.   1820 

Wenig  hervorragender  Geigenmacher,  dessen  Arbeiten 
höchstens  als  Schülergeigen  gelten  können. 

Dearlove,  Mark  William.  —  Leeds.   Geb.  um 

1800,  t  nach  1864 

Sohn  und  Schüler  von  Mark  D.  Er  verstand  es,  das 
väterliche  Geschäft  in  die  Höhe  zu  bringen,  und  be- 
schäftigte viele,  später  angesehene  Geigenmacher,  so 
Absam,  Gough  und  auch  John  Fryer,  mit  dem  er  sich 
um  1828  verband.  —  Seine  Violoncelli  sind  recht  gut. 
Geigenzettel :  Dearlove  and  Fryer  /  Musical  Instrument 
Manufacturers  /  Boar  Lane  Leeds  1828  (gedruckt). 

Deblaye,  Albert  Joseph.  —  Mirecourt.    Geb. 
1874  in  Bonzemont 

Er  fand  seine  Ausbildung  in  Mirecourt,  wo  er  sich 
dauernd  niederließ,  als  er  sich  im  Jahre  1900  selbstän- 
dig machte.  Seine  Arbeit  ist  gut;  er  verwendet  eine 
Brandmarke  mit  semem  Namen. 

De  Blosy,  Nicolaus.  —  Neapel.  "1793 

Wenn  er  nicht  zu  der  Familie  de  Blasio  gehört,  war  er 
vermudich  ein  belgischer  oder  französischer  Lauten- 
macher, der  sich  in  Neapel  niederließ  und  sich  der 
dortigen  Schule  anschloß.  Eine  neapolitanische  Gitarre 
von  ihm  aus  der  Sammlung  Snoeck  besitzt  die  staat- 
liche Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin. 
Geigenzettel :  Nicolaus  De  Blosy  fecit  Napoli  /  In  rua 
Catalana  al  n«  13.   A.  D.  1793  (gedruckt). 

Debruyn,  J.  B.,  lebte  im   19.  Jahrhundert  in 
Brüssel 

Decaniis,  Nunzio.  —  Florenz.   1789 

Ein  reisender  Gaukler,  der  sich  Professor  der  »Mecha- 
nik und  Optik«  nannte,  und  bei  seinen  Kunststückchen 
auch  Geigen  ruinierte.  Vgl.  de  Piccolellls,  S.  26 ff. 

Decante,  Jacques.  —  Jenzat.  Geb.  14.  Jan. 
1798  oder  1801,  f  5.  Nov.  1884 

Er  begründete  1820  die  von  seinem  Schwiegersohn 
Callhe-Decante  noch  heute  fortgeführte  Fabrik  und 
baute  gute  Leiern  im  Stile  Pajots. 

Dechler  s.  Tecchler 

Deckert,  Beatus  Friedrich  Christian.  —  Groß- 
breitenbach. Geb.  17.  Okt.  1817,  t  9.JuH 
1882 

Sohn  und  Schüler  von  Georg  Nlk.  D.  Er  machte,  wie 
sein  Vater,  Instrumente  aller  Art,  kam  ihm  aber  nicht 
gleich. 

Deckert,  Georg  Nikolaus.    Großbreitenbach. 

Geb.  26.  Febr.  1772,  t  7.  Juni  1844 
Ein  vielseitiger  Instrumentenmacher,  der  anfangs  Gei- 
gen, dann  Gitarren  und  zuletzt  Klaviere  baute.  Er  er- 


freute sich  eines  gewissen  Rufs,  so  daß  ihn  sowohl 
de  Piccolellls  als  auch  Fetis  erwähnen.  Seine  Klaviere 
waren  sehr  billig  und  dabei  gut.  Seine  erste  Frau  war 
eine  geb.  Schüller,  seine  zweite  eine  geborene  Meisel- 
bach.  Er  hatte  sechs  Töchter  und  einen  Sohn,  dieser 
wurde  sein  Nachfolger. 

De  Clerq,  Gh.  —  Oudenaarde.   1860.   1882 

Ein  Bürstenmacher,  der  aus  Liebhaberei  auch  Geigen 
gebaut  hat,  die  nicht  schlecht  sind. 

Decol,  Jean-Dominique.  —  Mirecourt.    1772 
Bisher  nur  urkundlich  nachgewiesen. 

Decombe.  —  Paris.   1789.   1800 

Er  erwarb  um  1789  das  von  der  Witwe  fortgeführte 
Geschäft  Salomons,  in  dem  er  vielleicht  vorher  schon 
als  Werkführer  tätig  war.  Er  verlegte  die  Werkstatt  und 
den  Laden  nach  dem  Qual  de  l'Ecole  Nr.  14  und  im 
Jahre  Vll  an  die  Ecke  der  Ecole  de  Medecine.  Er  führte 
nunmehr  das  Schild:  »A  l'accord  parfalt*.  Ob  er  je 
Geigen  selbst  gebaut  hat,  steht  nicht  fest,  doch  betrieb 
er  einen  ausgedehnten  Musikalien-  und  Instrumenten- 
handel. —  Nicht  zu  verwechseln  mit  De  Comble. 

De   Comble,   Ambroise.   —  Tournay.     1740. 

1785 

Einer  der  berühmtesten  vlämischen  Geigenbauer,  der 
einer  alten  Musikerfamilie  entstammte^).  Er  war  jeden- 
falls auch  selbst  Musiker  und  ist  als  solcher  in  seiner 
Jugend  als  Stipendiat  möglicherweise  nach  Italien  ge- 
kommen. Daß  er  aber  ein  Schüler  von  Stradivan  ge- 
wesen sei,  wie  Fetls  (der  den  Namen  Irrig  De  Combre 
schreibt),  behauptet,  dagegen  spricht  sowohl  die  Arbelt 
De  Combles,  als  auch  die  Zelt,  in  der  er  nachweisbar 
gelebt  hat.  Immerhin  baute  er  nach  Italienischen  Vor- 
bildern, aber  er  war  sorglos  In  der  Wahl  des  Holzes, 
vernachlässigte  alle  Nebensachen  und  war  unsauber  In 
der  Arbelt;  dagegen  war  sein  Lack  meist  gut.  Er  gab 
der  Decke  gerne  einen  gelben  und  dem  Boden  und 
den  Zargen  einen  roten  Lack.  Sein  Patron  ist  eher  groß 
als  klein,  die  Wölbung  flach,  der  Rand  dick  und  die 
Einlage  ungewöhnlich  dünn.  Der  Ton  ist  fast  immer 
voll  und  gut.  Im  Selhofschen  Auktionsverzeichnis(Haag 
1759)  werden  Geigen  und  Violoncelli  von  ihm  aufge- 
zählt; ein  Vloloncell  aus  der  Snoeckschen  Sammlung 
(Nr.  587)  befindet  sich  in  Berlin.  Ein  Streichquartett 
von  ihm  besaß  der  Prinz  Caraman-Chimay. 
Gelgenzettel :  Abb.  1 70. 


I 


Deconetti  (Deconet),  Giov.  Battista.  —  Vene- 
dig. 1720.  1742 

Der  Name    wird    gewöhnlich    Deconet    geschrieben. 

Vielleicht  war  er  der  Vater  des  bekannteren  MIchele 

Deconet. 

Er  wendet  ähnliche  Formen  wie  Nie.  AmatI  an;  nur 

zieht  er  eine  höhere  Wölbung  vor. 

Geigenzettel:  Gio.  Bapt.  Deconet  fecit  Venezia  17  .  . 

(gedruckt). 


^)  Schon  1 505  kommt  ein  Pleter  de  Comble  als  Trom- 
peter vor. 


I 


Deconetti  —  De  Lacroix 


97 


Deconetti,  Mlchele. — Venedig.  Padua.    1752. 

1795 

VielleicKt  ein  SoVin  von  Gio.  B.  D.  Wie  dieser  schreibt 
er  seinen  Namen  gewöhnlich  *Deconet«.  Vom  Jahre 
1 790  an  hat  er  in  Padua  gearbeitet,  wo  er  schon  früher 
( 1 772)  vorübergehend  ansässig  war.  Er  hatte  ein  breites, 
flaches  Modell.  In  den  Umrissen  ahmte  er  öfter  Jos. 
Guarneri,  manchmal  auch  Stradivari  ohne  besonderen 
Schwung  nach,  sein  rotbrauner  Lack  ist  dagegen  dem 
des  Montagnana,  für  dessen  Schüler  man  ihn  hält,  un- 
gemein ähnlich.  Er  war  sehr  fleißig,  weshalb  er  auch 
vielerlei  Zettel  gebrauchte,  bei  denen  die  beinahe  stets 
wechselnde  Schreibweise  des  Taufnamens  auffällt 
(Michele,  Michaele,  Michiel,  Michael,  Micael  ussv.). 
Eine  Geige  von  ihm  mit  der  Jahreszahl  1786  besitzt 
Wrede  in  Lüneburg. 

Geigenzettel:  Michele  Deconet  /  fecit  Venezia  1775  (ge- 
druckt). —  Michiel  Deconet  /  Fecit  Venetij.  Anno  / 
1786  (gedruckt)  und  Abb.  180. 

Defresne,  Pierre.  —  Rouen.   1731.   1745 

Er  lernte  in  Paris  und  ließ  sich  1 73 1  in  Rouen  nieder, 
wo  er  in  allerlei  Zunftstreitigkeiten  verwickelt  wurde. 
Man  wollte  ihm  u.  a.  nicht  gestatten,  daß  er  sich  auf 
dem  Schild  über  seinem  Schaufenster  einen  Meister 
von  Paris  nenne  usw.  Schließlich  setzte  er  seine  Auf- 
nahme in  die  Zunft  dennoch  durch;  er  berief  sich  dabei 
auf  ein  »Brevet  de  Monseigneur  de  Luxembourg«. 
Seine  Violinen  sind  nicht  übel  im  Aussehen  und  in  der 
Arbeit. 

Geigenzettel:  Fait  par  moi  Pierre  Defresne,  maistre 
luthier  de  Paris  /  demeurant  rue  N^^  St.  Lö  ä  Rouen 
1 737  (gedruckt). 

Degani,  Domenico.  —  Montagnana.   Geb.  um 

1820,  t  1887 

Geschickter  Musikinstrumentenmacher,  der  Geigen, 
Gitarren  und  Mandolinen  machte,  deren  Ton  gelobt 
wird,  die  aber  der  Billigkeit  halber  meist  sehr  einfach 
ausgeführt  sind ;  so  fehlt  den  meisten  seiner  Geigen  die 
Einlage  am  Rand.  Eine  Lyra  von  ihm  besitzt  C.  Clau- 
dius in  Kopenhagen. 

Geigenzettel:  Degan  Domenico  /  fecit  in  Maggio  18  .  ./ 
Montagnana  (gedruckt). 

Degani,  Eugenio.  —  Venedig.    Geb.  20.  Mai 
1 840  zu  Montagnana  (Prov.  Padua) 

Seit  seinem  zehnten  Jahre  Schüler  seines  Vaters,  ging 
er,  16  Jahre  alt,  um  sich  im  Orgelbau  auszubilden,  zu 
dem  Orgelbauer  Domenico  Malvestio  in  Montagnana, 
bei  welchem  er  von  1856 — 1866  arbeitete.  Während  des 
Krieges  von  1866  mußte  er,  um  sein  Leben  zu  fristen, 
Flinten  machen,  wozu  ihn  seine  technischen  Fertig- 
keiten befähigten.  Im  Jahre  1877  machte  er  sich  in 
seinem  Geburtsorte  selbständig  und  siedelte  1 887,  nach- 
dem er  sich  als  Geigenmacher  bereits  einen  Namen  ge- 
macht, nach  Venedig  über.  Er  baut  nach  eigenem  Mo- 
dell, versieht  seine  Geigen  mit  fünf  Einlagespänen  (drei 
schwarzen  und  zwei  weißen)  und  hat  auch  eine  be- 
sonders gestochene  Schnecke,  doch  kopiert  er  auch  alte 
Meister.  Sein  Lack,  dessen  Zusammensetzung  sein  Ge- 

V.  Lü  tg-e  ndo  rf  f ,  Gcig-eii-   und  Lautenmaclier.     Bd.  II 


heimnis  ist,  wird  sehr  gelobt.  Er  besitzt  mehr  als  1 5  Me- 
daillen von  den  Ausstellungen  in  Treviso,  Rovigo,  Mai- 
land, Arezzo,  Neapel,  Turin,  Paris,  London,  Chicago, 
Mailand,  Palermo,  Bologna  usw.  usw.  und  gilt  als  treff- 
licher Lehrer  seiner  Kunst.  Seit  1898  lautet  seine  Firma 
Eugenio  Degani  &  Figlio. 
Geigenzettel:  Abb.  154. 

Degani,  Giulio.  —  Venedig.    Geb.  in  Mon- 
tagnana 1875 

Schüler  seines  Vaters,  dessen  Geschäftsteilhaber  er  jetzt 
ist.  Er  arbeitet  im  Stile  seines  Vaters. 

Degen,  F.  —  Zürich 

Ein  Zitherlehrer,  der  im  Jahre  1896  ein  Musikinstru- 
mentengeschäft begründete,  in  dem  auch  Geigen  repa- 
riert werden. 

Degroot,  Romain.  —  Quaregnon.   1900 

Ein  Bildhauer,  dessen  aus  amerikanischem  Nußbaum- 
holz gefertigte  Geigen  als  interessante  Versuche  gelten 
können. 

Dehaye  s.  Deshayes 

De   Haven,    Frank.  —  New  York.     Geb.   in 

Bluff  ton  (Indiana)   1856 

Ein  berühmter  amerikanischer  Landschaftsmaler,  der 
aus  Liebhaberei  im  Jahre  191 1  angefangen  hat,  Geigen 
und  namentlich  Violen  zu  bauen,  und  es  dann  zu  großer 
Vollkommenheit  gebracht  hat.  Er  hat  sich  ein  eigenes 
Modell  gebildet,  nimmt  die  Wölbung  flacher  als  Stradi- 
vari, hat  eigenartige  lange  F-Löcher  und  einen  elasti- 
schen orange-  bis  rotbraunen  Lack  eigener  Zusammen- 
setzung von  sehr  guter  Beschaffenheit.  Der  Ton  seiner 
Geigen  ist  kräftig  und  edel. 

Dehmal  (Dejmal),  Anton.  —  Wien 

Blech-  und  Streichinstrumentenmacherfirma  der  Ge- 
genwart. 

Dehommais.  —  Paris 

Von  1876 — 1882  Teilhaber  der  Firma  Dehommais  & 
Germain.  Er  war  ein  Liebhaber,  der  sich  durch  seine 
Untersuchungen  des  Geigenlacks  ein  Verdienst  erwarb, 
aber  selbst  kein  gelernter  Geigenmacher. 

Deininger,  Charles.  —  Paris.   1851 

Wahrscheinlich  ein  Deutscher,  der  sich  in  Paris  nieder- 
gelassen hat,  aber  nicht  hervorgetreten  ist. 

Deistler,  Joseph.  —  Schönbach  b.  Eger.    1826 

1830 

Einer  der  besseren  Geigenmacher  seines  Orts.  Seine 
Nachkommen  sind  meist  Zithermacher  geworden. 

Delaborne.  —  Paris  oder  Mirecourt  (?).  1819. 
1823 

Nur  als  Gitarrenmacher  bekannt.  Er  baute  Gitarren  für 
»doppeltes  Spiel«  und  mit  Registern. 

De  Lacroix  s.  Lacroix 

7 


98 


Delaine  —  Deleplanque 


Delalne,  Jean.  —  Mirecourt.   1789 
Wird  als  Bogenmacher  erwähnt. 

De  L'Air  (Marquis)  s.  Charles  II.  Claudot 
De  La  Mothe  (Motte),  Jacques.  —  Paris.   1 606 

Ein  Lauten-  und  Geigenmacher,  der  auch  unter  seinen 
Landsleuten  und  Zeitgenossen  nur  einen  dritten  Rang 
einnimmt. 

De   La  Noue,   Matthieu  (gen.   Mathelin).  — 

Lyon.  1523-1555 

Er  war  Instrumentenmacher  und  »Fleustier«  und  hat 
wohl  nur  Holzblasinstrumente  gemacht. 

Delanoy,     Alexandre.     —    Bordeaux.      Geb. 
15.  Mai  1850  in  Mirecourt 

Schüler  von  Buthod,  arbeitete  drei  Jahre  lang  bei 
Vuillaume  und  wurde  1880  Nicolas  Vaillants  Nach- 
folger in  Bordeaux.  Er  baut  nach  den  Traditionen  von 
J.  B.  Vuillaumes  Werkstatt,  den  er  als  seinen  eigent- 
lichen Lehrer  ansieht,  kopiert  ein  Stradivan-Modell 
und  verwendet  Vuillaumeschen  Ollack.  Seine  Arbeit 
zeichnet  sich  durch  Genauigkeit  und  künstlerische 
Durchführung  aus,  weshalb  er  auch  mehrere  goldene 
Medaillen  erhielt.  Er  ist  ein  erfahrener  Kenner  alter 
Instrumente,  mit  denen  er  Handel  treibt.  Er  erfand 
auch  eine  den  Bedürfnissen  der  Kolonien  entsprechende 
Geige. 

Geigenzettel :  A.  Delanoy  /  Bordeaux  /  Medailles  d'or. 
18  .  .  (gedruckt).  —  A.  Delanoy  /  Eleve  de  J.  B.  Vuil- 
laume. /  Medailles  d'or.  /  Bordeaux   189!    (gedruckt). 

De  Lannoy,  H.  J.  —  Lille.    1740.    1775 

Er  wohnte  1 747  Petite  Place,  au-dessus  des  Halles  und 
seit  1752  »Dessus  les  ponts  de  Comines«.  Seine  Arbeit 
ist  sehr  gut,  das  Holz  schön,  der  Lack  gelb. 

Geigenzettel:  H.  J.  de  Lannoy,  sur  la  petite  place  /  au 
dessus  des  halles,  ä  Lille  1 747  (gedruckt)  und  Abb.  151. 

De  Lannoy,  L.  —  Lille.    1828.    1835 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  H.  J.  De  L.  Er  beschäf- 
tigte sich  hauptsächlich  mit  dem  Ausbessern  alter  Gei- 
gen usw. 

Geigenzettel:  Repare  par  L  Delannoy  /  ä  Lille  en  1835 
(gedruckt). 

Delannoy    (De    Lannoy),    Henri-Joseph.    — 
Brüssel.  1778.  1791 

Wahrscheinlich  der  Enkel  von  J.  de  Lannoy.  Seine 
Geigen  und  Bratschen  werden  gelobt.  C.  Mougenot  be- 
sitzt ein  Alto  von  ihm  aus  dem  Jahre  1  778. 

Geigenzettel :  Henncus  Josephus  de  Lannoy  /  Bruxel- 
lensis  anno  1 778  (gedruckt). 


Delannoy  (Delanoix),  F.  J.  »le  fils< 

1760.  1783 


Brüssel. 


Der  Sohn  von  J.  D.  und  wahrscheinlich  Schwiegersohn 
von  Lefebre.  Er  war  Hoflautenmacher.  De  Croes 
schreibt  1 783  von  ihm,  als  er  ihn  als  Nachfolger  von 
Michiels  vorschlägt:  .  .  .  »seul  et  unique  bon  ouvrier 


dans  ce  genre  d'ouvrages  que  je  connaisse  .  .  .<<  Seine 
Geigen  sind  gut  gearbeitet.  Eine  sechssaitige  Laute  von 
ihm  aus  der  Sammlung  Snoeck  befindet  sich  in  Berlin. 

Delannoy  (De  Lannoy),  J.  —  Brüssel.    1744. 

1745 

Wahrscheinlich  der  Stammvater  der  Brüsseler  Familie 
seines  Namens.  Er  wohnte  in  der  Bourgendaele  und 
baute  hübsche  Gamben,  Violoncelli  und  Alti. 

Delanoe,  Pierre  Jean.  —  Paris  (?).    1754 

Er  wird  nur  selten  erwähnt  und  scheint  nicht  viele 
Geigen  angefertigt  zu  haben. 

Delany,  John.  —  Dublin.    1808 

Er  ahmte  zwar  die  Italiener  recht  gut  nach,  doch  scheint 
er  ein  allzu  starkes  Selbstbewußtsein  gehabt  zu  haben, 
denn  nach  seinem  Zettel  baute  er  seine  Geigen,  um  sein 
Andenken  in  künftigen  Zeiten  zu  erhalten.  In  unseren 
Tagen  hätte  er  sie  wohl  »ein  Dokument  irischer  Kunst« 
genannt. 

Geigenzettel :  Made  by  John  Delany  /  N°  1  7  Britain 
Street  /  Dublin  1808  (gedruckt).  —  Made  by  John  De- 
lany /  In  Order  to  perpetuate  his  memory  in  future  ages/ 
Dublin  1808 /Liberty  to  all  the  world  /  black  and 
white  (gedruckt). 

Delarche.  —  Rouen.   1912 

Wenig  bekannt. 

Delau  (Deleau),  Lucien.  —  Rouen.    1836.  1858 

Er  ist  nur  als  Nachfolger  Charottes  bekannt,  dessen  Ge- 
schäft er  in  der  Rue  Beauvoisine  Nr.  36  mit  Pierre-Na- 
poleon Jeandel  und  nach  1848  allein  fortführte,  und  hat 
sich  auf  das  Ausbessern  alter  Instrumente  beschränkt. 
Nach  seinem  Tode  wurde  sein  Sohn,  der  jedoch  kein 
Geigenbauer  ist,  sein  Geschäftsnachfolger. 

Delaunay.  —  Paris.   1775 

Nach  einer  hübschen  Vielle,  die  das  Pariser  Konserva- 
torium (Nr.  213)  von  ihm  besitzt,  zu  urteilen,  war  er 
ein  geschickter  Meister. 

Delepierre,  Jules.  —  Paris.   1895.   1898 

Er  war  nicht  ungeschickt.  Seine  Werkstatt  übernahm 
1 898  Leon  Leroy. 

Deleplanque,  Gerard  J.  —  Lille.    1760.    1790 

Ein  sehr  geschickter  Lauten-  und  Geigenmacher.  Er 
wohnte  erst  Marche  aux  poulets,  pres  le  Marche  aux 
poissons,  seit  1768  in  der  Grande  Chaussee  au  com  de 
Celle  des  Dominicains  und  gegen  1790  Place  de  Ribour, 
pres  l'Hotel  de  Ville.  Er  war  sorgfältig  in  der  Arbeit 
und  fleißig,  so  daß  seine  Werke  ziemlich  häufig  vor- 
kommen, freilich  häufiger  Pandoren,  Lauten  und 
Zithern,  als  Geigen.  Verschiedene  Instrumente  von  ihm 
befinden  sich  in  den  Sammlungen  der  Konservatorien 
in  Paris  und  Brüssel,  sowie  bei  Snoeck,  bei  Heuckart 
und  bei  W.  Heyer  in  Köln.  Das  Holz  ist  meist  sehr 
schön,  der  Lack  rötlichgelb.  Er  gebrauchte  verschiedene 
Zettel  und  führte  erst  in  seineo  letzten  das  Schild  »Au 
violon  de  Cremone«  an. 

Geigenzettel:  Gerard  Deleplanque,  luthier,  /  ä  Lille 
(geschrieben)  und  Abb.  172. 


Delette  —  De  Planche 


99 


Delette,  Jean-Baptlste.  —    Mirecourt.     1777. 

1789 

Nur  dem  Namen  nach  bekannt.  Sein  Bruder  Charles  D. 
war  Bogenmacher. 

De  Llgne,  Laurentius  Josephus.  — Antwerpen. 
1747.  1752 

Guter  Vertreter  der  Antwerpener  Schule,  der  oft  nur 
auf  die  äußere  Ausstattung  seiner  Arbeiten  Wert  legte, 
Löwenköpfchen  am  Wirbelkasten  anbrachte  usw.  Eine 
Violine  und  ein  Violoncell  von  ihm  aus  der  Samm- 
lung Snoeck  befmden  sich  in  Berlin. 
Geigenzettel :  Laurentius  Josephus  De  Ligne  fecit  / 
Antwerpiae  1732  (gedruckt). 

Delivet,  Auguste.  — Paris.  Geb.  24.  Dez.  1861 
in  Mirecourt 

Großneffe  von  Victor  Rambaux,  Schüler  von  Chardin 
in  Mirecourt,  kam  1887  nach  Paris  zu  H.  C.  Silvestre, 
bei  dem  er  bis  1892  blieb.  Er  eröffnete  hierauf  in  der 
Rue  de  Paris  10  seine  eigene  Werkstatt  und  macht  neue 
Geigen,  die  wegen  ihrer  sorgfältigen  Arbeit  und  ihres 
guten  Tones  beliebt  sind ;  auch  als  Reparateur  wird  er 
geschätzt.  Für  feine  Instrumente  verwendet  er  OUack. 
Er  baut  auch  alle  anderen  Saiteninstrumente  und  be- 
sonders solche  für  musikalische  Clowns,  die  sich  durch 
Originalität  auszeichnen.  Er  besitzt  viele  Auszeich- 
nungen und  ist  Offizier  der  .Akademie. 
Geigenzettel:  A.  Delivet:  Luthier  /  exouvrier  de 
H.  C.  Silvestre  /  Paris  Annee  189  .  .  N^  .  .  .  (gedruckt). 

Deller,  Jakob.  —  Schönbach  b.  Eger.    1826 
Seine  Violinen  und  Violen  sind  von  handwerksmäßiger 
Arbeit,  sonst  aber  gut. 


Delphin.  —  Mirecourt.   19.  Jahrhundert 

Er  datierte  seine  Geigen,  wie  viele  Mirecourter,  aus 
Paris  oder  wählte  einen   Zettel,  der  wenigstens  den 
Schein  erwecken  könnte,  als  hätte  man  eine  Pariser 
Geige  vor  sich. 
Geigenzettel:  Abb.  175. 

Demercier,  A.,  lebte  im  1 9.  Jahrhundert  in  Gent 
Demouchi,  P.  —  Lyon.    1618.    1633 

Seine  Arbeit  erinnert  an  deutsche  Vorbilder.  Eine  Baß- 
viola von  1618  befindet  sich  in  Berlin  (Sammlung 
Snoeck  Nr.  485) :  sie  zeigt  einen  braunschwarzen  Lack 
und  ein  geschnitztes  Köpfchen.  Eine  Viola  da  Gamba 
von  1633  von  ihm  ist  im  Nationalmuseum  in  München 
(Nr.  121)  mit  C-  statt  F-Löchern;  der  Name  ist  hier 
De  Mouchi  geschrieben. 
Geigenzettel:  P.  Demouchi  /  ä  Lyon  1618  (gedruckt). 

Dengl  s.  Tängel 

Denis,  Christophe.  —  Mirecourt.   1740 
Nur  urkundlich  genannt. 

Denis,  Jean-Baptiste.  —  Mirecourt.   Luneville. 
1737.  1739 

Er  soll  nicht  ungeschickt  gewesen  sein. 

Denitor  s.  Devitor 

Denizot.  —  Tours.  1828.  1829 

Er  stammte  aus  Mirecourt,  war  hauptsächlich  als' 
Reparateur  tätig  und  scheint  Mirecourter  Geigen  ver- 
kauft zu  haben. 

Geigenzettel :  Repare  par  Denizot  /  Luthier  ä  Tours 
1828. 


De  Loeuvre,  Honore. 

1551 

Als  »faiseur  d'espinettes«  bezeichnet.  (Vgl.  Coutagne, 
i  Duiffopr.)  Doch  soll  ein  Sammler  in  Lyon  auch  eine 
'      Laute  mit  seinem  Namen  besitzen  (?). 

Deloir.  —  Bayeux.  f  vor  1899 

Ein  Geigenmacher,  der  ein  gutes  Geschäft  hatte,  das 
seine  Witwe  fortsetzt. 

De  Lorenzi  s.  Lorenzi 
De  Losy  s.  Losio 

Del  Perugia,  Ferdinando.  —  San  Cresci.  Flo- 
renz.    Geb.  16.  Nov.  1857  in  Petriolo  bei 

Bruzzi  (Florenz) 

Einer  der  besten  Mandolinenmacher  der  Gegenwart. 
Seit  1872  verlegte  er  sich  auf  den  Bau  von  Mandolinen 
und  Gitarren  und  kam  bald  zu  großem  Ansehen.  Seit 
1 899  arbeitet  er  ausschließlich  für  die  Firma  C.  Schm.idl 
&  Co.  in  Triest  und  Wien.  Del  Perugias  Mandolinen 
sind  tadellos  ausgeführt  und  mehrfach  auf  Ausstellun- 
gen ausgezeichnet  worden. 


Denizot,  Jean-Claude  und  Nicolas.  —  Mire- 
Lyon.    1523.    t  vor       court 


Zwei  Geigenmacher,  von  denen  der  eine  von  1 747  bis 
1773,  der  andere  von  1760 — 1785  vorkommt. 

Dennis,  Jesse.  —  London.    Geb.  1795,  f  nach 

1855 

Er  lernte  von  1805  an  bei  John  Crowther  und  arbeitete 
später  bei  Matthew  Furber;  1855  wohnte  er  noch  in  der 
Eweherst  Str.  Walworth  Common.  Er  brachte  es  nur 
zu  handwerksmäßiger  Fertigkeit. 

Depelerin,  S.  S.  —  Tournay.   1755 

C.  C.  Snoeck  besaß  eine  Violine  von  ihm  und  las  den 
Namen  unrichtig  »Depelehin<'. 

Depine,  G.  —  Modena.    1774 

Geigen  mit  diesem  sehr  zweifelhaften  Namen  kommen 
im  Hände!  in  England  vor.  In  Modena  war  nichts 
über  einen  Geigenmacher  dieses  Namens  zu  ermitteln. 
(Vgl.  übrigens  Sapino!) 

De  Planche,  Pierre.  —  Paris.    18.  Jahrhundert 

Sein  Name  fand  sich  bisher  nur  in  einer  sechssaitigen 
Viola.  Er  war  mit  La  Lae  (s.  d.)  verbunden. 

7* 


100 


De  Poilly  —  Desideri 


De  Poilly,  Guillaume.  —  Ypem  (Belgien).  1672 

Ein  tüchtiger  Meister,  von  dem  sich  aus  der  Sammlung 
Snoeck  eine  Taschengeige  mit  fünfkantigem  Boden  in 
Berlin  befindet,  die  den  Zettel  trägt :  Faict  A  Ypre  /  par 
Guillaume  De  Poilly  1672  (gedruckt). 

Derazey,  Jean-Joseph-Honore.  —  Mirecourt. 
Geb.  1794  in  Darney,  f  23.  April  1883 

Bevor  er  sich  in  Mirecourt  als  Fabrikant  selbständig 
machte,  arbeitete  er  einige  Jahre  in  Paris  bei  verschie- 
denen Meistern.  Seine  Geigen,  gewöhnlich  nach  Stradi- 
vari,  seltener  nach  Amati  gemacht,  sind  aus  gutem  Holz 
und  tragen  eine  Brandmarke  mit  seinem  Namen,  die 
freilich  oft  nur  nach  Öffnung  der  Geige  zu  finden  ist. 
In  seiner  Fabrik  wurden  schon  1846  jährlich  an  600 
Geigen  hergestellt,  die  er  zu  Preisen  von  5 — 150  Francs 
verkaufte.  Schon  1855  und  1862  hat  er  in  Paris  und 
London  Medaillen  erhalten.  Die  Schülergeigen,  die 
J.  B.  Vuillaume  in  seinem  Laden  verkaufte,  ließ  er  bei 
Derazey  herstellen. 

Derazey,  Just.-Amedee.  —  Mirecourt.    Geb. 

28.  Juni  1839,  t  22.  Jan.  1890 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  J.  J.  Honore  D.  und 
Geigenfabrikant  wie  dieser.  Im  Jahre  1864  kaufte  er 
von  der  Witwe  das  Geschäft  von  Joseph  Nicolas  fils  mit 
allen  Werkzeugen  und  Vorräten  und  machte  von  nun 
an  einen  größeren  Unterschied  zwischen  Geigen,  die  er 
selbst  machte,  und  solchen,  die  nur  Werkstattarbeit 
waren.  Die  letzteren  erhielten  den  Firmastempel  Nico- 
las. Sein  Holz  ist  ziemlich  gut,  der  Lack  dagegen  spröde 
und  bald  unscheinbar.  Sein  Geschäft  ging  auf  P.  Mou- 
genot  über,  der  jetzt  beide  Brandmarken  verwendet.  — 
Er  soll  auch  eine  Niederlage  mit  Werkstatt  in  Nancy 
gehabt  haben. 

Geigenzettel:  Just  Derazey,  Luthier  /  ä  Mirecourt, 
Vosges.  18  .  .    (gedruckt,  die  Jahreszahl  geschrieben). 

Deroux  (»Deroux  pere«),  Georges.  —  Mire- 
court. Geb.  in  Mirecourt  1822.  f  1889  in 
Reims 

Schüler  von  Honore  Derazey  und  wahrscheinlich  der 
Erikel  eines  schon  1 760  vorkommenden  Geigenmachers 
Nicolas  D.  Einer  der  besseren  Mirecourter  Meister,  der 
sich  1846  selbständig  machte.  Wenn  er  auch  viel  für 
den  Markt  gearbeitet  hat,  so  verstand  er  sich  doch 
trefflich  auf  seinHandwerk,  was  auch  viele  seiner  Schü- 
ler, die  etwas  Tüchtiges  bei  ihm  gelernt  haben,  be- 
weisen, so  Seb.-Aug.  Deroux,  Georges  Mougenot  usw. 
Er  gebrauchte  einen  Brandstempel,  schrieb  oft  auch 
seinen  Namen  mit  Bleistift  in  seine  Geigen  hinein. 

Deroux,  Sebastien-August.  —  Paris.   Geb.  am 

29.  Juni  1848  in  Mirecourt 

Sohn  und  Schüler  von  Georges  D.  Nachdem  er  drei 
Jahre  bei  Silvestre  in  Lyon  und  1 1  Jahre  bei  Miremont 
gearbeitet  hatte,  machte  er  sich  1884  selbständig  und 
erfreut  sich  jetzt  eines  guten  Rufs  als  Geigenmacher 
und  Reparateur.  Er  hat  bisher  über  100  neue  Geigen 


gemacht  und  dafür  sowohl  1 889  als  auch  1 900  Medaillen 
erhalten.  Er  arbeitet  nach  italienischen  Vorbildern  und 
verwendet  OUack. 

Geigenzettel:  Abb.  166  und  168. 

De  Santis,  Giovanni.  —  Rom.    1899 

Gut  eingeführte  Mandolinenfabrik,  die  die  Söhne  fort- 
führen. 

Deschamps,  Claude.  —  Paris.   1783.   1785 

Er  wird  als  »Luthier«  bezeichnet  und  wohnte  in  der 
Rue  de  Seine.  Arbeiten  von  ihm  kommen  sehr  selten 
vor. 

Descquots,  Jean.  —  Mirecourt.    1773.    1781 
Nur  von  A.  Jacquot  genannter  Geigenmacher. 

Desgarnets.  —  Mirecourt.   1 7./1 8.  Jahrhundert 

Eine  Geigenmacherfamilie,  als  deren  Stammvater  Jean 
L  D.  angesehen  werden  kann,  dessen  1692  geborener 
Sohn  und  Schüler  Louis  D.  der  Vater  des  1729  ge- 
borenen Nicolas  II.  war.  Ein  älterer  Nicolas  (I.)  D. 
lebte  in  den  zwanziger  Jahren  des  18.  Jahrhunderts  und 
Jean  II.  D.  ist  von  1722 — 1728  nachweisbar. 

Deshayes  (Dehaye).  —  Paris.   1775.   1825 

Er  nennt  sich  einen  Neffen  und  einzigen  Schüler  von 
Salomon.  Er  wohnte  zuerst  Rue  des  Saints-Peres  und 
dann  in  der  Rue  de  Grenelle-Saint-Honore  und  führte 
das  Ladenschild  »au  Prelude  espagnol«.  Er  scheint 
übrigens  mehr  Händler  als  Geigenmacher  gewesen  zu 
sein. 

Desiato,  Giuseppe.  —  Neapel.    1890.    1900 

Em  wenig  bekannter  Geigenmacher,  der  etwas  leicht- 
fertig nach  dem  Gaglianomodell  arbeitete,  aber  gutes 
Holz  besaß  und  sich  auf  den  Ton  verstand.  Er  wohnte 
1899  noch  Via  Speransella  174.  Auch  ein  Luigi  und  ein 
Vincenzo  Desiato  lebten  im  19.  Jahrhundert  in  Neapel. 

Desiden,  An.  —  Ascoli 

Sein  Name,  ohne  Jahreszahl,  findet  sich  ab  und  zu  in 
Geigen,  die  nicht  schlecht  sind. 

Desideri  (Desideti?),  Pietro  Paolo.  —  Riva  (?). 
1793.  1837 

Seine  Arbeiten  sind  meist  sorglos,  aber  doch  mit  Talent 
ausgeführt.  Auf  die  Wahl  des  Holzes  scheint  er  kein 
großes  Gewicht  gelegt  zu  haben,  dagegen  ist  sein  dicker, 
gelber  oder  gelbbrauner  Lack  im  ganzen  nicht  schlecht, 
auch  die  F-Löcher  sind  sauber  geschnitten.  Der  Ton 
ist  nicht  groß,  aber  ziemlich  edel.  Seine  älteren  Arbeiten 
erinnern  an  die  Schule  der  Guadagnini,  die  späteren 
nähern  sich  dem  Andreas  Guarnen-Modell.  Ob  mit 
»Ripe*,  wie  auf  seinen  Zetteln  zu  lesen  ist,  Riva  ge- 
meint ist,  konnte  ich  noch  nicht  feststellen.  Im  Stadt- 
archiv zu  Riva  war  nichts  über  ihn  zu  ermitteln.  Auch 
die  Form  seines  Namens  steht  nicht  einwandfrei  fest, 
da  man  auf  vielen  seiner  handschriftlich  hergestellten 
Zettel  oder  auf  den  Inschriften,  die  er  im  Innern  der 
Decke  anzubringen  pflegte,  ebenso  gut  Desideti  wie 


Desidcii  —  De  Zorzi 


101 


Desideri  lesen  kann  ^).  Erich  Lachmann  in  Berlin  be- 
sitzt eine  Violine  von  ihm.  Decke  und  Boden  nach  der 
Schwarte  geschnitten ;  eine  andere  besaß  Eugen  Gärt- 
ner, bei  der  die  Decke  ebenfalls  nach  der  Schwarte  ge- 
schnitten war.  Der  Boden  bestand  aus  beinahe  glattem 
(ungeflammtem  )  Ahornholz. 

Geigenzettel:  Pietro  Paolo  Desideri/  feclt  Ripe  1837. 
(gedruckt). 

Desideri,  Raffaele.  —  Ascoli.    18./19.  Jahrh. 
Reich  eingelegte  Geigen,  Violoncelli  und  Gitarren  von 
ihm  kommen  öfter  vor. 

Desjardins,  Louis.  —  Caen.  1740.  1780 
Er  hieß  eigentlich  Bossard  genannt  Desjardms.  Unbe- 
deutender Musikinstrumentenmacher  des  18.  Jahr- 
hunderts, der  in  den  letzten  Jahren  gemeinschaftlich 
mit  seinem  Schwiegersohne  gearbeitet  zu  haben  schemt. 
Eine  Vielle  in  einem  Gitarrekorpus  ist  aus  der  Samm- 
lung Snoeck  (Nr.  606)  nach  Berlin  gekommen. 
Geigenzettel :  Faite  par  Desjardins,  Marchand  /  Lu- 
thier,  grande  rue  St.-Jean  /  ä  Caen  1 763  (gedruckt). 

Desmarees    (Desmaretz),    Nicolas.   —   Mire- 
court.  1742.  1783 

Nur  dem  Namen  nach  überliefert. 

Desmoulins.  —  Paris.   1640.   1660 

Im  Briefwechsel  Const.  Huygens  (»Corresp.  et  ceuvres 
m.usicales  de  Const.  Huygens,  publ.  p.  W.  J.A.Jonck- 
bloet  et  Land,  Leyde  1882«)  findet  sich  eine  Stelle,  in 
der  ein  Lautenmacher  dieses  Namens  erwähnt  wird.  De 
la  Barre,  an  den  sich  Huygens  wegen  Ankaufs  einer 
Laute  nach  Paris  gewendet,  schreibt  am  15.  Oktober 
1638:  •>.  .  .  ne  luy  ayant  rien  communique  de  la  re- 
cherche  que  vous  faites  d'un  excellent  LuthdeBologne, 
Joint  qu'il  me  semble  qu'il  estime  plus  les  luths  neufs 
de  Desmoulins  .  .  .«  Valdrighi  erwähnt  ihn  gleichfalls 
(Nr.  835)  und  setzt  ihn  in  die  Zeit  von  1640—1660. 

Despines,  Alexandre.  —  Turin.  1828.  1842 
Schüler  von  Pressenda,  Gatte  der  Sängerin  Mme  Des- 
pines. Die  Geschichte  eines  von  ihm  nach  Omobeno 
Stradivari  gemachten  Violoncellos  erzählt  Alfrede  Piatti 
in  den  Violin  Times  (deutsch  in  De  Wits  Z.)  Nr.  31, 
1895.  Er  baute  nach  Guameri.  Auf  seinen  Zetteln  hat 
er  sich  auch  D'Espine  genannt. 

Geigenzettel :  Abb.  1 77. 

Despont  s.  D'Hespont 

Des  Rousseaux,  Nicolas.  —  Verdun.   1755 

Er  war  ursprünglich  Steinmetz  und  wurde  der  Schwie- 
gersohn von  Joseph  Miraucourt ;  als  Violenbauer  brachte 
er  es  zu  achtungswerter  Tüchtigkeit  und  arbeitete 
nach  A.  Jacquots  Angabe  im  Stile  der  Klotzschule. 
Sein  Ladenschild  lautete  »ä  la  Luth«.  Er  verwendete 
auch  einen  Brandstempel  mit  seinem  Namen.  Eine  von 
ihm  gemachte  fünfsaitige  Bratsche  findet  man  aus  der 


')  Der  Name  Desideti  kommt  mehrfach  vor.  Ein  Gold- 
schmied Giorgio  Desideti  lebte  um  1536  in  Rom.  Die 
Familie  war  in  Novara  heimisch. 


Sammlung  Snoeck  (Nr.  465)  in  Berlin.  Eine  Pardessus 
de  viole  befindet  sich  in  W.  Heyers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln  (Nr.  790). 

Geigenzettel :  A  Verdun  par  Nicolas  /  des  rousseaux 
1755  (gedruckt). 

Dessauer,  Heinrich.  —  Linz  a.  D.   1902 

Ein  Tonkünstler,  der  eine  Bratsche  erfunden  hat,  die, 
bei  vergrößertem  Körper,  die  gleiche  Mensur  wie  die 
Violine  hat.  Vgl.  »die  Dessauer  Bratsche«,  Zeitschr.  f. 
Instr.  V.Paul  De  Wit.  Nr.  11,1902. 

Deuz(?),  John. —  1755 

Eine  Violine  mit  diesem  mir  sonst  nicht  bekannten 
Namen  wurde  im  Juli  1904  bei  Puttick  &  Simpson  in 
London  versteigert. 

Devereux,    John.    —    London.     Melbourne. 

1840.   1880 

Er  arbeitete  längere  Zeit  bei  B.  S.  Fendt  'n  London 
und  ging  später  nach  Australien,  wo  er  1880  noch  lebte. 

De  Vitor,  Pietro  Paolo.  —  Brescia.   1738.   1740 

Er  bezeichnet  sich  als  Venezianer.  Seine  Geigen  zeigen 
ein  übertrieben  hochgewölbtes  Modell,  kurze  und  ge- 
drungene Schnecke,  ziernlich  gute  Arbelt  und  einen  be- 
sonders schönen  roten  Öllack.  In  einigen  Teilen  ahnite 
er  Maggini  nicht  ungeschickt  nach.  Eine  gute  Geige 
von  ihm  besitzt  Adamowski  in  Boston  (Mass.). 
Geigenzettel :  Abb.  1 73. 

De  Voney,  Frank.  —  Blackpool,  Pittsburg 
(Am.),  San  Francisco.  1890.  1908 
Ein  Perthshirehochländer,  der  sich  als  Geigenmacher 
einen  guten  Namen  gemacht  hat ;  um  1 900  wanderte  er 
nach  Amerika  aus  und  soll  auch  dort  mit  Erfolg  tätig 
gewesen  sein.  Er  arbeitete  nach  den  Modellen  von 
Gaspar  da  Salo,  Stradivari  und  Guarneri  und  hat  gelben 
oder  roten  Öllack  verwendet. 

Geigenzettel :  Joseph  Guarnerlus  /  Copy  /  By  /  Frank 
de  Voney  1 893  [I.  H.  S.  Im  Kreis  mit  Kreuz]  (gedruckO- 

Devyri,  Anton.  —  Alpenrose  (bei  den  Karer- 

see  nächst  Bozen) 

Eine  Geige,  wohl  dem  18.  Jahrhundert  angehörend. 
Stainermodell,  etwas  ungelenk  gemacht,  trug  den 
schlecht  leserlichen  Zettel :  Anton  Devyri ,  Alpenrose 
bey  Carrer  See  /  nechst  Botzen  (geschrieben). 

Dewars,    William.    —   Brechin    (Schottland). 

Geb.  1878 

Er  baut  Geigen  nach  Stradivari  und  Guarneri  und  ver- 
wendet Whitelaws  oder  Hardies  Öllack. 

De  Zorzi,  Valentino.  —  Florenz.  Geb.  1837 
in  Vittorio  (Venetien),  f  1916 
Erlernte  autodidaktisch  den  Geigenbau,  arbeitete  stets 
in  Italien,  eröffnete  seine  eigene  Werkstatt  in  Pistoja 
1880  und  verlegte  diese  vor  1885  noch  nach  Florenz, 
wo  er  zu  Ansehen  kam.  Er  war  sehr  fleißig,  bis  er  in 
hohem  Alter  in  Geistesnacht  verfiel.  Er  baute  nach 


102 


D'Hespont  —  Didelot 


eigenem  Modell,  das  zwischen  Stradivan  und  Stainer 
die  Mitte  hält,  strebte  aber  den  großen  Vorbildern  nach 
und  machte  alle  Bestandteile  seiner  Gelgen,  selbst  Wir- 
belgriffbretter, Saitenhalter  und  Stege  eigenhändig.  Er 
besaß  zahlreiche  Auszeichnungen.  Er  war  auch  Er- 
finder einer  Harfengitarre  (18  Saiten  mit  5  Oktaven, 
der  Archilaute  verwandt)  sowie  eines  Streichinstru- 
mentes, das  er  »Contraviolino«  nennt.  Dieses  ist  eme 
Oktave  tiefer  gestimmt  als  die  Violine,  wird  wie  ein 
Violoncello  gespielt  und  liegt  zwischen  diesem  und  der 
Viola;  es  soll  die  Differenz  in  der  Klangfarbe  dieser 
beiden  Instrumente  ausgleichen.  Das  Museum  des  R. 
Istituto  L.  Cherubini  in  Florenz  besitzt  ein  solches  In- 
strument von  ihm,  bei  dem  er  auf  einen  ähnlichen  Ge- 
danken kam  wie  z.  B.  Dr.  Steltzner. 
Geigenzettel:  Abb.  164  und  165. 

D'Hespont  (Despont),  Antoine.  —  Paris.   1 634. 

1636 

Er  wird  ausdrücklich  als  »maitre  d'instruments  de  mu- 
slque«  bezeichnet  und  trat  1636  im  Prozesse  Medard 
auch  als  Sachverständiger  auf.  Von  ihm  sollen  noch 
verschiedene  gute  Instrumente  vorhanden  sein,  obwohl 
es  selbst  Vidal  nicht  gelang,  eines  derselben  ausfindig 
zu  machen.  Glücklicher  war  der  treffliche  A.  Jacquot, 
der  auch  einen  Zettel  veröffentlichen  kann,  aus  dem 
hervorgeht,  daß  D'Hespont,  oder  wie  er  sich  hier 
schreibt  Despont,  das  Ladenschild  »Au  Luth  Royal« 
führte.  Urkundlich  wird  der  Name  D'Hespont  ge- 
schrieben, Vidal  schreibt  »Despont«  und  Fetis  »Des- 
pons«.  Geigen,  die  oberflächlich  nach  italienischem 
Vorbild  gemacht  sind,  schlechtes  Holz  und  schlechten 
Lack  haben  und  seinen  Namen  tragen,  sind  offenbar 
spätere  Fälschungen. 

Geigenzettel :  Antoine  /  Despont  demeurant  /  A  Paris  / 
Sur  le  pont  N[?  Dame  /  Au  Luth  Royal  /  1634 
(geschrieben). 

Dick,  Alban.  —  Frankfurt  a.  M.  Geb.  31 .  Okt. 
1876  in  Wohlliausen 

Nachdem  er  ausgelernt  hatte,  kam  er  zu  Albin  Wilfer, 
den  er  als  seinen  eigentlichen  Lehrer  betrachtet.  Im 
Jahre  1899  trat  er  bei  Alb.  Vogt  in  Frankfurt  a.  M.  ein, 
dessen  Geschäft  er  im  Jahre  1 907  käuflich  erwarb  und  es 
durch  tüchtige  Leistungen  sehr  auszudehnen  verstand. 

Dickie,  William.  —  Wentworth.    1876.   1897 
Er  baut  nach  Stradivarl,  Amati  und  auch  nach  Guar- 
neri  und  verwendet  einen  gelben,  rötlich  schattierten 
Öllack. 

Geigenzettel:  Wm.  Dickie,  Fecit  /  Wentworth,  Anno 
1890  (geschrieben). 

Dickinson  (Dickenson),  Edward.  —  London. 
1750.  1790 

Es  sind  nur  wenig  gute  Geigen  von  ihm  bekannt;  meist 
arbeitete  er  sehr  handwerksmäßig  nach  einem  hoch- 
gewölbten Stalnermodell.  Auf  einzelnen  Zetteln  nennt 
er  nur  seinen  Namen  ohne  weitere  Angaben. 
Geigenzettel :  Edward  Dickinson  /  Maker,  at  the  Harp 
and  Crown  in  /  the  Strand  /  near  E^feter  Change/  Lon- 
don 1754  (gedruckt), 


Dickson,  Dr.  George.  —  Edinburgh.  Geb. 
1838  in  Edinburgh 

Ein  gesuchter  Arzt,  der  viele  Gelgen  mit  bemerkens- 
werter Geschicklichkeit  gemacht  hat.  Sein  Hauptver- 
dienst aber  ist  es,  daß  er  als  einer  der  ersten  die  Ver- 
wendung fossilen  Bernsteins  zur  Lackbereitung  lehrte 
und  dessen  Bedeutung  für  den  Geigenlack  erkannte. 

Dickson  (Dickeson),  John.  —  London  und 
Cambridge.  Geb.  in  Stirling  (Schottland) 
um  1 720,  t  nach  1780 

Er  scheint  einige  echte  Geigen  von  den  Amati,  wohl 
auch  eine  von  Cappa  gekannt  zu  haben,  die  er  recht 
genau  kopierte.  Er  lebte  zwischen  1750  und  1780  ab- 
wechselnd in  London  und  Cambridge,  ja,  es  gibt  Gei- 
gen, in  denen  beide  Städte  zugleich  angegeben  werden. 
Geigenzettel:  John  Dickson  Cambridge  /  1779  (gedr.). 

Didelin.  —  Mirecourt.   XVIII.  Jahrhundert 

Eine  Geigenmacherfamilie,  von  der  genannt  werden: 
Antoine  D.  Geb.  1749 
Henry  I.   1745.   1755 
Henry  II.   1750.   1779 

Jean-Nicolas,  1781,  und  der  Bogenmacher  Nicolas- 
Henry.  1772.  1789 

Didelin,  Joseph.  —  Nancy.    1760.    1776 

Wenig  bekannter  Mlrecourter,  der  in  seiner  Arbeit  aber 
nicht  ungeschickt  war.  Sein  Ladenschild  lautete:  »A  la 
Guitare  des  Dames  de  France«.  Sein  Reparaturzettel 
findet  sich  in  einem  Amatlvioloncello  bei  C.  Claudius 
in  Kopenhagen. 

Geigenzettel :  Raccomode  par  moy  didelin  ä  '  Nancy  an  / 
1 773  (gedruckt). 

Didelot,  August.  —  Moskau.   1873.    1900 

Geboren  in  Mirecourt,  arbeitete  von  1873 — 1879  bei 
seinem  Landsmann  Ernest -Andre  Salzard  und  machte 
sich  dann  selbständig.  Seine  Arbeit  wird  gelobt. 

Didelot,  Dominique  I.  —  Mirecourt.   18.  Jahr- 
hundert 

Wahrscheinlich  der  Vater  oder  Großvater  von  Domini- 
que II  D.  Sein  Name  kommt  auch  in  der  Schreibung 
»Dldenot«  vor. 

Didelot,  Dominique  II.  —  Mirecourt.  1820  (?) 
Gute  Mlrecourter  Arbeit,  schöner  hell-  oder  dunkel- 
roter Spirituslack.  Er  verwendete  eine  Brandmarke: 
A  Cremone  /  Dominique  Didelot. 
Geigenzettel :  Domlnicus  Didelot  /  A  la  vllle  de  .  .  (un- 
leserlich)^). 

Didelot,  N.  —  Mirecourt 

Ein  französischer  Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts, 
der  handwerksmäßig  arbeitete,  jedoch  einen  guten 
Orangelack  verwendete. 


^)  Wahrscheinlich   »Cremone«. 


Didier  —  Dielil 


103 


Didier,  Marius.  —  Mirecourt 

Sehr  tüchtiger  vogesischer  Geigenmacher  der  Gegen- 
wart. 

Didier,  Nicolas  s.  auch  Nicolas 

Didion.  —  La  Roche-sur-Yon.   1900 

Ein  Musikinstrumentenhändler,  der  auch  Geigen  ma- 
chen soll. 

Didion,  Gabriel.  —  Mirecourt.   1875.  f  1881 

Geigenmacher  und  Fabrikant.  Stiefbruder  von  Blan- 
chard  in  Lyon,  einer  der  besseren  Meister  seines  Wohn- 
sitzes, Lehrer  von  Resuche.  Die  Firma  hieß  anfänglich 
Witwe  Sonot  &  Didion,  dann  Didion-Laberte. 

Diehl,  August.  —  Hamburg.     Geb.    1852  in 
Darmstadt 

Sohn  und  Schüler  von  Friedrich  D.  Im  Jahre  1875  er- 
öffnete er  seine  Werkstatt  in  Darmstadt,  siedelte  aber 
bereits  1876  nach  Hamburg  über.  Er  ist  ein  hervor- 
ragend geschickter  Geigenmacher  und  Reparateur.  Der 
jüngste  Sprößling  der  altberühmten  Familie.  Er  erhielt 
auf  den  Ausstellungen  in  Hamburg,  Lüttich  und  Leip- 
zig die  silberne  sowie  in  St.  Louis  die  goldene  Medaille. 
Außer  nach  alten  Meistern  baut  er  auch  nach  einem 
eigenen  Modell.  Er  ist  auch  der  Erfinder  und  Ver- 
fertiger eines  Violinbogens  mit  flacher,  linsenförmiger 
Stange,  die  sich  nach  dem  Kopfe  zu  verjüngt.  In  der 
Mitte  seines  gedruckten  Zettels  befindet  sich  ein  Löwe 
mit  einer  Laute,  jetzt  aber  verwendet  er  hauptsächlich 
einen  eigenhändig  gezeichneten  Zettel.  Viele  seiner 
Geigen  sind  mit  besonders  schöner  Schnitzarbeit  ver- 
ziert. Auch  sein  Lack  ist  ausgezeichnet.  Obwohl  er  als 
echte  Künstlernatur  jeder  Reklame  abhold  ist,  werden 
seine  Arbeiten  in  Kennerkreisen  schon  jetzt  zu  den 
besten  unserer  Zeit  gerechnet. 

Geigenzettel :  Im  Jahre  189  /  August  Diehl  /  Hamburg 
(gedruckt)  und  Alab.  169. 

Diehl,  Felix.  —  Mainz.    1850.    f  nach  1875 

Sohn  von  Joh.  Diehl  und  dessen  Schüler;  Bruder  des 
1898  in  Mainz  verstorbenen  Konzertmeisters  Carl  Hip- 
polyt  Diehl. 

Geigenzettel :  Reparlrt  von  /  Felix  Diehl  /  in  Mainz 
1862  (gedruckO. 

Diehl  (Diel),  Friedrich.  —  Darmstadt.    Geb. 

1814,  t  1888 

Zweiter  Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Nikolaus  D. 
Gute,  aber  namentlich  in  bezug  auf  den  Lack  nicht 
hervorragende  Arbeit.  Auf  einer  Pariser  Ausstellung 
erhielt  er  eine  Bronzemedaille,  kam  jedoch  seinem 
Vater  nicht  gleich.  Er  fertigte  u.  a.  verschiedene,  seiner- 
zeit sehr  beliebte  Kontrabässe  statt  nach  dem  alten 
Viola-  nach  dem  Geigenmodell  mit  gewölbtem  Boden. 
Gelgenzettel:  Friedrich  Diehl,  /  Hof-Instrumenten- 
macher in  Darmstadt  18  .  .  (gedruckt). 

Diehl,   Heinrich.  —  Mainz.   Frankfurt  a.  M. 

1846.  1850 

Angeblich  ein  Sohn  von  Johann  D.  und  nicht  hervor- 
ragend. In  Frankfurt  war  er  im  Jahre  1848  ansässig. 


doch  scheint  er  schon  nach  kurzer  Zeit  nach  Mainz 
zurückgekehrt  zu  sein. 

Diehl,   Jakob.   —   Bremen,    Hamburg.     Geb. 
1806  in  Mainz,  f  1874  in  Hamburg 

Sohn  und  Schüler  von  Nikolaus  Diehl;  er  machte  sich 
1826  in  Mainz  selbständig,  ließ  sich  1834  in  Bremen 
nieder  und  siedelte  1858  nach  Hamburg  über.  Er  steht 
dort  als  tüchtiger  Meister  in  gutem  Andenken.  Sein 
Nachfolger  Jakob  D.  jun.  war  Händler  und  unterhielt 
nur  eine  Reparaturwerkstatt. 

Diehl,  Jacob  August.  —  Darmstadt.    18.  Jahr- 
hundert 

Er  arbeitete  ähnlich  wie  Schonger  und  J.  Steininger, 
ist  jedoch  in  der  Wahl  des  Holzes  weniger  sorgfältig 
gewesen. 

Geigenzettel :  Jac.  Aug.  Diehl,  /  Hof-Lauten  &  Geigen- 
Macher  /  in  Darmstadt  17..  (gedruckt). 

Diehl,  Johann.  —  Mainz.    1808.    1843 

Zweiter  Sohn  von  Martin  und  Bruder  von  Nikolaus  D. 
Jedenfalls  der  Bedeutendste  von  den  in  Mainz  an- 
sässigen Mitgliedern  der  Familie  Diehl.  Seine  Violinen 
(meist  nach  Stradlvan  gemacht)  wurden  ihm  schon  bei 
Lebzeiten  mit  66  fl.,  Violoncelli  mit  121  fl.  und  seine 
Violen,  zu  denen  er  gerne  Zitronenholz  verwendete, 
mit  88  fl.  bezahlt.  Sein  Lack  Ist  goldgelb. 

Geigenzettel:  Johann  Diehl,  Lauten-  und  Geigen-/ 
macher  in  Mainz  1832  (gedruckt)  und  Abb.  163. 

Diehl,  Martin.  —  Mainz.   1770.    1792 

Geboren  in  Mainz,  Schüler  und  Schwiegersohn  von 
Nikolaus  Dopfer.  Während  seiner  elfjährigen  Wander- 
schaft kam  er  zuerst  nach  Aschaffenburg,  soll  dann  in 
Tirol  und  Osterreich  gewesen  sein  und  arbeitete  als 
Gehilfe  bei  Carl  Helmer  in  Prag,  brachte  es  aber  trotz- 
dem zu  keiner  besonderen  Geschicklichkeit.  Er  starb 
nach  der  ersten  Belagerung  von  Mainz  durch  die  Fran- 
zosen, also  um  1794. 

Geigenzettel:  Martin  Dihl  /  in  Mainz  1786  (geschrie- 
ben) und  Abb.  161. 

Diehl,  Martin  II,  geb.  1817  in  Darmstadt 

Dritter  Sohn  von  Nikolaus  D. 


Mainz,  Darmstadt.    Geb. 


Diehl,  Nikolaus. 
1779,  t  1851 

Sohn  von  Martin  D.  und  dessen  Nachfolger,  Schüler 
seines  Oheims  Jak.  Steininger  in  Frankfurt  a.  M.  und 
Enkel  von  Nikolaus  Dopfer,  der  auch  sein  Taufpate 
war.  Um  das  Jahr  1811  verlegte  er  auf  den  Ruf  des 
Großherzogs  Ludwig  I.  von  Hessen,  der  ihm  ein  Gehalt 
von  300  fl.  aussetzte,  seine  Werkstatt  nach  Darmstadt, 
wo  er  Großherzoglich  Hessischer  Hoflauten-  und  Gei- 
genmacher wurde.  In  der  Arbeit  steht  er  seinem  Bruder 
Johann  sehr  nahe,  am  besten  gelangen  ihm  jedoch 
Kontrabässe;  sein  Holz  und  sein  goldgelber  Lack  sind 
gewöhnlich  gut. 

Gelgenzettel :  Abb.  1 59. 


104 


Diehl  —  Dicltrich 


Hamburg.     1860. 


DIehl,   Nikolaus   Louis. 

t  1876 

Sohn  von  Jakob  Diehl.  Er  studierte  die  alten  Meister 
gut  und  ist  der  Verfasser  von  »Die  Geigenmacher  der 
italienischen  Schule«.  (Seit  1864  in  mehreren  Auflagen 
erschienen.) 

Dlehl,  Philipp.  —  Stühlingen.   1867 

Ist  mir  nur  durch  einen  vom  April  1867  datierten  Re- 
paraturzettel bekannt. 

Dlehl  (Dil),  Simon.  —  Mannhelm,  f  1758 
Man  darf  ihn  als  den  Stammvater  der  heute  noch 
blühenden  Geigenmacherfamilie  ansehen.  Er  wurde  als 
»Instrumentenmacher«  am  12.  Februar  1757  zum  Hof- 
kalkanten  bei  der  Hofmusik  mit  einem  Gehalte  von 
250  fl.  angestellt,  starb  aber  schon  im  darauffolgenden 
Jahre.  (Großh.  L.-Archiv  in  Karlsruhe.) 

Diener,  Ferdinand.  —  Graslltz.    Anfang  des 
19.  Jahrhunderts 

Seine  Geigen  klingen  nicht  schlecht,  smd  aber  hand- 
werksmäßig durchgeführt. 

Diener,   Franz.   —  Graslltz.    Geb.    10.  April 
1790,  t  3.  Febr.  1866 

Sohn  und  Schüler  von  Josef  I  Diener.  Wenn  er  auch 
hauptsächlich  billige  Geigen  machte,  so  war  er  doch 
recht  geschickt  und  sorgfältig  in  seiner  Arbeit.  Von  1 854 
bis  etwa  1856  lebte  er  in  Karlsbad,  wo  um  dieselbe  Zeit 
auch  ein  Friedrich  Diener  gearbeitet  haben  soll. 
Geigenzettel:  Franz  Diener  fecit  Graslitz  ,  1852  (gedr.). 

Diener,    Friedrich    (Gottfried).    —    Graslltz. 

Geb.  10.  Okt.  1791 

Sohn  des  Instrumentenmachers  Anton  D.  Einer  der 
geschicktesten  Geigenmacher  aus  seiner  Familie.  Er 
hatte  ein  gefällig  aussehendes  Modell,  hellbraunen  Lack 
und  verarbeitete  gutes  Holz.  Außen  am  Boden  semer 
Geigen  findet  sich  der  Brandstempel  Fried.  Diener.  Er 
hielt  auf  sorgfältige  Arbeit,  seine  Geigen  klangen  gut, 
und  so  war  er  der  erste,  der  es  wagen  durfte,  einen 
höheren  Preis  als  die  ortsüblichen  »90  Kreuzer  für  das 
Stück«  zu  fordern. 

Diener,  Gottfried.  —  Graslltz.    1780.    1784 

In  einer  mittelmäßigen  Viola  mit  Buchenboden  und 
unscheinbarem  braunen  Lack  stand  im  Innern  der 
Decke  sein  Name.  Er  war  mit  Rosina  geb.  Stark  ver- 
heiratet. Sein  1784  geborener  Sohn  wurde  später 
Musselinweber. 

Diener,  Ignaz  I.  —  Graslitz.  Geb.  1 .  Nov.  1820 

m  Graslltz 

Sohn  und  Schüler  von  Franz  D.  Nachdem  er  aus- 
gelernt hatte,  machte  er  als  Gehilfe  große  Reisen  durch 
Österreich-Ungarn,  Deutschland,  Frankreich  und  Ruß- 
land und  ließ  sich  dann  in  Graslitz  nieder.  Obwohl  er 
recht  geschickt  war,  kam  er  doch  auf  keinen  grünen 


Zweig,  arbeitete  hauptsächlich  für  Händler  und  ver- 
brachte seinen  Lebensabend  im  Versorgungshaus  zu 
Schönau.  Er  war  nie  verheiratet  und  ist  der  Letzte  seines 
Stammes. 

Diener,  Ignaz  II.  —  Graslitz.    Geb.  19.  Okt. 

1833 

Seine  Geigen  waren  für  ihren  billigen  Preis  recht  gut. 

Diener,  Joseph  I.  —  Graslitz.  Geb.  um  1760, 
tum  1840 

Er  soll  bei  einem  Hüller  gelernt  haben,  dessen  Tochter 
Rosina  er  vor  1789  heiratete.  Seine  Geigen  sind  den 
besseren  gleichzeitigen  vogtländischen  Arbeiten  nahe- 
stehend ;  nur  ist  bei  ihm  das  Holz  gewöhnlich  schöner. 

Geigenzettel :  Joseph  Diener  fecit  /  Graslitz  Böhmen 
18..  (gedruckt). 

Diener,  Joseph  II.  —  Graslitz.  ^eb.  23.  März 

1831,  t  nach  1885 

Sohn  von  Friedrich  D.  Seine  Gelgen  und  Gitarren  sind 
nicht  schlecht,  wenn  auch  keine  Kunstwerke. 
Gelgenzettel :  Joseph  Diener,  Geigen-  /  und  Guitarren- 
macher  in  Graslitz  1869  (gedruckt). 

Dlepenryck,     Ludwig    van.    —    Antwerpen. 

Wurde    1558  Freimeister  der  Gilde,   lebte 

noch  1589 

Er  war  als  »Claveclngelmaker«  eingetragen,  hat  aber 

auch  Lauten  usw.  gemacht. 

Dierlcxen,  Jan. — Antwerpen.   1558.   1574 

Nur  als  Claveclnmacher  bekannt,  doch  wird  er,  wie  alle 
seine  Zunftgenossen,  wohl  auch  Lauten  gemacht  haben. 
1574  wird  er  bezeichnet  als  die  »Eersamen  persoon, 
meester  Jan  Dierlcxen,  claveslngelmaker«. 

Dieterich,  Michel.  —  Birklingen.    1815 

Wurde  mir  nur  durch  seinen  Reparaturzettel  bekannt. 
Geigenzettel :  Reparirt  von  Michel  Diete-  /  rieh,  Gei- 
genmacher zu  /  Birklingen  pro  1815  (geschrieben). 

Dlettrlch,  Johann  Gottlieb.  —  Saupsdorf, 
Sebnltz.  Geb.  1851  in  Saupsdorf  in  Sachsen 
Zuerst  kam  er  bei  dem  Klaviermacher  Karl  Schmidlln 
in  die  Lehre;  später  ging  er  zu  G.  Tiefenbrunner  nach 
München  und  zu  Knner  nach  Landshut  und  erlernte 
bei  diesen  Zithern-  und  Gelgenmachen.  Nach  zehn 
Wanderjahren  ließ  er  sich  1879  in  seinem  Geburtsort 
nieder  und  verlegte  seine  Werkstatt  später  nach  Sebnltz. 
Seine  Gelgen  macht  er  nach  einem  eigenen  Modell,  das 
ihm  in  der  unteren  Hälfte  mehr  Resonanzfläche  dar- 
bietet, doch  ist  die  Form  so  ungewöhnlich,  daß  bei  aller 
Anerkennung  des  Tonwertes  die  Musiker  seine  Geigen 
nicht  gerne  spielen.  Da  er  fortwährend  neue  Versuche 
macht,  ist  vielleicht  noch  etwas  von  ihm  zu  erwarten. 
Gelgenzettel:  Johann  Gottlieb  Dlettrlch  /  Instrumen- 
tenmacher /  Sebnitz  (gedruckt). 


Dictz  —  Diter 


105 


Dietz,  Christian.  —  Emmerich.  Geb.  1801 
Sohn  des  Johann  Christian  D.  Ein  wenig  hervorgetrete- 
ner Geigenmacher,  den  übrigens  auch  Valdrighi  (855) 
erwähnt. 

Dietz,  Johann  Christian.  —  Darmstadt.    1800. 
1805 

Es  ist  fraghch,  ob  er  je  eine  Geige  gemacht  hat,  da- 
gegen kommen  Gitarren  und  Harfen  von  ihm  öfters  vor. 
Bekannt  ist  er  nur  durch  seine  Erfindungen,  das  »Me- 
lodion«.  eine  Klavierharfe,  und  das  ■>Trochleon<'. 

Dietzel,     Hermann    Theodor.    —    Markneu- 
kirchen. Berhn 

Geboren  1866  in  Markneukirchen,  Schüler  von  Ernst 
Gläsel,  ging  nach  beendeter  Lehrzeit  1884  nach  Bres- 
lau zu  Liebich  und  machte  sich  1888  in  seiner  Vater- 
stadt selbständig,  verlegte  von  1892 — 1897  sein  Ge- 
schäft nach  Berlin,  kehrte  dann  aber  nach  Markneu- 
kirchen  zurück,  wo  er  sich  außer  mit  dem  Neubau 
(Stradivarimodell)auch  mit  der  Reparatur,  sowie  einem 
Handel  mit  alten  Streichinstrumenten  beschäftigte.  Im 
Jahre  1900  siedelte  er  dann  wieder  nach  Berlin  über. 
Er  verwendet  sowohl  Spiritus-  als  Ollack. 

Dieulafait.  —  Paris.   1720 

Im  Museum  des  Par.  Cons.  (Nr.  172)  befindet  sich  eine 
schöne  Baßviola,  von  Ihm  repariert.  Valdrighi  fragt,  ob 
dieser  Name  nicht  vielleicht  fingiert  sei,  was  ich  jedoch 
nicht  annehmen  möchte. 

Dillenz,  Fridolin.  —  Ulm  a.  D.   Geb.  6.  März 
1853  in  Fischbach  b.  Biberach 

Er  trat  im  Jahre  1 867  als  Schüler  bei  Anton  Sprenger 
ein  und  siedelte  1 873  mit  ihm  nach  Stuttgart  über.  Nach- 
dem er  sieben  Jahre  lang  bei  seinem  ersten  Lehrmeister 
gearbeitet  hatte,  kam  er  zu  Lorenz  Kriner  und  machte 
sich  nach  Beendigung  seiner  Militärzeit  im  Jahre  1878 
in  Ulm  selbständig.  Er  ist  ein  sehr  tüchtiger,  kenntnis- 
reicher Geigenmacher,  baut  nach  Stradivari  und  ver- 
wendet einen  rötlichgelben  feurigen  Lack.  Vielseitige 
Anerkennung  findet  er  auch  für  seine  trefflichen 
Wiederherstellungsarbeiten. 

Geigenzettel :  Fridolin  Dillenz,  Geigenmacher  '  in  Ulm. 
anno  18..  (gedruckt).  —  Fridolin  Dillenz,  Geigen- 
macher in  Ulm  a.  D.  19  (gedruckt). 

Dinacci,  Antonio.  —  Neapel.    19.  Jahrhundert 

Er  baute  Mandolinen,  Lauten  und  Gitarren  und  wird 
von  Valdrighi  (860)  aufgezählt. 

Dmelli,  Carlo.  —  Fanano.    1887 

Ich  kenne  nur  Violoncelli  von  handwerksmäßiger,  roher 
Arbeit  von  ihm. 


Dmi,  Giovanni  Battista. 

1707 


Lucignano.    1 700. 


Ein  noch  wenig  bekannter,  aber  ungewöhnlich  ge- 
schickter Meister,  von  dem  Jul.  Heinr.  Zimmermann 
in  Leipzig  eine  prachtvolle,  14saitigeViolad'amore  vom 


Jahre  1700  besitzt.  Die  Umnßlinien  sind  reizvoll  ge- 
schweift, die  Decke  schön  gewölbt,  der  Boden  flach  und 
alles  hübsch  eingelegt.  Die  Schallöcher  in  Schlangen- 
linien sind  zweiteilig,  unter  dem  Griffbrett  befindet 
sich  eine  prachtvolle  Rosette,  der  reich  verzierte  Wirbel- 
kasten endigt  mit  einem  anmutigen  Engelsköpfchen. 
Der  Ton  ist  von  großem  Wohllaut,  und  auch  der  hell- 
gelbe, feurige  Lack  ist  bemerkenswert.  In  W.  Heyers 
Musikhistorischem  Museum  in  Köln  befindet  sich  ein 
guter  Kontrabaß  mit  auffällig  hochgewölbtem  Boden 
aus  dem  Jahre  1707  von  ihm. 

Geigenzettel :  Gio.  B^  Dini  Fece  1 700  ,  in  Lucignano 
(gedruckt). 

Dinis,  Felis  Antonio.  —  Lissabon.   1807 

Mittelmäßiger  portugiesischer  Geigenmacher,  von  dem 
sich  eine  Violine  in  der  Sammlung  A.  Keil  in  Lissabon 
befindet. 

Dinumerabo,  Johannes.  —  Padua.    1661 

Ein  Lautenmacher,  dessen  sonderbaren  Namen  Val- 
drighi (9130)  mitteilt. 

DionelH,  Gaetano.  —  Mantua.    1865.    1869 

Wenig  hervorragender  Geigenmacher  des  19.  Jahr- 
hunderts; am  besten  waren  noch  seine  Violoncelli. 

Dionigi,  Alessandro.  —  Syrakus.    18.  Jahrh. 

Ein  sizilianischer  Lautenmacher,  der  sich  auch  als 
Geigenmacher  versuchte,  ohne  etwas  Bemerkenswertes 
zu  leisten. 

Geigenzettel :  Alessandro  Dionigi  dl  Siracusa  /  17..- 
(gedruckt). 

Diotallevi,  Michelangelo.  —  Rimini.   1820 

Es  soll  einige  Geigen  geben,  die  diesen  —  wahrschein- 
lich falsch  gelesenen  —  Namen  tragen. 

Dischka  (Di'zka).  —  Fünfkirchen.   1895 

Er  wird  als  Geigenmacher  bezeichnet,  scheint  aber  nur 
Händler  und  Reparateur  gewesen  zu  sein. 

Diter,  Justin.   —  Marseille.     Geb.    16.  Febr. 
1866  in  Mirecourt 

Er  lernte  bei  Bailly,  betrachtet  sich  aber  als  Schüler  von 
Paul  Blanchard  in  Lyon.  Im  Jahre  1896  machte  er  sich 
in  Lyon  selbständig  ^)  und  verlegte  seine  Werkstatt  am 
1.  April  1897  nach  Marseille,  wo  er  M.  Richelmes 
Nachfolger  wurde.  Er  baut  nach  Stradivari,  Guarneri 
und  Amati  und  ist  als  Reparateur  geschätzt.  Sein  Lack 
(fetter  Ollack)  ist  nach  dem  Rezept  J.  B.  Vuillaumes  zu- 
sammengesetzt. Auf  seinem  Zettel  ist  u.  a.  das  Wappen 
von  Marseille  angebracht. 
Geigenzettel :  Abb.  181. 

Diter,  Paul.  —  Marseille.    Geb.  in  Mirecourt 
27.  Mai  1879 

Schüler  von  Bazin.  Er  verband  sich  mit  seinem  Bruder 
Justin  und  ist  auch  ein  guter  Bogenmacher.  Die  Brüder 
führen  den  gemeinsamen  Zettel:  J.  &  P.  Diter,  Lu- 
thiers  /  a  Marseille  l'an  1903  (gedruckt). 


*)  In  Verbindung  mit  Resuche. 


106 


Dittel  —  Dodi 


Dittel,  Friedrich  August.  —  Hof.    1809 

Mittelmäßiger  Gelgenmacher,  von  dem  ein  Musiker  in 
Eibelstadt  eine  Violine  besitzt. 

Geigenzettel :  Friedr.  Aug.  Dittel  /  Instr.  und  Lauten- 
macher in  Hof.  1809  (geschrieben). 

Ditton.  —  London.   1700.   1720 

Man  kennt  von  ihm  bisher  nichts  als  den  Namen,  der 
u.  a.  durch  Sir  J.  Hawkins  überliefert  ist.  Auch  Sandys 
und  Forster,  Vidal  usw.  wissen  nichts  weiter  anzugeben. 
In  Thomas  Brittons  Sammlung  war  eine  gute  Violine 
von  Ditton.  Valdrighi  führt  ihn  als  einen  aus  Frank- 
reich stammenden  Harfenmacher  an. 

Dittrlch.  —  Glogau.   19.  Jahrhundert 

Ein  Militäranwärter,  der  sich  mit  Geigenreparaturen 
einen  Nebenverdienst  erwarb. 

Diverny,  Jean.  — .  Mirecourt.   1741 

Er  wird  sowohl  als  Geigen-  wie  als  Bogenmacher  be- 
zeichnet. 

Dobriansky,  L.  —  Odessa.   1901 

Ein  Liebhaber,  der  Geigen  nach  einem  eigenen  Modell 
verfertigt  und  sich,  laut  seinen  Zetteln,  auch  damit 
beschäftigt,  bei  fertigen  Geigen  den  Ton  nach  einem 
von  ihm  erfundenen  Verfahren  zu  »verbessern«.  Es  ist 
mir  jedoch  nicht  gelungen,  eine  Arbeit  von  ihm  kennen 
zu  lernen. 

Dobruckl,  Matthäus.  —  Krakau.  f  1602 

Berühmter  polnischer  Geigen-  und  Lautenmacher. 
A.  Grabowski^)  erwähnt  das  1602  aufgestellte  Nachlaß- 
inventar dieses  Meisters,  in  dem  es  u.a.  heißt:  »Eine 
Kiste  mit  Formen  für  Bässe,  in  der  zweiten  Kiste 
Geigenholz,  in  der  dritten  fertige  Geigenwirbel.  Drei 
Schock  Decken  für  Lauten,  1 1  Formen  für  Lauten, 
6  Diskantformen,  3  Tenorformen,  3  Baßformen,  40  un- 
fertige Geigen,  23  Tenorböden,  46  Böden  für  Diskant- 
geigen. Ein  Werktisch  zur  Anfertigung  von  Geigen, 
12  Ahornbretter  für  Geigen,  40  Lautenköpfe  etc.« 

Dodd,  Edward  1.  —  London.    Geb.   1705  In 
Sheffield,  t  1810  zu  London 

Er  war  gelernter  Geigenmacher  und  verlegte  sich,  als 
einer  der  ersten  in  England,  frühzeitig  auf  das  Bogen- 
machen,  worin  er  es  jedoch  noch  nicht  zu  bemerkens- 
werter Geschicklichkeit  brachte.  Er  ist  der  Begründer 
der  berühmten  Geigenmacherfamilie  und  starb  im 
Alter  von  105  Jahren.  Er  hatte  drei  Söhne,  John, 
James  und  Thomas  D. 

Dodd,  Edward  II.  — London,  t  29.  April  1843 

Älterer  Sohn  von  Thomas  D.  sen.  Schüler  von  B.Fendt. 
Er  wendete  sich  jedoch  ganz  dem  Bau  von  Harfen  und 
Klavieren  zu.  Er  ertrank  durch  einen  unglücklichen 
Zufall. 

Dodd,  James  (sen.).  —  London.   1835 

Zweiter  Sohn  von  Edward  D.  und  wie  dieser  Bogen- 
macher. 


1)  »Dawne  zabylkl  m.  Krakowa«  (Krakau  1850,  S.  1 74). 


Dodd,  James  (jun.).  —  London,    f  nach  1851 

Sohn  von  James  D.  sen.,  gleichfalls  ein  guter  Bogen- 
macher. 

Dodd,  J.  —  London.   1851 

Er  arbeitete  wie  E.  Dodd  und  machte  auch  sehr  gute 
Bogen. 

Dodd,  John  Kew  (Sursey).  —  London.    Geb. 
in  Stlrling  1752,  f  4.  Okt.  1839  zu  Richmond 

Dieser  ausgezeichnete  Bogenmacher,  der  zuerst 
Büchsenschlosser  und  dann  Goldwagenmacher  war, 
steht  in  England  in  gleichem  Ansehen  wie  Fr.  Tourte 
in  Frankreich.  Seine  Bogen  sind  ebenso  gut  wie  die 
seines  französischen  Rivalen,  wenn  er  auch  ihre  Ele- 
ganz nicht  erreicht.  Er  war  der  älteste  Sohn  von  Ed- 
ward D.  und  Bruder  von  Thomas  D.  und  wohnte  New 
Street,  Covent  Garden.  Seine  Stangen  haben  vielleicht 
den  einzigen  Fehler,  nicht  immer  lang  genug  zu  sein. 
Trotzdem  brachte  er  es  im  Leben  nicht  vorwärts;  er 
war  weder  an  regelmäßiges  Leben,  noch  an  regel- 
mäßiges Arbeiten  gewöhnt,  und  obwohl  reiche  Gönner 
ihm  mehrfach  unter  die  Arme  griffen,  kam  er  in  seinen 
Vermögensverhältnissen  immer  mehr  zurück  und  starb 
als  87 jähriger  Greis  im  Armenasyl  (Workhouse)  zu 
Richmond.  Er  hatte  nie  einen  Schüler,  da  er  seine  Ge- 
heimnisse des  Bogenmachens,  vor  allem  das  Zuschnei- 
den der  Stange,  nicht  verraten  wollte;  er  soll  sogar, 
wie  behauptet  wird,  trotz  seiner  Armut  ein  Angebot 
von  1000  Pf.  Sterling  für  die  Preisgabe  seines  Geheim- 
nisses abgelehnt  haben.  Seine  Bogen  sind  heute  noch 
sehr  gesucht  und  werden  gut  bezahlt. 

Dodd,  Thomas  (sen.).  —  London.   1 786.    1820 

Dritter  Sohn  von  Edward  D.  War  zuerst  Brauer,  dann 
1786 — 1789  Bogenmacher,  von  1798  Gelgenmacher 
und  -händler  und  zuletzt  noch  Harfen-  und  Klavier- 
bauer. Seinen  Ruhm  als  Geigenmacher  verdankt  er 
hauptsächlich  seinen  Gehilfen  Bernhard  Fendt  und 
John  Lott;  er  verstand  sich  aber  außerordentlich  gut 
auf  das  Lackleren,  das  er  als  sein  Geheimnis  behandelte. 
Er  war  außerdem  ein  gewiegter  Kenner  italienischer 
Instrumente.  Seine  Gelgen  und  Violoncelli  werden 
jetzt  sehr  anständig  bezahlt.  Eine  im  Jahre  1820  ge- 
baute Violine  von  ihm  besitzt  J.  T.  Chapman. 
Gelgenzettel:  Dodd,  Maker,  92  St.  Martins  Lane  / 
Perfect  copies  of  Stradiuarlus,  Amati,  Stalner,  etc.  / 
Note :  —  The  only  possessor  of  the  recipe  for  pre-  / 
paring  the  original  Cremona  oll  varnish.  /  Instruments 
Improved  and  repaired  (gedruckt)  und  Abb.  1 58. 

Dodd,  Thomas  (jun.).  —  London 

Jüngerer  Sohn  von  Th.  D.  sen.  f.  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts. Schüler  von  Bernh.  Fendt  und  Lott.  Er  war 
geschickt,  starb  aber  so  jung,  daß  er  nicht  ausreifen 
konnte. 

Dodi,  Giovanni.  —  Modena.    Zweite  Hälfte 
des  19.  Jahrhunderts 

Seine  Violen  und  Kontrabässe  sollen  recht  gut  sein. 
Ein  Baß  aus  Valdrighls  Besitz  befindet  sich  jetzt  im 
Museo  Clvico  in  Modena. 


Dodi  —  Dörffel 


107 


Dodi.  —  Modena.   Zweite  Hälfte  des  19.  Jahr- 
hunderts 

Ein  Sohn  oder  Bruder  von  Giov.  Dodi.  Soll  gleichfalls 
als  Geigenmacher  gelebt  haben. 

Dods  (Dodds),  Edward.  —  Edinburgh.   1889. 
1902 

Seine  Geigen  sind  nicht  hervorragend ;  auch  sein  Lack 
ist  nicht  besonders,  obwohl  er  behauptet,  der  einzige 
Geigenbauer  zu  sein,  der  wirklich  den  Cremoneser  Lack 
wiedergefunden  habe. 

Dölling,  August.  —  Markneukirchen,  Erfurt. 
Geb.  30.  Juni  1859  in  Markneukirchen 

Er  lernte  von  1 873 — 1 877  bei  Ernst  Hums  und  arbeitete 
dann  durch  vier  Jahre  als  Gehilfe  bei  Ernst  Gläsel  in 
seiner  Vaterstadt,  dann  bei  Louis  Noebe  in  Homburg 
V.  d.  H.  Im  Jahre  1885  machte  er  sich  in  Markneu- 
kirchen selbständig  und  verlegte  1910  seine  Werkstatt 
nach  Erfurt,  wo  er  jetzt  mit  gutem  Erfolg  tätig  ist.  Er 
baut  nach  den  alten  Meistern,  verwendet  Ollack  und 
ist  ein  vielbeschäftigter  Reparateur. 

Geigenzettel :  August  Dölling,  Geigenbauer  ,  Erfurt. 
19  .  .  (gedruckt). 

Dölling,    Georg    Louis.   —   Markneukirchen. 
Geb.  15.  Dez.  1860,  t  15.  Sept.  1917 

Schüler  von  Karl  Gustav  Otto.  Von  1877 — 1878  ar- 
beitete er  in  Leipzig,  1878 — 1884  in  Breslau,  worauf  er 
sich  in  seinem  Geburtsort  niederließ.  Er  kopiert  Stradi- 
vari,  Amati  u.  a.  und  gebraucht  Spirituslack. 

Geigenzettel :  Louis  Dölling  jun.  '  Markneukirchen  i.S. 
.Anno  18  (gedruckt). 

Dölling.  —  Markneukirchen 

Heinrich   August    D.,    geb.    30.  Juni    1859 

(jetzt  in  Erfurt,  s.  oben.) 
Heinrich    Gustav    D.,    geb.    29.  Juli    1854, 

t  25.  Juni  1889 
Hermann  Moritz  D.  (sen.),  geb.  6.  Juni  1839 
Hermann  D.  Oun.).  geb.  24.  Okt.  1862 

Sämtlich  als  Geigenmacher  tätig.  Max  D.  gründete  1893 
sein  Geschäft  und  Robert  D.  ist  in  Adorf  als  Geigen- 
macher ansässig. 

Dölling,  Hermann.  —  Markneukirchen 

Geigenfirma  der  Gegenwart. 

Döpfer  s.  Dopfer 
Dörffel 

Eine  weitverzweigte  Geigenmacherfamilie  des  Vogt- 
landes, die  aus  dem  Böhmischen  eingewandert  ist.  Die 
Schreibart  des  Namens  schwankt  zwischen  Dörffel, 
Dörfel,  Dürfel  und  Dörffler.  Die  bevorzugte  Schreib- 
art, die  die  Familie  auch  heute  beibehalten  hat,  ist 
jedoch  Dörffel. 


Dörffel,  Adolph   Louis.  —  Markneukirchen. 
Geb.  24.  Okt.  1852 

Geigenmacher,  der  für  den  Handel  arbeitet. 

Dörffel  (Dörfler),  (Carl)  Gottlieb.  —  Klingen- 
thal. 1750.  1792 

Erscheint  zuerst  1 750  in  den  Innungsbüchern  und  war 
1 792  Obermeister  der  Innung. 

Dörffel    (Dörffler),    Christian    Friedrich.    — 
Klingenthal.   1704.   1749 

Er  wurde  am  29.  Februar  1 704  von  der  (M.)Neukirche- 
ner  Geigenmacherzunft  als  Meister  aufgenommen  und 
scheint  mindestens  seit  1717  in  Klingenthal  ansässig 
gewesen  zu  sein. 

Geigenzettel :  Christian  Friedrich  Doerffler  /  in  Klin- 
genthal, Ao.  1 749  (gedruckt). 

Dörffel     (Dörffler),     Christian    Gottlieb.    — 

Klingenthal.   1779 

Er  scheint  seine  Geigen  sehr  selten  bezeichnet  zu  haben, 
so  daß  er  eigentlich  nur  aus  den  Innungslisten  als 
Meister  bekannt  ist. 

Dörffel    (Dörffler),    Christoph    Heinrich.    — 
Klingenthal.    1716 

Er  wird  schon  1  7 1 6  als  Geselle  bezeichnet  und  soll  dann 
ausgewandert  sein. 

Dörffel     (Dörfel),     Friedrich     Wilhelm.     — 
Khngenthal.  f  8.  Jan.  1893 

Er  war  an  und  für  sich  nicht  ungeschickt,  hat  aber  nur 
billige  Ware  hergestellt. 

Dörffel  (Dörffler),  Johann  (Hans)  Andreas.  — 
Klingenthal.   1717.   1757 

Er  kommt  bereits  1717  als  Meister  vor  und  soll  1772 
noch  gelebt  haben.  Einer  der  besten  Klingenthaler 
Geigenmacher,  dessen  Arbeiten  heute  noch  in  vielen 
Sammlungen  zu  finden  sind.  Eine  elfspänige  Theorbe 
von  1736  besitzt  die  staatl.  Sammlung  alter  Musik- 
instrumente in  Berlin  (Nr.  719),  eine  ."Mtviola  aus  der 
Boersschen  Sammlung  das  Rijksmuseum  in  Amster- 
dam (aus  dem  Jahre  1 754),  eine  Viola  von  I  742  und  eine 
Viola  d'amore  von  1755  das  Musikhistorische  Museum 
W.  Heyers  in  Köln,  eine  zwölfsaitige  Viola  d'amore  die 
Sammlung  Snoeck.  Diese  Arbeiten  zeigen  meist  ein 
mittleres  Patron,  gelben  Lack,  flachen  Boden  und 
Schnecken  (seltener  Köpfchen).  Der  1794  guillotinierte 
Kriegskommissar  Saint  Laurent  besaß  nach  Brunis  In- 
ventaire  eine  Violine  von  ihm.  Eine  hellgelbe  »Viola 
ass«  von  ihm  vom  Jahre  I  728  besaß  nach  dem  Inventar 
von  1773  die  ehemalige  Köthener  Hofkapelle. 

Geigenzettel :  Johann  Andreas  Dörffel  violin  und  / 
Lautenmacher  in  Klingenthal  1755  (gedruckt)  und 
Abb.  155. 


108 


Doerffcl  —  Dölsch 


Doerffel    (Dürfel,    Dörffell),    Joh.  Andr.    — 

Altenburg.  1792 

Otto  sagt  von  ihm,  daß  er  weniger  Sorgfalt  auf  das 
Äußere  verwendete,  aber  doch  recht  gute  Instrumente 
baute  und  seinerzeit  als  einer  der  besten  Baßmacher  galt, 
was  auch  de  Piccolellis  wiederholt.  Valdrighi  gibt  da- 
gegen seinen  Arbeiten  das  Prädikat:  »ordinarissimo«. 
Daß  ein  Dörfel  oder  Dürfel  je  in  Altenburg  ansässig 
war,  ließ  sich  leider  aktenmäßig  nicht  feststellen.  Er 
soll  um  1 793  in  Untersachsenberg  gearbeitet  haben  und 
dürfte  identisch  sein  mit  Hans  Andreas  D.  in  Klingen- 
thal, der  sich  nur  vorübergehend  in  Altenburg  aufge- 
halten hat. 

Dörffel  (Dörffler),  Johann  Friedrich.  —  Klin- 
genthal.  1680.  fvor  1701 

Er  stammte  aus  Khngenthal  und  ward  am  28.  Novem- 
ber 1680  als  Mitmeister  in  Markneukirchen  in  die  Zunft 
aufgenommen.  Daß  er  vor  1701  gestorben  ist,  geht 
daraus  hervor,  daß  in  diesem  Jahre  seme  Witwe  eine 
zweite  Ehe  mit  Joh.  Dengel  (Tängel)  einging. 

Dörffel  (Dörffler),  Joh.  Friedrich.  —  (Mark)- 
Neukirchen.   1704 

Man  weiß  nur,  daß  er  '>eines  Meisters  Sohn«  war  und 
als  Geigenmacher  der  Innung  angehörte.  Er  war  wahr- 
scheinlich ein  Sohn  des  gleichnamigen,  vor  1701  ver- 
storbenen Meisters. 

Dörffel  (Dörffler),  Johann  Friedrich.  —  Klin- 
genthal. 1736.  1749 

Er  war  seit  1736  als  Geigenmacher  Innungsmeister  und 
vielleicht  ein  Sohn  des  Neukirchener  Meisters,  der  1 704 
vorkommt. 

Dörffel  (Dörffler),  Johann  (Hans)  Georg  I.  — 
Schöneck,  (Mark)Neukirchen,  Klingenthal. 
1678.   1716 

Er  kam  als  Exulant  aus  Graslitz  und  wurde  am  25.  Juli 
1678  in  Neukirchen  in  die  Zunft  aufgenommen.  Er 
wohnte  erst  in  Schöneck  und  kommt  seit  1697  bis  1716 
in  Klingenthal  als  Geigenmacher  vor. 

Dörffel  (Dörffler),  Johann  (Hans)  Georg  II.  — 
(Mark)Neukirchen.    1697 

Sohn  und  Schüler  von  Sebastian  D.  In  Ansehung  des 
Notstandes  seiner  verwitweten  Mutter  wurde  er  auf 
Antrag  seines  Vormundes  Caspar  Hopf  nach  kurzer 
Gesellenzeit  schon  am  25.  Juli  1697  als  Mitmeister  in 
die  Zunft  aufgenommen.  Zum  Unterschied  von  seinem 
gleichnamigen  jüngeren  Bruder  nannte  er  sich  gewöhn- 
lich Hans  Georg  D. 

Dörffel  (Dörffler),  Johann  Georg  III.  —  Klin- 
genthal.  1710 

Sohn  von  Sebastian  D.  Nachdem  er  als  Geselle  sein 
Wanderjahr  abgedient  hatte,  wurde  er  am  8.  Dezember 
1710  als  Meister  in  die  Neukirchener  Zunft  aufge- 
nommen. 


Dörffel  (Dörfel),    Johann  Gottfried.  —  Klin- 
genthal. 1754.  1765 

Er  galt  als  tüchtiger  Meister  und  soll  auch  als  Händler 
von  einiger  Bedeutung  gewesen  sein.  Auf  seinen  Zetteln 
findet  sich  nur  sein  Name  angegeben. 

Dörffel  (Dörfler),  Michael.  —  Graslitz.    1667 

Nach  unglaubwürdigen  Angaben  hat  er  in  Deutsch- 
land das  Geigenmachen  gelernt.  Ihm  wird  die  Begrün- 
dung der  Musikindustrie  in  Graslitz  zugeschrieben,  in 
der  er  seine  Brüder  und  Söhne  unterrichtete. 

Dörffel  (Dörffler),  Sebastian.  —  Klingenthal, 
(Mark)Neukirchen.   1688.  f  um  1697 

Seit  20.  März  1688  als  Meister  von  der  Geigenmacher- 
zunft  in  Neukirchen  aufgenommen,  Bruder  von  Johann 
Georg  D.  und  seiner  Angabe  nach  auch  dessen  Schüler. 
Er  scheint  zwei  Söhne  gehabt  zu  haben,  die  beide 
Johann  Georg  hießen,  der  ältere  wird  allerdings  ge- 
wöhnlich Hans  Georg  geannnt,  oder  es  hat  zwei  Se- 
bastian D.  gegeben,  wofür  allerdings  jeder  Beweis  fehlt. 

Döring,  Christoph.  —  Kassel.    1676.    1677 

Vielleicht  der  Sohn  von  Hans  D.  In  Kassel  selbst  ist  er 
heute  vergessen  und  urkundlich  nicht  nachzuweisen. 
Eine  gute  Viola  da  Gamba  von  ihm  besitzt  das  Musik- 
historische Museum  W.  Heyers  in  Köln. 
Geigenzettel :  Christoph  Döring  /  Lauthen  und  Violen- 
macher /  in  Cassel  /  Anno  1676.  7.  c.  (gedruckt). 

Döring,  Hans.  —  Kassel.   1633 

Er  stammte  aus  Heisa  und  wurde  im  Jahre  1633  als 
Bürger  in  Kassel  aufgenommen  und  dabei  ausdrücklich 
als  Geigenmacher  bezeichnet. 

Döring,  Wilhelm.  —  Kassel.   1765 

Wahrscheinlich  ein  Enkel  von  Christoph  D.  Es  liegt 
nahe,  zu  vermuten,  daß  auch  der  Vater  Geigenmacher 
war.  Leider  aber  ist  es  nicht  gelungen,  in  Kassel  irgend 
etwas  über  die  Familie  zu  erfahren.  Archivalien  und 
gedruckte  Bücher  sind  vergebens  durchforscht  worden. 
Eine  Tenorviola  da  Gamba  von  ihm  besitzt  W.  Heyers 
Musikhistorisches  Museum  in  Köln. 
Geigenzettel :  Wilhelm  Döring  me  fecit  /  Cassellis. 
.'Xnno  1765  (gedruckt). 

Dötsch,  Michael.  —  Berlin-Wilmersdorf.  Geb. 
22.  Okt.    1874    in    Neuenbrand    bei    Asch 

(Böhmen) 

Er  machte  seine  erste  Lehrzeit  bei  Michael  Kohlbacher 
in  Schönbach  durch,  ging  dann  in  die  Fremde, 
arbeitete  20  Jahre  lang  als  Gehilfe  bei  den  ersten 
Meistern,  überall  seine  Kenntnisse  bereichernd,  und 
war  zuletzt  fünf  Jahre  bei  Erich  Lachmann  tätig. 
Er  verwendete  sein  Hauptaugenmerk  auf  das  Studium 
der  alten  Meister,  deren  Arbeitsweise  er  sich  zu  eigen 
machte  und  deren  Lackierung  er  in  mustergültiger  Weise 
nachzuahmen  versteht.  Im  Jahre  1914  machte  er  sich 
selbständig  und  arbeitet  mit  Vorliebe  nach  Stradivari, 
G.  B.  Guadagnini  und  Nicolaus  Gagliano.  Da  er  nur 
das  beste  alte  Holz  verwendet,  jedes  Stück  an  seinen 


Dollenz  —  Dominicus 


109 


Geigen  selbst  anfertigt,  auch  seinen  Lack  selbst  be- 
reitet und  sich  in  jeder  Beziehung  als  Künstler  erweist, 
hat  er  bald  in  weiten  Kreisen  Anerkennung  ge- 
funden. Seine  Kopien  alter  Meisterwerke  gehören  zu 
dem  Besten,  was  in  dieser  Beziehung  geleistet  werden 
kann.  In  der  Kunst  des  Lackierens  ist  er  kaum  zu  über- 
treffen . 

Geigenzettel:  Michael  Dötsch  /  Berlin  W  19  Monogr. 
M.  D.,  darunter  B.,  das  Ganze  von  Laub-  und  Nadel- 
zweigen umrahmt. 

Dollenz,  Giovanni.  —  Triest.    1 800.  f  um  1 850 

Er  soll  ein  Schüler  Storionis  gewesen  sein,  den  er  auch 
nachahmte.  Er  baute  sowohl  Geigen  als  Violen  und 
Violoncelli  und  war  auch  als  Bogenmacher  sehr  ge- 
schätzt; sein  Lack  ist  gelbrot. 

Geigenzettel :  Restauratum  a  me  Gio.  Dollenz ,  in  Triest 
18  .  .  (gedruckt).  —  Giovanni  Dollenz,  Fecit  inTrieste 
Anno  1805  (gedruckt). 

Dollenz,  Giuseppe.  —  Triest.   1850.  f  1889 

Sohn  und  Schüler  von  Giovanni  D.  Er  baute  im  ganzen 
130  Violinen  und  Violen  und  einige  Violoncelli.  Er  war 
geschickt,  wenn  er  auch  den  Vater  nicht  ganz  erreichte. 
Die  Geigen  aus  seinen  letzten  Lebensjahren  sind  am 
besten.  Sein  Lack  gleicht  dem  seines  Vaters ;  nur  ist  er 
etwas  rötlicher.  Seine  Violoncelli  sind  recht  gut. 

Domanski,  Albert.  —  Paris  usw.  Geb.  1780, 

t  nach  1855  in  Spanien 

Ein  polnischer  Offizier,  später  russischer  Konsul  in 
Spanien,  der  sich  in  seinen  Mußestunden  auf  den 
Geigenbau  verlegte,  dessen  Anfangsgründe  er  in  jungen 
Jahren  in  Wien  erlernte.  Er  wohnte  damals  in  dem- 
selben Hause  wie  Mozart,  an  den  er  durch  den  Prinzen 
Jablonowski  empfohlen  wurde.  (Vgl.  Domanskis  Me- 
moiren in  der  Zeitschrift  »Przeglond  Poznanski«,  Heft  2 
1850.)  Als  Geigenmacher  bildete  er  sich  in  Paris  von 
1835 — 1849  weiter  aus.  Er  hat  dann  noch  in  einigen 
polnischen  Städten  gearbeitet  und  verbrachte  seine 
letzten  Lebensjahre  In  Spanien  bei  seinem  Sohne,  der 
dort  als  Offizier  diente. 

Dombrowski  (Dabrowski).  —  Warschau.  1 892. 

1902 

Polnischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Dombrowsky,  August.  —  Riga.    Geb.  16./28. 
Juli  1845  in  Kengeragge  bei  Riga 

Besitzer  einer  großen  Holzsägerei  in  Alt-Mühlgraben 
bei  Riga.  Er  wendete  sich  seit  1878  aus  Liebhaberei  dem 
Gelgenbau  zu  und  beschäftigte  sich  bis  1890  mit  viel- 
fältigen Versuchen,  wobei  er  1886  von  Wilhelmj  wert- 
volle Anregungen  erhielt.  Wohlvorbereitet  begann  er 
1890  die  Geigenmacherei  in  größerem  Umfange  zu  be- 
treiben, zog  sich  zwei  Gehilfen  heran  und  hat  seitdem 
1134  Violinen,  30  Violoncelli  und  2  Kontrabässe  ge- 
baut, die  fast  alle  verkauft  sind.  Er  hat  Versuche  mit 
den  verschiedensten  Holzsorten  für  die  Böden  (statt  des 
üblichen  Ahorns)  angestellt  und  solche  von  Ebenholz, 
Wacholder  usw.  gemacht.  Auch  mit  verschiedenen 
Lacksorten  hat  er  experimentiert,  verwendet  aber  jetzt 
fast  ausschiießllch  sogenannten  Danziger  Bernsteinlack. 


Dominicelli  (.  .  ero  oder  Domenico).  —  Fer- 
rara.   1695—1715 

De  Piccolellis  schreibt  den  Namen  Domincelli  und  fügt 
hinzu  »dl  Brescia«.  Daß  er  Violinen  gemacht  hat,  steht 
noch  nicht  fest,  wohl  aber  kennt  man  einige  gute 
Violoncelli  und  Bässe  von  ihm.  Vidal  rechnet  ihn  zur 
Amatischule.  Andere  halten  ihn  für  einen  Schüler 
G.  B.  Rogens.  Er  gebrauchte  goldgelben  Lack. 

Dominichini,    Antonio  Eduardo.  —  Bologna. 

1708.  1766 

Als  Geigenmacher  und  Reparateur  mehrfach  erwähnt, 
so  auch  bei  Valdrlghi  (879). 

Dominichino,    Giuseppe.   —   Verona.     1 700. 
1709 

Vielleicht  ein  Schüler  der  Amati,  an  deren  Arbeit  die 

seine  stark  erinnert.  Ob  er  in  Verona  selbst  tätig  war, 

ist  noch  nicht  nachgewiesen,  doch  ist  es  wahrscheinlich 

(seine  Zettel  geben  auch  Verona  nur  als  seine  Heimat 

an). 

Geigenzettel :  Giuseppe  Domichlno  /  Veronensis  Facie- 

bat  anno  1 7  .    (gedruckt). 

Dominico. — Pesaro.  Venedig.   1522.    1548 

König  Philipp  II.  von  Spanien  besaß  fünf  Violen  von 
einem  Dominico.  Das  Im  Archiv  des  Palacio  real  In 
Madrid  aufbewahrte  Inventar  der  Musikinstrumente 
des  Königs  führt  an :  »Cinco  vihuelas  de  arco  de  ma- 
dera  blanca,  con  unos  quadros  sambiados  de  tara9ea 
de  mano  de  Dominico  en  tres  caxas  No  59  .  .  .  .<'  Dieser 
Dominico  ist  möglicherweise  Identisch  mit  dem  Meister 
Dominicus  in  Pesaro,  von  dem  mir  sonst  nur  Klavi- 
zimbeln  bekannt  geworden  sind,  und  der  durch  das 
Gravicembalo,  das  er  nach  Gioseffo  Zarlinos  Anwei- 
sung im  Jahre  1548  baute,  bekannt  ist.  Um  1548  kam 
übrigens  auch  ein  Bildhauer  und  Medailleur  Domenico 
Veneziano  vor,  von  dem  eine  bezeichnete  und  datierte 
Medaille  auf  König  Sigismund  II.  von  Polen  herrührt. 
Geigenzettel :  Dominicus  PIsaurensIs /fecit  MDXXXI 1 1 
(gedruckt). 

Dominicus,  Joannes.  —  Rom.   1570  (?)  • 

Niederheitmann  besaß  eine  kleine  Violine,  die  nach 
seiner  Beschreibung  in  ihrer  Wölbung  und  den  F- 
Löchern  an  Andreas  AmatI  erinnerte.  Das  Holz  soll  gut, 
der  Lack  braun  und  der  Boden  mit  einer  verzierten 
Einlage  versehen  gewesen  sein.  Die  Jahreszahl  zweifelte 
Niederheitmann  selbst  an,  er  scheint  aber  auch  den 
ganzen  Zettel  falsch  gelesen  zu  haben,  der  bei  ihm 
lautet  :Joannes  Cesarum  Dominicus  Roma  minorum 
1510/  und  in  dieser  Form  ganz  unverständlich  ist. 
Den  Zettel  sicher  zu  korrigieren  Ist,  ohne  das  Original 
vor  Augen  zu  haben,  nicht  gut  möglich;  wahrscheinlich 
aber    mußte    der    Zettel    folgendermaßen    aussehen: 

Joannes  Dominicus 

Ord.  frum. 

Minorum 

Romae  1570 

Dominicus  wäre  demnach  ein  Minorit  (Ordinis  fratrum 
Minorum)  gewesen.  Die  Jahreszahl  könnte  vielleicht 
1570,  wird  aber  wohl  1610  geheißen  haben. 


10 


Donato  —  Doss  &  Heidegger 


Donato,  Serafino.  —  Venedig.   141 1 

Vidal  und  Valdrighi  erwähnen  ohne  nähere  Angaben 
nur  seinen  Namen  mit  der  Jahreszahl. 

Doneda,  Giovan  Battlsta.  —  Brescia.   Geb.  um 
1530,  t  19.  Jan.  1610  in  Brescia 

Er  war  der  Sohn  eines  Paolo  D.  und  wird  zuerst  1562 
als  dreiunddreißigjährio;  mit  dem  Zusatz  »quäl  fa  di 
violini«  erwähnt;  in  seinen  Steuererklärungen  kommt 
er  bald  als  »lavorento  de  instrumenti  de  citere<<  (1568), 
als  »maestro  d'instrumenti  de  sonar«  (1588).  bald  als 
»cytaredus«(1607)  vor.  Sein  Todestag  findet  sich  m  der 
Sterbematrikel  der  Pfarrei  Nazaro  e  Celso.  Ob  er  mit 
»Baptista  Bressano«  identifiziert  werden  kann,  erscheint 
fraglich. 

Doni,  Giambattista.  —  Florenz.    1635.    1663 

Berühmter  Musikkenner  und  -Schriftsteller,  Akademi- 
ker usw.,  der  sich  auch  als  Instrumentenmacher  ver- 
suchte und  u.  a.  die  Lira  Barberina  (Amficordo)  erfand. 

Doni,  Rocco.  —  Florenz.   1600.   1660 

Als  Priester  führte  er  vor  seinem  Taufnamen  auch  den 
Titel  Dom^).  Er  hat  ziemlich  viele  Lauten  und  Geigen 
gemacht  und  dürfte  ein  Verwandter  des  berühmten 
Giambattista  Doni  gewesen  sein.  Im  Verzeichnis  der 
Musikinstrumente  des  Herzogs  von  Florenz,  dasCnsto- 
fori  am  23.  September  1716  angefertigt  hat,  heißt  es: 
»N°  45.  Basetto  opra  del  sacerdote  Rocco  Dom  con 
corpo  stacciato  corrsuo  arco. « 

Donozetto    (Donizetti?),    Pietro.    —   Neapel. 

1789 

Ob  der  Name  richtig  gelesen  ist,  kann  ich  nicht  ent- 
scheiden. Der  Arbeit  nach  vielleicht  ein  Gagliani- 
schüler. 

Dopfer  (Döpfer),  Nikolaus.  —  Mainz.    1715. 

1768 

Ein  sehr  tüchtiger,  angesehener  Künstler,  der  Kurfürst- 
lich Mainzischer  Hofgeigenmacher  war.  Seine  Geigen 
sind  gut  gearbeitet,  haben  großes  Patron  und  erinnern 
in  den  Umrißlinien  an  Stainer.  Da  er  die  Wölbung  oft 
ohne  Hohlkehle  gleich  vom  Rande  aus  ansteigen  ließ, 
sieht  sie  höher  aus,  als  sie  eigentlich  ist.  Das  Holz  ist 
gut,  auch  wenn  er  für  den  Boden  statt  Ahorn-  Eschen- 
holz nahm,  denn  er  legte  dann  Wert  darauf,  daß  ihm 
die  Wurzelknollen  ein  buntes  Aussehen  verliehen.  Der 
Ton  ist  vorzüglich.  Die  Schnecke,  oft  aus  Birnbaumholz, 
ist  hübsch  im  Schwung;  auch  die  F- Löcher  sind  in  der 
Regel  elegant  und  schmal,  wenn  sie  nicht  genau  nach 
Stainer  geschnitten  erscheinen.  Weniger  gut  ist  sein 
brauner,  besser  sein  gelbbrauner  Lack.  Er  war  der 
Schwiegervater  von  Diehl  und  Steimnger.  In  einer 
Frankfurter  Matrikel  wird  sein  Name  irrtümlich  Dopp- 
ler geschrieben.  Eine  Altgeige  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1763  war  in  der  von  der  holländischen  Gesellschaft 
»Pulchri  Studio«  1893  veranstalteten  Ausstellung  zu 
sehen. 
Geigenzettel:  Abb.  156. 

')  Was  Irrtümlich  manchmal  mit  »Dominicus«  ergänzt 
wurde. 


Dorant,  William.  —  London.   1814 

Er  wohnte  Winfield  Street,  Brick  Lane  Spitalfields, 
und  ist  kein  bedeutender  Meister  gewesen. 

Dorigo  s.  Spilman 

Döring,  Ernest  N.  s.  John  Friedrich  &  Bro. 

Dorner,   Ignatz  Martin.  —  Wien?    1716  (?). 

1777 

In  den  Steuerlisten  kommt  sein  Name  nicht  vor,  wohl 
aber  fand  man  ihn  in  mittelmäßigen  Geigen,  von  denen 
eine  entschieden  jünger  war  als  die  angegebene  Jahres- 
zahl 1716.  Auch  daß  der  Name  der  Stadt  Wien  entgegen 
der  damals  meistens  gebrauchten  Schreibweise  »Wienn« 
nur  ein  n  zeigt,  läßt  die  Echtheit  des  Ursprungsortes 
und  der  Jahreszahl  sehr  zweifelhaft  erscheinen.  Eine 
seiner  Violinen  mit  der  verdächtigen  Jahreszahl  1716 
tauchte  noch  im  Jahre  1912  bei  der  Oktoberversteige- 
rung von  Puttick  &  Simpson  in  London  auf.  Wahr- 
scheinlich war  Dorner  ein  Schönbacher  oder  Vogtlän- 
der, wofür  auch  das  fehlerhafte  Latein  der  Taufnamen 
auf  einem  anderen  Zettel  spricht. 
Geigenzettel:  Ignatii  Martynlj  Dorner  /  Violin  und 
Lautenmacher  me  fecit  Wien  1777  (gedruckt)  und 
Abb.  157. 

Dorniedten  (Tor  Niedten).  —  ?    18.  Jahrh.  (?) 

Vermutlich  ein  Holländer,  dessen  Name  hie  und  da  in 
Musikinstrumenten  eingebrannt  zu  finden  Ist. 

Doser,  Joseph.  —  Freising.   Geb.  1770  in  Vils 
bei  Füssen,  f  19.  März  1836  in  Freising 

Er  wird  als  Sohn  eines  gleichnamigen  Vaters  bezeichnet 
und  dürfte  in  seinem  Geburtsort  gelernt  haben.  Um 
1 790  scheint  er  nach  Freising  gekommen  zu  sein,  wo  er 
am  10.  Juni  1794  Therese,  die  Witwe  Franz  Knittls, 
heiratete,  obwohl  sie  20  Jahre  älter  war  als  er.  Er  dürfte 
das  Versprechen  gehabt  haben,  auch  als  Hofgeigen- 
macher  der  Nachfolger  Knittls  zu  werden,  denn  im 
Trauschein  wird  er  bezeichnet  als  »angehender  bürger- 
licher Hof-Lauten-  und  Geigenmacher«,  doch  scheint 
er  den  Dienst  nicht  erhalten  zu  haben,  da  sein  Toten- 
schein von  ihm  nur  kurz  als  »bürgerlichem  Geigen- 
macher« spricht.  Nach  dem  181 1  erfolgten  Tode  seiner 
Frau  hat  er  sich  nicht  wieder  verheiratet.  Seine  Arbeit 
verrät  gute  Tiroler  Schule,  und  er  kommt  den  besseren 
gleichzeitigen  Mittenwaldern  sehr  nahe. 
Geigenzettel :  Doser  in  Freising  1 790  (geschrieben). 

Dosi,  Pietro.  —  Bologna.   1880.    1885 

Ein  aus  Livorno  stammender  Zollbeamter,  der  sich  in 
seinen  Nebenstunden  als  Rahmenmacher  versuchte.  Er 
gehörte  dem  Freundeskreis  von  Raffaele  Fionni  an  und 
wurde  dadurch  veranlaßt,  sich  aus  Liebhaberei  mit 
dem  Geigenmachen  zu  beschäftigen.  Er  war  nicht 
unbegabt  und  hat  sogar  Ausstellungspreise  erhalten; 
seine  Arbeiten  sind  trotzdem  unbedeutend  zu  nennen. 
Geigenzettel :  Pietro  Dosi  di  Livorno  /  fece  per  diletto 
(gedruckt). 

Doss  &  Heidegger.  —  Hamburg 

Eine  1879  begründete  Musikinstrumentenfirma,  deren 
jetziger  Inhaber  Heinrich  Schlüter  ist. 


Dosseur  —  Drögemeyer 


111 


Dosseur,  Claude.  —  ?   177d 

Französischer  Geigenbauer  des  18.  Jahrhunderts.  Wo 
er  gelebt  hat,  ist  ungewiß;  seiner  Arbeit  nach  scheint  er 
die  Brescianer  Schule  zum  Vorbild  genommen  zu  haben, 
ja  er  übertreibt  die  charakteristischen  Formen  Mag- 
ginis  noch ;  doch  ist  er  im  allgemeinen  sehr  geschickt 
gewesen. 

Geigenzettel :  Claudius  Dosseur  /  Fecit  anno  1 775  (ge- 
druckt). 

Dotzauer 

Eme  im  Egerlande  ansässige  Familie,  von  der  verschie- 
dene Mitglieder  in  der  dortigen  Geigenindustrie 
tätig  sind.  In  Schönbach  bei  Eger  lebt  jetzt  Jakob  D. 
als  »Corpusmacher«;  Josef  D.  lebt  in  Absroth  bei 
Schönbach,  ein  anderer  Josef  D.  in  Pechbach  in 
Böhmen. 

Dow,  W.  H.  —  Melbourne.    1880.   1900 

Australischer  Geigenmacher,  der  schon  1880  eine  Viola 
nach  eigenem  Modell  sowie  Violinen  nach  Stradivan 
und  Guarneri  ausgestellt  und  dafür  den  ersten  Preis 
erhalten  hat. 

Draßegg  (Drassich),  Vlctorln.  —  Bregenz. 
Geb.  zu  Groß-Polom  (Mähren)  3.  Sept.  1 782, 
t  6.  März  1847  Im  Militärspital  zu  Wien 
Nach  G.  Kinskys  Ermittlungen  war  er  gelernter  Tisch- 
ler, wurde  Soldat  und  geriet  in  Italien  in  französische 
Gefangenschaft.  Er  kam  weit  in  der  Welt  umher  und 
ließ  sich  dann,  da  er  Deserteur  war,  unter  dem  Namen 
Friedrich  Grünwald  in  Bregenz  nieder,  wo  er  1816 
auch  heiratete.  Geigen  scheint  er  nicht  gebaut  zu  haben, 
wohl  aber  gute  Gitarren  und  Zithern,  von  denen  sich 
noch  mehrere  in  Bregenz  in  Privatbesitz  befinden. 
Auch  soll  er  ein  vorzüglicher  Gitarrespieler  gewesen 
sein.  Eine  Schlagzither  aus  dem  Jahre  1834  und  eine 
Gitarre  von  1833  besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches 
Museum  in  Köln.  Vgl.  den  Katalog  dieses  Museums 

B.  II,  S.  236. 

Zettel:    Victorin  Draßegg  /   Instrumentenmacher    in 

Bregenz,  1807  (gedruckt). 

Dreher,  J.- Warschau.   1884.   1902 

Ein  Geigenmacher,  der  vermutlich  aus  Deutschland 
nach  Polen  eingewandert  ist  und  1884  sein  Geschäft  in 
Warschau  begründet  hat. 

Dreier,  Carl.  —  Leipzig.   Geb.  2.  Mai  1857  in 
Markneukirchen 

Schüler  von  M.  Schmidt,  arbeitete  nach  beendeter  Lehr- 
zeit in  Dresden,  Beuel  bei  Bonn  und  Philadelphia  und 
machte  sich  1887  in  Leipzig  selbständig.  Er  baut  Gei- 
gen und  Violoncelli  nach  Stradivari  (aber  aucb  schöne 
Gitarren  und  Zithern)  und  wendet  einen  gelbbraunen 
Lack  an. 

Geigenzettel :  Carl  Dreier  in  Leipzig,  /  Streichinstru- 
mentenmacher u.  Reparateur  (gedruckt).  —  Carl  Dreier 
Leipzig  (gedruckt). 


Dreier,  Friedrich.  —  Grabow  i.  M.  Geb.  1848 
in  Neu-Brenz 

Er  ist  als  Weichensteller  bei  der  Eisenbahn  angestellt 
und  versuchte  gelegentlich,  nach  einer  Kindergeige  ein 
spielbares  Instrument  zu  bauen.  Seitdem  macht  er 
Geigen  in  seinen  Nebenstunden.  Er  arbeitet  nach  kei- 
nem bestimmten  Modell  und  verwendet  Spirituslack. 
Geigenzettel:  Gebaut  von  '  F.  Dreier,  Weichensteller  / 
in  Grabow  i.  M.  (gedruckt). 

Dreier,  Ole.  —  Kopenhagen.   1795.   1810 

Einer  der  besten  dänischen  Geigenmacher.  Sein  Name 
findet  sich  auf  der  Außenseite  des  Bodens  in  seinen 
Violinen  eingebrannt. 

Dresler  (Dreßler),  Ernst  Wilhelm.  —  Landes- 
hut. 1833.  Geb.  13.  Jan.  1799  in  Schmiede- 
berg 1.  Riesengeb.,  f  ? 

Sohn  des  Hufschmieds  Joh.  Ehrenfried  Dreßler,  der 
ein  tüchtiger  Musiker  gewesen  sein  soll.  Ernst  W.  Dr. 
soll  bei  einem  Instrumentenmacher  im  Riesengebirge 
gelernt  haben  und  ließ  sich  um  1833  in  Landeshut 
nieder.  Er  ist  aber  bald  wieder  »unbekannt  wohin«  ver- 
zogen. Als  Geigenmacher  war  er  sehr  unbedeutend. 
Geigenzettel:  Ernst  Dresler. ,  Instrumenten-Bauer  /  in 
Landeshut.  Reyariert  (sie),  (gedruckt). 

Drexel,  Georg.  —  Nördlingen.   1902 

Geigenzettel:  Georg  Drexel  /  Instrumentenfabrikant  / 
Nördlingen  /  gebaut  19  .  .  Renoviert  19  .  .  (gedruckt). 

Driel,  Abraham  von.  —  Hamburg.   1710 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  14.  März  1710  Bürger 
wurde.  Vermutlich  war  er  Klaviermacher,  doch  soll  er 
auch  Zimbeln  und  Lauten  gemacht  haben. 

Drinda,  Giacomo.  —  Pienza  (?).    18.  Jahrh. 

Vidal  führt  einen  Geigenmacher  dieses  Namens  auf 
und  gibt  als  Wohnort  »Pianzo«  an.  Vermutlich  sollte  es 
»Pienza«  (Toskana,  Provinz  Siena)  heißen,  möglicher- 
weise aber  auch  Piazzo  (ein  Dorf  in  der  Provinz  Turin) 
oder  ein  anderer,  ähnlich  klingender  Ort. 

Drögemeyer,  Hermann  August.  —  Bremen. 
Geb.  16.  März  1849  in  Bremen 
Ursprünglich  Maschinentechniker,  beschäftigte  er  sich 
frühzeitig  mit  dem  Studium  des  Geigenbaus  und 
brachte  es  bald  darin  zu  so  großer  Fertigkeit,  daß  er 
sich  1883  in  seiner  Vaterstadt  als  Geigenmacher  nieder- 
lassen konnte.  Anfangs  arbeitete  er  nach  einem  eigenen 
Modell,  ging  aber  später  zu  denen  des  Stradivari  aus 
den  Jahren  1696—1709  über  und  machte  mehrfach 
größere  Reisen  nach  Belgien,  Frankreich  und  England, 
um  dort  die  Werke  der  großen  italienischen  Meister  zu 
studieren.  Im  Jahre  1903  zog  er  sich  in  das  Privatleben 
zurück.  Seine  Geigen  werden  sehr  gelobt ;  in  weiteren 
Kreisen  ist  er  außerdem  durch  sein  bereits  in  dritter 
Auflage  erschienenes  Werk  »Die  Geige«  bekannt  ge- 
worden. 
Geigenzettel :  Abb.  1 76. 


112 


Drouet-Koel.  —  Valence 

Mittelmäßiger  französischer  Geigenmacher  des  19. Jahr 

hunderts. 

Geigenzettel:  Raccomode par Drouet-Koel ,  A Valence/ 

departement  de  la  Drome  (gedruckt). 

Drouin,  Charles.  —  Mlrecourt.   1897.   1900 

Geigenfabrikant,  Besitzer  der  Marke:  »Chipot-Vuil- 
laume«. 

Drouin,  Claude.  —  Nancy,    f  24.  Aug.   1637 
Bisher  nur  von  A.  Jacquot  erwähnter  Meister. 

Drouin,  Etienne.  —  Mirecourt.   1878 

Sorgfältig  arbeitender  Mirecourter  Geigenmacher. 
Lehrer  von  Brugere. 

Droulot  (Drouleau).  —  Paris.   1788.   1800 

Wahrscheinlich  aus  Mirecourt  stammend.  In  Paris 
wohnte  er  Rue  du  Temple  Nr.  35.  Gewöhnliche,  aber 
gute  Arbeit,  gelbbrauner  Lack.  Er  war  bekannt  als  Ver- 
fertiger des  »Rhythmometers«. 

Drouyn,  Dimanche.  —  Paris.    Ende  des   17. 
oder  Anfang  des  18.  Jahrhunderts 

Jedenfalls  zur  Mirecourter  Familie  Drouin  gehörig  und 
ein  naher  Verwandter  von  Claude  Drouin  in  Nancy. 
Er  ist  mir  nur  durch  eine  Taschengeige,  die  im  South 
Kensington  Museum  ausgestellt  war,  bekannt  gewor- 
den. 

Duarte 

Eine  portugiesische  Instrumentenmacherfamilie.  An- 
tonio Duarte  lebt  in  Porto,  Ant.  Duarte-Mendes  in 
Figueira  da  Foz.  Beide  machen  hauptsächlich  Mando- 
linen  und  Gitarren. 

Dubois,  B.  —  Paris.    1834 

Er  war  Kontrabassist  der  Oper  und  hat  einige  Instru- 
mente aus  Liebhaberei  gemacht.  Er  war  vermutlich 
auch  der  Erfinder  des  »Violontenors«,  einer  Geige, 
deren  Saiten  eine  Oktave  tiefer  gestimmt  waren  als  die 
der  Violine. 

Dubois,  Pierre.  —  Mirecourt.   1748 

Er  wird  in  den  Urkunden  als  Maler  und  Geigenmacher 
bezeichnet. 

Dubreuil,  E.,  war  in  Lisieux  (Dep.  Calvados) 

ansässig 
Dubrowin.  —  Swenigorod.    1881 

Einer  der  vielen,  die  russische  Nationalinstrumente 
bauen.  Im  Jahre  1881  hatte  er  eine  Gitarre  in  Moskau 
ausgestellt. 

Dubuisson.  —  Rouen.    1708 

Sein  Name  kommt  in  den  Zunftakten  vor,  Arbeiten  von 
ihm  kennt  man  aber  nicht. 

Ducfell,  John.  —  ? 

Eine  Geige  dieses  sonst  unbekannten  Meisters  weist 
der  Selhofsche  Auktionskatalog  (1759)  auf.  Der  Name 


Drouet-Koel  —  Dünkel 

dürfte  falsch  gelesen  sein  und  hieß  vielleicht  sogar 
Dürf eil  (Dorf fei)? 

Duchene  (Duchesne),  Nicolas.  —  (Mirecourt? 

Paris?)   1742.   1772 

Er  führte  die  Hausmarke  »A  la  ville  de  Cremone«  und 
gibt  oft  Paris  als  Ursprungsort  an.  Sein  Modell  ist  sehr 
schlank,  die  Wölbung  flach,  die  Zargen  hoch,  die 
Schnecke  sehr  groß,  die  F-Löcher  langgestreckt  und 
wenig  geschweift;  der  Einschnitt  in  den  F-Löchern  für 
den  Stegpunkt  ist  sehr  schief.  Das  Holz  der  Oberdecke 
ist  stark  und  schön ;  die  Jahre  stehen  gleichmäßig  einen 
Millimeter  voneinander  ab.  Der  Lack  ist  dunkel  gelb- 
braun, die  Einlagen  sind  fein  mit  breitem  Rand,  der 
Ton  weich  und  angenehm.  Er  führte  die  Brandmarke: 

NICOLAUS  DUCHESNE    A  PARIS.  Eine  Violine 

von  ihm  besitzt  J.  Hirschler  in  Unter-Ägeri,  eine 
andere  C.  Stoeber  in  Würzburg.  Ein  zweiter  Nicolas 
Duchene  war  Bogenmacher,  von  ihm  weiß  man  nur, 
daß  er  im  Jahre  i  783  aus  Mirecourt  weggezogen  ist. 

Duchene.  —  Paris.   1850 

War  1854  auf  der  Münchener  Ausstellung  gut  ver- 
treten. 

Duchene,  Jean-Baptiste-Colin.  —  Nancy.  Geb. 
um  1815  in  Nancy,  t  25.  Jan.  1889 

Ein  Luthier,  der  eine  gute  Schule  durchgemacht  und 
mit  seinen  Gelgen  Erfolg  gehabt  hat.  Er  gebrauchte  meist 
geschriebene  Zettel  und  eine  Brandmarke:  »Colin 
Duchene«.  —  Sein  Enkel  ist  Ch.  Resuche  in  Bordeaux. 

Ducheron,    Matthieu    (Mathurin).    —   Paris. 
1700.   1730 

Arbeiten  von  ihm  kommen  selten  vor  und  sind  ohne 

Kunstwert. 

Geigenzettel :  Matthieu  Ducheron  ä  Paris  /  1 7 1 1  (gedr.). 

—  Mathurin  Ducheron,  a  Paris,  /  1714  (geschrieben). 

Duchesne  s.  Duchene 

Duclos,  Nicolaus.  —  Barcelona.   1759.   1764 

Wahrscheinlich  ein  eingewanderter  Franzose,  wofür 
schon  seine  Arbeit  spricht.  Seine  Geigen  schließen  sich 
an  italienische  Vorbilder  an ;  er  schnitzte  hübsche  Köpf- 
chen (Löwen,  Engel  usw.)  am  Wirbelkasten  und 
machte  auch  Mandolinen.  Eine  Nonnengeige  von  ihm 
besitzt  das  Konservatorium  In  Brüssel  (Nr.  427).  Er 
soll  1766  noch  in  Madrid  gearbeitet  haben. 
Geigenzettel:  Abb.  171. 


Ducoq. 


1838 


Mittelmäßiger  Geigenmacher. 

Geigenzettel:  Ducoq  fecit  /  Hera  1838  (geschrieben). 

Dünkel,     Bernhard.     —    Magdeburg.      Geb. 
4.  JuH  1833  zu  Trochtelborn  bei  Erfurt 

Noch  als  Stabstrompeter  übernahm  er  im  Jahre  1867 
F.  Haases  Instrumentenhandlung  und  führte  sie  bis 
1888  fort.  Er  hatte  auch  eine  Reparaturwerkstatt,  hat 
aber  schwerlich  selbst  Geigen  gebaut. 


D 


uien 


Dulf 


enn 


113 


Düren,  Hermann.  —  Bonn.    1850 

Er  galt  als  tüchtiger  Reparateur,  Arbeiten  von  ihm  habe 
ich  nicht  kennen  gelernt. 

Düren,  Wilhelm.  —  Köln,  Bonn.   1870.  f  nach 

1891 

Sohn  von  Hermann  D.  Um  1875  siedelte  er  nach  Bonn 
über,  wo  er  sich  zuletzt  hauptsächlich  auf  den  Handel 
verlegte.  Seine  letzte  Arbeit,  eine  sehr  gute  Violine  aus 
dem  Jahre  1891,  besitzt  sein  Sohn.  Sehr  ungleich  in 
seiner  Arbeit.  Er  machte  sehr  viele  neue  Streichinstru- 
mente, von  denen  einzelne  schön  und  gut  sind,  während 
viele  wieder  geradezu  häßlich  genannt  werden  dürfen. 

Geigenzettel:  Wilhelm  Düren  /  fecit,  Bonn  1891  (gedr.) 

Dürr  (Dier),  Johann.  —  Wien.   1813 

Mitvorsteher  der  Wiener  Lauten-  und  Geigenmacher- 
innung.  In  der  Arbeit  kommt  er  manchmal  Dalinger 
nahe.  Ein  .Anton  Dier  war  1826  Schätzmeister,  doch  ist 
es  ungewiß,  ob  er  der  Familie  Dürr  oder  Thir  an- 
gehörte. 

Dürrschmidt,  Wilhelm  August.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  11.  März  1863 

Wenn  er  auch  einzelne  Teile  seiner  Geigen  wie  fast  alle 
.Markneukirchener  von  anderen  vorarbeiten  läßt,  so  ge- 
hört er  doch  zu  den  geschickteren  Meistern  seines 
Wohnorts.  Ein  Dürrschmidt  war  auch  in  Warschau 
eine  Zeitlang  ansässig. 

Duff,    William.   —   Dunkeid.     Geb.   20.  Juni 
1810,  t  1882  in  Pulney  Cottage  bei  Dunkeid 

Er  wurde  1839  Jäger  bei  der  schottischen  .Adelsfamilie 
Atholl  und  machte  in  seinen  freien  Stunden  viele  und 
recht  gute  Geigen  nach  dem  Stainermodell.  Einige 
Unterweisung  mag  er  von  Peter  Hardie  bekommen 
haben,  mit  dem  er  später  bekannt  wurde.  Seine  Geigen 
sind  oft  sehr  kunstvoll  eingelegt  und  auch  seine  Bogen 
waren  gut. 

Geigenzettel :  .Made  by  Wm.  Duff,  Pulney  Cottage,  ,' 
Dunkeid  1860  (gedruckt). 

Dufour.  —  Mirecourt 

Von  dieser  Geigenmacherfamilie  nennt  .A.  Jacquot: 

AmableD.  f  1747 
Charles  D.   1751.   1757 
Claude- Frangois  D.   1768 
Felix-Charles  D.  f  20.  Febr.  1781 
FrantoisD.  1748.  1781 
Jean-Baptiste  D.   1784.   1789. 

Duguid.  —  Aberdeen.   1872 

Wenig  hervortretender  Geigenmacher. 

Duiffopruggar  s.  Tieffenbrucker 

Duke,  Richard  (Vater).  —  London.   1 750.  1 780 

Einer  der  besten  englischen  Geigenmacher,  der  auch 
ein  eigenes  Modell,  das  an  das  Stainersche  anklingt, 
verwendete.  Die  Wölbung  ist  hoch,  das  Patron  länglich. 
Holz  und  .Arbeit  sehr  sorgfältig  und  der  Ton  weich  und 
ansprechend.  Weniger  geglückt  erscheint  sein  gelber 
v.Lütg-endorff,  Geigen-  und  Lautenniacher.     Bd.  II 


Lack,  der  manchmal  über  einer  .Art  Walnußbeize  auf- 
getragen ist.  Bei  den  größeren  Violen  ersetzt  er  gern  in 
der  Breite,  was  er  an  Länge  verkürzt.  Auch  als  Kopist 
hat  er  sich  mehrfach  mit  Erfolg  versucht.  Seine  Kopien 
nach  Stradivan  und  Amati  sind  recht  gut,  weniger  ge- 
nau dagegen  die  nach  Stainer,  zu  denen  ihm  wahr- 
scheinlich kein  Original  vorgelegen  hat.  Echte  Geigen 
von  ihm  sind  selten  zu  haben,  doch  wurde  er  leider  von 
Stümpern  häufig  nachgeahmt  und  seine  Zettel  ge- 
fälscht, so  daß  Instrumente,  die  seinen  Namen  tragen, 
erst  eingehend  auf  ihre  Echtheit  hm  geprüft  werden 
müssen.  .4ußer  seinen  bald  geschriebenen,  bald  ge- 
druckten Zetteln  gebrauchte  er  auch  einen  Brandstem- 
pel mit  seinem  Namen,  dem  manchmal  noch  •>London« 
hinzugefügt  wurde.  Wenn  Vidal  die  .Arbeit  Richard 
Dukes  kurzweg  als  »luthene  infeneure«  bezeichnet,  so 
können  ihm  nur  Geigen  von  der  Hand  des  jüngeren 
Duke  oder  die  gewöhnlichen  Fälschungen  vorgelegen 
haben.  Denn  R.  Duke  ist  so  eifrig  nachgeahmt  und  ge- 
fälscht worden,  daß  man  Glück  haben  muß,  wenn  man 
eine  echte  Arbeit  von  ihm  ausfindig  machen  will. 

Geigenzettel :  Rieh**  Duke  Londini  fecit  1 767  (geschr.). 
• —  Richard  Duke  Maker ,  Holborn  London  Annol  777 
(geschrieben).  —  Richard  Duke  maker  near  opposite  / 
Great  Turn-Stile  ,  Holbourn-London  (gedruckt). 

Duke,  Richard  (Sohn).  —  London.     Anfang 
des  19.  Jahrhunderts 

Seiner  Arbeit  nach  zweifellos  ein  Schüler  seines  Vaters. 
Er  verwendete  auch  den  gleichen  Brandstempel,  hat 
aber  den  Namen  Duke  sehr  in  Mißkredit  gebracht, 
denn  er  hatte  wenig  Talent  und  kam  schließlich  so 
herunter,  daß  er  mit  seinen  roh  gearbeiteten  Geigen 
als  Hausierer  sein  Leben  fristen  mußte.  Ein  William 
Duke  soll  gleichfalls  Geigenmacher  gewesen  sein. 

Dulac  (Du  Lac),  Andre.  — Viviers.    18.  Jahrh. 

Man  kennt  nur  wenige  .Arbeiten  von  ihm,  einige  Gei- 
gen, die  etwas  an  Guersan  erinnern.  Da  er  jedoch  sorg- 
los in  der  Wahl  des  Holzes  war  und  einen  schlechten, 
dunklen  Lack  gebrauchte,  sind  seine  Werke  sehr  un- 
ansehnlich. Der  Ton  ist  laut,  aber  nicht  edel. 

Geigenzettel:  Andreas  Dulac,  Vivarais  (gedruckt). 

Dulcken,  Jean.  —  Brüssel.    1750.  f  vor  1763 

Die  Lauten,  die  mit  seinem  Namen  vorkommen,  sind 
wohl  in  seiner  Werkstatt  gemacht,  aber  schwerlich 
Werke  seiner  Hand,  da  er  »facteur  de  Clavecins«  war. 
Daß  er  aber  alle  Sorten  von  Saiteninstrumenten  fertigen 
ließ,  das  beweist  u.  a.  das  Schreiben  seiner  Witwe  (von 
1763),  in  dem  es  heißt:  »Nous  avons  eu  de  tout  tems 
et  nous  y  avons  encore  des  ouvners  en  toutes  sortes 
d'instruments.« 

Dulfenn,  Alexander.  —  Livorno.    1689.    1700 

Zwei  Geigen,  die  seinen  Zettel  enthalten,  sehen  nicht 
italienisch  aus,  sind  unkünstlerisch  durchgeführt  und 
lassen  eher  auf  einen  Dilettanten  als  einen  Geigen- 
macher schließen.  Auch  der  Zettel  erregt  Bedenken. 
Bei  Bangel  in  Frankfurt  a.  M.  wurde  Ende  Januar  1909 
eine  Geige  von  Dulfenn  vom  Jahre  1689  versteigert. 
Geigenzettel :  Allexemter  Dulfenn  fecit  in  Livorno  1 7.. 
(gedruckt). 

8 


114 


Dur 


Dvofäk 


Dumenil  (Dumesnll?),  N.  —  Paris?    1786 

Wie  Brunis  Inventaire  (herausgegeben  von  Gallay), 
S.  159  berichtet,  wurde  während  der  Schreckensherr- 
schaft dem  Marschall  d'Ecquevilly  eine  Violine  von 
N.  Dumenil  konfisziert.  Diesen  sonst  nicht  bekannten 
Geigenbauer  mit  Jacques  Du  Mesnil  zu  identifizieren, 
verbietet  schon,  abgesehen  von  dem  Vornamen,  die 
angegebene  Jahreszahl. 

Du  MesnIl,  Jacques.  —  Paris.  1655.  1662 
Das  beste  Werk,  das  man  von  ihm  kennt,  ist  die  hüb- 
sche, mit  Elfenbein  und  Silber  eingelegte  Tanzmeister- 
geige, die  das  Pariser  Konservatorium  bewahrt.  Die 
F-Löcher  zeigen  den  Stil  Amatis,  das  Holz  ist  sehr 
schön  und  der  rotbraune  Lack  vortrefflich.  Am  Wirbel- 
kasten ist  ein  Frauenköpfchen  angebracht.  Eine 
Taschengeige  von  1662  ist  in  der  Sammlung  Savoye 
in  Paris. 
Geigenzettel:  Abb.  174. 

Duncan,  George.  —  Glasgow.    Geb.  17.  Jan. 
1855  in  Kingston-on-Spey 

Er  war  zuerst  Tischler  und  eröffnete  1875  in  Glasgow 
seine  Werkstatt  als  Geigenmacher.  Er  arbeitete  nach 
verschiedenen  Modellen  und  verwandte  einen  guten 
Öllack.  Seine  Geigen  sind  sehr  gut  und  tadellos  ge- 
macht. 1885  erhielt  er  auf  der  Inventions  Exhibition 
in  London  eine  goldene  Medaille;  eine  silberne,  die  er 
1886  in  Edinburgh  zuerkannt  erhielt,  wies  er  zurück. 
1892  wanderte  er  nach  Amerika  aus. 
Geigenzettel:  N°  31  /  Made  by  /  George  Duncan.  / 
Glasgow,  1883  (gedruckt). 

Duncan,  Robert.  —  Aberdeen.    1740.   1762 

Er  soll  ursprünglich  Tischler  und  Holzschnitzer  ge- 
wesen sein,  weshalb  auch  die  Schnecken  und  die  Bei- 
werke an  seinen  Geigen  leidlich  gut  aussehen;  Arbeit, 
Holz,  Lack  und  Ton  sind  sehr  gewöhnlich,  sein  Modell 
ist  hochgewölbt  und  geht  auf  Stainer  zurück. 
Geigenzettel :  Abb.  179. 

Duparge,  Nicolas-Remi.  —  Mirecourt.    1767. 
1768 

Bisher  nur  dem  Namen  nach  bekannt. 

Dupont,     Fran^ois.     —     Mirecourt.       1761. 
t  18.  Febr.  1780 

Er  war  Geigen-  und  Bogenmacher.  Auch  ein  Charles- 
Felix  D.  kommt  gleichzeitig  vor. 

Durand,  Fran^ois.  —  Mirecourt.    1751.    1753 

Bis  jetzt  das  älteste  bekannte  Mitglied  der  Familie,  zu 
der  wohl  auch  jener  Pierre  D.  gehört  haben  dürfte, 
dessen  Name  gewöhnlich  Duvand  gelesen  wird. 

Durand.  —  Marseille.   1868.   1870 

Seiner  Arbeit  nach  gehört  er  der  Mirecourter  Schule 
an.  Seine  wenigen  Geigen  sind  sehr  sauber  durch- 
geführt und  klingen  gut.  Er  war  nur  kurze  Zeit  in 
Marseille  ansässig  und  scheint  jung  gestorben  zu  sein. 


Durand,  Victor,  genannt  Bazil.  —  Mirecourt. 
Mitte  des  19.  Jahrhunderts 

Vielleicht  der  Vater  des  Marseiller  Meisters  oder 
identisch  mit  diesem.  Ein  Durand  hatte  in  Rouen, 
4  place  St.  Eloi  seine  Werkstatt. 

Du  Riez,  Nicolas.  —  Abbeville.   1663 

[Man  kennt  ihn  bisher  nur  nach  einer  Baßviola  aus 
der  Sammlung  Snoeck  (Nr.  986),  die  sich  in  Berlin 
befindet. 

Geigenzettel :  Nicolas  Du  Riez  ä  Abbeville  1663  (gedr.). 

Duval,  Germaln.  —  Rouen.    1708.  f  23.  März 

1733 

Er  wird  als  »Faiseur  d'mstruments  de  musique*  be- 
zeichnet und  wohnte  in  der  Rue  St.  Laurent  (Pfarrei 
St.  Lo).  Im  Jahre  1708  wurde  er  von  der  Zunft  ver- 
klagt, daß  er,  ohne  einen  Meisterbrief  zu  besitzen,  in 
seinem  Laden  Musikinstrumente  feilhielt. 

Duvrard  s.  Ouvrard 

Duwar   (Duwaer),    Hermanus    Gerardus.    — 

Utrecht.    Geb.    10.  Juni    1842  in   Utrecht, 

t  10.  Nov.  1909 

Sohn  des  Klaviermachers  Pieter  D.  und  der  Maria 
Kukenbömer,  Schüler  von  Hampe,  bei  dem  er  seit 
seinem  zwölften  Jahre  fünf  Jahre  lang  gelernt  hat. 
Später  zwangen  ihn  besondere  Umstände,  sich  emem 
anderen  Wirkungskreis  anzuschließen,  und  erst  im 
reifen  Mannesalter  konnte  er  (im  Jahre  1878)  zu  seinem 
ersten  Berufe  zurückkehren.  Bei  Hampe  war  er  eigent- 
lich nur  zum  Reparateur  ausgebildet  worden.  Durch 
einen  Zufall  entdeckte  er  prachtvolles  altes  Geigenholz, 
was  ihn  veranlaßte,  seine  ersten  eigenen  Geigen  zu 
machen.  Da  er  die  alten  Meister  eingehend  studiert 
hatte,  gelangen  schon  seine  ersten  Versuche  gut,  und  er 
galt  als  tüchtiger  Geigenmacher.  Er  ahmte  das  Stradi- 
varimodell  nach  und  verwendete  selbstbereiteten  Spi- 
rituslack. 

Geigenzettel:  Hermanus  Gerardus  Duwaer  /  1895  / 
Utrecht  /  (geschrieben). 

Dvorak,  Jaroslav  Anton. — Prag.  Geb.  19.  April 

1861  in  Prag-Neustadt 

Nachdem  er  zuerst  das  Gymnasium  besucht  hatte, 
wurde  er  Schüler  seines  Vaters  J.  B.  Dv.,  bei  dem  er, 
von  einigen  Reisen  abgesehen,  über  10  Jahre  tätig 
war.  Am  4.  Mai  1885  eröffnete  er  seine  eigene  Werk- 
statt, und  es  gelang  ihm  bald,  Anerkennung  zu  finden. 
Er  baut  nach  Stradivari  und  Guarneri,  ist  ein  ge- 
schickter Reparateur  und  besitzt  bereits  verschiedene 
Staatsmedaillen  und  andere  Auszeichnungen.  Er  ar- 
beitet sauber  und  verwendet  das  beste  Holz.  Auch  bei 
seinen  Fachgenossen  steht  er  in  Ansehen  und  wurde 
1895  in  den  Vorstand  der  Prager  Musikinstrumenten- 
macher-Genossenschaft gewählt. 

Geigenzettel:  Jaroslav  Dvorak  /  fecit  Pragae  1899  (ge- 
druckt). 


Dvofäk  —  Eberle 


115 


Dvorak  (Dworak),  Johann  Baptist.  —  Prag. 
Geb.  10.  Aug.  1825  in  Unhost.  f  28.  Sept. 
1890  in  Prag 

Schüler  von  Joh.  Kulik,  bei  dem  er  1844  ausgelernt 
hatte.  Er  ging  dann  nach  Pest  zu  J.  B.  Schweitzer, 
dann  zu  A.  Hoffmann  nach  Wien,  zurück  nach  Pest 
zu  Ferd.  Patzelt  und  zuletzt  zu  Ignaz  Sandner  in  Prag, 
dessen  Werkstatt  in  der  Husovä  ti'ida  (Husgasse)Nr.230 
er  später  übernahm.  Er  verheiratete  sich  mit  Maria 
Klima;  von  seinen  drei  Söhnen  sind  zwei  Geigen- 
macher geworden.  Er  kommt  in  mancher  Beziehung 
seinem  Lehrer  Kulik  nahe,  seine  Arbeit  ist  gut.  Er 
hatte  Stradivari  und  Guarneri  nachgeahmt,  doch  er- 
zielte er  wie  Kulik  meist  nur  einen  harten,  scharfen 
Ton.  Besser  sind  seine  Violoncelli.  Besondere  Sorgfalt 
verwendete  er  auf  den  Lack,  der  sich  bis  jetzt  recht 
gut  bewährt  hat,  aber  etwas  grell  in  der  Farbe  ist. 
Außer  Geigen  baute  er  auch  Gitarren  usw.  Seinen 
Namen,  der  nach  der  neueren  böhmischen  Recht- 
schreibung jetzt  Dvorak  geschrieben  wird,  schrieb  er 
gewöhnlich  Dworäk. 

Geigenzettel :  Joh.  Bapt.  Dworäk  /  Geigen-  und  Gui- 
tarrenmacher, Prag  /  230/1  (gedruckt)  und  Abb.  162. 

Dvorak,  Karl  Boromäus.  — Prag.  Geb.  26.  Okt. 
1856  in  Prag-Neustadt,  f  28.  Juni  1909  in 
Königssaal  bei  Prag 

Schüler  seines  Vaters  Joh.  B.  Dv.,  bei  dem  er  von 
1872 — 1876  in  der  Lehre  war.  Um  sich  weiter  auszu- 
bilden, ging  er  zunächst  zu  Thom.  Zach  und  Dav. 
Bittner  nach  Wien,  zu  Sütterlin  nach  Straßburg,  von 
da  nach  Paris  zu  Hip.  Chretien-Silvestre  und  zuletzt 
zu  Gand  &  Bernardel.  Trefflich  geschult  kehrte  er  ins 
Vaterhaus  zurück,  wo  er  den  Vater  in  dessen  lang- 
wieriger Krankheit  vertreten  mußte.  Hierauf  eröffnete 
er  seine  eigene  Werkstatt  und  baute  gute  Geigen  nach 
Stradivari  und  Guarneri.  Gleichzeitig  war  er  ein  eifriger 
Sammler  alter  Instrumente,  die  er  mit  Glück  auf 
seinen  größeren  Reisen  zu  entdecken  wußte.  Seine 
Arbeit  erinnert  an  die  moderne  französische  Schule, 
er  erfreute  sich  eines  wohlbegründeten  Rufes  und  war 
im  Besitze  vieler  Medaillen  und  Auszeichnungen. 

Geigenzettel:  Abb.  152. 

Dykes,  Geo  L.  —  Leeds.  Geb.  1 1 .  Okt.  1884 
in  Leeds 

Mit  zwölfeinhalb  Jahren  trat  er  in  die  Lehre  bei  seinem 
Vater  und  ging  dann  zu  Paul  Bailly.  Er  hat  Violinen 
gemacht,  die  in  allen  Einzelheiten  seine  eigene  Arbeit 
zeigen.  Er  baut  nach  Stradivari,  Guarneri  und  Amati, 
und  zwar  mit  solchem  Erfolg,  daß  schon  im  März  1901 
Meredith-Morris  seine  Biographie  mit  Bild  in  »The 
Strad«  veröffentlichte.  Daß  er  auch  im  übrigen  eine 
gute  Ausbildung  genossen  hat  und  Deutsch  und  Fran- 
zösisch mit  bemerkenswerter  Sicherheit  spricht,  sei 
nebenbei  erwähnt. 

Geigenzettel :  Made  by  /  George  L.  Dykes,  /  Leeds, 
pupil  of  Paul  Bailly,  /  (pupil  of  Jean  Baptiste  Vuil- 
laume,  of  Paris)  /  No.  14  (gedruckt). 


Dykes,  Harry.  —  Leeds,  28  Queens  Arcade. 
1883.  1900 

Er  besitzt  eine  Geigenmacherwerkstatt  und  ist  ein  be- 
deutender englischer  Händler  mit  alten  Geigen.  Er 
ist  auch  Vertreter  mehrerer  französischer  und  ita- 
lienischer Geigenmacher  der  Gegenwart  für  England. 


Eastburn,  W.  —  Halifax.   1902 

Er  wird  als  Geigenmacher  und  Saitenhändler  be- 
zeichnet. 

Ebar  s.  Ebert 

Ebentheur,  Franz  Sales.  —  Kriegshaber  bei 
Augsburg.   18.  Jahrhundert 

Seinen  mit  musikalischen  Emblemen  umrahmten  Zettel 
veröffentlichte  Paul  de  Wit.  Das  Augsburger  Stadt- 
archiv enthält  keinerlei  auf  diesen  Meister  bezüglichen 
Vermerk. 

Geigenzettel:  Sales  Ebentheur  /  Instrumentenmacher  / 
in  Kriegshaber  /  bey  Augsburg  (gedruckt). 

Eber!  (Eberle),  Benedikt.  —  Budapest.    1820. 
1827 

Wenig  bekannter,  aber  geschickter  Geigenmacher,  der 
der  Vorliebe  der  ungarischen  Geiger  seiner  Zeit  für  die 
Brescianer  Modelle  entsprechend  fast  nur  Nachahmun- 
gen nach  Maggini  gebaut  hat.  Seine  Geigen  sind 
doppelt  eingelegt,  der  Lack  sehr  geschickt  imitiert, 
Arbeit  und  Holz  vorzüglich.  Seine  Geigen  haben 
immer  unechte  Maggini- Zettel,  versteckt  im  Inneren 
aber  liest  man:  »Benedikt  Eberl,  Pesth«  und  die 
Jahreszahl. 

Eberl,  Christoph.  —  Prag.  1780.  1784 

Mir  ist  zwar  eine  Geige  dritten  Ranges  mit  dem  unten- 
stehenden gedruckten  Zettel  vorgekommen,  ein  Chri- 
stoph Eberl  ist  jedoch  als  Geigenmacher  in  Prag  nicht 
nachzuweisen.  Es  wird  wohl  ein  Schönbacher  Meister 
gewesen  sein,  der,  wie  viele  Neukirchner,  seine  Ar- 
beiten von  Prag  aus  datierte. 

Geigenzettel:  Abb.  188. 

Eberl.  —  Schönbach  b.  E. 

Eine  egerländische  Familie,  von  der  mehrere  Mit- 
glieder in  der  Geigenindustrie  ihrer  Heimat  tätig  waren 
und  noch  sind.  Jetzt  sind  dies  ein  Johann  und  ein 
Rudolf  Eberl. 

Eberle,  Eugen.  —  Rotterdam 

Geb.  7.  März  1885  in  Rotterdam  als  Sohn  des  be- 
rühmten Violoncellisten  Oskar  E.,  Schüler  von 
K.  Ferenczy-Tomasowsky,  bei  dem  er  von  1896 — 1902 
blieb.  Er  arbeitete  als  Gehilfe  bei  Karel  van  der  Meer, 
dann  zwei  Jahre  lang  bei  0.  Möckel  und  machte  sich 
1904  in  seiner  Vaterstadt  selbständig.  Seine  Arbeit  ist 
sehr  sorgfältig,  er  führt  alle  Teile  seiner  Geigen  ohne 
fremde  Mitarbeit  aus  und  wird  sehr  gelobt.  Auf  der 

8* 


116 


Eberle 


Rotterdamer  Internationalen  Musikfachausstellung  er- 
hielt er  für  ein  Quartett  usw.  eine  goldene  Medaille 
und  wurde  1909  in  Mailand  ebenso  ausgezeichnet. 
Geigenzettel:  Eugene  Eberle,  /  Vioolmaker.  /  Fecit 
Rotterdam  —  Anno  19  (geschrieben). 

(Eberle,  Johann  Anton.  —  Mannheim) 

Da  er  bis  1780  »Hofinstrumentenmacher*  war,  geriet 
er  in  die  Geigenliteratur,  obwohl  er  keine  Musik- 
instrumente machte,  sondern  Messer,  und  später  als 
Münzwardein  in  Frankfurt  a.  M.  starb.  Er  war  viel- 
leicht ein  Verwandter  des  1771  im  Mannheimer  Hof- 
orchester  vorkommenden  Hoboisten  Franz  Eberhard 
Eberle,  stand  aber  mit  dem  Prager  Meister  schwerlich 
in  Beziehung. 

Eberle  (Eberll),  Johannes  Udalricus.  —  Prag. 
Geb.  2.  Juh  1699  in  Vils.  t  2.  JuH  1768 

Sohn  des  Sebastian  Eberle  und  der  Ursula  geb.  Schon- 
ger. Er  hat  den  Geigenbau  jedenfalls  in  seiner  Heimat 
erlernt  und  kam  als  Gehilfe  nach  Prag  zu  Thomas  Ed- 
linger,  doch  war  er  kein  Verwandter  dieses  Meisters. 
Er  machte  sich  dann  dort  selbständig  und  erwarb  am 
20.  Februar  1 726  das  Prager  Bürgerrecht.  Auf  manchem 
Zettel  schreibt  er  den  Namen  Eberll;  auch  Ebberll 
soll  vorkommen.  Am  4.  Mai  1727  heiratete  er  Klara 
Jordin,  von  der  er  fünf  Söhne  und  vier  Töchter  be- 
kam. Er  hatte  seine  Werkstätte  in  der  Altstadt,  zuletzt 
in  seinem  eigenen  Hause,  das  er  1736  erwarb,  in  der 
Konviktskä  ulice  (Konviktsgasse)  Nr.  296,  das  noch 
heute  »u  Eberlu«  genannt  wird.  In  seiner  Arbeit  verrät 
er,  daß  er  bei  Edlinger  eine  gute  Schule  durchgemacht 
hat.  Seine  Violinen  und  Violoncelli  sind  nach  Stainer 
gebaut,  tadellos  in  der  Form,  prächtig  im  Holz  und  in 
der  Ausführung.  Sein  Lack  ist  von  sehr  schöner  roter 
Farbe  und  anscheinend  auf  gelbem  Grunde  aufge- 
tragen. Die  Einlage  ist  gut  und  breit,  der  Ton  jedoch 
nicht  ganz  so  groß,  als  man  eigentlich  erwarten  könnte. 
Sehr  schön  ist  auch  die  äußere  Ausstattung  seiner 
Geigen,  die  Schnitzerei  am  Hals  und  am  Wirbelkasten. 
Am  häufigsten  kommen  Violen,  besonders  Viola 
d'amore  von  ihm  vor^).  Er  ist  der  erste  charakteristi- 
sche Vertreter  der  Prager  Schule.  Mehrere  schöne 
Arbeiten  von  ihm  befinden  sich  im  Musikhistorischen 
Museum  von  W.  Heyer  in  Köln,  darunter  eine  präch- 
tige fünfsaitige  Viola  (Quinton)  von  1749  und  zwei 
Liebesgeigen  von  1743  und  1755.  Eine  Violine  von 
1746  besitzt  .Alb.  Berr  in  Böhmischbruck.  Eine  ältere, 
schon  aus  dem  Jahre  1731  stammende  Viola  d'amore 
von  ihm  und  eine  von  1749  besitzt  das  Stift  Ossegg. 
Eine  große  Viola  d'amore  (sog.  engl.  Violet)  von  1739 
mit  prachtvoll  geschweiften  Korpusumrissen,  braun- 
rotem Lack  und  hübschem  Engelsköpfchen  am  Wirbel- 
kasten befindet  sich  in  der  Sammlung  Fr:tz  Wild- 
hagen in  Haiensee  bei  Berlin.  Auf  dem  Chor  der 
Braunauer  Stiftskirche  befindet  sich  eine  Bratsche  von 
ihm  aus  dem  Jahre  1739.  Eine  Geige  aus  seinem  letzten 
Lebensjahre  (1768)  besitzt  das  Bened.-Stift  St.  Mar- 


gareth  bei  Prag.  In  der  fürstl.  Lobkcwitzschen  Samm- 
lung auf  Raudnitz  sind  zwei  Violinen  von  1739  und 
1753  und  eine  von  1760.  Ferner  befinden  sich  eine 
Viola  d'amore  im  Prager  Nationaltheater,  eine  Viola 
von  1 745  in  der  St.  Katharinenkirche  in  Welwarn  und 
eine  von  1759  im  PrageV  Konservatorium,  Geigen  von 
1749,  1758,  1763,  1767  und  1768  in  der  Strahower 
Kirche,  je  eine  in  der  Prager  Kreuzherrenkirche,  in  der 
Kirche  zu  Nepomuk,  in  der  Thomaskirchc  in  Prag 
und  in  der  Kirche  zu  Neveklov,  ein  Violoncello  bei 
St.  Nikolaus  in  Prag,  ein  Kontrabaß  von  1 753  auf  dem 
Komotauer  Kirchenchor. 

Geigenzettel:  Joann.  Udalricus  Eberll  /  fecit  Pragae 
1 748  (gedruckt).  —  Joannes  Udalricus  Eberle  /  Lauten- 
und  Geigenmacher  in  Prag  /  A°  1752  (gedruckt.)  — 
Abb.  184  und  191. 

Eberle,  Karl.  —  Innsbruck.   1829 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Magnus  Benedict  E.^).  —  Ich 
kenne  nur  Reparaturen  von  ihm,  und  auch  Dr.  Fr.  Wald- 
ner konnte  nichts  über  ihn  und  seine  (wahrscheinlich 
nur  vorübergehende)  Tätigkeit  in  Innsbruck  ermitteln. 

Eberle,    Magnus   Benedict.    —   Wiener-Neu- 
stadt, Raab.  1803.  1835 

Er  dürfte  aus  Vils  stammen  und  läßt  sich  in  Wiener- 
Neustadt  von  1803  an  nachweisen.  Er  war  mit  Anna 
Valentin  verheiratet  und  wurde  1813  Viertelmeister, 
weshalb  er  seine  Geigenmacherei  wieder  aufgab.  Einer 
Geige  nach  zu  urteilen,  die  aus  Raab  1820  datiert  ist, 
hielt  er  sich  vorübergehend  in  Ungarn  auf.  Wenn  er 
sein  Geschäft  auch  aufgegeben  hatte,  so  machte  er 
doch  nachträglich  noch  Geigen.  Er  hatte  als  Geigen- 
macher einen  guten  Ruf,  und  bis  vor  kurzer  Zeit  be- 
fanden sich  noch  eine  Violine  und  ein  Violoncello  von 
ihm  auf  dem  Chore  der  Neuklosterkirche  in  Wiener- 
Neustadt.  Seine  Arbeit  erinnert  an  die  Wiener  Schule, 
ist  jedoch  weniger  sorgfältig;  auch  der  schwarzrote 
Lack  sieht  nicht  schön  aus.  Am  wenigsten  gelangen 
ihm  Violoncelli. 

Geigenzettel:  Magnus  Eberle  fecit/  Raabae  1820  (ge- 
druckt) und  Abb.  198-). 

Eberle    (nicht    Eberti),    Tomaso.    —    Neapel. 

1760.  1792 

Der  Name  läßt  auf  deutsche  Abstammung  schließen. 
Daß  er  aber  »sans  doute«  ein  Verwandter  Job.  Ulr. 
Eberles  gewesen  sei,  wie  Grillet  behauptet,  ist  um  so 
mehr  zu  bezweifeln,  als  er  seinen  Namen  auch  »Tho- 
mas Heberl«  schreibt  und  daher  ebensogut  mit  der 
vogtländischen  Familie  Heberlein  in  Verbindung  ge- 
bracht werden  könnte.  Um  seine  geschriebenen  Zettel 
klebt  er  die  gleiche  Einfassung,  die  viele  Mittenwalder 
haben.  Eher  glaube  ich,  daß  er  zu  Heinrich  Eberl  oder 
Eberl  in  Venedig  in  Beziehung  steht.  Seine  Geigen 
sind  denen  der  Gagliano  so  ähnlich,  daß  man  ihn  wohl 
mit  gutem  Grund  für  einen  Gaglianoschülcr  halten 
darf.  Eberle  macht  aber  die  F-Löcher,  die  sich  bei  ihm 


^)  Einer  der  bedeutendsten  Virtuosen  auf  der  Viola  ^)  Daß  dieser  einen  am  6.  Dezember  1807  geborenen 

d'amore,  der  Komponist  Johann  Joseph  Eberle  (geb.  um  Sohn  Karl  Boromäus  hatte,  steht  urkundlich  fest. 

1735,   t   in   Prag    1772),  war  kein  Verwandter  unseres  ")  Aus   dem   musikhistorischen   Museum   des   Herrn 

Geigenbauers.  Fr.  Nicolas  Manskopf  in  Frankfurt  a.  M. 


Eberle 


Ebner 


117 


oft  denen  Amatis  nähern,  zierlicher  und  unterscheidet 
sich  auch  in  seinen  Schnecken  von  denen  der  Gaghani. 
Er  verarbeitete  sehr  schönes  Holz,  verwendete  rot- 
braunen und  braungelben  Lack  und  führte  alle  Teile 
sehr  sauber  durch.  Seme  Geigen  kommen  verhältnis- 
mäßig selten  vor,  was  darauf  zurückzuführen  ist,  daß 
die  meisten  jetzt  unter  dem  gangbareren  Namen  des 
Nicolaus  Gagliano  in  den  Handel  gekommen  smd.  Er 
verwendete  häufig  geschriebene  Zettel  und  hat  in  der 
Regel  quer  über  den  oberen  Klotz  einen  zweiten  kleinen 
Zettel  mit  den  Worten:  »Gesu  e  Maria«  eingeklebt. 
Eine  jedenfalls  von  ihm  gebaute  Viola  d'amore,  mit  dem 
Namen  »Heberle*,  befindet  sich  in  der  Sammlung 
Valdrighi.  Etwa  zwölf  Geigen  von  ihm  besitzt  Eugen 
Gärtner  in  Stuttgart. 

Geigenzettel:  Thomas  Heberl  /  Fecit  Neap.  1780  (ge- 
schrieben) und  Abb.  189. 

Eberle,  Wenzel  Michael  Jos.  Vincenz.  —  Prag. 
Geb.  14.  Okt.  1738,  lebte  noch  1770 

Vierter  Sohn^)  und  jedenfalls  auch  Schüler  von  Joh. 
Udalricus  E.,  dessen  Nachfolger  er  dann  wurde  und 
der  ihm  alles  Werkzeug  und  Geigenholz  vermachte, 
sogar  den  freien  Nießbrauch  des  Hauses,  solange  er 
ledigen  Standes  bleibe.  Der  junge  Eberle  scheint  dem- 
nach eine  Wahl  getroffen  zu  haben,  die  der  Vater  nicht 
billigte.  Der  Sohn  hielt  den  Ruhm  der  väterlichen 
Werkstatt  nicht  auf  der  gleichen  Höhe,  obwohl  seine 
.Arbeiten  immer  noch  ein  tüchtiges  Können  verraten. 
In  seiner  ersten  Zeit  hat  er  zweifellos  die  von  seinem 
Vater  noch  vorgearbeiteten  Geigen  fertiggemacht  und 
mit  dessen  Zetteln  versehen.  Vielleicht  hat  er  an  dieser 
Gewohnheit  allzu  lange  festgehalten,  auch  wenn  die 
Geigen  ganz  allein  seine  Arbeit  waren,  wodurch  es  sich 
am  besten  erklären  ließe,  daß  Arbeiten  mit  seinem 
Zettel  so  selten  vorkommen. 

Eberspacher,  Bartolommeo. — Florenz.  1 7.  Jahr- 
hundert 

Lautenmacher  deutschen   Ursprungs.   Eine   Theorbe 

von  ihm  befindet  sich  in  W.  Heyers  Musikhistorischem 

Museum  in  Köln. 

Geigenzettel:  Bartolomeo  Eberfpacher  /  In  Fiorenza 

(gedruckt). 

Ebert  (Eberl?),  Heinrich.  — Venedig.    1655 

Sehr  tüchtiger  Lautenmacher  des  17.  Jahrhunderts, 
von  dem  die  Sammlung  Scheurleer  eine  hübsche  The- 
orbe aufweist.  Wie  Tiefenbrucker  seinen  Namen 
italianisierte,  so  hat  dies  augenscheinlich  auch  Ebert 
getan.  Herr  Franciolini  besitzt  eine  reich  eingelegte 
Mandoline  in  der  Form  eines  kleinen  Rebeks  mit  der 
Inschrift:  >>Enrico  Ebar  fecit  anno  Domini  1655«.  Wenn 
das  Datum  richtig  ist  —  was  glaubwürdig  scheint  — 
und  das  Instrument  keine  späteren  Veränderungen  er- 
litten hat,  hätten  wir  damit  eine  der  ältesten  Mando- 
linen  vor  uns.   In  der  Ausstellung  der  holländischen 


^)  Seine  Brüder  scheinen  jung  gestorben  zu  sein  oder 
sich  anderen  Berufen  zugewendet  zu  haben.  J.  Udalricus 
Eberle  hatte  fünf  Söhne;  Joseph  Elias,  geb.  1728;  Se- 
bastian Valentin,  geb.  1733;  Martin  Michael,  geb.  1736; 
Wenzel  Michael,  geb.  1738;  Udalricus  Franz,  geb,  1741. 


Gesellschaft  *Pulchri  Studio«  1893  war  eine  von  ihm 
gebaute  und  von  J.  C.  Hoff  mann  reparierte  Theorbe. 
Auch  P.  de  Wit  erwarb  1885  eine  Theorbe  von  schwar- 
zem Palisanderholz  mit  Elfenbeinrippen  von  unge- 
wöhnlicher Größe  mit  der  Inschrift:  »Heinrich  ebert 
In  Venetia«.  Diese  Theorbe  zeichnet  sich  auch  durch 
drei  prächtige  gotische  Rosetten  (»Dachsterne«)  aus. 
Eine  sechssaitige  Viola  d'amore  von  ihm  besitzt  auch 
die  Sammlung  Correr  in  Venedig.  In  dieser  liest  man 
den  Namen  »Heinrich  Ebart«. 

Ebertl  s.  Eberle 

Ebner,  Andreas.  —  München.    Geb.  1852  in 

München,  f  24.  Januar  1919 

Er  wurde  bei  seinem  Vater,  der  sich  als  Trödler  schon 
seit  1850  mit  dem  Verkauf  alter  Musikinstrumente  be- 
schäftigte, frühzeitig  mit  dem  Geigenbau  vertraut  und 
verlegte  sich,  als  er  das  väterliche  Geschäft  übernahm, 
ganz  auf  den  Handel  mit  alten  Streichinstrumenten, 
Zithern  usw.;  und  verfertigte  auch  Streichinstrumente 
nach  eigenen  Modellen.  Sein  Sohn  Albert  Benno  E., 
der  ge'ernter  Musikinstrumentenmacher  ist,  und  seine 
musikalische  Ausbildung  am  Konservatorium  abge- 
schlossen hat,  ist  sein  Nachfolger. 

Ebner,  Georg.  —  Regensburg.   1723 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  von  Gotthard  Ebner  in 
Hallein  und  Lehrmeister  des  bekannteren  Gotthard 
Ebner  in  Regensburg.  Er  wird  ausdrücklich  als  Geigen- 
macher bezeichnet. 

Ebner,  Gotthard.  —  Hallein.    1723 

Die  Ebner  waren  Bauern  in  der  Au  bei  Hallein  und 
haben  wohl  nur  im  Winter  Geigen  gemacht.  Nur  Gott- 
hard E.  scheint  sich  in  jungen  Jahren  in  guten  Werk- 
stätten umgesehen  zu  haben  und  war  vielleicht  der 
Vater  des  gleichnamigen  Regensbuiger  Meisters.  Er 
baute  fast  ausschließlich  nach  dem  breiten  Stainer- 
modell  und  ließ  manchmal  die  Einlage  fehlen.  Sein 
Lack  ist  feurig,  dick  aufgetragen  und  kommt  Stainer 
sehr  nahe;  auch  im  Ton  sind  seine  Instrumente  gut. 

Ebner,     Gotthard.     —     Regensburg.      1724. 
t4.  Mai  1760 

Er  war  Geigenmacher  und  Musiker.  Sein  Modell  er- 
innert in  gleicher  Weise  an  Stainer  wie  an  Amati; 
an  den  letzteren  namentlich  in  bezug  auf  die  Schnecke 
und  die  F-Löcher.  Er  hatte  einen  gewöhnlichen  brau- 
nen oder  gelbroten  Lack  und  nahm  ziemlich  hohe 
Wölbung,  die  Einlagen  ersetzte  er  oft  durch  gezeichnete 
Linien.  Eine  Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre  1749 
besitzt  der  Füssener  Kirchenchor. 
Geigenzettel:  Gotthard  Ebner  Lauten-  und  Geigen-  / 
macher  Music.  fecit  Ratisbonae  ,    1724  (gedruckt). 

Ebner,  Otto.  — Augsburg.  Geb.  10.  Dez.  1883 

in  Breitenfeld  i.  Vogtland 

Schüler  von  Aug.  Wilh.  Ficker  in  Markneukirchen.  Als 
Gehilfe  arbeitete  er  bei  Albin  Oscar  Zimmer,  dann  bei 
F.  C.  Louis  in  Saarbrücken  und  kam  1903  zu  G.  Pie- 
gendorfer  nach  Augsburg,  nach  dessen  Tod  er  die 
Werkstatt  leitete,  die  er  dann  am    I.  Oktober   1906 


18 


Ecchii 


Edl 


er 


käuflich  erwarb.  Im  September  1907  legte  er  die 
Meisterprüfung  ab  und  bewährte  sich  seitdem  als 
würdiger  Nachfolger  seines  trefflichen  Vorgängers.  Er 
befaßt  sich  hauptsächlich  mit  dem  Neubau  von  Streich- 
instrumenten nach  Stradivarl  und  verwendet  einen 
guten  Ollack. 

Geigenzettel:  Otto  Ebner  /  Gg.  Piegendorfer  /  fecit 
Augsburg  1912  (gedruckt).  Daneben  Emblem  mit  der 
Augsburger  Stadtmarke  und  den  Buchstaben  0.  E. 
und  G.  P.  darunter. 

Ecchio,  Giovanni.  —  Rom.   1610 

Sohn  des  »Giorgio«.  Vermutlich  ein  Flamländer,  der 
im  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  in  Rom  ansässig  war 
und  wohl  van  Eecke,  Hecke  oder  van  Eycke  hieß. 
Seine  Heimat  wird  einmal  als  »Diocesi  di  .^ugusta« 
(Augsburg),  das  zweitemal  aber  als  Anversa  (Ant- 
werpen) angegeben.  Dieser  Giovanni  Ecchio  dürfte  mit 
Giov.  Hec  identisch  sein. 

Echinger,  Karl.  —  München.   1861 

Vielleicht  ein  Sohn  des  Würzburger  Geigenmachers. 
Seine  Gitarren  und  Zithern  sind  besser  als  seine  Geigen, 
wenn  diese  auch  nicht  gerade  schlecht  sind. 

Echinger.  —  Würzburg.   1840 

Mittelmäßiger  Geigenmacher  aus  der  ersten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts. 

Eckart  (Eckert),  Heinrich.  —  Mannheim.  Geb. 
in  Mannheim  1 5.  Juni  1 81 1 ,  f  nach  1 878 

Er  war  von  Hause  aus  Geiger  und  als  Hofmusiker 
in  Mannheim  angestellt,  wo  er  sich  schließlich  auch 
mit  dem  Geigenbau  beschäftigte.  Als  Reparateur  scheint 
er  viel  Zulauf  gehabt  zu  haben,  obwohl  seine  Arbeit 
nur  als  dilettantisch  bezeichnet  werden  kann.  Seine 
Werkstatt  übernahm  1879  H.  Keßler. 

Geigenzettel :  Reparirt  von  Heinrich  Eckart  /  in  Mann- 
heim (gedruckt). 


Ecklid,  A.  0. 
1890 


Drontheim  (Norwegen).  1880. 


Seine  Hardangergeigen  sind  besser  als  seine  Violinen, 
obwohl  er  sauber  arbeitet  und  auf  der  Internationalen 
Ausstellung  in  Liverpool  1886  eine  bronzene  Medaille 
erhielt. 

Edel,  Gustav.  —  Saulgau  (Württemberg) 

Ein  Liebhaber,  der  als  leidenschaftlicher  Geiger,  nach- 
dem er  sich  zur  Ruhe  gesetzt  hatte,  anfing,  selbst 
Geigen  zu  bauen.  Er  erwarb  sich  durch  großen  Fleiß 
und  sorgfältiges  Studium  eine  ungewöhnliche  Hand- 
geschicklichkeit. Besondere  Sorgfalt  verwendet  er  auf  die 
Zusammensetzung  des  Lackes,  wobei  ihm  sein  früherer 
Beruf  als  Apotheker  sehr  zustatten  kommt. 

Eder,  Hannes.  —  Hallem.   1667 

Der  älteste  bis  jetzt  bekannte  Geigenmacher  seines 
Wohnorts.    Er  zeichnet   sich  durch  gute  Arbeit,  die 


unter  dem  Einfluß  der  Slainerschen  Richtung  steht, 
aus.  Eine  Geige  von  ihm  besitzt  das  Chorherrenstift 
Neustift  bei  Brixen  in  Tirol. 

Geigenzettel :  Hannes  Eder  Geigen-  /  macher  in  Hallein , 
1667  (geschrieben). 

Eder  &  Gaguin.  —  Rouen.  1835.  1837 

Eine  Geigenmacherfirma,  die  zwar  nichts  Hervor- 
ragendes hinterlassen  hat,  aber  doch  künstlerischen 
Zielen  zustrebte.  Guillaume  Lebreton  arbeitete  eine 
Zeitlang  mit  ihnen  zusammen. 

Edholm,  Sv.  —  Westingby  (Schweden).  1834 
Eine  schwedische  Geige  trägt  seinen  geschriebenen  Re- 
paraturzettel. 

Geigenzettel :  Reparerad  af  Sv.  /  Edholm  uti  /  Wessting- 
by  är  1834  (geschrieben). 

Edler,  F.  Ch.  (I).  —  Frankfurt  a.  M.  Geb. 
1820,  f  1871 

Gründer  der  bekannten  Firma  in  Frankfurt  a.  M.  Er 
erhielt  1864  für  gute  Instrumente  ein  Diplom.  Sein 
Sohn: 

Edler,F.Ch.(II).  — Geb.  1851,t6.Dez.l895 

erhielt  1881  eine  silberne  Medaille  für  seine  Violinen, 
doch  befaßte  er  sich  hauptsächlich  mit  dem  Handel 
mit  alten  Geigen.  Sem  Sohn  und  Schüler: 

Edler,  F.  Ch.  (III). -Geb.  1876 

wurde  sein  Nachfolger.  Er  ist  Großherzoglich  Sächsi- 
scher und  Landgräflich  Hessischer  Hofgeigenmacher- 
meister  und  erster  Vorsitzender  der  Meisterprüfungs- 
kommission und  erhielt  auf  der  Zweiten  Musikfach- 
ausstellung in  Leipzig  1909  »für  hervorragende  Lei- 
stung« die  Staatsmedaille  des  Herzogs  von  Sachsen- 
Altenburg.  Auch  als  Kenner  alter  Geigen  erfreut  er 
sich  eines  großen  Ansehens.  Er  erfand  einenT-Balken 
für  Streichinstrumente  und  eine  ~>Verbesserung  am 
Stimmstock«. 

Edler,  Hans.  —  München.   Geb.  16.  Jan.  1889 

zu  Frankfurt  a.  M. 

Sohn  des  F.  Ch.  Edler  11.  Er  besuchte  die  Oberreal- 
schule bis  1903  und  trat  dann  bei  seinem  Bruder 
F.  Ch.  III  in  die  Lehre,  ging  später  zu  J.  J.  Held  nach 
Bonn  und  trat  dann  im  Jahre  1907  als  Gehilfe  bei 
Adolf  Romer  in  Freiburg  i.  Br.  ein.  Nach  Beendigung 
seiner  Militärdienstpflicht  ging  er  im  Jahre  191 1  nach 
München  zu  Giuseppe  Fiorini,  wo  er  Gelegenheit  hatte, 
sich  nach  jeder  Richtung  zu  vervollkommnen.  Bei 
Ausbruch  des  Krieges  wieder  zu  den  Waffen  gerufen, 
stand  er  bis  zum  November  1918  im  Felde  und  machte 
sich  im  darauffolgenden  Jahre  in  München  selbständig. 
Durch  sorgfältige  Arbeit  im  Neubau  und  in  der  Re- 
paratur, sowie  durch  sein  Geschick,  den  Ton  alter 
Geigen  wirklich  zu  verbessern,  erwarb  er  sich  schnell 
einen  guten  Ruf.  Er  gilt  als  ein  tüchtiger  Kenner  der 
alten  Meister  und  besitzt  eine  hübsche  Sammlung 
wertvoller  Geigen.  Er  ist  auch  Schriftführer  des  Landes- 
verbandes der  Musikinstrumentenmacher  Bayerns. 
Geigenzettel:  Hans  Edler  /  Geigenmacher  /  München 
19  .  .  (gedruckt). 


Edl 


in^er 


119 


Edlinger,   Hans  Georg.  —  Augsburg.    Geb. 
28.  März  1666,  1 1696 

Zweiter  Sohn  von  Thomas  Edlinger.  Da  er  jung  starb, 
kommen  Arbeiten  von  ihm  nur  selten  vor.  Er  heiratete 
am  27.  Mai  1691  Maria  Nigrius  (Nigrinuss)  aus  Sün- 
ching(en),  die  bereits  am  1 1 .  Februar  1696  als  Witwe 
vorkommt  und  an  diesem  Tage  für  ihre  beiden  Töch- 
ter Anna  und  Maria  Theresia  Vormünder  bestellt.  Sie 
heiratete  dann  am  2.  Februar  1697  den  Lautenmacher 
jakob  Fichtel,  aber  auch  dieser  starb  ihr  drei  Jahre 
später,  und  am  23.  Oktober  1701  vermählte  sie  sich, 
zum  dritten  Male,  mit  dem  Geigenmacher  Gregor 
Ferdinand  Wenger. 

Edllnger,  Josef  Joachim.  — Prag.  Geb.  7.  März 
]693  1nPrag.  t30.  Mai  1748 

Sohn  und  Schüler  von  Thomas  (11)  E.  Er  bereiste 
nach  beendigter  Lehrzeit  fast  ganz  Italien  und  arbeitete 
hauptsächlich    in   Cremona,    Rom,    Neapel,    Bologna, 
Ferrara  und  Venedig.  Gründlich  ausgebildet  kehrte  er 
gegen  1 728  nach  Prag  zurück,  wo  er  von  nun  an  tätig 
war.  Am  2.  Februar  1 728  erlangte  er  das  Bürgerrecht 
auf  der  Kleinseite  und  gelangte  zu  hohem  Ansehen.  Er 
war  Mitglied  des  Sechsmänneramts  und  der  Nikolaus- 
Bruderschaft.  Seine  Geigen  und  Lauten  werden  über 
die  seines  Vaters  gestellt^),  und  Ihm  verdankt  es  die 
Prager  Gelgenbauschule  zuerst,  daß  man  auch  aus- 
wärts auf  sie  aufmerksam  wurde.  Er  wurde  in  der 
Johanniskirche  unter  dem  Felsen  begraben.    Er  war 
nicht  verheiratet.  Seine  Erbinnen  waren  die  Schwe- 
stern Therese  und  Anna  Perlocher;  seine  Werkstatt  mit 
allen  Vorräten  an  Instrumenten,  Holz  und  Werkzeugen 
hinterließ  er  dem  vierjährigen  Sohne  seiner  Dienerin, 
Josef  Michl,  mit  dem  Wunsche,  daß  dieser  den  Geigen- 
bau erlernen  möge,  wozu  er  ihm  noch  außerdem  200  fl. 
Rhein,  vermachte.  —  Sollte  dieser  Josef  Michl  nicht 
vielleicht  identisch  sein  mit  Josef  Muschl?  —  Seine 
Arbeit  Ist  gut;  sein  Modell  knüpft  an  italienische  Vor- 
bilder an  und  hat  flache  Wölbung.  An  vielen  seiner 
Gelgen  Ist  der  Lack  jetzt  gänzlich  zerstört;  auch  sonst 
haben  sie  stark  gelitten.  Eine  Gitarrenlaute  mit  schöner 
Rosette  Im  Schalloch  (Dachstern)  besitzt  der  Maler 
Wenig  In  Prag  mit  dem  Zettel :  Josephus  Joachlmus  Ed- 
llnger /  me  fecit  Pragae  /  Anno  1732  (gedruckt). 
Gelgenzettel :  Josephus  Edllnger  /  me  fecit  Pragae  1 733 
(gedruckt). 

Edlinger,    Thomas    I.    —    Augsburg.      1656. 
te.Okt.  1690 

Er  stammte  aus  Groß-KIrchhelm  in  Kärnthen  und  ließ 
sich  1656  In  Augsburg  nieder,  wo  er  die  Tochter 
Matthias  Hummels  (s.  d.)  heiratete.  Im  Augsburger 
Hochzeitsamtsprotokoll  vom  6.  Februar  1661  heiß  es: 
»Thomas  Edllnger  von  Groß-KIrchhaimb  aus  Cärndten 
Lautenmacher  und  Elisabetha  Humblin,  hiesig,  beide 
ledigen  Standes«  .  .  .  usw.  Aus  dieser  Ehe  gingen  drei 


^)  Baron  sagt:  »In  Prag  haben  sonst  Thomas  und 
Joseph  Edllnger  Vatter  und  Sohn  sich  hervorgethan,  und 
ist  absonderlich  der  letztere  eine  ziemliche  Zeit  In  Italien 
gewesen,  daß  man  sich  schon  was  gutes  von  seiner  Faust 
versprechen  mag*. 


Kinder,  Thomas  11,  Hans  Georg  und  eine  Tochter 
hervor.  In  zweiter  Ehe  heiratete  er  Barbara  geb.  Baur 
(Baür)  aus  Kirchheim.  Im  Pflegschaftsbuche  von  1696 
wird  er  bereits  als  »seelig«  aufgeführt.  Er  besaß  viel 
Handgeschicklichkeit:  seine  Geigen  sind  leicht  zu  er- 
kennen; die  Wölbung  geht  ohne  Hohlkehle  vom  Rand 
empor,  Ist  hoch,  aber  in  der  Brust  flach.  Auch  die  Zar- 
gen sind  hoch,  die  F-Löcher  groß  und  der  Lack  dunkel- 
braun. Das  Holz  Ist  gut  und  der  Ton  ziemlich  kräftig. 
Das  Museum  Francisco-Carollnum  in  Linz  besitzt  eme 
Taschengeige  von  Ihm,  eine  ebensolche  sowie  eine 
Laute  aus  dem  Nachlasse  Hans  Makarts  und  eine  sehr 
originelle  Tenorviola  da  Ganiba  und  eine  Laute  aus 
de  Wits  Sammlung  befinden  sich  In  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln.  Eine  besonders  schöne 
Taschengeige,  nach  .^rt  der  Viola  d'amore  besaitet,  be- 
sitzt Daniel  Fryklund  in  Sundsvall  (Schweden),  die  er 
auch  in  einem  hübschen  .Aufsatz  beschrieben  hat. 

Gelgenzettel:  Abb.  186  und  187. 

Edhnger,  Thomas  (II).  —Prag.  Geb.  23.  Nov. 
1662  in  Augsburg,  t  20.  Jan.  1729  in  Prag 

Er  war  jedenfalls  ein  Schüler  seines  Vaters  Tliomas 
Edllnger  und  nicht  von  J.  Stainer,  wie  W.  Sandys  be- 
hauptet ;  er  kann  jedoch  möglicherweise  bei  J.  Stainer 
gearbeitet   haben.    In   Augsburg   wird   er   zuletzt   am 
18.   Februar   1690,  schon  majorenn,  genannt.   Kurze 
Zeit  darauf  dürfte  er  nach  Prag  gegangen  sein.  Er  lernte 
dort  die  Witwe  des  Geigenmachers  L.  Brater  (geb.  1653 
als  Tochter  des  Gelgenmachers  A.  Ott  und  t  19.  Mal 
1701)  kennen,  mit  der  er  sich  am  17.  Mai  1692  ver- 
heiratete, nachdem  er  am  8.  Mai  desselben  Jahres  das 
Bürgerrecht  auf  der  Prager  Kleinseite  erworben  hatte. 
Edlinger  war  sehr  wohlhabend  und  besaß  außer  dem 
Hause  Nr.  210  In  der  Spornergasse  »bey  den  3  Geigen« 
Getzt  Nerudovä  ulice),  wo  sich  auch  seine  Werkstatt 
befand,  noch  ein  zweites  Haus.  Er  starb  am  20.  Januar 
1729  und  wurde  in  der  Wenzelskirche  in  eigener  Gruft 
an  der  Seite  seiner  Frau  begraben.  Er  hinterließ  zwei 
Söhne,  von  denen  der  eine  sein  Schüler  und  Nachfolger 
wurde.  Im  Stift  Ossegg  befindet  sich  eine  Laute  von 
Ihm  aus  dem  Jahre  1718  (Kat.  Nr.  23)  und  eine  von 
1700  (Kat.  Nr.  48);  einen  Kontrabaß  von  1713  besitzt 
Fürst   Lobkowitz  auf  Schloß  Raudnitz,  eine  schöne 
Viola  von  1719  besaß  der  Geigenmacher  Eman.  E.  Ho- 
molka  In  Prag,  Königl.  Weinberge,  und  ein  Violoncello 
von  1723  befindet  sich  In  der  Prager  Lorettokirche. 

Gelgenzettel:  Thomas  Edlinger  /  fecit  Pragae  Anno 
1729  (gedruckt).  —  Thomas  Edllnger  ,  Lauten-  und 
Geigenmacher  in  Prag  1719  (gedruckt). 

Eesbroeck,  Jan  van.  —  Antwerpen.   1 583.  1 585 

Geboren  In  Mariakerck  als  Sohn  von  Josse  van  Ees- 
broeck. Er  wurde  am  9.  Dezember  1583  als  Bürger  von 
Antwerpen  aufgenommen  und  war  ein  seinerzeit  hoch- 
geschätzter Lautenmacher,  der  aber  auch  manches  gute 
Clavecin  gemacht  hat.  Gelgen  mit  seinem  Namen,  die 
jetzt  im  Handel  vorkommen,  müssen  wohl  ausnahms- 
los als  Fälschungen  betrachtet  werden. 

Egan,  J.  —  Dublin 

Nur  als  Verfertiger  von  irischen  Harfen  bekannt. 


120 


Egerland  —  Elg 


Egerland,  Christian  Carl.  —  Klingenthal.   1 784 

Sohn  und  Nachfolger  von  Johann  Christian  E.  und 
wohl  auch  dessen  Schüler. 

Egerland,   David    Friedrich.   —   Klingenthal. 

1733 

Wahrscheinlich  einer  aus  Böhmen  eingewanderten 
Exulantenfamilie  entstammender  Geigen-  und  Lauten- 
macher. 

Egerland,  Johann  Christian.  —  Klingenthal. 

1748 

Sohn   und  Nachfolger  von   David   Friedrich  E.  Als 

Geigenmacher  nicht  hervorragend. 

Eghngton.  —  London.  1800.  1802 

Seine  Geigen  zeigen  zwar  unbeholfene  Arbeit,  haben 
aber  nichtsdestoweniger  einen  ansprechenden  Ton. 
Geigenzettel:  Eglington  fecit,  /  Drury  Lane  London 
1802  (gedruckt). 

Ehlers,  Joachim.  —  Wien.   1825 

Als  Gitarren-,  Harfen-  und  Klaviermacher  bekannt,  der 
auch  einige  Erfindungen  gemacht  hat. 

Ehrlich,  Adolf.  —  Gablonz  a.  Neiße 

Begründete  im  Jahre  1892  eine  Geigenmacherwerkstatt, 
die  er  seither  wieder  aufgegeben  hat,  um  sich  aus- 
schließlich auf  den  Handel  zu  verlegen. 

Ehrlich,  Wilhelm.  —  Dresden.  Geb.  um  1820, 
t  4.  März  1887 

Er  besaß  als  Reparateur  einen  wohlverdienten  Ruf,  und 
seine  neuen  Geigen  sind  mit  Fleiß  und  Gewissen- 
haftigkeit gearbeitet.  Sein  Geschäftsnachfolger  ist  Ferd. 
Patzelt. 

Ehrmann,  W.  C.  —  Albany  (New  York).  Geb. 
1860  in  Albany 

Sohn  eines  eingewanderten  Württembergers,  Schüler 
von  Charles  Andersen  in  Denver.  Er  vervollkommnete 
sich  auf  mehrmaligen  Reisen  nach  Europa,  wo  er  auch 
gründliche  Musikstudien  trieb.  Er  hat  ein  neues  Zargen- 
system für  Streichinstrumente  erfunden,  dem  er  den 
vollen  Ton  seiner  Arbeiten,  die  in  Amerika  viel  Anklang 
finden,  zuschreibt. 

Geigenzettel :  W.  C.  Ehrmann  /  Maker  /  Albany  N.  Y. 
1908  (geschrieben). 

Eibich.  —  Posen 

Eine  Musikinstrumentenmacherfamilie.  Ignatz  E.  be- 
gründete 1790  in  Posen  eine  Klavierfabrik.  Von  seinen 
elf  Söhnen,  die  alle  sich  mehr  oder  minder  dem  Musik- 
instrumentenfach widmeten,  war  Konstantin  (geb. 
27.  Januar  1823,  f  24.  April  1890)  ein  nicht  ungeschick- 
ter Geigenmacher.  Seine  noch  lebenden  Brüder  Roman 
und  Max  E.  betrieben  ursprünglich  andere  Gewerbe 
und  haben  jetzt  Musikinstrumentengeschäfte,  in  denen 
auch  Geigen  usw.  repariert  werden. 

Geigenzettel:  Reparirt  K.  Eibich  /  in  Posen  1871  (ge- 
druckt). 


Eichentoph  (Eichendopf),  J.  H.  —  1726 

In  einem  am  9.  Dezember  1773  aufgestellten  Verzeich- 
nis der  im  Besitz  der  damaligen  Hofkapelle  in  Köthen 
in  Anhalt  befindlichen  Musikinstrumente  wird  eine 
»Viola  von  Eichentoph  1726"  aufgeführt.  In  demselben 
Verzeichnis  werden  dann  noch  »zwei  Dis-Hörner  von 
J.  H.  Eichendopf«  erwähnt.  Die  Viola  und  die  Hörner 
sind  wohl  Werke  des  gleichen  Meisters,  über  den  ich 
bis  jetzt  nichts  Näheres  ermitteln  konnte. 

Eichner,  G.  -  Elberfeld.   1814.   1815 

In  einer  leidlich  gut  gemachten  Geige  fand  sich  sein 
Name.  Er  war  wohl  nur  ein  Dilettant  und  nur  vorüber- 
gehend in  Elberfeld  ansässig.  Sein  Name  kommt  weder 
in  den  Elberfelder  Geburts-  und  Sterbe-,  noch  in  den 
Heimatsregistern  von  1810 — 1832  vor.  Auch  alle  an- 
deren Nachforschungen  nach  ihm  waren  vergeblich. 

Geigenzettel:  Abb.  190. 

Eims,  Joh.  Nie.  Carl.  —  Hamburg.   1799 

Er  wird  als  Instrumentenmacher  bezeichnet  und  wurde 
am  12.  April  1799  Bürger. 

Eisele  (Aisele),  Michele.  —  Brescia.  Geb.1614, 

lebte  noch  1664 

Vielleicht  ein  Sohn  jenes  Jakob  Heisele  (s.  d.),  der  1619 
und  1620  für  den  Hof  in  Modena  arbeitete.  Geigen  oder 
Lauten  von  Michele  E.  sind  bisher  nicht  bekannt,  nur 
zwei  Steuererklärungen  von  1655  und  1664,  in  denen 
er  seinen  Namen  »Aiseli«  und  »Aisili«  schreibt,  und 
sich  ausdrücklich  mit  den  Worten  »di  natione  todesco 
leutaro  in  Brescia  dall  anno  1638  in  qua«  als  Deutscher 
bekennt. 

Eisenmann,  H.  —  London.    19.  Jahrhundert 
Seine  Geigen  waren  gut  gemacht,  ohne  durch  besondere 
Vorzüge  aufzufallen.  Besser  sollen  ihm  Violen  gelungen 
sein. 

Eitle.  —  München.    1904 

Ein  Hauptlehrer  an  der  Städtischen  Höheren  Töchter- 
schule, der  im  Jahre  1904  beim  Patentamt  eine  Erfin- 
dung angemeldet  hat,  die  eine  Neukonstruktion  der 
Geige  bezweckte,  um  die  Ubungszeit  abzukürzen  und 
dem  Musiker  neue  Möglichkeiten  zu  eröffnen.  Man 
hat  jedoch  über  diese  Erfindung  seitdem  nichts  mehr 
gehört. 

Elemann,  Johann.  —  Augsburg.    18.  Jahrh. 

Seinen  Zettel  veröffentlicht  P.  de  Wit.  Im  Augsburger 
Stadtarchiv  war  nichts  über  diesen  bisher  kaum  be- 
kannten Meister  zu  ermitteln. 

Geigenzettel:  lohann  Elemann,  Violin-  und  Lauten- 
macher in  Augspurg  17..  (gedruckt). 

Element  s.  Clement 

Elg,   Jonas.   —  Stockholm.     Geb.   vor    1690, 

t  12.Jum  1732 

Einer  der  ältesten  schwedischen  Geigen-  und  Lauten- 
macher. Er  war  in  zweiter  Ehe  mit  Brita  Ström  ver- 
heiratet und  hinterließ  zwei  minderjähiig?;  Söhne. 
Geigen  von   ihm  trifft  man  selten,  häufiger  dagegen 


Elga 


Emil 


miliani 


121 


Lauten  und  Theorben.  Eine  solche  von  1713,  reich 
geschmückt  mit  Schnitzwerk  und  Malerei,  bewahrt  das 
Staatsmuseum  in  Abo  (Finnland),  eine  andere  von  1729 
besitzt  das  Musikhistonsche  Museum  in  Stockholm. 
Dasselbe  Museum  besitzt  auch  eine  in  ein  Violoncello 
umgearbeitete  Tenorviola  da  Gamba  und  einen  Kon- 
trabaß. In  der  Sammlung  Hammer  war  sein  Name  auf 
einem  Reparaturzettel  zu  finden,  und  eine  Viola  da 
Gamba  ist  in  der  Kopenhagener  Sammlung  zu  sehen. 

Geigenzettel:  lonas  Eig:  /  Me  fecit  in  '  Stockholm 
1718  (geschrieben).  —  Jonas  Elg  Fecit  /  Holmiae  Anno 

1 729  (gedruckt).  —  Jonas  Elg     Renovavit  /  Holmiae  / 

1730  (gedruckt)  und  Abb.  196. 

Elgas  (Ellgas),  Georg  Paul,  lebte  um  1760  in 

Graslitz 
Elgas,  Josef.  —  Schönbach  bei  Eger.    1826 

Unter  den  besseren  Geigenmachern  seines  Heimatorts 
aus  dem  ersten  Drittel  des  19.  Jahrhunderts  wird  auch 
er  genannt. 

Ellersieck,  Albert.  —  Rostock,  Greiz,  Berlin. 
Geb.  1843  in  Magdeburg 

Er  war  ursprünglich  Musiker,  erlernte  durch  Selbst- 
studium den  Geigenbau  und  ließ  sich  zunächst,  1878, 
in  Rostock  als  Geigenmacher  nieder;  1895  siedelte  er 
nach  Greiz  und  1900  nach  Berlin  über.  Er  bildete  sich 
ein  eigenes  großes  Modell,  das  er  jedoch  nach  Fertig- 
stellung der  siebenten  Geige  wieder  aufgab.  Seitdem 
baut  er  fast  ausschließlich  nach  dem  großen  Stradivari- 
modell.  Anfangs  zog  er  gelbroten  Spiritus-,  später 
mageren  OUack  vor.  Er  versteht  es  sehr  gut,  das  alte 
Aussehen  seiner  Vorbilder  nachzuahmen,  und  ist  auch 
bekannt  als  guter  Saitenmacher.  Er  erhielt  auf  sechs 
Ausstellungen  Preise. 

Geigenzettel:  Alb'  Ellersieck  /  Atelier  für  Kunstbau 
von  Streichinstrumenten  /  Rostock  i/M.  1892  (gedr.). 

Ellersieck,    Hellmuth.    —    Chnstiania.     Geb. 
1886  m  Rostock 

Sohn  von  Albert  E.  Er  lernte  von  1900—1903  in  Mark- 
neukirchen, wo  er  seine  Gesellenprüfung  mit  Aus- 
zeichnung ablegte.  Er  arbeitete  dann  bei  Friedel  in 
Berlin  und  ging  nach  Beendigung  seiner  Militärzeit  zu 
Hjorth  nach  Kopenhagen,  wo  er  sechs  Jahre  lang  blieb. 
Im  Sommer  1914  kam  er  nach  Chnstiania,  wo  er  nach 
J.  Rummelhoff  Hansens  Tod  dessen  Werkstatt  über- 
nahm und  sein  ebenbürtiger  Nachfolger  geworden  ist. 

Elllot,    J.  0.    —    Norungen    (Elfsborgs    län, 
Schweden).    1897 

Em  geschickter  Dilettant,  der  in  seinen  Mußestunden 
Geigen  macht. 

Elsler  (Elster),  Johann  Joseph.  —  Mainz.  1717. 
1750 

Ein  seinerzeit  hochgeschätzter  Meister,  der  mit  Job. 
Ulr.  Eberle  auf  einer  Stufe  steht.  Seine  Arbeit  ist  sehr 
sauber,  das  Holz,  namentlich  der  Decken,  meist  recht 
gut;  seine  Geigen  nähern  sich  dem  Stainermodell;  am 


besten  gelangen  ihm  aber  doch  Violen  und  Gamben. 
Sein  Lack  ist  gelbbraun.  Eine  siebensaitige  Baßviola 
aus  dem  Jahre  1 728  mit  einem  Frauenköpfchen  am 
Wirbelkasten  aus  der  Sammlung  Snoeck  (Nr.  487) 
findet  sich  in  Berlin.  Eine  Gamba  von  1730  besitzt 
Alfred  Keil  in  Lissabon.  Eine  Altviola  von  ihm  befindet 
sich  in  der  Sammlung  Galpin  (Hatfield). 

Geigenzettel:  Joannes  Joseph.  Elsler  Lauten  und 
Geigenmacher  /  Meyntz  1717  (gedruckt). 

Eist,  Aert  (oder  Arnold),   van  der.   —  Ant- 
werpen. 1576.   1579 

Er  kommt  1576  und  in  den  folgenden  Jahren  in  den 
Gilderegistern  zwar  nur  als  Clavecinmacher  vor,  doch 
soll  es  ein  Bildnis  von  ihm  geben,  auf  dem  er  eine 
Theorbe  in  der  Hand  hält. 

Embergher,  Luigi.  —  Rom.    1898.    1910 

Lebt  als  Saiteninstrumentenmacher  in  Rom  und  gilt 
als  der  beste  römische  Mandolinenmacher. 

Emde,    J.  F.  Chr.    —    Leipzig.     Geb.     1806, 
tnach  1874 

In  seinen  jüngeren  Jahren  machte  er  einige  Geigen,  die 
saubere  Arbeit  zeigen,  wenn  sie  auch  weder  im  Holz 
oder  Lack  noch  im  Ton  über  die  Mittelmäßigkeit 
hinauskommen.  Beim  besten  Willen  konnte  er  eben 
nicht  ersetzen,  was  ihm  an  Talent  fehlte.  So  wurde  er 
mit  der  Zeit  sehr  pedantisch  und  suchte  in  Neben- 
sachen das  Heil  seiner  Kunst.  Er  schwor  darauf,  daß 
der  Leim  nur  über  einem  Holzkohlenbecken  gekocht 
werden  dürfe;  statt  des  Leimpinsels  gebrauchte  er  ein 
in  seine  Fasern  zerklopftes  Rohrstückchen ;  das  An- 
wärmen der  zu  leimenden  Holzteile  durfte  gleichfalls 
nur  über  dem  Kohlenfeuer  geschehen,  so  daß  alle 
Fugen  angeraucht  wurden.  Er  verarbeitete  niemals  vor- 
gearbeitetes Geigenholz,  sondern  sägte  alles,  selbst  die 
Zargen,  vom  Holzklotz  mit  einer  Handsäge  und  hielt 
auch  seine  Gehilfen  mit  Peinlichkeit  an,  in  gleicher 
Weise  zu  arbeiten.  Besser  war  er  im  Wiederherstellen 
und  Ausbessern  alter  Geigen  und  hatte  deshalb  ziem- 
lich viel  Zulauf.  In  seinen  letzten  Jahren  war  er  immer 
kränklich  und  mißmutig  und  konnte  selbst  nicht  mehr 
arbeiten,  aber  er  hielt  sich  den  ganzen  Tag  in  der 
Werkstatt  auf,  um  seine  Gehilfen  scharf  zu  überwachen. 
Sein  Sohn  und  Schüler  Tli.  Franz  E.,  geb.  1837,  starb 
1874. 

Geigenzettel:   J.  F.  Chr.  Emde    '   Bogen — Instrumen- 
tenmacher in  Leipzig  /  Verfertigt  1840  (gedruckt). 

Emerson,  Elijah.  —  Boston 

Amerikanischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Emery,  Jean.  —  Genf.    1722 

Bisher  nur  durch  den  von  P.  de  Wit  veröffentlichten 
Zettel  bekannt. 

Geigenzettel :  Fait  ä  Geneve     par  Jean  Emery     Maitre 
Luthie.  /  l'An  1722  (gedruckt). 

Emlllanl,  Francesco  de.  —  Rom.    1704.    1736 

Er  arbeitete  gut  im  Stile  Tecchlers  und  bevorzugte  eine 
hohe  Wölbung,  bei  kleinen  Violinen  aber  nahm  er  die 


122 


Enderes  —  Engleder 


Wölbung  flacher.  Das  Holz  ist  sorgfältig  gewählt,  der 
Lack  gelbrot  bis  braun  und  die  Schnecke  sehr  schwung- 
voll und  tief  gestochen.  Der  Ton  gut,  jedoch  klein. 
Geigenzettel:  Franciscus  Emilianus  Roma  (gedruckt). 
—  Abb.  183. 

Enderes  (Endres),  Andreas.  —  Füssen.  1622 
Er  wurde  am  18.  Dezember  1622  in  die  Füssener 
Lautenmacherzunft  als  Meister  aufgenommen. 

Enders.  —  Großbreitenbach 

Mehrere  Mitglieder  dieser  Familie  haben  um  die  Wende 
des  18.  zum  19.  Jahrhundert  handwerksmäßige  Musik- 
instrumente, darunter  auch  Geigen,  hergestellt. 

Enel.  Charles.  —  Paris.  Geb.  14.  Juli  1880  in 
Mirecourt 

Schüler  von  G.  Bazin  und  L.  Mougenot.  arbeitete  bei 
Silvestre  und  Maucotel,  dann  in  der  Schweiz  und  in 
Deutschland,  ging  dann  nach  Paris  zurück,  wo  er  sich 
selbständig  machte   und   mit  Felix  Bolleker  verband. 

Geigenzettel:  Charles  Enel  /  Paris  19  .  .  N"  .  .  [und 
Monogramm]  (gedruckt). 

Engelfried,  Franz.  —  Rottenburg  a.  Neckar 
Ein  Orgelbauer,  der  gelegentlich  auch  Geigen  repariert 
hat. 

Engelhard.—  ?   1742 

Eine  Leier  (Vielle)  im  Musee  de  Cluny  in  Paris  trägt 
die  Inschrift:  »Engelhard  fecit  1742«. 

Enger,  Gulbrand.  —  Kopenhagen.  Geb.  1822 
in  Norwegen,  f  1886  in  Kopenhagen 

Schüler  von  Th.  Jacobsen  und  VuiUaume.  Nach 
Jacobsens  Tod  führte  er  dessen  Geschäft  eine  Zeitlang 
für  die  Witwe  fort  und  eröffnete  später  seine  eigene 
Werkstatt  in  der  Sqvaldergade.  Er  baute  sehr  gute 
Violinen  und  Violoncelli  von  kräftigem  und  gesundem 
Ton  und  war  auch  gewissenhaft  und  sorgfältig  im 
Wiederherstellen. 

Geigenzettel:  Gulbrand  Enger  ,  Kjobenhavn.  1854 
(gedruckt). 

Enger,  Hagbart.  —  Kopenhagen.    Geb.  1860 

Sohn  und  Schüler  von  Gulbrand  E.  Er  machte  größere 
Reisen,  arbeitete  bei  D.  Bittner  in  Wien  und  Rieger  in 
München  und  ließ  sich  dann  in  seiner  Vaterstadt  nieder. 

Engl,  Adalbert.  —  Berlin.  Um  1900 

Seine  Arbeit  wurde  mir  gelobt,  doch  hatte  ich  keine 
Gelegenheit,  eine  Geige  von  ihm  selbst  zu  sehen. 

Engl,  Julius.  —  Wien  1921 

Einer  der  vielen  Erfinder,  die  den  Ton  der  Geige  ver- 
bessern wollten.  Er  sucht  sein  Ziel  dadurch  zu  er- 
reichen, daß  er  im  Innern  der  Decke  die  Jahresringe 
durchschneidet  und  acht  bis  zehn  dünne  Querstäbchen 
einleimt. 


Engleder,   Alois   (aus   Großberg  bei   Regens- 
burg). —  Budapest  (Ofen.)    Geb.  um  1812, 

tum  1883 

Schüler  von  Fischer  in  Regensburg  (dessen  Frau  seine 
Tante  war),  Bruder  von  Andreas,  Ludwig  und  Joseph  E. 
Er  war  wenig  begabt,  machte  mittelmäßige  Geigen 
nach  Stradivari,  hauptsächlich  aber  nach  Nie.  Amati. 
Auch  als  Reparateur  war  er  ohne  Bedeutung.  Er  ver- 
wendete meist  spröden  Spirituslack. 
Geigenzettel:  Aloys  Engleder  /  reparavit  Budae  1862 
(gedruckt). 

Engleder,  Andreas.  —  München.    Geb.  um 

1810,  t  nach  1860 

Er  stammt  aus  Großberg  bei  Regensburg  und  war 
Schüler  von  Fischer  in  Regensburg,  dessen  Neffe  er 
war,  und  von  Vauchel.  Er  war  einer  der  besten  Geigen- 
macher Münchens  um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts 
und  damals  wohl  der  gesuchteste  Reparateur  Bayerns. 
Über  seine  Versuche,  neue  Formen  für  den  Geigenbau 
zu  finden,  schreibt  u.a.  Prof.  Dr.  Schafhäutl:  »Bei 
seinem  Saitenquintett  versuchte  der  Künstler  eine  neue 
Form.  Die  oberen  Backen  der  Violine  waren  beinahe 
schräg  abgestutzt,  so  daß  sie  ohne  Ecken  ganz  leicht 
in  die  Brust  übergingen ;  auch  die  Enden  der  Unter- 
backen waren  weggefallen ;  dagegen  waren  diese  Unter- 
backen beinahe  in  eben  dem  Verhältnisse  vergrößert, 
als  die  oberen  Backen  in  Fläche  vermindert  wurden, 
£o  daß  ein  birnenähnlicher  Umriß  entstand.  Schubert 
schlug  im  Jahre  1803  die  Gitarreform  für  die  Geige 
vor,  Galbusera  in  Mailand  führte  1813  diesen  Vor- 
schlag aus,  Engleder  veränderte  nun  auch  das  Verhält- 
nis der  Backen.  Er  erzielte  nur  einen  einseitigen  Erfolg, 
denn  gegen  den  brillant  klingenden  Diskant  fiel  der  Baß 
ungemein  ab.«  Prachtvolles  Holz,  tadellose  Arbeit. 
1854  Medaille. 
Geigenzettel:  Abb.  196. 

Engleder,  Johann   Ulrich.  —  Kelheim.    1865 

Wohl  ein  Bruder  von  Joseph  E.,  wenn  nicht  ein  Sohn. 
Auch  er  soll  in  Regensburg  gelernt  haben.  Er  war  recht 
tüchtig,  baute  auch  viele  Zithern,  am  besten  blieben 
aber  doch  seine  Violinen,  da  er  sich  stets  gutes  Tonholz 
zu  verschaffen  wußte. 

Engleder,   Josef.  —  Kelheim.     Geb.  31.  Dez. 

1815.  tum  1860 

Er  war  zuerst  in  Rainhausen  bei  Regensburg  ansässig 
und  verheiratete  sich  am  15.  Oktober  1838  in  Kelheim 
mit  Maria  Anna  Fichs  aus  München  (geb.  31.  Oktober 
1814).  Er  dürfte  in  Engelstadt  oder  in  Schierling  ge- 
storben sein,  wo  je  einer  seiner  Söhne  verheiratet  ist. 
Sein  Sohn  Franz  ist  Lehrer  in  München.  —  Der  Name 
»Josef  Engleder«  findet  sich  in  seinen  Arbeiten  öfter 
eingebrannt,  so  auch  in  einer  schönen,  dunkelrot 
lackierten  Viola  d'amore  in  W.  Heyers  Musikhistori- 
schem Museum,  woselbst  sich  auch  noch  ein  Violon- 
cello mit  Löwenkopf  und  eine  fünfsaitige  Viola  befin- 
den. Eine  sehr  sauber  gearbeitete  Zither  von  ihm  besitzt 
X.  Kerschensteiner. 

Geigenzettel :  Reparavit  Jos.  Engleder  Instru  /  menten-- 
macher  in  Kelheim  1840  (gedruckt). 


Engleder  —  Epp 


123 


Engleder,   Ludwig.  —  Bamberg.     Geb.    1811, 
t  2.  Febr.  1873 

Schüler  von  Fischer  in  Regensburg.  Er  eröffnete  am 
1.  August  1835  in  Bamberg  als  vierundzwanzigjähnger 
Mann  seine  eigene  Werkstatt ;  obwohl  er  sehr  tüchtig 
war,  brachte  er  es  doch  zu  keinem  nennenswerten 
Wohlstande,  so  daß  er  im  Alter  froh  war,  im  Bürger- 
spital auf  dem  Michaelsberge  aufgenommen  zu  werden, 
wo  er  als  Pfründner  starb.  Er  baute  frei  nach  Stainer; 
seine  Geigen  usw.  zeichnen  sich  durch  vollen  Ton  aus. 

Ennemoser,  Joseph.  —  Meran.    Geb.  1875  in 
Obermais 

Nach  Beendigung  seiner  Lehrzeit  in  München  und 
nach  mehrjähriger  Gehilfentätigkeit  machte  er  sich  im 
Jahre  1902  in  Meran  selbständig.  Er  repariert  Streich- 
instrumente und  baut  Zithern  und  Gitarren. 

Enrico,  Giovanni  di.  —  Rom.    1590.    1608 

Ein  Flamänder,  der  wahrscheinlich  Heindnchs  ge- 
heißen hat  und  in  der  Via  dei  Liutari  bei  Meister 
Cristoforo  del  Forno  wohnte.  Er  erschien  1608  vor  dem 
Tribunal  des  Gouverneurs,  erzählte,  daß  er  in  Neapel 
mit  seinem  Landsmanne  Armand  Coppo  als  Lauten- 
macher ansässig  war.  und  klagte,  daß  ihm  zwei  näher 
beschriebene  kostbare  Ebenholzgitarren  im  ungefähren 
Werte  von  65  Talern  gestohlen  worden  seien.  —  Bereits 
1590  besaß  ein  Flamänder  »Meister  Giovanni«  ein 
Geschäft  in  Rom  mit  dem  Ladenschild  »alla  Trinitä«. 
■ —  Vielleicht  ist  die  prächtige  Laute  (Orpheoreon)  in 
der  Sammlung  des  Pariser  Konservatoriums,  die  sowohl 
römische  als  vlämische  Züge  aufweist,  und  die  im 
letzten  Drittel  des  16.  Jahrhunderts  entstanden  sein 
muß,  ein  Werk  Giovanni  di  Enricos. 

Entzensperger,  Christoph.  —  Füssen.     1708. 
t3.  Febr.  1747 

Vermutlich  der  Stammvater  der  heute  noch  bestehen- 
den Geigenmacherfamilie,  als  deren  Urheimat  das  un- 
weit Füssen  gelegene  Enzensberg  (Gemeinde  Hopfen) 
angesehen  werden  kann.  Eine  Viola  d'amore  aus  dem 
Jahre  1714  von  ihm  besitzt  das  Historische  Museum  in 
Basel. 

Geigenzettel:  Abb.  185. 

Enzensperger,  Bernhard  I.  — Wien.  Geb.  um 
1780,  tum  1855 

Er  dürfte  aus  Füssen  oder  Sonthofen  im  .Mlgäu  (wo  im 
18.  Jahrhundert  die  Entzensperger  ansässig  waren) 
stammen.  Bei  wem  er  seine  erste  Lehrzeit  durch- 
gemacht hat,  ist  unbekannt.  In  Wien  kam  er  zu  Georg 
Thir,  als  dessen  Schüler  er  sich  betrachtete.  Er  er- 
öffnete im  Jahre  1812  seine  eigene  Werkstatt  und  legte 
am  23.  Juni  1820  den  Bürgereid  ab.  Seine  Blütezeit 
fällt  in  die  30er  Jahre  des  ! 9.  Jahrhunderts.  Er  be- 
schäftigte sich  viel  mit  akustischen  Studien  und  erhielt 
auch  1831  ein  Patent  auf  eine  von  ihm  erfundene  so- 
genannte »Akustikgitarre".  In  der  Folge  verlegte  er 
sich  m^hr  auf  den  Bau  von  Gitarren  und  Zithern. 
Er  wohnte  1820  Leopoldstadt  Nr.  100,  1831   »auf  der 


Wieden  nächst  dem  Freyhause  Nr.  6  Stiege  Nr.  3 
beym  goldenen  Adler«  und  1835  •>nächst  dem  Theater 
an  der  Wien  Nr.  24«' 

Geigenzettel:  Abb.  193  und  195. 
Enzensperger,    Bernard    II.   —  Wien.     Geb. 
1828,  t  1896 

Schüler  seines  Vaters  Bernard  1  E.  Er  bildete  sich  durch 
ausgedehnte  Reisen  weiter  aus,  arbeitete  bei  Tiefen- 
brunner  in  München,  Bausch  in  Leipzig,  Schwarz  in 
Straßburg  und  Bernardel  in  Paris,  bis  er  nach  dem 
Tode  seines  Vaters  die  väterliche  Werkstatt  übernahm, 
deren  alten  Ruf  er  zu  erhalten  verstand.  Er  war  ein 
künstlerisch  veranlagter  und  ungemein  tätiger  Mann 
und  besaß  verschiedene  Medaillen.  Wie  ein  Soldat  auf 
dem  Schlachtfeld,  starb  er,  vom  Herzschlag  getroffen, 
in  seiner  Werkstatt. 

Enzensperger,  Victor.  —  Wien.   Geb.  in  Wien 
19.  Mai  1867,  t  23.  Febr.  1918 

Schüler  seines  Vaters  Bernard  1 1  E.  Er  sollte  ursprüng- 
lich Geiger  werden  und  ging  nach  beendeter  Lehrzeit 
vom  Jahre  1882 — 1889  in  die  Fremde,  arbeitete  nach 
seiner  Angabe  in  Salzburg,  München  und  in  den  Haupt- 
orten der  Geigenindustrie:  Mittenwald,  Schönbach  und 
Markneukirchen,  übernahm  nach  dem  plötzlichen  Tode 
seines  Vaters  am  2.  Mai  1896  das  väterliche  Geschäft 
und  beschäftigte  sich  mit  dem  Instrumentenhandel  und 
der  Reparatur  von  Geigen.  Er  verwendete  bei  Repara- 
turen Sprit-,  beim  Neubau  Ollack.  Außerdem  machte 
er  auch  andere  Saiteninstrumente  und  hauptsächlich 
Saiten. 

Geigenzettel :  Abb.  202. 
Epp  (Oepp),  Georg  (Jörg).  —  Wien,  f  um  1 632 

Ein  Füssener  Lautenmacher,  der  es  in  Wien  zu  einem 
gewissen  Wohlstand  gebracht  hatte,  aber  schon  bald 
nach  der  Geburt  seiner  einzigen  Tochter  Anna  Maria 
starb.  Sein  Geselle  Marcell  Hollmayr,  der  sein  engerer 
Landsmann  war,  führte  die  Werkstatt  für  die  Witwe 
Rosina  fort,  die  ihn  im  Jahre  1633  heiratete  und  so  zum 
Nachfolger  ihres  ersten  Ehemannes  machte'). 

Epp,  Johann  Jakob.  —  Straßburg  i.  E.    Geb. 
1639  m  Straßburg.  1669 

Altester  Sohn  von  Math.  E.,  war  Lautenmacher,  wie 
sein  Vater,  und  wohl  auch  dessen  Schüler.  Eine  Tenor- 
viola da  Gamba  mit  seinem  gedruckten  Zettel  neben 
dem  seines  Vaters  befindet  sich  in  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln. 

Geigenzettel :  Hanß  Jacob  Epp  /  in  Straßburg  (gedr.). 

Epp,  Magn.  (?).  —  Füssen.    1600 

Eine  rundbauchige,  einfache  Laute  von  roher  Arbeit 
trug  diesen  Namen.  Der  Taufname  war  nicht  sicher 
leserlich;  die  Jahreszahl  könnte  auch  1609  geheißen 
haben.  Er  ist  vielleicht  der  Stammvater  der  Straß- 
burger Familie. 


)  Vgl.  E.  K.  Blümml,  Beiträge  zur  Geschichte  der 
Lautenmacher  in  Wien,  Zeitschr.  f,  Musikwissenschaft 
1920,  Heft  5, 


124 


Epp  —  Erich 


Epp,  Martin.  —  Straßburg.  Geb.  1641  in 
Straßburg,  t  1671 

Jüngerer  Sohn  von  Math.  E.,  ein  seinerzeit  geschätzter 
Lautenmacher. 

Epp  (Aepp),  Mattheus  (Mathias).  —  Straß- 
burg 1.  E.  Geb.  in  Füssen  um  1610,  f  nach 
1671 

Er  wanderte  als  Lautenmacher  in  Straßburg  ein  und 
heiratete  dort  1638  die  Rosina  Salome  Windschläg 
(Kirchenbücher  M.  109).  Er  war  ein  tüchtiger  Künstler 
und  hat  nach  Baron  »breitspänichte  Instrumenta  ver- 
fertiget und  unterschiedene  Lauten  aus  Elfenbein  ge- 
macht«. Im  Jahre  1652  wurde  er  nach  Stuttgart  be- 
rufen, wo  er  für  die  Hofkapelle  zwei  Diskantgeigen  und 
eine  Theorbe  aubesserte.  Je  eine  Taschengeige  mit 
Elfenbeineinlagen  befindet  sich  in  der  Sammlung  des 
Pariser  Konservatoriums  (Nr.  104^))  und  im  Musik- 
histonschen  Museum  von  W.  Heyer  in  Köln  eine  zur 
Gitarre  umgearbeitete  Laute  (vom  Jahre  1671).  Auch 
Baron  Benkendorff  in  St.  Petersburg  besitzt  eine  schöne 
mit  Elfenbein  geäderte  Taschengeige  von  ihm  mit 
einem  Frauenköpfchen  am  Wirbelkasten  aus  Elfenbein. 

Geigenzettel :  Matheus  Epp  /  in  Strasburg  1656  (gedr.) 
und  Abb.  201. 

Erahr.  —  Mäcon.  Um  1820 

Grillet  nennt  ihn  mit  der  Bemerkung,  daß  er  Leiern 
im  Stile  Louvets  gemacht  habe.  Ist  der  Name  nicht 
aus  Erard  (Erhard)  entstanden?  Im  Archiv  zu  Macon 
ist  nichts  über  ihn  zu  finden. 

Erard,  Sebastien.  —  Paris.  Geb.  m  Straßburg 
1752,  fm  Paris  1831 

Ein  ausgezeichneter  Klavier-  und  Harfenbauer. 

Ergele,  Joh.  Conrad  (Vater).  —  Waldshut. 
Geb.  um  1725,  t  11.  Febr.  1788 

Em  Geigenmacher,  über  dessen  Leben  ein  von  seinem 
Sohne  geschriebenes  Hausbuch  einige  Auskunft  gibt. 
Er  hatte  mit  seiner  ersten,  1762  verstorbenen  Frau,  geb. 
Hattenbach,  sieben  Kinder,  heiratete  zum  zweiten  Male 
und  wurde,  wie  der  Sohn  schreibt,  »mit  dieser  Ehe  so 
angeführt,  daß  er  keine  schlechtere  Frau  in  Waldshut 
hätte  bekommen  können;  alles  mußte  versoffen  sein«. 
Seine  Geigen  zeigen  denselben  Stil  wie  die  der  Familie 
Straub. 

Ergele,  Johann  Conrad  (Sohn).  —  Freiburg 
i.Br.  Geb.  26.  Aug.  1750  in  Waldshut, 
t  10.  Juni  1821 

Schüler  seines  Vaters,  ging  1 766  in  die  Fremde  und  kam 
1772  wieder  heim,  wo  er  eine  Stiefmutter  vorfand.  Er 
erzählt  in  einem  erhaltenen  Hausbuche  die  traurige 
Lage,  in  die  er  dadurch  kam :  »Meine  Stiefmutter  zer- 
schnitt mir  meine  Hemmeter,  die  ich  aus  der  Frembd 
gebracht  habe  zu  Windeln  für  ihre  Kinder;  ich  hatte 
.Arbeit  und  genug  zu  verdienen,  aber  es  half  nichts,  ja 

)  Im  Katalog  wird  der  Name  irrig  »Sup*  angegeben. 


meine  Stiefmutter  trug  die  Früchte  unter  der  Predig 
an  den  Sonntagen  aus  dem  Hauss,  kurz  ich  war  es 
müde,  dies  länger  anzusehen.  Anno  1774  ging  ich  nach 
Rheinfelden,  erzählte  es  meiner  Schwester  (die  aelteste 
i.  Ehe),  lieh  von  ihr  50  fl.  und  ging  also  den  27.  April 
nach  Freiburg.«  Dort  mietete  er  in  der  Pfaffengasse  eine 
Wohnung,  hing  ein  Schild  aus  und  hatte  sich  in  elf 
Monaten  bereits  200  fl.  »erbaust«,  so  daß  es  ihm  in  den 
Sinn  kam,  Bürger  zu  werden,  was  ihm  mit  dem  Opfer 
fast  aller  seiner  Ersparnisse  endlich  auch  gelang.  1775 
verheiratete  er  sich  mit  der  Metzgerstochter  Maria 
Anna  Knüpffer  und  erhielt  250  fl.  Mitgift.  Seine  Auf- 
zeichnungen schließt  er  mit  den  Worten:  »Gott  sey 
gedankt,  niemahls  keine  Noth  gelitten.«  Seine  Geigen 
sind  recht  gut  und  kommen  noch  häufig  vor.  Seine 
Kinder  waren :  1 .  Joh.  Nep.,  geb.  5.  Mai  1 777 ;  2.  Maria 
Magd.,  geb.  14.  Juli  1778;  3.  Joh.  Conrad,  geb.  1.  Juli 
1779,  t  12.  März  1791 ;  4.  Franz  Josef us,  geb.  28.  Febr. 
1782;  5.  Ferdinand,  geb.  3.  Febr.  1784. 
Geigenzettel:  Abb.  192  und  194. 

Erggelet  (Ergele),    Johann  Nep.  —  Freiburg 
i.Br.  Geb.  5.  Mai  1777,  f  1863 

Schüler  seines  Vaters  Joh.  Conr.  (Sohn)  E.  und  dessen 
Nachfolger.  Er  verheiratete  sich  am  13.  September  1808 
mit  Jungfer  Sophia  Dräher  und  galt  bis  in  sein  hohes 
Alter  als  tüchtiger  Meister  seines  Faches.  Er  schrieb 
sich  fast  ausschließlich  »Erggelet«  statt  Ergele,  welche 
Rechtschreibung  auch  die  Nachkommen  übernommen 
haben. 
Geigenzettel :  Abb.  200. 

Erhard,  Paul.  —  Genua.   1690 

Ingenieur  Höselmeyer  in  Dresden  besitzt  eine  Geige 
mit  dem  etwas  fragwürdigen  Zettel:  »Paul  Erhard  / 
Geigenmacher  /  Genua  1690«.  —  In  Italien  seßhaft 
gewordene  deutsche  Geigenmacher  haben  durchweg 
italienische  oder  lateinische  Zettel  verwendet.  Auch  der 
kurze  Wortlaut  ist  für  die  Zeit  etwas  verdächtig. 


Erich  (Enchsen),  Daniel. 
1660 


Lübeck.    1642. 


Er  war  Lautenist  und  Lautenmacher  und  bat  am 
7.  Oktober  1642  den  Rat  der  Stadt  Lübeck  um  Zu- 
lassung, wobei  er  versprach,  das  Bürgerrecht  zu  er- 
werben. Er  schrieb:  »Nachdem  für  einem  halben  Jahre 
Albert  Uhlig  (Olrich)  gewesener  Violen-  und  Lauten- 
macher allhie  mit  todt  abgegangen,  wan  ich  dan  in 
meiner  Jugend  die  Kunst  lauten,  Violen  und  clero- 
gleichen  musikalische  Instrumenten  zu  verfertigen  er- 
lernet« .  .  .  usw.  Seiner  Bitte  wurde  entsprochen;  es 
wurde  ihm  der  Bescheid:  »Dass  er  neue  Lauten,  Violen 
und  andere  musikalische  Instrumente  zu  machen  ver- 
lehnt worden,  hatt  ein  Hochw.  Raht  decretieret,  weil 
ihme  die  Musikanten  ein  gutt  Bezcugniss  geben,  sey  er 
damit  Zeit  seines  Lebens  belehnt.«  Er  wurde  somit 
Uhligs  Nachfolger.  Ein  Verwandter  seines  Vorgängers, 
vielleicht  dessen  Sohn,  ließ  sich  später  gleichfalls  in 
Lübeck  als  Lautenmacher  nieder,  worüber  man  im 
Wetteprotokoll  den  Eintrag  findet:  »Am  27.  April  1649 
klagt  Daniel  Erich,  privilegierter  Lauten,  Violen  und 
Instrumentenmacher  gegen  Diedrich  Olnchs,  der  seine 


Ernst  ■ —  Ervine 


125 


Kunst  nicht  recht  erlernet«  —  weil  er  »einen  Tonier 
Scharden«,  einen  Schulknecht,  und  Caspar  Schuh- 
macher, einen  Soldaten,  in  die  Lehre  genommen,  *ob- 
wohl  ein  blinder  dem  andern  den  wegh  nicht  zeigen 
kann".  —  Im  Marientaufbuch  findet  man  ihn  1646  und 
1649  als  Vater  je  eines  Sohnes^),  im  Wochenbuche  der 
Marienkirche  kommt  er  noch  1660  vor.  Franz  Tunder, 
Organist  und  Werkmeister,  ließ,  »weil  in  der  ganzen 
Stadt  keine  Tenorviol  zu  bekommen,  die  etwas  taugt«, 
für  die  Marienkirche  zwei  Tenorviolen,  die  15  Mark 
kosteten,  bei  ihm  anfertigen.  Sonst  ist  nichts  weiter 
über  ihn  bekannt  geworden. 

Ernst,  Franz  Anton.  —  Gotha.  Geb.  zu 
Georgenthal  an  der  sächs.  Grenze  in  Böhmen 
3.  Dez.  1745,  t  13.  Jan.  1805  zu  Gotha 

In  Prag  beendete  er  das  Studium  der  Rechtswissen- 
schaft, betrieb  aber  dabei  eifrig  Musik,  besonders  das 
Geigenspiel.  Er  wurde  erst  Syndikus  in  Georgenthal, 
trat  dann  in  die  Dienste  des  Grafen  Salm  und  bildete 
sich  nunmehr  vollkommen  zum  Musiker  aus.  Als  sol- 
cher kam  er  1 773  nach  Prag  zurück  und  erzielte  große 
Erfolge.  1778  wurde  er  als  Konzertmeister  nach  Gotha 
berufen.  In  den  letzten  zehn  Jahren  seines  Lebens  trat 
er  nicht  mehr  öffentlich  auf,  sondern  beschäftigte  sich 
ausschließlich  mit  dem  Geigenbau,  dem  er  sich,  viel- 
leicht durch  Eberle  angeregt,  schon  früher  aus  künst- 
lerischem Interesse  zugewendet  hatte;  ja  er  nahm  jetzt 
noch  besonderen  Unterricht  in  der  Mathematik,  um 
noch  Vollendeteres  im  Geigenbau  leisten  zu  können. 
Er  stellte  dann  eine  auf  mathematisch-physikalischer 
Grundlage  beruhende  Ausmessung  der  Violine  auf  und 
berechnete  die  Dickenverhältnisse  des  Holzes.  Seine 
Geigen,  die  nach  Stradivari  gemacht  sind,  zeigen  flache 
Wölbung  und  werden  sehr  gelobt:  selbst  Spohr  be- 
nutzte sie  gerne  in  seinen  Konzerten.  —  Er  kompo- 
nierte sehr  viel,  doch  ist  nur  weniges  gedruckt  erschie- 
nen. Sein  bester  Schüler  im  Geigenbau  war  J.  A.  Otto. 
Er  veröffentlichte  in  der  Leipziger»  Allgemeinen  Musi- 
kalischen Zeitung«,  Bands,  1804,  S.  50,  einen  Aufsatz 
»Noch  etwas  über  den  Bau  der  Geige«,  in  welchem  er 
erzählt,  daß  er  »seit  etlichen  und  zwanzig  Jahren« 
zahlreiche  Versuche  mit  Geigen  gemacht  habe,  daß  das 
Modell  nicht  verbessert  werden  könne,  und  daß  er  nun 
Geigen  »nach  den  schönsten  Formen  des  Stradivarii« 
zu  verfertigen  imstande  sei,  »so  stark  vom  Tone,  als 
ihn  das  Ohr  des  Spielers  nur  vertragen  kann«,  und  zwar 
nach  der  von  ihm  »eigens  erfundenen  Ausmessung  und 
Ausarbeitung,  wodurch  aller  Zwang  inwendig  beseitigt 
ist«.  Leider  hat  er  seine  Methode  nicht  beschrieben,  so 
daß  sie  als  verloren  betrachtet  werden  muß.  Vgl.  u.  a. 
Journal  für  Fabrik,  1800,  Juni,  S.  522.  Eine  Geige  von 
ihm  besitzt  Zigarrenmacher  Witzel  in  Gotha. 

Ernst,  J.  Carl.  —  Elberfeld.    1815 

Nur  als  Reparateur  bekannt. 


^)  Sein  gleichnamiger  Sohn,  ein  Schüler  Dietr.  Buxte- 
hudes, wirkte  1675 — 1679  als  Regalist  auf  dem  Chor  der 
Marienkirche  und  wurde  zu  Michaelis  1679  als  Organist 
nach  Güstrow  berufen.  Er  war  als  Klavier-  und  Orgel- 
komponist nicht  ohne  Bedeutung.  Vgl.  J.  G.  Walthers 
Lexikon,  S.  229,  K.  Straube,  Choralvorspiele  alter  Meister. 


Erritzoe,  Jakob.  —  Hannover.   1880 

Als  Wiederhersteller  alter  Geigen  besaß  er  eine  gewisse 
Geschicklichkeit;  neue  Geigen  von  ihm  kenne  ich  nicht. 

Erthel,  Leopold.  —  Venedig.   1710 

Diesen  Namen  mit  Wohnort  und  Jahreszahl  trug  eine 
bei  Puttick  &  Simpson  in  London  vor  einigen  Jahren 
versteigerte  Violine.  Ein  Fälscher  würde  vielleicht  einen 
bekannteren  Namen  gewählt  haben,  man  kann  daher 
immerhin  glauben,  daß  ein  Deutscher  im  Anfang  des 
18.  Jahrhunderts  sein  Glück  als  Geigenmacher  in  Ve- 
nedig gesucht  hat.  Leider  waren  Nachforschungen  an 
Ort  und  Stelle  während  des  Krieges  unmöglich. 

Ertl  (Erdtl),  Jakob.  —  Preßburg.    Ende  des 
18.,  Anfang  des  19.  Jahrhunderts 

Er  stammte  aus  Keiling  in  Mähren  und  erwarb  am 
2.  April  1813  das  Bürgerrecht  in  Preßburg.  Er  war  der 
Vater  von  Karl  und  wahrscheinlich  auch  von  Johann 
Anton  Ertl.  Eine  Violine  von  ihm  besitzt  der  Preß- 
burger Domchor. 

Ertl,  Johann  Anton.  —  Wien.    1809.    1828 

Er  soll  zwar  schon  seit  1785  nachweisbar  sein,  doch 
legte  er  als  Geigenmacher  erst  am  16.  November  1810 
den  Bürgereid  ab  und  wohnte  Stadt  Nr.  902.  Schon 
181 1  erscheint  er  als  Untervorsteher  der  Geigen-  und 
Lautenmacherinnung  in  Wien.  Seine  Arbeit  ist  gut. 

Geigenzettel :  Mit  allerhöchstem  Privilegium  /  Johann 
Ertl  in  Wien  (gedruckt).  [Österr.  Adler]  Johann  Ertl 
in  Wien/  1809  (gedruckt). 

Ertl,  Karl.  —  Preßburg.    1835.    f  um  1870 

Als  Sohn  von  Jakob  E.  in  Preßburg  geboren,  erwarb 
er  am  15.  Dezember  1835  das  Bürgerrecht  in  seiner 
Vaterstadt.  Er  steht  in  seiner  Arbeit  Leeb  und  Schweit- 
zer nahe  und  hat,  wie  der  letztere,  allerlei  chemische 
Versuche  angestellt,  um  den  »Cremoneser  Lack  zu  er- 
gründen«, und  dabei  wenigstens  so  viel  herausgebracht, 
daß  sein  Lack  für  seine  Zeit  sehr  gut  genannt  werden 
kann.  Seine  Arbeit  war  sehr  sauber,  und  besonders 
geschickt  verstand  er  eingelegte  Instrumente  herzu- 
stellen. In  Schillings  Lexikon  (1830)  wird  er  den  besten 
Geigenmachern  zugezählt.  Eine  Geige,  drei  Violen,  ein 
Violoncello  und  drei  Bässe  von  ihm  besitzt  der  Preß- 
burger Domchor.  Georg  v.  Scharitzer  in  Preßburg  be- 
sitzt einen  mit  farbigen  Hölzern  eingelegten  Kontrabaß 
von  ihm. 

Geigenzettel :  Abb.  1 99. 

Ervine,  Robert.  —  Belfast.    Geb.  1860  unweit 
von  Belfast 

Er  ist  gelernter  Zimmermann,  hat  sich  aber  bereits  seit 
seinem  zwölften  Jahre  mit  dem  Geigenmachen  be- 
schäftigt. Er  erlangte  eine  besondere  Geschicklichkeit 
im  Reparieren  und  hat  bis  1904  sieben  neue  Geigen 
gemacht,  für  die  er  1895  in  Belfast  eine  Bronzemedaille 
erhielt.  Er  baut  nach  Stradivari  und  Guarneri  und  ver- 
wendet Whitelaws  Öllack  von  goldbrauner  Farbe. 

Geigenzettel:  Made  by  /  Robert  Ervine  /  in  Belfast  / 
1893  No  .  .  (Kreis  mit  Initialen]  (gedruckt). 


126 


E.  S. 


Lvers 


E.  S.  -  1462 

Herr  Dr.  Karl  Voll  in  München  besitzt  eine  Clster  mit 
der  Inschrift:  »E.  S.  /  MCCCCLXII«.  Die  Buchstaben 
gleichen  den  Lettern  des  Gutenbergschen  Alphabets; 
die  sparsam  angebrachten  Verzierungen  des  Instru- 
ments sind  gotisch ;  der  Knopf  am  Wirbelkasten  zeigt 
durch  Einschnitte  und  hervorstehende  Nase  eine  Fratze. 
Holz  und  Arbeit  entsprechen  der  Jahreszahl  der  In- 
schrift. Das  Instrument  scheint  deutschen  Ursprungs 
zu  sein,  und  wenn  die  Buchstaben  den  Verfertiger  an- 
deuten, könnte  man  auf  Erhard  Smid  schließen.  Ihrer 
Erhaltung  nach  ist  diese  Cister  ganz  besonders  be- 
merkenswert, die  wohl  eine  der  ältesten  unter  den 
datierten  ist. 

Esmenjand,  A^.  —  Barcelonette.   1821 

Nur  ein   Reparaturzettel  gibt  Nachricht  von   seinem 

Dasein. 

Geigenzettel:  Repare  par  A*  Esmenjand  /  de  Barce- 

lunette  1821  (gedruckt). 

Esposlto,  Glosue.  —  Neapel.   1890.   1900 

Er  und  seine  Brüder  Giovane,  Pasquale  und  Gaetano 
gelten  als  gute,  aus  der  Schule  Vinaccias  hervor- 
gegangene Mandolinenmacher. 

Estlenne,  Nicolas.  —  Mirecourt.   1767 

Ein  vogesischer  Geigenmacher  und  wahrscheinlich  ein 
Vorfahre  von  Franz  Ethien. 

Estruch,  Gebrüder.  —  Barcelona.   1873 
Lauten-  und  Gitarrenmacher. 

Ethien  (Etienne),  Fran^ois.  —  Orleans.    1804 

In  seiner  Arbeit  nicht  uninteressant.  Niedt  in  Würz- 
burg besitzt  ein  Violoncello  von  ihm,  75^^/2  cm  lang, 
34  cm  oben,  43  cm  unten  breit.  Die  Wölbung  ist  sehr 
flach  und  läuft  glatt  aus,  so  daß  der  Rand  nicht  erhaben 
ist.  Fischbeineinlage.  F-Löcher  sehr  schön  geschnitten, 
an  Stradivari  erinnernd.  Deckenholz  sehr  schön,  Boden 
und  Zargen  dagegen  deutsches  Ahornholz  nach  der 
Schwarte  geschnitten.  Schön  geschnitzter  Löwenkopf, 
gelber  Ollack.  Auf  dem  Boden  befindet  sich  an  der 
Stimmseite  ein  breiter  und  flacher  Baßbalken,  so  daß 
die  Stimme  auf  diesem  zu  stehen  kommt.  Der  Ton  ist 
frisch  und  singend. 

Geigenzettel:  Fait  par  Fran^ois  Ethien  /  Luthier  ä 
Orleans  1804  (geschrieben). 

Etienne,  Victor.  —  Cambrai.   1900 

Er  wird  als  »Luthier«  bezeichnet  und  handelt  auch  mit 
Geigen. 

Eulry,   Clement.  —  Mirecourt.    Anfang  des 

19.  Jahrhunderts 

Geschickter  Mirccourter  Meister,  der  auch  hübsch  ein- 
gelegte Mandolinen  machte. 

Eury,  Frangois.  —  Mirecourt.    1753.    1758 
Bogenmacher. 


Eury,  Jakob.  —  Mirecourt.   1770.   1780 

Vielleicht  Sohn  von  Franq:ois  E.  Tüchtiger  Geigen- 
macher, wahrscheinlich  der  Vater  des  berühmten  Pa- 
riser Bogenmachers  Eury. 

Eury. —Paris.   1810.   1830 

Vorzüglicher  Bogenmacher,  der  in  der  Rue  des  Lyon- 
nais  St.  Jacques  Nr.  20  wohnte.  Die  meisten  seiner 
Bögen  tragen  die  Brandmarke  »Eury«  und  sind  sehr 
schön  gearbeitet;  einzelne  davon  kommen  denen  von 
Tourte  sehr  nahe. 

Evangelides,  Giorgios  K.  — Athen.  Geb.  1860 
auf  der  Insel  Cypern 

Nach  einer  sechsjährigen  Lehr-  und  Wanderzeit  eröff- 
nete er  im  Jahre  1885  in  .Athen  seine  eigene  Werkstatt 
als  Geigen-,  Mandolinen-  und  Gitarrenmacher.  Seine 
Geigen  sind  nach  verschiedenen  Meistern,  seine  Gi- 
tarren nach  französischem  und  seine  Mandolinen  nach 
italienischem  und  griechischem  Modell  gemacht ;  seine 
Spezialität  Ist  eine  Lyramandoline.  Er  besitzt  mehrere 
griechische  Medaillen. 

Evangeiisti  s.  Vangelisti 

Evans,  Richard.  —  London.  1 742  (auch  1 750  ?) 
Der  Zettel  fand  sich  in  einem  Instrument,  das  nach 
Sandys  und  Forsters  Meinung  sicher  älter  war  als  das 
angegebene  Datum;  es  könnte  aber  auch  Evans  em 
älteres  Instrument  kopiert  haben. 

Geigenzettel:  Maid  in  the  Paris  of  /  An'irhengel  (?) 
by  Richard  /  Evans,  Instrument  makcr/  in  the  year  1742 
(gedruckt). 

Eve,  Jacques-Charles.  —  Paris.    1758.    1788 

Er  hatte  das  Ladenschild  »A  la  fortune«  und  wohnte 
1 758  in  der  Rue  S.  Andre  des  Arts,  1 770  in  der  Rue 
Culture-Saint-Catharine,  1783  in  der  Rue  Saint- 
Antoine  und  1788  in  der  Rue  Ville-du-Temple  Nr.  101. 
In  seiner  ersten  Zeit  nennt  er  sich  »Marchand  Luthier«, 
später  kurzweg  »Luthier«.  Anfangs  ist  seine  .Arbeit 
plump,  die  Wölbung  hoch  mit  tiefer  Hohlkehle,  die  F- 
Löcher  an  Stalner  erinnernd,  die  Schnecke  eigenartig 
und  langgezogen.  Die  Zargen  sind  hoch  und  ohne 
Flammen,  die  Unterzargen  aus  einem  Stück,  der  Boden 
zweiteilig  und  eng  geflammt  und  der  Lack  rot.  Der  Ton 
seiner  Geigen  ist  immer  gut,  und  später  wurde  auch 
die  Arbeit  sauberer;  er  wechselte  dann  zwischen 
gelbem  und  rotbraunem  Lack.  Im  ganzen  scheint  er 
unter  deutschem  oder  englischem  Einfluß  gestanden  zu 
haben.  Eine  gute  Violine  von  ihm  besitzt  die  Samm- 
lung des  Pariser  Konservatoriums  (Nr.  18). 

Geigenzettel:  Eve  M^  Luthier,  rue  S.  Andre  des  /  Arts, 
pres  la  rue  Dauphine  Fs  S.  Ger-  /  main,  ä  la  Fortune 
a  Paris  1758  (gedruckt).  —  Eve,  luthier,  rue  Culture- 
Saint  /  Catharine,  1 770  A  la  Fortune  (gedruckt.) 

Evers,  A.  H.  —  Lübeck.  1890.  1903 

Kaufmann  und  Instrumentenmacher,  dessen  Sohn  in 
Klingenthal  gelernt  hat  und  der  Werkstatt  im  väter- 
lichen Geschäfte  vorstand. 


Evert  —  Faber 


127 


Evert,  Caspar.  —  Lübeck.   1 657 

Man  weiß  nur,  daß  er  InstrumentenmacVier  war  und 
am  17.  Oktober  1657  in  der  Marienkirche  einen  Sohn 
taufen  ließ. 

Ewan,  David.  —  Cowdenbeath.  Geb.  4.  März 
1839  in  Stoneyhill  bei  Musselburgh  (Schott- 
land) 

Er  ist  Musiklehrer,  Komponist  und  Leiter  einer  Tanz- 
kapelle und  hat  über  100  Violinen  gemacht.  In  seiner 
ersten  Zeit  nahm  er  die  Wölbung  sehr  hoch  und  ge- 
brauchte einen  Spirituslack.  Später  näherte  er  sich  dem 
Stradivarimodell,  nahm  aber  die  Wölbung  höher  als 
üblich  und  verwendete  Bernstemlack. 

Geigenzettel:  Dd.  Ewan  /  Cowdenbeath  /  August  1889 
(geschrieben).  —  Dd.  Ewan.  /  Teacher  of  music,  /  Vio- 
linmaker  and  repairer  ,    Cowdenbeath  (gedruckt). 

Eylensteln,  Adam.  —  Weimar.  Geb.  1  1 .  Mai 
1705  1n  Weimar,  t  ? 

Er  trat  1724  bei  J.  H.  Ruppert  in  Erfurt  in  die  Lehre 
und  wurde  bereits  1731  zum  Hofinstrumentenmacher 
in  Weimar  ernannt.  Er  war  sehr  vielseitig  und  machte 
nicht  nur  alle  Arten  von  Geigen  und  Bässen,  sondern 
auch  Lauten,  Mandolinen  und  Zithern  und  selbst  Har- 
fen und  Klaviere;  in  allem  aber  war  er  nur  ein  ge- 
schickter Handwerker.  Eine  Violine  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1726  führt  das  am  9.  Dezember  1773  aufgestelUe 
Inventar  der  damaligen  Köthener  Hofkapelle  an.  Ein 
Violoncello  vom  Jahre  1731  ist  in  London  in  Privat- 
besitz. 

Eyles,  Charles.  —  Harpenden.   1910 

Er  war  ursprünglich  Maler  und  hat  als  solcher  seine 
Ausbildung  in  Paris  genossen.  Später  verlegte  er  sich 
auf  den  Geigenbau  und  fand  bald  Anerkennung  in 
weiten  Kreisen. 


r  abbncatore.  —  Neapel 

Mehrere  neapolitanische  Lauten-  und  Mandolinen- 
macher  führen  zwischen  1770—1830  den  Namen 
»Fabbricatore«.  Ich  glaube  nicht,  daß  dies  der  eigent- 
liche Familienname  ist;  wahrscheinlich  bezeichnete  der 
Stammvater  nur  seinen  Beruf  damit,  und  die  Söhne 
und  Enkel  behielten  die  Sitte  bei,  nachdem  die  Firma 
zu  Ruf  gekommen  war.  Daß  die  verschiedenen  »Fabbri- 
catori<'  zusammengehören,  ist  nach  ihrer  Arbeit,  die 
vorzugsweise  im  Empirestil  reich  verziert  ist,  als  zwei- 
fellos anzunehmen.  Sie  gehörten  vielleicht  einem  Zweig 
der  zahlreichen  Familie  Vinaccia  an. 

Fabbricatore,    Gennaro    I   u.    II.  —  Neapel. 
1773.  1832 

Gennaro  I  war  wahrscheinlich  der  Sohn,  jedenfalls  der 
Schüler  von  Giov.  Battista  F.  Er  machte  fast  nur  Lau- 
ten, Mandolinen  und  Gitarren,  diese  aber  sind  pracht- 
voll gearbeitet  und  kunstreich  eingelegt.  Er  wohnte 
immer  in  der  Strada  S.  Giacomo,  und  zwar  1 773 — 1 793 


im  Haus  Nr.  37,  von  1802-1808  Nr.  26,  von  1808  an 
wieder  Nr.  37  und  von  1816  an  Nr.  42.  Arbeiten  vno 
ihm  kommen  häufig  vor  und  sind  in  vielen  Sammlun- 
gen zu  finden,  so  eine  Gitarre  von  1810  bei  C.  Claudius 
in  Kopenhagen  und  zwei  solche  von  1820  und  1823  im 
Musikhistorischen  Museum  in  Stockholm  (Nr.  30,  1 94). 
Eine  Gitarre  in  Lyraform  mit  einem  geschnitzten 
.Männerkopf  und  einem  Boden  aus  Wurzelahorn  be- 
sitzt Großfürst  Nikolai  Nikolajewitsch  und  J.  H.  Zim- 
mermann in  St.  Petersburg  eine  mit  Ebenholz  ein- 
gelegte sechssaitige  Gitarre  aus  dem  Jahre  1815.  In 
seinen  letzten  Jahren  machte  er  nur  noch  auf  Bestellung 
Gitarren  und  Mandolinen,  er  scheint  sich  damals  mehr 
dem  Geigenbau  zugewendet  zu  haben.  Violinen  von 
ihm  kenne  ich  nicht,  aber  ein  Violoncello  vom  Jahre 
1826  mit  seinem  geschriebenen  Zettel  besitzt  Sekretär 
G.  Endres  in  Fürth.  —  Es  gab  übrigens  um  1826  zwei 
Mitglieder  der  Familie  mit  dem  Taufnamen  Gennaro. 

Geigenzettel:  Gennaro  fabricatore  /  Napoli  A.  1805 
(gedruckt).  — Gennaro  fabricatore  /  Anno  1820  Napoli/ 
Strada  S.  Giacomo  N»  42  (gedruckt).  —  -Abb.  220. 


Fabbricatore,   Giovanni   Battista.   —   Neapel. 

1780.    1811 

Trefflicher  Lautenmacher,  von  dem  ebenfalls  m  vielen 
Museen  bemerkenswerte  .Arbeiten  aufbewahrt  werden, 
so  eine  Mandure  im  Germanischen  Museum  in  Nürn- 
berg, ein  Mandorone  im  Museum  des  Pariser  Kon- 
servatoriums (Nr.  1369),  eine  neapolitanische  Mando- 
line  (das  Wort  »Fabbricatore«  fehlt  hier)  in  der  staatl. 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin  (Nr.  752), 
ein  gleiches  Instrument  im  Gothenburger  Museum,  ein 
solches  von  1 782  im  Städtischen  Museum  zu  Braun- 
schweig; auch  bei  der  Auktion  des  Malers  Ferd.  Wag- 
ner in  München  kam  eine  Laute  von  ihm  von  1782  zur 
Versteigerung.  Eine  Apollo-  oder  Lyragitarre  von  ihm 
aus  dem  Jahre  1805  besitzt  die  Sammlung  der  Gesell- 
schaft der  Musikfreunde  in  Wien  (Nr.  38). 

Geigenzettel:  Gio  Battista  Fabricatore  fecit  /  An.  1793 
in  S.  M.  dell  Ajuto  N°  32  /  Napoli  (gedruckt).  — 
Abb.  230. 

Fabbricatore,  Pletro.  —  Neapel.  1780.  1799 
Der  am  wenigsten  Bekannte  der  Familie;  auch  er 
machte  fast  nur  Mandolinen  und  Gitarren.  Eine  Man- 
doline  von  ihm  besitzt  die  Sammlung  Crosby  Brown 
in  New  York  (Nr.  1065). 

Geigenzettel:  Abb.  221. 

Fabbricatore,  Vincenzo.  —  Neapel.    1770 
Wahrscheinlich  der  Vater  von  Giov.  Battista,  Gennaro 
und  Pietro.  Seine  .Arbeiten,  hauptsächlich  Mandolinen 
und  Lauten,  sind  gewöhnlich  nicht  so  reich  eingelegt 
wie  die  der  jüngeren  Mitglieder  der  Familie. 

Faber,  Josef.  —  Augsburg.   1 588 

Ein    Musikinstrumentenmacher,    der    1588   ein  nicht 

näher  bezeichnetes  Instrument   ins  Stipendium  nach 

Tübingen  lieferte.  Er  war  wahrscheinlich  ein  Ver- 
wandter von  Wolfgang  Faber. 


128 


Faber  —  Farotti 


Faber  (Fabrlcius),  Wolf  (Wolfgang).  —  Mün- 
chen. 1556.  1563 

Er  war  Organist  und  fertigte  Musikinstrumente  (Or- 
geln, Flöten,  Klavizimbeln,  Lauten  u.  dgl.)  an.  Vgl. 
Westenrieders  Beiträge  III,  74  und  Franz  Trautmann, 
«Die  Altmünchener  Meister«,  im  I.  Jahrgang  des  Jahr- 
buchs für  Münchener  Geschichte. 

Fabian,    Julius.    —    Landeck.     Glatz    i.  Schi. 
Geb.  in  Glatz  oder  Landeck  1826,  f  29.  Mai 

1894  in  Glatz 

Er  war  gelernter  Tischler  und  hat  erst  in  reiferen 
Jahren,  angeblich  bei  Vincenz  Beck,  den  Geigenbau 
erlernt.  Zunächst  ließ  er  sich  in  Landeck  nieder  und 
übersiedelte  erst  im  Jahre  1862  nach  Glatz.  Er  besaß 
viel  Handgeschicklichkeit  und  war  ein  vielbeschäftigter 
Reparateur.  Er  hat  einen  Stimmsetzer  für  die  Violine, 
der  sich  sehr  bewährt  hat.  erfunden  und  machte  auch 
Versuche  mit  einem  neuen  Baßbalken. 


Fabris  (Fabbris),  Luigi. 
1873 


Venedig,    f  nach 


Seine  Violinen  sind  gute  Durchschnittswaren,  doch 
hat  er  auch  einige  vorzügliche  Geigen  und  Violoncelli 
gebaut;  auch  sein  roter  Lack  ist  nicht  schlecht.  Beim 
Ausbessern  alter  Gelgen  legte  er  große  Sorgfalt  an  den 
Tag. 

Geigenzettel:  Luigi  Fabris  feclt.  /  Venezia,  .Anno  1838, 
Premiato  con  .Medaglia  d'argento  all'  Esposizione  di 
Treviso  1872  (gedruckt).  —  Luigi  Fabris  fecit ,  Venetia 
l'anno  1860  [in  Umrahmung]  (gedruckt). 

Facini,  Fra  Agostino.  —  Bologna.    1732.    1742 

Ein  Mönch  aus  dem  Orden  Johanns  von  Gott.  Sein 
Geigen,  die  an  Tononi  erinnern,  zeichnen  sich  durch 
gute  Arbeit,  reizvolle  Form  und  schönen,  gelben  oder 
gelbroten  Lack  und  saubere  Einlagen  aus.  Die  F-Löcher 
sind  nach  Stradivari  geschnitten,  der  Ton  ist  weich 
und  edel. 

Geigenzettel:  Fr.  Augustinus    Facini  ;  Ord^.  S.  Joanis 
de  Deo  /  Fecit  Bononiae  ;   1733.  (geschrieben). 

Färber  s.  Oskar  Zimmer 

Fagnola,  Annibale.  —  Turin.   1902 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  ganz  in  der  Art  von 
Pressenda  und  Rocca  arbeitet.  Er  verwendet  einen 
roten  Lack.  In  einer  Violine  mit  ganzem  Boden,  nach 
Guarneri,  die  Ränder  der  Schnecke  schwarz  gestrichen, 
fand  sich  sein  Name  (zweimal)  mit  Tinte  geschrieben 
im  Innern  der  Decke.  Er  imitiert  Pressenda  so  genau, 
daß  viele  seiner  Arbeiten  als  echte  »Pressenda«  im 
Handel  sind. 

Geigenzettel:  Annibale  Fagnola  fece  Torino  1902  (ge- 
druckt) und  Abb.  227. 

Faillita,  Antonio.  —  ?    1761.    1791 

In  englischen  Geigenverzeichnissen  findet  sich  wieder- 
holt dieser  etwas  fragwürdige  Name  als  der  eines  ita- 
lienischen Geigenmachers. 


Falaise  (Falaire?).  —  (Paris?) 

Französischer  Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts.  Er 
steht  Pique  nahe,  ist  gut  in  der  Arbeit,  verwendet 
schönes  Holz  und  baut  nach  Amati  und  Stradivari. 
Sein  Lack  ist  von  gelber  Farbe  und  nur  dünn  aufge- 
tragen. Jacquot  erwähnt  einen  1774 — 1789  in  Mire- 
court  vorkommenden  Joseph  Fallaire. 

Falco.  Paolo.  —  Cremona.    1750.   1752 

Seiner  Arbeit  nach  kann  er  als  ein  Schüler  der  Bergonzi 
(vielleicht  B.  Bergonzis)  gelten. 

Falisse,  Auguste.  —  Brüssel.   1912 

Ein  talentvoller  Geigenmacher,  dessen  Arbelt  bei  einem 
Vergleichsspiel  mit  alten  Meistergeigen  den  ersten 
Preis  erhielt. 

Falke,  Wilhelm.  —  Hannover-Linden 

Ein  Tischler,  der  sich  aus  Liebhaberei  mit  dem  Geigen- 
bau beschäftigt. 

Fallet,  Alfred.  —  Dombresson.    Geb.  1 1 .  Mai 
1846  in  Dombresson  (Neuchätel,  Schweiz) 

Nach  einer  fünfjährigen  Lehrzeit,  und  nachdem  er  in 
verschiedenen  fremden  Werkstätten  gearbeitet  hatte, 
machte  er  sich  1891  In  seiner  Vaterstadt  selbständig 
als  Gelgenmacher  und  Kunsttischler,  fertigte  nach 
Stradivari  Violinen,  Violoncelli  und  Bässe  und  verwen- 
dete Spiritus-  und  Öllack.  Seine  Geigen  haben  einen 
lauten  Ton.  Auf  der  Genfer  Ausstellung  1896  erhielt 
er  eine  Bronzemedaille. 

Geigenzettel:  .Alfred  Fallet  /  Dombresson-Neuchätel 
(Manchmal  mit  Datum)  (gedruckt). 

Farinato,  Paolo.  —  Venedig.    1695.    1725 

Seine  Geigen  haben  manche  .Ähnlichkeit  mit  denen 
Serafino  Santos.  Er  verwendet  ein  hübsches  Modell 
und  einen  gelblich-rötlichen  Lack.  Besonders  gut  sind 
seine  Violen,  in  deren  Umrissen  er  manchmal  recht 
originell  ist. 

Faron,  Achilles.  —  ?   1701 

Vidal  erwähnt  ohne  nähere  Angaben  einen  Geigen- 
macher dieses  Namens  und  nennt  als  Wohnort  »Ratis- 
bonne«.  In  Regensburg  sowohl  als  im  Königl.  Kreis- 
archiv Amberg  ist  keine  Spur  zu  finden,  Mettenleiter 
erwähnt  ihn  nicht,  und  der  Klang  des  Namens  läßt 
auch  auf  keinen  Deutschen  schließen.  Vidal  muß 
schlecht  gelesen  haben.  —  Auch  in  Ratibor  habe  ich 
vergeblich  nachgeforscht. 

Farotti,  Celeste.  —  Mailand.  Geb.  1864 

Durch  Selbststudium  erlernte  er  den  Gelgenbau  und 
hat  schon  recht  gute  Instrumente  gemacht.  Sein  ge- 
druckter Zettel  zeigt  auf  der  einen  Seite  das  Mai- 
länder Wappen,  auf  der  andern  eine  Blume  und  hat 
den  folgenden  Wortlaut. 

Gelgenzettel :  Farotti  Celeste  /  da  San  Germano  di 
Casale/Fece  in  Milano  nell"  anno  1901  C.  Farotti 
(handschr.)  (gedruckt). 


I 


Faruzi  —  Feiinreiter 


129 


Faruzi,  Francesco.  — Venedig.  1853 

Hauptsächlich  mit  dem  Ausbessern  alter  Geigen  be- 
schäftigt, hat  er  nur  selten  neue  Instrumente  gebaut. 

Fasanaro  (Fasanari),  Luigi,  lebt  In  Neapel 

Fasani,  Giovanni.  — ■  Brescia.    Geb.  um  1785, 

tum  1850 

Er  stellte  1831   eine  Violine  nach  Stradivari  aus  und 

machte  auch  alle  anderen  Bogeninstrumente.  Seinem 

Zettel  nach  stammt  er  aus  Cremona. 

Geigenzettel:    Jo.   Fasani    Cremonensis  /   restauravit 

Brixiae  an.  1832  (gedruckt). 

Fassauer-Ferron,  Gustav.  —  Chicago.    1912. 

1914 

Guter  amerikanischer  Musikinstrumentenmacher  und 

Händler. 

Faßmann,     Gustav.    —    Magdeburg.      Geb. 
12.  Nov.    1858  in  Tagewerben,   f  27.  Dez. 

1893 

Er  erwarb  1 888  das  Geschäft  von  Bernhard  Dünkel  und 
war  Geigen-  und  Bogenmacher.  Seine  Arbeit  war  hand- 
werksmäßig gut,  verriet  aber  keine  Künstlerschaft. 

Faßmann,  Ludwig  Ernst.  —  Magdeburg.   1 894 

Nach  dem  Tode  seines  Bruders  Gustav  F.  übernahm 
er  dessen  Geschäft,  in  welchem  er  jedoch  den  Schwer- 
punkt auf  die  Herstellung  von  Blechinstrumenten  legte. 

Fattorlnl,  Francesco.  —  Finale  Emilia.    1854 

Ein  Dilettant,  der  einige  Kontrabässe  gebaut  hat. 

Fauger,  Henri.  —  Cognac.  1900 

Ein  Musikinstrumentenhändler,  der  auch  eine  Geigen- 
macherwerkstatt  besitzt. 

Faure,  Toussamt.  —  Lyon.   1555.   1564 

Er  wird  als  Instrumentenmacher  bezeichnet  und  dürfte 
daher  auch  Lauten  und  Violen  gebaut  haben,  obwohl 
sich  bis  jetzt  nichts  Näheres  über  ihn  erfahren  ließ. 

Faust,  Georg.  —  Prag  (Altstadt).   1588 

Ein  Lautenmacher  aus  Büchel  (Bähl)  in  Baden.  Er 
wurde  1588  am  Montag  nach  hl.  Veit  (15.  Juni)  Prager 
Bürger. 

Faustlno.  —  Lucca.  Modena.    1 7.  Jahrhundert 

Er  wird  in  einem  Gedicht  von  Angelini  di  Piere  erwähnt : 
vFracassate  chitarre  e  violini 
Furono  a  Faustin  natio  Lucchese 
Ch'essere  ripenti  ea  suo'  confini 
Escito,  e  aver  cambiato  il  suo  paese.« 

Valdrighi  Nr.  1007.) 

Fautroulllot,   Fran^ois.  —  Mlrecourt.     1751. 

t  1774 

Bisher  nur  urkundlich  nachgewiesen. 
Favrot  s.  Fevrot 

V.  Lüto^cnHorff,  G<>ig;en-   und   Lautenmacher.     Bd.  II 


Faye.  —  Angouleme  (Dep.  Charente).  1895, 
fvor  1900 

»Luthier«  vom  Ende  des  19.  Jahrhunderts,  dessen  Ge- 
schäft die  Witwe  fortsetzte  und  dann  dem  Sohn  über- 
gab. Jetzt  heißt  die  Firma  »Vve  Faye  fils«. 

Febvre  (Febbre)  s.  J.  B.  Lefebvre 

Fedeli,  Giuseppe.  —  Follgno.  1 9.  Jahrhundert 
Es  gibt  Geigen  mit  seinem  Namen,  doch  scheint  er  sich 
fremder  Mitarbeit  ausgiebig  bedient  zu  haben. 

Feierabend,   Leo.  —  Engelberg  (Obwalden). 

1848.  1855 

Ein  braver  Schweizer  Geigenmacher,  der  hauptsächlich 
im  Ausbessern  alter  Instrumente  tüchtig  war. 


Wien.    Geb.  um  1785, 


Feiger^)  s.  Syller 

Feiinreiter,  Franz. 
t  17.  April  1866 

Seine  Geigen  sind  brav  gearbeitet,  vorzüglich  gelangen 
ihm  aber  seine  Kontrabässe,  die  er  braun  lackierte.  Da 
ihm  sein  Lack  wohl  selbst  nicht  gefiel,  ließ  er  seine 
besseren  Geigen  bei  N.  Sawitzki  lackieren.  Der  Lack 
dieser  Geigen  ist  gelblich  und  bedeutend  schöner  als 
der  seiner  Bässe.  Er  verwendete  auch  F.  F.  als  Brand- 
marke (Nr.  20). 

Geigenzettel :  Franz  Feiinreiter  ,  Geigen-  und  Guitar- 
macher /  in  Wien  /  auf  der  Laimgrube  N«.  180  (gedr.). 
—  Gemacht  von  F.  Feiinreiter/ Gefirnißt  von  N.  Sa- 
witzki (gedruckt).  —  Abb.  203. 

Feiinreiter,  Georg.  —  Wien.    Geb.  um  1820, 

t  25.  Dez.  1878 

Braver  Wiener  Geigenmacher  ohne  Eigenart,  dessen 
Violinen  zu  derb  im  Holz  sind  und  daher  wenig  Ton 
haben.  Dagegen  hat  er  sehr  gute  Kontrabässe  gebaut. 
Er  war  auch  ein  tüchtiger  Musiker  und  als  Baßgeiger 
Mitglied  der  Hofoper.  Eine  Geige  von  ihm  besitzt  das 
Stift  Klosterneuburg. 

Feiinreiter,  Johann.  —  Wien.    Geb.  um  1789, 

t  26.  Okt.  1867 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  von  Franz  F.  Geigen  von 
ihm  kommen  selten  vor  und  sind  nicht  hervorragend 
in  der  Arbeit. 

Feiinreiter,  Leopold.  —  Wien.    1888.    f  1904 

Er  war  hauptsächlich  Musiker  und  hat  schwerlich  das 
Geigenmachen  regelrecht  erlernt.  Er  wurde  jedoch 
Nachfolger  von  Georg  F.,  dessen  Sohn  er  gewesen  sein 
dürfte.  Seine  Geigenreparaturen  waren  stümperhaft, 
am  brauchbarsten  waren  noch  seine  Kontragitarren.  Er 
war  in  dem  Wiener  Vorort  Penzing  ansässig. 
Geigenzettel :  Leopold  Feiinreiter  /  Geigenmacher  Pen- 
zing /  Postrase  (sie)  reparirt   No.  1 00  ano.  1 888  (gesrhr.). 


^)  In  einigen  Werken  kommt  der  Name  Feiger  vor, 
der  durch  schlechtes  Lesen  des  Wortes  »Geiger«  entstan- 
den ist. 

9 


130 


Fekete  ■^-  Fendt 


Fekete,  Michael  (Mihaly).  —  Budapest.    1915 
Ungarischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Feldt,  Thomas.  —  Wien.   1676 

Am  30.  Juni  1676  erlangte  er  als  Lautenmacher  das 
Wiener  Bürgerrecht.  Er  ist  möglicherweise  ein  Sohn 
von  Magnus  Feldtlen  (Feldlen). 

Feldtle,  Jörg.  —  Füßen.   1650 

Er  galt  als  tüchtiger  Meister  und  wohnte  in  der  »Vor- 
stadt«. Magnus  Feldtlen  dürfte  sein  Bruder  gewesen 
sem. 

Feldtlen  (Feldlen,  Feldten,  Felden),  Magnus.— 

Wien.   1656 

Er  war  Kaiserlicher  Hoflautenmacher.  Die  Gesellschaft 
der  Musikfreunde  in  Wien  besitzt  von  ihm  eine  Viola 
di  Bordone  (Baryton,  Nr.  2),  oben  6,  unten  13  Saiten, 
die  sie  1826  vom  Stifte  Herzogenburg  als  Geschenk  er- 
halten hat.  Valdrighi  führt  diesen  Meisler  mit  der 
Jahreszahl  1722  auf.  Wenn  man  nicht  annehmen  will, 
daß  er  ein  so  hohes  Alter  erreicht  habe,  dann  müßte  ein 
Lesefehler  vorliegen.  Andere  lassen  ihn  dagegen  schon 
1550— 1556  gelebt  haben. 

Geigenzettel:  Magnus  Feldlen  Kais  Hof  Lauten-  / 
und  Geigenmacher  in  Wienn  1656  (gedruckt). 

Feldtmann,    Christian.    —   Oldenburg    i.  Gr. 

1890 

Hofkapellmeister,  »Erfinder«  einer  Geige  mit  mitklin- 
genden Saiten,  die  er  Zimbalgeige  nannte. 

Felipuci,  Pier  Ludovico.  —  Pesaro 
Er  soll  um  1660  gelebt  haben. 

Felszner,  C.  —  Kopenhagen.   1842 

Wahrscheinlich  ein  deutscher  Musiker,  der  Geigen  ge- 
flickt hat. 

Geigenzettel :  Repariert  von  0.  Felszner  /  Kopenhagen. 
1842  (geschrieben). 

Pendler,  Emil.  —  Czarnikau  (Posen).    1918 
Ein  Musiker,  der  aus  Liebhaberei  Geigen  ausbessert 
und  lackiert  und  sich  darin  eine  gewisse  Geschicklich- 
keit angeeignet  hat. 

Fendt,  Bsrnhard.  —  London.  Geb.  um  1775, 
angeblich  in  Innsbruck,  f  um  1832  m  Lon- 
don, 57  Jahre  alt 

Er  war  ein  Neffe  des  Pariser  Fendt  und  soll  nach  einer 
Überlieferung  in  seiner  Familie  aus  Schwaz  in  Tirol 
stammen,  wo  er  auch  den  Geigenbau  erlernt  haben 
dürfte.  Leider  war  es  unmöglich,  einen  urkundlichen 
Beweis  dafür  zu  ermitteln.  Ich  glaube  nicht,  daß  die 
Familie  Fendt  tirolischen  Ursprungs  ist,  auch  wenn 
sich  einzelne  Mitglieder  dort  ansässig  gemacht  haben, 
wie  z.  B.  der  begeisterte  Musikfreund  Abbe  Fendt,  der 
einst  das  wundervolle  Guarnenvioloncello  besessen  hat, 
das  jetzt  dem  Violoncellisten  Bottermund  gehört.  Viel- 
leicht kommt  man  unserem  Geigenmacher  näher,  wenn 


man  beachtet,  daß  sich  im  Taufbuch  zu  Dinkelsbühl 
in  den  Jahren  1657—1665  fünf  Täuflinge  aus  der  Fa- 
milie Fendt  finden,  darunter  am  2.  April  1662  ein 
Bernhard  Fendt,  der  der  Großvater  des  Geigenmachers 
gewesen  sein  könnte.  Leider  verschwindet  der  Name 
Fendt  nach  1665  in  allen  Dinkelsbühler  Matrikeln. 
Fendt  ging  in  jungen  Jahren  auf  die  Wanderschaft,  und 
es  ist  nicht  unmöglich,  daß  er  in  Italien,  vielleicht  auch 
in  Cremona  gearbeitet  hat,  was  nicht  viel  sagen  will, 
da  die  italienische  Schule  damals  schon  ganz  in  Verfall 
geraten  war.  Nach  anderen  soll  er  schon  als  sieben- 
jähriger Knabe  zu  seinem  Oheim  nach  Paris  gekommen 
sein  und  bei  diesem  gelernt  haben.  In  den  letzten  Jah- 
ren des  18.  Jahrhunderts  kam  er  nach  London  und  ar- 
beitete von  1798 — 1809  bei  Th.  Dodd.  Hierauf  war  er 
für  Betts  beschäftigt,  und  die  meisten  seiner  trefflichen 
Amati-  oder  Stradivarikopien  tragen  Betts  Namen. 
Außer  Violinen  usw.  baute  er  auch  sehr  gute  Bässe.  Er 
ist  in  der  Aylesbury  Street,  Clerkenwel!,  gestorben  und 
hinterließ  vier  Söhne,  die  alle  Geigenmacher  waren. 

Fendt,  Bernhard  Simon  (Simmon).  —  London. 
Geb.  in  London  1800,  f  6.  März  1852 

Ältester  Sohn  und  Schüler  von  Bernhard  F.  in  der  Werk- 
statt von  Betts.  Nachdem  er  seit  1823  für  die  Nach- 
folger von  Betts  gearbeitet  hatte,  verband  er  sich  mit 
George  Purdy  zu  der  Firma  Purdy  and  Fendt.  Er  war 
überaus  fleißig  und  geschickt,  aber  nicht  sonderlich 
sorgfältig.  Wenn  er  aber  wollte,  konnte  er  seine 
Meisterschaft  beweisen ;  namentlich  gelangen  ihm 
Kopien  des  großen  Amatimodells,  und  noch  in  seinem 
letzten  Lebensjahre  erhielt  er  auf  der  Lcndoner  Aus- 
stellung 1851  für  ein  wundervolles  Quartett  nach  Gu- 
arneri  den  ersten  Preis.  Seine  Bässe  baute  er  nach 
G.  da  Salö,  sonst  aber  war  Stradivari  sein  Vorbild.  Das 
Holz  ist  gut  gewölbt  und  der  Lack  hellrot.  Eine  1820 
gebaute  Violine  von  ihm  stellten  W.  E.  Hill  &  Sons  in 
der  Londoner  Music  Loan  Exhibition  1904  aus. 

Fendt,  Francis.  —  London,  Liverpool.    1850 

1857 

Vierter  Sohn  von  Bernhard  F.  Schüler  seines  ältesten 
Bruders  Beruh.  Sim.  F.  Er  war  kein  besonders  ge- 
schickter Geigenmacher,  arbeitete  eine  Zeitlang  für  die 
Firma  Purdy  &  Fendt  und  ging  1856  nach  Liverpool, 
wo  er  in  kümmerlichen  Verhältnissen  lebte. 

Fendt,  Franq:ois  s.  Fent 

Fendt,  Jakob.  —  London.  Geb.  1815,  f  1849 

Dritter  Sohn  von  Bernhard  F.  und  Schüler  seines  äl- 
testen Bruders  Bernh.  F.  Ein  sehr  talentvoller  Geigen- 
macher,  der  Stradivari  und  Lupot  mit  Erfolg  zum  Vor- 
bild nahm,  leider  aber  schon  frühzeitig  starb.  Er  ar- 
beitete viel  für  Händler  und  hatte  auch  die  Leiden- 
schaft, seinen  Arbeiten  künstlich  das  Aussehen  höheren 
Alters  zu  geben. 

Fendt,  Martin.  —  London.  Geb.  1812,  f  1845 
Zweiter  Sohn  und  Schüler -von  Bernhard  F.  Er  ar- 
beitete fast  ausschließlich  für  .Arthur  Betts,  so  daß  man 
fast  nichts  von  ihm  kennt,  doch  war  er  nicht  unge- 
schickt: sein  Holz  ist  gut,  der  Lack  hellbraun. 


Fendt 


" erraii 


131 


Fendt,  William.  -  London.  Geb.  1 833,  f  1 852 

Jüngster  (zweiter)  Sohn  von  Bernhard  Simon  F.  Schü- 
ler und  Gehilfe  seines  Vaters.  Da  er  sehr  jung  starb, 
hat  er  nur  sehr  wenige  Instrumente,  darunter  aber  gute 
Violen  und  Bässe,  gemacht. 

Geigenzettel:  William  Fendt,  Jun.  /  London  18  .  .  (ge- 
druckt). 

Fenga,    Luigi.    —    Catania    (Sizilien).     Geb. 
29.  Sept.  1866  in  Catania 

Er  erhielt  eine  gelehrte  Vorbildung,  hielt  sich  fünf  Jahre 
in  Paris,  London,  Rom  und  Neapel  auf  und  begründete 
dann  eine  Firma  in  seiner  Vaterstadt.  Er  befaßte  sich 
zuerst  nur  mit  Gitarren  und  Mandolinen,  seit  1900 
auch  mit  Geigen.  Er  erhielt  in  Rom  1899  eine  goldene, 
in  Paris  1900  eine  silberne  Medaille,  scheint  aber  das 
Geschäft  jetzt  wieder  aufgegeben  zu  haben. 

Geigenzettel :  .'Muisius  Phaenga  Catanensis  fecit  1 900  / 
Luigi  Fenga-Catania  (Italia)  (gedruckt). 

Fenouillet,  Michel.  —  Paris.   1717 

Eine  sehr  hübsche  Bauernleier  trüg  diesen  Namen. 

Fent,  Fran^ois.  —  Paris.   1765.   1791 

Ein  wahrscheinlich  aus  Schwaz  in  Tirol  eingewanderter 
Meister,  dessen  Name  dort  noch  vor  drei  Jahrzehnten 
vorkam,  der  aber  wahrscheinlich  seine  erste  Lehrzeit 
bei  einem  Füssener  Meister  durchgemacht  hat.  .Auf 
einem  handschriftlichen  Zettel  bekennt  er  sich  aus- 
drücklich als  Deutscher  und  gibt  als  seine  .Adresse 
»Montmartre  pres  de  la  rue  du  Mail «  an.  Später  wohnte 
er  dann  Cul-de-sac  Saint  Pierre.  Er  gilt  als  einer  der 
geschicktesten  Pariser  Geigenmacher  seiner  Zeit,  der 
die  Italiener  und  besonders  Stradivari  gut  studiert  hat 
und  trefflich  nachzuahmen  verstand.  Ausgezeichnete 
Arbeit,  prachtvolles  Holz,  schöner,  rotbrauner  Lack, 
der  jetzt  freilich  sehr  nachgedunkelt  hat  und  fast 
schwarz  aussieht.  Sehr  schön  sind  auch  seine  Schnecken, 
nur  die  F-Löcher  öfter  zu  weit  offen.  Vidal  macht 
darauf  aufmerksam,  daß  gerade  Fents  Instrumente  sehr 
stark  vom  Wurm  angegriffen  werden.  Der  Name  wird 
oft  Fendt  geschrieben.  Er  selbst  schrieb  sich  stets  Fent 
und  ließ  gewöhnlich  die  Jahreszahl  fehlen. 

Geigenzettel:  fait  par  fent.  /  M*''«  luthier  Montmartre  / 
pres  de  la  rue  du  Mail  a  Paris  /  Deitscher.  (geschrieben). 
—  Abb.  218. 

Feofanow.  —  Kasan.   1900 

Streichinstrumentenmacher  der  Gegenwart,  den  ein 
russischer  Fürst  ausbilden  ließ,  der  ihm  auch  einige 
wertvolle  italienische  Geigen  zum  Kopieren  lieh.  Er 
besitzt  viel  Handgeschicklichkeit  und  verwendet  einen 
guten  Lack. 

Ferati,  Pietro.  —  Siena.   1754.   1764 

Die  Geigen,  die  ich  mit  seinem  Zettel  sah,  zeigten  un- 
saubere   Arbeit,    gewöhnliches    (grobjähriges)    Holz, 
einen  dicken,  trübbraunen  Lack  und  breite  Einlage. 
Der  Ton  entsprach  dieser  Ausführung. 
Geigenzettel:  Pietro  Ferati  /  fecit  Siena  1764  (gedr.). 


Ferenczy,  Alexander  (Sändor).  —  Debreczen. 
Wien.  Geb.  H.Juli  1859  in  Budapest 
Schüler  von  Adolf  Mönnig.  Als  Gehilfe  kam  er  zu 
Thomas  Zach  in  Wien,  bei  dem  er  fünf  Jahre  lang 
blieb.  Hier  schloß  er  erst  seine  Ausbildung  ab,  so  daß 
er  sich  mit  Recht  als  einen  Schüler  Zachs  betrachten 
kann.  Er  arbeitete  auch  bei  G.  Lemböck,  ließ  sich 
hierauf  in  Debreczen  als  Meister  nieder  und  blieb  sechs 
Jahre  dort;  1893  ging  er  zunächst  nach  Budapest  und 
dann  nach  Wien,  wo  er  seinen  bleibenden  Wohnsitz 
aufschlug.  Er  erhielt  verschiedene  Auszeichnungen,  so 
im  Jahre  1898  auf  der  Jubiläumsausstellung  eine  Me- 
daille und  im  Jahre  1907  auf  der  Theater-  und  Musik- 
ausstellung eine  goldene  Medaille  usw. 

Ferenczy-Tomasowsky,  Karl  (auch  Karl  F.To- 
masowski).  —  Berlin.  Rotterdam,  Haag, 
Neuyork.    Geb.  1863  in  Budapest 

Schüler  von  Zach  und  von  W.  J.  Schunda  in  Budapest. 
Er  hatte  ein  hübsches  Quintett  auf  der  Jubiläumsaus- 
stellung im  Haag  1 900  und  erhielt  schon  auf  der  Millen- 
niumsausstellung in  Budapest  einen  ersten  Preis  als 
Gehilfe.  Um  1889  soll  er  in  Berlin  gearbeitet  haben, 
und  nach  allerlei  Fährlichkeiten  kam  er  schließlich 
nach  Neuyork.  Vgl.  De  Wits  Zeitschrift  1904,  Nr.  10 
und  17. 

Feret.  —  Paris.   1708 

Wahrscheinlich  aus  Nancy  stammend;  er  nennt  sich 
einen  Schüler  von  Medard,  den  er  nachgeahmt  haben 
soll,  gute  Arbeit,  brauner,  leuchtender  Lack. 
Geigenzettel:  Fait  par  Feret  /  eleve  de  Medar,  /  annee 
1 708  (geschrieben). 

Fergusson,  William.  —  Edinburgh.   1815 

Vielleicht  ein  Schüler  von  Perry.  Er  war  einer  der 
besseren  schottischen  Geigenmacher  seiner  Zeit.  Später 
lautete  die  Firma  Fergusson  &  Son.  —  Ein  Donald 
Ferguson  arbeitete  in  Huntley.  Aberdeenshire. 

Fernandez,  Francisco 

Lebt  als  Saiteninstrumentenmacher  in  Rio  de  Janeiro. 

Ferrand,  Eugene.  —  La  Rochelle.  Geb.  in 
Marans  16.  Aug.  1848 

Schüler  der  Brüder  Rigondeau,  bei  denen  er  zwölf 
Jahre  lernte,  und  deren  Nachfolger  er  am  1 .  April  1874 
wurde.  Er  baut  Klaviere,  Orgeln  und  Geigen  usw.  und 
ist  ein  vorzüglicher  Violoncellist.  Im  Jahre  1880  kaufte 
er  auch  das  Instrumentengeschäft  von  Dureau. 

Ferraresi,  Vincenzo.  —  San  Feiice  (Modena). 
Geb.  um  1793.  t  1869 

Ein  mittelmäßiger  Geigenmacher,  der  sowohl  Violinen 
als  Violoncelli  und  Bässe  gemacht  hat  und  auch  Holz- 
blasinstrumente verfertigte. 

Ferrari,  Agostino.  —  Budrio.  18.  Jahrhundert 

Vidal  führt  einen  Geigenmacher  dieses  Namens  ohne 
weitere  Angaben  an,  aber  weder  in  Domenico  Goli- 
nellis  »Storiche  di  Budrio«  noch  in  anderen  Werken 


132 


Ferrari  —  Fichtholdt 


findet  man  ihn.  Auch  die  Kirchenmatrikeln  von  Budrio 
enthalten  nicht  einmal  den  Familiennamen  Ferran,  so 
daß  es  mir  ganz  unmöglich  war,  über  diesen  Geigen- 
macher irgend  etwas  zu  ermitteln. 

Ferrari,  Alfonso.  —  Carpi  (Modena).    1738 

Man  kennt  hauptsächlich  Bässe  von  ihm.  Als  Geigen- 
macher war  er  schwerlich  hervorragend. 

Ferrari,  Carlo.  —  Siena.   1740 

Er  stand  zweifellos  unter  dem  Einfluß  der  Cremoneser, 
wenn  er  auch  nur  als  ein  Meister  dritten  Ranges 
gelten  darf. 

Ferrari   (Ferraro),   Gasparo.   —  Rom.     1731. 

1776 

Unter  den  Ferraris  der  Bedeutendste.  Er  war  haupt- 
sächlich Lauten-  und  Mandoünenmacher.  Seine  Arbeit 
ist  sehr  hübsch;  auch  sein  hellgelber  Lack  ist  zu  loben. 
Eine  Mandore  von  1744  besitzt  Claudius  in  Kopen- 
hagen, eine  römische  Mandoline  die  Sammlung  Snoeck 
und  eine  reich  eingelegte  große  (Archi-)Laute  von  un- 
gewöhnlicher Breite  die  staatl.  Sammlung  alter 
Musikinstrumente  in  Berlin.  Eine  kleine,  zwölfsaitige 
Mandoline  ist  in  München  in  Privatbesitz.  Eine  1776 
gebaute  Mandoline  von  ihm  besitzt  W.  Heyers  Musik- 
historisches Museum  in  Köln. 

Geigenzettel :  Gasparo  Ferraro  Romano  /  f  ecit  in  Roma 
nel  mesa  di  Maggio  /  dell  Anno  1744  (gedruckt).  — 
Gasparo  Ferrari  Romano  /  Roma  Ao  1751  (gedruckt). 
—  Caspar  Ferrari  Romanus  /  fecit  anno  1 776  (gedr.). 

Ferrari,  Giambattista.  —  Modena.  1853.  1883 
Erfinder  der  »Chitarra  decacorda«  (eine  Gitarre  mit 
zwei  Hälsen  und  zehn  Saiten)  und  selbst  ein  Virtuose 
auf  diesem  Instrument. 

Ferrari,  Giovanni.  —  18.  Jahrhundert 

Ein  bescheidener  Geigenmacher,  von  dem  sich  eine 
schmucklose  Taschengeige  in  W.  Heyers  Musikhisto- 
rischen Museum  befindet  (No.  735). 

Ferrer,  Antonius.  —  Neapel.   1481 

Ein  Klosterbruder,  der  für  Ferdinand  I.  von  Neapel 
verschiedene  Musikinstrumente  machte.  Von  ihm  heißt 
es  in  einer  Urkunde:  »A  Frate  Ant^  Ferrer,  quäle  fa 
certi  stromenti  da  sonar  por  lo  S.  R.,  graciosamenta 
adi  4  dieto  bis.« 

Ferri,  Primo.  —  Mirandola.   1848.   1851 

Mittelmäßig  in  seinen  Violinen  und  Violoncelli.  Bei 
Valdrighi  (1028)  wird  er  aufgezählt. 

Ferner,  William.  —  Dundee.  Geb.  1849  in 
Old  Scone,  Perthshire 

Ein  Photograph,  der  sich  aus  Liebhaberei  dem  Studium 
des  Geigenbaus  gewidmet  hat.  Er  hat  bisher  über  30 
Violinen  gemacht,  von  denen  ihm  viele  nur  als  Ver- 
suche galten.  Einige  sind  länger  als  üblich,  andere  zu 
dünn  im  Holz,  alle  aber  von  bemerkenswerter,  schöner 
Arbeit. 

Geigenzettel:  W.  Ferrier  /  Dundee  /  No  ...  18  .  .  (ge- 
druckt). 


F.  E.  S.(?).  —  Wermrichhausen.   1829 

Über  seinen  vollen  Namen  und  auch  seinen  Aufenthalt 
gibt  die  Pfarrmatrikel  keine  Auskunft.  Nach  seinem 
2ettel  war  er  ein  »Scrinarius«  (Schreiner).  Er  hat  ver- 
schiedene Bässe  gebaut,  die  heute  noch  da  und  dort  in 
Franken  anzutreffen  sind.  Die  Arbeit  ist  handwerks- 
mäßig, der  Lack  sehr  dürftig.  Da  er  den  (gewölbten) 
Boden  auch  aus  Fichtenholz  machte,  sind  seine  In- 
strumente jetzt  meistens  sehr  schadhaft. 
Geigenzettel:  F  E S.  Srinario.  Wermerichhausen /  1829 
(geschrieben). 

Feury  (Ferry),  Fran^ois. — Paris.   1715.   1762 

Schwiegersohn  von  Leclerc,  geschworener  Meister  der 
Pariser  Lautenmacherzunft  für  1752  und  für  1757. 
Seine  Geigen  haben  kleines  Patron,  sind  hübsch  gebaut, 
haben  schön  geschnittene  kleine  F-Löcher,  zierliche 
Schnecke.  Sein  Lack  ist  rot  und  dick.  Er  machte  auch 
Gitarren,  Mandolinen  und  Bässe.  Eine  zur  Bauernleier 
umgebaute  Gitarre  aus  der  Sammlung  Snoeck  (Nr.  600) 
befindet  sich  in  Berlin.  Einen  Baß  besitzt  A.  Rogat. 
Geigenzettel :  F.  Feury  rue  des  Fossez  /  S^  Germain 
de  l'Auxerrois  /  proche  la  rue  de  l'Arbre  sec  /  A  Paris 
17..  (gedruckt).  —  F.  Feury,  rue  de  l'Arbre-Sec  /  vis- 
ä-vis  Saint  Germain-l'Auxerrois  /  Paris  1753. 

Fevrot.  —  Lyon.   1779.   1813 

Die  wenigen  von  ihm  bekannten  Geigen  sind  von  hand- 
werksmäßiger Arbeit.  Er  scheint  jedoch  als  Reparateur 
viel  beschäftigt  gewesen  zu  sein.  Seine  Zettel  sind  ge- 
schrieben. Eine  Lyragitarre  von  ihm  besitzt  Baron 
de  Lery. 
Geigenzettel:  Abb.  211. 

Feyzeau.  —  Bordeaux.  1740.  1770 

Er  arbeitete  seine  Geigen  nach  einem  kleinen,  hübsch 
gewölbten  Modell;  einzelne  davon  sind  recht  gut  ge- 
macht. Sein  (Spiritus-)Lack  ist  meist  von  hellgelber 
Farbe,  der  sich  bei  einigen  Instrumenten  in  graubraun 
verändert  hat.  Außer  Geigen  machte  er  auch  Violen, 
Quintone  und  Lyren,  die  ihn  gleichfalls  als  gewandten 
Meister  erkennen  lassen.  Besonders  hübsch  in  der  Form 
sind  die  F-Löcher  und  die  Schnecke.  Die  Sammlung 
Savoye  in  Paris  besitzt  ein  Quinton  (von  1 765)  von  ihm. 
Geigenzettel:  Feyzeau  /  a  Bordeaux  /  1760  (gedruckt). 

Fichtel  s.  auch  Fichtl 

Fichtel  (Fichd),  Hans.  —  Füssen.   1690 

Vielleicht  der  Sohn  von  Jakob  F.  Ein  seinerzeit  sehr 
angesehener  Lautenmacher,  der  im  vornehmsten 
(ersten)  Stadtviertel  wohnte. 

Fichtel  (Fichtl),  Jakob  (?).  —  1670 

El  kann  als  das  älteste  bekannte  Mitglied  der  Familie 
Fichtl  betrachtet  werden.  Der  Vorname  war  nicht 
sicher  leserlich.  Nach  einer  schmucklosen  Laute  zu  ur- 
teilen, die  seinen  Namen  trug,,  war  er  ein  wenig  hervor- 
ragender Lautenmacher. 

Fichtholdt  s.  Fichtold 


Fichtl.  Alois  Mathias  —  Fichtl,  Martin  Matthias  II 


133 


Fichtl,  Alois  Mathias.  —  Mittenwald.  Geb. 
1764.  1810 

In  seiner  Arbeit  macht  sich  der  Niedergang  der 
MIttenwalder  Schule  bereits  bemerkbar.  Die  Geigen 
sehen  äußerlich  noch  gut  aus,  sind  innen  sorglos  ge-. 
arbeitet  und  klingen  deshalb  unedel. 

Fichtl,  Christoph.  —  Füssen.    Geb.  um  1695, 

t9.Dez.  1758 

Im  Füssener  Umlageregister  vom  Jahre  1714  wird  er 
als  Lautenmacher  (kinderlos)  aufgeführt. 

Fichtl  (Fichtel),  Gottlieb. -Breslau.  1806.  1820 

Er  dürfte  der  Mittenwalder  Familie  angehört  haben. 
Man  kennt  einige  nach  Amati  hübsch  kopierte  Geigen 
von  ihm.  Sein  Reparaturjettel  findet  sich  in  einer 
Laute,  die  angeblich  C.  Maria  v.  Weber  gehört  hat, 
und  in  einem  Violoncello  im  Schlesischen  Museum  für 
Kunstgewerbe  und  Altertümer. 

Fichtl,  Johann.  —  Wien.   1716.   1742 

In  den  Bürger-  und  Steuerbüchern  kommt  er  nicht  vor; 
er  war  vielleicht  der  Vater  oder  der  Bruder  von  Martin 
Matthias  F.  Eine  Viola  mit  seinem  Namen  wurde  mir 
1890  in  Wien  von  einem  Händler  angeboten. 

Fichtl,  Johann  Ulrich.  —  Mittenwald.    1750. 

1769 

Einer  der  besten  Mittenwalder,  der  das  Amatimodell 
kannte  und  gelben  Lack  verwendete.  Seine  Geigen  sind 
dick  im  Holz,  und  die  Arbeit  ist  sehr  gut. 
Geigenzettel:  Abb.  225. 

Fichtl,  Joseph.  —  Füssen.  Geb.  um  1692, 
t  10.  März  1759 

In  der  Sterbematrikel  wird  er  als  67  jähriger  »Testudi- 
narius«  bezeichnet.  Er  ist  jedenfalls  identisch  mit  dem 
gleichnamigen  Lautenmacher,  der  im  Umlageregister 
von  1737  als  kinderlos  aufgeführt  wird.  Seine  Witwe 
lebte  noch  im  Jahre  1774. 

Fichtl,  Joseph  Anton.  —  Mittenwald.    Geb. 

12.  Aug.  1758,  t  nach  1790 

Gute  Mittenwalder  Schule.  Eine  Viola  von  ihm,  die  er 
im  Alter  von  18  Jahren  gemacht  hat,  besitzt  das  Stift 
St.  Florian  in  Oberösterreich. 
Geigenzettel :  Antonius  Fichtl  /  1 776.  (gedruckt). 

Fichtl,  Leopold.  —  Mittenwald.   1756 

Klotz-Schule.  Seine  Geigen  zeichnen  sich  durch  leichte 
Ansprache  und  gleichmäßigen,  einschmeichelnden  Ton 
aus. 

Fichtl,  Magnus  (Mang)  Anton.  —  Krems. 
Geb.  1748  (in  Füssen  oder  Mittenwald?), 
t  4.  Dez.  1792  in  Krems  (an  »Abzehrung«) 

Um  1770  kam  er  nach  Krems,  wo  er  sich  niederließ 
und  am  1 2.  Januar  1 779  Bürger  wurde.  Am  3.  Mai  1 784 
heiratete  er  Maria  Anna,  die  Tochter  des  Tischler- 
meisters Stadler,  und  brachte  es  zu  Wohlstand  und  .An- 


sehen, so  daß  er  im  Jahre  1790  zum  Stadtkämmerer 
erwählt  wurde.  Seiner  .Arbeit  nach  muß  er  aus  Mitten- 
wald stammen.  Er  bevorzugte  ein  Stainermodell,  ver- 
wendete ziemlich  gutes  Holz  und  einen  rötlichen  Lack. 
Eine  gute  Viola  von  ihm,  aus  einem  Kloster  in  der  Nähe 
von  Krems  stammend,  besitzt  Hofgeigenmacher  Jaura 
in  Wien. 
Geigenzettel: 'Abb.  216. 

Fichtl,  Martin.  —  Mittenwald.   1768.   1770 
Seine  Violinen  klingen  gut,  wenn  sie  auch  nicht  immer 
mit  wünschenswerter  Sorgfalt  gemacht  sind. 

Fichtl,  Martinus  Mathias  I.  — Wien.  Geb.  um 
1651  (in  Füssen?),  f  23.  Febr.  1707  In  Wien 
Seine  Violinen  sind  nach  einem  kleinen  Stainermodell 
gebaut  und  im  ganzen  unansehnlich.  Er  verwendete 
gutes  Fichtenholz,  dagegen  meistens  nur  ungeflammtes 
Ahornholz.  Auch  sein  dunkelbrauner  Lack  ist  arm  und 
ohne  Glanz. 
Geigenzettel:  Abb.  212. 

Fichtl,  Martin  Matthias  II.  —  Wien.  Geb.  um 
1682,  t  1768 

Wahrscheinlich  Sohn  des  Martin  M.  I .,  F. ,  den  er  jedoch 
so  wesentlich  übertraf,  daß  man  annehmen  kann,  daß 
er  bei  einem  besseren  Meister  gelernt  hat.  Er  wohnte 
als  Geigen-  und  Lautenmacher  im  Kärntner  Viertel, 
legte  am  27.  September  1724  den  Bürgereid  ab  und 
kommt  in  den  Steuerbüchern  von  1749  (sie  reichen 
nicht  weiter  zurück)  bis  1768  vor.  Zuletzt  scheint  er 
wegen  hohen  Alters  nicht  mehr  gearbeitet  zu  haben, 
denn  es  heißt  in  den  Akten  bei  ihm  »Gewerbe  feiernd«. 
Dadurch  erklärt  sich  auch,  daß  in  den  Büchern  der 
Wiener  Geigenmacherzunft  sein  Todestag  nicht  ver- 
zeichnet wird.  Er  muß  also  in  seinen  letzten  Lebens- 
jahren der  Zunft  nicht  mehr  angehört  haben.  Er  soll 
seit  1706/07  in  Wien  ansässig  gewesen  sein,  was  die 
Vermutung,  daß  er  ein  Sohn  des  im  Jahre  1707  ge- 
storbenen gleichnamigen  Geigenmachers  war,  nur  ver- 
stärkt. Er  arbeitete  sehr  sauber  nach  einem  großen 
Stainermodell,  bevorzugt  eine  hohe  Wölbung  und  ver- 
wendete nur  sehr  gutes,  feinjähriges  Fichtenholz,  sowie 
schönes,  möglichst  breitgeflammtes  Spiegelahornholz, 
und  nimmt  die  Zargen  nach  der  Schwarte  geschnitten. 
Der  Lack  ist  von  schöner  sattroter  Farbe  auf  goldigem 
Grund.  Weniger  gelungen  erscheinen  seine  Schnecken. 
Es  gibt  auch  Geigen  von  mittelhoher  Wölbung  mit 
gelbbraunem  Lack  von  ihm.  Im  Ton  sind  seine  Geigen 
sehr  gut  und  erreichen  daher  auch  gute  Preise.  Daß 
sie  sehr  selten  geworden  sind,  ist  dem  Umstände  zu- 
zuschreiben, daß  sie  in  den  letzten  20  Jahren  massen- 
haft nach  England  und  Amerika  verkauft  wurden,  wo 
sie,  mit  Stainer-  oder  Albanizetteln  versehen,  weit 
besser  bezahlt  wurden  als  in  Wien.  Seine  besten  Ar- 
beiten tragen  Jahreszahlen  zwischen  1730  und  1750. 
Zwei  sehr  schöne  Violinen  von  ihm  besitzt  Hofgeigen- 
macher  W.  Th.  Jaura,  zwei  Violoncelli,  die  sehr  selten 
vorkommen,  von  1737  und  1746  das  Schottenstift  in 
Wien.  Auf  einigen  Zetteln  gibt  er  nur  den  einen  Tauf- 
namen Martinus  an. 

Geigenzettel:  Martinus  Fichtl  /  fecit  Viennae  1739  (ge- 
druckt). —  .Abb.  21 5. 


134 


Fichtl 


FIchtl,  Mathlas.  —Augsburg.   1720 

Vielleiclit  ein  Sohn  von  Philipp  jakob  F.  Da  dieser  aber 
erst  1696  geheiratet  hat  und  schon  um  1701  gestorben 
ist,  geht  schon  daraus  hervor,  daß  er  nicht  dessen 
Schüler  gewesen  sein  kann.  Dagegen  spricht  auch 
die  Arbeit  von  Mathias  F.,  die  diejenige  von  Phil.Jak.F. 
bedeutend  überragt.  Er  verwendet  ein  hochgewölbtes 
Modell  ohne  Hohlkehle;  nur  den  meist  aus  einem 
Stück  gearbeiteten  Boden  nimmt  er  ziemlich  flach.  Das 
Holz  ist  gut,  Hals  und  Schnecke  gewöhnlich  Birn- 
baum, die  Schnecke  sehr  schön  geschnitzt;  auch  der 
L,ack  ist  gut  und  von  rotbrauner,  durchsichtiger  Farbe. 
Der  Ton  ist  ansprechend,  hell  und  gleichmäßig. 
Geigenzettel:  Mathias  Fichtl  /  Lauten-  /  und  Geigen- 
Macher  in  /  Augspurg  1 720  (gedruckt). 

Fichtl,  Michael.  —  Füssen.   1737.  f  13.  März 
1757 

Im  Füssener  Umlageregister  für  1737  wird  er  als 
Lautenmacher  mit  einem  einjährigen  Söhnlein  Mang 
.Anton  aufgezählt. 

Fichtl,  Philipp  Jacob.  —  Augsburg.    Geb.  um 
1670  in  Füssen,  f  um  1701 

Nach  dem  Hochzeitsbuche  stammt  er  aus  Füssen  und 
heiratete  am  2.  Februar  1696  die  Witwe  des  Augs- 
burger Lautenmachers  Hans  Georg  Edlinger,  die  er 
jedoch  schon  1701  wieder  als  Witwe  hinterläßt.  Als 
Geigenmacher  war  er  nicht  bedeutend;  sein  hochge- 
wölbtes Modell  hat  am  Rand  eine  deutliche  Hohlkehle, 
die  Brust  ist  spitz,  die  F-Löcher  steil  und  lang.  Das 
Holz  ist  manchmal  nicht  schlecht,  aber  fast  immer  zu 
dick.  -Auch  der  Lack  ist  spröde  und  dünn,  gewöhnlich 
von  gelbbrauner  Farbe,  der  Ton  armselig  und  roh. 
Eine  Viola  mit  einem  Löwenkopf  am  Wirbelkasten  be- 
sitzt das  Zisterzienserinnenkloster  Oberschönenfeld  bei 
Augsburg. 

Geigenzettel;  Philipp  Jacob  Fichtl  /  Lauten-  und 
Geigen-Ma  /  eher  in  Augsburg  1698  (gedruckt). 

Fichtold,  Christoph.  —  Füssen.   1650.   1666 

Einer  aus  Lechbruck  nach  Füssen  gezogenen  Familie 
angehörend.  Vielleicht  der  jüngere  Bruder  von  Hans  F. 
Er  wohnte  im  zweiten  Stadtviertel  und  betrieb  außer 
der  Lautenmacherei  auch  einen  Kornhandel. 

Fichtold,  Hans  d.  Ä.  —  Füssen.     1616.     1666 

Er  wurde  am  Sonntag  Lätare  1616  als  Meister  in  die 
Fiissener  Lautenmacherzunft  aufgenommen  und  war 
vielleicht  der  am  18.  September  1598  geborene  Sohn 
des  Andreas  Fichtold.  Man  kennt  seinen  Namen  aus 
Barons  »Untersuchung  des  Instruments  der  Lauten«; 
dort  heißt  es  (Seite  94):  »Hannss  Fichtholdt,  welcher 
noch  Anno  1612  vortreffliche,  auf  Italiänische  Art  ge- 
arbeitete Lauten  gemacht,  ist  auch  nicht  zu  übergehen, 
an  welchen  Ort  er  aber  wohnhafft  gewesen,  ist  mir  un- 
bewußt. Seine  Arbeit,  welche  klein-spänicht,  Ist  bey 
denen  Instrument  Verständigen  in  grossen  Werthe.« 
—  Die  Jahreszahl  hat  Baron  wohl  zu  früh  angesetzt, 
es  sei  denn,  daß  der  1650  als  sehr  wohlhabend  vor- 
kommende  Füssener   Meister,   der   im   vornehmsten 


-  Ficker 

(ersten)  Viertel  der  Stadt  wohnte,  eiiu:n  gleichnamigen 
Vater  gehabt  oder  daß  Hans  F.  ein  sehr  hohes  Alter  er- 
reicht hat. 

Fichtold,  Hans  d.  J.  —  Füssen.    1666.    f  vor 

.    1690 

Er  war  ein  Sohn  von  Hans  F.  d.  A.  und  gleichfalls  ein 
geschätzter  Lautenmacher. 

Fichtold,  Hanns.  —  Ingolstadt.    1650 

In  der  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  soll  ein  Hanns 
Fichtold  —  vielleicht  ein  Bruder  von  Michel  F.  in 
Ingolstadt  gelebt  haben.  Vielleicht  aber  hielt  sich  der 
Füssener  Meister  um  diese  Zeit  vorübergehend  in  In- 
golstadt auf. 

Flchtoldt,  Michel.  —  Ingolstadt.    1650.    1651 

Leider  ließ  sich  in  der  Ingolstädter  Registratur  nichts 
über  ihn  finden.  Er  war  ein  trefflicher  Lautenmacher, 
von  dem  das  Städtische  Museum  in  Braunschweig  eine 
schöne  Theorbe  (Nr.  59)  und  die  Königl.  Sammlung 
alter  Musikinstrumente  in  Berlin  eine  Pandore  von 
vollendeter  Arbeit  (Nr.  740)  besitzt. 

Geigenzettel:  Mich.  Fichtoldt  Bürger  und  /  Lauten- 
macher in  Ingolstadt  1650  (gedruckt).  —  Michl  Fich- 
toldt lauten  /  Macher  in  Ingolstat  1 65 1   (geschrieben). 

Fichtold  (Vichtelt),  Sebastian.  — Füssen.  1606. 
1612 

Er  war  schon  im  Jahre  1606  »Fürgesetzter«  (Alter- 
mann) und  kommt  noch  1612  als  Mitglied  der  Lauten- 
macherzunft vor.  Seine  Arbeit  zeichnet  sich  durch 
Sauberkeit  und  reiche  Verzierung  aus. 

Flck,  C.  —  Boitzenburg  a.  E.    1850.    1859 

Ein  Musiker,  der  auch  einige  Geigen  machte,  die  nicht 
unfleißig  gearbeitet  sind  und  gut  klingen,  aber  doch 
eine  ungeübte  Hand  verraten. 

Geigenzettel :  C.  Fick,  Musicus  fecit  /  Boitzenburg  an 
der  Elbe,  op.  2  /  1850  (geschrieben). 

Ficker,  August  Wilhelm.  —  Markneukirchen. 

Geb.  23.  Nov.  1855 

Schüler  von  Herrmann  DöUing  sen.,  Sohn  des  Gitarre- 
machers Heinr.  Wilh.  F.  (f  8.  November  1858).  Von 
1872 — 1879  Gehilfe  bei  A.  Riechers,  gründete  1880  sein 
eigenes  Geschäft  in  seiner  Vaterstadt  und  verlegt  sich 
besonders  auf  die  Herstellung  von  Konzertviolinen  und 
Violoncelli,  bei  denen  er  in  neuerer  Zeit  auch  Boden 
und  Decke  nach  Dr.  Großmanns  System  abstimmt.  Er 
arbeitet  nach  Stradivan  und  auch  nach  Amati  und 
Guarnen  und  verwendet  meist  Ollack,  teilweise  jedoch 
auch  Spirituslack. 

Geigenzettel :  Wilhelm  Ficker,  /  Fabrikation  von 
Streichinstrumenten  /  Markneukirchen  i/S.  (gedruckt). 

Ficker,  Carl  Friedrich  (gen.  Fickerhansel).  — 
Markneukirchen.  Geb.  13.  Nov.  1783, 
t  7.  Mai  1849  in  Markneukirchen 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Christian  F.  und  dessen 
Nachfolger  in  der  Werkstatt.  Er  war  sehr  tüchtig  und 


Fickci,  Call  Muiitz  —  Ficker,  Joliami  Gcoig  I. 


135 


wird  als  Lehrer  von  A.  Riechers  bezeichnet,  was  jedoch 
nicht  richtig  zu  sein  scheint.  Sein  Sohn,  der  auch 
Geigenmacher  wurde,  machte  ihm  wenig  Ehre,  da- 
gegen mehr  sein  Schwiegersohn  Carl  Gottlob  Pfretzsch- 
ner. 

Ficker,  Carl  Moritz.  —  Markneukirchen.  Geb. 

20.  Juni  1849 

Sohn  von  Carl  Wilh.  Aug.  F.  Ein  geschickter,  fleißiger 
Meister.  Da  er  aber  viel  für  den  Handel  gearbeitet  hat, 
konmien  Geigen  mit  seinem  Namen  selten  vor.  Er  ist 
übrigens  ein  Meister  in  der  Kunst  des  Lackierens  und 
ganz  besonders  geschickt  in  der  Imitation  alter  Lackie- 
rungen. 

Ficker,    Carl    Richard.    —    Markneukirchen. 

Geb.  20.  Nov.  1856 

Sohn  von  Carl  Wilh.  Aug.  F.,  ein  sehr  fleißiger  und 
tüchtiger  Geigenmacher,  der  den  Beinamen  semes 
Großvaters  »Fickerhansel«  geerbt  hat. 

Ficker,  Carl  Wilhelm  August.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  1.  Aug.  1818, 1 25.  April  1868 

Sohn  von  Carl  Friedrich  F.,  Schüler  seines  Schwagers 
Carl  Gottlob  Pfretzschner.  Er  war  talentvoll ;  da  er  sich 
aber  dem  Trunk  ergab,  ist  er  schließlich  herabgekom- 
men. Er  gilt  als  der  eigentliche  Lehrer  von  A.  Riechers. 
Dieser  nannte  seinen  Lehrer  allerdings  '>Hans  Ficker«. 
Mit  diesem  Taufnamen  gab  es  jedoch  keinen  Ficker  in 
Markneukirchen.  Die  verschiedenen  Johann  F.  können 
nicht  in  Betracht  kommen.  Am  ehesten  »Fickerhansel". 

Ficker,  Christian  Samuel.  —  Markneukirchen. 
Geb.  4.  April  1766,  t  30.  März  1819 

Ein  weniger  hervortretendes  Mitglied  der  Familie, 
immerhin  aber  noch  ein  geschickter  Geigenmacher. 

Ficker,     Friedrich     Wilhelm.    —    Markneu- 
kirchen. Geb.  1794,  t  1873 

Sohn  von  Johann  Gottlob  F.  und  dessen  Nachfolger. 
Die  Geigen,  die  er  um  1830 — 1840  gebaut  hat,  sind 
seine  besten. 

Ficker,  Friedrich  Wilhelm.  —  Erlbach.    Geb. 
m  Markneukirchen  31.  Jan.  1821 

Er  war  zwar  nicht  Geigenmachers-,  sondern  Schuh- 
macherssohn, ist  aber  doch  mit  den  übrigen  Fickers 
verwandt.  Er  ließ  sich  in  Erlbach  nieder. 

Ficker,  Georg  Adam.  —  (Mark-)Neukirchen. 
Ende  des  18.  Jahrhunderts 

Ein  Geigenmacher,  von  dem  ich  zwar  Geigen  (von  ge- 
wöhnlicher Arbeit)  gesehen  habe,  den  ich  aber  urkund- 
lich nicht  nachweisen  konnte. 

Ficker,  Heinrich  Wilhelm.  —  Markneukirchen. 
Geb.  1832,  t  1858 

Sohn  von  Friedrich  Wilhelm  F.  Er  starb,  ehe  er  die 
Hoffnungen,  zu  denen  er  berechtigte,  erfüllen  konnte. 


Ficker  (Fücker),  Johann  Adam.   —  (Mark-) 
Neukirchen.  Geb.  um  1732.   1765 
Sohn  und  Schüler  von  Lorenz  F.  Er  wurde  bereits  am 
5.  Oktober  1 73 1  Meister  und  war  ein  tüchtiger  Arbeiter. 

Ficker,  Johann  Christian   I.  —  (Mark-)Neu- 
kirchen.   1700.   1722 

Er  kam  wahrscheinlich  als  Exulant  nach  Neukir- 
chen und  wird  in  den  Kirchenbüchern  noch  I  720  und 
1722,  allerdings  ohne  Angabe  seines  Berufs,  erwähnt, 
diesen  nennt  dagegen  sein  Zettel  schon  1700.  Seine 
Arbeit  ist  sorgfältig,  Geigen  von  ihm  kommen  noch  oft 
vor. 

Geigenzettel :  Abb.  209. 

Ficker,  Johann  Christian  II.  —  (Mark-)Neu- 
kirchen.  Geb.  um  1735.   1780 

Zweiter  Sohn  und  Scliüler  von  Johann  Kaspar  F.  Er 
wurde  am  21 .  Mai  1 755  Meister  und  war  auch  ein  tüch- 
tiger Kaufmann.  Eine  Violine  von  ihm  besitzt  u.  a. 
C.  Stoeber  in  Würzburg.  Seinem  Geschäftsgeiste  ent- 
sprach es,  auf  seinen  geschriebenen  oder  gedruckten 
Zetteln  häufig  Miltenwald  und  Cremona  als  Ursprungs- 
orte anzugeben,  obwohl  seine  Arbeit  weder  tirolensch 
noch  gar  cremonesisch  aussah.  Im  Innern  des  Rodens 
findet  man  häufig  die  Brandmarke  Nr.  34 

^  I  *  C  *  F  ^. 

Das  Holz  ist  meist  gut,  die  Wölbung  hoch,  der  Lack 
braun.  Der  Ton  seiner  Geigen  ist  im  allgemeinen  recht 
gut.  Er  gebrauchte  auch  die  Zettel  seines  Vaters,  oft 
ohne  Jahreszahl. 

Geigenzettel :  Johann  Christian  Ficker  /  p:obe  Violin 
fecit  Cremona  (gedruckt).  —  Johann  Christian  Ficker/ 
Probe  Violino  in  Cremona  1 757  (geschrieben). 

Ficker,  Johann  Christian  III.  —  (Mark-)Neu- 
kirchen.  Geb.  7.  März  1758,  f  1 .  Nov.  1822 
Seine  Geigen  sind  ziemlich  hochgewölbt,  wenn  auch 
nicht  übermäßig.  Die  F-Löcher  sind  etwas  steif,  da- 
gegen sieht  die  Schnecke  mit  ihren  hübschen,  hervor- 
stehenden Ohren  und  weitspurigen  Gängen  besser  aus. 
Der  Rand  ist  gewöhnlich  recht  schmal.  Auch  er  hat 
seine  Arbeiten  gerne  aus  Cremona  oder  Mittenwald 
datiert. 

Geigenzettel:  lohann  Christian  Ficker,  Lauden  /  und 
Geigenmacher  in  Neukirchen  bey  Adorf  1809  (gedr.). 
—  lohann  Christian  Ficker  ,  probe  violino  corr.  Cre- 
mona (gedruckt). 

Ficker,  Johann  Georg  I.  —  (Mark-)Neu- 
kirchen.  Geb.  1732,  f  25.  Mai  1772 

Sohn  und  Schüler  von  Hans  Caspar  F.,  ward  am 
21.  November  1752  Meister.  Er  starb,  erst  39  Jahre 
7  Monate  und  19  Tage  alt.  Nur  die  Geigen  mit  seinem 
Namen  und  den  Jahreszahlen  von  1752 — 1760  können 
ihm  mit  Sicherheit  zugeschrieben  werden,  diese  aber 
sind  leicht  ansprechende,  vollklingende  Instrumente. 


136 


Ficker  —  Fiegimüller 


Ficker  (Fücker),  Johann  Georg  II.    Geb.  um 

1738.  1760 

Er  war  wahrscheinlich  ein  Meisterssohn  und  hat  das 
Geigenniachen  regelrecht  erlernt.  Bei  der  von  Branden- 
burg-Preußen verlangten  Rekrutierung  von  zehn  sächsi- 
schen Regimentern  wurde  er  ausgehoben.  *Da  er  nun«, 
wie  es  im  Zunftbuche  heißt,  »Gelegenheit  gefunden, 
sich  der  Kgl.  Preuß.  und  churfürstl.  Brandenburgi- 
schen Dienste  zu  entziehen  und  m  sächsische  Dienste 
zu  treten«,  bewarb  er  sich  am  29.  Mai  1760  um  .Auf- 
nahme in  die  Zunft,  und  er  wurde  tatsächlich  als  Meister 
angenommen.  Wofür  er  »von  gantz  freyen  Stücken« 
ein  halbes  Faß  Bier  für  »das  Geigenmacher-Handwerk« 
stiftete.  Arbeiten  von  ihm  sind  wegen  der  Gleichnamig- 
keit des  gleichzeitig  tätigen  Johann  Georg  I.  F.  schwer 
nachzuweisen. 

Ficker,  Johann   Georg    III.  —  (Mark-)Neu- 
kirchen.  Geb.  30.  März  1761,  f  14.  Juni) 801 

Sohn  von  Johann  Georg  I.  F.  Da  er  den  Vater  schon 
im  elften  Lebensjahre  verlor,  kann  er  schwerlich  dessen 
Schüler  gewesen  sein.  Trotzdem  benutzt  er  die  gleichen 
Modelle  wie  dieser. 

Ficker,    Johann    Gottfried.    —    (Mark-)Neu- 
klrchen.    Geb.  1754,  f  7.  JuH  1816,  62  J. 

6  M.  1  T.  alt 

Er  darf  mit  Johann  Gottlob  nicht  verwechselt  werden ; 
seine  Arbeit  ist  weniger  gefällig,  auch  das  Holz  in  der 
Regel  weniger  schön. 

Ficker,   Johann   Gottlob    I.   —  (Mark-)Neu- 
kirchen.  Geb.  1744,  f  30.  Nov.  1832 

Sohn  von  Johann  Caspar  F.,  wurde  am  13.  Juni  1764 
Meister  und  gehört  zu  den  besten  Geigenmachern  des 
Vogtlandes.  Seine  Arbeiten  zeichnen  sich  durch  gutes 
Holz,  saubere  Durchführung  und  edlen  Ton  aus.  Seine 
Violinen  waren  schon  zu  seinen  Lebzeiten  geschätzt; 
trotzdem  fühlte  auch  er  sich  veranlaßt,  wiederholt 
auf  seinen  Zetteln  bei  Unkundigen  den  Schein  zu 
erwecken,  als  hätte  man  es  mit  Crem.oneser  Geigen  zu 
tun.  Er  tut  dies  in  demselben  sinnlosen  Latein,  das  für 
viele  seiner  Zeitgenossen  und  Vorgänger  typisch  ist. 
Ein  Beweis  für  die  Güte  seiner  Geigen  mag  es  sein, 
daß  ihn  viele  wirklich  für  einen  Cremoneser  Meister 
hielten;  noch  Niederheitmann  tat  dies,  wenn  er  auch 
zugibt,  daß  die  Geigen  nur  wenig  der  Cremoneser 
Schule  entsprechen.  Da  er  fleißig  war  und  88  Jahre 
4  Monate  und  5  Tage  alt  wurde,  kommen  seine  Geigen 
noch  häufig  vor.  Er  gebrauchte  oft  eine,  übrigens  auch 
von  anderen  Mitgliedern  der  Familie  in  ähnlicher  Form 
verwendete  Brandmarke  (Nr.  39).  Die  Schreibweise 
seines  Zettels  ist  sehr  schwankend. 

Geigenzettel :  lohann  Gottlob  Ficker  probe  Violino  cor- 
Respont  Romani  Cremona  1788  (gedruckt). — Abb.  205. 

Ficker,  Johann  Gottlob    II.  —  (Mark-)Neu- 
kirchen.  Geb.  6.  Dez.  1778,  f  26.  Aug.  1827 

Sohn  von  Johann  Gottlob  I.  F.  Er  arbeitete  ganz  in  der 
Weise  seines  Vaters  und  wird  wohl  auch  stets  npr  unter 


diesem,  der  ihn  ja  überlebte,  gewirkt  haben.  Es  ist 
daher  schwer,  ihn  vom  Vater  zu  unterscheiden,  es  sei 
denn,  daß  man  weniger  gute  Geigen,  die  echte  Zettel 
und  Brandmarke  tragen,  für  seine  Arbeit  hält. 

Ficker,  Johann  Kaspar.  —  (]VIark-)Neukirchen. 
Geb.  um  1703.  t  nach  1767 

Nachdem  er  die  Geigenmacherkunst  regelrecht  erlernt 
und  eine  Zeitlang  als  Geselle  gearbeitet  hatte,  wurde  er 
am  2.  Januar  1 722  Meister,  wobei  man  ihm  das  Meister- 
stück erließ.  Er  saß  schon  1755  und  noch  1766  und 
1 767  als  Vormeister  im  Zunftrate.  Ein  tüchtiger  Geigen- 
macher, der  viel  auf  Reisen  gewesen  sein  soll. 

Geigenzettel:  Johann  Caspar  Ficker  Vio-  /  linmacher 
in  Neukirchen  /  Ao.  1749  (gedruckt). 

Ficker,  Lorenz.  —  (Mark-)Neukirchen.    1730 

Er  wurde  als  tüchtiger  Geigenmacher  gerühmt,  ist  aber 
nach  1730  nicht  mehr  nachzuweisen,  .'\rbeiten  von  ihm 
oder  Zettel  waren  nicht  aufzutreiben. 

Ficker,  Paul  Kurt.  —  Markneukirchen,  Char- 
lottenburg-Berlln.  Geb.  2.  Febr.  1880  in 
Markneukirchen 

Sohn  und  Schüler  von  Carl  Moritz  F.  Als  Gehilfe  ar- 
beitete er  von  1899 — 1901  bei  Joh.  Padewet  in  Karls- 
ruhe. Nachdem  er  seiner  Militärpflicht  genügt  hatte, 
machte  er  sich  1903  in  Markneukirchen  selbständig, 
siedelte  jedoch  1908  nach  Charlottenburg  über,  um  für 
die  Firma  Rob.  Beyer  tätig  zu  sein.  Seit  November  1910 
vereinigte  er  sich  mit  Friedr.  Freitag  zu  der  Firma 
Freitag  &  Ficker  in  Berlin.  Gut  vorgeschult,  hatte  er 
als  Gehilfe  besonders  Gelegenheit,  sich  im  Neubau  und 
in  der  Reparatur  zu  vervollkommnen. 

Fida,  Anton.  —  Paris.   1809 

In  einer  gewöhnlichen  Geige  von  zweifelhaftem,  wenig 
französischem  Aussehen  fand  sich  nachstehender  Zet- 
tel, auf  dem  auch  Anton  (für  .'\ntoine)  auffallen  muß. 

Geigenzettel:  Anton  Fida     ä  Paris  1809  (gedruckt). 

Fiebig,  Johann  Carl.  —  Schweidnitz.  Geb.  in 
Guhrauum  1770,  f  um  1810 

Orgelbauer  und  Instrumentenmacher.  Er  erwarb  1802 
das  sogenannte  kleine  Bürgerrecht  in  Schweidnitz  und 
soll  um  1810  verstorben  sein:  1812  heiratete  seine 
Witwe  den  Geigenmacher  Koded. 

Fiedler,  August  Gottwald  Friedrich.  —  Mark- 
neukirchen.  Geb.  in  Untergattengrün  bei 
Adorf  2.  April  1863 

Fleißiger  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Fiegimüller,  Benedict.  —  ?    1  755 

Ein  süddeutscher  oder  österreichischer  Meister,  von 
dem  eine  »Pochette  in  Viclinform«  in  der  staatl. 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin  (Nr.  913) 
aufbewahrt  wird,  die  im  zierlichen  Schallkörper  den 
kleinen  Bogen  imd  einen  niedlichen,  bemalten  Fächer 
beherbergt. 


Field  —  Fingland 


137 


Fleld,  T. -1815 

Englischer  Geigenmacher  aus  dem  ersten  Viertel  des 
19.  Jahrhunderts. 

Fifo  del  Pagliaro.  —  Rolo  (Modena).    1840 
Ein  fleißiger  Meister  von  handwerksmäßiger  Tüchtig- 
keit, der  Geigen  und  Bässe  in  großer  Zahl  gemacht  hat. 

Filano,  Antonio.  —  Neapel.    1787 

Reich  eingelegte  Mandolinen  tragen  semen  Namen. 

Filano.  Donato.  —  Neapel.    1763.   1783 

Es  gibt  nur  sehr  wenige  Gelgen  von  ihm,  und  diese 
sind  unbedeutend;  auch  ihr  brauner  Lack  ist  nicht  zu 
loben.  Dagegen  sind  seine  Mandolinen  und  Pandoren 
gut.  Eine  reich  und  geschmackvoll  eingelegte  neapoli- 
tanische Mandoline  von  ihm  besitzt  die  staatl.  Sammlung 
alter  Musikinstrumente  in  Berlin  (Nr.  750),  eine  ähn- 
liche C.  Claudius  in  Kopenhagen,  zwei  die  Sammlung 
Loup  und  eine  das  Musikhistorische  Museum  in  Stock- 
holm. Eine  sehr  sorgfältig  gearbeitete,  überreich  mit 
Schildpatt,  Perlmutter  und  Elfenbein  eingelegte  Man- 
doline von  ihm  mit  der  Jahreszahl  1774  befindet  sich 
in  der  Sammlung  Fritz  Wildhagen  in  Haiensee  bei 
Berlin.  Eine  aus  der  Sammlung  des  f  Charles  Gimbel 
stammende  italienische  Laute,  mit  Schildpatt  und  Perl- 
mutter eingelegt,  besitzt  das  Großherzoglich  Badische 
Museum  für  Altertümer  in  Karlsruhe  mit  einer  fran- 
zösischen (!)  Wohnungsangabe:  *Donatus  Filano  Fecit 
Anno  Dni  1 773  /  Av.  Rue  de  la  Sainte  Ciaire <•.  Valdrighi 
schreibt  den  Namen  FilCno. 

Geigenzettel :  Donato  Filano  fecit  alla  rua  ,  di  s.  Chiara 
A.  D.  1782,  Napoli  (geschrieben).  —  Donatus  Filano 
fecit  anno  D.  1770  /  Neap.  alla  Rua  de  Tafettanari  (ge- 
druckt). 

Filano,  Giuseppe.  —  Neapel.    1785.    1797 
Ein  Sohn  von  Donato  F.  und  wohl  auch  dessen  Schüler. 
Eine  Gitarre  von  ihm  befand  sich  in  der  SammlungLoup. 
Geigenzettel:  Joseph  Filano,  Filius  Donati  fecit  Neap.  / 
Alla  Rua  di  S.  Chiara  ,/  Anno  1  787  (gedruckt). 

Filano,  Luigi.  —  Neapel.    1821.    1832 

Sohn  oder  Enkel  von  Donato  F.  Er  hat  wie  dieser  fast 
ausschließlich  Gitarren  und  Mandolinen  gemacht. 
Geigenzettel :  Abb.  204. 

Filipp,  Hans.  —  Markneukirchen.    Geb.  1858 
in  Schönbach  i.  B. 

Schüler  von  Johann  Fischer  in  Schönbach.  Er  arbeitete 
als  Gehilfe  an  verschiedenen  Orten  und  ließ  sich  1883 
in  Markneukirchen  nieder.  Durch  seine  besondere 
Handfertigkeit,  die  er  u.  a.  beim  Bau  von  niedlichen 
Miniaturinstrumenten  (Violoncello,  Stockgeige  usw.) 
bewies,  hat  er  sich  einen  Namen  gemacht.  Er  erfand 
auch  einen  recht  praktischen  und  sicher  anzuwendenden 
Wirbel  für  Streichinstrumente.  Da  er  fast  ausschließ- 
lich für  Händler  arbeitet,  kommen  nur  wenig  Instru- 
mente mit  seinem  Namen  vor. 

Filippi,  Filippo.  —  Rom 

Unbedeutender  Musikinstrumentenmacher  desl  9.  Jahr- 
hunderts. 


Filippo  s.  Orazio 

Fillion,  Georges-Charles.  —  Straßburg.  Geb. 
in  Seloncourt  (Doubs,  Frankreich)  1 9.  Febr. 
1869 

Schüler  von  Arnould  in  Mirecourt  und  Methfessel  in 
Bern.  Nachdem  er  ausgelernt  hatte,  arbeitete  er  noch  in 
Mirecourt,  vier  Jahre  in  Paris  und  zwei  Jahre  bei  Hill 
&  Sons  in  London,  als  deren  Schüler  er  sich  haupt- 
sächlich betrachtet.  Er  kam  hierauf  am  1.  Januar  1896 
nach  Straßburg,  wo  er  sich  seitdem  dauernd  niederließ, 
da  dort  seit  längerer  Zeit  kein  Geigenmacher  mehr  an- 
sässig war.  Er  hat  eine  tüchtige  Schule  durchgemacht, 
und  seine  Geigen  zeichnen  sich  durch  große  Sorgfalt 
der  Arbeit  aus.  Er  kopiert  hauptsächlich  Stradivari, 
verwendet  einen  orangegelben  Ollack  und  gilt  als  sehr 
talentvoll. 

Geigenzettel :  No  .  .  .  G.  Fillion  Luthier  /  Strasbourg, 
annee  189  .  .  (gedruckt)  und  Abb.  214. 

Fincoh  s.  Vincoli 

Findiger,  Arnold.  —  Leipzig.    1615 

Er  war  nur  Reparateur  und  erlangte  1615  als  Lauten- 
händler das  Bürgerrecht  in   Leipzig. 

Findley,  James.  —  Padanaram.  Geb.  1815  auf 
der  Farm  Bromfield  bei  Brechin,  f  1896  in 

Padanaram 

Ein  schottischer  Weber,  der  etwa  500  Geigen  gemacht 
hat.  Viele  davon  sind  Kopien  nach  einer  Jos.  Guarneri- 
geige,  die  ein  Landsmann  von  ihm  besaß,  einige  gehen 
in  den  Umrissen  auf  ein  Stradivarimodell  zurück,  und 
andere  sind  Nachahmungen  einer  «Black  Meg«  ge- 
nannten alten  Geige,  die  sich  im  Besitze  eines  Tanz- 
meisters in  Forfar  befand.  Die  F-Löcher  sind  originell 
in  der  Form,  die  Einlage  ziemlich  breit,  die  Schnecken 
oft  aus  Birnbaumholz.  Er  verwendete  einen  dünnen 
Spirituslack  von  gelbbrauner  Farbe,  der  sehr  nachge- 
dunkelt hat.  In  der  Wahl  des  Holzes  war  er  sorglos 
und  verarbeitete  selbst  alte  Eisenbahnschwellen,  wenn 
er  nichts  anderes  zur  Hand  hatte.  Die  Weberei  betrieb 
er  bis  an  sein  Ende;  außerdem  war  er  ein  vorzüglicher 
Geiger. 

Geigenzettel:  James  Findley  /  Maker  /  Padanaram  / 
186Ö  (gedruckt). 


Fi 


.  Fis 


iner  s.  riscer 
Finger,  Josef.  —  Brunn.   1806.  f  1856 

Er  wurde  als  Instrumentenmacher  1806  bei  der  Tisch- 
lerzunft eingeschrieben  und  erlangte  1810  das  Bürger- 
recht. Arbeiten  von  ihm  lernte  ich  noch  nicht  kennen. 

Fingland,  Samuel.  —  Glasgow.    1892 

Ein  Liebhaber,  der  in  den  neunziger  Jahren  in  Glasgow 
lebte  und  einige  Violinen  nach  Stradivari  und  Guarneri 
gemacht  hat.  Er  verwendete  bräunlichroten  Ollack. 

Geigenzettel:  Samuel  Fingland  /  fecit  1892  No.  14  ge- 
schrieben). 


138 


Finke 


riorini 


Finke,  Joseph.  —  Haindorf  (Böhmen).    1844. 

1860 

Wenig  bekannter,  aber  tüchtiger  Geigenmacher,  von 
dem  Prof.  Sattler  in  Linz  eine  Violine  besaß,  die  ebenso- 
gut klang,  als  sie  schön  in  der  Arbeit  und  im  Holz  war. 
Geigenzettel:  Josef  Finke  ,  Heindorf  bei  Friedland  /  in 
Böhmen  (gedruckt).  —  Joseph  Finke  /  in  Haindorf  / 
anno  1860  (gedruckt). 

Finoc(chio?),  Bibbiano.  —  Bibbiano  (Reggio 
Emilia).    17.  Jahrhundert 

Die  staatl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Ber- 
lin besitzt  zwei  Gitarren  (Nr.  643  und  648)  italienischer 
Herkunft,  von  denen  die  eine  die  Form  einer  Vihuela 
(spanische  Gitarre)  hat;  beide  sind  reich  eingelegt  und 
am  Griffbrett  bemalt.  Die  erstere  trug  den  Namen  des 
Verfertigers :  Bibbiano  Finoc  ...  Da  Bibbiano  kein  ge- 
bräuchlicher Taufname  ist,  dürfte  anzunehmen  sein, 
daß  der  Verfertiger  damit  seine  Heimat  angedeutet  hat. 

Finolli,  Giuseppe  Antonio.  —  Mailand.  1750. 
1755 

Mittelmäßig  in  der  Arbeit;  er  hat  nur  wenig  Geigen 

gemacht. 

Geigenzettel :  Abb.  226. 

Finte.  —  Paris 

Dieser  Name  kommt  manchm.al  in  französischen  Gei- 
gen vor,  mit  denen  ein  Fälscher  dem  Klange  nach  den 
Namen  Fent  gemeint  haben  wird,  wie  auch  .'\.  Jacquot 
annimmt. 

Finz,  Emmanuel.  —  Avignon.  Geb.  in  Gi- 
braltar um  1820,  t  In  Avignon  10.  Dez. 
1866 

Selbständig  von  ihm  gebaute  Geigen  sind  mir  nicht 
vorgekommen. 

Geigenzettel:  Repare  par  Finz  /  Avignon  1853  (gedr.)- 

Finze.  —  Carpentras.   1852 

Vielleicht  mit  E.  Finz  in  .'Xvignon  identisch. 

Geigenzettel:  Restaure  par  Finze:  /  =  Carpentras. 
1 852  (geschrieben). 

Fiorani,  Vincenzo.  —  Pergola.   1855 

Seine  Geigen  sind  gewöhnliche  Handwerksarbeit.  Das 
Holz  ist  sorglos  gewählt  und  der  Spirituslack  spröde 
und  unschön. 

Fiori,  Amilcare.  —  Casinalbo.    1 9.  Jahrhundert 

Vielleicht  der  Vater  der  Brüder  Fiori,  vielleicht  auch 
ein  Sohn  von  einem  der  beiden.  Valdnghi  zählt  ihn 
auf  (1046),  doch  gelang  es  mir  nicht,  eine  Arbeit  von 
ihm  zu  Gesicht  zu  bekommen. 

Fiori,  Andrea  (Antonio?).  —  Modena.    Geb. 
um  1796,  t  vor  1870 

Von  Hause  aus  Ingenieur,  beschäftigte  er  sich  aus  Lieb- 
haberei mit  dem  Geigenbau  und  brachte  es  in  Verbin- 


dung mit  seinem  Bruder  darin  zu  großer  Geschicklich- 
keit. Er  verwendete  Spirituslack. 
Geigenzettel:  Abb.  217. 

Fiori,  Gaetano.  —  Modena.    Geb.  um   1798, 
tum  1873 

Bruder  von  Andrea  F.  Er  lebte  abwechselnd  in  Modena 
und  in  Casinalbo  mit  seinem  Bruder,  mit  dem  er  ge- 
meinschaftlich arbeitete. 

Fiorillo,  Giovanni.  —  Ferrara.   1780 

Mehrere  gute  Violoncelli  von  ihm  sind  in  letzter  Zeit 
aufgetaucht,  und  da  manches  in  seiner  Arbeit  an 
deutsche  Art  erinnert  — •  so  sind  z.  B.  seine  F-Löcher 
denen  Stainers  recht  ähnlich  — ,  hält  man  ihn  für  einen 
Südtiroler.  Ich  glaube  aber,  daß  er  als  Geselle  in  Tirol 
oder  Deutschland  gearbeitet  hat,  denn  das  Italienische 
in  seinen  Werken  hat  doch  das  Übergewicht.  Viorillo 
zu  schreiben  ist  falsch. 

Fiorini,  Alessandro  (Losandro)  und  Antonio. — 

Bologna.   1671.   1720 

Wahrscheinlich  der  Stammvater  der  Familie  (zu  der 

wohl  auch  die  Floreni  gerechnet  werden  müssen).  Auch 

sein  Sohn  Antonio  soll  Geigenmacher  gewesen  sein, 

doch  gelang  es  mir  bisher  nicht,  Arbeiten  von  ihnen 

nachzuweisen.   Die   Zettel   beider  teilt   de   Wit   zum 

erstenmal  mit. 

Geigenzettel:  Antonius  Fiorini  Bononiae  /  fecit  Anno 

1720  (gedruckt). 

Fiorini,  Giuseppe.  —  München,  Zürich.  Geb. 
1861  in  Bazzano 

Er  kam  mit  seinen  Eltern  im  Jahre  1867  nach  Bologna, 
erhielt  eine  gute  Schulbildung  und  war  von  Ende  1876 
an  Schüler  seines  Vaters  Raffacle  F.  Schon  im  Jahre 
1881  machte  er  sich  selbständig,  und  um  seinem  Vater, 
der  hauptsächlich  Violoncelli  baute  und  Reparateur 
war,  keine  Konkurrenz  zu  machen,  verlegte  er  sich  auf 
den  Bau  von  Violinen  und  den  Handel  mit  alten 
Meisterwerken.  Zu  diesem  Zwecke  unternahm  er 
größere  Reisen,  die  ihn  wiederholt  auch  nach  Deutsch- 
land führten.  Im  Jaljre  1889  wurde  er  der  Schwieger- 
sohn Andr.  Riegers  in  München  und  leitete  das  Ge- 
schäft unter  der  Firma  Rieger  &  Fiorini,  die  dann 
Mitte  1899  in  »Giuseppe  Fiorini«  umgewandelt  wurde. 
Auch  jetzt  ist  der  Bau  neuer  Violinen  und  der  Handel 
mit  alten  Meistergeigen  seine  Hauptbeschäftigung.  Er 
macht  seine  Violinen  in  allen  Teilen  selbst,  und  da  sie 
vorzüglich  gearbeitet  sind  und  vortrefflich  klingen, 
fehlt  es  ihm  auch  nicht  an  ehrenden  Anerkennungen 
und  Auszeichnungen  aller  Art.  Seine  Geigen  sind,  ohne 
Kopien  zu  sein,  von  ausgesprochen  italienischem  Cha- 
rakter und  entsprechen  der  Schule,  aus  der  er  hervor- 
gegangen ist.  Er  ist  als  vielerfahrener,  gründlicher 
Geigenkenner  geschätzt  und  war  Mitbegründer  und 
Vorstandsbeisitzer  des  Deutschen  Geigenmacherver- 
bandes,  sowie  Obmann  der  Sachverständigenkommis- 
sion für  die  Beurteilung  alter  Instrumente.  Durch  den 
Krieg  wurde  er  im  Mai  1915  veranlaßt  seine  Werkstatt 
nach  Zürich  zu  verlegen.  Er  wurde  da  in  der  Kunst- 
welt sehr  freundlich  aufgenpmrnen  und  hat  sich  fast 


Mo 


Fisch 


ischer 


)9 


ausschließlich  dem  Bau  von  neuen  Geigen  zugewendet, 
womit  er  große  Erfolge  erzielt  hat.  Es  gelang  ihm 
auch,  in  letzter  Zeit  die  kostbare  Stradivarisammlung 
des  Grafen  Cozio  di  Salabue  von  der  letzten  Erbin, 
der  Marchesa  Paola  della  Valle  del  Pomaro  in  Turm, 
für  100  000  Lire  zu  erwerben.  Diese  Sammlung  enthält 
bekanntlich  außer  mehreren  Violinen  usw.  hauptsäch- 
lich Werkzeuge,  Modelle,  Handschriften,  Vorschriften 
für  die  Grundierung,  Lackrezepte  usw.,  die  in  den 
Händen  eines  Geigenmachers  von  ganz  besonderem 
Werte  sind. 

Fiorinl,  Raffaele.  —  Bologna.  Geb.  in  Pianoro 

1828,  t  in  Bologna  1898 

Er  kam  mit  seinen  Eltern  als  Kind  nach  Bazzano,  und 
da  er  schon  damals  in  allen  freien  Stunden  versuchte, 
Geigen  zu  machen,  führte  man  ihn  zu  dem  Bruder  des 
Geigenmachers  Tadolini  nach  Modena,  von  dem  er 
später  auch  den  ersten  Unterricht  erhielt.  Er  arbeitete 
rastlos  und  vervollkommnete  sich  immer  mehr,  so  daß 
er  bald  in  gutem  Rufe  stand.  Im  Jahre  1867  berief  ihn 
der  berühmte  Violinprofessor  Carlo  Verardi  nach  Bo- 
logna, und  hier  wurde  er  durch  ausgezeichnete  Arbeiten 
in  weiten  Kreisen  als  einer  der  besseren  italienischen 
Geigenmacher  aus  dem  letzten  Drittel  des  19.  Jahr- 
hunderts bekannt.  Er  wurde  hauptsächlich  als  Repara- 
teur  beschäftigt  und  hat  daher  nur  wenige  neue  Geigen 
gebaut,  dagegen  ungefähr  60  Violoncelli,  die  sehr  ge- 
schätzt sind.  Seine  Erfindung  einer  Vorrichtung 
zur  mechanischen  Herstellung  der  Rinne  für  die  Ein- 
lagen hat  sich  im  Großbetrieb  sehr  bewährt  und  wird 
noch  jetzt  in  Mirecourt  angewendet.  Er  war  ein  hervor- 
ragender Kenner  der  alten,  italienischen  Schulen,  wie 
wenige  zu  seiner  Zeit.  Als  seine  Schüler  sind  zu  nennen 
sein  einziger  Sohn  Giuseppe  und  Augusto  Pollastn. 
Sein  Nachfolger  in  Bologna  ist  Armando  Monterumici. 

Firth.  —  Manningham.    1877 

Vielleicht  ein  Sohn  von  G.  F.  in  Leeds.  Er  bevorzugte 
ein  breites  Modell. 

Firth,  G.  —  Leeds.  1836.   1844 

Schüler  von  William  Boots  sen.,  aber  nur  mittelmäßig 

in  seiner  Arbeit. 

Geigenzettel:  G.  Firth  No  1 10  Briggate,  /  Leeds,  1836 

(gedruckt). 

Firth  &  Ball.  —  New  York.    19.  Jahrhundert 

Amerikanische  Geigenmacherfirma,  von  der  ich  einen 
guten  dreisaitigen  Baß  kennenlernte. 

Fiscer  (Fitter),  Brüder.  —  Mailand.  1 760.  1 764 
Vermutlich  zwei  Deutsche  Namens  Fischer,  oder,  wenn 
de  Piccolellis,  der  Ficher  liest,  recht  hat,  vielleicht 
Mitglieder  der  vogtländischen  Familie  Ficker ')•  Außer 
dem  Namen  spricht  auch  die  Arbeit  für  die  deutsche 
Herkunft.  Ihre  Geigen  sind  recht  gut;  auch  der  rote 
oder  rotgelbe  Lack  ist  schön  zu  nennen. 
Geigenzettel :  Giuseppe  Carlo  Fratelli  Fiscer  /  Fabbri- 
catori  di  strumenti  in  Milane  /  Vicino  alla  balla  1764 
(gedruckt). 


^)  Andere  wollen  Fitter  oder  Einer  lesen. 


Fiscer,  Carlo  Vincenzo.  —  Mailand.    1770 

Vermutlich  einer  der  beiden  Brüder  Fiscer,  der  1770 
mit  der  gleichen  Adresse  allein  arbeitend  vorkommt. 
Die  Musikinstrumentensammlung  des  Bachhauses  in 
Eisenach  besitzt  eine  Bastardlaute  (Nr.  2)  und  eine 
prachtvolle  Pandurina  von  ihm. 

Geigenzettel  :CarloVincenzo  Fiscer,  fabbncatord' Istru- 
menti  /  Alla  Balla  in  Milano  anno  1770  (gedruckt). 

Fischbach 

Mehrere  Mitglieder  dieser  Familie  sind  in  der  eger- 
ländischen  Geigenindustrie  tätig,  so  Johann  Fischbach, 
geb.  1860,  Schüler  von  Josef  Sandner,  in  Dürngrün 
bei  Schönbach,  der  seit  1882  eine  Kindergeigenfabnk 
und  eine  Gastwirtschaft  betreibt;  ein  anderer  Johann 
Fischbach  ließ  sich  nach  1898  in  Schönbach  nieder. 

Fischer.  —  Brambach.   1910 
Guter  Bogenmacher. 

Fischer.  —  Markneukirchen 

Als  Geigenmacher  aus  dieser  Familie  sind  bekannt: 

Fischer,  Christian  Gotthilf  I.    Geb.  um  1728 

Er  scheint  in  (Mark-)Neukirchen  gelernt  zu  haben  und 
kam  dann  zu  der  »Miliz«.  Obwohl  er  Soldat  war,  be- 
warb er  sich  im  Jahre  1748  um  die  Aufnahme  in  die 
Zunft  und  brachte  eine  Bescheinigung  seines  Haupt- 
manns bei,  daß  dieser  nichts  dagegen  habe.  Er  wurde 
dann  am  27.  Mai  als  Meister  aufgenommen. 

Fischer,    Christian    Gotthilf    II.     Geb.    1748, 
t  H.März  1771 

Er  wurde  am  2.  November  1768  gleichzeitig  mit 
G.  A.  Keßler  Meister,  starb  aber  schon  in  einem  Alter 
von  22  Jahren,  4  Monaten  und  14  Tagen. 

Fischer,  Christian  Gottlob.   Geb.  2.  Juli  1815, 
t  10.  April  1895 

Sohn  von  Johann  Christian  F. 
Fischer,  Heinrich  Wilhelm.  Geb.  13.  Dez.  1857 
Fischer,  Johann  Adam.    Geb.  1730,  f  I.April 

1809 

Er  wurde  am  24.  Mai  1752  Meister  und  galt  als  ge- 
schickt. Er  scheint  in  Neukirchen  gelernt  zu  haben  und 
war  dort  auch  Geigenmachergeselle,  doch  wird  aus- 
drücklich bemerkt,  daß  er  nicht  der  Sohn  eines  der 
Zunft  angehörenden  Meisters  war.  Er  erreichte  ein 
Alter  von  78  Jahren  5  Monaten,  weniger  14  Tage. 

Fischer,    Johann    Christian.     Geb.    24.  Sept. 

1763,  t2 I.Dez.  1838 

Zweiter  Sohn  von  Johann  Adam  F. 

Fischer,  Johann  Georg.    Geb.  16.  Sept.  1758, 

H.Dez.  1821 

Altester  Sohn  von  Johann  Adam  F.  und  dessen  Nach- 
folger. 

Geigenzettel :  Johann  Georg  Fischer  /  Violinmacher  in 
Neukirchen,  (geschrieben). 


140 


Fischer,  Johann  Gottfried  —  Fischer,  Joseph 


Fischer,    Johann    Gottfried.     Geb.    15.  März 

1770,  t  15.  Sept.  1825 

Jüngster  Sohn  von  Johann  Adam  F.  und  der  talent- 
vollste der  Söhne.  Er  gebrauchte  eine  ähnliche  Brand- 
marke wie  Joh.  Gottl.  FIcker  (Nr.  39). 

Fischer.  —  München 

Es  soll  um  das  Jahr  1805  ein  Geigenmacher  Fischer  in 
München  gelebt  haben.  Vermutlich  war  Josef  F.,  der 
Regensburger  Meister,  vorübergehend  m  München, 
denn  um  die  angegebene  Zeit  fand  ich  nur  einen 
Sänger  dieses  Namens  in  München;  alle  übrigen 
Fischer  hatten  der  Musik  völlig  fernstehende  Berufe. 

Fischer.  —  Schönbach  b.  E. 

Aus  dieser  Familie  gingen  folgende  Geigenmacher  her- 
vor: 

Fischer,  Anton  I.  Geb.  um  1806,  f  1880 
Er  gehörte  schon  1826  der  Innung  an. 

Fischer,  Anton  II  (noch  lebend) 

Fischer,  Carl  (noch  lebend) 

Fischer,  Johann  (noch  lebend) 

Fischer,  Rudolf  (wohnt  in  Watzkenreuth  bei 
Schönbach) 

Fischer,  Wenzl,  gehörte  schon  1826  der  In- 
nung an 

Fischer,  Wenzel  (noch  tätig) 

Fischer,  Alois  in  Proßnitz  i.  M.  scheint  auch 
aus  Schönbach  zu  stammen 

Fischer,  Andreas.  —  Znaim.    1855.    1861 

In  einigen  mittelmäßigen  Geigen  fand  sich  sein  Zettel. 
Besser  waren  seine  Gitarren. 

Geigenzettel:  Abb.  223. 


Fischer,  Anton. 

1879 


Wien.  Geb.  1 794,110.  Aug. 


Am  20.  April  1821  legte  er  seinen  Bürgereid  ab  und 
hatte  seine  Werkstatt  Stadt  Nr.  369.  Im  Jahre.  1835 
wohnte  er  »Seitzergasse  gegenüber  dem  Kriegsgebäude  «, 
später  »am  Graben  nahe  der  Apotheke,  im  zweiten 
Hofe«.  Er  gehörte  zu  jenen  Meistern,  die  ihre  Kunst 
unablässig  studieren.  Zu  diesem  Zwecke  brachte  er 
eine  schöne  Sammlung  alter  Geigen  zusammen,  dar- 
unter war  auch  eine  Viola  von  Duiffopruggar,  die  Kiese- 
wetter im  Jahre  1842  gesehen  und  für  zweifellos  echt 
gehalten  hat.  In  der  Nachahmung  der  italienischen 
Vorbilder  war  Fischer  nicht  sehr  glücklich,  obwohl  er 
sehr  geschickt  war  und  gutes  Holz  verwendete,  dagegen 
gelang  es  ihm  leicht,  die  Geigen  William  Forsters 
trefflich  nachzuahmen.  Eine  Violine  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1825  und  eine  Viola  von  1842  besitzt  das  Schotten- 
stift in  Wien. 

Geigenzettel ;  Abb.  207. 


Fischer,  Christian.  —  Hamburg.   1797 

Er  wird  als  Instrumentenmacher  bezeichnet  und  wurde 
am  8.  September  1 797  Bürger. 

Fischer,  Georg.  —  Wien.    1857 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Anton  F.  Er  scheint  verhältnis- 
mäßig jung  gestorben  zu  sein  und  gehörte  der  Wiener 
Geigenmacherzunft  nicht  an.  Ich  kenne  nur  einen  Re- 
paraturzettel von  ihm. 

Fischer,  Gottfried.  —  Wien,  f  um  1888 

Sohn  von  Anton  F.,  den  er  jedoch  in  keiner  Weise  er- 
reichte. Er  wohnte  vor  Gutermann  in  Mariahilf,  Haupt- 
straße Nr.  68  und  verlegte  seine  Werkstatt  im  Jahre  1 868 
in  die  untere  Bräunerstraße,  1882  gab  er  sein  Geschäft 
auf  und  übernahm  in  Hietzing  bei  Wien  eine  Spezerei- 
warenhandlung,  die  bald  zugrunde  ging.  Er  starb  dann 
im  Versorgungshaus.  Er  hat  nicht  viele  neue  Geigen 

gebaut,  die  seine  Brandmarke  G.  F.  am  Halsplättchen 
tragenden  Violinen  dürften  zumeist  Arbeiten  geschick- 
ter Gehilfen  gewesen  sein. 

Geigenzettel:  Gottfried  Fischer  /  Wien  /  Mariahilfer 
Hauptstraße  No  68  (lith.).  Brandmarke  Nr.  27. 

Fischer,  Johann  Georg.  —  Jena.  S.  Vischer 

Fischer,  Joh.  Sim.  s.  Vischer 

Fischer,  Johann  Ulrich.  —  Landshut.    Mün- 
chen. 1720.  1728 

Tüchtiger  deutscher  Meister,  der  u.  a.  als  einer  der 
letzten  noch  häufig  Nonnengeigen  gebaut  hat.  Seine 
Violen  und  Gamben  sind  von  vortrefflicher  Arbeit, 
auch  seine  Violinen  sind  zu  loben.  Um  1728  siedelte 
er,  wenn  der  Zettel  einer  Marinetrompete  echt  ist,  nach 
München  über,  doch  läßt  sich  diese  Tatsache  urkund- 
lich nicht  belegen.  Zwei  Nonnengeigen  von  1720  be- 
finden sich  in  der  Sammlung  des  Historischen  Kreis- 
vereins in  Landshut  i.  B.,  eine  solche  von  1722  besitzt 
die  Sammlung  der  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in 
Wien,  eine  ebensolche  von  1728  und  eine  Violine  mit 
Löwenköpfchen  W.  Heyers  musikhistorisches  Museum 
in  Köln. 

Geigenzettel:  J.  Fischer  /  Landshut  1722  (gedruckt). 
—  Joham  Vlnch  Fischer  laud  Vnd  gaigmachr  /  in 
landshuet  1726  (geschrieben). 

Fischer,  Joseph.  —  Regensburg.    Geb.   1769, 
t  22.  Juni  1834 

Er  soll  aus  dem  AUgäu  stammen  und  war  vermutlich 
ein  Schüler  von  J.  Anton  Gedler  in  Füssen.  Er  kam 
1 790  von  Wien  nach  Regensburg,  wo  er  als  Nachfolger 
von  Koßler  und  Widhalm  betrachtet  werden  kann.  Er 
war  ein  hervorragender  Meister  und  baute  nach  italieni- 
schen'* Modellen,  hauptsächlich  nach  Stradivan,  und 
besaß  einen  wundervollen,  gelbbraunen  Ollack.  Er 
kopierte  seine  Vorbilder  so  vorzüglich,  daß  jetzt  viele 
seiner  Instrumente  als  echt  italienische  verkauft  wer- 
den, außerdem  war  er  ein  vom  In-  und  Auslande  gleich 
stark  in  Anspruch  genommener  Reparateur.  Er  war  der 


Fischer  —  Flägel 


141 


Lehrer  der  Brüder  Engleder,  seiner  Neffen  und  von 
P.  Schulz.  Auf  vielen  seiner  Zettel  befindet  sich  in  der 
Mitte  ein  Doppeladler  mit  Krone. 

Geigenzettel :  Josef  Fischer  fecit  a  Ratis-  /  bona  1 792 
(gedruckt).  —  Joseph  Fischer,  /  Lauten  und  Geigen- 
macher /  in  Regensburg  Anno  1826  (gedruckt). 

Fischer,  Joseph.  —  Znaim.    1862.    1865 

Vielleicht  der  Sohn  von  Andreas  F.  Wenig  bekannter 

Geigenmacher,  der  wohl  hauptsächlich  Flickarbeiten 

ausführte. 

Geigenzettel :  Josef  Fischer  /  Instrumentenmacher  /  in  / 

Zna~im  /  Nr.  132.   1862  (gedruckt,  lith.). 

Fischer,  Karl.  —  Bremen.   191 1 

Seine  Violinen  tragen  seinen  Namen  als  Brandmarke. 

Fischer,  Philipp  Jakob.  —  Würzburg.   1715 

Er  soll  ein  Bruder  des  Landshuter  Meisters  Johann 
Ulr.  F.  gewesen  und  ursprünglich  auch  in  Landshut 
ansässig  gewesen  sein.  Bei  de  Piccolellis  wird  er  nur  als 
in  Landshut  ansässig  erwähnt.  Vermutlich  war  er  der 
Vater  des  berühmteren  Zachanas  F. 
Geigenzettel:  Philipp  Jacob  Fischer,  Lauten-  /  und 
Geigenmacher  in  Wirz-  /  bürg.  Fecit  1715  (gedruckt). 

Fischer,  Zacharias.  —  Würzburg.  Geb.  5.  Nov. 

1730,  t  27.  Nov.  1812 

Er  gehört  zu  den  Geigenmachern,  die,  wenn  auch  eine 
Zeitlang  überschätzt,  doch  durch  ihre  Arbeit  den  guten 
Ruf,  den  sie  besessen,  auch  heute  noch  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  rechtfertigen.  Am  besten  sind  seine 
Geigen  aus  den  Jahren  1770 — 1780,  deren  Ton,  wenn 
auch  nicht  so  edel  wie  der  der  von  ihm  nachgeahmten 
Amatischule,  immerhin  recht  voll  und  kräftig  ist.  Er 
studierte  seine  Vorbilder  unablässig  und  kam  ihnen  in 
der  Sauberkeit  der  Arbeit  sehr  nahe,  leider  aber  geriet 
er  schließlich  auf  Abwege.  Im  Jahre  1786  machte  er 
bekannt,  daß  er  ein  Verfahren  erfunden  habe,  welches 
es   ihm  ermögliche,   seine   neuen   Geigen   denen   des 
Stradivari  und  Stainer  gleichwertig  zu  machen.  Dieses 
Verfahren  bestand  jedoch  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
nur  darin,  das  Holz  im  Ofen  auszutrocknen,  d.  h.  zu 
backen,    weshalb    es   begreiflich   erscheint,    daß    die 
Geigen  aus  seinen  späteren  Lebensjahren  jetzt  meist 
verdorben  sind.  Er  gebrauchte  verschiedene  Zettel  und 
machte  auch  Lauten  und  Gitarren  usw.  Wie  viele  an- 
dere, die  um  die  Jahrhundertwende  gelebt  haben,  be- 
nutzte auch  er  im  ersten  Jahrzehnt  des  19.  Jahrhunderts 
noch  die  Zettel,  auf  denen  17  .  .  für  die  Jahreszahl  vor- 
gedruckt war.  Er  schrieb  einfach  über  die  7  eine  8  usw. 
Auf  der  Abbildung  seines  Zettels  hat  die  Photographie 
die  gedruckte  Zahl  17  scharf,  die  darüber  geschriebene 
8  aber  so  undeutlich  wiedergegeben,  daß  man,  wenn 
man  nicht  genau  prüft,  leicht   1708  statt   1808  lesen 
könnte,  was  sich  aber  schon  dadurch  verbietet,  daß 
Z.  Fischer  erst  1730  geboren  wurde.  —  Er  war  1755 
schon  Hofgeigenmacher  und  erwarb  am  20.  Dezember 
1787  das  Bürgerrecht  in  Würzburg  in  der  (jetzigen) 
Hörleingasse  Nr.  8  (früher :  IV.  78),  wo  er  auch  starb. 
Eine  Violine  von  Ihm  mit  der  Nr.  37  vom  Jahre  1 799 


besitzt  Carl  Stoeber  in  Würzburg.  Eine  siebenchörige 
Laute  von  ihm  aus  dem  Jahre  1755  befindet  sich  in 
W.  Heyers  musikhistorischem  Museum  in  Köln. 

Geigenzettel :  Abb.  208. 

Fischesser-Chollet,  Leon.  —  Genf,  Staufen  i.  B. 
Paris.   Geb.  12.  Okt.    1861    in  Saint-Cloud 

(Frankreich) 

Er  ließ  sich  1 885  In  Genf  nieder,  wo  er  Rue  Leger  Nr.  6 
wohnte.  1888  hieß  seine  Firma  Reymond  &  Fischesser 
freres.  1900  verzog  er  nach  Staufen  In  Baden.  Um  1904 
war  er  auch  in  Mülhausen  Im  Elsaß  tätig.  Um  1905 
siedelte  er  nach  Paris  über,  wo  er  Faubourg  Polssoniere 
seine  Werkstatt  aufschlug.  Für  seine  neuen  Geigen  er- 
hielt er  In  Genf  eine  silberne  Medaille.  Sein  beson- 
deres Interesse  wandte  er  der  Erforschung  des  Cre- 
moneser  Gelgenlacks  zu. 

Fiscier,  Tobia.  —  Siena.    1710 

Wahrscheinlich  deutscher  Abstammung,  vielleicht  Va- 
ter der  Brüder  FIscer  In  Malland.  Eine  theorblerte 
Laute  von  ihm  befindet  sich  In  W.  Heyers  rnusik- 
hlstorlschem  Museum  in  Köln  (Nr.  502). 

Fisty  s.  Sisty 

Fitsche,  Johann.  —  Linz  a.  D.  Geb.  1 81 9,  j  in 

Linz  30.  Aug.  1893 

Er  hatte  Im  Hause  Landstraße  Nr.  23,  auch  Nr.  34  und 
17  seine  Werkstatt  und  war  ein  alter  Junggeselle  mit 
allerlei  Schrullen  und  Eigentümlichkeiten.  Er  fertigte 
viele  billige  Geigen  an,  mit  denen  er  seinen  Lebens- 
unterhalt verdienen  mußte,  aber  er  war  ein  sorgsamer 
Reparateur  und  hat  auch  einige  sehr  gute  Instrumente 
gebaut,  mit  denen  er  beweisen  wollte,  was  er  konnte. 

Fitter  s.  Fiscer 

Fivaz,  C.  F.  —  London.   1899 

Er  wohnte  als  Gelgenmacher  und  Reparateur  bis  1 899 
Essex  rd.  Islington  Green  N  und  Ist  später  ohne  Hinter- 
lassung der  Adresse  verzogen. 

Flac,  Philipp.  —  Lyon.  Geb.  um  1533.  1572 
Wahrscheinlich  ein  Deutscher;  er  gehörte  zur  refor- 
mierten Gemeinde  in  Lyon  und  wird  als  Lautenmacher 
bezeichnet. 

Flägel,  Johann  Joachim.  —  Lübeck.  Geb. 
1 1.  März  1845  zu  Hornstorf,  f  3.  Jan.  1918 

in  Lübeck 

Schüler  des  Instrumentenmachers  Adler,  mit  dtni  er 
zuerst  gemeinschaftlich  sein  Geschäft  hatte.  Tüchtiger 
Blechblaslnstrumentenmacher  imd  Orgelbauer,  der 
auch  Geigen  reparierte. 

Flägel,   Heinr.   Herrn.    Ludw.   Jul.    Rud.   — 
Lübeck.    Geb.  17.  Juli  1871  zu  Lübeck 
Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  seines  Vaters  J.  J.  Flägel. 


142 


Flambeau  —  Flc 


Flambeau,  Joseph.  —  Mirecourt.   1740 

Er  war  vielleicht  der  Vater  und  Lehrer  des  1 776  bis 
1789  vorkommenden  Charles  Flambeau.  Arbeiten  von 
ihnen  kennt  man  nicht. 

Flambeau  (Flambau),  Pierre.  —  Paris.  1816 
Wahrscheinlich  aus  Mirecourt  stammender,  unbedeu- 
tender Geigenmacher.  Er  nannte  sich  einen  Schüler 
Kolikers,  bei  dem  er  wohl  als  Geselle  gearbeitet  hatte, 
und  verwendete  außer  seinem  geschriebenen  Zettel 
auch  eine  Brandmarke  mit  semem  Namen. 

Fiather,  0.  P. 

Wohnt  als  Geigenmacher  m  Boston. 

Flechter,  Victor  S.,  war  um  1894  m  Neuyork 

ansässig 
Fleischer,  Carl  Conrad.  —  Hamburg.    \  vor 

1738 

Jüngerer  Sohn  von  Hans  Christ.  F. 
Fleischer,  Hans  Christoph.  —  Hamburg.  1 672. 

1688 

Vermutlich  der  Schwager  Joach.  Tielkes,  der  eine 
Fleischer  geheiratet  hat.  Er  erwarb  am  12.  Apnl  1672 
das  Hamburger  Bürgerrecht  und  kommt  1688  noch  vor. 
Als  Beweis  seiner  Tüchtigkeit  kann  man  die  Tatsache 
betrachten,  daß  ein  so  feiner  Kenner,  wie  Seihof,  einen 
Kontrabaß  von  ihm  besaß,  der  1 759  im  Haag  versteigert 
wurde.  Er  hat  übrigens  auch  Tasteninstrumente  gebaut 

Fleischer,    Johann    Christoph.    —    Hamburg. 
Geb.  um  1675,  t  nach  1732 

Älterer  Sohn  und  wohl  auch  Schüler  von  Hans  Christ. 
Fl.  Er  wurde  am  13.  Juni  1705  Hamburger  Bürger  und 
verstand  es,  den  Ruf,  den  sein  Vater  bereits  besaß,  noch 
zu  erhöhen,  so  daß  der  Name  Fleischer  neben  Tielke 
In  der  Geschichte  des  deutschen  Instrumentenbaus  stets 
hervorgehoben  werden  muß.  Er  hatte  nebst  seinem 
Bruder  1708  schwere  Kämpfe  mit  der  Tischlerzunft 
auszufechten,  die  seine  Arbeit  als  einen  Eingriff  in  ihre 
Rechte  betrachtete.  Seine  Lauten  und  Violen  sind  von 
schöner  Arbelt,  er  hat  jedoch  wie  sein  Vater  auch 
Tasteninstrumente  gebaut  und  erfand  u.a.  1718  ein 
»Lautenclavecin«  und  einen  »Theorbenflügel«. 

Fleming,  Georg.  —  Danzig.   1650 

Eine  Laute  (Nr.  5517)  im  Schlesischen  Museum  für 
Kunstgewerbe  und  Altertum  in  Breslau  trägt  den  ge- 
schriebenen Zettel :  »Georg  Fleming  In  Dantzig  .^nno 

1650«. 

Fleming,  James  M.  —  London.   1902 

Verfasser  einiger  verdienstvoller  Werke  zur  Geigen- 
geschichte und  bewährter  Geigenkenner.  Er  erfand  eine 
neue  Geige,  die  statt  des  hölzernen  Resonanzbodens 
einen  ziemlich  großen  Aluminiumschalltrichter  besitzt, 
in  den  durch  ein  Membran  die  durch  die  Saiten- 
schwingungen hervorgerufenen  Töne  übergeleitet  und 
zu  Gehör  gebracht  werden.  Die  Klangfarbe  des  neuen 
Instruments  soll  recht  eigenartig  sein. 


Fleming,  John.  —  Saltcoats.   1895 

Seine  Geigen,  die  nach  Stradivari  gebaut  und  mit  01- 
lack  überzogen  sind,  tragen  keine  Zettel,  sondern  nur 
einen  Brandstempel  mit  seinem  Namen. 

Flette,  Benoist.  —  Paris.    1745.    1763 

Er  war  geschworner  Meister  der  Pariser  Lautenmacher- 
zunft  für  1763.  Geigen  von  ihm  sind  wenig  bekannt 
und  unbedeutend,  nur  seine  Lauten  und  Gitarren  wer- 
den gelobt.  Sein  Name  wird  von  einigen  Hette  gelesen. 

Fleuri  (Fleury),  Jean  Frangois.  —  Paris.    1 783 
1785 

Weder  über  sein  Leben  noch  über  seine  Arbeit  ist  et- 
was Besonderes  zu  sagen.  Er  gehört  zu  den  Meistern 
dritten  Ranges  und  wird  nur  selten  erwähnt.  Er  darf 
mit  Benoit  Fl.  nicht  verwechselt  werden. 

Fleurot.  —  Val  d'Ajol.    1 8.  bis  1 9.  Jahrhundert 

Bisher  sind  nur  Scheitholte  von  ihm  bekannt  geworden. 
Fleurot  v/ar  vielleicht  einer  der  letzten  Lautenmacher, 
die  dieses  in  den  Vogesen  beliebte  zitherartige  In- 
strument, das  schon  Praetorius  (1618)  verächtlich  ein 
"Lumpeninstrument«  nannte,  in  größerer  Anzahl  ge- 
baut hat.  Scheitholtartige  Epinettes,  oder  genauer 
»Epinettes  de  Vosges«  von  ihm  besitzen  das  Museum 
des  Konservatoriums  in  Brüssel,  die  Berliner  staatl. 
Sammlung  und  das  Musikhistorische  Museum  von 
W.  Heyer  in  Köln  (Nr.  412). 

Fleury,  Benoit.  —  Paris.   1751.   1791 

Ein  geschickter  Lauten-  und  Geigenmacher,  der  bei 
seinen  Genossen  sehr  angesehen  war  und  zum  ge- 
schwornen  Meister  für  das  Jahr  1755  gewählt  wurde. 
Er  wohnte,  und  zwar  noch  1789,  im  Faubourg  Saint 
Germain,  rue  des  Boucheries.  Eine  Baßviola  von  1755 
von  ihm  besitzt  das  Museum  des  Pariser  Konservato- 
riums. Das  älteste  bisher  von  ihm  bekannte  echte  In- 
strument ist  ein  Alto  von  1751  ;  es  ist  daher  sicher  ein 
Irrtum,  wenn  ihn  Hart  schon  in  das  Jahr  1718  setzt. 
Er  war  ein  geschickter  Reparateur  und  auch  seine  Sack- 
pfeifen (ein  Modeinstrument  jener  Tage)  und  Leiern 
waren  berühmt.  Eine  Diskantviola  (von  1 764)  befindet 
sich  in  der  Sammlung  Galpin  (Hatfield). 
Geigenzettel:  .'\bb.  219. 

Flodström,  L.  E.  —  Stockholm.   1897 

Ein  Dilettant,  der  1897  in  Stockholm  recht  brav  ge- 
arbeitete Geigen  ausgestellt  hat. 

Floreno,  Fiorenzo.  —  Bologna.    18.  Jahrh. 

In  der  Art  des  Guidante,  mit  dem  er  oft  verwechselt 
wird.  Vidal  liest  »Florinus«.  (Vgl.  auch  das  bei  Giovanni 
Floreno  Gesagte.)  Auch  ein  Antonio  Fl.  soll  zur  glei- 
chen Zeit  vorkommen. 

Gelgenzettel:  Florentus  Florenus  /  fecit  Bononiae,  an. 
17  .  .  (gedruckt). 

Floreno,  Giovanni  Guidante.  —  Bologna.  1685. 

1730 

Über  diese  Familie  herrscht  viel  Unklarheit,  die  da- 
durch noch  vermehrt  wird,  daß  schon  in  alten  Zeiten 
die  Zettel  vielfach  gefälscht,  Ihr  Wortlaut  miteinander 


Floreno  —  Fluvaiil 


143 


vermengt  oder  umgestellt  wurde.  Da  auch  die  Geigen 
häufig  gut  nachgeahmt  sind,  ist  es  oft  schwer,  die  echten 
von  den  unechten  zu  unterscheiden.  Die  besten  Kenner 
haben  sich  jetzt  dahin  geeinigt,  einen  Vater  und  einen 
Sohn  des  Familiennamens  Floreno  Guidante  anzuneh- 
men, andere  halten  dagegen  das  Wort  Guidante  für  den 
Familiennamen,  wozu  die  Zettel  in  der  Tat  auch  ver- 
führen. Die  Entscheidung  könnte,  abgesehen  von  der 
archivalischen  Forschung,  nur  getroffen  werden,  wenn 
man  möglichst  viele  zweifellos  echte  Arbeiten  gleich- 
zeitig miteinander  zu  vergleichen  in  der  Lage  wäre. 
Die  Geigen,  die  dem  Vater  zuzuschreiben  wären,  ver- 
raten die  Schule  Amatis,  die  Arbeit  ist  manchmal  un- 
genau, die  Hohlkehle  des  Bodens  ist  tiefer  als  die  der 
Decke,  die  F-Löcher  sind  nicht  schwungvoll,  die 
Schnecke  plump,  der  bernsteinfarbige  Lack  und  der 
Ton  aber  immer  gut.  Wenn  man  nicht  annehmen  will, 
daß  er  ein  Alter  von  etwa  90  Jahren  erreicht  hat  und 
Geigen  mit  seinem  Namen  und  der  Jahreszahl  1750 
usw.  für  echt  hält,  so  muß  er  außer  seinem  Sohne 
Guidante  noch  einen  gleichnamigen  Nachkommen 
gehabt  haben ;  von  diesem  würde  die  Geige  im  musik- 
historischen Museum  von  W.  Heyer  in  Köln  her- 
stammen. Auch  nach  rückwärts  findet  man  unmög- 
liche Jahreszahlen  angegeben,  so  wurde  1898  in  Köln 
eine  Baßlaute  mit  dem  Zettel:  »Joannes  Florenus  1590 
in  Cremona*  versteigert.  Arbeiten  von  ihm  finden  sich 
in  verschiedenen  Sammlungen.  Eine  Laute  in  der 
Sammlung  C.  Claudius  in  Kopenhagen  vermehrt  durch 
ihre  Inschrift  noch  die  Rätsel,  denn  sie  lautet  »Joannes 
Florenus  Guarneri  fecit  in  Cremona  1590«.  Eine  sehr 
gute  Violine  mit  seinem  Zettel  und  der  Jahreszahl 
1757  (!)  besitzt  Dr.  med.  A.  Kubicki  jun.  in  Olmütz. 

Geigenzettel:  Abb.  231. 

Floreno,  Guidante.  —  Bologna.    1710.    1740 

Wenn  das  Wort  Guidante  ein  Vorname  sein  kann  und 
nicht  etwa  mit  »unter  der  Leitung«  übersetzt  werden 
muß^),  dann  sind  die  Geigen,  auf  deren  Zetteln  der 
Taufname  Joannes  fehlt,  als  Arbeiten  des  Sohnes  von 
Giovanni  Fl.  anzusehen.  Dieser  jüngere  Floreno  müßte 
ein  fleißiger  Meister  gewesen  sein,  da  ihm  Geigen  aller 
Art  und  Lauten  zugeschrieben  werden.  Nach  diesen 
hatte  er  sein  eigenes,  oft  großes  Modell,  das  an  deutsche 
Vorbilder  erinnert,  aber  flache  Wölbung,  scharf  hervor- 
stehende Ecken,  schräge  stehende  )(,  wodurch  die  un- 
tere Hälfte  des  Geigenkörpers  ungewöhnlich  breit  wird, 
und  oft  sehr  breite,  am  Boden,  der  meist  aus  einem 
Stück  ist,  schmälere  Einlage.  Trefflicher,  dick  auf- 
getragener Lack  von  großer  Feinheit  und  leuchtender 
Farbe  (meist  rotbraun  auf  gelbem  Grund).  Eine  Baß- 
geige (oder  Violoncello)  von  1711  befand  sich  in  der 
Selhofschen  Sammlung.  Ein  Viola  d'  amore  von  1730 
befindet  si:h  in  der  Sammlung  Savoye  in  Paris. 
Geigenzettel :  Guldante  Florenus  /  fecit  Bononiae  17.. 
(gedruckt,  Pergament).  —  Florlnus  Guidantus  Fecit  / 
Bononiae  Anno  1710  (gedruckt). 

Florentin,  N.  —  ?    Anfang  des  19.  Jahrh. 

Eine  gute  Violine  von  flachem  Modell  und  Orangelack 
trug  diesen  Namen  ohne  Ort  und  Datum.  C.  C.  Snoeck 


^)  Vgl.  guidare  un  negozio  =  ein  Geschäft  leiten. 


besaß  eine  Violine  nach  Chanots  Modell  mit  der  Brand- 
marke M.  Florentin.  Eine  gleiche  befindet  sich  bei 
C.  Claudius  in  Kopenhagen,  eine  dritte  besitzt  Leon 
Pagnier  in  Haag.  Diese  ist  von  großem  Patron  mit  be- 
sonders breitem  Unterteil.  Sie  trägt  eine  Brandmarke, 
die  der  des  D.  Nicolas  aine  in  Mirecourt  nachgeahmt 
erscheint,  wie  er  auch  den  gleichen  Werkstattnamen 
»ä  la  ville  de  Cremone«  geführt  hat.  Der  Lack  ist  sehr 
dünn  aufgetragen,  so  daß  die  Geige  nur  gebeizt  er- 
scheint. Sie  klingt  trotzdem  recht  gut  und  spricht  sehr 
leicht  an. 

Brandmarke :  A  la  ville  de  Cremone  N  Florentin  (drei- 
eckig angeordnet,  in  der  Mitte  in  einem  Kreis  N  F). 

Florianl  (Fioriani),  Pletro.  —  Riva.  Geb.  in 
Albola  bei  Riva  am  Gardasee,  getauft  am 
3. Juni  1787,  t  17. Januar  1870 

Sohn  des  Müllers  Francesco  Ant.  F.  Ein  vielseitiger, 
erfindungsreicher  Mann,  der  ursprünglich  das  Tischler- 
handwerk erlernt  hatte  und  schließlich  Mechaniker  ge- 
worden war.  Im  Jahre  1829  konstruierte  er  das  erste 
mechanisch  bewegte  Schiff  auf  dem  Gardasee,  dann 
für  die  Hauptkirche  von  Riva  eine  großartige  Be- 
leuchtungsmaschinerie als  Aufbau  über  dem  Hoch- 
altar. Da  er  als  Kind  sehr  schwach  auf  den  Füßen  war 
und  auf  allen  Vieren  kroch,  bekam  er  den  Spitznamen 
»Pero  Gatt«,  der  ihm  zeitlebens  blieb.  Seine  Liebe  zur 
Musik  brachte  ihn  dazu,  fi;h  auch  als  Geigenmacher  zu 
versuchen  und  der  Erfolg,  den  er  damit  erzielte,  ver- 
anlaßte  ihn  jedenfalls,  verschiedene  Instrumente  zu 
bauen.  Man  sieht  diesen  freilich  an,  daß  er  kein  ge- 
lernter Geigenmacher  war;  er  war  sorglos  in  der  Arbeit 
und  hatte  auch  keinen  guten  Lack,  denn  sein  Haupt- 
streben war  es,  einen  guten  Ton  zu  erzielen,  was  ihm 
in  einigen  Fällen  auch  gut  gelang.  Rittmeister  Picht 
in  Ulm,  dem  ich  die  näheren  Angaben  über  Fioriani 
verdanke,  besitzt  eine  Violine  und  eine  Viola  von  ihm, 
in  anderem  Besitz  befinden  sich  noch  zwei  Violoncelli, 
drei  Geigen  und  eine  Viola.  —  Einen  Aufsatz  über 
Fl.  brachte  die  Trentiner  »Libertä«  1921  Nr.  186. 

Geigenzettel:  Pietro  Fioriani  fecce,  a  ,  Riva  di  Trento 
1858  (gedruckt). 

Floßmann,  Georg.  —  Tölz.    Geb.  am  4.  Dez. 
1 843  in  Oberneuching  bei  Erdmg 

Schüler  von  Georg  Tiefenbrunner  in  München  von 
1858 — 1865,  arbeitete  dann  bei  J.  Hornsteiner  in  Passau 
und  bei  Georg  Heidegger  in  Passau,  dann  wieder  bei 
Tiefenbrunner  und  eröffnete  am  17.  Mai  1875  sein 
eigenes  Geschäft  in  Tölz.  Außer  Streichinstrumenten, 
die  er  nach  Amati,  Stradivari  und  Guarneri  baut  und 
mit  Spiritus-  und  Öllack  versieht,  baut  er  auch  Man- 
dolinen,  Gitarren  und  hauptsächlich  Zithern,  an  welch 
letzteren  er  mehrere  Verbesserungen  angebracht  hat. 
Er  besitzt  Preise  und  Medaillen  der  Nürnberger  .Aus- 
stellung von  1882  und  der  Kölner  von  1889  usw. 

Geigenzettel :  Abb.  224. 

Fluvam,  Edouard.  —  ? 

Guter  französischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 


144 


Foetisch  —  Forster 


Poetisch,  Edouard.  —  Lausanne.   Geb.  2.  Juni 

1869  in  Lausanne 

Schüler  von  R.  Hammig  in  Markneukirchen  und 
P.  Möckel  in  Berlin.  Fünf  Jahre  lang  arbeitete  er  in 
Leipzig,  Dresden,  Frankfurt,  Stuttgart,  Wien  und 
Mirecourt  und  machte  sich  1890  selbständig.  Er  baut 
nach  Stradivari,  indem  er  sowohl  einzelne  Geigen  ge- 
treu imitiert,  als  nach  den  bekannten  Modellen  arbeitet. 
Er  ist  Teilhaber  der  Musikinstrumentenfirma  Foetisch 
freres,  die  in  Vevey  eine  Filiale  besitzt,  für  die  be- 
sonders Penzel  tätig  ist. 

Geigenzettel:  Edouard  Foetisch,  Luthier  /  ä  Lausanne 
An  .  .  .  .  No  .  .  .  (gedruckt). 


Forcheville,  Jean-Baptiste. —  St.  Omer  (Frank- 
reich).  1673 

Bisher  nur  durch  eine  Pochette,  die  sich  in  der  Samm- 
lung Snoeck  (443)  befand,  bekannt  geworden;  diese 
aber  läßt  den  Schluß  zu,  daß  er  in  seinem  Fache  recht 
tüchtig  war.  Leider  war  es  mir  nicht  möglich,  in  den 
Archivalien  in  St.  Omer  etwas  über  ihn  zu  finden. 
Geigenzettel:  Fait  ä  St.  Omer  par  /  J.  B'«.  Forcheville 
1673  (gedruckt). 


Foinant,  Claude  und  Leopold. 

1765 

Wahrscheinlich  Brüder.  Arbeiten  von  ihnen  kennt  man 
bis  jetzt  nicht. 

Foltin.  —  Gleiwitz.   1910 

Fonclauze,  Joseph  (gen.  »le  Mayeux«).  —  Paris. 

Geb.    in    Luxeuil    (Franche-Comte)    1800, 

t  Paris-Montmartre  1 864 

Einer  der  besten  französischen  Bogenmacher,  der, 
nachdem  er  bei  D.  Peccatte  in  Mirecourt  ausgebildet 
worden  war,  1820  nach  Paris  ging  und  zuerst  bei 
Fr.  Lupot,  dann  bei  Fr.  Tourte  und  schließlich  zehn 
Jahre  lang  bei  J.  B.  Vuillaume  arbeitete.  Gegen  1840 
machte  er  sich  in  der  Rue  Pagevin  selbständig  und  zog 
dann  in  seinen  letzten  Jahren  auf  den  Montmartre. 
Die  meisten  seiner  Bögen  tragen  seinen  Namen  als 
Brandmarke. 

Fontana,  Giovanni.  —  Ferrara.   1568 

Ein  Instrumentenmacher,  den  Valdrighi  (4164)  er- 
wähnt. 

Fontanelli,   Giovanni   Giuseppe.   —  Bologna. 

1733.  1773 

Hauptsächlich  als  Lautenmacher  berühmt.  Zwei  Man- 
dolinen  von  ihm  besitzt  das  Museum  des  Pariser  Kon- 
servatoriums. Eine  prächtige,  reich  mit  Schildpatt, 
Ebenholz  und  Elfenbein  eingelegte  Laute  befindet  sich 
in  der  Sammlung  Gautier  in  Nizza. 
Geigenzettel:  Giov.  Giuseppe  Fontanelli  /  fece  in  Bo- 
logna, l'anno  1733 — 3  X^'^  (gedruckt).  —  Giovanni 
Giuseppe  Fontanelli  /  Bolognese  f.  an.  1772  (gedruckt). 

Fontaubert,  lebt  als  »Luthier«  in  Angouleme 
Fonvielle,  Jean  de.  — ■  Mirecourt.    1605 

Einer  der  ältesten  von  A.  Jacquot  ermittelten  Geigen- 
macher Mirecourts. 

Foradori,  Giovanni.  —  Verona,  Bologna.   1 855. 

1860 

Ein  Feintischler,  der  sehr  schön  eingelegte  Schränke 
und  Tische  verfertigte.  Er  verlegte  sich  nebenbei  auch 
auf  das  Geigenmachen,  wobei  ihm  zwar  seine  Hand- 
fertigkeit sehr  zustatten  kam,  doch  jedes  Verständnis 
für  das  eigentliche  Wesen  des  Geigenbaus  abging. 


Ford,  Jacob.  —  London.    1780.    1790 

Wie  die  meisten  seiner  Zeitgenossen  in  England  nahm 
er  sich  Stainer  zum  Vorbild.  Er  war  nicht  ungeschickt 
Mirecourt.         'J"'^  verwendete  einen  guten  OUack. 


Fornarone,  il.  —  Bologna 

Ein  bolognesischer  Instrumentenmacher,  dessen  Name 
und  Zeit  nicht  feststeht,  dem  Namen  nach  vielleicht 
der  Sohn  eines  Bäckers.  Valdrighi  nennt  ihn  ohne 
nähere  Angaben  unter  Nr.  3757. 

Forni,  Stefano.  —  Pesaro.   1666 

Seine  Geigen  glichen  in  ihrem  Aussehen  den  Werken 
der  Brescianer,  sind  jedoch  weder  in  bezug  auf  Arbeit, 
Holz  und  Lack,  noch  auf  den  Ton  hervorragend. 
Geigenzettel:  Stefano  Forni  Fece/  In  Pesaro.  L'anno 
1 666  (gedruckt). 

Forno,  Chrlstoforo  del.  —  Rom.   1608 

Ein  Lautenmacher  aus  der  via  dei  Liutari,  der  wohl 
eine  größere  Werkstatt  besaß.  Er  wird  in  der  Klage- 
sache des  vlämischen  Lautenmachers  Giovanni  di  En- 
rico als  »Maestro«  und  Besitzer  einer  »Bottega'<  in  der 
via  dei  Leutari  erwähnt. 

Forster  (Foster,  auch  Forrester),  John.  — 
Brampton  (Cumberland).  Geb.  um  1688  zu 
Klrkandrews,  f  Okt.  1781   in  Brampton 

Der  Stammvater  der  berühmten  Geigenmacherfamilie 
seines  Namens.  Er  war  eigentlich  Spinnrad-  und 
Büchsenmacher,  aber  in  vielen  Künsten  beschlagen, 
und  machte  gelegentlich  auch  Geigen.  Ein  ihm  zuge- 
schriebenes Instrument  ist  sehr  oberflächlich  durch- 
geführt, hoch  gewölbt  und  folgt  einem  Modell,  das 
etwa  in  der  Mitte  zwischen  dem  des  Stainer  und  dem 
der  Amatischule  liegt. 

Forster,  Simon  Andrew.  —  London.  Geb. 
13.  Mal  1781,  t  2.  Febr.  1870 

Sohn  von  William  III  F.  Erst  Schüler  seines  Vaters 
und  dann  von  Samuel  Gilkes,  der  als  Gehilfe  bei  seinem 
Vater  arbeitete.  Er  kam  seinem  Vater  und  Großvater 
zwar  nicht  gleich,  war  aber  ein  feiner  Kenner  und  ist 
namentlich  bekannt  durch  seine  Mitarbeiterschaft  an 
dem  Buche  »The  history  of  the  Violin  by  Sandys  and 
S.  A.  Forster«  (1864). 

Geigenzettel:  (in  billigen  Geigen:)  Forster,  No  .  .  .  (ge- 
druckt). —  S.  A.  Forster  /  Violin,  Tenor  and  Violon- 
cello /  Maker  /  No  .  .  London  (gedruckt). 


Forster  —  Fran^ais 


145 


Forster,  William   I.  —  Brampton. 
1713,  t  4.  März  1801 


Sohn  von  John  F.  Er  nennt  sich  auf  seinen  Zetteln 
zwar  ausdrücklich  Geigenmacher,  war  aber  gleich 
seinem  Vater  eigentlich  Spmnraddrechsler  und  hat  auch 
als  Spielmann  sein  Brot  verdient.  Seine  Geigen  sind 
roh  gearbeitet  und  haben  schlechten  Spirituslack, 
klingen  aber  meist  gut. 

Geigenzettel:  William  Forster  /  Violin  Maker  /  in 
Brampton  (gedruckt). 

Forster,  William  II.  (»Old  Forster«).  —  Lon- 
don. Geb.  1739  in  Brampton,  f  H.Dez. 
1808  m  London 

Sohn  von  William  I  F.,  dessen  Schüler  er  sowohl  als 
Büchsenmacher  wie  als  Geigenmacher  und  Musiker 
war.  Mit  etwa  20  Jahren  kam  er  nach  London  und 
arbeitete  zunächst  gelegentlich  für  Händler,  bis  er  sich 
so  viel  erspart  hatte,  um  seine  eigene  Werkstatt  zu  er- 
öffnen. Er  ist  ein  vorzüglicher  Meister  gewesen  und 
unstreitig  der  bedeutendste  aus  seiner  Familie.  Er  ahmte 
von  1762— 1772  Stainer  und  dann  die  Amati  nach  und 
besaß  einen  trefflichen  Lack;  wenn  er  auch  den  edlen 
Ton  seiner  Vorbilder  nicht  erreichte,  so  übertraf  er  sie 
doch  sehr  oft  in  der  Klangfülle.  Die  englischen  Samm- 
ler und  Musiker  achten  seine  Arbeit  der  Stamerschen 
gleich,  und  namentlich  seine  Violen  und  Violoncelli 
erreichen  hohe  Preise.  —  Es  gibt  auch  einige  sehr  gute 
Bässe  von  ihm,  die  er  mit  Vorliebe  violoncelloförmig 
baute.  Sein  noch  erhaltenes  Tagebuch  ist  ein  wertvolles 
Dokument  zur  Geschichte  des  Geigenbaus.  Eine  von 
ihm  im  Jahre  1800  gebaute  Violine  besitzen  W.  E.  Hill 
&  Sons. 

Geigenzettel:  William  Forster,  /  Violin  Maker  /  in 
St.  Martin 's  Lane  London  /  1779.  (gedruckt). 

Forster,   William   III.   (*>young   Forster«).  — 
London.   Geb.  7.  Jan.  1764,  f  24.  Juli  1824 

Sohn  und  Schüler  von  William  11  F.  Er  kam  in  Arbeit 
und  Lack  seinem  Vater  sehr  nahe  und  stand  in  hohem 
Ansehen.  Er  heiratete  im  Jahre  1786  und  hatte  zwei 
Söhne,  die  beide  Geigenmacher  wurden. 

Geigenzettel:  William  Forster  Junr  /  Violin,  Violon- 
cello, Tenor  &Bow-Maker/  1809  also  music  No  43  / 
to  their  Royal  Highness  the  /  Prince  of  Wales  and  the 
Duke  of  Cumberland  (gedruckt). 

Forster,  William  IV.  —  London.  Geb.  14.  Dez. 
1788  in  London,  f  8.  Okt.  1824  in  Chelten- 

ham 

Altester  Sohn  von  William  III  F.  Schüler  seines  Vaters 
und  seines  Großvaters.  Er  war  hauptsächlich  Repara- 
teur,  arbeitete  einige  Zeit  bei  Th.  Kennedy  und  hat 
höchstens  12 — 15  neue  Instrumente  gebaut,  von  denen 
nur  zwei  oder  drei  Violinen  und  ein  Violoncello  als  gute 
Arbeiten  gelten  können.  Es  kommen  übrigens  nicht 
selten  gewöhnliche  Fabriksgeigen  vor,  in  die  er  seinen 
Zettel  geklebt  hat. 

V.  Lütgfendorff,   Geigen-  und   Lautenmacher.     Bd.  II 


Geb.  um    Forstner.  —  Geigenmacherfamilie  in  Schön- 
bach b.  E. : 
Forstner,  Johann,  ist  als  Halsschnitzer  tätig 
Forstner,  Martin,  ebenso 
Forstner,  Vincenz,  war  Geigenmacher  und  als 

solcher  schon  1826  in  der  Innung 
Fortier.  —  Rouen.   1708 

Ein  »Luthier«,  von  dem  nur  der  Name  dadurch  be- 
kannt wurde,  daß  er  von  der  Zunft  verklagt  wurde,  er 
arbeite  ohne  Meisterbrief. 

Foucher,  Teilhaber  der  1866  gegründeten 
Geigenmacherfirma  Haynes,  Foucher  &  Co. 
in  London 

Fouquet  s.  Lecomte 

Fourier,  G.  —  1893 

Vermutlich  ein  Mirecourter,  vielleicht  nur  ein  Händler. 

Geigenzettel :  Lutherie  artistique  /  G.  Fourier  1893  (ge- 
druckt). 

Fourneau.  —  Paris.  Um  1780 

Wenig  bekannter  Geigenmacher,  der  zwar  ganz  brav 
zu  arbeiten  verstand,  aber  einen  schlechten  Lack  ver- 
wendete. 

Fourner  s.  Nicolas 

Geigenzettel:  Abb.  228,  229. 

Fox,  Joseph.  —  Leeds.  1855.  1862 

Ein  Maschinenbauer,  der  aus  Liebhaberei  Geigen 
machte  und  — ■  abgesehen  vom  Lackieren  —  seine 
Geigen  so  gut  zu  machen  verstand,  wie  irgendein  zunft- 
gemäßer Geigenmacher. 

Fracei,  Pietro.  —  Pescia.   1816 

Wenig  bekannter  Italiener,  der  nicht  allzu  sorgfältig 
arbeitete,  dessen  Geigen  aber  immerhin  wertvoll  sind. 
Er  bevorzugte  ein  schmales,  an  Jos.  Guarnerius  er- 
innerndes Modell  und  machte  breite  Einlagen  und  zier- 
liche Schnecken.  Besonders  schön  ist  sein  goldorange- 
gelber Lack.  Gottfr.  Glaser  in  Wiesbaden  besitzt  eine 
Violine  von  ihm  mit  einem  ausgesucht  hübschen  klein- 
geflammten Boden. 

Fraiser,  Giorgio.  —  Cremona.  Geb.  1648.  1666 

Wahrscheinlich  ein  Tiroler,  der  1666  in  der  Werkstatt 
N.  Amatis  arbeitete. 

Fran^ais,  Henri.  —  Paris.   Geb.  in  Mirecourt 
26.  Nov.  1861 

Schüler  von  A.  Darte,  später  kam  er  zu  Lullier  in 
Boulogne-sur-Mer  und  1880  zu  Gand  &  Bernardel. 
Er  arbeitete  22  Jahre  lang  bei  der  gleichen  Firma  und 
wurde  am  1.  Juli  1901  mit  Caressa  zusammen  Nach- 
folger von  Gustave  Bernardel.  Er  arbeitet  nach  Lupot 
in  den  Traditionen  der  Werkstatt,  erhielt  schon  1897 
in  Brüssel  eine  goldene  Mitarbeitermedaille  und  ist  seit 
1911  Officier  de  l'instruction  publique. 

10 


146 


Francdidier  —  Franke 


Francdidier,   Fran^ols.   —  Mlrecourt.     1774. 

1787 

Nur  von  A.  Jacquot  erwähnter  Geigenmacher. 

Franciolini,  Leopoldo.  —  Florenz  (?).   1780 

In  einem  sehr  schadhaften,  oft  geflickten  Baß,  fand 
sich  auch  der  (Rep.)-Zettel :  »Leop.  FrancioHni  Fioren- 
tino  ]  780«  (geschrieben).  Die  Heimatsbezeichnung  muß 
nicht  auch  den  Wohnort  andeuten.  Name,  Schrift  und 
Jahreszahl  erschienen,  nebenbei  bemerkt,  sehr  ver- 
dächtig. 

Franck,  Gottfried  Hinrich  Anton.  —  Ham- 
burg. 1785 

Em  Instrumentenmacher,  der  am  21.  Januar  1785 
Bürger  von  Hamburg  wurde. 

Franck,  Johann  Andreas.  —  Klingenthal.  1 740. 
1765 

Sein  Name  kommt  seit  1 740  in  den  Innungsbüchern 
vor.  Näheres  über  ihn  weiß  man  jedoch  nicht. 

Franck  (?),  Johann  Michael.  —  Dresden.  1794 

Ein  bisher  nicht  bekannter  Dresdener  Geigenmacher, 
von  dem  J.  M.  Tschenn  in  Leipzig  eine  gute,  nach 
einem  kleinen  Amatimodell  gebaute  Violine  besitzt. 
Die  Arbeit  ist  sauber,  der  Lack  gelbbräunlich.  Der 
Name  ist  schwer  leserlich  (der  Besitzer  liest  >>Framlr<'). 

Geigenzettel :  Johann  Michael  Franck  /  Violinmacher 
Dreßden  1794  (geschrieben). 

Franck,  Ludwig.  —  Lübeck.    Geb.  um  1700, 
t  9.  April  1763 

Er  erwarb  am  16.  Juni  1724  als  Instrumentenmacher 
das  Bürgerrecht  und  wurde  1725  Organist  am  Dom. 
1729  heiratete  er  Cath.  Dorothea  Raggen.  Sein  Sohn 
Ludewig  starb  schon  1752.  Außer  diesem  besaß  er  nur 
eine  Tochter;  der  Hamburger  G.  H.  A.  Franck  war 
also  nicht  sein  Sohn,  wie  man  früher  glaubte.  Er  hat 
Lauten  und  Harfen  repariert,  scheint  jedoch  fast  aus- 
schließlich Klavier-  und  Orgelbau  betneben  zu  haben. 
Eine  Arbeit  von  ihm,  ein  Klavier  von  1 756,  besitzt  das 
Museum  in  Lübeck. 

Franck.  —  Gent.    1800.   1830 

Ursprünglich  Bildhauer,  hat  er  sich  erst  später  auf  das 
Geigenmachen  verlegt  und  war  namentlich  als  Re- 
parateur  gesucht. 

Geigenzettel :  Raccommode  par  franck  /  rue  De  La 
Maison  Dieu  /  paroise  St.  Sauveur  N  5  /  gand  (ge- 
schrieben). 

Franco  (Franchi),  Stefano.  —  Florenz.    1686. 

1692 

Sohn  des  Caspar  F.  Ein  Lautenmacher,  der  vermutlich 
Frank  hieß.  Eine  kleine  Oktavlaute  (Pandurina)  von 
ihm  befindet  sich  in  W.  Heyers  -Musikhistorischem 
Museum  in  Köln  (Nr.  494). 


Fran^ois,  Jean.  —  Mirecourt.   1755.   1758 

Gewöhnlicher  Mirecourter  Meister.  Seine  Violen  ha- 
ben geschnitzte  Wirbelkästen.  Er  bezeichnete  seine 
Geigen  gern  als  aus  Paris  stammend  und  verwendete 
eine  Brandmarke  mit  seinem  Namen.  A.  Jacquot  konnte 
über  ihn  nichts  in  den  Mirecourter  Urkunden  finden, 
dagegen  fand  er  einen  Frangois  Frangois,  der  um  1774 
bis  1 787  lebte. 

Geigenzettel:  Gian  Fran9oit  ä  /  Mircour  au  Lorraine  / 
Fai  en  1758  (gedruckt). 

Fran9ois,    Maitre   (»le  luppetier«).   —  Mire- 
court.  1612 

Einer  der  ältesten  überlieferten  Namen  eines  Mire- 
courter Geigenmachers.  Wahrscheinlich  hat  man  es  da 
nur  mit  dem  Taufnamen  zu  tun.  Es  müßte  demnach 
erst  festgestellt  werden,  wie  dieser  Maitre  Franfois 
wirklich  hieß. 

Frank,  Eduard,  lebte  im    19.  Jahrhundert  in 

Zwota 
Frank,  Joseph.  —  Linz  a.  D.   1795 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Meinrad  Fr.  Er  dürfte  jung 
gestorben  sein  oder  nur  selten  Geigen  gemacht  haben. 
Obwohl  er  sich  »bürgerlicher  Geigenmacher«  nennt, 
konnte  ich  ihn  bisher  in  den  Bürgerlisten  nicht  finden. 
Geigenzettel :  Joseph  Frank,  bürgerlicher  /  Geigen- 
macher in  Linz  1795  (gedruckt). 

Frank,  Meinrad.  —  Linz  a.  D.  Geb.  um  1770. 
1832 

Wahrscheinlich  Schüler  und  seit  16.  Mai  1799  auch 
Nachfolger  von  Joh.  Bapt.  Havelka.  Origineller,  fleißi- 
ger Meister,  von  dem  bessere  Arbeiten  noch  häufig 
vorkommen.  Er  besaß  ein  eigentümliches  Modell  mit 
tief  eingebogenen  )(  und  hoher  Wölbung.  Die  Schnecke 
ist  dünn  und  eckig,  der  Lack  gelbrot  bis  dunkelbraun, 
meist  von  wenig  Glanz.  Arbeit  und  Holz  sind  immer 
gut  bei  ihm.  Bei  Violen  blieb  er  lange  den  alten  Mo- 
dellen treu,  die  schlangenförmigen  Schallöcher  suchte 
er  dagegen  öfters  zu  ändern.  Eine  hübsche  Viola 
d'amore  aus  dem  Jahre  1801  von  ihm  besitzt  das  Mu- 
seum in  Gothenburg.  Er  gebraucht  eine  Zeitlang  die- 
selbe Vignette  wie  J.  B.  Havelka,  in  die  er  seinen  Na- 
men mit  Tinte  schreibt. 

Geigenzettel:  Abb.  210. 

Frank  s.  Grohmann 

Franke,  Paul.  —  Nürnberg.    Geb.  29.  April 

1876  in  Frankfurt  a.  0. 

Nachdem  er  von  1890 — 1894  bei  Otto  Seifert  den 
Geigenbau  regelrecht  erlernt  hatte,  arbeitete  er  15  Jahre 
lang  als  Gehilfe  und  hat  sich  1909  in  Nürnberg 
selbständig  gemacht.  Er  baut  hauptsächlich  nach  einer 
vorzüglichen  Stradivarigeige,  die  er  in  Berlin  zu  ko- 
pieren Gelegenheit  hatte,  urtd  bevorzugt  ein  großes 
Format  und  eine  flache  Wölbung,  die  jedoch  nicht 
gleich  vom  Rande  aus  ansteigt.  Er  verarbeitet  schönes 
altes  Holz,  macht  alle  Teile  eigenhändig  und  bereitet 


Frankland  —  Fredimaur 


147 


auch  seinen  rötlichgelben  Öllack  selbst.  Seine  Arbeit 
wird  sehr  gelobt.  —  Auch  sein  jüngerer  Bruder  ist 
Geigenmacher  geworden  und  war  sein  Schüler. 
Geigenzettel:  Paul  Franke,  Geigenbauer  /  Nürnberg, 
gefertigt  1910  (gedruckt). 

Frankland.  —  London.   1785 

Er  wohnte  Robin  Hood  Court,  Shoe  Lane  und  war 
meist  für  William  Forster  beschäftigt,  ragte  aber  als 
Geigenmacher  nicht  hervor. 

Franz,  Joachim.  —  Havelberg.  Geb.  1748 

Im  Havelberger  Meldeamt  ist  über  ihn  nichts  zu  fin- 
den, doch  soll  um  1870  ein  alter  Mann  namens  Franz, 
der  Instrumentenmacher  gewesen  ist,  gestorben  sem. 
Er  wohnte  zuletzt  im  Heinetterberg  (Heinstterberg?). 
Seine  Tochter  war  mit  Stellmacher  Kardetzki  in  Da- 
merow  verheiratet^).  Er  hieß  Johann  Jochen  Franz  und 
muß  wohl  ein  Sohn  Joachim  F.s  gewesen  sein. 

Franza,   Glacomo.  —  Badla  Polesme  (Prov. 
Rovigo) 

Sein  Zettel  findet  sich  in  einer  unbeholfen  gemach- 
ten Violine  mit  roh  gearbeiteter  Schnecke  aus  der 
Sammlung  Pasini,  jetzt  im  Besitz  des  Rittmeisters  C.  S. 
Picht  in  Ulm. 

Geigenzettel :  Giacomo  Franza  /  Fabricatore  Da  vlolini  / 
in  Badia  polesine. 

Fratis  (Pratls,  Pradter),  Stephan.  —  Prag.  1674' 
1695 

Der  Name  kommt  in  so  verschiedener  Form  vor,  daß 
ich  unsicher  bin,  ob  ich  diesen  Stephan  für  emen  Ver- 
wandten von  Leonhard  Pradter  oder  von  Georg  Fra- 
tisch,  der  in  Prag  lebte  und  im  Jahre  1752  zwei  Wald- 
hörner für  die  Lorettokirche  machte,  halten  soll.  Vgl. 
Pradter. 

Frauendorf  er  s.  Kurz  und  Frauendorf  er 

Frazier,  J.,  lebt  in  Bristol  als  Geigenmacher 

und  Geigenlackfabrikant 

Frebinet,  Claude.  —  Mirecourt.   1660 

Bis  jetzt  der  älteste  bekannt  gewordene  Geigenmacher 


Familii 


semer  f  amuie 


Mirecourt.  Geb.  24.  Fe- 


Frebmet,  Georges 
bruar  1874 

Schüler  seines  Großvaters  Deroux  in  Reims.  Er  ar- 
beitete bei  Hei  und  bei  Blanchard  und  entwickelte  sich 
zu  einem  sehr  tüchtigen  Geigenmacher. 


Frebmet,    Georges -Fran^ois. 
1759.  1760 

Nur  dem  Namen  nach  bekannt. 


Mirecourt. 


^)  Nicht  zu  finden. 


Frebinet,  Jean-Baptiste  I.  —  Mirecourt.   1688 

Ihm  gehört  wahrscheinlich  der  abgebildete  Zettel,  der 
richtig  Frebinnet  gelesen  werden  muß,  aber  meistens 
irrig  Frebrunet  gelesen  wurde. 

Geigenzettel :  Abb.  222. 
Frebinet,  Jean-Baptiste  II. —  Mirecourt.  Geb. 
um  1718.  t  1776 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Jean  Baptiste  I.  Er  heiratete 
im  Jahre  1743  und  wird  sich  damals  selbständig  ge- 
macht haben.  Seine  Arbeit  ist  recht  gut  und  mit  der  von 
Pierray  zu  vergleichen.  Er  verwandte  einen  guten,  gelb- 
braunen Öllack.  Eine  Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1760  besitzt  das  Konservatorium  in  Paris.  Im  Selhof- 
schen  Versteigerungsverzeichnis  (Haag  1 739)  wird  eine 
Geige  von  J.  B.  Frebine  mit  der  Jahreszahl  1751  an- 
geführt. Seine  Zettel  enthalten  zumeist  nur  seinen 
Namen  ohne  Ort  und  Datum.  Daß  er  auch  in  Paris 
gearbeitet  haben  soll,  wird  zwar  behauptet,  aber  wahr- 
scheinlich hat  er  seine  Vaterstadt  nur  in  seinen  Ge- 
sellenjahren  verlassen. 

Fredi,  Fabio,  O^.  —  Todi,  Rom.  Geb.  1 845  in 
Todi,  t  18.  Januar  1894  in  Rom 
Tüchtiger  Geigenmacher  und  Musiker,  der  von  1875 
bis  1878  in  Todi  arbeitete  und  1879  nach  Rom  über- 
gesiedelt ist. 

Fredi,  O^.  Rodolfo.  —  Rom.    Geb.   18.  Juni 
1861  in  Todi  (Perugia) 

Sohn  und  Schüler  von  Fabio  Fr.  Er  eröffnete  am 
1.  Januar  1885  seine  eigene  Werkstatt  in  Rom  und 
baute  bisher  nach  10  verschiedenen  Modellen,  kam 
aber  zuletzt  auf  das  Stradivarimodell  zurück,  das  ihm 
jetzt  zum  Vorbild  dient,  ohne  daß  er  dabei  die  Absicht 
hat,  lediglich  Kopien  zu  fertigen.  Die  für  den  Handel 
berechneten  Geigen  versieht  er  mit  Spirituslack,  die 
besseren  dagegen  mit  Öllack.  In  der  letzten  Zeit  be- 
schäftigt er  sich  jedoch  mehr  mit  Orgeln  und  Klavieren 
usw.  als  mit  Geigen. 

Geigenzettel:  Rodolfo  Fredi  /  fece  in  Roma  anno  1901 
(gedruckt). 

Fredimaur,  Joannes  Baptista.  —  Florenz.  1740. 

1750 

Weder  die  Form  des  Namens  noch  die  Herkunft  dieses 
Meisters  kann  als  sicher  angesehen  werden,  selbst  die 
Zeit,  wann  er  gelebt  hat,  müßte  erst  festgestellt  werden. 
Nach  Gallay-Brunis  Inventaire  besaß  die  Marquise  de 
Thuisy  eine  Violine  von  »Fredimaure*  aus  dem  Jahre 
175.  (?)  (S.  175).  Die  Geigenhändler  Lyon  &  Healy 
bieten  eine  Violine  von  J.  B.  FredrimauPr  aus  dem 
Jahre  1740  an,  in  Frankreich  befindet  sich  dagegen 
eine  Violine  von  guter  Arbeit,  langes,  schmales  Modell, 
hohe  Wölbung,  große  F-Löcher,  breite  Reifchen,  gold- 
gelber Lack,  schmale  kleine  Schnecke  mit  der  Jahres- 
zahl 1643.  Ich  halte  die  Jahreszahl  zwar  für  falsch  ge- 
lesen, muß  sie  aber  doch  erwähnen,  da  der  Zettel  im 
übrigen  echt  zu  sein  scheint. 

Geigenzettel:  Joannes  Baptista  Fredimaur  eximius  / 
ligneus  faber,  Florentie  anno  1 643  (gedruckt). 

10* 


148 


Freeman  —  Frichelet 


Freeman  s.  Hare 

Freese,  Andres.  —  Bremen.   1727 

Der  seit  1721—1763  in  Bremen  tätige,  sehr  geschickte 
Bildhauer  Theophilus  Freese^)  hatte  nach  den  Zunft- 
akten einen  Bruder,  dessen  Vorname  leider  nicht  an- 
gegeben erscheint.  Vermutlich  war  Andres  Freese 
dieser  Bruder  und  seine«  Zeichens  ebenfalls  Holz-, 
Elfenbein-  und  Steinbildhauer.  Er  wird  also  nur  aus 
Liebhaberei  Geigen  gemacht  haben.  Eine  Taschengeige 
von  ihm  besitzt  das  Städtische  Museum  in  Braun- 
schweig. 

Geigenzettel :  Andres  Freeße/  Bremen  d.  27.  /Septemb. 
1727  (gedruckt). 

Freiseisen. —  Mittenwald.  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts 

Da  er  ausschließlich  für  die  »Verleger«  arbeitete,  ist 
sein  Name  unbekannt  geblieben ;  daß  er  jedoch  zu  den 
besseren  Geigenmachern  seiner  Heimat  gehört  haben 
muß,  beweist  eine  sehr  gute  Violine  mit  seinem  hand- 
schriftlichen Zettel,  die  ein  Münchener  Hofmusiker 
besaß. 

Freitag,  Friedrich.  —  Berlin 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  zusammen  mit  Paul 
Kurt  Ficker  arbeitet.  Ihre  Firma  heißt  »Freitag  & 
Ficker«. 

Frenot,  Jean.  —  Mirecourt.    1750  (?).   1788 

Er  gab  in  seinen  Geigen,  wie  viele  Mirecourter,  Paris 
als  Ursprungsort  an,  die  hinzugefügte  Jahreszahl  1 750 
ist  wahrscheinlich  ebenso  unrichtig,  denn  A.  Jacquot 
weist  nach,  daß  er  erst  1781  geheiratet  hat. 

Freund,  F.  —  Neiße.   1841 

Ist  mir  nur  durch  seinen  Reparaturzettel  bekannt  ge- 
worden. 

Geigenzettel:  Reparirt  von  F.  Freund  in  Neisse  1841 
(gedruckt). 

Frey.  —  Antwerpen 

C.  C.  Snoeck  besaß  eine  von  Maeterlinck  in  Gent  be- 
malte Gitarre  von  ihm. 

Frey,   Christoph.   —  Wiesensteig,   Stuttgart. 

1582.  t  30.  August  1635 

Er  stammte  aus  Ansbach  und  kam  im  Jahre  1582  aus 
Wiesensteig  nach  Stuttgart,  wo  er  mit  Joh.  Thanner 
die  Musikinstrumentenwerkstatt  der  Hofkapelle  (»La- 
boratorium«) begründete.  Er  soll  viel  Geschicklichkeit 
bewiesen  haben,  namentlich  als  Pfeifenmacher  und 
Orgelbauer,  wird  aber  als  »verdreht«  bezeichnet  und 
erregte  durch  seine  »unzeitige«  Heirat  Anstoß. 

Frey(Frei),Hans.— Nürnberg.  1450.t21  .Nov. 

1523 

Es  ist  eine  unbewiesene,  vielleicht  unbeweisbare  Über- 
lieferung, daß  Hans  Frey  einer  der  besten  Lauten-  und 


^)  Eine  Elfenbeinstatuette  von  ihm  ist  in  der  Elfenbein- 
sammlung des  Museums  zu  Braunschweig.  Vgl.  Joh. 
Focke,  Bremische  Werkmeister  aus  alter  Zeit.  Bremen  1 890. 


Violenmacher  seiner  Zeit  war.  Als  Beruf  übte  er  diese 
Kunst  sicher  nicht  aus.  Er  war  zugleich  ein  trefflicher 
Mechaniker,  Physiker  und  Erfinder,  kurz  »ein  kunst- 
reicher Mann,  der  in  allen  Dingen  erfahren  war.«  »Für 
Musik  hatte  er  Verstand,  für  einen  guten  Harfen- 
schläger war  er  berühmt«,  wie  Neudörffer  von  ihm  be- 
richtet. Von  seinem  Leben  ist  nicht  allzuviel  Sicheres 
zu  berichten.  Er  soll  in  seiner  Jugend  in  Bologna  ge- 
arbeitet haben  und  gehörte  als  der  Letzte  seines  Stam- 
mes einer  ehrbaren,  wenn  auch  nicht  ratsfähigen  Fa- 
milie an.  Er  war  mit  der  Patrizierstochter  Anna  Rum- 
lein (t  1521)  verheiratet  und  wurde  1496  Genannter 
des  größeren  Rats.  Einen  Teil  seines  Ruhms  bei  der 
Nachwelt  verdankt  er  dem  Umstände,  daß  Albrecht 
Dürer  sein  Schwiegersohn  war.  Dieser  schätzte  ihn 
sehr  hoch,  und  als  er  seinen  Tod  in  der  Hauschronik 
eintrug,  bemerkte  er,  daß  Hans  Frey  bei  sechs  Jahren 
krank  war  und  ein  Mann  gewesen  sei,  »der  auch  in  der 
Welt  gleich  unmöglich  Widerwärtigkeit  erduldet  hat«. 
In  den  Nürnberger  Gerichtsbüchern  (Abteilung  ht- 
terarum)  erscheint  Hans  Frey  (Litter.  8,  Bl.  228) 
als  Zeuge;  im  Jahre  1484  (Bd.  3,  Bl.  7)  schließt  er 
und  sein  Vetter  Sebolt  Frey  einen  Vertrag  ab  mit 
Hans  Sendelbeck,  dem  Vormund  des  Hans  Schütten- 
samen,  wegen  Verzinsung  und  Abnützung  eines  Hau- 
ses, gelegen  an  dem  Hause  des  Schneiders  Ulrich  Kolb ; 
1501  am  28.  Mai  erscheint  er  als  Besitzer  eines  Hauses 
auf  dem  Graben  hinter  dem  deutschen  Hofe  (Litter.  1 7, 
Bl.  99);  1502  am  3.  Februar  als  Zeuge,  und  in  einer 
Urkunde  vom  Jahre  1504  (Litter.  20,  Bl.  105)  als  Vor- 
mund der  Clara  Gärtner.  Nach  seinem  Tode  fand  sich 
ein  Vermögen  von  425  fl.  bar  und  600  fl.  belegtes  Ka- 
pital vor.  Er  liegt  auf  dem  St.  Johanniskirchhofe  Nr.  649 
begraben.  —  Weiteres  findet  sich  noch  bei  Lochner: 
Die  Personennamen  in  Albrecht  Dürers  Briefen  aus 
Venedig  (:Nürnbg.  1870:),  S.  12—19.  In  der  Samm- 
lung alter  Musikinstrumente  des  Kunsthist.  Museums 
in  Wien  kann  man  zwei  schön  gearbeitete  neun-  und 
elfspänige  Altlauten  sehen  mit  dem  geschriebenen 
Zettel:  Hans  Frei. 

Freyer  &  Co.  —  Meißen.   1901 
Erfinder  einer  Porzellanvioline. 

Freytag,  A.  —  Landsberg  a.  W.   1855.   1860 

Seinerzeit  galt  er  als  recht  tüchtiger  Reparateur  und 
soll  auch  schätzenswerte  theoretische  Kenntnisse  ge- 
habt haben.  Etwas  Näheres  über  ihn  zu  ermitteln  war 
nicht  möglich,  da  die  Melderegister  in  Landsberg  a.W. 
nicht  so  weit  zurückreichen. 

Frez,  Michael  (Mlhaly).  —  Budapest.    1915 
Geigenmacher. 

Frezza,  Bartolomeo.  —  Brescia.   1624 

Bisher  nur  als  Lautenmacher  von  Valdrighi  (4493)  er- 
wähnt. 

Frichelet.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  von  der  genannt  werden : 
Antoine,  1687,  1691,  dessen  Sohn 
Claude-Nicolas,  geb.  1687  und 
Claude,  der  noch  1761  und  1762  vorkommt. 


Friede 


Fritz 


149 


Friede  (Frledl?),  Johann  Karl 

Eine  angeblich  aus  dem  Jahre  1 700  stammende  Zither 
mit  diesem  Namen  stellte  A.  F.  Hill  in  der  Londoner 
Music  Loan  Exhibition  1904  aus. 

Friedel,    Heinrich   August.   —  Berhn.     Geb. 
11.  Okt.  1863  in  Markneukirchen 

Schüler  von  Gustav  Otto.  Nachdem  er  jahrelang  bei 
hervorragenden  Meistern  als  Gehilfe  gearbeitet  hatte, 
gründete  er  im  Jahre  1889  sein  Geschäft  in  Berlin  und 
erwarb  sich  durch  seine  besondere  Tüchtigkeit  sehr 
bald  einen  großen  Kundenkreis.  Seine  neuen  Geigen 
werden  von  ersten  Künstlern  gern  gespielt  und  als 
Reparateur  erfreut  er  sich  eines  wohlverdienten  Rufs. 
Geigenzettel:  H.  A.  Friedel  /  Berlin  W.  18  .  .  (gedr.). 

Friedrich,  Johann  s.  Gözel 

Friedrich,  John.  —  New  York.  Geb.  26.  Juni 

1858  in  Kassel 

Schüler  von  Joseph  Schonger  in  Kassel,  arbeitete  von 
1875—1883  in  Kassel,  Stuttgart,  Leipzig  und  in  Berlin 
bei  0.  Möckel ;  dann  ging  er  nach  Amerika,  wo  er  in 
New  York  mit  seinem  Bruder  William  (f  1 .  Mai  1911) 
die  Geigenmacherfirma  John  Friedrich  &  Bro.  grün- 
dete. Nach  dem  Tode  des  Bruders  trat  dessen  Sohn 
William  J.  Fr.  in  die  Firma  ein,  deren  Teilhaber  schon 
seit  1893  Ernest  N.  Darlng  ist.  Die  Geigen  sind  gut 
und  sauber  gemacht  und  erhielten  auf  den  Weltaus- 
stellungen In  Chicago  (1893)  und  Saint  Louis  (1904) 
die  höchsten  Preise. 
Geigenzettel :  John  Friedrich  feclt  New- York  (gedr.). 

Friedstadt,  Johann  Christoph. —  Kassel.  Geb. 

1 694,  t  im  April  1 775  im  Alter  von  81  Jahren 

und  1 4  Tagen 

Obwohl  er  »Hofinstrumentenmacher«  war,  Heß  sich  im 
Archiv  in  Kassel  nichts  über  ihn  finden.  Er  war  mög- 
licherweise ein  Sohn  des  1733  Im  Alter  von  61  Jahren 
verstorbenen  Hofmalers  Johann  Wilhelm  Fr.  und  ein 
Bruder  des  Hof musikers  Joh.  Heinr.  Fr.  (f  1 782),  des 
Stadt-  und  Turmmusikers  Ernst  Fr.  (f  1787)  und  des 
am  1 7.  Februar  1 762  Im  Alter  von  57  Jahren  zu  Kassel 
verstorbenen  herrschaftlichen  Malers  Johann  Martin 
Friedstadt.  —  Seine  Arbeit  ist  gut  und  reich  verziert, 
eine  Altviola  von  Ihm  befindet  sich  In  der  staatl. 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin  (Nr.  872). 

Fritsch,  Caspar.  —  Wildstem  b.  Eger.    Geb. 
29.  Jan.  1875,  t  (gefallen)  1916 

Schüler  von  Ernst  Reinh.  Schmidt  In  Markneukirchen. 
Er  arbeitete  als  Gehilfe  In  Markneukirchen  und  Schön- 
bach und  machte  sich  1899  selbständig.  Er  baute 
Streichinstrumente  und  beschäftigte  sich  hauptsächlich 
mit  der  Wiederherstellung  alter  Geigen. 


D 


res- 


Fritsche  (Fritzsche),  Johann  Samuel, 
den,  Leipzig.   1780.   1810 

Er  war  ein  Schüler  von  Hunger  und  ein  recht  tüchtiger 
Gelgenmacher,  der  die  Cremoneser  mit  Geschick  nach- 


ahmte. .Auch  sein  bernsteinfarbiger  Lack  ist  verhältnis- 
mäßig gut.  Er  verwendete  verschiedene  Zettel. 
Geigenzettel :  Joh.  Sam.  Fritsche  /  Leipzig.  1 794  (ge- 
druckt). —  Johann  Samuel  Fritsche  /  Lauten-  und  In- 
strumentenmacher /  fecit  Dresde  17  .  .  (gedruckt).  — 
Johann  Samuel  Fritsche  /  in  Leipzig  17  .  .  (ge- 
druckt). 

Fritz.  —  Nürnberg.   1393.   1403 

Im  Kreisarchiv  Nürnberg  findet  sich  ein  »Lauten- 
macher Fritz«  erwähnt.  Fritz  dürfte  nur  der  Tauf-  und 
nicht  der  Familienname  gewesen  sein.  »Fritz  Lauten- 
macher« wurde  1393  als  Bürger  aufgenommen  und  bis 
1403  in  den  Losungslisten  (Losung,  d.  1.  direkte  Steuer) 
aufgeführt.  Er  wohnte  zuerst  bei  St.  Martha  und  dann 
am  Fischbach  (In  der  heutigen  Karolinenstraße).  Ein 
anderer  Fritz,  der  der  Wende  vom  16.  zum  17.  Jahr- 
hundert angehört  haben  dürfte,  wird  in  dem  1613  auf- 
gestellten Musikinstrumenteninventar  des  Landgrafen 
Moritz  von  Hessen  (In  Kassel)  erwähnt,  wo  es  heißt: 
»25.  eine  Steinwerk-gelbe  Viola  dl  gamba  So  fritz  von 
Nürnbergk  gemacht,  darunter  Ein  baß,  drey  Tenor  undt 
zwey  Soprani.« 

Fritz,  Johann.  —  Innsbruck.    Geb.  27.  Dez. 
1783  zu  Pfaffenhofen  (Oberinntal),  f  n.  1825 

Er  war  ein  Bauemsohn  und  erlernte  das  Tischlerhand- 
werk.  In  seinen  freien  Stunden  beschäftigte  er  sich  mit 
der  Anfertigung  von  Harfen  und  Gitarren  und  reparierte 
Gelgen.  Er  kam  dann  als  Geselle  zu  dem  Orgel-  und 
Instrumentenbauer  G.  Gröber,  bei  dem  er  seine  Kennt- 
nisse vervollkommnete.  Angeborenes  Talent  und  Hand- 
geschlcklichkeit  kamen  ihm  zustatten,  und  Im  Jahre 
1816  erbat  er  beim  Innsbrucker  Magistrat  die  Zu- 
lassung als  Musikinstrumentenmacher.  Diese  erhielt  er 
aber  erst,  nachdem  er  durch  Anfertigung  einer  in  allen 
Teilen  selbst  gemachten  Violine  seine  Tüchtigkeit 
erwiesen  hatte.  Den  Geigenbau  hat  er  zwar  nicht 
regelrecht  erlernt,  sich  aber  jedenfalls  von  fach- 
kundiger Seite  Rats  erholt  und  sich  gute  Vorbilder 
verschafft.  In  seinen  Gelgen  erkennt  man  noch  die 
Traditionen  der  alten  Tiroler  Schule,  in  seinem  Lack 
kommt  er  sogar  den  Italienern  nahe,  die  Brust  nimmt 
er  breit  und  flach,  der  Boden  ist  mehr  gewölbt  als  die 
Decke.  Der  Boden  Ist  häufig  nach  der  Schwarte  ge- 
schnitten und  besteht  bei  größeren  Gelgen  auch  aus 
weniger  schönem  Holz  (.Apfel-  oder  Birnbaum).  Die 
Schnecke  Ist  hübsch,  die  F-Löcher  erinnern  an  Stalner, 
sind  aber  bei  den  Bratschen  zu  klein.  Der  Ton  ist 
meistens  recht  gut,  wenn  auch  nicht  groß.  —  Nach 
Dr.  F.  Waldners  Forschungen,  der  ausführliche  An- 
gaben über  Johann  Fritz  bringt  (Nachrichten  über 
Tiroler  Lauten-  und  Gelgenbauer,  S.  46ff.),  heiratete 
er  am  30.  März  1818  die  Gärtnerstochter  Crescentia 
Trenkwalder.  Sein  Todesjahr  war  nicht  zu  ermitteln. 
Die  vorläufig  letzte  Jahreszahl,  die  ich  In  einer  Gitarre 
von  Ihm  fand,  war  1825,  was  nur  beweist,  daß  er  da- 
mals noch  lebte. 

Geigenzettel:  Johann  Fritz  /  Gelgen-  und  Chitar- 
macher  /  in  Innsbruck.  1821  (gedruckt).  —  Johann  / 
Fritz/  Instrumentenmacher /zu  Innsbruck /.Anno  1825 
(geschrieben  in  einer  Gitarre). 


150 


Fritzsche  —  Fücker 


Frltzsche,  Johann  Benjamin. 
1823 

Zweiter  Sohn  des  1804  verstorbenen  Blasinstrumenten- 
machers Joh.  Aug.  Fr.  Er  wohnte  im  väterhchen  Hause 
in  der  Holzgasse  N  ■■.  636  und  wurde  am  1 9.  August  1 802 
Bürger.  Ein  geschickter  Meister,  der  bald  zum  Hof- 
instrumentenmacher  ernannt  wurde  (anfangs  noch 
»Churfürstl.«,  dann  Königl.  Sachs.).  Geigen  von  ihm 
kommen  häufig  vor,  auch  als  Reparateur  war  er  viel 
beschäftigt.  Eine  Mandoline  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1806  befindet  sich  in  der  Sammlung  Seheurleer. 

Geigenzettel :  Abb.  206. 
Fritzsche,  Karl  August.  — Dresden.  1797.  1809 

Älterer  Sohn  von  Joh.  Aug.  Fr.  Erlernte  bei  seinem 
Vater  die  Holzblasinstrumentenmacherei  und  verlegte 
sich  dann  auch  auf  den  Geigenbau.  Er  wohnte  nach  den 
Adreßbüchern  von  1 797  in  der  Schloßgasse  Nr.  294, 
1 799  in  der  Pirnaischen  Vorstadt  Nr.  20 ;  am  2 1 .  August 
1803  wurde  er  Bürger  und  wohnte  damals  Fischers- 
dorf Nr.  708.  Er  ist  weniger  bekannt  geworden  als  sein 
Bruder  und  wahrscheinlich  früh  gestorben. 

Fröberg,  Andreas.  —  Stockholm.   1762.   1770 

Ein  bisher  nur  dem  Namen  nach  bekannter  schwedi- 
scher Geigenmacher,  der  im  Jahre  1 762  als  solcher  in 
Stockholm  privilegiert  wurde. 

Fromm,  Franz.  —  Wien 

Begründete  1886  in  Wien  sein  Streichinstrumenten- 
geschäft. 

Fromm,  Karl.  —  Wien.  Geb.  1852  in  Wien 

Begründete  im  Jahre  1878  sein  Musikinstrumenten- 
geschäft. Er  ist  ein  vorzüglicher  Zitherspieler  und  baut 
sehr  gute  und  schön  gearbeitete  Zithern.  In  seiner 
Werkstatt  werden  auch  Geigen  hergestellt,  bei  denen 
er  anfangs  das  Amati-,  später  das  Stradivanmodell  be- 
vorzugte. Er  war  Juror  gelegentlich  der  Wiener  Musik- 
und  Theaterausstellung  und  besitzt  Preise  der  Chi- 
cagoer und  Pariser  Weltausstellung  und  von  20  anderen 
Ausstellungen,  hat  einen  Tonregulator  für  Streich- 
instrumente (ähnlich  dem  von  Stauffer)  konstruiert 
und  baut  auch  Konzertzithern  mit  freischwingenden 
Stegen  und  ohne  Brücke  (seine  Erfindung). 

Geigenzettel:  Carl  Fromm,  Geigenmacher/  Wien  II, 
Taborstr.  20.  1886  (gedruckt). 

Fronhofer,  Georg.  —  Füssen.  16.  Jahrhundert 

In  Raymund  Fuggers  Musikkammer  (vom  Jahre  1566) 
befand  sich  (Nr.  74)  »Eine  alte  Gute  Lauten  von 
G.  Fronhofer;  (Nr.  76):  Eine  alte  gute  Lauten  von 
Georg  Fronhofer;  (Nr.  80):  Eine  alte  gute  Lautan  von 
Georg  Fronhofer«.  Vgl.  Stockbauer,  Kunstbestrebun- 
gen unter  Alb.  V.  u.  Wilh.  V.  (:Wien  1874:),  S.  83. 
Dasselbe  Verzeichnis  nennt  auch  einen  Lautenmacher 
Hans  Kronhofer.  Ob  hier  nicht  ein  anderes  Mitglied 
derselben  Familie  gemeint  ist?  In  beiden  Fällen  fehlt 
die  .'Xngabe  des  Wohnorts,  doch  gibt  Trautmann  Füssen 
als  Fronhofers  Heimat  an. 


Dresden.  1802.    Frosch,  Andreas.  —  München  (?) 

Ein  Lauten-  und  Geigenmacher  vom  Ende  des  17.Jahr  ] 
hunderts.  EinLautenbassettchenvon  ihm  befindet  sich 
im  Münchener  Nationalmuseum. 


Fryer,  John  Charles.  —  London,  dann  Leeds. 
1828.  t  1840 

Erst  Gehilfe  und  seit  1 828  auch  Kompagnon  von  Dear- 
love.  Bei  seinen  Geigen  fehlt  gewöhnlich  die  Hohlkehle. 

Fuchs,  Franz.  —  Linz  a.  D.  Geb.  30.  Juli  1875 

in  Linz 

Schüler  von  Ed.  Heidegger,  bei  dem  er  als  Gehilfe  u.  a. 
mehrere  Bratschen  nach  dem  Kleinmensursystem 
Dessauer  anfertigte.  Seine  weitere  Entwicklung  wurde 
hauptsächlich  von  Prof.  Sadtler  beeinflußt,  der  ihn  seit 
1893  in  die  Ergebnisse  seiner  durch  50  Jahre  fortge- 
setzten Forschungen  über  die  Gesetze  des  Geigenbaues 
einweihte.  In  gemeinsamen,  vielfältigen  Versuchen 
reifte  das  Können  des  jungen  Geigenmachers,  der  seit 
dem  Tode  Prof.  Sadtlers  es  auch  verstanden  hat,  die 
auf  wissenschaftlichem  Wege  gefundenen  Richtlinien 
mit  der  künstlerischen,  äußeren  Erscheinung  seiner 
Arbeiten  in  Einklang  zu  bringen.  Er  arbeitet  nach 
einem  eigenen,  zwischen  Stradivari  und  Guarneri 
liegenden,  großen  Modell  mit  schlankem  Wirbelkasten 
und  schöner  Schnecke,  verwendet  ausgezeichnetes  Ton- 
holz und  einen  weichen,  rötlichgelben  Ollack.  Er  ar- 
beitet mit  der  größten  Genauigkeit  und  macht  alles 
selbst,  so  daß  er  im  Jahre  höchstens  vier  Geigen  fertig- 
stellt. Bei  diesen  sind  die  Stärkeverhältnisse  des  Holzes, 
die  Wölbung  und  der  Luftraum  sorgfältig  berechnet. 
Den  Baßbalken  setzt  er  ungespannt  ein.  Der  Ton  seiner 
Geigen,  Violen  und  Violoncelli  ist  sehr  schön  und  groß. 
Geigenzettel :  Geigenmacher  /  Franz  Fuchs  Linza./d.D., 
Baujahr  .  .  No  .  . 

Fuchs.  —  Schönbach  b.  E. 

Als  Geigenmacher  waren  oder  sind  in  ihrer  Heimat 
tätig : 

Fuchs,  Andreas,  f  1898 

Fuchs,  Anton 

War  1826  bereits  Meister  und  soll  eine  Zeitlang  in 
Görkau  bei  Komotau  ansässig  gewesen  sein. 

Fuchs,  Franz 

War  1826  bereits  Meister  und  starb  1877. 

Fuchs,  Josef 

Kommt  schon  1802  und  noch  1840  vor.  Er  war  der 
beste  Geigenmacher  aus  dieser  Familie.  Seine  Geigen 
sind  nach  der  Form  gebaut,  mit  schöner  Wölbung  und 
zeigen  rötlichen  Spirituslack.  Er  gebrauchte  verschie- 
dene Zettel. 

Geigenzettel:  Joseph  Fuchs,  Geigen-  /  und  Lauten- 
macher in  /  Schönbach  1 806  (gedruckt).  —  Joseph  Fuchs 
Violinmacher  /  in  Stadt  Schönbach  /  bei  Eger  in  Böh- 
men Anno  1840  (geschrieben). 

Fücker  s.  Ficker 


Fürst 


■ux 


151 


'p 


Fürst,  Georg.  —  Mittenwald.   1790.   1810 

MIttenwalder  Durchschnittsarbeit  ohne  bemerkens- 
werte Eigenschaften. 

Geigenzettel:  Georg  Fürst  in  Mittenwald  an  /  der  Iser 
1790  (gedruckt). 

Fürst,  Johann  I.  —  Mittenwald.    Geb.  1822, 

t  1882 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Georg  F.  Seine  Geigen 
können  als  Beispiel  dafür  dienen,  wie  um  die  Mitte  des 
19.  Jahrhunderts  aus  den  Arbeiten  der  Mittenwalder 
das  Persönliche,  das  auch  die  Geigen  der  weniger  ge- 
schickten, älteren  Meister  noch  auszeichnet,  allmählich 
verschwindet.  —  Er  verlegte  sich  auch  später  mehr  auf 
den  Zitherbau. 

Fürst,  Johann  II.  —  Mittenwald.   1919 

Er  arbeitet  rriit  seinen  Söhnen  und  befaßt  sich  mit  der 
Herstellung  von  Violinen,  Gitarren  und  Zithern. 

Fürst,  Thomas. —  Mittenwald.  Geb.  29.  April 

1860 

Schüler  seines  Vaters  Johann  F.  Er  baut  hauptsächlich 
Zithern  und  Gitarren,  aber  auch  Geigen  nach  allen 
alten  Meisterraodellen. 

Geigenzettel:  Thomas  Fürst  Saiten-Instru-  /  menten- 
macher,  Mittenwald  a.  d.  I.  /  Bayern  1893  (gedruckt). 

Fulquet,  Annibal.  —  Montevideo  (Uruguay). 
1890.  1916 

Sohn  und  Schüler  von  Sebastian  F.,  dessen  Nachfolger 
er  1 890  wurde.  Er  arbeitete  anfangs  nach  einem  Modell, 
das  er  nach  Nie.  Amati,  Stradivarl  und  Guarneri  zu- 
sammengestellt hatte.  Seit  dem  Erscheinen  von  Hills 
Buch  über  Stradivari  arbeitet  er  nur  noch  nach  diesem 
Meister.  Er  verwendet  schönes  Holz  und  einen  guten 
Lack;  seine  Violinen  werden  von  Geigern  sehr  gelobt. 
Er  gilt  auch  als  geschickter  Reparateur. 

Fulquet,  Sebastian.  —  Montevideo.  1860.  1890 

Ein  tüchtiger  Mandolinen-  und  Gitarrenbauer,  der  aber 
auch  als  Geigenmacher  Anerkennung  gefunden  hat.  Er 
betrachtete  J.  B.  Vuillaume  als  sein  Vorbild  und  als 
seinen  Meister. 

Furber,  David.  —  London.   1750.   1760 

Der  Stammvater  dieser  Geigenmacherfamilie,  Geburts- 
und Todesjahr  sind  unbekannt.  Er  soll  ein  Schüler 
John  Johnsons  gewesen  sein  und  namentlich  einige 
gute  Bässe  gebaut  haben. 

Furber,  Henry  John.  —  London.    1830,  lebte 
noch  1865 

Sohn  und  Schüler  von  John  F.,  dessen  Geschäft  in  der 
Grafton  Street  von  ihm  fortgesetzt  wurde.  Seine  Arbeit 
ist  lobenswert. 

Furber,  James.  —  London.  Geb.  vor  1790 

Ältester  Sohn  von  Matthew  F.  sen.  Nur  als  Reparateur 
hervorgetreten. 


Furber,  John.  —  London.    1810,  lebte  noch 
1841  in  Cow  Gross,  Smithfield 

Dritter  Sohn  von  Matthew  F.  sen.  und  dessen  Schüler. 
Er  ist  der  Bedeutendste  aus  der  Familie  und  baute  zahl- 
reiche gute  Geigen,  zu  denen  ihm  das  Amatimodell  als 
Vorbild  diente.  Er  arbeitete  auch  bei  J.  E.  Betts  und 
war  als  Reparateur  hochgeschätzt. 

Geigenzettel:  John  Furber,  Maker  /  13  John's  Row, 
top  of  BrickLane,  /  Old  St.,  Saint  Luke  181 3  (gedruckt). 

Furber,  Matthew  I.  —  London.    1740.    f  um 
1790 

Sohn  von  David  F.,  dessen  Schüler  er  auch  war.  Er 
hatte  drei  Söhne,  doch  nur  von  den  beiden  jüngeren 
ist  es  bekannt,  daß  sie  Geigenmacher  waren;  ob  der 
älteste  Sohn  namens  James  die  Kunst  wirklich  selb- 
ständig ausgeübt,  ist  nicht  erwiesen. 

Furber,  Matthew  II.  —  London,    f  um  1830 
oder  1831 
Zweiter  Sohn  von  Matth.  I  F.  und  dessen  Schüler. 

Füret,  Fran^ois.  —  Lyon.   1583 

Ein  Instrumentenmacher,  der  nur  dem  Namen  nach 
bekannt  ist. 

Fux,  Jakob.— Wien.  Geb.  um  1753,  f  21  .Aug. 
1819 

Er  übernahm  im  Jahre  1 787  Philipp  Wurms  Werkstatt 
im  »Tiefen  Graben  Nr.  369«  (die  vorher  Joh.  Georg 
Huber  innehatte)  und  legte  am  28.  Juni  1787  den 
Bürgereid  ab.  Er  ist  aus  der  Familie  Fux  der  Unbedeu- 
tendste. Geigen  von  ihm  kommen  selten  vor,  sind  nach 
einem  breiten,  flachen  Modell  gebaut  und  haben  gelben 
oder  roten  Lack. 

Fux,  Johann  Jakob.  —  Wien.  1691.  1705 

Vielleicht  ein  Sohn  oder  Bruder  von  Matthias  F.  Im 
Wiener  Steuerbuch  von  1692  heißt  es:  »Fux,  Jakob, 
wohnhaft  im  Wübmer  (Wiedener)  Viertl.  30.  Juni: 
Jakob  Fux,  Lautenmacher  ist  vermög  der  hehl.  Steyer 
Anschlags-Commissanen  mündlicher  Veranlassung,  in 
Ansehung  seiner  Armuth  mit  der  1692er  Steyer  zu  ver- 
schonen, soll  aber  im  1693  jährigen  Steuer  Anschlag 
eingebracht  werden.«  — •  Seine  Geigen,  die  an  das 
Stainermodell  erinnern,  sind  sehr  gut  gearbeitet  und 
gut  im  Holz,  ohne  im  übrigen  hervorzuragen. 

Fux,  Matthias.  —  Wien.   1672.   1700 

Ein  besonders  geschickter  Geigen-  und  Lautenmacher, 
der  vermutlich  aus  Füssen  stammte,  wenn  er  nicht  aus 
Hirtenfeld  in  Steiermark  kam,  wo  1660  der  bedeutende 
Kontrapunktist  Johann  Joseph  Fux  (f  1741  als  Hof- 
kapellmeister in  Wien)  geboren  wurde.  Er  heiratete  am 
19.  Juni  1672  als  »bürgerlicher  Lautenmacher«,  muß 
also  vorher  bereits  das  Bürgerrecht  erworben  haben. 
Er  hat  namentlich  gute  Violen  und  Lauten  mit  reichen 
Verzierungen  usw.  gebaut,  ward  Hoflautenmacher  und 
verwendete  sehr  gutes  Holz,  für  den  Boden  meistens 
Augenahorn,  und  granatroten  Lack.  Er  bevorzugte  ein 


152 


Gabasse  —  Gärtner 


größeres  Stainermodell  mit  hoher  Wölbung.  Baron  sagt 
von  ihm  in  seiner  »Untersuchung  des  Instruments  der 
Lauten«  (S.  96),  nachdem  er  ihn  als  berühmten  Lauten- 
macher bezeichnet  hat:  »Was  aber  (Math.  Fux)  an- 
betrifft, so  hat  er  ebenfalls  gute  Lauten  und  Violinen 
verfertigt,  und  hat  vom  Kayserlichen  Hoffe  dependirt.« 
Das  Stift  Osegg  besitzt  eine  Lautengitarre  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1692  (Kat.  Nr.  29.  rep.  v.  C.  J.  Helmer)  und 
die  Benediktinerabtei  Kremsmünster  eine  Laute,  die  er 
»zugerichtet«  hat. 

Geigenzettel :  Mathias  Fux  Römisch  kayserl  /  Majestät 
Hof  Lauttenmacher  in  Wien  /  zugericht.  1685  (gedr.) 
und  Abb.  213. 


(jabasse  s.  Cabasse 

Gabrlelll,  Antonio.  —  Florenz.   1760 

Gute  Arbeit  und  goldgelber  Lack  machen  seine  Geigen 
schätzenswert. 

Geigenzettel :  Antonio  Gabrielli  fece  /  in  Firenze  1760 
(gedruckt). 

Gabnelli,  Bartolommeo.  —  Florenz.   1730 

Vielleicht  der  Bruder  Christoforo  G.s;  seine  Geigen 
erinnern  an  die  Evangelistis. 

Gabrielli,  Cristoforo.  —  Florenz.   1730 

Es  ist  mir  nicht  gelungen,  eine  echte  Geige  von  ihm  zu 
Gesicht  zu  bekommen,  doch  wird  sein  Name  glaub- 
würdig überliefert. 

Gabrielli   (Gabbrielli),   Giovanni   Battista.   — 
Florenz.  1739.  1770 

Der  bedeutendste  Geigenmacher  dieses  Namens.  Er 
erreicht  zwar  die  Cremoneser  nicht,  ist  aber  doch  einer 
der  besten  Florentiner  seiner  Zeit.  Seine  Arbeit  ist  ge- 
schmackvoll, das  Holz  gut,  sein  Lack  meist  von  hell- 
gelber Farbe,  durchsichtig,  aber  etwas  hart.  Die  F- 
Löcher  erinnern  öfters  an  Stainer,  der  Ton  ist  schön, 
manchmal  aber  etwas  rauh.  Er  suchte  augenscheinlich 
nach  einem  neuen  Modell  und  machte  eine  Anzahl 
Geigen,  die  allzu  rund  gewölbt  erscheinen.  Am  besten 
gelangen  ihm  Violen  und  Violoncelli.  Außer  seinen 
Zetteln  verwendete  er  auch  eine  Brandmarke  I.  B.  G. 
—  Er  gehört  zu  den  Meistern,  deren  Name  von  Händ- 
lern gerne  mißbraucht  wurde,  weshalb  man  auch  den 
unglaublichsten  Entstellungen  seines  Namens  begegnen 
kann  (»Gabbicellis«,  »Garbicelli«  usw.).  ■ —  Ich  kenne 
nur  geschriebene  Zettel  von  ihm.  Eine  Geige  von  ihm 
aus  dem  Jahre  1 745  besitzt  W.  Heyers  Musikhistori- 
sches Museum  in  Köln. 

Geigenzettel:  Gio  Battista  /  Gabbriell  Firenze  /  Anno 
1 762  (geschrieben)  und  Abb.  257  und  298.  Brandmarke 
Nr.  33. 

Gade,  J.  N.  —  Kopenhagen.   1839.   1850 

Bruder  von  Sören  N.  Gade.  Er  machte  hauptsächlich 
Gitarren  und  nur  wenige  Geigen,  zuletzt  auch  Klaviere 
und  war  ein  geschickter  Arbeiter.  Eine  Gitarre  von  ihm 
besitzt  Claudius  in  Kopenhagen.  Er  arbeitete  seit  den 


vierziger  Jahren  mit  seinem  Bruder  zusammen,  die 
Firma  hieß  dann  Brodrene  (Gebrüder)  Gade. 

Geigenzettel :  J  N  Gade.  Instrumentmager  /  boende  i 
Borgergade  197  Kjdbenhavn  (gedruckt).  —  Brodrene 
Gade  /  Instrumentenmagere  /  Boendes  i  Borgergade 
N°  197  /  Kjebenhavn  1846  (gedruckt  in  einem  Oval). 

Gade,  Sören  Nielsen.  —  Kopenhagen.    Geb. 

1790,  t  1875 

Guter  Geigenmacher,  aber  besonders  als  Gitarren- 
inacher  geschätzt.  Er  ist  der  Vater  des  berühmten  däni- 
schen Komponisten  Niels  W.  Gade. 

Geigenzettel:  S.  N  Gade,  Kjöbenhavn  /  1830  (gedr.). 
Gändl,  Franz.  —  Goisern.   1763 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Franz  Carl  G.  oder  mit  diesem 
identisch.  Seine  Geigen  sind  von  guter  deutscher  Arbeit, 
aber  handwerksmäßig  ausgeführt. 

Geigenzettel:  Franciscus  Gändl  Geigen-  /  macher  in 
Goisern  1763  (gedruckt). 

Gändl,  Franz  Carl.  —  Goisern.   1753 

Ahnlich  wie  Franz  G. 

Geigenzettel:  Franciscus  Carolus  Gändl,  Geigenma- 
cher in  Goysern,  Anno  1 753  (gedruckt). 

Gändl  (Gandl),  Johann.  —  Ramsau.   1734 

Er  erscheint  schon  1734,  als  Geigenmacher  bezeichnet, 
in  den  Kirchenbüchern  der  Pfarrei  Goisern,  wohin  die 
Ramsau  eingepfarrt  ist.  Er  ist  jedenfalls  als  der  Stamm- 
vater der  Familie  anzusehen.  Seine  Geigen  sind  sauber 
gemacht,  ohne  bemerkenswerte  Eigenschaften. 

Gändl,  Joh.  Joseph.  —  Goisern.    1747.    1765 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Joh.  G.  in  der  Ramsau.  Val- 
drighi  führt  ihn  als  »Bandl,  Josef,  in  Oiffern«  an.  Seine 
Arbeit  ist  recht  brav,  das  Holz  oft  zu  loben,  nur  die 
Mensur  ist  meist  unrichtig. 

Geigenzettel:  Johann  Gendl  Geigenmacher  /  Ihn 
Goisern  Anno  1747  (geschrieben). — Joannes  Josephus 
Gändl,  Lauten-  /  und  Geigen-Macher  in  Goysern  / 
Anno  1 748  (gedruckt). 

Gändl,  Michael.  —  Goisern.   1772.   1780 

Er  wird  in  den  Kirchenbüchern  mehrfach  erwähnt, 
auch  haben  sich  noch  Arbeiten  von  ihm  erhalten,  die, 
ohne  hervorzuragen,  recht  gut  im  Tiroler  Stil  aus- 
geführt sind. 

Geigenzettel :  Michael  Gändl,  /  Geigenmacher  in  Goy- 
sern 1 772  (gedruckt). 

Gändl,  Paul.  —  Ramsau.    1779 

Er  wird  in  den  Kirchenbüchern  stets  als  Geigenmacher 
bezeichnet.  Arbeiten  von  ihm  sind  mir  noch  nicht  be- 
gegnet. 


in 


Stutt- 


Gärtner,  Eugen.  —  Stuttgart.    Geb. 
gart  10.  April  1864 

Im  Herbst  1879  trat  er  bei  A.  Sprenger  in  die  Lehre 
und  war  da  bis  1886  tätig,  arbeitete  Anfang  1887  bis 
Ende  1888  als  Gehilfe  bei  N.  E.  Simoutre  in  Basel  und 


Gäßler  —  Gagliano 


153 


ging  dann  in  die  deutsche  Geigenbauschule  zu  Schüne- 
mann  nach  Schwerin,  wo  er  noch  drei  Jahre  blieb  und 
sich"  besonders  im  Bau  von  Konzertgeigen  ausbildete. 
Im  März  1891  machte  er  sich  in  seiner  Vaterstadt 
selbständig,  gewann  bald  einen  Kundenkreis,  wurde 
1896  zum  Königl.  Hofgeigenbauer  ernannt  und  erhielt 
im  Januar  1906  den  Titel  eines  Fürstl.  Hohenzollern- 
schen  Hoflieferanten.  Er  ist  ein  sehr  geschickter  Künst- 
ler, der  bis  1910  etwa  300  Geigen,  Violen  und  Violon- 
celli gebaut  hat.  Er  hat  mehrfach  Medaillen  und  Ehren- 
diplome erhalten  und  die  verdiente  Anerkennung 
seitens  der  ersten  Künstler,  da  er  sehr  sorgfältig  arbeitet, 
schönes,  altes  Holz  nimmt  und  vorzugsweise  OUack  an- 
wendet. Seine  Einlagen  bestehen  aus  echtem  Ebenholz. 
Außer  seinem  in  Farbendruck  hergestelltem  Zettel 
benutzt  er  auch  eine  Brandmarke.  Er  macht  jährlich 
mehrfach  größere  Reisen  nach  Italien  usw.,  um  wert- 
volle Instrumente  zu  erwerben,  und  besitzt  ein  großes 
Lager  alter  Meisterinstrumente.  Seine  Verdienste  wür- 
digten viele  Fachblätter  und  Musikzeitschriften  und  im 
Februar  1911  erhielt  er  vom  König  von  Württemberg 
die  goldene  Medaille  für  Kunst  und  Wissenschaft  am 
Bande  des  Friedrichsordens. 

Geigenzettel:  Abb.  254,  258,  259,  260.  Brandmarke: 
Nr.  16. 

Gäßler,  Andreas.  —  Mittenwald.   1750.  1753 
Einzelne  seiner  Geigen  sind  recht  gut,  das  Modell  ent- 
spricht der  Mittenwalder  Schule. 

Gäßler,  Michael.  — Mitten wald.  Geb.  22.  Sept. 

1750 

Wahrscheinlich  Andreas  G.s  Sohn.  Er  soll  jung  ge- 
storben sein  und  hat  wohl  nur  wenig  Geigen  gemacht 

Gaetano  s.  Antoniaszi 

Gafflno,  Giuseppe.  —  Paris.  1 734.  f  vor  1 789 
Ein  Italiener,  wahrscheinlich  aus  Piemont,  Schüler  und 
später  vielleicht  Gesellschafter  seines  Pariser  Lands- 
mannes Castagneri,  wenn  die  .Abkürzung:  »0°«.  mit 
Consorto  richtig  gedeutet  ist,  und  von  1 766 — 1 767  ge- 
schworener Meister  der  Lautenmacherzunft.  Sein  Ge- 
schäft, mit  dem  ein  schwungvoller  Instrumenten-  und 
Saitenhandel  verknüpft  war  und  das  das  Schild  »ä  la 
musette  de  Colin«  führte,  wurde  nach  1789  von  der 
Witwe  fortgesetzt.  Seine  Arbeit  hat  ganz  den  fran- 
zösischen Charakter,  er  verwandte  blaßroten  oder  gel- 
ben Lack.  Ein  Alto  von  großem  Patron  aus  dem  Jahre 
1748  ist  im  Cons.  des  Arts  et  Metiers  in  Paris.  Seine 
Geschäftskarte,  die  als  Einfassung  die  Umrisse  eines 
Geigenbodens  zeigt,  lautete:  »a  la  Musette  de  Colin.«/ 
»Joseph  Gaffino,  maitre  et  marchand  Luthier  ä  Paris 
rue  des  /  Prouvaires,  fait  vend,  achete  et  loue  toutes 
sortes  d'instruments  de  /  musique,  scavoir:  violons, 
basses  d'orchestre  Violoncellos,  alto  viola,  /  violes 
d'amour  et  toutes  sortes  de  sa  fa?on.  II  vend  aussi  vio- 
lons /  et  basses  de  Cremone,  basses  de  viole  d'Angleterre 
et  de  toutes  /  sortes  d'auteurs  etc.  etc.« 
Geigenzettel:  Gaffino  0°  di  Castagnery  /  rue  des 
Prouvaires,  /  Pariggi  1748  (gedruckt).  —  Gaffino  0°  di 
Castagnery  /  rue  des  Prouvaires.  Pariggi  1 755  (gedr.) 
und  Abb.  264. 


Gagliano,  Alberto.  —  Neapel.   1877 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Raffaele  G.,  dem  seine 
Arbeit  ähnlich  ist. 

Gagliano,    Alessandro.    —   Neapel.     Geb.    In 

Neapel  um  1660,  f  1725 

lussupof  f  erzählt  eine  romantische  Geschichte  von  einem 
Duell,  das  der  einer  vornehmen  Familie  entsprossene 
Gagliano  gehabt  haben  soll,  und  das  ihn  nötigte, 
aus  Neapel  zu  fliehen.  Er  sei  dann  nach  Cremona  ge- 
kommen und  Schüler  von  Stradivari  geworden.  Das 
Letztere  behauptet  G.  selbst  auf  seinen  Zetteln,  es 
erscheint  auch  recht  glaubwürdig,  daß  er,  wie  be- 
hauptet wird,  30  Jahre  lang  Stradivaris  Gehilfe  ge- 
wesen sein  soll.  Die  ältesten  Instrumente  von  Alessan- 
dro sind  allerdings  erst  von  1695  datiert;  sie  zeichnen 
sich  gleich  durch  ausgesucht  schönes  Holz  und  schöne 
Arbeit  aus.  Die  F-Löcher  sind  groß  und  steil  (Mensur 
meist  200  mm  statt  195  mm),  die  Schnecke  klein  und 
manchmal  nicht  sehr  sorgfältig  geschnitzt,  der  pracht- 
voll geflammte  Boden  meist  aus  einem  Stück.  Der  Lack 
ist  wundervoll  tiefrot  oder  orangefarben  und  leicht  vom 
Cremoneser  zu  unterscheiden;  in  der  Form  erinnern 
seine  Geigen  an  die  besten  Arbeiten  Carlo  Bergonzis, 
wofür  sie  auch  oft  verkauft  werden.  G.  ist  der  Gründer 
der  Neapolitanischen  Schule  und  das  Haupt  der  bis  auf 
unsere  Tage  bestehenden  Familie.  Er  hinterließ  zwei 
Söhne,  die  gleichfalls  Geigenmacher  wurden. 

Geigenzettel:  Alessandro  Gagliano  Alumnus  /  Stradi- 
variUs  fecit  Neapoli  anno  17  .  .  (gedruckt).  —Alexandri 
Gagliano  AlOmnus  /  StradiVariUs  fecit  Neapoli  anno 
1701  (bei  Vidal,  gedruckt).  —  Alexander  Gagliano 
Alumnus  AntoniS /  StradivariUs  fecit  anno  17..  (gedr.) 
und  Abb.  266  und  283. 


N 


eapel 


Geb. 


um 


Gagliano,   Antonio    I. 

1728,  tum  1795 

Dritter  Sohn  von  Nicola  und  jüngerer  Bruder  Ferdi- 
nandos.  Er  verwandte  roten  Lack,  machte  den  Boden 
einteilig  und  arbeitete  fast  nur  mit  Josef  und  mit 
Raphael  G.  zusammen.  Der  gemeinsame  Zettel  kommt 
noch  mit  Jahreszahlen  bis  1807  vor. 

Geigenzettel :  Joseph  et  Antonivs/Gagliani  Filii  Nico-/ 
laj  et  Nepotes  Ja-  /  nuari  F  Neap.  1771  (gedruckt).  — 
Joseph  &  Antonius  Gagliano  /  fec.  anno  1787  /  In 
Platea  dicta  Cerriglio  (gedruckt). 

Gagliano,  Antonio  II.  —  Neapel.    Geb.  nach 

1790,  t  27.  Mal  1860 

Sohn  von  Giovanni  und  Enkel  von  Nicola  G .  Er  arbeitete 
gemeinsam  mit  seinem  Bruder  Raffaele  und  benutzte 
auch  nach  dem  Tode  des  Bruders  die  gemeinsamen 
Zettel,  die  seine  Nachfolger  allerdings  auch  noch  weiter 
verwendeten.  Er  war  nicht  mehr  hervorragend.  Seine 
Wohnung  war  um  1826  »Sedile  di  Porto«,  später  Via 
Ciriglio  Nr.  75. 

Geigenzettel:  Antonio  Gagliano  /  Via  Ciriglio  N°  75 
Neap.  /  fccit  Anno  1837  (gedruckt). 


Gagliano,  Garlo  —  Gagliano,  Giovanni  II 


154 

Gagliano,  Carlo.  —  Belluno  1732 

Wenig  bekanntes  Mitglied  der  Familie.  Eine  Arbeit 
mit  seinem  Zettel  findet  sich  im  Rathaus  zu  Regens- 
burg. 

Geigenzettel :  Carlo  Gagliano  /  me  fecit  /  Belluno  anno 
1732  (gedruckt). 

Gagliano,  Ferdinando.  —  Neapel.   Geb.  1724 

in  Neapel,  t  1781 

Ältester  Sohn  von  Nicola,  den  er  zwar  nicht  irnmer 
erreicht,  aber  trotzdem  noch  ein  sehr  guter  Meister. 
Seine  Arbeit  ist  der  von  Alessandro  G.  ähnlich,  er  ahmt 
das  letzte  Stradivarimodell  nach  und  verwendet  emen 
guten,  rotbraunen  oder  gelben  Lack  von  warmer  Farbe. 
Die  Wölbung  nimmt  er  flacher,  das  Patron  aber  breiter 
und  die  Zargen  manchmal  höher  als  sein  Vater,  auch 
in  der  Wahl  des  Holzes  ist  er  weniger  sorgfältig,  dagegen 
sind  seine  meist  kleinen  Schnecken  recht  sauber  durch- 
geführt. Am  besten  gelangen  ihm  seine  Violoncelli.  Er 
soll  einen  Sohn  namens  Giuseppe  gehabt  haben.  Auch 
er  brachte,  ähnlich  wie  Giuseppe  Guadagnini  I,  auf  der 
Innenseite  der  Decke  die  Anfangsbuchstaben  einer  De- 
vise an.  Herr  E.  Löwenfeld  in  Wien  besitzt  eine  Viohne 
von  ihm,  die  außer  dem  Zettel  parallel  zum  Baßbalken 
die  Buchstaben  trägt:  S.  L.  J.  C.  J  (kann  auch  F  oder  S 
sein!)  S.  SS.  S.  f.  Otto  Hiß  in  Brunn  besitzt  eine  sehr 
schöne,  rötlichbraun  lackierte  Violine  von  ihm,  die  nach 
Stradivari  gebaut  ist  und  auf  dem  Baßbalken  der  Länge 
nach  schwer  leserliche  Buchstaben  mit  Bleistift  ge- 
schrieben zeigt,  die  der  Besitzer  in  folgender  Form 
entziffert:  »T  G  V  0)(-S  1  8'  S  1-70  M  C  S  S 
S  0  S  S  S  6  c  S  A«;  auf  der  rechten  oberen  Backe 
sieht  man:  a(?) 

M— j-rj(?) 

A 

GFM 

SG. 

Die  Buchstaben  werden  wohl  einen  frommen  Spruch 
oder  Vers  bedeuten,  wie  solche  Nicolaus  Gagliano  in 
seinen  Arbeiten  anzubringen  pflegte.  Um  die  Deutung 
zu  ermöglichen,  müßte  erst  eine  sichere  Lesart  vorliegen. 
Geigenzettel :  Abb.  232. 

Gagliano,  Gaetano.  —  Neapel.  Geb.  um  1770, 

t  1824 

Nach  seiner  eigenen  Angabe  ein  Sohn  von  Giovanni  G., 
dem  er  in  der  Arbeit  nahe  kommt.  Seine  Geigen  sind 
ebenso  sauber  gearbeitet,  als  sie  gut  klingen.  Er  machte 
aber  auch  sehr  gute  Gitarren  und  Mandolinen,  die  so 
geschätzt  waren,  daß  seine  Nachfolger  auch  nach 
seinem  Tode  noch  seine  Zettel  in  Gitarren  klebten. 
Geigenzettel:  Caietanus  Gagliano  filius  /  Joannes  (sie) 
Neapolis  1820  (gedruckt). 

Gagliano,  Gennaro.  —  Neapel.  Geb.  um  1 700, 
fnach  1770 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Alessandro  G., 
dessen  Einfluß  in  seiner  Arbeit  unverkennbar  ist.  Er 
ahmt  das  Stradivarimodell  nach,  nur  nimmt  er  die 
Wölbung  manchmal  höher   und  macht  auch  die  F- 


Löcher  kürzer,  weiter  und  steiler  als  sein  Vorbild.  Er 
scheint  eine  Vorliebe  für  kurze  Ecken  gehabt  zu  haben. 
Seine  beste  Zeit  ist  zwischen  1730  und  1750;  da  er 
jedoch  nur  selten  Zettel  eingeklebt  hat  und  noch  selte- 
ner die  Jahreszahl  ausfüllte,  ist^das  Alter  seiner  Geigen 
nicht  immer  leicht  zu  bestimmen,  ja,  man  hat  wegen 
des  seltenen  Vorkommens  seiner  Zettel  gewiß  mit  Un- 
recht angenommen,  daß  er  nur  sehr  wenig  gearbeitet 
habe.  Was  man  von  ihm  kennt,  ist  trefflich,  schönes 
Holz,  prachtvoller  orangegelber  oder  rötlicher  Lack  und 
herrlicher  Ton.  Eine  aus  dem  Jahre  1758  stammende 
prachtvolle  Violine   von    ihm    besaß    Gh.    Mahillon. 
Gennaro  G.  kommt  seinem  Bruder  Nicola  G.  voll- 
kommen gleich,  übertrifft  ihn  aber  in  der  Zierlichkeit 
der  Einlagen.  Er  gebrauchte  verschiedene  Zettel,  auf 
denen  fast  stets  der  Wohnort  in  »Neap.«  abgekürzt  er- 
scheint. Auf  einigen  soll  er  sich  einen  Schüler  Stradi- 
varis  nennen.  Eine  genial,  aber  sehr  liederlich  gemachte 
Geige  von  ihm  mit  dickem,  schönem  dunkelroten  Lack, 
leichtfertig  ausgeführter   Einlage,   aber  wundervoller 
Wölbung  erwarb  Konzertmeister  Deecke  in  Karlsruhe 
von  Siefert  sen.  Der  Ton  dieser  Geige  ist  großartig. 
Eine     gleichfalls     wundervoll     klingende,     dunkelrot 
lackierte  Geige  aus  dem  Jahre  1767  von  Gennaro  G. 
besitzt  Hofsekretär  Gerschey  in  Lissabon. 
Maße  einer  Violine  von  1750:  Länge  35,5  cm,  obere 
Breite  16,3  cm,  mittlere  Breite  11,3  cm,  untere  Breite 
20,1    cm;  ob.   Zargen  2,9  cm,  unt.   Zargen  2,9  cm, 
Schnecke  10,8  cm  lang. 

Geigenzettel :  Januarius  Gallanus  /  fecit  Neap.  1 760  (ge- 
druckt). —  Gennaro  Gagliano  fecit  Neap.  17  .  .  (gedr.). 
—  Januarius  Gaglianus  /  Fecit  Neapoli  1767  (?)  (gedr.) 
und  Abb.  284. 

Gagliano,  Giovanni   I.  —  Neapel.    Geb.  um 

1740,  t  1806 

Er  war  der  vierte  Sohn  von  Nicola  und  folglich  ein 
Enkel  von  Alessandro  und  nicht  von  Gennaro,  was  man 
nach  seiner  Angabe  auf  seinen  Zetteln,  wo  er  sich 
»Nepos  Januari«  bezeichnet,  meinen  könnte.  Er  war 
Gennaros  Neffe  und  hat  jedenfalls,  wie  auch  seine 
Brüder,  das  italienische  »Nipote«  in  das  lateinische 
»Nepos«  verwandelt.  Da  Nicola  1740  gestorben  ist, 
mulj  Giovanni  spätestens  in  diesem  Jahre  geboren  sein. 
Er  arbeitete  in  den  Traditionen  seines  Hauses,  war  ein 
Schüler^)  seines  Oheims  Gennaro  und  arbeitete  wäh- 
rend seiner  Wanderzeit  um  1760  auch  in  Venedig  und 
scheint  schließlich  mit  seinen  Brüdern  die  Werkstatt 
seines  Oheims  übernommen  zu  haben,  sonst  wäre  nicht 
einzusehen,  warum  sie  sich  auf  ihren  Zetteln  gerade 
auf  diesen  berufen.  Giovanni  ist  übrigens  kein  würdiger 
Nachfolger  seiner  Vorfahren.  Er  hat  nicht  allzuviel 
gemacht  und  das  wenige  meist  oberflächlich  und 
liederlich. 
Geigenzettel:  Abb.  255. 

Gagliano,  Giovanni  II.  —  Neapel.   Geb.  1800, 

t  1867 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Giovanni  I  G.  Nach  F.  S.  Kand- 

lers  Aufsatz  über  »Neapel  im  Jahre  1826«  (Caecilia, 


^)  Auf  seinen  ältesten  Zetteln  liest  man :  Joannes  Gagli- 
ano fecit  sub  disciplina  Januarls  Gagliani.  Neapoli. 


Ga^liano  —  Gairaud 


155 


Zeitschr.  f.  d.  mus.  Welt,  Bd.  VI,  Heft  24)  lebte  er 
damals  und  gehörte  zu  den  besseren  Geigenmachern, 
wenn  auch  seine  Instrumente  ohne  bemerkenswerte 
Vorzüge  gewesen  sem  sollen. 

Gagliano,  Gio.  Battista.  —  Cremona.  1728 
Ein  bisher  unbekannter  Sprosse  der  Familie  Gagliano, 
und,  wenn  er  wirklich  gelebt  hat,  vielleicht  ein  jüngerer, 
früh  verstorbener  Bruder  von  Alessandro  G.,  dessen 
Zettel  hier  auch  in  den  Fehlern  nachgeahmt  erscheint. 
Grillet  erwähnt  ihn  zuerst;  ich  habe  nichts  von  ihm 
gesehen  und  halte  den  Zettel  nicht  für  einwandfrei. 
Geigenzettel :  Abb.  240 . 

Gagliano,  Giuseppe.  —  Neapel.   1725.  f  1793 

Zweiter  Sohn  von  Nicol.  G.  und  Bruder  von  Ferdinan- 
do,  Antonio  und  Giovanni.  Er  arbeitete  ohne  Sorgfalt 
nach  den  Modellen  seines  Vaters,  aber  er  verstand  sich 
gut  auf  den  Ton,  so  daß  seine  Geigen  alle  gut  klingen. 
In  seiner  letzten  Zeit  arbeitete  er  mit  seinem  Bruder 
Antonio  zusammen.  Sein  Lack  ist  der  semer  Familie. 
Gut  sind  auch  seine  Violoncelli,  meist  74,5  cm  lang. 
Er  gebrauchte  sehr  verschiedenartige  Zettel. 
Geigenzettel:  Giuseppe  Gaglianus  filius  Nicolini  fecit 
Neap.  17..  (gedruckt).  —  Joseph  Gagliano  filius  / 
Nicolai  et  nepos  ja-  /  nuarius  fecit  Nea-  /  poli  1793 
(sedruckt).  —  Joseph  &  .Antonius  Gagliano  /  Fee.  Ann 
1793  '  In  Platea  dictaCerriglio  (gedruckt)  und  Abb.  235 
und  256. 

Gagliano,  Nicola  I.  —  Neapel.   Geb.  um  1695 
(nach  anderen  schon  1670),  \  um  1740 

Ältester  Sohn  Alessandros,  aber  ungleich  talentvoller 
wie  dieser.  Er  ahmte  im  allgemeinen  die  Stradivari- 
modelle  nach,  meist  die  der  älteren  Perioden  des 
Meisters,  und  verarbeitete  sehr  schönes  Holz  und  gelb- 
braunen Lack.  Die  Decke  ließ  er  gewöhnlich  sehr  stark, 
den  Boden  machte  er  an  den  Seiten  etwas  schwächer. 
Der  Lack  ist  leuchtend  gelb,  selten  rotbraun.  .«Xuch  die 
Einlagen  sind  mit  Sorgfalt  und  Geschmack  ausgeführt. 
Eine  sehr  schöne  Geige  von  ihm  aus  dem  Jahre  1730 
besitzt  Konzertmeister  Prof.  J.  M.  Grün  in  Wien.  Eine 
prächtig  eingelegte  Violine  mit  muschelförmiger 
Schnecke  und  den  ursprünglichen  Wirbeln  sowie  dem 
echten  Saitenhalter  befindet  sich  in  Stuttgart.  In  den 
meisten  Geigen  der  Gagliani,  die  noch  nicht  geöffnet 
waren,  findet  man  innen  am  .Ansatz  des  Halses  einen 
Zettel  mit  der  Inschrift:  »In  conceptione  tue  Virgo 
Maria  Immaculata  fuisti,  /  Ora,  pro  nobis  Patrem,  cujus 
Filium  Jesum  de  Sp.s.  peperisti«. 
Geigenzettel :  Abb.  285. 

Gagliano,  Nicolall. —Neapel.    1793.   1826 

Sohn  und  Schüler  von  Giovanni  G.  und  womöglich 

noch  unbedeutender  als  dieser.  Er  wohnte  in  der  Galata 

dell'Ospidaletto. 

Geigenzettel:    Nicolaus   Gagliano  /   Filius   Joannis    ; 

Neapoli  1 793  (gedruckt). 

Gagliano,  Raffaele.  —  Neapel.   Geb.  um  1790, 

t9.Dez.  1857 

Sohn  von  Giovanni.  Arbeitete  meist  mit  seinem  Bruder 

Antonio  zusammen ;  braimer  Lack,  gewöhnliche  .Arbeit , 


ziemlich  breite  F-Löcher,  aber  manchmal  doppelte 
Einlagen.  Die  oberste  Zeile  des  hier  abgebildeten 
Zettels  mit  den  Worten  ^>I  Fratelli<'  erscheint  in  vielen 
Fällen  weggeschnitten.  Ein  anderer  Zettel  enthält  in 
einem  langovalen  Kranz  außer  den  Namen  der  Brüder 
die  Angabe  »Quondam  Giovanni«. 
Geigenzettel:  Abb.  233. 

Gagliano,  Vincenzo.  —  Neapel.    1870,  f  um 

1886 

Sohn  von  Raffaele,  der  die  alte  Firma  fortführte,  aber 
eigendich  nur  Saitenfabrikant  war.  Obwohl  er  nach 
übereinstimmenden  Mitteilungen  unverheiratet  und 
kinderlos  starb,  besteht  das  Geschäft  unter  der  Firma; 
»Vincenzo  Gagliano  &  Figlio«  in  Neapel  weiter. 

Gaibisso,  Giovanni  Battista.  —  Alassio.  1911 
Tüchtiger  italienischer  Geigenmacher  der  Gegenwart, 
der  nach  Stradivari  arbeitet.  Auf  der  Turiner  Aus- 
stellung 1911  war  er  gut  vertreten  und  erhielt  eine 
goldene  Medaille. 

GaiUard.  —  Mirecourt.  1830.   1856 

Der  unbedeutendste  Geigenmacher  seiner  Familie, 
dessen  Taufname  mir  nicht  bekannt  geworden  ist.  Er 
war  der  Bruder  von  Jules  G.  und  der  Vater  von 
Charles  G. 

Gaillard,  Charles.  —  Paris.   1850.   1881 

Er  kam  aus  Mirecourt,  wo  er  Schüler  seines  Vaters  war, 
nach  Paris  zu  C.  A.  Gand,  bei  dem  er  Werkführer 
wurde.  Seine  Arbeit  ist  der  von  Gand  sehr  ähnlich. 
Er  hat  wiederholt  Geigen  nach  einem  sehr  kleinen 
Guamerimodell  gebaut. 
Geigenzettel:  Abb.  280  und  297. 

GaiUard,  L.  —  Mirecourt.  Ende  des  18.,  An- 
fang des  19.  Jahrhunderts 

Eine  interessante  ZwilHngsgeige  mit  dem  Brandstempel 
»L.  Gaillard«  aus    der  Sammlung  Snoeck  (Nr.  564) 
befindet  sich  in  Berlin. 
Geigenzettel :  L.  Gaillard  (gedruckt). 

Gaillard-Lajoue,   Jules.  —  Mirecourt.    Geb. 

um  1820,  tum  1870 

Oheim  von  Charles  G.  Erst  Schüler  und  dann  Gehilfe 
von  Gand.  Im  Jahre  1852  machte  er  sich  selbständig 
und  erhielt  bereits  1855  auf  der  Pariser  Ausstellung 
eine  Medaille.  Seine  .Arbeit  war  sehr  gut,  obwohl  er  den 
Geigenbau  fabrikmäßig  betrieb,  auch  der  Ton  ist  fast 
immer  ansprechend,  nur  der  Lack  ist  hart  und  spröde. 

Gairaud,  Louis.  —  Nantes.  1735,  f  nach  1770 
Außer  Geigen  machte  er  auch  Clavecins,  seine  Arbeit 
ist  gut,  wenn  auch  ohne  bemerkenswerte  Eigenschaften  . 
Er  war  mit  Margarete  Destains  verheiratet  und  kommt 
in  den  Kirchenbüchern  von  1737  an  vor,  zuletzt  als 
Pate  am  25.  März  1770.  Vgl.  Marquis  de  Granges  de 
Surgeres :  Les  artistes  nantois  etc.  (Nantes  1 898)  S.  23 1 . 

Geigenzettel :  Abb.  27 1 . 


156 


Gaisenhofer  —  Gamble 


Galsenhofer,  Aloys.  —  Wien 

Ein  Geigenmacher  dieses  Namens  hat  in  Wien  nie  ge- 
lebt. Der  abgebildete  Zettel  findet  sich  jedoch  öfter  in 
minderwertigen  Geigen,  die  dann  von  Unkundigen  für 
Arbeiten  Geissenhofs  gehalten  werden. 
Geigenzettel:  Abb.  318. 

Galssenhof  s.  Geissenhof 

Galbani,  Pietro.  —  Florenz.   1640 

Sohn  des  Jacopo  G.   Das  wenige,  was  man  von  ihm 

kennt,  ist  unbedeutend. 

Galbusera,  Carlo  Antonio.  —  Mailand.    1813. 
1833 

Er  war  k.  k.  Kriegskommissar  in  Mailand  und  wollte 
die  Form  der  Geigen,  ähnlich  wie  Chanot,  dadurch 
verbessern,  daß  er,  was  ältere  Meister,  z.  B.  Guarnen 
u.  a.,  auch  schon  getan  haben,  die  Ecken  wegließ  und 
ihr  eine  der  Gitarre  sich  nähernde  Form  gab.  Da  seine 
Geigen  trotzdem  gut  klangen,  und  ein  Quartett,  das  er 
gebaut  hatte,  mit  Erfolg  zu  Gehör  gebracht  wurde,  er- 
hielt er  von  mehreren  großen  Orchestern  Bestellungen 
und  von  der  Mailänder  Akademie  der  Wissenschaften 
am  4.  Oktober  1832  sogar  eine  silberne  Medaille.  Die 
Prophezeiungen  seiner  Verehrer  (vgl.  AUg.  musikali- 
sche Zeitung,  Leipzig,  23.  Dezember  1 832  und  1 0.  April 
1833  usw.),  daß  er  der  Geige  für  das  ganze  Jahrhundert 
eine  neue  Form  gegeben  haben  dürfte,  haben  sich  nicht 
erfüllt.  Besser  haben  sich  seine  Gitarren  erhalten.  Vgl. 
über  ihn  auch:  Wilhelm  Schneiders:  »Historisch- 
technische Beschreibung  der  musikalischen  Instru- 
mente«. (Neiße  1834.) 

Galdert,  Friedrich.  —  Koburg.   1895 

Schillers  Nachfolger.  Beide  betrieben  ursprünglich  nur 
ein  Musikinstrumentengeschäft;  erst  mit  dem  Eintritt 
H.  Bücheis  wurde  eine  Geigenbauwerkstatt  damit  ver- 
knüpft. 

Galeazzi,  Eugenio.  —  Ascoli.  1849 

Sohn  des  Francesco  G.  Er  hat  während  des  Winters 
fleißig  Geigen  und  Gitarren  gebaut  und  betrieb  im 
Sommer  die  Landwirtschaft. 

Galerzena.  —  ?   1790 

Ein  piemontesischer  Geigenmacher,  der  sich  eines  ge- 
wissen Rufes  erfreute. 

Galieri,  Filippo.  —  Neapel.    18.  Jahrhundert 

Vielleicht  ein  Gaglianoschüler.  Er  verwandte  gelben 
Lack  und  ein  etwas  gewölbtes  Modell. 

Galieri,  Giuseppe.  —  Padua,  Piacenza(?).  1753 

Er  nennt  sich  einen  Schüler  Nicola  Amatis;  wenn  man 
nicht  annehmen  will,  daß  er  ein  Alter  von  über  90  Jah- 
ren erreicht  hat,  könnte  als  sein  Lehrer  nur  der  D.  Nie. 
Amati  in  Bologna  gemeint  sein.  Seine  Geige,  in  der  der 
nachstehende  Zettel  zu  finden  ist,  erinnert  mehr 
an  die  Schule  von  Neapel  als  an  die  von  Cremona. 
Die  Arbeit  ist  mäßig,  der  Lack  von  gelber  Farbe,  die 
F-Löcher  stehen  sehr  schräg. 

Geigenzettel:  Giuseppe  Galieri,  Paduensis,  /  placenti- 
nus  Alumnus  da  Nicolai  Amati  /  faclebat  1 753  (gedr.). 


Gall,  J.,  war  im   19.  Jahrhundert  als  Musik- 
instrumentenmacher in  Wien  ansässig 
Galland,  Jean.  -  Paris.   1744.  f  vor  1761 

Er  ist  der  erste,  der  das  Amt  eines  geschworenen 
Meisters  der  Pariser  Lautenmacherzunft  bekleidete  (für 
1 744).  Arbeiten  von  ihm  sind  mir  jedoch  nicht  bekannt- 
geworden. Er  wohnte  Rue  St.  Honore,  wo  seine  Witwe 
von  1761 — 1779  das  Geschäft  noch  fortführte.  Seine 
Tochter  war  seit  etwa  1744  mit  Robert  Richard,  einem 
sehr  talentvollen  Instrumentenmacher  verheiratet,  der 
als  Orgelbauer  usw.  Ruf  besaß  und  namentlich  durch 
sein  automatisches  Quartett  Aufsehen  machte. 

Galland,  Joh.  —  Bayreuth.   1888.   1893 

Er  stellte  auf  der  Münchener  Kunstgewerbeausstellung 
1888  drei  Zithern  und  eine  Violine  aus,  ist  im  Jahre 
1893  nach  Leipzig-Reudnitz  übergesiedelt  und  dürfte 
dort  gestorben  sein. 

GalH,  Domenico.  —  Parma.   1687.   1691 

Ausgezeichneter  Holzbildhauer,  Violoncellist  und  Ton- 
dichter des  17.  Jahrhunderts,  der  eine  Reihe  von 
Streichmusikinstrumenten  gebaut  hat,  die  er  mit 
meisterhaften  Schnitzereien  verzierte.  Eine  Violine  und 
ein  Violoncello  mit  den  obenstehenden  Jahreszahlen 
befinden  sich  im  Albergo  Arti  zu  Modena. 
Geigenzettel :  Dominicus  Gallus  Parmensis  /  fecit  Par- 
mae  anno  salutis  1691  (gedruckt). 

Gallingani.     —     Mancasale     (Prov.  Reggio). 
19.  Jahrhundert 

Ein  Musiker,  der  eine  gewisse  Geschicklichkeit  im 
Ausbessern  alter  Geigen  besaß  und  auch  vereinzelt 
neue  Violinen  gebaut  haben  soll. 

Galram  (Galran,  Galräo),  Joachim  Joseph.  — 
Lissabon.    1769.   1825 

Geschickt  in  seiner  Arbeit,  auch  sein  gelber  Lack  ist 
nicht  übel.  König  Karl  I.  von  Portugal  besaß  ein  Quar- 
tett von  ihm,  das  sehr  sauber  und  gut  gearbeitet  ist  und 
auch  durch  edlen  Ton  hervorragt. 
Geigenzettel :  Joachim  Josef  Galram  /  fecit  Olesiponae 
1769  (gedruckt). 

Galtani,  Rocco.  —  Florenz 

Er  gehört  noch  dem  17.  Jahrhundert  an  und  hatte 
seinerzeit  einen  guten  Ruf.  Man  kennt  freilich  nur 
wenig  mehr  von  ihm  als  seinen  Namen^). 

Galvani,  Giuseppe.  —  1834 

Selten  vorkommender  italienischer  Geigenmacher  aus 
der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts.  Eine  Geige 
von  ihm  besaß  J.  Haberzettl  in  Drasswitz  bei  Karlsbad. 

Gamble,  Ernest.  —  Leicester  1880 

Er  hatte  ein  gutes  Geigengeschäft,  die  Geigen,  die 
seinen  Zettel  tragen,  hat  er  jedoch  nicht  gemacht, 
sondern  nur  verkauft. 

^)  Wenn  G.  Chouquet  in  seinem  Bericht  über  die  Aus- 
stellung 1878  einen  »Galiani«  erwähnt,  meint  er  wohl, 
wenn  nicht  einen  Gagliano  —  Rocco  Galtani. 


Gamble  —  Gand 


157 


Gamble,  J.-  1785 

In  einem  guten  Violoncello  fand  sich  dieser  Name. 

Gambon,  A.  —  Maastricht  (Holland).    1828. 

1858 

Seiner  Arbeit  nach  gehört  er  der  französischen  Schule 
an.  Seine  Geigen  sind  aber  in  jeder  Beziehung  mittel- 
mäßig. C.  C.  Snoeck  besaß  eine  Violine  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1828.  Auf  einem  Reparaturzettel  von  1858 
schreibt  er  seinen  Namen  deutlich  lesbar  »Gambom«. 
Es  ist  nicht  zu  entscheiden,  ob  er  sich  da  verschrieben 
hat,  oder  ob  er  diese  Schreibweise  für  richtiger  hielt. 
Geigenzettel :  Racommode  /  par  A.  Gambon  /  Lutier  / 
ä  Maestricht.  (gedruckt). 

Gambonl— Neapel.  Geb.  um  1724,  fn.  1814 
An  seinen  Geigen  ist  eigentlich  nur  das  Holz  gut,  und 
dies  verdankt  man  dem  Umstände,  daß  er  im  Besitz 
von  Geigenholz  aus  dem  Nachlasse  von  Antonius  Amati 
war^). 

Gand,  A.  E.,  lebt  als  ■>Luthier<'  in  Laval  (Dep. 
Mayenne) 

Gand,  Charles- Adolphe.  —  Paris.  Geb.  in 
Paris  11.  Dez.  1812,  f  24.  Jan.  1866 
Schüler  seines  Vaters,  dessen  Werkstatt  er  1845  über- 
nahm. Er  hat  nicht  viele  neue  Geigen  gebaut,  die 
v.'enigen  aber  sind  trefflich.  Er  wurde,  wie  sein  Vater, 
Geigenmacher  der  Königl.  (später  Kaiserl.)  Hofkapelle 
und  des  Konservatoriums  und  wurde  1862  zum  Ritter 
der  Ehrenlegion  ernannt.  Im  Jahre  1855  trat  sein 
Bruder  Eugene  in  das  Geschäft;  die  Firma  lautete 
von  da  an  bis  1866  »Gand  freres«  und  stand  nach  wie 
vor  in  höchstem  Ansehen. 

Gelgenzettel:  Adolphe  Gand  fils  /  ä  Paris  1832  (ge- 
schrieben) und  Abb.  300. 

Gand,  Charles -Fran^ois  (»Gand  pere«).  — 
Paris.  Geb.  in  Versailles  am  5.  Aug.  1787, 
t  10.  Mai  1845  in  Paris 

Sohn  von  Michel  G.  Von  1807—1810  würdiger  Schü- 
ler, später  der  Ehemann  der  Pflegetochter  und  seit  1824 
auch  Nachfolger  Nie.  Lupots.  Nach  seiner  Lehrzeit 
war  er  kurze  Zeit  in  Versailles  ansässig")  und  ging  dann 
nach  Paris,  wo  er  1810  die  Werkstatt  und  den  Nachlaß 
Kolikers  kaufte  und  zunächst  in  der  Rue  Croix  des 
Petits  Champs  Nr.  5  und  seit  1820  in  derselben  Straße 
Nr.  24  seine  Werkstatt  aufschlug.  Nach  Lupots  Tode 
übernahm  er  1824  auch  dessen  Werkstatt.  Er  war  un- 
streitig der  bedeutendste  französische  Geigenmacher 
seiner  Zeit,  unübertroffen  in  der  Sorgfalt  und  künst- 
lerischen Durchführung  seiner  Arbeit.  Seine  Geigen 
sind  herrlich  im  Ton  und  schön  in  ihrem  rotbraunen, 
manchmal  etwas  dicken  und  nicht  allzu  durchsichtigen 


^)  Bei  der  1814  von  ihm  veranstalteten  Auktion  kaufte 
Gagliano  solches  Holz  für  drei  Violinen  um  100  span. 
Piaster  (über  500  M.). 

^)  Damals  bezeichnete  auch  er  sich  auf  seinen  Zetteln, 
die  vor  1816  zumeist  geschrieben  waren,  als  »Gand  fils«. 


Lack.  Ebenso  trefflich  war  er  als  Reparateur.  Seine  In- 
strumente werden  schon  jetzt  den  alten  italienischen 
als  gleichwertig  an  die  Seite  gesetzt  und  teuer  bezahlt. 
Das  Museum  des  Pariser  Konservatoriums  besitzt  ver- 
schiedene Arbeiten  von  ihm.  Er  hatte  zwei  Söhne. 
Geigenzettel:  Gh.  F.  Gand  eleve  de  Nicolas  Lupct  / 
successeur  du  sieur  Koliker  /  rue  Croix  des  Petits 
Champs  5  Paris  1810  (gedruckt)  und  Abb.  304-306. 

Gand,  Charles-Michel. —  Versailles.  Geb.  um 
1 748  in  Mirecourt,  f  1 820  in  Versailles 
Um  1780  ließ  er  sich  in  der  Rue  du  Commerce  Nr.  71, 
später  in  der  Rue  de  la  Paroisse  Nr.  32  nieder.  Sein 
Firmenschild  lautete:  »Aux  tendres  Accords«.  Über 
seine  Arbeiten  ist  nichts  bekannt.  Er  ist  der  erste 
Geigenmacher  in  seiner  Familie;  doch  waren  seine 
Vorfahren  bereits  Geigenhändler.  Er  hatte  zwei  Söhne 
Charles  Fran^ois  und  GuiUaume. 

Gand,  Charles-Nicolas-Eugene. —  Paris.  Geb. 
in  Paris  am  5.  Juni  1825,  f  5.  Febr.  1892 
Jüngerer  Sohn  und  Schüler  von  Ch.  Fran?.  G.  Er  ver- 
band sich  1855  mit  seinem  Bruder  und  1866  nach 
dessen  Tod  mit  den  Brüdern  Bernardel.  Die  beiden 
berühmten  Häuser  wurden  dadurch  zu  einem  veremigt, 
ihre  Werkstätten  waren  zuerst  in  der  Rue  Croix  des 
Petits-Champs  Nr.  21  und  seit  1883  in  der  Passage 
Saulnier.  Aus  ihren  Händen  gingen  nur  treffliche  In- 
strumente hervor,  da  sie  auch  in  der  Wahl  ihrer  Mit- 
arbeiter außerordentlich  vorsichtig  waren.  Eugene  G. 
war  auch  ein  tüchtiger  Musiker  und  Offizier  der  Ehren- 
legion. Seine  erste  Violine  trägt  den  Zettel:  »Eugene 
Gand  fils  /  ä  Paris  1842  No  1.« 
Geigenzettel :  Gand  &  Bernardel  F^es  /  Luthiers  de  la 
Musique  de  l'Empereur  et  du  Conservatoire  /  No  .  . 
Paris  18  .  .  (gedruckt)  und  Abb.  301  und  302.  Nach 
1886  d.  h.  nach  dem  Ausscheiden  Ernest  Bernardeis: 
Abb.  303. 

Gand,  Francesco.  —  Madrid.   1788 

Ein  nach  Spanien  verschlagenes  Mitglied  der  Mire- 
courter  Familie.  A.  Jacquot  kennt  eine  schöne  Arbeit 
(Alto)  von  ihm.  Eine  Viola  trägt  den  Zettel:  Echo  p'' 
Franc.  Gand  /  En  Madrid  aiio  1788  (geschrieben). 

Gand,  Guillaume- Charles -Louis.  —  Ver- 
sailles. Geb.  22.  Juli  1 792  in  Paris,  f  3 1 .  Mai 
1858  in  Versailles 

Zweiter  Sohn  von  Charles-Michel  G.  Gilt  mit  Recht 
für  einen  der  besten  Schüler  Lupots.  Nachdem  er  bei 
Lupot  ausgebildet  war.  übernahm  er  die  Werkstatt 
seines  Vaters;  in  seiner  Arbeit  setzte  er  Lupots  Tradi- 
tionen fort  und  baute  viele  Geigen,  die  jetzt  sehr  ge- 
schätzt werden. 

Gand.  —  Amiens.   1803 

Er  stammte  wahrscheinlich  aus  Mirecourt  und  dürfte 
ein  Bruder  von  Charles-Michel  G.  gewesen  sein. 
Geigenzettel :  Recoupe  par  Gand  /  luthier  ä  Amiens  / 
en  1803  (gedruckt). 


158 


Gand  —  Garman 


Gand.  —  Toulouse.   1774 

A.  Jacquot  erwähnt  eine  Gitarre  von  ihm. 

Gandl  s.  Gändl 

Ganzer  s.  Kranzer 

Ganzeria,  Luigi.  —  San  Feiice  (Modena).  Geb. 

um  1794,  t  1861 

Arbeitete    handwerksmäßig,    seine    Geigen    smd   fast 

wertlos. 

Garai,  Janos  (Johann).  —  Temesvär 

Ein  Blas-  und  Streichinstrumentenmacher,  der  in  den 
letzten  Jahren  des  1 9.  Jahrhunderts  in  Temesvär  an- 
sässig war. 

Garani,  Michele  Angelo.  —  Bologna.     1685. 

1720 

Nachahmer  von  Stradivarius.  Seine  Violen  werden  be- 
sonders gelobt  wegen  ihrer  guten  —  aber  ungleichen 
Arbeit  und  wegen  ihres  weichen  Tons. 
Geigenzettel :.  A.  /  Michael  /  Garanus  /  F.  Bonon.  (ge- 
druckt). 

Garani,  Nicola.  —  Neapel.  Um  1700 

Soll  aus  Bologna  stammen  und  als  Gehilfe  bei  den 
Gagliani  gearbeitet  haben.  Dadurch  erklärt  sich  auch 
die  Ähnlichkeit  seiner  Arbeit  mit  der  Gaglianischen. 
Er  nimmt  die  Wölbung  hoch  und  verwendet  einen 
dünnen  Lack.  Der  Ton  seiner  Geigen  ist  edel,  wird 
aber  durch  das  schlechte  Holz  sehr  beeinträchtigt. 

Garbito,  Antonio.  —  ?   1815 

Eine  spanische  Gitarre  aus  dem  Besitze  der  Mrs.  Cecil 
Bosanquet  war  im  Jahre  1904  in  der  Londoner  »Music 
Loan  Exhibition«  ausgestellt. 

Garceux,  L.  —  Paris.   1809 

Man  findet  hier  und  da  seinen  Namen  in  Geigen,  die 
er  geflickt  hat,  auch  sollen  die  Bauernrad-Weiberleiern, 
die  auf  der  Decke  L.  G.  und  die  Jahreszahl  eingebrannt 
tragen,  von  ihm  sein.  Eine  solche  von  1797  hat 
eine  Lang-  und  zwei  Begleitsaiten,  elf  Tasten,  flachen 
Boden  und  flache  Decke  und  ist  700  mm  lang  und 
340  mm  breit. 

Geigenzettel:  Repare  a  Paris  par  /  L.  Garceux  1809 
(gedruckt).  Brandmarke  Nr.  53. 

Garcia,  Juan.  —  Madrid 

Mandolinen-  und  Gitarrenmacher. 

Gardelli,  Federico.  —  Neapel 

Von  1880  bis  etwa  1900  besaß  er  ein  mit  einer  Werk- 
statt verbundenes  Musikinstrumentengeschäft. 


Garden,   James.   —  Edinburgh.   —  Geb.    in 

Edinburgh  1849 

Ein  vorzüglicher  Geiger,  der  aus  Liebhaberei  einige 
Geigen  und  Violen  nach  Stradivari  gemacht  hat.  Er 
verwendet  Whitelaws  roten  »Amatilack«. 
Geigenzettel:  Jas.  Garden,  Edin.  1887  (gedruckt). 


Gardiner  (Gardner),  Pearson.  —  London.  1 760 
Selten  vorkommender  englischer  Geigenmacher,  der 
im  Stile  von  Duke  arbeitete.  Eine  Violine  von  ihm  be- 
sitzt J.  T.  Chapman. 

Gardner,  C.  —  London.   1865 

In  englischen  Händlerverzeichnissen  werden  öfter  Gei- 
gen von  ihm  angeboten. 

Garenghi,  Giuseppe 

Lebte  um  1857  als  Geigenmacher  in  Brescia. 

Garganesi,  Vito  und  Antonio.  —  Monopoli 

(Puglie).   1898 

Ihre  Mandolinen  erfreuen  sich  einer  gewissen  Be- 
liebtheit. 

Gargnano. 

Aus  einer  wahrscheinlich  in  dem  mitten  in  Zitronen- 
gärten und  Olivenhainen  nahe  bei  Salö  gelegenen  statt- 
lichen Dorfe  Gargnano  am  Gardasee  betriebenen 
Geigenmacherwerkstatt  gingen  verschiedene  Arbeiten 
hervor,  in  denen  sich  der  hier  wiedergegebene  Zettel 
findet.  Die  Jahreszahl  dürfte  1621  gelautet  haben.  Mir 
wurde  ein  recht  gutes  Violoncello  von  Brescianer  Aus- 
sehen bekannt.  In  seinem  verdächtigen  Latein  und 
seiner  Orthographie  wird  der  Zettel,  den  auch  Hajdecki 
erwähnt,  immerhin  anfechtbar  erscheinen,  um  so  mehr, 
als  G.  Livi  nachweisen  konnte,  daß  weder  in  Brescia 
noch  in  Salo  samt  Umgebung  je  eine  Familie  Gargnano 
existiert  habe.  Da  aber  die  Instrumente  und  der  Zettel 
zweifellos  alt  sind,  könnte  man  im  besten  Falle  anneh- 
men, daß  die  Witwe  Fior,  die  Schwiegertochter  Gaspa- 
ros,  sich  nach  Gargnano  bei  Salo  zurückgezogen  und 
dort  eine  Werkstatt  unterhalten  hat;  sie  konnte  sich  ja 
in  gewissem  Sinne  als  Erbin  Gasparos  betrachten. 

Geigenzettel :  Abb.  265. 

Gargo,  Giovanni.  —  Forli.   1785 

Streichinstrumente  hat  er  wohl  nur  ausnahmsweise  ge- 
baut, doch  kommen  Lauten,  Mandolinen  und  kleine 
Harfen  von  ihm  mehrfach  vor.  • 

Garini,  Michelangelo.  —  ? 

Mittelmäßige  italienische  Geigen  des  19.  Jahrhunderts 
haben  Zettel  mit  diesem  wahrscheinlich  erfundenen 
Namen,  der  wohl  an  »M.  A.  Garani«  anklingen  sollte. 

Garjev.  —  Kaluga 

Russischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Garman,  Göran.  —  Stockholm.   1784.   1807 

Er  war  von  1784—1807  Geselle  bei  Peter  Kraft,  der 
ihm  seine  Werkstatt  und  alles,  was  dazu  gehörte,  unter 
der  Bedingung  vermachte,  daß  er  Meister  werde  und 
Lars  Mollenberg  zum  Teilhaber  annehme.  Um  un- 
gehindert die  beim  Klavierbau  nötigen  Tischlerarbeiten 
ausführen  und  Tischlergesellen  einstellen  zu  können, 
schloß  er  sich,  wie  vorher  sein  Meister,  der  Tischler- 
zunft an. 


Garner  —  G 


avinies 


159 


Gamer,   John.   —   London-Chelsea,    f   1901 

Ein  Liebhaber,  der  es  durch  Talent  und  Fleiß  zu 
großer  Geschicklichkeit  brachte  und  sich  auch  gut 
auf  den  Ton  verstand. 

Garner,  Joseph.  —  Broxbourne.   1828 

Einige  gute  Violinen  tragen  seinen  Namen.  Auch  in 
Chelsea  soll  um  1849  ein  H.  Garner  ansässig  gewesen 
sein  und  nach  Stradivari  undGuarneri  gearbeitet  haben. 

Garnier,  Adolphe.  —  Mirecourt.    1 766.    1 787 
Man  weiß  nur,  daß  er  gelebt  hat. 

Garter  (Gärtner),  Michel.  —  Salzburg.    1510. 

1538 

Jedenfalls  identisch  mit  Mich.  Barttner  (s.  d.).  Er  wird 
im  Salzburger  Bürgerbuche  als  Lautenmacher  aufge- 
führt und  kommt  von  1511 — 1538  in  den  Urkunden 
des  Archivs  der  k.  k.  Landesregierung  in  Salzburg  vor. 
Von  ihm  befinden  sich  zwei  Lauten  im  Museum  Caro- 
lino-Augusteum  in  Salzburg. 

Garter  (Gärtner),  Veit.  —  Salzburg.   1510 
Nach  dem  Salzburger  Bürgerbuch  war  er  der  Sohn 
Michel  G.s  und,  ebenso  wie  dieser,  Lautenmacher. 

Garzano,  Giuseppe,  lebt  in  Catania  (Sizilien) 

Gaskin,  wird  als  Name  eines  englischen  Geigen- 
machers angegeben. 

Gaspan  s.  Caspan 

Gaspard,  Leon.  —  Mirecourt 

Besitzer  der  Fabrikfirma  »Gaspard  fils«  (L.  Gaspard 
&  Co.). 

Gast,  Jörg.  —  Füssen.   1606.   1612 

Als  Mitglied  der  Lautenmacherinnung  kommt  er  schon 
1606  vor  und  ist  1612  Unterzeichner  einer  Beschwerde 
gegen  einen  die  Zunft  schädigenden  Holzhandel. 

Gast,  Mang  (Magnus).  —  Füssen.   1621 

Er  wurde  am  26.  Dezember  1621  als  Meister  in  die 
Füssener  Lautenmacherzunft  aufgenommen. 

Gastano,  A.  —  Messina.   1890.   1896 

Er  erhielt  1893  in  Chicago  für  eine  Geige  eine  Aus- 
stellungsmedaiUe. 

Gattanani.  —  ?   1785.   1790 

Ein  piemontesischer  Geigenmacher  von  geringer  Be- 
deutung soll  so  geheißen  haben.  Wahrscheinlich  han- 
delt es  sich  um  einen  Catenari. 

Gattenan  s.  Catenari 
Gatti,  Angelo.  —  Mailand 

Italienischer  Geigenmacher  unserer  Zeit. 

Gatti,  Ernesto.  —  Nizza.   1886 

Seine  Violinen  sind  nicht  schlecht.  Er  stattet  sie  manch- 
mal recht  hübsch  aus;  den  Wirbelkasten  versieht  er  mit 
geschnitzten  Köpfchen  (Leopardenkopf  u.  dgl.)- 


Gatti,  Giorgio.  —  Turin.   1899.   1911 
Italienischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 
Geigenzettel:  Giorgio  Gatti  /  fece  in  Torino  l'anno 
.  1899(gedruck0. 

Gaudre,  Nicolas.  —  Mirecourt.  f  1784 
Bogenmacher. 

Gaulard,  Joseph.— Mirecourt.  1738.  f  19.Mäiz 

1779 

Nur  urkundlich  nachweisbar,  wie  auch  der  1774 — 1789 
vorkommende  Louis  Gaulard. 

Gaulard.  —  Troyes.   1835 

Ein  Mirecourter,  der  sich  nicht  über  den  Durchschnitt 
erhob.  Besser  als  seine  Geigen  sind  seine  Bögen;  ein 
solcher  befindet  sich  in  der  Sammlung  des  Pariser 
Konservatoriums. 

Gauss,  Jakob.  —  Cannstatt.    1618 

Ein  Orgelmacher,  der  wohl  wie  die  meisten  seiner  da- 
maligen Berufsgenossen  auch  allerlei  Lauten  gebaut 
hat. 

Gauthie  (Gautie),  Pierre.  —  Toulouse.    Geb. 

in  Fronton  1880 

Erst  Schüler  seines  Vaters,  dann  von  P.  Lorange  und 
von  Cunault.  Auch  in  Mirecourt  hat  er  ein  Jahr  lang 
gearbeitet.  In  Toulouse  wurde  er  Nachfolger  von 
Simonin.  Er  verlegte  sich  hauptsächlich  auf  Wieder- 
herstellungsarbeiten, besitzt  aber  bereits  verschiedene 
Auszeichnungen. 

Gautier,   hat  eine  Geigenmacherwerkstatt   in 

Aix 

Gautrot  aine  &  Co.  —  Paris.  Gegr.  1827 

Bekannte  Musiklnstrumenten-Fabriksfirma,  die  haupt- 
sächlich Flöten,  aber  auch  Gelgen  herstellt.  Die  Firma 
lautet  jetzt  Couesnon  &  Cie  Succrs.  Gautrot  aine  &  Cie. 

Gautrot.  —  Chateau  Thierry.   1855.   1877 
Ein  Mirecourter,  der  1855  eine  Fabrik  begründete,  In 
der  auch  Gelgen  und  Bögen  hergestellt  wurden. 

Gavelli,  Giacomo.  —  Perugia.   1797 

Ein  Gelgenmacher,  den  Valdrlghl  (9175)  erwähnt. 

Gavigny.  —  Paris.   1758 

Hei  In  Lille  bekam  eine  Violine  zur  Wiederherstellung, 
deren  Aussehen  an  die  Klotzschule  erinnerte  und  die 
den  Zettel  trug :  fals  par  Moy  Gavigny,  /  Maitre  Luthier 
a  /  Paris  1758  (geschrieben). 

Gavinies,  Frangais.  —  Bordeaux.  Paris.   Geb. 
um  1700,  fnach  1770 

Ein  geschickter  Meister,  der,  wenn  er  wollte,  sehr  gute 
Gelgen  machen  konnte,  häufig  aber  so  minderwertige 
Ware  herstellte,  daß  böse  Zungen  von  ihm  behaupteten, 
er  habe  nur  ein  gutes  Werk  zustande  gebracht,  und  das 
sei  sein  Sohn  — der  treffliche  Gelger  Pierre  Gavinies  — 
gewesen.   Er  folgte  seinem  Sohne  1741  nach  Paris  und 


160 


javoni 


ließ  sich  in  der  Rue  St.  Thomas  du  Louvre  nieder,  wo 
er  von  der  Lautenmacherzunft  zum  geschworenen 
Meister  für  1762  erwählt  wurde.  Seine  guten  Geigen 
sind  aus  schönem  Holz  gebaut,  gut  in  der  Form  und 
im  Lack.  Statt  der  Schnecke  verwendete  er  auch  ge- 
schnitzte Köpfe,  z.  B.  einen  König  David  an  emem 
Kontrabaß,  den  die  Schule  des  Pariser  Konservato- 
riums besitzt.  Dieser  Baß  hat  einen  trefflichen  Ton  und 
stammt  aus  dem  Jahre  1757.  Im  Museum  desselben 
Konservatoriums  befinden  sich  noch  mehrere  Geigen 
und  Violen  von  ihm.  Ein  Quinton  von  1749  wird  in 
Bruni-Gallays  Inventaire  (aus  dem  Besitz  des  Grafen 
Puysegur)  erwähnt  (S.  121).  —  Er  ahmte  gerne  das 
große  Stradivarimodell  nach  und  versah  seine  Arbeiten 
auch  mit  einer  Brandmarke. 
Geigenzettel :  Abb.  236  und  312. 

Gavonl,  Antonio.  —  Modena.   1777 

Violoncelli  und  Bässe  von  ganz  gewöhnlicher,  hand- 
werksmäßiger Arbeit  von  ihm  kommen  gelegentlich 
noch  vor. 

Gavot.  —  Mirecourt 

Von  dieser  Familie  nennt  A.  Jacquot : 
Nicolas       I  G.  1738; 
Nicolas    II  G.  1741.  1763; 
Nicolas  III  G.  1747.  1765. 

Gazzeri,  Domenico.  —  Florenz.  —  1682 

Sohn  des  Marco  G.  Ein  älterer  florentinischer  Lauten- 
macher, den  Valdrighi  (1 196)  erwähnt. 

Gazzola,  Prosdocimo.  —  Crespano.  Geb.  1 822, 

fnach  1884 

Hauptsächlich  als  Baßmacher  und  trefflicher  Repara- 

teur  bekannt. 

Geaye  s.  Jaye 

Gebhardt,  J.  C.  —  Hamburg 

Ein  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  lebender 
Meister,  der  zwar  nur  selten  Geigen  oder  Violoncelli, 
dagegen  sehr  viele  und  gute  Bässe  gebaut  hat. 
Geigenzettel:  J.  C.  Gebhardt  /  Instrumentenmacher  / 
in  /  Hamburg  (gedruckt). 

Gedler  (Gidl),  Johann  Anton.  —  Füssen.  1 752. 

1800 

Schüler  von  Maldoner  oder  S.  Niggel,  deren  Modelle  von 
ihm  nachgeahmt  wurden.  Es  ist  wahrscheinlich,  daß 
auch  in  Füssen  schon  eine  Arbeitsteilung  eintrat,  und 
daß  es  dort  u.  a.  schon  Halsschnitzer  gab.  So  dürfte  der- 
selbe Halsschnitzer,  der  für  Fr.  Ant.  Stoß  die  Schnecken 
machte,  auch  für  Gedler  gearbeitet  haben.  Die  übrige 
Arbeit  ist  recht  gut,  der  Boden  meist  aus  einem  Stück, 
die  Wölbung  noch  höher  als  bei  Stainer,  der  rotgelbe 
Lack  dünn  aufgetragen  und  spröde.  Gedler  machte 
auch  noch  Geigen  nach  den  im  17.  Jahrhundert  be- 
liebten Modellen,  mit  wellenförmig  ausgebogenen 
Zargen.  Der  Ton  ist  manchmal  vorzüglich,  oft  aber 
auch  schwach  und  näselnd.  Eine  Violine  von  ihm  mit 
der  Jahreszahl  1800  befindet  sich  auf  dem  Chore  der 
St.  Mang-Kirche  in  Füssen. 
Geigenzettel :  Abb.  277. 


-  Geipel 

Gedler,  Joseph  Benedict.  —  Füssen.  Geb.  um 
1759,  t  28.  März  1830 

Sohn  und  Schüler  von  J.  Ant.  G.,  den  er  nachahmte. 
Sein  Lack  ist  jedoch  heller,  oft  goldgelb  oder  weinrot, 
aber  ebenfalls  spröde.  Die  Arbeit  ist  gut  und  der  Ton 
hell  und  leicht  ansprechend.  Er  war  der  letzte  Geigen- 
macher von  einiger  Bedeutung  in  Füssen,  wo  sein  An- 
denken bis  auf  den  heutigen  Tag  fortlebt. 
Geigenzettel:  Joseph  Benedictus  Gedler  /  in  Füfsen 
1 796  (gedruckt).  —  Joseph  Benedikt  Gedler  in  /  Füfsen 
1812  (gedruckt). 

Gedler.  Norbert.  —  Würzburg.    1715.    1723 

Er  wanderte  aus  Füssen,  wo  schon  1504  ein  aus  Tann- 
heim stammender  Konrad  Gedler  nachzuweisen  ist,  in 
Würzburg  ein  und  wurde  Hoflauten-  und  Geigen- 
macher des  Bischofs  von  Würzburg.  Er  war  sehr  ge- 
schickt, scheint  jedoch  jung  gestorben  zu  sein.  Seine 
Arbeit  wurde  geschätzt,  aber  sein  Name  kam  in  der 
entstellten  Form  »Bedler«  in  die  Geigenliteratur,  da  in 
einigen  seiner  handschriftlichen  Zettel  das  G  dem 
heute  gebräuchlichen  B  ähnelt.  De  Piccolellis  nennt 
ihn  sogar BeSler.  Das  Museum  des  Pariser  Konservato- 
riums besitzt  eine  sehr  schöne  Viola  di  bordone,  eine 
ebensolche  von  1715  die  Sammlung  Keil  in  Lissabon 
(Nr.  256),  eine  Viola  Dr.  med.  Hildenbrand  in  Duis- 
burg und  Hauptlehrer  Roman  Dereth  in  Miltenberg 
ein  sehr  gutes  (aus  einer  Kirche  im  Bistum  Würzburg 
stammendes)  Violoncello  von  ihm  mit  dem  Zettel: 
Norbertus  Gedler  /  Hochfürstl.  /  Hof-Lauten-  und 
Geigen- ,'  Macher  in  Würtzburg  /  im  /  Jahr  1 722. 

Gehring,  Friedrich.  —  Basel.    Geb.   1854  in 

Trutingen  (Kanton  Bern) 

Erlernte  bei  C.  M.  Ott  in  Basel  den  Klavierbau,  ar- 
beitetevon  1881 — 1882  in  Paris,  hielt  sich  dann  von  1883 
an  über  sechs  Jahre  in  Nordamerika  auf,  wo  er  sich 
1884  selbständig  machte,  kehrte  aber  1889  in  die  Hei- 
mat zurück  und  eröffnete  in  Basel  ein  Geschäft,  in 
welchem  er  den  Klavierbau  und  den  Bau  von  Streich- 
instrumenten mit  neuartigem  Resonanzkasten  betreibt 
(auch  Gitarren  und  Zithern).  Geigen  in  der  gebräuch- 
lichen Form  macht  er  jedoch  nicht.  Sein  Modell  hat 
keine  seitlichen  Einbuchtungen;  die  Decke  ist  stark 
gewölbt  und  direkt  mit  dem  Boden  verbunden.  Die 
Urteile  über  diese  Erfindung  gehen  noch  scharf  aus- 
einander, doch  läßt  sich  nicht  leugnen,  daß  Gehring 
Instrumente  von  schöner  Klangfülle  gemacht  hat.  Er 
verwendet  als  Grund  Spirituslack  und  als  Decklack 
Kopal  oder  Bernsteinlack. 

Geigenzettel:  Fritz  Gehring  /  Instrumentenmacher  / 
Basel  18  .  .  /  Pat.  N»  .  .  (gedruckt). 

Geiger,  Fr.  J.,  lebt  in  Sulzberg  bei  Kempten 

Geipel,   Hermann.  —  Brambach   i.  S.     Geb. 

1862  in  Fleissen  i.  B. 

Schüler  von  Ludw.  Glaesel  jun.,  war  nach  beendeter 
Lehrzeit  fünf  Jahre  als  Gehilfe  tätig  und  begründete 
1884  in  Brambach  sein  eigenes  Geschäft,  in  welchem 
nach  eigenem  System  lackierte  Streichinstrumente  her- 
gestellt werden,  die  hauptsächlich  nach  England  gehen. 
Er  ist  der  Schwager  Aug.  Ant.  Reicheis. 


Geipel  —  Geissenliof 


161 


Geipel.  —  Markneukirchen 

Von  dieser  Familie,  deren  Stammvater,  aus  dem  Böh- 
mischen eingewandert,  schon  1726  erscheint  (ein  Adam 
Geipel  lebt  noch  In  Fleissen),  sind  oder  waren  in  der 
Markneukirchener  Geigenindustrie  tätig : 

Geipel,  Carl  Christian.    Geb.  1.  Oktober  1863 

Geipel,  Ernst  Ferdinand.   Geb.  26.  Febr.  1866 

in  Landwüst 

Geipel,  J.  Friedrich  I.   1727 

Er  war  der  Schüler  seines  dem  Vornamen  nach  nicht 
bekannten  Vaters  und  wurde  am  10.  Januar  1727  als 
Meister  in  die  Zunft  aufgenommen,  wobei  er  nur  die 
ermäßigten  Gebühren  als  Sohn  eines  Meisters  zu  be- 
zahlen hatte. 

Geipel,  J.Friedrich  II.    Geb.  10.  Sept.   1809, 
t  18.  März  1872 

Er  war  ursprünglich  Tischler  und  wurde  erst  später 
Geigenmacher. 

Geipel,  Moritz.  Geb.  12.  November  1852 

Geipel,  Reinhold  Adolph,  f  1910 

Geipel,  Walter  Edwin.  —  Homburg,  Mann- 
heim.  1918.  Geb.  in  Zwota 
Tüchtiger  Geigenbaumeister. 

Geissenhof,  Franz.  —  Wien.  Geb.  in  Vilsl  754, 

f  2.  Januar  1821  in  Wien 

Er  war  ein  Sohn  des  Pflegers  und  Urbarverwalters 
Joh.  Mich.  G.  und  kam  als  Gehilfe  nach  Wien,  wo  er 
Schüler  und  seit  1781  Nachfolger  von  Joh.  Gg.  Thir 
wurde.  Er  legte  am  29.  Juli  1 780  den  Bürgereid  ab  und 
wohnte  Singerstraße  Nr.  922.  Er  war  ein  hervorragen- 
der Meister,  der  nach  italienischen  Vorbildern  und  be- 
sonders nach  dem  Stradivarimodell  von  1716  arbeitete. 
In  bezug  auf  die  Arbeit  kann  er  als  der  beste  Wiener 
Meister  bezeichnet  werden.  Leider  ist  der  Ton  seiner 
Geigen  nicht  sehr  groß.  In  seiner  Arbeit  lassen  sich 
vier  Perioden  unterscheiden.  Die  erste  ist  bis  1790  an- 
zusetzen; in  dieser  Zeit  haben  seine  Geigen  einen  sehr 
dunklen  Lack  und  sehen  wie  die  seines  Lehrmeisters 
Thir  aus.   Die  zweite  Periode  umfaßt  die   Zeit  von 
1790—1800.  Er  bevorzugt  jetzt  ein  flacheres  Modell, 
der  Lack,  wenn  auch  noch  dunkel,  wird  durchsichtiger, 
nur  konnte  er  sich  noch  kein  schönes  Ahornholz  ver- 
schaffen. Die  Böden  sind  daher  nur  wenig  oder  gar 
nicht  geflammt.  In  seiner  dritten  Periode  von  1800  bis 
1810   erreicht   er   die    volle    Höhe    seines    Könnens, 
das  Modell  wird  breiter,  Wölbung,  Einlagen  und  Rän- 
der sind  von  tadelloser  Schönheit,  der  Lack  wird  braun- 
gelb, manchmal  mehr  oder  weniger  rötlich  gemischt. 
In  der  vierten  Perlode  von  1810  an  nimmt  er  die  Rän- 
der etwas  massiger,  seine  Arbeit  Ist  jetzt  so  vollendet, 
daß  sie  von  niemand  mehr  übertroffen  werden  könnte. 
Der  Lack  wird  von  1815  an  immer  heller  und  manch- 
mal sogar  hellgelb.  Leider  pflegte  er,  wie  viele  andere 
Geigenmacher    seiner    Zeit,    seine    Geigen    vor    dem 
V.  Lütg-endorf f ,  Geigen-  und  Lautenmacher.     Bd.  II 


Lackieren  mit  Leimwasser  zu  tränken,  um  die  Holz- 
flächen besser  glatt  zu  erhalten.  Der  Lack  wurde  da- 
durch sehr  empfindlich  und  kann  namentlich  durch 
Nässe    leicht    zerstört    werden.    In    seiner    Glanzzeit 
machte  er  die  Schnecken  ganz  besonders  schön,  die 
Facetten    treten    rein    und    in    vornehmster    Linien- 
führung hervor,  wie  sie  kein  zweiter  Wiener  Geigen- 
macher ausstechen  konnte.  Auch  die  F-Löcher  nach 
Stradivari  sind  von  besonderer  Feinheit  und  die  unteren 
Zungen  sehr  elegant  ausgehöhlt.  Außer  se;nen  Zetteln 
gebrauchte  er  am  Boden,  in  der  Nähe  des  Halsansatzes, 
ein  F.  G.  als  Brandmarke  (Nr.  21)  von  einem  schief  ge- 
stellten  Parallelogramm  von  Doppellinien    umrahmt. 
Kommt  die  Brandmarke  am  Plättchen  des  Halsansatzes 
vor,  dann  fehlt  die  Umrahmung.  Er  scheint  die  Marke 
In  den  Lack  eingebrannt  zu  haben,  weshalb  sie  jetzt 
manchmal  hell   hervortritt  oder  verwischt  erscheint. 
Geissenhof  war  außerordentlich  genau  und  gewissen- 
haft In  der  Arbelt,  er  arbeitete  meistens  allein,  da  er 
keinen  Gehilfen  finden  konnte,  der  seinen  strengen  An- 
forderungen entsprach.   Er  ließ  kein  Stück  aus  der 
Werkstatt,  das  nicht  ganz  einwandfrei  war,  und  doch 
Ist  die  Zahl  der  von  ihm  gebauten  Instrumente  ziem- 
lich groß,  so  daß  man  daraus  leicht  ersehen  kann,  wie 
fleißig  er  war.  In  einzelnen  wenigen  Fällen  arbeitete  er 
wohl   auf   Bestellung  auch   nach   den   Modellen   von 
Gaspar  da  Salö  oder  Maggini  usw.,  aber  mit  weniger 
Erfolg.  Seine  Violen  entsprechen  seinen  Violinen ;  Vio- 
loncelli scheint  er  sehr  selten  gebaut  zu  haben,  ich 
kenne  nur  drei  davon  und  nur  einen  einzigen  Kontra- 
baß. Er  stand  in  hohem  Ansehen  und  erhielt  für  eine 
Violine  die  damals  und  für  Wien  ziemlich  hohe  Summe 
von  60  fl.  Schein.  Der  Verkaufswert  seiner  Geigen  ist 
in  den  letzten  Jahren  außerordentlich  gestiegen.  Von 
einem  schön  kastanienbraun  lackierten  Quartett,  das  im 
Jahre  1877  noch  für  100  fl.  gekauft  werden  konnte,  sind 
die  beiden  Violinen  und  die  Viola  einige  Jahre  vor  dem 
Kriege  für  1600  K.  verkauft  worden.   Heute  zahlt  man 
für  gut  erhaltene  Violinen  geradezu  fabelhafte  Preise. 
Von  den   mir   bekanntgewordenen  Arbeiten  erwähne 
Ich  der  Kürze  halber  nur  die  folgenden:     Eine  sehr 
schöne  Viola  befand  sich  In  der  Wiener  Musik-  und 
Theaterausstellung.  Das  Stift  Schotten  In  Wien  besaß 
zwei  Gelgen  von  ihm  aus  den  Jahren  1800  und  1809') 
und  das  Stift  Klosterneuburg  eine  solche  von   1810, 
Herr  Edw.  Speyer  in  Rldgehurst  eine  solche  von  1804, 
eine  Violine  von  1 797  Steueroff Izlal  Banauch  in  Auster- 
litz.  Die  letzte  Arbeit  von  Ihm  (gelbbraun  lackiert),  die 
bei  seinem  Tode  bis  auf  die  Wirbellöcher  fertig  war") 
besitzt   A.  Kottenbach   In   Wien.   Eine   Violine   nach 
Gaspar  da  Salö  besitzt  Hofmusiker  Franz  Heinrich, 
zwei  Violinen  von   1786  und   1805,  eine  davon  nach 
Maggini,  Valentin  Waller,  in  dessen  Sammlung  sich 
auch  eine  Viola  von  1805  befindet.  Ein  Violoncello  von 
1804  und  eine  goldgelbe  Violine  von  1817  besitzt  Prof. 
Mayr,  eine  ebenso  lackierte,  prachtvolle  Viola  Dr.  med. 


')  Im  Inventar  von  1868  werden  die  beiden  Geigen 
noch  aufgezählt,  in  dem  von  1887  nicht  mehr,  doch  wird 
bemerkt,  daß  sie  1881  oder  kurz  darnach  gestohlen  worden 
seien. 

")  Sie  war  als  Weihnachtsgeschenk  für  den  damaligen 
Schüler  (späteren  Lehrer)  Weiß  bestellt,  von  dem  sie  der 
jetzige  Besitzer  erbte. 

11 


162 


jeissenho 


hof  —  Ge 


ider 


Jos.  Neubauer.  Ferner  besitzen :  das  Stift  Admont  eine 
hochgewölbte  Violine  von  1 796,  Dr.  Zimmermann  eine 
schokoladenbraune  Viola  von  1 784. 
Geigenzettel:  Neu  lackiert  und  Repariert  /  Franz 
Geißenhof  Wien  1 807  (geschrieben)  und  Abb.  24 1 ,  272, 
313  und  315   (Beispiel  eines  falschen  Zettels.) 

Geissenhof,  Josephus.  —  Wien.   1790 

Im  Stift  Klosterneuburg  befindet  sich  eine  Violine  mit 
dem  Namen  »Josephus  Geissenhof  fecit  Vienae  Anno 
1790«.  Ein  Josephus  G.  ist  urkundlich  nicht  nachzu- 
weisen, es  Ist  daher  anzunehmen,  daß  der  Zettel  eine 
der  schon  bald  nach  Geissenhofs  Tod  zahlreich  vor- 
kommenden Fälschungen  ist,  wobei  sich  der  Fälscher 
dadurch  zu  decken  suchte,  daß  er  den  Vornamen  oder 
die  Schreibweise  des  Namens  änderte. 

Geisser,  Ernst.  —  St.  Petersburg.    Geb.  1854 

in  München 

Schüler  von  Franz  Ramftler,  bei  dem  er  von  1866  bis 
1869  lernte.  Er  arbeitete  dann  bei  Kriner  in  Stuttgart 
und  bei  Ludwig  Otto,  mit  dem  er  nach  St.  Petersburg 
übersiedelte.  Von  1875—1878  diente  er  als  Musiker 
beim  Königl.  Leibregiment  in  München,  ging  dann 
zu  Otto  zurück  und  machte  sich  1881  selbständig.  Er 
arbeitet  sehr  sauber  nach  Stradivari,  erhielt  1889  m 
Paris,  1893  in  Chicago  und  1896  in  Antwerpen  je  eine 
silberne  und  auf  der  Petersburger  Musikfachausstellung 
1907  die  große  goldene  Medaille.  Er  ist  Geigenbau- 
meister des  Konservatoriums  der  Kaiserl.  Musikgesell- 
schaft zu  St.  Petersburg  und  ein  gewiegter  Kenner,  der 
jährlich  größere  Reisen  unternimmt,  um  Meister- 
instrumente zu  sammeln. 

Geisser,   Nikolaus.   —  St.  Petersburg.     Geb. 
1 884  zu  St.  Petersburg 

Nach  Absolvierung  der  deutschen  St.  Petrischule  trat 
er  bei  seinem  Vater  Ernst  G.  in  die  Lehre  und  arbeitete 
dann  bei  L.  Mougenot  in  Mirecourt  und  bei  Silvestre 
und  Maucotel  in  Paris.  Seiner  Militärpflicht  leistete  er 
von  1904 — 1905  in  Lindau  Genüge  und  wurde  dann 
Teilhaber  des  väterlichen  Geschäfts.  Er  baut  Geigen 
und  Violoncelli  nach  Stradivari  und  Guarneri  und  nach 
einem  eigenen  Modell  und  verwendet  einen  Ollack. 

Geissler,  Ed.  Fried.  —  Beuthen  O.-Schl.  1890. 

tum  1898 

Er  nannte  sich  Streichinstrumentenmacher,  beschränkte 

sich  jedoch  auf  Flickarbeiten. 

Geitner  (Geittner),  Wilhelm.  —  Breslau.   1 826. 

tum  1843 

Der  beste  Lauten-  und  Gitarrenmacher  seiner  Zeit  m 
Schlesien.  Er  hat  auch  gelegentlich  Geigen  ausgebessert, 
schwerlich  aber  neue  gebaut.  Eine  von  ihm  wieder- 
hergestellte Laute  ist  im  Schlesischen  Museum  für 
Kunstgewerbe  und  Altertümer  in  Breslau  zu  finden. 

Gelmini,  Geminiano.  —  Ferrara.   1508 

Ein  alter  Lautenmacher,  den  Valdrighi  (4179)  aufzählt. 


Gelmini,   Giovanni.   —  Brescia.    Geb.    1804, 

t  1864 

Nur  als  Erfinder  von  Vorrichtungen  zur  besseren  Be- 
saitung von  Gitarren  und  Zimbeln  usw.  sowie  als  Er- 
finder einer  Gitarrenlaute  erwähnenswert. 
Geigenzettel :  Joannes  Gelmini  /  Brescianus  Inventor  / 
Anno  1863  No  26  (geschrieben). 

Gemünder,  August  Martin  Ludwig.  —  Neu- 
york.  Geb.  22.  März  1814  zu  Ingelfingen, 
t  l.Sept.  1895inNeuyork 
Schüler  seines  Vaters  Joh.  Gg.  G.,  arbeitete  einige  Jahre 
in  verschiedenen  deutschen  Städten  als  Gehilfe  und 
begründete  1839  seine  eigene  Werkstatt  In  Regensburg, 
ohne  es  dort  zu  etwas  zu  bringen.  Er  wanderte  daher 
1846  nach  Amerika  aus  und  ließ  sich  zuerst  In  Spring- 
field  (Mass.)  nieder  und  ging  1860  nach  Neuyork.  Hier 
kam  er  bald  zu  großem  Ansehen  und  galt  bei  vielen  als 
der  beste  amerikanische  Geigenmacher  seiner  Zeit.  Er 
war  ein  geschickter,  freilich  auch  von  sich  selbst  sehr 
eingenommener  Kopist  und  arbeitete  nach  Stradivari, 
Guarneri  und  Maggini.  Das  Holz  ist  gut  gewählt,  der 
Lack  goldgelb  bis  dunkelrot.  Die  echt  amerikanische 
Reklame,  die  er  betrieb,  hat  seinem  Ruf  In  Europa 
jedenfalls  mehr  geschadet  als  genützt.  Er  veröffent- 
lichte auch  eine  Selbstbiographie. 

Gemünder,  August  &  Sons.  —  Neuyork 

Geigenmacherflrma  der  Gegenwart,  deren  Inhaber  jetzt 
sind :  August  M.  G.  (geb.  4.  Mai  1862  in  Neuyork;)  und 
Rudolf  G.  (geb.  9.  Februar  1865).  Die  Firma  gibt  seit 
1892  die  Zeitschrift  »The  violln-world«  heraus. 

Gemünder,  Georg.  —  Astoria,  Boston,  Neu- 
york.   Geb.  1816  in  Ingelfingen,  t  15.  Jan. 

1899 

Sohn  von  Joh.  G.,  bei  dem  er  auch  gelernt  hat.  Später 
kam  er  zu  VuIUaume  In  Paris.  1849  wanderte  er  nach 
Amerika  aus,  verstand  es,  durch  ausgezeichnete 
Arbeit  verdiente  Anerkennung  zu  finden.  Auf  der 
Wiener  Weltausstellung  1873  hatte  er  eine  Kopie  nach 
Joseph  Guarneri  ausgestellt,  die  er  »Kaisergeige«  taufte 
und  für  die  er  10  000  Dollars  verlangte.  Wenn  der  Preis 
auch  allzu  hoch  gegriffen  war,  so  war  die  Geige  doch 
so  gut,  daß  vielfach  behauptet  wurde.  Gemünder  habe 
eine  echte  alte  Geige  einfach  mit  seinem  Namen  ver- 
sehen. Auch  er  machte  gern  laute  Reklame  und  ver- 
öffentlichte 1883  gelegentlich  der  Weltausstellung  in 
Amsterdam  eine  Broschüre  »George  Gemünders  Pro- 
gress  in  VIolinmaking«.  Er  verstand  sich  sehr  gut  dar- 
auf, das  alte  Aussehen  der  Geigen,  die  er  kopierte,  nach- 
zuahmen. Weniger  glücklich  war  er  manchmal  In  bezug 
auf  die  Tonschönheit. 

Gemünder,    Johann    (Georg    Heinrich).    — 
Ingelfingen    (Württemberg).     Geb.     1782, 

t  1836 

Ein  kleiner  Gelgenmacher,  der  (angeblich)  viel  für  das 

Fürstl.    Hohenlohesche   Haus   gearbeitet   haben   soll. 


Genin  —  Gerle 


163 


Vater  von  August  und  Georg  Gemünder.  Nach  den 
Erzählungen  des  ersteren  scheint  er  jedoch  ohne  künst- 
lerisches Verständnis  gewesen  zu  sein. 

Genin,  Joseph.  —  Mirecourt.   1778 

Er  wird  als  »Joseph  G.  fils«  in  den  Akten  geführt  und 
war  Bogenmacher.  Es  ist  daher  anzunehmen,  daß  sein 
Vater  dem  gleichen  Beruf  angehörte. 

Gennaro  s.  Fabbncatore  (auch  Vinaccia) 

Genouel.  —  Laval  (Dep.  Mayenne).   1912 

Er  bezeichnet  sich  als  Luthier,  doch  habe  ich  keine 
Arbeiten  von  ihm  kennengelernt. 

Genova,  Giovanni  Battista.  —  Turin.   1765 

Italienischer  Geigenmacher,  den  ich  nur  durch  eine 
gute,  im  Besitz  von  G.  Winterling  in  Hamburg  befind- 
liche Geige  kennenlernte. 

Geigenzettel :  Fecit  Taurini  Joannes  /  Baptista  Genova 
1765  (gedruckt). 

Genovese,  A.  —  Lille.   1885.   1910 
Ein  Luthier,  der  nicht  ungeschickt  sein  soll. 

Gentile,  Michele.  —  Lucca.   1883 

Unbedeutender  Geigenmacher  aus  dem  letzten  Drittel 
des  19.  Jahrhunderts. 

Gentner,  J.  —  Dillingen.   1891 

Sein  Reparaturzettel  findet  sich  in  Geigen. 

Georg,  Hans.  —  (Mark-)Neukirchen.     1678. 

1682 

Er  kommt  zwar  urkundlich  als  Geigenmacher  vor,  ist 
aber  im  Kirchenbuche  nicht  zu  finden.  Möglicherweise 
hat  man  es  hier  nur  mit  dem  Taufnamen  eines  Meisters 
zu  tun. 

Georgeot,  Jean-Claude.  —  Mirecourt.    1 787 
In  einer  Geige  von  F.  Breton  stand  auf  der  Innenseite 
der  Decke  mit   Bleistift  sein   Name  geschrieben.  Er 
scheint  also  für  diesen  Meister  gearbeitet  zu  haben. 
Auch  A.  Jacquot  nennt  ihn. 

Georgi  s.  Giorgi 

Geraldi,  Hieronymus  s.  Gerolamo  Virchi 

Gerani  (Garani),  N.  —  Neapel.   1790.   1830 
Die  Arbeit  ist  gewöhnlich,  aber  gut,  der  Lack  von 
gelber  Farbe. 

Gerani.  —  Turin.   1750 

Eine  sehr  gute  Geige  mit  diesem  Namen  wurde  vor 
einigen  Jahren  in  London  für  30  £  ausgeboten. 

Gerani,  Paolo.  —  Cremona.   1614 

Manche  wollen  den  Namen  »Gerans«  lesen.  Er  gehört 
zu  den  unbekanntesten  Cremonesern. 


Gerardin.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  von  der  A.  Jacquot  nennt: 
AntoineG.   1745.   1748 
Denis  G.   1789 
Joseph  G.  1772.  1789. 

Gerardin.  —  Paris.   1772 

Ein  Mirecourter,  von  dem  C.  Snoeck  ein  .Alto  von  ge- 
wöhnlicher Arbeit,  ohne  Einlagen  besaß  mit  dem  Zettel 
»Gerardin,  maitre  luthier  pres  de  la  limite  des  Italiens  / 
ä  Paris  1772«.  Ein  Geigenhändler,  vielleicht  auch 
Geigenmacher  dieses  Namens  kommt  in  Paris  noch 
1819  vor. 

Gerardin    — Bourges.   1811 

Gute  Arbeit  in  Mirecourter  Stil,  roter  Lack. 

Gerberon,  Jean-Baptiste.  —  Mirecourt.    1787 
Nur  urkundlich  nachweisbar. 

Gerlach,  Johann  Christian.  —  Hamburg.   1 744 

Man  kennt  bisher  nur  Klaviere  von  ihm.  Er  erwarb  am 
24.  Januar  1744  das  Bürgerrecht  als  »Instrumenten- 
macher«. 

Gerle  (Gerla,  Gerlein),  Conrad.  —  Nürnberg. 
Blühte  um  1460,  t  4.  Dez.  1521 

Ein  berühmter  Lautenmacher,  dessen  Lauten  ausdrück- 
lich als  »deutsche  Lauten«  berühmt  waren.  Vgl.  J.  Neu- 
dörffers  Nachrichten  und  den  noch  immer  wertvollen 
Aufsatz  von  J.  K.  S.  Kiefhaber  in  der  Allg.  Musik- 
Zeitung,  Leipzig  1816,  S.  309ff.  In  »Norischer  Christen 
Freydhöfe  Gedächtniss  usw.«  Nürnberg  1682,  Bd.  2, 
S.  2  ist  bei  Grabstein  Nr.  1 1  (bei  St.  Rochus)  rechts 
von  der  Tür  am  Eingang  die  Inschrift  seines  Epitaphi- 
ums verzeichnet:  ».'\nno  1521  an  St.  Barbara  Abend 
starb  der  Erbar  Mann  Conrad  Gerl  Lautenmacher  dem 
GOtt  gnädig  sey.  Amen.«  Er  besaß  ein  Haus  in  der 
Breitengasse  und  hinterließ  nach  seinem  Tode  eine 
Witwe  Walburg  und  mehrere  unmündige  Kinder.  In 
den  Gerichtsbüchern  im  Nürnberger  städtischen  Ar- 
chiv (.Abt.  L.  Literarum  Bd.  27,  Bl.  146)  wird  Konrad 
Gerlein  Lautenmacher  und  seine  Ehefrau  Walburga 
genannt.  Sie  kauften  von  Anna  Deichsler,  Heinrich 
Deichslers  Witwe,  die  Erbschaft  ihres  Hauses  in  der 
Kotgasse  um  50  fl.  rh.  Nach  Bd.  30,  Bl.  168  und  Lib. 
Lit.  kauften  Konrad  Gerlein  und  seine  Frau  Walburga 
im  Jahre  1516  von  Martin  und  Agnes  Finsterer  ein 
Haus  in  der  Breitengasse  um  130  fl. 

Gerle,  Georg.  —  Innsbruck.    1 569,  f  um  1 589 

Das  wenige,  was  sich  über  sein  Leben  ermitteln  ließ, 
findet  sich  in  D.  Fr.  Waldners  Nachrichten  über  tiroli- 
sche Lauten-  und  Geigenbauer.  Danach  war  G.  Gerle 
im  Jahre  1569  schon  Kaikant  und  Instrumentenmacher 
bei  der  Hofkapelle  des  Erzherzogs  Ferdinand,  und  da 
er  sich  1572  auf  seine  langjährigen  Dienste  beruft, 
dürfte  er  schon  in  Prag  bei  der  gleichen  Kapelle  an- 
gestellt gewesen  sein.  1586  erläßt  der  Erzherzog  ein 
Befehlsausschreiben,  dem  Georg  G.  40  fl.  für  zwei 
Werke  »ehetunlichst«  zu  bezahlen.  Eine  Laute  von  ihm 
befindet  sich  in  der  Sammlung  alter  Musikinstrumente 
des  kunsthistorischen  Museums  in  Wien  (A.  35),  die 

II* 


164 


Gerle  —  Gliidini 


schon  im  alten  Inventar  von  1596  erwähnt  wird. 
Diese  Laute  ist  eirund;  der  Rücken  besteht  aus  elf 
Elfenbeinrippen.  Griffbrett  240  mm  lang,  40—54  mm 
breit,  fünf  Doppelsaiten  und  eine  einfache  Saite;  Länge 
des  Korpus  450  mm,  im  Inneren  die  gedruckte  Zettel- 
inschrift: »Georg  Gerle  Fürstlicher  Durchleuchtig-  / 
kait  Chalkandt  zu  Ynnsprugg«. 

Gerle,  Hanns.  —  Nürnberg.    Geb.  um  1505, 

t  1599 

Sohn  von  Conrad  Gerle.  Berühmter  Lauten-  und 
Geigenmacher,  der  auch  als  Lautenist,  Gelger  und 
Sänger  sehr  geschätzt  war.  Seine  Instrumente  galten 
als  die  besten  seiner  Zeit  und  hatten  noch  im  17.  Jahr- 
hundert eine,  man  kann  sagen,  europäische  Berühmt- 
heit. In  Neudörffers  Nachrichten  wird  er  gewürdigt, 
1532  erschien  sein  Porträt;  im  gleichen  Jahre  gab  er 
heraus :  »Musica  Teutsch  auf  die  Instrument  der  großen 
und  kleinen  Geygen,  auch  Lauthen  etc.  durch  Hans 
Gerle  lutinist  zu  Nurenberg  aussgangen«  (2.  Aufl.  1546 
»Musica  u.  Tabulatur  aüff  die  Instrumenten  der  kl.  u. 
gr.  Geygen  etc.«)0-  In  einem  Verzeichnis  der  Musik- 
instrumente des  fürstl.  Hauses  Este  in  Modena  von 
1598  wird  unter  Nr.  18  ein  »Cembalo  del  Gherla«  er- 
wähnt. Bei  Doppelmeyer  heißt  es  von  ihm  (S.  291) 
»ein  Geigenmacher,  war  sowohl  in  Geigen  als  Lauten 
von  einer  schönen  Proportion,  guten  Resonanz  und 
mancherlei  Größen  zu  machen,  auf  welchen  beiden 
Instrumenten  er  auch  gar  fein  spielte,  zu  seiner  Zeit  in 
einer  guten  Renommee«. 

Gerle,  Melchior.  —  Innsbruck.   1589.   1605 

Sohn  von  Georg  G.  und  seit  1 589  als  Kaikant  und  In- 
strumentenmacher sein  Nachfolger  in  der  erzherzog- 
lichen Hofkapelle,  die  aber  nach  dem  Tode  des  Erz- 
herzogs im  Jahre  1596  aufgelöst  wurde.  Melchior  G. 
blieb  in  Innsbruck,  wo  er  schon  1591  Barbara  Lutz 
geheiratet  hatte.  1605  wurde  ihm  noch  ein  Sohn  ge- 
boren und  1618  starb  die  »Ehewirtin  des  Lauten-  und 
Instrumentenmachers  Melchior  Gerl«  bereits  als  Witwe. 
(Vgl.  Dr.  F.  Waldners  mehrfach  angeführte  Schrift 
S.  52.)  —  Arbeiten  von  ihm  sind  mir  nicht  bekannt. 

Gerlein  (Gerle),  Hans.  —  Nürnberg.  1618 
Vermutlich  ein  Enkel  Conrad  Gerles.  Er  erscheint  mit 
der  ausdrücklichen  Bezeichnung  »Lautenmacher«  m 
den  Nürnberger  Gerichtsbüchern  (Liter.  130,  Bl.  55) 
am  14.  Juli  1618  als  Besitzer  eines  Hauses  in  der  Kot- 
(jetzt  Brunnengasse)  und  Breitengasse,  das  vordem 
Conrad  G.  besessen  hatte. 

Germain,  Emile.  —  Paris.   Geb.  24.  Juli  1853 

in  Paris.   1906 

Sohn  von  Joseph-Louis  G.  Zuerst  lernte  er  (seit  1864) 
in  Mirecourt  und  seit  1867  bei  seinem  Vater,  dessen 
Geschäft  er  1876  übernahm.  Bei  dieser  Gelegenheit 
verband  er  sich  mit  dem  Lackerfinder-)  Dehommais, 

^)  Ein  Exemplar  besitzt  die  Staats-Bibliothek  in  Ber- 
lin. Vgl.  auch:  Beschreibung  eines  neu  entdeckten  Lauten- 
buchs von  Hs.  Gerle  usw.  Wien  1 900. 

-)  Sein  Lack  wurde  im  Inneren  der  Geigen  aufgetragen. 
Außerdem  erfand  er  ein  Verfahren,  das  Holz  künstlich 
»alt«  zu  machen. 


einem  Liebhaber,  der  jedoch  1882  aus  der  Firma  wie- 
der austrat.  Germain  ist  ein  hervorragend  geschickter 
Geigenmacher,  der  auch  auf  der  Pariser  Ausstellung 
1900  treffliche  Arbeiten  ausgestellt  und  die  goldene 
Medaille  erhalten  hat.  In  10  Jahren  hat  er  an  500  Gei- 
gen gemacht. 

Geigenzettel :  Abb.  243  und  294. 

Germain,  Joseph-Louis. —  Paris.  Geb.  23.Juh 
1822  in  Mirecourt,  t  5.  Juh  1870 

Er  wurde  in  seinem  Geburtsort  ausgebildet,  kam  1840 
nach  Paris  und  trat  bei  Ch.  F.  Gand  ein.  Nach  dessen 
Tod  ging  er  zu  J.  B.  Vuillaume  und  blieb  hier  bis  1850, 
um  dann  bei  den  Söhnen  Gands  bis  1862  zu  arbeiten. 
Hierauf  machte  er  sich  in  der  Rue  Saint  Denis  Nr.  364 
selbständig  und  ging  1870  nach  Mirecourt  zurück,  wo 
er  dann  am  5.  Juli  1870  starb.  Ein  großes  Talent  von 
außerordentlicher  Bescheidenheit. 

Geigenzettel:  Joseph-Louis  Germain  /  ä  Paris,  Annee 
1868  (gedruckt)  und  Abb.  234  und  242. 

Germain,  Louis.  —  Paris.   1756 

Vermutlich  ein  Mirecourter.  C.  C.  Snoeck  besaß  eine 
Tenorgeige  aus  dem  Jahre  1756  von  ihm. 

Germano.  —  Mailand.   1906.   1907 

Seine  Geigen  sind  in  England  nicht  unbeliebt. 

Geroni  (Gerani),  Domenico.  —  Ostia.    1800. 

1820 

Da  er  nichts  eigenartiges  besaß,  aber  leidlich  gut  nach- 
ahmte, wurden  seine  Geigen  gerne  von  Händlern  mit 
berühmteren  Namen  versehen,  so  daß  man  heute  nur 
selten  etwas  von  ihm  in  die  Hände  bekommt. 

Geigenzettel :  Domenico  Geroni  Ostiano  /  fecit  Anno 
1817  (gedruckt). 

Gervais,  T.,  lebt  in  Boston  (Mass.). 
Gesü  e  Maria  s.  Tomaso  Eberle 

Geycke,  Joachim  Wilhelm.  —  Hamburg 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  27.  Oktober  1797  das 
Bürgerrecht  erwarb. 

Gherardi,  Giacomo.  —  Bologna.   1677 

Einige  Bässe  von  ihm  haben  sich  erhalten,  jedoch  in 
einem  Zustand,  daß  man  ihn  nicht  danach  beurteilen 
kann. 

Ghirardi,  Giovanni  Battista.  —  Venedig.    1791 
Vielleicht  ein  Nachkomme  des  Bolognesers  G.  Gherar- 
di. In  seiner  Arbeit  recht  unbedeutend. 
Geigenzettel :  Joannes  Bapta :  Ghirardi  /  fecit  anno  1 791 
Venetijs  (geschrieben). 

Ghidini,  Carlo.  —  Parma.   1746.   1773 

Ein  wenig  befähigter  Nachahmer. 


Giacomett!  —  Gilbert 


165 


Glacometti,Glanbattista(gen.>>DelVlolino«)-— 

Rom.   1586 

Man  kennt  ihn  wohl  nur  als  Erbauer  von  Harfen  (Dop- 
pelharfen), doch  läßt  sein  Beiname  mit  einiger  Sicher- 
heit darauf  schließen,  daß  er  auch  Geigen  gemacht 
hat. 

Giacomo.  —  Chioggia.   1346 

Ein  alter  Lautenmacher,  dessen  Namen  Valdrighi  (3963) 
mitteilt. 

Giambenni. 

Von  dieser  Familie  kommt  1701  in  Florenz  ein  Alessan- 
dro  G.  als  Lautenmacher  vor,  der  als  Sohn  eines 
Giovanni  G.  bezeichnet  wird ;  femer  von  etwa  1 770  an 
ein  Simone  oder  SImeone  G.,  der  auch  gute  Geigen 
gemacht  hat.  Sein  Modell  weist  Einzelheiten  auf,  die 
mehr  an  die  Tiroler  als  an  eine  italienische  Schule  er- 
innern. Der  Lack  ist  goldgelb  und  von  guter  Be- 
schaffenheit, die  Einlage  ziemlich  breit.  Möglicher- 
welse sind  beide  Nachkommen  des  um  1 350  erwähnten 
Giovanni  Lodovico  Giamberini  in  Ferrara. 

Gianni,  Alessio.  —  Modena  (Montagne).  1 793 
Man  kennt  einige  wenige,  leidlich  gut  klingende  Geigen 
von  Ihm,  die  aber  wenig  ansprechend  in  Ihrer  Arbelt 
sind. 

Gianoli,  Domenico.  —  Mailand.   1731 

Ein  Nachahmer  der  Cremoneser  und  als  solcher  nicht 
ungeschickt. 

Gianottl,  Achille 

Lebte  um  1872  In  Sarzano  und  soll  gute  Reparaturen 
ausgeführt  haben. 

Gibbs,  James.  —  London.    1800.    f  um  1845 

Er  arbeitete  hauptsächlich  für  J.  Morrison,  George 
Corsby  und  Samuel  Gllkes,  unter  deren  Namen  daher 
auch  die  meisten  seiner  Arbeiten  gehen. 


Gibertmi,  Antonio. 
1850 


arma 


,G 


enua. 


1797- 


Seinerzeit  erfreute  er  sich  eines  gewissen  Ansehens, 
und  selbst  PaganinI  vertraute  Ihm  seine  Gelgen  zum 
Ausbessern  an.  Er  ahmte  die  Guarnerl  mit  Geschick 
nach  und  hatte  einen  dunkelroten,  etwas  dicken  Lack, 
der  noch  immer  recht  gut  genannt  werden  darf.  Nach 
1833  war  er  in  Genua  ansässig.  Er  erfand  einen  Mecha- 
nismus, den  er  >>zur  Erhöhung  der  Tonfülle«  In  den 
Geigen  anbrachte,  und  der  manche  Ähnlichkeit  mit  der 
Sprengerschen  Tonschraube  hat.  Sein  Name  wurde 
In  weiteren  Kreisen  zuerst  durch  Francesco  Antolinis 
Broschüre  gegen  Galbusera  bekannt,  da  in  dieser  sein 
Loblied  gesungen  wurde. 

Geigenzettel:  Restauro  e  corresse  nell  anno  1839  in 
Genova  /  Antonio  Gibertini  di  Parma  /  Premiato  piü 
volte  in  Milano  con  Medaglia  etc.  (gedruckt).  — 
Antonio  Gibertini  /  (Tier -Vignette)  Parma  18  .  . 
(gedruckt). 


Gibertoni,  Giuseppe  (gen.  Paninlno).  —  Mo- 
dena.  1829 

Ein  Dilettant,  der  sich  in  allerlei  »Künsten«  versuchte, 
so  als  Feuerwerker,  als  Tischler  und  Gelgenmacher  — 
überall  mit  dem  gleichen  Mißerfolg. 

Gibl,  Laurenz.  —  Prag.   Anfang  des  17.  Jahr- 
hunderts 

Ein  Lauten-  und  Gelgenmacher,  von  dem  nichts 
Näheres  bekannt  ist. 

Giboreau.  —  Lüttich 

Giboreau,  Auguste  und  Giboreau,  Deslre-Alphonse- 
Dieudonne  (geb.  27.  April  1866)  leben  als  »Luthlers« 
in  ihrer  Vaterstadt. 

Gibson,  Frank.  —  Boston.   1908.   1912 

Amerikanische  Gelgenmacherfirma  der  Gegenwart. 

Gidl  s.  Gedler 

Glehrl,  Lorenz.  —  Amberg  (Bayern).  Geb. 
10.  April  1813,  t  2.  Juni  1892 

Schüler  von  Thumhart  In  Amberg.  Nachdem  er  einige 
Jahre  hindurch  In  verschiedenen  Werkstätten  gearbeitet 
hatte,  machte  er  sich  In  Amberg  als  Geigenmacher  und 
Musikinstrumentenhändler  ansässig.  Während  seiner 
vierzigjährigen  Tätigkeit  hat  er  eine  Anzahl  von  sehr 
sauber  nach  AmatI  gearbeiteten  Geigen  gemacht.  Am 
Wirbelkasten  brachte  er  gerne  einen  Löwenkopf  an. 
Eine  sehr  gute  Geige  von  ihm  besitzt  das  Amberger 
Lehrerseminar.  Seltener  kommen  Violen  und  Zithern 
von  ihm  vor. 

Gelgenzettel:  Lorenz  Glehrl  /  Saiten- Instrumenten- 
macher in  Amberg  /  1865  (gedruckt). 

Glgli,  Giulio  Cesare.  —  Rom..  1721.  1762 
Wahrscheinlich  ein  Sohn  oder  Enkel  des  1640  in  Rom 
vorkommenden  Zimbelmachers  Giovanni  Giglio.  Wenn 
er  Im  ganzen  auch  nicht  zu  den  hervorragendsten 
Meistern  gehörte,  so  machte  er  doch  einige  sehr  gute 
Gelgen  nach  AmatI,  die  in  ihrem  rotgelben  Lack  und 
ihrer  .Arbeit  für  ihn  sprechen.  Besonders  seine  Violon- 
celli sind  lobend  hervorzuheben.  Viele  seiner  Arbeiten 
sind  jetzt  unter  »berühmten«  Namen  Im  Handel.  Das 
Musikhistorische  Museum  von  W.  Heyer  In  Köln  be- 
sitzt eine  violinförmige  Taschengeige  (VIolIno  piccolo) 
Nr.  757  von  ihm,  die  nicht  ohne  Verdienst  ist. 
Gelgenzettel :  Abb.  252. 

Gilbert,  Jeffery  James.  —  Peterborough.  Geb. 
16.  Aug.  1850  in  New  Rowney  (Kent,  Eng- 
land) 

Einer  alten,  angesehenen  kentischen  Familie  entstam- 
mend und  ursprünglich  für  einen  anderen  Beruf  be- 
stimmt, hatte  er  im  Geigenbau  keinen  eigentlichen 
Lehrer.  Wohl  war  sein  Vater  (geb.  1 8 1 4)  ein  begeisterter 
Musikfreund,  der  als  Dilettant  einige  gute  Violoncelli 
machte,  und  von  Ihm  erhielt  er  die  ersten  Unter- 
weisungen. Nachdem  er  sich  einmal  mit  dem  Geigen- 
bau beschäftigt  hatte,  verlegte  er  sich  mit  Feuereifer 


166 


Gilbert  —  GiofTreda 


auf  das  Studium  dieser  Kunst  und  trat  mit  den  besten 
Kennern  und  Künstlern  m  Verbindung;  so  mit  Charles 
Reade,  George  Hart,  Horace  Petherick,  Dr.  John  Day 
und  George  Withers,  von  denen  er  wertvolle  Ratschläge 
erhielt.  Er  begann  seine  Studien  1873  in  NewRomney 
und  setzte  sie  dort  bis  1 887  fort,  in  welch  letzterem  Jahre 
er  nach  Peterborough  übersiedelte.  Er  bildete  sich  ein 
eigenes  Modell,  das  bis  zu  einem  gewissen  Grade  von 
Stradivari  beeinflußt  erscheint,  und  das  er,  ohne  sich 
selbst  stets  sklavisch  nachzuahmen,  im  Laufe  der  Zeit 
immer  mehr  vervollkommnet  hat.  Seine  Arbeit  ist  von 
lobenswerter  Vollendung  sowohl  in  bezug  auf  die 
Schönheit  des  Holzes  und  der  Form,  als  auch  in  bezug 
auf  den  Ton.  Sein  Lack,  der  von  hübscher  Leuchtkraft 
ist,  zeigt  entweder  goldgelbe  (hell  und  dunkel),  braune 
oder  tiefrote  Farbe  und  ist  das  schließliche  Ergebnis 
vieljähriger  Versuche.  Er  hat  an  200  Instrumente  ge- 
macht, die  alle  ein  individuelles,  künstlerisches  Gepräge 
haben  und  von  manchen  Autoritäten  selbst  den  ita- 
lienischen als  nahekommend  an  die  Seite  gestellt  wer- 
den. Er  besitzt  viele  Auszeichnungen ;  eine  ausführliche 
Biographie  von  ihm  veröffentlichte  Rev.  W.  Meredith 
Morris  in  Nr.  121  (Mai  1900)  der  Zeitschrift  »The 
Strad«. 

Geigenzettel :  Jeffery  J.  Gilbert  Peterborough  /  Fecit. 
Anno  MDCCCCIV.  (gedruckt). 

Gilbert,  Nicolas-Louis.  —  Metz.    1701.    1706 

Em  geschickter  Violenmacher,  von  dem  1878  In  Paris 
eine  hübsche  fünfsaitige  Viola  (Pardessus  de  Viole) 
ausgestellt  war.  Das  Museum  des  Brüsseler  Konserva- 
toriums besitzt  eine  gleiche  Arbeit  von  ihm. 

Geigenzettel :  NIcolas-Louis  Gilbert  /  facteur  d'instru- 
ments  ä  Metz  /  1701  (geschrieben). 

Gilbert,  Simon.  —  Metz.   1730.   1789 

Vielleicht  der  Sohn  von  Nie.  Louis  G.  Er  war  Mitglied 
des  Domorchesters  in  Metz  und  ein  fleißiger  Geigen- 
macher, der  sehr  sauber  nach  einem  Amatimodell  ar- 
beitete und  einen  besonders  guten  Lack  verwendete. 
Ein  Quinton  (richtiger  Pardessus  de  Viole)  von  1744 
befand  sich  in  der  Sammlung  Sax,  ein  ähnliches  von 
1749  besaß  Loup,  eine  fünfsaitige  Viola  (Pardessus  de 
Viola)  findet  sich  in  W.  Heyers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln,  Nr.  788.  Ein  gleiches  sehr  hübsch 
gearbeitetes  Instrument  von  1752  mit  goldgelbem  Lack 
und  einem  geschnitzten  Frauenköpfchen  mit  Hut  be- 
sitzt Fritz  Wildhagen  in  Haiensee. 

Geigenzettel:  Abb.  274. 

Gilchnst,  James.  —  Rothesay,  Glasgow.   Geb. 
in  Rothesay  1832,  f  1894  in  Glasgow 

Er  begann  seine  Laufbahn  als  Metallarbeiter  und  Me- 
chaniker und  fertigte  alle  Arten  der  feinsten  wissen- 
schaftlichen Instrumente  an.  Mit  einem  gründlichen 
Wissen  verband  er  eine  außerordentliche  Handgeschick- 
lichkeit, außerdem  besaß  er  eine  prächtige  Tenor- 
stimme und  ein  feines  Gehör.  Erst  spät,  um  1880, 
wandte  er  sich  dem  Geigenbau  zu,  aber  dann  mit 
solchem  Eifer  und  solcher  Begeisterung,  daß  er  es  bald 
dahin  brachte,  daß  ihm  seine  Verehrer  den  Namen  des 
»schottischen  Stradivarius«  gaben.  Er  verwendete  aus- 
gezeichnetes Holz,  berechnete  die  Stärkenverhältnisse 


von  Decke  und  Boden  nach  seinen  eigenen  mathe- 
matischen Grundsätzen  und  stellte  50  Ausmessungen 
fest,  um  eine  richtige  und  genaue  Einteilung  der  Decke 
in  bezug  auf  Baßbalken,  Stimme  und  Steg  zu  erzielen. 
Er  gab  auf  alle  Kleinigkeiten  acht  und  fütterte  sogar 
die  Wirbellöcher  der  Schnecke  nach  einem  eigenen 
System.  Er  machte  im  ganzen  86  Violinen,  Violen  und 
Violoncelli  und  ließ  keine  fremde  Hand  an  seine  Arbeit 
kommen;  sogar  die  Werkzeuge,  mit  denen  er  arbeitete, 
fertigte  er  sich  selbst  an,  verbesserte  die  gebräuch- 
lichen und  erfand  neue  dazu.  Seine  Geigen  wurden 
schon  zu  seinen  Lebzeiten  hoch  bewertet;  für  ein  Quar- 
tett erhielt  er  3000  M.  Professor  J.  Bell  Pettigrew, 
dem  er  auch  die  Modelle  zu  dessen  Untersuchungen 
des  Vogelflugs  konstruiert  hatte,  besitzt  eine  Sammlung 
von  Gilchristschen  Geigen.  Trotz  alledem  ist  G.  zu 
keinem  Vermögen  gekommen,  und  seine  Frau  pflegte 
zu  sagen:  »Machen  kann  er  alles  —  nur  kein  Geld«. 
Er  war  ein  durchaus  origineller  Mann  und  ein  erfinde- 
rischer Kopf,  wie  man  wenige  kennt. 

Geigenzettel:  James  Gilchnst/  Rothesay,  1881  (gedr.). 

Gilig  s.  Gülich 

Gilkes,   Samuel.  —  London.    Geb.    1787   in 

Morton  Pmkney  (Northamptonshire),  f  Nov. 

1827  m  London 

Schüler  von  Charles  Harris  sen.;  arbeitete  bei  Willi- 
am III  Forster  und  eröffnete  1810  seine  eigene  Werk- 
statt. Er  arbeitete  im  Stile  von  Harris  nach  dem  Amati- 
modell recht  sauber  und  verwendete  einen  guten  Lack. 
Er  wurde  auch  von  Händlern  viel  beschäftigt.  Seine 
Geigen  und  Violoncelli  sind  heute  sehr  gesucht. 

Geigenzettel:  Gilkes  /  from  Forster's  /  Violin  and 
Violoncello  Maker  /  34,  James  Street  Buckingham 
Gate  /  Westminster.  (gedruckt)  und  Abb.  287. 

Gilkes,  William.  —  London.  Geb.  1811  in 
Tothill  Fields,  Grey  Coat  Str.  (Westminster), 
t  1875  m  London 

Sohn  und  Schüler  von  Samuel  G.,  dessen  Nachfolger 
er  wurde.  Er  verlegte  die  Werkstatt  später  in  die 
Dartmouth  Street  und  machte  viele  Geigen  nach  ver- 
schiedenen Modellen.  Er  gehört  zu  den  besten  neueren 
Nachahmern  Magginis  und  verstand  es  auch  gut,  den 
Lack  zu  imitieren.  Im  ganzen  ist  er  aber  weniger  be- 
deutend als  sein  Vater.  Am  besten  gelangen  ihm  Kon- 
trabässe. 

Gilmore,  Richard.  —  Melbourne  (Carlton). 
1880 

Ein  australischer  Musikinstrumentenmacher,  der  für 
Geigen  und  einen  Dudelsack  auf  der  Ausstellung  In 
Melbourne  einen  zweiten  Preis  erhielt. 

Gmi  lebt  als  Gesellschafter  der  Firma  Gini  & 

Benvenuti  in  Pisa 
Gioffreda,  B.  —  Turin.   1860 

Sein  Name  fand  sich  auf  einem  schlecht  leserlichen 
Reparaturzettel. 


Giordanelli  —  Gisalberti 


167 


Giordanelli 

Ein  Mandolinenmacher,  der  in  Marseille  ein  Musik- 
instrumentengeschäft betreibt. 

Giordano,  Alberto.  —  Cremona.  1725.  1740 
Er  gehört  zwar  zu  den  weniger  bekannten  Nachahmern 
Stradivaris,  doch  hat  er  einige  hübsche  Violoncelh  und 
Taschengeigen  gemacht.  Sein  Lack  ist  schön,  von  gelb- 
brauner oder  rötHcher  Farbe. 

Geigenzettel:  Alte.  Giordano  fecit.  /  Cremonae  17.. 
(gedruckt). 

Giorgetti,  Giovanni  Antonio.  —  Barga.  1847 
Ein  begabter,  aber  unbedeutender  Geigenmacher;  seine 
besten  Arbeiten  sind  denen  von  Ventapane  im  Aus- 
sehen, in  der  Arbeit  und  im  Lack  sehr  ähnlich.  Im 
allgemeinen  arbeitete  er  jedoch  sehr  ungenau  und  flüch- 
tig. Auch  sein  Sohn  wurde  Geigenmacher  (Valdnghi 

4200,4201). 

Giorgi.  Nicola.  —  Turin.   1717.   1760 

Er  gilt  als  ein  Schüler  G.  Cappas,  seiner  Arbeit  nach 
kann  man  ihn  eher  einen  Stradivarinachahmer  nennen, 
dem  am  besten  Violen  gelangen.  Eine  kleine  Viola 
d'amore  von  feiner  Arbeit  trägt  den  Zettel:  Nicolaus 
Giorgi  faciebat  /  Taurini  anno  17..  (gedruckt). 

Geigenzettel:  Abb.  246. 

Giovannetti,  Leonardo.  —  Lucca.  Geb.  in 
Luccaum  1816,  f  30.  Nov.  1884 

Sohn  von  Lelio  Luigi  und  Ernesta  G.  Er  war  Advokat, 
ein  vielseitiger  Gelehrter  und  Dilettant  in  allen  mög- 
lichen Künsten.  Als  eifriger  Musiker  (tüchtiger  Klavier- 
und  Orgelspieler)  kam  er  auch  darauf,  Musikinstru- 
mente zu  bauen,  und  als  es  ihm  gelang,  einen  vorzüg- 
lichen Geigenlack  herzustellen,  machte  er  in  den  Jahren 
1855 — 1858  auch  einige  Violinen,  die  durch  nichts 
verraten,  daß  sie  Dilettantenarbeit  sind.  Noch  größere 
Erfolge  hätte  er  erzielt,  wenn  er  beim  Geigenmachen 
geblieben  wäre,  aber  er  verlegte  sich  dann  darauf,  kleine 
Orgeln  zu  konstruieren  usw. ;  er  kam  durch  seine  viel- 
fachen Liebhabereien  schließlich  um  sein  ganzes  Ver- 
mögen und  starb  im  bittersten  Elend.  Ein  Schlaganfall 
machte  seinem  Leben  ein  Ende,  und  es  ist  nur  zu  be- 
dauern, daß  er  seine  »Geheimnisse«  mit  ins  Grab  nahm. 

Giovannini,  Giorgio.  —  Rom.   161 1 

Ein  Lautenmacher,  den  man  bei  Valdnghi  (3779)  auf- 
gezählt findet. 

Giquelier,  Chnstoforo.  —  Paris.   1712 

Lauten-  und  Geigenmacher,  von  dem  das  Pariser  Kon- 
servatorium eine  fünfsaitige  Viola  di  batarda  besitzt 
(Nr.  153). 

Giraniani.  —  Livorno.   1730 

Vidal  und  Niederheitmann  erwähnen  ein  gutes  In- 
strument mit  gelbem  Lack  und  einem  geschriebenen 
Zettel  von  1730  mit  diesem  Namen,  der  wohl  »Grag- 
nani«  hätte  gelesen  werden  müssen. 


Girardin,  Paulus.  —  ?   1751 

In  einer  Geige  von  kleinem  Patron  wollen  einige  diesen 
Namen  gelesen  haben.  Das  Wort  Cremona,  das  auf 
dem  Zettel  noch  zu  entziffern  ist,  dürfte  eine  Firma- 
bezeichnung sein,  nicht  aber  den  Ursprungsort  an- 
geben. 

Girgitto  s.  Gusetto 

Girod,  Claude.  —  18.  Jahrhundert 

Er  wird  gewöhnlich  als  Geigenmacher  bezeichnet,  doch 
weiß  ich  nur,  daß  der  1791  verstorbene  Graf  von  Maille- 
bois  eine  Drehle-er  (vielle)  von  ihm  besaß. 

Girolamo,  Antonio.  —  »Cremona« 

Aus  dem  mißverstandenen  Zettel  der  Brüder  Antonio 
und  Girolamo  Amati  haben  findige  Händler  einen 
neuen  Geigenmacher  entstehen  lassen,  den  sie  in  das 
Jahr  1790  setzten  und  mit  dessen  Zettel  sie  sehr 
zweifelhafte  Geigen  wertvoller  erscheinen  lassen  woll- 
ten. 

Giron,  Claude.  —  Troyes.  Geb.  1 .  März  1762, 

t  19.  Mai  1832 

Er  arbeitete  (nach  Kinskys  Ermittlungen)  seit  1 .  Sept. 
1788  mitVillaume  bei  Claude  Aubert,  dessen  Geschäft 
beide  im  Jahre  1791  übernahmen,  wobei  sie  die  Firma 
in  Villaume  et  Giron  änderten.  Giron  scheint  auch 
einzelne  Geigen  allein  gemacht  zu  haben.  Wenigstens 
gibt  es  Instrumente,  die  einen  Zettel  nur  mit  seinem 
Namen  tragen,  der  Name  Villaume  ist  einfach  weg- 
geschnitten, der  Plural  »Luthiers«  aber  geblieben,  was 
A.  Jacquot  zu  der  irrigen  Annahme  verleitete,  es  habe 
zwei  (Brüder)  Giron  gegeben. 
Geigenzettel:  Abb.  237. 

Giroux.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  von  der  1 788  ein  Jacques  G. 
und  ungefähr  gleichzeitig  ein  Joseph  G.  nachzuweisen 
ist. 

Girvan,  Thomas.  —  Edinburgh.  Geb.  30.  Dez. 
1847  in  Dalkeith 

Er  war  lange  Militärmusiker  und  spielt  außer  Blech- 
instrumenten auch  die  Geige.  Durch  Honeymans 
Schriften  kam  er  darauf,  sich  im  Geigenmachen  zu 
versuchen,  und  hat  seitdem  aus  Liebhaberei  etwa  zwei 
Dutzend  Violinen  gemacht  nach  dem  Stradivarimodell. 

Geigenzettel :  Thomas  Girvan  /  Edinburgh  /  1 869  (ge- 
schrieben). 

Gisalberti,  Andrea.  —  Parma,  Bozzolo.    1716. 

1730 

Er  nennt  sich  selbst  einen  Cremoneser,  doch  scheint  er 
aus  Rimini  zu  stammen.  Es  ist  ungewiß,  ob  er  bei 
Mariani  in  Pesaro  oder  bei  Maggini  gelernt  hat,  jeden- 
falls hat  er  von  beiden  manches  angenommen,  ohne 
dabei  den  Einfluß  Gasparo  da  Salos  zu  verleugnen. 
Viele  seiner  Geigen  verraten  die  Hand  eines  echten 
Künstlers,  doch  scheint  er  im  Alter  nachgelassen  zu 
haben,  oder  sein  Zettel  ist  durch  Mißbrauch  in  zwar 
alte,   aber   gewöhnliche  Geigen   gekommen.   Andere, 


168 


Gisalberti  —  Gläsel 


die  seinem  Stil  sehr  nahe  kommen,  tragen  den  Namen 
»Santo  Ballerini«,  was  Horace  Petherick  veranlaßte, 
wahrscheinlich  zu  machen,  daß  dieser  Name  ein  Pseu- 
donym Gisalbertis  war.  Wichtiger  aber  ist  Horace 
Pethericks  Nachweis,  daß  Gisalberti  der  Lehrer  Guar- 
neris  del  Gesü  war,  was  er  durch  Geigenzettel  dieses 
Großmeisters  aus  den  Jahren  1706  und  1714  belegen 
konnte,  auf  denen  sich  dieser  ausdrücklich  emen  Schü- 
ler Gisalbertis  nennt.  Diese  Bezugnahme  auf  den  Leh- 
rer beweist  aber  auch,  daß  Gisalberti  seinerzeit  in  be- 
sonderem Ansehen  gestanden  haben  muß.  Geigen,  die 
ihm  einwandfrei  zugeschrieben  werden  können,  smd 
immer  sehr  gut  und  haben  emen  reichen  edlen  Ton. 
Wahrscheinlich  gehört  er  auch  zu  den  Meistern,  denen 
die  besten  Arbeiten  durch  das  Einkleben  von  Zetteln 
mit  im  Handel  gangbareren  Namen  genommen  worden 
sind. 

Geigenzettel :  Andreas  Gisalberti  /  Cremonensis  /  fecit 
Bozsolo  1716  (geschrieben)  und  Abb.  249  und  250. 

Gisalberti,  Giuho  Cesare.  —  Bologna.   1588 

Ein  Lautenmacher,  dessen  Name  bei  Valdrighi  (4204) 
genannt  wird. 

Gitter,  Andreas.  —  Augsburg.  Um  1800 

Ein  bekannter  Musikalienhändler,  der  auch  mit  Musik- 
instrumenten handelte,  in  die  er  einen  Zettel  mit  seiner 
Firma  klebte.  Eine  aus  seinem  Geschäft  stammende 
alte  Schlagzither  besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches 
Museum  m  Köln. 

Giudici,  Virgilio.  —  Porto  Alegre 

Brasilianischer  Mandolinen-  und  Gitarrenmacher  der 
Gegenwart. 

Giulani  (Giuliani).  —  Cremona,  Saluzzo.   1 660 

Schüler  von  Nicola  Amati,  den  er  recht  brav  nach- 
zuahmen verstand.  Seine  Violen  sind  besonders  gut, 
ebenso  ein  Kontrabaß,  der  in  W.  Heyers  Musikhiston- 
schem  Museum  in  Köln  zu  sehen  ist. 

Giuliani,  Alfonso 

Nur  als  Mandolinenmacher  zu  erwähnen. 

Giuseppe,  Carlo  s.  Isep 

Giusino  s.  Berti 

Giusti,   Giovanni   Battista.   —   Lucca.     1682. 

1693 

Als  Lautenmacher  nicht  hervorragend,  dagegen  zeigen 
seine  Cembali  durchweg  schöne  Arbeit. 

Geigenzettel :  Joannes  Baptista  Giusti,  /  Lucensis  fa- 
ciebat  anno  1693  (gedruckt). 

Gladstone,  Robert. —  Newcastle  onTyne.  1871 

Englischer  Geigenmacher  aus  dem  letzten  Drittel  des 
19.  Jahrhunderts. 

Geigenzettel :  Robert  Gladstone  /  Newcastle  on  Tyne  / 
Dec.  28t'n.   1871   (geschrieben). 

Gläsel;  —  Markneukirchen 

Eine  weitverzweigte  Familie.  Als  Geigenmacher  waren 
oder  sind  tätig; 


Gläsel,  August.  —  t  1 4.  Oktober  1 900  in  New- 

York 
Gläsel,  Carl  Wilhelm.  —  Geb.  8.  Aug.  1770, 

t  30. Jan.  1855 

Seine  Geigen  sind  gut,  der  Lack  dunkelbraun,  das  Holz 
oft  schöner,  als  bei  vielen  seiner  vogtländer  Zeitgenossen. 
Auf  älteren  Zetteln  gibt  er  auch  »Tyrol«  oder  gar  »Tier- 
hier«  (sie)  als  Ursprungsland  an. 

Geigenzettel:  Abb.  320. 

Gläsel,  Ernst.  —  Geb.  1849 

Schüler  seines  Vaters  Joh.  Ludw.  Gl.  1873  übernahm 
er  das  väterliche  Geschäft  (Firma  Gläsel  &  Mössner). 
Er  verwendet  einen  von  ihm  zusammengesetzten  so- 
genannten Levantiner  Lack  und  erfand  einen  Bogen 
»zum  Selbstbehaaren«. 

Geigenzettel:  Abb.  310. 
Gläsel,  Friedrich  August 

Lebte  im  18.  Jahrhundert  und  soll  aus  Adorf  stammen. 
Er  war  Geigen-  und  Gitarrenmacher.  Seine  Arbeiten 
tragen  gewöhnlich  die  Brandmarke  F.  A.  G.  Das  Mo- 
dell ist  ähnlich  wie  das  der  Familie  Hopf,  hat  aber  doch 
einige  Unterscheidungsmerkmale.  Brandmarke  Nr.  19. 

Gläsel,  G.  —  Geb.  1720,  t  1782 

Urgroßvater  von  Heinr.  Hermann  Gl. 

Gläsel,  Gottlob  August.  —  Geb.  28.  Dez.  1872 

in  Adorf 
Gläsel,  Heinrich.  —  Geb.  1757,  f  1837 

Sohn  und  Schüler  von  G.  Gläsel. 

Gläsel,  Heinrich  Adolf.  —  Geb.  10.  Jan.  1866 

Schüler  seines  Vaters  Heinr.  Hermann  Gl.  und  der 
Markneukirchener  Fachschule.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  1884  in  Rostock,  dann  bei  Adam,  Möckel  sen.  und 
Riechers  in  Berlin,  machte  sich  1886  in  Berlin  selb- 
ständig und  übernahm  auf  Wunsch  seiner  Eltern  1891 
die  väterliche  Saitenfabrik.  Er  baut  jetzt  nur  noch  in 
seinen  Mußestunden  Geigen,  die  jedoch  nicht  in  den 
Handel  kommen.  Diese  sind  nach  Stradivan-  oder  dem 
alten  Gläselmodell  gemacht  und  haben  Spiritus-  oder 
Ollack.  Der  Zettel  ist  handschriftlich  auf  Pergament. 

Gläsel,  Heinrich  Hermann.  —  Geb.   10.  Jan. 

1838 

Sohn  und  Schüler  von  Karl  Gl.  Er  machte  seinerzeit 
u.  a.  viele  Streichmelodions  und  verlegte  sich  schließ- 
lich auf  die  Saitenfabrikation. 

Gläsel,  Heinrich  Ludwig 

Streichinstrumentenfabrikant,  Mitinhaber  der  im  Jahre 
1917  errichteten  Firma  L.  Gläsel  und  Sohn. 

Gläsel,  Immanuel  I.  —  Markneukirchen.  Geb. 
22.  März  1819,  t  1881 

Sohn  von  Carl  Wilhelm  Gläsel.  Durch  unermüdlichen 
Fleiß  und  angeborenes  Talent  brachte  er  es  zu  be- 


Gläsel  —  Glass 


169 


merkenswerter  Meisterschaft.  Er  war  auch  musikalisch 
gebildet,  was  seiner  Arbeit  sehr  zum  Vorteil  gereichte. 
In  den  Jahren  1850  und  1861  erhielt  er  in  Leipzig  und 
Berlin  silberne  Ausstellungsmedaillen.  Sein  Nachfolger 
ward  sein  Sohn  Oscar. 

Gläsel,    Immanuel    II.    —    Markneukirchen. 
Geb.  27.  Jan.  1878 

Sohn  von  Oscar  Gl.  und  jetzt  Mitinhaber  der  geschätz- 
ten Firma  »Oscar  Gläsel«. 

Gläsel,    Johann    Ludwig    (»Ludwig    Glaesel 
sen.«).  —  Geb.  um  1815,  f  nach  1890 
Er  wurde  1838  Meister  und  war  hauptsächlich  Baß- 
macher. 

Gläsel,  Karl.  —  Geb.  1810,  f  1850 

Gläsel,  Konrad,    lebt    als    Geigenmacher    in 

Brüssel 
Gläsel,  Ludwig  ('>Ludwig  Glaesel  jr.«).  —  Geb. 

1842 

Enkel  von  Carl  Wilhelm  Gl.,  Schüler  seines  Vaters. 
Von  1863 — 1865  arbeitete  er  als  Gehilfe  bei  Grimm  in 
Berlin,  bei  dem  er  seine  Ausbildung  in  künstlerischer 
Richtung  abschließen  konnte.  Im  Jahre  1867  machte 
er  sich  in  Markneukirchen  selbständig  und  arbeitete 
zunächst  wie  die  meisten  Markneukirchener  für  die 
dortigen  Handelshäuser.  Im  Jahre  1882  begründete 
er  mit  Herwig  ein  eigenes  Musikinstrumentengeschäft, 
das  ihm  ermöglichte,  seine  Geigen  unter  eigener  Firma 
auf  den  Markt  zu  bringen.  Von  1890  an  führt  er 
die  Firma  Ludwig  Glaesel  jr.  Er  gehört  zu  den  besten 
Markneukirchener  Meistern,  arbeitet  sehr  sauber 
nach  Stradivari  und  fertigt  besonders  getreue  Kopien 
der  Geige  Joachims  an.  Er  verwendet  gutes  altes 
Holz  und  besitzt  auch  einen  leuchtenden,  schönen  01- 
lack.  Auch  seine  Wiederherstellungen  alter  Geigen  sind 
lobenswert.  Er  ist  u.  a.  der  Verfasser  mehrerer  sehr 
lesenswerter  Broschüren,  wie  z.  B.  »Deutsch-Cremona, 
oder  die  Entstehung  der  vogtländischen  Musikinstru- 
mentenindustrie usw.«  und  »Der  internationale  Geigen- 
schwindel und  die  Errungenschaften  im  Geigenbau  des 
19.  Jahrhunderts«.  Seit  1900  gebraucht  er  den  Zettel: 
Ludwig  Glaesel  jr.  /  Deutsch-Cremona  anno  19  (gedr.). 

Gläsel,  Ludwig.  —  Charlottenburg  b.  Berlm. 

Geb.  1872  in  Markneukirchen 

Schüler  seines  Vaters  Ludw.  Gl.  jun.  Mit  18  Jahren 
kam  er  in  das  C.  Grimmsche  Geschäft  zu  Siebert  nach 
Berlin  und  mußte  dort  ganz  selbständig  alle  vor- 
kommenden Arbeiten  ausführen.  Im  Jahre  1899  er- 
öffnete er  in  Charlottenburg  seine  eigene  Werkstatt  und 
erfreut  sich  allgemeiner  Anerkennung.  Er  führt  haupt- 
sächlich Reparaturen  aus,  macht  aber  auch  neue  Geigen 
und  verfertigt  quintenreine  Saiten. 

Gläsel,  Moritz  (genannt  Wiener).  —  f  1917 

Sohn  von  Carl  Aug.  Gl.  Er  war  ein  gewiegter  Kenner 
und  besaß  das  bedeutendste  Lager  alter  Geigen  in 


Markneukirchen.  Sein  Geschäft  ging  auf  seinen  Schwie- 
gersohn Reinhold  Voigt  über,  der  es  in  gleicher  Weise, 
wie  der  Begründer,  unter  der  alten  Firma  weiterführt. 


Markneukirch 


en. 


Geb. 


Gläsel,    Oscar. 
18.  Okt.  1850 

Sohn  und  Schüler  von  Immanuel  I  Gl.  Er  leitete  be- 
reits seit  1871  das  von  seinem  Vater  1850  begründete 
Geschäft,  das  er  1881  übernahm  und  unter  seinem 
eigenen  Namen  (Oscar  Gläsel)  fortführt  und  auszudeh- 
nen verstand.  Außer  dem  Bau  von  besseren  Streich- 
instrumenten und  der  Herstellung  von  Violin-  und 
Violoncellobogen  betreibt  er  auch  einen  Handel  mit 
Blasinstrumenten  aller  Art. 

Gläsel,  Otto,  lebt  als  Geigenmacher  in  Sieben- 
brunn i.  S. 

Gläszel,  Andreas  (eigentlich  Glassl).  —  Ham- 
burg.   Geb.  um  1873  in  Watzkenreuth  bei 

Fleißen 

Schüler  von  Maschauer,  kam  als  Gehilfe  zu  G.  Winter- 
ling nach  Hamburg,  wo  er  vier  Jahre  tätig  war,  ging 
dann  zu  Horst  nach  Altona  und  machte  sich  im  Jahre 
1901  in  Hamburg  selbständig. 

Geigenzettel:  Andreas  Gläßel,  Geigenmacher  /  Ham- 
burg /  1.  Dez.  1904  Reparirt.  (gedruckO- 

Glandenberg,  Heinrich  Wilhelm.  —  Leipzig. 

1740 

Arbeiten  von  ihm  kenne  ich  nicht ;  P.  de  Wit  veröffent- 
licht seinen  Zettel :  Heinr.  Wilh.  Glandenberg  /  in 
Leipzig  1 740  (gedruckt). 

Glass,  Arthur.  —  Erlbach.  Geb.  1 881 ,  f  5.  Febr. 

1905 

Schüler  von  Edin.  Tauscher.  Während  der  Erfüllung 
seiner  Militärpflicht  erkrankte  er  und  starb  kaum 
24  Jahre  alt. 

Glass,  Carl  Friedrich  (August  I.).  —  Klingen- 
thal.  1791 

Seine  Geigen,  die  im  Wert  denen  der  Familie  Hopf 
gleich  stehen,  unterscheiden  sich  durch  höhere  Wöl- 
bung von  diesen,  doch  hat  er  in  seiner  ersten  Zeit,  ver- 
mutlich nach  seiner  auswärts  verbrachten  Gesellenzeit, 
auch  ein  Stradivarimodell  aus  dritter  Hand  nachge- 
ahmt. 

Glass  (Claass),  Christian.  —  Klingenthal.  1 740. 
1742 
Soweit  bis  jetzt  bekannt,  der  Stammvater  der  Familie. 

Glass,  Christian  August.  — -  Brunndöbra.  1814 
Er  arbeitete  im  vogtländer  Stil,  war  aber  nicht  unge- 
schickt. 

Glass,  Christian  Fried.  —  Klingenthal.    1815 

Sohn  und  Schüler  von  Christian  Gl.  Er  war  der 
Schwiegersohn  eines  Bergmanns,  der  sich  1 799  auf  das 


170 


Gla 


Gh 


ler 


Bogenmachen  verlegte  und  in  Klingenthal  die  ersten 
Bogen  machte.  Glass  wurde  sein  Schüler  und  vervoll- 
kommnete sich  dann  später  noch,  so  daß  er  als  der 
Begründer  der  Bogenmacherei  in  Klingenthal  angesehen 
werden  kann.  Brandmarke:  Chr.  F.  Glass. 

Glass,    Friedrich   August  II.  —  Klingenthal 

1840.  1855 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  C.  Friedr.  August  Gl. 
Ein  geschickter  Geigenbauer,  der  in  London  für  seine 
Arbeiten  die  goldene  Medaille  erhielt.  Geigen  von  ihm 
werden  u.  a.  im  Grünen  Gewölbe  in  Dresden  auf- 
bewahrt. Er  gehört  mit  zu  den  Meistern,  die  im 
1 9.  Jahrhundert  dem  Ruhm  der  vogtländischen  Geigen- 
macher neuen  Glanz  verliehen.  Er  starb  in  Unter- 
sachsenberg bei  Khngenthal. 

Geigenzettel:  Friedr.  Aug.  Glass,  verfertigt  /  nach 
Jacobus  Stainer  in  Absam  /  prope  Oenipontum  18  .  . 
(gedruckt). 

Glass,  F.  A.  —  Altona.  Geb.  1866  in  Klingen- 
thal, f  1906 

Sohn  und  Schüler  von  Joh.  Traugott  Gl.  Nachdem  er 
ausgelernt  hatte,  arbeitete  er  bei  seinem  ältesten  Bruder 
Franz  Johann  Gl.  in  Leipzig  und  dann  noch  in  anderen 
Werkstätten  und  machte  sich  1892  in  Altona  selb- 
ständig. Seine  neuen  Geigen  sind  sorgfältig  gemacht, 
die  Wölbung  ist  mäßig  hoch  und  verläuft  von  der 
höchsten  Stelle  unter  dem  Steg  allmählich  zu  der 
flachen  Hohlkehle  hin.  Die  Stärkenverhältnisse  der 
Decke  und  auch  des  Bodens  hatte  er  genau  berechnet. 
Sein  ÖUack  war  in  kräftigen  Farben,  von  gelb  oder  rot 
bis  zum  dunkelsten  Braun  gehalten.  Für  billigere 
Geigen  verwendete  er  auch  Spirituslack.  Seine  Werk- 
statt ging  nach  seinem  Tode  auf  A.  Paul  König  über. 

Glass,  Franz  Johann.  —  Leipzig.  Geb.  1847 
zu  Brunndöbra  bei  Klingenthal 

Schüler  seines  Vaters  Joh.  Traugott  Gl.  Von  1866  bis 
1870  arbeitete  er  bei  Ludwig  Otto  in  Köln  und  kam 
dann  als  Leiter  in  die  »Straten «-Geigenfabrik  in  Gohlis. 
1878  machte  er  sich  in  Gohlis  selbständig  und  zog 
später  nach  Leipzig;  1897  erhielt  er  in  Leipzig  eme 
silberne  Medaille  und  wurde  1901  zum  Hofgeigen- 
macher  des  Herzogs  von  Anhalt  ernannt.  Er  baut  nach 
Stradivari  und  verwendet  einen  Ollack  eigener  Zu- 
sammensetzung;  auch  erfand  er  neue  Geigenwirbel  und 
einen  Bogen  zum  Selbstbespannen. 
Geigenzettel :  Johann  Glass  /  Geigenmacher  in  Leipzig 
(gedruckt). 

Glass,  Heinrich.  —  Brunndöbra.  Geb.  in 
Untersachsenberg  um  1818,  f  1893  in  Brunn- 
döbra 

Sohn  und  Schüler  von  Friedrich  Aug.  11  Gl.  Er  ar- 
beitete nach  den  Modellen  seines  Vaters  und  galt  als 
tüchtiger  Meister. 

Glass,  Hermann 

Er  begründete  1 890  sein  Geschäft  als  Geigenmacher  in 
Wernitzgrün. 


Glass,  Johann  Christoph.  —  Klingenthal.  1 780 
Einer  der  weniger  bekannten  Geigenmacher  seines 
Namens. 

Glass,  Johann  Traugott.  —  Untersachsenberg, 
Klingenthal.  Geb.  10.  Juni  1819  in  Unter- 
sachsenberg, t  10.  Okt.  1895  in  Klingenthal 

Vielleicht  der  begabteste  Geigenmacher  aus  seiner  Fa- 
milie. Er  arbeitete  nach  einem  eigenen  Modell,  und  die 
echten  »Glassgeigen«  waren  eine  Zeitlang  so  beliebt 
wie  echte  »Hopf geigen«.  Er  arbeitete  sehr  sauber  und 
erzielte  einen  sehr  guten  Ton.  Er  hat  viele  billige 
Violinen  gebaut,  einzelne  aber  werden  seinem  Namen 
dauernd  Ehre  machen.  Auch  seine  Söhne  Johann  und 
F.  A.  sind  Geigenmacher  geworden. 

Glass,  R.,  arbeitet  als  Geigenmacher  in  Sieben- 
brunn 

Glassl,  Hermann.  —  München.  Geb.  26.  Mai 
1889  in  Asch  i.B. 

Er  erlernte  von  1903 — 1907  in  Hamburg  bei  seinem 
Oheim  Andreas  Glässel  den  Geigenbau,  kam  dann  als 
Gehilfe  zu  Züst  nach  Zürich,  ging  drei  Jahre  später  zu 
Vrint  nach  London  und  dann  zu  Wittmann  nach  Wien, 
dem  er  seine  letzte  Ausbildung  verdankt.  Er  machte 
sich  1912  in  München  selbständig  und  arbeitet  sehr 
sauber  nach  eigenen  Modellen,  sowie  nach  den  besten 
alten  Meistern;  auch  als  sorgsamer  Reparateur  wird  er 
allgemein  geschätzt. 

Geigenzettel :  Hermann  Glassl  /  Nr.  63  München,  anno 
1919  (gedruckt). 

Glassl,  Karl,  lebt  in  Schönbach  b.  E. 

Glenday,  James.  —  Padanaram.   1865 

Schüler  von  James  Findlay  und,  wie  sein  Lehrer,  seines 
Zeichens  ein  Weber.  Er  hat  etwa  zwei  Dutzend  Vio- 
linen gemacht,  die  aber  nur  von  unbeholfener  Arbeit 
sind. 

Glenister,  William.  —  London.  Geb.  16.  Mai 
1850inChendes 

Ein  Liebhaber,  der  es  zu  bemerkenswerter  Geschick- 
lichkeit gebracht  hat.  Interessant  sind  auch  seine  Ver- 
suche, ein  neues  Modell  zu  finden.  Seine  Biographie 
veröffentlichte  Meredlth-Morrls  in  »The  Strad«  1900, 
Nr.  124. 

Gelgenzettel:  Wm  Glenister  /  23  Beak  Str.  /  1898 
London  (geschrieben). 

Glier  ^).  —  Markneukirchen 

Dieser  Familie  gehörten  oder  gehören  die  folgenden 
Geigenmacher  an : 

Glier,  August  sen.  Lebte  noch  1890 
Glier,  August  Hermann  (Baßmacher),  f  1 8.  Okt. 
1898  in  Zwickau 


I 


')  Im  18.  Jahrhundert  wird  der  Name  auch  Glür  oder 
Gluer  geschrieben. 


Glier  —  Gobetti 


171 


Gller,  Carl  Wilhelm.  —  Geb.  7.  Aug.  1767, 
t  30.  Okt.  1834 

Glier,  Johann.  —  Geb.  nach  1812,  f  um  1895 
Er  ging  in  jungen  Jahren  nach  Rußland  und  Polen  und 
ließ  sich  dann  in  Warschau  nieder,  wo  er  sowohl  Geigen 
als  Blasinstrumente  fabriksmäßig  herstellte.  Er  beschäf- 
tigte ungefähr  24  Arbeiter. 

Glier,  Johann  Adam  I.— Geb.  1693,  f  31  .Nov. 
1 777  im  Alter  von  84  Jahren  4  Monaten  und 

27  Tagen 

Er  wurde  im  November  1 723  Meister,  war  Bürger  und 
verkaufte  seine  Geigen  im  Umherziehen,  wobei  ihn 
sein  Sohn  begleitete.  Er  brachte  es  damit  zu  einigem 
Vermögen  und  saß  1768 — 1772  im  Zunftrate. 

Glier,  Johann  Adam  II.  —  Geb.  3.  Sept.  1 725, 
t  17.  Sept.  1774 

Zweiter  Sohn  von  Johann  Adam  I  Gl.  Da  er  viel  mit 
seinem  Vater  auf  Reisen  war,  bewarb  er  sich  erst  im 
Alter  von  35  Jahren  um  die  Aufnahme  in  die  Zunft, 
während  es  sonst  üblich  war,  daß  dies  schon  im  20. 
oder  22.  Lebensjahr  geschah.  Am  2.  Dezember  1760 
wurde  er  Meister,  starb  aber  noch  vor  seinem  Vater. 

Glier,  Johann  Friedrich.  —  Geb.  um  1730 

Er  war  keines  Meisters  Sohn  und  mußte  daher  die  volle 
Gebühr  (31  Taler)  erlegen,  als  er  am  24.  Mai  1752 
gleichzeitig  mit  seinem  Vetter  Joh.  Gg.  Gl.  als  Meister 
in  die  Zunft  aufgenommen  wurde. 
Geigenzettel:  Johann  Friedrich  Glier,  /  erfunden  von 
Jacob  Steiner  in     .'Xpsam,  probe  oempundum.  (gedr.). 

Glier  (Glüer),  Johann  Georg  I.  —  Geb.  1733, 

t  3. Juni  1809 

Wahrscheinlich  Sohn  und  Schüler  von  Johann  Adam 
F.  Gl.  Er  wurde  am  24.  Mai  1752  als  Meister  in  die 
Zunft  aufgenommen  und  bei  dieser  Gelegenheit  aus- 
drücklich als  .Meisterssohn  bezeichnet.  Er  erreichte  ein 
Alter  von  76  Jahren  4  Monaten  und  2  Tagen. 

Glier,  Johann  Georg  II.  — Geb.  25.  Nov.  1762, 
t  5.  Febr.  1845 

Sohn  von  Joh.  Gottlob  Gl.  Ein  sehr  fleißiger  Geigen- 
macher, der  bis  in  sein  hohes  Alter  tätig  war  und  neben 
vielen  gewöhnlichen  Geigen  auch  einige  recht  gute 
gemacht  hat. 

Geigenzettel:  Johann  Georg  Glier  /  in  Neukirchen  im 
Voigtlande  /  1812.  (gedruckt). 

Glier,  Johann  Georg  III.  —  Geb.  23.  März 
1763,  t  nach  1810 

Sohn  und  Schüler  von  Joh.  Georg  I  Gl.  Er  war  viel 
auf  Reisen  und  soll  auch  in  der  Fremde  gestorben  sein. 

Glier,  Johann  Gottlieb  (Gottlob).  —  Geb.  1 732, 
t  1799 

Er  war  unter  den  Geigenmachern  aus  seiner  Familie 
im  18.  Jahrhundert  der  beste  und  hat  auch  viele  andere 


Neukirchener  Meister  beschäftigt.  Seine  Geigen  sind 
recht  gut  und  sauber  im  vogtländer  Stil  ausgeführt. 
Er  starb  67  Jahre  7  Monate  und  1 2  Tage  alt. 
Geigenzettel :  lohann  Gottlieb  Glier    Fabrique  in  Neu- 
kirchen bey     Adorf  im  Voigtlande,  (gedruckt). 

Glier,  O.  R.  —  Geb.  1857 

Schüler  von  Herrn.  Dölling  sen.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  drei  Jahre  bei  J.  J.  Held  und  begründete  1880  sein 
eigenes  Geschäft.  Er  erfand  eine  Schoßvioline  zur  Be- 
gleitung des  Zitherspiels  und  ist  ein  tüchtiger  Meister. 

Glier,  Robert.  —  Cmcmnati.   1885 

Ein  Markneukirchener,  der  sich  in  Amerika  niederließ. 
Bekannt  sind  seine  Versuche,  Geigendecken  aus  dem 
Holze  der  Balsamfichte  anzufertigen,  wozu  er  von 
Konzertmeister  Schradieck  veranlaßt  wurde. 

Glier,  Wilhelm. —  t  vor  1900 

Bruder  von  Johann  Gl.,  dem  er  nach  Warschau  folgte. 
Er  galt  in  Rußland  und  Polen  als  geschickter  Geigen- 
macher und  hatte  daher  viel  zu  tun.  Sein  Sohn  Adolf 
soll  sich  mehr  auf  den  Handel  verlegt  haben. 

Glier  s.  auch  Kher 

Glinton,  R.  —  Cork.  1895.  1905 

Ein  Liebhaber,  dem  einige  gute  Geigen  gelungen  sind. 

Gloag,  John.  —  Galston.  Geb.  1853 

Seine  Geigen  sind  nach  dem  Stradivarimodell  gebaut. 

Gloss,    Friedrich.   —  Wien.     Geb.   m   Wien 
9.  Mai  1882, gefallen  5.  Mai  1915  in  Przemysl 

Schüler  von  Carl  Zach  und  lg.  Bucher,  ein  geschickter 
Geigenmacher,  der  seit  1908  bei  Hof  geigenmache  r 
W.  Th.  Jaura  arbeitete. 

Gluer  s.  Glier 

Gobetti,  Francesco.  —  Venedig.    1690.    1732 

Nach  seiner  Arbeit  gehört  er  zur  Cremoneser  Schule, 
viele  machen  ihn  sogar  zu  einem  persönlichen  Schüler 
Stradivaris.  Er  ist  nächst  Montagnano  und  Serafino 
Santo  der  bedeutendste  Venezianer  Geigenmacher.  Als 
seine  Arbeitszeit  wird  gewöhnlich  der  Zeitraum  von 
1690 — 1725  angegeben;  ich  halte  die  Zahlen  für  un- 
genau, da  mir  Geigen  mit  einem  vor  dem  18.  Jahr- 
hundert liegenden  Datum  von  Gobetti  nie  vorgekom- 
men sind;  im  Stifte  St.  Florian  in  Oberösterreich  be- 
findet sich  allerdings  eine  Violine  von  ihm,  auf  der 
die  Jahreszahl  1761  zu  lesen  ist,  — wenn  die  6  nicht 
etwa  als  0  gelesen  werden  muß.  —  Seine  Geigen,  von 
breitem,  flachgewölbtem  Patron,  erinnern  an  frühe 
Arbeiten  Stradivaris  und  halten  zwischen  dem  Stradi- 
vari-  und  Amatimodell  die  Mitte,  doch  wußte  er  da- 
bei seinen  Violinen  durchaus  den  Stempel  seiner 
Eigenart  aufzudrücken.  Er  verwandte  sehr  schönes 
Holz  und  war  sorgfältig  in  der  Arbeit ;  seine  F-Löcher 
sind  denen  Ruggeris  ähnlich;  weniger  gelungen  ist  ihm 
der  Schwung  der  Schnecke.  Sein  Lack,  der  ursprüng- 
lich ganz  rot  gewesen  sein  muß,  erscheint  jetzt  von 


172 


Gobit  —  Gözel 


klarer,  blaßroter  Farbe.  Eine  besonders  schöne  Geige 

von  ihm  befand  sich   in  der  Sammlung  Wilmotte  m 

Antwerpen. 

Geigenzettel :    Franciscus   Gobettus   /   Venetijs    Fecit 

Anno  17..  (gedruckt).  —  Francesco  Gobetti  /  in  Ve- 

nezia  17(0)1  (gedruckt)  und  Abb.  276. 

Gobit  s.  Gobetti 

Goebler,  Johann  Caspar.  —  Breslau.   18.  Jahr- 
hundert 

Vielleicht  ein  Schüler  von  Rauch,  doch  sind  seine 
Geigen  weniger  hoch  gewölbt.  Sein  Lack  ist  rötlich- 
braun  und  dunkel. 

Goepfart,    Karl.    —    Potsdam.     1914.     Geb. 
3.  März  1859  In  Mönchenholgen  i.Th. 

Ein  Kapellmeister  und  geschätzter  Tondichter,  der  sich 
aus  Liebhaberei  mit  dem  Geigenbau  und  besonders 
mit  dem  Lackieren  beschäftigt.  Seine  »Altgrund-  und 
Weichlack-Streichinstrumente«  werden  u.  a.  von  dem 
Prof.  Otto  Becker-Trio  gespielt  und  wurden  auf  der 
Delegiertenversammlung  der  deutschen  Musiker  in 
Weimar  sehr  gelobt. 

Goerlich,  Joh.  —  Neiße.   1851.   1859 

Ist  mir  nur  durch  Reparaturzettel  bekannt  geworden. 
Geigenzettel:  Repar.  v.  Joh.  Goerlich  in  Neiße.  /  185  1 
(lithographiert). 

Göthel,  Christoph.  —  Borstendorf.    1725 

Er  scheint  in  Borstendorf  weder  geboren  noch  ge- 
storben zu  sein,  war  aber  dort  ein  geschätzter  Geigen- 
macher. 

Göthel,   Gottfried    I.   —  Borstendorf.     Geb. 
30.  Nov.  1716,  t  16.  Jan.  1781 

Seine  Violen  und  Gamben  sind  nicht  schlecht,  wenn 
auch  im  Holz  und  im  Lack  nicht  besonders  gut.  Da 
er  seine  Arbeiten  selten  datierte,  sind  sie  von  denen 
seines  gleichnamigen  Sohnes  schwer  auseinanderzu- 
halten. 

Geigenzettel:  Gottfried  Göthel,/  In  Borstendorff  (ge- 
druckt). 

Göthel,  Gottfried   II.  —  Borstendorf.    Geb. 
1733.  1755 

Sein  Modell  geht  auf  Stalner  zurück,  ist  aber  nicht 
schön,  der  Lack  glanzlos  und  das  Holz  nicht  sorgfältig 
gewählt,  der  Ton  aber  manchmal  nicht  schlecht. 
Geigenzettel:    Gottfried    Goethel   Violinmacher  /   In 
Porstendorf  Anno  1 755  (gedruckt). 

Goethel,   Johann   Christian.   —  Borstendorf. 

Geb.  7.JuH  1728,  t  nach  1750 

Bruder  von  Gottfried  I  G.  und  angeblich  auch  dessen 

Schüler. 

Goethel,  Johann  Christoph.  —  Borstendorf. 
Geb.  l.Febr.  1743,  f  3.  Okt.  1775 

Sohn  von  Gottfried  I  G.  und  dessen  Mitarbeiter,  doch 
gibt  es  Gelgen,  die  seinen  Namen  tragen. 


Goethel,  Johann  Georg.  —  Borstendorf.  Geb. 
23.  Okt.  1725,  t  6.  April  1793 

Er  war  der  Sohn  eines  Christoph  G.,  der  wahrschein- 
lich auch  schon  Geigenmacher  war. 

Götz,  Albert.  —  Markneukirchen.   1896 
Guter  Gelgenmacher  unserer  Zeit. 

Götz,  C.  A.  jun.  —  Wernitzgrün.    1880.    1906 

Im  Jahre  1880  begründete  Firma,  die  mit  allen  Musik- 
Instrumenten  Handel  treibt  und  auch  eine  Saiten- 
splnnerei  hat. 

Goetz  (Götz),  Johann.  —  Wien.    1819.    1827 

Er  wohnte  Stadt  Nr.  62  und  legte  am  2.  April  1819  den 
Bürgereid  als  »Gelgen-  und  Lautenmacher«  ab. 

Götz,  Johann  Michael  I.  —  (Mark)  Neu- 
kirchen. 1730.  t  27.  Okt.  1778 

Er  war  eigentlich  Tischler  und  betrieb  das  Gelgen- 
machen nur  nebenbei. 

Götz,  Johann  Michael  11.  —  (Mark-)Neu- 
kirchen.    Geb.  1735,  f  H.März  1813 

Sohn  von  Joh.  Mich.  I  G.  und,  wie  dieser,  gelernter 
Tischler.  Er  scheint  aber  auch  eine  gute  Schule  als 
Geigenmacher  durchgemacht  zu  haben  und  war  jeden- 
falls geschickter  als  viele  seiner  Zeitgenossen  Irn  Vogt- 
lande. Sein  Holz  Ist  gut  gewählt,  nur  etwas  zu  dünn 
ausgearbeitet.  Decke  und  Balken  sind  fast  Immer  aus 
einem  Stück.  Seinen  Zettel  klebte  er  gewöhnlich  Im 
Innern  der  Zargen  an. 

Gelgenzettel :  Johann  Michael  Götz,  Lauten  /  und  Vio- 
linmacher In  Neukirchen  /  Im  Voigtlande  (gedruckt). 

Götz  (Joh.  Michael  III  ?).  —  (Mark) Neu- 
kirchen.  1820 

Sohn  von  Joh.  Michael  II  G.  Da  er  im  Jahre  1820  auf 
Crasselts  Chronik  subskribierte,  muß  er  damals  noch 
gelebt  haben. 

Götz,  Josef,  lebt  als  Geigenmacher  in  Stein- 
grub b.  E. 

Götz,  Ludwig,  lebt  in  Fleissen 

Gözel  (Götzel),  Johann  Conrad.  —  Wernitz- 
grün. Geb.  um  1700.   1761 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Johann  Gottfried  G.  Er  wird 
als  Gelgenmachermeister  und  Inwohner  von  Wernitz- 
grün schon  1746  und  1747  erwähnt.  Wann  er  In  die 
Neukirchener  Zunft  aufgenommen  wurde,  geht  aus 
dem  Zunftbuch  nicht  hervor,  bei  der  Aufnahme  seines 
jüngsten  Sohnes  wird  er  jedoch  ausdrücklich  als  Mit- 
meister bezeichnet. 

Gözel  (Götz),  Johann  Friedrich.  —  1715.    1718 

Jüngster  Sohn  und  Schüler  von  Johann  Gottfried  G. 
Da  er  schon,  bevor  er  in  die  Zunft  aufgenommen  war, 
»eine  Zeltlang  gemeistert«,  wurde  er  In  Strafe  ge- 
nommen, die  aber,  als  er  am  5.  Juli    1715  wirklich 


Goldt 


173 


Meister  wurde,  gnädig  ausfiel,  und  »da  er  ein  sehr 
armer  Mann«  war,  wurde  ihm  Ratenzahlung  bewilligt. 
Das  Zunftbuch  bemerkt,  daß  er  seine  Schuldigkeit 
getan,  wodurch  sein  Bürge  Conrad  Adam  Schönfelder 
der  Bürgschaft  ledig  wurde.  Er  soll  viel  auf  Reisen 
gewesen  sein. 

Gözel   (Götzel),   Johann   Georg.   —  Geb.   in 
Wernitzgrün  nach  1 730,  f  ? 

Jüngster  Sohn  des  Joh.  (Hans)  Conr.  G.  Er  wurde  am 
14.  Mai  1761  in  die  Neukirchener  Zunft  als  Meister 
aufgenommen. 

Gözel   (Götzel,   Götz),  Johann   Gottfried.  — 
(Mark-)Neukirchen.    1677.    f  vor  1710 

Der  Stammvater  der  Familie,  der  aus  Grashtz  nach 
Neukirchen  übersiedelte  und  unter  den  Gründern  der 
dortigen  Zunft  als  »Johann  Gotfriedt«  angeführt  wird. 
Es  scheint  also,  daß  die  volkstümliche  Form  des 
Namens  Gottfried  (Götz,  Götzel)  allmählich  zum  Fa- 
miliennamen geworden  ist.  Die  Familie  machte  sich 
dann  in  Wernitzgrün  seßhaft. 

Gözel  (Götzel),  Johann  Wilhelm.  —  Wernitz- 
grün. Geb.  um  1725 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  von  Johann  Conrad  G. 
Er  wurde  am  26.  Mai  1 747  von  der  Neukirchener  Zunft 
als  Meister  aufgenommen  und  erlegte  hierfür  die  für 
Meistersöhne  übliche  Gebühr,  obwohl  nicht  nachzu- 
weisen ist,  daß  sein  Vater  als  Meister  in  die  Zunft  ein- 
geschrieben war. 

Götzl,  Josef  Christof,  lebte  um  1 900  als  Geigen- 
macher m  Wien 
Goffredsen  s.  Gotfredsen 
Gofriller,  Antonio.  —  Venedig.   1 730 

Er  wird  zwar  mehrfach  erwähnt,  doch  gelang  es  mir 
nicht,  irgendein  Instrument  von  ihm  zu  erfragen. 
Geigenzettel:  Antonio  Gofriller  /  fece  in  Venezia  1730 
(gedruckt). 

Gofriller,  Francesco.  —  Venedig,  Udme.  1 960. 
1740 

Bruder  von  Matteo  G.  Da  er  hauptsächlich  als  Mit- 
arbeiter seines  Bruders  tätig  war,  sind  selbständig  aus- 
geführte Geigen  von  ihm  sehr  selten,  die  wenigen  aber 
sehr  gut  und  gelbbraun  lackiert. 

Gofriller  (Goffriler,  auch  Gaf riller),  Matteo. — 
Venedig.   1690.   1742 

Wahrscheinlich  ein  Tiroler  aus  Lajen,  der  wohl  schon 
in  seiner  Heimat  gelernt  hat,  weshalb  seine  ältesten 
Gelgen  in  der  Wölbung  auch  mehr  an  die  Tiroler  als 
an  die  italienische  Schule  erinnern.  Er  scheint  bei  Carlo 
Bergonzi,  vielleicht  auch  bei  Stradivari  selbst  gearbeitet 
zu  haben;  beiden  kommt  er  sehr  nahe.  Seine  Arbeit  ist 
musterhaft,  in  der  Wahl  des  Holzes  ist  er  sorgfältig, 
der  Boden  ist  meist  nach  der  Schwarte  geschnitten, 
bei  den  Violoncelli  aus  schön    geflammtem  Ahorn-, 


seltener  aus  Pappelholz.  Die  F-Löcher  sind  gut,  die 
Schnecke  tief  und  schwungvoll  gestochen.  Besonders 
schön  ist  sein  roter  Lack.  Der  Ton  ist  sehr  edel, 
namentlich  sind  seine  Violoncelli  Meisterwerke  ersten 
Ranges,  und  es  erscheint  glaubwürdig,  daß  viele  davon 
als  »echte  Carlo  Bergonzi«  in  den  Handel  gebracht 
wurden.  Diesem  Umstand  ist  es  zuzuschreiben,  daß 
M.  Gofriller  leider  nicht  so  berühmt  ist,  als  er  es  zu 
sein  verdiente.  Werke  von  ihm  sind  in  verschiedenen 
Sammlungen,  so  u.  a.  eine  Gamba  von  1709  und  eine 
Geige  1742  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum 
in  Köln.  Eine  sehr  schöne  Violine  von  ihm  mit  der 
Jahreszahl  1732  besitzt  Albert  Berr  in  Böhmischbruck. 
In  seiner  ersten  Zeit  führte  er  das  Ladenschild  »All 
msegna  di  Cremona«. 

Geigenzettel:  Mattheus  Goffriler  faciebat  /  Venetljs 
anno  1 735  (gedruckt)  und  Abb.  282  und  292. 

Goldt,  Jacob  Heinrich.  —  Hamburg.  Geb.  um 
1700,  t  1775 

Sohn  von  Samuel  G.  Er  dürfte  bei  seinem  Vater  ge- 
lernt haben  und  ging  dann  nach  Hamburg,  wo  er  wahr- 
scheinlich bei  Tielke  arbeitete,  an  dessen  Art  seine 
Arbeiten  erinnern.  Er  gehörte  zu  den  besten  Ham- 
burger Lauten-  und  Geigenmachern;  merkwürdiger- 
weise ist  Im  Hamburger  Archiv  nichts  über  Ihn  zu  fin- 
den. Er  scheint  das  Bürgerrecht  nicht  erworben  zu 
haben.  Verheiratet  war  er  mit  Dorothea  Elisabeth  Hon- 
stede  aus  Lübeck.  Eine  Laute  und  eine  Archilaute  von 
ihm  mit  den  wahrscheinlich  falsch  gelesenen  Jahres- 
zahlen 1700  und  1712  waren  in  South  Kensington  aus- 
gestellt. Eine  Geige  aus  dem  Jahre  1754  führt  der 
Selhofsche  Auktionskatalog  auf.  Eine  Laute  mit  vier 
einzelnen  und  vier  doppelten  Saiten  besitzt  das  Musik- 
historische  Museum  in  Stockholm  (Nr.  87). 

Geigenzettel:  Jacobus  H.  Goldt  fecit  1742  (gedruckt) 
und  Abb.  244. 

Goldt,  Jacob  Samuel.  —  Verden.    1770 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  von  Jacob  Heinrich  G. 
Von  ihm  weiß  ich  nur,  daß  er  in  jungen  Jahren  als 
Gelgen-  und  Lautenmacher  nach  Verden  zog  und  dort 
mit  Louise  Dorothea,  der  Tochter  des  hannoverschen 
Oberleutnants  David  Friedrich  Brückmann,  verheiratet 
war. 

Goldt,  Lukas.  —  Lübeck.  1673.  1695 

Von  Ihm  ist  nur  bekannt,  daß  er  aus  Hamburg  stammte, 
in  der  Ägidienstraße  wohnte  und  von  1673 — 1681  sechs 
Kinder  taufen  ließ.  Besonders  gut  scheint  es  ihm  nicht 
ergangen  zu  sein,  denn  im  Wettegerichtsprotokoll  vom 
3.  Mai  1695  liest  man,  daß  »Lucas  Goldt,  ein  Lauten- 
und  Violenmacher,  wegen  Schneider-Böhnhaserei«  ver- 
klagt worden  war.  Er  hatte  zwei  Söhne,  die  wohl  beide 
seine  Schüler  waren,  wenn  auch  der  ältere,  Johann 
Christoph  (f  1707)  lediglich  als  Musiker  erwähnt  wird. 

Goldt,  Samuel.  —  Lübeck.  Geb.  1673  (ge- 
tauft am  2.  Okt.  d.  J.),  t  28.  oder  29.  April 
1740 

Sohn  und  Schüler  von  Lukas  Goldt.  Ein  tüchtiger 
Lautenmacher,  von  dem  sich  eine  Mandora  (halbbirn- 


174 


Goll  —  Gorrieri 


förmige  Laute)  von  1719  im  Lübecker  Museum  be- 
findet, vermutlich  dasselbe  Instrument,  das  1879  von 
Conr.  Ebenhusen  in  der  Lübecker  Burg  ausgestellt  war. 
Von  ihm  weiß  man  nur,  daß  er  am  6.  Oktober  1698 
Bürger  wurde  und  sich  im  gleichen  Jahre  mit  Elisabeth 
Wiese  verheiratete.  Er  wohnte  damals  im  Hause  seines 
Vaters  in  der  Ägidienstraße  und  ließ  bis  1712  außer 
einem  Sohn  noch  vier  Töchter  in  der  St.  Agidienkirche 
taufen.  Er  scheint  in  zweiter  Ehe  mit  Elisabeth  Kum- 
merfeldt  verheiratet  gewesen  zu  sein.  Eine  von  ihm 
reparierte  Laute  befindet  sich  in  der  Kunst-  und  Alter- 
tümersammlung auf  der  Feste  Koburg.  Eine  sechs- 
saitige  Tenorviola  di  Gamba  von  1  723  mit  einem  mit 
Schildpatt  belegten  Griffbrett  und  einem  Frauenkopf 
am  Wirbelkasten  besitzt  C.  Claudius  in  Kopen- 
hagen. 

Geigenzettel :  Samuel  Goldt  in  Lübeck  /  1 720  aufs  neu 
zugericht  (geschrieben).  • —  Samuel  Goldt  in  Lübeck  / 
fecit  1723  (gedruckt). 

Goll,  Karl.  —  Brunn.    Geb.  30.  Okt.  1876  in 

Wien 

Schüler  von  V.  Pathan,  arbeitete  als  Gehilfe  in  Prag 
und  Wien  und  kam  1903  nach  Brunn,  wo  er  die  Werk- 
statt Jakob  Kliments  übernahm.  Er  arbeitet  nach 
Stradivari  und  verwendet  einen  Spirituslack,  haupt- 
sächlich beschäftigt  er  sich  jedoch  mit  Wiederher- 
stellungen. 

Geigenzettel:  Karl  Goll  /  Musik-Instrumenten-Er- 
zeugung  /  Brunn,  Schwertgasse  6.  /  Anno  19..  (gedr.). 

Goltberg   (Goldberg,    Gollberg),   Johann.   — 
Danzig.  1726.  1759 

Berühmter  Lautenmacher  des  18.  Jahrhunderts,  über 
den  indessen  nichts  Näheres  zu  ermitteln  war.  Im 
Jahre  1726  erwarb  ein  Johann  Goldberg  aus  Ohra  das 
Bürgerrecht  in  Danzig.  Sein  Beruf  ist  nicht  näher  an- 
gegeben, sondern  er  wird,  da  er  wohl  keiner  Zunft 
angehörte,  kurzweg  als  »Arbeltsmann«  bezeichnet.  Da 
sich  nun  kein  anderer  Johann  Goldberg  in  Danzig  nach- 
weisen läßt,  und  da  die  ältesten  Arbeiten  von  ihm  die 
Jahreszahl  1726  tragen,  liegt  es  nahe,  anzunehmen,  daß 
der  »Arbeitsmann«  unser  Lautenmacher  war.  Violinen 
von  ihm  sind  mir  nicht  bekannt  geworden,  dagegen 
einige  gute  Violen  und  Violoncelli.  Der  Boden  ist  ge- 
wöhnlich flach,  die  Decke  wenig  gewölbt  (ein  Violon- 
cello 1 05  cm  lang).  Eine  Tenorgeige  aus  dem  Jahre  1 742 
bewahrt  das  Gewerbemuseum  in  Markneukirchen,  eine 
kleine  Laute  von  1 733  mit  rotem  Hals  Fr.  Wildhagen 
in  Haiensee,  eine  schön  eingelegte  lautenförmige  Gi- 
tarre (von  1 747)  W.  Heyers  Musikhistorisches  Museum 
in  Köln,  ferner  sind  Arbeiten  von  ihm  in  den  Museen 
zu  Stockholm  und  Kopenhagen  und  im  Bachhaus  zu 
Eisenach. 

Geigenzettel :  Abb.  308. 

Gomann,  Christian.  —  Znaim.   1831 

Sein  Name  findet  sich  in  Geigen,  er  war  aber  Klavier- 
macher und  hat  die  Geigen  höchstens  geflickt,  schwer- 
lich aber  selbst  gemacht. 


Gomier,  Nicolas.  —  Mirecourt.    1747.    1755 

Ein  Geigenmacher,  dessen  gleichzeitig  vorkommender 
Bruder  Jean  G.  im  gleichen  Beruf  tätig  war. 

Gompaerts,  Willem.  —  Antwerpen.   1560 

Er  war  wahrscheinlich  ein  naher  Verwandter  der  Fa- 
milie Rückers  und  soll  außer  Tasteninstrumenten  auch 
Harfen  und  Lauten  gemacht  haben. 

Gomulski     (Gamohnski,     Gamolawski),     Sa- 
muel. —  Posen.   1870 

Der  Name  ist  schwer  leserlich.  Der  Träger  dieses 
Namens  soll  ein  Tischler  gewesen  sein,  der  bei  einem 
Orgelbauer  gearbeitet  hatte  und  dann  neue  Geigen 
machte  und  alte  verdarb,  die  er  obendrein  blutrot 
lackierte.  Eine  Geige  mit  seinem  Zettel  besitzt  Post- 
sekretär Wronicki  in  Posen. 

Gondolo,  Giorgio,  lebte  noch  1884  als  Geigen- 
macher in  Turin 
Gönnet,  Pierre-Jean.  —  Paris.   1775.   1785 

Er  wohnte  Rue  du  Temple  und  gehörte  zu  den  un- 
bedeutendsten Vertretern  der  Pariser  Schule. 

Gontershausen,  v.  s.  Welcker 

Gonzales,  Francisco.  —  Madrid.   1867 

Er  gilt  als  der  beste  spanische  Gitarrenmacher  des 
19.  Jahrhunderts.  Eine  Gitarre  von  ihm  befindet  sich 
im  Museum  des  Pariser  Konservatoriums. 

Goram,  Carl  Gottlieb.  —  Klingenthal.   1788 
Wird  in  den  Innungsbüchern  als  Geigenmachermeister 
aufgeführt. 

Goram,  Christian  Friedrich. —  Untersachsen- 
berg b.  Klingenthal.   1829 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Carl  Gottlieb  G.  Er  war 
Geigenmachermeister  und  wurde  durch  einen  Zufall 
Gründer  der  einst  blühenden  Holzkammindustrie 
Klingenthals. 

Gordon,  Hugh.  —  Belfast,  f  1854 

Ein  nordirischer  Geigenmacher,  dessen  gleichnamiger 
Sohn  noch  um  1910  in  Belfast  im  gleichen  Berufe 
tätig  war. 

Gori,  Pietro.  —  Rimini.   1820 

Seine  Geigen  haben  ein  unedles  Aussehen,  wenig  Ton 
und  spröden  Lack. 

Gorrie,  James.  —  Glasgow.   1895 

Wahrscheinlich  ein  Dilettant,  der  in  den  neunziger 
Jahren  in  Glasgow  lebte  und  einige  Geigen  nach  Guar- 
neri  gemacht  hat.  Er  verwendete  Whitelaws  gelben  und 
roten  Ollack. 

Geigenzettel:  James  Gorrie,  /  Glasgow.  /  189  ..  .  (ge- 
druckt). 

Gorrieri,  Antonio.  —  Padua.   1802 

Ein  kleiner  Geigenmacher,  der  nichts  Bemerkenswertes 
geschaffen  hat. 


Goss  —  Gould 


175 


Goss,  Philipp.  —  Plymouth.   1879 

Seine  Violinen  sind  brauchbare  Orchesterinstrumente. 

Goss,  W.  S. 

Ein  amerikanischer  Geigenmacher,  der  in  Lyon  lebt. 

Gosselin,  Jean.  —  Paris.   1814.   1830 

Der  Vater  der  beiden  zu  ihrer  Zeit  berühmten  Tänze- 
rinnen. Ein  verdienstvoller  Dilettant,  mit  Koliker  eng 
befreundet  und  von  diesem  unterwiesen.  Er  machte 
sowohl  Geigen  als  Violoncelli  nach  Stradivari,  die  in 
gewisser  Beziehung  geschätzt  sind  und  jetzt  recht  gute 
Preise  erreichen.  Seine  Arbeit  Ist  sorgfältig,  der 
Lack  von  roter  und  gelber  Farbe  und  gut.  Das  eigen- 
artig gesprenkelte  Ahornholz,  das  er  mit  Vorliebe  ver- 
wendete, gibt  seinen  Instrumenten  ein  persönliches 
Gepräge. 
Gelgenzettel:  Abb.  291 . 

Gösset,  Nicolas.  —  Reims.   1752.   1780 

A.  Jacquot  kennt  Arbeiten  von  Ihm,  die  er  sowohl  in 
Ihrer  Durchführung  als  in  der  Form  und  dem  Lack 
lobt.  Bekannt  wurde  dieser  Geigenbauer  übrigens 
durch  allerlei  Erfindungen  an  Instrumenten.  Im  Jahre 
1769  legten  er  und  der  Orgelbauer  Turpin  der  Aka- 
demie der  Wissenschaften  eine  Erfindung  vor,  die 
das  Greifen  der  halben  Töne  erleichtern  sollte.  In 
einem  guten  Violoncello  vom  Jahre  1 752  nennt  er  sich 
Nicolas  G.  junior.  Ob  sein  Vater  sich  schon  als  Geigen- 
macher betätigt  hat,  ist  nicht  bekannt. 

Gotfredsen  (Godfredsen,  Goffredson),  Jes- 
per.  —  Kopenhagen.  1751.  1766 
Er  bekam  im  Jahre  1751  seinen  Gewerbeschein  als 
Gelgenmacher.  Seine  Gelgen  zeigen  deutsche  Modelle; 
in  der  Wahl  des  Holzes  Ist  er  nicht  immer  sorgfältig, 
dagegen  ist  seine  Arbeit  durchwegs  gut.  Das  Instru- 
mentenmuseum In  Kopenhagen  besitzt  eine  schöne 
Taschengeige  von  ihm.  Eine  Tenorviola  von  1752  be- 
findet sich  in  der  Sammlung  Galpm  (Hatfield). 
Geigenzettel:  Jesper  Gotfredsen,  Fiollnmager  /  l 
Klöbenhavn.  1 766  (gedruckt). 

Goth,  Franz.  —  Meerane  i.  S.    1880.   f  April 

1901 

Er  Heß  sich  1880  in  Meerane  als  Gelgenmacher  nieder 
und  verband  mit  seinem  Geschäfte  einen  Musik- 
instrumenten- und  Klavierhandel. 

Goth.  —  Schönbach  b.  E. 

Als  Geigenmacher  sind  zu  erwähnen: 

Goth,  Peter. —  t  1898 

Goth,  Wenzel,   hatte  seine  Werkstatt  in  der 

Pfarrgasse  und  t  1909 
Gottardi,  Antonio.  —  Treviso.   1878 

Mittelmäßiger  Geigenmacher  aus  der  zweiten  Hälfte 

des  19.  Jahrhunderts. 

Gottfried,  Joh.  s.  Gözel 


Gottfried,  Otto.  —  Leipzig.   1645 

Ein  Lauten-  und  wahrscheinlich  auch  Geigenmacher 
aus  »Bissing«,  der  1645  das  Leipziger  Bürgerrecht 
erwarb. 

Gottfried,  Wenzel,  hatte  seine  Werkstatt  (im 
19.  Jahrhundert)  in  Preßburg  (Langegasse 
Nr.  6) 

Gotti,  Emiliano.  —  Ancona.   1770 

Wahrscheinlich  ein  Südtiroler,  der  sich  in  Italien 
niedergelassen  hat.  Seine  Arbelt  steht  der  Stamers  und 
noch  mehr  der  Albans  näher  als  einer  der  italienischen 
Schulen.  Er  nimmt  die  Wölbung  sehr  hoch  und  macht 
tiefe  Hohlkehlen  am  Rande.  Die  F-Löher  sind  auf- 
fallend klein,  der  gelbbraune  Lack  Ist  mager.  Dagegen 
ist  das  Holz,  namentlich  des  Bodens,  sehr  schön,  die 
Ecken  sind  klein  und  zierlich,  ebenso  die  in  hübschem 
Schwung  geschnittene  Schnecke.  Eine  Viola  von  ihm 
besitzt  Stößel  in  Köln. 
Geigenzettel:  i'Emillan  Gotti,  Ancona/  1770  (gedr.). 

Gottmannshausen,  Hans.  —  Erfurt.   1670 

Ein  tüchtiger  Meister,  den  noch  1738  Johann  Gh.  Eisel 
in  seinem  »Musicus  avToc)i()(ty.TOi«  neben  Tielke, 
Hoffmann  u.  a.  als  geschätzten  Gambenmacher  preist. 
Eine  Viola  da  Gamba  von  ihm  besitzt  die  Königl. 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  In  Berlin  (Nr.  823). 
Gute  Arbeit,  die  Schallöcher  nähern  sich  bereits  der 
Form  des  F. 

Götze  s.  Botze 

Goudot,  F.  —  Mirecourt.   19.  Jahrhundert 

Sein  Werkstatteilhaber  war  Mangln.  Ihre  Geigen  haben 
meistens  eine  doppelte  Einlage,  sind  sauber  gearbeitet 
und  tragen  den  Brandstempel:  F.'.  X  X  Goudot  et 
Mangln:  A  Mirecourt. 

Gough,  John.  —  Leeds.   1820 

Er  arbeitete  eine  Zeitlang  für  M.  W.  Dearlove  und  Ist 
unbedeutend. 

Gough,  Walter.  —  London.  1810.  f  um  1830 
Gehört  er  auch  nicht  zu  den  bedeutendsten  englischen 
Geigenmachern,  so  ist  doch  seine  Arbeit  nicht  übel, 
das  Modell  gut  und  der  Lack  von  gelbroter  Farbe. 

Gould,  John  Alfred.  —  Boston  (Amerika). 
Geb.  11.  März  1860  in  Windermere  (Graf- 
schaft Westmoreland  m  England) 

Er  erlernte  in  Liverpool  bei  Oliver  &  Davies  den 
Klavierbau;  dabei  verlegte  er  sich  frühzeitig  auf  die 
Gelgenmacherel  und  wurde  von  dem  Geigenhändler 
Archer  als  Reparateur  beschäftigt.  1883  wanderte  er 
nach  Kanada  aus  und  konnte  bereits  1884  eine  Anzahl 
selbstgefertigter  Geigen  ausstellen.  1885  zog  er  nach 
Boston,  arbeitete  bei  O.  Weemann  über  zwei  Jahre 
lang  und  eröffnete  1889  seine  eigene  Werkstatt.  Seine 
beiden  Söhne  sind  seine  Mitarbeiter.  Er  verarbeitet 
amerikanisches  Holz,  hat  ein  eigenes  Modell  und  einen 
guten  glanzvollen  und  durchsichtigen  Ollack. 


176 


Goulding  —  Graln 


Goulding.  -  London.  1790.  1800 

Es  kommen  in  England  noch  viele  Geigen  von  sehr 
verschiedenem  Werte  vor,  die  oben  auf  der  Außen- 
seite des  Bodens  den  Namen  »Goulding«  eingebrannt 
tragen.  Er  selbst  hat  keine  einzige  dieser  Geigen  ge- 
macht, sondern  sie  nur  in  seinem  gut  gehenden  Musik- 
geschäft  verkauft.  Die  billigeren  Instrumente  bezog 
er  aus  Mittenwald  oder  Mirecourt,  bessere  ließ  er  von 
guten  englischen  Geigenmachern  anfertigen.  Sein 
Nachfolger  war  Keith,  der  sich  noch  mit  anderen 
Kaufleuten  verband  und  Filialen  in  verschiedenen 
Stadtteilen  Londons  errichtete. 

Gouvernari,  Antonio.  —  Cremona.  1600.  1601 
Wenn  die  Geigen  mit  diesem  Namen  als  Werke  eines 
Cremonesers  vom  Anfange  des  1 7.  Jahrhunderts  ange- 
sehen würden,  könnte  man  ihn  zu  den  besseren  Geigen- 
mücher  seiner  Zeit  rechnen.  Abgesehen  aber  von  der 
verdächtigen  Schreibweise  des  Namens  mit  OU  kommen 
Jahreszahlen  von  1600—1715  vor.  Nach  den  Geigen 
selbst  zu  urteilen,  können  sie  kaum  im  1 7.  oder  18.  Jahr- 
hundert entstanden  sein.  Irgendein  geschickter  Imi- 
tator dürfte  seine  Arbeiten  mit  diesem  wahrscheinlich 
erfundenen  Namen  versehen  haben,  um  sie  leichter 
anzubringen.  Die  sogenannten  Gouvernarigeigen  sind 
nach  einem  länglichen  Modell  mit  mittelhoher  Wöl- 
bung gebaut,  der  Lack  ist  dünn  und  olivengelb.  Die 
F-Löcher  erinnern  an  Nie.  Amati,  sind  aber  länger  und 
schwungvoller.  Die  scharfkantige  Schnecke  ist  meistens 
recht  gut. 

Geigenzettel:  Antonius  Gouvernari  /  Cremonensis 
Faciebat  Anno  16..  (gedruckt). 

Graban,  Paul.  —  Gardelegen.   1861 

Er  arbeitete  nach  italienischen  Modellen,  verstand  sich 
auf  den  Ton  und  verwendete  einen  dunkelgelben  Lack. 
Auch  liebte  er  es,  seinen  Geigen  ein  altes  Aussehen  zu 
geben. 

Grabensee,  T.  K.  (nach  anderen :  T.  G.,  auch 
J.A.).  — Düsseldorf.  1818.  1861 

Es  war  mir  unmöglich,  etwas  über  einen  Geigenmacher 
dieses  Namens  zu  ermitteln,  obwohl  er  in  verschiedenen 
Schriften  erwähnt  wird.  —  Ich  bin  daher  geneigt,  den 
Namen  für  apokryph  zu  halten.  Er  ist  vielleicht  durch 
Mißverständnis  eines  Zettels  von  Tacke,  der  in  der 
Grabenstraße  in  Düsseldorf  wohnte,  entstanden.  So- 
wohl Tacke  als  der  sogenannte  Grabensee  sind  nur 
durch  Reparaturzettel  bekannt. 

Gracio,  Joäo  Pedro,  ein  portugiesischer  Man- 
dolinenmacher,  der  (1895)  in  Lissabon  lebte 

Grado,  Gaetano  da.  —  Neapel 

In  einigen  Gitarren  findet  sich  sein  Name  ohne  Jahres- 
zahl. 

Gräbner 

Eine  Familie  in  Großbreitenbach,  von  der  sich  mehrere 
Mitglieder  im  Nebenberuf  mit  der  Geigenmacherei 
beschäftigten. 


Grätz,  Hans.  —  Breslau.   1645 

Sein  Name  findet  sich  in  einem  Handwerkerverzeichnis 
des  Breslauer  Stadtarchivs  (Nr.  H,  41,  8),  wo  er  als 
Meister  der  Tischlerinnung  eingetragen  ist.  Da  die 
Breslauer  Geigenmacher  unzünftig  und  auch  nicht  ver- 
pflichtet waren,  sich  einer  Innung  anzuschließen,  ist 
wohl  anzunehmen,  daß  er  trotz  seiner  Geschicklich- 
keit im  Lautenmachen  sein  Brot  als  Tischler  suchen 
mußte.  Eine  Laute  von  ihm,  deren  Hals  mit  Elfenbein- 
arabesken  eingelegt  ist,  besitzt  seit  1908  das  Schlesische 
Museum  für  Kunstgewerbe  und  Altertümer.  Vgl. 
Schles.  Vorzeit  in  Bild  u.  Sehr.  Neue  Folge.  (Jahrb. 
des  Schles.  Mus.  f.  K.  u.  A..  Bd.  V.  Breslau  1909, 
S.  257.) 

Gragnani,  Antonio.  —  Livorno.  1741,  soll 
1800  noch  gelebt  haben 

Kein  großer  Meister,  aber  doch  der  beste  aus  seiner 
Familie.  Seine  Arbeiten  zeichnen  sich  mehr  durch 
ihren  weichen,  guten  Ton  als  durch  schöne  Ausführung 
aus.  Sein  goldgelber,  oft  nachgedunkelter  Lack  ist  da- 
gegen recht  gut.  Sein  Modell  ist  groß,  die  Zargen 
hoch  und  der  Ton  meistens  voll  und  tragend.  Er  ver- 
wendete gedruckte  und  geschriebene  Zettel,  auf  den 
gedruckten  findet  sich  neben  dem  Wortlaut  oft  noch 
eine  Erdkugel  und  ein  Kreuz,  außerdem  findet  man 
auch  noch  die  Buchstaben  A.G  als  Brandmarke  auf  der 
unteren  Zarge  unter  dem  Saitenhalterzäpfchen  und 
außen  auf  der  Decke  über  dem  oberen  Klotz.  Eine  fünf- 
saitige  Viola  von  ihm  war  im  South  Kens.  Museum 
1872  ausgestellt.  Eine  Violine  und  eine  Viola  von  ihm 
(von  1791)  befinden  sich  in  W.  Heyers  Musikhistori- 
schem Museum  in  Köln. 

Geigenzettel:  Abb.  243.    Brandmarke  Nr.  2. 

Gragnani,  Gennaro.  —  Livorno.   1730 

Vielleicht  der  Vater  Antonios.  In  seinen  Violen  wendet 
er  oft  noch  altertümliche  Formen  an.  Um  1743  soll 
auch  ein  Jacopo  Gragnani  vorgekommen  sein. 

Geigenzettel :  Januarus  Gragnani  fec.  /  Lib.  Anno  17.. 
(gedruckt). 

Gragnani,  Onorato.  —  Livorno.  1785.  1799 
Sohn  von  Antonio  G.,  den  er,  ohne  besondere  Be- 
gabung, nachahmte. 

Geigenzettel:  Onorato  Gragnani  /  Figlio  d'Antonio  / 
Fatto  in  Livorno  il  1 799  (gedruckt). 

Grab,  Ernst.  —  Merscheid  bei  Solingen.  1921 

Einer  von  den  Vielen,  die  in  den  letzten  Jahren  das 
»Problem  des  altitalienischen  Geigenbaus«  gelöst  haben. 

Graill  s.  Craile 

Grain,  Ernst.  —  Grünberg  i.  Schi.   1 874.  f  um 

1895 

Ein  Schuhmacher,  der  als  Pfuscher  Geigenreparaturen 
ausführte.  Da  er  seine  Geigen  häufig  mit  Reparatur- 
zetteln versah,  muß  er  hier  erwähnt  werden. 


iramino 


jrancino 


177 


Gramino  (?).  — Mailand.   1722.   1724 

Unten  ist  ein  1722  vorkommender  Gramino  Grancmo 
nach  einem  geschri?benen  Zettel  erwähnt.  Dr.  Borne- 
mann in  Eisenach  sah  eme  Geige  mit  dem  schön  ge- 
druckten Zettel  aus  dem  gleichen  Jahre:  »Gravi  Gra- 
mino in  Contrada  ,'  larga  di  Milano  1722«.  Erscheint 
mir  auch  der  Vorname  ebenso  seltsam  wie  der  Zuname 
fragwürdig,  so  muß  ich  doch  die  Möglichkeit  zugeben, 
daß  ein  Geigenmacher  Gramino  gelebt  haben  könnte, 
um  so  mehr,  als  H.  Nicolai  vom  Wiesbadener  Kur- 
orchester eine  Violine  besitzt,  die  den  gedruckten 
Zettel:  »Giovanni  Gramino  Milano  1724«  trägt.  Hier 
ist  der  Taufname  nicht  mehr  sonderbar.  Ich  vermute 
aber  doch  nach  wie  vor,  daß  der  oder  die  Verfertiger 
Grancino  gemeint  haben,  als  sie  Gramino  schrieben 
oder  drucken  ließen. 

Grämulo  (Grämola).  —  17.  Jahrhundert 

Dieser  Name  wird  von  wenig  glaubwürdiger  Seite  als 
der  des  Lieblingsgeigenmachers  Tartinis  überliefert. 
Es  liegt  wahrscheinlich  eine  Namensentstellung  vor, 
bei  der  es  freilich  schwer  ist,  zu  erraten,  wer  eigentlich 
gemeint  ist.  Aus  derselben  Quelle  scheint  auch 
E.  T.  A.  Hoffmann  geschöpft  zu  haben,  der  in  der  Er- 
zählung ~>Der  Schüler  Tartinis«  (Serapionsbrüder  III) 
diesen  Schüler  sagen  läßt :  »Es  ist  ein  wahrhafter  Gra- 
nuelo,  und  gegen  den  alten  Meister  ist  sein  Schüler, 
Euer  Stradivari,  nur  ein  Lump.  Tartini  mochte  auf 
keinen  andern  Geigen  spielen,  als  auf  Granuelos«.  — 
Der  Name  wird  in  der  Form  Hoffmanns  auch  nicht 
greifbarer,  trotzdem  er  hier  bis  zum  Lehrer  Stradivaris 
emporgerückt  ist. 

Grancino,  Andrea.  —  Mailand.   1646 

Wahrscheinlich  der  Vater  Paolos ;  Grillet  veröffentlicht 
zuerst  seinen  Zettel,  der  in  einer  recht  gewöhnlichen 
Geige  gefunden  wurde. 
Geigenzettel:  .Abb.  281. 

Grancino,  Francesco.  —  Mailand.  1690.  f  1 746 

Jüngerer  Sohn  von  Giovanni  Gr.  Er  erreichte  zwar 
ebensowenig  wie  sein  Bruder  Giov.  Batt.  (II),  mit  dem 
er  zusammen  arbeitete,  die  volle  künstlerische  Höhe, 
hat  aber  doch  recht  gute  Instrumente  gemacht.  Meist 
ist  das  Holz  sehr  gewöhnlich,  das  Modell  nach  Amati 
und  der  Lack,  wenn  auch  manchmal  noch  von  klarer, 
gelblicher  Farbe,  nicht  besonders,  der  Ton  dagegen 
fast  durchgängig  edel  und  weich. 

Geigenzettel:  Francesco  Grancino  Figlio  Giovanni 
fecit  Mediolani  17  .  .  (gedruckt). 

Grancino,  Giovanni  I.  —  (Mailand?).    1645. 

1682 

Ein  bisher  unbekanntes  Mitglied  der  Familie  Gr. 
Wahrscheinlich  ein  Bruder  Andreas,  der,  einem  Zettel 
nach  zu  urteilen,  in  Cremona  gelernt  hat,  seiner  Arbeit 
nach  aber  eher  an  die  alttiroler  Schule  als  an  Amati 
erinnert.  Sein  Ladenschild  lautete:  »al  segno  delle  due 
corone",  während  die  übrigen  Grancini  nur  »della 
Corona«  haben.  Eine  Geige  von  ihm  besitzt  Holm 
Viertel  in  Aachen. 

Geigenzettel:  Giovan  Grancino  /  Di  Cremona   1682 
(gedruckt). 
V.  Lütgcndorff,  Geigen-  und  Lautenmacher.     Bd.  II. 


Grancino,  Giovanni  II.  —  Mailand.   Geb.  um 

1675,  t  nach  1737 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  des  Paolo  G.  Als  Geigen- 
macher ist  er  einer  der  besten  unter  den  Mailändern 
und  seinem  Bruder  durchaus  ähnlich  und  ebenbürtig, 
ja  er  nimmt  gewöhnlich  noch  schöneres  Holz.  Die 
Wölbung  ist  weniger  hoch,  aber  breiter  als  bei  Paolo, 
der  Lack  von  gelber  oder  braungelber  Farbe.  Er  scheint 
eine  Vorliebe  für  kleinere  Modelle  gehabt  zu  haben. 
Anfangs  arbeitete  er  mit  seinem  Bruder  gemeinschaft- 
lich. Eine  Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre  1737  befindet 
sich  in  der  Fürstl.  Lobkowitzschen  Sammlung  auf 
Schloß  Raudnitz.  Ein  ihm  zugeschriebenes  Violoncello 
aus  dem  Jahre  1702  (Korpuslänge  74,5)  besitzt  Alfr. 
Keil  in  Lissabon  und  eine  Viola  d'amore  von  1696  die 
Sammlung  Galpin  (Hatfield).  Eine  gute  und  schön 
durchgeführte  Violine  mit  besonders  schöner  Schnecke 
besitzt  Bildhauer  Heinrich  Wirsing  in  Solin  bei 
München. 

Geigenzettel :  Gio.  Grancino  al  Segno  della  Corona  / 
in  contrada  larga  di  Milano  fece  1699  (gedruckt).  — 
Fratelli  Grancini  in  Contrada  larga  di  Milano  al  Segno 
della  ,   Corona  16  .  .  (gedruckt)  und  Abb.  299. 

Grancino,   Giovanni  Battista   I.  —  Mailand, 
Ferrara.  1690.  1710 

Nach  seiner  eigenen  Angabe  Sohn  des  Paolo,  den  er  in 
der  Holzwahl  übertrifft.  Das  Modell  ist  flacher,  der 
Lack  tiefgelb  oder  orangerot,  der  Ton  groß  und 
kräftig.  .Anfangs  scheint  er  sich  in  Ferrara  nieder- 
gelassen zu  haben,  kehrte  aber  später  doch  nach  Mai- 
land zurück.  Für  seine  besten  Arbeiten  werden  jetzt 
gute  Preise  erzielt. 

Geigenzettel :  Giov.  Bapt.  Grancino,  Filius  ,  Paoli,  fecit 
in  Ferrara  16  .  .  (gedruckt)  und  Abb.  288. 


Grancino,  Gio.  Battista  II.  —  Mailand.    1697. 

1705 

Älterer  Sohn  von  Giovanni  I.  Er  arbeitete  meist  mit 
seinem  Bruder  Francesco  Gr.  zusammen.  Beide  setzten 
das  väterliche  Geschäft  fort.  Am  besten  gelangen  ihnen 
Violoncelli  und  Bässe.  Ihre  Arbeit  ist  wenig  sorgfältig 
und  ihr  Lack  jetzt  ziemlich  nachgedunkelt. 
Geigenzettel:  Gio.  Battista  &  Francesco  fra.  Grancini/ 
In  contrada  larga  di  Milano  17  (gedruckt)  und  Abb.  286. 

Grancino,    Giovanni    Batt.    III.    —    Mantua. 

1727. (?) 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Gio.  B.  II  Gr.,  wenn  er  über- 
haupt gelebt  hat.  Eine  Geige  mit  seinem  Namen  zeigte 
ein  langgestrecktes  Modell,  war  hochgewölbt  und 
kastanienbraun  lackiert.  Die  Einlagen  waren  breit  und 
liederlich  in  der  Ausführung,  auch  die  F-Löcher  un- 
schön und  wenig  italienisch.  Dagegen  war  die  massige, 
flach  gestochene  Schnecke  recht  hübsch  und  originell 
(die  rechte  Seite  war  flacher  gehalten  als  die  linke). 

Grancino,  Gramino.  —  Mailand.    1722 

Pfarrer  M.  Müller  in  Oberlahnstein  besitzt  eine  zwei- 
fellos italienische  Violine  mit  einem  geschriebenen 
Zettel,  wobei  er  den  Taufnamen  Gramino  liest.  Der 

12 


178 


Gri 


ancino 


—  G 


raseck 


Ton  ist  außerordentlich  edel  und  gesangreich,  die 
Wölbung  von  mittlerer  Höhe,  der  Lack  auf  dem  Boden 
gelb,  auf  der  Decke  gelbbräunlich,  die  Schnecke 
schwungvoll  mit  breiter  Stirne.  Dieses  Mitglied  der 
Familie,  das  die  gleiche  Adresse  angibt,  wie  fast  alle 
übrigen,  den  Namen  aber  mit  z  schreibt,  ist  sonst 
nicht  bekannt. 

Geigenzettel :  Gramino  Granzino  in  /  contrada  Larga  di 
Milano  /  1 722  (geschrieben). 

Grancino,  Paolo.  —  Mailand.   1665.   1692 

Aus  Nicola  Amatis  Schule  hervorgegangen,  die  er  sein 
Leben  lang  nicht  verleugnete.  Von  der  sklavischen 
Nachahmung  seines  Meisters  befreite  er  sich  erst  sehr 
spät,  weshalb  sicher  eine  große  Zahl  seiner  besten 
Arbeiten  von  Händlern  mit  Amatizetteln  versehen 
worden  ist.  An  der  originellen  längeren  Schnecke  kann 
seine  Arbeit  übrigens  leicht  erkannt  werden.  Sein  Holz 
ist  nicht  immer  schön,  manchmal  nimmt  er  zu  Boden 
und  Zargen  nur  Pappelholz,  dagegen  ist  sein  gelber 
Lack  recht  gut.  In  seinen  Bratschen  übertrifft  er  Amati 
fast  immer.  Arbeiten  von  ihm  besitzt  W.  Heyers  Musik- 
historisches Museum  in  Köln. 

Grandadam,   Fran^ois.  —  Mirecourt.     1770. 

t2.Mai  1785 

Geigenmacher,  Großvater  von  Jean-Dominique  Gr. 

Grandadam,  Jean-Dominique.  —  Mirecourt. 
1795.  t  1864 

Sehr  guter  Bogenmacher,  Vater  von  Adam  (s.  d.). 

Grand-Gerard,  Jean-Baptiste.  —   Mirecourt. 

1771.   1820 

Seine  Arbeit  ist  etwa  mit  der  D.  Hopfs  gleichwertig. 
Das  Holz  ist  mittelmäßig  und  der  glanzlose  Lack  von 
gelber  oder  brauner  Farbe.  Am  Boden  fehlt  oft  der 
Halsansatz.  Er  bezeichnete  seine  Geigen  nur  durch 
Aufdrücken  eines  Brandstempels  mit  seinem  Namen 
ohne  Datum.  Auf  der  Wiener  Musikausstellung  befand 
sich  eine  Geige  von  ihm  mit  der  Abbildung  einer  Kirche 
auf  der  Außenseite  des  Bodens.  Im  Katalog  (S.  16) 
wird  die  Geige  für  englische  Arbeit  (!)  ausgegeben. 

Brandmarke:  Nr.  30. 

Grandi,  Luigi.  —  Pisa.   1874 

Italienischer  Geigenmacher  aus  dem  letzten  Drittel  des 
19.  Jahrhunderts. 

Grandini,  Geronimo.  —  Mirecourt 

Dem  Namen  nach  müßte  man  auf  einen  Italiener 
schließen,  wahrscheinlicher  aber  hieß  er  richtig  Gran- 
din oder  ähnlich  und  hat  den  Namen  nur  italienislert, 
um  seine  Geigen  verkäuflicher  zu  machen. 

Grandjon.  —  Amsterdam.   1847.   1850 

Ein  Geigenmacher  aus  Mirecourt,  Schwager  von  L.  Ber- 
nardel,  dessen  Geschäft  er  auf  Betreiben  der  Witwe 
1847  übernahm,  aber  nicht  auf  der  früheren  Höhe 
halten  konnte. 


Grandjon,  Frangois.  —  Mirecourt 

Der  von  A.  Jacquot  nachgewiesene  Stammvater  der 
Familie. 

Grandjon,  J.  (»Grandjon  fils«).  —  Mirecourt. 
1862.  1868 

Älterer  Sohn  von  Prosper-GerardGr.  und  dessen  Nach- 
folger, übertraf  aber  seinen  Vater  und  besaß  verschie- 
dene Medaillen. 

Grandjon,  Jules.  —  Mirecourt.  Geb.  1855 
Sohn  von  Prosper-Gerard  Gr.  Bevor  er  seine  Fabrik  in 
Mirecourt  gründete,  arbeitete  er  längere  Zeit  in  Paris 
und  hielt  auch  später  dort  noch  eine  Niederlage.  Er 
machte  verschiedene  Versuche  und  Erfindungen,  so 
eine  Geige,  deren  Hals  abgeschraubt  werden  kann  usw., 
und  entschied  sich  zuletzt  für  ein  großes  Modell,  das 
auch  in  seiner  Fabrik  hauptsächlich  zur  Anwendung 
kommt.  Vorzugsweise  verwendet  er  hellroten  Lack. 
Geigenzettel:  Abb.  295. 

Grandjon,  L.  —  Mirecourt.    1830.    1840 
Er  bevorzugte  ein  flaches  Modell  und  einen  orange- 
farbenen Lack. 

Grandjon,  Prosper-Gerard  (Grandjon  pere). — 
Mirecourt.  1820.  1862 

Er  war  schon  der  Sohn  eines  Geigenmachers  und  besaß 
zwar  eine  gewisse  Geschicklichkeit,  arbeitete  aber  sehr 
handwerksmäßig. 

Granser  (Granzer,  Grauser)  s.  Kranzer 

Granuelo  s.  Gramulo 

Grappello,  Giovanni  Marco.  —  Ferrara.    1566 

Ein  Instrumentenmacher,  der  mehrfach  erwähnt  wird. 
Von  ihm  ist  wahrscheinlich  die  sechssaitige  Viola  da 
Gamba  im  Museum  des  Mailänder  Konservatoriums 
mit  dem  Zettel:  »loannes  marcus*.  Sie  ist  sehr  sauber 
ausgeführt,  ohne  Ecken,  108  cm  lang,  und  hat  dunkel- 
gelben Lack. 

Graseck,  Gustav.  —  München.  Geb.  12.  Juli 
1881  in  Neuenstein  (O.-A.  Öhringen,  Würt- 
temberg) 

Erst  Schüler  von  Friedr.  Kochendörffer  in  Stuttgart, 
dann  von  Albert  Götz  in  Markneukirchen ;  seine  eigent- 
liche Ausbildung  fand  er  jedoch  erst  bei  W.  A.  Keßler 
in  Frankfurt,  bei  dem  er  mehrere  Jahre  lang  als  Ge- 
hilfe arbeitete.  Hierauf  kam  er  zu  Fiorini  nach  Mün- 
chen und  machte  sich  dort  am  1.  Oktober  1910  selb- 
ständig und  mußte  von  1914 — 1918  ins  Feld.  Erarbeitet 
vorzugsweise  nach  Stradivari  und  Guarneri  und  hat 
einen  sehr  guten  Öllack,  der  die  Schönheit  des  sorgfältig 
gewählten  Holzes  gut  zur  Geltung  kommen  läßt.  Er 
vermeidet  mit  Recht  grundsätzlich  die  Nachahmung 
des  alten  Aussehens  seiner  Vorbilder  und  läßt  keine 
fremde  Hand  an  seine  neuen  Geigen.  Da  er  jedoch  als 
ausgezeichneter  Reparateur  mit  Aufträgen  überhäuft  ist, 
kommt  er  nur  selten  zum  Neubau.  Früher  verwendete 
er  gedruckte  Zettel,  in  neuerer  Zeit  aber  nur  mehr 
geschriebene. 


Grater  —  Gretschel 


179 


Grater,  Thomas 

Begründete  1874  seine  noch  bestehende  Werkstatt  in 
Birmingham. 

Gratiani,  Giuseppe.  —  Genua.   1762 

Grillet  veröffentlicht  nur  folgenden  Zettel  von  diesem 
sonst  unbekannten  Geigenmacher. 
Geigenzettel :  Abb.  238. 

Grau,  L.  — Erfurt.   1846 

Nur  als  Gitarren-  und  Zithermacher  bekannt.  Eine  so- 
genannte "Thüringer  Volkszither«  von  ihm  befindet 
sich  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum  inKöln. 
Geigenzettel:  L.  Grau  /  in  /  Erfurt  1846  (gedruckt). 

Graubner,    Adam    Gottlieb.    —    Klingenthal. 

1786 

Wahrscheinlich  ein  fremder  Geigenmacher,  der  sich  in 

Klingenthal  eingeheiratet  hatte. 

Grauweels  (Grouwels),  Jan  (Hans).  —  Ant- 
werpen 

Wurde  1579  Meister.  Er  ist  bisher  nur  als  Clavecin- 
macher  bekannt  geworden  und  war  der  Sohn  eines 
Meisters.  Ein  Clavecin  von  Ihm  befand  sich  in  der 
Sammlung  Snoeck.  Da  die  Möglichkeit,  daß  er  auch 
andere  Musikinstrumente,  Lauten  und  Harfen  usw. 
gemacht  hat,  nicht  ausgeschlossen  ist,  sei  er  hier  er- 
wähnt. Von  einem  Lodovicus  Grovvelus  besitzt  das 
S.  Kens.  Mus.  ein  Virginal  von  1600. 
Geigenzettel :  Johannes  Gravwells  fecit  Antwerpiae  (ge- 
druckt). 

Gray,  F.,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in  St.  Louis 

(Miss.) 

Gray,  J.  —  Fochabers  (Banffshire,  Schottland). 

1870 

Unbedeutender  Geigenmacher  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  19.  Jahrhunderts. 

Gregori,  Luigi.  —  Bologna.   1793.   1808 
Als  Geigenmacher  nur  ein  Handwerker. 
Geigenzettel:  Luigi  Gregori  fece  in  Bologna  /  Anno 
1808  (gedruckt). 

Gregson,  Robert.  —  Blackburn.   Geb.  3.  Juni 

1871  in  Blackburn 

Er  studierte  acht  Jahre  lang  das  Violinspiel  und  hatte 
das  Holzschnitzen  erlernt;  so  kam  er  darauf,  sich  auch 
im  Geigenmachen  zu  versuchen.  Von  1894 — 1895  war 
er  in  Montreal  in  Kanada  ansässig  und  ließ  sich  1898 
in  seiner  Vaterstadt  als  Geigenreparateur  nieder.  Im 
Jahre  1898  machte  er  seine  erste  Viola  und  hat  seitdem 
über  100  neue  Geigen  (nach  dem  Stradivanmodell)  ge- 
macht. Alles  an  seinen  Geigen  ist  eigene  Arbeit,  er 
beschäftigt  keinerlei  Gehilfen  und  steht  sowohl  als 
Geigenmacher  und  Reparateur  wie  als  Händler  in 
gutem  Ansehen. 

Geigenzettel:  »Arte  et  Labore.«  /  Robert  Gregson,  / 
Blackburn.  /  Anno  1913  (gedruckt). 


Greiff,  Andres.  —  Prag.   1602 

Ein  Lautenmacher,  der  in  der  Altstadt  arbeitete  und 
wahrscheinlich  aus  Füssen  eingewandert  war. 

Greiff  (Greif),  Georg  I.  —  Füssen.    15  .  . 

Vielleicht  ein  Sohn  des  im  Jahre  1517  aus  Faulenbach 
in  Füssen  eingewanderten  Martin  Greiff.  Eine  Arbeit 
von  ihm  besitzt  das  Darmstädter  Museum  (Nr.  493). 
Geigenzettel:  Georgius  Greif.  A  Fies  /  sen.  Me  fecit 
15  .  .  (gedruckt). 

Greiff,    Georg    II    (Jerg).   —  Füssen.     Geb. 
27.  Okt.  1599 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  von  Georg  I  Gr.  Er  wurde 
am  21.  September  1631  als  Meister  in  die  Füssener 
Lautenmacherzunft  aufgenommen. 

Greiff,  Hans  (Johann).  —  Füssen.    1606.    1622 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Magnus  oder  Georg  Gr. 
Im  Jahre  1612  gehörte  er  zu  den  Lautenmachern,  die 
sich  über  einen  ihre  Zunft  schädigenden  Holzhandel 
beschwerten.  Vidal  erwähnt  einen  Johann  Greffts, 
gemeint  kann  doch  nur  Greif!  sein. 

Greiff,  Laurentius.  —  Ingolstadt.   1600 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Magnus  G.  und  wohl 
auch  ein  älterer  Verwandter  von  M.  Fichtoldt,  der 
gleichfalls  aus  Füssen  kommend,  sich  später  in  Ingol- 
stadt niedergelassen  hat.  Eine  winkelhalsige  Laute  aus 
dem  Jahre  1600  von  ihm  besitzt  R.  Leibbrand  in 
Berlin. 

Geigenzettel :  Laurentius  Greiff  /  me  fecit  /  Ingolstadij, 
Anno  1600  (gedruckt). 

Greiff  (Greif),  Lukas  (Laux).  —  Füssen.   1611. 

1612 

Er  wurde  am  26.  Dezember  1611  in  die  Zunft  als 
Meister  aufgenommen,  nachdem  er  schon  am  27.  April 
1609  Anna  Pfennig  geheiratet  hatte.  Im  Jahre  1612 
wird  er  als  Mitglied  der  Lautenmacherzunft  genannt. 

Greiff,  Magnus  (Mang  I).  —  Füssen.  1550 
Im  Verzeichnis  der  Raymund  Fuggerschen  Musik- 
kammer (vom  Jahre  1 566)  wird  unter  Nr.  67  aufgezählt : 
»Eine  grosse  Lauten  von  Flader  mit  schwarzen  Filetlen 
von  Mang  Greif  zu  Fefsen.«  Vgl.  Stockbauer,  Kunst- 
bestr.  unter  Alb.  V.  u.  Wilh.  V.,  S.  83.  Trautmann 
nennt  ihn  wohl  nur  irrtümlich  Martin  Greif. 

Greiff,  Mang  II.  —  Füssen.    1606.    f  1620 
Er  war  vermutlich  ein  Sohn  des  Mang  I  und  wird  1606 
als  Mitglied  der  Lautenmacherzunft  genannt. 

Greßel,  Joseph.  —  Mirecourt.   1781 
Nur  von  A.  Jacquot  erwähnter  Geigenmacher. 

Gretschel.  —  Arbeitete  die  1869  erschienene 
neue  Auflage  von  Wettengels  Lehrbuch  um 

12* 


180 


Grevy  • —  Grinager 


Grevy,  Fran^ois.  —  Paris.  Um  1870 

Wahrscheinlich  nur  ein  Händler;  seine  Geigen  sehen 
wie  Mirecourter  Fabrikate  aus.  einzelne,  offenbar  für 
Ausstellungen  angefertigte  Violinen  ausgenommen,  die 
reich  mit  Farbholzornamenten  eingelegt  sind,  aber 
wenig  Tonschönheit  besitzen. 
Geigenzettel:  Fran?ois  Grevy  /  Paris  (gedruckt). 

Grienberger  (Grünberger),  Joseph.  —  Urfahr- 
Linz  a.  D.  Geb.  um  1800,  f  um  1865 
Er  hatte  in  Urfahr  Nr.  195  eine  Werkstatt  und  war 
recht  geschickt.  Er  ahmte  das  Stradivarimodell  nach 
und  verwandte  einen  dunkelbraunen  Lack.  Holz  und 
Arbeit  sind  gut,  ebenso  der  Klang. 
Geigenzettel:  Josephus  Grienberger  fecit  y  Urfahr — 
Linz  anno  1842  (gedruckt). 

Grieser,  Martin.  —  Dresden.   1790 

Vielleicht  aus  Füssen  stammend,  wie  Mathias  Griesser. 
dessen  Sohn  er  jedoch  nicht  gewesen  sein  dürfte,  da 
dieser  dem  Anscheine  nach  kinderlos  geblieben  ist. 
Ein  Lautenmacher  des  18.  Jahrhunderts,  der  auch  Gi- 
tarren und  Geigen  gebaut  hat,  hauptsächlich  aber  als 
Reparateur  beschäftigt  war. 

Griesser,    Mathias.    —    Innsbruck.     Geb.    in 
Füssen  nach  1700,  f  am  3.  März  1784 

Ein  geschickter  Meister,  der  wohl  in  Füssen  gelernt 
hat  und  1 726  bereits  in  Innsbruck  ansässig  war,  wo  er 
(nach  Dr.  F.  Waldners  Forschungen)  am  20.  August 
Anna  Moreller  von  Imst  heiratete.  Sein  Modell  war 
zwar  nicht  besonders  schön,  Ton  und  Lack  seiner 
Geigen  sind  aber  meistens  recht  gut.  Das  Instrumen- 
tenmuseum des  Liceo  filarmonico  in  Bologna  besitzt 
eine  interessante  Viola  d'amore  von  ihm.  Im  Ferdi- 
nandeum  in  Innsbruck  befindet  sich  eine  Gitarrelaute 
vom  Jahre  1747,  auch  das  Stift  in  Hall  besaß  von  ihm 
eine  Violine,  die  in  dem  bei  Aufhebung  des  Stifts  (1783) 
angelegten  Inventar  (Cod.  31  des  Statthaltereiarchivs 
in  Innsbruck)  auf  54  Kronen  bewertet  wurde.  (Ferd. 
Zeitschr.  1 885,  S.  275).  Eine  gute  Viola  von  1 727  stellte 
W.  E.  Hill  im  Jahre  1904  in  der  Londoner  Music  Loan 
Exhibition  aus,  wobei  er  irrtümlich  den  Vornamen 
Martin  angab. 

Geigenzettel:  Mathias  Griesser,  Lauden  und  Geigen- 
macher    in  Insprugg  ann.  1727  (gedruckt). 

Grilli,  Giuseppe.  —  Arezzo.   1742.   1743 

Seine  Geigen  verraten  keine  kunstgeübte  Hand.  Grillet 
druckt  seinen  Zettel  von  1 743  ab  mit  dem  dort  befind- 
lichen Zusatz:  Nr.  3. 
Geigenzettel:  Josephus  Grilli  ,  Aretii  1742  (gedruckt)^ 

Grillon.  —  MIrecourt.   1880.   1895 

Tüchtiger  Geigenmacher,  der  jedoch  nicht  selbständig 
aufgetreten  ist. 

Gnmaldi,  Carlo.  —  Messina.   1681 

Er  gilt  als  Schüler  von  Albani,  was  seine  Arbeiten  in 
gewisser  Beziehung  zu  betätigen  scheinen. 

Grimaldi,  0.,  lebt  m  Catania 


Grimes.  —  Sherborne.    19.  Jahrhundert 

Englischer  Geigenmacher  von  wenig  Ruf. 

Grimm,  Adam  Friedrich.  —  Kimgenthal.  1 784 

In  den  Meisterlisten  kommt  er  1784  vor.  Seine  Arbeit 
ist  sehr  gewöhnlich.  Konzertmeister  H.  Schatz  in  Vevey 
besitzt  eine  Violine  von  ihm  im  echten  Vogtländer  Stil, 
ohne  Einlage,  Boden  aus  einem  Stück.  Auch  im  Ton 
ziemlich  wertlos. 

Geigenzettel :  Adam  Friedrich  Grimm  /  Violin  Macher 
Klingenthal  (geschrieben). 

Grimm,   Carl   Constantm    Louis.   —   Berlm. 
Geb.  17.  Febr.  1821  in  Berlin 

Sohn,  Schüler  und  zum  Teil  Nachfolger  von  K.  Grimm, 
da  er  Teilhaber  der  Firma  mit  seinem  Schwager  Hell- 
mig  wurde.  Den  Geigenbau  hat  er  jedoch  in  der  Folge 
nicht  betrieben;  er  wurde  1844  als  erster  Harfenist  bei 
der  Königl.  Kapelle  angestellt  und  galt  als  Künstler  in 
seinem  Fache. 

Grimm,  Heinrich.  —  Magdeburg.   1630 

Ein  Lautenmacher,  der  auch  Monochorde  gemacht  hat. 

Grimm,  Karl.  —  Berlin.  Geb.  1794,  f  16.  Juni 

1855  m  Berlin 

Er  eröffnete  1825  seine  Werkstatt  und  war  jedenfalls 
einer  der  allerbesten  Berliner  Geigenmacher.  Er  ver- 
arbeitete nur  das  schönste  und  beste  Holz  und  war 
sorgfältig  in  der  Ausführung  und  im  Lack.  Obwohl  er 
sehr  fleißig  arbeitete,  machte  er  im  Jahr  höchstens 
30  Geigen.  Seine  Kopien  nach  Stradivari  sind  täu- 
schend ähnlich  und  das  Entzücken  der  Kenner.  Auch 
seine  Harfen  waren  geschätzt.  Ebenso  schön  sind  seine 
Violoncelli.  Er  war  eine  echte  Künstlernatur  und 
machte  fortwährend  interessante  Versuche.  Er  war  auch 
musikalisch  gebildet  und  soll  u.  a.  ein  Virtuose  auf  der 
Trompete  gewesen  sem.  Im  Jahre  1853  erhielt  er  den 
Titel  eines  Königl.  Hofinstrumentenmachers.  Seine 
Werkstatt  übernahm  sein  Werkführer  und  Schwieger- 
sohn C.  Hellmig. 

Grimm  (Grim),  Karl.  —  Saaz.   Geb.  in  Groß- 

Tschernitz  bei  Saaz  1811,  f  8.  Sept.  1877  in 

Saaz 

Als  Sohn  eines  Bauern  kam  er  zu  einem  Musiker,  der 
auch  Geigen  machte,  in  die  Lehre.  Nachdem  er  eine 
Zeitlang  gewandert  hatte,  ließ  er  sich  um  1842  in  Saaz 
als  Geigenmacher  und  Musiker  nieder,  wurde  1846 
Bürger  und  verheiratete  sich  mit  Maria  Anna  Stein 
aus  Schönhof.  Seine  Tochter  Sidonia  wurde  Schau- 
spielerin. Seine  Geigen  sind  zwar  wenig  elegant  in  der 
Form,  klingen  aber  manchmal  gut. 
Geigenzettel:  Karl  Grim  ,  in  Saatz  1841  (gedruckt).  — 
Karl  Grimm       Instrumentenmacher  in  Saaz.  (gedr.). 

Grinager,  Lars  P.  —  Brandbo  (Hadeland,  Nor- 
wegen). 1886.  1889 

Erhielt  in  Paris  1886  eine  goldene,  in  Christiania  1887 
eine  bronzene  Medaille,  in  Barcelona  1888  eine  ehren- 
volle Erwähnung  für  seine  Violinen. 


Griseri  —  G  rosset 


181 


Griseri,  Filippo.  —  Florenz.    1650 

Seine  Geigen  haben  manches,  was  an  die  deutsche 
Schule  erinnert,  so  daß  die  Meinung  aufkommen 
konnte,  daß  er  ein  Deutscher  gewesen  sei  und  vielleicht 
zur  Familie  Grieser  (Griesser)  aus  Füssen  gehört  habe. 

Grivel,  V.  —  Grenoble.    1867 

Er  beschäftigte  sich  eingehend  mit  dem  Studium  des 
altitalienischen  Geigenlacks  und  gab  auch  eine  Schrift 
darüber  heraus. 

Griwalski,  Franz.  —  Posen.   1743 

Einer  der  besten  polnischen  Geigen-  und  Lauten- 
macher seiner  Zeit.  August  Zimmermann  in  St.  Peters- 
burg besitzt  von  ihm  eine  kunstvoll  ausgeführte  Viola 
d'amore  mit  hellbraunem  Lack  von  italienischem  Cha- 
rakter. Am  Wirbelkasten  befindet  sich  der  Kopf  der 
Justitia  (Frauenkopf  mit  Diadem  und  verbundenen 
Augen). 

Geigenzettel:  AMDCB  .  M  .  V^)  1743  D  30  X  bris  / 
Franciszek  Griwalski  w  Poznamu.  (gedruckt). 

Grob,  Andreas  Joseph.  —  Straubing.  Geb. 
26.  April  1826  in  Straubing,  f  daselbst 
4.  April  1909 

Schüler  von  Jacob  Schmidbauer  in  Regensburg.  .Als 
Gehilfe  arbeitete  er  in  München  und  Passau  usw.  und 
kehrte  dann  in  die  Heimat  zurück,  wo  er  der  Nachfolger 
Melzls  wurde,  dessen  Geschäft  er  kaufte.  Er  machte 
sowohl  alle  Arten  von  Streichinstrumenten  als  auch 
Gitarren,  Mandolinen  und  Zithern. 

Grobert.  —  Mirecourt.  Geb.  um  1794,  \  1869 

Ein  geschickter  Gitarrenmacher,  von  dem  noch  manche 
.Arbeiten  in  Sammlungen  aufbewahrt  werden,  so  im 
Museum  des  Pariser  Konservatoriums  eine  Gitarre,  die 
ehemals  Paganini  und  Berlioz  besessen  haben. 

Groblicz,  Martin  I  (Marcin).  —  Krakau.  1 601 . 
1609 

Einer  der  namhaftesten  polnischen  Geigenmacher.  Am 
besten  sind  seine  Violoncelli.  Arbeiten  von  ihm  waren 
auf  der  Wiener  Musik-  und  Theaterausstellung  zusehen. 
Kolarczkowski  ■)  erwähnt  eine  in  Krakauer  Privatbesitz 
noch  vorhandene  Viola  da  Gamba  mit  dem  Zettel: 
Na  chwale  Boza  ukonczyl  Marcin  Groblicz  roku 
panskiego  1602  (Zur  Ehre  Gottes  vollendet  von  Martin 
Groblicz  im  Jahre  des  Herrn  1602.) 

Groblicz.Martin  II.  — Warschau.   1710.   1750 

Vielleicht  ein  Enkel  des  Krakauer  Meisters.  In  der 
Arbeit  ist  er  ihm  gleichstehend,  verwendet  gutes  Holz 
und  arbeitet  nach  verschiedenen  Modellen,  meistens 
aber  nach  Stainer.  Er  machte  hübsche  Einlagen  und 
schnitzte  Löwenköpfchen  am  Wirbelkasten.  Seiner 
Arbeit  nach  kann  man  ihn  allenfalls  der  deutschen 


')  Die  Buchstaben  könnten  mit:  »Ave  Maria  Domini 
Christi  Beata  Mater  Virgo«  zu  deuten  sein. 

^)  In  seiner  1888  erschienenen  Schrift  über  Kunst  und 
Gewerbe  im  alten  Polen,  S.  221.  Dasselbe  Instrument 
scheint  auch  schon  A.  Grabowski  gekannt  zu  haben. 


Schule  zuzählen,  nur  darf  man  ihn  nicht  als  »artifice 
tedesco«  bezeichnen,  wie  es  de  Piccolellis  tut.  Seinen 
Ruhm  in  Deutschland  verdankt  er  vornehmlich  dem 
Lob,  das  ihm  Kapellmeister  Löhlein ')  in  Danzig 
(t  1782)  erteilte.  Eine  Geige  von  ihm  besitzt  das  Kon- 
servatorium in  Warschau.  (Abgebildet  in  Polinskis 
Geschichte  der  poln.  Musik.) 

Geigenzettel:  Marcin  Groblicz  z  Warszawie  1710  (ge- 
schrieben). 

Gröber,  Georg.  —  Innsbruck.   1816 
Er  war  Orgel-  und  Musikinstrumentenbauer. 

Groh,  Heinrich  Moritz.  —  Geb.  3.  Febr.  1869 
in  Erlbach,  lebt  als  Geigenmacher  in  Mark- 
neukirchen 

Grohmann,  C.  A.  G.  (gen.  Franck).  —  Bay- 
reuth.  1799 

Ist  nur  als  Reparateur  bekannt  geworden.  Eine  Ab- 
bildung seines  Reparaturzettels  findet  sich  in  G.  Kins- 
kys  Katalog  von  W.  Heyers  Musikhistorischem  Mu- 
seum in  Köln,  Bd.  II,  S.  623. 

Groll,  Math.  —  Msran.   1800 

In  der  Arbeit  mit  den  Halleiner  Geigenmachern  ziem- 
lich gleichwertig.  Er  scheint  übrigens  nur  vorüber- 
gehend in  Meran  ansässig  gewesen  zu  sein,  wodurch 
es  sich  erklärt,  daß  weder  im  dortigen  Archiv  noch  in 
den  Geburts-  und  Sterbematrikeln  etwas  über  ihn  zu 
finden  ist. 

Gronau,  Joh.  Benjamin.  —  Danzig.    1 794.  1 798 

Ein  Geigenmacher,  von  dem  bisher  nur  Reparaturen 
bekannt  geworden  sind. 

Geigenzettel:  Joh.  Benj.  Gronau  Geigenmacher  in 
Danzig  ,  Reparirt  1794  (gedruckt)  und  Abb.  319. 

Grosjean,  John  Fredenck.  —  London.    1837. 

1840 

Er  war  Harfenmacher,  baute  aber  auch  Harfengitarren. 
Grosseiet.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  aus  der  A.  Jacquot  die 
Folgenden  aufzählt : 

JeanG.   1758.   1770 

Jean-Fran?ois  1  G.,  geb.  4.  Juli  1727,  f  1759,  Sohn 

des  Joseph  I  G. 

Jean-Fran?ois  II  G.,  geb.  5.  November  1749,  lebte 

noch  1776,  Sohn  von  Jean  Francois  I. 

Joseph  I  G.  1727,  der  Stammvater  der  Familie. 

Joseph  II  G.,  geb.  vor  1740,  lebte  noch   1789.  Er 

gebrauchte   eine  Brandmarke  mit  seinem  Namen. 

Jacquot  kennt  Geigen  von  ihm,  die  er  lobt. 

Grosset,  Paul-Fran^ois.  —  Paris.    1744.    1765 

Schüler  von  Claude  Pierray.  In  Arbeit  und  Modell 
ungleich  und  mittelmäßig,  am  besten  ist  noch  sein 
gelber  oder  brauner  Spirituslack.  Die  Wölbung  nimmt 


')  Löhlein  gab   1774  eine  heute  noch  wertvolle  An- 
weisung zum  Violinspielen  heraus. 


182 


Grossl  —  Gschwenter 


er  gewöhnlich  ziemlich  hoch.  Er  wohnte  in  der  Rue  de 
la  Verrerie  und  hatte  den  Schild  »Au  Dieu  Apollon«. 
Da  er  nicht  viele  Geigen  gemacht  hat,  kommen  sie  auch 
zieiTilich  selten  vor,  doch  waren  solche  aus  den  Jahren 
1 758  und  1 759  aus  dem  Besitze  E.  Mennessons  im 
Jahre  1895  auf  der  retrospektiven  Ausstellung  in  Reims 
ausgestellt. 

Geigenzettel :  P.  F.  Grosset.  Au  dieu  Apollon.  /  rue  de 
la  Verrerie,  ä  Paris  1757.  (geschrieben). 

Grossi,  Giuseppe.  —  Bologna.    1803.    1804 

Seine  Arbeiten  lassen  nur  noch  wenig  merken,  daß  sie 

in  Italien  entstanden  sind. 

Geigenzettel :  Giuseppe  Grossi  /  Bologne  /  1 804.  (gedr.) 

Grossi,  Gualterio  de.  —  Neapel 
Mandolinenmacher. 

Großmann,  Dr.  Max.  —  Friedrichsfelde  bei 

Berlin 

Es  ist  durchaus  wahrscheinlich,  daß  die  alten  Meister 
des  Geigenbaues  über  die  physikalischen  Gesetze  besser 
unterrichtet  waren,  als  man  gemeiniglich  glaubt,  und 
daß  die  schließlich  von  ihnen  festgestellte  Form  der 
Geige  eine  Folge  wissenschaftlicher  Erwägungen  war. 
Daß  wissenschaftliche  Ergebnisse  in  früheren  Zeiten 
häufig  als  Geheimnis  von  den  wenigen  Wissenden  ge- 
hütet wurden,  kann  auch  nicht  bestritten  werden,  und 
so  darf  man  den  ein  Jahrhundert  alten  Glauben,  daß 
die  Cremoneser  ein  Geheimnis  besessen  und  mit  ins 
Grab  genommen  haben,  nicht  ohne  weiteres  von  der 
Hand  weisen.  Ist  es  doch  trotz  aller  Versuche  der  besten 
Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts  keinem  gelungen, 
Stradivari  oder  Guarneri  auch  nur  zu  erreichen,  ge- 
schweige denn,  sie  zu  übertreffen.  Das  zu  vermutende 
Geheimnis  zu  lüften,  haben  sich  bereits  zahlreiche 
Geigenmacher  und  Physiker  bemüht,  und  zu  einem 
interessanten  Ergebnis  ist  Sanitätsrat  Dr.  Großmann 
gekommen,  das  dieser  in  einer  kleinen  Schrift  unter 
dem  Titel:  »Es  gibt  doch  ein  Geheimnis  der  alten 
italienischen  Geigenbauer«  (Berlin  1898)  veröffent- 
lichte, und  das  in  der  Forderung  besteht,  daß  Boden 
und  Decke  in  einem  einfachen  Schwingungsverhältnis 
zueinander  stehen  müssen.  Dieses  Verhältnis  fand  er 
in  der  höheren  reinen  Quarte  oder  Quinte.  Bei  an- 
nähernd gleicher  Stärke  stehen  die  Eigentöne  von 
Fichten-  und  Ahornholz  in  diesem  Verhältnis,  woraus 
sich  die  Wahl  gerade  dieser  Holzsorten  zum  Geigenbau 
erklären  ließe.  Dr.  Großmann  führte  seine  Theorie 
noch  weiter  aus  in  einem  Aufsatz  der  Berliner  Mus.- 
Instr.-Ztg.  vom  16.  Juli  (1897/98)  Nr.  41,  der  auch 
als  Sonderdruck  erschienen  ist,  sowie  in  einigen 
weiteren  Aufsätzen.  Auf  seine  Ideen  gingen  verschie- 
dene Geigenmacher  mit  bestem  Erfolge  ein.  In  jüngster 
Zeit  ist  eine  Gesellschaft  unter  der  Firma  »Neu- 
Cremona«  zusammengetreten,  um  Dr.  Großmanns 
Theorie  praktisch  auszubeuten. 

Grou.  —  Paris.   1752 

Er  fertigte  hauptsächlich  Bauernleiern  an  und  scheint 
früh  gestorben  zu  sein.  In  der  Sammlung  Arrigoni  in 
Mailand  waren  zwei  Arbeiten  von  ihm. 

Grovvelus,  s.  Grauweels 


Gruber,  Franz  Xaver.   1832 

Auf  seinem  Zettel  gibt  die  schlecht  leserliche  Orts- 
bezeichnung ein  Rätsel  auf. 

Geigenzettel:  Fr.  Xaver  Gruber  /  Geigen  Verfertiger  / 
in  Vollmann  (vielleicht  Mettmann,  Rheinprov.  ?)  / 
1832  (geschrieben). 

Grünberger,  L.  —  Linz  a.  D.   1864 

Wahrscheinlich  ein  Verwandter  des  J.Grienberger,  der 
in  dem  der  Stadt  Linz  gegenüberliegenden  Urfahr  seine 
Werkstatt  hatte.  Er  scheint  sich  Guarneri  zum  Vorbild 
genommen  zu  haben,  verwendete  einen  gelblichen  Lack 
mit  rötlicher  Schattierung  und  gab  seinen  Geigen  gerne 
ein  altes  Aussehen.  Die  Arbeit  ist  ziemlich  gut,  nur  die 
Schnecken  lassen  zu  wünschen  übrig. 

Gründler,  Johann.  —  Budapest.   Geb.  1839  in 
Szabadka 

Ein  talentvoller  Schüler  seines  Oheims  Hackhofer  und 
von  Franz  Tischenant,  lebte  bis  1 863  als  Geigenmacher 
in  Budapest  und  wurde  dann  Beamter. 

Grünwald  s.  Draßegg 

Grulli,  Pietro.  —  Cremona.   1870.  f  1898 

Wenn  ein  Geigenmacher  in  Cremona  lebt,  fordert  er 
unwillkürlich  zum  Vergleich  seiner  Arbeiten  mit  den 
besten  klassischen  Meisterwerken  heraus.  Es  will  daher 
schon  etwas  heißen,  wenn  man  sagt,  daß  Grullis  Geigen 
ihrem  Ursprungsorte  keine  Schande  machten. 

Grumet,  Alphonse-Joseph.  —  Paris.  Geb.  1857 

Er   begründete    1892   ein   Saiteninslrumentengeschäft 
und  läßt  auch  nach  eigenen  Modellen  durch  einen  bei 
ihm  angestellten   Mirecourter  Geigenmacher   Instru- 
mente herstellen,  die  seinen  Namen  tragen. 
Geigenzettel :  A.  Grumet,  Luthier  /  ä  Paris  (geschr.). 

Gschiel,  Andreas  Johann.  —  Budapest.  Zweite 
Hälfte  des  18.  Jahrhunderts 

Einer  der  besten  Budapester  Geigenmacher  seiner  Zeit, 
der  in  seinen  Violinen  an  die  Art  von  Math.  Thir  er- 
innert, wenn  er  ihm  auch  nicht  gleichkommt.  Arbeit 
und  Holz  sind  gut,  nur  der  Lack  ist  etwas  arm  und 
dunkel. 

Geigenzettel:  Abb.  316. 

Gschiel  (Gschiell),  Joseph  Michael.  —  Buda- 
pest.  1807 

Nach  Dr.  J.  Geyers  Meinung  vielleicht  ein  Sohn  des 
Andreas  Joh.  Gsch.,  den  er  jedoch  wesentlich  über- 
troffen haben  soll. 

Gschwenter,  H.  Joseph.  —  Innsbruck.  Geb. 
26.Juni  1 838  zu  Mals  i.Vintschgau,  f  1 1 .  Dez. 
1894  in  Innsbruck 

Er  hat  in  Mittenwald  gelernt  und  kam  vor  1859  nach 
Innsbruck.  Er  hat  nur  wenige  neue  Geigen  gemacht, 
hauptsächlich  beschäftigte  er  sich  mit  Ausbesserungen 
und  dem  Bau  von  Zithern  und  Gitarren.  Nach  Dr.  Fr. 


GuadagninI,  Antonio  —  Guadagnini,  Giambattista  II. 


183 


Waldner  erhielt  er  1873  in  Wien,  wo  er  ein  Quartett 
ausgestellt  hatte,  für  eine  Bratsche  die  goldene  Me- 
daille. Er  verlegte  sich  zuletzt  ganz  auf  den  Instru- 
menten- und  Musikalienhandel.  Sein  Nachfolger  Carl 
Gschwenter  setzte  das  Geschäft  nur  als  Kaufmann  fort. 

Guadagnini,  Antonio.  —  Turin.  Geb.  1831, 
t  1881 

Sohn  von  Gaetano  1 1  und  Enkel  von  Carlo  G.  Tüchtiger 
und  sauberer  Nachahmer  alter  Meister ;  Reparateur  und 
ständiger  Lieferant  der  Musiklyzeen  in  Turin  und 
Pesaro,  ein  ungemein  fleißiger  Geigenmacher.  Auch 
seine  beiden  Söhne  Francesco  und  Giuseppe  sind 
Geigenmacher  geworden. 
Geigenzettel:  Abb.  251. 

Guadagnini,  Carlo.  —  Turin.   1780.   1839 

Sohn  von  Gaetano  I.  Er  machte  hauptsächlich  Gitarren 
und  beschäftigte  sich  nur  als  Reparateur  mit  Geigen. 
Er  hinterließ  drei  Söhne,  Gaetano,  Giuseppe  und 
Feiice,  die  Geigenmacher  wurden. 

Guadagnini,  Felice  I.  —  Turin.   1834.   1835 

Er  bezeichnet  sich  als  »Nepos  Joan.  Bapt.«  und  wird 
häufig  mit  Felice  II.  verwechselt.  Seine  Geigen  sind 
flachgewölbt  und  nach  dem  von  seiner  Familie  be- 
vorzugten Modell  gebaut. 

Guadagnini,  Felice  II.  — Turin.  Geb.  um  1830 

Sohn  von  Carlo  G.  und  wohl  auch  dessen  Schüler.  Er 
übertraf  jedoch  seinen  Vater,  seine  Violinen  haben 
großen  Ton  und  sind  sauber  gearbeitet,  auch  die 
kräftiggehaltene  Schnecke  ist  tadellos,  nur  der  Lack  — 
oft  von  rotbrauner  oder  gelbbrauner  Farbe  —  läßt  zu 
wünschen  übrig.  Bessere  Arbeiten  von  ihm  werden 
schon  jetzt  recht  gut  bezahlt. 

Guadagnini,  Francesco.  —  Turin.    1889.    1910 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  von  Antonio  G.  Gegen- 
wärtig der  einzige  Nachkomme  der  berühmten  Familie 
m  Turin.  Ein  gebildeter  und  geschickter  Meister,  der 
nach  den  Modellen  seines  Urururgroßvaters  Giam- 
battista II  G.  arbeitet.  Von  seinem  Lack  behauptet  er, 
daß  dieser  noch  immer  derselbe  sei,  den  sein  Vorfahr 
angewendet  habe,  nur  fehlten  ihm  zunächst  naturgemäß 
jene  Vorzüge,  die  allein  das  Alter  verleihen  können. 
Tatsächlich  hat  sein  Lack  (von  leuchtend  roter  Farbe) 
viele  Kennzeichen  des  altitalienischen  Lacks.  Bis  jetzt 
arbeitet  er  ohne  Gehilfen,  er  hat  wohl  drei  Söhne,  von 
denen  ist  der  älteste  aber  erst  etwa  siebzehn  Jahre  alt. 
Seine  Werkstatt  befindet  sich  in  der  Via  Santa  Teresa  15. 
Die  Begründung  seines  Hauses  verlegt  er  in  das  Jahr 
1690,  was  freilich  nicht  ganz  stimmen  dürfte.  —  Eine 
sehr  gute  Violine  von  ihm  von  tadelloser  Arbeit  und 
großem  und  doch  sehr  süßem  Ton  besitzt  Ingenieur 
Hermann  Keil  in  Cöthen  i.  A.  —  Ein  gleichnamiger 
Guadagnini  soll  gleichfalls  in  Turin  tätig  gewesen  sein 
und  sich  1889  ins  Privatleben  zurückgezogen  haben. 
Geigenzettel :  Francesco  Guadagnini  fu  Antonio  /  fece 
in  Torino  anno  1910   F.  G.     T. 

Guadagnini,  Gaetano  I.  —  Turin.  1775.  1831 
Sohn  von  Giov.  Batt.  II.  Seine  Geigen  sind  sehr  gut 
gearbeitet,  haben  schönes  Holz  und  gelbbraunen  Lack 


und  klingen  vorzüglich.  Im  Handel  wurden  Violinen  von 
ihm  schon  vor  dem  Kriege  mit  3000  M.  bewertet.  Eine 
schöne  Violine  von  ihm  besitzt  Abt  Sales  Bauer  in  Rein 
(Steiermark).  Er  hat  jedoch  nur  wenig  neue  Geigen  ge- 
macht und  verlegte  sich  zuletzt  fast  ausschließlich  auf 
die  Gitarrenmacherei. 

Geigenzettel:  Gaetano  Guadagnini  /  J.  B.  Guadagnini 
Filius  /  Taurini  fecit  1 775  (gedruckt). 

Guadagnini,  Gaetano  II.  —  Turin.   1835.  1852 

Altester  Sohn  von  Carlo  G. ;  wenig  bedeutender  Geigen- 
macher, der  aber  trotzdem  einzelne  recht  gute  Violinen 
gemacht  haben  soll. 

Geigenzettel:  Abb.  268. 
Guadagnini,     Giambattista     I.    —    Mailand, 
Parma.  Geb.  in  Piacenza  um  1 685,  f  n.  1 770 

Er  gilt  als  Bruder  von  Lorenzo  G.,  mit  dem  er  anfangs 
in  Piacenza  gearbeitet  haben  soll.  Hierauf  ging  er  für 
längere  Zeit  nach  Parma,  wo  er  in  herzogliche  Dienste 
trat.  Von  1 750  an  war  er  in  Mailand  tätig.  Er  war  sehr 
fleißig,  seine  Geigen  halten  den  Vergleich  mit  den  Ar- 
beiten Lorenzos  recht  gut  aus  und  übertreffen  die  von 
dessen  Sohn  Giambattista.  Mit  dem  letzteren  wird  er  oft 
verwechselt.  Er  ahmte  sowohl  Stradivari  als  auch  Amati 
nach  und  verwendete  einen  schönen,  goldigen  Lack. 
Auch  im  Ton  sind  seine  Geigen  meist  gut.  Auf  seinen 
Zetteln  findet  sich  stets  ein  Hinweis  auf  seinen  Geburts- 
ort, sei  es,  daß  er  sich  darauf  ausdrücklich  als  »Placen- 
tinus«  bezeichnet  oder  daß  er  unter  die  Initialen  seines 
Namens  im  Kreise  das  P  anbrachte,  auch  wenn  er  sich 
—  wohl  aus  Geschäftsrücksichten  —  »Cremonensis« 
nannte.  Dadurch  ist  er  von  Giambattista  II,  der  in  Cre- 
mona  geboren  war,  leicht  zu  unterscheiden.  Eine  Geige 
von  ihm  aus  Mailand,  mit  der  Jahreszahl  1 750,  besitzt 
Prof.  Gust.  Holländer  in  Berlin.  Besonders  schön  ist 
das  Violoncello  in  der  Sammlung  Th.  Hämmerle  in 
Wien.  Jul.  Heinr.  Zimmermann  m  Leipzig  besitzt  eine 
kleine  Geige  mit  rotbraunem  Lack  und  dem  neben- 
stehenden Zettel.  Eine  prachtvolle  Violine  (Mailand 
1753)  besitzt  Dr.  Thommen  in  Wien,  eine  andere  Abt 
Sales  Bauer  in  Rein  (Steiermark)  und  ein  prächtiges 
Konzertinstrument  Stefi  Geyer. 

Geigenzettel :  Questo  corretto  e  fatto  al  Convento  da 
me  /  Giam  Battista  Guadagnini  Piacentino  /  in  Milano. 
(Jahreszahl  unleserlich.).  —  Abb.  239  und  296. 

Guadagnini,  Giambattista  II.  —  Piacenza, 
Turin.  Geb.  1711  in  Cremona,  f  18.  Sept. 
1 786  in  Turin 

Sohn  von  Lorenzo  G.  und  wie  sein  Vater  wahrscheinlich 
Schüler  von  Stradivari.  Er  war  seinem  Vater  in  jeder 
Beziehung  ebenbürtig  und  baute  wie  dieser  ziemlich  ge- 
nau nach  Stradivaris  Modellen,  nur  die  Schnecke,  die  er 
massig  liebt,  gelingt  ihm  weniger  gut,  auch  die  F-Löcher 
sind  bei  ihm  ein  wenig  geändert.  Er  bevorzugt  das 
flache  Modell,  verwendet  ausgezeichnetes  Holz  — 
Boden  meist  zweiteilig  —  und  goldgelben,  überaus 
feurigen  und  durchsichtigen  Lack,  der  aber  bei  aller 
Schönheit  doch  nicht  dem  von  Lorenzo  G.  an  Güte 
gleichkommt,  da  er  meistens  etwas  hart  und  wenig 
elastisch  ist.  Auch  an  Tonschönheit  steht  Giamb.  1 1.  oft 


184 


Guadagnini,  Giovanni  A.  —  Guadagnini,  Lorcr.zo  II. 


hinter  Lorenzo  zurück,  denn  Violinen  von  ihm,  die 
einen  wirklich  hervorragend  schönen  Ton  haben, 
kommen  ziemlich  selten  vor,  dagegen  findet  man 
häufiger  Geigen,  die  äußerlich  ganz  wundervoll  aus- 
sehen, im  Ton  aber  weniger  halten,  als  sie  versprechen. 
Die  besten  Arbeiten  von  ihm  stammen  aus  dem  letzten 
Drittel  seines  Lebens  und  geben  Turin  als  Wohnort  an. 
Seine  Geigen  sind  hochgeschätzt  und  haben  schon 
vor  dem  Kriege  Preise  bis  zu  14  000  M.  erreicht,  eine 
Summe,  die  jetzt  mehr  als  vervierfacht  wird.  Nach  dem 
Tode  seines  Vaters  übernahm  er  dessen  Werkstatt  und 
ging  später  nach  Turin,  wo  er  starb.  Daß  er  auch  in 
Brescia  gearbeitet  habe,  wie  behauptet  wird,  läßt  sich 
durch  nichts  beweisen. 

Geigenzettel:  Abb.  289^). 

Guadagnini,  Giovanni  Antonio.  —  Turin.  1 750 

Er  wird  zuerst  von  Grillet  erwähnt,  der  seinen  Zettel  in 
einer  Geige  fand,  die  durchaus  einer  solchen  von 
Lorenzo  gleichwertig  war.  Auch  dieser  Guadagnini 
nennt  sich  einen  Schüler  von  Stradivan  und  war  wohl 
ein  Bruder  Lorenzos  und  der  erste  aus  der  Familie,  der 
nach  Turin  ging. 

Geigenzettel:  Abb.  263. 

Guadagnini,  Giuseppe  (?)  —  Brescia  (?).  1697 

Josef  Müller  in  Schönbach  besitzt  eine  italienische 
Geige,  deren  Umrisse  und  Wölbung  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  dem  Brescianer  Stil  entsprechen.  Die 
Violine  ist  zweifellos  die  Arbeit  eines  tüchtigen  Meisters, 
der  Ton  soll  wundervoll  sein,  der  rotbraune  Lack  ist 
gut.  Sie  mißt  im  Corpus  357  mm,  untere  Breite  209, 
obere  Breite  170,  Brustweite  109  mm,  und  hat  starke 
Ränder,  doppelte  Einlage  und  schwungvolle  F-Löcher. 
Der  Boden  ist  von  glattem  Ahornholz,  die  Zargen  sind 
hoch  und  die  Schnecke  ist  groß  und  schön.  Die  Geige 
trägt  den  Zettel :  (Giuseppe)  Guadagnini  fecit  Brescia 
1697  (gedruckt).  Dem  Charakter  der  Schrift  nach 
könnte  der  Zettel  aus  der  Zeit  stammen ;  auffällig  ist 
nur,  daß  der  Taufname  in  Klammern  steht,  und  daß  bei 
einem  Zettel  in  italienischer  Sprache  das  lateinische 
»Fecit«  (statt  fece)  vorkommt,  abgesehen  davon,  daß 
die  Brescianer  damals  fast  immer  ganz  lateinische  Zettel 
(»fecit  BrixiE«  usw.)  gebraucht  haben.  Ein  Giuseppe G., 
der  schon  1 697  auf  der  Höhe  seiner  Kunst  stand,  ist  mir 
bisher  nicht  bekannt  geworden;  daß  die  Familie  in 
Brescia  ansässig  war,  gelang  mir  auch  nicht  nachzu- 
weisen. Weder  im  Stadtarchiv  zu  Brescia  noch  in  den 
Schriften  von  Cav.  Livi  und  von  Prof.  Don  Angelo 
Berenzi  kommt  der  Name  Guadagnini  vor.  Auch 
Valdrighi  kennt  keinen  Brescianer  Guadagnini.  Merk- 
würdig ist  es  immerhin,  daß  der  Name  Guadagnini  auf 
Zetteln  so  oft  in  Verbindung  mit  Brescia  vorkommt,  so 
hat  u.  a.  Wild  in  Eger  eine  Violine  von  einem  Marco  G. 
aus  Brescia  1713,  und  auch  ein  Giambattista  G.  gibt 
Brescia  als  Wohnort  an.  Da  die  Guadagnini  öfter  den 
Wohnort  gewechselt  haben,  wäre  die  Möglichkeit  nicht 
ausgeschlossen,  daß  einzelne  Mitglieder  zeitweilig  auch 
nach  Brescia  kamen.  Solange  aber  keine  urkundlichen 
Beweise  vorliegen,  wird  man  den  Brescianer  Guadagnini 
berechtigtes  Mißtrauen  entgegenbringen. 


Guadagnini,  Giuseppe  I,  genannt  »Soldato«.  — 
Mailand,  Como,  Parma,  Pavia.  Geb.  1736, 
t  nach  1805 

Zweiter  Sohn  von  Giambattista  I  G.,  dessen  Schüler  er 
wohl  gewesen  sein  dürfte.  Er  nennt  sich  einen  Cremo- 
neser;  ob  er  in  Cremona  geboren  ist  oder  vielleicht  dort 
gelernt  hat,  ist  unbekannt.  Er  baute  nach  Stradivan  und 
Guarnen.  Flaches  breites  Modell,  gute  Arbeit,  weniger 
gelingt  ihm  der  Ton ;  1 760  befand  er  sich  in  Parma, 
1 763  wohnte  er  in  Como  in  der  Contrada  di  Porta,  1 790 
in  Pavia.  Zuletzt  kam  er  ganz  herunter.  Seine  besten 
Arbeiten  erreichen  immerhin  gute  Preise.  Er  liebte 
auch  doppelte  Einlagen  und  außer  seinen  Zetteln 
findet  man  neben  dem  Balken  noch  die  Buchstaben : 
»S.  J.  F.  (?)  SS.  S.  GG.  F.  P.«  Eine  gute  Violine  von 
ihm  besitzt  das  Kölner  Konservatorium  der  Musik. 

Geigenzettel :  Josef  Guadagnini  Cremonensis  /  fecit 
Papiae  anno  1790  (gedruckt).  —  Giuseppe  Guadagnini 
fil.  /  Joannes  Baptista  Parmae  1768.  (gedruckt).  — 
Giuseppe  Guadagnini  figlio  di  Giov.  Battista  (ge- 
druckt) und  Abb.  279. 


Guadagnini,   Giuseppe    II. 
1884.  1900 


Rom,   Turin. 


Zweiter  Sohn  von  Carlo  G.   Er  macht  Geigen  und 
Violoncelli  nach  den  alten  Modellen  seiner  Familie. 


T 


urin. 


1890. 


')  Auf  manchen  Zetteln  findet  sich  unter  den  Initialen 
noch  ein  T. 


Guadagnini,  Giuseppe  III. 
1900 

Sohn  von  Antonio  G.,  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Guadagnini,  Lorenzo  I.  —  Cremona,  Piacenza. 
Geb.  um  1695  (?)  in  Piacenza  (?),  lebte  noch 
1 760  und  soll  in  Mailand  gestorben  sein 

Schüler  von  Stradivan,  bei  dem  er  lange  arbeitete.  Er 
kehrte  nach  1730  in  seine  Vaterstadt  zurück.  In  seiner 
Arbeit  strebt  er  mit  Glück  seinem  Lehrer  nach  und  ge- 
brauchte ein  ziemlich  kleines  Patron  von  schöner 
mittlerer  Wölbung.  Das  Holz  ist  sehr  schön,  die  Aus- 
führung musterhaft,  die  Umnßhmen  schwungvoll.  Die 
F-Löcher  sind  bald  nach  Guarnen,  bald  nach  Stradi- 
van geschnitten.  Charakteristisch  für  ihn  ist  die 
Schnecke,  die  allerdings  nicht  so  schön  ist,  als  die 
seines  Lehrers  Stradivan.  Sein  goldroter  Lack  ist 
wundervoll  und  wird  von  keinem  Guadagnini  außer 
von  Giambattista  an  Feuer  übertroffen.  Es  soll  auch 
Geigen  von  ihm  geben,  die  ähnlich  wie  die  von  Maggini 
doppelte  Einlagen  haben.  Er  wurde  lange  den  Amatis 
als  gleichwertig  geachtet,  doch  steigen  die  Preise  für 
seine  Violinen  wegen  ihres  bestrickenden  Tons  jetzt 
fortwährend.  Daß  er  auch  in  Mailand  gearbeitet  haben 
soll,  wird  zwar  behauptet,  scheint  aber  auf  einer  Ver- 
wechslung zu  beruhen. 

Geigenzettel :  Laurentius  Guadagnini  Cremonae  / 
.^Mumnus  Stradivan  fecit  Anno  Domini  17..  (gedruckt) 

und  Abb.  267. 

Guadagnini,  Lorenzo  II.  —  Turin.    1790 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  von  Giambattista  II.  G. 
Da  sich  Lorenzo  I.  auf  einigen  seiner  Zettel  »Pater« 


Gualzatta  —  Guarneri 


185 


nennt,  hielt  man  Lorenzo  II.  bisher  für  dessen  Sohn. 
Durch  einen  jetzt  zutage  gekommenen  Zettel  In  einer 
wundervollen  Violine  im  Besitze  von  Max  Sternau  in 
Weimar  ist  er  als  Enkel  Lorenzos  I.  festzustellen.  Da  er 
in  seiner  Arbeit  seinem  Großvater  sehr  nahekommt, 
sind  sicher  viele  seiner  Geigen  diesem  mit  »ver- 
besserter« Jahreszahl  zugeschrieben  worden,  wodurch 
sich  ihr  seltenes  Vorkommen  sehr  einfach  erklärt.  Er 
verwendete  einen  sehr  hellen,  goldgelben  Lack  und 
zeichnete  sich  auch  durch  hübsch  geschnitzte  Schnecken 
aus. 

Geigenzettel:  Lorenzo  Guadagnini  figlio  di  Giovanni 
Battista  /  fecit  in  Turino  an.  1790  (gedruckt). 

Gualzatta,  Benedetto.  —  Rom.    1716.    1726 

Ein  Lautenmacher,  der  nicht  ungeschickt  war.  Ein  aus 
einem  reichverzierten  Kürbis  gemachtes  Lauteninstru- 
.    ment  («Cavaco«)  von  ihm  besitzt  die  Sammlung  Crosby 
Brown  in  New  York  (Nr.  144). 

Guardelli,  Fratelli,  lebten  im  19.  Jahrhundert 

in  Rom 

Guarlni,  Gerolamo 

Ein  Geigenmacher  dieses  Namens  wird  von  Magius  zu 
den  Meistern  allerersten  Ranges  gezählt,  hat  aber  nie 
existiert  und  wird  wohl  nur  durch  eine  Vermengung 
eines  Amatitaufnamens  mit  dem  schlecht  gemerkten 
Namen  der  Guarneri  entstanden  sein. 

Guarlni,  Joseph^)  s.  Mennesson 
Guarlno,  Battista.  —  Ferrara.   1445 

Ein  ausgezeichneter  Lautenist,  den  Valdrighi  unter  dem 
Namen  »Petrobono«  aufzählte.  Ob  er  ihn  mit  Recht  den 
Lautenmachern  anreihte,  kann  ich  weder  bestreiten 
noch  belegen.  Der  richtige  Familienname  geht  aber  aus 
einer  Stelle  im  Codex  62  der  Biblioteca  Comunale  in 
Ferrara  hervor,  wo  es  heißt : .  . .  »Baptista  Guarinus  ad 
Petrum  Bonum  chitarristam  rarissimum  .  .  .« 

Guarlno,  Mlchele.  —  Foggla.   1854 
Er  scheint  nur  Reparateur  gewesen  zu  sein. 
Geigenzettel :  Michele  Guarino  /  Accomodo  in  Foggia  / 
1854  (geschrieben). 

Guarmandl,  Flllppo.  —  Bologna.   1795 
Ein  Geigen-  und  Lautenmacher  ohne  Ruf. 
Geigenzettel :  Philippus  Guarmandi  Bononiensis  /  Fecit 
Anno  1795.  (gedruckt). 

Guarneri,  Andrea.  —  Cremona.  Geb.  um  1626, 
t7.Dez.  1698 

Sohn  des  Bartolommeo  und  der  Stammvater  der  be- 
rühmten Cremoneser  Geigenmacherfamilie.  In  fast 
allen  Urkunden  wird  der  Name  allerdings  Guarnieri 
geschrieben,  auf  den  Zetteln  der  einzelnen  Mitglieder 
der  Familie  findet  man  aber  stets  die  Schreibart  Guar- 
nerius  vorgezogen.  Andrea  war  einer  der  ersten  Schüler 


Nicola  Amatis  und  kommt  bereits  1641  In  den  Akten 
der  Pfarrei  St.  Faustino  und  Giovita  mit  der  Bemerkung 
vor,  daß  er  ein  Mitbewohner  des  Hauses  Amati  und 
1 5  Jahre  alt  sei.  Es  läßt  darauf  schließen,  daß  Amati  ihn 
besonders  schätzte,  da  er  ihn  zum  Zeugen  bei  seiner  Ver- 
mählung mit  Lucrezia  Pagliarl  genommen  hat  (23.  Mai 
1645).  Wenige  Jahre  später,  am  31.  Dezember  1652, 
heiratete  er  selbst  Anna  Maria  Orcelli  (f  13.  Jan.  1695), 
aus  welcher  Ehe  sieben  Kinder,  vier  Töchter  und  drei 
Söhne,  hervorgingen.  Andreas  Gelgen  sind  größer  als 
die  seines  Lehrers,  wenn  er  sich  auch  anfangs  genau  an 
dessen  Modelle  gehalten  hat.  Später  nahm  er  die  Wöl- 
bung flacher,  veränderte  die  F-Löcher  und  erfand  seine 
eigene  ziemlich  tiefgestochene  Schnecke.  Sein  Lack  ist 
verschieden,  gewöhnlich  orangefarben  und  oft  etwas  zu 
dick  aufgetragen.  Der  Ton  ist  recht  gut:  am  besten 
sind  seine  Violoncelli,  die  er,  wie  fast  alle  Cremoneser, 
In  zwei  Größen  machte.  Außer  vollen  Gelgen  fertigte  er 
auch  »halbe«  an  ;  eine  solche  aus  dem  Jahre  1644  besitzt 
die  Kgl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin. — 
Zwei  von  seinen  Söhnen  sind  gleichfalls  Geigenmacher 
geworden.  Arbeiten,  die  er  nicht  selbst  gemacht  hat,  die 
aber  in  seiner  Werkstatt  hergestellt  wurden,  tragen  den 
Zettel :  Sub  disciplina  Andree  Guarnerlj  In  elus  officina 
sub  titulo  S.  teresie,  Cremone  16  .  .  (gedruckt).  Eine 
schöne  Violine  von  ihm  besaß  Prof.  Arno  Hilf,  eine 
andere  von  1675  hat  Direktor  Karl  Henricl  In  Basel,  ein 
wunderbares  Violoncello  vom  Jahre  1695,  eines  der 
schönsten,  das  je  In  Cremona  gebaut  wurde,  besitzt  der 
Violoncellist  Hans  Bottermund^),  (siehe  Bd.  I.Tafel  79). 

Geigenzettel:  Abb.  307. 
Guarneri,  Antonio.  —  Cremona 

Gian  Battista  G.  hatte  wohl  einen  Sohn  namens  Giu- 
seppe Antonio,  der  aber  schon  in  seinem  Geburtsjahre 
1683  gestorben  ist.  Einen  anderen  Antonio  Guarneri 
hat  es  aber  überhaupt  nicht  gegeben.  Wenn  daher  ein 
Antonio  G.  angeführt  wird,  der  1678  »sub  titulo 
Thereslae«  gearbeitet  haben  soll,  so  beruht  dies  im 
günstigsten  Falle  auf  einer  Verwechslung  mit  Andrea. 

Guarneri,  Caterlna.  —  Cremona 

Wenn  es  mehr  als  eine  Sage  ist,  daß  auch  ein  Catarina 
G.  Gelgen  gemacht  hat,  die  als  eine  Schülerin  der 
Brüder  Giuseppe  und  Pietro  G.  bezeichnet  wird,  dann 
könnte  nur  Pietro  G.s  Ehefrau  Catarina  Sussagni  (geb. 
um  1658)  damit  gemeint  sein,  da  die  Tochter  seines 
jüngeren  Bruders  Giuseppe  G.  (Josephus  G.),  Anna 
Caterlna,  geb.  19.  März  1697,  schon  Im  Jahre  1698  ver- 
storben Ist.  Gelgen,  die  von  einer  Caterlna  G.  her- 
rühren, sind  mir  zwar  nie  bekannt  geworden,  aber  es 
wäre  Immerhin  möglich,  daß  Caterina,  wenn  sie  ihren 
Mann  überlebt  haben  sollte,  das  Geschäft  fortgesetzt 
hat. 

Guarneri,  Joannes  Florenus  (?).  —  Cremona. 
1590 

Claudius  in  Kopenhagen  besitzt  eine  hübsche  Laute, 
als  deren  Verfertiger  ein  Joannes  Florenus  Guarneri 


')  Was  Broadhouse  und  Miss  Stalner  über  »Guarlni«  ^)  Vorbesitzer  war  der  Dresdener  Hofmusiker  Boek- 
sagen,  beruht  auf  einem  Irrtum,  der  Name  ist  nur  ein  mann.  Die  Geschichte  dieses  schönen  Instruments  läßt 
Pseudonym.  sich  übrigens  durch  mehr  als  100  Jahre  zurückverfolgen. 


186 


Guarneri,  Giuseppe  —  Guarneri,  Giuseppe  Gian  Battista 


erscheint.  Es  liegt  nahe,  diesen  Namen  als  eine  willkür- 
liche Verbindung  der  beiden  Namen  »Florenus  Gul- 
dante«  und  »Guarneri«  zu  halten.  Sollte  der  Zettel  aber 
echt  sein,  könnte  er  vielleicht  dazu  dienen,  Licht  über 
das  auf  dem  Namen  Floreno  Guidante  noch  ruhende 
Dunkel  zu  verbreiten. 

Guarneri,  Giuseppe,  genannt  »del  Gesü«. 
Cremona.  Geb.  16.  Okt.  16871),  .j.  „g^h  1742 
Der  größte  Meister  aus  der  Familie  der  Guarneri  und 
einer  der  größten  Geigenmacher  überhaupt.  Er  war  der 
Sohn  des  Gian  Battista  G.  und  der  Angiola  Maria,  geb. 
Locadelli.  Gian  Battistas  Vater  war  Bernardo  G.,  ein 
Vetter  von  Andrea  G.  Daß  Gius.  ein  Schüler  Stradivaris 
gewesen,  wie  früher  behauptet  wurde,  war  von  vorn- 
herein unwahrscheinlich.  Durch  Horace  Petherick  ist 
die  Frage  nach  dem  Lehrmeister  Giuseppe  Guarneris 
recht  glaubwürdig  beantwortet,  denn  er  konnte  zwei 
Zettel  in  Jugendarbeiten  des  Meisters  von  1706  und 
1714    veröffentlichen,    auf    denen    sich    dieser    emen 
Schüler   des    Andreas    Gisalberti    nennt.    Auch    stil- 
kritisch verdient  diese  Angabe  vollen  Glauben,  wenn 
auch  Giuseppe  sehr  bald  seinen  eigenen  Weg  ging  und 
vollkommen  unabhängig  von  seinen  Vorgängern  wurde. 
Er  ist  ein  genialer  Künstler,  dessen  Werke  denen  Stra- 
divaris ebenbürtig  sind  und  diesen  jetzt  mit  Recht  sogar 
manchmal  vorgezogen  werden.  Da  er  auf  seinen  Geigen 
das  eucharistische  Zeichen  IHS  mit  dem  Kreuz  darüber 
—  das  u.  a.  als  die  griechischen  Anfangsbuchstaben  des 
Namens  Jesu  gedeutet  wird  —  anbrachte,  erhielt  er 
den  Beinamen  »del  Gesü«").  Über  seinen  Lebenslauf 
ist  wenig  bekannt ;  die  Sage,  daß  er  im  Gefängnis  ge- 
storben sei,  ist  wohl  nur  darauf  zurückzuführen,  daß 
tatsächlich  ein  Verbrecher  Namens  Guarneri  am  An- 
fange des  18.  Jahrhunderts  eingekerkert  wurde,  dieser 
aber  hatte  den  Vornamen  Giacomo.  Gius.  G.  wechselte 
seine  Modelle  häufig,  ließ  das  Holz  in  der  Brust  sehr 
stark  und  wählte  für  die  Mitte  die  engeren  Jahresringe. 
Bei  geteiltem  Boden  ließ  er  die  Flammen  manchmal 
auch  abwärts  laufen  und  bevorzugte  breitgeflammtes 
(tigerfellartiges)  Ahornholz.  Man  unterscheidet  bei  ihm 
drei  Perioden.   In  der  ersten  wechselt  er  das  Patron 
häufig,  ebenso  die  Form  der  F-Löcher;  die  Arbeit  ist 
manchmal  flüchtig,  aber  der  Ton  immer  sehr  schön. 
Seine  eigentliche  klassische  Periode  ist  die  zweite.  Jetzt 
hält  er  sein  gefundenes  Modell  fester,  die  Form  ist  voll- 
endet schön,  die  Arbeit  tadellos,  das  Holz  prachtvoll 
und   der   Lack  durchscheinend   mit   einem   goldigen 
Schimmer.  In  seiner  dritten  Periode  scheint  er  einem 
neuen  Ziel  nachgejagt  zu  haben,  er  arbeitete  hastiger 
und  weniger  sorgfältig,  und  die  Geigen  aus  dieser  Zeit 
werden,   an  die  Sage  von   seiner  Einkerkerung  an- 
schließend,   im    Handel    »Gefängnisgeigen«   genannt. 
Man  kennt  Violinen,  Violen  und  Taschengeigen,  aber 
keine  Violoncelli  von  ihm.  Sein  Name  war  durch  mehr 
als  70  Jahre  fast  in  Vergessenheit  geraten,  da  erhielt 


^)  Giuseppe  hatte  einen  älteren,  am  S.Juni  1683  ge- 
borenen Bruder,  namens  Giuseppe  Antonio,  der  wenige 
Monate  nach  seiner  Geburt  starb. 

^)  Andere  deuten  die  Buchstaben  mit  »In  Hoc  Signo« 
(vinces),  und  wieder  andere,  wie  Dr.  E.  Pochmann  in 
Linz,  lesen  noch  anderes  heraus. 


1820,  Paganini  von  dem  französischen  Kauf  manne 
Livron  in  Livorno  eine  Geige  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1 743  zum  Geschenk.  Paganini  spielte  fortan  nur  mehr 
auf  dieser  Geige,  und  durch  seine  Kunst  wurde  der 
Name  Guarneri  »mit  einem  Schlage«  wieder  berühmt. 
Diese  Geige  befindet  sich  jetzt  als  ein  Vermächtnis  des 
Künstlers  an  seine  Vaterstadt  unter  einem  Glassturze 
im  Museum  zu  Genua.  Zwei  schöne  Geigen  von  ihm 
besitzt  Th.  Hämmerle  in  Wien,  eine  von  1 730  W.  Tol- 
stopjatow  in  St.  Petersburg,  andere  Kathleen  Parlow, 
Dr.  Welti  in  Bern,  Architekt  E.  Heman  in  Basel,  Prof. 
F.  Berber,  Dr.  Hallgarten  und  Baron  von  Zwehl  in 
München  ^).  —  Die  Geschichte  der  Familie  der  Guar- 
neri einigermaßen  klargestellt  zu  haben,  ist  ein  be- 
sonderes Verdienst  de  Piccolellis,  der  eine  ganze  Reihe 
bisher  unbekannter  Urkunden  beigebracht  hat. 

Geigenzettel:  Joseph  Guarnerius  /  Alumnus  Andreae 
Gisalberti  /  fecit  Cremona,  1 706  (gedruckt)  und  Abb. 
247,  248  und  269. 

Guarneri,    Giuseppe   Gian   Battista   (»Joseph 

Guarnerius«).  —  Cremona.    Geb.  22.  Nov. 

1 666,  t  wahrscheinlich  nach  1 738 

Jüngster  Sohn  von  Andrea,  dessen  Schüler  und  Nach- 
folger er  war,  den  er  aber  weit  übertroffen  hat.  1690 
vermählte  er  sich  mit  Barbara  Franchi  (f  1738),  aus 
welcher  Ehe  sechs  Kinder  hervorgingen,  drei  Töchter 
und  drei  Söhne,  von  denen  nur  einer,  Pietro,  Geigen- 
bauer wurde.  Seine  Geigen  zeigen  sehr  verschiedene 
Modelle.  Am  besten  charakterisiert  man  sie  damit,  daß 
man  sagt,  sie  stellen  den  Übergang  von  Amati  und 
Andrea  G.  zu  G.  del  Gesü  dar.  Seine  Arbeit  ist  äußerst 
sorgfältig.  Das  Modell  ist  klein,  in  der  Brust  ziemlich 
schmal  und  gehört  ihm  ganz  allein  an.  Charakteristisch 
sind  die  langen  Bügel,  die  seinen  Geigen  fast  das  Aus- 
sehen der  Patrons  »allonge«  von  Stradivari  verleihen. 
Sein  (wie  auch  del  Gesüs)  Deckenholz  zeigt  nach  außen 
zu  breitere  Jahresringe,  die  nach  der  Mitte  zu  enger 
werden.  Das  Bodenholz  ist  auch  bei  ihm  oft  tigerfell- 
artig, breit  geflammt  (wie  bei  G.  del  Gesü).  Die  Stel- 
lung  der    F-Löcher   wechselt    manchmal    bei    seinen 
Geigen,  was  nur  darauf  schließen  läßt,  daß  er  damit 
Versuche    anstellte    und    bestimmte    Ziele   verfolgte. 
Kommen  neben   unvergleichlich  schön  ausgeführten 
Geigen  auch  solche  vor,  die  die  Sorgfalt  da  und  dort 
vermissen   lassen,    so   findet   das   bei    ihm,    wie   bei 
tausend  andern  Geigenmachern,  die  naheliegende  Be- 
gründung, daß  die  Besteller  billigere  Geigen  verlangt 
hatten.  Der  wundervolle  Lack  ist  goldgelb  oder  hell- 
braun und  manchmal  in  jenem  eigentümlichen  Zu- 
stande, den  Kenner  und  Geigenmacher  gerne  als  »zer- 
ronnen« bezeichnen.  Man  findet  dies  bekanntlich  auch 
bei  dem  Lack  von  C.  Bergonzi  und  D.  Montagnana. 
Erscheint  dieser  »zerronnene«  Lack  auch  auf  den  ersten 
Anblick  rauh  oder  gar  undurchsichtig,  so  gewinnt  er 
doch,  sobald  man  das  Licht  in  anderer  Richtung  darauf 
fallen  läßt,  das  ganze  Feuer  und  die  Durchsichtigkeit 
der  glatten  Stellen.  Gerade  der  zerronnene  Lack  ist 
unnachahmlich,  und  selbst  so'  geschickte  Nachahmer 


')  Eine  möglichst  vollständige   Liste  der  erhaltenen 
Arbeiten  dieses  Meisters  wäre  recht  wünschenswert.^! 


juarneri 


Gülich 


187 


wie  Lupot,  Vuillaume  oder  Fr.  Coussin  in  Neuf- 
chateau  haben  sich  vergeblich  bemüht,  durch  plötz- 
hches  Trocknenlassen  einer  dünnen  Lackschicht  und 
schroffe  Temperaturwechsel  feine  Risse  zu  erzeugen, 
die  dann  nochmals  überfirnißt  wurden.  Von  weitem 
sehen  solche  Lackierungen  wohl  wie  »zerronnen«  aus, 
in  der  Nähe  betrachtet  erkennt  man  aber  leicht  das 
regelmäßige  Gitter,  das  dem  Gemäldefreund  als 
Craquelure  bei  auf  Holz  gemalten  Bildern  hinlänglich 
bekannt  ist  und  das  mit  dem  zerronnenen  Lack  niemals 
identisch  ist.  Joseph  G.  ist  nächst  G.  del  Gesü  der  beste 
Meister  aus  seiner  Familie,  und  wenn  jemand,  so  war  er 
(wie  auch  Hart  meint)  der  Lehrer  seines  größeren 
Vetters.  Eine  schöne  Geige  von  ihm  besitzt  Th.  Häm- 
merle  in  Wien,  andere  Sir  Robert  Berwick  und  Konzert- 
meister Anton  Huber  in  München,  ein  prachtvolles 
Violoncello  von  1732  Prof.  Georg  Wille  in  Dresden. 
Geigenzettel :  Abb.  293. 

Guarneri,  Pietro  (I)  Giovanni.  —  Cremona, 

Mantua.    Geb.  18.  Febr.  1655  in  Cremona, 

f  nach  1728 

Erstgeborener  Sohn  von  Andrea  G.,  bei  dem  er  bis  1680 
blieb,  nachdem  er  sich  schon  1 677  mit  Caterina  Sussagni 
verheiratet  hatte.  Später  ließ  er  sich  in  Mantua  nieder 
und  kam  nur  noch  einmal  im  Jahre  1698  nach  Cremona 
zurück,  wahrscheinlich  veranlaßt  durch  die  schwere, 
mit  dem  Tode  endigende  Krankheit  seines  Vaters.  In 
dieser  Zeit  arbeitete  er  für  seinen  Bruder  Giuseppe. 
Daß  er  zuletzt  in  Venedig  ansässig  gewesen  und  dort 
ganz  heruntergekommen  sein  soll,  beruht  wohl  auf  einer 
Verwechslung   mit   seinem   Neffen   Pietro   (11).   Man 
wollte  ihn  früher  für  einen  Amatischüler  halten,  doch 
hat  er  wahrscheinlich  bei  seinem  Vater  gelernt.  Er  war 
ein  sehr  begabter  Gelgenmacher,  aber  ein  etwas  un- 
ruhiger Geist,  was  ihn  verhindert  haben  mag,  voll  aus- 
zureifen. In  der  Form  welchen  seine  Geigen  bedeutend 
von  denen  seines  Vaters  und  Bruders  ab,  ja  er  machte 
sogar  Versuche,  neue  Formen  zu  finden,  wofür  eine 
noch  erhaltene  Altviola  von  1698  spricht,  bei  der  er  die 
Ecken  weggelassen  hat,  also  dasselbe  tat,  was  später  u.  a. 
Chanot  getan  hat,  der  eine  ganz  neue  Erfindung  damit 
gemacht  zu  haben  glaubte.  Sonst  ist  sein  Modell  sehr 
schön  und  groß,  die  F-Löcher  sind  breit  und  rund  und 
halten    die    Mitte    zwischen    Amati    und    Stradivari, 
während   die   )(   mehr  an   Nie.  Amati   erinnern;   die 
Schnecke  ist  breit  und  hat  einen  originellen  Zug,  und 
die  Einlagen  sind  sehr  schön.  Die  Wölbung  nahm  er 
bei  breiter  Brust  ein  wenig  zu  hoch,  weshalb  auch  der 
Ton  seiner  Geigen,  so  edel  er  an  sich  genannt  werden 
muß,  oft  nicht  allzu  groß  ist.  Das  Holz  ist  in  der  Regel 
sehr  schön  und  der  blaßrote  oder  braungelbe  Lack  vor- 
trefflich. Seine  Arbeit  ist  manchmal  barock  und  nicht 
immer  sehr  genau,  und  wenn  dies  bei  ihm  die  Schönheit 
des  Tons  nicht  beeinträchtigt,  so  scheinen  die  recht  zu 
haben,  die  behaupten,  daß  es  doch  ein  Geheimnis  der 
Cremoneser  gab,  von  dem  eben  der  Ton  abhängig  war. 
Eine  aus  Venedig(?)  datierte  Violine  von  ihm  befand 
sich  nach  der  Mitteilung  des  Geigenmachers  Meth- 
fessel  in  Wien  in  Privatbesitz.  Eine  tadellos  erhaltene 
halbe  Violine  von   ihm  aus  dem  Jahre    1696  besitzt 
Heinrich  Doevenspech  in  Düsseldorf.  —  Eine  schöne 
Violine  von  ihm  aus  dem  Nachlasse  ihres  Vaters,  des 


trefflichen  Malers  Prof.   Gussow,  besitzt  Frau  Prof. 
Dr.  V.  Fritze  in  Berlin  ^). 

Geigenzettel :  Revisto  e  coretto  da  me  Pietro  Guarneri  / 
Cremonese  In  Mantova  1697.  (gedruckt)  und  Abb.  278. 

Guarneri,  Pietro  (II). — Venedig.  Geb.  H.April 
1695  in  Cremona,  f  nach  1760  in  Venedig 

Sohn  von  Giuseppe  (»Joseph«)  G.  und  Schüler  seines 
Vaters.  In  seinen  reiferen  Jahren  schloß  er  sich  mehr  an 
seinen  Oheim  Pietro  an  und  machte  recht  hübsche 
Gelgen  nach  dessen  Modellen,  weshalb  man  ihre  Ar- 
beiten leicht  verwechselt.  In  seinen  letzten  Jahren  soll 
es  ihm  sehr  schlecht  gegangen  sein.  Sichere  Arbeiten 
von  ihm  beweisen,  daß  er  seinem  Namen  alle  Ehre 
machte.  Universitätsprof .  Dr.  DIsselhorst  in  Halle  a.  S. 
besitzt  eine  prächtige  Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1751,  großes  flaches  Modell  mit  charakteristischen 
großen  F-Löchern  und  leuchtendem  braunen  Lack. 
Das  Deckenholz  könnte  schöner  sein,  die  Arbeit  aber 
ist  tadellos,  und  im  Tone  kommt  die  Violine  den 
besten  Cremonesern  gleich.  Auch  die  Schnecke  ist 
groß  und  schwungvoll  in  den  Linien.  —  Auch  der  Kgl. 
Opernsänger  Gustaf  Sjöberg  in  Stockholm  hat  eine  sehr 
gute  Violine  von  1719  von  ihm.  Ein  dritter  Pietro  G. 
soll  1720—1750  in  Mantua  gelebt  haben. 
Geigenzettel :  Abb.  253  und  270. 

Guarneri,  Ubaldo.  —  Cremona.   1683 

Ein  bisher  unbekanntes  Mitglied  der  Familie  G.,  das 
Valdrighi  (Nr.  4218)  aufzählt.  Er  vermutet  in  Üb.  G. 
einen  Sohn  Andreas. 

Gudi,  Hieronimo.  —  Cremona.  1 726.  1 727 
Ein  Meister  von  hervorragenden  Fähigkelten,  der  jung 
gestorben  sein  muß,  da  er  sonst  bekannter  wäre.  Vidal 
macht  auf  eine  herrliche  Viola  d'amore  von  Ihm  auf- 
merksam, die  sich  in  der  Sammlung  Gautier  in  Nizza 
befindet:  prachtvolles  Holz,  meisterhafte  Arbeit,  gold- 
gelber Lack,  edler  Ton,  Frauenköpfchen  am  Wirbel- 
kasten. Eine  schöne  Geige  von  ihm  besitzt  das  Cister- 
zienserlnnenkloster  Oberschönenfeld  bei  Augsburg. 
Auch  Kammermusiker  W.  F.  Borsche  in  Hannover  be- 
saß eine  gute  Violine  von  ihm  (mit  einer  leider  er- 
neuerten Schnecke). 

Geigenzettel :  Hieronimo  Gudi  da  Cremona  1 727  (ge- 
druckt). 

Guedon,  Jacques  Antoine.  —  Paris.   1755.  1783 

Er  wohnte  erst  Rue  de  la  TIssanderle  (1775/77),  später 
Rue  BariUerie  (1779/83)  und  gehört  nicht  zu  den  her- 
vorragenden Meistern. 

Gülich,  Johann.— Mannheim.  1794.  f  27.  März 

1837 

Sohn  von  Math.  G.  und  sein  Nachfolger.  Er  diente  zu- 
erst In  der  k.  k.  Armee,  und  als  er  im  Jahre  1794  nach 
Mannheim  zurückkehrte,  sollte  er  zum  pfälzischen 
Militär    eingezogen     werden.     Intendant    v.  Dalberg 


^)  In  der  Reihe  der  Männer,  die  sich  ernsthaft  mit  der 
Erforschung  des  altitalienischen  Geigenlacks  beschäftigt 
haben,  nimmt  Prof.  Gussow  einen  hervorragenden  Platz 
ein,  und  mehrere  der  besten  Arbeiten  von  Riechers  tragen 
Gussowschen  Geigenlack. 


188 


Gülich  —  Guerin 


machte  dagegen  geltend,  daß  Johann  G.  wegen  »merk- 
lichen Leibesschadens«  zum  Kriegsdienst  untauglich 
sei,  und  für  den  alten  Vater  den  Dienst  als  Kaikant 
(Orchesterdiener)  versehen  müsse.  Im  Jahre  1800  über- 
nahm er  die  väterliche  Werkstatt  und  im  Jahre  1801 
wurde  er  als  Kaikant  mit  200  fl.  Gehalt  fest  angestellt. 
Von  da  an  geriet  er  oft  in  einen  Widerstreit  zwischen 
seinem  eigentlichen  Berufe  und  semem  Amte,  da  er 
dem  einen  nur  nachkommen  konnte,  wenn  er  das  andere 
vernachlässigte.  Seine  Stelle  scheint  er  dann  schon  vor 
1817  aufgegeben  zu  haben,  aber  er  brachte  es  trotz 
allem  Fleiße  zu  keinem  Vermögen  und  besaß  außer 
seinem  auf  350  Gulden  geschätzten  Hause,  das  er  mit 
dem  Gelde  seiner  1806  verstorbenen  ersten  Frau  ge- 
kauft hatte,  keine  irdischen  Güter.  Eine  aus  dem 
Theaterorchester  stammende  Geige  von  ihm  besitzt 
das  Altertumsmuseum  in  Mannheim.  Das  Theater- 
orchester besaß  noch  1820  fünf  Violinen  von  ihm  aus 
den  Jahren  1804 — 181  l.zwei  von  1812  und  ein  im  Jahre 
1804  von  ihm  verkleinertes  Violoncello  (von  Rauch). 
Geigenzettel:  Johann  GüUich,  Lauten-  und  /  Geigen- 
macher Mannheim  180.  (gedruckt). 

Gülich  (Gylig),  Mathias.  —  Mannheim.   Geb. 
um  1714,  t  im  August  1803 

Er  wird  zuerst  im  kurpf.  Hofkalender  1763  als  Lauten- 
macher und  kurpfalzbaynscher  Hof-Lauten-  und 
Geigenmacher  (Instrumentenmacher)  erwähnt,  und 
diente  seit  1 774  bei  der  Hof musik  und  der  französischen 
Komödie  als  »Kaikant«,  wofür  er  seit  1779  ein  Gehalt 
von  150  fl.  bezog,  dabei  aber  die  Saiten  liefern  und  die 
Instrumente  ausbessern  mußte.  Er  selbst  unterschreibt 
ein  Gesuch  von  1782  mit  Matthäus  Gilig,  auf  seinen 
Zetteln  nennt  er  sich  Mathias  Gülich,  in  Urkunden 
erscheint  auch  Gylig,  und  der  bayrische  Hofkalender 
von  1798  macht  gar  Gygli  daraus.  Daß  er  mit  der 
bayrischen  Hofmusik  nach  München  übergesiedelt  ist, 
erscheint  unwahrscheinlich.  Die  Übersiedlung  fand 
1778  statt,  während  sich  Gülich  nachweisbar  dauernd 
in  Mannheim  befand.  Alt  geworden  und  vom  Schlage 
getroffen,  geriet  er  in  Dürftigkeit  und  fand  dann  im 
Mannheimer  Borromäusspital  seit  1800  eine  letzte  Zu- 
flucht. Sein  Sohn  übernahm  damals  die  Werkstatt.  — 
In  den  Sammlungen  des  Mannheimer  Altertumsvereins 
befindet  sich  eine  1776  von  ihm  reparierte  Viola  da 
Gamba  mit  seinem  Zettel.  Eine  Violine  von  1779  und 
eine  Altviola  von  1776  besaß  nach  den  Theaterakten 
des  Mannheimer  Stadtarchivs  (»Verzeichnis  der  am 
15.  Nov.  1820  dem  Kaikanten  Karl  Mann  übergebenen 
Orchesterinstrumente«)  das  Mannheimer  Theater. 

Geigenzettel :  Mathias  Gülich  Landen-  und  Geigen  , 
macher  in  Mannheim  17..  (gedruckt). 

Guenet.  —  Bourg.   1850 

Ein  Uhrmacher,  der  einige  Drehleiern  (Viellen)  ge- 
macht hat. 

Günther,   Franz.  —  Halle,  Potsdam,   Berhn, 
Zürich,  Tiengen.   Geb.  13.  Oktober  1857  m 

Radegast  (Anhalt-Cöthen) 

Sohn  von  Georg  G.  Im  Jahre  1871  kam  er  zu  Ludw. 
Bausch  nach  Leipzig  in  die  Lehre  und  lernte  nach  dem 


Tode  seines  Meisters  bei  seinem  Vater  aus;  von  1878 
bis  1880  arbeitete  er  bei  seinem  Bruder  in  Magdeburg, 
dann  bis  1886  in  Halle,  wo  er  sich  auch  nach  dem  Tode 
seines  Vaters  selbständig  machte  und  bis  Ende  Sep- 
tember 1893  blieb.  Am  1 .  Oktober  1893  siedelte  er  nach 
Potsdam,  über  und  übernahm  1894  das  Grimmsche  Ge- 
schäft in  Berlin,  das  er  bis  1901  fortführte.  Seine 
Geigen  sind  nach  Stradivan  gemacht,  der  Rand  nach 
VuiUaume  (also  nicht  abgerundet).  Bis  1898  verwendete 
er  Spirituslack,  seitdem  Lasurölfarben  aus  Tuben  und 
als  letzten  Überzug  Schellack.  Decke  und  Boden 
stimmte  er  nach  eigenem  System  ab.  Auf  der  Berliner 
Musikausstellung  1898  erhielt  er  für  seine  Geigen  und 
Bogen  die  goldene  Medaille.  Seine  Zettel  sind  meistens 
handschriftlich.  Um  den  altitalienischen  Geigenlack  zu 
erforschen,  ging  er  auf  Prof.  J.  Joachims  Rat  nach 
Mailand  und  hielt  sich  dann  längere  Zeit  in  Zürich  auf. 
Die  Kriegsereignisse  führten  ihn  in  die  Heimat  zurück 
und  verschlugen  ihn  zuletzt  nach  Tiengen  an  der 
Schweizer  Grenze,  als  er  diese  nicht  mehr  über- 
schreiten durfte.  Er  ist  überzeugt,  die  Arbeitsweise  der 
alten  Cremoneser  vollkommen  erforscht  zu  haben  und 
legt  auf  den  Lack  ein  Hauptgewicht. 

Geigenzettel:  Verfertigt  von  Franz  Günther,  /  Berlin, 
d (gedruckt). 

Günther,  Georg.  —  Radegast,  Halle  a.  S.  1853, 
t  1886 

Schüler  von  L.  Bausch  in  Leipzig.  Im  Jahre  1853 
machte  er  sich  selbständig  und  siedelte  1865  nach  Halle 
über.  Solide  Arbeit,  längliches  Patron,  dunkelbrauner 
Lack.  Die  Wölbung  zeigt  stellenweise  einen  hartlinigen 
Verlauf.  Der  Ton  ist  gut,  trägt  aber  nicht  genügend, 
dagegen  wird  G.  noch  heute  nachgerühmt,  daß  er  bei 
Wiederherstellungsarbeiten  verstand,  den  Ton  wirklich 
zu  verbessern. 

Günther,  Gustav.  —  Magdeburg,  Mamz.  Geb. 

1853  in  Halle  a.S. 

Schüler  von  L.  Bausch.  Er  erhielt  auch  eine  um- 
fassende musikalische  Ausbildung  und  spielt  alle 
Streichinstrumente,  was  ihm  als  Geigenmacher  sehr  zu- 
statten kommt.  Während  seiner  Militärzeit  diente  er  als 
Hoboist.  1879  ließ  er  sich  in  Magdeburg  nieder  und 
übernahm  dann  1881  die  Werkstatt  von  A.  Milch  in 
Mainz.  Er  hat  nur  wenig  neue  Geigen  gemacht,  diese 
sind  kräftig  im  Holz,  nach  Stradivari,  und  haben  01- 
und  .Spirituslack.  Seit  1895  hat  er  den  Neubau  fast  ganz 
aufgegeben,  dagegen  reist  er  jährlich  ein-  bis  zweimal 
nach  Italien,  um  alte  Geigen  einzukaufen,  die  er  dann 
recht  gut  wieder  herstellt.  An  Stelle  des  Zettels  ver- 
wendet er  auch  eine  Brandmarke  mit  seinem  Namen. 
Sein  Sohn  und  Schüler  Georg  G.,  geb.  1893  in  Mainz, 
ist  gleichfalls  ein  tüchtiger  Geigenmacher  geworden 
und  im  väterlichen  Geschäft  tätig. 

Günther,  H.,  lebt  (1895)  in  Dresden 
Guerin,  Alexandre  Sauveur.  —  Marseille.  Geb. 
20.  Aug.  1834  in  Hyeres 

Schüler  und  Nachfolger  von  Edm.  Daniel.  Er  hat  sich 
fast  ausschließlich  auf  den  Handel  verlegt. 


Guerin  —  Gütter 


189 


Guerin,  Marius.  —  Marseille.  Geb.  1871 

Schüler  von  Darte  in  Mirecourt,  arbeitete  dann  bei 
Gand  &  Bernardel  und  ist  jetzt  Teilhaber  des  väter- 
lichen Geschäfts,  in  welchem  er  jedoch  nur  wenig  Ge- 
legenheit hat,  seinen  eigentlichen  Beruf  auszuüben. 

Guerra,  E.  —  Turin.   1911 

Italienischer  Geigenmacher  der  Gegenwart,  der  auf  der 
Turiner  Ausstellung  vertreten  war.  Er  arbeitet  nach 
verschiedenen  Modellen  und  wendet  einen  roten 
Lack  an. 

Guerra,  Giacomo.  —  Modena.   1810 

Er  beschäftigte  sich  nur  aus  Liebhaberei  mit  dem 
Geigenmachen,  trieb  aber  ernsthafte  Studien  und  hat 
einige  recht  gute  Geigen  gemacht,  die  kastanienbraun 
lackiert  sind.  Auch  auf  anderen  Gebieten  machte  er 
allerlei  hübsche  Erfindungen. 

Guerra,  Jose  Maria,  lebte  um  1837  und  1839 
als  Lautenmacher  m  Cadix 

Guerrero,  Juan.  —  Malaga.  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts 

Ein  besserer  Lautenmacher,  von  dem  sich  eine  spa- 
nische Gitarre  aus  der  Sammlung  Snoeck  (Nr.  345) 
in  Berlin  befindet. 

Geigenzettel :  Juan  Guerrero  me  fecit  en  Malaga  ;  en 
el  anno  de  175  .  .  (gedruckt). 

Guernni,  Giuseppe.  —  Siena.   1813 

Er  war  Geigenmacher  und  galt  als  sorgfältiger  Arbeiter 


Guersan,  Louis. 

1781 


Paris.  Geb.  um  1713,  t  um 


Er  ist  der  einzige  aus  seiner  Familie,  die  angebl.ch 
mehrere  Geigenmacher  zählte,  der  einen  gewissen 
Ruhm  erlangte.  Erst  Schüler  von  Gl.  Pierray,  wurde  er 
später  auch  dessen  Nachfolger.  Er  war  jedenfalls  ein 
Meister  von  seltener  Handgeschicklichkeit,  der  alles  zu 
machen  verstand,  was  das  Auge  befriedigte,  Zedern- 
holz zu  den  Verzierungen  verwandte  und  hübsche 
Schnecken  und  Köpfchen  schnitzte ;  nur  in  bezug  auf  den 
Ton  bleiben  seine  Arbeiten  hinter  allen  Erwartungen 
zurück.  Diese  Tatsache  war  ihm  zweifellos  selbst  be- 
kannt, denn  er  machte  zeitlebens  V.ersuche,  die  Wöl- 
bung, das  Stärkeverhältnis  von  Boden  und  Decke  zu 
ändern,  ohne  zu  einem  günstigeren  Ergebnis  zu 
kommen.  Bis  zu  einem  gewissen  Grade  mag  auch  sein 
harter,  trockener  Lack,  der  leicht  abspringt,  den  Ton 
verschlechtert  haben :  —  es  war  dies  ein  Spintus^ck, 
dessen  Einführung  in  den  französischen  Geigenbau 
ihm  geradezu  zugeschrieben  wird.  Am  besten  gelangen 
ihm  seine  Violen.  Er  fand  im  Leben  alle  denkbare  An- 
erkennung, war  geschworener  Zunftmeister  für  1748 
usw.  und  zählte  Hoch  und  Nieder  zu  seinen  Kunden. 
Seine  Arbelt  wurde  nachgeahmt,  so  daß  er  auch  als 
Haupt  einer  Schule  gelten  kann.  Er  wohnte  nächst  der 
Comedie  Frangaise  in  der  Rue  des  Fosses  St.  Germain. 
Arbeiten  von  ihm  besitzt  das  Museum  des  Pariser  Kon- 
servatoriums, Snoeck  eine  Geige  von  1734  und  eine 
Bratsche  von  1 752  (jetzt  in  Berlin"),  Claudius  in  Kopen- 


hagen ein  Diskant-Quinton,  eine  sechssaitige  Diskant- 
Viola  W.  Heyers  musikhistorisches  Museum  in  Köln, 
eine  andere  W.  E.  Hill  &  Sons,  ein  Quinton  die  Samm- 
lung Savoye,  das  Gothenburger  Museum  ein  Quinton 
von  1763,  auch  in  anderen  Museen  ist  er  meist  gut  ver- 
treten. Sein  Schwiegersohn  Antoine  Saint-Paul  wurde 
sein  Nachfolger. 
Geigenzettel:  Abb.  261,  273,  275.  290. 

Gürtler  s.  Güttier 

Gütler  s.  Güttier 

Gütter.  —  Markneukirchen 

Aus  dieser  Familie  gingen  als  Geigenmacher  hervor: 

Gütter,  August  Moritz.  —  Geb.  12.  Nov.  1857 
Gütter,  Carl  August  I.  —  Geb.  23.  Nov.  1801 , 

t  25.  Okt.  1874 
Gütter,  Carl  August  II.  —  Geb.  22.  Dez.  1802, 

t  7.  April  1862 
Gütter,  Carl  August  III.  — Geb.  26.  Juni  1823 
Gütter,  Carl  Friedrich.  —  Geb.  28.  Febr.  1 756, 

f  26.  Jan.  1830 

Sohn  von  Georg  Adam  G.  Er  wohnte  zuletzt  in  Wohl- 
hausen und  war  nicht  ungeschickt. 
Geigenzettel :  Carl   Friedrich  Gütter  ,    Violinmacher 
1780.  (gedruckt). 

Gütter,  Carl  Gottlob.  —  Geb.  28.  Juli   1797, 

t  15. Jan.  1865 
Gütter,  Carl  Hans.  —  Geb.  26.  Juni  1872 
Gütter,  Christian  August.  —  f  1900 

Erfinder  der  Akkordzither. 

Gütter,  Christian  Wilhelm,  Sohn  von  Carl 
Friedrich  G.  —  Geb.  28.  Mai  1786,  soll  in 
Wohlhausen  gestorben  sein 

Gütter,  Ernst  Ludwig.  —  Geb.  28.  Juli  1867 

Gütter,  Friedrich  Wilhelm.  —  Geb.  20.  April 
1862 

Gütter,  Georg  Adam  I.  —  Geb.  1705,  f  1757 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  G.  Er  wurde  am  7.  Juli 
1743  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen  und  hat  bis 
dahin  wohl  bei  seinem  Vater  als  Geselle  gearbeitet. 
Wenn  er  im  Zunftbuch  der  »jüngste  Sohn  des  Vor- 
meisters« genannt  wird,  so  muß  dies  ein  Irrtum  des 
Schreibers  sein,  da  nach  den  Kirchenbüchern  Georg 
Adam  der  älteste  Sohn  war. 

Geigenzettel :  Georg  Adam  Gütter  ,  Neukirchen  1 749. 
(gedruckt). 

Gütter,     Georg    Adam     II.    —    Geb.    1726, 
t  26.  Sept.    1811    im  Alter  von  85   Jahren 
3  Monaten  und  5  Tagen 
Sein  Sohn  war: 


190 


Gütter  —  Gufler 


Gütter,  Georg  Adam  III. —  Geb.  6.  Juni  1761, 

t  l.Febr.  1829 

Von  ihm  gibt  es  Geigen,  die  aus  den  neunziger  Jahren 
des  18.  Jahrhunderts  stammen  und  Wien  als  Ursprungs- 
ort nennen.  Es  gelang  mir  nicht,  irgend  etwas  über  seine 
dortige  Anwesenheit  festzustellen.  Es  ist  daher  wahr- 
scheinlich, daß  er,  wie  andere  Vogtländer  Prag  oder 
Cremona  usw.,  Wien  angegeben  hat,  ohne  je  dort  ge- 
wesen zu  sein.  Sein  Lack  war  dunkelbraun,  die  Arbeit 
gewöhnlich,  Schnecke  und  F-Löcher  unschön.  Er  ver- 
wendete auch  die  Brandmarke  -;:;  G.  -.\'c  A  tk  G  ^,  die 
vielleicht  schon  sein  Vater  gebraucht  hatte.  (Nr.  23.) 
Geigenzettel:  Georg  Adam  Gütter  /  Violinmacher  in 
Wien.   1791.  (gedruckt). 

Gütter,  Gustav  Anton.  —  Geb.  30.  Febr.  1856, 
fS.  Mai  1896 

Gütter,  Heinrich,  ist  seit  1896  in  Breslau  an- 
sässig 

Gütter,  Johann.  — Geb.  um  1690,  f  nach  1751 

Er  wurde  am  28.  Dezember  1712  Meister,  nachdem 
Ihm  auf  Fürsprache  des  Landesherrn  die  Wanderjahre 
erlassen  waren.  Er  galt  als  tüchtiger  Geigenmacher  und 
war  mindestens  von  1743 — 1751  Vormeister  der  Neu- 
kirchener  Zunft.  Sein  .Sohn  war: 

Gütter,  Johann  Adam.  —  Geb.  um  1726,  f  um 
1760 

Sohn  von  Joh.  G.  Er  diente  lange  bei  der  Miliz  und  be- 
warb sich  ziemlich  gleichzeitig  mit  dem  wohl  beim 
gleichen  Regiment  dienenden  Chr.  Gotthilf  Fischer  um 
die  Aufnahme  in  die  Zunft.  In  Anbetracht  seines  Sol- 
datenstandes wurde  ihm  die  Gebühr  für  einen  Meisters- 
sohn auf  die  Hälfte  ermäßigt  und  er  am  5.  Juni  als 
Meister  aufgenommen,  nachdem  sein  Hauptmann  sein 
Einverständnis  ausgesprochen  hatte. 

Gütter,  Johann  Georg  I.  —  Geb.  6.  Jan.  1759, 

t  25.  März  1829 

Sohn  von  Georg  Adam  II.  G.  Einer  der  besten  Geigen- 
macher aus  seiner  Familie.  Er  soll  um  1799  auch  m 
Erfurt  gearbeitet  haben. 

Geigenzettel:  Abb.  317. 

Gütter,  Johann  Georg  II.  —  Geb.  24.  Febr. 

1781.  t  12. Juni  1820 
Sohn  von  Carl  Friedrich  G. 

Gütter,  Johann  Gottlob.  —  Geb.  18.  Juli  1766, 
126.  Jan.  1845 

Geigenzettel:  Johann  Gottlob  Guetter  /  Violinmacher 
in  Neukirchen  bey  /  Adorf  im  Voigtlande  1797.  (ge- 
druckt). 

Gütter,  Johann  Heinrich.  —  Geb.  20.  Okt. 
1800,  t  in  Amerika 

Einer  der  Begründer  des  vogtländischen  Exports  nach 
Amerika. 


Gütter,  Moritz.  —  Geb.  1857 

Er  arbeitete  bei  Bausch  in  Leipzig,  Eritzoe  und  Diehl, 
ging  nach  Warschau  und  von  da  nach  London.  Auf  der 
Heimreise  starb  er  1883  in  Oberhausen  a.  Rh. 

Gütter,  Richard  Moritz.  —  Geb.  1 6.  Febr.  1 840 

Er  ging  in  jungen  Jahren  nach  Amerika  und  starb  in 
New  York. 

Gütter,  Wilhelm  Ernst.  —  Geb.  1 840,  f  7.  März 
1897 
War  hauptsächlich  Bogenmacher. 

Gütter,  Julius.  —  Philadelphia.  Geb.  30.  Sept. 
1872  in  Markneukirchen 

Sohn  des  Stegfabrikanten  Adolph  G.,  Schüler  seines 
Schwagers  Wilh.  Ernst  Martin,  arbeitete  dann  bei 
J.  Glass  in  Leipzig  und  Holm  Viertel  in  Aachen  und 
ging,  20  Jahre  alt,  nach  Amerika,  wo  er  zunächst  bei 
Albin  Voigt  in  Philadelphia  tätig  war  und  sich  dann 
1893  selbständig  machte.  Seine  angeborene  Begabung, 
seine  gute  Schule  und  sein  Fleiß  ließen  ihn  schnell  zu 
einem  trefflichen  Meister  heranreifen.  Besonderes  Ge- 
schick entwickelte  er  im  Verbessern  des  Tons  alter 
Geigen.  Er  arbeitet  nach  Stradivari  und  verwendet 
einen  sehr  guten  Ollack  von  rötlicher  oder  hellbrauner 
Farbe.  Seine  aus  bestem  alten  Holz  gebauten  Geigen 
tragen  als  Brandmarke  seinen  Namen. 

Güttier  (Gütler),  Franz  X.  —  Wien.  Geb.  1857 

Schüler  von  C.  Schmidt  in  Wien,  bei  dem  er  von  seinem 
dreizehnten  bis  zu  seinem  neunzehnten  Jahre  blieb.  Er 
arbeitete  dann  als  Gehilfe  bei  verschiedenen  Geigen- 
machern und  ließ  sich  nach  Beendigung  seiner  Militär- 
zeit 1889  in  Wien  nieder,  wo  er  seine  eigene  Werkstatt 
eröffnete.  Er  ist  namentlich  ein  sehr  guter,  fleißiger 
Reparateur. 

Güttier  (Gürtler),  Johann  Michael.  —  Breslau. 

1709 

Ein  wahrscheinlich  aus  Füssen  stammender  Meister. 
Baron  sagt  von  ihm :  »Die  Bresslauer  Lautten  sind  auch 
nicht  zu  verachten  und  hat  daselbst  . . .  Joh.  Mich. 
Güttier  aber  meist  auf  einen  starken  Thon  gesehen«. 
In  der  fürstlich  Lobkowitzschen  Sammlung  auf  Schloß 
Raudnitz  befindet  sich  eine  schlecht  erhaltene  Laute 
von  ihm  mit  dem  Zettel:  Johann  Michael  Güttier  / 
Lauten-  und  Geigenmacher  /  in  Breslau  anno  1 709  (ge- 
druckt). 

Gufler,  Rochus.  —  Brixen  a.  E.   1679 

Wie  Dr.  Fr.  Waldner  in  seinen  Nachrichten  über 
tirolische  Lauten-  und  Geigenmacher,  S.  54,  mitteilt, 
besitzt  Advokat  Dr.  Jos.  Hell  in  Glurns  eine  Viola  mit 
großem  Ton  von  eigenartiger  Klangfarbe.  Die  F-Löcher 
stehen  nahe  beisammen,  die  Arbeit  ist  nicht  sehr  kunst- 
voll. 

Geigenzettel:  Rochus  Gufler  /  zu  Brixen  an.  1679. 
(geschrieben  auf  Pergament). 


Guggemos  —  Gusnasco 


191 


Guggemos,  Markus.  —  Füssen.   1759.   1791 

Seine  Geigen  sind  hochgewölbt  und  halten  zwischen 
Stainer  und  M.  Alban  die  Mitte.  Das  Holz  ist  gut,  bei 
den  Decken  gewöhnlich  weitjähng,  der  Lack  dunkel- 
braun, mager  und  glanzlos.  Der  Ton  bei  gut  erhaltenen 
Instrumenten  recht  gut. 
Geigenzettel:  Abb.  262. 

Guglielmi,  Gio.  Battista.  —  Cremona.    1 747 

Einer  der  kleineren  Cremoneser  Meister.  Seme  Geigen 
kommen  selten  vor  und  sind  ziemlich  sorglos  nach 
Amati  gemacht. 

Guibourg.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  von  der  A.  Jacquot  die 
folgenden  Namen  aufzählt : 

Henry  G. -1744.  1775 

Joseph  IG. -1744.  1763 

JosephllG.  —  1766 

Joseph  III  G.-  1744.  1775 

Remy  I  G.  —  Bruder  von  Joseph  I.  f  19.  März  1779 

Remy  II.  —  Geb.  14.  Nov.  1763. 

Guidantus,  Antonio 

Niederheitmann  u.  a.  erwähnen  einen  Antonio  Gui- 
dante;  es  ist  dies  wohl  ein  erfundener  Name,  der  ein 
Mitglied  der  Familie  Florenus  (»Guidante  Florenus*) 
fmgiert. 

Guidantus  s.  Florenus 

Guide,  Joseph.  —  Mirecourt.    1763.    1770 

Nur  dem  Namen  nach  bekannt. 


Guinobaldl.  —  Nizza. 
Mandolinenmacher. 


1900 


B 


ar- 


Guillami,  Joannes.   (Vater  und  Sohn.) 
celona.   1742.   1760 

Schöne  Arbeit  nach  Stradivari,  meist  hohe  Wölbung, 
roter,  etwas  harter  Öllack.  Der  Vater  erinnerte  in  der 
Arbeit  an  die  Gaglianischule.  Auffallend  smd  die 
Schnecken  mit  dickem,  nicht  geschweiftem  Wirbel- 
kasten. Es  soll  übrigens  drei  Geigen-  und  Lauten- 
macher dieses  Namens  gegeben  haben,  die  von  1680 
bis  1780  arbeiteten. 

Geigenzettel :  Joannes  Guillami  me  fecit  /  en  Barcelonae 
1 742  (gedruckt). 

Guillani,  Sanctus?  —  Rom.   1710 

Von  einem  Geigenmacher  wurde  mir  die  nachstehende 
Abschrift  eines  Zettels  mitgeteilt.  Sollte  es  nicht  richtig 
Santagiuliana  heißen? 

Geigenzettel:  Sanctus  Guillani  /  fecit  Rom  1710  (ge- 
druckt). 

Guillaume,  Fran^ois.  —  Paris.   1783.   1789 

Er  war  nur  Harfenmacher,  hat  jedoch  auch  einige 
Gitarren  gemacht.  Eine  solche  besaß  die  Marquise  de 
Marbeuf  (vgl.  Brunis  Inventaire).  Er  wohnte  erst  Rue 
de  rUniversite  und  dann  Rue  de  Beaune. 

Guillemin,  Felix  I.  —  Mirecourt.  f  1743 

Man  kennt  bis  jetzt  nur  seinen  Namen.  Dasselbe  ist  der 
Fall  bei  seinem  Sohne  Felix  II,  der  1745 — 1748  nach- 
weisbar ist. 


Guinot.  —  Mirecourt 

Den  Forschungen  A.  Jacquots  verdankt  man  die 
Namen  folgender  Mitglieder  dieser  Familie: 

Claude-Nicolas  G.  f  1784,  Bogenmacher,  Vater  des 

1 772  vorkommenden  Bogenmachers  Jean  G. 

Joseph  I. —  1761.   1768.  Geigenmacher. 

Joseph  II  G.-  1764.  1774. 

Guinot,  Nicolas.  —  Paris.   19.  Jahrhundert 
Schwager  von  Nicolaus  Maire.  Seine  Arbeit  ist  nicht 
übel,  nur  der  braune  Lack  etwas  zu  dunkel.  Am  besten 
gelangen  ihm  seine  Violoncelli. 

Guntzer,  Max.  —  Stuttgart.  Um  1600 

Ein  Musikinstrumentenmacher,  der  wahrscheinlich 
auch  Lauten  gebaut  hat.  Bekannt  ist  nur,  daß  er  dem 
jungen  Herzog  Achilles  Friedrich  von  Württemberg  ein 
Clavichordium  lieferte. 

Gurski,  Anton.  —  Kiew.    Geb.   nach    1830, 

t  1909  in  Kiew 

Ein  Autodidakt,  der  keine  Gelegenheit  hatte,  wirklich 
gute  Geigen  kennenzulernen.  Seine  Arbeiten  waren 
daher  recht  mangelhaft.  Er  hat  nur  sehr  wenige  neue 
Geigen  gemacht. 

Gusetto,  Nicolo.  —  Cremona.   1785.   1828 

Aus  Florenz  stammend.  Seine  Arbeit  erinnert  fast  mehr 
an  deutsche  als  an  italienische  Vorbilder.  Die  Ecken 
sehr  hervorstehend,  sehr  breite  (nicht  besonders  ge- 
schickt gemachte)  Einlage,  Decke  ungleichmäßiges 
Holz  mit  engen  und  weiten  Jahren,  Wölbung  nicht 
sonderlich  schön,  hohe  Zargen,  oben  und  unten  32  mm 
hoch,  schmale  Reifchen,  Boden  sehr  wenig  geflammtes 
Ahornhoiz  mit  vielen  Spiegeln.  Eigenartige  hübsche 
Schnecke  mit  kühn  durchlaufendem  Mittelpunkt.  Die 
Seiten  ziemlich  flach,  sehr  gewöhnliche  F-Löcher, 
brauner  Spirituslack.  Eine  hochgewölbte,  in  schwung- 
vollem Umriß  sauber  gearbeitete  Violine  von  auffallend 
kurzem  Körper  mit  kurzen  F-Löchern,  tief  ausge- 
stochener elliptischer  Schnecke  und  rotgelbem  Lack 
befindet  sich  in  der  Sammlung  K.  Friedrich  in  Posen. 
Der  Besitzer  liest  den  Namen  allerdings  Nicol.  Gir- 
gitto.  Es  kommen  Zettel  mit  sehr  frühen  Jahreszahlen 
vor,  bis  1728,  die  wahrscheinlich  dadurch  entstanden 
sind,  daß  die  Zahl  7  der  vorgedruckten  Jahrhundertzahl 
mit  einer  8  überschrieben  war,  was  später  von  Händlern 
beseitigt  oder  auch  von  Gusetto  selbst  übersehen 
wurde. 

Geigenzettel:  (?)  Nicolaus  Gusetto  Fiorentinus,  /  Mu- 
sicus  Instrumentalis/ a  Cremona.  Ao.  1785  (gedruckt). 
Nicol :  Gusetto  Fiorentino  /  Fabbricante  di  violini,  Cre- 
monae  (geschrieben)  und  Abb.  311. 

Gusnasco,  Lorenzo.  —  Pavia,  Venedig.  1500 
Ein  sehr  angesehener  Musikinstrumentenmacher,  den 
u.  a.  Alessandro  Luzio  in  »11  lusso  d'Isabelle  d  Este 
(Nuova  Antologia  1896,  Heft  147,  148,  149),  femer  in 
»La  Coltura  d'Isabella  d'Este«  (Giornale  stonco  della 
litteratura  ital.  32 — 40  u.  42)  erwähnt.  Er  verkehrte  als 


192 


Gutermann     -  Gutke 


Gleichgeschätzter  mit  den  besten  Künstlern,  und  so 
konnte  er  am  13.  März  1500  an  Isabella  von  Mantua 
schreiben,  daß  ihm  Leonardo  da  Vinci  ihr  wundervoll 
gemachtes  Bildnis  gezeigt  habe.  Das  Ausführlichste 
über  ihn  findet  sich  in  Carlo  dell  Acquas  »Lorenzo 
Gusnasco  e  i  Lingiardi  da  Pavia,  Mailand  1886«. 

Gutermann,  Wilhelm  Theodor.  —  Wien.  Geb. 

22.  Aug.  1828  in  München,  f  8.  Juni  1900  in 

Admont 

Die  Heimat  seiner  Familie  war  Biberach,  woher  auch 
Sophie  Laroche,  geb.  Gutermann,  die  Freundin  Wie- 
lands, stammte.  Er  lernte  bei  Engleder,  arbeitete  dann 
bei  Tieffenbrunner  und  dürfte  bei  diesem  auch  das 
Zithermachen  gründlich  erlernt  haben.  Nachdem  er  bei 
der  Witwe  Stecher  in  Salzburg  tätig  gewesen,  wanderte 
er  weiter  und  kam  bis  Prag  und  Budapest.  In  Wien 
fand  er  zuerst  bei  Anton  Kiendl  als  Zithermacher  Be- 
schäftigung und  kam  dann  zu  Anton  Hofmann,  bei  dem 
er  von  1851 — 1866  blieb  und  für  den  er  auch  noch 
arbeitete,  nachdem  er  sich  bereits  selbständig  gemacht 
hatte.  In  seine  Anfangszeil  fällt  seine  Verbindung  mit 
Dr.  Liharzik,  der  ein  neues  Modell  berechnet  hatte. 
Da  Dr.  Liharzik  aber  schon  frühzeitig  starb,  dürfte  es 
nur  wenige  Geigen  nach  seinem  Modell  geben.  Diese 
tragen  beim  Knöpfchen  die  Brandmarke:  K.  K.  (österr. 
Adler)  Priv.  /  Liharzik.  Die  Liharzik-Geigen  hat  G. 
ganz  eigenhändig  gemacht;  viele  Geigen  mit  Hofmanns 
Zettel  sind  seine  Arbeit,  während  die  Geigen,  Violen 
und  Violoncelli,  die  später  aus  seiner  Werkstatt  hervor- 
gingen, unter  der  Mitarbeit  seiner  Gehilfen,  zu  denen 
Bartek,  Szepessy,  Sandner,  Herm.  Voigt,  Jaura  u.  a. 
gehörten,  entstanden  sind.  Seine  Arbeit  war  von  pein- 
lichster Sauberkeit;  er  war  sehr  geschickt  im  Lackieren 
und  bevorzugte  einen  durchsichtigen,  feurigroten  Lack. 
Für  eine  Geige  erhielt  er  durchschnittlich  60  fl.,  für  ein 
Violoncell  100  fl.  Er  war  ein  streng  rechdicher,  auf- 
richtiger Mann,  der  niemand  zu  Liebe  je  von  seiner 
Überzeugung  abwich.  Bei  alten  Instrumenten  legte  er 
mehr  Gewicht  auf  die  tadellose  Erhaltung  und  die 
Schönheit  als  auf  den  Ton;  verdorbene  Instrumente 
hielt  er  nicht  der  Mühe  einer  Wiederherstellung  wert 
und  hatte  dabei  gewiß  sehr  oft  nicht  unrecht.  Im  Jahre 
1887  war  er  stellvertretender  Genossenschaftsvorsteher. 
Seit  1898  kränkelte  er,  bis  ihn  der  Tod  zwei  Jahre 
später  erlöste.  —  W.  Th.  Jaura  war  sein  einziger  Schüler. 

Geigenzettel :  Abb.  309. 

Guterrez,  Manuel,  lebte  um  1832  als  Lauten- 
macher m  Sevilla 

Guth,  August.  —  Breslau.  Antwerpen.  Geb. 
10.  Januar  1840  in  Pilsnitz  bei  Breslau,  f  16. 
September  1912  in  Hoboken  bei  Antwerpen 

Schüler  von  Ludwig  Bausch.  Als  Sohn  eines  Ober- 
försters hatte  er  schon  als  Kind  Gelegenheit,  sich  eine 
gute  Holzkenntnis  anzueignen.  Als  sein  Vater  einmal 
eine  Jahrmarktsgeige  heimbrachte,  erwachte  in  ihm  die 
Liebe  zur  Musik,  und  er  ruhte  nicht  eher,  als  bis  er 
nach  diesem  Vorbild  sich  selbst  eine  spielbare  Geige 
angefertigt  hatte.  Er  war  damals  12  Jahre  alt  und  sein 
Vater  erblickte  darin  eine  besondere  Begabung  für  die 


Tischlerei  und  gab  ihn  später  auch  wirklich  zu  einem 
Tischler  in  die  Lehre.  Da  er  sich  nebenbei  zu  einem 
guten  Geiger  entwickelt  hatte  und  als  solcher  vielfach 
in  Anspruch  genommen  wurde,  lernte  er  viele  Musiker 
kennen,  die  bessere  Instrumente  hatten  als  er;  er  begann 
wieder  Geigen  zu  machen,  und  nachdem  er  ausgelernt 
hatte,  sattelte  er  um  und  ging  nach  Leipzig  zu  Bausch, 
der  ihn  nun  regelrecht  ausbildete.  Als  Gehilfe  kam  er 
dann  zu  Grimm  nach  Berlin  und  machte  sich  noch  in 
jungen  Jahren  in  Breslau  selbständig,  wo  er  bis  1888 
blieb  und  dann  nach  Antwerpen  übersiedelte.  Ein  guter 
Ruf  ging  ihm  voraus  und  er  hatte  seinen  Wohnungs- 
wechsel nie  zu  bereuen,  denn  er  fand  reichliche  Aner- 
kennung. Er  arbeitete  ungemein  gewissenhaft  nach  den 
besten  alten  Meistern,  hauptsächlich  nach  Stradivari, 
und  verwendete  einen  selbstbereiteten  Spirituslack, 
dem  er  den  Vorzug  vor  jedem  OUack  gab.  Auf  der  Ant- 
werpener Weltausstellung  1894  war  er  durch  ein  Quar- 
tett sehr  gut  vertreten.  Eine  hübsche  Violine  nach 
Maggini  besitzt  das  Antwerpener  Konservatorium.  Am 
Wirbelkasten  brachte  er  gerne  Löwenköpfchen  an. 
Außer  seinem  Zettel  gebrauchte  er  auch  eine  Brand- 
marke mit  A.  G.  und  einer  Lyra  darüber.  Auf  seinen 
Zetteln  war  auch  sein  Bildnis  angebracht. 
Geigenzettel:  August  Guth  me  fecit  /  Antverpiae 
anno   ....  (gedruckt). 

Guth,  Paul.  —  Antwerpen.  Geb.  14.  Juni  1881 
m  Wilhelmshaven 

Sohn  und  Schüler  von  August  G.  Obwohl  er  von 
frühester  Kindheit  an  nur  Geigenmacher  werden 
wollte,  glaubte  sein  Vater,  daß  er  noch  mehr  Talent 
zum  Geiger  habe.  Er  ließ  ihm  eine  gründliche  musi- 
kalische .Ausbildung  zuteil  werden,  und  sandte  ihn  nach 
Dortmund,  wo  sein  Bruder  als  Musiker  lebte,  schließ- 
lich gab  er  aber  doch  nach,  und  nahm  ihn  in  seine 
Werkstatt.  Hier  hatte  er  nun  reichliche  Gelegenheit, 
kostbare  Meisterwerke  kennenzulernen  und  sein  an- 
geborenes Talent  zu  entfalten.  Er  war  eben  19  Jahre  alt, 
als  ihn  das  Unglück  traf,  bei  einer  Lebensrettung  sein 
rechtes  Bein  zu  verlieren.  Wohl  erhielt  er  für  seinen 
Mut  und  seine  Selbstaufopferung  eine  hohe  Ordens- 
auszeichnung, aber  er  war  ein  Jahr  lang  an  das  Kranken- 
lager gefesselt.  Wieder  hergestellt  ging  er  mit  ver- 
doppeltem Eifer  an  die  Arbeit  und  war  der  treueste  Mit- 
arbeiter seines  Vaters.  Nach  dessen  Tod  machte  er  sich 
selbständig  und  hat  seitdem  viele  Geigen  von  Grund 
auf  und  in  allen  Teilen  eigenhändig  gemacht.  Er  erfreut 
sich  des  besten  Rufs  und  seine  Instrumente  kommen 
schnell  in  feste  Hände.  Er  arbeitet  nach  alten  Meistern 
und  nach  eigenen  Modellen  und  gebraucht,  wie  sein 
Vater,  einen  Spirituslack  von  dunkelgoldgelber  Farbe . 
Auch  aissorgfältiger  Reparateurwird  er  viel  beschäftigt. 
Eine  schöne  Violine  von  ihm  besitzt  E.  J.  Duintjer  Izn. 
in  Veendam.  —  Außer  seinem  Zettel  mit  seinem  Bildnis 
gebraucht  er  auch  eine  Brandmarke  mit  seinem  Namen. 
Geigenzettel :  (Bildnis)  Paul  Guth,  Filius  Augusti  /  me 
fecit  Antverpiae  Anno  19..  (gedruckt). 

Gutke,  A.  —  Umeä.  Trelleborg  (Schweden). 
1897.  1900 

Beschäftigt  sich  aus  Liebhaberei  mit  dem  Geigenmachen 
und  stellte  in  Stockholm  gut  gelungene  Geigen  aus. 


Guthr 


Hädl 


193 


Guthmann,  Friedrich  Wilhelm.  —  Klingen- 
thal. 1823.  1824 

Wenig  bekannter  Vogtländer  Geigenmacher. 
Geigenzettel :     Mstr.   Friedr.  Wilh.  Guthmann    /    in 
Klingenthal  1824.  (gedruckt). 

Gutmann,  F.  W.  —  Blasewitz.   1847 

Vielleicht  ein  Sohn  des  Klingenthaler  Meisters  F.  W- 
Guthmann.  Da  die  Einwohnermeldebücher  in  Blase- 
witz nur  bis  zum  Jahre  1863  zurückreichen,  war  nichts 
Näheres  über  ihn  zu  ermitteln. 

Geigenzettel:  F.  W.  Gutmann  /  Geigenmacher  /  m 
Blasewitz  Dresden  /  1847  (geschrieben). 

Guyot.  —  Mirecourt.   1747.   1761 

Er  wird  als  Geigenmacher  in  den  Urkunden  erwähnt. 

Gygot,  Antoine.  —  Brüssel.   1801 

Man  kennt  bisher  nur  eine  Geige  von  ihm,  die  übrigens 
schöne  Arbeit  und  schmale  F-Löcher  zeigt  und  in 
mancher  Hinsicht  an  die  Schule  der  Medard  erinnert. 
Geigenzettel :  Antonius  Gygot  /  Bruxelles  fecit  /  1 80 1 
(gedruckt). 

Gylig  (Gygli)  s.  Gülich 

Haas,  Leopold.  —  Weitra.    18.  Jahrhundert 

Den  älteren  Wiener  Meistern  nahestehend.  Eme  kleine 
achtzehnsaitige  Mandohne  von  ihm  besaß  das  Stift 
Herzogenburg,  das  diese  1826  der  Sammlung  der  Ge- 
sellschaft der  Musikfreunde  in  Wien  schenkte.  Der 
Handschrift  auf  seinem  Zettel  nach  könnte  man  ihn 
vielleicht  noch  in  das  1 7.  Jahrhundert  setzen,  die  Arbeit 
aber  sieht  wesentlich  jünger  aus. 

Geigenzettel:  Leopold  Haas  Lauthen  und  /  Gaige- 
macher  in  Waitra  /  n(ächst?)  Zwettl  17...(?)  (ge- 
schrieben). 

Haas.  —  Lissabon.   1810 

Prof.  Dr.  E.  V.  Wagner  besaß  eine  gute  Geige  von  ihm. 
Haas  war  vermutlich  ein  Deutscher  und  dürfte  mit  dem 
im  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  in  Lissabon  ansässigen 
Präzisionsmechaniker  Pedro  Haas  identisch  sein. 

Haase,  Ferdinand.  —  Magdeburg,  Ballenstedt, 
Dessau.  Geb.  25.  Aug.  1814  in  Schauen, 
t  1892 

Da  er  sich  schon  cJs  Kind  mit  dem  Geigenspiel  be- 
schäftigte, kam  er  zu  einem  Musiker,  der  auch  alte 
Geigen  ausbesserte,  in  die  Lehre.  Später  wurde  er 
Militärmusiker  in  Magdeburg  und  trat  unter  Richard 
Wagner  in  die  dortige  Theaterkapelle  als  Flötist  ein. 
Unter  Dr.  Georges,  einem  Schüler  Savarts,  studierte  er 
die  Gesetze  der  Akustik  und  wandte  sich  schließlich 
ganz  dem  Geigenmachen  zu.  Im  Jahre  1853  begründete 
er  in  Magdeburg  eine  Instrumentenhandlung,  die  er  bis 
1866  fortführte  und  dann  aufgab,  um  ausschließlich  als 
Geigenmacher  tätig  zu  sein;  damals  verarbeitete  er 
freilich  meistens  vogtländische  Schachteln.  1877  über- 
gab er  seine  Werkstatt  an  Rautmann  und  zog  nach 

V.  Lütgendorff,  Geigen-   und   Lautenmacher.     Bd.  II. 


Ballenstedt  am  Harz.  Als  er  zum  herzogl.  dessauischen 
Hofinstrumentenmacher  ernannt  wurde,  zog  er  nach 
Dessau,  hat  aber  auch  dort  nur  Schachteln  verarbeitet, 
die  er  so  stark  ausschabte,  daß  z.  B.  der  Boden  stellen- 
weise dünn  wie  Papier  wurde.  Seine  Geigen  ver- 
loren infolgedessen  schon  in  kurzer  Zeit  ihren  Ton 
völlig  und  schreien  nur  noch.  Er  scheint  außerdem  die 
Decken  gebacken  zu  haben.  Mehrere  Geigen  von  ihm 
besitzt  die  Dessauer  Hofkapelle.  Biographie  und  Bild 
von  ihm  findet  sich  in  De  Wits  Zeitschrift  B.  V. 
(II.  April  1884). 

Habermehl,  Erasmus.  —  Prag.   1610 

Er  war  seit  1610  Kaiserlicher  Instrumentarius  am 
Prager  Hofe  und  wohl  der  angesehenste  unter  den  da- 
maligen Instrumentenmachern  in  Böhmen. 

Habits,  Anton.  —  Budapest.     Geb.    1861    \n 
Györ-Szent-Märton 

Ein  Geigenmacher,  der  sich  jetzt  hauptsächlich  auf  die 
Herstellung  des  Cymbals  verlegt  hat. 

Habits,  Johann.  —  Raab,  Stuhlweißenburg. 

Geb.  1820 

Nach  Dr.  Joseph  Geyer  ist  er  der  einzige  ungarische 

Geigenmacher,  der  sich  das  Klotzmodell  zum  Vorbild 

nahm. 

Geigenzettel:  Habits  Jänos  /  Hangszermüvesz  Feher- 

varott  1857  (gedruckt). 

Hackenbroich,  Peter  v.  —  Leipzig.   1590 

Ein  Lautenmacher,  der  1590  das  Bürgerrecht  in  Leipzig 
erwarb. 

Hackhofer,  Anton.  —  Budapest.    Um  1830 

Es  soll  gute  Gitarren  mit  seinem  Namen  geben.  Er  war 
vielleicht  ein  Verwandter  von  Franz  H.,  bei  dem  er  ge- 
lernt haben  könnte.  Selbständig  ist  er  aber  schwerlich 
geworden,  und  Dr.  Geyer  bezweifelt  überhaupt,  daß 
es  einen  Anton  H.  gegeben  habe. 

Hackhofer,  Franz.  —  Budapest.    Geb.   1786, 

t  1839 

Er  kam  aus  der  Wiener  Schule,  die  er  auch  nie  ver- 
leugnete. Besser  als  seine  gewöhnlich  schwarz  lackierten 
Geigen  sind  seine  Gitarren. 

Geigenzettel:  Franz  Hackhofer  /  in  Pesth,  anno  1832 
(gedruckt). 

Häckl,  Joseph.  —  Regensburg 

Ein  in  Mettenleiters  »Musikgeschichte  der  Stadt 
Regensburg«  genannter  Geigenmacher,  der  jedenfalls 
durch  einen  Lesefehler  aus  Jos.  Hädl  (s.  d.)  entstanden 
ist. 

Hädl  (Hadl),  Johann.  —  Regensburg.  1689. 

1717 

In  den  Urkunden  erscheint  sein  Name  entstellt,  auch 
als  Härtl  oder  Häckel,  er  selbst  schrieb  sich  immer 
Hädl.  Seine  Geigen  sind  ziemlich  hoch  gewölbt,  er- 
innern  an  das  Stainermodell;  die  Schnecke  hat  ein 

13 


194 


Hädl  —  Hakkert 


deutsches  Aussehen  und  ist  dabei  sehr  schwungvoll, 
dasselbe  gilt  von  den  F-Löchern.  Der  Lack  ist  fett  und 
von  schöner  gelber  Farbe.  Außer  Violinen  und  Violon- 
celli machte  er  auch  gute  Liebesgeigen. 
Geigenzettel:  Johann  Hädl  /  Lauten-  und  Geigen-  / 
macher  in  Regenspurg  1712  (gedruckt). 

Hädl,  Joseph.  —  Regensburg.   1 700.  f  27.  Nov. 

1729 

Sohn  oder  Bruder  von  Johann  H.  Er  wird  als  Geigen- 
macher und  »Hemauer  Spielmann«  bezeichnet.  In  der 
Arbeit  ist  er  Johann  H.  ziemlich  nahestehend. 

Händl,  Mich.  —  Mittenwald.   1732 

Nach  den  geschriebenen  Zetteln  ist  der  Name  nicht  ein- 
wandfrei zu  lesen,  man  kann  oft  ebensowohl  Schandl 
als  Gändl  lesen,  doch  scheint  Händl  die  richtige  Lesart 
zu  sein.  Die  Geigen  mit  seinem  Zettel  zeigen  das  Klotz- 
modell. 

Haensel,  Johann  Anton.  —  Rochsberg.    1801. 

1811 

Hart  gibt  als  seinen  Wohnort  Leipzig  an,  nach  anderen 
lebte  er  auch  eine  Zeitlang  in  Berlin.  Er  ist  eigentlich 
nur  noch  durch  seinen  Aufsatz  in  der  Allg.  musika- 
lischen Zeitung,  Leipzig  1811,  S.  82  bekannt,  in 
welchem  er  u.a.  über  eine  von  ihm  1801  erfundene 
Geige,  deren  Ober-  und  Unterbacken  ungefähr  gleich 
waren,  berichtet.  Diesen  Aufsatz  unterzeichnet  er  als 
»Kammermusikus  des  jüngeren  Grafen  Schönburg«. 

Härtl,  Hans.  —  Regensburg.   1689 

Ein  Geigenmacher,  der  in  Mettenleiters  Musik- 
geschichte der  Stadt  Regensburg  erwähnt  wird  und 
vielleicht  mit  Johann  Hädl  identisch  ist. 

Haussier,  Christian.  —  Krakau.    1830.    1871 

Aus  Adorf  (Vogtland)  stammend,  wanderte  er  1831 
nach  Krakau  aus,  wo  er  bis  1871  tätig  war.  In  seiner 
Arbeit  verleugnete  er  nie  seine  Herkunft.  Sein  1850 
geborener  Neffe  und  Schüler  wurde  sein  Nachfolger. 

Haussier,  Gustav.  —  Krakau.  Geb.  in  Lübben 
(Niederlausitz)  1850 

Schüler  seines  Oheims  Christian  H.,  übernahm  1871 
das  Geschäft  seines  Lehrers  und  machte  neue  Geigen 
nach  Stradivari.  Er  wendet  Spintuslack  an,  ist  aber 
hauptsächlich  Reparateur  und  erfand  Federzwingen 
(für  Geigenmacher),  mittels  welcher  ein  gleichmäßiger 
Druck  beim  Zuleimen  der  Geigen  erreicht  wird.  Er 
erhielt  1887  in  Krakau  die  bronzene  und  1894  in  Lem- 
berg  die  goldene  Medaille. 

Geigenzettel:  Gustav  Häußler  in  Krakau  (gedruckt). 
Haff,  Joseph  Anton  sen.  —  Augsburg.    1810. 

1866 

Fleißiger  Geigenmacher,  der  nach  dem  ganz  flachen 
Stradivaripatron  arbeitete.  Die  Decke  zeigt  meist 
ziemlich  weitjähriges,  schwammiges  Fichtenholz,  zum 
Boden  nahm  er  Ahorn  (aus  einem  Stück).  Die  Schnecke 


ist  gewöhnlich  recht  schwungvoll,  der  Lack  braun.  Der 
Ton  ist  von  verschiedener  Güte,  oft  etwas  näselnd. 
Spiritus-  oder  Ollack. 

Geigenzettel :  Joseph  Anton  Haff  /  Geigenmacher  in 
Augsburg  /  anno  1838  (gedruckt). 

Haff,  Joseph  Anton  jun.  —  Augsburg.    1860. 
t  1902  in  Stuttgart 

Sohn  von  Joseph  Anton  sen.  Er  ist  um  1875  von  Augs- 
burg fortgezogen  und  lebte  1895  noch  am  Bodensee. 
Talentvoller  Nachahmer  der  italienischen  Meister, 
erhielt  1873  die  Verdienstmedaille  für  ein  Streich- 
quartett und  eine  Geige  nach  Amati  von  trefflicher 
Arbeit  und  schönem  Ton.  Im  Jahre  1894  siedelte  er  von 
München  nach  Senftenau  bei  Lindau  über  und  ist 
später  nach  Stuttgart  gezogen,  wo  er  auch  starb. 

Geigenzettel:  Abb.  353. 

Haghens,    Cornelius.    —   Antwerpen.     1627. 
tum  1642 
Er  gehörte  der  Lukasgilde  als  Clavecinmacher  an. 

Haghens,  Simon.  —  Antwerpen.    1642.    1644 

Er  wird  als  Sohn  eines  Meisters  (Cornelis  Haghens?) 
bezeichnet  und  wurde  1642  in  die  Lukasgilde  aufge- 
nommen. 

Hagspiel,   Oscar.   —   Dresden.     Geb.   2.  Mai 
1852inDresden,  t  Jan.  1901 

Ursprünglich  zum  Musiker  bestimmt,  mußte  er  die 
Klavierfabrik  seines  Vaters  übernehmen  und  beschäf- 
tigte sich  in  den  achtziger  Jahren  des  19.  Jahrhunderts 
auch  mit  der  Herstellung  von  Streichinstrumenten 
eigener  Erfindung.  Diese  hatten  einen  gitarreähnlichen 
Körper  mit  gepreßter  (nicht  ausgestochener  oder  ge- 
hobelter) Decke  ohne  F-Löcher,  dagegen  mit  sechs 
runden  Schallöchern  in  den  Zargen.  Ein  derartiges 
Violoncell  besitzt  die  staatl.  Sammlung  alter  Musik- 
instrumente in  Berlin. 

Hahn,  John  &  Co. 

Eine  in  Buffalo  bestehende  Geigenfirma. 

Haid,  Georg.  —  Wien.   1903.   1910 

Schüler  von  J.  J.  Bucher,  hauptsächlich  Zithermacher, 
befaßt  sich  jedoch  auch  mit  der  Wiederherstellung  alter 
Geigen. 

Hakkert,  Jacob  Wolfgang.  —  Rotterdam.  Geb. 
29.  Aug.  1891  in  Rotterdam 

Aus  einer  Familie  stammend,  die  seit  langen  Jahren  im 
Musikinstrumentenhandel  tätig  war,  wurde  er  früh- 
zeitig veranlaßt,  sich  dem  Geigenbau  zu  widmen  und 
lernte  vom  3.  Juli  1906  bis  15.  April  1908  bei  Marius 
Didier  in  Mirecourt.  Er  ging  dann  zu  Louis  Otto  nach 
Düsseldorf,  wo  er  bis  zum  15.  April  1909  blieb.  Den 
größten  Einfluß  auf  ihn  hatte  nach  seiner  Angabe  Josef 
Lülsdorf  inKöln.beidemerbis  15.  Mai  1 91 0  tätig  war. 
Er  macht  seine  Geigen  nach  italienischen  Vorbildern 
und  hat  bereits  1 909  auf  der  Rotterdamer  Musikfach- 


Hai 


asz  — 


H, 


amm 


195 


ausstellung  eine  Medaille  erhalten.  Arn 

machte  er  sich  selbständig. 

Geigenzettel :  Jaques  W.  Hakkert  /  me  fecit  Rotterdam 

Anno  19—  (gedruckt). 


Haläsz  (Fischer),  Joseph 

Ein  Schönbacher,  der  um  1860  in  Ungarn  tätig  war  und 
seinen  Namen  magyarisiert  haben  soll. 

Hall,  William  H.  —  Oldham.   1905 

Er  baut  nach  Cremoneser  Modellen  und  soll  nicht  unge- 
schickt sein. 

Hallas,  Joseph.  —  Brunn,  f  2.  Juli  1844 

Scheint  hauptsächlich  Gitarren  gemacht  zu  haben.  Er 
erlangte  im  Jahre  1844  das  Bürgerrecht  und  starb  schon 
kurze  Zeit  darauf. 

Geigenzettel :  Joseph  Hallas,  Instrumenten-  ,'  macher  in 
Brunn.  Ao.  1843  (gedruckt). 

Hallberg,  C.  G.  —  Hultsfred  (Schweden).  1823 
Von  ihm  besitzt  C.  Claudius  in  Kopenhagen  eine 
schwedische  Bauernvioline.  Am  Wirbelkasten  befindet 
sich  ein  Drachenkopf,  auf  der  Brust  sind  vier  Paare 
tanzender  Bauern  aufgemalt. 

Haller,  G.  Albin.  —  Erlbach  i.  S.  Geb.  1 6.  März 
1868  zu  Hermsgrün  b.  Markneukirchen 

Schüler  von  Christian  Schaller  und  der  Fachschule  in 
Markneukirchen.  Er  arbeitet  nach  italienischen  Mo- 
deilen und  erzeugt  solide  Mittelware  von  großer  Billig- 
keit. Sein  Lack  ist  rot,  rotgelb  oder  kastanienbraun.  Er 
imitiert  das  alte  Aussehen  der  Geigen  recht  gut  und 
klebt  Zettel  mit  den  Namen  der  Modelle  ein. 


August  1910    Hamberger,  Ferdinand.  —  Preßburg,    f  1891 

Sohn    und    Nachfolger    von    Jos.  Hamberger    I    und 
diesem  in  der  Arbeit  ähnlich.  Er  führte  das  väterliche 
Geschäft  mit  der  hochbetagten  Mutter  fort. 
Geigenzettel:  Abb.  349. 


Hamberger,   Joseph   I. —  Preßburg.    Geb.   m 
Wien  1808,  t  16.  April  1864 

Ein  sehr  tüchtiger  Meister,  der  Wiener  Schule  nahe- 
stehend, aus  der  er  wohl  hervorgegangen  ist.  Er  erwarb 
am  26.  Oktober  1830  das  Preßburger  Bürgerrecht 
(Grillet  versetzt  ihn  nach  St.  Petersburg!).  Er  baute 
nach  Stradivari  und  verwendete  braunen  Lack. 
Geigenzettel :  Joseph  Hamberger/  Guitarre-  u.  Geigen- 
macher /  in  Preßburg,  1846.  (gedruckt)  und  Abb.  341. 

Hamberger,  Joseph  II.  —  Wien.  Geb.  in  Preß- 
burg um  1850,  t  1904 

Sohn  von  Jos.  Hamberger  in  Preßburg,  Schüler  von 
Hof  mann,  bei  dem  er  1865  in  die  Lehre  trat  und  dessen 
Geschäft  er  1873  übernahm.  Die  von  ihm  gebauten 
Geigen  sind  in  den  meisten  Fällen  nur  mittelmäßig.  Er 
war  k.  k.  Hofgeigenmacher  und  Lieferant  der  Hofoper. 
Nach  seinem  Tode  führte  die  Witwe  das  Geschäft  fort, 
das  jetzt  auf  Alfred  C.  Coletti  übergegangen  ist.  Eine 
Geige  von  ihm  ist  im  Besitze  des  Preßburger  Domchors. 

Geigenzettel :  Abb.  339. 

Hambleton,  Joseph.  —  Salford.   1854 

Ist  mir  nur  durch  ein  gutes  Violoncello  bekannt  ge- 
worden. 


Haman,  Valentine.  — Millwood  (Ind.,  N.-Am.)    Hamig,  Moritz. 
Geb.  20.  März  1831  in  Columbiana  County, 

Ohio 

Entstammt  einer  aus  Deutschland  unter  Washington 
eingewanderten  Musikerfamilie.  Von  Hause  aus  Kunst- 
tischler und  Mechaniker,  begann  er  mit  22  Jahren 
Geigen  zu  reparieren,  dann  versuchte  er  sich  im  Neu- 
bau und  brachte  es  durch  Fleiß  dahin,  bald  Erfolge  zu 
erzielen.  Er  arbeitet  nach  dem  Stradivarimodell ;  die 
Decke  macht  er  \  ,,  Zoll,  an  den  Ecken  ^^,i  Zoll  dick, 
den  Boden  etwas  stärker,  den  Baßbalken  8  Zoll  lang, 
^/,  hoch  und  'Vi,;  dick.  Das  Gewicht  seiner  Geigen  be- 
trägt samt  den  Saiten  etwa  420  g.  Er  verwendet  mit 
Benzin  geklärten  Orangeschellack  durch  in  Alkohol  ge- 
löstes Drachenblut  gefärbt.  Zettel  klebt  er  nur  selten 
ein.  Zur  Tonveredlung  bringt  er  auf  dem  Boden  seiner 
Geigen  noch  einen  Resonanzbalken  an,  dem  er  die 
Fähigkeit  zuschreibt,  neue  Instrumente  wie  alte  klingen 
zu  machen. 
Geigenzettel:  V.  Haman,  /  Millwood,  /  Ind.  (gedr.). 

Hamann,  Carl.  —  Posen.   1860.   1880 

Seinerzeit  der  geschickteste  Geigenreparateur  m  Posen. 
Er  verstand  sich  auf  alle  Musikinstrumente  und  war 
außerdem  ein  guter  Violoncellist.  Ein  von  ihm  gebautes 
Violoncello  ist  noch  in  Posen  in  Privatbesitz. 
Geigenzettel:  Carolus  Hamann  refecit  /  Posnaniae. 
Anno  1872  (gedruckt). 


—  Dresden,  Kötzschenbroda. 
1890.  t  1908 

Er  war  bis  etwa  1892  in  Dresden  ansässig  und  hat  nur 
wenige  Geigen  gemacht. 

Hamilton,    William.    —    Uddingston.      1880. 

1896  -^ 

Er  stammt  aus  Glasgow  und  ist  Ingenieur.  Aus  Lieb- 
haberei macht  er  Geigen  nach  einem  eigenen  Modell, 
aber  auch  nach  Stradivari,  Guarneri  und  Gaspar  da 
Salb.  Er  gebraucht  Whitelaws  Bernsteinlack. 
Geigenzettel:  William  Hamilton  /  Uddingston.  1896. 
(geschrieben). 

Hamm,  Andreas.  —  Klingenthal.   1702.     1732 

Vermutlich  der  Großvater  von  Johann  Andreas  H., 
vielleicht  auch  dessen  Lehrmeister.  Er  soll  recht  ge- 
schickt gewesen  sein  und  gilt  als  der  .Stammvater  der 
Familie. 


Christ.  Gottfried. 
Geb.    10.  Nov. 


—    (Mark)Neu- 

1774,  t  29.  Aug. 


Hamm, 
kirchen. 

1834 

Sohn  von  Johann  Gottfr.  H.  und  diesem  in  der  Arbeit 
sehr  ähnlich. 
Gelgenzettel:  Abb.  359. 

13* 


196 


Hamm  —  Hammig 


—    Klingenthal, 
in    Klingenthal 


Hamm,    Johann    Andreas. 
(Mark)  Neukirchen.     Geb. 
1703,  t  9.  Mai  1764 

Sohn  des  »Gerichtsgeschworenen«  und  Schneiders 
Andree  H.  in  Klingenthal.  Am  31.  Juli  1724  wurde  er 
von  der  Neukirchener  Zunft  als  Meister  angenommen, 
dagegen  wehrten  sich  aber  die  Klingenthaler  Geigen- 
macher, so  daß  er  sich  drei  Tage  später  in  der  Liste 
wieder  streichen  lassen  mußte.  Er  siedelte  im  darauf- 
folgenden Jahre  nach  Neukirchen  über  und  ward  dort 
am  24.  Juli  1 725  wieder  als  Meister  angenommen  und 
Bürger.  Er  stand  in  einem  gewissen  Ansehen  und  starb 
60  Jahre  5  Monate  und  26  Tage  alt. 

Hamm,    Johann    Gottfried.   —   (Mark)Neu- 

kirchen.  Geb.  1744,  f  6.  Okt.  1817,  73  Jahre 

7  Monate  1 1  Tage  alt 

Einer  der  besten  vogtländischen  Geigenmacher  seiner 
Zeit.  Schon  am  13.  Juni  1764  wurde  er  Meister  und 
war  so  sorgfältig  in  seiner  Arbeit,  daß  man  ihn  lange 
Zeit  —  veranlal3t  durch  den  Umstand,  daß  er  gerne 
Rom  oder  Cremona  als  Ursprungsort  angab  —  der 
italienischen  Schule  zuzählte,  so  wenig  sein  Modell 
und  sein  Lack  auch  dazu  berechtigten.  Bei  vielen 
Geigen  und  Violen  scheint  ihm  ein  breites  Stainersches 
Modell  vorgeschwebt  zu  haben,  auch  die  Einlagen 
machte  er  zierlicher  als  die  meisten  Neukirchner 
Meister,  oft  brachte  er  einen  Elfenbeinrand  an.  Er  ver- 
wandte verschiedene  Zettel  und  verwendete  auch  die 

Brandmarke  :»I*  *G*  *H*.  Geigen  von  ihm 
kommen  noch  oft  vor.  Eine  solche  besitzt  Carl  Stoeber 
in  Würzburg. 

Geigenzettel :  Johann  Gottfried  Hamm  /  Instrumenten- 
Macher  /  Stadt  Neukirchen  bey  Adorf  /  im  Voigtlande 
Fecit  Ao  18  .  .  (gedruckt)  und  Abb.  343. 
Brandmarke  Nr.  40. 

Hamm,  Heinrich  Moritz.  —  Markneukirchen. 
Geb.  29.  Sept.  1850 

Er  ist  zwar  gelernter  Geigenmacher,  verlegte  sich  aber 
hauptsächlich  auf  den  Bau  von  Zithern. 

Hamm,  Karl  Friedrich.  —  (Mark-)  Neu- 
kirchen. Geb.  26.  Dez.  1733,  f  26.  Sept. 
1761 

Sohn  von  Johann  Andr.  H.  Er  wurde  am  25.  Nov.  1 75 1 
Meister.  Ebenso  gewandt  als  Geigenmacher  wie  als  Ge- 
schäftsmann. Er  brachte  es  bald  zu  einigem  Wohlstand 
und  war  schon  in  jungen  Jahrenein  angesehener  Bürger. 
Seine  beste  Zeit  fällt  in  die  Jahre  1 757 — 1 760. 

Hamma,  F.  —  Ulm  a.  D.   1872.   1882 

Eine  1872  begründete  Fabriksfirma,  die  1880  etwa 
20  Arbeiter  beschäftigte. 

Hamma  &  Co.  —  Stuttgart 

Bedeutende  im  Jahre  1864  von  Fridolin  Hamma  (geb. 
1818,  f  1892)  begründete  Geigenhandlung,  deren  In- 
haber seit  40  Jahren  Emil  Hamma  (geb.  1855)  ist.  Er 


gilt  infolge  seiner  großen  Erfahrung  und  seines 
sicheren  Blickes  als  einer  der  gewiegtesten  Kenner  und 
hat  in  seinen  Söhnen  Fridolin,  Emil  und  .Alexander 
vortreffliche  Mitarbeiter.  Die  von  der  Firma  heraus- 
gegebenen Kataloge  haben  bleibenden  Wert  und  die 
von  ihr  ausgestellten  Echtheitszeugnisse  galten  bei 
Sammlern  und  Liebhabern  als  unanfechtbar. 

Hamma,  Alfred.  —  Stuttgart,  geb.  1891,  ge- 
fallen auf  dem  Felde  der  Ehre,  im  Juni  1917 

Sohn  und  Mitarbeiter  von  Emil  Hamma.  Ein  reich  be- 
gabter, hoffnungsvoller  Geigenmacher.  An  seine  Stelle 
sind  seine  Brüder  Emil  und  Alexander  in  die  Firma  ein- 
getreten. 

Hamma,  Fridolin.  —  Stuttgart 

Sohn  von  Emil  H.  und  dessen  Mitarbeiter.  Ein  treff- 
licher Geigenbauer,  der  besonders  als  Reparateur  einen 
großen  Ruf  genießt  und  auch  als  feinsinniger  Kenner 
geschätzt  wird. 

Hammerl.  —  Schönbach  b.  E. 
Als  Geigenmacher  sind  zu  erwähnen : 

Hammerl,  Ignaz,  gehörte  schon  1826  der 
Innung  als  Meister  an 

Hammerl,  Josef.  —  f  nach  1898 

Hammerl,  Karl,  ist  noch  tätig 

Hammig,  Albertus  Robert.  —  Markneukir- 
chen, Hamburg,  Neu-Schönefeld,  Leipzig. 
Geb.  10.  Mai  1849 

Sohn  und  Schüler  von  Wilhelm  Aug.  H.  Als  Gehilfe 
arbeitete  er  bei  seinem  Bruder  in  Leipzig  und  bei 
Bausch  jun.  bis  zu  seiner  Militärzeit.  Er  machte  den 
Feldzug  1870/71  mit,  ging  hierauf  zu  Schmidt  nach 
Wien  und  arbeitete  dann  in  Markneukirchen  und 
Hamburg  selbständig.  Im  Jahre  1 896  verlegte  er  seinen 
Wohnsitz  nach  Leipzig  und  trat  als  Meister  bei  der 
Firma  Jul.  H.  Zimmermann  in  Stellung,  wo  er  sich 
noch  befindet.  Er  arbeitet  sehr  sauber  und  verwendet 
einen  vorzüglichen  transparenten  Lack  von  tiefroter 
Farbe. 

Geigenzettel :  A.  Robert  Hammig  /  Streich  Instru- 
mentenmacher /  Hamburg  Anno  1879  (gedruckt). 

Hammig,  Carl  Heinrich.  —  Dresden.  Geb. 
1877 

Sohn  von  Gustav  Adolph  H.  Ein  sehr  talentvoller 
Meister. 

Hammig,  Friedrich.  —  Wien.   1801 

Er  ließ  sich  in  Wien  als  »musikalischer  Instrumenten- 
fabrikant« nieder  und  handelte  mit  vogtländischen 
Geigen,  hat  aber  selbst  wohl  nur  Blechinstrumente 
hergestellt.  So  war  er  auch  der  erste  Deutsche,  der 
Cinellen  (türkische  Becken) -machte,  für  deren  Her- 
stellung er  in  Österreich  ein  »Privilegium  privativum« 
erhielt,  was  er  auch  im  Intelligenzblatt  der  Allg.  musi- 
kal.  Zeitung  im  Juli  1801  anzeigte. 


I 


I 


H 


ammig  —  Hansen 


197 


Hammig,  Georg.  —  Markneukirchen.  1815. 
1820 

Braver  Vogtländer  Geigenmacher.  Er  scheint  seinen 
Zettel  nur  selten  eingeklebt  zu  haben. 

Hammig,  Gustav  Adolph.  —  Dresden- A.  1 890. 

1901 

Von  Hause  aus  Baßmacher,  verlegte  er  sich  erst  später 
auf  den  Bau  von  Violinen  und  Violoncelli  und  wurde 
Kgl.  sächs.  Hofinstrumentenmacher  und  beeideter 
Sachverständiger  für  Saiteninstrumente.  Sem  Lack  ist 
an  sich  nicht  schlecht,  doch  soll  er  ihn  gerne  auch  auf 
alten  Geigen  auftragen,  die  dadurch  nicht  gewinnen 
können. 

Hammig,  Hermann.  —  Berlm.   1899 

Ältester  Sohn  und  Schüler  von  W.  H.  Hammig  in 
Leipzig.  Leiter  des  Berliner  Zweiggeschäfts  der  Firma 
W.  H.  Hammig  in  Leipzig. 

Hammig,  Johann  Christian.  —  (Mark)Neu- 
kirchen.    Geb.  1732,  f  27.  Jan.  1816 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Georg  H.  Er  war  gut 
musikalisch  vorgebildet  und  auch  kaufmännisch  tüchtig. 
Am  22.  Febr.  1 75 1  wurde  er  Meister,  doch  machte  er 
schon  als  Knabe  recht  gute  Geigen.  In  seiner  ersten  Zeit 
verwendete  er  nur  geschriebene  Zettel,  später  gedruckte 

und  auch  den  Brandstempel:  tJt   \.  y^  C  ^  H.  ^;- 

Selne  Söhne  führten  das  Geschäft  fort  und  verwendeten 

auch  nach  seinem  Tode  Zettel  mit  der  Firma:  Johann 

Hammig  et  Söhne. 

Geigenzettel:   Joh.  Christian   Hamig  /   Music.    Instr. 

1756  (geschrieben)  und  Abb.  351. 

Brandmarke  Nr.  35. 

Hammig,  Johann  Georg.  —  (Mark-)  Neu- 
kirchen. Geb.  1702,  t  26.  Dez.  1754  im 
Alter  von  52  Jahren  4  Monaten 

Auch  als  »derÄltere«  bezeichnet.  Er  wurde  im  November 
1725  Meister  und  war  ein  geschickter  Geigenmacher. 
Eine  große  Viola  von  ihm  besaß  Sprenger  in  Stuttgart. 

Hammig,  Moritz.  —  Markneukirchen.    1861 

Vielleicht  mit  dem  später  in  Dresden  ansässigen  Moritz 
Hammig  identisch.  Eine  recht  hübsch  gearbeitete 
Kindervioline  von  ihm  besitzt  Musikdirektor  Otto 
Eckenbrecht  in  Radeberg. 

Hammig,    Wilhelm  August.  —  (Mark-)Neu- 

kirchen.  1837.  1865 

Sohn   von   J.  C.  Hammig   und   Enkel   von   Georg  H. 

Seine  Geigen  und  Violoncelli  zeigen  gute  Vogtländer 

Arbeit. 

Geigenzettel :  Wilh.  Aug.  Hammig  /  Violin-  und  Cello 

Fabrikant  /  in  /  Neukirchen  /  bei  Adorf  /  1846  (gedr.). 

Hammig,  Wilhelm  Hermann.  —  Leipzig.  Geb. 
25.  März  1838  in  Markneukirchen 

Sohn  und  Schüler  von  Wilh.  Aug.  H.  Arbeitete  bei 
Grimm   in   Berlin,    machte   sich    1863    in    Markneu- 


kirchen selbständig  und  übersiedelte  1875  nach  Leipzig. 
Er  ist  unter  den  jetzt  lebenden  Mitgliedern  seiner 
Familie  der  beste  Geigenmacher.  Seine  Arbeit  ist  sehr 
gediegen;  daß  seine  neuen  Geigen  auch  neu  klingen, 
wird  ihnen  wohl  nicht  mit  Unrecht  als  Vorzug  nach- 
gerühmt, sie  können  durch  Alter  und  Ausspielen  nur 
besser  werden,  während  neue  Instrumente,  denen 
künstlich  die  Klangfarbe  alter  Instrumente  beigebracht 
wird,  diese  später  vielleicht  verlieren.  Er  besitzt 
mehrere  goldene  Medaillen  und  seit  1894  ein  Zweig- 
geschäft in  Berlin.  Prof.  Robert  Hausmann  in  Berlin 
besaß  ein  von  ihm  i.  J.  1903  gebautes,  vorzügliches 
Violoncello,  ein  ebensolches  Dr.  med.  H.  Lang  in 
Wiesbaden. 

Geigenzettel :  W.  H.  Hammig  /  Leipzig  1888  (gedruckt) 
Darüber  eingebrannt:  W.  H.  Hammig. 

Hampe,  W.  —  Amsterdam.    1842.   f  vor  1882 

Von  Geburt  ein  Deutscher.  Guter  Geigenmacher,  der 

den  Hoftitel  besaß.  Sein  Geschäft  wurde  von  seiner 

Witwe  und  seinem  Sohne  fortgesetzt. 

Geigenzettel :  Repareret  W.  Hampe  /  Amsterdam.  1845 

(geschrieben). 

Handenberg,  Wilhelm.  —  Leipzig.   1723 

Eine  Geige  von  ihm  von  mittelmäßiger  Arbeit  fiel  durch 
ihre  flache  Wölbung  auf.  Da  er  außerdem  seinen  Vor- 
namen auf  seinem  Zettel  italienisch  angibt,  könnte  man 
vermuten,  daß  er  als  Geselle  in  Italien  gearbeitet  und 
dort  die  flache  Wölbung  kennen  gelernt  hat. 
Gelgenzettel.  Guglielmo  Handenberg  /  fecit  LIpsiae 
1723.  (gedruckt). 

Handley,  Henry.  —  Worcester.  Geb.  1839 

Er  arbeitet  nach  dem  Guamerimodell  und  verwendet 
Whitelaws  Geigenlack. 

Hansch  (Handsch),  Gustav.  —  Graz,  Odessa. 

f  um  1905  in  Odessa 

Sohn  von  Heinrich  Hansch,  Schüler  der  MIttenwalder 
Gelgenmacherschule,  der  er  Ehre  machte.  Auch  er  war 
wie  sein  Vater  als  tüchtiger  Meister  geschätzt.  Er  ließ 
sich  überreden,  nach  Rußland  auszuwandern,,  wo  er 
aber  bald  starb. 

Hansch  (Handsch),  Heinrich.  —  Graz.    1844. 

1900 

Er  hatte  seine  Werkstatt  In  der  Neutorgasse,  war  ein 
tüchtiger  Meister,  der  Guarnerl  mit  Geschick  nach- 
ahmte, und  für  seine  Leistungen  als  Geigenmacher  die 
silberne  Staatsmedaille  erhielt. 

Hansen,  Amund.  —  Frederikshald.   1 784.  1 799 

Norwegischer  Gelgen-  und  Lautenmacher  des  1 8.  Jahr- 
hunderts, der  hauptsächlich  Zitherinstrumente  gebaut 
hat.  Zwei  norwegische  Zithern  von  ihm  besitzt  Claudius 
In  Kopenhagen,  eine  solche  das  Musikhistorische 
Museum  In  Stockholm,  eine  Chorzither  von  1799  besaß 
Hammer  in  Stockholm. 

Gelgenzettel:  Amund  Hansen,  Frledrichshald  1784 
(gedruckt). 


198 


H 


ansen 


Hardi 


le 


Hansen,  Berner.  —  Haugesten.   1787 

Norwegischer  Instrumentenmacher,  von  dem  sich  eine 
Zither  mit  sechs  einzelnen  und  drei  doppelten  Stahl- 
saiten im  Musikhistorischen  Museum  in  Stockholm 
befindet. 

Hansen,  F.  W.  —  Randers.    1860.    f  um  1880 

Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  dessen  Arbeiten  in  Däne- 
mark in  hohem  Ansehen  stehen.  Er  war  ein  stiller,  be- 
scheidener Künstler,  der  in  seiner  kleinen  Heimatstadt 
sitzen  blieb  und  zufrieden  war,  wenn  er  nur  das  Nö- 
tigste zum  Leben  verdiente. 

Hansen,  H.  C.  —  Kopenhagen.   1855 

Ein  braver  dänischer  Geigenmacher,  der  leider  nur 
selten  schönes  Holz  besaß,  weshalb  seine  Arbeiten  oft 
nicht  so  gut  aussehen,  wie  sie  klingen. 

Geigenzettel :  Förfärdigt  af  Instrumentmager  /  H.  C. 
Hansen  i  Kjobenhavn  /  1855.  (gedruckt). 

Hansen,  J.  Rummelhoff.  —  Chnstiania.    Geb. 
11.  März  1877  in  Christiania,  f  das.  1918 

Nachdem  er  erst  in  einer  Instrumentenhandlung  ge- 
lernt hatte,  ging  er  zu  A.  C.  Kleven  und  vollendete  seine 
Ausbildung  von  1905—1908  bei  Oswald  Möckel  in 
Berlin.  Schon  1907  bekam  er  ein  Mitarbeiterdiplom. 
Im  Jahre  1908  ging  er  zu  Hjorth  nach  Kopenhagen  und 
kehrte  im  darauffolgenden  Jahre  in  seine  Vaterstadt 
zurück,  wo  er  sich  selbständig  machte.  Er  fand  nament- 
lich als  ausgezeichneter  Reparateur  reichliche  Aner- 
kennung, doch  waren  auch  seine  neuen  Geigen  in  jeder 
Beziehung  sehr  lobenswert.  Auf  der  Jubiläumsaus- 
stellung 1914  in  Kopenhagen  erhielt  er  die  goldene 
Medaille.  Ein  tückisches  Leberleiden  machte  seinem 
Leben  ein  vorzeitiges  Ende.  Sein  Nachfolger  ist  Hell- 
muth EUersieck. 

Hansen,  Niels.  —  1921 

Ein  dänischer  Bildhauer,  der  auch  zu  den  vielen  gehört, 
die  das  »Geheimnis  Stradivaris«  gefunden  zu  haben 
glauben. 

Harbour,  Jakob.  —  London.   1764 

Von  ihm  kenne  ich  zwar  nur  eine  mittelmäßige,  halbe 
Violine,  ziemlich  hoch  gewölbt,  ohne  Einlage,  mit 
dunkelbraunem  Lack,  doch  soll  er  sehr  gute  Violen  ge- 
baut haben. 

Harbour(Harbur),W.  — London.   1785.  1786 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Jakob  H.  und  wie  dieser  ein 
mittelmäßiger,    wenig   bekannter   Geigenmacher,   der 

1785  in  Duke  Street  Lincolns — Inn  Fields  wohnte  und 

1786  nach  Southampton  Buildings,  Holborn,  über- 
siedelte. 

Hardie,  Alexander.  —  Maxwelltown.  Geb.  um 

1776  (in  Stonehouse?),  f  in  Maxwelltown 

um  1855 

Ein  geschickter  Kunstdrechsler,  der  auch  recht  gute 
Geigen  gemacht  hat. 


Hardie,  James  L  —  Edinburgh.    1830.    1855 

Obwohl  sein  Verwandtschaftsverhältnis  zu  den  übrigen 
Geigenmachern  seines  Namens  nicht  feststeht,  scheint 
er  doch  ein  Schüler  von  Matthew  oder  Thomas  H.  ge- 
wesen zu  sein.  Er  war  ursprünglich  Modelltischler  und 
brachte  daher,  als  er  anfing,  Geigen  zu  machen,  eine 
große  Handfertigkeit  mit.  Seine  Violinen  sind  meist 
nach  Stradivan  gebaut. 

Geigenzettel :  James  Hardie  Fecit  /  Edinburgh  1839. 
(geschrieben). 

Hardie,   James    IL   —   Edmburgh.     Geb.    m 

Aguhadley  (Ellon)  I.Jan.  1836 
Enkel  von  Peter  H.  und  seit  seinem  neunten  Jahre 
dessen  Schüler.  Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  der 
über  4000  Geigen  gemacht  hat.  Am  liebsten  ahmt  er 
Maggini  nach,  verwendet  schönes  altes  Holz,  Bem- 
steinlack,  und  ist  vielfach  ausgezeichnet  worden.  Die 
Firma  lautet  jetzt  Jas.  Hardie  &  Sons,  doch  hat  er  alle 
Geigen  allein  gemacht. 

Geigenzettel:  James  Hardie  &  Son,  /  Makers  /  117 
Nicolson  Street  /  Edinburgh  1 890  (gedruckO-  —  Made 
by  James  Hardie  &  Sons  /  Violin  Makers  /  Edinburgh 
18..  (gedruckt). 

Hardie,  Matthew.  —  Edinburgh.  Geb.  1 755  in 

Edinburgh,  t  30.  Aug.  1826 

Einer  der  bedeutendsten  schottischen  Geigenmacher, 
den  man  auch  gern  den  schottischen  Stradivari  nennt. 
Er  war  vermutlich  von  Hause  aus  Kunsttischler  oder 
Modelleur  und  dürfte  ein  Schüler  von  John  Blair  ge- 
wesen sein,  der  später  mit  ihm  arbeitete.  Er  scheint  eine 
echte  Arbeit  von  Stradivari  gekannt  zu  haben,  die  er 
fortan  nachahmte.  Wenn  Hart  sagt,  daß  er  Amati  ko- 
piert hat,  so  scheint  dies  auf  einem  Irrtum  zu  beruhen. 
Von  den  zwanziger  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  an 
arbeitete  er  mit  seinem  Sohne  Thomas.  Obwohl  er  sehr 
fleißig  war,  kam  er  in  seinem  Alter  doch  in  Vermögens- 
verfall ;  er  soll  einige  seiner  besten  Geigen  im  Schuld- 
gefängnis gemacht  haben  und  starb  schließlich  im 
Armenhause.  Seine  Geigen  sind  sorgfältig  gemacht  und 
klingen  gut,  nur  der  dünn  aufgetragene  Spirituslack  von 
gelbbrauner  Farbe  ist  unscheinbar.  Wenn  Vidal  von 
ihm  kurz  sagt :  »luthene  ordinaire«,  so  tut  er  ihm  offen- 
bar unrecht.  H.  war  auch  ein  trefflicher  Lehrer,  wie  die 
große  Zahl  seiner  tüchtigen  Schüler  beweist. 
Geigenzettel :  Made  by  '  Mat.  Hardie  &  Son  /  Edin- 
burgh, (gedruckt).  —  Matthew  Hardie  /  Edinburgh 
1809.  (gedruck)  und  Abb.  324. 

Hardie,  Peter.  —  Dunkeid.  Geb.  1775,  f  Nov. 

1863  in  Dunkeid 

Er  war  der  Sohn  eines  Regimentsarztes  und  studierte  in 
Edinburgh,  wo  er  durch  seinen  Vetter  Matthew  Hardie 
darauf  gebracht  wurde,  sich  dem  Geigenmachen  zu 
widmen.  Er  wurde  Schüler  seines  Vetters  und  haupt- 
sächlich Willie  Blairs.  Er  hat  viele  Violinen  und  Violon- 
celli gemacht,  seine  Arbeit  ist  der  von  Matthew  H.  sehr 
ähnlich,  nur  ist  die  Wölbung  bei  ihm  viel  höher  und  die 
Durchführung  weniger  sorgfältig.  Die  Schnecken  er- 
innern an  die  von  Ruddiman.  Hardie  war  ein  vorzüg- 
licher Geiger  und  hat  auch  komponiert.  Er  gebrauchte 
statt  der  Zettel  nur  eine  Brandmarke :  P.  Hardie. 


Hardie  —  Harnisch 


199 


Hardie,  Thomas.  —  Edinburgh.    Geb.   1804, 

t  19. Jan.  1856 

Sohn  und  Schüler  von  Matthew  H.,  dessen  Modell  er 
beibehielt,  den  er  aber  in  der  Durchführung  und  im 
Lack  oft  übertrifft;  leider  trocknete  er  das  Holz  im 
Backofen,  so  daß  seine  Geigen,  die  neu  recht  gut 
klangen,  jetzt  wenig  Ton  haben.  Er  war  sehr  talentvoll, 
ergab  sich  aber  dem  Trunk  und  sein  Tod  war  die  Folge 
eines  Sturzes  über  die  Treppe  seines  Hauses,  als  er 
wieder  betrunken  war. 

Geigenzettel :  Thomas  Hardie  Fecit,  /  Edinburgh,  Anno 
1845  (gedruckt).  —  Repaired  by  Thomas  Hardie  / 
Castlehill,  Edinburgh  1856  (gedruckt). 

Hardy  s.  Haxby 

Hare,  John.  —  London.  Anfang  des  18.  Jahrh. 

Viele  halten  John  und  Joseph  Hare  für  eine  und  die- 
selbe Person,  was  aber  bei  der  auffälligen  Verschieden- 
heit der  Arbeit  nicht  angängig  ist.  John  ist  entschieden 
der  ältere.  Er  wohnte  im  gleichen  Hause  wie  später 
Joseph,  aber  er  arbeitete  noch  nach  einem  hochge- 
wölbten Modell.  Seme  Arbeit  ist  roh,  die  Einlage  unge- 
schickt gemacht  und  der  Lack  armselig. 

Geigenzettel :  lohn  Hare  at  y-  Viel  &  Flute,  near  ful 
Royal  Exchange     in  Cornhill  London,  (gedruckt). 

Hare,  Joseph.   —  London   (Cornhill).     1720. 

1726 

Von  ihm  sind  bisher  nur  wenige  Gelgen  bekannt.  Er  ist 
jedoch  nach  Sandys  &  Forster  der  erste  Engländer,  der 
ein  flaches  Modell  anwendete;  auch  sein  Lack  von 
leuchtender  roter  Farbe  ist  vorzüglich.  Er  war  jeden- 
falls ein  besonders  begabter  Mann,  der  seinerzeit  nur 
nicht  durchdrang,  da  in  England  lange  das  Stainer- 
modell  allem  in  Ansehen  stand.  Er  soll  eine  Zeitlang  mit 
Freeman  zusammen  gearbeitet  haben. 

Geigenzettel :  Joseph  Hare  at  y-  Viole  &  Flute  /  near  the 
Royal  Exchange  /  in  Cornhill  London  /  1 726  (gedruckt) 

Harford,  Patrik  (Patritius).  —  Rom.    1742 

Em  Irländer  oder  Engländer,  der  sich  in  Rom  der 
italienischen  Schule  anschloß.  Schöne  Form,  blaß- 
brauner Lack. 

Hargreaves,  William.  —  Manchester.    1889 

Wahrscheinlich  ein  Liebhaber,  der,  wie  eine  Violine 
beweist,  die  er  im  Jahre  1889  mit  der  Nummer  21  ver- 
sah, eine  gewisse  Geschicklichkeit  erlangt  hat. 

Harham.  —  London.    1765.   1785 

Wenig  bekannter  englischer  Geigenmacher  des  1  S.Jahr- 
hunderts. 

Haringer  (Häringer),  Hans.  —  Wien.     1675. 
1676 

Er  soll  als  Lautenmacher  im  Dezember  1675  das  Wiener 
Bürgerrecht  erlangt  haben.  Obwohl  Lauten  und  Geigen 
von  ihm  vorkommen,  konnte  ich  Urkundliches  über  ihn 
nicht  beibringen.  Er  stammte  jedenfalls  aus  Füssen  und 


gehörte  zur  Familie  Heringer  und  dürfte  bald  nach 
seiner  am  26.  Januar  1676  erfolgten  Eheschließung  ge- 
storben sein. 

Harkendorf,  Hans.  —  Flensburg.   1652 

Eine  schöne  Altgambe  von  ihm  besitzt  W.  Heyers 
Musikhistorisches  Museum  in  Köln  (Nr.  803).  Weder 
Im  Flensburger  Archiv,  noch  In  den  Flensburger 
Kirchenbüchern  findet  sich  Irgendein  Eintrag  mit 
seinem  Namen. 

Harley.  —  London.   1805 

Eine  englische  Zither  mit  Klaviatur,  die  der  dänischen 
Erbprinzessin  gehört  haben  soll,  besitzt  Claudius  in 
Kopenhagen.  Er  soll  auch  Lauten  gemacht  haben. 

Geigenzettel:  Harley  maker.  /  Wych  street.  London 
1805  (gedruckt). 

Harloff,  W.  —  Bergen.   19.  Jahrhundert 

Ein  von  ihm  verfertigtes  Psalmodicon  (Monochord) 
befindet  sich  In  der  Sammlung  Crosby  Brown  In  New 
York  (Nr.  981). 

Harlot,  Fran^ois.  —  Mirecourt.    1757.    1772 

Unter  den  Bogenmachern  seiner  Heimat  einer  der 
ältesten,  deren  Namen  überliefert  sind. 

Harmand  (Harmond),  Nicolas.  —  Mirecourt. 
1755.  1789 

Er  legte  am  1 9.  Februar  1 772  den  Schwur  als  Meister 
der  Mirecourter  Lautenmacherzunft  ab  und  war  einer 
der  besseren  Geigenmacher  seiner  Zeit,  jedenfalls 
der  beste  aus  seiner  Familie.  Er  bevorzugte  ein  kleines 
Modell,  seine  Arbeit  ist  gut,  er  verwandte  gutes  Holz 
und  rötlichen  Lack.  Seine  Geigen  haben  einen  welchen 
Ton.  Seine  Werkstatt  nannte  er  »Au  RoI  David«,  was 
auch  auf  seinem  Brandstempel  steht,  den  er  gewöhnlich 
am  Boden  unter  dem  Halse  anzubringen  pflegte.  Von 
Mitgliedern  seiner  Familie  werden  noch  genannt  sein 
Bruder 

Jean  H.   1766,  ferner 

Joseph  H.   1780.   1789 

Louis  H.  1784.  1789  und 

Philipp  H.,  der  schon  171 9  und  noch  1 727  vorkommt. 

Harmand.  —  Mirecourt.   1830—1870 

Vielleicht  ein  Enkel  von  Nicolas  H.  Besonders  als 
Bogenmacher  geschätzt. 

Harnisch,  Hermann.  —  Darmstadt.  Geb.  1859 
in  Gera 

Sohn  von  J.  Gottlieb  H.  und  dessen  sowie  Otto 
Bauschs  Schüler,  arbeitete  von  1881 — 1885  In  Reval, 
wo  er  auch  als  Musiker  tätig  war,  wurde  1885  Hof- 
musiker in  Darmstadt  und  übernahm  das  Geschäft  von 
F.  Diehl.  Im  Jahre  1895  wurde  er  zum  großherzogl. 
Hofinstrumentenmacher  ernannt.  Er  beschäftigt  sich 
hauptsächlich  mit  Reparaturen ;  die  wenigen  von  ihm 
gemachten  Instrumente  haben  Spirituslack  und  tragen 
folgenden  Zettel :  Hermann  Harnisch,  /  Hofinstrumen- 
tenmacher, /  Darmstadt  18  (gedruckt). 


200 


Harnisch  —  Härtung 


Harnisch,  Johann  Gottlieb.  —  Gera.  Geb.  1827 
in  Scheubengrobsdorf  b.  Gera  (Reußj.  L.) 

Schüler  von  L.  Bausch  und  von  dessen  Sohn  Louis  B. 
in  Leipzig,  war  von  1853 — 1857  in  verschiedenen  Orten 
tätig  und  machte  sich  1857  zu  Gera  selbständig.  Be- 
schäftigt sich  mit  Neubau  (und  Reparatur)  nach 
italienischen  Vorbildern,  wobei  er  seine  Erfindung, 
mit  verschieden  altem  Holz  zu  decken,  zur  Anwendung 
bringt;  auch  Form  und  Lage  des  Balkens,  sowie  der 
Stimme  behandelt  er  nach  eigenen  Grundsätzen  und 
wendet  gewöhnlich  Spirituslack  an.  Er  ist  seit  Jahren 
Hofinstrumentenmacher. 

Geigenzettel:  J.  G.  Harnisch  /  Instrumentenmacher  in 
Gera  /  Reparirt  März  1 864.  (geschrieben). 

Harp,  Johann.  —  Kopenhagen.  1730 

Ein  wenig  bekannter  dänischer  Geigenbauer,  von  dem 
die  Sammlung  Savoye  in  Paris  eine  Bratsche  bewahrt. 
Vielleicht  ist  dieser  Harp  ein  Verwandter  jenes  Königs- 
berger Gregorius,  dessen  Familienname  »Karg«  ge- 
lesen wird,  bei  dem  aber  auch  die  Lesart  Harp  zu- 
lässig ist. 

Harras,  ein  thüringischer  Geigenmacher,  der  in 

Olze  bei  Großbreitenbach  lebt 
Harras,  Adolf.  —  Masserberg  (Thür.).    1893. 

1901 

Wenn  er  auch  in  der  Regel  billige  Geigen  herstellt,  so 
versteht  er  es  doch  ganz  gut,  die  Italiener  oder  Stainer 
nachzuahmen.  1 898  erhielt  er  für  seine  Geigen  in  Erfurt 
die  bronzene  Medaille. 


Harris  (Harrys),  Charles  I. 
1780.  1800 


Oxford,  London. 


Ein  Geigenmacher,  der  von  seinen  Bewunderern  der 
»englische  Lupot«  genannt  wurde.  Pearce  sagt  von  ihm : 
»His  Instruments  are  among  the  f inest  of  the  English.« 
Er  kopierte  Stradivan  und  Amati  und  gebrauchte  einen 
prachtvollen  rötlichen  Lack,  klebte  aber  nur  selten 
Zettel  ein.  Besonders  gelangen  ihm  seine  Violoncelli. 
Er  wohnte  Cannon  Street  Road,  Ratcliffe  Highway,  eine 
Zeitlang  arbeitete  Gilkes  bei  ihm.  So  tüchtig  er  auch 
war,  scheint  es  ihm  doch  nicht  besonders  gut  ge- 
gangen zu  sein,  da  er,  um  leben  zu  können,  eine  Stelle 
als  Hafenzollbeamter  annehmen  mußte. 

Harns,  Charles  II.  —  Oxford,  London.    1818. 
1830 

Altester  Sohn,  Schüler  seines  Vaters  Charles  I  H.  und 
als  solcher  Mitschüler  von  Samuel  Gilkes.  Er  wohnte 
erst  in  Oxford  (Alderbury)  und  ging  dann  nach  London. 
Von  ihm  ist  wenig  bekannt,  da  er  viel  für  John  Hart 
arbeitete.  Seine  Geigen  sind  im  ganzen  gut,  er  hebte  ein 
langes  Modell,  schmale  Zargen  und  gelben  Lack.  Seine 
Zettel  sind  zumeist  geschrieben.  Eine  Violine  von  ihm 
aus  dem  Jahre  1820  besitzt  T.  W.  Taphouse. 

Harris,  J.  E.  —  Gateshead-on-Tyne.   1910 

Geschickter  englischer  Geigenbauer  der  Gegenwart, 
der  auch  besondere  Sorgfalt  auf  das  Lackieren  ver- 
wendet. 


Hart,    George    I.    —    London.     Geb.    1839, 
t  25.  April  1891 

Sohn  von  J.  Th.  Hart.  Er  war  als  trefflicher  Geiger 
Schüler  von  Sainton,  und  wurde  der  Geschäftsnach- 
folger seines  Vaters.  Er  machte  selbst  zwar  keine  Instru- 
mente, doch  war  er  einer  der  besten  Kenner  und  hat 
zwei  wertvolle  Bücher  herausgegeben :  »The  violin,  its 
famous  Makers  and  their  Imitators«  (London  1875  und 
1887)  und  »The  violin  and  its  music«  (1881),  von  denen 
man  allerdings  sagt,  daß  sie  zum  guten  Teil  von  Charles 
Reade,  dem  trefflichen  Novellisten  und  Geigenlieb- 
haber, geschrieben  worden  seien.  Mit  seinem  Sohne  zu- 
sammen eröffnete  er  in  seinen  letzten  Lebensjahren  eine 
eigene  Geigenmacherwerkstatt. 

Geigenzettel :  Hart  &  Son  /  —  Makers  —  /  28  Wardour 
Street  /  18  London  90  /  No  170  (gedruckt). 

Hart,  George  II.  —  London.  Geb.  in  London- 
Warwick    4.  Jan.  1860 

Sohn  von  George  I  H.  Nachdem  er  in  Paris  seine  Aus- 
bildung als  Geigenmacher  abgeschlossen  hatte,  trat  er 
in  das  Geschäft  seines  Vaters  ein  und  fügte  diesem  eine 
eigene  Werkstatt  hinzu.  Die  Firma  lautete  von  da  an 
»Hart  &  Son«  und  lautet  noch  so.  G.  II  Hart  gilt  als 
tüchtiger  Meister,  dessen  Spezialität  die  getreue  Kopie 
Italienischer  Geigen  ist. 

Geigenzettel:  Abb.  365,  366,  371. 

Hart,  John  Thomas.  —  London.  Geb.  17.  Dez. 
1805,  t  I.Jan.  1874 

Er  trat  im  Mai  1820  in  die  Lehre  bei  Samuel  Gilkes  und 
entwickelte  sich  bald  zu  einem  tüchtigen  Meister,  so 
daß  er  schon  1825  seine  eigene  Werkstatt  eröffnen 
konnte.  Er  hat  zwar  nicht  viele  neue  Geigen  gebaut, 
diese  aber  dürfen  als  gute  Amatikopien  gelten.  Be- 
deutender war  er  jedoch  als  Kenner  italienischer  Geigen 
und  als  trefflicher  Reparateur.  Mit  Tarisio  stand  er  in 
lebhafter  Geschäftsverbindung. 

Geigenzettel:  John  Hart  /  maker.  /  14.  Princeß  Street, 
Leicester  Square  ,'  London  anno  18  .  .  (gedruckt). 

Hartan^),  Carl.  —  Köln.   1874.   1875 

Beschäftigte  sich  viel  mit  Wiederherstellungen,  die  je- 
doch, da  er  Autodidakt  war,  nicht  fachmännisch  durch- 
geführt sind. 

Geigenzettel :  Carl  Hartan  /  Jnstrumentenmacher  / 
Cöln  1875  (gedruckt). 


Härtung  (Harton),  Michael. 
1624 


Padua.    1602. 


Zweifellos  deutschen  Ursprungs  und  zwar  wahrschein- 
lich aus  Füssen  eingewandert,  wo  der  Name  Härtung 
heimisch  ist  und  wo  man  ihn  auch  auf  einer  aus  der 
Mitte  des  16.  Jahrhunderts  stammenden  runden  Holz- 
tafel mit  104  Geschlechternamen  im  städtischen  Mu- 
seum zu  Füssen  verzeichnet  findet.  Michael  Härtung 
suchte  allerdings  seinen  Namen.den  Wälschen  dadurch 


^)  Der  Nanie  wird  irrtümlich  auch  als  »Härtung«  an- 
geführt. 


Harvle  —  Haut 


201 


mundgerechter  zu  machen,  daß  er  sich  Harten  statt 
Härtung  schrieb.  Baron  sagt  von  ihm :  »Michael  Här- 
tung Anno  1624  zu  Padua.  Dieser  Härtung  hat  noch 
bey  dem  gantz  jüngeren  Leonhard  Tieffenbrucker, 
welcher  auch  gar  feine  Arbeit  gemacht,  welche  fast  mit 
der  Vendelino  Tieffenbruckers  übereinkommt,  zu 
Venedig  gelernet.«  —  Eine  Laute  und  eine  Theorbe  von 
ihm  sind  im  germanischen  Museum  zu  Nürnberg  (44). 

Geigenzettel :  Padove  Michielle  (Hart)on  (gedruckt).  — 
MjH  /  In  Padova  /  Michielle  Harten  160(2?)  (gedr.). 

Harvie,  Robert,  ein  geschickter  Dilettant,  der 
1848  in  BerwIck-on-Tweed  lebte 

Haslwanter,  Johann.  —  München.  Geb. 
11.  Febr.  1824  zu  Krlnn  b.  Mittenwald, 
t  4.  Sept.  1884  In  München 

Pflegesohn  und  Schüler  von  Ignaz  Simon.  Er  be- 
gründete 1851  seine  noch  bestehende  Firma  und  ver- 
legte sich  fast  ausschließlich  auf  die  Herstellung  von 
Zithern.  Eine  Mandolinenzither  von  ihm  besitzt  W. 
Heyers  Musikhistorisches  Museum  in  Köln.  Sein  Sohn 
Johann  Otto  H.  ist  sein  Nachfolger. 

Hass,  Hieronymus  Albrecht.  —  Hamburg. 
1743.  1785 

Vater  und  Sohn  J.  A.  Hass  (Hasse).  Daß  sie  auch 
Lauten  u.  dgl.  gebaut  haben,  ist  wahrschemlich,  doch 
waren  sie  nur  als  Klaviermacher  berühmt.  Ein  im 
Rokokostil  reichverziertes  Klavizimbel  mit  zwei 
Manualen  und  vielen  Registern  besitzt  das  Kopen- 
hagener musikhistorische  Museum. 

Hassert  (Hasert),  J.  C.  —  Eisenach(?).    1728 

Der  Stammvater  der  Familie.  Auf  dem  Zettel  seines 
Sohnes  Johann  Georg,  der  mir  vorlag,  war  sein  Wohn- 
ort unleserlich.  Eine  von  ihm  im  Jahre  1728  gebaute 
Violine  führt  das  1773  aufgestellte  Inventar  der  da- 
maligen Cöthener  Hofkapelle  auf.  Hier  werden  die 
Vornamen  J.  C.  angegeben,  leider  aber  nicht  der  Wohn- 
ort. Diesen  nennt  jedoch  J.  Ph.  Eisel  in  seinem  1738 
erschienenen  Musicus  avroÖi(i(ty.To^,  indem  er  unter 
den  besten  Gamben  diejenigen  '>Haserts  aus  Eisenach« 
hervorhebt. 

Hassert  (Hasert),  Johann  Christian.  —  Rudol- 
stadt.  Geb.  I.Mal  1759  zu  Rudolstadt, 
t  daselbst  3.  Mal  1823 

Sohn  des  Johann  Georg  Christian  H.  (»Fürstl.  Musi- 
cal.-Hoff-  und  Feldtrompeters«).  Auch  er  ward  fürstl. 
Hoftrompeter  und  war  einer  der  bekanntesten  Geigen- 
macher seiner  Zeit.  Er  ahmte  die  hohe  Wölbung 
Stainers  nach  und  verarbeitete  gutes  Holz,  doch  haben 
seine  Geigen  nur  einen  kleinen,  spitzen  Ton. 

Hassert  (Hasert),  Johannes  Georg  Christian.  — 
Elsenach,  Rudolstadt.   1746.   1775 

Er  lebte  ursprünglich  in  Eisenach  und  kam  später  als 
Hoftrompeter  nach  Rudolstadt.  Er  war  ein  tüchtiger 
Meister,  der  nach  italienischen  Vorbildern  arbeitete. 
Im     Selhofschen     Versteigerungsverzeichnis     (1759) 


kommt  eine  Geige  von  ihm  mit  der  jedenfalls  falsch  ge- 
lesenen Jahreszahl  1716  (es  wird  1746  heißen  sollen) 
vor.  Otto  hält  ihn  für  einen  Bruder  von  Joh.  Christ.  H., 
und  nach  Ottos  Vorgang  wird  er  in  vielen  Büchern  auch 
jetzt  noch  dafür  ausgegeben.  Auf  einem  leider  verletzten 
geschriebenen  Zettel  liest  man :  ....  aserti  filius  / 
....  (unleserlich)  /  Johann  Georgius  Hasertius  /  Rudol- 
stadtensis  Anno  1750.  Eine  Tenorviole  von  ihm  vom 
Jahre  1 753  besitzt  C.  van  Raalte. 

Geigenzettel:  Hassert  /  Eisenach  1772.  (gedruckt).  — 
(-}-  J.  H.  im  Kreis,  Johannes  Hasert  Isenacensis,  / 
Faciebat  Anno  1775  (gedruckt). 

Haudek,  Carl.  —  Wien.  Geb.  In  Wien  21 .  Okt. 
1862,  t  14.Juh  1919 

Schüler  von  C.  H.  Voigt.  Als  Gehilfe  kam  er  zu  Lem- 
böck,  wurde  Geschäftsführer  und  1892  durch  Kauf 
Nachfolger  der  Firma  G.  Lemböck.  Er  besaß  mehrere 
Ausstellungsmedaillen  und  war  Mitglied  der  Aus- 
stellungskommission für  Paris  1900,  Kommerzialrat  der 
niederösterreichischen  Handels-  und  Gewerbekammer 
und  seit  1910  auch  handelsgerichtlich  beeideter  Schätz- 
meister. Von  ihm  sind  einige  sehr  gute  Geigen  und 
Violoncelli  bekannt,  auch  war  er  ein  vielbeschäftigter 
Reparateur. 
Geigenzettel:  Abb.  331. 

Haughton,  C,  australischer  Gitarren-  und 
Banjomacher,  der  1888  In  Melbourne  (Carl- 
ton) lebte 

Hauser,  Antonl.  —  Reutte  a.  Lech.  Geb.  1 726, 
t  5.  März  1806  In  Reutte  (nach  Dr.  Waldner) 

Zur  Vilser  Schule  gehörig.  Ein  kleines  Violoncello  von 
ihm  besitzt  das  Ferdinandeum  in  Innsbruck. 
Geigenzettel :  Antoni  Hauser  Lauten-  /  macher  i.  Reuti. 
A.  1 794.  (geschrieben). 

Hauslelb   (Hauslleb).   Lorenz.   —  Nürnberg. 

1598 

Er  war  Bürger  von  Nürnberg  und  wurde  vom  Kur- 
fürsten Friedrich  IV.  von  der  Pfalz  laut  einer  Urkunde 
vom  3.  Juli  1598  in  Dienst  als  Instrumentenmacher 
und  Stimmer  genommen.  Er  mußte  nach  Erfordern, 
mindestens  aber  zweimal  jährlich,  im  kurfürst- 
lichen Hoflager  erscheinen,  um  alle  Instrumente  — 
auch  die  Orgeln  —  instand  zu  setzen,  wofür  er  50  fl. 
Gehalt  bezog.  Seine  Bestallung  ist  eingetragen  im 
Pfälzer  Kopialbuch  860  (Großherzogl.  Bad.  Geh. 
Landesarchiv). 

Hauszer,  Gustav.  —  Budapest,  Zombor,  Nagy- 
varad  (Großwardein).   1888 

Ein  Blasinstrumentenmacher,  der  sich  auch  hier  und  da 
mit  Geigen  beschäftigt. 

Haut,  Gottfried.  —  Lodz.   1840 

Seiner  .-Arbeit   nach  ein   Dilettant  ohne  Fähigkeiten. 
Statt  der  Einlagen  malte  er  grobe  Linien  an  den  Rand, 
die  Schnecken  schnitzte  er  flach  und  sehr  unsauber. 
Geigenzettel:  Gottfr.  Haut  /  Lodz  1840  (geschrieben) 


202 


Hautstont  —  Heap 


Hautstont,  Charles.  —  Brüssel.    Geb.  1863 

Schüler  von  N.  J.  Vuillaume.  Er  ist  ein  tüchtiger 
Geigenmacher  und  Kenner  alter  Geigen  und  war 
wiederholt  für  das  Museum  des  Brüsseler  Konser- 
vatoriums beschäftigt. 

Havas,  Stephan  (Istvan).  —  Budapest.    Geb. 

1872 

Schüler  von  J.  Brückner,  auch  als  Bogenmacher  ge- 
schätzt. 

Geigenzettel:  Havas  Istvan  /  mühangszerkeszitö  / 
Budapest  /  Üllöi  üt  1 6  B.  (gedruckt). 

Havelka,  Johann  Baptist.  —  Linz  a.  D.    1741 . 

tum  1799 

Er  erlangte  1761,  vielleicht  als  Nachfolger  von  Blasius 
Weigert,  die  Geigenmacher-Gerechtigkeit  und  das 
Bürgerrecht  in  Linz.  Seine  älteste  Arbeit  trägt  die 
Jahreszahl  1756  und  war  in  der  Wiener  Musik-  und 
Theaterausstellung  zu  sehen.  Er  gebrauchte  auf  semen 
Zetteln  bald  nur  den  Taufnamen  Johann  (Joannes), 
zuletzt  ausschließlich  Johann  Baptist.  Seine  Arbeit 
ist  sorgfältig  und  steht  zwischen  der  Wiener  und  Prager 
Schule;  dem  Namen  nach  muß  er  ein  geborener  Böhme 
gewesen  sein^).  Im  Jahre  1799  wurde  Meinrad  Frank 
sein  Nachfolger,  er  dürfte  daher  anfangs  1 799  gestorben 
sein.  Eine  gute  Violine  von  ihm  von  1783  besitzt  das 
Stift  St.  Florian  in  Oberösterreich,  eine  andere,  gleich- 
falls sehr  sauber  gearbeitete  Violine  aus  dem  Jahre  1 793 
besaß  Gh.  Mahillon  in  Brüssel,  eine  Viertelvioline  (von 
1766)  die  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in  Wien. 
Geigenzettel:  Abb.  322  und  346. 

Havelka,  Simon  Johannes.  —  Linz  a.  D.    1 763. 

1774 

Vermutlich   ein  Bruder  von  Johann  Bapt.  H.   und   m 

seiner  sorgfältigen,   sauberen  Arbeit  diesem  ähnlich. 

Eine  Violine,  eine  Viola  und  ein  Violoncello  von  ihm 

aus  den  Jahren  1 763,  1  766  und  1 774  besitzt  das  Stift 

St.  Florian  in  Oberösterreich. 

Geigenzettel:  Simon  Joannes  Havelka  /  fecit  Lincii, 

1 763  (gedruckt). 

Havemann,    Carl    Friedrich.    —   Klingenthal. 

1750.    1785 

Sohn  von  David  Christ.  H.  und,  wie  dieser,  auch  musi- 
kalisch gebildet. 

Havemann,  David  Christian.  —  Klingenthal. 

1722.  1730 

Seinem  Zettel  nach  war  er  schon  1722  Organist;  als 
Meister  erscheint  er  in  den  Innungsbüchern  jedoch 
erst  1730. 

Geigenzettel:  David  Christian  Havemann  /  Organist 
und  Violinmacher  in  /  Klingenthal  1722  (gedruckt). 


')  Auf  manchen  seiner  Zettel  findet  sich  dasselbe  Em- 
blem wie  bei  Hulinzky. 


Havemann,   Friedrich  Wilhelm.  —  Klingen- 
thal.  1761 

Sohn  von  Carl  Frledr.  H.  —  Der  unbekannteste  der 
Familie. 

Hawes,  William.  —  Northampton.   1912 

Er  gilt  als  guter  Reparateur  und  soll  als  Tonverbesserer 
Erfolge  erzielt  haben. 

Hawkes  &  Son.  —  London 

Eine  1855  begründete  Musikinstrumentenhandlung, 
die  seit  1890  in  ihrer  Werkstatt  auch  drei  Geigenmacher 
mit  dem  Neubau  von  Violinen  beschäftigt,  die  als 
»Konzert-Violinen*  usw.  in  den  Handel  kommen. 

Hawkins,  J.  J.  —  London?   1800 

Erfinder  einer  Geige  ohne  Zargen  und  Boden,  auf  die 
er  1800  in  England  ein  Patent  nahm. 

Hawliczek    (Havlicek),    Friedrich.    —   Wien, 
tum  1906 

Er  begründete  1878  sein  Geschäft  und  war  der  Nach- 
folger von  Fr.  Charwath.  Er  soll  hauptsächlich  in 
Schönbach  vorgearbeitete  Geigen  fertig  gemacht  und 
kleine  Reparaturen  ausgeführt  haben.  Sein  Geschäft 
wird  von  seinem  Neffen  fortgeführt. 

Hawraneck,  Otto.  —  Markneukirchen.    Geb. 
16.  Mai  1866 

Ein  Geigenmacher  böhmischer  Abstammung,  der  für 
den  Handel  arbeitete  und  selbst  Handel  trieb,  aber 
schon  vor  1900  von  Markneukirchen  fortgezogen  ist. 

Haxby  (Hardy?),  Thomas.  —  York.    1770 

Ein  wenig  bekannter  Meister,  von  dem  auf  der  Lon- 
doner Music  Loan  Exhibition  1904  eine  Zither  aus  dem 
Besitze  von  A.  F.  Hill  ausgestellt  war. 

Haynes,  Jacob.  —  London.   1746 

Er  baute  nach  dem  Stainermodell  und  nach  Barret,  hat 
aber  nichts  Hervorragendes  geschaffen. 

Haynes,  W.  S.  —  London.   1854.   1902 

Englische  Geigenfirma  der  Gegenwart  (Haynes  &  Co., 
Lim.)^),  Großhandlung  mit  Musikinstrumenten.  Die 
Firma  stellt  Geigen  zu  verschiedenen  Preisen  her  und 
gibt  ihnen  besondere  Namen,  so:  »Bienfait«,  »Hidalgo«, 
»El  Tesoro«,  »Stradella«,  »Ruggielli«,  »Anton  Kessel«, 
»Herm.  Schlosser«,  »Vosgien«,  »Carrodus«  und 
»Haynes«  usw. 

Heap,  John  Knowles.  —  Leeds.   1851 

Stellte  1851  ein  Violoncello  aus,  das  nach  einem  an- 
geblich auf  mechanischer  und  mathematischer  Basis 
ruhenden,  ganz  neuen  Prinzipe  gebaut  war,  und  das 
nach  seiner  Behauptung  auch  nicht  einen  mangelhaften 
Ton  in  seiner  ganzen  Skala  hatte. 


^)  Früher:  Haynes,  Foucher  &  Co. 


Heaps  —  Heberlein 


203 


Heaps,  Alfred  Walter.  -  Sidney,   N.  S.  W. 

Geb.  1854 

Er  gilt  in  Australien  als  guter  Geigenmaclier  und  soll 

auch  einen  schönen  OUack  verarbeiten. 

Heath,  S.  F.,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in  Bir- 
mingham 
Heaton,  William.  —  Gomersal.    Geb.    1827. 

1899 

Englischer  Geigenmacher,  der  ursprünglich  wie  sein 
Vater  und  Großvater  Kunsttischler  war.  Schon  in 
seinem  15.  Jahre  versuchte  er  ein  Violoncello  zu  bauen, 
aber  erst  um  1872  machte  er  den  Geigenbau  zu  seinem 
Bemfe,  und  da  er  mit  Geschick  und  großer  Sorgfalt 
arbeitete  und  sich  als  feiner  Holzkenner  bewährte,  fand 
er  bald  die  Anerkennung  musikverständiger  Leute. 
Seine  Geigen  sind  in  den  Umrissen  nach  Stradivan,  in 
der  Wölbung  nach  Maggini  gebaut. 
Geigenzettel:  William  Heaton  /  Maker.  /  Hill,  Top, 
Gomersal  '  Nr.  .  .  .  Leeds  (gedruckt). 

Heber,  Carl  Wilhelm.  —  (Mark) Neukirchen. 
Geb.  um  1712.    1740 

Er  ward  am  20.  März  1 734  Meister  und  arbeitete  nach 
den  üblichen  Vogtländer  Modellen.  Er  liebte  eine  flache 
Wölbung  und  niedrige  Zargen.  Auf  seinen  Zetteln  fehlt 
entweder  der  Wohnort,  oder  es  ist  Absam  (Absom)  da- 
für angegeben.  In  einer  seiner  Geigen  fand  Aug.  Diehl 
einen  zweiten  Zettel  mit  den  Versen : 

Viel  falsches  nachgemacht 

Sich  da  und  dort  schleicht  ein, 

Drum  sieh  mein  Petschaft  an 

Willst  nicht  betrogen  seyn. 
Geigenzettel :  Carl  Wilhelm  Heber  /  Lauten  &  Violin- 
macher fecit  17  .  .  (gedruckt).  —  Carl  Wilhelm  Heber, 
setv  (sie)  /  Jacobs  Stainer  in  Absam  prope  /  Oenipun- 
tum  Ao  1758  (gedruckt). 

Heber.  —  Stettin.  Um  1860 

Ein  Stettiner  Theatermusiker,  der  sich  mit  dem  Geigen- 
bau beschäftigte  und  einige  neue  Geigen  gemacht 
haben  soll. 

Heberl  (Heberle)  s.  Tomaso  Eberle 
Heberlein,    Albert    August    jun.    —    Mark- 
neukirchen  1921 

Geigenbaumeister,  dessen  Violinen  und  Violoncelli 
gelobt  werden. 

Heberlein,    Albert    Theodor.    —    Markneu- 
kirchen. Geb.  1880 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  von  Heinrich  Th.  H.  jun. 
Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  der  im  väterlichen  Ge- 
schäfte tätig  ist. 

Heberlein,  Carl  August.  —  Markneukirchen. 

Geb.  9.  Juli  1805,  t2  I.März  1879 

Schüler  seines  Vaters  Johann  Gottlob  H.  und  dann  des 
Dresdener    Hofinstrumentenmachers    Aug.  Fritzsche. 


Er  begründete  1835  sein  heute  noch  unter  der  Firma 
seines  Sohnes  Heinrich  Th.  H.  jun.  fortbestehendes 
Geschäft  und  machte  außer  Geigen  auch  vorzügliche 
Gitarren  und  Lauten,  verlegte  aber  sich  in  den  letzten 
Jahren  ausschließlich  auf  das  Geigenmachen. 

Heberlein,    Chr.  August    (gen.    »Spohr<<).    — 
Markneukirchen.  Geb.  1814,  f  1894 

Er  war  "Baßmacher«  von  Beruf  und  hat  daher  wohl  nur 
sehr  wenige  Violinen  aus  Liebhaberei  gemacht;  es 
erklärt  sich  dadurch  auch,  daß  diese  keinen  eigentlichen 
Kunstwert  haben.  Seinen  Beinamen  verdankt  er  dem 
Umstände,  daß  er  einen  Kinnteller  erfunden  hatte,  den 
er  »Spohr«  benannte.  Die  Markneukirchener  nannten 
ihn  von  da  an  selbst  kurzweg  den  >>Spohr«. 

Heberlein,  Christoph.  —  (Mark) Neukirchen. 

Geb.  1690,  t  1761 

Er  klebte  selten  einen  Zettel  in  seine  Geigen,  die  nur 
gute  Durchschnittswaren  genannt  werden  können.  Er 
starb  im  Alter  von  71  Jahren,  weniger  1  Monat  und 
5  Tage. 

Heberlein,  Ernst  Heinrich.  —  Markneukirchen 
Geb.  26.JuH  1814,  t  lO.Juh  1894 

Sohn  und  Schüler  von  Joh.  Gottlob  H.  In  seiner  Jugend 
baute  er  einige  Geigen,  später  verlegte  er  sich  jedoch 
ganz  auf  das  Gi'arrenmachen  und  erlangte  dann  einen 
gewissen  Ruf.  Nach  einer  Pnvatmitteilung  soll  er  auch 
den  Beinamen  »Spohr«  geführt  haben  (oder  nur  er?), 
»da  er  lange  Zeit  der  einzige  Violoncellospieler  in  Mark- 
neukirchen war«.  (Die  Begründung  des  Beinamens 
erscheint  mir  dadurch  allerdings  nicht  sehr  stichhaltig.) 

Heberlein,  Ernst  Julius.  —  Markneukirchen. 
Geb.  22.  Dez.  1865 

Er  gilt  als  geschickt,  ist  aber  noch  wenig  hervorgetreten. 

Heberlein,  Fritz.  —  Markneukirchen 

Er  bestand  im  Jahre  1920  die  Meisterprüfung  als 
Geigenmacher. 

Heberlein,  H.  —  Königsberg.   1895 

Ein  Markneukirchener,  der  einige  Zeit  in  Königsberg 
ansässig  war,  nicht  zu  verwechseln  mit  dem  Violoncello- 
virtuosen  Hermann  Heberlein,  der  jetzt  in  Amerika  lebt. 

Heberlein,    Heinrich    Richard.    —    Markneu- 
kirchen.   Geb.  31.  März  1847 
Er  war  Baßmacher. 

Heberlein,  Heinrich  Theodor  jun.  —  Mark- 
neukirchen.    Geb.  5.  Nov.  1843,  f  1910 

Schüler  seines  Vaters  Carl  August  H.,  ging  von  1861 
bis  1863  zu  Riechers  und  machte  sich  1863  in  seinem 
Geburtsorte  selbständig.  Er  gehörte  zu  den  besten 
Geigenmachern  Markneukirchens  seiner  Zeit  und  be- 
zeichnete seine  von  ihm  selbst  gemachten  Instrumente 
im  Gegensatz  zu  vielen  vogtländischen  Berufsgenossen, 
die  die  »Zettel  nach  dem  Modell  einkleben«,  stets  mit 
seinem  Namen.  Schon    1873  wurden  seine  Arbeiten 


204 


Heberlein  —   Heesom 


denen  des  Franzosen  Thibouville  gleichgestellt.  Er 
imitierte  die  alten  Meister,  sowohl  was  Sauberkeit  der 
Arbeit  als  auch  was  den  Ton  anbelangt.  Er  besaß  sieben 
erste  Ausstellungspreise  und  den  Albrechtsorden.  Er 
hielt  auf  die  Ehre  seiner  Kunst  und  hat  auch  als  Lehrer 
der  Fachschule  für  Instrumentenbau  verdienstvoll  ge- 
wirkt. Sein  Geschäft  wird  von  seinen  Söhnen  fort- 
gesetzt. 
Geigenzettel:  Abb.  337  und  345. 

Heberlein,  Johann  Gottlob.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  H.August  1782,  t  2.  Mai 
1856 

Schüler  von  Joh.  Gottlob  Schönfelder.  Da  er  selbst  ein 
tüchtiger  Geiger  war,  arbeitete  er  mit  Eifer  darauf  hm, 
einen  guten  Ton  zu  erzielen,  und  machte  auch  manchen 
interessanten  Versuch.  So  stallte  er  1813  mit  Hilfe  des 
Blasinstrumentenmachers  Dürrschmidt  eine  Geige  aus 
Messing  her  usw. 

Geigenzettel:  Johann  Gottlob  Heberlein  /  Violin 
macher  et  Musicus  /  in  Neukirchen  1816  (gedruckt).  — 
Johann  Gottlob  Heberlein  /  Geigenmacher  und  Musi- 
cus in  Neukirchen  (gedruckt)  und  Abb.  355. 

Heberlein,  Julius.  —  Markneukirchen 

Lebt  als  Streichinstrumentenmacher  in  seinem  Hei- 
matsorte. 

Heberlein,  Paul.  —  Markneukirchen.  Geb. 
15.  Mai  1872 

Er  lernte  bei  seinem  Vater  Heinrich  Th.  H.  jun.,  war 
dann  durch  drei  Jahre  der  letzte  Schüler  von  August 
Riechers  in  Berlin  und  hat  nach  dessen  Tode  auch  das 
Geschäft  bis  zur  Auflösung  desselben  geführt.  Er  ist  ein 
tüchtiger  Meister  und  im  väterlichen  Geschäft  tätig. 

Heberlein,  Reichard.  —  Markneukirchen.  Geb. 
1871,  t  1895 

Er  war  kurze  Zeit  in  der  Geigenmacherlehre,  wurde 
aber  Kaufmann. 

Heberlein,  Richard.  —  Nürnberg.   Geb.  1862 

in  Markneukirchen 

Schüler  von  Adolph  Hammig,  bei  dem  er  von  1876  an 
drei  Jahre  lernte.  Er  arbeitete  darauf  bei  Gustav  Roth 
und  Albin  Vogt  und  später  bei  Liebich  in  Breslau. 
Nach  Beendigung  seiner  Militärzeit  kam  er  zu  Ludwig 
Glaesel  und  Heinrich  Theod.  Heberlein.  Von  da  ging 
er  nach  Berlin,  nach  Rußland  und  war  Werkführer  bei 
Altrichter  in  Frankfurt  a.  0.  Zuletzt  kam  er  nach  Nürn- 
berg, richtete  das  Weidingersche  Geschäft  ein  und  blieb 
fünf  Jahre  da.  1894  eröffnete  er  seine  eigene  Werkstatt 
und  machte  sich  einen  Namen  als  tüchtiger  Geigen- 
macher. 

Hec,  Giovanni.  —  Rom.   1606 

Ein  m  Rom  ansässiger  vlämischer  Lautenmacher,  der 
1606  als  Zeuge  urkundlich  erwähnt  wird.  Er  war  viel- 
leicht der  Eigentümer  der  unter  der  Firma  »ä  la  Trinitä« 
bestehenden  und  schon  1 590  in  Rom  erwähnten  Lauten- 


macherwerkstatt  und  dürfte  richtig  Hecke  (van  Hecke 
oder  Eecke    geheißen   haben ;    wahrscheinlich   ist  er 
identisch  mit  Giovanni  Ecchio.  —  Ein  Van   Hecke 
(Vaneck)  wird  noch  1 773  als  Erfinder  einer  zwölf  saitigen 
Gitarre  genannt. 

Hecha.  —  Cadix 

Ein  Mandolinenmacher,  der  um  die  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts in  Cadix  lebte,  soll  diesen  vielleicht  falsch 
übermittelten  Namen  geführt  haben. 

Heck,  August,  hat  sich  als  Geigenmacher  in 

Baltimore  niedergelassen 
Heckel,   Friedr.  August.  —  Markneukirchen. 

Geb.  11.  Febr.  1840  in  Adorf 

Er  war  eine  Zeitlang  in  Markneukirchen  ansässig  und 
hauptsächlich  für  Händler  tätig,  scheint  aber  inzwischen 
gestorben  oder  wieder  verzogen  zu  sein. 

Heckel,  Heinrich  Wilhelm.  —  Markneukirchen 
Geb.  13.  Nov.  1856,  t  26.  Dez.  1894 

Die  wenigen  Geigen,  die  seinen  Zettel  tragen,  sind  in 
der  Hauptsache  zusammengesetzt  aus  den  einzelnen 
Bestandteilen,  die  von  Facharbeitern  hergestellt  wurden. 

Heckel,  Rudolf.  —  Dresden.    Geb.    1857  in 

Markneukirchen 

Schüler  von  Ludwig  Gläsel.  Nach  beendigter  Lehrzeit 
kam  er  zu  Adolf  Paulus  (Firma  Otto  Bausch)  und  von 
da  zu  Ernst  Liebich,  bei  dem  er  etwa  fünf  Jahre  lang 
blieb.  Nachdem  er  dann  noch  längere  Zeit  bei  August 
Riechers  gearbeitet  hatte,  ging  er  nach  Dresden,  wo  er 
sich  im  Jahre  1884  selbständig  machte.  Er  fertigt  ge- 
treue Kopien  nach  alten  Meistern;  arbeitet  haupt- 
sächlich nach  Stradivari  und  verwendet  einen  selbst- 
bereiteten Ollack.  Er  erwarb  sich  bereits  mehrfache 
.'\uszeichnungen.  —  Eine  aus  Wilhelmjs  Besitz  stam- 
mende Violine  ging  in  den  Besitz  P.  de  Wits  über. 

Geigenzettel :  Abb.  356. 

Heel,  Martino.  —  Genua.   1697.   1706 

Dem  Namen  nach  ein  Deutscher.  Da  der  Familien- 
name Heel  in  Füssen  heimisch  ist,  liegt  es  nahe,  auch 
diesen  Deutsch-Italiener  für  einen  Füssener  Meister  zu 
halten.  Sein  Modell  ist  hochgewölbt,  sein  Lack  rot- 
braungelb und  von  gutem  Glanz.  .Seine  Böden  zeigen 
gewöhnlich  das  Holz  nach  der  Schwarte  geschnitten, 
die  Decken  sind  dreiteilig,  haben  also  zwei  Fugen.  Die 
Schnecke  ist  plump  und  erinnert  in  den  Umrissen  an 
Maggini.  Von  ihm  besitzt  das  Museum  des  Pariser 
Konservatoriums  eine  hübsche  Viola,  ein  Violoncello 
befindet  sich  in  Freiburg  i.  Br. 
Gelgenzettel :  Mardino  Heel  in  /  Genova.   1 697.  (gedr.). 

Heesom,  Edward.  —  London.   1748.   1750 

Geigen  von  ihm  kommen  nur  selten  vor;  sie  sind  leid- 
lich gut  und,  wie  fast  alle  zeitgenössischen  englischen 
Arbeiten,  dem  Stainermodell  nachgeahmt. 

Geigenzettel :  Edward  Heesom  Londini  fecit  1 749  (ge- 
druckt). 


Hegner  —  Heinel 


205 


Hegner,  Franz.  —  Krems.  Geb.  1818  (wahr- 
scheinlich in  Sandau),  f  um  1865 
Ältester  Sohn  und  Schüler  von  Franz  Jos.  Hegner. 
Nach  dem  frühzeitigen  Tode  seines  Vaters  setzte  er  mit 
der  Mutter  zunächst  das  väterliche  Geschäft  fort  und 
machte  sich  im  Jahre  1845  selbständig,  indem  er  beim 
Bürgermeisteramt  die  Ausübung  der  freien  Beschäfti- 
gung der  Geigenmacherei  anmeldete.  Er  scheint  eifrig 
auf  die  Brautschau  ausgegangen  zu  sein,  es  sind  zwei 
Gesuche  von  1845  erhalten,  in  denen  er  um  die  Ehe- 
bewilligung einkommt,  jedesmal  mit  einer  anderen 
Braut,  aber  keine  von  beiden  hat  er  wirklich  geheiratet, 
sondern  erst  1853  die  Anna  Maria  Alpers  aus  Stein,  die 
freilich  schon  1856  starb.  Er  wohnte  Haus  Nr.  84  und 
kam  seinem  Vater  in  keiner  Beziehung  gleich.  Seine 
wenigen  Geigen  sind  formlos  und  handwerksmäßig  ge- 
arbeitet. Er  war  hauptsächlich  Reparateur. 

Hegner  (Hägner),  Franz  Josef.  —  Sandau, 
Krems.  Geb.  um  1797  in  Sandau  (Böhmen), 
f  27.  Juni  1837  in  Krems 

Er  muß  frühzeitig  nach  Krems  gekommen  sein,  da 
Geigen  mit  seinem  Zettel  schon  1824  aus  dieser  Stadt 
datiert  vorhanden  sind.  In  den  Akten  des  Gemeinde- 
archivs ist  er  allerdings  erst  seit  1828  nachweisbar,  in 
welchem  Jahre  er  sich  beim  Kreisamte  beschwerte,  daß 
ihm  von  den  Städten  Krems  und  Stein  die  Befugnis  zur 
Ausübung  des  Saitenmachergewerbes  verweigert  wurde. 
Von  da  an  wird  er  in  den  Matrikeln  stets  als  »Saiten- 
macher« bezeichnet^),  obwohl  er  hauptsächlich  Gei- 
genmacher war.  In  den  damaligen  Zunftverhältnissen 
wird  die  Ursache  dafür  zu  suchen  sein,  daß  er  sich 
nicht  in  seinem  eigentlichen  Berufe  anmeldete.  Er 
war  mit  Marie  Josefa  Fischer  aus  Sandau  verheiratet 
und  brachte  es  trotz  seiner  Geschicklichkeit  sein  Leben 
lang  zu  keinem  Wohlstand.  Schon  m  Sandau  hatte  er 
mit  Schwierigkelten  zu  kämpfen,  so  daß  diese  Stadt 
noch  im  Jahre  1830  alte  Erwerbssteuerrückstände  bei 
ihm  eintreiben  ließ.  Erst  42  Jahre  alt  starb  er  an  Lun- 
genschwindsucht. Seine  Geigen  sind  gut  gearbeitet  und 
erinnern  manchmal  an  die  Art  Kuliks,  doch  der  Lack 
läßt  zu  wünschen  übrig.  Er  wohnte  Haus  Nr.  190. 
Von  seinen  Söhnen  wurde  nur  einer  Geigenmacher, 
ein  anderer  studierte. 

Geigenzettel:  Franz  Hegner,  me  fecit  /  Cremsii  1824. 
(gedruckt). 

Heidegger,  Eduard.  —  Passau,  Lmz  a.  D.  Geb. 

1851 

Schüler  seines  Stiefvaters  Johann  Hornsteiner  in  Passau, 
ging  dann  zu  Neuner  nach  Mittenwald  und  besuchte 
die  dortige  Geigenmacherschule  unter  Kofier,  arbeitete 
als  Gehilfe  in  Wien  und  Pest  und  machte  sich  zuerst  mit 
seinem  Bruder  Georg  II  H.  ii  Passau  selbständig.  An- 
fangs 1873  ließ  er  sich  in  Linz  nieder,  wo  er  eine 
Saiteninstrumentenfabrik  und  Saitenmacherei  be- 
gründete. Er  verlegte  sich  hauptsächlich  auf  das  Zither- 
machen und  besitzt  dafür  etwa  37  Ausstellungs- 
medaiUen. 


^)  Nur  im  Verehelichungsschem  seines  Sohnes  heißt  er 
»gewesener  Instrumentenmacher«. 


Heidegger,  Georg  I.  —  Passau.  Geb.  22.  Juli 
1815,  t  16.  März  1859 

Der  Vater  von  Eduard  und  Albert  Heidegger.  Er  lernte 
in  Adorf  und  begründete  in  seiner  Vaterstadt  seine 
Werkstatt  als  Zithermacher.  Nach  seinem  Tode  setzte 
die  Witwe  das  Geschäft  fort,  das  auf  die  Söhne  Albert 
(f  1879)  und  Georg  II  (f  1889)  überging,  nachdem  sie 
Johann  Hornsteiner  geheiratet  hatte.  Einer  gewissen 
Beliebtheit  erfreute  sich  der  von  Heidegger  nach  Prof. 
A.  Schmids  Angaben  gebaute  Resonanztisch  für  die 
Elegiezither  mit  drei  Böden  und  mitschwingenden 
Saiten,  der  »Aliquodium*  genannt  wurde.  Eine  Schlag- 
zither von  ihm  bewahrt  W.  Heyers  musikhistorisches 
Museum  in  Köln. 

Gelgenzettel:  Georg  Heidegger  /  Musik-Instru- 
mentenmacher in  Passau  /  Repar.  1857  (gedruckt). 

Heil,  Johann,  lebt  in  Crefeld  und  hat  das 
Geigenmachen  hauptsächlich  durch  eigenes 
Studmm  erlernt 

Heim,  Michael.  —  Wien.   1696.   1713 

Geigen  und  Lauten  von  ihm  kommen  nicht  gerade 
selten  vor,  trotzdem  fand  sich  nichts  Urkundliches  über 
ihn.  Er  dürfte  jedoch,  wie  so  viele  Wiener  Laulen- 
macher,  seinen  Ausgang  aus  Füssen  genommen  haben, 
wo  der  Name  Heim  mehrfach  vorkommt.  Seine  Arbeit 
ist  gut,  wenn  auch  ohne  besondere  Vorzüge. 

Heims  hieß  ein  um  1830 — 1840  in  Amsterdam 
ansässiger  Geigenmacher 

Sein  Taufname  dürfte  Joseph  gewesen  sein.  Er  war 
nicht  ungeschickt  und  galt  als  guter  Lehrmeister. 

Hein,  Martin.  —  Szekesfehervar  (Stuhlweißen- 
burg), Ungarn.  Geb.  17.  Nov.  1870  in  Nagy 

Maros 

Schüler  von  Schunda  in  Budapest  von  1886^1890, 
arbeitete  dann  als  Gehilfe  bei  Haudek  und  Theodor 
Gutermann  in  Wien  und  bei  Aug.  Setzer  und  er- 
hielt als  Gehilfe  auf  der  Millenniumsausstellung  in 
Budapest  einen  zweiten  Preis.  Im  Jahre  1901  machte 
er  sich  in  Stuhlweißenburg  selbständig.  Er  macht  außer 
Geigen  auch  Czimbale  und  handelt  mit  allen  Musik- 
instrumenten, auch  besitzt  er  mehrere  Ausstellungs- 
medaillen. 

Geigenzettel:  Javi'totta  Hein  Märton  /  Mü  hegedü 
keszitö  /  Szekesfehervar.  (geschrieben).  —  lavitotta 
Hein  Märton  /  hangszer  keszitö  Szekesfehervärott  19.. 
(gedruckt). 

Heinel.  —  Markneukirchen 

Als  Geigenmacher  sind  tätig: 

Heinel,   Friedrich  Ludwig.  —  Geb.    19.  Jan. 

1873 
Heinel,  Oskar  Bernhard.  —  Markneukirchen. 

Geb.  7.JuH  1871  (nicht  1874) 

Schüler  von  Hans  Jaeger  in  Markneukirchen,  arbeitete 
von  1888 — 1891  in  Dresden  und  Hamburg  als  Gehilfe, 


206 


H. 


einel 


Hei 


wo  er  Gelegenheit  hatte,  seine  Ausbildung  allseitig  zu 
vervollkommnen.  Im  Oktober  1893  machte  er  sich  in 
Markneukirchen  selbständig  und  verfertigt  recht  sorg- 
fältig durchgeführte  Violinen,  Violen  und  Violoncelli 
nach  Stradivari,  Guarneri,  Amati  und  Maggini;  er  ist 
sehr  geschickt  in  der  genauen  Nachahmung  alter  Mei- 
sterwerke, verwendet  sowohl  Spintus-  als  auch  emen 
selbst  zubereiteten  feinen  Ollack  und  ist  ein  sehr  ge- 
suchter Reparateur.  Als  Zettel  klebt  er  den  Abdruck 
seines  Stempels  ein. 

Geigenzettel:  Oskar  Bernhard  Heinel  /  Streichinstru- 
mentenfabrikation /  und  /  Reparaturwerkstatt  /  Mark- 
neukirchen 1.  Sa.  (Stempel). 

Heinel,  Otto  AdoH.  -  Geb.  27.  Juni  1868 

Heini,  Franz  Xaver,  —  Kempten.   1826 

Sein  Name  findet  sich  in  sehr  gewöhnlich  gearbeiteten 
Violinen  (ohne  Einlage)  mit  dürftigem  Lack  und  un- 
schönem Holz. 

Geigenzettel :  Xaver  Hemi  in  der  /  Neustadt  Kempten  / 
1826  (gedruckt). 

Heinicke,  Mathias.  —  Wildstem  b.  Eger.  Geb- 
1871  in  Maria  Kulm  (Böhmen) 

Schüler  von  E.  Reinhold  Schmidt  in  Markneukirchen, 
arbeitete  längere  Zeit  in  Berlin  und  Budapest  und  ging 
dann  zu  seiner  weiteren  Ausbildung  nach  Italien,  wo  er 
hauptsächlich  bei  Degani  blieb  und  viel  gelernt  hat.  Im 
Jahre  1897  machte  er  sich  in  Wildstem  selbständig; 
jetzt  gehört  er  zweifellos  zu  den  geschicktesten  Geigen- 
machern Nordböhmens  und  besitzt  eine  Anzahl  erster 
Ausstellungspreise  usw.  Er  baut  nach  italienischen  und 
eigenen  Modellen,  letztere  zwischen  Stradivari  und 
Amati  liegend  (über  Form)  und  zeichnet  sich  auch 
durch  außergewöhnlich  treue  Kopien  bestimmter  be- 
rühmter Geigen  aus.  Er  verarbeitet  vorzügliches,  mehr- 
hundertjähriges  Tonholz,  das  er  sich  aus  alten  Kirchen 
usw.  zu  verschaffen  gewußt  hat,  und  verwendet  Spiri- 
tus- und  Ollack,  wobei  er  namentlich  die  Farbe  des 
Lacks  italienischer  Meister  sehr  gut  trifft.  Sein  Bruder 
Josef  wurde  sein  Schüler  und  hat  sich  gleichfalls  zu 
einem  tüchtigen  Geigenmacher  entwickelt. 

Geigenzettel:  Mathias  Heinicke  Geigenbauer  /  Wild- 
stein  b.  Eger  19  Bohemia  (gedruckt). 

Heinke,  A.,  war  1895  vorübergehend  in  Stettin 
ansässig 

Heinl,  Johann.  —  Schnecken  b.  Fleissen.  Geb. 
in  Fleissen  1868 

Schüler  von  .August  Bernhardt;  war  nach  beendigter 
Lehrzeit  von  1885 — 1890  in  der  Fabrik  von  Reinhold 
Schmidt  tätig  und  machte  sich  1890  in  Schnecken  bei 
Fleissen  selbständig,  wo  er  jetzt  Geigen  und  Violoncelli 
nach  den  bekannten  italienischen  Modellen  macht.  Er 
verwendet  gelbbraunen  Spintus-  und  Ollack.  In  seine 
Instrumente  klebt  er  die  Zettel  der  Meister,  deren 
Modelle  er  nachahmt.  — •  Ein  Josef  Heini  lebt  in 
Watzkenreuth  b.  Fleissen  als  Geigenmacher. 


Heinle,  J.  —  Paris.    1761 

Vermutlich  ein  Deutscher,  der  vorübergehend  in  Paris 
lebte.  Es  soll  bisher  nur  eine  einzige  Geige  von  ihm  be- 
kannt sein. 

Heinrich,    Andreas.    —    Schönbach  b.  Eger 
Geb.  in  Schönbach  (Stadt)  1858 

Sohn  von  Vinz.  Heinrich  und  Schüler  von  Anton  Pötzl. 
Er  arbeitete  von  1873—1875  in  Markneukirchen,  1875 
in  Leipzig  und  an  andern  Orten,  ging  1876  nach  Wien 
und  dann  nach  Budapest,  kehrte  nach  Wien  zurück  und 
war  zuletzt  in  Breslau  tätig,  bis  er  sich  1 881  in  Schönbach 
selbständig  machte.  Er  gilt  als  einer  der  besten  Repa- 
rateure  in  seiner  Vaterstadt.  Seine  Geigen  und  Violon- 
celli sind  nach  italienischen  Meistern  kopiert  und  mit 
weichem,  sattem  Spiritus-  und  Ollack  überzogen.  Für 
Händler  klebt  er  den  Zettel  des  Modells  m  die  Geigen, 
für  besondere  Kundschaften  den  eigenen  Zettel.  Er 
wurde  auf  Ausstellungen  mehrfach  ausgezeichnet. 

Heinrich,  Johann  s.  Meiß 

Heinrich,    Vinzenz.    —    Schönbach  b.  Eger. 

Geb.  1825,  t  1871 

Er  war  als  Geigenmacher  nicht  ungeschickt,  da  er  aber 
fast  nur  für  Händler  arbeitete  und  seine  Geigen  aus 
gelieferten  Bestandteilen  zusammensetzte,  klebte  er  in 
der  Regel  keine  Zettel  ein. 

Heinrichs,  Otto.  —  Berlin.   1895.   1898 

Erfinder  der  sog.  Schoßvioline  (einer  Art  Streich- 
zither), die  er  jedoch  nicht  selbst  machte. 

Heinzmann,  Josef.  —  Schönbach.    1851.    1859 

Er  hatte  als  Violoncello-  und  Geigenmacher  seinerzeit 
einen  gewissen  Ruf,  benutzte  jedoch  die  Mitarbeit  der 
sog.  Korpus-  und  Halsmacher  usw. 

Heisele  (Aisselle,  Eisele),  Jakob.  —  Modena. 

1614.  1629 

Ein  deutscher,  in  Modena  ansässiger  Geigen-  und 
Lautenmacher,  auf  den  zuerst  Valdnghi  aufmerksam 
machte  (Nr.  1428),  indem  er  aus  der  Chronik  von 
Spaccini  (vom  10. Okt.  1614)  zitiert:  ȣ  venuto  moltidi 
sono  un  Tedesco  habitare,  che  fa  lauti  e  chittanni  et 
simili  instromenti,  per  excelentia«  und  einige  urkund- 
liche Belege  beibringt,  aus  denen  u.  a.  hervorgeht,  daß 
H.  auch  Bögen  gemacht  hat. 

Hei,  Pierre-Joseph.  —   Lille.    Geb.  8.  Febr. 

1842  in  Mazirot  b.  Mirecourt,  f   M.März 

1902  in  Lille 

Nachdem  er  durch  acht  Jahre  in  Mirecourt  das  Geigen- 
machen erlernt  hatte,  kam  er  nach  Paris  zu  Seb.  Vuil- 
laume,  den  er  zwei  Jahre  später  verließ,  um  nach  Aachen 
zu  Darche  zu  gehen.  Im  Jahre  1865  eröffnete  er  seine 
eigene  Werkstatt  in  Lille  und  machte  es  sich  zur  Auf- 
gabe, die  großen  italienischen  Meister  (hauptsächlich 
Stradivari,  Guarneri,  Amati  und  Maggini)  in  allen 
Teilen  genau  zu  kopieren,  wobei  er  auch  auf  den  Lack 
besondere  Sorgfalt  verlegte,  den  er  tatsächlich  im  Aus- 
sehen dem  Cremoneser  sehr  nahe  zu  bringen  verstand. 


Hei  —  Heiland 


207 


Seine  Geigen  sind,  was  Schönheit  der  Arbeit  und  des 
Tons  anbelangt,  tadellos,  und  so  erhielt  er  auch  auf 
allen  von  ihm  beschickten  Ausstellungen  erste  Preise 
und  wurde  wiederholt  als  Juror  berufen.  Er  erfand  u.  a. 
einen  Verlängerungsstachel  für  das  Violoncell  und  eine 
recht  brauchbare  Wirbelbefestigung. 

Geigenzettel:  Abb.  381. 

Hei,  Pierre-Jean-Henry.  — Lille.  Geb.  15. März 

1884  In  Lille 

Sohn  von  Pierre-Joseph  H.,  lernte  bei  Bazin  in  Mire- 
court  und  schloß  seine  Ausbildung  bei  seinem  Vater  ab, 
dessen  Werkstatt  er  im  Jahre  1902  übernahm.  Er  steht 
seinem  Vater  nicht  nach  und  erhielt  1904  in  St.  Louis 
und  1906  in  Mailand  erste  Preise  für  seine  Geigen. 

Held,  Georg.  —  Ellwangen.    1788 

In  den  Ellwanger  Kirchenbüchern  kommt  sein  Name 
nicht  vor.  Nach  einer  unverbürgten  Nachricht  soll  er 
Musiker  und  Tischler  gewesen  sein,  der  in  der  Kapelle 
des  Propstes  von  Ellwangen  beschäftigt  war. 
Geigenzettel :  Reparirt  von  Georg  Held  /  in  Elwangen 
1 788  (geschrieben). 

Held,  Johann  Joseph.  —  Euskirchen,  Beuel 
b.  Bonn.  Geb.  17.  Juli  1823  in  Flamersheim 
(Kr.  Rheinbach),  f  1904 

Als  Sohn  eines  Musikers  war  er  auch  zum  Musiker  be- 
stimmt. Mit  zwölf  Jahren  bereits  ein  tüchtiger  Flötist, 
sollte  er  von  seinem  dreizehnten  Jahre  an  das  Violin- 
spiel  erlernen.  Hierdurch  erwachte  sein  Interesse  für 
das  Geigenmachen,  und  um  einen  Fehler  seiner  Geige 
zu  verbessern,  machte  er  die  ersten  Versuche  in  dieser 
Kunst.  Er  bildete  sich  allmählich  autodidaktisch  aus 
und  wagte  sich  schließlich  auch  an  den  Neubau.  Sein 
Brot  verdiente  er  aber  noch  immer  als  Musiker.  Nach 
seiner  Verheiratung  siedelte  er  nach  Euskirchen  über 
und  eröffnete  hier  1861  eine  Musikinstrumentenhand- 
lung und  Reparaturwerkstatt.  Im  Jahre  1862  lernte  er 
den  in  Godesberg  zur  Kur  weilenden  Ole  Bull  kennen, 
für  den  er  mehrere  Reparaturen  ausführte.  Im  Jahre 
1878  kam  Ole  Bull  wieder  zu  Held  und  blieb  14  Tage 
bei  ihm  als  Gast,  während  welcher  Zeit  Held  einen 
glücklichen  Gedanken  des  großen  Geigers  praktisch 
durchführte,  um  Geigen  einen  auf  allen  Saiten  gleich- 
mäßig ansprechenden  Ton  zu  verschaffen.  Die  neuen 
Geigen  gelangen  so  gut,  daß  Held  von  nun  an  dieser 
Methode,  die  in  der  schrägen  Lage  des  Baßbalkens  und 
der  Stellung  der  Stimme  besteht,  treu  blieb.  Er  erfand 
auch  eine  »Substanz  zum  Imprägnieren  der  Decke«, 
welche  eine  leichtere  Ansprache  bewirken  soll.  Sein 
Sohn  zweiter  Ehe  wurde  sein  Nachfolger.  Biographie 
und  Bild  in  De  Wits  Zeitschrift  1893,  Nr.  34. 
Geigenzettel:  I.  I.  Held,  Geigenmacher  in  /  Beuel 
(gedruckt). 

Held,  Johann  Josef  Michael.  —  Bonn,  Köln. 
Geb.  14.  April  1880  in  Combahn  (Kr.  Bonn 

Land) 

Sohn  und  Schüler  von  J.  J.  Held,  bei  dem  er  auch  als 
Gehilfe  tätig  war.  Beim  Tode  seines  Vaters  übernahm 


er  am  7.  Dezember  1904  dessen  Geschäft  von  seinen 
Stiefgeschwistern.  Im  Jahre  1908  siedelte  er  nach  Köln 
über  und  erwarb  sich  bald  Anerkennung  und  einen 
ausgedehnten  Kundenkreis.  Auf  der  Turiner  Aus- 
stellung war  er  durch  ein  sehr  gutes  Quartett  vertreten. 
Auch  seine  Reparaturen  werden  sehr  gelobt. 

Heldahl,  Anders.  —  Bergen.   1851.   1862 

Er  machte  hübsche  Hardangerviolinen  mit  reichver- 
ziertem Griffbrett,  die  in  fast  allen  Museen  zu  finden 
sind,  so  auch  im  Museum  des  Konservatoriums  in 
Brüssel  (Nr.  242). 

Geigenzettel :  Forfaerdiget  af  Anders  Heldahl  /  Violin- 
mager,  Bergen  1850  (gedruckt). 

Heldt,  Niklas.  —  Rostock.   1599 

Nach  Koppmanns  Beiträgen  zur  Geschichte  der  Stadt 
Rostock  (Bd.  IV,  Heft  2,  S.  110:  Auszug  aus  dem 
Bürgerverzeichnis)  hat  am  15.  September  1599  »Niclas 
Heldt,  ein  lutenmacher*,  das  Rostocker  Bürgerrecht 
erworben.  (Vgl.  Helt.) 

Helfert,  Andreas  Martin.  —  Prag.   1659 

Wenig  bekannt.  Andr.  Ott  beschwerte  sich  im  Jahre 
1659  über  ihn  bei  der  Hofkanzlei,  da  er  nicht  »aus- 
gelernt« habe. 

Hell,  Ferdinand.  —  Wien.   1845.   1855 

Ein  vielseitiger  Mann,  der  hauptsächlich  Blasinstru- 
mentenmacher  war  und  sich  in  allerlei  Erfindungen 
versuchte,  aber  auch  einige  Geigen  hergestellt  hat,  die 
trotz  ihres  nicht  sehr  gefälligen  Äußern  gut  im  Ton 
waren.  Er  machte  u.  a.  auch  Trompetengeigen,  d.  h. 
Instrumente,  die  sowohl  als  Geige  wie  als  Trompete 
zu  benutzen  sind.  Solche  hat  es  übrigens  schon  im 
18.  Jahrhundert  gegeben,  waren  also  nicht  seine  Er- 
findung. 

Geigenzettel :  Ferdinand  Hell  /  Instrumenten-Fabrik  / 
in  Wienn  anno  1845  (gedruckt). 

Hell,  Franz.  —  Elmshorn.   Geb.  26.  Mai  1896 

in  Elmshorn 

Sohn  des  Instrumentenmachers  Adolf  H.,  Schüler  von 
Ernst  Reinhold  Schmidt  in  Markneukirchen,  bei  dem 
er  auch  noch  als  Gehilfe  tätig  war.  Seine  Meister- 
prüfung bestand  er  in  Markneukirchen.  Nachdem  er 
den  Krieg  mitgemacht  hatte,  ging  er  im  Jahre  1919 
nach  Norwegen  und  1921  nach  Amerika  (Chicago)  und 
hat  sich  hier  wie  dort  als  besonders  tüchtiger  Künstler 
bewiesen. 

Hell.  Z.  H.  Ferd.  —  Brunn.    19.  Jahrhundert 

Hauptsächlich  als  Gitarrenmacher  bekannt. 
Geigenzettel:  Nach  dem  Modell  /  des  Luigi  Legnani  / 
Z.  H.  Ferd.  Hell  /  in  Brunn  N»  294  (gedruckt). 

Heiland,  Eirik  Jonson.  —  Bo  (Telemarken). 
Geb.  1816,  t  1868 

Norwegischer  Geigenmacher,  der  hauptsächlich  die 
sogenannte  »Telemarksfelen«  machte.  Er  war  Schüler 
seines  Vaters  Jon  Heiland,  der  das  Geigenmachen  je- 
doch  nur   in   seinen   Mußestunden   betrieb.   Er  ver- 


208 


Heiland  —  Hellmer 


wendete  einen  gelbbraunen  Lack  und  arbeitete  sebr 
sauber.  Besondere  Sorgfalt  legte  er  auf  die  äußere 
Ausstattung  seiner  Fiedeln ;  Griffbrett  und  Saitenhalter 
sind  oft  mit  gravierten  Beineinlagen  versehen,  der  Rand 
mit  Ebenholz  und  Perlmutter  verziert  und  Decke, 
Boden  und  Zargen  mit  schwarz  aufgezeichneten,  teil- 
weise vergoldeten  Ornamenten  geschmückt.  Der  für 
8  Wirbel  eingerichtete  Wirbelkasten  trägt  gewöhnlich 
ein  vergoldetes  Löwenköpfchen  mit  Krone. 
Geigenzettel :  Giordt  af  /  Erick  Jonßen  Heiland  /  Ao 
1857  (geschrieben). 

Heiland,  Gunnar  Olavson.  —  Bo.    Geb.  in 

Haugen,  Bo  1852 

Schüler  von  Knut  Eirikson  Heiland  in  Bö,  bei  dem  er 
vier  Jahre  lang  gelernt  hat.  1871  übernahm  er  nach 
dem  Tode  seines  Schwagers  das  Geschäft  seines  Schwie- 
gervaters Erik  Jonson  Heiland.  Einer  der  besten  Ver- 
fertiger der  sogenannten  Hardanger-  oder  hier  richtiger 
Telemarksviolinen  mit  vier  Ober-  und  vier  Untersaiten 
(ähnlich  der  Viola  d'amore).  Er  arbeitete  nach  eigenem 
Modell,  an  dem  besonders  die  geschnitzten  Schalllöcher 
und  das  mit  Perlmutter  fein  ausgelegte  Griffbrett  auf- 
fallen. Seine  auf  Ausstellungen  viel  bewunderten 
Arbeiten  sind  mehrfach  durch  Medaillen  ausgezeichnet 
worden.  Als  Lack  wendet  er  gewöhnliche  Politur  an. 
Auf  der  ursprünglichen  Grundlage  der  Hardangergei- 
gen  brachte  er  manche  wertvolle  Verbesserungen  an. 
Geigenzettel:  Gunnar  Heiland  /  Violinmager  /  Bo  i 
Telemarken  (gedruckt,  mit  Datum  und  Ausstellungs- 
medaillen). 

Heiland,   Knut   Erlkson.  —  Bo.    Geb.   1851, 
t  1872 

Schüler  seines  Vaters  Erik  J.  Heiland,  dessen  Geschäft 
er  1868  übernahm.  Ein  zu  Hoffnungen  berechtigender 
Geigenmacher,  der  durch  vorzeitigen  Tod  nicht  zur 
vollen  Ausreifung  gekommen  ist.  Auch  er  machte 
hauptsächlich  schöne,  reichverzierte  Hardangerviolinen. 
Geigenzettel:  Fabrikert  af  Knudt  Erikson  Heiland  / 
1870  (gedruckt). 

Helldobler,  Georg  und  Ferdinand .  —  Münche  n 

1850 

Außer  Harfen  sollen  die  beiden,  Vater  und  Sohn,  auch 
Zithern  und  Gitarren  gemacht  haben.  Eine  Harfe  von 
ihnen  im  Städtischen  Museum  zu  Braunschweig  trägt 
den  Zettel:  Gg.  Helldobler  pater  et  /  Ferdinandus 
filius  . .  /  Monachii  1850  (gedruckt). 

Hellebaut,  Jean  I.  —  ?   1504 

Sohn  von  Adrian  H. ;  und  Jean  II,  Enkel  von  Adrian  H. 
Zwei  Brabanter  Meister,  deren  Namen  urkundlich  vor- 
kommen, über  die  aber  nichts  Näheres  bekannt  ist. 
(Vgl.  Archives  des  Arts  in  Brüssel.) 

Heller,    Ambrosius.    —   Füssen?    Stuttgart? 

1618.  1628 

Nur  als  Verfertiger  eines  Klavichords  bekannt,  das 

1626  bei  der  Stuttgarter  Hof  kapeile  in  Gebrauch  war. 


Vor  1628  wird  er  auch  als  Orgelbauer  bezeichnet.  Da 
diese  zu  seiner  Zeit  gewöhnlich  auch  Lauten  bauten, 
sei  er  hier  erwähnt. 

Heller,  Dr.  Arnold.  —  Wien.    1910.    1921 

Ein  Arzt  und  tüchtiger  Geiger,  der,  angeregt  durch  eine 
Schrift  über  das  »Geheimnis  des  Stradivari«  eifrige 
Studien  über  den  Geigenbau  betrieb  und  dann  begann, 
selbst  Geigen  zu  bauen,  und  zwar  »nach  mathematisch 
genauen  Modellen«.  Beim  nachträglichen  Vergleich  mit 
dem  Stradivarimodell  stellte  er  fest,  daß  dieses  mit  dem 
seinen  übereinstimmte,  d.  h.  daß  auch  Stradivari  ein 
mathematisch  absolut  korrektes  Modell,  aufgebaut  nach 
dem  musikalischen  Intervall  der  großen  Terz,  also  auf 
der  Basis  des  Verhältnisses  von  4  :  5  des  größten  Durch- 
messers des  Oberteils  zum  größten  Durchmesser  des 
Unterteils  unter  Zugrundelegung  einer  Körpermensur 
von  19,5  cm,  konstruiert  habe.  Er  ist  überzeugt,  daß 
nach  seinem  Verfahren  Geigen  gebaut  werden  können, 
die  im  Ton  den  besten  alten  Meistern  ebenbürtig  sind, 
und  daß  gut  gebaute,  aber  tonlose  Geigen  in  wohl- 
klingende zu  verwandeln  sind. 

Heller,  Jerg.  —  Füssen.   1634 

Vielleicht  verschrieben  für  Helmer  (Hellmer).  Er  wurde 
am  3.  Dezember  1634  als  Meister  in  die  Lautenmacher- 
zunft  aufgenommen. 

Hellman,  Jakob.  -  Engelholm.    1750.    1772 

Wahrscheinlich  Schüler  und  seit  1750  Schwiegersohn 
von  Sören  Mohte,  in  dessen  Haus  er  sich  1751  selb- 
ständig machte.  Frau  Hilda  Eklund  in  Stockholm  be- 
sitzt ein  Violoncello  von  ihm  mit  einem  etwas  un- 
beholfen geschnitzten  Drachenkopf  am  Wirbelkasten. 

Geigenzettel:  Engelholm:  Anno  1765  /  Jacob  Hellman 
(geschrieben). 

Hellmann,  Job.  M.  s.  Helmer 

Hellmer,  Johann  Georg.  —  Prag.  Geb.  1687 
in  Füssen?  —  nach  Homolka  in  Waltenhofen 
(Ob.-Bayern)  — ,  f  27.  Jan.  1770  in  Prag 

Er  kam  in  jungen  Jahren  nach  Prag,  wo  er  ein  Schüler 
von  Thomas  Edlinger  wurde  und  es  ebenfalls,  wie  sein 
Lehrer,  zu  Wohlstand  brachte.  Er  erlangte  1724  das 
Bürgerrecht  auf  der  Kleinseite  und  hatte  ein  eigenes 
Haus  in  der  Neuhof gasse  Nr.  458  (Novodvorska  ul.). 
Er  war  zweimal  verheiratet,  in  zweiter  Ehe  mit  Maria 
Barbara  Schmid,  die  er  am  1 .  Juli  1 738  geheiratet  hat. 
Er  arbeitete  sowohl  nach  einem  eigenen,  schönen, 
hochgewölbten  Modell  als  auch  nach  Klotz  u.  a.  und 
kommt  seinem  Mitschüler  J.  U.  Eberle  sehr  nahe. 
Seine  Arbeit  ist  ungemein  sauber  nach  der  Form,  das 
Holz  meist  vortrefflich  und  der  Ton  weich,  edel  und 
doch  stark.  Er  verwendete  einen  rotbraunen  Ollack  mit 
gelbem  Grundlack.  Seine  Instrumente  hatten  —  wie 
die  aller  älteren  Meister  —  einen  zu  schwachen  Baß- 
balken. Da  diesem  Fehler  von  einem  Reparateur  leicht 
abgeholfen  werden  kann,  klingen  seine  Geigen,  gerade 
auf  der  G-Saite,  unübertrefflich.  Es  ist  bekannt,  daß 
Beethoven  eine  von  ihm  gemachte  Geige  aus  dem  Jahre 
1737  besaß.  Eine  1753  von  ihm  reparierte  Theorbe 
befindet  sich  in  der  Sammlung  alter  Musikinstrumente 


Hell 


mer 


Hell 


mia 


m 


in  Wien.  Auf  dem  Chor  der  Stiftskirche  in  Braunau 
(Böhmen)  befindet  sich  von  ihm  eine  Geige  aus  dem 
Jahre  1753.  In  Prag  findet  man  eine  Geige  aus  den 
zwanziger  Jahren  des  18.  Jahrhunderts  von  ihm  im 
Bened. -Stift  St.  Margareth,  bei  den  Kreuzherren  eine 
dunkelbraune  Violine  von  1742  und  ein  Violoncello, 
in  der  Teinkirche  eine  Viohne  von  1762  und  m  der 
Orgelschule  eine  Viola  d'amore  von  1748.  Dr.  med. 
Smoler  in  Olmütz  besitzt  von  ihm  eine  Viola  von  1733 
und  Dr.  Wagner  in  Prag  eine  Violine  von  1747.  Eine 
Geige  von  1751  besitzt  Fürst  Lobkowitz  auf  Raudnitz. 

Geigenzettel:  Joannes  Georgius  Hellmer  /  Pragensis 
me  fecit  1730  (gedruckt).  —  Joannes  Georgius  Hell- 
mer /  me  fecit  Pragae  1770  (geschrieben). 

Hellmer,  Joseph.  —  Füssen.    1606.    1612 

Er  wird  wiederholt  als  Mitglied  der  Füssener  Lauten- 
macherzunft  aufgezählt. 

Hellmer,  Karl  Bor.  Andreas.  —  Prag.    Geb. 
27.  Juni  1764,  f  4.  Nov.  1803 

Sohn  von  Karl  Jos.  H.  und  wohl  auch  dessen  Schüler. 
Da  er  jung  gestorben  ist,  kommen  nur  selten  Arbeiten 
von  ihm  vor,  und  auch  der  gründlichste  Kenner  der 
böhmischen  Schule,  Ed.  Em.  Homolka,  der  diesen 
Sohn  K.  B.  H.s  gewissermaßen  erst  entdeckt  hat,  teilt 
in  seinen  biographischen  Nachrichten  über  die  Prager 
Geigenmacher  nur  seinen  Reparaturzettel  mit:  Carl 
Helmer  junior  me  /  Reparavit  Pragae  1 803  (gedruckt). 

Geigenzettel:  Carolus  Hellmer  Junior  ,'  me  fecit  Pragae 
1799  (gedruckt). 

Hellmer,  Karl  Joseph.  —  Prag.    Geb.  1 .  Nov. 
1739  in  Prag,  f  daselbst  Im  Oktober  1811 

Nachfolger  seines  Vaters  Job.  Georg  H.  und  Schüler 
von  Joh.  Ud.  Eberle.  Nach  beendeter  Lehrzeit  arbeitete 
er  lange  in  Deutschland  und  kehrte  erst  1763  nach  Prag 
zurück,  wo  er  am  5.  September  Katharina  Piestl  (geb. 
1742,  t  1814)  heiratete,  die  ihm  sieben  Söhne  und 
sieben  Töchter  gebar.  Am  31 .  Mai  1 763  erlangte  er  das 
Bürgerrecht  auf  der  Prager  Kleinseite.  Er  wohnte  bis 
1803  im  väterlichen  Hause,  von  da  an  Nosticova  ul. 
(Nostitzgasse)  Nr.  466  und  war  von  1808—1810  Mit- 
vorsteher der  Geigenmacherinnung.  Er  ertrank  in  der 
Moldau  und  wurde  am  7.  Oktober  181 1  am  Smichow 
bei  Prag  als  Leiche  aufgefunden.  Das  sehr  interessante 
gerichtliche  Nachlaßinventar,  bei  dessen  Aufnahme 
Kaspar  Strnad,  Joh.  Stoß,  Mich,  und  Franz  Willer  als 
Schätzer  und  als  Zeugen  mitwirkten,  ist  noch  vor- 
handen. Seine  Geigen,  die  denen  seines  Vaters  ähnlich 
sind,  nur  flachere  Wölbung  und  braunen  Spirituslack 
haben,  verkaufte  er  zu  dem  damals  ansehnlichen  Preise 
von  18—27  fl.  Er  war  nicht  nur  ein  berühmter  Vir- 
tuose auf  der  Laute  und  der  Mandoline,  sondern  auch 
Verleger  musikalischer  Werke  böhmischer  Kompo- 
nisten. Auf  dem  Chor  der  Braunauer  Stiftskirche  be- 
findet sich  von  ihm  eine  Geige  von  1 769  und  eine  solche 
von  1796,  im  Städtischen  Museum  Carolino  Augusteum 
in  Salzburg  zwei  solche  von  1771  und  1791 .  Das  Bene- 
diktinerstift St.  Margareth  bei  Prag  besitzt  eine  Violine 
von   1770  von  ihm  und  die  dortige  Orgelschule  eine 

V.    Lü  tge  n  tl  ()  rf  f  ,   Geiffun-    und   I.ruittrmiachcr.      Bil.  II 


Viola  von  1796,  das  Stift  Ossegg  zwei  Lauten  von  1777 
(Kat.  Nr.  18,  Bd.  24)  und  die  Gesellschaft  der  Musik- 
freunde in  Wien  eine  Pandurina  von  1798.  Es  gibt  auch 
noch  Mandolinen  und  Lauten  von  ihm  und  auch  in 
seinem  Nachlaß  fanden  sich  zwei  Lauten  und  eine  neue 
Mandoline. 

Geigenzettel:  Carolus  Hellmer  /  me  fecit  Pragae  1804 
(gedruckt).  Carolus  Josephus  Hellmer  /  me  fecit  Pragae 
1805  (gedruckt)  und  Abb,  327,  328.  350,  380. 

Hellmer   (Hellmair),    Magnus    (Mang)    1.    — 

Füssen.  1562.   1589 

Er  stammte  aus  Hörn  (Gemeinde  Schwangau),  hei- 
ratete eine  Füssener  Bürgerstochter  und  erlangte  da- 
durch im  Jahre  1562  das  Bürgerrecht.  Er  galt  als  ge- 
schickter Meister  und  war  der  Schwiegervater  von 
Hans  Purckholtzer. 


Fü 


ussen. 


1606. 


Hellmer,  Magnus  (Mang)  II. 
1612 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Magnus  I  H.  Er  kommt  1606 
als  »jung  Mang  Hellmer«  im  Mitgliederverzeichnis  der 
Füssener  Zunft  vor.  Im  Jahre  1612  geriet  er  mit  seinen 
Zunftgenossen  dadurch  in  einen  Zwiespalt,  daß  er  in 
Verbindung  mit  einem  gewissen  »Walthauser  aus  Mühl- 
heimb«  einen  schwunghaften  Handel  mit  Eibenholz  — 
angeblich  nach  England  und  der  Türkei  —  trieb. 
Dieses  Holz  aber  brauchten  die  Füssener  Meister  vor- 
züglich zu  ihren  Lautenspänen.  (Kreisarchiv  Neuburg 
a.  D.  H.  2384.)  Er  war  nicht  ungeschickt,  seine  Lauten 
sind  denen  der  Greiff  ähnlich.  Eine  Arbeit  von  ihm 
bewahrt  das  Darmstädter  Museum  (Nr.  494). 
Geigenzettel:  Manngnus  helmar  in  Füessen  /  ao  1609 
me  fecit  (geschrieben). 

Hellmer,  Mang  (Magnus)  Anton.  —  Augsburg. 

1800.  1821 

Wahrscheinlich  aus  Füssen  nach  Augsburg  einge- 
wandert. Er  scheint  keine  Zettel  in  seine  Arbeiten  ge- 
klebt zu  haben,  weshalb  es  bisher  nicht  gelang,  etwas 
von  ihm  nachzuweisen.  Er  findet  sich  zuerst  im  Augs- 
burger Adreßkalender  von  1802  (der  vorhergehende 
erschien  1792)  und  zuletzt  in  dem  von  1821 . 

Hellmer,  Peter.  —  Füssen.   161 1 

Er  wurde  am  10.  Dezember  1611  als  Meister  in  die 
Zunft  aufgenommen.  Eine  Laute  aus  der  Sammlung 
Christian  Hammer  in  Stockholm,  die  1893  in  Köln 
.  versteigert  wurde,  trug  seinen  Namen.  Er  könnte  ein 
Sohn  von  Magnus  I  H.  gewesen  sein. 

Hellmlg,  Carl.  —  Berlin.   Geb.  20.  April  1828 
in  Potsdam,  f  um  1866 

1851  übernahm  er  C.  Grimms  (seines  Schwiegervaters) 
Instrumentenhandlung  und  wurde  nach  dem  Tode 
Grimms  1855,  dessen  Werkführer  er  schon  war,  auch 
dessen  Geschäftsnachfolger.  Er  verfertigte  schon  seit 
1844  Streichinstrumente,  die  sehr  gesucht  sind.  In  der 
Imitation  alter  Meister  leistete  er  Vorzügliches.  Lack 
und  .Arbeit  sind  gleich  gediegen.  Weniger  Wert  hat 
seine  Erfindung,  den  Baßbalken  zu  »fenstern".  Wenn 

14 


210 


Hellriegel  —  Hempel 


er  bisher  wenig  bekannt  geworden  ist,  so  trägt  daran 
der  Umstand  die  Schuld,  daß  seine  Arbeiten  fast  alle 
den  Namen  C.  Grimm  tragen.  Auf  der  Wiener  Welt- 
ausstellung 1873  gehörten  seine  Geigen,  neben  denen 
Zachs,  zu  den  besten.  Besonders  gut  war  die  Viola.  Das 
Grimmsche  Geschäft  übernahm  1895  F.  Günther. 

Hellriegel,    Franz.    —    Münster   i.  W.     Geb. 
6.  Febr.  1875 

Sohn  des  verdienstvollen  Kustos  des  Markneukirchener 
Musikinstrumentenmuseums  und  Oberlehrers  Fr.  Hell- 
riegel, Schüler  von  Alb.  Rob.  Hammig  (der  bei  Bausch 
gelernt  hatte).  Nach  beendeter  Lehrzeit  arbeitete  er 
bei  mehreren  der  besten  deutschen  Geigenmacher  und 
ließ  sich  1896  in  Münster  nieder,  wo  er  am  10.  August 
seine  eigene  Werkstatt  eröffnete.  Er  ist  sowohl  im 
Neubau  von  Violinen,  Violen  und  Violoncelli  als  auch 
in  der  Wiederherstellung  alter  Geigen  sehr  tüchtig 
und  ahmt  das  Stradivarimodell  nach.  Er  verwendet 
roten  Spiritus-  und  ÖUack  (in  verschiedenen  Abtönun- 
gen) und  gebrauchte  bis  1905  geschriebene,  seitdem 
gedruckte  Zettel. 

Geigenzettel:  Franz  Hellriegel  /  Münster  i.  Westf.  ge- 
baut  1904  (geschrieben). 

Hellstedt,  Petter   I.  —  Frötuna,   Stockholm, 
t  7.  Juli  1772 

Er  scheint  nach  1 736  aus  Frötuna  nach  Stockholm  ge- 
kommen zu  sein,  wo  er  am  II.  Januar  1742  das  Privi- 
legium als  Musikinstrumentenmacher  erhielt.  Er  hat 
hauptsächlich  Streichinstrumente,  aber  auch  Harfen 
gebaut,  von  denen  sich  noch  manche  in  Privatbesitz 
erhalten  haben. 

Geigenzettel:  Petrus  Helstedt  Renov.  /  Frötuna  A:o 
1736  (geschrieben).  —  N'  386  /  P.  Hellstedt  /  Fecit 
Holmiae  /  176  (geschrieben). 

Hellstedt,  Petter  II.  Alexander.  —  Stockholm. 

Geb.  um  1745,  t  nach  1776 

Sohn  und  Schüler  von  Petter  I  H.,  dessen  Nachfolger 
er  auch  wurde.  Seine  Ausbildung  hatte  er  im  Auslande 
abgeschlossen  und  war  mit  Erfolg  bemüht,  seine  Gei- 
gen ausschließlich  aus  schwedischen  Hölzern  her- 
zustellen. 

Helm,  Christoph.  —  Wien,  Salzburg.    1544. 
1580 

Er  wurde  im  Jahre  1 544  als  Lautenmacher  Bürger  von 
Wien,  scheint  aber  bald  nach  Salzburg  übergesiedelt 
zu  sein,  wo  er  in  den  Urkunden  des  Archivs  der  Lan- 
desregierung von   1550 — 1580  vorkommt. 

Helm,    Walthasar    (Balthasar).    —    Salzburg. 
1594 

Wahrscheinlich  der  Sohn  von  Christoph  H.  Ein  Lauten- 
instrument von  1594  und  eine  gleichzeitige  Reparatur 
von  ihm  befindet  sich  im  Städtischen  Museum  Carolino- 
Augusteum  in  Salzburg. 


Helmer,  Hans.  —  Leipzig.   1591 

Er  stammte  aus  Füssen-^)  (nicht  aus  Meißen,  wie 
Küpers  liest)  und  erlangte  1591  als  Lautenmacher  das 
Bürgerrecht  der  Stadt  Leipzig. 

Helmer,  Jehan.  —  Lyon.    1568.    1572 

In  den  Urkunden  wird  er  ausdrücklich  als  Deutscher 
und  als  »faiseur  de  luths«  bezeichnet  (vgl.  Coutagne, 
Duiffoprucgar).  Er  gehörte  jedenfalls  der  Füssener 
Familie  an  und  könnte  sogar  mit  dem  später  in  Leipzig 
auftauchenden  Hans  Helmer  identisch  sein. 

Helmer  (Hellmer,  Hellmann),  Johann  Martin. 
—  Wien.  Geb.  1710,  f  21 .  Nov.  1742 

Er  wohnte  im  »Kärner  (Kärnthner)  Viertl«  und  legte 
als  Lauten-  und  Gelgenmacher  am  5.  Mai  1741  den 
Bürgereid  ab.  Im  Zunftbuch  wird  sein  Name  »Hell- 
mann* geschrieben.  Da  H.  nur  32  Jahre  alt  wurde  und 
nur  kurze  Zelt  selbständig  war,  kommen  Arbeiten  von 
Ihm  selten  vor. 

Helmer,  Josef.  —  Prag.   1810 

Es  kommen  Geigen  mit  dem  geschriebenen  Zettel: 
»Josef  Helmer,  Geigen-  /  macher  in  Prag  1810«  vor. 
Ein  Meister  dieses  Namens  läßt  sich  in  Prag  nicht 
nachweisen.  Wenn  man  nicht  an  eine  Fälschung  glau- 
ben will,  könnte  man  annehmen,  daß  einer  der  sieben 
Söhne  von  Karl  Joseph  Hellmer  die  Geigen  gemacht 
hat  Eine  solche  besitzt  C.  Stoeber  in  Würzburg. 

Helmuth,  Simon.  —  1768 

Auf  einem  Zunftpokal  der  Instrumentenmacher,  der 
sich  in  der  im  November  1910  versteigerten  Sammlung 
F.  Günther-Prestel  befand,  war  zu  lesen :  Alt-Meister 
Simon  Helmuth  //  alt  gesell  J.  C.  Helmuth.  Das  Wap- 
pen des  Pokals  zeigte  zwei  gekreuzte  Violinbogen  und 
einen  Stimmhammer.  Die  Vermutung,  daß  S.  Helmuth 
Geigenmacher  war,  liegt  daher  nahe.  Leider  ist  nicht 
zu  ersehen  gewesen,  woher  der  Pokal  stammte. 

Helt,  Heinz.  —  Nürnberg.   1413 

In  einem  alten  Inventar  fand  sich  »ain  Nürnberger 
lauten  von  Maister  Heldt«  verzeichnet.  Es  gelang  mir 
bisher  nur,  einen  Nürnberger  Lautenspieler  dieses  Na- 
mens nachzuweisen.  Nach  Christ.  Gottl.  v.  Murrs 
Journal  zur  Kunstgeschichte  und  zur  allgemeinen  Lite- 
ratur (1777)  B.  V.  S.  114  kommt  im  Jahre  1413  ein 
Heinz  Helt,  Lautenslaher  auf  der  Sebalder  Stadtseite, 
vor.  Es  wäre  immerhin  möglich,  daß  Helt  ebenso  wie 
die  Lautenisten  Gerle  und  Ott  auch  Lautenmacher  war. 

Helwich,  Johann.  —  Kopenhagen.   1742 

Vielleicht  ein  eingewanderter  Deutscher.  Arbeiten  von 
ihm  kommen  nur  selten  vor. 

Gelgenzettel :  Johan  Helwich,  /  Copenhagen  1 742  (ge- 
druckt). 

Hempel,  Julius.  —  Hamburg.    Geb.  in  Ham- 
burg 1877 

Nachdem  er  das  Gymnasium"  besucht  hatte,  wurde  er 
Schüler  von  Schünemann  In  Schwerin,  bei  dem  er  vier 

^)  In  der  Bürgerliste  steht  deutlich  aus  »Fieffen«. 


H 


emscr 


Henry 


211 


Jahre  lernte.  Darauf  war  er  drei  Jahre  lang  Gehilfe  bei 
Möckel  in  Berlin  und  machte  sich  dann  in  Hamburg 
selbständig.  Am  1.  März  1902  übernahm  er  die  Werk- 
statt und  das  Geschäft  von  F.  A.  Pfab.  Möckel  gab  ihm 
ein  vortreffliches  Zeugnis  als  Geigenmacher. 

Hemsch,  Jean-Henri.  —  Paris.   1747.   1763 

Er  war  geschworener  Meister  der  Lautenmacherzunft 
für  1747,  sein  Bruder  Guillaume  H.  für  1761.  Beide 
wohnten  in  der  Rue  Quincampoix  und  haben  nur  wenig 
Gitarren  und  Harfen,  dagegen  viele  semerzeit  hoch- 
geschätzte Klaviere  gemacht. 

Hendel,  Richard.  —  Klingenthal  i.  S.    Geb. 

S.Juni  1833 

Ein  Streichinstrumentenmacher,  der  hauptsächlich  von 

Händlern  beschäftigt  wurde. 

Hendershot,  J.  C,  lebt  als  Geigenmacher  in 

Chicago 
Hendricks,  Otto.  —  Amsterdam 

Ein  Violoncello,  vermutlich  aus  der  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts stammend,  trägt  seinen  Namen.  Die  Arbeit 
ist  nicht  schlecht. 

Henke,  L.  —  Potsdam.  1844 

Es  gibt  sehr  mangelhaft  ausgeführte  Geigen  von  ihm, 
aber  auch  bessere;  am  besten  gelangen  ihm  jedenfalls 
Violoncelli  und  Bässe.  Auf  der  Berliner  Ausstellung 
1844  war  er  gut  vertreten. 

Hennings,  J.  C.  —  Lübeck.  1828.   1836 

Ein  Dilettant,  der  Geigen  nicht  ungeschickt  repariert 

hat. 

Geigenzettel:  J.  C.  Hennings  /  Luebeck  1828/  reparirt 

(gedruckt). 

Henocq,  Frangois.  —  Paris.   1775.   1789 

Er  bezeichnet  sich  als  »le  Jeune*  und  dürfte  also  der 
Sohn  von  Jean  H.  gewesen  sein.  Wie  sein  Vater  stand 
er  in  Ansehen  und  war  Hoflautenmacher  der  Herzogin 
von  Bourbon.  Er  wohnte  erst  Rue  Jacob  und  von  1779 
bis  1789  in  der  Rue  des  Saints-Peres.  Eine  hübsch 
eingelegte  Mandora  von  ihm  besitzt  die  Crosby  Brown- 
Sammlung  in  New  York  (Nr.  1007). 

Geigenzettel :  Henocq  le  Jeune  M"^^  luthier  de  SAR  / 
Mad™*  la  Duchesse  de  Bourbon  /  Rue  Jacob  ä  Paris 
L'an  1781  (geschrieben). 

Henocq  (Henoc),  Jean.  —  Paris.    1763.    1789 

Er  war  geschworener  Meister  der  Pariser  Lauten- 
macherzunft für  1773  und  Syndikus  von  1775—1777 
und  wohnte  noch  1789  in  der  Rue  de  Seine  Saint 
Germain  Nr.  114.  Im  Adreßbuch  von  1789  werden 
seine  Vornamen,  Jean-Georges-Bienaime,  angegeben. 
Schon  1671 — 1679  war  ein  Estienne  Enocq  Orgelbauer 
und  Organist,  er  entstammte  also  einer  alten  Instru- 
mentenmacherfamilie.  Eine  hübsche  Arbeit  von  ihm 
besitzt  das  Museum  des  Pariser  Konservatoriums 
(Nr.  256). 


Henry.  —  Mirecourt 

Eine  alte  Geigenmacherfamilie,  als  deren  ältestes  Mit- 
glied A.  Jacquot  den  1689  vorkommenden  Joseph  H. 
nachgewiesen  hat.  Dem  Namen  nach  kennt  man  außer- 
dem den  gleichzeitig  genannten  Jean-Claude  H.  In  den 
Jahren  1764  und  1770  kommen  Claude  und  Dominique 
H.  (vielleicht  Brüder)  vor.  Fran^ois  H.,  wahrscheinlich 
Sohn  eines  dieser  beiden,  lebte  noch  1827,  war  aber 
nur  ein  handwerksmäßig  arbeitender  Geigenmacher. 

Henry,  Charles  (gen.  Carolus).  —  Paris.   Geb. 
1803,  t  1859  in  Paris 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Jean-Bapt.  H. 
dessen  Geschäftsnachfolger  er  1831  wurde.  Ein  außer- 
ordentlich fleißiger  und  geschickter  Geigenmacher,  der 
alle  in  sein  Fach  schlagenden  Instrumente  gemacht  hat 
und  1849  und  1855  in  Paris  Ausstellungspreise  erhielt. 
Er  wählte  verschiedene  Modelle,  nahm  gutes  Holz  und 
roten  Lack  auf  gelben  Grund.  Seine  sämtlichen  In- 
strumente tragen  untenstehenden,  schön  geschriebenen 
Zettel.  Im  Jahre  1847  konstruierte  er  eine  Geige,  der 
er  den  Titel  »Baryton«  gab,  und  die  um  eine  Oktave 
tiefer  gestimmt  ist  als  die  Violine. 
Geigenzettel :  Carolus  Henry,  luthier  /  rue  Saint-Martin 
N°.  151  /  fecit  anno  Domini  1837  (geschrieben). 

Henry,  Eugene.  —  Paris.  Geb.  1 843,  f  7.  Sept. 

1892 

Sohn,  Schüler  und  seit  1859  Nachfolger  von  Carolus 
H.  Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  der  jedoch  in  seine 
Werkstattarbeiten  die  gleichen  Zettel  klebte  wie  in 
seine  eigenen  Werke.  Er  war  ein  vielbeschäftigter  Re- 
parateur  und  besaß  mehrere  Medaillen.  Sein  Geschäfts- 
nachfolger ist  Ch.  Brugere. 
Geigenzettel:  .'^bb.  372. 

Henry  (F.  oder  H.).  —  Paris.   1737 

Er  wohnte  in  der  Rue  Saint-.Andre-des-Arcs  und  war 
vielleicht  der  erste  aus  dieser  vogesischen  Geigen- 
macherfamilie, der  nach  Paris  kam,  wenn  auch  sein 
Zusammenhang  mit  den  übrigen  Henrys  nicht  fest- 
steht. Seine  Arbeit  war  gut,  selbst  sein  rotbrauner  Lack 
ist  noch  anerkennenswert.  Auch  Violen  von  ihm 
kommen  vor.  Ein  Baß  von  ihm  aus  dem  Jahre  1737 
zeigt  ebenfalls  seinen  Stil. 

Henry,  J.  —  Paris.    Geb.   10.  Dez.   1823  zu 

Mirecourt,  f  Paris  1870 

Ein  ausgezeichneter  Bogenmacher,  der  1837  nach  Paris 
kam  und  bis  1848  für  die  Geschäfte  von  G.  Chanot 
und  D.  Peccate  arbeitete.  Er  verband  sich  dann  mit 
Simon,  bis  er  1851  sein  Geschäft  allein  anfing  (Rue  des 
Vieux  Augustins) ;  zuletzt  wohnte  er  in  der  Rue  Page- 
vin.  Seine  Bogen  tragen  auf  der  Stange  nahe  am  Frosch 
die  Brandmarke  »Henry,  Paris«  und  sind  noch  heute 
sehr  geschätzt.  Er  ist  mit  den  übrigen  Pariser  Henrys 
nicht  verwandt  gewesen. 

Henry,  Jean  Baptiste.  —  Paris.   Geb.  1757  zu 
Mataincourt  in  den  Vogesen,  f  in  Paris  1831 

Er  erlernte  das  Geigenmachen  in  Mirecourt,  kam  jung 
nach  Paris  und  hatte  sein  Geschäft  bis  1788  in  einem 

14* 


212 


Henry  —  Heringer 


Hause  des  Klosters  von  St.  Martin  und  bezog  dann    Herbig,  Johann  Baptist.  —  Bamberg.    Geb. 

Haus  Rue  St.  Martin  Nr.  175,  wo  seine  Nachkom- 


das 

men  bis  auf  unsere  Tage  das  Geigenmachen  betrieben. 
Er  gehörte  zu  den  besseren  Geigenmachern  semer  Zeit; 
man  muß  seine  Arbeit  aber  genau  studiert  haben,  wenn 
man  sie  erkennen  will,  da  er  keine  Zettel  in  seme 
Geigen  hineingeklebt  hat.  Kommen  Zettel  mit  seinem 
Namen  vor,  so  rühren  sie  von  seinen  beiden  Söhnen 
her. 

Henry,  Jean -Baptiste- Felix.  —  Paris  (auch 
Bordeaux  und  Marseille).  Geb.  in  Paris 
1793,  t  daselbst  1858 

Ältester  Sohn  und  Schüler  von  Jean-Bapt.  H.  Eröffnete 
1817  in  der  Rue  Montmartre  in  Paris  seine  eigene 
Werkstatt  und  siedelte  gegen  1823  nach  Bordeaux,  1825 
nach  Marseille  über,  wo  er  bis  1844  blieb.  Er  kehrte 
dann  nach  Paris  zurück  und  wohnte  Rue  Flechier,  wo 
er  auch  starb.  Er  war  sehr  fleißig,  hat  aber  so  wenig 
wie  sein  Vater,  seine  Werke  durch  Zettel  bezeichnet. 

Geigenzettel :  Repare  par  Henry  /  rue  11.  Ferreol  / 
Marseille  (gedruckt). 

Henry,  Octave.  —  Grenoble.  Geb.  in  Mar- 
seille 1826 

Schüler  seines  Vaters  Jean-Bapt. -Felix  H.,  namentlich 
aber  seines  Oheims  Carolus  H.,  arbeitete  dann  bei  Mau- 
cotel  in  Paris  und  ließ  sich  1854  in  Grenoble  nieder, 
wo  er  als  Geigenmacher  und  Händler  sein  Geschäft 
begründete,  das  jetzt  noch  unter  der  Firma  Henry 
&  Arnaud  besteht. 

Henry  aux  Vieles.  -  Paris.   1292.   1300 

Einer  der  ältesten  französischen  Saiteninstrumenten- 
macher, der  u.  a.  von  Vidal  in  »Les  Instruments  a 
archet«  (Paris  1876.  1.  S.  88)  erwähnt  wird. 


Hentschl     (Henschel),     Johann     Joseph.    — 
Brunn.  1737.  f  vor  1782 

Er  war  vielleicht  ein  Schüler  von  Joh.  Ben.  Wasner, 
wohnte  in  der  hinteren  Rathausgasse  Nr.  228  (jetzt 
Schwertgasse  8)  und  kommt  als  Besitzer  dieses  Hauses 

noch  1779  vor.  Er  war  geschickt,  seine  Arbeit  steht    Hennger  (Hertinger),  Jörg  II 

zwischen  der  Prager  und  Wiener  Schule  und  ist  sorg- 
fältig, das  Holz  meist  gut.  Sein  Nachfolger  wurde  um 
1 782  Seb.  Wutzelhofer.  Eine  sehr  hübsche  Viola  d  'amore 
von  ihm  besitzt  Prim.  Dr.  Smoler  in  Olmütz. 
Geigenzettel :  Joann  Joseph  Hentschl,  /  Bürgerl.  Lauten 
und  Gei-  /  genmacher  in  Brunn  1759  (gedruckt).  -^  j^,^^^  ,^^^  ^^-^  Geschäft  fort. 

Henz,  Ernst  Hans  Conrad.  —  Nürnberg.  1672    Heringer  (Hertinger),  Jonas.  —  Füssen.    1626. 
Wenig  bekannter  Meister,  von  dem  sich  ein  Archiliuto  |  ^42 


1776,  t  16.  März  1826 

Er  hatte  zwei  Jahre  bei  seinem  Vater  Joh.  Veit  H.  und 
anderthalb  Jahre  bei  einem  Tiroler  Geigenmacher  ge- 
lernt und  wurde,  nachdem  er  schon  einige  Jahre  die 
Stelle  »verwest«  hatte,  im  Alter  von  23  Jahren  zum 
Hofgeigenmacher  ernannt  mit  einem  Gehalt  von  60  fl. 
fränkisch  und  10  Simra  Korn.  Dafür  mußte  er  »alle 
benöthigte  gesponnene  Violin-,  Altviol-  und  Baß- 
Saiten  aller  Gattungen  für  die  musikalische  Hof- 
instrumente beischaffen  und  besagte  Instrumente  mit 
den  erforderlichen  Reparaturen  im  brauchbaren  Zu- 
stande bei  allen  fürstlichen  Kirchen-,  Kammer-  und 
Hofmusiquen  das  ganze  Jahr  hindurch  unterhalten  und 
sich  jederzeit  persönlich  dabei  einfinden«.  Er  hatte  »alle 
musikalischen  Hofinstrumente  vi  inventarii  bei  dem 
Hofe  unter  seiner  Verwahrung«.  Er  war  ein  streb- 
samer, geschickter  Mann,  der  vielleicht  zu  großem  Rufe 
gekommen  wäre,  wenn  er  nicht  vorzeitig  im  Irrenhause 
hätte  sterben  müssen.  Vgl.  Frhr.  v.  Marschalk  »Die 
Bamberger  Hofmusik  usw.«. 

Herbig,  Joh.Veit.  —  Bamberg.  1 777.  f  22.  Mai 

1791 

Er  wurde  am  18.  Oktober  1777  als  Nachfolger  von 
Andr.  Ries  zum  Hoflauten-  und  Geigenmacher  mit 
einem  Jahrgehalt  von  60  fl.  und  6  Simra  Korn  an- 
gestellt, starb  aber  schon  14  Jahre  später  am  Stickfluß. 

Herczeg,  Stephan  (Istvan).  —  Kecskemet 

Wenig  bekannter  ungarischer  Geigenmacher,  den 
Dr.  J.  Geyer  ohne  nähere  Angaben  erwähnt. 

Herget,   Franz,   lebte   im    19.  Jahrhundert  in 
Rothau  i.  B. 

Heringer  (Häringer),  Jörg  I.    1606.    1612 

Er  kommt  1606  und  1612  als  Mitglied  der  Lauten- 
macherzunft  vor.  Er  heiratete  am  23.  April  1606 
Katharina,  die  Witwe  des  Johann  Schwarzenbach.  Als 
sein  Heimatsort  wird  »Buochingen«  angegeben.  Ein 
Höringer-Hof  —  wohl  der  Stammsitz  der  Familie  — 
liegt  zwischen  Lechbruck  und  Roßhaupten. 

Füssen.  1628. 

t  vor  1666 

Er  wurde  am  St.  Stephanstag  (26.  Dezember)  1628  als 
Meister  in  die  Lautenmacherzunft  aufgenommen  und 
war  später  auch  Wagmeister.  Er  wohnte  im  ersten 
(vornehmsten)  Viertel  der  Stadt.  Seine  Witwe  setzte 


in  Berlin  in  der  staatl.  Sammlung  alter  Musikinstru- 
mente befindet  (Nr.  711). 

Heppmann,  F.  W.  —  Dresden.    1792 

Sehen  vorkommender  Name  in  mittelmäßigen  Geigen. 

Geigenzettel:  F.  W.  Heppmann  /  fecit  Dresden  1792 
(geschrieben). 


Er  scheint  aus  Hertingen  oder  Faulenbach  nach  Füssen 
gekommen  zu  sein,  wo  er  am  18.  Dezember  1622 
als  Meister  in  die  Lautenmacherzunft  aufgenommen 
wurde,  nachdem  er  am  14.  August  des  gleichen  Jahres 
Regina  Herb  geheiratet  hatte.  Seine  Werke  zeichnen 
sich  namentlich  im  Äußeren  durch  saubere  Arbeit  aus. 
Karl  Meier  in  Schönbach  besitzt  eine  Viola  von  ihm. 


Herlet  —  Heskett 


213 


Diese  ist  doppelt  eingelegt,  auf  den  Backen  verziert  und 
mit  Öllack  überzogen.  Die  Bruststärke  der  Decke  be- 
trägt 3V-,  mm,  die  Länge  des  Korpus  44,5  cm,  die 
untere  Breite  27,7  cm,  die  vordere  Breite  22  cm,  Brust 
15,5  cm,  die  Grifflänge  15  cm.  Eine  sehr  origmelle 
Viola  (Maße;  44,7,  22.  27,7  cm)  besitzt  G.  Siefert  in 
Leipzig.  Der  Name  erscheint  auch  hier  auf  emem 
schön  gedruckten  Zettel  »Heringer«  —  doch  könnte 
die  Form  Hertinger  die  ursprüngliche  sein.  Die  Wöl- 
bung ist  flach,  der  Ton  groß  und  edel,  der  Lack  rötlich- 
gelb;  die  F-Löcher  erinnern  an  Maggini,  wie  die  Viola 
überhaupt  einer  Brescianer  Arbeit  ähnlich  sieht. 

Herlet,  Joseph.  —  Mlrecourt.   1768 
Als  Gelgenmacher  erwähnt. 

Hermann,  ein  Schüler  von  Schünemann,  ging 

um  1899  nach  Trier 
Hermer,  Anton.  —  Leipzig.   1888.   1895 

Langjähriger  erster  Gehilfe  bei  Hammig,  der  sich  1888 
selbständig  machte. 

Hernouet,  Henri.  —  Paris.   1913 

Er  hatte  seine  Werkstatt  Rue  de  Moscou  44. 

Herold,  Conrad  Gustav.  —  Klingenthal 

Fabriksfirma  der  Gegenwart.  Die  Fabrik  führt  Ihre 
Gründung  bis  1793  zurück.  Auf  der  Freiberger  Ge- 
werbeausstellung war  sie  durch  ein  Terzett  vertreten, 
das  durch  die  starke  Rundung  des  Bodens  und  der 
Decke  auffiel.  Der  Fakrikant  nennt  diese  Bauart 
»Zigeunermanier«. 

Herold,  Karl  Anton.  —  Brunndöbra.  Geb. 
1838,  t  18.  Febr.  1918 

Er  galt  als  tüchtiger  Baßmachermeister. 

Herold,  Reinhold,  lebt  als  Baßmacher  in  Brunn- 
döbra 

Heron-Allen,  Edward.  —  London.  Geb. 
17.  Dez.  1861  in  London 

Verfasser  einer  Reihe  wertvoller  Schriften  über  die 
Geige  und  den  Geigenbau  und  ein  eifriger  Sammler 
der  Geigenliteratur,  die  er  vollständiger  besitzt  als 
Irgendeine  der  größten  Bibliotheken.  Dabei  ist  er  auch 
ein  geschickter  Dilettant.  Er  ging  zwei  Jahre  lang  bei 
George  Chanot  in  London  in  die  Lehre  und  machte 
da  u.  a.  zwei  Geigen,  eine  genau  nach  der  Guarneri 
des  t  Prosper  Sainton,  die  andere  nach  Stradivari. 

Heroux  s.  Couturieux 

Herrmann,  August,  &  Söhne.  —  Berlin-Char- 

lottenburg 

Gelgenhandlung;  der  Gründer  der  Firma  war  früher 
Lehrer  in  Tauberbischofshelm  und  begann  1883  in 
Frankfurt  a.  M.  einen  Klavierhandel,  verlegte  sich 
dann  auf  den  Geigenhandel  und  übersiedelte  nach 
Charlottenburg.  Mit  dem  Geschäft  ist  eine  Werkstätte 
verbunden.  Die  Firma  besitzt  em  ansehnliches  Lager 
alter  Melstergelgen.. 


Herrmann,  Felix.  —  London  (Tottenham) 
Ein  Geigenhändler,  der  zwar  Gehilfen  beschäftigte  und 
als  feiner  Kenner  gilt,  aber  selbst  kein  Geigenmacher 
Ist.  Durch  den  Ausbruch  des  Krieges  wurde  er  ge- 
zwungen, nach  Deutschland  zurückzukehren  und  lebt 
jetzt  in  Lübeck. 

Hertinger  s.  Heringer 

Hertz,  Heinrich. —  1863.   1867 

Ein  deutscher  Geigenmacher,  der  als  Modelltischler  in 
einer  dänischen  Maschinenfabrik  arbeitete,  in  seinen 
Freistunden  aber  Gelgen  machte. 

Herzlieb,  Franz  sen.  —  Graz.   Geb.  um  1797, 

f  11.  Dez.  1861 

Er  war  ein  sehr  geschickter  Geigenmacher  und  guter 
Holzschnitzer,  der  sorgfältig  und  sauber  nach  Stradi- 
vari und  Guarneri  arbeitete.  Er  nahm  die  Wölbung 
flach,  verwendete  meist  schön  geflammtes  Ahornholz 
und  zog  für  die  Decken  breitjähriges  Fichtenholz  jedem 
andern  vor.  Sein  Lack  ist  braungelb,  öfters  auch  rötlich 
schattiert.  Er  erfreute  sich  um  die  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts eines  besonders  guten  Rufs,  und  seine  Geigen 
waren  von  Musikern  so  geschätzt,  daß  er  noch  Be- 
stellungen aus  Amerika  von  dorthin  ausgewanderten 
Landsleuten  erhielt.  Auf  der  Londoner  Weltausstellung 
bekam  er  die  goldene  Medaille.  Seine  Geigen  werden 
auch  jetzt  noch  gerne  gekauft  und  erreichen  gute  Preise. 
Gelgenzettel:  Abb.  325. 

Herzlieb,    Franz   jun.   —   Graz.     Geb.    1845, 

t  11.  März  1873 

Er  hatte  seine  Werkstatt,  wie  sein  Vater,  in  der  Postr 
gasse  (jetzt  Stubenberggasse)  und  besaß  im  Wieder- 
herstellen alter  Gelgen  eine  besondere  Kunstfertigkeit. 
Seine  neuen  Gelgen  sind  denen  seines  Vaters  ähnlich, 
nur  weniger  originell.  Da  er  jung  starb,  hat  er  nicht 
viele  bauen  können. 

Hesin,  Giacomo.  —  Venedig.    1586 

Ein  Lautenmacher,  den  Valdrlghi  (1456)  anführt.  Sollte 
er  nicht  mit  dem  von  anderen  »Hieben  <■  (Hieber)  ge- 
nannten Meister  identisch  sein? 

Hesketh,  Thomas  Earle.  —  Manchester.   Geb. 

am  14.  Aug.  1866  in  Manchester 
Lernte  fünf  Jahre  bei  George-Adolphus  Chanot  und 
war  dann  noch  ein  Jahr  lang  Gehilfe  bei  ihm.  Im  Jahre 
1891  eröffnete  er  seine  eigene  Werkstatt.  Er  arbeitet 
hauptsächlich  nach  Stradivari  und  Guarneri ,  aber 
auch  nach  Maggini,  Amati  und  Stalner  und  verwendet 
Öllack.  Er  gehört  zu  den  besten  englischen  Geigen- 
machern der  Gegenwart;  seine  Biographie  veröffent- 
lichte Meredith-Morris  in  der  Zeitschrift  »The  Strad«. 
1899,  Nr.  119. 
Gelgenzettel :  Abb.  340. 

Heskett,    H.  H.  —  Mlnneapolis  (Minnesota). 

1892.  1894 

Ein  englischer  Geigenmacher,  der  eine  Zeitlang  in 
Minnesota  ansässig  war  und  1892  Stimmwirbel  für 
Strejchinstrum.ente  erfand, 


214 


Hespont    ^  Hieronymus 


Hespont  s.  D'Hespont 

Heß,  Bartholomeus.  —  Breslau.   1585 

Ein  Instrumentenmacher,  der  u.  a.  auch  von  der  Stutt- 
garter Hofkapelle  beschäftigt  wurde,  aber  wohl  haupt- 
sächlich Pfeifenmacher  war. 

Heß.  Wilhelm  August.  —  Klingenthal.    1810. 

1830 

Selten  vorkommender  vogtländischer  Geigenmacher. 

Hetel,  G.  —  Rom.   1763 

Bisher  nur  als  Lauten-  und  Gitarrenmacher  bekannt. 
Er  soll  manche  Ähnlichkeit  mit  J.  Horil  haben. 
Geigenzettel :  G.  Hetel  fecit  Romae,  anno  1 763  (gedr.). 

Hette  s.  Platte 

Heupgen,  Chas,  hat  sich  m  Chicago  als  Geigen- 
macher niedergelassen 

Heuße,  Friedrich.  —  München.   1798 

Er  war  Hofiristrumentenmacher,  hat  aber  schwerlich 
Geigen  gemacht. 

Heußler,  Johann.  —  München.   1593 

Er  wird  als  Lautenmacher  erwähnt,  doch  weiß  ich  nur, 
daß  er  als  Hoforgelmacher  ein  Jahresgehalt  von  24  fl. 
bezog.  (Vgl.  Westenrieder  Beiträge  III,  S.  1 10.) 

Heußler,  Urban.  —  München.   1594.   1602 

In  den  Hofrechnungen  wird  er  entweder  »der  kunst- 
reich Orgimacher«  oder  kurzweg  Orgelmacher  genannt, 
er  machte  aber  auch  Lauten  und  Harfen ;  so  heißt  es  in 
den  Rechnungen  von  1602:  »Urban  Heu''sler,  orgel- 
macher,  umb  zwei  instrument  und  ain  doppelte  Harp- 
fen  von  Cypressenholz  95  fl.«  Er  arbeitete  in  seinen 
letzten  Lebensjahren  mit  seinem  Schwiegersohne  Leon- 
hard  Kurtz  zusammen.  (Von  beiden  rührte  die  Orgel 
in  der  St.  Michaelskirche  in  München  her.) 

Heyden  (Hayden),  Hans  der  Altere.  —  Nürn- 
berg. Geb.  um  1540,  t  1613 
Der  Erfinder  des  bekannten  »Geigen werks«  (eines  Vor- 
läufers des  späteren  Bogenflügels),  bei  welchem  die 
Saiten  durch  sechs  mit  Pergamentstreifen  besetzte  Rä- 
der gestrichen  wurden.  Heyden  war  Organist  an  der 
Sebalduskirche  und  beschrieb  seine  Erfindung  1605  in 
einer  lateinischen  Abhandlung.  Ein  solches  Geigen- 
werk besitzt  das  Museum  Steen  in  Antwerpen,  ein 
anderes  von  1606  befindet  sich  im  Escunal.  Abgebildet 
bei  Doppelmayr  (1730)  Tafel  IV,  Fig.  I. 

Heyer,  Jakob  Christoph,  ein  im  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  in  Steindöbra  i.  B.  arbei- 
tender Geigenmacher 

Heyman,  Joseph.  —  Amsterdam.   1815 

Mittelmäßiger  holländischer  Geigenmacher  im  ersten 
I     Vierte!  des  19.  Jahrhunderts.  Auf  seinen  Zetteln  fällt 


es  auf,  daß,  während  alles  andere   gedruckt  ist,  der 
Familienname  handschriftlich  eingetragen  erscheint. 
Geigenzettel:  Joseph  Heyman  /  Fecit  Amsterdam  / 
1825  (gedruckt). 

Heynberg,  Emile.  —  Lüttich.    Geb.  21.  Juni 

1 864  in  Lüttich 

Schüler  von  Georges  Mougenot,  arbeitete  als  Gehilfe 
bei  Gand  &  Bernardel  in  Paris  und  eröffnete  1895  seine 
eigene  Werkstatt  in  Lüttich.  Er  ist  hauptsächlich  mit 
Ausbesserungen  beschäftigt,  macht  aber  auch  neue  In- 
strumente, wobei  er  entweder  Stradivans  »Messias«, 
Guarneri  del  Gesü  oder  J.  B.  Vuillaume  zum  Vorbild 
nimmt.  Sein  Lack  besteht  aus  einer  Mischung  von 
Leinöl  und  Terpentin.  —  Er  besitzt  als  der  Sohn  eines 
Professors  am  Königl.  Konservatorium  eine  gediegene 
musikalische  Vorbildung. 

Geigenzettel :  Emile  Heynberg  /  Luthier,  ä  Liege  189  .  . 
(gedruckt). 

Hicks,  G.  H.  —  Oxford.  1910 

Schüler  von  G.  A.  Chanot.  Seine  sorgfältige  Arbeit  und 
der  gute  Ton  seiner  Geigen  werden  in  England  sehr 
gelobt. 

Hidalgo  s.  Moya 

Hieber,  Giovanni.  —  Venedig.    1560.   1590 

Wahrscheinlich  ein  Deutscher.  Er  arbeitete  mit  Martino 
zusammen.  Der  Zettel  läßt  nicht  sicher  erkennen,  ob 
dieser  Martino  auch  zur  Familie  Hieber  gehörte,  ob- 
wohl es  wahrscheinlich  ist,  daß  zwei  Brüder  die  Werk- 
statt geteilt  haben.  Möglich  ist  aber  auch,  daß  wir  hier 
den  Martino  Kaiser  vor  uns  haben,  der  etwa  ein  Neffe 
Hiebers  gewesen  sein  könnte.  Der  Katalog  der  Samm- 
lung Correr  in  Venedig  liest  die  Jahreszahl  in  zwei  dort 
bewahrten  Theorben  (von  14  und  19  Saiten)  1500,  was 
sicher  falsch  ist.  In  der  Sammlung  Snoeck  war  eine 
Archilaute  von  1581.  Snoeck  las  Hieben.  Der  Giac. 
Hesin,  den  Valdrighi  mit  der  Jahreszahl  1586  anführt, 
ist  wohl  auch  aus  Giov.  Hieber  entstanden. 
Geigenzettel :  Giuane  Hieber  /  e  Martino  Facebit  (sie)  / 
in  Venezia  Ao  1581  (gedruckt). 

Hiebler,  Joseph.  —  Augsburg.  1 740.  f  n.  1 792 
Er  wird  im  Augsburger  Adreßkalender  zuletzt  1792 
angeführt.  Seine  Arbeit  ist  gut,  doch  war  er  in  bezug 
auf  das  Holz  nicht  wählerisch  genug,  weshalb  seine 
Geigen  jetzt  stark  vom  Wurm  zerfressen  sind.  Er  ar- 
beitete nach  dem  mittleren  Stainermodell,  nur  die 
F-Löcher  und  die  Ecken  gehen  auf  Amati  zurück.  Zum 
Boden  und  den  Zargen  nahm  er  schlichtes  Ahornholz, 
zu  Hals  und  Schnecke  oft  Lindenholz.  Sein  gelber  oder 
brauner  Lack  ist  glanzlos  und  trübe,  der  Ton  aber  voll 
und  leicht  ansprechend. 

Geigenzettel :  Joseph  Hiebler,  Lauten-  und  Geigenma-/ 
eher  fecit  Augustae  1789  (gedruckt). 

Hieronymus  Brixiensis  s.  di  Virchi 
Hieronymus. —  (Köln?)   1510.   1558 

Virdung  führt  ihn  bereits  1511  an  und  bildet  seine 
sämtlichen  Instrumente  ab.  Diese  Abbildungen  über- 
nahm dann  Prätorius  in  sein  Werk:  »Syntagma  Musi- 


Higgins  —  Hill 


215 


cum«  und  Taisnier  erwälint  in  seiner  1339  in  Köln 
erschienenen  Astrologiae judiciariae  Ysagogica 'cytharae 
Hieronymi  .  .  .  tubae  Hieronymi,  organo  Hieronymi, 
histulae  Hieronymi  .  .  .«  Van  der  Straeten  vermutet  in 
diesem  vielseitigen  Hieronymus  einen  Kölner  Lauten- 
macher, mit  dem  Taisnier  befreundet  war.  (La  Mu- 
sique  aux  Pays-Bas.  B.  III,  S.  237.) 

Higgins,  Ph. 

Ein  Geigenmachcr,  der  um  1850  in  Montreal  (Kanada) 
lebte  und  ganz  geschickt  gewesen  sein  soll. 


Lond 


ondon . 


Geb. 


Hilanj,   Franz. 


Wels.    1814.    t  nach  1846 


Er  soll  in  Preßburg  bei  einem  Geigenmacher  regelrecht 
gelernt  haben  und"  trat  dann  als  Musiker  bei  einem 
Huszärenregiment  ein,  mit  dem  er  nach  Wels  kam.  Nach 
Abzug  des  Regiments  trat  er  in  städtische  Dienste  und 
brachte  es  da  zum  »Thumermeister«,  d.  h.  zum  Diri- 
genten der  Stadtmusikanten,  die  auf  dem  Turm 
(»Thum«)  zu  blasen  hatten.  Seine  Bemühungen,  sich 
geeignetes  Holz  zu  verschaffen,  brachten  es  mit  sich, 
daß  er  ganze  Bäume  kaufen  mußte ;  um  den  Abfall  zu 
verwerten,  eröffnete  er  einen  kleinen  Handel  mit  Brenn- 
holz und  so  wurde  er  auch  am  2.  Januar  1814  als  Holz- 
händler zum  Bürger  aufgenommen.  Seine  Werkstatt 
hatte  er  am  Stadtplatz  Nr.  24,  wo  er  auch  starb.  Seine 
Witwe  Eva  Maria  und  seine  1837  geborene  Tochter 
Amalie  siedelten  nach  seinem  Tode  nach  Wien  über. 
Seine  Werkstatt  kam  an  E.  Köhler,  seine  Stelle  als 
»Thumermeister«  hatte  er  schon  vor  1825  zugunsten 
seines  Bruders  Paul  aufgegeben.  Wenn  er  auch  kein 
großer  Künstler  war,  so  hat  er  doch  recht  brav  ge- 
arbeitet und  seine  Gitarren  zeichnen  sich  durch  eine 
gewisse  Klangfülle  aus.  Eine  Zither  von  ihm  mit 
3  Spiel-  und  16  Begleitsaiten  besitzt  W.  Heyers  Musik- 
historisches Museum  m  Köln. 

Geigenzettel:  Franz  /  Hilanj.  /  Bürgerlicher  /  Geigen - 
u.  Guitarrenmacher  /  in  Wels. 

Hilanj,  Franz  Seraph.  —  Wels.  Geb.  15.  Mai 
1825inWels,  tdas.  9.JuH  1848 

Sohn  des  »Thurnermeisters«  Paul  H.  und  Schüler 
seines  Oheims  Franz  H.,  dessen  Werkstatt  er  krank- 
heitshalber nicht  übernehmen  konnte,  wie  er  wohl  vor- 
hatte, als  er  am  24.  November  1846  als  Geigenmacher 
das  Bürgerrecht  erwarb.  Er  soll  sehr  talentvoll  gewesen 
sein  und  als  Geselle  in  Wien  gearbeitet  haben.  Eine 
gute  Violine  von  ihm  in  Privatbesitz  in  Wels  läßt  seinen 
frühen  Tod  bedauerlich  erscheinen. 

Hildebrand,  Philipp.  —  Stadtamhof.   1665 
Ein  Lauten-  und  Orgelmacher,  der  auch  Violen  aller 
Art  angefertigt  haben  soll. 

Hildebrandt  s.  Hilldebrand 

Hill,  Alfred  Ebsworth.  —  London.  Geb.  1862 
Dritter  Sohn  von  Will.  Ebsw.  I  H.  Nachdem  er  bei 
seinem  Vater  gelernt,  ging  er,  als  der  erste  Engländer, 
zu  seiner  weiteren  Ausbildung  nach  Mirecourt  und 
wurde  dann  Teilhaber  der  Firma  seines  Vaters. 


Hill,    Arthur    Frederick. 
25. Jan.  1860 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  vcn  Will.  Ebsw.  I  H.  und 
Teilhaber  der  väterlichen  Firma. 

Hill,  Benjamin.  —  London.  Geb.  1754,  f  1797 
Dritter  Sohn  und  Schu  er  von  Joseph  II  H.  und  später 
Teilhaber  des  väterlichen  Geschäfts. 

Hill,  Henry  Lockey.  —  Geb.  1 774,  f  Aug.  1 835 

Sohn  und  Schüler  von  Lockey  H.  »L.  Hill  of  the 
Borough«.  Er  arbeitete  eine  Zeitlang  bei  John  Betts, 
durch  den  er  wahrscheinlich  das  Stradivarimodell 
kennen  lernte.  Als  seine  Söhne  Joseph  IV  und  William 
Ebsworth  herangewachsen  waren,  arbeitete  er  mit 
ihnen  gemeinsam.  Er  ist  als  besonders  tüchtiger  Gei- 
genmacher bekannt  und  stand  wahrscheinlich  auch  zu 
Fendt  in  Beziehung,  der  ihn  beeinflußte.  Er  gilt  als  der 
erste  in  der  Familie  Hill,  der  von  Stainer  und  Amati 
zu  Stradivan  überging. 
Geigenzettel :  .^bb.  323  und  376. 

Hill,  John.  —  London.   1/94 

Er  wohnte  Red  Lyon  Street,  Holborn,  und  war  nicht 

ungeschickt. 

Geigenzettel:  Abb.  373. 

Hill,  Joseph  \.  —  London.   1660 

Der  Stammvater  der  heute  noch  blühenden  Familie, 
den  man  jedoch  nur  nach  einer  Tagebuchaufzeichnung 
von  Depys  kennt,  der  ihn  am  17.  Februar  1660  wegen 
seiner  Laute  und  seiner  Viola  zu  Rate  zog. 
Gelgenzettel :  Abb.  374. 

Hill,  Joseph  II.  -  London.  Geb.  1715,  f  1784 
Angeblich  erst  Schüler  von  Banks  und  dann  von 
Wamsley.  Seine  Arbeit  ist  sauber,  und  namentlich  seine 
Violoncelli  und  Bässe  sind  gut.  Er  wechselte  seine 
Wohnung  mehrfach  und  gebrauchte  verschiedene  Haus- 
marken (Ladenschilder),  so  z.  B.  seit  etwa  1750  *at  ye 
Violin«  (Angel  Court,  Westminster)  und  »at  the  Harp 
and  Flute*  (Haymarket).  .Mle  seine  vier  Söhne  erzog 
er  zu  Gelgenmachern,  sie  wurden  seine  Gehilfen,  und 
nur  der  älteste  von  ihnen  erreichte  eine  gewisse  Selb- 
ständigkeit. Eine  Violine  von  Joseph  Hill  &  Sons  vom 
Jahre  1770  besitzt  J.  T.  Chapm.an. 

Geigenzettel :  Abb.  368. 
Hill,  Joseph  III.  -  London.  Geb.  1747,  f  1793 

Zweiter  Sohn  von  Joseph  II  H.  und  weniger  geschickt 
als  dieser.  Von  ihm  dürfte  das  Violoncello  vom  Jahre 
1 787  sein,  das  Mrs.  Rampling  Rose  geb.  Braddyll  im 
Jahre  1904  in  der  Londoner  Music  Loan  Exhibition 
ausstellte. 


Hill,  Joseph  IV. 

t  1837 


London.    Geb.  um  1805, 


Älterer  Sohn  von  Henry  Lockey  H.  Schüler  seines 
Vaters,  dem  er  nahekam. 


216 


Hill  —  Hiller 


Hill,  Lockey.  —  London.    Geb.  1756,  f  1810 

Vierter  Sohn  von  Joseph  II  H.  Vater  von  Henry  Lockey 
H. ;  ein  geschickter  Meister.  EineVioline  aus  seinem  letz- 
ten Lebensjahre  besitzt  J.  T.  Chapman. 

Hill,  Walter  Edgar.  —  London.   Geb.  4.  Nov. 

1871 

Vierter  Sohn  und  Schüler  von  Will.  Ebsw.  H.  Auch 
er  arbeitete,  vk-le  sein  Bruder  Alfred  Ebsw.,  eine  Zeit- 
lang in  Mirecourt  und  ist  jetzt  Mitbesitzer  des  väter- 
lichen Geschäfts. 

Hill,  William.  —  London.  Geb.  1745,  f  1790 
Ältester  Sohn  und  Schüler  von  Joseph  II  H.  Zu  der 
gleichen  Zeit,  in  der  sein  Vater  die  Firma  Jos.  Hill 
&  Sons  annahm,  also  etwa  um  1771  ^),  scheint  er  seine 
Werkstatt  in  der  Poland  Street  eröffnet  zu  haben.  Seine 
Arbeit  ist  recht  gut,  etwas  an  Aireton  erinnernd,  der 
Lack  sehr  durchsichtig  und  von  schöner  gelber  Farbe, 
nur  der  Ton  seiner  Geigen  ist  ziemlich  schwach,  kann 
aber  von  einem  tüchtigen  Reparateur  manchmal  leicht 
verbessert  werden.  Er  war  auch  ein  geschickter  Mu- 
siker und  gehörte  als  solcher  dem  Londoner  Musiker- 
verband an.  Auch  als  Orgelbauer  war  er  tüchtig  und 
hat  manche  Verbesserung  eingeführt. 


Geigenzettel :  Abb.  369. 

Hill,   Wllliann   Ebsworth.  —   London. 
20.  Okt.  1817,  t  2.  April  1895 


Geb. 


nachdem  es  in  die  New  Bond  Street  verlegt  worden 
war.  Er  zog  sich  auf  seine  Besitzung  in  Hanwell  zurück 
und  arbeitete  hier  noch  einige  Zeit  für  sich,  bis  ihn  der 
Tod  von  zunehmender  Altersschwäche  erlöste.  Als 
Kenner  hatte  er  einen  Weltruf  erlangt,  und  ein  von 
ihm  ausgestelltes  Zeugnis  der  Echtheit  einer  Geige  gilt 
bei  Musikern,  Sammlern  und  Händlern  als  unanfecht- 
bar. 

Geigenzettel:  Abb.  370,  377,  378. 

Hill,  William  Henry.  —  London.  Geb.  3.  Juni 
1857 

Ältester  Sohn  von  William  Ebsw.  H.  Ursprünglich 
zum  Musiker  bestimmt,  studierte  er  mehrere  Jahre  und 
trat  erst  später  in  das  väterliche  Geschäft  zugleich  mit 
seinen  Brüdern  ein. 

Hill  &  Sons.  —  London,  140  New  Bond  st.  W. 

Die  jetzigen  Inhaber  der  Firma  sind:  Wm.  Ebsw.  II 
Hill,  Arthur  Fred.  Hill,  Alfred  Ebsw.  H.,  W.  Henry  H. 
und  Walter  E.  H.  sowie  A.  E.  Philips,  der  durch 
2^/.,  Jahre  bei  G.  Fiorini  in  München  als  Volontär 
arbeitete,  und  beschäftigen  eine  große  Zahl  von  Ge- 
hilfen in  ihren  Werkstätten  zu  Hanwell. 


(Hlldebrandt),     Michel     Chrl- 
Hamburg.     1768.    Lebte  noch 


Jüngerer  Sohn  von  Henry  Lockey  H.  und  Schüler 
seines  älteren  Bruders  Joseph  (IV).  Als  er  in  die  Lehre 
trat,  wurde  er  zuerst  mit  dem  Stegschnitzen  beschäftigt 
und  erlangte  darin  eine  erstaunliche  Fertigkeit.  Noch 
in  den  letzten  Jahren  seines  Lebens  war  es  eine  Lieb- 
lingsbeschäftigung von  ihm,  zum  Vergnügen  Stege  zu 
schneiden.  Nach  Beendigung  seiner  Lehrzeit  trat  er 
bei  Charles  Harris  in  Oxford  ein  und  eröffnete,  nach 
London  zurückgekehrt,  im  Jahre  1830  seine  eigene 
Werkstatt  in  Southwark.  Als  das  Geschäft  sich  aus- 
dehnte, verlegte  er  es  nach  dem  Hauptquartier  des  Lon- 
doner Geigenhandels,  der  Wardour  Street.  Obwohl 
seine  Geschicklichkeit  im  Geigenmachen  Anerkennung 
fand,  machte  er  doch  sehr  schnell  —  wie  so  viele 
neuere  Meister  —  die  Erfahrung,  daß  Musiker  und 
Liebhaber  der  besten  neuen  Arbeit  jede  beliebige  Geige 
vorziehen,  wenn  sie  nur  alt  ist  und  italienisch  aussieht. 
Er  verlegte  sich  daher  von  Anfang  an  hauptsächlich 
auf  die  Wiederherstellung  und  den  Handel  mit  alten 
Geigen.  Auf  diesem  Gebiete  hat  er  dann,  dank  seinem 
Scharfblick  und  einer  seltenen  Kennerschaft,  außer- 
ordentliche Erfolge  erzielt.  Daß  er  aber  auch  im  Neu- 
bau etwas  zu  leisten  imstande  war,  hat  er  nicht  nur  in 
seiner  Jugend  schon,  sondern  noch  1862  bewiesen,  da 
er  ein  Meisterwerk  ausstellte,  »um  der  Welt  zu  zeigen, 
daß  das  Geigenmachen  m  England  noch  nicht  aus- 
gestorben sei«.  Auch  seine  vier  Söhne  bildete  er  zu 
tüchtigen  Geigenmachern  heran,  nahm  sie  in  sein  Ge- 
schäft als  Teilhaber  auf  und  überließ  es   ihnen   ganz. 


HlUdebrand 
stopher.  - 
1807 

War  ursprünglich  Formschneider  in  einer  Kattunfabnk 
und  erwarb  als  solcher  1 792  das  Hamburgische  Bürger- 
recht, später  wandte  er  sich  dem  Instrumentenbau  zu 
und  arbeitete  noch  1805  unter  der  Leitung  des  Geigen- 
virtuosen Bernhard  Romberg  ^).  Unter  seinen  Instru- 
menten sollen  namentlich  die  größeren,  also  Bässe, 
Violoncelli  und  Bratschen,  sehr  geschätzt  gewesen  sein 
und  wurden  schon  im  Anfang  des  19.  Jahrhunderts 
ziemlich  teuer  bezahlt.  In  einem  sehr  schön  und  sauber 
gearbeiteten  Violoncello  sah  ich  den  hier  abgedruckten 
Zettel.  Dunkelrötlich-brauner  Lack. 

Geigenzettel :  *  M.  C.  Hildebrand  *  ,'  me  fecit  /  ad 
modum  Straduar:  /  sub  directione  celebernmi  /  Ber- 
nardi  Romberg  '  Hamburgi  A°  1805  (gedruckt)  und 
Abb.  362. 

Hlller,  Franz.  —  Wiener-Neustadt.  Geb. 
11.  Dez.  1840  zu  Kravsko  bei  Znalm. 
1898 

Schüler  von  Krampera.  Er  kam  um  1870  nach  Wiener- 
Neustadt,  wo  er  bei  der  Witwe  von  Karl  Math.  Daum 
(I  1893)  in  Arbeit  trat,  die  er  am  6.  Aug.  1872  heiratete. 
Er  arbeitete  handwerksmäßig  und  verstand  es  nicht, 
den  alten  Ruf  der  Dnumschen  Werkstatt  zu  erhalten. 
Er  gab  daher  am  31.  Juli  1898  sein  Geschäft  auf  und 
soll  später  nach  Znaim  verzogen  sein; 
Geigenzettel:  Franz  Hiller  /  Instrumentenmacher  in 
Wr.  Neustadt  ,'  .Anno  1874  (gedruckt). 


^)  Wenn  einzelne  auf  seinen  Zetteln  die  Zahl  1741 
gelesen  haben  wollen,  dann  haben  sie  eben  eine  7  für  eine 
4  angesehen. 


^)  Bernhard  Romberg,  bekannter  Violoncellist,   geb. 
1767  in  Dinklage  (Oldenburg),  f  1841  in  Hamburg. 


llillert  —  llindlc 


217 


Hillert,  Arthur  Wilhelm.  —  Mittweida  1.  S. 
Geb.  5.  April  1869  in  Dresden 

Bis  1886  Schüler  von  Robert  WiW;  er  ging  hierauf  in 
die  Fremde  und  bereiste  Ober-  und  Niederösterreich, 
Ungarn  bis  Budapest,  die  Schweiz,  Tirol  und  Süd- 
deutschland und  gründete  1893  unter  schwierigen  Ver- 
hältnissen in  Mittweida  sein  eigenes  Geschäft,  das  er 
aber  bald  in  die  Höhe  brachte.  Er  arbeitet  sowohl  nach 
Stradivari  als  auch  nach  Amati  und  Stainer  usw.  und 
hat  auch  ein  eigenes,  dem  Stradivari  ähnliches,  flach 
gewölbtes  Modell.  Er  bereitet  sich  einen  hellgelb- 
braunen Lack  selbst.  Außer  Geigen  und  Violoncelli 
macht  er  auch  Zithern. 

Geigenzettel :  Arthur  Hillert  /  Geigenbau-  und  Repara- 
turwerkstatt /  Mittweida  i.  S.  /  (Germany).  (gedr.). 

HiUmer,  F.  —  Leipzig.  Um  1790—1820 

Erfinder  eines  zehnsaitigen  Streichinstruments,  »Poly- 
chord«  genannt,  das  die  Form  eines  Kontrabasses  und 
ein  bewegliches  Griffbrett  hatte.  Vgl.  Allg.  Mus. -Ztg. 
1799,  Nr.  30,  S.  478.  Ferner  hat  nach  der  Leipziger 
Allg.  Mus. -Ztg.  1840,  S.  245,  ein  Geigenmacher  dieses 
Namens  eine  fünf  saitige  Bratsche,  die  er  »Violalin« 
taufte,  »erfunden«.  —  Es  dürfte  sich  dabei  um  eine 
und  dieselbe  Person  handeln. 

Hiltz,  Paul.  —  Nürnberg.   1656 

Ein  namhafter  Nürnberger  Instrumentenmacher,  von 
dem  eine  Diskantviola  da  Gamba  und  eine  Viola  da 
Gamba  von  1656  sich  im  Germanischen  Museum  in 
Nürnberg  und  eine  sechssaitige  Sopranviola  da  Gamba 
aus  demselben  Jahre  bei  Claudius  in  Kopenhagen  be- 
finden. 

Geigenzettel :  Paul  Hiltz  me  fecit  /  Anno  1656  (gedr.). 
—  Paulus  Hiltz  Nori-  /  berga  me  foecit  1656  (gedr.). 

Himmer.  —  Schönbach  b.  E. 

Als  Geigenmacher  gingen  aus  dieser  Familie  hervor: 

Himmer,  Alban.  —  Geb.  1874 

Sohn  und  Schüler  von  Wenzel  H.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  in  Markneukirchen  und  Wiesbaden  und  eröffnete 
nach  dem  Tode  seines  Vaters  seine  eigene  Werkstatt. 
Er  baut  Violinen  und  Violoncelli  und  wird  als  tüch- 
tiger Geigenmacher  geschätzt. 

Himmer,  Andreas,  war  schon  1826  Meister 

Sein  Sohn  (?) 

Himmer,  Johann,  lebte  noch  1837 
Himmer  (Hummer,  Hummer),  Josef   I,  wird 
1826  erwähnt 

Geigenzettel:  Josef  Hummer  /  Lauten  und  Geigen- 
macher    in  Schönbach,  (gedruckt). 

Himmer,  Josef  II.  — f  1898 
Himmer.  Josef  III.  —  f  1898 
Himmer,  Josef  IV,  lebt  noch 


Himmer,  Maximilian  Vitalis.  —  Berlin-Wil- 
mersdorf.   Geb.  13.  Jan.  1871  in  New  York 

.Als  Sohn  deutscher  Eltern  kam  er  schon  als  Knabe 
nach  Deutschland,  besuchte  in  Hildesheim  das  Gym- 
nasium Josephmum  und  bereitete  sich  gleichzeitig  als 
Geiger  zum  Eintritt  in  die  Hochschule  für  Musik  in 
Berlin  vor,  wo  er  seit  seinem  19.  Jahre  drei  Jahre 
Schüler  von  de  Ahna  und  zwei  Jahre  von  Joachim 
war.  Eine  Armlähmung,  die  er  sich  in  seinem  25.  Le- 
bensjahre zuzog,  bestimmte  ihn  zu  einem  Berufswechsel, 
durch  Talent  und  Neigung  getrieben  entschloß  er  sich 
Maler  zu  werden  und  bezog  die  Hochschule  für  bil- 
dende Kunst.  Em  Zufall  führte  ihn  zu  semer  ersten 
Liebe,  der  Geige  zurück.  Er  beschäftigte  sich  nun, 
34  Jahre  alt  geworden,  ernsthaft  mit  dem  Geigenbau 
und  ist  überzeugt,  das  eigentliche  akustische  Gesetz, 
das  die  alten  Meister  gekannt  und  beobachtet  hatten, 
herausgefunden  zu  haben,  und  tatsächlich  erreicht  er 
in  seinen  Instrumenten  eine  Tonschönheit,  die  die 
ersten  Geiger,  wie  Vecsey,  Hubermann  u.  a.  bewun- 
dernd anerkennen.  Er  bewahrt  seine  Entdeckung  als 
sein  Geheimnis  und  verrät  nur  so  viel,  daß  der  Lack 
keinen  Einfluß  auf  den  Ton  seiner  Geigen  hat,  und  daß 
er  auch  das  .Abstimmen  von  Decke  und  Boden  in 
irgendeinem  Tonverhältnis  verwirft.  Seine  Geigen  sind 
sehr  sauber  gearbeitet  und  verdienen  auch  in  dieser 
Hinsicht  Lob.  Pfarrer  Greulich  in  Posen  besitzt  zwei 
Violinen  von  ihm. 

Himmer,  Wenzel,  soll  eine  Zeitlang  in 
Schöneck  i.  S.  gearbeitet  haben  und  starb 
1894 

Hinckelmann,  Wohlert  Hinrich.  —  Hamburg. 
1756 

In  den  Bürgerlisten  kommt  sein  Name  nicht  vor,  doch 
fand  ich  seinen  Reparaturzettel  m  einer  Geige,  auf  dem 
er  sich  ausdrücklich  Violinmacher  nennt.  Er  dürfte  aus 
Borstendorf  stammen,  wo  der  Name  Hinckelmann 
heimisch  ist.  Ein  Wohlert  Joh.  Hinkelmann  war  1791 
bis  1 797  der  vorletzte  Lübecker  »Spielgreve«  der  Stadt - 
musik. 

Geigenzettel:  Abb.  333. 

Hinderstößer,  Xaver.  —  Augsburg.  Geb. 
21  .Dez.  1810  in  Zusmarshausen,  f  nach  1869 

Er  war  Geigenmacher  und  Musiker  und  hatte  seine 
Werkstatt  in  der  historisch  berühmten  Fuggerei.  Der 
Fürst,  dem  er  die  Stiftungswohnung  verdankt,  scheint 
ihn  auch  durch  Arbeitsaufträge  unterstützt  zu  haben, 
wie  sein  Reparaturzettel  in  der  Rauwolfschen  Laute 
des  Fürsten  Fugger-Babenhausen  beweist. 

Hindle,  Leopold  Georg.  —  Wien.  Geb.  1766, 
t  23.  Nov.  1839 

Er  war  hauptsächlich  Kontrabaßmacher.  Seine  Geigen 
sind  weniger  gut  und  kommen  nur  selten  vor.  Sie  ent- 
sprechen denen  der  damaligen  Wiener  Geigenmacher 
zweiten  Ranges.  Eine  Eigentümlichkeit  seiner  Kontra- 
bäs3e  ist,  daß  er  die  F-Löcher  oben  und  unten  nicht 


218 


Hind: 


mds 


Hochbrücke!' 


durchschnitt,  damit  sie  nicht  so  leicht  eingebrochen 

werden    konnten.    Sein    bestes    Geschäft    machte    er 

damit,   daß   er  den    Musikern   seine  Bässe   leihweise 

überließ. 

Geigenzettel :  Hindle,  Lauten  und  /  Geigenmacher  in 

Wien  1830  (gedruckt). 

Hinds  (Hlntz),  Frederlck.  —  London.    1740. 

1776 

Es  gibt  einige  gute  Gamben  und  Violoncelli  usw.  von 
ihm,  Gelgen  konnte  ich  nicht  erfragen.  Eine  Zither  vom 
Jahre  1740  von  ihm  besitzt  Miss  E.  A.  Willmott. 
Geigenzettel :  F.  Hinds  /  Maker  /  Ryders  Court,  Lei- 
cester  Fields  /  1 7    London    76  (gedruckt). 

Hinrichs,  Johann  Peter.  —  Hamburg.    1796 
Da  er  bei  seiner  am  8.  Januar  1796  erfolgten  Bürger- 
aufnahme kurzweg  als  Instrumentenmacher  bezeichnet 
wird,  steht  nicht  fest,  daß  er  Geigen-  oder  Lauten- 
macher war. 

Hinrichsen,  J.  —  Hamburg.   1847 

Ein  Geigenmacher,  der  mir  bisher  nur  als  Reparateur 
bekannt  geworden  und  vielleicht  mit  dem  vorher  ge- 
nannten J.  P.  Hinrichs  identisch  ist. 
Geigenzettel:  Repariert  /  J.  Hinrichsen  /  Hamburg  / 
1847  (gedruckt). 

Hjorth,    Andreas    Hansen.    —    Kopenhagen 
Geb.  1759  in  Hadersleben,  f  1834  in  Kopen- 
hagen 

Er  ließ  sich  1 795  in  Kopenhagen  nieder,  wo  er  Hof- 
instrumentenmacher  wurde.  Er  machte  gute  Geigen 
und  Violoncelli  nach  Amati.  Außer  seinem  Zettel  ver- 
wendete er  auch  die  Brandmarke  A.  H.  H.  Eine  Viola 
d'amore  von  1791  besitzt  C.  Claudius  in  Kopen- 
hagen. 

Geigenzettel:  Andreas  Hjorth.  (gedruckt).  —  Forfaerdi- 
get  efter  Amatus  Regel  af  Instrument.mager  /  Andreas 
Hiorth  i  Kjöbenhavn  Anno  1825  (gedruckt).  Brand- 
marke Nr.  3. 

Hjorth,  Emil.  —  Kopenhagen.    Geb.  1840  in 

Kopenhagen 

Sohn,  Schüler  und  seit  1865  Geschäftsnachfolger  von 
Johannes  Hj.  Er  arbeitete  1869  in  London,  1863  bei 
Gabriel  Lemböck  in  Wien  und  1864  bei  Bernardel  pere 
in  Paris.  Er  machte  hauptsächlich  Violoncelli  nach  Stra- 
divari  und  Guarneri  und  war  ein  gesuchter  Reparateur. 
Sein  Öllack  ist  recht  gut.  Auch  betrieb  er  einen  aus- 
gedehnten Handel  mit  altitalienischen  Instrumenten 
und  fabrizierte  gute  Saiten.  1880  wurde  er  zum  In- 
strumentenmacher für  die  Königl.  Kapelle  ernannt. 
Auch  seine  Söhne  Otto  und  Knud  sind  Geigenmacher 
geworden  und  traten  in  die  Firma  ein,  doch  tragen 
Geigen,  die  sie  allein  gemacht  haben,  ihre  eigenen 
Zettel. 

Geigenzettel:  Emil  Hjorth  &  S  'ner  /  Kobenhavn  1907 
[H  im  Kreis]  (gedruckt).  —  Otto  Hjorth  /  Kjöbenhavn, 
Anno  1903  (gedruckt)  und  Abb.  348. 


Hjorth,  Johannes.  —  Kopenhagen.  Geb.  1809, 

t  1900 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Andreas  H.  Hj.  Er 
arbeitete,  wie  sein  Vater,  nach  dem  Amatimodell,  und 
hat  das  Geschäft  (in  der  Vestergade  Nr.  45),  nament- 
lich als  Saitenfabrikant,  sehr  erweitert. 

Hircutt.  —  London.   1600 

Ein  Meister  dieses  Namens  soll  am  Anfang  des  1 7.  Jahr- 
hunderts in  London  gelebt  haben. 

Hirschler,    J.    —    Einsiedeln,    Unter-Aegeri 

(Kanton    Zug).     Geb.    1835    in    Engelberg 

(Obwalden) 

Schüler  von  Leo  Felrabend.  Nach  einigen  Wander- 
jahren ließ  er  sich  1871  In  Einsiedeln  als  Geigenmacher 
nieder  und  verlegte  seinen  Wohnsitz  später  nach  Unter- 
Aegeri.  Er  machte  sämtliche  Streichinstrumente  und 
ahmte  die  Modelle  von  Stradivari  und  Amati  nach ;  sein 
eigenes  Modell  schließt  sich  an  Stradivari  an,  hat  aber 
eine  etwas  höhere  Wölbung.  Er  setzte  sich  einen  Ollack 
eigener  Mischung  zusammen,  der  gute  Eigenschaften 
hat.  Seine  Geigen  haben  weichen  Ton  und  leichte  An- 
sprache. Im  Wiederherstellen  alter  Geigen  besaß  er 
große  Erfahrung  und  Kunstfertigkeit  und  wurde  gerne 
in  .Anspruch  genommen. 

Geigenzettel:  J  Hirschler  Geigenbaver  /  Unteregeri 
Ct  Zug  (gedruckt). 


L 


eipzig. 


18. Jahr- 


Hirschstein,  Matthaeus. 

hundert 

Nach  seinem  Zettel,  den  Paul  de  Wit  in  seinen  »>Geigen- 
zetteln  alter  Meister«  veröffentlicht,  war  er  nur  Händ- 
ler. 

Gei  gen  Zettel :  Matthaeus  Hirschstein  /  Musical.  In- 
strum., Haendler  in  Leipzig,  (gedruckt). 

Hirst,    Franz,    lebt    als    Saiteninstrumenten- 
macher in  Durban  (Port  Natal) 
Hlausa.  —  Wien? 
Hoch,  Christian.  —  Venedig.    17. — 18.  Jahrh. 

Eine  Theorbe  von  ihm  befindet  sich  im  Germanischen 
Nationalmuseum  in  Nürnberg.  Vielleicht  ein  Nach- 
komme des  »Dal  Hocha«  in  Ferrara? 

Hochschwarzer,   Andrä.   —  Schwaz   i.  T.  — 
t  um  1900  in  hohfm  Greisenalter 

Ein  Klarinetten-  und  Flötenmacher,  der  im  Volks- 
munde deshalb  der  "Klarinettler«  genannt  wurde  und 
der  auch  nebenbei  Geigen  und  Gitarren,  die  freilich 
keinen  Kunstwert  hatten,  machte. 

Hochbrucker.     —    Donauwörth,     Augsburg, 
1699.  t  zwischen  1762  und  1764 

Er  soll  als  Lauten-  und  Violenmacher  nicht  ungeschickt 
gewesen  sein,  doch  ist  er  nur  durch  seine  Erfindung, 
an  der  »großen  Brettharfe«  ein  Pedal  anzubringen,  be- 
kannt geworden.  Daß  er  auch  in  Augsburg  gelebt  haben 


Höfer  -  Höß 


219 


soll,  wird  zwar  oft  behauptet,  läßt  sich  aber  nicht  be- 
weisen. In  den  Donauwörther  Pfarramtsrechnungen 
wird  er  noch  1762  als  Lieferant  von  Saiten  für  den 
Chor  erwähnt,  1764  liefert  seine  Witwe  Agathe  die 
Saiten,  er  muß  also  nach  1762  und  vor  1764  gestorben 
sein.  —  Sein  Sohn  Simon  war  em  berühmter  Harfen- 
spieler. 

Höfer,  Fr.  Wilh.  —  Taucha  b.  Leipzig.    1874. 

1901 

Ein  Musiker  und  Klavierstimmer,  der  seit  1874  auch 
eine  Werkstatt  für  Geigen- und  Blasinstrumente  besitzt. 

Höhne,   Gustav   I,   hatte  im    19.  Jahrhundert 

seine  Werkstatt   in   der  Erfurter  Straße   in 

Dresden 

Höhne,  Gustav  II.  —  Weimar.  1835.  1885 
Sohn  von  Gustav  I  H.  Er  war  Hofmstrumentenmacher 
und  verband  sich  später  mit  seinem  Sohne  zu  der 
Firma  G.  Höhne  &  Sohn.  Seme  Geigen  sind  recht 
sauber  in  ihrer  Arbeit.  Er  soll  auch  eme  Zeitlang  in 
Dresden  gearbeitet  haben. 

Höhne,  Karl.  —  Weimar.   1895 

Sohn  von  Gustav  H.  und  dessen  Nachfolger  als  Hof- 
instrumentenmacher.  Er  arbeitete  recht  sauber  nach 
Stradivari,  Maggini,  Guameri  usw.  Auch  die  Viola 
d'amore  verstand  er  zu  machen. 

Hölünger,  Albin.  —  Kiel.  Geb.  5.  Febr.  1875 
m  Markneukirchen 

Schüler  von  Heinr.  Rob.  Seidel.  Durch  neuneinhalb 
Jahre  arbeitete  er  als  Gehilfe  in  verschiedenen  Städten 
Deutschlands,  zuletzt  durch  zweieinhalb  Jahre  bei 
Winterling  in  Hamburg,  und  machte  sich  am  1 .  Septbr. 
1901  in  Kiel  selbständig.  Er  hat  ein  dem  Stradivari 
ähnliches,  eigenes  Modell :  Höhe  des  Bodens  und  der 
Decke  je  14  mm;  Zargen  32  mm  hoch,  die  oberen 
Zargen  von  der  Ecke  bis  zum  Klotz  auf  30^/j  mm  ver- 
laufend. Seine  Geigen  sind  recht  sauber  gearbeitet,  mit 
Ollack  versehen  und  haben  einen  vollen,  weichen  Ton 
und  leichte  Ansprache.  Auch  im  Wiederherstellen  soll 
er  sehr  geschickt  sein. 

Geigenzettel :  Anno  1 9  .  Albin  Höllinger  /  fecit  in  Kiel 
(gedruckt). 

Hör,  Engelbert.  —  Klingenthal.    1793 

Ein  wenig  bekannter  Vogtländer,  von  dem  es  einige 
leidlich  gute  Geigen  gibt. 

Geigenzettel :  Engelbert  Hör  /  Geigenmacher  /  in 
Glingenthal.  1 793  (gedruckt). 

Hörlem,  Karl  Adam.  —  Kitzingen,  Würzburg. 
Geb.  3 1 .  Jan .  1 829  in  Winkelhof  (Ökonomie- 
gut bei  Marktbreit),  f  1902 

Schüler  von  J.  Vauchel.  Er  war  durch  drei  Jahre  als 
Gehilfe  bei  Lemböck  in  Wien  tätig  und  begründete 
1853  sein  Geschäft  in  Kitzingen  a.  M.,  das  er  1866 
nach  Würzburg  verlegte.  Er  arbeitete  nach  eigenem 
und  nach  dem  Stradivarimodell,  wendete  Weingeist- 


und  ÖUack  an.  Er  war  u.  a.  der  erste  Erbauer  der  be- 
kannten Ritterschen  Viola  alta  und  wurde  auf  Aus- 
stellungen oft  prämiiert,  auch  zum  Herzogl.  Sachsen- 
Meiningenschen  Hofinstrumentenmacher  ernannt.  In 
den  letzten  Jahren  ließ  er  freilich  seine  Geigen  in  Mark- 
neukirchen usw.  vorarbeiten  und  vollendete  und  lackierte 
sie  nur  selbst.  Seine  Biographie  mit  Bild  findet  sich  in 
de  Wits  Zeitschr.  f.  d.  Instr.  1902.  Nr.  14.  Mehrere 
Geigen  von  ihm  besitzt  C.  Stoeber  in  Würzburg. 
Geigenzettel :  K.  A.  Hörlein  invenit.  /  Würzburg  (ge- 
druckt). —  Reparirt  von  K.  A.  Hörlein  /  in  Kitzingen 
1853::  (geschrieben).  ■ — Hermann  Ritter  invenit.  Privi- 
leg Nr.  260  /  K.  A.  Hörlein  fecit  Würzburg  1899  (ge- 
druckt). 

Hörning,    Woldemar.    —    Chemnitz.     Geb. 
21 .  Nov.  1857  in  Arnsfeld  b.  Annaberg  i.  E. 

Ein  tüchtiger  Violoncellist.  Mitglied  des  städtischen 
Orchesters,  der  sich  aus  Liebhaberei  mit  dem  Geigen- 
machen beschäftigt  hat  und  zwar  mit  solchem  Erfolge, 
daß  ihm  ein  Nebenerwerb  dadurch  entstanden  ist.  Er 
besitzt  theoretische  Kenntnisse  und  wird  als  Reparateur 
gelobt. 

Hoes  (Hös),  Anton.  —  Prag.   1682.   1707 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  von  Rudolf  H.  in  München . 
Dem  Namen  nach  dürften  beide  aus  Füssen  stammen. 
Der  Prager  Bildhauer  Joh.  Malicky  besaß  1794  eine 
von  ihm  gemachte  Viola  d'amore,  im  Stift  Ossegg  be- 
findet sich  noch  jetzt  eine  Laute  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1707  (Kat.-Nr.  19).  —Ein  Nachkomme,  Thomas 
Höß,  lebte  noch  1815  als  »musikalischer  Spielmaschi- 
nist« in  Wien,  am  Spittelberg  Nr.  14. 
Geigenzettel:  Antonius  Hös  /  Lauten  und  /  Geigen- 
macher in  der  Alten  /  Stadt  Prag  A.  1 707  (gedruckt). 

Höß,  Felix.  —  Füssen.   1623 

Er  wurde  am  23.  August  1623  als  Meister  in  die 
Lautenmacherzunft  aufgenommen. 

Höß,  Rudolph.  —  München.    1680.    1739 

Hoflautenmacher,  der  unter  Max  Emanuel  und  Carl 
Albert  arbeitete.  In  den  bayrischen  Hofzahlamtsrech- 
nungen  läßt  er  sich  nur  von  1696 — 1704  verfolgen, 
doch  gibt  es  Violen  von  ihm  mit  der  Jahreszahl  1682, 
und  das  Münchener  Nationalmuseum  besitzt  eine  Baß- 
laute mit  seinem  Zettel  von  1 739.  Ein  Diskant  Quinton 
(1708)  ist  in  Berlin  in  der  staatl.  Sammlung  alter 
Musikinstrumente  und  eine  Viola  da  Gamba  vor  1696 
im  Fürstl.  Hohenzollernschen  Museum  in  Sigmaringen. 
Er  arbeitete  sehr  sorgfältig,  verwendete  gutes  Holz  und 
hatte  ein  dem  Stainer  ähnliches  Modell.  Seine  Decken 
sind  manchmal  etwas  zu  dünn  ausgearbeitet,  der  LacK 
ist  hellbraun  oder  kastanienbraun,  ohne  besonderes 
Feuer.  Bei  seinen  Violen  findet  man  meist  schlangen- 
förmige  Schallöcher.  Seine  Schnecken  sind  schwung- 
voll, dagegen  die  häufig  vorkommenden  Engelsköpf- 
chen (mit  verbundenen  Augen)  oder  Teufelsfratzen  mit 
eingesetzten  Edelsteinen  an  Stelle  der  Augen  nicht  sehr 
geschickt  geschnitten.  Die  Sammlung  Crosby  Brown 
in  New  York  besitzt  eine  kleine,  aus  der  Sammlung 
Bricqucville  stammende  Tenorviole  von  ihm.  Der  Ka- 
talog nennt  ihn  hier  mit  Hinweglassung  des  eigent- 


220 


Ho(er  —  Hoffmann 


liehen  Familiennamens  und  die  Abkürzung  Churfl. 
mißverstehend  »Rudolph  Churst!«  —  Eine  Tanz- 
meistergeige vom  Jahre  1676  besitzt  die  Sammlung  des 
historischen  Vereins  in  Würzburg,  eine  Viola  d'amore 
C.  Claudius  in  Kopenhagen. 

Geigenzettel :  Rudolph  Höss  /  Ihro  Churvurstlichen  / 
Durch!.  Hof-Lauten  und  Geigenma-  /  eher  m  Mün- 
chen /  Anno  1682  (gedruckt)  und  Abb.  335. 

»Hofer  Geigen«  s.  Andr.  Preller 
Hoff,  0.  U.,  lebt  in  Christiania 
Hoffmann,  A.  F.  —  Kopenhagen.    1893.    1900 
Er  betreibt  die  Geigenmaeherei  und  ist  Saitenhändler. 

Hoffmann,  David.  —  Leipzig.   1577 

Sein  Name  erscheint  1577  in  der  Leipziger  Bürger- 
rolle: er  wird  kurz  als  Instrumentenmacher  bezeichnet, 
so  daß  nicht  sicher  ist,  ob  er  Lauten  oder  Geigen  ge- 
macht hat.  Es  ist  aber  möglich,  daß  er  zu  Veit  und 
Martin  H.  in  verwandtschaftlichen  Beziehungen  stand. 

Hoffmann,  Eduard.  —  Bobischau  b.  Mittel- 
walde i.  Schi.   1895.   1900 

Ein  Nachkomme  der  Wölfelsdorfer  Geigenmacher- 
familie,  der  heute  noch  als  Geigenmacher  tätig  ist. 

Hoffmann,  Hermann.  —  1796 

Sein  Name  ohne  Wohnort  findet  sich  in  einer  sehr 
mangelhaft  ausgeführten  Geige  ohne  Einlagen  und 
ohne  Baßbalken. 

Hoffmann,   Friedrich.  —  Wölfeisdorf.    Geb. 
im  Mai  1647,  t  1714  im  März 

Er  stammte  aus  Ebersdorf  in  Schlesien,  wo  er  bis  1680 
ansässig  war.  In  letzterem  Jahr  verheiratete  er  sich  in 
Wölfeisdorf  mit  Salome,  der  Tochter  des  Schulzen 
Hans  Hetzeis;  im  Trauschein  wird  er  ausdrücklich 
Geigenmacher  genannt  und  kam  in  Wölfeisdorf  zu 
großem  Ansehen.  Über  seinen  Tod  sagt  die  Sterbe- 
matrikel: 1714  am  8.  Martis  wurde  begraben  Fridrich 
Hoffmann  Gelgenmacher  und  Gerichtsverwalter  all- 
hier  —  alt  65  Jahr,  10  Wochen,  1  Tag.  —  Er  ist  der 
Stammvater  der  schlesischen  Geigenmacherfamilie 
seines  Namens. 

Hoffmann,  Ignaz  d.  Ä.  —  Wölfeisdorf  i.  Schi. 
Geb.  1695,  t  1769,  25.  März 

Sohn  und  Schüler  von  Friedrich  H.  Er  wurde  am 
5.  August  1695  getauft,  da  die  Kinder  damals  sofort 
getauft  wurden,  ist  er  wohl  am  selben  Tage  geboren. 
Am  29.  März  1769  wurde  er  begraben:  die  Matrikel 
sagt,  daß  er  an  einem  »abzehrenden  Fieber«  gestorben 
sei.  Er  war  nicht  ungeschickt;  Geigen  von  ihm  sind  in 
der  Grafschaft  Glatz  heute  noch  häufig  zu  finden. 
Einige  besitzt  die  Kirche  in  Wölfeisdorf.  Sie  zeigen 
allerdings  nur  gewöhnliche  Arbeit. 
Geigenzettel :  Ignatz  Hoff  mann  Lautten  und  /'  Geigen 
und  harpfenmacher  in  /  Wulfelsdorff  Anno  1748.  (ge- 
druckt). 


Hoffmann,  Ignaz  d.  J.  —  Wölfeisdorf.    Geb. 
1736; t  7.  Jan.  1791 

Sohn  und  Schüler  von  Ignaz  H.  d.  Ä.,  dem  er  in  der 
Arbeit  sehr  ähnlich  ist.  Auf  einigen  seiner  Zettel  be- 
zeichnet er  sich  (jedenfalls  nach  seiner  Wohnung)  "der 
Niedere«.  Von  ihm  sagt  die  Sterbematrikel:  1791,  den 
10.  Jan.  ist  begraben  worden  der  Feldgärtner  Ignatz 
Hoffmann,  Geigenmacher,  welcher  am  7.  huius  an 
Wassersucht  gestorben.  55  Jahr. 

Geigenzettel:  Ignatius  Hoffmann  /  Lauten-  /  Geigen- 
und  Harpfenmacher/  in  Wölfelsdorff  anno  ....  (gedr.). 

Hoffman,  Jacques,  de  Jonghe 

Ein  vlämischer  oder  holländischer  Lautenmacher  des 
17.  Jahrhunderts,  von  dem  das  Münchner  National- 
museum eine  Laute  besitzt. 

Hoffmann,  Johann  Christian.  —  Leipzig.  Geb. 
April  1683,  t  l.Febr.  1750 

Älterer  Sohn  und  Schüler  Martin  Hs.  Er  erwarb  erst 
1722  das  Leipziger  Bürgerrecht  und  war  einer  der 
besten  deutschen  Meister  seiner  Zeit,  der  seine  In- 
strumente ebenso  schön  auszustatten  als  gut  zu  machen 
verstand.  Neben  trefflichen  Lauten  hinterließ  er  auch 
eine  stattliche  Anzahl  vorzüglicher  Streichinstrumente, 
edel  im  Ton  und  gut  im  Holz.  Sein  Lack  erinnert  an 
den  der  Amatischule.  Er  war  sehr  angesehen;  »Kgl. 
polnischer  und  Kurfürstlich  sächsischer  Hof  instrument- 
und  Lautenmacher«  und  schon  zu  seinen  Lebzeiten 
weit  über  die  Grenzen  seines  Vaterlandes  hinaus  be- 
rühmt. Er  war  mit  Joh.  Seb.  Bach  gut  befreundet,  den 
er  in  seinem  1748  errichteten  Testament  bedachte  und 
baute  auch  die  von  diesem  erfundene  Viola  pomposa 
(jetzt  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum  in 
Köln).  In  Barons  Untersuchung  des  Instruments  der 
Lauten  liest  man  S.  95,  nachdem  er  erwähnt,  daß  Mar- 
tin Hoff  mann  bereits  gestorben  sei :  ».  .  .  doch  ist  dieser 
Verlust  durch  seine  beyde  hinterlassnen  Herrn  Söhne 
ersetzt  worden,  davon  .  .  .  der  ältere  aber,  Herr  Johann 
Christian  Hoffmann  (sich)  auf  die  Lauten-.^rbeit  appli- 
cirt.  Dieser  künstliche  Meister  hat  sich  hier  in  diesem 
genere  durch  seine  nette  Arbeit  bey  der  galanten  Welt 
in  solchen  Estime  gesetzt,  so  gar,  daß  seine  Lauten 
vornemlich  nach  Holl-  und  Engelland  und  Frankreich 
öfters  sind  geführt  worden.  Was  nun  besonders  dabey 
zu  mercken,  so  hat  er  in  Erbauung  der  Lauten  nicht 
allein  viele  proportionirliche  Schönheit;  sondern  auch 
derselben  einen  guten  und  reinen  Thon  beygefüget. 
In  der  Structur  des  Lauten-Halses  hat  er  seinen  Herrn 
Vater  übertroffen,  well  er  ihn  Jedermann  recht  Faust- 
recht macht,  da  sie  jenem  meistentheils  ein  wenig  gar 
zu  dicke  gerathen  waren.  Er  weiß  auch  die  Chöre  und 
Saiten  nach  ihrer  gehörigen  Distanz  so  wohl  einzu- 
theilen  und  zu  legen,  daß  sich  seine  Lauten  sehr  leichte 
handthieren  lassen.«  Vier  Violinen,  zwei  Violoncelli  und 
einen  Kontrabaß  von  ihm  aus  den  Jahren  1715 — 1732 
führt  das  Inventar  der  Cöthener  Hofkapelle  von  1  773 
auf.  Eine  prachtvolle,  siebensaitige  Viola  da  Gamba 
vom  Jahre  1725  von  ihm  besitzt  die  Musikinstrumen- 
tensammlung des  Bachhauses  in  Eisenach.  (Nr.  42). 
Er  war  auch  als  Reparateur  geschätzt:  ein  Reparatur- 
zettel von  ihm  aus  dem  Jahre  1741  findet  sich  u.  a.  in 


Hoffmann  —  Hofmann 


11\ 


Th.  Körners  Laute  (Körnermuseiim  in  Dresden).  Von 
seinen  Instrumenten  in  öffentlichen  Sammlungen  seien 
nocK  genannt:  zwei  Theorben  und  eine  Mandola  in 
Berlin  (staatl.  Sammlung  a.M.)  Nr.  717,718  und  733, 
eine  ebensolche  vormals  in  Dr.  Hirths  Besitz  in  Mün- 
chen, Gitarrelaute  bei  Scheurleer,  Diskantviola  da 
Gamba  und  zwei  Theorben  in  W.  Heyers  Musikhisto- 
rischem Museum  in  Köln.  Vgl.  über  ihn  auch  De  Wits 
Zeitschr.  1894,  Nr.  5 1). 

Geigenzettel:  Johann  Christian  Hoffmann  ,'  Königl. 
Poln.  und  Churfürstl.  Sachs  /  Hoff- Instrumenten  und 
Lautenmacher,   1 730  (gedruckt). 

Hoffmann,   Martin.  —  Leipzig.    Geb.    1653, 

t  15.  April  1719 

Er  stammte  aus  Leipzig  und  erlangte  als  Geigenmacher 
im  Jahre  1678  das  Bürgerrecht.  Sehr  geschätzter  Mei- 
ster, von  dem  sich  ziemlich  viele  Arbeiten,  sowohl 
Lauten-  als  Geigeninstrumente,  erhalten  haben.  Bei 
den  letzteren  verwendete  er  ein  eigenes  Modell  mit  sehr 
spitzen  Ecken  und  schwachem  Rand.  Seine  Violoncelli 
zeigen  noch  in  Einzelheiten  die  alte  Gambenform.  Vgl. 
Baron,  Laute  S.  95,  Walthers  Musiklexikon  1732,  S.316. 
De  Wits  Zeitschr.  1894,  Nr.  5  usw.  Eine  große  Laute 
im  Germanischen  Museum  in  Nürnberg,  ein  Violon- 
cello von  1705  im  Schlesischen  Museum  für  Kunst- 
gewerbe und  Altertümer  in  Breslau  Nr.  256  96.  Eine 
Viola  di  Gamba  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Mu- 
seum in  Köln.  Sein  Reparaturzettel  (von  1696)  befindet 
sich  in  Körners  Laute  (Kömermuseum  in  Dresden). 

Geigenzettel:  Martin  Hoff  mann  /  in  Leipzig  169.  .  . 
(gedruckt). 

Hoffmann  (Gottlleb?).  — Leipzig.   1725.   1730 

Jüngerer  Sohn  von  Martin  H.,  der  sich  nach  Baron 
(Untersuchung  des  Instr.  der  Lauten)  auf  das  Violin- 
und  Gambenmachen  verlegte;  auch  Walther  sagt  in 
seinem  Musiklexikon  (1732)  nur  so  viel  von  ihm.  Er 
scheint  bei  seinem  Bruder  und  hauptsächlich  für  diesen 
gearbeitet  zu  haben.  Das  Inventar  der  Cöthener  Hof- 
kapelle von  1773  führt  ein  »Violino  piccolo«  von  Gott- 
lieb Hoffmann,  1726,  auf. 


Hoffmann,    Moritz. 
1761 


Kleln-Schmalkalden . 


Hoffmann.  -  Habelschwerdt.    1890.    1900 
Ein  Nachkomme  der  Hoffmann  in  Wölfeisdorf,  der  als 
geschickter  Instrumentenmacher  gilt. 

Hofmann,    Anton.    —    Wien.      Geb.     1814, 

t  14.  Juli  1871 

Seine  Mutter  besaß  ein  Wirtshaus  der  Werkstatt  von 
J.  Martin  Stoß  gegenüber.  So  erwachte  schon  in  jungen 
Jahren  die  Lust  zur  Geigenmacherei  in  Hofmann,  der 
erst  Lehrling,  dann  Gehilfe  von  Stoß  wurde,  und  nach 
dem  Tode  seines  Meisters  (1838)  das  Geschäft  mit  der 
Witwe  unter  der  Firma  Stoß  &  Hofmann  weiterführte, 
bis  er  es  am  17.  Oktober  1844  durch  Kauf  ganz  erwarb. 
Seine  Geigen  sind  sehr  geschickt  gemacht  und  noch 
besser  seine  Violoncelli,  namentlich  aus  der  Zeit  bis 
etwa  1850.  Damals  kam  er  seinem  trefflichen  Meister 
sehr  nahe,  nur  nahm  er  die  Wölbung  noch  flacher  und 
verwendete  höhere  Zargen.  Sein  ÖUack  war  dunkelrot 
oder  braun.  Da  aber  damals  schon  die  Vorliebe  für  alte 
Instrumente  überhand  nahm,  fing  er  an,  das  alte  Aus- 
sehen zu  imitieren.  Er  machte  viele  Violoncelli  mit 
Lindenholzböden,  nahm  zu  Schnecke  und  Zargen 
Buchenholz,  zu  den  Decken  grobjäbriges  Fichtenholz. 
Diese  Instrumente  haben  nur  dunkelrotbraunen  Spiri- 
tuslack  und  sind  in  der  Brust  mit  Kienruß  geschwärzt. 
Er  war  einer  der  bekanntesten  Wiener  Geigenmacher 
um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  und  war  sehr  ge- 
'  schätzt,  wurde  zum  Hofgeigenmacher  ernannt  und  galt 
auch  als  tüchtiger  Reparateur  und  ist  von  allen  Geigen- 
freunden aufgesucht  worden.  Auch  Tarisio  verkehrte 
sehr  häufig  bei  ihm. 
Geigenzettel:  Abb.  321  und  365. 

Hofman,  David.  — Klingenthal  (?)    1810.  1812 

Er  bildete  sich  ein  Modell  nach  Amati  und  Guarnen 
und  hatte  einen  dunkelgelbroten  Lack.  Seine  .Arbeit  ist 
von  guter  vogtländer  Art,  nur  brachte  er  die  Einlagen 
zu  nahe  am  Rande  an.  Sein  Zettel  enthält,  wie  bei 
vielen  seiner  zeitgenössischen  Landsleute  das  Wort 
Cremona.  Eine  gute  Violine  von  ihm  vom  Jahre  1812 
besitzt  J.  Feilchenfeld  in  Neukölln. 
Geigenzettel:  David  Hofman  /  Italia  Cremona  1812 
(geschrieben). 

Hofmann,  Johann  Martin.  —  SchlUlngsfürst. 

1805 

Nach  seinem  Zettel  war  er  Hoflauten-  und  Geigen- 
macher, leider  aber  versagten  die  archivalischen  Nach- 
forschungen nach  ihm. 

Geigenzettel:  Johann  Martin  Hofmann  /  Hochfürstl. 
Hof-Laut-  /  und  Geigenmacher  in /Schillingsfürst  1805 
(gedruckt). 

Hofmann.  —  Klingenthal.   1809 

In  einer  Viola  findet  sich  die  Inschrift:  »Hofmann  aus 
Klingenthal  1809«.  Ein  Josef  Hof  mann  soll  schon  1766 
vorkommen,  ein  Heinrich  Hofmann  lebte  in  Adorf  und 
ein  0.  Hofmann  im  19.  Jahrhundert  in  Herford. 


Von  ihm  befindet  sich  eine  fünfsaitige  Viola  di  basso 
in  Berlin  in  der  staatl.  Sammlung  alter  Musikinstru- 
mente (Nr.  803).  Die  Decke  ist  von  geringer  Wölbung, 
der  Boden  ist  flach  und  nicht  abgedacht.  In  der  Decke 
befinden  sich  jedoch  keine  Schlangenlinien,  sondern 
F-Löcher. 

Hoffmann,  Veit.  —  Leipzig 

Wanderte  um  1650  aus  Schmalkalden  (Ilmenau)  nach 
Leipzig  ein  und  erwarb  1654  dort  das  Bürgerrecht.  Wir 
haben  in  ihm  wohl  den  Vater  Martin  Hoffmanns  zu 
sehen. 

u  D  j    \w.  L     n         L      ■     TU     u    A^^- r^^iA.     Hofmann,  Josef.  —  Zürich.   1914 
)  r.  de  Wit  besaß  von  ihm  eine  1  neorbe,  drei  pracn-  '  J 

tige  Violen  di  Gamba,  eine  Viola  d'amore  und  eine  Viola  Schüler  von  Keller  in  Würzburg.  Ein  ebenso  talent- 

pomposa.  voller  als  geschickter  Geigenmacher,  der  alles  an  seinen 


222 


Hofmans  —  HoUmayr 


Geigen  selbst  maclit.  Als  er  bei  Ausbruch  des  Krieges 
zu  den  Waffen  gerufen  wurde,  mußte  er  seine  Werk- 
statt aufgeben  und  nach  Deutschland  zurückkehren.  Er 
machte  den  Krieg  mit  und  wurde  schwer  verwundet 
und  geriet  in  Gefangenschaft.  An  die  Schweiz  aus- 
geliefert, arbeitete  er  eine  Zeitlang  bei  Stemblowski  in 
Engelberg. 

Hofmans.Matthys.  — Antwerpen.   1689.  1740 

Einer  der  besten  Antwerpener  Geigenmacher,  über  den 
leider  wenig  zu  erfahren  ist,  da  er  anscheinend  nicht 
der  Lukasgilde  angehört  hat.  Erarbeitete  nach  italieni- 
schen Vorbildern,  seine  Modelle  gehen  auf  Amati  und 
Guarneri  zurück  und  sind  in  bezug  auf  Arbeit  und  Ton 
recht  lobenswert.  Auch  sein  rotbrauner  Lack  ist  nicht 
schlecht.  Das  Versteigerungsverzeichnis  der  Selhof- 
schen  Sammlung  (Haag,  1 759)  führt  zwei  Violinen  von 
ihm  an.  In  der  Auktion  Samary  war  eine  hübsche 
Taschengeige  von  ihm,  eine  solche  bewahrt  auch  das 
Musee  du  Steen  in  Antwerpen,  eine  fünfeckige  Ta- 
schengeige mit  Negerköpfchen  befindet  sich  aus  der 
Sammlung  Snoeck  in  Berlin  und  eine  Violine  im  Mu- 
seum des  Brüsseler  Konservatoriums  (Nr.  233).  Die 
Theorbe  aus  der  Sammlung  Galpin  (jetzt  in  Boston) 
trägt  die  wohl  aus  1679  entstandene  Jahreszahl  1619. 
(Neuere  Forscher  wollen  übrigens  aus  Matthys  Hof- 
mann zwei  gleichnamige  Meister  machen  und  setzen  die 
Wirkungszeit  des  älteren  in  die  Jahre  1660 — 1691,  des 
jüngeren  in  den  Zeitraum  von  1700 — 1725. 

Geigenzettel :  Matthys  Hof  maus  Tot  /  Antwerpen,  (ge- 
druckt). —  Matthys  Hof mans  van  Antwerpen  1 68  . . 
(gedruckt). 

Hofmayr,  Caspar.  —  Steyr.   1836 

Vermutlich  der  Vater  des  Ignaz  Hofmeyr.  Eine  Geige 
im  Stift  Admont,  zu  der  er  vermutlich  nur  den  Boden 
gemacht  hat,  trägt  seinen  Namen. 

Hofmayr    (Hofmeyr),     Ignaz,     lebte     in    der 

zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  in  Steyr 

Geigenzettel :  Ignaz  Hofmeyr  /  bürgl.  Geigenmacher  in 
Steyr/  1869  (gedruckt). 

Hohlfeld,  Johann.  —  Berlin.  Geb.  zu  Henners- 
dorfi.S.    1711,  t  1771 

Als  Erfinder  musikalischer  Instrumente,  so  u.  a.  eines 
Bogenklaviers  (Bogenflügels),  bekannt  geworden.  Von 
Hause  aus  war  er  ein  einfacher  Posamentiergehilfe. 

Hohmann,  Johann  Hinnch.  —  Hamburg 

Er  wurde  als  Instrumentenmacher  am  3.  November 
1797  Bürger. 

Holder  &  Sons,  eine  letzt  in  London  bestehende 
Geigenfirma 

Hole,  A.  P.  —  Leicester 

Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts. 

Holebeck  s.  Joh.  II  Neuner 


Holländer,    Johann    Christoph.    —    Schaff- 
hausen. Geb.8.Dez.  1714, 1 25.  März  1792 

Ein  vielseitiger  Mann;  er  war  Kantor  an  der  St.  Jo- 
hanneskirche und  Präzeptor  der  untersten  Klasse  des 
Gymnasiums  in  Schaffhausen,  machte  Musikinstru- 
mente —  und  gehörte  der  Zunft  der  Gerber  an^).  Eine 
von  ihm  ausgebesserte  Laute  von  Ambrosius  Weiß  in 
Basel  besitzt  das  Badische  Museum  für  Altertümer  in 
Karlsruhe. 

Geigenzel.cl:  Ambrosius  Weiß  in  Basel  /  Christoph 
Holländer  zu  Schaff  hausen  /  me  correxit  1 754  3  "^°  Juny 
(geschrieben). 

Hollmayr,  Bakus.  —  Füssen.   1 737.  f  vor  1 794 

Die  Familien  Hollmayr  und  Hellmer  scheinen  ursprüng- 
lich zusammenzuhängen,  da  einzelne  ältere  Mitglieder 
der  Familie  Hellmer  auch  als  Hellmair  vorkommen. 
Bakus  Hollmayr  wird  mit  seinem  halbjährigen  Sohne 
Joseph  im  Füssener  Umlageregister  von  1 737  als  Lau- 
tenmacher aufgeführt.  Seine  Witwe  lebte  noch  im  Jahre 
1774. 

Hollmayr,  Jacob  (?).  — Füssen.    1710.    1730 

Ein  wenig  bekannter  Füssener  Meister,  von  dem  manch- 
mal Lauten  vorkommen.  Der  Vorname  war  nicht  mehr 
sicher  leserlich. 

Hollmayr,  Johann.  —  Wien.    Geb.  in  Füssen 
um  1657,  t  Sept.  1679  in  Wien 

Er  war  wohl  als  naher  Verwandter  von  Marcellus  H. 
nach  Wien  gekommen  und  hat  vermutlich  bei  diesem 
als  Geselle  gearbeitet,  dafür  spricht,  daß  er  in  dessen 
nächster  Nähe,  im  Neubad  in  der  Naglergasse  wohnte. 
Er  war  erst  22  Jahre  alt,  als  er  die  Pest  bekam  und  am 
18.  September  1679  ins  Lazarett  gebracht  wurde,  wo 
er  starb. 

Hollmayr  (Hollmair),  Joseph.  —   Ingolstadt, 
Neuburg  a.D.    Geb.  um   1737  in  Füssen, 

tum  1795 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  von  Baltus  H.,  lebte  um 
1772  in  Ingolstadt  und  wurde  1773  auf  Ansuchen  als 
Geigenmacher  in  Neuburg  aufgenommen,  wo  er  um 
1795  starb  (Kreisarchiv  Neuburg).  Seine  Arbeit 
erinnert  an  die  Buchstädters,  ist  recht  gut,  das  Holz 
schön  gewählt  und  der  Lack  durchsichtig  und  gelbbraun. 
Der  Ton  edel,  wenn  auch  nicht  groß.  Seine  Zettel 
sind  geschrieben  oder  groß  gedruckt :  Joseph  Hollmayr, 
Lauten  und  Geigen-  /  macher  in  Neuburg  an  der  Do- 
nau 1774  (gedruckt). 

Hollmayr,  Lorenz.  —  München.   Geb.  5.  Aug. 
1635  in  Wien,  f  1680  in  München 

Sohn  und  Schüler  von  Marcellus  H.  Nachdem  er  aus- 
gelernt hatte,  begab  er  sich  auf  die  übliche  Wander- 
schaft und  suchte  vermutlich  die  Heimat  seines  Vaters 
und  seine  Verwandten  in  Füssen  auf.  Vielleicht  war 
auch  Peter  Köpf  in  München  (bei  dem  er  als  Geselle 


^)  Auch  sein  Sohn  Johannes  (geb.  1750,  f  1829)  war 
Organist  und  hat  gelegentlich  Musikinstrumente  repariert. 


Hollmayr  —  Holste 


223 


eintrat,  ein  Jugendfreund  seines  Vaters.  Er  verliebte 
sich  dort  in  Anna  Maria,  die  Tochter  seines  Meisters, 
und  heiratete  sie  im  Mai  1659,  nachdem  er  beim  Rate 
der  Stadt  den  Nachweis  erbracht  hatte,  daß  er  ein  Ver- 
mögen von  150  fl.  besaß,  seine  Braut  100  fl.  hatte  und 
er  zum  Bürger  und  Lautenmacher  angenommen  war. 
Er  hatte  seine  Werkstatt  in  der  Sendlingergasse  unweit 
des  Tores  und  kommt  von  1659  bis  1680  in  den  Steuer- 
büchern vor.  Daß  er  auch  vom  bayrischen  Hof  be- 
schäftigt wurde,  wie  die  Münchener  Hofrechnungen 
(Kreisarchiv  H.  R.  468/577)  ausweisen,  spricht  für  das 
Ansehen,  das  er  sich  erworben  hatte.  Seine  Frau  dürfte 
die  Werkstatt  fortgeführt  haben,  da  sie  im  Jahre  1681 
als  »Lautenmacherin«  besteuert  vorkommt.  Er  hmter- 
ließ  acht  Kinder,  doch  scheint  sich  keines  davon  der 
Lautenmacherei  zugewendet  zu  haben. 

Hollmayr,  Marcellus.  —  Wien.  Geb.  um  1594 
in  Füssen,  f  12.  Okt.  1681  in  Wien. 
Sohn  von  Matthias  H.  Er  hatte  in  Füssen  ausgelernt 
und  kam  als  Geselle  zu  Georg  Epp,  der  gleich  ihm  aus 
Füssen  stammte,  nach  Wien.  Als  sem  Meister,  der 
selbst  noch  jung  war,  vorzeitig  starb,  nahm  ihn  die 
Witwe  Rosina  als  Werkführer  an,  und  sie  muß  sehr 
zufrieden  mit  ihm  gewesen  sein,  denn  sie  heiratete  ihn 
am  8.  Juni  1633.  Sie  paßten  sehr  gut  zueinander,  Mar- 
cellus H.  war  damals  etwa  39  Jahre  und  Rosina  28  Jahre 
alt,  er  war  ein  tüchtiger  Meister  und  sie  hatte  ein  ganz 
ansehnliches  Vermögen  und  ein  gutes  Geschäft,  das 
nun  das  seine  wurde.  Trotzdem  erwarb  er  erst  im  Mai 
1638  das  Wiener  Bürgerrecht  und  im  Februar  1647 
konnte  er  sich  im  »Naglergässel«  bereits  ein  Haus 
kaufen,  freilich  zumeist  mit  dem  Gelde  seiner  Frau, 
mit  der  er  in  glücklichster  und  von  5  Kindern  geseg- 
neter Ehe  lebte.  Seine  Geschicklichkeit  und  sein  Fleiß 
fanden  Anerkennung,  sein  Wohlstand  wuchs  und  er 
war  im  Laufe  der  Zeit  ein  sehr  angesehener  Bürger  ge- 
worden und  als  seine  Frau  am  26.  April  1670  starb, 
konnte  er  sie  in  eigener  Gruft  in  der  St.  Michaelskirche 
beisetzen  lassen.  Er  betrauerte  sie  aufrichtig,  aber  er 
fühlte  sich  einsam,  seine  erwachsenen  Kinder  waren 
längst  verheiratet  oder  in  der  Fremde,  sein  Hauswesen 
kam  in  Unordnung  und  so  ließ  er  sich  bestimmen  am 
27.  Februar  1672  die  Sabina  Groner  zu  heiraten.  Er 
erkannte  bald,  daß  er  einen  schweren  Mißgriff  getan 
hatte,  die  zweite  Frau  machte  ihm  das  Leben  zur  Qual. 
Er  sehnte  den  Tod  herbei  und  errichtete  schon  1677 
sein  Testament,  in  dem  er  seiner  ersten  Frau  ebenso 
in  Dankbarkeit  und  Treue  gedenkt,  wie  er  uns  einen 
Einblick  in  sein  unglückliches  Leben  mit  der  zweiten 
Frau  tun  läßt^).  Sie  war  jedenfalls  auch  schuld,  daß 
das  Geschäft  nicht  mehr  so  gut  ging,  wie  zu  Lebzeiten 
der  Rosina,  denn  wenn  man  von  dem  Meister,  der  sein 
achtzigstes  Lebensjahr  überschritten  hatte,  nicht  mehr 
die  gleiche  Arbeitsleistung  wie  früher  voraussetzen 
durfte,  so  hätte  die  Meisterin,  wenn  sie  verständig  ge- 
wesen wäre,  mühelos  tüchtige  Gehilfen  finden  können. 
Eine  hübsche  Taschengeige  von  ihm  von  1 682  befindet 
sich  in  München  in  Privatbesitz. 

Geigenzettel:  Marcellus  Hollmayr  /  In  Wienn  Anno 
1682  (geschrieben). 


^)  Näheres  in  E.  K.  Blümml's  mehrf.  angef.  .Aufsatz. 


Hollmayr,  Tobias.  —  Wien.    Geb.  nach  1595 
m  Füssen,  f  nach  1679 

Bruder  von  Marcellus  H.  Auch  er  hatte  in  Füssen  aus- 
gelernt und  hoffte  wie  sein  Bruder  in  Wien  sein  Glück 
machen  zu  können.  Er  wird  anfangs  als  Geselle  ge- 
arbeitet haben,  bis  er  am  14.  April  1652  die  Anna 
Gabler  heiratete  und  im  Mai  1653  Bürger  wurde.  Er 
machte  sich  dann  selbständig  und  hatte  seine  Werk- 
statt auf  dem  Kohlmarkt.  Er  kam  aber  nicht  recht 
vorwärts  und  scheint  auch  als  Meister  noch  hauptsäch- 
lich für  seinen  Bruder  gearbeitet  zu  haben.  Zuletzt  zog 
er  sogar  in  die  Nähe  seines  Bruders  »hinter  St.  Pan- 
kraz«.  Es  ist  anzunehmen,  daß  die  meisten  seiner 
Lauten  usw.  ohne  Zettel  blieben  oder  durch  Marcellus 
H.  verkauft  wurden  und  dann  als  dessen  Arbeiten  in 
die  Welt  gingen.  Er  hatte  8  Kinder,  von  denen  jedoch 
keines  bei  der  Lautenmacherei  blieb. 

HoUoway,  John.  —  London.  1794 

Er  wohnte  31  Gerard  Street,  Soho,  und  gehörte  zu  den 
unbedeutenderen  englischen  Meistern  seiner  Zeit. 

Holm,  P.  N.  —  Kopenhagen.   1824 

Er  wohnte  in  Kristianshavn,  jenem  Stadtteil  Kopen- 
hagens, der  zu  König  Christians  IV.  Tagen  selbständig 
war  und  seit  Friedrich  III.  mit  der  Hauptstadt  ver- 
einigt ist. 

Geigenzettel:  Repareret  af  Violinmager  P.  N.  Holm  / 
Dronningensgade  No.  18  Christianshavn  1824  (ge- 
druckt). 

Holm   &  Co.  haben  ein  Geschäft  in  Chicago 

Holmer   (Helmer?),    Leopold.   —  Nürnberg. 

1717 

Sein  Zettel  fand  sich  in  einer  Viola. 

Geigenzettel :  Leopold  Holmer  bürgerl.  Lau-  /  ten  und 
Geigenmacher  in  Nürn-  /  berg  Anno  1717  (ge- 
druckt). 

Holste,  Heinrich.  —  Steinkirchen  (im  Alten- 
lande).  Geb.  17.  Jan.  1865  in  Steinkirchen. 

1917 

Frühzeitig  im  Violinspiel  ausgebildet,  trat  er  mit 
15  Jahren  als  Geiger  in  die  Stader  Stadtkapelle  ein. 
Mit  18  Jahren  erlernte  er  das  Drechslerhandwerk  und 
das  Holzschnitzen.  Als  er  auf  den  Gedanken  kam,  sich 
selbst  eine  Geige  zu  bauen,  halfen  ihm  seine  Vorkennt- 
nisse so,  daß  er  sich  aus  Büchern  alle  Belehrung  holen 
konnte.  Seine  erste  Geige  baute  er  im  Jahre  1895  und 
hat  seitdem  mit  wachsendem  Erfolge  über  400  Geigen, 
10  Violen,  20  Violoncelli  und  9  Kontrabässe  gebaut. 
Der  ausgezeichnete  Geiger  Prof.  GobyEberhardt  zollte 
seiner  Arbeit  das  höchste  Lob  und  hat  wesentlich  dazu 
beigetragen,  daß  weite  Kreise  auf  ihn  aufmerksam 
wurden.  Durch  unablässiges  Streben  vervollkommnete 
er  sich  immer  mehr  und  so  sind  seine  Geigen  von 
tadelloser  Durchführung  und  klingen  bei  sehr  leichter 
Ansprache  voll  und  edel.  Sein  am  15.  August  1892  ge- 


224 


Holzapfel  —  Homolka 


borener  Sohn  Jenny  H.  ist  sein  begabter  Mitarbeiter. 
Außer  seinem  Zettel  verwendet  er  auch  einen  Brand- 
stempel:  H  Holste. 

Geigenzettel:  Angefertigt  von  /  Heinrich  Holste,  / 
Steinkirchen  1907  /  im  alten  Lande  (gedruckt).  — 
Angefertigt  von  /  Heinr.  Holste  /  Steinkirchen  /  im 
Alten  Lande  1919  (gedruckt).  —  Heinrich  Holste,  / 
Geigenbauer,  /  Steinkirchen  18.  /  No.  (gedruckt). 

Holzapfel    &   Beitel,    eine    in    Baltunore   be- 
stehende Geigenfirma 
Holzel  (Hölzel),  Ignaz.  —  Kronstadt.    1801 

Nur  nach  seinem  Zettel  bekannt :  Ignatz  Holzel  Instru-/ 
mentenmacher  in  /  Kronstadt  1801  (gedruckt). 

Holzer,  Georg.  —  Stuttgart 

Geschickter  Geigenmacher,  der  bei  A.  Sprenger  tätig 
ist  und  in  Turin  1911  eine  ehrenvolle  Erwähnung  als 
Mitarbeiter  erhalten  hat. 

Holzerlandt,  Gottfried.  —  Tangermünde.  1813 

Er  war  Instrumentenmacher  und  hat  auch  Geigen  re- 
pariert. 

Holzke,    Hermann.    —   Bremerhaven,    Lehe 
Geb.  21.  März  1871  in  Eichholz  (Ostpr.) 

Schüler  seines  Großvaters,  eines  braven  ländlichen 
Geigenbauers  in  Lansberg,  später  in  Hoppendorf.  Mit 
17  Jahren  verlor  er  seinen  Großvater  und  ging  mit 
19  Jahren  auf  die  Wanderschaft.  Er  kam  viel  in  der 
Welt  umher  und  war  seiner  Armut  halber  genötigt, 
als  er  als  Geigenmacher  keine  Arbeit  fand,  in  Bremer- 
haven zunächst  eine  Stelle  als  Kassierer  anzunehmen. 
Es  blieb  ihm  aber  dabei  doch  so  viel  Zeit,  daß  er  sich 
eine  Geigenbauerwerkstatt  einrichten  konnte.  Durch 
gute  Arbeit  kam  er  bald  vorwärts  und  im  Jahre  1902 
konnte  er  sich  bereits  ausschließlich  dem  Geigenbau 
widmen.  Nach  dem  Kriege,  den  er  fast  während  der 
ganzen  Dauer  an  der  Front  mitgemacht  hat,  verlegte 
er  seine  Werkstatt  nach  Lehe,  wo  er  jetzt  gut  beschäf- 
tigt ist  und  neben  vielfachen  Ausbesserungsarbeiten 
auch  über  80  neue  Geigen  gebaut  hat,  die  er  von  Grund 
auf  selbst  anfertigt.  Als  Vorbild  diente  ihm  eine  sehr 
gut  klingende  Violine  von  Johann  Christian  Reichel,  die 
nach  Stradivari  gebaut  war,  später  eine  ähnliche,  noch 
bessere  von  Glass.  Außer  seinem  Zettel  tragen  seine 
Geigen  die  Brandmarke:  H  HOLZKE. 

Geigenzettel:  H.  Holzke,  Bremerhaven.  /  Gebaut  1909 
aus  altem  Tonholz  /  vom  Umbau  d.  alten  Leber  Kirche 
(gedruckt).  —  H.  Holzke,  Bremerhaven.  /'  Gebaut  1910. 
No.  (gedruckt).  —  H.  Holzke,  Lehe.  /  Geigenbauer.  / 
No.  85  Gebaut  1920  (gedruckt). 

Homolka,  Ed.  Emanuel.  —  Prag,  Kgl.  Wein- 
berge.   Geb.  26.  Aug.  1860  in  Prag 

Er  lernte  von  1874 — 1879  bei  seinem  Vater  F.  A.  H. 
und  genoß  nebenbei  eine  tüchtige  musikalische  Aus- 
l)ildung  bei  Franz  Ondricek.  Nach  zweijähriger  Mili- 
tärdienstzeit  war  er  von  1881 — 1886  als  Gehilfe  bei 
seinem  Vater  tätig  und  ging  1886  in  die  Fremde.  Nach 
seiner  Rückkehr  arbeitete  er  neuerdings  von  1889  bis 
1890  bei  seinem  Vater  und  übernahm  gleich  nach  dem 


Tode  des  Vaters  am  I.  Mai  1891  dessen  Werkstätte.  Er 
arbeitet  nach  Stradivari,  Guarneri,  Nie.  und  Hier. 
Amati  und  ist  auch  ein  geschickter  Reparateur. 
Seit  Jahren  ist  er  Geigenmacher  des  böhmischen 
Nationaltheaters  und  beeideter  Schatzmeister.  Er  ver- 
wendet Spiritus-  und  gelegentlich  auch  Ollack.  Er  ist 
ein  gründlicher  Kenner  und  hat  die  wertvollsten  For- 
schungen zur  Geschichte  des  Geigenmachens  in  Böh- 
men usw.  angestellt  und  deren  Ergebnisse  wiederholt 
veröffentlicht.  Für  ein  von  seinem  Vater  begonnenes, 
von  ihm  vollendetes  Streichquartett  erhielt  er  auf  der 
Allgemeinen  Landes-  und  Jubiläumsausstellung  die 
höchste  Auszeichnung.  191  1  ist  er  einstimmig  in  den 
Prager  Prüfungsausschuß  des  Osterr.  Geigenmacher- 
verbands  gewählt  worden.  Sein  talentvoller  Sohn 
Eduard  Ferdinand  (geb.  18.  Febr.  1886)  widmete  sich 
gleichfalls  dem  Geigenbau,  war  sein  Schüler  und 
bei  ihm  tätig.  Beim  Ausbruch  des  Krieges  zu  den  Fah- 
nen gerufen,  hat  er  sich  auch  als  tapferer  Soldat  aus- 
gezeichnet und  ist  seit  dem  26.  September  1915  ver- 
schollen. Er  war  in  serbische  Kriegsgefangenschaft  ge- 
raten und  soll  dann  in  Albanien  oder  auf  einer  italieni- 
schen Insel  seinen  Tod  gefunden  haben.  Ein  hoffnungs- 
volles Leben  hat  dadurch  einen  vorzeitigen  Abschluß 
gefunden. 

Geigenzettel:  Ed.  Eman.  Homolka  houslar  i  Praze 
1882  (gedruckt).  E.  Eman.  Homolka  reparairt  / 
Vinea  Regiae  1897  (gedruckt). 

Homolka,  Emanuel  Adam.  —  Velvary  (Wel- 
warn,     Böhmen).      Geb.     24.    Dez.    1796, 

t  11.  Nov.  1849  in  Prag 

Schüler  von  Kaspar  Strnad,  bei  dem  er  14  Jahre  lang 
arbeitete,  Bruder  von  Ferd.  Jos.  H.  in  Kuttenberg  und 
Vater  von  Ferd.  Aug.  H.  Er  machte  sich  1821  selb- 
ständig und  war  ein  gediegener  Meister,  dessen  Ar- 
beiten jetzt  sehr  gesucht  sind.  Er  wohnte  im  Hause 
Nr.  64  und  war  mit  Josepha  Roucek  verheiratet.  Seine 
Geigen  sind  sehr  schön  nach  der  Form  gebaut,  mittlere 
Wölbung,  gelber  und  gelbbrauner  Spirituslack,  manch- 
mal aber  seltener,  prächtiger  goldgelber  Ollack  und  an- 
sprechender Ton.  Er  bevorzugte  wie  sein  Lehrer  das 
Stradivarimodell.  Der  Komotauer  Kirchenchor  be- 
sitzt eine  Violine  von  1835  von  ihm. 
Geigenzettel :  Abb.  326. 

Homolka,  Ferdinand  August  Vincenz.  —  Prag. 
Geb.  19.  Jan.  1828  in  Velvary,  f  22.  Nov. 
1890  m  Prag,  Kgl.  Weinberge 

Schüler  seines  Vaters  Eman.  Adam  H.  und  Neffe  von 
Joh.  Steph.  H.  Er  hatte  1844  ausgelernt,  arbeitete  dann 
bei  Kratschmann  in  Znaim,  Franz  Schmidt  in  Wien 
und  Jos.  Barchänek  in  Ödenburg,  Fietsche  in  Linz, 
Fischer  in  Wien  und  einigen  Prager  Meistern.  Er  hei- 
ratete am  24.  Mai  1858  Marie  Kobrc,  nachdem  er  sich 
schon  1847  selbständig  gemacht  hatte.  Er  wohnte  erst 
Altstadt  291,  von  1851 — 1857  gemeinschafdich  mit 
seinem  Onkel,  später  Spälenä  ul.  92  und  105,  104, 
Male  nämesti  Nr.  13,  seit  1873  Husovä  trida231  und 
zuletzt  (seit  1888)  auf  den  Kgl.  Weinbergen.  1874  er- 
warb er  das  Bürgerrecht.  Er  war  der  »Prager  Stradi- 
varius«,    ein    ideal   angelegter   Künstler,   der   es,    wie 


Homolka  —    Hopf 


225 


wenige,  verstand,  den  von  ihm  so  hochverehrten 
Stradivari  ^)  nachzuahmen,  wobei  er  bis  in  die  klemsten 
Einzelheiten  ging  und  in  bezug  auf  die  Tonschönheit 
seinem  Vorbild  tatsächlich  nahe  kam.  Er  kopierte  ge- 
legentlich auch  andere  Meister,  wie  Jos.  Guarnen  oder 
Petrus  Guarneri,  Nie.  Amati  usw.  Dabei  hielt  er  sich 
nur  an  wirkliche  Meisterwerke  seiner  Vorbilder,  wie 
die  Streichinstrumente  des  Grafen  Wielhorski.  Ohne 
eine  hohe  Wölbung  zu  bevorzugen,  hielt  er  ein  zu 
flaches  Modell  doch  für  ungeeignet,  auch  verstand  er 
es  vortrefflich,  die  richtige  Holzstärke  einzuhalten.  In 
seinen  jüngeren  Jahren  machte  er  auch  viele  Gitarren. 
Er  verwendete  sowohl  Ol-  als  Spirituslack  von  roter, 
orangegelber  und  rotbrauner  Farbe. 
Geigenzettel:  Ferd.  August  Homolka  /  in  Prag  1866 
(gedruckt).  —  Ferd.  August  Homolka  /  fecit  Pragae  1 849 
/  Copie  nach  Math.  Alban.  (F.  H.  im  Kreis)  u.  Abb.  342. 

Homolka,  Ferd.  Josef  I.  —  Neu  Bydschow. 
Kuttenberg.  Geb.  19.  Jan.  1810  in  Velvary, 
t4.  Febr.  1862  in  Kuttenberg  (Kutna  Hora) 

Schüler  seines  Bruders  Em.  Ad.  H.  Er  war  ein  selbstän- 
diger, denkender  Künstler,  schuf  sich  ein  eigenes  Mo- 
dell und  galt  als  ein  Meister  ersten  Ranges.  Seine 
Geigen  waren  sauber  gearbeitet  und  stark  im  Holz. 
Seine  in  München  1854  ausgestellten  Violinen  wurden 
zu  den  besten  gerechnet.  Sein  Lack  war  gewöhnlich 
dunkelrot  oder  gelb.  Es  gibt  auch  gute  Gitarren  von 
ihm.  Zuerst  war  er  von  1837 — 1843  in  Novy  Bydzov 
ansässig,  wo  er  auch  1839  Magdalena  geb.  Ringhof fer 
heiratete.  Er  hatte  drei  Söhne  und  eine  Tochter  und 
wurde  1843  Bürger  in  Kutna  Hora. 
Geigenzettel:  Ferd.  Jos.  Homolka/  v  Kutne  Höre  1857 
(gedruckt).  —  Ferdinand  Josef  Homolka  ,  in  Neubyd- 
zov  /  Anno  1842  (gedruckt)  und  Abb.  338. 

Homolka,  Ferdinand  Josef  II.  —  Kutna  Hora. 
Geb.  1 9.  Jan.  1842  in  Novy  Bydzov,  t  9.  Aug. 

1863  in  Kutna  Hora  (Kuttenberg) 
Sohn  und  Schüler  seines  gleichnamigen  Vaters. 

Homolka,   Johann   Stephan.   —  Prag,   später 

Kuttenberg.   Geb.  20.  Juni  1800  in  Velvary, 

t  19.  März  1883  in  Prag 

Bruder  von  Ferd.  Jos.  H.  Schüler  von  Joh.  Stoß,  ar- 
beitete eine  Zeitlang  bei  M.  Weber  und  machte  sich 
dann  in  Prag,  Altstadt,  Havelskä  ul.  Nr.  521,  selbstän- 
dig, 1861  wohnte  er  Neustadt,  Skolskä  ul.  693,  dann 
Vodickova  ul.  703  und  Smeckach  Nr.  598.  Im  Jahre 
1863  siedelte  er  nach  Kuttenberg  über,  um  die  Werk- 
statt nach  seinem  Neffen  Ferd.  Jos.  zu  übernehmen. 
In  Prag  war  er  kürzere  Zeit  Geschäftsteilhaber  bei 
Ferd.  Aug.  H.  Er  war  ausübender  Musiker,  als  Gelgen- 
bauer aber  wohl  der  Unbedeutendste  der  Familie,  wie 
er  sich  selbst  nicht  mit  Unrecht  nannte.  Er  machte  auch 
Gitarren. 

Geigenzettel:  Johann  St.  Homolka  /  fecit  Pragae  Ao  / 
1851  (geschrieben).  —  Johann  Homolka  /  Instrumen- 
tenmacher /  in  Prag  (gedruckt).  —  Jan  Homolka  / 
V  Kutne  Höre  1882  (gedruckt). 

1)  Speziell  das  Modell  von  1709. 

V.  Lü  tg-cnd  o  1-f  f  ,   Gi'igcn-   und   Lautenmacher.      Bd.   II 


Homolka,  Vinzenz  Emanuel.  —  Wien,  später 
Velvary.  Geb.  8.  Juli  1826  in  Velvary, 
t  27.  März  1861  zu  Velvary  (Welwarn) 
Älterer  Sohn  von  Em.  Ad.  H.  und  Schüler  seines  Va- 
ters von  1838 — 1843.  Er  arbeitete  nach  der  Lehrzeit 
zuerst  in  Prag  bei  seinem  Bruder,  bei  Stoß  und  Lehner, 
ging  dann  nach  Budapest  und  1846  zu  Franz  Schmidt 
nach  Wien.  War  1854—1858  in  Wien  ansässig  und  ließ 
sich  zuletzt  in  seinem  Geburtsorte  nieder.  Er  war  ein 
sehr  talentvoller,  tüchtiger  Meister  und  bevorzugte 
einen  dunkelgelben  Öllack. 

Geigenzettel:  Vinzenz  Em.  Homolka  /  Vienna?  Anno 
1854  (gedruckt).  —  Vincenz  Homolka ,'  Welwarn,  Anno 
1851  (gedruckt).  —  Vincenz  Em.  Homolka  /  Anno  1847 
(gedruckt). 

Homolka,  Wenzel.  —  Velvary  (Welwarn).  Geb. 

14.  Okt.   1798  in  Welwarn,  f  daselbst  vor 

1850 

Schüler  seines  Bruders  Em.  Adam  H.  Außer  Geigen 

machte  er  auch  Gitarren. 

Geigenzettel:  W.  Homolka,  houslar  (gedruckt). 

Hoof,  Alphons  van.  —  Tilburg  (Holland),  Ant- 
werpen, 's  Hertogenbosch.  Geb.  H.April 
1878  in  Tilburg 

Seine  erste  Lehrzeit  machte  er  bei  Heinrich  Rosbach,, 
der  in  der  Fabrik  von  Kessels  in  Tilburg  als  Meister 
tätig  war,  durch.  Hierauf  ging  er  nach  Markneukirchen, 
um  seine  Ausbildung  abzuschließen.  Zurückgekehrt 
machte  er  sich  zuerst  in  Tilburg  selbständig,  verlegte 
aber  nach  etwa  sieben  Jahren  seine  Werkstatt  nach 
Antwerpen.  Nach  Ausbruch  des  Krieges  kehrte  er  im 
Anfang  des  Jahres  1915  nach  Holland  zurück  und  ließ 
sich  In  's  Hertogenbosch  nieder,  wo  er  bis  zum  8.  April 
1920  blieb.  Hier  baute  er  90  Streichinstrumente,  dar- 
unter auch  eine  Viola  d'amore.  Über  sein  bemerkens- 
wertes Wirken  in  's  Hertogenbosch  hinterlegte  der 
dortige  »Kunstkring«  eine  anerkennende  Urkunde  im 
Staatsarchiv  zum  dauernden  Andenken  des  Meisters. 
Er  baute  seine  Geigen  hauptsächlich  nach  Stradivari, 
Gobetti  und  Santo  Seraphin  und  hatte  damit  sehr  gute 
Erfolge.  In  letzter  Zeit  lernte  er  eine  besonders  schöne 
Violine  von  Storioni  kennen,  nach  der  er  jetzt  vorzugs- 
weise arbeitet.  Seine  Gewissenhaftigkeit  und  die  sorg- 
fältige Durchführung  seiner  Geigen  verschafften  ihm 
,  die  wohlverdiente  Anerkennung  der  berufensten  Ken- 
ner. Zu  jeder  seiner  Geigen  gibt  er  auch  ein  Zertifikat, 
auf  dem  er  die  eigenhändige  Ausführung  gewährleistet, 
die  Zeit  der  Ablieferung  und  alle  Besonderheiten  und 
Maße  genau  bemerkt. 
Geigenzettel :  Abb.  354. 

Hopf,    Carl   August.   —   Brunndöbra.     Geb. 
7.  Okt.    1832    in    Klingenthal,     f  21.  Jan. 

1918 

Sohn  und  Schüler  von  Carl  Friedr.  H.  und  seit  1892 
auch  dessen  Nachfolger.  Er  arbeitete  wie  sein  Vater 

15 


226 


Hopf,  Carl  Friedrich  —  Hopf,  Friedrich  Erdmann 


nach  den  gleichen  Modellen  und  verwendete  auch  den     Hopf f ,  Christian  Donat.  —  Klingenthal.    1716. 
gleichen  Brandstempel.  Er  lebte  seit  1859  in  Brunn- 


döbra  und  war  hauptsächlich  für  die  Firma  Otto  Lieb- 
mann und  später  C.  W.  Meisel  sen.  in  Klingenthal 
tätig. 

Hopf,  Carl  Friedrich.  —  Klingenthal,  Brunn- 
döbra.  Geb.  17.  Okt.  1811  in  Klingenthal, 
t  22.  Jan.  1892  in  Brunndöbra  bei  Klingen- 
thal 

Er  verwendete  das  bekannte  Hopfmodell  und  arbeitete 
recht  sauber,  so  daß  seine  »Hopf geigen«  eine  gewisse 
Berühmtheit  erlangten.  Sein  Lack  ist  nußbraun.  Im 
Innern  des  Bodens  brachte  er  seine  Brandmarke  an. 
Er  lebte  seit  dem  Ende  der  fünfziger  Jahre  in  Brunn- 
döbra. 
Brandmarke :  C  F  /  Hopf. 

Hopf,  Caspar  I.  —  Klingenthal,  (Mark)  Neu- 
kirchen. 1677.  1708 

Er  stammte  aus  Graslitz  und  soll  zuerst  in  Klingenthal 
ansässig  gewesen  sein.  In  den  Jahren  1680 — 1690  war 
er  neben  Georg  Poller,  Casp.  Schönfelder  und  den 
beiden  Reichel  einer  der  Vormeister  der  Neukirchner 
Geigenmacherzunft. 

Hopf,  Caspar  II.  —  Klingenthal,    f  21.  Aug. 
171 1  zu  Stolberg 

Vielleicht  der  beste  Geigenmacher  seines  Wohnorts. 
Seine  Geigen  sind  gut  im  Holz  und  im  Ton,  doch 
zeigen  sie  noch  nicht  ganz  die  charakteristischen  For- 
des  sog.  Hopfmodells.  Er  zog  mit  den  im  Winter 


1736 

Im  Innungskassabuch  wird  er  bereits  1716  als  Geselle 
aufgeführt  und  erscheint  1724  als  Meister.  Vielleicht 
war  er  ein  Sohn  von  Caspar  H.,  da  ihre  Arbeiten  sich 
ähnlich  sind. 

Geigenmacher:  Christian  Donat  Hopff  /  Violin-  / 
macher  in  Klingenthal  /  Ao.  1736  (gedruckt). 

Hopf,    Christian    Friedrich.   —   Klingenthal. 
Geb.  um  1790.   1815 

Er  wurde  als  Geigenmachergeselle  Anfang  Oktober 
1809  widerrechtlich  zum  Rekruten  ausgehoben.  Über 
seine  Arbeit  ist  nichts  bekannt. 

Hopf,  David.  —  Klingenthal.   1829 

Seine  Geigen  zeigen  das  Hopfmodell  bereits  im  Verfall, 
manche  aber  klingen  nicht  schlecht.  Der  Lack  ist  trüb- 
braun, die  F-Löcher  sind  nicht  sehr  ansprechend  in  der 
Form,  die  Schnecke  lang  gestreckt.  Er  verwandte  auch 
eine  Brandmarke.  Ein  David  Hopf  (Hopff)  soll  auch  in 
Leitmeritz  ansässig  gewesen  sein.  Dieser  arbeitete  nach 
Tecchler  und  hatte  eine  Brandmarke  entweder  nur 
»David«  oder  »David  Hopf«. 

Geigenzettel:  David  /  Hopf  (gedruckt).  Dafid:  Hobf 
(sie!)  (geschrieben). 

Hopf,DavidAug.I.  — Klingenthal.  1762.  1786 

Einer  der  charakteristischsten  Vertreter  seiner  Familie. 
Seine  Geigen  zeigen  das  echte  Hopfmodell.  Ihm  scheint 
die  Brandmarke :  ^r  HOPF  ^-  gehört  zu  haben. 
Geigenzettel:  David  August  Hopf,  Klingenthal  in  / 
Sachsen,  Donnerstag  den         1786  (geschrieben). 


men 

fertiggestellten  Instrumenten  von  Markt  zu  Markt  und 

ist  auf  einer  solchen  Reise  auch  gestorben.  Das  Klingen-    Hopf,  David  August   II.  —  Zwotenthal.     1829 

Vielleicht  ein  Sohn  von  David  Aug.  I  Hopf,  an  dessen 


thaler  Kirchenbuch  meldet:  »1711  den  21.  Aug.  starb 
zu  Stolberg  am  Harz  auf  der  Reise  nach  Braunschweig 
Meister  Caspar  Hopf,  einer  der  ersten  Geigenmacher 
allhier  und  den  15.  p.  Trin.  als  den  15.  Sept.  wurde 
ihm  allhier  Nachmittags  eine  Gedächtnispredigt  ge- 
halten«. Er  war  wohl  der  erste,  der  den  seither  sehr 
bekannt  gewordenen  Brandstempel  »HOPF«  verwen- 
dete. Eine  gute  Violine  von  ihm  besitzt  Kurt  Zettler 
in  Essen.  Die  größte  Breite  beträgt  unten  20,2  cm, 
oben  16,2  cm.  Die  Körperlänge  35,3  cm,  die  Zargen 
steigen  von  3,0  zu  3,1  cm;  der  Ton  ist  nicht  kräftig, 
aber  doch  weich  und  klangvoll.  Unter  dem  Griffbrett, 


das  ursprünglich  fast  unmittelbar  auf  der  Decke  auf-    Hopf,    Friedrich   Carl.   —  Quittenbach 


Art  seine  Geigen  sehr  erinnern. 

Geigenzettel :  David  August  Hopf  Zwotenthal,  Sachsen/ 

im  Vogtland  1829  (geschrieben). 

Hopf,  David  Christian.  —  Quittenbach.    1760 

Er  gehörte  der  Neukirchener  Innung  an  und  war  nicht 
ungeschickt. 

Geigenzettel:  David  Christian  Hopf,   Musicus  /   In- 
strumentalis in  Qvittenbach,  1760  (gedruckt). 

805 


1 


lag,  befindet  sich  ein  etwa  3  mm  dicker  Keil 

Hopf,  Christian  August.  —  Klingenthal.    1 782 

Wenn  er  auch  viele  handwerksmäßige  Dutzendarbeiten 
gemacht  hat,  kommen  doch  auch  einzelne  recht  hübsch 
ausgeführte  Geigen  von  ihm  vor,  so  daß  man  sieht,  daß 
wohl  nur  das  Verlangen  nach  billiger  Ware  ihn  zu  ober- 
flächlicher Arbeit  gezwungen  hat.  Sein  nußbrauner 
Lack  ist  nicht  schlecht,  das  Deckenholz  fast  immer  gut, 
der  Beden  gerne  nach  der  Schwarte  geschnitten,  die 
Einlagen  fehlen  nur  bei  seinen  Dutzendgeigen. 
Brandmarke:  C.  A.  Hopf  oder  nur  »HOPF«. 
Geigenzettel:  Christian  August  Hopf  /  Violinmacher 
in  /  Klingenthal  1 782  (geschrieben). 


Ein  Baß  von  ihm  befand  sich  in  der  Kirche  zu  Winter- 
hausen. 

Geigenzettel :  Friedrich  Carl  Hopf  Gelgen-  /  und  Baß- 
macher zu  /  Quittenbach  1805  (gedruckt). 

Hopf,    Friedrich   Erdmann.   —    Klingenthal, 
Quittenbach.   1762.   1779 

Er  war  ein  tüchtiger  Meister,  soll  um  1740  geboren 
sein  und  größere  Geschäftsreisen  gemacht  haben.  Da 
er  fleißig  arbeitete,  komme.n  Geigen  von  ihm  noch 
oftmals  vor.  Zuletzt  war  er  in  Quittenbach  ansässig. 
Geigenzettel :  Friedrich  Erdmann  Hopff  /  Musicus  In- 
strumentalis in  Quittenbach  17..  (rotgedruckt). 


Hopf  —  Hornsteiner 


227 


Hopf,  Friedrich  Gottlieb.  —  Klingenthal.  1 739. 
1768 

Angeblich  ein  Sohn  von  Christian  Donat  H.,  wahr- 
scheinlich auch  dessen  Schüler.  Er  kommt  seit  1739 
als  Meister  vor. 

Hopf,  Fr.  W.  —  Zwotenthal.    18.— 19.  Jahrh. 

Gewöhnliche  vogtländer  Arbeit. 

Geigenzettel:  Fr.  W.  Hopf/  Instrumentenmacher/  in 

Zwotenthal  /  bey  Adorf  in  Sachsen,  (gedruckt). 

Hopf  (Hopff),  Georg  Caspar.  —  Klingenthal. 

1701.   1716 

Meisterssohn  und  Bruder  von  Johann  Michael  H.  Er 
wurde  am  25.  November  1701  Meister  und  kommt 
erst  in  Neukirchen  und  seit  1716  in  Klingenthal  vor. 

Hopf,  Georg  (Friedrich).  —  Klingenthal.   1 783 

Seine  Arbeit  ist  die  gewöhnliche,  zu  seiner  Zeit  im 
Vogtland  übliche,  wenn  er  auch  nicht  gerade  das  be- 
kannte Hopfmodell  verwendet.  Als  Ursprungsort  gibt 
er  gerne  »Mittenwald«  an.  Er  dürfte  ein  Sohn  oder 
Enkel  von  Caspar  H.  gewesen  sein.  Eine  Violine  von 
ihm  besitzt  die  Reutlinger  Musikschule. 

Geigenzettel :  Georgius  Hopf  in  Miltenwald  /  1 783  (ge- 
druckt). 

Hopf  (Hopff),  Georg  Friedrich.  —  Klingen- 
thal. 1716 

Nur  aus  den  Innungsbüchern  dem  Namen  nach  be- 
kannt. 

Hopf,  Johann  Christian.  —  Klingenthal.    1 747. 

1776 

Seine  Geigen  sind  nach  dem  bekannten  Modell  der 
Familie  nicht  ungeschickt  gemacht,  weniger  gut  ist  der 
Lack. 

Hopf,  Johann  Gottfried.  —  Klingenthal.    1784 

Sein  Name  kommt  im  Meisterbuche  vor,  es  soll  auch 
Zettel  von  ihm  geben,  doch  ist  es  mir  nicht  gelungen, 
einen  solchen  aufzutreiben. 


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Hopf  (Hopff),  Johann  Michael. 
1701.   1716 

Er  war  ein  Meisterssohn  und  erlangte  gleichzeitig  mit 
seinem  Bruder  Georg  Caspar  H.  am  25.  November  1 701 
die  Aufnahme  als  Meister  in  der  (M)Neukirchener 
Geigenmacherzunft.  Er  kommt  seit  1716  in  Klingen- 
thal vor. 

Hopf.  —Josefstadt.   2.  Hälfte  des  19.  Jahrh. 

Wohl  zur  vogtländer  Familie  gehörig.  Erfinder  einer 
Tenorgeige. 

Hopkins.  —  Worcester.   1862 

Erfand  einen  Kontrabaß,  an  dem  eme  Maschine  (Capo 
d'astro)  die  Töne  greift.  1862  stellte  er  einen  solchen 
Kontrabaß  aus. 


Horil,  Jakob.  —  Wien.  Rom.    1720.    1759 

Dem  Namen  nach  von  böhmischer  Abstammung.  Er 
war  zuerst  In  Wien  ansässig  und  ging  um  1740  nach 
Rom,  nahm  aber  dort  nur  wenig  von  der  italienischen 
Schule  an.  Gute  Arbeit,  gelber  Lack. 
Geigenzettel :  Abb.  363. 

Hornsteiner.  —  Mittenwald 

Eine  Familie,  der  viele  tüchtige  Geigenmacher  ange- 
hören, und  von  der  sich  viele  Mitglieder  auch  als 
Geigenhändler  und  Verleger  große  Verdienste  um  die 
Hebung  der  Mittenwalder  Geigenindustrie  erworben 
haben.  Die  Hornsteiner  gehörten  zu  den  ersten,  die 
sich  Klotz  angeschlossen  haben. 

Hornsteiner,  Alois,  kommt  1740  und  1741  vor 

Geigenzettel:  Aloys  Hornsteiner  Geigen-  /  macher  in 
Mittenwald  1741  (gedruckt). 

Hornsteiner,  Andreas.  —  Geb.  26.  Nov.  1763 
Sein  Vater  war : 

Hornsteiner,   Anton    I,   dessen   Arbeiten   die 
Jahreszahlen  1760 — 1793  tragen 
Sein  Modell  hält  die  Mitte  zwischen  Klotz  und  Amati. 
Geigenzettel:  Antonius  Hornstainer  /  in  Mittenwald 
Anno  1793  (gedruckt). 

Hornsteiner,  Anton  II.  —  Geb.  1866,  Bruder 

von  Martin  H. 

Ist  hauptsächlich  Zithermacher  und  arbeitet  viel  für 
die  Verleger  Neuner  und  Hornsteiner. 

Hornsteiner,  Franz.   1782.   1820 

Er  arbeitete  nach  einem  Klotzmodell  und  verwendete 
einen  gelben  oder  gelbbraunen  Lack.  Seine  Schnecken 
sehen  denen  von  Jais  ähnlich.  Der  Ton  ist  gut. 
Geigenzettel:  Franz  Hornsteiner  in  /  Mittenwald  1821 
(geschrieben). 

Hornsteiner,  Georg  I,  blühte  1735.   1760 

Geigenzettel :  Georg  Hornsteiner  in  /  Mittenwald  an  der 
Iser  1735  (gedruckt). 

Hornsteiner,  Georg  II,  vielleicht  ein  Sohn  von 

Georg  I,  er  lebte  bis  um  1793 

Geigenzettel:  Georg  Hornsteiner  /  Geigenmacher  u. 
Hand-  /  1er  in  Mittenwald  an  /  der  Iser  1 783  (gedruckt). 

Hornsteiner,  Gregori.  —  1810 

Sohn  von  Matthias  H.,  dem  er  auch  als  Hofschmied 
nachfolgte.  In  der  Arbeit  ist  er  nicht  sehr  sorgfältig. 
Geigenzettel:  Gregori  Hornsteiner  /  Hoffschmidt  in 
Mittenwald  1812  (gedruckt). 

Hornsteiner,   Ignaz  Georg.  —  Geb.  2.  Febr. 
1767 

Sohn  von  Anton  H.  Seine  Geigen  haben  roten  oder 
rotbraunen  Lack.  Er  lebte  noch  nach  1794. 

15* 


228 


Hornsteiner,  Johann  I.  —  Hornsteiner,  Joseph 


Hornsteiner,  Johann  I.  — ■  1822 

WahrscheinHch  ein  Sohn  von  Georg  1  H.  Er  soll 
hauptsächlich  Verleger  gewesen  sein.  Geigen,  die  seinen 
Namen  tragen,  nnüssen  daher  nicht  von  ihm  selbst 
gemacht  sein.  Da  er  aber  nur  in  guten  Geigen  seinen 
Zettel  anbrachte,  dient  dieser  doch  zur  Empfehlung. 
Eine  schön  gearbeitete,  gut  klingende  Violme  mit 
seinem  Namen  besitzt  J.  de  Boer  in  Haarlem. 
Geigenzettel:  Johan  Horensteiner  /  Geigenmacher  m  / 
Mittenwaldt  an  der  Isar  /  1822  (geschrieben). 

Hornsteiner,  Johann  II 

Er  stammt  aus  Mittenwald,  wo  er  auch  gelernt  hat, 
und  ging  1848  nach  Passau  zu  Georg  Heidegger,  dessen 
Witwe  er  später  heiratete.  Das  Geigenmachen  gab  er 
bald  auf  und  verlegte  sich  wie  Heidegger  auf  die  Zither- 
macherei,  die  er  fortdauernd  betrieb.  Jetzt  ist  sein 
gleichnamiger  Sohn  Geschäftsteilhaber  der  Firma,  die 
daher  in  Johann  Hornsteiner  &  Sohn  geändert  wurde. 

Geigenzettel:  Johann  Hornsteiner  /  Saiten-Instrumen- 
tenmacher/ Passau  /  Anno  1862  (gedruckt). 

Hornsteiner,  Johann  III 

Bruder  von  Martin  H.  Er  wanderte  vor  1890  nach 
Amerika  aus  und  ist  in  Chicago  ansässig. 

Hornsteiner,  Joseph  I,  blühte  1730—1780 

Seine  Arbeit  ist  gut,  der  Lack  goldbraun,  er  machte 
auch  gutklingende  Bässe. 

Geigenzettel:  Abb.  364. 

Hornsteiner,  Joseph  II,  blühte  um  1790 — 1825 

Einer  der  besseren  Geigenmacher  aus  seiner  Familie. 
Vermutlich  der  Sohn  von  Joseph  I  H.,  dessen  Zettel 
er  auch  im  Wortlaut  und  in  der  Umrahmung  ziemlich 
getreu  nachahmt.  Seine  ersten  und  Joseph  I  H.s  letzte 
Instrumente  können  daher  schwer  auseinander  gehalten 
werden.  Seine  Zettel  sind  manchmal  auch  mit  Num- 
mern bezeichnet. 

Geigenzettel:  Abb.  336. 

Hornsteiner,  Joseph  III.  —  1818 

Angeblich  ein  Sohn  von  Gregori  H.  Er  arbeitete  recht 
sauber  nach  einem  großen  Modell,  verwendete  gutes 
Holz  und  einen  zwar  mageren  aber  doch  ganz  guten 
gelbbraunen  Lack. 

Geigenzettel:   Abb.  358. 

Hornsteiner,    Joseph    IV.   —   Geb.    1853    in 

Mlttenwald 

Bruder  von  Martin  II  H.  Er  besuchte  von  1866 — 1869 
die  Mittenwalder  Geigenmacherschule  und  begründete 
1888  in  Berlin  seine  Werkstatt,  wo  er  auch  zum  gericht- 
lichen Schätzer  ernannt  wurde.  Seine  Arbeit  zeigt  noch 
den  Mittenwalder  Stil,  sowohl  in  der  Durchführung 
als  auch  im  Lack.  Am  1.  Mai  1909  zog  er  sich  ins 
Privatleben  zurück.  Sein  Nachfolger  wurde  Emil 
Pliverics. 


Hornsteiner,  Kaspar.  —  1794 

Vielleicht  identisch  mit  Kaspar  H.  in  Seefeld.  Arbeitete 

gut  im  Mittenwalder  Stil,  seine  Geigen  klingen  nicht 

schlecht. 

Geigenzettel :  Kaspar  Hornsteiner  /  Mittenwald  an  der 

Iser  1794  (geschrieben). 

Hornsteiner,  Martin  I,  lebte  um  1765—1790 

Ähnlich  wie  Joseph  I  H.  Sein  Zettel  hat  auch  die 
gleiche  Einfassung. 

Geigenzettel :  Martin  Harnsteiner  Laut-  und  /  Geigen- 
macher in  Mittenwald.  /  1765  (gedruckt). 

Hornsteiner,  Martin  II.  —  Geb.  1840 

Der  älteste  von  vier  Brüdern,  die  alle  gelernte  Geigen- 
macher sind.  Er  baute  jedoch  hauptsächlich  Zithern 
für  die  »Verleger«. 

Hornsteiner,  Mathlas  I,  blühte  1737—1760 
Seine  Arbeit  Ist  sorgfältig  und  der  Ton  gut. 
Geigenzettel :  Mathias  Harnstalner  Laut-  und  /  Geigen- 
macher in  Mittenwald,  (gedruckt).  —  Oder  (mit  der 
gleichen  Einfassung,  wie  sie  die  Zettel  der  beiden 
Joseph  H.  zeigen):  Mathias  Hornstainer  Musicant/  und 
Geigenmacher  in  Mittenwald  (gedruckt). 

Hornsteiner,  Mathlas  II  (vulgo  Dax),  blühte 
1760  bis  nach  1803 

Der  beste  aus  der  Familie  Hornsteiner.  Er  hatte  den 
Spitznamen  »Dax«,  was  das  auf  einigen  seiner  Zettel 
nach  dem  Namen  vorkommende,  eingeklammerte 
»Gratz«  bedeutet,  ist  nicht  ganz  klar.  Graz  kann  nicht 
gut  gemeint  sein,  da  die  steyrische  Stadt  damals  noch 
»Graetz«  hieß.  Schöne  zierliche  Geigen,  schönes, 
feinjähriges  Deckenholz,  roter  oder  gelbbrauner  Lack, 
gute  Klotzschule.  Seine  beste  Zeit  ist  1765—1795. 
Geigenzetlel :  Mathias  Hornstainer.  Gräflicher  /  Gei- 
genmacher und  Händler  Mittenwald  /  fecit  anno  1 792 
(geschrieben)  und  Abb.  330,  360,  361. 

Hornsteiner,  Peter 

Wahrscheinlich  nur  Verleger. 

Hornsteiner,  Wilhelm.  —  1793 

Der  untenstehende  Zettel  erscheint  mir  nicht  ganz 
einwandfrei,  da  einerseits  der  Name  schon  zu  einer 
Zeit  mit  ei  geschrieben  erscheint,  da  alle  übrigen  Mit- 
glieder der  Familie  fli  gebrauchen  und  anderseits  der 
Ursprungsort  verschwiegen  ist,  was  sonst  kein  Mitten- 
walder getan  hat,  während  die  Vogtländer  gerne  »Tirol« 
und  ähnliches  auf  ihre  Zettel  setzten. 

Geigenzettel:  Wilhelm  Hornsteiner  /  Fecit  In  Tirole 
1793  (gedruckt). 

Hornsteiner,  Joseph.  —  Volderwald  (Kreuz- 
häusel), Hall  (Tirol).  Geb.  20.  März  1809  In 
Seefeld,  t  29.  April  1889  in  Hall 

Sohn  und  Schüler  von  Kaspar  H.,  bei  dem  er  auch  als 
Gehilfe  arbeitete.  Nach  Dr.  Fr.  Waldners  Mitteilung 
gab  er  den  Geigenbau  nach  dem  Tode  seines  Vaters 


Homsteiner,  Kaspar  —  Hoyer,  Andreas 


229 


fast  vollständig  auf,  machte  nur  noch  Zithern  und  Re  - 
paraturen.  Im  Jahre  1865  verkaufte  er  das  Gut  Kreuz- 
häusel und  siedelte  nach  Hall  über.  Eine  gute  Viola 
von  ihm  besitzt  Konzertmeister  Eibl  in  Innsbruck,  das 
Chorherrenstift  Neustift  bei  Bnxen  in  Tirol  eine  Vio- 
line, und  eine  Zither  das  Ferdinandeum  in  Innsbruck. 
Geigenzettel:  Joseph  Hornstemer,  /  Geigen-  und 
Zithermacher  in  /  Volderwald  nächst  Hall  in  Ti-  /  rol 
1848  (gedruckt). 

Hornstelner,  Kaspar. — Seefeld  (Tirol),  Kreuz- 
häusel im  Volderwald  bei  Hall.  Geb.  1778 
zu  Mittenwald,  f  Oktober  1857 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  von  Anton  I  H.  Wie 
Dr.  Fr.  Waldner  ermittelte,  heiratete  er  am  26.  Novbr. 
1807  in  Seefeld  Regina  Rauth,  blieb  dort  bis  etwa  1835 
und  kaufte  dann  das  Landgut  Kreuzhäusel  im 
sog.  Volderwald.  Seine  Geigen,  die  im  Inntale  als 
sog.  »Kreuzhäuselgeigen«  sehr  geschätzt  waren,  sind 
nach  italienischen  Vorbildern  gebaut,  hatten  (nament- 
lich in  seiner  letzten  Zeit)  sehr  flache  Wölbung  und 
kräftigen  Ton.  Der  Lack  ist  gelb  und  ziemlich  dünn 
aufgetragen.  Das  Innsbrucker  Ferdinandeum  besitzt 
drei  Geigen  von  ihm. 

Gelgenzettel :  Kaspar  Hornsteiner  /  in  Seefeld  /  Geigen- 
macher 1818  (geschrieben). 

Horväth,  Balthasar.  —  Klausenburg.    1912 
Nach  Dr.  J.  Geyer  hauptsächlich  Reparateur. 

Horväth,  Stefan.  —  Budapest.    Geb.  20.  Aug. 
1855  in  Vas-Boszok 

Er  soll  ursprünglich  ein  gewöhnlicher  Handwerker, 
später  Eisenbahnbediensteter  gewesen  sein.  Im  Jahre 
1888  wurde  er  mit  Karl  Varjü,  der  ein  Musikinstrumen- 
tengeschäft  betneb,  bekannt  und  assoziierte  sich  mit 
ihm.  Er  beschäftigte  sich  viel  mit  der  »Ergründung  des 
Geheimnisses«  des  altitalienischen  Geigenlacks.  Als  er 
das  Geheimnis  entdeckt  zu  haben  glaubte,  gab  er  dies 
in   einem   gedruckten    Rundschreiben    1892   bekannt, 
worüber  sich  in  de  Wits  Zeitschrift  eine  lustige  Kontro- 
verse zwischen  ihm,  Ign.  Lutz,  Pilat  u.  a.  entspann. 
Von  verschiedenen  Seiten  wird  sein  Lack,  trotz  aller 
das  Gegenteil  behauptenden   Urteile,  gelobt.  Geigen 
macht  Horväth,  der  sich  jetzt  mehr  auf  die  Fabrikation 
von  Zymbals  verlegt  hat,  nicht  mehr,  da  er  das  Lackie- 
ren aber  als  ein  Geheimnis  betrachtet,  lackiert  er  selbst. 
Er  hat  in  Paris  1889,  Wien  1890,  Temesvär  1891  und 
Budapest  1896  Medaillen  erhalten  und  ist  Hoflieferant 
des  Erzherzogs  Josef. 

Hosborn,  Thomas  Alfred  (?).  -  London.  1629    ^''^^''  Andreas.  - 

r       •        •     D    •     IQ7Q  .11.       D  D   •  1  I  Er  erscheint  in  den 

In  emer  in  raris   lö/ö  ausgestellten  oalDviola  wurde 

dieser  Name  gelesen.   Leider  konnte  ich  diese  Viola 

nicht  zu  Gesicht  bekommen.  Ich  glaube,  daß  der  Zettel 

richtig  gelesen  werden  müßte :  Thomas  Aldred  (Name), 

Holborn  (Wohnort). 


veröffentlicht  einen  Zettel  mit  der  Lesart:  Georgius 
»Hoß«  aus  dem  gleichen  Jahr.  Es  ist  nicht  ausgeschlos- 
sen, daß  es  auch  einen  Georg  Hoss  gegeben  hat. 
Geigenzettel :  Abb.  379. 

Hosp,  Georg  (der  Jüngere).  —  Mittenwald. 
Geb.  22.  April  1755.  1780 

Jedenfalls  ein  Sohn  von  Georg  H.  dem  Älteren.  Seine 
Arbeiten  lassen  sich  schwer  von  denen  des  Vaters 
unterscheiden,  da  er  zweifellos  die  gleichen  Modelle 
und  den  gleichen  Zettel  gebraucht  hat. 


Hotteterre,  Martin.  —  Paris.   1715 

Berühmter  Blasinstrumentenmacher,  Erfinder  einer 
Schalmei  usw.  Da  er  bezeichnet  wird  als  »homme 
unique  pour  la  construction  de  toutes  sortes  d'in- 
struments  de  bois,  d'ivoire  et  debene«,  glaubt  man,  daß 
er  wohl  auch  Lauten  gemacht  habe.  Dasselbe  dürfte 
auch  bei  seinem  Sohne  Jean  zutreffen.  Nach  Brossards 
(unhaltbarer)  Behauptung  hat  der  Gambist  Hotteterre 
1650  die  Theorbe  erfunden. 

Houyet,  F.  —  Namur.   1680 

Ein  Trumscheit  von  ihm  befindet  sich  im  Musik- 
instrumentenmuseum des  Brüsseler  Konservatoriums 
(Nr.  217)  mit  der  Inschrift:  F.  Houyet  me  fit  ä  Namur 
en  1 680  (gedruckt). 

Houze,  Armand.  —  Tournay.   1824 

In  der  Sammlung  Snoeck  befand  sich  von  ihm  eine 
Taschengeige  »en  forme  de  violon«  mit  Ebenholzboden. 

Howe,  R.  —  1886 

Englischer  Geigenmacher. 
Howell,  Thomas.  —  ?   1835 

Ein  Engländer,  der  sich  eine  ganz  unmögliche  neue 
Form  der  Geige,  die  er  »erfunden«  hatte,  patentieren 
ließ. 

Howorka,  Franz.  —  Wien.   1890.   1900 

Ein  Blasinstrumentenmacher,  der  sich  auch  mit  Geigen- 
reparaturen befaßte,  aber  keine  neuen  Geigen  gebaut 
hat. 

Hoyer.  —  Klingenthal 

Dieser  Familie  gehören  die  folgenden  Geigenmacher  an : 


Hosp,    Georg    (der   Ältere).    —   Mittenwald. 
1760.  1783 

Seine  Arbeit  ist  gut,  der  Lack  spielt  ins  Bräunliche,  im 
ganzen  kommt  er  Math.  Hornsteiner  sehr  nahe.  De  Wit 


1729.  t  1788 

Innungsbüchern  zuerst  1 729  als 
Meister  und  galt  neben  Caspar  Hopf  als  der  beste 
Geigenmacher  Klingenthals.  Er  scheint  auch  in  Nürn- 
berg gearbeitet  zu  haben,  vielleicht  hat  er  die  dortigen 
Märkte  besucht.  Übrigens  war  er  auch  ein  tüchtiger 
Musiker  und  bekleidete  seit  1776  die  Stelle  eines  Or- 
ganisten in  seiner  Heimatsgemeinde.  Außer  Zetteln 
gebrauchte  er  auch  eine  Brandmarke  mit  seinem  Na- 
men in  einer  Schleife,  die  sich  gewöhnlich  außen  am 
Boden  findet.  Ein  gutes  Violoncello  von  1741  mit  auf- 
fällig langen  F-Löchern  besitzt  Architekt  E.  Heman 


230 


Hoyer,  Carl  August  —  Hoyer,  Andieas 


in  Basel,  ein  Violoncello  piccolo  vom  Jahre  1759  das 
Musikhistorische  Museum  W.  Heyers  in  Köln. 
Geigenzettel:  Andreas  Hoyer  /  Klingenthalensis  Me 
fecit  1 754  (gedruckt).  —  Andreas  Hoyer  Organist  und  / 
musikalischer  Instrumentenmacher  /  in  Klingenthal 
1 780  (gedruckt).  —  Andreas  Hoyer,  /  Klingenthalensis 
me  fecit  1781  (gedruckt).  —  A.  Hoyer  (gedruckt)  und 
Abb.  352. 

Hoyer,  Carl  August.  —  Geb.  um  1790 

Sohn  von  Carl  August  Wilhelm ;  er  war  einer  der  drei 
Geigenmachergesellen,  die  im  Oktober  1809  auf  dem 
Rathause  zu  Ölsnitz  widerrechtlich  als  Rekruten  aus- 
gehoben wurden. 

Hoyer,  Carl  August  Wilhelm,  blühte  um  1785 
Hoyer,  Carl  Christian  Sigmund 

Wird  1 789  im  Innungsbuche  als  Geigenmachermeister 
erwähnt. 

Hoyer,  Carl  Eduard.  —  Geb.  1821,  f  1867 
Schüler  von  F.  Schlosser. 

Hoyer,  Carl  Friedrich,  blühte  1785—1825 

Er  schreibt  sich  gewöhnlich  kurzweg  Friedrich  H.  und 
soll  auch  in  Nürnberg  gearbeitet  haben,  wie  der  schon 
genannte  Andreas  und  Friedrich  H. 

Hoyer,  Carl  Wilhelm.  —  Geb.  um  1791 

Bruder  von  Carl  August  H.  und  1809  dessen  Leidens- 
genosse. 

Hoyer,  Chr.  Gottfried.  —  1755 

Er  war  einer  der  angesehensten  Meister  in  der  Innung 
zu  seiner  Zeit. 

Hoyer,  Ernst  Adolf.  —  Geb.  in  Brunndöbra 
7.  April  1850 

Schüler  seines  Vaters  Carl  Eduard  H.  Schon  im  Alter 
von  1 7  Jahren  mußte  er  nach  dem  Tode  seines  Vaters 
die  Werkstatt  übernehmen  und  hat  es  zu  schätzens- 
werter Geschicklichkeit  gebracht. 

Hoyer,  Friedrich. —  1785.  1815 

Einer  der  besseren  Klingenthaler  Meister.  Er  scheint 
die  Nürnberger  Märkte  ziemlich  regelmäßig  besucht  zu 
haben  und  hat  wohl  auch  gelegentlich  dort  gearbeitet, 
wovon  er  die  Berechtigung  ableitete,  Nürnberg  auf 
seinen  Zetteln  als  Ursprungsort  anzugeben. 

Geigenzettel:  Friedrich  Hoyer  /  in  Klingenthal  1808. 
(gedruckt).  —  Friedrich  Hoyer  /  in  Nürnberg  1797. 
(gedruckt). 

Hoyer,  Johann  Christoph.  —  1765.  1795 

War   1792  einer  der  Vormeister  der  Geigenmacher- 

innung. 

Geigenzettel :  Johann  Christoph  Hoyer  ,'  Statuan  Cre- 

monalis  Bavibat  1 76  .  .  (gedruckt). 

Hoyer,  Johann  Friedrich,  lebte  noch  1761 


Hoyer,  Johann  Gottlieb  (Gottlob)  wird  1767 

erwähnt 

Sein  Bruder  war: 

Hoyer,  Johann  Michael  (1767) 
Hoyer.  —  Schönbach  b.  E. 

Auch  in  Schönbach  sind  aus  dieser  Familie  viele 
Geigenmacher  hervorgegangen : 

Hoyer,  Andreas,  ist  noch  tätig 
Hoyer,  Anton.  —  1905.   1912 
Als  geschickter  Meister  geschätzt. 

Hoyer,  Emanuel.  —  Geb.  um  1806,  f  1882 
Er  war  schon  1826  Meister,  ebenso: 

Hoyer,  Franz,  der  nach  1 835  lebte 
Hoyer,  Ignaz.  —  1825.   1830 
Vielleicht  ein  Sohn  von: 

Hoyer,  Jakob,  der  schon  1 774  vorkommt 

Er  wohnte  Haus  Nr.  49  und  war  recht  geschickt. 

Hoyer,  Johann.  —  Geb.  um  1805,  f  1876 
Hoyer,  Joh.  Christoph 

Er  war  einer  der  geschicktesten  Schönbacher  Geigen- 
macher des  18.  Jahrhunderts.  Sein  Modell  ist  hoch- 
gewölbt, der  Lack  braun,  das  Holz  gut.  Seine  Zettel 
sind  mit  roter  Farbe  gedruckt. 

Geigenzettel :  Johann  Christoph  Hoyer  /  Violinmacher 
in  Schönbach  17..  (gedruckt). 

Hoyer,  Josef 

Auf  seinen  Zetteln  findet  man  Jahreszahlen  von  1820 
bis  1830.  Ungefähr  gleichzeitig  lebte: 

Hoyer,  Martin,  der  1826  bereits  Meister  war 

Hoyer,  Wenzel.  —  Geb.  1851 

Begründete  1872  sein  noch  bestehendes  Geschäft. 
Geigenzettel :  W.  Hoyer,  Geigenmacher  in  /  Schönbach 
b.  Eger,  Böhmen  (gedruckt).  —  Genaue  Kopie  von 
W.  Hoyer,  Schönbach  /  bei  Eger  in  Böhmen  nach  / 
Antonius  Stradiuarius  /  1903  fecit  Cremonae  17  . .  (ge- 
druckt). 

Hoyer,  Wenzl.  gen.  Mart-Wenzl.  —  Geb.1833, 
f  1900 

Er  machte  am  4.  Oktober  1900  in  einem  Anfall  von 
Geistesstörung  seinem  Leben  (auf  dem  sog.  Heu- 
berge) ein  Ende. 

Hoyer.  —  Quittenbach 

Von  dieser  Familie  waren  als  Geigenmacher  tätig: 

Hoyer,  Andreas. —  1717.   1782 

Er  ahmte  das  Stainermodell  nach,  scheint  aber  kein 
Original  gekannt  zu  haben. 

Geigenzettel:  Andreas  Hoyer  /  Musicus  Instrumentalis/ 
in  Quittenbach  1782  (gedruckt). 


Hoyer  —  Huel 


231 


HoyeT,  Christian  Gottfried  (1764) 

Ein  geschickter  Meister.  Seine  Zettel  sind  rot  gedruckt. 
Geigenzettel:  Christian  Gottfried  Hoyer  /  Musicus 
Instrumentenmacher  in  Quittenbach  1764  (gedruckt). 

Hoyer,  Johann  Christof,  lebte  um  1790—1800 

Geigenzettel :  Johann  Christof  Hojer  in  Quittenbach  / 
1794  (gedruckt). 

Hoyer,  Johann  Friedrich,  lebte  in  der  2.  Hälfte 
des  18.  Jahrhunderts 

Er  war  ein  Sohn  oder  Bruder  von  Joh.  Christoph  H. 
und  nicht  besser  als  dieser. 

Geigenzettel:  Johann  Friedrich  Hoyer  Musicus  /  In- 
strumentalis in  Quittenbach  Ao.   17..  (gedruckt). 

Hoyer.  —  Neukirchen  b.  Eger 

Auch  in  diesem  Orte  findet  man  mehrere  Mitglieder 
der  Familie  Hoyer  als  Geigenmacher: 


Hoyer,  A.,  lebt  als  Geigenmacher  in  Erlbach 

bei  Zwickau 
Hoyer,  Anton,  blühte  1810—1830 

In  seinen  Geigen  bezeichnete  er  sich  gerne  als  »Anton 

Hoyer  aus  Prag*. 

Hoyer,  Carl,  ist  noch  tätig 

Hoyer,  Franz.  —  Wien.   1860.   1867 

Wahrscheinlich  aus  Schönbach  stammend.  Nachdem 
er  längere  Zeit  in  Wien  als  Gehilfe  gearbeitet  hatte, 
machte  er  sich  dort  selbständig  und  war  im  ganzen 
nicht  schlecht  in  seiner  Arbeit.  Dem  Vernehmen  nach 
stand  er  in  Geschäftsverbindung  mit  seinem  in  Schön- 
bach verbliebenen  Bruder,  weshalb  die  Firma  auch 
zeitweilig  »Gebrüder  Hoyer«  hieß.  Er  hatte  am  »alten 
Fleischmarkt  Nr.  695«  eine  Niederlage  der  Hoyerschen 
»k.  k.  landesprivilegierten  Musik-,  Blas-  und  Streich- 
instrumentenfabrik«. Sein  Nachfolger  wurde  Ignaz 
Lutz. 

Huber  (Hueber),  Johann  Georg.  —  Wien.  Geb. 
um  1741,  f  6.  März  1772 

Ein  seinerzeit  berühmter  Geigen-  und  Lautenmacher, 
dessen  Arbeiten  heute  noch  sehr  geschätzt  sind,  da  sie 
sich  durch  Sauberkeit  und  schönen,  hellen  Ton  aus- 
zeichnen.  Er  legte  am  7.  Juli  1764  den  Bürgereid  ab    Hürner,    1  h 


Hubert,  Christian  Gottlob.  —  Bayreuth,  Ans- 
bach. Geb.  1714  in  Fraustadt  (Polen),  f  nach 
1786 

Ursprünglich  Lautenmacher,  trat  er  1 740  in  die  Dienste 
der  markgräflichen  Kapelle  in  Bayreuth  und  kam  mit 
dieser  im  Jahre  1769  nach  Ansbach,  wo  er  zum  Hof- 
instrumentenmacher  ernannt  wurde.  Er  verlegte  sich 
in  der  Folge  ganz  auf  den  Klavierbau  und  erlangte 
durch  seine  Erfindungen  und  Verbesserungen  großen 
Ruf.  Ein  bundfreies  Clavichord  von  ihm  vom  Jahre  1 772 
und  ein  kleiner  Flügel  von  1785  befindet  sich  in 
W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum  in  Köln. 

Hudson,  George.  —  Skegness  (Lincolnshire, 
England).  Geb.  27.  Febr.  1859  in  Goods- 
hawfield  (Rossendale  valley) 

Einer  alten  Musikerfamilie  aus  Lancashire  entstam- 
mend, kam  er  1878  nach  Skegness,  wo  sein  Vater  als 
Musikdirektor  in  die  Dienste  des  Earl  von  Scarbo- 
rough  trat.  Bald  darauf  begann  Hudson  das  Geigen- 
machen zu  erlernen  und  beschäftigte  sich  auch  ein- 
gehend mit  Geigenlackversuchen.  Nach  zehnjährigen 
Studien  unternahm  er  es  dann,  neue  Geigen  zu  machen, 
wobei  er  die  Umrißlinien  und  die  Wölbung  nach  geo- 
metrischen Grundsätzen  berechnete.  Er  hat  seitdem 
sehr  viele  Geigen  gemacht,  die  sich  durch  saubere 
Arbeit  und  guten  Ton  auszeichnen.  Seinen  Ollack,  den 
er  in  verschiedenen  Tönen,  von  Bernsteingelb  bis  Rubin- 
rot, anwendet,  bereitet  er  sich  selbst.  Er  gilt  auch  als 
geschickter  Reparateur  und  ist  als  Händler  von  Be- 
deutung. Seine  Werkstatt  führt  das  Schild :  »Cremona 
House«. 

Hueber,  Andreas.  —  Pesth  (Budapest).    1756 

Seiner  Arbeit  nach  gehört  er  der  Wiener  Schule  an  und 
war  nicht  ungeschickt.  Er  hatte  übrigens  auch  Ver- 
suche mit  einem  eigenen  Modell  gemacht,  das  von 
Maggini  beeinflußt  erscheint.  Sein  Lack  hat  sehr  nach- 
gedunkelt. 

Hueber,  Johann.  —  München.   1698 

In  einer  schmucklosen  Laute  fand  sich  sein  Zettel.  Er 

scheint  das  Münchener  Bürgerrecht  nicht  erworben  zu 

haben. 

Geigenzettel:   Johann   Hueber   Lauten-  /  macher   in 

München  /  1698  (gedruckO- 


und  kommt  in  den  Steuerbüchern  von  1765 — 1772  vor. 
Sein  Lack  ist  jetzt  beinahe  ganz  schwarz.  Da  er  in 
jungen  Jahren  starb,  kann  er  nicht  allzu  viele  Geigen 
gemacht  haben.  Sie  sind  jetzt  selten  und  erreichen 
daher  hohe  Preise.  Eine  gute  Geige  aus  dem  Jahre 
1771  von  ihm  besitzt  das  Schottenstift  in  Wien.  — 
Sein  Nachfolger  war  Philipp  Wurm. 
Geigenzettel:  Abb.  367. 

Huber,  Jakob.  —  Basel.   1767 

In  der  Baseler  Sammlung  sind  mehrere  Saiteninstru- 
mente, darunter  eine  datierte  Zither  von  ihm.  Er  war 
wahrscheinlich  ein  Tischler.  Seine  Arbeit  ist  ganz  roh. 


Ein  Musiker,  der  sich  im  19.  Jahrhundert  in  Monte 
Carlo  (Monaco)  mit  Geigenmachen  beschäftigte. 

Huel,  Henri.  -  Paris.   1770.   1783 

Er  wohnte  an  der  Ecke  der  Rue  du  grand  Hurleur  und 
der  Rue  de  St.  Martin  und  hatte  das  Schild  »Au  Roi 
des  Instrumens«.  Seine  Arbeit  war  gut,  sein  Lack  von 
gelbbrauner  Farbe.  Ein  Alto  von  ihm  wird  in  Brunis 
Inventaire  erwähnt,  nur  wird  der  Name  irrig  Huet  ge- 
schrieben. Seine  Geschäftskarte:  s.  Abb.  357. 

Huel,  Joseph.  —  Mirecourt.   1745.   1750 

Vielleicht  der  Vater  des  Henri  H.  in  Paris. 


232 


Huel  —  Hufenreuther 


Huel.  —  Rennes.  f  um  1845 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Henri  H.  Er  nennt  sich  einen 
Schüler  von  Lacote  und  ist,  wie  dieser,  nur  als  guter 
Gitarrenmacher  bekannt. 

Hüller  (Huller),  Augustin.  —  Schöneck.    1 735. 

1775 

Einer  der  besseren  vogtländischen  Geigenmacher  seiner 
Zeit. 

Hüller,  Emanuel,  lebte  in  Graslitz 

Hüller  (Hiller).  Joseph.  —  Wien.  1820 

In  einer  sehr  mittelmäßigen  Geige  fand  sich  sein 
Zettel.    Ich  kenne  Hüller  sonst  nur  als  Klaviermacher. 

Geigenzettel :  Abb.  334. 

Hüller,  Rob.  u.  Vlncenz,  leben  in  Pechbach 

(Böhmen) 
Hummer  s.  Himmer 
Hündgen,  Matthias  Joseph.  —  Düren.    Geb. 

28.  Dez.  1805  in  Düren,  f  daselbst  1874 

Er  war  Geigenmacher  und  Orgelbauer.  Den  Orgelbau 
erlernte  er  bei  Gebr.  Weil  in  Düsseldorf;  wo  er  das 
Geigenmachen  gelernt  hat,  ist  nicht  mehr  festzustellen, 
doch  hat  er  längere  Zeit  in  der  Fremde,  namentlich  im 
Vogtlande,  bei  Geigenmachern  als  Gehilfe  gearbeitet, 
bis  er  sich  im  Jahre  1835  in  seiner  Vaterstadt  selb- 
ständig machte.  Er  hat  nur  wenige  Geigen  gemacht 
und  war  hauptsächlich  als  Reparateur  beschäftigt. 

Geigenzettel:  M.  J.  Hündgen  /  Instrumentenmacher  / 
in  Düren  1865  (gedruckt). 

Hürber  (Hurber),  Gallus  (Gall).  —  Füssen. 

1606 

Er  wird  1606  als  Mitglied  der  Lautenmacherzunft  ge- 
nannt. 


Huet  s.  Huel 


(Mark)  Neu- 


Hüttel    (Hütel),    Andreas, 
kirchen.   1678.   1680 

Wird  1678  als  ein  aus  Graslitz  nach  Schöneck  und  von 
da  nach  Markneukirchen  eingewanderter  Exulant  in  die 
Geigenmacherzunft  aufgenommen,  wobei  man  ihm  die 
Anfertigung  eines  Meisterstückes  in  Anbetracht  seiner 
hinlänglich  bekannten  Kunstfertigkeit  erlassen  hatte. 
Die  Exulanten  genossen  damals  die  Vergünstigung  in 
Neukirchen,  daß  sie  nur  die  halbe  Gebühr  mit  8  fl. 
bezahlen  mußten. 


Hüttel,  Christ.  Fried, 
t  27.  Dez.  1834 


Brunndöbra.    1820. 


Von  Hause  aus  Geigenmacher,  verlegte  er  sich  auf  die 
Saitenmacherei,  kam  aber  auch  damit  auf  keinen  grünen 
Zweig.  Auf  einem  Hausiergang  im  strengen  Winter 
erfror  erund  wurde  tot  aufgefunden. 


Hüttel,  Christian  Heinrich.  —  Lübeck.  Geb. 
12.  Aug.   1783  zu  Klingenthal,  f  23.  Nov. 

1841  in  Lübeck 

Er  kam  »aus  dem  königl.  sächsischen  Vogtlande«  als 
Gehilfe  nach  Lübeck  und  heiratete  am  30.  Mai  1816 
die  Witwe  des  Instrumentenmachers  Kalies  geb.  Beh- 
rotter  (geb.  1779,  f  1828)  und  übernahm  zugleich  die 
Werkstatt  seines  Vorgängers  in  der  Ritterstr.  Nr.  694 
Getzt  St.  Annenstr.).  Er  war  handwerksmäßig  tüchtig 
und  seine  Geigen  klingen  gut,  wenn  auch  etwas  scharf. 
Der  Lack  ist  dunkel,  oft  fast  schwarz  und  glanzlos. 
Geigenzettel:  Christian  Heinrich  Hüttel  /  Lübeck  / 
St.  Annenstraße  No  798  /  Musik-lnstrumentenmacher, 
Darm-  /  Saiten  Fabrike,  Handel  mit  /  allen  Saiten  und 
Blas- Instrumenten,  (gedruckt).  —  Christian  Heinrich 
Hüttel  /  Lübeck,  18  ^  (gedruckO  und  Abb.  347. 

Hüttel,  Johann  Heinrich.  —  Lübeck.  Geb. 
16.  Nov.  1816  zu  Lübeck,  f  daselbst 
11.  Dez.  1850 

Sohn  und  Schüler  von  Christ.  Heinr.  H.  Schon  in 
seinem  18.  Jahre  baute  er  selbständig  allerlei  Gelgen, 
die  die  seines  Vaters  durchaus  übertrafen.  Er  starb 
im  ersten  Mannesalter,  das  Haus,  das  er  von  seinem 
Vater  geerbt  hatte,  wurde  1853  für  3800  Mark  ver- 
kauft. Seine  Arbeiten  sind  aus  gutem  Holz  sauber 
gearbeitet,  der  Lack  ist  trübe,  dunkelrotbraun,  aber  der 
Ton  nicht  schlecht.  Eine  '^  ^  Geige  von  ihm  befindet 
sich  Im  Lübecker  Museum,  eine  Vollgeige  von  1834 
besitzt  Franz  Demuth  In  Lübeck,  usw. 
Gelgenzettel:  Johann  Heinrich  Hüttel  /  Lübeck  1845 
(gedruckt). 

Hütter,  Johann.  —  Graz.    1798.    f  vor  1813 

Im  Häuserschema  der  Stadt  Graz  vom  Jahre  1 798  er- 
scheint er  als  Hausbesitzer,  im  Kommerz-  und  Zivil- 
schema des  Herzogtums  Steyermark  für  1803  wird  er 
als  Violinen-  und  Lautenmacher  in  der  Barmherzigen- 
straße  Nr.  795  aufgeführt.  Im  Jahre  1813  ist  bereits 
seine  Witwe  die  Besitzerin  seines  Hauses. 

Huetter,  Martine,  lebte  im  19.  Jahrh.  in  Rom 

Hütd,  A.  K.  —  Graslitz.  1878.  1910 

Ein  Unternehmer,  der  Geigenmacher  beschäftigt.  Auf 
der  Melbourner  Ausstellung  1880  erhielt  er  dafür  den 
vierten  Preis. 

Hüttl,  Jos.,  lebte  von  1851—1863  in  Ces.  Lipa 

Hüttl,  Vlnzenz.  —  Reichenberg.  1843.  1845 
Er  stammt  sowohl  dem  Namen  als  seiner  Arbeit  nach 
aus  Graslitz.  Seine  Geigen  sind  nur  handwerksmäßig 
gemacht.  Er  machte  auch  Gitarren. 
Geigenzettel :  Vlncenz  Hüttl  /  Feclt  1843  Reichenberg  / 
No  7  (gedruckO  und  .Abb.  329. 

Hufenreuther,  Fritz.  —  Dessau.  Geb.  1868 
Sehr  geschickter  Geigenbauer,  der  nach  Stradivari  und 


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Ollack 


Hug         Hummel 


233 


italienischem  Charakter  verwendet.  Besonders  schön 
sind  seine  Schnecken  und  der  Ton  seiner  Instrumente 
wird  allgemein  gelobt.  Eine  sehr  gute  Violine  von  ihm 
besitzt  Architekt  H.  Bosch  in  Kassel. 

Hug,  Gebrüder,  &  Co.  —  Zürich 

Eine  Handelsfirma  der  Gegenwart  für  Streichinstru- 
mente, die  ihre  Gründung  bis  in  das  Jahr  1807  zurück- 
führt und  Zweighäuser  in  Basel,  St.  Gallen,  Luzern, 
Winterthur,  Straßburg,  Konstanz  und  Leipzig  besitzt. 
Die  Besitzer  unterhalten  seit  etwa  40  Jahren  eine  Re- 
paraturwerkstatt, in  der  jetzt  E.  Tenucci,  der  bei  Züst 
gelernt  hat,  arbeitet.  —  Arnold  Hug,  Teilhaber  der 
Firma,  starb  39  Jahre  alt,  am  7.  September  1905. 

Hugh  s.  Gordon 

Hugo,  Pierre.  —  Mirecourt.    1740.    1758 

Als  Geigenmacher  von  A.  Jacquot  erwähnt. 

Huguenin.  —  Le  Havre.   1810 

Ein  Mirecourter,  der  sich  in  Le  Havre  niedergelassen 
hat.  Sein  Taufname  (in  einer  besseren  französischen 
Violine)  war  nicht  ganz  deutlich  zu  lesen. 
Geigenzettel:  Huguenin  /  fecit.  Portus  gratia  1810  (ge- 
schrieben). 

Huguenin,  Joseph.  —  Mirecourt.  1766.  1789 
Vielleicht  ein  Bruder  des  von  1 776 — 1 789  vorkommen- 
den Nicolas  H. 

Huguier,  Quentin.  —  Rouen.   1573 

Einer  der  ältesten,  dem  Namen  nach  bekannten  Lauten- 
macher Rouens,  der  in  einer  Urkunde  vom  23.  Sep- 
tember 1573  erwähnt  wird. 

Hulinzky,  Thomas  Andreas.  —  Prag.  Geb. 
12.  Dez.  1731  in  Prag,  f  das.  1 1 .  Mai  1788 

Schüler  von  Joh.  U.  Eberle,  der  auch  am  25.  November 
1 760  sein  Trauzeuge  war,  als  er  in  der  Stephanskirche 
mit  Katharina  Matus  vermählt  wurde.  Am  12.  Dezem- 
ber 1776  erlangte  er  das  Bürgerrecht  in  der  Prager 
Neustadt.  In  seiner  Arbeit  ahmt  er  Eberle  nach,  hat 
aber  auch  manche  verwandte  Züge  mit  Jos.  Ant.  Laske, 
und  wie  dieser  machte  er  außer  Geigen  auch  Harfen  und 
Lauten.  Seine  Geigen  zeigen  ein  eigenes  Modell  mit 
hoher  Wölbung  und  sind  nach  der  Form  sehr  sauber 
gearbeitet  und  meist  auch  schön  dunkelrot  oder  rot- 
braun, aber  auch  gelb  lackiert.  Weniger  schön  ist  sein 
brauner  Spirituslack.  Auch  kann  der  Ton  semer  Vio- 
linen nicht  gerade  groß  genannt  werden.  Auf  vielen 
seiner  Zettel  findet  sich  In  der  Mitte  als  Emblem  ein 
lautenspielender  Greif.  Eine  reich  mit  Schildpatt  und 
Elferibeln  eingelegte  Viola  d'amore  von  1766  war  1895 
in  Prag  ausgestellt ;  eine  andere  Viola  d'amore  von  ihm 
mit  gewölbtem  Boden,  stark  eingeschnürter  Decken- 
wölbung und  einem  Amorkopf  mit  verbundenen  Augen 
am  Wirbelkasten  befindet  sich  in  der  Sammlung  alter 
Musikinstrumente  in  Berlin.  Eine  Geige  mit  origi- 
nellen Umrissen  und  Schlangenlinien  statt  der  F- 
Löcher  aus  dem  Jahre  1787  besitzt  Dr.  Smoler  m 
Olmütz.  Eine  14 saitige  Viola  d'amore  von  besonders 


schöner  Ausführung  vom  Jahre  1782  (mit  Original- 
bogen), aus  der  Sammlung  Lanna  stammend,  besitzt 
R.  Leibbrand  In  Berlm. 

Geigenzettel :  Thomas  Andreas  Hulinzky  /  fecit  Pragae, 
Anno  17  .  .  (gedruckt)  und  Abb.  332. 

Hulskamp,  G.  H.  —  New  York.   1862 

Ein  geborener  Westfale,  der  nach  Amerika  auswanderte. 
Er  konstruierte  eine  der  Sprengerschen  Tonschraube 
ähnliche  Spannungsvorrichtung  im  inneren  Körper  der 
Violine,  veränderte  auch  die  Form  so,  daß  die  Geige 
wie  eine  Schachtel  aussah.  Der  Ton  wurde  dadurch 
aber  nicht  verbessert.  Statt  der  F-Löcher  brachte  er 
in  der  Mitte  der  Geige  ein  rundes  Schalloch  an. 

Hume,  Charles  D.  —  Melbourne.   1889.   1910. 
Geb.  in  West-Hartlepol 

Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  dem  es  sehr  zustatten 
kam,  daß  er  sein  Instrument  auch  trefflich  zu  spielen 
versteht.  Gut  vorgebildet  wanderte  er  Im  Jahre  1889 
nach  Australien  aus,  wo  er  bald  durch  gute  Arbeit  zu 
Ansehen  kam.  Seine  Geigen  sind  vorzugsweise  nach 
Stradivari  gebaut  und  zeigen  einen  schönen  Lack.  Er 
besitzt  verschiedene  Ausstellungspreise  und  Anerken- 
nungen erster  Geiger. 

Hume,  Richard.  —  Edinburg.   1535 

Einer  der  ältesten  —  wenn  nicht  der  älteste  bekannte 
englische  Violenmacher.  Er  lebte  zwar  in  Schottland, 
wo  er  zu  großem  Ansehen  gekommen  war,  wird  aber 
ausdrücklich  als  Engländer  bezeichnet.  Eine  Ein- 
tragung von  1535  sagt:  »Item  to  the  Kingis  Grace  to 
Richard  Hume,  Inglismanne,  guhllk  suld  mak  violis 
to  the  Kingis  Grace,  to  by  stuffe  for  the  samin,  XX  Hb.« 

Hume,  (englischer  Geigenbauer  der  Jetztzeit 

Humel,  Claude.  —  Mirecourt.   1820 

Geschickter  Gitarrenmacher,  Großvater  (mütterl.)  von 
Delanoy  in  Bordeaux. 

Hummel   (Humel),   Christian.  —  Nürnberg. 

1709.   1710 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Math.  H.  —  Auch  ein  Michael 
H.  (Hummel)  soll  um  die  gleiche  Zeit  hier  oder  In 
Augsburg  gelebt  haben. 

Hummel,  Matthias.  —  Nürnberg.   1694.   1715 

Ein  seinerzeit  berühmter  Lauten-  und  Geigenmacher. 
Seine  Instrumente  zeichnen  sich  auch  äußerlich  durch 
reiche  Einlagen  im  Geschmacke  Joach.  Tielkes  aus. 
Sein  bester  Schüler  war  Schelle.  Eine  Tenorgamba  von 
1701  von  ihm  besitzt  das  Musikhistorische  Museum  m 
Köln;  eine  »Chitarra  battente«  die  ehem.  Kais.  Samm- 
lung in  St.  Petersburg;  in  einer  italienischen  Laute  Im 
Germanischen  Nationalmuseum  in  Nürnberg  ist  sem 
Reparaturzettel:  Matthias  Hummel  Lauten  /  und 
Geigenmacher  /  Anno  1695  zugericht.  (gedruckt). 

Geigenzettel :  Matthias  Hummel  /  Lauten  und  Geigen-/ 
macher  /  in  Nürnberg  /  Anno  1701 .  (gedruckO- 


234 


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Hummel,  (Mathias)  Matthäus  I.  —  Augsburg. 

1634.  tum  1670 

Wohl  ein  Verwandter  des  gleichnamigen  Nürnberger 
Meisters.  Er  war  der  Schwiegervater  Thom.  Edhngers 
und  wird  allerdings  als  »Tischler«  bezeichnet.  Da  die 
Lauten-  und  Geigenmacher  in  Augsburg  aber  der 
Tischlerzunft  eingeordnet  waren,  so  besteht  doch  die 
Wahrscheinlichkeit,  daß  er  tatsächlich  em  Lauten- 
macher war,  da  auch  sein  Sohn  Lautenmacher  wurde. 
Er  hatte  am  14.  Mai  1634  die  Erlaubnis  zum  Heiraten 
erhalten.  Da  seinem  abwesenden  Sohn  am  18.  Oktober 
1 670  Erbschaftspfleger  ernannt  wurden^),  dürfte  er  um 
diese  Zeit  gestorben  sein.  Eine  Taschengeige  von  ihm 
befindet  sich  in  Berlin  (Sammlung  Snoeck  Nr.  458); 
ein  gleiches  Instrument  in  W.  Heyers  Musikhistori- 
schem Museum  in  Köln  (Nr.  727). 
Geigenzettel :  Mathias  humell  /  in  Augspurg  1 649  (ge- 
schrieben). 

Hummel,   Matthäus    11.  —  Augsburg.    Geb. 

zwischen  1 640  und  1 650.    1 676 

Sohn  von  Matth.  H.  I.  Er  wird  ausdrücklich  als  Lauten- 
macher bezeichnet  und  war  jedenfalls  von  1670 — 1676 
in  der  Fremde.  Am  27.  Juni  1676  erschien  er  am  Pfleg- 
schaftsamt und  erklärte,  daß  er  sein  vom  18.  Oktober 
1670  an  verwaltetes  Vermögen  richtig  erhalten  habe. 
Da  mir  aus  Augsburg  datierte  Arbeiten  seiner  Hand 
nicht  vorgekommen  sind,  halte  ich  es  für  möglich,  daß 
er  mit  Mathias  Hummel  in  Nürnberg  identisch  Ist. 

Hummel,  Richard  Oskar.  —  Markneukirchen. 
Geb.  1885,  gefallen  auf  dem  Felde  der  Ehre 
9.  Aug.  1916 

Er  galt  als  hoffnungsvoller  Geigenmacher. 

Humrich  (Hummrich).  —  Berlin.   18Ö2 

Im  Hohenzollernmuseum  Im  Schlosse  Monbijou  in 
Berlin  befindet  sich  im  Zimmer  der  Königin  Louise 
eine  Mandoline  von  Birnbaum-  und  Tannenholz  mit 
dem  untenstehenden  Zettel.  Humrich  Ist  vermutlich 
derselbe,  der  1802  als  Kammermusiker  und  Violinist 
bei  der  kgl.  Opemkapelle  angestellt  war  und  1815 
Ballettdirigent  WTjrde;  möglicherweise  auch  mit  dem 
Potsdamer  Stadtmusikus  Conrad  Gottlieb  Hummerich 
(1786  bis  1795)  Identisch. 

Geigenzettel:  No  1.  Humrich,  /  Musikalischer  Instru- 
men-  /  tenmacher  In  Berlin  1802  (gedruckt). 

Hums,  Albin.  —  Markneukirchen  1921 

Leitet  eine  gut  eingeführte  Werkstatt  für  Künstler- 
bogen. 

Hums,  Ernst.  —  Geb.  19.  Mai  1837,  lebt  als 
Geigenmacher  in  Markneukirchen 

Hunger,  Christoph  Friedrich.  —  Leipzig.  Geb. 
in  Borstendorf  1718,  f  zu  Leipzig  1787 

Sohn  von  Samuel  H.  Schüler  von  Jauch  m  Dresden. 
Er  war  bis  um  1760  in  Borstendorf  tätig  und  ging  dann 

^)  Darunter  Thom.  Edlinger. 


nach  Leipzig,  wo  er  vermutlich  bei  Johann  Christian 
Hoffmann  arbeitete  und  nach  dessen  Tod  die  alte 
Werkstatt,  die  wahrscheinlich  noch  den  väterlichen 
Schild  führte,  übernahm.  Nur  so  Ist  es  zu  verstehen, 
daß  er  sich  als  den  Nachfolger  Martin  Hoffmanns  an- 
sah, es  sei  denn,  daß  das  M.  als  Abkürzung  für  Meister 
gelesen  werden  sollte.  Er  brachte  es  bald  zu  Ansehen, 
denn  er  arbeitete  recht  gewissenhaft  nach  italienischen 
Vorbildern  und  war  besonders  als  Violen-  und  Violon- 
cellomacher geschätzt.  Seine  beste  Zeit  fällt  in  die 
Jahre  1770 — 1780,  und  man  bezahlte  schon  zu  seinen 
Lebzeiten  30 — 40  Taler  für  seine  Geigen.  Sein  Lack 
Ist  gewöhnlich  hellgelb,  jetzt  aber  oft  nachgedunkelt. 
Alfred  Laubach  in  London  besitzt  eine  breite  Viola  von 
ihm. 

Gelgenzettel :  Christoph  Friedrich  Hunger  /  als  Nach- 
folger des  sei.  M.  /  Hoffmann  In  Leipzig  1781  (geschr.). 

Hunger,  Richard.  —  Halle  a.  S.   191 1 

Geboren  in  Leipzig,  lernte  er  dort  bei  A.  Hermer,  ar- 
beitete als  Gehilfe  u.  a.  bei  J.  J.  Held  in  Beuel  und  ließ 
sich  dann  In  Halle  nieder.  Er  gilt  als  tüchtiger  und 
sorgfältiger  Reparateur  und  baut  seit  einigen  Jahren 
auch  gute  neue  Geigen. 

Gelgenzettel:  Reparirt  von  Rieh.  Hunger,  /  Halle  a./S. 
1899.  (geschrieben). 

Hunger,  Samuel.  —  Borstendorf  b.  Augustus- 
burg.  Geb.  1684,  f  8.  Febr.  1758 

Der  Vater  des  Leipziger  Meisters.  Leider  sind  die 
Borstendorfer  Kirchenbücher  aus  dem  18.  Jahrhundert 
größtenteils  verbrannt,  so  daß  sich  nichts  Sicheres  über 
ihn  ermitteln  ließ.  Er  soll  außer  Gelgenmacher  auch 
Zolleinnehmer  gewesen  sein.  Die  Familie  ist  noch  jetzt 
in  Borstendorf  ansässig.  Hungers  Violen  und  Bässe 
kommen  öfter  vor,  sind  nicht  schlecht  gemacht,  wenn 
auch  ohne  hervorstechende  Eigenschaften. 

Gelgenzettel :  Abb.  344. 

Hurel,  Charles.  —  Paris.   1636 

Er  wird  als  »Luthier«  bezeichnet  und  war  Sachver- 
ständiger Im  Prozeß  Medard. 

Hurel,  Jean.  —  Paris.   1686.   1717 

Wahrscheinlich  der  Sohn  von  Charles  Hurel.  Er  wohnte 
erst  Rue  des.Arcis  (und  hatte  den  Ladenschild  »A  l'ima- 
ge  de  St.-Pierre«)  und  von  1689— 1717  Rue  St.  Martin 
nächst  der  Fontaine  Maubue.  Er  war  Geigenmacher 
der  königlichen  Kapelle  und  wird  von  Sauveur  (Mem. 
de  l'Academie  des  scIences  1 701 )  als  einer  der  Geschick- 
testen gepriesen.  Er  war  nebenbei  auch  Musikalien- 
händler wie  aus  dem  Titelblatt  der  »Traite  de  Viole 
avec  des  Pleces  ä  une  ou  deux  Violes«  hervorgeht,  die 
1686  erschienen  Ist,  und  »chez  l'autheur«,  sowie  »chez 
Jean  Hurel  faiseur  d' Instruments  pour  la  musique  du 
Roy,  rue  des  Arcis  ä  l'image  S.  Pierre«  zu  haben  war. 

Hury,  L.,  lebt  als  Geigenmacher  in  Paris 
Husson.  —  Mirecourt.   1848.   1857 

Teilhaber  der  bekannten  Fabriksfirma  »Husson,  Bu- 
thod  et  Thibouville«  und  als  solcher  Leiter  der  Ab- 
teilung für  Blasinstrumente. 


H 


usson  —  Jacobsz 


Jacobs 


235 


Husson,  Charles-Claude.  —  Mirecourt.    1850. 

1870 

Ein  sehr  geschickter  Bogenmacher,  der  auch  tüchtige 
Schüler  heranbildete,  so  seinen  1847  geborenen  gleich- 
namigen Sohn,  Alfred  Lamy  und  Arthur  Vigneron  usw. 
Nur  die  Bogen  des  Sohnes  tragen  die  Brandmarke: 
»Ch.  Husson«. 

Husson,  Charles-Claude.  —  Paris.    Geb.  1847 

in  Mirecourt 

Schüler  seines  gleichnamigen  Vaters.  In  Paris  arbeitete 
er  im  Jahre  1873  bei  J.  B.  Vuillaume,  1875  bei  F.  N. 
Voirin,  1878  bei  Gand  &  Bemardel  und  machte  sich 
schließlich  in  der  Rue  du  Faubourg-Saint  Denis  selb- 
ständig. Seine  Bogen  sind  sehr  schön  ausgeführt  und 
tragen  die  Marke  »Ch.  Husson«. 

Husson,  Louis.  —  Mirecourt.   1768.   1787 
Vielleicht  der  Großvater  von  Charles-Claude  H. 

Husson,  Nicolas.  —  Mirecourt.  1 750.  f  2.  Feb. 

1779 

Der  um  1 750  aus  Charmes  m  Lothrmgen  nach  Mire- 
court eingewanderte  Stammvater  der  Familie. 

Huyghen,  Thomas.  —  Utrecht.  17.  Jahrh. 

Das  Nordische  Museum  in  Stockholm  besitzt  eine 
kahnförmige  Taschengeige  von  ihm,  mit  Elfenbein  und 
Perlmutter  eingelegt  und  mit  einem  geschnitzten 
Kinderköpfchen  am  Wirbelkasten.  Außer  den  C-för- 
migen  Schallöchern  findet  sich  unter  dem  Griffbrett 
ein  kleines  Herz  ausgeschnitten.  Auf  dem  Griffbrett 
geben  kreisrunde  Einlagen  die  Stellen  der  Griffe  an. 
Das  zu  diesem  Instrument  gehörige  und  erhaltene 
Lederfutteral  trägt  die  Jahreszahl  1664  und  wenig  älter 
dürfte  dem  Aussehen  nach  die  Taschengeige  selbst  sein. 
Leider  ließ  sich  in  Utrecht  über  diesen  Meister  nichts 
Sicheres  feststellen.  Wohl  findet  sich  der  Eintrag,  daß 
am  31.  August  ein  Thomas  Huge  die  Marigje  Peters 
geheiratet  habe,  doch,  da  der  Beruf  dieses  Huge  nicht 
angegeben  ist,  läßt  sich  trotz  der  großen  Wahrschein- 
lichkeit nicht  sagen,  daß  er  der  Verfertiger  der  Taschen- 
geige gewesen  ist. 
Geigenzettel:  Thomas  Huyghen  /  t'  Vtrecht.  (gedr.). 

Huysmans,  Ägidius.  —  Antwerpen.   1 7.  Jahrh. 

Er  gehörte  nicht  der  Lukasgilde  an,  doch  besitzt  Berlin 
aus  der  Sammlung  Snoeck  ein  schönes  Tympanon  von 
ihm,  auch  kommen  Geigen  mit  seinem  Namen  vor  und 
wurden  schon  vor  dem  Krieg  mit  400  Mark  bezahlt. 
Geigenzettel:  /Egidius  Huysmans,  fecit  Antwerpiae 
(gedruckt). 

Hyde,  Andrew.  —  Northampton  (Mass.).  Geb. 
1842  in  Lu  (Mass.  Am.) 

Von  Hause  aus  war  er  Mechaniker  und  mehrere  Jahre 
lang  Gehilfe  bei  Thom.  A.  Edison.  Verschiedene  Er- 
findungen, die  er  gemacht  hat,  sicherten  ihm  ein 
schönes  Einkommen ;  da  er  aber  seit  seinem  1 1 .  Lebens- 
jahre das  Violinspiel  mit  Eifer  betrieb,  begann  er  auch. 


mit  seiner  Geige  Versuche  anzustellen.  Er  studierte 
das  Geigenmachen  theoretisch  und  baute  anfangs  zu 
seinem  Vergnügen  auch  eine  Anzahl  Geigen ;  im  Jahre 
1886  aber  konnte  er  sich  bereits  als  Geigenmacher  in 
Northampton  niederlassen.  Seine  Arbeiten,  die  alten 
Meistern  nachgeahmt  sind,  werden  gelobt  und  in 
Amerika  gern  gekauft,  und  obwohl  er  nie  mehr  als 
zwei  Gehilfen  beschäftigte,  hat  er  doch  bereits  über 
1200  Violinen,  Violen  und  Violoncelli  gebaut.  Seine 
Biographie  erschien  im  März  1894  im  »Boston  Leader«. 


Jacklin,  lebt  als  Geigenmacher  m  Hüll 
Jacob  (Jakob),  Johann  Georg.  —  Klingenthal. 

1748.  1779 

Die  Arbeiten,  die  seinen  Namen  tragen,  sind  denen  der 
Familien  Hoyer  und  Hopf  gleichwertig. 

Jacobi?  —  Meißen?   18.  Jahrhundert 

Nach  Hart  ein  trefflicher  Lautenmacher.  Auch  de 
Piccolellis  erwähnt  ihn,  wahrscheinlich  aber  ist  Hart 
seine  Quelle.  In  Meißen  ist  Jacobi  nicht  nachzuweisen. 
Vermutlich  hat  Hart  den  Namen  schlecht  gelesen  und 
den  Ort  mißverstanden.  Er  hatte  vielleicht  einen  Zettel 
eines  Füssener  Meisters  (Helmer  in  Leipzig,  der  aus 
Füssen  war,  wurde  ja  auch  als  aus  »Meißen«  stammend 
angegeben)  vor  sich,  und  der  Name  Jacobi  war  vielleicht 
nur  der  Taufname  (etwa  von  Jakob  Langenwalder). 


Jacobsen,   Thomas.    —    Kopenhagen.     1810. 

t  1853 

Schüler  von  N.  J.  Lund,  arbeitete  auch  bei  Bausch  in 
Leipzig,  Engleder  in  München,  Sprenger  in  Nürnberg 
und  bei  Vuillaume  in  Paris.  Nachdem  er  noch  Frank- 
reich, England  und  Italien  bereist  hatte,  ließ  er  sich  als 
Geigenmacl-er  in  Kopenhagen  nieder  und  wurde  da 
Hof  instrumentent  acher.  Er  wohnte  erst  in  der 
Sqvaldergade  und  dann  in  der  Knarbrostraede  Nr.  1 34. 
Seine  Violinen  und  Violoncelli  sind  recht  gut  und  nach 
den  besten  Vorbildern  ausgeführt.  Auch  sein  Sohn  ist 
Geigenmacher  geworden. 

Geigenzettel :  Repareret  af  /  Ksl.  Hof- Instrumentmager 
Th.  Jakobsen  /  Squaldergaden  169Kbhn.  1851  (gedr.). 

Jacobsz,  Hendrick.  —  Amsterdam.   1690.  1712 

Wohl  der  berühmteste  holländische  Geigenmacher, 
dessen  Geschichte  von  einem  ganzen  Sagenkranz  um- 
woben ist.  So  soll  er  in  Cremona  gelernt  haben  und  so- 
gar der  Stiefbruder  des  letzten  Amati  gewesen  sein^). 
Neuere  Forschungen  suchen  es  wahrscheinlich  zu 
machen,  daß  er  der  Schwager  Amatis  war.  Es  steht 
jedenfalls  fest,  daß  er  Nie.  Amati  vortrefflich  nachzu- 
ahmen verstand.  Sein  Lack  ist  rotbraun.  Jacobsz  gilt 
als  der  erste,  der  Fischbein  zu  den  Einlagen  verwendete, 
weshalb  Händler  auch  jede  mit  Fischbein  eingelegte 
Geige  kurzweg  als  eine  »Hendrick  Jacobs«  bezeichnen. 
Seine  Arbeiten  kommen  jetzt  ziemlich  selten  vor  und 


')  Es  wäre  auch  möglich,  daß  er  verwandt  war  mit  dem 
flandrischen  Silberschmied  Jacobsz,  der  1622  in  Bologna 
lebte. 


236 


Jacob: 


acobsz 


Jacquot 


stehen  hoch  im  Preis,  dürften  aber  auch  früher  nicht 
häufig  gewesen  sein,  denn  selbst  das  Selhofsche  Ver- 
zeichnis (1759)  führt  nur  zwei  Geigen  von  ihm  auf. 
Eine  hübsche  Violine  befindet  sich  aus  der  Sammlung 
Snoeck  in  Berlin.  Bis  etwa  1686  schrieb  er  sich  nach  der 
älteren  Schreibweise  Hendrick  Jacobsz,  später  einfach 
Hendrik  Jacobs. 
Geigenzettel:  Abb.  386. 

Jacobsz,  Peeter  s.  Rombouts 
Jacot,  A.  —  Paris.   1885.   1893 

Altester  Sohn  von  Jean-Charles  J.,  der  die  väterliche 
Werkstatt  übernahm  und  nach  Paris  verlegte. 

Jacot,   Jean-Charles.   —  Metz.     Geb.    1811, 
f  1887  in  Pont  ä  Mousson 

Er  begann  als  Instrumentenhändler  und  hat,  ohne  ein 
großer  Künstler  sein  zu  wollen,  doch  einige  recht  gute 
Geigen  hinterlassen.  Sein  älterer  Sohn  wurde  gleich- 
falls Instrumentenmacher  und  hatte  sich  in  Paris  nieder- 
gelassen. 

Jacquet.  —  Paris.   1765 

Ein  Mirecourter,  der  sich  in  Paris  niedergelassen  hat, 
wo  er  den  Werkstattschild  »Au  Genie  de  l'Harmonie* 
führte. 


Jacquot,  Charles.  —  Nancy,  Paris.  Geb.  in 
Mirecourt  1804,  f  zu  St.  Maur-les-Fosses 
30.  März  1880 

Sohn  von  Henry  J.,  der  ursprünglich  Geigenmacher 
war,  während  der  Revolution  zum  Militär  kam  und 
schließlich  Regimentsschneider  wurde.  Als  ein  Spröß- 
ling der  ältesten  französischen  Geigenmacherfamilie, 
in  der  sich  die  Kunst  des  Geigenbaus  bis  auf  den 
heutigen  Tag  fortgeerbt  hat,  kam  er  mit  15  Jahren  zu 
Nicolas  aine  in  die  Lehre,  dann  zu  Breton  und  ging 
1823  nach  Nancy,  wo  er  bis  1827  als  Gehilfe  arbeitete, 
dann  Catherine  Vuillaume  heiratete  und  in  der 
Rue  de  la  Poissonerie  Nr.  19  seine  eigene  Werkstatt 
eröffnete.  Er  war  einer  der  talentvollsten  französischen 
Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts,  der  auf  allen  Aus- 
stellungen, die  er  beschickte,  Preise  erhielt.  Er  blieb  bis 
1852  in  Nancy,  übergab  dann  seine  Werkstatt  seinem 
Sohne  und  einzigen  Schüler  Pierre-Charles  J.  und  ging 
nach  Paris,  wo  er  zuerst  m  der  Rue  des  Vieux  Au- 
gustins  eine  neue  Werkstatt  eröffnete,  die  er  später  in 
die  Rue  de  l'Echiquier  verlegte.  Er  arbeitete  muster- 
gültig nach  Stradivari  und  Guarneri  und  hatte  einen 
prachtvollen  Lack. 

Geigenzettel:  Abb.  384. 


Jacquet,  Gabriel-Xavier. 
8.  Jan.  1838 

Sohn  von  Joseph-Xav.  J.  Ein  sehr  geschätzter  Baß- 
macher. Sein  Sohn  Moise-GabnelJ.,  geb.  um  1870,  war 
sein  bester  Mitarbeiter. 

Jacquet,  J.  —  Alen^on.   1796 

Ein  Mirecourter,  der  sich  in  der  Stadt  der  Alenq:on- 
spitzen  und  -Diamanten  und  der  Granithäuser  nieder- 
ließ und  hauptsächlich  als  Wiederhersteller  beschäftigt 
wurde. 

Geigenzettel:  Racommode  par  J.  Jacquet  /  A  ALEN- 
CON  L'an  1796  (gedruckt). 

Jacquet,  Joseph-Xavier.  —  Mirecourt.  Geb. 
10.  April  1810,  t  nach  1860 

Jacquet  (Jacquet-Gand),  Gabriel.  —  Mire- 
court. Geb.  15.  Febr.  1848,  f  26.  Okt.  1899 

Zweiter  Sohn  von  Joseph-Xav.  J.  Er  fügte  seinem 
Namen  den  Familiennamen  seiner  Frau  (Gand)  hinzu, 
und  war  ein  Geigenmacher,  der  besonders  gute  Bässe 
machte,  doch  sind  auch  einzelne  sorgfältiger  ausge- 
führte, doppelt  eingelegte  Violoncelli  von  ihm  bekannt. 
Er  ist  der  Schwiegervater  von  Leon  Mougenot  und  des 
Pariser  Bogenmachers  Eugene  Sartory.  Seine  Söhne 
setzten  sein  Geschäft  fort,  nur  der  jüngste  ist  Geigen- 
macher-Werkzeugfabrikant  geworden.  —  Sie  ver- 
wenden eine  Brandmarke. 

Jacquot.  —  Mirecourt 

Eine  Familie,  in  der  das  Geigenmachen  seit  mehr  als 
dreihundert  Jahren  ununterbrochen  als  Beruf  geübt 
wurde.  E.  Ch.  Albert  Jacquot,  selbst  ein  trefflicher 
Meister,  weist  die  folgenden  seiner  Vorfahren  als 
Gei^enmacher  nach : 


Mirecourt     Geb     J^^^Q^ot'    Etienne-Charles-Albert.  —   Nancy. 

Geb.  in  Nancy  18.  Sept.  1853 


Sohn  und  Schüler  von  Pierre-Charles  J.  Um  sich  weiter 
zu  vervollkommnen ,  war  er  von  1 869  an  in  Deutschland , 
ging  dann  nach  Brüssel  und  Paris,  überall  bei  den  ersten 
Meistern  arbeitend,  und  trat  1880  als  Teilhaber  in  die 
väterliche  Werkstatt  ein.  Er  ist  einer  der  bedeutendsten 
französischen  Geigenmacher  der  Gegenwart,  er  arbeitet 
nach  Stradivari,  Guarneri,  Amati,  Maggini  usw.,  wobei 
er  die  Resultate  eigener  Studien  in  bezug  auf  die  Holz- 
stärke, die  Umrißhnien  usw.  verwendet.  Seine  Geigen 
zeichnen  sich  durch  größte  Sauberkeit  der  Arbeit  und 
eine  außerordentliche  Gleichmäßigkeit  im  T°"^  ^^^' 
die  er  zum  Teil  seinem  trefflichen,  fetten  Ollack  zu- 
schreibt; er  wurde  auf  allen  Ausstellungen  durch  erste 
Preise  ausgezeichnet.  Er  ist  außerdem  ein  gründlicher 
Kenner  der  Musikgeschichte  und  des  Instrumenten- 
baues seiner  Heimat  und  hat  mehrere  wertvolle  Mono- 
graphien veröffentlicht,  ferner  ist  er  Mitglied  der 
archäologischen  Gesellschaft  für  Lothringen  und 
einiger  .Akademien,  Offizier  de  1' Instruction  Publique 
und  Ritter  des  Leopold-Ordens  usw.  usw.  Seine  Geigen 
haben  am  unteren  Ende  des  Halses  eine  Brandmarke, 
im  Innern  einen  gedruckten  Zettel  mit  seinem  Namen, 
links  ein  Schildchen  mit  den  Buchstaben  A.  J.  durch 
ein  Kreuz  geteilt  und  dem  Meisterhut  darüber,  rechts 
das  Wappen  von  Lothringen. 

Geigenzettel:  Abb.  394. 

Jacquot,  Fernand.  —  Nancy.  Geb.  1 1 .  Juli  1 884 

Sohn  von  E.  Ch.  Albert  J.  und  Schüler  von  Frebinet 
und  Mougenot-Gauche  in  Mirecourt.  Nach  Beendi- 
gung seiner  Lehrzeit  vervollkommnete  er  seine  Kennt- 
nisse in  der  väterlichen  Werkstatt  und  erhielt  bereits 
1905  in  Lüttich  eine  goldene  Mitarbeitermedaille  für 
seine  vorzügliche  Arbeit, 


Jacquot,  Jules-Victor  —  Jacquot,  Nicolas  I. 


237 


Jacquot,  Fran^ois  I.  —  Mirecourt.    1694 
Er  wird  ausdrücklich  als  Luthier  bezeichnet. 

Jacquot,  Fran^ois  II.  —  Mirecourt.   Geb.  um 
1675,  t  nach  1729 

Sohn  des  Jean  J.  und  der  Catherine  Maillard. 

Jacquot,    Fran^ois    III.   —  Mirecourt.     Geb. 
19. Jan.  1740,  t  nach  1789 

Er  wurde  als  Geigenmacher  im  Jahre  1764  Meister, 
wohnte  im  VI.  Quartier  und  gehörte  der  Innung  bis  zu 
ihrer  Auflösung  im  Jahre  1789  an.  Die  Familie  bewahrt 
noch  eine  Probe  seiner  Arbeit,  die  beweist,  daß  er  nicht 
ungeschickt  war  und  ein  schönes  Modell  hatte. 

Jacquot,  Jean.  —  Mirecourt.   1717.   1718 

Man  weiß  nur,  daß  er  im  Jahre  1717  als  Geigenmacher 
heiratete. 

Jacquot,  Jean-Charles. —  Mirecourt.  Geb.  um 
1680,  t  II.  Aug.  1740 

Von  ihm  steht  noch  nicht  fest,  daß  er  Geigenmacher 
war,  doch  ist  es  sehr  wahrscheinlich. 

Jacquot,  Jean-Fran?ois  I. —  Mirecourt.    1741 . 
1745 

Ein  Geigenmacher,  der  mit  Agnes  Perrard  verheiratet 
war.  Vielleicht  ist  er  identisch  mit  dem  in  den  Registern 
schon  1710  und  1711  vorkommenden  Luthier  dieses 
Namens. 

Jacquot,  Jean- Fran 901s  II. —  Mirecourt.  Geb. 
31.  Mai  1741,  t  nach  1789 

Sohn  von  Jean  Frangois  1  und  wohl  auch  dessen 
Schüler.  Er  war  mit  Jeanne  Harmand,  die,  wie  er,  einer 
alten  Geigenmacherfamilie  entstammte,  verheiratet.  Er 
gehörte  der  Mirecourter  Geigenmacherzunft  von  1773 
bis  1789  als  Meister  an. 

Jacquot,  Jean-Nicolas.  —    Mirecourt.    Geb. 
nach  1730,  t  nach  1780  (?) 

Sohn  von  Nicolas  II  J.  Er  heiratete  1758  Anne  Chilly 
und  galt  als  sehr  geschickter  Geigenmacher. 

Jacquot,  Joseph  I.  —  Mirecourt.    1732.    1737 

Da  er  Sohn  eines  Geigenmachers  war  und  die  Paten 
seiner  Kinder  stets  aus  den  Kreisen  der  Geigenmacher 
gewählt  hatte,  wird  auch  er  als  Geigenmacher  anzu- 
sehen sein. 

Jacquot,  Joseph  II.  —  Mirecourt.    1740.    1768 
Als  Geigenmacher  in  den  Matrikeln  bezeichnet. 

1735.    Jacquot,  Nicolas  I.  —  Mirecourt.    Geb.  um 
1680,  lebte  noch  nach  1704 

Wahrscheinlich    wie    die    meisten    Mitglieder    seiner         Ein  Geigenmacher,  der  mit  Anne  Perrin  verheiratet 
Familie  Geigenmacher.  war. 


Jacquot,  Jules- Victor.  —  Nancy.  Geb.  12.  Aug. 

1855  in  Nancy 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  von  P.  Gh.  J.  und  Teilhaber 
der  fortblühenden  Firma.  Auch  ihm  wird  große  Ge- 
schicklichkeit nachgerühmt,  doch  gab  er  nach  seiner 
Verheiratung  seinen  Beruf  auf,  trat  in  das  Geschäft 
seines  Schwiegervaters  ein  und  wurde  Kaufmann. 

Jacquot,  Pierre-Charles.  —   Nancy.    Geb.  in 
Nancy  10.  März  1828,  f  19.  Jan.  1900 

Schüler  seines  Vaters  Charles  J.  Er  führte  dessen  Werk- 
statt von  1853  an  in  Nancy  fort.  Seine  Arbeit  muß 
als  künstlerisch  bezeichnet  werden.  Als  seine  beiden 
Söhne  ausgebildet  waren,  änderte  er  seine  Firma  in 
»Ch.  Jacquot  et  fils«.  Er  war  Ritter  der  Ehrenlegion  und 
besaß  viele  Medaillen  usw.  —  Er  behielt  zeitlebens  die 
väterliche  Werkstatt  in  der  Rue  de  la  Poissonnerie  19 
(jetzt  Rue  Gambetta)  und  gehörte  wie  sein  Vater  zu  den 
besten  französischen  Geigenmachern  seiner  Zeit. 
Nebenbei  sei  bemerkt,  daß  er  auch  ein  talentvoller 
Zeichner  war. 
Geigenzettel:  Abb.  397. 

Jacquot,  Andre.  —  Mirecourt.   f  vor  1616 

Wohl  das  älteste  bis  jetzt  bekannte  Mitglied  der  jetzt 
noch  blühenden  Geigenmacherfamilie,  die  somit  die 
älteste  in  Frankreich  ist,  in  der  das  Geigenmachen  bis 
auf  den  heutigen  Tag  geübt  wird. 

Jacquot,  Claude  I.  —  Mirecourt.    161 1 .    1618. 
Geb.  um  1580 

Auf  ihn  geht  die  heute  noch  blühende  Geigenmacher- 
familie in  gerader  Linie  zurück.  Er  wird  ausdrücklich 
als  Geigenmacher  bezeichnet  und  war  mit  Edeline  .  .  . 
verheiratet. 

Jacquot,    Claude    II.    —    Mirecourt.     Geb. 
17.  März  161  l,t  27.  April  1690 

Sohn  von  Claude  I  J.  und  wie  dieser  ein  geschickter 
Geigenmacher.  Eine  gute  Arbeit  von  ihm  wird  noch  in 
der  Familie  aufbewahrt.  Seine  Frau  hieß  Mengeotte. 

Jacquot,  Claude  III.  —  Mirecourt.    f  6.  Juni 
1697 

Sohn  von  Pierre  und  Enkel  von  Claude  I  J.  Vermutlich 
identisch  mit  dem  am  29.  Febr.  1645  geborenen  Claude 
Nicolas  J.,  der  mit  Anne  Catherine  Roblot  verheiratet 
war. 

Jacquot,  Claude- Fran^ols. —  Mirecourt.  Geb. 
5.  Juli  1685,  t  nach  1772 
Sohn  von  Claude  III  J.  und  wie  dieser  Geigenmacher. 


Jacquot,    Dominique.    —    Mirecourt. 
t Juni  1742 


238 


Jacquot  —  Jais 


Jacquot,  Nicolas  II.  —  Mirecourt.    Geb.  um 
1700,  t  vor  1763 

Ein  Gelgenmacher,  der  mit  Marie,  der  Tochter  des 
Geigenmachers  Villemin  verheiratet  war.  Er  arbeitete 
sehr  sauber,  hatte  einen  fetten,  helhot-goldigen  Lack 
und     verwendete      den     Brandstempel:     NICOLAS 

JACQUOT  /  A  PARIS. 

Jacquot,  Nicolas  III.  —  Mirecourt.    1787 
Er  heiratete  im  Juni  1787  und  kommt  in  den  Registern 
des  gleichen  Jahres  als  Geigenmacher  vor. 

Jacquot,  Nicolas  IV.  —  Mirecourt.    Geb.  um 
1750,  t  2.  Aug.  1841 

Er  verlegte  sich  schon  frühzeitig  auf  das  Bogenmachen 
und  brachte  es  darin  zu  besonderer  Geschicklichkeit. 
Seine  Bogen  tragen  seinen  Namen  als  Brandmarke. 


M 


ire- 


Jacquot    (Taufname    unbekannt), 
court.  t  vor  1719 

Man  weiß  nur,  daß  er  als  Geigenmacher  eine  Witwe 
hinterließ. 

Jäger,   Carl.  —  Hildesheim.    Geb.   27.  Nov. 
1841  in  Neustadt  am  Hohnstein  (Harz) 

Ursprünglich  war  er  Musiker  und  diente  als  solcher  im 
vormaligen  hannoverschen  Gardejägerbataillon.  Seiner 
besonderen  Vorliebe  folgend,  erlernte  er  von  1862  bis 
1 866  bei  Erasmus  Schiefler  das  Geigenmachen,  arbeitete 
noch  zwei  Jahre  lang  praktisch  und  ließ  sich  am  1 .  Sept. 
1868  in  Hildesheim  als  Geigenmacher  nieder.  Er  ar- 
beitet meist  nach  Stradivari  und  verwendet  einen  selbst- 
bereiteten, gewöhnlich  gelbbraunen  Lack.  Unter  den 
von  ihm  gemachten  Geigen  ist  jene  bemerkenswert,  die 
statt  der  Schnecke  den  Kopf  des  Königs  Georg  V.  von 
Hannover  zeigt.  Griffbrett,  Wirbel  und  Saitenhalter 
sind  daran  von  Elfenbein.  Die  Lage  des  Baßbalkens  be- 
rechnet er  nach  einem  eigenen  Verfahren.  Auch  die 
Form  der  sechs  Klötzchen  weicht  bei  ihm  von  der 
üblichen  ab.  Er  erfand  ferner  einen  Geigenbogen  mit 
verschiebbarer  Bewicklung. 

Geigenzettel:  Abb.  392. 

Jaeger,     Hans.     —    Markneukirchen.      Geb. 
25.  Nov.  1858  in  Bad  Elster 

Schüler  von  Ludwig  Glaesel  sen.,  bei  dem  er  sechs 
Jahre  blieb.  Im  Jahre  1876  begab  er  sich  auf  die 
Wanderschaft  und  fand  nach  vorhergegangener  Probe- 
arbeit Stellung  bei  X.  Kerschensteiner  in  Regensburg. 
Hier  konnte  er  sich  in  jeder  Richtung  ausbilden  und 
blieb  da  bis  1880.  Er  leistete  dann  in  Ingolstadt  seiner 
Militärpflicht  Genüge  und  war  zwei  Jahre  Unter- 
offizier. 1883  kehrte  er  nach  Markneukirchen  zurück 
und  trat  bei  Glaesel  und  Herwig  ein  und  ging  dann 
nach  Amsterdam  als  Geschäftsführer  der  Witwe  Hampe, 
von  wo  er  1885  nach  Markneukirchen  ging,  um  seine 
eigene  Werkstatt  zu  eröffnen.  Er  hat  auf  seinen  Reisen 
durch  Bayern,  Holland,  Belgien  usw.  jede  Gelegenheit, 
sich  zu  vervollkommnen,  benutzt  und  versteht  es  vor- 


züglich, alte  Meisterwerke  genau  zu  imitieren.  Seine 
Geigen  sind  sorgfältig  gearbeitet  und  haben  einen 
schönen  Ollack. 

Jaeger,  Hermann.  —  Breslau.   Geb.  in  Mark- 
neukirchen I.Jan. 1867 

Schüler  von  Karl  Weller.  Nachdem  er  in  Dresden  und 
Berlin  als  Gehilfe  gearbeitet,  gründete  er  1890  sein 
Geschäft  in  Breslau  und  führt  Ausbesserungen  sowie 
auch  neue  Instrumente  nach  eigenen  Modellen  oder 
nach  Stradivari  aus.  Er  lackiert  mit  einem  Ollack  eigener 
Zubereitung. 

Jaeger,    Joh.    Adam.    —    (Mark)Neukirchen. 
Geb.  1688,  f  1765  im  Alter  von  77  Jahren 

weniger  4  Monate  24  Tage 

Der  Stammvater  der  heute  noch  blühenden  Familie, 
ein  guter  Geigenmacher  seiner  Zeit,  der  am  15.  Dez. 
1716  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen  wurde,  bei 
welcher  Gelegenheit  ihm  gegen  Erlag  von  16  Talern 
erlassen  wurde,  die  »Meistermahlzeit  in  natura  auszu- 
richten«, da  er  eine  »arme  vater-  und  mutterlose  Waise« 
sei. 

Jaeger,  Johann  Georg.  —  (Mark)Neukirchen 

um  1770 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Joh.  Adam  J.  Er  scheint  jedoch 

weder  in  Markneukirchen  geboren,  noch  dort  gestorben 

zu  sein. 

Geigenzettel :  Johann  Georg  Jaeger  /  Violinmacher  in 

Neukirchen,  (gedruckt). 

Jaeger,  Otto,  eine  Musikinstrumentenmacher- 
firma in  Frankfurt  a.  0. 

Jaie  s.  Jay 

Jais,  Alois.  —  Mittenwald.   1848 

Einer  der  besten  Mittenwalder  Geigenmacher  seiner 
Zeit,  der  die  guten,  alten  Traditionen  pflegte,  aber  auch 
die  Italiener  kannte  und  aus  ihrem  Studium  Vorteil  zu 
ziehen  wußte. 

Jais,  Andreas.  —  Mittenwald,  Tölz.  Geb.  um 
1685,  t  nach  1749 

Sohn  des  Georg  Jais  und  der  Katharina.  Er  wird  schon 
1707  als  Lautenmacher  bezeichnet  und  macht  1707  — 
er  ist  noch  ledig  —  ein  Violoncello  für  den  »Verleger« 
(Händler)  J.  Baader  und  wird  1 709  Pate  bei  Johann  Carl 
Klotz,  dem  Sohne  des  Mathias.  —  Er  siedelte  bald 
darauf  nach  Tölz  über,  wo  er  am  22.  Juni  1711  Anna 
Lerch  (t  im  Kindbett  am  23.  Juni  1 7 1 8)  heiratete.  Kurz 
nach  dem  Tode  seiner  Frau  (am  16.  Aug.  1718)  ging  er 
mit  Elisabeth  Leer  aus  Wolfrathshausen  (f  1759)  eine 
zweite  Ehe  ein.  Sein  Modell  ist  hochgewölbt,  der  Lack 
mager,  rötlich  und  die  Arbeit  vorzüglich.  Sehr  schön 
sind  auch  seine  Löwenköpfchen  am  Wirbelkasten.  Auf 
die  Einlage  verwendete  er  weniger  Sorgfalt  und  ließ  sie 
am  Boden  oft  ganz  fehlen,  wo  er  sie  durch  gezeichnete 
Linien  ersetzte.  Ebensogut  wie  seine  Violinen  sind 
seine  Violen,  Violoncelli  und  Liebesgeigen.    Er  hatte 


Jals     -'  J'Anson 


239 


sechs  Söhne.  Daß  er  schon  zu  Lebzeiten  hoch- 
geschätzt wurde,  dafür  spricht,  daß  er  im  Tölzer 
Kirchenbuche  ausdrücUich  »Künstler«  genannt  wird. 
Vgl.  (Stuttgarter)  Antiquitäten-Zeitung  1902,  Nr.  5. 
hin  Violoncello  von  1707  besitzt  der  Geigenverleger 
Joh.  Bader.  Eine  sechssaitige  Viola  von  ihm  vom  Jahre 
1 733  besitzt  das  Bachhaus  zu  Eisenach. 
Geigenzettel:  Andreas  Jaiss  Lautten-  /  macher  m  Tölz 
Ao  1739  (gedruckt). 

Jais,  Anton.  —  Mittenwald.  Geb.  3.  Febr.  1 748, 

t  nach  1836 

Sohn  von  Franz  Jais  und  wohl  auch  dessen  Schüler. 
Seine  Arbeit,  die  manchmal  auf  ein  Amatimodell  zu- 
rückgeht, steht  auf  gleicher  Höhe  mit  der  seiner 
besseren  Zeitgenossen,  namentlich  verdient  sem 
schö.^es  Deckenholz  gelobt  zu  werden.  Sein  Lack  ist 
gelb  oder  gelbbraun. 
Geigenzettel :  Abb.  389. 

Jais,  Franz.  —  Mittenwald.   1720.   1757 


Er  gehört  der  Klotzschule  an  und  zeichnet  sich  durch 
besonders  sorgfältige  Ausführung  der  Einlagen,  den 
Schnitt  der  F-Löcher  und  der  Schnecken  aus.  Sein 
Lack  ist  gelbbraun  oder  rotbraun. 

Jais,  Johannes.  —  Tölz.   Geb.  in  Tölz  14.  Jan. 
1715,  t  das.  11.  Juni  1765 

Sohn  und  Schüler  von  .Andreas  J.,  dem  er  sehr  nahe- 
kommt. Statt  der  Schnecken  bringt  er  auch  gerne 
Köpfchen  (mit  verbundenen  Augen,  Tierköpfchen 
usw.)  an. 

Geigenzettel:  Johannes  Jaiss  /  Lauten-  /  macher  m 
Tölz  /  1 762.  (gedruckt). 

Jais,  Johann.  —  Bozen.   Geb.  1752  in  Mitten- 
wald, f  nach  1780 

Sohn  von  Franz  Jais.  Seine  Arbeit  ist  von  guter  Tiroler 
Art  und  hat  braunen  Lack. 
Geigenzettel :  Abb.  390. 

Jais,  Johann.  —  Mittenwald.   1918 

Sohn  von  Alois  J.  Da  er  bisher  zumeist  für  die  Verleger 
arbeitete,  ist  er  noch  wenig  bekannt. 

Jais,  Joseph.  —  Mittenwald.    Geb.   17.  März 
1750.   1770 

Sohn  von  Franz  J.  Er  scheint  in  jungen  Jahren  gestor- 
ben zu  sem. 

Jais,  Mathias.  —  Mittenwald.    Geb.  10.  Sept. 
1755 

Jüngerer  Sohn  von  Franz  Jais  und  dessen  Schüler. 
Er  ist  nur  wenig  bekannt. 

Jais,    Wilhelm    (gen.  Stingl).    —   Mittenwald. 

1687 

In  den  Akten  wird  er  »Chelista«  genannt.  Wilhelm  Jais 
tritt  gleichzeitig  mit  Mathias  Klotz  als  Geigenmacher 


auf  und  hat  somit  ebenfalls  seinen  Anteil  an  der  Be- 
gründung der  nachmals  so  in  Blüte  gekommenen  Gei- 
genbauindustrie Mittenwalds.  Er  war  1687  bereits  ver- 
heiratet. 

Jakob,  Max,  ein  Geigenmacher,  der  in  Wohl- 
hausen i.  S.  tätig  ist 
James,  Stanley  W.  —  Melbourne  (Australien). 

1880 

Er  stammte  aus  Richmond,  war  von  Beruf  Drucker  und 
machte  aus  Liebhaberei  Geigen  nach  Amati,  für  die  er 
u.a.  1880  in  Melbourne  auf  der  Ausstellung  einen 
zweiten  Preis  erhielt. 

Jamieson,  Thomas.  —  Aberdeen.  1830.  1845 
Wahrscheinlich  ein  Schüler  von  Charles  Crammond, 
den  er  nachahmte.  Seine  Arbeit  ist  gut,  der  Lack  von 
gelber  Farbe. 

Jamin,  Nicolas.  —  Mirecourt.   1744.   1760 

Nur  dem  Namen  nach  bekannt. 

Jani,  Johann  Ernst.  —  Hamburg.    1739 

Das  Bürgerrecht  scheint  er  nicht  erworben  zu  haben. 
Eine  Geige,  die  in  der  Arbeit  etwas  an  die  Holländer 
erinnert,  mit  schönem  Holz  und  dickem,  braunem  Lack 
von  sehr  guter  Beschaffenheit  besitzt  Ernst  Ge  isser. 
Geigenzettel:  Hamburg  1739  /  Johann  Ernest  Jani  / 
fecit  ad  modum  Cremonensis.  (gedruckt). 

Janicki.  —  Warschau.   1830 

Vielleicht  ein  Schüler  von  Kwialkowski,  dem  er  nahe- 
kommt. 

Janot   —  Lyon.   1824 

Ein  geschickter  Lauten-  und  Geigenmacher,  von  dem 
namentlich  gute  Gitarren  von  originellen  Umrissen 
bekannt  sind. 

Geigenzettel:  Janot  Luthier  /  Rue  Merciere  a  Lyon 
1824  (lith.). 

Janrot  s.  Lorret 

Jansen  (?),  Andrea.  —  Padua.   1629 

Die  Sammlung  Donald  in  London  besitzt  eine  im 
Jahre  1629  angefertigte  Theorbe  von  Giovanni  Krebar 
und  Andrea  Jansen.  Da  ich  das  Instrument  nicht  selbst 
gesehen  habe,  weiß  ich  nicht,  ob  der  Zettel  richtig  ge- 
lesen wurde. 

Jansky,  Franz.  —  Leitmeritz.   1751 

Er  machte  meistens  Streichbässe,  welche  noch  jetzt  in 
vielen  böhmischen  Kirchen  zu  finden  sind.  Ein  sehr 
gutes  Violoncello  von  ihm  besitzt  das  Priesterseminar  in 
Leitmeritz.  Violinen  von  ihm  kommen  sehr  selten  vor. 
Sein  (Spiritus)-Lack  ist  schwarzbraun. 
Geigenzettel:  Franz  Jansky  /  bürgerl.  Instrumenten- 
macher /  Dominikaner  Gasse  Leitmeritz  1751  (gedr.). 

J'Anson,  Edward  Popplewell.  —  Leeds,  Man- 
chester. 1854.  1855 

Schüler  von  William  Boots  jun.,  aber  nur  ein  mittel- 
mäßiger Geigenmacher. 


240 


J 


ansson  —  Jaura 


Ja 


Janssen,  Karl.  —  Högvalta  Arvika.    1897 

Er  stellte  1897  eine  Gitarre,  eine  Geige  und  ein  Violon- 
cello in  Stockholm  aus.  Die  Arbeit  war  nicht  schlecht. 

Jany,  Jakob. -Wien.  1800.  1801 

Er  wohnte  als  Lauten-  und  Geigenmacher  in  Neu- 
lerchenfeld Nr.  19  und  legte  am  12.  Dez.  1800  den 
Bürgereid  ab.  Seine  Geigen  sind  gut  gemacht,  aber 
keine  Kunstwerke,  das  Holz  ist  ohne  Sorgfalt  gewählt, 
der  gelbbraune  Lack  ohne  Feuer.  Er  verwendete  nur 
geschriebene  Zettel.  Abb.  398. 

Jarasch,  Anton.  —  Wien.   1816.   1838 

Er  wohnte  in  Reinsdorf,  das  jetzt  zum  XV.  Bezirk  der 
Stadt  Wien  gehört.  Ein  wenig  bekannter  Meister,  der 
aber  recht  sauber  arbeitete  und  gute  Geigen  machte. 
Einen  sehr  guten  Kontrabaß  von  ihm  besitzt  die  Kirche 
in  Altlengbach  bei  Wien. 

Gelgenzettel :  Anton  'arasch  /  in  Reinsdorf  Anno  1830/ 
nächst  Wien  (gedruckt)  und  Abb.  396. 

Jaspers,  Jan.  —  Antwerpen.   Geb.  in  Coesvelt 
(Westfalen)  um  1540 

Sohn  von  Josse  J.,  wurde  1569  Bürger  und  wird  aus- 
drücklich als  Lautenmacher  bezeichnet. 

Jauch  (Jauck),  Andreas  Balthasar.  —  Dresden. 
Geb.  um  1701,  t  16.  März  1785 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Johannes  J.  Er  arbeitet 
nicht  mehr  nach  Stainer  und  nähert  sich  mehr  der 
Cremoneser  Schule.  Seine  Arbeit  ist  sorgfältig,  das 
Holz  meist  gut,  ebenso  sein  Bernsteinlack.  Seine 
Geigen  haben  durch  das  Alter  sehr  gewonnen,  sie 
klingen  jetzt  edel,  während  noch  Otto  ihren  schwachen 
spitzen  Ton  tadelte.  Jauch  war  Hoflautenmacher.  Das 
Adreßbuch  von  1 797  und  1  799  führt  noch  seine  Witwe, 
die  in  der  Töpfergasse  Nr.  584  wohnte,  auf.  Sie  hat 
vielleicht  das  Geschäft  nach  dem  Tode  ihres  Mannes 
fortgeführt.  Eine  theorbierte  Laute  mit  seinem  Re- 
paraturzettel von  1 749  befindet  sich  in  W.  Heyers 
Musikhistorischem  Museum  in  Köln. 
Geigenzettel:  Andreas  Jauch.  Hoff-Lauten-  /  macher 
in  Dresden,  Reparav:  1749.  (geschrieben)  und  Abb.  395. 

Jauch  (Jauck)  Augustin,  Ignatius.  —  Dresden. 
Geb.  30.  März  1749.  1812 

Sohn  und  Nachfolger  von  Andreas  Jauch.  Zu  seines 
Vaters  Lebzeiten  war  er  bereits  »adjungierter«  und  nach 
dessen  Tode  wirklicher  Hoflautenmacher.  Nach  den 
Adreßbüchern  von  1797 — 1799  wohnte  er  in  der 
Töpfergasse  Nr.  584.  Nach  1812  wird  er  nicht  mehr 
verzeichnet.  Außer  Geigen  machte  er  auch  gute  Kla- 
viere. 


Jauch  (Jauck),  Johannes. 
1750 


Dresden.    1735. 


Es  liegt  nahe,  ihn  mit  dem  Grazer  Meister  Joh.  Jauck 
in  Verbindung  zu  bringen.  Würden  die  Jahreszahlen 
dies  gestatten,  wäre  ich  sogar  geneigt,  zu  glauben,  daß 
man  es  da  mit  einer  und  derselben  Person  zu  tun  hat. 


um  so  mehr,  als  die  Arbeit  nicht  gerade  dagegen  spricht. 
Er  scheint  italienische  Geigen  gekannt  zu  haben,  die  er 
nachahmte.  Eine  Viola  d'amore  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1735  mit  hübsch  geschnitztem  Köpfchen  am  Wirbel- 
kasten und  schönem  rotbraunem  Lack  besitzt  das 
Museum  des  Pariser  Konservatoriums  (Nr.  155). 

Geigenzettel:  Joannes  Jauch  me  fecit  /  ?  ?  (Sa)xon. 
anno  1 743  (gedruckt). 

Jauck,  Joh.  Georg.  —  Graz.   1752.   1790 

Wahrscheinlich  der  Sohn  von  Johannes  J.  Gutes  Holz, 
Birnbaumschnecke.  Stainermodell,  brauner  Lack. 

Geigenzettel :  Johann  Georg  Jauck,  fecit  /  Graecl  1 786 
(gedruckt).  —  Georgius  Jauck  me  fecit  /  Graecij  Anno 
1 752  (gedruckt). 

Jauck,  Johannes.  —  Graz.  1719.  1746 

Seine  Arbeit  erinnert  sowohl  an  die  Tiroler,  als  auch  an 
die  Wiener  Schule.  Er  arbeitet,  wie  diese,  nach  Jac. 
Stainer,  nimmt  die  Wölbung  sehr  hoch  und  verwendet 
schönes  Deckenholz.  Seine  Böden  sind  meist  wenig  ge- 
flammt. Sorgfältige  Arbeit  zeichnet  ihn  aus.  Besonders 
schön  sind  seine  Schnecken.  Sein  roter,  dicker  Lack 
ist  dem  Albans  ähnlich.  Eine  schöne  Theorbe  von  ihm 
mit  drei  zierlichen  Schallöchern  befindet  sich  im 
Instrumentenmuseum  zu  Brüssel  (Nr.  251),  eine 
theorbierte  Laute  von  1 734  in  der  Sammlung  der  Ge- 
sellschaft der  Musikfreunde  in  Wien.  In  komischer 
Weise  mißversteht  Grillet,  der  Jauck  übrigens  den 
Italienern  beizählt,  die  Ortsangabe,  indem  er  schreibt: 
»II  avait  du  voyager  en  Grece,  ce  qui  lui  valut  le  surnom 
de  Graecii«. 

Geigenzettel:  Joannes  Jauck  me  fecit  /  Graecii  anno 
1743  (gedruckt)  und  Abb.  388. 

Jauck,  Josef  Friedrich.  —  ?   1768 

Eine  Geige  von  ihm  (Ortsname  unleserlich)  mit  der 
Jahreszahl  1 768  besaß  Lenhart  in  Leitmeritz. 

Jaudt,  Anton.  —  Freising,  St.  Petersburg.  1837. 
1850 

Seiner  Angabe  nach  stammt  er  aus  München,  erst  war 
er  in  Freising  ansässig  und  siedelte  dann  nach  St.  Pe- 
tersburg über. 

Geigenzettel :  Anton  Jaudt  aus  München  /  verfertigt  in 
St.  Petersburg  18  .  .  (gedruckt). 

Jaura,  Ferdinand.  —  Wien.   1910 

Enkel  von  Wilhelm  Josef  und  Neffe  von  Karl  und  Wil- 
helm Th.  Jaura,  der  als  Gehilfe  bei  seinem  Oheim 
arbeitet. 

Jaura,  Karl.  —  Wien.  Geb.  1866 

Zweiter  Sohn  von  Wilh.  Jos.  J.  Ein  besonders  ge- 
schickter Violoncellobauer,  der  bei  seinem  Bruder 
tätig  ist. 

Jaura,  Wilhelm  Josef.  —  Wien.    Geb.  30.  Mai 
1830inZnaim,  t2.Jan!l908 

Eröffnete  1875  seine  eigene  Werkstatt  und  hat  haupt- 
sächlich Zithern  und  Gitarren  gemacht. 


Jaura  — -  Jeande! 


241 


Jaura,  Wilhelm  Thomas.  —  Wien.    Geb.  m 
Wien24.  Nov.  1863 

Sohn  von  Wilh.  Jos.  J.  Einziger  Scliiiler  von  Theodor 
Gutermann.  Nachdem  er  21  Jahre  bei  seinem  Lehr- 
meister tätig  war,  machte  er  sich  im  Jahre  1898  selb- 
ständig und  baut  hauptsächlich  Violoncelli  nach 
Ruggeri,  Maggini  und  Andr.  Guarneri,  und  zwar  nur 
nach  Meisterwerken,  die  ihm  im  Original  zugänglich 
sind  oder  waren.  Da  er  sehr  altes,  gutes  Tonholz  und 
einen  schönen  Öllack  verwendet,  sehr  sauber  arbeitet, 
sind  seine  Geigen  und  Violoncelli  auch  sehr  gut  im  Ton 
und  werden  von  den  Musikern  sehr  geschätzt.  Er  ist 
auch  ein  tüchtiger  Reparateur  und  besonders  geschickt 
im  Ersatz  einzelner  Teile  bei  alten  Instrumenten.  Er  ist 
wohl  der  beste  Kenner  der  Wiener  Schule.  Bis  jetzt  hat 
er  über  230  Violinen,  50  Violen  und  mehr  a!s 
100  Violoncelli  gebaut.  Seine  Violinen  und  Violoncelli 
werden  mit  Vorliebe  gekauft.  Im  Jahre  1905  wurde 
er  Geigenmacher  an  der  kaiserl.  Hof  kapeile  und  1907 
zum  Hofgeigenmacher  ernannt.  Seit  1909  ist  er  auch 
Experte  und  beeideter  Schätzmeister  für  Streich- 
instrumente des  Pfand-  und  Versteigerungsamtes  und 
handelsgerichtlich  beeideter  Sachverständiger  usw. 

Geigenzettel:  Abb.  387  und  391. 

Javelland-Labbe,    lebt    als    Nachfolger    von 
Valentin  m  Angouleme 

Jaworski,  Franz.  —  Danzig.  Geb.  1862 

Ein  Fleischermeister,  der  aus  Liebhaberei  seit  seinem 
18.  Jahre  Geigen  macht  und  sich  darin  eine  gewisse 
Geschicklichkeit  erworben  hat.  Er  baut  nach  Stainer 
und  Amati  und  nach  einem  eigenen  Modell  und  ver- 
wendet altes  Ahorn-  und  böhmisches  Tannenholz.  Er 
setzt  seinen  Ehrgeiz  drein,  alle  Teile  seiner  Geigen, 
auch  die  Schnecken,  selbst  zu  machen  und  schnitzt 
auch  gerne  Köpfe  (Fratzen)  am  Wirbelkasten.  Er  hat 
auch  zahlreiche  Geigen  repariert. 

Jay  (Jai'e),  Henry  I.  —  London  (Southwarke). 
1611.  tum  1676 

Einer  der  besten  englischen  Violen-  und  Lautenmacher 
seiner  Zeit,  von  dem  sich  einige  wenige  treffliche 
Instrumente  erhalten  haben:  das  älteste  von  1615^),  das 
letzte  von  1667.  Eine  Baßviole  befindet  sich  im  Museum 
des  Pariser  Konservatoriums  (Nr.  171),  eine  Viola  da 
Gamba  von  1611  besitzt  E.  J.  Payne,  eine  von  1619 
W.  E.  Hill  &  Sons,  eine  Diskantviola  von  1632  die 
Sammlung  Galpin  (Boston),  eine  Tenorviola  war  1872 
im  South  Kensington  Museum  ausgestellt.  Th.  Mace 
erwähnt  ihn  rühmend  in  seinem  »Musicks  Monument« 
(1676),  Brittons  »Catalogue  of  Mus.  Instr.«  verweist 
gleichfalls  auf  ihn,  und  im  Selhofschen  Versteigerungs- 
katalog (1759)  wird  eine  Gamba  von  »Henr.  Geaye 
Southwark  London  1632«  aufgeführt. 

Geigenzettel:  Henri  Jay,  in  Southwarke  1667  (ge- 
druckt) und  Abb.  385. 


London  (Long  Acre).    1744. 


^)  Wenn  es  nicht  1645  heißen  muß. 
V.  L  ü  t  g  c  n  il  ()  I  f  f  ,  Gtio-en-  und   Laulinmacher.     Bd.  II 


Jay,  Henry  IL 
1777 

Wahrscheinlich  der  Sohn  von  Thomas  Jay.  Zeichnet 
sich  durch  saubere  Arbeit  und  guten  rötlich-braunen 
Lack  aus.  Er  arbeitete  gut  nach  italienischen  Meistern, 
oft  für  die  Firma  Longman  &  Broderip,  und  war  be- 
sonders durch  seine  guten  Taschengeigen  bekannt,  die 
schon  zu  seinen  Lebzeiten  hoch  im  Preise  standen. 
Seine  Zettel  sind,  soweit  bis  jetzt  bekannt  ist,  nur  ge- 
schrieben. 

Geigenzettel:  Made  by  Henry  Jay  /  in  Long  Acre. 
London  1 746  (geschrieben).  —  Made  by  Henry  Jay  in  / 
Wind-Mill  Street,  near  ,'  Piccadilly.  London  1 768  (ge- 
schrieben). 

Jay,  Thomas.  —  London.   1690.   1700 

Vermutlich  ein  Sohn  von  Henry  I  J.  Seine  Arbeit  ist 
gut,  jedoch  der  von  J.  Baker  in  Qxford  ähnlicher  als  der 
Henry  Jays.  Es  wird  behauptet,  daß  er  mit  Edward 
Lewis  gemeinschaftlich  gearbeitet  haben  soll,  doch  läßt 
sich  nicht  feststellen,  auf  welchen  Grund  hin  diese  Be- 
hauptung aufgestellt  worden  ist. 

Ibanez,  Salvador.  —  Bajada  (Argentinien) 
Gitarren-  und  Mandolinenmacher  des  1 9.  Jahrhunderts, 
der  auch  Geigen  geflickt  hat. 

Geigenzettel :  Fabrica  des  Guitares  /  Salvador  Ibanez  / 
Bajada.  (gedruckt). 

Jean,  F.  S.  (nach  A.  Jacquot  »Frere  Jean).  — 

Paris.   1667 

In  einer  Gitarre  der  Sammlung  Rothschild  findet  sich 
der  Name  »Jean,  luthier  Rue  Saint  Martin«.  Eine  dem 
Deckenholz  nach  sehr  alte  Violine  trägt  im  Beden  den 
Brandstempel  F.  S.  JEAN  (dunkelbraungelber  Lack, 
flache  Wölbung,  im  Modell  und  den  F-Löchern  an 
Stradivari  erinnernd),  die  wohl  dem  1667  in  Paris,  Rue 
St.  Martin,  vorkommenden  »Luthier  Jean«  zuge- 
schrieben werden  könnte. 

Jeandel,  Pierre -Napoleon.  —  Rouen.  Geb. 
um  1812  in  Courcelles  sous  Vaudremont 
(Meurthe).  f  Rouen  10.  Mai  1879 

Schüler  von  Charotte  in  Mirecourt.  Trat  1835  bei  dem 
Bruder  seines  Lehrmeisters  in  Rouen  ein  und  übernahm 
1836  nach  dessen  Tode  mit  Lucien  Delau  das  Geschäft. 
1848  trat  er  aus  der  Firma  aus  und  eröffnete  am  Quai 
de  Paris  Nr.  51  seine  Werkstatt  und  ist  mehrfach  aus- 
gezeichnet worden.  Hübsche  Modelle,  roter  Lack. 
Leider  fehlte  ihm  der  verdiente  materielle  Erfolg  in 
seinen  alten  Tagen;  durch  den  Tod  seiner  Tochter 
hilflos  geworden,  wurde  er  am  27.  Dezember  1878  im 
Hospital  aufgenommen,  wo  er  wenige  Monate  später 
starb. 

Jeandel,  Victor.  —  Lüttlch.  f  1860 

Ein  braver  Meister,  Oheim  und  Lehrer  von  G.  Mou- 
genot,  der  später  auch  sein  Nachfolger  wurde. 

16 


242 


Jenicek  —  Joannes 


Jenicek,  Anton.  —  Wien.   1904 

Er  nennt  sich  Streichinstrumentenerzeuger,  ich  hatte 
jedoch  keine  Gelegenheit,  Arbeiten  von  ihm  kennen- 
zulernen. 

Jensen,  M.  P.  —  Horsens  (Dänemark).    1889 

Ein  Tischler,  der  sich  mit  der  Wiederherstellung  von 
Musikinstrumenten  beschäftigte. 

Jerner,  Johan.  —  Stockholm.  Geb.  1755, 

t  26.  Juli  1820 

Als  Geselle  arbeitete  er  bei  Ohberg  und  begründete  um 
1 780  seine  Werkstatt,  doch  erhielt  er  erst  im  Jahre  1 791 
das  Privilegium  als  Musikinstrumentenmacher.  Er 
Vk'ohnte  anfangs  in  der  Skomakare-,  dann  in  der  Svart- 
mangata  und  war  ein  ebenso  fleißiger  als  geschickter 
Lauten-  und  Geigenmacher,  von  dem  noch  viele  Ar- 
beiten in  Sammlungen  erhalten  sind.  Da  er  aber 
kränklich  und  vom  Jahre  1814  an  auf  einer  Seite  ge- 
lähmt war,  kam  er  in  so  traurige  Verhältnisse,  daß  seine 
Werkzeuge  und  fertigen  Instrumente  versetzt  werden 
mußten,  als  er  starb,  um  die  Begräbniskosten  aufzu- 
bringen. Arbeiten  von  ihm  besitzen  die  musikhisto- 
rischen Museen  in  Stockholm  und  Köln,  Lektor 
Dr.  Fryklund  in  Sundsvall,  Generalkonsul  J.  Johnsson 
in  Stockholm  usw.  usw.  Auch  in  der  Sammlung 
Hammer  war  er  mehrfach  vertreten. 

Gelgenzettel :  Förferdlgadt  af  Johan  /  Jerner  Stockholm 
1 792.  (geschrieben). 

Jeune,  le  s.  Le  Jeune 

Jindrischkow  (Indrischkow).  —  Kiew.    1895. 
1905 

Streich-  und  Blechmusikinstrumentenfabrikant,  der 
etwa  200  Arbeiter  beschäftigt.  Sehr  behebt  sind  die  bei 
ihm  hergestellten  russischen  Volksinstrumente  (Bala- 
laika usw.). 

Jirowsky,  Anton.  —  Wien.   Geb.  5.  Aug.  1877 
in  Wien 

Schüler  von  Thomas  Zach.  Nachdem  er  sechs  Jahre 
bei  Haudek  als  Gehilfe  gearbeitet  hatte,  machte  er  sich 
am  12.  November  1903  selbständig.  Er  arbeitet  nach 
Thomas  Zach,  dessen  Modelle  und  Zeichnungen  in 
seinen  Besitz  übergingen,  und  verwendet  gutes  Holz 
und  roten  Lack.  Er  ist  einer  der  wenigen  Wiener 
unserer  Zeit,  die  noch  wirklich  ihre  Geigen  selbst  an- 
fertigen. 

Geigenzettel:  Abb.  393. 

Ilchmann,  Peregrin.  —  Stubenseifen  (Böhmen) 
1804.  1837 

Ein  eigenartiger  Meister,  der  ein  sehr  schmales,  lang- 
gestrecktes Modell  hatte.  Seine  Geigen  haben  daher 
nach  den  heutigen  Anforderungen  eine  falsche  Mensur 
und  infolgedessen  nur  wegen  ihres  originellen  Aus- 
sehens einen  gewissen  Wert  für  Sammler.  Die  Arbeit 
an  und  für  sich  ist  nicht  schlecht,  die  Wölbung  von 


mittlerer  Höhe,  Ränder  und  Ecken  sind  zart  gehalten 
und  die  Schnecke  recht  klein.  Zwei  Geigen  von  ihm 
besitzt  Eugen  Haas  in  Herzogenburg. 

Geigenzettel :  Peregrin  Ilchmann,  Lauten-  /  Geigen- 
und  Harfenmacher  in  /'  Stubenseifen.  Ao.  1807.  (ge- 
druckt). 

Immenraet,  Michel.  —  Antwerpen.    Geb.  in 
Köln  um  1585 

Sohn  von  Lukas  J.  Wurde  1610  als  Clavecinmacher 
Bürger. 

Imperio,  Annibale.  —  Pisa.    1750 

Selten  vorkommender  italienischer  Geigenmacher,  von 
dem  ich  bisher  keine  Arbeit  kennenlernen  konnte. 

Geigenzettel:  Annibalij  Imperij  /  opus  15.  (geschr.).  — 
Annibal  Imperii  /  S.  Angeli  Pisauri  fecit  /  1 750.  (gedr.). 

Incisi,  Ivo.  —  Saö  Paolo.   191 1 

Brasilianischer  Mandolinenmacher  der  Gegenwart. 

Indelami,  Matteo.  —  (Rom?) 

Diesen  Namen,  ohne  Orts-  und  Zeitangabe,  fand  Vidal 
in  einer  sehr  alten  Mandore.  Ich  vermute,  daß  er 
schlecht  gelesen  hat,  es  dürfte  »Indelanch«  geheißen 
haben. 

Indelanch,  Stephan.  —  Rom.    1640.    1643 

Ein  Ausländer,  der  sich  mit  seinem  Neffen  Johann 
Paul  in  Rom  als  Lautenmacher  niedergelassen  hat. 
Stammte  er  aus  Hindelang  i.  AUg.?  Sein  Name  kommt 
in  einem  Gnadengesuch  an  den  Kardinal  Costaguta  vor. 

Indelicato,  Salvatore.  —  Catania.    1898 

Mandolinenfabrik,  die  zeitweise  über  250  Arbeiter  be- 
schäftigte. 

Indri,  Antonio.  —  Venedig.    Geb.  um   1781, 
t  in  Venedig  am  25.  Dez.  1864 

Einige  Violinen,  die  recht  gut  aussehen,  tragen  seinen 
Zettel.  Wessen  Schüler  er  war,  ließ  sich  nicht  fest- 
stellen. Er  war  ein  Sohn  des  Giuseppe  Indn  und  mit 
Vittoria  Benetelli  verheiratet.  Er  hat  nur  in  seinen 
jüngeren  Jahren  Geigen  selbst  gemacht,  später  verlegte 
er  sich  ganz  auf  den  Handel  und  brachte  es  dabei  zu 
einigem  Vermögen,  so  daß  er  bei  seinem  Tode  seinen 
vier  Kindern  zwei  Häuser  hinterlassen  konnte.  Er 
wohnte  in  der  Pfarrei  S.  Salvatore,  calle  delle  Ballotte 
Nr.  4914.  Als  er  83  Jahre  alt  starb,  wurden  die  Instru- 
mente und  Saiten,  die  er  hinterließ,  gerichtlich  nur  auf 
200  Lire  geschätzt. 

Geigenzettel:  Antonius  Indri  /  fecit  Venetiis  Anno  1807 
(mit  Druckschrift  geschrieben). 

Inglis,   J.,   lebte  bis  etwa    1899   in   Leith  als 

Geigenmacher  und  Bernsteinlackfabrikant 
Instrumenti  s.  Dagli  Instrumenti 
Joannes  Maria,  s.  Maria 


Jobst  —  Issaksen 


243 


Jobst,  Johann.  —  Graz.    Geb.  13.  März  1848 

in  Wien 

Ein  vorzüglicher  Zithermacher,  der  viele  Auszeich- 
nungen besitzt  und  sich  sehr  gut  auf  den  Ton  versteht. 

Jönsson,    Sven.    —    Bockeberg    (Hessleholm, 

Schonen).   1908 

Schwedischer  Bauemmusiker,  der  als  Mitglied  des  sog. 
Kellna-Trios  Erfolg  erzielte  auf  den  von  dem  Trio 
hergestellten  und  gespielten  Fiedeln,  deren  Körper  aus 
einem  gewöhnlichen  Holzschuh  besteht. 

Jörg.  —  Augsburg.  1496—1500 

Ein  Lautenmacher  Jöre  kommt  in  den  Urkunden  vor. 
Jörg  ist  wohl  nur  der  Taufname;  in  den  Augsburger 
Steuerregistern  findet  sich  1511 — 1527  auch  ein 
Lautenmacher  Georg,  —  Jörg  und  Georg  dürften  ein 
und  dieselbe  Person  sein.  Der  Taufname  Jörg  war  in 
Füssen  sehr  verbreitet,  man  dürfte  nicht  weit  fehl 
gehen,  wenn  man  in  dem  Augsburger  Meister  Jörg 
einen  Füssener  vermutet. 

Johannsen,  Ellef .  —  Stenkjöndalen  (Norwegen) 

1861 

Ein  norwegischer  Geigenmacher,  der  gute  Hardanger- 
fiedeln  machte. 

Johansson,  Adolf.   —  Norunga,  Elfsborgslän 
(Schweden) 

Ein  Dilettant,  der  auf  der  Ausstellung  in  Stockholm 
1897  ein  gutes  Violoncello  ausgestellt  hatte. 

Johnson,  John.  —  London.   1750.   1760 

Die  wenigen  bekannt  gewordenen  Geigen  von  ihm  sind 

dem  Stainermodell   nachgeahmt  und   haben   manche 

schätzenswerte  Eigenschaft. 

Geigenzettel :   Sold   by  John  Johnson  /   Cheap   Side 

London  (gedruckt).  —  Made  &  Sold  by  John  Johnson  / 

at  the  Harp  &  Crown  in  Cheapside  /  17  London  53 

(gedruckt). 

Johnson.  —  Manchester.   1892 

Seine  Geigen  sollen  sauber  gearbeitet  sein. 

Joly,  Louis.  —  Mirecourt 

Obwohl  Violinen  mit  seinem  Namen  vorkommen, 
scheint  er  doch  nur  Händler  gewesen  zu  sein. 

Jombar,  Paul.  —  Paris.   Geb.  8.  April  1868  in 
Saint-Quen 

Schüler  von  Domin.- Nestor  Audinot,  bei  dem  er  von 
1882 — 1886  blieb.  Hierauf  gehörte  er  zu  den  hervor- 
ragendsten Arbeitern  von  Gand  &  Bernardel  und 
machte  sich  1892  selbständig.  Seine  Arbeit  ist  sehr  ge- 
schmackvoll und  seine  Geigen  zeichnen  sich  durch 
Klangschönheit  aus.  Im  Jahre  1901  erhielt  er  die 
Ehrenlegion. 

Geigenzettel:  Abb.  382  und  383. 


Jomier.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  deren  Stammvater  der  im 
Jahre  1 765  verstorbene  Jean  Jomier  war.  Sein  Bruder 
Nicolas  I  J.  starb  schon  ein  Jahr  vorher.  Nicolas  II  J. 
kommt  zwischen  1764  und  1781  vor.  Seine  Geigen 
erinnern  nach  A.  Jacquot  an  die  Klotzschule.  Er  ge- 
brauchte den  Brandstempel:  Nicola/  lomier. 

Jomier.  —  Lyon.   1827 

Mittelmäßiger   französischer   Geigenmacher   aus   der 

ersten  Hälfte  des  1 9.  Jahrhunderts. 

Geigenzettel :  Fait  par  Jomier  /  a  Lyon  1 827  (gedruckt). 

Jori,  Leandro.  —  Sesso  (Reggio  Emilia).   1819. 
1880 

Seine  neuen  Geigen  sind  nicht  sehr  schön,  dagegen  war 
er  sorgfältig  im  Ausbessern  alter  Violinen. 

Jorio,  Vincenzo.  —  Neapel.   1780.   1849 

Er  wohnte  Strada  Santa  Maria  la  Nuova  Nr.  21 .  Da  er 
sich  hauptsächlich  mit  dem  Ausbessern  beschäftigte, 
hat  er  nicht  allzu  viele  neue  Geigen  gemacht.  Er  liebte 
ein  großes  Modell,  gelben  oder  rotgelben  Lack  und 
schnitzte  gute  Schnecken.  Einige  seiner  Schüler, 
darunter  Vinc.  Postiglione,  kamen  zu  Ansehen. 
Geigenzettel:  Vinzenzo  Jorio  /  Fabbricante  /  di  Stru- 
menti  Armonici  /  Neapoli  1849  (gedruckt  auf  gelbem 
Papier). 

Joseph,  J.  —  Wien.   1764 

In  einigen  Schriften  wird  er  als  Geigenmacher  erwähnt, 
doch  gelang  es  mir  nicht,  irgend  etwas  über  ihn  zu 
erfahren. 

Joubert.  —  ?. 

Französischer  Lautenmacher  des  1 8.  Jahrhunderts. 

Jouet,  Louis  Philipp.  —  Bayeux.    1775.    1787 

Er  hatte  seine  Werkstatt  in  der  Pfarrei  St.  Sauveur. 
Man  kennt  nur  eine  hübsch  geschnitzte  Bauernleier  von 
ihm. 

Ireson,   Frank  Herbert.  —  Bishop  Auckland. 

Geb.  1868 

Es  soll  gute  Geigen  mit  seinem  Namen  geben. 

Irlam,  W.,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in  Man- 
chester 

Isep,  Carl  (Carlo  Giuseppe).  —  Mailand.   1 800 

Mittelmäßig  in  seiner  Arbeit,  auch  seine  Mandolinen 
sind  nicht  besonders  gut.  Er  hieß  wahrscheinlich  richtig 
Pesi  und  hat  sich  durch  Umdrehung  seines  Namens  ein 
Pseudonym  gebildet. 

Isoard  (Isouard).  —  Paris?   1835 

Erfinder  einer  Geige,  deren  Saiten  statt  mit  dem  Bogen 
durch  einen  Luftstrom  in  Schwingungen  versetzt 
werden  sollten. 


Issaksen  s.  Tron- Issaksen 


16* 


244 


Isser  • —  Kämbl 


Isser,  Johann.  —  Horeben,  Volderberg  (Tirol). 
Geb.  1791  in  Volderberg,  f  daselbst  14.  April 
1852 

Dr.  Fr.  Waldner  erzählt  in  seinen  Nachrichten  über 
tirolische  Lauten-  und  Geigenbauer,  daß  J.  Isser  ein 
Bauer  zu  Horeben  gewesen  sei,  der  als  Autodidakt 
Geigen  gemacht  habe.  Das  Ferdinandeum  in  Innsbruck 
besitzt  eine  Geige  von  ihm. 

Geigenzettel:  Johann  Isser  /  am  /  Volderberg  1823  (ge- 
druckt). 

Jubault,  ein  »Luthier«,  der  in  Chartres  lebt 

Jühling,  Franz.  — Dresden.  Geb.  1838 

Mitbegründer  der  Firma  (die  von  1880—1884  Richter 
&  Jühiing  lautete)  und  von  1884 — 1906  alleiniger  In- 
haber. In  einer  langen  Reihe  von  Jahren  hat  er  sich 
eine  sehr  achtbare  Kenntnis  der  italienischen  Geigen 
erworben  und  hielt  seine  Mitarbeiter  zu  sauberer  und 
genauer  .Arbeit  an.  Auf  verschiedenen  Ausstellungen 
war  er  durch  sehr  gute  Violinen,  Violen  und  Violon- 
celli, sowie  durch  Bogen  und  Saiten  vertreten  und 
erhielt  außer  anderen  Auszeichnungen  auf  den  Welt- 
ausstellungen in  Brüssel  und  Paris  1900  die  goldene 
Medaille  für  Streichinstrumente  und  quintenreine  und 
übersponnene  Saiten.  In  den  letzten  Jahren  widmete  er 
sein  besonderes  Interesse  der  Lackierung,  wobei  ihm 
seine  Kenntnisse  in  der  Chemie  sehr  zustatten  kamen. 
Er  war  trotz  seines  hohen  Alters  noch  rastlos  tätig.  Sein 
im  Jahre  1880  geborener  und  als  Geigenmacher  regel- 
recht ausgebildeter  Sohn  Walter  ist  seit  1906  Mitin- 
haber des  Geschäfts.  Seine  Saitenspinnerei  arbeitet  mit 
von  ihm  selbsterdachten  Maschinen  und  elektrischem 
Betrieb.  Sehr  beliebt  sind  auch  die  Jühlingschen  sog. 
Testudolauten.  Die  Firma  war  auch  Lieferant  der  kgl. 
Kapelle. 

Geigenzettel:  Franz  Jühling.  /  Streichinstrumenten- 
macher /  Dresden,  (gedruckt). 

Juliane,  Francesco.  —  Rom.   1690.   1725 

Sein  Name  kommt  in  so  verschiedenen  Schreibweisen 
(Giugliani,  Guillano  usw.)  vor,  daß  es  schwer  ist,  die 
richtige  herauszufinden.  Auch  die  Jahreszahlen  gehen 
oft  bis  1620  zurück,  wobei  schon  das  Aussehen  der 
Geigen  dieses  Alter  unglaublich  erscheinen  läßt.  Die 
Arbeit  ist  nicht  hervorragend. 

Geigenzettel:  Francesco  Juliano  in  Roma  /  1725  (ge- 
druckt). 

Julien,  L.  Antoine(gen.  Jullien).  —  Paris.  1812 

bis  1860 

Kapellmeister  und  Tondichter  beliebter  Tanzweisen, 
erfand  auch  eine  neue,  um  eine  Quart  höher  gestimmte 
Geige,  die  er  von  J.  B.  Vuillaume  machen  ließ.  Eine 
solche  befindet  sich  im  Museum  des  Pariser  Konser- 
vatoriums. 

Jung,   Eduard.   —   Garsten.     Geb.    1849   zu 

Karlsdorf  i.  M. 

Autodidakt  vom  reinsten  Wasser.  Er  kam  als  Gendar- 
meriewachtmeister nach  Tirol,  wo  ihm  Rufs  Biographie 
Jakob  Stainers  in  die  Hand  fiel.  Da  er  von  Jugend  auf 


Geige  spielte,  bekam  er  nun  Lust,  sich  selbst  als  Geigen- 
macher zu  versuchen.  Obwohl  er  nie  gesehen,  wie 
Geigen  gemacht  werden,  —  und  bis  zuletzt  die  dazu 
nötigen  Werkzeuge  nicht  kannte,  gelang  schon  der  erste 
Versuch  einigermaßen.  Durch  fortgesetzte  Übung  und 
viel  natürliches  Talent  brachte  er  es  schließlich  zu 
großer  Fertigkeit,  trotzdem  er  mit  den  primitivsten 
Werkzeugen,  die  er  sich  selbst  erfand,  arbeitete.  Er 
machte  im  Jahre  ungefähr  drei  Geigen  fertig  und  hat 
etwa  65  gebaut.  Sie  sind  von  tadelloser  Ausführung 
und  gutem  Ton,  so  daß  er  viele  Ausstellungspreise, 
zuletzt  vom  Handelsministerium  eine  Staatsmedaille, 
erhalten  hat.  Eine  reich  eingelegte  Geige  mit  Widmung 
ist  in  der  Sammlung  Eugen  Haas  in  Herzogenburg. 

Geigenzettel:  Eduard  Jung  /  k.  k.  Inspector  der  Straf- 
anstalt Garsten  /  fecit  1898  No  23.  (gedruckt). 

Jungcurth,  Heinrich  Wilhelm.  —  Hamburg. 

1782 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  15.  November  1782 

das  Bürgerrecht  in  Hamburg  erwarb. 

Ivanoff,  Wladimir  Wassilewitsch.  —  St.  Peters- 
burg. 1885.  fnach  1890 

Schüler  von  Kittel.  Ein  begabter  russischer  Geigen-, 
Bogen-  und  Saitenmacher,  der  nach  dem  Modell  der 
Brüder  Amati  arbeitete.  Kummer  und  Not  beein- 
trächtigten seine  Entwicklung,  seine  besten  Violinen 
entstanden  zur  Zeit,  als  Didelot  sein  Gehilfe  war,  seine 
Violen  sind  ohne  Sorgfalt  gearbeitet.  Der  Lack  ist 
manchmal  recht  gu  t.  In  seiner  letzten  Lebenszeit  machte 
er  hauptsächlich  nur  noch  Volkszithem.  Wie  sein 
Lehrmeister,  war  er  em  geschickter  Bogenmacher,  nur 
nahm  er  die  Stangen  zu  schwach. 

Ka ,  Mathias.  —  Düsseldorf.   1737 

Eine  reich  mit  Elfenbein  und  Perlmutter  eingelegte 
Viola  d'amore  der  Sammlung  alter  Musikinstru- 
mente in  Berlin  (Nr.  867)  trägt  einen  Zettel,  auf  dem 
sich  nur  der  Anfang  des  Namens  entziffern  läßt.  Bei 
dem  Versagen  archivalischer  Nachforschungen  in 
Düsseldorf  war  es  nicht  möglich,  den  vollen  Namen 
herauszubringen,  was  um  so  bedauerlicher  ist,  als  man 
es  hier  mit  einem  Meister  zu  tun  hat,  dessen  .Arbeit  an 
die  Joach.  Tielkes  erinnert.  Die  Zargen  sind  purpur- 
blau gefärbt,  am  Wirbelkasten  befindet  sich  ein 
Mohrenköpfchen.  Der  Lack  ist  hellgelb. 

Kabinger,  Jakob.  —  Budapest.    1840.    1876 

Einer  der  besten  ungarischen  Geigenmacher  und  einer 
der  besten  Bogenmacher.  Ende  der  sechziger  Jahre  soll 
er  nach  Rußland  ausgewandert  und  im  Jahre  1876  in 
Kiew  gestorben  sein. 
Geigenzettel:  Jakob  Kabinger  /  in  Pesth  1857.  (gedr.). 

Kämbl  ^),  Johann  Andreas.  —  München.  Geb. 
1699,  t  I.April  1781 

Einer  der  besten  Münchener  Lauten-  und  Geigen- 
macher des  18.  Jahrhunderts.  Er  war  in  erster  Ehe  mit 

^)  Der  Name  kommt  auch  Kämbel,  Kämpl  und  Kämml 
geschrieben  vor. 


Käinbl      -  Kandelhardt 


245 


der  älteren  Tochter  Paul  Alletsees  verheiratet  und 
wurde  der  Nachfolger  seines  Schwiegervaters  und  war 
seit  1738  auch  Hoflautenmacher.  In  den  bayrischen 
Hofrechnungen  von    1757—1778  wird  er  wiederholt 

'aufgeführt,  und  seine  zweite  Frau  Franziska  Kämblin 
kommt  noch  1 785  als  Hofgeigenmacherswitwe  vor.  Er 
erhielt  für  seine  Reparaturen  usw.  vom  Hof  zusammen 
978  fl.  30  kr.  Wenn  Sandys  und  Forster  ihn  schon  1635 
leben  lassen,  so  haben  sie  ihn  um  ein  Jahrhundert  zu 
früh  angesetzt.  Kämbls  Nachfolger  war  Gregor  Sidtler. 

^ Geigenzettel:  Johann  Andreas  Kämbl  /  Churfürstl.  / 
Hof-Lauten-  und  Geigenmacher  /  in  München  1745 
(gedruckt). 


M 


unchen. 


1635. 


Kämbl,  Johann  Cornelius. 

1640 

Er  wird  zuerst  von  Sandys  &  Forster  ohne  nähere 
Quellenangabe  erwähnt.  In  München  war  nichts  über 
ihn  zu  erfahren. 

Kämpffe,  Albin.   —  Markneukirchen.    Geb. 
4.  April  1866 

Schüler  von  Karl  Keßler  und  der  Fachschule  für  In- 
strumentenbau in  Markneukirchen.  Er  arbeitete  dann 
2^/o  Jahre  bei  Hammig  in  Leipzig  und  1  Jahr  bei 
Schünemann  in  Hamburg,  Vjn  Jahre  bei  H.  Th.  Heber- 
lein und  machte  sich  am  1.  November  1890  in  seiner 
Vaterstadt  selbständig,  wo  er  nach  italienischen  und 
französischen  Vorbildern  Geigen  macht.  Seit  1896 
fertigt  er  auch  Schoßviolinen  zum  Ersatz  der  Streich- 
zither an. 

Kahles,    Franz.   —   Langfuhr   (Vorstadt   von 

Danzig).   1860 

Ein  gutes  Violoncello  von   ihm   ist  in   Karlsruhe  in 

Privatbesitz. 

Gei  gen  Zettel :  Franz  Kahler  1860  /  in  Langfuhr  bei 

Danzig  (gedruckt). 

Käßler  s.  Keßler 

Kaiml,  Franz.  —  Budapest.  Geb.  1840 
Seit  1870  als  Instrumentenmacher  selbständig. 

Kaiser,  Martino.  —  Venedig.    1609.    1632 

Vielleicht  ein  Schüler  Tieffenbruckers  oder  Hiebers 
und  sicher,  wie  diese,  deutscher  .Abstammung.  Eine 
Archilaute  von  ihm  besitzt  das  Museum  des  Pariser 
Konservatoriums  und  eine  reicheingelegte  Theorbe 
die  Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin 
(Nr.  716).  Er  war  übrigens  auch  ein  geschickter  Kla- 
vierbauer, wie  das  ein  prächtiges,  für  Kaiser  Leopold  I. 
verfertigtes  Clavicytherium  beweist.  Ein  Violoncello 
mit  der  angeblichen  Jahreszahl  1679  besitzt  die  Samm- 
lung Correr  in  Venedig.  —  Es  hat  auch  einen  wohl  mit 
Martino  K.  verwandten  Georgius  Kaiser  (Kayser)  ge- 
geben, der  sich  als  den  Besitzer  der  sechssaitigen, 
schmucklosen  Laute  nennt,  die  er  von  Wendelin 
Tieffenbrucker  erworben  hat,  wenigstens  ist  der  Zettel 
nicht  anders  zu  deuten :  Georgius  Kayßer  favricatto  ; 
da  Wendelino  Dief fenbruger  /  1 595  (gedruckt). 


Kalbsaug,  Eberhart.  —  Nürnberg.  1433 

In  Urkunden,  die  im  Kreisarchiv  zu  Nürnberg  auf- 
bewahrt sind,  wird  er  ausdrücklich  als  Lautenmacher 
bezeichnet. 

Kalies,   Johann   Heinrich.  —  Lübeck.     Geb. 
1767,  t  11.  Juni  1814 

Er  stammte  aus  Wesloe  bei  Lübeck,  war  ein  guter 
»Violinenmacher«  und  wohnte  in  der  Ritterstraße 
Nr.  694  Getzt  St.  Annenstr.),  wo  auch  sein  Vorgänger 
Joh.  Hinrich  Knichtel  seine  Werkstatt  hatte.  Er  ver- 
heiratete sich  am  17.  Oktober  1805  mit  Elsabe  Marg. 
Behrotter  (geb.  1779),  mit  der  er  nur  eine  Tochter 
Marg.  Elisabeth  hatte,  die  aber  schon  am  15.  Juni  1808, 
erst  16  Wochen  alt,  starb.  Seine  Witwe  heiratete  den 
Geigenmacher  Hüttel,  der  dann  sein  Nachfolger  wurde. 

Kaltenbrunner,  Karl  Richard.  — •  Wien.    Geb. 
in  Wien  16.  März  1878 

Nachdem  er  vier  Jahre  bei  Fr.  Howorka  gelernt  hatte, 
arbeitete  er  bis  1899  in  Teschen  und  kam  1899  zu  Th. 
Gutermann,  bei  dem  er  bis  1904  blieb.  Die  nächsten 
sechs  Jahre  war  er  bei  Stübiger  tätig  und  ging  dann  zu 
Georg  Rauc  r,  bei  dem  er  seine  letzte  Ausbildung  fand 
und  sich  zu  einem  tüchtigen  Meister  entwickelte.  Im 
Jahre  1919  machte  er  sich  selbständig  und  hat  sich 
durch  sorgfältige  und  kunstgemäße  Arbeit  sehr  gut  ein- 
geführt. Er  ist  besonders  geschickt  in  allen  Aus- 
besserungsarbeiten und  hat  auch  schon  einige  sehr 
schöne  neue  Geigen  gebaut. 

Geigenzettel:  K.Richard  Kaltenbrunner  /  fecit 
Viennee  Anno  19  .  .  (gedruckt). 

Kammeyer,   Johannes   Christoph.   —   Mann- 
heim 

Im  Mannheimer  Altertumsmuseum  befindet  sich  eine 
kleine  Messingplatte  (Türschild?)  mit  der  gravierten 
.Aufschrift:  »Johannes  Christoph  Kammeyer  Musi- 
kalisch Instrumentenmacher  1792«.  Ob  er  aber  Geigen 
und  Lauten  gemacht  hat,  konnte  ich  bisher  nicht  er- 
mitteln. 

KanamüUer  (Kannamüller),  Franz.  —  Obern- 

zell.    1836.    1848 

Er  hat  wahrscheinlich  nur  im  Nebenberuf  Geigen  ge- 
macht, besaß  aber  eine  kunstgeübte  Hand,  so  daß  seine 
Arbeiten  gut  aussehen  und  gut  klingen.  Eine  Viola  von 
ihm  erinnerte  an  die  Klotzschule,  hatte  dunkelbraunen 
Lack,  hübsche  F-Löcher  und  tiefgestochene  Schnecke. 
.Mbert  Berr  in  Böhmischbruck  besaß  ein  Violoncello 
von  ihm  und  forschte  in  Obernzell  nach  dem  Hersteller. 
Es  ergab  sich,  daß  der  Name  KanamüUer  in  Obernzell 
tatsächlich  von  1800—1886  vorkommt,  aber  kein 
einziges  Mitglied  der  Familie  wird  als  Geigenmacher 
bezeichnet. 

Kandelhardt,    Robert.    —    Oldenburg    i.  Gr. 
Geb.  28.  Juli  1867  in  Oldenburg 
Schüler  von   Reinhold   Paulus.   Tüchtig  "Vorgebildet, 
übernahm  pr  am  1.  Febr,  1893  da?  von  seinem  Vater 


246 


Kandl 


er 


K, 


arner 


Franz  K.  im  Jahre  1869  begründete  Musikinstru- 
mentengeschäft, das  er  unter  der  Firma  Franz  Kandel- 
hardt  Sohn  fortführt.  Für  seine  Violinen  erhielt  er  auf 
der  Oldenburger  Landes-Industrie-  und  Gewerbe- 
Ausstellung  1905  eine  goldene  Medaille.  Auch  als  Re- 
parateur  wird  er  gelobt.  Sein  Vater  Franz  K.  war 
40  Jahre  lang  Mitglied  der  Hofkapelle. 

Kandier,    Laurenz   Sebastian.   —   Nürnberg. 
1793 

Ein  tüchtiger,  wenn  auch  wenig  bekannter  Geigen- 
macher, über  den  es  mir  bisher  nicht  gelang,  Näheres  zu 
ermitteln.  Reichsbankvorstand  W.  Klocke  in  Neuß  be- 
sitzt ein  Violoncello  von  ihm  von  guter  Arbeit,  F- Löcher 
und  Schnecken  sind  schwungvoll,  der  Ton  ist  sehr  gut, 
namentlich  auf  der  A-  und  D-Saite,  nur  die  C-Saite 
fällt  etwas  ab. 

Geigenzettel:  Laurenz  Seb.  Kandier  /  Lauten-  und 
Geygenmacher  /  Nürnberg  anno  1793  (geschrieben). 

Kanigowski,   Friedrich.   —   Warschau.    1840. 
1850 

Polnischer  Geigen-  und  Bogenmacher,  dessen  Arbeiten 
manchmal  an  die  französische  Schule  erinnern.  A.  So- 
winski  erwähnt,  daß  er  im  Jahre  1841  ausgezeichnete 
Geigenbogen  und  Violoncelli  nach  Stradivan  aus- 
gestellt habe. 

Geigenzettel:  Fridericus  Kanigowski  /  Correxit  Var- 
saviae  an:  1848  (gedruckt). 

Kannich,  Michal.  —  Warschau.    1880 

Seme  Geigen  sind  ohne  Eigenart  und  scheinen  fabrik- 
mäßig hergestellt  zu  sein.  Später  soll  ein  Wilhelm 
Kannich  das  Geschäft  fortgeführt  haben. 

Kapralik  s.  Berger-Kaprallk 
Kapsperger,  Joh.  Hieronymus. —  Rom.  1  7. Jahr- 
hundert 

Nach  P.  Ath.  Kircher  der  Erfinder  der  Theorbe^). 
Valdnghi  führt  ihn  als  Lautenmacher  auf  (1598)  und 
vergleicht  seine  Arbeit  mit  der  von  Matteo  Sellas.  Mir 
ist  er  nur  als  Komponist  und  Virtuose  auf  der  Theorbe, 
Laute,  Gitarre  und  Trompete  bekannt.  Vgl.  Ambros, 
Gesch.  der  Musik.  B.  IV,  S.  152  ff. 

Karest,  Joos  (Josse).  —  Antwerpen.    Geb.  in 
Kölnvor  1500,  t  nach  1557 

Er  stammte  aus  einer  kölnischen  Familie  und  war  an- 
geblich der  Sohn  des  Jan  Karest').  Er  wurde  1523  als 
Instrumentenbildhauer  und  Maler  in  die  Antwerpener 
Lukasgilde  aufgenommen,  und  lebte  noch  1557.  Er  war 


^)  »Hoc  instrumentum  primus  deinde  excoluit  claris- 
simus  Hieronymus  Capsperger,  Nobilis  Germanus  et  ad 
eam  perfectionem  perduxit,  ut  hoc  tempore  merito  reliquis 
instrumentis  palmam  praeripuisse  videatur,  etc.  etc.« 

")  In  Köln  kommt  noch  1550  ein  Musikinstrumenten- 
macher Claes  Karest  vor,  von  dem  ich  nur  den  unten- 
stehenden Zettel  aus  einem  Spinett  in  ejner  Münchener 
Antiquitätenversteigerung  notiert  habe;  Claes  Karest  de 
Colonia  fecit  1 550  (gedruckt). 


ein  guter  Klavichordmacher  und  soll  auch  schön  ge- 
schnitzte und  verzierte  Theorben  usw.  gemacht  haben, 
während  dies  von  dem  gleichfalls  aus  Köln  stammenden 
Goswin  K.,  der  ein  Schüler  von  Pieter  Matthys  war 
und  1539  Bürger  wurde,  nicht  behauptet  wird. 

Karg  (Karp,  Carp),  Gregonus.  —  Königsberg. 
1694.  1696 

Der  Name  ist  schwer  zu  entziffern  und  könnte  auch 
Korth  gelesen  werden,  ja  eine  Pause  des  Zettels,  die 
mir  vorlag,  schien  mir  sogar  die  Lesart  »Storch«  zuzu- 
lassen. Welches  Königsberg  sein  Wohnsitz  war,  gelang 
mir  auch  noch  nicht  festzustellen;  in  Königsberg  in 
Preußen  waren  die  Nachforschungen  sowohl  im  Stadt- 
archiv als  auch  im  Staatsarchiv  vergeblich.  (Der  Name 
Karp  kam  noch  im  18.  Jahrhundert  in  Westfalen  vor. 
Ein  Johann  Wilhelm  Karp  [Carp]  studierte  1711  in 
Herborn  und  starb  als  Prediger  in  seiner  Heimatsstadt 
Camen.)  Eine  hübsch  eingelegte  Laute  mit  Frauen- 
köpfchen von  ihm  befand  sich  in  der  Sammlung 
Hammer  in  Stockholm^).  Eine  Gambe  von  1696  von 
ihm  besitzt  Fr.  Wildhagen  in  Haiensee. 

Geigenzettel :  Gregory  Korp  in  /  König  Bergs  Anno 
1694.  (gedruckO. 

Karl,  Heinrich.  —  Bernburg.   1686 

In  einer  Viola  soll  sein  Name  gefunden  worden  sein. 
Das  bayr.  Nat. -Museum  in  München  besitzt  ein 
Cithrinchen  von  ihm.  In  Bernburg  kommt  nur  ein 
Levin  Karl  vor,  von  dem  weder  feststeht,  was  er  war, 
noch  ob  er  mit  H.  Karl  in  Verbindung  zu  setzen  ist. 
(Stammbücher  des  Kuchenchter  Lützowschen  Fami- 
lienstipendiums.) 

Karner,  Bartholomäus.  —  Mittenwald.    1730. 
1793 

Bei  den  weit  auseinanderliegenden  Jahreszahlen,  die 
man  neben  dem  Namen  findet,  ist  fast  anzunehmen, 
daß  es  zwei  gleichnamige  Meister  gegeben  hat.  Die 
Arbeit  ist  durchwegs  gut,  das  Modell  von  mittlerer 
Größe,  der  Lack  braun  oder  dunkelrotbraun,  besonders 
gut  sind  die  Violen.  X'aldrighi  führt  den  Namen  irrtüm- 
lich »Homer«  an  (Nr.  4232). 

Geigenzettel :  Bartolomeus  Karner  '  Geigenmacher  m  / 
Mittenwald  1730.  (gedruckt)  und  Abb.  445. 

Karner,  Georg.  —  Mittenwald.    1792.    1797 

Vermutlich  ein  Schüler  und  der  Nachfolger  von  Georg  1 1 
Klotz.  W.  Th.  Jaura  in  Wien  besaß  eine  Geige,  in  der 
außer  dem  Zettel  von  G.  Karner  unweit  des  Klotzes  im 
Innern  am  Boden  die  Inschrift  zu  finden  war:  Georg 
Klotz  1796  /  fertig  gemacht  Georg  Karner  1797. 
Karners  Geigen  sind  von  sehr  guter  Mittenwalder 
Arbeit.  Sein  Zettel  zeigt  einen  Druckfehler,  statt  3  ist  0 
gedruckt,  der  Fehler  erscheint  dann  mit  Tusche  aus- 
gebessert, so  daß  das  0  in  ein  3  verwandelt  wird. 

Geigenzettel :  Abb.  444. 


')  Versteigert  1893  in  Köln.  Der  Verfasser  des  Kata- 
loges  las:  »Bregory  starpp«.  Gregorius  Karg/  in  Königs- 
berg/ Anno  1696  liest  Beuthner's  Geigenzettelsammlung. 


Karner  —  Keffer 


247 


Karner,  Johann  Georg.  —  Enns.    1810.    1830 

Da  im  Verzeichnis  der  Ennser  Hausbesitzer  kein 
Karner  vorkommt,  scheint  er  als  Eingewanderter  nur 
zur  Miete  gewohnt  zu  haben.  Dem  Namen  nach  dürfte 
er  aus  Mittenwald  stammen,  seiner  Arbeit  nach  zu 
urteilen  scheint  er  jedoch  im  Vogtland  oder  m  Schön- 
bach gelernt  zu  haben.  (Pillwein  erwähnt  in  seiner 
Ortsbeschreibung  von  Enns  [erschienen  1828]  nur, 
daß  da  ein  Geigenmacher  ansässig  sei,  gibt  aber  keinen 
Nanen  an.)  K.  bevorzugte  ein  hochgewölbtes  Modell 
und  verwendete  gelben  Lack.  In  der  Wahl  des  Holzes 
war  er  nicht  wählerisch,  er  verarbeitete  zur  unrechten 
Zeit  geschlagenes  Holz,  das  infolge  davon  jetzt  ge- 
wöhnlich wurmstichig  ist.  Außer  seinem  Zettel  brachte 
er  noch  die  Brandmarke :  -^-c  I  -f  —  K  i-i  an  seinen 
Geigen  an. 

Geigenzettel :  Johann  Georg  Karner  /  Geigenmacher  in 
Enns  1810  (gedruckt)  und  Abb.  441. 
Brandmarke  Nr.  46. 

Karner,  Stefan.  —  Mittenwald.    1837.    1842 

Seine  .Arbeiten  beweisen,  daß  die  guten  Traditionen  der 
Klotzschule  sich  bis  ins  19.  Jahrhundert  erhalten  haben. 
Er  wählte  gutes  Holz,  namentlich  ist  sein  hervorragend 
schöner  brauner  Ollack  zu  loben. 

Karp  (Carp)  s.  Karg 
Kaschendorf  s.  Castendorfer 
Kashofer,  Leopold.  —  Blindenmark,  N.-Ost. 
1912 

Ein  Schneidergeselle,  der  in  seinen  Mußestunden  eine 
Geige  herstellte,  deren  Korpus  er  aus  2069  Zünd- 
hölzern zusammenleimte.  Der  Ton  soll  erträglich  ge- 
wesen sein. 

Kasper,  Franz.  —  Wangen  im  Allgäu.    1898. 
1910 

Sohn  und  Nachfolger  von  Dom.  K.  Er  ist  Ökonom  und 
Geigenmacher  und  besitzt  als  Reparateur  eine  gute 
handwerksmäßige  Geschicklichkeit. 

Kasper,  Dominik.  —  Wangen  im  Allgäu.   1 865. 
1876 

Ein  Zither-  und  Gitarrenmacher,  der  auch  Geigen 
repariert  hat. 

Geigenzettel:  Reparirt  Dominikus  Kasper  /  Saiten- 
instrumentenmacher /  Wangen  im  .«Mlgäu  ,  1876.  (ge- 
druckt). 

Kastendorfer  s.  Castendorfer 

Kastens,    Daniel   jun.   —   Ehingen  (?).    1843. 

1844 

Ob  es  einen  Daniel  K.  sen.,  der  Geigenmacher  war,  ge- 
geben hat,  ist  fraglich.  Auch  Daniel  K.  jun.  scheint 
kein  Geigenmacher,  sondern  Tischler  gewesen  zu  sein. 
Eine  Gitarre  mit  seinem  Zettel  war  von  ganz  gewöhn- 
licher .Arbeit,  doch  scheint  er  viel  an  Geigen  herum- 
geflickt zu  haben. 

Geigenzettel :  Verfertigt  von  Daniel  Kastens  /  im  Jahre 
1843.  (gedruckt).  —  Reparirt  von  Daniel  Kastens  Inn, 
in  Monat  Novernber  1844.  (geschrieben). 


Kastens,  Karl.  —  Ehingen.    1885 

Vielleicht  der  Sohn  von  Daniel  K.  Er  hat  sich  nur  nut 
Flickarbeit  abgegeben  und  starb  schließlich  ganz  ver- 
armt. 

Geigenzettel :  Reparirt  von  Karl  /  Kastens  in  Ehingen  / 
1885.  (geschrieben). 

Kastl,  Franz.  —  Hellhrunn  h.  Tölz  i.  B.    1756 

Seine  Geigen  erinnern  an  die  Arbeit  der  Ramsauer 
Meister,  sind  aus  mittelmäßigem  Holz  gebaut,  klingen 
aber  manchmal  nicht  schlecht. 

Geigenzettel:  Franz  Kastl  Geigenmacher  /  in  Heil- 
Brunn  im  Jahre  1756  (gedruckt). 

Kaudezky   (Koutecky),    Franz.   —    Marhurg 
a.  d.  L.  1837.  1842 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  ein  an  Joseph 
Guarneri,  Filius  .A.ndreae  erinnerndes  Modell  besaß  und 
rotbraunen  Lack  verwendete. 

Geigenzettel:  .Abb.  421. 


Cham  im  Hof  (Canton 


Kaufmann,  Heinrich. 
Zug).  1840.  1848 

Obwohl  von  Beruf  Schreiner,  machte  er  ganz  ausge- 
zeichnete Kontrabässe  von  größtem  Patron  nach  Klotz 
und  Rieger.  Die  Arbeit  ist  musterhaft  in  jeder  Hinsicht, 
die  Zargen  sind  sorgfältig  in  Decke  und  Boden  ein- 
gelassen, und  auch  der  gelbe  Lack  ist  recht  gut.  Die 
Instrumente  haben  großen,  vollen  Ton  und  werden 
leicht  für  »echte  Klotz«  gehalten. 

Kaul,  Paul.  —  Nantes.    1912 

Ein  sehr  begabter  Geigenmacher,  von  dem  eine  Violine 
bei  einem  Vergleichsspiel  sehr  guter  neuer  Geigen  mit 
einer  echten  Stradivari  den  3.  Preis  gewann. 

Kay  s.  Karg 

Kayser  (Kaysser)  s.  Kaiser 

Keffer,  Franz. -Reiterndorf.  Ischl.  1793.  1822 

Im  Grundbuche  zu  Reiterndorf  erscheint  er  von  1793 
bis  1822  als  Besitzer  des  Hauses  Nr.  1 .  Er  war  vermut- 
lich ein  Sohn  von  Joh.  K.  und  besaß  in  Ischl  selbst,  wo 
ihm  auch  ein  Kirchenstuhl  zugeschrieben  war,  einen 
Verkaufsladen.  Er  dürfte  um  1822  gestorben  sein,  sein 
Haus  übernahm  in  diesem  Jahre  Elisabeth  Keffer  (wohl 
die  Witwe)  und  1824  Anna  M.  Keffer  (Tochter?).  In 
seine  Geigen  klebte  er  nur  selten  Zettel,  doch  befand 
sich  im  Kloster  Lambach  (Oberösterreich)  eine  solche 
mit  der  Jahreszahl  1806.  Dieselbe  war  den  .Mittenwalder 
.Arbeiten  der  gleichen  Zeit  ebenbürtig  und  gut  im  Ton. 
Geigenzette! :  Franz  Keffer,  Geigen-  und  Lauten- 
macher in  Ischl.  Ao.  1806.  (gedruckt). 

Keffer  (Kefer),  Johann.  —  Ramsau.   1781 

Seine  Geigen  sind  gut  im  Ton  ;  zu  Boden  und  Schnecke 
nahm  er  meist  Buchen-  und  Birnbaumholz.  Er  wohnte 
Haus  Nr.  31  in  der  Ramsau  und  wird  in  den  Kirchen- 
büchern stets  als  Geigenmacher  bezeichnet.  Auch  sein 
Sohn  und  seine  Enkel  machten  noch  Geigen,  aber  ohne 
jeglichen  Kunstwert,  zujetzt  nur  noch  rot  angestrichene 
Kindergeigen. 


248 


Keffer  —  Kcllermann 


Kefferjohann.  — Goisern.Ischl.   1790.   1810 

Er  soll  zuerst  in  Reiternrlorf  (Gemeinde  Ischl)  gelebt 
haben  und  stammt  wahrscheinlich  aus  Goisern  oder 
Ramsau,  das  nur  P/^  Wegstunden  von  Ischl  entfernt 
liegt.  Alte  Leute  erinnern  sich  noch  heute,  daß  Johann 
Keffer  als  ein  genialer  Mann  galt,  seine  Geigen  sind 
nach  einem  großen,  flachen  Modell  gebaut,  zeigen  gutes 
Holz,  rotgelben  Lack  und  haben  einen  großen,  vollen 
Ton,  nur  die  Schnecke  ist  ohne  Schwung  und  von  ge- 
wöhnlicher Arbeil.  Außer  seinen  Zetteln  hatte  er  auch 
die  nebenstehende  Brandmarke,  die  er  am  Boden  unter 
der  Halsplatte  anbrachte :  K  /  J.  K. 
Geigenzettel:  Joannes  Keffer,  Geigen-  und  Lau-  / 
tenmacher  in  Goysern,  Anno  1790  (gedruckt).  —  Joh. 
Keffer  Geigen-  u.  Lau-  /  tenmacher  in  Ischl  Anno  1 792 
(gedruckt). 
Brandmarke  Nr.  52. 

Keffer,    Joseph    I.    —    Ramsau    (Gemeinde 
Goisern).  1725.  1742 

Der  Stammvater  der  Familie.  Das  von  ihm  bewohnte 
Haus  (Nr.  31  in  der  Ramsau)  heißt  noch  jetzt  das 
>'>Gelgenmacherhaus<<.  Violinen  von  ihm  kommen  sehr 
selten  vor,  dagegen  öfter  recht  gute  Violen. 

Keffer,  Joseph  II.  —  Goisern.   Geb.  17.  Okt. 
1739  in  Ramsau,  f  14.  Sept.  1813  in  Goisern 

Sohn  und  Schüler  von  Jos.  K.  I.  Vielleicht  der  beste 
Geigenmacher  aus  seiner  Familie.  Er  starb  an  Aus- 
zehrung. Er  war  sehr  fleißig,  sein  Lack  ist  verhältnis- 
mäßig noch  recht  gut.  Außer  seinem  Zettel  verwendete 
er  auch  einen  Brandstempel  mit  den  Buchstaben  »J.  K.« 
Geigenzettel :  Joseph  Keffer,  Geigen-  und  /  Lauten- 
macher in  Goysern  1 788  (gedruckt). 
Brandmarke  Nr.  47. 

Keffer.  —  Goisern.   1770 

Sohn  von  Jos.  I  K.;  älterer  Bruder  von  Jos.  II  K. 

Keffer.  —  Goisern.   1780 

Sohn  von  Jos.  I  K.  in  Ramsau ;  jüngerer  Bruder  von 
Jos.  II  K. 

Kegell,  Ulrich.  —  Lübeck.   1591 

Er  wird  in  einem  Protokoll  über  eine  Klage  vom  29.  Juli 
1591  ausdrücklich  als  Lautenmacher  bezeichnet.  Er 
scheint  ein  Eingewanderter  gewesen  zu  sein  und  ge- 
hörte wahrscheinlich  zu  der  Füssener  Familie  Kögl. 

Keil,   Bernhard.   —   Gotha,     f   um    1868   in 
Eisenach  (?) 

Er  war  ein  Bruder  des  bekannten  Besitzers  der  »Garten- 
laube« und  hauptsächlich  Zitherhändler.  Es  erscheint 
daher  fraglich,  ob  die  Instrumente,  die  Zettel  mit 
seinem  Namen  enthalten,  wirklich  von  ihm  gemacht 
sind.  Eine  mit  Perlmutter  und  Ebenholz  verzierte 
Lyra-Gitarre  mit  seinem  Zettel  befindet  sich  in  W. 
Heyers  Musikhistorischem  Museum  in  Köln,  eine 
lautenförmige  Baßgitarre  im  bayr.  Nationalmuseum  in 
München. 
Geigenzettel:  Bernhard  Keil   in   Gotha  (gedruckt) 


Kelbich  s.  Kielbich 

Kelby,  H.  —  Edinburgh.   1891 

Seine  Violinen  sind  sauber  gearbeitet. 

Keller,  Philipp.  —  Würzburg.   Geb.  30.  April 

1868  in  Würzburg 

Er  besuchte  zunächst  durch  6  Jahre  das  Würzburger 
Konservatorium,  um  Musik  zu  studieren  und  sich  zum 
Violoncellisten  auszubilden.  Schon  damals  erhielt  er 
von  Friedrich  Meindl  die  ersten  Anleitungen  im  Gei- 
genbau, die  ihn  befähigten,  während  seiner  lOjährigen 
Wirksamkeit  als  Solocellist  alle  Reparaturen  an  den 
Streichinstrumenten  der  mit  ihm  tätigen  Orchester- 
mitglieder auszuführen.  Er  vervollkommnete  seine 
Kenntnisse  durch  eifriges  Studium  aller  zugänglichen 
Lehrbücher  des  Geigenbaus  und  durch  steten  Verkehr 
mit  den  besten  Geigenbauern  des  In-  und  Auslandes 
und  lernte  viel  von  Gustav  Braun,  mit  dem  er  zu- 
sammen in  Bad  Zandvoort  und  Hamburg  engagiert 
war.  Es  war  stets  sein  Wunsch,  sich  ganz  dem  Geigen- 
bau widmen  zu  können,  und  als  im  Jahre  1896  Friedr. 
Meindl  starb,  kaufte  er  das  Geschäft  und  ließ  sich  als 
Reparateur  in  Würzburg  nieder.  Jetzt  wendete  er  sich 
auch  dem  Neubau  zu,  hielt  sich  tüchtige  Gehilfen  und 
sandte  auch  seinen  sehr  begabten,  leider  früh  ver- 
storbenen jüngeren  Bruder  nach  Markneukirchen. 
Später  ging  er  selbst  zu  William  Voigt,  um  die  letzte 
Ausbildung  zu  erfahren,  und  jetzt  ist  er  nach  dem 
übereinstimmenden  Zeugnis  hervorragender  Kenner 
ein  tüchtiger  Meister  seines  Faches.  Er  arbeitet  nach 
Stradivari  und  nach  einem  eigenen  Modell  und  be- 
reitet seinen  goldgelben  oder  goldrötlichen  Lack  (Ol 
oder  Spiritus)  selbst.  Die  Schallplatten  stimmt  er  nach 
Dr.  Großmanns  Theorie  ab  und  erzielt  bei  seinen 
Violinen,  Violen  und  besonders  bei  seinen  Violoncelli 
einen  vollen,  schönen  Ton.  Nach  K.  A.  Hörleins 
Tod  erv/arb  er  dessen  Modelle  und  die  ganze  Werk- 
statteinrichtung und  im  Jahre  1902  übertrug  ihm  Prof. 
Herm.  Ritter  den  Bau  seiner  Viola  alta,  und  Keller  ver- 
anlaßte  infolge  davon  Prof.  Ritter  zur  Umgestaltung 
des  Streichquartetts,  für  das  er  außer  der  Violine  und 
der  Viola  alta  jetzt  die  Tenorgeige  (ein  neues  Instru- 
ment) und  die  Viola  bassa  (Violoncello)  baut.  Außer 
seinem  Zettel  verwendet  er  auch  einen  Brandstempel 
mit  seinem  (handschriftlichen)  Namen. 

Geigenzettel :  (links  und  rechts  das  bayr.  Wappen)  Phil. 
Keller  /  Königl.  Bayer.  Hoflieferant  /  Würzburg,  gegr. 
1832.  /  Verfertigt  19  .  .  Nr.  .  .  .  (gedruckO- 

Kellermann,   M.  G.  Samuel.   —  Zerbst  (An- 
halt).   Geb.  1851  in  Hohenziatz  (Prov.  Sa.) 

Von  1876 — 1895  erster  Cellist  der  Schaumburg- 
Lippeschen  Hofkapelle;  besuchte  als  Musiker  die 
Werkstätten  in  Markneukirchen,  L.  Bausch  in  Leipzig, 
Jacob  Eritzoe  und  Riechers,  bildete  sich  autodidaktisch 
zum  Geigenmacher  aus  und  eröffnete  1880  sein  Ge- 
schäft in  Bückeburg.  Seit  1897 -ist  er  Herzoglich  An- 
haltischer Hofinstrumentenmacher.  Er  beschäftigt  sich 
hauptsächlich  mit  dem  Wiederherstellen,  doch  macht 
er  auch  neue  Geigen  nach  italienischen  Meistern.  Er 


Kelnian  Kerkowits 


249 


verwendet  selbstgefertigtcn  Spirituslack  (gelb,   gold- 
gelb,  auch   Bernsteinlack,    und   erzeugt   Violin-   und 
Baßkolophonium. 
Geigenzettel :  Abb.  446. 

Kelman,  James.  — Auchlntoul.  Geb.  1 7.  April 

1824  in  Aberchirder 

Er  war  43  Jahre  Gärtner  in  Auchintoul  und  begann  im 
Jahre  1884  Geigen  zu  machen,  nachdem  er  in  David- 
sons Buch  die  Anleitung  dazu  gefunden  hatte.  Er 
machte  etwa  40  Violinen  nach  dem  Stradivarirnodeil 
und  verwendete  meistens  Spiritus-,  zuletzt  auch  Ollack. 
Geigenzettel :  Made  by  /  James  Kelman  /  Auchintoul, 
Banffshire/  1 89  ...  (gedruckt). 

Kelly,  John.  -  (Irland).   1734 

Ein  Musikinstrumentenmacher,  von  dem  die  Samm- 
lung Galpin  eine  große  irische  Harfe  (Clarseth)  von 
1 734  besitzt. 

Kelpien,  C.  A.  —  Zehdenlck.   1834 

Seinen  Zettel  veröffentlicht  P.  de  Wit.  Wahrscheinlich 
ein  Musiker  oder  Tischler,  der  sich  im  Geigenbau  ver- 
suchte. Leider  ist  in  den  Zehdenicker  Magistratsakten 
nichts  über  ihn  zu  ermitteln  gewesen. 
Geigenzettel:  C  A  Kelpien  /  ä  Zehdenick  /  1834  (ge- 
schrieben). 

Kempter,  Andreas.  —  Dillingen  a.  D.    Geb. 
um  1 700  in  Lechbruck  (Allgäu),  f  in  Denk- 

lingen  1 786 

Seine  Lehrzeit  machte  er  wahrscheinlich  in  dem  seiner 
Heimat  nahegelegenen  Füssen  durch  und  kam  um  1 725 
nach  Dillingen,  wo  er  sich  am  13.  April  1732  mit  der 
Jungfrau  A.  Maria  geb.  Bairin  verheiratete  und  das 
Bürgerrecht  erwarb.  Er  bewohnte  ein  bescheidenes 
Haus  in  der  Dillinger  Altstadt  (heute  Lommerstraße 
Nr.  1 1),  das  er  von  1734 — 1746  mit  dem  Torschreiber 
Joh.  Blaicher  teilte.  Von  1 746 — 86  war  er  Alleinbesitzer 
des  Hauses,  das  1 789  oder  1 790  aus  den  Händen  seiner 
Erben  in  andern  Besitz  überging.  Wie  mäßig  damals 
die  Steuern  noch  waren,  erhellt  daraus,  daß  er  ganze 
2  fl.  54  kr.  zahlen  mußte,  seit  ihm  das  Haus  allein  ge- 
hörte (vorher  nur  1  fl.  50  kr.).  Er  übte  seine  Kunst  als 
Geigenmacher  über  50  Jahre  lang  in  Dilhngen  aus,  wo 
er  am  29.  Juni  1 782  noch  seine  goldene  Hochzeit 
feierte.  Bald  darauf  zog  er  dann  zu  seinem  Sohne,  der 
Pfarrer  in  Denklingen  (zwischen  Landsberg  und  Schon- 
gau) war,  und  verbrachte  dort  seine  letzten  Lebens- 
jahre. In  den  Kirchenbüchern  wird  er  »artificiosus 
chelii  factor«  genannt  und  stand  sowohl  als  Lauten-  wie 
als  Geigenmacher  in  großem  Ansehen.  Seine  Geigen 
gehen,  wie  die  der  meisten  schwäbischen  Geigen- 
macher, auf  das  Stainermodell  zurück;  er  verstand  es 
aber  doch,  seine  eigene  Individualität  zum  Ausdruck  zu 
bringen.  Die  Verschiedenheit  der  von  ihm  angewen- 
deten Wölbungen  beweist,  daß  er  Versuche  anstellte: 
das  Patron  nahm  er  auffallend  breit  und  ist  so  sorg- 
fältig in  der  Arbeit  wie  Edlinger.  Der  Ton  seiner  gut 
erhaltenen  Geigen  ist  groß  und  schön,  auch  sein  (ver- 
schiedenfarbiger) Lack,  der  meist  nur  zu  dünn  auf- 
getragen erscheint,  ist  sehr  gut.  Eine  Laute  aus  dem 


Jahre  1747  von  ihm  findet  sich  in  der  Sammlung 
Scheurleer,  eine  sehr  schöne  Viola  d'amore  mit  Löwen- 
köpfchen am  Wirbelkasten  und  prächtigem  Lack  be- 
sitzt das  Musikhistorische  Museum  von  W.  Heyer  in 
Köln. 

Geigenzettel:  Andreas  Kempter  /  Lauthen-  und  / 
Geigenmacher  in  Dillingen  1 760  (gedruckt).  —  Andreas 
Kempter,  Lauten-  und  /  Geigenmacher  in  Dillingen 
hat  /  dise  grand  viol  d'Amour  im  Jahre  /  1 746  gemacht 
für  den  geistl.  /  Herrn  Joan.  Anton.  Walther  Chori  / 
vicario  und  Caeremoniario  zu  /  Eichstätt  im  Domb- 
stifft  (geschrieben)  und  Abb.  427  und  428. 

Kennedy,  Alexander.  —  London.    Geb.  um 
1695  in  Schottland,  f  1785  in  London 

Der  Begründer  des  Rufs  der  Familie  Kennedy.  Er  hat 
ausschließlich  Violinen  gemacht,  die  dem  Stainer- 
modell nachgeahmt  erscheinen.  Sein  Spirituslack  ist 
von  braungelber  Farbe. 

Geigenzettel:  Alexander  Kennedy,  Musical  Instru- 
ment /  maker,  living  in  Market  Street  in  Oxford  /  Road, 
London  1 748  (gedruckt). 

Kennedy,  John.  —  London.  Geb.  um  1730, 
f  1816  m  London 

Neffe  von  Alexander  K.  und  wohl  auch  dessen  Schüler, 
da  seine  Arbeit  der  seines  Oheims  sehr  ähnlich  ist,  nur 
nimmt  er  die  Wölbung  womöglich  noch  höher.  Er 
wohnte  erst  in  »Cooper's  Gardens  near  Shoreditch 
Church«,  dann  in  Long  Alley,  Sun  Street,  Moorfields 
und  arbeitete  hauptsächlich  für  Händler. 

Kennedy,  Thomas.  —  London.   Geb.  21 .  Jan. 

1784,  t  1870 

Sohn  von  John  K.,  erst  Schüler  seines  Vaters,  dann  von 
Thomas  Powell.  Eine  Zeitlang  arbeitete  er  bei  Wil- 
liam 1 1 1  Forster  und  eröffnete  hierauf  in  der  Princess 
Street,  Westminster,  seine  eigene  Werkstatt  und  verzog 
später  nach  der  Oxford  Street  Nr.  364.  Als  er  sich  1849 
zur  Ruhe  setzte,  hatte  er  300  Violoncelli  und  Geigen 
gemacht.  Er  war  der  Bedeutendste  aus  der  Familie 
Kennedy.  Am  besten  gelangen  ihm  seine  Violoncelli. 

Kepszely,  Johann.  —  Besztercze-Banya  (Neu- 
sohl).  1864.   1902 

Er  begründete  1864  sein  noch  bestehendes  Geschäft  in 
Neusohl  und  stellte  1885  in  Budapest  Geigen  aus.  Er 
soll  auch  in  Uj-Szöny  tätig  gewesen  sein. 

Kerkowits,  Franz.  —  Neutra 

Er  dürfte  noch  dem  Ende  des  18.  Jahrhunderts  ange- 
hören und  im  ersten  Drittel  des  19.  Jahrhunderts  ge- 
storben sein.  In  Neutra  ist  er  ganz  vergessen,  und  das 
Bürgermeisteramt  kann  keine  Auskunft  geben.  Seine 
Geigen  und  Violoncelli  erinnern  in  den  Umrissen  und 
F-Löchern  ein  wenig  an  Maggini.  Die  Ränder  nahm  er 
dick  und  machte  sehr  tiefe  Hohlkehlen.  Sein  Lack  ist 
fett,  von  gelbbrauner  Farbe  und  jetzt  gewöhnlich  voll 
sog.  Haarrisse.  Vermutlich  hat  er  ihn  zu  schnell  zum 
Trocknen  gebracht.  Wegen  des  altertümlichen  Aus- 
sehens seiner  Arbeiten  wird  er  von  manchem  irrig  in 
das  17  Jahrhundert  versetzt. 


250 


Kerlino  —  Kerscheiistelner 


Kerlino,  Giovanni 

Dieser  Name  wird  als  der  des  ältesten  Brcscianer 
Geigenmachers  überliefert.  In  Brescia  aber  kam  der 
Name  niemals  vor.  In  kemer  Urkunde  wird  er  erwähnt, 
und  wenn  er  überhaupt  le  gelebt  haben  sollte,  dann  war 
er  gewiß  nie  in  Brescia,  wie  Giovanni  Livi  schon  im 
Jahre  1896  nachgewiesen  hat.  Was  man  von  ihm  erzählt, 
beruht  hauptsächlich  auf  den  Mitteilungen  von  Fetis, 
der  in  seinem  Buche  über  Stradivari  (S.  49)  erwähnt, 
daß  es  nach  Laborde  um  1450  einen  bretagnischen 
Geigenmacher  Kerlino  gegeben  habe.  Fetis  sah  ein 
schon  von  Laborde  erwähntes  Instrument  von  Kerlino 
25  Jähre  später  im  Besitze  des  Geigenmachers  Koliker 
und  beschreibt  es  folgendermaßen :  »Es  war  keine  ge- 
wöhnliche Violine,  sondern  eine  dazu  umgearbeitete 
Viola.  Sie  war  höher  gewölbt  und  hatte  höhere  Zargen 
als  die  Violen  aus  späterer  Zeit.  An  Stelle  des  Ebenholz- 
saitenhalters befand  sich  ein  Haken  von  Elfenbein  mit 
vier  Löchern.  Das  Instrument  trug  auf  der  Rückseite 
die  Inschrift  »Joan.  Kerlino  1449«.  —  Das  ganze  In- 
strument war  zweifellos  ein  Machwerk  Kolikers,  an 
dem  vielleicht  einige  Teile  alt  waren.  Auch  die  In- 
schrift wird  wohl  unecht  gewesen  sein,  so  daß  man 
vielleicht  der  Wahrheit  nahe  kommt,  wenn  man,  wie 
James  M.  Fleming,  den  Namen  Kerlino  für  eine  aus 
einer  Umdrehung  des  Namens  Koliker  (=  Ker-li-ko) 
entstandene  Erfindung  des  Pariser  Geigenmachers  hält. 
Seit  der  Name  Kerlino  aufgetaucht  ist,  hat  er  den  For- 
schern viel  Kopfzerbrechens  gemacht,  da  es  unmöglich 
erschien,  seine  Lebenszeit  und  seine  Heimat  zu  be- 
stimmen. Nur  dann  waren  alle  einig,  daß  er  kein 
Italiener  gewesen  sein  dürfte.  Laborde  verlegte  seine 
Heimat  in  die  Bretagne,  Rühlmann  tritt  mit  Nachdrcuk 
für  eine  deutsche  Abstammung  ein,  und  de  Piccolellis 
hält  Kerlino,  freilich  ein  wenig  zweifelnd,  für  einen 
Tiroler.  Da  vom  15. — 18.  Jahrhundert  eine  ganze  An- 
zahl flandrischer  Musiker  Namens  Kerle  in  Italien 
nachweisbar  ist,  läge  es  meiner  Meinung  nach  am 
nächsten,  ihn  für  einen  eingewanderten  Flamländer  zu 
halten  oder  ihn  zur  Familie  Gerie  (Gerlein)  zu  zählen, 
denn  sowohl  für  einen  Kerle,  als  für  einen  Gerlein  wäre 
es  damals  nicht  schwer  gewesen,  die  verwelschte 
Namensform  Kerlino  zu  bilden.  Alle  Zweifel  an  der 
Existenz  dieses  Kerlino  wurden  jedoch  niedergeschla- 
gen durch  die  Mitteilung,  daß  die  Markgräfin  Isabella 
von  Mantua  im  Juni  1495  einige  Violen  von  ihm  machen 
ließ  und  gegen  Ende  des  genannten  Jahres  den  Lauten- 
spieler Angelo  Testagrossa  beauftragte,  nach  Brescia  zu 
reisen,  um  die  bestellten  Violen  zu  prüfen.  (Vgl.  Berto- 
lotti,  S.  17  und  Davari,  S.  16).  Die  Urkunden,  aus 
denen  diese  Tatsachen  hervorgehen,  sind  jedoch  ge- 
waltsam mit  Kerlino  in  Verbindung  gebracht,  denn  in 
ihnen  ist  nur  von  einem  Brescianer  »maistro  de  le  viole« 
die  Rede,  ohne  daß  ein  Name  angegeben  wird.  Sie  be- 
weisen also  gar  nichts  für  das  wirkliche  Vorkommen 
Kerlinos.  Solange  also  kein  urkundlicher  Beweis  vor- 
liegt, daß  es  je  einen  Kerlino  gegeben  hat,  muß  auch 
dieser  Geigenmacher  die  Zahl  der  erfundenen  Größen 
vermehren  helfen.  Da  der  Name  Kerlino  aber  ent- 
schieden ungeschickt  erfunden  wäre,  will  ich  doch  für 
möglich  halten,  daß  es  irgendeinen  alten  Meister  ge- 
geben hat,  dessen  Name  schließlich  diese  rätselhafte 
Form  angenommen  hat.  Es  wäre  z.  B.  denkbar,  daß  ein 
Lauten-  und  Violinmacher  Zerlino  oder  Zarlino  (vgl. 


Zarlino  da  Chioggia)  irgendwo  vorkam.  Diesen  Namen 
könnte  man  zur  Not  auch  Cerlino  geschrieben  haben. 
Das  C  in  ein  K  zu  verwandeln,  wäre  dann  nicht  mehr 
allzu  schwer  gewesen. 

Kern,  Hermann  August.  —  Markneukirchen. 
Geb.  12.  April  1873 

Nachdem  er  in  seiner  Vaterstadt  das  Geigenmachen 
erlernt  hatte,  zog  er  fort  und  hat  seitdem  in  verschie- 
denen Werkstätten  gearbeitet. 

Kern,  Johann.  —  Tittling  (Ditthng)  im  bayr. 
Wald.   I.Hälfte  des  19.  Jahrhunderts 

Eine  Schlagzither  von  ihm  (im  Stile  der  Mittenwalder) 
befindet  sich  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum 
in  Köln  (Nr.  439). 

Kern  (Khern),  Thomas.  —  Wien.   1580 

Er  wurde  als  Lautenmacher  im  März  1580  Wiener 
Bürger. 

Kerr,  W.,  war  bis  1899  in  Newcastle-on-Tyne 

ansässig 
Kerschensteiner,  Xaver.  —  Regensburg.   Geb. 

in  Parsberg  (Ob.-Pf.,  Bayern)  7.  Mai  1839, 

t  22.  Dez.  1915 

Schüler  von  Peter  Schulz,  bei  dem  er  im  Alter  von 
16  Jahren  in  die  Lehre  trat,  nachdem  er  vorher  als 
Seminarist  des  kgl.  Studien-  und  Musikseminars  zu 
St.  Emeran  vier  Jahre  die  Lateinschule  in  Regensburg 
besucht  hatte.  Vier  Jahre  lernte  er  bei  Schulz  und  ging 
dann  in  die  Fremde  und  arbeitete  in  München  bei 
Tieffenbrunner  und  Echinger,  in  Linz  bei  Strotzinger, 
in  Wien  bei  Bittner  und  in  Würzburg  bei  Meindl.  Im 
Jahre  1865  nach  Regensburg  zurückgekehrt,  trat  er  als 
Teilhaber  in  das  Geschäft  seines  ehemaligen  Lehr- 
meisters ein.  Ein  begeisterter  Jünger  seiner  Kunst, 
suchte  er  sich  stets  zu  vervollkommnen,  und  so  konnte 
es  nicht  ausbleiben,  daß  er  bald  sehr  schöne  Erfolge 
erzielte.  Schönes  Holz,  treffliche  Arbeit  und  feuriger 
Lack  zeichnen  seine  Instrumente  aus,  die  schon  jetzt 
hoch  bewertet  und  auch  in  England  gern  gekauft 
wurden.  Er  verwendete  einen  ätherischen  Ollack,  zu 
dem  er  das  Rezept  einem  alten  Lackierbuch  von  1  744 
entnahm.  Was  einem  deutschen  Geigenmacher  an  Aus- 
zeichnungen zuteil  werden  kann,  hat  er  erhalten,  und 
auch  in  seinem  bürgerlichen  Leben  wurden  ihm  zahl- 
reiche Ehren  zuteil.  Er  war  viele  JahreStadtverordneter, 
Magistratsrat  und  Abgeordneter  der  Stadt  Regensburg 
im  Oberpfälzischen  Landrate  usw.  Außer  Streich- 
instrumenten verfertigte  er  auch  meisterhafte  Zithern, 
die  jetzt  sehr  teuer  bezahlt  werden.  Seit  1910  war  sein 
am  9.  November  1869  geborener  Sohn  Franz,  der  bei 
ihm  gelernt  hat,  bereits  sein  Geschäftsteilhaber.  Er  ist 
jetzt  alleiniger  Inhaber  und  ein  sehr  guter  Geigen- 
bauer, dem  es  sehr  zustatten  kommt,  daß  er  auch  Musik 
studiert  und  die  Oberrealschule  absolviert  hat.  Seiner 
Militärpflicht  genügte  er  als  Einjährig-Freiwilliger  und 
ist  ein  würdiger  Nachfolger  seines  Vaters. 
Geigenzettel :  Xav.  Kerschensteiner.  /  Ratisbonae  fecit 
anno  18  .  .  (gedruckt)  uni  Abb,  415, 


Keshammer  —    Kessler 


251 


Keshammer  (Keshamer),  Franz  Paul  Joseph. — 
Straßburg  i.  E.  Geb.  um  1745,  f  nach  1796 
Er  wurde  im  Dezember  1771  In  die  Zimmerleutzunft, 
zu  der  die  Geigen-  und  Lautenmacher  in  Straßburg. 
solange  dort  die  Zunftverfassung  bestand  (d.  h.  bis 
1789),  sich  halten  mußten,  aufgenommen.  Im  Bevöl- 
kerungsregister von  1796  wird  sein  .Mter  auf  31  Jahre 
angegeben.  Seine  Geigen  haben  deutschen  Stil,  die 
F-Löcher  sind  gleichmäßig  weit  und  haben  ungleiche 
Endpunkte.  Die  Schnecke  ist  steil  und  nach  hinten 
spitz  ausgeschweift.  Der  Lack  ist  braun  und  der  Ton 
mittelmäßig,  aber  das  Holz  gut. 
Geigenzettel :  Franz  Keshamer  in     Straßburg.  (gedr.). 

Kessel,  Anton 

Die  Londoner  Firma  G.  Foucher  brachte  seit  den 
neunziger  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  Geigen  mit 
diesem  Namen  in  den  Handel. 

Kessels.  W.  H.  J.  —  Tilburg.   1810 

Aus  seiner  Werkstatt  wurde  im  Laufe  der  Zeit  eine  an- 
sehnliche Fabrik,  in  der  verschiedene  gute  Geigen- 
macher tätig  waren. 

Kessler.  —  Markneukirchen 

.Aus  dieser  Familie  wurden  Geigenmacher  und  be- 
hielten ihren  Wohnsitz  in  Markneukirchen  : 

Kessler,  August  Wilhelm,  lebte  im  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  und  war  aus  Adorf 

Kessler,  Christian  Friedrich.  —  Geb.  18.  Nov. 
1774,  t  27.  Febr.  1850 

Kessler,  Christian  Gottfried.  —  Geb.  25.  Nov. 

1800.  t  17.JuH  1869 

Er  eröffnete  seine  eigene  Werkstatt  schon  im  Alter  von 
22  Jahren. 

Kessler,  Ernst  Theodor.  —  Geb.  10.  Juli  1862, 

t  15.  Aug.  1899 
Kessler.  Georg  Adam  I.  —  Geb.  1 746,  f  2.  Mai 

1808 

Jüngerer  Sohn  von  Wolf  Konrad  K.,  er  wurde  am 
2.  November  1768  nach  Erfüllung  aller  Vorschriften 
und  Anfertigung  des  Meisterstückes  als  Meister  in  die 
Zunft  aufgenommen.  Er  schrieb  seinen  Namen  auch 
Kassier,  wie  noch  mehrere  aus  seiner  Familie. 

Kessler,  Georg  Adam  II.  —  Geb.  7.  Sept.  1769, 

t  25.  Okt.  1845 

Kessler,  Heinrich  Adolf.  —  Geb.  1 .  Juni  1865 

Sohn  und  Schüler  von  Karl  Wilhelm  II  K.,  arbeitete 
als  Gehilfe  bei  Hammig  in  Leipzig  und  machte  sich 
1891  selbständig. 

Geigenzettel :  Adolf  Kessler,  Geigenmacher  Markneu- 
kirchen, /  Berggäßchen  535.  (gedruckt). 


Kessler,    Heinrich   August.   —  Geb.   22.  Juli 

1841,  tum  1889 

Kessler,  Hermann  Albin.  —  Geb.  8.  Sept.  1870 

Kessler,  Johann  Adam.  —  Geb.  6.  Dez.  1771, 
t6.Jan.  1803 

Kessler,  Johann  Christian  I.  —  Geb.  9.  Aug. 

1762,  t  21.  Okt.  1797 

Sein  Sohn: 
Kessler,  Johann  Christian  II.  —  Geb.  20.  Jan. 

1793. 121.  Aug.  1877 

Obwohl  in  den  letzten  Jahren  erblindet,  arbeitete  er 
doch  bis  an  sein  Lebensende  als  Geigenmacher. 

Kessler.  Johann  Christian  III.  —  Geb.  17.  April 
1819,  t  30.  Jan.  1875 

Kessler,  Johann  Georg.  —  Geb.  1 735,  f  8.  Jan. 
1801 

Alterer  Sohn  von  Wolf  Conrad  K.,  er  wurde  am  9.  Juni 
1756  Meister  und  starb  65  Jahre  6  Monate  und  4  Tage 
alt.  Sein  Zettel  m  einer  hochgewölbten,  gelbbraun- 
lackierten  Geige  mit  hübschem  Löwenkopf  am  Wirbel- 
kasten lautet: 

Geigenzettel :  Johann  Georg  Kesler  /  Violin-  und 
Lautenmacher,  /  erfunden  von  Stainer.  1 759  (gedruckt). 

Kessler,  Johann  Gottfried.  —  Geb.    1 .  März 
1766,  t  7.  Febr.  1828 

Kessler.  Karl  August.  —  Geb.  20.  Jan.  1816, 
t  18.  Aug.  1874 

Kessler.  Karl  Wilhelm  I .  —  Geb.  20.  Okt.  1 824, 

t  4.  März  1880 
Kessler,    Karl    Wilhelm    II.    (sen.).    —   Geb. 

25.  Nov.  1832,  t  18.  Sept.  1905 

Schüler  von  Stein,  bei  dem  er  blieb,  bis  er  sich  1852 
selbständig  machte. 

Kessler,  Karl  Wilhelm  III.  -f  28.  Nov.  1907 

Sohn  von  Karl  Wilh.  II,  und  wie  dieser  ein  tüchtiger 
Geigenmacher. 

Kessler,  Max  Conrad.  —  Geb.  22.  April  1872 

in  Gohlis  bei  Leipzig,  f  4.  Juli  1899 
Kessler,     Paul.     —    Markneukirchen.      Geb. 

7.  März  1879 

Schüler  von  Ernst  Kretzschmann.  Jüngster  Bruder  von 
Ernst  Kessler  in  Berlin,  bei  dem  er  sieben  Jahre  tätig 
war.  Im  Jahre  1908  machte  er  sich  in  seiner  Vaterstadt 
selbständig.  Er  ist  ein  tüchtiger  Reparateur  und  baut 
auch  gute  neue  Geigen  und  Violoncelli. 


252 


Kessler  —  Kicckcpoost 


Kessler  (Kassier),  Wolff  Konrad.  —  Geb.  um 
1700,  t  nach  1750 

Er  hatte  in  Neukirchen  gelernt  und  wurde  am  21.  Mai 
1723  Meister  und  erwarb  das  Bürgerrecht.  Er  ist  der 
Ahnherr  der  Familie. 

Kessler,  Ernst.  —  Charlottenburg  bei  Berlin. 
Geb.  9.  Sept.  1856  in  Markneukirchen  als 
Sohn  eines  Saitenmachers 

Schüler  von  Albin  Voigt;  als  Gehilfe  arbeitete  er  bei 
Louis  Otto  in  Düsseldorf  und  1874  bei  Riechers  in 
Berlin.  Bei  diesen  beiden  Meistern  erlernte  er  seine 
Kunst  erst  wirklich  von  Grund  auf.  Nach  beendigter 
Militärzeit  ging  er  1880  abermals  zu  Riechers  und 
machte  sich  1882  in  Berlin  selbständig.  Durch  Fleiß 
brachte  er  es  bald  zu  Ansehen;  nach  Riechers  Tod 
übertrug  man  ihm  dessen  Arbeiten  für  das  Konser- 
vatorium in  Berlin,  und  seine  neuen  Geigen  wurden 
von  Prof.  Joachim  für  Stipendien  angekauft.  1897  er- 
hielt er  die  kgl.  preußische  Staatsmedaille  m  Silber, 
1909  die  kgl.  sächsische  Staatsmedaille  usw.  Er  kopiert 
meist  Stradivari  aus  den  Jahren  1696 — 1723,  doch 
wechselt  er  öfter  das  Modell.  Vollendete  Ausführung 
und  guter  Ton  wird  seinen  Instrumenten  nachgerühmt. 
Er  verwendet  schönes,  altes  Holz  und  hat  einen  guten 
Lack.  Er  ist  ungemein  genau  in  Geduldarbeiten  und 
versteht  es,  alte  Meisterwerke  nachzuahmen,  auch  als 
Bogenmacher  genießt  er  Ruf.  Unter  dem  Zettel  ist  der 
Name  noch  eingebrannt.  Er  hat  in  Berlin  bereits  ein 
zweites  Geschäft  eingerichtet,  demseinSohnErnst  J.K. 
vorsteht.  Brandmarke:  Joachim  /  Stipendium. 
Geigenzettel :  Abb.  448  und  449. 

Kessler,  Ernst  John.  —  Berlin.  Geb.  1.  März 
1885  in  Berlin 

Sohn  von  Ernst  K.  Nachdem  er  bis  1902  höhere 
Schulen  besucht  hatte,  erlernte  er  von  1903 — 1907  bei 
seinem  Vater  den  Geigenbau.  Für  eine  von  ihm  gebaute 
Geige  stellte  ihm  noch  Altmeister  Joachim  ein  vor- 
zügliches Zeugnis  aus.  Jetzt  leitet  er  das  zweite  Geschäft 
seines  Vaters. 

Kessler,  Heinrich.  —  Mannheim  (P.  6,  Nr.  2). 
Geb.  9.  April  1853  in  Markneukirchen 

Sohn  von  Heinrich  Aug.  K.  Schüler  von  Hammig  in 
Dresden.  Nachdem  er  längere  Zeit  bei  Padewet  in 
Karlsruhe  gearbeitet  hatte  und  damals  schon  prämiiert 
worden  war,  begründete  er  am  27.  Januar  1880  sein 
eigenes  Geschäft  in  Mannheim  und  wurde  1898  vom 
Großherzog  von  Baden  zum  Hoflieferanten  ernannt. 
Er  besitzt  verschiedene  Ausstellungspreise  und  An- 
erkennungsschreiben. Ich  habe  von  ihm  eine  in  jeder 
Beziehung  tadellose,  edel  klingende  und  schön  lackierte 
Geige  einige  Wochen  zur  Probe  gehabt,  so  daß  ich  mich 
dem  Lob,  das  ihm  von  anderer  Seite  gezollt  wird,  an- 
schließen kann.  Im  Jahre  1919  verkaufte  er  zwar  sein 
Geschäft,  gab  aber  deshalb  dcch  das  Geigenmachen 
nicht  auf  und  arbeitet  noch  immer  rüstig  weiter. 
Geigenzettel :  Heinrich  Kessler  fecit  /  Mannheim  Anno 
l9..HtK(gedruckt). 


Kessler,  Hermann  Adolf.  —  Wiesbaden.  Geb. 

28.  Febr.  1869  in  Markneukirchen 
Sohn  von  Karl  Wilhelm  1  K.  Schüler  von  Ernst  Her- 
mann Petzold,  arbeitete  von  1886 — 1889  in  Homburg, 
von  1892—1898  in  Frankfurt  a.  M.  und  machte  sich 
1898  in  Wiesbaden  selbständig.  Er  arbeitet  nach 
Guarneri  und  Stradivari  und  verwendet  Ollack. 
Geigenzettel:  Herm.  Ad.  Kessler  /  Geigenbauer  / 
Wiesbaden  19  .  .  .  (gedruckt). 

Kessler,  Wilhelm  August.  —  Mannheim.  Geb. 

10.  Nov.  1860  in  Markneukirchen,  f  1917 
Schüler  seines  Vaters  Heinrich  K.  Er  erhielt  in  seiner 
Jugend  auch  eine  gute  musikalische  Ausbildung,  so  daß 
er  seine  Militärzeit  als  Musiker  abdienen  konnte.  Von 
1883 — 1887  arbeitete  er  als  Gehilfe  und  begründete 
dann  seine  eigene  Werkstatt.  Er  arbeitet  nach  Stra- 
divari, nur  die  F-Löcher  brachte  er  nach  eigener 
Zeichnung  an;  zwischen  Stradivari  und  Guarneri 
stehend,  ist  die  untere  Rundung  dieser  F-Löcher 
amatisiert.  Er  glaubte  dadurch  den  Ton  seiner  Geigen 
biegsamer  zu  machen.  Er  verwendete  einen  selbst- 
erfundenen, in  Sprit  löslichen  Ollack,  arbeitete  sehr 
sauber  und  besaß  verschiedene  Medaillen.  Seine  Witwe 
Luise,  geb.  Trampler,  setzt  das  Geschäft,  mit  dem  auch 
ein  Klavier-  und  Musikalienhandel  verbunden  ist,  fort. 
Geigenzettel :  W.  Aug  Kessler  jr.  /  Instrumenten- 
macher/ Mannheim  fecit  1887  (gedruckt)  und  Abb.  403 

und  m. 

Keßler,  W.  Albin.  —  Frankfurt  a.  M.    Geb. 

10.  Jan.  1856  in  Markneukirchen 

Sohn  und  Schüler  von  Karl  Wilhelm  K.  Als  Gehilfe 
arbeitete  er  ein  Jahr  lang  bei  Lenk  in  Frankfurt,  wurde 
dann  Werkführer  bei  L.  Noebe  und  blieb  da  von  1879 
bis  1 891 .  Im  Jahre  1 892  machte  er  sich  in  Frankfurt  a.  M. 
selbständig  und  wird  jetzt  von  den  ersten  Künstlern 
sowohl  als  Reparateur  wie  auch  wegen  seiner  tadellos 
gebauten  neuen  Geigen  sehr  geschätzt.  Erarbeitet  haupt- 
sächlich nach  Stradivari,  verwendet  einen  vorzüglichen, 
vollkommen  durchsichtigen  Ollack  von  leuchtender 
Orangefarbe  und  zeichnet  sich  sowohl  durch  die  Wahl 
des  Holzes  als  auch  durch  mustergültige  Arbeit  aus. 

Ketterer,  F.  M.,  ein  deutscher  Geigenmacher, 
der  um  1 888  in  Jekaterinburg  (Gouv.  Kasan) 
ansässig  war 

Key,  Henry  s.  Jay 

Khögl  s.  Kögl 

Khuechler  s.  Küchler 

Kiaposse  (?),  Sawes.  —  St.  Petersburg.  1750 
Arbeiten  von  ihm  konnte  ich  nirgends  erfragen ;  da  sein 
Name  mit  der  Jahreszahl  jedoch  schon  bei  Hart  ange- 
geben ist,  der  ihn  zur  deutschen  Schule  zählt,  so  ist 
anzunehmen,  daß  wenigstens  Hart  ein  Instrument  von 
ihm  gesehen  haben  muß.  Alle  übrigen  Schriftsteller 
folgen  nur  Hart. 

Kieckepoost,  Charles  F.  —  1 787 

Snoeck  besaß  eine  mandolinenartige  Lautengitarre  vorj 
ihm. 


Kielbich         Kinnemann 


253 


Kielbich,    Julian.    —    Warschau,    Broinberg. 

Geb.  1865  in  Warschau 

Schüler  von  W.  Glier  in  Warschau,  bei  dem  er  vier 
Jahre  lernte  und  elf  Jahre  als  Geselle  arbeitete.  Hierauf 
ging  er  nach  St.  Petersburg  und  Kiew  und  war  10  Jahre 
lang  als  Instrumentenmacher  in  Warschau  selbständig. 
Nachdem  er  hier  sein  Geschäft  wieder  aufgegeben 
hatte,  kam  er  zu  Voit  nach  Bromberg.  Als  die  Voitsche 
Werkstatt  eingegangen  war,  eröffnete  er  sein  eigenes 
Musikinstrumentengeschäft  und  fand  bald  eine  gute 
Kundschaft.  Auf  seinem  Zettel  findet  sich  sein  Name 
durch  einen  Druckfehler  in  Kelbich  verwandelt. 

Kiendl,  Anton.  —  Wien.   Geb.  3.  Juni  1816  in 

Mittenwald,  t  13.  Jan.  1871 
In  seiner  Heimat  erlernte  er  das  Geigen-  und  Zither- 
machen und  war  auch  ein  Virtuose  auf  der  Zither.  Er 
arbeitete  als  Gehilfe  bei  Engleder  zur  gleichen  Zeit,  als 
Gutermann  bei  diesem  in  der  Lehre  war.  Im  Jahre  1843 
ließ  er  sich  in  Wien  nieder  und  arbeitete  unablässig  an 
der  Verbesserung  seines  Lieblingsinstrumentes.  Er 
führte  das  Quintensystem  bei  der  Zither  ein,  vermehrte 
die  Zahl  der  Saiten,  so  daß  es  nunmehr  möglich  war, 
alle  Tonarten  anzuwenden.  Er  hat  sich  so  besondere 
Verdienste  um  das  Instrument  erworben  und  auch  die 
Streichzither  wesentlich  verbessert.  Sein  Geschäft 
dehnte  sich  sehr  aus,  zuletzt  stellte  er  jährlich  über 
800  Zithern  her.  Wenn  er  auch,  seit  er  in  Wien  ansässig 
war,  sich  nur  selten  mit  dem  Geigenbau  beschäftigte,  so 
ist  doch  zu  erwähnen,  daß  er  sehr  gute  Geigen  machen 
konnte. 
Geigen  Zettel:  Abb.  416. 

Kiendl,  Karl.  —  Mödling,  Wien.    Geb.  1850 
in  Graseck  (Oberbayern) 

Er  kam  1862  nach  Wien  zu  seinem  Oheim  Anton  K. 
und  erlernte  hier  zunächst  vorzugsweise  das  Zither- 
machen. Von  1868 — 1870  ging  er  nach  Mittenwald  zu 
Job.  Reiter,  um  sich  im  Geigenmachen  auszubilden, 
und  hierauf  nach  München  zu  H.  Tiefenbrunner,  wo 
er  hauptsächlich  Gitarren  machte.  Im  Jahre  1872  er- 
öffnete er  in  Mödling  bei  Wien  seine  eigene  Werkstatt. 
Seine  Geigen  sind  nach  alten  Meistern  und  nach 
eigenem  Modell  gebaut  und  mit  Ollack  auf  Balsam- 
grund versehen.  Seine  Zithern  macht  er  ausschließlich 
nach  eigenen  Modellen.  Er  hat  allerlei  Erfindungen^) 
gemacht,  eine  genaue  Berechnung  des  Gewichts  der 
Saiten  für  alle  Instrumente  aufgestellt  und  eine  absolut 
reine  (logarithm.  berechnete)  Gnffbretteinteilung  für 
Zithern  eingeführt.  Er  wurde  auf  vielen  Ausstellungen 
ausgezeichnet. 

Kiesgen,  Louis.  —  Paris.   1894 

Er  scheint  längere  Zeit  bei  Gand  gearbeitet  zu  haben 
und  ahmt  diesen  nach.  Seine  Arbeit  ist  sauber,  der 
Lack  rot. 

Kilian,  Hermann.  —  München.  Geb.  27.  Febr. 

1875  in  Freiburg  i.  Br. 

Als  Sohn  des  amerik.  Bürgers  Friedr.  K.  kam  er  schon 

als  Kind  nach  New  York  und  kam  mit  seinen  Eltern  in 


^)  »Eureka-«  und  »Eutonia- Zithern«  usw. 


seinem  12.  Jahre  nach  Deutschland  zurück,  um  hier 
Musik  zu  studieren.  Er  wurde  ein  tüchtiger  Violon- 
cellist, der  mit  Erfolg  in  Deutschland  und  Italien  in 
Kammermusikkonzerten  tätig  war,  auch  war  er  Mit- 
glied des  bekannten  Münchener  Streichquartetts,  an 
dessen  Spitze  damals  sein  Bruder  Prof.  Th.  Kilian 
stand.  Sein  lebhaftes  Interesse  für  den  Geigenbau  und 
seine  Geschichte  brachte  ihn  frühzeitig  mit  Geigen- 
machern in  Beziehung  und  schließlich  folgte  er,  von 
seiner  Neigung  getrieben,  bereits  28  Jahre  alt,  dem 
Rate  Fiorims,  den  Geigenbau  von  Grund  auf  zu  er- 
lernen. Mit  guten  Vorkenntnissen  ausgerüstet  und  durch 
besonderen  Fleiß  konnte  er  nach  einer  zweijährigen 
Lehrzeit  den  Geigenbau  als  Beruf  ausüben.  Im  Jahre 
1909  eröffnete  er  seine  eigene  Werkstatt,  die  er  1912  an 
die  Hofmusikalienhandlung  Alfr.  Schmid's  Nachfolger 
angliederte,  indem  er  gleichzeitig  die  Leitung  der 
Geigenabteilung  dieser  Firma  übernahm.  In  neuester 
Zeit  baut  er  auch  gute  Lauten  und  Gitarren.  Er  ar- 
beitet sehr  sauber  und  gewissenhaft  und  ist  em  ge- 
wiegter Kenner  alter  Instrumente.  Seit  Zunterers  Tod 
ist  er  auch  beeideter  Sachverständiger  für  Streich- 
mstrumente. 

Kindler  (Kindli?),  Johann.  —  Bern.    1475 

Ein  Instrumentenmacher,  der  bei  Valdrighi  (3806)  auf- 
gezählt erscheint. 

Kinnemann,  Ernst.  —  Sidney  (Canley  vale, 
New  South-Wales).   1884.   1902 

Ein  Schiffsingenieur,  der  in  der  Umgebung  von  Pots- 
dam geboren  und  frühzeitig  nach  Australien  ausge- 
wandert ist,  wo  er  durch  verschiedene  Umstände  darauf 
kam,  eine  eigenartige  Violine  zu  machen,  deren  Schall- 
körper aus  der  zweilappigen  Frucht  der  Meerkokos 
(Lodoicea  Seychellarum)  besteht.  18  Jahre  lang  be- 
schäftigte er  sich  mit  der  Lösung  des  Problems  und  hat 
tatsächlich  Violinen  von  hervorragender  Klangschön- 
heit fertig  gebracht,  die  mit  ihren  vier  F-Löchern  und 
dem  sonderbaren  Körper  allerdings  sehr  originell  aus- 
sehen. Irgendeinen  Lack  verwendet  er  dabei  nicht.  — • 
Ähnlich  hat  Benj.  Carlton  in  Philadelphia  eine  Geige 
aus  einer  Hummerschere  gemacht. 

Kinnemann,  Friedrich.  —  Neuhaldensleben. 
Geb.  17.  April  1809  zu  Wudicke  bei  Ra- 
thenow, 1 22.  Febr.  1860  in  Neuhaldensleben 

Nachdem  er  in  Zerbst  das  Stell macherhandwerk  erlernt 
hatte,  verlegte  er  sich  als  eifriger  Musiker  schon  früh- 
zeitig auf  die  Anfertigung  von  Streichinstrumenten.  In 
Neuhaldensleben  fand  er  eine  Anstellung  in  der 
Wagenfabrik  von  G.  Stahlknecht.  Der  Erfolg,  den  er 
mit  seinen  Geigen  hatte,  die  er  in  freien  Stunden  baute, 
veranlaßte  ihn,  sich  ganz  auf  den  Geigenbau  zu  ver- 
legen. Er  richtete  sich  eine  Werkstatt  ein,  doch  gab  er 
sie  schon  nach  Verlauf  eines  Jahres  wieder  auf  und  kehrte 
zu  Stahlknecht  zurück,  da  er  als  Geigenmacher  keinen 
ausreichenden  Erwerb  fand.  Seine  Geigen  waren  sauber 
gearbeitet,  wenn  man  ihnen  auch  ansah,  daß  ihr  Ver- 
fertiger kein  gelernter  Geigenmacher  war. 
Geigenzettel :  Fr.  Kinnemann  /  zu  /  Neuhaldensleben  / 
1851  (geschrieben). 


254 


Kinpolth  —  Klee 


Kinpolth,  Johann  Christian.  —  Wien  1760 

Seinen  Zettel  veröffentlicht  P.  de  Wit,  doch  ist  in  Wien 
nichts  über  ihn  zu  erfahren  gewesen,  auch  Arbeiten  von 
ihm  konnte  ich  nirgends  erfragen.  Er  scheint  daher  nur 
kurze  Zeit  in  Wien  gewesen  zu  sein,  wo  er  weder  der 
Zunft  angehört  noch  das  Bürgerrecht  erworben  haben 
dürfte. 

Geigenzettel :  Joann  Christian  Kinpolth,  Lauthen-  /  und 
Geigenmacher  Fecit  in  Wien.  ,  Anno  17  (gedruckt). 

Kirchhoff.  —  Aarhuus.   19.  Jahrhundert 

Seinen  Reparaturzettel  habe  ich  in  Geigen  und  Gitarren 
in  Dänemark  öfter  gefunden,  nie  aber  eine  Arbeit,  als 
deren  Verfertiger  er  sich  bezeichnet  hätte. 

Geigenzettel:  Repareret  /  af  /  Instrumentenmager 
Kirchhoff  /  i  /  Aarhuus.  (gedruckt). 

Kirchner,  Karl.  —  Graz.   1912 

Er  kam  aus  Wien,  hat  sich  um  1910  selbständig  gemacht 
und  Graz  bald  wieder  verlassen,  da  er  hier  nicht  so 
schnell  Boden  finden  konnte,  wie  er  vielleicht  erwartet 
hatte.  Er  soll  dann  sein  Heil  in  der  Neuen  Welt  gesucht 
haben. 

Kirchner,  Martin 

Eine  Viola  d'amore  (Nr.  86,  98)  im  Schlesischen  Mu- 
seum für  Kunstgewerbe  und  Altertum  in  Breslau  ent- 
hält einen  gedruckten  Zettel  mit  diesem  Namen  ohne 
Zeit  und  Ortsangabe. 

Kirchschlag,  Louis.   1790.   1796 

Eine  Arbeit  dieses  Geigenmachers,  und  zwar  eine 
mittelmäßige  Viola  d'amore,  besitzt  die  Kgl.  Sammlung 
in  Berlin  (Nr.  870).  Er  ist  wohl  der  Geigenmacher,  von 
dem  Otto  berichtet,  daß  er  ein  Musiker  gewesen  sei,  der 
sich  erbot,  den  von  den  italienischen  oder  deutschen 
Meistern  »vergessenen  Zirkelschlag«  in  die  Geigen 
hineinzubringen.  Wo  er  seßhaft  war,  habe  ich  bisher 
nicht  ermitteln  können.  Er  scheint  vorzugsweise  fremde 
Geigen  überarbeitet  zu  haben,  denn  die  meisten  seiner 
Zettel  enthalten  das  Wort :  arrange,  so  auch  das  große 
plumpe  Violoncello  ohne  Einlagen,  dem  der  unten- 
stehende Zettel  entnommen  ist. 

Geigenzettel :  Arrange  par  Louis  Kirchschlag  /  Ao  1 796. 
(geschrieben)  und  Abb.  420. 

Kirchweger,  Ludwig,  ein  Advokat,  der  um 
1867  in  Frankenthal  wohnte  und  in  seinen 
Mußestunden  Geigen  machte 

Kis,  Franz.  — Arokszallas.   1891 

Ein  von  Dr.  J.  Geyer  erwähnter  ungarischer  Amateur- 
Geigenmacher. 

Kisshng  s.  Küssel 

Kittel,  Nikolaus.  —  St.  Petersburg.   1 839.  1 870 

Er  war  von  deutscher  Abstammung  und  galt  lange  Zeit 
als  der  beste  Geigenmacher  Rußlands.  Neue  Geigen 
baute  er  nur  selten,  er  arbeitete  aber  sehr  sauber  und 
verwendete  tadelloses,  schönes  Holz.   In  besonderem 


Ansehen  stand  er  als  Bogenmacher,  er  wird  auch  heute 
noch  »der  russische  Tourte«  genannt.  Seine  Bogen  sind 
mit  »Kittel«  gestempelt.  Er  wohnte  in  der  Michailow- 
skajastraße,  wo  jetzt  ein  großes  Hotel  steht. 
Geigenzettel :  Abb.  429. 

Kjellin,  Jonas.  —  Oestersund.    Geb.  17.  Okt. 
1836 

Ein  schwedischer  Volksschulinspektor,  der  vertraut  mit 
den  akustischen  Gesetzen  und  auf  Grund  von  Helm- 
holtz'  Lehren  sich  aus  wissenschaftlichem  Interesse 
dem  Geigenmachen  zugewandt  und  dieses  zum  Gegen- 
stande seiner  speziellen  Untersuchungen  gemacht  hat, 
die  sich  auf  die  mikroskopische  Beschaffenheit  des  Ton- 
holzes, die  eigentliche  Aufgabe  der  F-Löcher,  den  Ein- 
fluß des  Eigentons  des  eingeschlossenen  Luftkörpers 
und  das  Verhältnis  von  Decke  und  Boden  zur  Ton- 
bildung erstrecken.  Dabei  besitzt  er  eine  bemerkens- 
werte Handfertigkeit,  so  daß  seine  Geigen  auch  in  bezug 
auf  die  Vollendung  der  Arbeit  Lob  verdienen.  Seine 
1897  in  Stockholm  ausgestellten  Geigen  waren  dort  den 
besten  zuzuzählen. 

Klark,  Lars.  —  Ostersjö  (Norwegen).  Um  1670 

Ein  Schullehrer,  der  die  erste,  noch  recht  primitive  sog. 
»Feie«  (geigenartiges  Volksstreichinstrument)  über 
einem  ausgehöhlten  Holzstück  angefertigt  hat. 

Klatowsky,  Vmcenz  —  Olmütz.  Geb.  23.  Okt. 
1849  in  Czech  bei  Proßnitz,  f  12.  Juni  1910 
m  Olmütz 

Schüler  von  Wenzel  Tichy.  Wenn  er  sich  auch  haupt- 
sächlich auf  das  Ausbessern  alter  Geigen  beschränkte, 
so  war  er  doch  recht  geschickt  und  wegen  seiner  Grund- 
ehrlichkeit  als  Geigenmacher  allgemein  geschätzt.  Mit 
der  Zeit  wurde  er  ein  Sonderling,  der  sich  von  allem 
Umgang  fernhielt.  Als  man  den  alten  Junggesellen 
tagelang  nicht  zu  sehen  bekam,  fiel  es  endlich  auf;  man 
öffnete  daher  seine  Wohnung  gewaltsam  und  fand  ihn 
tot  auf  seinem  Bette. 

Klee,  Josef.  —  Leitmeritz.    1856.    f  um  1892 

Er  war  von  Hause  aus  Böttcher  und  hatte  es  durch  Be- 
gabung und  eifriges  Studium  guter  Vorbilder  zu  einer 
gewissen  Geschicklichkeit  gebracht,  und  da  er  ein  sehr 
guter  Holzkenner  war,  verarbeitete  er  auch  nur  das 
beste  Geigenholz,  das  er  auftreiben  konnte.  Er  lebte  so 
zurückgezogen,  daß  ihn  selbst  in  seinem  Wohnorte  nur 
wenige  kannten  und  noch  weniger  erkannten.  Um  leben 
zu  können,  mußte  er  einen  kleinen  Handel  mit  den 
billigsten  Schönbacher  Geigen  treiben,  die  er  um 
2 — 3  fl.  an  die  Schüler  des  Lehrerseminars  verkaufte. 
Wer  diese  Geigen  für  seine  Arbeit  hielt,  mußte  ihn 
freilich  falsch  beurteilen.  Die  Geigen,  die  er  mit  größter 
Sorgfalt  in  allen  Teilen  eigenhändig  machte  —  auch 
Wirbel  und  Stege  schnitzte  er  selbst  — :  sind  durchaus 
anerkennenswert  und  klingen  sehr  gut.  Nur  im  Lak- 
kieren  war  er  kein  Künstler,  er  beizte  die  Instrumente 
mit  Chromkali  und  überzog  sie  mit  einem  Spirituslack, 
der  hart  wie  Glas  wurde.  Kunstmaler  Paul  Lumnitzer 
in  Rothenburg  o.d.T.  besitzt  zwei  gute  Violinen  von  ihm. 

Geigenzettel :  Josef  Klee  /  Leitmeritz  /  1 859  (gedruckt). 


Klein  —  Kleyman 


255 


Klein,  Aloys.  —  Rouen 

Begründete    1884    eine    Geigenmacherwerkstatt    und 

machte  Antoine  Brubac  zu  ihrem  Leiter.  Die  Werkstatt 

erfreute  sich  eines  guten  Rufes.  Die  Firma  lautet  jetzt: 

»Klein   et  Cie.«  und   setzt  das  Geigenmachen   nicht 

weiter  fort. 

Geigenzettel:  A.  Klein  /  Luthier  a  Rouen  /  18  .  .  A  K. 

(gedruckt). 

Kleinhans,  Johann.  —  Brunn.   1695 

Der  älteste  in  Brunn  nachweisbare  Lautenmacher,  der 
im  Jahre  1695  das  Bürgerrecht  erwarb,  wie  das  Bürger- 
buch dieses  Jahres  fol.  39  ausweist. 

Kleinsteuber,  Gotha.  —  1 790 

Er  war  eigentlich  Tischler,  baute  aber  auch  Harfen, 
Zithern  und  Lauten,  vielleicht  sogar  Geigen.  Sein 
Schüler  war  Bindernagel.  —  Ein  J.  G.  C.  Kleinsteuber 
war  um  1800  in  Berlin  ansässig,  der  gleichfalls  Gitarren 
und  namentlich  Pedalharfen  baute. 

Klemm,  Carl  August.  —  Leipzig 

Ein  im  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  in  Leipzig  an- 
sässiger Geigenmacher,  dessen  Arbeiten  der  Vogtländer 
Schule  zuzuschreiben  smd. 

Geigenzettel:  Abb.  399. 

Klemm,  Johann.  —  (Mark)Neukirchen.  1710. 
t  vor  1743 

Der  Stammvater  der  Familie.  Er  war  Bürger  in  Neu- 
kirchen und  wie  sein  Vater  Drechsler.  Da  er  keiner 
Zunft  angehörte  und  hauptsächlich  Geigenwirbel 
machte,  bat  er  in  die  Geigenmacherzunft  aufgenommen 
zu  werden.  Aus  verschiedenen  Gründen  willfahrte  man 
am  28.  Nov.  1710  seiner  Bitte,  doch  wurde  ihm  auf- 
erlegt, sich  aller  Arbeiten,  die  den  Geigenmachern  zu- 
kamen, zu  enthalten,  außer  er  wolle  die  Geigenmacher- 
kunst  noch  erlernen.  Ob  er  das  getan  hat,  entzieht  sich 
meiner  Kenntnis. 

Klemm,  Johann  Georg  I.  —  (Mark)  Neu- 
kirchen. Geb.  vor  1710.  1743 

Sohn  von  Johann  und  wie  dieser  hauptsächlich 
Drechsler.  Am  7.  Juni  1743  erlangte  er  bei  der  Neu- 
kirchener  Zunft  als  Wirbeldrechsler  und  Geigen- 
macher das  Meisterrecht.  Er  wird  schon  1710  als  Sohn 
von  Job.  Kl.  erwähnt  und  war  1743  bereits  Bürger.  Er 
ist  vielleicht  mit  Johann  George  Klemm  zu  Helbigsdorf 
identisch,  von  dem  Kinsky  eine  Theorbe  bekannt 
wurde. 

Klemm,  Johann  Georg  II.  —  (Mark) Neu- 
kirchen. Geb.  1727,  t  16.  Aug.  1791, 
64  Jahre  2  Monate  21  Tage  alt 

Ein  Geigenmacher,  der  ähnlich  wie  die  Ficker  arbeitete, 
aber  selten  Zettel  verwendete  und  diese  versteckt  an- 
brachte, so  daß  man  nur  wenig  von  ihm  kennt. 


Klemm,    Johann   Georg  III.  —  (Mark) Neu- 
kirchen. Geb.  1 .  März  1 763,  t  21 .  Jan.  1 835 

Sohn  von  Joh.  Gg.  Kl.  I  und  dessen  Nachfolger.  Ihre 
Arbeiten  stehen  einander  sehr  nahe  und  können  nur 
unterschieden  werden,  wenn  die  Jahreszahlen  dies 
möglich  machen. 

Klemm,  Johann  Gottfried.  —  Radeberg.  Geb. 

1737,  fnach   1763 

Ein  wenig  bekannter  Geigen-  und  Lautenmacher, 
von  dem  sich  eine  Baßzither  in  der  Scheurleerschen 
Sammlung  befindet.  Bemerkenswert  an  dieser  ist  die 
Schnitzerei  mit  lachenden  Köpfchen.  Eine  recht  kunst- 
lose thüringer  Waldzither  befindet  sich  in  W.  Heyers 
Musikhistorischem  Museum  in  Köln.  Da  er  sich 
»junior«  nennt,  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  auch  sein 
Vater,  der  Kunstdrechsler  war,  Instrumente  machte. 

Geigenzettel:  Johann  Gottfried  Klem  Jun.  Geigen- 
und  /  Lautenmacher  zu  Radeberg.  Ao.  1755  (geschr.). 

Klemm,     Karl     Friederich.    —    (Mark)  Neu- 
kirchen. Geb.  6.  Mai  1765,  t  7.  April  1801 

Ein  tüchtiger  Geschäftsmann,  der  viele  Neukirchener 
Geigenmacher  seiner  Zeit  beschäftigte.  Er  selbst  machte 
recht  gute  Geigen,  an  denen  jedoch  die  Mitarbeit 
anderer  niemals  fehlt. 

Geigenzettel :  Karl  Friederich  Klemm  /'  aus  Neukirchen 
bei  Adorff  im  Voigtland.  /  Musicalischer  Instrumenten- 
Music  /  und  Saiten  Fabricant.  (gedruckt). 

Kleven,  Anders  Christiansen.  —  Christiania. 
Geb.22.Aug.l855  In Krödshund  (Norwegen) 

Von  musikalisch  gebildeten  Eltern  abstammend,  machte 
er  schon  in  seinem  achten  Jahre  eine  Geige.  Durch 
diese  Talentprobe  veranlaßt,  gab  man  ihn  zu  einem 
Möbel-  und  Modelltischler  in  die  Lehre,  und  wenn  er 
sich  in  seinen  Mußestunden  auch  noch  mit  dem  Geigen- 
machen beschäftigte,  so  erhielt  er  doch  erst  von  Peter- 
sen in  Chicago  einigen  Unterricht.  Nach  einem  drei- 
jährigen Aufenthalt  in  Chicago  kehrte  er  in  seine  Hei- 
mat zurück  und  ließ  sich  1878  zunächst  als  Tischler  in 
Christiania  nieder.  Im  Jahre  1890  gab  er  diesen  Beruf 
auf,  um  sich  ausschließlich  dem  Geigenbau  zu  widmen. 
Er  arbeitet  nach  Stradivari  und  Vuillaume  und  ver- 
wendet einen  hellgelbbraunen  Spirituslack  eigener 
Mischung.  Er  besitzt  auch  ein  eigenes,  längliches  Mo- 
dell und  hat  an  den  sog.  Hardangerviolinen  einige  be- 
merkenswerte Verbesserungen  angebracht,  so  ver- 
längert er  die  Saiten  von  29  auf  32  cm  und  bringt  vier 
neue  mitklingende  Saiten  an.  In  Paris  1900  war  er  durch 
ein  schönes  Quartett  vertreten.  Er  hat  bis  jetzt  über 
100  Geigen  gemacht  und  zahlreiche  Reparaturen  aus- 
geführt und  wurde  durch  Medaillen  und  Diplome  aus- 


gezeichnet. 
Geigenzettel 


Abb.  419. 


Kleyman  (Kleynman),  Cornelis.  —  Amster- 
dam.  1671.   1695 

Er  war  wie  fast  alle  seine  holländischen  Zeitgenossen 
ein  Nachahmer  der  Amati  und  stand  Jacobsz  sehr  nahe. 


256 


Kl 


ler 


Kllnsl 


ingler 


Eine  Geige  und  zwei  Gamben  von  ihm  führt  das  Ver- 
zeichnis der  1759  versteigerten  Sammlung  des  ver- 
storbenen Musikalienhändlers  Nikolaus  Seihof  auf, 
dort  erscheint  der  Name  auch  Cleinmann  geschrieben. 
Er  selbst  hat  seinen  Namen  bald  Kleyman  und  bald 
Kleynman  geschrieben. 

Geigenzettel :  Cornelis  Kleyman  /  in  Amsterdam  fecit 
1695.  (gedruckt)  und  Abb.  418. 

Klier.  —  Schönbach  b.  E. 

Eine  Familie  (wohl  gleichen  Stammes  mit  den  Glier  in 
Markneukirchen),  aus  der  die  folgenden  Geigenmacher 
hervorgegangen  sind: 

KHer,  Alois,  war  1851—1863  in  Karlsbad  an- 
sässig 
Klier,  Anton,  ist  noch  tätig 

Klier,  Benedikt. —  1870.   1904 

Ein  geschickter  Gelgenmacher,  dessen  Sorgfalt  gelobt 


wi 


rd. 


Klier,  Ignaz  I,  war  1826  bereits  Mitglied  der 

Innung 
Klier,  Ignaz,  arbeitet  noch  jetzt 
Klier,  Johann,  kommt  schon   1824  und  noch 

nach  1826  vor 

Klier,  Josef.— 1826.  f  1883 

Er  gab  das  Geigenmachen  bald  auf  und  beschäftigte 
sich  nur  mit  der  Herstellung  von  Mechaniken  für 
Streichinstrumente.  In  dieser  Beziehung  war  er  ein 
Schüler  Christof  Mitterwalds.  1849  führte  er  auch  die 
Anfertigung  von  Mechaniken  für  Rupfinstrumente  ein. 

Klier,  Karl.  —  Geb.  um  1805,  f  1881 
Kliment,  Jakob.  —  Briinn.    Geb.  um   1810, 
tum  1897 

Schüler  und  Nachfolger  von  Heinr.  Arlow.  Er  war  ein 
guter  Geigenmacher  und  der  beste  zu  seinen  Lebzeiten 
in  Brunn.  Im  Jahre  1858  erfand  er  eine  sog.  Tischgeige, 
mit  Bünden  auf  dem  Griffbrett  und  Stahlsaiten,  ein 
Mittelding  zwischen  Geige  und  Streichzither.  Er  starb 
hochbetagt.  Seine  Werkstatt  übernahm  Ignaz  Beer. 

Geigenzettel:  Jakpb  Kliment  /  fecit  Brunn  1849.  (ge- 
schrieben). —  [Ost.  Doppeladler]  Jacob  Kliment  / 
Brunn  1873  (gedruckt). 

Kliment,  Johann  I.  —  Trebitsch,  Brunn.  Geb. 
1813  in  Trebitsch,  f  3.  Aug.  1897  in  Brunn 

Er  erlernte  zuerst  das  Tuchmacherhandwerk  und  wurde 
dann  Schüler  seines  Bruders  Jakob  Kl.  Im  Jahre  1851 
ließ  er  sich  in  Trebitsch  als  Geigenmacher  nieder  und 
übersiedelte  1868  nach  Brunn,  wo  er  J.  Kratzschmanns 
Nachfolger  wurde.  Er  besaß  eine  gewisse  Handge- 
schicklichkeit, hat  einige  gute  Geigen  gemacht,  war 
aber  hauptsächlich  als  Reparaleiir  tätig. 


Kliment,  Johann  II.  —  Trebitsch.   Geb.  1841 
in  Trebitsch 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  I  Kl.,  dessen  Geschäft  er 
im  Jahre  1868  übernahm,  nachdem  er  eine  Zeitlang  bei 
seinem  Onkel  Jakob  Kl.  gearbeitet  hatte.  Er  hat  sich  als 
tüchtiger  Meister  und  namentlich  als  geschickter 
Reparateur  einen  geachteten  Namen  erworben.  Er  ver- 
wendet nur  geschriebene  Zettel. 

Khment,  Josef.  —  Brunn.   1866.   1904 

Neffe  und  Schüler  von  Jak.  Khment  und  Nachfolger 
von  Bernhard  Wutzelhofer.  Er  ist  als  Reparateur  nicht 
ungeschickt,  doch  hat  er  nur  sehr  wenige  neue  Geigen 
gemacht.  Im  Jahre  1904  ging  seine  Werkstatt  auf  Franz 
Trawniczek  über. 

Klimits  (Klimitsch),  Joseph.  —  Wien.    Geb. 

uml783,  f  6.Jan.  1866 

Guter  Geigen-  und  Gitarrenmacher  der  Wiener  Schule, 
wenn  auch  gerade  kein  Künstler,  denn  seine  Geigen 
sowohl  als  seine  Gitarren  und  sog.  Schoßharfen  (mit 
Haken)  sind  nur  handwerksmäßig  gearbeitet. 
Geigenzettel :  Joseph  Klimits  /  Geigen  und  Guitar- 
macher /  in  Wien.  No  50  (gedruckt  in  ovaler  Ein- 
fassung). 
Brandmarke  Nr.  48. 

Kling,  Georg.  —  Wien.   1675 

Erlangte  im  Mai  1675  als  Lauten-  und  Geigenmacher 
das  Wiener  Bürgerrecht. 

Klinger,  Chr.  Gottl.  —  Klingenthal.  1753 
Er  wird  im  Innungskassenbuch  als  Geigenmacher- 
meister  bezeichnet  und  war  vielleicht  ein  Nachkomme 
jener  Familie  Klinger,  der  zu  Ehren  Klingenthal  seinen 
Namen  trägt.  Ein  Nicol  Klinger  war  bekanntlich  der 
Besitzer  des  Hammerwerks  Hellhammer  (Höllhammer), 
aus  dem  sich  die  ganze  Ortschaft  entwickelte. 

Klinger,  Christian  Friedrich.  —  Klingenthal. 
1779 

Sohn  von  Chr.  Gottl.  Kl.,  als  Geigenmacher  nur  wenig 
bekannt. 

Klingler,  Christof  I.  —  Rattenberg  a.  Inn.  Geb. 
vor  1620  (?),t  17.  April  1677 

Ein  Altersgenosse  und  Landsmann  Jakob  Stainers,  von 
dem  im  Jahre  1890  eine  schöne  Viola  auf  der  Haller 
Ausstellung  zu  sehen  war.  Was  über  sein  und  seines 
Sohnes  Leben  zu  ermitteln  war,  findet  sich  in  Dr.  Fr. 
Waldners  Nachrichten  über  tirolische  Geigen-  und 
Lautenmacher  (Ferdinandeums  Ztschr.  111.  F. 55.  Heft). 
Danach  war  Chr.  Klingler  schon  1647  Bürger  in 
Rattenberg,  wo  er  der  Stadtmiliz  angehörte.  In  den 
Urkunden  wird  er  als  Geigenmacher  und  Gastwirt  und 
auch  als  Stadtspielmann  aufgeführt.  Er  war  in  erster 
Ehe  mit  Maria  Stöckl,  in  zweiter  mit  Maria  Rotweil 
verheiratet  und  hatte  zehn  Kinder.  E.  J.  Duintjer  in 
Veendam  besitzt  eine  schöne  Geige  mit  Löwenköpfchen 
mit  dem  Zettel  »Christophorüs  Klingler*,  unleserlicher 
Ortsangabe  und  der  Jahreszahl  1634  (oder  1654?). 
Geigenzettel :  Christophorüs  Klingler  /  aus  Rattenberg 
a.  1 669  (gedruckt). 


Klingler  —  Klotz 


257 


Klingler,  Christof  II.  —  Rattenberg  a.  Inn. 
Geb.  H.April  1657,  t  in  Hall  14.  Aug. 
1702  (?) 

Dritter  Sohn  erster  Ehe  von  Christof  I  Kl.  und  angeb- 
lich Schüler  von  Stainer,  bei  dem  er  nach  allerdings  un- 
verbürgten Nachrichten  schon  im  Jahre  1666  gewesen 
sein  soll.  Nach  dem  Tode  seines  Vaters  machte  er  sich 
1677  in  Rattenberg  selbständig,  wurde  Bürger  und 
heiratete  1678  Justina  Lampurger  aus  Hall.  Er  wird  in 
den  Urkunden  abwechselnd  als  Geigenmacher,  Mu- 
siker oder  Sänger  bezeichnet  und  einmal  auch  als 
»Musterschreiber  in  der  Landmiliz«.  In  Rattenberg  ist 
er  nicht  gestorben,  aber  in  der  Vaterstadt  seiner  Frau 
findet  sich  im  Sterbebuch  ein  Christof  Klingler,  Pfarr- 
musiker, eingetragen,  der  zweifellos  mit  unserem 
Geigenmacher  identisch  ist.  Arbeiten  von  ihm  sind  mir 
bisher  nicht  bekannt  geworden. 

Kloeive,  Anders  Ragnaldson.  —  Bergen.    1795 

Norwegischer  Lautenmacher,  von  dem  sich  eine  nor- 
wegische Zither,  mit  Perlmutter  eingelegt,  in  Berlin  in 
der  Sammlung  alter  Musikinstrurriente  befindet. 

Klopfleisch,  Karl  Fr.  —  Kaltenwestheim 
a.  Rhön.  Weimar.    Geb.  26.  März   1870 

Ein  Volksschullehrer  und  Geiger,  der  sich  autodidak- 
tisch zum  Geigenmacher  ausgebildet  hat  und  sich  be- 
müht, Geigen  auf  wissenschaftlicher  Grundlage  unter 
genauer  Beobachtung  der  physikalischen  und  aku- 
stischen Gesetze  zu  machen.  Er  geht  davon  aus,  daß 
gleich  den  Maschinen  und  Orgeln  usw.  auch  Geigen 
nach  bestimmter  mathematischer  Berechnung  gebaut 
werden  können.  Nach  jahrelangen  Versuchen  ist  es  ihm 
tatsächlich  gelungen,  sehr  beachtenswerte  Ergebnisse 
zu  erzielen.  Im  Jahre  1909  zog  er  nach  Weimar  und 
verlegte  sich  ganz  auf  den  Geigenbau.  Sein  genau 
berechnetes  Modell  ist  sehr  schön,  die  Arbeit  muster- 
haft und  der  Ton  vorzüglich. 


Klor,  Franz  Anton. 
1754 


Kolin  1722.  Prag  1739. 


haberei  mit  dem  Geigenmachen.  Er  machte  ganz  leid- 
liche, flach  gebaute  Geigen,  die  er  hoch  im  Preise  hielt 
und  nicht  unter  100  Tlr.  hergab.  Um  1860  lebte  er  in 
Breslau.  Er  besaß  mehrere  Medaillen  und  Diplome,  die 
er  für  seine  Geigen  erhalten  hatte. 

Klotz.  —  Mittenwald 

Die  Familie  des  Begründers  der  Mittenwalder  Geigen- 
industrie, aus  der  eine  große  Zahl  hervorragend  ge- 
schickter Geigenmacher  hervorgegangen  ist,  hatte 
durch  das  ganze  18.  Jahrhundert  die  größte  Bedeutung 
für  ihren  Heimatsort.  Es  folgt  daher  auf  Seite  259 
die  Skizze  eines  Stammbaums. 

Klotz,  Aegidius  Sebastian  (Egidi  II).  —  Mitten- 
wald.   Geb.  1733,  t  1805 

Sohn  des  Sebastian  Kl.  Einer  der  besten  Geigen- 
macher seiner  Zeit,  wenn  er  es  auch  oft  an  der  nötigen 
Sorgfalt  fehlen  ließ.  Seine  Geigen  sind  dunkelrotbraun 
lackiert,  haben  hübsche  F-Löcher  und  langgezogene 
Schnecken.  Die  Wölbung  der  Decke  nahm  er  gerne 
etwas  stärker  als  die  des  Bodens.  Er  verstand  sich  gut 
auf  das  Holz  und  den  Ton,  doch  ahmte  er  auch  Stainer 
nach  und  dürfte  viele  seiner  Arbeiten  mit  einem 
Stainerzettel  versehen  haben,  was  leider  auch  von  den 
übrigen  Mitgliedern  der  Familie  Klotz  fleißig  geübt 
wurde.  Er  war  mit  Anna  Gerblin  verheiratet  und  saß 
noch  1799  im  innern  Rat  zu  Mittenwald. 

Geigenzettel:  Abb.  402.  433,  442. 
Klotz,  Anton  Joseph.  —  Mittenwald.    Geb. 

12.  Juni  1787,  t  1835 

Sohn  und  Schüler  von  Joseph  Anton  Kl.  Da  er  haupt- 
sächlich für  seinen  Verleger  gearbeitet  haben  soll,  ist  er 
wenig  hervorgetreten.  Wegen  der  gleichen  Vornamen 
könnten  seine  Geigen  mit  denen  seines  Vaters  leicht 
verwechselt  werden,  doch  hat  er  auf  seinem  Zettel  stets 
den  Namen  Anton  voran  gestellt. 


Dlabac  schreibt  den  Namen  irrigerweise  Klot,  und 
andere  folgten  ihm  darin.  Er  selbst  schrieb  sich  stets 
Klor.  Er  war  von  1722—1739  in  (Neu-)Kolin  ansässig, 
und  gehörte  zur  Tischlerzunft.  Um  1739  siedelte  er 
nach  Prag  über,  wo  er  seitdem  verblieb.  Ein  Violoncello 
vom  Jahre  1 739  von  ihm  besitzt  das  Kloster  Strahow. 

Geigenzettel:  Antonius  Klor  me  fecit  /  Neo-Kolinij  A. 
1 739.  (gedruckt).  —  Antonius  Klor  /  fecit  Pragae  Anno 
1748  (gedruckt).  —  Franciscus  Antonius  Klor,  /  fecit 
Pragae,  Anno  1 752  (gedruckt). 

Kloß,  Ernst  Aug.  —  Bernstadt,  Breslau.  Geb. 

30.  Mai  1801  in  Branderoda  (Prov.  Sachsen), 

131.  Aug.  1870  in  Bernstadt 

Er  war  der  Sohn  eines  Organisten  und  Lehrers,  war 
selbst  über  30  Jahre  Kantor  an  der  evangelischen  Kirche 
in  Bernstadt  i.  Schi,  und  beschäftigte  sich  aus  Lieb- 

V.   Lütgcnd  oif  f ,  Gt'igen-   und   L:iukninacher.      Bd.  II 


Klotz,    Balthasar    I.    —    Mittenwald.     Geb. 
7.  März  1854 

Sohn  des  Schneckenschnitzers  und  Holzfällers  Niko- 
laus Kl.  (geb.  1814,  t  1861).  Schüler  seines  Oheims 
Simon  Tiefenbrunner.  Bis  1888  arbeitete  er  haupt- 
sächlich für  die  Verleger  Neuner  &  Hornsteiner,  1890 
machte  er  sich  selbständig  und  hat  auch  seine  Söhne  zu 
tüchtigen  Geigenmachern  ausgebildet,  die  jetzt  Teil- 
haber seiner  Werkstatt  geworden  sind.  Sie  sind  alle  mit 
Recht  stolz  darauf,  ihre  Abstammung  in  gerader  Linie 
bis  zu  Mathias  Kl.  zurückführen  zu  können  und  sind 
auch  mit  Erfolg  bemüht,  den  alten  Ruhm  ihrer  Familie 
durch  sauber  gearbeitete,  tonschöne  Geigen  fortgesetzt 
neu  zu  verdienen.  Als  Vorbilder  dienen  sowohl  die 
alten  Italiener  als  auch  Jacob  Stainer. 

Geigenzettel :  Balthasar  Klolz  /  Instrumenlenmacher  / 
Mittenwald  a/Isar,  Nr.  224.  (gedruckt).  —  Balthasar 
Klotz  &  Söhne,  Geigenbauer  /  Nachkommen  von 
Mathias  Klotz  /  Bayer.  Hochgeb.  Mittenwald  Bayer. 
Hochgeb.  (gedruckt). 

17 


258 


Klotz,  Balthasar  II  —  Klotz,  Joseph  II 


Klotz,  •  Balthasar    II.    —    Mittenwald.     Geb. 

23. Jan.  1885 

Schüler  seines  Vaters  Balthasar  1  Kl.  Er  machte  den 
Krieg  mit  und  ist  jetzt  Teilhaber  der  väterlichen  Werk- 
statt. 

Klotz,  Egidi  I.  —  Mittenwald.    1675.    1711 

Es  existiert  eine  ganze  Anzahl  unzweifelhaft  alter  tirc- 
lischer  Geigen  mit  dem  Namen  Egidius  Klotz  und  den 
obenstehenden  frühen  Jahreszahlen.  Trotzdem  läßt 
sich  ein  Egidius  Klotz  aus  dem  17.  Jahrhundert  ur- 
kundlich nicht  nachweisen.  Zur  Lmie  des  Mathias 
Klotz  scheint  dieser  ältere  Egidius  nicht  gehört  zu 
haben.  Seine  Arbeit  gleicht  übrigens  in  keiner  Weise 
der  des  Aegidius  II  aus  dem  18.  Jahrhundert.  Seine 
Geigen  sind  viel  besser  und  wenigstens  dreimal  so  viel 
wert  als  die  des  jüngeren  Egidi  II  Kl.  Das  Aussehen 
seiner  Geigen  rechtfertigt  auch  die  Tradition,  die  einen 
Egidi  Kl.  als  Schüler  Stainers  nennt.  Wenn  man  nicht 
annehmen  will,  daß  ein  Fälscher  des  18.  Jahrhunderts 
in  bestimmte  Geigen  eines  Meisters  Zettel  mit  dem 
erfundenen  Namen  »Egidi  Klotz«  geklebt  hat,  so  könnte 
man  in  diesem  Egidi  etwa  den  Vater  Georgs  II  Kl. 
sehen,  der  ja  auch  nicht  zur  Linie  des  Math.  Kl.  gehört 
hat.  Eine  Violine  von  Egidi  1  Kl.  befindet  sich  aus  der 
Sammlung  Snoeck  (Nr.  515)  jetzt  in  Berlin. 

Geigenzettel:  Egidius  Klotz  /  Fecit  Mittenwald  a/1 
1690  (gedruckt). 

Klotz,  Egidi  II  s.  Aegidius  Kl. 

Klotz,  Ferdinand  s.  Wolfgang  Ferd.  Klotz 

Klotz,  Georg  I.  —  Mittenwald.  Geb.  31 .  März 
1687,  t  31.  Aug.  1737 

Sohn  (erster  Ehe)  von  Mathias  Kl.  In  den  Pfarrbüchern 
wird  er  »chelyfactor«  genannt  und  bekleidete  das 
Ehrenamt  eines  »Markt verraithers«  (Marktkämmerers). 
Vermählt  war  er  mit  Anna  geb.  Sprenger  (f  6.  Dez. 
1734).  Seine  Arbeit  ist  gut,  sein  Modell  etwas  breiter 
als  das  von  Sebastian  Kl.;  auch  sein  braungelber  oder 
rotbrauner  Lack  und  der  Ton  seiner  Instrumente  ver- 
dienen Lob;  nur  nahm  er  manchmal  schlechtes  Holz, 
das  jetzt  gewöhnlich  vom  Wurm  zerfressen  ist.  Geigen 
von  ihm,  die  sich  durch  saubere  Durchführung  und  oft 
auch  durch  hübsch  geschnitzte  Löwenköpfchen  aus- 
zeichnen, befinden  sich  noch  in  vielen  Sammlungen. 
Eine  Viola  d'amore  von  ihm  besitzt  W.  Heyers  Musik- 
historisches Museum  in  Köln.  Die  Randverzierung  des 
gedruckten  Zettels  von  Aegidius,  Mathias  III  und 
Georg  K.  ist  die  gleiche. 

Geigenzettel:  Abb.  432,  436,  438. 
Klotz,  Georg  II  (Georg  Carl).  —  Mittenwald. 

Geb.  1723,  t  1797 

Er  gehörte  nicht  der  Linie  des  Math.  Klotz  an  und  darf 
nicht  mit  dem  1 737  verstorbenen  Georg  Kl.  ver- 
wechselt werden.  In  den  Kirchenbüchern  kommt  er 
zuerst  1756  vor,  wo  ihm  ein  Sohn  Wilhelm  Dyonisius 
geboren  wird.  Auf  dem  Lehrbrief,  den  er  am  20.  Mai 
1766  für  Joh.  Georg  II  Psenner  ausstellte  (aufbewahrt 


im  Innsbrucker  Stadtarchiv  Nr.  562),  unterschrieb  er 
sich  Georg  Carl  Klotz,  auf  seinen  Zetteln  wendet  er  nur 
den  Namen  Georg  an.  Seine  Geigen  zeigen  noch  die 
Stainerwölbung  und  haben  rotbraunen  Lack.  Eine 
hübsche  Violine  von  1753  von  ihm  findet  sich  aus  der 
Sammlung  Snoeck  (Nr.  514)  in  Berlin.  Er  verwendete 
geschriebene  und  gedruckte  Zettel. 

Geigenzettel :  Georg.  Klotz  propna  mea  /  manu  feci  in 
Mittenwald  1753.  (gedruckt)  und  Abb.  412^). 

Klotz,  Johann  Carl.  —  Mittenwald.  Geb. 
29.  Jan.    1709,    soll   um    1790   noch    gelebt 

haben 

Sohn  von  Math.  Klotz  und  von  dessen  Frau  Ursula  geb. 
Schlaucher.  Sein  Taufpate  war  Andreas  Jais,  »lediger 
Lautenmacher«.  Er  wohnte  im  unteren  Markte  in  einem 
halben  Hause,  das  früher  Thomas  Nebel  gehörte.  Ver- 
heiratet war  er  mit  Margaretha  Knilling.  Er  galt  als 
einer  der  besten  Geigenmacher  seiner  Familie,  arbeitete 
recht  gut  nach  einem  kleinen,  an  Amati  erinnerenden 
Modell  und  verwendete  dunkelbraunen  Lack.  Eine 
Violine  von  ihm  befindet  sich  aus  der  Sammlung 
Snoeck  (Nr.  516)  in  Berlin. 
Geigenzettel:  Abb.  406  u.  437. 

Klotz,  Johann  Joseph  s.  Joseph  Klotz  (jun.) 
Klotz,  Joseph  I  (Thomas).  —  Mittenwald.  Geb. 
8.  März  1743,  t  nach  1809 

Er  nannte  sich  kurzweg  Joseph  Kl.  und  war  ein  Sohn 
(und  Schüler)  von  Sebastian  Kl.  und  Regina  Mayr. 
(Sein  Sohn  Joseph  nannte  sich  zu  Lebzeiten  des  Vaters 
Joseph  Kl.  jun.)  Einer  der  tüchtigsten  Geigenmacher 
der  ganzen  Familie,  ein  echter  Künstler,  bei  dem  zu 
bedauern  ist,  daß  er  nicht  allzuviel  gemacht  hat.  Man 
erzählt  sich,  daß  er  nur  an  drei  Tagen  der  Woche  ge- 
arbeitet und  die  übrige  Zeit  der  Jagd  und  der  Fischerei 
gewidmet  habe.  Er  konnte  sich  das  erlauben,  denn  seine 
Geigen  wurden  ihm  stets  sehr  gut  bezahlt.  Holz  und 
Arbeit  sind  bei  ihm  gleichmäßig  gut;  die  Wölbung 
nimmt  er  flacher  als  die  meisten  seiner  Mittenwalder 
Genossen;  die  F-Löcher  sind  meistens  klein,  haben 
-chönen  Schwung;  sein  Lack  ist  von  zitronengelber, 
rötlicher  oder  brauner  Farbe.  Die  Schnecke  ist  am 
Rücken  in  die  Länge  gezogen.  Eine  schöne  Violine  und 
eine  dazu  passende  Viola  besitzt  der  Chor  der  Stifts- 
kirche in  Laufen  (aus  dem  Jahre  1792).  Einen  schönen 
Baß  von  ungewöhnlicher  Größe  von  ihm  besitzt  das 
Musikhistorische  Museum  von  W.  Heyer  in  Köln,  eine 
Violine  von  1 795  C.  Stoeber  in  Würzburg. 

Geigenzettel :  Joseph  Klotz  Laut.  Geigen-  /  macher  in 
Mittenwald  1792  (gedruckt)  und  Abb.  411,  430,  440. 

Klotz,  Joseph  II.  —  Mittenwald.  Geb.  im 
letzten  Drittel  des  18.  Jahrhunderts,  lebte 
noch  1831 

Sohn  von  Joseph  Thomas  Kl.;  um  sich  von  seinem 
Vater,  der  seine  Geigen  mit  »Joseph  Kl.«  bezeichnete, 


^)  Aus  dem   Musikhistorischen   Museum  des   Herrn 
Fr.  Nikolas  Manskopf  in  Frankfurt  a.  M. 


Klotz. 


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Klotz,  Josef  III  —  Klotz,  Mathias  III 


zu  unterscheiden,  nannte  er  sich  oft  Joseph  Klotz  jun. 

Er  soll  ein  guter  Gelger  gewesen  sein  und  arbeitete  sehr 

sauber. 

Geigenzettel:  Joseph  Klotz  junior  in  /  Mittenwald  an 

der  Isar  /  anno  1793  (gedruckt).  —  Joseph  Klotz  in 

Mittenwald  /  an  der  Isar,  Musicus  1831.  (gedruckt). 

Klotz,  Josef  III.  —  Mittenwald.  Geb.  6.  März 
1879 

Ältester  Sohn  und  Schüler  von  Balthasar  I  Kl.  Er 
machte  den  Krieg  von  1914 — 1919  mit  und  ist  jetzt 
Teilhaber  der  väterlichen  Werkstatt. 

Klotz,    Josef    Anton.    —    Mittenwald.     Geb. 

22.  Jan.  1760,  t  1822 

Sohn  des  Aegidius  Kl.  und  der  Maria  Gerblin.  Von  ihm 
wird  erzählt,  daß  er  nur  im  Winter  als  Geigenmacher 
tätig  war.  Auf  Geigenzetteln  liest  man  oft  nur  »Anton 
Klotz«;  ob  diese  Zettel  ihm  oder  seinem  Sohne  Anton 
Joseph  zuzuweisen  sind,  steht  nicht  fest.  Da  aber  weder 
er  noch  sein  Sohn  zu  den  hervorragenden  Mitgliedern 
der  Familie  gehören,  lohnt  es  sich  nicht,  nach  sichern 
Unterscheidungsmerkmalen  zu  suchen. 

Klotz,  Josef  Karl.  —  Mittenwald.    Geb.  1731, 

t  1739 

Jüngster  Sohn  von  Georg  Kl.  Da  er  als  achtjähriger 
Knabe  starb,  dürften  Geigen,  die  seinen  Namen  tragen, 
unecht  sein  oder  von  Job.  Carl  herrühren,  dessen  Vor- 
namen dann  nur  schlecht  gelesen  wurden. 

Klotz.  Karl.  —  Mittenwald.   Geb.  1726.    1756 

Sohn  von  Georg  KI.  und  Anna  Sprenger.  Er  arbeitete 
sehr  handwerksmäßig.  —  Übrigens  besaß  auch  Joh. 
Carl  einen  1746  geborenen  Sohn  Karl,  von  dem  noch 
nicht  feststeht,  ob  er  über  die  ersten  Kinderjahre 
hinaus  gelebt  hat. 

Geigenzettel :  Abb.  426 

Klotz'),    Mathias    I.    —    Mittenwald.     Geb. 
11.  Juni   1656  (nicht  1670!),  t   1743  (nicht 

1720!) 

Der  eigentliche  Gründer  der  Geigenindustrie  Mitten- 
walds. Er  war  der  älteste  Sohn  von  Urban  Klotz  und 
dürfte  wohl  in  Füssen  oder  Vils,  vielleicht  sogar  bei 
Stainer  den  ersten  Unterricht  erhalten  haben.  Seine 
letzte  Ausbildung  fand  er  jedoch  in  Italien,  wo  er  sechs 
Jahre  lang  bei  Giovanni  Railich  in  Padua  gearbeitet 
hat,  wie  eine  im  Archiv  der  Geigenbauschule  in 
Mittenwald  befindliche  »Kundschaft«  vom  Mai  1678 
beweist.  Seine  Arbeit  steht  trotzdem  nur  unter  dem 
Einfluß  Stainers.  Die  Geschichte  seiner  Lehrjahre 
wird  gewöhnlich  sehr  romantisch  dargestellt.  Da  durch 
die  Gebirgspässe  bei  Mittenwald  eine  der  wichtigsten 
Heerstraßen  aus  der  Levante,  Italien  und  Tirol  nach 
Augsburg  führte  und  die  Mittenwalder  Rollfuhrleute 
daher  leicht  Beziehungen  bis  weit  nach  Italien  hinein 

^)  Der  Name  kommt  Kloz,  Khlotz,  selbst  Glotz  usw. 
geschrieben  vor. 


haben  konnten,  soll  Mathias  schon  als  zehnjähriger 
Knabe  von  einem  solchen  Fuhrmann  nach  Cremona  zu 
Nie.  Amati    gebracht    worden    sein.    Nach    zwanzig- 
jähriger Abwesenheit  sei  er  dann  heimgekehrt,  wo  er 
seinen  Geburtsort  in  großem  Aufschwung  fand.  Die 
venezianischen  Kaufleute  hatten  nämlich  ihren  Markt 
von  Bozen  nach  Mittenwald  verlegt.  Dieser  Umstand 
dürfte  ihn  tatsächlich  zum  Bleiben  veranlaßt  haben.  Er 
fand  jetzt  in  Mittenwald  einen  geeigneten  Boden  für 
seine  Kunst;  an  gutem  Holz  war  kein  Mangel,  und  Ab- 
satzgelegenheit war  sowohl  nach  dem  Süden  wie  nach 
dem  Norden  reichlich  vorhanden.  Er  zog  sich  Schüler 
und  Gehilfen  heran  und  brachte  es  zu  Ansehen  und 
Wohlstand,  hatte  ein  Haus  in  der  Judengasse  und  war 
zweimal  verheiratet.  Da  er  sich  noch  1 702  in  Padua  eine 
amtliche  Bestätigung  seines   Zeugnisses  von   Railich 
erwirkte,  kann  man  annehmen,  daß  er  auch  in  reiferen 
Jahren  nochmals  nach   Italien  gekommen  ist.  Es  ist 
jedenfalls  den  fremden  Kaufleuten  zuzuschreiben,  die 
immer  nur  Geigen  von  dem  damals  schon  hochge- 
schätzten Stainer  haben  wollten,  wenn  er,  um  seine 
Arbeiten  leichter  an  den  Mann  zu  bringen,  wie  man 
behauptet,  auch  Zettel  mit  Stainers  Namen  in  seine 
Geigen  klebte.  In  bezug  auf  die  Durchführung  sind 
seine  Arbeiten  sehr  lobenswert ;  auch  der  Ton  ist  recht 
gut;  dagegen  ist  sein  Holz  nicht  immer  schön  und  dem 
Wurmfraß    ausgesetzt.    Der    Lack    ist    auf    dunklem 
Grunde  aufgetragen  und  hat  einen  gelblichen  Schim- 
mer, ist  im  allgemeinen  aber  dürftig.  Übrigens  ist  es  ein 
Irrtum,  ihn  für  den  besten  Meister  der  Familie  zu 
halten,  da  er  z.  B.  von  seinem  Sohne  Sebastian  weit 
übertroffen  wurde.  Er  verstand  sich  sehr  gut  auf  den 
Handel,  doch  ging  dieser  bald  auf  die  Neuner  über. 
Schon  um  1 730  traten  Johann  und  Mathias  Neuner  in 
den  Vordergrund  und  verstanden  es,  allmählich  den 
ganzen  Mittenwalder  Geigenhandel  zu  monopolisieren. 
Die  Verdienste  von  Math.  Kl.  sind  in  Mittenwald  un- 
vergessen geblieben,  und  im  Jahre  1890  hat  ihm  der 
dortige  Geigenmacherverein  ein  von  Ferd.  v.  Miller  in 
Erz  gegossenes  Denkmal  errichtet.  Geigen  von  ihm 
kommen    noch    ziemlich    häufig   vor;    ein    Alto   von 
schönem  Holz  und  hübscher  Arbeit  besaß  die  Samm- 
lung Snoeck  (Nr.  576,  jetzt  in  Berlin). 

Geigenzettel:  Mathias  Klotz  Lauten-  und  Geigen-  / 
macher  in  Mittenwald  an  der  Iser  /  Anno  16  .  .  (ge- 
druckt) und  Abb.  435  und  443. 

Klotz,    Mathias     II.    —    Mittenwald.     Geb. 
23.  Febr.  1664,  lebte  noch  nach  1725 

Sohn  von  Adam  Kl.  und  seiner  Frau  Susanna  (f  31 .  Dez. 
1701,  96  Jahre  alt).  Er  gehörte  einer  Seitenlinie  der 
Familie  an  und  darf  mit  dem  berühmteren  Mathias  I 
Kl.  nicht  verwechselt  werden.  Er  wird  als  Lauten- 
macher bezeichnet  und  war  Bürger  in  Mittenwald. 
.Arbeiten  von  Ihm  sind  nicht  sicher  nachzuweisen. 

Klotz,  Mathias  III.  — Mittenwald.  Geb.  1718, 
t  nach  1770 

Sohn  von  Georg  Kl.  Seine  Geigen  sind  am  besten  da- 
durch von  denen  seiner  Verwandten  zu  unterscheiden, 
daß  sein  Lack  jetzt  beinahe  schwarz  geworden  ist. 

Geigenzettel :  Abb.  434. 


Klotz  —  Knichtel 


261 


Klotz,  Mathias  IV.  —  Mittenwald.  Geb.  im 
letzten  Viertel  des  18.  Jahrhunderts,  f  um 
1868  als  alter  Junggeselle 

Sohn  von  Jos.  Thom.  Kl.  Zu  seinen  Lebzelten  war_^er 
der  einzige  Geigenmacher  aus  der  Familie,  da,  als  er 
starb,  Balthasar  noch  in  der  Lehre  war. 

Mittenwald.     Geb.    12.  Okt. 


Klotz,   Max. 

1896 

Sohn  und  Schüler  von  Balthasar  1  Kl.  Er  machte,  wie 
seine  drei  Brüder  den  Feldzug  mit,  stand  im  Westen, 
und  wird  seit  1.  August  1916  vermißt. 

Klotz,  Michael.  —  Mittenwald.   1750.   1790 

Ziemlich  gewöhnlich  gearbeitete  braunlackierte  Geigen, 
tragen  den  Namen  Michael  Klotz.  Nach  dem  Stamm- 
baum der  Familie  des  Math.  Klotz  gab  es  nur  einen 
Michael  Kl.,  Sohn  von  Joh.  Carl,  der  schon  als  Kind 
1743  gestorben  ist  und  unmöglich  Geigen  gemacht 
haben  kann.  Der  um  1750 — 1790  vorkommende 
»Geigenmacher  Michael  Klotz«  gehörte  also,  wenn  er 
überhaupt  lebte,  nicht  zu  der  Linie  des  Math.  Kl. 

Geigenzettel:  Michael  Kloz  in  Mitten  /  wald  an  der 
Iser.  An.  17  (gedruckt). 

Klotz,  Nikolaus.  —  Mittenwald.  Geb.  20.  März 

1892 

Sohn  und  Schüler  von  Balthasar  I  Kl.  Wie  seine 
Brüder  zu  den  Fahnen  gerufen,  wird  er  bereits  seit  dem 
25.  Sept.  1914  vermißt. 

Klotz,  Sebastian  I  (Sebastian  Anton).  —  Mit- 
tenwald. Geb.  18.  Jan.  1696.  f  nach 
1767 

Er  war  ein  Sohn  von  Math.  I  Kl.  aus  dessen  erster  Ehe 
und  wird  in  den  Urkunden  als  Plectopöus  bezeichnet. 
Vermählt  war  er  mit  Rosina  Mayrin.  Geigen  mit  einer 
höheren  Jahreszahl  als  1750  von  ihm  sind  mir  noch 
nicht  zu  Gesicht  gekommen,  da  er  aber  am  19.  Sept. 
1767  dem  Joh.  Georg  II  Psenner  bestätigte,  daß  dieser 
anderthalb  Jahre  lang  als  Gehilfe  bei  ihm  gearbeitet 
habe,  kann  er  erst  nach  diesem  Jahre  gestorben  sein. 
Seine  Geigen  sind  nach  Stainer  gemacht,  aber  etwas 
weniger  gewölbt,  haben  schmälere  F-Löcher,  spitzere 
Ecken  und  sind  denen  des  Math.  I  weitaus  vorzu- 
ziehen und  werden  deshalb  auch  wesentlich  höher  be- 
wertet und  in  England  sogar  überschätzt,  wo  einzelne 
Verehrer  sie  in  einem  Atem  mit  Stradivari  nennen. 
Auch  sein  Lack  ist  dicker  und  besser  als  der  seines 
Vaters,  von  verschiedener  Farbe,  meistens  rotbraun 
oder  dunkelbraun,  und  ähnelt  manchmal  dem  von 
Alban.  Bis  zum  Ende  der  dreißiger  Jahre  verwendete  er 
meistens  geschriebene  Zettel,  später  fast  immer  ge- 
druckte. Eine  Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre  1740  be- 
sitzt Berlin  aus  der  Sammlung  Snoeck  (Nr.  513);  eine 
Altviola  von  1 734  war  in  der  Sammlung  Scheurleer. 

Geigenzettel:  Sebastian  Klotz  in  /  Mittenwald  an  der 
Isar  1734  (gedruckt)  und  Abb.  413,  431  und  439. 


Klotz,    Sebastian    II.    —    Mittenwald.     Geb. 

30.  Okt.  1762,  t  1825 

Sohn  des  Ägidius  Sebastian  und  der  Maria  Gerblin, 
Enkel  von  Sebastian  L  Seine  Arbeit  entspricht  der 
Mittenwalder  Schule,  doch  scheint  er  bereits  Nutzen 
aus  der  .Arbeitsteilung  gezogen  zu  haben,  so  daß  seine 
Geigen  wenig  Individuelles  zeigen. 
Geigenzettel:  Sebastian  Kloz,  in  /  Mittenwald,  An. 
1803.  (gedruckt). 

Klotz,  Wolfgang  Ferdinand.  —  Mittenwald. 

Geb.  1744.  1788 

Sohn  von  Johann  Carl  Kl.  und  Margarete  geb.  Knilling. 
Er  war  ein  ebenso  guter  Geigenmacher  als  gewandter 
Kaufmann.  Seine  Arbeit  ist  sauber  und  entspricht  den 
Überlieferungen  seiner  Famliie. 

Geigenzettel :  Ferdinand  Klotz  /  in  Mittenwaldt  an  der 
Iser  17..  (gedruckt). 

Kluibenschädl,  Josef.  — Innsbruck.  1861.  1864 

Ein  Geigenmacher  ohne  besondere  Eigenart,  der  nach 
Dr.  F.  Waldner  aus  dem  Oberinntal  stammte  und  im 
Jahre  1862  zwei  Violinen  in  London  ausstellte,  die  im 
Tiroler  Boten  sehr  gelobt  wurden.  Einige  Geigen  da- 
gegen, die  ich  von  ihm  sah,  verdienten  wenig  Lob  und 
verrieten  keine  über  die  Mittelmäßigkeit  hinausgehende 
Geschicklichkeit. 
Geigenzettel :  Abb.  407. 

Knäbel,  Carl,  lebte  um  1895  in  Glogau  und 
beschäftigte  sich  auch  mit  dem  Ausbessern 
alter  Geigen 

Knäuscher,  Johann  Georg.  —  Schwabach. 
1783.  1805 

Er  schreibt  seinen  Namen  auf  seinem  Zettel  so  un- 
deutlich, daß  man  auch  Knapscher  lesen  kann.  Leider 
findet  sich  im  Schwabacher  Archiv  nichts  über  ihn,  so 
daß  ich  die  richtige  Lesart  bisher  nicht  feststellen 
konnte.  Er  arbeitet  frei  nach  Stainer;  am  besten  sind 
seine  Violoncelli.  Übrigens  wird  von  ihm  behauptet, 
daß  er  nur  Flickarbeiten  ausgeführt  und  neue  Geigen 
und  Violoncelli  bei  Widhalm  in  Nürnberg  gekauft 
haben  soll,  in  die  er  dann  seine  Zettel  eingeklebt  hat. 
Geigenzettel :  Johann  Georg  Knäuscher  /  Fecit  Schwa- 
bach 1800  (geschrieben). 

Knaggs,  Wm . ,  lebt  in  Toronto  als  Geigenmacher 

Knapscher  s.  Knäuscher 

Knaus  s.  Kraus 

Knichtel,  Erdmann.  —  Altenburg  (S.-A.).  1 768 

Wahrscheinlich  einer  vogtländischen  Familie  ange- 
hörend. Er  war  Geigen-  und  Instrumentenmacher;  von 
ihm  ist  mir  nur  bekannt,  daß  er  1 768  ein  Gesuch  an  die 
herzogl.  Regierung  richtete,  den  fremden  Geigen- 
machern oder  -händlem  das  Feilhalten  von  Musik- 
instrumenten auf  dem  Jahrmarkt  in  Altenburg  zu  ver- 
bieten. —  Es  soll  noch  mehrere  Geigenmacher  dieses 
Namens  gegeben  haben, 


262 


Knichtel 


Knipp 


Knichtel,  Johann  Michael.  —  Lübeck.    1762. 
t  H.Dez.  1797 

Violinmacher.  Ward  1762  am  17.  Juni  zum  Lübecker 
Einwohner  angenommen  und  verheiratete  sich  am 
9.  Mai  1765  mit  Jungfrau  Cath.  Elisabeth  Kließen- 
Kalies,  wohnte  in  der  Ritterstraße  Nr.  694  Getzt  St. 
Annenstr.),  Ecke  der  Weberstraße,  und  ward  in  St. 
Aegid.  1797  begraben.  Im  Adreßbuch  1798  wird  er  als 
während  des  Druckes  mit  Hinterlassung  einer  Witwe 
verstorben  bezeichnet.  Die  Witwe  führte  das  Geschäft 
noch  eine  Zeitlang  fort  und  starb  am  1.  August  1805. 
Seine  Geigen  sind  gut  gearbeitet,  wenn  auch  Holz  und 
Lack  zu  wünschen  übrig  lassen.  Der  Ton  ist  etwas  spitz. 
Geigenzettel :  Gemacht  /  von  Johann  Michael  Knichtel/ 
in  Lübeck  1 778  (gedruckt). 

Knilling.  —  Mittenwald 

Eine  Geigenmacherfamilie,  die  der  Familie  Klotz  eben- 
bürtig war,  und  aus  der  viele  tüchtige  Geigenmacher 
hervorgegangen  sind. 

Knilling,  Andreas,  war  1768  bereits  verheiratet 

und  kommt  nach  1 769  noch  vor 
Knilling,  Anton.   1760.   1770 

Im  Jahre  1763  war  er  bereits  verheiratet.  Seine  Geigen 
sind  sehr  gut;  nur  der  Lack  ist  trüb-braun. 
Geigenzettel:  Anton  Knilling  geigmch.  /  mittenwaldt 
ano  1767  (geschrieben). 

Knilling,  Anton  Alois,  Sohn  von  Johann  Kn. 

Geb.  22.JuH  1765 

Knilling,    Georg.  —  Geb.     1769;    Sohn    von 

Anton  Kn. 
Knilling,  Johann  I.  —  1750 

Einer  der  besten  Meister  aus  seiner  Familie. 

Knilling,    Johann    11.    —   Mittenwald.     Geb. 

1822,  t  1905 

Er  war  der  letzte  Mittenwalder,  der  in  seiner  Jugend  als 
Geigenhausierer  herumzog.  Sein  Weg  führte  ihn  ge- 
wöhnlich bis  Passau.  In  seinen  alten  Tagen  lackierte  er 
Geigen  für  die  >>Verleger<'. 

Knilling,  Johann  Joseph  I.  —  Geb.  20.  Aug- 
1763,  t  nach  1838 

Sohn  von  Anton  Kn.  Sehr  tüchtiger  Geigenmacher, 
der  meist  nach  Amati  arbeitete.  Eine  gute  Violine  von 
ihm  befindet  sich  auf  dem  Chor  der  Stiftskirche  in 
Laufen. 

Geigenzettel :  Johann  Knilling  in  /  Mittenwald  an  der 
Iser  1788  (gedruckt).  —  Johann  Knilling  Geigen- 
macher in  /  Mittenwald  an  der  Issar  1821  (gedruckt). 

Knilling,  Johann  Joseph    II.  —  Mittenwald. 
Geb.  1853  in  Mittenwald 

Er  besuchte  von  1866 — 1869  die  Mittenwalder  Geigen- 
bauschule  und  erlernte  nachträglich  noch  das  Zither- 


machen. Als  Gehilfe  arbeitete  er  jahrelang  bei  X.  Ker- 
schensteiner  in  Regensburg  und  machte  sich  dann  in 
Mittenwald  selbständig.  Im  Jahre  1906  erhielt  er  in 
Nürnberg  die  silberne  Medaille.  Seine  Arbeit  ist  sehr 
sauber  und  sorgfältig. 

Geigenzettel :  Joh.  Knilling  /  Instrumentenmacher  / 
Nr.  66  Mittenwald  a.  d.  I.  Nr.  66  /  Oberbayern,  ano 
1896.  (gedruckt).  —  Silb.  Med.  Joh.  Knilling  Nürnb. 
1906  /  Instrumentenmacher  /  Mittenwald  an  der  Iser.  / 
Nr.  66.  Oberbayern  Nr.  66.  /  ano  1906.  (gedruckt). 

Knilling,  Josef,  lebte  um  1765  und  war  viel- 
leicht ein  Bruder  von  Johann  Kn. 

Er  unterschied  sich  von  den  übrigen  Mitgliedern  der 
Familie  nur  durch  seinen  gelben  Lack. 

Knilling,  Josef  Mathias.  —  Geb.  6.  Febr.  1 767, 
t  nach  1838 

Sohn  von  Anton  Kn.  Er  schrieb  sich  gewöhnlich  kurz- 
weg »Mathias  Knilling*  und  darf  als  einer  der  letzten 
Mittenwalder  gelten,  bei  dem  die  alten  Vorzüge  der 
Klotzschule  noch  lebendig  waren.  Er  war  einer  der 
talentvollsten  Mittenwalder  Meister  und  ist  in  seiner 
Arbeit  oft  dem  Franzosen  Pique  ebenbürtig.  Sehr  schön 
ist  auch  sein  roter,  weicher  meist  dick  aufgetragener 
Ollack.  Eine  schöne  Violine  von  1824  befindet  sich  im 
Museum  Francisco-Carolinum  in  Linz  a.  D.  Ein 
Violoncello  von  ihm  besitzt  Herr  v.  Ledebur  in 
Schwerin. 

Geigenzettel:  Mathias  Knilling  Geigenmacher  y  in 
Mittenwald  an  der  Isar  1831  (gedruckt). 

Knilling,  Mathias,  lebte  1753—1760,  nicht  zu 
verwechseln  mit  Josef  Mathias  Kn. 

Knilling,  Paul  Anton.  —  Geb.  25.  Jan.  1759; 
Sohn  von  Johann  Kn.;  lebte  noch  1812 

Geigenzettel:  Baulus  Knilling  Geieenmacher  /  in 
Mittenwald  an  der  Iser  /  1812  (geschrieben). 

Knilling,  Philipp,  blühte  um  1760 

Seine  Geigen  sind  etwas  weniger  gewölbt  als  die  Klotz- 
schen  und  zeigen  das  Bestreben,  italienische  Vorbilder 
nachzuahmen. 

Knilling,    Philipp    Bernalt    (Bernhard?).    — 

Mitten  wald.   1821 

.Als  Hausierer  zog  er  Jahr  für  Jahr  mit  seinen  Geigen 
durch  das  Land,  besuchte  alle  Klöster  Südbayerns  und 
fuhr  wiederholt  mit  dem  Floß  von  der  Isar  in  die  Donau 
bis  nach  Wien,  um  Geigen  zu  verkaufen. 

Knipp,  Johann  Heinrich  David.  —  Heisa,  Geb. 
in  Hörsingen  in  der  Altmark  um  1749, 
t3.  Febr.  1807 

Er  stammte  aus  dem  Gardelegenschen  Kreise  in  der 
Altmark  und  ließ  sich  als  Geigenmacher  in  Heisa  nieder, 
wo  er  in  erster  Ehe  am  28.  September  1783  .Anna 
Martha  geb.  Finkenstädt  verw.  Stoll  heiratete;  nach 
deren  Tode  ehelichte  er  am  24.  August  1800  Elisabeth 


Knitl  —  Knopf 


263 


Schlegel.  Er  scheint  von  Hause  aus  Tischler  gewesen 
zu  sein ;  sein  Modell  ist  häßlich,  ebenso  sein  schwarzer 
Lack.  Auf  seinen  handschriftlichen  Zetteln  verschnör- 
kelte er  die  Anfangsbuchstaben  so,  daß  man  eher  Snip 
als  Knipp  lesen  könnte. 
Geigenzettel:  J.  H.  D.  Knip  aus  /  Heisa.  1802.  (gedr.). 

Knitl,    Franz.    —    Freising.     Geb.     1744    in 
Mittenwald,  \  19.  Febr.  1791  in  Freising 

Er  war  der  Sohn  des  Anton  Knitl,  der  als  Bader  (Bal- 
neator)  in  Zürl  (Zierl)  bezeichnet  wird,  hat,  seiner  .Ar- 
beit nach  zu  urteilen,  jedenfalls  in  Mittenwald  gelernt, 
wo  er  nach  dem  Taufschein  seines  1781  geborenen 
Sohnes  Franz  Anton  auch  geboren  war.  Er  scheint  an- 
fangs in  Mittenwald  gearbeitet  zu  haben  und  erst  um 
IJö"?  nach  Freising  gekommen  zu  sein,  denn  bei  seiner 
am  5.  Juni  1769  vollzogenen  Trauung  wird  er  als  »an- 
gehender Bürger  und  Geigenmacher<'  bezeichnet.  Er 
wurde  dann  Hof-Lauten-  und  Geigenmacher  des 
Bischofs  von  Freising.  Seine  Geigen  erinnern  an  das 
Amati-  oder  Stainermodell,  sind  schmal  in  der  Brust 
und  haben  enge  F-Löcher.  Der  Ton  ist  nicht  groß,  aber 
meistens  wohlklingend.  Sein  Nachfolger  war  Joseph 
Doser. 

Geigenzettel:  Franz  Knitl,  Hof-Geigen-  und  /  Lauten- 
macher in  Freysing  1788  (gedruckt). 

Knitl  (Knittel,  Knittl),  Josef.  —  Mittenwald. 

1756.  1790 

Vermutlich  der  Bruder  von  Franz  Kn.  Gute  Klotz- 
schule, gutes  Holz,  gelbbrauner  Lack.  Eme  Laute  von 
ihm  aus  dem  Jahre  1777  besitzt  das  fürstl.  Hohen- 
zollernsche  Museum  in  Sigmarmgen. 

Geigenzettel:  Joseph  Knitl  Lauten-  und  Gei-  '  gen- 
macher  in  Mittenwald  an  der  /  Iser.  Anno  1 780.  (ge- 
druckt). 

Knößing,  Johann  Hubert.  —  Leipzig  1807 

Er  wohnte  Querstr.  Nr.  121.  Seinen  geschriebenen 
Zettel  aus  einer  Viola  veröffentlichte  P.  de  Wit. 

Knoop,  Wilhelm,  lebte  als  Mitglied  der  Hof- 
kapslle  um  1845  in  Meiningen  und  stellte 
1854  in  München  nach  Stamer  gemachte 
Geigen  aus,  deren  Ton  gelobt  wurde 

Geigenzettel :  Fabricato  per  Gulielmo  Knop  /  Membro 
della  capella  ducale  /  In  Meiningenia  .Anno  1845  (ge- 
druckt). 

Knopf,  August,  lebte  von  1 85 1  —1 863  in  Karls- 
bad 

Knopf,  Christian  Friedrich  Wilhelm.  —  Mark- 
neukirchen, Dresden.  Geb  2.  Sept.  1815  in 
Markneukirchen,  f  26.  April  1897 

Ein  geschätzter  Bogenmacher,  der  eine  Reihe  tüchtiger 
Schüler  herangebildet  hat. 


Knopf,  Christian  Wilhelm. —  Markneukirchen. 
Geb.  26.  Sept.  1767,  t  12.  Sept.  1837 

Guter  Bogenmacher,  der  als  der  Stammvater  der 
Bogenmacherfamilie  Knopf  gelten  darf. 

Knopf,  Ernst  Heinrich.  —  Leipzig.    Geb.  in 
Markneukirchen  1868 

Schüler  von  Theodor  Scherzer  und  der  Musikinstru- 
mentenmacher-Fachschule, an  der  er  eine  Belobigung 
erhielt.  Im  Jahre  1890  machte  er  sich  in  Markneu- 
kirchen selbständig  und  verlegte  1898  seine  Werkstatt 
nach  Leipzig.  Er  verwendet  sowohl  Ol-  als  Spirituslack 
eigener  Zubereitung.  Er  ist  mit  den  anderen  Geigen- 
machern der  Familie  Knopf  nicht  verwandt. 

Geigenzettel:  Heinrich  Knopf  /  Geigenbauer /  Leipzig, 
(gedruckt). 

Knopf,  Henry  Richard.  —  New  York.    Geb. 
5.  Dez.  1860  in  Markneukirchen 

Ältester  Sohn  von  Heinrich  Kn.  Schüler  seines  Vaters 
und  seines  Onkels  Wilhelm  K.,  bei  denen  er  zunächst  das 
Bogenmachen  erlernte.  Später  kam  er  zu  Bausch  nach 
Dresden  und  Adam  nach  Berlin  und  wurde  hier  als 
Geigenmacher  ausgebildet.  1879  ging  er  zu  John  Albert 
nach  Philadelphia  und  machte  sich  bereits  1880  in 
New  York  selbständig.  Er  verarbeitet  nur  sehr  altes 
'Holz  und  ahmt  das  große  Stradivarimodell  nach. 
Seinen  Lack  setzt  er  selbst  zusammen. 

Geigenzettel:  Henry  Richard  Knopf,  New  York, 
Anno  1902  (gedruckt). 

Knopf,  Heinrich.  —  Berlin.  Geb.  1 .  März  1 839 
in  Markneukirchen,  f  1 .  März  1875  in  Berlin 

Schüler  seines  Oheims  Christian  Knopf.  Er  hat  im 
ganzen  nur  etwa  30  Geigen  gemacht,  sich  frühzeitig  fast 
ausschließlich  auf  die  Bogenmacherei  verlegt  und 
brachte  es  darin  zu  großer  Geschicklichkeit.  Er  ar- 
beitete zunächst  für  Otto  Bausch,  Grimm,  Kittel  und 
Weichold  und  siedelte  1868  nach  Berlin  über.  Von  da 
an  brannte  er  auch  seinen  Namen  in  seine  Bögen  ein. 

Knopf,  J.  Wilhelm.  —  Dresden.  Geb.  in  Mark- 
neukirchen 4.  Dez.  1835 

Er  arbeitete  zuerst  in  seiner  Geburtsstadt  und  siedelte 
dann  als  Geigen-  und  Bogenmacher  nach  Dresden 
über.  Er  gilt  vielen  als  einer  der  besten  Bogenmacher 
Deutschlands. 

Knopf,    Karl    Wilhelm.    —   Markneukirchen. 

Geb.  5.  März  1803,  t  2.  Nov.  1860 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  von  Christ.  Wilh.  Kn. 
und  wie  dieser  ein  guter  Bogenmacher. 

Knopf.  —  Berlm.  Moskau.    1873.    1887 

Er  stammte  aus  Markneukirchen,  war  eine  Zeitlang 
Werkführer  in  Loewentals  Geigenfabrik  und  machte 
sich  dann  in  Berlin  selbständig.  Seine  Geigen  waren 


264 


Kobe 


Kögl 


Fabrikware,  dagegen  verdienen  seine  Bogen  Lob.  Er 
ging  später  nach  Moskau,  um  in  der  Zimmermann- 
schen  Filiale  zu  arbeiten,  und  starb  dort  an  der  Schwind- 
sucht. Auch  sein  Bruder  Ludwig  ist  als  Bogenmacher 
geschätzt. 

Kobenzi  (Kobenzl?).  —  Paris 

Dieser  mir  sonst  nicht  bekannt  gewordene  Name  findet 
sich  eingebrannt  in  einer  sauber  gearbeiteten  Geige  von 
mittlerer  Wölbung,  mit  braunem  Lack  und  hübscher 
Schnecke,  im  Besitze  von  C.  Stoeber  in  Würzburg. 

Koch,  Heinrich  Christoph.  —  Rudolstadt.  Geb. 
10.  Okt.  1749,  t  19.  März  1816 

Er  war  ein  Sohn  des  fürstlichen  Lakais  und  Kammer- 
musikers Job.  Nikol.  K.  und  ward  ebenfalls  fürstlicher 
Kammermusiker.  Die  Berliner  staatl.  Sammlung  alter 
Musikinstrumente  besitzt  eine  Gitarre  in  Lyraform  von 
ihm  (Nr.  655);  die  dort  gelesene  Jahreszahl  1829  müßte 
jedoch  angezweifelt  werden,  da  Koch  schon  1816  an 
»Entkräftung«  (Altersschwäche)  gestorben  war,  wenn 
nicht  ein  anderer  Koch,  der  noch  um  1820  als  fürst- 
licher Hofmusiker  (Violoncellist)  nachweisbar  ist,  als 
Verfertiger  dieser  Gitarre  sowie  einer  Gitarre  und  eines 
Violoncellos  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum 
in  Köln,  wie  G.  Kinsty  annimmt,  in  Betracht  kommt. 

Koch,  Georg.  —  Hamburg.   1771 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Johann  I  K.  Er  war  Instru 
mentenmacher  und  wurde  am  25.  Januar  1771  Bürger 

Koch,  Johann  I.  —  Hamburg.   1737 

Man  weiß  von  ihm  nur,  daß  er  Instrumentenmacher 
war  und  am  7.  Juni  1737  Bürger  wurde. 

Koch,  Johann  II.  —  Hamburg  1767 

Er  dürfte  gleichfalls  ein  Sohn  von  Johann  I  K.  gewesen 
sein.  Auch  von  ihm  weiß  man  nur,  daß  er  als  »Instru- 
mentenmacher« am  12.  Juni  1767  zum  Bürger  aufge- 
nommen wurde. 

Kochern  s.  Bochem 

Kochendörfer,  Friedrich.  —  Stuttgart,  Mitten- 
wald. Geb.  in  Stuttgart  1 5.  Juli  1 873,  f  1 91 7. 
Sohn  des  Zithermachers  A.  F.  Kochen- 
dörfer 

Schüler  der  Geigenmacherschulc  von  Schünemann. 
Nach  mehrjähriger  Wanderzeit  ließ  er  sich  1895  in 
Stuttgart  als  Geigenmacher  nieder  und  wurde  Im  Jahre 
1906  als  Vorstand  an  die  Mittenwalder  Geigenbau- 
schule berufen,  wo  er  erfolgreich  wirkte.  Er  machte 
vornehmlich  Streichinstrumente  nach  Stradivari, 
Guarneri  und  Maggini.  Sein  Lack  ist  rottelb.  Auf  der 
Stuttgarter  Kunstausstellung  18%  erhielt  er  eine 
silberne  Medaille.  Sein  Geschäft  wird  von  seinen 
Kindern  fortgeführt. 
Geigenzettel:  Abb.  450.  451. 


Koded,  Joseph.  —  Schweidnitz.  Geb.  1783  in 
Liebau  i.  Schi.   1825 

Er  kam  um  1810  nach  Schweidnitz  und  trat  in  Arbeit 
bei  der  Witwe  des  Instrumentenmachers  Fiebig,  die  er 
1812  heiratete.  Im  selben  Jahre  am  19.  September 
erwarb  er  das  Bürgerrecht  in  Schweidnitz.  Wann  und 
wo  er  gestorben  ist,  ließ  sich  nicht  feststellen.  Seine 
Geigen  sind  leidlich  gut.  Seine  Modelle  haben  keinen 
bestimmten  Charakter. 
Geigenzettel:  Jos.  Koded  in  Schweidnitz  1825  (gedr.). 

Koed,  P.  —  Gjerndrup.  1886 
(Reparaturzettel.) 

Koederitz,  Johann  Georg.  —  Jena.   1 769 

Arbeitete  nicht  ungeschickt  nach  italienischen  Vor- 
bildern, ohne  ein  bestimmtes  Modell  zu  bevorzugen. 
Sein  Lack  ist  wachsgelb,  die  Schnecken  sind  sauber  ge- 
schnitzt. Er  scheint  jedoch  nicht  lange  in  Jena  tätig  ge- 
wesen zu  sein,  denn  in  den  städtischen  Archivalien 
kommt  sein  Name  nicht  vor. 

Kögl,  Balthasar.  —  Prag.   1628.   1630 

Ein  Lauten-  und  Geigenmacher,  der  aus  dem  Augs- 
burgischen, wahrscheinlich  aus  Füssen  nach  Prag  ein- 
gewandert war  und  im  November  1 628  das  Bürgerrecht 
in  der  Prager  Altstadt  erwarb.  Seine  Gattin  hieß  Lud- 
mila;  1630  kaufte  er  ein  Haus.  Die  wenigen  Violen  und 
Gamben,  die  man  ihm  zuschreibt,  zeigen  eine  geschickte 
Hand,  aber  wenig  Selbständigkeit  in  den  Umrissen, 
wenn  sich  auch  schon  italienischer  Einfluß  bei  ihm 
geltend  zu  machen  scheint. 

Kögl   (Khögl),   Hanns.  —  Wien.     Geb.   um 
1630(?),  blühte  um  1679 

Wahrscheinlich  aus  Füssen  stammend  oder  ein  Sohn 
von  Balthasar  K.  Er  muß  in  seiner  Lehr-  oder  Wander- 
zeit Gelegenheit  gehabt  haben,  Werke  der  Brescianer 
Schule  kennenzulernen,  die  er  fortan  nachzuahmen 
suchte.  Er  verwendet  ein  kleines,  schmales  Patron  mit 
kleinen  Ecken  und  hoher  Wölbung,  das  an  Gaspar  da 
Salo  erinnert;  noch  mehr  ist  dies  bei  seinen  F- Löchern 
der  Fall.  Die  Schnecke  ist  klein ;  das  Ohr  derselben  tritt 
nicht  über  die  Dicke  des  Wirbelkastens  hervor.  Sein 
Lack  ist  von  brauner  oder  rödichgelber  Farbe.  In  seiner 
letzten  Zeit  verbreiterte  er  sein  Modell.  Im  April  1669 
wurde  er  Bürger  von  Wien.  Ein  Alto  und  zwei  sechs- 
saitige  Gamben  von  ihm  besitzt  das  Museum  Fran- 
cisco-Carolinum  in  Linz,  eine  Gamba  (aus  dem  Jahre 
1679)  die  Benedictiner-Abtei  Kremsmünster,  eine 
Viola  ohne  Zeitangabe  das  Schottenstift  in  Wien.  Zwei 
Prachtinstrumente,  eine  Viola  von  1676  und  eine  Geige 
von  1677  sind  auf  dem  Chor  der  Kreuzherrenkirche  in 
Prag.  Er  gebrauchte  gedruckte  Zettel ;  die  geschriebe- 
nen, auf  denen  sein  Name  stets  »Kögl«  (ohne  h)  er- 
scheint, dürften  falsch  sein.  Auch  kommen  viele  seiner 
Arbeiten  vor,  die  jetzt  mit  italienischen  Zetteln  ver- 
sehen sind,  hauptsächlich  mit.  solchen  von  Genueser 
Meistern. 

Geigenzettel:  Hanns  Kögl  Landen  und  /  Geigen- 
macher in  Wienn  1679  (gedruckt)  und  Abb.  408. 


Kögl  —  Köllmer 


265 


Kögl  (Khögl),  J.  —  Füssen.  1620 

Seine  Familie  stammt  wahrscheinlich  aus  dem  Hof 
Kögel  am  Kögelbach  (Gemeinde  Roßliaupten)  unweit 
des  Weilers  Tiefenbruck.  Er  ist  bisher  nur  als  Lauten- 
macher bekannt.  Seine  Arbeit  ist  recht  sorgfältig;  die 
i>Dachsterne«  (Schallöcher)  sind  hübsch  verziert. 

Kögl,  Ulrich  s.  Kegeil 

Köhler.  —  Schönbach  i.  B. 

Aus  dieser  Familie  sind  als  Geigenmacher  hervorge- 
gangen und  in  Schönbach  geblieben : 

Köhler,  Anton,  noch  tätig 

Köhler,  Benedict,  war  1 826  schon  in  der  Innung 

Köhler,  Johann,  noch  tätig 

Köhler,  Josef,  noch  tätig 

Köhler,  Karl.  —  Geb.  1838 

Schüler  von  Josef  Heinzmann,  bei  dem  er  von  1851  bis 
1859  blieb.  Seine  Militärdienstzeit  verbrachte  er  bei 
der  Marine  und  eröffnete  1864  sein  eigenes  Geschäft, 
das  er  aus  kleinen  Anfängen  emporzubringen  verstand. 
Er  arbeitete  hauptsächlich  für  Rußland  und  war  1894 
zum  Vorstand  der  Musikinstrumentenmacher-Ge- 
nossenschaft von  Schönbach  erwählt  worden. 

Köhler,  Wenzel,  lebte  in  der  ersten  Hälfte  des 
1 9.  Jahrhunderts  und  war  1 826  schon  Meister 

Köhler,  Egyd.-Wels  (O.-Ö.).  Geb.  30.  Nov. 
1820  in  Kirchberg  bei  Schönbach,  f  2.  Nov. 
1909 

Nachdem  er  in  Schönbach  ausgelernt  hatte,  ging  er  in 
die  Fremde  und  arbeitete  von  1842—1846  bei  Stöhr  in 
Salzburg.  Als  er  erfuhr,  daß  Hilanj  in  Wels  gestorben 
war,  erwarb  er  am  6.  Juli  1 846  dessen  Werkstatt  und 
war  hier  am  Stadtplatz  Nr.  20  über  63  Jahre  lang  tätig. 
Noch  im  Jahre  1904  erhielt  er  für  seine  Geigen  die 
große  silberne  Medaille.  Er  war  ein  sehr  bescheidener 
Mann,  aber  ein  geschickter  Meister,  der  einen  bis  nach 
Rußland  reichenden  Ruf  hatte,  daraus  aber  keinen  Vor- 
teil zu  ziehen  wußte.  Bis  in  sein  hohes  Alter  fleißig  bei 
der  Arbeit,  ist  er  in  Wels  unvergessen  geblieben  und 
wird  als  altes,  gebeugtes,  aber  immer  freundliches 
Männchen  geschildert. 

Geigenzettel :  Aegidi  Köhler,  Geigen-  /  und  Guitarren- 
macher  in  Wels,  (gedruckt). 

Köhler,  Ernst  &  Son.  —  Edinburgh.   1910 
Sie  nennen  sich  Geigenmacher,  handeln  aber  haupt- 
sächlich mit  Geigenbestandteilen,  Holz  usw. 

Köhler,  Johann  Christian.  —  Frankfurt  a.  M. 
Geb.  31.  Juli  1714  in  Rosenburg  (Preußen), 

fnach  1760 

Ursprünglich  ein  Lautenmacher,  der  sich  später  ganz 
auf  den  Orgelbau  verlegte.  Er  heiratete  1740  die  Witwe 
des  Darmstädter  Orgelmachers  Weegmann  und  lebte 
dann  in  Frankfurt  als  Beisasse,  bis  er  1753  als  Orgel- 


macher das  Bürgerrecht  erhielt.  Er  war  damals  Hessen- 
Darmstädtischer  und  Nassau-Usingenscher  Orgel- 
macher. Bei  seiner  Aufnahme  verpflichtete  er  sich,  dem 
Frankfurter  Armenhause  eine  Orgel  von  15  Registern 
zu  machen  und  Zeit  seines  Lebens  kostenlos  zu  unter- 
halten. Eine  theorbierte  Laute  von  1759  befindet  sich  in 
Frankfurt. 

Koehler,  Ludwig.  —  Budapest,  Chicago.  Geb. 
1859  in  Abauj  Szantö  (Ungarn) 
Ursprünglich  Tischler,  wurde  er,  von  unbezwinglicher 
Neigung  getrieben,  noch  in  reiferen  Jahren  Schüler  von 
Pilät.  Er  ließ  sich  dann  zuerst  in  Budapest  nieder,  ging 
aber  bald  ins  Ausland,  arbeitete  in  Berlin,  hierauf  in 
Chicago,  wo  er  bis  nach  dem  Erdbeben  blieb  und  dann 
nach  Budapest  zurückkehrte.  Er  ist  nach  Dr.  J.  Geyers 
Ausspruch  ein  recht  tüchtiger  Meister,  der  viel  für 
andere  Werkstätten  arbeitet. 

Kodier  van  den  Akker  besitzt  in  Brüssel  eine 
Geigenmacherwerkstatt 

Köllmer,  Georg  Nikolaus.  —  Crawinkel  (bei 
OhrdruO.  Geb.  19.  Aug.  1775,  f  nach  1840 
Schüler  (vielleicht  auch  Sohn)  von  Johann  Valentin  K. 
Der  geschickteste  Geigenmacher  aus  seiner  Familie  und 
in  seinem  Wohnorte.  Er  muß  in  guten  Werkstätten  ge- 
arbeitet haben ;  seine  Geigen  sind  Jak.  Stainer  und 
italienischen  Vorbildern  nicht  ungeschickt  nachgeahmt, 
sorgfältig  durchgeführt  und  klingen  gut.  Er  soll  viel  in 
der  Welt  herumgekommen  sein,  nach  Art  der  Vogt- 
länder Geigenhändler,  deren  Zettel  ihm  auch  zum  Vor- 
bild dienten.  Er  ist  kinderlos  gestorben. 
Geigenzettel:  Georg  Nicol.  Köllmer  1798  /  Erfunden 
von  Jacob  Stainer  /  in  Absom  prope  Oenipontum  (ge- 
druckt). 

Köllmer,  Johann  Friedrich.  —  Crawinkel.  1 760. 

1770 

Vielleicht  der  Stammvater  der  Familie.  Er  stand  bei 
den  Musikern  in  der  näheren  Umgebung  seiner  Heimat 
als  geschickter  Geigenmacher  in  gutem  Ansehen.  Sein 
Modell  ist  jedoch  weder  in  den  Verhältnissen  richtig 
noch  elegant  in  der  Form. 

Köllmer,  Johann  Michael.  —  Crawinkel.  1770 
Jüngerer  Bruder  von  Johann  Friedrich  K.,  der  aus  der 
gleichen  Schule  hervorgegangen  sein  muß  und  wahr- 
scheinlich mit  seinem  Bruder  gemeinsam  gearbeitet  hat. 

Köllmer,  Johann  Nikolaus.  —  Crawinkel.  Geb. 
24.  Febr.  1794,  fnach  1845 

Vielleicht  ein  Sohn  Johann  Michael  Köllmers.  Er 
strebte  darnach,  die  in  Crawinkel  hergebrachten  Mo- 
delle zu  verbessern,  und  besaß  eine  gewisse  Hand- 
geschicklichkeit. Er  ist  kinderlos  verstorben. 

Köllmer,  Johann  Valentin.  —  Crawinkel.  1 781 . 

1800 

Dieses  Mitglied  der  Familie  Köllmer  ist  bisher  haupt- 
sächlich durch  ein  in  der  Sammlung  alter  Musik- 
instrumente in  Berlin  aufbewahrtes  Violoncello  (Nr.  833) 


266 


König  —  Kohänyi 


bekannt  geworden.  Dieses  zeigt  die  charakteristischen 
Umrißlinien  der  Crawinkeler  Schule,  unförmlichen 
Oberkörper  und  sehr  spitze  Ecken.  Daß  die  Wirbel- 
mechanik von  Köllmer  selbst  herrührt,  erscheint  mir 
unglaublich.  Eine  gut  gearbeitete  Geige  mit  schönem 
Deckenholz  und  gelbem  dünnem  Lack  von  ihm  von 
1 781  besitzt  Ernst  Geisser.  Das  Modell  hat  lange  )(  und 
ist  oben  und  unten  zugespitzt.  Der  Zettel  ist  mit 
gotischen  Buchstaben  gedruckt. 

Geigenzettel:  Johann  Valentin  Köllmer  /  Violin-  und 
Instrumentenmacher  /  in  Crawinkel.  1800.  (gedruckt). 
—  Johann  Valentin  Köllmer  /  Violinmacher  in  Cra- 
winkel 1784.  (gedruckt). 

König,  Alb.  Paul.  —  Altona.    Geb.  27.  März 
1880  In  Markneukirchen 

Bruder  von  Max  K.  in  München.  Von  1894  bis  1897 
war  er  Schüler  von  Karl  Wilh.  Keßler,  arbeitete  dann 
als  Gehilfe  in  Berlin,  Dresden  und  Stuttgart  usw.  und 
übernahm  im  Jahre  1906  die  Werkstatt  von  F.  A.  Glass 
in  Altona.  Seine  Violinen  und  Violoncelli  werden  gerne 
gekauft  und  als  Reparateur  findet  er  reichlichen  Zu- 
spruch. 

König,    Andreas,    lebt    als    Geigenmacher    in 

Schönbach  b.  E. 
König,   Hermann  J.  —  New  York.    Geb.  in 

Schöneck  1 830,  1 1 6.  März  1 890  In  New  York 

Schüler  seines  Schwagers  Ernst  Wilhelm  Neumärker  in 
Schöneck,  bei  dem  er  von  1845 — 1849  lernte.  Er  ar- 
beitete hierauf  5  Jahre  bei  Diehl  in  Hamburg  und  in 
Bremen  und  ging  1857  nach  Amerika,  wo  er  als  tüch- 
tiger Geigenmacher  zu  Ansehen  kam.  Auch  seine 
beiden  Söhne  waren  Schüler  von  Neumärker.  Louis, 
der  ältere  davon,  starb  jedoch  schon  1894  an  der 
Schwindsucht. 

König,  Max.  —  München.  Geb.  9.  Febr.  1870 

Sohn  des  Musiklehrers  K.  in  Markneukirchen.  Schüler 
von  Richard  Mönnig.  Nachdem  er  von  1888 — 1904  als 
Gehilfe  bei  ersten  Meistern  in  Deutschland,  England, 
Irland  und  der  Schweiz  gearbeitet  und  sich  auch  zu 
einem  guten  Reparateur  ausgebildet  hatte,  machte  er 
sich  1904  in  München  selbständig.  Er  arbeitet  nach 
Guarneri  del  Gesü  und  Stradivan. 

König.  Moritz.  —  New  York.   1890.   1900 

Schüler  seines  Oheims  E.  Wilhelm  Neumärker. 

Koennemann,   Adolf.   — ■   Nordhausen   a.  H., 
Leipzig.   Geb.  1851,  t  3.  Juli  1898  in  Altona 

Ein  tüchtiger  Chemiker,  dessen  Liebhaberei  für  das 
Geigenmachen  ihn  veranlaßte,  dem  altitahenischen 
Geigenlack  sein  besonderes  Studium  zuzuv/enden. 
Nach  jahrelangen  Versuchen  gelang  es  ihm  tatsächlich, 
einen  Lack  herzustellen,  der  sich  durch  außergewöhn- 
liche Geschmeidigkeit  und  Feuer  auszeichnete  und  bei 
der  Anwendung  die  Probe  trefflich  bestand.  Von  allen, 
die  sich  mit  der  praktischen  Lösung  dieses  Problems 
beschäftigten,  erzielte  er  vielleicht  die  besten  Er- 
gebnisse, 


Köpf f,  Hans.  —  Füssen.   1606.   1612 

Er  kommt  im  Jahre  1606  als  Mitbegründer  der  Lauten- 
macherzunft  vor  und  dürfte  damals  der  jüngste  Meister 
gewesen  sein. 

Kopf  (Köpff),  Hans.  —  Füssen.    1606.    1612 

Bürger  und  Lautenmacher.  Er  soll  besonders  schöne 
Schnitzarbeiten  ausgeführt  haben,  darunter  auch 
reichverzierte  Gewehrschäfte.  Vielleicht  trug  ihm  diese 
Beschäftigung  den  Beinamen  »Büchsenmeister*  ein. 
Möglicherweise  hat  er  aber  wirklich  der  Stadt  als 
Büchsenmeister  (Artillerist)  gedient. 

Köpff,  Peter.  —  München.   1644.   1665 

Er  ist  wahrscheinlich  aus  Füssen  eingewandert  und 
stand  als  Lautenmacher  in  hohem  Ansehen  und  wurde 
viel  beschäftigt.  Seine  Arbeit  ist  geschmackvoll  und 
sorgfältig,  aus  edlen  Hölzern  usw.  hergestellt  und 
meist  auch  mit  kunstvollen  Verzierungen  versehen. 
Seine  Tochter  Anna  Maria  gab  er  dem  Lautenmacher 
Lorenz  Hollmayr,  der  aus  Wien  als  Geselle  zu  ihm  ge- 
kommen war,  im  Jahre  1659  zur  Frau,  und  dieser  erbte 
wohl  später  auch  seine  Werkstatt.  Sein  Todesjahr  ist 
noch  nicht  ermittelt,  doch  soll  er  1665  noch  gelebt 
haben.  Eine  Laute  von  ihm  aus  dem  Jahre  1647  be- 
findet sich  im  städtischen  Museum  Carohno-Augu- 
steum  in  Salzburg.  Auf  seinen  Zetteln  erscheint  sein 
Name  manchmal  auch  »Khöpff«  geschrieben.  Seine 
Zettel  sind  mit  Holztypen  gedruckt. 

Geigenzettel :  Peter  Köpff  /  Lauten  macher  /  in  Min- 
chen Anno  1644.  (gedruckt). 

Koppe,  Friedrich.  —  Tangermünde.   1815 

In  den  Tangermünder  Geburtslisten  wird  er  als  Instru- 
mentenmacher bezeichnet.  Geigen  von  ihm  habe  ich 
nicht  kennengelernt. 

Körner,    August,    lebt    als    Geigenmacher    in 

Brunndöbra 
Koerner,   Johann   Christian.   —   Klingenthal. 

1747.  1776 

Er  kommt  im  Innungskassenbuch  in  der  Zeit  zwischen 
1747  und  1776  als  Geigenmachermeister  vor. 

Köttlng,   Werner.   —   Köln   a.  Rh.     17.   oder 
18.  Jahrhundert 

Dieser  Name  findet  sich  in  einer  Laute  des  Darm- 
städter Museums  (Nr.  484). 

Koeuppers  s.  Cuypers 

Kofier,  Josef.  —  Mittenwald.    1883.    1914 

Er  war  nach  Kriners  Abgang  ein  Jahr  lang  als  Lehrer 
an  der  Mittenwalder  Geigenmacherschule  tätig  und  ist 
weiter  nicht  hervorgetreten,  da  er  sich  darauf  be- 
schränkte, Geigenkörper  für  die  »Verleger«  zu  machen. 

Kohanyi,   Karl.  —  Weißkirchen   (Fehertem- 
plom).  f  1889  in  Budapest 

Ein  Zeichenlehrer,  der  sich  nach  Dr.  J.  Geyer  mit 
einigem  Erfolg  als  Geigenmacher  versuchte, 


Kohl 


Koliker 


267 


Kohl.  —  Steingrub  b.  E. 

Als  Geigenmacher  aus  dieser  Familie  sind  gegenwärtig 
tätig: 

Kohl,  Erdmann 

Kohl,   Franz,  war  von    1886 — 1902  in   Lieb- 
werda    ansässig    und    siedelte    später    nach 

Außig  i.  B.  über 

Seine  Geigen  sind  recht  gut,  ebenso  der  schöne  rote 
Lack. 

Geigenzettel:  Franz  Kohl  i.  Liebwerda  /  bei  Reichen- 
berg in  Böhmen  /  1893  erbaut  (gedruckt). 

Kohl,  Hugo 

Kohl  (Koll),  Hans.  — München.    1560.  f  nach 

1599 

Ein  seinerzeit  berühmter  Lautenmacher,  der  im 
Dienste  des  bayrischen  Hofes  stand.  In  den  Hofzahl- 
amtsrechnungen  (Kreisarchiv  München)  ist  er  vom 
Weihnachtsquatember  1573  bis  zum  ersten  Quartal 
1599  nachweisbar  und  ist,  wie  es  dort  heißt,  »hernach 
gestorben«.  Vom  Hofe  wurde  er  vorzugsweise  in  den 
Jahren  1580—1583  beschäftigt.  Um  die  Preisverhäit- 
nisse  seiner  Zeit  anzudeuten,  sei  nebenbei  erwähnt,  daß 
er  für  eine  Diskantgeige  aus  »Kronewiten  Holtz« 
(Wacholderholz)  und  für  das  Besaiten  und  Zurichten 
von  vier  Violen  aus  Zypressenholz  14  Gulden  15  Pfg. 
erhielt,  und  daß  ihm  eine  Laute  vom  Hofe  gewöhnlich 
mit  zwei  Gulden  und  höchstens  fünf  Gulden  bezahlt 
wurde.  Vgl.  Westenrieder,  Beitr.  III.  S.  73,  75  u.  118 
und  Sandberger,  Beitr.  S.  1 1 . 

Kohlbacher,  Michael.  —  Schönbach.   1894 

Er  arbeitete  mit  Geschick  und  peinlicher  Sauberkeit 
und  war  ein  tüchtiger  Lehrmeister,  konnte  aber  das 
Sitzen  an  der  Hobelbank  nicht  vertragen.  Er  gab  daher 
das  Geigenmachen  bald  auf  —  und  wurde  Schutz- 
mann zunächst  in  Wildstein  bei  Eger,  dann  in  Karlsbad. 

Kohnemann,  Diedrich.  —  Harsum  bei  Hildes- 
heim.   Geb.  22.  Febr.  1798  in  Harsum 

Sohn  des  Musikers  Conrad  K.  und  der  Constantia  geb. 
Kinkleeb.  Er  war  selbst  Musiker  und  Geigenmacher 
und  hat  recht  sauber  nach  einem  Nie.  Amatimodell  ge- 
arbeitet. Eine  Violine  von  ihm,  die  sich  in  Köln  im 
Privatbesitz  befindet,  kommt  beinahe  Widhalm  nahe, 
nur  der  Lack  ist  weniger  gut. 

Geigenzettel:  Diedrich  Kohnemann  /  in  Harsum  /  bei 
Hildesheim  /  Anno  18  .  .  (gedruckt). 

Kok,  Gerrit.  —  Amsterdam.  Geb.  4.  Dez.  1828 

Schüler  von  L.  Bernardel  und  Mitbegründer  der  am 
6.  März  1848  errichteten,  angesehenen  Firma  Gebr. 
Kok.  Wie  sein  Bruder  hauptsächlich  als  Kenner  und 
Reparateur  hervorgetreten. 

Kok,  Johann  Warnaar.  —  Amsterdam.    Geb. 

6.  Nov.  1819,  t  17.  Okt.  1889 

Schüler  von  Heims  und  L.  Bernardel  in  Amsterdam. 
Gründete  mit  seinem  Bruder  Gerrit  K.  am  6.  März 


1848  die  Firma  Gebr.  Kok;  er  war  hauptsächlich  Re- 
parateur und  Händler;  die  Brüder  dürften  im  Laufe 
der  Jahre  nur  50 — 60  Geigen  gebaut  haben,  die  aber 
sehr  gelobt  werden. 

Kolb,  Hanss.  —  Ingolstadt.    1666 

Er  wird  wiederholt  als  Lautenmacher  erwähnt  und  ge- 
rühmt, doch  gelang  es  nicht,  etwas  Sicheres  über  ihn 
zu  erfahren  oder  Arbeiten  von  ihm  nachzuweisen.  Ich 
vermute,  daß  er  aus  Füssen  stammte,  wo  eine  Familie 
Kolb  schon  in  alter  Zeit  vorkommt. 

Kolb  (Kölb),  Nikolaus.—  (Mark)Neukirchen. 

1678 

Er  war  in  Schöneck  geboren  und  wurde  am  22.  Nov. 
1678  in  Neukirchen  als  Geigenmacher  in  die  Zunft 
aufgenommen. 

Kolditz,  Jakob.  —  Rumburg.    Geb.  um  1718, 

t  26.  Okt.  1796 

Er  galt  als  trefflicher  Geigenmacher  und  wohnte  im 
Hause  Nr.  22  in  der  Königstraße,  wo  er  auch  starb. 
Seine  Violen  sind  besonders  gut;  in  seinen  Geigen 
nähert  er  sich  der  Prager  Schule,  weicht  aber  in  charak- 
teristischen Einzelheiten  von  dieser  ab.  Eine  fünf- 
saitige  Viola  befindet  sich  in  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln.  In  der  Mitte  seines 
Zettels  findet  sich  als  Emblem  eine  Geige  und  eine 
Laute.  (Die  Familie  Kolditz  war  von  altem  böhmischen 
Adel.) 

Geigenzettel:  Jacob  Kolditz  me  fecit  /  Rumburgiae 
17  .  .  (gedruckt). 

Kolditz  (Koldiz),  Matthias  Johann.  —  Mün- 
chen. 1733.  1760 

In  seiner  Arbeit  steht  er  Alletsee  nahe,  weicht  jedoch  in 
den  Modellen  merklich  von  ihm  ab  und  ist  zweifellos 
aus  einer  anderen  Schule  hervorgegangen.  Daß  er  aus 
Tirol  gekommen  sei,  wie  behauptet  wird,  ist  durchaus 
unwahrscheinlich,  es  sei  denn,  daß  er  sich  dort  vor 
seiner  Übersiedelung  nach  München  vorübergehend 
aufgehalten  hat.  Sein  Modell  ist  schlank,  weniger  hoch- 
gewölbt als  damals  in  Deutschland  üblich,  auch  die 
Zargen  sind  von  geringerer  Höhe.  Eine  Viola  von  ihm 
kenne  ich,  deren  Zargen  mehrfach  geschweift  sind 
(Länge  65  cm).  Sein  Holz  ist  sehr  gut;  die  Schnitze- 
reien am  Wirbelkasten  sind  sehr  geschickt  ausgeführt. 
In  seinen  Violoncelli  wich  er  häufig  von  den  üblichen 
Größenverhältnissen  ab  und  bevorzugte  besonders 
große  Modelle;  außer  den  F-Löchern  brachte  er  auch 
öfter  unter  dem  Griffbrett  noch  ein  besonderes,  ge- 
schnitztes Schalloch  (Rosette)  an.  Eine  schöne  Violine 
von  1750  besitzt  Aug.  Leop.  Saß  in  Stettin. 
Geigenzettel:  Mathias  loannes  /  Koldiz  /  Lauten  und 
Gei-  /  genmacher  in  München  1739  (gedruckt)  und 
Abb.  452. 

Koliker,  Jean  Gabriel.  —  Paris.    1783.    1820 

Er  war  wahrscheinlich  ein  Schweizer  und  wohnte  bis 
1799  in  der  Rue  des  Fosses-Saint-Germain-des-Pres, 
seit  1800  in  der  Rue  Croix  des  Petits-Champs  Nr.  24 
und  war  ein  außerordentlich  geschickter  Reparateur. 


268 


Koll  —  Krämling 


Das  Anschäften  der  Schnecken,  Zurichten  des  Stegs, 
Stellen  der  Stimme  usw.  verstand  er  wie  kein  anderer; 
er  führte  die  schwierigsten  Reparaturen  mit  unglaub- 
licher Sorgfalt  aus;  es  ist  aber  nicht  bekannt,  daß  er  sich 
auch  im  Neubau  versuchte.  Von  Bedeutung  war  er  auch 
als  Händler  und  hatte  Beziehungen  zu  dem  Sammel- 
genie Tansio.  Hart  rechnete  ihn  ohne  nähere  Angabe 
von  Gründen  zur  deutschen  Schule ;  dem  Namen  nach 
dürfte  er  allerdings  von  deutscher  Abstammung  ge- 
wesen sein.  Sein  Geschäft  übernahm  1820  Ch.  F.  Gemd. 

Koll,  Hans  s.  Kohl 

Kollitz,  Alois,  lebt  in  Rothau  bei  Graslitz  und 

macht  Geigen  und  Geigenbestandteile 
Kolowratnik,  Johann.  —  Glatz  i.  Schi. 

Geboren  um  1851  in  Negnarow,  ließ  sich  im  Jahre  1879 
in  Glatz  als  Instrumentenmacher  nieder. 

Komäromi  &  Toth  s.  Toth,  Janos  (Johann) 
Konsahk,  Edmund.  —  Jena.  Geb.  in  Jena  1 838 

Sein  1834  aus  Ratibor  nach  Jena  eingewanderter  Vater 
war  der  Schwiegersohn  von  Jakob  Aug.  Otto ;  Konsalik 
ist  also  der  Enkel  dieses  verdienstvollen  Geigen- 
machers. Lr  selbst  hat  einige  gute  Geigen  nach  Otto- 
schen  Traditionen  gemacht,  ist  aber  hauptsächlich  als 
Reparateur  tätig  gewesen. 

Geigenzettel :  Abb.  424. 

Konwahnka,  Jos.  W.  —  Mason  City,  Iowa 

Er  war  ursprünglich  Büchsenmacher  und  hat  jetzt  ein 
Geigengeschäft. 

Kop,  Johann.  —  Hamburg.   1660 

Er  war  der  Sohn  eines  Hamburger  Bürgers  und  wird 
ausdrücklich  als  Lautenm.acher  bezeichnet.  Laut  dem 
die  Jahre  1629 — 1693  umfassenden  Bürgerbuche  hat 
auch  er  am  20.  Januar  1 660  das  Hamburger  Bürger- 
recht erworben. 

Kopeke,  Andreas.  —  Lübeck.  1531 

Über  ihn  findet  sich  nur  im  Marien-Wochenbuche  von 
1531  die  Bemerkung:  »Andreas  Kopeke,  ein  Luten- 
maker  in  der  Hundestraten,  vor  eyn  szarck  syneme 
vater  ....  1  M.  2  Seh. 

Kopf,  Hans  s.  Köpff 

Kopp,  John. — Cincinnati.   1896 

Erfinder  einer  Geige  mit  abnehmbarer  Decke. 

Korin,  Johannes.  —  Kiew.   1868.   1890 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  als  Reparateur 
seiner  Zeit  geschätzt  war.  Er  ergab  sich  jedoch  dem 
Trunk  und  beendete  schließlich  um  1890  sein  Leben 
durch  eigene  Hand. 

Kort,  A.  de.  — 's  Hertogenbosch.    1845.    1848 

Unbedeutender  holländischer  Geigenmacher. 

Geigenzettel:  A.  DE  KORT  /  te's  Bosch/  1848.  (ge- 
druckt). —  Gerepareerd  door  /  A.  DE  KORT  /  te's 
Bosch  /  1845.  (gedruckt). 


Korth  s.  Karg  (Karp) 

Kosatka,  Adolph.  —  Preig.    Kgl.  Weinberge. 
Geb.  1834  in  Mrac,  f  19.  Nov.  1883 
Ein  Joseph  Kosatka  arbeitete  bei  Fr.  Lehner. 

Koßler  (Kosler),  Ferdinand  Andreas.  —  Re- 
gensburg. 1770.  1776 

War  jedenfalls  ein  Schüler  Buchstetters,  dessen  Ar- 
beiten er  genau  kopierte.  Er  machte  wie  dieser  Geigen, 
Violen,  Violoncelli  und  Bässe,  die  denen  seines  Lehrers 
ziemlich  nahekommen. 

Geigenzettel :    Ferdinandus    Andreas    Koßler   /    fecit  . 
Ratisbonae.   An.  1775  (gedruckt).  NB.  auch:  »a  Ratis- 
bonae«. 

Kostrzewski,  Jacobus.  —  Lemberg.  1770.  1802 

Ein  polnischer  Geigenmacher,  von  dem  in  der  Wiener 
Musik-  und  Theater-Ausstellung  verdienstvolle  Ar- 
beiten zu  sehen  waren.  Häufiger  als  selbstgefertigte 
Arbeiten  kommen  Reparaturen  von  ihm  vor. 

Geigenzettel :  Jacobus  Kostrzewski  /  reparavit  Leopoli. 
Die  /  10  Januar.  Anno  1770  (gedruckt). 

Koutny,  Peter.  —  Olmütz.    1871.    f  26.  Aug. 
1885 

Johann  Tichys  Nachfolger  und  vielleicht  auch  dessen 
Schüler.  Er  war  Instrumentenmacher,  besserte  allerlei 
Musikinstrumente  aus,  auch  viele  Geigen,  hat  aber 
keine  neuen  gemacht.  Ein  Johann  Koutny  war  Schüler 
von  Wenz.  Tichy. 

Kovaci6,  T.  —  Agram.   1900.   1903 

Kroatischer  Lautenmacher  der  Gegenwart,  der  haupt- 
sächlich die  Tamburica  herstellt  und  darin  Aner- 
kennenswertes leistet. 

Kovacs,  Koloman.  —  Klausenburg.  Geb.  1865 

Er  lernte  bei  Adolf  Mönnig  und  ließ  sich  als  Geigen- 
macher in  Klaiisenburg  nieder. 

Kowansky,  Wenzel,  gen.  der  böhmische  Wenzel 

Von  ihm  befand  sich  in  der  k.  k.  Schatzkammer  in 
Wien  eine  Violine,  deren  Wirbelkasten  ein  Elfenbein- 
köpfchen mit  schwarzer  Perücke  und  Haarbeutel  zeigt. 
Der  Bogen  ist  von  Elfenbein  und  Schildpatt.  Die  Geige 
wurde  von  Maria  Theresia  im  Jahre  1 749  angeblich  um 
300  Dukaten  gekauft.  Jetzt  ist  sie  der  Sammlung  alter 
Musikinstr.  in  Wien  einverleibt.  —  Prof.  Tiede- 
mann  in  Wiesbaden  besitzt  eine  Violine,  die  unter  dem 
Griffbrett  einen  Brandstempel  trägt,  von  dem  die 
Buchstaben  KOV  .  .  .  noch  sicher  zu  lesen  sind.  Es 
wäre  daher  nicht  ganz  ausgeschlossen,  daß  auch  diese 
Violine  ein  Werk  des  »böh."iischen  Wenzel«  oder  eines 
seiner  Nachkommen  ist. 

Krämling,  Ernst,  lebte  um   1895  als  Geigen- 
macher in  Fleissen und  Jetzt  in Steingrubb. E. 


Kraft  —  Krampera 


269 


Kraft,  Mathias  Per  (Petter).  —  Stockholm. 
Geb.  in  Gävle  14.  Juni  1753,  f  in  Stockholm 
9.  Juli  1807 

Der  bedeutendste  schwedische  Instrumentenmacher 
seiner  Zeit.  Er  war  der  Sohn  eines  Tischlers,  bei  dem  er 
wohl  zuerst  gelernt  hatte,  kam  dann  zu  dem  Klavier- 
macher Pehr  Lundborg  in  Stockholm,  der  auch  Lauten 
baute.  Um  1778  machte  er  sich  selbständig  und  war 
zwei  Jahre  später  bereits  Hofinstrumentenmacher  und 
erlangte  1788  das  Bürgerrecht.  Seine  Geigen,  die  nur 
vereinzelt  vorkommen,  sind  nicht  besonders  gut,  besser 
dagegen  seine  Lauten.  Später  verlegte  er  sich  mehr  auf 
den  Harfenbau,  und  von  1800  an  machte  er  auch 
Klavierinstrumente^).  Eine  13-  und  eine  15saitige 
Theorbe  und  eine  Nagelharfe  besitzt  Generalkonsul 
Claudius  in  Malmö;in  der  Sammlung  Hammer  waren 
vier  Theorben  von  ihm ;  eine  befindet  sich  in  W.  Heyers 
Musikhistorischem  Museum  in  Köln,  andere  in  den 
Museen  zu  Gothenburg,  Kopenhagen,  Christiania,  eine 
Zither  aus  dem  Besitze  des  Dichters  Bellmann  (von 
1781)  und  eine  Harfe  von  1785  u.a.  ist  im  Musik- 
historischen Museum  in  Stockholm.  Eine  schwedische 
Theorbe  von  ihm  vom  Jahre  1806  mit  einem  Hebel- 
mechanismus, um  die  Begleitsaiten  im  Ton  erhöhen  zu 
können,  befindet  sich  im  Bachhaus  zu  Eisenach 
[Nr.  71]^).  Er  verwendete  dreierlei  Zettel,  von  denen 
einer  eirund  umrahmt  ist,  der  zweite  eine  Rokoko- 
vignette zeigt,  auf  der  man  neben  allegorischem  Bei- 
werk nur  eine  Laute  und  eine  Harfe  —  wohl  seine 
Spezialität  —  abgebildet  sieht.  —  Er  war  zu  einem  an- 
sehnlichen Wohlstand  gekommen,  war  em  Bücher- 
freund und  hinterließ  schließlich  sein  Vermögen  zur 
Errichtung  der  heute  noch  bestehenden  Krafft  sehen 
Schule  für  unbemittelte  Bürgerskmder. 

Geigenzettel :  Matth.  Pett.  Kraft  Kongl.  Hof  /  Instru- 
ment Makare  Stock-  /  holm.  Ao  1781  /  No  39  (ge- 
druckt) und  Abb.  414. 

Krahl,  Albert  Oskar.  —  Meerane  i.  S.    Geb. 
1877  in  Erfurt 

Schüler  von  Beyer,  bei  dem  er  von  1891 — 1898  blieb. 
Nach  Beendigung  seiner  Militärzeit  arbeitete  er  noch- 
mals bei  seinem  früheren  Lehrmeister  und  ging  1902 
nach  Meerane,  wo  er  sich  selbständig  machte  und  das 
Geschäft  des  verstorbenen  F.  Goth  übernahm,  dessen 
Witwe  er  geheiratet  hatte. 

Kram,  Andreas  Ernst.  —  Nürnberg.     1760. 

1783 

Zithern-  und  Lautenmacher;  Geigen  sind  mir  nicht 
von  ihm  bekannt  geworden.  Seine  Arbeit  ist  gut,  aber 
nicht  hervorragend.  Seine  Zettel  sind  durchweg  ge- 


^)  Um  für  seinen  Klavierbau  Tischlergesellen  ein- 
stellen zu  können,  erwarb  er  1798  die  Mitgliedschaft  der 
Tischlerzunft. 

^)  Eine  reichhaltige  Liste  erhaltener  Arbeiten  von  ihm 
teilt  Hedwig  Boivie  in  ihrem  mehrfach  erwähnten  Auf- 
satz mit. 


schrieben  und  daher  sehr  verschieden.  Zwei  Baß- 
zithern, davon  eine  13chörig,  in  Berlin,  staatl.  Samm- 
lung alter  Musikinstrumente  Nr.  6 1 3  und  6 1 4.  Ähnliche 
Instrumente  befinden  sich  im  Germanischen  Museum 
in  Nürnberg,  im  städtischen  Museum  m  Braunschweig, 
in  der  Sammlung  Snoeck  und  im  städtischen  histo- 
rischen Museum  in  Frankfurt  a.  M.  und  in  der  mittel- 
alterlichen Sammlung  in  Basel  usw.  Das  letztgenannte 
Instrument  erinnert  in  der  Form  an  eine  Theorbe  und 
hat  einen  reichverzierten  Dachstern  mit  gotischem 
Maßwerk. 

Geigenzettel:  Andreas  Ernestus  Kram  /  in  Nürnberg. 
Ao  1 760  (gedruckt).  —  Ernst  Kram  in  /  Nbg.  Ann  1 764. 
(gedruckt).  —  Andreas  Ernst  Kram  /  Instrument 
Macher/  In  Nürnberg  An.  1781  (gedruckt). 

Krämer^  Heinrich.  —  Wien.    1680.    1718 

Er  wurde  am  1 9.  Mai  1 682  Wiener  Bürger.  Von  ihm 
besitzt  die  Ges.  d.  Mus. -Fr.  in  Wien  eine  Viola  di 
Bordone  (Baryton  Nr.  1)  aus  dem  Jahre  1717.  Wenn 
Valdrighi  schreibt :  »Kramer  e  ricercato  come  gli  Stra- 
divari  e  i  Guarneri  pe'  suoi  violini;  ma  in  Germania«, 
dann  teilt  er  uns  etwas  ganz  Neues  mit,  wovon  man  in 
Deutschland  noch  immer  nichts  weiß.  Eine  ganz  ver- 
beinte Laute,  aus  dem  Jahre  1715  reich  graviert  mit 
Ranken,  Jagdszenen,  musizierenden  Putten  und 
Orpheus  usw.  besaß  Frhr.  v.  Lanna  in  Prag. 

Geigenzettel:  Heinrich  Kramer  /  Lautten-  /  und 
Geigenmacher  in  Wienn  /  1715  (gedruckt).  —  Heinrich 
Kramer  Lauten  /  und  Geigenmacher,  in  ;  Wienn.  1712 
(Kupierst.). 

Krammer.  —  München.   18.  Jahrhundert 

De  Piccolellis  erwähnt  ihn  zwar,  doch  scheint  er  ihn  mit 
dem  Wiener  Meister  zu  verwechseln. 

Krammer,  Johann.  —  Budweis.    1818.    1837 

Schüler  von  Ant.  Fischer  und  ein  guter  Musiker,  der 
als  Hautboist  im  k.  k.  vierten  Feldartillerieregiment 
diente. 

Geigenzettel :  Reparirt  von  /  Joh.  Krammer  /  Budweis 
1829  (gedruckt). 

Krampera,  Jakob.  —  Znaim  (Znojmo).    1840. 

1855 

Sohn  und  Schüler  von  Jan  Kr.,  nicht  ohne  Geschick, 
doch  kein  Künstler. 

Geigenzettel:  Abb.  453. 

Krampera,  Jan.  —  Znaim.   1820.   1839 

Seine  Geigen  und  Bässe  sind  nicht  schlecht,  aber  ziem- 
lich gewöhnlich  in  der  Ausführung.  Er  arbeitete  nach 
Stradivari  und  verwendete  einen  altroten  Lack,  den  er 
stark  schattierte. 

Geigenzettel:  Jan  Krampera  /  bgl.  Lauten-  und 
Geigenmacher  /  in  Znaim  1821  (geschrieben). 


^)  Krumer  zu  lesen,  ist  falsch.  In  .Archivalien  wird  er 
auch  Kramber  genannt. 


270 


Kranabetter  —  Kratz 


Kranabetter,  Franz.  —  Klagenfurt.    1841 

Er  war  in  den  vierziger  Jahren  in  Klagenfurt  ansässig 
und  soll  später  nach  Wien  gezogen  sein.  Seine  Geigen 
sind  gut  gearbeitet,  aber  nicht  schön  in  der  Form. 

Geigenzettel:  Franz  Kranabetter,  bürgl.  Geigen-  und 
In-  /  strumentenmacher  zu  Klagenfurt  1841.  (gedr.). 

Kranuch.  —  Augsburg.   1477 

Ein  Lautenmacher,  dessen  Name  sich  im  Augsburger 
Steuerregister  findet. 

Kranzer,  Leopold.  —  St.  Thomas  am  Blasen- 
stein. Geb.  15.  Nov.  1797  in  St.  Thomas, 
t  das.  28.  April  1874 

Er  war  der  Sohn  eines  Häuslers  und  beschäftigte  sich 
schon  als  Hirtenknabe  mit  allerlei  Schnitzarbeiten. 
Vom  alten  Dorfschulmeister  erhielt  er  gelegentlich  eine 
zerbrochene  Violine,  die  er  zerlegte,  um  ihren  Bau 
kennenzulernen,  worauf  er  es  versuchte,  selbst  eine 
Geige  anzufertigen.  Der  Erfolg  ermunterte  ihn  zu 
weiteren  Versuchen,  und  bei  seiner  natürlichen  Ver- 
anlagung brachte  er  es  schließlich  zu  einer  bemerkens- 
werten Fertigkeit.  Er  scheint  dann  zu  Meinrad  Frank 
nach  Linz  gekommen  zu  sein,  dessen  Arbeit  er  in  bezug 
auf  die  Wölbung  und  das  Holz  oft  genau  nachahmte. 
Nur  die  Schnecke  ist  etwas  kräftiger,  der  Lack  farblos 
hellgelb.  Er  machte  auch  Violoncelli  und  Kontrabässe 
und  verstand  es,  sich  gutes  Holz  zu  verschaffen.  Es  ist 
zweifellos,  daß  er  wohl  das  Zeug  dazu  hatte,  ein 
Künstler  zu  werden,  nur  fehlte  ihm  die  rechte  Lehre. 
So  haftet  denn  auch  vielen  seiner  Arbeiten,  trotz  ge- 
schickter Durchführung,  manches  Fehlerhafte  an:  er 
nahm  die  Wölbung  oft  auffallend  hoch  und  machte 
sich  wenig  daraus,  wenn  die  Jahre  der  Decken  nicht 
parallel  zur  Mittellinie  standen.  Als  Werkzeug  bediente 
er  sich  fast  ausschließlich  eines  gewöhnlichen  Taschen- 
messers. Sein  gleichnamiger  Sohn  hat  in  der  Jugend 
auch  einige  Geigen  gemacht,  später  aber  einen  anderen 
Beruf  ergriffen. 

Geigenzettel :  Leopold  Kranzer  /  in  St.  Thomas  am 
Blasenstein  /  im  Mülilkreis  1842  (gedruckt). 

Kräsny(Krassny),  Jakob.  — Wien.   1839.  1858 

Ein  Geigenmacher  böhmischer  Abstammung,  der  1839 
in  der  Alservorstadt  Nr.  251,  1858  Nr.  276  wohnte.  Im 
Jahre  1839  stellte  er  in  Wien  vier  Violinen  aus,  von 
denen  eine  aus  Mahagoni-,  eine  andere  aus  ameri- 
kanischem Zedernholz  war,  ferner  ein  Violoncello,  eine 
Gitarre  und  eine  Harfe. 

Kraßnoschekow.  —  Moskau.    1858.    1863 

Der  beste  russische  Lautenmacher.  Seine  sechs-  oder 
siebensaitigen  Gitarren  zeichneten  sich  durch  gute 
Arbeit,  guten  Lack  und  besonders  durch  großen  Ton 
aus  und  wurden  ihm  sehr  gut  bezahlt.  Auch  heute 
werden  sie  in  Rußland  noch  sehr  hoch  geschätzt. 

Kratochvil,  Franz.  —  Prag.   1704 

Ein  Geigenmacher,  von  dem  bisher  nur  bekannt  ist, 
daß  er  im  Jahre   1  704,  nachdem  er  früher  schon  be- 


schäftigt worden  war,  für  den  Chor  der  Kirche  Sta. 
Maria  de  Lacu  eine  Geige  geliefert  hat,  für  die  er  6  fl. 
damaliger  Währung  erhielt. 

Kratschmann,  Johann.  —  Brunn,  Wien,  Znaim 
Geb.  1831,  t  27.  Febr.  1870 

Sohn  von  Fr.  Joseph  Kr.,  dem  er  jedoch  in  keiner 
Weise  gleichkam.  Da  er  noch  nicht  14  Jahre  alt  war,  als 
sein  Vater  starb,  war  er  hauptsächlich  ein  Schüler  von 
Job.  Künzl,  der  bei  der  Witwe  Kratschmann  als  Gehilfe 
tätig  war.  Im  Jahre  1850  siedelte  er  nach  Brunn  über 
und  trat  sein  Geschäft  im  Jahre  1868  an  Joh.  Kliment 
ab.  Er  soll  ein  unglücklicher  Mensch  gewesen  sein,  der 
durch  Selbstmord  endigte. 

Kratschmann,  Joseph  (Franz  Joseph).  —  Gras- 
litz,  Reichenberg,  Znaim,  Brunn.   1 799.  f  um 

1845 

Er  war  mehr  als  Gitarren-  und  Zithermacher  bekannt, 
hat  aber  auch  recht  gute  Geigen  gemacht,  die  jetzt 
meist  als  Werke  anderer,  berühmterer  Geigenmacher 
im  Verkehr  sind.  Er  war  ein  unsteter  Mensch,  der  nicht 
zu  wirtschaften  verstand,  und  wechselte  oft  seinen 
Wohnort.  Die  ältesten  Jahreszahlen  fand  ich  auf  Geigen, 
die  aus  Graslitz  datiert  sind.  Seine  Arbeit  hat  aber 
nichts,  was  an  die  Geigen  der  Egerländer  oder  Vogt- 
länder erinnert.  Am  ehesten  stimmt  sein  Modell  mit 
dem  des  Wieners  A.  C.  Leeb  überein.  Er  liebte  eine 
flache  Wölbung  und  machte  schön  aufgeworfene 
Ränder.  Das  Deckenholz  ist  gewöhnlich  breitjähng,  die 
F-Löcher  sind  zu  weit  ausgeschnitten.  Sein  blaßgelber 
Lack  ist  zwar  dünn  aufgetragen,  aber  doch  nicht 
schlecht.  Außer  seinen  Zetteln  brachte  er  auch  in  der 
Mitte  des  Bodens  im  Innern  die  Brandmarke  »J. 
Kratschmann«  an.  Am  längsten  scheint  er  es  in  Znaim 
ausgehalten  zu  haben ;  kurz  vor  seinem  Tode  siedelte  er 
nach  Brunn  über,  wo  er  im  Jahre  1844  das  Bürgerrecht 
erwarb.  Nach  seinem  Tode  führte  die  Witwe  das  Ge- 
schäft weiter,  bis  sein  Sohn  herangewachsen  war. 

Geigenzettel:  Joseph  Kratschmann  Violin-  und  / 
lauten-Macher  in  Graßlitz  /  Ano  1 799  (geschrieben).  — 
Joseph  Kratschmann  Geigen  /  u.  Guittar  Macher  in 
Reichenberg  /  Anno  1831  (gedruckt)  und  Abb.  422 
und  423. 

Kratz,  Jos.  Eduard.  —  Montabaur.  Geb.  in 
Hillscheid  (Rgb.  Wiesbaden)  1864 
Sohn  und  Schüler  von  Peter  Paul  Kratz.  Begründete 
unter  der  väterlichen  Firma  im  Jahre  1888  sein  Ge- 
schäft in  Metz  und  siedelte  1896  nach  Montabaur  über. 
Er  arbeitet  nach  dem  Stradivarimodell,  wobei  er  die 
Wölbung  nach  einem  eigenen  Kreissystem  herstellt. 
Sein  Hauptstudium  ist  der  alte  Cremoneser  Lack,  und 
er  ist  nach  vielfältigen,  durch  10  Jahre  fortgesetzten 
Untersuchungen  der  Ansicht,  daß  weder  der  übliche 
Ol-  noch  der  Spirituslack  dabei  in  Frage  kommen 
können.  Er  wendet  daher  einen  selbsterfundenen  Lack 
an.  Daß  er  ausübender  Geiger  ist,  kommt  ihm  als 
Geigenmacher  sehr  zustatten.  Er  besitzt  mehrere 
silberne  Ausstellungsmedaillen. 

Geigenzettel:  Jos.  Ed.  Kratz  /  Montabaur  19..  (ge- 
druckt). 


Kratz  —  K 


renn 


271 


Kratz,    Peter   Paul.    —   Hillscheid,    Koblenz. 

Geb.  1825.  t  1893  in  Metz 

Schüler  von  Echinger  in  Würzburg,  später  von  Lem- 
böck  in  Wien.  Er  ließ  sich  erst  in  Hillscheid,  dann  von 
1 879 — 1 886  in  Koblenz  nieder ;  zuletzt  zog  er  zu  seinem 
Sohne  nach  Metz.  Ein  tüchtiger  Meister,  der  still 
wirkend  sich  namentlich  als  Reparateur  Verdienste 
erworben  hat. 

Kratzer  (Khrazer),  Matthias.  — München.  1566 

Von  ihm  Ist  nur  bekannt,  daß  er  für  Herzog  Wilhelm 
eine  Laute  gebaut  hat,  und  dafür  5  Gulden  5  ß  erhielt. 

Kratzschmann  s.  auch  Kratschmann,  Kretzsch- 

mann 
Kraus,  Anton 

Sein  Name  findet  sich  mit  der  Jahreszahl  1805  in  einer 
Geige,  die  Innsbruck  als  Wohnort  angibt.  Die  Geige 
hat  aber  einen  so  ausgesprochen  vogtländischen  Cha- 
rakter, daß  ich  glauben  möchte,  sie  sei  die  Arbeit  eines 
Markneukirchners  (Joh.  A.  Krauß?)  gewesen,  der  nur 
Innsbruck  als  Ursprungsort  angegeben  hat,  wie  viele 
andere  Absam,  Cremona  usw. 

Kraus,  Martin  Johann.  —  Enns.    1804 

(Der  Name  kann  auch  Knaus  gelesen  werden.)  Seine 
Geigen  sind  leidlich  gut  gearbeitet,  haben  gutes 
Deckenholz,  aber  viel  zu  hohe  Wölbung. 

Geigenzettel :  Martin  Joh.  Kraus  ,  Geigenmacher  in 
Enns  1804.  (gedruckt). 

Krausch,  Georg  Adam.  —  Wien.    1802.    1827 

Seine  Werkstatt  befand  sich  in  der  Stadt  Nr.  1121,  und 
am  12.  März  1802  legte  er  als  Geigenmacher  den 
Bürgereid  ab.  Er  dürfte  später  nach  Iglau  übersiedelt 
sein,  wo  noch  1829  ein  gleichnamiger  Geigenmacher 
vorkommt.  Seine  Geigen  sind  gut  gearbeitet.  Die  Wöl- 
bung ist  mittelhoch  und  steigt  gleich  von  der  Einlage  an 
empor,  so  daß  die  Hohlkehle  besonders  in  den  Mittel- 
bügeln sehr  schmal  erscheint.  Sein  gelber  Lack  ist  recht 
gut.  Arbeiten  von  ihm  kommen  selten  vor. 

Geigenzettel:  Georg  Adam  Krausch  /  in  Iglau  1828 
(gedruckt)  und  Abb.  447. 

Krauß,  Hermann.  —  Erdmg,  Landshut  m 
Bayern.  Geb.  23.  Okt.  1868  in  Markneu- 
kirchen 

Schüler  von  Herrn.  Dölling  sen.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  in  Markneukirchen,  dann  bei  Piegendorfer  in  Augs- 
burg, später  bei  A.  Kriner  in  Freising,  machte  sich  1898 
in  Erding  selbständig  und  siedelte  ein  Jahr  später  nach 
Landshut  über.  Er  arbeitet  nach  Stradivari,  verwendet 
gelben  und  weichselbraunen  Lack  und  besitzt  mehrere 
Medaillen.  Er  macht  auch  gute  Mandolinen  und 
Gitarren  usw.  —  Ein  Robert  Kraus  war  Schüler  von 
Aug.  Ant.  Reichel  und  verließ  die  Markneukirchner 
Fachschule  mit  Auszeichnung. 

Geigenzettel:  Hermann  Krauß  /  Streich-  und  Schlag- 
instrumenten Fabrikation  /  Landshut  i.  Bayern,  (ge- 
druckt). 


Krauß   (Kraus),    Joh.  Adam.  —  (Mark) Neu- 
kirchen.    Geb.   14.  Juni   1764,    f  4.  Febr. 

1815 

Guter  Vogtländer  Geigenmacher,  Schwager  des 
Geigenmachers  Kessler  und  Urgroßvater  (mütterl.) 
von  Herm.  Ad.  Kessler  in  Wiesbaden. 

Geigenzettel:  Abb.  410. 

Krawtschenko  (Cravtchenko),  Konstantin.  — 
St.  Petersburg.   1897 

Ein  ukrainischer  Geiger,  der  eine  stumme  Violine  für 
Übungszwecke  erfunden  hat,  für  die  er  in  Rußland  das 
Patent  Nr.  4383  erhielt. 

Krebar,  Giovanni.  —  Padua.    1629 

Ein  Lautenmacher  dieses  wahrscheinlich  entstellten 
Namens  wird  zwar  mehrfach  erwähnt,  es  war  jedoch 
nicht  möglich,  etwas  Näheres  zu  erfahren.  In  der 
Sammlung  Donald  in  London  befindet  sich  eine 
Theorbe  von  ihm  und  von  .Andrea  Jansen,  mit  dem  er 
vielleicht  die  Werkstatt  teilte. 

Krebs,  J.  —  Bonn.   1840.   1860 

Er  soll  ursprünglich  Musiker  gewesen  sein  und  be- 
schäftigte sich  ausschließlich  mit  dem  Ausbessern  alter 
Geigen. 

Kreimbl,  Mathias.  —  Kremsmünster.   1678 

Die  Benediktiner-Abtei  Kremsmünster  besitzt  eine 
Laute  von  ihm  mit  der  angegebenen  Jahreszahl. 

Krell,  Albert.   —  Cincinnati.     Geb.    1832  in 
Kelbra,  t  7.  Jan.  1900 

Sohn  des  Tischlermeisters  Fr.  Krell,  ursprünglich 
Musiker,  Schüler  des  Musikdirektors  Wenge  in  Kelbra. 
Schon  mit  16  Jahren  ging  er  nach  Amerika,  wo  er  sich 
dem  Geigenmachen  zuwandte  und  dann  bald  Erfolge 
erzielte.  Er  ist  neben  den  beiden  älteren  Gemünder  und 
E.  J.  Albert  der  bekannteste  amerikanische  Geigen- 
macher  seiner  Zeit  gewesen.  Bekannt  sind  auch  seine 
für  Konzertmeister  Henry  Schradieck  ausgeführten 
Versuche  mit  dem  Holze  der  kanadischen  Balsain- 
fichte.  Seine  Arbeit  war  allerdings  nicht  hervorragend, 
meistens  zu  dick  im  Holz  und  schwerfällig. 
Geigenzettel:  Albert  Krell  /  Maker/Cincinati.  Ohio  / 
—  1884  — (gedruckt). 

Krenn,  Franz.  —  München.   1812.   1843 

Als  Geigenmacher  war  er  unbedeutend,  auch  seine 
Reparaturen  verraten  keine  Künstlerhand,  doch  ver- 
legte er  sich  frühzeitig  auf  das  Verfertigen  von  Zithern 
und  hatte  hierin  ziemlich  viel  Erfolg.  Er  wohnte  in  der 
Sendlingerstraße,  wo  er  einen  Kramladen  hatte.  Dabei 
nannte  er  sich  »Saitenfabrikant«  und  soll  ganz  launige 
Verse  gemacht  haben.  Eine  Zither  mit  1 1  Saiten  von 
ihm  besaß  C.  C.  Snoeck.  Im  Musikhistorischen  Mu- 
seum in  Köln  befinden  sich  sechs  Zithern  von  ihm  aus 
den  Jahren  1832—1843.  Sein  Geschäft  ging  1842  auf 
seinen  Schwiegersohn  G.  Tiefenbrunner  über. 


272 


Krentzner  —  Kretschmann 


Krentzner  (Krenzner,  Kreutzer),  Johann  Kas- 
par. —  Salzburg.  1749.  1782 

Sein  Modell  ist  dem  von  Math.  Thir  sehr  ähnlich,  die 
Arbeit  aber  weniger  sorgfältig.  Eine  Gitarre  von  eigen- 
tümlicher Form  vom  Jahre  1749  und  eme  Geige  von 
ihm  befinden  sich  im  städtischen  Museum  Carolmo- 
Augusteum  in  Salzburg.  Eine  Viohne  besitzt  em 
Lehrer  in  Admont.  (Vgl.  Kreutzer.) 
Geigenzettel :  Johann  Kaspar  Krentzner  /  Lauten  und 
Geigenmacher  in  Salzburg  /  1749  (gedruckt). 

Krepelka,  Josef.  —  Jihlava  (Iglau),   1833 
Ein  Instrumentenmacher  von  bescheidener  Geschick- 
lichkeit. Besser  als  seine  Geigen  sind  seine  Gitarren. 

Geigenzettel :  Abb.  409. 

Kresser,  Michel  s.  Michel  Schmid 
Kreßnik,  Dr.  Franz.  —  Fiume.   1910 

Ein  Arzt  und  tüchtiger  Geiger,  der  sich  viel  mit  Lack- 
versuchen und  dem  Studium  des  Geigenholzes  be- 
schäftigt hat  und  jetzt  mit  Hilfe  eines  geschickten  Ar- 
beiters Geigen  nach  Jos.  Guarnen  baut.  Er  hat  em 
lateinisches  Rezeptbuch  des  1 7.  Jahrhunderts  aufge- 
funden, nach  dem  er  semen  Lack  bereitet.  Die  Holz- 
stärken berechnet  er  jeweils  nach  dem  Holze  und  macht 
zu  seinen  Geigen,  die  übrigens  in  der  Decke  zu  dünn 
erscheinen,  erst  Gipsmodelle. 

Kretzschmann  (Kratzschmann).  —  Markneu- 
kirchen 

Aus  dieser  Familie  gingen  sehr  viele  Geigenmacher  her- 
vor, und  zwar: 


Kretzschmann,  Christian  Gottfried  I.  —  Geb. 
23.  Nov.  1773, 18.  April  1842(?) 

In  seinen  jüngeren  Jahren  versuchte  er  sich  als  selb- 
ständiger Meister,  später  geriet  er  jedoch  in  die  Ab- 
hängigkeit der  Händler  und  verwendete  seine  Zettel 
nicht  mehr.  Die  von  ihm  noch  selbständig  gebauten 
Geigen  tragen  die  Brandmarke  C  --K  G  -.\i  K,  sind  nicht 
schlecht  im  Ton,  sonst  aber  von  gewöhnlicher 
Vogtländer  Arbeit  und  haben  einen  unscheinbaren 
Lack. 
Brandmarke  Nr.  12. 

Kretzschmann,  Christian  Gottfried  II.  —  Geb. 
3.Juh  1780,  t9.Jum  1832 

Kretzschmann,  Christian  Gottfried  III.  — 
Geb.  2.Juh  1782,  t26.Ckt.  1822 

Kretzschmann,  Christian  Gottlob.  —  Geb. 
23.  März  181I,t22.Dez.  1853 

Kretzschmann,  Ernst  August.  —  Geb.  19.  Jan. 
1859,  war  lange  in  Ungarn  und  ist  ein  ge- 
wandter Imitator 


Kretzschmann,    Carl    Friedrich    I. 
28.  Dez.  1755,  t  10.  Febr.  1837 


—    Geb. 


Kretzschmann,    Ernst    Hermann. 
26.  Mai  1870 


Geb. 


Sohn  und  Schüler  von  Hans  Adam  Kr.  und  dessen 
Nachfolger.  Nach  dem  Kirchenbuche  wurde  er 
82  Jahre  und  18  Tage  alt,  was  mit  dem  Geburts-  und 
Todesdatuin  allerdings  nicht  ganz  stimmt. 

Kretzschmann,   Carl    Friedrich    II.   —  Geb. 

26.  Sept.  1781,  t  23.  Juli  1850 

Er  war  ein  Bruder  von  Joh.  Georg  II  Kr.  Die  Arbeiten 
beider  sind  sich  so  ähnlich,  daß  man  annehmen  kann, 
daß  sie  den  gleichen  Lehrmeister  (vielleicht  den  Vater) 
gehabt  und  auch  zusammen  gearbeitet  haben. 

Kretzschmann,  Carl  Richard.  —  Geb.  6.  Mai 

1860,  t  19.  Nov.  1895 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Wilh.  Jul.  Kr.  Ein 
tüchtiger  Geigenmacher,  der  zu  den  schönsten  Hoff- 
nungen berechtigte. 

Kretzschmann,  Carl  Wilhelm  I.  — Geb.  7.  Dez. 

1807,  t  25.  Dez.  1872 

Kretzschmann,    Carl    Wilhelm    II.    —   Geb. 

27.  Okt.  1830,  f  16.  Nov.  1865 


Kretzschmann,   Friedrich  Wilhelm.  —  Geb. 
26.  Dez.  1803,  t? 

Kretzschmann,   Georg   Carl.   —  Geb.    1702, 
t4.0kt.  1783 

Er  dürfte  aus  Wohlhausen  gekommen  sein  und  gilt  als 
der  Stammvater  der  Familie.  Er  wurde  am  20.  Mai  1 723 
Meister  und  war  einer  der  besten  Geigenmacher  seiner 
Zeit  in  Markneukirchen.  Er  war  Bürger  und  gehörte 
1766  und  1769  auch  dem  Zunftrate  an.  In  Urkunden 
wird  sein  Name  auch  Krezschmann  und  selbst 
Krezschmar  geschrieben.  Er  starb  80  Jahre  9  Monate 
und  13  Tage  alt.  Eine  Viola  d'amore  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1739  besaß  nach  dem  Inventar  von  1773  die  ehe- 
malige Cöthener  Hofkapelle. 

Geigenzettel:  Georg  Carl  Kretzschmann  /  Violir- 
macher  in  Neukirchen  /  1 769.  (gedruckt). 

Kretzschmann,  Hans  Adam.  —  Geb.  in  Wohl- 
hausen 15.  Juni  1716.  t  22.  Juni  1771 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Georg  Carl  Kr.  Von  ihm 
heißt  es  im  Neukirchener  Zunftbuch  ausdrücklich,  daß 
er  aus  Wohlhausen  stammte,  weshalb  er  als  »Fremder« 
30  Taler  bezahlen  und  1  Tonne  Bier  stiften  mußte,  als 
er  am  2.  Januar  1 738  Meister  wurde. 

Kretzschmann,  Hans  Georg   I.  —  Geb.  um 

1715.  1739 

Er  wurde  am  20.  Mai  1 739  als  Meister  in  die  Zunft  auf- 
genommen und  heiratete  die  jüngste  Tochter  von 
Johann  Martin  Schönfelder. 


Kretzschmann  —  Kreutner 


273 


Kretzschmann,  Hans  Georg  II.  —  Geb.  1737,    Kretzschmann,     Wilhelm     Julius. 
t  6.  Juli  1 773  28.  Nov.  1 832,  f  8.  Okt.  1 894 


Geb. 


Sohn  und  Schüler  von  Hans  Adam  Kr.  Er  wurde  am 
2.  Juni  1762  in  die  Zunft  als  Meister  aufgenommen. 

Kretzschmann,  Hans  Georg  III.  —  Geb.  1740, 
t  4.  Febr.  1813 

Vielleicht  ein  Schüler  eines  Ficker.  Auf  seinen  Zetteln 
wird  in  sinnlosem  Latein  Cremona  als  Ursprungsort 
angegeben.  Er  wurde  72  Jahre  7  Monate  und  8  Tage  alt. 

Kretzschmann,  Hemrich  Alexander.  —  Geb. 

20.  Juli  1872.   Bruder  von  Ernst  Herm.  K. 
Kretzschmann,  Heinrich  Ferdinand.  —  Geb. 

30.  Jan.  1848 
Kretzschmann  (Kretschmar),  Johann  Adam  I. 

—  Geb.  27.  Sept.  1750,  t  21.  Febr.  1796 

Sohn  von  Hans  Adam  K.  —  Er  wurde  m  semem 
1 9.  Jahre  Landrekrut,  bewarb  sich  aber  trotzdem  mit 
Erlaubnis  seines  Hauptmanns  um  Aufnahme  in  die 
Zunft,  die  ihm  auch  gebührenfrei  gewährt  wurde.  Er 
verfertigte  das  übliche  Meisterstück  und  wurde  am 
7.  August  1769  Meister.  Ihm  soll  der  nachstehende 
Zettel  mit  fmgiertem  Ursprungsort  gehören. 

Geigenzettel :  Joh.  Kretschmar  /  Lauten  und  Geigen- 
macher  /  m  Prag,  (geschrieben). 

Kretzschmann,    Johann    Adam    II.    —    Geb. 

23.  März  1772,  f  3.  Dez.  1822.   Bruder  von 

Joh.  Georg  K. 
Kretzschmann,    Johann    Georg    I.    —    Geb. 

27.JuH  1767,  t  15.JuH  1811 
Kretzschmann,   Johann    Georg    II.   —   Geb. 

22.  Juni  1783,  t  5.  Febr.  1831 
Kretzschmann,  Johann  Gottfried  I.  —  Geb. 

1731,  t  2.  Dez.  1783 

Sohn  und  Schüler  von  Georg  Carl  Kr.  Er  wurde  am 
7.  Juni  1751  Meister  und  erreichte  ein  Alter  von 
52  Jahren  10  Monaten  und  20  Tagen. 

Kretzschmann,  Johann  Gottfried  II.  —  Geb. 

1744,  t  10.  Juni  1809 

Sohn  und  Schüler  von  Hans  Adam  I  Kr.  Nach  Er- 
füllung aller  Vorschriften  und  Anfertigung  eines  Mei- 
sterstückes wurde  er  am  21 .  Mai  1 766  als  Meister  in  die 
Zunft  aufgenommen. 

Kretzschmann,  Johann  Gottfried  III.  —  Geb. 
um  1739.  1745 

Sohn  und  Schüler  von  Hans  Georg  I  Kr.  Nachdem  er 
alle  Vorschriften  erfüllt  und  zwei  tadellose,  eingelegte 
Violinen  als  Meisterstück  angefertigt  hatte,  wurde  er 
am  1 0.  Juni  1 767  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen. 

V.  Lütgcndorff,  Geigen-   und   Lautenmacher.     Bd.  11 


Ein  sehr  tüchtiger  Arbeiter,  der  als  Obermeister  der 
Geigenmacherinnung  in  großem  Ansehen  stand. 

Kretzschmar,  Carl  Friedrich.  —  (Mark)  Neu- 
kirchen. Geb.  1737,  f  2.  April  1773 

Er  war  ein  Sohn  des  Ratsschreibers  Gottfried  Kretzsch- 
mar, der  wie  sein  Vater  Kornelius  Kr.  lange  Jahre  bei 
der  Neukirchener  Geigenmacherzunft  von  Rats  wegen 
als  Obmann  wirkte.  In  Anbetracht  dieses  Umstandes 
wurden  ihm,  als  er  am  6.  Juni  1759  als  Meister  in  die 
Zunft  eintrat,  die  Gebühren  wie  einem  Meistersohn 
ermäßigt.  Es  mag  als  ein  Beweis  gelten,  wie  blühend 
damals  die  Geigenmacherei  im  Vogtlande  war,  daß 
selbst  ein  Beamter  des  Rats  seinen  eigenen  Sohn  Geigen- 
macher werden  ließ,  während  der  andere  (Johann 
Gottfr.  Kr.)  sein  Nachfolger  als  Obmann  und  Rats- 
deputierter wurde.  Carl  Friedr.  Kr.  war  sehr  talentvoll, 
starb  aber  schon  36  Jahre  und  8  Tage  alt.  —  Ein 
Emanuel  Kr.  lebte  im  19.  Jahrhundert  in  Karlsbad. 

Kretzschmar,  Georg.  —  Dresden.   1574.  1588 

In  einem  sächsischen  Musikinstrumenten-Inventar  von 
1593  (mitgeteilt  von  M.  Fürstenau  in  den  Mitt.  d.  Kgl. 
s.  Alt.-Ver.  1872)  wird  unter  Nr.  26  ein  »Geigen- 
instrument so  George  Kretzschmar  gemacht*  aufge- 
führt. Kretzschmar  war  Orgelbauer  und  Instrumenten- 
macher von  einigem  Ruf.  Das  »Geigeninstrument« 
dürfte,  wie  auch  Fürstenau  vermutet,  ein  Vorläufer  des 
Heydenschen  »Geigenwerks«  gewesen  sein.  Im  Jahre 
1574  machte  er  eine  Orgel  für  die  Schloßkirche  in 
Annaberg,  für  die  er  200  fl.  erhielt.  Eine  andere  Orgel 
machte  er  1587  für  die  Schloßkirche  in  Freiberg;  für 
diese  erhielt  er  250  Taler. 

Kretzschmar,   Gebrüder.  —  Markneukirchen. 

1920 

Musikinstrumentenfirma,  deren  Inhaber  der  Geigen- 
bauer Carl  August  Kretzschmar  und  der  Lauten- 
macher Richard  Otto  Kretzschmar  sind. 

Kreul.  —  Brambach  1.  S.   1910 
Guter  Bogenmacher. 

Kreul,   Ernst.   —  Fleissen,   Markneukirchen. 
1910.   1920 

Ein  Geigenmacher,  der  seine  Werkstatt  von  Fleissen 
nach  Markneukirchen  verlegte.  Ein  anderer  Ernst 
Kreul  bestand  im  Jahre  1 920  die  Geigenmachermeister- 
prüfung. 

Kreutner,  Simon.  —  Niederhart  (Hart),  Ziller- 
tal.  Geb.  26.  Okt.  1846  in  Hart 

Ein  sog.  »Tausendkünstler«,  wie  es  manche  in  länd- 
lichen Tiroler  Gemeinden  gibt.  Als  Bauernsohn  ar- 
beitete er  im  väterlichen  Hofe  und  versuchte  sich  früh- 
zeitig in  allerlei  Handfertigkeiten,  Tischlerei  usw. 
Schon  in  seinem  1 7.  Jahre  reparierte  er  mit  Geschick 
Zithern,  Gitarren  und  Geigen  und  begann  schließlich 

18 


274 


Kreutzer  —  Krichbaum 


neue  Instrumente  zu  machen,  deren  gutes  Aussehen 
und  schöner  Ton  von  Musikern  gelobt  wird.  Er  hat  eine 
seltene  Handgeschicklichkeit  und  ist  ein  findiger  Kopf, 
richtete  eine  Lodenspinnerei  ein  usw.  und  blieb  dabei 
doch  sehr  arm,  da  ihm  ein  Gönner  fehlte,  der  seme 
autodidaktisch  erworbenen  Fertigkeiten  richtig  einge- 
schätzt hätte.  Er  ist  ein  guter  Holzkenner,  hat  Ge- 
schmack und  versteht  sich  auch  gut  auf  das  Lackieren. 
Nach  Dr.  F.  Waldners  Mitteilung  befindet  sich  in  der 
im  Ferdinandeum  zu  Innsbruck  aufbewahrten  Geige 
von  ihm  der  nebenstehende  Zettel :  Simon  Kreutner  in 
Hart  /  Post  Fügen  in  Tirol  1905.  (geschrieben). 

Kreutzer     (Krentzer,     Krentzner?),     Johann 
Kaspar.  -  Salzburg.    1749.    1782 
Das  Museum  Carolino-Augusteum    in   Salzburg  be- 
wahrt eine  Geige  aus  dem  Jahre  1782  von  ihm. 

Kreuzlnger.  —  Schönbach  b.  E. 

Als  Geigenmacher  gehören  dieser  Familie  an : 

Kreuzinger,  Andreas,  war  schon  1826  Innungs- 
meister. 
Er  galt  als  guter  Geigenmacher. 

Kreuzinger,   Anton    I.   —  Schönbach.     Geb. 

1840,  t  1885 

Sohn  von  Franz  Kr.  und  wohl  auch  dessen  Schüler. 
Arbeitete  hauptsächlich  für  Händler. 

Kreuzinger,  Anton  IL  —  Znaim.  Geb.  1 .  Okt. 
1873  in  Schönbach 

Tüchtiger  Schüler  seines  Bruders  Joseph  II  Kr., 
arbeitete  als  Gehilfe  bei  Th.  Heberlein,  Lülsdorff  usw. 
und  schließlich  in  Wien  bei  Zach  und  Gutermann.  Im 
Jahre  1903  machte  er  sich  selbständig  und  übernahm 
die  Werkstatt  seines  Oheims  Johann  Künzl.  Er  hat  ein 
eigenes  Modell,  das  in  den  Umrissen  auf  Stradivari  zu- 
rückgeht, nur  nimmt  er  die  Brust  schmäler  und  macht 
dafür  eine  höhere  Wölbung,  um  die  Bogenf dhrung  zu 
erleichtern.  Er  verwendet  einen  orangeroten  weichen 
Öllack  von  guten  Eigenschaften.  Daß  er  selbst  ein  guter 
Musiker  ist,  kommt  ihm  natürlicherweise  sehr  zu- 
statten. Er  ist  ein  besonders  strebsamer  Meister  und  un- 
ablässig bemüht,  das  höchste  Ziel  zu  erreichen.  Seine 
Arbeit  ist  tadellos,  der  Ton  sehr  gut. 
Geigenzettel :  A.  Kreuzinger  Gei-  /  genmacher  Znaim  / 
Fecit  1909  A.  K.  (gedruckt)  und  Abb.  455. 

Kreuzinger,  Franz.  —  Geb.  1795,  f  1882 
Ein  geschickter  Geigenmacher. 

Kreuzinger,  Joseph  I.  —  Geb.  1834,  f  1882 
Sohn  von  Franz  Kr.  Schüler  von  Joseph  Heinzmann, 
bei  dem  er  das  Geigenmachen  von  Grund  auf  erlernte. 
Nachdem  er  seine  achtjährige  Militärdienstzeit  über- 
standen hatte,  machte  er  sich  im  Jahre  1864  selbständig. 
Da  zu  jener  Zeit  die  Arbeitsteilung  in  Schönbach  noch 
nicht  so  entwickelt  war,  wie  heute,  machte  er  alles  an 
seinen  Geigen  selbst.  Seine  Arbeiten  waren  gediegen 
und  verrieten  Talent  und  feines  Verständnis,  aber  er 


fand  für  seine  Geigen  keinen  Absatz,  und  so  kam  er, 
kränklich  geworden,  in  die  Zwangslage,  sich  darauf  zu 
beschränken,  Bestandteile  und  weiße  Geigen  für  fremde 
Geigenmacher  anzufertigen. 

Kreuzinger,  Josef  II.  —  Geb.  1871 

Sohn  von  Josef  I  Kr.  Schon  als  10 jähriger  Knabe 
erlernte  er  am  Krankenbett  seines  Vaters  das  An- 
fertigen von  Geigendecken  und  -Böden  und  trieb  da- 
neben eifrige  Musikstudien.  Mit  13\/,  Jahren  kam  er  zu 
Johann  Flacht  in  die  Lehre.  Als  Gehilfe  arbeitete  er  bei 
Schaller  und  dann  als  Heimarbeiter  für  die  ersten 
Geigenmacher  in  Schönbach  und  Markneukirchen.  Als 
tüchtiger  Violinspieler  diente  er  bei  der  Militärmusik 
und  kam  mit  seinem  Regiment  nach  Wien,  wo  er  die 
Gelegenheit,  sich  als  Geigenmacher  weiter  auszubilden, 
fleißig  benutzte.  Im  Jahre  1 896  begründete  er  in  Schön- 
bach sein  eigenes  Geschäft.  Er  machte  seitdem  wieder- 
holt größere  Studienreisen  durch  Deutschland,  Öster- 
reich-Ungarn usw.,  sowohl  um  die  alten  Meisterwerke, 
als  auch  die  Arbeiten  der  besten  jetzt  lebenden  Geigen- 
macher kennenzulernen.  Seine  Streichinstrumente 
sind  sorgfältig  gearbeitet  und  tadellos  im  Holz  und  im 
Ton.  Er  verwendet  Spiritus-  und  Öllack  und  besitzt 
von  allen  Ausstellungen,  die  er  beschickte,  Auszeich- 
nungen. Er  macht  hauptsächlich  Geigen  und  Violon- 
celli (und  auch  Geigenkörper)  und  schnitzt  bei  besseren 
Instrumenten  die  Schnecken  selbst.  Die  Arbeiten,  die 
er  für  Händler  anfertigt,  muß  er  (wie  auch  andere)  ohne 
Zettel  abliefern,  da  diese  ihre  Namen  als  Selbstver- 
fertiger hineinkleben.  Bessere  Instrumente  von  ihm 
tragen  jedoch  neben  der  Angabe  des  Modells  seinen 
Namen  als  Nachahmer.  Seit  1907  ist  er  Vorsteher  der 
etwa  800  Mitglieder  zählenden  Genossenschaft.  Auch 
ist  er  ein  guter  Holzkenner. 

Kreuzinger,  Wenzel   I.  —  Schönbach.    Geb. 

1844,  t  ? 

Sohn  von  Franz  Kr.  Ein  talentvoller  Geigenmacher,  der 
aber  schon  während  seiner  Militärdienstzeit  starb. 

Kreuzinger,  Wenzel  II.  —  Schönbach.    Geb. 
um  1868 

Er  gehört  einer  anderen  Linie  der  Familie  Kr.  an  und 
ist  noch  als  Geigenmacher  tätig. 

Krichbaum   (Kriechbaum),   Johann   Carl.   — 
Prag,  Wien.  1760.  1787 

Wohl  aus  Steiermark  eingewandert.  Nach  1772  kommt 
er  in  Prag  nicht  mehr  vor.  Er  siedelte  nach  Wien  über, 
wo  er  als  »vorhin  gewester  Schutzverwanter«  am 
20.  Juni  1778  den  Bürgereid  leistete  und  von  1779  bis 
1 787  in  den  Steuerbüchern  vorkommt.  Er  wohnte  dort 
als  »Lauten-  und  Geigenmacher«  im  Schottenviertel, 
Altlerchenfeld  Nr.  79,  und  war  als  kunstfertiger  Mann 
geachtet.  Seine  Wiener  Zettel  haben  den  gleichen  Wort- 
laut wie  seine  Prager,  da  er  die  gleichen  benutzte  und 
nur  über  »Prag(ae)«  von  nun  an  »Vienn(ae)«  klebte.  Er 
scheint  übrigens  auch  in  Wien  nicht  bis  an  seih  Lebens- 
ende geblieben  zu  sein. 

Geigenzettel:  Joannes  Carolus  Krichbaum  /  fecit 
Pragae  1760  (gedruckt)  und  Abb.  401  und  417. 


II 


Krieb  —  Kriner 


275 


Krieb(Kriel?).  —Dannenberg  (Hannover).  1850 

Wahrscheinlich  ein  Musiker,  der  an  Geigen  henim- 
gefhckt  hat. 

Krieg,  Johannes.  —  Prag.   1731.   1758 

Er  ahmte  Stainer  nach  und  verwendete  einen  dünnen, 
braunen  Lack.  In  der  Arbeit  sind  seine  Geigen  mehr 
denen  von  Joh.  G.  Thir  ähnlich  als  denen  der  Prager 
Meister.  Er  ist  übrigens  hauptsächlich  als  Verfertiger 
von  Violen  bekannt.  Auch  eine  Viola  d'amore  existiert 
noch  von  ihm.  Eine  Violine  besaß  die  Allerheiligen- 
kirche in  Prag,  zwei  andere  befinden  sich  in  Wiener 
Privatbesitz. 

Geigenzettel :  Johannes  Krieg,  Lauten-  und  ,  Geigen- 
macher in  Prag.  Ao  1758  (gedruckt). 

Krlgge,  Heinrich.  —  Danzig.    1756.    1758 

Er  hieß  vielleicht  richtig  Knigge  ^).  Die  von  ihm  bis  jetzt 
bekannt  gewordenen  Geigen,  die  gut  gemacht  sind  und 
auch  gut  klingen,  erinnern  an  das  Magginim.odell ;  sie 
sind  aber  breiter  und  haben  statt  der  Einlage  mit  der 
Feder  gezeichnete,  doppelte  Linien.  Trotzdem  werden 
sie  als  »echte  Maggini«  verkauft,  was  die  Seltenheit  des 
Vorkommens  seiner  Arbeiten  erklärt. 

Kriner,  August.  —  Mittenwald.   1740 

Klotzschule.  Der  Name  wird  von  einzelnen  Familien- 
mitgliedern auch  Krinner  geschrieben,  was  vielleicht 
als  das  Richtigere  gelten  könnte,  da  die  nach  Mitten- 
wald eingepfarrte  Ortschaft,  nach  der  sich  die  Familie 
nennt,  Knnn  (jetzt  Krünn)  heißt,  früher  allerdings  auch 
oft  nur  Krin  geschrieben.  Unter  den  noch  lebenden 
Nachkommen  dieser  Familie  zeichnet  sich  Franz  Paul 
Kr.  als  Stegschneider  aus. 

Kriner,  August.  —  Freising.   1869.  f  1907 

Wenn  auch  zur  Mittenwalder  Familie  gehörig,  dürfte 
er  doch  aus  Landshut  stammen.  Er  verfügte  über  eine 
handwerksmäßige  Geschicklichkeit  und  galt  als  sorg- 
fältiger Meister,  der  alte  Geigen  gut  wiederherstellte. 

Kriner,     Augustin.    —    Mittenwald.      1730. 
t  12.  März  1747 

Vielleicht  mit  August  Kr.  identisch.  Er  wird  1745  in 
Urkunden  »plectropöus  et  propola  circumforaneus* 
genannt.  Er  war  als  Geigenmacher  geschickt  und  unter- 
nahm weite  Reisen.  Auf  einer  solchen  ertrank  er  in  der 
Donau  »zwischen  Pesth  und  Ofen*. 

Kriner,  Franz.  —  Landshut  in  Bayern.    1808. 

1825 

Nach  dem  Landshuter  Gewerbekataster  von  1808 
wurde  dem  Geigenmachergesellen  Franz  Kriner,  der 
die  Witwe  Gertraud  des  Geigenmachers  Berger  hei- 
ratete, »die  Geigenmacherei  verliehen«.  Er  stammte  aus 
Mittenwald  und  war  vermutlich  der  Oheim  seines 
Nachfolgers  Lorenz  Kriner;  wahrscheinlich  war  er  auch 
der  Schwiegervater  des  Geigenmachers  Schmid. 


^)  Bei  dem  Fehlen  archlvalischer  Hilfsmittel  für  die 
Danziger  Geigenmacher  muß  ich  den  Namen  in  der  Form 
nehmen,  wie  Hill  ihn  mitteilt. 


Kriner,  Georg.  —  Landshut.    Johannesburg. 
München.    Geb.    1874  zu  Landshut 

Zweiter  Sohn  von  Josef  Kr.,  talentvoller  Musiker,  der 
das  väterliche  Geschäft  1899  übernahm,  später  aber 
nach  Brasilien  auswanderte.  Sein  Nachfolger  Ist 
Hermann  Krauß.  Bei  Kriegsausbruch  hatte  er  eine 
Werkstatt  In  Johannesburg  (Südafr.),  mußte  aber  alles 
Im  Stiche  lassen  und  Ist  jetzt  in  Nymphenburg  bei 
München  ansässig. 

Kriner,  Johann.  —  Mittenwald.    1858.    1883 

Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  dessen  Hauptverdienst 
jedoch  in  seiner  25  jährigen  Tätigkeit  als  Lehrer  an  der 
Mittenwalder  Geigenbauschule  besteht,  der  er  seit 
Ihrer  im  Jahre  1858  erfolgten  Gründung  bis  1883  ange- 
hörte. 

Kriner,  Josef  L  —  Mittenwald.    1737.    1795 

Klotzschule;  großes,  oft  flaches  Modell  und  brauner 
Lack. 

Geigenzettel :  Abb.  425. 
Kriner,  Josef  IL  —  Mittenwald.    1820.    1850 

Da  er  hauptsächlich  für  die  Mittenwalder  großen 
Handelsfirmen  arbeitete,  die  »gangbaren  Modelle« 
nachahmte,  Ist  er  ohne  Eigenart.  Seine  beste  Zeit  fällt 
In  die  Jahre  1820—1840. 

Geigenzettel:  Joseph  Kriner,  Geigenmacher  /  in 
Mittenwald  an  dei   Is3r.    1791. 

Kriner,  Josef  IIL  —  Mittenwald.    1914 

Er  gilt  als  besonders  tüchtig  In  allen  Wiederherstel- 
lungsarbeiten. 

Kriner,  Joseph.  —  Landshut  a.  L  Geb. 9.  März 

1836  in  Landshut 

Sohn  von  Lorenz  Kriner;  Schüler  seines  Vaters  und 
von  Georg  Tiefenbrunner  in  München.  Nachdem  er 
bei  Karl  Echinger,  Engleder  und  Padewet  In  München, 
bei  Padewet  in  Karlsruhe  und  Bauer  in  Stuttgart  ge- 
arbeitet, übernahm  er  im  März  1864  das  väterliche 
Geschäft.  Er  arbeitete  nach  Stradivarl,  Guarneri  und 
Ruggeri  usw.,  sowie  nach  eigenen  Modellen,  die  sich 
auch  durch  Ihre  kunstvollen  Einlagen  auszeichnen, 
namentlich  aber  durch  ausgiebigen  und  dabei  milden 
Ton  und  leichte  Ansprache.  Die  besseren  Instrumente 
lackierte  er  mit  Öllack,  die  billigeren  mit  Spirituslack. 
Auch  gute  Gitarren  und  Zittern  verstand  er  zu  bauen. 
Ein  stiller  und  bescheidener  Mann,  der  nur  leider  In 
den  letzten  Jahren  seines  Lebens  kränklich  war. 
Geigenzettel :  Joseph  Kriner  /  Geigenmacher  und 
Reparateur  /  Landshut,  Bayern  (gedruckt). 

Kriner,    Josef    Alois.    —    Würzburg.     Geb. 
12.  Mai  1865  zu  Landshut  a.  L 

Schüler  seines  Vaters  Josef  Kr.,  August  Kriners  In 

Freising  und  Suitners  In  Mittenwald.  Nachdem  er  von 

1885 — 1888  in  Stuttgart  bei  Hamma,  in  Frankfurt  a.  0. 

>     usw.  gearbeitet  hatte,   wurde  er   1888  Fr.  WIttstadts 

18* 


276 


Kriner  —  Krüttner 


Nachfolger,  dessen  Witwe  er  heiratete.  Er  macht  jetzt 
vorzugsweise  sog.  »Arionzithem«  und  handelt  mit  alten 
Instrumenten. 

Geigenzettel :  Jos.  Kriner,  Firma :  Fr.  Wittstadt,  / 
Saiten-lnstrumentenmacher/Würzburg, (Bayern.)  18. . 
(gedruckt).    (Abb.  454) 

Kriner,  Lorenz.  —  Mittenwald,  Landshut. 
Geb.  1805  In  Mittenwald,  f  1864 
Sohn  und  Schüler  von  Simon  Kr.  Er  arbeitete  bei 
Thumhart  in  München  und  Fischer  in  Regensburg, 
war  erst  in  Mittenwald  ansässig  und  siedelte  dann  nach 
Landshut  über,  wo  er  die  Geigenmacherwitwe  Anna 
Schmid  heiratete.  Er  war  ein  geschickter  Geigenmacher 
und  machte  auch  recht  gute  Zithern  und  Gitarren.  Er 
hinterließ  drei  Söhne,  von  denen  Josef  sein  Nachfolger 
wurde. 

Kriner,  Lorenz. —  Stuttgart,  New  York.  Geb. 

1 838  in  Landshut 

Sohn  und  Schüler  von  Lorenz  Kr.  Im  Jahre  1863  ließ 
er  sich  in  Stuttgart  nieder  und  gründetje  dort  eine 
Geigenfabrik,  die  er  bis  1878  fortführte,  hr  wanderte 
dann  nach  Amerika  aus  und  scheint  dort  gefunden  zu 
haben,  was  er  in  der  Heimat  vergebens  suchte.  Außer 
seinem  Zettel  tragen  seine  Geigen  auch  eine  Brand- 
marke. 

Geigenzettel:  Lorenz  Kriner,  fecit  /  Stuttgart  1867  / 
[Initialen  im  Kreis]  (gedruckt). 

Kriner,  Martin.  —  Altöttlng,  Königsberg  1.  Pr. 
1875.  1897 

Er  erlernte  in  seiner  Mittenwalder  Heimat  das  Geigen- 
machen, arbeitete  dann  18  Jahre  lang  als  Gehilfe  bei 
A.  Riechers  in  Berlin.  Als  er  sich  selbständig  machte, 
ließ  er  sich  zuerst  in  Altötting  nieder,  wo  er  wenig  Zu- 
spruch fand,  weshalb  er  nach  Königsberg  übersiedelte, 
und  sich  bald  den  Ruf  eines  besonders  geschickten 
Geigenmachers  erwarb. 

Kriner,  Mathlas.  —  Mittenwald.    1760.    1764 

Geigen  von  ihm  kommen  selten  vor.  Man  weiß  von  ihm 
nur,  daß  er  1763  schon  verheiratet  war. 

Kriner  (Krinner),  Matthäus.  —  Stuttgart.  Geb. 

In  Mittenwald  1843 

Schüler  der  Mittenwalder  Geigenmacherschule  und 
von  Joh.  Kriner.  Er  arbeitete  von  1872  an  in  Berlin  bei 
Ludwig  Neuner  und  August  Riechers,  begründete  1892 
in  Stuttgart  seine  eigene  Werkstatt  und  beschäftigte 
sich  hauptsächlich  mit  Reparaturen.  Neue  Geigen 
macht  er  nach  J.  Guarneri  und  Stradivari  und  ver- 
wendet gelbrötlichen  Spirituslack.  Er  erfand  einen 
schwingenden  Baßsteg,  dem  er  eine  erhöhte  Vibration 
zuschreibt,  und  der  gleichzeitig  die  Widerstandskraft 
des  Geigenkörpers  steigern  soll. 

Geigenzettel:  Matthäus  Krinner  Geigenmacher  Stutt- 
gart (gedruckt). 


Kriner,   Simon.  —  Mittenwald.    Geb.    1779 
oder  1781,  t  1821 

Er  war  der  Sohn  eines  Webers,  kam  frühzeitig  zu  A.  Jais 
in  die  Lehre  und  arbeitete  dann  auch  bei  Jos.  und  Math. 
Hornsteiner.  Er  war  sehr  talentvoll  und  galt  als  einer 
der  besten  Geigenmacher  seiner  Zeit  in  Mittenwald. 
Er  kannte  die  Italiener,  die  er  recht  gut  zu  kopieren  ver- 
stand, und  war  auch  als  Geschäftsmann  recht  tüchtig, 
so  daß  er  Teilhaber  der  »Verlegerfirma«  »Baader  & 
Öttel«  wurde.  Er  zog  mit  seinen  fertigen  Geigen,  die  er 
noch  nach  alter  Tiroler  Sitte  in  einer  »Kraxe«  auf  dem 
Rücken  trug,  durch  Frankreich,  England  und  weit  nach 
Rußland  hinein.  Er  war  seit  1804  mit  Anna  geb.  Reiter 
(einer  Müllerstochter)  verheiratet,  die  eine  besondere 
Kunstfertigkeit  im  Lackieren  der  Geigen  besaß.  Er 
starb  frühzeitig  und  hinterließ  drei  Söhne. 
Geigenzettel :  Simon  Kriner  /  Geigenmacher  in  Mitten- 
waldt  an  /  der  Iser  1820  (gedruckt). 

Krisch  (?),  Caspar.  —  Prag.   1725 

Der  Komotauer  Kirchenchor  besitzt  nach  einer  Privat- 
mitteilung eine  Violine  mit  diesem  Namen,  der,  wenn 
er  richtig  gelesen  ist,  vielleicht  einen  früheren  Besitzer 
des  Instruments  bezeichnet,  da  ein  Krisch  unter  den 
Prager  Geigenmachern  nicht  vorkommt.  Vielleicht 
müßte  »Strnad«  gelesen  werden,  die  Jahreszahl  1775 
statt  1725. 


Kristal,    August.    —    Jürgenthal    (Esthland). 

1889.   1900 

Er  begründete  1 889  seine  Werkstatt  als  Geigenmacher 

und  -Händler  und  hat  auch  in  Reval  ein  Geschäft. 

Krömllng,  Anton.  —  Schönbach  b.  Eger.  1 826 
Wahrscheinlich  der  Stammvater  der  heute  noch  be- 
stehenden Familie  Krämling.  Seine  Geigen  sind  häßlich 
lackiert  und  wenig  schön  in  der  Form. 

Krogmann,  Johann  Christopher,  erwarb  am 
13.  Okt.  1780  als  Instrumentenmacher  das 
Bürgerrecht  In  Hamburg 

Krolle,  Jean  Baptlste.  —  Mlrecourt.    1768 
Als  Bogenmacher  genannt. 

Kronhofer,  Hans.  —  ? 

In  Raymund  Fuggers  Musikkammer  (1566)  befand  sich 
unter  Nr.  42  »Eine  gute  alte  Lauten  von  Hans  Kron- 
hofer«. Vgl.  Stockbauer,  Kunstbestr.  am  bayr.  Hofe 
unter  Herzog  Albert  V.  und  Wilhelm  V.  —  S.  a.  Fron- 
hofer. 

Krüttner,  Richard.  —  Pilsen.  Geb.  1851  zu 
Elnsledel  bei  Manenbad 

Sein  Vater,  der  durch  47  Jahre  Kapellmeister  der 
Marienbader  Kurkapelle  war,  war  ein  eifriger  Geigen- 
sammler, und  so  begeisterte  er  den  Sohn  für  den  Beruf 
eines  Geigenmachers  und  gab  ihn  bei  Josef  Stecher  in 
Salzburg  in  die  Lehre.  Hier  lernte  er  von  1864 — 1870, 
arbeitete  dann  einige  Jahre  bei  Ramftler  in  München, 
ging  1874  nach  Salzburg  zurück  und  begründete  1877 


Krug  —  Künzl 


277 


in  Pilsen  sein  eigenes  Geschäft,  in  welchem  neben  Re- 
paraturen auch  neue  Geigen  usw.  angefertigt  werden, 
zumeist  nach  Stradivari,  manchmal  auch  hochgewölbte 
Instrumente.  Gute  Arbeit,  gutes  Deckenholz  und  ein 
selbsterzeugter  Spirituslack  sind  die  Merkmale  seiner 
Geigen.  Er  handelt  auch  mit  alten  Geigen  und  hat  ein 
lebhaftes  Exportgeschäft  nach  Nordamerika. 
Geigenzettel:  Rieh.  Krüttner.  /  fecit  Pilsen,  1899.  (ge- 
druckt). —  Richard  Krüttner  /  Instrumentenmacher  / 
Pilsen,  Theatergasse  (gedruckt). 

Krug,  J.  A.,  hat  ein  Gelgengeschäft  in  Detroit 

(Michigan) 
Krumer  s.  Kramer 
Krupp.  Pierre.  —  Paris.   1777.   1791 

Er  wird  zwar  als  Lautenmacher  bezeichnet  und  wohnte 
Rue  St.  Honore,  ist  aber  nur  als  Harfenmacher  be- 
kannt. De  Bricqueville  besaß  eine  Harfe  von  ihm. 

Kruse,  D.  —  Homburg  v.  d.  H.   1800 

Als  Geigenmacher  war  er  ohne  Bedeutung,  doch  sollen 
seine  Gitarren  sich  eines  gewissen  Rufs  erfreut  haben. 
Eine  solche  (ohne  Datum)  besitzt  C.  Claudius  in 
Kopenhagen. 

Kruzinski,  Pawel.  —  Warschau.   1898.   1902 

Schüler  von  Schünemann.  Um  1898  machte  er  sich  in 
Warschau  selbständig.  Seine  Geigen  sind  sauber  ge- 
arbeitet. 

Krysinski,  Ph.  —  Lissa  i.  P.   1839 

Wahrscheinlich  ein  Dilettant,  der  Geigen  flickte.  In  den 
Magistratsakten  zu  Lissa  wird  er  nicht  genannt. 

Geigenzettel :  Reparirt  von  Ph.  Krysinski  /  in  Lissa 
1839  (gedruckt). 

Kubescha,  Alois.  —  Preßburg  (Pozsony).   1 904 

Sein  Name  wurde  mir  nur  durch  die  Inschrift  in  einer 
italienischen  Geige  bekannt,  in  der  zu  lesen  ist:  »Von 
Viola  auf  Violine  umgearbeitet  Alois  Kubescha  Pozsony 
1904.« 

Kuchlbauer,  Johann.  —  Aach  (Baden).    1852 

Unbedeutender  Geigenmacher  aus  der  Mitte  des 
19.  Jahrhunderts,  von  dem  sich  in  der  Sammlung  Hirth 
in  München  ein  Violoncello  mit  leicht  gewölbtem 
Boden  und  flacher  Decke  befand. 

Geigenzettel:  Johann  Kuchlbauer  in  Aach  1852.  (ge- 
druckt). 

Kuczinski,  Jan.  —  Lemberg.   1810 

Geigenzettel :  loannes  Kuczinski  /  Reparavit  Leopoli 
Anno  1810  (gedruckt). 

Küchler  (Khuechler),  Hans.  —  Wien.    1596 

Ein  Lautenmacher,  der  im  Mai  1 596  zum  Bürger  von 
Wien  aufgenommen  wurde.  Er  soll  1615  noch  gelebt 
haben,  doch  sind  mir  bisher  keinerlei  Arbeiten  von  ihm 
vorgekommen. 


Kühle,  Karl.  —  Wien.   1821 

Ein  Tischler,  der  auch  Musikinstrumente,  namentlich 
aber  Harfen  machte. 

Kühlmayr.  —  Preßburg.   1883 

Erfinder  eines  Streichklaviers,  das  er  J.  Lutz  in  Wien 
übertrug,  der  die  Sache  liegen  ließ  und  sich  dadurch 
einen  Prozeß  zuzog. 

Kühnel,  Franz,  als  Geigenmacher  in  Schön- 
bach b.  E.  tätig 
Kühtreiber,  Gustav.  —  Wien.   1900.   1910 

Er  lernte  bei  G.  Lemböck  und  nennt  sich  »Streich- 
instrumentenerzeuger«. Er  soll  hauptsächlich  Handel 
treiben  und  Reparaturen  ausführen.  Es  gelang  mir  nicht, 
eine  Geige,  die  er  gemacht  hat,  kennenzulernen. 

Küntzel,    Lorenz.   —  Breslau,   Berhn.     Geb. 
28.  April  1789  in  Hof,  f  1864  in  Berlin 

Ursprünglich  war  er  Klaviermacher  und  arbeitete  als 
solcher  bei  Rosenkranz  in  Dresden  und  Streicher  in 
Wien.  Von  da  ging  er  nach  Italien,  wo  er  bei  einem 
Meister  Namens  Zesserini  (?)  das  Geigenmachen 
erlernt  haben  soll.  Später  arbeitete  er  bei  Stmad  in 
Prag  und  Fichtl  in  Breslau  und  eröffnete  um  1820  in 
der  letztgenannten  Stadt  seine  eigene  Werkstatt  als 
Geigenmacher  ^).  Nach  1 858  siedelte  er  nach  Berlin  übe  r 
und  erhielt  für  eine  dem  Kronprinzen  überreichte 
Geige  den  Titel  als  Hofinstrumentenmacher.  Sein 
Modell  ist  sehr  flach  mit  ziemlich  breitem  Rand.  Im 
Deckenholz  treten  die  Jahre  meist  dunkel  hervor;  der 
Lack  ist  hellgelb  oder  rotbraun,  die  Arbeit  sauber  und 
gewissenhaft.  Er  legte  großen  Wert  auf  schönes, 
möglichst  altes  Holz,  hat  aber  doch  auch  mittelmäßige 
Geigen  gemacht.  Im  Jahre  1862  stellte  er  in  London 
sein  in  den  Jahren  1833 — 1857  gebautes  Quintett,  für 
das  er  2000  Taler  forderte,  aus,  das  aber  von  Vuillaume 
nicht  sehr  günstig  beurteilt  wurde.  Ein  besonderes 
Studium  verwendete  er  auf  die  Mensurverhältnisse  und 
hatte  die  Absicht,  ein  Lehrbuch  des  Geigenbaus 
gemeinschaftlich  mit  dem  Geigenkenner  Major  Reich 
zu  bearbeiten.  Beide  sind  aber  vor  der  Ausführung 
dieses  Planes  gestorben.  K.  hat  im  ganzen  an  1 10  Vio- 
linen, 5  Bratschen  und  4  Violoncelli  gemacht. 
Geigenzettel:  Reparirt  Lorenz  Küntzel  182  .  .  (gedr.). 

Künzel,  Ernst.  —  Hohendorf  i.  S.   1910 
Guter  Bogenmacher. 

Künzl  (Künzel),  Johann.  —  Znaim.  Geb.  1825 

zu  Schönbach  b.  Eger 

Er  trat  mit  12  Jahren  bei  Joh.  Himmer  in  die  Lehre, 
wurde  mit  15  Jahren  Geselle  und  ging  20  Jahre  alt  »in 
die  Fremde«.  Er  trat  zunächst  bei  der  Witwe  Stöhr  in 
Salzburg  als  Gehilfe  ein  und  wanderte  ein  Jahr  später 
über  Linz  nach  Znaim,  wo  er  am  12.  Juni  1846  eintraf. 
Dort  arbeitete  er  sechs  Jahre  als  Gehilfe  bei  der  Witwe 
Kratschmann  und  ging  dann,  um  sich  noch  voll- 
kommener auszubilden,   1852  nach  Wien  zu  Gabriel 


^)  In  den  Breslauer  Adreßbüchern  ist  er  nur  von  1832 
bis  1843  nachweisbar. 


278 


Künzel  —  Kursch 


Lemböck.  Hier  arbeitete  er  zehn  Jahre  und  zwei  Mo- 
nate. Damit  schloß  er  seine  Lehr-  und  Wanderjahre  ab 
und  eröffnete  in  Znaim  im  Jahre  1862  eine  eigene 
Werkstätte,  aus  der  viele  sehr  gute  Geigen  hervorgingen, 
die  ganz  in  der  Art  von  Lemböck  gearbeitet  sind  und 
jetzt  sehr  geschätzt  werden.  Leider  verwendete  er  oft 
einen  dunklen  Lack,  der  die  Schönheit  des  Holzes  sehr 
beeinträchtigt.  Eine  doppelt  eingelegte  Geige  von  ihm 
hat  Lang  in  Znaim.  Musikdirektor  Fiby  besitzt  eine 
Violine  von  ihm,  die  er  im  Ton  einer  echten  Amati 
gleichstellt.  Joh.  Kiinzls  Neffe  Anton  Kreuzinger  aus 
Schönbach  kaufte  1904  das  Geschäft.  Die  Firma  lautet 
jetzt:  Joh.  Künzls  Nachfolger  Anton  Kreuzinger. 

Geigenzettel:  Abb.  456, 

Künzel,    Josef,    ist    in   Schönbach    b.  E.    als 

Geigenmacher  ansässig 
Kürschner,  Georg.  —  Graz.  Um  1840 

Ein  Zithermacher,  dessen  Nachfolger  Ludwig  Tauber 
war. 

Küssel,  Joseph.  —  Füssen.    1626.    f  9.  Nov. 
1689  (?) 

Er  wurde  am  29.  November  1626  als  Meister  in  die 
Lautenmacherzunft  aufgenommen  und  ist  jedenfalls 
identisch  mit  dem  1689  verstorbenen  Joseph  Kißling, 
der  den  Beinamen  »Chormaister«  führte, 

Küttner,  August.  —  Günthersleben.   1851 

Angeblich  ein  Schüler  Arthmanns;  er  hat  nur  wenige 
und  nur  minderwertige  Geigen  gemacht. 

Kugler,  Max.  — München.   Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts 

Er  soll  der  Sohn  eines  Paul  Kugler  sein,  von  dem 
Stecher  in  Salzburg  eine  Geige  aus  dem  Jahre  1799  be- 
sitzt. Max  K.  hat  sich  mehr  auf  die  Zithermacherei  ver- 
legt; Geigen  von  ihm  sind  daher  sehr  selten.  Eine 
Philomela  von  ihm  aus  der  Sammlung  Snoeck  be- 
findet sich  jetzt  in  der  staatl.  Sammlung  in  Berlin. 

Geigenzettel :  Max  Kugler  /  Bürgl.  Saiten  Instru- 
mentenmacher /  in  München,  (gedruckt). 

Kuhr  (oder  Stuhr?).  —  Hamburg.    1799 

Er  wird  im  Hamburger  Bürgerbuch  am  15.  Februar 
1799  als  »Instrumentenmacher«  genannt, 

Kulhawy  (Kullhavy),  Anton.  —  Wien.    1800. 
1830 

Am  4.  Mai  1804  legte  er  als  Geigenmacher  den  Bürger- 
eid ab  und  wohnte  Stadt  Nr.  1008.  In  seiner  ersten  Zeit 
arbeitete  er  sehr  roh,  nahm  gewöhnliches  Holz  und 
einen  dunkelbraunen  Lack.  Mit  den  Jahren  nahm  er 
aber  an  Können  zu,  er  ahmte  dann  ein  schönes,  sehr 
flaches  Stradivarimodell  nach  und  verarbeitete  von  da 
an  ein  schöngeflammtes  Ahornholz,  und  ging  zu  einem 
blaßgelben,  sehr  durchsichtigen  Lack  über.  Nur  die 
Schnecke  blieb  etwas  zu  derb.  Bei  verschiedenen  seiner 
Violinen  und  Violoncelli  sind  die  Kanten  der  Schnecke 
sowie  die  Außenseite  der  Ränder  in  gleicher  Weise 
eingelegt,  wie  Boden  und  Decke.  Seine  Geigen  klingen 


gut,  solche,  die  vor  1810  entstanden  sind,  schätzt  man 
weniger,  während  seine  gelblackierten  Geigen  an- 
sehnliche Preise  erreichen.  Für  ein  schönes,  gelbes 
Violoncello  sind  lange  vor  dem  Kriege  schon  600  Kr, 
bezahlt  worden. 

Geigenzettel :  Abb.  400. 

Kulik,  Johannes.  —  Prag.  Geb.  14.  Jan.  1800 
in  Domasin,  f  5.  Mai  1872  in  Prag 

Er  war  der  Sohn  eines  Müllermeisters  und  der  einzige 
Schüler  von  Schembera.  Nachdem  er  seit  1820  bei 
Martin  Stoß  in  Wien  gearbeitet  und  sich  in  seiner  Kunst 
vervollkommnet  hatte,  machte  er  sich  1824  in  Prag 
selbständig  und  heiratete  in  erster  Ehe  Maria  Anna 
Vyhnälek,  in  zweiter  Ehe  Maria  Stästny.  Er  wohnte 
nacheinander  in  derMisenskä  ul.,  der  Luzickä  ul.  und 
auf  dem  Kleinseitner  Platz,  bis  er  sich  1853  das  kleine 
Haus  Nr.  62  in  der  Palackeho  trfda  (Karolinenthal) 
kaufen  konnte.  Anfangs  benutzte  er  die  Modelle  ver- 
schiedener italienischer  Meister,  1850  erwarb  er  jedoch 
eine  schöne  Geige  von  Andreas  Guarneri,  die  er  von 
nun  an  fast  ausschließlich  kopierte.  Seine  Arbeit  ist 
tadellos,  das  Holz  gut  und  die  Schnecke  schöner  als  von 
den  meisten  anderen  Prager  Meistern  geschnitten.  Der 
Lack  ist  hübsch  in  der  Farbe,  meist  goldbraun  oder  rot, 
wenn  auch  nur  Spirituslack;  der  Ton  ist  freilich  ein 
wenig  scharf.  Auch  seine  Violoncelli  sind  gewöhnlich 
hart  ansprechend;  er  machte  sie  nach  einem  von  dem 
Ingenieur  Leopold  Savoi  berechneten  neuen  Modell, 
das  durch  kleines  Patron  und  sehr  hohe  Zargen  auffällt. 
Er  verwendete  verschiedene  Zettel,  in  seinen  letzten 
Jahren  auch  solche  in  böhmischer  Sprache.  Ein  Violon- 
cello von  1839  befindet  sich  in  der  fürstl.  Lobko- 
witzschen  Sammlung  auf  Schloß  Raudnitz  mit  dem 
nebenstehenden  Zettel.  Ein  anderes  Violoncello  von 
1848  und  eine  Violine  von  1856  besaß  die  Hl.  Geist- 
kirche  in  Prag,  sieben  Geigen  und  eine  Viola  das  Prager 
Konservatorium,  eine  Geige  von  185!  Dr.  Smoler  in 
Olmütz. 

Geigenzettel:  Joannes  Kulik  fecit  Pragae  1839,  /  in 
ventione  constructioneque  /  Leop.  Savoi  (gedruckt).  — 
Genau  nach  Antonius  Stradivarius  gemacht  von  / 
Johann  Kulik  /  Prag  1852  (gedruckt).  —  Jan  Kulik  / 
Zhotovil  1860.  (gedruckt).  —  Genau  nach  Andreas 
Guarnerius  Alumnus  /  Nicolai  Amati,  gemacht  von 
Johann  Kulik  /  in  Prag  1853  No  22  (gedruckt).  — 
Inventione  constructioneque  Leop.  Savoi  /  Joannes 
Kulik  fecit  Pragae  1834  (gedruckt)  und  Abb.  404. 

Kunzmann,  J.,  ein  Saiteninstrumentenmacher 
(Zithern  und  Gitarren  usw.),  denn  München 
seit  1875  ansässig  ist 

Kursch,  Carl  David.  —  Berlin.    1808 

In  einer  sauber  gearbeiteten,  an  Thielemann  erinnern- 
den Gitarre  fanden  sich  zwei  Zettel,  ein  geschriebener 
und  ein  gedruckter. 

Geigenzettel:  Nr.  413.  /  Carl  David  /  Kursch  /  Berlin 
1808    (geschrieben).    —    Verfertigt    /    von    /    «C.  D. 
Kursch*  /  in  Berlin  /  Schützenstraße  Nr.  4.  (gedruckt 
Kupferstich). 


Kurth         Lacher 


279 


Kurth,  Theodor.  —  Berlin.  Geb.  20.  JuH  1860 

Schüler  von  Oswald  Möckel,  bei  dem  er  auch  sechs 
Jahre  als  Gehilfe  tätig  war.  Im  Jahre  1885  machte  er 
sich  in  Berlin  selbständig.  Er  arbeitet  nach  eigenen 
Modellen  und  bereitet  seinen  Öllack  selbst.  Seinen 
Violinen  und  Violoncelli  wird  großer  Ton,  leichte  An- 
sprache und  tadellose  Arbeit  nachgerühmt. 

Kurz,  G.  M.  —  Regensburg.   1858 

Ein  wenig  hervortretender  Geigenmacher,  den  ich 
bisher  nur  als  Reparateur  nachweisen  kann.  Er  verband 
sich  mit  seinem  Mitschüler  Frauendorfer  zu  der  Firma 
»Kurz  und  Frauendorfer«.  Beide  waren  Schüler  von 
Jak.  Schmidbauer,  den  sie  jedoch  nicht  erreichten. 

Kurz,  Johannes.  —  Nürnberg.   1787 

Eine  Laute  von  ihm  aus  dem  Besitze  von  T.  W.  Tap- 
house  war  1904  in  der  Londoner  Music  Loan  Exhi- 
bitlon  zu  sehen. 

Kurzendörffer.  —  Markneukirchen 

Aus  dieser  Familie  sind  als  Geigenmacher  hervorge- 
gangen : 

Kurzendörffer,  August  Adolf.  —  Geb.  28.  Sept. 

1868 
Kurzendörffer,    August    Hermann.    —    Geb. 

30.  Juni  1863 
Kurzendörffer,  Christian  Heinrich.  —  Geb. 

15.  Mai    1804,   t  23.Juh    1842.    Sohn  von 

Johann  Georg  IHK. 
Kurzendörffer,     Ernst     Friedrich.     —    Geb. 

14.  Aug.  1832 
Kurzendörffer,    Ernst    Moritz    (Bruder    des 

Vor.). —  Geb.  I.März  1857 

Er  verlegte  sich  frühzeitig  auf  die  Zithermacherei, 
arbeitete  bei  Kochendorfer  in  Stuttgart  und  ließ  sich 
dann  dort  dauernd  nieder. 

Kurzendörffer,  Friedrich  August  I.  —  Geb. 

5.  Sept.    1802,   t  24.  Juli    1870.    Sohn  von 

Johann  Georg  IHK. 
Kurzendörffer,  Friedrich  August  II.  —  Geb. 

1 4.  Sept.  1 852.  Bruder  von  Ernst  Friedrich  K. 
Kurzendörffer,  Georg  Heinrich.  —  Geb.  1707, 

t  28.  Febr.  1757 

Sohn  von  Johann  Georg  I  K.;  er  wurde  am  6.  Februar 
1 730  Meister  und  erreichte  ein  Alter  von  50  Jahren  und 
2  Monaten. 

Kurzendörffer,  Johann  Adam  I;  er  wird  1677 
schon  und  1732  noch  erwähnt 

Er  kam  als  Exulant  aus  Graslitz,  gehörte  zu  den 
Gründern  der  Neukirchner  Zunft  und  ist  der  Stamm- 
vater der  Familie. 


Kurzendörffer,  Johann  Adam  II.  —  1732 

Er  wurde  am  3.  Januar  1732  als  Meister  in  die  Zunft 
aufgenommen.  Der  Gebühr  nach  zu  urteilen,  die  er 
entrichten  mußte,  war  er  eines  Meisters  Sohn. 

Kurzendörffer,  Johann  (Hans)  Georg  I.  — 
Geb.  um  1685;  er  ward  am  H.Juli  1704 
Meister  und  lebte  noch  nach  1 730 

Kurzendörffer,  Johann  Georg  II.  —  Geb.  1736, 
t  24.  Dez.  1803 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Heinrich  K.  Er  ward  am 
28.  Mai  1760  Meister;  sein  Sohn  war: 

Kurzendörffer,   Johann   Georg   III.  —  Geb. 

26.  Nov.  1769,  t  31.  Aug.  1814 
Kutzer.  Andreas.  —  Steingrub  b.  Eger.   Geb. 

24.  Febr.  1872 

Schüler  von  Johann  Werner  in  Schönbach.  Nach  Be- 
endigung seiner  Militärdienstzeit  arbeitete  er  noch  ein 
Jahr  lang  als  Gehilfe  und  machte  sich  1897  selbständig. 

Kwictkowski,  Mathaeus.  —  Warschau.     1739 

Eine  schöne  Theorbe  von  ihm  besitzt  Landschafts- 
maler Fr.  Wildhagen  in  Halensee-Berlin. 

Geigenzettel:  Hoc  opus  exstructum  de  Labore  /  Ma- 
thaeiKwialkowski/Varsaviae/Anno  1739  Die  ll.Maji. 
(gedruckt). 

Kwiaikowski.  —  Warschau.    1820 

Einer  der  letzten  national-polnischen  Geigenmacher 
und  wahrscheinlich  ein  Enkel,  vielleicht  sogar  Sohn  von 
Mathäus  Kw.  Er  scheint  auf  dem  Umwege  über  fran- 
zösische Geigen  italienische  Vorbilder  nachgeahmt  zu 
haben.  Seine  Arbeit  ist  nicht  tadellos  und  sein  Lack  ge- 
wöhnlich sehr  nachgedunkelt. 

Kymato-Geigen  nennt  Mor.  Gläsel  in  Markneu- 
kirchen von  ihm  in  den  Handel  gebrachte  Streich- 
instrumente, deren  Decken  nicht  nur  gewölbt  sind, 
sondern  auch  Wellenvertiefungen  haben,  wodurch 
deren  Fläche  ausgedehnt  und  das  Luftvolumen  im 
Innern  vergrößert  wird,  was  die  Klangfülle  erhöhen  soll. 

Laberte-Humbert  freres.  —  Mirecourt.    1 889. 

1900 

Eine  der  größeren  Mirecourter  Fabriken.  Ihr  Mitbe- 
gründer Maurice-Emile  Laberte  (geb.  1856)  starb  1898. 
Leiter  der  Geigenbauwerkstatt  war  Poiron.  Einige  der 
Geigen  dieser  Firma  tragen  den  Zettel :  Perfectionne 
par  la  Barre  d'Harmonie  rationelle.  Brevete  de  L.  H.  F. 
und  Signet:  L.  H.  F.  in  einem  Kreis. 

Lacher(Lecher),  Konrad.  — Ulm.   1572.   1576 

Ein  angesehener  Lautenmacher,  der  in  den  Jahren  1575 
und  1 576  nach  Stuttgart  berufen  wurde,  wo  er  für  die 
Hofkapelle  Lauten,  Geigen  und  andere  Musikinstru- 
mente, darunter  auch  die  in  Venedig  und  Ferrara  ge- 
kauften »neuen  Geigen«  zurichten  mußte.  Auch  kaufte 
die  Hofkapelle  seit  1572  verschiedene  Lauten  von  ihm. 


280 


Lachmann  —  La  Loe 


Lachmann,    Erich.    —    Berhn    W.  30.     Geb. 
15.  April  1886 

Schüler  von  Michael  Strobl.  Er  besuchte  das  Friedrichs- 
Realgymnasium  in  Berhn  und  erhielt  seit  semem  8.  Le- 
bensjahre emen  gediegenen  Viohnunterncht,  den  er  mit 
14  Jahren  im  Sternschen  Konservatorium  fortsetzte. 
Seiner  besonderen  Neigung  folgend,  trat  er  mit  18  Jah- 
ren bei  Michael  Strobl  als  Volontär  ein ;  dann  verließ  er 
die  Lehre,  um  als  Einjährig-Freiwilliger  im  4.  Garde- 
Grenadierregiment  seiner  Wehrpflicht  zu  genügen,  und 
zwar  als  Geiger  beim  Musikkorps.  Nach  gründlichen 
theoretischen  und  praktischen  Studien,  namentlich  auf 
dem  Gebiete  der  Akustik  und  der  Lackbereitung,  er- 
öffnete er  im  April  1909  seine  eigene  Werkstatt.  Er 
beschäftigt  sich  fast  ausschließlich  mit  der  Anfertigung 
getreuer  Kopien  nach  den  Originalen  berühmter  Mei- 
ster, die  sich  in  seinem  Besitze  befinden,  oder  die  er 
zu  diesem  Zwecke  geliehen  erhält. 

Geigenzettel :  Erich  Lachmann  ,'  fecit  Berlin  anno  19. 
(gedruckt). 

Lacote.  —  Paris.   1826.   1852 

Er  stammt  aus  Mirecourt  und  wohnte  in  Paris  erst 
Place  des  Victoires  Nr.  51,  seit  etwa  1832  Rue  de 
Grammont  Nr.  7  und  dann  seit  etwa  1845  Rue  des 
Martyrs  Nr.  20.  Er  war  hauptsächlich  als  vorzüglicher 
Gitarrenmacher  bekannt  und  geradezu  als  der  »Stradi- 
vari  der  Gitarre«  geschätzt.  Er  machte  verschiedene  Er- 
findungen, u.  a.  eine  zehnsaitige  Gitarre,  eine  sieben- 
saitige  Theorbe  usw.  und  erhielt  mehrere  Medaillen. 
Die  wenigen  Geigen,  die  seine  Brandmarke  tragen, 
sind  Mirecourter  Fabrikware. 

Geigenzettel:  Lacote /ä  Paris  (gedruckt)  und  Abb. 466. 

Lacroix,  Salomon,  Chevalier  de.  —  Paris.  1814. 
1831 

Vermutlich  ein  Aristokrat,  der  durch  die  Revolution 
verarmt  war  und  sich  dann  als  Geigenmacher  fort- 
bringen mußte.  Seine  Arbeit  ist  nicht  übel,  nur  sein 
dunkelroter  Lack  etwas  zu  dick.  Auch  durch  einige 
Erfindungen,  die  sich  freilich  nicht  bewährt  haben,  ist 
sein  Name  bekannt  geworden. 

Lafage.  —  Langon.   1900 

Ein  Uhrmacher  und  tüchtiger  Geiger,  der  auch  Handel 
mit  Geigen  treibt  und  kleinere  Reparaturen  ausführt. 
Er  soll  eigentlich  einen  andern  Namen  führen. 

La  Fille 

Ein  französischer  Geigenmacher  des  18.  Jahrhunderts, 
den  Valdrighi  (1039)  aufzählt,  der  sonst  aber  nirgends 
erwähnt  wird. 

Lafleur,  Jacques.  —  Paris.  Geb.  28.  März  1 757 
zu  Nancy,  f  1832  in  Paris  an  der  Cholera 

Er  wohnte  1 783  in  der  Rue  de  la  Coutellerie,  1 785  in 
der  Rue  de  la  Verrerie  und  von  1788 — 1799  in  der 
Rue  de  la  Juiverie  Nr.  30.  Seine  Geigen  sind  weniger 
gut  als  seine  nach  Tourte  gemachten  Bogen,  die  sich 


durch  kühnen  Schwung  und  Leichtigkeit  auszeichnen. 
Eine  Violine  von  ihm  befindet  sich  in  der  Sammlung 
Savoye  in  Paris. 

Lafleur,  Joseph-Rene.  —  Paris.  Geb.  9.  Juni 
1812  in  Paris,  f  18.  Febr.  1874  (Maisons 
Lafitte) 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Jacques  L.  —  Er 
war  ursprünglich  Geiger  und  wandte  sich  erst  später 
der  Geigenmacherei  zu;  zuletzt  wurde  er  auch  Musik- 
verleger. Bedeutung  hatte  er  nur  als  Bogenmacher  und 
kam  in  dieser  Beziehung  Tourte  nahe.  Mehrere  schöne 
Bogen  von  ihm,  darunter  interessante  Versuche,  be- 
wahrt das  Museum  des  Pariser  Konservatoriums,  so 
einen  Bogen  mit  flacher  Stange,  die  dazu  dienen  sollte, 
das  sog.  Schleudern  zu  verhindern,  —  Ein  Bruder  von 
ihm  ging  nach  London,  wo  er  noch  1824  lebte. 

Laforet,  Nicolas.  —  Mirecourt.    1740.    1742 
Wird  als  Geigenmacher  erwähnt. 

Lafranchini,  Giacomo  (Jacopo)  de.  —  Brescia. 

1604.  1617 

Sohn  des  Battista  L.,  aus  Civida'e  di  Valcamonica 
stammend.  Man  weiß  von  ihm  nur,  daß  er  bei  Gasparo 
da  Salo  gelernt  hat  und  1614 — 1617  als  »Maestro  di 
violini*  in  Diensten  Magginis  stand.  Arbeiten  von  ihm 
sind  nicht  bekannt. 


Lagarde,  Antoine. 
tum  1840 
Bogenmacher. 


—  Mirecourt.    Geb.  1798, 


Lagetto,  Louis.  —  Paris.   1745.   1753 

Ein  in  Paris  ansässiger  Italiener.  Da  er  das  Ladenschild 
»ä  la  ville  de  Cremona«  führte,  haben  manche,  wohl 
sehr  mit  Unrecht,  angenommen,  daß  er  aus  Cremona 
stammte.  Er  arbeitete  nach  Amati  und  hatte  ein  breites 
Modell.  Sein  Holz  ist  mittelmäßig,  der  Boden  nach  der 
Schwarte  geschnitten,  der  Lack  gelbbraun,  aber  wert- 
los. Er  wohnte  in  der  Rue  des  Samts  Peres  (Faubourg 
St.  Germain).  Er  scheint  zuerst  in  Mirecourt  gearbeitet 
zu  haben,  —  vielleicht  bei  Duchene,  —  denn  in  einer 
in  München  befindlichen,  einmal  von  ihm  ausgebesser- 
ten Violine  findet  man  auf  dem  Boden  mit  Tinte  ge- 
schrieben :  Racomode  L  .  .  .  Lagedo  (sie)  anno  17../ 
a  la  ville  de  Cremone  Mirecourt.  (geschrieben). 

Geigenzettel ;  Louis  Lagetto,  Luthier  rue  des  saints  / 
Peres  /  faubourg  St.  Germain  ä  Paris  1753.  /  ä  la  ville 
de  Cremona  /  Lagetto  (gedruckt). 

Laignel,   freres,    haben   in    Lille   ein   Geigen- 
geschäft 
Lainey.  —  Glasgow.   1818 

Geigen  von  ihm  kommen  manchmal  vor. 

La  Loe.  —  Paris 

Em  französisciier  Geigenmacher  des  18.  Jahrhunderts, 
der  mit  Pierre  de  Planche  zusammen  arbeitete. 


Lambert  • —  Landolfi 


281 


Lambert,  Domlnique-Fran^ols. —  Mirecourt. 
1772.  t  10.  Dez.  1785 

Sohn  des  Tischlers  Fran?ois  L.  in  Nancy.  Nach 
A.  Jacquot  hatte  er,  und  nicht  Jean  Nicolas  L.,  wie 
Fetis  irrig  berichtete,  den  Spitznamen  »Charpentier 
de  la  Lutherie«. 

Lambert,  Jean-Nicolas. —  Paris.    1731.   f  vor 
1761 

Ein  vielseitiger  Lauten-  und  Geigenmacher,  der  auch 
Zithern,  Bauernleiern  (Viellen)  und  Sackpfeifen  ge- 
macht hat.  Er  wohnte  bis  1 745  in  der  Rue  Michelle- 
Comte  und  war  geschworner  Zunftmeister  für  das 
Jahr  1 743 .  Noch  bis  zum  Jahre  1 788  hat  seine  Witwe  das 
Geschäft  fortgeführt.  Seine  Violen  haben  meist  glatten 
Boden  und  sind  gut  gemacht ;  besser  noch  sind  aber 
seine  Liebesgeigen.  Außer  seinem  Zettel  verwendete  er 
auch  oftmals  folgende  Brandmarke  »Lambert  ä  Paris«, 
die  er  an  verschiedenen  Stellen,  gewöhnlich  aber  am 
Boden  unter  dem  Halsansatz  anbrachte.  Ein  .41to  von 
sehr  schöner  Arbeit  war  in  der  Sammlung  Snoeck. 
Das  Museum  des  Pariser  Konservatoriums  besitzt  ein 
Violoncello  und  eine  hübsche  Bauernleier,  eine  eben- 
solche das  Historische  Museum  in  Stockholm,  Berlin 
eine  Zither  und  Loup  eine  Gitarre  von  1734.  Eine  mit 
Ebenholz  und  Elfenbein  emgelegte  Bauernleier  in 
Lautenform  besaß  C.  C.  Snoeck.  Eine  in  der  Werkstatt 
der  Witwe  im  Jahre  1 783  angefertigte  Violine  mit  dem 
Zettel:  »Lambert  /  ä  Paris  1783«  bewahrt  die  Musik- 
instrumentensammlung des  Bachhauses  in  Eisenach. 

Geigenzettel :  Abb.  475. 
Lambert,  Jonathan.  —  Norwlch.   1751 

Mittelmäßiger  Geigenmacher.  Seine  Arbeiten  sind  ge- 
wöhnlich in  der  Form,  haben  häßliche,  weit  offene 
F-Löcher,  eine  schwerfällige,  unfeine  Schnecke  und 
hellgelben  Lack. 

Geigenzettel:  Made  and  sold  by  Jonathan  /  Lambert 
Instrumentmaker  near  /  the  Dukes  Palace  in  St.  Johns 
Madder  Market  Norwich  1751  (gedruckt). 

Lambert.  —  Val  d'Ajol.    18.  und  19.  Jahrh. 

Name  einer  vogesischen  Familie,  von  der  mehrere  Mit- 
glieder als  Instrumentenmacher  tätig  waren,  so  um  die 
Wende  des  18.  zum  19.  Jahrhundert  ein  A.  Lambert- 
Feuillee.  Sie  machten  hauptsächlich  Zymbeln,  Scheit- 
holte  (Epinettes  de  Vosges)  und  andere  in  ihrer  Gegend 
beliebte  Instrumente. 

Lamblin  (Lambin).  —  Gent.   1795.   1830 

Hauptsächlich  als  Reparateur  und  Gitarren-  und  Lau- 
tenmacher bekannt.  Snoeck  besaß  verschiedene  Gi- 
tarren von  ihm.  Er  war  auch  wahrscheinlich  der  Ver- 
fertiger eines  Stegs,  den  das  Pariser  Konservatorium 
besitzt. 

Lamrnit  (Lamenlt),  Peter.  —  Augsburg 

Wird  in  den  Jahren  1480,  1483  und  1484  ausdrücklich 
als  Lautenmacher  in  den  Augsburger  Steuerregistern 
erwähnt. 


Lamy,  Alfred-Joseph.  —  Paris.  Geb.  8.  Sept. 
1850  in  Mirecourt 

Einer  der  besten  französischen  Bogenmacher  unserer 
Zeit.  Er  trat  1862  bei  Ch.  Cl.  Husson  in  die  Lehre,  den 
er  1868  verließ,  um  bei  Gautrot  in  Chateau-Thierry 
zu  arbeiten.  Von  1866 — 1877  arbeitete  er  mit  Jos.Voirin 
bei  Gautrot  in  Chäteau-Thierry  und  von  1877  bis  1885 
bei  Franc.  Nie.  Voirin,  den  er  als  seinen  eigentlichen 
Lehrer  betrachtet.  Nach  dem  Tode  Voirins  machte 
er  sich  in  der  Rue  Polssoniere  Nr.  24  selbständig.  Seine 
Bogen  tragen  untenstehende  Brandmarke.  Er  erhielt 
1889  eine  silberne  und  1900  auf  der  Pariser  Weltaus- 
stellung eine  goldene  Medaille. 
Brandmarke:  A  Lamy  /  ä  Paris. 

Lamy,  Jules.  —  Paris.   Geb.  22.  Febr.  1853 

Er  stammt  aus  Mirecourt,  war  Schüler  von  Hyppolyte 
Charotte,  arbeitete  lange  bei  Thibouville-Lamy  und 
ließ  sich  als  Geigenmacher  m  Paris  nieder.  Er  ist  ein 
Schwiegersohn  des  Mirecourter  Bogenmachers  Joseph 
Gaudet. 

Lancelotti,  Ottavio,  em  Baßmacher,  der  noch 
um  1880  in  Barigazzo  (Modena)  lebte 

Lancilotto,  Jacopino  d.  J.  —  Modena.  Geb. 
um  1507,  tum  1551 

Sohn  eines  Adeligen,  Tommaso  de'  Bianchi,  genannt 
de'  Lancilotti,  und  Enkel  Jacopinos  des  Alteren.  Ein 
echtes  Kind  seiner  Zeit:  Er  war  Notar,  Theologe, 
Astrologe,  Dichter,  Kalligraph,  Maler,  Musiker  usw., 
sprach  fertig  Lateinisch  und  Griechisch  und  verfertigte 
Musikinstrumente  und  zwar  wahrscheinlich  Lauten 
und  Geigen.  Erhalten  haben  sich  jedoch  keine  bis  auf 
unsere  Tage. 

Lancio,  Bernard.  —  Mirecourt.   1788 

Dem  Namen  nach  wohl  ein  Italiener,  der  sich  in  Mire- 
court niedergelassen  hat. 

Landauer,  Sebastian.  —  Nürnberg.   1582 

Ein  bisher  nicht  bekannter  Lautenmacher,  von  dem 
man  nur  weiß,  daß  er  für  die  Stuttgarter  Hofkapelle 
Saiten  lieferte. 

Landi,  Pietro.  —  Siena.   1774 

Nach  einer  Geige  zu  urteilen,  die  seinen  Namen  trug, 
gehört  er  zu  den  Meistern  dritten  Ranges. 

Landmo,  Francesco,  gen.  II  Cieco.  —  Florenz. 
1325.  1397 

Ein  Lautenmacher,  der  sich  später,  nachdem  er  er- 
blindet war,  auf  den  Orgelbau  verlegte  und  dann  den 
Beinamen  »Degli  HorganI«  erhielt. 

Landolfi,  Carlo  Ferdinando.  —  Mailand.  1 734. 
1787 

Weil  viele  seiner  Geigen,  namentlich  die  seiner  ersten 
Zeit,  nach  Josef  Guameri  gemacht  sind,  hat  man  ihn 
zu  einem  Schüler  dieses  Meisters  gemacht.  Wollte  man 
nach  seinen  Violoncelli  urteilen,  müßte  man  ihn  eher 
für  einen  Schüler  von  Pietro  Guameri  halten.  Landolfi 


282 


Landolfi  —  Langenv  alter 


ging  aber  schließlich  seine  eigenen  Wege,  und  da  er 
augenscheinlich  ein  bestimmtes  Ziel  vor  Augen  hatte, 
machte  er  viele  Versuche.  Deshalb  weichen  seine  Gei- 
gen oft  auffällig  voneinander  ab;  manche  smd  mit 
größter  Liebe  und  Sorgfalt  durchgeführt,  manche  ziem- 
lich roh  fertiggemacht  und  nicht  einmal  gut  im  Lack,  ob- 
wohl nach  Charles  Reade  gerade  Landolfi  als  der  letzte 
gelten  muß,  der  wirklich  noch  im  Besitze  des  echten 
Cremoneser  Lacks  gewesen  ist.  Er  verstand  sich  be- 
sonders gut  auf  den  Ton,  und  wird,  wenigstens  in 
Deutschland,  noch  nicht  nach  Gebühr  eingeschätzt, 
während  man  ihn  in  England  längst  zu  den  ersten 
Meistern  zählt.  Die  Decke  ist  meistens  stärker  gewölbt 
als  der  Boden,  die  )(-Einschnitte  kräftig,  die  F-Löcher 
selten  sauber  ausgearbeitet  und  oft  auch  schräg  gestellt, 
dagegen  ist  die  Schnecke  immer  schön,  breit  und  tief 
ausgestochen.  Sein  Lack  hat  ein  schönes  Feuer  und  ist 
bald  gelbrot,  bald  braunrot.  Seine  Violoncelli  sind 
weniger  hochgewölbt,  haben  kleines  Patron  und  sind 
im  ganzen  besser  als  manche  seiner  Violinen.  Sein 
Ladenschild  lautete  »al  segno  della  Sirena«.  Eine  Geige 
von  ihm  hatte  die  folgenden  Maße:  obere  Breite  16,4  cm, 
mittlere  Breite  10,8  cm,  untere  Breite  20,2  cm,  Zargen- 
höhe oben  28  mm,  unten  30  mm,  Korpuslänge  33,7  cm. 
Die  Decke  war  kräftiger  gewölbt  als  der  Boden.  Eine 
Viola  von  ihm  aus  dem  Jahre  1 742  besitzt  das  Brüsseler 
Streichquartett,  zwei  vorzügliche  Violinen  Ingenieur 
Richard  Renner  in  Tutzing.  Die  eine  ist  hochgewölbt, 
hat  aber  trotzdem  einen  außerordentlichen  großen  Ton. 
Die  zweite  ist  von  flacher  Wölbung  und  wenn  der  Ton 
auch  kleiner  ist,  so  ist  er  doch  sehr  tragfähig  und  reicht 
für  jeden  Konzertsaal  aus.  Beiden  gemeinsam  sind  die 
Umrißlinien  und  die  niederen  Zargen,  der  zweiteilige, 
enggeflammte  Ahornboden  und  das  feinjährige  Decken- 
holz. 
Geigenzettel:  Abb.  460,  476,  491. 

Landolfi,  Pietro  Antonio.  —  Mailand.    1750. 
1780.    Soll  um  1800  noch  gelebt  haben 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Carlo  Ferd.  L  , 
den  er  jedoch  in  keiner  Weise  erreichte.  Er  ist  oft 
weniger  sorgfältig  und  vernachlässigt  auch  die  Einlagen 
doch  konnte  er,  wenn  er  wollte,  auch  sehr  sauber  ar- 
beiten. Sein  Modell  ist  hochgewölbt  und  schlank,  sein 
rotgelber  Lack  gut  und  die  Schnecke  originell  und 
tief  ausgestochen.  Seinen  Zettel  teilt  zum  ersten  Male 
Grillet  mit. 
Geigenzettel :  Abb.  479. 

Lane,  E.  —  Bristol.   1895.   1899 

Vielleicht  ein  Sohn  des  1885  vorkommenden  J.  Quilter 
Lane.  Er  machte  Streichinstrumente  und  Harfen  und 
war  bis  etwa  1899  in  Bristol  ansässig. 

Lang,  Ferd.  —  Schönbach  b.  E.  Geb.  in 
Schönbach  (Böhmen)  1867,  f  1910 

Schüler  seines  Vaters  Jos.  L.,  machte  sich  1891  m 
Schönbach  selbständig,  fertigte  Kontrabässe  und  an- 
geblich auch  Violoncelli  an  und  verwendete  harten 
Spirituslack.  Für  seine  Instrumente  erhielt  er  1892  in 
Eger  eine  goldene  Medaille.  Er  handelte  auch  mit  Ton- 
holz. In  geistiger  Umnachtung  endete  er  sein  Leben 
durch  Gift. 


Lang,  Friederich.  —  Nürnberg.   1608 

Er  war  Stadtpfeifer  und  hat  einen  gewissen  Ruf  als 
Lauten-  und  Geigenmacher  gehabt.  Eine  gute  Viola  di 
Gamba  von  ihm  befindet  sich  im  Germanischen  Mu- 
seum in  Nürnberg.  In  »Norischer  Christen  Freydhöfe 
Gedächtnis  usw.  Nürnberg  1682«  S.  17,  Nr.  554  liest 
man  die  Abschrift  seines  Epitaphs:  »Friedrich  Lang 
Stadtpfeiffer  und  Anna,  seiner  Ehewürthin  und  ihrer 
beeden  Leibes-Erben  Begräbniss  An.  1608«. 
Geigenzettel:  Friederich  Lang  in  /  Nürnberg  (gedr.). 

Lang,  Josef.  —  Wien.   1824 

Eine  Zither  von  ihm  wurde  am  10.  Juni  1913  bei 
Helbing  in  München  versteigert. 

Lang,  Josef.  —  Schönbach  b.  E.  Geb.  22.  April 

1837  in  Schönbach,  t  1896 

Er  begann  als  Bestandteilmacher  und  war  namentlich 
wegen  seiner  Hälse  hochgeschätzt ;  dann  wurde  er  Baß- 
macher und  machte  auch  gute  Violoncelli  und  Geigen. 
Er  galt  als  Kenner  und  wurde  oft  von  seinen  Kollegen 
zu  Rate  gezogen.  Er  war  ein  Schüler  von  Ant.  Lutz. 

Lang,  Karl  Ferdynand.  —  Lemberg 

Ein  in  den  neunziger  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  in 
Lemberg  ansässiger  Geigenmacher,  der  auf  mehreren 
kleinen  Ausstellungen  gute  Violen  und  Violinen  aus- 
gestellt hatte. 

Lang,  Sebastian.  — Prag.  Geb.  1703,  f  21 .  Jan. 

1765 

Er  arbeitete  zwar  lange  bei  Jos.  Edlinger,  gehörte 
aber  zu  den  Prager  Meistern  zweiten  Ranges  und  hat 
nicht  sehr  viele  Geigen  gemacht.  Über  Längs  Leben 
und  Herkunft  ist  fast  nichts  bekannt.  Eine  Violine  mit 
unleserlicher  Jahreszahl  besitzt  das  Benediktinerstift 
St.  Margareth  bei  Prag.  In  Prag  besitzen  ferner  von 
ihm  eine  Geige  von  1 756  der  Dom  zu  St.  Veit,  eine  von 
1762  die  Kreuzherrenkirche,  eine  andere  die  Loretto- 
kirche  und  das  Kloster  Strahow,  ein  Violoncello  das 
Prager  Konservatorium. 
Geigenzettel :  Abb.  500. 

Langenhaar,  Johann  Andreas.  —  Crawinkel. 

1890.    1900 

Der  letzte  noch  lebende  Crawinkler  Geigenmacher,  der 

Violinen,  Bässe  und  Zithern  macht. 

Langenhahn,  B.  —  Breslau.   1871 

Ein  nur  durch  seinen  Reparaturzettel  bekannt  ge- 
wordener Name. 

Gelgenzettel:  Rep.  von  B.  Langenhahn  /  Breslau  1871 
(gedruckt). 

Langenvalter  (Langenwalder),  Jakob.  —  Füs- 
sen. 1605.  t  30.  März  1633 

Ein  tüchtiger  Lautenmacher.  Im  Jahre  1606  gehörte  er 
zu  den  Mitbegründern  der  Füssener  Lautenmache r- 
zunft  und  im  Jahre  1612  zu  den  13  Lautenmachern,  die 
sich  über  einen  die  Zunft  schädigenden  Holzhandel 
beschwerten.  Eine  Laute  von  1624  befindet  sich  in  der 


Langenwalder  —   Lantner 


283 


Benediktiner-Abtei  Kremsmünster;  eme  besonders 
schöne  Laute  von  ihm  besaß  Dr.  G.  Hirth  in  München, 
der  eiförmige  Körper  ganz  mit  Elfenbem  emgelegt  und 
von  Ebenholzstäben  durchsetzt,  in  der  Decke  ein  großes, 
rundes  Schalloch,  6  Wirbel,  91  cm  lang.  Eine  sehr 
schön  eingelegte,  mit  Elfenbein  verzierte  Laute  von  L. 
besitzt  das  Museum  Francisco-Carolinum  in  Linz  a.D. 
Geigenzettel:  Jakob  Langenvalter  in  Fiessen  1616  (ge- 
druckt). —  Jakob  Langenwalder  in  Fiessen.  (geschr.). 

Langenwalder,  Joseph.  —  Füssen.   1625 

Eine  große  Theorbe  von  ihm  besitzt  die  Gesellschaft 
der  Musikfreunde  in  Wien,  ein  Geschenk  des  Stiftes 
Herzogenburg. 

Geigenzettel :  Gius.  Langenwalder/  in  Fuessen  inTyrol 
1625  (gedruckt). 

Langer,  Nicolaus.  —  Mannheim.  1799.  1817. 
Geb.  in  Meckenheim  (Pfalz)  um  1745, 
131.  Jan.  1827  m  Mannheim 

Er  scheint  bis  1  785  in  Neustadt  a.  H.  ansässig  gewesen 
zu  sein ;  um  1 803  wurde  er  vom  Markgrafen  Karl 
Friedrich  von  Baden  zum  Hoflautenmacher  ernannt 
und  erwarb  erst  am  28.  März  1810  das  Schutzbürger- 
recht in  Mannheim.  Obwohl  er  >>Hoflautenmacher« 
war,  verraten  seine  Geigen  keine  Künstlerhand.  Er 
hatte  ein  eigenes,  wenig  gefälliges  Modell  von  hoher 
Wölbung  (der  Boden  noch  höher  gewölbt  als  die 
Decke) ;  die  Ecken  sind  stumpf,  die  F- Löcher  groß  und 
plump.  Die  Schnecke  zeigt  bis  zu  den  obersten  Wir- 
beln eine  Hohlkehle.  Das  Holz  ist  nicht  gut  ausgesucht, 
der  Boden  nach  der  Schwarte  geschnitten,  ebenso  die 
(ziemlich  hohen)  Zargen.  Der  Lack  ist  dünn  und  von 
brauner  Farbe.  Seine  Lauten  und  Liebesgeigen  waren 
etwas  besser  ausgeführt.  In  der  Mitte  seines  Zettels  ist 
das  Landeswappen  angebracht.  Das  Mannheimer  The- 
ater besaß  nach  dem  Verzeichnis  der  am  1 5.  Novbr.  1 820 
dem  Kaikanten  Karl  Mann  zur  Aufsicht  und  Verwah- 
rung übergebenen  Orchesterinstrumente  (Mannh. 
Stadtarchiv,  Theaterakten  F.  XII.  Nr.  2)  eine  Violine 
von  1 804,  eine  von  L.  verbesserte  Altviola  von  1 80  i , 
ein  Violoncello  von  1800  und  einen  Kontrabaß  aus  dem 
gleichen  Jahr. 

Geigenzettel :  Nicolaus  Langer  ,'  Hof  Lautenmacher  / 
in  Mannheim  1817  (gedruckt). 

Langerwisch,   Johann  Friedrich.  —  Leipzig. 
Geb.    1788   zu    Klostergörchhof   b.  Anger- 
münde, f  9.  Dez.  1856  in  Leipzig 
Er  war,  wie  sein  Bruder  Joh.  Georg  L.,  Gitarren-  und 


KL 


aviermacher. 


Langerwisch,  Johann  Georg.  —  Leipzig.  Geb. 
1780inHamburg,t  nach  1838 

Er  kam  um  1807  nach  Leipzig  und  machte  hübsche 
Gitarren,  verlegte  sich  aber  bald  ganz  auf  den  Klavier- 
bau. Von  ihm  gitansierte  Lauten  befinden  sich  im 
Musikhistorischen  Museum  W.  Heyers  in  Köln. 

Geigenzettel:  J.  G.  Langerwisch/  Instrument-Macher/ 
in  Leipzig  1816  (gedruckt). 


Langfurth,  Karl.  —  Szabadka.    1889 
Schüler  von  Bartek,  hauptsächlich  Reparateur. 

Langguth,  ein  aus  Großbreitenbach  stam- 
mender Geigenmacher,  der  um  die  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts  nach  Amerika  ausge- 
wandert ist 

Langhammer,  C,  Ant.  —  Bremen.  1875. 
t  I.Jan.  1910 

Er  stammt  aus  dem  Vogtlande,  wo  er  auch  gelernt 
haben  dürfte,  und  ließ  sich  um  1875  in  Bremen  nieder. 
Er  galt  als  solider  Geigenmacher  und  hatte  dort  die 
älteste,  lange  bestehende  Geigenhandlung  und  wurde 
auch  als  guter  Reparateur  geschätzt.  Durch  zunehmen- 
des .'Mter  und  Kränklichkeit  war  er  in  den  letzten 
Jahren  mehr  und  mehr  gezwungen,  sich  der  Arbeit  zu 
enthalten,  bis  er  sein  Geschäft  ganz  aufgeben  mußte 
und  in  hohem  Alter  als  Privatmann  starb. 

Langher,  William.  —  Redditch.  Geb.  1830 
Einige  gut  gearbeitete  Geigen  mit  hübschem  Ollack 
tragen  seinen  Namen. 

Lankl.  —  Ober-Schönbach  b.  E. 

Dieser  Familie  entstammen  die  Geigenmacher: 

Lankl,  Anton  I.  — Geb.  1860 
Lankl,  Anton  IL  — Geb.  1875 
Lankl,  Franz.  —  Geb.  1866 
Lankl,    Georg.    —    Schönbach    b.  E.     Geb. 
21.  Nov.  1858 

Schüler  von  Johann  Sandner  in  Oberschönbach.  Nach- 
dem er  ausgelernt  hatte,  arbeitete  er  sechs  Jahre  lang 
als  Gehilfe  und  begründete  im  Jahre  1878  sein  eigenes 
Geschäft.  Da  er  meist  für  andere  Firmen  arbeitet, 
klebt  er  die  Zettel  derjenigen  ein,  von  denen  er  be- 
schäftigt wird. 

Lanno,  il,  s.  Odoardi,  A. 

Lannoy  s.  De  Lannoy 

Geigenzettel :  Abb.  495. 

La  Noue  s.  De  la  Noue 

Lantez,  M.  E.  —  Mirecourt.   1855.   1880 

Schwiegersohn  von  Grandjon  sen.  Seine  Arbeiten 
waren  keine  Kunstwerke,  für  ihren  billigen  Preis  aber 
gut  genug. 

Lantner,   Bohuslav.   —  Prag.    Geb.  24.  Juni 

1862  in  Prag,  t  1918 

Sohn  und  Schüler  von  Ferd.  L.  Er  arbeitete  nach  be- 
endigter Lehrzeit  noch  kurze  Zeit  bei  seinem  Vater, 
ging  auf  ein  Jahr  zu  Pfab  nach  Hamburg,  war  dann 
drei  Jahre  bei  Franz  Brückner  in  Berlin  (jetzt  in 
New  York)  und  ein  Jahr  Werkführer  bei  Richter  &  Jüh- 
ling  in  Dresden.  Im  Jahre  1887  übernahm  er  Koutnys 
Geschäft  in  Olmütz;  da  sich  aber  sein  Vater  ins  Privat- 
leben zurückziehen  wollte,  siedelte  er  am  1.  Juli  1891 
nach  Prag  über  und  übernahm  das  väterliche  Geschäft 


284 


Lantner  —  Larsen 


Er  ist  ein  guter  Reparateur  und  machte  neue  Geigen 
nach  Stradivari  und  Guarneri  und  seiner  Angabe  nach 
auch  nach  böhmischen  Meistern.  In  seinen  Lehrjahren 
gebrauchte  er  Spirituslack.  Er  besitzt  verschiedene 
Auszeichnungen.  Die  Zettel  in  seinen  Geigen  haben 
meist  böhmischen  Wortlaut  (drei  verschiedene)  oder 
Abb.  457. 

Lantner,   Ferdinand  Martin.  —  Prag.    Geb. 
6.  Jan.  1833  in  Prag,  t  21.  Nov.  1906 

Schüler  von  Franz  Lehner,  bei  dem  er  von  1845 — 1850 
war.  Hierauf  arbeitete  er  bei  Dav.  Bittner  in  Wien, 
Nemessänyi  und  Th.  Zach  in  Budapest  und  bei  Bapt. 
Dvorik  und  Ferd.  Aug.  Homolka  in  Prag,  wo  er  sich 
1862  selbständig  machte.  In  erster  Ehe  war  er  mit 
Julie  Vesely  (f  1864)  und  in  zweiter  mit  Helene  Ho- 
molka, der  Tochter  von  Eman.  A.  Homolka,  verheiratet. 
Er  wohnte  Krakovskä  ul.  Nr.  1366  und  Väclavske  näm. 
(Wenzelsplatz)  Nr.  841 .  Im  Jahre  1894  übergab  er  sein 
Geschäft  seinem  Sohne  Bohuslav  und  zog  nach  den 
Kgl.  Weinbergen,  wo  er,  bis  er  in  Geisteskrankheit 
verfiel,  für  seinen  Sohn  als  Geigenmacher  tätig  war. 
Er  war  ein  tüchtiger  Meister. 

Geigenzettel:  Ferd.  Lantner  /  Fecit  Pragae  1882  (ge- 
druckt). —  Ferdinand  Lantner/  in  Prag.  1861  (gedr.). 

Lantonet,  Antoine.  —  Commercy.   1765 

A.  Jacquot  kennt  Arbeiten  von  ihm  und  lobt  sie.  In 
Mirecourt  kommt  um  1 787  auch  ein  Nicolas  Lantonet 
(Langonet)  vor. 


B 


rescia. 


Lanza   (Lansa),   Antonio   Maria. 
1675.  1715 

Die  wenigen  ihm  mit  einiger  Sicherheit  zuzuschreiben- 
den Geigen  erinnern  an  Maggini  und  haben  rotbraunen 
Lack.  Man  weiß  von  ihm  nichts  Genaues:  einige 
Schriftsteller  setzen  seine  Zeit  um  150  Jahre  zu  früh 
an  und  lassen  ihn  von  1530 — 1550  gelebt  haben.  Ob- 
wohl er  nicht  zu  den  großen  Meistern  gehört,  wird  doch 
sein  Name  gerne  zu  Fälschungen  mißbraucht.  Auf 
falschen  Zetteln  findet  man  auch  Mailand  als  seinen 
Wohnort  angegeben,  was  auf  einer  Verwechslung  mit 
Lavazza  beruhen  mag. 

Lapaix,J.A.  — Lille.  1840.  1858 

Ein  Geigenmacher,  der  sein  bestes  Können  für  nutz- 
lose Versuche  verschwendete.  Er  machte  Geigen,  bei 
denen  die  Zargen,  Reifchen  und  Klötze  aus  einem 
Stück  bestanden,  und  ließ  die  Ecken  fehlen.  Er  ver- 
wendete zwei  Stimmstöcke  und  ersetzte  die  D-Saite 
durch  eine  seidene  Schnur.  Beispiele  solcher  Geigen 
besaß  die  Sammlung  Snoeck  (Nr.  548  und  549).  Im 
übrigen  war  er  nicht  ungeschickt  und  erhielt  auf  der 
Pariser  internationalen  Ausstellung  1855  eine  Medaille 
II.  Klasse. 

Geigenzettel :  Fait  par  Lapaix  Luthier  /  ä  Lille  en  1843  / 
Brevete  (gedruckt). 

Lapeyrie,  Charles,  begründete  1862  sein  noch 
bestehendes  Geigengeschäft  in  Montpellier. 
Auch  ein  A.  Lapeyrie  wohnte  dort 


Lapostollet,  Henry.  —  Dijon.   1854 

Er  hatte  seine  Werkstatt  in  der  Rue  des  Etioux,  ist  aber 
nur  als  Reparateur  bekannt  geworden. 

La  Prevotte,  Etienne.  —  Marseille,  Paris.  Geb. 
in  Mirecourt  um  1795,  f  in  Paris  1856 

Er  war  nach  A.  Jacquot  von  1833 — 1837,  nach  anderen 
schon  vor  1823  in  Marseille  ansässig.  Dann  ging  er 
nach  Paris  und  wohnte  1838  Rue  du  Bac  38,  im  Jahre 
1844  Rue  du  Dragon  3.  Er  beteiligte  sich  mit  Erfolg  an 
allen  französischen  Ausstellungen  von  1823 — 1855  und 
fertigte  außer  einzelnen  Streichinstrumenten,  die  ver- 
möge ihrer  trefflichen  Arbeit  und  ihres  warmen  Lacks 
von  schöner  Farbe  fast  den  Eindruck  von  italienischen 
machten,  auch  Gitarren  von  eigener  Erfindung  und 
vorzüglicher  Arbeit;  nur  Lacote  übertraf  ihn  hierin; 
im  übrigen  gingen  aus  seiner  Werkstatt  auch  zahlreiche 
sehr  mittelmäßige  Instrumente  hervor.  Seine  Gitarren 
wurden  gerne  nachgeahmt,  vielleicht  am  besten  von 
Jean  Baptiste  Auteur.  Eine  hübsch  eingelegte  Geige 
von  ihm  besitzt  das  Museum  des  Pariser  Konservatori- 
ums (Nr.  40). 

Geigenzettel :  Guitare  La  Prevotte  /  Dedie  aux  Dames  / 
Luthier,  brevete,  auteur  /  rue  du  Bac,  38,  Paris  /  1838 
(gedruckt). 

Larcher,  Pierre.  —  Paris,  Tours.    1732.    1785 

Schüler  von  Guersan,  bei  dem  er  jedoch  nicht  viel 
gelernt  zu  haben  scheint ;  seine  Arbeit  ist  mittelmäßig 
und  sein  (brauner)  Lack  geradezu  schlecht ;  manchmal 
zeigen  seine  Decken  jedoch  schönes  Holz.  Er  arbeitete 
zuerst  in  Paris  und  ging  um  1780  nach  Tours. 
Geigenzettel:  Larcher  Pierre,  luthier  de  Paris  /  eleve 
de  Guersan,  Grande  Rue  au  /  Grand  Dauphin  a  Tours 
1785  (gedruckt). 

Larionoff,  Wladimir.   1911 

Ein  russischer  Dilettant,  der  in  Turin  eine  von  ihm 
gebaute  Geige  ausgestellt  hat. 

Laroche.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  von  der  1759  ein  Henry  L., 
von  1 752  bis  zu  seinem  Todestag  am  6.  April  1 785  ein 
Nicolas  L.  und  1780  ein  Dominique  L.  als  »Luthiers« 
vorkommen. 

Laroche,  Fils.  —  Paris  (?).   1821 

A.  Jacquot  besitzt  eine  nach  Savarts  Vorschrift  trapez- 
förmig gebaute  Violine  von  ihm,  die  eine  geschickte 
Hand  erkennen  läßt.  Auf  seinem  Zettel  schreibt  er 
zwar :  fait  par  LAROCHE  FILS  /  A  PARIS  L'an  1821 , 
aber  ich  glaube  doch,  daß  er  in  Mirecourt  ansässig  war. 

Larsen,   C.  F.,   ein   dänischer  Geigenmacher, 
der  seine  Werkstatt  in  Odense  hat 

Zum  Boden  nahm  er  öfter  dänisches,  ungeflammtes 
Ahornholz;  die  Arbeit  ist  nicht  übel,  auch  die  Schnecke 
von  ansprechender  Form,  sein  Lack  jedoch  (nament- 
lich in  den  achtziger  Jahren)  sieht  nur  wie  Möbel- 
politur aus.  Er  verwendet  untenstehende  Brandmarke, 
dazu  die  Jahreszahl  (z.  B.  1 887)  und  Nummer  (z.  B.  1 30). 
Brandmarke:  Odense/  Larsen. 


Larsen  —  Lautenmacher 


285 


Larsen  s.  Brynildsrud 

Larue,  Pierre,  Mathieu.  —  Paris.   1767 

Er  war  geschworener  Zunftmeister  für  1767  und  ist 

im  übrigen  wenig  bekannt. 

Laske,  Josef  Anton.  —  Prag.  Geb.  am  18.  März 
1738  in  Rumburg  ^),  f  30.  Nov.  1805  in  Prag 
Schüler  von  Jac.  Kolditz  und  Th.  Hulinzky.  Er  ar- 
beitete dann  in  Dresden,  Berlin,  Wien  und  Brunn. 
Aus  der  Fremde  zurückgekehrt,  machte  er  sich  1764 
auf  der  Prager  Kleinseite  ansässig,  wo  er  Malteserplatz 
Nr.  474  »bei  der  goldenen  Schlange«  wohnte;  1765 
erlangte  er  das  Bürgerrecht.  Am  6.  Mai  1766  heiratete 
er  Elisabeth  Vogl  (f  1 768)  und  ging  1 779  eine  zweite 
Ehe  mit  Ludmilla  Libovicky  ein.  Außer  sehr  guten 
Geigen  baute  er  auch  Pochetten,  Violen  d'amour,  Har- 
fen und  Mandolinen.  Der  Name  kommt  auch  Laschke, 
Lasche  oder  Laska  geschrieben  vor.  In  Böhmen 
und  Polen  stand  er  in  höchstem  Ansehen  bei  den 
Geigern,  die  (nach  Fetis)  seine  Instrumente  denen  der 
I  Italiener  vorgezogen  haben  sollen.  Auf  dem  Chor  der 
Braunauer  Stiftskirche  befindet  sich  von  ihm  eine 
Geige  von  Vj65  (1775?).  Vier  Violinen  von  1770  und 
je  eine  von  1 779,  1 780  und  1 787  sowie  ein  Kontrabaß 
[von  1770  befinden  sich  im  Kloster  Strahow,  ein  Baß 
von  1791  in  der  Lorettokirche  in  Prag.  Das  Musik- 
historische Museum  von  W.  Heyer  in  Köln  besitzt  eine 
schöne  Taschengeige  von  ihm. 

Geigenzettel:  Josephus  Laske  /  Lauten  u  Geigen- 
macher in  Prag  Anno  1780  (gedruckt).  —  Josefus  An- 
tonius Laske  /  fecit  Pragae  anno  1785  (gedruckt)  und 
Abb.  470  und  509. 

Laskovsky,  Ignatius.  —  Hamburg.   1790 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  19.  März  1790  Bür- 
ger wurde. 

Lassiere,  Adrien.  —  Saint  Malo.   1735 

Ein  Bauernleiermacher,  von  dem  sich  in  der  Sammlung 
des  Barons  Lery  eine  gute  Arbeit  befindet. 

Laub,  Hermann.  —  ?   1783 

Der  Name  war  nur  unsicher,  der  Ort  gar  nicht  zu 
lesen,  die  Violine  dunkelbraun  lackiert,  und  nicht 
schlecht. 

Laumann,  Robert.  —  Budapest.  Geb  in  Buda- 
pest 1870 

Schüler  von  Ferd.  Brückner,  ging  nach  beendeter 
Lehrzeit,  um  sich  weiter  auszubilden,  für  fünf  Jahre 
nach  Deutschland  und  begründete  1895  seine  eigene 
Werkstatt.  Er  arbeitet  nur  nach  dem  Stradivarimodell 


und  verwendet  einen  gelben  ÖUack.  Seine  Arbeiten 
wurden  in  Budapest  1896  und  auf  der  Pariser  Welt- 
ausstellung durch  Medaillen  ausgezeichnet. 

Geigenzettel :  Abb.  467. 

Laurent,  Emile,  pere.  —  Brüssel.    Geb.  1859 
m  Mirecourt 

Ein  tüchtiger  Nachahmer  der  alten  Meister,  der  bei 
Hei  in  Lille  seine  letzte  Ausbildung  erhielt.  Er  arbeitet 
sehr  sauber  und  besitzt  verschiedene  Ausstellungspreise. 

Laurent,   Louis  Sigismond.  —  Paris.     1774. 
1789 


^)  So  berichtet  J.  G.  Dlabac  in  seinem  Allg.  bist. 
Künstlerlexikon  für  Böhmen.  Nach  einer  Mitteilung  von 
Prof.  D.  Constantin  Svorcik  in  Braunau  gilt  Laske  dort 
für  ein  Stadtkind  und  soll  auch  dort  gearbeitet  haben.  Die 
Familie  Laske  soll  von  dem  polnischen  Adelsgeschlecht 
Laski  abstammen.  Er  selbst  schrieb  sich  auch  Lasky, 
Laschke,  sogar  Lasche. 


Sie 


Geigen  von  ihm  kommen  selten  vor.  Sie  getien  au 
italienische  Vorbilder  zurück  und  haben  gelben  Lack. 
L.  dürfte  aus  Mirecourt  stammen ;  er  wohnte  Passage 
du  Saumon  und  hatte  das  Schild :  »Au  cytre  allemand«. 
Theorben  aus  den  Jahren  1774  und  1775  sind  im  Mu- 
seum des  Konservatoriums  in  Brüssel  und  aus  der 
Sammlung  Snoeck  in  Berlin.  Ein  C.  Laurent,  vielleicht 
sein  Sohn,  kommt  1806 — 181 9  als  Erfinder  der  Kristall- 
flöten vor. 

Geigenzettel:  Au  Cy.  Allemand  /  Laurent  luthier, 
passage  /  du  Saumont  rue  Monmartre  /  pres  l'egout  a 
Paris  /  1 774.  (gedruckt).  —  Au  cytre  allemand  /  Lau- 
rent /  maitre  luthier  passage  du  Saumon  ,  rue  Mont- 
martre /  ä  Paris  1 775  (gedruckt). 

Laurent,   Pierre   und   Joseph.   —  Mirecourt. 

1785 

Zwei  Brüder,  die  Geigenmacher  waren. 

Laurentms  Papiensis  s.  Lorenzo 
Lauriol,  ein  guter  französischer  Geigenmacher, 
der  im  19.  Jahrhundert  in  Bordeaux  wohnte 
Lauro,  Antonio.  —  Rom.   1608.   1610 

Er  wird  in  einer  Urkunde  als  »Antonio  Lauro  liutaro 
al  Pasquino«  bezeichnet  und  dürfte  ein  Deutscher  oder 
ein  Flamländer  gewesen  sein. 

Laussedat  fils.  —  Clermont.   1814 

Weder  von  ihm  noch  von  Laussedat  pere,  der  doch 
wohl  auch  Geigenmacher  war,  konnte  ich  je  eine  Arbeit 
ermitteln.  Er  soll  als  Wiederhersteller  nicht  ungeschickt 
gewesen  sein. 

Lautenbacher,  Anton.  —  Füssen.   1802 

Eine  Geige  mit  diesem  Namen  ist  in  Füssen  noch  vor- 
handen; der  Name  kommt  jedoch  in  den  Kirchen- 
büchern nicht  vor,  nur  ein  Haus  in  Füssen  heißt  heute 
noch  zum  »Lautenbacher <•.  Es  ist  daher  zu  vermuten, 
daß  der  damalige  Besitzer  dieses  Hauses  statt  mit 
seinem  Familiennamen  mit  dem  Hausnamen  bezeich- 
net wurde,  wie  das  ja  in  vielen  ländlichen  Gegenden 
Brauch  ist.  Den  Namen,  unter  dem  ihn  jeder 
kannte,  schrieb  er  deshalb  in  die  Geigen.  Er  gehörte 
vielleicht  der  Familie  Stoß  an. 

Lautenmacher     (Lawtenmacher)     s.    Bertolt, 
ferner  Fritz 


286 


Lavalle         Lecavalle 


Lavalle,  Augustin.  —  Montreal.  Geb.  1816  In 
Vercheres,  f  um  1903 

Er  galt  als  der  erste  Geigenmacher  von  Beruf,  der  sich 
in  Kanada  hervorgetan  hat.  Er  arbeitete  über  ein  halbes 
Jahrhundert  in  Montreal  und  erst  das  hohe  Alter 
zwang  ihn,  den  Werktisch  zu  verlassen.  Seine  Geigen 
wurden  in  Kanada  sehr  geschätzt,  doch  hatte  er  auch 
in  Europa,  vornehmlich  in  Frankreich,  treue  Abnehmer. 

Lavalois.  —  Paris.   1752 

Nur  als  Verfertiger  von  Radleiern  bekannt. 

Lavazza,  Antonio  Maria.  —  Mailand.     1703. 

1708 

Seine  Arbeit  ist  recht  gut,  ebenso  der  dicke,  rötliche 
Lack.  In  der  Wölbung  erinnern  seine  Geigen,  die 
übrigens  nur  selten  vorkommen,  an  das  Stradivari- 
modell.  —  Lacasso  für  Lavazza  zu  lesen,  ist  falsch.  — 
Er  soll  übrigens  nach  unbestätigten  Angaben  schon 
1674  und  noch  1732  vorkommen,  was  eine  ungewöhn- 
lich lange  Lebensdauer  zur  Voraussetzung  hätte. 

Geigenzettel :  Antonio  Maria  Lavazza  fece  in  /  Milano, 
habita  in  contrada  ,   Largha  1703  (gedruckt). 

Lavazza,  Santino.  — Mailand.  1718(?).  1780(?) 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Ant.  M.  L.  Violinen  mit 
seinem  Namen  und  der  Jahreszahl  1780  kommen  vor; 
1718  scheint  nur  durch  Nachmalen  der  verblichenen 
Ziffer  1778  entstanden  zu  sein,  wenn  man  nicht  an- 
nehmen will,  daß  es  zwei  gleichnamige  Meister  ge- 
geben hat.  Dafür  spricht  eine  Geige  von  1634  auf  dem 
Chore  zu  St.  Veit  in  Prag. 

Geigenzettel:  Abb.  481. 

Lavezzani,  Antonio.  —  Bergamo.  19.  Jahr- 
hundert 

Man  fmdet  diesen  Namen  öfter  auf  Reparaturzetteln 
in  neueren,  wenig  wertvollen  Violinen. 

Geigenzettel :  Antonio  Lavezzani  /  nparo  nell  anno.  .  .  . 
Bergamo  via  XX  settembre  29 — 33.  (geschrieben). 

Lavinville.  —  Paris.   1777 

Nur  als  Lauten-  und  Mandolinenmacher  bekannt,  als 
solcher  Lieferant  des  Herzogs  von  Chartres. 

Lazzaretti,  Francesco,  eröffnete  1852  seine 
noch  bestehende  Gelgenmacherwerkstatt  in 
Vicenza 

LeBlanc,  Charles  ^).  —  Mirecourt.   1764.  1820 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Jean  Claude  1  Leblanc.  Kein 
hervorragender  Meister,  aber  sauber  in  seiner  Arbeit. 
Er  ahmte  das  Stradivarimodell  im  allgemeinen  nach 
und  hatte  dunkelroten  oder  braunen  Lack.  Der  Ton 
seiner  Geigen  ist  hell  und  scharf.  Er  führte  die  Brand- 
marke: Le  Blanc  /  Paris. 


Mirecourt.    Geb.  1759, 


Leblanc,  Claude. 
t  1843 

Seine  Arbeiten  zeigen  den  damals  gewöhnlichen  Mire- 
courter  Stil;  das  Holz  ist  leidlich  gut,  der  Lack  dünn 
und  braun.  Sein  gleichnamiger  Sohn  Claude  Leblanc 
fils  wird  1 786  und  1 789  erwähnt.  Ein  älterer  Claude 
Leblanc  erscheint  als  Vater  eines  1 765  geborenen  Henri 
Bonaventura  L. 

Le  Blanc,  Jean-Claude  I.  —  Mirecourt.    1760. 

1789 

Als  Geigenmacher  bezeichnet.  Ein  anderer  Jean- 
Claude  (II)  f  am  30.  April  1788. 

Le  Blond,  G.  —  Dünkirchen.    1777.    1789 

Seine  Geigen  sind  nicht  ohne  eine  gewisse  Originalität; 
Boden  und  Decke  springen  nicht  vor,  das  Holz  ist  gut 
und  der  Lack  von  gelber  Farbe;  auch  seine  Lauten  und 
Gitarren  sind  interessant,  besonders  seine  »Guitarres 
anglaises«  (Cistres),  die  zu  seiner  Zeit  sehr  beliebt 
waren.  Eine  Viola  von  ihm  besitzt  die  Sammlung 
Snoeck  (Nr.  467,  jetzt  m  Berlin)  neben  zwei  französi- 
schen Gitarren,  eine  ebensolche  Gitarre  von  birn- 
förmigem  Zuschnitt  das  Museum  des  Brüsseler  Kon- 
servatoriums (Nr.  256),  drei  Cistres  und  eine  Archi- 
cistre  W.  Heyers  Musikhistorisches  Museum  in  Köln. 

Geijenzettel:  Leblcnd  Dunkerque.  —  Fait  par  G.  Le 
Blond    a  Dunkerque  1789. 

Le  Boussu  s.  Boussu 

Lebreton,  Guillaume.  —  Caen,  Rouen.    1824 

Geboren  in  Caen.  Bildete  sich  ohne  Lehrer  zu  einem 
geschickten  Geigenmacher  aus.  Nach  Rouen  über- 
gesiedelt, arbeitete  er  mit  Eder  &  Gaguin  zusammen 
und  machte  verschiedene  interessante  Versuche.  Seine 
Arbeit  läßt  freilich  manchmal  erkennen,  daß  er  keine 
regelrechte  Schule  durchgemacht  hat. 

Le  Breton,  vgl.  auch  Breton 

Le  Bronn  (Brion,  Biorn).  —  Amsterdam.    1 723 

Der  Name  auf  dem  geschriebenen  Zettel  ist  schwer 
leserlich.  Hochgewölbtes  Modell  ohne  Einlagen,  sonst 
aber  brave  Arbeit  und  guter,  an  Amati  erinnernder  Lack. 

Le  Camus,  Pierre.  —  Lyon.    1573.    1575 

Er  wird  als  »faiseur  de  luths«  und  als  »Fremder«  be- 
zeichnet, ohne  daß  sein  Vaterland  näher  angegeben 
wird.  (Vgl.  Coutagne's  Duiffop.) 


Xavier.    —    Mirecourt. 


^)  Urgroßvater  (mütterl.)  von  Blanchard  in  Lyon. 


Lecavalle,    Fran^ois 

1815.  1854 

Guter  Mirecourter  Meister  aus  der  ersten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts.  Eine  Arbeit  von  ihm  besaß  C.  C. 
Snoeck. 

Geigenzettel :  F"'^  X.  Lecavalle.  (gedruckt). 

Lecavalle  (Lecavelle),  Victor.  —  Beziers  (Dep. 
Herault).    Geb.  H.Mai  1836  zu  Mirecourt 

Er  lernte  fünf  Jahre  bei  seinem  Vater  Fr.  X.  L.,  ar- 
beitete dann  von  1854  bis  1856  bei  Bernardel  und  den 


Lecch 


Leeb 


287 


Brüdern  Gand  und  von  1856—1863  in  Nimes.  Im 
Jahre  1863  begründete  er  seine  eigene  Werkstatt  in 
Beziers.  Seine  Geigen  tragen  einen  handschriftlichen 
Zettel  mit  seinem  Namen.  Seine  Arbeit  wird  gelobt. 

Lecchi,  Enrico.  —  Modena.   1885 

Italienischer  Gitarrenmacher  aus  dem  letzten  Drittel 
des  19.  Jahrhunderts. 

Lecher  s.  Lacher 

Lechertier.  —  Paris.   1875 

Seine  Geigen  zeichnen  sich  durch  kräftigen,  wenn  auch 
nicht  gerade  edlen  Ton  aus. 

Lechleitner,  Christian.  —  Leiden.    1783.   1784 

Dem  Namen  nach  ein  Deutscher,  vielleicht  aus  Füssen 
stammend.  Er  hat  recht  gute  Geigen  nach  Stradivari 
gebaut,  von  denen  J.  Rouman  (1869)  sagte,  daß  sie  oft 
für  echte  verkauft  würden.  Man  kennt  auch  zier- 
liche, an  H.  Jacobsz  erinnernde  Geigen  von  ihm,  aber 
auch  solche,  die  sehr  handwerksmäßig  ausgeführt  sind. 
Diese  hat  er  wahrscheinlich  nur  gemacht,  da  er  auch 
ganz  billige  Geigen  feil  halten  mußte.  Man  tut  ihm 
daher  unrecht,  wenn  man  ihm  vorwirft,  ungleich  ge- 
arbeitet zu  haben. 

Geigenzettel:  Christian  Lechleitner  /  fecit  Lugduni 
Batav.  1783.  (gedruckt)  und  Abb.  469. 

Lechner,  Franz  H.  —  München.    1864.    1903 

Als  Zithermacher  sehr  angesehen.  Er  begründete  1864 
sein  Saiteninstrumentengeschäft  und  hat  auch  Geigen 
repariert,  schwerlich  aber  neue  gebaut. 

Lechner,  Hans.  —  München.    17.  Jahrhundert 

Er  baute  die  Orgel  in  der  Paulanerkirche  zu  St.  Boro- 
mäus  in  der  Au,  soll  aber  auch  Lauten  und  Zimbeln 
angefertigt  haben. 

Leclerc,  Fran^ois.  —  Mirecourt.    1738.    1767 

Von  A.  Jacquot  als  Luthier  erwähnt. 

Leclerc,  Joseph.  —  Mirecourt.    1769.    1770 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Fran^ols  L. 

Leclerc,  Joseph  Nicolas.  —  Paris.    1760.    1777 

Er  stammte  aus  Mirecourt,  ging  nach  1 769  nach  Paris 
und  wohnte  in  einem  der  privilegierten  Häuser  von 
»Quinze  Vingts«;  sonst  ist  so  wenig  über  ihn  bekannt, 
daß  die  Annahme  gerechtfertigt  erscheint,  daß  er  haupt- 
sächlich Händler  und  Reparateur  war.  Mir  sind  auch 
meist  nur  Bässe  von  ihm  bekannt  geworden.  Sein 
Schwiegersohn,  der  Blasinstrumentenmacher  Gilles  Lot, 
setzte  nach  dem  Tode  Leclercs  mit  der  Witwe  das  Ge- 
schäft fort,  konnte  aber  selbst  im  Wege  des  Prozesses 
nicht  durchsetzen,  als  Mitglied  in  die  Lautenmacher- 
zunft  aufgenommen  zu  werden.  Eine  mittelmäßige 
Violine  von  ihm  aus  der  Sammlung  Snoeck  ist  in 
Berlin  zu  sehen.  —  Ein  Leclerc  in  Paris  erfand  1837 
das  sog.  Melophone,  ein  Zungeninstrument  in  Gitarren- 
form mit  Klaviatur. 

Geigenzettel :  Abb.  458  und  512. 


Leclerc.  —Paris.  1740 

Vielleicht  der  Vater  von  J.  N.  Leclerc.  Fran?ois  Feury 
war  sein  Schwiegersohn.  Arbeiten  von  ihm  kenne  ich 
nicht. 

Leclercq.  —  Lüttich.   1853 

Wenig  bekannter  Geigenmacher,  von  dem  ich  nur  den 
Zettel  kenne:  Repare  par  Leclercq  ;  le  Ceinq  fevrier 
1853  /  a  Liege,  (geschrieben,  sie!). 

Lecomte,  Antoine.  —  Paris.   1775.   1800 

Er  wohnte  in  der  Rue  des  Fosses-Saint-Germain-des- 
Pres.  Sein  voller  Name  lautet:  Antoine  Fouquet- 
Lecomte. 

Lecuyer,  Pierre.  —  Paris.   1775.   1783 

Er  wohnte  Rue  des  Fosses-Saint-Jacques  und  gehörte 
zu  den  Geigenmachern  dritten  Ranges. 

Ledent,  Severln.  —  Anzin.   1812 

Bisher  nur  als  Reparateur  bekannt. 

Lederer,  Carl  Wilhelm  L  —  Markneukirchen. 
Geb.  in  Schöneck  1803,  f  8.  Aug.  1862 

Gründer  der  noch  jetzt  bestehenden  Firma  »Lederer 
&  Kreinberg«.  Auch  sein  Vater,  der  181 1,  noch  nicht 
30  Jahre  alt,  an  der  »Wasserscheu«  starb,  war  Musik- 
instrumentenmacher. Gegenwärtig  ist  Carl  Wilhelm  II 
L.,  geb.  5.  Sept.  1864,  als  Geigenmacher  in  Mark- 
neukirchen  tätig. 

Lederer,  Johann.  —  München.    19.  Jahrh. 
Ein  »Instrumentenfabrikant«  im  Rosental-Schulhause 
(nächst  der  Schrannenhalle),   der  auch  Geigen  aus- 
besserte. 

Lederhofer,  Ottcmar.  —  Troppau.   1 886.   1 887 

Ein  Harmonikamacher,  der  in  Wels  für  Violinen  und 
»ein  prächtiges  Violoncello«die  große  silberne  Medaille, 
in  Freiberg  i.  M.  die  bronzene  Medaille  zuerkannt 
erhielt. 

Le  d'hui.  —  Coucy-le-Chäteau  (Aisne).    1806 

In  einer  eigenartigen,  sonst  unbedeutend  ausgeführten 
Viola  fand  sich  sein  (schlecht  leserlicher)  Zettel.  Auch 
Valdrighi  erwähnt  seinen  Namen  (N.  1765). 
Geigenzettel:  Le  d'hui  .  Coucy  1806  (geschrieben). 

Le  Duc,  Pierre.  —  Paris.   1640.   1649 

Sein  Ladenschild  in  der  Rue  Saint-Honore  lautete: 
»Au  Duc  Dore«.  (Nach  andern  »au  chat  dore«.)  Eine 
hübsche  Pochette  von  ihm  befand  sich  in  der  Samm- 
lung Loup. 

Geigenzettel :  Pierre  Le  Duc,  a  Paris,  rue  Saint  Honcre/ 
au  Duc-Dore  1647  (gedruckt). 

Leeb,  Andreas  Carl.  —  Wien,  Preßburg.   1 784 
1813 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  des  Job.  G.  L.  in  Preßburg. 
In  den  Wiener  Bürgerbüchern  heißt  es  von  ihm :  »Leeb, 
Andre,  Lauten-  und  Geigenmacher,  neues  Gewerb 
(d.  h.  neubegründetes  Geschäft)  auf  der  Hohen  Brück 


288 


Leeb  — -  Leeuwen 


im  Baaderischen  Hauss,  Bürgereid  abgelegt  am  18.  No- 
vember 1784«.  In  den  Steuerlisten  kommt  er  1785  bis 
1787  vor.  Er  scheint  dann  mehrere  Jahre  lang  in 
Preßburg  gearbeitet  zu  haben.  Dr.  Geyer  kann  als 
Beleg  dafür  einen  Zettel  von  1 790"  mitteilen :  Andreas 
Carolus  Leeb  /  fecit  Posonii  1 790  N°  67  (geschrieben). 
Er  war  sehr  talentvoll  und  einer  der  ersten  Wiener 
Geigenmacher,  die  das  Stainermodell  aufgaben.  In 
seiner  ersten  Zeit  ging  er  in  seiner  Begeisterung  für  die 
flache  Wölbung  allerdings,  besonders  bei  den  Violon- 
celli, etwas  zu  weit,  so  daß  jetzt  viele  davon  auf  der 
Seite  des  Baßbalkens  eingesunken  erscheinen.  Er  bil- 
dete sein  Modell  nach  Stradivan,  rundete  jedoch  die 
Ränder  nach  dem  Vorbilde  der  Amati  zarter  ab.  Daß  er 
fortwährend  Versuche  anstellte,  beweist  die  große  Ver- 
schiedenartigkeit seiner  Geigen.  Arbeiten  seiner  ersten 
Zeit  sind  sehr  dunkelbraun,  beinahe  schwarz  lackiert 
und  haben  spärlich  geflammtes  Ahornholz.  Je  schöner 
sein  Holz  wird,  desto  besser  wird  auch  der  jetzt 
gelblichbraune  Lack,  der  nur  an  jenen  Stellen,  wo  er 
dicker  aufgetragen  wurde,  »zusammengetrieben«  er- 
scheint. Auch  L.  scheint  nach  der  in  Wien  üblichen  Art 
die  Geigen  vor  dem  Lackieren  mit  einem  Leimgrund 
versehen  zu  haben,  doch  tat  er  dies  sicher  nicht  so 
ausschließlich  wie  viele  andere.  Seine  Geigen  sind  sehr 
gut  im  Ton  und  in  allen  Teilen  sauber  gearbeitet,  nur 
die  Schnecke  ist  etwas  schwerfällig.  Auf  seinen  Zetteln, 
von  denen  er  den  größeren  ursprünglich  nur  für  Violon- 
celli verwendete,  gilt  die  Opuszahl  nur  für  das  jeweilige 
Jahr,  da  er  jährlich  von  neuem  zu  zählen  begann.  Auch 
als  Reparateur  war  er  sehr  beliebt.  Da  er  verhältnis- 
mäßig jung  gestorben  ist,  muß  er,  nach  der  Zahl  seiner 
Arbeiten  zu  urteilen,  sehr  fleißig  gewesen  sein.  Seine 
dunkelbraunen  Geigen  werden  wohl  ganz  gut,  seine 
helleren  dagegen  dreimal  so  teuer  bezahlt.  Eine  von 
ihm  im  Jahre  1796  reparierte  Stainergeige  befindet 
sich  in  der  fürstlich  Lobkowitzschen  Sammlung  zu 
Raudnitz,  ferner  aus  demselben  Jahre  eine  Geige  mit 
der  Brandmarke  A.  L.  auf  dem  Boden. 

Geigenzettel :  Abb.  494. 
Brandmarke  Nr.  4. 

Leeb,  Balthasar.  —  Preßburg,  Tyrnau.    1740. 
1758 

Nach  einer  alten  Überlieferung  soll  Joh.  Georg  I  L. 
der  Sohn  eines  Geigenmachers  gewesen  sein,  dessen 
Vorname  irrtümlich  auch  als  »Georg«  angegeben  wird. 
Arbeiten  dieses  Stammvaters  der  Familie  Leeb  konnte 
ich  nicht  ermitteln,  selbst  daß  er  Geigenmacher  war, 
steht  nicht  einwandfrei  fest,  denn  in  der  Trauungs- 
matrikel des  Preßburger  Domes  findet  sich  der  Ein- 
trag: »1769  Januarii  die  8.  Vid.  Baltasar  Leeb  Matenae 
Confector  et  Virgo  Johanna  Stromenn.«  —  Sonst 
kommt  nur  noch  ein  Wenceslaus  Leeb,  Organista 
musicus  Bohemus,  vor,  der  27  Jahre  alt,  am  4.  Februar 
1 776  in  Preßburg  die  Jungfrau  Ursula  Kurtzin  aus 
Schlesien  heiratete. 

Leeb,   Johann    Carl.   —   Wien      Geb.    1792, 
t6.Mai  1819 

Er  wohnte  Stadt  Nr.  399  und  legte  am  3.  Oktober  1817 
den  Bürgereid  ab.  Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Andr. 
Carl  L.,  den  er  freilich  nicht  erreichte,  immerhin  ein 


sehr  talentvoller  Meister,  der  leider  schon  im  Alter  von 
27  Jahren  starb.  Infolgedessen  kommen  Arbeiten  von 
ihm  selten  vor.  Er  verwendete  einen  gelblichroten  Lack, 
den  er  gleichmäßig  auftrug.  Zettel  scheint  er  nicht 
eingeklebt  zu  haben.  Eine  seiner  letzten  Arbeiten,  eine 
Geige  aus  dem  Jahre  1819,  besitzt  das  Schottenstift  in 
Wien.  Möglicherweise  könnte  auch  der  von  Dr.  J .  Geyer 
erwähnte  Franz  Löbb,  der  noch  1 786  gelebt  haben 
soll,  als  der  Vater  Johann  Georgs  in  Betracht  kommen. 

Leeb,  Johann  Georg  I.  —  Preßburg.    Geb.  in 
Preßburg  um  1740.    1810 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Balthasar  L.  oder  von  Franz 
Löbb,  wenn  nicht  von  jenem  Georg  Lebb,  von  dem 
Dr.  J.  Geyer  einen  Zettel  mit  der  Jahreszahl  1706  mit- 
teilt^). Er  erwarb  das  Bürgerrecht  in  Preßburg  am 
I.  Februar  1779.  Vielbeschäftigter  Meister,  der  als  der 
beste  seiner  Zeit  in  Ungarn  angesehen  wird.  Er  arbeitete 
nach  Stainer,  auch  nach  Amati,  wobei  er  allerdings 
auch  Eigenes  dazu  tat.  Im  ganzen  steht  er  Joh.  G.  Thir 
sehr  nahe.  Zu  den  Decken  verarbeitete  er  gutes  Klang- 
holz, sein  Ahornholz  ist  beinahe  ganz  ohne  Flammen. 
Von  merkwürdiger  Plumpheit  sind  seine  Schnecken. 
Der  Lack  ist  rotbraun  und  sehr  dünn  aufgetragen. 
Die  Geigen  haben  einen  weichen,  edlen,  oft  kräftigen 
Ton.  Eine  Geige  von  1780  befindet  sich  im  Mathias- 
dom zu  Ofen.  Eine  Violine  von  1 787  besitzt  Dr.  Ad. 
Lindner  in  Wien. 

Geigenzettel:  Johann  Georg  Leeb  in  /  Presburg  Anno 
1788  (gedruckt). 

Leeb,  Johann  Georg  II.  —  Preßburg.    Geb. 
1779,  t  3.  März  1817 

Sohn  von  Joh.  Gg.  L.  und  dessen  Nachfolger.  Er  er- 
warb das  Bürgerrecht  am  19.  April  1814  und  steht  als 
Künstler  höher  als  sein  Vater.  Er  arbeitete  nur  nach 
Amati  und  verwendete  dunkelbraunen,  manchmal  auch 
lichtbraunen  Lack.  Auch  bei  ihm  sind  die  Schnecken 
auffallend  plump.  Er  war  sehr  fleißig ;  in  Wien  befinden 
sich  noch  viele  seiner  Violinen  im  Privatbesitz.  Seine 
Geigen  werden  je  nach  ihrer  Schönheit  bewertet.  Zwei 
Violinen  von  ihm  von  1806  besitzt  der  Preßburger 
Domchor. 

Geigenzettel:  Abb.  303. 

Leest,  Willem.  —  Antwerpen.   1561 

Ein  Antwerpener  Musikinstrumentenmacher,  der  1 56 1 
als  Klavichordmacher  das  Bürgerrecht  erwarb. 

Leeuwen,   Dr.  med.  van.  —  Haag.    Geb.   in 
Utrecht  1872 

Er  besuchte  die  Universität  seiner  Vaterstadt  und  pro- 
movierte im  Jahre  1897  zum  Doktor  der  Medizin. 
Nebenbei  studierte  er  bei  Coenen  Musik.  Während  er 
als  Arzt  praktizierte,  begann  er  sich  seit  1903  mit  dem 
Geigenbau  wissenschaftlich  und  praktisch  zu  beschäf- 


^)  Sollte  nicht  richtiger  1766  gelesen  werden?  —  dann 
hätte  man  es  mit  einem  Zettel  von  Johann  Georg  I  L. 
zu  tun.  Dr.  J.  Geyer  nimmt  allerdings  noch  einen  älteren 
Johann  Georg  L.  an,  der  schon  1726  in  Preßburg  tätig 
gewesen  sein  soll. 


Lefebvre  —  Leidolff 


289 


tigen,  und  ging  nach  fünfjähriger  Lehrzeit  1908  ganz 
zum  Geigenbau  über.  Auf  Grund  eines  von  ihm  auf- 
gestellten Systems  baut  er  nach  dem  Stradivarimodell 
von  1713 — 1718  Streichinstrumente,  denen,  obwohl 
sie  sehr  stark  im  Holze  sind,  von  den  ersten  Geigern 
große  Tonfülle,  Weichheit  und  leichte  Ansprache  nach- 
gerühmt wird.  Auf  der  Brüsseler  Ausstellung  1910 
erhielt  er  die  silberne  Medaille. 

Lefebvre,  J.  B.  —  Amsterdam.   1720    1786 

Ein  Franzose,  der  sich  in  Amsterdam  ansässig  gemacht 
hat.  Seine  Modelle  erinnern  manchmal  an  die  Amati- 
schule ;  seine  Arbeit  ist  gut,  sein  Lack  von  gelber  Farbe. 
Da  seine  Geigen  besser  sind  als  die  der  gleichzeitigen 
Franzosen,  will  man  annehmen,  daß  er,  bevor  er  nach 
Amsterdam  kam,  in  Italien  gearbeitet  habe.  Er  war 
ziemlich  fleißig  und  machte  Geigen  aller  Art.  Ein 
Violoncello  von  ihm  aus  dem  Jahre  1 770  aus  der  Samm- 
lung Snoeck  (Nr.  585),  befindet  sich  in  Berlin,  ein 
solches  von  1772  und  eine  Violine  von  1786  in  der 
Sammlung  Scheurleer. 

Geigenzettel :  J.  B.  Le  Febvre  feclt  /  in  Amsterdam  1 770 
(gedruckt). 

Lefebvre,  Nicolas  —  Rouen.  1630.  1636 
Er  wird  1 630  als  Lautenmacher  erwähnt  und  heiratete 
am  15.  Oktober  1636  die  Isabeau  Morin.  Auch  seine 
Nachkommen  waren  Instrumentenmacher,  so  Charles 
und  Jean-Baptiste  L.,  die  1725  noch  lebten,  aber  nur 
als  Verfertiger  von  Orgeln.  Clavecins,  Spmetts  und 
Querflöten  bekannt  smd. 

Lefevre  (Lefebvre),  Toussaint- Nicolas -Ger- 
maln   —Paris.   1762.    1789 

Dieser  Geigenmacher  wohnte  nach  dem  Pariser  Adreß- 
buch von  1 789  in  der  Rue  du  Cimetiere  St. -Jean  und 
ist  namentlich  wegen  seiner  Bogen  (bei  denen  aller- 
dings nach  heutigen  Anforderungen  die  Stange  zu 
schwer  erscheint)  berühmt  gewesen.  Seine  Bogen  tra- 
gen die  Brandmarke:  »Lefevre  ä  Paris«.  Er  soll  jedoch 
auch  ganz  gute  Geigen  gemacht  haben.  Einen  Bogen 
von  ihm  besitzt  das  Museum  des  Pariser  Konservato- 
riums. 

Legnamaro  (Lignamaro),  Pietro.  —  Mantua. 
t  12.  Febr.  1569 

Ein  Zithermacher  von  S.  Martine.  Es  ist  nicht  ganz 
sicher,  ob  er  mit  dem  Familiennamen  Legnamaro 
(Zimmermann)  hieß,  oder  ob  er  ein  Zimmermann  war, 
der  auch  Zithern  machte.  In  Abb.  Canals  »Musica  in 
Mantova«  wird  er  als  Lautenmacher  erwähnt. 

Legnani,  Luigi.  —  Neapel.   1765 

Er  nennt  sich  einen  Schüler  von  Zosimo  Bergonzi,  und 
tatsächlich  sind  seine  Geigen  auch  recht  gute  Kopien 
der  Arbeiten  Bergonzis.  Sie  sind  mäßig  gewölbt,  der 
Boden  gewöhnlich  aus  einem  Stück,  der  Lack  rötlich- 
braun, 
Geigenzettel :  Abb.  486. 

Legnani,  lebte  im  19.  Jahrhundert  m  Ravenna 
und  machte  ganz  gute  Gitarren 

v.  Lütg-en  d  o  rf  f ,  Geigen-  und  Lautenmacher.     Bd.  II 


Legrand,     Fran^ois.    —    Mirecourt,    Nancy. 
1744.  1765 

Ein  Mirecourter  Luthier,  der  sich  im  Jahre  1765  in 
Nancy  niederließ. 

Le  Grand.  —  Lund.   1850.   1860 

Mehr  als  Reparateur  wie  als  Geigenmacher  bekannt. 

Legros  de  la  Neuville,  Nicolas.  —  ?    1823 
Er  stellte  1823  Violinen,  Violoncelli  und  Gitarren  in 
Pans  aus. 

Lehmann,  A.  s.  Leman 

Lehner,   Franz  de  F.  —  Prag.    Geb.  11.  Jan. 
1801  in  Prag,  t  14.  Mai  1878 

Schüler  von  Johann  Stoß,  lernte  1817  aus  und  arbeitete 
1820  mit  Kulik  zusammen  bei  Martin  Stoß  in  Wien 
und  später  in  Eisenstadt.  1833  zurückgekehrt,  eröffnete 
er  1834  seine  eigene  Werkstatt  auf  dem  Wenzelsplatz 
Nr.  782.  Im  Jahre  1835  heiratete  er  Theresia  geb.  Gra- 
ner aus  Vysehrad,  mit  der  er  sechs  Kinder  hatte.  Er 
arbeitete  bis  1873;  da  es  ihm  schlecht  ging,  kam  er  ins 
Armenhaus,  das  er  nach  einem  Jahr  wieder  verließ, 
um  zu  seinem  Sohn  Franz,  der  Pfarrer  war,  nach 
Tüppelsgrün  überzusiedeln,  wo  er  auch  starb.  Ein  sehr 
schönes  Violoncello  nach  Stradivari,  mit  hellgelbem 
Lack  aus  dem  Jahre  185 1  besitzt  Ed.  Emanuel  Homolka 
in  Kgl.  Weinberge  bei  Prag. 

Geigenzettel :  Franz  Lehner  Gei-  /  genmacher  in  Prag 
1848  (gedruckt)  und  Abb.  493. 

Lehoux,  Leon,  lebt  als  Streichinstrumenten- 
macher in  Nogent-le-Rotrou 

Leicht,  Max.  —  Hohendorf  i.  S.   1910 
Guter  Bogenmacher. 

Leidolff,  Christoph  Nikolaus.  —  Wien.    1774. 
1788 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Joh.  Christoph  L.,  dessen  Arbeit 
der  seinigen  sehr  ähnlich  ist.  Hohe  Wölbung,  bräunlicher 
Lack,  gute  Arbeit,  gutes  Holz  und  schöner,  weicher 
Ton  sind  die  Merkzeichen  seiner  Geigen.  Eine  Violine 
aus  dem  Jahre  1 774  und  eine  Viola  von  1 768  sind  im 
Schottenstifte  in  Wien.  Auch  das  Stift  Melk  (Ober- 
österreich) besitzt  Geigen  von  ihm. 
Geigenzettel :  Christophus  Nicolaus  Leidolff  /  Viennae 
anno  1776  (gedruckt). 

Leidolf  (Leytolff),   Ignatius.  —  Wien.    1699. 
1714 

Sohn  von  Nikolaus  L.  Er  wird  als  »Lauttenmacher« 
bezeichnet,  wohnte  im  Stubenviertel  und  legte  am 
2.  Juni  1 702  den  Bürgereid  ab.  Er  war  ein  guter  Violen- 
bauer. 

Leidolff    (Leydolff),    Johann    Christoph.    — 
Wien.    Geb.  1690,  f  28.  Juni  1758 

Sohn  von  Nikolaus  L.  und  seiner  Arbeit  nach  auch  dessen 
Schüler.  Er  wohnte  im  »Wübmer  Viertl«,  legte  am 

19 


290 


Leidolff  —  Leitzsch 


2.  September  1715  den  Bürgereid  ab  und  kommt  in  den 
Steuerlisten  von  1749 — 1758  vor.  Er  lieferte  nachweis- 
bar Geigen  für  die  Kais.  Hofkapelle,  ob  er  aber  den 
Titel  Hofgeigenmacher  führte,  wie  behauptet  wird,  ist 
zweifelhaft.  Aus  seinen  Zetteln  geht  es  wenigstens  nicht 
hervor.  Nach  seinem  Tode  führte  seme  Witwe  das 
Geschäft  fort,  bis  sie  selbst  im  Jahre  1  770  starb.  Seine 
Geigen  sind  nach  einem  von  ihm  entworfenen  Stainer- 
modell  mit  etwas  eckigen  Umrissen  und  ebensolchen 
F-Löchern  gebaut.  Die  Wölbung  nimmt  er  oft  über- 
trieben hoch.  Die  Bereifung  der  Zargen  fertigte  er 
gerne  aus  hartem  Holze  an.  Die  Schnecke  hat  den 
echten  Wiener  Typus  und  ist  häufig  aus  Birnbaumholz. 
Einlagen,  Rand  usw.  sind  mit  Sorgfalt  ausgeführt  und 
die  ganze  Arbeit  tadellos.  Leider  verdirbt  das  Aussehen 
des  Lacks  gewöhnlich  den  guten  Eindruck  seiner  Gei- 
gen, da  er  das  Holz  vor  dem  Lackieren,  wie  seine  meisten 
Wiener  Zeitgenossen,  mit  chromsaurem  Kali  beizte. 
Die  anfangs  schöne,  sattbraune  Farbe  verwandelte  sich 
sehr  bald  in  ein  unansehnliches  Graubraun.  Die  Decke, 
in  die  die  Beize  besonders  tief  eindrang,  wurde  fleckig. 
Übrigens  scheint  er  doch  auch  Versuche  mit  anderen 
Arten  der  Lackierung  gemacht  zu  haben,  da  es  Geigen 
mit  schönem,  sogar  rotem  Lack  von  ihm  gibt.  Er  war 
ein  vielbeschäftigter  Meister  und  soll  oft  zehn  Gesellen 
beschäftigt  haben,  wodurch  es  sich  auch  erklärt,  daß 
seine  Arbeiten  neben  denen  Math.  Thirs  in  Wien 
am  häufigsten  vorkommen.  Geigen  mit  seinem  Namen 
und  den  Jahreszahlen  nach  1758  sind  Werke  von  Ge- 
sellen, die  bei  der  Witwe  tätig  waren.  Arbeiten  von  ihm 
sind  in  vielen  Sammlungen  zu  finden,  so  ein  Altquinton 
in  Gambenform  von  1719  in  der  ;taatl.  Sammlung  in 
Berlin  (Nr.  873),  das  auch  dadurch  bemerkenswert  er- 
scheint, daß  Boden,  Zargen  und  Wirbelkasten  purpur- 
blau gefärbt  sind.  Am  Wirbelkasten  befindet  sich  ein 
Mohrenkopf.  Geigen  von  ihm  besitzt  das  Stift  St.  Flo- 
rian (Oberösterreich,  ohne  Datum),  das  Schottenstift 
in  Wien  (von  1748)  und  die  ehem.  Kais.  Hofkapelle 
(von  1 758  mit  rotem  Lack). 

Geigenzettel:  Johann  Christoph  Leidolff  /  Lauten-  und 
Geigenmacher  '  in  Wienn  .17  .  .  (gedruckt).  —  Joannes 
Christophorus  -  Leidolff  Viennae  1741  (geschrieben^]) 
und  Abb.  492  und  501. 

Leidolff    (Leydolph),    Joseph    Ferdinand.    — 

Wien.   1756.   1780 

Er  wohnte  im  Schottenviertel  (wahrscheinlich  im  Tie- 
fen Graben  Nr.  363),  legte  am  30.  April  1756  den  Bür- 
gereid ab  und  erscheint  von  1757 — 1774  besteuert.  Im 
Jahre  1774  heißt  es  von  ihm  in  den  Bürgerbüchern 
»der  Leydolph  kommt  mitleidig*,  im  selben  Jahre  über- 
nimmt Marian  Petz  seine  Werkstatt.  Eine  Geige  von 
ihm  soll  zwar  noch  die  Jahreszahl  1787  führen,  doch 
wird  man  wohl  1757  lesen  müssen.  Er  arbeitete  sehr 
gut  nach  einem  Amatimodell  und  nur  ausnahms- 
weise nach  Stainer.  Seine  Geigen  sind  viel  eleganter 
als  die  von  Joh.  Chr.  L.,  kommen  aber  viel  seltener  vor. 
Die  Wölbung  ist  weniger  hoch,  die  Arbeit  sehr  sauber 
und  das  Holz  gut  gewählt.  Neben  ganz  schwarzen,  mit 
Aloe  lackierten  Violinen  kennt  man  auch  eine  Anzahl 


■")  Grillet  gibt  einmal  nur  Leidolffs  Vornamen  an  und 
macht  einen  Geigenmacher  »Christophorus«  aus  ihm. 


solcher  mit  rotgelbem,  durchsichtigem  Lack.  Die 
Decken  seiner  Violoncelli  scheint  er  zu  dünn  gemacht 
zu  haben,  weshalb  das  E  auf  ihnen  gewöhnlich  »bul- 
lert«. Da  seine  Instrumente  auch  im  Ton  recht  gut 
sind,  werden  sie  gerne  gekauft.  Eine  Violine  von  ihm 
besitzt  das  Stift  Klosterneuburg. 

Geigenzettel :  Abb.  462,  506,  507. 

Leidolf,  Nikolaus.  —  Wien.    1673.   f  um  1710 

Jedenfalls  der  Stammvater  der  Geigenmacherfamilie 
Leidolf.  Er  war  wahrscheinlich  ein  Schüler  von  Hans 
Kögl  und  dürfte  in  seinen  Wanderjahren  auch  in  Italien 
gearbeitet  haben.  Er  erlangte  im  August  1673  das 
Bürgerrecht  in  Wien  und  darf  nicht  mit  dem  etwa 
100  Jahre  später  lebenden  Christoph  Nikolaus  L.  ver- 
wechselt werden.  Jaura  in  Wien  besitzt  eine  Viola  von 
ihm  von  großem  Format  mit  flacher  Wölbung  und  langen 
Ecken.  Die  F-Löcher  und  die  Schnecke  erinnern  sehr 
an  Testore.  Der  Lack  ist  rötlichgelb  mit  goldigem 
Schimmer.  Seine  Geigen  werden  gerne  als  italienische 
verkauft,  weshalb  es  erklärlich  erscheint,  daß  Arbeiten 
von  ihm  so  selten  vorkommen.  Es  ist  zu  bedauern,  daß 
die  Wiener  Meister  später  andere  Wege  einschlugen 
als  N.  Leidolf.  Eine  Arbeit  von  ihm  von  1682  befindet 
sich  im  Städtischen  Museum  Carolino-Augusteum  in 
Salzburg,  eine  Geige  von  1698  besitzt  Dr.  Necas  in 
Prag.  (Einen  Miroslav  Leydolf,  der  nach  einem  Violon- 
cello im  Museum  Carolino-Augusteum  in  Salzburg 
schon  1632  gelebt  haben  soll,  hat  es  nicht  gegeben.) 

Geigenzettel :  Abb.  480  und  508. 

Leipelt,  Friedrich.  —  Glatz  i.  Schi.  Geb.  um 
1850  in  Habelschwerdt,  ließ  sich  im  Jahre 
1883  in  Glatz  als  Instrumentenmacher 
nieder 

Leißmüller,  Christoph.  —  Krinn  (Krünn)  bei 

Mittenwald.   1763.   1793 

Ein  ebenso  fleißiger  als  geschickter  Geigenmacher,  von 
dem  recht  gut  klingende  Geigen  nicht  allzu  selten  vor- 
kommen. 

Geigenzettel:  Christoph  Leißmiller  in  Krin  /  bey 
Mittenwald,  17..  (gedruckt). 

Leißmüller,  Martin.  —  Krinn  (Krünn)  bei 
Mittenwald.   1754.   1790 

Gute  Mittenwalder  Schule.  Seine  Violinen  haben  mitt- 
lere Wölbung  und  sind  sauber  gearbeitet   Weniger 
schön  ist  der  Lack. 
Geigenzettel :  Abb.  471 . 

Leitzsch,  Konstantin.  —  Danzig.  Geb.  2.  März 
1835  in  Köslm,  t  3.  Juni  1890  in  Danzig 

Er  lernte  bei  seinem  Vater  die  Kunstdrechslerei,  wurde 
gleichzeitig  zum  Stadtmusiker  ausgebildet  und  diente 
acht  Jahre  als  Hoboist  beim  Seebataillon.  Besondere 
Neigung  führte  ihn  zum  Geigenmachen.  Er  benutzte 
jede  Gelegenheit,  sich  darin  zu  unterrichten,  und  konnte 
sich  schließlich  als  Geigenmacher  in  Danzig  nieder- 
lassen.    Er    war    sehr    gut    veranlagt,    aber    zu    sehr 


Leje 


Lema 


291 


Künstler  und  zu  wenig  Kaufmann,  so  daß  er,  da  er 
auch  noch  andauernd  krank  war,  fortwährend  ein 
sorgenvolles  Dasein  hatte.  Im  Jahre  1873  kehrte  er 
nach  seiner  Vaterstadt  zurück,  um  dort  bei  seinem 
Bruder  Wilhelm  zu  arbeiten.  1877  finden  wir  ihn  wie- 
der in  Danzig,  wo  er  nun  bis  an  sein  Lebensende 
verblieb. 

Lejeune,  Benoit. — -Lyon.   1557 

Er  wird  ausdrücklich  als  »faiseur  de  luths*  bezeichnet. 
(Vgl.  Coutagne,  Duiffoprugcar). 

Le  Jeune,  Fran^ois.  —  Ypern  (Belgien).    1706 

Nach  einer  Urkunde  im  Königl.  Archiv  in  Brüssel  war 
er  »faiseur  de  Violons«.  Arbeiten  von  ihm  scheinen 
jedoch  nicht  erhalten  zu  sem. 

Le  Jeune,  Franq:ois.  —  Paris.    1755.    1789 

Er  war  geschworener  Zunftmeister  für  1765  und 
wohnte  in  der  Rue  de  la  Juiverie.  Er  wird  dort  noch 
1 789  aufgeführt.  Sein  Ladenschild  lautete :  »ä  la  Harpe 
Royale«.  Arbeiten  von  ihm  besitzt  das  Museum  des 
Konservatoriums  in  Paris,  eine  Pochette  die  Sammlung 
Savoye.  Er  war  recht  geschickt,  aber  in  keiner  Weise  her- 
vorragend ;  sein  Lack  ist  nicht  schlecht  und  seineViolinen 
haben  durch  das  Alter  sehr  gewonnen.  Er  hat  auch 
hübsche  Taschengeigen,  Gitarren  und  selbst  Harfen 
gemacht.  Statt  der  Schnecke  brachte  er  manchmal  zier- 
lich geschnitzte  Frauenköpfchen  am  Wirbelkasten  an. 

Geigenzettel:  Abb.  459,  488. 
Le  Jeune,  Jean-Baptiste.  —  Paris.    1775.    1819 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Fran(pois  L.  J.  Er  machte  wie 
dieser  Geigen  und  Harfen  und  wohnte  Rue  Montmartre 
au  passage  Charot. 

Le  Jeune,  Jean-Charles.  —  Paris.    1776.    1822 

Er  begründete  1776  sein  Geschäft,  wohnte  bis  1783  in 
der  Rue  du  Four  St.  Germain  und  hatte  das  Laden- 
schild ».Au  Dieu  de  l'Harmonie«.  Er  machte  zwar  Vio- 
linen und  gute  Kontrabässe,  war  aber  mehr  Händler 
und  Reparateur.  Sein  Nachfolger  war  sein  Neffe  Guill. 
Martin. 

Le  Jeune,  Louis.  —  Paris.   1783.   1789 

Wahrscheinlich  der  ältere  Sohn  und  Mitarbeiter  von 
Fran^ois  L.  J.  Er  wohnte  Rue  de  la  Juiverie,  war  aber 
als  Geigenmacher  ziemlich  unbedeutend. 

Le  Jeune  (aine).  —  Paris.   1819 

Mittelmäßiger  Geigen-  und  Gitarrenmacher. 
Geigenzettel:  Le  Jeune  luthier,  cour  du  commerce  / 
n°  19  faubs  St.  Germain,  Paris  (gedruckt). 

Le  Jeune  (fils).  —  Paris.   1830 

Schüler  seines  Vaters  und  nicht  besser  als  dieser.  Er 
wohnte  Passage  du  Saumon. 

Le  Jeune.  —  Paris.   1836.   1846 

Er  wohnte  Rue  Boucherat  Nr.  13  und  machte,  wie  fast 
alle  seine  Namensvettern,  nur  mittelmäßige  Instru- 
mente. 


Le  Jeune.  —  Paris.   1840 

Er  wohnte  Rue  du  Marche  Palu.  Ein  Le  Jeune  wohnte 
als  »Luthier«  bereits  im  letzten  Drittel  des  18.  Jahr- 
hunderts in  der  gleichen  Straße. 

Le  Jeune.  —  Paris,  f  um  1870 

Der  Letzte  aus  der  Familie  Le  Jeune,  von  der  kein 
einziges  Mitglied  sich  über  die  Mittelmäßigkeit  er- 
hoben hat.  Er  wohnte  Rue  Claude  au  Marais. 

Lelievre  (Le   Lievre)  J.  C.  Pierre.  —  Paris. 
1731.  1765 

Wahrscheinlich  aus  Mirecourt  und  ein  Schüler  von 
Grosset,  den  er  nachahmte.  Er  wohnte  in  der  Rue  des 
Noniandieres  und  war  als  Geigenmacher  nicht  hervor- 
ragend ;  weder  sein  an  deutsche  Vorbilder  erinnerndes 
Modell  noch  sein  gelber  Lack  sind  sonderlich  an- 
sprechend ;  dagegen  waren  seine  Sackpfeifen  berühmt. 

Geigenzettel :  Le  Lievre,  rue  des  /  Noniandieres  (sie)  / 
a  Paris  1 754  (gedruckt). 

Leloir,  Louis.  —  Paris.   1714  (?) 

Mir  ist  nur  die  Abschrift  eines  schlecht  leserlichen 
Zettels  mit  diesem  sonst  nicht  nachweisbaren  Namen 
bekannt  geworden. 


—  St.  Petersburg, 
859    in    Moskau, 


Leman,  Anatol  Ivanovitsch. 
Strelna.     Geb.     1 .  Juni 
t  11.  Sept.  1913 

Als  Sohn  eines  in  Rußland  hochgeschätzten  Arztes  und 
großen  Musikfreundes,  der  auch  als  Komponist  auf- 
getreten ist,  und  einer  hervorragenden  Pianistin,  erhielt 
er  schon  in  frühester  Jugend  eine  sorgfältige  musikali- 
sche Erziehung,  mußte  aber  trotzdem  gegen  seinen 
Willen  in  das  Kais.  Kadettenkorps  eintreten.  Er  wurde 
zunächst  Ingenieur-Offizier  und  wendete  sich  dann  der 
Zahnheilkunde  zu.  Immer  aber  beschäftigte  er  sich  mit 
dem  Geigenbau,  dem  er  sich  zuletzt  ausschließlich 
widmete.  Seine  erste  Geige  baute  er  bereits  als  acht- 
jähriger Knabe,  doch  erwählte  er  das  Geigenmachen 
erst  dann  als  Beruf,  als  er  durch  sorgfältiges 
Studium  und  unablässige  Übung  eine  wirkliche  Mei- 
sterschaft erlangt  hatte,  wobei  ihm  Salzard  und  .Arnould, 
Otto  und  Arkhusen  an  die  Hand  gingen.  Dann  bereiste 
er  Italien,  Frankreich  und  Deutschland  usw.,  überall 
seine  Kenntnisse  als  Geigenmacher  in  den  ersten  Werk- 
stätten bereichernd.  Er  veröffentlichte  eine  ganze  Reihe 
von  Büchern  über  die  Geige,  sammelte  über  4500  Mo- 
delle und  hat  zahlreiche  Lackrezepte  eigener  Zu- 
sammenstellung aufgeschrieben.  Vor  Leman  wurden 
m  Rußland  nur  vereinzelt  neue  Geigen  gebaut.  Sein 
Streben  fand  in  Rußland  große  Anerkennung,  man  hat 
ihn  dort  überschwenglich  den  »Messias  der  Violine« 
genannt,  und  er  selbst  war  von  der  Richtigkeit  der  von 
ihm  aufgestellten  technischen  und  akustischen  Gesetze 
so  überzeugt,  daß  er  behauptete:  »Wenn  Stradivari 
noch  lebte,  würde  ich  sein  Lehrmeister  sein.«  Seinen 
Geigen  werden  sowohl  in  der  Arbeit,  im  Aussehen  und 
im  Ton  große  Vorzüge  nachgerühmt,  und  er  erzielte 
manchmal  geradezu  fabelhafte  Preise.  Er  hat  ohne 
jede  Beihilfe  mehr  als  200  Violinen,  8  Violoncelli 
und  4  Violen  gebaut.  Auch  seine  Bogen  werden  gelobt. 

19* 


292 


-eman 


Er  war  zweifellos  ein  vielseitig  begabter  Mann  von 
großem  Arbeitseifer,  fleißiger  Fachschriftsteller,  Philo- 
soph und  selbst  Anhänger  des  Okkultismus. 

Geigenzettel:  AHaTOJiifi  JleManT.  /  Meccia 
CKpimKii.  C.-neTep6ypn,,  1909. (gedruckt). — 
»Dea«  —  Anatole  le  Leman  /  Messie  du  Violon.  /  St. 
Petersbourg,  1909  (gedruckt)  und  Abb.  482. 

Leman,   Marc  Anatolewitsch.   —  St.  Peters- 
burg. Geb.  1893 

Zweiter  Sohn  von  Anatol  L.  Er  studierte  wie  sein 
Vater  Ingenieurwissenschaften,  war  gleichzeitig  Schüler 
seines  Vaters  als  Geigenmacher  und  wurde  1913  dessen 
Nachfolger. 

Lemarquis,     Jean-Baptiste.    —     Mirecourt. 
t  14.  Okt.  1775 

Eine  am  1.  Juli  1909  in  Köln  bei  K.  A.  Stauff  &  Co. 
versteigerte  Violine  trug  seinen  Namen. 

Lemböck,  Gabriel.  —  Wien.    Geb.   16.  Okt. 
1814  In  Ofen  (Budapest),  f  27.  März  1892  in 

Wien 

Nach  seiner  eigenen  Angabe  war  er  ein  Schüler  von  Peter 
Teufelsdorfer  und  kam  als  Gehilfe  zu  Anton  Fischer 
in  Wien,  dessen  Schwiegersohn  und  Nachfolger  er 
wurde.  Im  Jahre  1840  eröffnete  er  im  Hause  zum 
weißen  Engel  auf  der  Mariahilferstraße  üetzt  Nr.  26) 
seine  eigene  Werkstatt,  die  er  nach  dem  Tode  von 
Bernhard  Stoß  in  dessen  Geschäftsräume  in  der  Grün- 
angergasse  verlegte.  Als  die  Gesellschaft  der  Musik- 
freunde ihr  neues  prächtiges  Haus  in  der  Canovagasse 
erbaut  hatte,  zog  er  dorthin,  da  er  mittlerweile  Liefe- 
rant des  von  der  Gesellschaft  begründeten  Kon- 
servatoriums geworden  war.  Er  gehört  zu  den  Geigen- 
machern, die  mit  Recht  als  Künstler  betrachtet  werden, 
und  war  ebenso  geschickt,  neue  Geigen  zu  bauen,  wie 
alte  auszubessern.  Er  arbeitete  nach  verschiedenen  Mo- 
dellen, am  besten  gelungen  sind  seine  Kopien  von 
Paganinis  »Kanone«,  die  er  durch  den  berühmten  Geiger 
selbst  kennenlernte,  der  sie  ihm  brachte,  um  ein  neues 
Griffbrett  darauf  machen  zu  lassen.  Lemböck  machte 
jahrelang  seine  neuen  Geigen  nach  diesem  Vorbild  und 
versah  sie  mit  Zetteln,  die  ausdrücklich  auf  dieses  hin- 
wiesen. Außer  nach  Guarneri  arbeitete  er  unter  an- 
derem auch  nach  Maggini  (mit  doppelten  Einlagen) 
usw.  Er  kopierte  dabei  auch  gerne  den  Wortlaut  des 
Zettels  seines  jeweiligen  Originals,  brachte  aber  dann 
sowohl  beim  Knopfe  des  Saitenhalters  als  auch  auf  dem 
Plättchen  am  Halsansatz  seine  Brandmarke  G.  L.  an. 
Der  Ton  seiner  Geigen  ist  immer  gut,  sein  Lack  ist 
gelb  bis  rotbraun  und  durchsichtig,  aber  etwas  glasig. 
Er  machte  auch  allerlei  interessante  Versuche  (Ver- 
längerung des  Baßbalkens,  Geigendecken  aus  Zedern- 
holz usw.),  die  sich  aber  nicht  bewährten.  Seine  be- 
rühmteste Geige  ist  wohl  dies  die  seinerzeit  Josef  Hell- 
mesberger  spielte  und  die  jetzt  der  k.  k.  Hofmusiker 
Josef  Klein  besitzt.  Seine  Violoncelli  baute  er  nach 
Stradivari,  doch  hat  er  nur  wenige  gemacht.  Seine  Vio- 
linen werden  gerne  gekauft,  wenn  sie  aus  der  Zeit  vor 
1875  stammen.  Nach  1875  sind  die  Geigen  Lemböcks 


-  Lenk 

hauptsächlich  Arbeiten  seiner  Schüler  und  werden 
dann  geringer  bewertet.  Als  Reparateur  war  er  eben- 
so gewissenhaft  als  geschickt,  nur  macht  man  ihm 
den  Vorwurf,  daß  er  manche  alte  Geige,  deren  Lack 
ihm  nicht  gefiel,  durch  Überlasieren  »verbösert« 
habe.  Er  verwendete  sehr  viele,  verschiedenartige 
Zettel  und  eine  Brandmarke.  Von  allen  Weltausstellun- 
gen usw.  besaß  er  Medaillen,  war  Hofgeigenmacher, 
beeideter  Schätzmeister  usw.  und  stand  in  hohem  An- 
sehen. Sein  Nachfolger  ist  Haudek. 
Geigenzettel :  Gabrielis  Lemböck/ Vienna.'Xnno  1846^) 
(gedruckt)  und  Abb.  510  und  511. 

L'Empereur  s.  Treyer 

Lengenwalder  s.  Langenwalder 

Lenhart,  Jos.  Rudolf.  —  Leitmeritz.    Geb.  in 

Leitmeritz  1862 

Schüler  von  Andreas  Heinrich  in  Schönbach.  Nach 
einer  Studien-  und  Wanderzeit,  die  sich  von  1877  bis 
1895  erstreckte,  machte  er  sich  in  seiner  Vaterstadt 
selbständig  und  brachte  es  bald  zu  Ansehen,  wanderte 
aber  nach  1902  nach  Amerika  aus.  Er  arbeitete  nach 
allen  großen  italienischen  Meistern,  auch  nach  Stainer 
und  besonders  nach  G.  da  Salo.  Er  benutzte  bei  den 
billigeren  Geigen  einen  selbstbereiteten  Spirituslack 
von  goldgelber  bis  kastanienbrauner  Farbe,  bei  den 
teureren  einen  goldgelben  Ollack  eigener  Zusammen- 
setzung, imprägnierte  das  Holz  gegen  Wurmfraß  und 
gab  den  Geigen  auch  im  Innern  einen  Grundlack.  Er 
erhielt  auf  Ausstellungen  goldene  Medaillen.  Außer 
Geigen  machte  er  auch  gute  Zithern.  Seine  Geigen  sind 
recht  gute  Orchesterinstrumente. 
Geigenzettel :  Jos.  Rudolf  Lenhart /Geigen- und  Zither- 
bauer /  Leitmeritz  Anno  1901   (gedruckt).  Abb.  403. 

Lenk,  Anton.  -  Schönbach  b.  E.    1880.  f  1891 
Arbeitete  hauptsächlich  für  Händler. 

Lenk,  Josef.  —  Schönbach  b.  E.   1911 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Vincenz  L.,  dem 
er  an  Geschicklichkeit  vollkommen  gleichkommt. 

Lenk,    Vincenz.   —   Schönbach   b.  E.     1850, 

t  20.  Febr.  1911 

Ein  sehr  tüchtiger  Geigenmacher,  der  seine  Kunst  von 
Grund  auf  erlernt  hatte  und  deshalb  in  Schönbach  in 
hohem  Ansehen  stand.  Er  verlegte  sich  jedoch  früh- 
zeitig schon  darauf,  nur  Geigenbestandteile  und  un- 
lackierte  Geigen  zu  machen. 

Lenk,  Wenzel.  —  Frankfurt  a.  M.  Geb.  1840 
in  Schönbach  b.  E.,  f  um  1889 
Schüler  von  Kessler  in  Markneukirchen,  arbeitete  fünf 
Jahre  lang  in  Berlin,  dann  bei  Liebich  in  Breslau,  ferner 
in  Wien,  Budapest  und  München  und  ließ  sich  zuletzt 
in  Frankfurt  nieder,  wo  er  1881  eine  silberne  Medaille 
erhielt.  Er  arbeitete  nach  Stradivari. 
Geigenzettel:  W.  Lenk,  /  Geigenmacher  /  Frankfurt 
a.  Main,  1881  (gedruckt).      ■ 


^)  Es  gibt  auch  Zettel  mit  Medaillenabbildungen. 


Lennström  —  Lecni 


293 


Lennström,  Petter.  —  Stockholm.   1 757.  f  um 
1776 

Er  war  ursprünglich  Zimmermann  und  erhielt  im 
Jahre  1757  die  Erlaubnis,  Musikinstrumente  für  Kinder 
zu  verfertigen.  Als  Gesellen  beschäftigte  er  seine  Söhne 
und  scheint  guten  Absatz  gefunden  zu  haben,  da  die 
Witwe  das  Geschäft  fortsetzte.  Ob  er  außer  Kinder- 
geigen auch  spielbare  Streichinstrumente  gebaut  hat, 
ist  nicht  bekannt. 

Lenoble,   Auguste.   —  Paris.     Geb.    1828   m 

Mirecourt,  f  4.  Januar  1895  in  Paris 

Geschickter  Bogenmacher.  Schüler  von  Fran^ois  Pe- 
catte.  Von  1848 — 1862  diente  er  beim  8.  Jägerbataillon 
und  arbeitete  in  seinen  dienstfreien  Stunden  während 
dieser  14  Jahre  in  den  verschiedenen  Städten,  in  denen 
sein  Bataillon  in  Quartier  lag,  hauptsächlich  in  Rennes 
für  die  Firma  Bonnel.  Im  Jahre  1862  ging  er  nachParis 
und  machte  sich  am  Boulevard  des  Martyrs  5  selb- 
ständig. Er  verlegte  sein  Geschäft  später  nach  Boule- 
vard des  Poissonnieres  und  1874  in  die  Rue  deClignan- 
court  37.  Gute  Bögen  tragen  den  Namen  »Lenoble«. 

Lenoir,  Jean.  —  Mirecourt.    1748.    1781 

Er  hatte  vier  Söhne,  von  denen  Jean  Nicolas,  geb. 
2.  März  1753,  von  1779—1788  gleichfalls  als  Geigen- 
macher vorkommt. 

Lenoir  (Lennoir),  Jean-Baptiste.  —  Straßburg. 
1753.  1778 

P.  de  Wit  veröffentlicht  seinen  geschriebenen  Zettel, 
es  war  mir  aber  nicht  möglich,  eine  Arbeit  eines  Geigen- 
machers dieses  Namens  zu  erfragen.  Auch  im  Straß- 
burger Archiv  war  nichts  über  ihn  zu  ermitteln.  Da- 
gegen erwähnt  A.  Jacquot  ein  im  Besitze  von  Dechesne 
in  Lüttich  befindliches  Violoncello,  das  einen  deutsch 
geschriebenen  Reparaturzettel  von  ihm  enthält. 

Lentz,  John  Frederick.  —  London.   1814 

Vermutlich  ein  naher  Verwandter,  vielleicht  der  Sohn 
von  Johann  Nik.  L.  Auch  er  wohnte  in  Chelsea,  Lower 
Sloane  Street  Nr.  1 .  Seinen  Zettel  veröffentlichte  Paul 
de  Wit. 


Lentz  (Lenz),  Johann  Nikolaus. 

1803.  1813 


Lond 


onaon. 


Ein  Deutscher,  der  angeblich  aus  Tirol  eingewandert 
war.  Er  war  mit  Bernhard  Fendt  befreundet  und  erhielt 
von  diesem  vermutlich  erst  Unterricht  im  Geigen- 
machen. Er  brachte  es  zu  bemerkenswerter  Geschick- 
lichkeit, verwendete  gewöhnlich  enggeflammtes  Ahorn- 
holz und  gebrauchte  einen  Lack,  der  dem  von  Dodd 
und  J.  F.  Lott  sen.  zwar  ähnlich,  aber,  wenig  durch- 
sichtig ist. 

Geigenzettel:  Johann  Nicolaus  Lenz,  fecit  /  near  the 
Church,  Chelsea  1 803  (gedruckt).  —  Johann  Nicolaus 
Lentz  fecit  /  Lower  Sloane  Street,  Chelsea  1813  (ge- 
schrieben). 


Leo,  Camillo  di,  lebte  im  letzten  Jahrzehnt  des 
19.  Jahrhunderts  als  Mandollnenmacher  in 
Palermo 

Leonardo  da  Vinci.  —  Florenz,  Mantua,  Mai- 
land usw.  Geb.  1452  auf  der  Villa  Vinci, 
1 2.  Mai  1 5 1 9  im  Schlosse  Cloux  bei  Amboise 

Vasari  —  eine  eben  nicht  sehr  zuverlässige  Quelle  — 
berichtet  von  Leonardo,  dem  Großmeister  der  ita- 
lienischen Malerei,  daß  er  nicht  nur  ein  ausgezeichneter 
Lautenspieler  war,  sondern  auch  Lauten  gemacht  habe. 
Vasari  geht  da  über  seinen  Gewährsmann,  den  floren- 
tinischen  Anonymus  vom  Kodex  Magliabechiano 
hinaus,  denn  dieser  weiß  nur  von  Leonardos  Lauten- 
spiel zu  berichten.  Bei  der  Vielseitigkeit  des  Künstlers 
und  seinem  Interesse  für  jede  technische  Kunstfertig- 
keit ist  es  immerhin  möglich,  daß  er  sich  auch  im 
Lautenbau  versucht  hat.  Schon  1498  war  Leonardo  in 
Mantua,  wo  der  Markgraf  anordnete,  daß  ihm  die 
Viola-  und  Lautensaiten  bezahlt  wurden,  die  er  von 
Mailand  mitgebracht.  Bekannt  ist,  daß  er  sich  viel  mit 
den  Gesetzen  der  Akustik  beschäftigt  hat,  und  seine 
Leistungen  auf  diesem  Gebiete  »sind  voll  über- 
raschender Ansätze«. 

Leonardson.  —  Orebro.   1884 

Einige  Geigen,  die  er  nach  Amati  gemacht  hat,  sollen 
gut  gelungen  sein. 

Leonhardt,  Anton.  —  Törökbecse.   1915 

Ein  junger  Geigenmacher,  der  guten  Vorbildern  nach- 
strebt. 

Leonhardt,  Christian  Gottfried.  —  Klingen- 
thal. 1789 

Sohn  von  Joh.  Friedr.  L.  Er  soll  hauptsächlich  für  die 
Familie  Hopf  gearbeitet  haben. 

Leonhardt,  Johann.  —  Fünfkirchen.   1915 

Arbeiten  von  ihm  habe  ich  nicht  kennen  gelernt,  doch 
wird  er  mir  als  talentvoll  geschildert. 

Leonhardt,  Johann  Friedrich.  —  Klingenthal. 
1757 

Nur  aus  den  Innungslisten  bekannt. 

Leoni,  Carlo.  —  Treviglio,  Treviso.  1851.  1861 

Ein  mittelmäßiger  Instrumentenmacher,  der  außer 
Geigen  auch  Gitarren  und  Zithern  angefertigt  hat. 

Leoni,  Ferdinande.  —  Parma.   1816 

Em  kleiner  Geigenmacher,  der  mittelmäßige  Nach- 
ahmungen nach  Amati  hinterlassen  hat. 

Geigenzettel :  Ferdinande  Leoni  /  Parmae.  18  .  .  (ge- 
druckt). 

Leoni,  Giovanni.  —  Parma  (?).   1870 

In  einer  guten  italienischen  Violine  fand  sich  liiiten- 
stehender  Zettel. 

Geigenzettel :  Giovanni  Leoni  /  1 870  (gedruckt). 


294 


Leopold         Lete 


Leopold,  Ludwig.  —  Neukirchen  b.  E.    1840 

Handwerksmäßig  in  der  Arbeit,  aber  nicht  ungescliickt. 
Seine  Geigen  haben  mittlere  Wölbung,  gehen  aber  im 
Umriß  auf  ein  Stainermodell  zurück. 

Leopoldo  s.  Tedesco 
Leopoldseder,  Joseph.  —  1852 

Wenig  bekannter  süddeutscher  Geigenmacher,  dessen 
Zettel  sich  in  einer  Geige  von  sehr  mittelmäßiger  Arbeit 
fand. 

Geigenzettel :  Joseph  Leopoldseder  /  1 852  (geschr.). 

Leoriporn,    Giovan    Francesco.   —   Mailand. 
1755.  1759 

Der  Name  ist  nicht  ganz  zweifellos  zu  lesen.  L.  be- 
zeichnet sich  ausdrücklich  als  Mailänder,  doch  zeigt 
seine  Arbeit  auch  Anklänge  an  die  Tiroler  Schule.  Die 
Wölbung  nimmt  er  nach  .Amati,  die  F-Löcher  aber 
nach  Stainer;  nur  der  Lack  entspricht  der  Mailänder 
Schule. 

Geigenzettel :  Fatto  da  Giovan  Francesco  /  Leoriporri 
Milanese  nel  aqui-  /  la  1758  (gedruckt). 

Leper,  Domenico.  —  Rom 

Ein  Musikinstrumentenmacher  des  19.  Jahrhunderts, 
der  mir  nur  dem  Namen  nach  bekannt  wurde. 

Le  Pileur,  Fran^ols.  —  Paris.   1752 

Vielleicht  Sohn  oder  Bruder  von  Pierre  Le  P.  Die 
■Arbeiten  beider  sind  sich  ähnlich.  In  der  jetzt  in  Berlin 
befindlichen  Sammlung  Snoeck  wird  eine  unvoll- 
ständige Geige  von  ihm  ohne  Datum  (Nr.  534)  auf- 
bewahrt. 

Geigenzettel:  Abb.  513. 

Le  Pileur,  Pierre.  —  Paris.   1703.   1757 

Wenig  bekannter  Geigenmacher.  Er  wendete  ein 
unschönes,  langes  Modell  und  einen  schlechten,  rot- 
braunen Lack  an.  Er  soll  sich  auch  »Pietro  Le  Pilieri« 
genannt  haben.  Ein  Quinton  von  ihm  vom  Jahre  1755 
befindet  sich  in  der  Sammlung  Savoye  in  Paris. 
Geigenzettel:  Pierre  Le  Pileur,  privilegiez  du  Roy  / 
dans  l'abbaye  Saint-Germain,  ä  Paris  /  1757  (gedruckt) 
und  Abb.  487. 

Le  Pot,  Charles.  —  1726 

Snoeck  besaß  ein  fünfsaitiges  Violoncello  mit  dem 
Namen  »Carolus  Le  Pot,  1726«. 

Le  Pot,  Jean.  —  Amiens.    1558 

Ener  der  älteren  französischen  Lauten-  und  Harfen- 
bauer. Er  läßt  sich  urkundlich  nachweisen,  doch  haben 
sich  Arbeiten  von  ihm  schwerlich  erhalten. 

Lepri,  Luigi.  —  Gubbio.    1880 

Vermutlich  einer  der  vielen  Dilettanten  seiner  Heimat, 
die  sich  mit  dem  Geigenmachen  in  den  Wintermonaten 
beschäftigen.  Seine  Geigen  lassen  selbst  eine  hand- 
werksmäßige Geschicklichkeit  vermissen. 


Friedrichstadt  (Kurland). 


Lerch,  Robert. 
1890.  1897 

Ein  Instrumentenmacher,  der,  wie  es  heißt,  aus  poli- 
tischen Gründen  1897  nach  Sibirien  verbannt  worden 
sein  soll. 

Le  Riche,  C.  J.  —  Lille.  1768.  1781 

Er  ist  bisher  nur  als  Lauten-  und  Zithermacher  bekannt 
geworden.  Eine  Zither  aus  der  Sammlung  Snoeck  in 
Berlin  trägt  untenstehenden  Zettel:  C.  J.  Le  Riche 
M«  Luthier  /  rue  de  la  Clef  /  1 768  (gedruckt). 

Leroux,  Charles.  —  Mirecourt.   1763 

Als  »Luthier«  erwähnt. 

Leroy,  Dominique.  —  Mirecourt.    1741.    1747 
Der  älteste  Geigenmacher  dieses  Namens. 

Leroy,  Leon.  —  Paris.    Geb.  27.  Juli  1874  in 
Armentieres  (Dep.  du  Nord) 

Schüler  seines  Vaters  Th.  Edouard  L.  Nach  einer 
15 jährigen  Studienzeit  machte  er  sich  am  18.  August 
1898  in  Paris  selbständig,  wo  er  Jules  Delepierres  Werk- 
statt übernahm;  er  baut  nach  französischen  und 
Italienischen  Modellen,  besonders  nach  Guarneri, 
Violinen  und  Violoncelli.  Er  hat  seine  eigene  Art,  den 
Baßbalken  anzubringen,  und  rühmt  dieser  besondere 
Vorzüge  nach.  Auch  seine  Mandolinen  sind  in  Musiker- 
kreisen geschätzt.  Im  Jahre  1900  erhielt  er  auf  der 
Pariser  Weltausstellung  eine  goldene  Medaille. 
Geigenzettel:  Abb.  483. 


Armentieres.    Geb.  1797, 


Leroy,  Thomas. 

t  1868 

Ein  tüchtiger  französischer  Geigenmacher,  der  wahr- 
scheinlich in  seiner  Heimatstadt  Mirecourt  seine  Aus- 
bildung genossen  hat  und  schon  1821  in  Lille  einen 
Ausstellungspreis  erhielt. 

Leroy,     Thomas-Edouard.     —    Armentieres, 
Paris.  Geb.  um  1840 

Schüler  seines  Vaters  Th.  L.  und  von  Chevrier.  Er 
erhielt  1882  in  Antwerpen  ein  Diplom  für  seine  Geigen 
und  arbeitet  jetzt  mit  seinem  Sohne  Leon  zusammen  in 
Paris. 

Lesclop,  Fran^ois-Henry.  —  Paris.   1746 

Geschworner  Zunftmeister  für  1746.  Er  soll  Geigen 
von  geringem  Wert  gemacht  haben,  aber  als  Orgelbauer 
nicht  ohne  Verdienst  gewesen  sein. 

Le  Sourd  s.  Nicolas 
Lessellier.  —  Paris.   1640.   1660 

Ein  Lautenmacher,  dessen  Arbeit  sehr  sorgfältig  ist, 
und  dessen  Lauten  ihres  schönen  Tons  halber  sehr 
geschältzt  waren. 

Lete,  Henry.  —  Mirecourt 

Hauptsächlich  Gitarrenmacher. 


Lete 


^ewic 


k; 


295 


Lete,  Dominique-Joseph.  — Nantes.  Geb.  1804 
in  Mirecourt,  f  25.  Mai  1871  in  Nantes 

Er  erlernte  das  Geigenmachen  in  seiner  Vaterstadt  und 
arbeitete  eine  Zeitlang  bei  Ch.  F.  Gand.  Hierauf  ließ  er 
sich  in  Nantes  nieder.  Seine  Geigen  sind  gut ;  sie  haben 
nur  oft  zu  dicke  Ränder  und  näseln  etwas. 
Geigenzettel :  Abb.  489. 

Lete,  Simon.  —  Paris.   Geb.  um  1768,  \  nach 

1828 

Er  stammte  aus  Mirecourt,  war  der  Schwiegersohn  von 
Pique  und  machte  Geigen  zu  billigsten  Preisen  für  den 
Handel.  Später  verlegte  er  sich  mehr  auf  den  Orgelbau. 
Von  1825—1828  war  J.  B.  Vuillaume  sein  Geschäfts- 
teilhaber. Für  eine  Geige,  die  im  Verhältnis  zu  ihrem 
Preise  von  25  Fr.  recht  gut  war,  erhielt  er  1823  eine 
silberne  Medaille. 

Lett,  Johan.  —  Stockholm.  1676.  f  1687 
Ein  schwedischer  Geigenmacher,  der  bisher  nur  dem 
Namen  nach  bekannt  ist.  Er  wohnte  im  Stadtteil  Norr- 
malm  und  hatte  Frau  und  Kind.  Da  er  der  älteste 
schwedische  Geigenmacher  ist,  wäre  es  sehr  erfreulich, 
wenn  noch  Arbeiten  von  ihm  zutage  kämen. 

Leunis,  Reynier.  —  Antwerpen.   1610 

Als  Clavecinmacher  und  Rahmenbildhauer  (»Lyst- 
maker  en  claversigmaker«)  bezeichnet. 

Leutis,  Gerolamo  de.  —  Rom.   1638 

Wenn  er  auch  bisher  nur  als  Klavizimbelmacher  be- 
kannt geworden  ist,  so  deutet  doch  schon  sein  Beiname 
darauf  hin,  daß  er  auch  Lauten,  diese  vielleicht  sogar 
vorzugsweise,  gemacht  hat.  Georg  Kinsky  spricht  (in 
seinem  Katalog  des  Musikhistorischen  Museums  von 
W.  Heyer  in  Köln)  die  Vermutung  aus,  daß  der  Name 
nicht  richtig  gelesen  sein  könnte  und  vielleicht  Giro- 
lamo  de  Zentis  heißen  müßte,  eine  Vermutung,  die 
allerdings  manches  für  sich  hat. 

Levalois.  —  Paris.   1760.   1769 

Er  wohnte  Rue  de  Calandre  und  verfertigte  alle  Sorten 
von  Musikinstrumenten. 

Levien,  Julius.  —  Berlin.   Geb.  21 .  April  1862 
in  Elbmg 

Er  ist  Doktor  der  Medizin  und  übte  von  1889—1894  in 
Berlin  seine  ärztliche  Praxis  aus.  Im  Jahre  1894  ging  er 
nach  Paris,  wo  er  unter  Leo  Fischessers  Leitung  seine 
erste  Geige  machte,  nachdem  er  schon  seit  1890  akusti- 
sche Studien  betrieben  und  sich  viel  mit  der  Lackfrage 
beschäftigt  hatte.  Er  ist  überzeugt,  die  Grundsätze  der 
alten  Meister  beim  Lackieren  gefunden  zu  haben,  und 
ein  von  ihm  gebautes  und  lackiertes  Streichquartett 
wurde  tatsächlich  mit  unbestrittenem  Erfolg  1912 
in  Berlin  öffentlich  zu  Gehör  gebracht. 

Levien,  L.  —  London  (Penton vüle).  Um  1800 

bis  1825 

Eine    Harfengitarre    von    ihm    mit    trapezförmigem 

Körper  besitzt  die  Sarnmlung  Crosby  Brown  in  New 


York.  In  einer  ähnlichen  Gitarre  liest  man:  Levien,/ 
Inventeur  &  Brevete  (gedruckt).  Die  gleiche  Inschrift 
findet  sich  in  einer  eigenartigen,  zargenlosen  Gitarre 
mit  dem  Bourbonenwappen  im  Schalloch  in  W.  Heyers 
Musikhistorischem  Museum  in  Köln.  Eine  achtsaitige 
Harfenlaute  bei  C.  Claudius  in  Kopenhagen  trägt  die 
vollständige  Inschrift:  L.  Levien  N^  8  Pleasant  Row 
Pentonville.  /  N°  60.  Patronized  By  the  ,  Society  of  arts 
and  sciences  (gedruckt).  Andere  Instrumente  von  ihm 
sind  mir  nicht  bekannt  geworden,  auch  scheint  er  nur 
der  Erfinder  und  nicht  der  Verfertiger  der  Instru- 
mente mit  seinem  Namen  gewesen  zu  sein. 

Levinville.  —  Besan^on.   1707 

Er  scheint  hauptsächlich  mit  dem  Ausbessern  alter 
Geigen  sein  Brot  verdient  zu  haben,  doch  hat  er  wohl 
auch  einzelne  Geigen  selbständig  gemacht.  Außer 
seinem  Zettel  (auf  dem  er  den  Namen  mit  dem  Brand- 
stempel abdruckte)  brachte  er  den  gleichen  Stempel 
mehrfach  an. 

Geigenzettel:  Racommode  par  /  Levinville  ä  Besan?on 
(geschrieben)  und  Abb.  496. 

Lewens,  Willem 

Ein  Brabanter  Lautenmacher,  der  zwischen  1 528 —  1 53 1 
genannt  wird. 

Lewicki,  Hans.  —  Garmisch  (bayr.  Hochland), 
Hellerau  bei  Dresden.   Geb.  22.  Febr.  1864 

in  Zürich 

Er  verlebte  seine  Jugend  in  Riga,  Aachen  und  Dresden, 
wo  sein  Vater  als  Professor  an  den  technischen  Hoch- 
schulen tätig  war.  Er  besuchte  das  Dresdener  Real- 
gymnasium und  diente  dann  als  Einjährig-Freiwilliger 
in  einem  sächsischen  Grenadierregiment.  Schon  als 
Knabe  beschäftigte  er  sich  mit  dem  Geigenbau  und 
wurde  dann  von  Ferdinand  Patzelt  regelrecht  ausge- 
bildet. Gleichzeitig  studierte  er  eifrig  das  Violin-  und 
Violoncellospiel  und  hatte  Gelegenheit,  jahrelang  unter 
Alois  Schmitt  im  Orchester  des  Dresdener  Mozart- 
vereins mitzuspielen.  Nach  beendeter  Lehrzeit,  also  um 
1887,  arbeitete  er  im  Elternhause  und  war  da  in  der 
angenehmen  Lage,  zunächst  ausschließlich  seinen  Ver- 
suchen und  Studien  leben  und  sich  auch  in  der  Musik 
noch  gründlicher  ausbilden  zu  können.  Um  die  Ar- 
beiten der  großen  italienischen  Meister  kennen  zu 
lernen,  unternahm  er  größere  Reisen,  u.  a.  nach  Berlin, 
Wien  und  London,  und  hatte  in  der  englischen  Haupt- 
stadt die  Freude,  fast  alle  in  englischem  Besitz  befind- 
lichen »Italiener«  ausgestellt  zu  sehen,  darunter  36  Ar- 
beiten von  Stradivari.  Er  trat  auch  mit  zahlreichen 
Virtusoen  in  persönliche  Beziehung,  um  sich  eine 
sichere  Vorstellung  eines  anzustrebenden  Tonideals 
für  ein  Streichinstrument  zu  bilden.  Die  herrliche 
Gegend,  der  historische  Boden  in  der  Nähe  Mitten- 
walds und  der  Heimat  derTiroler  Geigenbauer,  sowie  das 
Bedürfnis,  in  möglichster  Ruhe  arbeiten  zu  können, 
veranlaßte  ihn,  im  Jahre  1898  sich  in  Garmisch  nieder- 
zulassen. Er  konnte  sich  dort  auch  eine  Holzkenntnis 
verschaffen,  wie  sie  nie  aus  Büchern  oder  in  der  Werk- 
statt allein  zu  lernen  ist.  Im  Jahre  1912  siedelte  er 
wieder  nach  Dresden  über  und  schlug  seine  Werkstatt 


296 


Lewis    —  Liebich 


in  Hellerau  auf.  Seine  Arbeit  ist  sehr  sorgfältig,  er  legt 
ein  Hauptgewicht  darauf,  daß  alles  »echt«  ist,  seine 
Geigen  haben  italienischen  Charakter  und  klingen  sehr 
schön.  Auf  der  Nürnberger  Kunstgewerbeausstellung 
erhielt  er  für  ein  besonders  schönes  Quartett  die  silberne 
Medaille. 

Geigenzettel :  Hans  Lewicki  (gedruckt). 

Lewis,  Edward.  —  London.   1687.   1730 

Ein  hervorragend  tüchtiger  und  auch  bei  seinen  Zeit- 
genossen hochangesehener  Geigenmacher.  Seine  Arbeit 
ist  tadellos  wie  sein  Holz;  auch  sein  meist  hellgelber, 
manchmal  rötlicher  Lack  auf  goldgelbem  Grund  ist  sehr 
gut.  Form  und  Ausstattung  geschmackvoll.  Er  soll,  was 
nicht  bewiesen  ist,  mit  Th.  Jay  zusammen  gearbeitet 
haben.  Th.  Brittons  Katalog  zählt  einen  »ausgezeich- 
neten Tenor«  und  eine  »besonders  gute«  Baßvioline 
von  ihm  auf. 

Geigenzettel:  Edward  Lewis  /  in  St.  Paul  allay  in 
London  /  1687  (gedruckt). 

Lewis,  H.  F.,  lebte  seit  den  80er  Jahren  des 
1 9.  Jahrhunderts  bis  etwa  1 900  In  Melbourne 
als  Geigenmacher  und  erhielt  auf  einer 
dortigen  Ausstellung  eine  ehrenvolle  Er- 
wähnung 

Leykom.  —  Brambach.   1910 
Guter  Bogenmacher. 

LhuUier  s.  Lullier 

Liainer,  Alberto.  —  Rom.   1674 

Bei  Grillet  u.  a.  wird  sein  Zettel  mitgeteilt;  der  Name 
ist  jedenfalls  unrichtig  gelesen  worden ;  vielleicht  war 
statt  »Li«  St  zu  lesen. 

Geigenzettel:  .Alberto  Liainer  /  In  Roma  1674  (gedr.). 

Libera,  Agostino.  —  ?  Um  1600 

Eine  vielchörige  Mandora  mit  diesem  Namen  befindet 
sich  im  Museum  des  Pariser  Konservatoriums. 

Liciliano  s.  Siciliano 

Lidl,  Antonl.  —  Mittenwald.   1700 

Hart  teilt  diesen  Namen  und  die  Jahreszahl  ohne  Wohn- 
ort und  weitere  Bemerkungen  mit. 

Lidl,  Johannes.  —  Mittenwald.   1775 

Wenig  bekannter  Geigenmacher. 

Lidl,  Josef.  —  Brunn.  1895.   1913 

Ein  Kaufmann,  der  mit  dem  Klavierhandel  begann, 
dem  er  ein  Musikinstrumentengeschäft  mit  einer  Werk- 
statt angliederte.  Er  beschäftigt  Gehilfen  aller  Art, 
darunter  auch  Geigenmacher,  und  hat  einen  großen 
Kundenkreis  in  den  slawischen  Ländern  gefunden. 

Lieb,  Karl,  lebte  um  1840  in  Iglau 


Liebel,  Carl  Friedrich.  —  (Mark)Neukirchen. 
Geb.  1735,  tarn  26.  Juni  1803 

Der  Stammvater  der  Geigenmacherfamilie  dieses 
Namens.  Er  war  der  Sohn  des  Bürgers  und  Schneiders 
Georg  L.  und  wurde  am  2 1 .  November  1 752  als  Meister 
in  die  Geigenmacherzunft  aufgenommen.  Er  starb 
68  Jahre  weniger  5  Tage  alt. 

Liebel,  Christian. —  Quittenbach.  1756  (?) 

Ein  braver,  recht  sauber  arbeitender  Geigenmacher. 
Er  verwendete  gutes  Tonholz,  ungeflammten  Ahorn- 
boden und  gelblichen  Lack,  der  besser  ist,  als  der  vieler 
gleichzeitiger  Vogtländer.  Er  scheint  sogar  eine  gute 
tiroler  Geige  als  Vorbild  besessen  zu  haben.  Auch  die 
innere  Ausarbeitung  unterscheidet  sich  vorteilhaft  von 
der  Dutzendarbeit  seiner  engeren  Landsleute  aus  der 
zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts.  Die  Jahreszahl  ist 
auf  seinen  Zetteln  meist  so  verblichen,  daß  sie  nicht 
mehr  sicher  gelesen  werden  kann. 

Geigenzettel:  Christian  Liebel  /  Violin  /  macher  in 
Quittenbach  17..  (gedruckt). 

Liebel,  Johannes.  —  (Mark)Neukirchen.    1803 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Carl  Fr.  L.  Als  Ur- 
sprungsort für  seine  Geigen  gibt  er  Mittenwald  an,  ob- 
wohl sie  nichts  an  sich  haben,  was  ihn  dazu  berechtigt 
haben  könnte.  — •  Sein  Enkel,  der  am  7.  April  1863  ge- 
borene Leonhard  Jul.  Paul  L.,  ist  auch  Geigenmacher 
geworden. 

Geigenzettel :  Johannes  Liebel  aus  /  Mittenwald  an  der 
Isar/  1803  (gedruckO. 

Liebel,  Leonhard  Robert  Gustav.  —  Erlbach. 
Geb.  2.  Jan.  1870  in  Erlbach 

Er  soll  eine  Zeitlang  in  Breitenfeld  gearbeitet  haben 
und  ist  dann  wieder  verzogen. 

Liebetreu,  H.  —  Dessau.   1806 

Seine  Geigen  sind  wertlos,  besser  dagegen  seine 
Gitarren ;  eine  solche  besitzt  C.  Claudius  in  Kopen- 
hagen; eine  Geige  von  ihm  befindet  sich  bei  einem 
Kölner  Geigenmacher. 

Liebich,  Ernst  (I).  —  Breslau.  Geb.  27.  Okt. 
1796  in  Reibnitz  bei  Hirschberg  (Schles.), 
f  1876  in  Breslau 

Schüler  seines  Oheims  Joh.  Gottfr.  L.,  dessen  Werk- 
statt er  1824  übernahm.  Er  galt  als  tüchtig,  arbeitete 
nach  Stradivan  und  Guarnen  und  machte  auch  Harfen 
und  Gitarren. 


Breslau.    Geb.    1830, 


Liebich,   Ernst    II. 

t  1884 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Ernst  I  L.  In  seiner 
Arbeit  kommt  er  seinem  Vater  recht  nahe. 

Liebich,    Ernst    III.    —    Breslau.     Geb.    in 
Breslau25.  Mai  1862 

Sohn  und  Schüler  von  Ernst  II  L.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  u.  a.  bei  D,  Bittner  und  Voigt  in  Wien  und  übernahm 


Liebich  —  L' 


gne 


297 


nach  dem  Tode  seines  Vaters  das  Geschäft  in  Breslau. 
Er  arbeitet  recht  gut  nach  den  berühmten  Meistern, 
verwendet  auch  ein  eigenes  Modell  und  gebraucht  01- 
und  Spirituslack.  Für  seine  Arbeiten  erhielt  er  die 
preußische  silberne  Staatsmedaille  und  verschiedene 
Ausstellungsmedaillen.  Er  ist  Hofinstrumentenmacher 
des  Herzogs  von  Koburg-Gotha  und  beeideter  Sach- 
verständiger. 

Lleblch,  Gottlieb.  —  Hermsdorf.    18.  Jahrh. 

Sein  Modell  erinnert  in  mancher  Hinsicht  an  Stamer; 
der  Lack  ist  dunkel  und  unscheinbar,  das  Deckenholz 
aber  meist  recht  gut.  Eine  Violine  von  ihm  ohne  Ein- 
lagen besitzt  Rat  Friedrich  in  Posen. 
Geigenzettel:  Gottlieb  Liebich  /  Violinmacher'  in 
Hermsdorf  /  unterm  Kynast  (gedruckt). 

Liebich,  Johann  Gottfried.  —  Breslau.    Geb. 
um  1755,  t  1824 

Er  entstammte  nachweislich  einer  Geigenmacherfamilie 
und  war  vielleicht  der  Sohn  von  Gottlieb  L.  Um  1 790 
ließ  er  sich  in  Breslau  nieder  und  begründete  dort  sem 
noch  heute  bestehendes  Geschäft.  Seine  Arbeit  ist  gut 
und  erinnert  teils  an  die  Prager,  teils  an  die  Vogt- 
länder Schule. 

Geigenzettel:  Johann  Gottfried  Liebich  /  Geigen- 
Lauten-  und  Harfenmacher  /  in  Breslau  1 792  (gedruckt). 

Liebig  (Liebich),  Johann  Gottlieb  (Gottlob).  — 

Hamburg 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  21.  Oktober  I79I 
Bürger  wurde.  Er  gehörte  wahrscheinlich  zur  Breslauer 
Familie  und  scheint  auch  wieder  dorthin  gezogen  zu 
sein,  denn  Fr.  Meisel  in  Breslau  besitzt  ein  Instrument 
von  ihm  mit  folgendem  Zettel:  Johann  Gottlob 
Liebich  /  Musikalischer  Instrumentenmacher  /  in 
Breslau  1793  (gedruckt). 

Liebl,  A.  —  Griesbach   (Rotthal).    Geb.   in 

Griesbach  1867 

Schüler  seines  Vaters  Job.  Nep.  L.  Er  machte  sich  1882 
selbständig  und  übernahm  1 899  das  väterliche  Geschäft. 
Er  ist  Geigenmacher  und  Reparateur  und  verwendet 
seiner  Aussage  nach  »Cremoneser«  Lack. 

Liebl,  Johann.  —  Griesbach  (Rotthal).    Geb. 
1770,  t  28.  Febr.  1840 

Braver  Gelgen-  und  Zithermacher,  dessen  •4rbeit  an 
die  Mittenwalder  Schule  erinnert.  Eine  Zither  von  ihm 
aus  der  Sammlung  Snoeck  befindet  sich  jetzt  in  Berlin. 
Der  wohl  schwer  leserliche  Zettel  wurde  von  Snoeck 
allerdings  stark  mißverstanden:  statt  Liebl  laser»lion« 
und  die  Abkürzung  burgl.  für  »bürgerlicher«  (Geigen- 
macher) als  Eigenname  »Burgle*. 
Geigenzettel :  Abb.  499. 

Liebl,  Johann  Nep.  —  Griesbach  (Rotthal). 
Geb.  1811,t22.0kt.  1889 

Schüler  seines  Vaters  Johann  und  dessen  Nachfolger 
und  gleich  diesem  ein  braver  Geigen-  und  Zither- 
macher. 


Liebl.  —  Thann.   1840 

Ein  Musiker,  der  sich  auch  mit  dem  Ausbessern  alter 
Geigen  abgab. 

Geigenzettel :  Rep.  Liebl  Kirchenmusikus  /  in  Thann 
1840  (gedruckt). 

Liebmann,  Otto.  —  Klingenthal.  Geb.  1855 

Begründete  1879  die  Handelsfirma  Otto  Liebmann  & 
Co.  und  beschäftigt  viele  Geigenmacher  seines  Bezirks. 

Liehr,  Gottl.  —  Prag.    1763.   f  21.  Aug.  1813 

in  Prag 

Ein  von  Em.  E.  Homolka  neu  aufgefundener  Prager 
Meister,  der  Jakubskä  ulice  Nr.  673,  I.  wohnte. 

Liekow,  Carl  Wilhelm.  —  Hamburg 

Erwarb  am  26.  April  1 799  das  Hamburger  Bürgerrecht 
als  »Instrumentenmacher«. 

Liessem,  Remerus.  —  London.   1750.   1760 

Er  soll  hauptsächlich  Zithern  gemacht  haben;  doch 
kommen  auch  einige  Violoncelli  von  ihm  vor.  Eme 
Zister  von  ihm  befand  sich  in  der  Sammlung  Loup,  eine 
andere  besitzt  A.  F.  Hill,  eine  Zister  mit  doppelter 
Schnecke  (»Cetera  Bijuga«)  vom  Jahre  1760  kam  mit 
der  Sammlung  Galpin  nach  Eoston. 

Lieves,  Eduard.  —  Königsberg  i.  Pr.   Anfang 
des  19.  Jahrhunderts 

Er  nennt  sich  »Mechanicus  und  musikalischer  Instru- 
mentenmacher«. Er  soll  Klaviermacher  gewesen  sein 
und  hat  auch  Gitarren,  aber  keine  Geigen  gemacht. 
Sein  Zettel  findet  sich  bei  Paul  de  Wit.  Eine  Gitarre  von 
ihm  wurde  am  20.  Januar  1914  in  Berlin  bei  Gebr. 
Heilbronn  versteigert.  Reich  verzierte,  klangschöne 
Gitarren  mit  Ebenholz-  und  Perlmuttereinlagen  finden 
sich  noch  mehrfach  in  Königsberger  Privatbesitz,  so 
bei  Bernhard  Neumann,  Musiklehrer  Blum  usw. 

Light,  Edward.  —  London.    1798.    1800 

Er  war  »Professor  of  Music«,  »Lyrist  to  the  Princess  of 
Wales«  und  wohnte  Foley  Place  und  später  Marylebone 
Street,  Er  ist  nur  als  Erfinder  von  Harfenlauten  (»Dital- 
harps«)  bekannt  geworden.  Solche  befinden  sich  in  der 
Crosby-Brown-CoUection  (Metrop.  Museum  of  Art  in 
NewVork)  Nr.  1076,  in  W.  Heyers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln  Nr.  404,  602  und  bei  C.  Claudius  in 
Kopenhagen.  Die  Kölner  Sammlung  besitzt  außerdem 
eine  Harfengitarre  von  ihm  (Nr.  1010).  Eine  Laute  ist 
in  der  Sammlung  Gautier.  In  einer  Gitarre  der  Samm- 
lung Snoeck  wird  er  als  der  Erfinder  und  ein  Barry  als 
Verfertiger  bezeichnet,  was  zu  der  Annahme  berechtigt, 
daß  Light  selbst  keine  Lauten  machte,  wie  er  ja  auch 
die  Herstellung  seiner  »Imperial  Harp-Lute«  nach  1818 
der  Firma  Wheatstone  &  Co.  übertrug.  Über  ihn  und 
seine  Ditalharp  vgl.  Allg.  musik.  Zeitung,  22.  Jahrgang, 
Sp.  232. 
Geigenzettel:  479  Light  /  foley  place  /  London  (gedr.). 

Lignamaro  s.  Legnamaro 
Ligne  s.  De  Ligne 


298 


Lignoli 


Lindholm 


Llgnoli,  Andrea.  —  Florenz.   1681 

Er  wird  als  Sohn  des  Giovanni  L.  bezeichnet,  ist  aber 
ziemhch  unbekannt;  auch  de  Piccolellis  weiß  nur  den 
Namen  anzugeben. 

Liharzik  war  Dr.  med.  (Kinderarzt).  Geb.  in 
Wallach.  Mesentsch,  f  1866  In  Wien  an  der 
Cholera  im  52.  Lebensjahre 

In  den  letzten  drei  Jahren  seines  Lebens  beschäftigte  er 
sich  mit  der  Berechnung  von  Musikinstrumenten;  auf 
der  Wiener  Weltausstellung  1873  war  eine  von  ihm 
»auf  mathematischen  und  selbst  kabbalistischen  Thesen 
basierte«  Geige  ausgestellt,  von  der  man  aber  nie 
wieder  etwas  gehört  hat.  Die  wenigen,  seinen  Namen 
als  Brandmarke  tragenden  Instrumente  sind  von 
W.  Th.  Gutermann  gemacht. 

Lilly,  James,  ein  englischer  Geigenmacher,  der 

um  1820  gelebt  hat 
Limprecht,  Carl.  —  Elberfeld.    19.  Jahrh. 

Die  Geige,  in  der  sein  Zettel  klebte,  scheint  Markneu- 
kirchner Ursprungs  gewesen  zu  sein. 

Geigenzettel :  Carl  Limprecht  /  Geigenmacher  in 
Elberfeld  (gedruckt). 

Linarolo,  Francesco.  —  Venedig.   1540 

Stammte  aus  Bergamo  und  siedelte  später  nach  Venedig 
über,  wo  er  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts 
als  Streichinstrumentenmacher  lebte.  Eine  Diskant- 
gamba  von  ihm  aus  dem  Nachlasse  des  in  Serajewo 
ermordeten  Erzherzogs  Franz  Ferdinand  von  Oster- 
reich-Este  befindet  sich  in  der  Sammlung  alter  Musik- 
instrumente zu  Wien. 


Geigenzettel:    Franciscus    Linarolus 
Venetis  faciebat  (gedruckt). 


B^ 


ergomensis 


Linarolo,  Giovanni.  —  Venedig.   1622 

Sohn  von  Ventura  L.,  vielleicht  auch  dessen  Schüler, 
im  ganzen  wenig  bekannt.  Nur  Pasini  wollte  eine 
Arbsit  von  ihm  mit  dem  untenstehenden  Zettel  ge- 
sehen haben.  Eine  V.ohne  mit  der  auf  dem  Boden 
mit  Tusche  geschriebenen  Bezeichnung:  Giovanni  di 
Ventura  in  Venezia  1622  ist  in  der  Wiener  Sammlung 
alter  Musikinstrumente.  Es  läge  nahe,  den  Veif  artiger 
für  den  Sohn  Ventura  Linarolos  zu  halten,  wenn  die 
Arbeit  nicht  £o  unbeholfen  wäre,  daß  man  eher  an 
einen  Liebhaber,  als  an  den  Sohn  eines  bewährten 
Meisters  denken  möchte. 

Geigenzettel :  Giovanni  D'  Ventura  Linarol ,  In  Venetia 
1622  (gedruckt). 

Linarolo,  Ventura. — Venedig.    1577.    1591 

Francescos  Sohn ;  arbeitete  bis  gegen  1 584  in  Venedig, 
scheint  dann  1585  für  kürzere  Zeit  nach  Padua  über- 
gesiedelt zu  sein,  kehrte  aber  bald  wieder  nach  Venedig 
zurück.  Er  ist  der  Bedeutendste  aus  seiner  Familie  und 
nannte  sich  nach  seinem  Vater  »Ventura  di  Francesco 
Linarolo«.  Eine  aus  dem  Jahre  1581  datierte  Violine 
mit  einer  in  den  ersten  Formen  gehaltenen  Schnecke 
und  den  charakteristischen  F-Löchern  besaß  der  Erz- 
herzog-Thronfolger Franz  Ferdinand  von  Österreich- 


Este,  eine  herrliche  Lira  da  braccio  (da  Spalla)  vom 
Jahre  1 577  W.  Heyers  Musikhistorisches  Museum  in 
Köln,  eine  Tenorgeige  und  Diskantgamba  sah  man  auf 
der  Wiener  Mus.-Ausst.  (mit  verschieden  lautenden 
Zettelinschriften).  Von  Vent.  Linarolo  dürfte  auch  die 
fünfsaitige  Viola  (Quinton)  herrühren,  die  das  Ver- 
zeichnis der  Sammlung  Keil  in  Lissabon  dem  »Vinareli 
da  Venice  1581  <•  zuschreibt.  Wenn  Valdrighi  eine  Viola 
da  Gamba  von  ihm  mit  der  Jahreszahl  1514  gesehen 
haben  will,  so  scheint  dies  auf  einem  Lesefehler  zu  be- 
ruhen, er  besaß  jedoch  1888  eine  solche  mit  der  Jahres- 
zahl 1591  ;  de  Piccolellis  las  den  Namen  ebenfalls  un- 
richtig: »Venturino  Linarelli«.  Vgl.  u.  a.  Hajdeckis 
treffliche  Schrift:  »Die  Lira  da  Braccio«  usw.  In  der 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Wien  wird  auch 
eine  Violine  von  1581  mit  kurzem  kantigen  Hals  in 
ursprünglicher  Erhaltung  und  eine  Groß-Baß-Vio!a 
da  Gamba  vom  Jahre  1585  bewahrt,  die  nun  Padua 
als  Wohnort  angibt. 

Geigenzettel :    Ventura    di    Francesco   /    Linarolo    In 
Venetia  1 577  (gedruckt).  —  1 585    Ventura  de  Fran  Co 
Linarol  in  Padoa      P.  (geschri;ben). 

Lincke,  Johannes  Peter.  —  Kopenhagen.    1773 

Semem  Zettel  und  seinem  Namen  nach  ist  er  wahr- 
scheinlich deutscher  Abkunft;  auch  seine  Arbeit  verrät 
deutsche  Schule. 

Geigenzettel :  Johannes  Peter  Lincke  /  Violinmacher  in 
Copenhagen  (gedruckt). 

Lindahl,  Daniel.  —  Stockholm.   1814.   1817 

Schüler  von  Johan  Jerner,  als  dessen  Lehrling  er  1814 
und  1817  nachweisbar  ist.  Ob  und  wo  er  sich  später 
selbständig  gemacht  hat,  ist  mir  nicht  bekannt  ge- 
worden. 

Lindberg,  C.  —  Sigtuna.   1841 

Wahrscheinlich  ein  Liebhaber,  der  sich  mit  dem 
Geigenmachen  beschäftigt  hat.  Seine  Arbeiten  sind 
übrigens  nicht  übel,  wie  ein  im  Museum  zu  Gothen- 
burg  aufbewahrtes  Violoncello  beweist. 

Geigenzettel:  C.  Lindberg  /  Sigtuna  3,  I  i  1841  (gedr.). 

Linden  s.  Van  der  Linden 
Linder,  Hans^).  —  Augsburg.   Geb.  um  1549, 
fnach  1615 

Im  Augsburger  Meisterregister  von  1615  wird  neben 
Rudolf  Bcssart  und  Sixt  Rauchwolf  auch  der  Lauten- 
macher Hans  Linder,  66  Jahre  alt,  aufgeführt.  Die 
Altersangaben  sind  um  jene  Zeit  freilich  nicht  allzu 
genau  zu  nehmen,  aber  doch  annähernd  richtig. 


Lmdholm,  Erik. 
1874 


Stockholm.  Geb.  22.  April 


Schüler  von  Oskar  Zimmer  in  Markneukirchen.  Den 
Abschluß  seiner  Ausbildung  fand  er  als  Gehilfe  bei 
E.  Gärtner  in  Stuttgart  und  G.  Stössel  in  Köln.  Im 
Jahre  1907  machte  er  sich  in  Stockholm  selbständig  und 
hat  sich  sehr  bald  einen  guten  Ruf  als  tüchtiger  Geigen- 
bauer zu  erwerben  gewußt. 


^)  Eine  Familie  Linder  kommt  m  Füssen  vor. 


Lindholm  —  Lippi 


299 


Llndholm,  Pehr.  —  Stockholm.    1780.   1800 

Er  machte  außer  einigen  Nagelharfen  und  Lauten 
hauptsächlich  Klaviere.  Obwohl  er  seit  mmdestens  1 780 
in  Stockholm  als  Instrumentenmacher  ansässig  war, 
wurde  er  erst  1  791  als  Meister  in  die  Tischlerzunft  auf- 
genommen. Mir  ist  von  ihm  nur  ein  Klavichord  in  der 
Sammlung  Claudius  in  Kopenhagen  bekanntgeworden. 

Geigenzettel:  Förfardigadt  af  Pehr  /  Lindholm  Instru- 
ment- /  makare  i  Stockholm  /  Ar  1780  (geschrieben). 

Lindley,  Lawrence 

Ein  englischer  Geigenmacher,  dessen  Arbeiten  ge- 
schätzt werden. 

Lindmair,  Bernhard,  wurde  im  Jahre  1548  als 

Lautenmacher  Bürger  von  Wien 
Lindner,  Johann  Jakob.  —  Dresden.    1697 

Er  scheint  im  Hofdienst  gestanden  zu  haben.  Eineneun- 
spänige  Laute  von  ihm  mit  zehn  doppelchörigen  und 
zwei  Spielsalten  besitzt  die  Musikinstrumentensamm- 
lung  des  Eisenacher  Bachhauses  (Nr.  1). 

Geigenzettel:  Johan  Jac.  Lindner  /  Mus.  Elector. 
Saxon.  fac:  /  Dresden  .  .  .  1697.  (gedruckt). 

Lindqvist,  Franz.  —  Erikslund  (Upsala) 

Ein  schwedischer  Tischler,  der  auf  der  Ausstellung 
1897  in  Stockholm  mehrere  gute  Geigen  und  ein 
Violoncello  ausgestellt  hatte. 

Lindsay,  David.  —  Gateshead 

Englischer  Geigenmacher.  Um  1884 — 1889  und  später 
kommt  auch  ein  Michael  Lindsay  vor. 

Lindsay,   M.  H.  —  Stockton-on-Tees.    Geb. 
12.  April  1837  In  Cawlsay  (Irland) 

Mit  14  Jahren  kam  er  nach  England  und  lernte  das 
Violin-  und  Violoncellospiel;  auch  als  Baßgeiger  wurde 
er  ausgebildet.  Als  er  in  den  Besitz  von  zwei  Geigen  von 
Vuillaume  (eine  Stradivari-  und  eine  Guarnerikopie) 
kam,  begann  er  sich  für  das  Geigenmachen  lebhaft  zu 
interessieren;  er  wollte  sehen,  wie  seine  Geigen  im 
Innern  beschaffen  waren,  und  1860  begann  er,  ohne 
Lehrer  und  Anleitung,  selbst  Geigen  zu  machen.  An- 
geborenes Talent  und  rastloses  Studium  brachten  ihn 
bald  vorwärts,  so  daß  er  ein  geschickter  Geigenmacher 
wurde,  dessen  Arbeiten  von  Kennern  geschätzt  werden. 
Er  hat  bis  jetzt  etwa  500  Violinen,  10  Violoncelli  und 
einen  Kontrabaß  gemacht.  Er  macht  alles  an  seinen 
Geigen  selbst  und  legt  besonderen  Wert  auf  den  Lack. 
In  den  Umrissen  ahmt  er  Stradivari  nach;  die  Dicken- 
verhältnisse bestimmt  er  nach  eigenen  Berechnungen. 
Seine  Versuche  mit  dem  Lack  gehen  bis  1860  zu- 
rück; er  besitzt  jetzt  in  der  Tat  einen  schönen  Lack 
von  italienischem  Aussehen  und  lobenswerten  Eigen- 
schaften. 

Lindström.  —  Asmundstorp.   1880 

Wahrscheinlich  ein  Dilettant,  der  jedoch  über  eine  he- 
achtenswerte  Handgeschicklichkeit  verfügte. 


Liotta,  Domenico.  —  Catania 

Mandolinenmacher  der  Gegenwart,  der  1911  in  Turin 
eine  Mandoline  von  ungewöhnlicher  Form  ausgestellt 
hatte. 

Lipp,  Benedict.  —  Mittenwald.  Geb.  22.  März 
1762  in  Mittenwald,  f  ? 

Jüngerer  Sohn  von  Ign.  L.  Er  scheint  nur  bei  seinem 
Vater  gearbeitet  zu  haben  und  jung  gestorben  zu  sein. 

Lipp,  Ignaz.  —  Mittenwald.    1740.   1762 

Nicht  ungeschickt  in  seiner  Arbeit;  seine  beste  Zeit 
fällt  in  die  Jahre  1 740  bis  1  760.  Er  gehört  zur  Klotz- 
schule. 

Lipp,  Johann  Georg.  —  Mittenwald.  Geb. 
18.  April  1756  in  Mittenwald,  f  ? 

Sohn  von  Ign.  L.  Ihm  dürfte  eine  Geige  mit  dem 
untenstehenden  Zettel  ohne  Ortsangabe  zuzuschreiben 
sein.  Die  Arbeit  ist  sauber,  der  Lack  braun  und  ge- 
wöhnlich, im  ganzen  die  Tiroler  Schule  unverkennbar. 

Geigenzettel :  Johann  Lipp  /  Anno  1 780  (gedruckt). 

Lipp,  Julius  August.  —  Mittenwald.   1760 

Der  Unbedeutendste  aus  der  Familie;  er  versuchte  ver- 
geblich, Italienische  Vorbilder  nachzuahm.en.  Sein  Lack 
ist  dunkelbraun  und  glanzlos. 

Lipp,  Martin.  —  Dillingen  a.  D.  Geb.  23.  Aug. 
1809  in  Mittenwald,  f  13.  Juni  1843  in 
Dillingen 

Er  ließ  sich  um  1835  in  Dillingen  nieder,  wo  seit 
Kempters  .'\bgang  kein  Geigenmacher  mehr  ansässig 
war,  und  heiratete  dort  am  20.  März  1 838  Maria  Antonie 
Höss.  Er  war  recht  talentvoll ;  sein  frühzeitiger  Tod  aber 
verhinderte  es,  daß  er  zu  voller  Meisterschaft  kam. 

Geigenzettel :  Martin  Lipp  /  Instrumenten-Macher  ,  in 
Dillingen  1835.  (gedruckt)  und  Abb.  498. 

Lipp,  Mathias.  —  Benedictbeuern.   1760 

Wahrscheinlich  aus  Mittenwald  stammend.  Seine 
Arbeit  trägt  ganz  den  Charakter  der  Klotzschule. 

Geigenzettel :  Mathias  Lipp  Geigenmacher  /  in  Bene- 
dictbeyrn  1760  (gedruckt). 

Lipp,  Stanislaus.  —  Mittenwald.  Geb.  4.  Dez. 

1751.  1785 

Arbeiten  von  ihm  kommen  ziemlich  spärlich  vor,  er 
,scheint  sie  nur  selten  mit  Zetteln  versehen  zu  haben. 
J.  H.  Zimmermann  in  St.  Petersburg  besaß  eine  gute 
Violine  von  ihm. 

Geigenzettel:  Stanislaus  Lipp  in  Mittenwaldt.  1785 
(geschrieben). 

Lippi,  Pietro.  —  Marseille.    1765 

Ein  Neapolitaner,  der  sich  in  Marseille  ansässig  machte 
und  u.  a.  verschiedene  gute  Bässe  gebaut  hat.  Eine 
hübsche  Mandoline  von  ihm  bewahrt  die  staatl.  Samm- 
lung in  Berlin  (Nr.  751). 

Geigenzettel :  Abb.  504. 


300 


Lippi-Coviaux  —  Locatelli 


Lippl-Coviaux.  —  Marseille.   1823.   1840 

Vielleicht  ein  Verwandter  von  Pietro  L.,  dessen  Namen 
er  dem  seinen  beifügte.  Er  war  der  Nachfolger  Lapre- 
vottes  und  der  Vorgänger  von  Ch.  Daniel  und  galt  als 
guter  Lehrmeister;  Marius  Richelme  war  einer  seiner 
Schüler.  Seine  Gitarren  sind  besser  als  seine  Violinen. 

Llppitsch,  Heinrich.  —  Graz.  Geb.  nach  1850, 
f  1878  in  Bosnien 

Schüler  von  Franz  Herzlieb  jun.  und  dessen  würdiger 
Nachfolger.  Ein  sehr  begabter  Geigenmacher,  der  zu 
schönen  Hoffnungen  berechtigte.  Zur  Zeit  der  Be- 
setzung Bosniens  durch  die  Österreicher  wurde  er  trotz 
seines  leidenden  Zustandes  gezwungen,  Soldat  zu 
werden.  Er  wurde  darüber  schwermütig  und  schied  auf 
dem  Wege  nach  Serajewo  freiwillig  aus  diesem  Leben. 
Geigenzettel:  Heinrich  Lippitsch  /  Reparirt  Graz  1877 
(geschrieben). 

Lippold.  —  Markneukirchen 

Aus  dieser  Familie  sind  die  folgenden  Geigenmacher 
hervorgegangen : 

Lippold,   Garl    Friedrich.   —   Geb.   20.  Aug. 

1772,  t  I.Jan.  1854 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Georg  L.  Seine  Violinen 

sind  denen  der  Familie  Ficker  gleich  zu  achten.  Die 

Arbeit  ist  sauber,  der  braungelbe  Lack  oft  recht  gut  und 

der  Ton  sehr  ansprechend. 

Geigenzettel:  Carl  Friedrich  Lippold  /  musikalischer 

Instrumentenmacher  /  in  Neukirchen  1794  (gedruckt). 

Lippold  (Lippoldt),  Johann  Georg.  —  Geb. 

1739,  t  4.  Sept.  1824 

Er  wird  ausdrücklich  als  Geigenmacherssohn  be- 
zeichnet —  sein  Vater  dürfte  Wolf  Erhardt  L.  gewesen 
sein  —  und  war  der  beste  Meister  aus  seiner  Familie. 
Seine  Violinen  zeigen  gute  Arbeit,  und  wenn  sie  auch 
in  den  Umrissen  usw.  denen  seiner  Vogtländer  Zeit- 
genossen ähnlich  sind,  so  ist  doch  ihr  gelbbrauner  Lack 
wesentlich  besser,  so  daß  es  nahe  liegt,  anzunehmen, 
daß  er  auch  einige  Zeit  anderswo  gearbeitet  hat.  Er 
wurde  am  28.  Mai  1 760  Meister  und  starb  in  einem 
Alter  von  85  Jahren  5  Monaten  und  1 7  Tagen. 
Geigenzettel:  lohann  George  Lippold  /  musikalischer 
Instrumentenmacher  /  Neukirchen  bey  Adorf  1807  (ge- 
druckt) und  Abb.  473. 

Lippold,    Johann    Gottfried.    —    Geb.    1737, 

f 7.JuU  1806 

Sohn  von  Wolf  Nikolaus  L.  und  jüngster  Bruder  von 

Wolf  Erhardt.  Er  wurde  am  6.  Juni  1759  Meister. 

Lippold,    Johann    Gottlob.   —   Geb.    10.  Juli 

1777,  t  6.  Okt.  1808 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Georg  L. 

Lippold,  Wolf  Erhardt.— Geb.  1 696,  f  1 7.  April 
1768 

Er  war  ein  Sohn  und  Schüler  von  Wolf  Nikolaus  L.  und 
dürfte  noch  in  Klingenthal  geboren  sein.  Er  wurde  am 


3.  Juni  1719  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen.  Er 
war  sehr  tüchtig,  stand  in  hohem  Ansehen  und  saß  1 766 
als  Vor-  und  Ladenmeister  im  Zunftrate.  Bei  ihm 
schwankt  die  Schreibart  des  Namens  noch  häufig 
(Lippolt,  Lipoldt  usw.).  \ 

Lippold   (Lippoldt),    Wolf   Nikolaus,   kommt 
schon  1 678  vor  und  lebte  noch  1 736  1 

Der  Stammvater  der  Familie,  der  später  aus  Klingen- 
thal nach  Neukirchen  übersiedelte.  Er  wird  oft  kurzweg 
Nikolaus  Lippold  genannt. 

Lipski  (Llppsky),  Fadei  Fadejewitsch.  —  Jela- 
buga,  Wjatka.   1892.    1910 

Ein  ehemaliger  russischer  Offizier,  der  im  Jahre  1892 
begann,  als  Dilettant  Geigen  zu  machen.  Nachdem  er 
sich  durch  fünf  Jahre  langes  Arbeiten  eine  gewisse 
Fertigkeit  angeeignet  hatte,  verlegte  er  sich  ganz  auf  den 
Geigenbau  und  wurde  später  Direktor  der  Gewerbe- 
schule in  Wjatka.  Er  hat  seitdem  viele  Geigen  gemacht 
und  verwendet  dazu  russisches  Holz  (weitjähnges 
wjatisches  Tannen-  und  kaukasisches  Ahorn  holz  ohne 
Flammen).  Sein  Modell  ist  ziemlich  hochgewölbt  mit 
einer  Hohlkehle  am  Rand.  Er  verwendet  einen  dicken, 
schwarzbraunen  Öllack.  Der  Ton  seiner  Geigen  ist 
weich,  trägt  aber  nicht  weit.  Viele  Geigenmacher  im 
Norden  Rußlands  sind  seine  Schüler.  Er  besitzt 
mehrere  Medaillen,  u.  a.  von  der  Ausstellung  in 
Nischnij  Nowgorod. 

Lirscher,  Johann  Georg.  —  Wels.   1774 

Wahrscheinlich  aus  der  Wiener  Schule  hervorgegangen, 
an  die  seine  Geigen  erinnern.  Die  Arbeit  ist  nicht  übel, 
das  Holz  und  der  Lack  dagegen  wenig  vorteilhaft. 

Lissieux.  —  Lyon.   18.  Jahrhundert 

Er  wird  zwar  zu  den  Geigenmachern  gezählt,  doch 
kenne  ich  nur  Blasinstrumente,  Musetten  und  Oboen 
von  ihm. 

Lister,  John.  —  Leeds.   1727.   1728 

Einer  der  am  wenigsten  bekannten  englischen  Geigen- 
macher des  18.  Jahrhunderts. 

Liuti  s.  Antonio  dai  Liuti 

Livorno,  Vincenzo  da.  —  Livorno.  1862 

Es  gibt  zwei  Personen  dieses  Namens  (Vater  und  Sohn), 
doch  steht  nur  von  dem  Vater  fest,  daß  er  Geigen  selbst 
gemacht  hat. 

Lobo,  Beato  Martino,  lebt  als  Gitarren-  und 
Mandollnenmacher  in  Coimbra 

Lobraszewski.  —  Warschau.   1865 

Mittelmäßiger  polnischer  Geigenmacher  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts. 

Locatelli,  Ignatlus.  —  Innsbruck.   1764 

Ein  Geigenmacher,  der  bereits  der  Verfallszeit  der 
Tiroler  Schule  angehört  und  wohl  nur  vorübergehend 
in  Innsbruck  ansässig  war.  Dr.  Fr.  Waldner  erwähnt 
ihn  nicht  in  seinen  Nachrichten  über  tirolische  Lauten- 


Locicero  —  Loos 


301 


und   Gelgenmacher.   Seine   Geigen   sind   sehr   hoch- 
gewölbt und  zeigen  nur  selten  eine  Einlage.  Pfarrer 
Greulich  in  Posen  besitzt  eine  Violine  von  ihm. 
Geigenzettel:  Ignatius  Locatelli  /  Lauten  u.  Geigen- 
macher /  Innspruck  Ao.  1764  (geschrieben). 

Locicero,  Luciano.  —  Neapel?   1830 

Bisher  sind  nur  Gitarren  von  ihm  nachzuweisen  ge- 
wesen, in  denen  sein  Name  ohne  Ortsangabe  zu  finden 
war. 

Lodovico.  —  Genua.   18.  Jahrhundert 

Vielleicht  nur  der  Taufname  eines  Lautenmachers,  der 
an  der  Piazza  porta  vecchia  wohnte. 

Geigenzettel:  Revisto  da  me  Lodovico  /  Piazza  porta 
vecchia  Genova  17..  (geschrieben). 

Löbb  s.  Leeb 

Löbzien,  Heinrich.  —  Rostock.    Geb.  1860  in 

Elmenhorst 

Er  war  ursprünglich  Tischler  und  erlernte  bei  A.  Eller- 
sieckdie  Instrumentenmacherei.  Er  eröffnete  1885  seine 
eigene  Werkstatt  und  arbeitete  nach  einem  Modell,  das 
sich  in  der  Hauptsache  an  Stradivari  anschließt.  Seinen 
Lack  fertigt  er  selbst  an  (es  ist  dies  ein  wenig  feuriger 
Spirituslack).  Er  besitzt  eine  gewisse  Geschicklichkeit, 
das  alte  Aussehen  von  Geigen  zu  imitieren. 

Geigenzettel:  Heinrich  Löbzien/  Instrumentenmacher/ 
Rostock  i/M.  18  .  .  (gedruckt). 

Löffler,  Johann.  —  Mittenwald.    1885.    1910 

Er  soll  zwar  auch  als  Geigenmacher  tätig  gewesen  sein, 
ist  aber  ganz  zum  Anfertigen  von  Gitarren  überge- 
gangen. Gegenwärtig  ist  er  nur  wenig  in  seinem  Berufe 
tätig,  da  er  das  Amt  eines  Nachtwächters  in  seinem 
Orte  übernommen  hat. 


L 


Oeuvre  s. 


DeL 


CEuvre 


Logan,  John.  —  Abington.     Geb.  22.  Aug. 

1844 

Nachdem  er  jahrelang  Postmeister  in  Biggar  (Schott- 
land) gewesen  war,  verlegte  er  sich  auf  das  Geigen- 
machen und  hatte  darin  großen  Erfolg.  Er  kam  in  den 
Besitz  des  gesamten  Geigenholzes,  das  Alexander  Miller 
hinterließ,  und  konnte  somit  sehr  schönes,  altes  Holz 
verarbeiten.  Seine  Violinen  sind  mit  Geschick  nach  den 
Modellen  von  Stradivari,  Guameri  und  Amati  gemacht 
und  klingen  gut. 

Geigenzettel:  Made  by  /  John  Logan  /  Abington  N.  B. 
18  .  .  (gedruckt). 

Lolij  (Lollij),  Jacopo.  —  Neapel.   1727 

Wahrscheinlich  ein  Mitglied  der  Familie  Lolio.  Seiner 
Arbeit  nach  ein  Schüler  Grancinos,  dem  er  jedoch 
wenig  Ehre  macht.  Er  arbeitete  mittelmäßig  und  ver- 
wendete schlechtes  Holz  und  gelben  Lack.  Nach 
anderen  soll  er  schon  1627  gelebt  haben,  was  aber  ent- 
schieden falsch  ist. 


Lolio,   Giovanni   Battista.  —  Valtezze   (Ber- 
gamo). 1740.  1750 

Sein  Modell  erinnert  an  Grancino,  doch  verwendet  er 
unschönes  Holz;  besser  ist  sein  gelber  Lack. 
Geigenzettel :  Jo  Batta.  Lolio  di  Valtezze  /  F.  Anno 
17..  (gedruckt). 

Lomax,  Jakob.  —  Bolton.   1906 

Es  gibt  einige  leidlich  gute  Violinen  mit  seinem  Namen. 

Lombardi,  Julius.  —  Rimini.   1789 

Paul  de  Wit  veröffentlicht  den  Zettel  dieses  wenig  be- 
kannten Geigenmachers.  Eine  Violine  von  ihm  besitzt 
Anton  Raky  in  St.  Petersburg. 

Geigenzettel:    Julius  Lombardi  /  Fecit  Arimini  1789 
•  (gedruckt). 

Longman    &   Broderip  —  Longman   Luckey 

&Co.   1760 

Londoner  Firmen,  die  man  in  Geigen  finden  kann.  Sie 
waren  aber  nur  Musikalienhändler  usw.  und  niemals 
Geigenbauer;  nur  ein  J.  Longman,  131  Cheapside,  ist 
Flötenmacher  gewesen.  Für  Longman  &  Broderip 
haben  B.  Banks  u.  a.  gearbeitet;  daher  sind  die  Geigen 
mit  ihrem  Zettel  oder  Stempel  meist  recht  gut. 

Longo,  Mangno.  —  Padua  1599. 

In  der  Sammlung  alter  Musikinstrumente  des  Kunst- 
historischen Museums  in  Wien  (C.  38)  befindet  sich 
eine  sehr  kleine  Oktavlaute,  die  im  Innern  diesen  mit 
Tinte  eingeschriebenen  Namen  trägt.  Das  kleine 
Instrument  ist  schwerlich  zum  Spielen  bestimmt  ge- 
wesen und  vielleicht  nur  als  »Gesellenstück«  seines  Ver- 
fertigers entstanden.  Der  Zeit  nach  liegt  es  nahe,  in 
diesem  Mangno  Longo  einen  Deutschen  und  zwar  einen 
Füssener  namens  Magnus  Lang  zu  vermuten.  Die 
Form  Mangnus  für  Magnus  war  ja  gerade  in  Füssen  die 
gebräuchliche.  Inschrift:  Mangno  Longo  /  m  Padua 
1599.  Am  Hals:  M.  L.  1599. 

Longson,  F.  H.  —  London,  Stockport.  1880 
Englischer  Geigenmacher  aus  dem  letzten  Viertel  des 
19.  Jahrhunderts. 

Longuet.  —  Nimes.   1825.   1829 

Eine  Gitarre  in  der  Form  eines  Wappenschildes  von 
ihm  besitzt  Fr.  Wildhagen  in  Haiensee.  Reparaturzettel 
von  ihm  veröffentlicht  A.  Jacquot. 

Geigenzettel : (unleserlich)  Longuet  / 

Marchand  et  fabricant  d'instrumens  /  ä  Nismes  /  rue  de 
la  grande  Horloge  No  48.  (gedruckt). 

Loos,  Andreas  und  Josef,  leben  in  Schönbach 
Loos,  C.Karl.  —  Schönbach  b.  Eger.    Geb. 

1852 

Schüler  von  Vincenz  Heinrich.  Nachdem  er  bei  ver- 
schiedenen Meistern  als  Gehilfe  gearbeitet  hatte, 
machte  er  sich  1875  selbständig  und  verfertigt  billige, 
aber  ganz  gute  Geigen,  für  die  er  mehrfach  ausge- 
zeichnet wurde. 


302 


^oos 


Lc 


Loos,  Eduard.  —  Schönbach  b.  Eger.    Geb. 

1852,  t  1908 

Schüler  von  Vincenz  Lutz.  Er  stellte  hauptsächlich 
Geigen  für  den  Versand  her. 

Loos,   Wenzl.   —  Schönbach   b.  Eger.    Geb. 
1839,  t  1907 

Schüler  von  Johann  Flacht;  machte  sich  186]  selb- 
ständig und  war  nicht  ungeschickt;  sein  Lack  läßt 
jedoch  zu  wünschen  übrig. 

Lorange.  —  Lyon.   Geb.  in  Mirecourt  9.  Sept. 

1873 

Schüler  von  Delunet,  arbeitete  bei  Gautie  und  P.  Blan- 
chard  usw.  und  ist  seit  1899  selbständig.  Er  gilt  als  recht 
begabt. 

Geigenzettel :  Paul  Lorange /ä  Lyon.  19  .  .  No.  .  .  (ge- 
druckt). 

Lorenz 

In  Watzkenreuth  bei  Fleissen  arbeiten  als  Geigen- 
macher : 

Lorenz,  Franz,  und 

Lorenz,  Georg,  der  seine  Werkstatt  jetzt  nach 
Steingrub  verlegt  hat,  wo  auch 

Lorenz,  Hugo,  tätig  ist 

Lorenz,  Johann,  lebt  in  Stein  b.  Graslitz 

Lorenz,  Johann,  in  Schönbach  b.  E.  —  f  1903 

Lorenz,  Josef,  lebt  in  Schönbach  b.  E. 

Lorenz,  Josef,  in  Watzkenreuth 

Lorenz,  Johann  Adam. —  (Mark)Neukirchen. 
Geb.  1688,  t  22.  Jan.  1763 
Der  älteste  bekannte  Geigenmacher  dieses  Namens. 
Sein  Vater  war  Neukirchener  Bürger  und  wahrschein- 
lich ein  aus  Böhmen  eingewanderter  Exulant.  Am 
7.  Dezember  1 709  wurde  er,  erst  nachdem  er  die 
Tochter  eines  Geigenmachermeisters  geheiratet  hatte, 
als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen,  worum  er  vor- 
her »schon  lange  vergeblich  angehalten«  hatte.  Seine 
Arbeit  zeigt  den  gewöhnlichen  Vogtländer  Stil.  Der 
Name  findet  sich  auf  der  Außenseite  des  Bodens  oder 
in  den  Zargen  eingebrannt.  Er  starb  75  Jahre  1  Monat 
alt. 

Lorenz,  Johann  Friedrich.  —  Klingenthal.  1 792 

Bei  seiner  Eintragung  in  das  Innungskassenbuch  heißt 
es :  »Heute  dato  9.  Februar  1 792  ist  Johann  Friedrich 
Lorenz  als  Meister  in  der  Innung  aufgenommen 
worden,  wofür  er  bezahlet:  6  Thaler  vor  das  Meister- 
recht, 18  Gr.  vor  die  Muthung,  2  Thaler  ins  Amt 
Voigtsberg,  4  Gr.  in  die  Armen-Casse,  1  Thaler  9  Gr. 
vor  einen  Eymer  Bier«.  Er  pflegte  in  seine  Geigen 
Y  Friedrich  Lorenz  ^  einzubrennen.  Eine  Violine 
von  ihm  besitzt  Stadtmusikdirektor  Otto  Eckenbrecht 
in  Radeberg. 


Lorenz,  Johann  Georg.  —  (Mark) Neukirchen. 
Geb.  1713,  t  7.  Nov.  1772 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Johann  Adam  L.  Er 
wurde  schon  am  1 4.  Oktober  1 730  Meister  und  war  der 
Geschickteste  aus  seiner  Familie.  Er  gehörte  1  768,  1  769 
und  1772  dem  Zunftrate  an. 

Lorenz,  L.,  lebte  in  Marxhausen 

Geigenzettel :  L.  Lorenz  /  Instrumentenmacher  /  in  / 
Marxhausen  (gedruckt). 

Lorenzi,  G.  Batt.  Cav.  de.  —  Vicenza.    Pieve 

S.Stefano.    1862.   1878 

Geigenmacher  und  Orgelbauer;  Erfinder  der  »phono- 
chronomischen  Orgel«. 

Geigenzettel :  Abb.  474. 

Lorenzini,  Gaspare.  —  Piacenza.   1750 

Wenig  hervorragender  und  wenig  bekannter  Geigen- 
macher aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts. 
Geigenzettel :  Gaspare  Lorenzini ,  Fecit  Placentiae  i  750 
G  L  P  [in  einem  Herz]  (gedruckt). 

Lorenzo    (»Laurentius«,    gen.  Papiensis).    — 
Pavia.   1497.   1510 

"Maestro  Lorenzo«  war  ein  in  vielen  Künsten  er- 
fahrener Mann,  namentlich  Orgelbauer,  dabei  be- 
rühmter Lauten-  und  Violenmacher  und  Ebenist,  der 
u.  a.  auch  für  den  Hof  der  Gonzaga,  d'Este  und  für  die 
Markgräfin  Isabella  von  Mantua  arbeitete,  die  bei  ihm 
im  Jahre  1497  eine  Laute  aus  Ebenholz  und  ein  Klavi- 
chord bestellte,  die  er  so  schön  machte,  »daß  es  auf  der 
Welt  keine  schöneren  gab«.  Vgl.  Bertolotti  S.  17. 

Lorez 

Name  eines  tüchtigen  Geigenmachers. 

Lorisch.  —  Znaim  (Znojmo).    1860.    1880 

Ein  Klavierstimmer  und  Reparateur,  der  hier  nur  er- 
wähnt wird,  weil  er  das  Geschäft  Jak.  Kramperas  über- 
nahm und  dann  auch  an  Geigen  herumflickte. 

Lorrain,  Fran^ois  L  —  Mirecourt.    1687 

Ein  Fran?ois  IT  L.  kommt  von  1747 — 1760  vor. 

Lorrain,  Pierre.  —  Mirecourt.   1778 

Er  war  Geigenmacher,  Geiger  und  Tanzmeister.  Eine 
Taschengeige  in  Violinform  mit  rötlichem  Lack,  die 
neben  dem  Griffbrett  die  Initialen  P  und  L  trug,  war 
vielleicht  von  ihm. 

Lorret,  Hyacinte  (gen.  Janrot).  —  Gent.   1 758. 
1766 

Er  wohnte  Rue  des  des.  C.  C.  Snoeck  besaß  u.  a.  eine 
fünfsaitige  Viola  mit  flachem  Boden  und  geschriebenem 
Zettel  von  ihm. 

Losio  (de  Losy),  Pietro  Maria.  —  Innsbruck. 
1579.  t  11. Jan.  1608 

Musiker  und  Instrumentenmacher,  der  am  Hofe  des 
Erzherzogs  Ferdinand  das  Amt  eines  »Obersten  trum- 


Lott       Lo 


303 


meter  und  musicus«  oder  auch  »obersten  musicus«  be- 
kleidete, also  Dirigent  der  Instrumentalmusik  war.  Daß 
er  auch  Instrumente  gemacht  hat,  behauptet  er  wenig- 
stens selbst  in  einem  bei  Bertolotti  (S.  43)  veröffent- 
lichten Briefe,  in  welchem  er  spricht  von  »dui  istru- 
menti  musicale  fatti  di  mia  mano  comodi  da  sonare  in 
varie  sorte  concerti  .  .  .«.  Im  übrigen  scheint  er  doch  die 
Cremoneser  Violen  vorgezogen  zu  haben.  Aus  den 
Gem.-Missiven  (1580  fol.  312,  537),  Jahrbuch  der 
Samml.  d.  a.  h.  Kaiserhauses  Bd.  14,  S.  180,  Regest 
Nr.  10,  817,  erfährt  man,  daß  er  dem  »Lauten-  und 
Geigenmacher  Antoni^)  in  Cremona«  für  etliche  Violen 
30  Kronen  bezahlt  hat,  welche  Summ.e  die  tirolische 
Kammer  ihm  durch  den  Zöllner  zu  Brauzoll  zu  ersetzen 
befiehlt.  Seit  1579  bezog  er  nebst  freier  Station  ein 
jährliches  Gnadengeld  von  100  fl.  (Raitbuch  1585, 
S.  140^).  Als  er  nach  dem  Tode  des  Erzherzogs  im 
Jahre  1595  seiner  Stelle  verlustig  ging  und  nur  mehr 
eine  jährliche  Provision  von  104  fl.  bezog,  scheint  er 
nebenbei  einen  Leinwandhandel  betrieben  zu  haben, 
denn  mehrere  Jahre  verrechnete  die  Kammer  Ausgaben 
für  Leinwand,  die  Losio  den  Franziskanern  in  Inns- 
bruck geliefert  hatte.  Zweimal  wandte  er  sich  an  den 
Kaiser  um  Aufbesserung  und  erhielt  jedesmal  Abfin- 
dungssummen. Als  Losio  starb,  bewilligte  Erzherzog 
Maximilian  seinem  Sohne  für  drei  Jahre  ein  der  Mutter 
Domenica  einzuhändigendes  Jahrgeld  zur  Fortsetzung 
seiner  Studien,  trotzdem  der  verstorbene  Vater  einstens 
sehr  bedenkliche  Beziehungen  zu  einer  Falschmünzer- 
bande unterhalten  hatte.  (J.  Hirn,  Erzherzog  Ferdi- 
nand II.  von  Tirol  Bd.  II,  S.  470  ff.)  Ein  Bruder  Peter 
Marias,  Martin  Losy,  war  ebenfalls  als  Musikus  der 
Hofkapelle  angestellt. 


London.  Geb.  1800, 


Lott,  George  Frederik. 
t  1868 

Altester  Sohn  von  John  Fred.  L.  sen.  Tüchtiger  Kenner 
italienischer  Geigen.  Versuchte  auch,  Geigen  in  ähn- 
licher Form  wie  Galbusera  zu  machen  (Gitarreform), 
ahmte  aber  für  gewöhnlich  die  Italiener  mit  Erfolg  nach. 
Da  er  viel  für  Davis  arbeitete,  tragen  nur  wenige  Geigen 
seinen  Namen.  Diese  sind  sehr  sauber  gemacht,  ver- 
lieren aber  durch  ihren  trüben  Lack  beträchtlich  an 
Aussehen. 

Lott,  John  Fredenck  (sen.).  —  London.   Geb- 
1775  (in  Deutschland),  f  13.  April  1853  In 

London 

Er  war  ursprünglich  Stuhlmacher  und  kam  in  jungen 
Jahren  nach  London,  wo  er  mit  Fendt  befreundet 
wurde  und  Lust  bekam,  Geigen  zu  machen.  Im  März 
1798  trat  er  bei  Th.  Dodd  in  die  Lehre  und  brachte  es 
zu  großer  Geschicklichkeit.  Er  machte  vortreffliche 
Violoncelli  und  Bässe  für  Dodd  und  war  namentlich 
wegen  seiner  Kontrabässe,  die  den  italienischen  eben- 
bürtig sind,  berühmt.  Diese  sind  sehr  genau  gearbeitet; 
auch  die  Schnecke  ist  hübsch  geschnitzt;  nur  sein  Lack 
ist  wenig  schön.  Eine  Violine  von  ihm  vom  Jahre  1820 
besitzt  J.  T.  Chapman. 

Geigenzettel :  J.  F.  Lott,  /  Maker, ,'  London  (gedruckt). 


^)  Wahrscheinlich  Ant.  Amati. 


Lott,  John  Frederick  (]un.).  —  London.   Geb. 
1804  (nach  andern  1805),  f  1871 

Zweiter  Sohn  von  John  Fred.  L.  sen.  und  bekannter 
unter  dem  Namen  »Jack  Lott«.  Er  arbeitete  viel  für 
Davis  und  war  namentlich  als  geschickter  Imitator  von 
Joseph  Guarneri  berühmt.  Er  verstand  sich  besser  als 
irgendein  Engländer  seiner  Zeit  auf  das  Lackieren, 
arbeitete  ungemein  sorgfältig  und  galt  auch  als  ein  guter 
Kenner  der  alten  Italiener.  Unermüdlich  tätig  starb  er 
auch  mitten  in  der  Arbeit  in  seiner  Werkstatt  in  der 
Wardour-Street.  Sein  Leben  war  so  reich  an  roman- 
haften Zügen,  —  in  jungen  Jahren  schloß  er  sich  z.  B. 
als  Elefantenbändiger  einem  Wanderzirkus  an,  später 
war  er  eine  Zeitlang  Geiger  in  einem  Theaterorchester 
—  daß  ihn  Charles  Reade  zum  Helden  seines  Romans : 
»Jack  of  all  trades,  a  matter  of-fact  Romance«  machen 
konnte. 

Lotte,  Georges.  —  Mirecourt.   1894.   1897 

Nachdem  er  seine  Lehrzeit  in  Mirecourt  beendet,  kam 
er  zu  J.  B.  Vuillaume  nach  Paris  und  wurde  angeblich 
Nachfolger  seines  Bruders.  Seine  Geigen  sind  be- 
sonders in  England  sehr  beliebt.  (Beide  werd?n  von 
A.  Jacquot  nicht  erwähnt.) 

Lotter,  Franz  Xaver. —  Koppel.    1831.    1851 

Ein  Landmann,  der  im  Winter  Zithern  und  Geigen 
machte.  Er  hat  vielleicht  einmal  einem  Halleiner  oder 
Vilser  Meister  zugesehen,  aber  nichts  Rechtes  gelernt.- 
Geigen,  die  er  geflickt  hat,  wurden  unbrauchbar,  und 
seine  neuen,  hochgewölbten  Arbeiten  taugen  auch 
nicht  viel. 

Lo  Turco,  Vicente.  —  Sao  Paulo.   191 1 

Tüchtiger  brasilianischer  Mandolinenmacher  der 
Gegenwart,  der  in  Turin  eine  silberne  Medaille  erhielt. 

Lotz,  Theodor.  —  Preßburg.    1740.    1782 

Er  machte  leidlich  gute  Geigen,  doch  ist  er  mehr  als 
Erfinder  eines  Bassetthorns  berühmt  geworden.  Später 
soll  er  nach  Wien  gegangen  und  sogar  Hofinstrumenten- 
macher  geworden  sein. 

Lotz,  Robert.  —  Gotha.    Geb.  1  1.  Febr.  1817 
in  Gotha,  f  um  1864  (in  Dresden?) 

.Sohn  des  gothaischen  Hautboisten  (als  »Premier  Haut- 
boist«  verzeichneten)  Johann  Hieronymus  L.  Geigen 
von  ihm  kommen  sehr  selten  vor,  häufiger  dagegen 
Gitarren ;  eine  Baßgitarre  besitzt  W.  Heyers  Musik- 
historisches Museum  in  Köln.  In  den  sechziger  Jahren 
siedelte  er  zu  seiner  Tochter  nach  Dresden  über. 
Geigenzettel:  Robert  Lotz  /  Instrumentenmacher  in 
Gotha  (gedruckt).  —  Robert  Lotz  in  Gotha  (gedruckt). 

Louis,    Franz   Conrad.   —   Saarbrücken   (St. 
Johann).    Geb.  3.  Juni  1870  in  Dudweiler 

Sohn  eines  Drechslers  und  Musikers,  der  auch  mit 
Musikinstrumenten  einen  Handel  trieb.  Obwohl  er 
schon  als  Kind  versuchte,  eine  Geige  zu  machen,  und 
musikalische  Begabung  verriet,  mußte  er  doch  zuerst 


304 


Louis  —  Lubocki 


das  väterliche  Gewerbe  erlernen.  Erst  nachdem  er  seine 
Gesellenprüfung  mit  der  Note  »sehr  gut*  bestanden 
hatte,  durfte  er  nach  Markneukirchen  gehen,  um  dort 
den  Geigenbau  regelrecht  zu  erlernen.  Angeborene  Ge- 
schicklichkeit und  eiserner  Fleiß  halfen  ihm  die  Lehr- 
zeit abzukürzen,  dann  kam  er  zu  Ernst  Th.  Keßler,  bei 
dem  er  zwei  Jahre  lang  als  Gehilfe  arbeitete  und  seine 
Ausbildung  vollendete,  und  den  er  nur  verließ,  weil  er 
seiner  Militärpflicht  genügen  mußte.  Im  Jahre  1895 
machte  er  sich  in  Saarbrücken  selbständig,  und  es  ge- 
lang ihm  bald,  sich  Anerkennung  zu  verdienen.  Er  baut 
sowohl  nach  einem  eigenen,  parabolisch  konstruierten 
Modell  von  großem  Format,  als  auch  nach  Stradivan 
und  Guarneri  und  verwendet  einen  schönen  Ollack. 
Ton  und  Ansprache  seiner  Geigen  werden  sehr  gelobt. 
In  Geigen  nach  seinem  eigenen  Modell  (bei  denen  der 
Balken  und  die  Bereifung  sichtbar  sind),  findet  sich  ein 
Zettel  mit  dem  gedruckten  Namen  in  einer  Umrah- 
mung und  der  eigenhändigen  Unterschrift :  F.  C.  Louis, 
Saarbrücken  /  1911  (gedruckt).  In  Geigen  nach 
anderen  Modellen :  F.  C.  Louis  /  Geigenbaumeister  / 
Saarbrücken  anno  1911  (gedruckt). 

Louis,   Joseph.  —   Genf,   Basel,    Mülhausen, 

Besan^on.   1813.   1841 

Hart  sagt,  daß  er  Stradivari  mäßig  gut  nachahmte;  er 
ist  mir  nur  als  Reparateur  bekannt.  Auch  Valdrighi 
führt  ihn  (Nr.  4286)  ohne  jede  weitere  Angabe  an. 
Nach  1810  soll  er  von  Genf  nach  Basel  gekommen  sein, 
vor  1818  war  er  in  Mülhausen  und  ging  von  da  nach 
Besan?on.  A.  Jacquot  kennt  Reparaturzettel  von  ihm 
bis  1841.  Vielleicht  ist  er  mit  jenem  Louis,  der  in 
Toulouse  ansässig  war,  identisch.  Auch  dieser  schemt 
sich  nur  mit  Wiederherstellungsarbeiten  beschäftigt  zu 
haben. 

Gelgenzettel:  Repare  par  Jh.  Louis  /  Luthier  ä  Bale 
1813  (gedruckt).  —  Repare  par  Louis  luthier  /  de 
l'ecole  italienne  a  Toulouse  (gedruckt). 

Louvet,  Jean  l.  —  Paris.   1691.   1747 

Wenig  bekannt;  er  wird  gewöhnlich  mit  seinem  gleich- 
namigen Sohn  verwechselt.  Er  wohnte  1733  Rue 
Grenier  St.  Lazare. 


Louvet,  Jean  II  (»Louvet  le  jeune<'). 
1750.   1789 


'ans. 


Sohn  von  Jean  I  L.  und  wahrscheinlich  Bruder  von 
Pierre ;  angesehener  Lautenmacher,  der  bereits  1 759 
geschworener  Zunftmeister  war.  Er  wohnte  stets  in  der 
Rue  de  la  Croix-des-Petits-Champs.  Besonders  ge- 
schätzt waren  seine  Radleiern,  Sackpfeifen  und  Harfen. 
Als  Geigenmacher  war  er  weniger  bedeutend.  Seine 
Violen  und  Violinen  sind  meist  von  gewöhnlicher  Ar- 
beit und  haben  braunen  Lack.  Je  eine  Radleier  von  ihm 
befindet  sich  im  Pariser  Konservatorium  und  in  der 
staatl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin 
(Nr.  1 004) ;  ferner  ein  Alto  aus  der  Sammlung  Snoeck 
(Nr.  572). 

Geigenzettel :  Louvet  ä  la  vielle  /  Royale  Rue  Croix  des 
petits  /  champs  ä  cote  de  la  porte  /  Saint  Honore  ä  Paris. 
1755  (gedruckt)  und  Abb.  472. 


Louvet,  Nicolas.  —  Mirecourt.   1770 

Ein  Geigenmacher,  den  A.  Jacquot,  der  in  Mirecourt 
auch  einen  Didier  Louvet  aufgefunden  hat,  erwähnt. 
Didier  Louvet  ließ  schon  1605  einen  Sohn  Pierre 
taufen,  doch  fehlt  eine  Berufsangabe. 

Louvet,  Pierre.  —  Paris.   1739.   1783 

Er  wohnte  nacheinander  in  der  Rue  Montmartre,  Rue 
Pastourelle  und  zuletzt  In  der  Rue  Saint-Martin.  Er 
machte  gute  Violen,  Gitarren,  Harfen  und  Leiern^), 
ohne  gerade  Hervorragendes  zu  leisten.  Schon  1 742  war 
er  geschworener  Zunftmeister.  Eine  Leier  von  ihm  ist 
im  Museum  zu  Gothenburg  und  eine  ebensolche  im 
Museum  des  Pariser  Konservatoriums.  Seine  Leiern 
sind  oft  zierlich  in  der  Form  und  mit  ansprechenden 
Malereien  versehen. 
Gelgenzettel :  Abb.  497. 

Louvet  &  Bing.  —  Pans-Grenelle 

Geigenfabriksfirma  aus  dem  letzten  Drittel  des  1 9.  Jahr- 
hunderts. 

Loveri,  Carlo  und  Sohn.  —  Neapel.  1 881 .  1 898 
Mandollnen-  und  Gelgenmacher  aus  dem  letzten 
Drittel  des  19.  Jahrhunderts. 

»Lowendall  Star  Works«.  —  Berlin 

Im  Jahre  1866  in  Berlin  begründetes  Geschäftsunter- 
nehmen des  Kaufmanns  L.  Löwenthal  (geb.  5.  Dez. 
1840  zu  Königsberg  i.  Pr.),  dem  auch  der  Sohn  des  Be- 
sitzers als  Teilhaber  angehörte.  Er  arbeitet  hauptsäch- 
lich für  den  überseeischen  Export  und  hat  in  45  Jahren 
fast  1 1 000  Violinen  verkauft,  doch  beschäftigte  er  bereits 
eine  Reihe  hervorragend  tüchtiger  Gehilfen,  so  daß  aus 
seiner  Werkstatt  auch  Instrumente  von  wirklichem 
Kunstwerte  hervorgegangen  sind.  Nur  in  solchen 
findet  sich  ein  Zettel  mit  dem  Namen  Lowendall  (den 
er  in  Amerika  angenommen  hat).  Er  hat  einen  Stimm- 
balken erfunden,  den  er  in  einer  kleinen  Schrift  unter 
dem  Titel:  »Fachmännische  Erläuterungen  über  den 
von  mir  erfundenen  Resonator-Violin-Stlmmbalken 
für  Streichinstrumente«  (Berlin  1900,  Selbstverlag, 
17  S.  in  8")  näher  beschreibt.  Sein  Geschäft  erhielt 
viele  Ausstellungsmedaillen. 

Gelgenzettel :  Louis  Lowendall  /  fecit  Berlin.  Anno  18.. 
(gedruckt).  —  Louis  Lowendall  /  fecit  Berlin.  Anno 
1910  (gedruckt). 

Lubino.  —  Lugano.  Um  1750 

Grillet  sagt  von  seiner  Arbelt:  »Style  cremonais«.  Ich 
habe  nichts  von  ihm  kennengelernt. 

Lubocki,  Richard.  —  Leipzig.  Dortmund. 
Geb.  16.  Aug.  1874  in  Riga 

Ursprünglich  Musiker.  Seit  seinem  zwölften  Lebens- 
jahre lernte  er  Geigen-  und  Violoncellospielen,  besuchte 
später  das  Konservatorium  in  Warschau  und  wurde 
schließlich  Posaunist.  Schon  als  Kind  interessierte  er 
sich  für  den  Gelgenbau,  und  sein  sehnlicher  Wunsch 
war  es  von  jeher,  darin  unterrichtet  zu  werden.  Als  er 


^)  Die  er  um  einen  Ton  in  der  Höhe  bereicherte. 


Lucarini  —   Lugert 


305 


nach  Leipzig  kam,  trat  er  daher  sofort  bei  G.  Wunder- 
lich als  Schüler  ein  und  erlernte  das  Geigenmachen.  Er 
machte  sich  erst  m  Leipzig  als  Geigenmacher  selb- 
ständig und  verlegte  dann  seinen  Wohnsitz  nach  Dort- 
mund, wo  er  sxh  verdienter  Wertschätzung  erfreut. 
Er  hat  eine  Verbesserung  am  Saitenaufzug  (Wirbel- 
kasten) erfunden. 

Lucarini,  Vincenzo.  —  Faenza.    1803.   1820 

Ein  Lauten-  und  Mandolinenmacher,  der  auch  Geigen 
ausgebessert  hat. 

Geigenzettel:  Vincentius  Lucanni  ,  Restavravit  Fa- 
ventiae  An.  1813  (gedruckt). 

Lucas,  T.  W.,  hat  in  Liverpool  eine  Werkstatt 

Ludeck  s.  Zudeck 

Ludge  s.  Ludici 

Ludici,  Hieronymo  Pietro  di.  —  Conegllano. 

1698.  1709 

Nach  seiner  eigenen  .aussage  machte  er  Geigen  aus 
Liebhaberei.  Er  war  nicht  ungeschickt. 

Geigenzettel :  Hieronymus  Petrus  de  Ludice  /  animi 
causa  faciebat  Conegliani     A.  D.  1  709  (gedruckt). 

Ludwig,  Johann  (Hans)  Georg.  —  Klingenthal. 

1680.  1716 

Einer  der  ältesten  Klmgenthaler  Geigenmacher.  Er 
wurde  am  27.  September  1680  von  der  Neukirchener 
Zunft  als  Mitmeister  angenommen,  saß  1712  im  Zunft- 
rat und  kommt  noch  1716  im  Kassenbuch  vor. 

Lüdemann,  Julius.  —  Köln  a.  Rh.    Geb.  in 

Köln  1858 

Schüler  von  Wilh.  Herm.  Hammig  in  Leipzig.  Nach 
einer  Studien-  und  Wanderzeit  von  1872 — 1875  machte 
er  sich  in  seiner  Vaterstadt  selbständig,  arbeitet  nach 
Stradivan  und  Guarnen  und  verwendet  Ol-  und 
Spirituslack.  Er  besitzt  eine  silberne  Medaille  der 
Kölner  Ausstellung  vom  Jahre  1889  und  ist  Hof- 
lieferant des  Prinzen  Joachim  Albrecht  von  Preußen. 

Geigenzettel :  Julius  Lüdemann  /  Coloniae  fecit  anno 
18  .  .  (gedruckt).  —  Julius  Lüdemann  /  Geigenmacher  / 
Cöln  19  .  .  (gedruckt). 

Lüdemann,  K.  —  Berlin.   1884.    1920 

Schüler  seines  Bruders  Jul.  L.  Arbeitete  bei  Riechers, 
Möckel  und  Otto  und  macht  hauptsächlich  Violoncelli. 
Seit  1900  war  er  Hoflieferant  des  Prinzen  Joachim 
Albrecht  von  Preußen.  Am  1.  Juli  1920  ging  sein  Ge- 
schäft und  seine  Werkstatt  auf  Markus  Sandherr  über. 

Lüdicke,  Friedr.,  lebt  in  Chemnitz 
Lülsdorff,  Joseph.  —  Köln.  Geb.  3.  Dez.  1868 
in  Düsseldorf 

Gut  musikalisch  vorgebildet,  kam  er  zu  Lüdemann  in 
Köln,  E.  Beyer  in  Erfurt,  Fischer  in  Bremen  usw.  und 
eröffnete  im  Jahre  1894  seine  eigene  Werkstatt  in  Köln. 
Er  erfand  ein  Zargenbiegeisen  mit  Bolzenerwärmung, 
ein  sog.  Chaconnegriffbrett  für  Streichinstrumente, 
V.  Lütgendorff,  Geigen-   und  Lautenmacher.     Bd.  II 


einen  verstellbaren  Violoncellostachel  usw.  und  brachte 
auf  größeren  Reisen  eine  schöne  Sammlung  alter 
Streichinstrumente  zusammen.  Er  war  Preisrichter  bei 
der  ersten  niederländischen  Musikfachausstellung  in 
Rotterdam  1909  und  hat  sich  u.  a.  durch  die  Gründung 
des  Verbandes  deutscher  Geigenbauer  ein  besonderes 
Verdienst  erworben. 

Geigenzettel :  Abb.  465  und  505. 

Lütgens,  Hinrich  I.  —  Lübeck.    1654.    1656 

Spielmann  und  Instrumentenmacher,  von  dem  nur  so 
viel  bekannt  ist,  daß  er  zwei  Söhne  und  eine  Tochter 
hatte  (Marien-Taufbücher  1654 — 1656). 

Lütgens,  Hinrich  II.  —  Lübeck.    1676.    1699 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Hinrich  I  L.  Auch  er 
wird  kurzweg  als  Instrumentenmacher  bezeichnet  und 
erwarb  1676  das  Bürgerrecht.  Im  gleichen  Jahre 
heiratete  er  Elsabe  Stöven  und  ließ  1678  (B.April) 
einen  Sohn,  der  ebenfalls  Hinrich  hieß,  und  1679  eine 
Tochter  taufen.  In  den  Kirchenbüchern  kommt  er  zu- 
letzt 1699  vor  als  Gevatter  bei  dem  Sohne  Jakob  Hein- 
rich des  Lautenmachers  Samuel  Goldt. 

Lütschg,  Gustav.  —  Zürich,  Bern.  Geb. 
1870  als  Sohn  des  Waisenhausdirektors  L. 
in  Bern 

Nach  einer  tüchtigen  Schulbildung,  wobei  das  Violin- 
spiel eifrig  gepflegt  wurde,  trat  er  mit  18  Jahren  bei  dem 
Geigenmacher  Methfessel  in  die  Lehre.  Als  Gehilfe 
arbeitete  er  zwei  Jahre  bei  George  Mougenot  in 
Brüssel.  1892  machte  er  sich  in  Zürich  selbständig  und 
blieb  hier  sechs  Jahre;  doch  als  sich  ihm  Gelegenheit 
bot,  das  Methfesselsche  Geschäft  in  seiner  Vaterstadt 
von  dessen  Nachfolger  Max  Beck  zu  übernehmen, 
siedelte  er  am  I.  Mai  1898  nach  Bern  über.  Schon  im 
Jahre  1910  hatte  er  100  Violinen  in  allen  Teilen  selbst 
gebaut.  Seine  Arbeit  wird  von  ersten  Geigern  sehr  ge- 
lobt, und  auch  als  Reparateur  erfreut  er  sich  eines  aus- 
gezeichneten Rufs.  Er  hat  jetzt  eine  »Entdeckung«  ge- 
macht, die  ihn  nach  seiner  Überzeugung  befähigt, 
Geigen  herzustellen,  die  in  Tonschönheit  und  leichter 
Ansprache  den  Werken  der  alten  Meister  ebenbürtig 
sind.  Er  besitzt  mehrere  erste  Ausstellungsmedaillen. 
Sein  Ollack  ist  recht  gut. 

Geigenzettel:  Gustav  Lütschg  /  fecit  Bernae  18  .  .  (ge- 
druckt). 

Lugdunum  (=  Lyon)  s.  Blanchard 
Lugert,  Anton.  —  Hamburg.    Geb.  25.  Sept. 
1894  in  Schönbach  bei  Eger 

Schüler  von  Karl  Fischer.  Als  Gehilfe  arbeitete  er  in 
Graslitz,  bei  Louis  in  Saarbrücken,  ferner  in  Köln  und 
Berlin,  und  leitete  dann  das  Zweiggeschäft  Th.  Kurths 
in  Potsdam.  Hierauf  trat  er  bei  G.  Winterling  in  Ham- 
burg ein.  Bei  Kriegsausbruch  wurde  er  eingezogen  und 
kehrte  nach  dem  Friedensschluß  zu  Winterling  zurück, 
dessen  Geschäft  er  gemeinsam  mit  Anton  Schreiber 
am  1.  November  1920  käuflich  erwarb.  Er  ist  ein  sehr 
geschickter  Geigenmacher,  der  den  guten  Ruf  des  alten 
Geschäftes  mit  seinem  Teilhaber  zu  erhalten  und  zu 
befestigen  verstanden  hat. 

20 


306 


Luglioni  —  Lupot 


Luglioni  (Luglonl),  Giuseppe,  ein  1777  vor- 
kommender, von  Vldal  erwähnter  Geigen- 
macher, der  in  Venedig  lebte 

Luglmayer?,  Siegmund.  —  Wien?.   1760 

Harry  Dykes  in  Leeds  bot  im  Jahre  1910  in  Nr.  245  der 
Zeitschr.  »The  Strad«  eine  sehr  gute  Violine  dieses  bis- 
her nicht  bekannten  Wiener  Geigenmachers  für  10  £ 
zum  Kauf  an.  Er  versicherte,  daß  sie  den  Originalzettel 
trage  und  erbot  sich  außerdem  zu  einer  schriftlichen 
Gewährleistung  für  die  Echtheit. 

Lullier,  Charles.  —  Boulogne,  Douai.    1830. 

1860 

Seine  Geigen  verraten  die  Mirecourter  Schule.  Besser 
sind  seine  Gitarren,  die  sich  durch  saubere  Arbeit  und 
guten  Ton  auszeichnen. 
Geigenzettel:  Abb.  477. 

Lullier,  Joseph.  —  Mirecourt.   1767 

Bogenmacher. 

Lullier,  Joseph  Philippe.  —  Mirecourt.  1762 
Bruder  von  Joseph  L.  und  wie  dieser  Bogenmacher. 

Lund,  Niels  Jensen.  —  Kopenhagen.    1784  bis 

1858 

Schüler  von  Ole  Dreier  und  nebenbei  Militärmusiker. 
Seine  Geigen  waren  nicht  schlecht,  besonders  gut  aber 
seine  nach  Tourte  gearbeiteten  Bogen. 

Lundborg,  Pehr.  —  Stockholm.   1773.   1787 

Ein  Klaviermacher,  der  sich  auch  als  Lautenmacher 
betätigte  und  Theorben  und  Harfen  baute.  Eine 
Läute  von  ihm  mit  der  Nummer  181  besitzt  General- 
konsul J.  Jahnsson  in  Stockholm.  Ein  Klavichord  von 
ihm  besitzt  das  Musikhistorische  Museum  in  Stock- 
holm als  Geschenk  von  Generalkonsul  Claudius  in 
Malmö  (jetzt  in  Kopenhagen). 

Lupo,  Pietro.  —  Antwerpen.   1559 

Wahrscheinlich  ein  Wälscher.  Im  Jahre  1 559  verkaufte 
er  an  den  Magistrat  von  Utrecht  5  Geigen  für  12  Livres. 

Lupot,  Fran^ois  L  —  Stuttgart,  Orleans.  Geb. 
in  Plombleres  5.  Juli  1725,  f  in  Paris  1804 

Sohn  und  Schüler  von  Frangois-Laurent  L.  Er  ver- 
heiratete sich  und  wurde  auf  Empfehlung  des  aus 
Luneville  stammenden  Galeriedirektors  Guibal  um 
1758  nach  Stuttgart  berufen,  wo  er  Lautenmacher  des 
Herzogs  von  Württemberg  wurde  und  bis  etwa  1766 
blieb.  Man  findet  ihn  dann  in  Ludwigsburg,  der 
zweiten  Residenz  des  Herzogs.  Mit  einem  glänzenden 
Zeugnis  des  württembergischen  Hofkapellmeisters 
Jomelli  versehen,  kehrte  er  nach  Frankreich  zurück  und 
ließ  sich  gegen  1770  in  Orleans  als  Geigenmacher 
nieder.  Dort  wohnte  er  bis  1 794  in  der  Rue  St.  Cathe- 
rine und  folgte  dann  seinem  Sohne  Nicolas  nach  Paris. 
Er  war  einer  der  besseren  Geigenmacher  semer  Zeit, 
dessen  Ruhm  freilich  sehr  von  seinem  großen  Sohne 
Nicolas  verdunkelt  wurde.  Auch  um  sein  Leben  wurde 
ein  Sagenkranz  gewunden ;  man  machte  ihn  zu  einem 


Schüler  von  Jos.  Guarneri  u.  dgl.,  obwohl  er  nachweis- 
lich nie  in  Italien  war  und  nur  nach  Stradivari  arbeitete. 
Manche  seiner  Violinen  zeigen  am  Boden  einen  helleren 
Lack,  als  auf  der  Decke.  Eine  schöne  Violine  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1 772  besitzt  das  Museum  des  Pariser  Kon- 
servatoriums. Eine  Lyragitarre  in  New  York  mit  seinem 
Zettel  und  der  Jahreszahl  1778  dürfte  nicht  von  ihm 
herrühren. 

Geigenzettel:  Franfois  Lupot.  luthier  de  /  la  cour  de 
Wirtenbergk  /  ä  Stoutgard  l'anno  1 763  (gedruckt)  und 
Abb.  478  und  502. 

Lupot,  Fran^ois  II.  —  Paris.  Geb.  m  Orleans 
1774,  f  4.  Febr.  1837  in  Paris 

Zweiter  Sohn  von  Fran^ois  I  L.  und  Bruder  von 
Nicolas.  Er  war  hauptsächlich  als  Bogenmacher  be- 
rühmt. Seine  Geigen  sind  weniger  gut;  auf  seinem 
Zettel  bezeichnet  er  sich  als  einen  Schüler  von  Stradi- 
vari, was  aber  nicht  einmal  dann  stimmt,  wenn  man 
annehmen  wollte,  daß  er  ihn  damit  nur  als  seinen 
geistigen  Lehrer  habe  bezeichnen  wollen.  Dagegen 
gehören  seine  Bogen  zu  den  besten,  die  in  Frank- 
reich gemacht  worden  sind.  Er  soll  als  erster  den 
Schieber  am  Frosch  eingeführt  haben.  Seine  Werkstatt 
befand  sich  von  1837  bis  zu  seinem  Tode  in  der  Rue 
d'Angevilliers  Nr.  18.  Einen  schönen  Bogen  mit  leichter 
dunkelbrauner  Stange  besitzt  Apoth.  E.  Meisner  in 
Nymphenburg  bei  München. 

Geigenzettel:  Fran?ois  Lupot,  Luthier  /  Eleve  de 
Antonius  Stradivarius  /  Rue  de  Cramot  ä  Paris  Tan  1 798 
(gedruckt). 

Lupot,  Fran^ols-Laurent. —  Mirecourt,  Plom- 
bieres,  Luneville,  Orleans.    Geb.   11.  Aug. 

1696,  t  nach  1762 

Achter  Sohn  von  Jean  L.  und  Lucy  Henry.  Er  war  erst 
Schulmeister,  dann  Drechsler  und  zuletzt  Geigen- 
macher und  als  solcher  Schüler  seines  Vaters.  Mit 
20  Jahren  heiratete  er  Catherine  Gilson.  Vor  1725 
siedelte  er  mit  seiner  Frau  nach  Plombieres  über,  er 
kehrte  aber  nach  einigen  Jahren  nach  Mirecourt  zurück, 
verließ  seine  Heimatstadt  aber  wieder  am  1 5.  Dez.  1 739, 
um  sich  neuerdings  in  Plombieres  niederzulassen  und 
ging  von  da  bald  nach  Luneville.  Hier  blieb  er  bis  um 
1756  und  zog  darauf  nach  Orleans.  Er  war  ein  sehr 
geschickter  Geigenmacher. 

Geigenzettel:  Laurent  Lupot  /  Luneville  1751  (ge- 
schrieben). 

Lupot,  Jean  (le  Jeune).  —  Mirecourt.  Geb.  um 
1652,  t  nach  1696 

Sohn  des  am  19.  September  1675  in  Mirecourt  ver- 
storbenen Nicolas  Lupot.  Soweit  bis  jetzt  bekannt 
ist,  war  er  der  älteste  Geigenmacher  seines  Namens.  Er 
verheiratete  sich  im  Jahre  1683  mit  Lucy  Henry,  von 
der  er  acht  Kinder  bekam.  Er  war  der  Urgroßvater  von 
Nicolas  Lupot.  Einen  Stammbaum  der  Familie  findet 
man  bei  A  .Jacquot^),  der  sich  große  Verdienste  um  die 
Richtigstellung  weit  verbreiteter,  irriger  Angaben  über 
die  Familie  Lupot  erworben  hat. 

^)  La  Lutherie  Lorraine  et  Fran^aise.  S.  183. 


Lupot  —  Lutz 


307 


Lupot,  Jean-Fran^ois.  —  Mirecourt.  Geb. 
25.  Juli  1684  in  Mirecourt,  f  daselbst  1 .  März 
1749 

Ältester  Sohn  von  Jean  L.  und  der  Lucy  Henry.  Er 
hatte  zwar  das  Geigen-  und  Lautenmachen  erlernt, 
wurde  jedoch  ein  ausgezeichneter  Holzbildhauer  und 
soll  als  solcher  sehr  schöne  Köpfchen  und  Ornamente 
an  den  Wirbelkästen  geschnitzt  haben. 

Lupot,  Nicolas.  —  Orleans,  Paris.  Geb.  in 
Stuttgart  4.  Dez.  1758,  f  14.  Aug.  1824 

Sohn  und  Schüler  von  Fran<;ois  Lupot,  mit  dem  er  als 
1  i  jähriger  Knabe  nach  Orleans  kam.  Seine  ältesten 
Arbeiten  sind  aus  Orlians  1776  datiert.  Um  1794  kam 
er  nach  Paris  und  wurde  zunächst  von  Pique  be- 
schäftigt. Es  ist  zweifellos,  daß  sein  Verkehr  mit  diesem 
Meister  sehr  förderlich  für  ihn  war;  bei  seiner  genialen 
Veranlagung  machte  er  sehr  rasche  Fortschritte  und 
konnte  im  Jahre  1 798  in  der  Rue  de  Grammont  seine 
eigene  Werkstatt  eröffnen,  die  er  1806  nach  der  Rue 
Croix-des-Petits-Champs  verlegte.  Er  ist  unbestritten 
der  größte  Meister  der  französischen  Schule,  und  wenn 
man  ihn  den  »französischen  Stradivari«  nennt,  so  hat 
dies  seine  volle  Berechtigung.  Er  war  ein  gründlicher 
Kenner  der  Italiener  —  auf  seinen  Mitteilungen  fußend 
schrieb  Abbe  Sibire  seine  »Chelonomie«  —  und  des  von 
ihm  über  alles  geschätzten  Stradivari.  N.  Lupot 
arbeitete  nach  Stradivari,  ohne  ihn  sklavisch  zu 
kopieren ;  namentlich  unterscheiden  sich  seine  F- Löcher 
von  seinem  Vorbild.  Seine  Arbeit  ist  in  jeder  Beziehung 
mustergültig  und  von  so  klassischer  Vollendung,  daß 
sie  nicht  übertroffen  werden  kann.  Sem  Lack,  den  zwar 
G.  Hart  als  den  besten  aus  der  nachitalienischen  Periode 
bezeichnet,  ist  freilich  nicht  so  schön  wie  der  der  besten 
Cremoneser.  Er  trug  ihn  auch  oft  zu  dick  auf,  was  wohl 
den  Ton  seiner  Geigen  nicht  beeinträchtigt,  aber 
weniger  bestechend  aussieht,  zumal  dieser  Lack  im 
Alter  leicht  rissig  wird.  Zu  den  Einlagen  nahm  er 
wiederholt  Fischbein.  Lupot  galt  schon  bei  Lebzeiten 
als  ein  großer  Meister ;  seine  Geigen  wurden  den  besten 
Schülern  des  Konservatoriums  als  Preise  gegeben ;  1 8 1 5 
wurde  er  zum  Geigenmacher  der  königlichen  Kapelle 
und  1816  zum  Lieferanten  der  k.  Musikschule  ernannt. 
Er  erhielt  für  seine  Violinen  durchschnittlich  300  Frs. ; 
schon  in  den  sechziger  Jahren  des  19.  Jahrhunderts 
wurden  sie  mit  1000  Frs.  und  1900  oft  schon  mit  4000 
bis  5000  Frs.  bezahlt.  In  Deutschland  wurde  er  haupt- 
sächlich durch  Spohr  berühmt,  der,  seit  er  eine  Geige 
von  Lupot  erworben,  ausschließlich  auf  dieser  spielte  ^). 
Lupots  Nachfolger  war  sein  Schüler  Chr.  Fr.  Gand, 
der  auch  die  Adoptivtochter  Lupots  geheiratet  hat.  — 
Nicolas  Lupot  gebrauchte  verschiedene  Zettel  und  hat 
gelegentlich  auch  seinen  Namen  in  der  Decke  einge- 
brannt. Arbeiten  von  ihm  kommen  häufig  vor,  sind 
aber  meistens  in  festen  Händen.  Ein  im  Jahre  1818 
gebautes  Violoncello  besitzt  das  Brüsseler  Streich- 
quartett. 

Geigenzettel:  Nicolaus  Lupot  filius  /  fecit  in  Aure- 
lianensis  anno  1776  (gedruckt)  und  Abb.  461,  468, 
485,  490.     Brandmarke:   Nr.  67. 

^)  Diese  Geige  kam  später  an  Konzertmeister  Mathäi 
in  Leipzig  und  von  diesem  an  Konzertmeister  Ulrich. 


Lupp,  Franc.  Antonio.  —  Mailand.   1716 

Ich  fand  den  Namen  nur  im  Selhofschen  Auktions- 
katalog (Haag,  1 759),  wo  eine  Geige  von  ihm  erwähnt 
wird.  Vgl.  auch  Lupo. 

Luppi,  Giovanni.  —  Mantua 

Unbedeutender  italienischer  Geigenmacher  des  1 9.  Jahr- 
hunderts. 

Lustkandl.  —  Schönbach  b.  E. 
Als  Geigenmacher  kommen  vor: 

Lustkandl,  Johann.  —  f  vor  1898 
Lustkandl,  Josef  I,  war  1826  schon  Meister 
Lustkandl,  Josef  II,  ist  noch  tätig 
Lustkandl.  —  St.  Petersburg.   Geb.  in  Schön- 
bach 1838,  t  das.  1909 

Er  kam  als  Geselle  nach  Rußland,  machte  sich  in  St. 
Petersburg  selbständig  und  stellte  noch  1881  in  Moskau 
^Violinen  und  Violoncelli  aus,  die  gelobt  wurden. 

Luthaud.  —  Saint-Laurent-les-Mäcon  (Ain). 
.  1845.  1875 

Er  machte  nur  sog.  Bauemleiem  im  Stile  Louvets.  Im 
Anfang  unseres  Jahrhunderts  verkaufte  er  sein  Geschäft, 
kehrte  in  seine  Vaterstadt  zurück,  wo  er  bis  zu  seinem 
Tode  als  Privatmann  wohnte. 

Lutz.  —  Schönbach  b.  E. 

Aus  dieser  Familie  gingen  als  Geigenmacher  hervor  und 
blieben  in  Schönbach: 

Lutz,  Anton   I.  —  Schönbach  (Wien).    Geb. 
1814,  t  14.  Jan.  1896  im  Alter  von  81  Jahren 

3  Monaten  und  1 4  Tagen 

Er  war  ein  Sohn  des  1840  verstorbenen  Ignatz  L.  und 
war  Teilhaber  der  Firma  A.  Lutz  &  Co.  in  Wien. 
Außer  sehr  guten  Geigen  machte  er  Violoncelli  und 
Bässe  und  erfreute  sich  auch  im  Auslande  großer  Wert- 
schätzung. Er  hatte  zwei  jüngere  Brüder  Johann  und 
Vincenz,  die  bei  ihm  das  Geigenmachen  erlernten. 

Lutz,  Anton  II.  —  Schönbach  b.  E.  Geb.  1850, 

t  1910 

Sohn  von  Johann  I  L.  und  wohl  auch  dessen  Schüler. 
Ein  tüchtiger  Arbeiter,  der  zuletzt  geisteskrank  wurde 
und  sich  in  diesem  Zustande  vergiftete. 

Lutz,  Anton  Josef.  —  Schönbach  b.  E.    1780 

Er  scheint  ein  Amatimodell  gekannt  zu  haben  und  war 
recht  geschickt.  Der  braune  Lack  ist  nicht  besonders, 
der  Ton  seiner  Geigen  dagegen  recht  angenehm. 

Lutz,  Florian.  —  Geb.  1790,  f  1835 
Ein  geschickter  Geigenmacher. 

Lutz,  Ignatz.  —  Schönbach  b.E.  Geb.  ?  f  1840 

Er  war  Geigenmacher  und  Meßner  und  galt  als  tüch- 
tiger Meister.  Er  hinterließ  drei  Söhne  und  drei 
Töchter. 

20* 


308 


Lutz 


I 


Lutz  johann  I.  -  Geb.  1820,  f  1888 
Sohn  von  Florian  Lutz. 

Lutz,  Johann  IL  —  Geb.  1854 

Schüler  seines  Vaters  Vincenz  L.   Einer  der  besten 

Geigenmacher  seines  Ortes;  Inhaber  der  Firma  J.  T. 

Lutz,  die  1875  begründet  wurde.  Ton  und  Lack  seiner 

Geigen    sind    gut.    Auch    seine    beiden    Brüder    smd 

Geigenmacher. 

Geigenzetteh   J.T.Lutz,   /    Instrumenten-Erzeuger  / 

Schönbach  (Böhmen)  (gedruckt).  Abb.  464. 

Lutz,  Johann  IIL  —  Schönbach,    f   1891    in 

Schönbach 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  von  Anton  Lutz. 

Lutz,  Josef  I 

Jetzt  der  alleinige  Inhaber  der  Firma  Brüder  Lutz,  er 
ist  der  zweite  Sohn  des  1896  verstorbenen  Anton  L. 

Lutz,  Josef  II 

Er  hat  seine  Werkstatt  im  Hause  Nr.  392. 

Lutz,  Martin,  noch  tätig 
Lutz,  Michael.—  1835 

Direktor  Müller  in  St.  Gallen  besaß  eine  gute  Violine 
mit  dunkelbraunem  Lack  und  stumpfen  Ecken,  die  auf 
der  Innenseite  der  Decke  die  Inschrift  »Michael  Lutz 
in  Mittenwald  1835«  trug.  In  Mittenwald  war  nie  eine 
Familie  Lutz  heimisch,  aber  wahrscheinlich  hat  ein 
Schönbacher  Lutz  dort  als  Lehrling  oder  Gehilfe  ge- 
arbeitet, da  die  Stelle,  wo  die  Inschrift  angebracht  war, 
es  als  ausgeschlossen  erscheinen  läßt,  daß  der  Ver- 
fertiger nach  bekanntem  Vorbild  den  Ursprungsort 
zum  Zwecke  der  Täuschung  des  Käufers  falsch  ange- 
geben hat. 

Lutz,  Vincenz.  —  Geb.  1821 ,  f  1886  in  Schön- 
bach 

Zweiter  Sohn  des  1840  verstorbenen  Ignaz  L.  und 
Schüler  seines  Bruders  Anton  L. 

Lutz,  Gebrüder.  —  Wien 

Eine  Schönbacher  Firma,  die  in  der  zweiten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts  in  Wien  bestand  und  deren  einer 
Teilhaber  der  Schwager  Ignaz  Sandners  gewesen 
sem  soll. 

Lutz,  Georges.  —  Paris.   1895.   1900 

Neffe,  Schüler  und  Nachfolger  von  Louis  Lutz. 

Lutz,  Ignaz.  —  Wien.  Geb.  1843  zu  Schön- 
bach, f  1907 

Schüler  seines  Vaters  Anton  Lutz.  Er  bereiste  nach  be- 
endigter Lehrzeit  zu  seiner  weiteren  Ausbildung  ganz 
Österreich  und  Ungarn,  einen  großen  Teil  von 
Deutschland  und  Italien  und  ließ  sich  1868  in  Wien 
nieder,  wo  er  Franz  Hoyers  Nachfolger  wurde.  Er  war 
seit  1878  k.  k.  beeideter  Schätzmeister,  Besitzer  vieler 
Preise  von  Ausstellungen,  pers.  Hoflieferant  usw.  und 


machte  auch  Zithern,  Gitarren,  Klavierharfen  und 
Klavierzithern  von  eigener  Konstruktion.  Gemeinsam 
mit  seinem  Sohn  beschäftigte  er  sich  besonders  mit  dem 
Lackieren  und  machte  vielerlei  Versuche,  um  den  alt- 
italienischen Geigenlack  zu  kopieren,  und  in  einzelnen 
Fällen  ist  ihnen  dies  auch  in  hervorragendem  Maße  ge- 
lungen. Die  dazu  verwendeten  Geigen  stammten  aus 
Schönbach.  Das  Geschäft  wurde  1909  aufgelöst,  und 
seitdem  kommen  viele  Lutzsche  Geigen  mit  miß- 
lungenen Lackversuchen  im  Handel  vor,  die  völlig 
wertlos  sind. 

Geigenzettel:  Ignaz  Lutz  /  Musikinstrumentenfabn- 
kant  /  Wien  (gedruckt). 

Lutz,  J.  —  Graslltz.   1893 

Er  war  noch  im  letzten  Jahrzehnt  des  19.  Jahrhunderts 
tätig  und  arbeitete  hauptsächlich  für  den  Handel  nach 
Amerika.  Auf  der  Ausstellung  in  Chicago  hatte  er  gute 
Streichinstrumente  ausgestellt. 

Lutz,  Louis.  —  Paris.    Geb.  in  Lausanne  um 

1840,  t  in  Paris  1895 

Schüler  seines  Bruders  Theophile  L.  Er  machte  haupt- 
sächlich Gitarren  und  Mandolinen. 

Geigenzettel :  Abb.  484. 

Lutz,  Theophile.  —  Lausanne.   1850.   1883 

Guter  Schweizer  Geigenmacher  und  tüchtiger  Geiger. 
Lehrer  seines  Bruders  Louis  L. 

Lutze,  J.,  lebt  als  Streichinstrumentenmacher 
in  Karlsbad 

Lux,  Franz  I.  —  Wien.   19.  Jahrhundert 

Bruder  von  Wendelin  L.  Er  arbeitete  im  III.  Bezirk 
(Landstraße)  und  hatte  im  Jahre  1857  sein  Gewerbe 
angemeldet.  Er  befaßte  sich  hauptsächlich  mit  dem 
Verkauf  von  Egerländer-Geigen. 

Lux,  Franz  II.  — Wien.   1896.   1910 

Sohn  von  Franz  I  L.,  Neffe  und  Schüler  von  Wendelin 
L.  Er  führte  das  väterliche  Geschäft  fort,  ist  aber  haupt- 
sächlich Musiker. 

Lux,  Wendehn.  -  Wien.   1860.  f  1896 

Er  war  als  Schüler  von  Anton  Kiendl  hauptsächlich 
Zithermacher.  Nachdem  er  sich  selbständig  gemacht 
hatte,  verlegte  er  sich  mehr  auf  den  Geigenhandel  und 
war  als  Reparateur  von  Streichinstrumenten  ein  sorg- 
fältiger, sehr  tüchtiger  Arbeiter.  Besonders  gut  waren 
seine  Kontragitarren.  Eine  Gitarre  von  ihm  in  Ban- 
durriaform  befindet  sich  im  Musikhistorischen  Museum 
in  Stockholm. 

Luzzi.  —  Paris.  1768.  1788 

Dem  Namen  nach  ein  Itali'^ner,  der  sich  in  Paris 
niedergelassen  und  in  der  Rue  Mazarin  seine  Werkstatt 
hatte.  Er  machte  alle  Gattungen  von  Musikinstru- 
menten, war  aber  nur  ein  Handwerker. 

Geigenzettel :  Luzzi  Mre.  luthier,  rue  /  Mazarine  pres 
le  carrefour  de  Bussy  (gedruckt). 


Lvbeert  —  Mac-Neill 


309 


Lybeert,  Alessandro.  —  Florenz.   1899 

Er  arbeitet  mit  seinem  Sohn.  Beide  gelten  als  ge- 
schickte Mandolinenmacher.  Sie  verfertigen  auch  sog. 
toskanische  Mandolinen,  die  sich  im  Bau  von  den 
römischen  wenig  unterscheiden,  aber  statt  Doppel- 
saiten nur  einfache  Saiten  haben. 

Lye,  Henry.  —  Camerton  b.  Bath.   1910 

Geschickter  englischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Lyngaas,  Otto  I.  —  Chrlstiania.    1890.    1920 

Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  der  in  Paris,  Stockholm 
und  Bergen  Ausstellungspreise  erhielt  und  in  Nor- 
wegen sehr  geschätzt  wird. 

Lyngaas,  Otto  II.  —  Bergen.    Geb.  1890 

Sohn  und  Schüler  von  Otto  I  L.  Nachdem  er  ausge- 
lernt hatte,  ging  er  zu  seiner  weiteren  Ausbildung  auf 
Reisen,  arbeitete  in  Kopenhagen  bei  H)orth,  bei 
Winterling  in  Hamburg  und  bei  Möckel  in  Berlin.  Im 
Jahre  1819  ließ  er  sich  in  Bergen  nieder  und  fand  als 
Reparateur  ungeteilte  Anerkennung.  .Auch  im  Neubau 
verspricht  er  gediegene  Leistungen. 

Lyon,   Gustave -Frangols  (Frantz).  —  Paris. 
Geb.  19.  Nov.  1857 

Ein  Ingenieur,  der  sich  als  erfindungsreicher  Harfen- 
macher einen  Namen  gemacht  hat.  Seine  chromatischen 
Harfen  und  Harfen-Lauten  haben  mancherlei  Vorzüge. 


Mac-George,   George.  —  Edinburgh.    1796. 
1820 

Von  1796—1800  arbeitete  er  mit  Matthew  Hardie  zu- 
sammen und  später  allein.  Er  darf  als  Hardies  Schüler 
angesehen  werden;  wenigstens  ahmte  er  ihn  bis  zur 
Täuschung  nach,  und  höchstens  im  Lack  unter- 
scheiden sich  ihre  .'\rbeiten.  Wenn  er  keine  Zettel  ein- 
klebte, schrieb  er  seinen  Namen  im  Innern  der  Violine 
an  eine  passende  Stelle. 

Geigenzettel :  Gr.  Mc.  George  /  Maker  /  Edinburgh 
1817  (gedruckt). 

Mac-GIll,  James  Campbell.  —  Arran.    Geb. 
1836  in  Südschottland,  Ayrshire 

Wenn  auch  kein  gelernter  Geigenmacher,  beschäftigt  er 
sich  doch  schon  seit  etwa  1857  mit  der  Geigenmacherei 
und  hat  darin  nennenswerte  Erfolge  erzielt.  Bei  seinen 
letzten  Geigen  verwandte  er  Whitelaws  Bernsteinlack. 
Statt  des  Zettels  bedient  er  sich  einer  Brandmarke. 
Geigenzettel:  J.  C.  Mc.  GiU  '  Maker  /  Arran  1895  (ge- 
druckt). 

Mac-Intosh,  James.  —  Blalrgowne.  Geb.  1801 
in  Garne  bei  Blairgowne,  f  1873 

Sohn  eines  Ölmüllers,  Neffe  von  John  Mc.-Intosh  und 
wahrscheinlich  ein  Schüler  von  Peter  Hardie,  der  in 
dem  seinem  Heimatsorte  nahe  gelegenen  Dunkeid 
wohnte.  Er  war  außerdem  ein  Großneffe  des  be- 
rühmten   schottischen    Geigers    Robert    Mac-Intosh, 


gen.  »Red  Rob«  (1745 — 1807).  Seine  ältesten  Geigen 
sind  noch  nach  Stainer  gemacht  und  zeigen  statt  der 
Einlage  gezeichnete  Linien,  der  Boden  ist  aus  einem 
Stück,  nach  der  Schwarte  geschnitten.  Seit  etwa  1868 
wendete  er  sich  dem  Stradivarimodell  zu,  verwendete 
größere  Sorgfalt  auf  die  Durchführung  und  machte 
echte  Einlagen.  Der  Ton  seiner  Geigen  ist  recht  gut.  Er 
hat  im  ganzen  204  Violinen,  10  Violen  und  35  Violon- 
celli gebaut.  Auch  galt  er  als  tüchtiger  Geiger. 
Geigenzettel :  James  Mc  Intosh  /  Violin  Maker,  Blair- 
gowrie  ,  March  1842.  (gedruckt). 

Mac-Intosh,  John.  —  Dublin.     1810.    f  um 

1840 

Schüler  von  Thomas  Pcrry  und  Nachfolger  von  Perry 
&  Wilkinson.  Er  war  hauptsächlich  Händler. 

Mac-Intosh,  William.  —  Dundee.   Geb.  April 

1852  in  Abernethy 

Er  verlegte  sich  erst  in  einem  Alter  von  40  Jahren  auf 
das  Geigenmachen,  macht  jetzt  recht  gute  Violinen 
nach  Stradivari  und  verwendet  Bernsteinlack.  Er  ist 
mit  seinen  Namensvettern  in  keiner  Weise  verwandt. 
Geigenzettel :  Made  by  /  William  Mc  Intosh,  /  Dundee./ 
Date  ....  (gedruckt). 

Mackiewicz,  Franz.  —  St.  Petersburg.  Anfang 
des  19.  Jahrhunderts 

Ein  Lautenmacher,  von  dem  sauber  gearbeitete,  mit 
Hörn  und  Elfenbein  eingelegte  Gitarren  bekannt  sind. 

Geigenzettel:  Franciskus  Mackiewicz  /  Fecit  in  St. 
Petersbug  (sie.)  (gedruckt). 

Mac-Lay,  William.  —  Kincardine-on-Forth. 

Geb.  um  1815 

Vielleicht  ein  Schüler  von  John  Christie.  Er  ist  zwar 
kein  Geigenmacher  von  Beruf,  hat  aber  doch  mit  Ver- 
ständnis über  50  Violinen,  6  Violen  und  6  Violoncelli 
gemacht.  Sein  Lack  ist  von  gelber  Farbe.  Er  klebte 
keine  Zettel  ein,  sondern  schrieb  auf  die  Innenseite  des 
Bodens:  »William  Mc.-Lay,  Crosshill  Kincardine-on- 
Forth*. 

Mac-Neill,  John.  —  Edinburgh.  Geb.  1848  in 

Tranent 

Sohn  von  William  Mc.-N.  und  im  Geigenmachen  wohl 
auch  dessen  Schüler.  Er  ist  gleichzeitig  ein  geschickter 
Geiger  und  hat  zahlreiche  Violinen  nach  dem  Guarneri- 
modell  gemacht.  Er  verwendet  Bernsteinlack.  Im  Jahre 
1900  war  ein  Mac-Neill  in  Dublin  ansässig. 

Geigenzettel:  Made  by  John  Mc  Neill  /  Edinburgh, 
1890.  (gedruckt). 

Mac-Neill,    William.    —    Edinburgh.     Geb. 

26.  Febr.  1827  in  Tranent 

Er  hatte  sein  fünfzigstes  Jahr  bereits  überschritten,  als 
er  begann,  Geigen  zu  machen.  Er  ahmte  die  Umrisse 
von  Guarneri  nach,  nahm  aber  die  Wölbung  viel  höher 
und  verwendete  meist  OUack.  Im  ganzen  hat  er  über 


310 


Mac-Nicol  —  Maggini 


20  Violinen  und  2  Violoncelli  selbständig  angefertigt 
und  gilt  jetzt  als  der  beste  Reparateur  in  ganz  Schott- 
land. 

Geigenzettel :  Made  by  /  William  Mac  Neill  /  Edin- 
burgh 1888.  (gedruckt). 

Mac-Nicol,  Alexander.  —  Padanaram.  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts 

Ein  Weber,  wie  sein  Lehrer  Findlay.  Er  dürfte  etwa 
20  Violinen  (nach  Guarnen)  gemacht  haben  und  soll 
ziemlich  geschickt  gewesen  sein. 

MacPhaid  (Phail?),  John.  —  Monzie.     1868 

Ein  Schotte,  der  aus  Liebhaberei  Geigen  baute,  ohne 
es  zu  besonderer  Geschicklichkeit  gebracht  zu  haben. 

Mac  Pherson,  A.  —  1898 

Wohl  auch  nur  ein  Liebhaber,  der  sich  als  Geigen- 
macher versuchte. 

Madrian,  Johann.  —  Brunn.   1721 

Ein  sonst  wenig  bekannter  Geigenmacher,  von  dem 
Ant.  Kottenbach  m  Wim  ein  Violoncello  besitzt,  das 
nach  einem  großen,  breiten  Stainermodell  recht  gut  ge- 
arbeitet ist  und  einen  sehr  schönen  Ton  hat. 

Geigenzettel :  Joannes  Madrian  me  fecit  /  Brunae  Anno 
1721  (gedruckt). 

März,  Albin  August.  —  Geb.  28.  März  1868  in 
Fleissen,  lebt  als  Geigenmacher  in  Markneu- 
kirchen 

Mafeotto,  Giuseppe.  —  Rovere,  (Rom?) 

De  Piccolellis  sagt  von  ihm:  »Giuseppe  Maffeotto  di 
Roma,  del  XVIII.  secolo«.  Es  war  nichts  über  ihn  zu 
erfahren,  so  daß  ich  geneigt  bin,  diesen  Mafeotto  für 
identisch  mit  dem  1637  vorkommenden  Giuseppe 
Mascotto  zu  halten ;  f e  statt  sc  zu  lesen,  ist  ja  leicht 
möglich.  Der  Katalog  der  Sammlung  Correr  in  Venedig 
gibt  allerdings  den  Namen  ausdrücklich  »Mafeotto«  an. 
Leider  enthält  die  dort  befindliche  Viola  da  spalla  keine 
Jahreszahl. 

Maffei,  Lorenzo.  —  Lucca.   1767.   1787 

Semer  Arbeit  nach  vielleicht  aus  der  Werkstatt 
Gabriellis  hervorgegangen,  obwohl  er  nur  ein  Meister 
dritten  Ranges  ist.  In  W.  Heyers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln  ist  er  mehrfach  vertreten.  Als  Re- 
parateur war  er  wenig  sorgfältig. 

Geigenzettel:  Lorenzo  Maffei,  Lucca/  Fecit  1767  (ge- 
druckt). 

Maggini,   Giovanni   Paolo.  —  Brescia.    Geb. 

1580,  tum  1632 

Sohn  von  Giovanni  (»Zovan«)  Maggini  (geb.  1518)  und 
seiner  Ehefrau  Giulia  (geb.  1544)  und  Enkel  des  Ser 
Bertolino  de  Maggini  (geb.  um  1493)  aus  Botticino  di 
sera  bei  Brescia.  Seine  Eltern  waren  vermutlich  Land- 
leute, die  in  die  Stadt  gezogen  waren.  Gio.  Paolos  Ge- 
burtsjahr geht  aus  einer  Urkunde  von  1588  hervor, 
in  der  es  von  Zovan  M.  heißt,  daß  er  zwei  Söhne  habe; 
der  ältere  war  Schuhmacher  und  schon  verheiratet,  der 


jüngere  —  unser  Giovanni  Paolo  —  ein  Knabe  von 
sieben  Jahren,  der  wohl  bald  darauf  zu  Gaspar  da  Salö 
in  die  Lehre  kam,  wo  er  bis  zu  seinem  21.  Lebensjahre 
blieb,  wie  aus  einer  gleichfalls  erhaltenen  Urkunde  von 
1602,  die  beide,  der  Meister  und  der  »Garzone«  unter- 
schrieben haben,  ersichtlich  ist.  Am  20.  Januar  1615  — 
damals  34  jährig  —  heiratete  er  die  19  jährige  Maddalena 
Anna,  Tochter  des  Messer  Fausto  Foresto.  Damals 
dürfte  er  auch  das  Haus  in  der  Contrada  del  Palazzo 
Vecchio  del  Podestä  bezogen  haben.  Das  ist  das  Wesent- 
lichste von  dem,  was  sich  überMagginis  Leben  ermitteln 
ließ.  Man  erfährt  noch,  daß  er  sieben  Kinder  hatte,  von 
denen  vier  früh  verstarben,  und  daß  er  um  1626  ein 
zweites  Haus  in  der  Contrada  delle  Bombasane  und 
mehrere  Acker  usw.  gekauft  hat;  1632  ist  er  schon  ge- 
storben. Seine  Witwe  überlebte  ihn  bis  zum  24.  Nov. 
1651.  In  den  ersten  Jahren  seiner  Selbständigkeit  hielt 
er  sich  ziemlich  strenge  an  die  Modelle  seines  Lehrers, 
war  häufig  ungenau  in  der  Arbeit  und  nicht  allzu 
wählerisch  in  bezug  auf  das  Holz.  Bald  aber  scheint  er 
sich  doch  überzeugt  zu  haben,  daß  es  nicht  gleichgültig 
sei,  welche  Holzsorten  man  verarbeitet,  denn  er  machte 
Versuche  mit  Pappel-,  Platanen-,  Nuß-  und  Birnbaum- 
holz. Die  Schallöffnungen  zeigen  noch  die  bei  den  alten 
Violen  übliche  Schlangenlinie;  auch  legte  er  seine 
Violinen  allzu  reich  mit  Elfenbein  und  Perlmutter  usw. 
ein.  Später  befreite  er  sich  von  dem  Einflüsse  G.  da 
Salös,  und  der  Geigenbau  verdankt  ihm  von  da  an  ge- 
waltige Fortschritte.  Er  machte  zahlreiche  Versuche 
und  glaubte  wohl,  durch  höhere  Wölbung  die  wün- 
schenswerte Verbesserung  des  Tones  zu  erreichen,  da 
die  Arbeiten  seiner  zweiten  Periode  meist  schon  daran 
kenntlich  sind,  daß  sie  höher  gewölbt  sind  als  die  der 
ersten.  Später  kam  er  jedoch  davon  wieder  ab.  Die 
Arbeit  ist  letzt  genauer,  die  Einlage  sorgfältiger  ge- 
macht und  das  Holz  von  ausgesuchter  Schönheit. 
Weitere  Fortschritte  machte  er  in  der  dritten  Periode 
seines  Schaffens.  Möglicherweise  beeinflußten  ihn  da 
die  Arbeiten  Ant.  und  Girolamo  Amatis.  Er  kam  nun 
zu  dem  ihm  eigentümlichen  Modell  und  fand  auch  die 
richtigen  Stärkeverhältnisse  des  Holzes ;  charakteristisch 
sind  die  von  ihm  gewöhnlich  angewendete  doppelte 
Einlage,  die  niederen  Zargen  und  die  Schnecke,  die  oft 
um  eine  Windung  ärmer  als  die  jetzt  gewöhnliche  ist. 
Sein  Lack  ist  dem  von  G.  da  Salö  ähnlich,  nur  klarer, 
dünner  und  feuriger  und  von  verschiedener  Farbe, 
meist  jedoch  hellbraun.  Seine  Violoncelli  sind  ähnlich 
in  der  Form  und  dem  Lack;  nur  die  F- Löcher  sitzen 
etwas  zu  hoch.  Er  ist  unstreitig  der  bedeutendste 
Meister  der  Schule  von  Brescia  gewesen,  und  alle 
späteren  großen  Meister  standen  unter  seinem  Ein- 
fluß. Freilich  können  seine  Geigen  heute  nicht  mehr 
als  Toninstrumente  ersten  Ranges  gelten,  doch  haben 
sie  ihrer  Seltenheit  wegen  einen  hohen  Sammlerwert 
und  werden  außerordentlich  teuer  bezahlt.  Der  Boden 
ist  meist  nach  der  Schwarte  geschnitten  und  die 
F-Löcher  langgestreckt  und  originell.  (Bei  den 
F-Löchern  ist  der  untere  Punkt  stets  größer  als  der 
obere.)  Die  Schnecke  ist  gewöhnlich  etwas  kleiner  als 
bei  anderen  Geigenmachem ;  die  Ohren  sind  sehr 
kräftig.  Es  sind  schwerlich  mehr  als  50  Geigen  von  ihm 
noch  vorhanden.  Er  ist  einer  der  ersten,  der  auf  die 
Wahl  des  Holzes  Wert  legte  und  die  Dickenverhältnisse 
berechnete.  Über  sein  Leben  ist  sonst  wenig  bekannt ; 
er  wohnte,  wie  schon  bemerkt,  in  der  Contrada  del 


Maggini   —  Mahrer 


31 


palazzo  vecchio  del  Podestä,  wahrscheinlich  in  dem 
gleichen  Hause,  das  vor  ihm  G.  da  Salo  bewohnte.  Im 
April  1907  wurde  ihm  auf  Veranlassung  des  Cav. 
Pasini  in  Brescia  ein  Denkstein  errichtet  mit  der  In- 
schrift: Giovanni  Paolo  Maggini 

nato  in  Botticino  Sero  nell  1580 

fu  cJlievo  di  Caspare  da  Salö 
ne  perfezionö  lo  strumento 

maestro  di  violini  chiamandosi 

lavoro  in  questa  casa 

donde  l'arte  sua  diffuse 

e  vi  mori  forse 
nella  pestilenzia  del  1630. 
Von  seinen  Söhnen  starb  der  eine  als  Kind,  der  andere 
(Carlo  F.)  wurde  Seidenhändler;  trotzdem  findet  man 
sie  oft  fälschlich  als  Geigenmacher  ausgegeben.  Die 
Zettel  Magginis  sind  stets  ohne  Jahreszahl.  —  Zwei 
Prachtgeigen  von  ihm  besaß  bekanntlich  Charles  de 
Beriot,  die  beide  in  den  Besitz  des  Prinzen  Chimay 
übergegangen  sind,  der  sie  für  8000  Frs.  gekauft  haben 
soll.  Eine  der  schönsten  Magginigeigen  aber,  die  es  auch 
im  Ton  mit  jeder  Stradivari  aufnehmen  kann,  besaß 
der  t  Prof.  Keller  in  Stuttgart,  eine  ebenso  schöne 
Theodor  Hämmerle  in  Wien,  andere  (von  1620) 
H.  Sternbere,  Mohl  in  Stuttgart,  eine  sehr  gut  erhaltene 
Viola  besitzen  die  Erben  Philipp  Hillers  (f  1900)  zu 
Königsberg  i.  Pr.,  eine  andere,  wundervolle,  nur  wegen 
ihrer  Größe  schwer  spielbare  der  kgl.  Opernsänger 
Gustaf  Sjöberg  in  Stockholm.  Eine  dritte,  wahrschein- 
lich aus  dem  letzten  Lebensjahre  Magginis  stammende 
prachtvolle  Viola  besitzt  Dr.  med.  Oppler  in  München. 
Daß  Maggini  außer  Geigen  auch  andere,  zu  seiner  Zeit 
beliebte  Saiteninstrumente  gebaut  hat,  beweist  eine 
schöne  Cister  in  der  Wiener  Sammlung  alter  Musik- 
instrumente. 
Geigenzettel :  Abb.  561  ^). 

Maggini,  (Pietro)  Santo.— Brescia.  1630.  1680 

Daß  Maggini  einen  Freund  hatte,  der  Santo  de  Santis 
hieß,  und  der  Zimmermann  war,  steht  fest.  Es  ist  nicht 
ganz  ausgeschlossen,  daß  dieser  Santo  nach  Magginis 
Tod  die  Werkstatt  übernahm  und  das  Geschäft  fort- 
setzte, wobei  er  sich  den  Namen  Magginis  beilegte.  Es 
kommen  auch  tatsächlich  einige  Bässe  mit  dem  Namen 
»Pietro  Santo  Maggini«  vor;  auf  einem  ungewöhnlich 
großen  fünfsaitigen  Kontrabaß  in  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln  erscheint  der  Name 
Santo  Maggini  neben  dem  Gottfried  Tielkes,  der  viel- 
leicht sein  Schüler  war.  Auch  die  mit  dem  Namen 
Pietro  Zanetto  vorkommenden  Geigen  darf  man  viel- 
leicht diesem  Pietro  Santo  zuschreiben.  Wenn  ver- 
schiedene Schriftsteller  »Pietro  Santo«  für  den  Sohn 
Magginis  ausgeben,  so  beruht  das  auf  einem  Irrtum. 
Magginis  einziger,  ihn  überlebender  Sohn  Carlo  Fran- 
cesco war  Kaufmann")  und  noch  ein  Kmd  von  sechs 
Jahren,  als  sein  Vater  starb.  Außer  diesem  Pietro  Santo 
gelten  ncoh  A.  Lanza,  G.  G.  Pazzini  aus  Florenz  und 
A.  Mariani  aus  Pesaro  als  Schüler  Magginis. 
Geigenzettel:  Pietro  San.  Maggini  /  Bresciae  1641  (ge- 
druckt). 

^)  Es  soll  auch  Zettel  geben,  auf  denen  nur  der  Vor- 
name Paolo  (nicht  Gio:  Paolo)  vorkommt. 
')  Seidenhändler. 


Maghetti,  Sev.  —  Rom.   1797 

Er  verarbeitete  ein  besonders  schönes  Holz,  —  das  ist 
das  Beste,  was  man  ihm  nachrühmen  kann. 

Maghie,  John  Fisher.  —  Dalston.    1895 

Er  arbeitet  nach  dem  großen  Stradivarimodell  und  ver- 
wendet einen  gelben  oder  rötlichgelben  Ollack. 
Geigenzettel :  John  Fisher  Maghie  /  at  /  Dalston  /  in  / 
Cumberland  /  fecit  (gedruckt). 

Magne,  A.  — Cherbourg.  2.  Hälfte  des  19.  Jahr- 
hunderts 

Er  war  der  Nachfolger  A.  Chevriers,  dessen  Werkstatt 
er  1884  übernahm. 

Magniere,  Gabriel.  —  Mirecourt.   1819 

Eine  Violine  mit  diesem  von  A.  Jacquot  nicht  er- 
wähnten Namen  wurde  im  Februar  1907  bei  Puttick 
&  Simpson  in  London  versteigert. 

Magnus,  Antonius.  —  Neapel 

Er  hieß  wahrscheinlich  Antonio  Magno  und  dürfte 
noch  dem  18.  Jahrhundert  angehört  haben.  Die  Geigen, 
die  seinen  Namen  tragen,  sind  im  Stile  der  Schule  von 
Neapel  gehalten  und  nicht  übel. 

Magri,  Francesco,  gen.  Bischen.  —  Livorno. 
1766.  1784 

In  einigen  leidlichen  Geigen,  die  in  den  Londoner  Ver- 
steigerungen verhältnismäßig  gute  Preise  erreichten, 
kommt  sein  Name  meistens  ohne  Ortsangabe  vor. 

Magrini,  Enrico.  —  Triest.   1865.   1890 

Er  ahmte  Guadagnini  nach  und  verwendete  einen  rot- 
braunen Lack  bei  seinen  Geigen  und  Violoncelli,  war 
aber  im  ganzen  ohne  bemerkenswerte  Geschicklichkeit. 

Mahler,  Laux  s.  Maler 

Mahlke,  Johann.  —  Berlin 

Seit  dem  Ende  der  70  er  Jahre  des  19.  Jahrhunderts 
wirkender  Geigenmacher  und  geschickter  Reparaleur, 
der  auch  für  die  Kgl.  Sammlung  alter  Musikinstru- 
mente tätig  ist.  Er  macht  gute  neue  Violinen,  Violen  und 
Violoncelli,  und  hat  mit  Erfolg  altitalienische  Meister- 
werke nachgeahmt. 

Geigenzettel :  J.  Mahlke,  Geigenmacher  /  Berlin.  Fac- 
cibat  (sie!)  1883  (gedruckO. 

Mahrer,  Franz.  —  Wels.  Geb.  1825,  f  20.  März 

1878 

Er  wird  im  Sterbebuch  als  Instrumentenmacher  be- 
zeichnet, in  der  Heimatsmatrikel  aber  als  Geigen- 
macher, und  soll  Gehilfe  seines  Verwandten  Johannes 
M.  gewesen  sein. 

Mahrer,  Johannes.  —  Wels.   1837.   1880 

Er  wurde  am  5.  September  1837  als  Bürger  aufge- 
nommen und  wohnte  am  Stadtplatz  Nr.  19,  nach  1860 
in  der  Schmidtgasse  Nr.  24,  wo  er  nach  1 880  auch  ge- 
storben ist.  Er  hat  vielleicht  in  Wien'  gelernt  und  war 


312 


Maier  —  Maldoner 


auch  musikalisch  gut  gebildet,  so  daß  er  als  der  beste 
Zitherlehrer  in  Wels  galt.  Als  Geigenmacher  war  er  ein 
zwar  wenig  bekannter,  aber  geschickter  Meister,  von 
dem  verschiedene  gute  Violinen  vorkommen.  Er  ar- 
beitete nach  einem  flachen  Modell  und  verwendete 
braunen  Lack.  Eine  Geige  von  ihm  ist  in  der  Samm- 
lung des  Pater  Haas  in  Herzogenburg. 

Geigenzettel:  Johannes  Mahrer  fecit  /  Wels  anno  1844. 
(gedruckt).  —  Johann  Mahrer  fecit  '  1835  (geschr.). 

Maier.  —  Traunstein.    181 1 

Ein  Stadtmusikant  (Türmermeister),  der  sich  auch  mit 
der  Wiederherstellung  schadhafter  Geigen  beschäftigte. 

Geigenzettel :  Rebarirt  Maier  Thürmer  /  maister  in 
Traunstein  anno  1811.  (geschrieben). 

Maier,  Anton.  —  Böhm.-Krumau  (Krumlov). 
Geb.  zu  Schönbach  (Böhmen)  7.  Sept.  1869 

Schüler  von  Josef  Sandner  und  Rudolf  Flacht  in 
Schönbach  und  von  Fiedler  und  Schiller  in  Mark- 
neukirchen.  Ließ  sich  im  März  1893  zu  Krumau 
nieder. 

Maindorge.  —  Rouen.   1708 
Nur  dem  Namen  nach  bekannt. 

Mainelli   (Majneli,   Majnely),   Luigi.   —  Cre- 
mona.   1823 

In  Geigen,  die  nicht  schlecht  sind,  flach  gewölbt  mit 
schönem  roten  Lack,  die  aber  wenig  Italienisches  an 
sich  haben,  findet  sich  gelegentlich  dieser  sonst  nicht 
bekannte  Name  und  der  Brandstempel  »L.  M.C.«,  dazu 
fast  immer  die  Jahreszahl  1823.  Vielleicht  hat  einMeinel 
seine  Geigen  durch  die  welsche  Form  des  Namens  ver- 
käuflicher zu  machen  gesucht  ?  Eine  Geige  mit  diesem 
Namen  besitzt  u.  a.  Primarius  Dr.  Smoler  in  Olmütz. 


Paris.    Geb.  in  Barcelona 


Maire,  Etienne. 
1867 

Schüler  und  seit  1895  Nachfolger  seines  Vaters  E. 
Maire-Breton.  Er  siedelte  1898  nach  Paris  über,  wo  er 
seine  Werkstatt  in  der  Rue  Poissomere  Nr.  26  eröffnete. 
Jetzt  wohnt  er  in  der  gleichen  Straße  Nr.  31 .  In  Spanien 
verwendete  er  eine  Brandmarke,  jetzt  den  Zettel : 
Abb.  558. 

Maire,  Michel.  —  Mirecourt.    1756.    1760 

Kommt  als  Geigen-  und  Bogenmacher  in  den  Akten 
vor. 

Maire,  Nicolas.  —  Mirecourt.    1774 
Vielleicht  Sohn  oder  Bruder  von  Michel  M. 

Maire,  Nicolas.  —  Paris.    Geb.  in  Mirecourt 
28.  Dez.  1800,  t  17.  Juli  1878 

Enkel  von  Michel  M.  Schüler  des  alten  J.  Lafleur,  bei 
dem  er  viele  Jahre  als  Gehilfe  arbeitete,  und  dessen 
Nachfolger;  ein  geschickter  Bogenmacher.  Er  wohnte 
in  der  Rue  de  Viarmes  und  war  ein  Schwager  des 
Geigenmachers  Nie.  Guinot. 


Maire-Breton,  Etienne.  —  Barcelona.  Geb.  in 
Mirecourt  1827,  f  nach  1895 

Schüler  von  FrangoisCollin.  Im  Jahre  1854  ging  er  nach 
Barcelona,  stand  durch  21  Jahre  der  Geigenmacher- 
werkstatt  der  Fabrik  Altimiras  vor  und  machte  sich 
dann  1875  selbständig.  Im  Jahre  1895  wurde  sein  Sohn 
sein  Nachfolger. 

Makropulos,  Georgios,  lebte  ungefähr  von 
1865 — 1890  als  Gitarren-  und  Mandolinen- 
macher  in  Athen 

Malagoli,  Eleuterio.  —  Modena.  f  1827 

Talentvoller  Gitarrenmacher  und  unvergessen  als  der 
Held  eines  Liebesdramas,  dem  er  zum  Opfer  fiel. 

Malagoli,  Folgenzio.  —  Modena.   1856 

Er  hat  viele  alte  Geigen  wieder  hergestellt,  doch  ist  mir 
nicht  bekannt,  daß  er  auch  neue  gemacht  hat. 

Malahar(?),  Pierre.  —  Bordeaux.   1698 

Eine  Baßviola  der  Sammlung  Savoye  in  Paris  trägt  den 
Namen  dieses  französischen  Geigenmachers  des 
1 7.  Jahrhunderts.  Eine  gutgearbeitete  und  gutklingende 
Violine  von  ihm  wurde  vor  dem  Kriege  in  London  für 
16  Pfund  St.  versteigert. 

Malchant.  —  (Mirecourt?)   19.  Jahrhundert 

Ein  Gitarren-  und  Lautenmacher,  von  dem  C.  C. 
Snoeck  eine  Gitarre  besaß,  deren  Decke  von  einem 
Dachstern  und  zwei  F-Löchern  durchbrochen  war.  — 
Der  Name  dürfte  falsch  gelesen  sein  und  richtig 
Mauchant  lauten. 


Fi 


ussen. 


1750. 


Maldoner,  Johann  Stephan. 

1799 

In  den  Füssener  Umlageregistern  von  1774  kommt  er 
mit  seinen  Söhnen  Hans  Michael,  geb.  1770  und  Mang 
(Magnus)  Anton,  geb.  1 773,  als  Lautenmacher  vor.  Da 
seine  Geigen  mehr  an  die  Mittenwalder  als  an  die 
Füssener  Schule  erinnern,  dürfte  er  dort  gelernt  haben. 
Seine  Arbeit  ist  übrigens  oft  handwerksmäßig,  das  Holz 
ohne  Sorgfalt  gewählt  und  jetzt  meist  vom  Wurm  zer- 
fressen. Er  machte  hauptsächlich  Violoncelli  und  Bässe. 
Es  gibt  aber  auch  Instrumente  von  sehr  vorteilhaftem 
Äußern  und  gutem  Ton  von  ihm.  Eine  sechssaitige 
Diskantgamba  mit  seinem  Namen  und  der  Jahreszahl 
1702,  goldgelb  lackiert  und  mit  einem  menschenähn- 
lichen Löwenkopf  am  Wirbelkasten  besitzt  Fritz  Wild- 
hagen  in  Haiensee.  Wenn  die  Jahreszahl  richtig  gelesen 
ist,  müßte  es  in  Füssen  zwei  gleichnamige  Meister 
gegeben  haben  —  vielleicht  Vater  und  Sohn. 

Geigenzettel:  Joannes  Stephanus  Maldoner  /  Fecit 
Füssen,  17  .  (gedruckt). 

Maldoner,  Michael.  —  Füssen.  Geb.  um  1697, 
t  I.Mai  1774 

Ein  angesehener  Lautenmacher^  der  im  Umlageregister 
für  1741  als  Ratsherr  und  Vater  eines  Sohnes  namens 
Dominikus  aufgeführt  wird.  Eine  Violine  von  ihm 
(ohne  Jahreszahl)  ist  in  Füssen  noch  vorhanden. 


Maldoner  —  Mallas 


313 


Maldoner,  Michael.  —  Oedenburg  (Ungarn). 

Um  1750 

Wahrscheinlich  aus  Füssen  eingewandert.  Er  war  nur 

ein     mittelmäßiger     Geigenmacher,     arbeitete     nach 

Stainer  und  verwendete  einen  dunkelroten  Lack.  Eine 

Geige  von  ihm  befindet  sich  in  der  Sammlung  von 

Pater  Haas  in  Herzogenburg. 

Geigenzettel:  Abb.  525. 

Maldura,  G.  B.,  lebt  als  Gitarren-  und  Man- 

dolinenmacher  in  Rom 

Maler    (Maller,    Mahler),    Laux    (Lucas).    — 

Bologna.    1500.   1528 

Der  Stradivari  der  Laute.  Er  verbesserte  die  Form  der 
Laute,  indem  er  ihren  Körper  länglich,  flach  und  breit- 
spänig  anlegte  und  dem  Instrument  so  die  dann  klas- 
sisch gewordene  Gestalt  gab.  Über  sein  Leben  ist  wenig 
bekannt.  Meist  wurde  er  um  hundert  Jahre  zu  früh  an- 
gesetzt, was  schon  Baron  tat.  trotzdem  ihm  sein  Modell 
zu  modern  erscheint.  Daß  Laux  Maler  ein  Deutscher 
war,  ist  zweifellos;  seit  wann  er  in  Bologna  lebte,  läßt 
sich  nicht  feststellen;  aber  daß  er  um  1523  dort  noch 
tätig  und  weit  berühmt  war,  beweist  die  folgende  Stelle 
aus  einem  Briefe  des  Markgrafen  Friedrich  von  Mantua 
an  Don  Ercole  Gonzaga:  —  Essendo  noi  uenuto  in 
desiderio  di  hauere  uno  lyuto  fatto  per  mano  di  M'^°. 
Luca  Malher,  ch'e  li  in  Bolognia  pregamo  V.  S.  che 
voglia  esser  contenta  dare  carico  ad  uno  de  suoi  serui- 
tori  di  cercar  esso  W['°.  Luca  et  uedere  se  l'hauese  cosa 
che  fosse  a  nostro  proposito  et  il  pretio  che  ne  dimanda 
aduertendo  che  noi  uoressimo  uno  lyuto  mezano  cioe 
che  non   fosse   grande   ne  anche   piccolo  et   bono   in 
excellentia  .  .  .  Mantue  XIX  Martii  MDXXIII.  (Ori- 
ginal im  Archiv  Gonzaga  zu  Mantua.  —  Abgedruckt  in 
Bertolottis  La   Musica   in   Mantova,   S.  34).   Der  be- 
rühmte französische  Lautenspieler  J.  Gaultier  schreibt 
1648  an  C.  Huygens:  »Je  vous  dirai,  que  tous  les  luths 
de  bologne  ä  9  cottes  sont  de  Laux  Maler,  qui  est  mort 
il  y  a  six  vingt  Ans«.  Das  Todesjahr  wäre  also  1528,  was 
nicht   unwahrscheinlich    erscheint.    Ausführlich    wird 
Laux   Maler   auch    in    Maces    "Musicks    Monument« 
(London    1676)    erwähnt.    Baron    schreibt    von    ihm: 
»Lucas  Mahler  oder,  wie  er  sich  geschrieben,   Laux 
Maler  ist  ohne  Zweiffei  einer  von  denen  ältesten  und 
besten    Meistern,    die    dergleichen    Instrumenta    ver- 
fertiget. Er  lebte  Anno  1415  und  wie  man  davor  hält, 
nebst  dem  Hans  Frey  in  Bologna.  Nur  ist  dieses  zu 
verwundern,  daß  sie  schon  nach  jetziger  fa?on,  nemlich 
die  Corpora  länglicht  flach  und  breitspänicht  gearbeitet 
haben,  und  werden,  in  soferne  kein  Betrug  dahinter 
steckt  und  sie  originnal  (oder  wie  der  terminus  tech- 
nicus    heist    oriental)    befunden,    man    sie    vor    allen 
anderen  aestimirt.  Man  bezahlt  sie  sehr  hoch,  weil  sie 
rar  und  von  einem  vortrefflichen  Thon  seyn,  ob  schon 
zu  wünschen  wäre,  daß  man  denen  Künstlern,  die  was 
rechts  verfertigen  könnten,  auch  bey  ihren  Lebzeiten 
was  zukommen  Hesse,  was  ihnen  und  ihren  Familien  zu 
statten  käme,  wie  solches  ihnen  nach  ihrem  Tode  nur 
zu  einer  Ehre  ohne  Nutzen  gereichet«.  —  Aus  Ray- 
mund Fuggers  Musikkammer  zählt  das  erhaltene  Ver- 
zeichnis unter  Nr.  79  »Eine  alte  gute  Lauten  von  Laux 


Müller«  auf;  es  war  dies  jedenfalls  ein  Werk  unseres 
Meisters.  Eine  Theorbe  von  1515  von  ihm  besitzt  das 
Schlesische  Museum  für  Kunstgewerbe  und  .'\lter- 
tümer;  ferner  befinden  sich  zwei  Lauten  von  ihm  in  der 
Fürstl.  Lobkowitzschen  Sammlung  auf  Schloß  Roudnic. 
Hier  ist  der  Name  einmal  »Laux  Malo«  geschrieben. 
Auch  im  South  Kensington  Museum  war  eine  Laute 
von  ihm  ausgestellt.  Eine  breitgebaute  elfspänige  Alt- 
laute befindet  sich  in  der  Sammlung  alter  Musikinstru- 
mente des  Kunsthistorischen  Museums  in  Wien  (C.  32). 

Geigenzettel:  Abb.  518. 
Maler  (Maller),  Sigismondo,  gen.  II  Tedesco. 
—  Bologna  und  Venedig.   1460.   1526 

Ein  trefflicher  und  berühmter  Lautenmacher  aus 
Deutschland.  Wahrscheinlich  ein  Bruder  oder  gar  der 
Vater  des  gleichberühmten  Laux  M.,  dem  er  an  Ge- 
schicklichkeit sehr  nahekam.  In  Urkunden  wird  er  »11 
magnifico  Sigismundo  Maler  Thedescho«  genannt'). 
Schon  zu  seiner  Zeit  wurde  auf  den  Lack  großer  Wert  ge- 
legt, und  gerade  er  muß  ein  Meister  in  der  Kunst  des 
Lackierens  gewesen  sein,  denn  Herzog  Alfonso  I.  von 
Ferrara  beauftragte  seinen  Gesandten  Tibaldi  inVenedig 
zu  erfragen,  wie  Sigismondo  M.  den  Lack  bereite  und 
auftrage")-  In  dem  aus  dem  Jahre  1566  stammenden 
Verzeichnis  der  Raymund  Fuggerschen  Musikkammer 
(abgedruckt  bei  Stockbauer)  heißt  es :  »Nr.  46.  Eine 
alte  Lauten  von  Sig.  Maler.  —  Nr.  62.  Eine  alte  Lauten 
von  Sig.  Maler.  —  Nr.  77.  Eine  Bass-Alt  von  Sig. 
Maler«.  Da  er  in  dieser  Sammlung,  die  nur  das  Beste, 
was  es  damals  gab,  enthielt,  so  reich  vertreten  ist,  kann 
man  leicht  auf  die  Wertschätzung  schließen,  deren  sich 
seine  Arbeiten  erfreuten.  Valdrighi  führt  (Nr.  3980) 
einen  »Simeone  Malta«  in  Venedig  1499  auf.  Es  ist  dies 
wohl  eine  Verwechslung  mit  Sigismund  Maler. 

Maline,  Fran^ois-Alexis.  —  Mirecourt.    Geb. 

um  1822 

Gewöhnliche  Mirecourter  Arbeit.  Er  datierte  seine 
Geigen  (mit  einem  Brandstempel)  aus  Paris.  Dasselbe 
tun  seine  Söhne.  —  Nicht  zu  verwechseln  mit  dem 
trefflichen  Bogenmacher  Maline,  dessen  Brandstempel 
sich  auf  älteren  Bögen  von  vorzüglicher  Ausführung 
und  oft  auch  prächtiger  Ausstattung  (Gold-  und 
Silberfrosch,  Schildpatteinlagen  usw.)  findet. 
Brandstempel :  Maline  f ils  /  a  Paris.  —  Maline  /  ä  Paris. 

Mallach,  Fritz.  —  Kaiserslautern.   1906 

Fr.  Pfaffs  Nachfolger.  Er  war  auf  der  Nürnberger  Aus- 
stellung 1906  mit  Geigen  und  Trompeten  vertreten. 

Mallas,  Alexander.  —  Leith.    Geb.    1826  in 

Catend,  f  1891  in  Leith 

Er  war  gelernter  Mühlenbauer  und  zuletzt  Verwalter 

der  Holzabteilung  des  Umpherston-Werks  in  Leith. 


')  Staatsarchiv  in  Modena. 

-)  Jacopo  Tibaldi  an  den  Herzog  von  Ferrara  am 
20.  Genn.  1526  ..  .  »II  magnifico  Sigismundo  Maler 
Thedescho  m'ha  promesso  far  Luni  proximo  havere  in 
scripto  come  se  fa  la  vernice  et  come  l'adopn  nelle  sue 
liuti,  secondo  l'Extia.  V.tra  me  scrive  desiderare  d'avere.« 


314 


Maller  —  Mantegazza 


.\ls  solcher  benutzte  er  jede  Gelegenheit,  zum  Geigen- 
bau geeignetes  Holz  ausfindig  zu  machen.  Er  machte 
viele  und  gute  Violinen,  Violen  und  Violoncelli  und 
auch  eine  Viola  d'amore.  Seinen  Ollack  bereitete  er  sich 
selbst.  Seine  letzten  Lebensjahre  ^\•urden  durch  em 
unheilbares  Leiden  getrübt,  das  er  mit  Geduld  ertrug. 
Geigenzettel:  A.  Mallas,  /  Maker ,'  Leith,  1883.  (gedr.). 

Maller,  Laux  s.  Maler 
Mally,  Mario.  —  Triest.   1898 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  für  das  Instru- 
mentengeschäft von  C.  Schmidl  &  Co.  verschiedene 
gute  Geigen  gemacht  hat. 

Malvolti,  Pietro  Antonio.  —  Florenz.    1700. 

1733 

Seine  Geigen,  meist  von   kleinem   Modell,   kommen 
denen  von  Gabrielli  sehr  nahe  und  sind  gut  gebaut.  Er 
war  vielleicht  der  Lehrer  Gabriellis. 
Geigenzettel:  Abb.  536. 

Maly,  Georg.  —  16.  Jahrhundert 

Ein  von  Trautm.ann  ohne  nähere  .Angaben  erwähnter 
Lautenmacher  des  16.  Jahrhunderts. 

Man  (Mann),  Hans.  —  Neapel.    1710.    1750 

Jedenfalls  ein  Deutscher,  der  recht  hübsche  Lauten  ge- 
macht   haben    soll.    Vereinzelt    kommen    auch    nach 
Stradivari  und  Guarneri  gemachte  Geigen  mit  seinem 
Namen  vor. 
Geigenzettel:  fians  Man  /  fecit  Neapoli  (gedruckt). 

Mancini,  Giuseppe.  —  Cortona.   1839 

Es  gibt  zwar  Geigen  mit  seinem  Zettel,  doch  ist  in 
Cortona  ein  Geigenmacher  namens  Mancini  nicht  nach- 
zuweisen. Zur  angegebenen  Zeit  soll  sich  allerdings  ein 
Giuseppe  Mancini,  der  einen  umfangreichen  Band 
lyrischer  Gedichte  herausgegeben  hat  (Siena  bei 
Pandolfo  Rossi,  1835),  in  Cortona  aufgehalten  haben, 
er  war  aber  —  Erzbischof  von  Siena,  und  es  ist  daher 
nicht  gut  anzunehmen,  daß  er  auch  Muße  zum  Geigen- 
machen hatte. 

Mancini,  Ventura.  —  Padua.   1 678 

Er  gehörte  der  Paduaner  Lautenmachergilde  an  und 
erscheint  als  Zeuse  auf  dem  Lehrbrief  von  Matthias 
Klotz. 

Mandelli,  Camillo.  —  Buenos  Aires,   Calco. 
Geb.  12.  März  1873  in  Calco  (Como) 

Elr  erlernte  den  Geigenbau  bei  Leandro  Bisiach  in 
Mailand  unter  Riccardo  .-Xntoniazzi.  Im  Jahre  1899 
ging  er  nach  Südamerika  und  machte  sich  in  Buenos 
Aires  selbständig,  wo  er  bei  allen  Musikern  und 
Kennern  in  hohem  Ansehen  stand.  Im  Jahre  1920 
kehrte  er  in  seine  Heimat  zurück.  Er  arbeitet  sorgfältig 
nach  den  eJten  Meistern  und  verwendet  einen  braun- 
roten Ol-  und  Spirituslack. 


Manfredi,  Giambattista.  —  ? 
Italienischer  Gitarrenmacher. 


1811 


Mango-Longo.  —  Neapel.   1749 

Nur  durch  Gitarren  und  Mandollnen,  die  meist  reich 
mit  Dfenbein  eingelegt  sind,  bekannt. 

Mangin.  —  Paris 

Ein  Violoncello  enthielt  diesen  Namen. 

Mann,   John  Alexander.  —  Glasgow.    Geb. 
13.  Mai  1810  in  Forfar.  f  30.  April  1889  in 

Glasgow 

Da  er  in  seiner  Jugend  ein  besonderes  Talent  zum 
Bildnismaler  verriet,  sandte  man  ihn  nach  Edinburgh 
auf  die  Kunstakademie.  Das  Studium  sagte  ihm  aber 
doch  nicht  zu,  deshalb  gab  er  es  wieder  auf  und  ward 
zunächst  Theatermaschinist.  Um  1845  ließ  er  sich  in 
Glasgow  als  Geigenmacher  nieder,  und  weil  er  ein  zu 
allen  Kunstfertigkeiten  besonders  veranlagter  Mann 
war,  erreichte  er  mit  der  Zeit  eine  Meisterschaft  im 
Geigenmachen,  so  daß  er  den  besten  schottischen 
Geigenmachem  an  die  Seite  zu  stellen  ist.  Er  ahmte  das 
Stradivarimodell  nach  und  hatte  einen  guten,  dunkel- 
gelben Ollack.  Manche  seiner  Geigen  sehen  allerdings 
aus,  als  wären  sie  in  Frankreich  vorgearbeitet;  tat- 
sächlich hatte  er  auch  einen  Gehilfen  aus  Mirecourt, 
namens  Lamy,  und  fuhr  jährlich  einmal  nach  Frank- 
reich, um  Einkäufe  zu  machen.  Bei  dieser  Gelegenheit 
knüpfte  er  auch  eine  warme  Freundschaft  mit  J.  B. 
Vuillaume  an. 

Geigenzettel :  Original  Strad.  copy,  /  fait  par  John 
A.  Mann  1865  (gedruckt).  —  Fait  par  /  John  .4  Mann,  / 
Glasgow,  1865.  (gedruckt). 

Manni,  Paolo.  —  Modena.   1809.   1811 

Nur  Gitarren  von  ihm  sind  mir  bekannt  geworden. 
Geigenzettel :  In  Modena.  Paolo  Mani  (sie)  /  fece  anno 
1809  (gedruckt). 

Manni,  Pietro.  —  Modena.   1827 

Vielleicht  der  Sohn  Paolo  M.s  und  wie  dieser  nur 
Gitarren-  und  Mandolinenmacher. 

Mansuy  (Mansue).  —  Paris 

Geigen  von  Mirecourter  Aussehen,  etwa  aus  der  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts  stammend,  tragen  diesen  Namen. 
Eine  trüb-braun  lackierte  Viola  von  ihm,  von  gewöhn- 
licher .Arbeit,  besitzt  das  Mailänder  Konserv'atonum. 

Mantegazza 

Eine  Geigenmacherfamilie,  deren  Name  in  vielfachen 
Entstellungen,  woran  zum  Teil  die  schwemkende 
Schreibweise  schuld  ist,  vorkommt :  z.  B.  Montegarzia, 
Montegrazia,  Mantigazia,  selbst  Menticasia  usw. 

Mantegazza,  Carlo.  —  Mailand.   1 760 

Wahrscheinlich  einer  der  Brüder  von  Pietro  Giovanni 
M.  und  diesem  in  der  Arbeit  nicht  unähnlich. 

Mantegazza,  Francesco.  —  Mailand.   1760 

Er  wohnte  in  der  Contrada  di  Santa  Margarita,  soll  um 
1 800  noch  gelebt  haben  und  war  ein  Amatinachahmer. 


Mantegazza  —  Marchand 


315 


Mantegazza,    Giovanni.    —    Mailand.     1760. 
tum  1790 
Wahrscheinlich  ein  Sohn  oder  jüngerer  Bruder  von 


Pietro  Giov.  M. 


Mailand. 


Mantegazza,    Pietro    Giovanni. 

1750.  1790 

Der  beste  Geigenmacher  aus  seiner  Familie.  .Anfangs  ar- 
beitete er  mit  seinen  Brüdern  zusammen,  spwter  allein. 
Er  war  recht  geschickt  und  nahm  schönes  Holz; 
nur  sem  Lack  war  meistens  zu  harzreich  und  erscheint 
jetzt  sehr  stark  nachgedunkelt.  De  Piccolellis  setzt 
zwischen  seine  beiden  Taufnamen  em  Komma  und 
bekommt  so  zwei  Geigenmacher  namens  Pietro  und 
Giovanni  M.  heraus.  Ein  Quartett  von  ihm  (genannt  »il 
quartetto  di  lutto")  war  auf  der  Mailänder  Ausstellung 
1881  zu  sehen.  Der  Lack  war  daran  vollständig 
schwarz  geworden,  doch  gibt  es  auch  Violinen  von  ihm, 
die  den  guten,  dunkelorange  Lack  der  Mailänder 
Schule  tragen,  der  sich  gut  erhalten  hat.  Viele  seiner 
Arbeiten  gehen  auf  das  große  Nie.  .AmatimodeU  zurück, 
nur  die  Schnecke  machte  er  größer  und  weniger  elegant. 

Geigenzettel :  Pietro  Giov.  e  fratelli  Mantegazza  nella  / 
Contrada  di  Santa  Margarita  in  Milano  al  Segno  dell' 
Angelo  1 770  (gedruckt).  —  Petrus  Jo^'  fratresq.  Mante- 
gatia  /  Mediolani  in  via  S.  Margaritae  anno  17  . .  (ge- 
druckt). —  Petrus  Joannes  Mantegatia ;'  fecit  Mediolani 
in  Via  S.  Margaritae  (gedruckt)  und  Abb.  529  u.  549. 

Mantovani.  —  Parma 

De  Piccolellis  teilt  diesen  Namen  als  den  eines  Geigen- 
machers des  1 8.  Jahrhunderts  mit.  Wenn  er  \s-irklich 
eine  alte  Geige  mit  diesem  Namen  gesehen  hat,  dann 
war  *Mantovani<!'  wohl  nur  die  Heimatsbezeichnung 
eines  Meisters,  nicht  aber  der  Familienname,  denn  es 
war  unmöglich,  irgend  etweis  über  einen  »Mantovani*- 
zu  ermitteln,  der  noch  dem  18.  Jahrhundert  angehört 
hätte.  Vielleicht  aber  hielt  de  Piccolellis  den  .Alessandro 
Mantovani  für  einen  älteren  Geigenmacher. 

Mantovani,  Alessandro.  —  Parma.   1853.   1858 

Vielleicht  ein  Schüler  von  Rocca,  dem  er  gleichkam. 
Glaser  in  Wiesbaden  besitzt  eine  \'ioline,  Stradivari- 
modell  1728,  von  tadelloser  Arbeit,  mit  origineller, 
prachtvoller  Schnecke  und  rotem,  dickem  OUack  von 
schöner  Leuchtkraft,  voll  und  weich  im  Klang. 
Geigenzettel:  Alessandro  Mantovani  ,'  fece  in  Parma 
Anno  1853  (gedruckt). 

Manzini,  Lodovico.  —  Modena.    Geb.   1804, 
f  um  1878  in  Reggio-Emilia 

Er  machte  nur  Gitarren  und  Mandolinen,  die  seinerzeit 
geschätzt  waren. 

Manzone,  Giovanni.  —  Mailand.   1624 

Ein  von  Valdrighi  (4502)  mitgeteilter  Name  eines 
Lautenmachers. 

Maprochini,  Giuseppe.  —  ?  1801 

Seine  Arbeit  ist  unschön,  der  Ton  aber  trotzdem  nicht 
schlecht.  Harr\-  Dj-kes  m  London  bot  eine  Geige  von 
ihm  für  8  £  an. 


Mar,  Johann.  —  Stuhlweißenburg.    19.  Jahrh. 
Sein  Neune  kommt  auf  Reparaturzetteln  vor. 

Marafi    (Morosi?),    Ambrogio.    —    Mailand. 
18.  Jahrhundert 

.Als  Geigenmacher  war  er  nicht  bedeutend,  dagegen 
baute  er  recht  gute  Lauten  und  Mandolinen.  Eine  zehn- 
saitige  Laute  mit  sehr  schönem  Dachstem  besitzt  Rob. 
Leibbrand  in  Berlin. 

Geigenzettel :  .Ambrogio  \Iaraf i  /  Milano  vicino  a  St.  / 
Giovanni  alle  case  rotte  (geschrieben)  (Casserettc?). 

Maratea,    Michele    e    Domenico    e    figh.    — 
Neapel.   1887.   1900 
Aus  der  Schule  der  Vmaccia  hervorgegangene  \Ian- 


dolL 


acher. 


Maratti,  Giambattista.  —  Verona.   1690.   1700 

Seine  Geigen  zeigen  ein  kleines  Modell  und  mittel- 
mäßige .Arbeit.  Von  anderen  wird  der  Vorname  Carlo  B. 
(wohl  nicht  Batt.,  sondern  Borr.)  angegeben.  Vielleicht 
hat  man  es  mit  zwei  verschiedenen  Meistern  derselben 
Fam.ilie  zu  tun. 

Maravelli,  Giuseppe 

Neuerer  italienischer  Geigenmacher. 

Marc.  —  Verdun.   19.  Jahrhundert 
Nur  als  Reparateur  bekannt. 

Marcard,  Paris,  findet  man  manchmal  als 
Brandmarke  auf  Geigen  und  Gitarren 

Marcelli  (Marcello),  Giovanni  Antonio.  — 
Cremona.   1696.   1697 

Werm  auch  kein  hervorragender  Meister,  hat  er  doch 
emige  hübsche  Geigen  gemacht,  darunter  gute  V^iolon- 
celli  rmt  kunstvollen  Einlagen.  Er  verwandte  emen 
gelben  Lack  und  geschriebene  Pergamentzettel. 

Geisenzettel :  Joannes  Marcelli  /  fecit  Cremonae  / 
.MDCXCVl  (gedruckt). 

Marchai,   Pierre -Paul.   —  Mireccurt.     1725. 
1738 
Vielleicht  der  Vater  von  \larechal  (s.  d.). 

Marchemd,  Claude -Fr an ^ois.  —  \hrecourt. 
1775 

Bogenmacher.  .Auch  em  Jacques  M.  kommt  feist  gleich- 
zeitig cJs  Bogenmacher  vor. 

Marchand,  Frangois -Eugene.  —  Paris.  Geb. 
1872  in  .Mirecourt 

Schüler  von  Duremd,  Chifxtt  und  Laurent.  Um  1890 
trat  er  bei  Hill  in  London  ein,  1897  kam  er  zu  Silvestre 
nach  Paris,  machte  sich  hier  im  Jahre  1902  selbständig 
und  erwarb  sich  den  Ruf  eines  geschickten  Meisters. 

Marchand,  Joseph.  —  Mirecourt.  1744.  1765 
Geigen-  und  Bogenmacher. 


316 


Marchetti  —  Marengo-Rinaldi 


Marchetti,  Abbondio.  —  Mailand.   1815.  1840 

Er  hat  nur  wenige  Geigen  gemacht ;  diese  aber  sind  so- 
wohl in  der  Arbeit  als  im  Holz  gut,  haben  sehr  schönen, 
braunroten  Leck  und  prächtigen  Ton. 
Geigenzettel:  Marchetti-Abbondio  /  Fece  in  Milano 
l'anno  1816  (gedruckt). 

Marchetti.  Enrico.  —  Turin.   1884.   1894 

Ein  besserer  Meister  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts,  der  u.  a.  1885  eine  silberne  Medaille 
in  .Antwerpen  erhalten  hat. 

Marchetti,  Vittorio.  —  Turin.   1894 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Enrico  M.,  dem  er  in  der 
Arbeit  nahesteht. 

Marchi,Gian  Antonio. —  Bologna.   1660.  1726 

Seine  Arbeit  erinnert  manchmal  an  die  A.  Gaglianis. 
Sein  Modell  ist  eigenartig  gewölbt,  das  Holz  recht  gut 
und  der  Lack  von  dunkelgoldgelber  oder  rötlichbrauner 
Farbe.  Die  Schnecke  ist  kräftig  geschwungen,  und  der 
Ton  seiner  Geigen,  namentlich  seiner  Violoncelli, 
breit  und  voll.  Es  scheint  übrigens  auch  im  18.  Jahr- 
hundert ein  gleichnamiger  Meister  gelebt  zu  haben, 
denn  es  gibt  gleichlautende  Zettel,  die  Jahreszahlen  bis 
1794  aufweisen.  Die  Zettel  sind  mit  und  ohne  Rand- 
einfassung. Die  Geigen  dieses  jüngeren  Marchi,  im 
allgemeinen  sauber  gearbeitet,  zeigen  kein  schönes 
Modell  und  haben  mittlere  Wölbung,  an  Stainer  er- 
innernde F-Löcher  und  lange  Mittelbügel. 

Geigenzettel:  Abb.  532  und  535. 

Marck,  Johann  Joachim.  —  Hamburg.   1797 
Ein  Instrumentenmacher,  der  am  12.  Mai  1797  Bürger 
wurde. 

Marco-Antonio  (?).  — Venedig.  (1700  (?) 

Vidal  gibt  diesen  Namen  als  den  eines  venetianischen 
Geigenmachers.  Offenbar  handelt  es  sich  da  nur  um  die 
Taufnamen  eines  solchen,  wahrscheinlich  also  um 
Marco  Antonio  Novello. 

Marconcinl,  Gaetano.  —  Ferrara.   1830 

Sohn  von  Luigi  M.,  aber  nur  ein  mittelmäßiger 
Geigenmacher. 

Marconcinl,  Gmseppe.  —  Ferrara.    Geb.  um 
1774,  t  17.  Jan.  1841 

Sohn  von  Luigi  M.,  Schüler  von  Storioni.  Seine 
besseren  Geigen  erinnern  an  die  seines  Lehrers;  auch 
sein  rötlicher  Lack  ist  für  seine  Zeit  noch  gut  zu 
nennen.  Seine  Biographie  veröffentlichte  Filippo 
Zaffarini,  ein  Freund  Paganlnis  und  selbst  ein  guter 
Geiger. 

Marconcini,  Luigi  (Aloisio).  —  Bologna,  Fer- 
rara. 1760.  1791 

Schüler  des  Omobono  Stradivari.  Er  hat  anfangs  in 
Bologna  gearbeitet,  bevor  er  sich  in  Ferrara  niederließ. 
Ein  Archiliuto  von  ihm  besitzt  das  Musikhistorische 
Museum  von  W.  Heyer  in  Köln.  Seine  Geigen  sind 


recht  gut,  namentlich  aber  seine  Violen.  Eine  gute 
Geige  von  ihm  aus  dem  Jahre  1791  besitzt  Dr.  Küspert 
in  Hof.  Eine  kleine  Viola  d'amore  von  sehr  sauberer 
Arbeit  befand  sich  1895  in  Wiener  Privatbesitz.  Einen 
Kontrabaß  von  1768  besaß  noch  im  Jahre  1820  das 
Mannheimer  Theaterorchester.  In  einer  zehnsaitigen 
Vicla  d'amore  findet  sich  der  folgende  Zettel :  Aloysius 


Marconcini 
(gedruckt). 


/   F. 


erranensi 


de    Fe 


1770. 


Marconi?,  Luigi.  —  Ferrara.   1768 

Im  Verzeichnis  der  Mannheimer  Hoftheaterorchester- 
instrumente vom  Jahre  1820  wird  ein  Baß  von  Luigi 
Marconi  in  Ferrara  erwähnt.  Es  hegt  hier  wahrschein- 
lich ein  Lesefehler  vor,  der  dadurch  veranlaßt  wurde, 
daß  in  Mannheim  ein  Luigi  Marconi  als  Kontrabassist 
von  1769 — 1788  im  Hoforchester  tätig  war.  Der  Baß 
wird  von  Luigi  Marconcini  gebaut  gewesen  sein. 

Marconte,    Charles   Adolphe.   —   Mirecourt. 
1840 

Ein  Geigenmacher,  der  gerne  Paris  als  den  Ursprungs- 
ort seiner  Arbeiten  ausgab,  die  übrigens  sehr  gewöhn- 
lich waren. 

Marcus,  Joannes  s.  Grappello  (Grapello) 

Mardon,  J.  —  Exeter 

Er  dürfte  um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  gelebt 
haben ;  seine  Geigen  sehen  aus  wie  die  Arbeiten  eines 
begabten  Liebhabers. 


P 


ans. 


1786. 


Marechal  (Mareschal,  Marchai). 
1801 

Geigen  von  ihm  dürften  selten  vorkommen,  da  er  nur 
in  seinen  ersten  Jahren  solche  machte;  später  war  er 
hauptsächlich  Gitarren-,  Mandolinen-  und  Klavier- 
macher und  ist  dafür  bekannt,  daß  er  1801  die  Gitarre 
durch  Hinzufügung  einer  sechsten  Saite  (mi)  vervoll- 
kommnete. Er  schrieb  seinen  Namen  in  stets  wech- 
selnder Rechtschreibung.  Im  HohenzoUernmuseum  im 
Schlosse  Monbijou  (Luisenzimmer)  wird  eine  Gitarre 
in  Lyraform  von  Birken-  und  Tannenholz,  mit  Perl- 
mutter eingelegt,  aufbewahrt,  mit  der  Inschrift: 
Marechal  Luthier  ä  Paris.  Seine  Adresse  gibt  eine 
Theorbe  in  Berlin  aus  der  Sammlung  Snoeck  Nr.  306: 
Mareschal  luthier,  rue  Rameau,  1 1  /  pres  l'Opera,  ä 
Paris.  Eine  Viola  (Alte)  in  derselben  Sammlung 
(Nr.  497)  trägt  den  Zettel :  Marchai  ä  Paris  1 786.  Ob  er 
mit  dem  Instrumentenmacher  Marchai  in  Nancy,  der 
durch  seine  tragbaren  kleinen  Orgeln  ^)  bekannt  war, 
zusammenhängt,  läßt  sich  nicht  feststellen. 
Geigenzettel:  Marechal  Luthier  /  Facteur  de  Piano  / 
Rue  Neuve  Le  Peletier  ,  pres  l'Opera  No  2  /  ä  Paris 
179...  (gedruckt). 

Marengo-Rinaldi,   Romano.  —  Turm.    Geb. 
20.  Juni  1866  in  Alba  (Piemont) 

Sohn  eines  Kunsttischlers  und  kurze  Zeit  Schüler  von 
Enrico  Marchetti.  Er  war  drei  Jahre  in  Paris  und 
London  bei  Geigenhändlern  tätig,   wo  er  sich  seine 


^)  Erfunden  von  dem  Modeneser  Barben. 


Margale  —  Marizot 


317 


Kenntnis  alter  Instrumente  erwarb.  1889  wurde 
er  Gioffredo  Rinaldis  Nachfolger.  Er  arbeitet  nach  den 
von  Pressenda  stammenden  Modellen,  wie  er  auch 
goldgelben  Lack  nach  Pressendas  Rezept  anwendet.  Er 
besitzt  goldene  und  silberne  Medaillen  (von  Turm 
1898,  Paris  1900  usw.). 

Geigenzettel :  Abb.  557. 

Margale,  Fran^ois.  —  Mlrecourt.  Geb.  I .  Nov. 
1728,  t2 I.Juni  1788 

Sohn  und  Schüler  von  Charles  M.,  der  schon  1712 
nachweisbar  ist;  er  galt  als  guter  Geigenmacher  und 
war  auch  ausübender  Geiger. 

Margini,  Antonio.  —  Cremona  (?).   1693 

Ein  bisher  nicht  bekannter  »Cremoneser*.  von  dem 
sich  eine  dunkelrot  lackierte  Violine  in  Boryslaw  in 
Galizien  befindet.  Der  nicht  einwandfreie  Zettel,  bei 
dem  vielleicht  der  Schreiber  die  Namen  Antonius 
Stradivari  und  Paolo  Maggini  mischen  wollte,  lautet: 
Antonius  Margini  /  in  Cremona.  1693  (gedruckt). 

Maria,  Giuseppe  da.  —  Neapel.     1770.    1779 

Er  wohnte  unweit  dem  Collegio  di  Musica  (gegründet 
1537),  das  in  dem  neben  der  Kirche  S.  Pietro  a  Maiella 
befindlichen  Klostergebäude  untergebracht  ist.  Seine 
wenigen  leidlich  hochgewölbten  Geigen  sind  nicht  be- 
sonders hervorragend,  haben  aber  schönen,  orange- 
gelben Lack.  Dagegen  sind  seine  Mandolinen  berühmt; 
ein  Prachtexemplar  (Mandola)  besitzt  Gautier  in  Nizza. 
Eine  gute  Violine  von  ihm  besitzt  Dr.  J.  Geyer  in 
Budapest. 

Geigenzettel :  Joseph  di  Maria  di  Nap.  /  in  strada  S.° 
Pietro  a  Maiella  /  fece  in  Napoli  Aiio  Dm  I  778  (gedr.). 

Maria  (Marius),  Joannes  —  .  .  .   1515.  1540 

In  alten  Violen  usw.,  sowie  in  der  aus  dem  Besitze 
von  A.  Hajdecki  und  E.  Rott  in  das  Eigentum  von 
Hill  &  Sons  in  London  übergegangenen  Lira  da  f  raccio, 
die  früher  einen  als  gefärbt  erwiesenen  Zettel  mit  dem 
Wortlaut  »Gasparo  Duiffopruggor  Bonoriensis  anno 
1518«  trug,  finden  sich  die  beiden  Taufnamen  Joannes 
Maria,  die  in  der  verbundenen  Form  »Giammaria« 
(Gianmaria)  keine  Seltenheit  sind.  Auch  einige  Lauten- 
und  Geigenmacher  mit  diesen  Taufnamen  lassen  sich 
nachweisen ,  wie  z.  B.  del  Busetto  oder  auch  dalla 
Corna  usw.  Es  wäre  sehr  erfreulich,  wenn  sich  der 
Meister  der  erwähnten  Lira  noch  einmal  feststeilen 
ließe. 

Marjanenko,  Luka.  —  Kertsch,  Kiew.    Geb. 
nach  1870  in  Kertsch 

Ursprünglich  für  einen  anderen  Beruf  bestimmt,  wurde 
er  1893  durch  die  Schriften  A.  Lemans  angeregt,  sich 
dem  Geigenbau  zuzuwenden.  Natürliche  Begabung  und 
Fleiß  halfen  ihm,  sich  durch  Selbststudium  die  nötigen 
Fertigkeiten  anzueignen.  Er  reiste  mit  seinen  Geigen 
ins  Ausland,  wo  er  von  bedeutenden  Geigern  ermuntert 
wurde.  Er  ließ  sich  als  Geigenmacher  zuerst  in  Kertsch 
nieder  und  siedelte  nach  1906  nach  Kiew  über.  Er  ist 
sehr  fleißig,  hat  schon  zahlreiche  Instrumente  gebaut 


und  arbeitet  sehr  sauber  nach  Maggini,  Stradivari  und 
nach  einem  eigenen  Modell.  Die  Ecken  macht  er  sehr 
scharf  und  die  F-Löcher  etwas  steif.  Sein  dunkelroter 
oder  gelbroter  Spintuslack  ist  dünn  aufgetragen.  Der 
Ton  ist  groß,  aber  scharf. 

Mariani,  Antonio.  —  Pesaro.    1636.    1680 

Seine  Zeit  wird  gewöhnlich  fast  um  100  Jahre  zu  früh 
angenommen;  Vidal,  Valdrighi  u.  a.  setzen  ihn  in  das 
Jahr  1570.  Dagegen  sprechen  sowohl  seine  Geigen  als 
auch  seine  Zettel.  Wenn  auf  diesen  1619  zu  lesen  ist, 
so  scheint  diese  Zahl  aus  1649  entstanden  zu  sein.  Er 
konnte  sehr  gute  Geigen  bauen,  und  hatte  einen  präch- 
tigen Lack,  namentlich  seine  Violoncelli  verdienen  alles 
Lob,  doch  kommen  auch  mittelmäßige  Geigen  von  ihm 
vor,  die  als  seine  Jugendarbeiten  gelten.  An  diesen  ist 
das  Holz  unschön  und  gewöhnlich ;  die  F-Löcher  sind 
roh  mit  dem  Messer  ausgeschnitten,  die  Schnecke 
ziemlich  plump,  doch  klingen  seine  Geigen  immer  gut. 
Die  Geigen  werden  gern  für  Arbeiten  Gaspar  da  Salös 
ausgegeben,  obwohl  sie  wegen  ihrer  doppelten  Ein- 
lagen eher  an  Magginis  Stil  erinnern.  Übrigens  ist 
auch  sein  Name  von  Fälschern  oft  mißbraucht  worden. 
Wegen  der  weit  auseinanderliegenden  Jahreszahlen 
nehmen  manche  zwei  gleichnamige  Meister  an.  Er  ver- 
wendete verschiedene  Zettel.  Eine  Violine  aus  dem 
jähre  1666  von  ihm  besitzt  J.  T.  Chapman.  Eine  von 
W.  Th.  Jaura  verkleinerte  braun  lackierte  Viola  mit 
doppelter  Einlage,  schief  gestellten,  schwimglosen  F- 
Löchern,  flach  gewölbt  mit  fast  gar  nicht  ausgestoche- 
ner Schnecke  besitzt  Univ. -Prof.  Dr.  L.  Rethi  in  Wien. 

Geigenzettel:  Antonius  de  Marianis  /  fecit  Pisauri  anno 
1638  (gedruckt).  —  Antonio  Mariani  /  Fece  in  Pesaro  / 
Anno  1680  (gedruckt)  und  Abb.  545. 

Mariani,  Fabio.  —  Pesaro.   1679 

Vielleicht  ein  Sohn  Antonios.  Er  wird  als  Geigenmacher 
von  Valdrighi  (4299)  erwähnt,  obwohl  Arbeiten  von 
liim  nicht  nachzuweisen  sind. 

Mariano,  Davide  Chirone.  —  Como.   1904 

Von  ihm  war  eine  gute  Viola  in  der  Londoner  italieni- 
schen Ausstellung  zu  sehen. 


R 


om. 


1770. 


Marino,  Bernardo  (Bernardino). 

1805 

Er  steht  unter  Tecchlers  Einfluß,  kann  aber  nur  als 
Handwerker  gelten.  .Sein  Lack  ist  rötlichbraun,  der 
Ton  stumpf,  so  daß  selbst  eine  tadellos  erhaltene  Ceige 
von  ihm  kaum  höher  als  eine  gleichalte  Mittenwalder 
bewertet  werden  kann. 

Maris.  —  Firenzuola 

Ein  von  Valdrighi  (1969)  aufgeführter  Musikinstru- 
mentenmacher, der  aber  in  Firenzuola  gänzlich  un- 
bekannt ist.  Auch  in  der  ganzen  Umgebung  kommt 
dieser  Name  nicht  vor. 

Marizot,  Bastien.  —  Charkow.    1870.   1892 

Er  kam  aus  Mirecourt  als  Gehilfe  zu  Salzard  nach 
Moskau  und  machte  sich  später  in  Charkow  selb- 
ständig. Seine  Arbeit  entspricht  gutem  Mirecourter 
Durchschnitt. 


318 


Marks 


Martin 


Marks,  Wilhelm.  —  München.    Geb.    1847, 
120.  Juli  1902 

Em    Musikinstrumentenmacher,    der    außer    Geigen 
hauptsächlich  Zithern,  Gitarren  usw.  gemacht  hat. 
Geigenzettel:  Wilhelrn  Marks/  Instrumentenmacher/ 
München  1883  (gedruckt). 

Markstein.  —  Wien.   1918 

Ein  Ingenieur,  der  die  Veränderungen  in  der  Struktur 
des  Geigenholzes  durch  die  Wirkung  der  Schwingungen 
und  des  Alters,  ähnlich  wie  seinerzeit  Karl  Zach, 
künstlich  nachahmen  will.  Es  hat  sich  bereits  eine  Ge- 
sellschaft gebildet,  die  seine  Erfindung  ausbeutet  und 
als  TIM-Geigen  (d.  h.  Ton- Instrumente-Markstein) 
in  den  Handel  bringt. 

Marlier,  Nicolas.  —  Mirecourt.   1785 
Von  A.  Jacquot  erwähnter  Geigenmacher. 

Marnie,    John.    —    Padanaram.     Mitte    des 
19.  Jahrhunderts 

Ein  Schüler  von  Findlay  und  wie  sein  Meister  ur- 
sprünglich Weber.  Später  wurde  er  Gärtner  in  Logie 
(Forfarshire).  Er  hat  nach  einem  Guarnerimodell  etwa 
em  halbes  Hundert  Violinen  gemacht.  Die  Arbeit  ist 
jedoch  unbeholfen  und  unfein. 

Marquardt,  Geo.  W.,  lebte  als  Geigenmacher 
in  Boston 

Marschall,  Wilhelm.  —  Elbing.   1824 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  des  Tischlers  Johann  Fried- 
rich M.,  der  sich  in  den  Vollmachten  der  Elbinger 
Bürgerschaft  für  die  zur  Huldigung  in  Marienburg  am 
27.  September  1772  Deputierten  als  >^]'üngster  Meister« 
des  Gewerks  der  Tischler  bezeichnet.  Da  dieser  Tisch- 
ler bereits  Musikinstrumente  geflickt  haben  soll,  ist 
anzunehmen,  daß  auch  Wilhelm  M.  im  Hauptberufe 
Tischler  war.  Er  ist  mir  auch  nur  als  Reparateur  be- 
kannt geworden.  In  Elbing  war  nichts  über  ihn  zu  er- 
mitteln. 

Geigenzette! :  Reparirt  von  Wilhelm  Marschall  /  in 
Elbing  1829  (gedruckt). 

Marshall,  John.  —  London.   1750.   1759 

Ein  Zeitgenosse  von  Thomas  Smith,  aber  geschickter 
als  dieser.  Er  ahmte  das  Stainermodell  nach,  machte 
auch  gute  Lauten  und  Mandolinen  und  war,  den  Be- 
merkungen nach  zu  urteilen,  die  man  manchmal  auf 
seinen  Zetteln  geschrieben  findet,  ein  Mann  von 
humoristischen  Anlagen  (z.  B.  »Good  Beef  1  .5') .  A  pound 
But  trades  all  very  Bad«).  Eine  Violine  von  ihm  vom 
Jahre  1 754  ist  in  J.  T.  Chapmans  Besitz. 
Geigenzettel :  Johannes  Marshall  (in  vivo  novo  /  juxta 
Conventam  Hortum)  Londini  /  fecit  1757  (gedruckt). 

Marshall,  John.  —  Aberdeen.    Geb.   15.  Jan. 
1 844  unweit  von  Methlick 

Er  begann  im  Jahre  1 870  zuerst  Geigen  zu  machen  und 
hat  seitdem  etwa  300,  vorzugsweise  nach  Stradivari, 


aber  auch  nach  einem  eigenen  Modell,  gemacht.  Er 
verwendet  jetzt  nur  Ollack,  doch  nimmt  er  manchmal 
die  Holzstärken  zu  dünn. 

Geigenzettel :  John  Marshall  /  Violin  Maker  /  Aber- 
deen. /  1896  J.  M.  (gedruckt). 

Marstrand,  Nicolai  Jacob.  —  Kopenhagen. 
Geb.  1770  in  Norwegen,  f  1829  in  Kopen- 
hagen 

Er  baute  gute  Streichinstrumente  und  war  auch  als 
Klavier-  und  Harfeninacher  geschätzt. 

Geigenzettel:  Nicolaus  Jacobus  Marstrand  /  fecit 
Havniae  18  .  .  (gedruckt). 

Martani,   Antonio.    ■ —   Reggio-Emilia.     Geb. 

1804,  t  1866 

Er  hat  nur  wenig  neue  Geigen  gemacht  und  wandte 
seine  ganze  Kunst  an  das  Ausbessern  alter  Instrumente. 

Martens,  Johann.  —  Lübeck.   1880.   1897 

Ein  Musiker,  der  ohne  Sachkenntnis  ziemlich  viele 
Geigen  »ausgebessert«  hat.  Er  glaubte,  besonders  das 
Lackieren  zu  verstehen  und  wusch  daher  mit  Vorliebe 
den  alten  Lack  ab  und  ersetzte  ihn  durch  einen  schlech- 
ten Firnisanstrich. 

Geigenzettel :  Johann  Martens  /  Lübeck.  /  Reparirt 
1887  (gedruckt). 

Martin,  Adam  s.  Johann  Adam  Martin 
Martin,  Alexandre.  —  Paris.   1890.   1910 

Sohn  von  Charles  M.  und  dessen  Nachfolger.  Er  hat 
eine  Reparaturwerkstatt  und  handelt  mit  alten  Geigen. 

Martin,  Arthur.  —  Löbtau-Dresden.  Geb. 
17.  Sept.  1870  in  Gunzen 

Mit  14  Jahren  kam  er  zu  Neumärker  in  Schöneck  in 
die  Lehre;  vier  Jahre  später  arbeitete  er  bei  Roth  in 
Markneukirchen ;  von  da  ging  er  zu  Liebich  nach  Bres- 
lau und  arbeitete  zuletzt  sechs  Jahre  bei  Kessler  in 
Berlin.  Er  machte  sich  zunächst  in  Markneukirchen 
selbständig,  verlegte  aber  nach  wenig  Jahren  seinen 
Wohnsitz  nach  Löbtau  bei  Dresden,  wo  er  ein  aus- 
reichendes Arbeitsfeld  gefunden  hat.  Er  macht  neue 
Geigen  »über  Form«  und  verwendet  einen  selbst- 
bereileten  Ollack. 

Martin,  C.  —  New  York 

Wahrscheinlich  ein  Vogtländer,  der  hauptsächlich  Gi- 
tarren baute. 

Martin,  Charles.  —  Paris.   1863 

Neffe  und  Nachfolger  von  Guillaume  Martin  im  Ge- 
schäfte Lejeunes.  Das  Geschäft  wurde  von  der  Witwe 
fortgeführt  und  ging  1890  auf  Alexandre  M.  über. 

Martin,  C.  A.,  war  um  1860  in  Annaberg  an- 
sässig 
Geigenzettel :  C.  A.  Martin  /Annaberg  1860.  (gedruckt). 


Martin.  Ernst  Otto  —  Martin,  Otto  Oswald 


319 


Martin,  Ernst  Otto. 
30.  Aug.  1887 


Markneukirchen.  Geb. 


Ältester  Sohn  und  Schüler  vonWilh.  Ernst  M.,  dessen 
Werkstatt  er  in  Gemeinschaft  mit  seinem  Bruder  er- 
folgreich fortführt.  Er  ist  ein  sorgfältig  arbeitender, 
tüchtiger  Meister. 

Martin,  Guillaume.  —  Paris.  1822 

Neffe  und  Nachfolger  von  Lejeune.  Hauptsächlich 
Händler  und  Reparateur. 

Martin,  H.  Richard.  —  Magdeburg,  Bukarest. 
Geb.  21 .  JuH  1866  zu  Breitenfeld 

Er  ließ  sich  zuerst  m  Magdeburg  nieder,  ging  von  da 
Ende  1892  nach  Budapest  und  begründete  dann  1895 
in  Bukarest  sein  Geschäft  als  Streichinstrumenten- 
macher. 

Martin,  Johann  Adam.  —  Brück  (Brugg).  1 726 

Vielleicht  der  Stammvater  der  vogtländischen  Geigen- 
macherfamilie  semes  Namens.  Er  dürfte  aus  Brück  bei 
Wildstem  (Böhmen)  in  das  Vogtland  eingewandert  sein ; 
aus  seinem  Zettel  ist  nicht  ersichtlich,  wo  er  gelebt  hat, 
nur  seine  Heimat  gibt  er  an.  Aus  Geschäftsrücksichten 
scheint  er  später  auf  seinen  Zetteln  aus  PrUg  —  dem 
Beispiel  anderer  Vogdänder  folgend  —  »Prag<5  gemacht 
zu  haben.  In  Neukirchen  war  er  sicher  nicht  ansässig, 
der  dortigen  Zunft  gehörte  er  auch  nicht  an,  und  das 
erste  Mitglied  der  Familie  Martin,  das  1760  in  die 
Zunft  aufgenommen  wurde,  wird  als  »Fremder«  be- 
zeichnet. Seine  Geigen  sind  im  gewöhnlichen  vogt- 
länder  Stil  seiner  Zeit  gehalten.  Oberrealschullehrer 
Oswald  Bogs  in  Bromberg  besitzt  eine  ziemlich  flach 
gebaute  Violine  von  ihm,  mit  kleiner  Schnecke  und 
schwarzbraunem  dünnen  Lack,  ohne  Einlage,  aber 
von  recht  gutem  Ton. 

Geigenzettel :  Abb.  547. 

Martin,  Joh.  Adam  I.  —  (Mark)Neukirchen. 

Geb.  1739,  t  24.  Jan.  1808,  68  Jahre  5  Mon. 

4  Tage  alt 

Er  wurde  am  28.  Mai  1 760  Meister,  und  zwar  heißt  es 
im  Zunftbuch  ausdrücklich  von  ihm,  daß  er  »ein  Frem- 
der« war.  Auf  seinen  Zetteln  schrieb  er  sich  kurzweg 
Adam  M..  Da  er  sehr  oft  die  Jahreszahl  auszufüllen 
unterließ,  war  es  ein  leichtes,  seinen  Geigen  später  da- 
durch ein  höheres  Alter  anzudichten,  daß  man  frühe 
Jahreszahlen  darauf  schrieb.  Zettel  mit  Zahlen,  die 
vor  1760  liegen,  sind  daher  gefälscht.  Sein  Modell  ist 
das  im  Vogtland  seiner  Zeit  gebräuchliche,  der  Lack 
von  gelblicher  oder  gelbbrauner  Farbe. 

Geigenzettel:  Adam  Martin,  /  macht  mich  in  Neu- 
kirchen, in  Voigt-  /  land  bey  Adorf,  Ao.  1 732  (gedr.). 

Martin,    Johann   Adam    II.   —    (Mark)Neu- 
kirchen.  Geb.  1745,  f  26.  Febr.  1828 

Er  war  der  Sohn  eines  Meisters.  Nachdem  er  allen  Vor- 
schriften bei  der  Aufnahme  in  die  Zunft  entsprochen 
und  sein  Meisterstück,  bestehend  in  einer  einfachen 
und  einer  eingelegten  Violine,  zur  allgemeinen   Zu- 


friedenheit angefertigt  hatte,  wurde  er  am  21 .  Mai  1766 
als  Meister  aufgenommen.  Er  starb  in  einem  Alter  von 
82  Jahren  10  Monaten  und  22  Tagen. 

Martin,  Johann  Adam  III.  —  (Mark)Neu- 
kirchen 

Er  war  ein  »Fremder«,  also  wohl  ein  Sohn  Joh.  Ad.  M.s 
aus  Brück  in  Böhmen  und  wurde  im  Jahre  1 774  Meister. 
Sein  Modell  unterscheidet  sich  in  einigen  Teilen  von 
dem  seiner  Neukirchner  Zeitgenossen;  auch  ist  sein 
Lack  viel  heller  und  spielt  ins  Gelbliche.  Der  Ton  ist 
gut. 

Geigenzettel:  Johann  Adam  Mardin  /  in  Neukirchen 
bey  Adorf  (gedruckt). 

Martin,  Johann  Adam  IV.  —  (Mark)Neu- 
kirchen.  Geb.  28.  Aug.  1767,  f  21.  Juli  1830 
Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Joh.  Adam  I  M.  Da  er 
diesen  nur  um  zwei  Jahre  überlebte,  läßt  sich  seine 
Arbeit  von  der  des  älteren  Martin  schwer  trennen. 

Martin,  Johann  (Hans)  Georg.  —  (Mark)Neu- 
kirchen.  Geb.  1718,  f  20.  Dez.  1775 

Er  war  Bürger  und  Geigenmachergeselle,  als  er  am 
5.  Februar  1 742  das  Meisterrecht  erwarb.  Er  war  ver- 
mutlich ein  Sohn  des  der  Neukirchener  Zunft  nicht 
angehörenden  Johann  Adam  M.,  weshalb  er  22  Taler 
Aufnahmegebühren  bezahlen  mußte.  Seine  Geigen  sind 
nicht  schlecht  im  Ton  und  haben  meist  schöneres  Holz 
als  die  vieler  anderer  Neukirchner. 

Martin,  John.  —  Gateshead.   1870 
Englischer  Geigenmacher. 

Martin,  Joseph.  —  Mirecourt.    1738.    1748 

Als  Luthier  in  den  Akten  genannt. 

Martin,  Jules.  —  Germigny.   1887 

Arbeitete  vorübergehend  mit  Menesson  (pseud.  »Jos. 
Guanni«)  zusammen.  Aus  dieser  Zeit  stammen  einige 
gut  gelungene  Geigen. 

Martin,  Max  Alfred.  —  Markneukirchen.  Geb. 
18.  März  1891 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Wilh.  Ernst  M. 
und  in  Gemeinschaft  mit  seinem  älteren  Bruder  dessen 
würdiger  Nachfolger.  Er  ist  ein  geschickter  Meister 
und  gleichzeitig  ein  guter  Violoncellist. 

Martin,  Nicolas.  —  Mirecourt.   1764.   1781 
Vielleicht  der  Großvater  von  Nicolas  M.  in  Vichy. 

Martin,  Nicolas.  —  Vichy.   1872.   1897 

Ein  Mirecourter,  der  sich  in  Vichy  niedergelassen  hat, 
und  viel   mit  Wiederherstellungsarbeiten   beschäftigt 


war. 


Geb. 


Martin,  Otto  Oswald.  —  Milwaukee. 
31.  März  1870  in  Markneukirchen 

Schüler  der  Fachschule  für  Instrumentenbau  in  Mark- 
neukirchen. Von   1884 — 1893  arbeitete  er  in  Frank- 


320 


Martin  —  Massai 


fürt  a.  M.,  Hamburg,  Leipzig  und  Dresden  usw.  und 
ließ  sich  1893  in  Milwaukee  als  Geigenmacher  nieder. 
Er  ahmt  italienische  Meister  nach  und  verwendet  einen 
Spirituslack,  den  er  mit  ätherischen  Ölen  und  weichen 
Harzen  ansetzt. 

Geigenzettel:  Made  by  Otto  Oswald  Martin  /  Mil- 
waukee, Wis.,  July  1901   (gedruckt). 

Martin,  Wilhelm  Ernst.  —  Markneukirchen. 

Geb.  H.Dez.  1862,  t  6.  Dez.  1907 

Schüler  von  Ernst  Gläsel ;  sowohl  als  Geigenmacher 
wie  als  Bogenmacher  gut  vorgebildet  eröffnete  er  1883 
seine  eigene  Werkstatt.  Er  arbeitete  mit  großer  Sorg- 
falt nach  Italienischen  Vorbildern,  verstand  sich  sehr 
gut  auf  das  Lackieren  und  eroberte  sich  bald  einen 
großen  Kundenkreis,  namentlich  in  Nordamerika,  wo 
noch  heute  die  »Ernst  Martin-Geigen«  sehr  geschätzt 
werden.  Wertvolles  hat  er  namentlich  in  seinen  Kopien 
nach  Lupot  geschaffen.  Seine  beiden  Söhne  Ernst 
Otto  M.  und  Max  Alfred  M.  erzog  er  gleichfalls  zu 
tüchtigen  Geigenbauern  und  zu  seinen  würdigen  Nach- 
folgern. 

Martin.  —  London.    1790.    1800 

Er  wohnte  Hermitage  Bridge,  Wapping.  Seine  Geigen, 
die  übrigens  selten  vorkommen,  unterscheiden  sich  so 
sehr  von  den  englischen  Arbeiten  seiner  Zeit,  daß  man 
ihn  wohl  mit  Recht  für  einen  Eingewanderten  hält. 

Martinelli,  gen.  II  Gobbo.  —  Modena 

Ein  Instrumentenmacher  des  1 7.  Jahrhunderts,  der 
außer  Bässen  auch  Clavizimbeln  und  Klaviere  machte. 

Martlnez,  Alonso.  —  (Malaga?) 

Ein  Geigenmacher,  den  Valdrighi  (3545)  aufzählt,  ohne 
Ort  und  Jahr  anzugeben. 

Martinez,  Jose.  —  Malaga.    1825 

Hauptsächlich  Gitarren-  und  Mandolinenmacher. 
Seine  Instrumente  zeichnen  sich  durch  gutes  Rosen- 
holz und  schöne  Einlagen  aus. 

Martini,  Giovanni  Simone.  —  Todi.   1608 

Ein  wenig  bekannter  Lautenmacher  des  17.  Jahrhun- 
derts. 

Martini,  Johann  Friedrich.  —  Lobeda.    Um 

1830 

Er  soll  ein  Schüler  von  J.  A.  Otto  gewesen  sein.  Eine 
Gitarre  (Nr.  15)  von  ihm  besitzt  das  Bachhaus  in 
Eisenach. 

Geigenzettel:  Johann  Friedrich  Martini  /  Instrumen- 
tenmacher zu  Lobeda  /  bey  Jena  (gedruckt). 

Martini,    Leop.,    war    im    19.  Jahrhundert    in 

Calliano  (Tirol)  ansässig 
Martini,  Luigi.  —  Florenz.    1680  (?) 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Giov.  Sim.  M.  Eine  reich- 
eingelegte Mandola  mit  kunstvoller  Rose  von  treff- 
licher Arbeit  in  der  Berliner  staatl.  Sammlung  alter 
Musikinstrumente  (Nr.  733)  trägt  seinen  Namen. 


Martschenko,  W.  I,  ein  ukrainischer  Geigen- 
macher, der  in  Poltawa  lebt  und  auf  der  Aus- 
stellung in  Niznij-Novgorod  eine  Medaille 
erhielt 

Martyniuk,  Vasyl.  —  Ostapie  (bei  Skalat, 
Galizien) 

Ein  ruthenischer  Streichinstrumenlenmacher  aus  dem 
letzten  Jahrzehnt  des  19.  Jahrhunderts,  der  u.  a.  1894 
in  Lemberg  eine  podolische  Violine  ausgestellt  hatte. 

Marverti,  A.  —  Modena.   1834 

Mittelmäßiger  Geigenmacher  aus  der  ersten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts,  der  nur  billige  Geigen  von  recht  ge- 
wöhnlicher Arbeit  hergestellt  hat. 

Marx,  Justus.  —  Kassel.  Geb.  28.  Dez.  1869 
in  Kassel 

Von  1885 — 1888  Schüler  von  H.  Reinhold.  Er  ging  zu 
seiner  weiteren  Ausbildung  noch  auf  drei  Jahre  nach 
Schönbach  und  Markneukirchen  und  eröffnete  im  Au- 
gust 1891  seine  eigene  Werkstatt. 

Geigenzettel :  Justus  Marx  Geigenmacher  /  Faciebat. 
Cassel  (gedruckt). 

Maschauer,  Martin,  ist  in  Watzkenreuth  bei 

Fleissen  tätig 
Mascotti    (Mascoto),    Giuseppe.    —    Rovere. 

1637 

Wahrscheinlich  identisch  mit  Mafeotto,  s.  d.  In  einer 
Chitarrone  findet  sich  der  fclgende  Zettel :  »Giuseppe 
Mascotti  /  da  Rovere  fecit  anno  1637  (gedruckt). 

Mascut,  Joh.  Jos.  —  Prag.   1787 

Wohl  schlecht  gelesen  für  Muschl,  s.  d.  (Ein  »Mascut« 
ist  nicht  nachzuweisen). 

Maseneer,  Jean  de.  —  Brüssel.  17. — 18.  Jahr- 
hundert 

Er  machte  Pochetten  und  Geigen;  seine  Zettel  sind, 
soweit  mir  bekannt,  alle  ohne  Datum. 

Masgontier,  Jacques.  —  Saragossa.    1806 

Ein  in  Spanien  ansässiger  Franzose,  der  aber  dort  nur 
gewöhnliche  Arbeiten  ausführte. 

Geigenzettel:  Jacobus  Masgontier,  Gallicanus  reaedi- 
ficat  in  /  Cesar  Augusta  1806  (gedruckt). 

Mason.  —  London.    1775 

Ein  englischer  Dichter,  der  auch  als  Erfinder  eines 
Streichklaviers  oder  Violinpianos  bekannt  geworden  ist. 

Massai,  Giuseppe.  —  ?   1800 

Eine  Laute  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum 
in  Köln  (Nr.  508)  aus  Florenz  trägt  einen  Reparatur- 
zettel mit  diesem  Namen  ohne  Ortsangabe. 


Masson  Mathieu 


321 


Masson,  Nicolas  und  Antoine.  —  Paris.   Geb. 

in    Thons    (Vogesen)     13.  Mai     1863    und 

15.  Sept.  1864 

Zwei  Brüder,  die  durch  Selbststudium  das  Geigen- 


Mastini,  Giacomo  Alessandro.  —  Penna.    1730 

P.  de  Wit  veröffentlicht  den  geschriebenen  Zettel  ohne 
nähere  Angaben. 


Matabosch,  Juan.  —  Barcelona.    1797 

Er  soll  gute  Gitarren  gebaut  haben.  Sein  Zettel  ist  bei 
P.  de  Wit  zu  finden. 


machen  erlernten  und  sich  »unter  Zugrundelegung  der 
physikalischen    und    akustischen   Gesetze   und    unter 
Beobachtung  der  von  den  Cremoneser  Meistern  auf- 
gestellten Regeln«  ein  eignes  Modell  schufen.  Nach    Matern,  Johann   Christoph.  —  Warmbrunn 
zwölfjährigem  wissenschaftlichen  Studium  und  durch 


zehn  Jahre  fortgesetzten  Versuchen  traten  sie  am 
1 .  Juli  1899  in  die  Öffendichkeit  und  haben  ihre  Werk- 
statt für  die  Anfertigung  von  Violinen,  Bratschen  und 
Violoncelli  in  der  Rue  Ramey  44  begründet.  Sie  ko- 
pieren auf  Wunsch  die  Modelle  von  Amati,  Stradivari 
und  Stainer,  bevorzugen  jedoch  ihr  eigenes  Modell, 
dem  sie  elegantere  Form  und  leichtere  Spielbarkeit 


18.  Jahrhundert 

Arthur  Voß  in  Charlottenburg  besitzt  eine  sieben- 
saitige,  hochgewölbte  Viola  d'amore  von  ihm  mit  gelb- 
braunem Lack,  schwerfällig  in  der  Form  und  ziemlich 
roh  gearbeitet. 

Geigenzettel:  Joh.  Christoph  Matern  /  Violinmacher  / 
Warmbrunn  nächst  Hirschberg  (geschrieben). 


zuschreiben,    und  mit    dem  sie  den  modernen  An- 
forderungen   an    den    Tonumfang   besser   Rechnung    Mathes,  J.A.  —  Berlin.    1825.    1830 

Nur  als  Gitarren-  und  Lautenmacher  bekannt,  doch 


tragen  zu  können  glauben.  Ihren  Lack,  der  schön  gold- 
rot ist,   bereiten   sie  selbst  und  behandeln  die  Her- 
stellung als  Geheimnis. 
Geigenzettel:  Abb.  552. 


Mast,  (Blaisot)  Bloise.  —  Mirecourt?,  Paris. 

1821 

Wenig  hervortretender  Meister,  der  nach  A.  Jacquots 
Vermutung  wahrscheinlich  Blaisot  hieß  und  der 
Schwager  oder  Schwiegervater  von  J.  L.  Mast  gewesen 
sein  könnte.  Er  datierte  seine  Instrumente  von  Paris 
aus,  so  z.  B.  eine  Gitarrelyra  der  Sammlung  Snoeck 
(Nr.  364)  in  Berlin. 

Mast,    Jean-Laurent.  —  Mirecourt,  (Paris?). 

1750.   1789 

Geschickter,  aber  wenig  geschätzter  Geigenmacher  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts.  Flaches  Mo- 
dell, dicker  Spiritusharzlack,  der  so  stark  nachgedunkelt 
hat,  daß  er  jetzt  ganz  schwarz  wirkt.  Er  verwendete 
innen  und  außen  eine  Brandmarke:  J.  L.  Mast  /  A  PA- 
RIS. Er  war  seit  1775  der  Schwiegervater  von  Fran- 
?ois  II.  Nicolas. 

Mast,   Joseph -Laurent.  —  Toulouse.     1802. 
1830 

Geboren  in  Mirecourt,  Sohn  von  Jean  L.  M.,  Schüler 
von  Didier  Nicolas.  Seine  Arbeit  läßt  seine  Schule 
deutlich  erkennen,  doch  hat  er  einzelne  Geigen  aus 
schönem  Holz  mit  besonders  großer  Sorgfalt  durch- 
geführt: nur  die  F- Löcher  liegen  schräge  und  sitzen 
bei  ihm  selten  an  der  richtigen  Stelle.  Sein  Lack  ist 
gelb  oder  rötlich  und  sieht  gut  aus.  Auch  Gitarren  Mathieu, 
(Lyra-  und  Harfengitarren)  von  ihm  kommen  vor.  Den 
Boden  seiner  Instrumente  verzierte  er  gerne  mit  weib- 
lichen Bildnissen  u.  dgl.  Er  verwandte  untenstehende 
Brandmarke  »Mast  fils  Toulouse«,  der  er  manchmal 
die  Jahreszahl  beifügte,  und  verschiedene  Zettel.  Ar- 
beiten von  ihm  besitzen  das  Pariser  Konservatorium 
und  Baron  de  Lery. 

Geigenzettel :  Racommode  par  Mast  rue  /  des  Balances 

ä  Toulouse  1808  (gedruckt).  —  Josephus  Laurentius 

Mast  /  fecit  Apollini  Deo  Harmoniae  /  1816  (gedruckt). 

V.   Lütgendorff,   Geigen-   und   Lautenmacher.     Ed.  II 


soll  er  auch  Klaviere  gebaut  haben,  wie  sein  Vorgänger 
Thielemann.  Eine  Lyragitarre  aus  Zedernholz  von  ihm 
befindet  sich  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum 
in  Köln.  Das  Bachhaus  in  Eisenach  besitzt  eine  schöne 
Lyragitarre  (Nr.  17)  aus  dem  Jahre  1830  von  ihm. 
Geigenzettel:  J.  A.  Mathes,  vorm.  J.  G.  Thielemann  / 
Berlin,  Lindenstr.  No  82  /  Anno  1826  (gedruckt).  — 
J.  A.  Matthes  /  vormals  J.  G.  Thielemann  /  Berlin  / 
Lindenstraße  No  82  /  verfertigt  alle  Arten  Guitarren 
und  Aeols  Harfen  von  /  in  und  ausländischen  Holze. 
1830.  (gedruckt). 


Mathias.  —  Nürtingen 

Grillet  teilt  diesen  Namen  nebst  Zettel  mit  und  be- 
zeichnet die  Arbeit  als  handwerksmäßig.  Der  Name 
oder  Ort  dürfte  falsch  gelesen  sein.  In  Nürtingen  kam 
der  Familienname  Mathias  nie  vor.  Immerhin  könnte 
dieser  Matthias  vorübergehend  in  Nürtingen  gelebt 
haben. 

Geigenzettel :  Mathias  ä  Nürtingen  en  Suabe  /  Anno  .  .  . 
(gedruckt). 


Mathieu,  Fran^ois.  —  Mirecourt. 
Bogenmacher. 


1774 


Mathieu. -— Paris.   1731 

Dem  Namen  nach  aus  Mirecourt  stammender  Bauern- 
leiermacher,  der  seit  1731  in  der  Rue  Coquillerie 
wohnte.  Eine  hübsch  verzierte  Bauernleier  von  ihm 
befand  sich  in  der  Sammlung  Savoye. 

Nicolaus.     —     Mirecourt.      Geb. 
23.  Dez.  1753,  lebte  noch  nach  1789 

Sohn  eines  schon  1750  vorkommenden  Joseph  M.  und 
vielleicht  der  Bruder  eines  im  Jahre  1772  heiratenden 
Claude  M.  Wenig  bekannter  Instrumentenmacher  des 
18.  Jahrhunderts,  der  seine  Arbeiten  aus  Paris  datierte. 
Seine  Geigen  sind  nach  einem  großen  Modell  gebaut, 
flach  gewölbt  und  haben  braunen  Lack. 
Geigenzettel :  Nicolaus  Mathieu  '  Faiseur  d'instruments 
a  Paris  /  Anno  1780  (gedruckt). 

21 


322 


Mathii 


M, 


aunzi 


Mathis,  Nicolas.  —  MIrecourt.    1758.    1790 

Nicht  mit  Nicolas  Mathieu  zu  verwechselnder  Geigen- 
macher. 

Mathon,    Jean  Claude.  —  Mirecourt.     1773. 
1789 
Kommt  als  Geigenmacher  m  den  Listen  vor. 

Matteo.  —  ? 

Ein  Meister  Matteo  wird  als  Lautenmacher  mehrfach 
gelobt.  Der  Zeit  nach  kann  es  nur  Matteo  Sellas  oder 
Math.  Buckenberg  sein. 

Mattstädt,  Joh.  Fr.  —  Berlin.    Zweite  Hälfte 
des  18.  Jahrhunderts 

Ein  Geigenmacher  dritten  Ranges,  von  dem  nur  selten 
Arbeiten  vorkommen. 

Geigenzettel:  Joh.  Fr.  Mattstädt.  /  Fecit  Berolin.  17  .  . 
(gedruckt). 

Mauchant,  Nicolas.  —  Mirecourt.    1790.   An- 
fang des  19.  Jahrhunderts 

Wahrscheinlich  ein  Nachkomme  von  Dominique  M., 
der  1 790  noch  lebte.  Einer  der  vielen  Geigenmacher 
seines  Orts,  die  im  allgemeinen  nur  billige  Waren  her- 
stellten, doch  hat  er  gelegentlich  durch  bessere  Vio- 
linen nach  Maggini  und  hübsche  Gitarren  gezeigt,  daß 
er  mehr  konnte,  als  mancher  andere.  Außer  seinem 
Zettel  gebrauchte  er  auch  die  Brandmarke:  »M.AV- 
CHANT«. 

Geigenzettel:  Nicolas  MAUCHANT  /  Aine,  Luthier 
(gedruckt).    Signet:  Kreis  mit  Anker  zwischen  N  M. 

Mauchant,  freres.  —  Mirecourt.    19.  Jahrh. 

Eine  Fabnksfirma,  die  allerlei  Instrumente  in  den 
Handel  brachte.  Eine  Gitarre  mit  dem  Namen  der 
Firma  befindet  sich  in  der  Sammlung  Scheurleer. 

Maucotel,  Charles.  —  London.    Geb.  1.  Nov. 
1807  in  Mirecourt,  f  nach  1860 

Bruder  von  Charles-Adolphe  M.,  Schüler  von  Bloise 
Mast,  ging  1834  nach  Paris  zu  Gand,  1844  zu  Davis 
nach  London  und  machte  sich  dort  um  1850  selb- 
ständig. Er  galt  als  sehr  tüchtiger  Geigenmacher,  zog 
sich  aber  wegen  andauernder  Kränklichkeit  1860  vom 
Geschäft  zurück  und  zog  wieder  nach  Frankreich 
zurück. 

Geigenzettel:  Abb.  514. 

Maucotel,  Charles-Adolphe.  —  Paris.     Geb. 
1820  in  Mirecourt,  f  6.  Febr.  1858 

Arbeitete  von  1839—1844  in  Paris  bei  J.  B.  Vuillaume 
und  eröffnete  dann  in  der  Galerie  Vivienne  seine  eigene 
Werkstatt,  die  er  später  in  die  Rue  Croix-des-Petits- 
Champs  und  zuletzt  in  die  Rue  Princesse  verlegte. 
Sehr  geschickter  Geigenmacher,  dessen  Instrumente 
dauernden  Wert  haben.  In  Paris  1855  erhielt  er  auch 
eine  Medaille.  Ein  Violoncello  im  Pariser  Konserva- 
torium läßt  seine  Vorzüge  gut  erkennen.  Leider  starb 


er  noch  in  jungen  Jahren,  und  zwar  auf  tragische  Weise. 
Im  Fieberwahnsinn  durchschnitt  er  sich  mit  einem 
Rasiermesser  die  Gurgel  und  starb  auf  dem  Transport 
ins  Krankenhaus. 

Geigenzettel :  Abb.  556. 

Maucotel,  Ernst.  —  Paris.   Geb.  20.  Juli  1867 
in  Mirecourt 

Schüler  von  Paul  Bailly  und  seines  Oheims  E.  A.  Sal- 
zard in  Moskau,  bei  dem  er  von  1883 — 1891  arbeitete; 
hierauf  war  er  mehrere  Jahre  Gehilfe  bei  Hipp. 
Crethien-Silvestre  und  erhielt  bereits  im  Jahre  1897 
in  Brüssel  eine  goldene  Mitarbeitermedaille.  Im  Jahre 
1900  nahm  ihn  H.  C.  Silvestre  als  Teilhaber  auf.  Er 
ist  ein  Großneffe  von  Charles. -Ad.  Maucotel. 

Geigenzettel:  Silvestre  et  Maucotel  /  Paris  1901.  — 
No.  439  (gedruckt). 

Maucotel,  Joseph.  —  Mirecourt.    Geb.  1874, 

t  September  1904 

Vielleicht  der  Bruder  von  Justin  M. 

Maucotel,  Justin.  —  Mirecourt.    19.  Jahrh. 

Ist  mir  nur  durch  seine  Brandmarke :  Justin  Maucotel 
Luthier  (mit  Leier)  in  einer  rotlackierten  Violine 
von  guter  Mirecourter  Arbeit  bekannt  geworden. 

Maugin  et  Fran^ois.  —  Lille.   1834 

Händler,  die  auch  Reparaturen  annahmen,  schwerlich 
aber  selbst  ausführten.  Eine  Gitarre  mit  ihrem  Namen 
bewahrt  die  jetzt  in  Berlin  befindliche  Samm- 
lung Snoeck  (Nr.  338).  Maugin  ließ  in  Mirecourt  ar- 
beiten und  versah  die  durch  ihn  verkauften  Violinen 
mit  dem  Brandstempel:  »Maugin  ä  Paris«. 

Mauntron,  ...  —  Paris.    18.  Jahrhundert 

Baron  de  Lery  besitzt  eine  Cister  mit  diesem  Namen. 
Vgl.  Montron. 

Maurice,  Claude.  —  Nancy.   1669 

Name  eines  Geigenmachers,  den  A.  Jacquot  im  Tauf- 
register der  St.  Sebastianskirche  in  Nancy  als  den 
Vater  einer  Tochter  aufgefunden  hat. 

Maurizi,  Francesco.  —  Appignano.   Ende  des 
18.  Jahrhunderts 

Seine  Geigen  zeichnen  sich  durch  schöne  Form  und 

guten,  braunen  Lack  aus. 

Geigenzettel :  Franciscus  Maurizi  /  Appineanensis  fecit 

(gedruckt).  —  Fecit  /  Franciscus  Maurizi  /  Apponeani 

(gedruckt). 

Maurizi,  Brüder,  gen.  Pulghina.  —  Appignano 

d'Ascoli  Piceno.   19.  Jahrhundert 

Wahrscheinlich  Söhne  von  Francesco  M.  Sie  be- 
trieben die  Landwirtschaft  und  benutzten  die  freie  Zeit, 
um  Geigen  zu  machen.  Namentlich  fertigten  sie  ein 
bei  den  Bauern  ihrer  Heimat  beliebtes  Instrument,  das 
dem  Rebek  sehr  nahesteht,  an. 


Mauro  —  Mayr 


323 


Mauro,  Bartolo  s.  Moro 
Mauro,  Raffaele.  —  Catanzaro.   1865 
In  guten  Gitarren  findet  man  diesen  Namen. 

Maurri,  R.  und  Bruder.  —  Florenz.    1899 

Gute   Mandolinenmacher,   die   auch   sogenannte   tos- 
kanische  Mandolinen  bauen.  Vgl.  Lybeert. 

Maury,  Franq:ois.  —  Mirecourt.   1763 
Von  A.  Jacquot  erwähnter  Bogenmacher. 

Mauschner,  Joseph,  ist  als  Geigenmacher  in 
Klinghart  bei  Wildstein  i.  B.  tätig 

Maussiell,    Leonhard.    —    Nürnberg.      Geb. 
9.  Jan.  1685  zu  Nürnberg,  f  nach  1760 
Er   war   der   Sohn   des   Nürnberger   Schreiners   An- 
dreas M.  und  ein  Enkel  des  »Burg-  und  Bierpräuers« 
Matthias  M.  zu  Augsburg.  Bei  wem  er  gelernt  hat, 
steht  noch  nicht  fest.  Er  heiratete  am  12.  März  1708 
Helene    Margarete    Andrea,    Tochter    eines    Zucker- 
bäckers und  Spezereihändlers  in  Nürnberg,  und  wird 
im  Trauschein  als  der  »ehrbare  und  kunstreiche«  be- 
zeichnet. Er  hatte  fünf  Kinder,  von  denen  nur  zwei 
über  das  erste  Lebensjahr  hinauskamen.    Aui  seiner 
vorschriftsmäßigen  Wanderung  dürfte  er  bis  nach  Tirol 
und   Italien   gekommen  sein.   Er  ahmte  Stainer  und 
D.  Tecchler  nach,  bevorzugte  eine  hohe  Wölbung  und 
schnitt    schmale    F-Löcher.    Er    arbeitete   recht   gut, 
wandte  braunroten  oder  dunkelgoldgelbenLack  an  und 
gebrauchte  oft  Fischbeineinlagen.  Der  Ton  ist  recht 
gut,  wenn  er  auch  durch  die  hohe  Wölbung  auf  der 
G-  und  A-Saite  leicht  bratschenähnlich  wird.  Statt 
der  Schnecke  schnitzte  er  gerne  Frauen-  und  Löwen- 
köpfchen usw. ;  auch  als  Zithermacher  war  er  geschätzt. 
Eine    Tascbengeige     im    Germanischen    Museum    in 
Nürnberg  enthält  den  Zettel:    »Leonhard   Mausiell  / 
Nürnberg   1708«  (gedruckt),  es  ist  dies  die  früheste 
Arbeit,  die  mir  von  ihm  vorgekommen  ist.  Die  spätesten 
sind  zwei  Geigen  aus  dem  Jahre  1757,  von  denen  sich 
eine  im  Benediktinerstift  St.  Margareth  bei  Prag,  die 
andere  im  Besitz  des  Hauptlehrers  Hermann  Leibold 
in  Karlsruhe  befindet.    Eine  Viola  von  1717  und  eine 
Viola  da  Gamba  (1743)  von  ihm  sind  im  Germanischen 
Museum;  eine  Chorzither  (1735)  war  in  der  Sammlung 
Hammer  in  Stockholm.  Geheimrat  Roediger  in  Mar- 
burg besitzt  eine  Violine  von  ihm  mit  der  Jahreszahl 
1760  und  C.  J.  Wilson  eine  Viola  d'amore  von  1720. 
Maussiel  schreibt  den  Namen  Nürnberg  gerne  mit  m 
(Nürmberg)  und  verwendet  deutsche   und   lateinische 
Zettel,     sowie     manchmal     auch     die     Brandmarke: 
L.  (Reichsadler)  M.  Daß  er  unter  dem  verballhornten 
Namen  »Mansielli«  sogar  schon  zum  Italiener  gemacht 
wurde,  sei  nur  spaßeshalber  erwähnt. 
Geigenzettel :  Leonhard  Maussiell  Lautten  /'  und  Gei- 
genmacher  im   Nürm-  /   berg    1743   (gedruckt)   und 
Abb.  516  und  548. 

May.  —  London.   1747 

Es  gibt  einige  gute  Violen  nach  Stainer  mit  diesem 

Namen. 

Geigenzettel :  MAY  maker  /  London  1 747  (gedruckt). 


May,  Georg.  —  ? 

Im  Verzeichnis  von  Raymund  Fuggers  Musikkammer 
(1566)  heißt  es  unter  Nr.  59:  »Eine  alte  braune  Lauten 
di  Mo.  (Maestro?)  Meister  Georg  May«.  Vgl.  Stock- 
bauer: Kunstbestr.  am  bayr.  Hofe  unter  Albert  V.  und 
Wilhelm  V.  S.  83. 

Mayer,  Johannes.  —  Stuttgart,  f  9.  Nov.  1626 

Sohn  und  Schüler  von  Sixt  M.  Er  verstand  sich  wie 
sein  Vater  auf  alle  Arten  von  Musikinstrumenten  und 
war  vielfach  für  die  Hofkapelle  tätig,  bei  der  er  auch 
als  Kaikant  angestellt  war.  Sein  Nachfolger  war  Lud- 
wig Ubermann. 

Mayer,  Johann.  —  Schönbach  b.  E.    1826 
Ein  mäßig  begabter  Schönbacher  Meister  aus  dem 
ersten  Drittel  des  19.  Jahrhunderts.  Ein  Nachkomme 
von  ihm,  Josef  M.,  ist  noch  heute  in  Schönbach  als 
geschickter  Geigenmacher  tätig. 

Mayer,  Lorenz  Bernhard.  —  1750 

Eine  gitarrisierte  Laute  in  W.  Heyers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln  trägt  seinen  Zettel  ohne  Ortsangabe. 
Geigenzettel :  Lorentz  Bernhart  ,'  Mayer  ,'  .'Xnno  1 750 
(gedruckt). 

Mayer,  Sixt.  —  Stuttgart.    1578.    1589 

Ein  tüchtiger  Musiker  und  Instrumentenmacher,  der 
von  1 578  an  für  die  Hofkapelle  tätig  war  und  alle  Arten 
von  Musikinstrumenten,  selbst  Orgeln  instand  halten 
und  ausbessern  mußte.  In  einem  noch  erhaltenen  Ver- 
zeichnis für  die  Jahre  1589—1594  wird  er  als  Ver- 
fertiger einer  großen  Korpusgeige  von  vier  Stimmen, 
die  »Dillingsche«  genannt,  bezeichnet.  Auch  eine  kleine 
Harfe,  eine  Quartharfe  und  eine  vierfache  Harfe,  die 
er  gebaut  hat,  werden  erwähnt. 

Mayr,  Adam.  —  München  (Au).   1710 

Vielleicht  der  Vater  von  Sebastian  M.,  dessen  Arbeiten 
an  die  seinen  erinnern.  Er  wohnte  in  der  Vorstadt  Au 
bei  München  und  war  ein  geschickter  Meister,  dessen 
Geigen  sowohl  im  Holz  als  auch  in  der  Ausführung 
sehr  gut  waren.  Eine  Gamba  von  schönem  Bau  mit 
einem  sehr  fein  geschnitzten  Löwenkopf  am  Wirbel- 
kasten besitzt  das  Museum  des  Konservatoriums  in 
Brüssel  (Nr.  228).  Nur  sein  Lack  ist  stumpf  und  un- 
durchsichtig. 

Geigenzettel :  Adam  Mayr  /  Geigenmacher  /  ob  der  Au 
negst  München  17  .  .  (gedruckt). 

Mayr,  Andreas  Ferdinand.  —  Salzburg.    1 721 . 

1750 

Er  war  in  Wien  geboren,  wo  er  vielleicht  auch  gelernt  hat. 
Im  Archiv  der  k.  k.  Landesregierung  in  Salzburg  er- 
scheint er  zuerst,  jedoch  bereits  als  Hof-Lauten-  und 
Geigenmacher,  im  Jahre  1721  erwähnt.  Dieser  Titel  gab 
komischerweise  den  Anlaß,  daß  in  der  Literatur  ein 
Geigenmacher  »Mayrhof«  entstand  und  kritiklos  von 
einem  Buche  in  das  andere  übernommen  wurde.  Er  war 
ein  vielbeschäftigter,  sehr  talentvoller  und  sorgfältig  ar- 
beitender Meister.  In  seinen  Geigen  folgte  er  dem 
Stainermodell  und  verwendete  einen  dunkelroten  oder 

21* 


324 


Mayr  —  Meares 


braunen  Lack.  Er  verarbeitete  gutes  Holz,  und  so  klingen 
seine  Instrumente  auch  recht  gut.  Eine  Altlaute  von 
ihm  aus  dem  Jahre  1735  und  ein  Violoncello  besitzt 
W.  Heyers  Musikhistorisches  Museum  m  Köln,  ein 
Violoncello  von  1745  und  eines  von  1746,  eine  Baß- 
geige von  1722  (mit  erzbischöfl.  Wappen)  und  eine 
Zither  von  1 734  befinden  sich  im  Museum  Carolino- 
Augusteum  in  Salzburg.  Eine  Laute  von  1 736  von  ihm 
bewahrt  das  Kärnthn.  Landesmuseum  in  Klagenfurt, 
eine  von  1747  das  Fürstl.  Hohenzollernsche  Museum 
in  Sigmaringen  usw.  Eine  Violine  von  1764  bewahrt 
das  Real  Istituto  L.  Cherubini  in  Florenz.  Im  Mo- 
zarteum in  Salzburg  ist  Mozarts  kleine  Geige  (von  1 746), 
die  sog.  Buttergeige  (vgl.  Zeitschr.  f.  Instrumentenbau 
XXVII,  353  und  Marpurg  »Hist.-krit.  Beyträge«B.  III, 
S.  198).  Er  verwendete  verschiedene  Zettel ;  auf  einigen 
gebraucht  er  nur  den  einen  seiner  Taufnamen,  und 
zwar  abwechselnd  bald  Andreas  oder  Andrä,  bald 
Ferdinand. 

Geigenzettel :  Abb.  540. 

Mayr,  Johann  Michael.  —  Hallein.    1810 

Gustav  Hering  in  München  besaß  eine  Tiroler  Zither 
von  ihm,  die  Schallöcher  mit  Maßwerk,  das  Wirbel- 
brett mit  geschnitzter  Volute  verziert. 

Geigenzettel:  Johann  Michael  Mayr  /  Zittern  und 
Geigenmacher  in  Hallein  /  1810  (geschrieben). 

Mayr,  Sebastian.  —  München.   1728 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Adam  Mayr.  Seiner  Arbeit  wie 
seinem  Namen  nach  mit  dem  Salzburger  Meister  Andr. 
Ferd.  M.  verwandt.  Eine  Altviola  von  ihm,  aus  der 
Sammlung  Boers  stammend,  besitzt  das  Rijks-Museum 
in  Amsterdam. 

Geigenzettel:  Sebastian  Mayr  Lauten  /  und  Geiggen- 
macher in  /  München  1 728  (gedruckt). 

Mayrhofer.  —  Passau.   Anfang  des  18.  Jahrh. 

Wahrscheinlich  der  Vater  des  bekannteren  Anton 
Mayrhofer  jun. 

Mayrhofer,  Antonius  jun.  —  Passau.   1770 

Obwohl  Geigen  mit  seinem  Zettel  wiederholt  vor- 
kommen, war  in  Passau  über  ihn  doch  nichts  zu  er- 
fahren. In  der  Arbeit  ist  er  nur  mittelmäßig  und  steht 
mit  den  Ramsauer  Meistern  auf  einer  Stufe.  Er  soll 
aus  Osterreich  stammen. 

Geigenzettel:  Antonius  Mayrhofer  Junior  /  fecit. 
Passavii  Ao  1770  (geschrieben). 

Mayson,  Walter  H.  —  Manchester.  Geb. 
8.  Nov.  1833  in  Cheetwood,  Manchester, 
t  1905 

Sohn  von  Mark  Mayson  und  Elisabeth,  der  Tochter 
des  berühmten  Malers  William  Green.  Schon  als  Knabe 
zeigte  er  ein  besonderes  Talent  für  Kunsttischler- 
arbeiten und  machte  allerlei  Äolsharfen,  die  er  zu  ver- 
bessern verstand.  Er  genoß  eine  vorzügliche  Schul- 
bildung und  schrieb  schon  als  Jüngling  Gedichte  und 
Theaterstücke,  die  zu  großen  Hoffnungen  berechtigten ; 


doch  bestimmte  man  ihn  zunächst  für  die  kaufmänni- 
sche Laufbahn.  Er  trat  bei  der  Firma  J.  und  N.  Phi- 
lips &  Co.  ein,  und  erst  1873  machte  er  seine  erste 
Violine.  Er  verlegte  sich  nun  mit  größtem  Eifer  auf 
das  Studium  des  Geigenbaues  und  gab  1875  sogar  sein 
Geschäft  auf,  um  sich  mit  »Herz  und  Seele«  dieser 
Kunst  zu  widmen.  Er  brachte  es  bald  zu  bemerkens- 
werter Geschicklichkeit,  und  schon  seine  ersten,  be- 
rufsmäßig ausgeführten  Geigen  (von  flachem  Modell) 
hatten  einen  ansprechenden,  wenn  auch  nicht  großen 
Ton.  Er  machte  rasche  Fortschritte,  Form  und  Hand- 
arbeit nahmen  an  Schönheit  zu,  der  Ton  vergrößerte 
und  veredelte  sich,  und  galt  zuletzt  als  einer  der  besten 
Geigenmacher  Englands.  Wenn  er  auch  nie  die  Ab- 
sicht hatte,  fremde  Meister  nachzuahmen,  so  nahm  er 
doch  das  letzte  Stradivarimodell  neben  Amati  und 
Guarneri  zum  Ausgangspunkt;  er  veränderte  daran, 
was  ihm  für  die  Spielweise  der  modernen  Geiger  nötig 
erschien,  und  richtete  sich  nach  dem  Tonwert  des  von 
ihm  verarbeiteten,  stets  sorgfältig  gewählten  Holzes. 
So  erhielten  seine  Violinen,  Violen  und  Violoncelli  ein 
eigenartiges  Gepräge.  Er  hat  über  810  neue  Geigen 
gemacht,  von  denen  viele  auch  in  der  äußeren  Aus- 
stattung hervorragen.  Auch  ist  er  wiederholt  als  Fach- 
schriftsteller aufgetreten  und  hat  u.  a.  wertvolle  Beiträge 
für  die  Zeitschrift:  »The  Strad«  geliefert.  Seine  Bio- 
graphie mit  Bild  usw.  ist  u.  a.  in  der  genannten  Zeit- 
schrift von  W.  M.  Groundwater  (Juli  1892)  und 
Meredith-Morris  (Dezember  1899)  veröffentlicht  wor- 
den. Bei  seinem  Tode  widmeten  ihm  alle  englischen 
Fachblätter  ehrenvolle  Nachrufe. 

Geigenzettel:  Deus  adsit,  obsit  Mundus  /  Walter 
H.  Mayson,  /  Manchester/  No A.  D.  189  .  .  (gedr.). 

Mazza,  Vincenzo 

Mandolinenmacher. 

Mazzocchi,  A.  —  Mailand.     1 901 

Stellte  in  Turin  Mandolinen  in  der  Form  von  Suppen- 
löffeln aus. 

Mazzotti,  Jacopo.  —  Florenz.   1699 

Er  wird  als  Sohn  eines  Santo  Mazzotti  bezeichnet  und 
war  ein  geschickter  Lautenmacher. 

Meares,  Richard.  —  London.   1667.   1680 

Seinerzeit  stand  er  in  hohem  Ansehen ;  seine  Arbeiten 
zeichnen  sich  durch  geschmackvolle  Einlagen  und 
hübsche  Schnitzereien  aus.  Im  Selhofschen  Versteige- 
rungsverzeichnis ^)  finden  sich  eine  Geige,  ein  Violon- 
cello und  eine  Viola  da  Gamba  von  ihm.  Eine  Gamba 
war  auch  1872  in  South  Kensington  ausgestellt,  und 
ein  gleiches  Instrument  besaß  der  Sammler  Dolmetch. 
Eine  englische  Diskantviola  von  1680  befindet  sich  bei 
T.  W.  Taphouse.  Alfr.  Keil  in  Lissabon  besitzt  eine 
viersaitige  Baßviola  von  ihm  und  liest  die  Jahreszahl 
1637,  wahrscheinlich  heißt  es  1687.  Der  gleichnamige 
Sohn  Meares'  hat  auch  einige  Geigen  gemacht,  sich 
aber  später  einem  anderen  Berufe  zugewendet. 
Geigenzettel:  Richard  Meares  /  without  Bishop  gate  / 
near  to  Sir  /  Pari  Binders  /  London  /  Fecit  1677  (gedr.). 


^)  Der  Name  ist  hier  R.  Mearens  geschrieben. 


Mecum  —  Medard 


325 


Mecum,  Christian.  — Köln  a.  Rh.   1850.   1875 

Er  war  in  jüngeren  Jahren  Theatermusiker  und  tat  sich 
viel  darauf  zugute,  ein  Nachkomme  des  bekannten  Re- 
formators Myconius  (der  eigenthch  Mecum  hieß)  zu 
sein.  Seit  etwa  1850  war  er  als  Geigenmacher  tätig  und 
hat  Geigen  und  Bratschen,  aber  keine  Violoncelli  ge- 
macht. Als  Reparateur  soll  er  nicht  ungeschickt  ge- 
wesen sein,  wenn  er  auch  manche  schöne  Geige 
dadurch  schädigte,  daß  er  den  alten  guten  Lack  ab- 
wusch und  seinen  eigenen  schlechten  dafür  aufcrug.  Er 
lebte  noch  1875  und  wurde  über  70  Jahre  alt. 

Med,  Wenzel.- Iglau-(Jihlava)  i.M.  Geb.  1847 

in  Bonkov  (Böhmen) 

Er  erlernte  in  Wien  ursprünglich  das  Tischlerhandwerk, 
und  unterstützt  von  der  dadurch  erlangten  Handfertig- 
keit, versuchte  er  sich,  von  besonderer  Neigung  dazu 
getrieben,  im  Geigenmachen  und  brachte  es  nach 
zehnjähriger  Übung  und  fleißigem  Studium  zu 
schönen  Erfolgen,  so  daß  er  sich  im  Jahre  1878  in 
Iglau  als  Geigenmacher  niederlassen  konnte.  Er  arbeitet 
nach  den  von  Bagatella  aufgestellten  Regeln,  kopiert 
aber  auch  Stainer  und  Stradivari,  wobei  er  die  hohe 
Wölbung  vorzieht.  Sein  Lack  besteht  hauptsächlich 
aus  Schellack.  Er  besitzt  goldene,  silberne  und  bronzene 
Medaillen,  die  er  für  gute  Instrumente  bekommen  hat, 
und  ist  auch  als  geschickter  Reparateur  geschätzt. 

Geigenzettel :  Abb.  538. 

Medard,    Antome.    —    Nancy.     Getauft    am 
28.  Okt.  I62P),  lebte  noch  1666 

Sohn  des  Geigenmachers  (faiseur  de  violons)  Henry 
Medard.  Er  müßte  als  Antoine  II  M.  geführt  werden, 
wenn  sich  herausstellen  sollte,  daß  jener  Antoine  M., 
der  am  25.  Februar  1620  als  Zeuge  bei  der  Hochzeit 
des  Malers  Nicolas  Chuppin  vorkommt,  schon  Geigen- 
macher war.  —  Er  war  wahrscheinlich  Schüler  seines 
Vaters  und  ein  sehr  tüchtiger  Meister.  In  der  Samary- 
schen  Sarnmlung  (15.  März  1887  versteigert)  befand 
sich  eine  Pochette  (Nr.  44)  von  1666  von  ihm,  deren 
treffliche  Ausführung  in  Ebenholz  und  Elfenbein  sehr 
gerühmt  wurde.  Eine  Pochette  aus  dem  gleichen  Jahre 
besitzen  W.  E.  Hill  &  Sons  in  London.  Collemann- 
Reignier  in  Nancy  hat  eine  gute,  gelbbraun  lackierte 
Violine  von  ihm,  deren  F-Löcher  nach  Amati  ge- 
schnitten sind.  Sie  trägt  den  Zettel:  A.  MEDARI 
F.  1660  (gedruckt). 

Geigenzettel :  Antonius  Medard  /  Nancy  1 666  (gedr.). 

Medard,  Claude  II.  —  Nancy.  Geb.  um  1575, 
lebte  noch  1 628 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  de?  vor  1597  gestorbenen 
Claude  I,  von  dem  noch  nicht  feststeht,  ob  er  nicht  auch 

^)  Sein  von  A.  Jacquot  in  den  Pfarramtsregistern  des 
Municipal-Archivs  in  Nancy  aufgefundener  Taufschein 
lautet:  »Le  28.  Octobre  1621.  Paroisse  Saint-Sebastien, 
Bapteme  de  Anthoine,  fils  de  Henry  Medard  et  Anne,  sa 
femme,  a  este  baptise  le  28.  octobre.  Noble  Anthoine  .  .  . 
conseilleur  d'Estat  a  S.  A.  parrain.  Susanne  Bourcier 
marraine.« 


schon  Tischler  oder  Geigenmacher  war,  und  der  Jeanne 
Drouyn  heiratete  (die  sich  später  mit  Blaise  Thiebault 
vermählte).  Er  wird  in  einem  Dokument  vom  28.  Ok- 
tober 1620  als  »menuissier«  bezeichnet,  sonst  als  luthier, 
und  hatte  viele  (10)  Kinder  und  dürfte  nach  A.  Jacquots 
Meinung  unzweifelhaft  als  Stammvater  der  zahlreichen 
Geigenmacherfamilie  Medard  und  somit  als  einer  der 
Begründer  der  lothringischen  Schule  seiner  Kunst  an- 
gesehen werden. 

Medard,    Claude     IV.    —    Nancy.      Getauft 
10.  März  1623 

Sohn  von  Claude  III.  M.  und  von  dessen  Frau  Elisa- 
beth. Er  war  jedenfalls  Lautenmacher,  während  dies 
von  seinem  Vater  nicht  sicher  ist. 

Medard,  Fran^ois  I.  —  Nancy,    f  vor  1625 

Er  war  1620  Zeuge  bei  der  Hochzeit  von  Henri  I  Me- 
dard, als  dessen  jüngeren  Bruder  man  ihn  ansehen  kann. 
Er  wird  als  »velonier«  (violinier)  bezeichnet.  1625  ist 
seine  Frau  Anne  schon  Witwe. 

Medard,  Fran^ois  II.  —  Nancy,    f  m  Nancy 
31.  Juli  1631 

Sohn  von  Fran^ois  I  M. ;  seine  Frau  Marie  starb  in 
den  dreißiger  Jahren  des  17.  Jahrhunderts.  Er  wird 
als  »velonier«  und  »violonier«  bezeichnet ;  seine  Töchter 
wurden  1619  und  1625  getauft.  Pate  ist  dabei  ein 
Claude  Vuillaume  aus  Mirecourt. 

Geigenzettel:  Franciscus  Medard  /  fecit  Parisiis  16  .  ... 
(gedruckt). 

Medard,  Fran^ois  III.  —  Paris.    1690.    1710 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Sebastien  M.  Er  soll  Lauten- 
macher der  Kapelle  Louis  XIV.  gewesen  sein.  Geigen 
von  ihm  kommen  mehrfach  vor;  sie  zeigen  ein  kleines 
Patron,  das  an  Amati  erinnert,  aber  den  in  der  lothringi- 
schen Schule  ausgebildeten  Stil  zeigt.  Der  Lack  ist  nicht 
schlecht.  Ein  Kontrabaß  vom  Jahre  1 700  befindet  sich 
in  der  Sammlung  Savoye  in  Paris. 

Geigenzettel :  Franciscus  Medard  /  fecit  Parisiis  1710 
(gedruckt).  —  Franciscus  Medari  /  fecit  Parisiis  1700 
(gedruckt). 

Medard,  Henry  I.  —  Nancy.  1620.  1629 

Sohn  von  Claude  II  M. ;  er  wird  als  »faiseur  de  violons« 
bezeichnet  und  verheiratete  sich  am  28.  Oktober  1620 
mit  Anne,  Tochter  des  Meisters  Bastien  Pierresson. 
Er  hatte  fünf  Kinder  und  lebte  noch  1629. 

Medard,  Henri   II.  —  (Turin).    1646.    Geb. 
10.  Febr.  1629  in  Nancy 

Sohn  von  Henry  I  M.  In  einem  sehr  gut  gearbeiteten 
Alto,  das  im  Jahre  1896  bei  Hei  in  Lille  war,  fand 
Cesar  Snoeck  den  Zettel:  »Henri  Medard  ä  Turin 
1646  (1645?)«.  Es  wäre  denkbar,  daß  der  eben  aus 
der  Lehre  entlassene  Henri  II  M.  die  übliche  Wan- 
derschaft nach  Italien  angetreten  hat  und  bei  dieser 
Gelegenheit  auch  als  blutjunger  Geselle  in  Turin  ge- 
arbeitet hat. 


326 


Medard         Meier 


Medard,  Jean. —  Nancy.   1620 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Claude  II  M.  Es  sollen 
Instrumente  von  ihm  vorkommen,  die  den  Arbeiten 
des  Nicol.  Medard  ähnlich  sind.  Vielleicht  ist  er  iden- 
tisch mit  Baptiste  Medard,  der  als  Pate  der  am  28.  Jan. 
1628  geborenen  Tochter  Anna  des  Nicolas  UM.  ge- 
nannt wird. 

Medard,  Nicolas  IF).  — Nancy,   Paris.    1620. 
1641 

Zweiter  Sohn  von  Claude  II  M.,  »facjonneur  de  violons«, 
vermählt  mit  Barbe  Bain.  Er  war  1620  Trauzeuge  bei 
seinem  Bruder  Henri  M.  1622  heißt  er  «faiseur  d'in- 
struments«,  1625  und  1626  »violon  de  Son  Altesse« 
und  1630  nur  »violon«.  Nach  1635  dürfte  er  nach  Paris 
ausgewandert  sein.  Er  hatte  einen  1626  geborenen  Sohn 
Dominique,  den  A.  Jacquot  für  den  Vater  jenes  Jean- 
Dominique  M  halten  möchte,  der  in  Mirecourt  einen 
Sohn  Nicolas  hatte. 

Geigenzettel:  Abb.  546. 

Medard,    Nicolas    III.    —    Nancy.     Getauft 
28.  Jan.    1628,  lebte  noch   1672/73  in  (der 

Altstadt)  Nancy 

Sohn  von  Henri  I  M.  Sein  Beruf  steht  nicht  fest,  es  ist 
aber  wahrscheinlich,  daß  er  das  väterliche  Gewerbe  fort- 
setzte, denn  nur  so  ließe  sich  der  lange  Zeitraum,  in 
dem  mit  Nie.  Medard  bezeichnete  Instrumente  vor- 
kommen, erklären.  Es  muß  aber  noch  einen  vierten 
Nicolas  M.  gegeben  haben,  und  erst  auf  diesen  könnte 
die  Sage,  daß  er  bei  Stradivari  gelernt  hat,  passen, 
obwohl  Arbeiten  nicht  dafür  sprechen.  Eine  sechs- 
seitige Viola  von  1701  von  Nie.  Medard,  eingelegt  mit 
Lilien  und  einem  Frauenköpfchen  am  Wirbelkasten, 
im  Konservatorium  zu  Brüssel.  Daselbst  auch  eine  1670 
datierte  Viola  alta  mit  chinesischen  Malereien. 


Medard,   Sebastien. 

t  1636 


Paris.     Geb.  1546(?), 


Vielleicht  ein  Sohn  von  Claude  II  M."),  stamm.t  wahr- 
scheinlich aus  Nancy,  wo  er  um  1576  geboren  sein 
kann,  wenn  auch  sein  Taufschein  nicht  aufzufinden  ist. 
Dieses  Mitglied  der  berühmten  lothringischen  Geigen- 
macherfamihe  wurde  von  einem  tragischen  Geschicke 
ereilt,  indem  er  und  seine  1601  geborene  Tochter 
Jehanne  und  deren  Liebhaber  P.  P.  Prelasque  aus  Lyon 
der  Falschmünzerei  angeklagt  wurden.  Seb.  M.  wurde 
am  31.  Mai  1636  zum  Tode  verurteilt,  starb  aber  vor 
der  Hinrichtung,  jedenfalls  an  den  Folgen  der  grau- 
samen Folter,  der  er  unterworfen  wurde. 


^)  Nicolas  I  Med.,  dessen  Beruf  nicht  feststeht,  starb 
vor  1628. 

")  Wie  Jacquot  meint.  Jehanne  Medard,  die  sich  den 
Titel  DamoiEelle  beigelegt,  sagt  jedoch  zu  ihrer  Ver- 
teidigung, daß  der  Vater  ihres  Vaters  ein  Adeliger  gewesen 
sei,  ein  solcher  namens  Nicolas  Medard  sowie  ein  Claude 
(aber  nicht  Claude  II)  wurden  1564  in  den  Adelsstand 
erhoben. 


Medaro,  Nicolas  s.  Medard.  —  Brüssel 

Meer,  E.  van  der.  —  Amsterdam 
Guter  Bogenmacher  der  Gegenwart. 

Meer,  Karel  van  der.  —  Amsterdam.    Geb. 

1 862  im  Haag 

Er  war  ursprünglich  Musiker,  verlegte  sich  dann  auf 
das  Geigenmachen  und  wurde  bereits  1886  Vorsteher 
der  Instrumentenwerkstatt  der  Aktiengesellschaft  »De 
Nieuwe  Muziekhandel«.  Später  verband  er  sich  mit 
van  Roosmalen  und  betreibt  jetzt  sein  Geschäft  allein. 
Er  besitzt  sehr  schönes,  200jähriges  Holz  und  verwen- 
det goldgelben  oder  roten  Ollack.  Aus  seiner  Werkstatt 
sind  gute  Geigen  hervorgegangen,  meist  nach  Guarnen 
del  Gesü  gemacht,  mit  breiter  Brust.  F.  Oelsner  wid- 
mete ihm  unter  dem  Titel:  »Ein  Meister  des  Geigen- 
baus« im  Berliner  Tageblatt  (1900,  Nr.  14)  einen  Auf- 
satz. 
Geigenzettel :  Abb.  550. 

Meeson,  Rieh.  C.  —  London.    1885 

Wohnte  als  Geigenmacher  und  -händler  im  Jahre  1899 
noch  360  Goswell  rd.  Islington  und  scheint  das  Ge- 
schäft wieder  aufgegeben  zu  haben.  Im  Jahre  1885 
erhielt  er  auf  der  Inv.  Exhib.  in  London  eine  silberne 
Medaille  für  einen  verbesserten  Baßbalken  und  andere 
mit  dem  Saiteninstrumentenmachen  in  Verbindung 
stehende  Vorrichtungen. 

Megells,  C.  —  (Schweden).   1892 

In  einer  Geige  des  Museums  in  Gothenburg  liest  man : 
Reparerad  af  C.  Megells  1 892.  Die  Reparatur  ist  jedoch 
unkünstlerisch. 

Megho,  Giovanni  Cavaliere  de 

und 
Meglio,  Michele  de 

Gute  italienische  Mandolinenmacher. 

Meiberi,  Francesco.  —  Livorno.    1745.    1750 

Da  dieser  Name  auch  von  Vidal  erwähnt  wird,  soll  er 
hier  nicht  fehlen,  obwohl  ich  niemals  Geigen  von  ihm 
gesehen  habe  und  die  Form  des  Namens  mindestens 
für  zweifelhaft  halte. 

Meier,    Karl.   —   Schönbach    b.  E.     Geb.    in 

Oberschönbach  1867 

Schüler  von  Johann  Winter  und  der  Musikfachschule 
in  Schönbach.  Nachdem  er  als  Gehilfe  in  Markneu- 
kirchen und  beim  Militär  als  Instrumentenmacher  tätig 
war,  machte  er  sich  1889  selbständig  und  verfertigt 
nach  allen  bekannten  Modellen  Geigen;  er  benutzt 
hauptsächlich  Spirituslack  und  erhielt  auf  der  Gewerbe- 
Ausstellung  in  Eger  1892  ein  Ehrendiplom. 
Geigenzettel:  Karl  Meier  jun.  ,  Schönbach  bei  Eger  / 
189  (gedruckt). 


Meier-Pauselius  —  Meinel 


327 


Meier-Pausellus,  Willy.  —  Hamburg  1921 

Ein  bekannter  Gitarrenvirtuose,  der  im  Jahre  1921  die 
staatliche  Prüfung  als  Gitarren-  und  Geigenbaumeister 
bestanden  hat.  Er  hat  bereits  eine  neue  Gitarre  er- 
dacht, die  dem  Spieler  ungeahnte  Möglichkeiten  er- 
öffnet und  auch  durch  Ton  und  Form  den  höchsten 
Ansprüchen  genügt. 

Meikle,  Robert.  —  Lesmahago.    Geb.   1817, 

t  1897  in  Lesmahago 

Ein  guter  schottischer  Gelger,  der  auch  viele  Violinen 

gemacht  hat. 

Meili.  —  St.  Gallen    19.  Jahrh. 

Erfinder  eines  »Sonor«  genannten  sog.  Ton  verbesserers, 
der  aus  drei  Holzspänen  besteht,  die  an  einer  Seite  frei- 
schwebend an  die  Geigendecke  angeleimt  und  durch 
Auftropfen  von  Siegellack  (!)  abgestimmt  werden. 

Meindl,   Franz  Xaver.  —  Würzburg.     1832. 

1864 

Er  kam  aus  München  nach  Würzburg  und  begründete 
im  Jahre  1832  sein  Geschäft,  in  dem  hauptsächlich 
Zithern  angefertigt  wurden.  Er  galt  als  sorgfältiger 
Reparateur,  hat  aber  nur  selten  neue  Geigen  gemacht. 
Eine  solche  vom  Jahre  1841 ,  mit  einem  Löwenkopf  am 
Wirbelkasten,  besitzt  C.  Stoeber  in  Würzburg. 
Geigenzettel :  F.  Xaver  Meindl.  Monacensis  /  fecit 
Herpibolis  .Anno  1841  (geschrieben).  —  F.  X.  Meindl, , 
Saiten- Instrumentenmacher  ,  in  Würzburg.  1854  (ge- 
druckt). 

Meindl,  Friedrich.  —  Würzburg,    f  1894 

Sohn  von  Franz  X.  M.,  Schüler  seines  Vaters  und  von 
Vauchel.  Er  verlegte  sich  ganz  auf  den  Bau  von  Streich- 
instrumenten und  bildete  sich  darin  während  semer 
Gehilfenzeit  in  guten  Werkstätten  aus.  Im  Jahre  1864 
übernahm  er  die  väterliche  Werkstatt.  Er  war  ein  sehr 
sauberer  und  bis  an  sein  Lebensende  fleißiger  Arbeiter 
und  hat  viele  Geigen  und  Violoncelli  gemacht.  Er  ver- 
wendete schönes  Holz  und  einen  selbstbereiteten  Spiri- 
tuslack  (goldgelben  Grund  und  kirschroten  Farblack) 

Geigenzettel:  Friedr.  Meindl  /  Saiten- Instrumenten- 
macher .  in  Würzburg  (rot  gedruckt  auf  gelbem  Glanz- 
papier). —  Fried.  Meindl ,  Würzburg    1 864  (gedruckt). 

Memel,  Aug.  —  Meerane  i.  S. 

Vogtländischer  Geigenmacher,  der  sich  im  letzten 
Jahrzehnt  des  19.  Jahrhunderts  in  Meerane  niederließ 
und  dann  nach  der  Schweiz  verzogen  sein  soll. 

Memel,  August.  —  Khngenthal.    1819 

Guter  Vogtländer  Geigenmacher.  Sein  Modell  ist  läng- 
lich, die  Ecken  sind  häufig  spitz,  derLack  braun  und  ohne 
Fe«ier,  das  Deckenholz  gut,  Boden  und  Zargen  oft  ohne 
Flammen.  Semen  Zettel  veröffentlicht  F.  de  Wit. 

Geigenzetlel :  Mstr.  August  Meinel  /  in  Klingenthal, 
1819  (gedruckt). 


Meinel,  Christian.  —  Khngenthal.   1748 

Wenn  auch  kein  hervorragender,  so  doch  immerhin  ein 
ganz  geschickter  Geigenmacher.  Ein  Christian  Aug.  M. 
wohnte  in  dem  sog.  Zweibrüdergrund. 
Geigenzettel:  Christian  .August  Meinel      Violin-  und 
Instrumentenmacher  ,  in  Zweibrüdergrund  (gedr.). 

Meinel,  Christian  Friedrich.  —  Klingenthal, 
(Mark)Neukirchen.    1730.    1755 

Er  wurde  am  16.  Oktober  1730  als  Meister  in  die  Zunft 
aufgenommen.  Seine  Frau  war  eine  Geigenmaciiers- 
tochter  und  soll  das  Lackieren  gut  verstanden  haben. 
Er  arbeitete  nach  dem  alten  Hopfmodell  und  wendete 
gelbbraunen  Lack  an.  .Auf  dem  Boden,  unterhalb  des 
Zäpfchens  brachte  er  die  Brandmarke:  *  C  *  F  *  M  * 
an,  oder  unter  dem  Plättchen  am  Halsansatz  C.  F.  M. 
Er  war  aus  Klingenthal  und  dürfte  auch  dort  gearbeitet 
haben.  Eine  Geige  von  ihm  besitzt  der  Komotauer 
Kirchenchor. 

Geigenzettel:  Christian  Friedrich  Meinel,  ,  Violin- 
macher aus  Klingenthal,  Ao.  1738  (gedruckt).  Brand- 
mirke:  Nr.  1 1. 

Meinel,  Christoph.  —  1672 

Eine  Diskantviola  da  Braccio  im  Kölner  Musikhistori- 
schen Museum  enthielt  einen  schwer  zu  entziffernden 
Zettel,  der  nach  G.  Kinskys  Ergänzung  Christoph 
Meinel  '  1672  gelesen  werden  muß.  Wenn  seine  Hei- 
mat, wie  anzunehmen  ist,  das  Vogtland  war,  müßte 
dieser  Christoph  M.  als  der  Stammvater  der  Fam.ilie 
gelten. 

Meinel,  Friedrich  Wilhelm.  —  (Mark)Neu- 
kirchen.  Geb.  1737,  f  18.  Mai  1802 
(65  Jahre  5  Monate  12  Tage  alt) 
Sohn  und  Schüler  des  Christ.  Friedr.  M.  Er  wurde  sehr 
frühzeitig  Nachfolger  seines  Vaters  und  schon  am 
21.  Mai  1755  Meister.  Seine  Geigen  sind  im  allgemei- 
nen gut  und  kommen  ziemlich  häufig  vor,  da  er  sehr 
fleißig  war.  Er  verwendete  die  Modelle  seines  Vaters 
und  einen  gelbbraunen  Lack  sowie  die  Brandmarke: 
Nr.  59. 
Geigenzettel:  Abb.  524. 

Meinel,  Georg  Christian.  —  Klingenthal.  1 742 
Er  wird  im  Kassenbuch  der  Innung  als  Meister  be- 
zeichnet. 

Meinel,    Georg    Christoph.    —    Zweibrüder- 

■    grund.   1770 

Vermutlich  der  Vater  von  Christian  August  M.  Eine 
gute  Violine  von  ihm  besitzt  Paul  Käs  in  Geestemünde, 
eine  gleichfalls  recht  gute  Viola  von  schlankem  Patron 
Ingenieur  Hermann  Keil  in  Köthen  i.  A.  Der  zwei- 
teilige Boden  und  die  Zargen  sind  aus  wildem  .Apfel- 
baumholz, der  Lack  ist  braun,  am  Boden  etwas  heller. 
Korpuslänge  393  mm;  oben  180,  unten  228  und  zwi- 
schen den  )(  1 15  mm  breit. 

Geigenzettel:  Georg  Christoph  Meinel  ,'  Violin  et  In- 
strumentenmacher /  in  Zweyenbrüdergrund  17..  (ge- 
druckt). 


328 


Meinel  —  Meisel 


Melnel,  Georg  Karl  Friedrich.  — (Mark-)Neu- 
kirchen.  Geb.  26.  März  1775,  f  3.  Dez.  1847 

Er  kommt  seinen  Vorfahren  in  keiner  Weise  gleich, 
seine  Arbeiten  haben  kein  eigenartiges  Gepräge  mehr 
und  sind  auch  mi  Holz  nicht  schön. 

Meinel,  Gustav.  —  London.   1910.   1912 
Er  nennt  sich  Geigenmacher  und  Händler. 

Meinel,  Hermann.  —  Klingenthal  i.  S.    Geb. 
8.  Mai  1831 

Geigenmacher,  der  nur  billige  Arbeiten  herstellte,  die 
keinen  erheblichen  Kunstwert  haben. 

Meinel,    Johann    Christian.    —    (Mark-)Neu- 
kirchen.  Geb.  19.  Sept.  1770,  f  8.  Sept.  1827 

Geschickt  in  der  Arbeit,  verstand  er  es  auch,  seine 
Geigen  gut  zu  verkaufen,  so  daß  er  zu  Vermögen  und 
Ansehen  kam  und  u.  a.  1820  zum  Gemeindevorsteher 
ernannt  wurde.  Er  steht  Hopf  und  Ficker  nahe. 

Meinel,   Johann   Christoph.   —   Klingenthal. 
1786 

Seine  Geigen  haben  ein  unschönes  Modell  und  meist 
ungeflammten  Boden.  Er  verwendet  eine  Brandmarke: 
*  I  *  C  *  /  Meinel. 

Meinel,  Johann  Friedrich  I.  —  Klingenthal. 

1736.  1762 

Einer  der  besten  Geigenmacher  seines  Namens  m 
Klingenthal. 

Meinel,  Johann  Friedrich  II.  —  Klingenthal. 
1834 

Seine  Geigen  sind  von  guter,  Vogtländer  Art. 

Geigenzettel :  Mstr.  Johan  Friedrich  Meinel  /  in  Klin- 
genthal 1834  (geschrieben). 

Meinel,  Johann  Gottlieb.  —  Klingenthal.  1767. 

1782 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Johann  Friedrich  M. 
und  ihm  in  der  Arbeit  ähnlich. 

Meinel,  Johann  Michael.  —  Klingenthal.    1 761 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  von  Joh.  Gottlieb  M.,  aber 
weniger  geschickt  als  dieser. 

Meinel,  Louis  Moritz.  —  Geb.  13.  Mai  1865, 
lebt  als  Geigenmacher  in  Markneukirchen 
Meinel,  Thomas.  —  Klingenthal.   1725 

Der  älteste  Klingenthaler  Geigen  macher  seines  Na- 
mens und  vielleicht  das  tüchtigste  Mitglied  der  Familie. 
Man  nimmt  an,  daß  er  als  Geselle  bis  nach  Italien  ge- 
kommen sei.  und  dem  widersprechen  seine  freilich  nur 
selten  vorkommenden  Arbeiten  nicht.  Towry  Piper 
sagt  sogar  in  der  trefflichen  Zeitschrift  »The  Strad« 
(1912,  Nr.  264),  daß  eine  der  besten  Kopien  nach 
Stradivari,  die  ihm  je  unter  die  Augen  gekommen  sei, 
von  Thomas  Meine!  herrührte. 


Meinel-Grünwald,  Paul.  — Basel.   1890.   1920 

Schüler  von  Nie.  Eug.  Simoutre.  Saiteninstrumenten- 
macher,  Händler  und  Reparateur;  begründete  1890 
seine  eigene  Werkstatt. 

Meinertzen,  Jakob.  —  Berl'in.   1693.   1712 

Seiner  Arbeit  nach  dürfte  er  aus  Joachim  Tielkes 
Schule  hervorgegangen  sein.  Er  war  Kurfürstlicher 
Hofgeigenmacher  und  infolge  davon  wahrscheinlich 
kurfürstl.  Privilegierter,  weshalb  sich  über  ihn  im 
städtischen  Archiv  m  Berlin  nichts  findet.  Ein  Violon- 
cello von  ihm  besitzt  Paul  Gare  in  Danzig.  Eine  sehr 
schöne,  ursprünglich  rotbraun  lackierte  Tenorgamba 
von  ihm  aus  dem  Jahre  1710  besitzt  Fritz  Wildhagen  m 
Haiensee ;  der  gewölbte  Boden  ist  aus  Fichtenholz,  alle 
Ränder  mit  Elfenbeinstreifen  belegt. 

Geigenzettel :  Jakob  Meinertzen ,'  Königl.  Hoff-Violde- 
gam.-  /  und  Lautenmacher  in  Berlin  1710  (gedruckt). 

Meisel,  Amand.  —  Frankenstein  i.  Schi.  Geb. 
in  Klingenthal  7.  Sept.  1828,  f  23.  Sept. 
1893  in  Frankenstein 

Schüler  seines  Vaters  Christian  Friedrich  Meisel.  Nach- 
dem er  bis  etv.'a  1850  bei  seinem  Vater  gearbeitet  hatte, 
kam  er  nach  Breslau  zu  Liebich  und  begründete  1864 
in  Frankenstein  sein  eigenes  Geschäft.  Er  ahmte  die 
Modelle  von  Stradivari  und  Amati  nach,  seine  Geigen 
klingen  gut,  und  er  erhielt  mehrfache  Ausstellungs- 
auszeichnungen. Nach  seinem  Tode  führte  seine  Witwe 
Emilie  das  Geschäft  fort,  das  im  Jahre  1900  sein  Sohn 
Friedrich  übernahm,  der  es  dann  nach  Breslau  ver- 
legte. 

Geigenzettel:  Amand  Meisel.  /  Frankenstein  i./Schl. 
18  .  .  (gedruckt). 

Meisel,  Christian  Friedrich.  - —  Klingenthal. 
1791.  1850 

Einer  der  wenigen  Vogtländer  seiner  Zeit,  der  mit 
Bewußtsein  das  Hopfmodell  aufgab  und  die  Italiener 
nachahmen  wollte,  wenn  ihm  auch  ein  feineres  Ver- 
ständnis dafür  fehlte.  Sein  Modell  ist  klein,  steht 
zwischen  Jos.  Guarneri  und  Stradivari.  Die  F-Löcher 
sind  nach  Guarneri  gestellt,  erinnern  aber  mehr  an 
Guadagnini  und  sind  steif  geschnitten.  Die  Ecken  sind 
breit  und  scharf  und  wirken  unschön.  Das  Deckenholz 
ist  sehr  engjährig  und  gut.  Die  Flammen  im  Boden  und 
an  den  Zargen  sind  gerade  gelegt,  so  daß  die  Jahre 
schräg  stehen,  Boden  und  Decke  ragen  weit  über  die 
Zargen  heraus.  Die  Einlage  läuft  am  Klötzchen  in  eine 
Spitze  aus,  darunter  befindet  sich  der  Brandstempel : 
*  C  *  F'  *  /  *  Meisel  *.  Sein  dünner  Spirituslack  ist 
gelb  oder  hellbraun  und  die  Schnecke  nach  Guarneri, 
aber  schmal  und  tief  gestochen.  Er  verwendete  sauber 
in  Kupferstich  ausgeführte  Zettel. 
Geigenzettel:  Christ.  Friedr.  /  Meisel  /  aus  /  Klingen- 
thal /  1828  (gedruckt). 

Meisel,  C.  W.  sen.  —  Klingenthal  , 

Bekannte  Fabriksfirma  der  Gegenwart,  die  ihr  Bestehen 
bis  1735  zurück  verfolgen  kann.  Inhaber  ist  jetzt  Karl 
Adolf  Wilhelm  Meisel. 


Me 


Meisner 


329 


Meisel,  Friedrich.  —  Breslau.    Geb.   13.  Mai 
1874 

Sohn  und  Nachfolger  von  .Amand  M.  Beisitzer  der 
Meisterprüfungskommission. 

Meisel,  Friedrich  August   I.  —  Klingenthal. 

Geb.  17.  Okt.  1817,  t  19.  Aug.  1894 

Ein  sehr  talentvoller  und  geschickter  Geigenmacher. 
Leider  war  auch  er  gezwungen,  seine  beste  Zeit  im 
Dienste  der  Händler  zu  verbringen,  und  später  hinderte 
ihn  andauernde  Kränklichkeit,  sein  ganzes  Können 
einzusetzen.  Es  gibt  jedoch  einige  recht  gute  Violinen 
von  ihm,  und  nur  diese  tragen  semen  Namen. 

Meisel,  Friedrich  August  II.  —  Klingenthal 
i.S.  1895.  1900 

Streichinstrumentenmacher  der  Gegenwart. 

Meisel,   Friedrich   Wilhelm.   —   Klingenthal. 
1769.  1799 

Seiner  Arbeit  nach  gehört  er  zu  den  besseren  Vogtlän- 
der Geigenmachern;  sein  unschönes  Modell  mit  stark 
geschweiften  Mittelhügeln  und  langen  F-Löchern  hat 
nichts  Italienisches  an  sich,  obwohl  er  durch  seinen  m 
geradezu  lächerlich  unsinnigem  Latein  verfaßten  Zettel 
bei  unverständigen  Käufern  den  Glauben  erwecken 
wollte,  sie  hätten  eine  Cremoneser  Arbeit  vor  sich. 
Gelgenzettel:  Abb.  520. 

Meisel,  Georg.  —  Klingenthal.   1729.   1735 

Der  Stammvater  des  Klingenthaler  Zweiges  seiner  Fa- 
milie und  Begründer  der  heute  noch  bestehenden 
Firma  '»C.  W.  Meisel  sen«. 

Meisel,  Johann  Christian  Friedrich. —  Klingen- 
thal.  1771.  t  1803 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Georg  M.  Er  war 
Geigenmachermeister  in  Unterklingenthal,  verlegte 
sich  später  fast  ganz  auf  das  Saitenmachen  und  wurde 
so  der  Gründer  der  Klingenthaler  Saitenindustne. 
Geigenzettel:  Johann  Christoph  Meisel  /  Klingenthal 
(geschrieben). 

Meisel,  Johann  Georg.  —  Klingenthal.    1730. 
1784 

Angeblich  ein  Sohn  von  Karl  Christian  M.  Einer  der 
besten  Klingenthaler  Meister,  der  auf  seiner  Wander- 
schaft bis  nach  Italien  gekommen  sein  soll,  wo  er  ein 
Guadagninimodell  kennen  lernte,  das  er  manchmal 
nachahmte.  Er  stand  auch  als  Bürger  in  Ansehen  und 
hat  schon  1 749  das  Amt  eines  Richters  bekleidet. 
Geigenzettel :  Johann  Georg  Meisel  /  Violinmacher  m 
Klingenthal  (gedruckt). 

Meisel,  Karl  Christian.  —  Unterklingenthal. 

1761.   1768 

Sohn  und  Schüler  von  Georg  M.  Seine  Arbeit  ist  im 
gewöhnlichen  Vogtländer  Stil  gehalten.  Das  häufige 


Vorkommen  seiner  Geigen  läßt  darauf  schließen,  daß 
er  sehr  fleißig  war.  Seine  Zettel  sind  rot  gedruckt. 

Geigenzettel:  Carl  Christian  Meisel  /  Violin-  und  In- 
strumentenmacher /  in  Unterklingenthal  1 765  (gedr.). 

Meisel,  Karl  Louis.  —  Klingenthal  i.  S.   Geb. 
14.  Okt.  1847 

Schüler  seines  Vaters  Friedrich  August  I  M.,  der 
ihn  schon  in  frühester  Jugend  in  die  Werkstatt  nahm, 
so  daß  er  bereits  im  zwölften  Lebensjahre  seine 
erste  Geige  in  allen  Teilen  allein  fertigmachte.  Nach 
seiner  Konfirmation  wurde  er  bei  der  damals  noch 
bestehenden  Geigenmacherinnung  »aufgedingt*  und 
nach  vierjähriger  Lehrzeit  losgesprochen.  Nebenbei  be- 
suchte er  fleißig  die  Klingenthaler  Musikschule,  wo  er 
auch  in  der  Harmonielehre  und  der  Instrumentenbau- 
kunde  ausgebildet  wojrde.  Wegen  der  andauernden 
Kränklichkeit  seines  Vaters  kam  er  nur  wenig  in  die 
Fremde.  Im  Jahre  1869  wurde  er  Meister  und  begrün- 
dete seine  eigene  Werkstatt.  Er  benützte  jede  Gelegen- 
heit, italienische  Meisterwerke  zu  studieren,  und  ver- 
dankt diesem  Studium  manchen  schönen  Erfolg. 
Geigenzettel :  C.  Louis  Meisel,  /  Streichinstrumenten- 
macher /  Klingenthal  i.  S.  (gedruckt). 

Meisel,  Oswald.  — Liegnitz.   1880.   1881 

Er  stellte   1881    in  Breslau  neben  Blasinstrumenten-^) 
auch  zwei  Violinen  aus. 

Meisel,  Richard.  —  Geb.  30.  Nov.  1857.  Lebt 
als  Streichinstrumentenmacher  in  Klingen- 
thal 

Meisel,  Wilhelm.  —  Erlbach  i.  S.   1880 

Einer  Privatmitteilung  zufolge  soll  er  sich  als  Instru- 
mentenmacher eines  gewissen  Ansehens  erfreut  haben. 

Meisinger,   Hans,   gen.  Ritter.   —  Augsburg. 

1447 

Einer  der  ältesten  deutschen  Lautenmacher,  der  frei- 
lich nur  dem  Namen  nach  bekannt  ist. 

Meisner,  Johann  Friedrich.  —  Lübeck.   Geb. 

um  1700  in  Guben  (Oberlausitz),  f  1 .  April 

1770  in  Lübeck 2) 

Seinen  Geburtsort  gibt  er  selbst  ausdrücklich  in  einem 
Gesuch  an,  trotzdem  war  es  nicht  möglich,  in  den 
Gubener  Kirchenbüchern  von  1700—1720  auch  nur 
den  Hinweis  auf  das  Vorkommen  seines  Namens  zu 
finden,  geschweige  denn  seinen  Geburtstag.  Er  war 
Musiker  (Geige  und  Flöte)  und  Violinmacher  und  kam 
auf  der  Wanderschaft  über  Schleswig-Holstein  i-nd 
Mecklenburg  nach  Lübeck,  wo  er  sich  1734  um  die 
Anwartschaft  auf  eine  Ratsmusikerstelle  bewarb,  die 
er  später  auch  erhielt.  Am  20.  September  1 742  erwarb 
er  das  Lübecker  Bürgerrecht,  legte  am  darauffolgenden 
!  2.  Oktober  den  Bürgereid  ab  und  heiratete  im  selben 
Jahre  eine  geb.  Donner  und  am22.  Juni  1752  in  zweiter 


^)  Die  er  hauptsächlich  macht. 

-)  Begraben  am  3.  April  1770  in  der  St.  Ägidienkirche. 


330 


Meiß  —  Menichetti 


Ehe  Magdalena  Hanthorn,  die  Tochter  eines  Tuch- 
machers aus  Sachsen.  Er  wird  stets  als  »Violinmacher 
und  Ratsmusikus«  bezeichnet  und  war  der  beste  Lü- 
becker Geigenmacher  des  18.  Jahrhunderts.  Seme  Ar- 
beit ist  gut,  erinnert  in  den  Modellen  an  die  Vogtländer 
Schule  und  verrät  eine  kunstgeiibte  Hand.  Seme  Gei- 
gen haben  einen  sehr  guten,  manchmal  aber  etwas 
scharfen  Ton  und  sind  meist  dunkel  lackiert.  Eine 
Violine  von  ihm  besitzt  das  Museum  in  Lübeck,  emen 
großen  Baß  die  Lübecker  Stadtkapelle.  Eine  Viohne 
von  ihm  vom  Jahre  1760  wurde  mi  August  1905  bei 
Puttick  &  Simpson  in  London  versteigert. 
Geigenzettel :  Johann  Friederich  Meisner  /  in  Lübeck 
gemacht  .^o  17..  (gedruckt). 

Meiß(?),  Johann  Heinrich.  —  Mansbach  (?), 
I656(?) 

Das  Verzeichnis  der  Musikinstrumentensammlung  des 
Bach-Hauses  in  Eisenach  führt  unter  Nr.  45  einen  drei- 
saitigen Kontrabaß  auf,  dessen  Zettel  »Johann  Heinrich 
Meiß  Instrumenten  ,  Macher  in  Mansbach  ;  1656«  ge- 
lesen wird.  Ich  vermute,  daß  der  Mann  Heinrich  / 
hieß  und  sich  als  »Mus.  Instrumentenmacher«  bezeich- 
nete. Die  Jahreszahl  ist  um  wenigstens  100  Jahre  später 
anzusetzen,  da  die  Bezeichnung  »Instrumentenmacher« 
erst  im  18.  Jahrhundert  aufkam. 


T 


unn. 


1860. 


Melegari,  Enrico  Clodoveo. 
1888 

Ein  Geigenmacher,  von  dem  ich  Violoncelli,  Bratschen 
und  Violinen  mit  rötlichem  und  gelblichem  Lack  ge- 
sehen habe,  die  man  als  gute  Mittelware  bezeichnen 
kann.  Er  arbeitete  um  1872  gemeinschaftlich  mit  seinem 
Bruder. 

Melegari,  Pietro.  —  Turin.    19.  Jahrhundert 

Bruder  von  Enrico  Gl.  M.,  mit  dem  er  in  den  sieb- 
ziger Jahren  die  Werkstatt  teilte.  Er  wird  von  Valdrighi 
(2034)  als  Geigenmacher  angeführt,  doch  sind  mir  nur 
mittelmäßige  Arbeiten  von  ihm  gezeigt  worden. 

Meletti,  Luigi.  —  Ferrara.    19.  Jahrhundert 

Seine  Arbeit  erinnert  an  die  Marconcinis  (dessen  Schü- 
ler er  vielleicht  war).  Er  ist  aber  kein  hervorragender 
Meister. 

Melling  (Meling).  —  Paris.   1753.   1771 

Dem  Namen  nach  wohl  deutscher  Abkunft,  vielleicht 
Elsässer,  denn  um  I  780  lebte  ein  Joseph  Melling  als 
akademischer  Maler  in  Straßburg.  Er  wohnte  1753  in 
der  Rue  Froidmanteau  (Fromenteau),  place  du  Louvre 
und  hatte  das  Ladenschild  »ä  la  belle  Vielleuse«,  und 
1771  in  der  Rue  des  Orties  aux  galenes  du  Louvre. 
Eine  Mandore  von  ihm  war  in  der  Sammlung  Loup. 

Mellini,  Giovanni.  —  Guastalla.   1768 

Bei  Vidal  findet  sich  nur  der  Name  angegeben.  Ar- 
beiten von  ihm  lassen  sich  schwerlich  nachweisen. 

Mello,  Arreu,    lebt   als   Gitarren-  und  Man- 
dolinenmacher  in  Porto 


Meloni,  Antonio.  —  Mailand.    1690.    1694 

Wahrscheinlich  aus  Bologna  stammend  und  aus  der 
.Amatischule  hervorgegangen,  gehört  er  zu  den  besseren 
Mailänder  Geigenmachern  seiner  Zeit.  Er  arbeitete 
nach  einem  kleinen  Modell  und  schnitzte  hübsche  F- 
Löcher  und  Schnecken.  Auch  sein  gelber  Lack  sowie 
der  Ton  sind  zu  loben. 

Geigenzettel :  Antonius  Meloni  Mediolani ,  Fecit  A.  D. 
1694  (gedruckt). 

Melzl,  Johann  Georg.  — Straubing.  1830.  1842 

Bei  wem  er  gelernt  hat,  ist  unbekannt.  Als  Geselle  hat 
er  in  München  gearbeitet  und  kam  dann  nach  Strau- 
bing, wahrscheinlich  als  Gehilfe  zu  G.  Alois  Thum- 
bardt,  dessen  Nachfolger  er  im  Jahre  1830  wurde.  Er 
kaufte  das  Geschäft  und  das  Haus,  wurde  am  29.  Ok- 
tober 1830  Bürger  und  erhielt  am  23.  März  1838  nach- 
träglich die  vorschriftsmäßige  Gewerbsurkunde  aus- 
gefertigt, mit  dem  Vermerk,  daß  er  zur  Verfertigung 
aller  Saiten-  und  Streichinstrumente  sowie  zum  Handel 
mit  einzelnen  Bestandteilen  befugt  sei.  Andreas  Grob 
wurde  sein  Nachfolger. 

Geigenzettel;  Joh.  Georg  Melzl  /  Guitarren-  und 
Geigenmacher  in  Straubing  /  183!  (gedruckt).  — 
Georg  Melzl  /  Saiten- Instrumentenm.acher  ,  in  Strau- 
bing 1842  (gedruckt). 

Menckler  (Merckler)  siehe  Merkle 
Meneguzzi,  Carlo.  —  Padua.   1884 

Er  machte  Violinen  und  Violoncelli,  scheint  aber  auch 
französische  Schachteln  verarbeitet  zu  haben. 

Mener,  Christoph.  —  Danzig.   1677.   1685 

Die  Kgl.  Schwedische  musikalische  Akademie  besitzt 
eine  prachtvolle  Diskantviola  von  ihm  (jetzt  im  Musik- 
historischen Museum  in  Stockholm),  Zargen  und  Hals 
sind  von  Ebenholz,  reich  mit  Elfenbein  eingelegt.  Auf 
der  Brust  befindet  sich  ein  Elfenbeinrelief,  Orpheus 
unter  den  wilden  Tieren  darstellend.  Am  Wirbel- 
kasten ist  ein  kunstvoll  geschnitzter  Negerkopf.  Clau- 
dius in  Kopenhagen  besitzt  eine  Taschengeige  von 
ihm.  Christoph  Mener  war  zweifellos  einer  der  besten 
deutschen  Geigenmacher  seiner  Zeit;  leider  war  es 
nicht  möglich,  in  Danzig  Urkundliches  über  ihn  zu 
ermitteln.  Auf  seinen  Zetteln  liebt  er  es,  die  Buchstaben 
zusammenzuziehen. 

Geigenzettel :  Christoph  Mener  in  Dantzigk  1683  (ge- 
druckt). —  Christof  Mener/  in  Dantzigk  16  .  .  (gedr.). 

Menette,  Joseph.  —  Innsbruck.   1697 

Dr.  Necas  in  Prag  kaufte  von  Em.  E.  Homolka  eine 
nett  gearbeitete,  hochgewölbte  Geige  dieses  Meisters, 
von  kleinem,  gefälligem  Modell  und  hübschem,  dunkel- 
braunem Lack.  Er  scheint  in  Innsbruck  nur  vorüber- 
gehend gearbeitet  zu  haben. 

Geigenzettel:  Joseph  Menette  Lautenmacher  /  in 
Inspruck  ,'  1697  (gedruckt.) 

Menichetti,  Luigi.  —  Faenza.   1851 

Er  wurde  durch  seine  Versuche,'  Geigen  halb  aus  Holz 
und  halb  aus  Metall  (Neusilber  usw.)  herzustellen,  be- 
kannt. Bewährt  haben  sich  jedoch  diese  Versuche  nicht. 


Mennegand  —  Merighi 


331 


Mennegand,  Charles.  —  Amsterdam,  Paris. 
Geb.  in  Nancy  19.  Juni  1822.  f  9.  Jan.  1885 
in  Villers-Cotterets 

Erhielt  seine  Ausbildung  in  Mirecourt,  kam  1840  nach 
Paris,  trat  als  Gehilfe  bei  Rambaux  ein  und  blieb  bei 
diesem  geschickten  Meister  fünf  Jahre  lang  und  eig- 
nete sich  hier  seine  außergewöhnliche  Geschicklichkeit 
in  der  Reparatur  alter  Instrumente  an.  Er  nannte  sich 
daher,  im  Anfange  seiner  Selbständigkeit,  auf  seinen 
Zetteln  gerne  »Eleve  de  Rambaux«.  Nachdem  er  von 
1851 — 1852  noch  bei  Maucotel  gearbeitet,  ging  er  nach 
Amsterdam.,  um  seine  eigene  Werkstatt  zu  eröffnen. 
Er  arbeitete  hier  sehr  fleißig,  machte  viele  Violinen, 
Violen  und  Violoncelli,  ging  aber  1857  nach  Paris  zu- 
rück und  wohnte  Rue  de  Trevise  Nr.  26.  Hier  machte 
er  fast  nur  Violoncelli,  die  sehr  gesucht  sind.  Aui  der 
Pariser  Ausstellung  1867  erhielt  er  eine  Medaille. 

Geigenzettel:  Abb.  516. 
Mennesson,  Jean  Emile  (pseud.  Josef  Guarini). 
—  Reims.  Geb.  15.  Mai  1842  in  Reims 
Im  Jahre  1865  begann  er  als  Klaviermacher  und  Musi- 
kalienhändler: seine  Neigung  und  sein  Talent  führten 
ihn  aber  mehr  und  mehr  zum  Geigenmachen,  dem  er 
sich  seit  1874  vollständig  widmete.  Er  arbeitete  bei 
Mennegand  und  Deroux  und  dann  von  1876 — 1880  in 
Mirecourt  und  hat  zahlreiche  Kopien  nach  der  Messias- 
geige Stradivaris  angefertigt.  Er  begründete  in  Reims 
eine  Geigenmacherwerkstatt,  läßt  schönes  altes  Holz 
verarbeiten  und  verwendet  besondere  Sorgfalt  auf  die 
Lackierung,  wobei  er  die  Ergebnisse  der  chemischen 
Versuche  Gerys  sich  zunutze  macht.  Er  ist  der  Erfinder 
der  »Molliphone«  usw.  und  besitzt  19  Diplome  und 
Medaillen.  L.  S.  Fanart  veröffentlichte  ein  in  der 
National-A.kademie  zu  Reims  1876  verlesenes  ausführ- 
liches Gutachten  über  Mennesson.  —  Er  klebt  in  seine 
billigen  Geigen  Zettel  mit  dem  Pseudonym  »Joseph 
Guarini«  und  führt  das  Ladenschild  »ä  Ste  Cecile«. 
Die  Firma  lautet  jetzt:  Emile  Mennesson  &  Fils,  suc- 
cesseurs. 

Geigenzettel :  EM.  Joseph  Guarini  fecit  (A)  Anno  1881 
No  1565  ,  Emile  Mennesson,  a  Reims  (Marne)  '  Seul 
concessionaire  pour  la  France  et  l'Etranger  /  depose 
(gedruckt)  und  Abb.  523. 

Menticasiae.  —  Mailand.   1815 

Der   folgende   Reparaturzettel   gehört  wahrscheinlich 
einem    Mitglied    der    Familie    Mantegazza,    vielleicht 
Francesco,  an,  oder  ist  einfach  eine  Fälschung. 
Geigenzettel:  Abb.  515. 

Mentiply,    Andrew   A.    — ■    Ladybank.     Geb. 

1 .  Nov.  1858  in  Burnside 

Ein  Eisenbahnbeamter,  der  sich  in  seinen  freien  Stun- 
den mit  dem  Geigenmachen  beschäftigt  und  über  60 
neue  Violinen  und  viele  Bogen  gemacht  hat.  Er  hat  ein 
eigenes  Modell  und  bereitet  sich  auch  den  Ollack  selbst. 
Seine  F-Löcher  zeigen  die  Endpunkte  statt  kreisrund 
in  ovaler  Form. 

Geigenzettel:  .Andrew  Mentiply  /  Ladybank,  Fifa.  / 
(Datum)  (geschrieben). 


Menzies,  John.  —  Falkirk.   1820.   1831 

Ein  geschickter,  schottischer  Geigenmacher,  der  das 
große  Stradivarimodell  nachahmte.  Sem  Lack  ist 
dunkelbraun  und  scheint  Ollack  gewesen  zu  sein.  Seme 
Violinen  sind  übrigens  stark  dem  Wurmfraß  ausgesetzt. 

Geigenzettel:  John  Menzies  ,   Maker  /  1831  (geschr.). 

Menzinger,  Gustav.  —  Frankfurt  a.  M. 

Geboren  am  19.  August  1867  in  Insterburg  als  Sohn 
eines  Österreichers,  kam  er  1882  zu  seinem  Oheim 
Adolf  Schrader  in  die  Lehre  und  1887  als  Gehilfe  zu 
Heidegger  nach  Linz  a.  D.,  wo  er  sich  auch  als  Militär- 
pflichtiger stellen  mußte.  Er  kam  dann  zu  .A.  Riechers 
nach  Berlin,  den  er  nur  verließ,  um  Soldat  zu  werden, 
aber  schon  nach  wenigen  Tagen  wurde  er  als  über- 
zählig entlassen,  ging  nach  Wien  zu  Hamberger  und  von 
da  zu  Amberger  nach  München,  von  wo  er  sehr  bald 
von  Riechers  nach  Berlin  zurückberufen  wurde,  den 
er  als  seinen  eigentlichen  Lehrer  betrachten  darf. 
Nachdem  er  noch  bei  Kannich  in  Warschau  gearbeitet, 
trat  er,  um  sich  weiter  zu  vervollkommnen,  m  die 
Geigenmacherschule  von  Schünemann  in  Schwerin  ein 
und  kam  1892  nach  Homburg  v.  d.  H.  zu  L.  Noebe, 
bei  dem  er  bis  1903  blieb,  in  welchem  Jahre  er  sich 
im  Oktober  zu  Frankfurt  a.  M.  selbständig  machte.  Er 
gilt  als  sehr  geschickter,  erfahrener  Geigenmacher  und 
sorgfältiger  Reparateur. 

Geigenzettel:  Gustav  Menzinger  Frankfurt  a.  M. 
Anno  1910  No  56  [rechts  und  links  Initialen  und 
Kreuz  im  Kreis]. 


ans. 


1875 


Mercier,  A.  - 

Ein  Reparateur,  der  auch  einen  kleinen  Geigenhandel 
betrieb. 

Merciolle,  Jules.  —  Paris.   Geb.  20.  Juni  1881 

in  Mirecourt 

Schüler  von  Grillon.  Als  Gehilfe  arbeitete  er  erst  in 
seiner  Vaterstadt,  ging  dann  nach  Paris,  kam  1899 
zu  G.  Bernardel  und  blieb  auch  bei  Caressa  &  Fran^ais 
bis  1911.  Seitdem  hat  er  sich  selbständig  gemacht. 

Meren,  Antonius. —  ?   1712 

Withers  in  London  besitzt  eine  eigenartige  Geige  mit 
diesem  Namen  und  der  Bezeichnung  »discipulus 
Stainer«. 

Mergenthai,  Roman,  hat  in  Wien  eine  Werk- 
statt und  beschäftigt  sich  auch  mit  der 
Reparatur  von  Streichinstrumenten,  ist 
aber  nicht  Mitglied  des  Geigenmacherver- 
bandes 

Meriels,  ließ  sich  als  »Luthier«  in  Bayeux 
nieder;  die  Firma  lautet  jetzt  »Meriels  fils« 

Merighi,  A.  —  Mailand.   1800 

In  einer  mittelmäßigen  Mandoline  fand  sich  dieser 
(schlecht  leserliche)  Name,  —  vielleicht  ein  Sohn  von 
Pietro  M.  in  Parma? 


332 


Merighi  —  Messerschmidt 


Merighi,  Pietro.  —  Parma.   1770 

Hauptsächlich  kommen  Mandohnen  von  ihm  vor;  er 
seil  jedoch  auch  Geigen  gemacht  haben. 

Ceigenzettel :  Petrus  Merighi  /  fecit  Parmae  /  anno  1 770 
(gedruckt). 

Merlotte,  Charles.  —  Lyon.    Geb.  um  1703. 

1770 

Er  zeichnete  sich  zwar  durch  sorgfältige  Arbeit  im  alt- 
inirecourter  Stil  aus,  erreichte  aber  nur  einen  mittel- 
mäßigen Ton.  Er  verwandte  gelbbraunen  oder  gelb- 
rötlichen  Lack,  der  gegen  Rand  und  Ecken  dunkel 
schattiert  ist,  sowie  geschriebene  und  gedruckte  Zettel, 
und  soll  vorübergehend  auch  in  Paiis  gearbeitet 
haben.  Ein  anderer  Meriotte  soll  noch  um  1845  gelebt 
haben. 

Geigenzettel :  Abb.  553  und  554. 

Merkel,  Anton  Karl.  —  Adorf.   1820 

Seine  Geigen  sind  im  unverkennbaren  vogtländer  Stil, 
dem  Amatimodell  sich  nähernd,  gemacht  und  wenig 
bemerkenswert. 

Merkel,  Johann  Friedrich.  —  Stuttgart.    1803 

Eine  neunspänige  Baslardlaute  von  ihm  besitzt  die 
Musikinstrumentensammlung  des  Bachhauses  in  Eise- 
nach. 

Geigenzettel :  Johan  Friedrich  Merkel  /  Mechanicus  & 
Instrumen-  /  tenmacher  in  Stutgard.  /  Den  15.  Januar 
1803  /  N^°  57  (gedruckt). 

Merkle  (Merkl),  Bartholomäus.  —  Prag.    1571 

Ein  wahrscheinlich  aus  Füssen  stammender  Lauten- 
macher, der  in  der  Altstadt  wohnte  und  zunächst  da- 
durch dem  Namen  nach  bekannt  wurde,  daß  sich  ein 
Urteilsspruch  erhalten  hat,  in  dem  er  verurteilt  wurde, 
die  Kurkosten  bei  dem  Bader  für  einen  von  ihm  Ver- 
wundeten zu  bezahlen.  Er  wird  mit  dem  Lautenmacher 
und  Hofgeigenmacher  des  Kaisers  Maximilian,  Bar- 
tholomäus Menckler  (Merckler)  identisch  sein,  der  157! 
für  eine  an  die  kaiserliche  Kammer  abgeführte  Geige 
!0  Gulden  Rhein,  erhielt. 

Merlin,  Joseph.  —  London.   1778.   1780 

Arbeitete  nach  dem  Stainermodell  und  war  seinerzeit 
als  genialer  Erfinder  von  allerlei  mechanischen  Gegen- 
ständen berühmt.  Er  arbeitete  gut.  doch  läßt  der  Ton 
seiner  Instrumente  zu  wünschen  übrig.  Er  verwendete 
meist  ovale  Zettel. 

Geigenzettel:  Josephus  Merlin  /  Cremonae  Emulus  / 
No.  104  Londini  1779/  Improved  /  Queen  .'Xnn  No.  66 
Street  Eeast  /  Portland  Chapel  (gedruckt). 

Mermlllot   (Mermlllod),    Maurice.   —   Paris. 

Geb.  in  Ober-Savoyen  1835,  f  25.  Sept.  1901 

m  Mirecourt 

Schüler  von  Gaillard  in  Mirecourt,  ging  als  Gehilfe  zu 
J.  B.  Vuillaume  und  später  zu  Gand.  Während  seiner 
militärischen  Dienstzeit  kam  er  nach  Piemont,  arbeitete 


bei  Guadagnini  in  Turin  und  trat  hierauf  bei  Gand  & 
Bernardel  und  bei  Gautrot  ein.  Er  hatte  seine  Werkstatt 
zuletzt  Rue  Morel. 

Geigenzettel :  M.  Mermillot,  luthier/ 18  rue  Morel  1898/ 
Paris  /  Mermillot  (gedruckt). 

Merosi,  Giuseppe.  —  Firenzuola.   1846 

Bei  Valdrighi  (2060)  findet  sich  dieser  Name,  der  in 
Firenzuola  und  der  ganzen  Umgebung  gänzlich  un- 
bekannt ist.  Auch  die  Bürger-  und  Einwohnerlisten  von 
Firenzuola  wurden  vergeblich  durchforscht. 

Mertens,  Johann  Hemrich.  —  Hamburg 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  16.  März  1798 
Bürger  wurde. 

Merwe,  van  der.  —  (Transvaal).   1901 

Ein  Burengeneral,  der  in  der  englischen  Gefangen- 
schaft einige  Geigen  machte,  die  in  der  Form  sich  den 
alten  Gamben  nähern  und  1901  in  London  ausgestellt 
waren. 

Merz  (Mörz,  März).  —  Innsbruck.   1820 

Die  Galanteriewarenhändler  Gebr.  Merz  ließen  sich 
aus  Mittenwald  einen  Geigen-  und  Gitarrenmacher 
samt  dem  nötigen  Holz  und  Werkzeug  kommen,  der 
für  sie  arbeitete.  Dagegen  erhob  Joh.  Fritz  mit  Erfolg 
Einspruch.  (Vgl.  Dr.  F.  Waldners  mehrfach  genannte 
Nachrichten  über  Tiroler  Lauten-  und  Geigenmacher.) 

Merz,  August.  —  Altenburg.    Geb.   1851    in 
Klingenthal,  t  17.  Juni  1910 

Schüler  seines  Oheims  Chr.  Merz;  arbeitete  vier  Jahre 
bei  Ludwig  Bausch  &  Sohn  in  Leipzig,  machte  sich 
1877  zu  Altenburg  selbständig  und  ist  1885  zum  Hof- 
Streichinstrumenten-  und  Bogenmacher  ernannt  wor- 
den. Er  machte  neue  Streichinstrumente  nach  Stradi- 
vari  und  Guarnen  und  reparierte  auch.  Eigentümlich  ist 
die  Lage  des  Baßbalkens  an  den  von  ihm  ausgebesserten 
Instrumenten.  Seinen  Ollack  setzte  er  selbst  zusammen. 
Er  war  Inhaber  der  silbernen  Staatsmedaille  der  1886er 
Landesausstellung. 

Geigenzettel:  Aug.  Merz  /  Hofinstrumentenmacher  / 
Altenburg,  S.-A.  18  (gedruckt). 


Geb. 


im 


M, 


ai 


Merz,  Christian.  —  Zwickau 

1817,  t9.Mal  1899 

Er  erlernte  das  Geigenmachen  in  seiner  vogtländischen 
Heimat  und  ließ  sich  nach  einigen  Wanderjahren  in 
Zwickau  nieder,  wo  er  sich  hauptsächlich  mit  Wieder- 
herstellungsarbeiten beschäftigte. 

Mesnll  s.  Du  Mesnil 

Messeguer,  ein  um  1646  in  Spanien  vorkom- 
mender Lautenmacher 

Messerschmidt,  J.  —  NeuWallenburg.   1876 

Wahrscheinlich  ein  Tischler,  der  gelegentlich  Geigen 
in  Arbeit  nahm,  dabei  aber  keine  Kunstfertigkeit  an  den 


Messini  —  Mettal 


333 


Tag  legte.  Da  er  auch  den  Lack  durch  einen  dunkel- 
braunen Anstrich  ersetzte,  besteht  die  Befürchtung, 
daß  er  manche  vielleicht  gute  Geige  verdorben  hat. 

Geigenzettel:  Rep.  im  März  1876  /  von  J.  Messer- 
schmidt, Neuwallenburg.  (geschrieben). 

Messini,  Girolamo.  —  Florenz.   1687 

Sohn  des  Arcangelo  M.  Er  machte  Lauten  und  Gi- 
tarren und  vielleicht  auch  Geigen,  brachte  es  darm  aber 
nicht  zu  sonderlicher  Geschicklichkeit. 

Messori,  Pietro.  —  Modena.   Geb.  in  Modena 

18.  Okt.  1870 

Ein  talentvoller  Geigen-,  Gitarren-  und  Mandohnen- 
macher,  der  nach  beendeter  Lehrzeit  in  Mailand,  Turin, 
Paris  und  München  gearbeitet  hat  und  1894  der  Nach- 
folger Giuseppe  Sgarbis  wurde.  Er  macht  Kopien  nach 
Stradivari,  Guarnerl  und  Amati  und  verwendet  meist 
Bernsteinlack  von  roter,  rötlichgelber  und  gelber  Farbe. 
Er  baut  auch  Gitarren,  Harfen  und  Klaviere.  Bis  1900 
besaß  er  bereits  acht  Bronze-,  Silber-  und  Gold- 
medaillen von  Turin,  Nizza  und  Paris  usw. 

Gelgenzettel:  Abb.  54 i . 
Mest  (Most),  Jakob.  —  Füssen.    1606.   f  Nov. 

1615 

Er  gehörte  1606  und  noch  1612  der  Füssener  Lauten- 
macherzunft  an.  Nachkommen  der  Familie  leben  noch 
heute  In  der  Füssener  Gegend,  darunter  auch  Musiker, 
aber  keine  Gelgenmacher  mehr. 

Mest,  Raphael.  —  Füssen.   1616.   1650 

Angeblich     ein    Schüler     Hartungs    in    Padua.     Er 
wurde   am  Sonntag   Lätare  1616  als  Meister    in  die 
Lautenmacherzunft   aufgenommen,    nachdem    er    im 
Jahre  vorher  Maria  Endres  geheiratet   hatte.   Baron 
schreibt  In  seiner  Untersuchung  des  Instr.  d.  Lauten 
(S.  93)  von  Ihm:  »Was  die  Füssener  Lauten  anbelangt, 
so  sind  einige  gar  zu  sehr  nach  der  ältesten  Art  ge- 
arbeitet, nemlich  Apffelrund,  woran  gemeiniglich  nicht 
viel  dran  Ist,  doch  hat  sich  daselbst  Raphael  Mest, 
welcher  bey  dem  berühmten  Michael  Härtung  In  Padua 
gelernt  und  Anno  1650  und  1627  gelebet,  schon  besser 
hervorgethan«.  —  Eine  Laute  von  Ihm  aus  dem  Jahre 
1610  besitzt  das  Schlesische  Museum  für  Kunstgewerbe 
und  Altertümer  In  Breslau  (Nr.  5516),  eine  solche  von 
1638  die  Sammlung  des  bist.  Vereins  in  Würzburg. 
Eine  Laute,  ganz  aus  Fichtenholz,  sehr  fein  gearbeitet, 
befindet  sich  In  der  Sammlung  von  R.  Leibbrand  in 
Berlin.  Die  Stiftsbibliothek  in  LInköpIng  besitzt  eben- 
falls eine  Laute  von  ihm  aus  dem  Jahre  1707. 

Geigenzettel :  Raphael  Mest  In  Fiessen  /  Imperato  nel 
Mesier  Michael  Härtung  /  In  Padua  me  feclt  anno  .... 
(gedruckt).  —  Raphael  Mest  /  In  FIeßen  1638. 


Metelka,  Josef.  —  Pasek  a.   Iser.    Geb.  um 
1842,  t  August  1880 

Sohn  des  Venceslav  M.  und  Schüler  seines  Bruders 
Wenzel.  Er  arbeitete  bei  Schweitzer  und  Zach  als  Ge- 
hilfe und  erfreute  sich  später  mit  Recht  des  Rufs,  ein 
tüchtiger  Meister  zu  sein.  (Bei  Gelgen,  die  er  selbst 
neu  gemacht  hat,  fehlt  auf  dem  Zettel  das  Wort  »opra- 
vll<').  Auch  seine  Tochter  Johanna  beschäftigte  sich  mit 
dem  Geigeninachen.  Sein  Nachfolger  wurde  1888  sein 
ehemaliger  Schüler  Potocka. 

Geigenzettel :  Josef  syn  Venceslava  Metelky  /  Opravil 
V  Pasekäch  pod  Krkonosi  18  .  .  (opravil  =  repariert), 
(gedruckt). 

Metelka,  Josef.  —  Glasersdorf  a.  Iser  =  Skle- 
närice  (Böhmen).   1880.   1892 

Schüler  von  Josef  Metelka  In  Pasek.  Nachdem  er  als 
Gehilfe  bei  F.  WItäcek  und  W.  Pekelsky  gearbeitet 
hatte,  machte  er  sich  in  Glasersdorf  um  1880  selb- 
ständig. Er  Ist  ein  geschickter  Geigenmacher,  der  alles 
an  seinen  Geigen  selbst  macht  und  keinerlei  Bestand- 
teile von  Fabriken  bezieht. 

Gelgenzettel :  Josef  Metelka  /  hotovitel  snuyce  nastroju 
ve  Sklenaricich  /  u  Vysokeho  n.  Jlzerou  /  Opravil  dne 
1  zaVI  1892  (gedruckt). 

Metelka,  Venceslav.  —  Pasek  a.  Iser  (Böhmen). 
Geb.  um  1810—1815  m  Sklenäri'c,  f  1868 
Er  bildete  sich  durch  Selbstunterricht  nach  dem  Wett- 
engelschen  Lehrbuche  zum  Gelgenmacher  aus  und 
brachte  es  zu  anerkennenswerter  Geschicklichkeit. 
Seine  Arbeit  Ist  sauber  und  das  Holz  meist  recht  gut, 
nur  der  Lack  läßt  zu  wünschen  übrig. 
Gelgenzettel :  Zhoto  venä  /  od  /  Venceslava  Metelky  / 
V  Pasekäch  /  nad  Izerou  (gedruckt). 

Metelka,  Wenzel.  —  Pasek  a.  I.    19.  Jahrh. 

Sohn  und  Schüler  von  Vene.  M.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  in  mehreren  mährischen  Städten  und  starb  bald 
nach  seiner  Rückkehr  in  die  Heimat. 

Methfessel,  Gustav.  —  Bern.    Geb.  in  Bern 

1839,  t  1910 

Schüler  von  Peter  Schulz  In  Regensburg,  einer  der  be- 
deutendsten Schweizer  Gelgenmacher.  Nach  beendeter 
Lehrzelt  arbeitete  er  In  Wien  und  machte  sich  1864 
selbständig.  Er  baute  seine  Gelgen  nach  alten  Meistern 
und  nach  eigenen  Modellen  und  verwendete  OUack. 
1898  zog  er  sich  vom  Geschäft  zurück  und  ließ  sich  in 
Hilterfingen  bei  Thun  nieder.  Sein  Nachfolger  wurde 
Lütschg. 
Geigenzettel:  Abb.  544. 


Meszäros,   Stefan  (Istvan),   hat  eine   Instru-  Mettal.  —  Freyberg.   Anfang  des  19.  Jahrh. 

1             ^    ^   ..:     1^1   ,.^  ^U,,^r,{V^  Eine  Lyragitarre  der  Sammlung  Snoeck  (Nr.  349)  in 

mentenmacherwerkstattm  Klausenburg  (Ko-  ßerlln  trag? den  Zettel  »Mettal-Instrumentenmacher  in 

lozsvär)  Freyberg«.  Man  wäre  versucht,  zu  glauben,  daß  es  sich 


334 


Mette  —  Meyer 


um  einen  Metall-(Blech-)Instrumentenmacher  handelt, 
obwohl  hiergegen  schon  das  Instrument  selbst  spricht. 
Der  Name  ist  böhmisch,  und  noch  heute  lebt  ein  Gi- 
tarrenmacher namens  Ignaz  Mettal  in  Schönbach 
(Böhmen). 

Mette,  Fran^ois.  —  Mirecourt.   1855 

Ein  Geigenmacher,  der  1855  die  Pariser  Ausstellung 
beschickte,  aber  nur  Mittelmäßiges  leistete. 

Metzinger,  Michael.  —  Aschaffenburg.  Geb. 
27.  Okt.  1807  In  Aschaffenburg,  f  daselbst 
22.  Febr.  1886 

Hauptsächlich  Zithermacher,  von  dem  sich  eine 
Schlagzither  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum 
in  Köln  befindet  (Nr.  468). 

Geigenzettel:  M.  Metzinger  Saiten- Instrumenten- 
macher /  in  Aschaffenburg  (gedruckt). 

Metzker,  Josef.  —  Raab  (Ungarn).    1915 
Geigenmacher. 

Metzner,  Ernst  Emil.  —  Riga.   1861 

Ein  Musiker,  der  sich  mit  Geigenreparaturen  beschäf- 
tigte, diese  aber  recht  dilettantisch  ausführte. 

Geigenzettel:  Reparirt  von  Ernst  Emil  Metzner  / 
Musikus  in  /  Riga  /  1861  (gedruckt). 

Meulen  s.  Van  der  Meulen 
Meusler,  Wilhelm.— 1794  (?) 

Anton  Hüller  in  Graslitz  Nr.  188  besitzt  eine  Geige 
mit  dem  Zettel:  »Wilhelm  Meusler  /  bürgerlicher 
Geigenmacher  /  794.  (gedr.).«  Wahrscheinlich  ein  Mit- 
glied der  Familie  Meisel. 

Meyer,  Adolph.  —  Dresden,  (Mark)Neu- 
kirchen.  1787.  1798 

Eine  Geige  (in  amerikanischem  Besitz),  die  als  Brand- 
stempel die  Jahreszahl  1 780  zeigt,  enthält  einen  Zettel 
mit  dem  Namen  »Adolph  Meyer,  Dresden  1787«.  Eine 
andere,  von  1798,  ist  aus  Neukirchen  datiert.  Weder 
in  Dresden  noch  in  Markneukirchen  ließen  sich  Ur- 
kunden über  diesen  Geigenmacher  auftreiben.  Er 
scheint  im  Umherziehen  gearbeitet  zu  haben,  war  aber 
dem  Anscheine  nach  nicht  ungeschickt.  —  Auch  ein 
Ferdinand  Meyer  soll  in  (Mark)Neukirchen  vor- 
kommen. 

Meyer,  C.  A.  —  Görhtz.   1794 

Erfinder  eines  Bogenklaviers,  das  er  »Bogenflügel« 
nannte;  ob  er  sonst  noch  Musikinstrumente  machte,  ob 
er  überhaupt  Fachmann  und  nicht  Dilettant  war,  ließ 
sich  nicht  feststellen,  denn  sein  Name  kommt  weder  in 
den  Görlitzer  Bürgerrechtslisten  noch  in  den  Geschoß- 
büchern vor. 

Meyer,  Carl  L.  —  Rixdorf.   1901 

Er  arbeitete  40  Jahre  lang  als  Gehilfe,  war  lange  Zeit 
in  Paris  tätig  und  soll  sich  nebenbei  als  Tanzlehrer 


versucht  und  später  religiöse  Vorträge  gehalten  haben. 
Im  Juli  1901  eröffnete  er  in  Rixdorf  seine  eigene  Werk- 
statt und  war  dann  in  einen  Aufsehen  erregenden 
Prozeß  verwickelt. 

Meyer,  Daniel.  —  Lübeck,  Riga.   1597 

Im  Lübecker  Niederstadtbuch  kommt  am  22.  Juli  1600 
Ernestme  Clendorp,  die  Witwe  des  um  1585  ver- 
storbenen Jürgen  Lampe  vor,  die  in  zweiter  Ehe  den 
Zithermacher  Daniel  Meyer  geheiratet  hatte.  Dieser 
soll  nach  ihrer  Angabe  um  1597  nach  Riga  gereist  und 
dort  gestorben  sein. 

Meyer,  Hemrich.  —  Freiburg  i.  B.  Geb.  um 
1830  in  Braunschweig,  f  um  1895  in  Frei- 
burg 

Ursprünglich  Musiker,  beschäftigte  er  sich  erst  nur 
aus  Liebhaberei  mit  dem  Geigenmachen.  Er  war  durch 
16  Jahre  Hofmusiker  in  Karlsruhe  und  ließ  sich  1883 
in  Freiburg  als  Geigenmacher  nieder.  Daß  er  selbst 
neue  Geigen  gemacht  hat,  ist  zweifelhaft,  aber  er  be- 
schäftigte einen  Markneukirchener  Gehilfen  m  den 
Jahren  1884 — 1886,  und  in  dieser  Zeit  wurden  in  seiner 
Werkstatt  verschiedene  neue  Geigen  gemacht,  die  auf- 
fallend an  die  Markneukirchener  Art  erinnern.  Das 
Deckenholz  ist  gut,  der  Boden  meist  deutscher  Ahorn, 
die  Arbeit  im  ganzen  sauber,  der  Ton  mittelmäßig. 
Bei  Reparaturen  verwendete  er  einen  Gummistempel, 
sonst  geschriebene  Zettel. 

Geigenzettel:  H.  Mej'er.  fec.  /  Freiburg  r.  Brg.  1886. 
(geschrieben). 

Meyer,  Johann  Mathias.  —  Hamburg.    1758 

Vermutlich  Sohn  von  Magnus  Andr.  M.  und  diesem 
angeblich  in  der  Arbeit  nahestehend. 

Meyer,  Joseph.  —  Pfaffenhausen?    1668 

Eine  Tenorgeige  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Mu- 
seum in  Köln  trägt  einen  schwer  lesbaren  Zettel,  dessen 
Ortsbezeichnung  G.  Kinsky  mit  Braffenhausen  oder 
Grafenhausen  zu  deuten  versucht.  Ich  lese  Bvaffen- 
hausen.  Ist  das  richtig,  dann  käme  wohl  nur  das  in 
Schwaben  unweit  von  Füssen  hegende  Pfaffenhausen 
in  Frage. 

Meyer,  Magnus  Andreas.  —  Hamburg.  1732. 
1753 

Wahrscheinlich  ein  Schüler  Tielkes,  den  er  nachahmte. 
Er  wurde  am  27.  Februar  1733  in  Hamburg  als  In- 
strumentenmacher Bürger.  Am  häufigsten  trifft  man 
Violoncelli  von  ihm,  die  durch  ihr  kurzes,  aber  sehr 
breites  Modell  auffallen.  Ein  im  Geschmacke  Tielkes 
in  allen  Teilen  reich  verziertes  Violoncello  aus  dem 
Jahre  1752  befand  sich  in  der  Sammlung  Hammer  in 
Stockholm.  Boden  und  Decke  schwach  gewölbt,  am 
Wirbelkasten  ein  Frauenköpfchen.  Sein  Lack  ist  gelb 
oder  gelbbraun.  Ein  Saiteninstrument  des  Museums  in 
Gothenburg,  bezeichnet  »M.  Meyer«  und  darunter  eine 
Lilie,  ist  möglicherweise  auch  von  ihm.  Ein  Violon- 
cello von  ihm  besitzt  G.  Withers  in  London. 

Geigenzettel:  Abb.  517. 


Meyer  —  Miclielot 


335 


Meyer.  —  Mittenwald.   1842 

Ein  Geigenmacher,  bei  dem  die  alten  Traditionen  der 
Mittenwalder  Schule  noch  zu  erkennen  sind,  wenn  er 
auch  nicht  zu  den  hervorragenden  Meistern  zu  zählen 
ist.  Sein  Sohn  (?)  soll  sich  in  Partenkirchen  nieder- 
gelassen haben. 

Meynieu,  F.  —  Bordeaux.   1900 

Musikinstrumentenhändler,  der  eine  Geigenmacher- 
werkstatt  besitzt,  die  Ch.  Resuche  leitet. 

Mezzabotte  (Mezzoboste),  Domenico  Giovanni 
Battista(?).  —  Brescia.   1720.   1765 

Ein  Meister  dieses  Namens  soll  schon  I  720  in  Brescia 
gelebt  haben.  Einen  einwandfreien  Beleg  dafür  konnte 
ich  bisher  nicht  finden,  wohl  aber  bin  ich  geneigt, 
diesen  Namen  für  ein  Seitenstück  zu  »Acevo«  und 
»Sapino«  zu  halten;  mezzobusto  heißt  Bruststück,  und 
wenn  dieses  Wort  z.  B.  auf  der  inneren  Decke  ge- 
standen hat,  so  mußte  es  nicht  gerade  den  Namen  des 
Verfertigers  bezeichnen. 

Mezzadri,  Alessandro.  —  Ferrara.   1690.   1732 

Er  war,  wie  Citadella  in  seinen  »Notizie  relative  a 
Ferrara*  im  Kapitel:  »Musici,  Organisti,  Cantori  e 
Comici«  sagt,  nur  ein  mittelmäßiger  Geiger,  aber  ein 
trefflicher  Geigenmacher  Seine  Geigen  gehen  zwar  auf 
Nicolas  Amati  zurück,  sind  aber  oft  unschön  in  der 
Form,  die  F-Löcher  allzu  nahe  beisammen.  Der  Lack 
ist  rötlichgelb  oder  braunrot  und  nicht  schlecht.  Der 
Name  kommt  in  allen  möglichen  Verdrehungen  vor, 
muß  aber  nach  dem  Zettel  richtig  Mezzadri  heißen. 
Eine  schöne  Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre  1 708 
besitzt  Hofkonzertmeister  Prof.  Carl  Prill  in  Wien. 

Geigenzettel :  Abb.  534. 

Mezzadri,  Francesco.  —  Mailand.    1700.    1750 

Seine  Arbeit  ist  gut,  sein  Lack  sehr  durchsichtig  und 
von  rötlicher  Bernsteinfarbe. 

Geigenzettel :  Francesco  Mezzadri ;  fece  in  Milano  I  749. 
(geschrieben). 

Mezzano,  Fredenco  (Fedengo).  —  Venedig. 
1695 

Eine  Taschengeige  von  ihm  befindet  sich  in  den  kunst- 
historischen Sammlungen  des  A.  H.  Kaiserhauses  in 
Wien  (Inv.  Nr.  4071).  Der  Rücken  zeigt  Zickzack- 
bänder von  Elfenbein  und  Ebenholz ;  statt  der  Schnecke 
ist  ein  Mohrenköpfchen  angebracht.  Das  feine  Instru- 
ment ist  555  mm  lang,  45  mm  breit. 

Geigenzettel :  Federico  Mezzano  fecit  Venezia  Anno 
1695  (gedruckt). 

Mialfi,  Juan.  —  ?   1769 

Wenig  bekannter  spanischer  Lautenmacher. 

Miani.  —  Bologna.    1 .  Hälfte  des  19.  Jahrh. 

Die  Geige,  die  ich  mit  diesem  Namen  sah,  schien  von 
Mirecourter  Herkunft  gewesen  zu  sein ;  vielleicht  hat 
Miani  Schachteln  von  dort  bezogen  und  verarbeitet. 


Michael,  Ferdinand.  —  Zallenfelde  i.  P.    1842 

Wahrscheinlich  ein  Musiker,  der  auch  Geigen  repariert 

hat. 

Geigenzettel :  Repariert  Ferd.  Michael  /  Zallenfelde  bei 

Pr. -Holland  (geschrieben). 

Michaud.  —  Paris.  1788.  1789 

Er  wohnte  Rue  Guerin-Boisseau,  an  der  Ecke  der  Rue 
Saint-Denis.  Mehr  weiß  auch  Vidal  von  ihm  nicht 
anzugeben. 

Michel,  Alphonse,  lebt  in  Paris 

Micheli,  Giuseppe.  —  Gajato  (Modena).   1 884. 

1894 

Unbedeutender  modenesischer  Geigenmacher  vom 
Ausgang  des   19.  Jahrhunderts. 

Michelis,  Peregrino  (Pelegnno)  di  Zanetto.  — 
Brescia.  Geb.  um  1520;  soll  1603  noch  ge- 
lebt haben 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  Zanetto  de  Michelis'. 
Trefflicher  Lauten-  und  Violenmacher.  Er  war  jeden- 
falls, solange  sein  Vater  lebte,  also  wenigstens  bis  1561 , 
bei  diesem  tätig,  und  Livi  fand  ihn  nicht  vor  1563  als 
»Magister  a  violinis«  bezeichnet.  Seine  Söhne  Giovanni 
(»Zuan«),  geb.  um  1565,  und  Baptistino,  geb.  um  1571, 
werden  als  »citherarii  apud  S.  Franciscum«  bezeichnet, 
haben  also  den  väterlichen  Beruf  fortgesetzt,  und  wahr- 
scheinlich hat  dies  auch  sein  jüngster  Sohn  Frances- 
chino  (geb.  18.  Juni  1579,  f  8.  Juni  1615)  getan.  Eine 
wunderbare  sechssaitige  Baßviola  von  1547  besitzt  das 
Museum  des  Konservatoriums  m  Paris.  In  London 
war  1885  ein  sehr  schöner  Tenor  ausgestellt.  Man 
kennt  auch  Lyren  und  Harfen  usw.  von  ihm.  Er  wird 
gewöhnlich  kurzweg  Peregrino  Zanetto  genannt,  und 
sein  Name  kommt  sogar  in  Violinen  vor,  die  schwerlich 
von  ihm  herrühren  dürften.  In  den  Urkunden  wird  er 
als  »Magistro  de  instrumenti  de  sonar*  oder  >>Magistro 
di  cittere  et  lire«  bezeichnet.  Ein  Violoncello  von  ihm 
aus  dem  Jahre  1600  (?)  von  gewöhnlicher  Form  wird 
in  der  Sammlung  Correr  in  Venedig  aufbewahrt.  Er 
gehört  zu  den  Meistern,  deren  Zettel  mit  Vorliebe  und 
Unverstand  gefälscht  werden. 

Michelis,  Zanetto^)  de.  —  Brescia.  Geb.  um 
1 495  vermutlich  in  Montechiaro  bei  Brescia 

Man  weiß  nur,  daß  er  Lauten  und  Zithern  gemacht 
hat.  In  den  Dokumenten  wird  er  »Citharedus «  genannt. 

Michelot,  Jacques-Pierre.  —  Paris.  1 760.   1 800 

Geschätzter  Lautenmacher.  Von  ihm  befindet  sich  eine 
kleine  Gitarre  im  Pariser  Konservatorium  (Nr.  1062). 
Er  wohnte  schon  1 778  Rue  Saint-Honore  Nr.  255  und 
hat  vorzugsweise  fünfsaitige  Violen,  Lauten,  Mando- 
linen  und  Gitarren  gemacht.  Sein  Lack  verdient  Lob. 
Seine  Geschäftsempfehlung  lautet :  »renomme  pour  les 
guitares  en  bateau  dont  les  avantages  sont  de  reflechir 
le  son  au  dehors  d'une  maniere  plus  sensible,  et  pour 
faire  d'excellentes  quintes  et  violons«. 
Geigenzettel:  Abb.  527. 

^)  Dialektform  für  Gianetto. 


336 


Michels 


MilL 


er 


Michels,  H.  —  Königsberg  i.  Pr.    1875 

Sein  Name  kommt  auf  einigen  Reparaturzetteln  vor. 

Michiels,  Egidius  (frz.  Gilles).  —  Brügge. 
Brüssel.  1755.  t  im  Mai  1783 
Schon  in  Brügge  war  er  Hoflautenmacher.  In  Brüssel 
finden  wir  ihn  erst  im  Hofdienst,  nachdem  Henri 
Augustin  Snoeck,  der  zum  ersten  Geiger  der  Hofkapelle 
ernannt  wurde,  sein  Amt  als  Hoflautenmacher  nieder- 
gelegt hatte.  Eine  Gitarre  von  ihm  besitzt  die  Samm- 
lung Snoeck  (in  Berlin). 

Geigenzettel:  Egidius  Michiels,  Luthier  /  de  la  Cour 
a  Bruges  1770  (gedruckt)  und  Abb.  539. 

Michonny,  Michael.  —  Avenione  (Avignon). 

1743 

Trefflicher  Geigenmacher,  der  ein  großes,  flaches  Pa- 
tron   verwendete.    Eine    sehr    schöne    Geige    dieses 
Meisters  besaß  der  berühmte  Violinist  Pugnani. 
Geigenzettel:  Michael  Michonny  fato  /  in  Avenione 
anno  1743  (gedruckt). 

Micle  (?),  Gennaro.  —  Neapel.   1823 

Wird  von  Valdrighi  (4309)  als  Gitarrenmacher  erwähnt. 

MicoUier.  —  Lyon.   1822 

Er  war  mit  Alba  verbunden,  soll  aber  mehr  Kaufmann 
als  Geigenmacher  gewesen  sein. 

^ Geigenzettel:  Repare  par  Micollier  /  et  Alba  luthiers, 
place  /  Confort  No.  12  ä  Lyon  /  1822  (gedruckt). 

Middleton,  H.  S.,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in 

Providence  (Rhode  Island) 
Middleton,  J.  —  Doven  Post  Office  (South 

Gippsland,  Australien).    1888 

Er  machte  einige  interessante  Versuche,  Geigen  aus 
australischem  Orangeholz  herzustellen. 

Mier,  J.  —  London.   1780.    1786 

Man  kennt  bis  jetzt  nur  seinen  Namen,  aber  keine 
Arbeiten  von  ihm. 

Migge,  Otto.  —  Koblenz,  London.  Geb. 
16.  Juni  1857  in  Koblenz,  wo  er  1885  ein 
Atelier  für  Kunstgeigenbau  eröffnete 

Er  ist  Autodidakt,  war  ursprünglich  Kaufmann,  dann 
Eisenbahnbeamter  und  schrieb  ein  kleines  Buch :  »Das 
Geheimnis  der  berühmten  italienischen  Geigenbauer 
ergründet  und  erklärt  von  Otto  Migge  in  Koblenz  a.  Rh.« 
(Frankfurt  a.  M.  1 894,  Gebr.  Staudt,  80  Seiten,  mit  dem 
Porträt  des  Verfassers),  das  sehr  verschiedene  Beur- 
teilung fand  (z.  B.  Mus.-Instr.-Ztg.  1894,93  Nr.  6, 
De  Wits  Zeitschr.  1894,  Nr.  6  [D.  Hiller]  usw.).  Da- 
gegen fanden  seine  Geigen  mehrfache  Anerkennung, 
so  von  Wilhelm)  usw.  Er  ahmt  die  italienischen  Meister 
nach  den  von  ihm  aufgestellten  Grundsätzen  nach  und 
ist  Ehrenmitglied  des  Konservatoriums  in  Barcelona. 
Ende  der  neunziger  Jahre  siedelte  er  nach  London 
über. 


Migliai,  Antonio.  —  Florenz.   1682.   1703 

Sohn  des  Michelangelo  M.  Er  wohnte  1684  bei  der 
Jesuitenkirche.  Außer  Cembali  und  Harfen  hat  er 
wahrscheinlich  auch  Lauten  gemacht.  Eine  Arpanetta 
(Spitzharfe)  von  1 703  beistzt  W.  Heyers  Musikhistori- 
sches Museum  in  Köln.  Näheres  über  diesen  Meister 
teilt  Konservator  G.  Kinsky  in  seinem  trefflichen  Ka- 
talog des  genannten  Museums,  Bd.  I,  S.  246  mit. 

Geigenzettel :  Antonius  de  Migliais  Florentinus  Fecit 
anno  /  1703  (gedruckt). 

Mignard,  Jean.  —  Troyes.   1662 

Geschickter  Meister,  von  dem  es  wundervoll  ausge- 
führte Taschengeigen  gibt. 

Milani,  Francesco.  —  Mailand.   1742 

Schüler  von  Lorenzo  Guadagnini.  Einer  der  sorg- 
fältigsten Nachahmer  Stradivaris  unter  den  Mai- 
ländern. 

Milani  (Milano),  Giuseppe  Carlo.  —  Mailand. 

1769 

Er  soll  schon  im  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  vor- 
kommen. Seine  Geigen  nähern  sich  dem  Amatimodell. 

Milch,  A.  —  Mainz.  1870.  1881 

Ein  braver  Geigenmacher,  wenn  auch  gerade  kein 
Künstler.  1881  übernahm  der  bis  dahin  in  Magdeburg 
ansässige  Gust.  Günther  aus  Halle  sein  Geschäft. 

Milch,  Louis.  —  Basel.   1883 

Wahrscheinlich  mit  dem  Mainzer  Geigenmacher  ver- 
wandt oder  identisch. 

Milella,  Giuseppe,  der  Nachfolger  Vitos,  lebt 

als  Geigenmacher  in  Lecce 
Milella,  Vito.  —  Lecce.    1870.1880 

Er  galt  seinerzeit  für  recht  geschickt. 

Mühet.  —  Bayonne.    1820 

Geigen  mit  diesem  Namen  kommen  ab  und  zu  vor; 
sie  sind  von  handwerksmäßiger  Arbeit  und  haben 
gelbbraunen  Lack. 

Millbach,  Ig.  —  Prag.    1800 

Vielleicht  ein  Schüler  von  Joh.  G.  Hellmer.  Eine  schöne 
gelblackierte  Violine  von  ihm  besitzt  Eman.  Ed.  Ho- 
molka  in  Prag. 

Mille.  —  Aix.    18.  Jahrhundert 

Eine  von  ihm  restaurierte  Taschengeige  befindet  sich 
in  Brüssel  im  Museum  des  Konservatoriums  (Nr.  492). 

Miller.  —  London.    Wohl  vor   1750 

Es  gibt  Zettel  mit  diesem  Namen,  auf  denen  eine  lange 
Geschäftsempfehlung  steht.  Ob  dieser  Miller  aber  selbst 
Geigenmacher  war,  ist  sehr  fraglich;  dem  Zettel  nach 
dürfte  er  nur  Händler  gewesen  sein.  Er  wohnte  London 
Bridge  und  hatte  das  Ladenschild:  »At  the  Citern«. 


Miller  —  Miremont 


337 


Miller,  Alexander.  —  St.  Andrews.  Geb.  1813    Mlquel.  —  Mirecourt 
in  St.  Andrews,  f  das.  1877 
Er  war  ursprünglich  Friseur,  kam  dann  zu  Thomas 
Hardie,  der  sein  erster  Lehrer  im  Geigenmachen  wurde, 
und  dann  zu  William  Yoole.  Er  ahmte  eine  von  Vuil- 
laume  nach  Stradivari  gemachte  Geige  nach. 


Miller,  Andreas.  —  Riga.   Geb.  8.  (20.)  Febr. 
1853   in   Upsil   bei   Walk   (Livland),   f    13. 

(26.)  Nov.  1908  in  Riga 

Er  war  Direktor  einer  Realschule  und  beschäftigte  sich 
aus  Liebhaberei  theoretisch  und  praktisch  mit  dem 
Geigenbau.  Außer  Berechnungen  und  Zeichnungen 
für  Geigenmodelle  hat  er  etwa  ein  Dutzend  Violinen 
und  zwei  Bratschen  gemacht  und  sich  auch  viel  mit  der 
Bereitung  von  Geigenlack  befaßt. 

Miller,  George.  —  London.   1669 

Guter  englischer  Gambenbauer  des  17.  Jahrhunderts. 

Geigenzettel:  George  Miller,  /  Court  Bishopsgate  ; 
London  1669  (gedruckt). 


Eri 


rie 


Miller,    John.    —    Dundee.     Geb.    in 
(Orkney- Inseln)  18.  Sept.  1861 

Von  Hause  aus  war  er  Kunsttischler  und  verlegte  sich 
erst  1897  auf  die  Geigenmacherei.  Er  hat  seitdem  etwa 
30  Violinen  nach  Stradivari  gemacht  und  verwendet 
Whitelaws  roten  Ollack.  Seine  Arbeit  wird  gelobt. 
Geijenzettel:  John  Miller  /  Dundee,   1898  (gedruckO. 

Milne,  Patrick  G.  —  Aberdeen.   Geb.  30.  Jan. 
1873  in  Aberdeen 

Ein  hoffnungsvoller  schottischer  Geigenmacher,  der 
nach  Stradivari  und  Guarneri  arbeitet.  Er  verwendet 
Öllack. 

Geigenzettel :  Patrick  G.  Milne  /  Maker  /  Cults,  Aber- 
deen. (gedruckt). 

Minelli,  Giovanni.  —  Bologna.   1808.   1809 

Einer  der  vielen  italienischen  Geigenmacher,  die  keinen 
Teil  an  den  Verdiensten  ihrer  großen  Landsleute 
hatten,  wenn  sie  auch  deren  Werke  nachahmten. 

Minelli,  Lorenzo.  —  Florenz.   1664 

Ein  Lautenmacher,  von  dem  man  nicht  viel  mehr  weiß, 
als  daß  er  der  Sohn  eines  Francesco  M.  war. 

Mingazzi,  Luigi,  lebt  als  Saiteninstrumenten- 
macher in  Ravenna 

Minozzi,  Matteo.  —  Bologna.    1767.    1769 

Ein  wenig  bekannter,  aber  doch  recht  geschickter 
Geigenmacher,  von  dem  der  akad.  Zeichenlehrer  und 
Organist  Oswald  Bogs  in  Bromberg  eine  Violine  vom 
Jahre  1767,  mit  prächtigem,  glanzvollem  Ton  besitzt. 
De  Piccolellis  gibt  nur  den  Namen,  P.  de  Wit  nur 
seinen  Zettel:  Matteo  Minozzi  /  F.  Bon.  1769  (gedr.). 
V.   Lü  t  g-c  n  d  orf  f ,  Giig-on-   und   Lautinm.ulur.     Bil.  II 


liqi 

Eine  alte  Bogenmacherfamilie,  von  der  A.  Jacquot  die 
folgenden  nennt : 
Claude   1764, 
Jean-Claude   1776, 
Jean-Nicolas   1778.   1787 
und  Nicolas-M.  1765. 

Miquel.Emile.  — Mirecourt.  Geb.  1851,  t  1911 

Guter  Bogenfabrikant.  Sein  Sohn,  geb.  1889,  ist  sein 
Schüler  und  Nachfolger. 

Miraucourt,  Claude.  —  Verdun.    1741.    1749 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  oder  Sohn  von  Joseph  M. 
Eine  fünfsaitige  Viola  von  ihm  mit  einem  lorbeer- 
bekränzten Frauenköpfchen  am  Wirbelkasten  war  1889 
in  Paris  ausgestellt  und  gehört  A.  Jacquot.  Eine  Viola 
von  1749  besaß  ein  Musiker  in  Straßburg. 
Geigenzettel:  Claude  Miraucourt  ä  Verdun  /  1741. 
(geschrieben). 

Miraucourt,  Joseph.  —  Verdun.   1736.   1749 

Als  Violenmacher  war  er  recht  geschätzt.  Musiklehrer 
Himmel  in  Lahr  besaß  186!  ein  sehr  gutes  Violoncello 
von  1743  von  ihm,  ein  gleiches  aus  demselben  Jahre 
Romer  in  Freiburg. 

Geigenzettel:  ä  Verdun  par  '  Joseph  Miraucourt  /  1740 
(gedruckt). 

Miremont,  Claude -Augustin.  —  New  York 
Paris.  Geb.  1827  in  Mirecourt,  f  in  Pontor- 
son  Ende  1887 

Schüler  seines  Vaters  Sebasti;n  M.  und  von  C.  N.  Col- 
lin  Menzin;  kam  1844  nach  Paris,  wo  er  zunächst  an 
verschiedenen  Stellen  als  Gehilfe  arbeitete.  Er  wanderte 
1852  nach  Amerika  aus  und  ließ  sich  in  New  York  als 
Geigenmacher  nieder,  kehrte  aber  1861  wieder  nach 
Paris  zurück  und  eröffnete  seine  Werkstatt  in  der  Rue 
du  Faubourg-Poissonniere  Er  kopierte  trefflich  Jos. 
Guarnerius,  Stradivari,  Gagliano  und  Klotz  und  ge- 
hört zu  den  besten  Parisern  des  19.  Jahrhunderts. 
Geigen  von  ihm  werden  schon  jetzt  recht  hoch 
bezahlt.  Seine  Versuche,  den  Ton  der  Instrumente 
durch  Einsetzen  eines  zweiten  Stimmstocks  zu  erhöhen, 
müssen  jedoch  als  mißglückt  bezeichnet  werden.  Er 
erhielt  eine  ganze  Reihe  von  Medaillen  usw.  Er  ist 
auch  ein  trefflicher  Bogenmacher  gewesen.  Im  Jahre 
1884  zog  er  sich  vom  Geschäft  zurück  und  ließ  sich  in 
Belleville  und  dann  in  Pontorson  nieder.  .'Xm  besten 
glückten  ihm  Violoncelli;  an  diesen  waren  die  Umriß- 
linien und  die  F-Löcher  besonders  schwungvoll.  Sein 
Lack  war  gewöhnlich  orangerot. 

Geigenzettel :  Expositions  universelles  de  1853-55-62-67 
Quatre  premiers  prix.  ,  C.  A.  Miremont.  Brevete  S.  G. 
D.  G.  /  A.  M.  Paris  an  1875  A.  Miremont.  (gedruckt), 
und  Abb.  543. 

Miremont,  Sebastien.  —  Mirecourt.   Geb.  um 

1806.  Lebte  noch  1842 

Ein  gewöhnlicher  Mirecourter  Geigenmacher,  wie  es 
viele  gibt. 

22 


338 


Mi 


irzer 


Möcke 


Mirzer(?),  Jean  Michel.  —  ? 

Eine  Laute  im  SchlesiscKen  Museum  für  Kunstgewerbe 
und  Altertum  in  Breslau  (Nr.  857)  enthält  angeblich  die 
Inschrift  »Jean  Michel  Mirzer  m'at  reparre«.  Es  wird 
wohl  Joh.  Mich.  Stirtzer  heißen  müssen. 

Mitchell,  George.  —  Edzell.  Geb.  1823 
in  Coltshill,  t  28.  Febr.  1897  in  Edzell 
Castle 

Er  war  ein  guter  Geiger  und  Pfeifer,  und  als  er  1847 
das  Unglück  hatte,  einen  Finger  seiner  linken  Hand 
zu  verlieren,  verlegte  er  sich  auf  das  Geigenmachen. 
Seine  Geigen,  die  recht  gut  sind,  hatten  anfangs  eine 
zu  hohe  Wölbung:  später  wurden  sie  flacher.  1887 
wurde  er  zum  Aufseher  oder  Verwalter  des  Schlosses 
Edzell  ernannt.  Er  verwendete  verschiedene  Zettel  und 
verkaufte  seine  Geigen  durchschnittlich  zu  20 — 25  Mk. 

Geigenzettel:  Georg  Mitchell  /  Edzell  1880  (ge- 
druckt). 

Mitsching,  Leopold.  —  Elberfeld.  Geb.  1865 
in  Düsseldorf 

Lernte  bei  dem  Instrumentenmacher  Ferd.  Moser  in 
Düsseldorf,  wo  er  12  Jahre  tätig  war  und  sich  früh- 
zeitig mit  der  Wiederherstellung  von  Streichinstrumen- 
ten beschäftigte.  Nach  kurzer  Wanderzeit  machte  er 
sich  1894  in  Elberfeld  selbständig.  Er  befaßte  sich 
seitdem  besonders  mit  der  Herstellung  von  Musik- 
instrumenten für  die  Militärkapellen,  doch  sind  in  den 
letzten  Jahren  auch  sieben  neue  Geigen  aus  seiner 
Werkstatt  hervorgegangen,  die  sehr  gelobt  werden. 

Geigenzettel:  Repariert  19 /  L.  Mitsching,  Elber- 
feld/ Hof- Instrumentenmacher,  (gedruckt).  [Wappen]. 

Mitteis,  Anton.  —  Leitmeritz.  Geb.  um  1791, 
t  16.  Dez.  1870  in  Leitmeritz 

Schüler  von  Stauffer  in  Wien.  Am  10.  März  1826 
erwarb  er  das  Bürgerrecht  in  Leitmeritz.  Da  seine  Frau 
Elisabeth  Hellmer  aus  Wien  stammte  und  er  in  Wien 
gelernt  hatte,  ist  er  selbst  vielleicht  auch  in  Wien  ge- 
boren. Er  war  der  beste  unter  den  älteren  Meistern  in 
Leitmeritz.  Seine  Geigen  haben  schönen,  edlen  Ton, 
sind  in  der  Form  sehr  sauber  nach  dem  Stradivan- 
modell  gemacht  und  zeigen  einen  rötlichgelbenSpintus- 
lack.  Er  machte  auch  Geigen  nach  russischem  Modell 
und  in  der  Form  von  Gitarren,  wobei  der  Wirbelkasten 
statt  einer  Schnecke  eine  einem  Stockgriff  ähnliche 
Form  zeigt.  Sehr  gut  sind  auch  seine  zahlreich  vor- 
kommenden Gitarren.  Eine  ungewöhnlich  große  Gi- 
tarre von  ihm  (Nr.  231)  (Maschine  und  Bünde  von 
Silber,  der  Hals  von  Ebenholz  mit  Elfenbeineinlagen) 
besitzt  das  böhmische  Landesmuseum  in  Prag. 

Geigenzettel :  Anton  Miteis  in  Leitmeritz  /  Schüler  von 
Staufer  in  Wien  /  Anno  1 839.  (gedruckt). 

Mitterwald,  K.  —  Leibitschgrund  (Böhmen). 
1895 

Unbedeutender  Musikinstrumentenmacher  vom  Ende 
des  19.  Jahrhunderts. 


Möckel,  Max.  —  St.  Petersburg,  Berlin.  Geb. 
1873  in  Berlin 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Osw.  M.  Im 
Jahre  1897  ging  er  nach  Rußland,  arbeitete  in  Warschau 
und  Moskau  und  zuletzt  bei  Geißer  in  St.  Petersburg. 
.'\m  1.  Oktober  1899  eröffnete  er  seine  eigene  Werk- 
statt. Er  arbeitet  nach  Stradivari  und  besonders  nach 
Guarneri  del  Gesü  und  machte  im  Jahre  durchschnitt- 
lich 50  Instrumente.  Durch  den  ersten  Leibarzt 
Dr.  Golonin  wurde  er  auf  ein  im  Handel  nicht  mehr 
vorkommendes  Präparat  aufmerksam  gemacht,  aus  dem 
er  in  Verbindung  mit  dem  Chemiker  Golonin  einen 
Geigenlack  herstellte,  der  dem  der  alten  Italiener  nahe- 
kommen soll.  Nach  mehrjährigem  Aufenthalt  in  Ruß- 
land kehrte  er  wieder  nach  Deutschland  zurück.  In  der 
Ausarbeitung  ist  er  sehr  sorgfältig  und  befolgt  die  von 
seinem  Bruder  aufgestellten  Regeln,  die  er  in  jeder 
Richtung  bestätigt  gefunden  hat. 
Geigenzettel :  Max  Möckel,  Geigenmacher  /  St.  Peters- 
burg, anno  1902  (gedruckt). 

Möckel,  Oswald.  —  Berlin.  Geb.  7.  April  1843 

zu  Carlsfeld  i.  S..  t  12.  März  1912 
Schüler  von  Karl  Grimm  und  Christian  Adam,  an 
welche  beiden  seine  älteren  Arbeiten  auch  erinnern. 
1869  machte  er  sich  selbständig  und  ist  jetzt  einer  der 
besten  Berliner  Meister.  Er  kopierte  die  alten  Italiener 
—  wenn  auch  nicht  sklavisch  —  und  machte  seine 
Geigen  und  Violoncelli  ziemlich  stark  im  Holz.  In  der 
Wiederherstellung  schadhafter  Instrumente  leistete  er 
Hervorragendes  und  galt  auch  als  sehr  geschickter 
Bogenmacher.  Er  gebrauchte  zuletzt  den  Zettel: 
Abb.  528. 

Möckel,  Otto.  —  Dresden,  Berlin.  Geb.  1869 

zu   Berhn 

Schüler  seines  Vaters  Oswald  M.  Zu  seiner  weiteren 
Vervollkommnung  ging  er  für  mehrere  Jahre  nach 
London,  war  dann  Werkführer  bei  seinem  Vater  in 
Berlin  und  hat  sich  erst  in  Dresden  selbständig  ge- 
macht. Sowohl  im  Neubau  wie  in  der  Reparatur  von 
Streichinstrumenten  leistet  er  Hervorragendes;  nach 
dem  Tode  seines  Vaters  kehrte  er  nach  Berlin  zurück. 
Er  ist  ein  feingebildeter  Künstler,  der  auch  theoretische 
Schulung  besitzt  und  die  alten  italienischen  Meister 
eingehend  studiert  hat.  Er  stellte  eine  neue  Theorie  der 
Bearbeitung  von  Decke  und  Boden  auf,  die  zu  über- 
raschenden Resultaten  geführt  hat  und  viel  dazu  bei- 
tragen dürfte,  die  Grundsätze  zu  erkennen,  nach  denen 
die  größten  Geigenmacher  gearbeitet  haben.  So  ist  es 
ihm  nach  langen  Versuchen  gelungen,  eine  Geigenform 
zu  konstruieren,  die  in  der  Mitte  zwischen  dem  Mag- 
gini-  und  dem  Stradivarlmodell  liegt.  Da  hierbei  nicht 
nur  die  Umrißlinien,  sondern  auch  die  Wölbung  und 
das  Stärkeverhältnis  des  Holzes  beider  Meister  ge- 
mischt erscheinen,  so  erzielt  er  auch  eine  Klangfarbe, 
die  in  der  Mitte  zwischen  Maggini  und  Stradivari  liegt. 
Diese  Geigen  haben  sich  schnell  eingeführt  und  werden 
von  einer  Reihe  hervorragender  Musiker  bereits  mit 
Vorliebe  gespielt.  Ein  besonderes  Verdienst  hat  er 
sich  durch  seine  treffliche  Neubearbeitung  des  Lehr- 
buches von  Appian-Bennewitz  erworben. 
Geigenzettel :  Abb.  542. 


Moller  —  Mohte 


339 


Muller,  A.,  hat  eine  Musikinstrumentenwerk- 
statt in  Fredericia 

Möller,  Max.  —  Amsterdam.    Geb.  26.  Aug. 
1875  in  Markneukirchen 

Nachdem  er  seine  Lehrjahre  bei  H.  Robert  Nürnberger 
abgeschlossen  hatte,  arbeitete  er  bei  H.  Th.  Heberlein 
und  ging  nach  Beendigung  seiner  Militärdienstzeit  zu 
Max  Möckel  nach  St.  Petersburg  und  von  da  zu 
van  der  Meer  nach  Amsterdam,  wo  er  bis  1913  als 
Geschäftsführer  tätig  war.  Hierauf  machte  er  sich  selb- 
ständig und  arbeitet  nach  den  alten  italienischen 
Meistern,  vornehmlich  kopiert  er  Geigen,  die  ihm  im 
Original  zu  Gebot  stehen.  Er  verwendet  ausschließlich 
einen  selbstbereiteten  Öllack  und  hat  sich  die  An- 
erkennung weiter  Kreise  erworben.  Auch  als  Bogen- 
macher  wird  er  geschätzt. 

Geigenzettel:  Max  Möller.  /  Amsterdam:  1914.  (von 
1913— 1919) und  Max  Möller/  P.  C.  Hoofstraat  134  ,' 
Amsterdam  (u.  Monogr.  19  .  .)  (von  1920  an  ver- 
wendet). 

Möller,  Reinhard.  —  Bamberg.    19.  Jahrh. 
Ein    Tanzlehrer,    der    sich    auch    »Violinreparateur« 
nannte. 

Möller,    Valentin.    —    Ziegenhain    (Hessen- 
Kassel).   1834 

Ein  Schreiner,  der  sich  mit  dem  Ausflicken  alter  Musik- 
instrumente einen  kleinen  Nebenverdienst  verschaffte 
und  auch  einzelne  Gitarren  gemacht  haben  soll. 
Seinem  Reparaturzettel  mit  Jahreszahlen  bis  etwa  1840 
begegnet  man  öfter. 

Mönnig,  Adolf.  —  Budapest,  Debreczen.  1 860. 
f  nach  1883  in  Debreczen 

Er  kam  als  Gehilfe  aus  dem  Vogtlande  zu  J.  M.  Schunda 
und  Brandl  und  wurde  der  Nachfolger  des  letzteren, 
dessen  Witwe  er  heiratete.  Er  war  nicht  ungeschickt 
und  arbeitete  nach  Stradivari,  Guarneri  d.  G.  und 
Maggini.  Seine  Geigen  können  den  besseren  vogt- 
ländischen  gleich  geachtet  werden.  Er  verwendete 
einen  braunen  Lack  auf  gelbem  Grund  und  machte 
allerlei  fruchtlose  Versuche,  erfand  emen  Tonver- 
besserer, den  er  »Multiplikator*  nannte,  kam  aber  doch 
auf  keinen  grünen  Zweig,  so  daß  er,  der  früher  schon 
sein  Heil  in  Miskolcz,  Losoncz  und  Klausenburg  ver- 
sucht hatte,  anfangs  der  achtziger  Jahre  nach  Debreczen 
übersiedelte,  wo  er  bald  darauf  starb.  Vorübergehend 
war  auch  sein  Neffe  Josef  Mönnig  in  Budapest  ansässig. 
Geigenzettel:  Abb.  521. 

Mönnig.  —  Markneukirchen 

Geigenmacher  aus  dieser  Familie  sind: 

Mönnig,  Ernst  Richard.  —  Geb.  14.  Mai  1850 
Tüchtiger  Meister,  der  als  Gehilfe  bei  Sitt  in  Prag  und 
Bausch  in  Leipzig  gearbeitet  hat. 

Mönnig,  Friedrich  Wilhelm.  —  Geb.  19.  Juni 

1864 


Mönnig,  Heinrich  Adolf.  Geb.  16.  März  1853 
Mönnig,  Oskar.  —  Geb.  8.  Okt.  1876.  Schüler 

von  E.  A.  Kretzschmann 
Moermans,  Hans  (oder  Jan).  —  Antwerpen 
Wurde  1570  als  Clavecinmacher  in  die  Gilde  aufge- 
nommen; lebte  noch   1610,  wo  er  als  Baßsänger  im 
Kirchenchor  vorkommt. 

Moers,  Jean  Henri.  —  Paris.   1771 

Er  war  geschworener  Meister  der  Pariser  Laute  n- 
macherzunft  für  1771,  doch  sind  Violinen  von  ihm 
bisher  nicht  bekannt  geworden. 

Most  s.  Mest 

Moftat.  —  19.  Jahrhundert 

Englischer  Geigenmacher,  Schüler  von  Kennedy. 

Mohr,  Philipp.  —  Hamburg.  —  1650 

Ein  Violen-  und  Lautenmacher,  der  in  Gerbers  Lexi- 
kon (B.  I,  S.  958)  als  berühmt  bezeichnet  wird,  den 
Sandys  und  Forster  hervorheben,  von  dem  Hart  er- 
zählt, daß  er  Violen  und  Gamben  gemacht  habe,  über 
den  aber  in  Hamburg  nichts  bekannt  ist,  der  also 
sicher  dort  nicht  Bürger  geworden  ist. 

Mohte,  Jöran.  —  Engelholm.    Geb.  23.  Juli 
1724, 14.  Mai  1773 

Ältester  Sohn  und  seit  etwa  1 740  Schüler  von  Johsinnes 
Georg  M.  Er  wurde  1748  Geselle  und  machte  sich 
1748  selbständig.  Neben  seiner  Werkstatt  betrieb  er 
seit  etwa  1758  auch  eine  Krugwirtschaft.  Arbeiten  von 
ihm  sind  bisher  nicht  bekannt  geworden. 

Mohte,  Johannes  Georg.  —  Engelholm.   Geb. 
um  1690,  t  16.  März  1765 

Da  er  in  seiner  ersten  Zeit  deutsche  Zettel  verwendete, 
später  auch  französische,  darf  man  ihn  wohl  für  einen 
aus  dem  Ausland  nach  Schweden  eingewanderten  Gei- 
genmacher  halten.  Er  war  recht  geschickt  und  scheint 
trotz  seines  abgelegenen  Wohnortes  gut  zu  tun  gehabt 
zu  haben,  da  er  sowohl  seinen  Sohn  als  auch  Jakob 
Helman,  der  später  sein  Schwiegersohn  wurde,  zu 
Geigenmachern  erzog.  Verheiratet  war  er  mit  Inger 
Pahlsdotter  (f  1 752).  Seine  Arbeit  erinnert  rtellenweise 
an  die  Joachim  Tielkes  in  ihren  reichen  und  geschmack- 
vollen Beineinlagen.  Am  Wirbelkasten  brachte  er  gerne 
Drachenköpfe  an.  Er  scheint  sich,  vielleicht  krankheits- 
halber, vom  Geschäft  zurückgezogen  zu  haben,  nach- 
dem sein  Sohn  und  sein  Schwiegersohn  sich  selbständig 
gemacht  liatten.  Das  Musikhistorische  Museum  in 
Stockholm  bewahrt  eine  reichverzierte  Viola  da  Gamba 
und  ein  etwas  sorgloser  ausgeführtes  Violoncello  von 
ihm  aus  dem  Besitze  der  Lunde.  Universität.  Ein 
anderes  Violoncello  von  ihm  besitzt  Direktor  Fritz 
Ahlberg  in  Stockholm. 

Geigenzettel :  Johannes  Georg  Motte  geigen  /  macher 
Engelholm  Anno  1726  (geschrieben).  —  Johannes 
George  Mohte  /  Engelholm  Anno  Christi]  1751  (ge- 
schrieben). —  Jean  George  Mohte ;  Engelholm  Ao  1 735 
(geschrieben). 

22* 


340 


Mohte  —  Mollenberg 


Mohte,  Önnert  Jörgen.  —  Engelholm.    Geb. 

24.  Aug.  1748.  t  22.  Mal  1803 

Schüler  seines  Vaters  Jöran  M.,  dessen  Geselle  er  um 
1 770  wurde.  Nach  des  Vaters  Tod  führte  er  mit  der 
Mutter  das  Geschäft  fort  und  erbte  1 778  die  väterliche 
Werkstatt.  Doch  scheint  er  die  Geigenmacherei  früh- 
zeitig aufgegeben  zu  haben,  da  sich  in  semem  Nach- 
laß keinerlei  Musikinstrumente  vorfanden. 

Molnel,  Barthelemy.  —  Mirecourt.    1789 
Bogenmacher. 

Moinel,  Charles.  —  Paris.   Geb.  24.  Juni  1866 

in  Paris 

Sohn  von  Franc^ois  M.  Schüler  seines  Vaters  und  von 
Emile  Germain.  Neffe  von  N.  E.  Cherpitel.  Nach  dem 
Tode  des  letzteren  (1893)  führte  er  dessen  Werkstatt 
für  die  Witwe  fort  und  ist  seit  1897  der  Nachfolger 
semes  Oheims. 

Geigenzettel :  Charles  Moinel  /  Succ''  de  E.  Cherpitel,  / 
Paris  16  rue  du  Faube  Poissoniere  (gednickt)  und 
Abb.  539. 

Moinel,  Fran^ois.  —  Paris.   1860.   1870 

Geschickter  Geigenmacher;  da  er  jedoch  nie  selb- 
ständig war,  gibt  es  nur  sehr  wenig  Geigen,  die  seinen 
Namen  tragen. 

Moitessier,  Louis.  —  Mirecourt.    1781.    1824 

Sehr  fleißiger,  aber  durchaus  mittelmäßiger  Geigen- 
macher. Seine  Versuche,  Geigen  ganz  aus  Ahornholz 
herzustellen,  seien  hier  nur  der  Seltsamkeit  halber  er- 
wähnt. Er  hatte  ein  großes,  langes  Modell;  sein  Lack 
ist  dunkelbraun  und  ohne  Feuer.  Statt  der  Schnecke 
brachte  er  manchmal  Löwenköpfchen  an.  Daß  er  1810 
in  Paris  gearbeitet  hat,  ist  ungewiß;  wohl  aber  hat  er 
Arbeiten  aus  Paris  datiert,  was  übrigens  die  Mire- 
courter  bis  auf  den  heutigen  Tag  gerne  tun.  Er  war 
jedoch  ein  guter  Lehrer.  Einer  seiner  Schüler  ist 
Cl.  V.  Rambaux.  Außer  seinem  Zettel  gebrauchte  er 
oft  auch  eine  Brandmarke:  »Moitessier  ä  paris«,  oder 
nur  »Moitessier«. 

Geigenzettel :  Ludovicus  Moitessier  fecit  ,  anno  Do- 
mini  1781   (gedruckt). 

Moitessier,  P.A.  —  Montpellier.    1833.    1847 

Er  stammte  aus  Carcassonne  und  war  hauptsächlich 
Orgelmacher,   doch    hat   er  verschiedene   Geigen   ge- 
macht, und  noch  kürzlich  wurde  eine  Violine  von  ihm 
in  England  verkauft  und  gut  bezahlt. 
Geigenzettel :  Abb.  560. 

Mola,  Francesco.  —  Cremona.    Geb.  1641 

Wahrscheinlich  ein  Schüler  N.  Amatis,  bei  dem  er 
1653  arbeitete. 

Molgedey,   Johannes   Rudolf.   —   Königsberg 
i.  Pr.  Geb.  1876  in  Königsberg  1.  Pr. 

Nach  Absolvierung  der  Realschule  bildete  er  sich 
zunächst  durch  Selbstunterricht  zum  Geigenmacher 
aus,  arbeitete  dann  2  Jihre  lang  bei  Martin  Kriner  und 
begründete  1895  sein  Geschäft.  Er  ahmt  hauptsächlich 


Stradivan  und  Guaineri  nach  und  wendet  nur  Ollack 
an,  und  zwar  Grundlack  und  Farbe,  die  wenig  Ver- 
wandtschaft miteinander  besitzen,  wobei  er  »durch 
Gebrauch  einer  widerstrebenden  Substanz«  die  Ver- 
schmelzung beider  Lacke  zu  hindern  sucht.  Er 
studierte  mehrere  Semester  lang  Chemie  an  der  Hoch- 
schule, um  der  Lackfrage  auch  wissenschaftlich  näher 
zu  kommen,  und  stellte  verschiedene  Versuche  an,  ver- 
wahrt sich  aber  entschieden  dagegen,  irgendwelche  der 
ihm  zugeschriebenen  »Erfindungen«  gemacht  zu  haben. 
Er  arbeitet  peinlich  genau  und  ist  deshalb  auch  ein 
ausgezeichneter  Reparateur  und  wird  als  solcher  von 
den  ersten  deutschen  Geigern  gern  in  Anspruch  ge- 
nommen. Daß  er  selbst  ein  vorzüglicher  Geiger  ist, 
kommt  ihm  bei  seiner  Arbeit  begreiflicherweise  sehr 
zu  statten. 

Geigenzettel :  Job.  Rud.  Molgedey  /  Königsberg  i./Pr. 
1897.  (gedruckt). 

Molla,  Angelo.  —  Genua.   1758.   1760 

Seme  Arbeit  ist  nicht  schlecht  und  sein  Holz  recht  gut. 
Er  bevorzugt  ein  kleines  Modell. 

Geigenzettel :  Angelo  Molia  /  Fece  in  Genova  A.  1 758 
(geschrieben). 

Molina,  Gennaro.  —  Neapel 

Mandolinenmacher. 

Mollnari,  Antonio.  —  Venedig.    1672.    1703 

Ein  Geigenmacher  dritten  Ranges,  der  meist  größere 
Geigen  gemacht  hat. 

Geigenzettel :  Antonius  Molmarius  ,  fecit  in  Venezia 
Ao.  1701  (geschrieben). 

Mollnari,  Giuseppe.  —  Venedig.  1737.  1763 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Antonio  M.  Er  hat  sich  haupt- 
sächlich der  Lautenmacherei  zugewandt,  und  man 
kennt  verschiedene  gute  Mandolinen  und  Theorben 
von  ihm.  Einige  besitzt  das  Museum  des  Pariser  Kon- 
servatoriums. 

Geigenzettel:  Joseph  Molinari,  /  Venetiis  anno  1737 
(gednickt). 

Mollnari,  Jose  E.  —  Buenos-Aires.    1890.  1895 

Auf  der  .Ausstellung  in  Chicago  1893  erhielt  er  für 
Geigen  und  Mandolinen  eine  Medaille  und  scheint 
bald  danach  verzogen  oder  gestorben  zu  sein. 

Mollenberg,    Lorents   (Lars).   —   Stockholm. 
1807.   1824 

Schwedischer  Lautenmacher,  der  wahrscheinlich  Schü- 
ler oder  Geselle  von  Peter  Kraft  war,  da  dieser  in 
seinem  Testamente  dem  Erben  seiner  Werkstatt  Göran 
Garsman  zur  Pflicht  machte,  Lars  Mollenberg  als  Teil- 
haber anzunehmen.  Arbeiten  von  ihm  kommen  noch 
ziemlich  häufig  vor.  Die  Sammlung  Hammer  besaß  von 
ihm  vier  Baßlauten  mit  den  Nummern  40,  80  und  82, 
eine  besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches  Museum 
in  Köln.  Da  er  auch  Klaviere  baute,  schloß  er  sich, 
wie  seinerzeit  schon  P.  Kraft,  der  Tischlerzunft  an. 
Geigenzettel :  No  80  /  Lorents  Mollenberg  /  Stockholm 
1816.  (gedruckO  und  Abb.  519. 


Mollenhauer  —  Moatani 


341 


Mollen hauer,  E.  R.  —  New  York.   1881 

Erfinder  einer  »Schallverstärkung«  für  Streichinstru- 
mente, die  sich  ebenso  wenig  wie  alle  anderen,  ähn- 
lichen Erfindungen  bewährte.  Er  wellte  die  Ver- 
stärkung durch  Anbringung  doppelter  Zargen  be- 
wirken. Vgl.  Valdrighi,  »Gli  Strumenti  ad  arco  rinfor- 
zati   del   Sig.  E.  R.  Mollenhaver«. 

Monachini,  Francesco.  —  Neapel.   1725 
Ein  Mandolinenmacher  von  geringer  Bedeutung. 

Monferrino  s.  Alegrettl 
Monfrini,  Luigi.  —  Rom.    1810 

Die  wenigen  Arbeiten,  die  man  von  ihm  kennt,  z.  B. 
im  Museum  in  Kopenhagen,  sind  nicht  hervorragend. 

Mongel,  A.  —  Turin.    1820.   1830 

Wahrscheinlich  ein  Franzose;  mindestens  ist  er  seiner 
Arbeit  nach  aus  der  französischen  Schule  hervor- 
gegangen. Seine  Geigen  sind  sorgfältig  gemacht,  wenn 
auch  nicht  groß  im  Ton. 

Mongel,  V.  —  (Mirecourt?) 

Geigen  von  Mirecourter  Aussehen  tragen  den  Brand- 
stempel »V.  Mongel  Paris*.  Das  Modell  ist  eine  ober- 
flächliche Nachahmung  Stradivans. 

Monk,  John  King.  —  Merton,  Lewisham.  Geb. 
22. Jan.  1846 

In  seiner  Jugend  erhielt  er  die  ersten  Unterweisungen 
im  Geigenmachen  von  Batho  und  bildete  sich  durch 
das  Studium  theoretischer  Werke  selbständig  weiter 
Im  Jahre  1886  machte  er  seine  erste  Geige  nach  den 
von  Otto  aufgestellten  Grundsätzen.  Er  ahmte  zuerst 
das  Stradivarimodell  nach,  änderte  aber  dann  nach 
seinen  eigenen  Berechnungen  die  Umrisse  und  die 
F-Löcher.  Er  hat  seitdem  über  100  Geigen  gemacht, 
zahlreiche  repariert  und  arbeitet  ungemein  sauber  und 
künstlerisch.  Er  verwendet  einen  Ollack  von  verschie- 
dener Farbe,  goldgelb  bis  dunkelrot,  den  er  selbst 
zusammensetzt.  Eine  Eigentümlichkeit  seiner  Geigen 
ist  ein  dreifacher  Baßbalken,  der  in  arithmetischer 
Progression  unter  dem  Steg  angebracht  ist.  M.  ist  auch 
ein  geschickter  Musiker  und  hat  eine  Reihe  sehr  an- 
sprechender Musikstücke  komponiert.  Er  ließ  sich 
zuerst  in  Merton  S.  W.  nieder  und  siedelte  dann  nach 
Lewisham  S.  E.  über.  Seine  Biographie  veröffentlichte 
Meredith-Morris  in  »The  Strad«  1899,  Nr.  113. 

Geigenzettel :  I.  K.  Monk  /  Maker  /  Merton  Surrey 
S.W.  /  Nro 189  .  (gedruckt). 

Montada,  Gregorio.  —  Cremona.    1690.    1735 

Er  nannte  sich  einen  Schüler  Stradivans.  den  er  nicht 
ungeschickt  nachahmte;  übrigens  soll  er  nur  Omobono 
Stradivans  Gehilfe  gewesen  sein.  Sein  Name  kommt 
in  allen  möglichen  Entstellungen  in  der  Literatur  vor, 
so  Mondada,  Montade,  Montaldi  usw.,  sogar  Montani, 
Auch  bei  Vidal  schwankt  die  Schreibung,  trotzdem  vor- 
her der  Name  richtig  angegeben  erscheint. 

Geigenzettel:  Gregorio  Montade  /  Crempnensls  16  . 
(gedruckt). 


Montagnana,    Domenico.   —  Venedig.    Geb. 
um  1690,  tum  1750 

Obwohl  er  ein  Meister  ersten  Ranges  war,  ist  über  sein 
Leben  nur  wenig  bekannt.  In  Venedig  ist  er  vor  1721 
bisher  nicht  nachweisbar  gewesen.  Seiner  Arbeit  nach 
muß  er  der  Cremoneser  Schule  beigezählt  werden. 
Einige  nennen  ihn  einen  Schüler  Nicolaus  Amatis  und 
einen  Mitschüler  A.  Stradivaris,  andere  dagegen  lassen 
ihn  einen  Schüler  von  Stradivan  selbst  sein.  Wahr- 
scheinlich hat  er  bei  Amati  begonnen  und  dann  jahre- 
lang bei  Stradivan  gearbeitet ;  seine  Violinen  zeigen  den 
Einfluß  Stradivans  in  unverkennbarer  Weise,  doch 
wußte  er  ihnen  immerhin  noch  ein  eigenes  Gepräge  zu 
geben.  Er  bevorzugte  ein  großes  Patron;  die  Wölbung 
und  die  Dicke  des  Holzes  entsprechen  dem  ersten 
Stradivarimodell.  weshalb  viele  seiner  Arbeiten  jetzt 
mit  Stradivans  Zettel  im  Verkehr  sind.  Das  ist  auch 
der  Grund,  warum  man  nur  wenige  Werke  von  ihm 
nachweisen  kann.  Das  Holz  ist  sorgfältig  gewählt,  die 
Ausführung  tadellos,  Schnecke  und  F-Löcher  von 
schönem  Schwung.  Die  letzteren  sind  denen  von 
Guarnen  nicht  unähnlich,  während  sein  Lack  von 
schöner  goldroter  Farbe  eher  an  Carlo  Bergonzi  er- 
innert und  wie  bei  diesem  oder  Jos.  Guarnenus  fil. 
Andr.  öfter,  besonders  am  Rücken  und  an  einigen 
Stellen  des  Bodens  »zerronnen«  aussieht.  Der  Ton 
seiner  Geigen  ist  wundervoll,  und  man  schätzt  M. 
richtig,  wenn  man  ihm  einen  Platz  neben  Stradivan, 
Guarneri  und  Bergonzi  anweist.  Er  hat  auch  vorzüg- 
liche Violoncelli  gemacht  und  selbst  Bässe;  einen  sol- 
chen besitzt  u.  a.  das  Pariser  Konservatorium,  einen 
andern  T.  W.  Bourne  in  London.  Er  führte  das  Schild 
»sub  Signum  Cremonae«  und  war  von  großem  Einfluß 
auf  die  Venezianer  Schule.  Seine  Arbeiten  steigen  jetzt 
fortwährend  im  Preise  und  sind  schwer  zu  bekommen ; 
sie  wurden  schon  in  älterer  Zeit  gerne  gefälscht,  was 
die  mit  vielfachen  Entstellungen  vorkommenden  fal- 
schen Zettel  erkennen  lassen.  Es  mag  sein,  daß  der 
öfter  vorkommende  Zettel  mit  dem  bei  einem  Italiener 
doppelt  auffälligen  grammatikalischen  Fehler  »sub 
Signum«,  statt  »sub  signo«  echt  ist,  falsch  ist  aber 
sicher  der  von  Grillet  veröffentlichte  Zettel  mit  «Sub 
Sigunum«  (siehe  Abbildung  Nr.  551).  Daß  er  auf 
anderen  Zetteln  aber  richtig  »sub  signo«  geschrieben 
haben  muß,  verrät  ein  Zettel  mit  der  Jahreszahl  1730 
und  dem  sonderbaren  Wortlaut:  »Dominicus  Mon- 
tagnana sub  signo  in  ab  prope  Oenipontum  fecit«.  Man 
erkennt  sofort,  daß  hier  aus  zwei  Zetteln  ein  Machwerk 
gebildet  ist.  Die  erste  Hälfte  mag  echt  sein;  die  zweite 
stammt  von  einem  Stainerzettel  »in  ab(sam)  prope 
Oenipontum«.  Ein  prachtvolles  Violoncello  von  ihm 
aus  dem  Jahre  1727  (von  Engleder  1845  repariert  und 
wahrscheinlich  verkleinert,  oiine  im  Ton  Einbuße  zu 
erleiden)  besaß  das  ehem.  Hoforchester  in  München. 
Ein  anderes  Violoncello  spielte  Prof.  Alex.  Wierzbilowicz 
am  St.  Petersburger  Konservatorium.  Besonders  gut 
erhaltene  Violinen  besitzen  Dipl.-lng.  Richard  Renner 
inTutzing  und  Baron  Steinbeil  in  St.  Petersburg,  eine 
Viola  der  Bratschist  des  Beckerquartetts,  Valentin  Härtl 
in  München. 

Geigenzettel:  Abb.  531.  551. 

Montani,  Gregono  s.  Montadq 


342 


Montechiari  —  Morells 


Montechian  s.  Montichian 
Montefion,  Erminio.  —  Genua.    1860 

Er  begründete  sein  Geschäft  im  Jahre  1860  und  machte 
auch  Bogen. 

Montegazzo  s.  Mantegazza 

Monteiro,  Henrlquez.  —  Lissabon.    1895.  1905 

Ein  Musikinstrumentenmacher,  der  lange  bei  E.V.Wag- 
ner gearbeitet  und  auch  Geigen  und  zwei  Violoncelli 
gemacht  hat.  Seine  Geigen  klingen  nicht  schlecht,  nur 
hat  er  ein  unschönes,  plumpes  Modell.  Er  verwendet 
den  Lack  von  Whitelaw. 

Montelatici,  Filippo.  —  Florenz.   1697 

Sohn  des  demente  M.  Em  Lautenmacher,  von  dem  es 
einige  geschmackvoll  ausgeführte  Lauten  gibt. 

Monterumici,  Armande.  —  Bologna.    1910 

Nachfolger  von  Raffaele  Fiorini,  bei  dem  er  auch  ge- 
lernt haben  soll.  Er  wird  als  geschickt  gerühmt,  ich 
lernte  jedoch  nur  zwei  Geigen  von  ihm  kennen,  die 
nicht  zu  seinen  besten  Arbeiten  gehört  haben  dürften. 

Monteverdi,  Claudio,  s.  A.  Cavalli 
Montfort,  Dieudonne.  —  Mirecourt.   1602 

Einer  der  ältesten  noch  nachweisbaren  Geigenmacher 
seines  Ortes. 

Montgllbert.  —  Cusset  (Allier).    1780.    f  um 
1850 

Em  Angestellter  des  Hypothekenamts,  der  aus  Lieb- 
haberei recht  mittelmäßige  Geigen  machte. 


B 


rescia. 


Montichiaro,  Zanetto  (Gianetto). 

1530 

Ein  Lautenmacher,  der  nur  dadurch  bekannt  ist,  daß 
ihn  Lanfranco  (1533)  erwähnt. 

Montoya,  Victor  Manuel.  —  Caracas  (Vene- 
zuela).  1905 

Ein  Klavierstimmer,  der  mit  cJJerlei  Musikinstrumen- 
ten handelt  und  gelegentlich  wohl  auch  eine  Geige 
zusammenleimt,  wenn  man  sie  ihm  zur  Reparatur 
bringt. 

Montron.  —  Paris.   1783.   1789 

Wahrscheinlich  identisch  mit  Mauntron.  Man  weiß 
nur,  daß  er  in  der  Rue  du  Grand  Hurleur  wohnte. 

Monturn,  Giuseppe.  —  Piumazzo.    1840  • 

Seine  Geigen  entsprechen  nur  bescheidenen  An- 
sprüchen. 

Monzino,  Antonio.  —  Mailand.     1767.    1795 

Er  ist  hauptsächlich  als  Mandolinenmacher  bekannt. 
Da  sein  Sohn  und  seine  Enkel  das  Geschäft  fortgesetzt 
haben,  kommen  auch  ganz  neue  Jahreszahlen  in  Man- 
dolinen  mit  seiner  Firma  vor.  Eine  Arbeit  von  ihm 
besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches  Museum  in  Köln. 
Eine  Gitarre,  die  sich  im  Städtischen  Museum  in 


Braunschweig  befindet,  und  eine  Mandoline  im  Fürsll. 
Hohenzollernschen  Museum  in  Sigmaringen  (mit  Bein, 
Schildpatt  und  Perlmutter  eingelegt)  tragen  neuere 
Zettel. 

Geigenzettel:  Antonio  Monzino  /  nella  contrada  dei  / 
pennachian  in  Milano  /  Fecit  Anno  .  .  .  (gedruckt). 

Monzino  &  Figli.  —  Mailand 

Musikinstrumentenfirma  der  Gegenwart,  die  auf  der 
Turiner  Ausstellung  1911  einen  großen  Preis  erhielt. 
Begründer  war  A.  Monzino,  wahrscheinlich  der  Sohn 
von  Antonio  M.  Sie  verfertigten  sechssaitige  Gitarren- 
lauten, Arcichitarren  und  sog.  »Chitarroni"  moderni« 

Geigenzettel :  A.  Monzino  Fabbricatore  e  negoziante  / 
d'istrumenti  musicali  a  corde  ,'  e/  corde  zrmoniche/ 
Milano    Via  Rastrelli  10  (gepreßt). 

Moon,  W.  —  Kingston  (Jamaica) 

Seine  Geigen  nach  italienischen  Vorbildern  lassen  eine 
geübte  Hand  erkennen. 

Moore,  Anthony  John.  —  Sunderland.    Geb. 
1852  in  Monkwearmouth 

Em  tüchtiger  Marinemaler,  den  Harts  Buch  zum 
Geigenbau  anregte.  Er  begann  im  Jahre  1886  seine 
erste  Violine  zu  bauen  und  erlangte  durch  eifriges  Stu- 
dium und  angestrengten  Fleiß  bald  eine  bemerkens- 
werte Geschicklichkeit.  Er  arbeitet  sauber  und  legt 
großen  Wert  auf  möglichst  altes  Tonholz. 

Geigenzettel :  Anthony  John  Moore  /  Sunderland  fecit 
Anno  1889  /  Table  made  of  wood  200  years  old  / 
No.  .  .  (gedruckt). 

Moos-Grellinger,  M.  —  Basel.   1910 

Ein  Drogist  und  Geigenliebhaber,  der  einen  Geigen- 
lack  erfunden  hat,  von  dem  er  glaubt,  daß  er  mit  dem 
der  alten  Cremoneser  identisch  ist. 

Mora,  Giacomo.  —  Bagolino.   1701 

Eine  italienische  Mandoline  von  ihm  besitzt  C.  Clau- 
dius in  Kopenhagen. 

Geigenzettel:  Giacomo  Mora  170!  /in  Bagolino.  (gedr.). 

Mordret,  Leon.  —  Rouen.    Geb.  um  1850  in 
Louviers  (Eure) 

Em  ausgezeichneter  Ingenieur,  der  sich  seit  mehr  als 
40  Jahren  mit  dem  Studium  des  Geigenmachens  be- 
schäftigt und  aus  Liebhaberei  recht  gute  Geigen  ge- 
macht hat.  Es  war  ihm  darum  zu  tun,  die  Vorzüge  der 
verschiedenen  Modelle  zu  erforschen  und  sie  mitein- 
ander zu  vereinen ;  auch  für  den  Steg  und  den  Saiten- 
halter  hat  er  neue  Typen  aufgestellt,  die  sehr  be- 
achtenswert sind.  Die  Früchte  seiner  Studien  hat  er 
außerdem  in  zwei  Monographien  niedergelegt:  »La 
Lutherie  artistique«  und  »Les  Violons  de  Cremone«. 

Moreau,lebt  als  »Luthier«  in  LaRoche-sur-Yon 
Morella,  Morglato.  —  Mantua,  Venedig.   1 545. 
1602 

Vielleicht  ein  Schüler  P.  Dardellis.  Seine  Violinen 
waren  berühmt,  und  die  wenigen  von  ihm  erhaltenen 


Morello    —  Mosch 


343 


Arbeiten  rechtfertigen  diesen  Ruhm  vollkommen.  Um 
1540  war  er  noch  in  Manlua  (vgl.  Bertolotti,  S.  35), 
1550  aber  in  Venedig.  Eine  wahrscheinlich  umge- 
arbeitete Geige  von  ihm  aus  der  Sammlung  Snoeck 
(Nr.  507)  in  Berlin  hat  doppelte  Einlage,  am  Wirbel- 
kasten ein  Schalknarrenköpfchen  und  rotbraunen  Lack. 
Die  jetzt  öfter  im  Handel  vorkommenden  Arbeiten  von 
ihm  sind  wohl  ausnahmslos  Fälschungen. 

Geigenzettel:  Morglato  Morella  /  Mantuae  1545  (ge- 
druckt) und  Abb.  537. 

Morello  s.  Odani 

Morettl,  Antonio.  —  Mailand.   1730 

Es  gibt  Mandohnen  und  Lauten  von  ihm,  die  jedoch 
nur  von  mittelmäßiger  Ausführung  sind. 

Morgan,   James.  —  Kmcardine,   Edinburgh. 
Geb.  in  Kincardine-on-Forth  1839 

Ein  Kunsttischler,  der  auch  einige  gute  Geigen  nach 
Stradivan  gemacht  hat.  Er  schreibt  nur  seinen  Namen 
und  die  Jahreszahl  in  das  Innere  seiner  Arbeiten. 

Morgenroth  &  Harras.  —  Gehren  (Thüringen) 
1895 

Eine  Fabrikfirma,  die  inzwischen  wieder  erloschen  sein 
soll.  Sie  stellte  1895  in  Lübeck  »Konzertgeigen*  aus. 

Mori  Costa  s.  Costa. 
Morin.  —  Laval.   1912 

Er  wird  als  »Luthier*  bezeichnet. 

Moritz,  Alfred.  —  Dresden.   1897 

Er  stellte  Instrumente  in  Brüssel  aus  und  erhielt  eine 
Medaille. 

Morlet,  Nicolas.  —  Mirecourt(?).    19.  Jahrh. 

Seine  Geigen  sind  ganz  im  Stile  von  Nicolas  aine  ge- 
halten und  hellfarbig  oder  braun  lackiert. 

Morley,   lebt   in   London   als   Gitarren-  und 

Stuhlharfenmacher 
Morlot,  Nicolas.  —  Paris.   1830 

Schüler  von  Didier  Nicolas  l'aine,  dem  er  nicht  nur 
die  Arbeit,  sondern  auch  den  Werkstattnamen  Ȋ  la  ville 
de  Cremonae  (sie)«  nachmachte. 

Moro    (Mauro),    Bartolo    (Bartolommeo).    — 
Padua.   1678 

Er  gehörte  der  Paduaner  Lautenmacherinnung  an  und 
erscheint  auf  dem  von  Giovanni  Railich  ausgestellten 
Lehrbrief  des  Mathias  Klotz  als  Zeuge. 

Morona,  Antonio.  —  Isola  bei  Capo  d'  Istria.  1 73 1 

Em  Geistlicher,  von  dem  man  eine  Viola  di  Gamba 
kennt.  Merkwürdigerweise  wird  gerade  sein  Name  bei 
Fälschungen  häufig  mißbraucht ;  man  hat  sogar  seinen 
Zettel,  der  nur  geschrieben  war,  gedruckt,  aber  stets 
die  gleiche  Jahreszahl  beibehalten. 

Geigenzettel:  Presbyter  Ant'ff.  Morona  '  Insulanus  ex 
Istria  fecit  1731.  (gedruckt). 


Morrand,  Pierre.  —  Mirecourt.    1751.    1753 

Kommt  als  Luthier  in  den  Akten  vor. 

Morris,  John.  —  Bath.   1819 

Wenig  bekannter,  englischer  Geigenbauer,  von  dem  in 
der  Londoner  Music  Loan  Exhibition  1904  eine  Violine 
aus  dem  Besitze  von  J.  T.  Chapman  ausgestellt  war. 

Morrison,  Archibald.  —  Glasgow.  Geb.  6. Okt. 
1820  in  Falkirk,  f  1895  in  Glasgow 

Er  war  der  Sohn  eines  blinden  Geigers  und  selbst  ein 
tüchtiger  Geiger.  Nach  mancherlei  Berufswechsel 
wurde  er  Geigenmacher,  arbeitete  eine  Zeitlang  für 
Alexander  Mann  (1860)  und  eröffnete  1865  seine  eigene 
Werkstatt.  Seine  ersten  Violinen  sind  nach  Amati  und 
Stradivan,  später  auch  nach  Guarnen  gemacht;  sie 
sind  keine  Meisterwerke,    aber  ziemlich   gut  im  Ton. 

Geigenzettel :  .\rchibald  Morrison,  Maker  /  Glasgow 
1870  (gedruckt). 

Morrison,  James.  —  Dunfermline.    Geb.  1827 
in  Dunfermline 

Ursprünglich  Arbeiter  in  einer  Weberei,  beschäftigte 
er  sich  mit  dem  Geigenmachen  und  hat  eine  Anzahl 
guter  Violinen  nach  Stradivan  gemacht,  wobei  er 
roten  Ollack  verwendete. 

Geigenzettel:  James  Morrison  Maker  /  Dunfermline 
1892  (gedruckt). 

Morrison,  John.  —  London.    Geb.  um  1760, 
t  um  1833 

Er  hatte  einen  kleinen  Laden  erst  in  der  Princess  Street, 
Soho,  1819  in  Shadwell  und  zuletzt  in  Little  Turnstile, 
Holbom.  Seine  Geigen  sind  oft  von  sehr  handwerks- 
mäßiger Ausführung,  einzelne  aber  hübsch  ausge- 
stattet mit  doppelter  Einlage  und  Perlmutter-  und 
Ebenholzverzierungen.  Der  Lack  ist  von  rötlicher  Farbe 
und  schlecht.  Er  arbeitete  zumeist  für  Geigenhand- 
lungen,  die  keine  Gehilfen  beschäftigten  und  durch  ihn 
die  vorkommenden  Flickarbeiten  ausführen  ließen. 

Morselli,  Arturo.  —  Quistello.   1862 

Er  hat  einige  Bässe  gemacht,  die  nicht  schlecht  sind. 

Mosca-Cavelli,  C.  —  Rom  oder  Padua(?).  1726 

Es  soll  kleine  Lauten  mit  seinem  Zettel  geben.  Bei 
Valdrighi  (3549)  wird  seine  Name  aufgeführt. 

Mosca-Cavelli,  Martino.   1608 

In  einer  Laute  der  Sammlung  Claudius  in  Kopen- 
hagen findet  sich  auf  der  Innenseite  der  Decke  die 
unsicher  lesbare  Inschrift:  Martino  Mosca  Caveli  fece 
ao  1608  ,    e  revisto (geschrieben). 

Mosch,  Johann  Traugott.  —  Borstendorf.  Geb. 
9.  Sept.  1736.  t30.Juh  1781 

Vielleicht  ein  Schüler  von  Sam.  Hunger,  dem  seine 
Arbeit  nahesteht.  Da  er  in  den  .'^kten  als  »Erbgärtner« 
bezeichnet  wird,  scheint  er  Lauten  und  Geigen  nur  in 


344 


Moser  —  Moyns 


seinen  freien  Stunden  und  im  Winter  gemacht  zu 
haben.  Eine  Viola  pomposa  von  ihm  besitzt  W.  Heyers 
Musikhistorisches  Museum  in  Köln  (Nr.  921). 

Geigenzettel:  Johann  Traugott  Mosch  /  machte  mich 
in  Borstendorf  ,  bey  Augusteburg.  1 774  (gedruckt). 

Moser,  Georg.  —  Schwaz  i.  Tirol.    Geb.  um 
1774,  t  25.  Aug.  1822 

Sein  Name  kommt  wiederholt  in  Geigen  von  Mitten- 
walder  Aussehen  vor.  Im  Schwazer  Totenbuch  wird  er 
als  »Musik-Instrumental  Händler«  bezeichnet.  Er 
scheint  die  Geigen  also  nicht  selbst  gemacht  zu  haben, 

Mosson,  P.  P.  —  Chicago 

Er  erhielt  1895  ein  Patent  auf  eine  neuartige  Geige, 
von  der  man  jedoch  nichts  weiter  gehört  hat. 

Mosto,  Bernardin.  —  Prag.   1618.   1624 

Er  war  der  Nachfolger  von  Erasmus  Habermehl  als 
Hofinstrumentarius  und  gleichzeitig  Musiker.  Im  Jahre 
1618  erwarb  er  das  Bürgerrecht  auf  der  Kleinseite  und 
kaufte  am  24.  November  1624  das  Haus  »beim  silber- 
nen Bär«  in  der  Michälska  ulice  für  1379  Schock  böh- 
mische Groschen. 

Mott,  J.  H.  R.  —  London.    1817 

Erfinder  des  »Sostenente  Pianoforte«  —  eines  Klaviers 
mit  Streichinstrumentenklang. 

Motte  s.  Mohte,  J.  G. 

Mouchi  s.  Demouchi 

Mougenot.  —  Mirecourt 

Eine  alte  Geigenmacherfamilie,  die  ihren  Stammbaum 
auf  Nicolas  le  Viel  M.  zurückführen  kann,  der  schon 
1681  als  »der  Alte«  bezeichnet  wird.  Gleichzeitig 
kommen  Nicolas  le  Jeune  M.,  ferner  ein  Anthoine, 
zwei  Dominique  und  ein  Didier  M.  vor.  Von  drei 
Fran(;ois  M.  starb  der  Ältere  1700,  der  Jüngere  1738, 
während  der  Jüngste  noch  bis  1 780  tätig  war. 

Mougenot.  —  Rouen.    1763.   1770 

Wahrscheinlich  aus  Mirecourt  stammend.  Seine  Arbeit 
ist  durchweg  mittelmäßig,  doch  verwendete  er  manch- 
mal gutes  Tonholz. 

Geigenzettel:  Abb.  533. 

Mougenot.  —  Besan^on.    1809 

Eine  Arbeit  von  ihm  besitzt  Baron  de  Lery. 

Mougenot,  Georges.  —  Lüttich,  Brüssel.  Geb- 
23.  Juni  1843  in  Mirecourt 

Schüler  von  Deroux  pere,  ging  zu  N.  Darche  nach 
Aachen  und  im  Jahre  1858  zu  seinem  Oheim 
Victor  Jeandel  nach  Lüttich.  Nach  dem  Tode  seines 
Oheims  im  Jahre  1860  machte  er  sich  selbständig;  im 
Jahre  1875  übernahm  er  N.  F.  Vuillaumes  Werkstatt 
in  Brüssel  und  wird  wegen  seiner  guten  Arbeiten  sehr 
geschätzt.  Er  ahmte  Stradivari  und  Guarneri  nach  und 
verwendete  braunroten  und  goldroten  Lack.  Nach  sei- 
ner Meinung  läßt  sich  der  Ton  der  Streichinstrumente 
durch  vermehrten  Saitendruck  erhöhen,   weshalb  er 


eine  besondere  Drucksaite  (Corde  de  pression)  erfand, 
die,  unter  dem  Griffbrette  laufend,  auf  dem  Stege  eine 
besondere  Auflagestelle  findet  und  bis  zum  Kopf  des 
Saitenhalters  geht,  wo  sie  nach  Bedarf  gespannt  werden 
kann.  Die  Erfindung  steht  im  Werte  etwa  der  Sprenger- 
schen  Torschraube  gleich.  —  Er  verfaßte  eine  Be- 
schreibung der  Stradivarigeige  »Merkur«.  Er  besitzt 
viele  Medaillen  und  ist  Ritter  des  Leopoldsordens  und 
Geigenmacher  des  Kgl.  Konservatoriums.  Außer  sei- 
nem gedruckten  Zettel  enthält  jede  Geige  noch  sein 
Autograph.  Im  Jahre  1910  übergab  er  seine  Werkstatt 
seinem  Schüler  Maurice  Bourgignon. 

Geigenzettel:  Abb.  530  und  555. 

Mougenot,  Leon.  —  Mirecourt.  Geb.  17.  Okt. 
1874 

Einer  der  besten  Mirecourter  Geigenmacher  der  Ge- 
genwart, dem  es  sehr  zustatten  kam,  daß  er  während 
seiner  Wanderjahre  bei  den  besten  Meistern  in  Lyon, 
Paris  und  London  gearbeitet  hatte. 
Geigenzettel :  Leon  Mougenot  Gauche  ,  ex  ouvrier  des 
I  £f  Maisons  de  /  Bruxelles,  Lyon,  Paris,  Londres. 
mit  Signet,  (gedruckt). 

Mougenot,  P.  —  Mirecourt.   1897 

Seine  Geigen  tragen  die  Marken  »J.  Derazey«  und 
»D.  Nicolas  aine«. 

Mougnet.  —  Lyon.    1811 


Er  ist  nur  a, 
worden. 


ils  Erfinder  einer  Lyragitarre  bekannt  ge- 


Mouls,  W.J.  — 1840 

Wenig  bekannter  englischer  Geigcnmacher,  der  nicht 
ungeschickt  war. 

Mousset,  Jean  Baptiste.  —  Mirecourt.    1788 

Bogenmacher. 

Mouton.  —  Paris.    1889 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  jedoch  nicht  selb- 
ständig aufgetreten  ist,  sondern  für  größere  Firmen 
arbeitet. 

Moya,  Hidalgo.  —  Aylestone,  Leicester.   1891 . 
1914 

Er  stellte  ein  neues  akustisches  System  für  den  Geigen- 
bau auf  und  verkauft  nach  diesem  System  gebaute 
Geigen,  an  denen  oft  das  Fehlen  der  F-Löcher  in  der 
Decke  besonders  auffällt.  Der  Ton  seiner  Geigen  wurde 
von  bedeutenden  Geigern  gelobt  und  Moya  reibst  hat 
durch  Wort  und  Schrift  alles  getan,  was  möglich  war, 
seine  Geigen  einzuführen. 

Geigenzettel:  Hidalgo  Moya  Ratis  ad  Gloriam  dei 
Fecit.  (gedruckt). 

Moyns  (Moens),  Simon.  —  Antwerpen.  1540. 
1557 

Ein  Instrumentenmacher,  der  besonders  als  Klävezm- 
macher  gerühmt,  aber  auch  als  Lautenmacher  be- 
zeichnet wird. 


Mc 


Müll 


er 


345 


Moz,    Caspar    Georg.   —   Wallerstein.     Geb. 
24.  April  1766  in  Wallerstein,  f  7.  Okt.  1798 

daselbst 

Er  war  der  Sohn  des  Josef  Georg  M.  und  heiratete  am 
24.  Februar  1794  Magdalena  Haßlerin  aus  Kloster- 
zimmern. In  den  Matrikelbüchern  wird  er  »Chelium 
faber«  genannt.  .Als  Geigenmacher  war  er  nicht  be- 
deutend; weder  Holz  noch  Lack  entschädigen  für  das 
unschöne  Modell.  Er  dürfte  ursprünglich  Tischler  ge- 
wesen sein.  —  In  Wallerstein  lebten  noch  ein  Johann 
Caspar  Moz  (f  1794,  76  Jahre  alt)  und  ein  Georg 
Caspar  M.,  der  1788  eine  zweite  Ehe  einging.  Beide 
waren  Tischler. 

Geigenzettel :  Caspar  Moz  Geigenmacher  ,  in  Waller- 
stein. .Anno  1791.  (gedruckt). 

M'Queen,  J.  —  Nelson  (Neuseeland).    1888 

Australischer  Geigenmacher,  der  neuseeländisches  Holz 
verarbeitet  hat. 


Mod: 


ena. 


Mucchi,    Antonio,    gen.  Bastia. 

1800.  t  13.  April  1883 

Er  war  vielleicht  ein  Schüler  von  Soliani  und  arbeitete 
im  Stile  Roccas  und  Pressendas.  Valdrighi  (2183)  er- 
wähnt S.  167  ein  Violoncello  von  ihm,  das  den  Namen 
»Dandolo«  führt,  und  preist  ihn  S.  188  als  trefflichen 
Geigenmacher  und  Reparateur.  Er  hat  an  5()  Violon- 
celli gemacht  und  verwendete  einen  gelben  Ollack. 
Geigenzettel:  Antonius  Mucchi  /  fecit  Mutinae  1881 
(gedruckt). 

Mühlbauer,  Stephan.  —  Stuttgart,  Ulm.    1880. 

1895 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  auch  allerlei  mehr 
oder  minder  brauchbare  Erfindungen  machte,  so  ein 
zerlegbares  und  fast  tonloses  Studiencello,  Metall- 
spannwirbel usw.,  später  aber  seine  Kunst  an  den  Na- 
gel hängte  und  jetzt  Elektrotechniker  ist. 

Muelovoets,  Jan.  —  Antwerpen.   1584 

Er  wird  als  Zithermacher  bezeichnet  und  wohnte  im 
»Rempart  des  Lombards«. 

Müller.  —  Neukirchen  b.  Eger.   1791 

Sein  Zettel  kommt  mehrfach  vor : 
Geigenzettel:    Müller    Instrument-    /    Macher    Neu- 
kirchen 1791.  (gedruckt). 

Müller,  Anton,  lebt  in  Saaz 

Ein  gleichnamiger  Geigenmacher  war  um  1910  in  Köln 
tätig. 

Müller,  August,  lebt  als  Streichinstrumenten- 
macher in  Dessau 
Müller, ChristianFriedrich.—  Neukirchen.  1750 

Vielleicht  der  Großvater  von  Christian  Wilh.  M.  und 
wahrscheinlich  ein  Eingewanderter  oder  zur  Familie 
Müller  in  Neukirchen  bei  Eger  gehörig. 

Geigenzettel:  Christian  Friedrich  Muiller  /  Violin- 
macher in  Neukirchen  .Ao.  1 750  (gedruckt). 


Müller,  Christian  Wilhelm.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  23.  März  1801,  f  20.  März 
1857 

Aus  einer  guten  Schule  hervorgegangen,  machte  er 
neben  vielen  nur  für  den  Handel  bestimmten  Instru- 
menten auch  einige  recht  saubere  Geigen,  bei  denen 
nur  der  Lack  unschön  ist. 

Müller,  Georg.  —  Regensburg.   1670 

Er  war  vermutlich  der  Nachfolger  von  Hans  Wendtner, 
an  dessen  Arbeit  auch  die  seine  erinnert.  In  den  Akten 
wird  er  ausdrücklich  »Geigenmacher«  genannt. 

Müller  (Muller),  Herrn.,  lebt  in  San  Francisco 
Müller,  J.  A.,  und  Ignaz.  —  Schönbach.    1912 

Beide  haben  in  der  Schulgasse  ihre  Werkstatt. 
Müller,  Joseph.  —  Schönbach  b.  E.  Geb.  1850 
in  Schönbach 

Sohn  und  Schüler  des  Blechinstrumentenmachers  Vin- 
cenz  Müller.  Seit  seinem  zwölften  Jahre  wurde  er  zum 
Musiker  ausgebildet,  erlernte  hauptsächlich  das  Flöten- 
spiel,  nebenbei  aber  auch  Blech-  und  Streichinstru- 
mente. Als  Musiker  kam  er  durch  Böhmen  und  einen 
großen  Teil  von  Deutschland  und  übernahm  1873  das 
väterliche  Geschäft,  welches  er  seit  1880  durch  Ein- 
führung von  Streichinstrumenten  erweiterte.  Er  stellte 
interessante  Versuche  mit  dem  Lackieren  an  und  er- 
fand, »um  den  Ton  zu  verbessern«,  einen  Doppel- 
resonanzboden und  besitzt  eine  Reihe  von  Patenten 
sowie  Medaillen  von  allen  größeren  Ausstellungen  seit 
1881.  Seine  Streichinstrumente  tragen  den  neben- 
stehenden Zettel.  Er  hat  auch  ein  ansehnliches  Lager 
von  alten  Streichinstrumenten.  — 

Geigenzettel :  Josef  Müller,  Schönbach  b.  Eger  i.  Böhm. 
K.  K.  ausschl.  privilegierte  Musikinstrumenten-  & 
Saiten-Fabrikation,  (gedruckt). 

Müller,  Karl.  —  Augsburg.   1904.   1906 

Lebt  als  tüchtiger  Geigen-  und  Lautenmacher  in  der 
Alpenstraße  27  o.  Er  ist  nebenbei  ein  trefflicher  Violon- 
cellist und  als  solcher  Mitglied  des  städtischen  Or- 
chesters. 

Müller,  Karl  Albert.  —  Markneukirchen.  Geb. 
3.  März  1865  in  Dresden 

Sohn  eines  Kunstmalers,  Enkel  von  Christian  Wil- 
helm M.  Da  er  in  frühester  Kindheit  beide  Eltern 
verloren  hatte,  kam  er  nach  Markneukirchen  und  wurde 
im  Waisenhause  aufgezogen.  Hierauf  kam  er  zu  dem 
mit  ihm  verwandten  Moritz  Ficker  in  die  Lehre,  bei 
dem  er  sechs  Jahre  blieb;  fünf  Jahre  arbeitete  er  mit 
Moritz  Schmidt  und  machte  sich  dann  selbständig.  Er 
arbeitet  hauptsächlich  für  die  Firma  Hermann  Todt. 

Müller,  Karl  Ferdinand.  —  Solitude  bei  Riga. 
Geb.  9.  (21 .)  März  1800  in  Kurland,  f  1884 

in  Stuttgart 

Um  1830  erwarb  er  die  Güter  Solitude,  Annenhof  und 
Dammenhof,  wo  er  ohne  technische  Vorbildung  uni 


346 


Müller  —   Muschl 


1855  begann,  sich  mit  dem  Geigenbau  zu  beschäftigen. 
Im  Jahre  1867  verkaufte  er  seine  Güter,  zog  nach  Riga 
und  1871  nach  Stuttgart,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode 
verblieb.  Er  hat  über  20  Violinen,  2  Bratschen  und 
2  Violoncelli  gebaut,  die  er  an  mittellose  Musiker  ver- 
schenkte, bis  auf  eine,  die  sein  Neffe  W.  v.  Kuhlmann 
in  Berlin  besitzt. 

Geigenzettel:  C.  F.  Müller  auf  Solitude  unweit  Riga  / 
1871  (gedruckt). 

Müller,  Konrad.  —  Nürnberg.   1520 

Einer  der  weniger  bekannten  Nürnberger  Lauten- 
macher, von  dem  sich  eine  hübsche,  reichgeschnitzte 
Taschengeige  erhalten  hat,  die  dem  dänischen  National- 
museum gehört  und  jetzt  im  Kopenhagener  Musik- 
historischen Museum  (Nr.  363)  aufbewahrt  wird. 
Geigenzettel:  Conradus  Muller,  1520  (gedruckt). 

Müller,  Laux.  —  ? 

Im  Verzeichnis  der  Raymund  Fuggerschen  Kunst- 
kammer (vom  Jahre  1 566)  wird  unter  Nr.  79  »Eine 
alte  gute  Lauten  von  Laux  Müller«  aufgezählt.  Vgl. 
Stockbauer,  Kunstbestr.  unter  Alb.  V.  und  Wilh.  V. 
S.  83.  Vielleicht  ist  Laux  Maler  (Maller)  damit  ge- 
meint. 

Müller,  Richard  Paul.  —  Geb.  22.  Dez.  1872 
und 

Müller,  Wilhelm  August.  —  Geb.  8.  März 
1859,  leben  als  Geigenmacher  in  Markneu- 
kirchen 

Muni'r,  Francisco.  —  Malaga 

Eine  spanische  Gitarre  von  ihm  besitzt  C.  Claudius  in 

Kopenhagen. 

Geigenzettel :  Por  Francisco  Muni'r.  /  Galle  de  Car- 

ceterie  num.  46  (gedruckt). 

Muntzer  (Müntzer),  Cuntz.  —  Würzburg.  Um 
1530 

Ein  Lautenmacher,  der  im  ersten  Drittel  des  16.  Jahr- 
hunderts im  Bastheimer  Viertel  wohnte  und  mit 
80  Gulden  Vermögen  zur  Steuer  veranlagt  war  (Akt 
1109  im  Würzburger  städt.  Archiv). 

Muratori,  Rocco.  —  Padua  1704 

Ein  sehr  originell  gearbeiteter  Kontrabaß,  wahrschein- 
lich die  .'\rbeit  eines  Liebhabers,  befindet  sich  in  der 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  des  Kunsthist. 
Museums  in  Wien. 

Geigenzettel:  Rochus  Muratoribus  /  Patauinus  Delec- 
tans  /  Opus.   1704.  (geschrieben). 

Murdoch,  Alexander.  —  Aberdeen.  Geb.  1815 

in  Glenbucket,  Strathdon,  f  1891 

Er  begann  erst  1852  Geigen  zu  machen  und  war  sehr 
oberflächlich  und  ungenau  in  der  Arbeit.  Dabei  nahm 
er  das  nächstbeste  Holz  und  war  auch  in  bezug  auf 
die  Umrisse  und  die  F-Löcher  ohne  Schönheitssinn. 


In   manchen  Einzelheiten  erinnern  seine  Geigen  an 
Hardie  und  Rudiman;  sie  sind  hochgewölbt  und  gehen 
auf  ein  Amatimodell  zurück.  Seinen  Namen  pflegte  er 
auch  einzubrennen. 
Geigenzettel:  Alex.  Murdoch,  /  Aberdeen  1860  (gedr.). 

Murray,  David.  —  Gorebridge.  Geb.  30.  Dez. 

1850  in  Greeburn 

Ein  Geiger  und  Musiklehrer,  der  aus  Liebhaberei 
Geigen  macht  und  darin  schöne  Erfolge  erzielt.  Er  hat 
bereits  über  50  Geigen  nach  Stradivari  und  Guarneri 
gemacht  und  verwendet  Whitelaws  Ollack. 
Geigenzettel:  David  Murray  Maker  ,'  Gorebridge, 
1897  (gedruckt). 

Murray,  James.  —  Dumfries.    Geb.   1 1 .  Juli 

1857  in  Lockerbie 

Ein  Eisenbahnbeamter,  der  aus  Liebhaberei  einige 
Dutzend  Violinen  nach  Alexander  Hardie  und  später 
nach  dem  Guarnerimodell  gemacht  hat.  Die  Arbeit  ist 
nicht  schlecht,  aber  der  magere,  gelbe  Lack  läßt  zu 
wünschen  übrig. 

Geigenzettel:  James  Murray  /  Maker  /  Milldamhead, 
Dumfries  /  October  15,  1897.  (gedruckt). 

Murray,  John  Brown.  —  Ciarebrand,  Castle 
Douglas.    Geb.  Mai  1849  in  Ringanwhey 

Ein  schottischer  Geigenmacher,  der  Stradivari  nach- 
ahmt.  Obwohl  er  rtur  wenige,   primitive  Werkzeuge 
benutzt,  ist  seine  Arbeit  recht  sauber. 
Geigenzettel:  J.  B.  Murray/  Ciarebrand  /  1895  (gedr.). 

Murtzinos,  Demetrios,  lebt  seit  mehr  als 
20  Jahren  als  Gitarren-  und  Mandolinen- 
macher  in  Athen 

Muschke  (Muska),  Johann.  —  Frankfurt  a.  M. 
Geb.  in  Iglau  (Mähren)  1841 
Schüler  von  Jak.  Krampera.  Nachdem  er  bei  Lorisch 
in  Znaim,  Engleder  in  München  und  Hartmann  in 
Frankfurt  gearbeitet  hatte,  eröffnete  er  1867  seine 
eigene  Werkstatt  und  beschäftigt  sich  vorzugsweise  mit 
Reparaturen.  Er  verwendet  Spiritus-  und  Ollack,  gilt 
als  geschickter  Geigenmacher  und  Kenner  und  wurde 
als  solcher  auch  zum  Vorsitzenden  des  Prüfungsaus- 
schusses in  Wiesbaden  erwählt. 

Muschl  (Muschel),  Joh.  Joseph.  —  Prag.  Geb. 
um  1744,  t  zwischen  1789/1790 

Er  ist  möglicherweise  mit  jenem  »Josef  MichL'  identisch, 
dem  Jos.  J.  Edlinger  seine  Werkstatt  und  200  fl.  ver- 
machte, damit  er  Geigenmacher  werde,  und  vielleicht 
ein  natürlicher  Sohn  Edlingers.  Wessen  Schüler  er  war, 
ist  nicht  bekannt,  wahrscheinlich  aber  lernte  er  bei 
einem  Prager  Meister.  Auch  in  München  scheint  er 
gearbeitet  zu  haben.  In  Prag  ist  er  seit  mindestens  1775 
nachzuweisen.  Seine  Frau  Rosalia  Fritz  (Fritsch)  (1760, 
t  1836)  betrieb  ein  sogenanntes  Greislergeschäft. 
Geigenzettel:  lohann  Joseph  Muschl  /  fecit  Praga 
Ao  1775  (gedruckt)  und" Abb.  522. 


M 


iisnier 


Nagy 


347 


Musnier,  Joseph.  —  Metz.    1789 

Unbedeutender  französischer  Geigenmaclier,  den  man 
bisher  nur  als  Reparateur  kennt. 

Geigenzettel:  R?pare  par  Joseph  Musnier  Maitre  / 
Luthier  ä  l'envi  de  la  basse  restant  sur  /  la  place 
d'armes  ä  cote  de  la  maison  de  viUe  ,'  ä  Metz  1789. 
(gedruckt). 

Muzio,  Francesco  di.  —  Chieti.    1830.     1838 

Er  soll  ein  tüchtiger  Musiker  gewesen  sein  und  hat 
aus  Liebhaberei  einige  Geigen  gemacht,  die  bei  aller 
Unbeholfenheit  der  Arbeit  recht  gut  klingen.  Das 
Deckenholz  ist  gut,  doch  scheint  er  sich  kein  Ahorn- 
holz zu  verschaffen  gewußt  haben,  deshalb  nahm  er 
Buchenholz  zum  Boden.  Auch  der  Lack  läßt  sehr  viel 
zu  wünschen  übrig. 

Geigenzettel :  M(aestro?)  Francesco  di  Muzio  /  ha  fatto 
questo  violino  /  nell  anno  1836  in  Chieti  (geschrieben). 

Muzzarelli,  Demetno.  —  Ospedaletto.    1880 

Handwerksmäßig  arbeitender  modenesischer  Geigen- 
macher aus  dem  letzten  Drittel  des  19.  Jahrhunderts. 


ber  gearbeitet,  der  Ton  fast  immer  gut.  Eine  Violine 
von  ihm  war  1881  in  Mailand  ausgestellt.  Valdrighi 
liest  den  Namen  »Mandotti«  (No.  1933). 

Geigenzettel :  loseph  Nadotti  Fecit  /  Placentiae  1789. 
(gedruckt).  —  Joseph  Nadotti  /  Placentie  1 762  (gedr.). 

Nägelin  (Nägele,   Nägeli),   Konrad.  —  Kon- 
stanz. 1797.  1830 

Als  »Konrad  Nägele,  Geigenmacher*  erscheint  er  im 
Konstanzer  Bürgerbuch  bei  seiner  am  31.  Juni  1797 
erfolgten  Aufnahme  als  Bürger,  wofür  er  106  fl.  be- 
zahlte. Im  darauffolgenden  Jahre  erwarb  er  das  Haus 
»Zum  roten  Goggelhahn«  (heute  Weßenbergstraße 
Nr.  35).  Er  muß  nach  1830  gestorben  sein,  da  seine 
Tochter  Maria  sein  Haus  zwischen  1832 — 1834  erbte. 
Seme  Arbeit  sieht  der  von  Wagner  nicht  unähnlich. 
Eine  ziemlich  gute  Violine  von  ihm  befindet  sich  im 
Germanischen  Museum  in  Nürnberg.  Auch  sollen  noch 
verschiedene  Bässe  von  ihm  in  Kirchen  des  Bodensee- 
kreises vorhanden  sein.  Er  gebrauchte  gedruckte  und 
gestochene  Zettel. 

Geigenzettel:  Conrad  Nägelin,  Geigenmacher  in  Con- 
stanz  (gedruckt)  und  Abb.  566  (Kupferstich). 


Nacquard,  Jean-NIcolas.  -  Straßburg.    1737    Naese,  Gustav.  -  Dresden.    1873.    f  25.  Jan 


A.  Jacquot  weiß  von  ihm  nur,  daß  er  im  Juni  1737 
Mirecourt  verließ,  um  sich  in  Straßburg  niederzu- 
lassen. 

Naderman  (Nadermann),  Jean-Henri. —  Paris. 
1772.  tum  1800 

Er  war  geschworener  Meister  der  Pariser  Lauten- 
macherzunft  für  1 774  und  1 776  Syndikus,  doch  ist  er 
hauptsächlich  als  ausgezeichneter  Harfenbauer  be- 
kannt. Eine  schöne  Harfe  mit  der  Inschrift:  »Harpe 
ä  la  Krumpholtz.  Invente  et  faite  Sous  les  yeux  de 
Mr.  Krumpholtz  et  la  Premiere  que  Existe  Dans  ce 
genre.  Execute  Par  H.  Nadermann  ä  Paris  1 785«  besitzt 
das  Ost.  Museum  für  Kunst  und  Industrie  in  Wien. 
Das  Pariser  Konservatorium  bewahrt  die  1 780  von  ihm 
gemachte  Harfe  der  Königin  Maria  Antoinette.  Er 
machte  auch  die  von  van  Hecke  1 773  erfundene  zwölf- 
saitige  Gitarre,  die  unter  dem  Namen  »Bissex«  be- 
kannt war.  Nach  seinem  Tode  setzte  die  Witwe  mit 
dem  Sohne  das  Geschäft  in  der  Rue  de  la  Loi  fort.  — 
Sein  Sohn  Francjois  Joseph  N.,  geb.  1773,  f  1833, 
der  sich  auch  als  geschmackvoller  Komponist  und 
Professor  am  Konservatorium  einen  Namen  erwarb, 
war  ebenfalls  seinerzeit  sehr  berühmt.  Auch  der  jün- 
gere Sohn  Henri  N.,  geb.  1780,  zeichnete  sich  in 
gleicher  Weise  aus.  Eine  schöne  Pedal harfe  von  Jean 
Henri  N.  befindet  sich  im  Wittumpalais  in  Weimar. 

Geigenzettel:  JH.  Naderman  /  Mif  Luthier,  Facteur 
de  Harpe  ordinaire  du  /  service  de  la  Reine.  Rue 
d'Argenteuil  Butte   /  St.  Roche,  ä  Paris  1785  (gedr.). 

Nadotti,  Giuseppe.  —  Piacenza.    1757.    1789 

Em  Meister,  der  aus  einer  guten  Schule  hervor- 
gegangen sein  muß.  Er  verwandte  verschiedene  Modelle 
—  besonders  das  der  Amati  —  und  einen  guten,  gelben 
oder  gelbroten  Lack.  Auch  seine  Schnecken  sind  sau- 


1899 

Er  war  als  Geigenmacher  nicht  ungeschickt,  doch  lag 
seine  Hauptbedeutung  im   Instrumentenhandel. 

Näsler.  —  Fraustadt.   17./ 18.  Jahrhundert 

In  einer  alten  Gamba,  die  vor  vielen  Jahren  der  Buch- 
drucker Streusand  in  Brätz  besaß,  fand  sich  dieser 
Name,  der  mir  sonst  nirgends  mehr  begegnet  ist. 

Nafissi,  Carlo.  —  Gubblo.   1867 

Die  wenigen  Geigen,  die  ich  mit  diesem  Namen  zu 
sehen  bekam,  waren  von  ganz  gewöhnlicher  Art  und 
sahen  wie  die  Arbeiten  eines  Dilettanten  aus. 

Naglstetter,  Sebastian.  —  Salzburg.   1586 

Er  soll  auch  Lauten  gemacht  haben,  doch  wird  er  im 
Salzburger  Bürgerbuch  nur  als  »Saitenmacher  aus 
Pfarrkirchen*  aufgeführt. 

Nagy,  Franz.  —  Budapest.   1840.   1847 

Seine  Werkstatt  ging  1847  auf  Josef  Schunda  über. 

Geigenzettel :  Franz  Nagy  /  Lauten-  und  Geigen- 
macher /  in  Pest  184.  (gedruckt). 

Nagy,  Johannes.  —  Budapest.    1797.   1807 

Einer  der  ältesten  Geigenmacher  magyarischer  Ab- 
stammung, während  die  meisten  Geigenmacher  in 
Ungarn  während  des  18.  Jahrhunderts  bekanntlich 
Deutsche  oder  Eingewanderte  gewesen  sind.  Er  ahmte 
gelegentlich  das  Magginimodell  in  freier  Weise  nach, 
soll  aber  nach  Dr.  Geyer  der  Leebschule  nahestehen. 

Nagy,  Joseph.  —  Budapest,  f  1850 

Er  soll  nur  wenig  neue  Geigen  gebaut  haben :  am  besten 
gelangen  ihm  Violen. 


348 


N, 


agy 


Nein 


Nagy,    Istvan  (Stefan).  —  Szent-Märia-Sza- 
badka.  Geb.  1841 

Ein  Bildhauer  und  Instrumentenmacher  in  Maria- 
Theresiopel,  der  sein  Geschäft  1883  begründete  und 
1885  in  Budapest  eine  Geige  eigener  Erfindung  aus- 
stellte. 

Naizar,  M.  —  Mlrecourt  (?) 

Geigen  im  Stile  von  Nicolas  tragen  diesen  Namen  als 


Brand 


Florenz. 


marke. 
Naldi,  Antonio,  gen.  il  Bardella. 

1550 

Ein  Musiker,  dem  der  mit  ihm  persönlich  bekannte 
Caccini  in  seiner  »Nuove  miisiche«  die  Erfindung  des 
Chitarone  (Baßlaute)  zuschreibt.  Naldi  soll  auch  selbst 
Lauten  gemacht  haben  und  wird  von  Valdrighi  in 
seiner  Nomocheliurgografia   (Nr.  2214)  aufgeführt. 

Nalinow,  S.  I.  — 1890.   1910 

Ein  russischer  Lautenmacher,  der  auf  dem  Gute 
V.  V.  .A,ndreieffs  im  Gouvernement  Twer  lebt  und  sich 
hauptsächlich  mit  dem  Bau  der  Balalaika  beschäftigt, 
an  deren  Verbesserung  er  mitgearbeitet  hat. 

Namy,  Jean-Theodore.  —  Paris.    1772.  f  1808 

Seit  1772  arbeitete  er  bei  der  Witwe  Salomon  ^)  und 
wohnte  1788  Place  du  Louvre.  Da  er  das  Reparieren, 
das  er  wie  kein  anderer  verstand,  zur  Hauptsache  ge- 
macht hat,  kommen  nur  ganz  wenige  Geigen  von  ihm 
vor,  die  jedoch  musterhafte  Arbeit  zeigen.  Er  wäre 
vielleicht  jetzt  trotzdem  vergessen,  wenn  nicht  der  feine 
Kenner  .'Xbbe  Sibire  ihn  1806  als  den  allerbesten 
Geigenmacher,  den  er  kenne,  gepriesen  hätte.  Er 
schließt  sein  Loblied  mit  den  Worten :  »Je  dis  tout  d'un 
coup:  Voilä  du  Namy,  comme  je  dirais:  Voilä  du 
Cremone!« 

Geigenzettel:  Faite  Par  Namy,  Luthier,  chez  '  Madame 
Salomon  A  Paris,  1772.  (gedruckt). 

Napalden  s.  Terapatini 

Nardelll,  Michelangelo.  —  Gubbio.    1856 

Seme  Geigen  sehen  denen  von  Nafissi  so  ähnlich,  daß 
einer  der  Lehrer  des  anderen  gewesen  sein  könnte, 
oder  daß  beide  aus  der  gleichen  Lehre  hervorgegangen 
sein  müssen. 

Nash,  Thomas  L.  —  Ayr.    1910 

Er  baut  Violinen,  die  in  der  Form  von  den  üblichen 
Modellen  abweichen  und  denen  die  Zeitschrift  »The 
Strad"  (1912,  S.  297)  sehr  schönen  Ton  nachrühmt. 

Natale,  Pietro.  —  Chambery.    1890 

Ein  Geigenmacher  ohne  bemerkenswerte  Geschick- 
lichkeit; er  dürfte  um  1898  gestorben  sein;  seine  Witwe 
führte  dann  das  Geschäft  noch  einige  Zeit  fort  und 
liat  es  jetzt  aufgegeben. 


')  S.  Jean  Bapt.  Deshayes-Salomon, 


Naylor,  Isaac.  —  Headingly  b.  Leeds      1778. 

1792 

Einer  der  Schüler  von  Richard  Duke,  ohne  Eigenart 
und  Bedeutung. 

Nebel,  M.,  &  Bro,  eine  Geigenfirma  in  New 

York 
Neeren,    Albert    van.    —   Antwerpen.     1542. 

1558 

(Der  Name  kommt  auch  van  Neer  geschrieben  vor.) 
Sohn  Willems  van  Neeren,  geboren  in  Nyel  bei  Cleve. 
Wurde  1542  zum  Bürger  angenommen  als  Verfertiger 
von  Clavichorden.  Er  lebte  noch  1558  und  dürfte,  wie 
alle  seine  Zunftgenossen,  auch  Lauten  und  Violen  ge- 
macht haben. 

Neff,  Joseph.  —  Philadelphia.   Geb.  um  1819, 

t  1887 

Ein  aus  Deutschland  eingewanderter  Geigenmacher, 
der  nicht  ungeschickt  war. 

Negele,  Georg.  —  Ulm.    1617 

Em  Lautenmacher,  von  dem  bis  jetzt  nur  bekannt  ist, 
daß  er  Saiten  für  die  Stuttgarter  Hofkapelle  lieferte. 

Neiner  s.  Neuner 

Neitschmann,   Richard,  —  Leipzig- Lindenau 

Hervorragender  Lautenmacher  der  Gegenwart.  Er  ist 
auch  Fachschriftsteller  und  hat  mehrere  beachtens- 
werte Aufsätze  über  den  Bau  von  Zupfinstrumenten 
veröffentlicht. 

Nella.  Raffaele(?).  -  Brescia(?).  1659.  1672 

Ein  in  der  Geigenliteratur  wiederholt  vorkommender 
Name,  der  auch  als  Della  Raffaele  erscheint,  aber  auch 
in  dieser  Form  nicht  greifbarer  wird.  Eine  Familie  Nella 
oder  Della  Raffaele  (Raphael)  gab  es  in  Brescia  nie. 
(Vgl.  Ravanelli).  Eine  gut  klingende  Violine,  Maggini- 
modell,  stark  im  Holz,  mit  doppelter  Einlage,  etwas 
trübem,  gelbbraunem  Lack,  ungeflammten  Ahorn- 
zargen, ungeteiltem  Boden,  sehr  schönem  Deckenholz, 
länglichen  F-Löchern  trägt  den  gedruckten  Zettel: 
»Nella  Raphael  Brescia  A.  167  .  .«  Eine  Violine  mit 
dem  gleichen  Zettel  und  der  Jahreszahl  1659,  die  der 
hier  gegebenen  Beschreibung  genau  entspricht,  besitzt 
Kammermusiker  W.  F.  Borsche  in  Hannover.  Ich  habe 
diese  Geigen  nicht  selbst  gesehen,  der  Wortlaut  des 
Zettels  kommt  mir  verdächtig  vor;  ich  wünschte  meh- 
rere und  verschiedene  Zettel  des  gleichen  Geigen- 
machers kennen  zu  lernen  —  wenn  er  wirklich  gelebt 
haben  sollte. 

Nelli,  Nicola,  genannt  Tolla.  Salo.  Geb.  1861 
in  Salb  £m  Gardasee 

Sohn  des  Tischlers  Paolo  N.,  dessen  Handwerk  er 
zuerst  erlernte.  Von  Anfang  aij  beschäftigte  er  sich 
schon  mit  dem  Bau  von  Musikinstrumenten  und 
verlegte  sich  schließlich  ganz  darauf.  Wenn  seine 
Streichinstrumente  auch   noch  verraten,   daß  er  sich 


N. 


elson 


Neumärk 


340 


durch  Selbstunterricht  zum  Geigenbauer  gemacht  hat, 
so  zeichnet  er  sich  doch  schon  als  guter  Gitarren- 
macher aus. 

Geigenzettel:  Tol'a  Nicola  Salo  /  Fabbricatore  Stru- 
menti  /  e  Riparatore  a  Corda  .  .  .  /  Premiato  con 
Medaglia  d'oro.  (gedruckt). 

Nelson,  H.  —  Moonambel  b.  Acova 

Stellte  1888  in  Melbourne  eine  Geige  aus,  deren  Boden 
aus  ungefähr  50  verschiedenen  Holzstücken  (haupt- 
sächlich australischen  Hölzern)  bestand. 

Nelson,  Robert.  —  1716 

Englischer  Geigenmacher  des   18.  Jahrhunderts. 
Nemessänyi,  Samuel  Felix.  —  Budapest.  Geb. 

1837,  t  1881 

Er  ist  in  Eperjes  geboren,  lernte  bei  Schweitzer  und 
Zach  und  war  unstreitig  der  bedeutendste  Geigen- 
macher Ungarns  seiner  Zeit ;  ein  echter  Künstler,  dessen 
Kopien  nach  italienischen  Meiftern,  vornehmlich  nach 
Guarneri  d.  G..  von  den  Originalen  kaum  zu  unter- 
scheiden sind  und  ihnen  auch  im  Ton  sehr  nahestehen. 
Sie  sind  selten  geworden,  weil  viele  seiner  Arbeiten  mit 
fremden  Zetteln  versehen  wurden  und  jetzt  für  ital.  Ori- 
ginale gelten.  Auch  sein  goldgelber  Lack  ist  sehr  gut. 
Geigen,  die  er  selbst  gemacht  hat,  sind  kaum  mehr  im 
Handel  zu  haben.  Von  diesen  unterscheiden  sich 
allerdings  wesentlich  die  billigen  Werkstattgeigen,  die 
seine  Gesellen  dutzendweise  herstellten,  und  die  nach- 
träglich mit  seinem  Zettel  versehen  wurden.  Er  war 
leider  ein  unruhiger  Geist,  der  das  Seine  nicht  fest- 
zuhalten wußte.  Er  versuchte  nacheinander  sein  Heil 
in  verschiedenen  Orten,  arbeitete  in  Liptö  Szent  Ivan, 
in  Fünfkirchen  (Pecs)  und  Szegedin  und  kam  nie  aus 
aufreibenden  Geldverlegenheiten  heraus,  so  daß  er 
leider  noch  in  der  Vollkraft  seiner  Jahre  starb. 
Gcigenzettel :  Samuel  Nemessänyi  /  fecit  Pestini  1874. 
(gedruckt).  —  Csinälta  Nemessänyi  Samu  /  Pecsen. 
S.  N.  1861  II.  (geschrieben).  —  Nemessänyi  Sam.  , 
F.  Magginiutän  Bpesten  1879.  (geschrieben)  und 
Abb.  5681). 

Nentini,  Giov.  Batt.  —  ? 

Die  Geige  des  Fußkünstlers  Unthan  enthält  den  folgen- 
den 

Geigenzettel:  Jo:  Bapta.  Nentini  ,'  Terrae  S.  Viti.  ,' 
fecit  anno  ....  (gedruckt) 

Nermel  (Nermal).  J.  M.  -  Paris.    1777.    1789 

Er  wohnte  erst  Rue  St.  Germain-1  Auxerrois,  1 783 
Rue  du  Pot  de  Fer  und  1 788  Rue  Vieux  du  Colombier, 
war  aber  nicht  bedeutend. 

Netlk,  V.  —  Pekle  b.  Wamberg  i.  B.     1883. 
1887 

Reparaturzettel :  Opravil  /  V.  Netik  /  v  Pekle  u  Vam- 
berka  /  1883.  (Mit  Gold  gedruckt). 


Neubauer,  Carolus.  —  Budapest.   Anfang  des 
19.  Jahrhunderts 

Vater  oder  Bruder  von  Christian  N.  und  diesem  auch 
in  dei  Arbeit  nahestehend. 

Neubauer,    Christian.    —    Ofen    (Budapest). 

1819.    1830 

Einer  der  besseren  ungarischen  Meister  vom  Anfange 
des  19.  Jahrhunderts,  der  vielleicht  bei  Leeb  in  Preß- 
burg gelernt  hat.  Eine  Geige  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1819  befindet  sich  im  Mathiasdom  zu  Budapest. 
Geigenzettel :  Christianus  Neubauer/  fecit  -  Budae  1 820 
(gedruckt).  —  Christianus  Neubauer  /  Ofen  1822  (ge- 
druckt). 

Neuberg,  Baron.  —  Wien  um  1860 

Ein  Dilettant,  der  ohne  besonderes  Geschick  einige 
Geigen  und  Violen  gemacht  hat.  Die  Arbeit  ist  mangel- 
haft, Schnecke  und  Ecken  sehr  plump,  der  Lack  trüb- 
rot. Er  brachte  verschiedene  Inschriften  in  seinen 
Geigen  an,  gewöhnlich  in  französischer  oder  lateinischer 
Sprache. 
Geigenzettel :  Baron  de  Neuberg  ä  Vienne  (gedruckt). 

Neu-Cremona.  —  Berlin 

Eine  Gesellschaft  zur  Herstellung  von  Geigen  nach 
Dr.  Großmanns  Theorie  (siehe  Großm.ann).  Sie  hat 
zweifellos  einige  gute  Geigen  hergestellt,  doch  starb 
der  Inhaber  der  Firma,  Dr.  Bielenberg,  der  für  das 
Unternehmen  seine  ganze  Begeisterung  einsetzte  und 
ihm  sein  Vermögen  opferte,  ohne  den  erhofften  Erfolg 
erlebt  zu  haben. 

Neudörfer,    Ignaz,    ist    als    Geigenmacher    in 

Schönbach  b.  E.  tätig 
Neudörfer,  Josef.  —  Schönbach 

Sohn  und  Schüler  von  Ignaz  N.,  er  ist  seit  1902  selb- 
ständiger Geigenmacher.  Hauptsächlich  ist  er  für 
Händler  und  Geigenmacher  tätig,  denen  er  Geigen 
einlegt  und  berändert  usw.  und  ist  von  diesen  seiner 
Geschicklichkeit  wegen  sehr  geschätzt. 

Neuknecht,  Antoni.  —  München.   1585 

Er  wird  zwar  als  Lautenmacher  an  verschiedenen 
Stellen  genannt  und  irrigerweise  auch  ins  17.  Jahr- 
hundert versetzt;  mir  ist  nur  bekannt,  daß  er  1584  für 
eine  Orgel,  die  er  für  den  bayrischen  Hof  gemacht  hat, 
356  fl.  erhielt.  Diese  Orgel  scheint  später  vorüber- 
gehend in  der  Münchener  Michaelskirche  aufgestellt 
worden  zu  sein. 


Neumärker,  Carl  August  I. 

1791,  t  1864 


Schöneck.  Geb. 


1)  Der  Zettel  ist  echt,  die  Jahreszahl  aber,  die   1879 
gelautet  hat,  von  fremder  Hand  in  1849  verändert. 


Sohn   von   Carl  Gottlob    I   und  dessen   Schüler.   Ein 
Instrumentenmacher,  dessen  Geigen  der  guten  Vogt- 
länder Durchschnittsarbeit  entsprechen. 
Geigenzettel:  Carl  August  Neumärker,  /  Instrumenten- 
Macher    in  Schöneck  1845  (gedruckt). 


350 


Neumärker  —  Neuner 


Neumärker,  Carl  August  II.  —  Schöneck.  Geb. 
1812,  t  1887 

Sohn  und  Schüler  von  Carl  August  I  N.  und  diesem 
auch  in  seinen  Geigen  nahestehend. 

Geigenzettel :  Carl  August  Neumärker  /  Instrumenten- 
Macher      in  Schöneck  1848  (gedruckt). 

Neumärker,  Carl  Gottlob  I.  —  Schöneck  i.  S. 

Geb.  1760,  t  1838 

Der  Stammvater  der  Familie.  Seit  seinem  14.  Lebens- 
lahre  war  er  Geigenmacher  und  als  solcher  bis  an  sein 
Lebensende  tätig.  Seine  Geigen  sind  sauber  gearbeitet. 

Neumärker,  Karl  Gottlob  II.  —  Schöneck  i.  S. 

Geb.  1816,  t  1896 

Schüler  seines  Vaters  Carl  August  I  N.  Ein  tüchtiger 
»Geigenmachermeister«,  der  sich  auch  um  seine  Hei- 
matsgemeinde besonders  verdient  gemacht  hat,  so  daß 
er  zum  Ehrenbürger  von  Schöneck  ernannt  wurde. 

Neumärker,  Ernst  Wilhelm.  —  Schöneck  Geb. 
9.  Oktober  1822 

Schüler  seines  Vaters  Carl  August  I  N.;  der  Talent- 
vollste aus  der  Familie,  der  noch  in  seinem  achtzigsten 
Lebensjahre  eifrig  Geigen  machte. 

Neumärker,     Franz   Wilhelm.   —   Hannover. 
Geb.  27.  Dez.  1848  m  Schöneck 

Schüler  seines  Vaters  Ernst  Wilhelm  N.  Nach  be- 
endigter Lehrzeit  arbeitete  er  in  Glogau,  Wien,  Mai- 
land und  Berlin  und  machte  sich  im  Juni  1875  in 
Hannover  selbständig.  Seine  neuen  Geigen  macht  er 
nach  den  gangbaren  italienischen  Modellen,  soweit  er 
nicht  sein  eigenes  (1882  patentiertes)  Modell  vorzieht, 
das  er  namentlich  beim  Bau  der  Bratschen  anwendet. 
Dieses  Modell  ist  im  unteren  Teil  des  Geigenkörpers 
nicht  symmetrisch,  damit  die  Geigen  trotz  ihrer  Größe 
noch  leicht  spielbar  bleiben.  Was  unten  an  Umfang  ver- 
lorengeht, sucht  er  oben  durch  größere  .Ausdehnung 
zu  ersetzen,  und  tatsächlich  erzielt  er  dabei  einen  Ton, 
der  den  sog.  Ritterbratschen  sehr  nahekommt.  Seine 
Arbeit  ist  sauber  und  sein  Lack  (Spiritus-  und  Ollack) 
von  guter  Farbe.  Auch  sein  Sohn  Willy,  geb.  1883,  ist 
Geigenmacher  geworden. 

Geigenzettel :  W.  Neumärker  /  Geigenmacher  /  Han- 
nover (gedruckt). 

Neumans  (Nuemans),  J.  B.  —  Brüssel.    1744. 
1783 

Er  war  als  Laiitenmacher  der  Hofkapelle  angestellt  und 
stand  in  einem  gewissen  Ansehen.  H.  E.  de  Croes  nennt 
ihn  1783  einen  »homme  fort  age<<,  der  12  Pistolen 
Gehalt  beziehe  »tandis  qu'il  ne  faisait  qu'accorder  le 
clavessin*.  Geigen  von  ihm  sind  mir  nicht  vorgekom- 
men, wohl  aber  eine  undatierte  Laute  mit  seinem  Na- 
men. 

Neumon  (Neumann?),  Franz.  —  Neuhaus.  1865 

Geigenzettel:  Franz  Neumon  /  Instrumentmacher  / 
Von  Neuhaus  /  Repariert  1865  (gedruckt). 


Neuner.  —  Mittenwald 

Aus  dieser  Familie  sind  die  folgenden  Geigenmacher 
hervorgegangen  und  in  Mittenwald  geblieben : 

Neuner,  Barthel.  —  Mittenwald.  Geb.  20.  Aug. 
1708 

Sohn  von  Willibald  und  Magdalena  N.  Er  war  >>Ludi 
Magister*. 

Neuner,  Johann  I.  —  Geb.  12.  Dez.  1731 .  1764 

Er  war  einer  der  ersten  Mittenwalder,  der  größere 
Reisen  mit  seinen  Geigen  unternommen  hat  und  dabei 
bis  nach  Rußland  gekommen  sein  soll.  Er  war  vermählt 
mit  Therese  Witting. 

Neuner,    Johann    II    (gen.  Holebeck).     1800. 

1815 

Außer  Geigen  machte  er  auch  gute  Gitarren,  in  die  er 
seinen  Namen  mit  Bleistift  unter  die  Decke  schrieb. 

Geigenzettel :  Johannes  Neuner  Holebeck  /  Mittenwald 
a.  d.  Isar  N°  20  /  1809  (geschrieben). 

Neuner,   Johann    III.   —  Mittenwald.     Geb. 

17. Jan.  1809 

Sohn  von  Mathäus  N.  Er  war  mit  Marianne  Horn- 
steiner  verheiratet.  —  Er  soll  in  Mittenwald  den  Bei- 
namen Noder-Hans  geführt  haben. 

Neuner  (Neiner),  Johann  Georg.  —  St.  Peters- 
burg. 1820.  1824 

Vermutlich  ein  Sohn  von  Johann  N.  Seine  in  Rußland 
mehrfach  anzutreffenden  Geigen  sollen  nur  zum  klei- 
nen Teile  seine  eigene  Arbeit  gewesen  sein,  da  er  viele 
Mittenwalder  Geigen  einführte.  Er  scheint  entweder 
früh  gestorben  zu  sein  oder  sich  nur  kurze  Zeit  in 
Rußland  aufgehalten  zu  haben.  Er  ist  wahrscheinlich 
identisch  mit  dem  gleichnamigen  Geigenmacher,  der 
kurze  Zeitlang  in  St.  Petersburg  ansässig  war. 

Geigenzettel :  Abb.  563. 

Neuner,  Ludwig  I.  —  Mittenwald.   1830 

Ob  er  die  Geigen,  die  seinen  Namen  tragen,  gemacht 
oder  nur  verkauft  hat,  steht  nicht  fest. 

Neuner,  Ludwig  II.  —  Geb.  in  Mittenwald 

1840,  t  22.  Juni  1897 

Er  lernte  in  München,  Berlin  und  Paris  und  war  dort 
zuletzt  sieben  Jahre  lang  bei  J.  B.  VuiUaume  tätig, 
wo  er  auch  von  Franchomme  zu  einem  ausgezeichneten 
Violoncellisten  ausgebildet  wurde.  Zurückgekehrt, 
wurde  er  Mitinhaber  der  Firma  Neuner  &  Hornsteiner 
und  errichtete  1 867  ein  Geschäft  in  Berlin.  Er  war  ein  ge- 
schickter Meister,  der  das  Zeug  dazu  gehabt  hätte,  sein 
Programm :  die  »Fabrikation  von  Saiteninstrumenten 
als  Kunstgewerbe  durch  treue  Nachahmung  italieni- 
scher Vorbilder  zu  betreiben«,  auch  durchzuführen, 
wenn  er  den  Boden  dafür  in  Berlin  gefunden  hätte.  Als 
guter  Kaufmann  kam  er  bald  dahinter,  daß  er  durch 
den  Vertrieb  von  billigen  Mittenwalder  Geigen  in 
Berlin  mehr  verdienen  konnte  als  durch  eigene  Arbeit. 


Neuner  —  Neveu 


351 


Er  besaß  eine  hervorragende  künstlerische  Fachbildung, 
die  auch  den  für  die  Firma  Neuner  &  Hornsteiner 
arbeitenden  Mittenwalder  Geigenmachern  zugute  kam. 
Sein  einziger  Sohn  Hans  N.  ist  sein  Nachfolger. 

Neuner,  Martin,  blühte  um  1836 

Seine  Arbeiten  gehen  wenigstens  teilweise  auf  italieni- 
sche Vorbilder  zurück,  wenn  sie  auch  den   Mitten- 
walder Ursprung  nirgends  verleugnen. 
Geigenzettel:   Martin   Neuner  /   Geigenmacher   in   / 
Mittenwald  1836  (gedruckt). 

Neuner,     Mathäus.     —    Mittenwald.      Geb. 

12.  Sept.  1762 

Sohn  von  Johann  N.  und  dessen  Ehefrau  Therese 
Witting.  Er  war  mit  Kordula  Kriner  verheiratet. 

Neuner,    Mathias    I.    —    Mittenwald.     Geb. 


30.  Juli  1618 

Sohn  des  Peter  N. 
blühenden  Familie. 


Der  Stammvater  der  heute  noch 


Neuner,  Mathias  II. -1795.   1830 

Elr  war  zwar  ein  geschickter  Geigenmacher,  aber 
doch  ein  noch  wesentlich  besserer  Kaufmann;  er 
vergrößerte  das  ererbte  Geschäft  und  legte  durch  aus- 
gedehnte Reisen  nach  England  usw.  den  Grund  zu  der 
heutigen  Bedeutung  der  noch  bestehenden  Firma 
(Neuner  &  Hornsteiner).  Die  Geigen,  die  seinen  Na- 
men tragen,  sind  nur  in  der  ersten  Zeit  seines  Wirkens 
wirklich  seine  eigenen  Arbeiten;  später  nahm  er  die 
kleineren  Mittenwalder  Geigenmacher  in  seine  Dienste 
und  ging  mehr  und  mehr  zum  Fabrikbetrieb  mit 
Arbeitsteilung  über.  Diesen  Geigen  fehlt  daher  in  der 
Regel  alles  Persönliche,  während  die  von  ihm  allein 
gemachten  Violinen  deutlich  seine  Eigenart  erkennen 
lassen. 

Geigenzettel:  Mathias  Neuner,  Geigenma-  /  eher  in 
Mittenwald,  1812  '  Nro.  94  (gedruckt).  —  Mathias 
Neiner  Geigenma-  /  eher  in  Mittenwald  i  795  (gedr.). 

Neuner,  Mathias   III.  —  Mittenwald.    Geb. 

5.  Aug.  1799 

Sohn  von  Mathäus  N.  Er  war  mit  Therese  Bader  (geb. 
II.  Februar  1803)  verheiratet.  Von  ihm  dürfte  eine 
Violine  vom  Jahre  1820  in  der  Sammlung  G.  Stoeber 
in  Würzburg  herrühren. 

Geigenzettel:  Mathias  Neuner,  Geigen  /  macher  in 
Mittenwald  1820  (gedruckt). 

Neuner,  Mathias  IV.  —  Geb.  1 83 1 ,  f  26.  Febr. 
1890 

Ein  Sohn  von  Mathias  II,  dessen  Zettel  er  auch  ver- 
wendet. (Die  gedruckte  Nr.  94  ist  die  Hausnummer 
und  nicht  die  Nummer  seiner  Arbeit.)  Er  war  Teilhaber 
der  Firma  Neuner  &  Hornsteiner  und  auch  Bürger- 
meister von  Mitten wald. 

Neuner,  Simon.  —  Mittenwald.  Geb.  24.  Okt. 

1646 

Sohn  von  Mathias  und  Anna  N.  Er  wird  als  »Ludi  Ma- 
gister'* bezeichnet. 


Neuner,    Willibald.    —    Mittenwald.     Geb. 

7.  Juli  1667 

Sohn  von  Simon  und  Sabina  N. 

Neuner  &  Hornsteiner.  —  Mittenwald 

Geigenfabriksfirma  der  Gegenwart,  die  ihr  Bestehen 
bis  1 750  zurückführen  kann  und  zuerst  Gebr.  Neuner 
&  Co.,  seit  1812  Mathias  Neuner  hieß  und  jetzt 
Neuner  &  Hornsteiner  heißt.  Neben  Baaders  Geschäft 
die  größte  Mittenwalder  Firma,  die  gleichfalls  ein 
eigenes  Sägewerk  und  180  Arbeiter  (größtenteils  Heim- 
arbeiter) beschäftigt  und  jährlich  etwa  15  000  Instru- 
mente absetzt,  und  deren  Erzeugnisse  verdienten  Welt- 
ruf besitzen.  Am  Ende  des  19.  Jahrhunderts  waren 
Altenöder  &  Neuner  die  Inhaber.  Der  jetzige  Allein- 
jnhaber  der  Firma  und  gleichzeitig  Inhaber  der  Firma 
L.  Neuner  in  Berlin  ist  Ludwig  N.s  einziger  Sohn 
Hans  Neuner  (geb.  1878).  Er  ist  sowohl  Kgl.  Preußi- 
scher als  Kgl.  Bayrischer  Hofinstrumentenmacher  und 
Bürgermeister.  Er  ist  auch  ein  ausgezeichneter  Violon- 
cellist und  studierte  acht  Jahre  lang  bei  Louis  Lübeck 
in  Berlin.  Die  Firma  besitzt  zahlreiche  Medaillen  und 
Auszeichnungen. 

Geigenzettel :  Neuner  &  Hornsteiner  /  Mittenwald  in 
Baiern  1861  (gedruckt).  —  M.  Neuner  &  Hornsteiner/ 
aus  Mittenwald  an  der  Isar  (gedruckt). 

Neupert,  J.  C.,  lebte  um  1881  in  Bamberg  und 
machte  hauptsächlich  Zithern 

Neusiedler,  Hans.  —  Nürnberg.    1547.  f  Jan. 

1563 

Er  war  wahrscheinlich  in  Preßburg  geboren.  Ein  be- 
rühmter Lautenist  und  Lautenmacher,  der  sich  man- 
ches Verdienst  um  die  Verbesserung  seines  Instruments 
erworben  hat.  Lauten  von  ihm  scheinen  nirgends  mehr 
erhalten  zu  sein,  wohl  aber  kennt  man  ein  Lautenbuch 
(zwei  Teile)  von  ihm.  Der  als  Lautenist  nicht  weniger 
berühmte  Melchior  Neusiedler  (f  1590)  war  wahr- 
scheinlich sein  Sohn.  Über  Hans  Neusiedlers  .Arbeit 
schreibt  Baron  in  seiner  »Untersuchung  des  Instr.  der 
Lauten«  (S.  93):  »Obengedachter  Hannss  Neusiedler, 
der  in  Nürnberg  gelebet,  hat  sich  nebst  seiner  Music 
auch  auf  das  Lautenmachen  applicirt,  und  habe  Corpora, 
worinnen  die  Jahr-Zahl  1553  gestanden,  von  ihm  ge- 
sehen, welche  etwas  gross,  von  besondern  fremden 
Holtze  und  ziemlich  proportionirlich  ausgesehen  ha- 
ben.«—  Vgl.  auch  Doppelmayr,  ferner  Gg.  Andr.  Wills 
Nürnberger  Gelehrtenlexikon  (1757)  B.  III,  S.  32, 
dazu  auch  die  Fortsetzung  von  Nopitsch  (7.  Teil) 
3.  Suppl.-Bd.  S.  23  usw.i). 

Neveu,  Charles.  —  Paris.   Geb.  4.  Nov.  1863 

Seit  seinem  18.  Jahre  beschäftigte  er  sich  mit  dem 
Geigenmachen  und  studierte  die  Werke  der  großen 


1)  Bei  Hart  erscheint  der  Name  wohl  infolge  eines 
Druckfehlers  in  Meusiedler  verwandelt,  und  seitdem  kehrt 
diese  verdorbene  Form  des  Namens  in  zahlreichen  Wer- 
ken immer  wieder. 


352 


Newton  —  Nicolas 


Meister.  Im  Oktober  1893  eröffnete  er  in  der  Rue 
Manton-Duvenest  Nr.  5  seine  Werkstatt;  er  macht 
hauptsächlich  Nachahmungen  von  Stradivaris»Messias« 
und  verwendet  Ollack. 

Geigenzettel :  Abb.  564. 
Newton,   Isaak.  —  London.    Geb.  um   1750, 

t  1825 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Thomas  N.  Er  konnte 
recht  gute  Geigen  machen ;  sein  Lack  ist  dagegen  ganz 
schlecht  und  von  schmutzig  gelber  Farbe,  deshalb  hat 
Betts  die  Geigen,  die  er  von  ihm  machen  ließ,  wohl- 
weislich stets  selbst  lackiert. 

Newton,  Thomas.  —  London.    1746 

Er  arbeitete  recht  sauber  in  deutschem  Stil,  nur  sein 
Schellackfirnis  ist  arm  und  farblos,  aber  immer  noch 
besser  als  der  von  Isaak  N. 

Geigenzettel :  Thos.  Newton  in  Southampton  Street  / 
Covent  Garden   1746  (geschrieben). 

Newton,  W.  E.  —  London  (?).    1854 

Vielleicht  ein  Enkel  von  Thomas  N.  Er  ist  nur  dadurch 
bekannt,  daß  er  eine  Trompetengeige  erfand  und  in 
England  patentieren  ließ,  die  ähnlich  wie  die  von  Hell 
in  Wien  gleichzeitig  als  Geige  und  als  Trompete  zu 
brauchen  war. 

Nezot.  —  Paris  (?).   1730.   1760 

Constant  Pierre  lobt  seine  Violen;  mir  war  es  nicht 
möglich,  ein  selbständiges  Werk  von  ihm  kennen  zu 
lernen,  nur  Reparaturen,  so  im  Museum  des  Pariser 
Konservatoriums  (Nr.  139)  und  in  der  Sammlung 
Snoeck  (Nr.  463   »Violetta  piccola<')- 

Nickel   (Niggel,   Nikel,   Nicki),   Sebastian.  — 
Wien.   1782.    1787 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Sympert  Niggel!  ?  Arbeit  und 
Lack  sind  so  genau  wie  von  Jos.  Ferd.  Leidolff,  daß 
man  ihn  wohl  für  dessen  Schüler  ansehen  kann.  Er 
wurde  1782  der  Nachfolger  von  Marianus  Petz^)  und 
war  wohl  ein  Verwandter  von  ihm  (die  Familien  Petz 
und  Nickel  stammen  aus  Füssen).  Er  legte  am  1 1 .  Mai 
1782  den  Bürgereid  ab  und  wohnte  am  Hof,  im  sog. 
Bürgermeisterhaus.  In  den  Steuerbüchern  kommt  er 
bis  1787  vor  und  soll  dann  nach  Rußland  ausgewandert 
sein,  wofür  aber  jeder  Beweis  fehlt.  Da  er  nur  wenige 
Jahre  in  Wien  ansässig  war,  ist  es  begreiflich,  daß  Instru- 
mente von  ihm  selten  vorkommen.  Eine  recht  gute 
Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre  1783  besitzt  das  Stift 
St.  Florian  in  Oberösterreich.  Ein  Violoncello  von  1786 
befindet  sich  in  Privatbesitz  in  Wien. 

Geigenzettel:  Sebastian  Nicki  /  fecit  Viennae  1783  / 
(gedruckt). 

Niclas   (Nlklas),   Johann    Georg.   —   Hallein. 
Geb.  um  1712,  t  30.  März  1788 

In  der  Sterbematrikel  heißt  es  von  ihm,  daß  er  ein  ver- 
wittibter  Geigenmacher  und  73  Jahre  alt  war. 


^)  Petz  war  Jos.  Ferd.  Leidolffs  Nachfolger. 


Niclas   (Nlklas),   Stephan.   —   Hallem.     Geb. 

1737,  t  24.  Nov.  1778 

In  der  Sterbematnkel  wird  er  als  Geigenmacher  und 
Spielmann  aufgeführt.  Sein  Zettel  findet  sich  bei  P.  de 
Wit  veröffentlicht. 

Geigenzettel:  Stephan  Niclas  Geigen-  /  macher  in 
Hällein   1778  (gedruckt). 

Nicol,  Thomas.  —  Glasterlaw.  Geb.  10.  Juni 
1840  m  Pitmuies 

Ein  tüchtiger  Violinspieler,  der  aus  Liebhaberei  schon 
mit  20  Jahren  Geigen  zu  machen  begann  und  seitdem 
über  60  Violinen  nach  Stradivari  und  Guarneri  ge- 
macht hat.  Anfangs  verwendete  er  Spiritus-,  später  Ol- 
lack. 

Geigenzettel:  T.  Nicol  /   18  Maker  98  (gedruckt). 

Nicolai,  Heinrich  Gottfrieci.  —  Lübeck.  Ge- 
tauft am  24.  Mai  1780,  f  1831  in  Lübeck 

Theatermusiker,  der  auch  Lauten  usw.  gemacht  hat- 
Er  verarmte,  wurde  »Arbeitsmann«  und  starb  im  St. 
Annen-,  Armen-  und  Werkhaus.  Eine  Gitarre  von  ihm 
besitzt  Wahl  in  Köln,  die  den  Zettel  trägt: 
Heinr.  Gottfr.  Nicolai       Lübeck   1808  (geschrieben). 

Nicolas,  Antoine.  —  Mirecourt.  Geb.  um  1730, 

lebte  noch  1782 

Er  war  in  erster  Ehe  mit  Anne  Therese  ThiUepin  ver- 
heiratet, kommt  1757  bereits  als  Meister  vor  und  ging 
am  15.  November  1782  eine  zweite  Ehe  ein. 

Nicolas.  —  Aix.  1816.  1838 

Wahrscheinlich  ein  Mirecourter,  der  sich  wohl  nur  vor- 
übergehend in  Aix  aufgehalten  hat.  Er  arbeitete  nach 
Stradivari. 

Geigenzettel:  Abb.  571. 

Nicolas,  Didier  l'Aine,  gen.  le  Sourd.  —  Mire- 
court. Geb.  in  Mirecourt  23.  Jan.  1757, 
t  daselbst  1833.  (Nicht  zu  verwechseln  mit 
Fourner  Nicolas,  gen.  Nicolas  de  Paris) 

Sohn  und  Schüler  von  Antoine  N.  Er  nannte  sein  Ge- 
schäft »A  la  ville  de  Cremonne«  (sie  !)  und  machte  recht 
gute,  billige  Geigen,  die  man  zwar  nicht  als  eigentliche 
Kunstwerke  betrachten  kann,  die  aber  doch  lobens- 
werte Eigenschaften  haben.  Bei  einzelnen  Instrumen- 
ten, auf  die  er  besondere  Sorgfalt  verwendete,  erreichte 
er  sog  r  die  besten  seiner  Zeitgenossen.  Sein  Modell 
ist  flach  gewölbt  und  erinnert  an  Stradivari;  nur  sind 
die  F-Löcher  in  der  Mitte  oft  zu  weit  ausgeschnitten. 
Mit  seinen  Versuchen,  die  gebräuchliche  Form  der 
Geigen  zu  verändern,  hatte  er  so  wenig  wie  alle  anderen, 
die  dasselbe  versuchten.  Glück.  Er  erzielte  damit  wohl 
hier  und  da  einen  etwas  größeren,  aber  unedlen  Ton. 
Sein  Lack  ist  rotbraun,  ins  Gelbliche  spielend.  Seme 
Instrumente  bezeichnete  er  an  der  Stelle,  wo  sonst 
der  Zettel  eingeklebt  wird,  durch  d!e  Brandmarke 
Nr. 68. 1806erhielt  er  in  Paris  eine  silberne  Medaille.  Er 


Ni 


icolas 


Niedt 


353 


betrieb  die  Geigenfabrikation  im  großen  und  beschäf- 
tigte in  seinen  letzten  Jahren  über  600  Arbeiter.  Er 
war  auch  der  erste  Mirecourter,  der  sich  an  einer  Aus- 
stellung (1802)  beteiligte.  Seine  Marke  wurde  später 
von  Derazey  und  schließlich  noch  von  P.  Mougenot 
verwendet,  so  daß  neuere  Geigen  mit  seinem  Namen 
von  diesen  herrühren. 
Brandmarke  Nr.  68. 

Nicolas,    Fran^ois    I.    —    Mirecourt.     1752. 

t  1778 

Er  war  Luthier  und  1753  bereits  mit  Anne  Boyer  ver- 
heiratet. 

Nicolas,  Fran^ois  II  (Charles-Frantois-Leo- 
pold).  —  Mirecourt.    Geb.  26.  Mai   1754, 

lebte  noch  1782 

Sohn  von  Fran?ois  I.  Am  2.  Mai  1775  heiratete  er 
Elisabeth,  die  Tochter  des  Geigenmachers  Mast. 

Nicolas,  Fran^oisIII.  —  Mattaincourt  b.  Mire- 
court.  1752 

Boulanger  in  Nancy  besitzt  eme  fünfsaitige  Viola  von 
ihm. 

Nicolas,   Fran^ois    IV.  —  Mirecourt.     1775. 

1778 

Als  Geigenmacher  erwähnt. 

Nicolas,  Fran^ois-Fourrier  (gen.  Nicolas  de 
Paris)  1).  —  Paris.  Geb.  5.  Okt.  1 758  in  Mire- 
court, t  1816 

Zweiter  Sohn  von  Fran^ois  I  N.,  bei  dem  er  wohl  auch 
seine  erste  Lehrzeit  durchgemacht  haben  dürfte.  Er 
kam  dann  zu  Edmond  Saunier  und  war  nachweisbar 
schon  im  Jahre  1 784  als  Meister  ansässig.  Er  hatte  da- 
mals bereits  den  Titel:  »Luthier  de  l'Ecole  royale<', 
später  '>de  l'Academie  royale  de  Musique«  und  zur 
Zeit  Napoleons  »de  la  Chapelle  et  de  la  Musique  par- 
ticuliere  de  l'Empereur*.  Er  wohnte  1789  Place  de 
l'Ecole,  1797  Rue  Saint  Nicaise  Nr.  502  und  zuletzt 
Rue  Croix  des  petits  Champs.  Eine  prächtig  erhaltene 
Violine,  die  alle  charcikteristischen  Eigenschaften  dieses 
Meisters  zeigt  und  durch  ihren  vorzüglichen  roten  Lack 
bemerkenswert  ist,  besitzt  das  Museum  des  Pariser 
Konservatoriums  (Nr.  25).  Vidal  teilt  die  Abschrift 
eines  Zettels  mit  Widmung  mit: 

Repare  par  Fourner  Nicolas, 

luthier  de  la  chapelle  de  S.  M.  l'empereur, 

pour  son  ami  Julien,  chef  d'orchestre 

des  bals  de  la  cour.    1806. 


^)  Er  wurde  bisher  immer  als  Fourrier,  genannt  Nicolas 
de  Paris,  in  der  Geigenliteratur  aufgezählt.  Erst  A.  Jac- 
quot  machte  darauf  aufmerksam,  daß  »Fourrier«  ein  in 
Mirecourt  beliebter  Taufname  war,  den  man  den  Kindern 
gerne  zu  Ehren  des  hl.  Pierre  Fourrier  von  Mattaincourt 
beilegte. 

V.   L  ü  t  g^e  n  d  o  cf  f  ,  Geigen-  und   L.Tutenmarher.     Bd.  II 


Außer  verschiedenen  Zetteln  verwendete  er  auch  die 
Brandmarke  »Nicolas  ä  Paris«. 

Geigenzettel :  Fourrier  Nicolas  /  Luthier  de  la  Chapelle 
de  sa  Mte  /  l'Empereur  Napoleon  I^f  /  L.  Parisiorum 
anno  1806  (gedruckt)  und  Abb.  228  und  229. 

Nicolas,   Joseph.  —  Mirecourt.    Geb.    1796, 

t  1864  in  Mirecourt 

Sohn,  Schüler,  Mitarbeiter  und  Nachfolger  von  Didier 
Nicolas,  dem  er  nachstrebte.  Seine  Geigen  von  großem, 
flachem  Modell  tragen  handschriftliche  Zettel  und  die 
Marke:  »J.  Nicolas  Fils«,  sind  meist  hell  lackiert  und 
gelten  ihres  kräftigen  Tons  wegen  als  gute  Orchester- 
instrumente. Nach  seinem  Tode  verkaufte  die  Witwe 
Geschäft  und  Firma  an  Derazey;  infolgedessen  kann 
man  viele  Geigen,  die  lange  nach  dem  Tode  der  beiden 
Nicolas  entstanden  sind,  mit  ihren  Stempeln  versehen, 
antreffen,  wobei  manchmal  der  Werkstattname  »A  la 
ville  de  Cremonne*,  den  Didier  Nicolas  führte,  mit 
»J.  Nicolas  Fils«  verbunden  erscheint. 
Brandmirke  Nr.  69. 

Nicolas,  Matthieu.  —  Mirecourt.    Geb.  1666. 

t  1716 

Vielleicht  der  Stammvater  der  Familie.  Handwerks- 
mäßige Arbeit,  gelber  oder  roter  Spirituslack,  Brand- 
marke: »M.  Nicolas«. 

Nicolas,  Thomas.  —  Genf.   1808.   1810 

Wahrscheinlich  zur  Mirecourter  Familie  gehörig;  seine 
Arbeit  ist  ohne  Kunstwert. 

Nicolas  de  Bordeaux  s.  Vaillant 

Nicoll,  J.  — 1898 

Englischer  Geigenmacher,  dessen  Violinen  dadurch  ein 
gewisses  Interesse  erregten,  daß  er  sie  aus  dem  Holze 
der  Aned  L.  Kirche  von  Kirriemuir  machte,  die  durch 
J.  M.  Barrels  Novelle  »The  Little  Minister«  in  weite- 
ren Kreisen  bekannt  wurde, 

Niedt,  Karl  — Würzburg.  Geb.  17.  Dez.  1872 
in  Schweinfurt  a.  M.  als  Sohn  eines  Blech- 
instrumentenmachers 

Schüler  von  Ernst  Friedr.  Reichel  in  Markneukirchen. 
Nach  seiner  von  1887 — 1897  währenden  Lehr-  und 
Wanderzeit  eröffnete  er  am  1 .  September  1 897  in  Würz- 
burg sein  eigenes  Geschäft  als  Geigenmacher.  Auf  Ver- 
langen kopiert  er  jeden  Meister,  arbeitete  aber  zuerst 
nach  einem  eigenen  Modell,  das  durch  starke  Schwei- 
fung in  der  Breite  und  breite  Brust  von  anderen  Mo- 
dellen abweicht,  später  nur  noch  nach  Stradivari 
und  Guarneri.  Anfangs  verwendete  er  mit  Vorliebe 
gelbroten  Bernsteinlack.  Besondere  Beachtung  finden 
seine  Nachahmungen  der  Lackierung  von  Lupot  und 
J.  B.  Vuillaume.  Seine  Arbeit  ist  sehr  sauber  und  der 
Ton  gut  und  gesangreich.  Er  erfand  auch  eine  neuartig 
übersponnene  G-Saite,  die  sehr  gelobt  wird. 
Geigenzettel :  Karl  Niedt  ;  Würzburg,  anno  ....  (ge- 
druckt). —  Karl  Niedt,  Geigenbauer  /  Würzburg  19  .  . 
(gedruckt)  und  Abb.  567. 

23 


354 


Nielsen  —  Nobili 


Nielsen,  Isak.  —  Norwegen.    Um  1700 

Schüler  von  Lars  Klark  in  Östersjö.  Er  gilt  als  der 
Schöpfer  der  sog.  »Hardangerfele«,  einer  Volksgeige, 
die  kleiner  als  die  Violine  ist,  mit  niedrigerem  Steg, 
kürzerem  Hals,  hochgewölbter  Decke  und  mitklingen- 
den Untersaiten.  Am  Wirbelkasten  findet  sich  gewöhn- 
lich ein  Drachenkopf.  Sein  Sohn  Tron  (Trond)  Isaksen 
(s.  d.)  war  sein  Nachfolger. 

Niemeyer,  Adalbert.  —  München.    1900 

Ein  Professor,  der  ein  einsaitiges,  der  singhalesischen 
zweisaitigen  »Venäva«  ähnliches  Streichmstrument  her- 
stellte, dessen  Korpus  eine  Kokosnuß  mit  einer  Trom- 
melfelldecke ist,  und  das  er  »Cococello«  nennt. 

Nier,   Cajetan,  arbeitet  als  Geigenmacher  in 

Watzkenreuth  bei  Fleissen 
Nigetti,  Francesco,  gen.  Cestinetti.  —  Florenz. 

1645.  t  1682 

Ein  Tonkünstler,  der  sich  auch  mit  dem  Anfertigen 
von  Saiten-  und  Tasteninstrumenten  beschäftigte  und 
u.  a.  das  von  ihm  Proteus  benannte  »Cembalo  omni- 
cordo«  erfand. 

Nigg,  Gottfried.  —  Füssen.   1741 

Er  stammte  aus  Gunzenberg  und  kommt  in  dem  Füs- 
sener Umlageregister  für  1741  als  Lautenmacher  vor. 

Nigg,  Sympert  I  (Koloman).  —  Füssen.   Geb. 

14.  Okt.  1702,  t  30.  Okt.  1759 

Sohn  des  Bierbrauers  (cerevisianus)  Magnus  N.  und 
seiner  Frau  Sabina.  In  den  Umlageregistern  für  1737 
wird  er  mit  einem  fünfjährigen  Sohne  Hans  Michael 
und  einem  dreijährigen  Sohne  Thomas  aufgeführt.  In 
der  Sterbematrikel  wird  er  als  testudmanus  bezeichnet. 
Er  darf  nicht  mit  Sympert  Niggell  verwechselt  werden. 

Nigg,  Sympert  II.  —  Füssen.   1774 

Vielleicht  der  jüngste  Sohn  von  Sympert  1  N.  Er  wird 
in  den  Steuerlisten  für  das  Jahr  1774  genannt.  Arbeiten 
von  ihm  mit  handschriftlichen  Zetteln  sollen  durch 
fremde  Hinzufügung  des  Buchstaben  1  als  Werke  von 
Sympert  Niggell  (Niggl)  ausgegeben  werden. 

Nigg,  Thomas.  —  Füssen.  Geb.  18.  Dez.  1 733, 

t  nach  1 774 

Sohn  von  Sympert  I  (Koloman)  N.  und  dessen  Frau 
Maria  Anna.  In  den  Füssener  Steuerlisten  für  1774 
wird  er  als  vierzigjähriger  Lautenmacher  aufgezählt. 

Niggell,  Sympert.  —  Füssen^).   Geb.  14.  April 
1710  in  Schwangau,  t  17.Juh  1785 

Sohn  des  Matthäus  N.  und  seiner  Frau  Regina.  Als 
»cheliferarius  de  Schwangau«  heiratete  er  am  26.  Sep- 
tember 1740  die  Maria  Regina  Ott  (gest.  19.  Mai  1784). 
Der  bedeutendste  Füssener  Meister  des  18.  Jahrhun- 
derts. Sein  Todeseintrag  lautet:  »Sympertus  Niggl  vi- 


')  Wenn  Hart  ihn  nach  Paris  versetzt,  muß  wohl  ein 
Lesefehler  die  Schuld  tragen. 


duus  obiit  17.  Vll.  1785  chelificum  facile  celebernmus, 
vir  sancte,  simplex  et  rectus.«  Seine  Arbeit  hält  zwi- 
schen Stainer  und  Alban  ungefähr  die  Mitte.  Seine 
Geigen  sind  sorgfältig  durchgeführt,  die  Wölbung  nicht 
allzu  hoch,  das  Holz  recht  gut ;  nur  der  Lack  (von  hell- 
roter, rotbrauner  oder  auch  schwarzbrauner  Farbe)  ist 
etwas  spröde  und  springt  leicht  ab.  In  der  staatl.  Samm- 
lung alter  Musikinstrumente  in  Berlin  ist  eine  aus  der 
Sammlung  Snoeck  stammende  14saitige  Viola  d  amore 
von  ihm,  mit  einem  hübsch  geschnitzten,  eine  For- 
tuna darstellenden  Köpfchen  am  Wirbelkasten  (Nr. 
499).  Ein  Violoncello  von  ihm  aus  dem  Jahre  1 750  be- 
sitzt W.  Heyers  Musikhist.  Museum  in  Köln.  Einige 
seiner  Geigen  tragen  außer  seinem  Zettel  im  Innern 
auch  die  Brandmarke  Nr.  73. 

Geigenzettel:  Sympertus  Niggell  /  Lauten-  und  / 
Geigen-Macher  in  Füssen  /  1750  (gedruckt)  und 
Abb.  562. 

Niggl,  Korbinian.  —  Braunau.    1849 

Wahrscheinlich  zur  Füssener  Familie  gehörig  oder  ein 
Sohn  von  Seb.  Nicki.  Seine  Arbeit  ist  mittelmäßig. 
Geigenzettel:  Korb.  Niggl  bürgl.  Geigen-  /  macher  in 
Braunau  1849  (gedruckt). 

Nigl  s.  Nicki 

Nigout.  —  Jenzat  (Allier).   1863 
Schüler  von  Pajot ;  macht  Bauernleiern. 

Niklas  s.  Niclas 

Nilssen  s.  Nielsen 

Nllsson,  N.  —  Malmö.    Geb.  1842 

Ein  geschickter  schwedischer  Geigenmacher  der  Gegen- 
A-art,  der  1897  in  Malmö  recht  gute  Arbeiten  ausgestellt 
hatte.  Er  ist  auch  in  der  Wiederherstellung  alter  In- 
strumente recht  tüchtig;  mehrere  Arbeiten  von  ihm 
besitzt  das  Musikhistorische  Museum  in  Stockholm. 

Nisbet,  William.  —  Lint  Mill,  Prestonkirk. 
Geb.  3.  Jan.  1828  in  Stenton 
Er  hat  sich  in  vielen  Berufen  versucht  und  über  100 
Violinen,  zuerst  frei  nach  Maggini,  später  nach  einem 
eigenen,  an  Nicolas  Amati  erinnernden  Modell  ge- 
macht. Er  nahm  gutes  Holz  und  einen  braunen  Spiritus- 
lack. 1886  erhielt  er  für  seine  Geigen  auf  der  Ausstel- 
lung in  Edinburgh  zwei  Bronzemedaillen.  Er  schrieb 
seinen  Namen  mit  einem  harten  Bleistift,  der  ins  Holz 
dringt,  auf  die  Innenseite  des  Bodens.  Meredith- 
Morris  widmete  ihm  einen  Aufsatz  in  »The  Strad« 
1899,  Nr.  130. 
Geigenzettel:  W-"  Nisbet  /  Lint  Mill  /  1890  (geschr.). 

Nisle,  David. —  1799 

Beifolgenden  Reparaturzettel  ohne  Ortsangabe  fand  ich 
in  einer  Geige :  Reparirt  von  David  Nisle  /  Musicus 
und   Instrumentenmacher  /  Anno  1799  (gedruckt). 

Nobili,  Antonio  Francesco.  —  Florenz.  1693 
Ein  Lautenmacher,  den  ich  bisher  nur  bei  Valdrighi 
(2247)  erwähnt  gefunden  habe. 


Nobitschek  —  Norris 


355 


Nobitschek,  Bruno  W.  —  Innsbruck.  1920 
Bruder  von  Oskar  N.  und  wie  dieser  ein  geschickter 
Geigenbauer  und  Reparateur. 

Geigenzettel:  Bruno  W.  Nobitschek  /  Geigenbauer, 
Innsbruck   192  .  (gedruckt). 

Nobitschek,  Josef.  —  Preßnitz  i.  B.  (an  der 

sächsischen  Grenze).   1880.   1895 

Ein    Instrumentenmacher,   der   hauptsächlich   allerlei 

Reparaturen  ausführte. 

Nobitschek,  Oskar.  —  Innsbruck.  Geb.  2.  Mai 
1881  in  Preßnitz  i.  B. 

Sohn  und  Schüler  von  Josef  N.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  bei  O.  Möckel  und  Friedel  in  Berlin  und  machte 
sich  1906  in  Innsbruck  selbständig.  Seine  Geigen  sind 
sehr  sauber  ausgeführt  und  klingen  vortrefllich.  Im 
Jahre  1906  erhielt  er  in  Rom  die  goldene  Medaille, 
und  seitdem  noch  andere  Anerkennungen. 

Noble,  Hugh.  —  Dundee.  Geb.  22.  Jan.  1849 
in  Banchory 

Ein  Liebhaber,  der  etwa  ein  Dutzend  recht  guter  Vio- 

hnen  gemacht  hat. 

Geigenzettel:  Hugh  Noble  /  Dundee  /  1895  (geschr.). 

Noder-Hans  s.  Joh.  Neuner 
Noebe^),  Louis.  —  Homburg  v.  d.  H.    Geb. 
1844  in  Mecklenburg-Schwerin 

Von  Hause  aus  Musiker,  begründete  er  1865  ein  Gei- 
genmachergeschäft,  das  sich  emes  guten  Rufs  erfreut. 
Mehrere  von  ihm  gemachte  Erfindungen,  so  ein  »In- 
duktionsbalken«, scheinen  sich  nicht  dauernd  bewährt 
zu  haben. 

Noel,  Fran^ois.  —  Mirecourt.  Geb.  nach  1 750, 
t  1786 

Arbeiten  von  ihm  sind  bis  jetzt  noch  nicht  bekannt 
geworden.  Im  Jahre  1789  kommt  auch  ein  Nicolas  Noel 
als  Luthier  vor. 

Nölck,  Joachim  Friedrich.  -  Lübeck.  1 799. 1 802 

Er  erwarb  i  799  als  Instrumenten-,  Orgel-  und  Klavier- 
macher das  Bürgerrecht.  1802  am  19.  Juni  kündigt  er 
in  den  Lüb.  Anz.  an  :>>...  zugleich  empfehle  ich  mich 
mit  Verfertigung  aller  anderen  Arten  von  Orgeln  und 
Saiteninstrumenten  wie  auch  Stimmen  derselben.«  Er 
ward  später  Sargträger  an  St.  Petn,  machte  aber  auch 
als  solcher  noch  Orgeln. 

Nona,  Francesco  della.  —  Rom.    1610.    1612 

Trotz  des  italienisch  klingenden  Namens  wird  er  als 
Franzose  bezeichnet  und  war  vorzugsweise  Klavizim- 
belmacher.  Eine  Theorbe  mit  reichgeschnitztem  Hals 
mit  seinem  Namen  soll  Fürst  Yussupow  besessen 
haben. 


^)  1 796  lebte  in  Dresden  ein  Harmonikamacher  glei- 
chen Namens,  der  als  Verbesserer  der  Stahlharmonika 
bekannt  wurde. 


Nonemacher,  Christian.  —  ?    1737 

Eine  deutsche  Pandurina  (Diskantlaute)  mit  diesem 
(vielleicht  falsch  gelesenen)  Namen  aus  dem  Besitze 
T.  W.  Taphouses  war  in  der  Londoner  Music  Loan 
Exhibltion  1 904  ausgestellt.  (In  Prag  gab  es  im  18.  Jahr- 
hundert eine  Tischlerfamilie  namens  Nonnenmacher.) 

Norberg,  J.  —  Torpshammer,  Vesternorrlands 
län,  Schweden.   1897 

Von  Beruf  Photograph,  macht  er  »Hausfleiß-Violen 
und  -Gitarren«  und  hat  solche  1897  In  Stockholm  aus- 
gestellt. 

Norborn  (Nordborn),  John.  —  London.    1723 
Sichere  Arbeiten  von  ihm  kennt  man  nicht. 

Norman,  Barak.  —  London.    Geb.  um  1678, 

t  1740 

Wahrscheinlich  ein  Schüler  von  Th.  Urquhart,  an  den 
seine  frühesten  Arbeiten  erinnern.  Einer  der  berühm- 
testen Geigen-  und  Lautenmacher  der  altenglischen 
Schule,  dessen  Violen,  Theorben  und  Lauten  usw.  die 
Hand  eines  Meisters  verraten.  Im  Jahre  1713  war  er 
mit  Nathanlel  Groß  verbunden.  Er  wählte  feines  Holz, 
der  Lack  ist  gut,  nur  etwas  dunkel,  und  seine  Geigen- 
Instrumente  haben  manche  Verwandtschaft  mit  denen 
der  Brescianer  Schule.  Außer  seinem  Zettel  findet  man 
manchmal  auch  sein  Monogramm  an  der  Außenseite 
des  Bodens.  Er  soll  der  erste  Engländer  gewesen  sein, 
der  ein  Violoncello  gemacht  hat.  Violinen  von  ihm 
kommen  äußerst  selten  vor.  Drei  Baßviolen  waren  1872 
im  South  Kens.  Mus.  ausgestellt.  Die  F-Löcher  in 
seinen  Altviolen  zeigen  noch  die  alte  Schlangenform. 
Er  hielt  darauf,  daß  nur  die  Arbeiten,  die  er  allein  ge- 
macht hatte,  seinen  Namen  trugen,  oder  bemerkte 
ausdrücklich,  welche  Teile  von  ihm  herrührten.  Eine 
Baßviola  im  Pariser  Konservatorium  (Nr.  173)  dürfte 
von  ihm  gemacht  sein.  Eine  Violine  aus  dem  Jahre 
1719  besitzt  J.  T.  Chapman.  Eine  Viola  da  Gamba  von 
sorgfältiger  Arbelt,  hübsch  eingelegt,  befindet  sich  in 
Berlin,  stsatl.  Samml.  Nr.  826.  Eine  andere  mit  der  aller- 
dings zweifelhaften  Jahreszahl  1692  besitzt  das  Donald- 
son-Museum  (Royal  College  of  Music)  in  London,  eine 
gleiche  von  1698  W.  C.  Hill  &  Sons  in  London.  Eine 
Baßviola  von  1711  besitzt  Alfred  Keil  In  Lissabon. 
Viele  seiner  Gamben  sind  jetzt  in  Violoncelli  umgebaut, 
doch  gibt  es  auch  Violoncelli,  die  er  selbst  als  solche 
gemacht  hat. 
Geigenzettel:  .Abb.  569  und  570. 

Norris,   John.   —   London.     Geb.    um    1739, 

t  1818 

Schüler  von  Thomas  Smith.  Er  verband  sich  ursprüng- 
lich mit  Rob.  Barnes  und  betrieb  mit  diesem  einen 
ziemlich  ausgedehnten  Geigenhandel ;  über  seine  eigene 
Geschicklichkeit  läßt  sich  nicht  viel  sagen,  da  fast  alle 
mit  der  Firma  Norris  &  Barnes  versehenen  Instru- 
mente von  anderen  Gelgenmachern,  die  in  ihrem  .Auf- 
trag arbeiteten,  gemacht  sind. 

Geigenzettel :  Made  by  Norris  and  Barnes  /  Violin  Vio- 
lincello and  Bow  Makers  /  To  Their  Majestles  /  Co- 
ventry  Street,  London  (gedruckt). 

23* 


356 


Novello    -    NiirnberE;er 


Novello,  Marco.  —  Venedig.    1720 

Da  nur  sehr  selten  Gelgen  von  ihm  vorkommen,  wird 
er  meist  mit  Marc  Antonio  N.  verwechselt,  doch  unter- 
scheidet sich  seine  Arbeit  sowohl  im  Stil  als  auch  in 
der  Ausführung  von  den  Werken  des  letzteren. 

Geigenzettel:  Marcus  Novello  fecit  Venetia  1720  (ge- 
druckt). 

Novello,  Marco  Antonio.  —  Venedig.     1780. 

1795 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  des  Marco;  Bruder  von  Pietro 
Val.  N.,  mit  dem  er  längere  Zeit  eine  gemeinschaftliche 
Werkstätte  besaß. 

Novello,  Pietro  Valentlno.  —  Venedig.    1790. 

1800 

Schüler  von  Anselm  Bellosio  und  wie  dieser  emer  der 
besseren  Geigenmacher  in  der  Zeit  des  allmählichen 
Verfalls  der  Venezianer  Schule.  Seine  Zeit  schon  in  die 
dreißiger  Jahre  zu  setzen,  wie  mehrfach  geschieht,  ist 
nicht  angängig. 

Geigenzettel :  Abb.  565. 

Noverci  (Noversi),  Cosimo.  —  Florenz.  1662 
Sohn  des  Giovanni  N.  Ein  Lautenmacher,  der  mehr- 
fach erwähnt  wird,  von  dem  sich  jedoch  bis  jetzt  keine 
Arbeiten  nachweisen  ließen. 

Nowicki,  Sigismund  Paul.  —  Minsk.    1857 
Ist  mir  nur  als  Reparateur  bekannt  geworden. 

Nowy,  Franz.  —  Wien.   1910 

Schüler  seines  Vaters  Michael  N.  Er  macht  namentlich 
schöne  Zithern  und  Gitarren. 

Nowy,  Michael.  —  Wien.    1900.    1910 

Sciiüler  von  Kiendl,  ein  tüchtiger  Gitarren-  und 
Zithernmacher. 

Nürnberger,     Adolph.     —     Markneukirchen. 

1890.  1900 

Neffe  von  Christoph  Nürnberger.  Ein  guter  Bogen- 
macher,  der  längere  Zeit  bei  Chr.  Süß  als  Gehilfe  be- 
schäftigt war  und  bei  diesem  eine  strenge  Schule  durch- 
gemacht hat. 

Nürnberger,    C.    —   Markneukirchen.     1904. 

1905 

Zwei  bemerkenswert  sauber  gearbeitete  Violinen,  die 
diesen  Namen  trugen,  wurden  mir  gezeigt. 

Nürnberger,  Franz  Albert  I.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  18.  Aug.  1826, 1 20.  Mai  1895 

Sohn  von  Karl  Gottlob  N.,  Schüler  von  W.  Bausch; 
ein  sehr  tüchtiger,  weitbekannter  Bogenmacher,  Grün- 
der der  Bogenmacherinnung  in  Markneukirchen,  deren 
erster  Obermeister  er  25  Jahre  lang  war. 


Nürnberger,  Franz  Albert  II.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  24.  April  1854 

Sohn  und  Schüler  von  Franz  Alb.  1.  Er  begründete 
1880  seine  Werkstatt  und  ist  gegenwärtig  einer  der  her- 
vorragendsten Bogenmacher  Deutschlands.  Er  arbeitet 
nach  J.  B.  Vuillaume,  Tourte,  Voirin  und  Tubbs,  und 
seine  Bogen  sind  den  besten  französischen  ebenbürtig. 
Sie  tragen  den  Stempel:  »Albert  Nürnberger«.  Er  be- 
sitzt eine  große  Zahl  von  Auszeichnungen  und  Medaillen 
und  arbeitet  für  die  ersten  Geiger  des  In-  und  Aus- 
landes. Es  ist  bekannt,  daß  August  Riechers  bis  an  sein 
Lebensende  seine  besten  Bogen  ausschließlich  von  Fr. 
Alb.  N.  bezog. 

Nürnberger,  H.  Robert.  —  Markneukirchen. 
Geb.  29.  Juli  1862  zu  Markneukirchen 

Sohn  von  Franz  Albert  N.  Kam  1876  zu  Karl  Pfretzsch- 
ner  in  die  Lehre  und  arbeitete  dann  als  Gehilfe  bei 
Th.  Heberlein  und  bei  Riechers  in  Berlin.  Nach  seiner 
Militärdienstzeit  machte  er  sich  selbständig  und  gilt 
als  tüchtiger  Meister. 

Nürnberger,  Johann  Adam.  —  Klingenthal, 
(Mark)Neukirchen.  Geb.  1727  in  Klingen- 
thal, t  8.  Aug.  1809  in  Markneukirchen 

Schüler  von  Joh.  Christian  Uebel.  Ein  tüchtiger  Gei- 
genmacher. Sein  Vater  soll  aus  Wunsiedel  in  Bayern 
der  Religion  halber  ausgewandert  sein  und  sich  in 
Hohendorf  bei  Brarnbach  angesiedelt  haben.  Joh.  Adam 
N.  kam  erst  in  reiferen  Jahren  nach  Markneukirchen, 
wo  er  das  Bürgerrecht  erwarb  und  am  26.  Januar  1761 
als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen  wurde.  Er  ist 
der  Stammvater  der  heute  noch  in  Markneukirchen 
blühenden  Familie  Nürnberger  und  war  mit  der  jüng- 
sten Tochter  von  Johann  I  Reichel  verheiratet.  Er  er- 
reichte ein  Alter  von  81  Jahren  1 1  Monaten  und  4  Tagen. 

Nürnberger,  Johann  Christoph.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  30.  März  1839,  f  28.  Nov. 
1899 

Einer  der  besseren  Bogenmacher  Markneukirchens,  der 
fünf  Jahre  bei  J.  B.  Vuillaume  in  Paris  gearbeitet  hat.  — 
Sein  Sohn,  der  Gastwirt  ist,  betreibt  das  Bogenmachen 
nur  im  Nebengewerbe. 

Nürnberger,  Johann  Georg.  —  (Mark)Neu- 
kirchen,  Pausa.   Geb.  19.  Aug.  1763,  f  1829 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Adam  N.  Er  soll  mit 
seinen  im  Winter  angefertigten  Geigen  viel  auf  Märk- 
ten herumgezogen  sein  und  ließ  sich  schließlich  in 
Pausa  bei  Plauen  nieder,  kehrte  aber  vor  seinem  Tode 
wieder  in  seine  Heimat  zurück. 

Nürnberger,  Karl  Albert.  —  Markneukirchen 

Zweiter  Sohn  von  Franz  Alb.  II  N.  Ein  sehr  ge- 
schickter Bogenmacher,  der  ganz  in  die  Fußstapfen 
seines  Vaters  tritt  und  sich  1908  selbständig  gemacht 
hat. 


Nürnberger  —  Obici 


357 


Nürnberger,  Karl  Gottlob.  —  (Mark)Neu- 
kirchen.  Geb.  17.  Okt.  1793,  f  12.  Aug.  1868 
Sohn  von  Johann  Georg  N.  Er  war  ursprünglich  ge- 
lernter Geigenmacher  (Schüler  seines  Vaters),  verlegte 
sich  aber  schon  seit  seinem  18.  Jahre  ganz  auf  das  Bo- 
genmachen,  das  er  bei  Christ.  Friedr.  Knopf  erlernte. 
Er  war  sehr  geschickt  und  namentlich  wegen  seiner 
guten  Kontrabaßbogen  geschätzt.  Er  begründete  Im 
Jahre  1824  sein  Geschäft,  das  in  seinem  Enkel  und 
seinen  Urenkeln  fortblüht. 

Nürnberger,  Philipp  Paul.  —  Markneukirchen. 
Geb.  29.  Jan.  1882 

Erster  Sohn  von  Franz  Alb.  II  N.  Er  ist  seit  1897  als 
Bogenmacher  selbständig  und  macht  seinem  Vater  und 
Lehrer  alle  Ehre. 

Nunez,  Francisco.  —  Buenos-Aires 

Gitarrenmacher  der  Gegenwart. 

Nunez  (Nufies),  Octaviano  Joäo.  —  Lissa- 
bon (?),  Madeira,  Funchal  (?) 

Portugiesischer  Gitarren-  und  Mandolinenmacher  des 
19.  Jahrhunderts.  Nach  Valdrighi  war  er  in  Lissabon 
ansässig,  G.  Kinsky  vermutet  in  Funchal,  auf  dem 
Zettel  liest  man  nur  Madeira.  Eine  zierliche  portugie- 
sische Gitarre  von  ihm  ist  in  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln. 

Nyberg,   Hans  Severln.  —  Örkeljunga.    1760 

Wenn  Lector  Daniel  Feyelund  richtig  liest,  der  Name 

des  Verfertigers  einer  kleinen  Viola  d'amore  im  Nord. 

Museum  in  Stockholm. 

Geigenzettd :  Hans  Severin  Nyberg      uti  Örkeljunga 

1760. 

Nyström,Carl  Magnus.  —  Stockholm.  1 757. 1 762 

Er  erhielt  zwar  Im  Jahre  1 757  das  Privilegium  als  Gei- 
gen- und  Lautenmacher,  war  aber  gleichzeitig  Gewürz- 
krämer und  scheint  nur  als  solcher  .Absatz  gehabt  zu 
haben.  Arbeiten  von  ihm  kennt  man  nicht. 


Obbo,  Marco  I.  — Neapel.   1712.   1727 

Im  Jahre  1727  wohnte  er  seiner  .Angabe  nach  in  der 
Strada  dalla  fills.  Über  dem  zweiten  o  seines  Namens 
findet  sich  das  sonst  als  .Abkürzungszeichen  bekannte 
Häkchen  -,  so  daß  man  fast  annehmen  könnte,  daß 
der  Name  eigentlich  länger  gewesen  sei.  Es  gibt  viele 
Gelgen  mit  diesem  Namen,  die  weder  in  der  Arbeit 
noch  im  Lack,  der  sehr  trübe  erscheint,  hervorragend 
sind.  Vereinzelt  aber  kommen  doch  bessere  Arbeiten 
von  Ihm  vor;  so  besaß  Dir.  Paul  Müller  in  St.  Gallen 
eine  recht  gute  Violine  von  schönem  Holz,  mit  durch- 
sichtigem, orangegelbem  Lack;  das  Modell  erinnerte 
an  Stradivarl,  der  Ton  war  voll  und  weittragend. 
Geigenzettel :  Marcus  Obbo.  Napoli  1712  (geschrieben). 

Obbo,  Marco  II.  —  Neapel.   1803 

Vielleicht  ein  Sohn  oder  Enkel  von  Marc  I  Obbo.  Er 
scheint  nur  Gjtarren  und   Mandoljnen  gemacht   zu 


haben.  Eine  Gitarre  von  Ihm  aus  dem  Jahre  1803,  reich 
mit  Elfenbein  und  Perlmutter  verziert,  besitzt  C.  Stoe- 
ber  in  Würzburg. 

Geigenzettel:  Marcus  Obbo  fecit  /  Strada  S.  Ferdi- 
nando  n.  56  /  Neap.  Anno  1803  (gedruckt). 

Oberkirsch,  Johann  Karl.  —  Rhodt  b.  Landau 
(Pfalz).  Geb.  20.  April  1800  zu  Mühlheim 
(Rheinpfalz),  f  nach  1850 

Er  war  Schneider  und  Musiker  und  spielte  mit  einer 
kleinen  Kapelle  bei  allen  vorkommenden  Gelegenheiten. 
Nebenbei  betrieb  er  auch  die  Geigenmacherei  und  war 
als  Reparateur  nicht  ungeschickt.  Seine  neuen  Gelgen 
dagegen  lassen  In  allen  Teilen  die  ungeschulte  Hand 
erkennen.  —  Er  soll  In  der  Mitte  des  19.  Jahrhunderts 
mit  seiner  ganzen  Familie  nach  .Amerika  ausgewan- 
dert sein. 

Gelgenzettel :  Gemacht  von  Carl  /  Oberkirsch  In  Rhodt/ 
bei  Landau  1842  (geschrieben). 

Obermaier,  Alexander.  —  Lübeck.  Geb. 
14.  April  1872  in  Dresden 

.Als  Techniker  vorgebildet,  führte  ihn  seine  Liebe  zur 
Musik  an  das  Dresdener  Konservatorium.  Nach  Voll- 
endung seiner  Ausbildung  ging  er  zur  Bühne  und 
wirkte  als  Sänger  in  mehreren  großen  deutschen 
Städten,  war  längere  Zelt  in  Riga  und  ging  von  da 
nach  Nordamerika  und  Mexiko,  wo  er  jedoch  als  In- 
genieur tätig  war  Da  er  trotz  günstiger  geschäft- 
licher Erfolge  in  diesem  Berufe  keine  Befriedigung 
fand,  kehrte  er  nach  Deutschland  zurück  und  wurde 
von  Berlin  an  das  Lübecker  Stadttheater  berufen.  Hier 
begann  er  im  Jahre  1914  seine  erste  Laute  zu  bauen  und 
brachte  es  durch  eifriges  Selbststudium  und  fortge- 
setzte Übung  zu  großer  Geschicklichkeit.  Er  baut  seine 
Lauten  In  allen  Teilen  von  Grund  auf  selbst  und  erzielt 
einen  bemerkenswert  schönen  Ton. 

Obici  (Opici,  Obizi),  Bartolomeo  I.  —  Verona. 

1665.  1685 

Seiner  Arbelt  nach  gehört  er  der  Brescianer  Schule  an. 
Sein  Modell  Ist  grof5,  der  Lack  gelb  und  der  Ton  recht 
gut,  so  daß  Gelgen  von  Ihm  unter  10000  M.  kaum  zu 
haben  sind,  doch  kommen  sie  sehr  selten  vor. 

Gelgenzettel :  .Abb.  589. 

Obici,  Bartolomeo  II. —  Verona.    1750.    1755 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Bartol.  1. 0 .  Auch  er  hält  sich  zur 
Brescianer  Schule  und  ahmt  das  Magglnimodell  in 
freier  Weise  nach,  das  er  in  schlankere  Form  bringt. 
Sein  Lack  ist  dunkelgelbbraun.  Bei  der  Holzwahl  legte 
er  größeren  Wert  auf  tonliche  Eigenschaften  als  auf 
die  Schönheit  und  erzielte  stets  einen  großen  edlen  Ton. 
Er  schreibt  seinen  Namen  ObiZi^). 


')  Ein  E.  D.  Obizi  (Obizzi)  gab  heraus:  Le  poesle 
liriche.  Divise  in  libri  cinque  cloe  II  mirto,  II  lauro,  II 
clpresso,  la  palma  e'l  sambuco.  4.  Impr.  Padova  per  G.  B, 
Pasquati  1660,  16,  Mit  Titelkpfr. 


358 


Obici  —  Öhberg 


Obici,  Prospero.  —  Marano  sul  Parano  (Mo- 
dena).    1880 

Wahrscheinlich  ein  Nachkomme  der  Veroneser  Mei- 
ster gleichen  Familiennamens.  Er  machte  Geigen  und 
Gitarren,  die  im  ganzen  nicht  schlecht  genannt  werden 
können. 

Obizzi,  Marchese  Tommaso  Degli.  —  Padua. 
1769 

Daß  sich  der  Gründer  der  berühmten  Estensischen 
Sammlung  gelegentlich  auch  als  Reparateur  versucht 
hat,  beweist  die  Inschrift  einer  Violine  in  der  Samm- 
lung alter  Musikinstrumente  des  Kunsthist.  Museums 
in  Wien :  Tommaso  Degli  Obizzi  ristaurai  adi  3.  Giugno 
1769,  inPadova. 

Obrecht,  M.  —  Kolmar.   1819 

Er  scheint  nur  vorübergehend  in  Kolmar  ansässig  ge- 
wesen zu  sein,  da  sein  Name  in  den  Kolmarer  Stadt- 
akten nicht  vorkommt. 

Geigenzettel:  Repare  /  par  M.  Obrecht  reparateur  / 
ä  Colmar  /  1819  (geschrieben). 

Odani,  Giuseppe  Morello.  —  Neapel.    1738 

Andere  nennen  ihn  kurzweg  Giuseppe  Morelli;  wenn 
Vidal  seinen  Zettel  richtig  gelesen  hat,  dann  hieß  er 
jedoch  G.  M.  Odani.  Seine  Arbeit  ist  gut,  sein  Lack 
rotbraun,  manchmal  fast  schwarz. 

Geigenzettel :  Giuseppe  Morello  Odani  /  in  Napoli  1 738 
(gedruckt). 

Oddone,  Carlo  Giuseppe.  —  Turin.  Geb.  1866 
in  Turin 

Schüler  von  Gioffredo  Rinaldi,  bei  dem  er  von  1889 
bis  1899  arbeitete,  und  von  F.  W.  Chanot,  bei  dem  er 
zwei  Jahre  blieb.  Im  Jahre  1901  ging  er  von  England 
in  seine  Heimat  zurück  und  eröffnete  seine  eigene 
Werkstatt.  Er  verfertigt  gute  Kopien  nach  Stradivari 
und  Guarneri  und  bedient  sich  dabei  derselben  Mo- 
delle, die  auch  G.  Rocca  in  seiner  besten  Zeit  benützte. 
Sem  Lack  ist  fett  und  meistens  von  dunkelroter  Farbe. 
Er  gilt  als  einer  der  besten  italienischen  Geigenmacher 
der  Gegenwart.  Auf  der  Turiner  Ausstellung  1911  war 
er  gut  vertreten. 

Odoardi  (Odoardo),  Antonio,  gen.  II  Lanaro.  — 
Ascoli.    19.  Jahrhundert 

Neffe  von  Giuseppe  »Villano  d'Ascoli«.  Seine  Geigen 
sind  mittelmäßig.  —  Auch  sein  Sohn  ist  Geigenmacher 
geworden. 

Odoardi  (Oduardi),  Giuseppe.  —  Ascoli 
(Piceno),  gen.  il  villano  d'Ascoli.  Geb.  am 
6.  April  1 746  in  Poggio  di  Bretta,  f  um  1 786 

Sohn  des  Antonio  Odoardi,  der  ein  vielseitiger  Dilet- 
tant war.  Odoardis  Geburtszeit  wird  meist  um  ein  Jahr- 
hundert zu  früh  angegeben,  wozu  vielleicht  der  Um- 
stand verführte,  daß  er  gerne  eine  fast  an  Stainer  er- 


innernde hohe  Wölbung  nahm.  Galeazzi  erzählt  (1791) 
von  ihm,  daß  er  ein  Bauer  gewesen  sei,  ohne  Lehrer 
sich  zu  einem  trefflichen  Geigenmacher  ausgebildet 
und  an  200  Geigen  gemacht  habe,  aber  schon  mit  etwa 
28  Jahren  gestorben  sei,  was  offenbar  unrichtig  ist. 
Valdrighi  fand  eine  Violine  von  ihm  von  1784  mit  der 
Nr.  149,  die  aber  durchaus  nicht  außergewöhnlich  gut 
war.  Andere  Arbeiten  von  ihm  stehen  unter  dem  Ein- 
fluß von  Mariani  und  Sacchini.  Sein  Patron  ist  von 
mittlerer  Größe  und  erinnert  an  Montagnana.  Der  Ton 
ist  meist  nur  klein,  aber  einschmeichelnd.  Der  Lack  ist 
gelbbraun  oder  auch  dunkelbraun.  Er  machte  Ver- 
suche mit  verschiedenen  Hölzern.  Da  er  in  der  letzten 
Zeit  gerne  das  Holz  der  Platane  verarbeitete,  das  be- 
kanntlich nur  von  geringer  Dauer  ist,  sind  seine  Geigen 
jetzt  selten  geworden.  Trotzdem  oder  gerade  deshalb 
wird  sein  Name  gern  mißbraucht  und  in  allerlei  alten 
Geigen  eingeklebt. 

Geigenzettel:  Joseph  Odoardi,  filius  Antonii,  /  fecit 
prope  Asculum  1784.  Opus  /  No  149  (gedruckt).  — 
Joseph  Odoardi  fecit  in  Piceno  /  prope  Asculum  An. 
1785.  /  De  ligno  Platano  (gedruckt). 

Öberg,  Carl.  —  Stockholm.   1814.   1821 

Schüler  von  Johan  lerner,  als  dessen  Lehrling  er  von 
1814  an  nachzuweisen  ist.  Er  scheint  später  Artillerist 
geworden  zu  sein,  wird  aber  noch  im  Jahre  1821  als 
Instrumentenmacher  bezeichnet. 

Oeberg,  S.  A.  —  Stockholm.   1895.    1898 

Ein  Tischler,  der  auch  Geigen  gemacht  und  geflickt  hat. 


Öhberg,  Johan   I.   —   Stockholm. 
1723,  t  14.  Sept.  1779 


Geb. 


um 


Unstreitig  der  beste  schwedische  Geigenmacher  des 
18.  Jahrhunderts.  Er  erhielt  im  Jahre  1758  die  Zulas- 
sung als  Musikinstrumentenmacher,  und  war  mit  Ca- 
tharina  Bjurholm  (f  1764)  verheiratet.  Man  trifft 
sehr  häufig  sehr  schöne  Instrumente,  zumeist  Violon- 
celli, von  ihm  an,  und  man  muß  sich  unwillkürlich  fra- 
gen, woher  hat  er  die  Form  und  woher  das  schöne 
Holz?^)  Es  kommen  freilich  auch  recht  armselig  aus- 
geführte Geigen  ohne  Einlage  usw.  von  ihm  vor,  die 
er  übrigens  selbst  als  »geringere  Sorte*  bezeichnete  und 
jedenfalls  sehr  billig  verkaufte.  Im  allgemeinen  ließ  er 
die  Decke  fast  ohne  Hohlkehle  zum  Rand  verlaufen  und 
bevorzugte  schmale  Zargen  und  eine  hohe  Wölbung, 
die  auf  das  Stainermodell  zurückgeht.  Sein  Lack  ist 
gelb  oder  dunkelbraun.  In  seinen  besseren  Arbeiten 
brachte  er  außer  seinem  Zettel  die  drei  Kronen  des 
schwedischen  Wappens  und  darunter  die  Buchstaben 
I.  0.  B.  an.  In  seinem  letzten  Lebensjahre  wurde  sein 
Sohn  sein  Geschäftsteilhaber.  Arbeiten  von  ihm  be- 
sitzen die  Museen  in  Stockholm  und  Christiania.  Die 
Eigentümer  einer  stattlichen  Anzahl  von  Ohbergschen 
Geigen  und  Violoncelli  zählt  Hedvig  Boivie  in  ihrem 
mehrfach  erwähnten  Aufsatz  auf.  Sie  selbst  besitzt  ein 


^)  Frl.  Hedvig  Boivie  macht_  darauf  aufmerksam,  daß 
nach  J.  Ohbergs  Tode  ein  Schweizer  Handelsmann 
Jacob  Hemmerby  (Hemmerli?)  im  Kanton  Glarus  noch 
eine  Forderung  für  Geigenholz  an  ihn  hatte. 


Öhb 


erg 


Olrichs 


359 


gutes  Violoncello  von  ihm.  Eine  schwedische  Zither 
(Baßzither  mit  Hals,  mit  vier  doppelten  und  drei  ein- 
zelnen Saiten)  von  ihm  findet  sich  bei  Generalkonsul 
Claudius  in  Kopenhagen. 

Geigenzettel:  Abb.  572. 
Ohberg,  Johan   II.  —  Stockholm.    Geb.  um 

1753,  t  30.  Aug.  1781 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Joh.  I  O.  Er  wurde 
zum  Hofmstrumentenmacher  ernannt,  hatte  eine  sorg- 
fältige musikalische  Ausbildung  erhalten  und  war  Or- 
ganist an  der  großen  Kirche  (Slorkyrka).  Er  war  zweifel- 
los ein  sehr  begabter  und  vielseitiger  Instrumenten- 
macher. Für  ein  von  ihm  gebautes  neuartiges  Clavecin 
erhielt  er  die  goldene  Medaille  der  Musikalischen  Aka- 
demie. Er  war  auch  im  Begriff,  eine  Notendruckerei 
mit  Musikverlag  einzurichten,  doch  starb  er  schon 
kaum  drei  Jahre  nach  seinem  Vater  in  jungen  Jahren. 
Die  Geigenmacherei  scheint  er  etwas  vernachlässigt  zu 
haben,  denn  in  seinem  Nachlaß  fand  man  zwar  eine 
ganz  ansehnliche  Bibliothek,  aber  außer  zwei  besseren 
unfertigen  Violinen  nur  22  Geigen  geringster  Sorte, 
einige  Zithern  und  ein  großes  Klavier.  Er  scheint  die 
Zettel  seines  Vaters  weiter  benützt  zu  haben.  Sichere 
Arbeiten  seiner  Hand  sind  nicht  bekannt.  Seine  junge 
Witwe  Sarah  Christine,  geb.  Een,  scheint  die  Werk- 
statt nicht  fortgesetzt  zu  haben. 

Oehme,   Adam   Gottfried.   —    Freiberg   i.  S. 
Erste  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts 

Außer  Orgeln  und  klavierartigen  Instrumenten  hat  er 
auch  einige  Harfen  und  Gitarren  gemacht. 

Geigenzettel:  Adam  Gottfried  Oehme  Orgel-  /  und 
Instrumentenmacher  in  Freyberg  (gedruckt). 

Oeller,    Karl,    hat    eine    Musikinstrumenten- 
fabrik in  Salzburg 

Oelling,  Johann  Valentin.  —  Crawinkel.   Geb. 

30.  Mai  1822,  f  1899 

Ein  braver  Musikinstrumentenmacher,  dessen  Geigen 
weniger  durch  schöne  Form  als  durch  einen  verhältnis- 
mäßig guten  Ton  bemerkenswert  sind. 

Orlecke,  Heinrich  Christian.  —  Tangermünde. 
1829 

Er  wird  als  Instrumentenmacher  in  den  Magistrats- 
akten erwähnt  und  soll  mit  Geigen  gehandelt  haben,  wie 
auch  sein  (angeblicher)  Nachfolger  Jakob  Ferdinand 
Buchholtz,  der  noch  1847  vorkommt  und  nur  Händler 


Örnberg,  N.  —  Westeras.   1794 

In  einer  Vogtländer  Geige  im  Musikhistorischen  Mu- 
seum in  Stockholm  findet  sich  sein  Reparaturzettel. 

Ohlhaver,  Heinrich.  —  Hamburg.   1921 

Ein  Kaufmann,  der  sich  früher  nie  mit  dem  Geigenbau 
beschäftigt,  auch  nie  Geige  gespielt  hat,  dem  sich  aber 


auf  "okkultem  Weg«  Stradivaris  Geheimnis  enthüllte, 
so  daß  er  aus  jeder  Fabriksschachtelgeige  durch  sein 
Verfahren  ein  Konzertinstrument  von  Cremoneser 
Klangschönheit  machen  zu  können  behauptet.  Ein  vor 
großer  Öffentlichkeit  veranstaltetes  Vergleichspiel  in 
Berlin  hatte  unleugbaren  Erfolg.  Er  nennt  die  von  ihm 
behandelten  Instrumente  nach  seinem  rückwärts  ge- 
lesenen Namen  »Revalo-Geigen«. 

Olert    (auch     Uhlig,     Olrichges,     Ulrichsen) 
Albrecht  (Albert).  —  Lübeck.  1625.  f  1642 

Er  wird  als  »Lauten-  und  Violenmacher«  bezeichnet 
und  wohnte  am  Pferdemarkt.  Er  ließ  von  1633^1641 
vier  Kinder  taufen,  doch  war  er  kein  Bürger  und  hatte 
vom  Rat  nur  die  Erlaubnis  erhalten,  »dat  he  unsern 
Musikanten  eine  Bassvidell,  worahn  etwas  thobraken, 
mag  wieder  for  dicht  maken«,  während  er  sich  anderer 
Arbeiten  enthalten  solle.  Da  er  sich  hieran  nicht  kehrte, 
wurde  er  von  andern  Lautenmachem,  namentlich 
Caspar  Witte,  mehrfach  verklagt.  Nach  einem  Schrei- 
ben Dan.  Erichs  vom  7.  Oktober  1642  wird  er  >>als  für 
einem  halben  Jahre  mit  todt  abgangen«  bezeichnet. 
Erich  wurde  sein  Nachfolger.  —  Vgl.  Olrichs. 

Oliveira-Tavares,  Domingo  de,  lebt  als  Saiten- 
instrumentenmacher in  Rio  de  Janeiro 
Ohveri,  Feiice.  —  Turin.   1888.   1904 

Vielleicht  Sohn  eines  Vicenzo  O.,  der  gleichfalls 
Geigenmacher  gewesen  sein  soll. 

Ollivier,  lebt  als  »Luthier«  in  Aix 
Ollivo,  lebt  als  »Luthier«  in  Lorient 
Olmedo,  Miguel,  lebt  als  Saiteninstrumenten- 
macher in  Santa  Ana  (San  Salvador) 

Olmi,  Alberto.  —  Siena 

Ein  Mandolinenmacher  des  19.  Jahrhunderts,  der  vor- 
zugsweise die  Neapolitaner  nachahmte. 

Olofson,  Axel.  —  Olands  Stafby,  Upsala  län, 
Schweden.   1894 

Er  ist  Disponent  und  macht  als  Dilettant  Hausfleiß- 
Geigen,  von  denen  er  einige  1897  in  Stockholm  aus- 
gestellt hat. 

Olofson,  A.  J.  —  Gothenburg.   1896.   1897 

Ein  Dilettant,  der  einige  gute  Geigen  gemacht  und  1897 
in  Stockholm  ausgestellt  hat. 

Olrichs,  Diederich.  —  Lübeck.   1650.   1668 

Ein  gut  beschäftigter  Lautenmacher,  der  auch  Violen 
gemacht  haben  soll.  Der  Name  kommt  in  den  Tauf- 
büchern als  »Ulrich,  Oelers,  Olersen«  geschrieben  vor. 
1650  wird  er  als  Pate  genannt.  1651  wohnt  er  »im  gol- 
denen Creutz  aufm  Sahl«,  1668  in  der  kurzen  König- 
straße. Er  scheint  mehrfach  verheiratet  gewesen  zu 
sein  und  war  wahrscheinlich  ein  Verwandter  von  Albert 
Olert  (Olrichges,  Uhlig).  Erich  warf  ihm  freilich  vor, 
daß  er  seine  Kunst  nicht  recht  erlernt  habe. 


360 


Olry  —  Ortega 


Olry,  J.  —  Amlens.   1832.   1854 

Schüler  von  Georges  Chanot ;  ein  geschickter  Meister, 
dessen  Geigen  wegen  ihres  guten  Tones  bei  den  franzö- 
sischen Musikern  recht  beliebt  sind.  Er  arbeitete  nach 
Stradivari  und  verwendete  dunkelroten  Lack. 

Geigenzettel :  Abb.  578. 

Olsen,  Engel.  —  Blotveit.   1784 

Ein  Norweger,  von  dem  das  Musikhistorische  Museum 
m  Stockholm  eine  sog.  Hardangerfidel  besitzt. 

Olsen,  0.,  lebt  seit  etwa  1884  als  Blas-  und 
Streichinstrumentenmacher  in  Chrlstiania 

Omond,  James.— Stromness(Kirbuster,  Schott- 
land). Geb.  23.  Juni  1833  auf  der  Insel  Walls 

Er  entstammte  einer  alten  Zimmermannsfamilie,  stu- 
dierte in  Edinburgh  und  war  bis  1872  Schulmeister  in 
seiner  Heimat.  In  den  Ruhestand  versetzt,  beschäftigte 
er  sich  zuerst  mit  der  Uhrmacherei  und  wandte  sich 
dann  dem  Geigenbau  zu.  Als  Zimmermannssohn  war 
ihm  die  Verarbeitung  des  Holzes  etwas  Vertrautes, 
auch  hatte  er  bereits  Kenntnisse  im  Bildschnitzen,  so 
daß  ihm  die  technische  Seite  seines  neuen  Berufs  zu- 
nächst nur  geringe  Sshwierigkeiten  bereitete.  Beraten 
von  Horace  Petherik,  George  Hart  u.  a.  machte  er 
rasche  Fortschritte  und  brachte  es  als  Geigenmacher 
bald  zu  großer  Geschicklichkeit.  Er  hält  sich  vor- 
nehmlich an  die  Stradivari-  und  Guarneri-Modelle, 
ohne  sie  gerade  zu  kopieren.  Bis  jetzt  hat  er  über  200 
Violinen  und  Violincelli  gemacht.  Sein  Holz  ist  sehr 
schön,  sein  Bernsteinlack  vorzüglich  aufgetragen  und 
der  Ton  edel  und  kräftig.  Er  besitzt  viele  Auszeich- 
nungen und  wird  von  englischen  Geigern  sehr  ge- 
schätzt. Seine  Biographie  veröffentlichte  Meredith- 
Morris  in  »The  Strad»  Nr.  122  (1900). 

Geigenzettel:  Abb.  579. 

Oneda  (D'  Oneda)  s.  Doneda 

Ongaro  s.  Dali'  Ongaro 

Onken,  Karl.  —  Bremen.   1890.   1900 

Er  ist  eigentlich  Maler  (Anstreicher)  und  Farbwaren- 
händler  und  hat  sich  ungefähr  seit  1888  nebenbei  auf  den 
Geigenhandel  und  die  Geigenmacherei  verlegt,  wobei 
er  besonders  bei  älteren  Geigen  den  Ton  zu  »ver- 
bessern« strebt.  Seme  Leistungen  werden  sehr  ver- 
schieden beurteilt. 

Opfermann,  Johann  Georg.  —  Gotha.  Getauft 
am  4.  Aug.  1754  in  Gotha,  lebte  noch  1797 

Sohn  des  gothaischen  Hobolsten  Joh.  Heinr.  0.  (gest. 
26.  Juli  1789  im  Alter  von  72  Jahren).  Joh.  Gg.  O.  war 
wie  sein  Vater  Hoboist  beim  gothaischen  Militär  und 
beide  betrieben  nebenbei  das  Geigenmachen.  Ihre  In- 
strumente kommen  denen  von  Schonger  in  Erfurt 
nahe;  die  Geigen  sind  hochgewölbt  und  dunkel  lak- 
kiert.  Eine  Geige  von  Joh.  Gg.  Opfermann  besitzt  der 
Schmied  in  Bufleben,  eine  siebenchörige  Zither  die 
staatl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin. 
Nr.  597.  (Der  Name  wird  im  Katalpa;  irrig  Ochster- 
mann  angegeben.) 


Opikhtin,  A.  —  St.  Petersburg.  1894 

Erfinder  eines  als  Saiteninstrument  ausgebildeten  Spa- 
zierstocks. 

Oppitz  &  Sartory.  —  Rheims.   1896.   1899 

Eine  Geigenfirma,  die  unter  anderem  im  Jahre  1897 
in  Brüssel  Streichinstrumente  ausgestellt  hat. 

Orazio  di  Giovanni  Filippo.  —  Rom.    1554 

Sohn  des  Giovanni  Fihppo.  Er  kommt  als  Zeuge  in 
einem  Prozesse  vor,  wird  als  »Maestro  Orazio  di  Gio- 
vanni Filippo,  Genovese«  bezeichnet  und  wohnte  als 
»liutaro«  in  der  Straße,  die  von  Pasquino  nach  S.  Lo- 
renzo  in  Damazo  führte.  Wir  wissen  also  wohl  die 
Taufnamen  seines  Vaters  und  seine  Heimat,  nicht  aber 
seinen  eigentlichen  Familiennamen. 

Ordonez,  Ambrosio 

Spanischer  Gitarren-  und  Mandolinenmacher. 

OreUi,  Josef.  —  Rom.   18.  Jahrhundert 

Einer  der  besseren  römischen  Meister,  dessen  Arbeiten 
sich  besonders  durch  schönes  Holz  auszeichnen.  Modell 
und  Lack  sind  gut,  wenn  auch  nicht  von  selbständiger 
Eigenart.  Ich  habe  von  ihm  namentlich  ein  vorzügliches 
Violoncello  kennengelernt. 

Orinthio  d'Essentier.  —  Nancy.    1613.    1616 

Ein  italienischer  Lauten-  und  Saitenmacher,  der  in  Ur- 
kunden auch  Orinthio  Sanctia  oder  de  Sanctia  ge- 
nannt wird,  wahrscheinlich  ist  aus  dem  letzteren  Na- 
men dem  Gehör  nach  das  französich  klingende  d'Es- 
sentier entstanden.  Wie  er  aber  wirklich  geheißen, 
kann  man  nicht  feststellen,  weshalb  ich  ihn  hier  mit 
Vor-  und  Zunamen  einreihe.  Er  stand  beim  Herzog 
von  Lothringen  in  besonderer  Gnade,  und  A.  Jacquot 
teilt  das  folgende  Dokument  mit:  »A  Orinthio  d'Es- 
sentier, Italien,  faiseur  de  luths  et  de  cordes,  cent 
cinquante  francs,  que  son  altesse  luy  a  donnes  pour 
certaines  bonnes  considerations«.  (La  Mus.  en  Lor- 
raine S.  81 .) 

Orlandelli,  Paolo.  —  Codogno 

Mittelmäßiger  Geigenmacher  des  18.  Jahrhunderts. 

Ortega,  Asensio.  —  Madrid.   1799.   1840 

Sohn  und  Schüler  Silverios,  aber  noch  unbedeutender 
als  dieser.  Bei  ihm  entdeckte  bekanntlich  Chanot  die 
Reste  eines  Violoncellos  von  Stradivari  und  kaufte  sie. 
Als  Tarisio  dies  hörte,  fuhr  er  sofort  nach  Madrid  und 
ruhte  nicht  eher,  als  bis  er  das  übrige  glücklich  auf- 
gefunden hatte.  (Das  aus  dem  Jahre  1725  stammende 
Instrument  ist  jetzt  im  Besitze  von  Gallay.)  Die  eige- 
nen Arbeiten  A.  Ortegas  sind  sehr  gewöhnlich. 
Geigenzettel :  Asensio  Ortega  lo  hijo  /  por  encargo  en 
Madrid  'Anno  1799. 

Ortega,  Silverio.  —  Madrid.   1785.   1798 

Er  soll  ein  Schüler  von  Dom  Vicenzo  Ascenzio  gewesen 
sein,  also  von  einem  ■  Lehrer,  der  nicht  viel  lehren 
konnte.  Als  Geigenmacher  war  er  nicht  hervorragend, 
besser  vielleicht  als  Reparateur.  Seine  Geigen  haben 
kleine  F-Löcher  und  stumpfen,  braunen  Lack. 
Geigenzettel:  Abb.  577. 


i 


Orth  -  Ott 


361 


Orth,  Louis,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in  Pont 
ä  Mousson 

Ortlieb,  Friederich.  —  Freiburg  i.  Schw.  1456 
Er  wurde  1456  als  Saitenmacher  zum  Freiburger  Bür- 
ger aufgenommen  und  hat  wohl  auch  Lauten  und  der- 
gleichen gebaut.  Vgl.  S.  71b  des  Bürgeraufnahme- 
buches (Pergamentband  im  Freiburger  Staatsarchiv). 

Ory.  — Paris.   1790 

Alfr.  Keil  in  Lissabon  besitzt  eine  Viola  mit  dem  Zettel : 
Ory     Luthier  ä  Paris  1790. 

Orzero,  Tommaso.  —  Turin.   19.  Jahrhundert 

Als  Geigenmacher  ohne  Ruf. 

Osch,  E.  P.  van.  —  Mastricht.   1883 

Ein  Blasinstrumentenmacher,  der  auch  Geigen  aus 
Neusilber  hergestellt  hat. 

Osterberg,  August.  —  Gothenburg 

Ein  Instrumentenmacher  der  Malmsjö-Pianofabnk,  der 
auch  Geigen  macht  und  einige  davon  1897  in  Stock- 
holm ausgestellt  hat. 

Ostermayer,  Elias.  —  Augsburg.   1609 

Von  ihm  kaufte  die  Stuttgarter  Hofkapelle  Saiten.  Er 
dürfte  daher  seinerzeit  ein  angesehener  Lautenmacher 
gewesen  sem. 

Ostermünchner,     Andreas.     —     Mittenwald. 

1720.   1730 

Trat  1720  bei  Joh.  Dänzel  in  die  Lehre,  wo  er,  nicht 

ohne  daß  es  mehrfach  zu  Mißhelligkeiten  kam,  fünf 

Jahre   blieb.   Über   seine   Arbeit   kann   nichts   gesagt 

werden. 

Ostertag.  —  Hamburg.   1890 

Geschickter  Geigenmacher,  der  lange  m  England  ge- 
arbeitet hat  und  sich  vorübergehend  m  Hamburg 
niederließ. 

Ostler,  Andreas.  —  Breslau.   1730.   1770 

Er  hat  einige  recht  hübsche  Violinen  und  Violoncelli 
nach  dem  Stainermodell,  großes  Patron,  gemacht  und 
verwandte  schönes,  geflammtes  Holz.  Sein  Lack  ist 
meist  gelb  oder  braun.  Eine  1878  von  den  Brüdern 
Mahillon  in  Paris  ausgestellte  Viola  d'amore  von  ihm 
aus  dem  Jahre  1 730  zeigte  allerdings  nur  handwerks- 
mäßige Arbeit.  Dagegen  besitzt  Rob.  Leibbrand  in 
Berlin  eine  solche  aus  dem  Jahre  1734,  die  von  lobens- 
werter Beschaffenheit  ist.  Seine  Zettel  sind  meist  mit 
großen  deutschen  Buchstaben  gedruckt. 
Geigenzettel:  Andreas  Ostler  Lauten-  /  und  Geigen- 
Macher  in  /  Breslau  Anno  1734.  (gedruckt). 

Ostler,  Anton.  —  Mittenwald.    Geb.  1 1 .  Dez. 

1895  in  Mittenwald 

Sohn  eines  gr.  luxemburgischen  Jägers  und  der  Agathe, 
geb.  Reiter.  Schon  als  Knabe  verriet  er  eine  besondere 
Begabung  für  die  Musik  und  für  jede  Art  Holzschnitze- 
rei, so  daß  sein  Beruf  von  vornherein  feststand.  Von 


seinem  13.  Jahre  an  besuchte  er  die  Mittenwaldcr  Gei- 
genbauschule und  fiel  damals  schon  durch  die  Geschick- 
lichkeit auf,  mit  der  er  sehr  schöne  Schnecken  schnitzte. 
Als  Geselle  ging  er  zunächst  nach  München  zu  Baith, 
dann  nach  Nancy  und  von  da  zu  F.  C.  Louis  nach 
Saarbrücken,  wo  er  bis  zum  Ausbruch  des  Krieges 
blieb.  Zum  Heeresdienst  eingezogen,  kam  er  zu- 
nächst als  »Schwerer  Reiter«  nach  Rußland,  später  als 
»Flieger«  nach  dem  Westen,  wo  er  sich  besonders  aus- 
zeichnete. Im  November  1918  heimgekehrt,  machte  er 
sich  selbständig  und  verheiratete  sich  bei  der  Über- 
nahme des  elterlichen  Anwesens  im  Oktober  1919  mit 
Anna  Glasl.  Er  gehört  zu  den  hoffnungsvollsten  Geigen- 
machern unserer  Zeit.  Begabung  und  Geschicklichkeit 
halten  sich  bei  ihm  die  Wage;  er  ist  ein  echter  Künstler, 
der  keine  fremde  Hand  an  seinen  Arbeiten  duldet.  Da- 
bei zeichnet  er  sich  durch  sorgfältigste  Holzwahl  aus 
und  verwendet  einen  sehr  schönen,  orangefarbigen  01- 
lack  von  weichem  Seidenglanz.  Besonders  gut  versteht 
er  sich  auf  den  Ton,  so  daß  seine  Geigen  die  rückhalts- 
lose Anerkennung  berufener  Kenner  und  Geiger  fin- 
den, die  dem  jungen  Meister  eine  große  Zukunft  vor- 
hersagen. 

Ostler,  Franz.  —  Wien.    1704.    f  2.  JuH  1729 

Er  wohnte  im  »Wübmer  Viertel»  (Wieden)  und  legte 
am  20.  März  1706  den  Bürgereid  ab.  Ob  er  mit  dem 
Breslauer  Meister  verwandt  war,  ließ  sich  nicht  fest- 
stellen, obwohl  die  Arbeiten  beider  auf  die  gleiche 
Schute  hinweisen  und  in  manchen  Einzelheiten  an 
Khögl  erinnern.  Seine  Violinen  haben  breites  Patron, 
die  Wölbung  ist  nicht  sehr  hoch,  das  Holz  gut,  Boden 
und  Zargen  sind  schön  und  breit  geflammt,  die 
Schnecke  ist  dagegen  immer  von  Birnbaumholz.  Der 
Lack  ist  goldgelb  mit  röthcher  Schattierung.  Arbeiten 
von  ihm  sind  ziemlich  selten  und  erreichten  schon  vor 
dem  Kriege  gute  Preise.  Besondere  Sorgfalt  verwendete 
er  auf  seine  Liebesgelgen,  die  ihm  sehr  gut  gelangen. 

Geigenzettel :  Frantz  Ostler,  /  Lauthen-  und  Geigenma/ 
eher  in  Wienn.  An.  1727  (gedruckt). 

Otho,  Karl  August.  —  Leipzig.  Geb.  24.  April 
1836  in  Frohberg  i.S.,t  1892 

Mitglied  der  Leipziger  Gewandhauskapelle  (Kontra- 
bassist) und  Geigenmacher,  der  auch  allerlei  Versuche 
und  Erfindungen  gemacht  hat.  Am  bekanntesten  dar- 
unter ist  sein  fünfsaitiger  Kontrabaß  (C-E-A-D-G),  den 
R.  Wagner,  Bülow,  Nikisch  u.  a.  sehr  gelobt  haben,  der 
aber  wegen  der  Schwierigkeit  der  Behandlung  nicht 
in  Aufnahme  kam.  Eine  Violine  kleinster  Form 
(Ubungsinstrument)  von  ihm  besitzt  die  staatl.  Samm- 
lung alter  Musikinstrumente  in  Berlin.  —  Auch  als 
Händler  mit  alten  Geigen  war  er  sehr  geschätzt;  1888 
gab  er  sein  Geschäft  auf  und  verkaufte  seinen  Waren- 
bestand an  Gebr.  Hug. 

Ott,  Andreas.  —  Prag.    1648.  f  zwischen  1663 

und  1667 

Sohn  von  Gg.  und  Apollonia  Ott;  aus  Füssen  einge- 
wandert, ließ  er  sich  in  Prag  als  Lauten-  und  Geigen- 
macher nieder,  heiratete  dort  am  26.  April  1648  Bar- 
bara, die  Tochter  des  Math.  Maidl  von  Plan  und  er- 
warb 1660  (gleichzeitig  mit  seinem  Sohne  Anton)  das 


362 


Ott  —  Otto 


Bürgerrecht  auf  der  Prager  Kleinseite^).  Eine  Viola  von 
ihm  aus  dem  Jahre  1651  befmdet  sich  m  M.-Bcnätky 
i.  B.,  eine  zweite,  von  1657  besitzt  die  St.  Veitskirche 
in  Prag. 

Geigenzettel:  Andreas  Ott,  /  Lautten-  und  Geigen- 
macher in  Prag  Ao.  1657  (gedruckt). 

Ott,  G(eorg?).  —  Füssen.   1620 

Mutmaßlich  ein  Sohn  des  aus  Remnatsned  im  Jahre 
1546  in  Füssen  eingewanderten  Georg  Ott.  Mittel- 
mäßiger Lautenmacher,  dessen  Arbeiten  weder  in  der 
Form  noch  in  der  Ausstattung  zu  loben  sind.  Vielleicht 
der  Vater  des  Andreas  Ott. 

Ott,  Hans.  —  Nürnberg.  1434.   1463 

Vermutlich  stammt  er  aus  Füssen.  Einer  der  berühm- 
testen altnürnbergischen  Lautenmacher.  Die  wenigen 
Urkunden,  die  seinen  Namen  enthalten,  bieten  nichts 
von  Belang  für  seine  Lebensgeschichte  (Kreis-Archiv 
Nürnberg),  auch  in  Christi.  Gottl.  v.  Murrs  Journal 
zur  Kunstgeschichte  und  zur  allgemeinen  Literatur, 
5.  Teil,  wird  er  in  dem  »Versuch  einer  Nürnbergischen 
Handwerksgeschichte«  S.  114  nur  dem  Namen  nach 
erwähnt.  Eine  Laute  von  ihm,  die  auf  der  Wartburg 
aufbewahrt  wird,  besitzt  der  Großherzog  von  Sachsen- 
Weimar.  Auf  dem  Zettel  erscheint  der  Name  in  goti- 
schen Majuskeln. 

Geigenzettel :  Hans  Ott  Nürnberg  (gedruckt). 

Ott,  Johannes.  —  Füssen.   1727 

Guter  Vertreter  der  gleichzeitigen  Füssener  Schule,  von 
dem  sich  namentlich  größere  Geigen  und  Bässe  erhalten 
haben,  die  eine  geschickte  Hand  erkennen  lassen,  wenn 
ihnen  auch  künstlerischer  Schwung  fehlt.  Em  kleiner 
dreisaitiger  Baß  (sog.  »Bassettl«)  befindet  sich  in  Füs- 
sen in  Privatbesitz.  Ein  anderes  »Bassettl«  besitzt  Apo- 
theker E.  Meisner  in  Nymphenburg-München  in  seiner 
Sammlung. 

Geigenzettel :  lohannes  Ott,  Geigen-  und  /  Lauten- 
macher in  Fiessen  /  Anno  1727  (gedruckt). 

Ott,  Joseph,  lebte  um  die  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts in  Langendorf  i.  M. 

Geigenzettel :  Joseph  Ott  /  in  Langendorf  in  Mähren  / 
185  .  .  (gedruckt). 

Otto,  August  Adolf.  —  Markneukirchen.  Geb. 
19.  Febr.  1865,  t  vor  1904 

Er  war  ein  Bruder  von  P.  Max  Otto  und  als  Geigen- 
macher in  Markneukirchen  tätig. 

Otto,  Carl  Christian.  —  Halle  a.  S.   Geb.  1792 
in  Weimar,  f  1853 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  von  Jakob  Aug.  Otto.  Ein 
talentvoller  und  fleißiger  Geigenmacher,  der  einzelne 
recht  gute  Werke  hinterlassen  hat. 

Geigenzettel :  Verfertigt  /  von  /  Carl  Christian  Otto  / 
Jnstrumentenmacher  in  Halle.  /  1828  (gedruckt). 


Otto,  Carl  Gustav. 
8. Jan.  1857 


Markneukirchen.   Geb. 


Schule 


B, 


er  von  bausch  sen.  in 


^eipzig. 


')  Er  hatte  drei  Söhne  u.id  fünf  Töchter,  von  denen 
eine  den  Geigen-  und  Lautenmacher  Pradter  heiratete. 


Otto,  C.  W.  F.  —  Stockholm.  Geb.  4.  Nov. 
1808  in  Jena,  f  3.  Febr.  1884  in  Stock- 
holm 

Fünfter  Sohn  von  Jak.  Aug.  O.  Schüler  seines  ältesten 
Bruders  G.  A.  G.  in  Jena.  Als  Gehilfe  arbeitete  er  bei 
Engleder  in  München  und  bei  L.  Widhalm  jun.  in  Nürn- 
berg, worauf  er  als  »fahrender  Geigenmacher«  von 
Stadt  zu  Stadt  zog,  um  seine  Kunst  auszuüben.  So 
findet  man  ihn  nacheinander  in  Amsterdam,  Haag, 
Hamburg,  Kopenhagen  und  Gothenburg,  bis  er  sich 
1835  in  Stockholm  niederließ.  Daß  er  auch  hier  nicht 
auf  die  Dauer  gefunden  hat,  was  er  suchte,  beweist, 
daß  er  in  den  sechziger  Jahren  nochmals  auszog, 
sich  ein  lohnenderes  Feld  für  seine  Tätigkeit  zu 
suchen.  Er  versuchte  dies  zuerst  in  St.  Petersburg, 
dann  in  Königsberg,  Danzig  und  Stettin.  Hier  schien 
es,  als  ob  er  endlich  den  rechten  Platz  gefunden  hätte ; 
aber  er  erkrankte,  und  m  seiner  Sehnsucht  nach  seinen 
in  Stockholm  zurückgebliebenen  Angehörigen  beschloß 
er,  mitten  im  Winter,  dahin  zurückzukehren,  wo  er 
dann  auch  bis  an  sein  Lebensende  blieb.  Er  erklärte, 
daß  nur  das  ein  Kunstwerk  werden  könne,  was  aus 
einem  Gusse  sei,  deshalb  mache  er  alles  an  seinen  Wer- 
ken —  sogar  Saitenhalter  und  Wirbel  —  selbst.  Er 
war  sehr  fleißig  und  sorgfältig,  seine  Geigen  klingen 
gut,  wenn  sie  auch  gerade  keinen  großen  Ton  haben , 
und  sind  leicht  als  seine  Arbeit  zu  erkennen,  auch  wenn 
sie  keinen  Zettd  haben.  Er  hat  wohl  ebenso  viele  Vio- 
loncelli als  Violen  und  Violinen  gemacht  und  hielt 
sich  im  allgemeinen  an  die  Modelle  seines  Vaters. 
Seine  Zettel  sind  fast  stets  in  deutscher  Sprache  ab- 
gefaßt. 

Geigenzettel :  C.  W.  F.  Otto.  /  Saiteninstrumenten- 
macher /  Stockholm  (gedruckt).  —  Verfertigt  von  C. 
W.  F.  Otto  /  Stockholm,  anno  1842  [Init'alen  und 
Kreuz  im  Kreis]  (gedruckt).  —  Verfertigt  von  /  C.  W. 
F.  Otto  /  Stockholm,  (gedruckt).  —  C.  W.  F.  Otto. 
Gothoburgi  ,'  Faciebat  Anno  18  (gedruckt). 

Otto,  Ernst  Albin.  —  Geb.  30.  März  1863,  lebt 
als  Geigenmacher  in  Markneukirchen  und 
t6.  Nov.  1917 

Otto,  Georg  August  Gottfried  (Gottlieb?)  — 
Jena.  Geb.  5.  Okt.  1 789  in  Weimar,  f  2.  Juni 
1857  in  Jena 

Altester  Sohn  und  Schüler  von  Jakob  Aug.  Otto,  des- 
sen Nachfolger  als  Großherzogl.  Weimarischer  Hof- 
instrumentenmacher  er  im  Jahre  1818  wurde.  Am 
30.  September  desselben  Jahres  wurde  er  als  Bürger 
in  Jena  verpflichtet.  Er  kam  seinem  Vater  in  der  Sorg- 
falt der  Arbeit  gleich  und  übertraf  ihn  vielleicht  an 
Talent,  wenn  auch  nicht  an  Wissen,  obwohl  er  in  jeder 
Beziehung  ein  gebildeter  und  verläßlicher  Künstler 
war.  Es  gibt  Zettel  von  ihm,  auf  denen  sein  dritter 


Otto,  Gustav  —  Otto,  Johann  Karl  August 


363 


Taufnamc  als  Gotll.  abgekürzt  erscheint,  was  wohl  auf 
einen  Druckfehler  zurückzuführen  sein  dürfte. 
Geigenz;ettel :  Reparirt  ,'  G.  Aug  Gottfried  Otto  /  In- 
strumentenmacher Jena  18  .  .  (gedruckt).  —  Georg 
Aug.  Gottl.  Otto  ;'  Instrumentenmacher/  in  Jena  1826 
(gedruckt). 

Otto,  Gustav.  — Markneukirchen.   1851.   1905 

Er  war  einer  der  besten  Schüler  von  L.  Bausch  m  Leip- 
zig und  erwarb  schon  im  Jahre  1851  das  Bürgerrecht 
in  Markneukirchen,  wo  er  noch  tätig  ist. 

Otto,  Heinrich  Ferdinand.  —  Geb.  21.  Nov. 
1834.  t  1905  In  Markneukirchen 

Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  der  Oheim  von  Ulrich 
Otto  in  Karlsruhe. 

Otto,  Heinrich  Wilhelm.  —  Amsterdam,  Ber- 
lin. Geb.  1796,  f  1858 

Dritter  Sohn  von  Jakob  Aug.  Otto;  Schüler  seines 
Vaters  und  seiner  Brüder.  Nachdem  er  ausgelernt  und 
bei  einigen  besseren  Meistern  gearbeitet  hatte,  ging 
er  nach  Amsterdam,  wo  vorher  schon  sem  Bruder  C. 
W.  F.  vergeblich  sein  Glück  versucht  hatte.  Ihm  gmg 
es  auch  nicht  viel  besser,  weshalb  er  nach  Deutsch- 
land zurückkehrte  und  sich  in  Berlin  niederließ.  Auch 
er  war  ein  tüchtiger  Meister;  seine  Arbeit  ist  genau 
und  sauber,  er  kopierte  die  Italiener  mit  Geschmack 
und  Verständnis,  so  daß  das  Aussehen  seiner  Werke 
geradezu  bestechend  genannt  werden  muß.  Leider  sind 
seine  Geigen  fast  durchgängig  zu  schwach  im  Holz. 
Geigenzettel :  Verfertigt  von  /  Heinrich  Otto  in  Berlin  / 
1834  (gedruckt). 

Otto,    Hermann.    —    St.  Petersburg.      Geb. 

9.  März  1859  In  Köln,  f  20.  Sept.  1884  in 

St.  Petersburg 

Sohn  und  Schüler  von  Ludwig  O.  und  stets  dessen 
Gehilfe.  Er  berechtigte  zu  großen  Hoffnungen  und  hat 
trotz  seines  frühzeitigen  Todes  eine  Reihe  sehr  guter 
Geigen  gemacht,  die  seinen  Namen  neben  der  Firma 
seines  Vaters  tragen. 

Otto,  Jakob  August.  —  Weimar,  Jena.   Geb.  m 

Gotha  1760,  f  zuLobeda  1829 
Um  Unterricht  im  Geigenspiel  zu  erhalten,  kam  er  zu 
Ernst  in  Gotha,  der  aber  bald  die  angeborene  Begabung 
seines  Schülers  für  das  Geigenmachen  erkannte  und 
ihn  zum  Geigenmacher  ausbildete.  Von  Ernst  erbte 
Otto  auch  die  Lust  zu  theoretischen  Studien,  und  die- 
sen verdankt  er  jetzt  hauptsächlich  seinen  Ruhm,  da 
sie  ihn  veranlaßten,  einige  kleine  gehaltvolle  Schriften 
über  das  Geigenmachen  herauszugeben,  die  heute  noch 
nicht  veraltet  sind,  fort  und  fort  ausgeschrieben  und  in 
fremde  Sprachen  übersetzt  wurden.  Er  besaß  eine 
große  Handgeschicklichkeit  und  tat  sich  viel  darauf  zu- 
gute, allerlei  »Geheimnisse«  ergründet  zu  haben  und 
zu  besitzen.  Leider  scheinen  gerade  diese  Geheimnisse 
seinen  Arbeiten  geschadet  zu  haben,  denn  bei  aller 
Sauberkeit  ist  Ihr  Tonwert  nicht  sehr  hochstehend. 
Ottos  Geigen  sind  wieder  ein  Beweis,  daß  sich  Fragen 
der  Kunst  nicht  »wissenschaftlich«  lösen  lassen.  Er  ge- 
hört aber  zweifellos  zu  den  deutschen  Meistern,  die 


die  Kunst  hochgehalten  und  durch  Lehre  und  Schrift 
viel  dazu  beigetragen  haben,  daß  das  Geigenmachen 
des   19.  Jahrhunderts  in  Deutschland  seine  Geltung 
behielt.  Als  Reparateur  war  er  sehr  tüchtig,  einen  Steg 
konnte  niemand  feiner  aufsetzen  als  er  und  ein  Ver- 
fahren, neue  Geigen  einzuspielen,  hat  er  gleichfalls  er- 
funden, aber  als  Geheimnis  für  seine  fünf  Söhne,  die 
sämtlich  Geigenmacher  wurden,  bewahrt.  Er  war  un- 
gemein fleißig  und  hatte  den  Titel  eines  weimarischen 
Hofinstrumentenmachers.  Außer  in  Weimar  und  Jena 
findet  man  ihn  vorübergehend  auch  in  Halle,  Magde- 
burg (1816),  in  Leipzig  und  Berlin,  wo  er  wohl  nur 
den  Boden  für  seine  Söhne  vorbereiten  wollte.  Seine 
Arbeiten  werden  immer  einen  gewissen  Sammlerwert 
haben,  und,  wenn  sie  nicht  zu  schwach  im  Holz  sind, 
lassen  sie  sich  auch  leicht  im  Ton  verbessern.  Er  ist 
auch  der  erste  deutsche  Geigenmacher,  der  schon  im 
Jahre  1 788  Gitarren  nach  italienischem  Vorbild  machte, 
wobei   er   wertvolle   Verbesserungen   einführte.    Über 
eine  seiner  Gitarren  finden  sich  im  Körner-Schiller- 
schen  Briefwechsel  die  folgenden  Stellen.  Der  Vater 
des  Dichters  Theodor  Körner  schreibt  am  27.  Januar 
1797:  »Noch  eine  Bitte  an  Dich  von  Minna.  In  Jena 
ist  jetzt  ein  gewisser   Instrumentenmacher  Otto,  der 
spanische   Zithern  oder  Gitarren  verfertigt  und  sich 
sonst  in  Gotha  aufgehalten  hat.  Von  diesem  wünscht 
meine  Frau  bald  eine  Gitarre  zu  haben.  Sei  so  gut,  sie 
zu  kaufen  oder  zu  bestellen  und  laß  sie  vom  Künstler 
einpacken  .  .  .  usw.«  Schiller  antwortet  darauf  am  7.  Fe- 
bruar: ».  .  .  Den  Instrumentenmacher  Otto,  von  dem 
Du  schreibst,  baten  wir  lange  nicht  ausfindig  machen 
können,   weil   man   ihm   nicht   erlaubt   hat,   sich   hier 
niederzulassen.  Endlich  ist  er  wieder  hier  angekommen 
und   hat   sich   beim   dermaligen   Prorektor  Griesbach 
abermals  um  den  Schutz  der  Universität  gemeldet.  Bei 
dieser  Gelegenheit  habe  ich  ihn  aufgefunden  und  die 
Gitarre  bestellt.  Unter  zehn  Taler  läßt  er  sie  aber  nicht; 
er  sagt,  daß  er  für  diesen  Preis  zwei  nach  Dresden  ge- 
liefert habe  —  ich  glaube  an  Naumann  und  an  Brühl. 
In  vierzehn  Tagen  verspricht  er  sie  zu  liefern  .  .  .«  Er 
lieferte  aber  nicht  so  schnell,  der  Briefwechsel  enthält 
noch   verschiedene  Stellen,   die  Ungeduld   zum   Aus- 
druck bringen,  erst  am  28.  April  schreibt  Dr.  Körner: 
».  .  .  Die  Gitarre  ist  da  und  hat  einen  schönen  Ton  .  .  .« 
Diese  Gitarre  hat   Theodor  Körner  als   Student  der 
Bergakademie  mit  nach  Freiberg  genommen;  sie  be- 
findet sich  jetzt  im  Körner-Museum  in  Dresden.  0. 
verwendete  sowohl  geschriebene  wie  gedruckte  Zettel. 

Geigenzettel:  Abb.  573. 

Otto,  Johann  Karl  August.  —  Ludwigslust. 
Geb.  26.  Sept.  1801.  t  11.  Mal  1883  in 
Ludwigslust 

Vierter  Sohn  und  Schüler  von  Jak.  Aug.  0.  Er  ließ 
sich  im  Jahre  1830  in  Ludwigslust  in  Mecklenburg 
nieder,  heiratete  im  gleichen  Jahre  Auguste  Weinreben 
und  wurde  bald  zum  Hoflnstrumentenmacher  ernannt. 
Seine  Geigen  sind  im  allgemeinen  gut,  nur  hatte  er 
die  Lu  t  zu  allerlei  Versuchen  von  seinem  Vater  ge- 
erbt, und  so  findet  man  neue  Geigen  von  ihm,  die  er 
selbst  noch  zerbrochen  und  wieder  heil  gemacht  oder 
gar  gefüttert  hat.  Seine  beste  Zeit  fällt  zwischen  1840 
bis  1865,  später  bezog  er  aus  Fabriken  sog.  Schachteln, 


364 


Otto  —  Ouvrard 


die  er  dann  fertig  machte.  Die  Geigen,  die  er  in  allen 
Teilen  selbst  gemacht  hat,  klingen  gut,  nur  sein  ge- 
wöhnlich dunkler  und  wenig  durchsichtiger  Lack  ist 
zu  spröde. 

Geigenzettel:  Hof- Instrumentenmacher  /  Karl  Aug. 
Otto  /  Ludwigsl'jst  1865  (in  ovaler  Umrandung  (ge- 
druckt) und  Abb.  576. 

Otto,  Louis.  —  Düsseldorf.  Geb.  15.  Juli  1844 

in  Ludwigslust  i.  M.,  f  16.  Jan.  1920 

Sohn  und  Schüler  von  Joh.  Karl  Aug.  O.  Am  1 .  Novem- 
ber 1 865  ging  er  zu  seinem  Vetter  Ludwig  O.  nach  Köln 
und  blieb  da  bis  zum  22.  April  1866.  Hierauf  kam  er  zu 
Aug.  Riechers  nach  Hannover,  bei  dem  er  bis  zum 
22.  September  1872  blieb.  Tags  darauf  begründete  er 
in  Düsseldorf  sein  eigenes  Geschäft.  Die  Zeit,  die  er 
bei  Riechers  zugebracht  hat,  war  von  nachhaltigem 
Einfluß  auf  ihn,  und  er  gilt  mit  Recht  als  einer  der 
besten  Schüler  dieses  Meisters.  Er  ist  einer  der  wenigen 
Geigenmacher  gewesen,  die  ihre  Streichinstrumente 
in  allen  Teilen  selbst  herstellen.  In  bezug  auf  die 
Sorgfalt  der  Ausführung  wird  er  von  niemand  über- 
troffen. In  seiner  ersten  Zeit  arbeitete  er  nach  Amati 
und  Guarneri,  jetzt  aber  ausschließlich  nach  Stradi- 
vari.  Sein  Lack  ist  vorzugsweise  dunkelrot  und  von 
edlem  Feuer.  In  der  Wiederherstellung  alter  Geigen 
hat  er  Wunderwerke  geschaffen.  Er  besitzt  viele  Aus- 
zeichnungen und  ist  fürstl.  hohenzollernscher  Hof- 
geigenmacher. Seit  1894  stellt  er  auch  einen  Öllack 
her,  der  von  vielen  Fachgenossen  angewendet  wird. 
Auf  Anregung  des  Musikdirektors  Mengelberg  des 
Amsterdamer  Conzertgebouw  Orchesters  macht  er  seit 
1900  auch  fünfsaitige  Kontrabässe,  von  denen  das  ge- 
nannte Orchester  sechs  Stück  besitzt,  die  allgemein 
Bewunderung  wegen  ihrer  herrlichen  Tonfülle  und  un- 
gemein sauberen  Ausführung  erregen.  Die  Bässe  sind 
nach  einem  selbst  entworfenen  Modell  im  Stradivari- 
Typus  gemacht. 
Geigenzettel:  Abb.  581. 

Otto,  Ludwig.  —  Erfurt,  Köln,  St.  Petersburg. 
Geb.  16.  Sept.  1821  in  Jena,  f  10.  Febr.  1887 
in  St.  Petersburg 

Sohn  und  Schüler  von  Georg  .'^ug.  Gottfr.  0.  Nach 
längeren  Studienreisen  ließ  er  sich  zuerst  in  Erfurt 
nieder,  siedelte  dann  um  1855  nach  Köln  über,  wo  er 
bis  Ende  der  siebziger  Jahre  ansässig  blieb,  und  ging 
von  da  nach  St.  Petersburg.  Er  war  ein  sehr  tüchtiger 
Meister,  der  nur  leider  bei  Lebzeiten  die  verdiente  An- 
erkennung nicht  fand.  Seine  Geigen  sind  nach  Stradi- 
vari  gemacht,  haben  prächtigen  Ollack  und  erinnern 
im  Aussehen  fast  an  Vuillaumes  Arbeiten. 
Geigenzettel:  Abb.  574. 

Otto,  Oskar  Robert.  —  Geb.  16.  März  1867  in 

Markneukirchen 
Otto.  Oskar  Theodor.  —  Geb.  9.  Sept.  1857  in 

Markneukirchen 
Otto,  Otto.  —  Geb.  26.  Jan.  1871 

sind  jetzt  als  Geigenmacher  in  Markneukirchen  an- 
sässig. 


Otto,  Paul.  —  Riga.   1910 

Seine  Arbeit,  die  ich  nicht  selbst  kennengelernt  habe, 
wird  von  Musikern  gelobt. 

Otto,  Paul  Max,  gen.  Hamburger.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  1880 

Schüler  von  Friedr.  Weller  und  Arth.  Martin.  Als  Ge- 
hilfe arbeitete  er  bei  H.  Güttier  in  Breslau,  R.  Heckel 
in  Dresden  und  zuletzt  zwei  Jahre  lang  bei  Ernst 
Keßler  in  Berlin.  Im  Jahre  1904  machte  er  sich  selb- 
ständig. Er  ahmt  die  italienischen  Vorbilder  nach,  be- 
sitzt aber  auch  ein  eigenes  Modell.  Er  verwendet  Spi- 
ritus- und  Ollack  und  klebt  in  seine  über  Form  ge- 
bauten Instrumente  den  Zettel:  Max  Otto  /  fec.  in 
Markneukirchen  1905  [Initialen  und  Kreuz  im  Kreis] 
(gedruckt).  Sein  Name  wurde  weiteren  Kreisen  auch 
durch  eine  in  Elfenbein  geschnitzte  Miniaturgeige, 
deren  Korpus  nur  4^/_,  cm  lang  ist,  bekannt.  Erarbeitete 
an  diesem  kleinen  Kunstwerke  V4  Jahre  lang. 

Otto,  Ulrich.  —  Karlsruhe 

Geb.  20.  Januar  1872  in  Markneukirchen  als  Sohn  des 
Saitenmachers  Ernst  Ludwig  0.  Er  erlernte  bei  Rein- 
hold Paulus  (dem  Bruder  seiner  Mutter)  von  1886  bis 
1890  den  Geigenbau,  war  dann  jahrelang  Gehilfe  bei 
Ernst  Liebich,  Ernst  Keßler  und  E.  Geißer,  kam  von 
St.  Petersburg  nach  Karlsruhe  zu  J.  Padewet  und  hat 
sich  im  November  1904  selbständig  gemacht. 

Geigenzettel :  Ulrich  Otto,  Geigenmacher,  /  Karlsruhe 
i.  Baden  Anno  1910  (gedruckt). 

Otto,  Wilhelm.  —  Düsseldorf.   Geb.  13.  Aug. 
1875  in  Düsseldorf 

Sohn  und  Schüler  von  Louis  0.  Zu  seiner  weiteren 
.'\usbildung  ging  er  von  1899 — 1900  nach  Paris  und 
arbeitete  dann  mit  seinem  Vater  zusammen,  dessen 
ebenbürtiger  Nachfolger  er  geworden  ist.  Er  baut 
nach  Stradivari  und  Guarneri  und  verwendet  meistens 
Ollack.  Seine  Arbeit  wird  gelobt,  ebenso  seine  Sorg- 
falt im  Wiederherstellen. 

Ottomanus.  —  Konstantinopel.   1720 

Es  soll  Bässe  mit  diesem  Namen  und  Jahreszahlen  um 
1720  geben.  Bei  Valdrighi  (4319)  wird  er  erwähnt;  daß 
man  es  hier  mit  einem  eingeborenen  Türken  zu  tun 
hat,  erscheint  doch  fraglich. 

Oury,  Fran^ols.  —  Mirecourt.   1788 
Nur  von  A.  Jacquot  erwähnt. 

Ouvrard,  Jean.  —  Paris.   1720.   1750 

Schüler  von  Claude  Pierray;  geschworener  Zunft- 
meister für  1743.  Im  Konservatorium  zu  Brüssel  be- 
findet sich  ein  Ouinton.  auf  dessen  Zettel  er  e\s 
seine  Wohnung  «Place  de  l'Ecole»  angibt.  Mahillon  liest 
den  Namen  unrichtig  Duvrard.  Seine  Geigen  sehen 
denen  seines  Lehrers  nicht  unähnlich,  doch  ist  er  viel 
schwerfälliger  in  der  Form.  Sein  Lack  ist  von  gold- 
gelber Farbe,  aber  trocken  und  spröde.  Eine  Diskant- 
viola von  ihm  von  1740  besitzt  T,  W.  Taphouse, 

Geigenzettel;  Abb,  575, 


0 


wen 


Padewet 


365 


Geb.  am  Pachmeyer,  Johann.  —  Trebitsch.  1725.  1768 
Ein  tüchtiger  Geigen-  und  Lautenmacher,  von  dem 
ich  eine  sauber  gearbeitete  Viola  mit  flachem  Boden 
gesehen  habe. 


Owen,   John   William.   —   Leeds 
28.  Mai  1852  in  Leeds 

Ursprünglich  für  den  Beruf  eines  Ingenieurs  bestimmt, 
zwang  ihn  Krankheit  seine  Studien  zu  unterbrechen. 
Als  gut  geschulter  Geiger  kam  er  darauf,  sich  aus  Lieb- 
haberei mit  dem  Geigenmachen  zu  beschäftigen,  und 
was  er  anfangs  nur  zur  Zerstreuung  tat,  ward  ihm  all- 
mählich so  zur  Leidenschaft,  daß  er  jede  Gelegenheit 
benützte,  sich  weiter  auszubilden.  Er  besuchte  nicht 
nur  in  England,  auch  in  Frankreich  die  bedeutendsten    Pacquet.  —  IVlarseiile.     I  JQO 


Pacinni,  Nicolo.  —  Paris.   1798 

Dem  Namen  nach  ein  Italiener,  von  dem  gelegentlich 
Reparaturzettel  vorkommen  sollen. 


Geigenmacher,  überall  Unterweisung  suchend.  Seine 
Mühe  wurde  von  Erfolg  gekrönt;  seit  1884  hat  er  sich 
als  Geigenmacher  in  seiner  Vaterstadt  niedergelassen 
und  gilt  jetzt  als  einer  der  Tüchtigsten  seines  Fachs  in 
England.  Meredith-Morris  veröffentlichte  in  der  Zeit- 
schrift «The  Strad*  (Februar  1900)  Owens  Biographie 
und  Bildnis  usw.  und  zollt  ihm  das  höchste  Lob.  0. 
machte  alle  Arten  von  Geigen  und  arbeitet  allein,  da 
er  keinen  Gehilfen  beschäftigt.  Seine  Arbeit  ist  tadel- 
los; er  besitzt  ein  eigenes  Modell,  ahmt  aber  auch 
Guameri  und  Stradivari  nach;  auch  sein  Lack  von 
gelber  oder  tiefroter  Farbe  ist  recht  gut.  Seine  Firma 
heißt  »Amati-house  *. 


Pacherele,  Jacob.  —  Mirecourt.   1725 

Er  gilt  als  der  Stammvater  der  Familie. 

Pacherele,    Michel.    —    Mirecourt,    (Paris?). 
1779.  1780 

Sohn  von  Jacob  P.  Er  könnte  ein  Schüler  Guersans 
gewesen  sein,  an  dessen  Arbeit  seine  Geigen  erinnern, 
sie  zeichnen  sich  jedoch  in  keiner  Weise  aus.  Sie  sind 
handwerksmäßig  gemacht,  nicht  allzuhoch  gewölbt  und 
haben  gelben  Lack.  Außer  seinem  Zettel  verwendete 
er  auf  der  Außenseite  des  Bodens  noch  einen  Brand- 
stempel mit  seinem  Namen.  Ob  er  je  in  Paris  ansässig 
war,  wie  seine  Zettel  behaupten,  auf  denen  sogar  die 
Straße  genannt  wird,  ist  noch  unbewiesen. 

Geigenzettel:  Michel  Pacherele,  luthier  /  rue  d'Argen- 
teuil,  ä  Paris  1779. 

Pacherele,  Nicolas.  —  Mirecourt.    f  1774 

Von  A.  Jacquot  nachgewiesener  Luthier.  Er  oder  ein 
gleichnamiges  Mitglied  seiner  Familie  kommt  1 762  als 
Bogenmacher  vor. 

Pacherele  (Pacherel),  Pierre.  —  Paris,  Nizza, 
Genua  und  Turin.  Geb.  in  Mirecourt  1803, 
t  in  Nizza  31.  Dez.  1871 

Ein  Mitschüler  J.  B.  Vuillaumes  in  .Mirecourt  und 
lebenslang  sein  vertrauter  Freund.  Um  1830  kam  er 
nach  Paris,  ging  gegen  1840  nach  Nizza,  hielt  sich  auch 
eine  Zeitlang  in  Genua  und  Turin  bei  Pressenda  auf 
und  ging  1849  wieder  nach  Nizza.  Seine  Arbeit  zeichnet 
sich,  obwohl  er  sehr  fleißig  war  und  viele  Instrumente 
(meist  nach  Stradivari)  gemacht  hat,  durch  große  Sorg- 
falt aus.  Nur  sein  Lack  ist  nicht  durchsichtig  genug 
und  häufig  zu  dick.  Besonders  geschätzt  war  er  als 
Reparateur. 


Er  stammte  aus  Aix,  wie  sein  Zettel  vermuten  läßt, 
den  eine  gute  und  originelle  Harfengitarre  der  Samm- 
lung Gautier  in  Nizza  trägt.  Seine  Geigen  erinnern  an 
die  Mirecourter  Schule,  etwa  an  Nicolas,  haben  gelben 
Lack,  sind  aber  sehr  dem  Wurmfraß  ausgesetzt  und 
daher  durchwegs  schlecht  erhalten. 
Geigenzettel:  Pacquet  d'Aix  /  Luthier  ä  Marseille  1785 
(gedruckt). 

Paczka,  Antoni.  —  Lemberg.    1898.    1918 

Arbeitet  ausschließlich  nach  Stradivari,  dessen  berühm- 
teste Violinen  er  nach  Abbildungen  kopierte. 

Padewet,  Johann  I.  —  Basel,  Karlsruhe  i.  B. 
Geb.  24.  April  1819  in  Wien,  \  25.  Jan.  1872 

in  Karlsruhe 

Sehr  tüchtiger  Geigenmacher,  der  in  Wien  gelernt  hat, 
im  Jahre  1837  als  Gehilfe  in  Budapest  arbeitete,  dann 
nach  Deutschland  ging,  bis  er  auf  seiner  Wanderschaft 
nach  Karlsruhe  kam.  Hier  war  er  durch  mehrere  Jahre 
Geschäftsführer  bei  Matthias  Sprenger.  Im  Jahre  1844 
eröffnete  er  in  Basel  seine  eigene  Werkstatt,  als  ihm 
aber  Sprenger  mitteilte,  daß  er  nach  Amerika  auswan- 
dern wolle,  verlegte  er  1846  sein  Geschäft  nach  Karls- 
ruhe, wo  er  später  Hofinstrumentenmacher  wurde. 
Er  erhielt  von  1854  an  auf  allen  Ausstellungen 
Preise. 

Geigenzettel:  Johann  Padewet  /  Grossh.  Bad.  Hof- 
Saiteninstrumentenmacher  /  in  Carlsruhe  1845  (ge- 
druckt). 

Padewet,  Johann  II.  —  Karlsruhe.  Geb. 
23.  Aug.  1850  in  Karlsruhe,  f  5.  Jan.  1902 
Sohn  und  Schüler  von  Joh.  I  P.  Seine  Ausbildung 
schloß  er  bei  Riechers  ab  und  machte  sich  1873  als 
Nachfolger  seines  Vaters  selbständig.  Er  war  auch 
theoretisch  gut  geschult,  so  daß  er  die  mathematischen 
und  akustischen  Gesetze  beim  Geigenmachen  zu  beob- 
achten sich  mit  Erfolg  bestrebte.  Er  machte  Geigen 
aller  .^rten  (auch  Zithern  usw.)  vorzugsweise  nach 
Stradivari  und  bediente  sich  eines  farbenschönen  01- 
lacks,  den  er  chne  vorheriges  Beizen  des  Holzes  auf- 
trug, auch  die  Hälse  —  bekanntlich  ist  es  eine  Unsitte 
vieler  Geigenmacher,  die  Hälse  zu  beizen  —  hielt  er 
davon  frei.  Bei  gewöhnlichen  Geigen  verwendete  er 
auch  Spirituslack.  Er  war  wie  sein  Vater  Hofinstru- 
mentenmacher und  erhielt  zahlreiche  Auszeichnungen. 
Eine  seiner  besten  Violinen  besitzt  Hofmusikus  Bühl- 
mann. 
Geigen  Zettel:  Abb.  598. 


366 


Padewet    —  Pagon 


Padewet,  J.  Karl.  —  Karlsruhe.   Geb.  27.  Juli 

1887 

Sohn  von  Johann  II.  P.  und  seit  1907  dessen  Nach- 
folger. Da  er  erst  15  Jahre  alt  war,  als  sein  Vater  starb, 
ging  er  nach  Markneukirchen,  um  dort  den  Geigen- 
bau 7.U  erlernen,  arbeitete  dann  zu  seiner  weiteren  Aus- 
bildung bei  Fiorini  in  München  und  bei  Winterling 
in  Hamburg,  bis  er  das  väterliche  Geschäft  übernahm. 
Er  setzt  die  Traditionen  seines  Hauses  würdig  fort, 
arbeitet  sehr  sauber  und  verwendet  einen  guten  Lack. 
Auch  im  Ton  sind  seine  Geigen  sehr  gut. 

Geigenzettel:  J.  Karl  Padewet  /  Fecit.  Karlruhe  i.  B.  / 
1908  (Initialen  i.m  Kreis)   (gedruckt). 

Padewet,  Karl.  —  München.    Geb.  in  Wien 
I.Jan.  1823,  t  23.  März  1896 

Bruder  von  Joh.  I  Padewet.  Er  begründete  im  Jahre  1856 
seine  eigene  Werkstatt  und  war  als  Reparateur  sehr  ge- 
schätzt. In  seinen  neuen  Geigen  hielt  er  sich  vorzugs- 
weise an  das  Stradivan-Modell,  war  sorgfältig  in  der 
Arbeit  und  erzielte  einen  guten  Ton. 

Geigenzettel:  Abb.  628. 

Paduch,  Eduard.  —  Budapest.  Geb.  1876 

Nachdem  er  bei  Pilät  ausgelernt  hatte,  ging  er  zu  seiner 
weiteren  Ausbildung  nach  Deutschland  und  arbeitete 
u.  a.  bei  Diehl  in  Hamburg.  In  die  Heimat  zurückge- 
kehrt, machte  er  sich  selbständig  und  erwarb  sich  bald 
einen  guten  Kundenkreis. 

Päsold,  J.  C.  und  Oskar,  arbeiten  als  Geigen- 
macher in  Fleissen  b.  E. 
Paflik.  —  Troppau.    1845.    Geb.  um  1795 

Er  hatte  bei  einem  Gcigenmacher  in  Böhm.en  gelernt, 
mußte  dann  Soldat  werden  und  kam  als  solcher  nach 
Mailand  und  Brescia  und  anderen  italienischen  Städten, 
die  seit  1815  unter  österreichische  Herrschaft  gekom- 
men waren.  Er  verliebte  sich  m  die  Enkelin  eines  Gei- 
genmachers, dessen  Werkstatt  neben  der  Kaserne  lag, 
und  so  kam  es,  daß  er  bei  dem  .Alten  auch  dann  noch 
arbeitete,  nachdem  die  Enkelin  gestorben  war  und  er 
den  bunten  Rock  ausziehen  durfte.  Er  hat  da  jeden- 
falls manches  gelernt  und  blieb  bis  zu  seinem  45.  Jahre 
in  Italien.  In  die  Heimat  zurückgekehrt,  ließ  er  sich 
in  Troppau  nieder  und  galt  als  tüchtiger  Geigen- 
macher. 

Pagani,  Gian  Battista.  —  Cremona.    1 735.  1 747 

Ein  Meister  dritten  Ranges,  immerhin  aber  ein  Cremo- 
neser.  Valdrighi  nennt  ihn  Paganini  (Nr.  4328).  Auch 
ein  Antonio  Pagani  kommt  vor.  dessen  Wohnort  nicht 
feststeht. 

Pagani,  Pietro.  —  San  Martino  d'Este.    1836 
Ein  Dilettant,  der  einige  gute  Violinen  gemacht  hat. 

Paganini,  G.  S.  —  Florenz.  Geb.  1870  in  Forli, 
t  1913 

Sohn  von  Luigi  P.  und  wohl  auch  dessen  Schüler 
Seine  Geigen  sind  sauber  gemacht,  haben  flache  Wöl- 


bung und  braunen  Lack.  Er  besaß  zwar  viele  Aus- 
stellungsmedaillen,  war  aber  trotzdem  nicht  hervor- 
ragend. Er  starb  im  Irrsinn  in  seiner  Vaterstadt.  Seine 
Tochter  Alba  P.  wurde  von  ihm  ausgebildet  und  ar- 
beitet jetzt  als  Geigenmachenn  in  Forli. 

Paganini,   Luigi.  —  Faenza,   Forli.    Geb.   in 
Faenza  1838,  f  1914  in  Forli 

Ein  Geigenmacher,  der  an  sich  nicht  ungeschickt  war, 
aber  nur  billige  Geigen  baute. 

Paganini,  Nicolo.  —  Geb.    18.  Febr.   1784  in 
Genua,  f  in  Nizza  27.  Mai  1840 

Der  große  Geiger  darf  hier  erwähnt  werden,  da  er  auch 
einmal  unter  die  Erfinder  gegangen  war  und  ein  Streich- 
instrument, das  er  Contraviola  nannte,  ausgedacht  hatte, 
mit  dem  er  den  Ton  der  menschlichen  Stimme  wieder- 
geben wollte.  Dieses  Instrument  war  viel  größer  als 
die  gebräuchliche  Viola,  so  daß  nur  die  glücklichen  Be- 
sitzer sehr  langer  Arme  darauf  spielen  konnten.  Das 
Instrument  hat  wohl  schon  aus  diesem  Grunde  nie- 
mals Freunde  gefunden,  auch  bestritt  man  mit  dem 
Hinweis  auf  Joh.  Seb.  Bachs  »Viola  pomposa«  die  Neu- 
heit der  Erfindung.  (Vgl.  Journal  des  .Artistes  vom 
29.  Juni  1834.) 

Paganoni,  Antonio.  —  Venedig.    1750 

Nur  dem  Namen  nach  bekannt. 

Pageot,    Louis -Simon.   —   Mirecourt.     1780. 

1795 

Von  Hause  aus  Geigenmacher,  verlegte  er  sich  bald 
ausschließlich  auf  das  Bogenmachen,  worin  es  sein 
Sohn  allerdings  zu  größerer  Meisterschaft  brachte. 

Pageot  (Pajeot).  —  Mirecourt.   Geb.  zu  Mire- 
court 25.  Jan.  1791 ,  t  daselbst  24.  Aug.  1849 

Sohn  des  Bogenmachers  Louis-Simon  P.  Ein  sehr 
talentvoller  Bogenmacher,  der  in  seinem  Leben  etwa 
8000  Dutzend  Bogen  gemacht  hat.  Er  arbeitete  viel 
für  das  Geschäft  von  Lafleur;  die  Bogen,  die  er  für 
eigene  Rechnung  gemacht  hat,  tragen  seinen  Namen, 
den  er  übrigens  stets  Pajeot  schrieb ,  als  Brand- 
marke. 

Pages,  Jose  und  Juan.  —  Cadix.  1794.  1819 

Spanische  Lautenmacher  des  18./ 19.  Jahrhunderts,  die 
recht  saubere  Lauten  und  Gitarren  usw.  bauten. 
Geigenzettel:  +  /  Josef  Pages  /  me  hizo  en  Cadiz  / 
Ano  de  1808  /  Galle  de  la  Armagura  N.  13  (gedruckt). 


agharo  s 


.Tlfo 


Trebltsch.    1685. 


Pagon  (Pagoni),  Stefan. 

t  1718 

Ein  Italiener,  der  sich  um  1 685  als  Geigen-  und  Lauten- 
macher in  Trebitsch  niedergelassen  hat  und  als  tüch- 
tiger Meister  geschätzt  wurde. 


Paiarino  —  Palma 


367 


Paiarino,  Marco.  —  Ferrara.   1591 

Wahrscheinlich  ein  Mitglied  der  Familie  Cricca,  die 
bekanntlich  den  Beinamen  »Paiarini"  führte.  Er  wird 
als  Schüler  Giulio  Criccas  bezeichnet  und  war  bisher 
nur  urkundlich  nachzuweisen.  Auch  bei  Valdrighi 
(4329)  findet  sich  sein  Name. 

Paillot,  Claude.  —  Mirecourt.   1772 

Vielleicht  Bruder  des  gleichzeitig  vorkommenden 
Frangois  PaiUot. 

Painclai,  Jean-Joseph.  —  Mirecourt.    1783 
Von  A.  Jacquot  erwähnter  Luthier, 

Pajeot  s.  Pageot 

Pajot,  Gilbe rt.  —  Jenzat(Allier).    1795.  f  1853 

Sohn  von  Jean  P.  Durch  einen  Verwandten  erhielt  er 
eine  Leier  von  Charotte  und  Unterricht  im  Spiel  der- 
selben. Dadurch  erwachte  seine  Lust,  ähnliche  Instru- 
mente anzufertigen.  Er  wurde  der  Gründer  der  In- 
strumentenindustrie seiner  Heimat,  die  er  zur  Blüte 
brachte.  Er  arbeitete  nach  Charotte  und  Varquain  und 
gebrauchte  den  Brandstempel:  Pajot  ä  Jenzat. 

Pajot,  Jacques-Antoine  I.  —  Jenzat.  Geb.  1835. 

t  1877 

Vetter  und  Nachfolger  von  Jean-Bapt.  I  P. 

Pajot,  Jacques-Antoine  II  (Pajot  Jeune  I).  — 
Jenzat.  Geb.  1847.   1897 

Arbeitete  bei  Jean-Bapt.  und  Jacques-Antoine  1  P.  und 
machte  sich   1875  selbständig. 

Geigenzettel:  Pajot  Jeune,  facteur  d'instruments  /  ä 
Jenzat,  par  Gannat  (Allier)  (gedruckt). 

Pajot,  Jean.  —  Jenzat  (Allier).    1765.    f  1847 

Ein  Landmann,  der  (nach  Grillet)  Bauemleiern  (Viel- 
len)  machte,  die  dadurch  auffallen,  daß  er  sie  oft  aus 
einem  einzigen  Stück  Nußbaumholz  durch  Aushöhlen 
hergestellt  hat. 

Pajot,  Jean-Baptiste  I.  —  Jenzat.    Geb.  1817, 

t  1863 

Der  Stradivari  der  Bauernleier.  Er  lernte  in  Mirecourt 
und  Paris  und  war  ein  geschickter  Bildhauer  in  Eben- 
holz und  Elfenbein.  Er  war  erst  Teilhaber  und  später 
der  Nachfolger  im  Geschäfte  seines  Vaters.  Er  ge- 
brauchte einen  Brandstempel:  Pajot  /  ä  Jenzat  und 
den  Zettel:  Abb.  582. 


Pajot,    Joseph    (Pajot    Jeune    11).    —    Jenzat 
(Allier).  Geb.  30.  Aug.  1868 

Sohn  und  Schüler  von  Jacques-Antoine  II  und  seit 
1897  dessen  Nachfolger.  Er  verwendet  Spirituslack  und 
besitzt  mehrere  Medaillen. 

Geigenzettel :  Pajot  Jeune,  nouvelle  Maison  /  ä  Jenzat, 
allier  (gedruckt). 

Palate.  —  Lüttich.   1710.   1750 

Ein  braver  Nachahmer  der  Italiener,  ohne  bemerkens- 
werte Vorzüge. 

Palazzoli,  Giovanni  Battista.  —  Verona.    1605 

In  der  Allg.  Musikal.  Zeitung  1831 ,  Nr.  35,  wird  durch 
die  Marxsche  Buchhandlung  in  Karlsruhe  eine  doppelt 
eingelegte  Violine  dieses  sonst  nicht  bekannten  Mei- 
sters zum  Kaufe  angeboten.  Da  ein  Fälscher  wahr- 
scheinlich lieber  den  Namen  Magginis  mißbraucht  hätte, 
halte  ich  es  für  wahrscheinlich,  daß  es  tatsächlich  in 
Verona  einen  Palazzoli  gegeben  hat. 

Palfner,  Alois.  —  Graz.    Geb.  1884  in  Graz 

Ursprünglich  Zithermacher,  kam  er  in  jungen  Jahren 
zu  H.  Voigt  nach  Wien,  erlernte  bei  ihm  den  Geigen- 
bau, arbeitete  dann  bei  F.  Güttier  und  in  Deutsch- 
land und  ließ  sich  1907  in  Graz  nieder,  wo  er  sich 
selbständig  machte.  Er  baut  seine  Geigen  nach  Stradi- 
vari, verwendet  einen  weichen,  orangefarbigen  Ollack 
und  ist  auch  ein  guter  Bogenmacher  und  Reparateur. 
Seine  Arbeit  wird  gelobt. 


Pajot,    Jean-Baptiste    II. 
1863 


—     Jenzat.     Geb. 


Sohn  und  Nachfolger  von  Jacques -.Antoine  I  P. ; 
Schüler  von  Pimpard,  dem  Werkführer  des  Hauses 
Pajot.  Er  hat  manche  Verbesserungen  eingeführt,  die 
sich  bewährt  haben. 

Geigenzettel :  Abb.  588. 


Palla.  Vincenzo.  —  Perugia.   1790 
Bisher  nur  als  Harfenmacher  bekannt. 
Geigenzettel:  Palla  Vincenzo  ,    fece  in  Perugia 
(gedruckt). 


1790 


Palladmi,  Giovanni 

Italienischer  Mandolinenmacher  des  19.  Jahrhunderts, 
der  sich  durch  hübsche  Einlegearbeiten  hervortat. 

Pallota,  Pietro.  —  Perugia.   1788.   1821 

Er  hat  einige  gute,  sehr  flach  gewölbte  Violen  und 
Violoncelli  gemacht,  gehört  aber  nicht  zu  den  großen 
Meistern.  Fälschlicherweise  wird  seine  Lebenszeit 
wiederholt  in  das  Jahr  1593  zurückverlegt,  wozu  weder 
seine  Arbeiten  noch  seine  verschiedenen  geschriebenen 
und  gedruckten  Zettel  einen  Anlaß  geben. 

Geigenzettel:  Abb.  602. 

Palma,  Karl  F.  —  Wien.    1883.   1912 

Er  arbeitete  lange  bei  Bucher  und  Gutermann,  wo  er 
hauptsächlich  sehr  schöne  Zithern  machte.  Er  ist  aber 
auch  als  Geigenmacher  recht  geschätzt.  In  seiner  Arbeit 
ist  er  oft  ungleich,  so  daß  man  neben  sehr  guten  Vio- 
linen (auch  nach  Staufer  und  anderen  Wiener  Meistern) 
sehr  sorglos  ausgeführte  sehen  kann.  Nach  Jos.  Botts 
Tode  übernahm  er  dessen  Geschäft,  das  er  jedoch  nicht 
lange  fortführte.  Jetzt  befaßt  er  sich  ausschließlich  mit 
Reparaturen. 


1 


368 


Pal 


Panc 


ma  —  ranormo 


Palma,  Paolo.  —  Lucca.   1760 

Nachahmer  von  Nicolaus  Amati,  jedoch  ohne  besondere 

Vorzüge. 

Geigenzettel:  Paulus  Palma  Lucensis  /  fecit  in  Lucca 

17..  (gedruckt). 

Palmerlo,  Math.  —  Padua.   1734 

Eine  Geige  von  ihm  führt  der  Selhofsche  .Auktions- 
katalog (Haag  1 759)  auf. 

Palmers,  Francis.  —  ?   1617 

Ein  Penorcon  (engl.  Instrument,  der  Pandora  ähnlich) 
befindet  sich  bei  Claudius  in  Kopenhagen.  Leider  ist 
der  Zettel  unvollständig  und  zeigt  nur  den  Namen. 
Geigenzettel :  Francis  .  .  .  /  Palmers  .  . .  /  Dwelling 
in  ...  /  Anno  1617  (gedruckt). 

Paltrinleri,  Giovanni.  —  ?   1840 

Von  Valdrighi  erwähnter  Geigenmacher  (23)0),  von 
dem  ein  Violoncello  bekannt  ist. 

Pamphilon,  Edward.  —  London.    1660.   1685 

Man  nimmt  an,  daß  er  aus  Urquharts  Schule  hervor- 
gegangen sei.  Er  wohnte  London  Bridge  und  ist  nur 
wenig  bekannt;  es  gibt  einige  kleine,  sehr  hochgewölbte 
Violinen  von  ihm,  die  die  Vermutung  rechtfertigen, 
daß  er  Arbeiten  der  Brescianer  gekannt  habe  und  nach- 
ahmen wollte.  In  den  Umrißlinien  ist  er  ziemlich  steif, 
die  F-Löcher  sind  dagegen  in  den  Endungen  allzu  ge- 
schweift. Die  Schnecke  ist  tief  ausgestochen  und  die 
Einlage  gewöhnlich  doppelt  angebracht.  Eine  im  Jahre 
1680  gebaute  Violine  von  ihm  stellte  J.  T.  Chapman 
in  der  Londoner  Music  Loan  Exhibition  1904  aus. 
Geigenzettel:  Edward  Pamphilon  '  April  the  3rd.  1685 
(gedruckt). 

Pandolfi,  Antonio.  —  Venedig.    1710.    1740 

Einer  der  tüchtigsten  venezianischen  Geigenmacher. 
Seine  Violinen  sind  gewöhnlich  von  großem  Patron, 
sauber  gearbeitet,  haben  gelbbraunen  oder  dunkelrot- 
braunen Lack  und  vollen  Ton.  Der  Boden  ist  oft  aus 
einem  Stück,  die  F-Löcher  manchmal  schräg  stehend. 
Geigenzettel :  Abb.  606. 

Panmmo  s.  Gibertoni 

Panneeis,  0.,  eine   1845  begründete  Geigen- 
firma in  Brüssel 
Panormo,  Edward  Ferd.  —  London,  Brighton. 

Geb.  um  1811,  t  3.  Nov.  1891 
Sohn  von  Joseph  und  Enkel  von  Vinc.  Trus.  P.  Es  ist 
von  ihm  nur  bekannt,  daß  er  u.  a.  längere  Zeit  in  Ir- 
land gearbeitet  hat.  Er  kam  allmählich  ganz  herunter, 
und  man  sprach  zum  letztenmal  von  ihm,  als  ihn  —  den 
77jährigen  Greis  —  ein  hartherziger  Hauswirt  wegen 
Mieteschulden  samt  seiner  alten  Frau  auf  die  Straße 
setzte. 

Panormo,  Georges  Louis.  —  London.    Geb. 

um  1774,  t  nach  1842 

Zweiter  Sohn  von  Vincenzo  P.  Er  ist  vorzugsweise  als 

trefflicher  Gitanenmacher  bekannt,  doch  hat  er  auch 


mehrere  Violinen  nach  Stradivan  verfertigt  und  machte 
besonders  schöne  Bogen.  Einen  solchen  besitzt  das  Mu- 
seum des  Pariser  Konservatoriums,  einen  anderen  (vom 
Jahre  1830)  stellte  A.  E.  Hill  1904  in  London  aus.  Er 
wohnte  zuerst  in  der  Oxfort  Street  und  zog  dann  in  die 
High  Street  St.  Giles  in  the  Fields.  Eine  Gitarre  von 
1839  trägt  die  Nummer  2,283. 

Geigenzettel:  Abb.  590. 

Panormo,  Joseph.  —  London.  Geb.  in  London 
um  1773,  t  nach  1825 

Altester  Sohn  von  Vinc.  Trus.  P.  Obwohl  er  ein  Mei- 
ster in  seinem  Fache  war  und  namentlich  vorzügliche 
Violoncelli  machte,  fand  er  doch  wenig  Anklang,  da 
er  als  Engländer  galt,  und  englische  Geigen  im  ersten 
Viertel  des  19.  Jahrhunderts  in  London  nicht  gesucht 
waren,  nur  gering  gerschätzt  und  noch  schlechter  be- 
zahlt wurden.  Er  wohnte  zuerst  in  der  New  Compton 
Street  und  dann  in  der  King  Street  Soho.  Er  starb 
gänzlich  verarmt. 


—  Paris,  Lon- 
Monreale  bei 


Panormo,  Vincenzo  Trusiano. 
don.    Geb.  30.  Nov.   1734  in 
Palermo,  f  1813  in  London 

Durch  den  Zufall,  daß  einige  Jahreszahlen  in  seinen 
Geigen  falsch  gelesen  wurden,  war  seine  Geschichte 
lange  Zeit  völlig  unaufgeklärt,  und  da  man  sein  Ge- 
burtsjahr auf  1 705  setzen  zu  müssen  glaubte,  so  mußte 
man  aus  dem  einen  Manne  zwei  Geigenmacher  machen. 
Daß  er  aus  Palermo  gewesen  sei,  nahm  man  immer  an, 
denn  abgesehen  davon,  daß  schon  sein  Name  darauf 
hinweist  (der  antike  Name  von  Palermo  war  Jld '  oufin^), 
brachte  er  auf  seinen  Zetteln  auch  gerne  das  Wappen 
von  Palermo  an.  Er  soll  in  Cremona  gearbeitet  haben 
—  vielleicht  bei  Bergonzi,  dem  er  manchmal  nahe 
kommt  — ,  auch  in  Turin,  und  dürfte  sich  um  1 760  in 
Paris  niedergelassen  haben,  nachdem  er  vorher  in 
Marseille  gewesen  war.  Im  Jahre  1772  kam  er  zuerst 
nach  London  und  ging  dann  wieder  nach  Paris  zurück, 
wo  er  von  1783—1789  in  der  Rue  de  Chartres  Nr.  70 
wohnte.  Vorher  und  nachher  war  seine  Werkstatt  in 
der  Rue  de  l'Arbre  See.  Von  London  aus  unternahm 
er  auch  eine  Kunstreise  nach  Dublin,  die  dadurch  be- 
merkenswert wurde,  daß  er  bei  dieser  Gelegenheit  eine 
alte  Billardtafel  von  bestem  Ahornholz  fand,  aus  der 
er  eine  große  Zahl  trefflicher  Geigen  machte.  Es 
scheint,  daß  er  abwechselnd  in  London  und  Paris 
lebte,  vielleicht  hatte  er  sogar  mit  Hilfe  seiner  Söhne 
zwei  Werkstätten  im  Gange.  Er  hielt  sich  an  seine  ita- 
lienischen Vorbilder,  schnitzte  sehr  hübsche  Schnecken 
und  F-Löcher,  und  wenn  er  auch  ein  eigenes  Modell 
hatte,  so  ahmte  er  doch  Stradivari  und  Bergonzi  usw. 
am  liebsten  nach.  Er  bevorzugte  dabei  die  größeren 
Modelle,  verwendete  meist  gutes  Holz  und  einen  hüb- 
schen gelben,  manchmal  rötlichen  Lack.  Bei  einem  Baß 
machte  er  schon  vor  Galbusera  und  Chanot  den  Ver- 
such, die  Umrißlinien  der  Gitarre  bei  einem  Streich- 
instrument anzuwenden.  Seine  .Arbeit  ist  gut,  nur  läßt 
er  oft  die  Hohlkehle  fehlen  und  rundet  einfach  den 
Rand  ab.  Da  der  Ton  fast  immer  groß  und  edel  ist, 
erreichen  seine  Violinen  jetzt  hohe  Preise.  Er  hatte  ver- 
schiedene  Zettel   und   manchmal  auch  einen  Brand- 


\ 


Pa 


nsani 


Parisot 


369 


Stempel  im  Gebrauch.  Er  hatte  mehrere  Söhne,  die 
Geigenmacher  wurden '^).  Eine  Geige  von  ihm,  die  in 
der  Sammlung  Snoeck  war,  ist  aus  Paris  1810  datiert, 
mit  der  Adresse  Rue  de  l'Arbre  sec. 
Geigenzettel :  V  T  /  Panorm  (gedruckt).  —  Vincenzo 
Palermo  /  Londra  1796  (geschrieben)  (sie)  —  Vincenzo 
Panormo  /  di  Palermo  Fecit  Anno  17  .  .  (geschrieben) 
und  Abb.  587  und  612. 

Pansani  s.  Panzani 

Pantzer,  Johann  Christian  Heinrich.  —  Khn- 

genthal.  1776.   1792 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Joh.  Karl  P.  War 
1792  einer  der  Vormeister  der  Innung. 

Pantzer,  Johann  Karl.  —  Klingenthal.    1737. 

1741 

Er  kommt  zuerst  1737  im  Kassenbuch  der  Innung  als 

Meister  vor.  Seine  Arbeit  ist  sorgfältig  und  das  Holz 

nicht  schlecht,  auch  der  Lack  ist  besser  als  sonst  bei 

seinen  Klingenthaler  Zeitgenossen. 

Geigenzettel:  Johann  Carl  Pantzer  /Violinmacher  in 

Klingenthal/ Ao:  1741  (gedruckt). 

Panza,  Antonio.  —  Finale  Emiha.   1875 

Ein  Modeneser  Landmann,  der  in  seiner  freien  Zeit 
Geigen  gemacht  hat,  die  freilich  die  Hand  des  Dilet- 
tanten verraten,  aber  manchmal  wegen  des  guten  Holzes 
nicht  schlecht  klingen.  (Vgl.  Valdrighi  2325.) 

Panzani  (Pansani),  Antonio.  —  Rom.     1735. 

1785 

Mittelmäßig  in  seiner  Arbeit.  Nach  Vidal  soll  er  auch 
in  Venedig  gearbeitet  haben,  wofür  ich  jedoch  keinen 
Beweis  finden  konnte.  Ein  Andrea  Pansani  war  noch 
in  neuerer  Zeit  als  Geigenmacher  tätig. 


Papiensis  s.  Laurentius 


Geb.    in    Paris 


Paquotte,     Henri -Felix. 
11.  März  1857 

Sohn  von  Jean-Bapt.  Paqu.  und  dessen  Schüler.  1888 
übernahm  er  In  Gemeinschaft  mit  seinem  Bruder  das 
väterliche  Geschäft,  das  er  mit  Erfolg  fortführt.  Er  Ist 
auch  ein  tüchtiger  Geiger  und  hat  von  1873 — 1878 
als  Schüler  Sauzeys  das  Konservatorium  absolviert. 
Auf  der  Pariser  Weltausstellung  1900  war  er  sehr  gut 
vertreten. 

Geigenzettel:  Abb.  594. 

Paquotte,     Jean-Baptiste.    —    Paris.     Geb. 
22.  April  1827  in  Mirecourt,  f  15.  April  1900 

Ursprünglich  Bogenmacher,  kam  er  1841  nach  Paris 
und  wurde  Schüler  seines  Oheims  Seb.  P.,  bei  dem  er 
acht  Jahre  blieb.  Hierauf  arbeitete  er  14  Jahre  bei  La- 


^)  Ein  Panormo  gab  In  Paris  1 786  als  Opus  6  ein  Flöten- 
äuo  heraus ;  vielleicht  auch  ein  Sohn  von  ihm  ? 

V.  Lütg-e  ndorf  f ,  Geijfen-  und  Lautenmacher.     Bd.  II 


fleur  und  übernahm  1863  Seb.  Paquottes  Werkstatt' 
die  er  als  tüchtiger  Künstler  mit  großem  Erfolg  fort- 
führte, bis  er  sich  1888  zurückzog  und  sein  Geschäft 
seinen  Söhnen  überließ. 

Paquotte,  Placide.  —  Paris.  Geb.  1864  in  Paris, 

t  l.Sept.  1900 

Jüngerer  Sohn  und  talentvoller  Schüler  von  Jean-Bapt. 
P.  und  Teilhaber  des  Geschäftes  seines  Bruders.  Sein 
frühzeitiger  Tod  infolge  eines  Unfalls  mit  dem  Zwei- 
rad wird  von  denen,  die  seiner  Entwicklung  folgten, 
aufrichtig  bedauert. 

Paquotte,  Sebastian.  —  Paris.    Geb.  in  Mire- 
court 1800,  f  Paris  1863 

Er  kam  gegen  1830  nach  Paris,  wo  er  sich  in  der  Rue 
de  la  Harpe  51  selbständig  machte.  Er  galt  als  geschick- 
ter, wenn  auch  nicht  hervorragender  Geigenmacher. 
Später  wohnte  er  in  der  Rue  de  l'Ecole-de-MedicIne 
Nr.  20  In  den  Räumen,  in  welchen  Marat  von  Charlotte 
Corday  getötet  wurde.  Das  Haus  ist  1877  abgebrochen 
worden. 

Paraldic  — 

Ein  einziges  Violoncello  aus  dem  Besitze  VIdals,  mit 
der  angeblichen  Jahreszahl  1722,  soll  diesen  Namen 
tragen.  Ich  glaube,  die  Jahresaahl  muß  1777  gelesen 
werden  und  der  Name:  (fait)  »par  Aldric«. 

Pardi.  —  Paris.   1785.   1788 

Wahrscheinlich  ein  Italiener,  den  man  eigentlich  nur 
nach  seiner  Adresse  (Rue  St.  Honore  412)  im  Alma- 
nach  kennt.  Geigen,  die  seinen  Namen  tragen,  zeigen 
ein  flaches  Modell. 

Pardini,  Bastiano.  —  Florenz.   1 7.  Jahrhundert 

Seine  Arbeit  ist  so  ungeschickt,  daß  man  glauben  muß 
er  habe  das  Geigenmachen  nur  aus  Liebhaberei  be- 
trieben. Sein  Modell  berechtigt  dazu,  ihn  für  einen 
Zeitgenossen  G.  da  Salös  zu  halten. 
Gelgenzettel:  Bastiano  Pardini  /  In  Fiorenza  (gedruckt). 

Paris  (Parisse),  Claude.  —  Paris.    1775.    1791 

Seine  Gelgen  ragen  zwar  nicht  durch  Tonschönheit 
hervor,  sind  aber  oft  hübsch  ausgestattet;  die  Einlagen 
brachte  er  gerne  In  Zickzacklinien  an.  Sein  Holz  ist 
nicht  sorgfältig  gewählt,  der  Spirituslack  von  rotgelber 
Farbe.  Er  wohnte  In  der  Rue  du  Roule-St.  Honore  und 
dürfte  vor  1816  gestorben  sein,  da  In  diesem  Jahre  sein 
Neffe  Besitzer  der  Werkstatt  war. 
Geigenzettel :  Claude  Paris  Luthler  /  Rue  du  Roulle  ä 
Paris  1780  (gedruckt). 

Paris  (Parisse),  Nicolas.  —  Mirecourt.    1775. 

1788 

Bruder  von  Claude  P.  und  gleichfalls  Geigenmacher. 

Parisot  (Parizot),  Alexandre.  —  Bordeaux.  1 828 

Vielleicht  identisch  mit  dem  in  Nantes  vorkommenden 
Geigenmacher. 

24 


370 


Parisot  —  Paterson 


Parisot  (Parizot).  —  Nantes.    1774.    1821 

In  den  Listen  des  Bürgermilitärs  von  Nantes  kommt 
er  von  1774 — 1781  vor;  m  Geigen  und  Violen  findet 
sich  sein  Zettel  noch  mit  der  Jahreszahl  1821.  Seine 
Arbeit  ist  sauber  und  der  Ton  nicht  schlecht. 

Geigenzettel:  Parisot,  Luthier  /  ä  Nantes.  1820  (ge- 
druckt). 

Parker.  —  Northampton 

Das  Selhofsche  Auktionsverzeichnis  (Haag  1 759)  führt 
eine  Gamba  von  >>Parkel  Dwelling  Northamshire«  auf. 
Es  muß  selbstverständlich  Parker  heißen,  Dwelling 
wird  lächerlicherweise  auch  hier  wieder  als  Familien- 
name angesehen. 

Parker,  Daniel.  —  London.    Geb.  um   1700. 
1775 

Vielleicht  ein  Schüler  von  Pamphilon  oder  A.  Kennedy, 
doch  ging  er  bald  eigene  Wege.  Er  machte  fast  aus- 
schließlich Violinen  und  scheint  sich  die  Italiener  zum 
Vorbild  genommen  zu  haben,  denen  er  manchmal  recht 
nahe  kommt.  Namentlich  darf  sein  feiner,  schöner,  nur 
manchmal  zu  dicker  OUack  von  leuchtendroter  Farbe 
seiner  Geschmeidigkeit  wegen  hervorgehoben  werden. 
Eine  von  ihm  im  Jahre  1 720  (?)  gebaute  Violine  stellten 
W.  E.  Hill  &  Sons  1904  in  London  aus. 

Parmentier.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  von  der  als  Luthiers  ge- 
nannt werden: 
Christophe  P.  1738,  1741. 
Jacques  P.  1789. 
JeanP.  1744,  1788,  und 
Pierre  P.  1751.  gest.  1781. 

Parti  s.  Bartl 
Parzetti 

Zweifelhafter  Name  in  einer  Viola  in  der  Sammlung 
des  Rechnungsrats  Friedrich  in  Posen. 

Pasciutti,  Ferdinando.  —  Bologna.    Geb.  um 
1850  in  Bazzano,  f  nach  1885 

Er  war  Musikinstrumentenhändler  und  unterhielt  eine 
Trompetenmacherwerkstatt.  Versuchsweise  hat  er  auch 
zwei  oder  drei  Violinen  gebaut. 

Pascuali,  Giacomo.  —  Ancarano  b.  Ascoli 

Ein  wenig  bekannter  Mandolinenmacher  des  18.  Jahr- 
hunderts. 

Pasio  (Pasi),  Ildebrando.  —  Faenza.    18.  Jahr- 
hundert 

Seinen  Reparaturzettel  veröffentlicht  Paul  de  Wit. 

Geigenzettel :  Ildebrandus  Pasius  Restauravit  /  Faven- 
tiae  (gedruckt). 

Pasio,  Lodovico.  —  Modena.   1506 

Er  wird  als  Instrumentenmacher  bezeichnet  und  auch 
von  Valdrighi  (4338)  aufgeführt. 


Passaponti,  Giovanni.  —  Florenz.   1750 

Er  scheint  hauptsächlich  Taschengeigen,  kleine  Lauten 
und  dergleichen  mit  hübschen  Einlagen  und  Schnitze- 
reien gemacht  zu  haben. 


St.  Petersburg.     1886. 


Passierbski,   Franz. 
1903 

Besitzt  eine  1886  begründete  Instrumentenfabrik  und 
nennt  sich  »Violin-  und  Gitarren-Meister,  Verbesserer 
der  Balalaika«  usw. 

Pasta,  Antonio.  —  Brescia.   1710—1730 

Vielleicht  der  Vater  von  Gaetano  P.  Es  gibt  Geigen 
mit  seinem  Namen,  die  denen  von  G.  da  Salö  nach- 
geahmt sind,  sich  aber  weder  in  der  Arbeit  noch  im 
Ton  auszeichnen ;  auch  der  Lack  ist  meist  zu 
weich. 

Pasta,  Bartolomeo.  —  Mailand.   1681 

Er  nennt  sich  einen  Schüler  von  Nicolo  Amati,  ist  aber 
wenig  bekannt  und  wurde  bisher  nur  bei  Valdrighi 
(4339)  erwähnt.  Vielleicht  war  er  ein  Sohn  des  1666 
nachweisbaren  Christoforo  Posta  (Pasta)  und  ein  Ver- 
wandter der  in  Brescia  tätigen  Geigenmacher  seines 
Namens. 

Geigenzettel:  Bartolomeo  Pasta,  Alievo  di  Nicolo  / 
Amati  Cremonese,  Fece  in  IVlil°.  1681  (gedruckt). 

Pasta,  Domenico.  —  Brescia.    1710.    1730 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Antonio  P.  Seine  Geigen 
sind  recht  gut,  haben  ein  flaches  Modell  und  edlen 
Ton.  Er  ahmte  auch  die  Modelle  von  Amati  und  Mag- 
gini  nach. 

Pasta,  Gaetano.  —  Brescia.   1710.   1760 

Der  Bedeutendste  aus  seiner  Familie.  Seinem  Zettel 
nach  war  er  ein  Mailänder  und  ein  Schüler  von  Hiero- 
nymus  II  Amati.  Er  hat  jedenfalls  dazu  beigetragen, 
daß  der  Einfluß  der  Cremoneser  Schule  selbst  in  Bres- 
cia die  herkömmliche  Art  von  G.  da  Salö  und  P.  Mag- 
gini  schon  im  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  zu  ver- 
drängen begann.  Er  führte  das  Ladenschild :  »alla  Pal- 
lada*. Seine  Geigen  haben  ein  flaches  Modell  und  edlen 
Ton  und  erinnern  in  den  Umrissen  etwa  an  G.  B. 
Rogeri.  Eine  gute  Violine  von  ihm  vom  Jahre  1743 
besitzt  der  kgl.  Opernsänger  Gustaf  Sjöberg  in  Stock- 
holm. 

Geigenzettel:  Gaetano  Pasta  milanese  allievo  dell 
Amati  di  Cremona  alla  /  Pallada  in  Brescia.  A.  1750 
(gedruckt). 

Pastelli  s.  Rastelli 

Paterson,    James.    —    Edinburgh.     Geb.    in 
Stirling  1834,  t  1898  in  Edinburgh 

Er  war  ursprünglich  Kunsttischler  und  verlegte  sich 
seit  1885  auf  das  Geigenmachen.  Er  arbeitete  sehr 
sauber  nach  Guarneri  und  Stradivari  und  erhielt  1890 
in  Edinburgh  eine  Bronzemedaille.  Er  benutzte  einen 
von  Dr.  Clark  hergestellten  Ollack  von  rotgelber  Farbe 


Pathan  —  Patzelt 


371 


und  ist  vermutlich  identisch  mit  dem  J.  Paterson  in 
Glasgow,  der  um  1895  eine  Violine  mit  Kmn-  und 
Bruststütze  erfand,  die  vibrierende  Teile  des  Instru- 
mentes nicht  berührt. 

Geigenzettel:  James  Paterson  /  [Initialen  im  Kreis] 
Edinburgh  1893  (gedruckt). 

Pathan,  Vincenz.  —  Wien.  Geb.  1860  in 
Unter-Graupen  b.  Deutschbrod  1.  B.,  f  1894 
in  Wien 

Seine  erste  Lehrzeit  machte  er  von  1874 — 1878  bei 
dem  Instrumentenhändler  Stark  in  Wien  durch  und 
hat  dann  als  Gehilfe  bei  Bern.  II  Enzenberger,  bei 
Placht  und  Stowasser  in  Budapest  und  bei  Placht  und 
Thom.  Zach  in  Wien  gearbeitet.  Er  war  ein  sehr  talent- 
voller Geigenmacher  und  erhielt  schon  als  Gehilfe  auf 
der  Budapester  MiUemums-Ausstellung  eine  Medaille. 
Er  arbeitete  gerne  nach  Maggini  doppelt  eingelegte, 
mit  Sternen  und  Ornamenten  verzierte  Geigen,  aber 
auch  nach  Nik.  Amati,  Guarnen  del  Gesü  ufid  Stradi- 
vari.  Seine  letzte  Violine  (nach  Guarneri)  mit  bor- 
deauxrotem Ollack  (im  Besitz  von  Dr.  Glowacki  v. 
Prus  in  Wien)  aus  dem  Jahre  1893  trägt  die  Nummer 
1 13.  Für  billigere  Geigen  verwandte  er  einen  schlechten 
bräunlichen  Spirituslack,  der  häufig  die  im  übrigen 
tadellose  Arbeit  in  ihrem  Äußeren  beeinträchtigte.  Er 
war  als  Geigenmacher  ein  Künstler,  als  Mensch  aber 
ein  sonderbarer  Kauz,  den  seine  Vorliebe  für  Katzen- 
fleisch öfter  vor  Gericht  brachte.  Auch  soll  er  den  Spi- 
ritus, den  er  zur  Arbeit  brauchte,  häufig,  selbst  in  de- 
naturiertem Zustande,  getrunken  haben. 

Geigenzettel :  Abb.  625. 

PatoOka,  Benjamin.  —  JiTin  (Böhmen).    Geb. 
am  31 .  Aug.  1864  zu  Pasek  a.  Iser 

Seit  1879  Schüler  von  Josef  Metelka  in  Pasek,  dann 
Gehilfe  bei  Vitäcek,  später  bei  Bina  in  Prag,  bereiste 
Böhmen  und  Deutschland,  übernahm  am  18.  Oktober 
1888  das  Geschäft  seines  Lehrmeisters  Metelka  und 
siedelte  am  13.  März  1894  nach  Jicin  über.  Er  macht 
vorzugsweise  neue  Instrumente  (Geigen,  Cellos  und 
Kontrabässe)  nach  Stradivari  und  Guarneri  und  ver- 
wendet einen  selbstbereiteten  weichen  Spirituslack. 
Seine  Arbeiten  fanden  vielfache  Anerkennung;  er  be- 
sitzt eine  goldene,  eine  silberne,  zwei  bronzene  Me- 
daillen und  verschiedene  Diplome. 

Geigenzettel:  Abb.  614  und  619. 


Budapest.       1820. 


Patzelt,     Ferdinand. 
t  1859 

Nach  einer  Familienüberlieferung  soll  er  aus  Bayern 
nach  Ungarn  eingewandert  sein.  Um  1820  war  er  be- 
reits in  Pest  ansässig  und  wurde  als  tüchtiger  Meister 
geschätzt.  Auf  Leiterwagen  wurden  ihm  von  weit  und 
breit  die  der  Wiederherstellung  bedürftigen  Geigen  ge- 
bracht, und  seine  neuen  Geigen,  die  als  sehr  gute  Nach- 
ahmungen italienischer  Vorbilder  bekannt  sind,  er- 
freuten sich  eines  großen  Rufs.  Treffliche  Kontrabässe 
von  ihm  befinden  sich  noch  m  vielen  ungarischen  Kir- 
chen. Seine  Hauptliebhaberei  war  das  Studium  alter 


Geigen,  und  er  hat  darüber  noch  heute  erhaltene  wert- 
volle Aufzeichnungen  hinterlassen. 

Geigenzettel:  Patzelt  Ferdinand  /  Hüros  hangszer  Ke- 
szitö  /  Pesten  /  lakik  Leopoldväros  2  Sas  utczäban  257 
sz.  (gedruckt). 

Patzelt,  Ferdinand.  —  Dresden.   Geb.  1854  in 

Wien 

Schüler  seines  Vaters  Johann  Ferd.  P.  im  Grimmschen 
.Atelier.  Nachdem  er  ausgelernt  hatte,  wollte  er,  von 
besonderer  Neigung  getrieben,  Maler  werden  und  be- 
suchte bereits  die  Berliner  Kunstakademie,  als  er  durch 
den  frühzeitigen  Tod  seines  Vaters  veranlaßt  wurde, 
zum  Geigenmachen  zurückzukehren.  Er  eröffnete  1876 
mit  seinem  Bruder  eine  eigene  Werkstatt  in  Berlin  und 
siedelte  1883  nach  Dresden  über.  Er  ist  ein  denkender 
Künstler,  der  nicht  im  sklavischen  Kopieren  der  italie- 
nischen Meister  das  einzige  Heil  des  Geigenbaus  sieht. 
Er  ist  der  Überzeugung,  daß  das  von  den  alten  Meistern 
wohlerwogene  Verhältnis  aller  Teile  der  Geige  zu- 
einander gestört  wurde,  als  man  wegen  der  jetzt  üblichen 
höheren  Stimmung  und  stärkeren  Belastung  die  Hälse 
(Mensuren)   verlängern   und   den   Baßbalken   vergrö- 
ßern mußte.  Was  bei  alten  Geigen  den  heutigen  An- 
forderungen entsprechend  mit  Erfolg  geändert  werden 
kann  und  muß,  darf  nach  seiner  Ansicht  bei  neuen  nicht 
zur  Regel  werden.  Er  befolgt  die  Grundsätze  der  gro- 
'ßen  Meister  insofern,  als  er  der  erhöhten  Spannung 
Rechnung  trägt  und  Geigen  herstellt,  die  vermöge  ihrer 
Gesamtanlage  der  Hilfsmittel  nicht  bedürfen,  die  für 
die  alten  Meisterwerke  unentbehrlich  geworden  sind.. 
Er  ist  auch  der  erste  deutsche  Geigenmacher,  der  auf 
Veranlassung  0.   Leßmanns  aus  dem  von   Konzert- 
meister Schradieck  in  Amerika  entdeckten  Holze  der 
Balsamfichte  Geigen  gemacht  hat.  Er  berücksichtigte 
dabei  die  leichtere  und  zartere  Struktur  dieser  harz- 
armen Fichtenholzart,  und  der  Erfolg  war  in  jeder  Be- 
ziehung zufriedenstellend.  Ein  Quartett  mit  Balsam- 
fichtendecken von  ihm  erhielt  in  Bologna  den  ersten 
Preis.  Er  glaubt,  daß  die  alten  Meister  dieses  Holz  auch 
verwendet  haben  dürften,  wenn  sie  es  gerade  zur  Hand 
hatten,  und  findet,  daß  man  mit  der  jetzt  zutage  tre- 
tenden Mißachtung  der  Balsamfichte  ebenso  über  das 
Ziel  schießt  wie  vorher,  als  man  sich  den  übertrieben- 
sten Hoffnungen  hingab.  Patzelt  ist  ein  würdiger  Sohn 
seines  trefflichen  Vaters;  er  sucht  sich  in  seiner  Kunst 
immer  mehr  zu  vervollkommnen  und  hat  die  Freude, 
sein  unermüdliches  Streben  von  wachsendem  Erfolg 
gekrönt  zu  sehen.  Dazu  ist  er  ein  feiner  Kenner  und 
tüchtiger    Geiger.     Seine    Arbeiten    finden    uneinge- 
•    schränktes    Lob.     Er    verwendet    eine    Brandmarke: 
F.  Patzelt.  /  Dresden.  /  1899. 

Patzelt,  Gebrüder.  —  Berhn.    1876.   1887 

Nach  dem  Tode  von  Joh.  Ferd.  Patzelt  begründeten 
seine  Söhne  die  etwa  ein  Jahrzehnt  bestehende  Firma 
»Gebr.  P.«  Ferdinand  P.  siedelte  jedoch  nach  Dresden 
über,  sein  Bruder  führte  das  Geschäft  noch  bis  1887 
in  Berlin  fort  und  ging  dann  auch  nach  Dresden,  trat 
aber  bald  aus  Unlust  am  Geigenmachen  aus  der  Firma 
wieder  aus  und  widmete  sich  seitdem  »der  Lösung 
automobiler  Probleme«. 

24* 


372 


Patzelt  —  Paulus 


Patzelt,  Johann  Ferdinand.  —  Wien,  Berlin. 
Geb.  1828  in  Budapest,  f  1876  in  Berlin 

Schüler  seines  Vaters  Ferdinand  P.  Als  Gehilfe  ar- 
beitete er  eine  Zeitlang  bei  Engleder  und  bei  Schulz  in 
Regensburg  und  trat  nach  seiner  Heimkehr  im  väter- 
lichen Geschäfte  als  Teilhaber  ein.  Nach  seiner  Ver- 
heiratung siedelte  er  nach  Wien  über,  wo  er  ein  bes- 
seres Fortkommen  und  mehr  künstlerische  Anregung 
zu  finden  hoffte,  da  er  gerade  von  den  Wiener  Geigen- 
machern stets  besonders  gelobt  woirde.  Als  er  aber  kam 
und  sich  um  das  Wiener  Meisterrecht  bewarb,  wurden 
ihm  die  größten  Schwierigkeiten  in  den  Weg  gelegt. 
Durch  seine  Tüchtigkeit  und  seinen  lauteren  Charak- 
ter erwarb  er  sich  jedoch  sehr  bald  die  Achtung  und 
Freundschaft  aller  Fachgenossen.  Im  Jahre  1862  erhielt 
er  in  London  eine  Medaille,  und  als  1866  Helmich  in 
Berlin  starb,  wurde  er  als  künstlerischer  Leiter  der 
Grimmschen  Werkstatt  dorthin  berufen.  Er  war  ein 
echter  Künstler,  ein  tüchtiger  Geiger  und  ein  genauer 
Kenner  der  alten  Meisterwerke.  In  manchen  seiner 
Geigen  findet  sich  ein  zweiter  Zettel  mit  dem  Spruch: 

»Fluch  jeder  Hand,  die  im  Unverstand 

Von  der  Geig'  was  scheert,  die  ist  nichts  werth.« 

Besonders  tüchtig  war  er  als  Reparateur,  und  nicht 
selten  bezahlten  ihm  seine  Auftraggeber  in  der  Freude 
über  die  gelungene  Arbeit  weit  höhere  Preise,  als  er  in 
seiner  Bescheidenheit  gefordert  hatte.  Hellmesberger 
besaß  ein  vorzügliches  Quartett  von  ihm;  Laub  und 
Miska  Hauser  spielten  mit  Vorliebe  seine  Geigen,  und 
sein  Sohn  besitzt  noch  jetzt  eine  Viola  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1862,  die  in  jeder  Beziehung  ausgezeichnet 
ist. 

Geigenzettel :  J.  Ferdinand  Patzelt,  Geigenmacher  /  in 
Wien  anno  1862  J.  F.  P.  ■)(x  A.  0.  (gedruckt). 

Paul,  Fran^ois.  —  Mirecourt.    1750.    1752 
Arbeiten  von  ihm  kennt  man  bis  jetzt  nicht. 

Paul,  Johann  Balthasar.  —  Klingenthal.    1737 

Nur  aus  den  Innungslisten  als  Geigenmachermeister 
bekannt. 

Paul,  Johann  Christoph.  —  Klingenthal.    1776 

Sohn  von  Johann  Balth.  P.  Er  arbeitete  mittelmäßig 
nach  dem  Hopf-Modell. 

Pauli,  Antonl.  —  Tachau.    1707.    1723 

Ein  trefflicher  Geigenmacher,  der  ein  breites  Modell 
bevorzugte  und  einen  dicken,  gelblichen  Lack  anwen- 
dete. In  der  staatl .  Sammlung  in  Berlin  befindet  sich  eine 
Viola  d'amore  von  ihm  aus  dem  Jahre  1718  von  aus- 
gezeichneter Arbeit  mit  gemaserten  Zargen  und  einem 
Löwenkopf  am  Wirbelkasten  (Nr.  862).  Aus  der  Samm- 
lung Snoeck  besitzt  Berlin  ein  gleiches  Instrument  mit 
flachem  Boden  und  einem  geschnitzten  Köpfchen 
(Nr.  494). 
Geigenzettel:  Abb.  616. 

Pauli,   Johann   Gottfried.   —  Tachau.     Geb. 
1 4.  Juli  1 707  in  Tachau,  f  das.  30.  Dez.  1 77 1 

Sohn  des  Antoni  und  der  Elisabeth  P.  Er  war  seit 
3.  Februar   1732  verheiratet  mit  A.  Barb.  Dolhopf, 


Tochter  des  f  Lorenz  D.  aus  Tachau.  Auf  spätem 
Zetteln  erscheint  der  Name  Godefridus   mit  ie  ge- 
schrieben. Seine  Arbeit  ist  ganz  ohne  Kunstwert. 
Geigenzettel :  Joannes  Godefridus  Pauli  /  Lauten-  und 
Geigen-Macher  /  in  Tachau  An:  1733  (gedruckt). 

Pauli.  Johann  Karl.  —  Tachau.    1730.    1745 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Antoni  P.  Er  ist  am 
besten  in  seinen  Violen,  die  er  oft  recht  hübsch  ein- 
gelegt hat.  Auch  die  Löwenköpfchen  am  Wirbelkasten 
sind  mit  Geschick  geschnitzt.  Eine  Viola  d'amore  von 
ihm  vom  Jahre  1730  besitzt  das  Bachhaus  in  Eisenach. 
Geigenzettel:  Joann.  Carolus  Pauli  /  Musicus  instru- 
mentalis  in  Tachau  /  bey  14  Heiligen  Anno  1730  (ge- 
druckt). 

Pauli,  Joseph.  —  Linz  a.D.    Geb.  um  1770, 
f  7.  März  1846 

Wahrscheinlich  zur  Tachauer  Familie  Pauli  gehörend. 
Er  erlangte  am  1 7.  März  1812  die  Geigenmachergerech- 
tigkeit  »ad  personam«  und  das  Bürgerrecht  in  Linz, 
wo  er  aber  schon  Jahre  vorher  nachweisbar  ist.  Er 
wohnte  im  Hause  Nr.  101,  jetzt  Hofgasse  Nr.  14,  und 
war  ein  sehr  geschickter  Geigenmacher,  der  jedenfalls, 
seiner  Arbeit  nach  zu  urteilen,  auch  in  Wien  gearbeitet 
hat.  Einzelne  Geigen  von  ihm  sehen  aus  wie  Arbeiten 
von  Job.  G.  Thir.  Seine  Vorbilder  waren  aber  Stainer 
und  Amati.  Er  verwendete  gutes  Holz;  sein  Modell  ist 
länglich,  aber  robust,  der  Lack  rotbraun  und  glanz- 
'os.  Ein  Violoncello  von  ihm  aus  dem  Jahre  1799  be- 
sitzt das  Stift  St.  Florian  in  Oberösterreich.  Es  kom- 
men jedoch  auch  Geigen  mit  den  gleichen  Namen  und 
so  frühen  Jahreszahlen  vor,  daß  man  annehmen  könnte, 
daß  schon  der  gleichnamige  Vater  Geigenmacher  in 
Linz  war,  was  sich  jedoch  urkundlich  durchaus  nicht 
nachweisen  läßt.  Seine  Geigen  erreichen  jetzt  recht 
ansehnliche  Preise. 
Geigenzettel:  Abb  615  und  621. 

Pauli,  Wenzel.  —  Salzburg.   1800 

Angeblich  Sohn  von  Joh.  Gottfried  P.  und  dann  wohl 
auch  dessen  Schüler.  Wenig  bekannter  Geigenmacher, 
der  ein  an  Stradivari  erinnerndes  deutsches  Modell 
hatte  und  einen  rotbraunen  Lack  verwendete. 
Geigenzettel:  Wenzel  Pauli  fecit  Salzburg  1800  (ge- 
druckt). 

Paulo,  Jose.  —  Lissabon.   1897 

Portugiesischer  Gitarren-  und  Mandolinenmacher  vom 
Ende  des  19.  Jahrhunderts. 

Paulson,  H.  —  Bergen.  1834 

Norwegischer  Geigenmacher,  der  erst  Tischler  gewesen 
sein  soll  und  hauptsächlich  alte  Geigen  ausbesserte. 

Geigenzettel:  Rep.  af  H.  Paulson  /  Bergen  1834  (ge- 
schrieben). 

Paulus,  Markneukirchen 

Aus  dieser  Familie  smd  Geigenmacher  geworden  und 
in  Markneukirchen  geblieben : 

Paulus,   Adolf,    der   schon   in   den   achtziger 
Jahren  des  19.  Jahrhunderts  tätig  war 


I 


Paulus,  Albert  Reinliold  —  Paulus,  Reinhold 


373 


Paulus,  Albert  Reinhold 

arbeitete  seit  den  achtziger  Jahren  des  IV.  Jahrhunderts 
als  Geigenmacher. 

Paulus,  Albin  Ludwig.  —  Geb.  16.  April  1866 

Schüler  von  Dölling.  Nachdem  er  ausgelernt  hatte, 
arbeitete  er  bei  Bernhardt  und  bei  Re'inhold  Paulus. 
Nach  vollendetem  19.  Jahre  ging  er  für  IV2  Jahre  zu 
Rudolf  Heckel  nach  Dresden,  dann  zu  Adolf  Hammig, 
bei  dem  er  3V2  Jahre  blieb.  Im  Oktober  1890  kehrte  er 
heim  und  machte  sich  selbständig,  1895  erhielt  er  den 
Titel  eines  kgl.  sächs.  Hofinstrumentenmachers.  Seme 
Geigen  gehören  zu  den  besten,  die  man  jetzt  in  Mark- 
neukirchen bekommen  kann.  Er  arbeitet  nach  Amati, 
Stradivari  und  Guarneri  und  verwendet  zu  den  bes- 
seren Geigen  nur  Öllack.  (Sein  Vater  und  Großvater 
waren  Holzblasinstrumentenmacher.) 

Paulus,  August  Reinhold.  —  Geb.  21.  Jan. 
1868  in  Breitenfeld  b.  M. 

Schüler  von  Ludw.  Glaesel  jr.,  bei  dem  er  bis  zu  seiner 
Militärzeit  blieb.  Später  arbeitete  er  noch  in  Berlin  und 
kehrte  dann  in  seine  Heimat  zurück,  wo  er  Vorarbeiter 
in  der  Geigenfabrik  von  Roth  &  Lederer  wurde. 

Paulus,  Balthasar.  —  1746 

Ein  bisher  unbekanntes  Mitglied  der  Familie.  Das  In- 
ventar von  1773  der  ehem.  Köthener  Hofkapelle  ver- 
zeichnet eine  Violine  von  »Baltasar  Paulus,  ist  grün, 
1746«. 

Paulus,  Karl  Anton.  —  Geb.  30.  Sept.  1830 
Paulus.    Karl  Vitus.  —  Geb.    15.  Juni    1815 
Paulus,  Heinrich  Adolf.  -  Geb.  1 1 .  Okt.  1854 

f  16. Jan. 1871 

Ein  sehr  geschickter  Geigenmacher. 

Paulus,  Adolf.  —  Berlin-Friedenau.  Geb.  1874 

in  Markneukirchen 

Ältester  Sohn  und  Schüler  von  Adolf  Wilh.  Ed.  P. 
Nachdem  er  die  Schule  verlassen  hatte,  besuchte  er 
das  Leipziger  Konservatorium  und  arbeitete  gleich- 
zeitig in  der  väterlichen  Werkstatt,  die  er  1899  unter 
Beibehaltung  der  alten  Firma  Lud.  Bausch  &  Sohn 
übernahm.  Im  Jahre  1908  löste  er  jedoch  das  Geschäft 
in  Leipzig  auf  und  zog  nach  Berlin,  um  sich  vorzugs- 
weise dem  Lauten-  und  Gitarrenbau  zu  widmen,  und 
heute  gilt  er  als  einer  der  besten  deutschen  Lauten- 
macher. Auch  seine  Streichinstrumente  werden  sehr 
gelobt. 

Paulus,  Adolf  Wilhelm  Eduard.  —  Leipzig. 
Geb.  3.  März  1843  in  Markneukirchen, 
t  13.  Juli  1899  in  Leipzig 

Er  war  erst  zwei  Jahre  lang  Schüler  seines  Vaters  Karl 
Vitus  P.  und  kam  dann  zu  Bausch  jun.  Seit  !860  Mit- 
arbeiter von  Bausch  und  seinen  Söhnen,  übernahm  er 
1873  die  Werkstatt,  die  er  unter  der  alten  Firma  fort- 
führte. Er  arbeitete  nach  italienischen  Vorbildern  und 
nach   eigenem   Modell,   verwandte   einen   goldgelben, 


weichen  Lack  und  wich  in  der  Stimmsetzung  sowie  im 
Baßbalken  von  anderen  Geigenmachern  ab.  Auch  die 
Ausarbeitung  von  Decke  und  Boden  berechnete  er 
nach  einem  eigenen  System 

Geigenzettel:  Adolf  Paulus  /  Ludw.  Bausch  &  Sohn  / 
Leipzig  /  Jnstrumente,  Bogen,  Saiten,  Etuis  etc.  /  Re- 
paraturen (gedruckt). 

Paulus,  August.  —  Dresden.    Geb.    1851    in 
Markneuki  rchen 

Seit  1893  Inhaber  der  Firma  Richard  Weichold  (s.  d.). 
Er  ist  seit  1 902  Hoflieferant  und  hat  der  Firma  einen 
Weltruf  durch  seine  nach  eigenem  System  hergestell- 
ten quintenreinen  Saiten  verschafft.  Die  Geigenbau- 
werkstatt wird  von  Reinhold  Paulus  geleitet  (s.  d.). 
August  Paulus  schenkt  dem  Dresdener  Konservatorium 
seit  Ostern  1899  jährlich  eine  aus  seiner  Werkstatt  her- 
vorgegangene wertvolle  neue  Geige  und  in  jedem 
fünften  Jahre  ein  Violoncello  zur  Preisverteilung.  Die 
Firma  hat  auch  ein  großes  Lager  alter  Musikinstru- 
mente. 

Geigenzettel:  Abb.  601. 

Paulus,  Christian  August.  —  Wohlhausen. 
Geb.  In  Wohlhausen  I8.N0V.  1862,  f  4.Febr. 

1899 

Geigenmacher,  Sohn  von  Karl  Anton  P.  und  wie  dieser 
hauptsächlich  für  Händler  tätig  gewesen.  Am  gleichen 
Orte  ist  noch  ansässig  der  derselben   Familie  ange-  ' 
hörende : 

Paulus,  Karl 

Paulus,  Johann  George.  —  Potsdam  1790. 
1793 

Wenn  er  auch  ganz  gute  Geigen  usw.  gemacht  hat,  so 
war  er  doch  kein  hervorragender  Meister,  dagegen  sind 
seine  Bogen  durchaus  lobenswert.  Sie  sind  sorgfältig 
gemacht  und  häufig  am  Frosch  besonders  verziert, 
z.  B.  durch  eine  Perlmutterlyra  an  beiden  Seiten. 

Geigenzettel:  Johann  George  Paulus  /  Königl.  Preuß. 
Hoff- Instrumentenmacher  /  in  Potsdam  1793   (gedr.). 

Paulus,  Moritz.  —  St.  Petersburg,  Warschau, 
Hamburg,  f  um  1895  in  Hamburg 

Bruder  von  Wilhelm  und  Adolf  P.  in  Berlin.  Seine  Geigen 
.  haben  den  Vogtländer  Stil.  Er  soll  recht  geschickt  ge- 
wesen sein,  aber   sehr  sorglos  gearbeitet  haben  und 
war  meist  für  andere  Firmen  tätig. 

Paulus,  Moritz,  gründete  1875  sein  Geschäft 
und  ist  in  Brambach  tätig 

Paulus,  Reinhold.  —  Merkneukirchen,  Dres- 
den. Geb.  1848 

Nach  beendigter  Lehrzeit  arbeitete  er  bei  Bausch,  Otto 
(Köln),  Liebich  und  Riechers  und  begründete  1878  in 
seiner  Vaterstadt  Markneukirchen  sein  eigenes  Ge- 
schäft, das  er  1893  wieder  aufgab,  als  er  als  Leiter  der 


374 


Paul 


US 


Peccate 


Geigenbauanstalt  der  Firma  R.  Weichold  nach  Dres- 
den berufen  wurde.  Er  ist  ein  tüchtiger  Geigenmacher 
und  Reparateur  und  verwendet  sehr  schönes  Holz  und 
schönen  Ollack. 

Paulus,  Richard.  —  Markneukirchen.   1920 

Bestand  im  Jahre  1920  die  Geigenmachermeisterprü- 
fung. 

Paulus,  Richard.  —  Freiburg  i.  Br. 

Geb.  1 1.  Dezember  1884  in  Markneukirchen  als  Sohn 
des  Saitenmachers  Richard  P.  Von  1899 — 1903  lernte 
er  bei  Theodor  Scherzer,  arbeitete  dann  als  Gehilfe 
bei  Eugen  Gärtner,  bei  der  Firma  Jul.  H.  Zimmermann 
und  bei  Phil.  Keller  und  machte  sich  am  15.  März 
1909  in  Freiburg  selbständig.  Er  befaßt  sich  sowohl 
mit  dem  Neubau  als  auch  mit  der  Wiederherstellung 
alter  Geigen. 

Geigenzettel :  Richard  Paulus,  Geigenbauer  /  Kunst- 
Reparaturwerkstätte  /  Freiburg  Baden,  Rotteckstr.  5  / 
Verfertigt  im  ...  19  .  .  No.  .  .  .  (gedruckt). 

Paulus,  Robert.  —  Stockholm.    Geb.  1854  in 
Steingrub  b.  Eger 

Von  1 866  —  1 869  Schüler  von  Johann  Sandner  in  Schön- 
bach, arbeitete  als  Gehilfe  zwei  Jahre  in  Markneukir- 
chen,  ein  Jahr  bei  Bausch  in  Leipzig  und  sieben  Jahre 
bei  Oswald  Möckel  in  Berlin.  Im  Jahre  1879  machte 
er  sich  in  Stockholm  selbständig.  (Sein  Vorgänger  war 
C.  W.  F.  Otto.)  Paulus  machte  interessante  Versuche, 
emen  neuen  Geigenlack  (oder  den  alten  italienischen) 
zu  finden,  und  verwendete  dabei  besonders  Kirsch- 
baumharz. Seine  Geigen  sind  gut  und  sauber  gearbei- 
tet. 1897  erhielt  er  in  Stockholm  eine  goldene  Medaille. 

Paulus,  Wilhelm.  -  Berlin.    1880.    f  1890 

Aus  dem  Vogtlande  stammend,  wo  er  auch  gelernt  hat. 
(Oheim  von  Aug.  Reinh.  P.)  Er  war  nicht  ungeschickt. 

Paverot,  Alexander.  —  Bordeaux.   1823 

Ein  Mirecourter,  der  mittelmäßige  Geigen  nach  Stra- 
divari  herstellte. 

Pazarini,  Antonio.  —  Genua.   1740 

Er  war  mit  B.  Calcagni  verbunden  und  scheint  bald 
gestorben  zu  sein.  Seine  Geigen  waren  groß  und  hoch- 
gewölbt und  hatten  gelbbraunen  Lack.  Da  die  Violinen, 
die  Calcagni  allein  gemacht  hat,  sich  von  denen,  die 
die  Namen  beider  tragen,  wt;sentlich  unterscheiden, 
so  ist  Pazannis  Arbeit  leicht  zu  erkennen. 

Geigenzettel :  Antonius  Pazarinius  et  Calcanius  /  Ge- 
nuae  1 740  (gedruckt). 

Pazzagola,  Francesco.  —  Ferrara.   1577 

Er  wird  als  »Maestro  di  Liuto«  bezeichnet.  Eine  Ur- 
kunde berichtet  über  seinen  Gehalt,  den  er  für  einen 
zweimonatlichen  Unterricht  bei  Marco  (Pio)  von  Sa- 
voyen  zu  beanspruchen  hatte.  Erscheint  er  demnach 
hier  deutlich  als  Lautenspieler,  so  dürfte  er  doch,  wie 
so  viele  seiner  damaligen  Berufsgenossen,  imstande  ge- 
wesen sein,  sein  Instrument  nicht  nur  zu  spielen,  son- 
dern auch  zu  bauen. 


Pazzavola  (Pazzagola?),  Giovanni.  —  Ferrara. 
1580 

Ein  älterer  Lautenmacher,  der  mehrfach  und  auch  von 
Valdrighi  (4340)  erwähnt  wird.  Er  gehörte  wahrschein- 
lich zur  Familie  Pazzagola,  Valdrighi  dürfte  den  Namen 
nur  falsch  gelesen  haben. 


Fl 


orenz. 


1630. 


Pazzini,  Giovanni  Gaetano. 
1666 

Er  nennt  sich  einen  Schüler  Magginis.  Man  kann  seiner 
Angabe  wohl  Glauben  schenken,  wenn  auch  seine  Ar- 
beit nicht  dafür  spricht.  Sein  Modell  ist  sehr  hoch  ge- 
wölbt, der  Lack  meist  dunkelbraun,  das  Holz  aber  fast 
immer  recht  gut  gewählt.  Seine  Zettel  haben  kleine 
Druckfehler.  (Siehe  auch  Pozzini.) 
Geigenzettel :  Giovanni  Gaettano  Pazzini  /  Florentinus 
Anno  16  .  .  (gedruckt)  und  Abb.  604. 

Peacock,  John.  —  Melbourne  (Elgin  Terrace, 

Carlton).   1880.   1900 

Besserer  australischer  Geigenmacher,  der  schon  1880 
auf  der  Melbourner  Ausstellung  für  fünf  Geigen  mit 
Bogen  einen  zweiten  Preis  erhielt. 

Pearce,  George.  —  London.    Geb.   16.  Nov. 
1 820  in  Warminster,  f  3 .  Juli  1 856  in  London 

Seine  Eltern  zogen  1824  mit  ihm  nach  London,  und 
1834  kam  er  als  Laufbursche  zu  S.  A.  Forster,  der  sein 
Talent  bald  entdeckte  und  ihn  zu  einem  tüchtigen  Gei- 
genmacher ausbildete. 

Pearce,  James.  —  London.   1780.   1800 

Seine  Arbeiten  sind  handwerksmäßig  ausgeführt  und 
unkünstlerisch.  Er  teilte  seine  Werkstatt  mit  seinem 
Bruder  Thomas. 

Pearce,  Thomas.  —  London.   1780.   1805 

Er  wohnte  mit  seinem  Bruder  James  in  der  Peter  Street, 
Saffron  Hill,  also  in  einer  verrufenen  Gegend,  und  ar- 
beitete nur  für  die  musikalischen  Bedüfrnisse  der  un- 
tersten Schichten  der  Bevölkerung.  Demgemäß  sind 
auch  seine  Geigen  roh  gezimmerte  Machwerke. 

Pearce,  William  R.  —  London.    1885.    1902 

Er  scheint  aus  einer  guten  Schule  hervorgegangen  zu 
sein  und  erhielt  1883  in  London  eine  bronzene  Me- 
daille für  seine  Geigen. 

Peat,  Richard.  —  1896 

Englischer  Geigenmacher  vom  Ende  des  19.  Jahr- 
hunderts. 

Peborch,  Hans  van.  —  Antwerpen.    1558 

Ein  Instrumentenmach  r,  der  1558  in  die  Gilde  der 
Clavecinmacher  aufgenommen  wurde. 

Peccate  (Peccatte),  Dominique.  —  Paris.  Geb. 
15.  Juli  1810  in  Mirecourt,  f  13.  Jan.  1874 

Er  war  der  Sohn  eines  Barbiers  und  trat  bei  einem 
Geigenmacher  in  die  Lehre,  verlegte  sich  aber  bald 
ausschließlich  auf  das  Bogenmachen  und  brachte  es 


Peccatte  —  Pellizon 


375 


darin  zu  großer  Meisterschaft.  Nachdem  er  von  1826 
bis  1837  bei  J.  B.  Vuillaume  gearbeitet  hatte,  machte 
er  sich  in  der  Rue  d'Angivilllers  selbständig  und  be- 
wohnte dieselben  Räume,  die  der  kurz  vorher  verstor- 
bene Fran?ois  Lupot  innehatte.  Im  Jahre  1847  ging  er 
nach  Mirecourt  zurück,  wo  er  auch  starb.  Seine  Stan- 
gen können  denen  von  Tourte  als  gleichwertig  bezeich- 
net werden.  Er  verwandte  nur  manchmal  seine  Brand- 
marke. 

Peccatte,  Charles.  —  Paris.  Geb.  14.  Okt.  1850 

in  Mirecourt 

Sohn  von  Fr.  Peccate;  er  kam  zu  J.  B.  Vuillaume  m 
die  Lehre,  wo  er  unter  der  Leitung  von  F  N.  Voirin 
arbeitete,  ging  später  zu  Lenoble,  ließ  sich  1870  m 
Paris  als  Bogenmacher  nieder  und  wohnt  seit  1878  in 
der  Rue  de  Valois  Nr.  8.  Er  erhielt  in  Antwerpen  1885 
und  in  Paris  1889  silberne  Medaillen.  Seine  Bogen 
(von  sehr  schöner  Ausführung)  sind  wie  die  seines 
Vaters  mit  »Peccatte«  bezeichnet. 

Peccatte  (»Peccatte  jeune«),  Fran?ois.  —  Mire- 
court, Paris.  Geb.  1820  In  Mirecourt, 
t  l.Nov.  1855  In  Paris 

Jüngerer  Bruder  von  Dom.  P.  und  wie  dieser  ein  vor- 
züglicher Bogenmacher.  Von  1840—1850  arbeitete  er 
selbständig  in  Mirecourt  und  ging  dann  nach  Paris, 
wo  er  erst  drei  Jahre  lang  bei  J.  B.  Vuillaume  arbeitete 
und  dann  seine  eigene  Werkstatt  in  der  Rue  Lavan- 
dieres  Opportune  eröffnete.  Seine  Bogen,  die  sehr 
schön  sind,  werden  oft  mit  denen  seines  Bruders  ver- 
wechselt, da  sie  auch  nur  den  Namen  »Peccatte«  tra- 
gen, sie  können  jedoch  durch  die  dickeren  Buchstaben 
der  Marke  leicht  unterschieden  werden. 

Peccenlnl,  Alessandro,  gen.  »del  Leuto«.  — 
Bologna.   1581.   1595 

Der  Name  kommt  in  verschiedener  Schreibweise  vor: 
Pecinini,  auch  »Piznin  dal  Liuto«  usw.  Er  war  ein  tüch- 
tiger Musiker,  Sohn  des  Leonardo  Maria  P.,  der  gleich- 
falls einen  Namen  als  Musiker  hatte.  Er  stand  zeit- 
weilig in  Diensten  des  Herzogs  von  Ferrara,  war  Lehr- 
meister der  Herzogin  von  Urbino  usw.  und  soll  ver- 
schiedene Instrumente,  darunter  die  Pandora,  erfun- 
den haben.  Als  Lautenmacher  stand  er  in  hohem  An- 
sehen, docfi  ist  mir  nicht  bekannt,  daß  sich  Arbeiten 
von  ihm  erhalten  haben.  Nach  Fetis  unbeweisbarer  An- 
'gabe  soll  er  noch  1630  gelebt  haben. 

Pedrazzl,  Fra  Pletro.  —  Bologna.   1784 

Ein  Dominikanermönch,  der  einige  Geigen  gemacht 
hat. 

Pedrlnelll,  Antonio.  —  Crespano.  Geb.  21 .  Juli 
1781,  t  1-Junl  1854  In  Crespano 
Er  war  ursprünglich  Tischler,  und  zwar  Sargmacher, 
und  ging  erst  später  zur  Geigenmacherei  über,  in  der 
er  es  zu  bemerkenswerter  Meisterschaft  brachte.  Er 
studierte  die  alten  Meister  sehr  eingehend  und  erwarb 
sich  schätzenswerte  Kenntnisse  in  der  Lehre  der  Aku- 
stik, was  seinen  Arbeiten  sehr  zustatten  kam.  Er  arbei- 
tete nach  Stradivari,  Maggini  u.  a.  und  verstand  sich 


trefflich  auf  die  Wahl  des  Holzes.  Zum  Boden  nahm 
er  gerne  das  Buchenholz  von  alten  Rudern,  die  er  im 
Arsenal  zu  Venedig  kaufte.  Sein  Lack  ist  beinahe  orange- 
rot. Er  machte  alle  Arten  von  Geigen  und  verwendete 
verschiedene  Zettel,  auf  denen  sich  meist  in  der  oberen 
Ecke  eine  Nummer  befindet,  die  bezeichnet,  das  wie- 
vielte Werk  des  angegebenen  Jahres  die  jeweilige  Geige 
war. 

Geigenzettel :  No.  43  Antonio  Pedrinelli  /  Fe  in  Cre- 
spano 1844  (gedruckt).  —  Antonio  Pedrinelli  /  ad 
imitationem  Stradivarii  ,'  fecit  in  Crespano  Anno  1840 
(gedruckt). 

Peerboom,  Henderlck.  —  Haag,  f  vor  1592 
Ein  holländischer  Geigen-  und  Lautenmacher,  der  mir 
durch  das  Inventar,  das  nach  dem  Tode  seiner  Frau 
aufgenommen  wurde,  bekannt  ist.  Nach  diesem  wurde 
vorgefunden:  »Eine  Zither,  eine  Geige,  eine  Gitarre, 
von  ihm  gemacht,  ferner  ein  Teil  einer  Geige  und  eine 
angefangene,  jedoch  nicht  vollendete  Geige«.  (Vgl.  das 
Nederland.  Familieblatt  1845.) 

Pehr,  Andre.  —  Wien 

Identisch  mit  Andr.  Bär  (Beer)  (s.  diesen !).  Es  sei  hier 
nachgetragen,  daß  er  am  14.  Januar  1681  das  Wiener 
Bürgerrecht  erlangte, 

Peleger,  Martin.  — Trebltsch.   1771.   1780 

Er  wird  in  den  Urkunden  des  Trebitscher  Stadt- 
archivs als  Geigen-  und  Lautenmacher  erwähnt. 

Pelle,  Christian.  —  Antwerpen.  1659 

Er  wird  nur  als  Clavecinmacher  genannt. 

Pellecchio,  Francesco.  —  Neapel.    19.  Jahrh. 
Mandolinenmacher. 

Pellegrl.  —  Parma 

Besserer  italienischer  Bogenmacher  des  19.  Jahrhun- 
derts. 

Pellegrlno  s.  Mlchell 

Pelllclarl,  Roberto.  —  S.  Cesarlo  sul  Panaro. 

1887 

Ein  Geigenmacher  ohne  Eigenart  und  ohne  bemer- 
kenswerte Geschicklichkeit. 

Pellizon,  Antonio  I.  —  Görz.  Geb.  um  1759  In 
Gabria  bei  Savogna,  f  27.  Okt.  1850 

Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  dessen  Violinen,  Violon- 
celli und  Bässe  jetzt  schon  gesucht  sind.  Seine  Arbeit 
geht  auf  die  Amatischule  zurück,  hat  aber  manches, 
was  sie  eigenartig  erscheinen  läßt.  Am  auffälligsten 
sind  seine  Schnecken,  bei  denen  die  sog.  Ohren  un- 
verhältnismäßig weit  hervorstehen.  Leider  hatte  er  kein 
gutes  Deckenholz,  so  zeigen  fast  alle  seine  Geigen  nur 
breitjähriges,  oft  schwammiges  Deckenholz,  was  die 
Schönheit  des  Tons  wesentlich  beeinträchtigt.  J.  Lüls- 
dorff  reparierte  eine  Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1819.  Der  gelbe  Lack  war  noch  heller  als  bei  Joseph 
Gagliano,  die  F-Löcher  standen  etwas  zu  steil,  im 
übrigen  erinnerten  die  Umrisse  an  ein  Stradivarimodell. 


376 


Pellizon  —  Penzl 


Pellizon  hatte  vier  Söhne,  die  gleichfalls  Geigenmacher 
wurden  und  fast  alle  gleich  ihm  ein  hohes  Alter  er- 
reichten. Eine  gute  Violine  von  ihm  kaufte  Cav.  Gau- 
denzio  Tosi  in  Scariano  bei  Savogna  für  300  fl.  Sonst 
erreichten  seine  Arbeiten  vor  dem  Kriege  freilich  nur 
etwa  300  M.  Geigenmacher  Ferenczy  in  Wien  besitzt 
eine  Violine  von  ihm  aus  dem  Jahre  1823. 

Geigenzettel:  Abb.  620. 

Pellizon,  Antonio  II.  —  Görz.   Geb.  um  1815, 

t9.Dez.  1869  in  Görz 

Dritter  Sohn  von  Antonio  1  F.  und  dessen  Schüler, 
wenn  auch  dem  Vater  nicht  ebenbürtig.  Er  hat  nicht 
viele  Geigen  selbständig  gemacht  und  beschäftigte  sich 
hauptsächlich  mit  Ausbesserungen. 

Pellizon,  Carlo.  —  Görz.  Geb.  1 8 1 1 ,  f  20.  Nov. 

1891 

Zweiter  Sohn  von  Antonio  I  P.  und  als  Geigenmacher 
nicht  ungeschickt,  wenn  auch  etwas  handwerksmäßig. 
Seinem  Vater  steht  er  sehr  nach,  seinen  Brüdern  aber 
kommt  er  gleich. 

Pellizon,  Filippo.  —  Görz.  Geb.  1817, 
t 30. Jan.  1897 

Vierter  Sohn  von  Antonio  I  P. ;  der  letzte  und  vielleicht 
der  unbedeutendste  Geigenmacher  aus  der  Familie. 
Seine  Arbeit  ist  ohne  Eigenart,  er  hat  nur  wenig  Selb- 
ständiges geschaffen. 

Pellizon,  Giuseppe.  —  Görz.    Geb.  um  1799, 

t  15.  Dez.  1874 

Altester  Sohn  von  Antonio  I  P.,  dessen  Schüler  und 
Nachfolger.  Er  war,  wie  seine  Brüder,  hauptsächlich 
Reparateur,  doch  hat  er  auch  einige  neue  Geigen  ge- 
macht. 

Pelz,  Robert,  hatte  m  Chicago  eine  Werkstatt 
und  betreibt  jetzt  hauptsächlich  einen 
Handel  mit  Geigen 

Pemberton,  Edward.  —  London.   1660 

Vielleicht  ein  Sohn  oder  Enkel  von  J.  Pemberton.  Wenn 
die  Geigen,  die  seinen  Namen  tragen,  echt  sind,  dann 
war  er  kein  Meister.  Seine  Arbeit  ist  roh,  der  Lack 
aber  nicht  schlecht  und  auch  der  Ton  manchmal  weich 
und  angenehm. 

Pemberton,  J.  —  London.  Um  1580 

Ein  seinerzeit  ziemlich  berühmter  englischer  Lauten- 
macher, dem  auch  die  mit  untenstehender  Marke  be- 
zeichnete Violine  von  sehr  eigentümlicher  Form  des 
Earls  of  Warwick  (im  South  K.  M.  1 872  ausgestellt)  zu- 
geschrieben wird.  Die  Decke  scheint  übrigens  neueren 
Datums  zu  sein.  Diese  Violine  —  ihre  Echtheit  vor- 
ausgesetzt —  wäre  demnach  das  älteste  bekannte  Bei- 
spiel einer  in  England  gemachten. 

Gei^enzettel :  15  /  I  P  /  78  (gedruckt). 


Penscher,   Maria  (Mario?  Marco?).  —  Cre- 

mona.   1686 

Ein  Cello  mit  diesem  Namen,  der  jedenfalls  falsch  ge- 
lesen ist,  weist  das  Nie.  Selhofsche  Auktionsverzeich- 
nis auf. 

Penze  s.  Penzl 

Penzel,  P.  Robert.  —  Markneukirchen.    Geb. 
2.  Jan.  1873  in  Markneukirchen 

Nach  beendigter  Lehrzeit  ging  er  1892  zu  Otto  Schüne- 
mann  nach  Schwerin  i.  M.  und  blieb  bei  ihm  bis  1898, 
seine  künstlerische  Ausbildung  nach  jeder  Richtung 
vollendend.  Nachdem  er  dann  noch  in  Frankreich  und 
England  längere  Zeit  gearbeitet  hatte,  machte  er  sich 
in  seiner  Vaterstadt  selbständig.  Er  ist  ein  außerordent- 
lich geschickter  Meister,  einer  der  wenigen,  die  alles 
an  ihren  Geigen  einschließlich  der  Schnecken  von  Grund 
auf  selbst  machen  ;  dabei  arbeitet  er  mit  peinlicher  Sorg- 
falt. Seine  Vorbilder  sind  Guarnen  und  Stradivari,  her- 
vorzuheben sind  dabei  seine  Kopien  der  »Messias«.  Eine 
Miniaturgeige  von  ihm  aus  Holz,  deren  Corpus  an  der 
breitesten  Stelle  etwa  dem  Durchmesser  eines  Fünf- 
pfennigstückes  entspricht,  die  aber  in  allen  Teilen 
genau  wie  eine  große  Geige  gearbeitet  ist,  besaß  Pablo 
de  Sarasate. 

Geigenzettel:   Abb.  585. 

Penzel,   Rob.  Paul.   —   Adorf  i.  V.    Geb.  in 
Adorf  5.  Okt.  1872 

Von  1887 — 1891  Schüler  von  Reinhold  Schmidt  in 
Markneukirchen.  Nach  einer  mehrjährigen  Gehilfen- 
zeit, in  der  er  u.  a.  bei  Rud.  Heckel  in  Dresden  arbeitete, 
begründete  er  1897  in  seinem  Heimatsorte  sein  eigenes 
Geschäft.  Er  kopiert  alte  Meisterinstrumente  und  bringt 
in  seinen  Arbeiten  einen  Stempel  an. 

Penzenetti,  Antonio.  —  Bologna.   1801  (?) 

Der  Name  war  schlecht  leserlich,  die  Violine  von  sehr 
großem  Patron  und  gutem  Holz. 

Penzl,  A.  Lorenz.  —  Fleissen.   1893.   1903 

Seine  eigene  Werkstatt  eröffnete  er  1893  und  gilt 
seinen  Abnehmern  als  guter  Streichinstrumenten- 
macher. 

Penzl    (Penze),    Ignaz.    —   (Schönbach    oder 

Fleissen?).   1757.   1776 

Auf  der  Mehrzahl  seiner  Zettel  erscheint  der  Name 
»Penze«  oder  »Benze«,  selbst  »Ponze«  gedruckt,  ob  in 
folge  eines  Druckfehlers  oder  in  bewußter  Absicht,  lasse 
ich  dahingestellt  sein.  Seiner  Arbeit  nach  muß  er  ein 
Deutschböhme  gewesen  sein,  der  wie  die  benachbarten 
vogtländischen  Geigenmacher  seiner  Zeit  (Hamm, 
Ficker,  Pfretzschner  usw.)  durch  den  Wortlaut  seines 
Zettels,  bei  Unkundigen  die  Vermutung  aufkommen 
lassen  wollte,  man  habe  es  mit  einem  Cremoneser  zu 
tun.  Seine  Zettel  sind  merkwürdigerweise  von  seinen 
Landsleuten  schon  in  alter  Zeit  nachgeahmt  worden 
und  treten  dann  mit  allzu  frühen  Jahreszahlen,  die  bis 


I 


Pera  —  Perr 


377 


1702  hinaufreichen,  auf.  Er  scheint  demnach  bei  Leb- 
zeiten einen  guten  Absatz  gehabt  zu  haben.  Das  Modell 
ist  nicht  übel  und  auch  Arbeit  und  Holz  manchmal 
recht  gut,  —  aber  durchaus  nicht  italienisch,  und  er- 
innert in  seinen  besten  Arbeiten  an  das  Stainermodell, 
wobei  er  die  Wölbung  etwas  niedriger  nahm.  Der  Ton 
ist  weich  und  voll,  der  Lack  aber  (gelbrot  oder  braun) 
schon  in  Wasser  löslich  und  schlecht.  Eine  Geige  von 
ihm  besitzt  J.  Rommel  in  Elisenhof  bei  Werneuchen, 
eine  andere  Dr.  Hitschfeld  in  Lahn  (Schles.)  usw. 
Geigenzettel:  Ignatio  Penzl  p.  Italia/  InGremona  1757 
(gedruckt)^).  —  Nacio  Pence  /  Italia  et  Gremona  (ge- 
druckt). 

Pera,  Gerolamo.  — Pordenone  (Portus  Naonis, 
Prov.Udine).  1846.  1847 

Wenig  bekannter,  aber  guter  Geigenmacher,  von  dem 
sich  in  Erfurt  ein  überaus  kräftig  gebautes  Violoncello 
nach  Gaspare  da  Salö  befindet,  Corpuslänge  72  cm, 
obere  Breite  32,5  cm,  untere  Breite  41,5  cm,  am  Bügel 
24  cm.  Zargenhöhe  10,5  cm.  Höhe  der  gesamten  Wöl- 
bung 16,8  cm.  Der  Lack  ist  mattgelb  ohne  Feuer. 
Gelgenzettel :  Hieronimus  Pera  Portusnaonensis  /  Fecit 
anno  1846  (geschrieben). 

Peraln  s.  Perrln 

Perault  (Perrault).  —  Paris.   1775.  1777 

Er  wohnte  Rue  du  Petit-Muse,  ist  aber  sonst  so  gut 
wie  unbekannt. 

Peregrinlo,  Giovanni.  —  Lucca.   1689 

Da  er  bisher  fast  immer  mit  den  mehr  als  100  Jahre 
älteren  Brescianern  Zanetto  und  Peregrino  (de  Miche- 
lis)  verwechselt  wurde,  hat  sein  Name  einen  gewissen 
Klang  bekommen,  der  kaum  berechtigt  erscheint.  Siehe 
auch  »Storino«. 
Geigenzettel :  Abb.  586. 

Peregrino,  Zanetto  s.  Micheli 

Pereira(Perreira)-Coelho,  Jose.  —  Lissabon 

Seiner  Arbeit  nach  dürfte  er  noch  dem  18.  Jahrhundert 
angehören.  Er  ist  nur  als  Gitarren-  und  Mandolinen- 
macher  bekannt. 

Geigenzettel :  Jose  Pereira-Coelho  a  fez  /  am  Lisboa, 
as  Pocco  los  Negros  /  a  Cruz  da  Esperan^a  (gedruckt). 


L 


issabon. 


1870. 


Pereira-Santos,  Manuel. 
1888 

Portugiesischer  Lautenmacher  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  1 9.  Jahrhunderts.  Von  ihm  besitzt  die  staatl.  Samm- 
lung in  Berlin  eine  sechschörige  Zither  (Nr.  602)  und 
eine  portugiesische  Zither  (Nr.  629). 

Perette,  s.  Perret 

Perez,  Francisco.  —  Cadix.  1760 
Guter  Gitarren-  und  Lautenmacher. 


^)  Auf  späteren  Zetteln  ist  Gremona  richtig  mit  C  ge- 
druckt und  statt  »In«  A  oder  la, 


Perfumo,  Juan.  —  Cadix.   1846 

Er  machte  hauptsächlich  die  bei  seinen  Landsleuten 

üblichen  Gitarren  und  Mandolinen,  die  er  hübsch  mit 

Rosenholz  eingelegt  hat. 

Geigenzettel:  Me  hizo  en  Cadiz  Juan  Perfumo  1846 

(gedruckt). 

Pergamaly.  —  Syra.   1 867 

Griechischer  Gitarrenmacher  aus  dem  letzten  Drittel 
des  19.  Jahrhunderts. 

Perger,  Franz  Michael.  —  Freising.  1794  (?) 

Guter  Meister,  der  der  Füssener  Schule  nahezustehen 
scheint.  Apoth.  E.  Meisner  in  Nymphenburg  bei  Mün- 
chen besitzt  ein  Dreiviertelvioloncello  von  ihm  mit 
weichem  und  gutem  Ton.  Die  Decke  ist  dunkelbraun, 
der  Boden  schwarz  lackiert,  die  F- Löcher  sind  schwung- 
voll, die  Schnecke  originell. 

Geigenzettel :  Franciscus  Michael  Perger  /  Lauten-  und 
Geigenmacher  /  fecit  Freysing  anno  1794  (?)  (gedr.). 

Pergette,  Hans.  —  München.   1599.   1602 

Er  wird  ausdrücklich  im  Verzeichnis  der  Künstler  usw. 
unter  Albert  V.,  Wilhelm  V.  und  Maximilian  I.  als 
Geigenmacher  bezeichnet.  Eine  große  Gamba  von  ihm 
befindet  sich  im  Germanischen  Museum  in  Nürnberg. 

Geigenzettel:  Hans  Pergette  von  Mün-  /  chen  1599 
(gedruckt). 

Perignon,  Nicolas.  —  Nancy.   1724 

Da  er  im  Taufschein  seines  Sohnes  lediglich  als  In- 
strumentenmacher bezeichnet  wird,  steht  nicht  fest, 
ob  er  als  »Luthier«  in  Betracht  kommt. 

Penn  s.  Cerin 
Perner  s.  Berner 

Perollo,  Luigi.  —  Palermo.   1894 

Ein  Liebhaber,  der  sich  im  Anfertigen  von  Lauten  und 
Orgeln  versuchte. 

Perou,  Nicolas.  —  Paris.  1775.   1790 

Er  wohnte  1 775—1 779  in  der  Rue  de  l'Arbre-Sec,  1 783 
Rue  Mauconseil,  1785  Place  de  la  Comedie  frangaise 
und  noch  1788  in  der  Rue  Richelieu.  Bei  ziemlich  ge- 
wöhnlicher Arbeit  und  gelbbraunem  Lack  erinnern 
seine  Geigen,  die  nicht  gerade  selten  vorkommen,  an 
das  Gagliano-Modell.  Man  kennt  auch  Bässe,  Lauten 
und  Theorben  von  ihm.  Er  machte  ferner  die  von  dem 
Abbe  de  Morlane  erfundene  »spanische  Lyra«  und  ge- 
brauchte die  Brandmarke:  Nr.  71. 

Geigenzettel :  Perou,  luthier  de  S.  A.  R.  MEH  la  Du- 
chesse  d'Orleans  /  Paris  1787,  rue  Richelieu,  pres  la 
Comedie  italienne  (gedruckt). 

Perr,  Hans.  —  Wien.   1600 

Ein  wenig  bekannter  Geigenmacher,  der  wahrschein- 
lich aus  dem  Salzkammergut  stammte,  wo  Mitglieder 
einer  Familie  seines  Namens  noch  im  18.  Jahrhundert 


378 


Perr  —  Peterson 


als  Geigenmacher  ansässig  waren.  Die  Geige,  aus  der 
der  folgende  Zettel  stammt,  war  gut,  aber  nicht  her- 
vorragend. 

Gel  genzettel :  Hans  Perr  Geigen  /  Macher  in  Wienn  1 600 
(geschrieben). 

Perr,  Josef.  —  Goisern.   1785.   1810 

Seine  Geigen  sind  denen  Keffers  sehr  ähnlich.  Er  hatte 
ein  großes,  flaches  Modell  und  gelben  Lack.  Die  Arbeit 
ist  handwerksmäßig. 

Geigenzettel :  Josef  Perr,  Geigen  und  Lauten-  /  macher 
in  Goysern  (gedruckt). 

Perr,  Michael.  —  Goisern.   1787 

In  der  Arbeit  steht  er  auf  gleicher  Stufe  wie  die  übrigen 
Geigenbau  seines  Orts,  übertrifft  sie  aber  im  Lack,  der 
von  schöner  bernsteingelber  cder  goldrcter  Farbe  ist. 

Perr  (Peer),  Paul.  —  Ramsau.   1735 

Er  war  Spielmann  (Musiker)  und  Geigenmacher  und 
darf  als  der  Stammvater  der  Familie  angesehen  wer- 
den. Sein  Name  kommt  in  den  Kirchenbüchern  zu 
Goisern  (wohin  die  Ramsau  eingepfarrt  ist)  mehrfach 
vor. 

Perre,  Mylonakos.  —  Gythion.  1867 

Griechischer  Saiteninstrumentenmacher,  den  Grillet 
erwähnt. 

Perret  (Perette),  L.  —  Rouen.    1884.    1902 

Von  Hause  aus  Uhrmacher,  wandte  er  sich  später  dem 
Geigenbau  zu  und  war  eine  Zeitlang  als  Repara- 
teur  für  A.  Klein  beschäftigt.  Er  hat  auch  einige  neue 
Violinen  gemacht. 

Perrln,  fils,  E.  —  Mirecourt.   1840 

Gute  Firma,  die  in  ihren  Geigen  oft  auch  Paris  als 
Ursprungsort  nennt.  Die  Instrumente  haben  großes 
Patron,  gutes  Holz  und  einen  orangefarbigen  Lack. 


Mirecourt.   1779. 


Pernn  (Perain),  Frangois. 
1789 

Seine  Geigen  sind  von  echtem  Mirecourter  Aussehen, 
erinnern  in  den  Umrissen  an  das  Guarnerimodell  und 
tragen  gewöhnlich  einen  Brandstempe!,  der  »Fran<;ois 
Perrin«oder  »perain  «gelesen  werden  kann.  Sein  Orange- 
lack ist  besser  als  der  vieler  seiner  Landsleute.  Eine 
gute  Violine  von  ihm  besitzt  Herrn.  Glassl  in  Mün- 
chen. 

Perry,  James.  —  Dublin.   1780.   1790 

Vielleicht  ein  Bruder  des  bekannteren  Thomas  P.  Eine 
irische  Zister  von  ihm  besitzt  T.  W.  Taphouse.  Von 
ihm  dürfte  auch  eine  schöne  Zister  im  Besitze  des  Prof. 
Dr.  Gurt  Sachs  in  Berlin  herrühren. 

Perry,  Thomas.  —  Dublin.   1767.   1830 

Ein  sehr  fleißiger  Geigenmacher.  Er  machte  u.  a.  viele 
Zitherviolen  (»Suitana«)  und  war  eine  Zeitlang  mit 
William  Wilkinson  verbunden.  Ihre  Arbeiten  sind  aus 
gutem  Holz  und  klingen  schön.  Außer  seinen  Zetteln 


verwendete  er  auch  oft  eine  Brandmarke  mit  seinem 
Namen.  Eine  Viola  von  ihm  vom  Jahre  1794  befindet 
sich  in  der  Sammlung  Galpin,  Hatfield. 

Geigenzettel :  Made  by  Thos.  Perry  and  W"^  Wilkinson  / 
musical  Instrument  makers,  /  No  4  Anglesea  Street 
Dublin  1827  (gedruck). 

Persois.  —  Paris.   1820.   1850 

Arbeitete  von  1821—1843  für  J.  B.  Vuillaume.  Aus- 
gezeichneter Bogenmacher.  Seine  Stangen  tragen  die 
Marke  P.R.S.  Er  zeichnete  aber  nur  jene  Bogen,  die  er 
auf  Bestellung  machte,  und  auf  die  er  besondere  Sorg- 
falt legte.  Solche  Bogen,  die  eine  große  Seltenheit  sind, 
sind  denen  Tourtes  ebenbürtig  und  werden  heute  sehr 
hoch  bezahlt.  Er  selbst  aber  erzielte  nur  so  geringe 
Preise,  daß  er  schließlich  froh  war,  eine  Stelle  als  Por- 
tier eines  Hauses  in  der  Rue  Saint  Honore  zu  bekom- 
men, wo  er  auch  starb.  Vidal  schreibt  den  Namen 
»Peisoit«. 

Person,  Sven.  —  Norraryd  um  1800 
Sein  Name  findet  sich  in  einigen  Violinen. 

Perton.  —  Paris.   1757 

Von  diesem  sonst  nicht  bekannten  Geigenmacher  be- 
sitzt die  Stiftskirche  in  Laufen  eine  gute  Violine.  Boden 
und  Zargen  von  schön  geflammtem  Ahornholz,  die 
Schnecke  gut  gestochen,  die  Umrisse  elegant  und  der 
Lack  von  schöner,  gelbbrauner  Farbe.  Auf  der  Mitte 
des  Bodens  ist  ein  altes  Siegel  eines  früheren  Besitzers 
angebracht. 

Geigenzettel :  Perton  Lutier  /  a  parici  1 757  (gedruckt). 
Perugia  s.  Del  Perugia 
Pesi  s.  Isep 
Pescorino  s.  Bellone 
Pessetti,  G.  B.  —  Mantua. 

Kunsttischler,    Formschneider, 

cimbelmacher  aus  Castiglione  delle  Stiviere.  (Bei  Ber- 

tolotti  S.  1  11  erwähnt.) 

Peter,  ....  —  Wien.   Nach  1418  und  vor  1436 

Er  wird  als  »Lawtenmacher  Peter«  erwähnt  und  dürfte 
der  älteste  nachweisbare  Vertreter  seiner  Kunst  in 
Wien  sein.  Vgl.  Schlager,  Wiener  Skizzen  I.  S.   166. 

Peters,  Gh.  —  Lübeck.   1806 

Ein  Dilettant,  der  ziemlich  viele  Geigen  geflickt  zu 
haben  scheint. 

Geigerizettel :  Rep. :  von  Gh.  Peters  /  Lübeck  1806  (ge- 
druckt). 

Peters,  Michael.  —  Wegberg.   1801 

Wahrscheinlich  ein  Dilettant,  der  Instrumente  geflickt 
hat.  In  der  Sammlung  Snoeck  (jetzt  in  Berlin)  befindet 
sich  eine  Baßviola  von  1627  (Nr.  488)  mit  dem  Zettel: 
Dieses  Instrument  /  ist  gemacht  anno  /  1627  /  Arran- 
schirt  von  Michael  Peters  /  In  Wegberg  anno  /  1801 
(geschrieben). 

Peterson,   P.A.,   lebt  seit  ungefähr   1875  als 
Geigenmacher  in  Chicago 


1674 

Lauten-    und    Klavi- 


Petersson  —  Petz 


379 


Petersson,  Axel  u.  K.  M.  —  Kellna-Kirchspiel 

(Schonen).   1908 

Zwei  schwedische  Bauernmusiker,  Mitgheder  des  sog. 
Kellna-Trios,  die  auf  ihren  selbstgefertigten  Holzschuh- 
Fiedeln  viel  Erfolg  hatten.  Den  Korper  ihrer  Fiedeln 
bildet  ein  gewöhnlicher  Holzschuh,  die  Schallöcher  der 
Decke  erinnern  an  die  Schlangenlinien  der  alten  Violen. 
Hals  und  Schnecke  sind  von  der  üblichen  Gestalt.  Das 
Nordische  Museum  in  Stockholm  besitzt  drei  solcher 
Fiedeln,  die  von  den  Mitgliedern  des  -Trios  gemacht 
sind. 

Pethenck,  Horace.  —  Croydon.   1895 

Der  bekannte  Geigenkenner  und  Schriftsteller,  Ver- 
fasser von  Biographien  Stradivaris  und  Guarneris  usw. 
Er  hat  auch  eine  Anzahl  Geigen  nach  einem  eigenen 
Modell,  das  in  der  Mitte  zwischen  Gasparo  da  Salo 
und  Maggini  liegt,  gemacht. 

Geigenzettel :  Horace  Petherick  /  Fecit  /  in  Croydon 
1891—3  (gedruckt). 

Petit.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  als  deren  Stammvater  der 
Tischler,  Geigen-  und  Instrumentenmacher  Rene  Petit, 
der  in  den  Jahren  1 730  und  1 733  vorkommt,  bezeich- 
net wird.  Später  kommen  Dominique  pere  und  Do- 
minique fils  P.  zwischen  1760 — 1780  vor  und  gleich- 
zeitig ein  Nicolas  Petit. 

Petit,  L.  —  St.  Omer.   1856.   1870 

Em  Musiker,  Violmlehrer  an  der  Musikschule  in  St. 
Omer,  der  auch  Geigen  repariert  hat. 

Petitgerard,  Claude.  —  Mirecourt.   1 753 

Nur  von  A.  Jacquot  erwähnt. 

Petitjean,  L'aine.  —  Paris 

Fleißiger  Geigenmacher  vom  Anfang  des  19.  Jahrhun- 
derts. Seme  Arbeiten  tragen  seinen  Namen  und  Paris 
als  Brandmarke.  Eine  Viola  von  ihm  besitzt  Alfr.  Keil 
in  Lissabon. 

Petitjean.  —  Paris? 

Guter  französischer  Gitarrenmacher,  vielleicht  der  Sohn 
des  vorigen.  Eine  mit  Engelsköpfen  bemalte  Gitarre  von 
ihm  besitzt  Baron  de  Lery. 

Petraschenitsch,  ein  russischer  Geigenmacher, 
der  in  Simferopol  lebte  und  1881  in  Moskau 
Violinen  ausgestellt  hat 

Petri,  Anton.  —  Zsombolya.   1902 

Seines  Zeichens  ist  er  Friseur  und  Raseur  und  hat  nach 
seinem  eigenen  Ausspruch  »eine  patentierte  neuför- 
mige  Geige«  erfunden,  »die  eine  neue  Ära  auf  dem 
Gebiete  der  Geigenbautechnik  bedeutet«,  und  die  »be- 
rufen sein  wird,  die  bisherige  Geigenform  gänzlich  in 
den  Hintergrund  zu  stellen«.  —  Wir  wollen  es  ab- 
warten! —  Seine  Geige  ist  sehr  hoch  gewölbt,  die 


)(-Ausschnitte  fehlen,  dagegen  ist  dort,  wo  das  Kinn 
aufliegt,  ein  herzförmiger  Einschnitt  angebracht;  die 
F-Löcher  stehen  umgekehrt,  wodurch  das  Einstellen 
des  Stimmstocks  erleichtert  werden  soll. 

Petrobono,  gen.  Dal  Chitarrino.  —  Ferrara. 

1445.  1446 

Ein  bei  Valdnghi  (2393)  erwähnter  Lautenmacher, 
dessen  Familienname  jedoch  Guarino  war,  s.  d. 

Petroni,  Antonio.  —  Rom,   1867 

Als  Geigenmacher  nicht  ungeschickt,  aber  ohne  künst- 
lerische Bedeutung. 

Pettersson,  August.  —  Kungsöhr  (Schweden). 
1893 

Erfinder  einer  Vorrichtung  zur  Anbringung  von  Neben- 
saiten auf  Streichinstrumenten. 

Pettre,  Petter.  —  Lüttich.   1637 

Wurde  1637  als  »feuseur  de  violon«  in  die  Gilde  der 
Zimmerleute  aufgenommen.  In  Lüttich  wurden  also 
die  Lautenmacher  nicht  als  Künstler  wie  in  Antwerpen 
angesehen,  wo  sie  bekanntlich  zur  Lukasgilde  gehörten. 

Petz  (Betz),  Franz.  —  Vils.  Geb.  2.  Dez.  1702, 
t  21.  April  1772  in  Vils 

Sohn  des  Johannes  B.  und  der  Sabina  Hartmann.  Er 
heiratete  am  1 7.  April  1 747  die  Witwe  Monika  Schwarz. 
Außer  diesen  Daten,  die  Dr.  Fr.  Waldner  ermittelte, 
ist  über  sein  Leben  nichts  bekannt.  Seine  Geigen  sind 
von  guter  Tiroler  Arbeit,  aber  ohne  besondere  Vorzüge. 
Er  schreibt  seinen  Namen  meistens  Betz. 

Geigenzettel :  Franz  Betz  Lautten-  und  Gei-  /  gen- 
macher.  Fils  im  Tyrol  (gedruckt). 

Petz,    Jakob.    —    Vils.     Geb.    22.  Juli    1742, 
121.  Jan.  1824 

Sohn  des  Johann  Georg  (Hansjörg)  P.  und  der  Ottilia 
Wörl,  Neffe  von  Franz  P.  Er  heiratete  am  27.  Januar 
1772  die  Witwe  Anna  Maria  Gschwend.  Er  war  einer 
der  besten  Meister  aus  Vils.  Er  folgte  dem  Amati- 
modell,  verwendete  gutes  Holz  und  arbeitete  auch  recht 
sauber  nach  Stainer  und  Klotz.  Seine  Violinen  haben 
einen  vollen,  weichen  Ton.  Dr.  Oswald  Oellacher  in 
Innsbruck  besitzt  eine  sehr  gute  Violine  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1 796. 
Geigenzettel :  Abb.  626. 

Petz,  Jakob.  —  Wien.   1832 

Ob  er  mit  Marianus  Petz  verwandt  war,  kann  nicht 
festgestellt  werden,  seine  Arbeiten  sprechen  sogar  da- 
gegen, denn  sie  haben  vieles,  was  an  eine  Herkunft 
aus  Schönbach  denken  läßt.  Mindestens  ist  es  wahr- 
scheinlich, daß  er  seine  Schnecken  aus  Schönbach  be- 
zogen und  bei  billigen  Geigen  auch  seinen  Zettel  in 
Schönbacher  Arbeiten  geklebt  hat.  Bei  solchen  fehlen 
auch  oft  die  Eckklötzchen.  Seme  besseren,  immerhin 
noch  mittelmäßigen  Geigen  zeigen  das  Wiener  Modell 
und  den  damals  beliebten  dunklen  Lack.  Der  Adler 
auf  seinem  Zettel  mag  irgendein  Privilegium  andeu- 


380 


Petz  —  Pfanzelt 


ten,  das  er  sich  erworben  hat.  Daß  er  sich  im  Gegen- 
satz zu  dem  Wiener  Gebrauch  statt  Geigenmacher 
»VioKnmacher«  nennt,  bestärkt  mich  noch  mehr  in  der 
schon  angedeuteten  Vermutung,  daß  er  nicht  aus  der 
Wiener  Schule  hervorgegangen  ist. 

Geigenzettel ;  Abb.  605. 

Petz,  Johann.  —  Budapest 

Ein  sonst  nicht  bekanntes  Mitglied  der  Vilser  Familie. 
Nach  Dr.  J.  Geyer  soll  er  im  Anfang  des  19.  Jahrhun- 
derts \n  Ungarn  gearbeitet  haben. 

Petz.  Marianus.  —  Wien.  1 770.  f  1 .  Dez.  1 781 

Er  dürfte  aus  Vils  oder  Füssen  stammen,  übernahm 
1774  die  Werkstatt  von  Jos.  Ferd.  Leidolff,  bei  dem 
er  wohl  vorher  als  Gehilfe  gearbeitet  hatte,  und  legte  am 
12.  Februar  desselben  Jahres  den  Bürgereid  ab.  Er 
wohnte  als  Lauten-  und  Geigenmacher  Schottenviertel, 
Tiefer  Graben  Nr.  363  und  kommt  von  1775  bis  1781 
in  den  Steuerbüchern  vor.  Seine  Arbeiten  sind  im  gan- 
zen recht  gut  und  sauber  gemacht  und  sehen  denen  der 
Leidolffs  oft  zum  Verwechseln  ähnlich.  Eine  Baßgeige 
von  ihm  aus  dem  Jahre  1 774  befindet  sich  im  Schotten- 
stift zu  Wien. 

Geigenzettel :  Marianus  Petz  /  Viennae  1774  (gedruckt) 
und  Abb.  610. 

Petz.  —  Füssen.   1770 

Vielleicht  mit  Marianus  P.  identisch.  Der  Vorname 
war  auf  dem  mir  vorliegenden  stark  verletzten  Zettel 
abgerissen  und  die  Geige  stark  vom  Wurm  zerfressen, 
die  Schnecke  dagegen  sehr  schön. 

Geigenzettel :  .  .  .  s  Petz  Lauten-  und  /  .  .  .  macher  in 
Füssen  /  1770  (gedruckt). 

Petzel,  J.  —  Krakau.  1878 

Reparaturzettel. 

Petzold.  —  Markneukirchen 

Dieser  Familie  gehören  die  folgenden  Gelgenmacher 
an: 

PetzoU,  August  Ferdinand.  —  Geb.  3.  April 
1825 


Sein  Sohn  war : 

Petzold,  August  Robert.  —  Geb.  4.  Nov.  1850, 
f  I.März  1875 

Petzold,   Ernst  Hermann.  —  Geb.  24.  Nov. 
1856 


Petzval,  Josef 

Bekannter  und  ausgezeichneter  Physiker,  Mathema- 
tiker und  Techniker,  der  sich  auch  mit  musiktheore- 
tischen Studien  befaßte  und  mehrere  Musikinstru- 
mente erfunden  hat,  darunter  im  Jahre  1862  eine  »Guit- 
harfe«  genannte  Vereinigung  der  Gitarre  und  der  Harfe. 
Das  Instrument  ist  doppelt  so  groß  wie  eine  Gitarre 
und  hat  zwei  Griffbretter,  ein  schräges  mit  6  Violinsaiten 
und  ein  horizontales  mit  6  Baßsaiten.  Er  Heß  seine  Er- 
findung von  Job.  Gottfr.  Scherzer  in  Wien  ausführen. 

Peynaud,  Pierre.  —  Taillan  par  Eysines  (Gi- 
ronde) 

Erfand  1891  eine  Geige  mit  Klaviatur. 

Pezzardi.  —  Brescia.   1660.   1690 

Seine  Arbeiten  sollen  Berührungspunkte  mit  denen 
Magginis  haben;  so  soll  er  auch  durch  doppelte  Ein- 
lagen auffallen.  Nur  seine  F-Löcher,  heißt  es,  seien  im 
Stile  Amatls  geschnitten.  Sein  Lack  wird  als  dünn  und 
hellgelb  beschrieben.  Es  war  mir  nicht  möglich,  eine 
glaubwürdige  Probe  seiner  Kunst  ausfindig  zu  machen. 
Ob  die  angegebenen  Jahreszahlen  richtig  gelesen  sind, 
konnte  ich  daher  nicht  feststellen.  Bei  manchen  Schrift- 
stellern wird  er  sogar  um  100  Jahre  früher  angesetzt, 
was  sicher  falsch  ist. 

Pezzoni,  Wm.  V.,  lebt  in  Brooklyn 
Pfab,  Friedr.  August.  —  Hamburg.  Geb.  1822 
in  Zwota,  f  am  3.  Juni  1904  im  82.  Lebens- 
jahre 

Er  hatte  seine  Lehrzeit  in  Klingenthal  durchgemacht, 
arbeitete  1844  in  Hamburg  bei  Sauke  und  ging  dann  zu 
Stoß  nach  Wien,  bis  er  1852  in  Hamburg  seine  eigene 
Werkstatt  eröffnete.  Er  machte  Geigen  und  Violoncelli 
nach  einem  eigenen,  dem  Stradivari  verwandten  Mo- 
dell und  galt  als  Kenner  alter  Instrumente.  Er  erhielt 
1873  in  Wien  eine  Verdienstmedaille  und  1889  in  Ham- 
burg die  goldene  Medaille.  Am  1.  März  1902  wurde 
Julius  Hempel  sein  Nachfolger. 

Geigenzettel:  August  Pfab  (gedruckt). 

Pfandler,  Joseph.   1844.  —  ? 

Ist  mir  nur  durch  seinen  Zettel  bekannt  geworden. 

Geigenzettel:  Joseph  Pfandler  /  Anno  1844.  No.  39 
(gedruckt). 


Petzold,  Franz  Paul. 
Schöneck  i.  S.  1865 

Schüler  von  Gustav  Roth,  machte  sich  1885  In  Gab- 
lenz als  Gelgenmacher  selbständig  und  siedelte  dann 
nach  Chemnitz  über.  Er  verwendet  Spirituslack. 

Geigenzettel :  Franz  Paul  Petzold  /  Chemnitz  i,  S.  18  .  . 
(gedruckt). 


Pfanschel  (Pfantschel),  Peter.  —  Rom.   f  1582 

Ein  deutscher,  in  Rom  ansässiger  Lautenmacher,  des- 
sen Name  in  dieser  Schreibart  urkundlich  überliefert 
ist;  er  wird  wohl  Pfanzel  oder  Pfantzelt  geheißen  haben 
und  war  vielleicht  ein  Vorfahre  des  Straßburger  Mei- 
.  /^   1       ■  **^'^*  ^°^^  Pfanzelt.  Eine  Ebenholzlaute  von  ihm  wird 

Chemnitz.     Geb.   m         in  einem  Testament  erwähnt. 


Pfanzelt,  Jörg.  —  Straßburg.   1635 

Bei  Jul.  H.  Zimmermann  in  St.  Petersburg  wurde  im 
Jahre  1904  eine  Laute  aus  Elfefibeln  und  Palisander- 
holz mit  schön  geschnitztem,  hölzernem  Dachstern  re- 
pariert, die  den  Zettel  enthielt:  Jörg  Pfanzelt  in  Stras- 
burg /  1635  (gedruckt). 


Pfeiff 


er 


Pfretzschner 


381 


Pfeiffer,   Johann  Baptist.   —  Graslitz.    Geb. 
13.  Febr.  1808,  lebte  noch  1863 
Er  war  der  Sohn  eines  Handschuhmachers,  lernte  in 
Schönbach  und  soll  nicht  ungeschickt  gewesen  sein, 
arbeitete  aber  hauptsächlich  für  Händler. 

Pfingstgraeff,  Friedrich.  —  f  um  1899  in 
Hermannstadt,  wo  er  ein  Geigengeschäft 
hatte.  1901  hieß  die  Firma  Pfingstgraeff  jun. 
Beide  waren  nicht  selbst  Geigenmacher. 

Pfretzschner.  —  Markneukirchen 

Aus  dieser  alten  vogtländischen  Familie  sind  viele  Gei- 
genmacher hervorgegangen.  Es  sind  dies: 

Pfretzschner,  Adolf.  —  Stettin.  Geb.  1849  in 

Markneukirchen 

Zweiter  Sohn  von  Carl  Gottlob  Pfr.  und  seiner  Frau, 
geb  Ficker.  Schüler  seines  Bruders  Carl  Friedrich  Pfr. 
Er  ließ  sich  vor  etwa  30  Jahren  in  Stettin  nieder. 
Geigenzettel:   Adolf  Pfretzschner  /   Geigenmacher  / 
Reparirt:  Stettin,  d.  18  .  .  (gedruckt). 

Pfretzschner,  Adolf  Heinrich.  —  Geb.  4.  Juni 

1869 
Pfretzschner,  August.  —  Geb.  um  1810,  f  um 

1865 


wurde  er  angehalten,  Stege  und  Saitenhalter  zu  schnei- 
den; mit  16  Jahren  machte  er  schon  fertige  Geigen. 
Nach  dem  Tode  seines  Vaters  ging  er  nach  Leipzig  zu 
L.  Bausch  jun  ,  wo  er  seine  Ausbildung  vollendete.  Als 
Ernährer  seiner  Mutter  wurde  er  nicht  sofort  zum  Mi- 
litär genommen,  verheiratete  sich  1869,  wurde  aber 
1870  bei  Ausbruch  des  Krieges  zu  den  Fahnen  gerufen 
und  hat  den  ganzen  Feldzug  mitgemacht.  Er  ist  em 
sehr  geschickter  Gelgenmacher,  und  auch  seine  beiden 
Söhne  erwählten  den  gleichen  Beruf.  Sein  ältester 
Sohn  Ist: 

Pfretzschner,  Carl  Friedrich  III.  —  Geb.  nach 
1870 

Pfretzschner,  Carl  Gottlob.  —  Geb.  23.  Jan. 
1807,  t  28.  Aug.  1863 

Sohn  und  Schüler  von  Christian  Gottfr.  Pfr.  Nach 
vollendeter  Lehrzeit  arbeitete  er  etwa  vier  Jahre  in 
Dresden  und  ebenso  lange  in  Hamburg.  Nach  semer 
Rückkehr  machte  er  sich  selbständig  und  heiratete  die 
Tochter  des  Geigenmachers  Johann  Ficker  (gen.  Ficker- 
hansel).  Er  war  einer  der  geschicktesten  Geigenmacher 
seiner  Zeit,  doch  hinderte  ihn  an  der  vollen  Entfaltung 
seiner  Fertigkeit  ein  über  30jähriges  Siechtum,  dem  er 
mit  Heldenmut  trotzte.  Nur  zuletzt  mußte  er  1^/.,  Jahre 
im  Bette  liegend  zubringen.  Er  machte  seine  Geigen 
sowohl  aus  freier  Hand  wie  auch  über  die  Form. 
Geigenzettel:  Carl  Pfretzschner  /'  Instrumentenma- 
cher /  Neukirchen  a  Sachsen  /  1838  (gedruckt). 


Sohn  und  Schüler  von  Christian  Gottfried  Pfr.  Von       ^  ,  nL   •  ^         r    t^f,,"   A 

Hause  aus  talentvoll,  ergab  er  sich  später  dem  Trünke    Pfretzschner,    Christian    Gottfried 

und  starb  im  Armenhause. 


Pfretzschner,  Carl  Friedrich  I.  —  Geb.  1743, 

t  25.  Mai    1798  im  Alter  von  54  Jahren 

6  Monaten  und  6  Tagen 

Er  wurde  am  21.  Mai  1766  nach  Erfüllung  sämdicher 
Vorschriften  und  Anfertigung  des  Meisterstücks  Meister 
und  gehörte  zu  den  besseren  Vogtländer  Geigen- 
machern. Er  verwendete  abwechselnd  hohe  und  flache 
Wölbung  und  kannte  offenbar  Italienische  Vorbilder, 


—  Geb. 
1 .  Dez.  1784  in  Markneukirchen,  f  29.  März 
1857 

Seine  Hauptarbeitszelt  fällt  mit  dem  tiefsten  Verfall 
der  vogtländischen  Gelgenmacherei  zusammen.  Es 
wurden  damals  nur  ganz  geringwertige  Geigen  gemacht 
und  so  beschränkte  auch  er  sich  lediglich  darauf,  die 
billigsten  Dutzendgelgen  herzustellen.  Seine  beiden 
Söhne  Carl  Gottlob  und  August  wurden  gleichfalls 
Geigenmacher. 


WolDung  una  Kannte  onenuai   iiaiicnisi-uc    vuiunuci,  _,,     .     .         n        \    \  C    V, 

die  er  auch  nachahmte,  aber  doch  nicht  so  gut,  daß   Pfretzschner,  Christian  Uottiob.  —  L.eb.  um 

1746.  1766 

Nach  Erfüllung  aller  Vorschriften  und  Vollendung 
eines  einwandfreien  Meisterstückes  wurde  er  nach  sei- 
ner Rückkehr  aus  der  Fremde  am  7.  Juli  1766  als  Mei- 
ster in  die  Zunft  aufgenommen. 

Pfretzschner,  Elias  s.  Joh.  Elias  Pfr. 


man  sich  durch  seinen  Zettel  verleiten  lassen  könnte, 
Ihn  für  einen  aus  Bayern  eingewanderten  Cremo- 
neser  zu  halten,  wie  dies  mehrere,  u.  a.  noch  Nieder- 
heitmann und  Grillet,  taten.  Falsch  ist  es  auch,  ihn  in 
den  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  zu  setzen,  was  durch 
schlechtes  Lesen  der  geschriebenen  Zahl  7.  die  für 
1  genommen  wurde,  vorkam.  Brandmarke:  C  F  P  1774. 
[  Geigenzettel :  Carl  Friedrich  Pfretzschner,  /  prope  Vio- 

llnocarRespontent/RomanlCremonaAo  1773  (sie!)   pfretzschner,  Friedrich  Adolf.  —  Geb.  nach 

(gedruckt).  —  Carl   rnednch  Pfretzschner  /  Lremo- 

-- 1872 

Sohn  von  Carl  Friedrich  II  Pfr. 


Carl  Friedrich  Pfretzschner  /  Cremo- 
nlen  Hlronlml  FUl  Antonl  Ne.  /  p  s  fecit  Ao.  1773.  (sie !) 
(gedruckt). 


Pfretzschner,    Carl    Friedrich     II.    —   Geb. 
17.  Nov.  1845 

Sohn  und  Schüler  von  Carl  Gotdob  Pfr.,  bei  dem  er 
eine  gute  Schule  durchmachte.  Schon  mit  10  Jahren 


Pfretzschner,  G.  A.  —  Markneukirchen 

Inhaber  dieser  Firma,  die  eine  Anzahl  Gelgenmacher 
beschäftigt,  sind  jetzt  Adolf  und  Kurt  Pfretzschner 
Die  Firma  M.  C.  R.  Andorff  ging  seinerzeit    in   den 


382 


Pfretzschner,  Hermann  Richard — Pfretzschner,  Wilhelm  August 


Alleinbesitz  von  Adolf  Pfr.  über,  der  sie  später  seinem 
Sohne  Hans  Pfr.  und  dem  alten  Geschäftsleiter  Max 
Martin  abgetreten  hat.  (Jetzt  heißt  diese  Firma: 
Deutsche  Signal-Instrumentenfabrik  Pfretzschner  & 
Martin  vormals  M.  C.  R.  Andorff.) 

Pfretzschner,  Hermann  Richard.  —  Markneu- 
kirchen.   Geb.  1857  in  Markneukirchen 

Trefflicher  Bogenmacher;  er  war  zuerst  Schüler  semes 
Vaters  und  ging  1874  zu  seiner  weiteren  Ausbildung 
nach  Paris  zu  J.  B.  Vuillaume.  Im  Jahre  1880  begrün- 
dete er  sein  eigenes  Geschäft,  das  bald  zu  großem  An- 
sehen kam.  Nachdem  er  schon  seit  Jahren  für  die 
sächs.  Hofkapelle  alle  Arten  von  Bogen  geliefert  hatte, 
wurde  er  1901  zum  kgl.  Hoflieferanten  ernannt.  Er 
arbeitet  nach  J.  B.  Vuillaume,  Tourte  und  Voirin  und 
nach  eigenem  Modell  die  sog.  Wilhelmj-Bogen  für 
Künstler,  die  tatsächlich  hochgespannten  Anforde- 
rungen entsprechen  und  den  besten  französischen 
und  englischen  Bogen  ebenbürtig  sind.  Seine  Stangen 
sind  nicht  lackiert  und  tragen  den  Namen  H.  R. 
Pfretzschner  schwarz  aufgestempelt. 

Pfretzschner,  Johann  Adam   I.  —  Geb.  um 

1696,  lebte  noch  1738 

Sohn  von  Job.  Elias  I  Pfr.  Er  wurde  am  15.  Dezember 
1716  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen,  obwohl 
er  so  wenig,  wie  sein  Vater  »die  Kunst  erlernt  halte*. 
Er  sollte  sich  deshalb  auf  '»Handel  und  Wandel«  be- 
schränken. 

Pfretzschner,  Johann  Adam  II.  —  Geb.  um 

1720,  lebte  noch  1750 

Neffe  von  Joh.  Adam  I.  Er  wurde  am  13.  November 
1 738  Meister.  So  lange  man  nicht  weiß,  wann  Johann 
Adam  I  Pfr.  gestorben  ist,  wird  es  schwer  bleiben, 
beider  Arbeiten  von  einander  zu  unterscheiden. 

Pfretzschner,    Johann    Carl.    —   Geb.    1739, 
t  12.  Aug.  1797 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Johann  Adam  Pfr. ;  er 
wird  ausdrücklich  als  Geigenmacherssohn  bezeichnet 
und  wurde  am  28.  Mai  1760  gleichzeitig  mit  sechs 
anderen  Geigenmachergesellen  Meister.  Er  erreichte 
ein  Alter  von  57  Jahren  10  Monaten  5  Tagen. 

Pfretzschner,  Joh.  Elias  I.  —  Geb.  um  1680, 

lebte  noch  1730 

Vermutlich  der  Stammvater  der  Familie.  Er  war  kein 
gelernter  Geigenmacher  und  vielleicht  der  erste  Geigen- 
händler,  der  sich  in  (M.)-Neukirchen  niedergelassen 
hat.  Durch  seine  vielfachen  Beziehungen  zu  den  Gei- 
genmachern und  wegen  der  Vorteile,  die  ihm  eine  Zu- 
gehörigkeit zur  Zunft  bringen  mußte,  bewarb  er  sich 
darum,  als  Meister  aufgenommen  zu  werden.  Er  schloß 
am  13.  März  1713  einen  Vertrag  mit  der  Zunft,  daß 
er  lediglich  Handel  treiben  wolle.  Als  in  der  Haupt- 
quartalsversammlung sämtliche  Meister  beisammen 
waren  und  niemand  Einspruch  erhob,  wurde  er  am 
15.  Juni  1713  gegen  Erlegung  von  21  Talern  als  Zunft- 
meister aufgenommen.  Es  erscheint  demnach  fraglich, 
ob  die  Geigen,  die  seinen  Namen  tragen,  wirklich  von 
ihm  sind. 


Pfretzschner,  Johann  Elias  II.  —  (Mark)Neu- 
kirchen.  Geb.  um  1709.   1735 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  Joh.  Elias  I  Pfr.  Er  erlernte 
das  Geigenmachen  regelrecht,  war  Geselle  und  wurde 
am  6.  Februar  1730  als  Meister  in  die  Zunft  aufge- 
nommen. 

Pfretzschner,  Johann  Elias  III.  —  Geb.  um 
1750,  lebte  noch  1780 

Sohn  von  Johann  Adam  II  Pfr.  Er  verwendete  eine 
Art  Hopf-Modell.  Der  Boden  ist  bei  ihm  gewöhnlich 
besser  als  die  Decke,  Schnecke  und  F-Löcher  von  häß- 
licher Form.  Auf  seinen  Zetteln  hebt  er  in  sinnlosem 
Latein  Cremona  als  Ursprungsort  anzugeben.  In  den 
Markneukirchener  Geburts-  und  Sterberegistern  ist 
er  nicht  zu  finden. 

Pfretzschner,  Johann  Gottfried.  —  Geb.  1733, 
t9.Aug.  1771 

Sohn  von  Johann  Elias  I  Pfr.  Er  wurde  am  5.  Oktober 
1 75 1  Meister  und  gehörte  zu  den  Neukirchener  Geigen- 
machern, die  gerne  »Cremona«  als  Ursprungsort  an- 
gaben oder  Jacob  Stainer  zum  Erfinder  der  Violine 
ernannten.  Er  scheint  talentvoll  gewesen  zu  sein  und 
hat  wahrscheinlich  italienische  Geigen  gekannt,  doch 
starb  er  schon  im  Alter  von  38  Jahren  und  35  Tagen. 
Seinen  Namen  schreibt  er  manchmal  einfach  »Pfretsch- 
ner«. 

Geigenzettel :  lohann  Gottfried  Pfretzschner  /  erfunden 
von  lacob  Stainer  /  in  Absom  Ocni  pontum  (sie)  / 
1768  (gedruckt). 

Pfretzschner,  Johann  Gottlob.  —  Geb.  15.  Aug. 
1753,  t  12.JuH  1823 

Der  Geschickteste  aus  seiner  Familie.  Nachdem  er  ur- 
sprünglich noch  eine  Art  Stainer-Modell  verwendet 
hatte,  war  er  einer  der  ersten  Vogtländer,  die  das  Stra- 
divari-Modell  mit  Verständnis  nachzuahmen  suchten. 
Die  Arbeit  ist  gut,  das  Patron  lang  und  schmal,  die 
Wölbung  anfangs  meist  stark  und  steif,  später  aber 
flach  mit  schmalem  Rand.  Die  F-Löcher  sind  zierlich 
und  die  Schnecke  klein  mit  langem  Wirbelkasten.  Er 
verwendete  verschiedene  Zettel. 

Geigenzettel :  Johann  Gottlob  Pfretzschner  /  Jacobus 
Stainer  in  Absahm  prope  /  oeni  pontum  anno  1778 
(gedruckt).  —  Aus  /  J.  G.  Pfretzschners  /  Musicalisch. 
Instrumentenhandlung  ,'  in  Neukirchen  bei  Adorf  (ge- 
druckt) und  Abb.  627. 

Pfretzschner,    Richard.    —    Markneukirchen. 
Geb.  15.  Febr.  1832,  f  9.  Sept.  1893 

Als  tüchtiger  Bogenmacher  geschätzter  Meister. 

Pfretzschner,  Wilhelm  August.  —  Markneu- 
kirchen.  1905 
Bogenmacher  (Fabrik). 


I 


I 


Pfrim  —  Pichen 


383 


Pfrim,  Adam.  —  Leipzig,  Würzburg.    1809. 

1810 

Die  beiden  folgenden  Zettel  dürften  jedenfalls  nur 
einem  Geigenmacher  zuzurechnen  sein:  A.  Pfrim  / 
Geigenmacher  in  Leipzig  ,  1809  (gedruckt).  —  Adam 
Pfrim     Geigenmacher  in  Würzburg  /  1810  (gedruckt). 

Pfuntmair,  Lienhart.  —  München.    1566 

Ein  Musikinstrumentenmacher,  der  u.  a.  für  den  bay- 
rischen Hof  tätig  war,  und  wohl  auch  Lauten  gemacht 
hat. 

Pfuntmichel,      Johannes.      —      Mittelwalde? 

(Schlesien,  Kreis  Habelschwerdt,  Reg.-Bez. 

Breslau).   1808 

Paul  de  Wit  veröffentlicht  seinen  Zettel,  auf  dem  zwi- 
schen dem  zweimal  vorkommenden  Taufnamen  das 
hier  ganz  unversändliche  Wort  »einer«  steht.  Da  es  in 
Mittenwald  in  Bayern  keinen  Geigenmacher  dieses 
Namens  gegeben  hat,  könnte  nur  Mittelwalde  i.  Schi, 
in  Frage  kommen,  aber  auch  dort  war  nichts  über  ihn 
zu  ermitteln. 

Geigenzettel:  Johanes  einer  Johanes  Pfuntmichel  / 
Geigen  und  Bogenmacher  in  Mittel  /  walt  1808  (ge- 
druckt). 

Phaenga  s.  Fenga 

Phelan.  —  Thomastown.    Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts 

Seine  Geigen  sind  nicht  auffallend  durch  Arbeit  und 
Lack,  klingen  aber  nicht  schlecht. 

Philbert,  Joseph.  —  Mirecourt.   1 770 
Bogenmacher. 

Philippi,  P.  de.  —  Rom.   1855 

Eine  gut  gearbeitete,  aber  nur  mittelmäßige  Violine 
trug  einen  Zettel  mit  diesem  Namen. 

Philips,  A.  E.  s.  Hill  &  Sons 

Philips  (Philipp),  Johannes.  —  Koblenz.    1733 

Ein  Lauten-  und  Geigenmacher,  der  auch  in  Antwer- 
pen gearbeitet  haben  soll.  Alfred  Keil  in  Lissabon  be- 
sitzt ein  sechssaitiges  Alto  von  ihm.  Im  Koblenzer 
Stadtarchiv  war  leider  nichts  über  ihn  zu  ermitteln, 
auch  nicht,  ob  er  dort  jemals  einen  Vorgänger  gehabt 


hat. 


Guigh 


la 


Pianazzi  *  (Pianassi),    Domenico. 
(Modena).   1760.   1780 

Er  machte  recht  gute  Violen  und  Violinen,  die  aber 
sehr  selten  vorkommen. 

Piat,  Jean.  —  Mirecourt.    1760.    1789 

Bogenmacher. 

Piattellini,  Gaspero.  —  Florenz.   1738.   1780 

Vermutlich  ein  Mitschüler  von  Gabbritlii   Seine  Gei- 
gen sind  sehr  flach,  seinen  (braunen)  Lack  hat  er  ge- 


wöhnlich sehr  dünn  aufgetragen.  In  der  Arbeit  steht 
er  etwa  in  der  Mitte  zwischen  Gabbrielli  und  dem 
Pisaner  Brandini.  Am  besten  sind  seine  Violoncelli. 

Geigenzettel:  Gaspero  Plattellini  Fece  /  In  Firenzze 
.Anno  Domini  1738  (geschrieben).  —  Gaspero  Piatte- 
lini  /  fece  l'Anno  1780  /  in  Firenze  (gedruckt). 

Piattellini,  Luigi.  —  Florenz.    1789.    1821 

Sohn  und  Schüler  Gaspero  P.s,  den  er  jedoch  nicht  er- 
reicht; am  besten  gelangen  ihm  seine  Violoncelli. 

Picard  (Picquard),  Nicolas.  —  Mirecourt.  1 747. 

1779 

Er  wird  als  Geigenmacher  bezeichnet,  doch  kennt  man 
noch  keine  .Arbeiten  von  ihm. 

Picciati,  Ippolito.  —  S.  Giovanni  m  Persiceto. 
1850.  1856 

Er  machte  Geigen  und  Kontrabässe  von  gewöhnlicher 
Gattung.  Der  Name  wird  auch  Piccioli  gelesen. 

Piccinetti,  Giovanni.  —  1677 

Sohn  des  Jacopo  P.  Em  italienischer  Violen-  und  Lau- 
tenmacher, den  Valdrighi  (2418)  erwähnt. 

Pichler,  vgl.  auch  Püchler  (Puchler) 

Pichler,  Marcell.  —  Hallein.   1673 

Tüchtiger  Lauten-  und  Geigenmacher  des  17.  Jahr- 
hunderts und  vielleicht  einer  der  Begründer  der  fast 
hundert  Jahre  lang  in  Hallein  (im  Salzburgischen) 
blühenden  Geigenindustrie.  In  den  Matrikelbychern 
wer  bisher  nichts  über  ihn  zu  finden,  er  scheint  daher 
eingewandert  zu  sein.  Die  in  den  Matrikeln  vorkom- 
menden Mitglieder  der  Familie  werden  bald  als  Kalk- 
brenner, bald  als  Schiffsleute,  aber  nicht  als  Geigen- 
macher bezeichnet,  was  zu  der  Vermutung  führt,  daß 
sie  nur  in  arbeitsloser  Zeit  ihr  Brot  als  Geigenmacher 
suchten.  Marcell  P.  schreibt  seinen  Namen  bald  Pich- 
ler, bald  Bichler  und  selbst  PuCchler,  seinen  Tauf- 
namen Marcell  und  Mercell.  Es  liegt  daher  nahe,  ihn 
für  einen  Sohn  des  Salzburger  Meisters  Marcell  Puech- 
1er  zu  halten.  Eine  hübsche  Arbeit  von  ihm  besitzt 
das  städtische  Museum  Carolino-Augusteum  in  Salz- 
burg. Es  darf  darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  daß 
nach  einer  alten  Überlieferung  ein  sehr  geschickter 
Geigenmacher  des  Namens  Pichler  in  Stainers  Werk- 
statt gearbeitet  und  den  kranken  Meister  oft  vertreten 
habe.  Fleming  glaubt,  daß  damit  Tecchler  gemeint  sein 
könne.  Wahrscheinlicher  ist  es  aber,  daß  der  Halleiner 
oder  Salzburger  Meister  jener  angebliche  Gehilfe  Stai- 
ners war. 

Geigenzettel:  Marcellus  Pichler  Geigenmacher  all- 
hier  (gedruckt). 

Pichol.  —  Paris 

Dieser  Name  ist  nur  bei  Hart  zu  finden. 

Pichon.  —  Lyon.   1859 

Übernahm  nach  dem  Tode  von  Pierre  Silvestre  das 
von  diesem  und  dessen  Bruder  begründete  Geschäft, 
das  dann  an  den  jüngeren  Hippol.  S.  überging. 


384 


Picinetti  —  Pierray 


Picinetti,  Giovanni.  —  Florenz.-  1677.    1682 

Er  war  der  Sohn  des  Jacopo  P.  und  hatte  seine  Werk- 
statt bei  der  Kirche  der  Madonna  dei  Ricci  (in  der 
heutigen  Via  del  Corso).  Wenn  er  auch  nicht  zu  den 
großen  itahenischen  Meistern  zu  zählen  ist,  so  war  er 
doch  recht  geschickt,  wie  eine  Tenorgeige  mit  röthch- 
gelbem  Lack  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum 
in  Köln  (Nr.  906)  beweist. 

Geigenzettel:  Gio  Picinetti  fio  /  ao  1682  (geschrieben). 

Picino,  Giuseppe.  —  Neapel 
Mandolinenmacher. 

Picino  s.  auch  Bagatella  P. 

Pickard,  Handel.  —  Leeds.   1862.   1865 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  aus  Gesundheits- 
rücksichten das  Geigenniachen  aufgeben  mußte  und 
Hotelwirt  wurde. 

Pidelot,  Frangois.  —  Nancy.   1737 

Von  A.  Jacquot  nachgewiesener,  sonst  unbekannter 
Geigenmacher. 

Pieczatkowski,  Joseph.  —  Ostrog.    19.  Jahrh. 

Sein  Name  findet  sich  auf  einem  Reparaturzettel  in 
einer  Geige  von  Sienkiewicz. 

Piegendorfer,  Georg.  —  Augsburg.  Geb. 
9.  Febr.  1849  in  Kläham  bei  Ergoldsbach  in 
Niederbayern,  f  1906  in  Augsburg 

Einer  der  besten  bayrischen  Geigenmacher.  Von  Ju- 
gend auf  beschäftigte  er  sich  schon  mit  Musik  und  kam 
zunächst  zu  einem  Kunsttischler  in  die  Lehre.  Er  ar- 
beitete bereits  als  Gehilfe  in  verschiedenen  Städten,  als 
1866  der  Krieg  ausbrach.  Freiwillig  trat  er  beim  bayr. 
Inf. -Leib-Regiment  ein  und  machte  den  Feldzug  als 
Signalist  bei  der  8.  Schützenkompagnie  mit.  Nach  dem 
Friedensschluß  wurde  er  der  Regimentskapelle  zuge- 
teilt und  hier  erst  eigentlich  zum  Musiker  ausgebildet. 
Im  Juli  1869  zur  Reserve  entlassen,  wurde  er  schon 
1870  wieder  einberufen  und  machte  den  ganzen  Feld- 
zug 1870/71  als  Hoboist  mit.  Hierauf  trat  er  dann  als 
Waldhornist  bei  einem  Theaterorchester  ein  und  kam 
als  Musiker  auf  Konzertreisen  weit  in  Deutschland  und 
der  Schweiz  herum.  Im  Jahre  1874  wurde  er  veranlaßt, 
eine  schadhafte  Geige  auszubessern.  Gewohnt,  feine 
Arbeiten  auszuführen,  gelang  ihm  der  Versuch  so  über 
alles  Erwarten,  daß  man  ihm  von  allen  Seiten  zuredete, 
sich  dem  Geigenbau  zu  widmen,  und  einer  seiner 
Freunde  brachte  ihm  Wettengels  bekanntes  Lehrbuch. 
Er  studierte  dieses  mit  großem  Eifer  durch  und  ver- 
schaffte sich  dann  noch  andere  Lehrbücher,  so  daß  er 
gut  vorgeschult  war,  als  er  1873  als  Volontär  bei  F.  Chr. 
Edler  eintrat,  der  ihn  nach  bestem  Können  ein  Jahr 
lang  unterrichtete.  Im  Jahre  1877  baute  er  in  Winter- 
thur  mit  ziemlich  unzulänglichen  Werkzeugen  seine 
erste  Violine,  und  zwar  nach  einem  eigenen  Modell, 
die  ihm  über  Erwarten  gut  gelang.  Er  machte  nun 
rasche  Fortschritte  und  kam  1879  als  Mitglied  des 
städtischen  Orchesters  nach  Augsburg,  wo  er  sich  1 880 


.  verheiratete  und  eine  Geigen-Reparaturanstalt  grün- 
dete, die  so  viel  Zuspruch  fand,  daß  er  seine  Stellung 
als  Musiker  aufgeben  konnte.  Er  übernahm  dann  die 
gut  eingeführte  Saiteninstrumentenhandlung  von  Ant. 
Scherlein  in  Augsburg  und  hat  seitdem  Jahr  für  Jahr 
eine  Anzahl  Geigen  gemacht,  die  schnell  ihre  Liebhaber 
fanden,  da  sie  überaus  sorgfältig  gearbeitet  und  sehr 
gut  im  Ton  sind.  Er  arbeitete  nach  Stradivan  und  Guar 
neri  und  verwendete  schönes,  altes  Holz  und  einen  guten 
gelben  Lack,  der  neu  vielleicht  nicht  bestechend  aus- 
sah, gewiß  aber  im  Alter  an  Schönheit  zunehmen  wird. 
Er  war  ein  ebenso  feinsinniger,  wie  rastlos  strebender 
Künstler,  dem  man  auch  eine  wertvolle  Monographie 
über  die  schwäbischen  Geigenmacher  von  1600  bis  auf 
unsere  Zeit  (Leipzig  1902)  verdankt.  Sein  Nachfolger 
ist  Otto  Ebner. 

Geigenzettel :  Abb.  623. 
Pieri,  Constantino,  ein  Italiener,  der  im  1 9.  Jahr- 
hundert in  der  Mitte  der  60  er  Jahre  lebte 
und  Geigen  flickte 

Pieron  s.  Pierron 

Pieroni  (Pierotti?),  Luigi.  —  Gubbio.    1833. 

1847 

Wahrscheinlich  ein  Landmann,  der  sich  im  Winter  mit 
der  Geigenmacherei  beschäftigte.  Seine  Geigen  sind 
handwerksmäßig  gemacht  und  schlecht  lackiert. 

Geigenzettel:  Luigi  Pieroni  /  Fecit  in  Gubbio  1833 
(geschrieben). 

Pierrard,  Louis.  —  Brüssel.  1882.  1902 

Nachkomme  einer  Mirecourter  Familie,  von  dei  ein 
Nicolas  Pierrard  schon  1 760  als  Geigenmacher  in  Mire- 
court  vorkommt.  Louis  P.  war  Schüler  von  Mougenot. 
Er  begründete  1882  seine  eigene  Werkstatt  und  hat 
auf  den  Ausstellungen  in  Antwerpen  1894  und  in  Brüs- 
sel 1897  silberne  Medaillen  erhalten.  Er  ist  Geigen- 
macher des  kgl.  Konservatoriums  in  Gent  und  ver- 
öffentlichte 1890  eine  Broschüre:  »Traite  de  Lutherie« 
und  1902  eine  zweite:  »Le  Violin.  Son  histoire  et  son 
origine«  usw. 

Pierray,  Claude.  —  Paris.  1698.  1726 

Einer  der  besten  Vertreter  der  alten  Pariser  Schule, 
der,  wie  alle  seine  Zeitgenossen,  nach  italienischen  Vor- 
bildern arbeitete.  Er  wohnte  in  der  Rue  des  Fosses- 
Saint-Germain-des-Pres  und  1725  »proche  la  Come- 
die«.  Seine  Geigen  zeigen  sowohl  großes  als  kleines 
Patron  und  meist  hellroten  oder  gelben  Lack,  der  jetzt 
sehr  nachgedunkelt  erscheint  Das  Holz  ist  gut,  wenn 
auch  oft  unscheinbar,  nur  ungleich  in  den  Stärken- 
verhältnissen. Der  Ton  ist  immer  kräftig,  wenn  auch 
nicht  sehr  ansprechend.  Er  stand  schon  bei  Lebzeiten 
in  hohem  Ansehen  und  bildete  eine  Reihe  tüchtiger 
Schüler  aus.  In  Thomas  Brittons  Katalog  liest  man: 
»a  violin  by  Gl.  Pierray  as  good  as  a  Cremona«.  Bessere 
Arbeiten  von  ihm  werden  jetzt  von  Liebhabern  oft  mit 
Preisen  bezahlt,  die  freilich  in  keinem  Verhältnis  zu 
ihrem  tatsächlichen  Wertestehen.  Da  er  sehr  fleißig  war, 
kommen  seine  Geigen  nicht  selten  vor.  Eine  hübsche 
Gamba  von  ihm  besitzt  das  Mus.  d.  Pariser  Konserv. 


i 


Pi 


lerre 


Piltz 


385 


(Nr.  173),  ein  Violoncello  Dr.  med.  Lang  in  Wiesbaden, 
eine  Viola  da  Gamba  von  1708  die  Sammlung  W.  Gal- 
pin (Hatfield);  eine  Geige  von  1710  aus  der  Sammlung 
Snoeck  (Nr.  526)  ist  jetzt  in  Berlin. 
Geigenzettel:  Claude  Pierray  /  proche  la  Comedie  /  ä 
Pari's  1725  (gedruckt)  und  Abb.  609. 

Pierre,  Jean-Etienne.  —  Mirecourt.  f  26.  Juli 

1786 

Seine  Violinen  sind  nach  A.  Jacquot  sehr  gut,  originell 
in  der  Form,  kommen  jedoch  selten  vor.  Er  gebrauchte 
die  Brandmarke:  I.  E.  P.  Von  derselben  Familie  sind 
noch  als  Geigenmacher  Anloine  P.  1758,  Nicolas- 
Etienne  P.  1766  und  Jean-Nicolas  P    1779  zu  nennen. 

Pierron,  Joseph.  —  Mirecourt.    1788 
Bogenmacher. 

Pierrot.  —  Lyon.   17. — 18.  Jahrhundert 

Diesen  Namen  fand  ich  bisher  nur  bei  Hart  aufgeführt. 
Ich  vermute,  daß  hier  eine  Verwechslung  mit  Meriotte 
(s.  d  )  vorliegt. 

Piesendel,  Ernst  Albin.  —  Markneukirchen. 
Geb.  14.  Okt.  1865  in  Markneukirchen 

Einer  Familie  entstammend,  der  auch  der  berühmte 
Geiger  Joh.  Gg.  Pisendel  (|  1 755  in  Dresden)  angehörte. 

Piete,  Noel.  —  Paris.    Geb.  um   1760,  lebte 

noch  1810 

Schüler  von  Saunier.  Man  kennt  recht  gute  Violinen 
und  Violoncelli  von  ihm. 

Pietri,  Pietro.  —  Venedig.   1690 

Ein  Lauten-  und  Geigenmacher,  den  nur  Valdrighi 
(2427)  erwähnt. 

Pilar,  Anton.  —  BerHn.   Geb.  10.  Juni  1881  in 

Altpaka  in  Böhmen 

Schüler  von  Benj.  Patocka.  Nachdem  er  als  Gehilfe  in 
'Kuttenberg  und  Graz  gearbeitet  hatte,  kam  er  zu  Os- 
wald Möckel,  bei  dem  er  acht  Jahre  lang  blieb.  Ostern 
1909  machte  er  sich  selbständig  und  verstand  es,  sich 
bald  einen  ansehnlichen  Kundenkreis  zu  erwerben. 
Seine  Arbeit  sowohl  im  Neubau  wie  in  der  sorgfältigen 
Wiederherstellung  alter  Geigen  wird  sehr  gelobt. 
Geigenzettel :  (Violinschlüssel)  Antonius  Pilar  /  fecit  / 
Berolinensis  19  .  .  (Baßschlüssel)  (gedruckt). 

Pilät,  Paul.  —  Budapest.   Geb.  in  Benesov  bei 

Prag  1860 

Schüler  von  Thomas  Zach  in  Wien,  arbeitete  als  Ge- 
hilfe bei  Gab.  Lemböck  und  David  Bittner  in  Wien 
und  bei  Jos.  W.  Schunda,  dann  bei  Ed.  Bartek  m  Buda- 
pest, dessen  Geschäft  er  1883  übernahm.  Er  macht  sehr 
gute  Geigen,  und  besitzt  ein  Patent  für  einen  »rekon- 
struierten« Baßbalken.  Er  bringt  Bernsteinlack  in  An- 
wendung und  hat  seit  1885  eme  große  Zahl  von 
Medaillen  und  Auszeichnungen  erworben.  Er  ver- 
wendet auch  Brandmarken. 

Geigenzettel :  Abb.  600. 

V.  L  ü  tgc  nd  orf  f ,   Geigen-   und  Lautenniacher.     Bd.  H 


Pilichowski,  Woycech.  —  Krakau.   1799 

Guter  polnischer  Lautenmacher,  von  dem  die  Gesell- 
schaft der  Musikfreunde  in  Wien  eme  polnische  Zither 
(Kithara)  besitzt. 

Geigenzettel:  Woycech  Pilichowski  /  zrobil  w  Kra- 
kowie  179^  (gedruckt). 

Pillement  (Pillementi),  Fran^ois.  —  Mirecourt. 
1774.   1830 

Seine  Arbeit  ist  sehr  ungleichwertig:  neben  sehr  mittel- 
mäßigen Violinen  findet  man  manchmal  auch  solche, 
die  recht  gut  klingen.  Seme  Geigen  kommen  häufig 
vor,  doch  sind  seine  Violoncelli,  deren  Böden  meist 
aus  einem  Stück  gefertigt  sind,  in  der  Regel  besser. 
Sein  Lack  ist  ziemlich  dunkel.  Er  verwendete  eine 
Brandmarke:  Pillement  ä  Paris.  Auf  seinem  Zettel  be- 
zeichnet er  sich  als  F.  Pillement  pere.  Es  scheint  also 
auch  sein  Sohn  Geigenmacher  gewesen  zu  sein;  viel- 
leicht ist  dies  jener  »Lete  Pillement«  in  Turin,  dessen 
Namen  man  in  einer  Gitarre  las,  oder  jener  Jean  Pille- 
ment, der  um  1788  als  Geigenmacher  und  Händler  in 
Mericourt  nachweisbar  ist.  Die  staatl.  Sammlung  in  Ber- 
lin besitzt  aus  der  Sammlung  Snoeck  eine  Geige  von 
Pillement  (Nr.  532),  eine  andere  Karl  Stceber  in  Würz- 
burg. 

Geigenzettel:  PILLEMENT  pere  /  ä  MIRECOURT 
fecit     anno  1 799  (gedruckt). 

PiUyser.  —  Brüssel.   1911 

Belgischer  Geigenmacher  unserer  Zeit,  dessen  Violinen 
sowohl  in  der  Arbeit,  als  in  ihrem  guten  roten  Lack 
Anerkennung  finden. 

Pilosio  (Pelosio),  Francesco.  —  Görz.    Geb. 
I.März  1754  (?).  fnach  1778 

In  den  Kirchenbüchern  von  Görz  kommt  ein  einziger 
Francesco  Pelosio  als  Sohn  des  Andrea  und  der  Teresa 
vor.  Ob  dieser  mit  dem  Geigenmacher  identisch  ist, 
muß  dahingestellt  bleiben.  Da  manche  die  Jahreszahl 
1778  auf  einem  seiner  Zettel  mit  1748  lesen  wollen,  so 
müßte  vielleicht  der  am  16.  November  1715  geborene 
Francesco  Andrea  Pelosio  (Sohn  des  Giacomo  und  der 
Maddalena  P.)  als  der  Verfertiger  der  Geigen  usw., 
die  den  Namen  »Pilosius"  tragen,  angesehen  werden, 
obwohl  das  durchaus  unwahrscheinlich  wäre  ^).  Fran- 
cesco Pilosio  war  besonders  als  Violenmacher  recht  ge- 
schickt. Violinen  von  ihm  habe  ich  nicht  gesehen. 
Geigenzettel:  Franciscus  Pilosius  fecit  in  Gorizia 
1778  (geschrieben). 

Pilotti,    Giuseppe.    —   Bologna.     Geb.    1784, 

t  1838 

Ein  Musikinstrumentenmacher  von  wenig  hervorragen- 
den Eigenschaften. 

Piltz  (Pilz),  Gottfried.  —  (Mark)Neukirchen. 
1732.  1752 

Er  hat  erst  als  Musketier  gedient  und  sich  dann  in 
Markneukirchen  niedergelassen,  wo  er  Bürger  wurde 


^)  Der  Name  Pelos  kommt  in  Görz  sehr  häufig  vor. 

25 


386 


Piltz 


Piet 


und  als  Autodidakt  das  Geigenmachen  erlernte.  Da  er 
sich  getraute,  damit  sein  Brot  zu  verdienen,  bat  er,  in 
die  Zunft  als  Meister  aufgenommen  zu  werden,  und 
berief  sich  dabei  auf  seine  dem  Kurhause  geleisteten 
Dienste.  Da  man  schon  früher  den  Simon  Pöllmann, 
der  auch  kein  gelernter  Geigenmacher  war,  zugelassen 
hatte,  kam  man  ihm  ebenfalls  so  weit  entgegen,  daß 
man  ihn  gegen  Bezahlung  von  15  Talern  als  »Innungs- 
verwandten« in  die  Zunft  aufnahm.  Er  lebte  noch  1752. 


(Mark-)Neukirchen. 


Piltz,    Hans   Georg. 
1752 

Sohn  von  Gottfried  P.  Sein  Name  ist  ebensowenig  wie 
der  seines  Vaters  in  den  Markneukirchener  Pfarrbüchern 
zu  finden.  Er  scheint  also  weder  dort  geboren  noch 
dort  gestorben  zu  sein.  Doch  wurde  er,  nachdem  er 
regelrecht  gelernt  und  seine  Gesellenjahre  abgedient 
hatte,  am  21 .  November  1 752  als  Meister  in  die  (Mark)- 
Neukirchener  Geigenmacherzunft  aufgenommen. 

Pimpard.  —  Jenzat.   1870.   1889 

Er  war  lange  Werkführer  bei  Pajot,  machte  sich  1881 
selbständig  und  macht  Bauernleiern  (>>Viellen<')  wie 
die  Pajots.  Sein  Sohn  Pimpard-Cousin  ist  sein  Ge- 
schäftsteilhaber.  Sie  führen  den  Werkstattnamen  »ä  la 
Vielle  Bourbonaise«. 

Pingrier  (Pingrie),  Frederic.  —  Paris.  1882. 
1890 

Schüler  von  Jos.  M.  Chardon ;  er  ist  jedoch  nicht  Gei- 
genmacher von  Beruf,  sondern  nur  aus  Liebhaberei. 

Pinto,  Antonio  Joachim.  —  Saö  Paulo.    1911 

Brasilianischer  Mandolinenmacher  der  Gegenwart. 

Piotti.  —  Montebello 

Italienischer  Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts,  der 
eine  Brandmarke  mit  seinem  Namen  verwendet. 

Pique,  Fran^ois-Louis.  —  Paris.  Geb.  in  Rorei 
(Roret)  bei  Mirecourt  1758,  f  in  Charenton 
Saint-Maurice  bei  Paris  1822 

Schüler  von  Saunier.  Er  kam  um  1 777  nach  Paris, 
wohnte  erst  in  der  Rue  Coquilliere,  »au  com  de  la  rue 
du  Bouloy«  und  zog  1778  in  die  Rue  Plätriere;  1790 
wohnte  er  wieder  Rue  Coquilliere,  diesmal  aber  »vis- 
ä-vis  le  roulage  de  France«;  von  da  verlegte  er  seine 
Werkstatt  nach  der  Rue  de  Grenelle  St.-Honore, 
und  dort  blieb  er  bis  1816,  in  welchem  Jahre  er  sich 
auf  sein  Besitztum  in  Charenton  St. -Maurice  zurück- 
zog; doch  scheint  sein  Geschäft  noch  eine  Zeitlang 
weiterbestanden  zu  haben;  wenigstens  findet  sich  in 
der  Sammlung  Snoeck  eine  Geige  mit  seinem  Zettel 
und  der  Jahreszahl  1830.  Er  war  ein  sehr  feiner  Kopist 
von  Stradivari  und  zeichnet  sich  durch  musterhafte 
Arbeit  aus.  Das  Holz  ist  sehr  gut,  die  Schnecke  zier- 
lich, die  F-Löcher  schwungvoll  und  der  Lack  von 
schöner  roter  oder  rotbrauner  Farbe,  nur  manchmal 
zu  dick  und  nicht  durchsichtig  genug.  Spohr  stellt 
seine  Geigen  denen  von  Lupot  fast  gleich,  was  um  so 


mehr  berechtigt  ist,  als  tatsächlich  feststeht,  daß  Lupot 
für  Pique  Geigen  gemacht  hat,  die  dieser  lackierte  und 
mit  seinen  Zetteln  versah.  P.  war  Lieferant  des  Konser- 
vatoriums und  hat  ziemlich  viele  Geigen  gemacht.  Eine 
Theorbe  von  1 779  besitzt  das  Pariser  Konservatorium 
von  ihm,  eine  Geige  von  1806  Fürst  Lobkowitz  auf 
Schloß  Raudnitz. 

Geigenzettel:  Abb.  583,  591  und  603. 

Pircher,  Sebastian.  —  St.  Leonhart  (Passeyer). 
Geb.  15.  Mai  1859  zu  Schweinsteg  (Passeyer) 

Nach  Dr.  F.  Waldners  Nachrichten  über  tirol.  Lauten- 
und  Geigenbauer  (Ferd.-Ztschr.  III  F,  55.  Heft)  ein 
Bauernsohn,  der  in  Sterzing  die  Tischlerei  erlernte  und 
jetzt  als  Tischlermeister  aus  Liebhaberei  Geigen  macht. 
Er  ist  ein  talentvoller  Autodidakt,  der  jede  Gelegenheit 
benutzte,  sich  an  guten  Vorbildern  zu  schulen. 

Pirot,  Claude.  —  Paris.    1795.    1833 

Ein  verdienstvoller  Geigenmacher,  der  vielleicht  in  Mi- 
recourt gelernt,  aber  die  Italiener  gut  studiert  hat  und 
Lupot  manchmal  nahekommt.  Die  Wölbung  nahm  er 
ziemlich  flach  und  schnitt  die  F-Löcher  besonders 
schön.  Sein  roter  oder  rotbrauner  Lack  ist  ziemlich 
dick  und  nicht  durchsichtig  genug.  Zwei  Violinen  von 
ihm  von  1803  und  1813  besitzt  das  Museum  des  Pa- 
riser Konservatoriums  (Nr.  29  und  Nr.  1012)  und  eine 
Violine  von   1810  Berlin  aus  der  Sammlung  Snoeck. 

Geigenzettel :  Abb.  593. 
Pirouel.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamilie,  als  deren  Stammvater  man 
Georges  Fran^ois  P.,  der  schon  1688  vorkommt,  an- 
sehen kann.  Vielleicht  war  Michel  P.  (1737.  1757)  sein 
Sohn.  Dieser  hatte  einen  Sohn  Nicolas  I  und  einen  am 
20.  April   1766  geborenen  Enkel  Nicolas  II  P. 

Pisani.  —  San  Angelo.   1756 

Einige  Geigen  von  hochgewölbtem  Modell,  aus  gutem 
Holz  gemacht,  führen  seinen  Namen. 

Piskorsch,  Raphael.  —  Mistek.   1862.   1871 

Mittelmäßig  in  seiner  Arbeit  und  nur  als  Reparateur 
öfter  vorkommend. 

Geigenzettel :  Repanrt  von  /  Raphael  Piskorsch  /  Vio- 
linmacher  in  Mistek  (gedruckt).  —  Rafael  Piskorsch  / 
Geigenmacher  in  Mistek.  —  1862  (gedruckt). 

Pitais.  —  Paris.   18.  Jahrhundert 

Nach  Grillet  ein  Zeitgenosse  von  Bocquay.  Er  arbeitete 
nach  Amati  und  gebrauchte  eine  Brandmarke  mit  sei- 
nem Namen.  Ich  halte  ihn  für  einen  mittelmäßigen 
Mirecourter,  der  vielleicht  zur  selben  FamHie  wie  Pitet 
gehörte  oder  mit  ihm  identisch  war. 

Pitet.  —  Paris.   2.  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts 

Violen  und  Violinen  von  ihm  sollen  äußerst  selten  vor- 
kommen, dagegen  kennt  man  mehrere  Bässe  von  ihm, 
auf  deren  Zargen  er  seinen  Namen,  von  einem  latei- 
nischen Spruch  umgeben,  anbrachte. 


Pitts  ~  Flacht 


387 


Pitts,  John.  —  London.   1679 

Älterer  englischer  Geigenmacher,  von  dem  m  der  Lon- 
doner Music  Loan  Exhibition  1904  eine  Viola  da  Gam- 
ba  aus  dem  Besitz  von  W.  E.  Hill  &  Sons  ausgestellt 
war 

Piva,  Giovanni.  —  Modena.   1860.   1880 

Als  Geigenmacher  war  er  eigentlich  nur  Dilettant  und 
hat  höchstens  ein  Dutzend  Geigen  gemacht.  Er  er- 
fand ein  »Metallicord«,  ein  Geigeninstrument  von 
altertümlicher  Form  mit  Metallsaiten,  das  sich  aber 
nicht  bewährt  hat. 

Pizzinino  s.  Peccenini 

Pizzoni  (Pezzoni)  hieß  ein  Geigenmacher,  der 
Ende  des  19.  Jahrhunderts  in  Brooklyn  lebte 

Pizzurno  (Pizzurnius),  Ant.,  lebte  um  1760  in 
Genua 

Pizzurno,  Davide.  —  Genua.   1 760.   1 763 

Seine  Geigen,  die  gewöhnlich  von  mittlerer  Größe 
sind,  scheinen  häufig  von  Händlern  verwendet  worden 
zu  sein,  um  »etwas  Besseres«,  d.  h.  eine  Amati  oder 
dergleichen,  zu  machen.  Er  ist  daher  nur  wenig  be- 
kannt, trotzdem  findet  man  seinen  Namen  oft  in  Vio- 
linen, denen  man  von  weitem  ansehen  kann,  daß  sie 
nicht  in  Italien  entstanden  sind. 

Geigenzettel:  Abb.  397. 

Placht.  —  Schönbach  b.  E. 

Eine  Geigenmacherfamilie,  aus  der  die  folgenden  in 
Schönbach  gebheben  sind : 

Placht,  Anton 

Kommt  schon  1826  als  Meister  vor. 

Placht,  Elias  I  s.  auch  Plachte 
Placht,  Elias  II.  —  Schönbach.   1773 

Sohn  oder  Enkel  von  Elias  (1)  Placht  (Plachte).  Nach 
einem  Violoncello  zu  urteilen,  war  er  kein  besonders 
geschickter  Meister. 

Geigenzettel :  Elias  Blacht  in  Schön-  /  bach  1 773  (ge- 
schrieben). 

Placht,  Ferdinand  I 

Ein  geschickter  Meister,  von  dem  es  Geigen  aus  den 
Jahren  1730-1745  gibt. 

Placht,  Ferdinand  II 

Er  wird  1826  unter  den  Meistern  erwähnt  und  hat 
vieles  zur  Hebung  der  Geigenindustrie  in  Schönbach 
getan,  selbst  aber  nur  handwerksmäßig  gearbeitet. 

Placht,  Franz  I.  —  Sohn  von  Ferdinand  I  PI. 
1760.  1788 

Er  heiratete  am  1 2.  Oktober  1 765  und  ist  wahrschein- 
lich der  Begründer  des  Rufes  seiner  Familie.  Er  wohnte 
Haus  Nr.  18  und  war  sehr  fleißig.  Geigen  von  ihm 
kommen  nicht  gerade  selten  vor;  sie  haben  kein  beson- 


ders schönes  Modell,  sind  sonst  aber  gut  gemacht  und 
klingen  nicht  schlecht.  Seine  Zettel  sind  mit  deutschen 
Buchstaben  gedruckt  und  am  Rand  verziert. 
Geigenzettel:  Franz  Placht  Geigen  u.  Instrument-  / 
macher  in  Schönbach  Anno  17..  (gedruckt). 

Placht,  Franz  II. -1825.   1826 

Er  war  von  Hause  aus  Geigenmacher,  erlernte  mit  sei- 
nen Brüdern  Ignaz  und  Johann  in  Budapest  das  Gi- 
tarrenmachen und  führte  diesen  Zweig  der  Musikin- 
strumentenindustrie um  das  Jahr  1825  zuerst  in  Schön- 
bach ein. 

Placht,  Georg 

Arbeitete  von  1770 — 1805.  Seine  Geigen  kommen  noch 

ziemlich  oft  vor.  Sie  sind  nicht  schlecht  gemacht,  haben 

ziemlich  hohe  Wölbung,  gelben  Spirituslack  und  guten 

Ton. 

Geigenzettel :  Georg  Placht  /  Schönbach  1803  (geschr.). 

Placht,  Ignaz.— 1825 

Bruder  von  Franz  II  PI.  Er  erlernte  in  seiner  Jugend 
dieGeigenmacherei,  war  aber  einer  der  ersten  Gitarren- 
macher seines  Heimatsorts.  Sein  Bruder  war: 

Placht,  Johann  I 

Placht,  Johann  II 

Ist  noch  als  Streichinstrumentenmacher  tätig. 

Placht,  Johann  Franz.  —  1774.   1787 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Franz  PI.,  an  dessen  Ar-, 
beit  die  seine  erinnert;  auch  seine  Zettel  sind  ähnlich 
gehalten.  Eine  Violine  von  ihm  besitzt  die  St.  Peters- 
kirche in  Prag. 

Geigenzettel:  Johann  Franz  Placht,  Geigen-  und  In-  / 
strumentenmacher  in  Schoenbach  1787  (gedruckt). 

Placht,  Johann  Georg.  —  1776 

Er  verheiratete  sich  am  14.  Mai  1776  mit  Klara 
Heinrich. 

Placht,  Josef  I.- 1825-1845 

Seinerzeit  galt  er  als  geschickter  Geigenmacher,  da 
aber  ein  gleichnamiger  Namensvetter  weniger  gute  Ar- 
beiten hinterließ,  wird  man  ihm  schwer  gerecht  werden 
können.  Er  galt  als  guter  Lehrmeister  und  hat  mehrere 
tüchtige  Schüler  herangebildet. 

Placht,    Josef    II,   war    1826   schon   Meister, 

ebenso  auch : 
Placht,  Lorenz,  dessen  Geigen  manchmal  nicht 

schlecht  smd 

Placht,  Martin  Wenzel 

Arbeitete  von  etwa  1 770— 1 826.  Er  war  einer  der  besten 
Schönbacher  Meister  seiner  Zeit.  Er  wohnte  Haus 
Nr.  12.  Seine  Geigen  sind  dem  Stainermodell  nachge- 
ahmt und  zeichnen  sich  durch  tadellose,  saubere  Arbeit 
aus ;  weniger  gut  ist  der  meist  braune  Lack.  Eine  hüb- 
sche Violine  von  ihm  besitzt  Gehring  in  Basel. 
Geigenzettel:  Martin  Wentzl  Placht  /  Geigen  und  In- 
strumentenmacher in  /  Schö(n)bach  1785  (gedruckt), 

25* 


388 


Flacht  —  Pliverics 


Flacht,  Mathäus,  lebte  1739,  1740 

Sein  Modell  ist  hochgewölbt,  weicht  aber  von  Stainer 
in  den  Umrissen  wesentlich  ab. 

Flacht.  Mathias  Wenzel  I.  —  1708.   1740 

Er  hatte  ein  längliches  Modell  und  verwendete  dunkel- 
roten Lack,  scheint  jedoch  keine  hübschen  Schnecken 
gehabt  zu  haben.  Die  Orgelschule  in  Prag  besitzt 
eine  Violine  von  ihm. 

Geigenzettel:  Matthias  Wentzel  Flacht  /  Geigen-  und 
Instrumenten-  /  macher  in  Schönbach  /  17  (gedruckt). 

Flacht,  Mathias  Wenzel  II.  —  1765.    1791 

Sohn  von  Elias  1  Flacht  (Flachte).  Er  war  Bürger  und 
Geigenmacher  in  Schönbach  und  war  seit  2.  Juli  1765 
mit  Elise  Ostermann  verheiratet.  Seine  zweite  Frau 
war  Magdalene  geb.  Elgass.  Seine  Geigen  entsprechen 
dem  Schönbacher  Stil  seiner  Zeit,  sind  aber  in  ihrer 
Arbeit  nicht  schlecht. 
Geigenzettel  Abb.  599. 

Flacht,  Rudolf,  lebt  noch  als  Geigenmacher 
Flacht,  Wenzel  I.—  1772 

Er  wohnte  im  Hause  Nr.  1 2.  Ein  anderer  Wenzel  Flacht 
ist  heute  noch  tätig. 

Flacht,  Wenzeslaus,  kommt  um  1740  vor 
Flacht,  Gebr.  —  Schönbach,  Wien 

Eine  seit  den  70er  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  be- 
stehende Firma,  die  Niederlagen  in  Budapest  und  New 
York  hat  und  mit  Schönbacher  Erzeugnissen  handelt. 

Flachte,  Anton.  —  H 1744 

Em  sehr  guter  Geigenmacher,  auf  dessen  Zettel  leider 
der  Wohnort  unleserlich  geworden  ist.  Ich  besitze  von 
ihm  eine  Bratsche  von  vorzüglichem  Ton.  Das  Modell 
erinnert  an  die  nordböhmische  Schule;  die  Arbeit  ist 
überall  gediegen,  der  braune  Lack  klar  und  das  Holz 
gut.  Er  dürfte  italienische  Vorbilder  gekannt  haben; 
die  Wölbung  ist  von  mittlerer  Höhe,  und  da  die  Zargen 
jetzt  erhöht  sind,  scheint  er  diese  niedrig  genommen  zu 
haben.  Der  Boden  ist  aus  einem  Stück. 
Geigenzettel :  Anton  Flachte  /  Geigen  und  /  Lauthcn 
Macher  in  H Anno  1744  (gedruckt). 

Flachte   (Flacht),   Elias.   —  Schönbach    b.  E. 
Geb.  zu  Niemes  um  1690.   1723 

Er  wird  in  der  Taufmatrikel  172!  als  Förster,  im  Jahre 
1723  aber  ausdrücklich  als  Geigenmacher  bezeichnet. 
Da  die  Matnkelbüchcr  nicht  über  1698  zurückreichen, 
so  ist  dies  der  älteste  urkundlich  nachweisbare  Meister 
Schönbachs,  obwohl  feststeht,  daß  die  Geigenindustrie 
hier  wesentlich  weiter  zurückreicht.  Der  Name  Flachte 
dürfte  von  dem  böhmischen  Worte  »plachta«  abgeleitet 
sein.  Elias  Flachte  gilt  übrigens  als  der  Stammvater 
der  heute  noch  blühenden  Familie  Flacht. 

Flachte,  Franz  Elias.  —  Schönbach.    1759 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Elias  Fl.  Ein  gutes  Violoncell 
von  ihm  besitzt  Albert  Berr  in  Böhmischbruch. 
Geigenzettel :  Franziskus  Elias  plachte  /  fecit  me  Schon- 
bach 1759  (geschrieben). 


Flane  (nicht  Flain),  Walter.  —  Glasgow.  Geb. 
um  1804  in  Edinburgh,  f  um  1879  in  Glas- 
gow 

Er  war  ursprünglich  Tischler  und  kam  um  1848  nach 
Glasgow,  wo  er  einen  kleinen  Laden  als  Geigenmacher 
innehatte.  Er  machte  viele  Geigen  und  Violoncelli  nach 
Stradivari,  die  als  recht  gute  Orchesterinstrumente 
gelten  können.  Eine  Zeitlang  hatte  er  viel  Zuspruch, 
später  aber  kam  er  in  seinem  Vermögen  so  herunter, 
daß  er  im  Armenhause  gestorben  sein  soll.  Sein  Holz 
war  gut,  nur  der  braune  Lack  etwas  zu  hart. 

Geigenzettel :  Walter  Flane  /  Glasgow  /  1851  (gedruckt). 

Flani,  Agostino  de.  —  Genua.    1750.    1778 

Rohe  Arbeit,  stumpfer  Lack  und  näselnder,  schwacher 
Ton  sind  die  hervorstechenden  Eigenschaften  seiner 
Geigen. 

Geigenzettel :  Abb.  596. 

Planquet,  Jules.  —  Faris.    1860.   1875 

Eine  Violine,  die  ich  von  ihm  gesehen  habe,  war  zwar 
ganz  sauber  gemacht,  hatte  aber  nur  sehr  kleinen  Ton. 

Flanta,  Ulrico.  —  Florenz.   1838 

Er  soll  eigentlich  Zimmermann  gewesen  sein.  Seine 
Geigen  sind  von  unkünstlerischer,  man  kann  Scigen, 
liederlicher  Arbeit. 

Platner,  Michael.  —  Rom.   1735.   1750 

Vermutlich  ein  Landsmann  D.  Tecchlers,  dem  er  in 
der  Arbeit  sehr  ähnlich  ist.  Er  arbeitete  manchmal  nach 
Andrea  Guarnen,  meist  aber  benutzt  er  ein  hochge- 
wölbtes Modell.  Sein  Lack  ist  goldgelb;  besonders 
schön  aber  sind  seine  Schnecken. 

Geigenzettel:  Abb.  595. 

Plesber  siehe  Presbler 
Fley  lebt  in  Brüssel 

Fleyel,  Ignace.  —  Fans.  Geb.  1757  in  Rupers- 
thal  bei  Wien,  t  1831 

Der  berühmte  Komponist,  Klavier-  und  Harfenmacher, 
der  hier  nur  erwähnt  werden  muß,  weil  er  auch  Gi- 
tarren und  Lauten  gemacht  hat.  Eine  Lyragitarre  von 
ihm  aus  dem  Jahre  1810  besitzt  C.  Claudius  in  Kopen- 
hagen. 

Fliverics,  Emil.  —  Berlin.  Geb.  15.  Mai  1878 
in  Oedenburg  (Sopron)  in  Ungarn 

Er  lernte  fünf  Jahre  lang  bei  Aug.  Setzer  in  Budapest 
und  arbeitete  von  1895 — 1909  sieben  Jahre  lang  bei 
Oswald  Möckel,  dann  bei  Fiorini,  Züst,  E.  Keßler, 
van  der  Meer  und  Poetisch  freres.  Er  benutzte  auch 
die  Gelegenheit,  in  Frankreich  und  Italien  Erfahrungen 
zu  sammeln,  und  erwarb  am  1.  Mai  1909  das  Geschäft 
von  Joseph  Hornsteiner  in  Berlin,  das  er  unter  der 
Firma  »Jos.  Hornsteiner  Nachfl.  Emil  Fliverics«  weiter- 
führt. Er  macht  alles  an  seinen  Geigen  selbst,  stellte 
vorzügliche  Kopien  nach  berühmten  Meisterwerken 
her  und  erfreut  sich  als  Reparateur  des  besten  Rufs. 


Plu 


merel 


Pöpel 


389 


Plumerel,  Charles.  —  Angers.    1822.    1856 

Vielleicht  ein  Nachkomme  des  Mirecourter  Plumerel. 
Manche  seiner  Geigen  haben  das  Aussehen  von  Mire- 
courter Arbeiten,  es  gibt  aber  einzelne  sehr  gute 
Violinen  und  Violoncelli  von  ihm.  Er  war  namentlich 
geschickt  in  der  Lackmiitation  und  im  Schnitzen  der 
Schnecke  geradezu  ein  Künstler.  Instrumente,  die  er 
ohne  Gehilfenmitarbeit  fertig  gemacht  hat,  tragen 
Namen  und  Jahreszahl  auf  der  oberen  Hälfte  des  Bo- 
dens handschriftlich  auf  dem  Holze.  Ein  Violoncello, 
das  einer  Arbeit  Vuillaumes  sehr  nahe  kommt,  besitzt 
W.  Th.  Jaura. 

Geigenzettel:  Repare  par  Charles  Plumerel  luthier  / 
rue  Baudriere  n"  4.  Angers  1837  (gedruckt).  — ■  Par 
Charles  Plumerel,  Luthier  /  rue  Baudriere,  No.  4, 
Angers  (1836)  /  Magasin  de  toutes  sortes  d'instrumens 
de  musique  (gedruckt). 

Plumerel,  Jean.  —  Mirecourt.    1727.    1751 

Vidal  fand  diesen  Namen  und  die  Jahreszahl  1740  ein- 
gebrannt in  einem  Baß  von  gewöhnlicher  Arbeit  und 
gelbem  Lack.  PI.  wird  oft  den  Parisern  zugezählt,  aber 
A.  Jacquot  weist  nach,  daß  er  als  Geigenmacher  in 
Mirecourt  ansässig  war. 

Focht,  Erhard.  —  Arzl  bei  Innsbruck.    1460. 

1486 

Ein  sehr  angesehener  Tiroler  Lautenmacher,  den  nach 
Dr.  Fr.  Waldners  Nachrichten  über  Tirol.  Lauten-  und 
Geigenmacher  namentlich  der  musikliebende  Herzog 
Sigmund  viel  beschäftigt  hat.  Für  zwei  Lauten  bekam 
er  u.  a.  6  fl.,  für  jene  Zeit  ein  ansehnlicher  Preis. 

Pöhland  (Böland).  —  Klingenthal.  Als  Geigen- 
macher gehören  dieser  Familie  an : 

Pöhland,  Friedrich  Hermann.  —  1865.    1875 

Pöhland,  Hans  Andreas.  —  1 729.  Der  Stamm- 
vater der  Familie.  Sein  Enkel  war: 

Pöhland  (Böland),  Johann  Andreas,  der  sich  in 
Brunndöbra  niederließ  und  1765  noch  am 
Leben  war 

Er  war  handwerksmäßig  geschickt  und  verwendete  gutes 
Holz,  arbeitete  aber  nach  einem  schlechten  Modell.  Die 
Mensur  ist  bei  Geigen,  die  noch  den  ursprünglichen 
Hals  haben,  immer  zu  kurz,  die  F-Löcher  sind  gerade- 
zu häßlich,  und  die  Einlage  ist  durch  eine  aufgemalte 
Linie  ersetzt. 

Geigenzettel :  Johann  -  Andreas  -  Böland,  /  Violin- 
macher in  Brundebra  Ao.   1765  (gedruckt). 

Pöhland,  Johann  Christian,  war  der  Sohn  von 
Hans  Andreas  P.  in  Klingenthal.   1754.  1756 

Pöhland,  Karl  Hermann,  war  um  die  Mitte  des 
19.  Jahrhunderts  tätig 


Pöhland,  Otto. —  Geb.  1870 

Sohn  von  Friedr.  Hermann  P.  Er  erlernte  von  1884  bis 
1888  die  Geigcnmacherei  und  ist  seit  1888  selbstän- 
diger Meister. 

Pöhland,  Wilhelm,  wohl  ein  Urenkel  von  Hans 
Andr.  P.,  lebt  in  Brunndöbra,  wo  auch  die 
Firma  Gebr.  Pöhland  vorkommt 

Pohls,  Franz.  —  Gressow  bei  Tressow  i.  M. 
Geb.  25.  März  1863  in  Barkow  bei  Neu- 
stadt i.  M. 

Ein  Lehrer,  der  durch  das  Buch  von  Appian  Benne- 
witz  angeregt  wurde,  sich  mit  dem  Geigenbau  zu  be- 
schäftigen. Er  ahmt  das  Stradivarimodell  nach,  fertigt 
auch  die  Schnecken  selbst  und  verwendet  nur  OUack. 
Auf  der  Mecklenburgischen  Landesausstellung  in 
Schwerin  191 1  war  er  mit  zwei  guten  Violinen,  die  eine 
bemerkenswerte  Handgeschicklichkeit  erkennen  ließen, 
vertreten. 

Polier  (Poller),  Johann  Georg  J.,  ein  Exulant 
aus  Graslitz,  der  1677  unter  den  Gründern 
der  Geigenmacherzunft  in  (Mark-)Neu- 
kirchen  vorkommt 

Pöllmann,  Simon.  —  (Mark)Neukirchen. 
1688.  1696 

Der  Name  dieses  Geigenmachers  soll  schon  1688  vor- 
kommen. Er  war  Bürger  und  »Defensioner«,  da  er  aber 
in  seiner  Jugend  nicht  die  übliche  Lehrzeit  durchge- 
macht hatte,  wollte  ihn  die  Neukirchener  Geigen- 
macherzunft nicht  aufnehmen.  Er  wandte  sich  schließ- 
lich an  den  Rat  der  Stadt  und  wurde  durch  dessen  Ver- 
mitdung  am  24.  Juni  1796  als  Mitmeister  zugelassen. 
In  Urkunden  liest  man  auch  Pöhlmann  und  PoUmann. 


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(Vgl.  auct 

Pölzl,  Bernhard,  Markneukirchen,  ist  noch  tätig 
Pöpel,  Johann  Adam.  —  Brück.   1664 

In  einer  Geige  im  Germanischen  Nationalmuseum  in 
Nürnberg  findet  sich  sein  Zettel.  Der  Wohnort  Brück 
kann  nur  jenes  kleine  Dorf  (Gemeinde  Neudorf)  im 
Gerichtsbezirk  Wildstein  bei  Eger  sein,  aus  dem  eine 
Anzahl  von  Familien  über  die  Grenze  nach  dem  nahe- 
gelegenen Markneukirchen  ausgewandert  ist.  —  Die 
Jahreszahl  könnte  auch  1604  gelesen  werden. 
Geigenzettel:  Johann  Adam  Pöpel  ,  in  Brück  1664 
(gedruckt). 

Pöpel  (Popel),  Johann  Adam.  —  (Mark)Neu- 

kirchen.   1677 

Vermutlich  mit  dem  1664  noch  in  Brück  vorkommen- 
den gleichnamigen  Geigenmacher  identisch. 

Pöpel  (Böpel),  Johann  Gottfried.  —  (Mark)- 
Neukirchen.   1678 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  von  Johann  Adam  P.  Er  ist 
nur  dem  Namen  nach  bekannt  geworden. 


390 


Pöpel    -    Pollastn 


Pöpel    (Böpel,    Bopel),    Johann    Gottlieb.    — 
(Mark)Neukirchen.   1690 

Bei  der  häufigen  Verwechslung  der  Namen  Gottfried 
und  Gottlieb  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  Johann 
Gottfried  und  Johann  Gottlieb  P.  identisch  sind. 

Pötscher  s.  Pötzscher 

Pötzl 

Egerländische  Geigenmacherfamilie,  deren  Mitglieder, 
wenn  es  nicht  anders  angegeben  ist,  in  Schönbach  an- 
sässig waren  oder  sind : 

Pötzl,  Anton.  —  Geb.  um  1805,  f  1881 

Pötzl,  Franz,  lebt  in  Fleissen,  wo  er  1888  sein 
Geschäft  begründete 

Pötzl,  Hermann,  lebte  in   Unter-Schönbach, 
war  Geigen-  und  Baßmacher  und  f  1910 

Pötzl,  Johann  I  und  Johann  II,  sind  noch  tätig, 
ebenso: 

Pötzl,  Jozef.  —  Warschau.   1877 

ist  mir  nur  nach  seinem  Zettel  bekannt  geworden; 
auch  ein  Wilh.  P.  war  in  Warschau  ansässig. 

Geigenzettel :  Jozef  Pötzl  /  J  +  P  /  w  Warszawie  /  1877 
No.  49  (gedruckt). 

Pötzl,  Karl 

Pötzl,  Rudolf ^  lebt  in  Steingrub 
Pötzl,  Wenzel,  arbeitet  noch 
Pötzscher,    Carl    Gottlob.   —    Zwota.     Geb. 
19.  Febr.  1784  in  Zwota,  f  nach  1830 

Er  war  der  Sohn  eines  aus  Schöneck  stammenden  Lein- 
wandhändlers  und  scheint  seinen  Wohnsitz  in  seinen 
letzten  Lebensjahren  verlassen  zu  haben.  In  den  Ma- 
trikelbüchern,  die  damals  von  der  Pfarrei  in  Schöneck 
geführt  wurden,  wird  er  Geigenmacher  oder  Violin- 
macher  genannt.  Seine  Arbe'ten  entsprechen  den  gleich- 
zeitigen vogtländischen. 

Geigenzettel:  Carl  Gotdob  Pötscher  /  musikalischer 
Instrumenten  Macher  /  aus  Zwota. 

Pötzscher  (Pötzschner),  Johann  Karl.  —  Klin- 
genthal. 1782 

Nur  aus  den  Innungslisten  dem  Namen  nach  bekannt. 


Pötzschner,    Friedrich. 
1897.  1901 


Markneukirch 


en. 


Leiter  der  Schülerwerkstatt  an  der  Fachschule  in  Mark- 
neukirchen.  Diese  Schule  bezweckt  in  der  Hauptsache 
die  theoretische  und  musikalische  Ausbildung  ihrer 
Schüler;  seit  einigen  Jahren  ist  auch  eine  Werkstatt- 
abteilung  eingerichtet  worden  mit  fakultativem,  wö- 
chentlich zweistündigem  Unterricht  für  Saiteninstru- 
mentenmacher. 


Pohl,  H.  U.,  lebt  als  Geigenmacher  in  Kansas 

City 
Poiron,  s.  Porion 
Poiron.  —  Mirecourt.   1889 

Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  der  jedoch  nicht  selb- 
ständig aufgetreten  ist,  sondern  als  erster  Arbeiter  bei 
Laberte  Humbert  freres  angestellt  war. 

Poirot,  Louis.  —  Mirecourt.  1777.  1789 

Sein  Name  fand  sich  in  einer  Violine  von  gewöhnlicher 
französischer  Arbeit.  Auch  in  Brunis  Inventaire  wird 
er  erwähnt.  Aus  seiner  Familie  waren  auch  Demenge 
Poirot  (1772)  und  Leopold  P.  (1789)  Geigenmacher.' 

Poirot  aine.  —  Mirecourt.   18./19.  Jahrhundert 

Gewöhnliche  Arbeit,  mittelmäßiges  Holz,  brauner  Lack. 
Brandmarke  mit  dem  Namen. 

Poirson,  Elophe.  —  Lyon.   Geb.  6.  Sept.  1840 
in  Landaville  (Vosges) 

Ein  Liebhaber,  der  es  ohne  eigentlichen  Lehrer  zu 
anerkennenswerter  Geschicklichkeit  im  Geigenmachen 
gebracht  hat,  so  daß  von  ihm  gemachte  Instrumente 
z.  B.  in  englischen  Verzeichnissen  mit  guten  Preisen 
angesetzt  werden.  Er  hat  bereits  über  200  Geigen,  auch 
Bratschen  und  Violoncelli  gemacht  und  sich  viel  mit 
der  Frage  des  Geigenlacks  beschäftigt.  Er  stellt  seit 
1898  einen  ätherischen  Lack  her,  der  im  Aussehen 
manche  Ähnlichkeit  mit  dem  Cremoneser  hat.  P.  ver- 
spricht, jedes  neue  Instrument,  das  er  neu  lackiert 
(nachdem  er  es  vorher  abgewaschen),  im  Ton  wesentlich 
zu  verbessern  (?).  Er  besitzt  bereits  mehrere  Medaillen 
und  hat  1900  eine  solche  abgelehnt,  da  er  nicht  Berufs- 
geigenmacher, sondern  Chef  des  Zentral-Telephon- 
Bureaus  in  Lyon  ist. 

Geigenzettel:  Abb.  613. 

Poirson,  Justin.  —  Paris.   Geb.  1851  in  Mire- 
court 

Geschickter  Bogenmacher,  der  einer  alten  Geigen- 
macherfamilie zugehört.  (Ein  Pierre  P.  wird  schon  1732 
bis  1742  genannt.)  Justin  P.  war  Schüler  von  Nicolas 
Maire,  bei  dem  er  1865  in  die  Lehre  trat.  Nachdem  er 
als  Gehilfe  bei  J.  B.  Vuillaume  und  Gand  &  Bernardel 
gearbeitet  hatte,  machte  er  sich  1879  in  Paris  selbstän- 
dig. Seine  Bogen  tragen  die  Marke  »Poirson  ä  Paris«. 

Poli,  Giovanni.  —  Mailand.   1850.   1882 

Italienischer  Geigen-  und  Mandolinenmacher,  der  nur 
wenig  Kunstfertigkeit  besaß. 

Polis,  Luca  (de).  —  Cremona.   1751 

Seme  Arbeit  erinnert  zwar  in  den  Umrissen  an  die 
A.  Amatis,  ist  aber  wenig  schön  in  den  Einzelheiten. 

Pollastri,  Antonio.  — Modena.  Geb.  1765.  1800 

Sohn  oder  Bruder  von  Giuseppe  Pollastri.  Erwar  eigent- 
lich Musiklehrer  und  hat  einige  recht  gute  Violen 
gemacht.  Auch  bei  Valdrighi  (2477)  wird  er  erwähnt. 
Generalauditeur  a.  D.  Anton  Ritter  v.  Knözinger  in 
München   besitzt  eine  edel  klingende  und  durchaus 


PoUastri 


once 


391 


(selbst  am  Hals)  rot  lackierte  Viola  mit  dem  hand- 
schriftlichen Zettel:  Antonio  Pollastri  /  fecit  Mutinae 
1765.  Prächtiges,  engjähriges  Deckenholz,  derbe  Ein- 
lage und  unschöne,  aber  eigenartige  F-Löcher.  Wenn 
es  nicht  zwei  gleichnamige  Pollastri  gegeben  hat, 
müßte  nach  der  Jahreszahl  auf  dem  Zettel  das  bisher 
angegebene  Geburtsjahr  wohl  um  20 — 30  Jahre  zu- 
rückgesetzt werden. 

Pollastri,  Augusto.  —  Bologna.   1900.   1910 

Schüler  von  Raffaele  Fiorini.  Ein  talentvoller  und  ge- 
schickter Geigenmacher,  der  nach  Stradivari  arbeitet 
und  einen  roten  Lack  verwendet,  der  in  der  Farbe  an 
Pressenda  erinnert.  Er  versteht  es  vorzüglich,  die 
äußere  Erscheinung  alter  Geigen  nachzuahmen. 

Pollastri,  Giuseppe.  —  Modena.   1764.   1783 

Man  kennt  Violen  und  Gitarren  von  ihm,  doch  sind 
diese  nicht  sehr  lobenswert  in  ihrer  Arbeit. 

Poller,  Anton.  —  Wien.  Geb.  4.  Febr.  1873  in 
Fleissen 

Lernte  bei  Josef  Ringer  in  Absroth,  ging  dann  zu 
seiner  weiteren  Ausbildung  nach  Markneukirchen  und 
arbeitete  als  Gehilfe  in  den  ersten  Werkstätten  in  Leip- 
zig, Dresden,  Berlin,  Amsterdam,  Prag  und  zuletzt  in 
Wien  bei  Lutz  und  Stübiger.  Wohl  vorbereitet,  im 
Neubau  und  im  Wiederherstellen  alter  Geigen  erfahren, 
machte  er  sich  im  Jahre  1904  in  Wien  selbständig.  Seine 
Arbeit  ist  sauber,  er  verwendet  schönes  Holz  und 
macht  seine  Geigen  in  allen  Teilen  selbst,  meist  nach 
Stradivari,  und  verwendet  einen  rötlichgelben  Ollack. 

Geigenzettel :  Abb.  622. 

Poller  (Boller),  Anton.  —  Mitten wald.    Geb. 
12. Jan.  1766 

Sohn  von  Michael  Poller.  Wenn  er  auch  die  gewöhn- 
liche Geschicklichkeit  seiner  Orts-  und  Zeitgenossen 
besaß,  so  gehört  er  doch  zu  den  weniger  guten  Ver- 
tretern seiner  Schule. 

Geigenzettel:  Antoni  Boller  Gei-  /  genmacher  in 
Midten-  /  waldt  an  der  Issar  17  .  .  (gedruckt). 

Poller,  Johann.  —  Mitten  wald.   1761.   1769 

Gewöhnliche  Arbeit  im  Geschmack  der  Klotz-Schule, 
gutes  Holz,  brauner  Lack.  Manchmal  sind  seine  F- 
Löcher  und  Schnecken  recht  schön.  Seinen  Namen 
schreibt  er,  wie  fast  alle  seine  Verwandten,  bald  mit 
P.,  bald  mit  B. 

Poller  (Boller),  Korbinian.  —  Mittenwald.  1 779 

Gute  Klotz-Schule;  saubere  Arbeit  und  weicher  Ton 
machen  seine  Geigen  bemerkenswert. 


Poller  (Boller),  Michael  I. 
1741.   1803 


Mittenwald  a.  I. 


Ähnlich  wie  Korbinian  P.  und  stellenweise  noch  besser. 
Er  verwendet  einen  braungelben  Lack.  Seine  wert- 
vollsten Geigen  stammen  aus  den  Jahren  1765 — 1782. 
Diese  zeichnen  sich  durch  gefällige  Form  und  hübsche 


F-Löcher  aus  und  klingen  recht  gut.  Der  Lack  ist  von 
der  gleichen  Beschaffenheit  wie  bei  den  meisten  Mit- 
tenwaldern  seiner  Zeit. 

Geigenzettel :  Abb.  607. 

Poller,  Michael  II.  —  Mittenwald.   1846 

Wenn  er  auch  seinen  tüchtigeren  Vorfahren  nicht 
gleichkommt  und  nicht  mehr  alles  an  seinen  Geigen 
allein  gemacht  hat,  so  besaß  er  doch  eine  nicht  zu  unter- 
schätzende Geschicklichkeit.  Sein  Modell  zeigt  an- 
nähernd die  Umrisse  einer  A.  Amati-Geige;  der  Lack 
ist  rotbraun. 

Poller.  Ulrich.  —  Mittenwald.   1783 

Ahnlich  wie  Michael  I  P.,  ohne  ihn  ganz  zu  erreichen. 

Geigenzettel:  Ulrich  Poller  von  /  Mittenwald  1783 
(gedruckt). 

Polli(?),  Francesco.  —  Guastalla.   1616 

Ein  Geigenmacher,  dessen  Namen  Valdrighi  (4361) 
veröffentlicht;  doch  ist  es  nicht  einmal  sicher,  daß  der 
Name  richtig  gelesen  ist. 

PoUmann  s.  Pöllmann 

PoUusca  (PoUuska),  Antonio.  —  Rom.    1750. 

1754 

Dem  Namen  nach  ein  Böhme  und  auch  seiner  Arbeit 
nach  mit  der  Prager  Schule  verwandt,  wenn  er  auch 
unter  Tecchlers  Einfluß  stand.  Er  ist  nur  wenig  be- 
kannt, gehörte  aber  jedenfalls  zu  den  besseren  römi- 
schen Geigenmachern  seiner  Zeit. 

Polverino,   Rinaldo,   gen.   dal   Chitarrino.   — 
Ferrara.  1467 

Vielleicht  identisch  mit  dem  von  Valdrighi  erwähnten 
Dal  Chitarrino.  Ob  er  Lautenspieler  oder  Lautenmacher 
war,  wird  nirgends  gesagt,  doch  macht  der  Beiname 
beides  wahrscheinlich.  Der  gelehrte  ferraresische  Ge- 
schichtsforscher Boschini  führt  ihn  in  seinem  Manu- 
skript (Biblioteca  Comunale)  nur  mit  dem  Namen  an : 
»1467  —  Rinaldo  Polverino,  detto  dal  chitarrino.« 

Pommersbach,  Clays  von.  —  Köln.   16.  Jahrh. 

Ein  seiner  Zeit  berühmter  Lautenmacher.  Baron  er- 
wähnt ihn  in  seiner  »Untersuchung  des  Instruments 
der  Lauten«  mit  den  Worten:  »Clayß  von  Pommers- 
bach zu  Collen,  wie  er  sich  geschrieben,  ist  auch  einer 
mit  von  denen  besten  und  ältesten ;  seine  Arbeit  ist 
vortrefflich,  und  mag  man  sich  gratuhren  etwas  davon 
zu  haben«. 

Ponce,  Jean-Fran^ois.  —  Mons.   1740 

In  einem  Violoncello  in  italienischem  Stil  fand  sich 
der  unten  wiedergegebene  Zettel.  Es  wäre  möglich,  daß 
dieser  Ponce  zur  Familie  Pons  gehörte.  C.  C.  Snoeck 
besaß  eine  Geige,  auf  deren  halb  verwischtem  Zettel 
er  Fonce  1751  lesen  wollte.  Wahrscheinlich  sollte  es 
Ponce  heißen. 

Geigenzettel :  Joannes  franciscus  /  Ponce  monsensis  / 
me  fecit  anno  /  1740  (gedruckt). 


392 


Pens  —  Posch 


Pons,  Cesar.  —  Grenoble.   1750.   1808 

Tolbecque  besaß  von  ihm  eine  sehr  schöne  >>vielle  or- 
ganisee«.  Eine  Lyra-Gitarre  von  1808  von  ihm  befindet 
sich  in  der  Sammlung  W.  Galpin  (Hatfield).  Seine 
Geigen  haben  ein  breites,  hochgewölbtes  Modell  und 
sind  von  guter  Arbeit. 

Geigenzettel :  Abb.  589. 

Pons,  Louis.  —  Grenoble.   1798.   1827 

Jüngerer  Sohn  von  Cesar  P.,  den  er  aber  nicht  erreicht. 
Gutes  leistete  er  eigentlich  nur  als  Gitarrenmacher.  Zu 
seinen  Geigen  soll  er  viele  Mirecourter  »Schachteln« 
verarbeitet  und  nebenbei  auch  Harfen  und  Klaviere 
gemacht  haben.  Eine  violinförmige  Taschengeige  von 
ihm  vom  Jahre  1798  besitzt  das  Bachhaus  in  Eisenach. 
Auf  dem  Zettel  bezeichnet  er  sich  ausdrücklich  als 
»fils  cadet*.  Eine  sauber  mit  Bein  und  Perlmutter  ein- 
gelegte Gitarre  besaß  Felix  Herrmann. 

Geigenzettel :  Fait  par  pons  /  fis  (sie)  cade  (sie)  ä  / 
Grenoble  1  798  (gedruckt)  und  Abb.  592. 

Pons. —  Paris  (?).   1788.   1800 

Wahrscheinlich  der  ältere  Sohn  von  Cesar  P.  Seine 
Geigen  sind  handwerksmäßig  gemacht,  dagegen  war 
er  als  Gitarrenmacher  bekannt  und  geschätzt.  Seine 
Gitarren  sind  leicht  daran  zu  erkennen,  daß  sie  kürzer, 
aber  breiter  als  die  gewöhnlichen  sind.  Er  verwendete 
eine  Brandmarke:  Pons  /  ä  Paris. 

Pontiggio,  Vittorio.  —  Como.   1853 

Sein  Name  findet  sich  nur  selten  in  Geigen,  und  nach 
diesen  konnte  er  nur  bescheidenen  Ansprüchen  ge- 
nügen. 

Ponze  s.  Penzl 

Ponzi,  Giulio.  —  Mailand.    1850 

Wenn  auch  kein  großer  Künstler,  so  doch  immer  ein 
Geigenmacher,  der  den  alten  Mailändern  ehrlich  nach- 
strebte. 

Popel  s.  Pöpel 
Popella 

Dieser  Name  kommt  in  Schuberts  Lexikon  als  der 
eines  älteren,  hervorragenden  Geigenmachers  vor  und 
wird  in  gleicher  Weise  auch  in  anderen  Werken  ge- 
nannt. Weder  Valdrighi  und  de  Piccolellis  noch  Vidal, 
Hart  u.  a.  kennen  einen  Meister  dieses  Namens.  Man 
hat  es,  wenn  überhaupt  dem  Namen  etwas  zugrunde 
liegt,  vermutlich  mit  einem  Mitgliede  der  Familie  Pöpel 
zu  tun. 

Poppe,  Reinhold.  —  Mainz.    1896 

Zettel   in   einer  sauber   gearbeiteten  Geige:  Reinhold 

E 
Poppe  /  Mainz  1896  F     R  (gedruckt). 

Poppenberger,  Johann.  —  Preßnitz  i.  B.    1851. 
1893 

Machte  hauptsächlich  Gitarren  und  Harfen, 


Porgt,  Ludwig.  —  Regensburg.   1525 

Er  war  Lautenmacher  und  »Lautenschlager«  und  ge- 
hörte zu  den  berühmteren  deutschen  Meistern  seiner 
Zeit. 

Porion  (Poiron),  Charles.  —  Paris  (?).  1707 

Wahrscheinlich  ein  Mirecourter,  der  richtig  Poiron 
hieß.  Nach  Fetis  war  er  Hoflautenmacher  unter  Lud- 
wig XIV.  Eine  ihm  zugeschriebene  Pandore  besitzt  das 
Museum  des  Konservatoriums  in  Brüssel  (Nr.  257). 

Porlon  s.  Borion 

Porta  s.  Dalla  Porta 

Portoghese,  Francesco.  —  Rom.   1616 

Er  stammte  aus  Sizilien  und  war  in  der  via  dei  liutarei 
als  Lautenmacher  in  Rom  ansässig.  Mehr  ist  vorläufig 
nicht  über  ihn  bekannt. 


Wien.    Geb.  1677, 


Posch  (Bosch),  Antony. 
t  10.  April  1742 

Seinem  Namen  nach  dürfte  er  aus  Vils  stammen '^). 
Nach  Wien  gekommen,  heiratete  er  die  Witwe  des 
Math.  Fux,  wohnte  im  Kärntner  Viertel  und  legte  am 
20.  Juni  1707  den  Bürgereid  ab.  Er  war  ein  tüchtiger 
Meister,  der  m  großem  Ansehen  stand,  Hoflauten- 
macher wurde  und  als  solcher  auch  in  den  österreichi- 
schen Hof-  und  Staatsschematismen  von  1721 — 1739 
aufgeführt  erscheint.  Seine  Arbeit  ist  recht  sauber,  die 
Schnecke  kunstvoll,  nur  arbeitete  er  Boden  und  Decke 
gegen  die  Ränder  zu  dünn  aus,  so  daß  heute  bei  fast 
allen  seinen  Instrumenten  die  Einlagen  durchgebrochen 
sind.  Der  Ton  ist  gut,  aber  nicht  besonders  edel.  Die 
Geigen  seiner  ersten  Zeit  erscheinen  jetzt  meistens  ganz 
schwarz,  da  er  sie  vor  dem  Lackieren  gebeizt  hatte. 
Da  aber  das  Deckenholz  durch  das  Beizen  leicht  fleckig 
wird,  lackierte  er  später  die  Decken  ungeheizt,  infolge- 
dessen kommen  viele  Geigen  von  ihm  vor,  die  eine 
lichte  Decke  haben,  während  alle  übrigen  Teile 
schwarzbraun  nachgedunkelt  sind.  Es  gibt  aber  auch 
Geigen  von  ihm,  die  er  glücklicherweise  gar  nicht  ge- 
beizt hat,  so  besitzt  die  kaiserliche  Hofkapelle  m  Wien 
fünf  Violinen  von  ihm  aus  den  Jahren  1723 — 1725,  die 
einen  schönen  rötlichgelben  Lack  zeigen.  Eine  gute 
Viola  von  1702  befindet  sich  im  Stift  St.  Florian  in 
Oberösterreich,  eine  Viola  mit  der  Jahreszahl  1701 
(1707?)  und  einen  Kontrabaß  von  1730  besitzt  Fürst 
Lobkowitz  auf  Schloß  Raudnitz,  eine  siebensaitige 
Viola  da  Gamba  mit  Mohrenkopf  von  1736  das  Mu- 
seum der  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in  Wien.  — 
Man  kennt  zweierlei  Zettel  von  ihm,  der  ältere  ist  ohne 
den  Adler,  den  er  erst  gebrauchte,  seit  er  Hoflauten- 
macher war,  die  Schrift  jedoch  auf  beiden  Zetteln  die 
gleiche. 

Geigenzettel:  Abb.  617. 


Posch  (Bosch),  Anton  Stephan. 

1701.  t  3.  Sept.  1749 


Wien.  Geb. 


Sohn  von  Antony  P.,  wohl  auch  dessen  Schüler,  wie 
er  von  1746  an  sein  Nachlolger  als  Hoflautenmacher 


')  Eine  ApoUonia  Bosch  heiratete  in  Vils  im  Jahre  1664 
einen  Georg  Schonger. 


Posch    —  Poulto 


393 


gewesen  ist,  nachdem  er  vorher  schon  von  1729  an  im 
Hofschematismus  als  sem  Adjunkt  bezeichnet  wurde. 
Arbeit  und  Lack  sind  wie  bei  seinem  Vater,  an  dessen 
Geigen  er  ja  schon  seit  den  zwanziger  Jahren  mitge- 
arbeitet hatte.  Sein  Modell  ist  hochgewölbt.  Er  wohnte, 
wie  sein  Vater,  im  Kärntner  Viertel  und  legte  am 
3.  Juni  1733  den  Bürgereid  ab.  In  den  Steuerbüchern 
kommt  er  bis  zu  seinem  Tode  vor.  Eine  neunspänige 
Bastardlaute  von  ihm  (Nr.  3)  mit  sechs  einfachen 
Saiten  aus  dem  Jahre  1749  besitzt  die  Musikinstru- 
mentensammlung des  Bachhauses  in  Eisenach. 

Geigenzettel :  Antonius  Stephanus  Posch  /  Kais.  Kön. 
Hoflautenmacher  in  Wien  1746  (gedruckt).  —  Anto- 
nius Stephanus  /  Posch  Kayserlich-Kö-  mglicher  Hof- 
lauten- macher  in  Wien  /  Anno  1749.  [in  der  Mitte 
der  österr.  Adler]  (gedruckt). 


drighi  dagegen  findet  seine  Arbeit  gewöhnlich.  Er  liebt 
ein  flaches  Modell  und  verwendet  rotgelben  oder  rot- 
braunen Lack.  Außer  Geigen  hat  er  auch  Gitarren  ge- 
macht und  war  als  Reparateur  nicht  ungeschickt.  Im 
Jahre  1824  schreibt  er  in  eine  Geige  »Opus  214*. 

Geigenzettel:  Andrea  Postacchini  Amici  filius  Fecit 
Firmi,  anno  1810  opus  .  .  (gedruckt). 

Postacchlnl.Andreall.  — Fermo.   1810.   1857 

Sohn  des  Andrea  I  und  jedenfalls  auch  dessen  Schüler. 
In  seinen  älteren  Zetteln  beruft  er  sich  ausdrücklich 
auf  seinen  Vater  (»Andreae  filius«).  Er  hatte  das  Laden- 
schild:  »Zum  Erzengel  Raphael«.  Von  seinen  Geigen, 
deren  Umrisse  an  Amati  erinnern,  gilt  dasselbe  wie 
von  denen  seines  Vaters. 

Geigenzettel :  Abb.  584. 


Postel,  Otto.  —  Erfurt 

Geigenmacher  der  Gegenwart. 


Posch  (Bosch,  Boss),  Laux.  —  Schongau.  1 550. 

1564 

Zweifellos  einer  der  berühmtesten  Lautenmacher  sei- 
ner Zeit,  der  wohl  aus  Füssen  oder  Fils  eingewandert 
war.  Da  die  Magistratsakten  in  Schongau  nicht  bis 
1350  zurückgehen,  war  etwas  Näheres  über  ihn  nicht 
zu  ermitteln.  Wohl  aber  ist  es  bekannt,  daß  er  für  den 
bayrischen  Hof  und  andere  große  Herren  seiner  Zeit 
viel  zu  tun  hatte.  Eine  ganze  Reihe  von  Arbeiten  von 
ihm  befand  sich  in  Raymund  Fuggers  Musikkammer. 
Das  erhaltene  Verzeichnis  aus  dem  Jahre  1566  zählt 
die  folgenden  auf :  *No.  66  eine  Lauten  von  Flader 
von  Laux  Bosch  zu  Schongau.  No.  68  Ein  Baß  von 
Fladerholz  von  Laux  Bosch  zu  Schongau,  No.  69  Ein 
Diskäntle  von  Fladerholz,  roth,  von  gedachtem  Meister 
No.  70  eine  alte  Lauten  mit  einem  grünen  Bärtle  von 
L.  Bosch.  No.  71  Ein  Diskant  von  rothem  Flader,  von 

Gedachtem No.  78  Eine  Baß  von  Cypreßen  von     Pott  S.  Bott 

Schongau  . . .  No.  82  Ein  Baß  von  Eibenholz  von  Schon- 
gau, No.  83  Eine  Lauten,   halb  Elfenbein  und  halb    Pouget  (pere  et  flls) 


Neapel.  Geb.  H.Juli 


Postiglione,  Vincenzo. 
1835  In  Neapel 

Kam  mit  12  Jahren  zu  Vincenzo  Jorio  in  die  Lehre, 
blieb  dort  5  Jahre  lang  und  gilt  jetzt  als  einer  der  be- 
sten neueren  Geigenmacher  Neapels.  Seine  Nach- 
ahmungen Guarneris  und  Stradivaris  sind  recht  gut. 
Es  wird  behauptet,  daß  es  auch  im  18.  Jahrhundert 
schon  einen  Vincentius  Postiglione  gegeben  haben  soll, 
doch  ist  dies  durch  nichts  erweisbar. 

Geigenzettel :  [Initialen  und  Kreuz  im  Kreis]  Vincetius 
(sic)Pottiglione  [undeutbares  Zeichen]  Me  fecit  Neapoli 
Anno  /  1873  (gedruckt). 


Ardente  bei  Chateau- 


Sandl,  1  Baß  von  Schongau.«  Vgl.  Stockbauer,  Kunst- 
bestr.  unter  Albrecht  V.  und  Wilh.  V.  S.  83.  —  In 
den  bayrischen  Hofrechnungen  unter  Albrecht  V.  vom 
Jahre  1564  heißt  es:  »Laux  Possen,  dem  Lautenmacher 
von  Schongau,  von  wegen  3  trüchel  (Trögel)  die  er 
gemacht  ....  405  fl.«  (Vgl.  Westenrieder  Beitr.  III. 
S.  75.)  Schon  1554  erhielt  er  für  vier  Elfenbein-Lauten 
101  Gulden  1  Seh.  Vgl.  A.  Sandberger,  Beitr.  z.  Gesch. 
d.  Bayr.  Hofkapelle  S.  2. 

Poss  (Boss),  Wolf,  lebte  als  Lautenmacher  in 
Prag.  1592.  1593 

Geigenzettel:  1666,  1.  setembre  in  Millano  /  da  capo 
dl  contrada  Larga  /  ne  la  botega  di  Cristofaro  Posta 
(geschrieben). 

Posta,  Cristofaro.  —  Mailand.   1666 

Seine  Arbeit  erinnert  an  die  Brescianer  Schule,  so  daß 
u.  a.  ein  Violoncello  von  ihm  lange  Zeit  für  eine  Arbeit 
G.  da  Salös  galt. 

Postacchini,  Andrea  I.  —  Fermo.    Geb.  Ende 
des  18.  Jahrhunderts,  lebte  noch  1824 
Sohn   des  Amico  P.   Seine  Arbeiten   sind   sehr   ver- 
schieden in  ihrem  Werte;  Folegatti  lobt  ihn  sehr,  Val- 


roux.  1866 

Ich  kenne  nur  Bauernleiern  von  gewöhnlicher  Arbeit 
von  ihnen. 

Geigenzettel:  Pouget  pere  et  fils  /  fabncants  d'instru- 
ments  ,  Ardente  pres  Chateauroux  /  1er  Mars  1866 
(gedruckt). 

Pouille,  Joseph.  —  Lille.   1865.   1879 

Ein  Geigenmacher,  der  mir  nur  als  Reparateur  bekannt 
wurde. 

Geigenzettel:  Repare  ä  Lille  /  par  Pouille,  luthier/  rue 
Basse,  en  1879  (gedruckt). 

Poulsen,  Hans.  —  Kopenhagen.   Geb.  2.  März 
1861  in  Ullerslev  auf  Fyen 

Nachdem  er  ausgelernt  hatte,  ging  er  auf  die  Wander- 
schaft und  vervollkommnete  sein  Können  in  Deutsch- 
land und  gilt  jetzt  als  sehr  tüchtiger  dänischer  Geigen- 
macher. Er  arbeitet  recht  sauber  und  geschmackvoll 
und  besitzt  bereits  mehrere  Medaillen. 

Poulton,  R.  —  HuU.  1827 

Er  handelte  mit  Musikinstrumenten  aller  Art,  wie  auch 
die  seinen  Zettel  umgebende  Zeichnung  andeutet.  Es 


394 


Pouxa  —  Praga 


erscheint  deshalb  fraghch,  ob  die  Gitarren,  in  die  er 
seinen  Zettel  klebte,  auch  seine  eigene  Arbeit  sind. 

Geigenzettel :  R.  Poulton  /  Musical  Instrument  /  Maker 
&  Repairer  /  Chapel  Lane  /  Hüll  /  1 827  (gedruckt). 

Pouxa,  Jacques.  —  Paris.   1802 

Ein  von  Fetis  erwähnter  Luthier,  von  dem  man  bis- 
her nur  eine  Streichzither  kennt.  Der  Name  sowohl 
als  das  Instrument  lassen  vermuten,  daß  er  kein  Fran- 
zose war. 

Powell,  Royal  I.  —  London.    1787.    1800 

Von  ihm  gilt  dasselbe  wie  von  seinem  Bruder  Thomas  I. 

Powell,  Thomas  I.  —  London.   1780.   1808 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  viel  für  William 
Forster  &  Sohn  arbeitete.  J.  T.  Chapman  besitzt  eine 
von  ihm  im  Jahre  1 780  gebaute  Violine. 

Geigenzettel :  Made  by  Thomas  /  Powell.  No.  18 
Clemens  /  Lane,  clare  Market  /  1793  (gedruckt). 

Powell,  Thomas  II  und  Royal  II.  —  London. 

1800 

Die  beiden  Söhne  von  Thomas  I  P. ;  sie  waren  Gei- 
genmacher und  wohnten  um  1800  in  St.  Jones  Square 
St.  Lukes.  Näheres  über  sie  ist  nicht  bekannt. 

Powers,  Clark.  —  Boston.    Geb.  m  Vermont 

(V.St.Am.)  1856 

Nachdem  er  25  Jahre  als  Gehilfe  gearbeitet,  darunter 
zwei  Jahre  lang  in  England,  Deutschland  und  Oster- 
reich, ließ  er  sich  im  Jahre  1888  als  Geigenmacher  in 
Boston  nieder.  Er  arbeitet  nach  Cremoneser  Vorbil- 
dern und  nach  einem  eigenen  Modell,  wobei  er  einen 
Nachdruck  auf  das  Gleichgewicht  legt.  Er  verwendet 
Ol-  und  Spirituslack.  Viele  seiner  Geigen  scheinen  je- 
doch Markneukirchener  Fabrikat  zu  sein. 

Geigenzettel :  No.  .  .  .  The Equipoise  /  Clark 

Powers,  Maker,  Boston.  /  Pat.  No.  625  058,  May  16, 
1899  (gedruckt). 

Pozzlni  (Pazzmi),  Caspare.  —  Brescia.    1691. 
1699 

Die  ihm  zugeschriebenen  Geigen  haben  einige  Ähn- 
lichkeiten mit  denen  Magginis.  Er  dürfte  ein  Sohn 
Giovanni  Gaet.  Pazzinis  gewesen  sein.  Valdnghi  be- 
vorzugt die  Schreibweise  Pozzini. 

Pozzmi,  Giov.  Gaet.  s.  Pazzmi 
Prachatschek,  ....  —  Graz.   1864 

Er  soll  in  Prag  gelernt  haben,  ließ  sich  um  1860  in 
Graz  nieder  und  war  ein  geschickter  Reparateur,  der 
an  Ferdinand  Rothmüller  einen  tüchtigen  Werkführer 
hatte. 

Pradl(?),  Leonhard.  —  München.    Ende  des 
17.  Jahrhunderts 

Eine  Laute  mit  diesem  Namen  befindet  sich  im  bay- 
rischen Nationalmuseum  in  München.  Es  ist  jedoch 
wahrscheinlich,  daß  der  Zettel  verstümmelt  und  »Pradl-< 
identisch  ist  mit  dem  Prager  Meister  Leonhard  Pradter. 


Pradter,  Josef.  —  Prag.  1714.  1736 

Vermutlich  ein  Sohn  von  Math.  P.  Er  heiratete  am 
25.  April  1714  im  Pfarrsprengel  St.  Egidi,  zu  dem  auch 
Math.  P.  gehörte.  Eine  Viola  von  ihm  mit  flachem 
Boden  besitzt  die  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in 
Wien  aus  dem  Jahre  1727,  ferner  ein  Violoncello  von 
1722  Med.  Dr.  E.  Schnapka  in  Oderberg  und  ein 
solches  von  1736  Fabrikant  Hostomsky  in  Pelhi'imov. 

Geigenzettel :  Joseph  Protter  /  Lauten-  und  Geigen- 
macher /  in  der  königl.  Alten-Stadt  Prag  /  1727  (ge- 
druckt). 


Pradter,  Leonhard.  —  Prag  (Kleinseite).   1 675. 

f  vor  1692 

Er  stammte  aus  Tirol,  wahrscheinlich  aus  der  Nähe 
vonVils^),  wurde  1675  Bürger  zu  Prag  (Kleinseite), 
heiratete  im  selben  Jahre  die  1654  geborene  Tochter 
Anna  Barbara  des  Geigenmachers  Andr.  Ott  und  er- 
langte am  21.  November  1675  das  Bürgerrecht.  In  den 
Urkunden  wird  sein  Name  meist  Brater  geschrieben, 
auch  Broder,  Prodter;  sogar  Prantner  (Brantner) 
kommt  vor;  er  selbst  schrieb  den  Namen  »Pradter«. 
Er  war  ein  vielbeschäftigter  Meister,  der  u.  a.  von  1682 
bis  1684  eine  ganze  Reihe  von  Instrumenten  für  den 
Chor  der  Prager  Lorettokirche  machte.  Eine  theor- 
bierte  Laute  (863  mm  lang,  300  mm  breit)  befindet 
sich  in  den  kunsthistorischen  Sammlungen  (Sammlung 
alter  Musikinstrumente)  in  Wien  mit  der  Inschrift: 
Leonhardt  Pradter  ,'  Prag  1 689.  Rücken  aus  9  schwarz- 
lackierten Holzrippen  mit  Elfenbeinreifchen,  1 1  Doppel- 
und  2  Einzelsaiten.  Eine  Laute  im  Münchner  National- 
museum trägt  einen  Zettel,  auf  dem  »Leonhart  Pradl« 
gelesen  wird.  Wenn  meine  Vermutung  richtig  ist,  so  ist 
es  ein  Werk  unseres  L.  Pradter,  der  demnach,  bevor  er 
nach  Prag  ging,  in  München  gearbeitet  hätte. 

Pradter,  Mathias  s.  Mathäus  Prather 
Pradter  (Pratis,  Fratis),  Stephan.  —  Prag.  1674. 
1695 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Leonhardt  Pr.,  da  die  Form 
»Pratis«  oder  »Fratis«  nicht  richtig  ist.  Er  wohnte  als 
Lautenmacher  in  dem  Pfarrsprengel  Maria  de  Lacu. 
Aus  den  Kirchenbüchern  geht  nur  hervor,  daß  seine 
Frau  Ludmilla  hieß,  und  daß  er  am  21 .  Dezember  1675 
eine  Tochter  auf  den  Namen  Eva  Ludmila  taufen  ließ. 

Praga,  Eugenio.  —  Genua.    Geb.  in  Casale 
Monferato  H.April  1847 

Schüler  von  Nicolö  Bianchi  und  seit  1869  dessen  Nach- 
folger. Er  macht  neue  Geigen  nach  jener  Guarneri,  die 
als  Geige  Paganinis  in  Genua  aufbewahrt  wird,  aber 
auch  nach  Stradivari.  Er  verwendet  ätherischen  und 
Spirituslack  und  ist  ein  gesuchter  Reparateur  und  ge- 
schickter Bogenmacher.  Er  besitzt  eine  bronzene  und 
drei  goldene  Medaillen. 

Geigenzettel:  Eugenio  Praga  fece  /  Genua  Anno  .... 
(gedruckt). 


')  Der  Name  Prader  oder  Brader  kommt  heute  noch 
mehrfach  in  Tirol,  namentlich  in  der  Gegend  von 
Meran  vor. 


Prager  —  Presbler 


395 


Prager,  Gustav  Oskar.  —  Geb.  30.  Mal  1866, 

und 
Prager,  Max.  —  Geb.  4.  Juli  1872,  leben  als 
Geigenmacher  in  Markneukirchen 

Prager,  Wilhelm  Heinrich.  —  Frankenberg  i.S. 
Geb.  13.  März  1840 

Ein  tüchtiger  Musiker,  der  in  Neustadt  a.  O.  gelernt 
hat  und  seit  1877  in  Frankenberg  ansässig  ist.  Aus 
Liebhaberei  studierte  er  die  Geigenmacherei  und  hat 
seit  etwa  1880  eine  Anzahl  von  Violinen  und  Violen 
gemacht,  die  alle  in  festen  Händen  sind  und  wegen 
ihres  guten  Tons  gelobt  werden. 

Pranger,  Melchior.  —  Leipzig.  1569 

Ein  Lautenmacher  aus  Landsberg,  der  1 569  zum  Leip- 
ziger Bürger  angenommen  wurde. 

PratasinI,  Giovanni.  —  Turin.   1780 

Bisher  nur  als  geschickter  Mandolinenmacher  bekannt. 
Grillet  kennt  eine  wunderschöne  kleine  Mandoline  von 
ihm. 

Prather  (Proder,  Pratter,  Prodr,  Protr),  Ma- 
thäus.  —  Prag.  Geb.  in  Miland  bei  Brixen, 
getauft  6.  Sept.   1657  in  Brixen,  f  2.  Dez. 

1697  in  Prag 

Sohn  des  Taglöhners  Bartholomäus  Fr.  und  der  Maria, 
geb.  Hofer.  Vielleicht  ein  Verwandter  von  Leonhard 
und  Stephan  Pradter.  Am  28.  August  1681  wurde  er 
Prager  Bürger  in  der  Altstadt.  Seine  Frau,  von  der  er 
zwei  Kinder  hatte,  hieß  Regine.  Er  liegt  in  der  Teiner 
Marienkirche  in  Prag  begraben. 

Pratis  s.  Pradter 

Prediger,  Friedrich  Sigmund.  —  Ansbach. 
Geb.  1 .  Jan.  1 700  in  Ansbach,  f  daselbst  1 765 
Ein  seinerzeit  weitberühmter  Meister,  der  alle  Instru- 
mente für  die  markgräfliche  Kammermusik  anfertigte, 
hauptsächlich  aber  war  er  Orgelbauer.  Er  entstammte 
einer  alten,  angesehenen  Buchhändler-  und  Buchbin- 
derfamilie Ansbachs,  war  für  einen  gelehrten  Beruf 
bestimmt  und  setzte  es  nur  mit  großer  Mühe  durch. 
Instrumentenmacher  werden  zu  dürfen.  Er  begann 
ohne  eigentlichen  Lehrer  heimlich  eine  Orgel  zu  bauen, 
machte  rasche  Fortschritte  und  brachte  es  schließlich 
zu  vielseitiger  Kunstfertigkeit.  Die  Markgräfin  Chri- 
stine Charlotte  ernannte  ihn  zum  Hof-,  Stadt-  und 
Land-Orgel macher.  Es  gibt  einige  gute  Lauten  mit 
seinem  Namen,  bei  denen  allerdings  die  Jahreszahlen, 
wenn  sie  richtig  gelesen  wurden,  falsch  sein  müssen. 
Vgl.  Dr.  Meyer,  Onoldina  II,  S.  33  34.  (Ansbach 
1909.) 

Prell,  Hermann.  —  Markneukirchen.   1920 
Bestand  im  Jahre  1 920  als  Geigenmacher  die  Meister- 
prüfung. 


Prell,  Hermann  W.  —  Markneukirchen.  Geb. 
29.JuH  1875  zu  Brambach 

Sehr  geschickter  Bogenmacher;  Schüler  von  Heinrich 
Hoyer.  Als  Gehilfe  arbeitete  er  bei  den  besten  Mark- 
neukirchener  Meistern  und  begab  sich  dann  zur  wei- 
terer Vervollkommnung  im  Jahre  1895  nach  Berlin  und 
1897  nach  Paris  zu  Eugene  Sartory,  wo  er  seine  Aus- 
bildung abschloß.  Nach  seiner  Rückkehr  eröffnete  er 
im  Jahre  1898  seine  eigene  Werkstatt  und  gehört  jetzt 
zu  den  angesehensten  Bogenmachern. 

Preller,  Andreas.  —  Geroldsgrün,  Hof.    Geb. 

1845  in  Hof 

Ein  emerit.  evangel.  Pfarrer,  der  als  Autodidakt  zu 
einem  eigenen  System  des  Geigenbaus  gekommen  ist, 
das  er  in  einer  kleinen  lesenswerten  Schrift  »Hofer- 
Geigen«  mitteilt,  und  das  in  der  strengsten  Vermei- 
dung jeder  Spannung,  die  das  freie  Schwingen  der 
Töne  verhindert,  besteht.  Das  bedingt  eine  veränderte 
Reihenfolge  in  der  Fertigstellung  der  einzelnen  Teile 
und  eine  besondere  Bearbeitung  des  Stimmstocks  und 
des  Baßbalkens.  Seine  Geigen  klingen  tatsächlich  sehr 
gut. 

Presbler    (Plesber,    Plesbler),    Francesco.    — 
Mailand.   1730.  1773 

Dem  Namen  nach  wohl  ein  Deutscher.  Sein  Zettel 
scheint  öfter  gefälscht  worden  zu  sein,  oder  er  selbst 
hat  es  mit  der  Rechtschreibung  seines  Namens  nicht 
genau  genommen,  so  daß  allerlei  Lesarten  möglich 
sind,  Valdrighi  liest  sogar  Presbleel  (Nr.  2512).  Ende 
der  siebziger  Jahre  des  18.  Jahrhunderts  arbeitete  er 
gemeinsam  mit  seinem  Sohne  Giuseppe,  wie  der  erste 
Zettel  einer  reich  mit  Elfenbein,  Ebenholz,  Schildpatt 
und  Perlmutter  verzierten  Mandoline  in  der  Sammlung 
Robert  Leibbrand  in  Berlin  ausweist.  Er  scheint  haupt- 
sächlich Mandoren,  Pandurinen  und  Mandolinen  ge- 
macht zu  haben,  letztere  gewöhnlich  mit  fünf  Doppel- 
saiten und  neun  Bünden.  Eine  Pandurina  in  der  Crosby 
Brown-Sammlung  in  New  York,  als  deren  Verfertiger 
der  Katalog  »Plisbel,  Mailand  1715«  nennt,  dürfte 
von  einem  Plesber  herrühren.  In  der  Instrumenten- 
sammlung des  böhm.  Landesmuseums  in  Prag  befindet 
sich  eine  Mandoline  mit  dem  folgenden  zweiten  Zettel. 

Geigenzettel :  Francesco  Plesber,  e  Giuseppe  figlio  / 
in  Milano  '  nella  Contrada  della  Dogana  al  Segno  del 
Sole  177..  (gedruckt).  —  Francesco  Plesber  in  Milano / 
nella  contrada  dclla  Dogana  '  al  segno  del  Sole  1773 
(gedruckt). 


Presbler    (Plesber),    Giuseppe. 
1760.   1801 


Mailand. 


Sohn  von  Francesco  P.  und  sein  Nachfolger.  Er  wohnte 
in  der  gleichen  Straße  und  führte  den  gleichen  Schild 
wie  dieser,  und  auch  bei  ihm  schwankt  die  Schreibart 
des  Namens.  Seine  Lauten  zeichnen  sich  durch  kunst- 
volle Verzierungen,  gravierte  Elfenbeinrippen  und  der- 
gleichen aus.  Eine  von  ihm  gemachte  Mandore  von 
1778  besaß  Scheurleer.  Eine  Mandoline  von  1801  aus 
der  Sammlung  Snoeck  befindet  sich  in  Berlin,  eine 


396 


Pressenda  —  Proder 


aus  der  Kollektion  Lery  stammende  siebenchörige  Man- 
dora  von  ihm  von  1796  besitzt  W.  Heyers  Musikhisto- 
risches Museum  in  Köln  (Nr.  526).  Valdrighi  setzt 
seine  Zeit  1595 — i597(!)  und  erwähnt  eine  Hsaitige 
Laute  dieses  Meisters. 

Geigenzettel :  Giuseppe  Presbler  ,'  in  Milane  /  nella 
contrada  della  dogana  /  all  insegne  del  sole  1796  (ge- 
druckt). 


Pressenda, 
magnola 


Gianfrancesco.     —    Alba,     Car- 
später    Turin.     Geb.    in    Sequio 
Berra  oder  Turin  1777,  f  daselbst  1854 

Sohn  des  Wandermusikanten,  Raffaello  Pr.,  der  ihn 
im  Geigenspiel  unterrichtete.  Gianfrancesco  kam 
nach  Cremona  und  wurde  hier  Schüler  von  L.  Sto- 
rioni.  1814  ließ  er  sich  in  Alba,  wo  auch  sein  Vater 
wohnte,  als  Kunstschreiner  und  Geigenmacher  nieder. 
Für  kurze  Zeit  siedelte  er  nach  Carmagnola  über  und 
ging  von  hier  1820  nach  Turin,  wo  sich  der  Hofmusik- 
direktor  Polledro  seiner  besonders  annahm.  Er  ist  einer 
der  wenigen  Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts,  deren 
Arbeiten  schon  heute  nachgeahmt  werden.  Seine  Vio- 
linen stehen  mit  Recht  hoch  im  Preise  und  sind  meist 
nach  Stradivari  gemacht,  nur  die  Zargen  nimmt  er 
gerne  etwas  höher.  Mit  Ausnahme  der  Schnecke  sind 
alle  Einzelheiten  vorzüglich  durchgeführt,  und  ganz 
besonders  ist  sein  schöner  dunkelroter,  ins  Braune 
spielender  oder  braungelber  Lack  hervorzuheben.  Er 
legte  großen  Wert  auf  die  Wahl  des  Holzes,  auf  das  er 
sich  vorzüglich  verstand,  und  erzielte  einen  wunder- 
vollen Ton,  der  auch  seinen  gewöhnlicher  durchge- 
führten Violinen  nachgerühmt  werden  muß.  Eine  1814 
gebaute  Dreiviertelgeige  von  ihm  besitzt  W.  Heyers 
Musikhistorisches  Museum  in  Köln  (mit  geschriebenem 
Zettel). 

Geigenzettel :  Abb.  608. 

Pressenda,  Raffaello.  —  Turin.(?)  1790 

Nach  der  Erzählung  seines  Sohnes  hat  er  gleichfalls 
Geigen  gemacht,  doch  ist  mir  nie  eine  Arbeit  von  ihm 
in  die  Hand  gekommen. 

Preston,  John.  —  London.   1774.   1800 

Er  wohnte  Strand  No.  105,  später  Nr.  97.  Seine  Arbeit 
ist  namentlich  bei  Geigen  sehr  mittelmäßig;  auch  zum 
Boden  nahm  er  Tannenholz  und  verwandte  rotbraunen 
Spirituslack.  Eine  kleine  Gitarre  von  ihm  besaß  Snoeck. 
Ob  der  Londoner  Preston  mit  dem  in  York  identisch 
ist,  steht  nicht  fest,  ist  aber  unwahrscheinlich.  Er  hat 
sich  zuletzt  nur  mehr  auf  den  Musikverlag  und  Handel 
verlegt  und  seinen  Zettel  in  fremde  Arbeiten  geklebt. 
Im  Jahre  1800  übergab  er  sein  Geschäft  seinem  Sohne 
Thomas  P. 

Geigenzettel :  Abb.  61 1 . 
Preston,  John.  —  York.   1789 

Manchmal  nicht  ungeschickt,  wie  ein  von  ihm  1800 
gemachtes  Instrument  im  Museum  in  Kopenhagen  be- 
weist. 

Geigenzettel:  John  Preston,  York  ;  1791  Fecit  (ge- 
druckt) und  Abb.  618. 


Pretts,  A.  —  London.   1851 

Ein  Geigenmacher,  der  etwa  mit  Sim.  A.  Forster  auf 
gleicher  Stufe  steht.  Er  arbeitete  mit  Sorgfalt  und  er- 
zielte einen  vollen  Ton.  Er  besaß  mehrere  Ausstellungs- 
medaiUen. 

Prevot  (Prevost),  P.Charles.  —  Paris.  1775. 
1788 

Wahrscheinlich  wie  die  Familie  La  Prevotte  aus  Mire- 
court.  Er  wohnte  Rue  de  la  Verrerie  Nr.  102  und  hatte 
das  Ladenschild  »Au  Dieu  Apollon«.  Seine  Geigen  sind 
recht  mittelmäßig. 

Geigenzettel :  Repare  par  Prevost  /  rue  de  la  Verrerie 
ä  Paris  en  1786  (gedruckt). 

Prevotte  s.  La  Prevotte 

Priestley,  A.  W.,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in 
Leeds 

Priestnall,  John.  —  Rochdale.   Geb.  um  1819, 

t  nach  1899 

Seine  Geigen  sind  im  ganzen  gut  gearbeitet,  ohne  daß 
bestimmte  Modelle  nachgeahmt  erscheinen.  Sie  haben 
auch  einen  hübschen  Ollack. 

Prieur,  Claude-Edm.-Jean.  —  Paris.  1775. 
1789 

Er  wohnte  erst  Rue  de  la  Pelleterie,  später  (1779  bis 
1 789)  Rue  de  la  Calandre  und  scheint  nur  wenige  Geigen 
gemacht  zu  haben. 

Primenus 

Fingierter  Name,  den  man  in  vogtländischen  Geigen 
finden  kann,  die  von  einem  Klingenthaler  oder  Neu- 
kirchener  herstammen.  Der  gedruckte  Zettel  lautet: 
Carl  Ferdinand  Primerius  '  musikalischer  Instrumen- 
tenmacher in  /  Italia.  v.  P.  A.  N.  Anno  1774.  Vielleicht 
sollen  die  Buchstaben  P.  A.  N.  auf  den  Verfertiger 
deuten;  N    bedeutet  dann  wohl  Neukirchen? 

Printen,  C.,  hat  ein  Geigengeschäft  in  Chicago 

Probst,  Georg  Christian.  —  Hamburg 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  1.  Juni  1798  Bürger 
wurde. 

Prochazka  (Prochaska),  Johann.  —  Prag.  Geb. 
28.  Dez.  1818  in  Prag,  f  daselbst  B.Dez. 
1880 

Er  war  ein  Schüler  Joh.  Bubeniks.  Seine  ältesten  Ar- 
beiten  gehen  bis  1836  zurück.  Im  Jahre  1841  erwarb  er 
das  Bürgerrecht  und  wohnte  zuerst  Altstadt  Nr.  856 
und  von  1859  an  Nr.  604.  Er  besaß  eine  gewisse  Ge- 
schicklichkeit, kam  aber  doch  nicht  recht  vorwärts, 
so  daß  er  die  Stelle  eines  Kirchendieners  in  der  Tein- 
kirche  annahm. 

Proder  s.  Pradter 


Prokop  —  Psennef 


397 


Prokop,  Anton.  —  Hlinsko.  Geb.  9.  Okt.  1777 
in  Hlinsko,  t  daselbst  21 .  Aug.  1862 
Er  besaß  sowohl  als  Geigenmacher  wie  als  Klavier- 
macher einen  guten  Ruf  und  soll  selbst  Sohn  eines 
Geigenmachers  gewesen  sein.  Doch  war  es  mir  nicht 
möglich,  etwas  Sicheres  hierüber  zu  erfahren. 

Prokop,   Dominik   Franz  Seraf  Matheus.  — 
Hlinsko.  Geb.  4.  Okt.  1803,  t  19.  Dez.  1862 

in  Hlinsko 

Nachdem  er  bei  seinem  Vater  Anton  Pr.  ausgelernt, 
ging  er  zu  seiner  Vervollkommnung  nach  Wien,  ar- 
beitete dort  jahrelang  bei  Staufer,  ging  dann  für 
6  Jahre  nach  Budapest  und  machte  sich  zuletzt  in  seiner 
Vaterstadt  selbständig.  Seine  Instrumente  zeichnen 
sich  nicht  nur  durch  guten  Ton,  sondern  auch  durch 
gediegene  Ausarbeitung  und  meist  auch  durch  reiche 
Einlagen  und  künstlerische  Dekoration  aus.  Auf  der 
Londoner  Ausstellung  erhielt  er  die  goldene  Medaille. 
Seine  Instrumente  werden  jetzt  gut  bezahlt.  Einige 
schöne  Arbeiten  von  ihm  bewahrt  das  böhmische  Lan- 
desmuseum. Er  hatte  drei  Söhne,  von  denen  nur  Ladi- 
slav  das  väterliche  Kunsthandwerk  ergriff.  Die  Klavier- 
virtuosin  Cermäk  in  Kgl.  Weinberge  bei  Prag  besaß 
eine  schöne,  reich  mit  Perlmutter  (auch  an  Zargen  und 
Hals)  eingelegte  Geige  von  ihm. 

Geigenzettel:  Franz  Dominik  /  Prokop  /  verfertigt  alle 
Arten  /  von  /  Streichinstrumenten  ,  in  Hlinsko  (ge- 
druckt) und  Abb.  624. 

Prokop,  Ladislav  Fr.  —  Chrudlm  in  Böhmen. 
Geb.  15.  Aug.  1843  in  Hlinsko 

Schüler  seines  Vaters  Dom.  Franz  Pr.,  arbeitete  von 
1862 — 1864  bei  Hofinstrumentenmacher  David  Bittner, 
ließ  sich  1870  in  Hlinsko  als  Geigenmacher  und  Nach- 
folger seines  Vaters  nieder  und  verlegte  seinen  Wohn- 
sitz 1875  nach  Chrudim,  wo  er  auch  ein  großes  Musik- 
instrumentengeschäft begründete.  Er  arbeitet  nach 
Stainer,  Amati  und  Stradivari,  sowie  nach  einem  eigenen 
Modell,  welches  dem  Stainerschen  ähnlich  ist,  aber  der 
modernen  Spielweise  mehr  entspricht,  und  hat  außer- 
dem Verbesserungen  am  Halse  sowie  am  Wirbelkasten 
der  Violine  angebracht,  um  das  Lockern  des  Halses 
und  das  Nachgeben  der  Wirbel  zu  verhindern.  Er  ver- 
wendet Spirituslack  und  hat  mehrfach  Medaillen  er- 
halten. 

Geigenzettel :  Ladislav  F.  Prokop  Hotovitel  /  hudebnich 
nästroju  v  Chrudimi  (gedruckt). 

Prott,  Fran^ols.  —  Mirecourt.   1775 

Nur  von  A.  Jacquot  genannt. 

Protter  s.  Pradter 

Prudhomme,  Jean-Pierre.  —  Paris.   1753 

Dieser  Name  ist  mir  bisher  nur  durch  die  Erwähnung 
bei  Grillet  bekannt  geworden. 

Geigenzettel :  Fait  par  Jean  Pierre  Pru-  dhomme 
l'annee  1753  /  ä  Paris  (gedruckt). 


PrüUer.  —  Schönbach  b.  E. 

Eine  Familie,  der  folgende  Geigenmacher  angehören: 

Prüller,  Anton.   1825 

Er  erlernte  in  Wien  und  Budapest  das  Gitarrenmachen 
und  war  einer  der  ersten,  der  dieses  nach  Schönbach 
verpflanzte. 

PrüUer,  Franz,  kommt  1826  als  Meister  vor 

Prüller,  Johann,  lebt  in  Wien 

und  überrascht  seine  Kunden  durch  die  Schnellig- 
keit, mit  der  er  eine  neue  Geige  herzustellen  imstande 
ist.  Man  sagt,  daß  er  schon  einmal  in  48  Stunden 
eine  Violine  fix  und  fertig  machte. 

Prüller,  Karl.  —  Geb.  23.  Mai  1859 

Schüler  von  Carl  Loos,  betreibt  seit  1877  in  seiner  Ge- 
burtsstadt das  Geigenmachergewerbe  selbständig. 

Prüller,  Lorenz,  gehörte  der  Zunft  um  1826 
bereits  an 

Prüller,  Wenzl.  -  Geb.  um  1800,  f  1880 

Pruggner,  ein  von  Trautmann  genannter 
Lautenmacher  des  16.  Jahrhunderts 

Psenner,  Johann  Georg  I.  —  Innsbruck.  Geb. 
um  1680  in  Bozen,  f  25.  Okt.  1762  in  Inns- 
bruck 

Was  sich  über  sein  und  seines  Sohnes  Leben  mitteilen 
läßt,  verdankt  man  den  verdienstvollen  Forschungen 
Dr.  Fr.  Waldners.  (Ferdinand.  Ztschr.  III.  F.  Heft  55.) 
Diese  ergeben,  daß  Psenner  schon  1703  beim  chur- 
bayrischen  Einfall  in  der  Scharnitz  und  im  Achentale 
Kriegsdienste  leistete  und  dann  noch  20  Jahre  lang 
bei  der  Landmiliz  diente.  Am  9.  Februar  1722  heiratete 
er  in  Innsbruck  Maria  Baumgartner,  aber  erst  im  Jahre 
1732  wendet  er  sich  an  den  Magistrat,  um  als  Einwoh- 
ner und  Lautenmacher  zugelassen  zu  werden.  Das  Ge- 
such wurde  am  9.  September  genehmigt.  Im  Jahre  1 753 
erwirkte  er  außerdem  seine  Zulassung  als  Saitenmacher, 
und  nebenbei  betrieb  er  noch  eine  Kramerei  mit  Bän- 
dern und  Spitzen  (»Flor-  und  Fleckkrämerei«).  Am 
23.  September  1743  ging  er  eine  zweite  Ehe  mit  Marie 
Mayr  aus  Bruneck  ein.  —  Wo  und  wann  er  das  Geigen- 
und  Lautenmachen  erlernt  hat,  steht  nicht  fest;  er  galt 
als  tüchtiger  Meister,  Arbeiten  von  ihm  sind  mir  aber 
bisher  nicht  bekannt  geworden. 

Psenner,  Johann  Georg  II.  —  Innsbruck.  Geb. 
17.  Febr.  1747  in  Innsbruck,  f  nach  1798 
Sohn  zweiter  Ehe  des  Joh.  Gg.  I  Ps.  Schüler  von  Georg 
Kl^tz  in  Mittenwald,  bei  dem  er  seil  1761  fünf 
Jahre  lang  lernte,  worauf  er  noch  l\  ,  Jahre  bei  Se- 
bastian Klotz  als  Gehilfe  arbeitete.  Da  starb  seine  Mut- 
ter, die  die  Saitenmacherei  ihres  verstorbenen  Mannes 
fortgesetzt  hatte,  so  daß  der  junge  Joh.  Georg  Ps.  nach 
Hause  eilen  mußte,  um  das  väterliche  Geschäft  zu 
übernehmen.  Er  erhielt  die  obrigkeitliche  Bewilligung 


398 


Puechler 


uzzini 


dazu  im  Jahre  1768  und  heiratete  am  21.  Oktober  1771 
Maria  Witting,  die  aber  schon  nach  drei  Jahren  starb. 
Am  3.  Oktober  1775  ging  er  eme  zweite  Ehe  mit  Maria 
Kerschdorf  aus  Schwaz  und  nach  deren  Tod  im  Ok- 
tober 1794  eine  dritte  mit  Barbara  Paufler  ein.  Er  hatte 
bei  Georg  und  Sebastian  Klotz  etwas  Tüchtiges  ge- 
lernt ;  um  den  Wettbewerb  mit  den  Mittenwaldern  aus- 
halten zu  können,  mußte  er  wohl  auch  billige  Geigen 
machen,  und  das  erklärt,  daß  es  neben  sehr  schönen, 
tadellos  ausgeführten  Geigen  auch  solche  gibt,  bei  denen 
Holz,  Lack  und  Arbeit  nur  bescheideneren  Ansprüchen 
genügen.  Sein  Modell  schwankt  zwischen  Stainer  und 
Amati,  bei  seinen  guten  Arbeiten  ist  der  Lack  hell- 
braun. Das  Ferdinandeum  besitzt  von  ihm  außer 
einem  Violoncello  und  einer  Geige  auch  eine  sehr  schön 
mit  Perlmutter  eingelegte  Mandoline;  eine  Viola  von 
ihm  befindet  sich  auf  dem  Pfarrchor  in  Bozen. 

Geigenzettel:  Joan.  Georg.  Psenner,  Lauten-  '  Geigen- 
und  Saitenmacher  in  Ins-/ brück.  An.  1789.  (Mit  Rand- 
verzierung, gedruckt.) 

Puechler  (Puchler),  Marzell.  —  Salzburg.  1 601 

Er  ist  wahrscheinlich  aus  dem  salzburgischen  Land- 
gebiet in  die  Stadt  gekommen  und  war  vielleicht  der 
Vater  Marzell  Pichlers  (s.  d.),  der  sich  in  Hallein 
niedergelassen  hat,  wo  sich  das  nötige  Holz  wohl  leich- 
ter beschaffen  ließ.  Eine  große  Viola  von  ihm,  an  die 
Brescianer  Schule  erinnernd,  hochgewölbt  mit  gelb- 
braunem Lack,  befindet  sich  in  Prag. 
Geigenzettel :  Marcellus  Puchler  in  /  Saltzburg  Fecit 
Ao.  1601   (geschrieben). 


Pürckl,  Christ.  —  Regensburg 

Er  wird  von  Mettenleiter  als  »Instrumenten-  und  Or- 
gelmacher« bezeichnet;  ob  er  aber  auch  Geigen  und    rurdey  S.  Button 
Lauten  gemacht  hat,  konnte  ich  nicht  ermitteln. 


zu  machen,  und  zwar,  wie  behauptet  wird,  mit  solchem 
Erfolge,  daß  die  ersten  Künstler  und  Kenner,  wie  Ca- 
millo  Sivori,  der  Herzog  von  Campo  Seiice,  Johann 
Wolf,  Marco  Sarti  u.  v.  a.  seinen  Geigen  die  trefflichsten 
Eigenschaften  nachrühmen,  sie  den  Cremonesern  so- 
wohl in  bezug  auf  den  Adel  des  Tons  als  auf  den  herr- 
lichen Lack  gleichstellen  und  sie,  was  die  Tonstärke 
anbelangt,  sogar  vorziehen  sollen  (?).  Er  hat  ein  eigenes 
Modell,  das  dem  des  Stradivari  ziemlich  ähnlich  ist. 

Pupunat,  Franq:oIs-MarIe.  —  Lausanne.   1837. 
t  vor  1870 

Er  war  ursprünglich  Tischler  und  entwickelte  sich  zu 
einem  geschickten  Geigenmacher.  Sehr  saubere  Ar- 
beit, dunkelgelber  Spintuslack,  verschiedene  Modelle. 
Außer  seinem  Zettel  verwendete  er  auch  einen  Brand- 
stempel mit  seinem  Monogramm.  Eine  gute  Geige  von 
ihm  befindet  sich  im  Museum  des  Pariser  Konser- 
vatoriums (Nr.  1014).  Eine  Geige  von  ihm  nach 
Stradivari  besaß  Jul.  H.  Zimmermann  in  St.  Peters- 
burg.  Saubere  Arbeit,  etwas  zu  flache  Wölbung. 

Geigenzettel :  Franciscus  Maria  Pupunatus  /  fecit  Lau- 
sannae  anno  1844  /  F.  M.  P.  (gedruckt).  —  Franciscus 
Maria  Pupunatus  /  Fecit.  /  Lausannae  Anno  1837  [und 
Monogramm]  (gedruckt). 

Purdy.  —  London.  1851 

Er  soll  eine  Zeitlang  mit  Fendt  zusammen  gearbeitet 
haben.  In  einem  Kontrabaß  fand  ich  auch  die  Firma 
Purdy  &  Fendt.  1851  erhielt  er  eine  Ausstellungsme- 
daille. Seine  Arbeit  wird  gelobt;  er  verwendete  einen 
guten  Kopallack. 


Pürtzel  (Pirtzl,  Bürzel,  Perzl,  Perczl),  Adam.  — 
Prag,  Kleinseite.  Geb.  in  Schlaggenwald  in 
Böhmen    1663  (getauft  am  31.  Aug.   1663), 

tum  1699 

Er  war  der  Sohn  von  Adam  und  Margarete  Pürtzl, 
dürfte  gegen  1690  nach  Prag  gekommen  sein,  erlangte 
zwischen  1692 — 1696  das  Bürgerrecht  und  war  seit 
1696  mit  Anna  Marie  Schweller  aus  Aussig  verheiratet. 
Da  seine  Witwe  schon  am  6.  Juni  1700  den  Lauten- 
und  Geigenmacher  Seb.  Rauch  heiratete,  dürfte  er 
1699  gestorben  sein. 

Pugh,  Johannes.  —  Altona.   1905 

Erfinder  eines  Streichquartetts  (Tischgeigen),  das  er 
unter  dem  Namen  1 .  Diskant-Violinett,  2.  Alt-Vioh- 
nett,  3.  Tenor-Violinett  und  4.  Baß-Violinett  in  den 
Handel  brachte.  Er  macht  auch  Zithern. 

Puppati,    Dr.  Francesco.    —    Udine.     Geb. 

31.  Okt.  1838  In  Udine 

Er  ist  von  Beruf  Jurist  (Notar)  und  als  Dilettant  Vir- 
tuose auf  der  Geige.  Ein  begeisterter  Verehrer  der  klas- 
sischen Meisterwerke  der  Cremoneser  Schule,  begann 
er  nach  gründlichen  Vorstudien  um  1880  selbst  Geigen 


Purkholtzer  (Burkholtzer),  Hans.  —  Füssen. 
1589.  1612 

Er  stammte  aus  Trauchgau,  heiratete  die  Tochter  des 
Lautenmachers  Magnus  Helmer  und  erlangte  dadurch 
im  Jahre  1589  das  Bürgerrecht  in  Füssen.  Er  gehörte 
zu  den  Begründern  der  Lautenmacherzunft  und  er- 
scheint 1612  noch  als  Mitunterzeichner  der  Beschwerde 
gegen  den  Verkauf  des  besten,  von  den  Lautenmachern 
gebrauchten  Eibenholzes  ins  Ausland,  an  dem  übrigens 
sein  eigener  Schwager  beteiligt  war.  In  der  Wiener 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  befindet  sich  eine 
theorbierte  Laute  von  ihm,  die  auf  dem  Rücken  21 
Elfenbeinrippen  zeigt.  Das  Griffbrett  ist  330  mm  lang, 
75 — 107  mm  breit,  mit  acht  mobilen  Saitenbünden, 
1 1  doppelchöngen  Saiten  und  zwei  Sangsaiten.  An  der 
Untersaite  der  Griffbrettes  befindet  sich  ein  durch- 
brochenes Rankenwerk  aus  Elfenbein  mit  dem  Mono- 
gramm M  W  (eines  Besitzers?  vielleicht  M.  Welsers?). 
Dis  Gesamthöhe  beträgt  874  mm.  Im  Innern  zwei  Zet- 
tel :  der  des  Verfertigers  und  der  Thom.  Edlingers,  der 
die  Laute  im  Jahre  1705  ausgebessert  hat. 

Geigenzettel:  Hanns  Burkholtzer  Luaten  /  maher  in 
Fiessen  1596  (geschrieben). 


Puzzini,  Benedetto. 

Mandolinenmacher. 


R 


om. 


1876 


Pycroft  —  Radeck 


399 


Pycroft,  Ernest.  —  Manchester.   1874 

Gute  Orchestergeigen  tragen  seinen  Namen. 

Pyne,  George.  —  London.   1891 

Guter  englischer  Geigenbauer  der  Gegenwart. 


Qualzatta  s.  Gualzatta 

Quarmandi  s.  Guarmandi 

Quenoll,  Charles.  —  Paris.  Geb.  8.  April  1878 

in  Mirecourt 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  sich  in  Paris  nieder- 
gelassen hat. 

Geigenzettel:  CHARLES  QVENOIL  /  No  .  .  .  /  8. 
Faub.  St.  Denis  8  —  Paris:  19  .  .  (gedruckt). 

Quinerius,  Hieronimus 

In  einigen  älteren  Geigen  findet  man  den  Zettel  mit 
dem  Namen:  »Hieronimus  Quinerius  Cremona  Anno 
1692«,  —  ein  Beweis,  daß  der  Geigenschwindel  auch 
früher  schon  in  plumpester  Form  im  Schwange  war, 
denn  Amati  und  Guarneri  mußten  m  diesem  Falle  bei 
der  Erfindung  des  Zettels  Gevatter  stehen.  Von 
Quinerius  zu  »Primerius«  war  dann  nur  noch  ein 
Schritt. 

Quinot,  Dominique.  —  Mirecourt.   1689 

Wahrscheinlich  ein  naher  Verwandter  des  in  Paris 
tätigen  Jacques  Qu. 

Quinot,  Jacques.  —  Paris.   1670.   1680 

Richelet  bezeichnet  ihn  als  einen  der  geschicktesten  und 
am  meisten  geschätzten  Pariser  Geigenmacher.  In  der 
Sammlung  Loup  befand  sich  eine  lange,  rebekartige 
Taschengeige  mit  geschnitztem  Köpfchen  und  gelbem 
Lack  von  1670.  Der  Name  fand  sich  auch  eingebrannt. 
Geigenzettel :  Jacques  Quinot  /  ä  Paris  1 670  (gedruckt). 

Quintal,    Antonio.    —    Funchal    (Madeira). 

19.  Jahrhundert 

Vater  und  Sohn,  nur  als  Mandolinenmacher  erwähnens- 
wert. 

Geigenzettel :  Antonio  Quintal  /  Fabricante  de  Instru- 
mentes /  de  corda  /  Rua  dos  Tanueiros  /  Funchal  (ge- 
druckt). 

R.  C.  F.  s.  C.  F.  R. 

Raab,  Anton.  —  Schönbach.  Geb.  vor  1850, 
t  1898  in  Schönbach 

Ich  kenne  Geigen  von  ihm  mit  der  Jahreszahl  1870. 
Gute  Schönbacher  Arbeit. 

Raab,  Hans.  —  München.  Geb.  1855  in  einem 

Pfarrdorf  bei  Nürnberg 

Schüler  von  Enzensberger  in  Wien,  bei  dem  er  seit  1868 
durch  7  Jahre  lernte.  Von  1875—1884  arbeitete  er  bei 


Xaver  Thumhart  in  München  und  später  1  ^i.  Jahre  in 
Salzburg.  1885  machte  er  sich  in  München  selbständig. 
Er  ist  ein  geschickter  Geigenmacher,  verlegte  sich  aber 
in  der  letzten  Zeit  mit  Erfolg  auf  das  Gitarrenmachen. 

Raab,  Johann  jun.,  lebt  noch  in  Schönbach,  wo 
seine  Werkstatt  seit  1865  besteht 

Raab,  Karl.  —  Zombor  (Bacska).  1885.  1903 
Besserer  ungarischer  Musikinstrumentenmacher  und 
-händler  der  Gegenwart,  der  außer  Streichinstru- 
menten auch  Schlag-  und  Blasinstrumente  anfertigt. 
Geigenzettel:  Jävitotta  /  Raab  Karoly  /  mühegedü- 
keszitö.  Zombor  (gedruckt). 

Rabaglietti,  Antonio.  —  Verona.  1652 

Ein  Geigen-  und  Lautenmacher,  der  in  Valdrighis  Ver- 
zeichnis (3870)  vorkommt. 

Rabatta,  Carlantonio.  —  1 707 

Er  soll  Geigenmacher  gewesen  sein;  Valdrighi  (4371) 
erwähnt  ihn  ohne  Ortsangabe. 

Rabe,  Johann  Volkmann.  —  Nordhausen.  1742 
Ein  tüchtiger  Harfenmacher,  der  wahrscheinlich  auch 
Lauten  gebaut  hat.  Eine  hübsche  chromatische  Harfe, 
ein  Schwesterstück  zu  der  im  Katalog  des  Musik- 
historischen Museums  in  Kopenhagen  unter  Nr.  262 
aufgeführten  Harfe,  befindet  sich  in  der  Sammlung 
Robert  Leibbrands  in  Berlin. 

Racceris  (?),  Nicolo  (?).  —  Mantua.  1670 

Ein  auch  von  Vidal  erwähnter  Geigenmacher,  dessen 
Name  übrigens  nicht  feststeht.  Manche  glauben  statt 
Racceris  »Raineri*  lesen  zu  müssen.  Seine  Geigen 
erinnern  an  die  Arbeiten  der  Gagliani ;  mit  einem  der- 
selben soll  er  zusammen  gearbeitet  haben.  Auch  Stra- 
divari  ahmte  er  gelegentlich  nach.  Er  scheint  eine  Vor- 
liebe für  kleine  Modelle  gehabt  zu  haben.  Merkwür- 
digerweise wird  sein  Name  auf  gefälschten  Zetteln  in 
allerlei  alten,  aber  sicher  nicht  italienischen  Geigen  ge- 
funden und  zwar  mit  Jahreszahlen,  die  bis  1839  reichen. 

Rachete,  Franfois.  —  ?   1762 

Ein  französischer  Geigenmacher  des  18.  Jahrhunderts, 

dessen  Zettel  Grillet  mitteilt. 

Geigenzettel :  Franfois  Rachete  /  annee  1762  (geschr.). 

Radeck  (Radek),  Johannes.  —  Wien.  1778. 

1797 

Er  wohnte  wie  Philipp  Wurm  und  später  Jak.  Fux  im 
Tiefen  Graben  Nr.  369  und  legte  am  18.  September 
1779  den  Bürgereid  ab.  In  den  Steuerbüchern  kommt 
er  bis  1787  vor.  Nach  einer  Viola  und  einem  kräftig 
klingenden  Violoncello  zu  urteilen,  war  er  zwar  nicht 
ungeschickt,  aber  auch  nicht  hervorragend.  Auch  in 
Graz  war  ein  Radeck  ansässig. 

Geigenzettel:  Johannes  Radeck,  bürgerl.  Lau-  /  ten- 
und  Geigenmacher  in  ,  Wien  1793  (gedruckt).  —  Jo- 
hann Radeck  bürgerl.  /  Lauten-  und  Geigenmacher  / 
fecit.  Vienne  1789  (gedruckt). 


400 


Radel         Rallich 


Radel,  Philippe. 
Bogenmacher. 


Mirecourt.    1778 


V.  Radivanowsky.  —  St.  Petersburg.   1885 

Ein  kaiserl.  russischer  Oberst  und  Adjutant  des  Zaren, 
der  sich  Verdienste  um  die  Erforschung  des  altita- 
lienischen Geigenlacks  erworben  hat. 

Radler,    Emil,    war    im    19.  Jahrhundert    in 
Schäßburg  (Segesvär)  ansässig 

Radrizzoni,  Angelo.  —  La  Tour  de  Peilz  bei 
Vevey.   1914 

Er  gilt  als  geschickter  Geigenmacher,  ebenso  sein  Sohn 
Carlo. 

Rae,  John.  —  London  (Battersea).  Geb. 
31.  Oktober  1847 

Durch  Versuche  und  eifriges  Studium  kam  er  zu  einem 
eigenen  Modell,  dem  Meredith-Morris  in  »The  Strad« 
(1900,  128)  besondere  Vorzüge  nachrühmt. 

Geigenzettel:  No.  19  /JOHN  RAE,  Maker  /  London 
1899.  (gedruckt). 

Raeburn,  Geo  R.  —  West  Calder.  Geb.  1846 

Bruder  von  John  R.  Seine  Geigen  sind  nach  Cremoneser 
Muster  und  nach  eigenen  Ausmessungen  gebaut.  Auch 
sein  Bruder  Alex.  R.  in  Leven  Fife  soll  gute  Geigen 
gemacht  haben. 

Raeburn,  John.  —  St.  Andrews.  Geb.  1833  in 
»Bungs  of  Cassingrae«  (Schottland) 

Ein  Großneffe  des  berühmten  schottischen  Malers 
Henri  Raeburn  und  selbst  ein  geschickter  Maler  und 
Dichter  usw.  neben  seinem  Beruf  als  Geigenmacher. 
Er  war  der  Sohn  eines  Bergmanns  und  begann  auch  als 
solcher  seine  Laufbahn.  Sein  Vater  war  aber  nebenbei 
ein  tüchtiger  Geiger  und  unterrichtete  ihn  frühzeitig 
im  Vioiinspiel.  So  kam  es  bald,  daß  er  sich  für  das 
Geigenmachen  interessierte.  Von  Liebhabern  er- 
muntert, wagte  er  seine  ersten  Versuche,  und  im  Anfang 
der  60er  Jahre  machte  er  seine  ersten  Geigen.  Eifriges 
Studium  und  eine  angeborene  Geschicklichkeit  halfen 
ihm  dabei ;  jetzt  gilt  er  als  einer  der  besten  schottischen 
Geigenmacher  und  erhielt  mehrere  Ausstellungs- 
medaillen.  Er  benutzt  verschiedene  Modelle,  haupt- 
sächlich aber  die  des  Stradivari  und  des  Guarneri.  Er 
arbeitet  sorgfältig,  macht  im  Jahre  nur  fünf  Geigen  und 
verwendet  braunen  oder  goldgelben  Ollack.  Seine  Bio- 
graphie findet  sich  in  »The  Strad«,  ferner  in  The 
Peoples  Journal  (16.  Aug.  1902)  usw. 

Geigenzettel :  John  Raeburn  /  Maker  /  Largoward,  St. 
Andrews  /  1 902.  (gedruckt). 

Raetzen,  Daniel.  —  Hamburg.   1732 

Eine  Altviola  aus  der  Boersschen  Sammlung  im  Rijks- 
museum  in  Amsterdam  trägt  diesen  Namen.  In  Ham- 
burg ließ  sich  ein  Geigen-  und  Lautenmacher  D. 
Raetzen  nicht  nachweisen.  Gleichwohl  gehört  er  zu  den 


besten  Hamburger  Meistern  und  kommt  den  Italienern 
sehr  nahe.  Lack  und  Arbeit  sind  sehr  schön. 
Geigenzettel :  Daniel  Raetzen  /  Fecit,  Hamburg  Anno 
1 732  (gedruckt). 

Raffaele  s.  Ravanelli 

Raffy,  J.— Avignon.   1893 

Ist  mir  nur  als  Reparateur  bekannt  geworden. 
Geigenzettel:  Repare  par  J.  Raffy  ;'  Avignon  1893  (ge- 
druckt). 

Ragona,  Pietro.  —  Palermo.   1840 

Siebensaitige  Gitarren  von  ihm  sind  nicht  schlecht  ge- 
arbeitet, wenn  sie  auch  keine  bemerkenswerte  Meister- 
schaft bekunden. 

Ragus  (Rogus?),  Antoine.  —  Nantes.    1749 
Der  Name  auf  seinem  Zettel  in  einer  Violine  war  nicht 
sicher  zu  lesen. 

Geigenzettel:  Antoine  Ragus  a  Nantes,  1749.  (ge- 
druckt). 

Rahm,  Heinrich  Hermann.  Geb.  29.  März 
1846,  lebte  als  Geigenmacher  in  Markneu- 
kirchen 

Rahn,  Wf".  —  Minneapolis  (Minn.).  Geb. 
1859  in  Friedrichroda 

Schon  als  Kind  erlernte  er  von  seinem  Vater,  der  ein 
Böttchermeister  war  und  aus  Liebhaberei  die  sog. 
Thüringer  Waldzither  anfertigte,  das  Zithermachen. 
Seit  seinem  achten  Lebensjahre  wurde  er  als  Geiger 
ausgebildet  und  versuchte  sich  wiederholt  als  Geigen- 
macher, wobei  ihm  der  sachkundige  Beistand  eines 
Markneukircheners  nicht  fehlte.  1882  ging  er  als 
Musiker  nach  Amerika:  1885  nahm  er  das  Geigen- 
machen wieder  auf  und  gilt  jetzt  als  tüchtiger  Repa- 
rateur. Er  macht  auch  Harfen  und  betreibt  einen 
Handel  mit  alten  Geigen.  1900  besuchte  er  Deutsch- 
land wieder  und  kam  dabei  mit  zahlreichen  Geigen- 
machern in  Beziehung. 

Railich,  Giovanni  (Zuane).  —  Padua.     1672 

1678 

Er  war  der  Lehrer  von  Mathias  Klotz  und  jedenfalls 
ein  Verwandter  (vermutlich  der  Sohn)  von  Pietro  R. 
Auf  dem  Lehrbrief  unterschreibt  er  sich  »Zuane 
Railihe«.  Auch  er  führte  das  Ladenschild  »al  Santo«. 
Von  ihm  dürfte  ein  Calascione  in  der  Sammlung 
Correr  in  Venedig  herrühren. 
Geigenzettel :  Abb.  656. 

Railich  (Relich),  Matteo.  —  Brescla.  Geb.  um 
1614,  lebte  noch  1655 

Er  war  der  Sohn  eines  Andrea  R.  und  von  deutscher 
Herkunft.  In  seiner  Steuererklärung  von  1655  nennt 
er  sich  *>cittadino  et  habitante  in  Brescia,  con  l'essercitio 
di  far  liuti  e  chitare«  und  glbi  seine  Wohnung  an  in  der 
»contrata  della  Palada«.  Auch  erwähnt  er,  daß  er  seinem 
Bruder,  dem  Lautenmacher  Pietro  R.  in  Venedig, 
250  L.  schuldig  sei. 


Railich  —    Rance 


401 


Railich,  Pietro.  — Venedig,  Padua.   1644.  1670 

Sohn  des  Andrea  R.  und  Bruder  von  Matteo  R.  Er 
lebte  bis  ]655  in  Venedig  und  später  in  Padua.  Eine 
Laute  von  ihm,  aus  Venedig  datiert  (später  [1695]  von 
Matth.  Hummel  »zugericht«),  besitzt  das  Germanische 
Museum  in  Nürnberg;  eine  andere  (aus  Padua)  be- 
findet sich  im  großh.  Museum  in  Darmstadt  (Nr.  482); 
eine  hübsch  eingelegte  Gitarre  besitzt  die  Sammlung 
der  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in  Wien  (Nr.  35) 
und  eine  Taschengeige  mit  der  vielleicht  falsch  ge- 
lesenen Jahreszahl  1690  T.  W.  Taphouse. 
Geigenzettel:  Pietro  Railich  /  alla  Givia  Venetia  1644 
(gedruckt).  —  Pietro  Railich  /  AI  Santo  in  Padova  1655 
(gedruckt). 

Raimondi  s.  Dr.  G.  Young 
Raison,  Ferry.  —  Mirecourt.  1770 

Bogen  mache  r. 

Raistrick,  John  W.  —  Bradford.   1810 
Geigenmacher  und  Reparateur. 

Rakeman,  Nicolas.  —  Brügge.    1449.    1515 

Er  wird  in  den  Archivalien  als  »maistre  Nicolas  Rake- 
man lutemakere«  bezeichnet. 

Rakowski,  A.  —  Paris,  Grenoble.    1834.    1856 

Ein  polnischer  Violoncellist,  der  1834  in  Paris  und 
später  in  Grenoble  als  Lehrer  seiner  Kunst  ansässig 
war.  Er  hat  allerlei  Erfindungen  gemacht,  u.  a.  Violin- 
und  Violoncellobogen,  die  er  wohl  auch  berufsmäßig 
herstellte.  A.  Sowinski  bezeichnet  ihn  ausdrücklich  als 
»luthier*. 

Rambaux,  Claude -Victor.  —  Paris.  Geb.  in 
Darney  (Vogesen)  am  25.  Februar  1806, 
t  am  25.  Juni  1871  in  Mirecourt 

Einer  alten  Geigenmacherfamilie  entstammend,  kam  er 
mit  seinen  Eltern  bald  nach  seiner  Geburt  nach  Mire- 
court, wo  er  im  Alter  von  14  Jahren  bei  L.  Moitessier 
in  die  Lehre  trat.  Von  1824 — 1827  arbeitete  er  bei 
Thibout  in  Caen,  wendete  sich  dann  nach  Paris  und 
trat  am  22.  August  1827  bei  Gand  (Vater)  ein.  Bei 
diesem  reifte  er  zum  Künstler  heran,  so  daß  er  bald 
erster  Gehilfe  wurde.  Er  blieb  bei  Gand  bis  1838  und 
eröffnete  am  7.  Juni  1838  im  Faubourg  Poissonniere 
Nr.  18  seine  eigene  Werkstatt.  Daß  er  neben  Lupot, 
Pique,  Gand,  Bernardel  und  Vuillaume  schnell  zu 
großem  Ansehen  gelangte,  beweist  am  besten  die  Vor- 
züge seiner  Kunst.  Im  Jahre  1857  gab  er  sein  Geschäft 
in  Paris  auf  und  zog  sich  nach  Mirecourt  zurück,  aber 
immer  noch  aus  Liebhaberei  fleißig  schaffend.  Die 
Nachricht,  daß  sein  jüngerer  Sohn  bei  Beifort  gefallen 
sei,  brach  dem  sonst  noch  so  rüstigen  Manne  das  Herz, 
und  er  überlebte  den  schweren  Schlag  nicht  lange.  Er 
war  eine  echte  Künstlernatur,  ein  feiner  Kenner  und 
von  nimmermüder  Arbeitslust.  Im  Neubau  leistete  er 
Hervorragendes,  doch  hat  er  nicht  allzu  viele  Geigen  ge- 
macht, da  er  hauptsschlich  als  Reparateur  beschäftigt 
wurde.  Sein  Lack  war  zu  dick  und  hat  wenig  Leucht- 
kraft. Ein  besonderes  Geschick  besaß  er  in  der  Ver- 

V.  Lii  t  ge  n  d  o  rf  f ,  Geig-en-  und  Lautenmacher.     Bd.  II 


kleinerung  (»recoupage«)  zu  großer  alter  Violoncelli 
und  Bässe.  Weniger  glücklich  war  er  mit  seinen  Ver- 
suchen, die  Wölbung,  die  Zargen  und  selbst  die  äußere 
Form  der  Geigen  zu  ändern.  Erfolglos  bemühte  er  sich 
auch,  ein  Verfahren  zu  erfinden,  um  das  Holz  künstlich 
alt  zu  machen,  die  Wölbung  durch  Biegen  über  dem 
Feuer  herzustellen  und  den  Ton  durch  Einsetzen  eines 
doppelten  Bodens  zu  erhöhen.  Sein  ihn  überlebender 
Sohn  ist  nicht  Geigenmacher  geworden, 

Geigenzettel :  Abb.  646. 

Ramftler,  Franz.  —  München.    Geb.  23.  Mai 
1834  in  München 

Schüler  von  Andreas  Engleder,  bei  dem  er  auch,  nach- 
dem er  ausgelernt  hatte,  noch  verblieb.  Nach  kurzem 
Aufenthalt  in  Karlsruhe  gründete  er  1 864  sein  Geschäft 
in  München  und  wurde  bald  zum  Hofinstrumenten- 
macher  ernannt.  Er  verlegte  sich  zunächst  auf  Repa- 
raturen und  den  Handel  mit  italienischen  Instrumenten 
und  reiste  alljährlich  zweimal  zu  diesem  Zwecke  nach 
Italien.  Im  Jahre  1889  setzte  er  sich  zur  Ruhe,  und  erst 
von  da  an  machte  er  mit  größerem  Eifer  neue  Geigen 
nach  Stradivari,  die  er  mit  einem  von  ihm  erfundenen, 
seit  40  Jahren  erprobten  Lack  lackiert,  dem  er  es 
hauptsächlich  zuschreibt,  daß  seine  Geigen  sofort  gut 
klingen  und  leichte  Ansprache  haben.  Für  seine 
Geigen,  sehr  gute  Orchesterviolinen  mit  schönem  Holz, 
Lack  und  Ton,  erhielt  er  schon  1873  in  Wien  ein  An- 
erkennungsdiplom. Auch  ein  Wilhelm  R.  war  1882  in 
München  tätig. 

Geigenzettel :  Franz  Ramftler  /  Hofgeigenmacher  (ge- 
druckt). 

Ramolo,  Giovanni.  —  Rom.   1626 

Er  stammte  aus  Genua  und  war  in  Rom  als  Lauten- 
macher in  der  Nähe  der  Kirche  S.  Lorenzo  ansässig. 

Ramsay,  William.  —  Biggar.   Geb.  16.  Januar 

1869  in  Biggar 

Ein  Liebhaber,  der  eine  Anzahl  guter  Violinen  nach 

Stradivari  gemacht  hat.  Er  verwendet  Ollack. 

Geigenzettel:  W.  Ramsay  /  Biggar  /  1897  (gedruckt). 

Ramusio,  Giovanni.  —  Turin.   1779 

Selten  vorkommender  Lautenmacher.  Eine  Mandoline 
von  ihm  besitzt  das  Landesgewerbemuseum  in  Stutt- 
gart (Nr.  9,  19). 

Ranaldi,  Antonio.  —  Neapel.   1898 

Er  sowohl  als  sein  Sohn  gelten  als  gute  Mandolinen- 
macher. 

Rance,  Thomas.  —  Brüssel.  1681 

Verschiedene  Schriftsteller  erwähnen,  aus  der  gleichen 
Quelle  schöpfend,  diesen  Namen,  der  sich  auf  einem 
geschriebenen  Zettel  in  einer  Geige  befunden  haben 
soll.  Es  war  mir  jedoch  unmöglich,  irgendwelche  Doku- 
mente für  die  Existenz  dieses  Geigenmachers  zu  ver- 
schaffen. Auch  Vidal  und  de  Piccolellis  kennen  ihn 
nicht. 

26 


402 


Ranta  —  Ra 


Ranta,  Pietro.  —  Brescia.   1733 

Im  Anfang  des  1 9.  Jahrhunderts  gehörte  er  noch  zu  den 
von  Geigern  bevorzugten  italienischen  Meistern.  Seine 
Geigen  müssen  durch  das  Alter  statt  gewonnen,  ver- 
loren haben,  da  es  sonst  nicht  begreiflich  wäre,  daß  man 
gerade  ihn  einmal  besonders  schätzte ;  denn  er  war  nur 
ein  schwächlicher  Amatinachahmer. 

Rantzeler,  Balthasar.  —  Hamburg.   1690 

Der  Name  dieses  Instrumentenmachers  kommt  im 
Hamburger  Retardenbuch  am  14.  November  1690  vor. 

Raphael.  —  Brescia.  19.  Jahrhundert 

Nach  Valdrighi  (2558)  ein  in  der  ersten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts  vorkommender  Geigenmacher. 

Raphanelli  s.  Ravanelli 

Rapolt,  Georg.  —  Regensburg.  1 603 

In  Urkunden  wird  er  »Leuermacher«  genannt.  Ob  er 
Leiern  oder  Lauten  gemacht  hat,  ließ  sich  bis  jetzt  nicht 
feststellen. 

Rasche,  Hermann,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in 
Hannover 

Rasmussen,  Anders.  —  Aarhus,  Kopenhagen. 
Geb.  25.  Januar  1862 

Schüler  von  F.  W.  Hansen  in  Randers.  Er  ließ  sich  als 
Geigenmacher  erst  in  Gandlöse  (Viksö),  im  Jahre  1888 
in  Aarhus  und  zuletzt  in  Kopenhagen  nieder;  er 
arbeitet  hauptsächlich  nach  Stradivari  und  verwendet 
einen  Lack  von  eigener  Zubereitung.  Seine  Geigen 
tragen  nachfolgenden  Brandstempel.  Er  gilt  als  einer 
der  besseren  dänischen  Geigenmacher  der  Gegenwart. 
Brandstempel:  Anders  Rasmussen  /  Aarhus  1888. 

Rastelli  (Pastelli?).  —  Genua.    1822 

Ein  braver  Geigenmacher,  aber  kein  Künstler,  dessen 
Arbeiten  indessen  durch  das  Alter  ein  wenig  gewonnen 
haben. 

Rasura,  Vincenzo.  —  Lugo.   1 785 

Vidal,  Valdrighi  (2560),  Grillet  usw.  kennen  ihn  nur 
dem  Namen  nach,  und  auch  mir  war  es  nicht  möglich, 
Arbeiten  von  ihm  ausfindig  zu  machen. 

Rau,  August.  —  Markneukirchen.  Geb. 
26.  Juni  1866  m  Siebenbrunn 
Er  lernte  von  1880 — 1884  das  Bogen  machen  und  setzte 
seine  Studien  noch  als  Gehilfe  fleißig  fort,  so  daß  er  bei 
Wilhelm  Knopf  in  Dresden  Aufnahme  fand,  wo  er  sich 
zu  einem  vollkommenen  Künstler  in  seinem  Fache  aus- 
bilden konnte.  Er  arbeitete  dann  noch  bei  A.  R. 
Weichold  und  eröffnete  im  Jahre  1890  in  Markneu- 
kirchen  seine  eigene  Werkstatt.  Da  er  zur  Herstellung 
seiner  Bogen  nur  das  allerbeste  Material  verwendet, 
eine  seltene  Handfertigkeit  besitzt  und  ein  genauer 
Kenner  der  Tourteschen  Schule  ist,  verstand  er  es  bald, 
sich  in  Musikerkreisen  einen  großen  Ruf  zu  verschaffen. 


und  darf  heute  als  einer  der  tüchtigsten  Bogenmacher 
nicht  nur  Markneukirchens,  sondern  ganz  Deutschlands 
betrachtet  werden.  Gleich  seinen  Violinbogen  sind 
auch  seine  Violoncellobogen  ausgezeichnet,  sie  be- 
stehen aus  einem  Stück  echten  Pernambukholz,  das 
sich  spalten  läßt,  mit  harten,  genau  durch  die  Mitte  der 
Stange  laufenden  Jahren,  und  wiegen  trotz  ihrer  un- 
übertrefflichen Festigkeit  doch  nur  74 — 75  g.  Seine 
Bogen  kommen  den  besten  französischen  gleich.  Sem 
talentvoller  Sohn  Charles  (geb.  7.  September  1891) 
erlernte  bei  ihm  das  Bogenmachen,  arbeitete  dann  in 
Amsterdam  und  war  als  ein  hervorragender  Künstler  in 
seinem  Fache  angesehen.  Als  der  Krieg  ausbrach, 
folgte  er  freudig  dem  Ruf  zu  den  Fahnen  und  ist  leider 
auf  dem  Felde  der  Ehre  gefallen. 

Rau,  Johann  Friedrich.  —  Nürnberg.    Geb. 
13.  August  1820,  f  29.  Oktober  1902 

Er  war  ursprünglich  Paternostermacher  (Beinknopf- 
drechsler) und  lernte  als  solcher  in  Wien  einen  Geigen- 
macher kennen,  von  dem  er  die  ersten  Anleitungen  im 
Bau  von  Musikinstrumenten  erhielt.  Durch  eifrige 
Studien  vervollkommnete  er  sich  darin  so,  daß  er,  als  er 
nach  Nürnberg  zurückkam  und  sich  verheiratete,  im- 
stande war,  sich  1 848  als  Geigenmacher  niederzulassen. 
Seine  sorgfältige  und  gediegene  Arbeit  verschaffte  ihm 
bald  einen  festen  Kundenkreis,  bei  dem  er  in  hohem 
Ansehen  stand.  Doch  war  er  ein  schlichter,  ehr- 
licher Mann,  der  jeder  Ruhmredigkeit  abhold  war,  so 
daß  sein  Ruhm  nicht  in  weitere  Kreise  drang.  Er  hat  im 
ganzen  etwa  160  neue  Geigen,  48  Violen  und  etwa 
40  Violoncelli  gemacht.  In  den  siebziger  Jahren  des 
19.  Jahrhunderts  machte  er  auch  viele  Zithern,  die  sehr 
gelobt  werden.  In  der  Wiederherstellung  alter  Geigen 
war  er  seiner  Zeit  hochgeschätzt;  er  war  ein  gewiegter 
Kenner  alter  Instrumente  und  hat  u.  a.  zwei  Harfen  des 
Germanischen  Museums  so  genau  kopiert,  daß  man  sie 
mit  den  Originalen  verwechseln  konnte.  Diese  Harfen 
kamen  in  das  Brüsseler  Museum.  Er  hat  auch  allerlei 
wertvolle  Erfindungen  gemacht,  so  eine  Beinknopf- 
maschine, einen  Specksteinbrenner  für  Gaslampen 
usw.  —  Für  seine  Geigen  erhielt  er  90 — 200  Mk.,  in 
einzelnen  Fällen  jedoch  auch  500  Mk.  Manche  davon 
sollen  jetzt  mit  italienischen  Zetteln  versehen  im  Handel 
vorkommen  und  hohe  Preise  erreichen.  ■ —  Ein  recht 
gutes  Violoncello  von  ihm  besitzt  sein  Sohn  Georg 
Rau,  Solocellist  und  Mitglied  des  Bühnenfestspiel- 
Orchesters  in  Bayreuth. 

Rau,   Karl.  —  Nürnberg.    Geb.  28.  Oktober 
1870  in  Nürnberg 

Sohn  und  Schüler  von  Joh.  Friedr.  R.  Nachdem  er 
schon  seit  1893  der  väterlichen  Werkstatt  vorgestanden, 
wurde  er  1896  der  Nachfolger  seines  Vaters,  nach  dessen 
strengen  Grundsätzen  er  mit  Geschick  weiter  arbeitet. 
Er  hat  bisher  30  neue  Violinen,  8  Violen,  12  Violoncelli 
und  11  Viole  d'amore  gemacht;  er  ahmt  die  alten 
Italiener  sorgfältig  nach,  bereitet  seinen  Lack  (Mastix 
und  Spirituslack)  selbst  und  gibt  ihm  goldgelbe 
oder  braune  Färbung.  Seine  Kopien  alter  Liebesgeigen 
sind  von  lobenswerter  Treue  und  Klangschönheit.  Er 
ist  ein  ausgezeichneter  Geiger  und  spielte  schon  seit 
seinem    15.  Jahre   im   jetzigen   Bruchschen   Orchester 


R 


au 


Rauch 


4Ö3 


(früher  Winderstein)  in  allen  Konzerten  mit,  was  ihm    Rauch,     Johannes.     —     Komotau     (Böhmen) 
als  Geigenmacher  sehr  zum  Vorteil   gereicht.   Seine 
Arbeit  ist  bei  Musikern  sehr  beliebt. 


Geigenzettel:  Carl  Rau  •  Nürnberg  /  Lauten-  u. 
Geigenmacher,  (gedruckt). 

Rau,  Paul.  -  Nürnberg.  Geb.  1857,  f  1882  in 

Nürnberg 

Sohn  und  Schüler  von  Joh.  Friedr.  R.  Er  berechtigte 
zu  schönen  Hoffnungen  und  hat  etwa  12  neue  Geigen 
selbständig  gebaut,  die  in  jeder  Beziehung  vollendet 
waren,  doch  erlag  er  schon  in  jungen  Jahren  einem 
Gehirnleiden. 

Rauch,  Christoph  Johann.  —  Komotau.   Geb. 

H.März  1728.  t  nach  1792 

Sohn  des  Johannes  R.  und  wahrscheinlich  auch  sein 
Schüler.  Er  war  seit  23.  Februar  1749  in  erster  Ehe  mit 
Maria  Kath.  Fr.  Schmidt  verheiratet,  von  der  er  drei 
Söhne  und  drei  Töchter  hatte.  Seine  zweite  Frau  hieß 
Magdalena;  von  dieser  hatte  er  auch  einen  Sohn. 
Seine  Arbeit  ist  oft  originell,  der  Lack  braunrot.  Das 
Stift  Ossegg  besitzt  eine  Viola  d'amore  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1747  (Kat.  Nr.  20). 
Geigenzettel:  Christoph  Rauch  Lauten-  und  Gei- 

(geschrieben).    — 


1720.  1760 

Vielleicht  Sohn  des  Prager  Sebastian  R.  Er  verhei- 
ratete sich  am  13.  Januar  1739  mit  Anna  Kath.  Webs  in 
Komotau  und  hatte  drei  Söhne  und  drei  Töchter.  Seine 
Geigen  sind  nach  der  Form  gemacht,  die  Wölbung  nach 
Stainer,  der  Öllack  von  gelbbrauner  Farbe,  der  Ton 
ansprechend  und  gut.  Das  Stift  Ossegg  besitzt  eine 
Geige  von  ihm  (Kat.  Nr.  28.),  eine  Taschengeige  das 
Kopenhagener  Museum  (Nr.  413). 

Geigenzettel:  Johannes  Rauch  Violin  und  /  Lauten- 
macher in  Commotau  Ao.  1760  (gedruckt).  —  Johannes 
Rauch  Geigen-  und  Lauten  /  Macher  in  Comothau  / 
Anno  1742  (gedruckt)  und  Abb.  644. 

Rauch,  Johannes.  —  Kirchberghausen,  Mitter.- 

wald 

Ein  schwer  leserlicher  Zettel  aus  einer  mittelmäßigen 
Geige,  der  der  Schrift  nach  dem  18.  Jahrhundert  ange- 
hört, lautet :  Johannes  v.  Kirchberghausen  /  Rauch  (in  ?) 
Mittenwald.  In  Mittenwald  ist  dieser  Rauch  bisher 
nicht  nachzuweisen  gewesen.  Ob  er  mit  dem  Komo- 
tauer  Meister  in  Verbindung  gebracht  werden  kann, 
wage  ich  nicht  zu  behaupten,  doch  wäre  es  denkbar. 


genmacher     in     Co.r.othau     1764     ,^  .  ■  \y 

Christoph  Rauch,  Lauten-  u.  /  Geigenmacher  in  Com-     Rauch,  Johann  Sebastian.  —  Komotau.     1  738. 

759 


motttau  ;   1 747  (gedruckt). 
Rauch,Jakob.Bruck(imPinzgau?).  1713. 1715 

Er  stand  wahrscheinlich  in  f  ürstbischöfl.  salzburgischen 
Diensten  und  soll  auch  in  Salzburg  selbst  tätig  gewesen 
sein.  Eine  Geige  von  ihm  befindet  sich  im  städtischen 
Museum  Carolino-Augusteum  in  Salzburg.  Ob  er  mit 
dem  gleichnamigen  Mannheimer  Meister  identisch  ist, 
was  der  Zeit  nach  nicht  unmöglich  wäre,  will  ich  nicht 
entscheiden. 

Geigenzettel :  Jacob  Rauch,  Hof-  und  bürgl.  /  Geigen- 
macher in  Brugg  1715  (gedruckt). 

Rauch,  Jakob.  —  Mannheim.   1720.    1763 

Er  stand  in  Mannheim,  wo  er  seit  mindestens  1  723  Hof- 
Lauten-  und  Geigenmacher  war,  in  einem  gewissen  An- 
sehen; seine  Liebesgeigen  mögen  auch  recht  gut  ge- 
wesen sein  ;  besondere  Sorgfalt  auf  die  Wahl  des  Holzes 
verwendete  er  jedenfalls  nicht,  und  seine  Violinen  und 
Bratschen  zeigen  recht  gewöhnliche  Arbeit.  Das  meist 
breite  Modell  erinnert  an  die  schwäbische  Schule ;  hohe 
Wölbung,  unschöne  F-Löcher,  Hals  und  Schnecke  oft 
aus  Birnbaum,  trüber,  braungelber  Lack.  In  den  Hof- 
kalendern und  Hof  Orchesterbesoldung  ;listen  kommt  er 
1723,  1734  und  1745  vor;  1747,  1748  und  noch  1759 
wird  er  auch  als  >>Calcant<>  bezeichnet.  In  Geigen  findet 
man  noch  die  Jahreszahl  1763.  Das  Mannheimer 
Theaterorchester  besaß  im  Jahre  1820  noch  eine  Alt- 
viola und  zwei  Violinen  von  ihm  aus  den  Jahren  1 746 
und  1756  und  ein  Violcncello  von  1734.  Der  Mann- 
heimer Altertumsverein  besitzt  ein  Violoncello  von  ihm 
vom  Jahre  1740. 

Geigenzettel:  Jacob  Rauch,  Geigenmacher  /  in  Mann- 
heim Anno  1763  (geschrieben).  —  Jacob  Rauch  Hoff- 
Lauten-  und  Geigen-  /  macher  in  Mannheim.  Anno 
1740  (gedruckt). 


Sohn  von  Johannes  R.?  Er  war  mit  einer  Maria  Kath. 
verheiratet  und  hatte  einen  Sohn  und  eine  Tochter. 

Geigenzettel :  Sebast.  Rauch  /  feci  Komotau  /  ano  1759 
(gedruckt). 

Rauch,  Josef.  —  Würzburg.    Geb.   19.  März 
1701  in  Prag,  lebte  noch  nach  1760 
Ältester  Sohn  von  Sebastian  Rauch  und  wohl  auch 
dessen  Schüler,  Bruder  von  Th.  Rauch  in  Breslau,  dem 
er  in  vieler  Hinsicht  gleichkommt. 

Rauch,  Josef   I  Johann.  —  Komotau.    Geb. 
I.November  1722,  t  nach  1795 

Sohn  und  Schüler  von  Johannes  R.,  den  er  nachahmte 
aber  nicht  erreichte.  Seine  erste  Frau,  die  er  am 
18.  Januar  1744  heiratete,  hieß  Anna  Kath.  Dobrauer 
(t  1769).  Er  hatte  zwei  Söhne  und  zwei  Töchter.  Er 
arbeitete  nach  der  Form  und  verwendete  einen  dunkel- 
braunen Spirituslack.  Eine  Geige  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1762  besitzt  das  Benediktinerstift  St.  Margareth 
bei  Prag,  eine  von  1776  die  St.  Thomaskirche  in  Prag. 

Geigenzettel:  Joseph  Rauch  Lauthen-  und  Geigen-  / 
macher  in  Commothau.  1795  (gedruckt)  und  Abb.  641. 

Rauch,  Josef  II.  —  Komotau.   1834 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Jos.  R.  I.  In  der  fürstlich 
Lobkowitzschen  Sammlung  auf  Schloß  Roudnic  be- 
finden sich  drei  Violinen  von  ihm  aus  dem  Jahre 
1834. 

Geigenzettel :  Joseph  Rauch  me  fecit  /  Comotovii  anno 
1834  (gedruckt). 

26* 


404 


Rauch  —  Rauer 


Rauch,  Sebastian.  —  Prag.   1700.   1724 

Er  soll  aus  dem  Augsburgischen  stammen  und  nach 
Prag  gekommen  sem,  nachdem  er  vorher  bei  Schelle  in 
Nürnberg  gearbeitet  hatte.  Er  wohnte  auf  der  Klein- 
seite und  erlangte  am  7.  September  1700  das  Bürger- 
recht, nachdem  er  schon  am  6.  Juni  desselben  Jahres 
Anna  Marie,  die  Witwe  des  Geigenmachers  Pürtzel, 
geheiratet  hatte.  Er  kam  bald  zu  großem  Ansehen  und 
war  ein  sehr  tüchtiger  Meister.  Er  hatte  zwei  Söhne: 
Joseph  und  Thomas.  Seme  Tätigkeit  läßt  sich  in  Prag 
bis  1724  verfolgen;  er  scheint  dann  gestorben  zu  sein, 
wenn  man  nicht  annehmen  will,  daß  er  ausgewandert 
ist,  wozu  er  keinen  erkennbaren  Grund  gehabt  hätte. 
Immerhin  kommen  Geigen  vor,  die  1725  von  einem 
Sebastian  Rauch  in  Hamburg  gefertigt  sein  sollen. 
Dort  aber  läßt  sich  ein  Seb.  Rauch  urkundlich  nicht 
nachweisen.  Da  der  Name  Sebastian  Rauch  oben- 
drein von  mehreren  Geigenmachern  geführt  wurde, 
könnte,  selbst  wenn  ein  solcher  Nachweis  gelänge,  die 
Identität  mit  dem  Prager  Meister  nicht  leicht  fest- 
gestellt werden.  Seine  Arbeit  ist  manchmal  unschön  in 
der  Form,  immerhin  aber  sehr  sorgfältig  und  originell; 
auch  nahm  er  die  Wölbung  häufig  flacher  als  seine  Zeit- 
genossen ;  besonders  schön  ist  jedoch  sein  gelber  Lack, 
und  den  Ton  verstand  er  zweifellos  vortrefflich  zu  be- 
rechnen. Eine  Geige  von  ihm  aus  dem  Jahre  1714  be- 
sitzt das  Stift  Ossegg,  eine  andere  war  auf  der  Prager 
ethnographischen  Ausstellung  von  1895  zu  sehen. 
Einen  Kontrabaß  von  1713  besitzt  die  Prager  Kreuz- 
herrenkirche, eine  Violine  von  1713  besaß  die  Aller- 
heiligenkirche  in  Prag. 
Geigenzettel :  Abb.  635  und  642. 

Rauch,  Sebastian.  —  Breslau.   1730.   1779 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Thomas  und  Enkel  von 
Sebastian  Rauch,  jedoch  nicht  identisch  mit  dem  später 
in  Leitmeritz  ansässigen  Seb.  Rauch.  Auch  er  hatte  ein 
eigenes,  hochgewölbtes  Modell  und  arbeitete  nicht 
schlecht;  nur  nahm  er  das  Holz  meist  viel  zu  dünn. 
Sein  Lack  ist  fast  ganz  schwarz.  Eine  Viola  und  ein 
Violoncello  von  ihm  besitzt  K.  Friedrich  in  Posen. 

Geigenzettel :  Sebastian  Rauch  /  fecit  Wratislawiae  1 779 
(gedruckt).  —  Sebastianus  Rauch  me  /  fecit  /  Wratis- 
laviae  1 753  (gedruckt). 

Rauch,  Sebastian.  —  Komotau,  Leitmeritz. 
Getauft  1 .  Dezember  1711  in  Prag,  f  28.  No- 
vember 1801 

Sohn  des  gleichnamigen  Prager  Meisters,  daher 
keinesfalls  mit  ihm  identisch,  wie  manche  glauben 
wollen.  Er  heiratete  m  Komotau  am  3.  Februar  1739 
Anna  Kath.  geb.  Lessig  und  scheint  wiederholt  in 
Komotau  gearbeitet  zu  haben,  wie  eine  von  dort  im 
Jahre  1761  datierte  Violine  vermuten  läßt.  Am  1 1.  Jan. 
1774  ging  er  in  Leitmeritz  eine  zweite  Ehe  mit  Josefa 
Beck  ein.  Im  Jahre  1744  kaufte  er  in  der  Vorstadt 
Dubina  ein  Haus,  erlangte  am  13.  Mai  1755  das 
Bürgerrecht  in  Leitmeritz  und  war  seit  1770  Eigen- 
tümer des  Hauses  Nr.  1 46  in  der  Rauchfangkehrergasse. 
In  den  Urkunden  wird  er  »fidifex«  und  »fidenifex«  ge- 
nannt. Er  arbeitete  nach  der  Form  und  hatte  ein  ei- 
genes,   dem    Stainerschen    ähnliches,    hochgewölbtes 


Modell.  Seine  Arbeit  ist  sehr  sauber,  der  (Spiritus)- 
Lack  meist  schwarzbraun,  seltener  goldgelb.  Der  Ton 
ist  weich,  trägt  jedoch  nicht,  so  daß  seine  Instrumente 
im  Orchester  wenig  Wert  haben. 

Geigenzettel :  Sebastian  Rauch,  Lauten-  und/  Geigen- 
macher  in  Leitmeritz  1 780  (gedruckt). 

Rauch,  Thomas.  —  Breslau.    Geb.   17.  Dez. 
1 702  in  Prag,  lebte  noch  nach  1 746 

Sohn  von  Seb.  Rauch  in  Prag  und  vielleicht  ein  Schüler 
seines  Taufpaten  Thomas  Edlinger,  an  den  seine 
besseren  Arbeiten  erinnern.  Er  hatte  ein  eigenes,  hoch- 
gewölbtes Modell  und  verwendete  einen  jetzt  sehr 
dunkel  aussehenden  Lack.  Arbeit,  Holz  und  Ton  sind 
recht  gut.  In  Breslau  ist  er  schon  1737  nachzuweisen. 
Eine  sehr  schöne,  an  Tielkes  Arbeiten  erinnernde  Viola 
d'amore  mit  geschnitztem  Köpfchen  befindet  sich  in  W. 
Heyers  Musikhistorischem  Museum  in  Köln. 

Geigenzettel :  Abb.  639. 

Rauch.  —  Hamburg 

In  vielen  Verzeichnissen  wird  ein  Rauch  als  Hamburger 
Geigenmacher  angeführt.  Hart  nennt  ihn  Sebastian  und 
gibt  das  Jahr  1725  an.  Es  wäre  ja  möglich,  daß  der 
Prager  Meister,  der  dort  nur  bis  1724  nachweisbar  ist, 
nach  Hamburg  übersiedelte,  aber  nachweisen  läßt  sich 
das.  nicht.  Vielleicht  ist  der  Hamburger  Rauch  jedoch 
dadurch  entstanden,  daß  der  Engländer  Burney,  der 
1772  nach  Antwerpen  kam,  erzählt,  er  habe  dort  im 
Hause  der  hanseatischen  Kaufleute  (der  Osterlinge)  eine 
Sammlung  von  30 — 40  teilweise  ungewöhnlich  großen 
Flöten  (Schalmeien)  aus  älterer  Zeit  gesehen,  die  in 
»Hamburg  angefertigt«  gewesen  wären  und  den  Namen 
Caspar  Rauchs  Scrattenbach  trugen.  Es  waren  wahr- 
scheinlich große  Pommern,  die  von  Hamburger  Kauf- 
leuten dorthin  gebracht  wurden;  ihr  Verfertiger  aber 
lebte  nicht  in  Hamburg,  sondern  in  Schrattenbach 
(zwischen  Kaufbeuren  und  Kempten),  wo  noch  andere 
Mitglieder  der  Familie  in  gleichem  Berufe  tätig  waren 
(so  Hans  Rauch,  von  dem  eine  Baß-Pommer  im 
Münchener  National-Museum  sich  befindet).  Aus  dem 
Burneyschen  Buch  ging  der  Name  Rauchs  als  eines 
Hamburger  Meisters  wohl  in  andere  Schriften  über; 
allmählich  verwandelte  er  sich  dabei  in  einen  Geigen- 
macher, und  Fetis  gab  ihm  sogar  den  Namen  Gaspard 
Rancho.  Es  wäre  immerhin  —  so  unwahrscheinlich  es 
an  sich  ist  —  möglich,  daß  Caspar  R.  auch  Lauten- 
instrumente gemacht  haben  könnte;  möglich  ist  ferner, 
daß  Sebastian  Rauch,  der  ja  aus  dem  »Augsburgischen« 
(ein  weiter  Begriff)  nach  Prag  gekommen  sein  soll,  aus 
Schrattenbach  stammte. 

Rauche,  Michael.  —  London.   1762.   1770 

Ein  Lautenmacher,  dessen  Name  sich  in  einer  mit 
Elfenbein  eingelegten  Theorbe  im  South  Kensington 
Museum  findet.  Eine  Zither  von  ihm  stellte  A.  F.  Hill 
in  der  Londoner  Music  Loan  Exhibition  1904  aus. 

Geigenzettel:  Rauche  in  Chandos  Street  /  London, 
1 762  (gedruckt). 

Rauer,  Georg.  —  Wien.  'Geb.  1879  in  Wien 

Schüler  von  Carl  Haudek,  bei  dem  er  im  Jahre  1893  in 
die  Lehre  trat  und  nach  beendigter  Lehrzeit  noch  zwei 


Rauser  —  Ravenna 


405 


Jahre  lang  als  Gehilfe  blieb.  Er  arbeitete  dann  von  1898 
bis  1899  in  Budapest  und  war  darauf  sieben  Jahre  lang 
bei  W.  Th.  Jaura  tätig.  Im  Januar  1907  machte  er  sich 
in  Wien  selbständig  und  begründete  ein  Zweiggeschäft 
in  Karlsbad,  das  er  jedoch  wieder  aufgab,  um  seine 
ganze  Kraft  seinem  nun  vergrößerten  Hauptgeschäft  m 
Wien  widmen  zu  können.  Er  ist  ein  talentvoller  Geigen- 
macher und  geschickter  Reparateur.  Am  1.  Juni  1910 
kaufte  er  das  Geschäft  von  C.  H.  Voigt  und  verlegte  es 
in  die  Friedrichstraße  Nr.  4. 

Geigenzettel :  Abb.  629. 
Rauser  (Rauscher),  Sebastian. — Verona.  1590. 
1605 

Baron  nennt  ihn  in  seiner  Untersuchung  der  Instr.  des 
Lauten  irrtümlich  »Rausgier«,  und  seitdem  fmdet  man 
ihn  überall  in  dieser  Schreibart  angeführt.  Baron 
schreibt :  »Sebastian  Rausgier,  der  Anno  1 594  (wo  aber, 
ist  mir  nicht  bekannt)  gelebt,  hat  gute  Lauten  mit 
breiten  Spanen  gemacht.«  Wahrscheinlich  stammte  er 
aus  Füssen  oder  Vils,  wo  der  Name  Rauscher  heimisch 
ist.  so  war  Katharina,  die  Mutter  des  Geigenmachers 
Anton  Rief  eine  geborene  Rauscher.  —  Eine  Laute  von 
ihm  befindet  sich  in  der  Kunst-  und  Altertümer- 
sammlung auf  der  Veste  Koburg. 
Geigenzettel:  Sebastian  rauser  in  Verona  1605  (gedr.). 

Raut,  Jean.  —  Rennes  (Bretagne).    Geb.  um 
1719,  t  1791 

Nicht  ungeschickt;  die  wenigen  Geigen,  die  man  von 
ihm  kennt,  zeigen  zwar  gutes  Holz,  gute  Arbeit  und 
roten  Lack,  sind  aber  plump  In  der  Form  und  haben 
einen  näselnden  Ton. 

Rautmann,    Carl.    —    Braunschweig.     Geb. 
7.  Oktober  1818,  t  16.  September  1895 

Er  ließ  sich  1845  als  Geigenmacher  in  Braunschweig 
nieder,  wo  er  später  zum  herzogl.  Hofinstrumenten- 
macher  ernannt  wurde.  1873  erhielt  er  auf  der  Wiener 
Weltausstellung  ein  Anerkennungsdiplom. 

Rautmann,  Gustav.  —  Braunschweig.    Geb. 
1849  zu  Braunschweig,  f  21.  Januar  1917 

Schüler  seines  Vaters  Carl  R.  (von  1863 — 1869)  und 
seit  1895  dessen  Geschäftsnachfolger.  Er  dehnte  das 
Geschäft  weiter  aus  und  arbeitet  hauptsächlich  nach 
Stradivari,  aber  auch  nach  anderen  Modellen,  und 
wendete  sowohl  Ol-  als  Spintuslack  an. 

Geigenzettel:  C.  Rautmann,  /  Hofinstrumenten- 
macher  /  Braunschweig  (gedruckt). 

Rautmann,  Hermann.  —  Magdeburg.    Geb. 
1853  m  Braunschweig 

Schüler  seines  Vaters  Carl  R.  Im  Jahre  1877  übernahm 
er  die  Werkstatt  Ferd.  Haases  und  gilt  heute  als  der 
beste  Magdeburger  Geigenmacher.  Er  arbeitet  nach 
guten  italienischen  Vorbildern,  ist  sorgfältig  in  der 
Ausführung  und  setzt  seinen  Lack  nach  eigenem  Re- 
zept zusammen.  Als  Reparateur  wird  er  sehr  gelobt. 
Geigenzettel :  fecit  /  Hermann  Rautmann  ,  Magdeburg 
18  .  .  (gedruckt). 


Rauwolf  (Rauchwolf f),  Sixtus.  —  Augsburg, 

Geb.  um  1556,  t  nach  1619 

Zufolge  des  Augsburger  Hochzeitsprotokolls  erhielt  der 
Lautenmacher  Sixt  Rauwolf  am  27.  Januar  1577  den 
obrigkeitlichen  Konsens,  sich  zu  verheiraten.  Der  Ein- 
trag lautet:  »Six  Rauwolf  und  Margreth  Schlaurin, 
weyland  Sturms  Lauttenmachers,  seligen,  nachge- 
lassne  Wittib,  bede  Burgere;  seyn  Beystand  Ulrich 
Rauwolf,  Handelsmann,  uff  ihre  saitten  (d.  i.  ihr  Bei- 
stand) Jcremias  Sturm,  Kistler«.  Wahrscheinlich  war  er 
Geselle  bei  dem  Augsburger  Lautenmacher  Sturm  und 
hat  nach  dessen  Tode  die  Witwe  geheiratet.  In  einem 
Meisterregister  von  1619  wird  er  noch  angeführt  und 
sein  Alter  auf  63  Jahre  angegeben.  Danach  wäre  er 
um  1556  geboren.  Er  dürfte  ein  Verwandter  des  gleich- 
zeitig lebenden  bedeutenden  Arztes,  Botanikers  und 
Orientreisenden  Leonhard  Rauwolf  von  Augsburg  ge- 
wesen sein.  Er  war  ein  sehr  angesehener  Meister  und 
stand  auch  in  Diensten  der  Fugger,  für  die  er  auf  dem 
Schloß  Kirchberg  bei  Ulm  tätig  war.  Eine  Laute  mit 
dem  Fuggerschen  Wappen  im  Schalloch  und  mit  der 
Umschrift  »Her  Jacob  Fugger  Her  zu  Kirchberg  und 
Weissenhorn  1577«  befindet  sich  im  Besitze  des 
Fürsten  von  Fugger-Babenhausen  in  Augsburg  (1,18 
lang,  0,32  breit).  Auch  Claudius  in  Kopenhagen  be- 
sitzt eine  Laute  mit  sechs  doppelten  und  vier  einfachen 
Saiten  von  ihm.  Eine  andereLaute  (von  1 593)  kam  aus  der 
Sammlung  Galpin  nach  Boston.  Nicht  mehr  vorhanden 
sind  die  beiden  Lauten,  die  das  Inventar  der  Stutt- 
garter Hofkapelle  aus  den  Jahren  1589 — 1594  aufzählt. 
Die  eine  hatte  16  Saiten,  braunen  Kragen  und  Steg,  die 
andere  war  aus  Eibenholz  »mit  Filetlein  eingelegt«, 
und  hatte  gleichfalls  16  Saiten.  Ebenso  weiß  man  nicht, 
wohin  die  Baß-,  Mittel-  und  Oktav-Lauten  hinge- 
kommen sind,  die  für  23  fl.  48  kr.  im  Jahre  1585  bei  ihm 
gekauft  wurden  und  die  im  Jahre  1610  von  ihm  er- 
worbene »Pandura«. 

Geigenzettel:  Sixtus  Ravwolf  /  Avgvstanvs  ann.  1598 
(gedruckt).  —  Sixtus  Ravwolf  /  Augustanjus  (sie !)  1 599 
(gedruckt).  —  Sixt.  Rauchwolff  /  in  Kirchberg  1577 
(gedruckt). 

Ravanelli  (Raphanelli)  (?).  —  Brescia.    1652. 
1700 

Sein  Name  steht  nicht  fest;  Vidal  nennt  ihn  ohne 
weitere  Angaben  Raffaele  Nella,  andere  kurz  Raffaele 
oder  Della  Raffaele.  In  Brescia  war  nur  eine  Familie 
Ravanelli  nachzuweisen,  der  u.a.  der  1436  vorkom- 
mende Architekt  G.  B.  Ravanelli  angehört,  weshalb  es 
vielleicht  erlaubt  ist,  anzunehmen,  daß  aus  dem 
schlecht  gelesenen  Namen  durch  Trennung  der  Silben 
der  sonderbare  Rafa(el)  Nella  entstanden  ist.  Echte 
Geigen  von  ihm  konnte  ich  nirgends  erfragen,  doch 
heißt  es,  daß  er  Maggini  nachgeahmt,  seine  Arbeiten 
oft  reich  eingelegt  und  braun  lackiert  habe.  Es  wäre 
wünschenswert,    einen    unbezweifelbaren    Zettel    von 


ihm  k 


ennenzulernen. 


Ravenna,    Gio.     Battista,    lebte    als    Geigen- 
macher im  19.  Jahrhundert  in  Lavagna 


406 


Ra 


Rebh, 


an 


Rawlins,  Henry.  —  London.   1775.   1781 

Ein  mittelmäßiger  Violinenmacher  und  Reparateur, 
den  jedoch  Giardim,  der  Kapellmeister  der  italienischen 
Oper  in  London,  begünstigt  zu  haben  scheint. 

Geigenzettel :  Henricus  Rawlins  ,  Londini  1 779.  (ge- 
druckt). —  Restauratus  Henricus  Rawlins  /  auspicio 
Giardini  Londini  1781  (gedruckt). 

Ray  (Rech,  Recht),  Christophe.  —  St.  Avold, 
Geb.  um  1710  (?)  lebte  noch  1775 

Dem  Namen  nach  scheint  er  kein  Franzose  gewesen  zu 
sein.  A.  Jacquot  hat  mit  Sorgfalt  alle  Urkunden  nach 
ihm  durchforscht.  Die  Schreibweise  seines  Namens  ist 
ebenso  schwankend,  als  die  Bezeichnung  seines  Berufs. 
Er  kommt  bald  als  Luthier  und  Musikinstrumenten- 
macher, und  bald  als  Drechsler  vor.  Im  Jahre  1751 
starb  ihm  eine  achtzehnjährige  Tochter  in  Nancy. 

Ray,  Jacques.  —  Mirecourt.   f  1748 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Christophe  R.  —  A.  Jacquot 
ermittelte  über  ihn  nur,  daß  er  im  Jahre  1 744  geheiratet 
hatte. 


Lond 


ondon. 


1620. 


Raymann  (Rayman),  Jakob. 

1657 

Er  soll  um  1620  in  England  eingewandert  sein;  ob  wirk- 
lich aus  Tirol,  wie  man  annimmt,  ist  jedoch  ungewiß. 
Tatsache  ist  nur,  daß  seine  Geigen  deutsche  Schule 
verraten,  manchmal  auch  an  die  Arbeiten  Marianis  in 
Pesaro  erinnern  und  sich  sehr  von  den  damals  in  Eng- 
land gemachten  unterscheiden.  Sein  Modell  steht  im 
allgemeinen  zwischen  der  Stainer-  und  Brescianer- 
schule,  ist  aber  wenig  elegant  in  der  Form.  Dagegen  ist 
der  schöne,  gelbbraune  Lack,  der  oft  einen  feinen  Stich 
ins  Rötliche  hat,  sehr  zu  loben ;  auch  im  Ton  sind  seine 
Arbeiten  gut,  so  daß  er  die  Wertschätzung,  die  er  heute 
noch  findet,  vollauf  verdient.  Er  ist  einer  der  ersten,  die 
in  England  Violinen  gemacht  haben;  bei  diesen  sind  die 
F-Löcher  sehr  klein,  ebenso  die  Schnecke,  die  jedoch 
gut  ausgestochen  ist,  während  die  übrige  Arbeit  weniger 
sorgfältig  ist.  Eine  im  Jahre  1657  von  ihm  gebaute 
Violine  besitzt  P.  T.  Chapman.  Verschiedene  Arbeiten 
von  ihm  waren  in  der  Wiener  Musikausstellung  zu 
sehen.  Seine  Zettel  geben  seine  Wohnungen  an. 
Geigenzettel :  Jacob  Rayman  Dwelling  in  Blackman  , 
Street  Long  Southwark  '  1691  (gedruckt).  —  Jacob 
Rayman,  at  ye  Bell  /  Yard  in  Southwarke  /  London  1648 
(gedruckt)  und  Abb.  647. 

Raynaldi,  Antonio,  gen.  Simonetta.  —  Langres, 
Rom.   1517 

Ein  Lautenmacher,  den  auch  Valdrighi  (3872)  erwähnt- 

Razenzo,  Carole.  —  Barcelona.   1690 

Ein  am  Ende  des  17.  Jahrhunderts  m  Barcelona  an- 
sässiger Lauten-  und  Geigenmacher,  der  dorthin  aus 
Italien  eingewandert  sein  soll. 

Razzoli,  Feiice. —Villa  Minozza  (Modena).  1 880 

Beim  Wiederherstellen  alter  Geigen  bewies  er  eine  ge- 
schickte Hand  und  Verständnis,  so  daß  man  glauben 
kann,  daß  auch  seine  neuen  Geigen  gut  waren. 


Realli,  Cosmo  Battista.  —  Parma.   1667 

Sein  Name  findet  sich  in  einer  Taschengeige  (Pochette) 
mit  fünfeckigem  Boden  und  braunem  Lack  in  der 
Sammlung  Snoeck  (Nr.  420)  (jetzt  in  Berlin). 

Geigenzettel:  Cosmo  Battista  Realli  /  in  Parma  1667 
(gedruckt). 

Reber,  Franz  Hermann.  —  Bremen.  Geb. 
5.  März  1880  m  Wernesgrün  bei  Auerbach 
im  Vogtl. 

Am  15.  Mai  1894  trat  er  bei  dem  Geigenmacher-Ober- 
meister W.  Julius  Kretzschmann  in  die  Lehre.  Nach 
dem  schon  im  Oktober  des  gleichen  Jahres  erfolgten 
Tode  W.  J.  Kr. 's  setzte  er  seine  Lehrzeit  bei  dem  Sohne 
C.  Rieh.  Kr.  fort.  Aber  auch  dieser  starb,  35  Jahre  alt, 
schon  im  November  1895,  so  daß  Reber  sich  noch  nach 
einem  dritten  Lehrmeister  umsehen  mußte.  Er  lernte 
dann  bei  Hans  Jaeger  aus,  bei  dem  er  auch  als  Gehilfe 
blieb,  bis  er  seiner  Militärpflicht  Genüge  leisten  mußte. 
Hierauf  arbeitete  er  noch  bei  J.  H.  Schult  in  Lübeck, 
Winterling  in  Hamburg  und  machte  sich  am  1 .  August 
1904  in  Bremen  selbständig.  Er  arbeitet  nach  Stradivarl 
und  nach  einem  eigenen  Modell  und  verwendet  einen 
schönen  goldbraunen  oder  roten  Lack.  Seine  Arbeit  ist 
sorgfältig. 

Reber  (Röber),  Pankratius.  —  Düsseldorf, 
Mainz.   1716  (?).   1765 

Er  scheint  nur  ganz  kurze  Zeit  in  Düsseldorf  gearbeitet 
zu  haben  und  stand  als  Musiker  in  Chur-Trierischen 
Diensten.  Er  war  als  Geigen-  und  Lautenmacher  nicht 
ungeschickt,  verwendete  einen  guten,  goldgelben  Lack 
und  soll  um  1765  in  Mainz  gelebt  haben.  Wenn  man 
der  Inschrift  der  Viola,  die  Dr.  Knappe  in  Leipzig  be- 
sitzt, Glauben  schenken  will,  hat  er  in  Mainz  noch  im 
Jahre  1784  gearbeitet.  Man  muß  jedoch  annehmen,  daß 
die  allzuweit  nach  rückwärts  hegenden  Jahreszahlen  in 
seinen  Geigen  unsicher  gelesen  oder  unecht  sind,  sonst 
müßte  Reber  ein  ungewöhnlich  hohes  Alter  erreicht 
haben.  Eine  Altviola  von  ihm  besaß  nach  dem  1820  auf- 
gestellten Verzeichnis  das  Theaterorchester  in  Mann- 
heim. Eine  vom  Jahre  1  733  aus  Mainz  datierte  Geige 
von  ihm  besitzt  C.  Stoeber  in  Würzburg.  Eine  andere, 
von  1763  (?).  nach  Stainer  gearbeitet,  besitzt  Ernst 
Geisser. 

Geigenzettel:  Pancratius  Reber  fecit  /  Moguntii  Ao. 
1763.  (gedruckt).  —  Pancratius  Reber  /  Chur  Trie- 
rischer Musicus    Anno  1  722  (gedruckt)  und  .Abb.  662. 

Rebhan,  Otto.  —  Stembach  bei  Sonneberg 
(Thüringen).  Geb.  M.Mai  1869  in  Stein- 
bach 

Er  ist  von  Beruf  Porzellan-(Puppenkopf-)Maler  und 
beschäftigt  sich  aus  Liebhaberei  mit  dem  Geigen- 
machen, das  er  autodidaktisch  erlernt  hat.  Er  ver- 
wendet primitive  Werkzeuge  (Taschenmesser,  Raspel 
usw.)  und  benutzt  als  Lack  braune  Politur.  Seine  ersten 
Geigen  waren  aus  gewöhnlichem  Holz  (Tannen  und 
Buchen)  und  zu  dünn ;  später  machte  er  Fortschritte, 
baute  Geigen ,  die  recht  gut  aussehen  und  einen 
weichen  Ton  haben. 


Rechardini         Reichel 


407 


Rechardini    (Recardini),    Pietro.   —  Venedig. 

1617 

Ich  habe  nur  eine  einzige  Geige  mit  diesem  Namen  bei 
einem  Geigenmacher  gesehen.  Sie  war  ziemlich  hoch 
gewölbt,  die  Umrisse  nach  Amati,  gutes  Holz,  präch- 
tiger, goldroter  Lack.  Die  Schnecke  war  weniger  schön, 
der  Ton  weich  und  ansprechend.  Es  soll  übrigens  auch 
im  19.  Jahrhundert  einen  Pietro  Recardini  gegeben 
haben,  der  noch  um  1867  lebte. 

Rechardini,  Zuane  (d.  i.  Giovanni).  —  Vene- 
dig.  1605.  1609 

Man  kennt  sowohl  Lauten  als  Geigen  von  ihm.  Die 
Arbeit  ist  gut,  wenn  auch  nicht  außergewöhnlich.  Die 
staatl.  Sammlung  in  Berlin  besitzt  eine  reich  eingelegte 
italienische  Gitarre  von  1609  und  eine  romanische 
Theorbe  dieses  Meisters.  De  Piccolelhs  und  Vidal 
schreiben  Rechiardini  und  setzen  irrtümlich  das 
18.  Jahrhundert  als  seine  Lebenszeit  an;  andere  lasen 
gar  Bechardini.  In  einem  Terzino  di  Contrabasso 
(Baryton)  der  Sammlung  Correr  in  Venedig  findet  sich 
der  nachfolgende  Zettel.  Andere  lesen  übrigens  »del 
bosco«,  statt  del  Basso. 

Geigenzettel:  Zuane  Rechardini  di  Venezia  /  all' 
insegna  del  Basso  1605  (gedruckt). 

Recio,  Jose.  —  Cadix.   1854 

Mittelmäßiger,  spanischer  Lautenmacher  des  19.  Jahr- 
hunderts 


Reegan.  —  Llmerick.   1806 

Em  Irländer,  der  wohl  nur  aus  Liebhaberei  Geigen  ge- 
macht hat,  sich  aber  auf  den  Ton  verstand.  Er  ver- 
wendete geschriebene  Zettel. 

Regenspurger,  Matthias.  —  Wien.   1680.   1731 

Er  wurde  am  16.  Mai  1681  Bürger  und  wird  als 
»Lauten-  und  Geigenmacher«  bezeichnet.  Eine  Viola 
von  ihm  auf  den  Kgl.  Weinbergen  bei  Prag  trägt  den 
Zettel :  Matthias  Regenspurger  Lauten  /  vnd  Geigen- 
macher in  Wienn  Anno  1690  (gedruckt). 

Reggianl,    Francesco.    —    S.  Martine    d'Este 
(Modena).   1836.   1837 

Nach  Valdrighi  (2183)  hat  er  Geigen  und  Gitarren  ge- 
macht. 

Rehbock,  Johannes.  —  Oldenburg.   1921 

Ein  Instrumentenmacher,  der  eine  neue  Laute  (Gitarre) 
erfunden  hat,  an  deren  Hals  mehrere  federnde  Tasten 
angebracht  sind,  die  von  rückwärts  mit  dem  Daumen 
gespielt  werden.  Bei  einfachster  Handhabung  ermög- 
licht die  Erfindung  das  Spielen  aller  Tonarten. 

Regnault  (Regnault)  s.  Renault 

Rehm  s.  Rem 

Reichel.  —  Markneukirchen 

Name  einer  weitverzweigten  vogtländischen  Geigen- 
macherfamihe,  der  in  älterer  Zeit  auch  Reichelt  und 
Reicholt  geschrieben  wurde.  Geigenmacher  aus  dieser 
Familie  sind: 


Reichel,  August  Anton.  —  Geb.  20.  Februar 
1841  in  Markneukirchen 

Sohn  von  Friedrich  August  II  R.  Nachdem  er  die 
Schule  als  Erster  in  seiner  Klasse  verlassen  hatte,  kam 
er  zunächst  zu  seinem  Oheim  Wilhelm  Voigt  in  die 
Lehre,  bei  dem  er  das  Gitarrenmachen  erlernte.  1859 
trat  er  bei  seinem  Vater  ein,  wurde  nun  noch  zum 
Geigenmacher  ausgebildet  und  kam  dann  zu  dem  Hof- 
geigenmacher  R.  Weichold  nach  Dresden,  wo  er  bis 
1863  blieb,  um  dann  seiner  Militärpflicht  zu  genügen. 
Die  damals  üblichen  längeren  Urlaubsfristen  verbrachte 
er  teils  bei  seinem  Vater,  teils  bei  Weichold.  1866  mußte 
er  mit  in  den  Krieg,  machte  u.  a.  die  Schlacht  bei 
Königgrätz  mit  und  kam  schließlich  bis  Wien,  von  wo 
er  nach  dem  Friedensschluß  wieder  heimkehrte.  Am 
9.  Januar  1868  verheiratete  er  sich  mit  Auguste  Chri- 
stine Geipel  aus  Fleissen  bei  Eger,  wurde  Bürger  und 
Meister  und  begründete  seine  eigene  Geigenmacher- 
werkstatt.  Beim  Ausbruch  des  Deutsch-Französischen 
Kriegs  wurde  er  wieder  eingezogen  und  kam,  von  einer 
Verletzung  der  großen  Zehe  abgesehen,  in  allen 
Schlachten  glücklich  durch.  Zurückgekehrt,  arbeitete  er 
gemeinsam  mit  seinem  Vater  und  hat  viel  für  R. 
Weichold  —  auch  Gitarren  und  Baßbogen  —  ange- 
fertigt. Seine  Geigen  sind  sauber  und  sorgfältig  in  allen 
Teilen  ausgeführt;  er  fand  viel  Zuspruch  und  konnte 
sich  1875  ein  Haus  in  der  Neuen  Straße  kaufen,  das  er 
noch  bewohnt.  Auch  seine  beiden  Söhne  August  Otto 
R.  und  Max  Hugo  R.  sind  Geigenmacher  geworden. 
Daß  er  ein  tüchtiger  Lehrer  ist,  beweist  die  große  Zahl 
geschickter  Geigenmacher,  die  seine  Schüler  gewesen 
sind. 

Reichel,  August  Ferdinand.  —  Geb.  13.  März 

1806,  t  6.  November  1866 
Reichel,  August  Otto.  —  Geb.  24.  September 

1873 

Sohn  von  August  Anton  R.;  verheiratet  mit  Marie 
Voigt.  Ein  talentvoller  Geigenmacher,  der  die  Instru- 
mentenmacher-Fachschule in  Markneukirchen  mit 
Auszeichnung  besucht  hat. 

Reichel,  Carl  August.  —  Geb.  27.  November 

1835, 1-29.  Februar  1858 
Reichel,  Carl  Friedrich.  —  1768.   1769 

Er  wurde  nach  Erfüllung  aller  Vorschriften  und  nach- 
dem er  das  übliche  Meisterstück  verfertigt,  am  7.  Aug. 
1769  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen.  Da  sein 
Name  in  den  Pfarrbüchern  zu  Markneukirchen  fehlt, 
scheint  er  dort  weder  geboren,  noch  gestorben  zu  sein. 

Reichel,  Carl  Gottlob.  —  Geb.  5.  März  1800, 
t  29.  April  1865 

Reichel,  Carl  Hermann.  —  Geb.  6.  Februar 
1837,  t  in  Erlbach  16.  Oktober  1885 

Reichel  (Reicholt),  Christian  I.  —  1677.   f  um 
1697 

Ein  Exulant  aus  Graslitz;  er  gilt  als  der  erste  Geigen- 
macher, der  sich  in  Neukirchen  niedergelassen  hat,  und 


408 


Relchel,  Christian 


war  1678  und  1688  im  Zunftrate.  Im  Zunftbuche  wird 
er  unter  den  Gründern  der  Neukirchener  Geigen- 
macherzunft  an  erster  Stelle  genannt.  Sein  Name  kommt 
irrig  auch  als  Reinhardt  vor,  er  soll  einer  der  ersten  in 
Deutschland  gewesen  sem,  die  bei  ihren  Violen  den  da- 
mals noch  vorherrschend  üblichen  flachen  Boden  auf- 
gegeben haben. 

Geigenzettel :  Christianus  Reicholt  /  anno  1695  in  Neu- 
kirchen (geschrieben). 

Reichel,  Christian  II.  —  1697.  f  vor  1749 

Sohn  des  Johann  Caspar  R.  Nachdem  er  seine  Lehr- 
und  Gesellenjahre  regelrecht  abgedient  hatte,  wurde  er 
»wegen  Gebrechlichkeit«  von  der  Pflicht,  ein  Jahr  lang 
auf  die  Wanderschaft  zu  gehen,  befreit  und  am  31 .  Mai 
1697  als  Meister  aufgenommen.  Er  kommt  mehrfach  im 
Zunftrate  vor,  so  von  1715 — 1732.  Er  wird  1738  und 
1744  noch  erwähnt,  war  aber  1749  schon  tot.  Er  soll 
ein  geschickter  Geigenmacher  gewesen  sein. 

Relchel,  Christian  III.  —  Geb.  um  1718 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Caspar  II  R.  Er  wurde 
am  29.  Juni  1 738  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen. 

Reichel,  Christian  Friedrich  I.  —  Geb. 22. März 
1729,  t  9.  Juni  1814 

Er  gehört  zu  den  besseren  vogtländischen  Meistern 
seiner  Zeit.  In  den  Umrissen  nähert  er  sich  italienischen 
Vorbildern.  Der  Lack  ist  dünn  und  über  einer  Beize 
aufgetragen,  das  Deckenholz  gut,  der  Baßbalken  ge- 
wöhnlich mit  der  Decke  aus  einem  Stück.  Weniger 
schön  ist  das  Holz  zum  Boden.  Die  Schnecke  ist  gut 
geschnitten,  hat  aber  wenig  Schwung. 

Reichel,  Christian  Friedrich  II.  —  Geb. 
16.  Januar  1788,  f  1 1 .  November  1837  in 
Pr.-Münden 

Seme  Geigen  sehen  so  verschieden  aus,  daß  sein  per- 
sönlicher Anteil  daran  nur  gering  sein  kann.  Er  hat 
vermutlich  viele  Gehilfen  gehabt,  die  er  selbständig 
arbeiten  ließ,  und  selbst  mehr  den  Handel  betrieben. 

Reichel,  Christian  Gottlob  I.  —  Geb.  23.  Juni 

1771,    t    11.  September    1835.     Sohn    von 

Johann  Gottfried  I  R. 
Reichel,  Christian  Gottlob  II.  —  Geb.  19.  Mai 

1785,    t    im    Dezember    1835.     Sohn    von 

Johann  Gottfried  HR, 
Reichel,  Ernst  August.  —  Geb.  27.  Februar 

1829,  t  ?  in  Dresden 
Reichel,  Ernst  Friedrich.  —  Geb.  1857 

Enkel  von  Carl  Gottlob  R.  Schüler  von  Ludwig  Gläsel 
sen.  Als  Gehilfe  arbeitete  er  bei  Heinrich  Theodor 
Heberlein  und  machte  sich  1879  selbständig.  Er  gehört 
zu  den  wenigen  Geigenmachern  seines  Wohnorts,  die 
keine  »Schachteln«  verarbeiten.  Er  ahmt  die  Modelle 
von  italienischen  Meistern  nach  und  verwendet  Spiri- 
tuslack in  allen  Farben. 


—  Reichel,  Johann  II, 

Reichel,  Friedrich  August  I.  —  Geb.  28.  April 
1804,  t  Dezember  1872 

Reichel,  Friedrich  August  II.  —  Geb.  28.  Febr. 
1815 

Sohn  von  Johann  Gottlob  R.  Nachdem  er  in  seiner 
Heimat  das  Geigenmachen  erlernt  und  in  einigen 
größeren  Werkstätten  gearbeitet  hatte,  wurde  er  1838 
Meister  und  konnte  somit  1888  sein  goldenes  Meister- 
jubiläum  feiern.  Er  war  mit  Christiane  Caroline,  geb. 
Voigt  (t  1 .  Dezember  1868)  verheiratet.  Er  lebte  zuletzt 
bei  seinem  Sohne  Aug.  Anton  R.  und  arbeitete  noch 
rüstig  als  Geigenmacher. 

Reichel,  Friedrich  Wilhelm.  —  Geb.  22.  Juni 
1784,  t  14.  März  1872 

Ein  Bruder  von  Johann  Adam  R.  und  wohl  aus  der 
gleichen  Schule  hervorgegangen.  Es  scheint  auch,  daß 
er  eine  Zeitlang  mit  seinem  Bruder  gemeinschaftlich 
gearbeitet  hat. 

Reichel  (Reicholt),  Georg.   1682.   1729 

Sohn  und  Schüler  von  Christian  R.  Er  scheint  noch 
in  Giaslitz  geboren  und  schließlich  anderwärts  ge- 
storben zu  sem,  da  sein  Name  in  den  Pfarrbüchern 
fehlt.  Dagegen  kommt  er  in  den  Zunftakten  oft  vor; 
er  wurde  am  23.  November  1682  Meister  und  war  seit 
1709  mehr  als  achtmal  im  Zunftrate  und  u.  a.  im  Jahre 
1722  einziger  Obermeister. 

Reichel,  Georg  Adam.  —  1/12 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Caspar  I  R.  Er  wurde 
am  5.  Juni  1712  unter  Befreiung  von  der  sog.  Mutung 
als  Sohn  des  ehem.  Vormeisters  sofort  als  Meister  auf- 
genommen. Er  dürfte,  wie  sein  Vater,  in  Grashtz  ge- 
boren sein  und  ist  vielleicht  auf  einer  Reise  gestorben, 
wodurch  sich  das  Fehlen  seines  Namens  in  den  Pfarr- 
büchern zu  Markneukirchen  leicht  erklären  ließe. 

Reichel,  Heinrich  Adolf.  —  Geb.  1 1 .  Sept.  1841 

Reichel,  Johann  I.  —  1697.   1740 

Er  war  ein  Sohn  von  Christian  I  R.  und  dürfte  auch 
dessen  Schüler  gewesen  sein.  Nach  dem  Tode  seines 
Vaters  übernahm  er  dessen  Werkstatt  und  Haus  und 
wurde,  »da  seine  Mutter  ohne  seine  Beihilfe  nicht  haus- 
halten könnte«,  unter  Befreiung  von  der  zweijährigen 
Wanderpflicht  am  3.  Mai  1697  als  Meister  in  die  Zunft 
aufgenommen.  Er  war  u.  a.  im  Jahre  1722  »Schlüssel- 
meister«, 1734  »Vormeister«  und  saß  1740  noch  im 
Zunftrat.  Seine  Arbeit  ist  nicht  schlecht,  das  Modell 
aber  wenig  schön  und  der  Lack  ohne  Glanz  und  Feuer. 
Er  wird  mehrfach  im  Zunftbuch  erwähnt. 

Reichel  (Reicholt),  Johann  II.  —  1708 

Ältester  Sohn  von  Georg  R.  Auf  sein  an  den  Landes- 
herrn gerichtetes  Gesuch  erhielt  er  1 708  eine  »Gnaden- 
stelle« als  Mitmeister  der  (Mark)  Neukirchner  Geigen- 
macherzunft,  d.  h.  er  wurde  gebührenfrei  aufge- 
nommen. 


Reichel,  Johann  III.  —  Reichel,  Johann  Friedrich  III. 


409 


Reichel,  Johann  III.  -  Geb.  1697,  f  27.  Dez. 

1751 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Johann  Caspar  I  R.  Er  erreichte 

ein  Alter  von  54  Jahren  8  Monaten  und  7  Tagen. 

Reichel,  Johann  IV.  — Geb.  um  1 704,  f  27.  Fe- 
bruar 1761 

Älterer  Sohn  und  Schüler  von  Johann  I  R.  Er  wurde 
am  3 1 .  Juli  1 724  Meister.  Seine  Geigen  sehen  äußerlich 
oft  besser  aus  als  die  seines  Vaters,  sind  aber  im  Innern 
weniger  sorgfältig  gemacht.  Er  ließ  die  Eckklötzchen 
gerne  fehlen  und  machte  die  Decke  und  den  Baßbalken 
aus  emem  Stück. 

Reichel,  Johann  Adam  I.  —  Geb.  um   1710. 

1734 

Zweiter  Sohn  von  Johann  I  R.  Er  wurde,  nachdem  er 
seine  Gesellenzeit  ordentlich  abgedient,  am  20.  Mai 
1734  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen.  Rech- 
nungsrat K.  Friedrich  in  Posen  besitzt  ein  Violoncello 
von  kleinem  Patron  mit  dem  Namen  Johann  Adam 
Reichel  und  der  Jahreszahl  172! .  Wenn  die  Jahreszahl 
richtig  gelesen  ist,  müßte  es  noch  einen  älteren  gleich- 
namigen, bisher  nicht  nachweisbaren  Geigenmacher 
gegeben  haben.  Vielleicht  war  der  als  Johann  I  be- 
zeichnete Reichel  schon  nach  seinem  Taufschein  be- 
rechtigt, die  Namen  Johann  Adam  zu  führen. 

Reichel,  Johann  Adam  II.  —  Geb.  6.  Januar 
1782,  t  25.  November  1836 

Einer  der  besten  und  fleißigsten  Geigenmacher  aus 
seiner  Familie.  Wie  viele  seiner  Zeitgenossen  brachte 
er  auf  seinen  Zetteln  in  sinnlosem  Latein  das  Wort 
»Cremona«  neben  seinem  Namen  an  oder  gab  Italien 
für  seine  Heimat  aus.  Am  besten  sind  meist  seine  zier- 
lichen Violoncelli.  Er  verwendete  auch  eine  Brand- 
marke: I.  A.  R.  Ein  Violoncello  von  ihm  mit  sehr 
kleinem  Korpus  und  langem  Hals  besitzt  K.  Friedrich 
in  Posen. 

Geigenzettel:  Abb.  651 . 

Reichel,  Johann  (Hans)  Caspar   I.  —   1677, 
t  8.  Februar  1706 

Bruder  von  Christian  R.  Er  kam  als  Emigrant  aus 
Graslitz  nach  Neukirchen,  wurde  dort  Bürger  und 
1688,  1696—1704  Mitglied  des  Zunftrats.  Von  ihm  er- 
zählt die  Chronik:  »Hans  Caspar  Reichelt,  Geigen- 
macher, hatte  einen  guten  Fürniss  gekocht,  und  da  er 
solchen  vom  Feuer  aufhub,  ihn  auff  den  kalten  Erd- 
Boden  satzte,  sprengte  die  Gewalt  der  siedenden 
Materie  die  oben  übergebundene  Rindsblasen  auf, 
fuhr  in  heftigkeit  zusammen  heraus,  entzindete  sich  in 
Feuer  und  breitete  sich  aus,  daß  es  über  ihn  und  zwey 
nebenstehende  Personen  sich  ergoss,  welche  die 
Kleider  vom  leibe  mit  der  Haut  des  Fleisches  jämmer- 
lich weggebrand,  daß  Er  nach  erlittenen  heftigen 
Schmerzen  abends  9  Uhr,  weil  auch  inwendig  Zunge, 
Mund  und  Halz  ganz  verbrand  war,  seinen  Geist  auf- 
gab.« 8.  Febr.  1706. 


Reichel  (Reicholt),  Johann  Caspar  II.  —  Geb. 
1693,  t  21.  August  1755 

Sohn  von  Johann  Caspar  I  R.  Er  wurde  schon  am 
8.  Juni  1 708  —  also  im  Alter  von  1 5  Jahren  —  Meister 
und  hat  dafür  als  Meistersohn  die  halben  Gebühren 
bezahlt.  »Ist  demnach  dieser  gleich  andern  vor  einen 
ehrlichen  Zunftverwandten  und  Meister  zu  estimiren« 
heißt  es  im  Zunftbuch,  wohl  mit  besonderer  Beziehung 
auf  das  jugendliche  Alter.  Er  kam  bald  zu  Ansehen  und 
saß  von  1740 — 1743  im  Zunftrat.  Seine  Geigen  sind 
schwach  im  Holz,  schmal  und  hochgewölbt,  sprechen 
aber  gut  an. 

Geigenzettel :  Johann  Caspar  Reichel  Violin-  /  macher 
in  Neukirchen,  Ao.  1 729  (gedruckt). 

Reichel,  Johann  Christian.  —  Geb.  5.  August 
1764,  t  15. Januar  1836 

Sohn  von  Johann  Gottfried  I  R.  Nicht  ungeschickt, 
aber  namentlich  in  seiner  letzten  Zeit  sehr  handwerks- 
mäßig arbeitend. 

Reichel  (Reichelt),  Johann  Conrad  I. —  Geb. 
um  1715.  1762 

Dritter  Sohn  von  Johann  I  R.  Er  wurde  am  13.  Nov. 
1 737  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen. 

Reichel  (Reichelt),  Johann  Conrad  II.  —  Geb. 

um  1738.  1760 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Johann  Conrad  I  R.  Er  wurde 
am  28.  Mai  1760  als  Meisterssohn  in  die  Zunft  auf- 
genommen und  bezahlte  8Taler  6  Gr.  für  das  ihm  ver- 
liehene Meisterrecht. 

Reichel  (Reichelt),  Johann  Friedrich  I.  —  Geb, 
1724,1  18.  Juni  1792 

Jüngster  Sohn  von  Peter  R.  —  Er  wurde  am  1 1 .  Juni 
1745  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen  und  galt 
als  geschickter  Geigenmacher.  Er  starb  im  Alter  von 
68  Jahren  4  Monaten  und  6  Tagen. 

Reichel   (Reichelt),   Johann    Friedrich    II.   — 

Geb.  1745,  t  19.  März  1826 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  IV  R.  Da  er  die  Werk- 
statt seines  Vaters,  der  1761  starb,  übernehmen  mußte, 
wurde  er  schon  mit  16  Jahren  Meister  und  als  solcher 
am  27.  August  1762  von  der  Zunft  aufgenommen.  Er 
war  der  erste,  bei  dem  es  im  Zunftbuch  heißt,  daß  er 
außer  den  üblichen  Gebühren  für  die  Aufnahme  auch 
12  Groschen  für  Pfeifen  und  Tabak  ausgeben  mußte. 
Er  war  sehr  geschickt,  wenn  auch  nicht  eigenartig, 
arbeitete  bis  in  sein  hohes  Alter  und  starb  mit  80  Jahren 
9  Monaten  1  Tag. 

Reichel,  Johann  Friedrich  III.  —  Geb.  14.  No- 
vember 1751,  t  9. Januar  1820 

Sohn  von  Georg  II  R.  Er  soll  viel  auf  Reisen  gewesen 
sein  und  mit  seinen  Geigen  die  Märkte  bezogen  haben. 
Ich  sah  eine  Geige  mit  seinem  Namen  aus  dem  Jahre 
1819,  die  ihm  aber  wenig  Ehre  machen  konnte. 


410 


Reichel  —  Reinzer 


Reichel  (Reichelt),  Johann  Georg  I.  —  1722 

Jüngster  Sohn  von  Georg  R.,  der  am  2.  Januar  1722  als 
Meister  in  die  Zunft  aufgenommen  wurde.  Es  ist 
schwer,  die  Arbeiten  der  verschiedenen  Joh.  Gg.  R. 
auseinanderzuhalten . 

Reiche!,  Johann  (Hans)  Georg  II.  —  Geb.  1717, 
t  5.  April  1744 

Vierter  Sohn  von  Johann  I  R.  Er  wurde  am  13.  Nov. 
1738  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen.  Er  war 
fleißig  und  geschickt.  Die  Chronik  nennt  ihn  gelegent- 
lich des  Berichts,  daß  am  15.  Juli  1750  sein  vierjähriges 
Töchterchen  in  den  Bach  fiel  und  ertrank.  Er  erreichte 
ein  Alter  von  56  Jahren  6  Monaten  und  23  Tagen. 

Reichel  (Reichelt),  Johann  Georg  III.  —  Geb. 
um  1720 

Ältester  Sohn  von  Peter  R.  Er  wurde  am  4.  Februar 
1740  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen. 

Reiche!,   Johann   Georg    IV.   —   Geb.    1725, 
t  9.  September  1787 

Sohn  von  Joh.  Adam  R.  Wegen  der  Gleichnamigkeit 
sind  seine  Arbeiten  von  denen  seiner  Namensvettern 
schlecht  zu  unterscheiden ;  mit  einiger  Sicherheit  können 
ihm  nur  solche  aus  den  Jahren  1 775 —  1 787  zugeschrieben 
werden.  Er  wurde  62  Jahre  2  Monate  weniger  7Tage  alt. 

Reiche!  (Reichelt),  Johann  (Hans)  Georg  V.  — 
Geb.  um  1740.    1762 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Conrad  I  R.  Er  wurde 
am  2.  Juni  1762  als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen. 

Reiche!,  Johann  Georg  VI.  —  Geb.  um  1750. 
1771 

Sohn  von  Johann  Adam  1  R.  Er  war  Geigen-  und  Baß- 
machergeselle, als  er  sich  im  Jahre  1770  um  Aufnahme 
in  die  Zunft  bewarb.  Nach  Erfüllung  der  Vorschrift 
und  Anfertigung  einer  eingelegten  Baßgeige  als  Meister- 
stück wurde  er  am  22.  Mai  1771  Meister.  Von  den  In- 
strumenten, die  seinen  Namen  tragen,  können  ihm  nur 
die  Bässe  mit  einiger  Sicherheit  zugeschrieben  werden. 

Reichel,  Johann  Georg  VII.  —  Geb.  27.  Dez. 

1768,   t   I.März   1839.    Sohn. von  Johann 

Gottfried  I  R. 
Reiche!  (Reichelt),  Johann  Gottfried  I.  —  Geb. 

um  1735.  1770 

Er  wurde  am  22.  Februar  1751  Meister  und  wird  als 
Meisterssohn  bezeichnet.  Vielleicht  der  beste  Geigen- 
macher aus  seiner  Familie.  Er  schrieb  in  seine  Geigen, 
daß  sie  von  »Jacob  Stainer  erfunden«  seien,  doch  kannte 
er  schwerlich  eine  Originalarbeit.  Reicheis  Geigen 
können  daher  nur  als  sehr  oberflächliche  Stainernach- 
ahmungen  gelten;  sie  haben  einen  mageren  gelb-  oder 
rotbraunen  Lack,  klingen  aber  meistens  sehr  gut. 

Geigenzettel :  Johann  Gottfried  Reichel  /  arfunden  von 
Jacob  Stainer  in  Apsam  (gedruckt). 


Reiche!,  Johann  Gottfried  II.  —  Geb.  5.  Dez. 
1759,  t  30.  Sept.  1819.  Sohn  von  Johann 
Gottfried  I  R. 

Geigenzettel :  lohann  Gottfried  Reichel  /  Cremonien 
Hieronimi  Fili  /  Antoni  Nepos  1780  (gedruckt). 

Reiche!,  Johann  Gottfried  III.  —  Geb.  3.  Febr. 
1773,  t  ? 

Reiche!,  Johann  Gottlob.  —  Geb.  30.  Nov. 
1753,  t  23.  Oktober  1831 

Sohn  von  Johann  Georg  II.  —  Er  war  einer  der  ersten 
im  Vogtland,  die  sich  ausschließlich  auf  das  Bogen- 
machen  verlegten. 

Reiche!,  Max  Hugo.  —  Geb.  21 .  Juni  1876 

Sohn  von  August  Anton  R.  Nach  beendeter  Militärzeit 
verheiratete  er  sich  mit  Sophie  Martin  und  ist  recht 
tüchtig  in  seinem  Fache. 

Reiche!,  Peter.  —  1713 

Als  Sohn  eines  Meisters  und  Emigranten  aus  Graslitz 
wurde  er  am  16.  Juni  1713  in  Neukirchen  von  der 
Geigenmacherzunft  als  Meister  aufgenommen,  soll 
aber  in  der  Fremde  gestorben  sein. 

Reiche!,  Wilhelm   Ludwig.  —  Geb.  28.  Juli 

1859 

Reif.  —  Meiningen,  f  um  1890 

Ein  Kammermusiker,  der  sich  mit  der  Wiederher- 
stellung alter  Geigen  beschäftigte  und  es  darin  im 
Laufe  der  Zeit  zu  einer  gewissen  Geschicklichkeit  ge- 
bracht hatte. 

Reina,  Giacomo.  —  1708 

Der  Name  findet  sich  ohne  Ortsangabe  in  einem 
italienischen  Violoncello. 

Reinhart,  Ulrich.  —  Salzburg.   1680 

Obwohl  er  nach  seinem  Zettel  im  Dienste  des  Salz- 
burger Erzbischofs  stand,  ist  es  mir  nicht  gelungen. 
Näheres  über  ihn  zu  erfahren  oder  eine  Arbeit  von  ihm 
nachzuweisen. 

Geigenzettel:  Ulrich  Reinhart  Hof-Lauten-  /  u.  Gei- 
genmacher in  Saltzburg  /  1680  (gedruckt). 

Reinhold,  Heinrich.  —  Kassel.   Geb.  17.  Dez. 

1859  in  Kassel 

Schüler  von  Josef  Schonger.  Am  1 .  Oktober  1 877 
machte  er  sich  selbständig  und  befaßt  sich  jetzt  haupt- 
sächlich mit  dem  Handel  und  mit  der  Reparatur  alter 
Streichinstrumente.  Für  zwei  Streichquartette  nach 
Stradivari  und  Guarneri  erhielt  er  im  Jahre  1905  in 
Kassel  die  silberne  Medaille. 

Reinzer,  Anton.  —  Prag.   1829 

Geigenzettel:  Ant.  Reinzer  /  in  Prag  Anno  1829  (ge- 
druckt). 


Reisinger  —  Remondini 


41 


Reisinger,   Ludwig.  —  Wien.    Geb.    15.  Juli 

1863  in  Wien 

Schüler  von  Ig.  Joh.  Bucher  sen.,  bei  dem  er  von  1877 
bis  1887  tätig  war.  Im  letztgenannten  Jahre  begründete 
er  sodann  sein  eigenes  'Geschäft,  das  bald  einen  guten 
Ruf  erwarb.  Er  macht  auch  sehr  gute  Zithern  und 
Gitarren . 


Gamba  von  Vinc.  Ruggeri  schnitzt.  Daß  er  ein  ebenso 
gewandter  Geiger  und  Violoncellist  wie  Lautenspieler 
ist,  kommt  ihm  für  seine  Arbeit  sehr  zustatten.  — 
Vorzüglich  ist  auch  das  von  ihm  hergestellte  Kolo- 
phonium. Im  Jahre  1906  erhielt  er  in  Nürnberg  die 
silberne  Medaille. 

Geigenzettel:  Johann  Reiter  /  Streichinstrumenten- 
macher/' Mittenwald  1889  (gedruckt). 


Reisse,  Jean-Fran^ois.  —  Straßburg  i.  E.  1 776. 

1802 

Sein  Name  findet  sich  auf  Reparaturzetteln  in  vielen 
Geigen.  Er  war  Musiker  und  wird  auch  im  Bevöl- 
kerungsregister von  1796  als  »musicien«  mit  dem  Zu- 
satz aufgeführt,  daß  er  sich  seit  1776  in  Straßburg  be- 
finde. Neue  Geigen  dürfte  er  schwerlich  gemacht  haben. 

Reiter,  Johann  Baptist.  —  Mittenwald.  Geb. 
19.  Mai  1834,  t  22.  Januar  1899  in  Mitten- 
wald 

Er  war  der  jüngste  Sohn  des  Mühlenbesitzers  .Mois  R- 
in  M.  und  schon  mit  12  Jahren  Waise.  Sein  Vormund, 
der  Instrumentenverleger  Joh.  Baader,  brachte  ihn  zu 
Jais  in  die  Lehre.  Tüchtig  vorgebildet  kam  er  dann  zu 
Jean  Vauchel  nach  Würzburg,  der  später  von  König 
Max  II.  eine  besondere  Gratifikation  erhielt,  damit  er 
den  jungen  Reiter  in  alle  seine  Geheimnisse  einweihte. 
Reiter  führte  nach  Vauchels  Tode  noch  iVo  Jahre 
dessen  Geschäft  fort,  erwarb  dann  von  Vauchels  Erben 
die  ganzen  Werkzeuge  des  Meisters  und  ging  1857,  nun 
ein  Meister  in  seiner  Kunst  und  auch  musikalisch  ge- 
schult^), nach  Mittenwald  zurück.  Hier  wurde  ihm  die 
Leitung  der  Wanderschule  für  junge  Geigenbauer 
übertragen,  die  bis   1865  bestand.   1867  erhielt  er  in    Rem,  Jeremias. 


Reltle?,  Andreas.  —  1740 

Romer  in  Freiburg  hat  ein  sehr  großes,  hochgewölbtes 
Violoncello  (Korpus  78,5  cm)  zur  Wiederherstellung 
bekommen,  in  dem  sich  ein  geschriebener  Zettel  fand, 
auf  dem  der  Wohnort  leider  nicht  mehr  leserlich  war : 
Andreas  Eltier  Lauten-  ,  und  Geigenmacher  in  /  .  .  .  . 
anno  1 740.  Ich  vermute,  daß  der  Name  nach  rückwärts 
gelesen  werden  muß.  Dem  schwäbischen  Klang  des 
Namens  widersprach  die  Arbeit  nicht. 

Rellstab.  —  Berlin 

Das  Musikhistorische  Museum  in  Stockholm  bewahrt 
ein  Violoncello  und  eine  Violine  von  ihm  aus  dem  Be- 
sitze der  Landesuniversität.  Hauptsächlich  scheint  er 
Händler  gewesen  zu  sein,  und  so  wird  er  in  den  Akten 
des  kgl.  preuß.  Staatsarchivs,  die  seine  Zollbefreiung 
in  den  Jahren  1792—1796  behandeln,  auch  nur  als 
>:>musikalischer  Instrumentenhändler«  bezeichnet. 

Rem,  Hans.  —  Füssen.   1606 

Wohl  ein  Nachkomme  des  im  Jahre  1529  aus  Musau  in 
Füssen  eingewanderten  Jakob  Rem.  —  Er  stand,  in 
hohem  Ansehen  und  war  i.  J.  1606  Fürgesetzter 
(Aeltermann)  der  Füssener  Lautenmacherzunft. 


Fü 


ussen. 


1621.   t  vor  1666 


Paris  ein  Anerkennungsdiplom,  1873  in  Wien  ein 
Ehrendiplom,  1896  in  Nürnberg  die  silberne  Medaille. 
In  seinem  Sohne  erzog  er  sich  einen  tüchtigen  Schüler 
und  Nachfolger.  Er  machte  auch  sehr  gute  Bogen  nach 
Tourteschen  Originalmodellen.  Sein  Grab  schmückt 
eine  herrliche  Marmorplatte  mit  seinem  Bildnis  in 
Bronze  und  der  Inschrift:  Dem  Meister  der  Geigen- 
baukunst von  seinen  auswärtigen  Freunden.  Sept.  1899. 
Seine  Biographie  findet  sich  in  De  Wits  Zeitschrift  f. 
Instr.  1899,  Nr.  15. 

Reiter,  Johann.  —  Mittenwald.    Geb.  7.  März 
1879  in  Mittenwald 

Sohn,  Schüler  und  seit  1899  Nachfolger  von  J.  B. 
Reiter.  Er  ist  gegenwärtig  fast  der  einzige  selbständig 
arbeitende  Geigenmacher  in  Mittenwald,  da  alle 
übrigen  für  die  beiden  großen  Fabriken  tätig  sind. 
Seine  Arbeit  ist  tadellos;  die  von  seinem  Vater  und 
Vauchel  gesammelten  Modelle  und  Zeichnungen  ver- 
steht er  gut  zu  benutzen;  auch  seine  Bogen  ver- 
dienen Lob.  Er  bereitet  sich  seinen  Lack  selbst  und 
verwendet  außer  seinem  Zettel  manchmal  auch  eine 
Brandmarke:  J.  REITER.  Sehr  gelobt  werden  seine 
Reparaturen.  Außer  Geigen  baut  er  auch  gute 
Lauten,  wobei  er  in  letzter  Zeit  den  Kopf  nach  einer 


^)  Am  Kirchenchor  in  Mittenwald  wirkte  Reiter  als 
ständiger  Violoncellist. 


Er  wurde  am  3.  Oktober  1621  als  Meister  in  die  Lauten- 
macherzunft aufgenommen  und  wohnte  im  ersten  (vor- 
nehmsten) Stadtviertel.  Seine  Witwe  setzte  nach  seinem 
Tode  sein  Geigen-  und  Lautenmachergeschäft  fort. 

Remenyi,  Mihäly  (Michael).  —  Budapest.  Geb. 

in  Budapest  1867 

Schüler  von  Georg  Tänczer.  Begründete,  nachdem  er  in 
sieben  Jahren  bei  verschiedenen  Meistern  seine  Aus- 
bildung vollendet  hatte,  im  Jahre  1890  sein  eigenes 
Geschäft.  Er  besitzt  bereits  eine  Anzahl  von  Aus- 
stellungsmedaillen und  Anerkennungsschreiben.  Seine 
Geigen  macht  er  nach  J.  Guarneri  und  Stradivari.  Bei 
neuen  Geigen  verwendet  er  Ol-,  bei  Reparaturen 
Spirituslack.  Seine  Arbeit  ist  auch  an  dem  Baßbalken, 
dem  er  eine  etwas  veränderte  Form  und  eine  vom  ge- 
wöhnlichen abweichende  Lage  gibt  (»hangfokozo 
gerenda«)  zu  erkennen,  wobei  er  auf  »Einteilung  der 
Spannkraft«  besonderes  Gewicht  legt.  Seine  Erfindung 
sind  die  Geigenkästen  aus  Aluminium. 
Geigenzettel:  Remenyi  Mihäly /mü-hegedii  keszi't'i  / 
Budapest  18...  Opus (Auf  Pergamentpapier). 

Remondini,  Andrea.  —  Bologna.  1720.  1723 
Wenn  auch  nur  wenig  begabt,  gehörte  er  doch  einer 
guten  Schule  an,  so  daß  ihm  einzelne  Violinen  recht 
gut  gelangen. 


412 


Remy  —  Re 


Remy,  Claude  I  le  Vleux.  —  Mirecourt.   1733. 
1764 

Nach  A.  Jacquot  heiratete  er  im  Jahre  1733.  Sein  Sohn 
Claude  II,  le  Jeune,  kommt  1743 — 1761  vor. 

Remy,  Claude  III.  —  Mirecourt.    1750.    1789 
Er  war  1761  erwählter  Zunftmeister. 

Remy,  Dominique.  —  Mirecourt.    1776.    1785 

Er  schemt  zumeist  für  die  größeren  Werkstätten  ge- 
arbeitet zu  haben. 

Remy,  Hippolyte.  —  Paris.    1837.    f  um  1869 

Altester  Sohn  von  Jean  Math.  R.,  der  stets  im  Ge- 
schäfte semes  Vaters  tätig  war  und  daher  wenig  hervor- 
getreten ist. 

Remy,  Jean-Mathurin.  —  Paris.  Geb.  in  Paris 
(Rue  Tiquetonne).   1770.  f  1854 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Math.  Franz  R.  Im 
Jahre  1817  verlegte  er  seine  Werkstatt  in  die  Rue  de 
Grenelle-Saint-Honore  Nr.  30.  Seinen  Vater  übertraf 
er  in  mancher  Hinsicht :  er  war  sorgfältiger  in  der  Wahl 
des  Holzes;  auch  sein  Lack  ist  besser.  Seine  beiden 
Söhne  wurden  Geigenmacher. 


Paris.    Geb.  in  Paris   1813, 


Remy,  Jules. 
f  1876 

Sohn  und  Schüler  von  Jean-Mathurin  R.,  dessen  Ge- 
schäft er  fortsetzte  und  aus  der  Passage  Brady  um  1 872 
in  die  Rue  du  Faubourg-Saint-Denis  Nr.  60  verlegte. 
Er  machte  aus  Liebhaberei  viele  Taschengeigen,  die 
seinen  Namen  eingebrannt  zeigen;  auch  verwandelte 
er  gerne  alte  Leiern  (Viellen)  in  eigenartige  Lauten  und 
Theor'cen,  die  von  Nichtkennern  gern  gekauft  wurden. 
Aus  Liebhaberei  beschäftigte  er  sich  ferner  auch  mit 
der  Anfertigung  von  Oboen. 

Remy,  Jules-Hippolite.  —  Paris.   1894 

Bis  jetzt  der  letzte  aus  der  Familie  Remy,  der  sich  dem 
Geigenmachen  widmet. 

Remy,   Mathurin -Fran^ois.  —  Paris.     1760. 
1800 

Ein  nicht  ungeschickter  Geigenmacher,  der  sich  1760 
in  Paris,  Rue  Sainte-Marguerite-Saint-Antoine  nieder- 
ließ und  später  nach  der  Rue  Tiquetonne  zog.  Er 
arbeitete  ziemlich  handwerksmäßig  im  Geschmacke 
der  Guersan,  Saint -Paul  und  Gavinies,  doch  ver- 
wendete er  meist  gelben  Öllack.  Am  besten  sind  seine 
Gitarren  und  Harfen;  auch  seine  Bogen  waren  gut. 
Eine  Pochette  von  ihm  ist  im  Besitz  von  C.  J.  Read 
(England).  Er  ist  der  Begründer  der  Geigenmacher- 
familie,  die  anderthalb  Jahrhunderte  in  Paris  ansässig 
war. 

Geigenzettel:  Abb.  655. 


Remy,  Nicolas.  —  Mirecourt 
Der  Stammvater  der  Familie. 


1689. 


Remmy  (Remy).  —  London.   1840 

Ein  in  England  ansässiger  Franzose,  der  zwar  gute 
Geigen  machen  konnte,  diese  aber  dadurch  verdarb,  daß 
er  das  Holz  künstlich  alt  machte  und  seinen  Lack  nach- 
träglich zerstörte,  damit  auch  dieser  recht  alt  aussah. 

Renaudin,  Christophe.  —  Mirecourt.   1689 

Bisher  nur  von  A.  Jacquot  erwähnt. 

Renaudin  (Regnaudin),  Fran^ois.  —  Mire- 
court. 1682 

Als  Instrumentenmacher  das  älteste  Mitglied  der 
Familie. 

Renaudm,  Leopold.  —  Gent,  Paris.  Geb. 
1 .  März  1 756  (nach  anderen  1 749)  in  Mire- 
court, f  7.  Mai  1795 

Wenn  die  Ziffern  auf  seinem  Zettel  richtig  sind,  dann 
ist  er  um  1  775  nach  Paris  gekommen,  wo  er  Geigen- 
macher der  kgl.  Musikakademie  wurde.  Auf  seinen 
Zetteln  war  die  von  einer  Gloriole  umgebene  Lilie 
der  Bourbonen  und  ein  Schiff  angebracht.  Er  scheint 
also  damals  sehr  königstreu  gewesen  zu  sein.  Während 
der  Revolution  schlug  er  jedoch  ganz  in  das  Gegenteil 
um.  Er  gehörte  zu  den  blutdürstigsten  Mitgliedern  des 
Tribunals  Fouquier-Tinville  und  wurde  auch  zugleich 
mit  Fouquier  und  15  anderen  am  7.  Mai  1795  selbst 
guillotiniert.  Näheres  hierüber  findet  sich  in  Dr.  H.  M. 
Schletterers  '>Geschichte  der  Spielmannszunft  in 
Frankreich«  im  Nachtrag  S.  147.  —  Es  ist  erwiesen,  daß 
ein  Geigenmacher  Leopold  Renaudin  um  1781  in  Gent 
ansässig  war.  Die  ältesten  Instrumente  aus  Paris  von 
ihm  mit  zweifellos  echten  Jahreszahlen  sind  von  1783. 
Wenn  man  nicht  annehmen  will,  daß  er  einen  gleich- 
namigen Vetter  gehabt  hat,  so  muß  man  vermuten,  daß 
er  entweder  erst  nach  1781  in  Paris  eingetroffen  ist, 
oder  daß  er  seinen  Pariser  Aufenthalt  für  einige  Zeit 
unterbrochen  hatte.  Als  Geigenmacher  war  er  zweiten 
Ranges;  die  Arbeit  ist  nicht  schlecht,  das  Modell  aber 
unfein,  die  Wölbung  ziemlich  hoch  und  die  Schnecke 
plump;  am  schlechtesten  ist  sein  jetzt  oft  rissiger  Lack 
von  schmutzig  rot-gelber  oder  fast  schwarzer  Farbe. 
Er  hatte  eine  hübsche  Geschäftskarte  (Abb.  II. 
S.  577)  und  benutzte  verschiedene  Zettel. 

Geigenzettel :  Abb.  658. 
Renault,  Didier.  —  Mirecourt.    f  Vor  1612 

Nur  dem  Namen  nach  bekannt. 

Renault,  Henry.  —  Mirecourt.    1728.    1758 

Vielleicht  mit  dem  später  in  Paris  tätigen  Geigenmacher 
identisch. 

Renault,  Henry.  —  Paris.   1761.   1779 

Wahrscheinlich  aus  Mirecourt  stammend.  Arbeiten  von 
ihm  sind  mir  nicht  bekannt  geworden. 

Renault  (Regnault,  Regnaut),  Jacques.  — 
Paris.  1666.  1684 

Wahrscheinlich  ein  Enkel,  wenn  nicht  ein  Sohn  von 
Nicolas  R.,  dessen  Nachfolger  er  war.  Man  kennt  bisher 


Renault  —  Retourna 


413 


nur  Taschengeigen  von  ihm.  Eine  davon  hat  sehr  breite 
Einlagen,  eine  andere  von  1682,  im  Besitz  von  Blondm 
in  Choisy-le-Roy,  hat  silberne  Rippen.  Eine  dritte  mit 
einem  Negerköpfchen  am  Wirbelkasten  besitzt  die 
staatl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin  aus 
der  Sammlung  Snoeck  (Nr.  427).  Auch  Generalkonsul 
J.  Jahnson  in  Stockholm  besitzt  eine  hübsche  Taschen- 
geige von  ihm. 

Geigenzettel:  Jacques  Regnaut  /  k  Paris  1666  (ge- 
druckt). —  Jacques  Regnault  /  Paris  1 684  (geschrieben). 

Renault,  Nicolas.  —  Nancy,  Paris?   Ende  des 
16.,  Anfang  des  17.  Jahrhunderts 
Der  Stammvater  der  Familie,  angeblich  Schüler  von 
»Tywersus«  in   Nancy. 

Renault,  Sebastien  B.  —  Paris.    1765.    1804 

Er  war  Teilhaber  der  Firma  »Renault  et  Chatelain«,  hat 
aber  auch  allein  gearbeitet.  Seine  Geigen  sind  nach 
einem  hübschen  Modell  gut  gearbeitet  und  haben 
gelben  Lack.  Häufiger  als  diese  kommen  Theorben, 
Zithern  und  Harfen  von  ihm  vor.  Beispiele  dafür  im 
Museum  des  Pariser  Konservatoriums  (Theorbe  und 
interessante  Zither),  in  W.  Heyers  Musikhist.  Museum 
in  Köln  (hübsche  Pedalharfe  von  1802)  und  in  Berlin 
(Pedalharfe). 

Geigenzettel :  S. -B.Renault,  Luthier  /  rue  Sainte  Avoy 
vis-avis  /  celle  de  Braque  au  marais  /  Paris  1804  (gedr.)- 

Renault  et  Chatelain.  —  Paris.  1772.  181 1 
Eine  Firma,  die  fast  40  Jahre  bestand.  Teilhaber  waren 
F.  Chatelain  und  S.  B.  Renault.  Sie  machten  außer 
guten  Geigen  auch  Lauten,  Zithern  und  Harfen  usw. 
Eine  sehr  schöne  Theorbe  mit  prachtvollem  dunkel- 
orange Lack  von  1781  befindet  sich  in  der  Sammlung 
F.  Wildhagen  in  Haiensee  bei  Berlin.  Bemerkenswert 
ist  an  diesem  Instrument  auch  die  glückliche  Lösung 
des  Halsproblems  mit  den  beiden  Wirbelkästen. 

Geigenzettel :  A  la  renome  rue  de  Braque,  au  marais,  / 
Renault  et  Chatelain,  luthiers  /  fönt  et  vendent,  louent 
achetent  /  et  raccommodent  toutes  sortes  /  d  Instru- 
ments de  musique  etc.  /  ä  Paris  (gedruckt)  und  Abb.  663. 

Renisto.  —  Cremona 

In  vielen  Büchern  wird  ein  Cremoneser  namens 
»Renisto«  aufgeführt ;  er  wird  als  Schüler  C.  Bergonzis 
ausgegeben  und  in  das  Jahr  1738  gesetzt.  Es  ist  leicht 
einzusehen,  daß  dieser  »Renisto«  aus  dem  mißver- 
standenen Wort  »reuisto«  (revisto,  d.  i.  nachgesehen) 
entstanden  ist,  mit  dem  die  Italienischen  Geigen- 
macher ihre  Reparaturzettel  zu  beginnen  pflegten. 

Rens. —  Gent.   1860 

Verfertigte  eine.  Violine  aus  Kupfer.  (Sammlung  C.  C. 
Snoeck.) 

Renz,  August  Albin.  —  Geb.  31.  JuH  1871  in 
Tetschen,  arbeitet  als  Geigenmacher  in 
Markneukirchen 


Resch,  Ch.  —  Frankfurt  a.  M.    1880.    1881 

Er  bezeichnete  sich  als  Saiteninstrumentenfabrikant. 
Als  Geigenmacher  war  er  nicht  bedeutend,  doch  hat 
er  ganz  gute  Gitarren  und  Zithern  gemacht  und  auch 
eine  zusammenlegbare  Zither  erfunden. 

Resche,  Peter 

Im  Altonaer  Museum  befindet  sich  eine  durch  ein  Rad 
anzustreichende  Gitarre  (»Guitarre  en  vielle«,  vgl. 
Dict,  raisonn.  des  sciences,  Planches  Vol.  V.  Lutherie 
p.  V.  Fig.  IV).  Das  Instrument  stammt  aus  der  Gegend 
von  Neumünster  und  hat  die  Inschrift:  »Allen  zu  ge- 
fallen ist  unmöglich.  /  Peter  Resche.«  /  (Ohne  Ort  und 
Jahreszahl.) 

Resle,  Andreas.  —  Füssen.    1720.    f  2.  April 

1756 

Einer  der  besten  Füssener  Meister  seiner  Zeit.  Er 
scheint  auch  bei  G.  Aman  in  Augsburg  gearbeitet  zu 
haben  ;  wenigstens  sagtPiegendorfer,  daß  seine  Arbeiten 
denen  Amans  zum  Verwechseln  ähnlich  sehen.  Seine 
Geigen  sind  in  allen  Teilen  meisterhaft  durchgeführt; 
der  Ton  ist  einschmeichelnd  und  der  Lack  von 
schöner,  rotbrauner  Farbe,  nur  manchmal  sehr  nach- 
gedunkelt. Das  Deckenholz  ist  immer  sehr  schön.  Eine 
prachtvolle  Geige  von  ihm  befindet  sich  in  der  staatl. 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin  (aus  der 
Sammlung  Snoeck),  eine  Viola  d'amore  von  1743  im 
Landesgewerbemuseum  in  Stuttgart  (Nr.  9,  30).  Eine 
gute  Viola  von  ihm  besitze  ich  selbst. 
Geigenzettel :  Andreas  Resle  in  /  Fuessen  me  fecit  1 727 
(gedruckt).  —  Andreas  Resle  /  fecit  Fiessae  /  1740  (ge- 
druckt).— Andreas  Reßle  Lauten-  und  /  Geigenmacher 
in  Fiessen  1  745  (gedruckt). 

Resle,  Johann  Baptist.  —  Füssen  (?).   1793 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Andreas,  dessen  Name  ohne 
Ortsangabe  sich  in  einer  Viola  vorfand. 

Resuche,  Charles.  —  Lyon,  Bordeaux.  Geb. 
in  Mirecourt  1 1 .  Dezember  1858 
Schüler  von  Didion  und  später  von  Gand  &  Bernardel. 
Im  Jahre  1890  begründete  er  mit  Justin  Diter  zu- 
sammen eine  Werkstatt  in  Lyon  in  der  Passage  de 
l'Argue.  Später  wohnte  er  in  der  Rue  de  l'Hötel  de  ville 
69.  Die  beiden  Genossen  trennten  sich  nach  1897 
wieder;  Diter  ging  nach  Marseille  und  Resuche  nach 
Bordeaux,  wo  er  1899  F.  Meynieus  Firma  übernahm. 
Er  kommt  in  seiner  Arbeit  seinen  Lehrern  sehr  nahe 
und  wird  von  Kennern  geschätzt.  Er  arbeitet  haupt- 
sächlich nach  Stradivari,  Guarneri  und  Amati  und  ge- 
braucht einen  hübschen  Ollack. 
Geigenzettel :  Abb.  648  und  649. 

Retfi,  lebt  als  Geigenmacher  in  Chartres 
Retourna,    Emile.    —    Mirecourt.     Geb.    zu 
Bequecourt  24.  Oktober  1856 

Schüler  von  Victor  Durand.  Er  trat  bei  der  Firma 
Laberte  ein  und  wurde  da  artistischer  Direktor.  Er 
konstruierte  eine  '/>,  Violine,  die  Beifall  fand,  und  be- 
sitzt allerlei  Auszeichnungen. 


414 


Reubusch  —  Richter 


Reubusch,  Johann.  —  Boskovic  (Boskowitz) 

Ein  mittelmäßiger  Geigenmacher  aus  der  ersten  Hälfte 
des  19.  Jahrhunderts.  Arbeit,  Lack  und  Modell  sind 
unschön. 

Geigenzettel :  Johann  Renbusch  Bürger  &  /  Instru- 
mentenmacher m  /  Poskowitz  (gedruckt). 

Reum.  —  Bleicherode.   1778.   1791 

Ein  Stadtmusikus,  der  auch  alte  Geigen  mit  mäßigem 
Geschick  zusammenfhckte.  Eine  von  ihm  reparierte 
Geige  von  »Ignatio  Penze«  (Penzl)  besitzt  Juhus 
Rommel  in  Ehsenhof  bei  Wemeuchen. 

Revalo  s.  Ohlhaver 

Revolti  s.  Rivolta 

Reynaud,  Andre.  —  Tarascon.    1755.    1766 

Die  wenigen  Geigen,  die  man  von  ihm  kennt,  sind  nicht 
besonders  gut ;  dagegen  müssen  seine  Violoncelli  gelobt 
werden,  eines  davon  wird  geradezu  als  meisterhaft  be- 
zeichnet. Aus  seinem  Zettel  geht  hervor,  daß  er  ehe- 
mals Geistlicher  gewesen  ist. 

Geigenzettel:  Andreas  Reynaud  olim  /  Canonicus  y 
Terascone  in  gallo  Provincia  1766  (gedruckt). 

Rez,  Antoine.  —  Mirecourt.   1734 

Arbeiten  von  ihm  scheinen  sich  nicht  erhalten  zu  haben. 

Ribarits  (Ribancs),  Johann.  —  Steinamanger. 

Geb.  um  1840  In  Ödenburg,  f  1900 

Schüler  von  Gründler  und  von  Karl  Brandl;  ge- 
schickter Geigenmacher,  der  auch  als  Reparateur  viel 
beschäftigt  wurde.  —  Ein  Josef  Ribarits  ist  noch  jetzt  in 
Steinamanger  als  Geigenmacher  tätig. 

Ribarits,  Stefan.  —  Steinamanger.    1880 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  R.  Ein  talentvoller 
Geigenmacher,  der  nur  leider  schon  in  seinem  30.  Le- 
bensjahre starb. 

Riber,  Johann.  —  Wien.   1836 

P.  de  Wit  veröffentlicht  zwar  einen  Geigenzettel  mit 
diesem  Namen,  ein  Johann  Riber  läßt  sich  jedoch  in 
Wien  als  Geigenmacher  nicht  nachweisen. 

Ricci,  Luigi.  —  Neapel.  1898 

Seine  Mandohnen  werden  gerne  gespielt. 

Ricevuti,  Aurelio.  —  Florenz.   1650 

Ein  Instrumentenmacher,  der  als  Sohn  des  ApoUonio 
bezeichnet  und  von  Valdnghi  (2612)  aufgeführt  wird. 

Richard,  Robert.  —  Paris.    1756 

Geschworner  Zunftmeister  für  1 756.  Sonst  ist  vor- 
läufig nichts  über  ihn  bekannt.  Valdrighi  nennt  ihn 
einen  Reparateur.  Es  soll  auch  einen  Geigenmacher 
Fran(;:ois  Richard  gegeben  haben,  der  noch  im  19.  Jahr- 
hundert gelebt  hat. 

Richards,    Edwin.    —    London.     Geb.    1859, 

t  1894 

Ein  sehr  geschickter  Geigenmacher,  der  sowohl  prak- 
tische als  theoretische  Kenntnisse  in  hervorragendem 


Maße  besaß  und  bei  Kennern  in  hoher  Achtung 
stand.  Auch  sein  Vater  soll  schon  Geigenmacher  ge- 
wesen sein. 

Richards,  John.  —  Llanrwst  (Wales).  Mitte 
des  18.  Jahrhunderts 

Ein  walisischer  Harfen-  und  Lautenmacher,  von  dem 
sich  eine  Harfe  in  der  Sammlung  Galpin  (Hatfield)  be- 
findet. 

Richardson,  George.  —  Nottingham.    1899 

Seinen  Geigen  wird  ein  schöner  Ton  nachgerühmt, 
doch  sollen  ihm  Violen  am  besten  gelingen. 

Richelme,  Antoine-Manus.  —  Marseille.  Geb. 
1832,  t  1896 

Schüler  von  Yong  in  Marseille;  arbeitete  bei  Coviaux, 
Lippy  und  Daniel  und  machte  sich  1867  selbständig. 
Ein  talentvoller  Geigenmacher,  der  das  Heil  seiner 
Kunst  dann  erblickte,  daß  man  zur  alten  Violenform 
zurückkehre.  Er  machte  verschiedene  Geigen  und 
Bratschen  nach  diesen  Prinzipien,  die  sich  durch  vollen 
Klang  auszeichnen,  und  gab  1868  eine  Schrift  unter 
dem  Titel :  »Etudes  et  observations  sur  la  lutherie 
ancienne  et  moderne«  heraus.  Sein  Nachfolger  wurde 
Diter. 

Richer,  O.  H.  —  Montreal.   1886 

Vielleicht  mit  Thomas  Richer-Francis  verwandt. 
Besserer  kanadischer  Geigenmacher  aus  dem  letzten 
Drittel  des  19.  Jahrhunderts 

Richer-Francis,  Thomas,  englischer  Geigen- 
macher dritten  Ranges,  der  nach  1880  vor- 
kommt 

Richter,  Casp.  Wilh.  Christian.  —  Hamburg 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  19.  Mai  1797  Bürger 
von  Hamburg  wurde. 

Richter,  Christian.  —  Borstendorf.  Geb.  1680, 
t  8.  April  1755 

Er  soll  zur  vogtländischen  Familie  semes  Namens  ge- 
hören oder  diese  zur  Borstendorfer. 

Richter,  Christian  Adam.  —  Klingenthal. 
1724 

Einer  der  älteren  Klingenthaler,  der  schon  1724  im 
Geigenmacher-Kassenbuch  als  Meister  bezeichnet 
wird.  Er  ist  vermutlich  mit  dem  Christoph  Adam  R., 
der  1708  in  Markneukirchen  in  die  Innung  aufge- 
nommen wurde,  identisch.  Eine  Verwechslung  von 
Christian  mit  Christoph  findet  sich  in  den  damaligen 
Urkunden  ebenso  häufig  wie  von  Gottfried  und  Gott- 
lieb usw. 

Richter,  Christian  Friedrich.  —  Klingenthal. 
1736 

Sohn  von  Christoph  Adam  R.  Wie  sein  Vater  nur  aus 
den  Innungslisten  bekannt. 


Richter  —  Riechers 


415 


Richter,    Christoph   Adam.  —  (Mark)  Neu- 
kirchen. Geb.  um  1685.   1708 

In  den  Innungsbüchern  heißt  es  von  ihm  am  8.  Juni 
1708:  »Weiln  dann  dieser  (Christoph  Adam  Richter, 
Geigenmachers  Geselle)  keines  Meisters  Sohn  noch 
weniger  seine  zwey  Wanderjahre  nicht  verwandert.  Er 
vielmehr  bei  Ihre  Hochfürstl.  Durchl.  unterthänigst 
angesuchet,  ohne  Wanderung  (ihm)  zu  einem  Mit- 
meister  auff-  und  anzunehmen,  (hat  er)  auch  dafür 
10  Thaler  Hochfürstl.  Cammer  abtragen  müssen  .  .  .« 
Er  war  vermutlich  ein  Eingewanderter  und  scheint 
dann  auswärts  gestorben  zu  sein  —  vielleicht  in 
Klingenthal  — ,  da  sein  Name  in  den  Markneukirchner 
Pfarrbüchern  nicht  vorkommt.  Von  ihm  ist  vielleicht 
die  sechssaitige  Tenor- Viola  di  Gamba  in  der  Samm- 
lung Claudius  in  Kopenhagen,  auf  deren  Zettel  man 
f reihch  nur  den  Namen  Richter  mit  der  Jahreszahl  1712 
entziffern  kann.  Er  scheint  identisch  zu  sein  mit  dem 
bereits  1 705  in  den  Zunftbüchern  erwähnten  Christian 
Adam  R. 

Richter,  Johann  Georg.  —  Borstendorf.    Geb. 

1692,  t  16.  April  1732 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Christian  R.  Man  weiß  von 
ihm  nur,  daß  er  bei  Hans  Vogel  und  Christian  Richter 
gelernt  hat. 

Richter,  Karl,  hat  In  Wien  eine  Werkstatt  und 

beschäftigt  einen   Gehilfen   als   Reparateur 

für  Geigen 

Richter.  —  Modena.   1808 

Ein  Deutscher,  der  sich  am  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts als  Gitarrenmacher  in  Modena  niederließ.  Er 
soll  jedoch  auch  Geigen  gemacht  haben.  Auch  bei 
Valdrighi  (2617)  wird  er  erwähnt. 

Richter  &  Jühllng  s.  Jühllng 

Rlcolazl,  Ludovlco.  —  Cremona.   1729 

Ich  kann  diesen  Namen  nur  auf  Vidals  Autorität  hin 
hier  anführen.  Irgendwelche  Belege,  daß  ein  Geigen- 
machei  L.  Ricolazi  wirklich  in  Cremona  gelebt  habe, 
waren  nicht  aufzufinden.  Dagegen  wurde  von  einem 
Davide  Ricolazi  in  Cremona,  Via  lunga  1 74  .  .  .  vor 
einigen  Jahren  in  London  eine  Violine  zum  Verkaufe 
angeboten. 

Rlcozali,  Nicolo.  —  Civitavecchla.   1759 

Hofsekretär  A.  Gerschey  in  Lissabon  besaß  eine  hoch- 
gewölbte Violine  mit  breiter,  aus  vier  Holzfasern  be- 
stehender Einlage  dieses  Geigenmachers,  in  der  Arbeit 
an  die  Art  Giglis  erinnernd.  Der  Boden  bestand  aus 
einem  Stück,  die  F-Löcher  waren  schön,  der  Lack 
gelblich  und  der  Ton  zwar  etwas  hohl,  aber  doch  gut. 
Auf  dem  geschriebenen  Zettel  war  der  Name  Ricozali 
zu  lesen.  Er  gehörte  wohl  zu  derselben  Familie  wie 
Ricolazi,  —  welche  Lesart  ist  richtig? 

Rlcordl,  Giovanni.  —  Mailand 

Eine  Geige  ohne  Datum  mit  der  Inschrift :  »Giovanni 
Ricordi  Milano«  befindet  sich  im  Mathiasdom  zu  Ofen 
(Budapest).  Der  Zettel  deutet  wohl  den  Verkäufer 
(Musikalienhändler),  nicht  aber  den  Verfertiger  an. 


Ricque,  Henri. —  Brüssel?   1459.   1460 

Ein  Brabanter  Meister,  dessen  Name  urkundlich  nach- 
zuweisen ist.  Vgl.  »Archives  des  Arts«  (Brüssel). 

Riechers.  —  Hannover.   1835.   1848 

Der  Vater  von  August  Riechers.  Der  letztere  schreibt 
von  ihm :  »Schon  als  Knabe  lauschte  ich  gern  den  Er- 
zählungen meines  Vaters,  der  als  Musiker  in  Hannover 
lebte  und  nebenbei  als  Autodidakt  die  Geigenmacherei 
betrieb  ...  Er  erwähnte  es  stets  als  ein  besonderes  Er- 
eignis und  betrachtete  es  als  eine  große  ihm  zuteil  ge- 
wordene .Auszeichnung,  daß  er  die  Guarnerigeige 
Paganinis  öffnen  und  reparieren  durfte.  Obgleich  der 
große  Künstler  die  .Arbeit  lobte  und  durch  die  Repa- 
ratur vollständig  zufriedengestellt  war,  iand  er  doch  die 
angesetzte  Rechnung  von  3  Talern  zu  hoch,  so  daß  sich 
dieser  darüber  sehr  ärgerte  und  den  Italiener  samt  seiner 
Geige  verwünschte  .  .  .<< 

Riechers,  Albert.  —  Wiesbaden,  London, 
Toronto,  San  Francisco.  1880.  1893 
Ältester  Sohn  von  August  Riechers  und  dessen  Schüler. 
Er  wurde  auch  als  Geiger  ausgebildet,  arbeitete  in  ver- 
schiedenen Städten  und  wanderte  1892  nach  Amerika 
aus. 

Riechers,  August.  —  Hannover,  Berlin.  Geb. 
8.  März  1836  in  Hannover,  f  4.  Januar  1893 
in  Berlin 

Als  Sohn  eines  Musikers,  der  sich  auch  mit  dem  .Aus- 
bessern alter  Geigen  beschäftigte,  hat  er  schon  mit 
1 2  Jahren  eine  Geige  selbständig  zu  machen  versucht, 
kam  aber  trotzdem,  sehr  gegen  seinen  Willen,  zu  einem 
Klaviermacher  in  die  Lehre.  Hier  hielt  er  es  nicht  lange 
aus;  nun  erst  setzte  er  es  durch,  nach  Markneukirchen 
geschickt  zu  werden,  wo  Carl  Friedrich  Ficker,  genannt 
»Fickerhansl",  sein  Lehrer  wurde  ^).  Als  Gehilfe 
arbeitete  er  hauptsächlich  bei  L.  Bausch.  Wenn  er 
beiden  Meistern  auch  viel  verdankte,  so  hat  er  es  doch 
erst  durch  rastloses  Selbststudium  zu  jener  Voll- 
kommenheit gebracht,  die  ihn  vor  anderen  Geigen- 
machern auszeichnete.  1862  ließ  er  sich  in  seiner  Vater- 
stadt Hannover,  Bübelingenstr.  Nr.  1 1 ,  nieder  und  hatte 
das  Glück,  daß  Joachim  auf  ihn  aufmerksam  wurde,  ihn 
förderte  und  ihn  schließlich  im  Jahre  1872  veranlaßte, 
seine  Werkstatt  nach  Berlin  zu  verlegen.  Er  arbeitete 
fast  ausschließlich  nach  den  Modellen  von  Stradivari, 
wobei  er  immer  wieder  neue  Versuche  anstellte,  und 
daher  kommt  es  auch,  daß  seine  ältesten  Geigen  zu 
dick  im  Holz  sind,  während  seine  späteren  oft  zu  dünn 
erscheinen.  Gut  aber  sind  sie  alle;  nur  unter  den 
Gelgen  aus  seiner  allerletzten  Zelt,  an  denen  er  wenig 
selbst  gearbeitet  hat,  und  die  nicht  immer  von  ge- 
schickten Gehilfen  herrührten,  findet  man  solche,  die 
minderwertig  genannt  werden  dürfen.  Er  arbeitete  un- 
gemein gewissenhaft  und  sorgfältig  und  verstand  sich 
gut  auf  das  Holz,  wenn  auch  seine  Ansicht,  daß  das 


^)  Im  Gegensatz  zu  Riechers'  eigener  Angabe  soll, 
wie  in  Markneukirchen  erzählt  wird,  nicht  Ficker-Hansel, 
sondern  Carl  Wilhelm  Aug.  Ficker,  geboren  1818,  f  1868 
sein  Lehrer  gewesen  sein. 


416 


Riede 


RIedl 


en 


Holz,  wenn  es  fünf  Jahre  lang  zugeschnitten  gelagert 
habe,  fertig  zum  Geigenmachen  sei,  nicht  allgemein 
geteilt  wird.  Gewöhnlich  verwendete  er  Spirituslack 
mit  einem  kleinen  Zusatz  von  Terpentinöl.  Im  ganzen 
hat  er  über  1600  neue  Geigen  gemacht,  und  es  wird 
kaum  einen  Geigenmachcr  in  Deutschland  geben,  der 
mehr  italienische  Meisterinstrumente  repariert  hat  a's 
er;  darunter  sollen  mindestens  300  »echte  Stradivari« 
gewesen  sein.  Daher  konnte  man  seine  Werkstatt  auch 
als  eine  Hochschule  für  junge  Geigenmacher  ansehen ; 
denn  eine  bessere  Gelegenheit,  sich  zu  vervollkommnen, 
als  bei  Meister  Riechers,  gab  es  damals  nirgends.  Er 
war  ein  wirklicher  Kenner  und  hat  auch  eine  kleine 
Schrift  »Die  Geige  und  ihr  Bau«  (4.  Aufl.  Berlin  1 91 2) 
hinterlassen.  Auch  als  Bogenmacher  war  er  ausgezeich- 
net, kurz,  ein  echter  Künstler,  der  auch  schon  in  der 
äußeren  Erscheinung  für  sich  einnahm.  Gussow  hat  ihn 
in  seiner  Werkstatt  gemalt.  Ein  sehr  gutes  Violoncello 
von  ihm  besaß  Prof.  Hausmann  in  Berlin. 
Geigenzettel :  Abb.  654. 

Riedel,  Joseph  Alexander.  —  Braetz,  Meserltz, 

Danzig.    Geb.  am   1 5 .  September   1810  in 

Weissig  (Kreis  Steinau  in  Schlesien),  f  1866 

in  Danzig  an  an  der  Cholera 

Einer  der  besseren  deutschen  Geigenmacher  aus  der 
Mitte  des  19.  Jahrhunderts.  Er  erlernte  ursprünglich  in 
Glogau  das  Tischlerhandwerk  und  ließ  sich  als 
Tischlermeister  1832  in  Braetz  (Kreis  Meseritz)  nieder, 
wo  er  am  23.  Dezember  1834  auch  das  Bürgerrecht 
erwarb.  Schon  als  Knabe  wollte  er  immer  Geigen- 
macher werden,  und  als  ihm  in  den  vierziger  Jahren  der 
Meseritzer  Kreisphysikus  Dr.  Keßler  eine  Geige  zur 
Reparatur  anvertraute,  erwachte  seine  alte  Leidenschaft 
wieder.  Er  führte  nicht  nur  die  Reparatur  zu  allseitiger 
Zufriedenheit  durch,  sondern  fertigte  auch  eine  über 
Erwarten  gelungene  Kopie  der  Geige  an.  Er  fand  nun 
an  Dr.  Keßler  einen  warmen  Freund  und  Gönner,  der 
ihm  alle  Lehrbücher  des  Geigenbaus  verschaffte  und 
ihm  in  jeder  Weise  an  die  Hand  ging.  Er  suchte  die 
besten  Instrumente,  deren  er  habhaft  werden  konnte, 
zu  kopieren,  studierte  ihre  Vorzüge  mit  Eifer  und 
wissenschaftlichem  Ernste,  und  unterstützt  von  einer 
seltenen  Handgeschicklichkeit  brachte  er  es  bald  zur 
vollen  Meisterschaft.  Als  1850  Riedels  Frau  starb,  gab 
[er  seine  Tischlerei  ganz  auf  und  verlegte  sich  von  da  an 
ausschließlich  auf  das  Geigenmachen.  Schon  in  den 
ersten  Jahren  seiner  Kunstübung  hatte  er  die  Genug- 
tuung, daß  ihm  von  einem  polnischen  Grafen  eine 
Geige  gezeigt  wurde,  die  dieser  als  echte  Stradivari  ge- 
kauft hatte,  die  Riedel  aber  sofort  als  seine  eigene  Arbeit 
erkannte.  Im  Jahre  1854  wurde  er  vom  kgl.  preuß. 
Handelsministerium  durch  eine  Geldprämie  von 
100  Talern  ausgezeichnet  und  verlegte  am  30.  De- 
zember 1855  seinen  Wohnsitz  in  die  Kreishauptstadt 
Meseritz.  Dort  arbeitete  er,  fleißig  studierend,  weiter 
und  baute  von  1859 — 1863  auch  Orgeln.  In  letzt- 
genanntem Jahre  siedelte  er  nach  Danzig  über,  wo  er 
leider  schon  nach  drei  Jahren  der  Choleraepidemie  zum 
Opfer  fieP).  Im  Anfang  betrieb  er  das  Geigenmachen 


^)  Seinen    Nachlaß    kaufte    Hofinstrumentenmacher 
Grimm  in  Berlin. 


ganz  wie  die  alten  Tiroler  Meister,  indem  er  im  Winter 
jährlich  etwa  15  Geigen  machte,  mit  denen  er  dann  im 
Sommer  auf  Reisen  ging;  immer  aber  arbeitete  er  mit 
der  größten  Sorgfalt,  so  daß  er,  da  er  jedes  Instrument 
von  Grund  aus  selbst  machte,  im  Jahre  selten  über 
20  Instrumente  (Violinen,  Bratschen  und  Violoncelli) 
fertigstellte.  So  ist  die  Arbeit  an  allen  seinen  Geigen  bis 
ins  kleinste  außen  und  innen  tadellos ;  er  war  ein  feiner 
Holzkenner  und  verarbeitete  nur  das  allerbeste  Holz, 
das  sich  zu  verschaffen,  er  kein  Opfer  scheute;  weniger 
gut  ist  sein  Lack,  der  (meist  goldgelb)  nicht  das  Feuer 
der  italienischen  Geigen  besitzt.  Er  bevorzugte  das 
Guarnerimodell,  arbeitete  aber  auch  nach  Stradivari. 
Im  Anfange  schrieb  er  seine  Zettel;  später  verwendete 
er  auch  gedruckte  Zettel  mit  handschriftlich  hinzu- 
gefügter Nummer,  oder  er  kopierte  den  Zettel  des 
Originalinstruments,  das  ihm  als  Vorlage  diente,  und 
setzte  geschrieben  oder  gedruckt  darunter:  »Josephus 
Riedel  in  Meseritz  (Danzig)  imitabat  Anno  18  .  .«  Eine 
Geige,  die  nicht  so  gut  war,  wie  er  es  verlangte,  zer- 
brach er  lieber,  ehe  er  sie  aus  den  Händen  gab.  Leider 
hatte  er  nur  wenig  materiellen  Erfolg,  so  daß  sein 
Idealismus  um  so  höher  anzuschlagen  ist,  da  er  sich  nie 
dazu  hergab,  Fabrikware  herzustellen.  Heute  werden 
seine  Arbeiten  bereits  teuer  bezahlt.  Eine  sehr  gute 
Violine  von  ihm  besitzt  Konzertmeister  Willy  Gehreken. 
Geigenzettel :  Abb.  634. 

Riedele,  Mathias.  —  Augsburg.    1760.    f  vor 
1802 

Seiner  Arbeit  nach  muß  er  ein  Schüler  von  G.  F. 
Wenger  gewesen  sein,  den  er  mit  bestem  Erfolge  nach- 
ahmte. Er  machte  besonders  vorzügliche  Bässe,  aber 
auch  viele  Geigen  von  kleinstem  Umfang,  Taschen- 
geigen u.  dgl.  Da  er  im  Adreßkalender  von  1792  noch, 
in  dem  von  1802  aber  nicht  mehr  vorkommt,  dürfte  er 
in  der  Zwischenzeit  gestorben  sein. 
Geigenzettel :  Mathias  Riedele  /  Lauten-  u.  Geigen- 
Macher  /  in  Augsburg  fecit  1 767  (gedruckt). 

Riedl,  Joseph.  —  Schönbach  (?).   1793 

In  einer  Violine  von  gutem  Schöhnbacher  Aussehen 
fand  ich  seinen  geschriebenen  Zettel,  auf  dem  der 
Wohnort  (wie  es  schien,  absichtlich)  unleserlich  ge- 
macht war. 

Riedl,  Wenzl.  —  Oberschönbach  b.  E.    Geb. 
1854  m  Oberschönbach 

Schüler  von  Joseph  Siebenhüner,  bei  dem  er  seit  1869 
lernte.  Bis  1893  arbeitete  er  in  verschiedenen  Werk- 
stätten und  machte  sich  1894  selbständig.  Er  ist  nicht 
identisch  mit  Wenzl  Riedl,  der  um  1884  in  Stockerau 
als  Geigenmacher  tätig  war.  Ein  anderer  Riedl  war  im 
1 9.  Jahrhundert  in  Preßburg  ansässig. 

Riedlen,  Gottlieb  Friedrich.  —  Bonn.    Geb. 
1749  in  Tuttlingen.   1785 

Ein  Mechaniker  und  Instrumentenmacher,  der  allerlei 
Musikinstrumente  mit  Klaviaturen  erfand,  unter 
anderen  ein  solches,  das  die  -Wirkung  eines  Streich- 
quartetts mit  Flöten  hervorgebracht  haben  soll.  Er  kam 
1782  nach  Bonn,  doch  hat  er  mit  seinen  Erfindungen 
keinen  nachhaltigen  Erfolg  erzielt. 


Rief  —  Rieger 


417 


Rief,  Anton.  —  Vils.  Geb.  22.  Februar  1694 
in  Vils,  t  daselbst  25.  August  1766 
Was  über  die  Mitglieder  der  Familie  Rief  in  den  Vilser 
Pfarrmatrikeln,  die  bis  1688  zurückreichen,  zu  er- 
mitteln war,  hat  Dr.  Fr.  Waldner  in  seinen  Nachrichten 
über  Tiroler  Geigen-  und  Lautenmacher  (Ferdmand. 
Zeitschr.  III  F.  55.  Heft)  veröffentlicht.  Anton  Rief 
war  der  Sohn  des  Conrad  R.  und  der  Katharma 
Rauscher  und  vermählte  sich  am  13.  September  1719 
mit  Maria  Elisabeth  Wörl.  Seine  Geigen  sind  von  guter 
Tiroler  Arbeit  und  haben  zumeist  schönes  Deckenholz. 
Der  Lack  ist  braun. 

Geigenzettel:  Anton  Rief  in  Vils  /  im  Tyroll  /  1725 
(gedruckt). 

Rief,  Antoni.  —  Vils.   1810 

Ein  von  Dr.  Fr.  Waldner  nicht  erwähntes  Mitglied  der 
Familie  Rief,  von  dem  ich  jedoch  zwei  Geigen,  beide 
mit  der  Jahreszahl  1810,  in  Händen  gehabt  habe.  Die 
Arbeit  kam  den  besseren  Mittenwaldern  jener  Zeit  sehr 
nahe,  nur  der  Lack  war  recht  dürftig. 
Geigenzettel:  Antoni  Rief  in  Vils  /  1810  (gedruckt). 

Rief,  Dominicus.  —  Vils.   Geb.  am  13.  Januar 
1759  in  Vils,  t  das.  3.  Dezember  1814 

Sohn  und  wohl  auch  Schüler  von  Matthäus  R.  Er 
heiratete  am  24.  Februar  1 787  Maria  Franziska  Schon- 
ger und  war  vielleicht  der  beste  Geigenmacher  aus 
seiner  Familie  und  sicher  einer  der  besten  seines  Wohn- 
sitzes. Seine  Arbeit  ist  sehr  sorgfältig,  das  Holz  gut  ge- 
wählt und  der  Ton  groß,  nur  manchmal  etwas  näselnd. 
Sein  Lack  hat  stark  nachgedunkelt.  Er  verwendete  ge- 
schriebene und  gedruckte  Zettel.  Eine  Violine  von  ihm 
besitzt  Konzertmeister  Fr.Eibl  in  Innsbruck,  eine  große 
Viola  mit  Perlmuttereinlagen  am  Griffbrett  und  ein 
Violoncello  das  Ferdinandeum. 

Geigenzettel:  Dominicus  Rief  /  in  Vils  in  Tyroll  1810 
(gedruckt)  und  Abb.  652. 

Rief,  Johann  Georg.  —  Vils.    Geb.   1 .  April 
1765  in  Vils,  t  daselbst  1 .  Januar  1848 

Sohn  des  Matthäus  R.  und  jüngerer  Bruder  von  Domi- 
nicus R.  Er  heiratete  am  18.  April  1798  Magdalena 
Heng  und  war  Geigenmacher  und  Sakristan  der  Vilser 
Stadtpfarrkirche.  Seine  Arbeit  ist  der  der  übrigen  Mit- 
glieder seiner  Familie  sehr  ähnlich;  nur  scheint  er  eine 
etwas  höhere  Wölbung  bevorzugt  zu  haben.  Sein  Lack 
ist  braun.  Eine  sauber  gearbeitete  Violine  von  ihm  be- 
sitzt K.  Frei  in  Göppingen,  eine  Viola  die  Kirche  in 
Vils. 

Geigenzettel:  Joh.  Georg  Rief  in  Vils  /  in  Tyrol  1797 
(gedruckt). 

Rief,  Joseph  Matthäus  I.  —  Vils.  Geb.  6.  Sept. 

1799  in  Vils,  t  daselbst  10.  Juni  1848 

Sohn  des  Dominicus  R.  Verheiratet  war  er  seit  dem 
19.  April  1830  mit  Marianne  Sandbiller.  Seine  Arbeit 
weicht  in  Nebensachen  von  der  der  übrigen  Mitglieder 
seiner  Familie  etwas  ab:  vielleicht  hat  er  nicht  in  Vils 
gelernt,  da  er  erst  15  Jahre  alt  war,  als  sein  Vater  starb. 
Er  hatte  einen  hellbraunen  Lack,  arbeitete  sauber;  die 

V.  Lü  t  g-e  n  d  o  rf  f ,  Geig-en-   und  Lautenmacher.     Bd.  II 


Backen  des  Wirbelkastens  machte  er  breit ;  die  Schnecke 
ist  gut  gestochen  und  die  F-Löcher  verraten  eine  ge- 
wisse Eigenart.  Er  soll  sich  viel  mit  allerlei  Versuchen 
abgeplagt  haben.  So  befindet  sich  eine  Violine  mit 
doppeltem  Boden  in  W.  He)-ers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln.  Seine  Arbeiten  sind  von  denen  seines 
nur  um  zwei  Jahre  jüngeren,  gleichnamigen  Vetters  da- 
durch zu  unterscheiden,  daß  er  sich  auf  seinen  Zetteln 
kurzweg  Joseph  Rief  nennt,  während  jener  beide  Vor- 
namen anwendete. 

Geigenzettel :  Joseph  Rief  Lauten-  /  macher  in  Vils  1829 
(geschrieben)  und  Abb.  640. 

Rief,  Joseph  Matthäus  II.  —  Vils.  Geb. 
2.  Januar  1801  in  Vils,  f  daselbst  2.  März 
1879 

Sohn  von  Johann  Georg  R.  und  wohl  auch  dessen 
Schüler.  Am  17.  Juli  1826  heiratete  er  in  erster  Ehe 
Regina  Balbina  Erd,  in  zweiter  am  25.  September  1844 
Maria  Anna  Hartmann.  Er  arbeitete  ähnlich  wie  Joseph 
Matth.  I  und  sauber,  nur  manchmal  etwas  plump  in  der 
Form.  Er  war  der  letzte  Geigenmacher  in  der  Familie. 
Der  Großbetrieb  in  Mittenwald  machte  der  Geigen- 
macherei  in  Vils  den  Garaus,  und  in  den  letzten 
zwanzig  Jahren  seines  Lebens  soll  sich  Jos.  Matth.  !I  R. 
nur  noch  selten  mit  dem  Geigenbau  beschäftigt  haben. 
Seine  beiden  noch  lebenden  Söhne  besitzen  eine 
Violine  von  ihm. 

Geigenzettel:  Joseph  Matthäus  Rief  /  Geigenmacher 
zu  Vils  /  1857  (geschrieben). 

Rief,  Makarius?  — Vils.   1789 

Wenn  der  schwer  leserliche  Zettel  nicht  doch  dem 
Matthäus  zuzuweisen  ist,  wie  ich  glauben  möchte,  hätten 
wir  noch  ein  bisher  nicht  bekanntes  Mitglied  der 
Familie  zu  verzeichnen. 

Rief,  Matthäus.  —  Vils.  Geb.  in  Vils  am 
19.  September    1728,    f   daselbst   27.  März 

1794 

Sohn  und  wahrscheinlich  auch  Schüler  von  Anton  R. 
Er  war  seit  dem  10.  Januar  1757  mit  Maria  Schwarz 
verheiratet.  Er  gehört  zu  den  besseren  Meistern  aus 
seiner  Familie;  seine  Geigen  sind  sauber  gearbeitet  und 
klingen  gut.  Eine  recht  wohlgelungene  Violine  von  ihm 
mit  ziemlich  flacher  Wölbung  und  länglichem  Modell 
besitzt  C.  Stoeber  m  Würzburg. 

Geigenzettel:  Matthäus  Rief  in  /  Vils  im  Tyrol  1789 
(gedruckt). 

Rieger,  Andreas  I.  —  München.  Geb.  1836  in 
Mittenwald 

Sohn  von  Josef  Rieger ;  Schüler  seines  Vetters  Johann  R. 
Von  1852 — 1859  arbeitete  er  bei  Bauer  in  Stuttgart, 
nach  seiner  Militärzeit  bei  Tiefenbrunner  in  München 
und  gründete  dort  1870  sein  eigenes  Geschäft.  Er  ver- 
legte sich  hauptsächlich  auf  das  Ausbessern  alter 
Geigen  und  den  Handel  und  machte  zu  diesem  Zwecke 
größere  Reisen.  Als  sein  Schwiegersohn  Fiorini  in  das 

27 


418 


Rieger         Rieller 


Geschäft  eintrat,  änderte  er  die  Firma  in  »Rieger  und 
Fiorini«,  zog  sich  1896  in  das  Privatleben  zurück  und 
kehrte  in  seinen  Geburtsort  heim,  wo  er  noch  zum  Ver- 
gnügen als  Geigenmacher  tätig  war,  bis  es  ihm  das  hohe 
Alter  unmöglich  machte.  Er  war  mit  Wally,  geb.  Frey, 
vermähltd  3.  Februar  1901). 

Rieger,  Andreas  II  (»Anderl«).  —  Mittenwald. 
Geb.  1852,  t  1899 

Ein  Vetter  von  Andreas  I  R.  Er  arbeitete  nur  im  Wmter 
als  Geigenmacher  für  die  Verleger;  im  Sommer  war  er 
immer  in  den  Bergen  und  galt  auch  als  zuverlässiger 
Führer. 

Rieger,  Anton.  —  Mittenwald.    1780 

Einer  der  besten  Geigenmacher  aus  seiner  Familie. 

Rieger,  Caspar.  —  Mittenwald.  Geb.  7.  Januar 
1766.  1790 

Sohn  von  Joh.  R.  Ihm  dürfte  eine  mittelmäßige  Violme 
zuzuschreiben  sein,  die  den  Zettel  trug:  K.  Rieger, 
Geigen-  /  macher  in  Mittenwaldt  /  1 790    (gedruckt). 

Rieger,  Franz  Jonas.  —  Füssen  (?).   1683 

Der  Name  ist  nicht  ganz  sicher  zu  lesen  und  auch  der 
Ort  nicht  deutlich.  Manche  wollen  Neyß  lesen.  In 
Neiße  war  nie  ein  Rieger  ansässig,  dagegen  war  am 
Ende  des  17.  Jahrhunderts  der  Familienname  Rieger  in 
Füssen  heimisch,  und  es  liegt  nahe,  daß  die  Mitten- 
walder  Rieger  aus  Füssen  eingewandert  sind.  Ob  die 
Vermutung,  daß  die  Ruger  (Rugger)  in  Cremona  in 
einem  Füssener  Rieger  ihren  Stammvater  erblicken 
müssen,  mehr  als  eine  Vermutung  ist,  wird  schwer  fest- 
zustellen sein.  Eine  Geige  von  ihm  besitzt  das  Ger- 
manische Museum  in  Nürnberg. 

Geigenzettel:  Franciscus  Jonas  Rieger  (?)  /  renovavit  / 
musicus  instrumentalis/Vyess.Ao.  Do.  1683  (gedruckt) 

Rieger,  Georg.  —  Mittenwald.   1760.   1791 

Seine  Geigen  unterscheiden  sich  in  mancher  Beziehung 
von  den  übrigen  Mittenwaldern.  Er  arbeitete  nach 
einem  eigenen  Modell,  das  am  ehesten  an  Ruggeri 
erinnert  und  war  auch  ein  sehr  geschickter  Baßmacher. 
Holz  und  Arbelt  sind  stets  gut,  nur  der  Lack  ist  manch- 
mal zu  dunkel. 
Gelgenzettel :  Abb.  632. 

Rieger,  Johann   I.  —  Mittenwald.    Geb.  um 
1735,  t  nach  1768 

Es  kommen  nur  wenige  Arbeiten  mit  seinem  Namen 
vor,  und  diese  sind  nicht  bemerkenswert.  Im  Jahre  1 761 
war  er  schon  verheiratet.  Er  darf  als  der  Stammvater 
der  jetzt  noch  blühenden  Familie  betrachtet  werden. 
Noch  gegenwärtig  arbeiten  10—12  Geigenmacher 
namens  Rieger  für  die  großen  Mittenwalder  Fabriken. 

Rieger,  Johann  II.  —  Mittenwald.    1860 

Seine  Geigen  zeigen  ein  volles  Modell,  haben  lange 
spitze  Ecken,  schöne  F-Löcher  und  einen  rotbraunen 
Lack.  Die  Schnecken  scheint  er  nicht  selbst  geschnitten 


zu  haben.  Da  er  meistens  für  die  Verleger  tätig  war, 
kommen  Geigen  mit  seinem  Zettel  verhältnismäßig 
selten  vor. 

Gelgenzettel:  Johann  Rieger  Mittenwald  1860  (ge- 
schrieben). 

Rieger,  Johann  Nikolaus.  —  Mittenwald.  Geb. 
29. Januar  1764 

Sohn  von  Johann  R.,  scheint  jung  gestorben  zu  sein. 

Rieger,  Joseph.  —  Mittenwald.   1792.  \    1837 

Sohn  und  Schüler  von  Philipp  J.  R.  Ein  sehr  fleißiger 
Gelgenmacher,  der,  ohne  gerade  ein  Künstler  zu  sein, 
doch  recht  gute  Gelgen  gemacht  hat.  Auch  seine 
Gitarren  sind  brave  Arbeiten.  Eine  solche  von  1792 
besitzt  das  Historische  Museum  in  Basel. 
Geigenzettel:  Joseph  Rieger  Geigen-  und  /  Violon- 
m.acher  in  Mittenwald  /  an  der  Isser  1827  (geschrieben). 
—  Joseph  Rieger  Geigen-  ,'  macher  in  Mittenwald  an  / 
der  Iser  17..  (gedruckt).  —  Joseph  Rieger  /  Instru- 
mentenmacher in  Mittenwald/  an  der  Isar.  1830  (ge- 
druckt). 

Rieger,  Korbinian  I.  —  Mittenwald,  fum  1880 
Ein  talentvoller,  sorgfältig  arbeitender  Gelgenmacher, 
der  aber  fast  ausschließlich  für  die  Mittenwalder  Ver- 
leger tätig  war. 

Rieger,  Korbinian  II.  —  Mittenwald,    f  um 

1916 

Er  galt  zu  seiner  Zelt  als  der  beste  Violoncellobauer  in 
Mittenwald. 

Rieger,  Mathlas.  —  Mittenwald.    1760.    1767 

Ähnlich  wie  die  Jais  arbeitend,  verwendete  er  einen 
sehr  mageren,  farblosen  Lack.  Dagegen  sind  seine 
Schnecken  sehr  hübsch  geschnitzt. 

Rieger,  Mathias  Alois.  —  Mittenwald.    Geb. 

14.  September  1768 

Sohn  von  Georg  R.  Gelgen  von  ihm  sind  mir  nicht  be- 
kannt geworden. 

Rieger,  Philipp  Jacob.  —  Mittenwald.  Geb. 
I.Mai  1768.  1801 

Sohn  von  Joh.  Rieger.  Seine  Geigen  können  als  gute 
Mittenwalder  Durchschnittsarbeit  bezeichnet  werden. 
Geigenzettel:  Philip  Rieger  in  /  Mittenwald  1801  (ge- 
druckt). 

Rieger  &  Fiorini.  —  München.  1892 

Gelgen-  und  Zithermacherfirma  im  letzten  Jahrzehnt 
des  19.  Jahrhunderts,  die  Andreas  Rieger  mit  seinem 
Schwiegersohne  Fiorini  begründete. 

Rieller,  Johann.  —  Mittenwald.    1804 

Wenig    bekannter    Gelgenmacher    der    Mittenwalder 

Schule. 

Gelgenzettel:  Johann  Rieller  Geig.  /  in  Miettenwald, 

an  der  Isar  1804  (gedruckt). 


Riemann  Rinaldi 


419 


Riemann,  Carl.  —  Posen,    Ende  des  19.  Jahr- 
hunderts 

Ein  Zahnarzt  und  Zahntechniker,  der  sich  aus  Lieb- 
haberei mit  dem  Geigenbau  beschäftigte  und  emige 
Geigen  (unter  anderem  mit  Löwenköpfchen  am 
Wirbelkasten)  gemacht  hat. 

Riemer,  J.G.  — Würzen.   1882.   1891 

Häufiger  als  Geigen,  die  er  selbst  gemacht  hat,  kommen 
Wiederherstellungsarbeiten  von  ihm  vor. 

Geigenzettel:  Repar:  /  von  J.G.Riemer.  /  Würzen 
1882  (gedruckt). 

Riemeyer,  Albert.  —  Zürich.   1920 

Nachdem  er  durch  Liebhaberei  zum  Geigenbau  ge- 
kommen war  und  sich  durch  Selbststudium  allerlei 
Handgeschicklichkeit  erworben  hatte,  machte  er  noch 
eine  regelrechte  Lehrzeit  bei  Jos.  Hofmann  durch  und 
imitiert  jetzt  mit  Erfolg  alte  Geigen  nach  einem  Ver- 
fahren, von  dem  er  überzeugt  ist,  daß  in  diesem  das 
sog.  Geheimnis  der  großen  Cremoneser  bestand. 

Riesenberg,  J.  H.  —  Hamburg.   1834 

Er  wohnte  Kurze  Straße  Nr.  204  und  war  ein  tüchtiger 
Meister,  der  sehr  flache  Geigen  nach  Stradivari  ge- 
baut hat. 

Geigenzettel :  J.  H.  Riesenberg  /  Hamburg  Ao.  1834  / 
den  14en  Dec.  (gedruckt). 


w 


len. 


1820. 


Bamberg.    Geb.  um  1720, 


Rieß,  Andreas. 

t  1777 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  und  Schüler  von  Joseph  R., 
mit  dem  er  wohl  auch  verwechselt  wird.  Er  gehört  zu 
den  wenigen  deutschen  Geigenmachern  des  18.  Jahr- 
hunderts, die  schon  bei  Lebzeiten  einen  gewissen  Ruf 
besessen  haben,  wobei  ihm  freilich  zugute  kam,  daß 
Joseph  R.  sein  Vorgänger  gewesen  ist.  Andreas  R.  war 
schon  1750  Hofgeigenmacher,  und  daß  er  auch  ein 
tüchtiger  Musiker  war,  geht  daraus  hervor,  daß  er  zum 
Rector  chon  am  Dom  ernannt  wurde.  Auch  als  Orgel- 
bauer hat  er  sich  betätigt.  Er  bezog  ein  Gehalt  von 
80  fl.  jährlich,  wurde  aber  für  besondere  Dienste  be- 
sonders belohnt.  So  heißt  es  in  den  Hofkammer- 
Rechnungen:  »1751,  Febr.  4.  Andreas  Rieß,  Hof- 
geigenmacher  (erhält)  für  einen  nach  Hof  gefertigten 
großen  Violen  24  fl.  Ferner  1753,  März  3.  Andreas 
Rieß  Hofgeigenmacher  und  Musico  für  dessen  Be- 
mühung bey  aussuch  und  Liberirung  der  Hofmusi- 
kalien 12  fl.«  (Vgl.  E.  Frhrr.  v.  Marschalk,  Die  Bam- 
berger Hofmusik  unter  den  drei  letzten  Fürstbischöfen. 
Bambg.  1885.)  Seinen  Geigen,  die  hochgewölbt  sind, 
wird  ein  ansprechender  Ton  nachgerühmt. 

Rieß  (Ris),  Joseph.  —  Bamberg.    1719.    Soll 
1737  noch  gelebt  haben 

Arbeiten  von  ihm  kommen  noch  mehrfach  vor;  seine 
Geigen  schließen  sich  an  das  Stainermodell  an  und  sind 
recht  gut  gemacht.  Leider  fehlt  sein  Name  in  den  Hof- 
kammer-Rechnungen usw.  Eine  Arbeit  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1719  besitzt  das  Museum  in  Kopenhagen. 


Rieß  (Ries),  Nikolaus  Georg. 
1843 

Er  wohnte  als  Lauten-  und  Geigenmacher  auf  der 
Landstraße  (111.  Bezirk)  Nr.  106,  legte  am  21.  März 
1823  den  Bürgereid  ab  und  war  im  Jahre  1843  Mitvor- 
steher der  Geigenmacherinnung.  Eine  besondere  Ge- 
schicklichkeit bewies  er  als  Gitarrenmacher.  Seine 
Zettel  versah  er  mit  einem  Siegelabdruck  seines  Pet- 
schafts. 

Geigenzettel :  Nicolaus  Ries  /  Guitar  u.  Geigenmacher  / 
in  Wien  1820  (in  Geigen)  (gedruckt).  —  Nach  dem 
Modell  des  /  Luigi  Legnani  /  (L.  S.)  (Emblem)  / 
Nikolaus  Georg  Ries  /  in  Wien  (in  Gitarren)  (gedruckt). 

Riez,  du  s.  Du  Riez 

Rifry,  Johannes.  —  Freiburg  i.  Schweiz.    1632 

Nach  Grillets  Mitteilung  sind  von  ihm  Violoncelli  und 
Bässe  bekannt  geworden.  Bedot  in  Genf  besitzt  die 
Zargen  und  den  Wirbelkasten  eines  Instruments  von 
ihm.  Da  er  wahrscheinlich  kein  Bürger  war,  fehlt  sein 
Name  in  den  Freiburger  Bürgerbüchern ;  auch  sonst 
kommt  sein  Name  in  den  Akten  des  Freiburger  Archivs 
nicht  vor.  Auch  der  St.  Lukasbrüderschaft  gehörte  ein 
Rifry  nicht  an,  so  daß  es  leider  nicht  gelang,  mehr  über 
ihn  zu  erfahren,  als  was  Grillet  meldet. 

Righi,  Antonio.  — •  Modena.   1817 

Sohn  des  Ambrosio  R.  Er  war  seines  Zeichens  ein 
Färber,  der,  vielleicht  nur  als  Dilettant,  Bässe  von  ge- 
wöhnlicher Arbeit  gemacht  hat. 

Geigenzettel:  Antonius  Righi  tinctor,  /  filius  Ambrosii, 
fecit  Mutinae,  anno  1817  (gedruckt). 

Rlgondeau,  Theodore.  —  La  Rochelle.    1840. 
1860 

Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  der  sich  später  mit  seinem 
jüngeren  Bruder,  der  hauptsächlich  Klavier-,  Har- 
monium- und  Orgelmacher  war,  zu  der  Firma  Rigon- 
deau  freres  verband.  Am  1.  April  1874  wurde  ihr 
Schüler  E.  Ferrand  ihr  Nachfolger.  Beide  Brüder  sind 
bereits  vor  1899  gestorben. 

Geigenzettel :  Abb.  631 . 

Riley,  Henry.  —  Liverpool 

Er  wird  als  geschickter  Geigenbauer  bezeichnet. 

Rinaldi,  Celeste.  —  Modena.   1878 

Er  wohnte  als  Geigenmacher  in  der  Vorstadt  La  Ma- 
donnina in  Modena.  (Valdnghi  2631). 

Rinaldi,  Gioffredo  Benedetto.  —  Turin.    1850. 

t  1888 

Lieblingsschüler  von  Pressenda;  ein  geschickter  Gei- 
genmacher, dessen  Violoncelli  sehr  geschätzt  sind.  Auch 
als  Kenner  alter  Geigen  und  als  Händler  war  er  bekannt. 
Er  stand  in  Verbindung  mit  Tarisio  und  war  nach 
dessen  Tod  einer  der  geschicktesten  Entdecker  alter 
Instrumente  in  Italien.  Er  gab  in  Turin  1873  eine 
Schrift  heraus  unter  dem  Titel :  Classica  fabbricazione 
di  violini  in  Piemonte,  in  der  das  Ausführlichste  über 
Pressenda  berichtet  wird. 

27* 


420 


Rinaldi 


Ritti 


'g 


Rinaldi,  Lodovlco.  —  Rimlni.   1804 

Gitarren  und  Mandolinen,  die  ihm  zugeschrieben 
werden,  verraten  keine  sehr  geschickte  Hand. 

Rinaldi  s.  Marengo-Rinaldi 
Ringer,  Josef.  —  Absroth.    Geb.  21.  Februar 
1844  in  Absroth 

Schüler  von  Johann  Werner.  Im  Jahre  1878  machte  er 
sich  in  Leibitschgrund  selbständig  und  stellte  gute, 
billige  Geigen  her. 

Rinne,  Friedrich  Wilhelm.  —  Hamburg 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  27.  April  1798  das 
Bürgerrecht  erwarb. 

Rinozz,  Mattheo,  J.  —  1799 

Eine  dunkel  lackierte  Violine  nach  Amati  mit  diesem 
(wohl  falsch  gelesenen)  Namen  bot  Withers  zum 
Kauf  an. 

Rlppel,  Christian.  —  Glatz.   1765 

Eine  interessante  Viola,  ohne  Einlage,  trägt  den  ge- 
schriebenen Zettel:  Christian  Rippel  /  Geigenmacher, 
Glatz/  1765  (gedruckt). 

Riß  s.  Rieß 

Ristonni,  Gianfrancesco.  —  Florenz.    1678 

Sohn  des  Giovanni  R.  Ein  Lautenmacher,  den  Val- 
drighi  (2636)  anführt. 

Rltchle,  Archibald.  —  Dundee.  Geb.  3.  Okt. 
1833  in  Woodend,  Banchory,  f  vor  1904 

Er  war  lange  Jahre  im  Eisenbahnbau  tätig  und  hat  alle 
seine  freie  Zeit  darauf  verwendet,  die  Geigenmacherei 
zu  studieren;  er  begann  damit  schon  als  Knabe.  Ernst- 
hafter beschäftigte  er  sich  damit  seit  1863  und  hat  über 
150  Violinen  gemacht,  die  alle  recht  gut  sind  und  eine 
geschickte  Hand  verraten.  Seine  älteren  Geigen  sind 
nach  Stradivan  gemacht  und  haben  Spirituslack,  die 
späteren  nach  Guarneri  mit  OUack.  Er  verwendet  auch 
einen  Brandstempel  mit  seinem  Namen. 
Geigenzettel :  A.  Ritchie  /  Maker  /  No.  1 1 3  Dundee 
1895  (gedruckt). 

Ritmüller  (Rittmüller),  Gottlieb  Wilhelm.  — 
Göttingen.  Geb.  um  1 770  im  Eichsfelde  (?), 
t  vor  1830 

Er  wurde  am  17.  November  1794  als  Eingewanderter 
zum  Bürger  angenommen,  und  legte  am  5.  August  1795 
den  Bürgereid  ab.  Ursprünglich  machte  er  Lauten, 
Gitarren  und  Harfen;  später  verlegte  er  sich  haupt- 
sächlich auf  den  Bau  von  Klavichorden  und  Klavieren 
und  wurde  der  Gründer  der  heute  noch  bestehenden 
berühmten  Klavierfabrik,  die  somit  jetzt  die  älteste  in 
ganz  Deutschland  ist.  In  den  Kirchenbüchern  wird  er 
stets  »Instrumentenmacher«  genannt;  bei  wem  er  ge- 
lernt hat,  steht  nicht  fest;  sein  Vater  war  Weißbinder- 
meister in  Göttingen.  Am  12.  Oktober  1800  heiratete  er 
Dorothea   Schenterlein,   von   der  er   mehrere   Söhne 


hatte;  zwei  davon,  der  am  26.  Juni  1802  geb.  Johann 
Wilhelm  und  der  am  12.  Dezember  1803  geb.  Johann 
Martin,  wurden  gleichfalls  Musikinstrumentenmacher 
und  setzten  das  väterliche  Geschäft  fort.  Ob  er  jemals 
Geigen  gemacht  hat,  ließ  sich  nicht  ermitteln;  es  ist 
aber  wahrscheinlich.  Seine  Gitarren  waren  seiner  Zeit 
sehr  gesucht ;  eine  solche  befindet  sich  in  der  städtischen 
Altertümersammlung  in  Göttingen.  Auf  einigen 
wenigen  Zetteln,  die  in  lateinischer  Sprache  ge- 
schrieben waren,  übersetzte  er  den  Namen  Gottlieb  in 
»Theophilus«;  im  übrigen  verwendete  er  nur  den 
folgenden  gedruckten  Zettel:  G.  W.  Rittmüller  /  in  / 
Göttingen  /  verfertigt  Piano,  Forte  in  Flügel  /  und 
aufrecht  stehender  Form  /  Clavichorden,  Pedal  Har-  / 
fen  u.  Guitarren.  —  Sein  Bruder,  der  Vater  des  Kari- 
katurenzeichners, war  ebenfalls  Lautenmacher,  Ar- 
beiten von  ihm  sind  in  der  Städtischen  Altertums- 
sammlung in  Göttingen  erhalten. 

Rittberg  (Riesenberg?).  —  Hamburg 

Angeblich  ein  im  ersten  Drittel  des  19.  Jahrhunderts  in 
Hamburg  tätiger  Geigenmacher. 

Ritter  s.  Melsinger 

Ritter,   Franz   Richard.   —  Markneukirchen, 
Gunzen.  Geb.  in  Schöneck  am  10.  Mai  1857 

Schüler  seines  Schwagers  Wenzel  Himmer.  Nach  Be- 
endigung seiner  Militärzeit  arbeitete  er  als  erster  Ge- 
hilfe in  größeren  Werkstätten  und  machte  sich  1883  in 
Markneukirchen  selbständig,  siedelte  aber  1889  nach 
Gunzen  bei  Zwota  über,  wo  er  auch  das  Amt  eines 
Gemeindedieners  versehen  soll. 

Ritter,  Hermann.  —  Würzburg.  Geb.  16.  Sept. 

1849  in  Wismar 

Der  Erfinder  der  Viola  alta,  des  dreifüßigen  Stegs,  der 
fünfsaitigen  Viola,  eines  neuen  Streichquartetts  usw.^) 
Ein  ausgezeichneter  Geiger  und  Virtuose  auf  seiner 
Viola  alta  sowie  tüchtiger  Musikgelehrter  und  Musik- 
schriftsteller. Er  lebt  als  Professor  in  Würzburg. 

Ritter,    Paul.    —    Schöneck    1.  S.     Geb.    in 

Schöneck  1867 

Schüler  von  W.  Neumärker,  seit  1887  selbständig, 
macht  nach  den  Modellen  italienischer  Meister  Vio- 
linen, Violen,  Violoncelli,  Bässe  usw.  und  erfand  eine 
Reform-Gitarre,  bei  der  das  Greifen  der  linken  Hand 
in  Wegfall  kommt.  Er  klebt  teils  eigene  Zettel,  teils 
solche  mit  den  Namen  der  Meister,  deren  Modelle  er 
nachahmt,  ein. 

Rittig  (oder  Rlttio,  vielleicht  Raillch  ?),  Christo- 
farus.  —  Genua.   1680.   1692 

Ein  Violoncello  in  W.  Heyers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln  (Nr.  923)  trägt  diesen  Namen.  Die 
F-Löcher  sind  auffallend  groß,  sonst  ist  die  Arbeit  gut. 
Geigenzettel:  Christopharus  Rittig  fe-  /  cit  Genuoe 
anno  1680  (gedruckt). 


1)  Vgl.  Keller,  Phil,  und  Hörlein. 


Ri 


Roclii 


421 


Riva,  Giovanni.  —  Piacenza.   1884 

Es  gibt  Geigen  mit  diesem  Namen,  die  jedoch  wenig 
bemerkenswerte  Eigenschaften  haben. 

Rivolta,  Giacomo.  —  Malland.   1800.   1834 

Er  führte  das  Ladenschild  »all'  insegna  de!  S'^°  Re 
Davide«.  In  der  Arbeit  und  dem  Lack  ein  geschickter 
Nachahmer  der  Gaghani  und  wahrscheinlich  aus  deren 
Schule  hervorgegangen.  Besser  als  seine  Violinen  sind 
seine  Violoncelli,  am  besten  jedoch  seine  Gitarren.  Sein 
goldgelber  Lack  ist  sehr  schön.  Ein  Kontrabaß  von  ihm 
aus  dem  Jahre  1834  (Gesamtlänge  184,5  cm)  befindet 
sich  im  Mailänder  Konservatorium. 

Geigenzettel :  Jacobus  Rivolta  /  fecit  Mediolani  1821 
(gedruckt).  —  Giacomo  Rivolta  '  fece  Milano  1828 
(gedruckt).  —  Giacomo  Rivolta  fece,  1834  /  Premiato 
dl  medaglia  d'argento  indi  diquella  d'oro  '  per  aver 
fatto  risorgere  la  scuola  del  celebre  Stradivari  (gedr.). 

Rizzottl,  Nicola.  —  Novellara  (Modena).    1880 

Obwohl  er  sich  nur  autodidaktisch  zum  Geigenmacher 
ausbildete,  hat  er  doch  gute  Violinen  und  Violoncelli 
gemacht. 

Roberts,  R.  C,  ist  seit  1880  als  Geigenmacher 
in  Bolton  ansässig 

Roberts  s.  Cope 

Robertson,  John  H.  —  Calperum  (Süd-Austr.). 
1908 

Ein  Liebhaber,  der  gute  Geigen  zu  bauen  versteht;  nur 
sein  Lack  läßt  zu  wünschen  übrig. 

Robinson.  —  Manchester.   1885.   1889 

Englischer  Geigenmacher  aus  dem  letzten  Drittel  des 
19.  Jahrhunderts 

Robinson,  Robert.  —  Boston.    Geb.  12.  Sept. 
1 85 1  m  Sandusk}^  (Ohio,  Amerika) 

Nachdem  er  von  1871 — 1877  in  Des  Meines,  Iowa,  von 
1882—1884  in  Denver  Colorado,  New  York,  von  1885 
bis  1891  wieder  in  Des  Moines,  von  1891—1892  in 
Salt  Lake,  Utah,  von  1893 — 1894  in  Chicago  und  von 
1897 — 1898  in  San  Francisco  gearbeitet  hatte,  machte 
er  sich  1899  in  Boston  als  Geigenmacher  selbständig. 
Er  macht  neue  Geigen  nach  Stradivari  und  Guarneri 
und  hat  ein  eigenes  Modell,  das  zwischen  beiden  liegt. 
Er  verwendet  einen  Spintuslack  eigener  Zusammen- 
setzung von  bernsteingelber  bis  dunkelroter  Farbe. 

Geigenzettel :  Abb.  633. 

Robson,  A. 

Guter  schottischer  Geigenmacher. 

Rocca.  —  Genua.   1762 

In  den  Umrissen  ahmte  er  Joseph  Guarneri  nach.  Sein 
Modell  ist  flach  gewölbt,  die  Schnecke  sehr  eigentüm- 
lich in  der  Form.  Ich  kenne  nur  geschriebene  Zettel 
von  ihm. 


Rocca,  Enrico.  —  Genua.    1887.   I9I4 

Geschickter  Geigen-  und  Mandolinenmacher,  Sohn 
und  Nachfolger  von  Giuseppe  R.  Seine  Arbeiten  sind 
auch  in  England  beliebt. 

Rocca,  Giovanni  Domenico.  —  Turin.    1809 

In  einer  nach  Guarneri  gebauten  Violine  fand  sich  ein 
Zettel  mit  dem  Namen  dieses  sonst  nicht  bekannten 
Mitglieds  der  Familie  Rocca. 

Geigenzettel:  Joh.  Domin.  Rocca  /  Taurini  1809  (ge- 
schrieben). 

Rocca,  Giuseppe.  —  Genua.   1854 

Der  Vater  Enricos  und  nicht  identisch  mit  dem  gleich- 
namigen Turiner  Meister.  Er  arbeitete  recht  gut  nach 
Guarneri. 

Rocca,  Giuseppe  Antonio.  —  Turin,  Genua 
Geb.  um  1 8 1 0  in  Alba  (Piemont),  f  nach  1 868 

Bis  zu  seinem  20.  Jahre  arbeitete  er  bei  seinem  Vater 
als  Bäcker,  fing  dann  aus  Liebhaberei  an,  Geigen  zu 
machen,  und  wurde  später  Schüler  von  Pressenda,  in 
dessen  Art  er  arbeitete,  und  dem  er  sehr  nahekam;  nur 
sein  Lack  ist  weniger  gut  und  oft  zu  dick,  am  besten  der 
von  rotbrauner  Farbe.  Er  wählte  schönes  Holz,  machte 
den  Boden  gern  aus  einem  Stück  und  erzielte  einen 
großen,  edlen  Ton.  Von  ihm  gibt  es  sehr  gute  Kopien 
nach  den  alten  Meistern  (Stradivari,  Maggini,  Guar- 
neri usw.).  Er  besaß  Medaillen  von  den  Ausstellungen 
in  Paris,  London,  Genua  und  Turin.  Er  verwendete 
verschiedene  Zettel  und  brachte  in  der  Mitte  der  Innen- 
seite der  Decke  und  über  dem  Hals  beim  Eingang  in 
den  Wirbelkasten  und  oft  noch  an  mehreren  anderen 
Stellen  gleichzeitig  die  Brandmarke  G.R  an.  Leider 
ergab  er  sich  in  seinen  letzten  Lebensjahren  dem 
Trünke  und  fand  zuletzt  im  Rausche  durch  einen  Un- 
glücksfall seinen  Tod.  Den  Namen  Rotta  zu  lesen  und 
dann  Rota  daraus  zu  machen,  ist  falsch.  Eine  gute 
Violine  von  ihm  besitzt  Ingenieur  Richard  Renner  in 
Tutzing.  —  In  neuerer  Zeit  tauchen  sehr  viele  Fäl- 
schunsen  seiner  Arbeit  auf,  und  fast  alle  tragen  die 
Jahreszahl  1831! 

Geigenzettel :  Josephus  Rocca,  Taurini  1830  (gedruckt). 
—  T  G  R  Joseph  Rocca  fecit  ,  Taurini  anno  Domini 
1 843  (gedruckt).  —  Joseph  Rocca  fecit  0  R  (ur d  Kreuz)  / 
Premiato  di  Medaglie  alle  Esposizione  ,  di  Torino, 
Genova,  Londra  e  Pangi  /  Taurini  anno  Domini  18  . .  ' 
I  H  S  (gedruckt)  und  Abb.  665. 

Roche,  Nicolas.  —  Mirecourt.   f  6.  April  1785 
Er  war  mindestens  seit  1 757  tätig. 

Roche.  —  Marseille.   1908 

Erfinder  eines  lyraförmigen  Saiteninstruments,  das  er 
»La  Vega«  nennt. 

Rochi,  Christofilo.  —  Padua.   1620 

Baron  (1727)  erwähnt  ihn  mit  folgenden  Worten: 
»Christofilo  Rochi  und  Sebastian  Rochi  haben  beyde 
Anno  1620  florirt;  der  erste  lebte  zu  Padua,  der  andere 
aber  zu  Venedig*. 


422 


Rochi  —  Röselmüller 


Rochi,  Sebastiane.  —  Venedig.   1620 

Ein  Lautenmacher,  den  Baron  (1727)  hervorhebt,  der 
mir  aber  sonst  nicht  bekannt  wurde. 

Rockwell,  N.-Boston.  —  19.  Jahrhundert 

Einer  der  vielen,  die  sich  vergebHch  mit  der  »Ver- 
besserung« der  Geige  abgeplagt  haben.  Er  vergrößerte 
den  Umfang  und  kam  schließlich  zu  ganz  falschen 
Proportionen. 

Rodiani  (Rudiani),   Giovita.  —  Brescla,  Bo- 
logna.   Geb.  um  1545,  t  nach  1624 

Die  Namen  dieses  Meisters  kommen  in  der  Literatur  in 
unglaublichen  Entstellungen  vor;  Fetis  nannte  ihn 
Javietta  (auch  Juvento)  Budiani  und  Vidal  Francesco  B., 
und  es  ist  ein  Verdienst  Valdrighis,  die  Namen  richtig- 
gestellt zu  haben.  Giovita  war  der  Sohn  Giovanni 
Francesco  Rudianis  und  hielt  sich  um  1572  wohl  nur 
vorübergehend  in  Bologna  auf.  In  Urkunden  kommt  er 
vor  als  »Ser  Jovita  R.  che  fa  violini  in  Bressia«oder  als 
»fabricator  a  violinis«.  Er  wohnte  in  der  Contrada  della 
Tresanda  di  Sto.  Rocco.  Die  Geigen  Rodianis  ent- 
sprechen dem  Stile  G.  d.  Salös,  bei  dem  er  viel- 
leicht als  Gehilfe  gearbeitet  hat,  später  auch  denen 
Magginis,  und  haben  gelben  Bernsteinlack.  Er  erreichte 
ein  Alter  von  etwa  80  Jahren.  Eine  prachtvolle  Geige 
von  ihm  besitzt  Abt  Sales  Bauer  in  Rein  (Steiermark). 
Geigenzettel :  Giouita  Rodiani  in  Brescia    (gedruckt). 

RodilH,  Lulgi.  —  Nancy.   1511 

Er  wird  als  Musikinstrumentenmacher  erwähnt  und 
dürfte  aus  Italien  eingewandert  gewesen  sein. 

Rodriguez,  Antonio  Maria.  —  Lissabon.    1896 

Portugiesischer  Gitarren-  und  Mandolinenmacher  vom 
Ende  des  19.  Jahrhunderts. 

Röber  s.  Reber 

Roediger,  Aug.  —  Aschersleben,  Magdeburg. 

1890.   1900 

Von  Hause  aus  Musiker,  verlegte  er  sich  erst  später  auf 
das  Geigenmachen  und  unterhält  jetzt  eine  Reparatur- 
werkstatt in  Magdeburg. 

Geigenzettel :  Reparirt  August  Roediger  /  Aschersleben 
1892  (gedruckt). 

Roediger,  Fr.  —  Halberstadt.   1921 

Ein  Geigengeschäft  mit  Instrumentenbau-  und  Repa- 
raturwerkstatt. 

Röllig,  G.  —  1801 

Baute  Streichklaviere. 

Röpcke,  Johann  Friedrich.  —  Wismar.    1845. 
1874 

Er  erwarb  am  18.  Dezember  1845  als  Instrumenten- 
macher das  Bürgerrecht  und  erscheint  zuletzt  1874  im 
Wismarer  Adreßbuch.  Es  gibt  einige  ganz  gute  Geigen 
von  ihm,  die  in  ihrer  Arbeit  erkennen  lassen,  daß  er  bei 
genügender  Förderung  ein  tüchtiger  Meister  geworden 


wäre.  Er  hatte  aber  schwer  zu  kämpfen  und  verarbeitete 
gewöhnlich  nur  minderwertiges  Holz.  Sein  Patron  ist 
lang  und  schmal.  —  Leider  haben  die  Geigenmacher  in 
Wismar  wie  an  manchen  anderen  Orten  das  greuliche 
Wort  Instrumentenmacher  für  klangvoller  gehalten. 
Was  für  Instrumente  sie  gemacht  haben,  wird  dadurch 
so  verschleiert,  daß  man  von  den  in  den  Wismarer 
Bürgerbüchern  vorkommenden  Instrumentenmachern 
Joachim  David  Christian  Heyl  (1828,  22.  November), 
Christian  Heinr.  Ludw.  Erhardt  (1829,  16.  Juni), 
Wilh.  Karl  Jak.  Schröder  (1831,  9.  Juli),  Friedr.  Wilh. 
Lemmert  (1832,  14.  Juli),  Karl  Heinr.  Vöge  (1840, 
20.  Februar)  und  Heinr.  Alb.  Döring  (1840,  14.  Mai) 
nicht  sagen  kann,  ob  sie  als  Vorgänger  Röpckes  in  Be- 
tracht kommen. 

Geigenzettel :  Reparirt  /  von  /  Johann  Friderich  Röpcke 
Instrumentenmacher/  in  Wismar  Anno  18..  (gedruckt). 

Rösch,  Andreas.  —  Mittenwald.   1796 

Vielleicht  der  geschickteste  aus  seiner  Familie. 

Geigenzettel :  Andreaß  Rösch  in  /  Mittenwald  an  der 
Is.  afio  1796  (geschrieben  in  Druckschrift,  mit  kalligr. 
Verzierungen). 

Rösch,  Johann  Joseph.  —  Mittenwald.    Geb. 
12.  November  1763.   1790 

Sohn  von  Jos.  R.  Eine  mit  sehr  farblosem  Lack  über- 
zogene Violine  von  nicht  ganz  richtiger  Mensur  trug 
einen  Zettel,  auf  dem  nur  zu  entziffern  war:  »Johann 

Rö waldt  1790«,  die  ich  dem  Sohne  von  Jos. 

Rösch  zuschreiben  möchte. 

Rösch,  Joseph.  —  Mittenwald.   1750.   1767 

Er  gehört,  wie  alle  seine  Zeit-  und  Ortsgenossen,  zur 
Klotzschule,  und  demgemäß  sind  seine  Geigen  nach 
M.  Klotz  und  Jakob  Stainer  gebaut.  Sie  sind  alle  sehr 
hoch  gewölbt  und  braun  lackiert.  In  den  Kirchen- 
büchern kommt  er  zuerst  1760  und  zuletzt  1767  vor, 
scheint  aber  noch  nach  1780  gelebt  zu  haben. 


Bremen.     1865.    f  um 


Röscher,  C.H.W. 
1880 

Er  war  von  Hause  aus  Tischler  und  hat  sich  frühzeitig 
mit  der  Wiederherstellung  alter  Musikinstrumente  be- 
faßt. Er  hatte  dabei  ein  gewisses  Geschick,  und  so  sind 
auch  die  Geigen,  die  er  selbst  gemacht  hat,  wenn  sie 
auch  nicht  als  Kunstwerke  gelten  können,  ganz  gut 
gelungen.  Es  gibt  allerdings  auch  verschiedene  Geigen, 
die  seinen  Zettel  tragen,  die  aber  so  vogtländisch  aus- 
sehen, daß  es  sehr  zweifelhaft  erscheint,  ob  sie  wirk- 
lich von  ihm  gemacht  worden  sind. 

Röselmüller,  August  Hermann.  —  Kreuznach, 
Königsberg  i.  Pr.,  Markneukirchen,  Dessau. 
Geb.  10.  November  1855  in  Markneu- 
kirchen 

Schüler  von  Chr.  W.  Seidel,  arbeitete  als  Gehilfe  bei 
Hampe  in  Amsterdam  und  J.  Diehl  in  Hamburg.  Nach 
einem  vierjährigen  Aufenthalt  in  Kreuznach,  wo  er  die 
Geigenbauwerkstätte  der  Gebr.  Wolff  einrichtete  und 
leitete,  ließ  er  sich  in  Königsberg  nieder  und  blieb  hier 


Rösendahl         Roismann 


423 


fünf  Jahre  lang.  Um  1890  kehrte  er  In  seine  Vaterstadt 
zurück.  Im  Jahre  1900  wurde  er  veranlaßt,  seine  Werk- 
statt nach  Dessau  zu  verlegen,  und  brachte  es  dort  zu 
besonderem  Ansehen  und  wird  als  tüchtiger  gewissen- 
hafter Meister  allgemein  geschätzt.  Er  arbeitet  sorg- 
fältig nach  Stradivari  und  ist  auch  ein  vielbeschäftigter 
Reparateur.  Schon  1885  erhielt  er  in  Königsberg  für 
ein  von  ihm  gebautes  Quartett  eine  silberne  Medaille 
und  seitdem  noch  manche  andere  .Auszeichnung. 

Rösendahl  s.  Weber 

Roeser,  Johann.  —  Würzburg.   1872.   1878 

Er  begründete  1872  sein  Geschäft  in  Würzburg  und 
machte  nach  seiner  eigenen  Anzeige  »Violinen  in  Cre- 
moneser  Manier«.  Daß  er  die  »Cremoneser  Manier« 
gut  getroffen  habe,  will  ich  nicht  behaupten. 

Roger,  G.  —  Montpellier.   1820 

Seme  Geigen  sehen  wie  mittelmäßige  Mirecourter 
Fabrikware  aus  und  sind  unsauber  in  der  Arbeit.  Er 
soll  allerdings  auch  bessere  gemacht  haben,  doch  sind 
sie  mir  nie  vorgekommen. 

Rogeri^),  Giovanni  Battista.  —  Brescia.    Geb. 

um  1650.  1730 

Er  stammte  aus  Bologna  und  kam  zu  Nikolaus  Amati  in 
Cremona,  wo  er  ein  Mitschüler  Stradivans  wurde. 
Beide  waren  von  großem  Einfluß  auf  seine  Entwicklung, 
und  so  verwendete  er  auch  mit  Vorliebe  ein  amati- 
siertes  Stradivarimodell.  Seine  Arbeit  ist  in  allen  Teilen 
vortrefflich,  der  Lack  sehr  schön  und  von  goldroter 
oder  hellrötlicher  Farbe,  die  Schnecke  zierlich,  aber  von 
edlem  Schwünge.  Die  F-Löcher  erinnern  an  N.  Amati. 
Besonders  klangvoll  sind  seine  Violoncelli.  Auf  seinem 
Zettel  gibt  er  nach  seinem  Namen  auch  in  Abkürzung 
seine  Heimat  an.  Dieses  »Bon(oniensis)«  wurde  oft 
mißverstanden  und  ihm  der  Beiname  »il  Bon«  ge- 
geben !  Seine  Zettel  sind  schwarz  oder  rotgedruckt. 
Geigenzettel:  Jo:  Baptista  Rugerius  Nicolai  Amati  / 
Cremonae  alumnus  Brixiae  fecit  anno  1709  (gedruckt) 
und  Abb.  645. 

Rogen,  Pietro  Giacomo.  —  Brescia.   Geb.  um 

1680,  t  nach  1730 

Sohn  von  Giambattista  R.,  dessen  Schüler  er  wahr- 
scheinlich gewesen  ist.  Er  ahmte  seinen  Vater  nach, 
ohne  ihn  ganz  zu  erreichen;  auch  ist  sein  Modell 
schlanker.  Er  war  sehr  fleißig  und  hat  alle  Arten  von 
Geigen  gemacht.  Am  besten  gelangen  ihm  Violen  und 
Violoncelli.  Holz  und  Lack  sind  recht  gut. 
Geigenzettel :  Petrus  Jacobus  Ruggerius  de  Nicolai  / 
.Amati  Cremonensis  Fecit  Brixiae  1700  (gedruckt).  — 
Petrus  Jacobus  Rogeri  /  fecit  Brixiae  1710    (gedruckt). 

^)  Nicht  zu  verwechseln  mit  der  Familie  Rugeri.  Es  ist 
ein  Verdienst  de  PiccoUelis',  den  Nachweis  erbracht  zu 
haben,  daß  zwei  verschiedene  Familien  in  Betracht 
kommen,  die  selbst,  um  bei  der  Namenähnhchkeit  einer 
Verwechslung  vorzubeugen,  Zusätze  gemacht  haben. 
Giov.  B.  Rogeri  gab  seine  Heimat  >>Bon.«  an,  und  die 
Rugeri  fügten  »detto  il  Per«  hinzu.  In  bezug  auf  die  Ortho- 
graphie ihrer  Namen  verschuldeten  übrigens  beide 
Familien  selbst  die  häufigen  Verwechslungen,  da  sie  sich 
bald  mit  0  und  bald  mit  U  schrieben. 


Rogierl,   Domenico.  —  San   Valentino,  Cre- 
mona (?).  Um  1750 

Semem  Zettel  nach  stammt  er  aus  Reggio.  Ob  er  in 
irgendeiner  Beziehung  zu  den  Familien  Rogeri  oder 
Ruggien  stand,  ist  nicht  nachzuweisen.  Er  ahmt  ein 
Amatimodell  nach,  und  wenn  er  zeigen  wollte,  was  er 
konnte,  arbeitete  er  recht  sorgfältig,  verwendete  einen 
guten,  goldgelben  Lack,  machte  doppelte  Einlagen  und 
erzielte  auch  einen  sehr  guten  Ton.  Er  scheint  sich  je- 
doch frühzeitig  auf  die  Herstellung  ganz  billiger  Geigen 
verlegt  zu  haben;  bei  diesen  läßt  er  die  Einlagen  ge- 
wöhnlich fehlen  und  verwendet  das  nächstbeste  Holz, 
dem  er  dann  durch  aufgemalte  Flammen  ein  besseres 
Aussehen  zu  geben  versucht.  Solche  Geigen  gleichen  den 
sog.  »Bauern-Testore«.  Es  gibt  Zettel  von  ihm  mit  dem 
Wohnort  »Cremona".  Wenn  dabei  aber  Jahreszahlen, 
die  gewöhnlich  um  ein  Jahrhundert  zu  früh  angesetzt 
erscheinen,  zu  finden  sind,  halte  ich  die  Zettel  für  un- 
echt, und  wahrscheinlich  sind  dann  auch  die  Geigen 
selbst  unecht,  denn  in  einer  wirklich  guten  Violine  von 
ihm,  die  Franz  Hagemann  in  Köln-Kalk  besitzt,  liest 
man  ausdrücklich  1746.  Es  soll  übrigens  auch  unechte 
Zettel  mit  seinem  Namen  und  dem  Wohnort  Brescia 
geben.  —  Vermutlich  war  Domenico  Ronchetti  sein 
Nachfolger  und  vielleicht  auch  der  Verfertiger  der  un- 
echten Geigen  mit  Rogieris  Namen.  C.  Schmidl  in 
Tnest  besitzt  eine  gute  Dreiviertelgeige  mit  dunkel- 
rotem Lack  von  ihm  mit  der  allerdings  fragwürdigen 
Jahreszahl  1689. 

Rohrmann,     Ludwig.     —     Krauschwitz     bei 
Muskau  (O.-L.).  1875.  1898 

»Tonwarenfabrik  von  Apparaten  und  Gefäßen  für 
chemische  Zwecke«.  Er  machte  interessante  akustische 
Versuche  und  stellte  in  der  Berl.  Mus.-Ausst.  1898 
Geigen  aus  Ton  im  Gewichte  von  600 — 700  g  aus.  Das 
Patron  bestand  aus  einem  Gemisch  verschiedener  Ton- 
matenalien  und  Infusorienerde,  hart  gebrannt,  porös, 
und  hatte  ]e  nach  Notwendigkeit  der  Klangwirkung 
eine  verschiedenartige  Wandstärke  von  1 — 2  mm 
(Modell  Stradivanus).  Alle  übrigen  Teile  waren  wie 
bei  den  Violinen  aus  Holz.  Der  Klang  ist  stärker,  aber 
weniger  ansprechend  als  bei  Holzgeigen.  Zwei  solche 
Geigen  sind  in  Berlin  in  der  staatl.  Sammlung  alter 
Musikinstrumente,  Nr.  908  und  909. 

Roht  (Roth),  Johann.  —  Nürnberg.   1672 

Ein  selten  vorkommender  Nürnberger  Meister,  von 
dem  Sekretär  G.  Endres  in  Fürth  eine  sehr  schöne 
Viola  besitzt. 

Geigenzettel:  Johann  Roht  /  16  Nürnberg  72  (gedr.). 
München.  Geb.  in  München 


Roider,  Ignaz. 

1866 

Schüler  von  Hans  Wach.  Nach  einer  Lehr-  und  Wandet 
zeit  von  1884 — 1901  übernahm  er  von  Josef  Lederer 
Xaver  Thumharts  Werkstatt,  die  er  jetzt  fortführt.  Er 
machte  hauptsächlich  Zithern,  aber  auch  Violinen. 

Roismann,  Johannes.  —  Breslau.    1630.    1680 

In  seiner  Arbeit  erinnert  er  in  bezug  auf  die  prächtigen 
Einlagen    an    Joachim    Tielke.     Eine    reichverzierte. 


424 


Rolß  —  Romer 


wahrscheinlich  der  Kapelle  Ludwigs  XIV.  ent- 
stammende Geige  befindet  sich  im  Museum  des 
Pariser  Konservatoriums  (Nr.  5). 

Roiß,  Maximilian.  —  Wien.  1763.   1767 

Er  war  der  Schwiegersohn  von  Andre  Nikolaus  Parti 
und  folglich  Mich.  Andr.  P.s  Schwager.  Da  der  letztere 
schon  seit  1728  seine  eigene  Werkstatt  hatte,  ist  es  be- 
greiflich, daß  Roiß,  der  am  3.  März  1764  den  Bürgereid 
ablegte,  das  Geschäft  seines  Schwiegervaters  übernahm. 
Er  läßt  sich  in  Wien  nur  bis  1767  verfolgen  und  wird  in 
diesem  Jahre  als  »abwesend«  bezeichnet. 

Rol. -Paris.   1753 

Wenig  gekannter,  aber  sehr  geschickter  Geigenmacher, 
der  im  »Cour  Saint-Denis  de  la  Chartre«  wohnte.  Eine 
hübsche,  große  Pochette  von  ihm  besitzt  das  Pariser 
Konservatorium  (Nr.  120). 

Rolin.  —  Paris.   18.  Jahrhundert 

Er  nannte  sich  einen  Schüler  von  Cousineau.  In  Geigen 
von  gewöhnlicher  Arbeit  findet  sich  der  Zettel:  Rolin 
luthier  de  Paris  (gedruckt).  Häufiger  kommen  sog. 
stumme  Geigen  von  ihm  vor. 

Rolin,  Charles.  —  Nancy.   1848 

Er  stammte  aus  Mirecourt  und  war  einer  der  besten 
Mitarbeiter  von  Charles  Jacquot,  starb  aber  schon  in 
jungen  Jahren. 

Rolini,  Giambattista.  —  Pesaro.   1471 

Ein  nur  dem  Namen  nach  bekannter  Lautenmacher. 
Wenn  Valdrighi  von  ihm  (Nr.  3558)  behauptet,  daß  er 
schon  Violinen  gemacht  habe,  so  ist  das  durch  nichts 
zu  beweisen  und  wird  durch  die  Geschichte  der  Violine 
hinlänglich  widerlegt. 

Rolle,  Caspar.  —  Wien  ? 

Ein  aus  dem  18.  Jahrhundert  stammendes  Violoncello 
mit  diesem  fragwürdigen  Namen  besaß  ein  Dr.  Samter 
in  Posen,  der  später  nach  Berlin  verzogen  ist. 

Romagnoli,  Francesco.  —  Bologna.  1821 

Ein  Gitarren-  und  Mandolinenmacher  gewöhnlichen 
Schlages. 

Romani,   Giulio   Cesare.  —  Rom.     18.  Jahr- 
hundert 

Er  wird  gelegentlich  auch  »Giulio  Romano«  genannt; 
ob  er  sich  selbst  so  genannt  hat,  oder  wie  sein  wirk- 
licher Name  lautete,  war  nicht  zu  ermitteln. 

Romanmi,  Antonio.  —  Cremona.    1705.    1740 

Wenig  hervortretender  Cremoneser  Meister,  von  dem 
es  u.  a.  auch  gute  Violen  d'amore  gibt.  Vidal  liest  irrig 
Romafini.  Ein  anderer  Romanini  soll  noch  1808  tätig 
gewesen  sein. 
Geigenzettel:  Abb.  661 . 

Romano,  Pietro.  —  Pavia 

Ein  dem  18.  Jahrhundert  angehörender  Geigenmacher, 

dessen  Zettel  Vidal  mitteilt. 

Geigenzettel :  1 7  .  .  /  Pietro  Romano  in  Borgo  di  Pavia 

(gedruckt). 


Romarius,  Antonius.  —  Cremona.   1703 

Das  Stockholmer  musikhistorische  Museum  besitzt 
eine  Viola  d'amore  mit  einem  gedruckten  Zettel,  der 
diesen  sonst  nie  gehörten  Namen  trägt.  Der  Zettel 
wird  um  so  verdächtiger,  als  deutlich  zu  erkennen  ist, 
daß  er  über  einen  andern  geklebt  ist,  der  vielleicht 
den  wirklichen  Verfertiger  des  Instruments  nennt. 

Rombouts,  Pieter.  —  Amsterdam.  Geb.  1674, 

t  nach  1735 

Er  erwarb  als  »Fiolenmaker«  im  Jahre  1707  in  seiner 
Vaterstadt  das  Bürgerrecht  und  wohnte  auf  dem 
Bootermarkt.  Er  war  ein  sehr  tüchtiger  Meister,  der  bei 
H.  Jacobsz  gelernt  hat  und  alle  Arten  von  Geigen 
machte.  Seine  Arbeit  ist  sorgfältig,  nur  sein  Lack  bei 
aller  Leuchtkraft  etwas  zu  dick.  Zur  Einlage  nahm  er 
gern  Fischbein.  In  jüngeren  Jahren  nannte  man  ihn 
wohl  Pieter,  Jacobsz  Schüler,  daraus  entstand  dann  ein 
»Pieter  Jacobsz«,  der  auch  bei  Vidal  noch  vorkommt. 
Es  gibt  kein  einziges  echtes  Instrument  mit  diesem 
Namen,  der  daher  in  das  Reich  der  Fabel  gehört. 
Eine  Violine  von  1712  war  in  der  Sammlung  Scheurleer, 
eine  Kniegeige  von  1708  besitzt  Berlin;  das  Sei- 
hof sehe  Auktionsverzeichnis  (1759)  weist  drei  Knie- 
geigen von  ihm  aus  den  Jahren  1 703,  1719  und  1 720  auf. 
Eine  Diskant-Gamba  von  1 729  besitzt  W.  Heyers 
Musikhistorisches  Museum  in  Köln.  Gamben  und 
Nonnengeigen  von  ihm  sind  ferner  im  Museum  des 
Liceo  filarm.  in  Bologna  und  eine  Nonnengeige  im 
gleichen  Museum  in  Neapel.  Ein  Violoncello  von  1 720 
besitzt  E.  A.  Sandeman. 

Geigenzettel :  Pieter  Rombouts  /  Amsterdam  1 708  (ge- 
druckt). 

Romer,  Adolf.  —  Freiburg  i.  Br.  Geb.  29.  Juni 
1863  in  Ettenheim 

Einer  der  geschicktesten  deutschen  Geigenmacher  der 
Gegenwart.  Er  kam  als  Kind  mit  seinen  Eltern  nach 
Freiburg,  wo  seine  Vorliebe  für  das  Geigenspiel  früh- 
zeitig zutage  trat.  Da  er  keine  Geige  besaß,  machte  er 
schon  als  sechsjähriger  Knabe  den  Versuch,  sich  selbst 
eine  solche  zusammenzuzimmern.  Er  setzte  diese  Ver- 
suche jahrelang  fort  und  schließlich  mit  solchem  Er- 
folg, daß  der  kgl.  Chordirigent  Joh.  Diebold  auf  den 
damals  12  jährigen  Knaben  aufmerksam  wurde  und  sich 
erbot,  ihn  unentgeltlich  im  Violinspiel  zu  unterrichten. 
Auch  hierin  machte  er  schnelle  Fortschritte,  und 
so  war  es  ganz  natürlich ,  daß  er,  nachdem  er  die 
Schule  verlassen  hatte,  in  die  Musiklehre  kam.  Je 
vertrauter  er  mit  seinem  Instrument  wurde,  desto  leb- 
hafter interessierte  ihn  dasselbe  auch  in  seinem  Bau. 
Er  war  aber  zunächst  Musiker  geworden  und  lernte  von 
1880 — 1887  Künstlers  Erdenwallen  im  Guten  und 
Bösen  kennen.  Er  kam  in  ganz  Deutschland  und  der 
Schweiz  herum,  und  überall,  wo  er  Gelegenheit  fand, 
von  Geigenmachern  etwas  zu  lernen,  tat  er  es,  wenn  er 
auch  seine  Absicht,  bei  einem  solchen  m  die  Lehre  zu 
treten,  zunächst  nicht  verwirklichen  konnte.  Endlich 
aber  ward  es  ihm  möglich,  bei  Schünemann  m  Schwerin 
einzutreten.  Freilich  blieb  er  dort  nicht  lange,  weil  er 
Gelegenheit  fand,  zu  Hörlein  nach  Würzburg  zu  kom- 
men. Da  er  mit  guten  Vorkenntnissen  und  einer  ange- 
borenen   Handgeschickhchkeit    ausgerüstet    war    und 


Romieux  -      Roß 


425 


sehr  fleißig  arbeitete,  wurde  er  schon  nach  zwei  Jahren 
Gehilfe,  arbeitete  als  solcher  in  verschiedenen  besseren 
Geigenmacherwerkstätten  und  vervollkommnete  sich 
mehr  und  mehr.  Im  Jahre  1892  machte  er  sich  in  Frei- 
burg selbständig.  Er  fing  sehr  klein  an ;  da  er  jedoch  ein 
echter  Künstler  ist,  äußerst  sorgfältig  arbeitet  und  alles 
an  seinen  Geigen  selbst  macht,  ja  sogar  auf  die  Mit- 
arbeit eines  Gehilfen  verzichtet,  um  kerne  fremde  Hand 
an  seine  Werke  zu  bringen,  gelang  es  ihm  bald,  die  An- 
erkennung der  berufensten  Kenner  zu  erwerben,  so 
daß  er  jetzt  fortdauernd  mit  Bestellungen  überhäuft  ist, 
und  als  Frucht  seines  rastlosen  Fleißes  ein  hübsches 
Landgut  besitzt,  wo  er  ferne  dem  Getriebe  der  Stadt  in 
stiller  Werkstatt  emsig  schafft.  Er  besitzt  mehrere  Me- 
daillen und  ist,  denn  er  dürfte  der  einzige  Schüler 
Hörleins  sein,  jetzt  wohl  am  besten  in  den  Bau  der 
»Ritterbratschen«  (Viola  alta)  eingeweiht.  Er  besitzt 
tüchtige  theoretische  Kenntnisse,  ahmt  die  Modelle 
Stradivaris  und  Guarneris  nach  und  verwendet 
schönstes  Holz  und  Öllack.  Im  Jahre  1904  erfand  er 
einen  sehr  zweckmäßigen  neuen  Saitenwirbel  für 
Streichinstrumente,  der  wohl  bald  den  bisher  üblichen 
verdrängen  wird.  Auch  seine  Violen  für  kleine  Hände 
sind  wegen  ihrer  Tonfülle  eine  wertvolle  Neuerung. 
Im  Jahre  1909  wurde  er  zum  fürstl.  Fürstenbergischen 
Hofgeigenmacher  ernannt. 

Geigenzettel:  Adolf  Romer  /  (Wappen)  Hof-Geigen- 
macher /  Freiburg  i.  B.  /  No.  92  faciebat  anno  1911 
(gedruckt)  und  Abb.  650. 

Romieux  &  Berney.  —  Genf 

Musikinstrumentenfabrik,  deren  einer  Inhaber  Schüler 
von  Pupunat  war.  Die  Firma  wurde  unter  dem  Titel 
»Union  artistique«  1893  gegründet  und  besitzt  für  ihre 
guten  Leistungen  bereits  fünf  Weltausstellungs-  und 
sechs  Schweizer  AusstellungsmedaiUen. 
Geigenzettel:  (Fabrikmarke)  Union  Artistique  /  Lu- 
therie  soignee  /  reparations.  (Adresse)  Geneve  (ge- 
druckt). 

Romney,  George.  —  London.   1830 

Vielleicht  ein  Sohn  oder  Enkel  des  berühmten  gleich- 
namigen Malers  (f  1802).  Arbeiten  von  ihm  kommen 
selten  vor.  Eine  von  ihm  im  Jahre  1830  gebaute  Violine 
stellte  Mrs.  C.  Prodgers  in  der  Londoner  Music  Loan 
Exhibition  1904  aus. 

Ronchettl,  Domenico.  —  S.  Valentino  Reggio. 
1760.  1769 

Angeblich  der  Nachfolger  von  Domenico  Rogieri  und 
vielleicht  auch  der  Verfertiger  vieler  unechter  Geigen 
mit  dessen  Namen.  Ein  Geigenmacher  dritten  Ranges. 
Die  leichte  Ansprache  seiner  Instrumente  ist  wohl 
hauptsächlich  eine  natürliche  Folge  ihres  Alters. 

Ronchini,  Raffaello.  —  Fano.   1851 

Ein  Geigen-  und  Bogenmacher  des  19.  Jahrhunderts, 
der  nach  Stradivari,  etwa  in  der  Art  des  C.  G.  Testore, 
gearbeitet  hat.  Er  verwendete  kleingeflammles  Holz 
und  trug  seinen  braungelben  Lack  ohne  jeden  Unter- 
grund auf.  Hauptsächlich  besaß  er  als  Reparateur  einen 
gewissen  Ruf. 

Geigenzettel :  Abb.  653. 


Rondanl,  Ernesto.  —  Turin.   1884 

Seine  Geigen  sind  ohne  Eigenart  und  ohne  besondere 
Vorzüge. 

Rook,  Joseph.  —  London  (Carlysse).  1 777. 1 830 

Vielleicht  ein  Schüler  der  Forster,  an  deren  Arbeit 
seine  Geigen  erinnern. 

Roos.  —  Straßburg.   1868 

Erfinder  einer  Verbesserung  am  Baßbalken. 

Ropiquet. — Paris.   1815 

Orchestermitglied  der  Pariser  Oper  und  Vater  der 
Tänzerin  Ropiquet,  der  aus  Liebhaberei  einige  Geigen 
machte  und  mit  seinem  Namen  bezeichnete. 

Rosa,  Agostmo.  —  Rom.   1795 

Sohn  des  Nicola  Rosa  in  Neapel.  Ein  Mandolinen- 
macher  gleichen  Namens  kommt  1 791  auch  in  Rieti  vor. 

Geigenzettel:  Agostino  Rosa  figlio  '  di  Nicola  Napo- 
litano  l'anno  1795  /  Roma  (gedruckt). 

Rosa,  Nicola.  —  Neapel.   1680.   1720 

Ein  neapolitanischer  Lautenmacher,  von  dem  sich  nur 
wenige  Arbeiten  erhalten  haben  dürften.  Er  soll 
übrigens  ein  Verwandter  des  Malers,  Dichters  und 
Musikers  Salvator  Rosa  gewesen  sein. 

Rosa.  —  Lissabon.  1899 

Teilhaber  der  Firma  Caldeira  &  Rosa,  die  Mandolinen 
und  Gitarren  herstellt. 

Rosano,  P.  und  Sohn.  —  Catania.   1898 

In  guten  Mandolinen  findet  sich  diese  Firma. 

Rose,  John  s.  Roß 

Roselli,  Antonio.  —  Sassuolo  (Modena).  Geb. 
17.  Januar  1798,  f  22.  Februar  1870 

Seine  Geigen  sowie  seine  Reparaturen  sind  nicht  be- 
sonders gut.  Er  war  ein  Mensch,  der  alles  mögliche  ver- 
suchte :  so  war  er  Blasinstrumentenmacher,  Maler,  ein 
ganz  guter  Musiker  und  sogar  Barbier  usw.  Trotz  alle- 
dem starb  er  doch  im  tiefsten  Elend  und  mußte  betteln, 
um  sein  Leben  zu  fristen. 

Rosenwald,  lebt  als  Nachfolger  G.  E.  Bergs  In 

Kopenhagen 
Rosiero,  Rocco.  —  Cremona.  1 730 

Arbeiten  von  ihm  kommen  selten  vor,  sind  jedoch  nicht 
schlecht,  so  daß  die  Vermutung  nahe  liegt,  daß  viele 
seiner  Geigen  jetzt  unter  berühmteren  Namen  im  Ver- 
kehr sind. 

Rosio,  Paolo.  —  Verolanova.    1857 
Er  ist  nur  als  Baßmacher  bekannt. 

Roß,  Donald.  —  Edinburgh.   Geb.  1 .  Februar 

1817  in  Ederton,  Rossshire 

Ein  Inspektor  des  Edinburgher  Wasserwerks,  der  aus 
Liebhaberei  über  50  Violinen,  hauptsächlich  nach 
Maggini,  gemeicht  hat. 


426 


Roß  —  Rossini 


Roß  (Rose,  Rosa),  John.  —  London  (Bnde- 
well).  1562.  1599 

Berühmter  altenglischer  Lautenmacher,  dem  Hawkms 
die  Erfindung  der  Pandore  (emer  Zitherart,  die  im 
1 7.  Jahrhundert  in  Aufnahme  kam)  zuschreibt.  Bei 
John  Mace  in  seinen  »Musicks  Monument«  (erschienen 
London  1676)  wird  er  neben  Bolles  als  einer  der  besten 
Lautenmacher  gepriesen.  R.  North  in  seinen  »Me- 
moirs  of  Music«  (London  1846)  macht  auf  eine  Anzeige 
in  John  Carrs  Ariensammlung  »Tripla  concordia«  (er- 
schienen 1667)  aufmerksam,  durch  welche  eine  Viola 
von  J.  Roß  vom  Jahre  1598  ausgeboten  wird.  Auch  das 
Selhofsche  Auktionsverzeichnis  (Haag  1 759)  führt  eine 
Gamba  von  John  Rose  Brattwell  1599  auf.  Das  als 
»Laute  der  Königin  Elisabeth«  bekannte  Zithennstru- 
ment  trägt  den  Zettel :  Joannes  Rosa  Londini  /  fecit  in 
Bridwell,  /  the  27th  of  July  1580  (gedruckt).  Eine  Viola 
mit  Vogelahornboden  und  dunklem  Lack  und  mit  der 
Jahreszahl  1598  von  ihm  besitzt  der  Landschaftsmaler 
Wildhagen  in  Haiensee.  Am  Wirbelkasten  befindet  sich 
ein  Frauenkopf. 

Roßbach,  Adam.  —  (Mark)  Neukirchen.  Geb. 
1732,  t  4.  April  1800 

Sohn  eines  gleichnamigen  Bürgers  und  Sägenschmiede- 
meisters.  Nachdem  er  ordentlich  gelernt  hatte  und 
Geigenmachergeselle  gewesen  war,  wurde  er  am 
24.  Januar  1752  Meister  und  erreichte  ein  Alter  von 
68  Jahren  1  Monat  und  2  Tagen. 

Roßbach,  Adam  Friedrich.  —  (Mark)  Neu- 
kirchen. Geb.  23.  Sept.  1 766, 1 20.  Sept.  1 836 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  Adam  R.,  den  er  an 
Geschicklichkeit  übertraf.  Er  ist  mütterlicherseits  der 
Großvater  von  Ernst  Friedrich  Reichel. 

Roßbach,  August  Herrmann.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  23.  März  1833,  f  22.  April 
1894 

Da  er  meist  für  Wiederverkäufer  beschäftigt  war,  hat 
er  seine  Geigen  selten  bezeichnet  und  hauptsächlich 
Handelswaren  hergestellt. 

Roßbach,  Christian  Gotthilf.  —  (Mark)  Neu- 
kirchen. Geb.  1776,  t  4.  März  1843 

Jüngerer  Sohn  von  Adam  R.  Er  arbeitete  nicht  un- 
sauber, benutzte  aber  die  von  anderen  vorgearbeiteten 
Bestandteile  und  hatte  einen  unschönen,  harten  Spiri- 
tuslack.  Als  er  starb,  war  er  67  Jahre  5  Monate  und 
14  Tage  alt. 

Roßbach,  Friedrich  Gotthilf.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  1.  Juni  1801,  f  26.  Dezember 
1860 

Angeblich  Schüler  von  Christian  Gotthilf  R.,  an  den 
seine  Geigen  auch  erinnern.  Ein  Heinrich  Roßbach, 
geb.  24.  Juli  1864,  lebt  noch  als  Geigenmacher  in  Mark- 
neukirchen.  Er  soll  lange  in  Holland,  so  in  Tilburg  usw. 
gearbeitet  haben  und  galt  als  recht  tüchtig. 


Rossi,  Enrico.  —  Pavia.    Geb.  im  März  1848 

m  Pavia 

Sohn  und  Schüler  von  Giovanni  Rossi,  bei  dem  er  sich 
seit  seinem  siebenten  Jahre  mit  dem  Geigenmachen 
beschäftigte.  Er  arbeitet  nach  den  Modellen  von 
Guameri,  Stradivari,  Guadagnini  und  Testore.  Seine 
Arbeit  ist  gut,  ebenso  der  Lack,  den  er  selbst  bereitet. 
Im  Jahre  1877  erhielt  er  eine  Medaille.  Sein  Sohn 
Villelmo  ist  gleichfalls  Geigenmacher  und  jetzt  Teil- 
haber der  Firma  Enrico  Rossi  &  Figlio. 

Geigenzettel:  (Med.  1877)  Enrico  Rossi  /  Fabbricante 
d'istrumenti  a  /  corde  /  Pavia,  Piazza  del  Carmine  /  1 888 
(gedruckt). 

Rossi,  Ferdmando.  —  Modena.   1880 

Er  galt  als  geschickter  Wiederhersteller  alter  Geigen;, 
seine  neuen  sind  dagegen  nicht  besonders  lobenswert. 

Rossi,  Gaetano.  —  Mailand.    1 9.  Jahrhundert 

Vielleicht  ein  Sohn  und  Schüler  von  Nicola  R.  Ein  in 
der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  tätiger, 
tüchtiger  Baßmacher,  doch  machte  er  auch  alle  anderen 
Streichinstrumente.  Seine  Geigen  sind  weniger  gut  als 
seine  Violoncelli;  aber  er  war  als  sorgfältiger  Repara- 
teur  berühmt.  Sein  Lack  war  dünn  und  rötlich.  Statt 
eines  Zettels  verwendete  er  öfters  eine  Brandmarke: 
»Rossi,  G.,  Milano«,  die  er  mehrfach  einbrannte.  Ein 
großes  Violoncello  von  ihm  besitzt  das  Mailänder  Kon- 
servatorium. 

Rossi,  Giovanni.  —  Pavia.   1847.   1858 

Es  gibt  gute  Kontrabässe  und  einige  Violinen  von  ihm. 
Er  soll  Schüler  von  Pallota  in  Perugia  gewesen  sein  und 
dort  schon  um  1821  gearbeitet  haben.  Auch  in  Rom 
war  im  19.  Jahrhundert  ein  Giovanni  Rossi  in  der  Via 
dei  Serviti  tätig. 

Rossi,  Giuseppe.  — Triest.   1851 

Ein  Geigenmacher,  der  mir  bisher  nur  durch  seinen 
Reparaturzettel  in  einer  Amatigeige  bekannt  wurde. 

Rossi,  Nicola.  —  Mailand.   1842.   1844 

Seine  Arbeit  ist  gut,  der  Lack  drachenblutrot.  Einen 
Kontrabaß  von  ihm  besitzt  das  Mailänder  Konser- 
vatorium. 

Geigenzettel:  Nicola  Rossi  /  Fabbricatore  e  ristau- 
ratore  /  d'istrumenti  a  corde  armoniche  /  Abita  in 
Milano  /  Contrada  S.  Mattia  alla  Moneta  /  al  civico 
3137  /  Fece  nell  Febraio  del  /  1844  (gedruckt). 

Rossi,  Villelmo.  —  Pavia.    Geb.  um  1875 

Sohn  von  Enrico  Rossi  und  jetzt  sein  Teilhaber.  Er 
erhielt  auf  der  Turiner  Ausstellung  bereits  eine  Aus- 
zeichnung. 

Rossini,  Giovanni  Maria.  —  Ravenna.    1775. 

1766 

Ein  wenig  bekannter  Geigenmacher,  von  dem  Ober- 
förster R.  Thiermann  in  Wolfsgrün  i.  Erzgeb.  seit 
langen  Jahren  eine  sehr  gute,  flachgewölbte  Violine  be- 
sitzt, die  sich  durch  prächtigen  Lack  und  einen  vollen 
und  doch  weichen  Ton  auszeichnet.  Auf  dem  Boden 


Rossio        Rottenburgh 


427 


findet  sich  zweimal  ein  runder  Brandstempel,  der 
vielleicht  seine  Taufnamen  angibt,  oder,  wenn  der 
erste  Buchstabe  als  S  gelesen  werden  muß,  als  »Santa 
Maria«  gedeutet  werden  kann.  Das  dritte  Zeichen  ist 
undeutlich,  kann  ebensogut  als  4  wie  als  R  gelesen 
werden.  Am  Wirbelkasten  ist  ein  hübsch  geschnitztes 
Löwenköpfchen  —  was  bei  italienischen  Geigen  aller- 
dings als  Ausnahme  betrachtet  werden  muß.  Da 
Ravenna  nicht  allzuweit  von  Pesaro  liegt,  könnte  der 
Geigenmacher  immerhin  ein  Vorfahre  des  »Schwans 
Von  Pesaro«  gewesen  sein. 

Geigenzettel :  lohannes  Maria  Rossini  fecit  /  Ravenna 
A.  D.  1775  (gedruckt).  (Die  Jahreszahl  ist  undeutlich.) 

Rossio,  Giovanni,  lebt  als  Saiteninstrumenten- 
macher in  Rom 
Rota,  Giovanni.  —  Cremona.   1795.   1810 

Seine  Arbeit  zeigt  deutlich  den  Verfall  der  Kunst  In 
Cremona.  Seine  Geigen  sind  roh  gearbeitet,  die  Einlage 
liederlich  gemacht,  das  Holz  unschön,  der  gelbe  Lack 
unscheinbar.  Einige  wenige  bessere  Geigen  mit  röt- 
lichem, fettem  Lack  zeigen  jedoch,  daß  er  immerhin 
aus  einer  guten  Schule  hervorgegangen  war.  Vidal  ver- 
mutet, daß  er  schon  1703  gelebt  habe,  was  aber  falsch 
ist;  es  kann  nur  1805  in  Frage  kommen. 
Geigenzettel :  Joannes  Rota  fecit  /  Cremonese  Anno 
1808  (gedruckt).  —  Joannes  Rota  fecit  /  Cremone  anno 
1805  (gedruckt). 

Rotella,  Bernardino.  —  Spoleto.   1827 

Ein  Geigenmacher,  der  nur  bescheidenen  Ansprüchen 
genügen  konnte. 

Roth,   Albert.   —  Würzburg.     Geb.   7.  April 
1887  in  Markneukirchen 

Sohn  des  Lautenmachers  Gustav  Adolf  R.  Nachdem  er 
in  seiner  Vaterstadt  seine  Ausbildung  vollendet  hatte, 
arbeitete  er  mehrere  Jahre  hindurch  als  Gehilfe  und 
hat  sich  im  Jahre  1919  in  Würzburg  niedergelassen  und 
als  Lautenmacher  selbständig  gemacht. 

Roth,  Christian.  —  (Angeblich  Augsburg  oder 

Nürnberg,  auch  Prag  1 675) 
Es  gibt  Lauten  undTheorben  mit  seinem  Namen.  Hart, 
Sandys  und  Forster  erwähnen  ihn,  doch  war  es  mir 
nicht  möglich,  in  Augsburg  etwas  über  ihn  zu  finden. 
Ebenso  unbekannt  ist  er  in  Prag.  Er  war  vielleicht  ein 
vogtländischer,  wahrscheinlich  (Mark)  Neukirchener 
Geigenmacher,  der  von  Markt  zu  Markt  zog.  Vgl.  Roht. 
Geigenzettel:  Christian  Roth  Violin  und  /  Lauten- 
macher aus  Prag  Ao  17..  (gedruckt). 

Roth,    Ernst   Heinrich.    —   Markneukirchen. 

Geb.  3.  April  1877 

Sohn  von  Gustav  Robert  R.  Er  ist  gelernter  Geigen- 
macher und  trat  1900  als  persönlich  haftender  Gesell- 
schafter in  die  Firma  Gustav  Roth  ein. 

Roth,    Gustav.    —    Markneukirchen.     Geb. 
29.  Mai  1852 

Schüler  von  Bausch.  Im  Jahre  1870  begründete  er  sein 
Geschäft,  dessen  Firma  seit  10.  September  1900  Gustav 


Roth  &  Co.  lautet,  nachdem  der  Sohn  Teilhaber  ge- 
worden war.  Er  erhielt  1897  in  Leipzig  eine  silberne 
Medaille.  Sein  Bruder  Gustav  Robert  R.  war  Bogen- 
macher. 

Roth,  Johann.  —  Darmstadt?    1675.    (Vogt- 
länder?) 

Er  wird  als  Darmstädter  Meister  bezeichnet,  im  Groß- 
herzoglichen Haus-  und  Staatsarchiv  waren  jedoch 
Nachforschungen  nach  ihm  ohne  Erfolg. 

Roth,  Otto.  —  Markneukirchen.   1905 

Wurde  durch  seine  Riesenbaßgeige  (4,20  m  hoch  vom 
Hals  bis  zum  Stachel,  Korpus  2,10  m),  die  er  für  das 
Orchester  der  Oper  in  Chicago  gebaut  hat,  bekannt. 
—  Auch  Carl  Wilhelm  Roth,  geb.  7.  Oktober  1876,  ist 
Geigenmacher  geworden. 

Roth.  -  Straßburg.  1856 

Er  hatte  um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  seine  Werk- 
statt in  Straßburg  und  führte  ziemlich  viele  Repara- 
turen aus.  Geigen  von  ihm  habe  ich  nicht  gesehen.  Er 
hielt  sich  gute  Gehilfen,  und  so  hat  auch  Simoutre  bei 
ihm  gearbeitet.  Vielleicht  ist  er  identisch  mit  jenem 
Roth,  der  in  Paris  in  der  Rue  Geoffroy-Marie  eine 
Werkstatt  hatte. 

Rothmüller,  Ferdinand.  —  Graz.    1887.   Geb. 

1851  in  Wien 

Er  hatte  in  Wien  gelernt,  kam  im  Jahre  1879  als  Gehilfe 
nach  Graz  zu  Prachatschek  und  machte  sich  1887 
selbständig.  Er  war  im  Ausbessern  und  Wiederher- 
stellen alter  Geigen  recht  tüchtig  und  hat  auch  neue 
Geigen  gebaut. 

Rothy(?),  Georg  Friedrich.  —  18.  Jahrhundert 

Eine  vogtländische  Geige  im  Besitz  von  Ernst  Geißer 
trägt  diesen  (wahrscheinlich  fingierten)  Namen,  der 
wohl  aus  »Roth«  entstanden  sein  dürfte. 

Geigenzettel :  George  Friedrich  Rothy  ,  fec.  v.  p.  Jacob 
Stainer  in  Apsam  oenipuntum  Ao.  17..  (gedruckt). 

Rotta,  Gius.  Ant.  s.  Rocca 
Rottenburgh,  Jan  Hyacinth  Joseph.  —  Brüssel. 
1743.  1745 

Eine  weitverzweigte  Musikerfamilie^),  von  der  einige 
Mitglieder  auch  als  Instrumentenmacher,  und  zwar 
hauptsächlich  als  Blasinstrumentenmacher  vorkommen, 
(Vgl.  V.  d.  Straeten,  B.  V.  S.  180  ff.)  Jan  Hyacinth  war 
Hofgeiger  und  hat  auch  einige  Instrumente  gemacht, 
die  eher  an  die  Tiroler  Schule  als  an  Amati  erinnern. 
Sein  Lack  ist  rotbraun. 

Geigenzettel:  Joannes  Hyacinthus  Josephus  /  Rotten- 
burgh Aul.  violonisius  /  me  fecit  Bruxelles  1743  (ge- 
druckt) und  Abb.  659. 


')  Der  Name  wird  in  der  Literatur  in  unglaublichen 
Entstellungen  (Rottembrouck  usw.)  wiedergegeben. 


428 

Rottenburgh,  Jean  Hyacint  (major). 

1752.  1753 

Ähnlich  wie  J.  H.  J.  Rottenburgh  und  möghcherweise 
mit  ihm  identisch. 

Geigenzettel :  Abb.  660. 


Rottenburgh  —  Ruddiman 


Roudhloff,  D.  und  A.  —  London.    1 .  Hälfte 
des  19.  Jahrhunderts 

Französische  Geigenmacher,  die  in  der  Charles  Street, 
Fitzroy  Square  Nr.  81  wohnten. 


Brüssel.    Royer,  Alexis.  —  Mirecourt.   1768 

Nur  von  A.  Jacquot  erwähnt. 

Roze.  —  Orleans.   1701.   1760 

Seine  Arbeit  ist  sorgfältig  und  erinnert  an  die  Schule 
von  Mirecourt;  das  Modell  ist  hübsch  und  der  Lack 
von  gelber  Farbe.  Die  F-Löcher,  die  in  der  Mitte  sehr 
weit  sind,  zeigen  trotzdem  guten  Schnitt,  dagegen  ist 
die  Schnecke  ziemlich  plump. 

Geigenzettel :  Abb.  666. 


Roudhlof-Nauchand,  F.  —  Paris.  Anfang  des 

19.  Jahrhunderts 

Guter  Gitarrenmacher,  der  schönes  Rosenholz  ver- 
arbeitete. Er  klebte  geschriebene  und  gedruckte  Zettel 
ein,  manchmal  beide  zugleich.  Eine  Lyra-Gitarre  von 
ihm  befindet  sich  im  Museum  des  Konservatoriums  in 
Brüssel  (Nr.  266). 

Roumen,  J. — Amsterdam.   1860 

Sohn  und  Nachfolger  von  L.  W.  Roumen  und  diesem 
in  der  Arbeit  ähnlich.  »Un  vieux  luthier  et  tres-estlme 
connaisseur  en  instruments  de  jadis«  sagt  v.  d.  Straeten 
von  ihm. 

Roumen,  L.  W.  —  Amsterdam.   1829 

Seine  Geigen  sind  kräftig  gebaut,  haben  braunroten 
Lack  und  klingen  nicht  schlecht. 

Rouse  (Rouze),  J.  —  Oakham,  Rutland.    1807 

Seine  Geigen  erinnern  an  das  Stainermodeil ;  am  besten 
gelangen  ihm  Violoncelli. 

Rousselot.  —  Marseille.   1830 

Neue  Geigen  hat  er  schwerlich  gemacht,  doch  kommt 
sein  Reparaturzettel  öfter  vor. 

Geigenzettel:  Repare  par  Rousselot  /  ä  Marseille  en 
1830  (geschrieben). 

Rousselot.  —  Valence.   1900 

Vielleicht  aus  Marseille  stammend.  Em  Geigenmacher, 
der  kurze  Zeit  in  Valence  ansässig  war  und  später  nach 
Avignon  verzog,  ohne  sich  jedoch  dort  dauernd  nieder- 
zulassen. 

Rovati,  Christof oro.  —  Bazzano.   1789 

Handwerksmäßige  Arbeit  und  verständnislose  Holz- 
wahl sind  die  hervorstechenden  Eigenschaften  seiner 
übrigens  selten  vorkommenden  Geigen. 

Rovetta  (Rovelta),  Antonio.  —  Bergamo.   1 840. 
1884 

Ein  nicht  ungeschickter  Nachahmer  der  alten  Meister. 
Er  stellte  1 864  in  Brescia  eine  gute  Violine  aus  und  soll 
später  auch  in  Mailand  gearbeitet  haben. 

Rowlnsky,    W.,    war    im    19.  Jahrhundert    In 
London  ansässig 


Rozet.  —  Paris.  Um  1691 

Vidal  zitiert  aus  Du  Pradels  »Livre  commode«:  »Le 
sieur  Rozet  est  renomme  pour  les  Instruments  de 
musique  de  la  garde-robe  du  roi ;  il  demeure  rue  Neuve- 
Saint-Eustache.«  Rozet  war  kein  Geigenmacher, 
sondern  Blasinstrumentenmacher.  Geigen  von  ihm 
sind  nie  bekannt  geworden,  wohl  aber  Blasinstrumente, 
so  eines  im  Museum  des  Konservatoriums  in  Paris 
(No.  497). 

Rub  (1,  ini?),  Aug.  (oder  Ang.)  de.  —  Viterbo. 

Ein  Dilettant,  der  schöne  Geigen  gemacht  hat,  die  auch 
im  Ton  nicht  schlecht  sind. 

Geigenzettel :  Aug.de  Rub.  ad  animi  delectationem  / 
Fecit  Viterbi  1763  (gedruckt). 

Rublnl.  —  Bologna 

Ein  Gitarrenmacher  des  19.  Jahrhunderts. 

Rubino,  Gennaro.  —  Neapel.   1899 
Gilt  als  guter  Mandolinenmacher. 

Ruch  s.  Ruth 

Ruchsgewand,  Zacharlas.  —  Nürnberg.    1587 

Ein  Lautenmacher,  von  dem  die  Stuttgarter  Hofkapelle 
Saiten  bezog. 

Rucklinski  (Ruchlinski),  Johann  Anton.  —  ? 
17.  oder  18.  Jahrhundert 

Dem  Namen  nach  ein  Pole,  vielleicht  in  Ungarn  an- 
sässig gewesen.  Eine  vierchörige  Laute  mit  der  am 
Halse  eingravierten  Inschrift:  Fecit  /  loan:  Ant:  / 
Rucklinsky  befindet  sich  im  ungarischen  National- 
museum in  Budapest. 

Ruddiman,   Joseph.   —  Aberdeen.     Geb.   in 
Aberdeen  1733,  f  25.  Februar  1810  daselbst 

Er  war  der  Sohn  eines  Zimmermanns  und  hat  wahr- 
scheinlich in  seiner  Jugend  dasselbe  Handwerk  gelernt, 
sich  aber  frühzeitig  dem  Geigenbau  zugewandt  und 
war  vor  Matthew  Hardie  der  beste  schottische  Geigen- 
macher. Seine  ersten  Geigen  sind  nach  Stainer  ge- 
macht; später  ahmte  er  ein  großes  Stradivarimodell  frei 
nach.  Sein  Holz  war  gut,  aber  der  Lack  schlecht;  er 
sieht  jetzt  dunkelgrau  oder  fast  schwarz  aus  und  läßt 
das  Holz  nicht  mehr  durchschimmern.  In  den  Holz- 
stärken weicht  er  von  italienischen  Vorbildern  oft  ab, 
aber  die  Arbeit  ist  recht  gut  und  der  Ton  gewöhnlich 
schön.  Ruddiman  hat  außer  Violinen  und  Violen  auch 


Rudert  —  Ruggeri 


429 


Violoncelli,    Zithern    und    Gitarren    gemacht.    Sein 

Geigenzettel    ist    von    einer   Rokokoumrahmung   mit 

Musikinstrumenten  umgeben.  In  Gitarren  pflegte  er 

nur  die  Buchstaben  J.  R.  F  A.  (J.  Rudiman  Fecit  Aberd.) 

anzubrmgen. 

Geigenzettel:  Ruddiman  /  Maker  /  17  Aberdeen  69 

(gedruckt).  —  Rudiman  /  Abdn  Dg.  (gedruckt). 

Rudert,  David.  —  (Mark)  Neukirchen.  1677 
Unter  den  Emigranten  aus  Graslitz,  die  sich  in  Neu- 
kirchen als  Geigenmacher  niedergelassen  haben,  wird 
auch  sein  Name  genannt. 

Rudert,  Henryk.  —  Warschau.    1844.    1847 

Vermutlich  der  Sohn  von  Jan  R.  Seine  Arbeiten  smd 
origineller  und  schöner  als  die  Jans.  Er  ahmte  das 
Stradivarimodell  nach  und  gebrauchte  einen  rotgelben 
Lack.  Eine  von  ihm  reparierte  Stainergeige  besitzt 
Rechnungsrat  Friedrich  in  Posen. 
Geigenzettel:  Henryk  Rudert  ,'  Zrobil  w  Warszawie 
r.  1846  (gedruckt).  —  Henricus  Rudertus  /  correxit 
Varsoviae  anno  1 847  (gedruckt). 

Rudert,  Jan.  —  Warschau.   1840 

Dem  Namen  nach  stammt  er  aus  dem  Vogtlande ;  auch 
seine  Geigen  widersprechen  dieser  Annahme  nicht. 

Rudert,  J.  G.  (?)  —  (Mark)  Neukirchen.  1750 
Eine  Geige  von  geringem  Wert  und  wenig  schöner 
Form  enthielt  einen  sehr  verblaßten  Zettel,  auf  dem 
die  Buchstaben  der  Taufnamen  und  die  Jahreszahl  nur 
noch  geraten  werden  konnten. 


K 


orneuburg, 


Rudert,    Johann    Michael.    ■ 
Wien.   1809.   1837 

Dem  Namen  nach  dürfte  er  aus  dem  Vogtlande 
stammen,  doch  schloß  er  sich  an  die  Wiener  Meister  an. 
Gutes  Holz  und  dunkler  ÖUack  sind  Kennzeichen 
seiner  im  übrigen  gewöhnlichen  Arbeit.  Im  Einrei- 
chungsprotokoU  der  Stadt  Komeuburg  kornmt  er  1809 
zum  ersten  Male  vor,  1812  bittet  er  um  Überlassung 
eines  Gewölbes  (Verkaufsladens)  im  Rathause,  aber 
schon  1813  legt  er  seine  Geigenmacherbefugnis  in 
Korneuburg  nieder  und  bittet  um  seine  Entlassung.  Er 
siedelte  wohl  von  da  direkt  nach  Wien  über,  wo  er  je- 
doch nicht  hervortrat. 

Geigenzettel :  Johann  Michael  Rudert  /  fecit  Komeu- 
burg 1809  (gedruckt).  —  Johann  Michael  Rubert  (sie)  / 
fecit  Viennae  1837  (gedruckt).  —  Johann  Michael 
Rudert  /  bürgerl.  Lauten  und  Geigen-  Macher  A. 
1810  (gedruckt)  und  Abb.  636  und  638. 

Rudert,  P.  —  Warschau.  1856 

Ein  Instrumentenmacher,  der  (nach  A.  Sowinski)  in  der 
Krakauer  Vorstadt  zu  Warschau  em  Geschäft  besaß. 

Rudger  s.  Ruggeri 
Rudolf.  —  Augsburg.   1412 

Man  kennt  wahrscheinlich  nur  den  Taufnamen,  der 
mit  der  Bezeichnung  »Lautenmacher*  im  Augsburger 
Steuerregister  von  1412  vorkommt. 


Rudolph,  Johann.  —  Wien.   1770.   1780 

Ein  zwar  geschickter,  aber  wenig  bekannter  Wiener 
Geigenmacher  des  18.  Jahrhunderts,  den  ich  weder  in 
den  Steuer-  noch  in  den  Bürgerlisten  finden  konnte. 

Geigenzettel:  Abb.  637. 

Rückbeil,  Job.  Heinr.  —  Sondershausen.   1863 
Seinen  Namen  fand  ich  nur  auf  einem  Reparaturzettel. 

Rückers  (Rückaerts),  Andreas  d.  A.  —  Ant- 
werpen. 1579.  1615 

Sohn  von  Hans  R.  d.  Ä.,  wurde  am  30.  Aug.  1579  ge- 
tauft. Die  Mitglieder  dieser  Familie  haben  fast  aus- 
schließlich klavierartige  Instrumente  gemacht  und  sind 
nur  dafür  berühmt,  doch  machten  sie  viele  Harfen,  und 
die  Möglichkeit,  daß  sie  auch  einige  Lauten  angefertigt 
haben,  ist  daher  nicht  ausgeschlossen. 

Rückers,  Hans  d.  J.  —  Antwerpen 

Sohn  von  Hans  R.  d.  Ä.,  wurde  am  15.  Januar  1578 
getauft. 

Rückers,  Jan  (Hans),  genannt  der  Altere.  — 
Antwerpen.   Geb.  um  1555,  f  1641  (?) 

Er  wurde  1579  in  die  Gilde  aufgenommen  und  war  der 
bedeutendste  Antwerpener  Clavecinmacher.  Er  lebte 
noch  1623  —  wahrscheinlich  bis  1641  —und  war  mit 
Adrienne  Knaeps  verheiratet.  Er  hatte  vier  Söhne: 
Franz  (geb.  1576),  Hans  (1578),  Anders  (1579)  und 
Anton  (1581). 

Rüdiger,  M.  —  Frankfurt  a.  M.   1820 

Ist  mir  bisher  nur  durch  einen  Reparaturzettel  bekannt 
geworden. 

Rüdiger,  Moritz.  —  Brieg.  1886.  1890 

Er  war  hauptsächlich  Klavierhändler,  beschäftigte  sich 
aber  viel  mit  dem  Geigenmachen  und  machte  allerlei 
Versuche  und  Erfindungen.  So  schlug  er  1886  in  De 
Wits  Zeitschrift  die  Verwendung  von  Stegen  aus 
Tannenholz  vor  und  erfand  mit  Carl  Bögel  »Spannungs- 
rippen für  die  Resonanzböden  der  Geigen«,  —  eine  Er- 
findung, die  sich  in  keiner  Weise  bewähren  konnte. 
Ebenso  erging  es  seiner  Übungsgeige  (mit  gedämpftem 
Ton),  an  der  er  namentlich  die  F-Löcher  veränderte. 

Ruelle,  Pierre.  —  Paris.   1754 

Sein  Name  ist  nur  dadurch  bekannt,  daß  er  geschwo- 
rener Meister  der  Pariser  Lautenmacherzunft  für  1 754 
war. 

Ruffini.  —  Neapel.  19.  Jahrhundert 

Ein  neapolitanisches  Musikinstrumentengeschäft,dessen 
Besitzer  jetzt  A.  Colle  ist.  Die  Firma,  die  verschiedene 
Ausstellungen  beschickte,  führt  ihre  Gründung  bis 
1744  zurtick  und  hat  auch  in  Rom  Niederlagen. 

Ruggeri    (Rugieri,    Ruggieri,    Rugier,    Ruger, 

Rudger) 

Es  ist  schon  bei  Erwähnung  der  Brescianer  Rogerl 
darauf  aufmerksam  gemacht  worden,  daß  die  Familien 
Rogeri  und  Ruggeri  nicht  verwechselt  werden  dürfen. 


430 


Ruggieri  —    Ruppert 


Die  Ruggeri  sind  übrigens  auch  sonst  in  der  Musik- 
geschichte hervorgetreten.  Ein  Antonio  Ruggeri  war 
um  1640  ein  berühmter  Sänger  und  Giovanni  Maria 
Rügen  ein  bekannter  venetianischer  Tondichter,  von 
dem  unter  anderem  1696  »Marianne*,  1698  »Miltiade«, 
1702  »Amor  por  Vendetta«,  1709  »Arato  in  Sparta«  und 
1710  »Armida  abandonata«  erschien. 

Ruggien,  Antonio.  —  Cremona.   1723 

Ein  bisher  unbekanntes  Mitglied  der  Familie,  dessen 
Zettel  P.  de  Wit  veröffentlicht.  Hiernach  war  er  ein 
Sohn  von  Giacinto. 

Geigenzettel:  Antonio  Ruggieri  figlio  ,  del  fu  Giacinto 
fece  /  in  Cremona.  1 723  (gedruckt). 

Ruggeri,  Domenico  s.  Rogieri 


—   Cremona. 


Ruggeri   (Rugien),    Francesco. 
1645.  1700 

Der  älteste  und  bedeutendste  Geigenmacher  der 
Familie.  Er  wohnte  in  der  Contrada  Coltellai  Nr.  7  und 
war  ein  Schüler  Nicola  Amatis,  den  er  nachahmte.  Nur 
seine  F-Löcher  sind  kürzer  und  weiter,  die  Wölbung 
etwas  höher  und  das  Modell  ein  wenig  breiter;  die  Um- 
risse sind  schwungvoll,  die  Einlage  breit  und  der  Lack, 
der  leuchtend  und  durchsichtig  wirkt,  ist  meist  von 
dunkelgelbroter  oder  hellgelbroter  Farbe.  Das  Holz  ist 
in  der  Regel  vortrefflich  und  oft  auch  schön  geflammt. 
Häufiger  als  seine  Violinen  kommen  Violoncelli  von 
ihm  vor,  deren  Modell  allerdings  ein  wenig  zu  lang 
erscheint ;  auch  verwendete  er  bei  diesen  manchmal  zu 
Zargen  und  Boden  geringere  Holzarten,  immer  aber 
verstand  er,  einen  edlen  vollen  und  schönen  Ton  zu 
erzielen.  Ein  echtes  Violoncello  von  ihm  ist  heute  nur 
zu  sehr  hohem  Preis  zu  haben,  doch  besitzt  der  Violon- 
cellist Bertie  Withers  ein  solches  aus  dem  Jahre  1679. 
Auf  dem  Zettel  der  von  Ole  Bull  gekauften  Geige 
Schlossers  (aus  dem  Jahre  1665)  nennt  er  sich  Fran- 
cisco Ruger,  und  auch  auf  späteren  Zetteln  kehrt  diese 
Schreibweise  des  Namens  wieder,  ebenso  auch :  Rugier, 
Ruggieri  und  Ruggeri.  Eine  sehr  schöne  Geige  von  ihm 
besitzt  Th.  Hämmerle  in  Wien. 

Geigenzettel :  Abb.  664. 

Ruggeri  (Rugieri),  Giacinto  Gio.  Battista.  — 
Cremona.   1666.   1696 

Sohn  von  Francesco  R.  und  dessen  Schüler.  Auf  seinen 
älteren  Zetteln  nennt  er  sich  Gio.  Battista,  später  aber 
nur  Giacinto,  und  beruft  sich  dabei  darauf,  ein  Sohn 
Francescos  zu  sein.  Seine  Arbeit  entspricht  seiner 
Schule;  auch  er  machte  hauptsächlich  Violoncelli  und 
verwendete  allerlei  Holzarten.  Sein  Model!  ist  breit, 
ziemlich  gewölbt,  der  Ton  sehr  gut  und  der  Lack  von 
dunkelbrauner  Farbe.  Er  kommt  seinem  Vater  zwar 
nicht  ganz  gleich,  ist  aber  doch  sein  würdiger  Schüler. 
Eine  Violine  von  ihm  besitzt  Carl  Stoeber  in  Würzburg. 

Geigenzettel:  Gio  Battista  Rugier  detto  il  per  /  fecit 
Cremonae  Anno  1666/7  (gedruckt).  —  Giacinto  filio  di 
Francesco  /  Rugier  detto  il  per  1692  (gedruckt).  — 
Giacinto  filio  di  Francesco  /  Ruggerie  detto  il  Per  1696 
(gedruckt). 


Ruggeri  (Rugieri),  Guido.  —  Cremona.    1720 

Ein  Meister  dieses  Namens  wird  mehrfach  erwähnt, 
doch  kenne  ich  weder  Arbeiten  noch  Zettel  von  ihm, 
und  wenn  Bagatella  einen  »Giannuario  Ruggier«  lob- 
preist, so  scheint  er  wohl  Giacinto  zu  meinen.  Noch 
zweifelhafter  ist  ein  Giorgio  R.,  doch  gibt  es  tiroler 
Geigen  mit  dem  schlecht  gefälschten  Zettel  »Georgius 
Ruscheri  1680«,  an  denen  höchstens  das  gut  geschnitzte 
Löwenköpfchen  einen  gewissen  Reiz  hat. 

Ruggeri,  Pietro  Giacomo  s.  Rogeri 

Ruggeri  (Rugieri),  Vincenzo,  detto  il  Per.  — 
Cremona.   1690.   1735 

Sohn  des  Francesco  R.  Wenn  auch  weniger  bedeutend 
als  der  Vater,  dessen  Beinamen  er  gleichfalls  annahm, 
so  hat  er  doch  einige  sehr  schöne  Geigen,  hauptsächlich 
aber  Violoncelli  gemacht.  Sein  Holz  ist  gut,  der  Lack 
gelbbraun.  Eine  prachtvolle  Viola  da  Gamba  von  ihm 
aus  dem  Jahre  1702,  die  merkwürdigerweise  schon 
einen  gewölbten  Boden  hat,  besitzt  die staatl.  Sammlung 
alter  Musikinstrumente  in  Berlin  (Nr.  838).  Im  allge- 
meinen ist  seine  Arbeit  weniger  sorgfältig  durchgeführt 
als  die  der  übrigen  Mitglieder  der  Familie.  Beethoven 
besaß  bekanntlich  eine  Viola  von  ihm  (von  1690),  ein 
Geschenk  des  Fürsten  Lichnowsky. 

Geigenzettel :  Vicenzo  Rugier  detto  il  Per  /  In  Cremona 
1714(gedruckt)und  Abb.  657. 

Rummelhoff  s.  R.  Hansen 

Ruperti,  W.  — Wismar,  f  nach  1860  in  Wismar 

Die  älteste  Arbeit,  die  mir  von  ihm  bekannt  wurde, 
stammte  aus  dem  Jahre  1847.  Er  machte  neue  Geigen 
und  war  als  Reparateur  tätig,  scheint  aber  das  Bürger- 
recht in  Wismar  nicht  erworben  zu  haben. 

Geigenzettel :  Repariert  von  W.  Ruperti  /  Wismar  d. 
20.  Nov.  1848  (gedruckt). 

Ruperti.  —  Hamburg.   18  .  . 

Mittelmäßiger  Geigenmacher,  der  um  die  Mitte  des 
19.  Jahrhunderts  in  Hamburg  tätig  war. 

Ruppert,  Franz.  —  Erfurt.   1800.   1809 

Vielleicht  ein  Sohn  oder  Enkel  von  Joh.  H.  R.  Ein 
fleißiger,  aber  sehr  handwerksmäßig  arbeitender  Gei- 
genmacher. Seine  Instrumente  sind  flach  gewölbt  und 
stark  im  Ton.  Man  rühmte  sie  wegen  ihrer  »Leichtig- 
keit«; diese  stammt  aber  daher,  daß  er  die  Zargen  nicht 
bereifte,  die  Klötzchen  in  den  Ecken  fehlen  ließ  usw. 
Er  wechselte  übrigens  Patron  und  Wölbung  sehr  oft. 
Sein  Lack  ist  von  schwarzbrauner  Farbe. 

Ruppert,  Joh.  Heinrich.  —  Erfurt.   1719.   1736 

Seme  Geigen  sind  meist  flach  gewölbt,  manchmal  sogar 
zu  flach,  doch  gibt  es  auch  solche,  die  dem  Stainer- 
modell  sich  nähern.  Die  Köpfchen,  die  er  gern  am 
Wirbelkasten  anbringt,  zeigen  eine  geschickte  Hand. 
In  besonderem  Ansehen  stand  er  als  Gambenmacher. 
[,    Ein  »Violoncello  piccolo«  von  ihm  vom  Jahre  1724  mit 


Rupf  —  Rymwid-Mickiewicz 


431 


fünf  Saiten,  und  zwei  Violinen  (eine  von  1736)  besaß 
nach  dem  Inventar  vom  9.  Dezember  1773  die  ehe- 
malige Köthener  Hofkapelle. 

Geigenzettel:  Johann  Heinrich  Ruppert  anno  1719  in 
Erfurt  (gedruckt).  —  Johann  Heinrich  Ruppert  ,  in 
Erfurt  1728  (gedruckt). 

Rupf  (Rief?),  Euphroslus.  —  Vils.    1783 

Diesen  Namen  liest  man  auf  einem  sehr  ungelenk  ge 
schriebenen   Geigenzettel.    Ich  glaube,  der  Schreiber 
wollte  Rief  schreiben,  und  es  ist  nur  gegen  seme  Absicht 
»Rupf*  daraus  geworden. 

Ruprecht,  Wilhelm.— Wien.   1839.  f  4.  Febr. 
1862 

Er  war  ein  sehr  talentvoller  und  geschickter  Geigen- 
macher. Er  ahmte  vorzugsweise  Guarneri  del  Gesü 
nach,  baute  aber  auch  in  künstlerischer  Weise  nach 
Brescianer  Vorbildern.  Geigen  dieser  Art  zeigen  ver- 
schiedenartiges Bodenholz  und  doppelte  Einlagen; 
viele  haben  außerdem  auf  dem  Boden  einen  sog. 
Drudenfuß  eingelegt.  Er  hatte  einmal  Gelegenheit, 
einen  Ahornbaum  zu  kaufen,  dessen  Holz  ganz  mit 
schwarzen  Adern  durchzogen  war,  und  dieses  Holz 
findet  man  auf  fast  allen  Geigen,  die  er  gebaut  hat. 
Manche  seiner  Kopien  der  alten  Brescianer  werden  als 
Originale  verkauft.  Seine  Geigen  galten  schon  zu  seiner 
Zeit  etwa  350  M.  In  der  Ausstellung,  auf  die  er  sich  mit 
seinem  Zettel  beruft,  war  er  mit  einem  Violoncello  und 
drei  Geigen  vertreten,  von  denen  eine  mit  Buchsbaum 
und  Ebenholz  eingelegt  war.  Er  wohnte  1839  Land- 
straße Nr.  102  und  1856  auf  der  Wieden  Nr.  767. 
Geigenzettel :  (f  W  R)  Wilhelm  Rupprecht  /  fecit 
Vienne   (gedruckt)  und  Abb.  630. 

Russo,  Domenico.  —  16.  Jahrhundert  (?) 

Das  Innsbrucker  Ferdinandeum  besitzt  nach  einer 
freundlichen  Mitteilung  Dr.  Waldners  seit  kurzer  Zeit 
eine  interessante  alte  und  reichverzierte  Gambe  mit 
fünf  Saiten  von  besonders  breitem  Bau.  Der  600  mm 
lange  Schallkörper  ist  unten  410  mm,  in  der  Brust 
zwischen  den  spitz  ausladenden  )(  220  mm  und  oben 
350  mm  breit.  Auf  dem  280  mm  langen  Hals  sitzt  ein 
auf  allen  Seiten  mit  erhabenen  Verzierungen  ver- 
sehener 190  mm  langer  Wirbelkasten,  der  mit  einem 
nach  vorn  gestreckten,  fein  geschnitzten  Faunkopf 
endigt.  Die  Zargen  sind  nach  alter  Brescianer  Weise 
mit  einem  Holzstreifen  belegt,  unten  140  mm,  in  der 
Mitte  130  mm  und  oben  130  mm  hoch.  Der  Boden  aus 
Kastanienholz  ist  flach,  oben  abgedacht,  die  breit- 
jährige  Decke  schwach  gewölbt.  Die  Schallöcher  sind 
breit,  C-förmig  mit  ausgezacktem  Innenrand;  unter 
dem  Griffbrett  befindet  sich  ein  schön  gegitterter  Dach- 
stern. Griffbrett  und  Saitenhalter  sind  mit  Festons  usw. 
in  Buchsbaum-Intarsia  verziert.  Die  Decke  ist  rund- 
herum mit  zehn  quadratischen  Feldern  aus  verschieden- 
farbigem Elfenbein  in  Florentiner  Mosaik  eingelegt, 
ein  elftes  gleiches  Quadrat  sitzt  in  der  Mitte  zwischen 
Griffbrett  und  Saitenhalter.  Der  Lack  ist  dunkelbraun. 
Auf  einem  schmalen  Papierstreifen  liest  man:  Domi- 
nico  Rvsso.  Nach  der  ganzen  Bauart  und  nach  dem 
Schnitt  der  Schallöcher  gehört  das  Instrument  noch 


dem  16.  Jahrhundert  an,  nur  das  verhältnismäßig 
schmale  Griffbrett  mit  seinen  Intarsien  und  der  Saiten- 
nalter  stammen  aus  einer  späteren  Zeit  und  dürf- 
ten bei  einer  Reparatur  erst  nachträglich  hinzugefügt 
worden  sein.  Könnte  dieser  Dominico  Russo  nicht  mit 
Joannes  Dominico  oder  mit  Dominico  da  Pesaro  in  Be- 
ziehung gebracht  werden? 

Ruth  (Ruch),  Longinus.  —  Neuenbürg.    1747 

Er  besaß  einen  gewissen  Ruf  und  scheint  wohl  als 
Hausierer  mit  seinen  Geigen  weit  herumgekommen  zu 
sein.  Arbeiten  von  ihm  kommen  ziemlich  oft  vor,  und 
doch  ist  weder  sein  Name  noch  sein  Wohnort  einwand- 
frei festzustellen.  .Auf  der  Mehrzahl  seiner  Zettel,  von 
denen  einzelne  rot  gedruckt  sind,  liest  man  Ruth,  auf 
anderen  aber  ausdrücklich  Ruch,  so  daß  man  geneigt 
sein  könnte,  diesen  Longinus  der  Familie  Rauch  zuzu- 
zählen. Als  Wohnort  kommt  wohl  Nellenburg  unwei- 
von  Stockach  in  Baden,  an  der  Landstraße  gegen 
Radolfzell  am  Unter-(Boden-)See  in  Betracht.  Dort 
liegen  auf  einem  Ausläufer  der  Liptinger  Höhen  die 
Reste  der  im  Dreißigjährigen  Krieg  zerstörten  Feste 
Nellenburg^).  Die  ehemalige  Grafschaft  Nellenburg 
kam  1465  an  Österreich,  1805  an  Württemberg  und 
1810  an  Baden.  In  seiner  Arbeit  ist  R.  nicht  hervor- 
ragend. Die  Wölbung  ist  gewöhnlich  sehr  hoch,  die 
F-Löcher  sind  weit  offen,  die  Schnecke  unschön,  der 
Lack  mager.  Die  Einlagen  fehlen  gewöhnlich,  dagegen 
ist  der  Ton  nicht  schlecht.  Von  ihm  besitzt  das  Ger- 
manische Nationalmuseum  in  Nürnberg  eine  Diskant- 
geige, das  Benediktinerstift  St.  Margareth  bei  Prag  eine 
Violine,  eine  andere  Dir.  Paul  Müller  in  St.  Gallen 
(mit  dem  Namen  Ruch). 

Geigenzettel:  Longinus  Ruch  in  /  Nellenburg.  (ge- 
druckt). —  Longinus  Ruth  /  in  Nellenburg,  Tyrol  1 747 
(gedruckt). 

Rutherford,  John.  —  London.   1905 

Wird  mir  als  guter  Geigenmacher  bezeichnet. 

Rutsch,  Fr.  —  Beuthen,  O.-S.   1885 

Wurde  mir  nur  durch  einen  Reparaturzettel  bekannt. 

Ruzicka,  Josef.  —  Troppau.   1914 

Ein  Troppauer,  der  in  Prag  lernte,  als  Gehilfe  bis  nach 
Braunschweig  kam  und  sich  1903  in  seiner  Vaterstadt 
selbständig  machte.  Er  stimmt  Boden  und  Decke  har- 
monisch ab,  baut  nach  Stradivari  und  Guarneri  und 
wird  von  Kennern  gelobt.  Eine  gute  Violine  von  ihm 
besitzt  Vinc.  Prießnltz  in  Gräfenberg. 


Ruzout 


1795 


Paris. 

Grillet  teilt  folgenden   Zettel   mit:  Mis  en  etat  par 
Ruzout ,  rue  de  Grenelle  Honore  ä  Paris  1 795  (geschr.). 


Od 


essa. 


Geb. 


Rymwid-Mickiewicz,  Joseph. 

in  Preli-Witebsk  1869 

Schüler  von  Wladimir  W.  Ivanoff  in  St.  Petersburg, 

arbeitete  von  1891 — 1897  zusammen  mit  A.  Didelot  als 


^)  Leider  ist  das  Stockacher  Archiv  im  18.  Jahrhundert 
größtenteils  ein  Raub  der  Flammen  geworden,  so  daß  auch 
dort  nichts  zu  finden  war. 


432 


Saby  —  Salier 


Gehilfe  bei  E.  Geißer  und  machte  sich  1897  in  Odessa 
als  Geigen-  und  Bogenmacher  selbständig.  Er  arbeitet 
nach  Guarneri  del  Gesü  und  nach  eigenen  Modellen, 
bevorzugt  große  Formate  und  eine  sehr  flache  Wöl- 
bung. Sein  Lack  ist  gelblich  oder  rotgelb,  aber  dünn 
und  erinnert  an  gew.  Politur.  Der  Ton  seiner  Geigen  ist 
kräftig,  nur  die  G-Saite  fällt  etwas  ab.  Auch  als  Repa- 
rateur  besitzt  er  in  Südrußland  einen  sehr  guten  Ruf. 
Er  erhielt  schon  1894  auf  der  Antwerpener  Weltaus- 
stellung ein  Ehrendiplom. 

Geigenzettel:  Abb.  643. 


Saby.  H.  H.  —  Kapstadt.    1910.    1911 

Hauptsächlich  Händler,  der  auch  eine  Reparaturwerk- 
statt unterhält. 

Sacchinl,  Sabbattino  (Sebastiano).  —  Pesaro. 
1670.  1686 

Ein  Schüler  oder  guter  Nachahmer  Marianis.  Er  machte 
außer  Violinen  von  kleinem  Patron  auch  zierliche 
Taschengeigen.  Ein  Instrument  von  ihm  besitzt  Val- 
drighi. 

Geigenzettel :  Sebastiano  Sacchini  /  da  Pesaro  l'anno 
16  .  .  (gedruckt).  —  Sabbattino  Sacchini  /  da  Pesaro, 
1686  (gedruckt). 

Sacconi,  B.  —  1911 

Italienischer  Geigenmacher  unserer  Zeit,  dessen  Arbeit 
dem  ^uten  Durchschnitt  entspricht,  wenn  auch  der 
Lack  zu  wünschen  übrigläßt. 

Sacquin.  —  Paris.    Geb.  um  1811.    1860 

Angeblich  ein  Schüler  von  Aldric.  Er  war  seiner  Zeit 
ein  geschätzter  Geigenmacher  und  besonders  wegen 
seiner  Bässe  beliebt.  Er  kopierte  Stradivari  und  wen- 
dete Ollack  an.  Ein  Brandstempel  im  Innern  findet  sich 
neben  seinem  gedruckten  Zettel.  Dr.  W.  Trapp  in  Ber- 
lin besitzt  eine  recht  gute  Violine  von  ihm. 

Sacquin,  Philippe.  —  Mirecourt.    1770.    1790 

Arbeiten  von  ihm  sind  nicht  bekannt.  Er  war  wahr- 
scheinlich der  Großvater  des  Pariser  Geigenmaehers 
gleichen  Namens  und  der  Vater  des  um  1 775  in  Mire- 
court vorkommenden  Meisters  Nicolas  Sacquin. 

Sadtler,  Josef  Anton.  —  Linz  a.  D.  —  Geb. 
12.  April  1820  zu  Ahornswald  (Heinrichs- 
grün i.  Erzgeb.),  f  8.  März  1908  in  Linz 

Er  war  Professor  der  Physik  und  begann  in  seinem 
38.  Lebensjahre  aus  Liebhaberei  Geigen  zu  machen, 
nachdem  er  vorher  die  einschlägige  Literatur  sorgsam 
studiert  hatte.  Er  besuchte  die  Geigenmacher  in  Wien, 
Prag,  München,  Graslitz,  Klingenthal,  Schönbach  und 
Mittenwald  und  erlernte  die  nötigen  Handwerkskennt- 
nisse bei  Ignaz  Hofmayr  in  Steyr.  Immerhin  ist  Sadtler 
nicht  als  Geigenmacher,  sondern  als  forschender  Phy- 
siker anzusehen,  da  die  einzelnen  von  ihm  gebauten 
Instrumente  ihm  nur  als  Prüfer  seiner  auf  wissenschaft- 


lichem Wege  gefundenen  Grundsätze  des  Geigenbaus 
galten.  Im  Ton  sind  die  noch  erhaltenen  Arbeiten  von 
ihm  ausgezeichnet.  Weniger  ist  das  Äußere  zu  rüh- 
men ;  er  bevorzugte  eine  kleine  Mensur  und  verwendete 
einen  Spintuslack.  Obwohl  er  sehr  fleißig  war,  sind 
seine  Geigen  selten  geworden,  da  er  alle  früheren  Ar- 
beiten, die  er  seiner  Zeit  verschenkt  hatte,  oft  mit  gro- 
ßen Opfern  zurückkaufte  und  dann  vernichtete,  weil  sie 
seinen  fortschreitenden  Forschungsergebnissen  nicht 
mehr  entsprachen.  In  Franz  Fuchs  fand  er  einen  treff- 
lichen Schüler,  der  nun  als  der  Erbe  der  Lebensarbeit 
des  trefflichen  Gelehrten  in  seinem  Sinne  weiterbaut. 
S.  verwendete  nur  geschriebene  Zettel:  J.  A.  Sadtler, 
Linz. 

Sälcher,  Hans.  —  Augsburg.   1483.   1484 

Ein  Lautenmacher,  der  im  Augsburger  Steuerregister 
erwähnt  wird. 

Sagliocca,  Ed.   &  Co.,  eine  noch  bestehende 
Saiteninstrumentenfirma  in  Neapel 

Sagmayr,  Wolfgang.  —  Graz.   1 690.  f  vor  1 702 

Einer  der  ältesten,  nachweisbaren  Geigen-  und  Lauten- 
macher in  Steyermark.  Als  seine  Tochter  Eva  Rosina 
im  Jahre  1702  den  Geigenmacher  Joh.  Michael  Alban 
heiratete,  wird  er  im  Trauungsbuch  bereits  als  »Ehren- 
vester  vndt  khunstreicher  gewester  Burger  und  Lauten- 
vndt  Geigenmacher  seelig«  bezeichnet,  war  damals  also 
schon  gestorben.  Er  war  ein  geschickter  Merster.  Seine 
Arbeit  erinnert  an  die  von  Hanns  Khögl,  bei  ihm  findet 
man  dieselben  langen  Mittelbügel  und  dieselben  F- 
Löcher.  Am  häufigsten  kommen  Violen  von  ihm  vor. 
Einen  flach  gewölbten  Violaboden  von  ihm  besitzt 
Gymn.-Prof.  Anton  Mayr  in  Wien  (44^/,  cm  lang, 
20^/,  und  24', .,  cm  breit,  in  der  Brust  1 5  cm,  Länge  der 
)(  13  cm).  Eine  hübsche  Laute  vom  Jahre  1700  von 
ihm  befindet  sich  im  Kärntner  Landesmuseum  in  Kla- 
genfurt. 

Geigenzettel:  Abb.  717. 

Sailer  (Seiler),  Anton.  —  Mittenwald.    Geb. 
11.  Juni  1767.  lebte  noch  1840 

Sohn  und  Schüler  von  Joh.  S.  Seine  Arbeit  zeigt  gute 
Mittenwalder  Schule.  Auf  seinem  Zettel  fehlt  oft  die 
Ortsangabe. 

Sailer,  Johann.  —  Mittenwald.    1757.    1770 

In  seiner  Arbeit  steht  er  Knilling  nahe;  sein  Modell 
nähert  sich  der  Amatischule.  Er  ist  wahrscheinlich  mit 
dem  schon  1746  vorkommenden  Johann  Joseph  S. 
identisch. 

Sailer,  Joseph,  Mittenwald.  1756 

Guter  Mittenwa'der  Durchschnitt. 

Sailer  (Seiler),  Math.  —  Mittenwald.    1820 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Johann  S.,  den  er  jedoch 
nicht  ganz  erreicht. 

Geigenzettel :  Math.  Seiler  Geigenmacher  in  /  Mitten- 
wald an  der  Isar  1820  No.  124  (geschrieben). 


Sainprae  —  Salle 


433 


Sainprae  (Sainpra),  Jakob.  —  Berlin.   1 7.  Jahr- 
hundert 

In  Berlin  war  nichts  über  ihn  zu  ermitteln;  sein  Name 
wurde  nur  dadurch  bekannt,  daß  eine  Viola  di  Bordone 
(»Baryton«)  von  ihm,  die  aus  dem  Besitze  von  Quantz 
stammen  soll,  im  South  Kens.  Museum  1872  ausge- 
stellt war.  Das  Instrument  samt  Bogen  ist  Eigentum 
des  Viktoria-  und  Albert-Museums  in  London.  (Richtig 
geschrieben  dürfte  der  Name  Saintpre,  Paintprex  oder 
Saint-Preux  gelautet  haben.) 

Geigenzettel:  Jaques  Sainprae  A  Berlin  (gedruckt). 

Sainsione,  Giovanni.  —  Rom.   1725 

Ein  auch  von  Valdrighi  (2772)  erwähnter,  geschickter 
Lautenmacher,  der  reich  mit  Bein  und  Schildpatt  em- 
gelegte  Mandolinen  gemacht  haben  soll.  Vielleicht  ein 
Nachkomme  des  venetianischen  Lautenmachers  »Ma- 
stro  Sanson«,  oder  des  aus  Sizilien  stammenden  Musi- 
kers Batt.  Sansone,  der  im  16.  Jahrhundert  in  Rom 
lebte,  wenn  man  nicht  lieber  annehmen  will,  wozu  ich 
am  ehesten  geneigt  bin,  daß  Valdrighi  oder  sein  Ge- 
währsmann den  Namen  falsch  gelesen  hat.  Es  dürfte 
eine  Verwechslung  mit  Giovanni  Smorzone  (s.  d.)  vor- 
liegen. 

Saint-Clair   (Salnt-Clas,   Sinclas),   Jean-Bap- 
tlste.  —  Mlrecourt.   1765.   1790 
Er  wurde  1767  in  die  Zunft  aufgenommen  und  1776 
Meister. 


Saint-George,  George. 
1911 


London,  Kew.  1908. 


Ein  trefflicher  Musiker,  Virtuose  auf  der  Viola  d'amore, 
die  er  auch  sehr  gut  zu  bauen  versteht  und  über  die  er 
wertvolle  Abhandlungen  veröffentlicht  hat. 

Saint-Jean,  Jean-Claude  genannt.  —  Mirecourt. 
1768 

Nur  von  A.  Jacquot  erwähnt. 
Salnt-Paul.  —  Paris.   1640? 

Fetis  erwähnt  einen  Geigenmacher  Saint-Paul  in  Paris, 
der  um  1640  gelebt  haben  soll.  Weder  Vidal  noch  andere 
haben  über  diesen  St.  P.  etwas  finden  können.  Er  soll 
das  Amatimodell  ähnlich  wie  Boquay  kopiert,  dunkel- 
roten Lack  angewendet  und  Bässe  von  schönem  Ton 
gemacht  haben. 

Saint-Paul,  Antoine.  —  Paris.    1768.    1789 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Pierre  St.-P.  Er  war  der 
Schwiegersohn  und  Nachfolger  von  Guersan  und  hatte 
seinen  Laden  mit  dem  Schild  »Au  luth  royal«  in  der 
Rue  des  Fosses  Saint-Germain-des-Pres.  Er  betrieb 
einen  ausgedehnten  Musikinstrumentenhandel,  war 
aber  als  Geigenmacher  nicht  hervorragend.  Er  ver- 
suchte es  auch  wiederholt,  Boquay  zu  kopieren,  er- 
reichte ihn  aber  nie.  Sein  Lack  ist  schlecht  und  von 
blaßgelber  Farbe.  Ob  die  geschnitzten  Köpfchen,  die 
er  am  Wirbelkasten  gerne  anbrachte,  seine  eigene  Ar- 

V.  Lütgendorff,  Geigfen-   und  Lautenmacher.     Bd.  II 


beit  waren,  erscheint  zweifelhaft.  Er  war  geschworener 
Meister  der  Pariser  Geigenmacherzunft  für  1768. 

Geigenzettel :  Antonius  Saint-Paul,  prope  Comoediam  / 
Gallicam  Lutetiae,  anno  1772  (gedruckt). 

Saint-Paul,  Pierre.  —  Paris.   1740.   1743 

Seine  Geigen  haben  kleines  Patron  und  bei  aller  Roheit 
der  Ausführung  einen  ziemlich  guten  Ton,  aber  immer 
einen  schlechten,  gelbgrauen  Lack.  Besser  sind  seine 
Quintone  durchgeführt.  Er  wohnte  erst  in  der  Rue 
de  la  Comedie  franfaise,  seit  1 772  in  der  Rue  St.  Andre 
des  Arts  und  führte  das  Ladenschild:  A  la  lyre  d'Apol- 
lon.  Eine  Arbeit  von  ihm  wird  in  Brunis  Inventaire 
erwähnt ;  auch  war  er  auf  der  belgischen  retrospektiven 
Ausstellung  von  1878  vertreten. 

Geigenzettel:  Abb.  677  und  714. 

Sajot.  —  Paris.   1720.   1734 

Unbedeutend  und  handwerksmäßig ;  seine  Violen  haben 
platten  Boden  und  gelbbraunen  Lack. 

Geigenzettel:  Abb.  704. 

Sales,  Ambroise.  —  Caen.   1768.   1785 
Ein  Drechsler,  der  auch  Geigen  gemacht  hat. 

Sales-fils,  Jacques.  —  Caen.   1778.    1790 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Ambroise  S.  Sein  ge- 
schriebener Reparaturzettel  fand  sich  in  einer  Geige; 
wahrscheinlich  war  er  nur  Händler,  worauf  das  M*^  Lu- 
thier  (Marchand  Luthier)  zu  deuten  scheint,  es  sei 
denn,  daß  die  Abkürzung  M^  (Maitre)  gelesen  werden 
muß. 

Geigenzettel :  Raccommode  par  Sales  f  ils  /  M^^  Luthier 
a  Caen  /  rue  Saint-Etienne  1 784  (geschrieben). 

Sales,  Pierre.  —  Caen.   1768.   1790 

Vermutlich  der  Vater  oder  Bruder  von  Ambroise  S .  Auch 
er  war  Drechsler  und  Geigenmacher  und  arbeitete 
allein  in  einem  kleinen  Verkaufsladen. 

Salf.  —  Mirecourt.  Um  1850 

Ein  Mirecourter  Geigenmacher,  der  besonders  wegen 
seiner  Geschicklichkeit  im  Wiederherstellen  alter  Gei- 
gen einen  guten  Ruf  besaß.  Da  er  den  Werkstattnamen 
«ä  la  ville  de  Venise«  führte,  kann  man  ihn  vielleicht 
für  den  Nachfolger  von  Dominique  Didelot  halten. 
Geigenzettel :  Repare  par  /  Salf,  a  Mirecourt  (Vosges) 
(gedruckt). 

Salino,  Giov.  Batt.  —  Rom.   1760 

Seine  Geigen  haben  sehr  wenig  von  dem  italienischen 

Stil  seiner   Zeitgenossen;  sie  sind  hochgewölbt,  der 

Lack  ist   braun,   ins  Schwärzliche   spielend,   und  die 

Arbeit  ungenau. 

Geigenzettel:   J.   B.   Salino  ,'  fecit   Roma  anno    1760 

(gedruckt). 

Salle,  le  Pere.  —  Paris.   1825.   1850 

Tüchtiger  Reparateur  und  feiner,  anerkannter  Kenner, 
der  einen  ausgedehnten  Handel  mit  italienischen  In- 
strumenten trieb.  Einige  wenige  Geigen  soll  er  jedoch 
selbst  nach  dem  Guarnerimodell  gemacht  haben,  die 
als  gut  gelungen  bezeichnet  werden  dürfen. 

28 


434 


Salo  —  Sandberg 


Salo,  Caspare  da  s.  Bertolotti 

Salomon.  —  Reims.   1745.   1755 

Eine  Geige  von  ihm  aus  dem  Jahre  1745  stellte  Em. 
Mennesson  1895  in  der  retrospektiven  Ausstellung  zu 
Reims  aus. 

Geigenzettel :  Abb.  669. 

Salomon,   Jean- Baptist -Deshayes.   —   Paris. 
1740.  tum  1772 

Er  soll  aus  Reims  um  das  Ende  der  dreißiger  Jahre  des 
18.  Jahrhunderts  nach  Paris  gekommen  sein  und  war 
vermutlich  ein  Sohn  oder  Bruder  des  m  Reims  tätigen 
Salomon.  Er  führte  das  Ladenschild  »A  Ste  Cecille«, 
wohnte  erst  Rue  de  l'arbre  sec  und  dann  Place  de 
lEcole,  wo  seine  Witwe  von  1772  an  das  Geschäft 
unter  Namys  Leitung  fortführte.  Sie  verlegte  dasselbe 
später  nach  dem  Quai  de  la  Megisserle  und  behielt  es 
bis  1789.  Salomon  war  ein  ziemlich  talentvoller  Gei- 
genmacher, den  auch  seine  Kollegen  schätzten,  die  ihn 
1 760  zum  geschworenen  Zunftmeister  erwählten.  Seme 
Arbeit  erinnert  an  die  Chappuys,  sein  gelbbrauner  Spi- 
rituslack dagegen  mehr  an  Guersan.  Das  Holz  zu  den 
Decken  nahm  er  stets,  wie  er  es  gerade  hatte;  den 
Boden  hielt  er  ziemlich  flach;  so  gibt  es  recht  gute, 
aber  auch  sehr  mittelmäßige  Violinen  von  ihm.  Besser 
sind  seine  Violoncelli  und  seine  Liebesgeigen.  Eine 
solche  von  1740  befindet  sich  in  der  Sammlung  Savoye 
in  Paris,  eine  andere  mit  hübsch  geschnitztem  Köpf- 
chen besitzt  das  Pariser  Konservatorium  (Nr.  1 56),  eine 
ähnliche  das  Konservatorium  in  Brüssel,  eine  Violine 
ist  aus  der  Sammlung  Snoeck  nach  Berlin  gekommen. 
Auch  als  Harfenmacher  wurde  er  gelobt.  Er  gebrauchte 
verschiedene  Zettel  sowie  gelegentlich  auch  den  Brand- 
stempel SALOMON,  den  er  außen  am  Boden  an- 
brachte. 

Geigenzettel:  du  Salomon  /  de  paris  1740  (gedruckt). 
—  Parisiis  apud  Salomonem  ad  insign.  /  St*  Caeciha 
Scolae  Palatio  1752  (gedruckt)  und  Abb.  700,  709,  766. 

Saltinari,    Giacomo.   —   Marano   sul   Panaro 

(Modena).   1880 

Nur  als  Reparateur  von  einigem  Wert. 

Salvador!,  Giuseppe.  —  Pistoja.    1861.    1863 

Geigen-  und  Gitarrenmacher  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  19.  Jahrhunderts  ohne  bemerkenswerte  Vorzüge. 

Geigenzettel:  Abb.  689. 

Salvaterra,  Francesco.  —  Mailand.    1609 

Ein  Liebhaber,  dem  es  in  trüben  Stunden  zum  Trost 
gereichte.  Lauten  zu  bauen,  oder  der  andere  damit 
trösten  wollte.  Der  treffliche  Maler  Prof.  Otto  Seltz 
in  München  besaß  eine  Mandoline  von  ihm  mit  dem 
Zettel:  Franciscus  Salvaterra  civis  Mediolani  /  pro 
Solatio  fecit  Anno  1609  (gedruckt). 

Salviati,  Francesco 


Salzard,  Ernest- Andre.  —  St.  Petersburg, 
Moskau.  Geb.  24.  Juni  1842  in  Mirecourt, 
t  9.  September  1897 

Schüler  seiner  Vaters  Frangois  S.  Im  Jahre  1858  kam 
er  nach  Paris,  ging  1860  auf  drei  Jahre  nach  St.  Peters- 
burg und  ließ  sich  dann  in  Moskau  als  Geigenmacher 
nieder,  wo  er  schon  ein  Jahr  später  zum  Geigenmacher 
des  Konservatoriums  ernannt  wurde.  Er  war  in  ganz 
Rußland  als  tüchtiger  Meister  und  Kenner  der  alten 
Italiener  anerkannt  und  ebnete  seinen  französischen 
Kunstgenossen  den  Weg  nach  Rußland.  Sein  Nach- 
folger wurde  Spidlen. 


Mirecourt.   Geb.  1808, 


Nc 


itali 


her  Ge 


euerer  italienischer  L>eigenmacher 


Salzard,  Fran^ois. 
t  1874 

Er  soll  eine  Zeitlang  in  Paris  gearbeitet  haben  und  er- 
öffnete 1836  in  Mirecourt  seine  Werkstatt.  Seine  Arbeit 
erinnert  an  Chappuy ;  nur  ist  sein  Lack  noch  schlechter. 
Sein  Modell  dagegen  wird,  wenn  auch  ohne  ersicht- 
lichen Grund,  heute  noch  nachgeahmt.  Auch  sein  Va- 
ter dürfte  schon  Gelgenmacher  gewesen  sein,  und  die- 
sem müßten  die  mittelmäßigen  Geigen,  die  im  Innern 
einen  Brandstempel:  »D.  Salzar«  tragen,  zugeschrieben 
werden.  (Der  Buchstabe  1  dieses  Stempels  scheint  ver- 
letzt gewesen  zu  sein,  so  daß  man  beinahe  »Saizar« 
lesen  könnte.) 

Geigenzettel:  Abb.  693. 

Salzard,  Jean.  —  Mirecourt.    1780.  1790 
Bogenmacher. 

Salzedo  (Salsedo),  Luigi 

Man  kennt  eine  sehr  schöne,  in  spanischem  Stil  ge- 
arbeitete Mandoline  mit  diesem  Namen. 

Salzer  (Saltzer),  Johann.  —  Prag.   1602 

Er  gehörte  mit  Merkle  und  Faust  zu  den  älteren  Lauten- 
und  Geigenmachern  Prags  und  stammte  aus  der  Herr- 
schaft Burgau  im  Bistum  Augsburg,  also  aus  derselben 
Gegend,  wie  die  meisten  in  Prag  eingewanderten  Gei- 
genmacher. Er  erlangte  am  10.  Juli  1602  das  Bürger- 
recht der  Prager  Altstadt.  Sichere  Arbeiten  von  ihm 
sind  mir  noch  nicht  bekannt  geworden. 

Samuel,   Jean -Claude.   —  Mirecourt.     1757. 
1760 

Bogenmacher. 

Sanchez,  Juan.  —  Linares.    19./20.  Jahrh. 
Hauptsächlich  Mandolinen-  und  Gitarrenmacher. 

Sanctia  s.  Ormthio 

Sanctis,  Giovanni  de.  —  Rom.   1884 

Ein  Mandolinen-  und  Gitarrenmacher  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts. 

Sandberg,  Erik.  —  Stockholm.    1770.    1800? 

Sein  Lehrmeister  ist  unbekannt;  im  Jahre  1770  arbei- 
tete er  bei  Johann  Öhberg.  Drei  Jahre  später  hatte  er 


Sander  —  Sandner 


435 


bereits  seine  eigene  Werkstatt  und  baute  sowohl  Violen, 
wie  Violoncelli,  Harfen  und  Zithern.  Er  war  sehr  flei- 
ßig und  ließ  im  Jahre  1778  bereits  seine  268.  Viola 
abstempeln.  Ein  Violoncello  von  ihm  vom  Jahre  1776 
besitzt  Generalkonsul  Claudius  in  Kopenhagen. 
Geigenzettel:  Erik  Sandberg  /  Stockholm  1776  (ge- 
druckt). 

Sander.  —  Kaiserslautern.  1880 

Musiker  gaben  ihm  das  Zeugnis  anerkennenswerter 
Geschicklichkeit. 

Sandherr,  Adolf.  —  Laupheim  i.  Wtbg.   Geb. 
29.  Mai  1846,  t  8.  März  1916 

Er  trat  mit  15  Jahren  in  die  Lehre  bei  Jos.  Anton  Haff 
sen.,  bei  dem  er  noch  weitere  fünf  Jahre  verblieb. 
Nachdem  er  bei  L.  Kriner  in  Stuttgart  und  Lud. 
Neuner  in  Berlin  gearbeitet  hatte,  übernahm  er  im 
Jahre  1871  das  Geschäft  seines  Vaters,  in  dem  haupt- 
sächlich Zithern  gemacht  wurden.  Als  Reparateur  von 
Geigen  hat  er  wegen  seines  Geschicks  und  seiner  Sorg- 
falt das  beste  Andenken  im  ganzen  württembergischen 
Oberland  hinterlassen.  Seine  drei  Söhne  sind  Geigen- 
macher geworden. 

Sandherr,  Josef.  —  Dresden.  Geb.  22.  Nov. 
1883  zu  Laupheim  i.  Wttbg. 
Sohn  und  Schüler  von  Adolf  S.  Er  vollendete  seine 
Lehrzeit  bei  G.  Fiorini  in  München,  bei  dem  er  fünf 
Jahre  lang  blieb.  Er  arbeitete  dann  bei  Nöbe,  kurze 
Zeit  in  Brüssel  und  dann  bei  Möckel  in  Berlin  und  in 
Dresden,  wo  er  die  Filiale  leitete.  Bei  Ausbruch  des 
Krieges  wurde  er  zu  den  Fahnen  gerufen.  Im  Jahre 
1920  aus  französischer  Gefangenschaft  zurückgekehrt, 
eröffnete  er  sein  eigenes  Geschäft  in  Dresden  und  be- 
schäftigt sich  vorzugsweise  mit  dem  Neubau  von  Vio- 
linen nach  den  besten  Modellen  alter  Meister.  Schon 
während  seiner  Tätigkeit  bei  Möckel  hatte  er  sich  das 
Vertrauen  der  Dresdener  Künstler  erworben,  das  ihm 
auch  treu  blieb,  seit  er  sich  selbständig  machte.  Be- 
sonders geschätzt  ist  er  auch  als  feinsinniger  Repara- 
teur. 

Sandherr,   Karl.  —  Geb.  2.  Januar   1900  in 

Laupheim 

Jüngster  Sohn  von  Adolf  S.  Schüler  von  Otto  Möckel, 
bei  dem  er  in  Dresden  seine  Lehrzeit  begann  und  in 
Berlin  vollendete.  Nachdem  er  dann  noch  bei  Pilar 
gearbeitet  hatte,  ging  er  nach  Norwegen,  wo  er  noch 
tätig  ist. 

Sandherr,  Markus.  —  Berlin.    Geb.  26.  April 
1890  zu  Laupheim  i.  Wttbg. 

Schüler  seines  Vaters  Adolf  S.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  dann  bei  Fiorini  in  München,  Max  Möckel,  Plive- 
rics  (Hornsteiners  Nachf.)  in  Berlin  und  erwarb  am 
1.  Juli  1920  das  angesehene  Geschäft  von  K.  Lüde- 
mann, das  er  mit  großem  Erfolg  fortführt.  Er  hat  ein 
schönes  Lager  alter  Meistergeigen  und  erfreut  sich  des 
besten  Rufs  als  besonders  begabter  Wiederhersteller 
feiner  Streichinstrumente. 


Sandner.  —  Schönbach  b.  E. 

Aus  dieser  Familie  gingen  a's  Geigenmacher  hervor: 

Sandner.  Alexander.  —  1840.   1860 

Obwohl  er  gelernter  Geigenmacher  war,  beschränkte 
er  sich  doch  darauf,  Geigenhälse  zu  schneiden. 

Sandner,  Andreas,  arbeitet  noch 

Sandner  Anton,  desgl. 

Sandner,  Egid.  —  Geb.  1851  in  Oberschönbach 

Schüler  von  A.  Schäfer.  Im  Jahre  1875  errichtete  er 
sein  eigenes  Geschäft,  in  dem  hauptsächlich  Stamer- 
Geigen  nachgeahmt  werden.  Er  verwendet  sog.  eng- 
lischen Geigenlack.  Da  seine  Geigen  besonders  für  den 
Export  bestimmt  sind,  tragen  sie  die  Marke :  Copy  of  / 
Jakobus  Stainer  /  Made  in  Austria  (gedruckt). 

Sandner,  Ferdinand.  —  1772.  1775 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Johann  I  S.  Einer  der 
besseren  Schönbacher  Meister  seiner  Zeit.  Er  wohnte 
Haus  Nr.  165.  Vermutlich  sein  Sohn  war  der  1826  als 
Meister  genannte : 

Sandner,  Georg 
Sandner,  Ignaz,  lebt  noch 
Sandner,  Johann   I,  wird   1742  erwähnt  und 
war  nicht  ungeschickt 

Sandner,  Johann  IL  —  1826.   1869 

Obwohl  er  handwerksmäßig  arbeitete,  nie  aus  seinem 
Heimatsorte  hinausgekommen  war  und  kaum  je  eine 
wirklich  gute  Geige  gesehen  hat,  kann  er  doch  wegen 
seiner  Geschicklichkeit  neben  den  Brüdern  Lutz  und 
Anton  Fischer  als  einer  der  besten  Schönbacher  Mei- 
ster seiner  Zeit  gelten.  Auch  hat  er  sich  als  tüchtiger 
Lehrmeister  bewährt. 

Geigenzettel:  Johann  Sandner  /  in  Schönbach  1843 
(geschrieben). 

Sandner,  Johann  Georg.  —  1774.   1826 

Er  wohnte  Haus  Nr.  43  und  galt  als  geschickter  Geigen- 
macher. 

Sandner,  Johann  Mathias.   1740.   1745 

Bis  jetzt  der  älteste  bekannte  Geigenmacher  seiner 
Familie. 

Sandner,  Josef,  arbeitete  in  Absroth 

Sandner,  Josef.  —  Geb.  1845 

Schüler  seines  Vaters  Alexander  S.  Nach  der  Lehrzeit 
begab  er  sich  auf  die  Wanderschaft  und  arbeitete  in 
Österreich,  Ungarn,  Bosnien,  in  der  Schweiz,  in  Tirol, 
Frankreich  und  in  Deutschland,  bis  er  sich  1870  selb- 
ständig machte.  Er  beschäftigt  sich  hauptsächlich  mit 
der  Herstellung  von  Bestandteilen  (Hälsen  und  Schnek- 
ken)  für  Streichinstrumente  und  hat  es  dann  zu  an- 
erkannter Meisterschaft  gebracht.  Er  gilt  als  gewiegter 
Holzkenner  und  besitzt  Medaille  und  Ehrendiplom  der 
Wiener  Weltausstellung  von  1873. 

28* 


436 


Sandner   —  Santini 


Sandner,  Karl,  lebt  noch  als  Nachfolger  von 
Johann    II.  S. 

Sandner,  Ignaz.  —  Prag.  Geb.  in  Schönbach 
(Nr.  125)  24.  Dezember  1822,  f  31.  Mai 
1847  in  Schönbach 

Sohn  des  Fleischhauers  Wenzel  S.  Er  kam  zuerst  zu 
einem  unbedeutenden  Geigenmacher  in  die  Lehre, 
dann  zu  Anton  Lutz  in  Schönbach  und  ging  hierauf 
nach  Prag  zu  dem  gelehrten  Michael  Weber,  der  ihm 
sein  ganzes  Vermögen  hinterließ  (1844).  Seine  Werk- 
statt befand  sich  1847  in  der  Ferdinandstraße  Nr.  147; 
damals  hatte  er  auch  einen  Laden  in  der  Husova  tfida 
Nr.  230.  Er  hatte  ein  eigenes  Modell,  das  er  oft 
hochgewölbt  ausführte.  Sein  Nachfolger  wurde  J.  B. 
Dvof'äk. 

Sandner,  Johann.  —  Absroth  bei  Schönbach. 
1852 

In  der  Arbeit  dem  gleichnamigen  Schönbacher  Geigen- 
macher sehr  ähnlich.  Seine  Geigen  haben  ein  etwas 
breites  Modell,  aber  vollen  Ton,  und  sind  mit  Hand- 
werksgeschicklichkeit  gemacht. 

Geigenzettel:  Johann  Sandner  /  in  Absroth  1852  (ge- 
druckt). 

Sandner,  Johann  Josef.  —  Stein  (Böhmen). 
1794 

Er  stammte  wahrscheinlich  aus  Schönbach  und  dürfte 
hauptsächlich  dort  vorgearbeitete  Schachteln  fertig  ge- 
macht haben.  Sein  Holz  ist  mittelmäßig  und  sein  Spi- 
rituslack schlecht. 

Geigenzettel :  Johann  Joseph  Sandner  /  Violin  Macher 
in  Stein  A:  1794  (geschrieben).  —  Josef  Sandner  / 
Violinmacher  in  Stein  /  1794  (gedruckt). 

Sandner,  Venzeslaus  (Wenzel).  —  Budapest. 
1875.  1900 

Arbeitete  bei  J.  W.  Schunda  und  hat  sich  in  Budapest 
niedergelassen  und  dort  eine  »Multiplicator'-  genannte 
Erfindung  zur  Tonverbesserung  an  Streichinstrumen- 
ten gemacht,  die  allerdings  dem  Vernehmen  nach  ihren 
Zweck  nicht  erfüllt.  — Aus  Schönbach  stammte  wie  er 
wohl  auch  der  Geigenmacher  Sandner,  der  1897  noch 
in  Hannover  ansässig  war. 

Geigenzettel :  V.  Sandner.  /  Musik- Instrumenten-Ver- 
fertiger  /  Ecke  der  Ungar-  und  Zuckergasse  /  Pest  1878 
(gedruckt). 

Sangelia  (?),  Lorenzo.  —  Florenz.   1777 

Wenn  er  auch  kein  bedeutender  Vertreter  der  Floren- 
tiner Schule  war,  so  zeigen  seine  freilich  sehr  selten 
vorkommenden  Geigen  doch  eine  geschickte  Hand. 

Sanguino,  Francisco.  —  Sevilla.    1759 

Ein  spanischer  Lautenmacher,  dessen  Gitarren  usw. 
reich  mit  Perlmutter  eingelegt  und  durch  ihre  beson- 
dere Dicke  bemerkenswert  sind. 


Sangliez,  Diego.  —  Madrid.   1821 

Geschickter  Lauten-  und  Gitarrenmacher,  der  seine 
Arbeiten  mit  Perlmutter  und  Ebenholz  reizvoll  zu  ver- 
zieren verstand. 

Geigenzettel:  Compuesto  ,  Por  Diego  Sangliez  /  Ma- 
drid 1821  (gedruckt). 

Sanhudo,  Sebastiäo.  —  Porto.   1860 

Ein  sehr  handwerksmäßig  arbeitender  Portugiese,  der 
einen  schlechten  Spirituslack  verwendet  und  viele  gute 
Geigen  zu  Tode  repariert  hat. 

Sanoni,  Giovanni  Battista.  —  Verona.  1 680  (  ?). 
1740 

Einer  der  wenigen  Geigenmacher  seiner  Zeit,  die  sich 
von  den  großen  Meistern  nicht  beeinflussen  ließen.  Er 
arbeitete  nach  einem  eigenen,  hochgewölbten  Modell 
und  gebrauchte  einen  rötlichen  Lack.  Seine  Arbeit  ist 
gut. 

Sanson  (»Mastro«).  —  Venedig 

Ein  von  Valdrighi  (3987)  ohne  Quellenangabe  genann- 
ter Lautenmacher  des  15.  Jahrhunderts.  —  Em  Mae- 
stro Battista  Sansone  aus  Sizilien  lebte  als  Musiker 
um  1540  in  Rom. 

Santagiuliana,  Gaetano.  —  Vicenza.    1804 

A.  Dölling  in  Erfurt  besitzt  ein  prachtvoll  klingendes 
und  vorzüglich  gearbeitetes  Violoncello  von  ihm  mit 
feurigem  dunkelbraunen  Lack.  Der  Boden  ist  zwei- 
teilig und  die  Schnecke  prächtig  gestochen. 
Geigenzettel:  Cajectanus /  Santagiuliana  fecit. /  Vicen- 
tiae  Anno  1 804  (gedruckt).  —  Cajectanus  Santagiuliana  / 
Fecit  Vicentiae  (gedruckt). 

Santagiuliana,  Giacinto.  —  Vicenza,  Venedig. 

1770.  1830 

Nachdem  er  anfangs  in  Vicenza  gearbeitet  hatte,  ließ 
er  sich  nach  1780  in  Venedig  nieder,  wo  er  in  hohem 
Alter  starb.  Er  soll  jedoch  in  der  Zwischenzeit  mehr- 
fach nach  Vicenza  zurückgekehrt  sein  und  dort  ge- 
arbeitet haben.  Seine  Geigen  sind  nicht  besonders  gut. 
Geigenzettel :  Jacintus  Santagiuliana  ,  fecit  Venetia, 
anno  1830  (gedruckt)  —  und  Abb.  683. 

Sante.  —  Pesaro.   1670 

Ein  von  Vidal  ohne  Quellenangabe  mitgeteilter  Name. 

Sante  (Santo),  Giuseppe.  —  Rom.   1778 

Unbedeutender  Geigenmacher,  dessen  beste  Arbeiten 
sich  nicht  über  die  Mittelmäßigkeit  erheben.  Sein 
Modell  ist  meistens  unschön  in  den  Umrissen  und  ziem- 
lich hoch  gewölbt. 

Santi,  Cristoforo.  —  Sestino.    1748 

Die  einzige  Violine,  die  ich  mit  seinem  schlecht  leser- 
lichen Zettel  zu  sehen  bekam,  erinnerte  an  die  Schule 
von  Pesaro,  ohne  im  übrigen  bemerkenswert  zu  sein. 

Santini,  Gebrüder.  —  Castelnuovo  di  Vicenza. 

1898 

Gute  Mandolinenmacher. 


Santo  di  Bartolomeo  —  Sattler 


437 


Santo  di  Bartolomeo.  —  Venedig.    1536 

Ein  von  Valdrighi  (3984)  aufgezählter  Lautenmacher. 

Santo  (auch  Santi),  Giovanni.  —  Neapel.  1 700. 

1740 

Er  ahmte  Nie.  Amati  nach ;  seine  Violinen  haben  klei- 
nes Modell  und  roten  Lack  und  sind  nur  von  geringer 
Schönheit. 

Santo  (Sanzo,  Sanzio),  Santino.  —  Mailand. 

1684.   1700 

In  seinen  besten  Arbeiten  kommt  er  Grancino  nahe, 
an  dessen  Modell  das  seine  auch  erinnert.  Vida! 
schreibt  SSntino. 

Santo  s.  Seraphin 

Santos,  Antonio.  —  Coimbra.    1867 

Portugiesicher  Gitarrenmacher  aus  der  zweiten  Hälfte 

des  19.  Jahrhunderts. 

Santos,  Augusto  Nuues  dos.  —  Coimbra.  1 896 
Wahrscheinlich  Sohn  von  .Antonio  S.  und  wie  dieser 
Gitarren-  und  Mandolinenmacher. 

Sapino  (Serpino,  Sarpino) 

Vgl.  auch  Acero.  —  Sapino  heißt  Tannenholz;  auf  der 
Innenseite  einer  Decke  fand  man  das  mit  Bleistift  ge- 
schriebene Wort,  das  der  Finder  nicht  verstand  und 
für  einen  Namen  hielt.  Bald  wurde  dieser  Sapino  einer 
Schule  zugewiesen  und  in  die  Mitte  des  16.  Jahrhun- 
derts gesetzt:  schließlich  wurde  er  zum  Schüler  von 
Cappa  ernannt,  Saluzzo  zu  seiner  Heimat  gemacht,  und 
es  dauerte  nicht  lange,  da  fand  man  bei  Händlern  so- 
gar verschiedene  diesem  Sapino  zugeschriebene  Violen 
und  Violinen,  selbstverständlich  mit  Zettel !  Daß  se'bst 
Vidal,  der  doch  die  Wortbedeutung  von  Acero  und  Sa- 
pino kannte  und  mitteilte,  diesen  fingierten  Meister 
noch  aufzählt,  entbehrt  nicht  eines  gewissen  komischen 
Beigeschmacks. 


-  Fl 


orenz. 


Saracini   (Saraceni),    Domenico. 
1655 

Sohn  des  Mariotto  S.  Ein  seiner  Zeit  geschätzter  Lau- 
ten- und  Geigenmacher,  der  gleichwohl  diese  Wert- 
schätzung nicht  sonderlich  verdiente. 

Saracini,  Giambattista.  —  Florenz.   1667 

Sohn  des  Domenico  S.  und  dessen  Schüler.  Als  Lauten- 
macher war  er  ganz  gut;  seine  Geigen  dagegen  sind 
minderwertig. 

Saraillac,  Fran^ois.  —  Lyon.   1670.   1711 

Man  kennt  sehr  wenig  von  ihm.  Eine  Taschengeige 
von  1678  und  eine  sechssaitige  (früher  siebensaitige) 
Baßviola  aus  der  Sammlung  Snoeck  (No.  489)  be- 
finden sich  in  Berlin.  Die  Baßviola  ist  braun  lackiert. 
Geigenzettel:  Fran<;ois  SaraiUac  /  ä  Lion  1711  (ge- 
schrieben). 

Saratelli,  Carlo  Antonio.  —  Modena.    1913 

Italienischer  Geigenmacher  unserer  Zeit. 


Sarazzino,  Antonio.  —  Brescia.   1674 

Vielleicht  der  Sohn  eines  Mariotto  Saracini.  Ein  bis- 
her nicht  bekannter,  auch  von  G.  Livi  nicht  erwähnter 
Brescianer,  dessen  nicht  ganz  einwandfreier  Zettel 
lautet :  Antonius  Sarazzinus  /  in  Brescia  f e-  ,  cit  anno 
1674  (gedruckt). 

Sardi.  —  Venedig.   1649 

Nur  als  mittelmäßiger  Violenmacher  bekannt.  Eine 
Arbeit  von  ihm  war  1881   in  Mailand  ausgestellt. 

Sardini,  Carlo.  —  Madrid.   1733 

Wahrscheinlich  ein  Neapolitaner,  der  um  1708  nach 

Spanien  gekommen  ist.  Seine  Geigen  haben  großes 

Modell  und  eine  flache  Wölbung,  die  fast  ganz  ohne 

Hohlkehle  aufsteigt.   Der  orangegelbe   Lack  erinnert 

noch  an  italienische  Vorbilder. 

Geigenzettel :  Carolus  Sardini  Madriti ,'  feci  Anno  1 733 

(gedruckt). 

Sarini,  F.  —  Mailand.   1763 

Eine  schmucklose,  konisch  gemachte  Gitarre  von  ihm 
befindet  sich  in  Berlin  in  der  staatl.  Sammlung  alter 
Musikinstrumente  (Nr.  652). 

Sarle,  T.,  hat  in  London  ein  Geigengeschäft 
Sartori.  —  Bar-le-Duc  (?).    18.  Jahrhundert 

Eine  Gitarre  der  Sammlung  Scheurleer  trägt  diesen 
Namen.  Die  Ortsbezeichnung  las  der  Besitzer  de  Bar 
oder  Debar;  es  dürfte  also  Bar-le-Duc  gemeint  sein, 
das  ja  auch  kurzweg  »Le  Bar«  genannt  wird. 

Sartory,  Eugene.  —  Paris.   Geb.  in  Mirecourt 

22.  September  1871 

Sehr  guter  Bogenmacher.  Schüler  seines  Vaters,  der 
bei  einem  Bogenmacher  gelernt  hatte.  Im  Jahre  1890 
ging  er  nach  Paris  zu  Charles  Peccatte,  dann  zu  Alfred 
Lamy  und  machte  sich  1893  am  Boulevard  Nouvelle 
selbständig.  Seine  Bogen  tragen  die  Brandmarke  »Sar- 
tory«. 

Sassi,  Alessio.  —  Mailand?   1784 

Ein  italienischer  Geigenmacher  ohne  künstlerische 
Eigenschaften.  Auf  seinen  Zetteln  fehlt  gewöhnlich  der 
Wohnort;  auch  Valdrighi  (281 1)  weiß  diesen  nicht  an- 
zugeben. Am  besten  sollen  noch  die  Violoncelli  Sassis 
sein. 

Sassi,  Ettore,  lebt  in  Pistoja 

Satchell  &  Forschle.  —  London.  1794.(1744?) 

Eine  englische  Firma,  die  von  Sandys  und  Forster  ohne 
nähere  Angaben  erwähnt  wird.  Vermutlich  eine  Händ- 
lerfirma, die  bei  verschiedenen  Geigenmachern  ar- 
beiten ließ. 


Sattler,  David. 
1836 


Silberbach.  Geb.  31 .  Januar 


Sohn  und  Schüler  von  Ignaz  II  S.  Er  arbeitete  seine 
besseren  Geigen  nach  Wiener  Modellen,  im  übrigen 
viel  für  Händler.  Seit  sich  sein  Sohn  selbständig  machte, 
arbeitet  er  bei  diesem. 


438 


Sattl 


er 


3avick 


Sattler,    Ignaz    I.   —  Silberbach   b.  Graslitz. 
Geb.  1773,  t  20.  Juli  1840 

Einer  alten  Geigenmacherfamilie  aus  Graslitz  entstam- 
mend. Da  er  in  seine  Geigen  nur  sehr  selten  Zettel  ein- 
klebte, dürfte  es  schwer  fallen,  Arbeiten  von  ihm  nach- 
zuweisen. 

Sattler,  Ignaz  II.  —  Silberbach.  Geb.  2.  Febr. 
1797,  t  6.  Januar  1866 

Sohn  und  Schüler  von  Ignaz  1  S.  Er  galt  als  ein  ge- 
schickter Geigenmacher,  arbeitete  aber  fast  ausschließ- 
lich für  Händler. 

Sattler,  Josef.  —  Silberbach  b.  Graslitz.   Geb. 
1866  in  Graslitz 

Schüler  seines  Vaters  David  S.  Er  arbeitet  viel  für 
den  Handel,  aber  nur  in  die  von  ihm  selbst  nach  einem 
Modell  von  Math.  Thir  gemachten  Geigen  klebt  er 
seinen  Zettel.  Er  verwendet  Spiritus-  und  OUack. 

Sauke,  Julius  J.  C.  —  Hamburg.    Geb.  1800, 

t  1856 

Ein  für  seine  Zeit  nicht  untüchtiger  Instrumenten- 
macher, der  namentlich  recht  gute  Gitarren  gemacht 
hat  und  noch  1854  in  München  ein  schönes  Violon- 
cello ausstellte.  Seine  Violinen  sind  stark  im  Holz, 
zeigen  eine  geschickte  Hand  und  klingen  voll.  Der  Lack 
ist  gelb  oder  gelbbraun.  Er  bevorzugte  ein  großes  Stra- 
divari-Modell,  von  dem  er  nur  abwich,  wenn  er  für 
Cellier  arbeitete. 

Geigenzettel:  Rep.  v.  J.  Sauke  /  Hamburg  1840  (ge- 
druckt). —  J.  Sauke  /  Instfumentenmacher  /  Hamburg 
(gedruckt)  und  Abb.  726. 

Sauli,  Natale.  —  Alessandria.   1689 

Ein  Geigenmacher,  der  sich  bei  Valdrighi  (4404)  ver- 
zeichnet findet. 

Saunders,  S.  —  London  (Twickenham).  Geb. 
27.  April  1840  in  Winterbourne 

Ein  Liebhaber,  der  recht  gute  Geigen  baut,  für  die  er 
bereits  mehrfach  Ausstellungsmedaillen  erhalten  hat. 
Er  klebt  keine  Zettel  ein  und  verwendet  nur  eine  Brand- 
marke. 

Saunier.  —  Mirecourt.   1 740 

Nach  A.  Jacquot  war  er  und  nicht,  wie  Fetis  annimmt, 
Edmond  S.  Schüler  des  Tischlers  und  Instrumenten- 
machers Lambert  in  Nancy. 

Saunier,  Edmond.  —  Bordeaux,  Paris.    Geb. 

um  1730,  t  nach  1783 

Vielleicht  ein  Sohn  des  Mirecourter  Meisters  seines 
Namens.  1754 — 1764  war  er  in  Bordeaux,  um  1770 
aber  in  Paris,  wo  er  erst  in  der  Rue  Tiquetonne  und 
von  1775 — 1783  in  der  Rue  des  Prouvaires  wohnte. 
Er  hat  recht  gute  Geigen  gemacht,  doch  ist  er  be- 


rühmter als  Mandolinen-  und  Gitarrenmacher  gewe- 
sen. Piete  und  Fourier  (Nicolas)  waren  seine  Schüler. 
Am  Boden   außen   findet  man  oftmals  seinen  Brand- 
stempel: SAUNIER. 
Geigenzettel :  Saunier  /  ä  Bordeaux  .    1 754  (gedruckt) 

Sa  vage,  Henry.  —  1610 

Ein  englischer  Gambenmacher  vom  Anfange  des  17. 
Jahrhunderts  soll  diesen  Namen  geführt  haben. 

Savani  (Scavani),  Giuseppe.  —  Carpi.    1809 
Ein  Dilettant,  der  als  Baßmacher  nicht  ungeschickt 
war. 

Savart,    Felix.   —   Paris.     Geb.   in   Mezieres 
30.  Juni  1791,  t  in  Paris  1841 

Ein  ausgezeichneter  Physiker,  der  sich  viel  mit  den 
Gesetzen  der  Akustik  beschäftigte  und  wertvolle  Unter- 
suchungen der  Geige  vornahm,  wozu  ihm  Vuillaume 
die  kostbarsten  italienischen  Geigen  zur  Verfügung 
stellte.  Eine  Frucht  seiner  Studien  ist:  »Memoire  sur 
la  construction  des  instruments  a  cordes  et  ä  archet« 
(1819).  Schließlich  erfand  er  auch  eine  Geige  in  der 
Form  eines  Trapezoids,  die  er  1819  der  Akademie  der 
Wissenschaften  in  Paris  vorlegte,  und  veranlaßte  auch 
den  Bau  mehrerer  Geigen  von  trapezförmiger  oder  zy- 
lindrischer und  von  vierkantiger  Gestalt.  Beispiele  da- 
für finden  sich  sowohl  aus  der  Sammlung  Snoeck  in 
Berlin  als  auch  im  Museum  des  Pariser  Konservato- 
riums. Wenn  diese  Versuche  auch  wenig  Erfolg  haben 
konnten,  so  hat  S.  sich  doch  durch  seine  wissenschaft- 
lichen Arbeiten  um  den  Geigenbau  verdient  gemacht. 

Savicki   (Sawitzki),   Carl  Nikolaus.  —  Wien. 

Geb.  1792  in  Lemberg,  f  13.  Oktober  1850 

in  Wien 

Er  entstammte  einem  polnischen  Adelsgeschlecht  und 
war  ursprünglich  für  den  geistlichen  Beruf  bestimmt. 
Als  er  das  Gymnasium  besuchte,  wohnte  er  bei  einem 
Geigenmacher,  und  ohne  Vorwissen  seines  Vaters,  der 
Schulvorstand  war,  erlernte  er  den  Geigenbau.  Er 
scheint  dann  lange  gewandert  zu  haben.  Als  er  nach 
Wien  kam,  mußte  er,  da  er  nicht  in  Wien  gelernt  hatte, 
erst  um  die  Bewilligung  zur  Niederlassung  ansuchen. 
Im  Jahre  1824  erscheint  er  dann  als  »befugter  Gelgen- 
macher« eingetragen.  Er  war  einer  der  allerbesten  Wie- 
ner Geigenmacher  und  arbeitete  nach  einem  großen, 
breiten  Stradivari-Modell  und  verwendete  das  schönste 
Holz.  Ränder  und  Schnecke  hielt  er  ziemlich  kräftig, 
sein  Lack  ist  bräunlich  bis  rotgelb.  Er  hat  auch  einige 
Kopien  nach  Guarneri  del  Gesü  gebaut  und  unter  an- 
deren eine  so  getreue  Kopie  von  Paganinis  Geige  an- 
gefertigt, daß  der  große  Geiger  selbst  ganz  entzückt 
war  und  Savicki  in  einem  Zeugnis  vom  10.  August  1828 
für  ein  »außerordentliches  Genie«  erklärte  »sowohl  in 
der  Verfertigung  neuer  Violinen  als  in  der  unübertreff- 
lichen Art,  alle  Streichinstrumente  zu  reparieren«.  Der 
Ton  seiner  Geigen  ist  voll  und  sehr  kräftig.  Eine  reich 
mit  Perlmutter  eingelegte  Violine  mit  dem  Zettel: 
Smae.  C.  R.  Apostolica  Malestati  /  Ferdinando  1"^° 
Austrias  imperatori  /  dedicavit  in  signum  Venerationis 
et  submissionis  /  Carol.  Nicol.  Sawicki  Leopolitanus 


Sayher  —  Schäfer 


439 


Viennae  A.  1837.  aus  Gabriel  Lemböcks  Besitz  erwarb 
W.  Th.  Jaura,  durch  den  sie  In  die  Sammlung  von 
Pater  Eugen  Haas,  Kämmerer  im  Stifte  Herzogenburg, 
kam.  Zwei  vollständige  Quartette  nach  Stradivarl  be- 
saß der  oldenburgische  Hofkapellmeister  Aug.  Pott, 
der  in  Graz  seine  letzten  Jahre  verlebte,  das  eine  Quar- 
tett rot,  das  andere  gelb  lackiert.  Besonders  schön  waren 
die  rote  erste  Violine  und  die  Viola  und  das  gelbe  Vio- 
loncello. Seine  .Arbeiten  sind  m  festen  Händen  und 
kommen  daher  im  Handel  nur  selten  vor.  Seme  Geigen 
werden  jetzt  recht  hoch  bezahlt.  Wie  sehr  er  schon 
zu  Lebzeiten  geschätzt  wurde,  geht  aus  zahlreichen, 
über  ihn  veröffentlichten  Aufsätzen  hervor.  Auch  im 
16.  Bändchen  von  Ordepps  großem  Instrumental-  und 
Vokalkonzert  (Stuttgart  1841)  wird  ihm  ein  Loblied 
gesungen. 

Geigenzettel :  C.  Nicolaus  Savicki  /  reparabit  anno  1824 
Viennae  (gedruckt).  —  Nicolaus  Sawitzki  Leopolitanus/ 
fecit  Viennae  Anno  1834  (gedruckt)  und  Abb.  736 
und  765. 

Sayher  s.  Socher 
Sayller  s.  Syller 

Sbordoni,  Giacomo.  —  Brescia.   1857 
Erfinder  einer  Gitarrenlaute. 

Scappia,  Francesco 

Neuerer  italienischer  Geigenmacher. 

Scarabelli,  Agostino.  —  Mont'Orso  (Modena). 
1884.  1894 

Seiner  Arbeit  nach  zu  urteilen,  dürfte  er  das  Geigen- 
machen nur  als  Liebhaberei  betrieben  haben. 

Scarampella,  Angelo.  —  Brescia.  Geb.  2.  Juni 
1852  in  Brescia 

Sohn  von  Paolo  Sc.  Ursprünglich  wie  sein  Vater  ge- 
lernter Zimmermann,  verlegte  er  sich  später  mit  Er- 
.  folg  auf  das  Gitarrenmachen. 

Scarampella,  Giuseppe.  —  Paris  und  Florenz. 
Geb.  25.  August  1838  in  Brescia,  f  in  Varese 

nach  1885 

Sohn  von  Paolo  Sc.  Schüler  von  Niccolö  Bianchi  aus 
Genua,  ging  dann  nach  Paris  wie  sein  Lehrer  und  blieb 
dort  bis  1866.  Hierauf  zog  er  nach  Florenz  und  trat  als 
Gehilfe  bei  Luigi  Castellani  ein;  nach  dessen  Tode 
machte  er  sich  selbständig  und  wurde  Konservator  der 
Sammlung  des  Florentiner  Konservatoriums.  De  Picco- 
lellis  erklärte  ihn  für  den  besten  Reparateur  seiner  Zeit, 
wobei  er  ihn  allerdings  sehr  überschätzt  hat.  Seine 
neuen  Geigen  waren  ohne  jede  Eigenart,  wenn  auch 
sauber  gemacht,  und  hatten  rötlichen  Lack. 

Gelgenzettel :  Giuseppe  Scarampella  /  Fece  in  FIrenze 
anno  1885  (gedruckt). 

Scarampella,  Paolo.  —  Brescia.  Geb.  25.  Sept. 
1803,  t  7.  April  1870 

Obwohl  seines  Zeichens  ein  einfacher  Zimmermann, 
machte  er  doch  viele  Violinen,  Violoncelli,  Gitarren  und 


Mandollnen  mit  beachtenswertem  Geschick  in  der  Art 
von  Palotta  in  Perugia.  Am  besten  gelangen  ihm  seine 
Violoncelli. 

Scarampella,     Stefano.     —     Mantua.      Geb. 
17.  März  1843 

Sohn  von  Paolo  Sc,  der  begabteste  aus  seiner  Familie. 
Schüler  seines  Bruders  Giuseppe;  tüchtiger  Geigen- 
macher, der  viele  Violinen  gemacht  hat,  die  ein  wenig 
an  Balestrieri  erinnern.  Leider  ist  sein  Lack  sehr  man- 
gelhaft. Drei  Geigen  von  ihm  finden  sich  in  der  Samm- 
lung Pasifti  in  Brescia. 
Geigenzettel:  Abb.  675  und  710. 

Scardigli,  Ettore.  —  Siena.   1889 

Ein  Musikinstrumentenmacher,  der  auch  Geigen  an- 
gefertigt oder  doch  ausgebessert  haben  soll. 

Schaar,  Timotheus.  —  Lübeck.    1647.    1650 

Er  wird  in  den  Kirchenbüchern  Instrumenten-  und 
Violenmacher,  aber  auch  »Schulmeister«  genannt,  ließ 
zwei  Töchter  taufen  und  wohnte  in  sei.  M.  Andreas 
Poelekes  Haus  In  der  Kurzen  Königsstraße. 

Schachinger(Schächinger),  Hans.  —  München. 

1551 

Franz  Trautmann  sagt  von  ihm:  »In  das  18.  Jahrhun- 
dert herüber  war  In  Streichinstrumenten  jeder  Art  auch 
Hans  Schächinger  berühmt.«  (Die  Altmünchener  Mei- 
ster, Jahrd.  f.  Münch.  Gesch.  I.  S.  63.)  Er  war  auch 
Organist.  In  den  Rechnungen  der  Münchener  Hof- 
kapelle liest  man  u.  a.:  »Item  d.  25.  August  1551  be- 
zahlt dem  usw.  Hans  Schächinger  für  Macherlohn 
etlicher  Instrument 19  Gulden  6  Seh.  20  D.« 


Mark 


neu- 


Schädlich,   Christian   Gottlob. 

kirchen.   1830 

Wahrscheinlich  identisch  mit  Christ.  Gotd.  II  Sche- 
telig.  Die  Geigen  mit  seinem  Zettel  sind  von  gewöhn- 
licher Vogdänder  Arbelt  und  haben  einen  dürftigen 
braunen  Lack. 

Geigenzettel:  Christian  Gottlob  Schädlich  /  Neu- 
kirchen 1830  (geschrieben). 

Schädlich,    Hermann.    —   Schönbach    b.  E. 

t  1907 

Er  war  Violoncellomacher  und  als  solcher  nicht  un- 
geschickt. —  Die  Familien  Schädlich  Im  Egerlande  und 
Schetelig  im  Vogtlande  sind  zweifellos  eines  Stammes. 

Schäfer,  Andreas.  —  Schönbach  b.  Eger.  1 826 
Er  gehörte  1826  bereits  der  GeigenmacherInnung  an, 
scheint  jedoch  nicht  viele  seiner  Gelgen  mit  Zetteln 
versehen  zu  haben. 


Schäfer,  Anton. 
1896 


Gottesgab  (Böhmen).   1 860. 


Weniger  als  Geigenmacher  als  dadurch  für  Schönbach 
bedeutend,  daß  er  in  Znaim  das  Zithermachen  erlernte 


440 


ScKäfer  —  Schaller 


und  dann  der  erste  Zithermacher  im  Schönbacher  Be- 
zirk wurde.  Er  galt  auch  als  guter  Lehrmeister.  Em 
anderer  Anton  Schäfer  arbeitet  in  Steingrub  b.  E.  als 
Geigenmacher. 

Schäfer,  Anton.  —  Schönbach  b.  E.  Geb.  1 834 

Er  besitzt  viel  Handgeschicklichkeit,  hat  aber  fast  zeit- 
lebens für  fremde  Rechnung  gearbeitet. 

Schäfer,  Anton  Josef.  —  Schönbach  b.  E.  Geb. 

1860  in  Schönbach 

Sohn  von  Anton  Seh.;  Schüler  von  ifis.  Schuster. 
Nach  beendeter  Lehr-  und  Wanderzeit  machte  er  sich 
in  seiner  Vaterstadt  selbständig  und  macht  Violinen 
und  Violoncelli  »nach  der  Form«  nach  italienischen 
Modellen,  die  er  auch  im  Lack  nachahmt.  Die  Zettel 
klebt  er  »nach  dem  Modell«  ein. 

Schäfer,  Josef.  —  Schönbach  b.  E.   1826 

Seine  Violinen  wären  nicht  schlecht,  wenn  er  ein  bes- 
seres Modell  gehabt  hätte  und  weniger  sorglos  in  der 
Wahl  des  Holzes  gewesen  wäre.  —  Ein  Josef  Karl 
Schäfer  arbeitet  noch  jetzt  in  Schönbach. 

Schäfer,  Michael.  —  Schönbach  b.  E.    1826 

Einer  der  geschicktesten  Geigenmacher  aus  seiner  Fa- 
milie, von  dem  heute  besonders  gute  Bratschen  ge- 
schätzt werden. 

Schäffler,    Joseph     I.    —    Scharnitz.      1748. 

t  16.  August  1758 

Er  war  (nach  Dr.  F.  Waldners  Ermittelungen)  ein  Sohn 
des  Mathias  Seh.  und  der  Maria  Gaugg,  die  mit  ihm 
aus  Mittenwald,  wo  er  wohl  auch  geboren  sein  und 
gelernt  haben  wird,  in  die  Scharnitz  übersiedelten. 
Seme  Frau  hieß  Theresia  Doli.  Er  gehörte  zur  Klotz- 
schule und  es  soll  auch  Geigen  von  ihm  geben,  die 
aus  Mittenwald  datiert  sind.  Sein  Lack  ist  etwas  dürf- 
tig und  das  Holz  der  Decke  oft  zu  engjähng;  er  ver- 
wendete meist  Lärchen-  statt  Fichtenholz. 
Geigenzettel :  Josephus  Schäffler  in  /  der  Scharnitz 
1756.  (gedruckt). 

Schäffler,  Joseph  II.  —  Scharnitz.  Geb. 21  .Mai 

1759,  t  nach  1792 

Sohn  des  Josef  I  Seh.  Von  ihm  sah  ich  eine  Geige,  die 
mehr  an  das  Amati-  als  an  das  Klotzmodell  erinnerte, 
mit  folgendem  Zettel : 

Geigenzettel:  Joseph  Schäffler  Geigenmacher/  in  der 
Scharnitz  bei  Mittenwaldt  /  A.  1 792  (gedruckt). 

Schaffner,  Max.  —  Markneukirchen, Hamburg. 
Geb.  1870  in  Markneukirchen 

Nachdem  er  bei  seinem  Stiefvater  das  Bogenmachen 
regelrecht  erlernt  hatte,  ging  er  noch  zu  seinem  Oheim 
C.  Dreier  nach  Leipzig,  um  sich  auch  als  Geigenmacher 
auszubilden.  Als  Gehilfe  arbeitete  er  bei  H.  Philipp 
und  Julius  Heberlein  und  nach  seiner  Militärzeit  bei 
R.  Heberlein  in  Nürnberg.  Im  Jahre  1896  machte  er 
sich  in  Markneukirchen  selbständig  und  ging  1906  nach 
Hamburg,  wo  er  jetzt  als  Geigen-  und  Bogenmacher 
seine  Werkstatt  hat  und  auch  als  Reparateur  viel  be- 
schäftigt ist. 


Schaendl  s.  Schandl 

Schafroth,  Bernhard.  —  Wien.    1801.    1809 

Er  wohnte  als  Lauten-  und  Geigenmacher  Stadt  Nr.l  50 
und  legte  am  17.  Juli  1801  den  Bürgereid  ab.  Geigen 
von  ihm  kommen  selten  vor;  sie  sind,  ohne  besonders 
gut  zu  sein,  nicht  schlecht  in  der  Arbeit;  nur  ist  der 
Lack  zu  spröde  und  jetzt  oft  stark  abgesprungen. 

Schaller,  Adalbert.  —  Prag.  Geb.  20.  April 
1793  in  Prag,  t  12.  August  1866 

Von  seinem  Leben  ist  nur  bekannt,  daß  er  als  Sohn 
der  Schuhmacherseheleute  Johann  und  Magdalena 
Seh.  in  Prag  Nr.  395/1  geboren  wurde  und  im  Jahre 
1817  Marie  Simäc'ek  (f  1855)  heiratete.  Er  wechselte 
seine  Wohnung  ziemlich  oft  und  wohnte  vielleicht  am 
längsten  in  der  Neustadt,  »Stepanska  ulice  Nr.  653, 
wo  er  nach  1828  zu  finden  war.  Er  scheint  sich  haupt- 
sächlich mit  dem  Ausbessern  alter  Geigen  beschäftigt 
und  selten  Zettel  in  seine  neuen  Geigen  geklebt  zu 
haben. 

Geigenzettel :  Adalbert  Schaller  /  Geigen  und  Guitar- 
macher /  auf  der  Neustadt  Stephans-  /  gaße  N.  C.  653  / 
in  /  Prag,  (gedruckt). 

Schaller,  Anton.  —  Schönbach  b.  E.  Geb.  1849 

Sohn  und  Schüler  von  Josef  II  Seh.,  bei  dem  er  im 
Geigenbau  gründlich  ausgebildet  wurde.  Als  Gehilfe 
arbeitete  er  eine  Zeitlang  in  Markneukirchen  und  be- 
gründete 1875  sein  eigenes  Geschäft.  Er  befaßt  sich 
jetzt  nur  mit  der  Anfertigung  von  sog.  Violin-  und 
Violoncelloschachteln  und  -körpern  und  wird  als  tüch- 
tiger Meister  geschätzt. 

Schaller,  Christian  Traugott.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  9.  Februar  1816  in  Brunn- 
döbra,  t  H.Mai  1889 

Er  war  Geigenmachermeister,  arbeitete  meistens  für 
die  Handelshäuser  seiner  Heimat  und  verarbeitete  die 
von  anderen  angefertigten  Bestandteile.  Einige  wenige 
Geigen,  die  er  zu  seinem  eigenen  Vergnügen  gemacht 
hat,  beweisen  gleichwohl  seine  Geschicklichkeit. 

Schaller,  Friedrich  Wilhelm  I.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  m  Brunndöbra  bei  Klingen- 
thal. 1835 

Er  kam  frühzeitig  nach  Markneukirchen  und  hat  dort 
in  einem  arbeitsreichen  Leben  zahlreiche  Geigen  ge- 
macht, freilich  fast  immer  für  fremde  Rechnung,  und 
arbeitet  heute  noch.  Sein  Sohn  Friedrich  Wilhelm  II, 
geb.  7.  November  1865,  arbeitet  gleichfalls  als  Geigen- 
macher. 

Schaller,  Heinrich  Reinhold.  —  Löbtau  bei 
Dresden.  Geb.  22.  März  1859  in  Markneu- 
kirchen 

Schüler  seines  Vaters  Fr.  Wilh.  Seh.  Ließ  sich  1896 
in  Chemnitz  nieder  und  verlegte  1898  seinen  Wohn- 


Schaller  —  Schandl 


441 


sitz  nach  Löbtau.  Er  kopiert  Stradivari,  Amati  und 
Stainer  und  verwendet  meistens  einen  gelbbraunen 
Spiritus-,  manchmal  auch  Öllack. 
Geigenmacher:  Reinhold  Schaller  /'  Geigenbauer  m 
Chemnitz  Anno  1897  (gedruckt).  —  Reinhold  Schal- 
ler, Geigenbauer  /  in  Löbtau  bei  Dresden.  Anno  1899 
(gedruckt). 


Schaller,    Ignaz. 
1830 


Schönbach    b.  E.    1820. 


angewandte  Grundierung,  die  er  alten  Vorbildern  nach- 
ahmt, und  der  er  große  tonbildende  Kraft  zuschreibt. 
Er  ist  ein  Urenkel  Friedr.  Aug.  Gläseis. 
Geigenzettel :  Abb.  692. 


B 


rux 


i.    B.    Geb. 


Als  Geigenmacher  nur  ein  geschickter  Handwerker 
ohne  jede  Eigenart,  was  wohl  daher  kam,  daß  er  von 
anderen  angefertigte  Bestandteile  zusammensetzte.  Zu- 
letzt soll  er  sich  ganz  darauf  verlegt  haben,  Geigen  für 
fremde  Geigenmacher  vorzuarbeiten. 

Schaller,  Johann  I.  —  Schönbach  b.  E.  1826 
Sein  Modell  weicht  von  dem  bei  den  meisten  Schön- 
bacher Geigenmachern  seiner  Zeit  gebräuchlichen  so 
sehr  ab,  daß  es  wahrscheinlich  ist,  daß  er  längere  Zeit 
auswärts,  vielleicht  in  Prag  bei  Adalbert  Seh.,  gearbeitet 
hat. 

Schaller,  Johann  II.  —  Schönbach  b.  E.  Geb. 
in  Schönbach.   1863 

Sohn  von  Josef  II  Seh.,  bei  dem  er  auch  als  Korpus- 
macher gelernt  hat.  Nach  dem  Tode  des  Vaters  ar- 
beitete er  bei  seinem  Bruder  Anton  und  ist  jetzt  als 
geschickter  Korpusmacher  geschätzt.  Auch  handelt  er 
mit  Geigenholz. 

Schaller,  Johann  III.  —  Schönbach.  Geb.  1878 

Sohn  von  Anton  Schaller,  bei  dem  er  als  »Korpus- 
macher« ausgebildet  wurde.  Er  arbeitet  jetzt  selb- 
ständig. 

Schaller,  Josef  I.  —  Schönbach  b.  E.  Geb.  um 

1806,  t  1876 

Er  gehörte  1826  bereits  der  Geigenmacherinnung  an 
und  soll  recht  tüchtig  gewesen  sein. 

Schaller,  Josef  II.  —  Schönbach  b.  E.  Geb.  in 
Schönbach  1821 ,  t  28.  August  1882 

Schüler  seines  Vaters  Ignaz  Schaller.  Er  verstand  das 
Geigenmachen  von  Grund  aus,  war  als  Fachmann  und 
Kenner  angesehen  und  wurde  viel  von  fremden  Geigen- 
machern aufgesucht  —  so  auch  von  Schünemann  — ; 
aber  die  Verhältnisse  brachten  es  mit  sich,  daß  er  sich 
fast  sein  ganzes  Leben  hindurch  darauf  beschränken 
mußte,  nur  Geigenbestandteile  anzufertigen. 

Schaller,  Oswald.  —  Frankfurt  a.  0.  Geb.  am 
6.  September  1857  in  Markneukirchen 

Schüler  seines  Vaters  Fr.  W.  Seh.  Bevor  er  sich  im 
Jahre  1881  in  Frankfurt  a.  0.  als  Geigenmacher  und 
Reparateur  niederließ,  arbeitete  er  bei  Louis  Otto  in 
Düsseldorf.  Seine  Geigen  sind  nach  italienischen  Mo- 
dellengemacht und  mit  einem  selbstverfertigten,  durch- 
sichtigen Öllack  (meist  rötliehgelb  oder  mahagonifarbig) 
überzogen.  Eigentümlich  ist  ihm  eine  innen  und  außen 


Schallowetz,     Franz.    ■ 
13.  Oktober  1858 

Im  Jahre  1884  begründete  er  in  Brüx  ein  Musikinstru- 
mentengeschäft und  befaßt  sich  auch  mit  der  Anferti- 
gung von  Streichinstrumenten  und  deren  Wiederher- 
stellung. 


Schandl    (Schändl),    Anton.    —    Mittenwald. 

1750.    1799 

Jedenfalls  ein  Sohn  von  Michael  Seh.,  an  den  seine 
Arbelt  sehr  erinnert.  Er  scheint  einen  gleichnamigen 
Sohn  gehabt  zu  haben,  der  noch  um  1830  arbeitete  und 
den  gleichen  gedruckten  Zettel  gebrauchte. 
Geigenzettel:  Antony  Schändl,  Geigenmacher  /  in 
Müttenwald  1774  (geschrieben)  und  Abb.  670. 

Schandl,  Johann.  —  Mittenwald.    1762.    1763 

Der  Unbedeutendste  aus  der  Familie;  trotzdem  kom- 
men vereinzelt  Gelgen  von  ihm  vor,  die  denen  der 
Hornsteiner  usw.  nicht  nachstehen. 

Schandl,  Johann.  —  Stuttgart.   1880 

Er  erlernte  zwar  in  Mittenwald  die  Geigenmacherei, 
verlegte  sieh  aber  frühzeitig  fast  ausschließlich  auf  das 
Zithermachen.  In  seinen  Anzeigen  bezeichnete  er  je- 
doch seine  Werkstatt  ausdrücklich  als  beste  »Repara- 
tur-Werkstatt für  Violinen  etc.«. 

Schandl,  Karl.  —  Mittenwald.    1914.    1919 

Er  gilt  als  guter  Lautenmacher,  verlegte  sich  aber  ganz 
auf  den  Holzhandel  und  die  Landwirtschaft.  —  Ein 
Andreas  Schandl  ist  Geigenwirbelmacher. 

Schandl,     Michael.    —    Mittenwald.      1730. 
t  8.  Dezember  1749 

Einer  der  besseren  Meister  seiner  Heimat,  dessen  Gel- 
gen manche  originelle  Züge  aufweisen,  wenn  sie  auch 
noch  auf  das  Stalnermodell  zurückgehen.  Er  nimmt  die 
Wölbung  ziemlich  steil  ansteigend  und  in  der  Mitte 
flach.  In  der  Regel  ist  die  Decke  schöner  gearbeitet 
und  weniger  gewölbt  als  der  Boden,  der  aus  engge- 
flammtem Holz  besteht.  Auffällig  ist  die  tiefe  Hohl- 
kehle. Die  F-Löcher  sind  Klotz  nachgeahmt,  und  die 
Sehnecke  ist  stark  gesehweift.  Die  Einlage  ist  4'  ^  mm 
vom  Rande  entfernt,  der  Lack  dünn  und  ohne  Feuer. 
Seine  Violinen  haben  folgende  Maße:  Länge  355  mm, 
obere  Breite  165  mm,  mittlere  Breite  107  mm,  untere 
Breite  205  mm,  Zargenhöhe  oben  32  mm,  unten  33  mm. 
—  Die  Scharnitz,  auf  die  er  sieh  auf  seinem  Zettel 
bezieht,  ist  der  bekannte  befestigte  Engpaß,  der  noch 
den  Franzoren  w'iederholt  zu  schaffen  machte. 
Geigenzettel:  Michael  Schandel,  Lautenmacher  in 
Mittenwaldt  in  der  Grafschaft  Werden-  /  fels  im  Tyro- 
lisehen  Gebürgs  gelegen  /  nächst  an  der  Sehörmz  1735 
(gedruckt). 


442 


Seh, 


anner 


Schelle 


Schanner,  Michael.  —  Graz.   1856 

Es  gibt  einige  gute  Gitarren  von  ihm.  Daß  er  auch 
Geigen  gemacht  hat,  erscheint  fraglich. 

Schantz,  Johann.  —  Wien.   1780—1790 

Er  nannte  sich  »Bürgerl.  Orgel  und  Instrument  Macher« 
und  hat  u.  a.  vielleicht  auch  Gitarren  und  Harfen  ge- 
macht; einen  Namen  hatte  er  jedoch  nur  als  Klavier- 
fabrikant ;  als  solcher  war  er  neben  Anton  Walter  der 
bedeutendste  seiner  Zeit. 

Schanz,  Gustav,  arbeitet  als  Geigenmacher  in 

Brambach 
Schedlich  s.  Schetelig 
Schefferna,   Johann   Nepomuk.   —   Kaschau. 

Geb.  1823  zu  Budapest,  f  nach  1871 

Schüler  von  Teufelsdorfer,  den  er  mit  Geschick  nach- 
ahmte. Bevor  er  sich  in  Kaschau  niederließ,  soll  er  auch 
bei  Schweitzer  gearbeitet  haben. 

Geigenzettel:  Kaschau.  /  Johann  Nep.  Schefferna, 
Schüler  des  /  G.  Teufelsdorfer  in  Persh.  1846  (ge- 
druckt). —  Schefferna  Jänos,  hegedukeszitö  /  Peströl, 
lakik  Kassan  1870  (gedruckt). 

Schefferna,  Karl.  —  Kaschau.  Geb.  1860 

Schüler  von  Nemessänyi. 

Schefferna,  Koloman.  —  Kaschau.  Geb.  1869 

Sohn  von  Joh.  Nep.  Seh. 

Scheffernä,  Robert  J.  —  Kaschau.   1879 

Soll  hauptsächlich  als  Reparateur  tätig  gewesen  sein. 

Scheffler,  Louis,  bezeichnet  sich  als  »Musik- 
warenfabrikant« und  hat  sein  Geschäft  in 
Bukarest 

Scheib,  Franz.  —  Szabadka.   1865 

Er  stammte  aus  Budapest  und  war  ein  Schüler  von 
Schweitzer. 

Scheinert,  Christoph.  —  Berlin.   1895 

Erfinder  eines  Vibrierhammers  für  Streichinstrumente. 

Scheinlein,  Georg  Michael.  —  Langenfeld  bei 
Neustadt  an  der  Aisch.  1820 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Joh.  Mich.  Seh.  Eine 
Geige  von  ihm  mit  gedrucktem  Zettel  besitzt  C.  Stoe- 
ber  in  Würzburg. 

Geigenzettel :  Georg  Michael  Scheinlein  /  in  Langen- 
feld prope  Nürnberg  1820  (gedruckt). 

Scheinlein,  Johann  Michael.  —  Langenfeld  bei 
Neustadt  an  der  Aisch.  Geb.  1 75 1 ,  f  n.  1 794 

Dritter  Sohn  und  Schüler  von  Matthäus  Friedr.  Seh., 
der  ihn  schon  im  zwölften  Jahre  streng  zur  Arbeit  an- 
hielt, auf  seinen  Reisen  nach  Tirol  usw.  mitnahm  und 
in  die  besten  Geigenmacherwerkstätten  führte,  damit 
er  dort  noch  etwas  Neues  lernen  konnte.  Er  übertraf 


seinen  Vater  sowohl  in  der  Genauigkeit  seiner  Arbeit, 
als  auch  an  Verständnis  und  arbeitete  seit  1 780  nach 
dem  größten  Stainermodell.  Er  nahm  die  Wölbung 
jedoch  etwas  flacher  und  erzielte  einen  vollen  und  an- 
genehmen Ton.  Er  war  schon  bei  Lebzeiten  sehr  ge- 
schätzt und  erhielt  für  eine  Violine  vier  Louisdor.  Vgl. 
die  von  ihm  selbst  herrührenden  Angaben  in  Gerbers 
Lexikon. 

Geigenzettel :  J.  M.  Scheinlein  fecit  Langenfeld  /  prope 
Nürnberg  Ao  1780  (gedruckt). 

Scheinlein,  Matthäus  Friedrich.  —  Langen- 
feld bei  Neustadt  an  der  Aisch.  Geb.  1710, 
I  1771 

Er  war  ursprünglich  Musiker,  tüchtiger  Violinist  und 
Harfenspieler  und  begann  zunächst  mit  der  Herstel- 
lung von  Harfen.  Seine  sog.  Davidsharfen  waren  bald 
sehr  behebt.  Da  er  gleichzeitig  einen  Geigenhandel  be- 
trieb, kam  es  von  selbst,  daß  man  ihm  auch  Geigen 
zur  Reparatur  brachte.  Er  wagte  sich  daran,  und  als 
ihm  einmal  gelungen  war,  einer  alten  Geige  eine  neue 
Decke  zu  machen,  fand  er  Geschmack  an  der  Geigen- 
macherei  ;  er  reiste  nach  Mittenwald,  um  einzukaufen 
und  bei  dieser  Gelegenheit  den  dortigen  Meistern  ihre 
Kunst  »abzusehen«.  Er  mußte  jedoch  mehrmals  die 
Reise  wiederholen,  ehe  es  ihm  gelang,  ein  zufrieden- 
stellendes Instrument  zu  machen.  Erinnern  seine  ersten 
Instrumente  noch  an  seine  Tiroler  Vorbilder,  so  zeigen 
seine  späteren  und  besseren  Geigen  ein  originelles  Mo- 
dell. Der  Ton  seiner  Geigen  ist  gut  und  in  der  Höhe 
scharf;  nur  hat  er  sie  im  ganzen  zu  schwach  gemacht. 
Er  hinterließ  sechs  Kinder,  von  denen  nur  sein  dritter 
Sohn  die  väterliche  Kunst  fortsetzte.  Eine  gute  Violine 
von  ihm  besitzt  K.  Friedrieh  in  Posen. 

Geigenzettel:  Abb.  671. 

Schelle  (Schell),  Sebastian.  —  Nürnberg.  1 700. 
1745 

Schüler  und  vielleicht  Schwiegersohn  von  Math.  Hum- 
mel; der  bedeutendste  Nürnberger  Lauten-  und  Gei- 
genmacher seiner  Zeit.  Baron  sagt  von  ihm  in  seiner 
Untersuchung  des  Instruments  der  Lauten  (S.  97): 
»M.  Hummel  ist  ein  Lehrmeister  des  .  .  .  Schelle  ge- 
wesen, welcher  bey  ihm  so  viel  gutes  profitirt,  dass 
er  sich  mit  seiner  bewährten  Arbeit  so  wohl  in  Italien, 
Frankreich,  Ober-  undNieder-Teutsehland  und  andern 
cultivirten  Theilen  von  Europa  schon  sehr  signalisiret 
hat.  Seine  Lauten  sind  öffters  so  wohl  gerathen,  dass 
diejenigen  Meister,  welche  sie  von  ihm  um  einen  bil- 
ligen Preiss  bekommen,  schon  bissweilen  das  Glück 
gehabt  haben,  wenn  sie  dieselben  vorhero  ein  wenig 
ausgespielt,  an  Kenner  und  Liebhaber  theils  vor  hun- 
dert theils  vor  sechtzig  biss  siebentzig  Reiehsthaler 
wieder  anzubringen.  Seine  Instrumente  sind  von  mit- 
telmässigen  Stock,  fast  vor  Jedermanns  Faust,  haben 
eine  schöne  und  accurate  Proportion  am  Gebäude  und 
Saitenlage,  sind  flach,  breitspänicht,  länglicht  und  werf- 
fen  den  Thon  weit  in  die  Ferne.  Er  hat  einen  grossen 
Vorrath  von  allerley  raren, '  trueknen  und  schönen 
Holtze,  das  sich  zu  Instrumenten  am  besten  schickt 
und  kann  man  sich  seiner  mit  guten  Suecess  bedienen.« 
—  Eine  Arbeit  von  ihm  besitzt  das  städtische  Museum 


Schelmayer 


cherzer 


443 


Carolino-Augusteum  in  Salzburg  (von  1719),  einetheoi- 
bierte  Laute  (von  1727)  das  Museum  des  Pariser  Kon- 
servatoriums (Nr.  218),  eine  24saitige  Theorbe  von 
1721  R.  Leibbrand  in  Berlin,  eine  sehr  ähnliche  Laute 
von  1 744  das  Germanische  Museum  in  Nürnberg.  In 
der  staatl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente  in  Berlin 
sind  mehrere  Instrumente,  die  er  repariert  hat.  In 
London  bei  Withers  befindet  sich  eine  hochgewölbte 
Violine  von  ihm  mit  dem  geschriebenen  Zettel:  »Se- 
bastianus  Schelle  Cremona  1701«.  Wenn  der  Zettel 
echt  ist,  hätte  man  anzunehmen,  daß  er  in  semen  Wan- 
derjahren in  Cremona  gearbeitet  habe,  was  nicht  gerade 
unglaubwürdig  erscheint. 

Geigenzettel :  Sebastian  Schelle,  Lauten  und  /  Geigen- 
macher in  Nürnberg,  zugericht,  1737  (gedruckt).  — 
Sebastian  Schelle  /  Lauten  und  Geigenmacher  /  in 
Nürnberg  Hummels  ,'  Erben.  .'Xn.  1744  (gedruckt). 

Schelmayer,  Christian.  —  Köln.  Um  1750 

Seine  .'\rbeit  steht  etwa  mit  der  seiner  vogtländischen 
Zeitgenossen  auf  einer  Stufe.  Am  besten  sind  seine 
Violen.  Eine  Taschengeige  von  ihm  aus  der  Samm- 
lung Snoeck  befindet  sich  in  der  staatl.  Sammlung 
alter  Musikinstrumente  in  Berlin. 
Geigenzettel:  Christian  Schellmayer  /  Musik-lnstru- 
mentenmacher  in  der  /  Blmdgasse  zu  Köln  No.  6022 
(gedruckt).  —  Christian  Schelmayer  /  Musik  instru- 
menten  macher  in  Köln  no  602  .  .  (gedruckt). 

Scheltma,    Maxim,  arbeitet  als   »Luthier«  in 

Brest 
Schembera  (Sembera,  Schombera),  Karl.  — 

Prag.  Geb.  6.  November  1781  in  Bezejovic, 

I  6.  November  1821 

Sohn  eines  Müllers.  Schüler  von  Kaspar  Stmad,  mit 
dem  er  verwandt  gewesen  sein  könnte,  da  seine  Mutter 
Katharina  eine  geborene  Strnad  war.  Karl  S.  ließ  sich 
in  Prag  nieder,  wo  er  am  4.  Juni  1806  das  Bürgerrecht 
erlangte  und  einen  Monat  später  die  Hausbesitzers- 
tochter Josepha  Koläfik  (geb.  1782)  heiratete,  wobei 
Kaspar  Strnad  sein  Trauzeuge  war.  Er  hatte  seine 
Werkstatt  am  Annaplatz  Nr.  210  (Altst.).  Seiner  Ehe 
entsprossen  vier  Söhne.  Außer  Geigen  machte  er  auch 
Gitarren.  Im  allgemeinen  folgte  er  seinem  Meister 
Strnad.  Der  Name  kommt  auch  »Schombera«  ge- 
schrieben vor.  Richtig  wäre  nach  der  jetzt  gültigen 
Orthographie  die  Schreibweise  h^embera. 
Geigenzettel:  Carolus  Schombera  /  fecit  Pragae  1806 
(gedruckt). 

Schemmel.  —  Berhn.   1861 

Ein  fast  vergessener  Geigenmacher,  der  in  den  sechzi- 
ger Jahren  seine  Werkstatt  auf  dem  Molkenmarkt  hatte. 

Schemmerling,  Jos.  Christoph.  —  (Mark)- 
Neukirchen.  1748.  Geb.  um  1720  in 
Dürpersdorf 

Er  hat  nicht  in  (Mark)Neukirchen  gelernt,  kam  aber 
als  Geselle  dorthin  und  wurde  am  27.  Juni  1748  als 
Meister  in  die  Zunft  aufgenommen.  Er  heiratete  die 
älteste  Tochter  des  Geigenmachers  Gottfr.  Pilz. 


Schenk,  Friedrich.  —  Wien.   1839.   1850 

Schüler  von  Joh.  Georg  Staufer.  Wie  sein  Lehrer  ver- 
legte auch  er  sich  mehr  und  mehr  auf  das  Gitarren- 
machen und  war  namentlich  wegen  seiner  schönen 
Lyragitarren  berühmt.  Auf  der  Wiener  Ausstellung 
von  1839  war  er  mit  einer  Terzgitarre  von  eigentüm- 
licher Form  vertreten. 

Geigenzettel :  Friedrich  Schenk  /  Instrumentenmacher/ 
Wien,  Margarethen,  Grohgasse  No  179  (gedruckt). 

Scherlein,  A.  —  Augsburg.  Geb.  8.  Juni  1826 
in  Pfaffenhofen  a.  d.  lim,  f  nach  1882 

Musiker  und  Geigenmacher.  Er  übernahm  die  Werk- 
statt Haffs  und  wurde  namentlich  als  sorgfältiger  Wie- 
derhersteller alter  Geigen  geschätzt.  Sein  Nachfolger 
war  Piegendorfer. 

Scherr,  Emelius  N. 

'  Eine  dem  19.  Jahrhundert  angehörende  Gitarre  der 
Sammlung  Crosby  Brown  in  New  York  trägt  den  Zettel : 
Emelius  N.  Scherr,  /  84  Harbour  street  (gedruckt). 

Schertel,  Christian.  —  Bayreuth.  Geb.  7.  Nov. 
1865  in  Ramsenthai  b.  Bayreuth 

Ursprünglich  Musiker,  diente  er  mehrere  Jahre  als 
Hoboist  im  7.  Bayr.  Inf. -Regiment  und  widmete  sich 
dann  dem  Instrumentenbau,  den  er  in  Markneukirchen, 
Siebenbrunn  i.  S.,  Graslitz,  Schönbach,  Steingrub 
i.  B.,  Mittenwald  und  Mirecourt  gründlich  erlernte. 
Er  macht  hauptsächlich  Streichquartette  und  wird  von 
den  Mitgliedern  des  Bayreuther  Festspielorchesters 
seiner  Tüchtigkeit  wegen  gelobt. 

Scherzer,  August  Theodor.  —  Markneu- 
kirchen.   Geb.  10.  September  1851,  f  1910 

Schüler  von  Heinrich  Gläsel  und  derMarkneukirchener 
Fachschule.  Im  Jahre  1875  begründete  er  sein  eigenes 
Geschäft  und  war  Obermeister  der  Streichinstrumen- 
tenmacherinnung.  Er  kopierte  alle  Meister,  wenn  es 
verlangt  wurde,  und  arbeitete  hauptsächlich  für  die 
großen  Versandtgeschäfte,  so  daß  nur  wenige  Gelgen 
seinen  Namen  tragen  ;  die  meisten  erhielten  jene  Zettel, 
die  die  bestellenden  Händler  vorschrieben.  Er  war  auch 
ein  tüchtiger  Musiker  und  wurde  als  Lehrer  geschätzt. 

Scherzer,  Johann  Gottfried.  —  Wien.    1843. 

t  M.Januar  1870 

Wahrscheinlich  aus  dem  Vogtlande  eingewandert.  Er 
war  zwar  »Lauten-  und  Geigenmacher«,  verlegte  sich 
jedoch  mehr  auf  die  Herstellung  von  Gitarren ;  er  soll 
die  Ferrarische  zehnsaitige  Gitarre  in  Osterreich  ein- 
geführt und  besonders  gute  Gitarren  mit  13  Saiten  ge- 
macht haben.  Er  stellte  selbst  allerlei  Versuche  an  und 
verkehrte  viel  mit  Physikern  und  Gelehrten,  auf  deren 
Gedanken  er  gerne  einging.  So  baute  er  auch  die  Petz- 
valsche  Githarfe.  Eine  solche  befindet  sich  in  der 
Sammlung  der  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in  Wien. 
Er  wohnte  erst  Hundsturmstraße  65,  später  Marga- 
rethen 99. 

Geigenzettel:  Erfindung  von  Josef  Petzval  1862  /  aus- 
geführt von  J.  Scherzer.  Wien  (gedruckt). 


444 


Scherzer  —  Schetelig 


Scherzer,  Julius  Walter.  —  Markneukirchen. 
Geb.  Dezember  1 869  in  Schöneck,  f  um  1 901 

Einer  der  vielen  Geigenmacher  seiner  Heimat,  die,  im 
Dienste  der  Händler  stehend,  nur  für  den  Tag  ge- 
schaffen haben. 

Scherzer,    Moritz.    —   Schöneck    i.  S.    Geb. 
28. Juni  1870 

Schüler  von  Oswald  Schilbach.  Von  1887  an  arbeitete 
er  sieben  Jahre  lang  als  Gehilfe  und  begründete  1894 
ein  eigenes  Geschäft,  arbeitete  dann  aber  wieder  für 
andere  Meister. 

Sches,  Beernaert.  —  Brügge.   1650 

In  der  jetzt  in  Berlin  befindlichen  Sammlung  Snoeck 
wird  eine  Taschengeige  von  ihm  aufbewahrt,  die  im 
ganzen  nicht  schlecht  gearbeitet  ist. 

Geigenzettel:  Beernaert  Sches  tot  Brugghe  1650  (ge- 
druckt). 

Schetelig.  —  Markneukirchen 

Dieser  Familie  gehören  als  Geigenmacher  an : 

Schetelig,  Christian  Gottlob  I.  —  Geb.  4.  Jan. 
1767,  t  19.  Dezember  1821 

Sechster  Sohn  von  Johann  Gottfr.  Seh.  Er  verheiratete 
sich  am  29.  Oktober  1789  mit  Eva  Regine  Lippold 
(geb.  1766,  t  1830)  und  hinterließ  sechs  Kinder.  Er 
war  ein  talentvoller  Geigenmacher,  dessen  Geigen  ziem- 
lich flach  gearbeitet  und  nur  am  Rande,  von  wo  aus  die 
Wölbung  sofort  beginnt,  etwas  vertieft  sind.  Die  F- 
Löcher  stehen  ein  wenig  zu  steil. 

Geigenzettel:  Christian  Gottlob  Schedlich  /  Musika- 
lischer Instrumentenmacher  /  in  Neukirchen  Anno 
1792  (gedruckt). 

Schetelig,     Christian    Gottlob     II.    —    Geb. 

19.  Juni  1791.  t  31.  August  1862 

Sohn  und  Schüler  von  Christian  Gottlob  1  Seh.  In 
seinen  Geigen  macht  sich  die  Verwendung  vorgearbei- 
teter Bestandteile  stark  bemerkbar,  und  der  Lack  läßt 
viel  zu  wünschen  übrig.  Daß  nur  wenige  Geigen  mit 
seinem  Zettel  vorkommen,  hat  vielleicht  seinen  Grund 
dann,  daß  er  seinen  Namen  auch  »Schädlich«  schrieb. 
Er  heiratete  1815  Christine  Erdmuthe  Woller  (f  1860). 


imstande,  Geigen  herzustellen,  die  besser  sind,  als  der 
Markneukirchener  Durchschnitt.  Zu  einer  Viola  d'a- 
more  hat  er  sich  selbst  ein  Modell  konstruiert.  Geigen, 
in  die  er  seinen  Zettel  klebt,  sind  m  allen  Teilen  seine 
eigene  Arbeit. 

Schetelig,  Heinrich  Wilhelm.  —  Geb.  1 .  Febr. 
1835 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Georg  II  Seh.  Er  gab 
das  Geigenmachen  jedoch  wieder  auf,  wanderte  nach 
Amerika  aus,  wo  er  sich  in  Baltimore  als  Messmgblas- 
instrumentenmacher  niederließ  und  jetzt  Henry  W. 
Schetlich  nennt. 

Schetelig,   Johann    Christian    (Christoph).   — 
Geb.  um  1706,  t  nach  1756 

Er  wurde  am  4.  Januar  1 729  Meister ;  da  er  sowohl  als 
seine  Frau,  die  Tochter  eines  Geigenmachers,  im  Jahre 
1 756  noch  lebten,  ist  seine  Lebenszeit  einigermaßen 
zu  bestimmen.  Er  scheint  übrigens  in  Markneukirchen 
weder  geboren  noch  gestorben  zu  sein,  darf  aber  als 
der  Stammvater  der  noch  heute  bestehenden,  wahr- 
scheinlich aus  Böhmen^)  eingewanderten  Familie  be- 
trachtet werden. 

Schetelig,  Johann  Christian  Gottfried.  —  Geb. 
10.  Januar  1732,  f  12.  Dezember  1782 

Einziger  Sohn  von  Joh.  Christof  Seh.  und  seiner  Frau 
Anna  Rosine.  Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  am 
22.  Februar  1751  Meister  wurde  und  am  18.  November 
1755  Johanna  Rosine  Meinel  heiratete,  mit  der  er  neun 
Kinder  hatte.  Geigen  von  ihm  kommen  schon  vor  1751 
vor.  Es  gibt  auch  Zettel,  auf  denen  er  Innsbruck  als 
Ursprungsort  angibt ;  ob  er  jemals  dort  gearbeitet  hat, 
oder  nur,  wie  seine  Zeitgenossen,  einen  beliebigen  Ort 
fingierte,  konnte  nicht  festgestellt  werden.  Vielleicht 
war  er,  wie  Dr.  Fr.  Waldner  vermutet,  während  der 
Minderjährigkeit  von  J.  G.  Psenners  Sohn  bei  der 
Witwe  als  Geschäftsführer  tätig. 

Geigenzettel :  Christian  Gottfried  Schedelich  /  Violin- 
macher in  Inspruck  Ao.  17  (gedruckt). 


Schetelig,  Christian  Wilhelm. 

1795,  t23.JuH  1856 

In  seinen  jüngeren  Jahren  hat  er  einige  bessere  Geigen 
gemacht,  wenn  er  auch  kein  gutes  Modell  gekannt  zu 
haben  scheint.  Später  arbeitete  er  hauptsächlich  für 
Händler  und  beschränkte  sich  darauf,  billige  Ware  her- 
zustellen. 

Schetelig,  Ernst.  —  Geb.  12.  JuH  1864 

Schüler  von  Ad.  Paulus  (Bausch  Nachf.).  Von  1883 
bis  1890  arbeitete  er  als  Gehilfe  und  machte  sich  dann 
in  seiner  Vaterstadt  selbständig.  Da  er  gute  Vorbilder 
studiert  und  eine  gute  Lehre  durchgemacht  hat,  ist  er 


Schetelig,  Johann  Georg  I.  —  Geb.  8.  Juli  1 764, 
t  18.  Dezember  1837 

Fünfter  Sohn  von  Johann  Gottfried  Seh.  Er  heiratete 
1788  Eva  Regine  Wild  (geb.  1767,  f  1823)  und  hinter- 
ließ  sechs  Kinder.    In  seinen  Arbeiten  erkennt  man 
Geb.  /.  April  noch  die  Schule  der  Ficker,  Pfretzschner  usw.;  das 

Holz  ist  bei  ihm  meist  schöner,  die  innere  Ausarbeitung 
jedoch  oberflächlicher. 


Schetelig,  Johann  Georg  II.  —  Geb.  14.  Aug. 
1791,  t  29.  November  1854 

Zweiter  Sohn  von  Johann  Georg  I  Seh.  Er  heiratete 
1815  Regine  Sophie  Heberlein  und  hinterließ  neun 
Kinder.  Seine  Geigen  sind  mit  wenigen  Ausnahmen 
nicht  besser  als  gewöhnliche  Fabrikarbeit. 


')  In  Schönbach,  Graslitz  usw.  findet  man  noch  heute 
die  Schädlich  usw. 


Schetelig         Schiller 


445 


Schetelig,  Johann  Gottfried.  —  Geb.  5.  Dez. 
1815,  t  3.  März  1871 

Obwohl  Geigenmacherssohn,  war  er  doch  der  Unbe- 
deutendste aus  der  Familie.  Seine  Arbeitszeit  fällt  in 
die  Jahre,  in  denen  die  Markneukirchener  Geigenmdu- 
strie  nicht  mehr  auf  der  alten  Höhe  stand  und  der  neue 
Aufschwung  sich  erst  vorbereitete. 

Scheverle  (Schäferle,  Schefferle),  Johann.  — 
Prag.   1731.  t  nach  1769 

Er  scheint,  wie  die  meisten  älteren  Prager  Geigen- 
macher, aus  Augsburg  eingewandert  zu  sein  und  war 
wahrscheinlich  ein  Mitschüler  Joh.  Georg  Hellmers. 
Er  wurde  am  4.  Juni  1 73 1  Altstädter  Bürger  und  wohnte 
1733  Altstadt  Kailovä  ul.  »beim  weißen  Rößlein« 
Nr.  168,  von  1741—1743  »beim  goldenen  Hecht« 
Nr.  180  und  1752  »u  Klusä«.  Von  seiner  Frau  Antonie 
Marie  A.  hatte  er  sechs  Kinder,  als  deren  Taufzeugen 
Joh.  G.  Hellmer,  Thomas  Edlinger  und  Frau  Johanna 
Hellmer  vorkommen.  Er  war  ein  seiner  Zeit  geschätzter 
Virtuose  auf  der  Laute  und  schrieb  für  sein  Instrument 
mehrere  Kompositionen,  die  lange  im  Stift  Strahow 
bewahrt  wurden.  Daß  er  1769  noch  lebte,  beweist  ein 
Violoncello  auf  dem  Chore  der  Stiftskirche  in  Braunau 
(Böhmen)  mit  dem  untenstehenden  Zettel.  Seine  Arbe.t 
erinnert  an  Edlinger.  Seinen  Namen  schrieb  er  auch 
Schewerle,  selbst  Schewrtle.  Eine  Viola  von  1751  und 
ein  Violoncello  von  1773  befindet  sich  bei  St.  Jakob 
in  Prag. 

Geigenzettel :  Joannes  Scheverle  fa-/  ciebat  Pragae  1 769 
(gedruckt)  und  Abb.  694. 

Schicht,  Theo,  war  im  letzten  Jahrzehnt  des 
19.  Jahrhunderts  in  Rochester  (New  York) 
ansässig 

Schiefler,  Erasmus.  —  Hannover.  1837.    1868 

Um  1837  hat  er  sich  in  Hannover  selbständig  gemacht 
und  dann  mit  seinem  Bruder  Sebastian  verbunden  zu 
der  Firma  »Gebrüder  Schiefler«.  Erasm.  Seh.  war  Kon- 
servator des  Violinkabinetts  des  bekannten  Geigen- 
kenners und  Sammlers  Major  E.  A.  B.  von  Magius  in 
Hannover  und  wurde  von  diesem  für  einen  der  treff- 
lichsten Geigenmacher  seiner  Zeit  erklärt.  Jedenfalls 
kam  es  Schiefler  sehr  zustatten,  daß  Magius  ihm  alle 
seine  Zeichnungen  und  Berechnungen  nach  italieni- 
schen Meisterwerken  übergab,  die  er  in  mehr  als  40 
Jahren  eifrig  gesammelt  hatte. 

Geigenzettel :  Erasmus  Schiefler  Instrumentenmacher 
Hannover.  1868  [Initialen  und  Lyra  im  Kreis]  (ge- 
druckt). 

Schiefler,  Sebastian.  —  Hannover.   1847 

Teilhaber  der  Firma  Gebrüder  Schiefler;  ein  Mann 
von  bedeutender  technischer  Geschicklichkeit. 

Schifferl,  Anton.  —  Straubing.    1863.    f  um 

1868  m  Landau 

Er  lernte  bei  Peter  Schulz,  dessen  zweiter  Lehrling  er 
war,  und  machte  sehr  schöne  Geigen  im  Stile  seines 
Lehrmeisters.  Seine  Geigen  gehen  jetzt  fast  ausnahms- 


los unter  dem  Namen  von  Peter  Schulz,  .außerdem 
war  er  ein  vorzüglicher  Musiker,  namentlich  Geiger, 
und  wendete  sich  schließlich,  nachdem  er  nur  kurze 
Zeit  in  Straubing  ansässig  war,  ganz  der  Musik  zu. 

Schifner,  Rudolf.  —  Düsseldorf.    1898.    1903 

Ein  Geigenhändler,  der  sich  als  Autodidakt  im  Geigen- 
machen versucht  haben  soll. 

Schilbach,  Oswald.  —  Schöneck  i.  S.,  New 
York.  1880.  1898 

Schüler  von  E.  Wilhelm  Neumärker.  Nachdem  er  einige 
Zeit  bereits  selbständig  in  Schöneck  gearbeitet  hatte, 
siedelte  er  1887  nach  Amerika  über. 

Schiller.  —  Koburg.   1873.   1880 

Er  betrieb  ein  Musikinstrumentengeschäft  und  hielt 
eine  Reparaturwerkstatt.  Sein  Nachfolger  ist  Galdert. 

Schiller.  —  London 

Ein  gutes  Violoncello  trug  seinen  Namen. 

Schiller.  —  Markneukirchen 

Dieser  Familie  gehören  als  Geigenmacher  an: 

Schiller,  Anton  Josef;  er  kam  aus  Grün  in 
Böhmen  und  f  7.  November  1899 

Schiller,   Carl   Friedrich.   —   Geb.   29.  März 

1812,  t  27.  Juni   1876.    Sohn  von  Johann 

Georg  Seh. 
Schiller,  Ernst  Hermann.  —  Geb.  12.  Januar 

1868 
Schiller,    Ernst   Richard.   —   Geb.   20.  März 

1861 
Schiller,  Heinrich  Wilhelm.  —  Geb.  21 .  März 

1828,  t  10.  Dezember  1885.   Sohn  von  Carl 

Friedrich  Seh. 
Schiller,  Johann  Georg. —  Geb.  1 783, 1 1 9  März 

1839.    Er  wurde  55  Jahre   11  Monate  und 

3  Tage  alt 

Seine  Violinen  sind  von  guter  vogtländer  Arbeit,  be- 
sonders aber  sind  seine  gut  klingenden  Violen  zu  loben. 

Schiller,  Johann  Nikolaus,  der  Stammvater  der 
Familie;  er  wird  schon  1748  erwähnt.  Sein 
Sohn  war : 

Schiller,  William  Max.  —  Geb.  17.  August 
1872,  Bruder  von  Ernst  Richard  Seh. 

Schiller,  Albin.  —  Schöneck.  f  1917 

Ein  geschickter  Geigenbauer,  der  als  Landsturmmann 
auf  dem  Felde  der  Ehre  gefallen  ist. 


446 


Schilter  —  Schmelz 


Schilter,  Franz  Meinrad.  —  Am  Sattel  (Kanton 
Schwyz).   1829 

Wahrscheinlich  ein  Autodidakt,  dessen  Geigen  jedoch 
ganz  gut  sind.  Er  verwendete  gutes  Holz  und  einen 
gelbroten  Lack.  Sein  Patron  erinnert  an  das  große 
Guarnerimodell;  die  Wölbung  ist  ziemlich  hoch  und 
eigenartig,  man  könnte  sagen  »geschwollen«,  der 
Rand  ist  ebenfalls  hoch  und  die  Einlage  sauber  ge- 
macht. Seine  Geigen  klingen  gut. 
Geigenzettel:  Franz  Meinrad  Schilter  /  am  Satte!  / 
1829  /  Kanton  Schwyz  (gedruckt). 

Schimansky  s.  Szimanski 
Schlegel,  Elias.  —  Altenburg.   1730 

Ein  Instrumentenmacher,  der  außer  Lauten  auch  Har- 
fen und  Tasteninstrumente  gemacht  hat. 

Schlicht,  O.,  lebt  in  Chicago 
Schlick,  W.  —  Dresden.   1830.   1860 

Ein  tüchtiger  Musiker  (kgl.  Kammermusikus),  der  sich 
aus  Liebhaberei  dem  Geigenmachen  zuwandte  und  es 
darin  zu  großer  Fertigkeit  brachte.  Auch  er  suchte  un- 
ablässig das  »Geheimnis  des  italienischen  Geigenlacks« 
zu  ergründen  und  durchforschte  zu  diesem  Zwecke  die 
Italienischen  Archive,  ohne  jedoch  zu  einem  Ergebnis 
zu  kommen.  Glücklicher  war  er  in  der  Auffindung  von 
gutem  Holz.  Er  betrieb  das  Geigenmachen  als  Kunst, 
und  als  ihm  ein  reicher  Mann  das  Geld  zur  Begründung 
einer  Geigenfabrik  anbot,  lehnte  er  ab,  weil  man 
»Kunstwerke«  nicht  fabrikmäßig  herstellen  könne. 

Geigenzettel:  Abb.  720. 

Schlimbach,  Johann  Kaspar.  —  Königshofen 
im  Grabfelde.  Geb.  3.  Januar  1820 

Em  Orgelbauer,  der  in  seinen  Mußestunden  auch 
Gitarren  gemacht  hat.  Eine  solche  besitzt  die  staatl. 
Sammlung  in  Berlin  (Nr.  656).  —  Näheres  über 
die  Orgelbauerfamilie  Schlimbach  teilt  Georg  Kinsky 
in  seinem  trefflichen  Katalog  des  Kölner  Musikhisto- 
rischen Museums  mit  (Bd.  I  S.  261). 

Schlosser,  Carl,  lebt  als  Geigenmacher  in 
Zwota  i.  S.  Vor  1900  waren  dort  auch  ein 
Ferdinand  und  ein  Fnedr.  Schlosser  an- 
sässig. Ein  Chr.  Fr.  Schlosser  lebte  von 
1856—1864  in  Mittenwalde 

Schlosser,  Emil.  —  Rehna  i.  Mecklenburg. 
1880 

Ein  Uhrmacher,  der  Geigen  »flickte«;  seine  Arbeit  ist 
dilettantisch. 

Schlosser,  Hermann.  —  Erlbach 

Die  Londoner  Firma  G.  Foucher  brachte  seit  ungefähr 
1895  seine  Geigen  in  den  englischen  Handel. 

Schlosser,  Klingenthal 
Dieser  Familie  gehören  an: 


Schlosser,  Eduard,  arbeitet  noch  als  Geigen- 
macher 

Schlosser,  Ferdinand,  war  um  1830 — 1845 
tätig  und  tüchtig  in  seinem  Fache 

Schlosser,  Friedrich,  wird  nach  1750  und  noch 
1754  als  Geigenmacher  erwähnt 

Schlosser,  Johann  Christian.  —  1738.   1773 

Fleißiger  Geigenmacher,  der  bei  einem  Hopf  oder 
Pfretzschner  gelernt  zu  haben  scheint.  Er  verwandte 
meist  recht  gutes  Holz;  die  Einlage  ist  sauber,  die 
Ecken  sind  sehr  spitz,  die  F-Löcher  ein  wenig  steif. 

Geigenzettel:  lohann  Christian  Schlosser,  violin  / 
macher  in  Klingenthal.  1738  (gedruckt). 

Schlosser,  Johann  Georg 

Er  wird  1 761  erwähnt  und  war  wahrscheinlich  der  Sohn 
und  Nachfolger  Johann  Christ.  Schis,  und  vielleicht 
der  Besitzer  des  Brandstempels ;  st^  I  >|<  G  >]<  S  >tc  Die 
Geigen  mit  dieser  Marke  sind  denen  von  Johann 
Christ.  Schi,  sehr  ähnlich. 

Geigenzettel :  lohann  Georg  Schlosser,  Violin-  / 
macher  in  Klingenthal.  17  .  .  (gedruckt). 

Schlüter.  —  Barntrupp.  1840.   1890 

Eine  Geigenmacherfamilie,  die  durch  drei  Generatio- 
nen ihrem  Berufe  treu  blieb  und  für  ihre  Geigen  im 
ganzen  Lippeschen  Kreis  stets  dankbare  Abnehmer 
fand. 

Schmahl,  Carl.  —  Regensburg,  f  1815 

Er  wird  von  Mettenleiter  in  seiner  Musikgeschichte  der 
Stadt  Regensburg  als  »Orgel-  und  Instrumenten- 
macher« bezeichnet.  Sein  Reparaturzettel  findet  sich 
manchmal  in  Streichinstrumenten,  es  ist  aber  ungewiß, 
ob  er  auch  neue  Geigen  gemacht  hat.  Er  war  unver- 
heiratet und  scheint  in  jungen  Jahren  gestorben  zu 
sein. 

Schmalzried,  Paul.  —  Ulm.  Geb.  12.  August 
1872  in  Welzheim  (Württemberg) 

Ein  bekannter  Maler  und  Professor,  der  sich  lange  mit 
der  Theorie  des  Geigenbaus  beschäftigt  hat,  aber  erst 
in  seinem  40.  Lebensjahre  begann,  selbst  Geigen  zu 
machen.  Seitdem  hat  er  über  30  Violinen  in  allen  Teilen 
eigenhändig  und  mit  selbst  angefertigten  Werkzeugen 
gebaut,  die  sowohl  durch  ihren  edlen  vollen  Ton  als 
leichte  Ansprache  überraschen.  Er  arbeitet  nach  einem 
eigenen,  an  Stradivari  erinnernden  Modell  unter  be- 
sonderer Berücksichtigung  des  spezifischen  Gewichts 
von  Decke  und  Boden.  Er  verwendet  einen  nach  eige- 
nem Rezept  hergestellten  Ollack  in  allen  Schattierun- 
gen, der  alle  Merkmale  eines  guten  Geigenlacks  auf- 
weist. Außer  seinem  Zettel  verwendet  er  eine  Brand- 
marke auf  dem  Zäpfchen  mit  seinem  Monogramm. 

Geigenzettel:  P.  Schmalzried  /  Ulm  a/D  19  .  . 

Schmelz,  Otto,  lebt  in  Ingolstadt  und  ist  dort 
Stegmaiers  Nachfolger 


Schmerler  —  Schmidt 


447 


Schmerler,    Rob.,    hatte    im    1 9.  Jahrhundert 
seine  Werkstatt  in  Zwota 

Schmid.  —  Landshut.   1820 

Er  dürfte  jung  gestorben  sein,  wodurch  es  sich  erklärt, 
daß  Arbeiten  von  ihm  schwer  nachzuweisen  sind. 
Seine  Witwe  heiratete  1829  den  Geigenmacher  Lorenz 
Kriner. 

Schmid  (alias  Kresser),  Michel.  —Stuttgart  (?) 
1572.  1597 

Von  ihm  wird  berichtet,  daß  er  eine  Tenorgeige  für 
die  Stuttgarter  Hofkapelle  wiederhergestellt  und  dem 
Herzog  Ludwig  von  Württemberg  im  Jahre  1572  ein 
Clavichordion  zum  Geschenk  gemacht  habe. 

Schmidbauer,  Jakob.  —  Regensburg.   1837 

Vorzugsweise  mit  dem  Ausbessern  alter  Geigen  be- 
schäftigt, hat  er  in  der  kurzen  Zeit  seiner  Wirksamkeit 
nur  wenige  selbständige  Arbeiten  hinterlassen.  Er 
machte  einige  ganz  hübsche  Geigen  und  namentlich 
gute  Bässe  und  war  nebenbei  auch  ein  guter  Geiger. 
Nur  hatte  er  wenig  Arbeitslust  und  vernachlässigte 
schließlich  seine  Werkstatt. 

Geigenzettel:  Jacob  Schmidbauer  /  fecit  Ratisbonae 
1837  (geschrieben). 

Schmied  (Schmidt),  J.  G.  —  Leipzig 

Ein  Lautenmacher,  der  1714  (nach  Baron)  ein  Schüler 
von  Joh.  Christian  Hoffmann  gewesen  sein  soll. 

Schmidt,  C.  —  Bützow.  1841 

Ein  Mann,  der  seiner  Zeit  manche  gute  Geige  verdorben 
hat,  indem  er  sie  auseinandernahm  und  innen  und 
außen  beizte.  Eine  solche  Geige,  an  der  allerdings  nicht 
viel  zu  verderben  war  (mit  schlechtem  Löwenkopf, 
Beinbereifung,  Buchenholzgriffbrett  und  schlechtem 
Holz)  trug  den  Zettel:  Repariert  und  im  Ton  /  veredelt 
von  C.  Schmidt  in  Bützow  1841  (gedruckt). 


Schmidt,  Carl  Franz. 
t  1875 


Wien.    Geb.   1839, 


Sohn  von  Franz  Schmidt.  In  der  Imitation  alter  Mei- 
stergeigen war  er  nicht  ungeschickt.  Besonders  gut  ge- 
langen ihm  Kopien  nach  Maggini ;  auch  seine  übrigen 
Arbeiten  verraten  eine  kunstgeübte  Hand.  1873  er- 
hielt er  auf  der  Wiener  Weltausstellung  ein  Anerken- 
nungsdiplom. Da  er  auch  theoretisch  gebildet  war, 
wurde  er  als  Lehrmeister  geschätzt. 

Geigenzettel:  Carl  Franz  Schmidt  /  bürgl.  Instrumen- 
tenmacher /  in  Wien  restauravit  anno  1862  /  Stadt 
Klostergasse  No.  4  (gedruckt)  und  Abb.  722. 

Schmidt,     Franz.     —     Wien.      Geb.      1814, 

t6.  Februar  1870 

Ein  aus  Labs.  Kostelec  in  Böhmen  gebürtiger  und  von 
dort  eingewanderter  Geigen-  und  Gitarrenmacher,  der 
im  allgemeinen  recht  sauber  arbeitete,  wenn  er  auch 
nicht  gerade  als  Künstler  angesehen  werden  kann.  Er 
war  hauptsächlich  Reparateur  und  hat  nur  wenig  neue 


Geigen  gemacht.  Sein  Neffe  Wenzel  Schmidt  arbeitete 
mit  Dvo!  äk  und  Bina  bei  Patzelt. 

Geigenzettel:  Schmi-t  in  Wien /Anno  1838/(zub2iden 
Seiten  eine  Geige)  und  Abb    746. 

Schmidt,  G.  A.  —  Königsberg,  Volkach.  1 859. 
1884 

Ein  Musiker,  der  Geigen  reparierte  und  zuletzt  Stadt- 
musikus in  Volkach  war. 

Schmidt,  Heinrich.  —  Goldberg  i.  Schi.   1840. 
t  um  1885  m  Liegnitz 

Ein  Tischlermeister,  der  Musikinstrumente,  darunter 
auch  Geigen,  »ausbesserte«. 

Schmidt,  Johannes.  —  Kassel.   1834 

In  der  Kasseler  Bürgerrolle  wird  im  Jahre  1834  die 
Aufnahme  des  Schreiners  und  Instrumentenmachers 
Johannes  Schmidt  verzeichnet.  Es  wird  zwar  gesagt, 
daß  er  aus  Kassel  gebürtig  war,  doch  fehlt  leider  die 
Jahreszahl.  Es  läßt  sich  daher  nur  vermuten,  daß  er  ein 
Sohn  des  J.  G.  Schmidt  gewesen  sei,  wenn  man  nicht 
annehmen  will,  daß  J.  G.  Schmidt  selbst  m  alten  Tagen 
noch  das  Bürgerrecht  erworben  habe. 

Schmidt,  J.Christoph.  —  Fürth.    Geb.  1853, 
f  8.  Febr.  1918 

Er  begründete  1886  sein  Geschäft  als  Saiteninstrumen- 
tenmacher und  machte  u.  a.  Versuche,  die  Form  der 
Geige  zu  ändern,  indem  er  die  Zargen  gebogen  und 
nach  außen  gewölbt  anbrachte. 

Schmidt,  Johann  Georg.  —  Ellwangen.    1740 

bis  1770 

Da  die  Ellwanger  Familienregister  erst  1808  beginnen, 
war  nichts  Näheres  über  ihn  zu  ermitteln.  Er  war  wahr- 
scheinlich ein  Schüler  von  Benedikt  Wagner,  nach  des- 
sen flachem  Modell  er  arbeitete ;  die  Schnecke  ist  eigen- 
artig steil.  Er  verwendete  gutes  Tonholz  und  guten, 
gelbbraunen  Lack ;  die  Zargen  sind  ziemlich  hoch  und 
die  Einlage  fehlt  gewöhnlich,  der  Ton  aber  ist  nicht 
schlecht. 

Geigenzettel:  Johann  Georg  /  Schmidt  in  EUwang  / 
Anno  17..  (gedruckt). 

Schmidt,  J(ohann?)  G(ottfried?).  —  Kassel. 

1790.   1825 

Unter  den  Geigenmachern,  die  den  Namen  Schmidt 
führen,  wohl  der  bedeutendste;  er  soll  in  Leipzig  ge- 
lernt und  auch  dort  gearbeitet  haben.  In  Kassel  ist  er 
mindestens  seit  1 800  nachweisbar,  doch  scheint  er  das 
Bürgerrecht  nicht  erworben  zu  haben.  Es  wird  be- 
hauptet, daß  er  hübsche  Violen  mit  Engelsköpfchen 
am  Wirbelkasten  gemacht  habe,  doch  sind  mir  solche 
nicht  bekannt  geworden.  In  seinen  Violinen  ahmte  er 
mit  Erfolg  italienische  Vorbilder,  besonders  Stradi- 
vari,  nach,  doch  machte  er  die  Ecken  breiter  als  dieser; 
nur  in  der  Holzwahl  war  er  nicht  immer  glücklich; 
die  Decke  zeigt  abwechselnd  feinjähriges  und  grob- 
jähriges  Holz,  der  Boden  ist  nur  selten  schön  geflammt, 
und  auch   die  Dicke  von  Boden  und  Decke  nimmt 


448 


Schmidt  —  Schmit 


er  willkürlich  oder  nach  einem  jetzt  nicht  mehr  erkenn- 
baren Grundsatz.  Am  Rand  ließ  er  die  Hohlkehle  fast 
ganz  fehlen ;  die  Einlage  nahm  er  6 — 7  mm  vom  Rand 
und  die  Zargen  überall  gleich  hoch.  F-Löcher  und 
Schnecke  lassen  den  rechten  Schwung  vermissen;  die 
letztere  ist  tief  ausgestochen.  Auch  der  Lack  läßt  zu 
wünschen  übrig  und  ist  oft  spröde  oder  durch  einfache 
Politur  ersetzt. 

Schmidt,  Johann  Martin.  —  Preßburg.    1805. 

1809 

Vermutlich  ein  Sohn  von  Karl  Schmidt  aus  Köthen. 
Seine  Geigen  sind  denen  des  nach  ihm  lebenden  Ham- 
berger  ähnlicher  als  denen  seines  Zeitgenossen  Leeb. 
Ein  Violoncello  von  ihm  befindet  sich  auf  dem  Preß- 
burger Domchor. 

Geigenzettel :  Johann  Martin  Schmidt  /  Pressburg  1805 
(gedruckt)  und  Abb.  738. 

Schmidt,  Karl.  —  Preßburg.    Geb.  Ende  des 
18.  Jahrhunderts  in  Köthen 

Ein  Mechaniker  und  Instrumentenmacher,  der  als  Er- 
finder eines  »Polyplektron«  (eines  sog.  Geigenklaviers) 
einen  gewissen  Ruf  besaß. 

Schmidt.  —  Markneukirchen 
Dieser  Familie  gehören  an : 

Schmidt,  Albin  Theodor.  —  Geb.    12.  Nov. 

1864 
Schmidt,  Anton  Otto.  —  Geb.  25.  Februar 

1874.    Schüler  von  Theodor  Scherzer  und 

seit  1895  selbständig 
Schmidt,  August  Hermann.  —  Geb.  27.  Jan. 

1871.   Schüler  von  Wilhelm  Ficker  und  seit 

1895  selbständig 
Schmidt,   Christian   Paul.   —   Geb.   25.  Dez. 

1 877.  Sohn  von  Anton  Schmidt  und  Schüler 

von  Theodor  Scherzer 
Schmidt,  Ernst  Albin.  —  Geb.  21 .  März  1863 

Schüler  von  August  Anton  Reichel.  Er  besuchte  auch 
mit  Auszeichnung  die  Markneukirchener  Fachschule 
und  ging  später  nach  Holland  (Amsterdam). 

Schmidt,  Ernst  Reinhold.  —  Geb.   1 .  Januar 

1857 

Schüler  von  Jul.  Kratzschmann.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  bei  0.  Bausch,  Emde,  H.  Hammig  und  von  1874 
bis  1877  bei  Riechers.  Im  September  1880  gründete 
er  die  Fabrik  E.  R.  Schmidt  &  Co.,  die  sich  sehr  aus- 
dehnte, und  stand  ihr  bis  1902  vor.  Am  1 .  Januar  1903 
liquidierte  diese  Firma,  und  S.  führte  die  Fabrik  von 
nun  an  unter  der  Firma  E.  Reinhold  Schmidt  (ohne 
den  Zusatz  »&  Co.<')  weiter.  Seit  1920  ist  sein  Sohn 
und  Schüler  der  Geigenbaumeister  Remhold  Willy 
Schm.   (geb.  26.  Okt.^1885)  Mitinhaber  der  Firma 


und  seinem  Vater  vollkommen  ebenbürtig.  Ihre  sorg- 
fältig gearbeiteten  Streichinstrumente  genießen  als 
»Schmidts  Standard«  im  Handel  einen  Weltruf  und 
wurden  schon  1892  in  Wien  und  1913  in  Leipzig 
mit  goldenen  Medaillen  ausgezeichnet.  Sie  ver- 
wenden Ol-  und  Spirituslack;  die  Zettel  tragen  den 
Namen  der  Firma,  die  im  Laufe  der  Jahre  einen  großen 
Umfang  annahm  und  jetzt  auch  treffliche  Lauten 
und  Mandolinen  herstellt. 

Schmidt,  Friedrich  Hermann.  —  Geb.  31 .  Okt. 

1862,  ist  nach  Amerika  ausgewandert 
Schmidt,    Moritz   Eduard.   —   Geb.   24.  Juli 

1832,  t  23.  Oktober  1899,  war  Besitzer  der 

Firma  »Moritz  Schmidt  jun.« 
Schmidt,  Richard  Ludwig.  —  Geb.  23.  Dez. 

1866,  Bruder  von  Ernst  Albin  Schmidt 

Schmidt,  Wenzl.  —  Schönbach  b.  E.    Geb. 

1865 

Schüler  von  Josef  Neudörfer.  Als  Gehilfe  arbeitete  er 
mehrere  Jahre  lang  in  Leipzig  bei  Bausch,  in  Dresden 
bei  Heckel,  in  Breslau  bei  Liebich  usw.  Nach  beendeter 
Militärdienstzeit  kehrte  er  im  Jahre  1889  nach  Schön- 
bach zurück  und  gilt  jetzt  als  geschickter  Geigenmacher 
und  Reparateur. 

Schmied,  Josef.  —  Preßburg.   1811 

Er  soll  nach  Dr.  Geyer  ein  Schüler  von  Geissenhof 
gewesen  sein  und  ihn  nachgeahmt  haben. 

Geigenzettel:  Josef  Schmied /Preßburg  181 1  (gedruckt). 


Schmied,  Soma. 


1896 


Ein  ungarischer  Geigenmacher,  der  auf  der  Budapester 
Ausstellung  im  Jahre  1896  mit  einer  reichverzierten 
Violine  vertreten  war. 

Schmirler,  Josef.  —  Schönbach.  Geb.  1818, 
t  1857 

Schüler  von  Karl  Werner  in  Schönbach.  Obwohl  er  nie 
aus  Schönbach,  wo  er  das  Haus  Nr.  195  bewohnte, 
fortkam,  entwickelte  er  sich  doch  zu  bemerkenswerter 
Meisterschaft.  Seine  Arbeit  war  tadellos,  sein  Lack,  den 
er  selbst  bereitete,  meist  von  rotgelber  oder  rotbrauner 
Farbe.  Bausch  in  Leipzig  war  einer  seiner  Hauptab- 
nehmer, der  ihm  für  eine  unlackierte  Geige  5 — 12  Taler 
bezahlte.  Da  er  viel  für  Händler  arbeitete,  kommen 
Arbeiten  mit  seinem  Namen  sehr  selten  vor. 

Schmit,  Johann.  —  Karlsbad.  Geb.  um  1776 
in  Schneidmühl  bei  Karlsbad,  f  12.  Oktober 
1853  in  Karlsbad 

Frühzeitig  zum  Musiker  bestimmt,  kam  er  schon  als 
11  jähriger  Knabe  mit  einer  Musikkapelle  nach  Ham- 
burg, bald  darauf  nach  Hannover,  wo  der  Herzog  von 
Cambridge  den  vielseitig  begabten  Jüngling  in  seine 
Dienste  nahm,  um  mit  ihm  Violine  zu  spielen.  In  Han- 
nover vervollkommnete  er  seine  Ausbildung,  und  als 


Schnabl  —  Schnettner 


449 


er  1806  nach  Karlsbad  kam,  wurde  er  dort  der  Refor- 
mator des  ganzen  Musikwesens  der  Badeanstalt  und 
hat  sich  unvergessene  Verdienste  erworben.  Er  leitete 
die  Brunnenmusik  als  Direktor,  bis  1833,  da  ihn  Krank- 
heit nötigte,  sein  Amt  niederzulegen.  Als  Geigenmacher 
war  er  Autodidakt.  Schon  mit  14  Jahren  begann  er 
Geigen  zu  reparieren,  und  im  Jahre  1819  machte  er 
seine  erste  neue  Violine.  Von  da  an  beschäftigte  er 
sich  eifrig  mit  dem  Geigenmachen  und  hat  mehr  als 
250  neue  Geigen  gemacht,  von  denen  die  meisten  nach 
Norddeutschland  gingen.  Seine  Arbeit  ist  im  ganzen 
recht  gut,  der  Ton  weich  und  voll;  selbst  Paganini 
lobte  Joh.  Schmits  Geigen.  Vgl.  D.  Rudolf  Mannl : 
Karlsbad  in  medizinischer,  topographischer  und  gesell- 
schaftlicher Beziehung.  3.  Aufl.  Karlsbad  1857.  In  der 
Sterbematrikel  wird  sein  Name  Schmied  geschrieben; 
er  selbst  schrieb  sich  jedoch  stets  Schmit. 

Geigenzettel:  Abb.  725. 

Schnabl,  Eduard.  —  Gossengrün  i.  B.   1900 

Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Geigenzettel :  Eduard  Schnabl  /  Streichinstrumenten- 
macher /  Gossengrün  b.  Falkenau  i,  B.  (blau  gedruckt). 

Schnabel,  Josef  und  Simon,  arbeiten  beide  als 

Geigenmacher  in  Schönbach  b.  E. 
Schnarchendorff,  Daniel.  —  Berlin.   1848 

Einer  der  unbedeutendsten  Berliner  Instrumenten- 
macher aus  der  Mitte  des  19.  Jahrhunderts. 

Geigenzettel:  Daniel  Schnarchendorff/  Instrumenten- 
macher /  in  Berlin  1848  (gedruckt). 

Schnebele  (Schnebler),  Jacob.  —  Landshut. 

1568.  1573 

Ein  Lautenmacher  aus  dem  Gefolge  des  musiklieben- 
den Prinzen,  nachmaligen  Herzogs  Wilhelm  V.  von 
Bayern,  der  mit  seiner  jungen  Gattin  Renata  von 
Lothringen  auf  der  Trausnitz  bei  Landshut  Hof  hielt. 
Die  Hofzahlamtsrechnung  von  1573  führt  auf:  »Dem 
Jacob,  Lautemacher  hier,  so  die  Laute  Ihrer  fürstl. 
Gnaden  (Herzogin  Renata)  gebessert,  so  der  Bär  in  des 
Welschen  Christels^)  Kammer  zerbrochen.  Macher- 
lohn 1  fl.  30  kr.«  Weiter  heißt  es  in  dieser  Rechnung: 
»Jacob  Schnebler  (am  anderen  Ort:  »Jakob  Schnebele 
Lautenmacher«)  erhält  für  Arbeit  1  fl.  20  X  r.,  ferner 
30  X  r.«  Als  Wilhelms  Hofhaltung  1579  auf  der  Traus- 
nitz aufhörte,  dürfte  Schnebele  auch  Landshut  ver- 
lassen haben.  Das  Landshuter  Museum  besitzt  ein  klei- 
nes Kupferbild  des  »Testut-  und  Baßchordenmaisters 
Jakobus  Schnebele  A.  D.  1573«. 

Schneidenbach,  Georg  Adam.  —  Klingenthal. 
1787.  1799 

Wenig  bekannter,  aber  sehr  sorgfältiger  Geigenmacher, 
der  der  Innung  als  Meister  angehörte.  In  W.  Heyers 
Musikhistorischem  Museum  in  Köln  befindet  sich  eine 
braungelb  lackierte  Doppelvioline  von  ihm  mit  einem 
gemeinsamen  Boden  (Nr.  895). 


^)  Wohl  ein  Franzose  oder  Lothringer  des  Gefolges, 

V.  Lütgendorff,  Geigen-  und  Lautenmacher.     Bd.  II 


Schneider,    Anton    Joseph,    —   (Mark-)Neu- 

kirchen.   1810 

Vermutlich  aus  Klingenthal  stammend.  Seine  Arbeiten 
zeigten  das  »Hopfmodell«. 

Schneider,  Christian  Friedrich.  —  Klingenthal. 
1769 

Sohn  von  Johann  Caspar  Sehn.  Es  gibt  gute  Orchester- 
geigen von  ihm;  seine  Zettel  klebte  er  gewöhnlich  an 
versteckte  Stellen  an  den  Zargen,  die  nur  gesehen  wer- 
den können,  wenn  die  Decke  abgenommen  wird. 

Schneider,   Christoph   Carl.   —   Klingenthal. 
1769.  1789 

Bruder  von  Christian  Friedr.  Sehn.,  mit  dem  er  die 
Werkstatt  geteilt  zu  haben  scheint.  Sein  Modell  er- 
innert an  die  Arbeiten  der  »Hopf«;  äußerlich  sehen 
seine  Geigen  gut  aus,  sind  aber  im  Innern  sehr  unsauber 
durchgeführt,  ohne  Bereifung,  oft  auch  ohne  Eckklötz- 
chen. 

Geigenzettel:  Carl  Schneider,  Violin-  /  macher  in 
Klingenthal  1777  (gedruckt). 

Schneider,  F.  Edmund.  —  Stockholm 

Ein  Musiker,  der  alte  Gelgen  ausbesserte  und  sich  1894 
als  Instrumentenmacher  in  Stockholm  niederließ. 

Schneider,   Johann   Caspar.   —   Klingenthal. 
1748 

Geigen  von  ihm  sollen  noch  vorkommen.  Es  wird  von 
ihm  erzählt,  daß  er  nur  im  Winter  Geigen  gemacht 
habe,  die  er  dann  im  Sommer  von  Markt  zu  Markt 
ziehend  verkaufte. 

Schneider,  Johann  Michael.  —  Schreit  (?) 

Aus  der  Sammlung  Snoeck  befindet  sich  in  Berlin  eine 
Quinteme  (Nr.  330).  Als  Wohnort  gibt  Snoecks  Ka- 
talog Schreit  an;  der  Ort  ist  auf  der  Karte  nicht  zu 
finden  und  dürfte  wohl  falsch  gelesen  sein. 

Schneider,  N.  —  Klingenthal.   1880.   1890 

Ihm  verdankt  Klingenthal  zum  guten  Teil  das  Wieder- 
aufblühen seiner  Geigenindustrie,  die  im  Laufe  des 
19.  Jahrhunderts  durch  die  Fabrikation  anderer  Musik- 
instrumente sehr  gelitten  hatte. 

Schnell,  Bonifacius.  —  1782  (?) 

In  einer  nicht  ungeschickt  gemachten  Geige  fand  sich 
der  nicht  mehr  ganz  leserliche  Zettel,  der  der  Schrift 
nach  dem  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  angehören 
könnte.  Vermutlich  war  die  Geige  die  Arbeit  eines 
Mönchs. 

Geigenzettel:  .  .  .  Bonifacius  Schnell,  Prof  .  .  .  /  in 

Monasterio  Theres.  me  fec(it)  /  .  .  82 58.  .  .  . 

(geschrieben). 

Schnettner,  Oskar  Max.  —  Markneukirchen. 
Geb.  3.  Oktober  1870 

Ein  Geigenmacher,  der  nur  kurze  Zeit  in  Markneu- 
kirchen ansässig  war. 

29 


450 


Schniep    -    Schönfelder 


Schniep,  Ulrich.  —  München.    1558.    1578 

Vielleicht  ein  Sohn  des  Holzblasinstrumentenmachers 
(Pfeifenmachers)  Hans  Schniep  in  Wiesensteig.  Ein 
vielseitiger  Mann,  der  sich  sowohl  als  Uhrmacher  wie 
als  Musikinstrumentenmacher  betätigte  und  auch  vom 
Hof  als  solcher  wiederholt  beschäftigt  und  schon  1558 
mit  Instrumenten  nach  Heidelberg  geschickt  wurde. 

Schödler,  Simon.  —  Passau.  1750.  1785 
Er  hat  wahrscheinlich  in  Augsburg  oder  Mittenwald 
gelernt  und  vielleicht  bei  D.  A.  Stadimann  als  Geselle 
gearbeitet.  Seine  Violinen  erinnern  an  die  Josef  Horn- 
steiners.  Er  bevorzugte  ein  Stainermodell  mit  zarten 
Ecken  und  scharfkantigem,  aufgeworfenem  Rand.  Sein 
Lack  ist  gelb-  oder  orangebraun  und  oft  etwas  trübe. 
In  manchen  seiner  Arbeiten  kommt  er  dem  Prager  Ed- 
linger  sehr  nahe;  sehr  sauber  sind  auch  seine  geschnitz- 
ten Hälse,  durchbrochenen  Schnecken  usw.  ausgeführt. 
Obwohl  er  »Hochfürstl.  Hof-Lauten-  und  Geigen- 
macher« war,  gelang  es  mir  doch  nicht,  irgend  etwas 
aus  Archiven  über  ihn  zu  erfahren.  Eine  Violine  und 
eine  zur  Viola  umgearbeitete  Viola  d'amore  befindet 
sich  in  der  Sammlung  Eugen  Haas  in  Herzogenburg. 
Eine  Laute  von  1762  mit  fünf  Doppelsaiten,  eingeleg- 
tem Griffbrett  und  einem  Dachstern  mit  dem  bay- 
rischen Weckenschild  besitzt  C.  Claudius  in  Kopen- 
hagen. Eine  prächtig  ausgeführte  »Viola  Baryton«  von 
ihm  befindet  sich  im  Musikhistorischen  Museum  W. 
Heyers  in  Köln.  Vgl.  über  diese  P.  de  Wit:  »Ein  sel- 
tenes Streichinstrument  von  einem  vergessenen  deut- 
schen Meister«.  Zeitschr.  für  Instr.  B.  20.  Nr.  8.  Ein 
ähnliches,  im  Jahre  1 782  gebautes  Instrument  von  ein- 
facherer Ausstattung  bewahrt  die  Wiener  Sammlung 
alter  Musikmstrumente. 

Geigenzettel:  Abb.  695. 

Schölnast.  —  Preßburg.   19.  Jahrhundert 

Ein  Blasinstrumentenmacher,  der  sich  gelegentlich  mit 
dem  Geigenbau  beschäftigt  haben  soll. 

Schöner,  Johann.  —  Schönbach  b.  Eger.  1826 
Er  gehörte  schon  1 826  der  Geigenmacherinnung  an  und 
soll  selbst  ein  Geigenmachersohn  gewesen  sein. 

Schönfeld,  Nikolaus.  —  Bologna.  16.  Jahrh. 
Er  wird  gewöhnlich  als  Nicola  Sconvelt  angeführt  und 
mag  auch  seinen  Namen  selbst  so  geschrieben  haben. 
Im  Verzeichnis  von  Raymund  Fuggers  Musikkammer 
aus  dem  Jahre  1 566  heißt  es  sowohl  unter  Nr.  60  als 
Nr.  63  ausdrücklich:  »Eine  alte  Lauten  von  Nicola 
Schönfeld«.  —  Nr.  64:  »Eine  dergleichen  Lauten  von 
Gedachtem«.  (Vgl.  Stockbauer,  Kunstbestr.  unter 
Alb.  V.  und  Wilh.  V.  S.  83.)  Er  dürfte  ein  Schüler 
oder  Gehilfe  von  Laux  Maler  gewesen  sein. 

Schönfelder.  —  Markneukirchen 

Eine  um  die  Geigenindustrie  Markneukirchens  sehr 
verdiente  Familie.  Der  Name  kommt  in  älterer  Zeit 
vereinzelt  auch  kurz  »Schönfeld«  geschrieben  vor.  Die 
aus  dieser  Familie  hervorgegangenen  Geigenmacher 
sind: 


Schönfelder,    August    Ferdinand.    —    Geb. 

8.  Dez.  1838,    t  in  Adorf  6.  Aug.  1879, 

Bruder  von : 
Schönfelder,   Carl  August.  —  Geb.   6.  Aug. 

1828,  t  26.  Aug.  1887 
Schönfelder,  Carl  Gotdob.  —  Geb.  14.  Nov. 

1789,  t  4.  Okt.  1876 

In  seinen  besten  Jahren  hat  er  recht  gute  Geigen  ge- 
macht, die  eine  gewisse  Eigenart  besitzen.  Er  hatte  ein 
ziemlich  flaches  Modell;  die  Wölbung  von  Decke  und 
Boden  beginnt  sofort  nach  der  Hohlkehle  am  Rand  und 
wird  gegen  die  Mitte  zu  flach.  Die  F-Löcher  stehen 
etwas  gerade;  die  Schnecke  ist  nach  Amati  geschnitten. 
S.  stand  auch  als  Lehrmeister  in  Ansehen;  einer  seiner 
Schüler  war  Joh.  Gottl.  Heberlein. 
Geigenzettel:  Carl  Gottlob  Schoenfelder  /  in  Neu- 
kirchen bey  Adorf  /  Fecit  1814  (gedruckt). 

Schönfelder,  Caspar  (Joh.  Georg  Caspar), 
wird  1677  und  noch  1714  erwähnt 
Er  war  ein  Exulant  aus  Graslitz,  gehörte  1677  zu  den 
Gründern  der  Geigenmacherzunft  und  saß  1710  und 
1713  im  Zunftrate  und  war  bis  1690  Vormeister. 
Nebenbei  betrieb  er  auch  die  Bäckerei.  Seine  Frau 
wurde  am  8.  Februar  1706  in  Hans  Caspar  Reichelts 
Haus  geholt,  um  dort  einen  frisch  gekochten,  trefflich 
gelungenen  Geigenlack  zu  bewundern.  Der  Lack  ent- 
zündete sich,  und  sie  erlitt  dabei  solche  Brandwunden, 
daß  sie  elf  Tage  später,  am  19.  Februar,  starb. 

Schönfelder,  Christ.  Gottfried.  —  Geb.  1736, 

t  3.  Juni  1806 

Sohn  und  Schüler  des  Geigenmachers  und  Bürgers 
Georg  Simon  Seh.;  wurde  am  10.  Januar  1755  Meister. 
Seine  Geigen  sind  sauber  gemacht,  wenn  auch  weder 
im  Modell  noch  im  Holz  besonders  schön.  Er  wurde 
am  6.  Juli  1806  »unter  freiem  Himmel,  und  zwar  hinter 
dem  Berge  neben  einem  Stadtfelde  tot  gefunden; 
wahrscheinlich  war  er  am  .Friesel'  gestorben«.  Er  er- 
reichte ein  Alter  von  69  Jahren  7  Monaten  und  1 1 
Tagen. 

Schönfelder,     Christian     Gottlob.     —    Geb. 
H.Sept.  1797,  t  21.  März  1872 

In  seinen  jüngeren  Jahren  folgte  er  noch  den  Werkstatt- 
überlieferungen seiner  Familie;  später  bemühte  er  sich, 
italienische  Vorbilder  nachzuahmen,  und  soll  das  »Alt- 
machen« gut  verstanden  haben. 

Schönfelder,  Conrad  Adam.  —  1 704.   1 743 
Jüngerer  Sohn  von  Simon  Seh.  Er  wurde  am  19.  Mai 
1 704  Meister  und  saß  1 732  im  Zunftrate  und  war  1 743 
Vormeister. 

Schönfelder,    Friedrich    Wilhelm.    —    Geb. 
24.  Oktober  1803,  t  21-.  September  1869 
Bruder  von  Christian  Gottlob  Seh.  und  teilweise  auch 
dessen  Schüler. 


Schönfelder  —  Scholtz 


451 


Schönfelder,    Georg    Simon   —   Geb.    1707, 
t  6.  September  1 762 

Vermutlich  Sohn  und  Schüler  von  Simon  Seh.  Er 
wurde  am  5.  Juni  1727  Meister  und  erreichte  ein  Alter 
von  55  Jahren  weniger  2  Monate  und  2  Tage. 

Schönfelder,  Johann  I 

Ein  Exulant  aus  Graslitz,  der  im  Jahre  1677  zu  den 
Gründern  der  Markneukirchener  Geigenmacherzunft 
gehörte. 

Schönfelder,  Johann  II.  —  Geb.  um  1675, 
t  vor  1729 

Er  war  ein  Sohn  von  Simon  Seh.  und  wurde,  nachdem 
er  vorschriftsmäßig  gelernt  und  als  Geselle  gearbeitet 
hatte,  unter  Befreiung  von  der  Wanderpflicht  am 
31.  Mai  1697  als  Zunftmeister  angenommen. 

Schönfelder,  Johann  III.  —  Geb.  um  1705 
Sohn  von  Johann   I   Seh.   Er  wurde    1729  Meister, 
scheint  aber  in  Neukirchen  weder  geboren  noch  ge- 
storben zu  sem. 

Schönfelder,  Johann  (Hans)  Adam^).  —  Geb. 
1707,  t  21.  Januar  1763,  56  Jahre  weniger 

5  Monate  alt 

Sohn  von  Johann  II  Seh.  Er  wurde  am  3.  Januar  1729 
als  Meister  in  die  Zunft  aufgenommen  und  im  gleichen 
Jahre  als  Bürger  bezeichnet.  Seine  Arbeit  ist  recht  gut, 
ebenso  das  Holz,  der  Lack  gelbbraun  oder  rotbraun. 
Auch  ergab  wiederholt  »Tirol«  als  Ursprungsland  sei- 
ner Geigen  an,  obwohl  sie  nichts  weniger  als  tirolisch 
aussehen.  Eine  gute  Geige  von  ihm  aus  dem  Jahre  1752 
besitzt  das  Gothenburger  Museum. 

Geigenzettel:  Johann  Adam  Schönfelder  Violin-  / 
macher  in  Neukirchen  Ao  1752  (gedruckt). 

Schönfelder,  Johann  Christian.  —  Geb.  3.  Okt. 
1775,  t  28.  August  1821 

War  ein  Bruder  von  Johann  Georg  II  Seh.  und  ge- 
hörte zu  den  Neukirchenem,  die  mit  ihren  Geigen  von 
Markt  zu  Markt  zogen. 

Geigenzettel :  Johann  Christian  Schönfelder,  /  Violin- 
macher aus  Markt  Neukirchen  (gedruckt). 

Schönfelder    (Schönfeld),    Johann    Georg    I, 
wird  zuerst  1677  erwähnt.   1712 

Er  kam  als  Exulant  aus  Graslitz  nach  dem  Vogtlande 
und  darf  als  der  Stammvater  der  heute  noch  blühenden 
Familie  betrachtet  werden.  Er  gilt  als  der  Vater  Simon 
Schs.  Auf  dem  Boden  seiner  Geigen  brachte  er  auch 
die  Brandmarke:  I.  G.  S.  an.  Eine  Geige  von  ihm  be- 
sitzt Ragsch  in  Schweidnitz. 

Geigenzettel :  Joannes  Georgius  Schönfelder  /  probe 
Violino  in  Cremona  /  1712  (gedruckt). 


^)  Einen  Johann  August  Seh.  gab  es  nicht. 


Schönfelder,  Johann  Georg  II.  —  Geb.  1750, 
t  26.  Dezember  1824 

Er  war  Landrekrut,  als  er  am  7.  August  1769  mit  Er- 
laubnis seines  Hauptmanns  in  die  Zunft  aufgenommen 
und  Meister  wurde.  Doch  mußte  er  geloben,  sein  Mei- 
sterrecht nicht  als  Grund  zu  einer  Dienstbefreiung  ver- 
wenden zu  wollen.  Er  war  einer  der  besten  Geigen- 
macher aus  seiner  Familie ;  er  hatte  ein  großes  Modell 
und  im  Gegensatz  zu  vielen  Vogtländern  einen  mehr 
gelben  als  braunen  Lack.  Außer  seinen  Zetteln,  auf 
denen  oft  Cremona  als  Ursprungsort  angegeben 
erscheint,  verwendete  er  auch  die  Brandmarke: 
■^  I  T-r  G  T-c  S  TK .  Er  stand  in  großem  Ansehen,  war 
seit  1810  Stadtvogt  und  wurde  74  Jahre  und  12  Tage 
alt. 

Geigenzettel:  lohann  Georg  Schoenfelder  /  Lauten- 
und  Geigenmacher  in  Neukir-  /  chen  bey  Adorf  1 794 
(gedruckt)  und  Abb.  747. 

Schönfelder,    Johann    Georg    III.    —    Geb. 
16.  November  1771,  f  19.  Januar  1844 

Nur  die  aus  den  letzten  20  Jahren  seines  Lebens  stam- 
menden Geigen  können  ihm  mit  Sicherheit  zugeschrie- 
ben werden. 

Schönfelder,  Johann  (Hans)  Martin.  —  Geb. 
uml680,t  vor  1739 

Sohn  von  Caspar  Seh.  Er  wurde  am  29.  Februar  1704 
Meister;  da  er  die  Handwerksgebühren  nicht  gleich 
bezahlte,  bürgte  Johann  Reichel  (Reichelt)  für  ihn. 
Er  hatte  keine  Söhne;  seine  jüngste  Tochter  heiratete 
1739  den  Geigenmacher  Hans  Georg  I  Kretzschmann. 

Schönfelder,  Simon,  kommt   1677  und  noch 
1723  vor 

Er  kam  mit  seinem  Vater  Johann  als  Exulant  aus  Gras- 
litz, war  der  erste  Jungmeister  der  Zunft  und  saß  1677, 
1678,  1709,  1710,  1712,  1719  und  1722  im  Zunftrate 
und  war  1723  Vormeister. 

Schöttl,  Peter.  —  Mittenwald.    1906.    1919 

Er  wohnt  Haus  Nr.  63  und  war  1906  auf  der  Nürn- 
berger Ausstellung  vertreten  und  ist  jetzt  auch  Schul- 
hausmeister. 

Scholes,  A.  L.   —  Northampton   (Rushden). 
1906.  1913 

Geschätzter  englischer  Geigenmacher  und  vielbeschäf- 
tigter Reparateur. 

Schollin,  Mathias.  —  Novy  Hradec.    1754 

Seme  Arbeit  ist  eigenartig;  er  hatte  ein  längliches  Mo- 
dell und  bräunlichen  Lack. 

Geigenzettel:  Mathias  Schollin,  Instrument:  /  fecit 
Neo-Hradecii,  1 754  (gedruckt). 

Scholtz,  Daniel.  —  Guhrau  i.  Schi.    1789 

Die  Geige,  in  der  sich  sein  Zettel  fand,  war  aus  ge- 
wöhnlichem Holz,  ohne  Einlage  und  von  unschönem 

29* 


452 


Schonger  —  Schorndorfer 


Modell.  In  Guhrau  war  über  einen  Geigenmacher  die- 
ses Namens  nichts  zu  erfragen. 

Geigenzettel :  Daniel  Scholtz  /  Guhrau  Ano  1 789  (ge- 
schrieben). 

Schonger,  Carl.  -  Erfurt.   1776.   1820 

Ältester  Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Franz  Seh., 
dessen  Geschäftsnachfolger  er  in  verhältnismäßig  jun- 
gen Jahren  wurde. 

Schonger,  Franz.  —  Erfurt.   1750.   1776 

Schüler  seines  Vaters  Georg  S. ;  er  hat  jedoch  im  Gegen- 
satz zu  diesem  nicht  nach  eigenem,  sondern  nach  italie- 
nischen Modellen  gearbeitet  und  war  ein  gesuchter  Re- 
parateur.  Er  liebte  hohe  Wölbung  und  breite  Brust; 
da  er  die  Decke  etwas  zu  dünn  machte,  haben  viele 
seiner  Geigen  einen  schreienden  Ton,  sind  im  übrigen 
jedoch  gut.  Es  gibt  auch  einige  recht  gute  Violoncelli 
von  ihm.  Er  verwendete  braunen  Lack.  Von  seinen  drei 
Söhnen  wurde  nur  der  älteste  Geigenmacher;  von  den 
beiden  anderen  starb  der  eine  als  Domherr  zu  Breslau, 
der  andere  als  Polizeirat  zu  Erfurt. 
Geigenzettel:  Franz  Schonger  /  Lauden&  Violinmach- 
er in  Erfurt  Ano  1769  (geschrieben). 

Schonger,  Georg.  —  Erfurt  (?).  Geb.  um  1666, 

tum  1740 

Der  Stammvater  der  Familie.  Er  ist  jedenfalls  in  Vils 
geboren  und  wird  dort  auch  gelernt  haben.  Auf  der 
Wanderschaft  dürfte  er  nach  Italien  gekommen  sein, 
wo  sein  Name  in  damals  üblicher  Weise  verwälscht 
wurde,  so  daß  der  Famihentradition,  er  habe  »Scong- 
neri«  geheißen,  etwas  Tatsächliches  zugrunde  liegen 
kann.  In  Vils  ist  die  Familie  Schonger  heimisch  ge- 
wesen; schon  1638  wurde  dort  ein  Georg  Schonger 
geboren,  wie  mir  Dr.  Waldner  mitteilt,  ferner  1654  ein 
Johann  Georg  Seh.  Im  Jahre  1666  wurde  am  17.  März 
ein  Johann  Georg  (Eltern  Martin  und  Maria  Seh.)  und 
am  5.  Dezember  desselben  Jahres  ein  Georg  Nikolaus 
Seh.  geboren,  dessen  Eltern  Georg  Seh.  und  ApoUonia 
Bosch  seit  1664  vermählt  waren.  Dieser  Georg  Niko- 
laus ist  vielleicht  mit  dem  Stammvater  der  Erfurter 
Familie  identisch.  —  Ob  unter  den  älteren  Mitgliedern 
der  Familie  Schonger  in  Vils  schon  Geigenmacher  wa- 
ren, kann  ich  noch  nicht  beweisen,  halte  es  aber  für 
sehr  wahrscheinlich.  Die  Mütter  J.  U.  Eberles  und 
Georg  Amans  sowohl,  als  die  Frau  des  Dom.  Rief 
waren  geborene  Schonger. 

Schonger,  Joseph.  —  Kassel.    Geb.  m  Erfurt 
1.  Februar  1812,  f  in  Kassel  15.  Mai  1888 

Ursprünglich  zum  Priester  bestimmt,  gab  er  doch  bald 
die  gelehrten  Studien  auf  und  wurde  Schüler  seines 
Vaters  Carl  Seh.  Nachdem  er  ausgelernt  hatte,  blieb 
er  noch  bis  1838  in  Erfurt  und  kam  im  Mai  des  ge- 
nannten Jahres  besuchsweise  nach  Kassel,  wo  ihn  Spohr 
veranlaßte  seinen  bleibenden  Wohnsitz  aufzuschlagen, 
im  Anfange  seines  Kasseler  Aufenthaltes  machte  er 
noch  viele  Geigen,  die  denen  seines  Vaters  ähnlich 
waren ;  da  sich  sein  Ruf  als  Reparateur  aber  immer 
mehr  ausbreitete,  verlegte  er  sich  schließlich  ganz  auf 
die  Ausbesserung  alter  Instrumente  und  trieb  bloß  mit 


neuen  Tiroler  und  Vogtländer  Streichinstrumenten 
Handel.  Er  arbeitete  bis  an  seine  letzten  Lebenstage 
fleißig  und  war  von  großer  Begeisterung  für  seine  Kunst 
erfüllt.  Nur  in  seiner  Anfangszeit  klebte  er  Reparatur- 
zettel in  die  von  ihm  wiederhergestellten  Instrumente; 
später  unterließ  er  es,  da  er  für  schlechte,  nach  ihm 
an  den  Instrumenten  vorgenommene  Reparaturen  nicht 
seinen  Namen  hergeben  mochte.  Er  erfand  auch  einen 
jetzt  vielverbreiteten  Kinnhalter. 

Schorn,  Johann  Joseph.  —  Salzburg.  1716. 
1726 

Ein  Sohn  oder  Bruder  von  Johann  Paul  Seh.,  der  viel- 
fach mit  diesem  verwechselt  wird. 

Geigenzettel :  loannes  losephus  Schorn  /  fecit  Salis- 
burgi,  anno  1726  (gedruckt). 

Schorn,  Johann  Paul.  —  Innsbruck,  Salzburg. 
1680.   1716 

Er  war  Musiker  und  Lautenmacher,  stammte  wahr- 
scheinlich aus  Füssen,  und  war  bis  1696  in  Innsbruck 
ansässig.  Er  trat  dann  in  die  Dienste  des  Erzbischofs 
von  Salzburg  und  wohnte  in  der  Vorstadt  Mülln  bei 
Salzburg.  Im  Archiv  der  Landesregierung  in  Salz- 
burg wird  er  zuletzt  im  Jahre  1713  erwähnt.  Seine 
Arbeit  ist  der  von  Alban  nahestehend,  sein  Modell  ist 
hochgewölbt,  hat  schwungvolle  Ecken,  sein  Lack  ist 
sehr  gut.  Die  staatl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente 
in  Berlin  bewahrt  von  ihm  eine  sog.  Brettlgeige,  die 
als  die  Geige,  auf  der  Mozart  als  Kind  spielte,  über- 
liefert worden  ist.  Am  Wirbelkasten  befindet  sich  ein 
schön  geschnitzter  Löwenkopf.  Eine  kleine,  wunderbar 
erhaltene  Viola  d'amore  von  1701  mit  6  Spiel-  und 
6  Aliquotsaiten,  goldgelb  lackiert  und  mit  einem  En- 
gelskopf am  Wirbelkasten  ist  in  der  Sammlung  Fritz 
Wildhagens  in  Haiensee  bei  Berlin.  Eine  schöne  Vio- 
line von  ihm  aus  dem  Jahre  1692  besitzt  die  Stifts- 
kirche in  Laufen,  eine  vorzügliche  Viola  d'amore  von 
1716  und  eine  polnische  Zither  die  Gesellschaft  der 
Musikfreunde  in  Wien,  eine  Viola  d'amore  von  1700, 
eine  Violine  von  1703,  eine  von  Schorn  1700  repa- 
rierte Violine  und  eine  polnische  Zither  von  1700  das 
Kärntener  Landesmuseum  in  Klagenfurt  und  eine 
Viola  d'amore  das  städtische  Museum  Carolino- 
Augusteum  in  Salzburg.  —  Wenn  J.  Hart  einen  Jakob 
und  einen  Johann  Schorn  unterscheidet,  so  scheint 
ihm  eine  Verwechslung  mit  Jakob  Schrot  untergelaufen 
zu  sein.  Da  Schorn  die  meisten  Zettel  schrieb,  haben 
sie  einen  oft  wechselnden  Wortlaut.  Die  beiden  Vor- 
namen scheint  er  erst  angewandt  zu  haben,  seit  auch 
Johann  Joseph  Schorn  in  Salzburg  arbeitete. 

Geigenzettel:  Johannes  Schorn  fecit  in  /  Milln  prope 
Salisburg  1689  (geschrieben).  —  Joannes  Schorn  Salis- 
burgensis  1701  (geschrieben).  —  Joannes  Schorn  / 
Salisburgi  1700  (geschrieben).  —  Joannes  Schorn  / 
reparavit  1703  (geschrieben)  und  Abb.  672  und  744. 

Schorndorfer,  Daniel.  —  Stuttgart.    1580.  Be- 
graben 4.  April  1602     •' 

Sohn  eines  gleichnamigen  Vaters.  Er  war  in  der  würt- 
tembergischen Hofkapelle  als  Instrumentenmacher  mit 


Schott  —  Schrott 


453 


dem  Gehalt  eines  Sängers  angestellt  und  hatte  für 
sämtliche  Instrumente,  auch  Pfeifen,  zu  sorgen.  Ob  er 
ein  Schüler  seines  Vaters  oder  seines  Stiefvaters  Hans 
Thanner  war,  ist  ungewiß.  Er  heiratete  am  9.  Novem- 
ber 1589  Anna,  die  Tochter  des  Jörg  Steck. 

Schott,  Carl  Friedr.  —  Hamburg 

Wurde  als  Instrumentenmacher  am  1 1 .  Dezember  1789 
Bürger. 

Schott,  Konrad.  —  Stuttgart.    1584.    1636 

Er  arbeitete  für  die  Hofkapelle,  die  im  Jahre  1504  vier 
Zithern  von  ihm  erwarb.  Auch  für  den  Herzog  Fried- 
rich von  Württemberg  mußte  er  eine  Zither  anfertigen, 
für  die  ihm  6  fl  bezahlt  wurden.  Er  hat  also  zweifels- 
ohne Saiteninstrumente  gebaut ;  in  den  Urkunden  wird 
er  aber  gewöhnlich  nur  als  der  »blinde  Orgelmacher« 
bezeichnet  und  erhielt  als  solcher  wiederholt  ein  Leib- 
geding  von  20 — 44  Gulden. 

Schott,  Martin.  —  Prag.   1680.   1682 

Seiner  Arbeit  nach  scheint  er  in  seinen  Wanderjahren 
auch  in  Italien  gewesen  zu  sein;  namentlich  werden 
seine  Theorben,  die  er  nach  römischen  Vorbildern 
machte,  geschätzt.  Baron  hebt  ihn  in  semer  Unter- 
suchung des  Instruments  des  Lauten  (S.  96)  besonders 
hervor :  »Doch  ist  .  .  .  auch  daselbst  (in  Prag)  einer, 
Martin  Schott  genannt,  wegen  der  Romanischen  Theor- 
ben, die  er  vortrefflich  nachgemacht,  sehr  berühmt  ge- 
wesen.« 

Schovanek,  Wenzel.  —  Geb.  um  1859,  Schüler 
von  Jos.  Metelka,  f  1879  als  Soldat  während 
der  Okkupation  der  Herzegowma 

Schrader.G.  Adolf  L.- Bremen.    1870.   1902 

Ein  nicht  ungeschickter  Geigenmacher  und  tüchtiger 
Wiederhersteller  alter  Geigen,  der  von  1870 — 1901  als 
Leiter  der  Geigenmacherwerkstatt  der  Instrumenten- 
fabrik A.  E.  Fischer  in  Bremen  angestellt  war.  Er  hat 
dort  viele  Violinen,  Violen  und  Violoncelli  gemacht 
und  schwierige  Reparaturen  ausgeführt,  so  an  Prof. 
Davidoffs  kostbarem  Stradivari-Violoncell.  Er  lebt 
jetzt  von  einer  Invalidenrente. 

Schräge,  Theodor.  —  Berlin.    1913.    1920 

Er  war  als  vortrefflicher  Reparateur  lange  bei  Aug. 
Hermann  &  Söhne  tätig,  fand  aber  auch  mit  seinen 
neuen  Geigen,  die  er  gerne  nach  Vuillaume  baut,  viel- 
seitige Anerkennung.  Er  gilt  als  vorzüglicher  Kenner 
der  alten  Meister. 

Schramm,    Johann    Gott(fried?).    —    Gotha. 

1805.  tum  1850 

Da  er  als  Geigenmacher  sein  Auskommen  nicht  fand, 
wurde  er  —  Theaterdiener.  Er  war  nicht  ungeschickt 
und  als  Reparateur  vielbeschäftigt.  Seine  neuen  Geigen 
sind  freilich  nur  mittelmäßig,  doch  erfreute  er  sich  als 
Bogenmacher  eines  besonderen  Rufes.  Ein  Schramm- 
scher Bogen  wurde  s.  Z.  mit  einem  Dukaten  bezahlt. 
Geigenzettel:  Joh:  Gott.  Schramm  '  Anno  1809  in 
Gotha  (geschrieben). 


Schrammen?  (Schramm),  em  von  Trautmann 
erwähnter  Münchener  Lautenmacher  des 
16.  Jahrhunderts 

Schreck,  Rudolph.  —  BerHn.   1725 

Einer  der  ältesten  nachweisbaren  Geigenmacher  Ber- 
lins. Arbeiten  von  ihm  habe  ich  nicht  erfragen  können. 
Geigenzettel :  Rudolf  Schreck  Violin-  /  macher  in  Ber- 
lin 1725  (gedruckt). 

Schree  (Schnee?),  J.  G.  —  Leipzig 

Eine  Gitarre  mit  Wirbelbrett  in  Lyraform  mit  diesem 
Namen  besitzt  die  staatl.  Sammlung  alter  Musikinstru- 
mente in  Berlin. 

Schreiber,  Anton.  —  Hamburg.  Geb.  am 
6.  September  1891   zu  Schönbach  b.  Eger 

Schüler  von  Anton  Hoyer,  arbeitete  als  Gehilfe  in  Han- 
nover, dann  bei  Louis  in  Saarbrücken  und  G.  Winter- 
ling in  Hamburg.  Hierauf  ging  er  nach  Wien  zu  Dr.  To- 
mastick und  von  da  nach  Budapest  zu  Robert  Lau- 
mann. Der  Krieg  unterbrach  seine  Tätigkeit,  er  machte 
den  Feldzug  mit  und  arbeitete  auch  nach  dem  Friedens- 
schluß wieder  bei  Laumann,  bis  er  Gelegenheit  fand, 
gemeinsam  mit  dem  Geigenbaumeister  Anton  Lugert 
das  in  bestem  Ruf  stehende  Geschäft  von  G.  Winter- 
ling in  Hamburg  zu  kaufen,  das  beide  am  1 .  November 
1920  übernahmen,  und  beide  haben  durch  gediegene 
Arbeit  sich  als  die  berufensten  Nachfolger  ihres  frü- 
heren Meisters  erwiesen. 

Schreiber,  Philipp.  —  Antwerpen.   1903 

Schüler  (und  Schwager)  von  Holm  Viertel.  Als  Gehilfe 
arbeitete  er  u.  a.  drei  Jahre  lang  bei  J.  W.  Briggs  in 
Glasgow  und  ließ  sich  1902  in  Antwerpen  nieder. 
Geigenzettel:  Fait  par  Ph.  Schreiber  .    Anvers.  L'an 
19..  (gedruckt). 

Schroeder,  J.  G.  —  New  York.  Geb.  1870  in 

Neuhaus  (Hannover) 

Er  ging,  tüchtig  vorgebildet,  erst  in  reiferen  Jahren  zum 
Geigenbau  über,  suchte  bei  den  besten  amerikanischen 
Meistern  Unterweisung  und  eignete  sich  im  Laufe  der 
Zeit  eine  besondere  Handfertigkeit  an.  Nachdem  er  mit 
allen  tauglichen  amerikanischen  Hölzern  interessante 
Versuche  gemacht  hatte,  kam  er  doch  zu  der  Über- 
zeugung, daß  diese  nicht  geeignet  seien,  die  tiroler 
Fichte  und  ungarischen  Ahorn  zu  ersetzen,  geschweige 
denn  zu  verdrängen.  Als  Virtuose  auf  der  Gitarre  legte 
er  auch  großen  Wert  auf  die  Vervollkommnung  dieses 
Instruments,  und  seine  Gitarren  und  Mandolinen 
zeichnen  sich  ebenso  durch  schöne  Arbeit  als  vollen 
Klang  aus. 

Schröder,  J.  H.  —  St.  Petersburg.   1820 

Ein  Lautenmacher,  der  namentlich  gute  Gitarren 
baute.  Er  wohnte  Gartenstraße  Nr.  21. 

Schrott  (Schrot),  Jakob.  —  Innsbruck.    Geb. 
1805  in  Innsbruck,  f  das.  3.  JuH  1843 
Er  war  gelernter  Tischler.  Da  er  seine  Zulassung  als 
Meister  nicht  durchsetzen  konnte,  verlegte  er  sich  auf 


454 


Schubert     -  Schulz 


den  Bau  von  Musikinstrumenten  (Kontrabässen  usw.) 
und  wurde  dann  im  Jahre  1835  als  Musikinstrumenten- 
macher aufgenommen  und  heiratete  Maria  Tiefen- 
brunner  und  erwirkte  1838  die  Erlaubnis,  auch  die 
Kunsttischlerei  ausüben  zu  dürfen.  Außer  Bässen  hat 
er  auch  Gitarren,  Zithern  und  Bauernharfen  gemacht, 
schwerlich  aber  Violinen.  Die  Sammlung  des  Brüs- 
seler Konservatoriums  besitzt  eine  von  ihm  ausgebes- 
serte Gitarrelaute.  In  Geigen  sind  mir  nur  Reparatur- 
zettel von  ihm  vorgekommen. 

Geigenzettel :  Jakob  Schrot  reparirt  /  in  Innsbruck  1838 
(gedruckt).  —  Jakob  Schrott  /  Instrumentenmacher  / 
in  Innsbruck  1835  (gedruckt). 

Schubert,  Anton.  —  Görlitz.   1885 

Stellte  1885  in  Görlitz  Geigen  aus,  für  die  er  die  sil- 
berne Medaille  erhielt. 

Schubert,  F.  —  Eilenburg.   1867 

Ist  mir  nur  durch  einen  geschriebenen  Reparaturzettel 
bekannt  geworden. 

Schubert.  — Epinal.  1830.  1835 

Wahrscheinlich  nur  ein  Händler,  der  auch  Repara- 
turen übernahm. 

Geigenzettel:  Repare  chez  Schubert,  Epinal,  1831 
(gedruckt). 

Schuberth,  August  Richard,  eröffnete  1899 
sein  Geschäft  in  Markneukirchen 

Schüller,  Ernst,  arbeitet  als  Geigenmacher  in 
Markneukirchen 

Schünemann,  Otto.  —  Schwerin,  Hamburg. 
Geb.  17.  Dezember  1837  in  Dargun  i.  M., 
t  15.  Mai  1914 

Nachdem  er  von  Musikdirektor  Carl  Schulz  in  Rostock 
zum  Geiger  ausgebildet  worden  war,  kam  er  nach 
Dresden,  Leipzig  usw.  und  dann  mit  Dr.  Wirsing  nach 
Prag,  wo  er  seine  ersten  Versuche  im  Geigenbau 
machte.  Er  hatte  so  viel  Freude  daran,  daß  er  sich  ent- 
schloß, sich  ganz  auf  diese  Kunst  zu  verlegen.  Zu- 
nächst ging  er  nach  Hamburg  als  erster  Geiger  und 
verwendete  jede  freie  Minute  zum  Geigenmachen,  bis 
er  nach  neunjährigen  eifrigen  Studien  seine  Arbeiten 
der  Öffentlichkeit  übergab.  Brodsky,  Halir,  Heermann 
und  Sarasate  spielten  in  Konzerten  auf  seinen  Geigen ; 
er  fand  allseitige  Anerkennung  und  wurde  1887  nach 
Schwerin  berufen,  wo  er  mit  ministerieller  Unter- 
stützung (aus  dem  sog.  Industriefonds)  eine  deutsche 
Geigenmacherschule  ins  Leben  rief,  die  dort  am  2.  No- 
vember 1887  unter  dem  Protektorat  des  Großherzogs 
ins  Leben  trat.  Trotz  des  guten  Erfolges  der  Schule 
fand  er  in  Schwerin  auf  die  Dauer  doch  nicht  den  ge- 
wünschten Wirkungskreis  und  siedelte  daher  1898  wie- 
der nach  Hamburg  über,  wo  er  als  geschätzter  und  viel- 
beschäftigter Geigenmacher  tätig  war,  bis  er  sich  in 
das  Privatleben  zurückzog. 

Geigenzettel:  Abb.  719. 


Schütze,  Wilh.  —  Forst,  Guben.  Geb.  25.  Okt. 
1836  in  Magdeburg,  f  nach  1890 

Ein  Musikinstrumentenmacher  und  bescheidener  Gei- 
genreparateur.  Er  war  zuerst  in  Forst  (N.-L.)  ansässig 
und  verlegte  später  seinen  Wohnsitz  nach  Guben,  wo 
er  in  recht  dürftigen  Verhältnissen  nur  sein  Dasein 
fristen  konnte. 

Schuldt,  Johann.  —  Lübeck.  1647.  1649 

Ein  Lautenmacher,  der  1647  Bürger  wurde  und  1649 
in  zweiter  Ehe  Katharina  Lüders  heiratete. 

Schult,  Ernst  Fried.  Ludw.  Dav.  —  Lübeck. 
Geb.  16.  September  1897  in  Lübeck 

Sohn  und  Schüler  von  J.  H.  Seh.  Nach  Absolvierung 
der  Oberrealschule  trat  er  bei  seinem  Vater  in  die  Lehre 
und  hatte  eben  seine  Gesellenprüfung  mit  ausgezeich- 
netem Erfolge  bestanden,  als  er  zu  den  Waffen  gerufen 
wurde.  Er  machte  den  Krieg  als  Einjährig-Freiwilliger 
mit,  wurde  schwer  verwundet  und  geriet  in  Gefangen- 
schaft. Er  kam  dann  in  die  Schweiz  und  arbeitete  unter 
Leitung  seines  Schicksalsgenossen,  des  tüchtigen  Gei- 
genmachers Jos.  Hofmann,  bei  Stemblowski  in  Engel- 
berg hei  Luzern,  wo  er  Gelegenheit  hatte,  sein  Kön- 
nen zu  vertiefen.  Nach  Friedensschluß  durfte  er  in  die 
Heimat  zurückkehren  und  arbeitet  jetzt  bei  seinem 
Vater  und  zeichnet  sich  durch  Talent  und  große  Ge- 
schicklichkeit aus. 

Schult,  J.  H.  —  Lübeck.    Geb.  24.  April  1866 
in  Bliefensdorf  bei  Neustadt  i.  M. 

Schüler  von  Otto  Schünemann.  Nachdem  er  in  Rostock, 
Hamburg  usw.  als  Gehilfe  gearbeitet  hatte,  ließ  er  sich 
1896  in  Lübeck  als  Geigenmacher  nieder  und  fand 
durch  seine  ungewöhnliche  Kunstfertigkeit  bald  einen 
ausgedehnten  Kundenkreis  und  vielseitige  Anerken- 
nung. 1907  wurde  er  zum  großherzoglich-mecklenbur- 
gischen  Hofgeigenmacher  ernannt  und  erhielt  in 
Schwerin  und  Turin  191 1  Medaillen  usw.  Er  ist  jetzt 
einer  der  besten  deutschen  Geigenmacher,  ebenso 
tüchtig  im  Neubau  wie  in  der  Wiederherstellung  alter 
Geigen,  verarbeitet  prachtvolles,  altes  Holz  und  be- 
reitet sich  einen  Lack  eigener  Zusammensetzung  von 
vortrefflichen  Eigenschaften.  Er  gehört  zu  den  wenigen 
Geigenmachern,  die  alles  an  ihren  Arbeiten  selbst  an- 
fertigen. Seine  Geigen  und  Violoncelli  sind  tadellos 
und  zeichnen  sich  ganz  besonders  durch  Schönheit  und 
Fülle  ihres  Tones  aus.  Außer  seinem  Zettel  gebraucht 
er  auch  eine  Brandmarke.  Sein  jüngerer  Bruder  und 
Schüler  hat  sich  in  Hannover  selbständig  gemacht. 
Geigenzettel:  (Lübecker  Wappen),  J.  H.  Schult  / 
Streich-Instrumentenmacher  /  Lübeck,  Anno  190 
(JHS  und  Kreuz  im  Kreis)  und  Abb.  708. 

Schultz,  Jürgen  Wilhelm.  —  Hamburg 

Ein  Instrumentenmacher,  von  dem  man  nur  weiß,  daß 
er  am  25.  August  1797  Bürger  wurde. 

Schulz,  August.  —  Nürnberg.    Geb.  12.  Sept. 
1871 

Er  lernte  bei  Aug.  Roth  in  Markneukirchen  und  machte 
sich   im  Jahre   1902  in  Nürnberg  selbständig.  Seine 


Schulz  —  Schumacher 


455 


Violinen  baut  er  nach  Stradivari  und  verwendet  mei- 
stens Öllack.  Er  macht  außerdem  Lauten,  Mandolinen, 
Gitarren  und  Zithern  und  ist  seit  langer  Zeit  wieder 
der  erste  Lautenmacher,  der  in  Nürnberg  arbeitet. 
Seine  Instrumente  sind  sorgfältig  durchgeführt  und 
sowohl  im  Ton  wie  in  der  äußeren  Form  recht  gut. 
S.  besitzt  daher  auch  eine  ganze  Reihe  von  Auszeich- 
nungen und  Anerkennungen.  Er  verwendet  auch  einen 
Brandstempel  mit  seinem  Namen  und  der  Nummer. 
Geigenzettel :  Preisgekrönt  Stuttgart  1 908  ( 1 906  Gold . 
Medaille)  August  Schulz  (1905  Silb.  Medaille)  /  Kunst- 
werkstätte für  Instrumentenbau  /  Nürnberg  /  Feinstes 
Spezialgeschäft  /  für  Gitarren,  Lauten,  Zithern  und 
Saiten.  (Weiße  Schiift  auf  schwarzem  Grund  (gedr.). 

Schulz,  Friedr.  Wüh.  —  Magdeburg.   1895 
Er  hat  bei   einem  Blechinstrumentenmacher  gelernt 
und  sich  später  auch  mit  Geigenreparaturen  beschäf- 
tigt. 

Schulz,  Petrus.  —  Regensburg.  Geb.  17.  Juli 
1808  in  Regensburg,  f  2.  April  1871 
Schüler  von  Jos.  Fischer.  Er  arbeitete  bei  Vauchel  in 
Würzburg,  Bausch  in  Dessau  und  in  Rotterdam  (wahr- 
scheinlich bei  den  Brüdern  Coenen),  wurde  der  Nach- 
folger seines  Lehrmeisters  im  Geschäfte  und  führte 
dieses  im  gleichen  Hause  (Pfarrergasse  E.  149  II)  wei- 
ter, so  daß  die  Geigenmacherei  hier  73  Jahre  lang  un- 
unterbrochen betrieben  wurde.  Schulz  gehört  zu  den 
hervorragenden  deutschen  Geigenmachern,  und  seine 
besten  Instrumente,  die  sich  noch  im  Besitze  seines 
Schülers  und  Nachfolgers  Kerschensteiner  befanden 
und  jetzt  auf  dessen  Sohn  übergingen,  sind  Meister- 
werke ersten  Ranges.  Er  arbeitete  vorzugsweise  nach 
Stradivari,  Guarneri  und  Maggini  und  wendete  fetten 
Öllack  an.  Außerdem  galt  er  auch  für  einen  der  besten 
Gitarren-  und  Zithernmacher.  Prachtvolles  Holz  und 
tadellose  Arbeit  sind  Kennzeichen  seiner  Geigen.  Er 
verband  sich  1865  mit  seinem  Schüler  X.  Kerschen- 
steiner und  erhielt  von  1854—1869  viele  Medaillen. 
Geigenzettel :  Reparavit  Petrus  Schulz  Ratis-  /  bonae 
anno  1861  (gedruckt)  und  Abb.  699,  715. 

Schulze,  Carl.  —  Berlin.   1896.   1903 

Er  macht  seine  Geigen,  wie  er  ankündigt,  »nach  phy- 
sikalischen Gesetzen,  nach  den  bisher  geheimen,  von 
mir  erforschten  Grundsätzen  der  alten  Cremoneser 
Schule«.  Als  klassische  Vorbilder  dienen,  wie  er  sagt, 
die  Werke  von  Stradivari  aus  den  Jahren  1700 — 1725. 
Er  bemüht  sich,  auf  Grund  der  physikalischen  Gesetze 
der  Intervalle  »ein  gewissermaßen  typisches  Stradi- 
varimodell«  herauszubilden.  Bei  seinem  Modell  teilt 
der  Stegpunkt  die  Grundlänge  im  Verhältnis  von  6  :  5, 
entsprechend  dem  Intervall  der  kleinen  Terz.  Die  Länge 
des  Oberteils  ist  zu  der  des  Mittelteils  wie  5  : 4,  der 
großen  Terz  entsprechend.  Das  Verhältnis  des  Unter- 
teils zum  Mittelteil  3  : 2  gibt  die  Quinte.  Der  Stand 
der  Stimme  teilt  die  innere  Länge  in  zwei  Teile  im 
Verhältnis  von  4:3  gleich  dem  Intervall  der  Quarte; 
das  Intervall  der  Oktave  2  : 1  findet  sich  in  der  Teilung 
des  Luftraums  durch  den  Stand  der  Stimme.  Als  Ver- 


such führte  er  eine  Geige  ohne  Zargen  aus,  deren 
Längen-  und  Querschnitte  Ellipsen  bilden.  Zweck  die- 
ses Versuchs  war,  festzustellen,  ob  sich  Bogen  und  Wöl- 
bungen in  Ellipsenform  oder  reine  Zirkelbogen  besser 
für  das  Geigenmachen  eignen.  Der  Ton  der  Geige  war 
besser  als  man  vermuten  sollte,  aber  es  zeigte  sich  doch, 
daß  die  Zirkelbogen  für  den  Geigenbau  günstiger  sind 
als  Ellipsen,  Parabel  und  Hyperbel.  Seit  dem  Bestehen 
der  staatl.  Sammlung  alter  Musikinstrumente  zu  Berlin 
repariert  er  für  diese  die  Streich-  und  Rupfinstrumente. 
Er  schrieb  das  Buch:  »Stradivaris  Geheimnis.  Ein  aus- 
führliches Lehrbuch  des  Geigenbaues«  (Fussingers 
Buchhandlung.  Berlin  W.  35),  in  welchem  er  auf  Grund 
mühevoller  Untersuchungen  zu  manchen  neuen  Ge- 
sichtspunkten kommt.  Er  maß  die  Teile  der  Geige  von 
innen  und  fand,  daß  die  alten  Meister  sich  bemühten, 
Interferenzen  der  Schwingungen  zu  vermeiden,  und 
daß  die  Längenmaße  den  Verhältniszahlen  der  Kon- 
sonanzen, die  Breitenmaße  denen  der  Dissonanzen  in 
der  Musik  entsprechen.  In  bezug  auf  die  Eigentöne 
von  Decke  und  Boden  kommt  Schulze  übrigens  un- 
gefähr zu  denselben  Ergebnissen  wie  Dr.  Großmann. 
Schulze  bestimmt  auch  hier  die  arithmetischen  Ver- 
hältnisse für  die  freischwingenden  Flächen,  als  inner- 
halb des  Zargenkranzes,  während  Dr.  Großmann  die 
überstehenden  Ränder  und  die  aufgeleimten  Teile  ganz 
unberücksichtigt  läßt. 

Geigenzettel:  Gef.  Carl  Schulze  in  Berlin  18  .  .  .  /  No 
(gedruckt). 

Schulze,  Joachim.  —  Flensburg.  Geb.  3.  Jan. 
1861  in  Ziepel  (Altmark) 

Als  Sohn  eines  Landmanns  besuchte  er  die  Dorfschule 
und  sollte  Landmann  werden.  Da  er  eine  besondere 
Begabung  für  die  Musik  verriet,  erhielt  er  Musikunter- 
richt und  bezog  1879  das  Konservatorium  in  Magde- 
burg. Er  trat  dann  Sls  Hoboist  in  Militärdienste,  bis 
er  eine  Zivilanstellung  erhielt.  Schon  seit  1887  be- 
schäftigte er  sich  mit  dem  Geigenbau,  den  er  durch 
Selbststudium  erlernte  und  eröffnete,  nachdem  er 
sich  pensionieren  ließ,  1893  eine  Geigenmacherwerk- 
statt.  Er  stimmt  seine  Decken  ab  und  hat  auch 
einen  Lack  erfunden,  dem  er  die  höchsten  Vorzüge 
nachrühmt  und  mit  dem  er  jede  Geige  verbessern  zu 
können  überzeugt  ist. 

Schumacher,  Anton.  —  Laufen.  1906.  f  1916 
Ursprünglich  Lehrer,  bildete  er  sich  autodidaktisch 
zum  Geigenmacher  aus.  Er  stimmte  Decke  und  Boden 
akustisch  zueinander  und  berechnete  auch  das  vom 
Korpus  eingeschlossene  Volumen  der  Luft  dazu.  Das 
Ahornholz  bezog  er  aus  Böhmen,  das  Deckenholz  aus 
dem  Schweizer  Alpengebiet.  Seine  Geigen  lackierte 
er  nach  dem  Verfahren  von  Wilhelm  Christ  in  Basel  ^) 
—  Brandmarke  innen  auf  dem  Boden:  siehe  Brand- 
marke Nr.  6. 

Geigenzettel:  Anton  Schumacher  in  Laufen  /  Wilhelm 
Christ  in  Basel  /  gebaut  anno (gedruckO- 


1)  Nach  Schumachers  Tod  veröffentlichte  W.  Christ 
in  einer  kleinen  Schrift  sein  Verfahren.  Er  nimmt  an, 
daß  die  alten  Italiener  ihre  Geigen  zuerst  mit  reiner  Tem- 
pera grundierten. 


456 


Schunda  —  Schuster 


Schunda,  Franz.  —  Budapest.   1850.   1871 

Schüler  seines  Bruders  Josef,  bei  dem  er  um  1850  in 
die  Lehre  trat.  Er  wurde  Teilhaber  der  Firma  und  trat 
1871  aus  dieser  aus. 

Schunda,  Josef.  —  Budapest.   Geb.  In  Sibrin 

in  Böhmen  1818,  f  nach  1871 

Er  kam  um  1842  nach  Budapest  zu  J.  Nagy,  dessen 
Werkstatt  er  später  übernahm,  und  wurde  dann  Grün- 
der der  am  16.  Januar  1848  errichteten  und  noch  heute 
bestehenden  großen  Musikmstrumentenfabrik. 
Geigenzettel:  Josef  Schunda  /  Instrumentenmacher 
Pest  /  fecit  ad  formam  Strad.  (gedruckt). 

Schunda,  Wenzel  Josef.  —  Budapest.     Geb. 

am  19.  Mai  1845  in  Duber  in  Böhmen 

Schüler  seines  Bruders  Josef,  der  ihn,  da  er  selbst  kin- 
derlos war,  1856  bei  sich  aufnahm.  Nach  siebenjähriger 
Lehrzeit  wurde  er  Geselle;  drei  Jahre  ging  er  zu  seiner 
Vervollkommnung  auf  Reisen,  wurde  1868  Teilhaber 
und  1871  alleiniger  Inhaber  der  Firma,  die  zwar  auch 
sehr  gute  Streichinstrumente  herstellt,  ihr  Hauptver- 
dienst aber  auf  dem  Gebiete  des  Cymbalbaues  hat. 
1900  war  S.  Mitglied  der  Ausstellungsjury  in  Paris. 

Schuster,  Andreas,  arbeitete  im  letzten  Jahr- 
zehnt des  19.  Jahrhunderts  als  Geigen- 
macher m  Schönbach  b.  E. 

Schuster,  Bartelmo.  —  Augsburg.    1 499 — 1 5 1 6 

Lauten-  und  Hackbrettmacher.  Dieser  Meister  kommt 
bald  allein  mit  dem  Taufnamen,  bald  mit  beiden 
Namen  in  den  Augsburger  Steuerregistern  vor. 

Schuster,    Carl  August.  —  Markneukirchen. 

Geb.  19.  April  1818,  t  10.  April  1851 

Sohn  von  Carl  Friedrich  Seh.  Wenn  auch  kein  hervor- 
ragender, so  doch  ein  geschickter  Meister,  der  freilich 
hauptsächlich  billige  Geigen  machte. 

Schuster,  Carl  Friedrich.  —  Markneukirchen. 
Geb.  25.  April    1788,   f  2.  Dezember  1864 

Sohn  von  Joh.  Christ.  Seh.  Er  arbeitete  von  1812  bis 
1860  als  Geigenmacher  und  gehörte  zu  den  besten  vogt- 
ländischen  Geigenmachern  seiner  Zeit. 

Schuster,  C.  G.  jun.  (Carl  Gottlob).  —  Mark- 
neukirchen. Musikinstrumenten-Manufak- 
tur,  gegr.  1824 

Eine  der  angesehensten  Firmen  ihres  Ortes.  Die  jetzi- 
gen Inhaber  Raimund  und  Ulrich  Schuster,  die  vor- 
her nach  ihren  Modellen  und  Angaben  bei  verschie- 
denen Meistern  arbeiten  ließen,  errichteten  1895  eine 
eigene  Geigenbauwerkstätte,  in  der  u.  a.  musterhaft 
gearbeitete  Geigen  und  Violoncelli  nach  physikalischen 
Gesetzen  mit  abgestimmten  Resonanzplatten  hergestellt 
werden. 

Geigenzettel:  Gebaut  nach  physikalischen  Gesetzen  / 
mit  abgestimmten  Resonanzplatten  /  von  Carl  Gottlob 
Schuster  jun.  /  Markneukirchen,  im  Jahre  ....  (ge- 
druckt). 


Schuster,  Friedrich  Wilhelm .  —  Stößen .   1 845 . 

1888 

Ein  Musiker,  der  1845  die  Preismedaille  der  Berliner 
Akademie  erhielt,  dann  Hornist  war  und  später  nach 
Amerika  ging.  Er  glaubte  den  »Amati-Lack«  erfunden 
zu  haben  und  ließ  sich  1888,  nach  seiner  Rückkehr  aus 
Amerika,  als  Geigenreparateur  in  Stößen  nieder. 

Schuster,  Georg  I.  —  (Mark)Neukirchen. 
Geb.  1685,  t  12.  Juli  1759  im  Alter  von 
74  Jahren  und  6  Monaten 

Er  ist  wahrscheinlich  der  Stammvater  der  heute  noch 
blühenden  Familie,  gehörte  jedoch  der  Neukirchener 
Zunft  nicht  als  Meister  an.  Vermutlich  wohnte  er  nicht 
in  (Mark)Neukirchen  selbst,  auch  soll  er  fast  immer 
auf  Reisen  gewesen  sein. 

Schuster,  Georg  II.  —  (Mark)Neukirchen. 
Geb.  1718,  t  19.  Juni  1807  in  Markneu- 
kirchen 

Sohn  und  Erbe  der  Werkstatt  von  Georg  I  Seh.  Er 
war  Bürger  und  Geigenmachergeselle,  als  er  sich  im 
Jahre  1748  um  die  Aufnahme  in  die  Zunft  bewarb. 
Nachdem  er  allen  Vorschriften  entsprochen  hatte,  wurde 
er  am  10.  April  1749  gegen  Erlegung  von  25  Talern 
als  Meister  angenommen ;  er  galt  also  nicht  als  Meisters- 
sohn. Er  stand  in  einem  gewissen  Ansehen  und  starb 
im  Alter  von  88  Jahren  6  Monaten  und  1 5  Tagen. 

Mark 


arkneu- 


Schuster,     Heinrich     Moritz.    - 
kirchen 

Jüngerer  Bruder  von  Hermann  Seh.  Ein  Musikinstru- 
mentenhändler, der  sein  Geschäft  im  Jahre  1871  be- 
gründete, nachdem  er  vorher  jahrelang  in  Rußland  und 
Frankreich  gewesen  und  den  Krieg  1870/71  als  Frei- 
williger mitgemacht  hatte.  Nach  vielfältigen  Versuchen 
gelang  es  ihm  im  Jahre  1909,  ein  Verfahren  zu  erfinden, 
um  das  Geigenholz  auf  natürlichem  Wege  klangvoller 
zu  machen,  was  verhindern  soll,  daß  neue  Geigen  rauh 
und  holzig  klingen.  Er  ist  überzeugt,  daß  die  alten 
Geigenmacher  das  gleiche  Verfahren  angewendet  haben 
und  tatsächlich  sind  die  mit  diesem  Holz  hergestellten 
Geigen,  die  er  »M.  S. -Violinen«  nennt,  von  einer  Reihe 
von  Fachleuten  als  recht  gut  klingend  anerkannt  wor- 
den. 

Schuster,  Hermann.  —  Warschau.    Geb.  um 
1830  in  Markneukirchen,  lebte  noch    1870 

Sohn  eines  Lohgerbers,  der  das  alte  Stammhaus  der  im 
Vogtlande  weitverzweigten  Familie  Schuster  innehatte. 
Er  schrieb  seinen  Namen  auch  in  polnischer  Recht- 
schreibung: »Hermann  Szuster«.  Seine  Arbeit  sieht  der 
der  Vogtländer  seiner  Zeit  sehr  ähnlich.  Er  trieb  auch 
einen  ausgedehnten  Handel  mit  altitalienischen  Geigen. 

Schuster,  Johann.  —  Wien.  1710.  1758 

Ein  Geigenmacher  dieses  Namens  wird  mehrfach  er- 
wähnt; doch  scheint  er  das  Bürgerrecht  in  Wien  nicht 
erworben  zu  haben,  und  auch  in  den  Steuerbüchern 
kommt  er  nicht  vor,  Vielleicht  ein  Vogtländer? 


Schuster  —  Schwalm 


457 


Schuster,  Johann,  arbeitet  als  Gelgenmacher  in 

Schönbach  b.  E. 
Schuster,    Johann    Christian.  —  (Mark)Neu- 

klrchen.  Geb.  13.  Dezember  1753.  j  13.  Aug. 

1820 

Sohn  von  Georg  II  Seh.  Seine  Geigen  waren  nicht 
schlecht ;  doch  hielt  auch  er  es  für  nötig,  seinen  Wohn- 
ort unrichtig  anzugeben  und  sich  als  einen  Violin- 
macher  »aus  Prag«  zu  bezeichnen. 
Geigenzettel :  Johann  Christ.  Schuster  /  Violinmacher 
aus  Prag  17  .  .  (gedruckt). 

Schuster,  Joseph  I.  —  Schönbach  b.  E.    1766. 

1790 

Seine  .Arbeit  ist  sauber;  er  bevorzugte  große  Modelle 
und  verwendete  einen  nußbraunen  Lack.  Die  Ränder 
legte  er  öfter  mit  Beinstreifen  ein.  Er  wohnte  in  dem 
Hause  Nr.  53  und  ließ  auch  bei  anderen  Schönbachern 
für  sich  arbeiten.  In  solchen  nicht  von  ihm  selbst  ge- 
machten Geigen  soll  er  Zettel  angebracht  haben  mit 
seinem  Namen  und  dem  Zusatz  »Musikinstrumenten- 
fabrik«. 

Geigenzettel:  Joseph  Schuster  Geigen  und  /  Instru- 
mentenmacher in  Schön-  /  bach  1790.  (gedruckt).  — 
Joseph  Schuster ,'  bürgerl.  Lau- ,'  ten  u.  Geigenmacher 
a  Correspon-  /  dent  a  Cremona  Anno  17..  (gedruckt). 

Schuster,  Josef  II.  —  Schönbach.    Geb.  1851 

Schüler  von  Emanuel  Hoyer.  Nachdem  er  in  verschie- 
denen Werkstätten  als  Gehilfe  gearbeitet  hatte,  machte 
er  sich  1877  selbständig. 

Schuster,  Joseph  Anton.  —  Schönbach.    1778. 

1780 

Einer  der  besten  Schönbacher  Geigenmacher  seiner 
Zeit.  Seine  Geigen  haben  vollen  Ton,  sind  gut  gemacht; 
nur  das  Holz  läßt  manchmal  zu  wünschen  übrig. 

Geigenzettel :  Abb.  697. 

Schuster,  Josef  Ignaz.  —  Fleißen  i.  B.    Geb. 
22.  April  1865 

Schüler  seines  Oheims,  des  Bogenmachers  Emanuel 
Schuster.  Schon  im  Jahre  1882  machte  er  sich  selb- 
ständig und  brachte  es  durch  Fleiß  bald  zu  gutem 
Rufe.  1894  siedelte  er  nach  Fleißen  über  und  gilt  jetzt 
für  einen  der  besten  österreichischen  Bogenmacher. 
Er  besitzt  etwa  10  Medaillen  usw. 

Schuster,  Josef  Johann.  —  Fleißen 

Erhielt  für  seine  Bogen  auf  der  Teplitzer  Ausstellung 
eine  silberne  Medaille. 

Schuster,  Kurt.  —  Leipzig.    Geb.  I.Oktober 
1878  in  Markneukirchen 

Nachdem  er  bei  Ernst  Gläsel  die  .Anfangsgründe  des 
Geigenbaues  erlernt  hatte,  kam  er  nach  München  zu 
Aug.  Fiorini,  als  dessen  Schüler  er  sich  betrachtet.  Er 
arbeitete  bei  ihm  zwei  Jahre  lang,  ging  dann  auf  ein 


Jahr  zu  E.  Gärtner  und  nach  Beendigung  seiner  Militär- 
dienstzeit zu  Meinel  in  Basel,  später  zu  Hjorth  &  Söner 
nach  Kopenhagen.  Er  bereiste  noch  Holland,  England 
und  Frankreich  und  ließ  sich  dann  in  Leipzig  nieder, 
wo  er  sich  1908  selbständig  machte.  Seine  Arbeit  ist 
tadellos  und  wird  von  Kennern  sehr  gelobt,  ebenso  sein 
goldgelber  Ollack. 

Schuster,     Mathias.     —    (Mark)Neuklrchen. 

1820 

Vermutlich  aus  Schönbach  eingewandert,  weshalb  sein 
Name  auch  in  den  Kirchenbüchern  nicht  vorkommt. 
Seine  Geigen  sind  gute  Vogtländer  Arbeit;  sein  Lack 
erscheint  heller  als  der  von  den  übrigen  Neukirchenern 
gebrauchte. 

Schuster,     Michael.     —    (Mark)Neukirchen. 

1820 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Mathias.  Er  liebte  ein  flaches 

Hopfmodell,  braunen  Lack  und  erzielte  einen  guten 

Ton. 

Schuster,   Michael,  jun.  —  Markneukirchen. 

1862.   1890 

Eine  Fabriksfirma,  die  ihr  Bestehen  bis  1817  zurück- 
führte und  um  1890  erloschen  sein  soll.  Hauptsächlich 
aber  erzeugte  sie  Blechinstrumente  und  brachte  un- 
gewöhnlich billige  Geigen  in  den  Handel.  Eine  ähn- 
liche Firma  hieß  »Brüder  Schuster«. 

Schuster,  Rudolf,  hat  sich  1 900  als  Saiten-  und 
Instrumentenmacher  In  Düsseldorf  nieder- 
gelassen, sich  jedoch  bald  darauf  ins  Ausland 
begeben 

Schutte,  Hans.  —  Hamburg.   1718 

Er  wird  ausdrücklich  als  Violenmacher  bezeichnet  und 
erlangte  am  6.  Mai  1718  das  Bürgerrecht. 

Schwab,  Ernst.  —  Hohendorf  1.  S.   1910 
Guter  Bogenmacher. 

Schwalcher,  Leopold.  —  Florldsdorf  b.  Wien. 
1770.  1813 

Seine  Geigen  sind  denen  von  Dalinger  und  Gaissenhof 
nahestehend,  wenn  auch  weder  im  Holz  noch  im  Lack 
besonders  schön. 

Geigenzettel :  Leopold  Schwaicher  Lauten-  /  und  Gei- 
genmacher in  Florisdorf  nächst  Wien  (geschrieben).  — 
Leopold  Schwaicher  ,  Lauten  und  Geigenmacher  / 
18  Floridsdorf  nächst  Wien  13  (gedruckt). 

Schwalgl  s.  Schweigl 

Schwalm,    Alexander   Augustowitsch.   —   St. 

Petersburg.   1896.   1911 

Schüler  von  Ernst  Geißer.  Um  1895  machte  er  sich 
selbständig  und  wurde  bald  Geigenmacher  der  kaiserl. 
Theater  in  St.  Petersburg.  Seine  Arbelt  ist  ungemein 
sauber.  Er  arbeitet  hauptsächlich  nach  einem  Stradi- 
varimodell  von  1718,  doch  ist  er  in  der  Wahl  des  Holzes 


458 


Schwartz  —  -  Schwarzmann 


nicht  sorgfältig  genug,  auch  sind  seine  Schnecken  in 
der  Regel  zu  klein.  Am  besten  sind  seine  Violoncelli, 
gleichfalls  nach  Stradivari,  die  einen  großen  Ton  haben. 
Er  verwendet  einen  von  ihm  selbst  zusammengesetzten 
Lack. 

Schwartz,  Antonius.  —  Breslau.   1758 

Sein  Modell  ist  sehr  hochgewölbt  und  geht  auf  Stainer 
zurück,  der  Lack  gelbbraun,  die  Arbeit  im  ganzen  nicht 
hervorragend. 

Geigenzettel:  Antoni  Schwartz  Laut  /  und  Geigen- 
macher in  /  Bresslau.  1758  (gedruckt). 

Schwartz  (Schwarz),  Bernhard.  —  Straßburg 
i.  E.  Geb.  um  1744  in  Königsberg  i.  Pr., 
t  1822 

Solange  in  Straßburg  die  Zunftverfassung  bestand 
(d.  1.  bis  1 789),  wurden  die  Lauten-  und  Geigenmacher 
dort  zu  den  Schreinern  gezählt,  und  so  wurde  auch 
B.  Schwartz  i.  J.  1780  als  »Schreiner«  in  die  Zimmer- 
leutezunft aufgenommen.  Im  Bevölkerungsregister  von 
1796  wird  er  als  »luthier«  bezeichnet,  wohnhaft  Fin- 
kenweiler (Straße)  Nr.  69,  52  Jahre  alt,  Vater  von  einem 
Sohn  und  vier  Töchtern.  In  seiner  Arbeit  schloß  er 
sich  bald  der  französischen  Schule  an  und  machte  so- 
wohl Violinen  als  Violoncelli  von  guter  Arbeit. 

Geigenzettel:  Repare  par  Schwartz/  ä  Strasbourg.  1817 
(gedruckt). 

Schwartz,  Georg  Friedrich.  —  Straßburg. 
Geb.  7.  April  1785,  t  29.  Dezember  1849 

Sohn  und  Schüler  von  Bernhard  Schwartz,  dessen  Ge- 
schäft er  mit  seinem  Bruder  Theophil  Wilhelm  von 
1821  an  fortsetzte.  Er  verlegte  sich  vorzugsweise  auf 
die  Bogenmacherei  und  benutzte  hierzu  den  Brand- 
stempel: Schwartz,  Strassbourg.  Seine  Bogen  sind  sehr 
gesucht,  wenn  sie  auch  für  den  heutigen  Geschmack 
etwas  zu  schwer  erscheinen. 

Geigenzettel :  Repare  par  Schwartz  /  ä  Strasbourg  1823 
(gedruckt). 

Schwartz,  Theophil  Wilhelm  I.  —  Straßburg 
i.  E.  Geb.  13.  Oktober  1797,  f  29.  JuH  1861 

Sohn  und  Schüler  von  Bernh.  Schw.,  dessen  Geschäft 
er  mit  seinem  Bruder  übernahm  und  fortsetzte.  Er  hat 
an  100  Violinen  und  etwa  30  Violoncelli  gemacht,  unter 
denen  recht  gut  klingende  sich  befinden.  Auch  als 
Händler  mit  alten  Geigen  hatte  er  Bedeutung.  Die 
Brüder  bedienten  sich  anfangs  der  gleichen  Zettel  wie 
ihr  Vater. 

Geigenzettel:  Freres  Schwartz  /  ä  Strasbourg  1835  / 
No.  18  (gedruckt). 

Schwartz,  Theophil  Wilhelm  II.  —  Straß- 
burg i.  E.  Geb.  3.  September  1821 

Sohn  und  Schüler  von  Theoph.  Wilh.  I  Schw.;  über- 
nahm 1852  das  väterliche  Geschäft.  Er  hat  sich  haupt- 
sächlich auf  das  Ausbessern  verlegt  und  nur  wenige 
neue  Geigen  gemacht,  die  den  Zettel  tragen :  Schwartz  / 
ä  Strasbourg  18  .  .  (gedruckt). 


Schwarz,  Giovanni. — Venedig.    1899 

Neffe  und  Schüler  von  Eugenio  Deganl,  bei  dem  er 
7  Jahre  lang  arbeitete. 

Schwarz,  Heinrich.  —  Leipzig.    1894 

Am  Ende  des  19.  Jahrhunderts  tätig.  Mir  ist  nur  eine 
Violine  mit  seinem  Zettel  bekannt  geworden,  die  sich 
nicht  wesentlich  von  Markneukirchener  Fabrikswaren 
unterschied,  nur  das  Griffbrett  war  eigenartig.  —  Er 
soll  einen  guten  Absatz  nach  England  gehabt  haben. 

Schwarz,  Lorenz.  —  Obersontheim.    1870 

Vermutlich  ein  Dilettant,  der  jedoch  nicht  ungeschickt 
war. 

Geigenzettel :  Lorenz  Schwarz  in  /  Obersontheim  1 8,  3 
70  (geschrieben). 

Schwarz,  Simon,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in 

Fleißen 
Schwarz,  Thomas.  —  Schwäbisch-Hall.    1592. 

1600 

Er  wird  ausdrücklich  als  Geigenmacher  bezeichnet  und 
wie  die  Rechnungen  ausweisen,  lieferte  er  für  den 
württembergischen  Hof  u.  a.  eine  Diskant-  und  eine 
Tenorgeige  für  8  Gulden  42  Kr.,  ferner  eine  »Hand- 
geige* und  einen  Baß,  sowie  auch  Geigenbögen,  die  er 
das  Stück  zu  3  Batzen  (34  Pfennige)  anfertigte. 

Schwarzbach,  Franz  Elias.  —  Löbau  i.  S.  Geb. 
6.  April  1791  zu  Seitendorf  (Zittauer  Anteil), 
t  4.  April  1850  in  Löbau 

Bei  dem  Stadtmusiker  in  Görlitz  erlernte  er  »kunst- 
mäßig« die  Musik,  heiratete  1813  in  Langenau  Marie, 
geb.  Fest  aus  Kolitz  und  kam  um  1816  als  Musiker 
nach  Löbau,  wo  er  das  Amt  eines  Türmers  und  Feuer- 
wächters erhielt.  Solange  er  diese  Stelle  bekleidete, 
wohnte  er  auf  dem  Turme  der  Nikolaikirche.  Er  war 
ein  vielseitiger  Mann,  denn  er  war  auch  Leinenweber- 
meister und  beschäftigte  sich  außerdem  mit  der  Gei- 
genmacherei.  Als  Musiker  entfaltete  er  »auf  allen  nöti- 
gen Instrumenten«  eine  rühmliche  Tätigkeit.  Daß  er 
auch  neue  Geigen  gemacht  hat,  ist  nicht  bekannt  ge- 
worden; wohl  aber  hat  er  mit  großem  Geschick  viele 
alte  Geigen  ausgebessert.  Er  erlag  einem  Schlaganfall 
und  hinterließ  5  Kinder  (von  13),  von  denen  mehrere 
sich  der  Musik  gewidmet  haben. 
Geigenzettel:  Aptirt  Löbau  1844  /  F.  E.  Schwarz- 
bach (gedruckt). 

Schwarzer,  Franz.  —  Washington  (Missouri). 

Ende  des  19.  Jahrhunderts 

Bekannt  durch  seine  große  42saitige  Salon-Harfen- 
Zither  (der  Harfen-Laute  von  Light  verwcindt). 

Schwarzmann,  Anton 

Ein  Vogtländer  des  18.  Jahrhunderts,  der  sich  auf  sei- 
nen Zetteln  Musikant  und  Geigenmacher  nennt  und 
»Mittetwald  (sie)  in  Tirol«  als  Ursprungsort  nennt. 


Schwehrer  —  Secchi 


459 


Schwehrer  (Schwerer),  Anton.  —  Fünfkirchen. 
Geb.  um  1855,  tum  1895 

Schüler  von  W.  J.  Schunda;  ein  talentvoller  Geigen- 
macher, der  leider  kaum  40  Jahre  alt  starb. 

Schweiger  (Schweigger),  Jos.  —  Stadtamhof 
bei  Regensburg.  1798.  1830 
Er  war  Kunstschreiner,  Orgelbauer  und  Harfenmacher, 
der  unter  anderem  sehr  gute  Lyragitarren  machte.  Eine 
vortreffliche,  mit  schönen  Schnitzereien  versehene  Ha- 
kenharfe von  ihm  befindet  sich  in  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln,  eine  ähnliche  im  Bach- 
haus zu  Eisenach  und  eine  Lyragitarre  von  eleganter 
Ausführung  bei  Rob.  Leibbrand  in  Berlin.  Es  soll 
Arbeiten  von  ihm  geben,  die  das  durch  Umstellen  der 
Buchstaben  entstandene  Pseudonym  Schwerig  (Schwe- 
rigg)  tragen. 

Geigenzettel :  Joseph  Schweiger  /  Instrumentenmacher/ 
in  Stadtamhof , '  bey  Regensburg  18..  (gedruckt). 

Schweig]  (Schwaigl),   Franz  Xaver.  —  Wien. 
Geb.  1804,  t  9.  Oktober  1834 

Schüler  von  Martin  Stoß.  —  Jedenfalls  ein  naher  Ver- 
wandter jenes  Ignaz  Schweigl,  der  1785  eine  Violin- 
schule herausgab,  die  1 794  in  zweiter  Auflage  erschien^). 
Er  wohnte  als  Lauten-  und  Geigenmacher  in  der  Vor- 
stadt St.  Ulrich  Nr.  70  und  legte  am  4.  August  1831 
den  Bürgereid  ab.  Da  er  nur  30  Jahre  alt  wurde  und 
nur  drei  Jahre  selbständig  war,  hat  er  nicht  allzuviel 
Arbeiten  hinterlassen  können.  Besonders  tüchtig  war 
er  als  Violoncellomacher;  er  kam  darin  seinem  Lehr- 
meister so  nahe,  daß  die  meisten  seiner  Violoncelli 
heute  als  Arbeiten  von  M.  Stoß  verkauft  werden.  Nach 
seinem  Tode  wurde  sein  Zettel  von  Hofmann,  Ham- 
berger  usw.  in  allerlei  minderwertige  Geigen  geklebt, 
weshalb  sein  Name  unverdienterweise  alle  Geltung 
verloren  hat. 

Geigenzettel :  Franciscus  Xav.  Schweigl  /  fecit  Viennae 
Anno  1831  (gedruckt). 

Schweins,  Johann.  —  Darmstadt.   Anfang  des 

19.  Jahrhunderts 

Lauten-  und  Klaviermacher.  Gitarren  kommen  noch 
oft  von  ihm  vor,  ebenso  große  Lauten. 
Geigenzettel :  Johann  Schweins  /  in  Darmstadt  /  ver- 
fertigt alle  Arten  von  Guitarren  /  aufrechtstehende  Flü- 
gel, Fortepiano  (gedruckt). 

Schweitzer,  Johann  Baptist.  —  Budapest.  Geb. 
um  1790  in  Wien,  f  1865  in  Budapest 

Schüler  von  Franz  Geissenhof.  Im  Jahre  1825  ließ  er 
sich  In  Pest  nieder,  wo  er  bald  als  der  beste  Meister 
seines  Faches  galt  und  namentlich  als  Violoncello- 
macher berühmt  wurde.  Er  kam  seinem  Lehrer  sehr 
nahe,  verstand  es  trefflich,  die  Italiener  zu  kopieren, 
und  ahmte  vornehmlich  das  Amatimodell  nach.  Seme 
Arbeit  Ist  in   allen  Teilen  sorgfältig,  das  Holz  sehr 


^)  Bemerkenswert  durch  eine  darin  enthaltene  Anlei- 
tung, mit  Flageolettönen  zu  spielen. 


schön ;  nur  sein  Lack  Ist  weniger  gut,  obwohl  er  sich 
sein  Leben  lang  mit  Versuchen  plagte,  den  italienischen 
Lack  herauszubringen.  In  seiner  Villa  am  Schwaben- 
berge hatte  er  sich  ein  ganzes  Laboratorium  eingerich- 
tet und  verbrachte  dort  alle  seine  Mußestunden.  In 
frischem  Zustande  soll  der  Lack  ganz  gut  ausgesehen 
haben,  er  verblaßte  aber  mit  der  Zeit  und  nur  unter 
Griffbrett  und  Saitenhalter  sieht  man  noch  die  ur- 
sprüngliche rotbraune  Farbe.  Seine  Arbeiten  sind  heute 
ihres  guten  Tones  wegen  so  gesucht,  daß  in  Markneu- 
kirchen seine  Arbeit  nachgeahmt  und  mit  semem  Zettel 
versehen  (meist  mit  der  unsinnigen  Jahreszahl  1813) 
ausgeboten  wird.  Er  verwendete  sehr  verschiedene  Zet- 
tel; viele  davon  tragen  den  Vermerk:  »fecit  ad  formam 
HIeronymi  Amati*  oder  »ad  formam  Antonii  Stradi- 
varii«.  Seine  Violoncelli  sind  meist  nach  Santo  Sera- 
phin gebaut.  W.  Th.  Jaura  entdeckte  auch  das  Original, 
das  ihm  zum  Muster  diente,  in  dem  noch  jetzt  zu  lesen 
ist:  »Dieses  Cello  ist  Eigentum  von  Ladislaus  Freiherrn 
von  PIrkher,  Erzbischof  von  Erlau.  Repariert  von  Joh. 
Bapt.  Schweitzer  in  Pesth  1829>.  Sehr  verdienstvoll 
war  er  auch  als  Lehrmeister;  zu  seinen  besten  Schülern 
gehören  Gab.  Lemböck  und  Anton  Sitt.  Sein  lang- 
jähriger Gehilfe  Thomas  Zach  wurde  sein  Nachfolger, 
der  das  Geschäft  nach  15  Jahren  an  J.  Schunda  ver- 
kaufte. 

Geigenzettel :  Abb.  730  und  759. 

Schwerigg  s.  Schweiger 

Sconvelt  s.  Schönfeld 

Scoppio,  Francesco.  —  Ende  des  19.  Jahrh. 
Italienischer  Geigenmacher  unserer  Zeit. 

Scoti,  Antonio.  —  Mailand.   1733.   1747 

Eine  Mandoline  von  ihm  aus  dem  Jahre  1723  befindet 
sich  im  städtischen  Museum  in  Braunschweig;  eine 
große  Mandora  (Griff  mit  Elfenbein  und  Perlmutter 
ausgelegt)  besitzt  die  Sammlung  der  Gesellschaft  der 
Musikfreunde  in  Wien. 

Geigenzettel:  Antonio  Scoti  /  Mllano  1747  (gedruckt). 

Scott,  Joseph.  —  Newmarket.  19.  Jahrhundert 
Seine  Gelgen  sind  sauber  gearbeitet. 

Scotto.  —  Verona.   1511 

Ein  Geigen-  und  Violenmacher,  den  Valdrighl  (2909) 
erwähnt. 

Scrinarms  s.  F.  E.  S. 

Scrosati  s.  Serasati 

Sebastian,  Carl.  —  Hamburg 

Am  26.  Januar  1798  wurde  er  als  »Instrumenten- 
macher« Bürger  von  Hamburg. 

Secchi,  Eliseo.  —  Carate-Brianza.  1891 

Mandolen-  und  Mandolinenmacher  vom  Ende  des 
19.  Jahrhunderts.  Eine  Cistre  von  ihm  befand  sich  in 
der  Sammlung  C.  C.  Snoecks. 


460 


Seckendorf  —  Segher 


Seckendorf,  Paul  Richard.  —  Markneukirchen. 
Geb.  28.  Oktober  1887  in  Markneukirchen 

Schüler  von  M.  Schmidt,  0.  B.  Helnel  und  Robert 
Penzel  in  Markneukirchen.  Um  sich  weiter  zu  vervoll- 
kommnen, arbeitete  er  in  Mittenwald,  dann  bei  Stößel 
in  Köln,  C.  Schuster  in  Leipzig,  C.  Lüdemann  und 
O.  Seifert  (»Neu-Cremona«)  in  Berlin,  ferner  bei  Ten- 
nucci  in  Zürich,  Gustave  Bazin  In  Mirecourt,  C.  Glae- 
sel  in  Brüssel  und  R.  Brückner  in  London.  Nachdem 
er  so  eine  allseitige  Ausbildung  erlangt  und  einen  gründ- 
lichen Einblick  in  die  Arbeitsweise  der  Geigenbauer 
im  In-  und  Ausland  gewonnen  hatte,  machte  er  sich 
im  Jahre  1914  in  seiner  Vaterstadt  selbständig  und  gilt 
als  trefflicher  Meister. 


Secker,  H.  —  Hyde.   1910 

Geigenmacher  und  Reparateur. 

Seeger,  Alfred.  —  St.  Gallen. 
Atelier  für  Geigenbau. 


1910 


Seelandt  (auch  Sehling),  Martin.  —  Lübeck. 
1633.  1656 

Er  besaß  seit  1636  das  Haus  Nr.  905  (jetzt  50)  in  der 
Mühlenstraße  am  Klingenberg  und  war  Instrumenten- 
macher. Er  war  zweimal  verheiratet,  zuerst  mit  einer 
Katharina,  dann  mit  einer  Wendula.  In  Hamburger 
Privatbesitz  sollen  sich  eine  gute  Laute  und  eine  Viola, 
beide  mit  der  Jahreszahl  1633  befunden  haben,  über 
deren  Verbleib  sich  nichts  ermitteln  ließ. 

Seelandt,  Martin  d.  J.  —  Lübeck.    Geb.  um 
1600,  t  Juli  1663 

Sohn  erster  Ehe  von  Martin  S. ;  in  jungen  Jahren  ging 
er  mit  Cathanna  Wichmann  eine  richtige  Liebesheirat 
ein,  denn  sie  brachte  ihm  außer  einigem  Hausrat  nichts 
in  die  Ehe.  Nach  längerem  Witwerstand  heiratete  er 
dann  1657  Anna  von  Buhren;  damals  wohnte  er  am 
Klingenberg  im  Hause  seines  Vaters.  Er  errichtete  am 
20.  November  1662  sein  Testament,  das  am  17.  Juli 
1663  eröffnet  wurde.  In  diesem  vermachte  er  nach  Ab- 
zug der  gesetzmäßigen  Legate  alles  seiner  zweiten  Frau, 
die  sich  aber  sehr  schnell  getröstet  und  nach  Ablauf  des 
Trauerjahrs  wieder  geheiratet  hat.  Schon  Im  Jahre  1665 
ließ  der  zweite  Gatte  der  Witwe,  der  Kaufmann  Joh. 
Bakhusen,  einen  Sohn  taufen.  Das  noch  erhaltene  Te- 
stament nennt  nichts,  was  auf  seine  Tätigkeit  bezug 
hat,  doch  wird  er  In  allen  Urkunden  ausdrücklich  als 
Instrumentenmacher  bezeichnet  und  dürfte  als  solcher 
der  Schüler  seines  Vaters  gewesen  sein. 

Seelos  (Seilos,  Seluß,  Seelauß),  Georg  I.  — 
Innsbruck.    1647.    f  zwischen   1668—1672 

Am  9.  August  1 647  erteilte  Ihm  der  Erzherzog  Ferdinand 
Karl  einen  »Freybrieff«  das  »erlernte«  Lauten-  und 
Geigenmacherhandwerk  unbehindert  ausüben  zu  dür- 
fen. Außerdem  war  er  vom  Jahre  1647 — 1662  Leib- 
trabant des  Erzherzogs.  Im  Jahre  1647  heiratete  er  die 
Uhrmacherstochter  Anatolla  Saurwein  (vgl.  Dr.  Fr. 
Waldners  Nachrichten  über  Tiroler  Lauten-  und  Gei- 
genmacher). Als  Lauten-  und  Geigenmacher  stand  er 


In  Ansehen,  doch  sind  nur  wenige  Arbeiten  von  ihm 
erhalten  geblieben.  Er  scheint  auch  Beziehungen  zu 
Jakob  Stainer  gehabt  und  die  Saltenmacherel  betrieben 
zu  haben,  wenigstens  Ist  bekannt,  daß  Stainer  von  dem 
Hofuhrmacher  Andreas  Seelos  (der  wahrscheinlich 
Georgs  Bruder  war)  für  24  fl.  Saiten  gekauft  hat.  Der 
Name  Seelos  Ist  in  Füssen  heimisch,  Ich  halte  es  daher 
für  wahrscheinlich,  daß  Georg  S.  aus  Füssen  stammt, 
und  nehme  diese  Füssener  Heimat  und  eine  Verwandt- 
schaft zwischen  dem  Innsbrucker  Meister  und  den  in 
Venedig  tätigen  Seilas  um  so  eher  an,  als  auch  ein 
Georgius  Sellas  vorkommt.  Eine  Viola  von  Georg  I 
Seelos  besitzt  Konzertmeister  Elbl  In  Innsbruck,  eine 
kleine  Viola  da  Gamba  war  auf  der  von  der  holländi- 
schen Gesellschaft  »Pulchrl  studio«  im  Jahre  1893  ver- 
anstalteten Ausstellung  zu  sehen. 

Gelgenzettel:  Georg  Seelos  In  /  Innspruck  1662.  (Mit 
got.  Lettern  gedruckt.) 

Seelos,  Georg  IL —  Innsbruck.  Geb.  um  1650 
in  Innsbruck,  f  nach  1682 

Sohn  und  wahrscheinlich  Schüler  von  Georg  I  S.  Nach 
dem  Tode  des  Vaters  scheint  die  V/Itwe  mit  den  beiden 
Söhnen,  die  Geigen-  und  Lautenmacher  geworden 
waren,  das  Geschäft  zunächst  fortgeführt  zu  haben.  Als 
Michel  Straub  aus  Venedig  sich  In  Innsbruck  nieder- 
ließ, war  sie  es,  die  dagegen  Einspruch  erhob.  Erst  1681 
bewarb  sich  Georg  II  S.  um  einen  kaiserlichen  Frei- 
brief, den  er  am  5.  Mal  1681  auch  erhielt.  Mehr  konnte 
Dr.  F.  Waldner  über  ihn  nicht  ermitteln.  Eine  gute 
Violine  von  Ihm  befindet  sich  auf  dem  Chor  der  Ser- 
vitenkirche  in  Innsbruck    Abb.  705. 

Seelos,   Johannes.   —   Linz  a.  D.     Geb.   am 
20.  Juli  1654  in  Innsbruck.   1712 

Sohn  und  Schüler  von  Georg  I  S.  Er  soll  in  Salzburg 
gearbeitet  haben  und  um  1684  In  Linz  eingewandert 
sein;  da  er  aber  dort  das  Bürgerrecht  nicht  erworben 
hat,  fehlen  persönliche  Nachrichten  über  Ihn.  Er  war 
jedoch  ein  angesehener  Lauten-  und  Gelgenmacher, 
dessen  Instrumente  sich  großer  Beliebtheit  erfreuten. 
Wenn  sie  sich  auch  Im  äußeren  nicht  sonderlich  aus- 
zeichnen, so  haben  sie  doch  durchwegs  einen  edlen 
Ton.  Eine  Viola  d'amore  und  eine  Viola  dl  Baryten 
besitzt  das  Museum  Francisco-Carolinum  In  Linz,  eine 
Laute  von  einfacher  Arbeit  aus  dem  Jahre  1699  das 
Museum  des  Pariser  Konservatoriums  (Nr.  216)'), 
ferner  eine  Laute  von  1710  das  Kärntner  Landes- 
museum in  Klagenfurt. 

Geigenzettel :  Joannes  Seelos  in  Linz  1684  (geschrieben). 
—  Joann  Seelos  1712  (gedruckt).  —  Joan.  Seelos  In 
Lintz  A  .  .  .  (gedruckt). 

Segher,  Girolamo.  —  Cremona.    Geb.    1646. 

1682 

Ein  Schüler  Amatls,  der  von  1680 — 1682  bei  ihm  ge- 
arbeitet hat.  Möglicherweise  gehört  er  zu  derselben 
Familie  wie  Stegher;  s.  d. 


')  Chouquet  liest  Irrig:  »Seclos«. 


Segizo         Seifert 


461 


Segizo  (Seglsso),  Girolamo  Maria.  —  Modena, 
Geb.  1503,  t  15.  November  1553 

Ein  modenesischer  Instrumentenmacher,  der  wahr- 
scheinlich auch  Lauten  gemacht  hat.  Er  starb  durch 
einen  Sturz  vom  Pferde.  (Valdrighi  2916.) 

Seidel.  —  Markneukirchen 

Als  Geigenmacher  gehören  dieser  Familie  an: 

Seidel,  Carl  Friedrich  Wilh.  Bernhard.  —  Geb. 
21 .  Juli  1868,  hat  eine  Zeitlang  in  Hannover 
gearbeitet 

Seidel,  Christian  Friedrich.  —  Klingenthal. 
Geb.  um  1817.   1840 

Wahrscheinlich  Sohn  von  Joh.  Gottlob  S.  Er  ließ  sich 
in  Klingenthal  nieder  und  arbeitete  nicht  ungeschickt 
nach  einem  flachgewölbten  Modell.  Seine  Böden  sind 
meist  aus  einem  Stück,  manchmal  auch  die  Decke. 
Die  F- Löcher  lassen  zu  wünschen  übrig;  die  Schnecke 
scheint  S.,  wie  seine  meisten  Zeitgenossen  im  Vogt- 
land, nicht  selbst  gemacht  zu  haben. 

Geigenzettel :  Christian  Friedrich  Seidel  /  in  Klingen- 
thal 1840  (geschrieben). 


Seidel,  Christian  Wilhelm. 
1815 


Geb.  10.  April 


Seidel,  Johann  Gottlob.  —  Geb.  26.  Januar 
1788,  t  H.Februar  1868 

Schüler  seines  Vaters  Johann  Georg  S.  In  seinen  jün- 
geren Jahren  arbeitete  er  nach  dem  üblichen  Vogtländer 
Modell ;  später  ist  das  Bestreben  erkennbar,  italienische 
Vorbilder  nachzuahmen.  Wenn  er  auch  keine  Meister- 
werke schuf,  gehören  seine  Geigen  doch  in  der  Regel 
zu  den  besseren.  Einen  Zettel  hat  er  nur  selten  einge- 
klebt. 

Seidel  (Seydel),  Johann  Michael  I.  —  Geb. 
1702,  t  28.  November  1754 

Er  wurde  am  23.  November  1723  Meister  und  Bürger, 
war  ein  fleißiger  Geigenmacher  und  hatte  manchmal 
einen  ziemlich  guten  Lack  von  gelblicher  Farbe,  unter 
dem  das  Holz  nur  sehr  wenig  gebeizt  erscheint.  Er 
erreichte  ein  Alter  von  52  Jahren  7  Monaten  und 
19  Tagen. 

Seidel,    Johann   Michael    II.   —   Geb.    1731, 
t  28.  Februar  1810 

Jüngerer  Sohn  und  Schüler  seines  gleichnamigen  Va- 
ters. Er  wurde  am  13.  Juni  1753  Meister,  übernahm 
schon  im  darauffolgenden  Jahre  die  Werkstatt  seines 
Vaters  und  arbeitete  ganz  in  dessen  Art  weiter.  Er 
wurde  79  Jahre  weniger  3  Monate  und  4  Tage  alt. 


Sohn  und  Schüler  Joh.  Gottlob  Seidels.  Seine  Lehr- 
und  Studienjahre  währten  von  1829 — 1844.  Im  letzt- 
genannten Jahre  machte  er  sich  in  seiner  Vaterstadt 
selbständig,  indem  er  das  väterliche  Geschäft  über- 
nahm. Er  arbeitete  nach  verschiedenen  italienischen 
und  deutschen  Modellen  und  ward  namentlich  durch 
sein  eigenes  Modell  »Seidels  Geigen«  bekannt.  Diese 
Geigen  haben  gutes  Holz,  guten,  meist  gelben  Lack, 
ansprechende  Form,  hübsche  Schnecke  und  infolge  der 
sauberen  Arbeit  auch  guten  Ton.  Auf  dem  Boden  findet 
sich  die  Brandmarke:  i-i  Seidel  -:•--.  Er  setzte  sich  1889 
zur  Ruhe  und  feierte  1898  in  voller  körperlicher  Frische 
sein  60jähriges  Bürgerjubiläum. 

Seidel,  Heinrich  Alexander.  —  Geb.  8.  Januar 
1852 

Seidel,  Heinrich  Robert.  -  Geb.  29.  Dez.  1859 

Schüler  seines  Vetters  Christian  Wilhelm  S.,  bei  dem 
er  am  2.  April  1873  in  die  Lehre  trat.  Nachdem  er  in 
mehreren  Werkstätten  als  Gehilfe  gearbeitet  hatte, 
machte  er  sich  im  März  1884  selbständig  und  trat  ein 
Jahr  später  in  die  Innung  ein.  Er  arbeitet  unter  anderem 
nach  dem  Seidelmodell.  Auch  sein  Sohn  wurde  Geigen- 
macher. 

Seidel,  Johann  Georg.  —  Geb.  26.  Februar 
1760,  t  22.  Dezember  1813 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Michael  II  S.  Seine  Gei- 
gen, die  die  Brandmarke  I.  G.  S.  tragen,  kommen  nicht 
gerade  selten  vor.  Er  hat  viele  gewöhnliche  Schul- 
geigen, aber  auch  einzelne  bessere  Instrumente  gemacht. 


Seidel,  Ehrhard. 
t  1893 


Oldenburg  i.  Gr.    1850. 


Ein  Instrumentenmacher,  der  sich  auch  mit  der  Her- 
stellung von  Geigen  beschäftigte,  ohne  darin  Beson- 
deres zu  leisten. 

Seidel,  Paul.  —  Berlin,    f  1 .  Juni  1915 

Ein  talentvoller  Geigenmacher,  der  als  treuer  Mitarbei- 
ter bei  Emil  Pliverics  Gelegenheit  hatte,  seine  Ge- 
schicklichkeit zu  beweisen.  Sein  Heldentod  auf  einem 
russischen  Schlachtfeld  entriß  ihn  vorzeitig  seiner 
Kunst. 

Seifert  (Seiffert),  Georg.  —  Marburg  (Hessen). 
1850.  1880 

Er  stammte  aus  Gersfeld  und  arbeitete  sauber  nach 
Guarneri.  Er  war  vielleicht  ein  Schüler  von  Kaudetzky. 
Apoth.  E.  Meisner  in  München-Nymphenburg  besitzt 
eine  gute  Viola  von  ihm  mit  braunem  Lack  und  doppel- 
ter Einlage.  Die  Schnecke  ist  etwas  flach,  aber  sauber 
gearbeitet.  In  einer  seiner  Geigen  liest  man :  In  usum 
Dom.  Wolff  Music.  Dir.  Univers.  lit.  /  fecit  Georgius 
Seifert,  Gersfeldensis  /  Marpurgi  anno  1877  (gedruckt). 

Seifert,  Otto.  —  Berlin.  Geb.  23.  Dezember 
1866  zu  Markneukirchen  i.  S. 
Im  Jahre  1880  trat  er  bei  Albin  Brückner  in  die  Lehre, 
arbeitete  dann  als  Gehilfe  bei  Heckel  in  Dresden  und 
von  1885—1886  bei  David  Bittner  in  Wien,  1887  bei 
Rieger  in  München.  Später  arbeitete  er  noch  in  Frank- 
furt a.  0.  und  Berlin  usw.,  machte  sich  Ende  1896  in 
Berlin  selbständig  und  betreibt  als  Spezialität  den  Ba 


462 


Seil 


eiler 


Seil 


as 


von  Streichinstrumenten  nach  Dr.  Großmanns  Theorie 
wobei  er  insofern  mit  dem  Erfinder  zusammen  ar- 
beitete, als  dieser  Seifertsche  Geigen  nachprüfte  und 
einen  dementsprechenden  Vermerk  in  die  Geigen  ein- 
trug. Seine  ersten  Geigen  zeigten  im  Äußeren  manche 
Übereinstimmung  mit  den  Werken  der  alten  deutschen 
Schule.  In  neuerer  Zeit  verband  er  sich  mit  Dr.  Groß- 
mann u.  a.  zur  Gründung  der  Geigenfirma  »Neu  Cre- 
mona«. 

Geigenzettel :  Gebaut  nach  Dr.  Grossmann's  Theorie  / 
mit  im  Quintverhältniss  abgestimmten  Re-  /  sonanz- 
platten  von  /  Otto  Seifert  in  Berlin  1899    (gedruckt) 

Seiler  s.  Sailer 

Seitz,  Georg.  —  Bayreuth.   1843.   1853 

Nur  als  Reparateur  bekannt. 

Geigenzettel :  Reparirt  Georg  Seitz  /  in  Bayreuth  1 853 
(gedruckt). 

Seiz  (Seitz),  Anton.  —  Mittenwald.   Lebte  um 

1842 

Obwohl  er  sehr  kränklich  war,  baute  er  seiner  Zeit  in 
Mittenwald  die  schönsten  Geigen  nach  Stradivari,  die 
auch  durch  ihren  leuchtenden  Ollack  hervorragen.  Da 
er  aber  fast  ausschließlich  für  M.  Neuner  (Nr.  94)  ar- 
beitete, ist  er  beinahe  ganz  unbekannt  geblieben. 


Mittenwald.   1750. 


Seiz  (Seitz),  Bernhardus. 
1793 

Seine  Arbeit  ist  im  ganzen  recht  gut,  wenn  er  auch 
unter  den  Mittenwaldern  nur  als  Meister  zweiten 
Ranges  gilt.  Seinen  Taufnamen  schreibt  er  manchmal 
auch  »Pernhardtus«. 

Geigenzettel :  Bernhardus  Seitz,  in  Mitten  /  Waldt  1 750 
(gedruckt). 

Seitz,  Ferdinand.  —  Mittenwald.   1841 

Angeblich  ein  Bruder  von  Anton  S.,  dem  er  sehr  nahe- 
kam. 

Seiz,  Franz.  —  Mittenwald    1 760.   1 768 

Ein  guter  Mittenwalder  Meister,  wenn  auch  keiner  der 
hervorragenden. 


Seiz,    Franz    Xaver. 
12.  Februar  1761. 


Mittenwald.     Geb. 


799 


Sohn  von  Franz  Seiz.  Ihm  dürfte  eine  recht  gute 
Bratsche,  mehr  an  Stainer  als  an  Klotz  erinnernd,  zu- 
zuschreiben sein,  die  den  Zettel  trug:  Fr.  Seitz  Geigen 
Macher  /  in  Midtenwalt  an  der  Iser  /  1799   (geschr.). 

Seitz,  Johann.  —  Mittenwald.    1919 
Arbeitet  als  Geigenmacher  für  die  Verleger. 

Seiz  (Seitz),  Johannes.  —  Mittenwald.    1771 

Vermutlich  ein  Bruder  von  Franz  S. 

Geigenzettel:  Johannes  Seitz  in  /  Mittenwald,  a.  1771 
(geschrieben). 


in  jungen 


Seiz,   Johann    Georg.   —   Mittenwald.     Geb. 
26.  Februar  1768 

Sohn  von  Franz  S.  und  wohl  auch  dessen  Schüler. 

Seiz,  Joseph.  —  Mittenwald.   1763.   1790 

Vielleicht  der  beste  Geigenmacher  aus  seiner  Familie. 
Er  arbeitete  sauber  nach  dem  Klotzmodell  und  soll 
viel  für  die  sog.  Verleger  gemacht  haben.  Eine  Altviola 
von  ihm  aus  dem  Jahre  1 790  befindet  sich  in  der  Samm- 
lung Savoye  in  Paris.  —  Ein  noch  jetzt  lebender  Joseph 
S.  ist  als  guter  Schneckenmacher  geschätzt. 

Seiz,  Martin.  —  Mittenwald.    Geb.  28.  Dez. 
1767.  1800 

Sohn  von  Joseph  S.  Die  einzige  Geige,  die  ich  von  ihm 
sah,  war  recht  mittelmäßig. 

Seiz,   Mathias    Ignaz.  —  Mittenwald.    Geb. 
31.JuH  1758,  t  ? 

Schüler  seines  Vaters  Bernhard  S.  Er  soll 
Jahren  gestorben  sein. 

Seiz  (Seitz),  Michael.  —  Mittenwald.    1845 

Ein  braver  Geigenmacher,  der  hauptsächlich  für  die 
Verleger  seines  Heimatortes  arbeitete  und  daher  seinen 
Namen  gewöhnlich  nur  mit  Bleistift  auf  die  Innenseite 
der  Decke  schrieb.  Sein  Lack  ist  rot,  aber  dürftig. 

Geigenzettel:  Michael  Seitz  /  Geigenmacher  /  in  / 
Mittenwald  1845  (gedruckt). 

Seiz  (Seitz),  Nikolaus  I.  —  Mittenwald.    1791 . 

1799 

In  einer  Viola  und  einer  wohl  dazugehörigen  Kniegeige 
fand  ich  nur  den  Namen  Nikolaus  Seitz.  Die  Arbeit 
hatte  Mittenwalder  Charakter,  so  daß  wohl  anzuneh- 
men ist,  daß  er  ein  Mitglied  der  dortigen  Familie  seines 
Namens  war. 

Geigenzettel:  Nikolaus  Seitz  in  /  Mitten  Walt  1799 
(geschrieben). 

Seitz,  Nikolaus  II.  —  Mittenwald.    1919 

Als  Violoncellomacher  für  die  Verleger  tätig. 

Selis.  —  Groningen 

Ein  holländischer  Geigenmacher,  der  nach  einen  eige- 
nen Modell  gearbeitet  hat,  über  den  jedoch  nichts 
Näheres  bekannt  ist. 

Sellas,  Georgius.  —  Venedig.  1624.   1627 

Wahrscheinlich  ein  Angehöriger  der  Familie  Seelos 
(s.  d.)  und,  wie  ich  vermute,  ein  Deutscher,  der  viel- 
leicht aus  Füssen  oder  Innsbruck  nach  Venedig  ein- 
gewandert war.  Er  führte  das  Ladenschild  »alla  Stella«, 
wie  aus  der  Bemerkung  bei  Baron  (1727)  hervorgeht, 
wo  es  kurz  heißt:  »Georgius  sella  alla  Stella  lebte  Anno 
1624  in  Venedig«.  —  Wenn  hier  kein  Irrtum  bezüglich 
des  Wohnortes^)  mit  unterlaufen  ist,  dann  haben  wir 
vielleicht  einen  Bruder  von  IVlatteo  Sellas  (»alla  Co- 
rona«) vor  uns.  Der  Vater  oder  der  Sohn  würde  das 


^)  Venedig  statt  Innsbruck. 


Sella 


Seraphi 


463 


Werkstattschild  nicht  geändert  haben.  Georgius  S.  wird 
übrigens  auch  von  Valdrighi  (N.  2918)  angeführt.  Ar- 
beiten mit  seinem  Namen  tauchen  mehrfach  auf,  so 
wurde  eine  prachtvoll  eingelegte  Laute  von  ihm  im 
Dezember  1909  bei  Puttik  &  Simpson  in  London  ver- 
steigert. 

Sellas,  Matteo.  —  Venedig.   1600.   1639 

Der  bedeutendste  venezianische  Lautenmacher  neben 
Magnus  Tieffenbrucker,  der  vielleicht  sem  Lehrer  war. 
Von  ihm  haben  sich  noch  viele  treffliche  Arbeiten  er- 
halten. Er  führte  das  Ladenschild  »alla  Corona«,  das 
er  auch  als  Brandmarke  verwendete  oder  durch  eine 
Krone  andeutete.  Das  Liceo  comunale  dl  musica  in 
Bologna  besitzt  eine  große  Gitarre  von  1639  von  ihm, 
im  South  Kensington-Museum  war  1872  eine  Baßlaute 
ausgestellt,  im  Museum  des  Pariser  Konservatoriums 
befinden  sich  zwei  Lauten  (Nr.  230,  231),  im  Brüsseler 
Konservatorium  ein  Chitarone  und  eme  Laute  bei 
Claudius  in  Kopenhagen  von  ihm.  Das  Musikhisto- 
rische Museum  von  W.  Heyer  in  Köln  enthält  eine 
Mandoline,  eine  Gitarre  und  eine  Theorbe  und  die 
Sammlung  Correr  in  Venedig  mehrere  Calascionen 
dieses  Meisters. 

Brandmarke:  Alla  Corona  (oder  Krone  darunter  M.  S.) 
Geigenzettel :  Matteo  Sellas  /  alla  Corona  in  Venezia 
(gedruckt). 

Seile,  Hans.  —  Czarnlkau  (Posen).  1900.   1901 

Ein  Dilettant,  der  sich  mit  Geigenausbesserungen  be- 
schäftigte, auch  lackierte  und  vorher  die  Instrumente 
mit  Saffran  grundierte. 

Seile,  Louis.  —  Mühl hausen,  Erfurt.     1861. 

1865 

Er  wohnte  1861  noch  in  Mühlhausen  und  1863  und 
noch  1865  in  Erfurt.  Ich  kenne  ihn  nur  aus  Reparatur- 
zetteln. 

Selling,  0.  F.  —  Stockholm.   1851 

Als  Wiederhersteller  alter  Instrumente  nicht  unge- 
schickt. 

Sellos  s.  Seelos 
Sembera  s.  Schembera 
Semola  s.  Simone  dal  Liuto 
Seni,  Francesco.  —  Florenz.   1634 

Sohn  des  Vincenzo  S.  Ein  wenig  bekannter  Lauten- 
und  Geigenmacher. 

Sennewald,  Carl.  —  Rudolstadt,  Berhn.   Geb. 
23.  Mal  1888  in  Aachen 

Er  wollte  ursprünglich  Elektrotechniker  werden  und 
bereitete  sich  dazu  durch  den  Besuch  des  Kaiser- 
Wilhelm-Gymnasiums  in  Aachen  und  der  Oberreal- 
schule in  Magdeburg  vor.  Sein  Interesse  am  Geigenbau 
bestimmte  ihn  aber,  diese  Absicht  aufzugeben.  Nach- 
dem er  sich  durch  Selbststudium  und  praktische  Arbeit 
genügend  vorgebildet  hatte,  trat  er  bei  einer  Markneu- 
kirchener  Geigenfirma  als  Volontär  ein  und  machte  da 
so  rasche  Fortschritte,  daß  ihm  sein  Lehrherr  schließ- 
lich ein  glänzendes  Zeugnis  ausstellte.  Bereits  im  Jahre 


1905  machte  er  in  München  seine  ersten  Geigen.  Er 
stimmt  Decke  und  Boden  harmonisch  ab,  ahmt  die 
Modelle  von  Stradivan  und  Guarnen  nach  und  ver- 
wendet altgoldgelben,  rötlichen  oder  altbraunen  Lack. 
Er  bezeichnet  jede  seiner  Geigen  mit  einem  weiblichen 
Vornamen,  klebt  einen  handschriftlichen  Zettel  ein  und 
bringt  im  Innern  einen  Monogrammstempel  an.  Von 
1907 — 1910  war  er  in  Rudolstadt  ansässig  und  über- 
siedelte im  Januar  1911  nach  Berhn.  Seine  Arbeiten 
werden  von  hervorragenden  Geigern  gelobt. 

Senta,  Felicio  (oder  Fabrizio).  —  Turm.  An- 
fang des  18.  Jahrhunderts 

Wenig  hervortretender  Lauten-  und  Geigenmacher, 
der  auch  in  Florenz  gearbeitet  haben  soll.  Eine  Diskant- 
viola dl  Gamba  von  ihm  ist  in  Kopenhagen,  eine  gute 
Viola  d'amore  in  Florenz.  Auch  im  Verzeichnis  der 
Musikinstrumente  des  Herzogs  von  Florenz,  das  Cristo- 
fori  1716  angefertigt  hat,  wird  er  erwähnt:  Nr.  40  »Un 
bassetto  di  Fabrizio  Senta,  di  Tunno  ...<<. 

Sentchordi,      Hermanos.      (-Gebrüder).     — 
Valencia.  19.  Jahrhundert 

Ihre  Gitarren  und  Bordonen  waren  recht  gut.  Ob  die 
Geigen,  die  in  ihrem  Geschäfte  verkauft  wurden,  von 
ihnen  selbst  gebaut  waren,  konnte  ich  nicht  fest- 
stellen. 

Serangeli.  —  Paris.   1773 

Er  soll  ein  geborener  Römer  und  Schüler  eines  nicht 
nachweisbaren  Pariser  Meisters  David  gewesen  sein. 
Nach  seinem  Zettel  wohnte  er  in  der  Rue  Jean  Jacques 
Rousseau,  Maison  Bouillon. 

Seraphin,  Giorgio.  —  Venedig.   1742.  1747 

Enkel  oder  Neffe  von  Santo  Seraphin,  von  dem  er  je- 
doch nur  wenig  mehr  als  den  Namen  erbte.  Die  Arbeit, 
das  Holz  und  der  Lack  sind  gut ;  auch  die  Schnecke 
ist  hübsch  geschnitzt;  nur  der  Ton  ist  zu  schwach.  Er 
verwendete  auch  eine  Brandmarke. 

Geigenzettel:  Georgius  Seraphin,  Sancti  nepos  /  fecit 
Venetiis  1747  (gedruckt). 

Seraphin,  Santo.  —  Udine,  Venedig.     1678 
1737 

Seiner  eigenen  Angabe  nach  war  er  ein  Schüler  von 
Nicolaus  Amati;  seine  älteren  Instrumente  lassen  je- 
doch eher  darauf  schließen,  daß  er  bei  einem  Tiroler 
Meister  gelernt  hat.  Er  stammte  aus  Udine,  wo  er  in 
den  ersten  10  oder  20  Jahren  seiner  Tätigkeit  nach- 
weisbar ist.  Es  ist  ja  immerhin  möglich,  daß  er  ur- 
sprünglich bei  einem  Tiroler  gelernt  hat  und  dann  als 
Gehilfe  zu  Amati  gekommen  ist.  In  seinen  reifen  Wer- 
ken steht  er  ebenso  unter  dem  Einfluß  Amatis  als  Fran- 
cesco Ruggens.  Er  ist  seit  mindestens  1710  in  Venedig 
ansässig  gewesen  und  darf  unbestritten  als  der  bedeu- 
tendste venezianische  Geigenmacher  betrachtet  wer- 
den. In  bezug  auf  die  Sorgfalt  der  Ausführung  wird  er 
nur  von  Stradivari  übertroffen.  Die  F-Löcher  und  die 
Schnecke  machte  er  zeitlebens  nach  Stainer;  auch  die 
Wölbung  der  Decke,  die  er  ziemlich  hoch  nimmt,  hat 
Anklänge  an  Stainers  Modelle  behalten.  Der  Boden  ist 


464 


Serapine  —  Sgarbi 


dagegen  wesentlich  flacher,  die  Ecken  treten  kräftig 
hervor.  Das  Holz  der  Decke  ist  sehr  schön,  der  Boden 
meist  klein  geflammt;  von  nicht  minder  hervorragen- 
der Beschaffenheit  ist  auch  sein  rötlicher  oder  gelb- 
brauner Lack.  Wie  nicht  anders  zu  erwarten,  ist  der 
Ton  wundervoll  klar,  gleichmäßig  und  edel,  so  daß  es 
begreiflich  erscheint,  wenn  für  seine  Violinen  große 
Summen  bezahlt  werden.  Ebenso  trefflich  und  ebenso 
gesucht  sind  seine  Violoncelli  und  seine  Bässe.  Auf 
seinen  älteren,  aus  Udine  datierten  Zetteln  nennt  er 
sich  einen  Amatischüler;  seine  Venezianer  Zettel  haben 
die  auf  Zettel  674  abgebildete  bekannte  Umrah- 
mung. Außerdem  brannte  er  auch  seinen  Namen  in 
seine  Instrumente  ein,  wobei  die  Schrift  hell  auf  dunk- 
lem Grunde  erscheint.  Gewöhnlich  liest  man  oberhalb 
des  Knopfes  Santo  und  unterhalb  Seraphin.  Wenn 
Vidal  auf  einem  älteren  Zettel  die  Jahreszahl  1648 
liest,  so  ist  die  Zahl  entweder  gefälscht  oder  muß 
1678  gelesen  werden.  Eine  schöne  Violine  von  ihm 
besitzt  unter  anderen  Theodor  Hämmerle  in  Wien. 

Geigenzettel:  Abb.  674  und  71 1 . 

Serapine,  G.  —  Neapel 

Ein  Mandolinenmacher  vom  Ende  des  19.  Jahrhun- 
derts. 

Serasati    (Scrosati?),    Domenico.    —    Neapel. 

1710.  1775 

Obwohl  er  bei  Lebzeiten  einen  gewissen  Ruf  besaß, 
gelang  es  mir  nicht,  eine  zweifellos  echte  Arbeit  von 
ihm  kennenzulernen.  Er  scheint  später  nach  Mailand 
übergesiedelt  zu  sein.  G.  Siefert  in  Leipzig  besitzt  von 
ihm  eine  Viola  von  unbedeutender  Arbeit,  aber  guter 
Wölbung,  der  Lack  stark  braungelb,  mit  dem  ge- 
schriebenen Zettel :  GioH'  Domenico  Scrosati  /  Fece  in 
Milano  al  Segno  /  del  Colosso  1775.  Dennoch  steht 
nicht  einmal  der  Name  einwandfrei  fest,  oder  es  gab 
zwei  Meister  mit  gleichem  Taufnamen  und  ähnlich 
klingenden  Familiennamen. 

Serdet,  Paul.  —  Paris.  Geb.  10.  Januar  1858  in 

Mirecourt 

Schüler  von  Gaillard  und  Derazey,  arbeitete  von  1877 
bis  1883  in  Lyon  bei  H.  C.  Silvestre,  siedelte  mit  ihm 
nach  Paris  über  und  blieb  weiter  bei  ihm  bis  1894, 
in  welchem  Jahre  er  seine  eigene  Werkstatt  eröffnete. 
Seine  Arbeit  ist  künstlerisch;  er  arbeitet  nach  Stradi- 
vari  und  Guarnen  und  verwendet  Ollack.  Nachdem  er 
schon  1889  eine  silberne  Mitarbeitermedaille  erhalten 
hatte,  wurde  er  1900  in  Paris  für  seine  Geigen  mit  der 
goldenen  Medaille  ausgezeichnet. 

Geigenzettel :  Abb.  688. 

Serelnicki,  Alexander.  —  1791 

Ein  polnischer  Lautenmacher,  von  dem  Fritz  Wild- 
hagen  in  Haiensee  bei  Berlin  in  seiner  Sammlung  eine 
mit  Perlmutter  eingelegte  Cister  mit  konvexer  Rosette 
besitzt. 

Serri,  Piero.  —  Florenz.   1730 

Eine  kleine  florentiner  Mandoline  im  Kölner  Musik- 
historischen Museum  trägt  einen  geschriebenen  Zettel 
mit  diesem  sonst  nicht  bekannten  Namen. 


Settani,  Pasquale,  lebt  in  Brooklyn 
Setzer,    August.    —    Budapest.     Geb.    1859, 
t  6.  Dezember  1896 

Schüler  von  Engleder.  Als  Geselle  arbeitete  er  bei  W.  J. 
Schunda,  ferner  in  Wien,  Dresden  und  Stuttgart  usw. 
und  machte  sich  1887  selbständig.  Solange  er  gesund 
war,  galt  er  als  ein  recht  geschickter  Geigenmacher; 
langandauernde  Krankheit  aber  verhinderte  es,  daß  er 
zur  eigentlichen  Vollendung  kam. 

Sexton,  John.  —  London.   1720 

Sem  Name  findet  sich  in  einer  Violine  im  Besitz  von 
J.  T.  Chapman. 

Seyd,  Ernest  August.  —  London.  Geb.  28.  Juni 

1866  in  London 

Sohn  eines  Londoner  Hotelbesitzers  deutscher  Ab- 
stammung ').  Er  hat  eine  gediegene  musikalische  Aus- 
bildung erhalten,  spielt  alle  Instrumente  und  ist  ein 
Virtuose  auf  dem  Saxophon.  Das  Geigenmachen  be- 
treibt er  zwar  nur  aus  Liebhaberei,  aber  mit  großem 
Ernst  und  schönem  Erfolg.  Er  studierte  die  alten  Mei- 
ster und  fertigte  mehrere  Kopien  nach  Stradivari  an, 
hat  aber  schließlich  sein  eigenes  Modell  gefunden,  das 
auch  in  den  Umrißlinien  manche  Abweichungen  von 
den  italienischen  Vorbildern  aufweist. 

Geigenzettel:  Ernest  August  Seyd.  fecit  /  Londini. 
Anno  Domini  MDCCCXC  (gedruckt). 

Seymour.  —  Leamington.   1889 

Eine  gut  gebaute  Violine  mit  seinem  Namen  ließ  eine 
geschickte  Hand  erkennen. 

Sgarabotto,  Cavaliere  Gaetano.  —  Mailand. 

Vicenza,  S.  Feiice.   1910.  1920 

Ein  geschickter  Geigenbauer,  der  schon  auf  der  Turiner 
Ausstellung  eine  silberne  Medaille  erhielt  und  sich  seit- 
her sehr  vervollkommnet  hat,  so  daß  er  jetzt  als  einer 
der  besten  unter  den  lebenden  italienischen  Geigen- 
bauern gilt.  Auch  als  Kenner  alter  Instrumente  ist  er 
sehr  geschätzt. 

Sgarbi,  Antonio,  ein  im  letzten  Viertel  des 
19.  Jahrhunderts  in  Rom  ansässiger  Instru- 
mentenmacher. Daselbst  bestand  auch  eine 
Firma:  Gius.  Sgarbi  &  Figli 

Sgarbi,  Giuseppe,  gen.  Jarino.  —  Finale  nell' 

Emilia  (Modena)     1841.   1887 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  für  seine  Violinen, 
Violen,  Violoncelli  und  Bässe  mehrfach  Medaillen  er- 
hielt. Er  bevorzugte  ein  flaches  Modell.  Sein  Lack  ist 
nicht  schlecht ;  namentlich  der  rote  besitzt  gute  Eigen- 
schaften. Im  Jahre  1894  wurde  Messori  sein  Nach- 
folger. 


^)  Vgl.  Genealogisches  Handbuch  bürgerlicher  Fami- 
lien. Bd.  II  (Charlottenburg  1889,  Mähler). 


Sliackleton  —  Siebenhünef 


465 


Shackleton,  Daniel.  —  Bedford.   1888 
Besser  als  Violinen  gelangen  ihm  Violen. 

Shaw,  John.  —  London.   1655.   1698 

Eine  Anzahl  recht  guter  Violen  trägt  seinen  Zettel  mit 
der  Angabe  seines  Ladenschilds  und  seiner  Wohnung. 
Er  wurde  zum  Hofgeigenmacher  ernannt. 
Geigenzettel:  John  Shaw  att  the  Goulden  harp  /  and 
Hoboy  nere  the  May  pole  /  in  the  Strand  1656  (ge- 
druckt). —  lohn  Shaw  at  the  golden  Harp  and  Ho-  / 
Boy,  next  door  to  the  Fountain  Tavern  /  in  the  Strand 
near  the  Savoy  London  /  1 688  (gedruckt). 

Shaw,  Thomas.  —  Cove.  Geb.  13.  März  1864 
Ein  Liebhaber,  der  etwa  ein  Dutzend  Violinen  nach 
Stradivari  gemacht  hat  und  roten  Bernsteinlack  ver- 
wendet. 

Geigenzettel:  Tom  Shaw  /  Cove  /  Dumbartonshire. 
(geschrieben). 

Shrimpton,  ein  australischer  Geigenmacher, 
der  seit  mehr  als  20  Jahren  in  West  Geelong 
(Victoria)  ansässig  ist 

Shrosbee,  Henry  James.  —  Adelaide 

Seine  Geic:en  gelten  als  recht  gut  und  sein  Lack  wird 
gelobt,  auch  hat  er  einen  neuen  Steg  erfunden. 

Siani,  Valentine.  —  Florenz.    1630.    1640 
Zierliche  Geigen  und  gute  Violen  mit  hübschem,  gelb- 
braunem Lack  tragen  seinen  Namen. 
Geigenzettel:  Valentine  Siani  /  Florent.  16  .  .  (gedr.). 

Siciliano  (Ciciliano),  Antonio.  —  Venedig 
1630.  1660 

Arbeiten  von  ihm  sind  mehrfach  erhalten,  die  ihn  als 
tüchtigen  Meister  erkennen  lassen.  Er  stammte  aus  Bo- 
logna und  nannte  sich  daher  zeitweise  auch  kurzweg 
»Antonius  Bononiensis*,  z.  B.  auf  dem  Zettel  einer 
Gamba  mit  abgerundeten  Ecken  im  Museum  des 
Lyceo  filarmonico  in  Bologna.  In  einer  Baßviola  da 
Gamba  (in  derselben  Sammlung)  schreibt  er  seinen 
Namen  Ciciliano.  Vidal  macht  drei  verschiedene  Mei- 
ster daraus:  1.  Ant.  Ciciliano,  2.  Ant.  Siciliano  und 
3.  Ant.  Bononiensis.  Ein  Chitarrone  (rom.  Theorbe) 
besitzt  die  staatl.  Sammlung  in  Berlin  mit  geschmack- 
voller Rose  (Nr.  722).  In  der  Sammlung  des  Grafen 
Correr  in  Venedig  befindet  sich  eine  Viola  da  Gamba 
von  ihm.  Eine  Theorbe  mit  doppeltem  Wirbelkasten 
bewahrt  das  städtische  historische  Museum  in  Frank- 
furt a.  M.  (1,95  m  lang).  Eine  ganz  aus  Elfenbein  ge- 
baute Laute  mit  fünf  Doppelsalten  und  hübschem  mit 
Maßwerk  durchbrochenem  Dachstern  besitzt  C.  Clau- 
dius In  Kopenhagen.  Ein  vollständiges  Gambenterzett 
findet  sich  in  der  Wiener  Sammlung  alter  Musikinstru- 
mente. De  Piccolellis  führt  nur  den  Namen  Siciliano 
ohne  weitere  Bemerkungen  an. 
Geigenzettel:  Abb.  681. 

Siciliano,  Gioacchino.  —  Venedig,    1670.  1680 

Sohn  des  Antonio  S.  Nach  anderen  lautet  sein  Tauf- 
name Giov.  Battista,  und  so  wird  sein  Name  auch  in 
dem  Katalog  der  Sammlung  Correr  in  Venedig  an- 
gegeben, wo  eine  Gamba  von  ihm  aufbewahrt  ist. 

V.  Lütg'eiidoiff,  Geigen-  und  Lautenmacher.     Bd.  II 


Sidtler  (Sidler,  Sittler),  Gregor.  —  München. 
1762.  1800 

Schüler  von  Seb.  Wolfram  in  München.  Zu  seiner 
weiteren  Ausbildung  ging  er  nach  Wien  und  wurde 
nach  Kämbls  Tod  nach  München  berufen  als  »Geigen- 
und  Lautenmacher  der  Hofinusik«.  Er  folgte  diesem 
Rufe  und  kaufte  das  Geschäft  seines  Lehrmeisters 
Wolfram.  Obwohl  er  ein  geschickter  Meister  war,  ver- 
stand er  es  doch  nicht,  sich  mit  den  Herren  bei  Hof 
gut  zu  stellen,  und  als  Claudius  Boiteux  sich  1786  in 
München  niederließ,  war  es  diesem  nicht  schwer,  ihn 
völlig  zu  verdrängen.  Erst  nach  dem  Wegzug  des  Boi- 
teux von  München  um  1 799  erhielt  er  wieder  Aufträge 
von  der  Intendanz. 

Geigenzettel :  Gregorius  Sidtler  fesit  /  Monachij  Anno 
1791   [Initialen  im  Kreis]  (gedruckt). 

Sidvab,  Svalsecnew  s.  Baudis 
Siebenhüner,  Anton.  —   New  York,  Zürich. 
Geb.  1851  in  Schönbach 

Schüler  von  Gabriel  Lemböck  in  Wien.  Als  Gehilfe 
arbeitete  er  zunächst  zwei  Jahre  in  Budapest  bei  A.  Eng- 
leder und  ging  dann  zu  dessen  Bruder  Andreas  E.  nach 
München  und  dann  wieder  nach  Wien  zu  Th.  Zach. 
Nach  kürzerem  Aufenthalt  in  Leipzig  und  Berlin  trat 
er  1872  als  erster  Mitarbeiter  bei  Georg  Gemünder  in 
New  York  ein,  machte  sich  z.vei  Jahre  später  dort  selb- 
ständig. Im  Jahre  1876  erhielt  er  auf  der  internationalen 
Ausstellung  in  Philadelphia  den  ersten  Preis,  kehrte 
aber  1878  krankheitshalber  wieder  nach  Europa  zu- 
rück und  begründete  in  Zürich  sein  heute  noch  blü- 
hendes Geschäft.  Er  arbeitet  sehr  sorgfältig  nach  Stra- 
divari, hat  gutes,  altes  Tonholz  und  verwendet  einen 
feurigen,  meist  roten  Lack,  der  sich  sehr  gut  bewährt 
hat.  Auch  als  Reparateur  und  Bogenmacher  erfreut  er 
sich  des  besten  Rufs.  Im  Jahre  1915  nahm  er  seinen 
jüngsten  Sohn  als  Teilhaber  in  das  Geschäft  auf,  des- 
sen Firma  jetzt  A.  Siebenhüner  &  Sohn  heißt.  Auch 
seine  Tochter  ist  seine  gelehrige  Schülerin  und  arbeitet 
fleißig  mit. 

Geigenzettel:  Anton  Siebenhüner/  Zürich  Anno  19  . . 
[Initialen  und  Kreuz,  in  einem  Kreis]  (gedruckt).  — 
Anton  Siebenhüner  /  Zürich  Anno  18  .  .  [Initialen 
und  Ki'euz,  in  einem  Kreis]  (gedruckt). 

Siebenhüner,  Bernhard.  —  Schönbach  b.Eger, 

1778.  1826 

Er  wohnte  Haus  Nr.  208  und  war  in  seiner  Weise 
nicht  ungeschickt.  Seine  Geigen  haben  zwar  kein  be- 
sonders schönes  Modell,  klingen  aber  meist  recht  gut. 

Siebenhüner,    Josef.   —   Schönbach    b.  Eger. 

1826 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Bernhard  S.  und  diesem 
in  der  Arbeit  sehr  ähnlich. 

Siebenhüner,  Karl.  —  Zürich.    Geb.  1885  in 

Zürich 

Jüngster  Sohn  und  Schüler  von  Anton  S.  Seine  Aus 
blldung  schloß  er  bei  Thibouville-Lamy  in  Mirecour 
ab,  wo  er  dann  auch  in  anderen  Werkstätten  arbeitete. 

30 


466 


Siebenhüner  —  Silva 


Nach  vierjährigem  Aufenthalte  kehrte  er  1906  nach 
Zürich  zurück,  wo  er  seine  vielfachen  Erfahrungen  zum 
Vorteil  der  väterlichen  Werkstatt  verwendete,  die  er 
sehr  gut  zu  vergrößern  verstand.  Er  ist  ebenso  geschickt 
und  begabt  wie  sein  Vater  und  hat  auch  die  seit  vielen 
Jahren  angelegte  Sammlung  alter  Meistergeigen  in 
wertvoller  Weise  zu  bereichern  gewußt. 

Siebenhüner,  Martin.  —  Schönbach  b.  Eger. 
1826 

Vielleicht  Josef  S.s  Bruder.  Auch  seine  Geigen  sind 
denen  von  Bernhard  S.  ähnlich. 

Siebert,  Fr.  —  Berlin.   1895 

Bis  1895  Inhaber  der  Firma  Carl  Grimm. 

Siefert,  Christian  Heinrich.  —  Eisenach, 
Leipzig.  Geb.  23.  Januar  1831  zu  Eisenach, 
t  18.  Juni  1889  in  Leipzig 

Er  war  ursprünglich  Besitzer  eines  Schneidergeschäfts 
und  dabei  als  Dilettant  ein  ziemlich  guter  Geiger.  Im 
Jahre  1861  kam  er  durch  Zufall  in  den  Besitz  einer 
echten  Stradivangeige,  und  seitdem  begann  er  sich 
auch  für  das  Geigenmachen  zu  interessieren ;  schließ- 
lich machte  er  mit  den  einfachsten  Werkzeugen  den 
Versuch,  selbst  Geigen  herzustellen,  was  ihm  bei  seiner 
besonderen  Veranlagung  über  alles  Erwarten  gelang. 
Tüchtige  Musiker  wurden  auf  ihn  aufmerksam  und 
ermunterten  ihn,  sich  ganz  dem  Geigenmachen  zu 
widmen,  was  er  zuletzt  auch  tat.  Er  vervollkommnete 
sich  in  dieser  Kunst  immer  mehr  und  erwarb  sich  bald 
einen  Namen.  Im  Jahre  1875  siedelte  er  nach  Leipzig 
über  und  brachte  es  durch  fortgesetztes  Studium  da- 
hin, daß  er  zu  den  geschicktesten  deutschen  Meistern 
seiner  Zeit  gerechnet  werden  kann.  Er  war  Autodidakt, 
studierte  aber  unablässig  die  Werke  Stradivans  und 
besonders  die  in  seinem  Besitze  befindliche  Geige,  die 
er  sich  zum  Vorbild  genommen  hatte.  In  der  Arbeit 
war  er  ungemein  gewissenhaft ;  das  Holz  wählte  er  so 
sorgfältig  als  nur  möglich  und  bildete  sich  schließlich 
ein  eigenes  Modell  (drei  verschiedene  Patrone).  Übri- 
gens fertigte  er  zu  jeder  Geige  eine  eigene  Zeichnung 
an.  Bratschen  und  Violoncelli  hat  er  nur  selten  gemacht. 
Seine  Violinen  tragen  einen  handschriftlichen  Zettel, 
und  solche,  an  denen  fremde  Hände  mitgearbeitet 
haben,  sind  ausdrücklich  als  »Schülergeigen«  bezeich- 
net. Sein  Lack  ist  schön  und  wirkt  nur  deshalb  zu  hell, 
weil  er  das  Holz  vorher  zu  beizen  oder  zu  färben  ver- 
schmähte. Der  Ton  ist  edel,  die  Ansprache  weich,  und 
seine  Violinen  gehören  zu  denen,  die  versprechen,  von 
Jahr  zu  Jahr  besser  zu  werden.  Daß  er  bei  der  Gewissen- 
haftigkeit, die  ihn  auszeichnete,  auch  ein  trefflicher 
Wiederhersteller  alter  Geigen  war,  ist  kaum  besonders 
zu  erwähnen. 

Siefert,  Gustav.  —  Leipzig.  Geb.  23.  März 
1856 

Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  C.  Heinrich  S. 
dessen  Werkstatt  er  1889  übernahm,  nachdem  er  vor- 
her schon  seit  18  Jahren  der  Gehilfe  seines  Vaters  ge- 


wesen war.  Seine  Arbeit  kommt  der  seines  Vaters  gleich 
und  ist  in  bezug  auf  Holz  und  Lack  tadellos.  Er  be- 
sitzt viele  Anerkennungen  erster  Meister  und  wohl- 
verdiente Auszeichnungen. 

Siegert,  Franz.  —  Schönbach  b.  E.    1826 

Unter  den  Meistern,  die  1826  der  Innung  angehörten, 
findet  sich  auch  dieser  Name. 

Siemenroth,  A.  F.  —  Küstrin.   1870 

Ob  die  neuen  Geigen  mit  seinem  Zettel  in  allen  Teilen 
von  ihm  selbst  gemacht  sind,  will  ich  nicht  entscheiden ; 
dagegen  scheint  er  im  Ausbessern  und  Wiederherstellen 
Sorgfalt  und  Geschicklichkeit  besessen  zu  haben. 

Geigenzettel :  .Aptirt  und  Reparirt  von  ,  A.  F.  Siemen- 
roth /  in  Cüstrin  1870  (gedruckt). 

Sienkievicz.  —  Reczyca.  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts 

Seine  Geigen  sind  nicht  schlecht  gearbeitet,  kommen 
jedoch  selten  vor. 

Geigenzettel :  Sienkievicz  /  in  Reczyca.  (geschrieben). 
Siercks,  Martin.  —  Lübeck.   1712.   1714 

Ein  Instrumenten-  und  Klaviermacher,  der  im  An- 
fange des  18.  Jahrhunderts  in  Lübeck  mehrfach  er- 
wähnt wird. 

Sigismondo,  Mastro.  —  Venedig.   1514 

Ein  deutscher  Lautenmacher,  der  jedenfalls  mit  Sigis- 
mund  Maler  (s.  dort)  identisch  ist. 

Signorini,  Serafino,  arbeitete  seit  etwa  1875  in 

Florenz  als  Geigenmacher 
Sikora  s.  Sykora 
Silier  vgl.  Syller 
Silier,  Johann.  —  ? 

Eine  dunkel  lackierte  Violine  trug  einen  schwer  leser- 
lichen Zettel;  die  Jahreszahl  fehlte,  und  der  Ort  war 
nicht  zu  entziffern.  Vielleicht  gehört  er  derselben  Fa- 
milie wie  Veit  Syller  an. 

Silliwanow.     —     Zarewokokschaisk     (Gouv. 

Kasan,  Rußland).   1900 

Russischer  Streichinstrumentenmacher  der  Gegenwart. 

Silva  s.  auch  Vieira 

Silva,  Joäo  Maria  da. —  Lissabon.   1887.   1897 

Portugiesischer  Gitarren-  und  Mandolinenmacher,  der 
auf  der  Lissaboner  Ausstellung  1888  den  ersten  Preis 
für  das  beste  nationale  Musikinstrument  erhielt.  Seine 
Gitarren  zeichnen  sich  durch  guten  Ton,  schöne  Ein- 
legearbeit und  öfters  auch  durch  hübsch  geschnitzte 
Köpfchen  am  Wirbelkasten  aus. 

Silva,  Julio  Thomas  da.  —  Porto.    1899 

Wie  die  meisten  Instrumentenmacher  der  Gegenwart 
in  Portugal  macht  auch  dieser  nur  Gitarren  und  Man- 
dolinen. 


Silvestfe  —  Simon 


467 


Silvestre,  Hippolyte.  —  Lyon.  Geb.  14.  Dez 
1808  in  Saint-Nicolas-de-Port,  f  in  Sommer- 
villers  3.  Dezember  1879 

Jüngerer  Sohn  von  jenem  Pierre  S.,  der  bis  1790  m 
Luneville  Benediktinermönch  gewesen  ist,  und  durch 
die  Stürme  der  Revolution  aus  seinem  Kloster  getrie- 
ben und  Lehrer  in  Mirecourt  geworden  war.  Hippo- 
lyte war  acht  Jahre  alt,  sein  Bruder  fünfzehn,  als  der 
Vater  starb  und  die  Familie  mittellos  hinterließ.  Beide 
mußten  es  daher  für  ein  Glück  ansehen,  daß  Meister 
Blaise  sie  in  die  Lehre  nahm.  Hippolyte  ging  später 
noch  zu  J.  B.  Vuillaume  nach  Paris,  wo  er  seine  Aus- 
bildung abschloß.  Im  Jahre  1831  trat  er  als  Teilhaber 
in  das  Geschäft  seines  Bruders  Pierre  ein,  wo  er  bis 
1848  blieb.  Später  zog  er  sich  nach  Sommervillers  zu- 
rück. Nach  dem  Tode  seines  Bruders  übernahm  er  1859 
die  Werkstatt  wieder  und  behielt  sie  bis  1865.  Er  ging 
dann  abermals  nach  Sommervillers,  wo  er  auch  starb. 
Seine  Arbeit  war  künstlerisch  und  sicherte  ihm  einen 
dauernden  Nachruhm. 

Silvestre,    Hipp    C.    ('Silvestre    neveu«),     s. 
Chretien 

Silvestre,   Pierre.  —  Lyon.    Geb.  9.  August 
1801  in  Sommervillers  (Meurthe),  f  1859  in 

Lyon 

Schüler  von  Blaise  in  Mirecourt.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  bei  Lupot  und  Gand-Vater  in  Paris  und  vollendete 
bei  diesen  seine  künstlerische  Ausbildung.  Im  Jahre 
1829  eröffnete  er  in  Lyon  seine  eigene  Werkstatt,  die 
er  von  1831  an  in  Gemeinschaft  mit  seinem  Bruder 
Hippolyte  führte,  der  jedoch  nur  bis  1848  bei  ihm 
blieb.  Pierre  Silvestre  arbeitete  dann  allem  weiter  und 
kam  zu  hohem  Ansehen.  Er  war  ein  geschickter  Mei- 
ster, dessen  Arbeiten  nicht  nur  im  Ton,  sondern  auch 
in  der  äußeren  Durchführung  tadellos  sind.  Er  schnitzte 
auch  gern  Frauenköpfchen,  Porträts  u.  dgl.  am  Wirbel- 
kasten und  folgte  im  allgemeinen  dem  Stradivanmodell. 
Er  hat  an  350  Violinen  und  Violoncelli  gemacht  und 
wird  seinem  Bruder  Hippolyte  entschieden  vorgezogen. 
Nach  seinem  Tode  kam  seine  Werkstatt  an  seinen  Bru- 
der zurück  und  ging  von  diesem  auf  Pichon  über,  von 
dem  sie  Hippolyte  Chretien,  Neffe  der  Brüder  Sil- 
vestre, übernahm.  Eine  Violine  von  tadelloser  Arbeit 
und  wundervollem  Lack  von  ihm  vom  Jahre  1854  be- 
sitzt Universitätsprofessor  Dr.  Disselhorst  in  Halle  a.S. 
Leider  hat  das  Instrument  wenig  Ton,  da  das  Holz 
gebacken  ist.  Demnach  scheint  auch  er  mißglückte  Ver- 
suche mit  künstlich  alt  gemachtem  Holze  vorgenom- 
men zu  haben.  Im  allgemeinen  aber  sind  gerade  seine 
Violinen  wegen  ihres  edlen,  gesangreichen  Tons  denen 
seines  jüngeren  Bruders  vorzuziehen. 

Geigenzettel:  Abb.  685,  703,  761. 

Silvestre  &  Maucotel.  —  Paris 

Im  Jahre  1900  vollzogene  Vereinigung  von  Hipp.  C. 
Silvestre  und  Ernest  Maucotel. 

Geigenzettel:  Abb.  707. 


Silvestri,  Francesco.  —  Verona.   1808 

Er  soll  auch  an  anderen  Orten  gearbeitet  haben,  ist 
aber  nur  als  Gitarrenmacher  bekannt  geworden. 

Simbalcli,  Giuseppe.  —  Rimini.  1741 

Einen  Geigenmacher  dieses  Namens  führt  Valdrighi 
(4416)  an.  Ich  vermute,  daß  der  Name  richtig  Sinibaldi 
lauten  muß. 

Simcock,  John.  —  Bath.   1700 

Von  ihm  ist  ein  »Bellharp«  genanntes  Psalterium,  des- 
sen Korpus  den  Umriß  einer  Glocke  zeigt,  bekannt. 

Simensen,  M.  —  Fredrikshald.   1840  (?) 

Ein  ncweg.  Artillerist,  der  sich  aus  Liebhaberei  mit 
dem  Geigenbau  beschäftigte. 

Geigenzettel :  Repareret  af  Artillerist  /  M.  Simensen  / 
1      F-Hald  18  (unleserlich)  (geschrieben). 

Simmann  (Simann),    Franz.  —  (Mittenwald) 

1838 

Seiner  Arbeit  nach  zweifellos  ein  Mittenwalder,  wenn 
er  auch  seinen  Wohnort  auf  seinen  Zetteln  nicht  angibt. 
Geigenzettel :  Franz  Simann  /  Geigenmacher  in  Tirol  / 
1838  (lith.). 

Simman,    Georg.   —    Mittenv^ald.     18.  Jahr- 
hundert 

Sein  Name  ist  in  der  Literatur  merkwürdigen  Entstel- 
lungen ausgesetzt.  Während  einige  Simon  lesen,  lesen 
wieder  andere  Stimmann,  Valdrighi  gar  Umman,  und 
doch  gehört  gerade  Georg  Simman  zu  den  besseren 
Mittenwaldern,  und  hat  namentlich  auch  schöne  Violen 
(auch  d  amore)  gemacht. 

Simman,    Johann    Michael.    —    Mittenwald. 
1765.  1785 

Ein  tüchtiger  Meister,  von  dem  einzelne  Geigen  den 
besten  Arbeiten  der  Familie  Klotz  gleichkommen.  Eine 
mit  Elfenbein  eingelegte  Gitarre  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1780  besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches  Mu- 
seum in  Köln. 

Geigenzettel:  Johann  Michael  Simman  Geigen  / 
macher  in  Mittenwald  an  der  Isar  /  1765  (gedruckt) 
und  Abb.  741. 

Simman,  Matthias.  —  Mitten wald.   1919 
Guter  Lauten-  und  Gitarrenmacher. 

Simo   Gabor.  —  Marosväsärhely.    1913 

Ein  Lehrer,  der  aus  Liebhaberei  originelle  Geigen  baut, 
die  er  ohne  Einlagen  läßt  und  auch  nicht  lackiert,  die 
aber  trotzdem  nicht  schlecht  klingen  sollen. 

Simon. —  Lyon.   1568.   1573 

Dieser  Lautenmacher  kommt  merkwürdigerweise  in 
den  Urkunden  nur  mit  seinem  Vornamen  vor  —  die 
Stelle  für  seinen  Familiennamen  ist  in  den  Schrift- 
stücken freigelassen  — ;  er  wird  dabei  als  »joueur  et 
faiseur  de  luths«  bezeichnet  und  wohnte  im  Quartier 
St.  Paul,  Rue  de  la  Pomme-Rouge.  Vgl.  Coutagne, 
Duiffop. 

30* 


468 


Simon 


Simon.  —  Brüssel.   1757.   1772 

Am  bekanntesten  durch  seine  an  der  Harfe  angebrach- 
ten Verbesserungen. 

Simon.  —  Paris.   1801 

Wenig  bekannter  Reparateur.  Vielleicht  mit  Claude 
Simon  verwandt. 

Simon,  Claude.  —  Paris.   1783.   1800 

Er  war  wahrscheinlich  der  Sohn  der  *Witwe  Simon«, 
deren  Geigen  1785  sich  eines  gewissen  Rufes  erfreuten. 
Er  selbst  wohnte  Rue  de  Grenelle-Saint-Honore  und 
dürfte  mit  seiner  Mutter  aus  Mirecourt  nach  Paris  ge- 
kommen sein ;  seine  Arbeit  zeigt  stets  den  Mirecourter 
Stil  seiner  Zeit. 

Simon,  Fran^ois.  —  Mirecourt.    1785 

Bis  jetzt  der  älteste  bekannte  Geigenmacher  seiner 
Familie. 

Simon,  Franz.  —  Salzburg.  Geb.  1757  in 
Mittenwald,  f  im  Juni  1803  (1804?)  in  Salz- 
burg 

Er  dürfte  zur  Familie  Simman  gehören  und  erhielt  1 791 
das  [Bürgerrecht  in  Salzburg.  Er  war  fürstbischöfl.  Hof- 
Lauten-  und  Geigenmacher  und  verfertigte  alle  Arten 
von  Geigen  und  Lauten.  Seine  Arbeit  ist  gut  und  steht 
der  Klotzschule  nahe.  Er  hat,  wahrscheinlich  als  Ton- 
versuche, auch  Geigen  gemacht,  bei  denen  sowohl 
Decke  als  Boden  aus  Fichtenholz  sind.  Das  städtische 
Museum  Carolino-Augusteum  in  Salzburg  besitzt  sechs 
Instrumente  von  ihm.  Er  ist  der  einzige  Geigenmacher, 
der  in  Benedikt  Pillweins  Salzburger  Künstlerlexikon 
(1823)  erwähnt  wird,  und  zwar  mit  Ausdrücken  höch- 
sten Lobes.  Pillwein  schöpft  dabei  aus  einem  Manu- 
skript des  Historikers  Hübner  und  gibt  1803  als  Todes- 
jahr an.  Im  Archiv  der  k.  k.  Landesregierung  in  Salz- 
burg wird  aber  der  Geigenmacher  »Franz  Simoni«  noch 
1804  erwähnt. 

Geigenzettel:  Franz  Simon.  Hof- und  bürgerl./  Lauten- 
und  Geigenmacher  zu  /  Salzburg  1 795  (gedruckt)  und 
Abb.  734. 

Simon,  Hermann.  —  Essen.   Geb.  um  1859 

Er  ist  städtischer  Kirchhofsgärtner  und  Totengräber 
und  baut  seit  1887  aus  Liebhaberei  Geigen.  Zum  Vor- 
bild nahm  er  sich  eine  Magginigeige  vom  Jahre  1647, 
nimmt  aber  die  Wölbung  flacher.  Sein  Holz  kauft  er  in 
Markneukirchen  und  hat  es  schließlich  ohne  Lehr- 
meister zu  einer  gewissen  Geschicklichkeit  gebracht. 

Simon  (Siman),  Ignaz.  —  Haidhausen  (bei 
München).  Geb.  15.  Februar  1789  in 
Mittenwald,   f  16.  März  1866  in  München 

Nach  G.  Kinskys  Ermittlungen  war  er  ursprünglich 
Ziegelarbeiter,  der  es  durch  unablässigen  Fleiß  und 
besondere  Begabung  dazu  brachte,  seiner  Zeit  der 
beste  Münchener  Zithermacher  zu  werden.  Er  stand 
bei  Herzog  Max  in  besonderer  Gunst  und  hat  diese 
auch  verdient  Ich  kenne  nur  Zithern  von  ihm,  die 
älteste  mit  der  Jahreszahl  1810,  doch  gibt  es  auch  Zettel 


von  ihm,  auf  denen  er  sich  ausdrücklich  als  Geigen- 
macher bezeichnet.  Ein  solcher  findet  sich  in  einer  1844 
gebauten  Schlagzither  im  Kölner  Musikhistonschen 
Museum  (Nr.  450),  das  noch  vier  gleiche  Instrumente 
von  ihm  aus  den  Jahren  1842 — 1851  besitzt.  Eine  bay- 
rische Zither  von  ihm  ist  m  der  staatl.  Sammlung  in  Ber- 
lin (Nr.  623),  je  eine  gleiche  im  Museum  zu  Landsberg 
und  bei  C.  Claudius  in  Kopenhapgen.  Seine  Werkstatt 
übernahm  sein  Pflegesohn  Johann  Haslwanter,  der 
dieser  schon  seit  etwa  1851  vorstand. 

Geigenzettel:  Ignatz  Simon  Zittermacher  /  in  Haid- 
hausen 1839  (gedruckt).  —  Repariert  /  Ignaz  Siman  / 
Saiten  u.  Instrumentenmacher  /  in  Haidhausen  /  bei 
München  1850  (gedruckt). 

Simon,  Johann.  —  Großwardein 

Von  Dr.  J.  Geiger  erwähnter  Geigenmacher  unserer 
Zeit. 

Simon,  Johann.  —  Mittenwald.   1812 

Seine  Gelgen  sehen  etwas  unbeholfen  gemacht  aus, 
sind  aber  nicht  uninteressant.  Sein  Lack  ist  hellbraun. 

Simon,  Johann  Baptist.  —  Mittenwald.    1786 

Vielleicht  ein  Schüler  eines  Hornsteiner. 

Geigenzettel :  Johann  Babtist  Simon  in  /  Mittenwald 
ao  1786  (geschrieben). 

Simon,  P.  —  Paris.   Geb.  1808  in  Mirecourt, 
f  Paris  Dezember  1882 

Sehr  guter  Bogenmacher,  der  1838  nach  Paris  kam  und 
hier  ein  Schüler  vonD.Peccatte  wurde,  dessen  Geschäft 
er  1847  kaufte,  nachdem  er  vorher  jahrelang  bei  Vuil- 
laume  gearbeitet  hatte  und  seit  1846  selbständig  war. 
Von  1848 — 1851  arbeitete  er  mit  Henry  zusammen, 
seitdem  aber  immer  eillein.  —  Marke:  Simon,  Paris. 

Simon,    Rene.  —   Auch  (Dep.  Gers).    Geb. 
1844  in  Castera-Verduzan  (Dep.  Gers) 

Sein  Vater  war  ein  reisender  Musikinstrumentenhänd- 
1er  und  brachte  ihn  1860  nach  Mirecourt  zu  Fran^ois 
Salzard  in  die  Lehre,  wo  er  auch  mit  Joseph  Hei  ein 
dauerndes  Freundschaftsbündnis  schloß.  Er  arbeitete 
dann  nacheinander  bei  Lab.  Humbert,  Grandjon,  Ni- 
colas Vuillaume  und  August  Darte,  1866  bei  Guerin 
in  Marseille  und  1867  bei  Gautrot  in  Paris.  Im  Jahre 
1873  machte  er  sich  in  Auch  selbständig;  ursprüng- 
lich wollte  er  da  nur  vorübergehend  arbeiten,  schließ- 
lich blieb  er  aber  dauernd  da.  Seit  1880  verwendet  er 
einen  trefflichen  Ollack,  den  er  selbst  zubereitet.  Seine 
Arbeit  ist  sehr  schön ;  er  pflegt  die  Überlieferungen  der 
Vuillaumeschen  Werkstatt,  in  der  zehn  Jahre  lang  ge- 
arbeitet hat,  und  besitzt  mehrere  Ausstellungsmedaillen. 


Simon,  Thomas  Stani. 
1870 


Mittenwald.    1820. 


Wahrscheinlich  ein  Verwandter  von  Franz  S.  und  wie 
dieser  wohl  ein  Abkömmling  der  Familie  Simman.  Er 
war  Gitarrenmacher  und  verkaufte  seine  Arbeiten  als 
Hausierer.  Um  seinen  Konkurrenten  sein  Absatzgebiet 
nicht  zu  verraten,  spielte  er  gewöhnlich  abends  im 
Gasthaus  zur  Post  Karten,  machte  sich  dann  nach 


Simone  —  Simpson 


469 


10  Uhr  auf  den  Weg  nach  Innsbruck  und  war,  ohne  daß 
seine  Abwesenheit  bemerkt  worden  war,  am  anderen 
Abend  rechtzeitig  wieder  bei  seiner  Kartenpartie.  Er 
legte  so  einen  Weg  von  etwa  70  km  zu  Fuß  zurück, 
und  das  noch  in  einem  Alter  von  60  Jahren. 

Simone  dal  Liuto.  —  Brescia.  1580.  1592 
Er  wird  mehrfach  als  Verkäufer  von  Lauten  und  Gei- 
gen erwähnt,  die  er  wohl  auch  selbst  angefertigt  haben 
dürfte.  Es  liegt  nahe,  ihn  mit  jenem  Simone  Semola 
zu  identifizieren,  von  dem  Sekretär  G.  Endres  in  Fürth 
eine  Geige  besitzt  mit  dem  Zettel:  Simone  Semola 
fecit  Bresciae  1 592  /  De  onore  tutti  II  Sannti  (gedruckt). 

Simonet,  Etienne.  —  Mons.   1730 

Ein  wenig  bekannter  belgischer  Gelgenmacher,  von 
dem  sich  ein  Violoncello  aus  der  Snoeckschen  Samm- 
lung In  Berlin  befindet. 

Gelgenzettel :  Falt  par  Etienne  Simonet  /  ä  Mons,  1 730 
(gedruckt). 

Simonetta  s.  Raynaldi 

Simonin,  Charles.  —  Mirecourt,  Genf,  Tou- 
louse.   Geb.  um  1815  in  Mirecourt,  lebte 

noch  1875 

Vielleicht  der  Sohn  eines  gleichnamigen  MIrecourter 
Meisters  und  Enkel  eines  1750—1766  vorkommenden 
Michel  S.  Schüler  von  J.  B.  Vulllaume  und  später  einer 
von  dessen  geschicktesten  Gehilfen.  Nachdem  er  sich 
verheiratet  hatte,  arbeitete  er  eine  Zeidang  für  sich  In 
Mirecourt,  begründete  1841  sein  Geschäft  In  Genf 
und  siedelte  1849  Im  September  nach  Toulouse  über. 
Er  gehört  zu  den  besseren  MIrecourtern,  arbeitete  u.  a. 
nach  GIus.  Guarnerl  und  wurde  auf  allen  von  Ihm  be- 
schickten Ausstellungen  ausgezeichnet.  Der  Lack  Ist 
gewöhnlich  von  rötlicher  Farbe,  das  Holz  gut,  wenn 
auch  nicht  Immer  besonders  schön. 
Gelgenzettel:  Repare  par  Gh.  Simonin  /  luthler  ä  Tou- 
louse /  eleve  de  M.  Veuillaume  (sie)  de  Paris  (gedruckt). 
—  Charles  Simonin  /  ä  Mirecourt  (gedruckt). 

Simonis,  Loretto  (Soretto  oder  Dorello?).  — 

Mantua.   1800 

Der  Zettel,  namentlich  der  Vorname,  Ist  schwer  zu 
entziffern.  E.  Gärtner  besitzt  eine  Violine  mit  diesem 
Namen,  im  Modell  an  Andreas  Guarnerl  erinnernd, 
mit  tiefgestochener  Schnecke  und  kastanienbraunem 
Lack.  Die  Violine,  die  Im  Aussehen  In  der  Mitte  zwi- 
schen den  Arbeiten  der  Klotzschule  und  der  Cremo- 
neser  Schule  liegt,  stammt  aus  einer  württembergischen 
Kirche. 

Simoutre,  Nicolas.  —  Mirecourt,  Metz.  Geb. 
1788  in  Mirecourt,  t  1870  in  Metz 
Schüler  von  Nicolas  Lupot  in  Paris.  Im  Jahre  1817 
begründete  er  seine  Werkstatt  In  Mirecourt.  Da  er  ein 
tüchtiger  Meister  war,  hatte  er  bald  einen  Zulauf  der 
talentvollsten  Gehilfen ,  von  denen  die  Brüder  Vulllaume 
und  Mougenot  hervorgehoben  werden  müssen.  In  den 
ersten  Jahren  seiner  Selbständigkeit  machte  er  meist 
Gitarren  für  Pariser  und  ausländische  Häuser,  seit  1 838 


aber  nur  mehr  Violinen.  Anfangs  der  vierziger  Jahre 
des  19.  Jahrhunderts  siedelte  er  nach  Metz  über,  wo 
er  während  der  Belagerung  starb.  Er  war  ungemein 
fleißig  und  hat  an  tausend  Violinen  und  Violoncelli 
gemacht.  Er  bevorzugte  ein  großes  Patron  und  kopierte 
alle  Meister,  hauptsächlich  aber  Stradivari  und  Guar- 
nerl. Sein  Holz  Ist  gut,  aber  selten  schön;  auch  sein 
Spirituslack  Ist  nicht  besonders  zu  loben. 

Gelgenzettel:  Abb.  679. 

Simoutre,   Nicolas   Eugene.   —  Basel,   Paris. 
Geb.  in   Mirecourt   19.  April    1839,   f  im 

Januar  1 908  in  Genf 

Sohn  und  Schüler  von  Nicolas  S.  Nachdem  er  1852 
bei  Darche,  1856  bei  Roth  In  Straßburg  gearbeitet  hatte, 
zog  er  1859  nach  Basel,  wo  er  unter  der  Protektion  von 
His-Burkhardt  seine  eigene  Werkstatt  eröffnete  und 
um  1862,  unter  der  Leitung  seines  Bruders  ein  Zweig- 
geschäft In  Mülhausen,  das  jedoch  nicht  allzulange  be- 
stand. Er  wurde  bald  In  weiten  Kreisen  als  tüchtiger 
Meister  geschätzt.  Im  Jahre  1890  siedelte  er  nach  Paris 
über  und  wohnte  erst  In  der  Rue  de  l'EchiquIer  Nr.  38. 
Er  machte  allerlei  Erfindungen,  die  er  auch  In  kleinen 
Broschüren  beschrieb.  Die  hauptsächlichste  davon  be- 
steht übrigens  nur  in  dem  Ausfüttern  zu  schwach  ge- 
machter Gelgen;  als  Neuerung  konnte  man  lediglich 
den  Umstand  bezeichnen,  daß  er  zur  Bodenfütterung 
Fichtenholz  verwendet  und  die  Unterlaghölzer  nicht 
nach  den  Jahren  einsetzt,  sondern  sich  kreuzen  läßt. 
Er  nennt  dies  »harmonisches  Unterlagholz«.  Er  Ist  ein 
gebildeter  und  denkender  Künstler,  der  mehrfach  lite- 
rarisch aufgetreten  Ist  und.u.  a.  zu  Ritters  Erfindung 
der  Viola  alta  (In  Le  Monde  musical)  Stellung  nahm. 
Jetzt  Ist  sein  Sohn  Schüler  und  Erbe  seines  Geschäfts. 

GelgenzettehAbb.  686,  712,  713. 

Simpson,  J(ames  ?).  —  London.  1790 

Sohn  von  John  Simpson  und  Teilhaber  des  Ge.;chäftes 
seines  Vaters. 

Simpson,  J(ohn?).  —  London.    1785.    1794 

Ursprünglich  führte  er  sein  Geschäft  allein,  später  zu- 
sammen mit  seinem  Sohne  J(ames?).  Es  ist  fraglich, 
ob  die  Geigen,  die  Ihren  Zettel  tragen  und  meist  sehr 
fabrikmäßig  hergestellt  sind,  wirklich  von  Ihnen  ge- 
macht wurden.  In  der  Arbelt  sind  Ihre  Gelgen  gut  und 
erinnern  an  deutschen  Stil  oder  erinnern  an  ein  Amatl- 
modell;  die  Schnecke  Ist  dünn  und  armselig,  die  Ein- 
lage fehlt  und  der  Lack  ist  dunkelorangegelb.  Sie  hießen 
James  und  John,  wie  aber  der  Vater  und  wie  der  Sohn? 
Eine  viersaltige  Altviola  dl  Gamba  von  Ihnen  besitzt 
C.  Claudius  In  Kopenhagen. 

Geigenzettel-  J.  &  J.  Simpson  /  Musical  Instrument 
Makers  /  At  the  Bass  VIol  &  Flute  /  In  Sweeting's  Allye/ 
Opposite  the  East  Door  of  the  Royal  Exchange  /  Lon- 
don (gedruckt). 

Simpson,    Thomas.    —    Birmingham.     1909. 

1912 

Guter  Reparateur  und  Bogenmacher. 


470 


Sl 


nclair 


Skc 


Sinclair,  William.  —   New-Pltsligo.    Geb.  in 
New-Pitsligo.   1836 

Wahrscheinlich  französischer  Abstammung.  Er  hat 
etwa  40  Geigen  nach  Guarneri  gemacht  und  die  ersten 
mit  Spiritus-,  die  späteren  mit  rotem  OUack  versehen. 
Bekannt  wurde  er  durch  seine  eigenartigen  Versuche. 
Er  hat  dreieckige  Viohnen  mit  mitschwingenden  Saiten, 
ferner  Geigen  mit  zwei  spielbaren  Saitenbezügen  über- 
einander usw.  »erfunden«. 

Geigenzettel :  William  Sinclair  /  New  Pitsligo  /  Aber- 
deenshire  N.B.  /  1892  (gedruckt). 

Slntner  s.  Sulttner 

Sir,  Leo.  —  Marmande.  Geb.  18.  August  1881 

in  Bordeaux 

Sein  Vater  Leon  S.  betrieb  das  Geigenmachen  aus 
Liebhaberei  mit  großem  Eifer  und  schönen  Erfolgen 
und  konnte  daher  seinem  Sohne  die  ersten  Anleitun- 
gen geben.  Von  1901  — 1902  arbeitete  Leo  Sir  zu  seiner 
letzten  Ausbildung  bei  Brugere.  Er  gilt  als  recht  talent- 
voll und  ist  jetzt  im  Geschäfte  seiner  Mutter,  die  früher 
in  Langon  ansässig  war,  tätig.  Sein  Modell  ist  originell 
und  steht  zwischen  Stradivari  und  Amati,  doch  erklärt 
er  selbst,  daß  er  dasselbe,  wenn  es  ihm  nötig  scheinen 
sollte,  noch  verändern  würde.  Sein  besonderes  Augen- 
merk verwendet  er  auf  einen  schönen  Öllack.  Er  ist 
dabei  schon  zu  günstigen  Resultaten  gekommen,  wenn 
auch  sein  Lack  (von  goldroter  Farbe)  noch  den  Fehler 
hat,  m  das  Holz  einzudringen. 

Geigenzettel:  Sir  ä  Marmande  /  Anne?  1901  No.  .  .  . 
(handschriftlich). 

Sirifan,  A.  —  London.   1790 

In  altem  Familienbesitz  befindet  sich  in  Freiburg  i.  Br. 
eine  Violine,  in  der  sich  ein  geschriebener  Zettel  be- 
findet, den  der  Eigentümer  »A  Sirifan  a  /  London 
Ao.  1790«  liest.  Vielleicht  müßte  »Sirjean"  gelesen 
werden  ? 

Sirjean,  Charles.  —  Mirecourt.  Geb.  um  1730, 
t  6.  April  1785 

Er  gehörte  zu  derselben  Familie,  wie  Jean  I  und  Jean  II 
S.  und  Louis  S.,  die  alle  ungefähr  gleichzeitig  tätig 
waren. 

Sirjean,  Henry.  —  Mirecourt.    1778.    1789 

Geigen  von  ihm  kommen  noch  manchmal  vor.  Sie 
zeigen  Mirecourter  Stil  und  tragen  eine  Brandmarke 
mit  seinem  Namen. 

Sirjean.  —  Paris.   1818 

Er  hatte  seine  Werkstatt  Rue  de  l'Ecole  Nr.  31,  war 
aber  nur  als  Bogenmacher  von  Bedeutung. 

Sirottl,    Nicola.    —    Spilamberto.      19.  Jahr- 
hundert 

Valdrighi  (2989)  erwähnt  Ihn  als  »Geigenmacher«,  er 
war  aber  nur  ein  Dilettant  und  seines  Zeichens  ein 
Schuster,  nebenbei  auch  Musiker, 


Sisty,  Joseph.  —  Mirecourt.    1757.    1764 

Vielleicht  ein  Enkel  von  Nicolas  S. 

Slsty,  Nicolas.  —  Mirecourt.   1698 

Er  wird  als  »facteur  de  violons«  bezeichnet  und  soll 
nicht  ungeschickt  gewesen  sein. 

Sltt,  Anton.  —  Prag.  Geb.  5.  Februar  1819  In 
Val  (Ungarn,  Stuhlwelßenburger  Komitat), 
t  19.  November  1878  zu  Prag 

Sohn  des  Gärtners  Sitt  und  seiner  Frau  Franziska  aus 
Tabajd.  Von  1834—1840  war  er  Schüler  von  Joh. 
Schweitzer  in  Budapest,  bis  1843  dessen  Gehilfe,  später 
bei  A.  Hoffmann  In  Wien,  Bausch  in  Leipzig,  dann  bei 
Mich.  Weber.  1848  kam  er  zu  Kulik  nach  Prag,  dessen 
Tochter  Sophie  er  noch  im  selben  Jahre  heiratete,  mit 
der  er  drei  Söhne,  darunter  den  1850  geborenen  Kom- 
ponisten und  Kapellmeister  Hans  Sitt,  und  drei  Töch- 
ter hatte.  Seine  Werkstatt  befand  sich  1848  In  der  Vel. 
Karl  ul.  Nr.  184  und  185,  von  1857—1859  auf  dem 
Altstädter  Kleinen  Ring  Nr.  144  und  von  1860  an  In 
der  Anenskä  ul.  Nr.  8.  Er  arbeitete  nach  Stradivari  und 
Guarneri;  seine  Geigen  sind  dick  im  Holz  und  von 
vorzüglichster  Durchführung.  Infolge  der  zu  starken 
Spannung  des  Baßbalkens  ist  der  Ton  seiner  Gelgen 
jedoch  nicht  sehr  edel  und  nicht  in  allen  Lagen  gleich 
ansprechend.  Seine  Violoncelli  haben  einen  großen  und 
vollen  Ton.  In  seiner  Handfertigkeit  war  er  unübertreff- 
lich und  ein  vollendeter  Künstler  und  fand  schon  bei 
Lebzeiten  vielfache  Anerkennung;  auch  Schebek  und 
Hajdecki  waren  seines  Lobes  voll.  Daß  er  einer  der 
genialsten  Reparateure  war,  sei  schließlich  nebenbei  er- 
wähnt, wenn  er  auch  hier  im  Ton  nicht  das  Höchste 
erreichte.  Ein  prachtvolles  Quartett  von  ihm  nach 
Jos.  Guarneri  del  Gesü  sowie  eine  Geige  nach  Petrus 
Guarneri  und  eine  Bratsche  nach  Amati  (aus  dem 
Jahre  1847)  besitzt  sein  Sohn  Prof.  Hans  Sitt. 

Geigenzettel :  Antonius  Sitt  /  ad  formam  Petrus  Guar- 
nerii  fecit  Pragae  1863  [Initialen  mit  Kreuz  im  Kreis] 
(gedruckt).  —  Antonius  Sitt  ,  ad  formam  Stradivari 
fecit  Pragae  1862  [Initialen  mit  Kreuz  im  Kreis]  (ge- 
druckt). 

Skefflngton,  William  Kirkland.  —  Glasgow. 
Geb.  in  Ayr  1845 

Unter  den  vielen  Schotten,  die  das  Gelgenmachen  aus 
Liebhaberei  betreiben,  gehört  er  zu  den  talentvolleren. 
Die  erste  Anleitung  schöpfte  er  aus  Ottos  bekannter 
kleiner  Schrift. 

Geigenzettel:  Wm.  K.  Skefflngton  /  Glasgow  1895 
(gedruckt). 

Skomal.  Nikolaus  Georg.  —  Graz.    1 790.    1 820 

Ein  guter  Lauten-  und  Gelgenmacher,  von  dem  es 
auch  verschiedenerlei  Gitarren  gibt.  Seine  Arbelt  er- 
innert hier  und  da  an  die  Prager  Schule.  Die  Gelgen 
seiner  ersten  Zeit  sind  flach,  haben  weit  vorstehende 
Ecken,  dünne  Ränder  und  dunklen  Lack.  Später  machte 
er  die  Ränder  dicker  und  verwendete  einen  schönen 
gelbbraunen  Lack.  Das  Deckenholz  ist  Immer  gut, 
dagegen  ist  der  Ahornboden  häufig  wurmstichig  ge- 


Skopal   -  -  Smith 


471 


worden.  Da  er  sich  auf  einzelnen  Zetteln  nur  Niklas  Sk. 
schrieb,  wollen  manche  einen  älteren  Gelgenmacher 
Georg  Sk.  annehmen,  was  aber  irrig  ist.  Im  Kommerz- 
und  Zivilschema  des  Herzogtums  Steiermark  für  1803 
wird  Niklas  Sk.  als  »Violinen-  und  Lautenmacher  in 
Postamtsgasse  No.  426*  genannt.  Auf  seinen  Zetteln 
nach  1800  befindet  sich  in  der  Mitte  ein  kleiner  .Adler. 
Seine  Geigen  werden  als  gute  Orchesterinstrumente 
geschätzt  und  dementsprechend  auch  bezahlt.  Em 
Violon  von  ihm  in  verjüngtem  Maßstabe  besitzt  die 
Gesellschaft  der  Musikfreunde  in  Wien,  eine  Violine 
Jos.  Müller  in  Schönbach. 
Geigenzettel:  .'\bb.  762. 

Skopal  lebte  im  19.  Jahrhundert  in  Raab 
Skotschofsky,     Johannes    Georg.    —    Darm- 
stadt (?).  1715 

Ein  tüchtiger  Geigenbauer  deutscher  Schule,  dessen 
Wohnort  ich  noch  nicht  sicher  feststellen  konnte. 
Geigenzettel :  Abb.  678. 

Skoula,  Joh.  —  Dresden,    f  um  1892 

Er  hatte  seine  Werkstatt  Wallstraße  16  und  arbeitete 
früher  bei  Joh.  Dvofäk  in  Prag. 

Slaghmeulen  s.  Van  der  Slagmeulen 
Smart,  John.  —  London  um  1700 

Einer  der  ältesten  englischen  Baßmacher,  der  Oxford 
Road  wohnte,  und  wohl  auch  Violen  und  Violinen  ge- 
baut haben  dürfte.  Seine  Bässe  haben  flachen  Boden 
und  violenartige  Umrisse. 

Smid,  Erhard.  —  Peißenberg  (Bayern).    1433 

Ein  Instrumentenmacher,  der  alle  Arten  von  Musik- 
instrumenten anfertigte,  vornehmlich  aber  als  Orgel- 
bauer berühmt  war.  Vom  Herzog  Ernst  von  Bayern 
wurde  ihm  seiner  Kunstfertigkeit  wegen  Steuerfreiheit 
gewährt.  Er  baute  unter  anderen  die  Orgel  in  der  alten 
Marienkirche  in  München.  (Vgl.  Öfele,  Script,  rer.  boic. 
Bd.  II,  S.  318.)  Vielleicht  ist  die  E.  S.  gezeichnete 
Cister  Dr.  K.  VoUs  in  München  eine  Arbeit  E.  Smids. 

Smillie,  Alexander.  —  Glasgow.    Geb.  25.  Jan. 

1847  In  Hallside 

Er  bildete  sich  ohne  Lehrer  zum  Geigenbauer  aus, 
ahmt  hauptsächlich  das  Stradivarimodell,  gelegentlich 
auch  Guameri  nach  und  verwendet  Whitelaws  Bern- 
steinlack von  rötlichgelber  oder  dunkelorange  Farbe. 
Seine  Arbeit  ist  sorgfältig,  das  Holz  gut  und  die  Einlage 
sauber.  Er  hatte  bereits  1890  über  130  Violinen,  ver- 
schiedene Violen  und  ein  Dutzend  Violoncelli  gemacht. 
Seine  Biographie  veröffentlichte  Meredith-Morris  in 
»The  Strad«  1900,  Nr.  126. 

Geigenzette! :  .Mex.  Smillie,  Fecit    Crosshill,  Glasgow. 
No.^105  1897  (lith.  in  Schreibschrift). 

Smit  (Smith),  Domenico.  —  Mantua.    1647 

Vermutlich  ein  naher  Verwandter  von  Giovanni  S. 
Die  öfter  vorkommende  Schreibweise  des  Namens  mit 


th  könnte  vielleicht  auf  einen  Engländer  schließen 
lassen,  wahrscheinlicher  aber  war  er  ein  in  Mantua 
ansässiger  deutscher  Lautenmacher.  (Bei  Bertolotti 
S.  104  erwähnt.) 

Smit  (Smith),  Giovanni.  —  Mailand.     1646 

In  der  Wiener  Sammlung  alter  Musikinstrumente  be- 
finden sich  zwei  kleine  Chltarre  battenti  (Terzgitarren) 
mit  gewölbtem  Boden  aus  schwarzen  Spänen  und 
Elfenbeinrippen,  die  Decke  mit  Perlmuttereinlagen, 
Hals  und  Griffbrett  mit  Gravierungen.  Statt  des  Zettels 
ein  Elfenbeinplättchen  unten  am  Korpus :  »Giovanni  • 
Smit  Milano  1646«.  Im  Stift  Ossegg  befindet  sich  eine 
Gitarre  mit  der  Inschrift:  »Giovanni  Smith  in  Milano« 
ohne  Jahreszahl. 

Smith.  —  Whitchurch  (Shropshire).    1694 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  ein  .Amatimodell 
zum  Vorbild  nahm  und  sich  auch  auf  den  Ton  ver- 
stand. Er  soll  seine  besten  Abnehmer  in  Liverpool  ge- 
funden haben. 

Smith,    Alexander  Howland.   —   Edinburgh. 
Geb.  im  März  1859  in  Edinburgh 

Es  gibt  über  50  Violinen  nach  Stradivari  und  Guameri 
und  mehrere  Violoncelli  von  ihm.  Er  verwendet  Bern- 
steinlack. 

Geigenzettel:  Alexander  Howland  Smith  /  Edinensis, 
hoc  fecit,  1897  (geschrieben). 

Smith,  Henry.  —  London.    1629.   1633 

Berühmter  Violenmacher,  den  Thom.  Mace  (1676)  zu 
den  allerbesten  zählt.  InCarrs  »Tripla  concordia*(1667) 
befindet  sich  eine  .Anzeige  über  einen  Kasten  mit  Vi- 
olen »made  by  Mr.  Henry  Smith  who  formerly  lived 
over  against  Hatton  house  in  Holboum  containmg  2 
trebles,  2  tenors,  2  basses,  the  ehest  was  made  in  the 
year  1633«. 

Smith,  John.  —  Falkirk.   Geb.  26.  April  1859 

in  Fauldhouse 

Er  war  der  Sohn  eines  Maschinenbauers  und  erlernte 
regelrecht  die  Tischlerei.  Im  Jahre  1891  begann  er  sich 
auf  das  Geigenmachen  zu  verlegen  und  wurde  ein 
ein  Schüler  John  Carrs.  Er  verarbeitet  schönes  altes 
Holz  und  nimmt  zu  den  Klötzen  Zedemholz.  Er  ahmt 
im  allgemeinen  Stradivari  nach  und  verwendet  rot- 
gelben Bernsteinlack. 

Geigenzettel :  Made  by  /  John  Smith  /  Falkirk  '  No 

1893  (gedruckO.  —  John  Smith  Maker/  Falkirk.  1896 
(gedruckt). 

Smith,  Thomas.  —  London.    1750.    1799 

Schüler  von  Peter  Wamsley,  an  dessen  Arbeiten  seine 
Instrumente  auch  in  den  Umrissen  erinnern;  nur  sind 
sie  stärker  im  Holz  und  werden,  wenigstens  in  England, 
geschätzt.  Ob  er  jemals  Violinen  gemacht  hat,  ist  min- 
destens zweifelhaft;  dagegen  gibt  es  viele  größere 
Streichinstrumente  von  ihm.  Er  ahmte  das  Stainer- 
modell  nach,  etwa  in  der  Art  John  Johnsons.  Die  Arbeit 
ist  gut,  aber  nicht  hervorragend,  der  Ton  ansprechend. 


472 


Smith  —  Socchi 


aber  nicht  groß,  und  der  Lack  mager,  von  schwacher, 
braungelber  Farbe.  Seine  Zettel  gleichen  so  sehr  denen 
von  Wamsley,  daß  Sandys  und  Forster  annehmen,  er 
sei  auch  der  Geschäftsnachfolger  seines  Meisters  ge- 
wesen. Er  soll  einen  Sohn  namens  John  gehabt  haben. 
Geigenzettel:  Abb.  729. 

Smith,  William.  —  London,  Hedon  (York- 
shire).  1770.  1786 

Wenig  bekannter  Geigenmacher,  der  später  nach  He- 
don übersiedelte.  Sandys  und  Forster  geben  die  Mög- 
lichkeit zu,  daß  es  zwei  Personen  dieses  Namens,  die 
Geigen  machten,  gegeben  habe. 

Geigenzettel :  William  Smith  /  Violin  Maker  /  Hedon 
1 786  (gedruckt).  —  Wni  Smith  /  Real  Maker  /  London 
1771  (gedruckt). 

Smith,  W.  E.  —  Wetherby.    1905.    1906 

Er  hat  vielleicht  in  Leeds  gelernt,  baute  im  Jahre  1905 
seine  erste  Violine,  im  Jahre  1906  bereits  die  dreiund- 
zwanzigste und  hat  seitdem  noch  schöne  Fortschritte 
gemacht. 

Smith  &  Tilton  (Amerikaner)  haben  einen 
Baßbalken  erfunden,  bekannt  in  Europa 
unter  dem  Namen  '^Withers-Balken«,  da 
E.  Withers  &  Co.  diesen  Balken  in  England 
zuerst  eingeführt  haben 

Smolka,  Francesco.  — Rom.   1849 

Begründete  1849  sein  Geschäft,  dessen  Firma  jetzt 
Smolka  Fratelli  lautet. 

Smorzone  (Smorsone),  Giovanni.  —  Rom. 
1720.   1724  (vgl.  Sainsione) 

Ein  Lautenniacher,  den  Valdrighi  (3000)  erwähnt.  Von 
ihm  besitzt  C.  Claudius  in  Kopenhagen  eine  Mandoline 
und  W.  Heyers  Musikhistorisches  Museum  in  Köln 
eine  kleine  Oktavlaute  (Pandurina). 

Geigenzettel:  Giovanni  Smorzone  /  In  Roma  1724  (ge- 
druckt). 

Sneider,  Joseph.  —  Pavia.   1701 .   1718 

Ein  Schüler  Nicola  Amatis  und  wahrscheinlich,  wie 
sein  älterer  Mitschüler  Leopold  »Tedesco«,  von  deut- 
scher Abstammung.  Er  ahmte  seinen  Meister  nach, 
arbeitete  sehr  schön,  hatte  einen  guten,  durchsichtigen 
Lack  von  gelber  oder  hellbrauner  Farbe.  Die  Wölbung 
nahm  er  mäßig  hoch,  schnitt  schön  geschwungene  F- 
Löcher  und  eine  hübsche  Schnecke. 

Geigenzettel :  Abb.  668. 
Snip  s.  Knipp 
Snoeck  (Schnoeck),  Egidius.  —  Brüssel.    1 700. 

1730 

Einer  schon  im  16.  Jahrhundert  vorkommenden  In- 
slrumentenmacher-(Orgelbauer-)Familie  entstammend 


und  ein  Vorfahr  des  vielverdienten  Instrumentensamm- 
lers C.  Snoeck.  Egidius  Snoeck  darf  mit  Recht  für  einen 
Schüler  und  Nachfolger  Peeter  Borbons  gelten;  ihre 
Arbeiten  sind  sich  sehr  ähnlich,  und  die  Jahreszahlen 
sprechen  nicht  dagegen.  S.  war  Hof- Lautenmacher;  in 
seinen  Geigen,  die  recht  lobenswerte  Arbeit  zeigen, 
nähert  er  sich  dem  Amatimodell.  Sein  Lack  ist  rotbraun 
und  von  guter  Beschaffenheit.  Eine  Geige  von  ihm  be- 
sitzt Mahillon,  und  ein  halbes  Violoncello  befindet  sich 
aus  der  Sammlung  Snoeck,  in  der  auch  zwei  Violinen 
von  ihm  waren,  jetzt  in  Berlin. 

Geigenzettel:  Egidius  Snoeck  tot  Brüssel  1714  (gedr.). 
—  Egidius  Snoek  a  Bruxelles.  1727  (gedruckt). 

Snoeck,   Henri -Augustin.  —  Brüssel.     1762. 

1764 

Sohn  und  Schüler  von  Marc.  Snoeck.  Nach  dem  Tode 
seines  Vaters  wurde  er  zum  Hof-Geigenmacher  ernannt. 
Als  aber  1764  seine  Ernennung  zum  ersten  Violinisten 
der  Hofkapelle  erfolgte,  übertrug  er  seine  bisherigen 
Funktionen  auf  Michiels  und  Neumanns,  um  sich  aus- 
schließlich dem  Berufe  als  Musiker  hinzugeben.  Geigen 
von  ihm  smd  mir  nicht  bekannt. 

Snoeck  (alias  Brochet  oder  Broche),  Marc.  — 

Brüssel.     1720.    t  zwischen  27.— 3 I.März 

1762 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Egidius  Snoeck  und 
dessen  Nachfolger  als  Hof-Lautenmacher.  Schon  1 726 
erscheint  er  in  den  Listen  als  »faiseur  repetitieur  et 
directeur  des  instruments«  und  gleichzeitig  unter  sei- 
nem Pseudonym  Brochet  oder  Broche  als  Ballettmeister 
und  Komponist.  Seine  Arbeiten  verdienen  alles  Lob; 
em  schönes  Violoncello  von  ihm  findet  sich  aus  der 
Snoeckschen  Sammlung  in  Berlin  und  ebenda  ein  in 
Nordfrankreich  entdeckter  Baß,  der  sein  Pseudonym 
und  das  Ladenschild  »au  roy  David«  auf  dem  Zettel 
nennt.  Eine  originelle  Inschrift  aus  einem  von  ihm 
ausgebesserten  Instrument  teilt  van  der  Straeten  mit: 
Cette  Bas :  Par  Marc.  Snoeck  repare  povr  faier  voier 
a  ces  envieuz.  Mon  adresse  est  pres  l'eglise  de  S.  Gery 
a  Brvxelles  ancien  luthieu.  74.  Ein  im  Jahre  1720  von 
ihm  gebautes  Violoncello  befindet  sich  aus  der  Samm- 
lung Galpin  jetzt  in  Boston. 

Geigenzettel:  Marcus  Broche  a  Bruxelles  /  Au  roy 
David,  l'an  17  .  .  (gedruckt). 

Soboll  (Sobol),  Franz.  —  Olmütz.   Geb.  1794, 
f  5.  Dezember  1837 

Einer  der  besten  Olmützer  Geigenmacher,  der  jedoch 
nur  selten  Zettel  in  seine  Arbeiten  klebte,  weshalb  es 
heute  schwer  ist,  Geigen  von  ihm  nachzuweisen ;  allzu 
viele  hat  er  wohl  auch  nicht  gemacht,  da  er  noch  im 
besten  Lebensalter  einem  Schlagflusse  erlag. 

Socchi,  Vincenzo.  —  Bologna.   1661 

Das  Museum  des  Pariser  Konservatoriums  besitzt  eine 
Taschengeige  von  eigenartiger  Form,  die  diesen  Ver- 
fertigernamen trägt  (Nr.  1 10). 


Socher 


Sommer 


473 


Socher  (Soher,  Sayher),  Hans.  —  Füssen.  1 606. 
f  im  Januar  1614 

Einer  aus  Burggen  stammenden  Familie  angehörend. 
Er  war  ein  sehr  angesehener  Meister,  dessen  Arbeiten 
sich  durch  geschmackvolle  Verzierungen  auszeichnen. 
Im  Jahre  1612  war  er  »Fürgesetzter*  (Altermann)  der 
Füssener  Lautenmacherzunft. 

Socher,  Lukas.  —  Füssen.   1666 

Ein  geschickter  Lautenmacher,  der  in  der  Füssener 
Vorstadt  wohnte. 

Socol,  Pio.  —  Genua 

Ein  Geigenmacher  des  1 9.  Jahrhunderts,  der  wenig  Ruf 
besaß. 

Socquet,  Louis.  —  Paris.   1750—1800 

Ein  Geigenmacher  zweiten  Ranges  aus  Mirecourt,  der 
das  Ladenschild :  »Au  Genie  de  THarmonie*  führte  und 
1775 — 1779  Place  du  Louvre  wohnte.  Er  arbeitete 
fabriksmäßig,  wenn  auch  nicht  unsauber.  Vidal  erzählt, 
daß  die  Mirecourter,  wenn  sie  eine  recht  gewöhnliche 
Geige  in  die  Hand  bekämen,  geringschätzend  sagten: 
»Das  ist  eine  Socquet«,  und  daß  diese  Redensart  sich 
als  Sprichwort  bis  heute  erhalten  habe.  Seine  Violon- 
celli haben  kleines  Patron.  Sein  Lack  Ist  schmutzig  gelb. 
Seine  älteren  Arbeiten  sind  durchaus  vorzuziehen,  er 
scheint  übrigens  erst  in  der  zweiten  Hälfte  seines  Le- 
bens zur  handwerksmäßigen  Arbeit  herabgesunken  zu 
sein.  Man  hat  daher  schon  die  Behauptung  aufgestellt, 
daß  es  zweiSocquets  gegeben  haben  müsse,  einen  guten 
und  einen  schlechten,  wofür  aber  jeder  Beweis  fehlt. 

Geigenzettel:  Abb.  698. 

Socquet  vgl.  auch  Coquet 

Soffrittl,  Ettore.  —  Ferrara.   1885.   1911 

Italienischer  Geigenmacher  der  Gegenwart,  der  auf  der 
Turiner  Ausstellung  191 1  eine  goldene  Medaille  erhielt. 

Soher  s.  Socher 

Sohet.  —  Lüttich.   1805 

Er  arbeitete  nur  handwerksmäßig  und  ist  wenig  be- 
kannt. Eine  Violine  von  ihm  besaß  C.  C.  Snoeck. 
Geigenzettel:  Abb.  690. 

Sohn  (?),  Walter.  —  Wien 

Eine  Gitarre  in  der  Snoeckschen  Sammlung  in  Berlin, 
die  wohl  aus  dem  Anfange  des  19.  Jahrhunderts  stam- 
men dürfte,  trägt  den  untenstehenden  Zettel :  »Walter 
Sohn  /  in  Wien.«  Da  über  diesen  Meister  in  Wien 
nichts  zu  erfahren  war,  kann  ich  nur  der  Vermutung 
G.  Kinskys  beipflichten,  der  es  für  wahrscheinlich  hält, 
daß  der  Sohn  des  trefflichen  Klavierfabrikanten  Anton 
Walter  der  Verfertiger  der  obengenannten  Gitarre  ist. 
Die  Firma  hieß  bekanntlich  Anton  Walter  &  Sohn. 

Soldato  s.  Guadagnini,  Gius.  I 
Soliani,    Angelo.    —    Modena.      Geb.     1752 
(1772?),  lebte  noch  1810 

Zuerst  soll  er  in  Mantua  ansässig  gewesen  sein.  Seine 
Arbeit  ist  recht  gut  und  erinnert  manchmal  an  Gua- 


dagnini ;  er  hat  ein  sehr  flaches,  langgestrecktes  Modell 
bevorzugt,  machte  aber  auch  gelegentlich  höhere  Wöl- 
bungen. Besonders  zu  loben  ist  sein  bernsteingelber 
oder  orangeroter  feuriger  Lack.  Die  Schnecke  ist  klein, 
schwungvoll  und  tief  ausgestochen.  Das  Holz  ist 
meistens  recht  schön.  Seme  Geigen  sind  gute,  hell- 
klingende Orchesterinstrumente.  Außer  seinem  Zettel 
verwendete  er  auch  Brandmarken,  unter  anderen  eine 
auf  seinen  Namen  anspielende  Sonne,  die  er  auch  auf 
seinen  Zetteln  gerne  anbrachte. 

Geigenzettel:  Angelus  Soliani  Fecit  /  Mutinae  1792 
[mit  Sonne]  (gedruckt). 

Sollner,  Franz  Josef.  —  Tachau  i.  B.    Geb. 
1848  in  Tachau 

Neffe  von  W.  J.  Schunda,  Schüler  von  Gabriel  Lem- 
böck.  Nach  Beendigung  seiner  vierjährigen  Lehrzeit 
arbeitete  er  als  Gehilfe  in  Wien  und  Budapest  und  er- 
öffnete 1876  in  seiner  Vaterstadt  seine  eigene  Werk- 
statt. Im  Jahre  1888  folgte  er  einem  Rufe  nach  London, 
ging  1890  nach  Budapest  zu  seinem  Oheim  auf  zwei 
Jahre  als  Werkführer  und  kehrte  dann  nach  Tachau 
zurück.  Er  arbeitet  meist  nach  den  ModeHen  von 
Stradivari,  Guarneri  und  Maggini  und  verwendet  einen 
schönen  Spintuslack  eigener  Zusammensetzung.  Seine 
Arbeit  ist  lobenswert,  der  Ton  weich  und  das  Holz 
recht  gut.  Auch  im  Wiederherstellen  alter  Geigen  er- 
weist er  sich  als  würdiger  Schüler  seines  trefflichen 
Meisters. 

Geigenzettel:  Franz  Jos.  Sollner,  Tachau  1901  (gedr.). . 
—  Reparirt:    Franz  Jos.  Sollner/ Tachau  1901  (gedr.). 

Solmann,  Friedrich.  — .Augsburg.   1802 

Ist  mir  nur  nach  seinem  Zettel  bekannt  geworden. 

Geigenzettel :  Friedrich  Solman,  Lauten,  /  und  Geigen- 
macher, in  Augs-  .   bürg.  Anno  1802  (gedruckt). 

Somer,  Nicolas.  —  Paris.     1725.    f  vor  1776 

Er  gehörte  einer  bekannten  Orgelbauerfamilie  an  und 
ist  mir  selbst  auch  nur  als  Orgelbauer  bekannt.  Doch 
war  er  geschworener  Meister  der  Lautenmacherzunft 
für  1 749  und  später  Syndikus ;  auch  finde  ich  Geigen 
von  ihm  in  englischen  Händlerverzeichnissen  ausge- 
boten. Seine  Witwe,  die  Pont  au  Change  wohnte,  führte 
das  Geschäft  von  1776 — 1783  fort. 

Somerauer  s.  Sumerauer 

Somers,  Laurentius.  —  Antwerpen.    1781 

Ein  mittelmäßiger  Geigenmacher,  von  dem  nur  selten 

Arbeiten  vorkommen. 

Geigenzettel:  Laurentius  Somers  tot  Antwerpen  1781 

(gedruckt). 

Sommer,  Egyd.  —  Absroth,  Schönbach  b.  E. 

1896.   1900 

Ein  Baß-  und  Violoncellomacher,  der  in  Eger  und 
Aussig  silberne  Medaillen  erhielt.  Es  sollen  noch  meh- 
rere Mitglieder  dieser  Familie  als  Geigenmacher  tätig 
gewesen  sein,  so  ein  Hermann  Sommer,  der  am  13.  Juli 
1870  in  Wien  starb. 


474 


Sommer  —  Speirs 


Sommer,  Hermann.  —  Wien.   Geb.  um  1660, 
t  1720 

Selten  vorkommender  Alt- Wiener  Meister. 

Sommerset  s.  Strong 

Soncini,  Luigi.  —  Mont'  Orso  und  San  Mar- 
tine d'Este.   1831 

Ein  von  Valdrighi  (3022)  erwähnter  Geigenmacher  des 
19.  Jahrhunderts. 

Soriot.  —  Mirecourt.   19.  Jahrhundert 

Da  er  sich  »Soriot  fils«  bezeichnete,  scheint  auch  der 
Vater  Geigenmacher  gewesen  zu  sein.  Zu  irgendeiner 
Bedeutung  hat  es  aber  keiner  von  beiden  gebracht. 

Sorsana,  Spirito.  —  Com.  1714.   1736 

Seine  Geigen  erinnern  in  einzelnen  Teilen  an  die 
Cappas  und  stehen  unter  dem  Einfluß  der  Amati- 
schule. 

Geigenzettel :  Abb.  691 . 

Sostegni,  Salvatore.  —  Florenz.   1704 

Sohn  des  .Antonio  S.  Ein  florentinischer  Lautenmacher 
ohne  Ruf. 

Sottler  (Sattler?),  Josef  Karl.  —  Graslitz.  Geb. 
um  1800,  tum  1840 

Vermutlich  ein  Vorfahre  der  heute  noch  blühenden 
Familie  Sattler.  Seine  Geigen  entsprechen  denen  der 
Schönbacher  Meister  seiner  Zeit. 

Geigenzettel :  Joseph  Karl  Sottler,  Gei-  /  genmacher  in 
Graßlitz  (gedruckt). 

Soukup,  Wenzel.  —  Wien.   Um  1850 

Er  hat  wahrscheinlich  bei  Nik.  G.  Rieß  gelernt  oder 
längere  Zeit  bei  ihm  gearbeitet.  Wie  dieser  machte  er 
hauptsächlich  Gitarren.  Als  Geigenmacher  war  er  nicht 
bedeutend. 

Geigenzettel :  .-Xbb.  757. 

Soulier.  —  Paris.   1830 

Sein  Name  findet  sich  ab  und  zu  in  Geigen,  die  nicht 
schlecht  sind ;  doch  scheint  er  wenig  bekannt  geworden 
zu  sein,  da  nicht  einmal  seine  Landsleute  Vidal, 
Grillet  usw.  ihn  erwähnen. 


Mirecourt.    1785. 


Sourd,  le  s.  Nicolas 
Sourdot,  Jean-Fran^ois. 
1787 

Auch  A.  Jacquot  kann  nur  seinen  Namen  mitteilen. 

Souza   (Sousa),    Joäo   Joze   de.   —    Lissabon. 
18.  Jahrhundert 

Einer  der  besten  portugiesischen  Instrumentenmacher 
seiner  Zeit,  der  bei  französischen  Geigenmachern  ge- 
arbeitet zu  haben  scheint,  wofür  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  auch  sein  Zettel  spricht,  auf  dem  er  »französi- 
sche Violen«  empfiehlt.  Eine  flandrische  Gitarre  von 


ihm  besitzt  das  Museum  des  Konservatoriums  in 
Brüssel  (Nr.  260).  —  Im  Anfang  des  19.  Jahrhunderts 
soll  auch  ein  Antonio  Jose  de  Sousa  gelebt  haben,  von 
dem  Alfr.  Keil  in  Lissabon  eine  Gitarre  besitzt. 

Geigenzettel :  Joao  Joze  de  Souza  /  artista  de  /  Violas 
francesas  e  Liras,  Rabecas  e  /  Rabecoes ;  vende  cordas 
para  osmesmos  instru-  /  mentos  em  Lisboa  na  calcada 
dos  Caldas  /  No.  86  (gedruckt). 

Spadari,  Francesco.  —  Pesaro.    1603.    1670 

Em  Geigen-  und  Lautenmacher,  den  u.  a.  auch  Val- 
drighi (3891)  erwähnt.  Grillet  liest  den  Namen  wohl 
unrichtig:  '>Spedoni«. 

Spadari,  Giovanni  Battista.  —  Pesaro.    1721 

Sohn  oder  Enkel  von  Francesco  Sp.  und  wahrscheinlich 
auch  dessen  Schüler.  Eine  zur  Viola  umgearbeitete 
Viola  d'amore  von  ihm  verrät  eine  geschickte  F'and 
und  gute  Holzwahl. 


Neiß, 


e. 


Spadaro,  Bertuccio,  lebt  in  Messina 

Spalner  (Spölner),  Johannes  Caspar. 
1733 

Eine  Violine  von  ihm  vom  Jahre  1734  besitzt  die  alte 
kath.  Pfarr-  und  Kreuzkirche  in  Neiße  i.  Schi.  Sein 
Name  ist  mir  sonst  nur  auf  dem  Reparaturzettel  einer 
Geige  im  Germanischen  Museum  m  Nürnberg  vor- 
gekommen. 

Geigenzettel:  renov.  Joanes  Casparus  /  Spalner  Nissa 
in  Silesia  Ao.  1733  (gedruckt).  —  Johan  Caspar 
SpöUner  /  Lautten  and  Geägen  /  macher  in  Neyß 
Ao  1734  (geschrieben). 

Spannbauer,  Alexander.  —  Wien.    1876.    1910 

Er  war  ursprünglich  Uhrkastentischler,  verlegte  sich 
später  auf  das  Zithermachen  und  begründete  im  Jahre 
1876  sein  Musikinstrumentengeschäft,  in  dem  auch 
Streichinstrumente  repariert  werden.  Er  hat  auch  einige 
wenige  neue  Geigen  gemacht. 

Spat,  Franz.  —  Regensburg,    f  23.  Juli  1786 

Er  wird  mehrfach  als  »Instrumentenmacher*  erwähnt, 
es  gelang  mir  jedoch  nicht,  Arbeiten  von  ihm  zu  er- 
fragen. 

Spedoni  s.  Spadari 
Speiler 

Hart  erwähnt  ihn  als  Tiroler  Meister.  Bei  anderen  wird 
er  kurzweg  als  Deutscher  des  18.  Jahrhunderts  bezeich- 
net. Arbeiten  von  ihm  habe  ich  nie  zu  Gesicht  be- 
kommen. Übrigens  glaube  ich,  daß  der  Name  falsch 
gelesen  ist. 

Speirs,  Stewart.  —  Ayr.   1860.   1864 

Ein  tüchtiger  Musiker,  der  aus  Liebhaberei  Geigen 
nach  Ottos  Anweisung  gemacht  hat.  Die  ersten  ge- 
rieten etwas  zu  dünn  im  Holz;  später  aber  vervoll- 
kommnete er  sich  und  fand  sogar  ein  eigenes  Modell. 

Geigenzettel:  Stewart  Speirs  /  Maker,  Ayr  /  1862  (ge- 
druckt). 


Spells  —  Sprenger 


475 


Spells,  Johan.  —  Styra.   1825 

Ein  skandinavischer  Geigenmacher,  dessen  Violinen 
manchmal  nicht  schlecht  sind. 

Spengler,  Georg,  kommt  1678  In  (Mark-)Neu- 

kirchen  vor 
Spetel  (Spedel,  Spöttl),  Matthias.  —  Füssen. 

1625.  1626 

Seine  Familie  dürfte  ihren  Namen  von  dem  Hofe  Spöttl, 
der  zwischen  Weißensee  und  Gunzenberg  liegt,  ab- 
geleitet haben.  Matthias  Sp.  wurde  am20.  August  1625 
in  die  Lautenmacherzunft  aufgenommen;  er  muß  einen 
guten  Ruf  gehabt  haben,  da  er  selbst  die  Stuttgarter 
Hofkapelle  zu  seinen  Kunden  zählte. 

Spicer,  John.  —  London.   1667 

Wenig  hervorragender  Lauten-  und  Violenmacher,  der 
Russell  Street,  Crown  Court  wohnte,  und  von  dem 
bisher  nur  eine  Arbeit  bekannt  geworden  ist.  Vielleicht 
ein  in  London  eingewanderter  Holländer  (Spyker); 
noch  um  1824  soll  ein  William  Spicer  gelebt  haben,  von 
dem  man  Violoncelli  kennt. 

Geigenzettel :  John  Spicer.  In  Crown  Court  In  Rvssell 
Street  1667  —  His  /  Half  Penny  [mit  Krone]  (gedruckt). 

Spldlen,  Franz.  —  Moskau,  Prag.   Geb.  1867 
in  Böhmen 

Talentvoller  Schüler  von  Metelka  und  Vitäcek.  Im 
Jahre  1894  ließ  er  sich  in  Kiew  in  Rußland  als  Geigen- 
macher nieder.  Nach  E.  Salzards  Tode  übernahm  er 
dessen  Werkstatt  in  Moskau,  wo  er  Geigenmacher  des 
Konservatoriums  w^ar.  Im  Jahre  1909  siedelte  er  aus 
Gesundheitsrücksichten  nach  Prag  über.  Er  arbeitet 
sehr  sauber;  besonders  schön  ist  immer  der  Boden 
seiner  Geigen.  Seine  Moskauer  Werkstatt  übernahm 
sein  Neffe  Vitäcek.  Er  besitzt  bereits  verschiedene  Aus- 
stellungsmedaillen, darunter  solche  aus  Prag  1895, 
Kiew  1897  und  Paris  1900.  Er  ahmt  das  Stradivari- 
und  Guarnerimodell  nach,  verwendet  einen  bräunlichen 
ÖUack  und  bringt  auf  dem  Boden  seiner  .arbeiten  seinen 
Namen  durch  Brandstempel  an. 

Spiegel,  Johann.  —  Budapest.    Geb.   1876  in 
Ödenburg 

Schüler  von  Pilät,  später  von  W.  J.  Schunda.  Er  hat 
sich  1898  selbständig  gemacht  und  bevorzugt  das 
Guarnerimodell . 

Geigenzettel:  Spiegel  Janos  '  Budapest  1912  (geschr.). 
Spilman,  Dorigo.  —  Padua    1591 

Ein  Llnarolo  nahestehender  Meister  wahrscheinlich 
deutscher  .Abstammung.  Prof.  Dr.  Julius  v.  Schlosser 
teilt  In  seinem  ausgezeichneten  Katalog  der  Wiener 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  aus  dem  hand- 
schriftlichen Inventar  der  Ambrasersammlung  des 
trefflichen  Primlsser  von  1788  (Vol.  III,  1333,  Nr.  8) 
die  Beschreibung  einer  leider  verlorengegangenen 
Taschengeige  von  Dorigo  Spilman  mit:  »Ein  gar  hüb- 


sches Tanzmeistergerglein  mit  einem  schlanken  Leibe 
von  braunem  Holz  mit  vergoldeten  Strichen  nebst 
einem  Bogen  von  Doncus  Spllmann  in  Padova  1591,« 
Damit  wird  erfreulicherweise  die  Zeit  und  der  Wohn- 
ort dieses  alten  Meisters  festgestellt,  von  dem  ich  doch 
noch  annehme,  daß  er  auch  in  Venedig  tätig  war.  Er- 
halten ist  von  ihm  außer  dem  Bogen  der  Taschengeige 
nur  ein  sehr  frühes  Violoncello  in  der  Wiener  Samm- 
lung (C.  111).  Ob  >>Spilman«  der  angestammte  Fa- 
milienname oder  aus  der  Berufsbezeichnung  Spiel- 
mann (=  Musiker)  entstanden  ist,  lasse  ich  dahin- 
gestellt. 
Geigenzettel:  Dorigo  Spilman  (geschrieben). 

Spiß,  Johann.  —  Zell  a.  Ziller  (Tirol).    Geb. 
um  1805,  t  nach  1861 

Von  Hause  aus  Tischler  und  Drechsler,  kam  er  durch 
seine  Musikliebe  dazu,  sich  mit  dem  Bau  von  Musik- 
instrumenten zu  beschäftigen.  Er  hatte  Geschick  zu 
allerlei  Hantierungen  und  brachte  es  durch  Fleiß  und 
fortgesetztes  Studieren  guter  Geigen  dazu.  Beachtens- 
wertes auch  als  Geigenmacher  zu  leisten.  Dr.  Fr.  Wald- 
ner erzählt  von  Ihm  in  seinen  Nachrichten  über  Tiroler 
Lauten-  und  Geigenbauer,  daß  er  seiner  Liebe  für  den 
Musikinstrumentenbau  —  er  machte  außer  Geigen 
auch  Zithern,  Gitarren  und  selbst  Flöten  und  Klan- 
netten —  seine  wirtschaftliche  Existenz  zum  Opfer 
brachte  und  schließlich  als  Schleifer  durch  das  Land 
zog.  Eine  schöne  Geige  von  ihm  von  1847  besitzt  das 
Kloster  Fiecht,  eine  minder  gute  aus  dem  Beginn  seiner 
Tätigkeit  als  Gelgenbauer  das  Innsbrucker  Museum. 
Gelgenzettel :  Johann  Spiß  zu  Zell  am  Ziller  /  in  Tiroll 
1847  (geschrieben). 

Spöllner  s.  Spalner 

Sprague,  Arnos  D.,  hat  ein  Geigengeschäft  m 
Chicago 

Spranger,  Carl  Wilhelm.  —  Khngenthal.    1 772 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Johann  Gabriel  Spr.  Einer  der 
weniger  bekannten  vogtländlschen  Meister  seiner  Zeit. 

Spranger,     Johann     Gabriel.     —    Schöneck, 
Klingenthal.   1734.    1764 

Der  1764  in  Klingenthal  vorkommende  Meister  lebte 
nach  dem  gedruckten  Zettel  einer  gut  gewölbten,  gelb 
lackierten  Geige  (im  Besitze  von  G.  Siefert  in  Leipzig) 
1734  in  Schöneck. 

Geigenzettel :  Johann  Gabriel  Spranger  /  Violinmacher 
In  Schoeneck     me  fecit  Anno  1734  (gedruckt). 

Sprenger,  Adolf.  —  Stuttgart.   Geb.  24.  Nov. 
1872  in  Neu-Ulm  (Bayern) 

Schüler  seines  Vaters  .Anton  Spr.,  ging  nach  beendigter 
Lehrzelt  erst  für  ein  Jahr  zu  Zach  nach  Wien  (1892), 
von  da  nach  New  York,  arbeitete  in  Philadelphia  vom 
Jahre  1893  an  bei  Charles  F.  Albert  und  1896  in 
Chicago.  Nach  seiner  Rückkehr  übernahm  er  (1897) 
das  Geschäft  seines  Vaters,  das  er  in  gleicher  Weise 
fortführt;  auch  er  macht  neue  Geigen  und  Violoncelli 


476 


Sprenger 


nach  Stradivari,  Guarneri  usw.,  wendet  einen  fetten 
Spirituslack  und  seit  einigen  Jahren  einen  ätherischen 
Öllack  an.  Im  Jahre  1896  erhielt  er  in  Stuttgart  eine 
goldene  Medaille.  Am  24.  Januar  1900  wurde  er  zum 
Hof-Instrumentenmacher  ernannt  und  ist  Lieferant  des 
Kgl.  Konservatoriums.  Wie  sein  Vater  befaßt  er  sich 
auch  mit  der  Herstellung  quintenreiner  Saiten. 

Geigenzettel :  [Württemberger  Wappen]  Adolf  Sprenger 
fecit  /  Stuttgart  anno  [Griech.  Kreuz  in  einem  Kreis, 
unter  dem  Querbalken  A  S|  (gedruckt).  —  Adolf 
Sprenger  /  Königl.  Hofinstr.-Macher  /  Fee.  Stuttgart 
(gedruckt). 

Sprenger,  Anton  I.  —  Mittenwald,  Würzburg. 
1820 

Em  sehr  geschickter  Meister,  der  als  Gehilfe  zu  Vauchel 
gekommen  war  und  seit  etwa  1820  m  Würzburg  selb- 
ständig arbeitete.  Arnold  Voigt  in  Markneukirchen  be- 
sitzt eme  wundervolle,  rotlackierte  Viola  von  ihm. 

Sprenger,  Anton  II.  —  Biberach,  Ulm  a.  D.' 
Stuttgart.    Geb.  S.April    1833   in   Mitten- 

wald,  t  das.  27.  Oktober  1900 

Schüler  von  Gg.  Tiefenbrunner,  ging  zu  seiner  weite- 
ren Ausbildung  nach  Augsburg,  Passau,  Linz  und  Wien, 
machte  sich  zunächst  in  Biberach  selbständig,  zog  dann 
nach  Ulm  und  verlegte  1870  sein  Geschäft  nach  Stutt- 
gart, wo  er  Nachfolger  Martin  Baurs  und  später  Hof- 
instrumentenmacher  wurde.  Er  befaßte  sich  vorzugs- 
weise mit  dem  Neubau  von  Geigen  und  Violoncelli 
nach  Stradivari  und  Guarneri  und  verwendete  Bern- 
stein-, Ol-  und  auch  Spirituslack.  Seinen  Instrumenten 
wird  edler  Ton  und  saubere  Arbeit  nachgerühmt;  er 
besaß  zahlreiche  Ausstellungsmedaillen  und  Ehren- 
diplome und  ist  der  Erfinder  der  bekannten  Ton- 
schraube. Diese  besteht  aus  einem  Klangstabe,  der  vom 
Hals  bis  zum  Knöpfchen  durch  das  Instrument  geführt 
wird  und  die  natürliche  Spannung  der  Saiten  künstlich 
erhöhen  und  die  Vibration  dem  Körper  des  Instruments 
gleichmäßiger  mitteilen  soll.  Schlechte,  tonarme  In- 
strumente können  durch  die  Tonschraube  verbessert 
werden,  für  eine  gute  Geige  aber  ist  sie  nicht  zu  emp- 
fehlen. Wird  die  Tonschraube  angespannt,  sitzt  der 
Stimmstock  zu  locker,  will  man  den  Stimmstock  aber 
nicht  stören,  darf  die  Schraube  nicht  angezogen  wer- 
den. Sprenger  erfand  ferner  den  sogenannten  Paganini- 
Kinnhalter  und  beschäftigte  sich  mit  der  Herstellung 
quintenreiner  Saiten.  Im  Jahre  1897  übergab  er  sein 
Geschäft  seinem  Sohne.  Eine  von  ihm  im  Jahre  1881 
gebaute  Violine  befindet  sich  in  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln. 

Geigenzettel:  [Württemberger  Wappen]  AntonSprenger 
fecit  /  Stuttgart  anno  18  .  .  [Griech.  Kreuz  in  einem 
Kreis,  unter  dem  Querbalken  A  S]  (gedruckt). 


Sprenger,  Augustin. 
1848,  t  1896 


Nürnberg.    Geb.  um 


Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Carl  Spr.,  in  dessen 
Art  er  arbeitete.  Er  begründete  um  1878  ein  neues  Ge- 
schäft, das  aber,  da  keiner  seiner  Söhne  Geigenmacher 
geworden  ist,  nach  seinem  Tode  wieder  aufgelöst  wurde. 


Sprenger,  Carl  Bonifacius.  —  Nürnberg.  Geb. 
in  Mittenwald  1805,  f  1875  zu  Nürnberg 

Erlernte  in  Mittenwald  das  Geigenmachen  und  arbeite- 
te später  mit  Vauchel  zusammen.  Namentlich  seine 
Violoncelli  waren  beliebt  und  sind  heute  noch  geschätzt. 
Er  verwendete  selbstbereiteten  Öllack,  manchmal  auch 
Spirituslack. 

Sprenger,  Eugen.  —  Frankfurt  a.  M.    Geb. 
7.  Januar  1882  in  Stuttgart 

Sohn  und  Schüler  von  Anton  II  Spr.  Nachdem  er  in 
Stuttgart  die  Oberrealschule  bis  zur  Obersekunda  be- 
sucht hatte,  ging  er  nach  Mittenwald  zu  seinem  Vater, 
arbeitete  dann  noch  ein  Jahr  lang  bei  seinem  Bruder 
Adolf  Spr.,  um  sich  auch  in  der  Wiederherstellung 
alter  Geigen  zu  vervollkommnen,  und  begab  sich  nach 
dem  Tode  seines  Vaters  in  die  Fremde,  arbeitete 
in  München,  in  der  Schweiz,  Frankreich  und  England 
bei  den  ersten  Meistern  und  lernte  da  als  Gehilfe 
Geigenmachers  Freuden  und  Leiden  in  vollem  Um- 
fange kennen.  Im  Jahre  1907  ließ  er  sich  in  Frankfurt 
nieder  und  brachte  es  durch  seine  Geschicklichkeit 
bald  zu  verdientem  Ansehen.  Mit  dem  Ausbruch  des 
Krieges  zu  den  Fahnen  gerufen,  mußte  er  seine  Werk- 
statt schließen,  die  er  erst  im  Jahre  1919  wieder  eröff- 
nen konnte.  Er  ist  ein  ideal  veranlagter  vielseitiger 
Meister,  der  außer  Geigen  auch  treffliche  Lauten  baut. 

Geigenzettel :  Eugen  Sprenger  /  Lauten-  und  /  Geigen- 
macher in  Frankfurt  a.  M.  —  Eugen  Sprenger  .  Fecit  / 
Frankfurt  a.  M.  Anno  19  .  .  und  Monogramm  (ge- 
druckt). 

Sprenger,    Fritz.   —   St.    Gallen,    Geb.   1879 
m  Arbon  am  Bodensee 

Nachdem  er  13  Jahre  als  erster  Gehilfe  bei  Züst  in 
Zürich  gearbeitet  hatte,  eröffnete  er  im  Jahre  1917 
seine  eigene  Werkstatt  in  St.  Gallen.  Er  baut  seine 
Geigen  nach  Maggini,  Guarneri  und  Stradivari  von 
Grund  auf  eigenhändig  und  verwendet  einen  selbst- 
bereiteten goldgelben,  gelbbraunen  oder  rotbraunen 
Öllack.  Er  arbeitet  sehr  sauber  und  erfreut  sich  be- 
reits eines  wohlverdienten  Rufs.  Charakteristisch  für 
seine  Geigen  ist  der  besonders  schön  herausgearbeitete 
Rand  mit  einer  leichten  Einsenkung  der  Einlage  beim 
Bodenplättchen.  Auch  als  Wiederherhersteller  alter 
Meisterwerke  wird  er  sehr  gelobt,  namentlich  als  einer 
der  Wenigen,  die  die  schwierige  Arbeit  des  manchmal 
unvermeidlichen  Fütterns  in  künstlerischer  Weise 
verstehen. 

Sprenger,  Johann.  —  Mittenwald.    1879 

'Arbeitete  hauptsächlich  für  die  Firma  Neuner  &  Horn- 
steiner,  schrieb  aber  seinen  Namen  und  die  Jahreszahl 
mit  Bleistift  auf  die  Innenseite  der  Decke,  wo  er  ge- 
funden werden  kann,  wenn  die  Violine  geöffnet  wird. 

Sprenger,  Josef  Ferdmand.  —  Nürnberg.  Geb. 

in  Nürnberg  am  15.  Juni  1846 

Schüler  seines  Vaters  Carl  Sprenger  und  von  Vauchel. 
Nach  dem  Tode  seines  Vaters  übernahm  er  dessen 
Geschäft  (1873)  und  befaßte  sich  seitdem  mit  dem 


Sprenger        Stadimann 


477 


Neubau  aller  Streichinstrumente  (Geigen,  Violen, 
Violoncelli,  Kontrabässe,  Philomelen,  Streichmelo- 
dions),  sowie  auch  mit  dem  Bau  von  Konzertzithern, 
Gitarren  und  Bogen.  Er  arbeitete  nach  Stradivari, 
Guarneri,  Amati,  Maggini  usw.,  zieht  im  allgemeinen 
jedoch  großes  Patron  und  flache  Wölbung  vor.  Den 
Lack  (Öl  und  Spritus)  bereitet  er  sich  nach  seines 
Vaters  und  Vauchels  Vorgang  selbst;  er  ist  ein  guter 
Holzkenner  und  arbeitet  seine  Instrumente  sehr  sorg- 
fältig aus.  Er  betreibt  auch  die  Saitenspinnerei  für  alle 
Instrumente. 

Geigenzettel :  Ferd.  Sprenger  /  vormals  /  Carl  Spren- 
ger /  Saiteninstrumentenmacher,  Nürnberg  (Bayern) 
(gedruckt). 

Sprenger,  Matthias.  —  Karlsruhe,  New  York. 

1840.   1850 

Ein  tüchtiger,  wahrscheinlich  aus  Mittenwald  stam- 
mender Geigenmacher,  der  eine  Zeitlang  in  Karlsruhe 
ansässig  war,  und  am  19.  August  1846  nach  Amerika 
auswanderte.  Eine  sehr  gute  Violine  von  ihm  besitzt 
Professor  Billing  in  Karlsruhe. 

Geigenzettel:  Matteo  Sprenger  /  fece  a  Carlsruhe  1841 
(geschrieben). 

Spyker,  Jakobus.  —  ? 

Ein  vlämischer  Geigenmacher,  der  nach  Amati  arbeitete. 

Squler,  J.  B.,  lebt  in  Boston,  und  V.  C.  Squier 

in  Battle  Creek  (Mich.) 
Ssemenow.  —  St.  Petersburg.  1 9.  Jahrhundert 

Ein  Russe,  der  als  Geigenmacher  einen  gewissen  Na- 
men hat. 

Stadler,  Caspar.  —  München.  1705.  1735 
Er  stammte  wahrscheinlich  aus  Füssen,  wo  sein  Fa- 
milienname heimisch  ist.  Seine  selten  vorkommenden 
Geigen  sind  gut  gemacht,  haben  dunklen  Lack  und  hohe 
Wölbung.  Er  scheint  auch  Musiker  gewesen  zu  sein 
und  gehörte  als  solcher  wohl  einer  Kapelle  als  »Trabant« 
an.  Eine  Viola  d'amore  von  ihm  besitzt  das  Germani- 
sche Museum  in  Nürnberg. 

Geigenzettel :  Caspar  Stadler  Traban(t  ?)  /  in  München 
Ao  1714  (gedruckt).  —  Kaspar  Stadler  Lauten-  /  und 
Geigenmacher  in  München  /  1 735  (gedruckt). 

Stadler,  Jakob.  —  18.  Jahrhundert 

Eine  dem  1 8.  Jahrhundert  angehörige,  reich  verzierte 
und  sauber  gearbeitete  Gitarre  besitzt  die  Sammlung 
alter  Musikinstrumente  des  Kunsthistorischen  Mu- 
seums in  Wien.  Auf  einem  Elfenbeinplättchen  graviert: 
»Giacobus  Stadler  Ft.« 

Stadimann,  Antoni.  —  Wien  (?).    1730.    1783 

In  einer  Geige  von  gewöhnlicher  Arbeit  fand  sich  der 
untenstehende  gedruckte  Zettel.  Wenn  keine  Fälschung 
vorliegt,  was  ich  für  wahrscheinlich  halte,  hätte  man  es 
da  mit  einem  sonst  nicht  bekannten  Mitgliede  der  Fa- 
milie zu  tun.  Jedenfalls  hat  ein  Antoni  Stadimann 
weder  das  Bürgerrecht  in  Wien  erworben,  noch  findet 
man  ihn  in  den  dortigen  Steuerbüchern.  Einen  noch 
weniger  glaubwürdigen  (geschriebenen)  Zettel  trägt 
eine  im  Jahre  1842  von  X.  Thumhordt  in  Ingolstadt 


reparierte,  gelb  lackierte  und  im  übrigen  gute  Geige, 
die  Pfarrer  W.  Schmerl  in  München  besitzt.  Vielleicht 
hat  ein  Vogtländer  oder  Böhme  nach  bekanntem  Vor- 
bild den  Wiener  Namen,  den  er  nur  von  Hörensagen 
kannte,  mißbraucht. 

Geigenzettel:  Antoni  Stadimann  /  Von  Wien,  1783  (ge- 
druckt). —  Andoni  Starkmann  Lauten  und  /  Instru- 
mentenmacher in  Wien  /  ao  1730  (geschrieben). 

Stadimann,  Daniel  Achatius.  —  Wien.    Geb. 
um  1680,  t  27.  Oktober  1744 

Er  legte  am  5.  August  1707  den  Bürgereid  ab  und 
wohnte  im  sog.  Stubenviertel  und  war  mit  Heinrich 
Kermers  Tochter  verheiratet.  Er  gehört  zu  den  tüch- 
tigsten Wiener  Geigenmachern  und  galt  als  der  beste 
Nachahmer  Stainers.  Sein  Holz  ist  vortrefflich;  nur 
arbeitete  er  die  Decke  ein  wenig  zu  dünn  aus.  Auch  sein 
Lack  von  hochgelber  Farbe  (wahrscheinlich  Bernstein- 
lack) ist  sehr  schön,  so  daß  man  annehmen  kann,  daß 
St.  auf  seiner  Wanderschaft  bis  nach  Italien  gekommen 
ist  und  dort  manches  gelernt  hat.  Dafür  spricht  auch, 
daß  er  gerne  doppelte  Einlagen,  wie  die  Brescianer  sie 
liebten,  anwendete.  Er  arbeitete  seine  Geigen  über  die 
Form  und  nahm  die  Wölbung  der  Decke  höher  als  die 
des  Bodens  (der  mitunter  aus  Vogelahorn  besteht).  Er 
war  ein  fleifjiger,  vielbeschäftigter  Meister,  und  man 
findet  Geigen  von  ihm  in  vielen  Sammlungen  und 
Orchestern.  Die  Kgl.  Sammlung  in  Berlin  bewahrt  eine 
Viola  di  Bordone  mit  eigenartigen  Schallöchern  und 
schön  geschnitzter  Rose  von  ihm  (Nr.  843).  Die 
Braunauer  Stiftskirche  besitzt  eine  Geige  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1724.  Eine  Geige  mit  dem  gleichen  Zettel 
aus  dem  gleichen  Jahr  besitzt  auch  das  Benediktiner- 
stift St.  Margareth  b.  Prag,  eine  Viola  Baryton  das 
Musikhistorische  Museum  W.  Heyers  in  Köln. 
Geigenzettel:  Abb.  731  und  740. 


w 


len. 


Geb. 


Stadimann,  Johann  Joseph. 
1720,  t  27.  November  1781 
Sohn  von  Dan.  Ach.  St.  und  dessen  Nachfolger.  Am 
15.  Dezember  1745  legte  er  den  Bürgereid  ab,  wohnte 
im  sog.  »Wübmer-VierteU<  und  kommt  bis  zu  seinem 
Tode  in  den  Steuerlisten  vor.  Im  k.  k.  Hof-  und  Staats- 
schematismus wird  er  von  1750 — 1781  als  Hoflauten- 
macher angeführt  (in  den  letzten  1 1  Jahren  mit  den 
falschen  Vornamen  Franz  Joseph,  statt  Johann  Joseph). 
Von  1781—1786  führte  seine  Witwe  das  Geschäft  fort; 
ihr  Mann  scheint  ihr  nichts  hinterlassen  zu  haben,  denn 
ein  Vermerk  im  Steuerbuch  sagt  von  ihr:  »ist  sehr  arm, 
wird  von  ihrer  Schwester  erhalten«.  —  Und  doch  war 
Joh.  Jos.  St.  ein  Künstler ;  er  arbeitete  wie  sein  Vater  sehr 
sorgfältig  nach  der  Form,  ahmte  das  Stainermodell 
nach,  nur  daß  er  die  Wölbung  oft  noch  höher  nahm. 
Der  Ton  ist  recht  gut;  weniger  ist  dies  bei  seinem 
braunen  Lacke  der  Fall,  der  jetzt  oft  schwarz  erscheint. 
Merkwürdigerweise  war  aber  gerade  dieser  Lack  bei 
den  Wiener  Meistern  des  18.  Jahrhunderts  sehr  beliebt, 
und  man  findet  ihn  auch  bei  Michael  Ignaz  Stadimann, 
wie  bei  den  Partls  und  Thirs  immer  wieder.  Einzelne 
Instrumente  von  ihm  haben  Boden  und  Zargen  sehr 
dunkelbraun,  während  die  ungebeizt-lackierte  Decke 
jetzt  hellrotgelb  erscheint.  Zwei  solche  Violoncelli  von 
1 755  und  1 758  besitzt  die  ehemalige  Hof  kapelle  in  Wien. 


478 


Stadl 


mann 


Stainei* 


Eine  Viola  di  Bordone  von  1750  besitzt  Fürst  Eszter- 
hazy  in  Eisenstadt  (Ungarn),  eine  Viola  d'amore  von 
1756  mit  einem  Frauenköpfchen  am  Wirbelkasten  die 
Staat).  Sammlung  in  Berlin  (Nr.  869). 
Geigenzettel :  Abb.  732. 

Stadimann,  Joseph.  —  1807 

Einen  Beweis  für  den  guten  Klang  des  Namens  Stadi- 
mann liefern  die  vielen  Geigenzettel  mit  fmgierten  Vor- 
namen (wie  Antoni,  Joseph  usw.),  die  sich  in  zwar  alten, 
aber  gewöhnlich  wertlosen  Instrumenten  finden. 

Stadimann,  Michael  Ignaz.  —  Wien.  Geb.  um 

1756^),  t  10.  März  1813  m  Wien 
Sohn  von  Joh.  Jos.  St.  Er  legte  am  9.  Mai  1772  den 
Bürgereid  ab,  hatte  seine  Werkstatt  im  »großen  Preuer- 
haus  in  der  Dorotheergasse*  und  kommt  in  den  Steuer- 
listen bis  1787  vor.  Er  war  gleichfalls,  wie  sein  Vater, 
Hoflautenmacher,  und  zwar  seit  1784;  \orher  war  er 
schon  seit  1776  Adjunkt  und  wird  als  solcher  im  Hof- 
und  Staatsschematismus  bis  1781  geführt").  Er  kommt 
seinem  Vater  und  Großvater  nicht  nur  gleich,  sondern 
übertrifft  sie  in  einzelnen  Fällen.  Er  hat  das  Stainer- 
niodell  aufgegeben  und  schon  bald  die  Vorzüge  einer 
flachen  Wölbung  erkannt  und  Stradivari  zum  Vorbild 
genommen.  Er  arbeitete  sehr  sorgfältig,  und  durch 
seinen  durchsichtigen,  rotbraunen  Lack  schimmert  das 
Holz  mit  schönem  Goldglanz.  Zwei  prächtige  Geigen 
und  eine  Viola  von  1 787  (die  den  besten  Arbeiten  von 
Geissenhof  gleichwertig  sind)  besitzt  die  ehemal.  Hof- 
kapelle in  Wien,  eine  Gitarre  die  Gesellschaft  der 
Musikfreunde.  Ferner  sind  gute  Arbeiten  im  Ferdi- 
nandeum  in  Innsbruck;  auch  waren  solche  in  Wien  ge- 
legentlich der  Musikausstellung  zu  sehen.  S.  war  ein 
tüchtiger  Musiker  und  von  1799 — 1813  als  Violinist 
Mitglied  der  Kaiserl.  Hofkapelle.  Seine  Werkzeuge  und 
Ladeneinrichtung  vermachte  er  seinem  Gehilfen  Math. 
Daum. 
Geigenzettel :  Abb.  673  und  748. 

Stadimayer,  Georg  und  Simon.  —  Regensburg. 

1603 

Beide  werden  in  dem  Verzeichnis  der  12  Rotten  »Muß- 
gattierer  und  Schützen«  der  Regensburger  Bürgerwehr 
als  »Zithermacher*  aufgeführt. 

Stäger.  —  Willisau  (Luzern).   1910 

Erfinder  eines  Stimmstocks,  der  sich  von  dem  üblichen 
nur  dadurch  unterscheidet,  daß  er  zweimal  horizontal 
durchbohrt  ist. 

Staenz,  lebt  als  »Luthier«  in  Chambery 
Stainer,  Andreas.  —  Absam.    1660.    1690 

Ein  urkundlich  nicht  nachweisbares  Mitglied  der 
Familie  des  berühmten  Meisters.  Man  will  eine  Viola 
dl  Baryton  von  ihm  kennen. 


•")  Wenn  der  Katalog  der  Sammlung  Crosby  Brown  in 
New  York  die  Jahreszahl  1 733  bei  einer  von  Mich.  Ign.  St. 
verfertigten  Viola  d'amore  angibt,  so  muß  der  Zettel  ent- 
weder gefälscht  oder  die  Jahreszahl  falsch  gelesen  sein. 

^)  Auf  den  älteren  Zetteln  findet  sich  daher  auch  an 
Stelle  des  Schnörkels  das  Wort  Adjunkt. 


Stainer,  Jakob.  —  Absam  (Tirol).  Geb.  1 4.  Juli 
1621  in  Absam,  f  Ende  1683 

Sohn  des  Martin  Stainer  und  der  Sabina  geb.  Gra- 
finger.  Der  größte  Meister  der  deutschen  Schule  und 
ein  Künstler,  der,  wenn  er  auch  andere  Wege  einschlug, 
nur  in  Amati  und  Stradivari  seinesgleichen  findet.  Es 
ist  unbekannt,  wessen  Schüler  er  war;  die  Behauptung, 
daß  er  bei  dem  berühmten  Orgelbauer  Daniel  Herz  in 
dem  seinem  Geburtsorte  nahen  Wilten  zuerst  in  der 
Lehre  gewesen  sei,  erscheint  schon  deshalb  hinfällig, 
weil  Herz  in  der  Jugendzeit  Stainers  noch  gar  nicht  in 
Wilten  lebte.  Wahrscheinlicher  ist  es,  daß  er  bei  irgend- 
einem Absamer  Bauern,  der,  wie  viele  andere  in  Tirol, 
im  Winter  sich  mit  der  Bildschnitzerei  und  dem  Geigen- 
machen beschäftigte,  die  erste  Anleitung  erhielt.   In 
seiner  frühesten  Jugend  wird  er  auch  eine  Zeitlang 
Hirtenknabe  gewesen  sein,  und  seine  ersten  Versuche, 
sich   eine  Fiedel   zu  schnitzen,   mag  er  damals  unter 
Gottes  freiem  Himmel  gemacht  haben.  Eine  immer 
wiederkehrende  Sage  macht  ihn  zu  einem  Amatischüler. 
Ein  urkundlicher  Beweis  dafür  fehlt  aber  leider.  Die 
Möglichkeit,  daß  er  in  jungen  Jahren  nach  Cremona  ge- 
kommen sei,  muß  ohne  weiteres  zugegeben  werden.  Er 
könnte  dort  noch  bei  Antonius  Amati  gelernt  haben, 
der  erst  nach  1640  starb,  also  zu  einer  Zeit,  da  Stainer 
das  19.  Jahr  erreicht  hatte.  Wahrscheinlicher  ist,  daß  er 
während  der  üblichen  Wanderjahre  seiner  Gesellenzeit 
auch  in  Cremona  —  vielleicht  bei  Nicolaus  Amati  — 
gearbeitet  hat.  Diese  Annahme  wird  durch  einen  neuen 
Fund  in  überraschender  Weise  unterstützt.  Der  Gei- 
genliebhaber  Theodor  Hämmerle  in  Wien  erwarb  von 
C.  H.  Voigt   eine  aus  VuiUaumes   Besitz  stammende 
Violine  mit  einem  Zettel  der  Brüder  Amati.  Trotz  des 
italienischen  Aussehens  und  des  Zettels  sprach  doch  so 
viel  an  dem  Instrument  für  die  Hand  Stainers,  daß 
Voigt  die  Geige  von  vornherein  nur  als  eine  Arbeit 
Stainers  gelten  lassen  wollte.  Zum  Zwecke  der  Repa- 
ratur mußte  sie  geöffnet  werden,  und  bei  dieser  Ge- 
legenheit fand  sich  unter  dem  Hals  am  Klotz  versteckt 
ein  zweiter  Zettel  (in  der  ganzen  Höhe  der  Zargen). 
[Siehe  die  Abbildung!]    Leider  ist  die  Jahreszahl  ver- 
wischt. Der  Zettel  scheint  echt  zu  sein.  Dies  voraus- 
gesetzt,   darf   man   annehmen,   daß   Stainer   bei   den 
Brüd<;rn  Amati  als  Gehilfe  gearbeitet  hat,  und  da  er  als 
solcher  in  eine  in  der  Werkstatt  der  Amati  und  für  diese 
gebaute  Geige  seinen  Zettel  nicht  öffentlich  anbringen 
durfte,  brachte  er  ihn  an  einer  Stelle  an,  wo  ihn  nie- 
mand sehen  konnte.  Glauben  wir,  daß  er  in  Cremona 
bei  den  Brüdern  Amati  war,  dann  ist  auch  die  Frage, 
wo  er  hinter  das  Geheimnis  des  italienischen  Lacks  ge- 
kommen ist   und  wo  er  seine  alle  andern  deutschen 
Geigenmacher    übertreffende    letzte    Ausbildung    er- 
fahren hat,  leicht  beantwortet.  Er  war  aber  viel  zu  sehr 
Künstler,  als  daß  er  ein  bloßer  Nachahmer  hätte  werden 
können.  Er  ging  seine  eigenen  Wege,  nahm  die  Wölbung 
höher  und  bevorzugte  die  deutsche  Form  der  F-Löcher 
und  der  Schnecke;  lediglich  den  Lack  behielt  er  bei. 
Man  muß  seine  Abweichung  von  seinen  italienischen 
Vorbildern  als  das  Ergebnis  künstlerischer  Erwägung 
ansehen,  denn  er  entsprach  mit  seinem  Modell  tatsäch- 
lich den  Anforderungen  der  damaligen  Geiger  besser 
als  die  Amati.  Daß  er  seine  Kunst  gut  verstand,  hat  er 
sein  Leben  lang  bewiesen ;  er  muß  aber  auch  eine  ver- 
hältnismäßig   gute    Schulbildung    genossen     haben. 


Stainer 


479 


Außerdem  war  er  ein  vorzüglicher  Geiger  und  soll  sogar 
als  Mechaniker  durch  merkwürdige  Kenntnisse  be- 
rühmt gewesen  sein.  Es  wird  stets  erzählt,  daß  er  schon 
1639  seine  ersten  Geigen  auf  den  Markt  in  Hall  ge- 
bracht habe,  was  durchaus  glaubwürdig  ist.  Im  Jahre 
1643  kam  er  nach  Salzburg,  mußte  dort,  wie  das  Zahl- 
meister-Kassejournal ausweist,  »etliche  Geigen  bei  der 
hochfürsd.  Instrumentenstube<'  ausbessern  und  ver- 
kaufte eine  schöne  Viola.  Weiter  weiß  man  von  ihm, 
daß  er  niit  der  blutarmen  Kleinbürgerstochter  Mar- 
garethe  Holzhammer  (geb.  1624,  f  1693)  ein  Liebes- 
verhältnis hatte,  das  nicht  ohne  Folgen  blieb.  Sobald  er 
aber  großjährig  geworden  war,  heiratete  er  Margarethe 
am  26.  November  1645.  Im  darauffolgenden  Jahre 
finden  wir  ihn  in  Venedig,  wo  er  sich  aufhielt,  um  Ma- 
terialien einzukaufen,  und  im  gleichen  Jahre  überreichte 
er  seinem  Fürsten  eine  Bittschrift  mit  dem  .Anerbieten, 
die  Instrumente  für  die  Hofkapelle  machen  zu  wollen, 
wobei  er  sich  großherzig  erbot,  damit  eine  Schuld  von 
412  fl.  seines  Schwiegervaters  Georg  Holzhammer, 
»gewesten  Bergmeisters  bei  dem  Salzberg«,  an  das 
Pfannhausamt  abtragen  zu  wollen.  Der  Erzherzog 
Ferdinand  Karl  willfahrte  dieser  Bitte ' ).  Auf  den  Haller 
Märkten  kam  er  mit  allerlei  Handelsleuten  zusammen : 
dort  mag  er  auch  den  jüdischen  Händler  Salomon 
Huebmer  aus  Kirchdorf  in  Oberösterreich  kennen  ge- 
lernt haben,  der  ihn  überredete,  mit  nach  Kirch- 
dorf zu  kommen.  Huebmer  wird  ihm  wohl  goldene 
Berge  versprochen  haben,  denn  es  ist  nicht  einzusehen, 
was  einen  Geigenmacher  gerade  nach  diesem  Orte  hätte 
locken  können.  Stainer  blieb  bis  zum  Frühjahr  1648  in 
Kirchdorf  und  wohnte  bei  Salomon  Huebmer.  Er 
mußte  gewiß  sehr  fleißig  arbeiten,  den  Verdienst  aber 
wird  wohl  der  Händler  eingesteckt  haben,  denn  als 
Stainer  wieder  abreisen  wollte,  stellte  sich  bei  der  Ab- 
rechnung heraus,  daß  er  nicht  nur  gar  nichts  erhielt, 
sondern  noch  24  Gulden  für  Miete  aufgerechnet  bekam, 
die  er  schuldig  bleiben  mußte.  Als  er  wieder  nach  Hause 
kam,  mußte  er  sofort  seiner  Verpflichtung,  die  Instru- 
mente der  Hofkapelle  instand  zu  halten,  nachkommen, 
und  damals  hat  er  wohl  den  Erzherzog  Ferdinand  Karl 
und  dessen  Frau  Anna,  Großherzogin  von  Toskana,  zu- 
erst persönlich  kennen  gelernt.  Der  Erzherzog,  dem 
Stainers  seelenvolles  Geigenspiel  ungemein  gefallen 
hatte,  ließ  ihn  mehrfach  nach  Innsbruck  kommen,  was 
viel  heißen  will,  denn  am  erzherzoglichen  Hofe  standen 
fortwährend  italienische  Virtuosen  im  Sold,  aber  auch 
bei  diesen  erfreute  sich  Stainer  großer  Wertschätzung; 
trotzdem  währte  es  noch  zehn  Jahre,  bis  ihm  der 
Landesfürst  am  29.  Oktober  1658  den  Titel  eines  Hof- 
musikers und  erzfürstlichen  Dieners  verlieh,  womit  das 
Recht  verbunden  war,  mit  »ehrsamer  und  fürnehmer 
Herr«  angeredet  zu  werden.  Leider  starb  Ferdinand 
Karl  schon  1662  und  sein  Bruder  löste  die  italienische 
Hofkapelle  auf,  starb  aber  auch  schon  am  24.  Juni  1 665. 
Tirol  kam  nun  an  Kaiser  Leopold,  und  an  diesen 
richtete  Stainer  1668  ein  Gesuch  um  Bestätigung  seines 
Titels.  Der  Vizekanzler  Dr.  Paul  Hocher  befürwortete 
dieses  Gesuch  wärmstens,  und  der  Kaiser  erttsprach 


^)  Näheres  hierüber  und  über  den  Hofmusiker  J.  Chr. 
Hegele,  der  schließlich  die  Restforderung  an  Stainer  vom 
erzherzoglichen  Hofe  erbettelte,  findet  man  in  Dr.  Fr. 
Waldners  mehrfach  erwähnter,  trefflicher  Schrift  über  die 
tirolischen  Geigenmacher. 


ihm  auch  laut  Diplom  vom  9.  Januar  1669.  Stainer  hatte 
damals   seine   künstlerische    Höhe   erreicht   und   war 
bereits  zu  Ruf  und  Ansehen  gekommen.  Er  war  viel- 
beschäftigt, seine  Violinen  wurden  ihm  schon  mit  40  fl. 
bezahlt  und  er  hatte  sonach  die  besten  Aussichten, 
einen   gewissen   Wohlstand   zu   erreichen.   Schon   am 
12.  November  1666  hatte  er  von  seinem  Schwager  Paul 
Holzhammer  das  Haus  W.  39  in  Absam  gekauft,  das, 
von  hohen  Linden  umgeben,  dem  Krippschen  Herren- 
sitze gegenüber  liegt.  Und  doch  hatte  er  damals  schon 
mit  allerlei  Schwierigkeiten  zu  kämpfen.  1667  erhielt  er 
plötzlich  vom  Landgericht  in  Thaur  eine  Vorladung, 
und  es  wurde  ihm  mitgeteilt,  daß  der  Jude  Huebmer 
seine  alte  Forderung  für  die  Mieteschuld  eingeklagt 
hätte.  Stainer  hat  die  Berechtigung  dieser  Forderung 
wohl  nie  wirklich  anerkannt,  aber  er  zahlte  zunächst 
15  fl.  und  erklärte  sich  bereit,  den  Rest  von  9  fl.  ge- 
legentlich des  nächsten  Haller  Marktes  zu  bezahlen. 
Er  unterließ  dies  jedoch  und  so  wurde  er  1669  gericht- 
lich gemahnt,  und  zwar,  was  ein  eigentümliches  Licht 
auf  die  Person  des  Gläubigers  wirft,  nochmals  um  die 
ganze  Summe,  ohne  Anrechnung  der  bereits  geleisteten 
Zahlung.  Als  Stainer  sich  dazu  nicht  verstand,  ging 
Huebmer  an  das  Gericht  in  Kirchdorf,  welches  der 
Stadt  Hall  die  Eintreibung  gebot.  Es  half  ihm  nichts, 
er  mußte  nochmals  bezahlen,  und  vergeblich  wandte  er 
sich  noch  1677  an  den  Kaiser,  um  das  ihm  widerrecht- 
lich Abgenommene  zurückzuerhalten.  Mag  er  damit 
auch   viel   Ärger   gehabt   haben,   das   Unglück  seines 
Lebens  war  sein  Konflikt  mit  dem  fürsterzbischöflichen 
Konsistorium   in   Brixen.  Es  war  die  böse  Zeit  der 
Gegenreformation,  und  Stainer  wurde  im  Januar  1669 
beschuldigt,  gemeinschafdich  mit  dem  Schneider  Jakob 
Meringer   (Mehringer)  lutherische   Schriften   gelesen 
und  sogar  ketzerische  Redensarten  geführt  zu  haben. 
Ob  die  Klage  überhaupt  berechtigt  war,  kann  heute 
kaum  entschieden  werden,  genug,  das  geistliche  Gericht 
verurteilte  beide.  Sie  sollten   im  Büßergewande  mit 
Geißel  und  brennender  Kerze  in  den  Händen  öffendich 
abschwören,  während  die  Bücher  verbrannt  wurden. 
Beide  legten  Berufung  ein,  und  es  spricht  sehr  für  das, 
selbst  von  katholischem  Standpunkt  aus  betrachtet, 
geringe  Verschulden  beider,  daß  das  wehliche  Gericht 
sie  nach  Möglichkeit  in  Schutz  nahm,  so  daß  die  Geist- 
lichkeit auf  Geißel  und  Kerzen  verzichten  mußte.  Die 
Bücher   wurden   verbrannt,   aber   Stainer  sowohl  als 
Meringer   weigerten   sich   hartnäckig,   abzuschwören. 
Nun  zog  das  Konsistorium  die  Saiten  straffer  an  und 
verlangte  die  Verhaftung  beider,  die  leider  wirklich  ver- 
fügt wurde.  Stainer  fügte  sich  auch  diesem  Gewaltakt 
lieber,  als  daß  er  etwas  gegen  seine  Überzeugung  getan 
hätte;  er  bat  nur  um  Aufschub  gegen  Bürgschaft,  da  er 
noch  Geigen  für  das  Kloster  Rothenbuech  in  Bayern 
fertigzumachen   hatte;   man   gestattete   ihm  aber  nur, 
daß  er  diese  im  Gefängnis  vollende.  Er  wurde  ein  halbes 
Jahr  lang  gefangengehalten  und  hat  sich  dabei  wohl  den 
Grund  zu  der  Krankheit  geholt,  der  er  später  erlag.  Als 
man  ihm  die  Freiheit  wiedergab,  war  er  ein  gebroche- 
ner Mann,  sein  Vermögen  war  in  Verfall  geraten,  und  er 
konnte  sich   nicht  mehr  emporarbeiten.  Er  saß  wohl 
noch  fleißig  in  seiner  Werkstatt,  da  er  aber  alles  mit  der 
größten  Gewissenhaftigkeit  ausführte  und  keine  fremde 
Hilfe  an  seinen  Werken  duldete,  arbeitete  er  nur  sehr 
langsam  und  die  Einnahmen  standen  dann  in  keinem 
Verhältnis  dazu.  Er  hatte  eine  große  Familie  zu  er- 


48Ü 


St 


ainef 


nähren^),  und  so  erdrückten  ihn  dieSorgen  schließlich, 
daß  er  in  Geistesnacht  verfiel.  Sein  Todestag  ist  unbe- 
kannt '),  aber  sein  Andenken  ist  lebendig  geblieben,  und 
1898  wurde  ihm  ein  würdiges  Denkmal  gesetzt.  Wie 
Stradivari  war  er  vielseitig  in  seiner  Kunst,  und  es  gibt 
kaum  ein  zu  seiner  Zeit  gebräuchliches  Streichinstru- 
ment, das  er  nicht  gemacht  hätte.  Er  schlug  neue  Wege 
ein,  wenn  er  sich  auch  dem  Einflüsse  der  Amatischule 
nicht  entziehen  konnte.  Doch  nahm  er,  wie  schon  be- 
merkt, nur  an,  was  seinen  Absichten  entgegenkam.  Er 
veränderte  die  Umrisse,  die  Stärkenverhältnisse  des 
Holzes  und  die  Wölbung,  bei  der  auffällt,  daß  er  die 
Decke  höher  als  den  Boden  machte.  Seine  Geigen  er- 
hielten dadurch  jene  eigentümliche,  fast  mehr  an  den 
Flöten-  als  an  den  Geigenton  erinnernde  Klangfarbe, 
die  noch  durch  das  ganze  18.  Jahrhundert  das  Ent- 
zücken aller  Musiker  war.  Das  individuelle  Gepräge 
aller  Arbeiten  Stainers  fällt  sofort  in  die  Augen.  Auch 
seine  kurzen  F-Löcher  mit  ihren  kreisrunden  Endi- 
gungen  sind  charakteristisch.  Daß  er  manchmal  unter 
dem  Griffbrett  noch  ein  rundes  oder  öfters  ein  stern- 
förmiges Schalloch  und  am  Wirbelkasten  gerne  Löwen- 
köpfchen u.  dgl.  angebracht  hat,  sei  nur  nebenbei  er- 
wähnt, da  das  auch  andere  unter  seinen  Zeitgenossen 
taten.  Sein  Lack  ist  sehr  schön  und  kommt  dem 
italienischen  sehr  nahe.  Wenn  er  in  Venedig  »Mate- 
rialien einkaufte«,  so  wird  der  Lack  dabei  sicher  eine 
Hauptrolle  gespielt  haben,  da  er  gewiß  Holz,  wie  er  es 
brauchte,  in  seiner  Heimat  selbst  haben  konnte  ').  In 
der  Farbe  ist  der  Lack  gelbrot  gewesen,  zeigt  aber  jetzt 
oft  einen  an  Mahagoni  erinnernden  Ton.  Er  hatte  drei 
verschiedene  Modelle,  ein  kleines,  ein  mittleres  und  ein 
großes.  Die  technische  Vollendung  seiner  Geigen  blieb 
allen  seinen  Nachahmern  unerreichbar,  aber  auch  er 
dürfte  von  einem  Grundgedanken  ausgegangen  sein, 
den  er  als  Geheimnis  mit  ins  Grab  genommen  hat.  Man 
nennt  u.  a.  Klotz  und  Alban  seine  Schüler;  sie  waren 
sehr  geschickt,  aber  an  den  Meister  reichten  sie  nicht 
heran.  Bald  nach  dem  Tode  Stainers  wurde  sein  Name 
so  berühmt,  seine  Geigen  so  gesucht,  daß  -zahlreiche 
Fälschungen  vorkamen,  und  selbst  Klotz  soll  m  seinen 
besten  Geigen  den  Namen  Stainers  angebracht  haben. 
In  Deutschland  und  England  wurde  er  von  den  Geigen- 
inachern  zum  alleinigen  Vorbild  genommen;  auch  in 
Frankreich  fälschte  man  seine  Arbeit,  wie  eine  zweifel- 
los französische  Geige  im  Museum  des  Konser- 
vatoriums in  Brüssel  beweist,  in  der  sich  der  unsinnige, 
gedruckte  Zettel  befindet:  »Jacobus  Staainer  Films,  in 
absam  prope  omni  pontum  1558«.  Selbst  in  Italien 
wurde  sein  Modell  nachgeahmt,   ganz  abgesehen   von 


^)  Er  hatte  acht  Töchter  und  einen  Sohn  Jakob,  der 
starb,  ehe  er  ein  Jahr  alt  wurde. 

')  Der  im  Jahre  1842  von  Seb.  Ruf  errichtete  Grabstein 
fingierte  nur  ein  wahrscheinliches  Datum :  »Freitag  nach 
Aegidi  vor  Sunnenaufgang«. 

^)  Es  wird  erzählt,  daß  er  sich  tagelang  in  Wäldern  auf- 
gehalten habe,  um  die  Stämme  abzuklopfen  und  auszu- 
suchen, die  er  zum  Geigenbau  brauchen  konnte.  Weniger 
glaubwürdig  ist  die  Erzählung,  daß  er  in  Italien  das  Holz 
eines  abgebrochenen  Altars  gekauft  und  7  Geigen  daraus 
gemacht  habe,  die  er  den  7  Kurfürsten  zum  Geschenk 
machte,  die  dann  unter  dem  Namen  Kurfürstengeigen  als 
seine  besten  Arbeiten  gegolten  haben  sollen. 


dem  Einfluß  seiner  Arbeit  auf  D.  Tecchler  und  die 
Schule  von  Rom.  Ja,  der  Glanz  seines  Ruhmes  hat  im 
achtzehnten  Jahrhundert  in  allen  germanischen  Län- 
dern die  größten  italienischen  Meister  überstrahlt.  Erst 
die  erhöhten  Anforderungen  an  die  Geige  und  die 
Kraft  ihres  Tons  im  neunzehnten  Jahrhundert,  denen 
die  Stalnergeigen  nicht  ganz  zu  entsprechen  vermögen, 
brachten  es  mit  sich,  daß  man  jetzt  die  Cremoneser 
überall  bevorzugt.  Ihren  Sammelwert  behalten  die 
Stalnergeigen  aber  für  alle  Zeit,  und  so  kommt  eine 
echte  Arbeit  von  ihm  fast  noch  seltener  im  Handel  zum 
Vorschein  als  eine  echte  Stradivari.  Die  schönsten 
Stainergeigen  befinden  sich  in  englischem  Besitz;  was 
in  Deutschland  noch  vorkommt,  ist  nicht  immer 
zweifellos  echt.  In  echten  Arbeiten  fanden  sich  bisher 
nur  handschriftliche  Zettel,  so  daß  es  fraglich  erscheint, 
ob  er  jemals  gedruckte  verwendet  hat.  Es  wäre  wün- 
schenswert, daß  einmal  ein  Verzeichnis  der  wirklich 
echten  Stainergeigen  und  ihrer  Besitzer  zusammen- 
gestellt würde.  Von  größeren  Sammlungen  seien  hier 
nur  die  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in  Wien,  das 
Museum  des  Pariser  Konservatoriums,  die  staatl.  Samm- 
lung in  Berlin,  die  fürstl.  Lobkowitzsche  Sammlung 
auf  Schloß  Raudnitz  m  Böhmen  (ein  Kontrabaß  von 

1677,  Violinen  von  1652,  1653,  1657.  1661  und  1667) 
erwähnt.  Eine  Viola  und  drei  Violinen,  darunter  eine, 
die  zu  Stainers  schönsten  Arbeiten  gehört,  besitzt 
Hämmerle  in  Wien,  eine  ähnliche  Prof.  Anzoletti  in 
Mailand  (ein  Erbstück  seiner  aus  Bozen  stammenden 
Künstlerfamilie),  ferner  eine  Violin»  aus  dem  Jahre 
1675  Dr.  A.  Heusch  in  Aachen.  Eine  Violine  von 
1660  ist  in  der  Kirche  am  Strahov,  eine  von  1676  in  der 
Prager  Kreuzherrenkirche,  einen  Kontrabaß  besitzt  der 
Kirchenchor  in  Murnau  am  Staffelsee.  Auch  einige 
bayrische  und  österreichische  Klöster  dürften  noch  im 
Besitz  echter  Arbeiten  Stainers  sein.  So  glauben  das 
Chorherrenstift  Neustift  bei  Brixen  in  Tirol  zwei 
Geigen  von  1655  und  1661,  das  Stift  St.  Florian  (O.-Ö.) 
eine  Violine  von  1670  und  die  Dechantei  des  Marktes 
Obervellach  (Kärnten)  eine  ähnliche  ihr  eigen  zu  nennen. 
Eine  sehr  schöne  Stainergeige,  leider  ohne  Zettel,  bc 
sitzt  ferner  Prof.  Gust.  Holländer  in  Berlin,  eine  Viola 
da  Gamba  von  1667  W.  E.  Currey  und  eine  Viola 
d'amore  das  Museum  Carolino  Augusteum  in  Salzburg, 
ein  Violoncello  Max  Eisenberg  in  Hamburg,  eincTenor- 
gamba,  die  ihrer  prachtvollen  Arbeit  halber,  trotz  des 
gedruckten  (statt  geschriebenen)  Zettels  für  echt  gelten 
kann,  Fritz  Wildhagen  in  Haiensee  b.  Berlin,  eine 
Bratsche  Rechnungsrat  Friedrich  in  Posen.  Eine  in 
allen  Teilen  im  ursprünglichen  Zustand  erhaltene  Vio- 
line erbte  das  Kloster  Niedermünster  in  Regensburg 
von  dem  Kirchenkomponisten  HuUer.  Stainers  Leben 
wurde  wiederholt  zum  Gegenstand  novellistischer  Ar- 
beiten gemacht^);  eine  wirklich  wertvolle  Biographie 
schrieb  der  verdienstvolle  Kaplan  des  Irrenhauses  in 
Hall  Seb.  Ruf  (geb.  1802,  f  1877).  Nach  ihm  sind  nur 
noch  zwei  Funde  von  dem  Archivbeamten  Klaar  ge- 


')  Z.B.  von  J.  Schuler  (abgedruckt  in  Schulers  Werken, 
Innsbruck  1861  bei  Wagner)  und  in  »Jakob  Stainer,  Der 
Geigenmacher  von  Absam  in  Geschichte  und  Dichtung«, 
(wo  auch  Herm.  v.  Gilms  Gedicht  »J.  Stainer«  Aufnahme 
fand),  ferner  H.  Jäger:  »Der  Geiger  von  Absam  oder  der 
klingende  Baum«,  abgedr.  in  »Des  Knaben  Lust  und 
Lehre«,  Glogau  bei  Fleming  usw. 


2i 


St 


ainer 


Stark 


481 


macht  worden,  die  uns  einen  genaueren  Einblick  in 
Stainers  Schicksale  gestatten.  Vgl.  Prof.  Dr.  F.  Lent- 
ners  »Jakob  Stainers  Lebenslauf  im  Lichte  archivali- 
scher  Forschung«. 
Geigenzettel :  Abb.  667,  721 . 

Stainer,  Karl.-?  1735 

P.  de  Wit  veröffentlicht  einen  Reparaturzettel  eines 
sonst  nicht  bekannten  (vielleicht  in  Italien  tätigen) 
Carlo  Stainer :  Rivisto  e  ristaurato  da  me  /  Carlo 
Stainer.  A.  1735  (gedruckt). 

Stainer,  Marcus.  —  Absam,  Kufstein,  Laufen 

a.  Traun.    Geb.  um  1619,  f  nach  1680 

Jakob  Stainer  hatte  zwei  ältere  Brüder,  Paul  und 
Marcus.  Paul  wurde  Tischler,  Marcus  war  vielleicht  ein 
Schüler  desselben  Meisters,  bei  dem  Jakob  St.  lernte. 
Er  ließ  sich  zuerst  in  Kufstein  als  bürgerlicher  Lauten- 
und  Geigenmacher  nieder,  wo  er  im  Jahre  1647  schon 
und  1 659  noch  ansässig  war.  Dann  zog  er  nach  Ober- 
österreich, wo  er  in  dem  Marktflecken  Laufen  seine 
Werkstatt  aufschlug.  Sein  Leben  scheint  ohne  be- 
merkenswerte Ereignisse  verflossen  zu  sein ;  m  Archi- 
valien  fand  sich  bisher  nichts  über  ihn.  So  fehlt  auch 
jeder  Beweis  dafür,  daß  er  Klosterbruder  geworden  sei, 
wie  behauptet  wurde.  Kam  er  auch  seinem  Bruder  an 
Talent  und  Können  nicht  gleich,  so  war  er  doch  recht 
geschickt  und  soll  Jakobs  Arbeiten  mit  Erfolg  nachge- 
ahmt haben.  Daß  er  seinen  Namen  mißbraucht  hat,  ist 
nicht  anzunehmen,  wohl  aber,  daß  andere  seine  Arbeiten 
mit  gefälschten  Zetteln  versehen  haben.  Die  ihm  zu- 
geschriebenen Geigen  haben  schönes,  großes  Modell, 
rötlichgelben  oder  rotbraunen  Lack  und  sind  m  allen 
Einzelheiten  tadellos  ausgeführt.  Am  Wirbelkasten 
brachte  auch  er  gerne  geschnitzte  Köpfchen  an. 
Namentlich  seine  Gamben  und  Violen  sollen  gut  sem. 
App.-Ger.-Rat  v.  Renner  besitzt  eine  Geige  von  ihm, 
eine  andere  (vom  Jahre  1677)  das  Ferdinandeum  in 
Innsbruck.  Eine  Tenorgamba,  die  jetzt  einen  ge- 
schriebenen unechten  Zettel  von  Jacobus  Stainer  trägt, 
früher  aber,  nach  Piegendorfers  Bericht,  einen  echten 
von  Marcus  Stainer  mit  der  Jahreszahl  1665  aufwies, 
besitzt  Fritz  Wildhagen  in  Haiensee.  Sie  zeichnet 
sich  durch  schöne  Arbeit,  gelbbraunen  Lack,  Ro- 
sette und  prachtvolles  Löwenköpfchen  am  Wirbel- 
kasten aus. 

Geigenzettel:  Marcus  Stainer  Burger  u.  /  Geigen- 
macher in  Kuefstein  /  anno  1 659  (gedruckt).  —  Marcus 
Stainer  /  bürgerl.  Lautten-  und  /  Geigenmacher  in 
Kufstein  /  in  TyroU  1 647  (gedruckt). 


St 


aininger  s.  Steininger 


Stamer,  J.  —  Heilbronn.   1884 

Ein  Tanzlehrer,  der  einen  kleinen  Geigenhandel  be- 
trieb und  auch  eine  Reparaturwerkstatt  einrichtete,  in 
der  er  Mittenwalder  oder  Markneukirchner  Gesellen 
beschäftigte.  Die  Werkstatt  ging  jedoch  schon  sehr  bald 
wieder  em. 

Geigenzettel:  J.  Stamer  fecit  /  Heilbronn,  1884  (ge- 
schrieben). 
V.  Lütg-endorf f ,  Geigen-  und  Lautenmacher.     Bd.  II 


Stamm,  F.  E.  —  Estebrügge,  Hamburg.    1884. 

1895 

Ein  Musiker  und  Färbermeister,  der  sich  als  leiden- 
schaftlicher Geigenfreund  frühzeitig  dem  Geigenbau 
zuwendete.  Da  er  sich  die  Druckstöcke  für  seine 
Färberei  stets  selbst  geschnitten  hatte,  brachte  er  eine 
gewisse  Handfertigkeit  mit,  als  er  die  ersten  Versuche 
machte.  Durch  eifriges  Studium  erlangte  er  dann  eine 
recht  anerkennenswerte  Geschicklichkeit,  und  solange 
er  in  Estebrügge  blieb,  hat  er  sehr  viele  recht  sauber 
durchgeführte  Geigen  gebaut,  an  denen  alles  seine 
eigene  Arbeit  war,  bis  auf  die  Schnecken,  die  er  von 
Sauke  in  Hamburg  kaufte.  Als  er  sein  Ladengeschäft  in 
Hamburg  eröffnet  hatte,  fehlte  ihm  die  Muße  zu 
eigenem  Schaffen ;  er  bezog  Geigen  von  den  bekannten 
Fabriken,  die  er  dann  nur  überarbeitete  und  durch 
Ausschachteln  zum  guten  Teil  verdarb.  Er  war  auch 
vielfach  als  Reparateur  tätig. 

Geigenzettel :  Reparirt  /  von  F.  E.  Stamm  /  in  Ham- 
burg /  1 895  (gedruckt).  —  Reparirt  /  von  /  F.  E.  Stamm / 
Estebrügge.  /  1884  (gedruckt). 

Stampfer,   Sebastian.   —  Wien.    Geb.    1792, 
t  23.  März  1822 

Am  15.  Dezember  1820  legte  er  den  Bürgereid  ab  und 
hatte  in  der  Aisergasse  Nr.  72  seine  Werkstatt.  Wenn 
auch  nicht  ungeschickt,  hatte  er  doch  wenig  Gelegen- 
heit, sich  auszureifen,  da  er  ja  erst  fünf  Vierteljahre 
selbständig  war,  als  er  starb. 

Stangel,  Alois. —  Mittenwald.  1792 

Er  war  nur  ein  Handwerker.  Seine  Geigen  von  ge- 
wöhnlicher Arbeit  sind  flach  gebaut,  haben  unschein- 
baren dunkelbraunen  Lack  und  dumpfen  Ton. 
Geigenzette! :  Alois  Stangel  /  in  Mittenwaldt  1 792  (ge- 
schrieben). 

Stanza,  Gmseppe.  —  Venedig.   Geb.  um  1663 

Man  weiß  von  ihm  nur,  daß  er  168!  und  1683  Schüler 
von  Nie.  Amati  war  und  aus  Venedig  stamn^te. 

Starck,  Johann.  —  Brück  (?).   1 723 

Eine  zierliche  Geige  mit  rötlichem,  durchsichtigem 
Lack  und  hübsch  gearbeiteter  Schnecke,  von  mittlerer 
Wölbung  und  mit  erhabenen  Rändern  trägt  einen  Zettel 
mit  dem  Namen  »Johann  Starck  aus  Prug«.  Es  könnte 
auch  Prag  gelesen  werden.  In  Prag  ist  aber  kein  Geigen- 
macher dieses  Namens  nachzuweisen.  Brück  liegt  bei 
Wildstein  in  Böhmen,  6  Kilometer  von  Markneu- 
kirchen  entfernt,  und  war  der  Wohnsitz  mehrerer 
Geigenmacherfamilien,  die  später  in  Markneukirchen 
vorkommen.  Sollte  aber  wirklich  Prag  gelesen  werden 
müssen,  dann  war  Starck  vielleicht  ein  Markneu- 
kirchener,  der,  wie  manche  andere,  den  Ursprungsort 
seiner  Arbeiten  verschleierte. 

Stark,  August.  —  Straßburg  i.  E.  Geb.  6.  Jan. 
1871  zu  Rohrbach  bei  Brambach  i.  S. 

Schüler  seines  Bruders  Hermann  St.,  arbeitete  fast  vier 
Jahre  als  Gehilfe  bei  Meinel-Grunwald  in  Basel  und 
eröffnete  am  I .  Oktober  1899  in  Straßburg  seine  eigene 
Werkstatt    als    Geigenmacher    und    Reparateur.    Er 

31 


482 


Stark  —  Stauffer 


ist  als  Geigenbaumeister  »Meislerbeisitzer«  in  der 
Handwerkskammer  für  Elsaß-Lotbringen  und  Vor- 
sitzender der  Gehilfenprüfungen  für  Musikinstru- 
mentenmacher. Er  ahmt  das  Stradivari-  und  Guar- 
nerimodell  nach  und  verwendet  einen  Lack  eigener  Zu- 
sammensetzung. Auf  seinem  Zettel  führt  er  das 
Wappen  von  Cremona  als  Schutzmarke. 

Geigenzettel:  (Wappen  von  Cremona.)  A  Stark,  / 
Saiteninstrumentenbauer  /  Strassburg  i./E.  Anno  .... 
(gedruckt). 

Stark,  Heinrich  Albin.  —  Geb.  20.  März  1871 
in  Erlbach,  arbeitet  als  Geigenmacher  in 
Markneuki  rchen 

Stark,  Gustav.  —  Rohrbach  b.  Brambach.  Geb. 
1.  September  1861 

Bruder  von  Hermann  St.,  mit  dem  er  zusammen 
arbeitet.  Er  war  ursprünglich  Bogenmacher  und  hat 
nachträglich  bei  seinem  Bruder  das  Geigenmachen 
erlernt. 

Stark,  Hermann.  —  Rohrbach  b.  Brambach. 
Geb.  in  Rohrbach  14.  August  1865 

Schüler  von  August  Voigt.  Nachdem  er  bei  H.  Hammig 
als  Gehilfe  gearbeitet  hatte,  übernahm  er  schon  1885 
das  Geschäft  von  Jul.  Theod.  St. ;  er  macht  nach  den 
Modellen  der  besten  alten  Meister  gute,  billige  Geigen 
und  bevorzugt  Ollack.  Sein  noch  lebender  Vater  ist 
Geigenhändler. 

Stark,  Walter.  —  Markneukirchen.  1920 

Mandolinen-  und  Lautenfabrik,  die  früher  in  Erlbach 
war. 

Statler,  Andree.  —  Genua.   1715 

Er  soll  ein  Schüler  von  Hier.  Amati,  dem  Sohne  des 
Nicola,  gewesen  sein.  Der  Name  ist  übrigens  unsicher 
gelesen,  und  manche  lesen  ».'\nderl  Statlle«,  was  jedoch 
falsch  zu  sein  scheint. 

Stauber.  Anton.  —  Köln.    Geb.  24.  Juli  1850 

Schüler  von  Georg  Tiefenbrunner.  Er  machte  sich  1874 
selbständig  und  ließ  sich  in  Köln  als  Geigenmacher 
nieder.  Seine  Arbeit  ist  recht  gut.  Sein  Sohn  Heinrich 
St.,  der  ebenfalls  Geigenmacher  wurde,  ist  hauptsäch- 
lich als  Reparateur  tätig. 

Staudinger  (Stautinger),  Mathaeus  Wenzes- 
laus.  —  Würzburg.  1745.  1775 

Einer  der  besten  deutschen  Meister  seiner  Zeit  in 
Franken,  von  dem  noch  hübsche  Lauten  und  Geigen 
aller  Art  vorkommen.  Zwei  hübsche  Lauten  von  ihm 
(eine  aus  der  Sammlung  Snoeck)  sind  in  der  Berliner 
ehemal.  Kgl.  Sammlung  (Nr.  704).  Der  eine  Vorname 
kommt  auf  Zetteln  auch  Winceslaus  und  der  Familien- 
name Stautinger  geschrieben  vor.  Eine  Geige  von  1774 
und  eine  Viola  aus  dem  gleichen  Jahre  von  ihm  besitzt 
C.  Stoeber  in  Würzburg.  Auch  einige  gute  Violoncelli 
von  ihm  sind  mir  bekannt  geworden. 

Geigenzettel:  Mathaeus  Wenceslaus  /  Staudinger  me 
fecit  /  Wirceburgi  1757  (gedruckt)  und  Abb.  724. 


Stauffer    (Staufer),    Joh.    Anton.     —     Wien 
(Kaschau).  Geb.  um  1805,  f  nach  1843 

Sohn,  Schüler  und  Gehilfe  von  Joh.  Georg  St.,  mit  dem 
er,  selbständig  geworden,  eine  Zeitlang,  mindestens 
von  1840 — 1843,  gemeinsem  arbeitete  und  dem  er  auch 
nach  Kaschau  folgte.  In  den  Wiener  Bürger-  und 
Steuerbüchern  kommt  sein  Name  nicht  vor.  Geigen, 
die  seinen  Zettel  tragen,  sind  denen  seines  Vaters  sehr 
ähnlich,  haben  aber  Ecken  und  Ränder  von  zierlicherer 
Ausführung.  Eine  Gitarre  von  ihm  ist  aus  der  Samm- 
lung Snoeck  nach  Berlin  gekommen  (Nr.  352). 

Geigenzettel :  Abb.  682  und  723. 

Stauffer  (Staufer),   Johann   Georg.  —  Wien 
(Kaschau).    Geb.  1778,  f  24.  Januar  1853 

Ursprünglich  Kunsttischler,  verlegte  er  sich  bald  aus 
Liebe  zur  Musik  auf  den  Bau  von  Gitarren  und  be- 
nutzte jede  Gelegenheit,  auch  die  Anfertigung  von 
Streichinstrumenten  zu  erlernen.  Natürliche  Anlage, 
Handfertigkeit  und  ein  gewisser  Forschertrieb  kamen 
ihm  dabei  zu  Hilfe,  so  daß  er,  als  er  am  20.  Juni  1800  den 
Bürgereid  ablegte,  bereits  als  Lauten-  und  Geigen- 
macher bezeichnet  wurde.  Er  hatte  seine  Werkstatt 
Stadt  Nr.  150  und  beschränkte  sich  anfangs  darauf, 
Gitarren  zu  bauen,  die  nicht  nur  sehr  gut  im  Ton 
waren,  sondern  auch  äußerlich  hübsch  ausgestattet,  auf 
der  Decke,  um  das  Schalloch  und  den  Saitenhalter  mit 
aus  schwarzem  Holz  geschnittenen  Blumen  usw.  ver- 
ziert waren.  Seine  Gitarren  waren  sehr  beliebt  und 
wurden  ihm  mit  32  fl.  C.  M.  bezahlt^),  ein  für  jene  Zeit 
sehr  hoher  Preis,  der  begreiflich  erscheint,  wenn  man 
weiß,  daß  Stauffer  unbestritten  als  der  beste  Wiener 
Gitarrenmacher  seiner  Zeit  galt.  Er  erfand  unter 
anderen  1821  die  »Guitarre  d'amour«,  die  ähnlich  wie 
ein  Violoncello  mit  dem  Bogen  gespielt  wurde.  Auch 
nach  den  Modellen  anderer  fertigte  er  Gitarren;  eine 
solche  besitzt  das  Musikhistorische  Museum  in  Stock- 
holm (Nr.  29).  Als  die  Gitarre  mehr  und  mehr  aus  der 
Mode  kam,  zum  Teil  auch  durch  die  von  Ant.  Kiendl 
verbesserte  Zither  verdrängt  wurde,  begann  Stauffer 
sich  mehr  auf  den  Bau  von  Streichinstrumenten  zu  ver- 
legen. Seine  Arbeit  ist  auch  hier  von  peinlichster 
Sauberkeit.  Er  verarbeitete  nur  das  allerschönste  Holz, 
kopierte  nicht  nur  Stainer  und  die  Italiener  recht  gut, 
sondern  auch  den  Engländer  William  Forster.  Da  er 
große,  flachgewölbte  Modelle  bevorzugte,  arbeitete  er 
zumeist  nach  Guarneri  oder  »ad  normam  Antonii  Stra- 
duarii«  (sie),  wie  er  ausdrücklich  auf  seinen  Zetteln 
angibt,  die  er  in  den  ersten  vierziger  Jahren  des  1 9.  Jahr- 
hunderts gebrauchte,  als  er  sich  mit  seinem  Sohne 
J.  Anton  St.  vorübergehend  in  Kaschau  in  Ungarn  auf- 
hielt"). Besonders  schön  sind  immer  seine  Schnecken, 
die   »wie   gegossen«  erscheinen.   Sein   Lack   ist   gelb, 

^)  Wie  ein  Kalender  für  1821,  den  Stauffer  als  Ein- 
schreibebuch benutzte  (jetzt  im  Besitz  von  W.Th.  Jaura), 
ausweist.  Als  Käufer  erscheint  hier  der  seinerzeit  berühmte 
Prof.  Schimansky. 

-)  Vermutlich  leitete  der  Sohn  die  Kaschauer  Werk- 
statt, während  der  Vater  in  Wien  weiter  arbeitete.  Dafür 
spricht  auch  eine  von  1841  datierte  Stradivarikopie,  die  er 
zusammen  mit  dem  Klaviermacher  Fr.  Wolff  herstellte. 


Stautinger  —  Steger 


483 


seltener  rotbraun,  aber  glasig  und  hart.  Trotz  ihrer  vielen 
guten  Eigenschaften  fehlt  seinen  Geigen  das,  was  sie  erst 
zum  echten  Kunstwerk  erheben  würde.  Sie  lassen 
daher  den  Kenner  kalt,  und  das  erklärt  auch,  warum 
Stauffer  von  seinen  Berufsgenossen  lange  nicht  für  voll 
angesehen  wurde.  Der  Ton  seiner  Geigen  ist  kräftig, 
aber  ohne  Schmelz.  Er  selbst  fühlte  recht  gut,  daß  seine 
Streichinstrumente  seinen  Gitarren  nicht  gleichkamen. 
Er  war  daher  unablässig  bemüht,  Verbesserungen  zu 
erfinden,  von  denen  sich  freilich  keine  bewährt  hat; 
einerseits  wollte  er  den  Ton  veredeln,  anderseits  die 
Widerstandsfähigkeit  erhöhen.  So  baute  er  Geigen  mit 
zweifachem  Boden,  damit  der  Ton  nicht  durch  das  An- 
liegen der  Hand  oder  des  Körpers  gedämpft  werde,  oder 
er  belegte  die  Zargen  innen  statt  der  Bereifung  ganz 
mit  Ahorn.  Im  Jahre  1832  baute  er  Violinen  von  einem 
schmalen,  aber  sehr  langen  Modell,  aber  auch  dadurch 
erreichte  er  die  erhoffte  Tonveredlung  nicht.  Bei 
zu  dünn  ausgearbeiteten  Decken  suchte  er  den  Ton 
dadurch  zu  verbessern,  daß  er  im  Innern  von  einem 
Klotz  zum  andern  einen  runden  Holzstab  einfügte, 
öfters  auch  eine  Stahlstange  (wie  bei  den  Kontra- 
gitarren). Das  Beispiel  von  Chanot  veranlaßte  ihn, 
Geigen  ohne  Ecken  zu  bauen,  wobei  er  den  Saiten- 
halter auf  der  Decke  befestigte.  Eine  solche  Geige  ist  in 
Berlin  in  derstaatl.  Sammlung  (Nr.  906).  Man  sieht,  daß 
eine  ganze  Reihe  von  Erfindungen,  die  in  den  letzten 
Jahren  aufgetaucht  sind,  durchaus  nicht  als  neu  gelten 
darf.  Erst  in  neuerer  Zeit  erreichen  Stauffers  Geigen 
bessere  Preise;  er  selbst  brachte  es  jedoch  zu  keinem 
Wohlstand  und  starb  im  Bürgerversorgungshaus.  Eine 
sechssaitige  Gitarre  von  ihm  besitzt  C.  Claudius  in 
Kopenhagen. 

Geigenzettel :  Joannes  Georgius  Staufer  /  fecit  Viennae 
anno  1812  (gedruckt).  —  126  /  Georg  Stauffer  /  Wien  / 
im  Schulhof  No.  448  (gedruckt).  —  Nach  dem  Modell  / 
des  Luigi  Legnani  1565  /  Johann  Georg  Staufer  /  Anno 
838  Wien  N^  480  (gedruckt).  (In  der  Mitte  eine  Lyra 
mit  Blumen,  an  der  Seite  ein  Siegel  mit  dem  öster- 
reichischen Adler)  und  Abb.  682,  735. 

Stautinger  s.  Staudinger 

Stecher,  Josef.  —  Salzburg.   Geb.  in  Salzburg 

1828.  1884 

Schüler  von  Johann  Stöhr.  Nachdem  er  längere  Zeit  bei 
Lemböck  in  Wien  gearbeitet  hatte,  machte  er  sich  in 
seiner  Vaterstadt  selbständig  und  erhielt  bereits  1873 
eine  silberne  Verdienstmedaille  für  eine  Geige,  deren 
schönes  Modell,  gelungene  Ausführung  und  ita- 
lienischer Ton  besonders  gelobt  wurden.  Er  ist  ein  sehr 
fleißiger  und  kenntnisreicher  Meister,  und  daher  auch 
als  beeideter  Schatzmeister  angestellt,  und  besitzt  ver- 
schiedene Auszeichnungen.  Eine  von  ihm  im  Jahre  1884 
gebaute  Violine  ist  in  der  Sammlung  des  Museums 
Carolino-Augusteum  in  Salzburg. 

Ste.d..m(Stehelln?),Jonas.— Straßburg.  1596 

Eine  Laute  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum 
in  Köln  trägt  den  fast  ganz  unleserlich  gewordenen  ge- 
schriebenen Zettel:  1596  /  Jonas  Ste  .  d  .  .  m  (?)  / 
Argent.;  darunter  der  geschriebene  Reparaturzettel: 
Johann  Adolph  Böningk  /  in  Böltingen,  habe  die 
lauthe  /  renoviret.  (Siehe  Jonas  Stehelin.  S.  484.) 


Steffanini    (Stephanini),    Carlo.    —    Mantua. 

1764.   1790 

Ein  Lauten-  und  Mandolinenmacher,  der  große  Sorg- 
falt auf  die  äußere  Ausstattung  seiner  Arbeiten  legte. 
Eine  Mandoline  von  ihm  besitzt  die  staatl.  Sammlung  in 
Berlin  (Nr.  743),  eine  Pandurina  die  Crosby-Brown- 
Sammlung  in  New  York  (Nr.  2229).  Gustav  Hering  in 
München  besaß  eine  Mandoline  von  ihm  mit  kürbis- 
förmigem  Körper,  kurzem  Hals  und  zwölf  Wirbeln 
vom  Jahre  1785,  53  cm  lang. 

Geigenzettel :  Carlo  Steffanini  /  fece  in  Mantova  L'anno 
1785  (gedruckt). 

Steffens,  E.  —  Magdeburg.   1878 

Nach  einer  ungeschickt  gemachten  Geige  von  häßlichem 
Modell,  kümmerlichen  F-Löchern,  magerem  Spiritus- 
lack und  steiler  Schnecke  zu  urteilen,  war  er  sicherlich 
kein  gelernter  Geigenmacher. 

Geigenzettel :  E.  Steffens  /  Instrumentenmacher  / 
Magdeburg.    1878  (gedruckt). 

Stegemann,  Ernest.  —  Berlin.   1920 

Erfinder  einer  neuen  Geige,  deren  Körper  nicht  aus 
Holz  hergestellt  ist. 

Steger,  Franz.  —  Hermannstadt.    1890 — 1895 

Ein  Geigenmacher,  der  zuletzt  im  Hermannstädter 
Adreßbuch  für  das  Jahr  1895  genannt  wird. 

Steger,  Lorenz.  —  Salzburg.   1576 

Er  wird  im  Salzburger  Bürgerbuch  als  Lautenmacher 
aus  »Gintzpurg  (Günzburg)  im  AUgey«  aufgeführt.  Er 
ist  vielleicht  der  Vater  Magnus  Steghers  in  Venedig. 
Die  Familie  Steger  (Stegher)  war  in  Schwaben  ziemlich 
verbreitet,  ein  Georg  St.  »Dürlauinganus«  studierte  im 
Jahre  1625  in  Dillingen. 

Steger,  N.Franz.  —  Ofen  (Budapest).  1796 
Seine  Arbeiten  erinnern  in  mancher  Beziehung  an 
Leeb.  Eine  Geige  von  ihm  aus  dem  Jahre  1796  befindet 
sich  im  Math. -Dom  zu  Budapest  (Ofen). 
Geigenzettel:  Franciscus  Steger  /  in  Ofen  1796  (ge- 
druckt). 

Steger  (Stegher),  Magnus.  —  Venedig.  17.Jahr- 

hundert 

Vermutlich  ein  Sohn  oder  Bruder  von  Lorenz  St.,  wo- 
für auch  der  im  Allgäu  sehr  beliebte  Taufname  Magnus 
zu  sprechen  scheint.  Da  er  der  Aussprache  zuliebe 
seinem  Namen  ein  h  einschob,  lasen  manche  seinen 
Namen  Stegner,  und  daraus  entstanden  im  Laufe 
der  Zeit  noch  weitere  Entstellungen.  Ein  Chitarrone 
in  der  Sammlung  Galpin  (Hatfield)  läßt  deutlich 
»Steger«  lesen.  Mit  h  geschrieben,  also  Stegher,  findet 
sich  der  Name  in  einem  Chitarrone  der  Sammlung  Wild- 
hagen (Korpus  68  cm,  ganze  Länge  192  cm),  sowie  in 
einer  Mandola  in  Berlin  (ehem.  Kgl.  Sammlung  Nr.  73 1 ) 
und  in  einer  Laute  im  Liceo  commun.  di  Musica  in 
Bologna.  Er  machte  außer  Lauten  auch  gute  Baßviolen, 
arbeitete  sehr  sauber  und  schnitt  die  Dachsterne  gerne 
in  Kleeblattform  aus  dem  Deckenholz. 

31* 


484 


Stegmaiei    -   Steiner 


Stegmaier,  F.  —  Ingolstadt.   1852 

Er  war  Bisch-  und  Streichinstrumentenmacher  und 
Händler  und  hat  wohl  nur  Reparaturen  ausgeführt. 
Sein  Nachfolger  ist  0.  Schmelz, 

Stehelin,  Bernhard.  —  Füssen.   Um  1580 

Ein  aus  den  Jahren  1589 — 1594  stammendes  Ver- 
zeichnis der  Musikinstrumente  der  Stuttgarter  Hof- 
kapelle führt  eine  von  ihm  gekaufte  dreiundzwanzig- 
saitige  Laute  aus  Ahornholz  an. 

Stehelin   (Stehele),   Hans.  —  Füssen.     1603. 
1612.  t  17.  Mai  1655  (?) 

Er  war  Bürger,  heiratete  am  21.  Juli  1603  die  Maiia 
Brait  und  war  Mitglied  der  Lautenmacherzunft.  Ob  er 
mit  dem  im  Jahre  1655  verstorbenen  Träger  seines 
Namens  identisch  ist,  kann  nicht  sicher  behauptet 
werden. 

Stehelin,  Jakob.  —Straßburg,  Um  1594 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Jonas  St.  Er  ist  nur  durch 
eine  im  Inventar  der  Stuttgarter  Hofkapelle  aufge- 
zählte »Laute  mit  15  Saiten  von  Pflaumenbäumen  Holz 
mit  weißen  Reifen«  bekannt. 

Stehelin,  Jonas.  —  Straßburg.    1582.    1602 

Er  war  aus  Füssen  eingewandert,  erwarb  nach  dem  im 
Straßburger  Stadtarchiv  aufbewahrten  Bürgerbuch 
(III.  378)  am  3.  Januar  1582  das  Straßburger  Bürger- 
recht und  mußte,  da  die  Lautenmacher  dort  keine  eigene 
Zunft  hatten,  sich  der  Zimmerleutezunft  anschließen. 
Er  scheint  sich  in  Straßburg  verheiratet  zu  haben,  doch 
läßt  sich  das  nicht  feststellen,  da  das  Kirchenbuch  für 
die  in  Betracht  kommenden  Jahre  bei  den  Heiraten  eine 
Lücke  aufweist.  Man  weiß  daher  nur,  daß  die  Frau  den 
Namen  Ursula  führte.  In  den  Taufbüchern  der  Neuen 
Kirche  sind  in  den  Jahren  1594 — 1602  fünf  Kinder  von 
ihm  eingetragen,  und  noch  heute  kommt  der  Name 
Stehelin  im  Elsaß  vor.  Die  Zunftbücher  können  auch 
keinen  näheren  Aufschluß  über  ihn  geben,  da  die 
ältesten  erhaltenen  erst  viel  später  beginnen.  Arbeiten 
von  ihm  kommen  noch  mehrfach  vor  und  beweisen,  daß 
er  ein  sehr  tüchtiger  Meister  war.  Eine  gute  Knickhals- 
laute aus  1 7  Elfenbeinspänen  vom  Jahre  1594  besitzt 
Fritz  Wildhagen  in  Haiensee  b.  Berlin,  eine  andere  aus 
Ebenholz  und  Elfenbein  befindet  sich  im  Kölner 
Musikhistorischen  Museum  (Nr.  494). 

Geigenzettel:  Jonas  Stehelin  /  in  Argentina  1594  (ge- 
schrieben). 

Stehelin,  Mathias.  —  Hausen  an  der  Fils,  1 585 

Vielleicht  der  Vater  von  Bernhard  und  Jonas  St.  Er 
verkaufte  im  Jahre  1585  Lautenmacherwerkzeug, 
darunter  »Hohlnepper«  (Bohrer)  an  Baisch  nach  Stutt- 
gart und  hat  damals  vermutlich  seine  Werkstatt  auf- 
gegeben, um  nach  Füssen  zurückzukehren. 

Stehle,  J.  —  Odessa.   1870 

Auf  seinen  Zetteln  nennt  er  sich  Geigenmacher,  doch 
scheint  er  nur  als  Reparateur  tätig  gewesen  zu  sein. 

Geigenzettel :  J.  Stehle  /  Geigenmacher  /  Odessa.  1 870  / 
(gedruckt). 


Stehlik,  Johann.  —  Budapest.   1915 

Arbeiten  von  ihm  sind  mir  noch  nicht  bekannt  ge- 
worden. 

Stehlik,  Ludwig.  —  Budapest.   1908 

Er  wohnte  Joszef-Körüt  71  und  empfahl  sich  als  Re- 
parateur und  Geigenhändler. 

Steif,   Martin,  arbeitet  als   Geigenmacher  in 
Steingrub  b,  E, 

Stein.  —  Markneukirchen,   1845.  1852 

Ein  kleiner,  aber  geschickter  Geigenmacher,  der  freilich 
nur  billige  Geigen  gemacht  hat. 

Stein,  Heinrich.  —  Preßburg 

Er  stammte  aus  Augsburg  und  erwarb  am  2.  Oktober 
1810  als  Saiten-  und  Blasinstrumentenmacher  das 
Bürgerrecht  auf  dem  Preßburger  Schloßgrund.  Es  soll 
gute  Gitarren  von  ihm  geben. 

Stein,  Johann   Georg.  —  Berlstedt  (Sachs. - 

Weim.)  ?   1753 

In  einer  Laute  mit  diesem  Namen,  der  vielleicht  unvoll- 
ständig ist  und  Steiner  heißen  dürfte,  ist  der  Wohnort 
»Berlstaedt«  zu  lesen.  Andere  wollen  »Bernstadt«  lesen. 
In  Bernstadt  in  Sachsen  kommt  jedoch  zwischen  1750 
bis  1760  der  Name  gar  nicht  vor,  und  in  Bernstadt  in 
Schlesien  ist  um  die  genannte  Zeit  nur  ein  Erbmüller 
Johann  Christian  Stein,  aber  kein  Lautenmacher  nach- 
zuweisen. Welcher  Ort  kann  also  mit  Berlstaedt  allen- 
falls noch  gemeint  sein? 

Sftinbrinck,    Joh.  Andr.  Ant.    —    Hamburg. 
1792 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  27.  April  1792 
Bürger  wurde. 

Steiner,    Johannes    Anton.    —    (Mark-)Neu- 
kirchen?  1760.   1773 

Sehr  gewöhnliche  Vogtländer  Arbeit  und  unschönes 
Modell;  trotzdem  wird  auf  den  Zetteln  Cremona  als 
Ursprungsort  fingiert. 

Geigenzettel:  Johannes  Anton  Steiner  /  Musikus-In- 
strumentalis /  Caresp.  Cremona  1 760  (geschrieben). 

Steiner,  Johann  Georg  Joseph.  —  1604 

Th.  Kurth  besitzt  eine  gute  Violine,  derer  Umrisse, 
F-Löcher  und  Schnecke  sowie  die  Wölbung  dem  be- 
kannten Modell  Jak.  Stainers  entsprechen,  mit  dem 
geschriebenen  Zettel:  Johann  Georg  Joseph  Steiner/ 
Violin  et  Lauden  Mager  /  Anno  1 604.  Wenn  die  Violine 
von  Tiroler  Herkunft  ist  —  wofür  der  Zettel  nicht 
gerade  spricht  — ,  könnte  man  in  diesem  Steiner  einen 
Verwandten  Jakob  Stainers  vermuten,  wahrscheinlich 
gehört  er  aber  zu  derselben  Familie  wie  Johann  Georg 
Stein  (s.  diesen). 

Steiner,    Johann     Joseph.    —    (Mark-)Neu- 

kirchen?   1774.   1792     ' 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Johannes  Anton  St.  Seine 

Arbeit  ist  ebenso  wertlos.  Er  gibt  Mittenwald  —  oder. 


Stelner  —  Stelninger 


485 


wie  er  schreibt,  Mittenbald  —  als  Wohnort  an,  obwohl 
der  Vogtländer  Ursprung  unverkennbar  ist.  Auch  ein 
Ludwig  St.  kommt  vor  mit  dem  Zettel:  Ludwig 
Steiner  in  Absam  a  /  Tyrol  fecit  me.  Anno  17  .  .  (ge- 
druckt). 

Geigenzettel :  Joseph  Steiner  in  Mittenbald  /  Anno  1 792 
(gedruckt). 

Stelner,    Josef.   —   Lengberg    b.    Nikolsdorf 

(Tirol).  Geb.  am  27.  Februar  1862  auf  dem 

Schlosse  Lengberg,  t  daselbst  18.  November 

1908 

Er  war  der  Sohn  des  Tischlermeisters  Jos.  St.  und  er- 
lernte zunächst  das  Tischlerhandwerk  bei  seinem  Vater, 
ging  aber  bald  zur  Geigenmacherei  über.  Da  er  haupt- 
sächlich auf  schöne  Form  und  sorgfältige  Arbeit  Wert 
legte,  hätte  er  es  darin  vielleicht  zu  etwas  bringen 
können.  Da  glaubte  er  plötzlich  den  Beruf  eines  Malers 
in  sich  zu  spüren  und  ging  nach  München,  wo' er  mit 
Unterbrechung  sieben  Jahre  lang  die  Kunstakademie 
besuchte.    In  der  Zwischenzeit  (1888)  arbeitete  er  in 
Mittenwald  als  Geigenmacher  und  machte  immer  wieder 
Geigen  und  Zithern.  Eine  recht  gute  Zither  von  ihm  be- 
saß Prof.  Fr.  v.  Defregger.  Steiner  war  jedoch  weder 
mit  seinen  Erfolgen  als  Geigenmacher  noch  als  Maler 
zufrieden,  und  so  tauchte  er  plötzlich  wieder  in  seiner 
Heimat  auf  und  arbeitete  auf  dem  Felde  mit  Haue  und 
Spaten  und  erklärte,  sein  eigentlicher  Beruf  sei  doch  nur 
die  richtige  Bauernarbeit.  Lange  hielt  er  es  aber  nicht 
aus,  er  ging  wieder  nach  München,  wo  es  ihm  zuletzt 
so  schlecht  ging,  daß  er  in  seiner  Heimat  die  Stelle 
eines  Kirchenmeßners  annahm.  Er  verlegte  sich  nun- 
mehr auf  das  Erfinden.  Erst  wollte  er  die  alte  Fresko- 
maltechnik wieder  erfinden  und  dann  den  alten  Cre- 
moneser  Geigenlack.  Er  verschrieb  sich  dazu  die  Be- 
standteile, namentlich  Kopal,  aus  allen  Weltteilen  und 
tat  Wochen-  und  monatelang  nichts  anderes  als  Lack 
sieden.  Ganz  aufgegeben  hat  er  das  Geigenmachen  nie, 
wenn  er  auch  zeitweise  wieder  zur  Palette  griff  und 
Bildnisse  malte,  oder  zum  Hobel.  Das  Erfindenwollen 
war  bei  ihm  zur  Manie  geworden,  die  vielen  Ent- 
täuschungen untergruben  seine  Gesundheit,  und  auch 
da  wollte  er  das  Heilmittel  gegen  seine  Krankheit  selbst 
erfinden.  Er  aß  fast  nichts  mehr  und  mischte  irgendeine 
Wurzel  in  alle  seine  Speisen.  Aber  das  Kraut  gegen  den 
Tod  hat  er  nicht  gefunden.  Er  war  im  übrigen  ein 
liebenswürdiger    humorvoller    Mensch,    sang    recht 
hübsch   und   hat   einige   sehr   sauber   durchgeführte 
Geigen  gemacht,  bei  denen  freilich  der  Ton  nicht  ganz 
dem  schönen  Äußeren  entspricht.   Der  Bruder  Jos. 
Steiners  besitzt  noch  sieben  oder  acht  unvollendete 
Geigen  von  ihm. 

Geigenzettel :  Jos.  Steiner,  Lengberg  (Lienz)  /  fecit  me. 
Anno  1890  NH 8  (gedruckt).  —  Joseph  Stainer  /  fecit 
me  Anno  1897  /  N'  24  /  Lengberg  Lienz  (Tirol)  (ge- 
druckt). 

Steiner,  Peter.  —  Graz.  1918 

Ein  städtischer  Wachmann,  der  sich  in  seinen  Frei- 
stunden sehr  fleißig  mit  dem  Geigenbau  beschäftigt 
und  es  darin  zu  anerkennenswerter  Geschicklichkeit 
gebracht  hat. 


Steinert,  Jacob.  —  ?  18.  Jahrhundert 

Eine  in  meiner  Sammlung  befindliche  vogtländische 
Geige  mit  weitjähriger  Decke,  Buchenholzboden, 
gelbem  Lack,  ohne  Einlagen,  die  aus  dem  Besitze  des 
Dichters  Mathias  Claudius  stammt,  trägt  den  folgenden 
geschriebenen  Zettel.  Ob  ein  Jacob  Steinert  wirklich 
gelebt  hat,  oder  ob  Jacob  Stainer  der  Taufpate  der 
Geige  war,  will  ich  nicht  entscheiden. 
Geigenzettel :  Jacob  Steinert  /  ad  modum  Cremonens. 
fecit  (gedruckt). 

Steinheibl    (Steinhäubl),    Georg    (Jörg).    — 
Füssen.  1606.  1612 

Er  dürfte  von  dem  nördlich  bei  Lechbruck  liegenden 
Hofe  Steinhäubl  nach  Füssen  gekommen  sein.  Er  war 
Bürger  und  muß  in  besonderem  Ansehen  gestanden 
haben,  da  er  im  Jahre  1612  »Fürgesetzter«  (Älter- 
mann) der  Lautenmacherzunft  war. 

Steininger,  Franz  Xaver  (Fran^ois).  —  Darm- 
stadt, Frankfurt  a.  M.,  Paris,  St.  Petersburg. 
Geb.  in  Mainz  3.  Juni  1778,  f  um  1850 
Sohn  und  Schüler  von  Jakob  St.  Als  sein  Vater  von 
Frankfurt  nach  Aschaffenburg  berufen  wurde,  ging  er 
auf  die  Wanderschaft,  arbeitete  hauptsächlich  in  Linz 
und  Wien  und  kam  vermutlich  bis  nach  Paris.  Im  Jahre 
1800  war  er  wieder  in  .^Echaffenburg  und  erhielt  einen 
Ruf    als    Hofgeigenmacher    nach    Darmstadt.    Dort 
scheint  er  jedoch  keine  ausreichende  Beschäftigung 
gefunden  zu  haben,  denn  schon  1801  siedelte  er  nach 
Frankfurt  über,  wo  er  seine  Lehrzeit  zugebracht  hatte 
und  wo  ein  Geigenmacher  sehr  nötig  war.  Er  fand  bald 
einen  großen  Kundenkreis,  und  als  er  sich  1802  um  das 
Bürgerrecht  bewarb,  konnte  er  eine  Reihe  glänzender 
Zeugnisse  vorlegen.  Gegen  die  Verpflichtung,  nur  von 
ihm  gemachte  Gelgen  zu  verkaufen  und  die  Instru- 
mente der  städtischen  Kapelle  an  der  Katharinenkirche 
lebenslänglich  unentgeltlich  zu  unterhalten,  wurde  ihm 
und    seiner    Frau,    einer    geborenen    Bemritter    aus 
Aschaffenburg,    1803    das    Bürgerrecht   erteilt.    Nun 
kamen  aber  schlechte  Zeiten  und  schwere  Schicksals- 
schläge für  ihn.  1805  starb  seine  Frau,  die  Kriegsjahre 
von  1806  an  brachten  ihn  in  seinem  Erwerb  zurück,  die 
unerschwinglichen  Kriegslasten  ruinierten  ihn  vollends, 
so  daß  er  sich  entschloß,  eine  Kunstreise  zu  unterneh- 
men. Er  ließ  seinen  jüngeren  Bruder  in  der  Frankfurter 
Werkstatt  zurück  und  ging  nach  St.  Petersburg,  wo  er 
bald  so  reichliche  Anerkennung  und  lohnende  Arbeit 
fand,  daß  er  seinen  Bruder,  der  ohne  ihn  nicht  leben  zu 
können  angab,  nachkommen  ließ.  Vorher  war  er  wohl 
wieder  in  Paris ;  auch  In  London  scheint  er  sich  aufge- 
halten zu  haben,  wie  auch  in  Berlin  und  Warschau. 
Erst  im  Jahre  1818  kehrte  er,  nur  ungern  in  St.  Peters- 
burg entlassen,  nach  Frankfurt  zurück  und  erhielt  das 
Bürgerrecht  wieder.  Sein  Gesuch  darurn  wurde  von 
den  ersten  Musikern,  darunter  von  Louis  Spohr,  der 
damals  Operndlrektor  in   Frankfurt  war,  wärmstens 
unterstützt.  Im  Jahre  1819  heiratete  er  Elisabeth  Kauth 
aus    Bensheim    und   blieb    jetzt    mit    kurzen    Unter- 
brechungen bis  1835  in  Frankfurt ;  nur  von  1827—1828 
arbeitete  er  in  Paris.  Die  Frankfurter  Gewerbekalender 


486 


Steininger  —  Stelzner 


führen  ihn  bis  1835  als  »streichenden  Instrumenten- 
macher in  der  Meisengasse  wohnhaft«  auf.  Die  Frank- 
furter Adreßbücher  von  1832 — 1852  nennen  ihn  als 
auswärts  wohnenden  Bürger,  und  zwar  als  Geigen- 
macher in  St.  Petersburg.  Von  1853  ab  fehlt  sein  Name ; 
er  scheint  also  um  diese  Zeit  schon  gestorben  gewesen 
zu  sein.  Er  war  ein  feiner  Künstler,  der  auch  Verbesse- 
rungen am  Baßbalken  anbrachte,  die  sich  bewährt 
haben.  Seine  Arbeiten  beweisen,  daß  er  die  Italiener 
studiert  hat;  die  französische  Schule  ist  ebenfalls  nicht 
ohne  Emfluß  auf  ihn  gewesen,  ja,  die  Franzosen  rech- 
nen ihn  kurzweg  zu  den  Pariser  Meistern.  Besonders 
schön  sind  seine  Violoncelli,  von  denen  eines  von  1828 
auf  einer  Pariser  Auktion  schon  1887  mit  650  Fr.  bezahlt 
wurde.  Er  nahm  nur  sehr  schönes  Holz  und  war  auch 
im  Lack  nicht  schlecht. 

Geigenzettel:  F.  Steininger  /  Paris  1827  (geschrieben). 
Steininger,  Jakob.  —  Passau,  Mainz,  Frank- 
furt a.  M.,  Aschaffenburg.   1775.   1818 

Er  scheint  aus  der  Gegend  von  Füssen  zu  stammen  und 
war  möglicherweise  der  Sohn  eines  gleichnamigen 
Vaters.  Nach  1 775  kam  er  vermutlich  aus  Passau  nach 
Mainz,  wo  er  der  Schwiegersohn  des  Geigenmachers 
Nikolaus  Döpfer  wurde  und  den  Titel  eines  kurfürstl. 
mainzischen  Hofgeigenmachers  erhielt.  Um  1790  war 
er  in  Frankfurt  a.  M.  ansässig  und  siedelte  gegen  1800, 
einem  ehrenvollen  Rufe  Folge  leistend,  nach  Aschaffen- 
burg über,  wo  er  noch  1818  lebte.  Seine  Frau  Katharine 
starb  nach  den  Matrikeln  der  Agathe-Pfarrei  am 
24.  Juni  1809,  hat  ihn  also  nicht  überlebt,  wie  mehrfach 
behauptet  wurde.  Über  Steininger  selbst  ist  in  den 
Matrikeln  nichts  zu  finden.  Er  hinterließ  zwei  Söhne, 
die  gleichfalls  Geigenmacher  waren.  Eine  ''^ -Geige  von 
ihm  besitzt  Edward  Speyer  in  England.  —  Wenn 
Valdrighi  1 705  liest,  so  scheint  er  eine  Geige  von  1 795 
gesehen  zu  haben.  Eine  Viola  d'amore  aus  dem  Jahre 
1777  befmdet  sich  aus  der  Sammlung  Snoeck  in  Berlin. 
Geigenzettel :  Abb.  752. 

Steininger,  J.  —  Prag,  St.  Petersburg-    Geb, 
um  1785.  tum  1835 

Jüngerer  Sohn  von  Jakob  St.  Schüler  seines  Vaters  und 
Bruders,  dem  er  nach  Petersburg  folgte,  wo  er  auch 
starb,  nachdem  er  angeblich  um  1810  in  Prag  tätig  war. 
Er  blieb  dann  zeitlebens  der  Gehilfe  seines  Bruders  und 
ist  nicht  mehr  selbständig  aufgetreten.  In  seiner  letzten 
Zeit  war  er  fast  ausschließlich  Reparateur.  Die  wenigen 
Geigen,  die  er  (namentlich  in  Prag)  gemacht  hat,  sind 
sehr  schön,  wenn  man  von  den  Schnecken  absieht.  Das 
Modell  ist  breit,  die  F-Löcher  nach  Stradivari,  die 
Ecken  schmal  und  elegant.  Der  Lack  ist  dunkelrot- 
braun. 

Steininger,    Martin.    —    Aschaffenburg,    St. 

Petersburg.  Geb.  um  1780.  Lebte  noch  um 

1830 

Wahrscheinlich  der  ältere  Sohn  von  Jak.  St.  Er  arbeitete 
bis  1809  in  Aschaffenburg  und  ging  dann  nach  Rußland, 
wo  er,  wie  sein  Bruder  Franz,  es  zu  großem  Ansehen 
brachte. 

Geigenzettel ;  Abb.  749. 


Steltzer  (?),  Vlncenzo.  —  Brescla.  1619 

In  einer  hochgewölbten,  ursprünglich  goldgelb 
lackierten  Violine  mit  flacher,  kleiner  Schnecke  fand 
sich  der  Zettel :  Vincenzo  Steitzer  /  feci  (sie)  in  Brescia 
anno  1619.  Vermutlich  ein  Deutscher  (Füssener?),  der 
in  Brescia  gearbeitet  hat. 

Stelzel,  Ludwig  Conrad.  —  Geb.  17.  Februar 
1864,  Ist  in  Markneukirchen  als  Gelgen- 
macher ansässig 

Stelzner,  Alfred,  Dr.  phll.  —  Dresden,  f  1 4.  Juli 
1906 

»Auf  die  Gefahr  hin,  Anstoß  zu  erregen«  —  schrieb 
Dr.  Stelzner  in  de  Wits  Zeitschr.  für  Instr.-Bau  am 
1 .  Oktober  1895  — ,  »behaupte  ich,  künftig  noch  für  die 
erste  Autorität  auf  dem   Gebiete  des  Streichinstru- 
mentenbaues   gewürdigt    zu    werden,    in    wörtlichem 
Sinne  als  Urheber  der  endgültigen  Form  der  Resonanz- 
körper der  Streichinstrumente.«  —  Es  läßt  sich  nicht 
leugnen,  daß  unter  den  neueren  Versuchen,  das  Geigen- 
machen zu  reformieren.die  Stelzners  die  interessantesten 
sind,  weil  er  immerhin  zu  nicht  zu  unterschätzenden 
Resultaten  gelangt  ist.  Sein  Bestreben  war  darauf  ge- 
richtet, die  Energie  der  im  Geigenkörper  schwingenden 
Luftmoleküle  zu  erhöhen,  was  ihn  zu  einer  Änderung 
der  Umrißlinien  der  Geigen  veranlaßte.  Er  führte  die 
Umrißlinien  und  Wölbungen  zurück  auf  die  Kegel- 
schnitte der  Ellipse  und  Parabel  und  die  Flächen,  die 
sich  ergeben,  wenn  man  diese  Kurven  sich  um  ihre 
Achsen  gedreht  denkt.  Künstler  wie  Ysaye,  Wilhelm], 
Massenet  und  viele  andere  haben  über  die  Stelzner- 
Instrumente    glänzende   Zeugnisse    ausgestellt.    Eine 
glückliche  Schöpfung  Dr.  Stelzners  ist  jedenfalls  die 
Violotta,  eine  Armgeige  von  der  Länge  (42  cm  Korpus- 
länge) und  Mensur  einer  mittelgroßen  Bratsche  mit  vier 
Saiten  in  Quinten  gestimmt,  eine  Oktave  tiefer  stehend 
als  die  Violine  und  in  einem  neuen  G-Schlüssel,  dem 
umgekehrten  Violinschlüssel  notiert.  In  der  bisherigen 
Besetzung    des    Streichquartetts    sind    die    vier    ver- 
schiedenen Stimmen  nur  durch  drei  verschiedene  Ton- 
werkzeuge vertreten.  Die  Violotta  füllt  nach  Tonum- 
fang und  Klangfarbe  diese  bereits  von  Händel,  Gretry, 
Spohr  und  anderen  empfundene  Lücke  zwischen  Viola 
und  Cello  aus  und  ist  Repräsentant  der  Tenorstimme. 
Auch  ein  Cellone  hat  Dr.  Stelzner  erfunden,  eine  Knie- 
geige,  kaum   merklich   größer   (nur   2  cm   länger   im 
Korpus)  als  das  Violoncell,  mit  vier  Saiten  in  Quinten, 
und  zwar  eine  Oktave  tiefer  als  die  Violotta,  also  zwei 
Oktaven  tiefer  als  die  Violine  gestimmt  und  im  Baß- 
schlüssel notiert,  wie  die  Töne  klingen.  Die  Streich- 
instrumentenfamilie sollte  also  nach  Dr.  Stelzner  außer 
dem  Kontrabaß,  dem  mächtigen,  unersetzbaren  Funda- 
ment des  Orchesters,  bestehen  aus  drei  G-Geigen,  der 
Violine,  der  Violotta  und  dem  Cellone,  je  um  eine 
Oktave  in  der  Stimmung  verschieden  und  den  da- 
zwischen stehenden,  bisherigen  zwei  C-Geigen,  der 
Viola  und  dem  Violoncell.  Es  gibt  bereits  eine  kleine 
Literatur  für  »Stelzner- Instrumente«.   Unter  anderen 
schrieb  A.  E.  Gerspacher  ein  Streichquartett  für  Vio- 
line, Viola,  Violotta  und  Cello;  Felix  Draeseke  ein 
Streichquintett  mit  Violotta,  und  Arnold  Krug,  Fd. 
Behm,  Otto  Kaletzsch  und  andere  Streichsextette  mit 


Stembersky  —  Stjepusin 


487 


Violotta  und  Cellone.  Im  Orchester  verwendete  zuerst 
Max  Schillings  die  Violotta,  und  zwar  als  Soloinstru- 
ment in  seiner  vielerorts  aufgeführten  Oper  »Der 
Pfeifertag«,  und  in  zwei  Opernwerken  Stelzners,  dem  im 
Dresdner  Hoftheater  1902  zuerst  aufgeführten  »Rübe- 
zahl« sowie  in  dem  Musikdrama  »Swatowits  Ende«,  das 
seine  Erstaufführung  1903  im  Hoftheater  zu  Kassel 
erlebte,  sind  vom  Verfasser  die  Violotta  und  das  Cellone 
durchgehends  als  »gleichberechtigt  und  gleichbe- 
pflichtet«  mit  den  übrigen  Streichinstrumenten  notiert 
und  in  mehrfacher  Besetzung  erfolgreich  zur  Ver- 
wendung gelangt. 

Geigenzettel:  Abb.  733. 

Stembersky  s.  Stembersky 

Stemplowsky,  Alexius.  —  Engelberg,  Ob- 
walden  (Schweiz).   1920 

Ursprünglich  Maler  und  dabei  ein  tüchtiger  Musiker, 
der  auch  als  Konzertmeister  tätig  ist,  brachte  ihn  seine 
Geigenliebhaberei  frühzeitig  dazu,  sich  mit  dem 
Geigenbau  zu  beschäftigen.  Er  verwendete  ein  fünf- 
jähriges Studium  darauf,  und  da  er  nicht  darauf  ange- 
wiesen war,  aus  seiner  Liebhaberei  vorzeitig  einen  Ver- 
dienst zu  machen,  konnte  er  seine  Ausbildung  als  Gei- 
genmacher allseitig  vollenden.  Ein  eingehendes  Er- 
forschen der  Arbeitsweise  der  größten  alten  Meister 
und  vielfältige  Versuche  wurden  schließlich  von 
schönem  Erfolge  gekrönt.  Seine  Violinen  wurden  im 
Vergleichsspiel  mit  einer  echten  Guarnen  und  als  dieser 
vollkommen  ebenbürtig  anerkannt.  St.  arbeitet  haupt- 
sächlich nach  Guarnen,  verwendet  auserlesenes  Holz 
und  einen  schönen  OUack. 

Stener,  Jacobus.  —  1827 

Eine  Violine  mit  diesem  (vielleicht  schlecht  gelesenen) 
Namen  besitzt  die  Sammlung  Savoye  in  Paris. 

Stenger,  Willibald  C.  —  Topeka,  Chicago. 
Geb.  1877  bei  Roanoke  (Illinois)  von 
deutschen  Eltern 

Hat  sich  durch  Selbststudium  zu  einem  tüchtigen 
Geigenbauer  ausgebildet  und  machte  sich  im  Jahre  1 903 
zuerst  in  Topeka  (Kansas)  selbständig  und  siedelte  1909 
nach  Chicago  über.  Er  baut  nach  einem  eigenen,  an 
Stradivan  erinnernden  Modell,  verwendet  einen  gold- 
braunen Lack  und  geschriebene  Zettel.  Der  Ton  seiner 
Geigen  wird  von  Fachleuten  ebenso  gelobt  als  die 
Arbeit. 


Stenkjöndalen,  Knut  Ellefsen.  —  Bo.     1897. 
1900 

Er  stammt  aus  Stenkjöndabn  und  nahm  den  Orts- 
namen als  Familiennamen  an.  Er  ist  ein  geschickter 
Geigenmacher  und  macht  hauptsächlich  sog.  Har- 
dangergeigen. 

Stentor.ein  Mirecourter  aus  Vuillaumes  Schule 
Stentzel,  August.  —  Breslau.   1765 

Hauptsächlich  Harfenmacher.  Eine  Pedalharfe  von  ihm 
aus  dem  Jahre  1765  besitzt  das  Schlesische  Museum  für 
Kunstgewerbe  in  Breslau  (Nr.  8352). 


Stenzel,  Carl  Albin,  geb.  9.  November  1858, 
und  sein  Bruder  Carl  August  Stenzel,  geb. 
24.  September  1860,  arbeiten  in  Markneu- 
kirchen als  Geigenmacher 

Stephaninus,  Carolus  s.  Steffanini 

Stephannis,  gen.  Nepos.  —  Cremona.   1507 

Ein  von  Valdnghi  (3066)  erwähnter  Cremoneser 
Lautenmacher  aus  der  vorklassischen  Zeit. 

Stephenson,  M.  —  Leeds  1887 

Vielleicht  ein  Liebhaber,  der  sich  eine  gewisse  Ge- 
schicklichkeit angeeignet  hat. 

Sternberg,  Hinrich  Franz.  —  Lüneburg.  1729 

P.  de  Wit  veröffentlicht  zwei  Zettel  dieses  mir  sonst 
nicht  bekannt  gewordenen  Geigenmachers. 
Geigenzettel :  Hinrich  Frantz  Sternberg  /  fecit.  Lüne- 
burg. 1729  (gedruckt). 

Stembersky  (Stembersky),  Hans  Heinrich.  — 
Prag.   1725. 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Heinrich  St.  Über  ihn  ist 
bisher  nur  bekannt,  was  er  selbst  auf  seinem  Zettel,  der 
sich  in  einer  Violine  befand,  sagt :  Hans  Heinrich  Stem- 
bersky /  Bass-  und  Geigenmacher  in  der  Altstadt  Prag 
1 725  (gedruckt). 

Stembersky  (Stembersky),  Heinrich.  —  Prag. 
Geb.  nach  1600,  f  17.  April  1697 

Sein  Name  ist  nur  dadurch  bekannt,  daß  Andreas  Ott 
im  Jahre  1659  eine  Beschwerde  gegen  ihn  bei  der  Hof- 
kanzlei einreichte.  Er  starb  im  Pfarrsprengel  Maria  de 
Lacu  und  wurde  über  90  Jahre  alt. 

Sterzin.  —  Erfurt.   1653 

In  einer  gut  gearbeiteten  Gamba  befand  sich  der 
schlecht  leserliche  Name  dieses  Lauten-  und  Geigen- 
machers. Leider  war  in  Erfurt  über  ihn  nichts  zu 
ermitteln. 


Nivelles  (Belgien). 


Stevens,  Pierre- Joseph. 
1738 

Seine  Violinen  zeichnen  sich  namentlich  durch  gutes 
Holz  aus  und  haben  eine  kleine  Schnecke.  (Snoeck  las 
den  Namen  irrtümlich  Steveny.) 

Stevens.  —  Leyden.   1743 

Eine  größere  Geige  von  ihm  wird  im  Selhofschen  Ver- 
steigerungsverzeichnis erv.'ähnt. 

Stewart,  S.  S.  —  Philadelphia.    1884.    1885 

Banjomacher,  Lehrer  des  Banjospieles,  Verfasser  einer 
Banjoschule  und  Herausgeber  von  S.  S.  Stewarts 
Banjo-  und  Gitarrejournal. 

Stjepusin,  Janko.  —  Sissek 

Kroatischer  Tamburitzenmacher  der  Gegenwart. 


488 


Stinbcrg  —  Stöhr 


Stinberg(?)  (Steinberg?),  Jakob.  —  Weimar. 
1679 

Eine  interessante  sechssaitige  Viola  da  Gamba  mit 
Dachstern  und  geschnitztem  Kopf  am  Wirbelkasten 
besitzt  die  Musikinstrumentensammlung  des  Bach- 
Hauses  in  Eisenach  (Nr.  40).  In  Weimar  war  über  ihn 
nichts  zu  ermitteln. 

Geigenzettel :  Jacob  Stin  Berg  /  In  Weimar  1 674  (ge- 
druckt). 

Stingl,  Johann,  arbeitet  als  Geigenmacher  in 
Schönbach 

Stingl,  Josef.  —  Schönbach  b.  Eger.   1826 

Seine  Geigen  zeigen  eine  geschickte  Hand,  wenn  auch 
wenig  Künstlerschaft.  Die  F-Löcher  sind  weit,  die 
Zargen  hoch  und  der  Lack  dunkelbraun.  Er  gehörte 
1826  bereits  der  Innung  als  Meister  an. 

Stingl,  Martin.  —  Schönbach.  1860.  f  um  1890 

Er  kam  als  Geigenmacher  nach  Wien,  wo  er  das  Zither- 
machen erlernte.  Heimgekehrt  war  er  einer  der  ersten 
von  denen,  die  die  Zithermacherei  nach  Schönbach 
verpflanzten. 

Stirrat  (nicht  Stirbat),  David.  —  Edinburgh. 
1810.  tum  1820 

Schüler  von  Matthew  Hardie,  ein  talentvoller  Geigen- 
macher, der  sicher  seinen  Lehrmeister  übertroffen 
hätte,  wenn  er  nicht  vorzeitig  gestorben  wäre.  Seine 
Arbeit  erinnert  sehr  an  die  Hardies,  besitzt  aber  trotz- 
dem viele  eigene  Züge.  Er  hatte  einen  gelben  Spiritus- 
lack. Er  läßt  sich  von  1810—1820  in  Edinburgh  nach- 
weisen. Eine  prachtvoll  gearbeitete  Violine  von  ihm 
vom  Jahre  181 1  besitzt  Dr.  Geo.  Young  in  New  York. 
Geigenzettel:  D.  Stirrat  Fecit  /  Edinb.  1811  (mit  Blei- 
stift auf  den  Boden  geschrieben). 

Stirtzer  s,  Stürtzer 

Stobeil  (Strobel?),  Cunradt.  —  Wien.   1661 

Das  Historische  Museum  in  Basel  besitzt  einen  Kontra- 
baß von  1661  dieses  sonst  nicht  bekannten  Wiener 
Meisters. 

Stoeek,  Wenzel.  —  Prag.    Geb.  1849  in  Vel. 
Barchov,t  25.  Oktober  1880 

Er  wohnte  in  Nuslc  Nr.  109  und  starb  im  Allg. 
Krankenhause  in  Prag. 

Stock,  Christoph.  —  Stuttgart.   1593 

Die  württembergische  Hofkapelle  kaufte  bei  ihm  u.  a. 
eine  »Diskantgeige«,  10  Geigenstege  und  Zinkenmund- 
stücke; er  war  also  ein  vielseitiger  Mann,  der  sowohl 
..•treich-  als  Blasinstrumente  machte.  Wenn  er  außer- 
dem als  »Schreiner«  bezeichnet  wird,  so  dürfte  das  nur 
insofern  seinen  Beruf  bezeichnen,  als  er  wahrscheinlich 
Mitglied  der  Schreinerzunft  werden  mußte,  da  die 
Lauten-  und  Geigenmacher  in  Stuttgart  sich  dieser 
anschließen  mußten. 


Stöckl,  Tobias.  —  Aschach.   1872 

Ein  Dilettant,  der  sich  mit  Ausbesserungen  alter  Geigen 
beschäftigte. 

Geigenzettel :  Rep.  von  Tobias  Stöckl  /  in  Aschach  1 872 
(gedruckt). 

Stöckelmaler,  Franz.  —  Kempten.   1861 

Ein  Musiker,  der  Gelgen  geflickt  und  Schachteln  recht 
dilettantisch  lackiert  hat. 

Stöger,  Anton.  —  Salzburg.   1865 

Ein  Geigenmacher  von  handwerksmäßiger  Geschick- 
lichkeit. Am  besten  sollen  seine  Zithern  gewesen  sein. 
Geigenzettel :  Anton  Stöger  /  Geigenmacher  in  Salz- 
burg /  1865  (gedruckt). 

Stöhr,  Anton.  —  St.  Polten.    Geh    um  1800. 
1850 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Jakob  St.  Er  erwarb  1828  das 
Bürgerrecht  als  Geigenmacher,  scheint  aber  nur  wenige 
neue  Geigen  gemacht  zu  haben. 

Stöhr,  Jakob.  —  Schwechat,  St.  Polten.    1798. 
1829 

Wahrscheinlich  der  Stammvater  der  St.  Pöltener 
Familie  und  der  beste  Geigenmacher  aus  dieser.  Sein 
Modell  geht  in  den  Umrissen  auf  Stradivari  zurück,  nur 
nimmt  er  die  Wölbung  höher.  Die  Ränder  sind  kräftig 
und  die  Ecken  treten  weit  über  die  Zargen  hervor.  Das 
Holz  ist  gut,  wenn  er  auch  kein  geflammtes  Ahornholz 
gehabt  zu  haben  scheint.  Der  Boden  ist  fast  immer  aus 
einem  Stück.  Die  Schnecke  wirkt  durch  ihre  tiefe  Aus- 
höhlung und  das  starke  Hervortreten  der  Ohren  recht 
originell.  Sein  Lack  ist  immer  lichtbraun.  Um  1827 
siedelte  er  von  Schwechat  nach  St.  Polten  über,  wo  er 
zu  gutem  Rufe  als  Geigenmacher  kam.  Ein  Quartett 
von  ihm  aus  dem  Jahre  1826  besaß  W.  Th.  Jaura;  ein 
sehr  guter  Kontrabaß  befindet  sich  in  der  Kirche  zu 
Schwechat. 

Geigenzettel :  Jakob  Stöhr  in  St.  Polten  /  a.  d.  Traissen 
bei  Herzogenburg  (gedruckt).  —  Jakob  Stöhr  /  bürgl. 
Lauten-  und  Geigenma-  /  eher  in  St.  Polten  1829  (ge- 
druckt) und  Abb.  755. 

Stöhr,  Johann.  — Salzburg.  1831.  f  nach  1840 
Wahrscheinlich  aus  St.  Polten  stammend.  Sein  Ge- 
schäft wurde  noch  1845  von  der  Witwe  fortgesetzt. 

Geigenzettel :  Johann  Stöhr  /  Geigenmacher  in  Salz- 
burg 1837  (gedruckt). 

Stöhr,  Johann,  arbeitet  als  Geigenmacher  in 

Steingrub  b.  E. 
Stöhr,     Karl.     —    St.  Polten.     Geb.     1825, 

130.  September  1909 

Enkel  von  Jakob  St.  Er  erwarb  1860  das  Bürgerrecht, 
galt  als  geschickter  Meister  ynd  war  auch  Saiten- 
niacher.  In  seinen  jüngeren  Jahren  hat  er  ganz  gute 
Geigen  gemacht,  wenn  er  hierin  auch  seinen  Großvater 
nicht  erreichte. 


1 


StöKr  —  Storck 


489 


Stöhr,  Karl.  -  Graz.  I9I0 

Schüler  von  Joh.  Stübiger  und  Nachfolger  von  G. 
Hansch.  Er  arbeitete  sorgfältig  nach  Stradivari  und 
hätte  es  sicher  zu  gutem  Ruf  gebracht,  wenn  er  nicht 
schon,  kaum  30  Jahre  alt,  gestorben  wäre. 

Stoß,  Andreas.  —  Mittenwald.   1786 

Geschickter    Geigenmacher    der    Klotzschule,    wahr- 
scheinlich zur  Familie  Stoß  gehörend. 
Geigenzettel :  Andreas  Stöss  in  Mittenwaldt  1 786  (ge- 
schrieben). 

Stössel,  Georg.  —  Köln  a.  Rh.    Geb.  1 .  Mal 
1867  In  Würzburg 

Die  ersten  Anleitungen  im  Geigenbau  erhielt  er  von 
Fr.  Wittstadt  in  Würzburg.  Er  kam  dann  zu  David 
Bittner  und  Ignaz  Bucher,  hauptsächlich  zu  Jos.  Ham- 
f  berger  nach  Wien,  denen  er  seine  künstlerische  Aus- 

bildung im  Geigenbau  verdankt.  Hierauf  arbeitete  er  in 
Budapest  und  Agram  und  begab  sich  im  Jahre  1889 
nach  Italien,  besuchte  Cremona  und  alle  Glanzstätten 
des  italienischen  Geigenbaues.  Nachdem  er  dann  noch 
in  Zürich  und  Mittenwald  seine  Kenntnisse  bereichert, 
berief  ihn  Hörlein  nach  Würzburg,  bei  dem  er  vorzugs- 
weise Ritterbratschen  baute.  Im  Jahre  1900  machte  er 
sich  in  Köln  selbständig.  Seine  Arbeit  ist  ungemein 
sorgfältig;  er  ist  ein  Meister  in  der  Imitation  und  in  der 
Wiederherstellung  alter  Geigen.  Eine  sehr  interessante 
Arbeit  von  ihm  ist  eine  prachtvoll  ausgeführte  Gambe, 
die  als  Schoßgeige  gespielt.  Im  Orchester  an  Stelle  des 
Violoncellos  treten  kann.  Das  Instrument,  das  er  für 
seinen  eigenen  Gebrauch  gebaut  hat,  hat  eine  Mensur 
von  57^/o  cm  und  eine  schwingende  Länge  von  40  cm ; 
obere  Deckenbreite  31  cm,  Zargenhöhe  82  mm,  Boden, 
Zargen  und  Schnecke  sind  aus  schönem  Rosenholz  ge- 
arbeitet, reich  eingelegt  mit  Bein,  Ebenholz  und 
Messing.  Unter  dem  Griffbrett  befinden  sich  12  Ali- 
quotsaiten. Der  Ton  des  Instruments,  das  auch  das  Fa- 
milienwappen des  Erbauers  trägt,  ist  gesangreich  und 
voll  und  hat  eine  an  das  Harmonium  erinnernde  Klang- 
farbe. 
Geigenzettel:  Abb.  716. 

Stolzenberg  (Stoltzenberg),   H.  B.   —   Lüne- 
burg. 1699.  1715 

Ein  tüchtiger  Meister,  der  in  Hamburg  gelernt  haben 
könnte.  Eine  Taschengeige  mit  Löwenköpfchen  von 
ihm  besitzt  das  dänische  Volksmuseum  in  Kopenhagen. 

Storch,  Georg.  —  Danzlg.  Anfang  des  18.  Jahrh. 

P.  de  WIt  veröffentlicht  seinen   Zettel,  von  dem  die 
obere  Hälfte  zu  fehlen  scheint.  Arbeiten  von  Ihm  kenne 
ich  nicht. 
Geigenzettel :  Georgen  Storch  zu  Dantzigk  (gedruckt). 

Storch,  Gregor  s.  Karg 

Storch,  Ignaz.  —  Wolfersdorf.  1868 

Wenn  die  Geige,  I^i  der  sich  sein  geschriebener  Zettel 
befand,  nicht  Vogdänder  Arbeit  war,  wie  Ich  vermute, 
besaß  er  eine  gewisse  Handgeschicklichkeit. 
Gelgenzettel:  Ignaz  Storch  in  /  Wolfersdorf  1868  (ge- 
schrieben). 


Storch,    Stefan.    —    Mertendorf    1.  B.     Geb. 
21 .  Januar  1868 

Schüler  von  Bernhard  Pötzl.  Er  ist  Streich-  und  Blas- 
instrumentenmacher und  begründete  1895  sein  Ge- 
schäft. 

Storck,   Georg   Dietrich.   —  Straßburg   I.E. 
Geb.  um  1742,  t  nach  1800 

Er  wurde  1 770  In  die  Zunft  aufgenommen  und  war  mit 
Salome  Schnitzler  verheiratet.  Im  Bevölkerungsregister 
von  1796  heißt  es  von  ihm,  daß  er  54  Jahre  alt  und 
Vater  von  zwei  Söhnen  und  einer  Tochter  sei.  Seine 
Gelgen  sind  von  sehr  gewöhnlicher  Arbeit. 

Geigenzettel:  Abb.  680. 

Storck,    Johannes    Friedrich.    —    Augsburg. 

1750.   1780 

Er  dürfte  aus  Straßburg  stammen  und  ist  nach  Piegen- 
dorfer  von  1750 — 1780  In  Augsburg  nachweisbar.  Er 
arbeitete  nach  dem  Stalnermodell  und  verwendete 
gutes  Holz  und  verschiedenartigen  Lack.  Am  besten 
gelangen  ihm  Violen,  deren  Ton  recht  gut  ist,  während 
seine  Violinen  in  dieser  Beziehung  zu  wünschen  übrig- 
lassen. Sein  Reparaturzettel  von  1764  findet  sich  In  der 
Fuggerschen  Laute  von  SIxtus  Rauwolf. 

Geigenzettel:  Abb.  737. 

Storck,  Johann  Friedrich.  —  Slraßburg  i.  E. 

1766 

Ein  Lauten-  und  Gelgenmacher  dieses  Namens  wurde 
1766  In  die  Zunft  aufgenommen,  ist  aber  nicht  weiter 
nachweisbar.  Es  wird  angenommen,  daß  er  fortgezogen 
oder  bald  gestorben  sein  müsse.  —  Meiner  Ansicht  nach 
liegt  es  am  nächsten,  ihn  für  einen  Bruder  Georg 
Dietrich  und  Johann  Reinhart  St.s  zu  halten  und  mit 
dem  Augsburger  Meister  zu  Identifizieren.  Die  Brüder 
mögen  ihn  veranlaßt  haben,  helmzukehren,  doch  die 
Überzeugung,  In  Augsburg  ein  besseres  Feld  der  Tätig- 
keit zu  besitzen,  bestimmte  Ihn  dann  bald,  dorthin 
zurückzuwandern . 

Storck,  Johann  Reinhart.  —  Straßburg.    1766. 
tum  1785 

Wohl  ein  Enkel  Johann  Valentin  St.s.  Er  hatte  das 
Ladenschild  *Au  concert  de  clgognes«  und  wohnte  bei 
der  Rabenbrücke.  Er  nannte  sich  »facteur  d'Instru- 
ments  de  musique«  und  veröffentlichte  1784  ein  Preis- 
verzeichnis, das  jetzt  als  ein  wertvolles  Dokument  für 
die  damaligen  Preise  der  Musikinstrumente  gelten  darf. 
Er  wurde  1 766  in  die  Zunft  aufgenommen  und  gehörte 
ihr  bis  1785  an.  Sein  Zettel  Ist  dem  von  Georg  Dietrich 
St.,  dessen  Vater  oder  Bruder  er  gewesen  sein  dürfte, 
ähnlich. 

Storck,  Johann  Valentin.  —  Straßburg  I.E. 

1686 

Schwiegersohn  von  Joh.  Kasp.  Wolff ;  im  Jahre  1686 
wurde  er  in  die  Zunft  aufgenommen  und  war  ein  ge- 
schickter Lautenmacher. 


490 


Stori 


no 


Stoß 


Storino,  Giovanni.  —  Lucca?   1725 

Eine  hübsche  Theorbe  im  Konservatorium  zu  Brüssel 
(Nr.  254)  trägt  einen  Zettel  mit  diesem  Namen;  auf 
dem  Griffbrett  liest  man  außerdem  »11  pellegnno*. 
Möglicherweise  ist  »Storino<<  der  Familienname  des 
1689  vorkommenden  »Peregnnio«. 

Geigenzettel :  Joannes  Storino  fecit  Anno  Domini  1 725 
(gedruckt). 

Storionl.  Carlo.  —  ?    1888 

Der  Erbe  des  Namens,  aber  nicht  der  Kunst  Lorenzos. 
Es  soll  übrigens  noch  einen  älteren  Carlo  Storioni  ge- 
geben haben,  der  in  Cremona  lebte;  wenigstens 
kommen  Violinen  vor  mit  dem  Zettel :  Carolus  Storioni- 
Fecit  Cremonae  1805  (gedruckt),  die  nach  dem  großen 
Stradivarimodell  gebaut  sind,  deren  Schnecke  mit  weit- 
ausladenden  Ohren  aber  eher  an  Bergonzis  Art  er- 
innert. DerTon  ist  gut,  weniger  der  rotbraune  Spintus- 
lack. 

Storionl,  Lorenzo.  —  Cremona,  Turin.    Geb. 
1751,  t  nach  1801 

Er  wird  mit  Recht  als  der  letzte  große  Cremoneser  be- 
zeichnet, wenn  man  auch  in  vielen  seiner  Werke  unver- 
kennbar den  Niedergang  der  Schule  von  Cremona  er- 
kennt. Er  pflegte  noch  die  Überlieferungen  seiner  be- 
deutenderen Vorgänger,  hat  aber  sicher  dadurch  mit 
dazu  beigetragen,  daß  das  »Geheimnis  des  Lacks*  ver- 
loren gehen  konnte,  daß  er  nach  einem  neuen  Lack 
suchte  und  den  rotbraunen  Lack  der  Neapolitaner  vor- 
zugsweise anwendete  und  schließlich  die  Lackierung  so 
vernachlässigte,  daß  seine  letzten  Arbeiten  weniger 
Wert  haben.  Dabei  fällt  auf,  daß  er  den  Boden  oft  heller 
lackierte  als  die  Decke.  Auch  legte  er  nur  auf  den  Ton- 
wert des  Holzes  Gewicht  und  achtete  die  Schönheit  der 
>'Flammen«  usw.  oft  gering.  Er  scheint  außerdem 
vielerlei  Versuche  angestellt  zu  haben ;  daher  ist  er  in 
der  Arbeit  wie  in  der  Wahl  des  Holzes  sehr  ungleich, 
und  die  F-Löcher  brachte  er  mitunter  an  den  sonder- 
barsten Stellen  an.  Seine  Schnecken  sind  kraftvoll  in 
der  Linie,  aber  nicht  sonderlich  elegant,  die  Einlagen 
oft  geradezu  roh  behandelt.  Seine  besten  Arbeiten 
zeigen  ein  großes,  an  Guarneri  erinnerndes  Modell,  er 
erzielte  fast  immer  einen  sehr  edlen  Ton.  Deshalb 
spielte  z.  B.  auch  Vieuxtemps  jahrelang  auf  einer 
»Storioni«,  die  er  allen  ihm  bekannten  Geigen  vorzog. 
Geigen  aus  St. 's  Blütezeit,  die  in  die  Jahre  1775 — 1795 
fällt,  werden  sehr  hoch  bewertet.  Auch  seine  Bässe  sind 
sehr  gut.  Er  war  recht  fleißig  und  wohnte  in  der  Via 
Coltellai  Nr.  3  beim  Dominicusplatz.  Eine  schöne 
Violine  von  ihm  besitzt  Theodor  Hämmerle  in  Wien, 
eine  Viola  von  1776  Kammervirtuose  A.  Spitzner  in 
Dresden,  eine  Viola  von  1786  A.  Botzenhardt  in 
München,  zwei  schöne  Violinen  A.  Wecker  in  Heil- 
bronn, eine  ebensolche  Karel  Azynman  in  s'Hertogen- 
bosch.  —  Außer  seinen  Zetteln  gebrauchte  er  auch 
manchmal  die  Brandmarke  L  S. 

Geigenzettel:  Laurentius  Storioni  restauravit  /  Cre- 
monae 1770  (gedruckt).  —  Laurentius  Storioni  Cre- 
monensis  /  fecit  Anno  17..  (gedruckt)  Abb.  702. 


Stoß,  Alois  s.  Joseph  Alois  Stoß 


Stoß,  Benedikt.  —  Hermannstadt.   1803 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Eustachius  St.  .»Ms  Geselle  mag 
er  zu  Leeb  und  von  da  weiter  durch  Ungarn  bis  nach 
Siebenbürgen  gekommen  sein,  wo  er  sitzen  blieb. 

Geigenzettel:  Benedict  Stoß  Geigenmacher  /  in  Her- 
mannstadt 1803  (gedruckt). 

Stoß,  Bernhard  s.  Plus  Bernhard  Anton  Stoß 
Stoß,    Eustachius.    —    St.  Polten.    Geb.    In 
Füssen  20.  Dezember  1752,  f  um  1820 

Sohn  des  Geigenmachers  Jos.  Ant.  St.  und  der  Regina 
Lutz  und  Vetter  von  Martin  St.  in  Wien.  Da  seine 
.Arbeit  an  die  Füssener  Schule  erinnert,  dürfte  er  wohl 
auch  dort  gelernt  haben.  Er  war  recht  tüchtig  in  seinem 
Fache  und  erwarb  1786  das  Bürgerrecht  in  St.  Polten, 
kam  aber  auf  keinen  grünen  Zweig,  so  daß  er  von 
Martin  St.  oft  unterstützt  und  mit  Arbeitsmaterial  be- 
schenkt wurde. 

Geigenzettel :  Abb.  743  und  764. 

Stoß,  Florian.  —  St.  Polten.    1810.   1825 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  und  der  Arbeit  nach  sicher 
ein  Schüler  von  Eustachius  St.  Sein  Lack  ist  rotbraun, 
das  Model!  in  den  Umrissen  frei  nach  Stradivari. 
Geigenzettel :  Florian  Stos,  Lauten-  und  ,  Geigenmach, 
in  St.  Polten  1815  (gedruckt). 

Stoß,  Franz.  —  Klosterneuburg.   1826 

Er  scheint  nur  kurze  Zeit  in  Klosterneuburg  gelebt  zu 
haben.  Sein  Verwandtschaftsverhältnis  zu  den  übrigen 
Mitgliedern  der  Familie  seines  Namens  konnte  ich  noch 
nicht  feststellen.  Vielleicht  war  er  ein  Sohn  von  Martin 
Stoß  in  Wien,  dem  er  in  seiner  Arbeit  sehr  nahe  steht; 
nur  der  gelbbraune  Lack  läßt  zu  wünschen  übrig.  Eine 
gute  Viola  von  ihm  befindet  sich  in  der  Sammlung  von 
Pater  Haas  in  Herzogenburg. 

Geigenzettel:  Franz  Stoß  /  Klosterneuburg  1826  (ge- 
druckt). 

Stoß,  Franz  Antoni.  —  Füssen  a.  L.    Geb.  in 
Füssen  am  6.  Mal  1737,  f  3.  Februar  1814 

Sohn  des  Jos.  Ant.  St.  und  der  Regina  Lutz.  Er  hei- 
ratete 1766  Juliana  Klotz  und  in  zweiter  Ehe  Maria 
Elis.  Greisel  aus  Nesselwang.  Als  Trauzeugen  werden 
Michael  Maldoner  und  Matthias  Geisenhof  genannt. 
Er  hatte  drei  Söhne:  Magnus  Benedikt,  geb.  9.  Nov. 
1 770,  Franz  Joseph,  geb.  25.  Sept.  1 778,  und  Pius  Bern- 
hard Anton,  geb.  10.  März  1784.  Er  war  eingeschickter, 
fleißiger  Meister,  der  im  Hause  Nr.  30  wohnte,  wahr- 
scheinlich Italienische  Arbeiten  gekannt  und  selbst 
allerlei  Versuche  gemacht  hat.  Daher  wendet  er  auch 
verschiedene  Modelle  an,  deren  Umrisse  übrigens 
schlanker  als  bei  den  anderen  Füssener  Geigenmachern 
sind ;  auch  bevorzugte  er  eine  flachere  Wölbung.  Das 
Holz  läßt  er  stark  und  erzielt  einen  weichen  Ton.  Nur 
der  Lack  ist  nicht  einwandfrei.  Er  verwendete  ver- 
schiedene, auch  geschriebene  Zettel. 

Geigenzettel :  Franz  Antoni  Stoss  /  in  Füessen  am 
Türoll  /  1801  (gedruckt)  und  Abb.  727  ')• 

^)  Aus  dem   Musikhistorischen   Museum  des   Herrn 
Fr.  Nicolas  Manskopf  in  Frankfurt  a.  M. 


Stoß,  Franz  Urbin  —  Stoß,  Magnus  Stephan 


491 


Stoß,  Franz  Urban.  —  Füssen.   Geb.  25.  Mai 
1711,  tum  1798 

Sohn  des  Herrn.  Jos.  St.  und  der  Marie  Stadler.  Er 
wird  als  Chelifex  bezeichnet,  heiratete  am  12.  Aus:. 
1736  Katharina  Heel  (Hell)  und  hatte  einen  Sohn 
Magnus  Jeremias  (geb.  10.  Mai  1738),  und  einen 
zweiten  Sohn  Franz  Engelbert^),  der  im  Jahre  1774 
sechsundzwanzig  Jahre  alt  war. 

Stoß,  Hermann  Joseph.  —  Füssen.    Geb.  um 

1680.   1741 

Wohl  ein  später  Nachkomme  des  1373  aus  Burgleiten 
(bei  Stöken  am  Auerberg)  in  Füssen  eingewanderten 
Heinz  Stoß.  In  den  Füssener  Umlageregistern  von  1737 
und  1741  wird  er  noch  als  Lautenmacher  aufgeführt. 
Am  23.  November  1705  heiratete  er  Marie  Stadler  und 
ging  am  19.  Oktober  1716  eine  zweite  Ehe  mit  Mag- 
dalena Miller  ein.  Eine  Geige  mit  der  Bezeichnung  »H. 
J.  Stoß,  Tirol«  führt  das  N.  Selhofsche  Auktions- 
verzeichnis auf. 

Stoß,  Ignaz.  —  St.  Polten.   1813 

Jedenfalls  Sohn  und  Schüler  von  Eustachius  St.,  von 
dem  seine  Arbeit  nur  durch  den  hellen  rödichen  Lack 
zu  unterscheiden  ist.  Geigen  scheint  er  nur  selten  ge- 
macht zu  haben,  dagegen  kommen  merkwürdigerweise 
ziemlich  häufig  'VrVioloncelli  von  ihm  vor. 
Geigenzettel :  Abb.  705. 

Stoß,  Joh.  Bapt.  —  Prag.  Geb.  in  Füssen 
(Nr.  25)  am  18.  Februar  1784,  f  8.  Juli  1850 
in  Prag  an  der  Cholera 

Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Magnus  Stephan  St. 
Seit  er  in  Prag  ansässig  war,  arbeitete  er  1816  in  der 
Altstadt,  Dominik,  ul.-  (jetzt  Husovä  tf.-)  Nr.  227,  im 
Jahre  1824  Nr.  229,  1826  in  Nr.  230,  von  1827-1831 
wieder  in  Nr.  227,  von  1831—1846  wieder  Nr.  230, 
1847  in  der  Mala  Karlova  ul.  Nr.  147  und  zuletzt 
wieder  Husova  ti\  Nr.  352.  Seine  Frau  hieß  Theresia 
(geb.  1 790)  und  starb  fünf  Tage  später  wie  er,  gleich- 
falls an  der  Cholera.  Er  war  in  den  Jahren  1836 — 1842 
beeideter  Sachverständiger  und  war  einer  der  schwäch- 
sten Vertreter  der  Prager  Schule,  wenn  er  auch  sehr 
gute  Gitarren  machte,  die  von  tadelloser  Arbeit  sind. 
Eine  solche  mit  prächtigem,  orangegelbem  Lack  besitzt 
das  böhmische  Landesmuseum  in  Prag,  eine  andere  die 
Gesellschaft  der  Musikfreunde  In  Wien,  eine  Violine 
von  1845  die  Teinkirche  in  Prag. 
Gelgenzettel:  Johann  Stoß  /  Gelgen-  und  Guitarren- 
macher '  Altstadt  Dominikanergasse  No  227  Prag  (ge- 
druckt) und  Abb.  728,  751,  758. 

Stoß,  Joseph.  —  Günzburg.   1718 

Ist  mir  nur  durch  den  von  P.  de  Wit  veröffentlichten 
Zettel  dem  Namen  nach  bekannt  geworden.  In  Günz- 
burg konnte  ich  nichts  über  dieses  Mitglied  der 
Füssener  Familie  erfahren. 

Geigenzettel:  Joseph  Stoß  landen  ,  vnd  geig.  Macher 
In  /  Günzsburg  äo  1718  (geschrieben). 

^)  Im  Füssener  Umlageregister  für  1741  wird  der  Sohn 
kurzweg  »Franz«  genannt. 


Stoß,  Joseph  Alois.  —  Füssen.    Geb.  5.  Nov. 
1787,  lebte  noch  1826 

Sohn  des  Magnus  Stephan  und  der  Victoria  Claas.  Er 
war  in  erster  Ehe  mit  Creszenzia  Neff,  in  zweiter  Ehe 
mit  Karoline  Schweiger  verheiratet  und  wohnte  als 
Geigenmacher  im  Haus  Nr.  25.  Seine  Geigen  haben 
dunkelbraunen  Lack,  klingen  gut  und  lassen  durch  die 
Arbeit  die  Vermutung  aufkommen,  daß  er  in  Mitten- 
wald gelernt  hat. 

Geigenzettel :  Allois  Stoß  Geigenmacher/  Füssen  1826 
(geschrieben). 

Stoß,  Joseph  Anton.  —  Füssen.  Geb.  m 
Füssen  am  13.  Februar  1707.  1780 
Sohn  von  Herrn.  Jos.  St.  und  Marie  Stadler.  Er  hei- 
ratete am  20.  Juni  1735  Anna  Maria  Regina  Lutz.  Im 
Füssener  Umlageregister  von  1 737  wird  er  aufgezählt 
mit  einem  einjährigen  Sohne  Joseph  Hermann  und  dem 
vierjährigen  Sohne  Franz  Anton.  Im  Jahre  1741  fehlt 
Joseph  Hermann,  dagegen  kommt  das  \\,  jährige  Söhn- 
chen Mang  Stephan  dazu').  Er  arbeitete  nach  ita- 
lienischen Vorbildern  und  hatte  ein  Modell,  das  auf 
Guarneri  zurückzugehen  scheint.  Seine  Arbeit  ist  sehr 
gut,  ebenso  sein  Lack.  Nach  einem  seiner  Zettel  muß 
man  annehmen,  daß  er  auch  in  Padua  gearbeitet  hat, 
wodurch  die  Anklänge  an  die  italienische  Schule  in 
seinen  Geigen  eine  einfache  Erklärung  finden.  Er 
könnte  allerdings  auch  Passau  (Castra  Batava)  gemeint 
haben. 

Geigenzettel:  Josephus  Antonius  Stoss  /  Fecit  Patavii 
1729  (gedruckO.  —  Jofeph  Antoni  /  Stofs  Füeffen  17  .  . 
(geschrieben). 

Stoß,  Magnus  (Mang)  Stephan.  —  Füssen. 
Geb.  11.  Dezember  1748.  1820 
Sohn  und  Schüler  von  Joseph  Anton  St.,  doch  scheint 
er  auch  in  Mitten wald  als  Geselle  gearbeitet  zu  haben. 
Er  wohnte  im  Hause  Nr.  25  und  war  seit  1777  mit 
Viktoria  Claas  (Trauzeugen :  Thomas  Claas  und  Anton 
Geisenhof),  seit  1 782  mit  Maria  Anna  Fichtl  verheiratet. 
Er  hatte  sieben  Söhne,  aus  der  ersten  Ehe:  Johann 
Martin,  geb.  12.  Sept.  1778,  Joseph  Anton,  geb.  10.  Okt. 
1779,  und  Johann  Kaspar,  geb.  3.  Jan.  1781  ;  aus  der 
2.  Ehe:  Johann  Bapt.,  geb.  18.  Febr.  1784,  Joseph 
Alois,  geb.  5.  April  1787,  Magnus  Benedikt,  geb. 
11.  Nov.  1794,  und  Simon  Anton,  geb.  1 1 .  Mai  1799. 
Er  scheint  in  Mittenwald  seine  letzte  Ausbildung 
erhalten  zu  haben,  wofür  sowohl  der  Umstand 
spricht,  daß  seine  Geigen  nach  Joseph  Klotz  ge- 
macht sind,  als  auch,  daß  seine  Frau  wahrschein- 
lich eine  Mittenwalderin  war.  Er  bevorzugte  eine 
flache  Wölbung. 

Geigenzettel :  Mang.  Stephanus  Stoss  /  Geigenmacher 
in  Füssen  1792  (gedruckt).  —  Stäffan  Stoss  Geigen- 
macher /  in  Fuessen  anno  1810  (geschrieben). 


')  Im  Jahre  1774  werden  als  seine  Söhne  Bernhard, 
geb  1752,  Stephan,  geb.  1753,  und  E;ustach,  geb.  1756, 
genannt.  Die  Geburtsdaten  stimmen  hier  nicht  mit  den 
Kirchenbüchern  überein. 


492 


Stoß  ~  Stradi 


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Stoß,  Martin  (Johann  Martin).  —  Wien.  Geb. 
12.  Sept.  1778  in  Füssen,  f  9.  August  1838 
Sohn  von  Magnus  Stoß  in  Füssen.  Er  Heß  sich  früh- 
zeitig in  Wien  nieder  und  war  mit  Anna  Dangl  aus 
Wien  (geb.  1781,  f  1854)  verheiratet.  Er  wohnte  bei 
St.  Ulrich  Nr.  4  und  hatte  zuerst  seine  Werkstatt  in 
Lerchenfeld.  Dort  wurde  er  im  Jahre  1809  von  den 
Franzosen  völlig  ausgeplündert,  und  er  selbst  erzählte 
noch  oft,  daß  man  ihm  selbst  die  schwarze  Halsbinde 
weggenommen  hatte.  Im  Jahre  1810  zog  er  dann  in  die 
obere  Bräunergasse  Nr.  1 209  (jetzt  Habsburger  Gasse  4) 
in  das  Liharziksche  Haus.  Am  25.  Juli  181 1  legte  er  den 
Bürgereid  ab.  Er  gilt  als  einer  der  besten  Wiener  Gei- 
genmacher, und  im  Bau  von  Violoncelli  wurde  er  kaum 
von  einem  deutschen  Meister  übertroffen.  Er  wählte 
sein  Modell  nach  Stradivari,  machte  die  Ränder  sehr 
kräftig  und  arbeitete  ungemein  sauber.  Die  Violoncelli 
seiner  ersten  Zeit  sind  dunkelbraun,  da  er  das  Holz  vor 
dem  Lackieren  gebeizt  hatte.  Aber  schon  von  1810  an 
gab  er  dieses  Verfahren  auf  und  verwendete  einen 
gelben,  später  einen  sehr  durchsichtigen  roten  Lack, 
den  er  sich  selbst  aus  in  Leinöl  gelöstem  Bernstein 
(Agtstein)  bereitete^).  Den  goldgelben  Untergrund 
trug  er  mit  Saffran  und  Leim  auf,  den  roten  Farbstoff 
zog  er  aus  Fernambukholz.  Die  rotlackierten  Violon- 
celli haben  fast  immer  sehr  schönes  breitgeflammtes 
Ahomholz,  die  Böden  sind  meistens  aus  einem  Stück. 
Für  die  Decke  nahm  er  gern  Fichtenholz  mit  sog. 
Vogeltritten.  Er  verkaufte  seine  Violoncelli  durch- 
schnitdich  für  60  fl.  C.  M.,  heute  s'nd  sie  nur  noch  um 
schweres  Geld  zu  hab  n.  Seine  Geigen  und  Violen 
reichen  zwar  an  seine  Violoncelli  nicht  heran,  da  sie 
meistens  zu  massiv  sind,  aber  sie  sind  doch  immer  die 
Werke  eines  Meisters  und  werden  auch  stets  als  solche 
bewertet.  Er  befaßte  sich  viel  mit  Versuchen,  den  Stimm- 
stock zu  verändern.  Um  die  Spannung  auszugleichen, 
wollte  er  einen  Stimmstock  erfinden,  den  man  im 
Innern  nach  Belieben  verlängern  oder  verkürzen 
könnte.  Bei  seinen  Violoncelli  machte  er  den  Hals 
immer  zum  Abschrauben.  Er  stand  in  hohem  Ansehen, 
war  Hofgeigenmacher  und  beeideter  Schätzmeister. 
Nach  seinem  Tode  hieß  die  Firma  »Stoß  &  Hof  mann«, 
bis  Anton  Hofmann  am  1 7.  Oktober  1844  das  Geschäft 
durch  Kauf  erwarb. 

Geigenzettel :  Martin  Stoß  /  in  der  obern  Breuner-  / 
Straße  No.  1 209  /  in  Wien  1817  (gedr.)  und  Abb.  676, 739, 
754,  760. 

Stoß,  Pius  Bernhard  Anton.  —  Wien.    Geb. 
10.  März  1784  in  Füssen,  f  1.  Mai  1854 
Jüngster  Sohn  des  Franz  Anton  St.  und  der  Juliana 
Klotz"  .  Im  .Anfang  des  19.  Jahrhunderts  kam  er  nach 

■*)  Wegen  der  Feuergefährlichkeit  durfte  er  seinen  Lack 
nicht  im  Hause  kochen,  sondern  mußte  seinen  Herd  auf 
der  »Schmelz«  (jetzt  Exerzierplatz)  aufstellen.  Er  bediente 
sich  dabei  einer  hermetisch  verschließbaren  Kupfer- 
flasche, die  W.  Th.  Jaura  noch  jetzt  als  Reliquie  auf- 
bewahrt. 

-')  Er  wird  öfters  als  Sohn  von  Magnus  Steph.  St.  aus- 
gegeben. Dieser  aber  hatte  keinen  Sohn  namens  Bernhard, 
sondern  nur  einen  Bruder,  den  am  18.  August  1746  ge- 
borenen Magnus  Bernhard. 


Wien  und  wohnte  wie  Martin  St.  bei  St.  Ulrich  Nr.  4. 
Seine  Werkstatt  hatte  er  in  der  Grünangergasse.  Am 
21.  Oktober  1813  legte  er  den  Bürgereid  ab.  (Im 
Bürgerbuch  wird  der  Vorname  irrtümlich  Peter  ge- 
schrieben, er  selbst  nannte  sich  stets  kurzweg  Bernhard 
St.)  Er  ist  seinem  Vetter  Martin  in  der  Arbeit  voll- 
kommen ebenbürtig,  wenn  er  ihn  auch  in  seinen  Violon- 
celli nicht  völlig  erreicht.  Seine  Geigen  haben  ein 
schönes  Stradivarimodell  und  einen  prächtigen  gelben 
oder  roten  Lack.  Sie  sind  ungemein  sorgfältig  gemacht 
und  sicher  denen  aus  Geissenhofs  bester  Zeit  gleich- 
wertig. Charakteristisch  für  ihn  ist,  daß  er  zu  seinen 
Decken  immer  breitjähriges  Holz  verwendet.  Seine 
Geigen  werden  jetzt  gut  bezahlt.  Eine  schöne  Vio- 
line von  1835  besitzt  Val.  Walter  in  Grulich  i.  B.  Eine 
Violine  mit  gitarrenähnlichem  Körper  (vom  Jahre  1821) 
ist  im  Museum  der  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in 
Wien. 

Geigenzettel :  Abb.  742. 

Stoß,  Stephan  s.  Magnus  Stephan  Stoß 
Stott,  George  T.  —  Liverpool.   191 1 

Geigenmacher  und  Händler. 

Stourdza,  Fürst  Gregor.  • —  Wien  usw.   1873 

Auch  einer  von  den  vielen,  die  über  Stradivari  hinaus- 
wollten und  zwecklose  Erfindungen  machten.  Er  kon- 
struierte Geigen  nach  einem  »neuen  Prinzip«,  die  von 
dem  Wiener  Geigenfabrikanten  Zach  nach  den  An- 
gaben des  Fürsten  hergestellt  wurden.  Der  Grund- 
gedanke der  Konstruktion  beruhte  darauf,  daß  der 
wesentlich  vergrößerte  Schallkörper  der  Geige  mög- 
lichst der  Ellipse  genähert  wird.  Die  beiden  Hälften  des 
Instruments  rechts  und  links  neben  den  Saiten  sind 
ungleich,  wodurch  das  Ganze  verschoben  aussieht.  Der 
Ton  war  stark,  aber  rauh  und  schnarrend,  und  selbst  so 
ausgezeichnete  Künstler  wie  Hellmesberger  und  Popper 
konnten  den  Instrumenten  nichts  abschmeicheln.  Er 
nannte  seine  Instrumente:  »Violino  arpa«,  »Violino 
chitarra«  usw.  Mehrere  der  von  ihm  erfundenen 
Geigen,  die  jetzt  im  Museum  des  Pariser  Konser- 
vatoriums aufbewahrt  werden,  waren  1873  in  Wien  auf 
der  Weltausstellung  zu  sehen. 

Stowasser,  Johann.  —  Budapest.    Geb.   1846 

Ein  trefflicher,  aus  Böhmen  stammender  Blasinstru- 
mentenmacher, der  seit  1867  in  Budapest  lebt  und  sich 
gelegentlich  auch  als  Geigenmacher  versucht  hat. 

Stradivari,  Antonio.  —  Cremona.  Geb. 
zwischen  1640—1650,  f  18.  oder  19.  Dez. 
1 737  in  Cremona 

Schüler  von  Nicolas  Amati.  Der  Meister  aller  Meister 
der  Geigenmacherei,  ein  genialer  Künstler,  der  nicht 
mehr  erreicht  und  noch  weniger  übertroffen  werden 
konnte.  Obwohl  er  schon  zu  Lebzeiten  in  hohem  An- 
sehen stand,  sind  doch  nur  spärliche  Nachrichten  über 
sein  Leben  auf  uns  gekommen;  die  wenigen  zuver- 
lässigen Angaben  verdankt  man  hauptsächlich  den 
Forschungen  Paolo  Lombardinis,  Sacchis  und  Man- 
dellis,  der  seine  Forschungen  den  Brüdern  Hill  über- 
ließ. Desto  mehr  aber  erzählen  uns  seine  herrlichen 


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494 


Stradivari,  Antonio 


Werke.  —  Stradivari  entstammt  emer  alten  Patrizier- 
familie, deren  Name  auch  Stradiverdi  (Strativerti)  ge- 
schrieben wurde;  schon  1127  bekleidete  em  Otto- 
linus Stradivanus  die  Würde  eines  »Senator  patriae«; 
den  gleichen  Titel  führte  1 168  Egidius  Stradivari;  um 
die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  werden  zwei  Rechts- 
gelehrte Grisandro  und  Gughelmo  Stradivari  erwähnt. 
Der  Name  soll  übrigens  auf  »Stratiarus«,  d.  i.  Zollein- 
nehmer, zurückgehen.  Antonio  war  der  Sohn  des 
Alessandro  Stradivari  (geb.  1602)  und  der  Anna  geb. 
Moroni.  Seine  Geburt  ist  in  den  Matrikeln  der  Stadt 
nicht  verzeichnet,  und  es  hegt  daher  nahe,  zu  vermuten, 
daß  er  nicht  in  Cremona  selbst,  sondern  vielleicht  auf 
einem  nahen,  der  Familie  gehörigen  Landgute  geboren 
sei.  Nicht  einmal  auf  das  Jahr  seiner  Geburt  könnten 
wir  schließen,  wenn  er  nicht  in  eine  seiner  Arbeiten 
neben  seinen  Namen  und  die  JahreszaW  1732  ge- 
schrieben hätte  »82  Jahre  alt«.  Er  muß  also,  wenn  diese 
Angabe  genau  war,  erst  um  1650  geboren  sein^).  Aus 
den  Kirchenbüchern  erfährt  man  ferner,  daß  er  am 
4.  Juli  1667  Francesca  Feraboschi,  die  Witwe  Gian 
Giacomo  Capras,  heiratete,  von  der  er  sechs  Kinder 
hatte.  Francesca  war  1640  geboren  —  also  wohl  zehn 
Jahre  älter  als  Stradivari  —  und  starb  am  25.  Mai  1698. 
Am  24.  August  des  darauffolgenden  Jahres  ging  er  eine 
zweite  Ehe  ein  mit  Antonietta  Zambelli  (geb.  1664, 
f  3.  März  1737),  die  ihn  gleichfalls  mit  fünf  Kindern 
beschenkte.  Er  kaufte  am  3.  Juni  1680  von  den  Brüdern 
Picenardi  ein  Haus  an  der  Piazza  San  Domenico  Nr.  2 
(heute  Piazza  Roma  Nr.  1)  für  7000  Lire  Imperiale.  Er 
muß  schon  damals  recht  wohlhabend  gewesen  sein, 
später  aber  wurde  er  ein  reicher  Mann ;  ja,  das  Sprich- 
wort: »Reich  wie  Stradivari!«  soll  sich  bis  auf  den 
heutigen  Tag  in  Cremona  erhalten  haben.  Leider  ist 
bisher  kein  sicheres  Bildnis  des  Meisters  bekannt  ge- 
worden; man  ist  daher  darauf  beschränkt,  sich  nach  der 
Schilderung  des  Geigers  Polledro  in  Turin  (1781  bis 
1853),  dessen  Lehrer  Stradivari  gut  gekannt  haben 
wollte,  die  eigenartige  Persönlichkeit  des  größten 
Geigenmachers  vorzustellen.  Danach  war  Stradivari  ein 
großer,  hagerer  Mann,  der  bei  der  Arbeit  stets  eine 
weiße  Wollmütze  und  weiße  Lederschürze  getragen 
hat.  Er  hat  in  seiner  Jugend  gewiß  eine  für  seine  Zeit 
sehr  gute  Schulbildung  erhalten ;  wann  er  bei  Nicolas 
Amati  in  die  Lehre  trat,  und  wie  lange  er  bei  ihm  blieb, 
ist  nicht  bekannt;  er  wird  wohl,  wie  es  damals  üblich 
war,  sechs  Jahre  gelernt  haben  und  scheint  auch  nach 


)  Fetis  erzählt  von  einer  Geige,  die  im  Hause  Salabue 
aufbewahrt  worden  sein  soll,  in  der  neben  der  Jahreszahl 
von  Stradivaris  Hand  geschrieben  steht :  »anno  aetatis  92«, 
und  nimmt  daher  1644  als  Geburtsjahr.  Ob  er  diese  Geige 
selbst  gesehen,  ist  fraglich.  Niederheitmann  erwähnt  diese 
Geige  ebenfalls  mit  der  Bemerkung:  »Wichtig  als  einzige 
Quelle  für  das  Alter  Stradivaris«,  und  zählt  drei  Zeilen 
später  die  sog.  »Schwanengesanggeige«  von  1737  auf  und 
sagt  dazu:  »Dieses  Instrument  enthält  die  handschriftliche 
Einzeichnung  des  Meisters  ,d'anni  93' «.  Also  wäre  die  erste 
doch  nicht  die  einzige  Quelle  für  das  Alter.  Nun  kennt 
aber  auch  W.  E.  Hill  mehrere  Geigen  mit  .'Mtersbezeich- 
nungen,  die  1650  als  Geburtsjahr  wahrscheinlicher  er- 
scheinen lassen.  Wenn  man  das  Mittel  aus  den  merk- 
würdig schwankenden  Altersangaben  der  Steuerlisten 
zieht,  spricht  auch  mehr  für  1650  als  für  1640. 


seiner  Lehrzeit  noch  bei  Amati  geblieben  zu  sein;  ja, 
man  glaubt  in  einigen  Geigen  Amatis  aus  der  Zeit  vor 
1667  die  Hand  Stradivaris  deutlich  zu  erkennen^).  Da 
er  1667  heiratete,  wird  man  auch  in  dieses  Jahr  seine 
Selbständigmachung  zu  setzen  haben.  Dem  entspricht 
auch  die  Tatsache,  daß  die  ältesten  Geigen,  die  seinen 
Namen  tragen,  zwischen  1668  und  1670  entstanden 
sind.  Schon  seine  ersten  Arbeiten  verraten  seine  seltene 
Begabung,  aber  er  steht  da  noch  ganz  im  Banne  der 
Amatischule.  Er  war  gewiß  selbst  ein  trefflicher  Geiger, 
und  als  solcher  erkannte  er,  was  den  Amatigeigen  noch 
fehlte;  sobald  er  darüber  klar  war,  begann  er  eigene 
Versuche  anzustellen,  und  30  Jahre  lang  hat  er  ver- 
sucht, bis  er  endlich  fand,  was  er  wollte.  Man  weiß,  daß 
er  einen  fabelhaften  Fleiß  besaß ;  es  gibt  aber  aus  der 
Werdezeit  seiner  Kunst  doch  nur  verhältnismäßig 
wenig  Geigen;  er  muß  also  alle,  die  ihm  nicht  völlig 
entsprachen,  wieder  vernichtet  haben.  Man  teilt  sein 
Schaffen  in  drei  Perioden  ein ;  die  erste  setzt  man  von 
1668 — 1686.  Damals  legte  er  auf  die  Schönheit  des 
Holzes  noch  wenig  Wert ;  wenn  es  nur  gutes  Tonholz 
war,  war  es  ihm  recht.  Aber  schon  m  dieser  ersten  Zeit 
sucht  er  das  überkommene  Amatimodell  zu  verbessern; 
wenn  er  auch  noch  wenig  änderte,  so  gab  er  doch  bald 
der  Schnecke  eine  schwungvollere  Form  und  stach  sie 
tiefer  aus.  Ein  gutes  Beispiel  für  diese  Periode  ist  die 
aus  dem  Jahre  1679  stammende  sog.  »Hellier- Violine«. 
Er  scheint  inzwischen  einige  Meisterwerke  der  Bres- 
cianerschule  kennengelernt  zu  haben.  Er  wollte  nun 
ihren  volleren  Klang  mit  dem  süßen  Schmelz  der 
Amatigeigen  verbinden,  und  so  zeigen  die  Arbeiten 
seiner  zweiten  Periode,  die  man  von  1686 — 1694  setzt, 
manches,  was  an  die  Brescianer  erinnert,  aber  er  nimmt 
jetzt  die  Wölbung  flacher,  macht  die  Geigen  etwas 
größer,  schweift  die  )(  kühner  aus  und  schneidet  die 
F-Löcher,  die  er  jetzt  weniger  steil  anordnet,  feiner  aus. 
Auch  das  Holz  wird  schöner,  wie  er  überhaupt  damals 
eine  gewisse  Freude  an  der  Ausstattung  gehabt  zu 
haben  scheint,  da  er  verschiedene  Instrumente  mit 
Elfenbeineinlagen  verzierte ').  Möglicherweise  wurde  er 
durch  besondere  Bestellungen  dazu  veranlaßt;  so 
machte  er  1687  mehrere  Geigen  für  den  spanischen  Hof, 
1684  und  1690  solche  für  Cosmo  von  Medici,  die  be- 
sonders schön  ausgestattet  wurden.  Der  Brescianer 
Einfluß  macht  sich  besonders  bemerkbar  m  den  Geigen, 
die  er  schon  nach  1687  herzustellen  begann,  und  die  in 
ihren  Maßen  an  Magginis  beste  Arbeiten  erinnern.  Er 
nahm  das  Modell  in  der  Mitte  schmäler  als  vorher  oder 
nachher;  die  Geigen  sehen  dadurch  etwas  länger  aus, 
und  so  hat  man  das  Patron  »allonge«  genannt.  Auch 
diese  Versuche  befriedigten  ihn  nicht,  obwohl  er  damit 
schon  alle  seine  Vorgänger  übertroffen  hatte.  Die 
Schnecke  zeigt  in  dieser  Zeit  einen  mitteltiefen  Stich, 
der  zweite  Ring  ist  um  ein  Drittel  schmäler  als  die 
Augenbreite,  die  äußere  Windungskante  steht  im 
rechten  Winkel  zu  den  äußeren  senkrechten  Linien. 
1690  wird  das  Modell  größer,  die  Wölbung  schöner,  er 
nähert  sich  wieder  dem  Amatimodell,  und  es  entsteht 
das  sog.  »amatisierte  Patron«.  Um  1693  ist  sein  Modell 


^)  Auch  die  Geigen  mit  dem  Zettel:  »Nicolai  Amati 
alumnus«  werden  ihm  zugeschrieben. 

')  Man  kennt  etwa  ein  Dutzend  solcher  reichverzierter 
Arbeiten  von  Stradivari. 


Stradivari,  Antonio 


m 


etwa   35,8  cm    lang.    Die   obere    Breite   beträgt    16,8, 
zwischen  den  )(  1 1 ,4  und  die  untere  Breite  20,9  cm.  Der 
Boden  ist  in  den  Backen  schwach  gehalten.  Die  dritte 
Periode  beginnt  nach  1695,  erreicht  ihren  Höhepunkt 
1714  und  währt  bis  1720.  Es  ist  dies  die  eigentliche 
Glanzzeit  des  Meisters;  jetzt  hat  er  gefunden,  was  ihm 
vorgeschwebt  hatte.  Er  ist  über  seinen  Vorarbeiten  und 
Studien     ein     Fünfziger     geworden ,     seine     eigenste 
Schöpfung,  das  charakteristische,  in  jeder  Beziehung 
vollkommene  Stradivarimodell,  war  jetzt  fertig,   und 
von  nun  an  weichen  seine  .Arbeiten  in  den  Hauptsachen 
nur  wenig  voneinander  ab.  .Ms  nach  1 720  die  Sicherheit 
der  Hand  etwas  nachläßt,  will  er  durch  einen  neuen 
Versuch  seine  Arbeiten  auf  der  alten  Höhe  erhalten, 
und  er  schafft  das  sog.  große  Stradivarimodell.  Es  ist 
das  die  kurze  Zeit  der  Nachblüte,  dann  aber  macht  sich 
das  Greisenalter  doch  mehr  und  mehr  fühlbar,  er  macht 
die    Wölbung    ohne    sichtbaren    Grund    spitzer,    die 
Geigen  klingen  weniger  klar,  selbst  der  Lack  ist  nicht 
mehr  so  schön  wie  früher  und  zeigt  jetzt  vorzugsweise 
eine  braune   Farbe  von  mattem  Glanz,   während  er 
früher  Goldgelb  oder  Blaßrot  in  verschiedenen  Ab- 
stufungen,  aber   immer  glänzend   und   feurig,   ange- 
wendet hatte.  Es  gibt  allerdings  viele,  die  gerade  den 
»letzten*    Lack    des    Meisters    zwar    nicht    für    den 
schönsten,  aber  doch  für  den  besten  halten.  —  Wenn 
man  die  Tätigkeit  Stradlvaris  überblickt  und  auch  da- 
von ausgeht,  daß  Kunstwerke  nicht  auf  wissenschaft- 
lichem Wege  hervorzubringen  sind,  so  muß  man  doch 
bezweifeln,  daß  er  zu  seinen  Ergebnissen  rein  empirisch 
gekommen  sei  und  sich  lediglich  von  Erfahrungstat- 
sachen und  Schönheitsgefühl  leiten  ließ.  Die  Geigen- 
macher in  Cremona  wurden  als  Künstler  von  ihren 
Zeitgenossen   betrachtet,   die   Söhne   vornehmer   Fa- 
milien wendeten  sich  dieser  Kunst  zu,  und  gewisse,  auf 
wissenschaftlicher   Grundlage   beruhende,    geheimge- 
haltene Werkstattraditionen  hat  es  zweifellos  gegeben, 
die   einem    gebildeten   und   denkenden   Künstler   die 
Richtung  für  seine  Versuche  wiesen.  Nur  dadurch  wird 
es  erklärlich,  daß  es  den  neueren  Geigenmachern,  unter 
denen    doch    gewiß    viele    künstlerisch    hochbegabte 
Meister  waren  oder  sind,  denen  weder  Erfahrung  und 
Verständnis  noch  Schönheitssinn  fehlte,  noch  nie  ge- 
lang, eine  Geige  herzustellen,  die  einer  tadellosen  Stra- 
divari  wirklich  gleichkäme.  Es  sind  ihnen  Kopien  ge- 
lungen, die  bis  in  die  letzte  Kleinigkeit  von  bewunde- 
rungswürdiger Treue  waren,  —  aber  die  eigentliche 
Seele  fehlte  doch.  Bei  dem  heutigen  Stande  der  Kunst 
des  Geigenmachens  ist  es  aber  immer  noch  das  Sicherste, 
so  getreu  als  möglich  zu  kopieren.  Stradivan  nahm  zur 
Decke  das  leichteste,  klarjährigste  Holz.  Die  Wölbung 
bildete  der  Fuge  entlang  eine  sog.  Kettenlinie,  wie  auch 
die  Querprofile  der  Decke  Kettenlinien  bilden.   Die 
Deckenstärke  beträgt  in  den  Backen  2^2  rnm,  an  der 
Stelle  des  Stegs  (in  der  Brust)  4  mm.  Der  Durchmesser 
des  kleinen  Schallkreises  mißt  40  mm ;  sein  Mittelpunkt 
befindet  sich  in  der  Fuge  unter  dem  Steg;  3,5  mm  da- 
von entfernt  nach  oben  ist  der  Mittelpunkt  des  großen 
Schallovals,  das  95  mm  lang  und  70  mm  breit  ist.  In 
diesem  Oval  ist  die  Decke  3^2  Tini  stark.  Zum  Boden 
nahm  er  schönsten  .'\horn,  nach  dem  Spiegel  gespalten ; 
die  Brusthöhe  betrug  bei  ihm  wie  bei  der  Decke  1 4  bis 
15  mm.  Die  Stärke  des  Bodens  schwankt  oft  und  geht 
bis  zu  6  mm.  Die  Zargen  sind  so  hoch  als  die  Wölbung 


von  Boden  und  Decke  zusammen,  also  30  mm,  so  daß 
die  Gesamthöhe  60  mm  beträgt.  Dieses  Maß  suchte  er 
jedenfalls  immer  zu  erreichen,  denn  wenn  er  die  Wöl- 
bung etwas  flacher  nahm,  machte  er  die  Zargen  um  das 
Fehlende  höher  ^).  Die  Höhen  der  Oberzargen  ver- 
ringerte er  um  2'  ■>_  mm ;  Riechers  meint,  um  der  Decke 
eine  Spannung  zu  verleihen  und  dem  Halse  den  nötigen 
Widerstand  zu  gewähren ;  wahrscheinlicher  ist,  daß  er 
es  nur  tat,   um  der  kleineren   Luftkammer  ein  ent- 
sprechend geringeres  Volumen  zu  verschaffen.  Dem 
Inneren  wandte  er  die  gleiche  Sorgfalt  zu  wie  dem 
Äußeren,  vielleicht  sogar  noch  mehr;  es  wird  daher 
auch  kein  Zufall  sein,  daß  er  die  Klötze  aus  leichtem 
Weidenholz  machte.  Der  Baßbalken  ist  schwach  und 
hat  den  .Anforderungen,  die  zu  den  Zeiten  des  Meisters 
an  eine  Geige   gestellt  wurden,   auf  das   beste  ent- 
sprochen, muß  aber  freilich  heutzutage  durch  einen 
stärkeren  ersetzt  werden.  Die  F- Löcher,  deren  untere 
Lappen  stets  ausgestochen  erscheinen,  sind  in  ihrem 
edlen    Schwung    unübertrefflich;    die    Hohlkehle    ist 
4  mm  vom  Rand  entfernt  und  flach.  Die  Schnecke  ist 
voll  in  der  Form  und  nicht  mehr  so  tief  ausgestochen 
wie  in  der  zweiten  Periode.  Am  Boden  befindet  sich 
oben  und  unten  ein  .Ahornstift,  der  zur  Hälfte  in  die 
Einlage  gebohrt  ist,  um  den  Boden  auf  die  Form  zu 
heften.  Der  goldgelbe  Grundlack  ist  mit  einem  hell- 
roten Lack  überzogen  und  wirkt  jetzt  etwas  bräunlich. 
Er  ist  von  schönstem  Feuer,  weich  und  elastisch  und 
hat  die  Eigentümlichkeit,  daß  er  heute  noch,  wenn  man 
den  Finger  länger  darauf  ruhen  läßt,  den  Eindruck  der 
Hautlinien  zeigt.  Das  Gesamtgewicht  einer  Stradivari- 
violine  beträgt  ohne  Wirbel,  Griffbrett  und  Saiten- 
halter  260 — 275  g.  In  der  Hauptsache  zeichnet  sich  das 
Modell  durch  die  Verbreiterung  des  unteren  Teiles  und 
eine  relative  Verengerung  des  mittleren  Teiles  aus,  was 
dem  Ganzen  ein  elegantes  Aussehen  verleiht.  Die  Um- 
risse sind  am  Ansatz  des  Halses  und  beim  Saitenhalter 
nur  wenig  gekrümmt  und  scheinen  in  der  Mitte  der  )( 
fast  ganz  gerade;  die  Ecken  sind  vorspringend  und 
breit.  Die  F-Löcher,  die  ihre  Abstammung  von  Amati 
noch  erkennen  lassen,  sind  klein  und  fein  geschnitten 
und  stehen  etwas  geneigt,  um  den  Raum  zwischen  den 
oberen  runden  Enden  zu  verringern.  Diese  Beschrei- 
bung kann  aber,  wie  gesagt,  nur  in  der  Hauptsache 
stimmen,  denn  im  einzelnen  gestattete  er  sich  noch 
immer  kleine  .Abweichungen,  die  wohl  durch  die  Eigen- 
schaften des  ihm  jeweils  zu  Gebote  stehenden  Materials 
veranlaßt  und  diesem  angepaßt  wurden.  Stradivari  ent- 
wickelte eine  unglaubliche  Fruchtbarkeit;  aber  selbst 
wenn  er  jede  Woche  nur  eine  Geige  fertiggebracht 
hätte,  so  gibt  das  bei  seiner  sechzigjährigen  Arbeits- 
dauer immerhin  etwa  3000  Geigen.  Er  erhielt  für  eine 
Geige     10 — 15    Zcchir.en    oder    5 — 8    Pistolen,    was 
aber   bei  der  damaligen  Kaufkraft   des  Geldes   schon 
einen   ziemlich   hohen  Preis  darstellt")-   Es  ist  daher 


^)  War  die  Decke  höher,  dann  nahm  er  den  Boden 
flacher,  um  die  Gesamthöhe  von  60  mm  zu  erreichen. 

^)  Sechzig  Jahre  nach  seinem  Tode  hatte  sich  der  Wert 
einer  Stradivari violine  bereits  verdreifacht.  Im  Jahre  1824 
zahlte  Habeneck  2400  Frs.,  und  allmählich  stiegen  die 
Preise  weiter  bis  5000  Frs.  Gegen  1870  schnellten  die 
Preise  wesentlich  in  die  Höhe.  1875  wurde  eine  Stradi- 
varius  von  1714  für  7900  Frs.,  eine  von  1716  für  15  000  Frs. 


496 


Stradivari,  Antonio 


sicher,  daß  seine  Geigen  von  allem  Anfang  an  von 
Ihren  Besitzern  als  wertvolle  Kunstwerke  behandelt 
und  als  solche  vererbt  wurden,  und  so  könnte  die  An- 
nahme Hills,  daß  sich  etwa  1000  bis  in  unsere  Zelt 
erhalten  haben,  vielleicht  das  Richtige  treffen.  Wenn 
man  aber  die  zweifellos  echten  Werke  zusammenzählt, 
so  wird  man  schwerlich  einige  100  herausbekommen. 
Die  Brüder  Hill  haben  versucht,  eine  vollständige  Liste 
der  noch  nachweisbaren  Geigen  Strad.'s  aufzustellen, 
haben  die  Arbeit  aber  unausführbar  gefunden.  Es  ge- 
lang ihnen  jedoch,  540  Geigen,  12  Bratschen  und 
50  Violoncelli  nachzuweisen.  Stradivan  war  peinlich 
genau  in  der  Arbeit,  und  als  echter  Künstler  hat  er  nur 
in  Geigen,  die  tatsächlich  aus  seiner  Hand  hervor- 
gegangen waren,  seinen  Zettel  geklebt.  Von  Gehilfen 
ließ  er  sich  nur  die  untergeordneten  Vorarbeiten 
machen  und  in  Geigen,  die  zwar  in  seiner  Werkstatt, 
aber  nicht  von  ihm  selbst  fertiggemacht  wurden,  be- 
merkte er  ausdrücklich  »sub  disciplina«  oder  »sotto  la 
disciplina  di  Antonio  Stradivari«  usw.^).  Wenn  gleich- 
wohl einige  echte  Werke  von  ihm  vorkommen,  die  nicht 
ganz  auf  seiner  sonstigen  Höhe  stehen,  so  ist  das  darauf 
zurückzuführen,  daß  die  Söhne  des  Meisters  nach 
seinem  Tode  auch  die  unvollendeten  Geigen  und  die- 
jenigen, die  er  nur  zu  Versuchszwecken  gemacht  hat, 
mit  seinen  Zetteln  versahen  und  verkauften.  Er  selbst 
gab  solche  Arbeiten  nicht  aus  den  Händen,  und  Tat- 


verkauft, und  die  letztere  erzielte  einen  Monat  später 
bereits  20  000  Frs.  Die  »Messias«  von  1716  kaufte  Allard 
noch  für  25  000  Frs.  Die  Violine  Prof.  Waldemar  Meyers 
aus  dem  Jahre  1716  (lange  eine  der  schönsten  Arbeiten  des 
Meisters  in  deutschem  Besitz),  die  angeblich  für  König 
Georg  I.  von  England  angefertigt  worden  war,  kaufte 
Riechers  im  Jahre  1889  für  20  000  M.  und  verkaufte  sie 
bald  darauf  für  25  000  M.  weiter. 

^)  Bei  einigen  Geigen,  die  noch  den  ursprünglichen 
Hals  besitzen,  findet  man  an  diesem  die  Buchstaben  P.  S., 
die  man  mit  Paolo  Stradivari  —  dem  Namen  des  jüngsten 
Sohnes  des  Meisters  ^deutet.  Es  fragt  sich  allerdings  sehr, 
ob  diese  Deutung  zulässig  ist.  Es  ist  durch  nichts  erwiesen, 
daß  Paolo  Str.,  der  ja  Tuchhändler  wurde,  jemals  versucht 
hat,  eine  Geige  zu  machen.  Auch  sind  die  bis  jetzt  be- 
kannten sechs  Geigen  mit  diesen  rätselhaften  Buchstaben 
so  schön,  daß  kein  Grund  vorhanden  ist,  die  Mitarbeit 
einer  fremden  Hand  anzunehmen.  Möglicherweise  ist 
P.  S.  die  Marke  des  Halsschnitzers,  was  wieder  beweisen 
würde,  daß  Stradivari  selbst  bei  Nebensachen  darauf  hielt, 
daß  das,was  er  in  einzelnen  Fällen  nicht  eigenhändig  ge- 
macht hat,  gekennzeichnet  wird.  Sollte  P.  S.  aber  wirklich 
auf  Paolo  Str.  hinweisen,  so  sind  die  Buchstaben  wahr- 
scheinlich nur  ein  Eigentumsvermerk.  Ein  hübsches  Bei- 
spiel hierfür  ist  die  erst  seit  1896  bekannte  »Brancaccio« 
(Besitzer:  Brancaccio  —  Hamma  —  Vormbaum  — 
Bernardel  —  Rehfuos  —  Hammig  —  Carl  Flesch).  Die 
Violine  trägt  die  Jahreszahl  1725  und  am  Originalhals 
P.  S.  (vgl.  die  Abb.  in  Hills  Buch).  Die  Geigen,  die  den 
Zettel  »sotto  la  disciplina«  tragen,  weichen  oft  auffällig  von 
den  üblichen  Stradivarimodellen  ab,  er  scheint  also  seinen 
Schülern,  wenn  sie  etwas  Ordentliches  gelernt  hatten, 
ziemlich  freien  Spielraum  gelassen  zu  haben.  Eine  solche 
Violine  eines  Stradivarischülers  von  trefflicher  Arbeit,  mit 
großem  schönen  Ton,  aber  von  dem  Meister  stark  ab- 
weichendem Modell  besitzt  Major  Zieckwolf  in  München. 


Sache  ist  es,  daß  aus  den  Jahren  1670 — 1690,  also  aus 
der  Zeit,  in  der  er  an  der  Herausbildung  seines  eigenen 
Modells  arbeitete,  nur  sehr  wenig  Geigen  vorhanden 
sind.  Die  Zahl  der  ehrlichen  Stradivarinachahmer  ist 
Legion;  bei  den  Preisen,  die  die  Stradivarigeigen  jetzt 
erreichen,  ist  es  auch  bis  zu  einem  gewissen  Grade  er- 
klärlich, daß  die  Zahl  der  unehrlichen  Nachahmer  und 
Fälscher  nicht  minder  groß  ist.  Unter  15  000  M.  war 
schon  vordem  Kriege  keine  »Stradivari«  mehr  zu  haben ; 
jetzt  sind  die  Preise  In  Mark  zwanzigmal  höher  anzu- 
setzen, für  die  besterhaltene  Geige  des  Meisters,  die  sog. 
»Messias«^),  zahlten  Hill  &  Sons  1893  die  Summe  von 
50  000  Frs. ;  die  »Herkules  «,  im  Besitze  Ysayes  in  Brüssel, 
wurde  um  26000  Frs.  gekauft.  In  welcher  Weise  die 
Preise  stiegen,  ersieht  man  aus  der  Tatsache,  daß  die  aus 
demBesItze  desStahlfederfabrlkantenGIllot  stammende, 
»der  Kaiser«  (the  Emperor)  genannte  Geige  1872  Lei 
Christie  für  5800  M.  verkauft  wurde,  1904  schon 
20  000  M.  kostete  und  dann  für  93  000  M.  in  den 
Besitz  Jan  Kubellks  übergegangen  ist.  Das  Violoncello 
von  1714,  das  Alex.  Batta  besaß  —  eines  der  herrlichsten 
Werke  des  großen  Meisters  — ,  erwarb  er  1836  für 
7500  Frs..  und  Hill  kaufte  es  1893  für  80  000  Frs.  Nicht 
die  beste,  aber  eine  der  interessantesten  Violinen  soll 
das  Haus  Salabue  besitzen,  die  eine  Angabe  des  Alters 
Stradivaris  neben  der  Jahreszahl  1736  von  dessen 
eigener  Hand  enthält.  Ein  Jahr  nach  der  Vollendung 
dieser  Violine  starb  er.  Schon  im  Jahre  1729  kaufte  er 
sich  in  der  1869  abgebrochenen  Kirche  San  Domenico 
ein  Familiengrab,  an  dem  er  die  Inschrift  »Sepolcro  di 
Antonio  Stradivari  e  suoi  Eredi  An.  1729«  anbringen 
Heß.  Der  Stein  wird  jetzt  Im  Rathause  zu  Cremona  auf- 
bewahrt, aber  die  Gebeine  des  Meisters  wurden  beim 
Abbruch  der  Kirche  achtlos  in  ein  Massengrab  ge- 
worfen. —  Was  eine  Künstlerhand  im  Geigenmachen 
zu  leisten  vermag,  Stradivari  hat  es  geleistet.  Das  Holz 
ist  so  vortrefflich  und  so  schön,  als  es  sein  kann,  der 
Lack  nicht  minder,  und  den  Wohllaut,  den  Glanz  und 
die  Kraft  des  Tons  zu  beschreiben,  wäre  ein  vergeb- 
liches Unterfangen.  Auch  seine  Vielseitigkeit  muß  Be- 
wunderung erregen,  denn  man  kennt  alle  Arten  von  den 
zu  seiner  Zeit  üblichen  Streichinstrumenten,  also  außer 
Violinen  auch  Violen,  Violoncelli,  Gamben  usw.  und 
Bässe,  auch  Taschengeigen,  selbst  allerlei  Lauten  und 
Harfen  von  ihm.  Sogar  mit  dem  Ausbessern  alter  In- 
strumente hat  er  sich  gelegentlich  beschäftigt,  wie  der 
Zettel  In  einer  Viola  beweist,  auf  dem  man  liest:  »Cor- 
retto  da  rhe  Antonio  Stradivari«.  Für  seine  Violoncelli 
hatte  er  zwei  Modelle,  ein  großes  und  ein  kleines "). 
Geigenzettel:  Abb.  687,  701,  767,  768. 


^)  So  genannt,  weil  der  Sammler  Tarisio,  der  sie  besaß, 
immer  von  ihr  sprach  und  sie  doch  nie  nach  Paris  brachte, 
so  daß  man  dort  auf  sie  wartete  wie  die  Juden  auf  den 
Messias. 

")  Eine  Reihe  von  Besitzern  echter  Stradivarigeigen  zählt 
Hill  in  seinem  Life  etc.  of  Strad.  (1902)  auf.  Auch  bei 
J  Niederheitmann  »Cremona«  S.  94  sind  verschiedene 
genannt.  Diesen  Verzeichnissen  könnte  hinzugefügt 
werden,  daß  die  herrliche  Violine  von  1714  aus  dem  Be- 
sitz von  Fran^ols  van  Hai  nach  dessen  Tod  von  Prof.  Jenö 
Hubay  erworben  wurde.  Sarasate  besaß  zwei  Violinen  von 
Stradivari,  eine  gelbe  mit  auffällig  weitjährigem  Decken- 
holz und  eine  rötliche,  ungleich  wertvollere,  doch  zog  er 


Stradivari     -   Straub 


497 


Stradivari,  Francesco.  —  Cremona.  Geb. 
I.Februar  1671,  f  1 1 .  Mai  1743 
Sohn  und  Schüler  von  Antonio  Stradivari.  Nach  dem 
Tode  seines  Vaters  arbeitete  er  eine  Zeitlang  mit  seinem 
Bruder  Omobono  zusammen.  Zettel  mit  seinem  Namen 
klebte  er  in  seine  Arbeiten  erst  nach  dem  Tode  seines 
Vaters  ein.  Seine  Geigen  haben  noch  das  Gepräge  des 
Stradivarischen  Geistes  und  sind  herrlich  im  Ton,  aber 
bei  weitem  weniger  sorgfältig  ausgeführt  als  die  seines 
Vaters,  den  er  so  wenig  erreichte,  als  er  seinen  besseren 
Mitschülern  gleichkam.  Der  Lack  ist  bräunhch- 
orangegelb  und  die  Schnecke  recht  hübsch.  Eme 
wundervolle  Geige  von  ihm  aus  dem  Jahre  1735  besitzt 
Hofkonzertmeister  Prof.  Karl  Prill  in  Wien. 

Geigenzettel:  Franciscus  Stradivarius  sub  disciplina  / 
A.  Stradivarli  1700  (gedruckt)  und  Abb.  684. 

Stradivari,  Omobono.  —  Cremona.  Geb. 
14.  November  1679,  f  8./9.  Juni  1742 
Jüngster  Sohn  erster  Ehe  von  Antonio  Str.,  unter 
dessen  Leitung  er  auch,  nachdem  er  ausgelernt  hatte, 
arbeitete.  Nach  dem  Tode  des  Vaters  teilte  er  die  Werk- 
statt mit  seinem  Bruder  Francesco.  Er  erbte  nur  wenig 
von  der  Kunst  seines  Vaters,  und  mit  ihm  verschwindet 
der  Name  Stradivari  aus  der  Geschichte  des  Geigen- 
baues, da  sich  seitdem  kein  Nachkomme  des  Meisters 
mehr  der  Kunst  des  großen  Ahnherrn  zugewendet 
hat.  Omobono  gebrauchte  zierlich  geschriebene 
Zettel,  die  aber  erst  nach  Antonlos  Tod  nachzu- 
weisen sind. 

Geigenzettel:  Homobonus  Stradivarius  /  sub  dis- 
ciplina A.  Stradivari  1725  (gedruckt)  und  Abb.  718. 

Strangewood,  F.  E.  —  Melbourne.   1888.  1900 

Australischer  Geigenmacher  der  Gegenwart,  der  die 
Holzarten  seiner  Heimat  zum  Geigenmachen  wieder- 
holt mit  Erfolg  verwendet  hat. 


Strati,  Michael  (?).  —  Verona  (?).    1792 

Kammermusiker  Salzwedel  besitzt  eine  gute  Violine 
mit  dem  untenstehenden  Zettel.  Die  Umnßlinien 
gehen  auf  Guarneri  zurück;  die  Ränder  sind  scharf  ge- 
schnitten, die  F- Löcher  nach  innen  abgeschrägt;  die 
Arbeit  erinnert  an  französische  Schule,  ist  sehr  sauber, 
wenn  auch  beide  Hälften  nicht  ganz  symmetrisch  er- 
scheinen. Das  Holz  ist  recht  gut,  der  Lack  gelb  und  der 
Ton  weich,  wenn  auch  nicht  groß.  Die  Schnecke 
scheint  nicht  von  gleicher  Hand  herzurühren.  Einen 
Geigenmacher  namens  Strati  hat  es  in  Verona  nicht  ge- 
geben. In  den  Registern  der  Geborenen  und  Ge- 
storbenen der  Stadt  Verona  kommt  während  des 
ganzen  18.  Jahrhunderts  der  Name  »Strati«  nicht  vor; 
auch  andere  alte  Register  wurden  vergebens  durch- 
forscht, so  daß  mit  ziemlicher  Sicherheit  gesagt  werden 
kann,  daß  ein  Geigenmacher  dieses  Namens  nicht  ge- 
lebt habe.  Da  der  gleiche  Zettel  trotzdem  in  mehreren 
Geigen  gefunden  wurde,  so  kann  nur  angenommen 
werden,  daß  man  es  mit  einem  fingierten  Namen  zu 
tun  hat,  der  vielleicht  dadurch  entstanden  ist,  daß  dem 
Verfertiger  eine  Inschrift  vorschwebte,  die  wie  unten- 
stehender Zettel  aussah.  Die  untere  Zeile  konnte  dann 
leicht  in  Verona  verwandelt  werden. 
Geigenzettel :  Michael  Strati  /  Verona  1 792  (gedruckt). 
—  Stradi-  /  var.  Ano  17  .  .  (gedruckt). 

Stratton.  —  Leipzig-Gohlis 

Eine  längst  eingegangene  Gelgenfabrik,  die  erst  an 
Ehrlich,  dann  an  die  Fabrik  Leipziger  Musikwerke 
überging,  und  deren  Räume  1888  von  einem  Stickerei- 
fabrikbesitzer gekauft  wurden. 

Straub,  Andreas.  —  Budapest,  f  1872 

Ein  wenig  bedeutender  Geigen-  und  Saitenmacher. 

Straub,  Balthasar.  -  Graz.   1790.   1828 

Solider  Geigenmacher,  der  vielleicht  als  Gehilfe  bei 
Mich.  Ign.  Stadimann  gearbeitet  hat,  wodurch  es  sich 
erklären  ließe,  daß  seine  Arbeit  der  von  Math.  Daum 
so  ähnlich  sieht.  Seine  Geigen  haben  kräftige  Ränder 
und  rotgelben  Lack.  Dem  Namen  nach  stammt  er  viel- 
leicht aus  dem  Schwarzwald.  Diese  Annahme  wird  da- 
durch unterstützt,  daß  um  die  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts ein  Sohn  des  1854  gestorbenen  Joh.  Gg.  Str. 
aus  Löff  Ingen  auswanderte,  »um  zu  seinem  Oheim  nach 
Steiermark  zu  gehen«. 

Straub,  Franz.  —  Fnedenweiler.   1696 

Vielleicht  der  Vater  von  Marx,  Matthias  und  Simon 

Str.,  die  wohl  alle  drei  seine  Schüler  waren.  Er  dürfte 

aus  Füssen  nach  Friedenweiler  gekommen  sein.  Eine 

violenförmige    Taschengeige    von    ihm    besitzt    das 

Historische  Museum  in  Basel. 

Geigenzettel :  Frantz  Straub  /  zue  Friedenweiler  1 696 

(gedruckt). 


die  gelbe  weitaus  vor.  Eine  Violine  von  1693  besitzt  Dr. 
Fried.  Hegar  in  Zürich,  eine  von  1700  Prof.  Henri  Petri  in 
Dresden,  eine  von  1707  Franz  Schörg  in  Brüssel,  eine  von 
1709  und  eine  von  1717  Theodor  Hämmerle  in  Wien,  eine 
von  1719  Direktor  W.  Kux  in  Wien,  eine  von  1725,  wie 
schon  erwähnt,  Flesch  in  Berlin,  eine  von  1734  der  König 
von  Sachsen.  Ein  Violoncello  von  1724  besaß  Prof.  Rob. 
Hausmann  in  Berlin.  Bekannter  ist  das  Violoncello,  das  in 
den  70er  Jahren  von  dem  verstorbenen  Cellisten  Krumb- 
holz  in  Stuttgart  für  7000  M.  gekauft  wurde.  Nach  dessen 
Tod  erwarb  es  der  Frankfurter  Kaufmann  Kaiser  für  die 
gleiche  Summe.  Von  ihm  kam  es  an  C.  G.  Meier  aus 
London,  der  es  für  10  000  M.  dem  Geheimrat  E.  Laden- 
burg verkaufte,  von  dem  es  dann  Robert  von  Mendelssohn 
in  Berlin  für  40  000  M.  erwarb  —  1890  noch  ein  sehr 
hoher  Preis  —  obwohl  Boden  und  Zargen  der  Schönheit 
der  Decke  nicht  ganz  entsprechen  und  das  Violoncello 
außerdem  ein  Futter  hat.  Der  Preis  hat  sich  also  in  kaum 
zwei  Jahrzehnten  fast  versechsfacht.  Bei  der  zunehmenden     o,        i      r'  /!••      \  C-  M^"IC 

Seltenheit  einwandfrei  echter  Arbeiten  Stradivaris  ist  der    Straub,  Georg  (Jorg).  -  hussen.    1623 
Wert  auch  noch  immer  im  Steigen  begriffen,  ganz  abge-         Wahrscheinlich    ein    Bruder   von    Sebastian   Str.   Er 
sehen  von  der  Preissteigerung,  die  die  geringe  Kaufkraft         wurde,  wie  dieser,  am  20.  August  1625  als  Meister  in 
unserer  Mark  im  Gefolge  hat.  die  Lautenmacherzunft  aufgenommen. 

v.  Lütge  n  d  o  r  ff ,  Geig-en-  und   Lauterimaclier.      Bd.  II  32 


498 


Straub,  Johann  —  Straub,  Sebastian 


Straub,  Johann.  —  Friedenweiler.   1704 

Wenn  die  Jahreszahl  richtig  gelesen  ist  und  nicht  1 764 
gelesen  werden  muß,  vielleicht  ein  Bruder  von  Franz 
Str.  und  wie  dieser  aus  Füssen  in  den  Schwarzwald 
gekommen. 

Straub,    Johannes.    —   Röthenbach    b.  Neu- 
stadt    (Schwarzwald).       Geb.     um     1760, 

t  1847 

Er  stammte  aus  Rudenberg  bei  Friedenweiler  und  ver- 
mählte sich  am  19.  Mai  1786  mit  Magdalena  Schäfer. 
Von  ihm  stammen  1 1  Kinder,  darunter  Johann  Georg 
Str.  Seine  Geigen,  wie  auch  die  der  übrigen  Mitglieder 
der  Familie  Straub,  stehen  auf  ziemlich  gleicher  Stufe 
mit  denen  von  Rief  in  Vils.  Meist  unscheinbar  im 
Äußern,  handwerksmäßig  in  der  .'\rbeit,  aber  ziemlich 
gut  im  Ton.  Was  er  im  Winter  fertigbrachte,  verkaufte 
er  im  Sommer,  auf  Märkten  unherziehend.  Er  ge- 
brauchte verschiedene  (geschriebene  und  gedruckte) 
Zettel. 

Geigenzettel:  Johann  Straub  Geigen-  /  macher  in 
Röthenbach  bei  Neu  /  Stadt  im  Schwarzwald  1 833  (ge- 
schrieben). — •  Johannes  Straub  Geigenmacher  nächst 
bey  Neustadt  in  Röthenbach  auff  dem  /  Schwarzwald 
1 799 1)  (gedruckt). 

Straub,  Johann  Georg.  —  Röthenbach  und 
Löffingen  (Schwarzwald).  Geb.  31.  März 
1798,  f  17.  Mai  1854 

Er  war  ein  talentvoller  Geigenmacher  und  sehr  tüch- 
tiger Geiger  und  hieß  im  Volksmund  nur  der  »Geigen- 
hannes«. In  seinen  reiferen  Jahren  vernachlässigte  er 
jedoch  das  Geigenmachen  und  zog  als  Musiker  umher, 
seine  Kunst  auf  der  Straße  und  in  Wirtshäusern  zum 
besten  gebend.  Löffingen  war  damals  ein  Knotenpunkt 
für  den  Schwarzwaldhandel,  besaß  einen  großen  Korn- 
markt, und  so  fand  der  fröhliche  Geiger  stets  eine  ge- 
neigte Zuhörerschaft,  die  ihn  mehr  mit  Getränken  frei- 
hielt, als  ihm  gut  war.  Er  ward  dadurch  zum  Trinker, 
was  ihn  als  Geigenmacher  wie  als  Musiker  sehr  zurück- 
brachte. Seine  Geigen  sind  manchmal  recht  gut,  oft 
aber  sehr  roh  gearbeitet. 

Geigenzettel:  Johann  Straub  /  Geigenmacher  in 
Röthenbach  (lith.). 

Straub,  Josef.  —  Röthenbach.    1783.    1811 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Simon  II  Str.,  dessen  Arbeit 
mit  der  seinen  übereinstimmt.  Sein  Modell  ist  von 
mittlerer  Größe,  sein  Lack  dunkel.  Auf  seinen  Zetteln, 
die  in  gleichem  Wortlaut  geschrieben  und  gedruckt  vor- 
kommen, fehlt  oft  die  Jahreszahl. 

Geigenzettel :  Joseph  Straub  Geigenmacher  /  bey  Neu-: 
statt  in  Röthenbach  (geschrieben).  —  Jos.  Straub  / 
Geigenmacher  bey  /  Neustatt  in  Röthenbach  1 807  (ge- 
druckt). 


^)  Die  gedruckte  Jahreszahl  erscheint  auf  späteren 
Geigen  durchstrichen  und  durch  die  neue  (z.  B.  1805) 
handschriftlich  ersetzt. 


Straub,  Markus  (Mar.x)  I.  —  Friedenweiler. 
1751 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Franz  Str.  und  wahrscheinlich 
dessen  Schüler.  Er  war  nicht  ungeschickt,  wenn  er  auch 
nur  handwerksmäßig  arbeitete. 

Geigenzettel:  Abb.  756. 
Straub,  Markus  (Marx)  II.  —  Röthenbach  und 
Löffingen  (Schwarzwald).   1770.  1777 

Einer  der  besseren  Schwarzwälder  Geigenmacher,  viel- 
leicht Sohn  oder  Neffe  von  Marx  Str.  in  Friedenweiler. 
Er  war  mit  Katharina  Faller  verheiratet  und  hatte  nur 
eine  1777  geborene  Tochter.  Im  Kirchenbuche  wird  er 
ausdrücklich  als  »Geigenmacher*  bezeichnet.  Er  hatte 
ein  eigenes,  an  die  Tiro!er  Bauart  erinnerndes  Modell 
und  ist  nicht  unsauber  in  der  Arbeit. 

Geigenzettel :  Marx  Straub  Geigen-  /  Macher  in  Stadt 
Löf fingen  auf  /  dem  Schwarzwald  1 770  (gedruckt). 

Straub,  Martin.  —  Urach.  18.  Jahrhundert 

Seine  Geigen  sind  sehr  handwerksmäßig  gemacht, 
haben  keinen  Kunstwert  und  sind  weder  im  Holz  noch 
im  Ton  gut.  Musikdirektor  P.  Müller  in  St.  Gallen  be- 
sitzt eine  Violine  von  ihm. 

Geigenzettel :  Martin  Straub  geigen-  /  macher  in  Vrach 
im  /  schwartz  waldt  bei  neustadt  (geschrieben). 

Straub,  Matthias.  —  Friedenweiler.   1750 

Fleißiger  Geigenmacher,  der  auch  gedruckte  Zettel 
verwendete.  Gutes  Deckenholz,  meist  ordinärer  Boden, 
ohne  Einlagen,  trüber  Lack,  aber  ziemlich  guter  Ton. 

Geigenzettel:  Mathias  Straub  zu  Fnedenwiller  /  auf 
dem  Schwartzwald  anno  17..  (gedruckt). 

Straub,  Michel  I.  —  Füssen.    1615.    1616 

Er  wurde  am  Sonntag  Lätare  1616  als  Meister  in  die 
Füssener  Lautenmacherzunft  aufgenommen,  nachdem 
er  schon  im  Jahre  vorher  die  Susanna  Gast  geheiratet 
hatte.  —  Da  es  vielfach  üblich  war,  dem  Enkel  den 
Taufnamen  des  Großvaters  zu  geben,  darf  man  ihn 
vielleicht  für  den  Großvater  von  Michel  II  Str.  halten. 

Straub^),  Michel  II.  —  Venedig,  Innsbruck. 
1677.  1680 

Ein  deutscher,  wahrscheinlich  aus  Füssen  stammender 
Meister,  der  erst  in  Venedig  ansässig  war  und  sich  um 
1677  in  Innsbruck  niederließ,  wo  er  Geigen  und  Lauten 
verkaufte.  Da  er  damit  in  die  verbrieften  Rechte  des 
jüngeren  Georg  Seelos  eingriff,  wurde  er  im  April  1677 
ausgewiesen  und  scheint  dann  wieder  nach  Venedig  zu- 
rückgekehrt zu  sein,  da  es  von  dort  datierte  Arbeiten 
von  ihm  mit  der  Jahreszahl  1680  gibt,  so  z.  B.  eine 
Taschengeige  in  Form  eines  Rebeks  im  Konserva- 
torium in  Brüssel.  —  Vielleicht  war  er  ein  Bruder  von 
Franz  Str.,  der  ja  auch  Taschengeigen  baute. 

Straub,  Sebastian  (Bastian).  —  Füssen.    1628 

Er  wurde  am  20.  August  1625  in  die  Lautenmacher- 
zunft aufgenommen.  Es  wurde  ihm  aufgegeben,  die 


^)  Manche  wollen  »Straus«  lesen. 


Straub  —  Strobl 


499 


Lauten  und  Theorben,  die  er  anfertigte,  zuerst  der 
Zunft  zum  Kaufe  anzubieten.  Falls  diese  sie  aber  nicht 
kaufen  konnte  oder  wollte,  war  es  ihm  freigestellt,  sie 
einem  »Ausländischen«  (d.  h.  nicht  in  Füssen  seß- 
haften) Käufer  zu  überlassen. 

Straub,  Simon  I.  —  Friedenweiler.   1706 

Der  beste  Meister  aus  der  Familie.  Eine  Viola  Bastarda 

von  hübscher  Arbeit  befindet  sich  aus  der  Sammlung 

Snoeck  (Nr.  491)  in  Berlin. 

Geigenzettel:  Simon  Straub  von  /  Friedenweiler  1706 

(gedruckt). 

Straub.Simonll.  — Röthenbach.   1766.   1780 

Er  war  mit  Katharina  Winterhalter  verheiratet  und 
hatte  drei  Kinder:  Josef,  Marie  und  Andreas;  in  den 
Kirchenbüchern  wird  er  bald  »Musicarius«,  bald 
»operarius«  genannt.  Seine  Geigen  haben  oft  gutes 
Deckenholz,  Birnbaumschnecken  und  Buchengnff- 
brett,  sind  in  der  Form  nicht  besonders  schön,  Decke 
und  Boden  ungleich  gewölbt,  klingen  aber  manchmal 
recht  gut. 

Geigenzettel:  Simon  Straub  Geigen  /  Macher  in 
Rethenbach  1780  (geschrieben). 

Straube,  Johann  Augustin.  —  Berlin.  Geb. 
15.  Mai  1725  zu  Alt-Brandenburg,  f  in 
Berlin  am  18.  April  1802^) 

Er  war  »musikalischer  Instrumentenmacher«  und  er- 
warb als  solcher  im  Jahre  1 764  das  Berliner  Bürgerrecht 
(Berl.  Bürgerbuch  B.  28,  VIll.,  S.  611);  er  hat,  wie 
auch  J.  A.  Otto  erwähnt,  Geigen  gebaut  und  repariert. 
Nach  glaubwürdigem  Ausspruch  war  er  ein  geschickter 
Meister.  Es  war  mir  aber  nicht  möglich,  einer  Geige 
von  ihm  habhaft  zu  werden.  Auch  über  sein  Leben  und 
seine  Persönlichkeit  war  nichts  zu  erfahren;  selbst  in 
Ledeburs  Tonkünstlerlexikon  Berlins  wird  er  mit  zwei 
Zeilen  abgetan.  Er  soll  die  Italiener  gekannt  und  Bern- 
steinlack angewandt  haben.  Größere  Bedeutung  hatte 
er  jedenfalls  als  Klavierbauer. 

Strauch  (Straucho),  Matteo.  —  Modena.   1640 

Ein  deutscher  Lautenmacher,  der  mehrfach  als  »Matteo 
Straucho  (Strauchio),  Tedesco,  Liotare«  in  Urkunden 
erwähnt  wird  und  für  den  Hof  beschäftigt  war.  Be- 
sonders wird  er  als  Verfertiger  von  Colascionen  (drei- 
saitigen, langhalsigen  Lauten)  angeführt. 

Straus,  Michel  s.  Straub 

Strauss,  Joseph.  —  Neustadt.    1750.    1775 

Mehrfach  kommen  mittelmäßige  Geigen  mit  diesem 
Namen  und  der  Ortsangabe  vor,  doch  ließ  sich  nicht 
feststellen,  welches  Neustadt  gemeint  ist.  Ich  vermute 
aber  mit  gutem  Grund,  daß  es  sich  um  das  schwarz- 
wäldische  Neustadt  handelt  und  daß  der  Name  richtiger 
Straub  gelesen  werden  muß. 

Streetz  (Stretz)  s.  Strotz 


^)  Georg  Kinsky  ist  es  gelungen  diese  Daten  zu  er- 
mitteln, die  er  in  seinem  trefflichen  Katalog  des 
Musikhist.  Museums  in  Köln  veröffentlichte. 


Stregner  s.  Stegher 

Stritzke    (Stritzko),    Christoph.    —    Breslau. 

1710.   1711 

Ein  Musikinstrumentenmacher,  der  auch  Geigen  und 
Lauten  repariert,  schwerlich  aber  selbst  gebaut  hat.  Er 
scheint  hauptsächlich  Blasinstrumente  gemacht  zu 
haben.  In  der  handschriftlichen,  um  1720  geschriebenen 
Breslographia  von  Kretschener  (Stadtbibl.  Breslau, 
Ztschr.  R.  595,  fol.  159)  wird  ein  zwischen  der  Drechs- 
lerzunft und  Christoph  Stritzke  ergangener  »Bescheid« 
erwähnt,  demzufolge  dem  Stritzke  die  Anfertigung  von 
»Flöten,  Hautebois  und  Bassons«  untersagt,  die  von 
Waldhörnern  und  Trompeten  aber  gestattet  wurde. 

Geigenzettel :  Christ.  Stritzko  repar.  /  Wratislawiae  Aö. 
1710  (gedruckt). 

Strnad,  Caspar.  —  Prag.  Geb.  6.  Januar  1752 
in  Prag,  f  13.  November  1823  (am  Blutsturz) 

Schon  bei  seiner  Taufe  finden  wir  den  Geigenmacher 
Joh.  Hellmer  als  Zeugen.  Er  wurde  Schüler  von 
Thomas  Hulinzky  und  heiratete  am  13.  September 
1787  Margarethe  Chalipar  aus  Strakonic  (geb.  13.  Juli 
1758);  1791  erwarb  er  das  Bürgerrecht,  wohnte  auf  der 
Neustadt  Nr.  761  G^tzt  Jungmannovo  näm.)  und  war 
von  181 1 — 1823  Obervorsteher  der  Geigenmacherzunft 
und  beeideter  Sachverständiger.  Er  arbeitete  sehr  genau 
nach  Stradivari  (großes  Format,  aber  nicht  nach  der 
Form,  flachgewölbte  Decke,  starkes  Holz,  oft  wunder- 
barer roter  ÖUack,  der  nur  manchmal  nicht  durch- 
sichtig genug  ist,  großer,  edler  Ton,  hübsche,  kleine 
F-Löcher).  C.  Strnad  war  einer  der  ersten  Prager 
Geigenmacher,  die  das  hochgewölbte  Stainermodell 
aufgaben  und  sich  den  klassischen  Italienern  zu- 
wandten. Vor  ihm  haben  nur  Krieg  und  Hulinzky  in 
wenigen  Fällen  eine  flache  Wölbung  angewendet;  er 
machte  auch  treffliche  Gitarren.  Neben  seinen  guten 
Geigen  kommen  auch  minderwertige  vor,  deren  Ton 
immerhin  noch  recht  gut  ist.  Er  verwendete  ver- 
schiedene Zettel  mit  allerlei  Emblemen;  manchmal 
tragen  die  Zettel  auch  Nummern,  die  aber  nicht  durch- 
laufend zu  verstehen  sind,  sondern  nur  für  das  jeweilige 
Jahr  gelten.  Geigen  von  ihm  kommen  in  Böhmen  noch 
häufig  vor;  der  Komotauer  Kirchenchor  besitzt  eine 
Violine  von  1 775,  die  Braunauer  Stiftskirche  eine  solche 
aus  dem  Jahre  1791,  eine  Violine  aus  dem  gleichen 
Jahre  das  Kloster  Strahov,  eine  andere  die  Teinkirche, 
eine  Viola  von  1822  das  Prager  Konservatorium;  eine 
Viola  von  1800  und  einen  Kontrabaß  von  1799  aus  der 
Kirche  in  Bfeznic  sind  in  Privatbesitz  übergegangen. 

Geigenzettel :  Caspar  Strnad  /  Fecit  Pragae  Anno  1 793 
(gedruckt).  —  Caspar  Strnad  /  Pragae  1801  Nr.  4  (ge- 
druckt) und  .^bb.  750,  753,  763. 

Strobel,  Cunradt  s.  Stobell 
Strobl,  Johann  I.  —  Hallein.   Geb.  um  1645, 
t  20.  Januar  1 700,  55  Jahre  alt 

Er  wird  ausdrücklich  als  Geigenmacher  in  den  Ma- 
trikeln geführt  und  war  wahrscheinlich  der  Bruder  von 
Elias  Str.,  der  als  Stadtgeiger  bezeichnet  wird  und 
wohl  auch  Geigen  gebaut  hat. 

32* 


500 


Strobl  —  Strotzinger 


Strobl,  Johann  II.  —  Hallein.  Geb.  um  1657, 
t  15.  September  1717  in  Hallein,  60  Jahre 
alt 

Er  scheint  kein  eingeborener  Halleiner  gewesen  zu  sein, 
da  sich  in  den  dortigen  Matrikeln  weder  sein  Tauf- 
noch  sein  Trauschein  eingetragen  findet.  Es  könnte 
daher  naheliegen  anzunehmen,  daß  er  aus  Füssen  ein- 
gewandert war,  wo  der  Familienname  Strobl  heimisch 
ist.  Man  müßte  dann  allerdings  auch  seinen  Vater  Elias 
Str.,  der  als  Stadtgeiger  im  Alter  von  48  Jahren  am 
1 1 .  Juni  1 678  in  Hallein  starb,  schon  für  einen  Füssener 
halten.  Er  erfreute  sich  als  Geigenmacher  eines  ge- 
wissen Ansehens.  Das  Deckenholz  ist  meist  gut,  die 
Einlage  fehlt  oft,  die  Wölbung  ist  ziemlich  hoch,  die 
F-Löcher  sauber  geschnitten,  aber  unschön  in  der 
Linie.  Bei  größeren  Geigen  liebt  er  Köpfchen  statt  der 
Schnecken.  Der  Lack  ist  glanzlos  und  gewöhnlich.  Auf 
seinem  Zettel  erscheint  der  Name  infolge  eines  Druck- 
fehlers auch  Srtobl  gedruckt. 

Geigenzettel:  Abb.  696. 

Strobl,  Johann  III.  —  Olmütz.  Geb.  in  Hallein 
16.  September  1700,  f  um  1753 

Sohn  des  Johann  Strobl  und  dessen  Frau  Ursula. 
Wahrscheinlich  ein  Schüler  seines  Vaters;  er  kam  aus 
Wels  in  Oberösterreich,  doch  dürfte  er  auch  in  Prag 
gearbeitet  haben.  Abgesehen  davon,  daß  seine  Geigen 
denen  von  J.  G.  Hellmer  ähnlich  sehen,  spricht  auch 
der  Umstand  dafür,  daß  auf  seinem  Zettel  in  der  Mitte 
derselbe  Greif  mit  der  Laute  erscheint,  den  Hulinzkys 
Zettel  zeigt.  Er  soll  seit  1724  selbständig  in  Olmütz 
gearbeitet  haben  und  brachte  es  zu  einigem  Wohlstand, 
so  daß  er  am  S.Mai  1731  mit  seiner  Ehefrau  Anna 
Regina  das  Stadthaus  Nr.  281  in  der  Wassergasse 
(jetzt  Elisabethstr.  Nr.  28)  um  670  Gulden  rhein. 
kaufen  konnte.  Die  Stadt  sah  es  offenbar  gerne,  daß  er 
sich  dauernd  seßhaft  machte,  denn  sie  schenkte  ihm  zur 
Aufrichtung  seines  Hausschildes  2000  Ziegel,  aber  sie 
verlangte  auch  von  ihm,  daß  er  sich  der  Ordnung  halber 
in  die  Olmützer  Bildhauerzunft  aufnehmen  ließe,  was 
er  denn  auch  tat.  Als  Meisterstück  fertigte  er  eine  Viola 
d'amore  und  eine  doppelte  Harfe  an.  Seine  Mitbürger 
wußten  ihn  zu  schätzen;  neben  andern  Ehren- 
ämtern erhielt  er  im  Jahre  1741  auch  die  Ernennung 
zum  Stadtquartiermeister  mit  einem  Gehalte  von 
wöchentlich  einem  Gulden  rhein.  Sem  Haus  wurde  am 
1.  Juli  1753  um  11 74  Gulden  rhein.  an  einen  Müller 
verkauft.  Er  scheint  vorzugsweise  Violen  gemacht  zu 
haben.  Diese  sind  ungewöhnlich  groß,  flachgewölbt 
und  hellgelb  oder  rotbraun  lackiert.  In  seinen  letzten 
Lebensjahren  soll  er  in  Prag  gelebt  und  im  dortigen 
Musikleben  eine  Rolle  gespielt  haben. 

Geigenzettel:  Johann  Strobl  /  Lauten  und  Geigen-  / 
macher  in  Olmütz  1741  (gedruckt). 

Strobl,  Michael.  —  Berlin.  Geb.  1867 

Schüler  der  Mittenwalder  Geigenmacherschule.  Er 
arbeitete  jahrelang  bei  J.  J.  Held  in  Beuel,  dann  in  ver- 
schiedenen Städten  als  Gehilfe  un  1  machte  sich  1894  in 
Berlin  selbständig.  Er  Ist  ein  gesch'ckter  Meister,  dessen 


Geigen  vor  einigen  Jahren  bei  dem  Geigenwettstreit  in 
Paris  als  die  am  besten  klingenden  deutschen  Instru- 
mente bezeichnet  wurden. 

Geigenzettel:  Repariert  /  Michael  Strobl  /  Berlin  19 
(gedruckt).  —  Michael  Strobl  ,  Berlin  /  fecit  anno  19 
(gedruckt). 

Strobl,  Tobias.  —  Krems.  1726.  Geb.  1670, 
t  12.  Juni  1763  in  Krems 

Er  war  der  Vorgänger  von  M.  A.  Fichtl  und  baute  sehr 
gute  Violen  ;  seine  Violinen  sind  hochgewölbt,  sorglos  in 
der  Wahl  des  Holzes,  aber  doch  mit  einem  gewissen 
Geschick  gemacht.  Er  war  dreimal  verheiratet,  hinter- 
ließ jedoch  keine  Nachkommen.  Auch  irdische  Glücks- 
güter hat  er  nicht  erwerben  können,  und  so  starb  er  als 
Greis  von  93  Jahren  im  Armenhause  zu  Krems. 

Geigenzettel:  Tobias  Strobl  /  Geigenma-  /  eher  in 
Crembs.  1 736  (gedruckt). 

Ström.  —  Helsingborg.    1895.   f  7.  April  1907 

Einige  ganz  brav  gearbeitete  Violinen  tragen  seinen 
Zettel. 

Geigenzettel:  Ström,  Helsingborg  1895  (geschrieben). 

Strötz,  Franz,  arbeitet  als  Geigenmacher  in 
Schönbach  b.  E. 

Strötz  (Stretz),  Josef.  —  (Mark-)Neukirchen. 
Geb.  (in  Bayern)  1715,  f  17.  September 
1760  (nicht  1790!) 

Er  war  von  Hause  aus  Tischler  und  Musiker  und 
wanderte  in  Markneukirchen  ein,  wo  er  der  erste 
wurde,  der  die  Bogenmacherei  dort  betrieb.  Vorher  be- 
zogen die  Markneukirchner  ihre  Bogen  angeblich  aus 
Schmalkalden  ^).  Strötz  starb  schon  mit  45  Jahren  und 
6  Monaten ;  nach  seinem  Tode  vervollkommneten  der 
Stadtmusiker  Schulz  und  der  Tischler  Otto  die  Bogen- 
macherei in  ihrem  Orte  mehr  und  mehr. 

Streng,  John.  —  Somerset.  Um  1640 

Eine  Viola  von  ihm  war  1872  in  South  Kensington  aus- 
gestellt. Er  war  vielleicht  von  den  Brescianern  beein- 
flußt, verwendete  doppelte  Einlagen  und  hatte  eigene 
Modelle.  Er  dürfte  auch  der  Verfertiger  der  angeblich 
von  Lord  Sommerset  erfundenen  achtsaitigen  Baß- 
gamba  gewesen  sein,  die  Prinz  1649  erwähnt. 

Geigenzettel :  John  Strong  Sommerset  16..  (ge- 
druckt). 

Strotzinger,  Rudolf.  —  Linz  a.  D.  Geb.  1822, 
t  25.  Mai  1872 

Schüler  von  Engleder  in  München.  Er  hatte  seine 
Werkstatt  Hofberg  Nr.  12  und  war  ein  tüchtiger,  wenn 
auch  nicht  hervorragender  Meister. 


^)  Die  Wahrheit  dieser  oft  wiederholten  Angabe  ur- 
kundlich festzulegen,  ist  mir  trotz  sorgfältiger  Nach- 
forschungen nicht  gelungen. 


Strupf  —  Sturm 


501 


Strupf,  Geo.  M.,  eine  Händlerfirma  in  Wild- 
stein b.  E.,  die  1861  begründet  wurde,  nach 
dem  Tode  des  Inhabers  aber  wieder  er- 
loschen ist 

Struve,  Heinrich  N. — Arendsee.   1904 

Soll  sich  hauptsächlich  als  Reparateur  betätigt  haben. 
Geigenzettel:  Heinr.  N.  Struve  /  fecit  Arendsee  1901 
(Name  gedruckt). 

Stüber,  Johann.  —  's  Gravenhage.    1921 

Von  Geburt  ein  Schwabe,  kam  er  m  jungen  Jahren  zu 
Oswald  Braun  nach  Markneukirchen  und  arbeitete  dann 
als  Gehilfe  in  Berlin,  Zürich  und  St.  Gallen  und  kam 
im  Jahre  1912  zu  Eugen  Gärtner,  der  von  größtem  Ein- 
fluß auf  seine  Arbeit  war,  so  daß  St.  Ihn  als  seinen 
eigentlichen  Lehrmeister  verehrt.  Zwei  Jahre  später 
kam  er  zu  van  der  Meer  nach  .Amsterdam,  doch  wurde 
er  bald  zu  den  Fahnen  gerufen,  um  den  Krieg  mitzu- 
machen. Nach  seiner  Entlassung  arbeitete  er  wieder  bis 

1 920  bei  Eugen  Gärtner  und  ging  dann  neuerdings  nach 
Holland,  wo  er  zuletzt  bei  Vedral  tätig  war.  .Am  4.  .-Xpril 

1921  machte  er  sich  im  Haag  selbständig.  Er  ist  ein 
ernst  strebender,  gebildeter  und  ideal  veranlagter 
Geigenmacher,  von  dem  man  noch  viel  Schönes  er- 
warten kann. 

Stüblger,  Adam.  —  Fleissen.  Geb.  in  Flelssen 
18.  Dezember  1859 

Schüler  von  Jos.  Lutz  in  Schönbach.  Im  Jahre  1884 
machte  er  sich  in  seinem  Geburtsorte  selbständig  und 
gilt  als  geschickter  Geigenmacher. 

Stübiger,  Johann.  —  Wien.   1891.   1910 

Geboren  in  Fleissen,  ein  Verwandter  von  .-Xdam  St.,  bei 
dem  er  längere  Zeit  als  Gehilfe  gearbeitet  hat.  Er  kam 
dann  nach  Wien  zu  Thomas  Zach,  bei  dem  er  mehrere 
Jahre  blieb,  und  begründete  1891  sein  eigenes  Geschäft. 
Er  arbeitet  sauber  nach  Stradivari  und  verwendet  einen 
roten  Lack.  Seine  Geigen  erinnern  an  die  seines 
Meisters  Th.  Zach.  Seit  1910  ist  er  handelsgerichtlich 
beeideter  Schätzmeister. 

Stümpel,  C.  H.  —  Minden.   1830.  f  1861 

Ein  Instrumentenmacher  von  besonderer  Handge- 
schicklichkeit, der  aber  hauptsächlich  Blasinstrumente 
machte. 

Stümpel,  H.  C.  —  Minden  i.  W.  Geb.  1 2.  Nov. 
1838  in  Minden 

Schüler  und  seit  1861  Nachfolger  seines  Vaters.  Ein 
sehr  fleißiger  Geigenmacher,  der  sich  ein  besonderes 
System  ausgearbeitet  und  nach  diesem  verschiedene 
Modelle  konstruiert  hat,  die  er  »Fa^on  Bagatella« 
(hochgewölbt),  '>Guarnerius«,  »Stradivarius«,  »Faust« 
(sehr  flach),  »Joachim«  (mittlere  Wölbung)  und  »Sara- 
sate«  nennt.  Auch  er  ließ  sich  seinerzeit  bestimmen,  das 
Holz  der  Balsamfichte  zu  verwenden,  kam  aber  sehr 
schnell  davon  ab.  Er  hat  billige  und  teure  Geigen  ge- 
macht, und  darunter  sind  solche,  die  sehr  gelobt  werden. 
Seit  etwa  1900  machte  er  keine  Violinen  mehr.  Er  hat 


u.  a.  auch  zwei  Tasterzirkel  für  Geigenmacher  er- 
funden, um  die  Holzstärken  zu  messen;  der  eine 
ermöglicht  dieses  Messen  auch,  wenn  die  Geige  nicht 
geöffnet  ist.  Er  verwandte  verschiedene  Zettel,  auf 
manchen  fehlt,  dem  Wunsche  seiner  Abnehmer  ent- 
sprechend, sein  Name. 

Geigenzettel:  (Schematisch  dargestellte  Geige)  M.  i. 
W. ;  1893./Fagon  Pablo  de  Sarasate  (gedruckt). 

Stürtzer,  Johann  Michael   I.  —  Breslau  vor 
1725.  1729 

Baron  sagt  von  ihm :  »Die  Breslauer  Lauten  sind  auch 
nicht  zu  verachten,  und  hat  daselbst  Michael  Stürtzer 

sowohl    auf    die    Zierlichkeit    als    Wohl-Klang 

gesehen.«  (Hist.-theor.  u.  prakt.  Untersuchung  des 
Instr.  der  Lauten,  S.  97.)  Eine  Laute  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1729  bewahrt  das  Schlesische  Museum  für 
Kunstgewerbe  in  Breslau  auf  (No.  97,  07). 

Stürtzer    (Stirtzer),    Johann    Michael    II.    — 
Breslau.  1748.  1760 

Wenn  die  Jahreszahlen  richtig  gelesen  sind,  vielleicht 
ein  Sohn  von  Johann  Michael  I  St.  Besser  als  seine 
Violinen  sind  seine  Violoncelli  und  seine  Kontrabässe. 
Sein  Modell  erinnert  an  die  Stainerschule.  Bei  den 
Bässen  brachte  auch  er  gerne  statt  der  Schnecke  ge- 
schnitzte Köpfe  am  Wirbelkasten  an.  In  einer  Laute 
des  Schlesischen  Museums  für  Kunstgewerbe  und 
Altertümer  findet  sich  sein  Reparaturzettel.  Mirzer 
statt  Stürzer  (Stirtzer)  zu  lesen,  ist  falsch. 

Geigenzettel:  Johann  Michael  Stirtzer  /  Lauten  und 
Geigenmacher  ;  in  Breslau  1 748  (gedruckt).  —  Jean 
Mic.  Stürzer  /  m'at  reparre  (gedruckt) 

Stützer,  Leonhard.  —  Heilbronn  a.  N.    1864 

Ein  Klaviermacher,  der  sich  auf  dem  Reparaturzettel  in 
einer  Schlagzither,  im  Besitz  des  Kölner  Musik- 
historischen Museum,  als  »Instrumentenmacher«  be- 
zeichnet. 

Stüwe,  Conrad  Hinnch.  —  Hamburg.    1726 

Man  weiß  von  ihm  bisher  nur,  daß  er  am  8.  November 
1 726  als  Instrumentenmacher  Bürger  wurde. 

Stuiber,  H.  —  Magdeburg.   1900 

Sturge,  H.  —  Bristol,  Huddersfleld.   181 1 .1853 

Sein  Name  ist  mir  nur  in  Geigen,  die  er  ausgebessert 
hat,  begegnet. 

Sturm,    Nikolaus.    ■ 
hundert 

Man  wollte  ihn  für  einen  Sohn  des  Augsburger  Lauten- 
machers St.  halten;  es  ist  aber  wahrscheinlicher,  daß  er 
ein  Sohn  oder  Enkel  des  um  1 572  noch  lebenden  Orgel- 
machers Caspar  Sturm  war  und  auch  selbst  haupt- 
sächlich Orgeln  gemacht  hat. 

Sturm.  —  Augsburg,  f  vor  1577 

Ein  angesehener  Lautenmacher,  dessen  Witwe  Mar- 
gareth,  eine  »geborene  Schlaurin«,  1577  den  nachmals 
berühmten  Lautenmacher  S.  Rauwolf  heiratete. 


München.      17.  Jahr- 


502 


Stymovicz  —  Sundberg 


Stymovicz,  Anton  Kazimir.  —  Iserlohn,  f  um 
1906 

Mitglied  des  Geigenbauerverbandes.  Er  erfand  1903 
einen  neuen  Baßbalken. 

Sualis  Narano,  Antonio.  —  Constantia  (Se- 
villa). 1888 

Ein  spanischer  Gitarrenmacher,  der  namentlich  wegen 
seiner  schönen  Einlegearbeit  geschätzt  wird. 

Succo,  Johann  Relnhold.  —  Riga.  Geb. 
30.  November  1842  zu  Wugarten  bei  Friede- 
berg i.  N.,  t  8.  (21 .)  Juni  1908  in  Riga 

Schüler  von  A.  Freytag.  Als  Sohn  eines  Pfarrers  hatte 
er  eine  gute  wissenschaftliche  und  musikalische  Vor- 
bildung, arbeitete  in  mehreren  besseren  Werkstätten 
und  siedelte  im  Herbst  1864  nach  Riga  über.  Er  machte 
sowohl  neue  Geigen,  als  er  auch  alte  wiederherstellte, 
und  erfreute  sich  bei  russischen  Geigern  besonderer 
Wertschätzung. 

Süss,  Johann  Christian.  —  Markneukirchen. 
Geb.  6.  Dezember  1829  in  Mühlhausen  bei 
Bad  Elster,  f  12.  Oktober  1900 

In  seiner  Jugend  machte  er  nur  Bogen  aus  Buchenholz, 
die  als  billige  Marktware  Absatz  fanden.  Später  kam  er 
zu  Christ.  Knopf  nach  Dresden,  erlernte  dort  erst  das 
Bogenmachen  von  Gi  und  aus  und  brachte  es  darin  zu 
bemerkenswerter  Künstlerschaft.  Er  machte  sich  dann 
in  Markneukirchen  selbständig  und  war  nicht  nur  der 
beste  Bogenmacher  seines  Wohnortes,  sondern  einer 
der  besten  in  ganz  Deutschland.  Er  arbeitete  vor- 
wiegend nach  Tourte  und  kommt  Voirin  gleich.  Be- 
dauerlicherweise hat  er  wohl  keinen  seiner  Bogen  be- 
zeichnet. 

Süß,  Johann  Georg.  —  Adorf  i.  V.  18.  Jahr- 
hundert 

In  den  Adorfer  Kirchenbüchern  wird  er  »Musicus 
instrumentalis«  genannt.  Es  gibt  auch  Geigen  mit 
seinem  Namen.  Wahrscheinlich  aber  war  er  haupt- 
sächlich Händler,  der  mit  den  Arbeiten  anderer  herum- 
reiste. 

Sütterlln,   J.  Friedrich.    —    Straßburg  1.  E., 

Wiesbaden.      Geb.     in     Egisholz-Wollbach 

1846,  tum  1893 

Ein  echter  Künstler,  der  mit  beinahe  unerreichbarer 
Sauberkeit  arbeitete  und  jede  Einzelheit  an  seinen, 
meist  nach  Stradivari  gebauten  Geigen  eigenhändig 
machte,  wie  er  auch  treffliche  Schnecken  zu  schneiden 
verstand.  Der  Lack,  den  er  selbst  zubereitete,  hatte 
recht  gute  Eigenschaften,  kam  in  Farbe  und  Glanz  dem 
der  Cremoneser  nahe,  nur  mußte  er  wenigstens  ein 
halbes  Jahr  lang  trocknen  und  war  oft  auch  dann  noch 
klebrig.  Anfangs  1883  siedelte  S.  auf  Veranlassung 
Prof.  Wilhelmjs  nach  Wiesbaden  über.  Er  machte  auch 
Versuche  mit  der  Balsamfichte,  kam  aber  sehr  bald 
davon  ab ;  auch  einen  Baßbalken  aus  diesem  Holze,  den 


er  in  eine  Geige  Wilhelmjs  setzen  mußte,  entfernte  er 
wieder,  da  er  sich  nicht  bewährt  hatte.  In  seiner  letzten 
Zeit  konnte  er  nur  wenige  neue  Geigen  machen,  da  er 
schwer  leidend  war  und  wiederholt  einen  Blutsturz 
bekam. 

Suittner   (Suitner),   Johann.   —   Mittenwald. 
Geb.  1822.  t  1907 

Er  hat  zwar  das  Geigenmachen  erlernt  und  begann  sehr 
vielversprechend,  begründete  jedoch  1855  sein  Ge- 
schäft als  Zithermacher,  nachdem  er  vorher  bei  Tiefen- 
brunner  in  München  gearbeitet  hatte.  Er  galt  als 
tüchtiger  Lehrmeister,  seine  Geigen  sind  sehr  schön 
gebaut,  haben  roten,  dicken  Lack,  und  auch  seine  Gi- 
tarren zeigen  liebevolle  Arbeit. 

Suittner,  Joseph.  —  Mittenwald.   1788 

Tüchtiger  Meister,  der  sehr  sauber  nach  Stainer  ar- 
beitete. Er  verwendete  gutes  Holz  und  einen  weichen 
gelblichen  Lack.  Seine  Schnecken  sind  zierlich,  die 
F-Löcher  getreu  nach  Stainer  geschnitten  und  auch  die 
Einlagen  mit  großem  Geschick  angebracht.  Den  Boden 
hat  er  mit  Vorliebe  aus  einem  Stück  gemacht.  — 
Manche  lesen  den  Namen  Sintner,  doch  scheint  nach 
dem  Zettel  Suittner  richtiger  zu  sein. 

Geigenzettel:  Joseph  Suittner  /  in  Mittenwald.  1788 
(geschrieben). 

Sulot,  Nicolas.  —  Dijon.   1829.  1839 

Ob  die  Geigen,  die  er  gemacht  hat,  gut  waren,  konnte 
ich  nicht  ermitteln.  Er  hat  allerlei  Versuche  zur  Ton- 
verstärkung angestellt  und  ließ  sich  mehrere  Erfin- 
dungen, so  z.  B.  wellenförmige  Böden  und  dreifache 
Resonanzplatten  patentieren.  Bewährt  haben  sich  diese 
Erfindungen  so  wenig  wie  alle  anderen  ähnlichen. 

Sulz,  A.  &Co.  —  Wien.   1873 

Eine  Firma,  die  auf  der  Wiener  Weltausstellung  ver- 
treten war  und  eine  Verdienstmedaille  für  Geigen 
erhielt,  deren  guter,  starker  Ton  gelobt  wurde. 

Sumerauer  (Summerauer),  Georg.  —  Wien. 
1575 

Im  Jahre  1575  wurde  er  als  Lautenmacher  Wiener 
Bürger. 

Sumerauer,  Hans.  —  Salzburg.   1557 

Im  Salzburger  Bürgerbuch  wird  em  Lautenmacher 
dieses  Namens,  der  im  Jahre  1557  das  Bürgerrecht 
erhielt,  aufgeführt.  Er  war  vielleicht  der  Vater  von 
Georg  und  Reinhart  S. 

Sumerauer,  Reinhart.  —  Wien.   1578 

Wohl  ein  Bruder  von  Georg  S.  Er  wurde  1578  Bürger 


von 


w 


len. 


Sundberg,  Carl  Erik.  —  Stockholm.    1804 

Ein  schwedischer  Lauten-  und  Klaviermacher,  der  sich 
der  Tischlerzunft  anschloß  und  als  Meisterstück  eine 
Pedalharfe  anfertigte.  Er  darf  nicht  mit  P.  Lundborg 
verwechselt  werden. 


Suover  —  Syvarth 


503 


Suover,  Giovanni.  —  Florenz.   1637 

Sohn  des  Giovanni  S.  Ein  Lautenmacher,  wahrschein- 
lich von  deutscher  Abstammung,  den  ich  nur  bei 
Valdrighi  (3099)  aufgeführt  finde. 

Sup  s.  Epp 

Surow,  E.  F.—  Moskau.   1881 

Russischer  Gitarrenmacher  des  19.  Jahrhunderts. 

Sursano  s.  Sorsana 

Suter,    Aloys.    —    Nieder-Urnen,    Brunnen, 
Näfels.  1842.  1870 

Ein  Schweizer  Geigenmacher,  der  wahrscheinlich 
Autodidakt  war,  aber  sich  eine  gewisse  Handfertigkeit 
angeeignet  hat.  Er  bevorzugte  em  großes  Modell  von 
plumpen  Umrissen.  Sehr  fein  smd  stets  seine  Einlagen 
gearbeitet,  während  seine  Schnecken  aussehen,  als  ob 
sie  von  oben  her  zerdrückt  wären.  Das  Deckenholz  ist 
feinjährig,  der  Ahornboden  nach  der  Schwarte  ge- 
schnitten. Am  schlechtesten  fand  er  sich  mit  dem 
Lackieren  zurecht.  Er  grundierte  seine  Geigen  mit 
Nußbaumbeize  und  überstrich  sie  dann  mit  dunklem 
Schellack.  Trotzdem  klingen  seine  Geigen  oft  recht  gut. 

Geigenzettel :  Repparirt  von  /  Alois  Sutter  in  Brunnen  / 
anno  1 842  (geschrieben).  —  Alois  Suter  '  Instrumenten- 
mehr. /  1860  /  Brunnen  Ct.  Schwyz  (schabloniert). 

Sutor  (Suttor),  Johann  Martin.  —  Wien.  Geb. 
um  1684,  t  25.  April  1758 

In  den  Wiener  Steuerbüchern,  wo  sein  Name  mehrfach 
Suder  geschrieben  erscheint,  kommt  er  von  1 749 — 1 758 
vor.  Seiner  Witwe  wurde  im  Jahre  1 759  »wegen  Armut" 
die  Steuer  nachgelassen.  Seme  Geigen  sind  gut  und 
kommen  in  der  Arbeit  denen  des  Wieners  Fichtl  nahe, 
sind  aber  schlechter  lackiert.  Er  scheint  sich  erst  um 
1 749  selbständig  gemacht  zu  haben,  wodurch  sich  das 
seltene  Vorkommen  seiner  Arbeiten  leicht  erklärt. 

Geigenzettel:  Abb.  745. 

Suzuki,  Masakichi.  —  Nagoya  (Japan).    1893. 
1902 

Ein  Japaner,  der  auf  der  .Ausstellung  in  Chicago  1893 
mehrere  Geigen,  die  gut  im  Ton  und  von  guter  Arbeit 
waren,  ausgestellt  hatte.  Er  soll  auch  schon  recht  gute 
Violoncelli  gebaut  haben. 

Svanström,  Anders. — Strengnäs.   Geb.  1766 
in  Strengnäs,  f  26.  Oktober  1833  daselbst 

Er  war  der  Sohn  eines  Bürgers,  erlernte  die  Geigen- 
macherei  wahrscheinlich  in  Stockholm  und  heiratete 
.Anna  Brita  Stenholm,  die  ihm  einen  Hof  in  Strengnäs 
in  die  Ehe  brachte.  Er  wird  ausdrücklich  als  Geigen- 
macher bezeichnet,  kam  aber  in  seinen  Verhältnissen 
doch  so  zurück,  daß  er  schließlich  im  städtischen 
Armenhause  starb.  Eine  Violine  von  ihm  aus  dem 
Jahre  1797  besitzt  das  Nordische  Museum  in  Stock- 
holm, eine  von  ihm  1799  ausgebesserte  Geige  das 
Gothenburger  Museum. 

Geigenzettel :  Förfärdigad  af  /  A.  Svanström  /  i  Streng- 
näs 1798  (geschrieben). 


Swarts,  Job.  —  Amsterdam.   1643 

Eine  Viola  von  ihm  (mit  Löwenköpfchen)  befindet  sich 
in  der  Scheurleerschen  Sammlung. 

Swosil,  Johann.  —  Wien,  f  vor  1900 

Ein  Gitarrenmacher,  der  auch  Geigen  reparierte; 
schwierigere  .Arbeiten  ließ  er  jedoch  von  Vinz.  Pathan 
ausführen.  Seine  Witwe  Theresia  führte  das  Geschäft 
nach  1900  noch  fort.  .Auch  ein  Josef  Sw.  war  m  Wien 
ansässig. 

Syde,  Willem  van  der.  —  Amsterdam.    1702 

Er  arbeitete  recht  brav  im  Stile  von  H.  Jacobsz  nach 
Amati.  Eine  Geige  von  ihm  besitzt  der  ehem.  Sekretär 
der  südafrikanischen  Republik  Dr.  Leyds. 

Geigenzettel:  Willem  van  der  Syde  ,'  Me  fecit  in 
Amsterdam  /  1702  (gedruckt). 

Sykora,  Mathias.  —  Trebitsch.    1829.    1852 

Er  war  Geigen-  und  Gitarrenmacher  und  galt  als  be- 
sonders geschickter  Meister.  Er  war  nach  den  Amts- 
akten der  Stadt  Trebitsch  bereits  seit  den  zwanziger 
Jahren  selbständig  und  ist  um  1852  oder  1853  nach 
Wien  übergesiedelt  und  angeblich  dort  verschollen. 

Syller  (Sayller),  Veit.  —  Bollingen.    1678 

In  der  .Arbeit  erinnert  er  an  die  Füssener  Meister.  Von 
ihm  ist  eine  gut  gemachte  Viola  im  Museum  Franzisco- 
Carolinum  in  Linz  a.  D.,  die  den  untenstehenden,  ge- 
schriebenen Zettel  trägt.  Ein  Bollingen  gehörte  seiner- 
zeit zum  Ulmer  Land.  Wenn  auch  im  Ulmer  .Archiv 
nichts  zu  finden  war,  so  glaube  ich  doch,  daß  nur 
dieses  Bollingen  in  Betracht  kommt,  um  so  mehr,  als 
der  Name  Sayller  in  Ulm  heimisch  ist  ^). 

Geigenzettel:  Veith  Syller  Geiger  /  Unnd  Geigen- 
macher in  /  Bollingen  A.  1678  (gedruckt). 

Syrbius,  Otto.  —  Hannover.   1885.   1891 

.Auf  der  Norddeutschen  Gewerbe-  und  Industrie-Aus- 
stellung in  Bremen  1890  war  er  gut  vertreten.  Er 
arbeitete  nach  alten  Meistern  und  eigenen  Modellen. 

Syrovy,  Wenzel,  arbeitete   1839  bei   Lc-hner, 

später  bei  Skopal 
Syvarth,  Conrad  Heinrich.  —  Oldenburg  i.  Gr. 

1823.  1838 

Im  Juni  1823  wurde  er  als  Bürger  aufgenommen  und 
,   lebte  noch  1838.  Er  beschäftigte  sich  hauptsächlich  mit 
dem  Geigenmachen,  machte  aber  auch  Harfen  und 
Gitarren. 

Syvarth,  Ferdinand.  —  Oldenburg  i.  Gr.   1 866. 
t  1896 

Sohn  oder  Enkel  von  C.  H.  Syvarth.  Er  war  Instru- 
mentenmacher und  Harmoniumbauer  und  hat  nur 
nebenbei  Ausbesserungen  an  Streichinstrumenten  vor- 
genommen. 


')  Um  1650  lebte  in  Ulm  u.  a.  der  ausgezeichnete  Uhr- 
macher Johann  Sayller. 


504 


Szag  —  Tacke 


Szag.  Georg.  —  Leipzig.   1885.   1887 

Ein  Geigenmacher,  der  am  I.Oktober  1885  seine 
Werkstatt  eröffnete,  aber  1887  nach  Amerika  aus- 
wanderte. 

Szalay.  Julius  (Gyula).  —  1880 

Schüler  von  K.  Zach.  Er  soll  angeblich  aus  Ungarn 
nach  Rußland  ausgewandert  sein,  wo  er  verschollen  ist. 

Szalay,  Stefan  (Istvan).  —  Szekes  Fehervär 
(Stuhlweißenburg).  1880.  f  1907  in  Stuhl- 
weißenburg 

Bruder  von  Julius  Sz.  Schüler  von  Engleder.  Nemes- 
sänyi  und  dann  von  Karl  Zach  in  Wien.  Um  1880  ließ 
er  sich  in  Stuhlweißenburg  nieder  und  war  namentlich 
als  Reparateur  geschätzt. 

Geigenzettel:  Javitotta  Szalay  Istvän  /  Szekesfehervär 
1883  (geschrieben). 

Szentessy,  Koloman  (Kälmän).  —  Budapest, 
tum  1859 

Ein  Schüler  von  Thomas  Zach.  Er  war  hauptsächlich 
für  die  Firma  Schunda  tätig  und  starb  in  jungen  Jahren. 

Szepessy,  Bela  (Adalbert).  —  London.  Geb. 
1856  m  Budapest 

Schüler  von  Samuel  Nemessanyi,  bei  dem  er  von  1868 
bis  1874  lernte.  Er  arbeitete  hierauf  fünf  Jahre  lang  bei 
Zach  in  Wien,  von  1879—1881  in  München  und  ging 
dann  nach  London,  wo  er  seine  eigene  Werkstatt  er- 
öffnete. Er  arbeitet  hauptsächlich  nach  Stradivari,  zu- 
weilen auch  nach  Guarneri  und  nur  in  vereinzelten 
Fällen  nach  Nie.  Amati.  Er  nimmt  die  Decke  jedoch 
am  oberen  und  unteren  Klotz  stärker  im  Holz  und  ver- 
wendet einen  selbstverfertigten,  weichen  Öllack,  zu 
dem  er  Harz,  goldgelbe  Farbe  und  ein  durchsichtiges 
Rot  mischt.  Bis  1900  hatte  er  160  Geigen,  5  Violen  und 
3  Violoncelli  hergestellt.  Für  seine  Geigen  erzielt  er 
durchschnittlich  gute  Preise.  Auszeichnungen  und 
Medaillen,  die  man  ihm  mehrfach  angeboten  hat,  lehnte 
er  ab.  Bei  aller  Hochachtung  für  die  alten  Meister,  die 
er  eingehend  studierte,  ist  er  doch  der  Überzeugung, 
daß  eine  aus  gutem  und  gesundem  Holz  gemachte  neue 
Geige  einer  alten  im  Tone  gleichkommen  und  ihr  vor- 
gezogen werden  muß. 

Geigenzettel:  Szepessy  Bela     No  (Dcppelkreuz)  146 
London  1899  (gedruckt). 

Szimanski  (Schimansky),  Heinrich.  —  Berlin. 
Geb.  14.  November  1867  in  Cölleda 

Ursprünglich  für  den  Beruf  eines  Orgelbauers  be- 
stimmt, kam  er  zunächst  bei  dem  Hoftischlermeister 
Müller  in  Rudolstadt  in  die  Lehre,  wo  er  sich  die  nötige 
Handfertigkeit  und  gründliche  Holzkenntnisse  an- 
eignete. Er  vervollkommnete  sich  dann  noch  als  Gehilfe 
in  verschiedenen  feinen  Werkstätten,  trieb  musi- 
kalische Studien  und  brachte  es  namentlich  als  Zither- 
spieler zu  einer  bemerkenswerten  Geschicklichkeit.  So 
war  auch  das  erste  Musikinstrument,  das  er  herstellte, 
eine  Konzertzither.  Im  weiteren  Verlauf  baute  er  Gi- 
tarren, die  so  viel  Anklang  fanden,  daß  er  sich  im  Jahre 


1 897  als  Musikinstrumentenmacher  selbständig  machen 
konnte.  Von  1902  an  verlegte  er  sich  dann  auch  auf  den 
Geigenbau,  den  er  jetzt  fast  ausschließlich  betreibt. 
Seine  theoretischen  Kenntnisse  schöpfte  er  aus  dem 
Werke  von  Appian-Bennewitz  und  benutzte  jede  Ge- 
legenheit, sich  praktisch  zu  vervollkommnen.  Seine 
Arbeiten  werden  von  Musikern  sowohl  wegen  ihres 
Tones  als  auch  wegen  ihres  Aussehens  gelobt  und  sind 
peinlich  sauber  gearbeitet.  Außer  nach  seinem  eigenen 
Modell  arbeitet  er  auch  nach  italienischen  Vorbildern. 
Er  macht  alle  Teile  seiner  Geigen  selbst  und  ebenso 
seine  Bogen.  Gewöhnlich  verwendet  er  einen  selbst- 
bereiteten Ollack.  Seine  neuesten  Geigen  tragen  neben 
dem  Zettel  auch  seine  Brandmarke  mit  der  Jahreszahl, 
wie  auch  seine  Bogen  seinen  Namen  eingepreßt  zeigen. 
Auch  seme  Söhne  sind  tüchtige  Geigenmacher  ge- 
worden, der  älteste,  Johannes,  geb.  in  Rixdorf  (Neu- 
kölln) am  2.  September  1894,  der  zweite,  Paul,  geb.  am 
3.  April  1896  in  Berlin,  der  dritte,  Franz,  geb.  15.  Febr. 
1903  in  Berlin.  Alle  drei  arbeiten  mit  dem  Vater,  auch 
der  vierte  Sohn  hat  Ostern  1920  als  Geigenmacher  aus- 
gelernt und  ist  jetzt  in  der  väterlichen  Werkstatt  be- 
schäftigt. 

Geigenzettel :  Heinrich  Schimansky  '  Berlin  O.  Frank- 
furter Allee  No.  100  Atelier  für  Kunst-Geigen,  Cello- 
bau '  und  Reparatur  ,  sowie  feinster  Künstler-Bogen 
(gedruckt). 


Taborsky,  Franz.  —  Wien.   191 1 

Inhaber  eines  Streichinstrumentengeschäfts  im  II  I.Wie- 
ner Bezirk. 

Tacconi,  Enrico.  —  Rom.   1884 

Ein  Mandolinenmacher  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts. 

Tachmardi.  —  Cremona.   1690 

Vidal  ist  der  erste,  der  diesen  Namen  erwähnt.  Arbeiten 
von  ihm  sind  nirgends  nachweisbar,  so  daß  der  Ver- 
dacht aufkommen  kann,  daß  der  Name  aus  Taningard 
(Tanigardi)  entstanden  ist  und  der  Wohnort  willkürlich 
angenommen  wurde. 

Tacke,    Anton    sen.    —    Düsseldorf.      1816. 

1846(?) 

Eine  dem  Hamburgischen  Museum  für  Kunst  und  Ge- 
werbe angebotene  Laute  von  Dalla  Porta  trug  den  Re- 
paraturzettel :  ».Ausgebeßert  von  Anton  Tacke  /  Senior 
in  Düßeldorf  1816.«  Wenn  es  keinen  Anton  T.  jun. 
gegeben  hat,  dann  ist  wohl  Wilhelm  T.  als  der  Sohn 
von  Anton  T.  anzusehen. 

Tacke,  Wilhelm.  —  Düsseldorf.     1840.    1850 

Nur  als  Reparateur  bekannt;  vielleicht  mit  T.  K.  Gra- 
bensee identisch.  Er  wusch  gerne  den  alten  Lack  ab 
und  ersetzte  ihn  durch  einen  spröden  Spirituslack. 
(Aus  der  Wohnungsangabe:  »Grabenstr.«  scheint  »Gra- 
bensee« entstanden  zu  sein.) 

Geigenzettel:  Reparirt  von  Wilhelm  Tacke  in  Düssel- 
dorf auf  der  Casernenstr.  N^  1098  (gedruckt).  — 
Reparirt  von  Wilh.  Tacke  in  Düsseldorf  /  auf  der 
Grabenstrasse  No.  1135  (gedruckt). 


Tadolini  —  Tarasconi 


505 


Tadolini,  Giuseppe.  —  Modena,  Bologna.  Geb. 
in  Bologna  (?)  um  1796,  f  um  1870 
Er  war  ursprünglich  Lehrer  des  Violoncello-  und  Baß- 
spiels am  Hofe  zu  Modena  und  verlegte  sich  später  auf 
die  Herstellung  von  Bogeninstrumenten. 

Tadolini,    Ignazio.   —   Modena.     Geb.    1797, 

t  1873 

Bruder  von  Giuseppe  T.  Er  machte  nicht  nur  Gitarren, 
sondern  auch  Klaviere,  war  aber  am  besten  als  Bogen- 
macher. 

Tängel  (oder  Tengel,  auch  Dengel),  Job.  — 
(Mark-)Neukirchen.  Angeblich  geb.  um 
1657,  t  nach  1704 

Ein  aus  Danzig  eingewanderter  Geigenmacher,  der  die 
Witwe  des  Joh.  Friedr.  Dörfel  heiratete  und  sich  in 
Neukirchen  oder  Klingentha!  dauernd  niederließ  und 
unter  Berücksichtigung  dieses  Umstandes  am  25.  No- 
vember 1701  als  Meister  in  die  Neukirchener  Geigen- 
macherzunft  aufgenommen  wurde.  Es  wird  erzählt,  daß 
er  den  Neukirchener  Geigenmachern  eine  neue  Art  der 
Lackbereitung  gelehrt  habe,  die  angeblich  viel  zum 
Aufschwünge  der  jungen  Geigenindustrie  des  Vogt- 
landes beitrug.  Da  die  ältesten  sicheren  Vogtländer 
Geigen  eine  Beize  unter  der  sonst  mageren  Lackschicht 
zeigen,  scheint  Tängels  Verfahren  weniger  im  Lackie- 
ren als  im  Beizen  bestanden  zu  haben.  —  In  Danzig 
kommt  ein  gleichnamiger  Geigenmacher  noch  in  der 
zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh.  vor. 

Tängel,  Johannes.  —  Danzig.   1763 

In  einer  leidlich  guten  Geige,  von  mittlerer  Wölbung 
und  etwas  breitem  Modell,  fand  sich  dieser  Name. 
Auch  ein  Händler  in  Nürnberg  besitzt  eine  solche. 

Tängel  (Dengel),  Johann  Friedrich.  —  1780. 
1784 

Ein  Vogtländer,  vermutlich  ein  Nachkomme  von  Joh. 
Tängel,  von  dem  Ernst  Geißer  eine  gelblackierte  Geige 
besitzt.  Häufiger  kommen  Violoncelli  von  ihm  vor. 

Geigenzettel :  lohann  Friedrich  Dengel  erfunden  von 
lakobus  Stainer. ,   1 784  (gedruckt). 

Taffelli,  Alessandro.  —  Mantua.   1619 

Ein  Lautenmacher  aus  Rom.  der  1619  in  Mantua  das 
Privilegium  erhielt,  die  Kunst,  »Saiten  für  die  Laute  zu 
machen«,  auszuüben. 

Taffmi  s.  Tassmi 
Talhnger  s.  Dahnger 

Tanczer,  Georg.  —  Budapest,  Debreczen.  Geb. 
m  Kecskemet  (Ungarn).   1855 

Schüler  von  Samuel  Nemessänyi  und  Adolf  Mönmg 
von  1869 — 1873.  arbeitete  dann  bei  W.  J.Schunda, 
machte  sich  1882  in  Budapest  selbständig  und  beschäf- 
tigte sich  hauptsächlich  mit  Reparaturen.  Beim  Neubau 
imitiert  er  Stradivan  und  Jos.  Guarneri  und  verwendet 
emen  gelblichroten  Bernsteinlack.  Er  führte  eine  Ver- 


besserung am  Baßbalken  ein,  die  sich  bewährt  haben 
soll.  Um  1 899  war  er  in  Debreczen  ansässig  und  arbeitet 
jetzt  für  die  Firma  Stowasser. 

Geigenzettel :  Georg  Tanczer  /  Kunstgeigenmacher  / 
Budapest.  (Seine  Zettel  sind  handschriftlich;  oder  der- 
selbe Text  ungarisch.) 

Tanegia,  Carlo  Antonio.  —  Mailand.     1725. 

1731 

Ein  Mailänder  zweiten  Ranges,  der  nur  wenige  Geigen 
gemacht  hat  und  ein  Nachahmer  Grancinos  war. 

Geigenzettel :  Carolus  Antonius  Tanegia  fecit  in  Via 
Lata  Medio  ,'  lani  .Anno  1 725  (gedruckt). 

Tanhager,  Paul. —  Freydenstein,  Oberwallsee 
(Oberösterreich).  1755 

Eine  Viola  im  Mus.  Franc. -Card,  in  Linz  trägt  den 
Zettel :  Paul  Tanhager  ,  Geigenmacher  zu  ;  Freyden- 
stein ,  Oberwallsee  ,    1755  (geschrieben). 

Taningard,  Gio.  Giorgio.  —  Rom.  1735.  1750 

Er  wird  gewöhnlich  Tanigardi  genannt,  einer  seiner 
Zettel  gibt  den  Namen  jedoch  ausdrücklich  »Tanin- 
gard« an,  so  daß  man  an  einen  verwelschten  deutschen 
Namen  (Tannengart?)  denken  kann.  Er  steht  wie  die 
meisten  Römer  Tecchler  nahe  und  verwendet  braun- 
roten Lack.  Seine  Violoncelli  sind  recht  gut. 
Geigenzettel :  Giorgius  Tanigardus  fecit  Romae  anno 
1735  (gedruckt).  —  Giorgio  Tanigardi  /  fecit  Romae 
anno  1745  (gedruckt)  und  Abb.  779. 

Tantino,  Constantino.  —  Modena.     15.  Jahr- 
hundert 

Ist  mir  nur  als  Lehrmeister  seines  Sohnes  Giovanni 
bekannt. 

Tantmo,  Giovanni.  —  Modena.   1475 

Schüler  seines  Vaters  Constantino  T.  Em  Instrumen- 
tenmacher, den  Valdrighi  (4435)  erwähnt. 

Tantino,  Sesto.  —  Modena.   1461.   1490 

Vermutlich  ein  Sohn  oder  Bruder  von  Giov.  T.  Ein 
von  Valdrighi  (3120)  erwähnter  Instrumentenmacher, 
von  dem  mir  nur  bekannt  ist,  daß  er  Cimbeln  machte. 

Tarasconi,  Carlo.  —  Rom.   1903 

Vielleicht  ein  Verwandter  von  Giuseppe  T.  Direktor 
O.  Hiß  in  Brunn  besitzt  eine  Geige  von  ihm  ;  die  Arbeit 
sieht  dilettantisch  aus,  das  Holz  ist  ohne  Sorgfalt  ge- 
wählt, der  L=ick  armselig  gelb. 

Geigenzettel .  Carolus  Tarasconi  /  No  36  fecit  Romae 
1903  (gedruckt). 

Tarasconi,  Giuseppe.  —  Mailand.    1888.    1908 

Von  Beruf  Kontrabassist,  verlegte  er  sich  nebenbei  auf 
den  Handel  mit  alten  Geigen,  die  er  selbst  reparierte. 
Allmählich  ging  er  dann  dazu  über,  sich  auch  im  Neu- 
bau von  Geigen  zu  versuchen.  Seine  .Arbeit  ist  ohne 
künstlerischen  Wert. 


506 


Tardieu  —  Tecchler 


Tardieu. — Tarascon.   1705 

Ein  Geistlicher,  dem  man  irrtümlich  nachrühmte,  daß 
er  um  1705  dem  Violoncello  seine  heutige  Einrichtung 
gab;  sein  Violoncello  hatte  fünf  Saiten;  erfunden  hat 
er  das  Instrument  jedoch  ganz  sicher  nicht,  da  es  schon 
dem  Praetorius  bekannt  war.  Das  Wort  Violoncello  ist 
ein  Diminutiv  von  Violone  (Baß),  und  sonderbar  ist  es, 
daß  es  gebräuchlich  wurde,  die  Diminutivendung  allein 
( — cello)  für  das  ganze  Instrument  zu  brauchen. 

Targhetta 

Beiname  der  Familie  di  Virchi,  besonders  des  Giovanni 
Paolo  di  Virchi  (s.  daselbst). 

Tarotanus,  Antonius.  —  Novara  (?).   1623 

Eine  gute  Violine  im  Besitz  des  Reg. -Rates  Thorade  in 
Osnabrück  von  italienischem  .Aussehen,  auf  dem  Boden 
ornamentiert  mit  den  bourbonischen  Lilien,  trägt  den 
etwas  rätselhaften  Zettel:  *S.  Salvator  Novara  /  F.  An- 
tonius Tarotanus  faciebat  A.  D.  1623  <<  Ein  Geigen- 
inacher  dieses  Namens  ist  in  Novara  bisher  völlig  un- 
bekannt. 

Tarr,   William.  —  Manchester.    Geb.    1809, 
t  1892 

Er  machte  recht  gute  Geigen,  doch  erwarb  er  sich 
liauptsächlich  durch  seine  Kontrabässe  einen  gewissen 
Ruf.  Ende  der  fünfziger  Jahre  gab  er  eine  Zeitlang  das 
Geigenmachen  auf  und  war  Photograph  geworden, 
kehrte  später  aber  wieder  zu  seinem  eigentlichen  Be- 
rufe zurück.  Einen  sehr  schönen  Baß  von  ihm  besitzt 
F.  Garret.  Ein  J.  Tarr  lebte  in  Sheffield,  und  ein 
James  T.  ist  noch  jetzt  in  Brooklyn  ansässig. 

Tartaglia   (Tartoglio),  Francesco.   —   Strop- 
piana.  Biella  (Novara).   1883 

Mittelmäßiger  Geigenmacher  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  19.  Jahrhunderts. 

Tartrot,  Jean.  —  Mirecourt.   1761.   1773 
Mehr  Händler  als  Geigenmacher. 

Tassini,  Bartolommeo.  —  Venedig.  1740.  1756 

Er  scheint  aus  der  Schule  von  Testore  hervorgegangen 
zu  sein,  doch  erreicht  er  ihn  nicht,  wenn  er  auch  besse- 
res Holz  nahm.  Den  Boden  machte  er  gerne  aus  einem 
Stück  und  verwendete  hübschen  goldgelben  Lack. 
Nach  unverbürgten  Quellen  soll  er  auch  in  Rom  ge- 
arbeitet haben. 

Geigenzettel:  Abb.  783. 

Tauber,  Andreas.  —  Preßburg.    1820.    1830 

Er  dürfte  in  Wien,  vielleicht  bei  Geissenhof,  gelernt 
haben  und  erlangte  im  Jahre  1829  das  Preßburger 
Bürgerrecht.  Seine  Geigen  ahmen  ein  großes,  breites 
Stradivarimodell  nach,  haben  flache  Wölbung  und  dicke, 
stark  abgerundete  Ränder.  Die  Schnecke  ist,  wie  bei 
allen  Preßburger  Meistern,  groß  und  beinahe  plump. 
Er  verarbeitete  gutes  Holz,  machte  den  Boden  gerne 
aus  einem  Stück  und  trug  seinen  braunen  Lack,  der 
jetzt  sehr  hart  ist,  ganz  gleichmäßig  auf.  Seine  Arbeiten 
sind  wegen  ihres  kräftigen  Tons  sehr  beliebt  und  wer- 


den jetzt  oft  recht  gut  bezahlt.  Eine  Violine  von  ihm 
(ohne  Ort  und  Datum)  besitzt  der  Preßburger  Domchor. 
Sein  Zettel  gleicht  bis  ins  einzelne  dem  von  Karolus 
Ertl,  so  daß  man  fast  annehmen  kann,  daß  für  beide 
die  gleiche  Kupferplatte  nach  Änderung  des  Namens 
gedient  habe. 

Tauber,  Ludwig.  —  Graz.   1846 

Angeblich  ein  Sohn  von  Andreas  T.  Er  arbeitete  bei 
G.  Kürschner,  dessen  Geschäft  er  später  übernahm. 
Er  ist  übrigens  nur  als  Zithermacher  bekannt  ge- 
worden. 

Taus,  Andreas.  —  Siena.   1621 

Vermutlich  ein  Deutscher,  von  dem  sich  eine  Chitar- 
rone  im  South  Kensington  Museum  befindet. 

Tauscher,  Eduard.  —  Erlbach  b.  Markneu- 
kirchen. Geb.  26.  Februar  1867 

Schüler  von  Wilhelm  Meisel.  Er  begründete  1890  unter 
der  Firma  Ed.  Tauscher  &  Co.  sein  eigenes  Geschäft 
und  hatte  einen  netten  Erfolg  mit  seinen  Geigen, 
deren  Decken  aus  Jahrhunderte  alten  Dachschindeln 
hergestellt  waren. 

Tausend,  Fr.  —  Straßburg-Schiltigheim 

Einer  der  vif^len  Erfinder,  die  glauben,  hinter  das  Ge- 
heimnis der  alten  Meister  gekommen  zu  sein.  Im  Jahre 
1913  kündigte  er  »Viktonageigen''  an,  von  denen  er 
behauptet,  daß  sie  ebensogut  seien  wie  die  von 
Stradivari  usw.  Decke  und  Boden  seien  harmonisch 
auf  den  Eigenton  des  Holzes  abgestimmt,  das  aber 
könne  nur  der  von  ihm  beschäftigle  Meister  zustande 
bringen. 

Taylor,  Nathan  Sleeper.  —  Lewiston  (Maine, 
V.St.v.A.).  Geb.  11.  April  1841  in  Le- 
wiston 

Nachdem  er  die  Schule  verlassen  hatte,  kam  er  in 
mannigfache  Beziehung  zu  den  musikalischen  Kreisen 
seiner  Vaterstadt,  und  bald  vertiefte  er  sich  in  das 
Studium  des  Geigenmachens.  Seine  erste  Geige  machte 
er  1865.  Er  brachte  es  im  Laufe  der  Zeit  zu  anerken- 
nenswerter Geschicklichkeit  und  ahmt  vorzugsweise 
Joseph  Guarnen  nach.  Er  verwendet  einen  guten  Ollack 
und  schnitzt  recht  hübsche  Schnecken. 

Taylor,  William.  —  London.  Geb.  vor  1750, 
lebte  noch  1820 

Angeblich  ein  Schüler  von  V.  Panormo.  Es  kommen 
gutklingende  flachgewölbte  Violen  und  Violinen  von 
ihm  vor.  Am  besten  aber  sind  seine  Bässe.  Er  wohnte 
Princess  Street,  Drury  Lane  und  war  als  sorgfältiger 
Wiederhersteller  alter  Geigen  sehr  geschätzt.  Ein 
James  Taylor  eröffnete  1867  in  Aberdeen  ein  Geigen- 
geschäft. 

Geigenzettel :  Gulielmus  Taylor  1 798  (gedruckt). 

Tecchler  (Thecler),  Andreas,  —  Rom,    1748 

Vielleicht  ein  Sohn  oder  jüngerer  Bruder  von  David  T., 
an  den  seine  Arbeit  erinnert.  Josef  Vedral  in  s'Graven- 
hage  besitzt  ein  sehr  sauber  gearbeitetes  Violoncello 


I 


Tecchler  —  Tentzel 


507 


von  ihm  mit  dickem,  goldgelbem  Lack.  Das  Instrument 
ist  76,4  cm  lang,  die  obere  Breite  beträgt  34  cm,  die 
mittlere  24  cm  und  die  untere  43  cm.  Der  Boden  ist 
schön  geflammt,  und  alle  Teile  sind  noch  in  ursprüng- 
lichem Zustand. 

Tecchler    (Tekler),    Anton    Hieronymus.   — 

Rom(?).   1735 

Er  nennt  sich  einen  »Nepos«  von  David  T.  Das  könnte 
wohl  Enkel  heißen,  wird  aber  nach  dem  vorherrschen- 
den Gebrauch  des  Wortes  (Nipote)  in  Italien  wohl  mit 
Neffe  übersetzt  werden  müssen.  Er  war  wohl  auch 
Schüler  von  David  T.  Eine  Violine  von  sehr  schöner 
Arbeit  von  ihm  besitzt  die  Lorettokirche  in  Prag  mit 
dem  Zettel :  »Antonius  Hieronymus  Tekler  /  Davidis 
Nepos  Lautaro  fecit  1735  (gedruckt). 

Tecchler  (Tekler),  David.  —  Salzburg,  Vene- 
dig, Rom.  Geb.  1666,  t  nach  1743 

Der  Name  kommt  auch  Techler,  Tekler,  Deckler, 
Dechler  usw.  geschrieben  vor.  Seine  ältesten,  wahr- 
scheinlich noch  in  Salzburg  gemachten  Geigen  zeigen 
unverkennbar  der  Stainerschen  Stal.  Um  1705  nach 
Rom  gegangen,  schließt  er  sich  mehr  den  Italienern  an 
und  erreicht  hier  seine  höchste  Vollendung.  Er  ist  der 
bedeutendste  Geigenmacher  Roms,  kommt  N.  Amati 
sehr  nahe  und  zeichnet  sich  sowohl  durch  prachtvolle 
Arbelt  als  auch  durch  Tonfülle  seiner  Gelgen  aus.  Er 
wählte  meist  große  Modelle,  nahm  wundervolles  Holz, 
das  er  freilich  in  der  Dicke  nicht  allzu  genau  berechnete, 
und  besaß  einen  reichen  Lack  von  gelbrötlicher  Farbe. 
Charakteristisch  für  ihn  ist  die  Verlängerung  der  Ecken, 
die  breiten  etwas  schräg  stehenden  und  oft  zu  weit 
geöffneten  F-Löcher  und  der  schwache  Wirbelkasten. 
Außer  Violinen  machte  er  auch  hervorragend  schöne 
Violoncelli,  von  denen  man  über  50  kennt,  und  Bässe, 
die  allerdings  sehr  breit  ausfielen,  aber  nur  sehr  wenige 
Violen,  deren  Modell,  wie  auch  die  Abbildung  zeigt, 
sich  in  den  Umrissen  von  seinen  Violinen  wesentlich 
unterscheiden.  Seine  Schnecken  sind  eigenartig,  die 
Einlagen  breit  und  schwungvoll.  Von  seinem  Leben  ist 
wenig  bekannt,  es  wird  nur  erzählt,  daß  er  in  Venedig 
von  den  Einheimischen  Geigenmachern  sehr  angefein- 
det wurde  und  deshalb  nach  Rom  übersiedelte,  wo  er 
u.  a.  eine  Zeitlang  in  die  Schweizer  Garde  des  Papstes 
eingereiht  gewesen  sein  soll.  Ein  Violoncello  von  ihm 
besitzt  das  kgl.  Hoforchester  In  München,  eine  Violine 
von  1 703  C.  Stoeber  In  Würzburg,  eine  Viola  d'amore 
von  1684  und  eine  Laute  mit  sechs  Doppelsaiten  von 
1734^)  C.  Claudius  in  Kopenhagen. 
Gelgenzettel:  David  Techler  fecit  /  an.  Dni  1743  / 
aetatis  suae  77  (gedruckt).  —  David  Dechler  /'  fecit 
Rom  1710  (gedruckt).  —  David  Tecchler  Liutaro  fecit  / 
Romae  Anno  1703  und  Abb.  792. 

Tedesco  (Todesco),  Leopoldo  il.  —  Rom.  Geb. 

um  1625.  1658 

Von  1652 — 1654  arbeitete  er  In  Cremona  bei  Nie. 
Amatl.  Dann  ging  er  nach  Rom,  wo  er  noch  1658  vor- 
kommt. Er  arbeitet  nach  dem  Amatimodell,  ist  aber 


nicht  besonders  sauber  in  der  Ausführung,  dagegen  hat 
sein  Lack  lobenswerte  Eigenschaften.  In  Brunis  In- 
ventar (S.  5)  wird  eine  Violine  von  ihm  aus  dem  Be- 
sitze des  Marquis  Chabert  de  Cogolin  (f  1805)  auf- 
geführt, deren  Zettel  BrunI  sichtlich  nicht  lesen  konnte; 
er  las:  »Leopoldo  per  rebere  tedesco  alievo  di  Nicolas 
Amatls  Cremone  1750«.  Abgesehen  von  der  falschen 
Jahreszahl  und  Schreibfehlern  ist  das  unverständliche 
»per  rebere«  —  wenn  es  nicht  peregre  (d.  h.  In  der 
Fremde)  geheißen  — •,  vielleicht  der  eigentliche  Fa- 
milienname oder  die  Heimatsbezeichnung  gewesen,  da 
»11  Tedesco«  doch  nur  ein  Beiname  war. 

Teixeira  (?).  —  Porto  (Oporto).   1817 

Ich  sah  von  ihm  eine  Laute  mit  vier  Doppel-  und  zwei 
Baßsaiten.  Der  Zettel  war  nur  unsicher  leserlich. 

Geigenzettel :  Teixeira  ....  rua  Nova  /  d'Almada. 
Porto.  Anno  1817  (geschrieben). 

Teixeira,  M.  C.  —  Lissabon.   1895.   1898 

Portugiesischer  Gitarren-  und  Mandolinenmacher  vom 
Ende  des  19.  Jahrhunderts. 

Tempis,  Joseph  v.  —  Znaim.   1805 

Vielleicht  ein  Schüler  von  Wassermann,  an  den  seine 
Arbeit  erinnert.  Seine  Geigen  sind  nach  einem  guten, 
flachgewölbten  Modell  gebaut  und  haben  nach  Stradi- 
varl  geschnittene  F-Löcher.  Das  Holz  Ist  gut,  der 
Boden  schön  geflammt,  nur  die  Ecken  und  die  Ränder 
sind  etwas  ungeschickt  und  dilettantisch  gemacht.  Der 
Lack  Ist  rotbraun.  A.  Kreuzinger  In  Znaim  besitzt 
seinen  Zettel,  den  P.  de  Wit  veröffentlicht  hat. 

Geigenzettel:  Von  mir  Jos.  von  Tempis  /  Znaim  1805 
(handschriftlich). 

Tennant,  James.  —  Lesmahagow.    Geb.  um 

1  790,  lebte  noch  1860 

Ein  tüchtiger  schottischer  Gelger,  der  auch  Violen  und 
Violoncelli  gemacht  hat. 

Tentzel   (Denzel),   Benedikt.   —   Neapel  (?). 

1717 

In  einer  Violine  von  gutem  Mittenwalder  Aussehen 
fand  sich  ein  stark  verletzter  Zettel  mit  diesem  Namen, 
von  dessen  Ortsangabe  nur  noch  .  .  .  pol  .  .  mit  einiger 
Sicherheit  zu  lesen  war.  Ich  möchte  dies  auf  Neapel 
deuten  und  werde  durch  die  rätselhafte  Inschrift  in 
Brunis  Inventalre  (S.  18)  aus  einer  Geige  des  Grafen 
Choiseul-Gouff ier  darin  bestärkt.  Dort  heißt  es :  »Ben 
den  Chaus  d'Alclante,  Napolitain«.  Der  unverstandene 
und  schlecht  gelesene  Zettel  dürfte  gelautet  haben: 
»Ben.  Denzel  aus  d.  Alblande*.  Die  Richtigkeit  dieser 
Konjunktur  angenommen,  könnte  dieser  aus  dem 
Alpenlande  stammende  Geigenmacher  der  Mitten- 
walder Familie  zugezählt  werden. 


Tentzel    (Dänzel),    Johann. 
1716.  1723 


Mittenwald. 


')  Repariert  1755  von  Job.  Ud.  Eberle  In  Prag. 


Er  wird  in  den  .'Xktcn  als  Lautenmacher  bezeichnet  und 
nennt  sich  auch  selbst  so.  Seine  Gelgen  sehen  den 


508 


Tentzel  —  Testore 


Klotzschen  sehr  ähnlich,  so  daß  er  als  direkter  Klotz- 
schüler betrachtet  werden  kann.  Auch  er  soll  jedoch  in 
die  meisten  seiner  Arbeiten  Stainers  Namen  geklebt 
haben. 
Geigenzettel :  Abb.  785. 

Tentzel  (Dänzel),  Paul.  —  Mittenwald.    1740 

Sohn  und  Schüler  von  Joh.  T.,  den  er  in  jeder  Be- 
ziehung nachahmte. 

Tenucci,  Eugen.  —  Zürich.  Geb.  1874 

Schüler  von  Züst,  bei  dem  er  sieben  Jahre  gearbeitet 
hat.  Seit  1899  Leiter  der  Geigenbauwerkstatt  der  Firma 
Hug  &  Co.  Seine  Geigen  sind  nach  Stradivari  und 
Guarneri  gebaut,  und  seine  Reparaturen  werden  gelobt. 
Er  verwendet  Spiritus-  und  Ollack.  Auf  der  Schweizer 
Landesausstellung  erhielt  er  die  höchste  Auszeichnung, 
den  »Grand  Prix«. 

Geigenzettel  Abb.  777. 

Teoditi,  Gerolamo.  —  Rom.   1711 

In  einer  Viola,  die  vielleicht  noch  dem  17.  Jahrhundert 
angehört  hat,  fand  sich  der  schwer  leserliche  Name 
Hieronymus  Teoditi  ohne  Ortsangabe,  in  einer  Violine 
liest  man  jedoch  deutlich  Rom  171 1.  Er  war  vielleicht 
ein  Verwandter  Giovannis. 

Teoditi,  Giovanni.  —  Rom 

Ein  Geigen-  und  Lautenmacher  des  17.  Jahrhunderts, 
den  Vidal  ohne  Quellenangabe  erwähnt.  Seine  Geigen 
sollen  an  Tecchler,  noch  mehr  aber  an  Tiroler  Meister 
erinnern. 


gen.  Napalden.    —  S.  Agata 


Terapatini  (?), 
Lugo.  1879 

Bei  Valdrighi  (3140)  wird  er  als  Verfertiger  von  Violon- 
cellen  erwähnt. 

Terasconi  s.  Tarasconi 

Termanini  (Ternianini),  Giuseppe.  —  Modena 
1755.  1773 

Er  war  eigentlich  Priester,  worauf  auch  das  D.  (Don) 
deutet.  Seine  Violinen  haben  guten,  goldgelben  Lack 
und  weichen  Ton.  Sie  sind  nicht  immer  eingelegt  und 
gleichen  denen  Pietro  Ts.,  sind  aber  in  der  Arbeit 
weniger  sorgfältig  gemacht. 

Geigenzettel :  D.  Joseph  Termanini  /  fecit  Mutinae  a : 
1755.  opus  No  5  (gedruckt). 

Termanini,  Pietro.  —  Modena.   1755.   1773 

Gleichzeitig  mit  Don  Giuseppe  T.  kommt  Pietro  T. 
vor.  Beide  waren  vielleicht  Brüder.  Ihre  Geigen  sind 
schwer  zu  unterscheiden,  doch  war  Pietro  der  bessere. 
Seine  Geigen  sind  originell  in  der  Form,  von  schönem 
Holz  und  prachtvoll  goldgelb  lackiert,  nur  die  Einlagen 
fehlen  meistens.  Der  Ton  ist  ziemlich  gut.  T.  machte 
auch  Lauten  und  namentlich  Klavizimbeln. 

Termont.  —  Gent.   1859 

Mittelmäßiger  Streichinstrumentenmacher  des  1 9.  Jahr- 
hunderts. 


Terne,  C.  —  Leipzig.   1852 

Zwei  Geigen,  die  ich  mit  seinem  Zettel  gesehen  habe, 
waren  entweder  in  Markneukirchen  ganz  hergestellt 
oder  doch  dort  vorgearbeitet.  Er  soll  hauptsächlich 
Handel  getrieben  und  nur  eine  Werkstatt  für  kleine 
Ausbesserungen  unterhalten  haben. 
Geigenzettel:  C.  Terne  /  Leipzig  1852  (gedruckt). 

Teschner,    Hermann.    —    Fürsten walde    bei 
Berlin.   1880 

Ein  Klaviermacher,  der  mit  allen  Instrumenten  han- 
delte und  alle  vorkommenden  Falles  auch  geflickt 
hat,  sich  schwerlich  aber  in  der  Neuherstellung  von 
Geigen  versucht  hat. 

Testator  il  Vecchio.  —  Mailand 

Der  Name  ist  wahrscheinlich  eine  Bildung,  die  auf  das 
Wort  »Testudo«  zurückgehen  soll.  Ein  Meister,  von 
dem  weder  eine  Arbeit  noch  sonst  etwas  bekannt  ist, 
von  dem  nicht  einmal  der  Nachweis  erbracht  ist,  daß 
er  je  gelebt  hat.  Trotzdem  wurde  ihm  mit  einer  ge- 
wissen Hartnäckigkeit  die  Erfindung  der  Violine  zu- 
geschrieben. Fürst  Jussupoff  sagt  in  seiner  Lutho- 
monographie  (Frankfurt  1856),  er  sei  der  erste  gewesen, 
der  die  Idee  hatte,  die  Viola  zu  verkleinern  und  ihr  den 
Namen  Violine  zu  geben.  Nun  scheint  aber  die  Violine 
gar  keine  Verkleinerung  der  Viola  zu  sein  und  ist  wahr- 
scheinlich, wie  Hajdecki  glaubwürdig  nachzuweisen 
sucht,  aus  der  Lyra  hervorgegangen. 

Testore,  Carlo  Antonio.  —  Mailand.  Geb.  um 
1688,  lebte  noch  1764 

Alterer  Sohn  und  Schüler  von  Carlo  G.  T.  Er  arbeitete 
nach  Nie.  Amati,  Guarneri  und  Stradivari,  verwendete 
meist  sehr  gutes  Holz  und  einen  goldgelben,  ins  Bräun- 
liche spielenden  Lack,  der  nur  zu  dick  ist  und  wenig 
Feuer  hat.  Er  wohnte  in  der  Contrada  Larga  ijnd  hatte 
wie  sein  Vater  den  Ladenschild  »all'  aquila«,  weshalb 
er  auch  auf  dem  Boden  innen  über  dem  Zettel  und 
außen  auf  dem  Bodenzäpfchen  eine  Brandmarke  an- 
brachte, auf  der  sich  in  einem  Kreis  über  den  Buch- 
staben C.  A.  T.  ein  Doppeladler  zeigt.  Diese  Brand- 
marke findet  man  manchmal  auch  mehrfach,  (oft  vier- 
mal) symmetrisch  um  den  Zettel  eingebrannt,  nament- 
lich in  seinen  größeren  Geigen,  Violoncelli  usw.  In 
seinen  letzten  Jahren  arbeitete  er  gemeinsam  mit  seinem 
Sohne  Giovanni.  Ihre  Geigen  zeichnen  sich  durch 
Tonfülle  aus. 

Geigenzettel:  Abb.  790  und  795. 

Testore,  Carlo  Giuseppe.  —  Mailand.  Geb.  in 
Novara  um  1660,  f  vor  1710 

Ein  Schüler  Giov.  Grancinos  und  vielleicht  auch 
Cappas,  ließ  sich  1687  in  Mailand  nieder,  wo  er  in  der 
Contrada  larga  wohnte  und  den  Ladenschild  »all' 
aquila«  hatte.  Da  auf  dem  Zettel  seines  Sohnes  vom 
Jahre  1710  von  ihm  als  einem  schon  Verstorbenen  die 
Rede  ist,  kann  er  nicht  nach  1770,  wie  oft  behauptet 
wird,  noch  gelebt  haben.  Er  war  der  Bedeutendste  aus 
seiner  Familie,  doch  kommen  nicht  viele  Geigen  von 
ihm  vor.  Entweder  hat  er  nur  wenige  gemacht  oder  es 
gehen  jetzt  viele  unter  dem  Namen  Grancinos  oder  gar 


Testore  -     Thannet* 


509 


Cappas,  in  welch  letzterem  Falle  es  nicht  schwer  ist, 
ihm  seine  Arbeit  zurückzugeben.  Er  arbeitete  nach 
verschiedenen  Modellen  und  nahm  vortreffliches,  aber 
nicht  immer  schönes  Holz.  Der  Lack  ist  braungelb  oder 
gelb  mit  rotbrauner  Schattierung,  die  Schnecke  oft 
etwas  flach,  wenn  auch  von  hübschem  Schwung.  Der 
Ton  meist  edel  und  weittragend.  Seme  Violoncelli  und 
Bässe  sind  gleichfalls  recht  gut,  obwohl  er  den  Boden 
meist  aus  Birnbaumholz  hergestellt  hat.  Die  Rückseite 
seiner  Schnecken  zeigt  oft  eine  etwa  einen  Finger 
breite,  flache  Stelle,  über  der  die  Hohlkehlen  zu  beiden 
Seiten  plötzlich  beginnen.  Bei  seinen  Violoncelli  findet 
man  die  Brandmarke  (einen  Adler)  gewöhnlich  mehr- 
fach eingebrannt.  Daß  er  auch  in  Cremona  gearbeitet 
hat,  ist  unerwiesen.  Zwei  Violinen  von  ihm  (von  1692 
und  1708)  besitzt  das  Mailänder  Konservatorium.  Die 
von  1 708  hat  eine  Gesamtlänge  von  58,8  cm,  Korpus 
35,5,  Breite  zwischen  den  )(  7,9,  Zargenhöhe  2,9  cm. 
Seine  Violoncelli  waren  gewöhnlich  72,5  cm  lang.  Eine 
%-Geige  befindet  sich  in  der  Sammlung  C.  Claudius 
in  Kopenhagen.  Viele  seiner  Geigen  haben  folgende 
Maße:  Länge:  35,6  cm,  obere  Breite:  16,8  cm,  mittlere 
Breite:  11  cm,  untere  Breite:  20,5  cm,  obere  Zarge: 
2,9  cm,  untere  Zarge:  2,9  cm,  Länge  der  Schnecke: 
10,5  cm. 

Geigenzettel :  Carlo  Giuseppe  Testore,  allievo  /  di  Gio 
Grancino  in  contrada  /  Larga  di  Milano  1690  (gedr.). 
—  Carlo  Giuseppe  Testore  in  Con  /  trada  larga  di 
Milano  al  /  segno  dell'   aquila    1700  (gedruckt)  und 

Abb.  794. 

Testore,  Gennaro  (?).  —  Mailand.    1767 

Stadtrat  Blessig  in  Riga  besaß  eine  sehr  gutklingende 
Viola  mit  dem  Zettel :  ».  .  .  .  aro  Testor  f  iglio  /  del  f u 
Paolo  1767*.  Demnach  wäre  der  Verfertiger  ein  Sohn 
von  Paolo  Antonio  T.  gewesen.  Die  Arbeit  entspricht 
auch  tatsächlich  den  Werkstattsgewohnheiten  Paolos 
und  ist  im  ganzen  nachlässig,  das  Holz  unschön,  der 
Boden  Pappelholz,  hohe  Zargen  und  dunkelbrauner 
Lack.  Auffällig  ist  der  geschnitzte  Beinknopf  am  Kopf 
des  Wirbelkastens.  Der  Ton  aber  ist  gesangreich  und 
tragend.  Das  ganze  Instrument  ist  69  cm  lang,  Korpus 
42,5,  obere  Breite  19,5,  untere  Breite  23,5,  zwischen 
den  )(  13,5,  Zargenhöhe  unten  4,3,  oben  4,1  cm. 

Testore,  Giovanni.  —  Mailand.   1764 

Das  jüngste  Mitglied  der  Familie,  Sohn  von  Carlo 
Antonio  T.  und  dessen  Geschäftsteilhaber,  wie  eine 
Geige  (Guamerimodell)  aus  der  Sammlung  Snoeck 
(Nr.  5 1 1 )  in  Berlin  beweist.  Kann  er  auch  den  Vergleich 
mit  seinem  Großvater  nicht  aushalten,  hat  er  doch  die 
Traditionen  seines  Hauses  sorgsam  gepflegt  und  ein- 
zelne sehr  gute  Geigen  gemacht. 

Geigenzettel:  Carlo  Antonio  e  Giovanni  Padre  e  f iglio  / 
Testori,  il  quäl  Carlo  e  figlio  Maggiore  /  del  fu  Carlo 
Giuseppe  Testore,  abitanti  /  in  Contrada  larga  al  segno 
deir  aquila  /  Milano  1764  (gedruckt). 

Testore,  Paolo  Antonio.  —  Mailand.  Geb.  um 
1690,  t  nach  1760 

Jüngerer  Sohn  von  Carlo  Gius.  T.  Bis  1710  arbeitete 
er  mit  seinem  Bruder  zusammen  und  von  da  an  allein ;  er 
war  sehr  fleißig,  hat  sich  jedoch  mehr  auf  das  Lauten - 


und  Gitarrenmachen  verlegt,  weshalb  nur  wenige 
Geigen  von  ihm  vorkommen.  Als  Geigenmacher  er- 
reicht er  seinen  Vater  nicht.  Er  läßt  die  Einlagen  gern 
fehlen  oder  bringt  sie  nur  an  den  Geigendecken  an, 
während  sie  auf  dem  Boden  durch  schwarze  Linien 
ersetzt  sind.  Bei  gut  erhaltenen  Arbeiten  von  ihm  ist 
der  Lack  manchmal  nicht  schlecht,  oft  aber  recht 
mangelhaft  und  von  blaßgelber  Farbe.  Er  ahmte  das 
Guarnenmodell  nicht  ungeschickt  nach,  nahm  aber 
meist  armseliges  Holz  (ohne  Flammen  usw.).  Den 
Adler  benutzte  auch  er  als  Brandmarke.  Ein  gutes 
Violoncello  von  ihm  aus  dem  Jahre  1732  besitzt  Van- 
denbrinck  in  Godesberg.  Die  Gesamtarbeit  daran  ist 
allerdings  ziemlich  grob,  das  Deckenholz  geradezu 
häßlich,  mit  vielen  Asten  durchsetzt,  dagegen  sind  die 
Zargen  aus  schönem  Spiegelholz  und  der  Boden  von 
hübscher  Wölbung.  Der  Wirbelkasten  ist  groß,  nur  hat 
die  Schnecke  selbst  auffallend  kleine  Ohren.  Der  gelb- 
braune Lack  ist  von  guter  Beschaffenheit.  Eine  hübsche 
Taschengeige  mit  goldgelbem  Lack  aus  dem  Jahre  1 738 
besaß  Valdrighi. 

Geigenzettel:  Abb.  786. 
Teubner,  Otto.  —  Magdeburg.   1900 

Aus  Markneukirchen  stammend,  beschränkt  sich  haupt- 
sächlich auf  den  Handel  mit  Musikinstrumenten. 

Teufelsdorfer,  Peter.  —  (Buda-)Pesth.    Geb. 
1784,  t  1845 

In  seinen  jungen  Jahren  arbeitete  er  in  Wien  bei 
Geissenhof,  als  dessen  Schüler  er  gelten  kann.  Er  war 
ein  angesehener  und  vielbeschäftigter  Meister,  der  auch 
als  Lehrer  verdienstvoll  wirkte  und  um  1837  Ober- 
vorsteher der  Innung  wurde.  In  seiner  Arbeit  steht  er 
den  gleichzeitigen  Wienern  sehr  nahe.  Er  arbeitete 
nach  Stradivari,  doch  kenne  ich  auch  zwei  sehr  gut 
gelungene  Magginikopien  von  ihm.  Er  verwendete 
schönes  Holz  und  einen  rotgelben  Lack.  Ein  vortreff- 
liches Quartett  von  ihm  stellte  A.  Poller  auf  dem  Ber- 
liner Geigenmachertag  1910  aus.  In  der  Budapester 
Servitenkirche  befindet  sich  ein  trefflicher  großer  Baß 
von  ihm. 

Geigenzettel :  Peter  Teufelsdorfer  in  Pesth  /  fecit  Ao. 
1828.  (geschrieben).  —  Petrus  Teufelsdorfer  /  fecit 
Pestini  1836  (geschrieben). 

Teuf  fei.  —  Breslau.  18.  Jahrhundert 

Derselben  Schule  wie  Joh.  Casp.  Goebler  zuzuzählen; 
er  arbeitete  nach  ähnlichen  Modellen  und  verwandte 
den  gleichen  Lack. 

Thanner  (Danner),  Johann  (Hans).  —  Stutt- 
gart. 1573.  t  1581 

Ein  vielseitiger  und  geschickter  Musikinstrumenten- 
macher, der  auch  ein  besonders  tüchtiger  Musiker  war 
und  als  solcher  in  der  Hofkapelle  angestellt  war.  Er 
bezog  einen  auskömmlichen  Gehalt  vom  Hofe  (während 
andere  nur  30  f  1.  und  weniger  erhielten).  Um  die  Kapelle 
von  den  auswärtigen  Instrumentenmachern  unabhängig 
zu  machen,  gründete  er  1578  mit  Christof  Frey  »als 
Laboratorium«  eine  eigene  Musikinstrumentenwerk- 
statt, in  der  alle  Arten  von  Instrumenten  hergestellt 


51Ö 


TKe 


Thibouville 


wurden,  selbst  Waffen  zu  musikaliscfien  Aufführungen. 
Die  Werkzeuge  kaufte  er  bei  Ulrich  Schniepp  in  Mün- 
chen. Das  Inventar  der  Stuttgarter  Hofkapelle  von 
1589  weist  eine  Harfe  von  ihm  auf. 

Theeuwes  (Teeus),  Jakob.  — Antwerpen.  1558 

Urkundlich  als  Clavecin-  und  Lautenmacher  nach- 
weisbar. Arbeiten  von  ihm  scheinen  nicht  erhalten  zu 
sein. 

Theeuwes  (Teeus),  Lodewyck.  —  Antwerpen. 
1558 

Wahrscheinlich  ein  jüngerer  Bruder  oder  Sohn  von 
Jacob  Th. 

Therese,  Fran^ois.  —  Mirecourt.   1761 

Vielleicht  der  Großvater  von  Charles  Th. 


London.   1840. 


Theress  (Therese),  Charles. 
1850 

Geboren  in  Mirecourt,  kam  er  als  Gehilfe  zu  seinem 
Landsmanne  Maucotel  nach  London  und  machte  sich 
später  dort  selbständig.  Er  wohnte  King  Street,  Soho. 
In  Aachen  befindet  sich  von  ihm  eine  große  schöne 
Viola,  die  gut  nach  Amati  kopiert  ist.  Sein  Zettel  be- 
weist, daß  er  das  Englische  nicht  tadellos  schreiben 
konnte. 

Geigenzettel :  Abb.  788. 

Therlot  (Thlerriot),  Jean-Baptiste.  —  Paris, 
1783 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Prud.  Thierriot;  s.  d. 

Thibout,  Aune-Justin.  — Caen.  Geb.  Februar 
1808.  t  1868  in  Nizza 

Jüngerer  Sohn  des  Jacques-Pierre  Th.  Seine  Geigen 
sind  meistens  von  gewöhnlicher  Arbeit  und  haben  dann 
wenig  Wert.  Er  war  der  Lehrmeister  von  Victor  Ram- 
baux. 

Thibout,    Albert.    —   Paris.     Geb.  28.  April 
1839,  f  25.  Dezember  1865 

Sohn  von  Gabriel -Adolphe  und  Nachfolger  seines 
Oheims  Gabriel-Eugene  als  »luthier  de  l'Opera«.  Sein 
frühzeitiger  Tod  verhinderte,  daß  er  sich  voll  ent- 
wickelte. Seine  Nachfolger  waren  die  Brüder  Gand 

Thibout,  Antoine.  —  Caen.   1790 

Von  Armand  Benet  in  seinen  Notes  sur  les  Artists 
Caennais  du  XVIII^'"«  siecle  (1899)  erwähnt. 

Thibout,  fils.  —  Caen.   1774 

Da  er  sich  Thibout  fils  nannte  liegt  die  Vermutung 
nahe,  daß  auch  sein  Vater  Geigenmacher  war,  wofür 
aber  ein  Beweis  fehlt.  Er  war  kein  besonders  geschickter 
Meister,  scheint  sich  mehr  mit  Flickarbeit  als  mit  dem 
Neubau  beschäftigt  zu  haben  und  war  hauptsächlich 
Händler.  Thibout  fils  ist  das  älteste  nachweisbare  Mit- 
glied der  Familie. 

Geigenzettel:  Racommode  par  Thibout  fils  /  Md  luthier 
rue  Saint-Jean  k  Caen  /  1 774  (gedruckt). 


Thibout,   Gabriel -Adolphe.   —  Paris.    Geb. 

1804  in  Paris,  f  daselbst  H.Juni  1858 

Sohn  und  Schüler  von  Jacques  Pierre  Th.,  dessen  lang- 
jähriger Gehilfe  er  war,  bis  er  1838  die  väterliche  Werk- 
statt übernahm.  Er  benutzte  hauptsächlich  die  Modelle 
seines  Vaters,  den  er  jedoch  nicht  erreichte,  und  ver- 
wendete rotbraunen  Lack ;  den  Boden  machte  er  meist 
aus  einem  Stück. 

Thibout,    Gabriel -Eugene.    —   Paris.     Geb. 
11.  Juni  1825.  1861 

Sohn  von  Jacques  Pierre  Th.  und  Schüler  seines  Bru- 
ders Gabriel -Adolphe,  dessen  Nachfolger  er  1858 
wurde,  doch  zog  er  sich  schon  im  Jahre  1861  von  dem 
Geschäfte  zurück  und  siedelte  nach  Boulogne-sur-Mer 
über. 

Thibout,  Hector.  —  Calais.  Geb.  1856 

Sohn  von  Gabriel-Eugene  Th.  Er  ist  »Musikinstrumen- 
tenmacher«, ob  er  auch  Geigen  baut,  konnte  ich  nicht 
erfragen. 

Thibout,    Jacques -Pierre.    —    Paris.     Geb. 

16.  September  1779  zu  Caen,  f  4.  Dezember 

1856zuSt.  Mande 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  »Thibout  fils«.  Er  kam 
1796  nach  Paris,  wo  er  bei  Koliker  arbeitete.  Er  ver- 
heiratete sich  1800  und  eröffnete  1807  in  der  Rue  Mont- 
martre Nr.  24  seine  eigene  Werkstatt,  die  er  1810  in 
die  Rue  Rameau  Nr.  8  verlegte,  wo  er  den  Ladenschild 
»Au  Roi  David«  führte.  Er  war  der  bedeutendste 
Geigenmacher  seiner  Familie  und  hatte  sich  bei  Koliker 
zu  einem  sehr  feinen  Kenner  entwickelt.  Er  bildete  sich 
ein  eigenes  Modell;  seine  Arbeit  ist  ungemein  sauber 
und  schön,  der  Lack  (Bernstein  auf  rötlichem  Grund) 
vortrefflich  und  der  Ton  fast  den  Italienern  gleich,  so 
daß  seine  Violinen  schon  jetzt  fast  wie  seine  alten 
Vorbilder  bezahlt  werden.  Auch  als  Stegschnitzer  war 
er  seinerzeit  berühmt.  Er  besaß  viele  Medaillen  und 
Auszeichnungen  und  war  »luthier  de  l'Academie  royale 
de  musique«.  Ein  ganz  vorzügliches  Instrument  von 
ihm  besitzt  das  Museum  des  Pariser  Konservatoriums 
(Nr.  45.) 

Geigenzettel:  Au  roi  David  /  Thibout,  /  Luthier  de 
l'Academie  /  Royale  de  Musique,  Rue  Rameau,  /  No.  8, 
ä  Paris  (gedruckt)  und  Abb.  778,  789.  796. 

Thibout,  Pierre-Louis.  —  Caen.    1768.    1790 

Ein  geschickter  Meister,  über  den  sich  einige  Angaben 
in  Benets  »Notes  sur  les  Artists  Caennais  duXVIII^'"^ 
siecle«  finden.  Vielleicht  der  Vater  von  Jacques-Pierre 
Th. 


Thibouville. 
1825 


Moullns-sur- Alller.      1800. 


I 


I 


Man  weiß  von  ihm  nur,  daß  er  der  Lehrer  und  Vor- 
gänger Nicolas  Bigourats  war. 


4 
I 


Tliibouville  —  Tnir 


51 


Thlbouvllle-Lamy,  Louis  -  Emile -Jerome.  — 
Mirecourt  und  Paris  (Grennelle  und  La 
Couture).  Geb.  in  Mouettes  1 .  Februar  1833 
Besitzer  einer  der  ältesten  (gegr.  1 790)  und  jetzt  wohl 
der  bedeutendsten  Musikinstrumentenfabrik  Mire- 
courts,  die  alle  Sorten  Instrumente,  selbst  Drehorgeln, 
Automaten  und  Saiten,  herstellt,  darunter  jährlich  an 
30—40  000  Geigen  nach  allen  gangbaren  Modellen. 
Die  Fabrik,  die  früher  die  Firma  Thibouville  &  Co. 
usw.  führte,  beschäftigt  600  Arbeiter  und  besitzt  von 
allen  großen  Ausstellungen  seit  1862  Medaillen.  J.  Thi- 
bouville-Lamys  Teilhaber  ist  Alfred  Acoulon,  ferner 
Blondelet.  Die  Geigen  zeigen  eine  Brandmarke :  T.&  L. 

Gelgenzettel:  Abb.  770. 

Thielemann    (Thielmann),    J.  G.    —    Berlin. 
,         1800.  t  März  1821 

Er  soll  außer  Gitarren  und  Lauten  auch  Tasteninstru- 
mente gemacht  haben.  Sein  Nachfolger  war  J.  A.  Ma- 
thes.  Eine  hübsche  Lyragitarre  von  ihm  war  auf  der 
Berliner  Gewerbeausstellung  1896  zu  sehen.  Gitarren 
von  ihm  befinden  sich  in  der  Sammlung  Fritz  Wild- 
hagen in  Haiensee,  in  W.  Heyers  Musikhistorischem 
Museum  in  Köln  und  in  anderen  Museen. 
Geigenzettel :  J. G. Thielemann,  /  Academischer  Künst- 
ler /  zu  Berlin  /  1813  (gedruckt). 

Thier  s.  Thir 

Thierriot,  Prudent.  —  Paris.   1772.   1775 

Er  wohnte  Rue  Dauphine,  war  geschworener  Meister 
der  Lautenmacherzunft  für  1772  und  ein  ausgezeich- 
neter Holzblasinstrumentenmacher ;  seine  Arbeiten  be- 
zeichnete er  kurzweg  nur  mit  seinem  Vornamen  Pru- 
dent. Sein  Sohn  setzte  das  Geschäft  bis  1830  fort.  In 
einem  amerikanischen  Händlerverzeichnis  werden  aller- 
lei Geigen  mit  seinem  Namen  und  der  Jahreszahl  1 772 
ausgeboten.  Es  liegt  aller  Wahrscheinlichkeit  ein  Miß- 
brauch des  Namens  vor. 

Thiery 

In  einem  Kindervioloncello  von  echtem  Mirecourter 
Aussehen  (19.  Jahrhundert)  findet  sich  der  Zettel: 
»Thiery  ä  Paris«. 

Thiphanon  s.  Tiphanon 

Thir  (Thier,  Thirr),  Andreas.  —  Preßburg. 
Geb.    in    Preßburg    am  1 1 .   August    1765, 

fnach  1798 

Sein  Vater  war  Anton  Th.,  seine  Mutter  Barbara  geb. 
Denn.  Der  Beruf  des  Vaters  ist  in  der  lateinischen 
Taufmatrikel  abgekürzt  angegeben,  es  steht  bloß: 
»Lau«,  was  sicher  mit  Lautarius  zu  ergänzen  ist^). 
Schon  mit  21  Jahren  heiratete  Andreas  Thir  die  fast 
gleichalterlge  ApoUonia  Michaeli.  Die  Matrikel  enthält 
hierüber  folgenden  Eintrag:  »Sponsus:  Coelebs  An- 
dreas Thier,  Civis,  Instrumentorum  musicorum  Con- 


^)  Im  Taufschein  seines  jüngeren  Sohnes  Anton   II 
wird  er  dagegen  ausdrücklich  als  »fidifex«  bezeichnet. 


fector,  Sponsa:  Apollonia  Michaelia  annorum  21«.  Er 
schrieb  seinen  Namen  mit  schwankender  Orthographie, 
meist  aber  Thirr.  Das  Bürgerrecht  erwarb  er  am 
30.  Dezember  1785.  Er  war  ein  sehr  talentvoller 
Meister,  der  vielleicht  bei  Job.  G.  Leeb  gelernt  hat,  er 
war  jedenfalls  einer  der  besten  Geigenmacher  Ungarns 
seiner  Zeit.  Er  arbeitete  nach  demselben  Amatimodell 
wie  Leeb  und  nahm  die  gleiche  flache  Wölbung,  nur 
machte  er  die  Ecken  nicht  so  übertrieben  klein.  Die 
F-Löcher  sind  sehr  elegant  geschnitten,  und  die 
Schnecke,  wenn  auch  noch  an  die  Preßburger  Schule 
erinnernd,  ist  doch  besser  als  bei  Leeb.  Geigen,  die 
noch  den  Originallack  zeigen,  sind  von  besonderer 
Schönheit  und  jetzt  sehr  schwer  zu  haben.  Eine 
hübsche  Amatikopie  von  ihm  aus  dem  Jahre  1798  be- 
sitzt Gymnasialprofessor  Winkler  in  Wien.  Im  Mathias- 
Dom  in  Ofen  (Budapest)  befinden  sich  Violoncelli, 
Violen  und  Bässe  von  ihm,  alle  aus  dem  Jahre  1790. 
Geigenzettel:  Andreas  Thirr  /  in  Preßburg  1798  (ge- 
schrieben). 

Thir(Dirr),AntonI.  — Preßburg.   1750.   1790 

Er  stammte  aus  Steingaden  in  Bayern  (in  der  Nähe  von 
Füssen)  und  scheint  zuerst  bei  seinen  Verwandten  in 
Wien  gearbeitet  zu  haben.  Um  1750  hat  er  sich  in 
Preßburg  niedergelassen,  erlangte  dort  das  Bürgerrecht 
am  27.  Mai  1757  und  war  mit  Barbara  Denn  (Dähn) 
verheiratet.  Nach  1790  ist  er  in  Preßburg  nicht  mehr 
nachweisbar,  er  dürfte  also  um  diese  Zeit  gestorben 
sein.  Er  ahmte  ein  hochgewölbtes  Stainermodell  nach, 
erinnert  manchmal  in  der  Arbeit  an  Leidolff  und  hatte 
einen  feurig  rotbraunen  Lack;  nur  in  seinen  jungen 
Jahren  lackierte  er  seine  Geigen  fast  schwarz.  Die 
Schnecke  ist  derb,  das  Holz  fast  immer  sehr  schön,  der 
Ton  gut,  so  daß  seine  Arbeiten  mit  Recht  geschätzt 
sind.  Eine  prächtige  Violine  von  i  754  besitzt  die  ehem. 
kais.  Hofkapelle  in  Wien. 

Geigenzettel:  /\ntonius  Thir  Lauten  /  und  Geigen- 
macher /  in  Prespurg  .Anno  1762  (gedruckt). 

Thir,  Anton  II.  —  Preßburg.  Geb.  6.  Oktober 
1767  in  Preßburg,  fnach  1799 

Zweiter  Sohn  von  Anton  1  Th.  Er  scheint  lange  in 
Schönbach  als  Geselle  gearbeitet  zu  haben,  wo  er  sich 
die  dortige  Arbeitsweise  so  angewöhnte,  daß  seine 
Arbeiten  ganz  wie  die  der  gleichzeitigen  Egerländer 
aussehen.  Vielleicht  verarbeitete  er  auch  Schönbacher 
Schachteln.  Da  er  die  Zettel  seines  gleichnamigen, 
ungleich  geschickteren  Vaters  verwendete,  hat  er  dem 
Nachruf  des  Vaters  durch  seine  oft  vorkommenden 
minderwertigen  Arbeiten  sehr  geschadet,  obwohl  die 
Arbeiten  beider  leicht  auseinanderzuhalten  sind. 

Thir  (Thier),  Anton   I.  —  Wien.    Geb.  um 
1765,  f  29.  Dezember  1837 

Sohn  des  Mathias  Th.  Er  scheint  bei  seinem  Vater 
gearbeitet  und  dessen  Geschäft  fortgeführt  zu  haben. 
Am  22.  April  1790  wurde  er  Wiener  Bürger.  Er  schrieb 
seinen  Namen  ThlCr;  die  ältesten  Arbeiten  mit  seinem 
eigenen  Zettel  stammen  aus  den  neunziger  Jahren  des 
18.  Jahrhunderts.  Seine  Geigen  sind  flach  gewölbt, 
nach  einem  hübschen  Stradivarimodell  mit  ziemlich 


512 


Thir  -  Th 


oma 


starken  Rändern  gebaut  und  dunkelweichselbraun 
lackiert.  Die  Arbeit  ist  sehr  sauber,  der  Ton  recht  gut. 
Eine  Gitarre  von  ihm  aus  türkischem  Haselnußholz 
mit  elf  Metallsaiten  vom  Jahre  1795  besitzt  die  Gesell- 
schaft der  Musikfreunde  in  Wien  (Nr.  36). 

Thir  (Tirr),  Anton  II.  — Wien.  Geb.  um  1783, 
t  B.November  1848 

Er  wohnte  im  Jahre  1826  in  der  Stadt  Nr.  897,  war 
beeidigter  Sachverständiger  und  schrieb  seinen  Namen 
zum  Unterschied  von  Anton  1  T.  immer  Tirr.  Seine 
Geigen  gehen  auf  ein  Stradivarimodell  zurück,  erinnern 
an  Geißenhofs  Arbeiten;  die  Wölbung  ist  tadellos,  die 
Schnecke  viel  schöner  als  die  der  anderen  Mitglieder 
der  Familie  Th.  Die  Ränder  sind  seit  1815  zart,  Boden, 
Decke  und  Zargen  auffallend  glatt,  das  Holz  sehr  schön, 
der  Lack  gelbbraun  oder  oft  auch  rot  auf  goldigem 
Grund.  Arbeiten  von  ihm  kommen  ziemlich  selten  vor. 

Geigenzettel:  Antonius  Tirr  /  fecit  Viennae  1815  (ge- 
druckt). 

Thir  (Thier),  Johann  Georg.  —  Wien.    1738. 

fnach  1781 

Er  legte  am  1 .  September  1 738  den  Bürgereid  ab  und 
wohnte  bis  etwa  1776  im  sog.  Wübmer  Viertel, 
dann  heißt  es  im  Steuerbuch  von  ihm:  »der  Thir  ist  in 
der  Stadt  behaust«.  Einer  der  besten  Wiener  Geigen- 
macher. Seine  Geigen  haben  langes  schmales  Patron 
und  hohe  (Stainer-)Wölbung.  Die  F-Löcher  stehen 
enge  (45  mm)  beisammen ;  die  Zargen  sind  32 — 33  mm 
hoch.  Die  Schnecke  ist  groß  und  schön.  Bei  seinen 
Violoncelli  bevorzugt  er  ein  großes  Patron.  Wie  die 
meisten  Wiener  Geigenmacher  beizte  auch  Joh.  G.  Th. 
in  seiner  ersten  Zeit  seine  .'\rbeiten  sehr  dunkel  vor  dem 
Lackieren.  Von  1750 — 1760  an  bevorzugt  er  dagegen 
einen  goldigen  Grund,  den  er  dann  mit  einem  schönen, 
durchsichtigen  Lack  überzog.  Seine  Geigen  sind  jetzt 
sehr  beliebt  und  werden  je  nach  ihrer  Schönheit  und 
ihrem  Lack  (schwarz,  weichselbraun  oder  rot)  sehr  gut 
bezahlt.  Da  er  sehr  fleißig  war,  sind  seine  Arbeiten 
nicht  selten.  Zwei  gute  Geigen  von  ihm  aus  den  Jahren 
1768  und  1773  besitzt  das  Schottenstift  in  Wien.  Im 
Jahre  1 781  wurde  Fr.  Geißenhof  sein  Nachfolger;  dieser 
scheint  die  von  J.  G.  Thir  unvollendet  hinterlassenen 
Geigen  allmählich  fertig  gemacht  und  noch  nachträg- 
lich mit  Thirs  Zettel  versehen  zu  haben,  da  es  noch 
Geigen  mit  Thirs  Namen  und  der  Jahreszahl  1791  gibt 

Geigenzettel:  Abb.  771,  775,  776. 

Thir,  Josef.  —  Wien 

Ein  alter  Mann,  der  1885  in  Wien  als  achtzigjähriger 
Greis  starb,  gab  sich  als  ehemaligen  Geigenmacher  und 
letzten  Nachkommen  der  Familie  Th.  aus.  War  das 
erstere  schon  unwahrscheinlich,  trotz  einiger  Werk- 
zeuge, die  er  aus  Staufers  Nachlaß  besaß,  so  kann  das 
zweite  schon  deshalb  nicht  richtig  sein,  da  er  in  Wirk- 
lichkeit nicht  Thir  oder  Thier  sondern  Jos.  Tühr  hieß. 

Thir  (Thier,  Tihr.  Dier),  Mathias.  —  Wien. 
1770.  1795 

Bruder  von  Joh.  Gg.  Th.,  berühmter  Lauten-  und 
Geigenmacher,    der    im    sog.   Kärntnerviertel  in  der 


Himmelpfortgasse  (im  Bader-Haus)  wohnte  und  am 
17.  März  1770  den  Bürgereid  ablegte.  Er  ist  wohl 
der  bekannteste  von  allen  älteren  Wiener  Geigen- 
machern. Da  seine  Geigen  gut  aussahen  und  gut 
klangen  und  er  trotzdem  nur  4  fl.  für  das  Stück  ver- 
langte, hatte  er  so  großen  Zulauf,  daß  er  oft  ein  Dutzend 
Gesellen  beschäftigen  konnte.  Arbeiten  von  ihm  sind 
daher  auch  heute  noch  überall  in  Osterreich  anzutreffen 
und  selbst  im  Ausland  weit  verbreitet.  Daß  er  seine 
Laufbahn  in  Preßburg  begonnen  hat,  wie  man  annimmt, 
konnte  ich  bisher  nicht  feststellen.  Seine  Geigen  sind 
sauber  nach  der  Form  gearbeitet,  haben  ziemlich  hohe 
Wölbung  und  sehr  guten  Ton ;  auch  sein  brauner  oder 
dunkelrotbrauner  Ollack  ist  recht  gut.  Zwei  Geigen 
von  ihm  aus  den  Jahren  1 774  und  1 796  besitzt  das 
Schottenstift  in  Wien,  eine  Geige  von  1 772  der  Mathias- 
Dom  in  Ofen,  eine  Violine  von  1771  der  Preßburger 
Dom,  eine  Viola  d'amore  von  1 779  die  Gesellschaft  der 
Musikfreunde  in  Wien. 

Geigenzettel:  Abb.  773  und  774. 

Thir,  Thomas.  —  Trevi  (?).   1692 

Wahrscheinlich  ein  Deutscher,  der  sich  in  Trevi  (lat. 
Trebia)  vorübergehend  aufgehalten  oder  niedergelassen 
hat  und  kein  geborener  Trevianer,  wie  er  sich  wohl  nur 
in  mangelhafter  Sprachkenntnis  bezeichnet.  Er  dürfte 
der  Ahnherr  der  Familie  Thir  sein.  Eine  Viola  von  ihm 
befindet  sich  im  Stift  St.  Florian  in  Oberösterreich. 

Geigenzettel:  Thomas  Thir  Trebiano  /  in  Italia  1692 
(gedruckt). 

Thiriot  (Tiriot),  Joseph.  —  Mirecourt.   Geb. 
um  1750,  120.  März  1786 

Er  fertigte  nur  gewöhnliche  Mirecourter  Geigen  nach 
einem  eigenen  breiten  Modell  an,  verwendete  einen 
braunen  Lack  und  den  Brandstempel:  »TIRIOT  / 
A  PARIS«.  Sein  Bruder  Nicolas  Th.  war  Bogenmacher 
und  lebte  noch  1789. 

Thoma,  Jakob.  —  Wien.   1880.   1892 

Er  war  ursprünglich  Uhrmacher.  Als  seine  Tochter 
unter  Prof.  Grün  am  Wiener  Konservatorium  zur 
Violinspielerin  ausgebildet  wurde,  erwachte  auch  sein 
Interesse  für  die  Geige  und  ihren  Bau,  und  er  begann 
schließlich  als  Dilettant  selbst  Geigen  zu  machen.  Mit 
Fleiß  und  Sorgfalt  brachte  er  es  schließlich  darin  so 
weit,  daß  er  die  Anerkennung  einiger  Professoren  fand, 
auf  deren  Gutachten  hin  ihm  auf  sein  Ansuchen  der 
Gewerbeschein  als  Geigenmacher  ausgestellt  wurde. 
Seine  Instrumente  sind  nicht  ungeschickt  gemacht.  Als 
seine  Tochter  nach  Amerika  heiratete,  folgte  er  ihr 
dorthin. 

Geigenmacher:  Jacobus  Thoma  /  fecit  Viennae  anno 
1880  (gedruckt). 

Thomä,  Adolf.  —  Hohendorf  b.  Brambach  i.  S. 
Geb.  28.  März  1872  in  Bärendorf 

Ein  sehr  tüchtiger  Bogenmacher,  Schüler  von  Herm. 
Thomä.  Er  macht  Bogen  riach  allen  Modellen  und 
zeichnet  sich  durch  besondere  Gewissenhaftigkeit  und 
Sorgfalt  in  seiner  Arbeit  aus. 


i 


Thornä    —  Thouvenel 


513 


—  Schönberg  i.  S.    Geb. 


Thornä,  Hermann. 

um  1861 

Geschickter  und  fleißiger  Bogenmacher 

Thomann,  Eduard.  —  Baden  (Schweiz).  Geb. 

1869 

Von  Beruf  Ingenieur,  führte  ihn  seine  Liebe  zur  Musik 
zum  Geigenbau.  Er  kam  in  Beziehung  zu  G.  Fiormi 
in  Zürich,  unter  dessen  Anleitung  er  dann  eine  Anzahl 
Violinen  nach  Stradivari  baute.  Seine  beruflichen 
Kenntnisse  kamen  ihm  dabei  sehr  zustatten,  und  man 
darf  noch  schöne  Arbeiten  von  ihm  erwarten. 
Geigenzettel :  E.  Thomann ,'  Baden  (Schweiz)  (geschr.). 

Thomas.  —  Verviers 

Ein  Alto  in  der  Sammlung  Snoeck  trug  den  Namen 
»Thomas  ä  Verviers«  ohne  Jahreszahl. 

Thomassin.  —  Paris.  Geb.  um  1788.   1852 

Einer  der  besten  Gehilfen  Clements,  der  in  der  Zeit    Thonet,  Gebrüder. 


Thompson,  Robert.  —  London.    1749.    1764 

Seine  Arbeit  ist  gut;  er  arbeitete,  wie  seine  meisten 
Zeitgenossen  in  England,  nach  dem  Stainermodell. 
Um  1764  betrieb  er  sein  Geschäft  mit  einem  seiner 
Söhne  gemeinschaftlich,  wohl  mit  Charles,  der  der 
älteste  gewesen  zu  sein  scheint. 

Geigenzettel :  Made  by  /  Thompson  &  Son  at  the  Bass 
Violin  ,  the  Westend  of  /  St.  Pauls  Church  Yard  / 
London  1 764  (gedruckt).  —  Robert  Thompson  att  the 
Bass  Violin  ,  In  Pauls  AUy  St.  pauls  church  yard  / 
London  1749  (gedruckt). 


Thompson,  Samuel.  —  London.    1775.    1794 

Sohn  von  Robert  Th.  Er  arbeitete  zuerst  mit  Charles  Th . 
und  dann  mit  Peter  Th.  zusammen. 

Thomson,  James.  —  Berwick-on-Tweed.  1 848 

Ein  geschickter  schottischer  Dilettant. 

Wien.   1892 


von  1825 — 1845  auch  eine  Reihe  von  ziemlich  guten 
Geigen  gemacht  hat,  die  er  mit  seinem  eigenen  Namen 
zeichnete. 

Paris.     Geb.    1855   in 


Bekannte  Fabriksfirma,  deren  Möbel  aus  gebogenem 
Holz  viel  verbreitet  sind,  und  die  Versuche  mit  Geigen- 
decken aus  gebogenem  (gepreßtem)  Holz  machte,  die 
sich  jedoch  ebensowenig  bewährten  wie  ähnliche  Ver- 
suche von  Hagspiel  oder  von  Mirecourter  Fabriken. 
Die  Zargen  wurden  samt  Bereifung  und  Klötzen  aus 
einem  Stücke  hergestellt. 


Thomassm,  Louis. 
Mirecourt 

Guter  Bogenmacher,  Schüler  von  Charles  Bazin.  Im 

Jahre  1872  ging  er  nach  Paris  zu  F.  N.  Voirin  und  blieb 

nach  dessen  Tod  noch  fünf  Jahre  lang  bei  der  Witwe    Thorley,  N.  —  Manchester.    1840 

alsGehilfe,  bis  er  sich  1891  auf  dem  Boulevard  Roche-         £;^    braver   Geigenmacher,    dessen    Arbeit   ehrliches 

chouart  selbständig  machte.  Seine  Bogen  tragen  die         Streben  verrät. 

Marke  »L.  Thomassin«. 

Thomastik,  Dr.  Franz.  —  Wien.    1912.    1921    Thorley,   Thomas.   —   Failsworth   bei   Man- 


Ein  Anthrcposoph  und  Erfinder  aus  Holleschau  i.M-, 
dessen  Geigen  in  neuartigem  Toncharakter  eine  ver- 
dreifachte Klangfülle  erreichen  sollen.  Er  veranlaßt 
auch  den  Boden  mitzuschwingen  und  die  im  Körper 
vorhandene  Luftmenge  an  der  Tonerzeugung  maß- 
gebend mitzuwirken.  Auch  will  er  die  harmonische 
Abstimmung  aller  Teile  der  Geige  durchgeführt  wissen. 
Ein  von  ihm  1920  im  Vortragssaal  des  Ost.  Museums  in 
Wien  ausgestelltes  Quartett  hat  tatsächlich  Beifall  ge- 
funden. 

Thompson,  Charles.  —  London.    1775.    1785 

Er  arbeitete  zusammen  mit  seinem  Bruder  Samuel 
Thompson  und  war  vielleicht  der  älteste  und  erst- 
verstorbene Sohn  von  Rob.  Th.  In  der  .'\rbeit  steht  er 
seinem  Vater  nahe. 

Geigenzettel:  Made  and  Sold  by  /  Chas  and  Saml 
Thompson  /  in  St.  Pauls  Church  Yard  (gedruckt). 


ehester.   1890.   1895 

Ein  Enkel  von  N.  Thorley,  der  durch  Selbstunterricht 
zum  Geigenmacher  wurde. 

Thorn,  William.  —  South  Molton.    19.  Jahr- 
hundert 
Er  hat  u.  a.  einige  gutklingende  Violoncelli  gebaut. 

Thorowgood,   Henry.  —  London.     18.  Jahr- 
hundert 

Sandys  &  Forster  kennen  von  ihm  nur  die  Kopie  seines 
gedruckten  Zettels,  und  wo  er  sonst  erwähnt  wird, 
geschieht  dies  lediglich  nach  diesem  Zettel. 
Geigenzettel :  Made  and  Sold  by  ,  Henry  Thorowgood  / 
at  the  Violin  &  Guitar  under  the  /  North  Piazza  of  the 
Royal  Exchange  /  17..  London  (gedruckt). 


Thompson,  E.  A.,  arbeitet  als  Geigenmacher  in    Thouvenel,  Charles.  —  Mirecourt,  Luneville. 


Mmneapolis 
Thompson,  Peter.  —  London.   1794 

Ein  Sohn  von  Robert  Th.,  der  mit  Samuel  Th.  zu- 
sammen arbeitete. 

Geigenzettel:  Samuel  and  Peter  Thompson  /  Instru- 
ment Makers  and  Music  Seilers  /  No  75  St.  Pauls 
Church  Yard  (gedruckt). 

V.  Lütgendorff,  Geigen-   und   Lautenmacher.     Bd.  II 


1786.  1788 

Er  war  zuerst  in  Mirecourt  ansässig  und  eröffnete  am 
21.  Oktober  1788  seine  Werkstatt  in  Luneville. 

Thouvenel,  Henry.  —  Mirecourt.    1850.    1869 

Schüler  von  Colson.  Seine  Violinen  sind  im  Mire- 
courter Stil  nach  dem  Stradivarimodell  gemacht  und 

33 


514 


Thouvenel  —  Thumhart 


meist  hell  lackiert.  Er  verlegte  sich  übrigens  mehr  auf 
die  Herstellung  von  Gitarren  und  Radleiern.  Eine  solche 
besitzt  die  Sammlung  alter  Musikinstrumente  in 
Berlin  (Nr.  1003);  auch  in  der  Sammlung  Hammer 
(Stockholm)  befand  sich  eine  solche. 

Thouvenel  pere.  —  Mirecourt,   Ende  des  18., 

Anfang  des  19.  Jahrhunderts 
Vielleicht  der  Vater  von  Henry  Th.  Eine  Bauernleier 
in     Gitarrenform     mit     geschnitztem     Kopf     besaß 
C.  C.  Snoeck. 

Thouvenin,  Charles.  —  Mirecourt.  1 780.  1 781 
Bisher  nur  von  A.  Jacquot  erwähnt. 

Thürer,  H.  —  Biberach.   1895 

Er  besserte  alte  Geigen  aus  und  trieb  auch  einen  klemen 
Handel  mit  Musikinstrumenten,  hat  aber  schwerlich 
selbst  Geigen  gemacht. 

Thumhardt,  Gottlieb  Alois.  —  Straubing. 
1817.  1830 

Sohn  und  Schüler  von  Stephan  Th.,  dessen  Nachfolger 
er  im  April  1817  wurde.  In  den  Magistratsakten  heißt 
es:  »i/4  1817  erscheinen  Stephan  Dumhardt  und  sem 
Sohn  Alois  D.  und  erklären,  daß  der  Vater  sein  bisher 
exerziertes  Geigen-  und  Saitenmachergewerbe  abtrete 
und  letzterer  dieses  Gewerbe  fortsetzen  zu  dürfen  bitte. 
Das  Anwesen  sei  bereits  dem  Sohne  übergeben  und 
für  Erhaltung  des  Vaters  gesorgt.  Alois  D.  sei  des 
Gewerbes  vollends  kundig  und  nur  deswegen  hierauf 
nicht  gewandert,  weil  er  seinem  Vater  zum  Gewerbe- 
betrieb zu  Hause  immer  unentbehrlich  gewesen  sei.« 
Am  10.  April  1817  erhielt  Alois  Th.  die  Konzession, 
und  in  der  Entschließung  heißt  es,  daß  Alois  Th.  die 
Geigen-  und  Saitenmacherkunst  bei  seinem  Vater  als 
einem  diesfalls  bewährten  Meister  und  Künstler  ordent- 
lich erlernt  und  auch  schon  die  empfehlendsten  Proben 
abgelegt  habe.  Er  scheint  jedoch  schon  1830  gestorben 
zu  sein  und  hinterließ  nur  zwei  Töchter,  die  später 
verarmt  —  die  eine  im  Spitale,  die  andere  in  der 
Deggendorfer  Krcisirrenanstalt  —  gestorben  sind.  Er 
folgte  nach  dem  Vorgange  seines  Vaters  der  Art  Buch- 
städters und  hat  einige  gutklingende  Geigen  gemacht, 
die  aber  recht  mittelmäßig  in  der  Arbeit  und  armselig 
in  ihrem  trüb-braungelben  Lack  aussehen. 
Geigenzettel :  Gottlieb  Alois  Thumhart  /  Guitarre-  und 
Geigenmacher  /  in  Straubing  18  .  .  (gedruckt). 

Thumhart,  Johann.  —  Ingolstadt.   1723 

Wohl  der  Stammvater  der  Familie  und  vielleicht  der 
Vater  von  Johann  Georg  Th.  Er  hatte  ein  längliches 
Modell  von  mittlerer  Wölbung  und  hellbraun-rötlichem 
Lack.  Arbeiten  von  ihm  kommen  selten  vor. 

Thumhardt.Joh. Georg. —Amberg.  1740.  1784 
Den  Münchener  und  Regensburger  Geigenmachern 
nahestehend,  ist  er  einer  der  Tüchtigsten  aus  seiner 
Familie.  Er  verwandte  schönes  Holz  und  braunen  Lack 
und  verstand  sich  gut  auf  den  Ton.  Er  war  viel  be- 
schäftigt, da  seinerzeit  in  Amberg  am  Hofe  die  Musik 
eifrig  gepflegt  wurde. 

Geigenzettel :  lohann  Georg  Thumhart  /  Lauten-  und 
Geigenmacher  /  in  Amberg,  anno  1 784  (gedruckt). 


Thumhart,  (Johann)  Stephan.  —  München. 
1835.  1860 

Aus  Amberg  nach  München  gekommen,  brachte  er  es 
durch  eine  gewisse  Geschicklichkeit  bald  zu  Anerken- 
nung und  wurde  Hofgeigenmacher,  scheint  aber  nur 
wenig  Geigen  gemacht  zu  haben. 
Geigenzettel:  Stephan  Thumhart  /  in  München  18  .  . 
(gedruckt).  —  Stephan  Thumhart  /  Kön.  Hof  u.  bürgerl. 
Geigenmacher  /  in  München  Anno  18  .  .  [in  der  Mitte 
Bayrisches  Wappen]  (gedruckt). 

Thumhardt,  Joh.  Stephan.  — Straubmg.  Geb. 

1749,  t  26.  Dezember  1817 

Nach  dem  Straubinger  Gewerbekataster  machte  er  sich 
dort  im  Jahre  1 769  als  Geigen-  und  Saitenmacher  an- 
sässig, verheiratete  sich  1 773  und  übergab  seine  Werk- 
statt und  sein  Anwesen  seinem  Sohne  Alois  Im  Jahre 
1817.  Er  war  vielleicht  ein  Schüler  von  Buchstädter, 
dessen  Arbeit  er  ziemlich  genau  nachahmte.  Seine 
besseren  Geigen  zeigen  ein  charakteristisches  schmales 
Modell  mit  in  die  Länge  gezogenen  Mittelbügeln  und 
klingen  recht  gut;  sein  braungelber  oder  brauner  Lack 
ist  jedoch  meist  glanzlos  geworden.  Sein  Grabstein 
steht  noch  auf  dem  Straubinger  St. -Peters-Friedhofe, 
und  darauf  liest  man :  »Von  seinen  Mitbürgern  ward  er 
geschätzt  und  in  seinen  Kunstwerken  wird  ihn  die 
Nachwelt  noch  rühmen.  R.  J.  P.«  Als  seine  besten 
Geigen  werden  jene  zwölf  bezeichnet,  die  er  angeblich 
für  einen  reichen  Kenner  und  Sonderling  anfertigte. 
Für  die  erste  erhielt  er  einen  Dukaten,  was  ihm  zu 
wenig  schien,  doch  schwieg  er,  als  er  sofort  den  Auftrag 
bekam,  eine  zweite,  noch  bessere  zu  machen.  Der  Be- 
steller zahlte  dann  zwei  Dukaten  dafür  und  verlangte 
noch  eine  bessere,  für  die  er  drei  Dukaten  und  so  fort 
bis  zu  zwölf  Dukaten  gab.  Wegen  Ihrer  Zwölfzahl 
werden  diese  Geigen  »Apostelgeigen«  genannt,  eine 
davon  (vom  Jahre  1793)  besitzt  heute  noch  Land- 
gerlchtsrat  F.  Ebner  in  Straubing.  Im  gleichen  Besitz 
ist  eine  Viola  von  1782;  eine  solche  von  1809  hat 
Musiker  Schmid  in  Straubing.  Auf  dem  dortigen 
Kirchenchor  zu  St.  Jakob  sind  auch  noch  zwei  Violinen 
von  1814  und  1815,  woselbst  sich  auch  ein  besonders 
schöner  Baß  (1815)  von  Stephan  Th.  befindet.  Für 
seine  Gelgen  wurden  schon  recht  gute  Preise,  für  seine 
Bässe  noch  höhere  bezahlt. 

Geigenzettel:  Stephan  Thumhard  /  Geigenmacher  in 
Straubing  /  1800  (gedruck)  und  Abb.  781. 

Thumhardt.  Josef.  —  Amberg.    1780.    1834 
Sohn  und  Nachfolger  von  Johann  Georg  Th.  Er  ist 
nicht  ganz  so  gut  wie  der  Vater,  besaß  aber  viel  Hand- 
fertigkeit und  bevorzugte  ein  hochgewölbtes  Modell. 

Thumhart,     Joseph.     —     München.      Geb. 

16.  Februar   1846  in   Ingolstadt,  f  24.  Juli 

1888  m  München 

Schüler  seines  Vaters  Xaver  Th.,  der  1847  nach 
München  übersiedelte.  In  den  siebziger  Jahren  über- 
nahm er  selbst  die  alte  Firma  (Xaver  Th.)  und  verlegte 
sich  hauptsächlich  auf  den  Bau  von  Zithern.  Er  wurde 
Hoflieferant  und  erlag  einem  Schlaganfall.  Nach  seinem 
Tode  ging  das  Geschäft  zunächst  auf  die  Witwe  über. 


ThumKärt  —  Tieffenbrucker 


515 


Thumhart,  Xaver  I.  —  Ingolstadt,  München 
Begründete  im  Jahre  1839  sein  Geschäft  in  Ingolstadt 
und  verlegte  es  1847  nach  München.  Er  hat  nur  wenige 
Geigen  gebaut,  dagegen  hatte  er  einen  guten  Ruf  als 
Zither-  und  Gitarrenmacher. 

Geigenzettel:  Xaver  Thumhart  /  Instrumentenmacher 
in  /  Ingolstadt  1842  (geschrieben). 

Thumhart.Xaver  II. —  München.   1888.  1920 

Der  letzte  Instrumentenmacher  der  Familie,  der  das 

alte  1839  begründete  Geschäft  von  Joseph  Th.  1888 

übernahm  und  1901  in  Ignaz  Roider  einen  Nachfolger 

fand. 

Geigenzettel :  Reparirt  /  Xaver  Thumhardt  /  München  / 

Schäfflergasse  No.  16  (gedruckt). 

Tibbets,  Mrs.  Jas    H.  —  Brunswick  (Maine). 

Geb.  1821 

Eine  amerikanische  Dilettantm,  die  mit  unzulänglichen 
Werkzeugen  (Taschenmesser,  Glas  usw.),  nachdem  sie 
fast  78  Jahre  alt  geworden  war,  begann,  einige  Geigen 
zu  machen,  von  denen  in  Amerika  viel  Aufhebens  ge- 
macht wurde. 


-  M 


ire- 


Tiblemont  (Thiblemont),  Charles, 
court.  1724.  1733 

Wenig  bekannter  Mirecourter  Meister. 

Tiblemont,  Mansuy.  —  Mlrecourt.   1 743.  1 774 

Obwohl  er  anfangs  mit  Not  zu  kämpfen  hatte,  arbeitete 
er  sich  allmählich  empor  und  kam  zu  einem  gewissen 
Ansehen,  wobei  es  ihm  vielleicht  dienlich  war,  daß  er 
in  nahen  verwandtschaftlichen  Beziehungen  zu  den 
Familien  Harmand  und  VuiUaume  stand. 

Tiburtius  s.  Centuno 

Tichy,  Johann.  —  Olmütz.  Geb.  zu  Klein- 
Pentschltz    1809,   f   2.  Februar    1871    nach 

13  jähriger  Ehe 

Schüler  von  Franz  Soboll.  Er  ist  der  letzte  Olmützer 
Geigenmacher,  der  selbständig  neue  Geigen  gemacht 
hat.  Er  erfand  eine  große  Bratsche,  die  mit  C-G-D-.A- 
Saiten  bespannt  war,  um  die  Violoncellopartien  mit 
einem  Violinspieler  besetzen  zu  können.  Das  Instru- 
ment war  trotz  seiner  Größe  handlich  und  leicht  spiel- 
bar. Seine  Violinen  sind  von  sehr  schönem  Aussehen 
und  klingen  namentlich  auf  den  A-  und  E-Saiten  hell 
und  edel,  während  D-G  schwächer  und  dumpf  daneben 
klingen.  Sein  Geschäftsnachfolger  war  Peter  Koutny. 
Auch  ein  Wenzel  T.  war  um  1850  in  0.  ansässig. 

Tieffenbrucker,  Caspar.  —  Lyon.    Geb.  1514 
in  »Pruck«,  f   16.  Dezember  (?)   1570  oder 

1571  in  Lyon 

Besser  bekannt  in  der  verwelschten  Form  seines  Na- 
mens als  Gaspard  Duiffoprugcar.  Er  stammte  nach  der 
Angabe   eines   Verzeichnisses   der   Füssener   Bürger- 


aufnahmen ^)  aus  »Pruck«,  worunter  man  wohl  am 
besten  Tiefenbruck  bei  Roßhaupten  versteht.  Er  er- 
langte durch  die  Verheiratung  mit  einer  Bürgerstochter 
am  22.  April  1544  das  Bürgerrecht  in  Füssen.  In  seinen 
Wanderjahren  mag  er  schon  weit  umhergekommen 
sein,  da  wurde  es  ihm  in  der  Heimat  zu  eng  und  er  zog 
wieder  hinaus  in  die  Fremde  und  kehrte  nach  Lyon 
zurück,  wo  er  schon  im  Jahre  1 533  nachweisbar  ist.  Ob 
er  seine  junge  Frau  mit  genommen  hat,  oder  ob  ihr  Tod 
den  Anlaß  zu  seiner  Auswanderung  gab,  läßt  sich  nicht 
feststellen.  Daß  er  zuerst  in  Bologna  ansässig  war,  wird 
zwar  mehrfach  behauptet,  beruht  aber  jedenfalls  auf 
einer  Verwechslung  mit  Wendelin  T.  —  Urkundlich 
nachweisbar  ist  er  später  nur  in  Lyon,  und  gleich  auf 
dem  ältesten  Schriftstück  vom  23.  November  1553,  in 
dem  er  vorkommt,  wird  er  als  Deutscher  bezeichnet. 
Seinen  Namen  schreibt  er  da:  »Duiffobrocard«;  eine 
andere  Urkunde  (vom  4.  November  1 555)  unter- 
zeichnet er  »Gaspard  Duiffoprougar«.  Von  seinem 
Leben  ist  wenig  bekannt.  Seine  Heimat  und  das  Ge- 
burtsjahr 1514  erfährt  man  aus  einem  Dekret  Hein- 
richs II.  vom  Januar  1558,  durch  welches  Caspar  zum 
französischen  Bürger  aufgenommen  wird.  Das  Geburts- 
jahr bestätigt  auch  Pierre  Woeriots  Porträt  des  Meisters, 
das  ihn  im  Alter  von  48  Jahren  zeigt.  Das  wenige,  was 
über  ihn  festzustellen  war,  verdankt  man  dem  treff- 
lichen Dr.  Henry  Coutagne  (f  1896),  der  in  seiner  inter- 
essanten Schrift  (Paris  1893)  die  Ergebnisse  seiner 
Forschungen  mitteilt  und  dadurch  alle  früher  von 
J.  B.  B.  Roquefort-Flamericourt,  Fetis  u.  a.  aufge- 
stellten Behauptungen  zu  Fall  brachte.  Auf  welchem 
Umweg  Caspar  Tieffenbrucker  nach  Lyon  gekommen 
ist,  ließ  sich  bisher  noch  nicht  ermitteln.  Im  Jahre  1533 
wohnte  er  dort  in  der  Nähe  der  Franziskanerkirche.  Er 
scheint  sehr  fleißig  und  sparsam  gewesen  zu  sein  und 
kam  zu  einigem  Vermögen,  so  daß  er  im  Jahre  1556 
einen  Weinberg  »a  la  cöte  Saint  Sebastian«  kaufen 
konnte,  auf  dem  er  sich  ein  Wohnhaus  mit  Hof  und 
Garten  erbaute.  Acht  Jahre  lebte  er  da  mit  den  Seinen 
in  Ruhe  und  Frieden,  da  wurde  aber  die  Errichtung 
einer  Zitadelle  beschlossen,  und  da  nach  ihrer  Voll- 
endung Tieffenbruckers  Haus  im  Festungsgraben  lag, 
verfiel  es  der  Expropriation.  Der  Wert  des  Besitztums 
wurde  auf  9245  Lires  14  Sols  und  4  Deniers  festgesetzt, 
und  Tieffenbrucker  mußte  ausziehen.  Vergeblich 
hoffte  er,  die  versprochene  Entschädigungssumme  zu 
erhalten;  er  geriet  in  Not  und  starb  schließlich  in 
bitterster  Armut  und  hint-erließ  seine  Frau  Barbe; 
geb  Homeau,  und  seine  Kinder  in  größtem  Elend. 
Auch  die  Witwe  konnte  die  Auszahlung  des  Geldes  für 
ihr  Haus  nicht  durchsetzen  und  mußte  schließlich  froh 
sein,  wenigstens  eine  lebenslängliche,  kleine  Rente  zu 
erhalten.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß  C.  Tieffen- 
brucker ein  sehr  angesehener  Meister  war.  Die  ihm 
mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  zugeschriebenen  Ar- 
beiten zeichnen  sich  vornehmlich  durch  ihre  reiche  Ver- 
zierung aus,  und  es  ist  nicht  gut  einzusehen,  warum 
man  gerade  ihn  zum  Erfinder  der  heutigen  Violine 
»machen«  wollte.  Man  kann  nur  annehmen,  daß  er 
verschiedene  Lyren  gemacht  hat,  und  die  Ähnlichkeit 
der  Lyra  mit  der  Violine  hat  dazu  geführt,  die  Mei- 


^)  Handschrift  in  der  fürstl.  Öttingenschen  Bibliothek 
in  Maihingen.  Sign.  I.  3.  Fol.  12. 

33* 


516 


Tiefenbrucker,  JacKomo  —  Tieffenbrucker,  Magnus 


nung  aufkommen  zu  lassen,  er  habe  auch  die  ersten 
Violinen  hergestellt.  Man  kennt  auch  tatsächlich  sechs 
Violinen,  die  als  seine  Arbeit  galten,  aber  alle  sechs 
haben  sich  als  Fälschungen  neueren  Datums  erwiesen 
und  sind  wahrscheinlich  in  ihrer  Art  geniale  Mach- 
werke, z.  B.  Vuillaumes^).  Als  Fälschungen  erweisen 
sie  sich  auch  durch  ihre  Zettel  mit  Jahreszahlen,  die 
lange  vor  der  Geburt  Caspars  liegen  oder  Bologna  als 
Wohnsitz  angeben.  In  Italien  hat  Caspar  schwerlich  ge- 
arbeitet; mehr  Wahrscheinlichkeit  hat  die  Vermutung 
Jacquots,  daß  er  sich  um  1560  am  Hofe  des  Herzogs 
Carl  III.  von  Lothringen  in  Nancy  aufgehalten  habe. 
Es  wird  sogar  behauptet,  daß  Caspar  T.  ursprünglich 
Mosaikarbeiter  gewesen  sei;  ob  dies  der  Fall  ist,  fällt 
nicht  ins  Gewicht;  die  übrigen  Erzählungen  aber,  die 
davon  berichten,  daß  er  für  König  Franz  I.  gearbeitet 
habe  usw.,  erweisen  sich  schon  durch  das  Geburtsdatum 
Tieffenbruckers  als  falsch.  Den  Geburtsort  liest  Cou- 
tagne  in  der  Bürgerrechtsurkunde  »Fressm  ville  imperi- 
ale enAllemagne«  und  meint,  damit  könne  nur  Freising 
bei  München  gemeint  sein.  Offenbar  liegt  hier  ein  Lese- 
fehler vor,  in  der  Urkunde  muß  Fuessin  stehen.  In 
Füssen  war  die  Familie  Tieffenbrucker  von  alters  her 
ansässig,  und  noch  heute  leben  mehrere  Tief  fenbrugger 
in  der  Füssener  Gegend.  Bemerkenswert  ist  auch,  daß 
der  gleichzeitig  in  Lyon  ansässige  Johann  Helmer 
ebenfalls  einer  Füssener  Familie  angehört  haben  dürfte. 
Sichere  Arbeiten  von  ihm  sind  kaum  bekannt,  wenig- 
stens haben  sich  bisher  die  meisten  seinen  Zettel 
tragenden  Instrumente  als  Fälschungen,  oder  als 
Werke  anderer  Meister  erwiesen.  Echt  ist  vielleicht 
eine  Viola  da  Gamba  von  1550  in  der  Sammlung 
Donaldson.  Ein  reich  eingelegtes  Instrument  mit 
seinem  Namen  befindet  sich  in  der  Sammlung  des 
Abtes  Sales  Bauer  in  Rein  (Steiermark)  usw. 

Geigenzettel :  Gaspard  Duiffopruggar  a  la  coste  Saint 
Sebastien  ä  Lyon  (?)  (gedruckt)  und  Abb.  793. 

Tiefenbrucker,  Jachomo.  —  Mailand.   1  S.Jahr- 
hundert 

In  der  ehemaligen  Sammlung  Artigoni  in  Mailand  soll 
ein  »Arciliuto*  diesen  Namen  getragen  haben. 

Tieffenbrucker    (Duiffoprucart),    Johann.    — 

Lyon.   1585 

Es  ist  Coutagne  gelungen,  einen  Sohn  Gaspards  nach- 
zuweisen, der  ausdrücklich  als  »falseur  de  luth«  be- 
zeichnet wird,  also  das  väterliche  Geschäft  fortgesetzt 
hat.  Günstigen  Falles  sind  manche  Instrumente,  die 
heute  dem  Gaspard  zugeschrieben  werden,  von  dem 
Sohne  gebaut,  der  möglicherweise  auch  die  Zettel 
seines  Vaters  verwendet  hat. 

Tieffenbrucker,   Leonhard   (Leonardo)    l.  — 

Padua(?).   16.  Jahrhundert 

Ein  Geigenmacher,  von  dem  nur  der  Name  bekannt  ist ; 
E.  G.  Baron  rühmt  ihn  (1727)  wegen  seiner  gar  feinen 
Arbeit,  und  sein  Sohn  Wendelin  nennt  ihn  auf  seinen 
Zetteln.  Man   hat  diesen   Leonardo  für  einen  Sohn 


Caspars  halten  wollen,  und  solange  Caspar  in  die  Zeit 
von  1480 — 1539  gesetzt  wurde,  wäre  dies  auch  glaub- 
würdig gewesen.  Nun  ist  aber  Caspar  erst  1514  ge- 
boren, und  Wendelin  war  ein  jüngerer  Zeitgenosse 
Caspars.  Ich  möchte  daher  eher  annehmen,  daß 
Leonardo  sowohl  der  Vater  Caspars  als  auch  Wendelins 
gewesen  sei,  der  mit  seinen  Söhnen  aus  Füssen  nach 
Italien  eingewandert  ist.  Caspar  verwelschte  erst  in 
Frankreich  die  Schreibweise  seines  Familiennamens ; 
Leonardo  und  Wendehn  behielten  die  heimische  Ortho- 
graphie bei. 

Tieffenbrucker,  Leonhard  IL — Venedig.  1590 

Vermutlich  ein  Sohn  von  Wendelin  T.  Er  ist  bisher  nur 
durch  die  Stelle  bei  Baron,  wo  er  Härtung  als  den 
Schüler  des  »gantz  jüngeren  Leonhard  T.*  welcher  auch 
»gar  feine  Arbeit  gemacht«,  bezeichnet,  bekannt.  Er 
könnte  also  der  Enkel  des  »älteren«  Leonhard  gewesen 
sein. 


Tieffenbrucker,  Magnus. 
1621  (?) 


Venedig.     1557. 


Vielleicht  ein  näherer  Verwandter  Caspar  T.s,  da  er 
allein  unter  den  Mitgliedern  seiner  Familie  seinen 
Namen  in  ähnlich  verwelschter  Form  schrieb  (»Dieffo- 
pruchar«,  »Dieffoprughar«usw.).  Die  weit  auseinander- 
liegenden Jahreszahlen  können  die  Vermutung  auf- 
kommen lassen,  daß  man  es  mit  zwei  gleichnamigen 
Meistern,  vielleicht  Vater  und  Sohn,  zu  tun  hat,  wenn 
die  letzten  Ziffern  sich  als  einwandfrei  erweisen  sollten. 
Zuerst  finde  ich  ihn  in  einer  in  Modena  aufbewahrten 
Urkunde  vom  7.  April  1557  als  »Magnifico  Mastro 
Magno,  leutaro«,  also  ebenso  auszeichnend  wie  seinen 
Vorgänger  Siglsmund  Maler,  erwähnt.  Er  kann  damals 
nicht  mehr  ganz  jung  gewesen  sein;  denn  in  dem  1566 
angefertigten  Verzeichnis  der  Raymund  Fuggerschen 
Kunstkammer  werden  seine  Arbeiten  ausdrücklich 
schon  als  »alte«  bezeichnet^).  Er  muß  auch  ein  sehr 
hohes  Alter  erreicht  haben  —  oder  es  gab  zwei  gleich- 
namige Meister  in  Venedig  — ,  denn  in  einer  Mandola, 
die  die  staatl.  Sammlung  in  Berlin  besitzt,  liest  man  aie 
Jahreszahl  1621.  Er  stand  in  hohem  Ansehen  und  war 
ein  vorzüglicher  Lautenmacher,  von  dem  auch  heute 
noch  treffliche  Arbeiten  in  verschiedenen  Sammlungen 
zu  finden  sind.  Eine  Laute  von  1560  bewahrt  das 
Schlesische  Museum  für  Kunstgewerbe  und  Altertümer 
in  Breslau,  eine  Mandola  von  1607  die  Sammlung  des 
Fürsten  Lobkowitz  auf  Schloß  Raudnitz,  eine  große 
Laute  von  1608  das  Donaldson-Museum  (Royal  College 
of  Music)  in  London,  eine  Laute  von  1609  (rep.  von 
Andr.  Jauck  in  Dresden  1 746)  der  Landschaftsmaler 
Fr.  Wildhagen  in  Haiensee,  eine  Theorbe  das  Museum 
Modena,  eine  Archilaute  von  1610  das  Muslkhistonsche 
Museum  W.  Heyer  in  Köln  und  eine  gleiche  aus  dem- 


^)  Vuillaume  machte  schon  1827  nach  einer  Gamba  von 
Caspar  eine  derartige  Violine. 


^)  Eine  alte  Lauten  vom  Meister  Mang.  Dieffen- 
prugger.  Nr.  72.  Eine  alte  rothe  Lauten  von  Mang. 
Dief  fenprugger.  (Auch  hier  mache  ich  darauf  aufmerksam, 
daß  die  Form  Mangnus  für  Magnus  eigentlich  nur  in 
Füssen  vorkommt.)  Nr.  75.  Eine  Lauten  von  Ebano  von 
M.  Dieffenprugger.  Vgl.  Stockbauer,  Die  Kunstbe- 
strebungen usw.  unter  Albert  V.  und  Wilhelm  V.  Wien 
1874. 


i 


Tiefenbrucker  —  Tiefenbrunner 


517 


selben  Jahre  Berlin  aus  der  Sammlung  Snoeck.  Auf  der 
Brust  der  Mandola  von  1607  findet  sich  das  neben- 
stehende   Meisterzeichen:  MIH  das  nicht  ganz  zu 

deuten  möglich  ist.  EineTheorbe  mit  7  doppelten  und 
4einzelnen  Saiten  von  1 584  (repariert  1741  vonJoh.Chr. 
Hoffmann  in  Leipzig)  besitzt  C.  Claudius  in  Kopen- 
hagen. .Abt  Sales  Bauer  in  Rein  (Steiermark)  besitzt  eine 
vom  Jahre  1606  datierte  Arbeit  von  ihm ;  ein  21  späniger 
Chitarrone  mit  drei  Dachstemen  und  doppeltem 
Kragen  findet  sich  in  der  Wiener  Sammlung  alter 
Musikinstrumente. 

Tiefenbrucker,  Moises.  —  Venedig.    18.  Jahr- 
hundert 

Das  Museum  des  Pariser  Konservatoriums  besitzt  eine 
Chitarra  von  diesem  sonst  nicht  bekannten  Mitgliede 
der  Familie.  Der  Krieg  machte  es  mir  unmöglich,  mich 
zu  überzeugen,  ob  der  Vorname  richtig  gelesen  ist,  denn 
ich  vermute,  daß  statt  Moises  »Magnus«  zu  lesen  sein 
wird. 

Tiefenbrucker,  Ulrich  (Uldrich).  —  Venedig, 

Bologna  (?).  1521 

Das  Selhofsche  .Auktionsverzeichnis  führt  eine  Elfen- 
beinlaute mit  13  Saiten  von  »Ulrich  Dieffenprugkher 
in  Venezia«  auf.  Nach  W.  J.  v.  Wasielewski,  der  als 
Uldrich  Tiefenbruckers  Wohnsitz  Bologna  angibt,  be- 
sitzt die  Familie  Heimsoeth  in  Bonn  eine  Laute  von 
Uldrich  T.,  deren  Wölbung  des  Resonanzkastens  aus 
Elfenbeinspänen  gebildet  ist. 

Tieffenbrucker,  Wendelin.  —  Padua.    1572. 
1611 

Wenn  die  Deutung  seines  Zettels  richtig  ist,  ein  Sohn 
des  Leonardo  T.  Er  nennt  sich  darauf  »Vendelinus« 
oder  häufiger  Wendelino  Venere  de  Leonardo  usw. 
»Venere«  dürfte  identisch  sein  mit  »Genere".  Häufig 
verwendete  er  nur  die  obere  Hälfte  seines  Zettels,  so 
daß  nur  »Wendelio  Venere«  mit  Ort  und  Jahreszahl 
blieb,  was  dazu  führte,  daß  seit  Baron  ein  Lauten- 
macher »W.  Venere  in  Padua«  als  besonderer  Meister 
aufgeführt  wird.  Auf  den  halbierten  Zetteln  kann  man 
öfters  noch  aus  den  Buchstabenresten  der  abgetrennten 
zweiten  Zeile  diese  selbst  rekonstruieren,  so  in  einer 
Laute  des  Kaiserl.  Hofmuseums  in  Wien.  Die  Gründe 
für  diese  Art  der  Zettelbenutzung  lassen  sich  heute 
freilich  nicht  mehr  erkennen;  aber  seit  etwa  1595 
scheint  er  mit  Vorliebe  die  halben  Zettel  eingeklebt  zu 
haben.  Außerdem  verwendete  er  auch  gerne  eine  Brand- 
marke, die  sich  am  Halsrande  zu  finden  pflegt  und  aus 
einem  Anker  mit  den  Buchstaben  V  und  T  oder  W  E  be- 
steht. Von  ihm  und  Magnus  T.  sagt  Baron  in  seiner 
Untersuchung  des  Instruments  der  Lauten :  »Magnus 
und  Vendelino  Tieffenbrucher  und  Vendelino  Venere, 
welche  sehr  berühmt  und  alt,  haben  an  ihrer  Arbeit 
viele  Proportion  proprete  bewiesen,  und  nach  der 
neuesten  und  am  meisten  aestimirten  Art,  nemhch 
länglicht  oder  etwas  flach  gearbeitet.  Was  die  Tieffen- 
bruckerische  .Arbeit  anlanget,  so  schätzt  man  sie  weit 
höher  als  die  Füssner  und  sind  selten  zu  bekommen. 
Diese  jetzt  angeführte  Meister  haben  meistentheils  in 
Venedig    zwischen  Anno   15    und    1600    gelebt.«  — 


Arbeiten  von  Wendelin  T.  finden  sich  noch  oft  in  Samm- 
lungen, so  eine  Laute  von  1572  in  der  Sammlung 
Snoeck  G^tzt  in  Berlin),  eine  von  1 578  im  Städtischen 
Museum  zu  Braunschweig,  eine  von  1582  und  ein 
Lyrone  im  ehemaligen  Museum  Modena  in  Wien,  eine 
Laute  von  1587  in  der  Sammlung  der  Gesellschaft 
der  Musikfreunde  in  Wien,  eine  von  1592  im  Museum 
zu  Darmstadt,  eine  Laute  mit  umgeschlagenem 
Kragen  in  W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum 
in  Köln,  eine  von  Seb.  Schelle  zur  Theorbe  umge- 
arbeitete Archilaute  mit  drei  schönen,  kleeblattartig 
angeordneten  Dachsternen  (Rosetten)  in  der  Wartburg 
(Gesamtlänge  143  cm,  Korpus  65  cm  lang,  38  cm 
breit);  eine  von  Jos.  J.  Edlinger  und  G.  .A.  G.  Otto 
reparierte  Laute  mit  14  Wirbeln  besitzt  Prof.  Streicher 
in  Köthen ;  auch  Th.  Körners  Laute  (jetzt  im  Körner- 
Museum  in  Dresden)  ist  eine  Arbeit  Wendelins.  Ein 
Violoncello !  mit  seinem  Namen  besitzt  Rat  Friedrich  in 
Posen.  Die  Wiener  Sammlung  alter  Musikinstrumente 
besitzt  von  ihm  zwei  Diskantlauten,  eine  elf  spänige 
Oktavlaute,  eine  theorbierte  Laute  von  1595,  eine 
paduanische  Theorbe  von  1611,  sowie  eine  (vielleicht 
von  ihm  erfundene)  42  saitige  Harfenzister  und  eine 
eigenartige  Lira  da  Gamba. 

Geigenzettel:  In  Padua  Vendelinus  Tieffenbrucker 
(gedruckt).  —  In  Padoua  /  Vvendelio  Venere  /  de 
Leonardo  Tiefembrucker  1582  (gedruckt).  —  1595  / 
In  Padova  Vvendelio  Venere  (gedruckt)  (die  untere 
Hälfte  des  Zettels  abgetrennt)  und  Abb.  769. 

Tiefenbrunner,    Adolf.    —    München.     Geb. 
5.  Mai  1865  in  München,  f  14.  Februar  1900 

Sohn  zweiter  Ehe  von  Georg  T.  Nachdem  er  das 
Gymnasium  (»Holland.  Inst.«)  absolviert  und  bereits  die 
Universität  besucht  hatte,  wurde  er  von  seiner  Vorliebe 
für  das  Instrumentenmachen  und  durch  Geschäfts- 
interesse veranlaßt,  am  23.  April  1891  das  väterliche 
Geschäft  zu  übernehmen.  Da  ihn  der  Vater  stets  im 
Instrumentenmachen  unterwiesen  hatte,  brachte  er  die 
besten  Vorkenntnisse  mit.  Auch  er  verlegte  sich  fast 
ausschließlich  auf  die  Zitherfabrikation,  wie  er  auch 
ein  trefflicher  Zitherspieler  war.  Er  besaß  viele  Aus- 
stellungspreise und  erlag  den  Folgen  der  Influenza. 
Seine  Witwe  setzte  das  Geschäft  fort:  der  jetzige  In- 
haber der  Firma  ist  der  Instrumentenmacher  Heinz 
Raab. 

Tiefenbrunner,    Balthasar.     —    Mittenwald. 

1825.  1855 

In  bezug  auf  handwerksmäßige  Geschicklichkeit  ist  er 
seinen  Mittenwalder  Zeitgenossen  ebenbürtig,  hat  aber 
ebensowenig  wie  diese  hervorstechende  persönliche 
Eigenschaften.  Seine  besten  Arbeiten  fallen  in  die 
Jahre  1830—1850. 

Tiefenbrunner,   Georg.   —   München.     Geb. 

1812  in  Mittenwald,  f  10.  Oktober  1880  in 

München 

Schüler  von  Kriner  in  Landshut.  Mit  einem  Taler  in 
der  Tasche  kam  er  zu  Fuß  nach  München  und  ward 
Gehilfe  bei  Engleder,  bei  dem  er  seine  Ausbildung  als 
Geigenmacher  vollendete,  worauf  er  in  Augsburg  die 


518 


Tiefenbrunner  —  Tielkc 


Meisterprüfung  ablegte.  Er  heiratete  die  Tochter  des 
Zithermachers  Krenn,  dessen  Geschäft  in  der  Send- 
hngergasse  er  1842  übernahm.  Dadurch  wurde  er  ver- 
anlaßt, sich  mehr  und  mehr  dem  Zitherbau  zuzu- 
wenden, und  es  gelang  ihm,  aus  dem  damals  noch  recht 
armseligen  Volksinstrument  ein  höheren  musikalischen 
Ansprüchen  genügendes  Tonwerkzeug  zu  schaffen,  so 
daß  ihn  der  Komponist  Franz  d.  P.  Ott  geradezu  den 
Vater  der  heutigen  Zither  nennt.  Dazwischen  machte 
er  jedoch  vereinzelt  auch  Geigen  und  war  seiner  sorg- 
fältigen Ausbesserungen  wegen  recht  beliebt.  Er 
brachte  sein  Geschäft  in  Blüte  und  wurde  zum  Hof- 
instrumentenmacher  ernannt,  zog  sich  aber  schon  1875 
vom  Geschäft  zurück,  das  seine  Frau  bis  1881  weiter- 
führte und  dann  ihrem  Sohne  Adolf  übergab. 
Geigen  Zettel :  Reparirt  /  Georg  Tiefenbrunner  /  in 
München  1 856  (gedruckt).  —  Georg  Tiefenbrunner.  / 
Saiten-Instrumentenmacher  in  München  1847  (ge- 
druckt). 

Tiefenbrunner,  Georg.  —  Mittenwald.    Geb. 

1854  in  München 

Sohn  (I.Ehe)  und  Schüler  von  Gg.  Tiefenbrunner. 
Er  machte  sich  1876  in  München  selbständig  und  ver- 
legte sein  Geschäft  1880  nach  Mittenwald,  wo  er  seit- 
dem ausschließlich  die  Fabrikation  von  Zithern  und 
eine  Saitenspinnerei  betreibt.  Er  besitzt  mehrere  Me- 
daillen und  ist  nassauischer  Hoflieferant. 

Tiefenbrunner,  Georg  Ferdinand.  —  Mitten- 
wald. Geb.  19.  Oktober  1757.  1780 

Sohn  und  wahrscheinlich  auch  Schüler  von  Joh.  Casp. 
T.,  mit  dem  und  für  den  er  fast  ausschließlich  ge- 
arbeitet haben  soll. 

Tiefenbrunner,   Johann    Caspar.   —   Mitten- 
wald. 1750.  1769 

Der  beste  Geigenmacher  aus  seiner  Familie.  Seine 
Arbeit  ist  recht  gut ;  er  hat  hauptsächlich  Violinen  und 
Violen  gemacht,  doch  soll  es  auch  einzelne  Bässe  mit 
seinem  Zettel  geben.  Er  schrieb  seinen  Namen  häufig 
mit  ff. 

Geigenzettel ;  Johann  Caspar  Tieffenbrunner,  Lauten- 
und  Gei-  /  genmacher  von  Mittenwald  an  der  Jser  1 768 
(geschrieben). 

Tiefenbrunner,  Korbinian.  —  Altötting.  Geb. 
U.Dezember  1836  in  Mittenwald,   f  ? 

Mitte  der  sechziger  Jahre  ließ  er  sich  in  Altötting 
nieder  und  hat  dort  hauptsächlich  Zithern,  aber  nur 
wenige  Geigen  gemacht.  Da  er  keine  ausreichende  Be- 
schäftigung fand,  kehrte  er  in  seinen  Geburtsort  zurück 
und  arbeitete  meist  für  die  dortigen  großen  Händler. 
Geigenzettel :  Korbinian  Tiefenbrunner  /  aus  Mitten- 
wald /  Saiteninstrumentenmachcr  /  in  /  Altötting  Rep. 
1866  (gedruckt). 

Tiefenbrunner,  Martin.  — Mittenwald.   Geb. 

I     1687.  1720 

Angeblich  Sohn  des  Joachim  T.  (dessen  Beruf  nicht 
feststeht).    Sein    Taufpate    war    (6.  November    1 687) 


Math.  Klotz,  und  er  dürfte  auch  dessen  Schüler  ge- 
wesen sein.  Eine  ihm  zugeschriebene  Viola  war  recht 
gut,  doch  fehlte  ihr  die  alte  Schnecke,  und  da  sie  auch 
neu  lackiert  war,  kann  sie  zur  Beurteilung  nicht  gut 
herangezogen  werden.  Dagegen  besitzt  Gymnasial- 
direktor Dr.  Schmitt  in  Neumünster  eine  Viola  von 
ihm,  gutes  Klotzmodell,  mit  dem  Zettel:  Martin 
Dieffenbrunner  /  Mittenwaldt  aö  17  .  .  (gedruckt). 
Martin  T.  darf  als  der  erste  Geigenmacher  der  Familie 
gelten. 

Tiefenbrunner,  Matthias.  —  Mittenwald.  1832 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  einen  schönen 
gelben  Lack  verwendete.  Da  er  hauptsächlich  für  die 
Verleger  arbeitete,  schrieb  er  seinen  Namen,  Wohnort, 
Tag  und  Jahr  gewöhnlich  nur  mit  Bleistift  auf  den 
Boden  und  die  Decke. 

Tiefenbrunner,    Sebastian.     —    Mittenwald. 

1808.  1830 

Ein  geschickter  Geigenmacher,  der  aber  nur  wenig 
hervorgetreten  ist. 

Tiefenbrunner,  Simon.  —  Mittenwald.   Geb. 
um  1810,  t  26.  Dezember  1883  1 

Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  der  zwar  im  Sommer 
hauptsächlich  als  Landwirt  tätig  war,  im  Winter  aber 
um  so  fleißiger  Geigen  machte,  wobei  er  das  Stainer- 
modell  am  liebsten  zum  Vorbild  nahm. 

Tielke   (Thielke),  Gottfried.   —   Königsberg. 
1653.  1671 

Eine  Geige  von  ihm  führt  schon  der  .Auktionskatalog 
der  Selhofschen  Sammlung  auf.  In  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln  befindet  sich  ein  sehr 
großer  fünfsaitiger  Violone,  ein  Frachtinstrument  im 
Geschmack  Magginis  mit  der  etwas  unklaren  Inschrift 
auf  der  Rückseite :  Santo  Maggini  Brescia  !  •  /  Gott- 
fried Thielke  :  •  /  Me  fecit.  .^nno  1662  :  ■  Hat  Tielke 
den  Vjolone  bei  Santo  Maggini  gemacht?  Das  anzu- 
nehmen läge  am  nächsten.  Oder  soll  die  Inschrift  an- 
deuten, daß  der  Kontrabaß  nach  einem  Vorbilde  von 
Maggini  gebaut  ist?  Gottfr.  T.  dürfte  ein  Bruder  oder 
der  Vater  Johanns  gewesen  sein.  Für  die  Verwandt- 
schaft mit  Joachim  spricht  auch  der  Umstand,  daß 
Joachims  ältester  Sohn  (geb.  1668)  gleichfalls  Gottfried 
getauft  wurde. 

Geigenzettel:  Gotfrid  Tielke/  In  Königsberg  1671  (ge- 
schrieben). 

Tielke,  Joachim.  —  Hamburg.   Geb.  14.  Okt. 
1641,  t  19.  Sept.  1719  in  Hamburg 

Einer  der  berühmtesten  deutschen  Lauten-  und 
Geigenmacher  seiner  Zeit,  der  namentlich  in  der  künst- 
lerischen Ausschmückung  das  Höchste  leistete,  was 
überhaupt  je  geleistet  worden  ist.  Er  war  der  Sohn  von 
Johann  T.,  mit  dem  er  schon  in  jungen  Jahren  nach 
Hamburg  eingewandert  war.  Er  entstammte  zweifellos 
einer  alten  Lautenmacherfamilie,  deren  Heimat  sich 
noch  nicht  feststellen  ließ.  Der  Name  ist  von  ausge- 
sprochen norddeutschem  Klang,  also  dürfte  der" 
Stammsitz  der  Familie  Tielke  viel  eher  in  Königsberg 


Ticlkc.  Johann  -  -  Ticikc,  Willicln. 


519 


als  in  München  zu  suchen  sein.  Auf  seinen  Wander- 
fahrten scheint  Joachim  T.  auch  nach  Itahen  ge- 
kommen zu  sein,  wofür  sowohl  seine  Arbeit  als  auch 
der  Umstand  spricht,  daß  sich  in  der  Sammlung 
Hammer  in  Stockholm  eine  reich  eingelegte  Laute  von 
glockenförmigem  Umriß  mit  der  Inschrift:  »Joachim 
Tielke  in  Fiorenza  fecit«^)  befand.  Im  Jahre  1669,  am 
9.  Juli,  erwarb  er  das  Bürgerrecht,  wobei  er  die  Gebühr 
für  solche,  die  keine  Bürgerssöhne  waren,  bezahlte.  Im 
selben  Jahre,  am  7.  September,  heiratete  er  Katharina 
Fleischer  (geb.  10.  April  1646,  f  7.  Dezember  1724), 
die  wohl  auch  einer  Lautenmacherfamilie  entstammte. 
Joachim  Tielke  kam  zu  großem  Ansehen  und  übte  seine 
Kunst  als  Freimeister  aus,  da  die  Lautenmacher  in 
Hamburg  keiner  Zunft  zugeteilt  waren.  Er  wurde  von 
nah  und  fern  mit  Aufträgen  überhäuft,  arbeitete  für 
Fürstenhöfe  und  wurde  von  den  bedeutendsten 
Künstlern  aufgesucht.  Baron,  der  ihn  noch  selbst  ge- 
kannt haben  könnte,  schreibt  in  seiner  »Untersuchung 
des  Instruments  der  Lauten«:  »Unter  denen  neuen 
Meistern,  welche  in  Teutschland  viel  Renommee  er- 
worben, ist  besonders  Herr  Joachim  Tielke,  welcher  im 
Hamburg  gelebet,  zu  remarquiren.  Man  hat  Lauten 
von  ihm  gesehen,  da  das  Corpus  von  lauter  Elfenbein 
und  Ebenholtz  verfertiget,  der  Hals  aber  sehr  künstlich 
mit  allerlei  Gold,  Silber  und  Perlen-Mutter  ausgelegt 
gewesen.  In  der  Holtz-Arbeit  ist  er  auch  glücklich  ge- 
wesen, und  klingen  seine  Instrumente  nicht  gar  be- 
sonders stark,  doch  ganz  delicat  und  angenehm. <<  Die 
reiche  Einlage  mag  den  Ton  manchmal  abgeschwächt 
haben,  im  übrigen  aber  hat  er  sicher  treffliche  Kennt- 
nisse der  Gesetze  der  Akustik  besessen.  In  den  Um- 
rissen wich  er  von  den  Cremonesern  ab,  in  der  Schön- 
heit der  .Arbeit  ist  er  ihnen  ebenbürtig,  deshalb  sind 
seine  Arbeiten  auch  heute  noch  in  fast  allen  bedeu- 
tenden Museen  als  kostbare  Prunkstücke  zu  finden. 
Ein  Verzeichnis  einer  größeren  Anzahl  Tielkescher 
Instrumente  gibt  De  Wit ")  in  seiner  Zeitschrift  (Jahrg. 
1899/1900).  Nach  dem  Zeugnis  Conrads  von  Uffen- 
bach'O  erhielt  Tielke  für  eine  Laute  »hundert  Mark 
oder  fünfzig  Gulden  schweren  Geldes",  ein  Preis,  der 
auch  1790  von  Lautenisten  noch  gerne  bezahlt  wurde. 
Er  hatte  sieben  Kinder,  drei  Töchter  und  vier  Söhne, 
von  denen  keiner  Lautenmacher  wurde;  wohl  aber 
scheinen  sie  ihm  behilflich  gewesen  zu  sein,  seine 
Lauten  mit  Schnitzereien  und  Einlagen  zu  verzieren  ^). 
Joachim  T.  feierte  am  7.  September  1717  noch  in  voller 
Rüstigkeit  das  Fest  der  goldenen  Hochzeit,  und  einen 
Beleg  für  das  Ansehen,  dessen  er  sich  erfreute,  gibt  eine 


^)  Die  im  Katalog  angegebene  Jahreszahl  1547  kann 
nur  auf  einem  Lesefehler  beruhen. 

")  Der  selbst  eine  Laute,  eine  Quinterne,  zwei  Gamben 
und  eine  Viole  von  J.  Tielke  besaß.  (Jetzt  in  W.  Heyers 
Musikhistorischem  Museum  in  Köln.)  Ein  weiteres 
chronologisches  Verzeichnis  Tielkescher  Werke  enthält 
G.  Kinskys  trefflicher  Katalog  S.  275,  276  und  645,  646. 

*)  Merkwürdige  Reisen  durch  Niedersachsen.  Ulm 
1753.  S.  80  u.  88. 

*)  Gottfried  T.,  geb.  1668,  stand  im  Dienste  des  Land- 
grafen von  Hessen -Kassel,  Joachim,  geb.  1673,  war  Sekre- 
tär der  verwitweten  Herzogin  von  Mecklenburg,  Martin 
Gabriel,  geb.  1685,  war  Kaufherr  und  Oberalter  der  Kauf- 
mannschaft, Christoff  er,  geb.  1670,  starb  1706. 


Festschrift,  die  damals  erschien  und  manche  wertvolle 
Beiträge  zur  Biographie  des  Meislers  enthält,  die  um 
so  willkommener  sind,  als  Tielke  gerade  in  Hamburg 
im  19.  Jahrhundert  einer  unverdienten  Vergessenheit 
anheimfiel.  Eine  Anfrage,  die  ich  im  Interesse  des  vor- 
liegenden Werkes  an  das  Hamburger  Archiv  richtete, 
gab  den  Anlaß  zu  Dr.  H.  Nirmheims  Aufsatz  in  den 
Mitteilungen  des  Vereins  für  Hamburgischc  Geschichte 
(Bd.  VII,  Heft  1,  Nr.  7):  »Zur  Geschichte  des  Musik- 
instrumentenbaues in  Hamburg*,  welcher  alles  enthält, 
was  sich  im  Archiv  über  Tielke  ausfindig  machen  ließ. 
Im  Jahre  1897  (14.  Dezember)  war  bereits  ein  Aufsatz 
über  Tielke  von  Julius  Thias  im  Hamburger  Fremden- 
blatt erschienen,  im  selben  Jahre  (20.  Dezember)  ein 
gleicher,  der  schon  früher  geschrieben  war,  von  Dr.  J. 
Heckscher  im  Hamburger  Korrespondenten,  und  von 
demselben  Verfasser,  der  die  Festschrift  zur  goldenen 
Hochzeit  Tielkes  auffand,  ein  weiterer  Aufsatz  in  den 
Mitteilungen  des  Vereins  für  Hamburgische  Geschichte, 
der  die  biographische  und  genealogische  Ausbeute 
dieser  Festschrift  enthält.  Aus  der  H.  v.  Bülow- 
Stiftung  kaufte  das  Hamburger  Museum  für  Kunst  und 
Gewerbe  in  den  letzten  Jahren  einige  hübsche  Arbeiten 
Tielkes ;  eine  gute  Laute  besitzt  das  Lübecker  Museum, 
eine  Taschengeige  das  Städtische  Museum  in  Budweis, 
eine  Tenorgamba  von  1695  mit  gewölbtem  Boden,  rot- 
braunem Lack  und  dem  typischen  Frauenkopf  am 
Wirbelkasten  die  Sammlung  Fritz  Wildhagen  in  Haien- 
see bei  Berlin,  eine  reicheingelegte,  sechssaitige  Viola 
da  Gamba  das  Historische  Museum  in  Basel;  andere 
Arbeiten  sind  im  Münchener  Nationalmuseum,  im 
Städtischen  Museum  in  Braunschweig,  m  Stockholm, 
bei  Claudius  in  Kopenhagen  usw.  Im  übrigen  sei  auf. 
das  schon  genannte  Verzeichnis  in  P.  de  Wits  Zeit- 
schrift hingewiesen,  das  die  schönsten  erhaltenen  Ar- 
beiten nennt.  Außer  seinen  Zetteln  findet  man  auch 
manchmal  in  den  Elfenbeinbelag  graviert:  Tielke  in 
Hamburg  fecit  (1700). 

Geigenzettel:  Joachim  Tielke  /  in  Hamburg  An.  1672 
(gedruckt).  —  Joachim  Tielke  /  in  Hamburg  Afio  1 703 
(gedruckt).  — Tielke  in  Hamburg  /  fecit  1 700  (gedruckt) 
und  Abb.  772. 

Tielke,  Johann.  —  Hamburg.   1635 

Der  Vater  Joachims.  Er  wanderte  mit  seinem  Sohn  in 
Hamburg  ein'^),  da  er  aber  das  Bürgerrecht  nicht  er- 
warb und  auswärts  gestorben  zu  sein  scheint,  kommt 
sein  Name  in  den  Archivalien  nicht  vor.  Ein  eigen- 
artiges Streichinstrument  mit  vier  Darm-  und  drei 
Aliquotsaiten  mit  seinem  Namen  war  auf  der  Wiener 
Musik-  und  Theaterausstellung  zu  sehen.  (Dasselbe 
soll  in  Kottbus  aufbewahrt  werden.)  Ein  C.  Tielke  soll 
in  Hamburg  schon  um  1551  vorkommen,  was  mir  un- 
glaubwürdig erscheint. 

Tielke,  Wilhelm.  —  München.  1  7.  Jahrhundert 

In  welcher  Beziehung  er  zur  Hamburger  Familie  steht, 
ist  nicht  klar.  Franz  Trautmann  sagt  von  ihm  (»Die 

^)  Daß  auch  Joachim  nicht  in  Hamburg  geboren  ist, 
geht  aus  einem  Gedichte  seines  Enkels  in  der  Festschrift 
zur  goldenen  Hochzeit  hervor,  in  welcher  es  unter 
anderem  heißt:  »...Wen  Gott  /  wie  Abraham  /  aus 
seinem  Land  hieß  ziehen  /  Und  schickt  ihn  in  ein  Land  / 
da  er  ein  Fremdling  war«  usw.  usw. 


520 


Tietgen  —  Tobiä 


Altmünchener  Meister.«  Jahrb.  f.  Münch.  Gesch.  I., 
S.  63):  »Wilhelm  Tielke  machte  treffliche  Geigen  und 
reichverzierte  Viole  di  Gamba.«  Ich  kenne  einen 
Wilhelm  Tielke  nur  aus  dieser  Quelle  und  fürchte  fast, 
daß  Trautmann  durch  die  im  Münchener  National- 
museum befmdlichen,  für  den  bayrischen  Herzog  ge- 
fertigten Prachtarbeiten  Joachims  verführt  wurde,  an 
einen  Münchener  Meister  namens  Tielke  zu  glauben. 

Tietgen,  Hans.  —  Itzehoe,  Hamburg,  New 

York.  Geb.  29.  April  1857  in  Stolpe 
In  ländlicher  Umgebung  aufgev^'achsen,  mußte  er  als 
kleiner  Junge  Gänse  hüten.  Um  sich  die  Zeit  zu  ver- 
treiben, begann  er  Peitschenstiele  aus  gewundenem 
Weidenholz  zu  schnitzen,  womit  er  sich  ab  und  zu  einen 
Groschen  verdiente,  im  Winter  schnitzte  er  Spazier- 
stöcke, doch  war  es  sein  einziger  Wunsch,  Musiker  zu 
werden.  Den  ersten  Geigenunterricht  gab  ihm  der  Stol- 
per  Schulmeister,  nach  seiner  Konfirmation  kam  er  dann 
zu  einem  Stadtkapellmeister  nach  Neumünster,  wo  er 
eine  fünfjährige  Lehrzeit  durchmachen  mußte  und  auf 
allen  Streich-  und  Blasinstrumenten  spielen  lernte.  Er 
kam  dann  nach  Holzminden  und  als  Soldat  nach  Span- 
dau. Als  nach  längerer  Zeit  seine  musikalischen  Fähig- 
keiten bemerkt  wurden,  reihte  man  ihn  in  die  Regi- 
mentskapelle ein.  Nach  beendigter  Militärzeit  lernte  er 
Künstlers  Erdenwallen  recht  genau  kennen,  so  daß  er 
sehr  froh  sein  mußte,  in  Itzehoe  eine  dauernde  Stelle 
als  Musiker  zu  erhalten.  Er  hatte  immer  fleißig  allerlei 
kunstvolle  Schnitzereien  angefertigt  und  es  machte  sich 
dabei  ganz  von  selbst,  daß  er  auch  anfing  Musikinstru- 
mente auszubessern.  Bald  verlegte  er  sich  mit  Feuer- 
eifer auf  den  Geigenbau,  eignete  sich  vieles  durch 
Selbststudium  an  und  holte  sich  bei  G.  Chr.  Adam  in 
Berlin  die  ihm  bisher  fehlende  Unterweisung.  So  wurde 
er  in  Itzehoe,  wo  er  auch  seine  Frau  kennen  lernte,  zum 
Geigenmacher  und  ging  dann  mit  seiner  Familie  im 
Jahre  1886  nach  Amerika.  Anfangs  machte  er  haupt- 
sächlich Bässe  und  trieb  einen  Handel  mit  Geigen,  die 
er  selbst  mit  zunehmendem  Erfolg  baute.  Er  versuchte 
vieles  und  sammelte  reiche  Erfahrungen,  aber  so  sehr  er 
auch  Anerkennung  fand,  war  er  doch  nie  zufrieden,  und 
als  er  seine  350.  Geige  gebaut  hatte,  wollte  er  den 
Geigenbau  überhaupt  aufgeben  und  sich  ausschließlich 
auf  den  Handel  verlegen.  Er  reiste  mehrmals  nach 
Europa,  bereiste  ganz  Italien  und  brachte  eine  stattliche 
Anzahl  wertvoller  Meistergeigen  mit  nach  Amerika. 
Im  Verkehr  mit  dem  Maler  Tr  de  Haven,  der  selbst 
ein  tüchtiger  Gelgenbauer  ist,  und  mit  Dr.  George 
Young  fühlte  er  sich  zu  neuem  Schaffen  angeregt; 
jetzt  begann  seine  eigentliche  Blütezeit,  und  er  wird  jetzt 
von  Kennern  als  der  beste  New  Yorker  Geigenmacher 
geschätzt,  obwohl  er  keinerlei  Reklame  macht  und  nach 
wie  vor  sehr  zurückgezogen  lebt.  Er  hat  die  alten  Mei- 
ster gründlich  studiert,  kopiert  sie  aber  nicht,  sondern 
bildete  sich  ein  eigenes  Modell  aus,  das  eher  an  die 
Brescianer  als  an  die  Cremoneser  Schule  erinnert,  und 
verwendet  am  liebsten  einen  leuchtenden  roten  Lack. 
Er  besitzt  eine  seltene  Handgeschicklichkeit  und  erzielt 
einen  wundervollen  Ton.  Er  ist  eine  echte  Künstler- 
natur von  einer  herzgewinnenden  Bescheidenheit.  Bis- 
her hat  er  über  400  Geigen  gebaut. 
Geigenzettel:  Hans  Tietgen  /  XIII  /  New  York,  1913 
[und  Monogramm  HT.]  (gedruckt). 


Tilley,  Thomas.  —  London.   1774 
Bisher  ist  nur  sein  Name  bekannt  geworden. 

Tilmann,  Abraham.  —  Antwerpen.    1602 

Eine  Laute  mit  flachem  Boden,  reich  mit  Perlmutter 
eingelegt  und  mit  bemalter  Decke,  befindet  sich  in  der 
Sammlung  des  Kunstgewerbe-Museums  in  Berlin.  Der 
Name  Tilmans  fehlt  In  den  Verzeichnissen  der  Ant- 
werpener Gilde;  er  scheint  also  ausschließlich  Lauten 
und  vielleicht  auch  Geigen,  aber  keine  klavierartigen 
Instrumente  gemacht  zu  haben. 

Tiphanon    (Thiphanon),    Jean  -  Fran?ois.    — 
Paris.  1775.  1800 

Er  wohnte  in  der  Rue  St.  Honore  du  Louvre  und  dann 
Rue  St.  Thomas  du  Louvre  und  ist  durch  allerlei  Er- 
findungen ohne  nachhaltigen  Erfolg  bekannt  gewesen. 
Besser  als  seine  Geigen  sind  seine  Lauten. 

Geigenzettel :  Tiphanon  rue  St.  Thomas-  /  du-Louvre 
ä  Paris,  1 780  (gedruckt). 

Tiriot  s.  Thiriot 

Tirler,  Carlo.  —  Bologna.    17.  Jahrhundert 

Dem  Namen  nach  jedenfalls  ein  Deutscher.  In  einer 
wahrscheinlich  dem  17.  Jahrhundert  angehörenden 
Laute,  im  Privatbesitz  in  Bologna,  findet  sich  sein 
Zettel  ohne  Jahreszahl. 

Geigenzettel:  Carlo  Tirler,  Leutar  /  in  Bologna  fece 
(gedruckt). 

Tischenant   (Tismant),    Franz.   —  Budapest. 
1843.  1854 

Um  1843  kam  er  aus  seinem  Geburtsorte  Erlau  nach 
Budapest,  arbeitete  bei  P.  Teufelsdorfer  und  übernahm 
dann  die  Werkstatt  seines  Oheims  Fr.  Hackhofer.  Ein 
fleißiger  Geigenmacher,  dessen  Arbeiten  wegen  ihres 
glänzenden  dunklen,  oft  schwarzen  Lackes  bei  den 
Zigeunerkapellen  noch  jetzt  sehr  beliebt  sind.  Eine 
gute,  flachgewölbte  Violine  von  ihm  besitzt  Demuth  in 
Lübeck. 

Geigenzettel:  Tischenant  Ferentz  /  Hegedü  keszito 
Pesten  18...  (gedruckt). 

Tissier,  Pierre.  —  Jenzat.   1895 

Ehemaliger  Gehilfe  von  J.  B.  Pajot  und  wie  dieser  aus- 
schließlich mit  der  Herstellung  von  Bauernleiern  be- 
schäftigt. 

Tivoli,  Augusto.  —  Triest.    1873.    1883 

Wenig  bekannter  Geigenmacher,  der  übrigens  auch  an 
anderen  Orten  gearbeitet  haben  soll. 

Tkalrir.  — Agram.   1903 

Kroatischer  Lauten-(Tamburitza-)macher  der  Gegen- 
wart, der  mit  Tomay  zusammen  arbeitet. 

Tobias,  Willem.  —  ?   1670 

Ein  alter,  holländischer  Geigenmacher,  über  den  nichts 
Näheres  bekannt  ist. 


♦ 


TobI 


Tor 


521 


Tobin,  Richard.  —  London.   1790.   f  um  1836 
in  Shoreditch 

Er  war  in  Dublin  geboren  und  war  ein  Schüler  von 
Perry.  Da  er  viel  für  John  Betts  arbeitete,  kommen  nur 
wenige  Geigen  mit  seinem  Zettel  vor.  Er  besaß  eine 
außerordentliche  Handgeschicklichkeit  und  erkannte 
auch  frühzeitig  die  Vorzüge  der  Stradivari-  und 
Guarnenmodelle,  die  er  ausschließlich  nachahmte.  Be- 
sonders schön  sind  seine  Schnecken  ausgeführt;  auch 
im  Ton  sind  seine  Geigen  sehr  gut,  und  seine  Violon- 
celli gehören  zu  den  besten,  die  in  England  gemacht 
wurden.  Trotzdem  starb  er  in  größter  Armut. 

Tobin.  —  London.   1844 

Sohn  und  Schüler  von  Richard  T. ;  er  hat  fast  nur  für 
fremde  Geigenmacher  und  Händler  gearbeitet. 

Todini,  Michele.  —  Rom.    Geb.  m  Saluzzo 

1625.  1676 

Ein  piemontesischer  »Tausendkünstler«.  Er  kam  aus 
Saluzzo  nach  Rom,  wo  er  nächst  dem  Arco  della  Ciam- 
bella  sein  Haus  hatte,  und  war  mehr  Mechaniker  als 
Geigenmacher,  vor  allem  aber  ein  tüchtiger  Musiker. 
Er  soll  der  erste  gewesen  sein,  der  im  römischen 
Streichorchester  den  Kontrabaß  eingeführt  hat').  Er 
versuchte  sich  in  allerlei  Erfindungen  an  Lauten  und 
Geigen,  baute  Orgeln  und  kustvolle  Uhren  und  gab  eine 
kleine  Schrift  heraus  unter  dem  Titel:  Dichiaratione 
della  galleria  armonica  eretta  nella  sua  habitatione  posta 
all'  arco  della  Ciambella.  (In  Roma,  per  Francesco 
Tirroni  1676.  12  .  12S.)  Vgl.  auch  A.  Bertolotti:  »Un 
musico  mecanico«  (Artisti  subalpini  in  Roma  [1877/79.] 

S.56ff.). 

Todini,  Pietro.  ^ — Rom.   1675 

Vielleicht  ein  Sohn  Micheles.  Er  machte  Lauten,  be- 
sonders aber  schöne  Harfen  und  Zimbeln. 

Todt,  Heinr.  Hermann.  —  Markneukirchen. 

Geb.  29.  Dezember  1862 

Nachdem  er  1877  bei  seinem  Oheim  in  Erlbach  das 
Bogenmachen  erlernt  hatte,  ging  er  zum  Geigenbau 
über  und  trat  nochmals  in  die  Lehre  bei  Wilh.  Schaller, 
der  gleichfalls  sein  Oheim  war.  Nach  vollendeter  Lehr- 
zeit arbeitete  er  dann  bei  (seinem  jetzigen  Schwager) 
Carl  Rieh.  Ficker,  ferner  in  Budapest  usw.  und  machte 
sich  bereits  im  Jahre  1882  selbständig  und  arbeitete  zu- 
nächst für  die  Markneukirchener  Händler,  1890  be- 
gründete er  sein  Geschäft,  dem  er  bald  einen  sehr  guten 
Ruf  verschaffte.  Er  handelt  auch  mit  alten  Geigen. 

Tolbecque,  Auguste.  —  Paris,   Niort.    Geb. 
30.  März  1830  in  Paris 

Sohn  des  Hofballmusikdircktors  Isidor  Tolbecque,  ein 
trefflicher  Violoncellist,  der  als  solcher  1849  den  ersten 
Preis  des  Konservatoriums  in  Paris  erhielt.  Von  be- 
sonderer Neigung  getrieben,  verlegte  er  sich  auf  das 
Geigenmachen,  lernte  bei  Rambaux,  hat  eine  Anzahl 

^)  Man  hat  ihm  sogar  die  Erfindung  des  Kontrabasses 
zuschreiben  wollen,  was  schon  deshalb  unrichtig  erscheint, 
weil  dieser  schon  1619  bei  Praetorius  abgebildet  zu 
finden  ist. 


trefflicher  Kopien  nach  alten  Meistern  gemacht  und 
sich  auch  als  Reparateur  große  Geschicklichkeit  er- 
worben. Im  Jahre  1858  ließ  er  sich  in  Niort,  Deux 
Sevres,  nieder,  wo  er  sich  auch  mit  Erfolg  als  Orgel- 
bauer versuchte.  Seine  wertvolle  Sammlung  alter 
Musikinstrumente  kaufte  1879  das  Brüsseler  Konser- 
vatorium. Seine  Zettel  zeigen  ein  merkwürdiges 
Sprachengemisch:  A'^.  Tolbeque  fils  fecit  /  Parigi, 
anno  1852  (gedruckt). 

ToUa,  Nicola  s.  Nelli 

Tomaschew,  Daniel.  —  Moskau.    1906.    1911 

Er  gilt  als  der  beste  Schüler  von  Paul  A.  Chilinski,  bei 
dem  er  auch  noch  als  Gehilfe  gearbeitet  hat.  In  gleicher 
Eigenschaft  war  er  vier  Jahre  lang  bei  E.  Geißer  in 
St.  Petersburg  und  machte  sich  dann  1906  in  Moskau 
selbständig.  Er  baut  alle  Streichinstrumente  und  wird 
als  Reparateur  geschätzt.  Er  nimmt  die  Decke  etwas  zu 
stark  im  Holz,  was  die  Schönheit  des  Tons  beein- 
trächtigt. Er  trägt  seinen  braunroten  Lack  gleichmäßig 
auf. 

Tomasi,  Carlo  Gasparo.  —  Modena.    17.  oder 
18.  Jahrhundert 

Valdrighi  (3610)  kennt  nur  eine  prachtvoll  lackierte 
Viola  d'amore  von  ihm,  deren  Stil  dem  des  17. — 18.  Jahr- 
hunderts entspricht. 

Tomasowski,     K.  F.    s.  K.  Ferenczy-Toma- 

sowski 
Tomay. — Agram.   1900 

Kroatischer  Lautenmacher  der  Gegenwart,  der  mit 
Tkalcic  zusammen  arbeitet  und  hauptsächlich  dieTam- 
buritza  herstellt.  Eine  .Arbeit  von  beiden  befindet  sich 
in  der  Sammlung  Crosby  Brown  in  New  York  (Nr.  1 027). 

Geigenzettel :  Tomay  i  TkalciC  /  Zagreb  (gedruckt). 

Tonna.  —  Lavaletta  (Malta).    1851 .   f  n.  1860 

Auf  der  Insel  Malta  hat  es  nach  der  Auskunft  des 
dortigen  Gouverneurs  niemals  berufsmäßige  Geigen- 
macher gegeben,  wohl  aber  Leute,  die  Musikinstru- 
mente ausbesserten,  oder  Dilettanten,  die  Geigen 
machten.  Ein  solcher  war  auch  Tonna,  der  immerhin 
eine  gewisse  Geschicklichkeit  besaß  und  für  einen 
Kontrabaß  aus  Vogelahorn  mit  abgerundeten  Ecken  in 
London  1851  eine  ehrenvolle  Erwähnung  erhielt. 

Tononi,  Carlo.  —  Bologna.   1689.   1717 

Sohn  von  Feiice  T.  Er  bevorzugt  ein  großes,  mäßig  ge- 
wölbtes Patron.  Seine  Arbeit  ist  sehr  gut,  der  Lack  gelb 
und  der  Ton  groß  und  edel.  Eine  zierlich  eingelegte 
Taschengeige  von  1698  war  1881  in  Mailand  ausge- 
stellt ;  eine  Geige  besitzt  das  Museum  des  Liceo  f ilar- 
monico  in  Bologna  (aus  dem  Jahre  1717). 
Geigenzettel :  Carolo  Tononus  fecit  Bononiae  /  in 
Platea  Castaelionis,  anno  Domini  1698  (gedruckt).  — 
Carolus  Tononi  fecit  /  Bononiae  anno  1717  (gedruckt)  — 
Carolus  Tononi  fecit  Bononie  in  Via  /  Sancti  Ma- 
mantis  sub  Signo  Sancte  Caecilie  Anno  Domini  1716 
(gedruckt).  —  Fornito  di  me  Carlo  Tononi  in  Bo- 
logna /  in  S.  Mamolo  all'  Insegna  di  S.  Cecilia.  /  Anno 
1717  (gedruckt). 


522 


To 


Töth 


Tononl,  Carlo  (Antonio).  —  Venedig  (auch 
Rom?).  1721.  1768 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Carlo  T.  Man  hat  die  Be- 
hauptung aufgestellt,  daß  der  Bologneser  und  der 
Venezianer  Carlo  T.  ein  und  dieselbe  Person  seien,  da 
beide  das  gleiche  Ladenschild  »zur  heil.  Cäcilie* 
führten.  Abgesehen  davon,  daß  man  ihm  dann  ein 
Lebensalter  von  mindestens  100  Jahren  zubilligen 
müßte,  unterscheidet  sich  auch  die  Arbeit  des  Vene- 
zianers sehr  von  der  des  in  Bologna  arbeitenden 
Meisters.  Carlo  Antonio  T.  ist  wesentlich  schwächer; 
er  arbeitet  nach  Nie.  Amati,  erinnert  aber  auch  an 
Stainer,  dessen  hohe  Wölbung  er  wenigstens  in  der 
Decke  nachgeahmt  zu  haben  scheint;  sein  Orangelack 
ist  dem  von  Serafino  Santo,  der  wahrscheinlich  sein 
Lehrer  war,  ähnlich;  selbst  die  Brandmarke,  die  die 
Buchstaben  hell  auf  dunklem  Grunde  erscheinen  läßt, 
ist  nach  dem  Vorbild  Serafinos  angefertigt,  das  Holz 
sehr  verschieden,  manchmal  prachtvoll  und  oft  recht 
gewöhnlich.  Er  brannte  seinen  Namen  auch  am  Knopf 
des  Saitenhalters  ein.  Gallay  teilt  einen  Zettel  von  der 
zweiten  Art  aus  dem  Jahre  1768  mit,  der  den  Zusatz 
enthält:  »e  dal  1728  defini  di  far  prove  e  gl'  istrumenti 
principio«.  Ernst  Löwenfeld  in  Wien  besitzt  eine  ■ 
Violine  von  ihm  vom  Jahre  1726  mit  dem  beim  Knopf 
des  Saitenhalters  eingebrannten  Namen  »Carlo  Tonon«. 
Arbeit  und  Ton  sind  sehr  gut. 

Geigenzettel:  Carolus  de  Tononis  /  fecit  Venetiis  17  .  . 
(gedruckt).  —  Carolus  Tononi  Bonon,  fecit  /  Venetus 
sub  titulo  S.  Ceciliae  /  anno  1 739  (gedruckt)  und 
Abb.  791  und  797. 

Tononl,  Felice.  —  Bologna.    1670.    1710 

In  seinen  späteren  Jahren  arbeitete  er  mit  seinem  Sohne 
Giovanni  (nach  anderen:  Guido)  gemeinsam.  Ge- 
diegene Arbeit,  hochgewölbtes  Modell,  sehr  guter,  hell- 
gelber oder  gelbbrauner  Lack.  Besonders  gut  im  Ton 
sind  seine  Violoncelli.  Daß  er  auch  in  Rom  gearbeitet 
hat,  ist  nicht  erwiesen. 

Geigenzettel :  Tononi  di  Bologna  /  fecit,  anno  1670  (ge- 
druckt). —  Tononi  di  Bologna  /  fece  anno  1681  (ge- 
druckt). 

Tononi  (»de  Tunonis«),  Giovanni.  —  Bologna 
(auch  Venedig?  Rom?).  1689.  1740 

Sohn  von  Felice  T.,  den  er  aber  in  jeder  Beziehung 
übertraf.  Er  arbeitete  nach  verschiedenen  Modellen, 
besonders  nach  Nie.  Amati ;  nur  vergrößerte  er  das 
Patron.  Am  besten  sind  seine  Violen  und  Violoncelli. 
Sein  Lack  ist  meist  hell  braunrot  oder  gelb,  aber  immer 
sehr  schön.  In  St.  Petersburg  befinden  sich  zwei  voll- 
kommen übereinstimmende  Violoncelli  von  ihm  aus  den 
Jahren  1698  und  1699  (Korpuslänge  77.5  cm). 
Geigenzettel:  Joannes  de  Tononis  /  fecit  Venetiis  17  .  . 
(gedruckt).  —  loannes  de  Tononis  Fecit  Bononiae  /  in 
Via  Mamuli  Anno  1699  (gedruckt)  und  Abb.  780. 

Tononi,  Guido.  —  Bologna  und  Rom.    1690. 

1760 

Wenn  er  wirklich  existiert  hat,  dürfte  er  ein  Bruder  von 
Giovanni  T.  gewesen  sein.  Er  soll  nach  Nie.  Amati  ge- 
arbeitet haben. 


Tononi,  Pietro.  —  Bologna.   1713 

Ein  Mitglied  der  Familie  mit  dem  Vornamen  Pietro 
wird  zwar  in  der  Literatur  mehrfach  erwähnt,  es  gelang 
mir  jedoch  nicht,  eine  echte  Arbeit  von  ihm  zu  er- 
mitteln. 

Geigenzettel:  Pietro  Tononi  /  me  fecit  Bologna  1713 
(gedruckt). 

Toppani  (Tappani),  (Michel)  Angelo  (de).  — 

Rom.   1735.   1750 

Einer  der  besseren  römischen  Geigenmacher  seiner 
Zeit.  Er  verwendet  ein  hochgewölbtes  Modell  von  stark 
geschwungenen  Umrißlinien  und  steht  im  ganzen 
David  Tecchler  nahe.  Sein  Lack  ist  goldgelb,  der  Ton 
einschmeichelnd. 

Geigenzettel :  .Abb.  787. 

Toralba.  —  Florenz  (?).   13.  Jahrhundert 

Ein  Lauten-  und  Zithemmacher,  den  ich  bisher  nur 
bei  Valdrighi  (4444)  erwähnt  gefunden  habe. 

Torelli. — Verona.   1625 

Bei  Vidal  wird  ein  Geigen-  oder  Lautenmacher  dieses 
Namens  ohne  nähere  Angaben  erwähnt.  Da  die  Familie 
Torelli  im  i  7.  Jahrhundert  in  Verona  ansässig  war  (wo 
1667  der  bekannte  Maler  Felice  Torelli  geboren  wurde), 
ist  wohl  nicht  zu  zweifeln,  daß  Vidal  den  Namen  richtig 
gelesen  hatte. 

Toring  (Torring).  —  London.  —  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts 

Ein  Violinspieler,  der  auch  Geigen  machte  und 
namentlich  .Ausbesserungen  vornahm. 

Torossi,  Cesare.  —  Novara.   1841.   1846 

Wenig  bekannter  Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts. 
Geigenzettel:  Cesare  Torossi  /  in  Novara,  l'anno  1841 
(gedruckt). 

Torrano.  —  Turin.   1700 

Er  wird  auch  bei  Valdrighi  (3196  »Torranus«)  erwähnt, 
ist  aber  wenig  hervorgetreten. 

Torres,  Jesus  Maria.  —  Bogota  (Südamerika) 
Mandolinen-  und  Gitarrenmacher  des  1 9.  Jahrhunderts. 

Torresan,  Antonio.  —  Crespano.  Geb.  20.  Sept. 

1802,  t  16.  Sept.  1872 

In  Anbetracht  der  billigen  Preise,  die  er  verlangte,  sind 
seine  Geigen  recht  gut  zu  nennen. 

Tortobello,  Francesco.  —  Rom.  1680 

Dem  Anscheine  nach  stand  er  unter  dem  Einflüsse  der 
Schule  von  Brescia. 

Toth,  Janos  (Johann).  —  Szolnok,  Budapest. 
Geb.  26.  Mai  1875  in  Magyarkanizsa 

Er  machte  seine  Lehrjahre  bei  Budapester  Geigen- 
machern durch,  bei  denen  er  sich  die  nötige  Hand- 
geschicklichkeit aneignete.   Hervorragende  Begabung 


Tolh  —  Toussaint 


523 


und  unablässiges  Studium  ließen  ihn  eine  ungewöhn- 
liche Meisterschaft  erreichen.  Im  Jahre  1910  machte  er 
sich  selbständig  und  verlegte  sich  besonders  auf  den 
Neubau.  Heute  gilt  er  als  der  beste  ungarische  Geigen- 
macher. Er  arbeitet  nach  Stradivari  und  Guarnen  del 
Gesü  und  verwendet  einen  gelbroten  Lack.  Seine 
Geigen  werden  von  E.  v.  Hubay,  A.  Gobby  usw.  sehr 
gelobt,  und  Karl  Bodo  v.  Szelefarmos,  Leiter  der  Szol- 
noker  Musikschule,  hat  einen  ."Xufsatz  über  ihn  ver- 
öffentlicht. Seine  Geigen  tragen  seinen  Namen  in  Gold- 
buchstaben und  das  Zeichen  JHS.  und  eine  Nummer. 
Er  ist  auch  literarisch  tätig  und  hat  verschiedene  Ar- 
beiten über  die  Geige  veröffentlicht,  die  auch  in  fremde 
Sprachen  übersetzt  wurden.  Sein  Geschäftsteilhaber  ist 
Komäromi. 

Toth,  Sandor  (Alexander)  jun.  —  Szegedin. 

Geb.  1 868  in  Szegedin 

Sohn  eines  Saitenmachers ;  Schüler  von  W.  J.  Schunda, 
bei  dem  er  von  1880—1887  war.  Er  arbeitete  als  Gehilfe 
bei  Voigt  und  Lemböck  in  Wien,  darauf  von  1891  bis 
1 894  bei  Riechers  in  Berlin,  ferner  in  Prag  und  Budapest 
und  machte  sich  um  1895  in  seiner  Vaterstadt  selb- 
ständig. Im  Jahre  1900  wurde  er  von  der  Regierung 
zum  Studium  der  Weltausstellung  nach  Paris  geschickt. 
Er  ist  einer  der  besten  unter  den  jüngeren  ungarischen 
Geigenmachern. 

Touet  s.  Jouet 

Touly,  Claude.  —  LuneviUe,  1752 

Vielleicht  ein  Sohn  oder  Bruder  von  Jean  T.  Er  bevor- 
zugte eine  hohe  Wölbung  und  gelben  Lack  und  machte 
sowohl  Geigen  im  Stile  Guersans,  als  Lauten.  Eine 
fünfsaitige  Bratsche  befindet  sich  aus  der  Snoeckschen 
Sammlung  in  Berlin,  eine  Laute  im  Konservatormm  m 
Brüssel.  Außer  seinem  Zettel  verwendete  er  auch  eine 
Brandmarke:  »C.  Touly«. 

Geigenzettel:  Par  Claude  Touly  /  ä  Luneville  1732 
(gedruckt). 

Touly,  Jean  (Bapt.).  —  Nancy.    1730.    1747 

Nach  den  wenigen  von  ihm  bekannt  gewordenen  Ar- 
beiten zu  urteilen,  nur  ein  mittelmäßiger  Geigen- 
macher. Er  war  mit  Fran<;oise Gerard  verheiratet;  seine 
Tochter  Marie  wurde  am  28.  Oktober  1754  die  Gattin 
von  Fran?ois  Lupot. 

Geigenzettel:  Fait  par  moy  Jean  /  Touly,  a  Nancy  / 
1 747  (gedruckt). 

Tournier,  Jos.  Alexis.  —  Geb.  in  Huningue 
6.  November  1842 
Fabrikant  aller  Sorten  von  Musikinstrumenten. 

Tourte.  —  Paris.  1740.  1780 

Einer  der  ersten  Lautenmacher,  die  das  Bogenmachen 
zum  Lebensberufe  erwählten.  Vater  von  X.  und  F. 
Tourte.  Er  arbeitete  von  etwa  1740 — 1775  zusammen 
mit  seinem  ältesten  Sohne  und  hat  sich  gewiß  große 
Verdienste  um  die  Verbesserung  des  Bogens.  nament- 
lich seines  Kopfes,  erworben,  wenn  auch  nicht  nach- 
gewiesen ist,  daß  er  wirklich,  wie  behauptet  wird,  an 


Stelle  der  früher  üblichen  Zahnstange  die  Schraube  des 
Bogens  erfunden  hat.  Seine  Bogen  sind  schon  von  ganz 
ansprechender  Gestalt,  haben  kannelierte  Stangen  und 
sind  auch  ziemlich  leicht,  aber  die  meisten  sind  aus 
mittelmäßigem  Holze  geschnitten,  die  Stangen  zu  dünn 
und  zu  gerade  und  die  Spitze  von  schlechter  Form;  des- 
halb entsprechen  sie  auch  nicht  mehr  ganz  den  heutigen 
Anforderungen. 

Tourte,   Fran^ois.   —  Paris.    Geb.   zwischen 
1747  und  1750,  t  April  1835 

Der  Stradivari  in  der  Kunst  des  Bogenmachens.  Er  war 
ursprünglich  Uhrmacher  und  trat  erst,  nachdem  er  acht 
Jahre  als  solcher  gearbeitet  hatte,  in  die  Werkstatt 
seines  Vaters  und  Bruders  ein.  Eine  ganz  eigentümliche 
Begabung  und  die  peinliche  Genauigkeit,  die  er  bei  der 
Uhrmacherei  erlernt  hatte,  brachten  es  dahin,  daß  er 
eine  vorher  nie  dagewesene  und  auch  jetzt  noch  kaum 
wieder  erreichte  Meisterschaft  erlangte.  Anfangs  nahm 
er  das  Holz  von  Zuckerfässern  zu  seinen  Bogen,  die  er 
dann  für  20 — 30  Sous  verkaufte.  Bald  erkannte  er  aber, 
woraufesbeieinemgutenBogenhauptsächlichankommt, 
und  nun  versuchte  er  alle  verwendbaren  Holzsorten, 
bis  er  das  Femambukholz  fand.  Das  mag  um  1775  bis 
1780  gewesen  sein.  Er  war  unablässig  bemüht,  seine 
Bogen  zu  verbessern,  und  schließlich  gab  er  dem 
Bogen  seine  heutige  Gestalt  und  stellte  die  Maße  fest. 
Er  ward  sehr  bald  berühmt  und  erhielt  gerne  für  seine 
Bogen  bis  zu  1 5  Louisdor ;  aber  er  zerbrach  jeden 
fertigen  Bogen,  wenn  das  Geringste  daran  auszusetzen 
war.  Die  Stange  schnitt  er  nicht  bogenförmig,  sondern 
gerade  aus  dem  Holze  und  bog  sie  über  dem  Knie, 
nachdem  er  sie  über  gelindem  Kohlenfeuer  erhitzt 
hatte.  Er  hat  auch  seine  Stangen  nie  lackiert,  sondern 
nur  mit  Öl  und  Bimstein  geschliffen.  Er  war  sich  seiner 
Künstlerschaft  bewußt,  obwohl  er  nicht  einmal  lesen 
und  schreiben  gekonnt  haben  soll.  Bekannt  ist,  daß  er 
auch  Stege  wundervoll  zu  schnitzen  verstand.  Er  war 
sehr  fleißig  und  machte  noch  in  seinem  77.  Jahre  treff- 
liche Arbeiten.  Seine  Tochter  soll  seine  treue  Gehilfin 
gewesen  sein.  Zum  Unterschied  von  seinem  Bruder  X. 
wurde  er  auch  »Tourte  le  jeune«  genannt.  Manche 
seiner  Bogen  tragen  eine  Etikette,  wie  z.  B. :  Cette 
archet  ä  ete  fait  par  ,'  Tourte  en  1823  age  de  76.  Mehr 
über  ihn  berichtet  nach  Vuillaumes  Erzählung  Fetis  in 
seinem  Buche  über  Stradivari  (S.  118 — 128). 

Tourte,  Xavier.  —  Paris.   1770.   1786 

Ältester  Sohn  des  Geigen-  und  Bogenmachers  T. ;  ge- 
wöhnlich »Tourte  l'aine«  zum  Unterschied  von  seinem 
genialen  Bruder  Fr.  T.  »le  jeune<<  genannt.  Auch  er  hat 
sich  Verdienste  um  die  Verbesserung  des  Bogens  er- 
worben. Seine  älteren,  von  1770 — 1780  stammenden 
Stangen  sind  zwar  sehr  leicht,  aber  nicht  immer  aus 
gutem  Holz  hergestellt.  Später  aber  hat  er  bemerkens- 
wert schöne  Bogen  nach  dem  Modell  seines  Vaters  ge- 
macht, dem  er  völlig  gleichkam. 

Toussaint,  Emil.  —  Gumbinnen,  Berlin.  Geb. 

1845.  1908 

Er  soll  von  Hause  aus  Kaufmann  (Lederhändler)  ge- 
wesen sein  und  begründete  1878  in  Gumbinnen  eine 


524 


Toussaint  —  Tresselt 


Geigenmacherwerkstatt.  1897  siedelte  er  nacK  Berlin 
über.  In  De  Wits  Zeitschrift  veröffentlichte  er  einen 
Aufsatz  »Über  das  Geheimnis  der  Cremoneser  Geigen« 
(1897)  und  nennt  sich  »Entdecker  des  Verfahrens  der 
alten  italienischen  Geigenbauer«. 

Toussaint,  Jean.  —  Hamburg.   1716 

Als  »Instrumentenmacher«  ist  er  am  21.  Februar  1716 
Bürger  geworden. 

Trapanl,  Raffaele.  —  Neapel.    1800.    1826 

Er  suchte  nach  einem  neuen  Modell,  ohne  daß  es  ihm 
gelungen  wäre,  etwas  Besseres  als  seine  Vorgänger  zu 
finden.  Die  F-Löcher,  die  er  spitz  verlaufen  läßt,  sind 
geradezu  häßlich.  Die  Arbeit  ist  im  übrigen  gut,  das 
Patron  groß,  mit  stark  hervortretenden  Ecken  und  guter 
Einlage.  Der  Lack  ist  ziemlich  dick  und  von  rotbrauner 
Farbe.  Die  Schnecke  erinnert  an  die  Brescianer  Schule. 
Am  besten  sind  vielleicht  seine  Violoncelli.  Eine  ge- 
nauere Beschreibung  einer  Geige  von  ihm  ist  bei  Vidal 
zu  finden.  F.  S.  Kandier  schreibt  von  ihm  in  seinem. 
Aufsatz  über  »Neapel  im  Jahre  1826«  (Ztschr.  f.  d. 
musik.  Welt,  Bd.  VI.  Heft  24):»  Meister  Trappani 
(Strada  S.  Arniello)  ist  ein  geschickter  Mechaniker,  der 
aber  gegenwärtig  seine  ganze  Aufmerksamkeit  auf  die 
Vervollkommnung  eines  erfundenen  Mobile  perpetuum 
gerichtet  hat.« 

Geigenzettel :  Raffaele  Trapani  /  Napoli  No  .  .  (ge- 
druckt). 

Trapp,  Hermann.  —  Wildstem  b.  Eger.  Geb. 
27.  April  1855  in  Neukirchen  b.  Eger 
(Böhmen) 

Im  Jahre  1880  begründete  er  seine  Musikinstrumenten- 
firma,  der  er  als  tüchtiger  Kaufmann  eine  große  Aus- 
dehnung zu  verschaffen  wußte. 

Ti-asny,  Josef.  —  Schönbach  b.  E.  Geb. 
19.  April  1825 

Schüler  von  Josef  Flacht  und  seit  1850  als  Geigen- 
macher in  Schönbach  selbständig.  Seine  Arbeit  wird 
gelobt. 

Trautner,  Hans.  —  Ansbach.  Geb.  27.  März 
1870  in  Hof 

Er  lebt  seit  1892  in  Ansbach,  wo  er  bis  1907  als  Barbier 
tätig  war.  Selbst  Geiger,  interessierte  er  sich  frühzeitig 
für  den  Geigenbau  und  begann  im  Jahre  1898  als  Auto- 
didakt Geigen  zu  machen.  Er  ging  dann  auf  14  Tage 
nach  Markneukirchen,  um  sich  dort  einige  Handgriffe 
zeigen  zu  lassen.  Er  arbeitete  rastlos  weiter  und  hatte 
bis  1906  bereits  65  Violinen,  2  Violoncelli,  mehrere 
Violen  und  einen  Kontrabaß  gebaut.  Im  Jahre  1907  gab 
er  sein  Barbiergeschäft  auf  und  verlegte  sich  ganz  auf 
den  Geigenbau.  In  Nürnberg  hatte  er  1 906  verschiedene 
Violinen,  Violen  und  Violoncelli  ausgestellt.  Er  baut 
nach  keinem  bestimmten  Modell,  entwirft  sich  die  Um- 
risse selbst  und  wählt  die  Größe  und  die  Wölbung  nach 
eigenem  Gutdünken. 


Travniczek,  Franz.  —  Brunn.   Geb.  9.  Sept. 
1877  in  Iglau 

Nachdem  er  seine  Lehrzeit  bei  der  Firma  Gabr.  Beer 
Söhne,  wo  er  von  den  Gelgenmachern  Johann  Prüller 
und  Aug.  Röselmüller  ausgebildet  wurde,  abge- 
schlossen hatte,  arbeitete  er  ein  Jahr  lang  als  Gehilfe  bei 
dem  Nachfolger  Jacob  Kliments.  Hierauf  genügte  er 
seiner  Militärpflicht,  arbeitete  dann  noch  in  Wien  und 
machte  sich  im  Jahre  1902  in  Brunn  selbständig  und 
übernahm  zwei  Jahre  später  Jos.  Kliments  Werkstatt. 
Er  arbeitet  nach  Stradlvari,  Guarneri  und  Maggini  und 
verwendet  einen  langsam  trocknenden  feurigen  Öllack 
(rot  und  gelb)  von  guten  Eigenschaften.  Seine  Arbeit 
sowohl  im  Neubau  wie  in  der  Wiederherstellung  wird 
sehr  gelobt,  und  1907  und  1908  erhielt  er  in  Wien  und 
in  Paris  Ausstellungspreise. 

Geigenzettel :  Franciscus  Trawniczek  /  fecit  Brunensis 
Anno  19.  .  [in  verzierter  Umrahmung]  (gedruckt). 

Tregellar,  T.  H.  —  Melbourne.   1888 

Em  Hufschmied,  der  in  Melbourne  eine  von  ihm  aus 
Zinn  verfertigte  Geige  ausgestellt  hat. 

Treiber,  Kaspar.  —  Mittenwald.    Geb.   1863 

Sohn  von  Ludwig  Tr.  Ein  sehr  geschickter  Lauten-  und 
Gitarrenmacher.  Er  arbeitete  mehrere  Jahre  in  Rio  de 
Janeiro,  dann  von  1900 — 1910  in  Mittenwald  und  ging 
dann  wieder  in  die  Fremde. 

Treiber,  Ludwig.  —  Mittenwald.    1830.    1874 

Ein  mittelmäßiger  Geigenmacher,  dessen  Arbeiten 
dunkel  lackiert  sind.  Er  wanderte  von  Ort  zu  Ort  und 
flickte  alte  Geigen. 

Trentin,  Gregono.  —  Padua.  —  Geb.  1768  in 
Conselve  (bei  Padua),  f  1854  in  Padua 

Er  war  Cembalist  und  Instrumentenmacher.  Er  fing 
mit  Gitarren,  Lauten  und  Harfen  an,  ging  aber  früh- 
zeitig zum  Klavierbau  über  und  erlangte  erst  auf 
diesem  Gebiete  seine  eigentliche  Bedeutung. 

Tresselt,  Hans  Adam.  —  (Groß-)Breitenbach. 
1730 

Vater  von  Wolfgang  Nikolaus  Tr.  und  wohl  auch 
dessen  Lehrer. 

Tresselt,  Johann  Balthasar.  —  Großbreiten- 
bach.  1739.  1750 

.Arbeiten  von  ihm  kommen  mehrfach  vor  und  verraten 
eine  geschickte  Hand. 

Tresselt,  Johann   Nikolaus.  —  Großbreiten- 
bach.  Geb.  8.  Oktober  1702,  f  1779 

Sohn  von  Theodor  Tr.  und  von  dessen  Frau  Elisabeth. 
Wahrscheinlich  Schüler  seines  Vaters,  dem  er  nahekam. 
Von  seinem  Leben  ist  nur  bekannt,  daß  er  mit  Rebekka 
Rißland  verheiratet  war. 


Tresselt  —  Troszczyiiski 


525 


Tresselt,  Lorenz.  —  (Groß-)Breitenbach.  1 774 
Wahrscheinlich  der  Sohn  von  Joh.  Balth.  Tr.,  dem  er 
in  der  Arbeit  ähnlich  ist. 

Geigenzettel:  Lorentz  Tresselt  /  a  Breitenbach  1774 
(geschrieben). 

Tresselt,  Theodor.  —  Groß-Breitenbach.  Geb. 
um  1675,  lebte  noch  1740 

Soweit  bis  jetzt  bekannt,  der  älteste  Geigenmacher  der 
Familie.  Das  Selhofsche  Versteigerungsverzeichnis 
führt  eine  Viola  d^  Braccio  von  »Th.  Tresselt  Bachbreis 
1739«  an.  »Bachbreis«  wird  ein  Druckfehler  für  Breit- 
bach sein.  Es  spricht  zweifellos  für  seme  Geschicklich- 
keit wie  für  sein  Ansehen,  daß  ein  so  gewiegter  Kenner 
wie  Seihof  eine  Arbeit  von  ihm  besaß. 

Tresselt,  Wilhelm  Jakob.  —  Großbreitenbach. 
Geb.  17.  Februar  1751,  f  21.  Februar  1825 

Sohn  von  Johann  Nikolaus  Tr.  Nach  seinem  Tode 
haben  noch  mehrere  Mitglieder  dieser  Familie  in  der 
ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  als  Nebenbeschäf- 
tigung das  Geigenmachen  betrieben ;  der  letzte  Geigen- 
macher namens  Tresselt  soll  um  1850  nach  Amerika 
ausgewandert  sein. 

Tresselt,  Wolfgang  Nikolaus.  —  (Groß-) 
Breitenbach.  Geb.  27.  März  1 732,  f  1 7.  April 
1778 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Lorent  Tr.  Seine  Geigen 
sind  gut  gemacht,  doch  scheint  er  sich  kein  schönes 
Holz  zu  verschaffen  gewußt  zu  haben ;  auch  sein  Lack 
war  dürftig. 

Geigenzettel:  Wolffg.  Nicol.  Treßelt  /  in  Breitenbach 
1778  (geschrieben). 

Trevlllot,  Claudel.  — Mlrecourt.    1697.   1698 

Einer  der  älteren  Mirecourter  Geigenmacher,  der  in 
Diensten  des  Herzogs  Leopold  von  Lothringen  stand, 
und  der  Stammvater  einer  zahlreichen  Geigenmacher- 
familie.  A.  Jacquot  zählt  aus  dieser  die  folgenden  auf: 
Gerard  Tr.  1643,  1677.  Charles  1  Tr.  Sohn  des  vorigen, 
geb.  1645,  t  vor  1718.  Claude  11  Tr.  1682,  1715,  dessen 
Sohn  Jean-Dominique  Tr.,  geb.  10.  Nov.  1684.  Joseph  I 
t  vor  1735,  heiratete  Barbe  Medard,  von  der  er  1714 
einen  Sohn  Joseph  II  hatte,  der  sein  Schüler  war.  Jean 
Tr.,  Geigenmacher  und  Organist,  f  2.  Mai  1 703.  Jean  1 1 
Tr.,  t  vor  1726,  hatte  einen  gleichnamigen  Sohn 
Jean  111,  der  1 738  noch  lebte.  Fran?ois  Tr.  1726,  1729. 
Jean  IV  Tr.  1 703.  Jean  V  Tr.  1 704,  1 749.  Charles  1 1  Tr. 
1703,  1739.  Claude -Philippe  Tr.,  geb.  I.Mai  1728, 
lebte  noch  1756,  und  Pierre,  der  noch  1761  und  1762  in 
Urkunden  erwähnt  wird.  So  viele  Geigenmacher  aus 
dieser  Familie  auch  hervorgingen,  es  gelang  mir  noch 
nicht,  die  Arbeit  auch  nur  eines  einzigen  davon  kennen- 
zulernen. 

Treyer,  Jean-Baptiste  (nach  anderen :  Joseph), 
gen.  L'Empereur.  —  1750.   1770 

Er  war  hauptsächlich  Klaviermacher,  hat  aber  auch  eine 
Anzahl  geschätzter  Saiten-  und  Streichinstrumente  ge- 


macht. Im  Jahre  1750  war  er  geschworener  Zunft- 
meister der  Pariser  Lautenmacher.  Ob  er  einer  ur- 
sprünglich deutschen  Familie  oder  vielleicht  der  in 
Brescia  ansässig  gewesenen  Orgelmacherfamilie  Trajer 
entstammt,  ist  nicht  festzustellen. 

Trieber  (?).  —  Mittenwald.   1813 

Die  Sammlung  Crosby  Brown  in  New  York  besitzt  eine 
Taschengeige,  die  auf  dem  Zettel  des  Verfertigers 
diesen  Namen  tragen  soll,  der  zwar  in  Füssen  heimisch 
ist,  in  Mittenwald  aber  nicht  vorkommt.  Wahrschein- 
lich muß  Treiber  gelesen  werden. 

TrmeUi,   Giovanni.   —  Scandiano.     Geb.   m 
Vlllalunga,  Regglo  Em.,  f  um  1815 

Ein  modenesischer  Geigenmacher,  der  sich,  wenn  er 
auch  nicht  sehr  sorgfältig  arbeitete,  immerhin  sehr  gut 
darauf  verstand,  seinen  Geigen  einen  runden,  vollen 
Ton  zu  verleihen.  Er  liebte  großes  Format  und  ließ 
das  Holz  dick,  so  daß  seine  Geigen  heute  gern  ge- 
kauft werden. 
Geigenzettel:  Johannes  Trinelli.  1810  (gedruckt). 

Trioli,  Giacomo 

Eine  Mandoline  aus  dem  Jahre  1 768  mit  diesem  Namen 
befand  sich  in  der  Sammlung  Loup. 

Trocard,  Jean.  —  Mlrecourt.    1 75 1 .    1 789 

Sohn  von  Christophe  Tr.  Er  war  nicht  ungeschickt  und 
gebrauchte  eine  Brandmarke  mit  einer  heraldischen  Lilie 
und  zwei  Heizen,  darunter  den  Namen  Trocard. 

Trolanl,  Francesco.  —  Rom 

Mittelmäßiger  Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts. 

Tromlltz,  H.  —  Buer  1.  W.  1892 

In  einer  nicht  sehr  glücklich  wiederhergestellten 
Geige  fand  sich  der  Zettel:  Repar.  v.  H.  Tromlitz, 
Bueri.W.  1892  (geschrieben). 

Tron(Trond)-Issaksen.  —  Fladebö(y).     1758. 

1768 

Sohn  des  Isak  Nielssen  und  wahrscheinlich  auch  dessen 
Schüler.  Eine  Hardangergeige  von  ihm  in  W.  Heyers 
Musikhistorischem  Museum  in  Köln  hat  Bein-  und 
Ebenholzeinlagen. 

Geigenzettel:  Tron  Issaksen /  Fladeby  1768  (gedruckt) 
und  .Abb.  782. 

Trost,  E.  —  Heidelberg.   1875 

Geigenzettel:  Repariert ,  E.  Trost ,  Heidelberg  1875 
(gedruckt). 

Trost,  Georg  Martin.  —  Hamburg.   1795 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  17.  April  1795  das 
Bürgerrecht  erwarb. 

Troszczynskl,  Karol.  —  Warschau.    1830 

Vielleicht  Sohn  von  Szymon  Tr.  Ihre  .Arbeiten  sehen 
sich  ähnlich. 

Troszczynskl,  Szymon.  —  Warschau.  1830 
Mittelmäßiger,  polnischer  Geigenmacher. 


526 


Trotto  —  Tye 


Trotte,  Gioacchino.  —  ?   1 792 

Eine  sechssaitige  sog.  spanische  Gitarre,  die  sich  in 
W.  Heyers  Musikhistorischem  Museum  in  Köln  be- 
findet (Nr.  555),  enthält  diesen  Namen. 
Geigenzettel:  Gioacchino  Trotto  fecit  /  Anno  1792 
accosto  le  /  Grade  di  S.  Demetno  (gedruckt,  in  Um- 
rahmung). 

Trucco,  Girolamo.  —  Savona.    1839.    1840 

Ein  geschickter  Handwerker,  der  recht  gute  Geigen, 
Gitarren  und  auch  Harfen  machte. 

Geigenzettel:  Abb.  784. 

Trusiano 

Wahrscheinlich  der  ursprüngliche  Familienname  des 
unter  dem  Namen  Panormo  berühmt  gewordenen 
Geigenmachers.  Siehe  Panormo. 

Truska,  Simon  Joseph.  —  Strahow.  Geb. 
5.  April  1 734  in  Roudnic  (Böhmen),  f  14.  Jan. 
1809  im  Stifte  Strahow 

Er  trat  am  8.  Dezember  1 758  in  das  Prämonstratenser- 
stift  Strahow  (Prag)  ein,  wurde  am  1 .  Januar  1761  zum 
Priester  geweiht  und  war  ein  tüchtiger  Musiker  und 
Komponist,  der  mit  großer  Geschicklichkeit  allerlei 
Musikinstrumente,  Klaviere,  Violinen,  Violen  aller  Art 
und  Baßgeigen,  gemacht  hat. 

Trussardi,  Paolo,   lebt  als   Geigenmacher  in 

Arqua-Polesine  (Rovigo) 
Tschernow,  Dmitri  Konstantinowitsch.  —  St. 

Petersburg.  1908.  1911 

Ein  Professor  der  Metallurgie,  der  aus  Liebhaberei 
Streichinstrumente  verfertigt,  die  in  den  Umrissen  nach 
Stradivari  gebaut  sind.  Die  Stärke  von  Decke  und 
Boden  bestimmt  er  jedoch  auf  Grund  seiner  eigenen 
Berechnungen.  Seine  Instrumente  sind  bereits  wieder- 
holt bei  Streichquartettaufführungen  öffentlich  ge- 
spielt worden. 

Tubbs.  —  London 

Eine  Familie,  die  bereits  durch  vier  Generationen 
treffliche  Bogenmacher  aufzuweisen  hat.  Die  Firma 
heißt  jetzt:  James  Tubbs  &  Son  und  hat  ihren  Sitz  in 
der  Wardour  Str.  94. 

Tubbs,  E.,  lebt  als  Geigenmacher  in  New  York 

Tuccio  lebt  als  Gitarrenmacher  in  Palermo 

Türcke-Bebie,  W.  —  Schloß  Salenstein  bei 
Mannebach  (Thurgau).  Geb.  12.  Januar 
1888  in  Bologna 

Sohn  eines  Schweizer  Ingenieurs.  Er  kam  im  Alter  von 
14  Jahren  in  die  Schweiz  und  erwarb  1910  das  eidge- 
nössische Diplom  als  Architekt;  seine  Neigung  führte 
ihn  jedoch  zum  Geigenbau;  und  er  begann  1914  durch 
Selbstunterricht    vorbereitet    seine   erste   Violine   zu 


bauen.  Um  sich  weiter  zu  vervollkommnen,  trat  er  im 
Jahre  1916  in  Zürich  mit  G.  Fiorini  in  Verbindung,  der 
ihn  nun  fachmännisch  anleitete  und  bald  dahin  brachte, 
wirklich  Gediegenes  zu  leisten.  Er  baut  mit  Vorliebe 
nach  Guarneri  del  Gesü.  Sein  echt  künstlerisches 
Streben  verspricht  noch  bemerkenswerte  Fortschritte. 
Er  gebraucht  außer  seinem  Zettel  auch  eine  Brand- 
marke. 

Geigenzettel :  W.  Türcke-Bebie  /  Salenstein  (gedruckt). 

Turchi,  Gian  Martino.  —  Pisa,  Rom.    1606 

Ein  Pisaner  Lautenmacher,  der  um  1606  auch  in  Rom 
arbeitete  und  dort  in  der  Klagesache  des  Giovanni  di 
Enrico  vernommen  wurde. 

Turnbull,  William.  —  Dundee.   1876 
Arbeitete  recht  gut  nach  Guarneri. 

Turner.   —   London.     Anfang   des    19.  Jahr- 
hunderts 

Mehr  Händler  als  Geigenmacher.  Er  bezog  aus  Mitten- 
wald und  Markneukirchen  Schachteln  (unfertige 
Geigen)  in  großer  Zahl  mit  Löwenköpfchen  usw.  am 
Wirbelkasten.  Er  machte  die  Geigen  dann  fertig, 
lackierte  sie,  versah  sie  mit  allerlei  unechten  Zetteln 
und  machte  dann  ein  leidlich  gutes  Geschäft  damit.  — 
Ein  John  Alvey  Turner  machte  auch  japanische  Fiedeln. 

Turner,  William.  —  London.   1650 

In  einer  sehr  schönen  Viola  di  Bordone  der  Sammlung 
Gautier  fand  sich  der  folgende  Zettel : William  Turner 
at  ye  /  Hand  and  crown  in  /  gravelle  lane  neare  / 
Aldgate  London  1650  (gedruckt). 

Turtur,  Nicola,  lebt  in  Bitonto  (Bari) 

Tury,  Julius  (Gyula).  —  Budapest.  Geb.  1866 
in  Czegled 

Ein  bekannter  ungarischer  Maler,  der  aus  Liebhaberei 
mit  großem  Geschick  nach  einem  eigenen  Modell 
Geigen  baut. 

Geigenzettel :  Julius  Tury  pictor  hungarus  /  fecit  secun- 
dum  ipsius  formam  /  Budapestini  1912  (gedruckt). 


I 


Tweedale,  Charles  L. 
1908.  1911 


Weston,  Warfedale. 


Guter,  englischer  Geigenmacher  der  Gegenwart  »of 
Otley«,  der  sehr  sauber  nach  Guarneri  usw.  arbeitet. 
Er  benennt  seine  einzelnen  Violinen  nach  berühmten 
Musikern  usw. 

Tye,  J.  —  London.  Mitte  des  19.  Jahrhunderts 

Englischer  Geigenmacher,  der  im  Stadtteil  Lambeth 
wohnte.  Seine  Violinen  sind  nicht  ungeschickt  gemacht, 
ohne  durch  besondere  Vorzüge  aufzufallen.  Auch  in 
Liverpool  war  ein  gleichnamiger  Geigenmacher  an- 
sässig und  vielleicht  mit  dem  Londoner  identisch. 

Geigenzettel :  J.  Tye,  Maker  /  37  Agnes-Street  York 
Road  /  Lambeth  (gedruckt). 


Tywersus  —  Uhlschmidt 


527 


Tywersus.  —  Nancy  (Lothringen).    16.  Jahr- 
hundert 

Er  war  nach  J.  A.  Gallay  u.  A.  Geigenmacher  der 
Herzöge  von  Lothringen  am  Anfange  des  16.  Jahr- 
hunderts. Auch  Hart  und  Vidal  wissen  nichts  Näheres 
zu  sagen.  Alle  Angaben  über  ihn  sollen  übrigens  auf 
einer  Erzählung  Nie.  Lupots  beruhen,  der  sich  vielleicht 
auf  eine  alte  Familientradition  berufen  konnte,  den 
Namen  aber  jedenfalls  nicht  mehr  richtig  überliefert 
erhielt.  Trotzdem  gilt  Tywersus  in  Frankreich  als  einer 
der  ältesten  französischen  Geigenmacher;  man  hat  ihn 
sogar  schon  zu  einem  Gründer  der  Mirecourter  Geigen- 
industrie machen  wollen.  Arbeiten  von  ihm  sind  bisher 
nicht  bekannt  geworden.  Alfred  Keil  in  Lissabon  be- 
sitzt allerdings  ein  Trumscheit  (Nonnengeige),  das 
diesem  Tywersus  zugeschrieben  wird,  mit  der  Jahres- 
zahl 1 530.  Die  Malereien  auf  dem  Instrument  stammen 
aber  aus  dem  Jahre  1627,  in  diese  Zeit  wird  daher  wohl 
auch  die  Entstehung  der  ganzen  Nonnengeige  zu  setzen 
sein.  A.  Jacquot  hat  alle  Archive  vergebens  nach  diesem 
Tywersus  durchforscht,  wohl  aber  fand  er  den  Namen 
Tridemus.  Es  wäre  ja  nicht  unmöglich,  daß  em  Tri- 
demus  Geigenmacher  war  und  daß  sein  Name  sich  m 
der  Überlieferung  allmählich  in  Tywersus  verwandelt 
hätte. 


Ubermann,  Ludwig.  —  Stuttgart.  1616.  1626 
Er  wird  mehrfach  als  Johann  Mayers  Nachfolger  er- 
wähnt und  war  wie  dieser  für  die  Hof  kapeile  tätig. 
Schon  1616  fertigte  er  für  Joh.  Price  eine  von  diesem 
erfundene  Viola  an,  wofür  er  240  fl.  erhielt.  Im  Jahre 
1618  baute  er  für  die  Damen  des  württembergischen 
Hofs,  oder,  wie  man  damals  sagte  »für  das  fürstliche 
Frauenzimmer«  ein  neues  Clavichord. 

Uebel  (Übel),  Johann  Andreas.  —  Klingenthal. 

1748.  1752 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  von  Johann  Christian  Ue. 
Seine  Geigen  entsprechen  im  .Aussehen  und  im  Ton- 
wert denen  der  meisten  seiner  Klingenthaler  Zeit- 
genossen. 

Uebel,  Johann  Christian.  —  Klingenthal.  Geb. 

um  1710,  t  nach  1782 

Er  scheint  in  Markneukirchen  geboren  zu  sein  und 
dort  gelernt  zu  haben.  Er  wurde  auch  dort  1 729  Meister 
und  kommt  erst  seit  1731  in  den  Innungslisten  der 
Klingenthaler  Geigenmacher  vor.  Er  gilt  als  der  Stamm- 
vater der  noch  blühenden  Familie  und  ist  einer  der 
besten  Geigenmacher  aus  dieser  gewesen.  Eine  Violine 
von  ihm  besitzt  das  Musikhistorische  Museum  in 
Stockholm. 

Geigenzettel :  Johann  Christian  Uebel  /  Violinmacher 
in  KÜngenthal  1750  (gedruckt). 

Uebel,  Johann  Michael.  —  Klingenthal.    1753 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Christian  Ue.,  dem  er 
nachstrebte,  ohne  ihn  zu  erreichen,  da  er  meist 
schlechteres  Holz  verwendete. 


Uebel,   Max.  —  Klingenthal.     Geb.  3.  Juni 

1866 

Ein  Nachkomme  der  alten  Familie,  der  noch  jetzt  in 
seinem  Heimatsorte  als  Geigenmacher  ansässig  ist. 

Uebel.  —  Markneukirchen 

Dieser  Familie  gehören  als  Geigenmacher  an : 

Uebel,  August  Moritz.  —  Geb.  19.  Dezember 
1860  in  Erlbach,  f  7.  August  1894 

Uebel,  Karl  Friedrich  Wilhelm,  hatte  im 
19.  Jahrhundert  seine  Werkstatt  Zimmer- 
loh 290 

Uebel,  W.,  begründete  1868  sein  noch  be- 
stehendes Geschäft 

Uffel,  Frans  van.  —  Antwerpen.   1606 

Obwohl  urkundlich  von  ihm  nur  feststeht,  daß  er  1606 
als  »Clavecinmacher«  in  die  Gilde  aufgenommen  wurde, 
ist  er  doch  hier  aufzuführen,  da  er  jedenfalls  der  Ver- 
fertiger einer  Theorbe  ist,  in  der  man  nur  noch  den 
Namen  »Uffel«  entziffern  konnte. 

Ugar,  Crescenzio.  —  Rom.    1788.    1790 

Wahrscheinlich  ein   Deutscher,  der  vielleicht  Ungar 
oder  Unger  hieß.  Seine  Arbeit  hat  ein  deutsches  Aus- 
sehen, ebenso  sein  brauner  Lack. 
Geigenzettel :    Crescentius   Vgar  ,   fecit  romae  anno  / 
1790  (gedruckt). 

Ugar,  Pietro.  —  Arezzo.   1800.   1804 

Möglicherweise  ein  Sohn  von  Crescenzio  U.  Es  soll 
Gitarren  und  Mandolinen  von  ihm  geben,  doch  scheint 
er  sich  mehr  mit  dem  .Ausbessern  als  mit  dem  An- 
fertigen von  Geigen  beschäftigt  zu  haben.  Er  wird  auch 
bei  Valdrighi  (3252)  erwähnt. 

Uhlen  (Ulen),  Nicolaus,  G.  —  New  York, 
Chicago.   1887.   1900 

Erst  in  New  York  ansässig,  scheint  er  um  1893  nach 
Chicago  übergesiedelt  zu  sein.  Er  bezeichnet  sich  als 
Streichinstrumentenmacher  und  erfreut  sich  eines  ge- 
wissen Rufes. 

Uhlig  s.  Olert 

Uhlschmidt,  Anton.  —  Schönbach.  Geb.  1883 

Schüler  seines  Vaters  Balthasar  U.  und  der  Schön- 
bacher Fachschule  für  Geigenbau.  Er  baut  nach  den 
besten  Meistern,  und  seine  .Arbeit  wird  sowohl  in  der 
Ausführung  als  im  Ton  sehr  gelobt.  Der  Krieg,  an  dem 
er  teilgenommen,  hat  zwar  seine  Tätigkeit  jahrelang 
unterbrochen,  doch  gelanges  ihm  schnell,  nach  seiner 
Rückkehr  seine  Werkstatt  wieder  in  Gang  zu  bringen. 
Wie  sein  Vater  besitzt  er  eine  besondere  Geschicklich- 
keit im  Schnitzen  der  Schnecken  und  Hälse,  die  er  auch 
für  viele  auswärtige  Geigenbauer  herstellt. 


528 


Uhlsclimiclt     -  Unseld 


Uhlschmidt,  Balthasar.  —  Schönbach.    Geb. 

1854 

Nachdem  er  als  Geigenmacher  regelrecht  ausgelernt 
hatte,  verlegte  er  sich  frühzeitig  auf  das  Schnitzen  von 
Hälsen  und  Schnecken,  worin  er  es  zu  einer  nicht  ge- 
wöhnlichen Fertigkeit  gebracht  hat. 

Uhlschmidt,  Franz.  —  Schönbach 

Jüngster  Sohn  von  Balthasar  U.  Schüler  seines  Vaters, 
der  ihn  zum  Geigenbauer  ausgebildet  hat.  Als  Gehilfe 
arbeitete  er  m  den  besten  Werkstätten  m  Brunn,  Wien, 
St.  Gallen  und  Danzig,  dann  bei  E.  Gärtner  in  Stutt- 
gart und  zuletzt  bei  Keller  in  Würzburg. 

Uhrmacher,  Peter.  —  Pfaffendorf.    Um  1800 
bis  1830 

Joh.  Stüber  im  Haag  besitzt  eine  gute  Violine  mit 
mäßig  hoher  Wölbung,  in  der  sich  der  untenstehende 
geschriebene  Zettel  befindet.  Die  Arbeit  erinnert  an 
Schwarzwälder  Geigen  und  an  die  Mittenwalder 
Schule.  Es  war  nicht  zu  ermitteln,  weiches  Pfaffendorf 
in  Frage  kommt,  schließlich  erscheint  auch  der  Fa- 
milienname bis  zu  einem  gewissen  Grade  seltsam,  so 
daß  man  vielleicht  annehmen  könnte,  daß  der  eigent- 
liche Familienname  »Peter«  war,  und  daß  der  Mann 
gleichzeitig  Uhrmacher  und  Geigenmacher  war. 

Geigenzettel:  Peter  Uhrmacher  /  Geigenmacher  zu 
Pfaffendorf  18(3  ..  (?)  (geschrieben). 


?   (San  Vito?) 


Uitenus  (Vitenus),  Nicolas. 
1650 

Eine  Baßgeige  (oder  Violoncello)  mit  dem  möglicher- 
weise falsch  gelesenen  Namen:  »Nicolas  Uitenus,  1650« 
weist  das  Verzeichnis  der  Selhofschen  Sammlung  (ver- 
steigert im  Haag  1 759)  auf. 

Ullmann,  Georg.  —  Mailand,  Zürich.    Geb. 
9.  September  1879  in  Bad  Elster 

Er  kam  als  Lehrling  zu  Reinhold  Schmidt  in  Markneu- 
kirchen und  besuchte  dort  drei  Jahre  lang  die  Fach- 
schule für  Instrumentenbau.  Er  arbeitete  als  Gehilfe 
bei  Kurth  und  bei  0.  Möckel  in  Berlin,  später  bei 
Dvofäk  in  Prag  und  ging  dann  zu  Degani  nach  Venedig. 
Im  Jahre  1901  siedelte  er  nach  Mailand  über  und 
machte  sich  dort  selbständig.  Durch  den  Krieg  war  er 
gezwungen,  Italien  wieder  zu  verlassen,  weshalb  er 
seine  Werkstatt  nach  Zürich  verlegte.  Er  ist  sehr  ge- 
schickt und  arbeitet  sauber  nach  Stradivari. 

Geigenzettel:  Georgius  Ullmann  /  fecit  /  Mediolani 
1909  (gedruckt  in  Umrahmung). 

Ulrich,  Diederich.  —  Lübeck,  Hamburg.  Geb. 
um  1740 

Er  soll  ein  Nachkomme  von  Olert  (Olrichges)  gewesen 
sein,  was  nicht  unmöglich  wäre.  Er  hatte  seine  Werk- 
statt zuerst  in  seiner  Vaterstadt  und  ging  im  Jahre  1 771 
nach  Hamburg,  wozu  ihn  aber,  wie  es  scheint,  nicht 
sein  Beruf  als  Geigenmacher  veranlaßt  hat.  Im  Lü- 
becker Staatsarchiv  wird  nämlich  noch  ein  Schreiben 
des  geistlichen  Konsistoriums  an  den  Rat  der  Stadt 


Hamburg  aufbewahrt,  in  dem  dieser  ersucht  wird,  die 
geplante  Ehe  des  Lübecker  Bürgers  und  Violenmachers 
Dietrich  Ulrich,  jetzt  bei  Caspar  Wegener  in  der  Spital- 
straße sich  aufhaltend,  zu  verhindern,  da  Ulrich  in 
Lübeck  verheiratet  sei  und  drei  Kinder  habe,  die  er 
böswillig  verlassen  hätte.  In  dem  Schreiben  heißt  es: 
»Sie  wollen  großgonstig  geruhen,  solche  Bigamiam 
nicht  vorgehen  zu  lassen,  sondern  dieselbe  durch  zu- 
längliche Mittel  nicht  allem  zu  behindern,  sondern  auch 
diesen  Dieterich  Ulrich  alda  wegschaffen  und  wieder- 
umb  anhero  zu  seinem  Weibe  und  Kindern  verweisen 
zu  lassen.«  Seine  Geigen  erinnern  in  den  Umrissen  und 
den  F-Löchern  an  die  Brescianer  Schule.  Die  Einlagen 
fehlen  gewöhnlich,  der  Lack  ist  meistens  gelb,  und 
statt  der  Schnecken  liebt  er  Löwenköpfchen  am  Wirbel- 
kasten anzubringen. 

Geigenzettel:  Abb.  798. 

Unbehaven   (Unbehauen,   Unbehagen),   Hen- 
rich. —  Halle  a.S.  ?,  Erfurt.   1687 

Er  gehört  vielleicht  einer  alten  Familie  aus  Schwä- 
bisch-Hall  an,  wo  der  Name  schon  1396  vorkommt 
und  noch  1578  ein  David  Unphaben,  Sohn  des 
Kaspar  U.,  geboren  wurde.  Der  Name  ist  allerdings 
auch  in  Volkstädt  a.  S.  heimisch,  wo  bekanntlich 
Schiller  bei  dem  Kantor  und  Schulmeister  Unbehaun 
wohnte.  U.  soll  lange  in  Erfurt  und  Halle  gearbeitet 
haben,  doch  konnte  ich  über  seinen  Aufenthalt  in  beiden 
Städten  nichts  ermitteln  Nur  in  J.  Ph.  Eiseis  Musicus 
(/.rTnhlhay.To;  (Erfurt  1738)  wird  er  ausdrücklich  als 
Erfurter  bezeichnet  bei  der  Aufzählung  der  besten 
Gambenmacher.  Seine  Arbeiten  sind  oft  reich  eingelegt 
und  erinnern  in  dieser  Beziehung  an  Tielke.  Doch 
scheint  er  auch  die  Italiener  gekannt  zu  haben,  denn  im 
Modell  hatte  er  wohl  die  Absicht,  N.  .^mati  nachzu- 
ahmen. 

Geigenzettel :  Henrich  Unbehaven  /  Hall.  Anno  1 687. 
(gedruckt). 

Undeutsch,    Ernst,    ein    Musiker,    der    eine 
Geigenwerkstatt  in  Hannover  hat 

Ungarini  (Ungherini),  Antonio.  —  Fabriano. 
1762 

Ein  Violenmacher,  der  behauptete,  aus  der  Schule 
Stradivaris  hervorgegangen  zu  sein. 

Ungarini,  Raynaldo.  —  Fabbriano.  1800.  1806 

Sohn  von  Antonio  U.  In  Fabbriano  weiß  man  nur  von 
einem  im  18.  Jahrhundert  vorkommenden  Maler  seines 
Namens.  Seine  Kunst  war  sehr  bescheiden;  vielleicht 
ist  er  mit  dem  Geigenmacher  identisch. 

Geigenzettel :  Reynaldus  Ungarini  Fabrianensis  /  An- 
tonii  filius ;  De  Stradivarii  Schola  perfecit  /  Anno  1800 
(gedruckt). 

Unseld  (Ansold),  Georg.  —  Ulm.    1609 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Christian  Ansold.  Von  ihm 
bezog  die  Stuttgarter  Hofkapelle  seit  1609  Saiten.  Er 
soll  als  Lautenmacher  sehr  geschätzt  gewesen  sein. 


Unverdorben  —  Vaillant 


529 


Unverdorben,  Marx  (Max).  —  Venedig.  1515 
Ein  Deutscher,  der  wahrscheinlich  aus  Schwäbisch- 
Hall  stammte^),  wo  der  Name  heimisch  ist.  Wenn  man 
ihn,  wie  das  geschieht,  schon  In  das  Jahr  1415  setzt, 
vergreift  man  sich  sicher  um  hundert  Jahre.  In  Ray- 
mund Fuggers  Kunstkammer  befand  sich  im  Jahre 
1 566  laut  Nr.  65  des  Verzeichnisses  >^Eine  große  alte 
Lauten  von  Max  Unverdorben  -).  In  der  Fürstl.  Lob- 
kowitzschen  Sammlung  auf  Schloß  Raudnitz,  früher  in 
Eisenberg  in  Böhmen,  befindet  sich  noch  jetzt  eine 
schöne,  leider  schlecht  erhaltene  Laute  mit  dem  unten- 
stehenden Zettel.  .Auch  in  Trient  kommt  der  Name  im 
16.  Jahrhundert  vor. 

Geigenzettel:    Marx    Unverdorben    a.  Venetia    (ge- 
druckt). 

Upmann,  F.,  begründete  1854  sein  in  Celle 
noch  bestehendes  Geigengeschäft,  mit  dem 
eine  Musikinstrumenten-  und  Pianohand- 
lung verbunden  ist 

Urban,  Joseph.  —  Prag,  New  York,  S.  Fran- 
cisco. Geb.  1821  inCernucb.  Welwarni.B., 
t  25.  Dezember  1893  in  S.  Francisco 
Schüler  von  Em.  A.  Homolka,  bei  dem  er  auch  musi 


aber  gute  Violinen  nach  Stradivari  gemacht.  Besonders 
schön  ist  der  von  ihm  selbst  zubereitete  Ollack. 
Geigenzettel:   Donald   Urquhart       Tain  N.  B.  1896 
(geschrieben). 

Urquhart  (Urquehart),  Thomas.  —  London 

Geb.  1625.  1666 

Dem  Namen  nach  muß  er  aus  Schottland  stammen.  Er 
dürfte  aus  derselben  Schule  wie  Jakob  Rayman  hervor- 
gegangen und  der  Lehrer  Edw.  Pamphllons  gewesen 
sein.  Er  hatte  ein  großes  und  ein  kleines  Modell,  beide 
sehr  hochgewölbt,  mit  ziemlich  stumpfen  Ecken.  Seine 
Arbeit  ist  recht  gut;  der  Lack  von  gelbbrauner  oder 
rötlichbrauner  Farbe  ist  überraschend  schön.  Auch  im 
Ton  sind  seine  Geigen  vorzüglich,  die  von  Nicht- 
kennem  schon  oft  für  echte  Stainer  oder  gar  Gasp.  da 
Sal6  genommen  wurden.  Arbeiten  von  ihm  waren  u.  a. 
auf  der  Wiener  Musik-  und  Theater-Ausstellung  zu 
sehen.  (Vgl.  Katalog,  England.  S.  18.) 

Ursim,  0.  —  Rom.   1635 

In  Böhmen  ist  eine  Laute  von  ihm  erhalten,  der  Name 
ist  mir  jedoch  sonst  nicht  vorgekommen. 

Utili,  Nicola.  —  Castel  Bolognese.  Geb.  1888 
Ein  talentvoller  Geigenmacher,  dem  nur  leider  eine 
gute  Schule  fehlt.. 


kaiisch  ausgebildet  wurde.  Nach  beendigter  Lehrzeit 

ging  er  nach  Wien  und  Oedenburg,  1847  New  Yo^rk  und    Yaelbej^g  (Valbeke),  Lodewyk  van. —  Brüssel. 

1294.  1312 


1852  nach  Kalifornien,  wo  er  1 1  Jahre  blieb.  1863  kam 
er  nach  Prag  zurück  und  eröffnete  hier  am  Jungmanns- 
platz Nr.  764  seine  Werkstatt.  Er  hielt  es  nicht  lange 
aus  und  ging  wieder  nach  S.  Francisco,  wo  er  auch 
starb.  Da  er  in  Europa  nur  wenig  selbständig  arbeitete, 
kommen  Geigen  von  ihm  äußerst  selten  vor;  er  war  je- 
doch nicht  ungeschickt,  und  wenn  er  wollte,  konnte  er 
sehr  sauber  arbeiten. 

Geigenzettel :  Joseph  Urban    Violin  and  Guitar  Maker 
San  Francisco  1860  (gedruckt). 

Urblch.  —  Löbau.  Nach  1870 

Ein  Stadtmusiker,  der  sich  auch  als  Geigenmacher  ver- 
suchte. Rud.  Koeppel  in  Pyrmont  besitzt  eine  flache, 
unbeholfen  gemachte  Violine  von  Ihm  mit  dem  Zettel : 
Urblch  musicus  urbis  ,  me  fecit  Lobauiae  anno  1 87  .  . 
No  1  (gedruckt). 

Uri,  Fran^ols.  —  Mirecourt.   1748 

Nur  von  A.  Jacquot  erwähnt. 

Urquhart,  Alex.  —  Invergordon.    Geb.   1867 
Er  hat  einige  gute  Geigen  gebaut. 

Urquhart,  Donald.  — Tain.    Geb.  17.  August 
1859   Baiblair 

Er  hat  aus  Liebhaberei  zwar  nur  eine  kleine  Anzahl, 


^)  Ein  Michel  Unverdorben  (geb.  1574)  war  Bürger    Vaillant, 
und  Prokurator  der  Reichsstadt  Schwäblsch-Hall  (f  27. Mai 
1627). 

-')  Vgl.  Stockbauer,  Die  Kunstbestr.  unter  Albrecht  V. 
und  Wilhelm  V. 

V.  Lütgcndorff,   Gcig-cn-  und  Lautenmacher.     Bd.  II 


»VIollst  &  luthier.«  Ein  berühmter  Brabanter  Saiten- 
Instrumentenmacher  und  Spielmannskönig  (»rol  des 
menestrels«)  des  13.  Jahrhunderts,  von  dem  bekannt 
Ist,  daß  er  Fiedeln,  Rebeksund  Leiern  verfertigte.  Jean 
de  Boendale  setzt  seinen  Tod  in  das  Jahr  1312;  nacf 
anderen  soll  er  bis  1358  gelebt  haben,  was  übrigens  un 
wahrscheinlich  Ist.  In  einer  Urkunde  von  1307  wird  ei 
als  »Magister  Ludovicus  de  Valbeke,  viellator«  be- 
zeichnet. 

Vaillant,  Claude  Joseph.  —  Mirecourt.    1778 

1790 

Ein  Verwandter  des  Pariser  Meisters,  für  den  er  auch 

gearbeitet  haben  soll. 

Vaillant,  Fran?ois.  —  Paris.  1736.   1783 

Die  gewöhnlich  vorkommenden  Gelgen  mit  seinem 
Namen  stehen  selten  über  der  Mittelmäßigkeit  und 
sind  schlecht  lackiert.  Da  aber  einzelne  seiner  Arbeiten 
denen  von  Boquay  und  Pierray  nahekommen,  so  Ist 
anzunehmen,  daß  die  erstgenannten  nur  Werkstatt- 
arbeiten sind.  Er  wohnte  zuerst  Rue  de  la  Julverle  und 
wenigstens  von  1775  an  In  der  Rue  N.-D.-de  Bonne 
Nouvelle. 

Gelgenzettel:  Fran^ois  Vaillant  rue  de  la  Julverle  i  ä 
Paris  1738(gedruckO. 

19.  Jahr- 


Nicolas.    —    Bordeaux. 

hundert,  f  um  1880 

Auch  Nicolas  de  Bordeaux  genannt.  Er  arbeitete  sehr 
gut,  hatte  aber  ein  plumpes,  großes  Patron  bei  seinen 

34 


530 


Vainert  —  Vande 


Geigen.  Die  Schnecke  ist  dagegen  sehr  schön  aus- 
gestochen, sein  roter  Lack  durchsichtig  und  dick.  Seine 
Violoncelli  sind  seinen  Violinen  gleichwertig.  Sein  Vor- 
gänger soll  Lutzemberger  geheißen  haben,  sein  Nach- 
folger Delannoy. 

Vainert  s.  Weinert 

Valdastri.  —  Modena.   1805 

Bisher  kennt  man  von  ihm  nur  einige  Taschengeigen, 
die  eine  geschickte  Hand  verraten. 

Valente.  Raffaele.  —  Rom.    1898 
Gilt  als  guter  Mandolinenmacher. 

Valentin  (Valantin).  —  Angouleme.    1900 
Er  war  »Luthier«;  sein  Nachfolger  ist  Javelland-Labbe. 

Valentin,  Rudolf.  —  Berlin.  Geb.  1  1 .  Juli  1 870 
in  Berlin 

Ursprünglich  Feinmechaniker,  wendete  er  sich  als 
tüchtiger  Geiger  durch  Selbststudium  vorgebildet  dem 
Geigenbau  zu,  und  da  er  ein  guter  Zeichner  ist  und 
große  Handgeschicklichkeit  besitzt,  fielen  schon  seine 
ersten  Versuche  über  alles  Erwarten  gut  aus.  Dieser 
Erfolg  ermunterte  ihn  zu  weiterem  Streben,  und  da 
ihm  auch  die  Zusammensetzung  eines  guten  Lacks  ge- 
lang, ließ  er  sich  bestimmen,  den  Geigenbau  zu  seinem 
Berufe  zu  machen.  Im  Jahre  1909  eröffnete  er  seine 
Werkstatt,  und  es  fehlt  ihm  nicht  an  wertvollen  .'Aner- 
kennungen; treffliche  Geiger  loben  seine  Arbeit. 

Geigenzettel:  Rudolf  Valentin  Berlin  angefertigt 
Anno  19  .  .  (geschrieben). 

Valenzano  (Valenciano),  Giovanni   Maria.  — 
Valenza,  Rom.  Trlest.    1771.    1825 

Er  stammte  aus  .Asti,  zog  viel  umher  und  soll  (nach 
Valdrighi)  (3268)  auch  in  Neapel,  nach  anderen  inPadua 
gearbeitet  haben.  Seine  Arbeit  ist  handwerksmäßig, 
und  sein  Modell  schwankt  zwischen  dem  der  Mailänder 
und  dem  der  Neapolitaner  Schule.  Auf  vielen  seiner 
gedruckten  Zettel  füllte  er  den  jeweiligen  Ort  seines 
Aufenthalts  handschriftlich  aus.  Er  ist  jedenfalls  auch 
identisch  mit  jenem  Valenzane,  der  um  1813  in  Mont- 
pellier Geigen  ausbesserte. 

Geigenzettel:  Joannes  Maria  Valenzano  astensis  fecit 
Romae  1825  (Ortsname  und  Jahreszahl  geschrieben). 
Joannes  Maria  Valenzano  astensis  in  Valentia  fecit 
1804  (Ortsname  und  Jahreszahl  geschrieben). 

Valetianus,  (Valletianus)  Joannes.  —  Madrid. 

1799 

Der  französischen  Schule  sehr  nahestehend;  flaches 
Modell,  ähnlich  dem  des  J.  B.  Guadagnini.  Seine 
Violinen  sind  besonders  gut  im  Ton;  das  bestätigte 
schon  Spohr,  als  er  im  Juni  1828  in  der  Musikalischen 
Zeitung  mitteilte,  daß  er  gebeten  sei,  eine  Geige  dieses 
Meisters  zu  verkaufen,  und  hinzufügte,  daß  sie  »einer 
besseren  Stradivari  ebenbürtig«  sei. 

Geigenzettel :  Joannes  Valletianus  fecit  Matrito  anno 
1799  (gedruckt). 


Valle,  Nicolas  del.  —  Granada 
Alterer  spanischer  Lautenmacher. 

Vallejo,  D.  Rafael.  —  Baza  (Spanien).    1789 

Das  D.  vor  dem  Taufnamen  wird  man  vielleicht  »Don« 
lesen  müssen,  dann  wäre  dieser  Lautenmacher  als  ein 
Ordensgeistlicher  anzusehen.  Er  war  nicht  ungeschickt 
und  hat  recht  hübsche,  eingelegte  Lauten  angefertigt. 

Geigenzettel :  D.  Rafael  Vallejo  me  hizo  en  baza, 
1789  (gedruckt). 

Vallentine,  William.  —  London.  1870.  f  um 
1877 

Er  hatte  seine  Werkstatt  in  der  Wardourstreet  und  soll 
einige  gute  Kontrabässe  gemacht  haben. 

Valier.  —  Marseille.   1683.    1700 

Er  wird  zwar  in  der  Literatur,  so  bei  Hart  u.  a.,  mehr- 
fach, aber  stets  ohne  nähere  .Angaben  erwähnt.  Es  war 
mir  aber  weder  in  Marseille  noch  überhaupt  in  Frank- 
reich möglich,  etwas  über  diesen  Geigenmacher  oder 
seine  Werke  zu  erfahren. 

Vallier,  lebt  als    'Luthier«  in  Le  Havre 
Vallini,  Giulio.  —  Cremona.    18.  Jahrhundert 

Ein  Cremoneser  Geigenmacher,  den  ich  nur  bei  Val- 
drighi (3909)  erwähnt  gefunden  habe. 

Valoncini,  Frederic,  ein  Geigenhändler  in 
Nizza,  der  auch  eine  Reparaturwerkstatt 
unterhält 

Valonini,  Zanoli  (Gianolo?).  — Venedig.   1765. 

1783 

Obwohl  Geigen  mit  seinem  Zettel  nicht  gerade  selten 
vorkommen,  gelang  es  mir  doch  noch  nicht,  festzu- 
stellen, wie  er  wirklich  geheißen  hat.  Vgl.  Zanoli. 

Valte,  Dominique.  —  Mirecourt.  1734.  1743 
Ein  nur  von  A.  Jacquot  erwähnter  Geigenmacher. 

Valtrin,  Didier.  —  Mirecourt.    f  vor  1698 

Von  A.  Jacquot  nachgewiesener  Geigenmacher.  Es  gab 
auch  noch  einen  Jean-Dominique  1  Valtrin  um  1677, 
einen  Jean-Dominique  II  von  1698 — 1707,  ferner  zwei 
Jean-Joseph  V.  von  1714—1757  und  von  1740—1749. 
Der  Name  kommt  auch  Vaultrin  geschrieben  vor,  und 
ein  Joseph  Vautrin,  der  im  19.  Jahrhundert  in  Mire- 
court tätig  war,  gehört  jedenfalls  in  diese  Familie.  Auch 
die  Jean -Joseph  Watrin  (1744)  bezeichnete  Violine  der 
Sammlung  Snoeck  rührte  jedenfalls  von  einem  Mit- 
glied dieser  Geigenmacherfamilie  her. 

Vandelli,    Giovanni.    —    Fiorano    (Modena). 

Geb.  1796,  t  1839 

Seine  Geigen  sind  recht  sauber  gearbeitet,  haben  jedoch 
keinen  großen  Ton  und  zeichnen  sich  auch  sonst  nicht 
aus,  so  daß  sie  trotz  ihres  guten  .Aussehens  nicht  hoch 
geschätzt  werden. 


Vanderhaeoen  —  Varotti 


531 


Vanderhaegen,  A.,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in 
Gent 

Van  der  Heyden.  —  Brüssel  (?).   1888 

Ein  Belgier,  der  1888  in  Brüssel  einen  Fortschrittspreis 
für  einen  fünfsaitigen  Kontrabaß  erhielt. 

Van  der  Linden,  Jan.  —  Antwerpen.  18.  Jahr- 
hundert 

Eine  Violine  von  ihm  in  deutschem  Stil,  mit  langen, 
steilen  F-Löchern  besaß  Cl.  Snoeck. 
Geigenzettel:    Joannes  Vanderlinden  tot  .Antwerpen  , 
17  .  .  (gedruckt). 

Van  der  Linden,  Lorenz.  —  Brüssel.  1618.  1621 
Hoflautenmacher;  der  Stammvater  einer  ganzen  Mu- 
sikerfamilie und  jedenfalls  der  Vater  des  Lautenisten 
Lorenzino  \ .  d.  L.,  —  wenn  nicht  dieser  selbst. 

Vanderlist.  —  Paris.    1788.   1801 

Vermutlich  besaß  er  eine  Geige  von  Guadagninil,  die  er 
sowohl  im  Modell  als  im  Lack  nachzuahmen  sich  be- 
mühte. Seine  Arbeiten  sind  gute  Durchschnittsware ; 
am  besten  waren  noch  seine  Harfen.  Er  besaß  auch  eine 
Brandmarke  mit  seinem  Namen.  Auf  anderen  Zetteln 
ist  auch  »Paris«  angegeben. 
Geigenzettel :  Abb.  806. 

Van  der  Meulen,  Antonius  Mattheus  Con- 
radus.  —  s'  Hertogenbosch.  Getauft  26.  Nov. 
1793  (in  der  kath.  Kirche  St.  Jans  St.  Pieter 
in  Hertogenbosch),  f  1 0.  Okt.  1 872  in  Drunen 

Sohn  des  Pieter  Frans  V.  d.  M.  und  der  Cornelia 
Pauline  Spykers;  ein  Nordbrabanter  Geigenhändler, 
der  sich  auch  als  Instrumentenmacher  bezeichnete, 
aber  wahrscheinlich  nur  fremde  Arbeiten  mit  seinem 
Zettel  versehen  hat,  den  er  oft  einfach  über  den  Zettel 
des  wirklichen  Verfertigers  klebte. 

Geigenzettel :  Gerepareert  door  /  A.  M.  C.  van  der 
Meulen.  ,  's  Hertogenbosch  1858  (gedruckt).  —  A.  M. 
C.  van  der  Meulen  Muziek-Instrumentmaker  in  de 
Kerkstraat,  E  36  te  's  Bosch  (gedruckt). 

Van  der  Slaghmeulen,  Joh.  Bapt.  —  Ant- 
werpen. 1660.  1679 

Der  Lukasgilde  gehörte  er  nicht  an ;  eine  Geige  von  ihm 
führt  das  Selhofsche  Verzeichnis  (1 759)  auf.  Ein  Violon- 
cello aus  dem  Jahre  1672  stellte  Willmotte  1878  m  Paris 
aus.  Gute  Arbeit,  mattbrauner  Lack,  schöne,  aber 
große  F-Löcher,  hübsche  Einlage  mit  Goldverzierung, 
an  die  Brescianer  Schule  erinnernd.  Wenn  der  folgende 
Zettel,  den  Grillet  mitteilt,  echt  ist,  dann  müßte  der 
Name  allerdings  Van  der  Staghmeulen  gelesen  werden. 

Geigenzettel :  .Abb.  809. 

Van  der  Syde  (Zeyden)  s.  Syde 
Vandewiele.  —  Gent.    19.  Jahrh. 

Wahrscheinlich  ein  Dilettant,  der  sich  als  Erfinder  ver- 
suchte. 


Vandey,  Gust.  fils,  begründete  1886  ein  Ge- 
schäft in  Cannes 

Vangelisti  (Evangelisti),  Pier  Lorenzo.  — 
Florenz.    1700.    1745 

Ein  Geifeenmacher  dritten  Ranges,  von  dem  es  jedoch 
einige  recht  gute  Violinen  und  namentlich  gute  Bässe 
gibt.  Er  hatte  kein  ausgesprochenes  Modell  und  ar- 
beitete im  Stile  Gabriellis;  nur  seine  im  oberen  Teile 
scharf  gebogenen  F-Löcher  sind  eigenartig.  Eine 
Violine  von  ihm  befindet  sich  in  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln,  eine  andere  besitzt 
Oskar  Mez  in  Freiburg  i.  Br.  Er  gebrauchte  ver- 
schiedene Zettel,  was  darauf  schließen  läßt,  daß  er 
fleißig  gearbeitet  hat.  Es  muß  daher  auffallen,  daß  seine 
Geigen  jetzt  ziemlich  selten  vorkommen.  Sie  sind  ent- 
weder einem  raschen  Verfall  ausgesetzt  gewesen  oder 
aber  von  Händlern  mit  berühmteren  Namen  versehen 
worden. 
Geigenzettel :  Abb.  612. 

Vanhese.  —  Gent.    1820 

Seiner  .Arbeit  nach  hat  er  in  Mirecourt  gelernt  oder 
Mirecourter  Schachteln  verwendet.  Eine  Violine  von 
ihm  besaß  C.  C.  Snoeck. 

Vannucchi,  Nicolo.  —  Florenz.    1703 

Sohn  des  Domenico  V.  Er  war  vorzugsweise  Lauten- 
macher und  scheint  überhaupt  keine  Geigen  gemacht 
zu  haben. 

Va-ou-il-me-plait,  Fran^ois. — Mirecourt.  1 789 

Mit  diesem  etwas  sonderbaren  Namen  findet  sich  in 
den  Akten  seines  Heimatortes  ein  Bogenmacher  ver- 
zeichnet. 

Varagnoli,  Petruccio.  —  Venedig 
Italienischer  Geigenmacher  unserer  Zeit. 

Varjü,  Karl.  —  Budapest.   1888 

Ursprünglich  Tischler,  später  Cymbalmacher  wie  sein 
Bruder  Stefan  V.,  begründete  ein  Musikinstrumenten- 
geschäft und  beschäftigte  sich  dann  auch  mit  Bau  und 
Reparatur  von  Geigen.  1888  verband  er  sich  mit  Stefan 
Horvath,  der  das  Geschäft  später  allem  fortsetzte. 

Varotti,  Giovanni.  —  Bologna.    1786.    1815 

Er  scheint  aus  der  ländlichen  Umgebung  (aus  .Argile?) 
Bolognas  zu  stammen  und  aus  keiner  besseren  Schule 
hervorgegangen  zu  sein.  Seine  älteren  Geigen  sind  da- 
her auch  mehr  eigenartig  als  schön  in  der  Form,  klingen 
aber  nicht  schlecht  und  erreichen  deshalb  gute  Preise. 
Im  Laufe  der  Zeit  vervollkommnete  er  sich  aber,  und 
es  gibt  Geigen  von  ihm,  die  noch  höher  bewertet 
werden.  Eine  schöne,  goldgelb  lackierte  Violine  von 
großem  weittragenden  Ton  von  ihm  besitzt  Eman.  Ed. 
Homolka.  Die  Schnecke  und  die  doppelte  Einlage  er- 
innert an  die  Schule  von  Brescia,  die  F-Löcher  sind 
dagegen  nach  Andreas  Guarneri  geschnitten.  Eine 
prächtig  klingende  Violine  von  1792  besitzt  Studien- 
rat Dr.  Freund  in  Breslau. 
Geigenzettel:  Abb.  814. 

34* 


532 


Varquain  —  Vauchel 


Varqualn  (Varquin).  —  Paris.    1742.    1751 

Er  wohnte  an  der  Ecke  der  Rue  deBussy  und  hat  haupt- 
sächlich Leiern  gemacht.  Eine  solche  (Vielle)  war  im 
South  Kens.  Mus.  1872  ausgestellt,  doch  soll  er  auch 
Geigen  verfertigt  haben. 

Geigenzettel:  Varquain,  Carrefour  de  Busy  Faubg 
St.  Germain,  Paris  1750  (geschrieben). 

Vasallo,    Giov.,    ein    Schüler    von    Grancino, 

lebte  in  Mailand 

Vasi,  Marco.  —  Ravenna.   1830 

Nur  als  Umarbeiter  einer  Baßviola  da  Gamba  im 
Kölner  Musikhistorischen  Museum  bekannt  geworden. 

Vasväry,  Istvän,  lebte  1887  als  Geigenmacher 

in  Arad  und  f  um  1894 
Vauboam  s.  Voboam 
Vauchel,    Jean    Com.    —    Offenbach    a.  M., 

Mainz,  Würzburg,  Damm.    Geb.  9.  März 

1 782  zu  Offenbach  a.  M.^),  f  1 0.  Januar  1 856 

in  Damm  bei  Aschaffenburg 

Sein  eigentlicher  Name  soll  Vauchelle  ")  gewesen  sem; 
er  war  der  Sohn  eines  Franzosen,  der  als  politischer 
Flüchtling  nach  Deutschland  gekommen  war  und  da 
sein  Brot  als  Graveur  zu  verdienen  suchte.  Im  Tauf- 
protokoll der  ehemaligen  deutsch-reformierten  Kirchen- 
gemeinde Offenbach  a.  M.  steht  (1782,  S.  280):  "Im 
Jahre  Christi  Siebzehnhundert  und  zwemndachtzig. 
Nachts  um  1 1  Uhr  wurde  dem  Bijouterie-Arbeiter 
Joseph  Vauchel,  röm.-kath.  von  seiner  Ehefrau  Char- 
lotta  Amalia  geb.  Schmidt,  ein  Sohn  geboren  und  Sonn- 
tags den  10.  März  getauft,  wobei  er  die  Namen  Johannes 
Cornelius  erhielt.  Gevatterinnen  waren:  1.  Johanna 
Vauchel,  Grossmutter  des  Kindes,  hinterlassene  Wittwe 
des  weiland  Weinhändlers  zu  Paris,  Pierre  Vauchel, 
welche  bei  der  Taufe  durch  Johann  Hemrich  Pruere, 
Sohn  des  verstorbenen  Fabrikanten  Peter  Pruere  und 
seiner  Ehefrau  Cornelia  geb.  Schmidt,  vertreten  wurde, 
und  2.  die  genannte  Cornelia  Pruere  geb.  Schmidt, 
Schwester  der  Mutter  des  Kindes.«  Nach  dem  Aus- 
bruch der  Revolution  kehrte  der  Vater  mit  semer  Fa- 
milie wieder  nach  Paris  zurück,  wo  Jean  V.  das  Geigen- 
machen erlernte  und  auch  bei  Tourte,  mit  dem  er  be- 
freundet war,  arbeitete.  Er  scheint  dann  um  1809  allein 
nach  Deutschland  gegangen  zu  sein  und  zwar  zunächst 
in  seine  Geburtsstadt,  wo  er  sich  niederließ,  und,  wie 
eine  im  Münchener  Privatbesitz  befindliche  Violine 
durch  ihre  Inschrift  beweist,  Hofgeigenmacher  des 
immer  lustigen  Königs  Jfrome  von  Westfalen  wurde. 
Wann  er  nach  Würzburg  kam,  ließ  sich  nicht  feststellen  ; 
da  er  sich  aber  in  einem  Gesuch  vom  7.  April  1823,  in 
dem  er  um  eine  neue  Wohnung  bittet,  darauf  beruft, 
daß  er  schon  seit  12  Jahren  Hofgeigenmacher  sei,  muß 


^)  Der  Geburtstag  wird  auch  in  einem  erhaltenen 
Briefe  von  der  Großmutter  des  Geigenmachers  so  ange- 
geben. 

^)  Auch  in  den  Würzburger  Adreßbüchern  wird  Jean  V. 
in  den  Jahren  1838 — 1841  Vauchelle  genannt. 


er  schon  unter  dem  Großherzog  Ferdinand  (1806  bis 
1814)  nach  Würzburg  gekommen  sem.  Dieses  Gesuch 
sowie  der  ganze  handschriftliche  Nachlaß  Vauchels,  der 
interessante  Aufschlüsse  über  sein  Leben  gibt,  befindet 
sich  als  treubehütetes  Erbstück  bei  I.  Reiter  in  Mitten- 
wald. Ob  Vauchel  vor  seiner  Niederlassung  in  Würz- 
burg in   Mainz  gearbeitet   hat,   wie  behauptet  wird, 
konnte  ich  nicht  ermitteln.  Der  Vater  blieb  jedenfalls  in 
Frankreich,  denn  in  einem  Schreiben  Vauchels  heißt  es : 
"Mein    Vater    Joseph    Maria    Vauchel    entflieht    am 
27.  Dezember  1827.«  Er  scheint  also  zu  den  Feinden 
des  Ministeriums  Karls  X.  gehört  zu  haben  und  dürfte 
seinen    Lebensabend   bei   seinem   Sohne   beschlossen 
haben.  —  Jean  Vauchel,  der  es  schnell  zu  Ansehen  und 
wohlverdienter  Anerkennung  gebracht  hatte,  wohnte 
zuerst  bei  J.  Röder,  dann  im  Johannitergebäude,  1838 
in  der  Teufelstorgasse  bei  Christoph  Pfaff  und  dann 
seit  1841  in  der  Hofstraße  im  sog.  Katzenwicker,  wo 
jetzt  ein  Realgymnasium  (»Maxschule«)  steht.  Als  der 
Katzenwicker  im  Jahre  1853  abgebrochen  wurde,  ver- 
ließ Vauchel,  der  stets  als  sonderbarer  Kauz  geschildert 
wird,  im  Verdruß  darüber  Würzburg  und  zog  nach  dem 
Dorfe    Schweinheiin    bei    Aschaffenburg.    Dort   ver- 
wendete er  seine  ganze  freie  Zeit  auf  die  Taubenzucht. 
Als  aber  die  Schweinheimer  Burschen  auf  seine  Tauben 
schössen,  zog  er  nach  Damm  und  wohnte  dort  zuerst  in 
der  jetzigen  Haidstraße  Nr.  8  und  dann  in  der  jetzigen 
Mühlstraße   Nr.  61    (früher   lit.  A   Nr.  7).    In   einem 
Nebengebäude  richtete  er  sich  eine  Werkstatt  ein,  in 
der  er  mit  seinem  Gesellen  I.  Reiter  aus  Mittenwald, 
der  auch  in  Schweinheim  bei  ihm  war,  fleißig  arbeitete. 
Er  vermied  selbst  mit  den  nächsten  Nachbarn  jeden 
Umgang  und  verkehrte  nur  hie  und  da  mit  einem 
Franzosen  namens  Regnier  (oder  Renier),  der  in  der 
Dammer  Porzellanfabrik  in  Stellung  war.  Auch  mit 
seiner  Tochter  Katharina  hatte  er  sich  überworfen,  als 
diese  sich  mit  einem  Musiker  namens  Kraft  nach  Stutt- 
gart verheiratete.   Seine   Frau  scheint  frühzeitig  ge- 
storben zu  sein;  nach  Damm  brachte  er  eine  Haus- 
hälterin (Babette  Schneider)  mit,  die  einen  dreijährigen 
Sohn  besaß,  als  dessen  Vater  Vauchel  bezeichnet  wurde. 
Personen,  die  sich  des  Meisters  noch  erinnern,  schildern 
ihn  als  einen  großen,  hageren  Mann,  der,  wenn  er  aus- 
ging, stets  einen  braunen  Zylinder  und  einen  bis  tief 
unter  die  Knie  reichenden,  langen  Rock  trug.  Er  war 
sich   seines   Wertes   v/ohlbewußt   und  ließ  von   dem 
Preise,  den  er  für  seine  Geigen  forderte,  keinen  Pfennig 
ab.  Als  ein  Händler  einst  eine  Geige  bei  ihm  bestellte 
und  nachträglich  zu  feilschen  begann,  ergriff  der  leicht 
zum  Zorne  gereizte  Vauchel  seine  Arbeit  und  zerschlug 
sie  in  tausend  Stücke.  Seme  Geigen  wurden  ihm  gut 
bezahlt;  Spohr  und  Paganinl  schätzten  ihn  als  einen 
der  besten  Geigenmacher  der  Welt,  und  er  konnte  be- 
haglich leben.    In  Damm  umgab  er  sich  mit  allerlei 
Geflügel  und  hatte  eine  schön  eingerichtete  Wohnung, 
in  der  es  mancherlei  kostbare  Altertümer  u.  dgl.  zu 
sehen  gab.  —  Seinem  letzten  Wunsche  entsprechend 
wurde  er  nicht  in  Damm,  sondern  (am  13.  Januar  1856) 
auf  dem  Friedhofe  in  Aschaffenburg  begraben.  Sechs 
Männer  trugen  ihn  von  Damm  zum  Kapuziner-  oder 
Karlstor  nach  Aschaffenburg,  und  von  dort  begleiteten 
ihn  drei  Geistliche  zu  seiner  letzten  Ruhestätte.  So  an- 
gesehen   Vauchel    auch    in    Künstlerkreisen    war,    so 
lebendig  sein  Andenken  in  seinen  Werken  blieb,  sein 


Vaiiltrin  —  Velvarsky 


533 


Grab  wurde  doch  bald  vergessen,  und  erst  Herr  Dr. 
Julius  Krieg  hat  das  Verdienst,  die  Stelle  wieder  er- 
mittelt zu  haben.  Im  Beerdigungs-  oder  Lagerbuch  für 
die   Jahre    1836—1856   findet    sich,    daß    »Vauschel, 
Johann,   k.  b.  Hofgeigenmacher   aus   Würtzburg«,   im 
Jahre  1 856  am  1 3.  Januar  im  ältesten  Teil  des  Aschaffen- 
burger  Friedhofs  beerdigt  worden  ist  und  zwar  im 
2.  Quadrat  25.  Reihe,    18.  Grab.   Der  Grabstein   war 
schon    25  Jahre    nach   Vauchels   Tod   bei    der    Neu- 
planierung  beseitigt  worden  und  in  dem  Grabe  wurden 
1882  ein  Mann  und  bald  darauf  ein  Kind  beigesetzt,  bei 
welcher  Gelegenheit  die  Gebeine  Vauchels  jedoch  nicht 
aus  dem  Grabe  genommen  wurden.  Als  Dr.  J.  Krieg  er- 
fuhr,  daß  die  Neuplanierung  dieses   Grabes  wieder 
bevorstand,  erwirkte  er,  daß  man  davon  Abstand  nahm. 
Der  Magistrat  stellte  ihm  einen  großen  Grabstein  von 
einem  alten  Grabe  zur  Verfügung,  auf  dem  er  die  In- 
schrift anbringen  ließ:  Hier  ruht  Jean  Vauchel  ,  emer 
der  berühmtesten   Geigenmacher  der  Welt.   /    Geb. 
9.  März  1782  zu  Offenbach  a.  M.,      gest.  10.  Januar 
1856  in  Damm,  ,   begraben  13.  Januar  1856  an  dieser 
Stelle.       Neu  errichtet  im  Januar    1911    V.J.Krieg. 
So  erhielt  der  treffliche  Meister  ein  würdiges  Denkmal; 
gleichzeitig  hat  Dr.  Krieg  erwirkt,  daß  das  Grab  in  die 
Liste  derjenigen  aufgenommen  wurde,  die  auch  in  Zu- 
kunft   Neuplanierungen    nicht    unterworfen    werden 
sollen.  Herr  Stöber  in  Würzburg  besitzt  eine  Violine 
von  iiim  mit  dem  Zettel:  J.  Vauchel  d'Offenbach  fecit 
et  /  von  J.  Reiter,  dessen  Eleven  aus  Mittenwald  a.  Isar , 
vollendet  in  Damm  bei  Aschaffenburg  ,    anno   1857. 
Bei  der  Ausbesserung  dieser  Violine  kam  ein  zweiter 
Zettel  an  der  oberen  Zarge  im  Innern  zum  Vorschein 
mit  dem  Wortlaut:  »J.  Vauchel  starb  d.  1 1 .  Januar  1856 
in  Damm  bei  Aschaffenburg,  und  ich,  J.  Reiter,  dessen 
Eleve  aus  Mittenwald  a.  d.  Isar  machte  seine  Arbeiten 
vollends    fertig    anno     1856 — 1857    in    Damm    bei 
Aschaffenburg.«  Auf  der  Rückseite  liest  man  noch: 
»Er  machte  48  Stück,   wovon   4  Cello,   6  Violen,   die 
übrigen  Violinen   sind.«  Diese  Angabe  scheint  sich 
lediglich  auf  den  Nachlaß  zu  beziehen  und  unter  »Er« 
ist  wohl  nicht  Vauchel,  sondern  J.  Reiter  zu  verstehen. 
—  In  seinen  jungen  Jahren  nahm  er  das  Holz  manch- 
mal zu  dünn  und  machte  Versuche  mit  einer  allzu- 
flachen Wölbung.  Er  fand  aber  bald  den  richtigen  Weg 
und  erhob  sich  zu  echter  Meisterschaft.  Es  wäre  wert- 
voll, die  Besitzer  aller  Arbeiten  Vauchels  zu  kennen, 
denn   er  war  ein  Meister,    wie  wenige  seiner  Zeit- 
genossen,   kurz,    eine    echte    Künstlernatur,    bei    der 
Wollen  und  Können  sich  die  Wage  hielt.  Er  arbeitete 
mit  tadelloser  Sorgfalt  und  besaß  feines  Empfinden  und 
wertvolle  Kenntnisse  der  akustischen  Gesetze.  Der  Ton 
seiner  Geigen  kommt  in  der  Tat  dem  echter  italie- 
nischer sehr  nahe.  Sein  Schüler  I.  B.  Reiter  erwarb  von 
den  Erben  Vauchels  Werkzeuge  und  viele  persönliche 
.Andenken    an  den  von    ihm    über  alles  geschätzten 
Meister. 

Geigenzettel:  Jean  Vauchel  d'Offenbach  ,   fecit  1851 
(gedruckt). 

Vaultrln  (Vautrin)  s.  Valtnn 

Vecchi,  Orazio.  —  Modena.   1880 

Er  stammte  aus  Scandiano  und  hat  verschiedene  Bässe 
von  kleinem  Patron  gemacht. 


Vedral,  Josef.  —  Haag.   1908 
Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Veichtner,  Johann  Georg.  —  Regensburg.  1 760 
Ein  braver  Meister,  der,  ohne  Hervorragendes  zu 
leisten,  bei  seinen  Instrumenten  eine  geschickte  Hand 
verrät.  Er  ist  wahrscheinlich  identisch  mit  dem  an- 
geblich schon  1603  vorkommenden  Johann  Beichtner. 
Geigenzettel :  Johann  Georg  Veichtner,  '  Lauten-  und 
Geigenmacher  in    Regenspurg,  Anno  1760  (gedruckt). 

Veinar,  Anton.  —  Hoiovlc,  Wien.  1856.  1860 
Er  kam  1860  aus  Hof  ovic  nach  Wien,  scheint  aber  sehr 
bald  gestorben  zu  sein.  Arbeiten  von  ihm  kommen  fast 
gar  nicht  vor. 

Geigenzettel :  Anton  Veinar  fecit  Viennae  Anno  1860 
(gedruckt).  —  Anton  Weinar  '  Geigen  &  Guitare- 
macher    Wien  /  Wieden  Preßgasse  No.  4  (gedruckt). 

Veinar,  Franz.  —  Hoiovic,  Kiew,  Moskau 
Sohn  von  Ant.  V.  Er  ist  auch  Musiker,  lebte  1873  bis 
1875  in  Ho'"  ovic  und  jetzt  in  Moskau. 
Geigenzettel :  Frant.  Veinar  /  18  B,  10  73  (geschrieben). 

Veith,  Alois.  —  Glatz.  Geb.  um  1803  zu 
Köchendorf,  f  nach  1835 

Er  erlangte  als  Instrumentenmacher  am  15.  September 
1 827  das  Bürgerrecht  in  Glatz  und  besaß  dort  das  Haus 
Nr.  81. 

Velondio.  —  Athen.   1867 

Griechischer  Mandolinen-  und  Gitarrenmacher. 

Veltcm,  Jacobus  van.  —  ? 

Ein  belgischer  Meister  des  18.  Jahrhunderts,  der  u.  a. 
eine  Taschengeige,  deren  Form  an  die  französische 
gigue  des  Mittelalters  erinnert,  gemacht  hat,  die  sich 
jetzt  in  der  Sammlung  des  Konservatoriums  in  Brüssel 
(Nr.  232)  befindet. 

Velvarsky  von  V«^tsin,  Heinrich  Felix  (böh- 
misch: lindiich  Stästny).  —  Kutnä  Hora- 
Kuttenberg.  1620.  f  28.  März  1624 
Er  gehörte  einer  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  in 
den  böhmischen  Adelstand  erhobenen  Familie  an,  die 
sich  in  die  Zweige  Velvarsky  und  Kourzlmsky  von 
Wietschin  (böhmisch:  z  Vttsina)  teilte.  Dem  Namen 
nach  .scheint  er  aus  Welwarn  zu  stammen  und  war 
Musiker  und  Lautenmacher.  Er  war  vermögend  und  ur- 
sprünglich Protestant,  trat  aber  zur  Zeit  der  Gegen- 
reformation zum  Katholizismus  über,  was  ihm  inso- 
ferne  einen  Vorteil  brachte,  als  ihn  der  Oberstmünz- 
meister Wilhelm  von  Wreschowitz  am  9.  Mai  1622 
zum  ersten  Schöffen  erwählte.  Sein  Zeitgenosse,  der 
böhmische  Chronist  Nicolas  Dai'icky  von  Heslova, 
schreibt  (1622)  darüber:  »Und  es  wurde  zum  ersten 
Schöffen  ein  gewisser  Heinrich  Welwarsky,  welcher 
sich  erst  unlängst  in  Kuttenberg  ansässig  machte  und 
früher  ein  Geigenmusiker  war.  Dadurch  wurde  das 
Amt  herabgesetzt.«  (!)  —  Er  starb  am  Donnerstag 
Abend  des  28.  März  1624,  wurde  in  der  St.  Barbara- 


534 


V, 


enere 


Ve 


Kirche  in  Kuttenberg  begraben  und  hinterließ  eine 
Witwe  namens  Johanna,  wahrscheinlich  aber  keine 
Kinder.  Da  er  ausdrücklich  als  Geiger  bezeichnet  wird, 
dürfte  er  auch  Geigen  gemacht  haben.  Eine  gute  Laute 
von  ihm  besitzt  Bohuslav  Lantner  in  Prag. 

Geigenzettel:  Iindiich  Velwarsky  z  Vt'tsina  Mus. 
Instrumental'  1620  ,    na  Horäch  Kutnych  (gedruckt). 

Venere,  Vendelio  s.  Tieffenbrucker 

Veneziano  s.  Alessandro 

Venios,  Em.,  ein   Saiteninstrumentenmacher, 

der  in  Konstantinopel  lebt 
Ventapane  (Ventupane),  Lorenzo.  —  Neapel. 

1809.  1828 

Er  arbeitete  oft  recht  gut  im  Stil  der  Gagliani  und 
ahmte  das  Stradivarimodell  nach,  doch  nahm  er  die 
Brust  gerne  breiter.  Das  Holz  ist  gewöhnlich  schön,  der 
Lack  orangegelb,  aber  häufig  nachgedunkelt.  Der  Ton 
seiner  Geigen  ist  groß,  wenn  auch  nicht  weich  genug. 
Auch  seine  Violoncelli  sind  gut.  Seine  Arbeiten  stehen 
jetzt  ziemlich  hoch  im  Preise.  Im  Jahre  1828  wohnte  ei 
in  der  Strada  Donnaregina  Nr.  2.  Auch  ein  Gius.  V. 
kommt  vor. 

Geigenzettel :    Lorenzo   Ventapane        Fabbricante    di 
Strumenti   armonici       Strada   Donnaregina   No  33 
Napoli  1809  (gedruckt). 

Ventapane,    Pasquale.    —    Neapel.     18.  Jahr- 
hundert 

Vielleicht  der  Vater  oder  Bruder  Vincenzo  V.s,  dem  er 
in  der  Arbeit  nahekommt.  Er  scheint  vorzugsweise 
Violoncelli  gemacht  zu  haben. 

Ventapane,  Vincenzo.  —  Neapel.  1750.  1799 

Gute  Gaglianoschule.  Er  ahmt  das  Stradivarimodell 
(mittlere  Größe)  nach  und  hat  einen  gelben  oder  gelb- 
braunen Lack.  Der  Ton  ist  gut.  In  manchen  Arbeiten 
erinnert  er  an  Tomaso  Eberle. 

Ventura,  Annibale.  —  Viadana.    1740 

Vielleicht  ein  Sohn  oder  Enkel  von  Giovanni  V.  Wenn 
er  auch  sorgfältiger  arbeitete  als  dieser,  so  gehört  er 
doch  nur  zu  den  Geigenmachern  dritten  Ranges.  Er 
soll  auch  in  Mailand  gearbeitet  haben. 

Ventura,  Giovanni.  —  Parma  (?).    1622 

Angeblich  stammte  er  aus  Viadana.  Bisher  sind  nur 
rohe  Arbeiten  seiner  Hand  bekannt  geworden. 

Venturi,  Leonello  (Lenelli) 

In  einigen  Geigen,  die  an  sich  nicht  schlecht  sind,  im 
günstigsten  Falle  aber  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
stammen,  findet  sich  der  gedruckte  Zettel:  Lenelli 
Venturi  fecit  Venetiis  An.  15  .  .  Der  Zettel  ist  eine 
plumpe  Fälschung;  selbstverständlich  ist  Ventura 
Linarolo  damit  gemeint. 

Venzi,  Andrea.  —  Florenz.   1636 

Er  wird  als  Sohn  eines  Simone  V.  bezeichnet  und  als 
Geigenmacher  von  Vidal  erwähnt. 


Verbeek,  Gisbert.  —  Amsterdam.   1671 

Eine  Geige  von  ihm  führt  das  Verzeichnis  der  1759  im 
Haag  versteigerten  Selhofschen  Sammlung  auf. 

Verbrugghe.  —  Ostende 

C.  C.  Snoeck  besaß  eine  Viola  von  ihm. 

Verbruggen,  Theodor.  —  Antwerpen.    1641 

Lautenmacher  und  Musiker.  Er  hat  1641  einen  Baß  für 
den  Kirchenchor  angefertigt. 

Verini,  Andrea.  —  Modena  (?).    1884 

Wahrscheinlich  Sohn  Serafino  V.s.  .Auch  er  beschäf- 
tigte sich  mit  dem  Geigenmachen. 

Verini,  Serafino.  —  Arceto,  Cascogno  (Mo- 
dena). Geb.  1799,  t  1868  zu  Montebonello 
bei  Frignano 

Sohn  des  Bcrnardino  V.  Ein  tüchtiger  Feldmesser,  der 
sich  als  Dilettant  auf  den  Bau  von  Geigen  und  Bässen 
verlegte,  ohne  es  dann  sonderlich  weit  zu  bringen. 
Bessere  Erfolge  hatte  er  —  als  Bienenzüchter. 

Verle,  Franz.  —  Padua.    Um  1590—1600 

Wahrscheinlich  ein  Tiroler  oder  Schwabe;  vgl.  Werle, 

Wöhrl,  auch  Vörle. 

Geigenzettel :  In  Padova     Francesco  Verle  (gedruckt). 

Vermare    (Vermarre)    lebt    als     »Luthier«    in 

Lyon 
Vermesch  (Vermersch),   Pater.  —  Beaumont 

s.Oise.  1781.  1812 

Ein  Minontenmönch.  der  ohne  besondere  Kenntnisse 
Geigen  von  sehr  hoher  Wölbung  und  schlechten  Ver- 
hältnissen machte.  Ebenso  mangelhaft  wie  seine  Arbeit 
ist  auch  sein  trüber  Lack. 

Geigenzettel :  Fait  par  le  P.  Vermesch      rel.  minime 
ä  Beaumont-sur-Oise  /  1781  (gedruckt). 

Vernon.  —  London.    1823 

Ein  Neffe  von  John  Betts,  in  dessen  Geschäft  er  als 
Ladendiener  half.  Nach  dem  Tode  seines  Oheims  er- 
öffnete er  1823  ein  eigenes  Geschäft,  und  es  gibt 
Geigen,  die  seinen  Namen  tragen.  Er  hat  aber  nie  in 
seinem  Leben  eine  Geige  selbst  gemacht  noch  je  eine 
solche  repariert. 

Verny  (Vernier)  s.  Verpy 

Veron,  Antolne.  —  Paris.   1720.   1750 

Seme  Geigen  kommen  denen  von  Pierray  manchmal 
nahe.  Eine  fünfsaitige  Viola  von  ihm  befindet  sich  im 
Museum  des  Pariser  Konservatoriums  (Nr.  139). 
Geigenzettel:  Abb.  813. 

Veron  (Verron),  Pierre- Andre.  —  Paris,  1711. 
1750 

Seme  Geigen  verraten  zwar  das  Bestreben,  italienische 
Vorbilder  nachzuahmen,  docli  geschieht  dies  ohne 
Sorgfalt  und  ohne  Erfolg.  Trotzdem  soll  er  seinerzeit 
ein  gewisses  Ansehen  besessen  haben. 


Verona  —  VieKveib 


535 


Verona,  Pietro.  —  Corregglo.   1606 

Ein  Geigenmacher,  den  ich  bisher  nur  bei  Valdnghi 
(4459)  erwähnt  gefunden  habe. 

Veronesi,  Camillo.  —  Bologna 

Musikinstrumentenmacher  des  19.  Jahrhunderts. 

Verpy,  Jean-Baptiste.  —  Mirecourt.  1767.  1789 

Ein  Geigen-  und  Bogenmacher,  den  A.  Jacquot  erwähnt, 
der  aber  wahrscheinHch  richtig  Verny  (Vernier)  hieß. 

Verpy.  —  Blois.   1801 

Vielleicht  mit  dem  Vorigen  identisch.  Er  ist  übrigens 
nur  als  Reparateur  bekannt. 

Verzella,  Francesco.  —  Konstantinopel.    1890 

Ein  Neapolitaner,  der  sich  in  Konstantinopel  nieder- 
ließ und  dort  Gitarren  und  Mandolinen  herstellte,  aber 
hauptsächlich  Händler  war. 

Vetorazzo  (Vettorazzo),  Giovanni.  —  Vicenza. 
1793 

Eine  ihm  zugeschriebene  Baßgeige  zeigte  gutes  Holz 
und  leidlich  saubere  .Arbeit:  bekannter  ist  er  als 
Harfenbauer.  Näheres  über  ihn  war  nicht  zu  erfahren. 

Vetrlni  (Vettrinl),  Battista.  —  Brescla.    1629. 

1630 

Einer  der  besseren,  wenn  auch  weniger  bekannten 
Meister  der  Brescianer  Schule.  Er  bevorzugte  ein  ziem- 
lich kleines  Modell,  verarbeitete  schönes  Holz  und 
einen  guten,  gelben  Lack. 

Vetter,  Georg.  —  Straßburg.   1672 

Vermutlich  der  Vater  oder  wahrscheinlicher  Großvater 
von  Joh.  Chr.  I.V.  Das  Musikwissenschaftliche  Semi- 
nar der  Universität  Freiburg  i.  Br.  besitzt  eine  Viola  di 
Gamba  von  ihm.  Auf  seinem  Zettel  übersetzt  er,  wie 
später  öfter  auch  Joh.  Chr.  I.  V.  seinen  Namen  ins 
Französische. 

Geigenzettel :  George  Cousin  ä  Straßbourg  Georg 
Vetter  in  Straßburg     1672  (gedruckt). 

Vetter,  Johann  Christoph  I.  —  Straßburg  i.  E. 
Geb.  um  1693,  t  3.  März  1761 

Er  war  ein  tüchtiger  Lauten-  und  Geigenmacher  und 
wurde  1722  in  die  Zunft  aufgenommen.  Ein  von  ihm 
reparierter  Kontrabaß  befindet  sich  aus  der  Sammlung 
Snoeck  in  Berlin.  .Auf  seinen  Zetteln  übersetzte  er  ge- 
legentlich Tauf-  und  Familiennamen  in  »Jean  Chri- 
stophe Cousin«  und  verwendete  zweisprachige  Zettel. 

Geigenzettel :  Jean  Christophe  Vetter  /  Strasbourg  1 744 
(gedruckt). 

Vetter,  Johann  Christoph  II.  —  Straßburg  i.  E. 
Geb.  um  1738,  t  3.  Juni  1761 

Sohn  und  Schüler  von  Joh.  Christ.  I  V.  Er  soll  recht 
talentvoll  gewesen  sein ;  da  er  aber  schon  mit  23  Jahren 
an  der  Schwindsucht  ein  Vierteljahr  nach  dem  Tode 
seines  Vaters  starb,  hatte  er  keine  Gelegenheit,  sich  als 
selbständiger  Meister  zu  betätigen. 


Vezzelli  (Verzeih),  Pietro.  —  Bologna.    1888 

Ein  Blasinstrumentenmacher,  der  auch  mit  Geigen  ge- 
handelt haben  soll. 

Vian,  Giovanni  Battista.  —  1868 

Eine  Zither  von  ihm  besitzt  das  Ferdinandeum  in 
Innsbruck. 

Viard,  Jean  Claude.  —  Mirecourt.  1741 
Vielleicht  der  Vater  von  Nicolas  V. 

Viard.  Nicolas.  —  Versailles.    1760.    1790 

Wenig  bedeutender  französischer  Geigenmacher  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  18,  Jahrhunderts.  Seinen  Zettel 
teih  Vidal  mit. 

Geigenzettel:  Fait  par  Nicolas  Viard,      ä  Versailles 
1 790  (gedruckt). 

Vibert,J.B.  — Paris.    1775.    1783 

Er  wohnte  Rue  de  Seine  und  wird  als  »Luthier«  be- 
zeichnet. Ich  kenne  jedoch  nur  Sackpfeifen  von  ihm. 

Vlbrecht    (Wiebrecht),    Gysbert.    —  Amster- 
dam. 1700.  1710 

Vidal  u.  a.  zählen  einen  Geigenmacher  dieses  Namens 
auf.  —  Sollte  hier  nicht  eine  Verwechslung  mit  dem 
schon  1671  vorkommenden  Gisbert  Verbeek  vorliegen  ? 

Vicenzo  (Vicentius).  —  Prato.    1610.    1612 

Es  soll  Lauten  mit  seinem  Namen  geben:  mir  sind  nur 
cymbalartige  Instrumente  von  ihm  bekannt  geworden 

Vichtelt  s.  Fichtold 

Vidudez,  Alfred.  —  Genf 
Neuerer  schweizer  Geigenmacher. 

Viedenhofer     (Wiedenhofer),     Bernhard.     — 
Pesth  (Budapest).    1790.    1812 

Schüler  von  Andr.  Hueber:  er  gehört  zu  den  besseren 
ungarischen  Geigenmachern  und  kommt  Leeb  sehr 
nahe.  Seine  Arbeit  ist  sehr  genau  und  das  Holz  gut; 
das  Modell  geht  auf  italienische  Meister  zurück.  Em 
Münchener  Hofmusiker  besaß  zwei  Violinen  von  ihm, 
die  beide  nach  Maggini  gebaut  waren.  Eine  ähnliche 
wurde  im  Dezember  1907  bei  Puttick  und  Simpson  in 
London  versteigert.  Sein  Lack  ist  sehr  dunkel  und 
oft  rissig. 

Geigenzettel:  Bernaid  Viedenhofer  in  Pesth  1791 
(gedruckt). 

Vieira,  Augusto.  —  Lissabon.    1896 

Portugiesischer  Gitarren-  und  Mandolinenmacher  vom 
Ende  des  19.  Jahrhunderts. 

Vieira  da  Silva,  Joann.  —  Lissabon.    1700 

Von  ihm  ist  mir  nur  eine  mit  Elfenbein  und  Schildpatt 
eingelegte  Zither  bekannt  geworden. 

Vielweib,    Alois.    —   Burghausen.     Geb.    um 

1 756  in  Ried,  f  8.  Januar  1 82 1  in  Burghausen 

Er  war  der  Sohn  eines  Kunstschleifers  und  selbst  seines 
Zeichens  Schleifer  und  Stadtmusikant ;  auch  zwei  von 


536 


Viertel  —  Vi 


seinen  Söhnen,  die  ihn  (von  ]0  Kindern)  überlebten, 
waren  Kunstschleifer.  Er  machte  also  nur  als  Dilettant 
Geigen,  wenn  er  sich  auch  »Geigenmacher«  nannte. 
Seine  Arbeit  erinnert  an  Mittenwalder  Vorbilder;  er 
war  nicht  ungeschickt,  wenn  man  ihm  auch  die  unge- 
schulte Hand  ansah. 

Geigenzettel :  Alois  Vielweib,  Stadtmusikant  /  und 
Geigenmacher  in  Burghausen  1804  (gedruckt). 

Geb.    1865    in 


Aachen. 


Viertel,    Holm. 
Zwickau 

Mit  vier  Jahren  verwaist,  kam  er  zu  dem  Gitarren- 
macher Gütter  nach  Markneukirchen.  Durch  Moritz 
G.,  den  einzigen  Sohn  seines  Pflegevaters,  wurde  in 
ihm  die  Lust  erweckt,  Geigenmacher  zu  werden;  er 
trat  bei  Reinhold  Paulus  (jetzt  in  Firma  Weichold)  in 
die  Lehre,  ging  1884  nach  Dresden  und  im  selben  Jahre 
noch  zu  A.  Riechers  nach  Berlin,  bei  dem  er  drei  Jahre 
lang  blieb.  1888  machte  er  sich  In  Markneukirchen 
selbständig,  siedelte  aber  im  August  1896  nach  Aachen 
über,  wo  seit  dem  Tode  Darches  kein  Geigenmacher 
mehr  ansässig  war.  Er  ist  ein  tüchtiger  Künstler;  bei 
seinen  neuen  Geigen  kopiert  er  Stradivari  und  wendet 
den  Riechers  sehen  Lack  (Spirituslack  mit  etwas  Ter- 
pentinöl) an.  Den  Baßbalken  setzt  er  erst  nach  dem 
Lackieren  ein,  wodurch  er  den  Ton  der  neuen  Geigen 
zu  veredeln  sucht.  Er  gilt  als  ein  talentvoller  Schüler 
von  Riechers  und  zeichnet  sich  durch  tadellos  saubere 
Arbeit  aus. 

Geigenzettel:  Holm  Viertel     .Aachen- Anno  19  (gedr.). 

Viganzio,  Lodovico.  —  Rom.   1623 

Ein  nur  von  Valdrighi  (3913)  erwähnter  Lautenmacher. 

Vignali,  Giuseppe.  —  Veruchio.   191 1 

Strebsamer  italienischer  Geigenmacher  der  Gegenwart. 

Vigneron,  Joseph-Arthur.  —  Paris.  Geb.  1851 
in  Mirecourt 

Trefflicher  Bogenmacher,  Schüler  von  Charles  Husson. 
Im  Jahre  1880  ging  er  nach  Paris  zu  Gand  &  Bernardel, 
wo  er  acht  Jahre  lang  blieb,  worauf  ersieh  in  der  Rue  de 
Clery  selbständig  machte.  Seine  Bogen  sind  sehr  schön 
gearbeitet  und  tragen  die  Marke  *A.  Vigneron'  ä  Paris. 

Vigoni,  A.  —  Pavia 

Geigenmacher  des  19.  Jahrhunderts. 

Villano  d'Ascoli  s.  Odoardi 

Villars,  Paul.  —  Paris.    1741.    f  vor  1776 

Schüler  von  Gh.  Bizey.  Er  wohnte  1 769  Rue  des  Fosses- 
St.-Germain-des-Pres  und  war  Holzblasinstrumenten- 
macher.  Ob  die  Geigen,  die  jetzt  im  Handel  mit  seinem 
Namen  vorkommen,  echt  sind,  erscheint  mir  sehr  frag- 
lich. Wahrscheinlich  verwechselt  man  ihn  mit  Theo- 
phile Villars. 

Villars,  Theophile.  —  Cusset  (AUier).    1865. 
t  1880 

Seines  Zeichens  ein  Buchdrucker,  der  von  seinem 
Oheim  Montgilbert  in  der  Geigenmacherei  unterrichtet 
wurde  und  wie  dieser  als  Dilettant  Geigen  machte. 


Villaume  et  Giron.  —  Troyes.    1791 

Teilhaber  dieser  Firma  waren  (nach  Kinskys  Ermitt- 
lungen) Alexis  Villaume  und  Claude  Giron.  .Alexis 
Villaume  wurde  1766  in  Mirecourt  geboren  und  starb 
am  31 .  Dezember  1842  in  Troyes.  Er  arbeitete  1 788  mit 
Giron  als  Gehilfe  bei  Claude  Aubert,  machte  sich  1789 
selbständig  und  erwarb  mit  Giron  im  Jahre  1791 
Auberts  Werkstatt,  die  beide  unter  ihrer  neuen  Firma 
fortführten.  Wie  lange  sie  gemeinsam  arbeiteten,  läßt 
sich  schwer  nachweisen,  da  die  Zettel  meistens  fingierte 
Jahreszahlen  von  1710  an  aufweisen.  Mit  einer  Jahres- 
zahl nach  1800  ist  mir  keine  Arbeit  von  ihnen  vorge- 
kommen. Ihre  Geigen  sind  übrigens  nicht  schlecht, 
auch  ihre  Gitarren  klingen  gut.  Sie  handelten  mit  aller- 
lei Musikinstrumenten  und  hatten  auch  eine  Saiten- 
macherei. 

Geigenzettel:  .Abb.  810. 

Vimercati,  Gaspare.  —  Mailand.   1790 

Es  gibt  nur  wenige  Geigen,  die  seinen  Zettel  tragen, 
und  bei  diesen  wenigen  erscheint  es  noch  fraglich,  ob 
sie  Arbeiten  seiner  Hand  sind.  Dagegen  war  er  ein  ge- 
schickter Lautenmacher  und  trefflicher  Mandolinen- 
spieler. Eine  gute  Mandoline  von  ihm  besitzt  A.  Gautier 
in  Nizza. 

Geigenzettel :  Gaspare  Vimercati  /  nella  contrada  della 
Dogana  di  Milano,  all  segno  '  della  Luna  (gedruckt). 

Vimercati,  Paolo.  —  Venedig.    1660.    1710 

Sohn  des  Pietro  V.  Lernte  bei  Giovanni  Tononi  in 
Venedig,  den  er  jedoch  übertraf.  Er  arbeitete  nach  Ant. 
und  Hier.  Amatis  kleinem  Modell  und  verwendete 
gelben  Lack.  Auch  Brescianer  Vorbilder  ahmte  er  nach. 

Geigenzettel :  Paolo  Vimercati  /  fece  in  Venezia  A.  17... 
(gedruckt). 

Vimercati,  Pietro.  —  Venedig.    1640.    1660 

Nach  den  ihm  zugeschriebenen  Geigen  schloß  er  sich 
der  Brescianer  Bauweise  an,  ohne  seine  Vorbilder  voll- 
kommen zu  erreichen.  Besser  gelang  ihm  dies  bei  seinen 
Nachahmungen  Amatis.  Angeblich  hat  Jakob  Stainer 
bei  ihm  gearbeitet,  wofür  indessen  jeder  Beweis  fehlt. 

Vinaccia,  Antonio  I.  —  Neapel.    1734.    1781 

Er  wird  als  der  Stammvater  der  heute  noch  blühenden 
Familie  betrachtet,  ist  aber  vielleicht  ein  Sohn  von 
Nicolo  V.  und  kann  als  ein  Nachahmer  von  Gagliano 
gelten.  Er  machte  jedoch  nur  wenige  Streichinstrumente 
und  verlegte  sich  frühzeitig  auf  die  Herstellung  von 
Mandohnen,  worin  er  es  zu  hoher  Vollkommenheit 
brachte.  Im  Museo  Spagnuolo  in  Neapel  (Palazzo  degli 
Studi)  sind  Arbeiten  von  ihm.  die  er  für  Carl  111.  von 
Bourbon  anfertigte,  erhalten,  die  seine  Geschicklichkeit 
glänzend  erweisen.  Gennaro  und  Gaetano  waren  seine 
Söhne. 

Geigenzettel :  Antonius  Vinaccia  fecit  Neap.  ,  In  via 
Constantii  1734.  /  (1764  Strada  Rua  Catalana.)  (gedr.). 

Vinaccia,  Antonio   II.  —  Neapel.    1763.    1798 

Sohn  von  Januarius  V  (Gennaro).  Auch  er  kopierte 
Gagliano  und  verwendete  schönes  Holz  und  gelb- 
braunen Lack.  Häufiger  als  seine  Geigen  kommen  seine 


Vinaccia  —  Vincent 


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reicheingelegten  Mandolinen  usw.  vor.  In  seiner  letzten 
Zeit  scheint  er  in  die  Via  Constantii  gezogen  zu  sein. 
Eine  Mandoline  von  ihm  aus  Palisander-  und  Ebenholz 
usw.  besitzt  das  Nordböhm.  Gewerbemuseum  in 
Reichenberg. 

Geigenzettel :  Antonius  Vinaccia  Hllus  Januarii  feclt 
Neapoli  /  alla  Strada,  Rua  Catalana  1 763  (gedruckt)  und 
Abb.  811. 

Vinaccia,  Domenico.  —  Neapel.   1780 
Gleichfalls  nur  als  Mandolinenmacher  bekannt. 

Vinaccia,  Gaetano.  —  Neapel.  1779.  1800 
Sohn  von  Antonio  I  V.  Er  wohnte  in  der  Strada  Rua 
Catalana  Nr.  85  wohl  mit  seinem  Bruder  zusammen  in 
der  väterlichen  Werkstatt  und  ist  hauptsächlich  Gi- 
tarren- und  Mandolinenmacher  gewesen.  Geigen  von 
ihm  sind  mir  nie  vorgekommen.  Geschickt  wie  alle 
Mitglieder  seiner  Familie. 

Geigenzettel:  Gaietanus  Vinaccia  fecit  /  napoli  1795. 
Nella    Rua  Catalana  (gedruckt).  —  Gaietanus  Vinaccia 
Neapoli  feclt  Strada  Rua  ,   Catalana  No  85  anno  1 779 
(gedruckO  und  Abb.  802. 

Vinaccia,  Gennaro.  —  Neapel.  1755.  1778 
Sohn  von  Antonio  I  V.  Von  den  Mitgliedern  der 
Familie  Vinaccia  ist  er  es,  der  neben  schönen  Man- 
dolinen, die  am  häufigsten  vorkommen,  auch  zahlreiche 
und  gute  Geigen  gemacht  hat.  Er  arbeitete  in  der  Art 
der  Gagliani,  hatte  ein  schönes  Modell  von  mittlerer 
Größe  und  dunkelgelben  oder  braunen  Lack.  Daß  er 
sich  als  Geigenmacher  betrachtet  wissen  wollte,  geht 
schon  daraus  hervor,  daß  er  '>sub  slgno  Cremonae« 
arbeitete.  Mandolinen  von  ihm  sind  in  verschiedenen 
Sammlungen  zu  finden,  so  in  W.  Heyers  Musikhisto- 
rischem Museum  in  Köln.  Seine  Geigen  werden  jetzt 
durchwegs  recht  gut  bewertet.  Er  wohnte,  wie  sein 
Bruder,  Strada  Rua  Catalana,  wo  auch  der  Vater  ge- 
wohnt hatte. 

Geigenzettel:  Januarius  Vinaccia  fecit  Napoli  /  sub 
Slgno  Cremonae  anno  Domini  1757  (gedruckt). 

Vinaccia,  Giovanni.  —  Neapel.    1767.    1777 

Sohn  von  Gennaro  und  wie  dieser  hauptsächlich  Man- 
dolinen- und  Lautenmacher.  Auf  seinen  gedruckten 
Zetteln,  auf  denen  für  die  Jahreszahl  die  Ziffern  176 
vorgedruckt  sind,  erscheint  sein  Name  mit  o  am 
Schlüsse.  Er  verwendete  diese  für  die  sechziger  Jahre 
des  18.  Jahrhunderts  bestimmten  Zettel  auch  in  den 
siebziger  Jahren  noch  lange.^wie  die  im  Städtischen 
Museum  in  Braunschweig  (Nr.  54)  aufbewahrte  Man- 
doline beweist,  wo  über  die  Zahl  6  die  Jahreszahl  77  mit 
der  Hand  geschrieben  erscheint.  Es  gibt  auch  Zettel, 
auf  denen  er  sich  »Vinaccio«  oder  »Joannes  Vinaces« 
schreibt,  so  in  einer  Mandoline  von  1773  in  der  Samm- 
lung Rob.  Leibbrand  in  Berlin  und  in  einer  reizend  ge- 
arbeiteten Pandurlna  in  der  Sammlung  Fritz  Wildhagen 
in  Haiensee. 

Geigenzettel:  Joannes  Vinaccio  Filius  Januarii  fecit  ; 
Neapoli  alla  strada  della  Rua  Catalana  .'X.DI  777  (ge- 
druckt). 


Vinaccia,  Nicolo.  —  Neapel.   1715(?) 

Die  Jahreszahl  auf  seinem  Zettel,  der  sich  m  einer 
Mandure  im  Germanischen  Nationalmuseum  in  Nürn- 
berg befindet,  Ist  schwer  leserlich.  Der  Arbelt  nach 
wäre  1715  sehr  wahrscheinlich;  in  diesem  Falle  dürfte 
er  als  der  Stammvater  der  Familie  gelten. 
Geigenzettel :  Nicolaus  Vinaccia  fecit  /  Neapoli  m  Rua 
Catalana     17(15)?  17(75)?  (gedruckt). 

Vinaccia,  Mariano.  —  Neapel.   1796 

Sohn    von    Antonio    V.    Hauptsächlich    Mandolinen- 
macher. Eine  Arbeit  von  ihm  befindet  sich  im  Museum 
des  Konservatoriums  in  Brüssel  (Nr.  250). 
Geigenzettel:   Marianus  Vinaccia   qu.  Antonii  /   fecit 
anno  1796  in  via  Costantll  no  18     Neapoli  (gedruckt). 

Vinaccia,  Pasquale.  —  Neapel.  Geb.  20.  Juni 
1806,  t  zwischen  1881  und  1885 

Sohn  von  Gaetano  V.  Ein  tüchtiger  Mandolinenmacher, 
der  besonders  als  Erfinder  der  Stahlsaiten,  die  die 
früher  gebräuchlichen  Darm-  und  Messingsaiten  der 
Mandoline  fast  ganz  verdrängten,  bekannt  ist.  Er  galt 
als  der  beste,  heute  noch  nicht  übertroffene  Mando- 
linenmacher seiner  Zeit,  besaß  viele  Medaillen  und 
war  Hoflieferant  usw.  Eine  Lyragitarre  von  ihm  besitzt 
C.  Claudius  in  Kopenhagen. 

Vinaccia,  Vincenzo.  —  Neapel.     1769.     1785 

(1800) 

Er  bezeichnet  sich  als  Sohn  von  Gennaro  und  wohnte 
Calata  de  l'Ospedaletto  Nr.  20.  Seine  Geigen  sind  nach 
Joseph  Guarnerius  gemacht.  Seine  Mandolinen  und 
Gitarren  zeichnen  sich  durch  schöne  Schildpatt-, 
Elfenbein-  und  Perlmuttereinlagen  aus. 

Geigenzettel:  Vlncentlus  Vinaccio  fecit  Neapoli,  /  Sito 
Nelfa  Calata  de  Spitaletto  AD  1785.  (gedruckt).  — 
Vlncentlus  Vinaccia  ,  filius  Januarii ,/  fecit  Neapoli  alla 
rua  Catalana  ,'  A.  D.  1 775  (gedruckt). 

Vinaccia,  Fratelll,  Gennaro  e  AchiUe  (fu  Pas- 
quale). —  Neapel.  (Strada  S.  Maria  la 
Nova  25.) 

Sehr  angesehene  Mandollnenfabnk,  die  auch  einen 
regen  Handel  ins  Ausland  betreibt,  und 

Vinaccia,   Giuseppe.  —  Neapel.    (Via  Man- 

cinelli  45) 

Mandolinenmacher,  sind  die  jetzigen  Vertreter  der 
Familie. 

Vinahlek  s.  Wmahlek 

Vinatte,  Andre.  —  Lyon.   1568.  f  1572 

Er  war  »faiseur  de  vloles"  und  wurde  als  Protestant  in 
der  Bartholomäusnacht  ermordet.  Vgl.  Coutagne, 
Duiffopruggar. 

Vincent.  —  Mirecourt 

Eine  Geigenmacherfamille,  von  der  Claude  V.  von 
1770—1788,  Jean  V.  schon  1753  und  Pierre-Nicolas  V. 
von  1733 — 1770  genannt  werden. 


538 


Vincent  —  Virchi 


Vincent,  Dionisius.  —  Paris.    1752 

Wahrscheinlich  aus  Mirecourt  stammend.  Es  gibt 
Geigen  und  Lauten  von  ihm,  die  ihn  jedoch  auch  unter 
seinen  Pariser  Zeitgenossen  nur  als  Meister  dritten 
Ranges  erscheinen  lassen. 

Vincentl,    M.   —   Florenz.     Erste   Hälfte   des 
19.  Jahrhunderts 

Em  Geigenmacher,  der  als  Erfinder  einer  Geige,  die 
18  Saiten  hatte  und  mit  zwei  Bogen  gespielt  werden 
mußte,  bekannt  wurde.  Er  wollte  mit  diesem  sonder- 
baren Instrumente,  das  er  »Violon-General«  nannte, 
die  Klangwirkung  der  Violine,  der  Viola,  des  Violon- 
cells  und  des  Basses  gleichzeitig  erzielen. 

Vincentinus,  Don  Ascensio.  —  Madrid.    1775. 

1790.  S.  Ascensio 

Geigenzettel :  Vincentinus,  Ascensio.  Presb.  /  Matti. 
anno  Domini  1775  (gedruckt). 

Vincenzi,  Luigi.  —  Carpi.  Geb.  in  San  Gio- 
vanni Concordiese  1775,  f  nach  1818 
Er  hat  nur  wenige  Geigen,  dagegen  verschiedene  Bässe 
gemacht.  Seine  Arbeit  ist  gut,  der  Lack  bernsteinfarbig 
und  der  Ton  nicht  schlecht.  Es  kommen  übrigens 
Geigen  mit  seinem  Namen  —  namentlich  in  England  — 
im  Handel  vor,  mit  Jahreszahlen,  die  weit  vor  seiner 
Geburt  liegen  und  sich  schon  dadurch  als  Fälschungen 
erweisen. 

Geigenzettel:  Aloysius  Vincenzi  Carpensis  1811  (ge- 
druckt). 

Vincolini  (Fincolini  ?),  Giovanni  Battista.     1 777 

Unbekannter  italienischer  Geigenmacher  des  18.  Jahr- 
hunderts, von  dem  mir  nur  der  im  Namen  nicht  einmal 
sicher  lesbare  Zettel  vorlag :  Fece  Gio :  Batt"  Vincolini 
nel  1777  (gedruckt). 

Violcete?  (Violcetra,  Violente),  G.  Giov.  Casp. 
—  Cremona.    1685 

Ein  sehr  zweifelhafter  Name,  der  mir  auf  geschriebenen 
und  gedruckten  Zetteln  vorgekommen  ist.  Die  Geigen 
erinnern  mehr  an  Brescianer  als  an  Cremoneser  Ar- 
beiten. Vielleicht  ist  in  »Casp.<'  der  eigentliche  abge- 
kürzte Familienname  zu  suchen.  Jul.  Heinr.  Zimmer- 
mann in  St.  Petersburg  besitzt  eine  Violine  mit  dem 
Zettel:  G.  Giov.  Casp  Violcete  Cremonen.  Ann.  1655 
(gedruckt). 

Violi  s.  Bertolotti 

Vionllo  s.  Fiorillo 

Virchi,   Battista  di.   —  Brescia.    Geb.    1521, 

fnach  1588 

Bruder  von  Girolamo  di  V.  Bisher  ist  nur  eine  Intarsia- 
arbeit von  ihm  mit  der  Unterschrift  »Batista  Virchi 
Brissiano  —  1 553"  in  San  Francesco  in  Brescia  bekannt ; 
es  ist  aber  wahrscheinlich,  daß  er,  wie  seine  Brüder, 
auch  Bildschnitzer  und  Lautenmacher  war,  und  die 
Vermutung,  daß  er  der  Verfertiger  der  Taschengeige 
mit  der  Bezeichnung  Baptista  Bressano  (s.  d.)  ist,  hat 


die  größte  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Wie  sich  Giro- 
lamo lateinisch  »Hieronymus  Brixiensis«  bezeichnete, 
könnte  Battista  sich  italienisch  »Baptista  Bressano«  ge- 
nannt haben.  Es  scheint  ihm  übrigens  nicht  besonders 
gut  gegangen  zu  sein  und  zuletzt  verlegte  er  sich  auf  das 
Schnitzen  von  Holzschuhen. 

Virchi,  Benedetto  di.  —  Brescia.     Geb.  um 
1520,  lebte  noch  1568 

Sohn  des  Bernardino  und  Bruder  Gerolamos.  Nach 
seiner  Steuererklärung  von  1568  war  er  Lautenmacher 
(citeraro),  wie  sein  Bruder,  außerdem  aber  auch  Bild- 
schnitzer und  »Intarsiator",  und  eine  Dornenkrönung 
in  Intarsiaarbeit  in  San  Francesco  zu  Brescia  trägt  noch 
jetzt  (nach  G.  Livi)  die  Inschrift :  Benedictus  de  Virchis 
me  fecit  1548.  —  Sein  Sohn  Bernardino  wurde  ein 
trefflicher  Orgelbauer. 

Virchi  (Virghi,  lat.  di  Virchis,  Virchinus, 
Virga  usw.),  Gerolamo  di.  —  Brescia.  Geb. 
um  1523,  lebte  noch  1573 

Sohn  des  Maestro  Bernardino  di  V.  In  seiner  Steuer- 
erklärung von  1563  nennt  er  sich  selbst  »Maestro  de 
instrumenti  de  Musica«,  in  der  von  1568  »citeraro«.  Er 
war  der  Freund  und  vielleicht  der  Lehrer  Gasparo  da 
Salos,  dem  er  am  23.  März  1 565  den  erstgeborenen  Sohn 
Francesco  aus  der  Taufe  hob.  Auch  im  Taufbuche 
wird  er  »Hyeronimus  de  Virchis«  genannt,  und  doch 
glaube  ich,  daß  sein  eigentlicher  Familienname  Geraldi 
war,  wenn  ich  dafür  auch  nur  eine  Tatsache  als  Grund 
angeben  kann.  Im  alten  Inventar  der  Ambrasersamm- 
lung von  1596  wird  bereits  eine  noch  vorhandene 
Zitherlaute ^)  aufgeführt:  »Ain  Ziter,  am  Kragen  die 
Lucretia  Romana  geschnitten  ...  12  Metallsaiten,  wo- 
von je  zwei  dicht  nebeneinander  gezogen  sind.  Alles  mit 
schöner  Schnitzarbeit  verziert,  zum  Theil  gemalt  und 
vergoldet  .  .  .  Am  Griffblatte  der  Name  Hieronimus 
Brixiensis.  Auf  der  Rückseite  das  tyrolische  und  erz- 
herzogliche Wappen.« -)  An  anderer  Stelle  wird  dann 

)  Diese  sechschönge  Zither  trägt  die  Inventarnummer 
4059  und  ist  das  berühmteste  Stück  der  Sammlung.  Sie  ist 
aus  Palisanderholz,  hat  einen  goldbraunen  Bernsteinlack 
und  ein  durchbrochenes,  bemaltes  und  vergoldetes  Schall- 
loch. Am  Ansatz  des  Griffbrettes  nackte  weibliche  Figür- 
chen,  Mascarons  und  Ornamente.  Auf  der  Rückseite  das 
Wappen  des  Erzherzogs  Ferdinand  von  Tirol.  Der  Kragen 
ist  nach  rückwärts  in  eine  langnasige  Fratze  geschnitten, 
das  vordere  Ende  bildet  das  Brustbild  der  sich  tötenden 
Lucrezia,  mit  Perlenohrgehängen.  Auf  dem  Griffbrett  die 
eingebrannte  Marke:  in  einem  Kreis  ein  geteiltes  Wappen, 
oben  ein  Adler  (?),  unten  drei  schwarze  Rechtschrägen, 
ringsherum  als  Legende  :»Hieroni(mus)  Brixiensis.  «Rechts 
und  links  vom  Wappen  I  V  (vielleicht  Jerolamo  Virchi?). 
Länge  735  mm.  —  Die  hier  beschriebene  Zither  sieht 
einem  gleichen  Instrument  von  G.  P.  Maggini  im  Museo 
Modena  sehr  ähnlich. 

-)  Das  auf  Bestellung  des  Erzherzogs  gemalte  Tiroler 
Wappen  auf  dem  Boden  der  Lautenzither  ist  schuld,  daß 
F.  Trautmann  und  andere  die  Bezeichnung  »Brixiensis« 
mit  »aus  Brixen  (in  Tirol)«  deuten  zu  müssen  glaubten; 
komisch  aber  wirkt  es,  wenn  Miß  Stainer  die  Ortsangabe 
»Bresa«  (im  Deutsch  des  16.  Jahrhunderts  »Pressa«)  mit 
»Bresa  in  Silesia«  deutet  und  dabei  wohl  an  Breslau  denkt. 


Virchi      -  Vivenet 


539 


berichtet,  wo  oder  bei  wem  die  Instrumente  gekauft 
sind.  Unter  den  wenigen  angegebenen  Namen  fmdet 
sich  ein  Hieronymus  Geraldi.  Im  ganzen  16.  Jahr- 
hundert gab  es  aber  m  Brescia  außer  Hieronymus  de 
Virchis  keinen  zweiten  Lautenmacher  mit  diesem  Tauf- 
namen. Es  liegt  daher  gewiß  nahe,  Hieronymus 
Brixiensis,  Geraldi  und  di  Virchi  für  ein  und  dieselbe 
Person  zu  halten.  Vidal  teilt  den  Zettel:  Hieronimo  di 
vir  in  Bresa  mit;  auch  das  Instrument,  aus  dem  dieser 
Zettel  stammt,  muß  eine  Arbeit  Gerolamo  di  Virchis 
gewesen  sein.  —  G.  Livi  konnte  feststellen,  daß  ver- 
schiedene Mitglieder  der  Familie  Virchi  vor  und  nach 
Gerolamo  auch  den  Beinamen  Targhetta  geführt  haben. 
Von  Gerolamo  seilest  liegt  jedoch  dafür  kein  Beleg  vor. 

Virchi,   Giovanni    Paolo,   gen.    Targhetta.   — 
Brescia,  Ferrara,  Mantua.   Geb.  1552.    1612 

Sohn  von  Gerolamo  V.  und  vielleicht  der  Pate  Magginis. 
Er  wurde  als  trefflicher  Lautenspieler,  Organist  und 
Komponist  von  Madrigalen  bekannt,  stand  nachein- 
ander in  Diensten  der  Höfe  von  Ferrara  und  Mantua 
und  soll  wie  sein  Vater  vorzügliche  Lauten  gemacht 
haben,  wenigstens  sagt  Ottavio  Rossi  in  seinem  1620 
erschienenen  Buch  über  die  berühmten  Brescianer  von 
ihm :  >>Non  fu  mai  toccata  la  cetra  con  maggiore  dolcezza 
quanto  fu  dal  nostro  Targhetta,  che  con  Celeste  armonia 
le  dava  spirito,  voce  ed  effetto  angelicamente  umano. 
Ma  non  tanto  era  citaredo  perfetto,  quanto  perfettissimo 
artefice  di  questo  strumento."  Vgl.  auch  Fenaroli, 
Dizionano  degli  Artisti  Bresciani,  wo  nur  nach  Cozando 
berichtet  wird  und  von  dem  Mantuaner  Aufenthalt 
G.  P.  dl  Virchi-Targhettas  nicht  einmal  die  Rede  ist. 
Vielleicht  kann  man  in  dem  Kontrabaß  von  1595  der 
Sammlung  Wildhagen  eine  Arbeit  von  ihm  erblicken. — 
Giovanni  Paolos  Sohn  Fulvio  zeichnete  sich  gleichfalls 
als  Musiker  aus. 

Vischer  (Fischer),  Johann  Georg.  —  Jena.  I  753 

Vermutlich  ein  Sohn  Joh.  Sim.  Vischers.  Sem  Repa- 
raturzettel findet  sich  in  einer  Laute  (Nr.  1)  der  Musik- 
instrumentensammlung des  Bachhauses  in   Eisenach. 

Geigenzettel :  Rebanret  von  Johann  Georg  Fisher 
Musicalischer  in  strumentenmacher  in  Jena  1753 
(geschrieben). 

Vischer   (Fischer),    Johann    Simon.    —   Jena. 

1687.  1693 

Er  bezeichnete  sich  als:  »Bildhauer,  Lauten-,  Harpen- 
und  Instrument-Macher«  und  wurde  im  Jahre  1687  als 
Bürger  der  Stadt  Jena  verpflichtet.  Eine  Flügelharfe, 
die  er  1693  gemacht  hat,  befindet  sich  in  Berlin  aus  der 
Sammlung  Snoeck  (Nr.  387). 

Vischi.  —  Spilamberto.    1880 

Ein  Dilettant,  der  von  Raffaele  Fiorini  unterwiesen 
wurde  und  in  seiner  Jugend  einige  Violinen  gemacht  hat. 

Visco,  Bruto.  —  Piperno,  Rom.    1600.    1608 

Er  nennt  sich  Visco  da  Piperno,  wohnte  1608  in  Rom  in 
der  Via  dei  leutari  und  soll  auch  ein  guter  Lautenspieler 
gewesen  sein.  Er  sagt  jedoch  von  sich  in  einer  Urkunde 
vom  14.  September  1606  nur:  »Jo  faccio  l'esercitio  de 
leuti  et  chitarre.« 


Visconti,  Gaetano.  —  Bologna.    1809 
Bisher  nur  als  Gitarrenmacher  bekannt. 

Vissenalre  I.  —  Lyon.   1830.   1869 

Er  soll  in  Mirecourt  gelernt  haben,  war  haupt- 
sächlich Händler  und  Gitarrenmacher  und  hat  auch 
einige  Geigen  gemacht. 

Geigenzettel:  Repare  par  Vissenaire  M^  luthier  ä 
Lyon     Place  Confort  N°  16  (gedruckt). 

Vissenaire  II.  —  Lyon.    1870.    f  um  1878 

Alterer  Sohn  und  Schüler  von  V.  I  und  später  Gehilfe 
bei  Bernardel.  Er  arbeitete  meist  mit  seinem  Bruder 
Louis-Nicolas  V.  zusammen  und  erfand  eine  gute  Kolo- 
phoniummischung. 
Geigenzettel :  Abb.  804. 

Vissenaire,    Louis -Nicolas.    —   Lyon.     1865. 

t  1891 

Jüngerer  Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von  V.  I.  Ein 
tüchtiger  Geiger  und  als  solcher  Mitglied  des  Theater- 
orchesters. Seine  Geigen  sind  recht  sauber  ausgear- 
beitet, wenn  auch  oft  zu  dick  im  Holz. 

Geigenzettel:  Abb.  807  und  808. 

Vitäcek,  Eugen.  —  Moskau.    1908.    1913 

(Vielleicht  der  Sohn  von  Franz  V.)  Neffe  von  Franz 
Spidlen,  dessen  Moskauer  Werkstatt  er  übernommen 
hat.  Er  arbeitet  ungemein  sauber  und  nimmt  die  Wöl- 
bung sehr  flach,  nur  macht  er  die  Decken  etwas  zu  dick. 
Er  ist  als  Reparateur  sehr  geschätzt. 

Vitäcek,  Franz.  —  Sklenähce-Glasersdorf  i.  B. 
Geb.  um  1854 

Böhmischer  Geigenmacher  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts.  Er  war  ein  Schüler  von  Jos.  Metelka. 
1884  stellte  er  in  Pfibram  eine  Geige  aus. 

Geigenzettel :  FrantiSek  Vitärek  ,  hotovitel  hudebnich 
nästrojll  ve  Sklenäficich  u  Vysokehe  1881  (gedruckt). 

Vitelli.  —  ?  ? 

Neuerer  italienischer  Geigenmacher,  dessen  Namen  ich 
in  einem  guten  Violoncello  fand. 

Vitor  s.  De  Vitor 

Vitry,  Jean  Claude.  —  Mirecourt.    1740.    1748 
Bisher  nur  dem  Namen  nach  bekannt. 

Vivenet   (Vivinet).   —  Landau.     18.  19.  Jahr- 
hundert 

Wahrscheinlich  ein  Franzose,  der  in  Mirecourt  gelernt 
und  sich  dann  in  der  Pfalz  niedergelassen  hat.  Das  Ver- 
zeichnis der  Orchesterinstrumente  des  Mannheimer 
Theaters  von  1820  (Stadt.  Arch.  Mannheim)  führt  eine 
.Altviole  von  »Vifme«  auf.  Der  Name  erscheint  dann  be- 
richtigt »Vivenet«.  Aber  auch  diese  Berichtigung  scheint 
nicht  ganz  sicher  zu  sein,  denn  Prof.  Tiedemann  in 
Wiesbaden  kennt  eine  Violine  mit  dem  Brandstempel 
»Vivinet  ä  Landau«,  deren  Ton  derrj  einer  Viola  nahe- 
kam. Musiklehrer  Karl  Wolf  in  Düsseldorf  besitzt  eine 


540 


VI 


Voael 


Altviola  von  ihm  von  gewöhnlicher  Arbeit,  dunkel- 
braunem, glanzlosem  Lack  und  dem  Brandstempel: 
»Vivenet  ä  Landau*  außen  unter  dem  Halse .  Eine  bessere 
Viola  nach  Stradivari  mit  dickem,  kirschrotem,  aber 
gleichfalls  glanzlosem  Lack  befindet  sich  in  Weimar  in 
Privatbesitz.  Auch  hier  zeigt  der  Brandstempel  die 
Schreibwelse  Vivenet. 

Vivoli,  Giovanni.  —  Florenz.   1642 

Sohn  des  Andrea  V.  Ein  Lautenmacher,  den  Vidal  er- 
wähnt. 


Baßviola  im  Pariser  Museum  des  Arts-et-Metiers  mit 
dem  geschriebenen  Zettel  einem  Sohne  oder  Enkel  der 
Genannten  zuzuschreiben. 

Geigenzettel :  Voboam  1 730  (geschrieben). 

Voel,  E.  —  Mainz.   1840 

Er  arbeitete  nach  Stradivari,  wurde  aber  von  Jak.  V. 
übertroffen. 


Vlaminck,  Edmond  de,  Prof.  —  Paris.    1890. 

1893 

Erfinder  einer  Tastenvorrichtung  für  Streichinstru- 
mente, die  unter  dem  Titel  »Melatetrophone-  fabriks- 
mäßig  ausgebeutet  wurde.  Beschrieben  und  abgebildet 
in  De  Wits  Zeitschr.  Jahrg.  13  (1893),  Nr.  15. 

Vlk,  Franz.  —  Geb.  1863 

Böhmischer  Geigenmacher,  Schüler  von  Jos.  Metelka. 
Er  endete  durch  Selbstmord. 

Voboam,  Alexandre,  le  Jeune.  —  Paris.  1661. 

1683 

Jedenfalls  der  Sohn  eines  älteren  Voboam,  der  jedoch 
noch  nicht  sicher  nachgewiesen  werden  konnte.  Nach 
Du  Pradels  »Livre  commode«  für  1682,  worin  nur  seine 
Kastagnetten  hervorgehoben  werden,  wohnte  ein 
Alexandre  Voboam  Rue  des  Assis.  Ein  Instrument  von 
Ihm  führt  Brunis  Inventalre  auf,  nämlich  eine  Gitarre 
von  »Alexandre  Vogeant  (sie)  le  jeune  faite  en  1664« 
(S.  201).  Eine  reich  mit  Elfenbein  eingelegte  fran- 
zösische Gitarre  von  1682  besitzt  das  Pariser  Konser- 
vatorium des  Arts-et-Metiers  (Nr.  7006).  Eine  zur 
Laute  umgebaute,  reich  mit  Elfenbein  eingelegte 
Theorbe  befindet  sich  in  Caternberg  bei  Essen  in 
Privatbesitz,  diese  trägt  am  Kopf  eine  viereckige  Elfen- 
beinplatte mit  der  fein  gravierten  Inschrift :  Alexandre 
Voboam  /  ä  Paris  /  1661.  Der  Name  kommt  in  allen 
möglichen  Schreibweisen  vor :  Vauboam,  Vogeant,  auch 
oft  nur  kurz  Alexandre  le  Jeune.  Geigen  von  ihm  sind 
nicht  bekannt,  dagegen  außer  sehr  schönen  Gitarren 
auch  zu  Gitarren  umgearbeitete  Theorben.  Besonders 
interessant  ist  eine  Zwillingsgitarre  von  ihm  in  der 
Wiener  Sammlung  alter  Musikinstrumente,  eine  Ver- 
einigung einer  Prim-  mit  einer  kleinen  Terzgitarre,  die 
zusammen  wie  »Mutter  und  Kind«  aussehen. 

Voboam,  Jean.  —  Paris.    1676.   1699 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Alex.  V.  le  J.  Von  ihm 
sind  zwei  schöne  Gitarren,  angeblich  aus  dem  Besitze 
des  Frl.  v.  Nantes  (Tochter  Ludwigs  XIV.)  stammend, 
von  1676  und  1687  bekannt.  Im  Museum  des  Pariser 
Konservatoriums  ist  eine  ungemein  reich  eingelegte 
Gitarre  von  1693;  auch  die  Gitarre  mit  kunstvoller 
Rose  von  1699  in  der  staatlichen  Sammlung,  Berlin, 
dürfte  ihm  zuzuschreiben  sein. 

Voboam.  —  Paris.   1730 

Wenn  man  nicht  annehmen  will,  daß  Alex,  oder  Jean  V. 
ein  .Alter  von  fast  100  Jahren  erreicht  hat,  so  ist  eine 


Voel.  Jakob. 

1840 


Mainz,  Frankfurt  a.  M.    1837. 


(Sohn  von  E.  Voel?)  Er  arbeitete  recht  sauber  nach 
Stradivari;  nur  die  F-Löcher  sind  zu  breit  ausge- 
schnitten ;  die  Schnecke  ist  dagegen  recht  hübsch ;  auch 
sein  rötlichgelber  oder  rötlichbrauner  Lack  wäre  nicht 
übel,  wenn  er  ihn  besser  geschliffen  hätte. 

Geigenzettel:  J:  Voel  /  in  ,   Mainz  ,    1837  (gedruckt). 


H 


annover. 


1873. 


Völker,    Carl    August. 

1901 

Er  ist  gelernter  Uhrmacher  und  hat  sich  seit  1873  auch 
auf  das  Gelgenmachen  verlegt.  Er  kopierte  u.  a.  eine 
Geige  Duiffopruggars  und  hat  sich  viel  mit  der  Theorie 
des  Gelgenbaues  beschäftigt.  In  P.  de  Wits  Zeitschrift 
veröffentlichte  er  mehrere  Aufsätze  über  »das  Geheim- 
nis der  Cremoneser  Geigen«,  *den  altitalienischen 
Gelgenlack«  usw.  Das  Geigenmachen  soll  er  bei  Diehl 
erlernt  haben. 

Völler,  Johann  Heinrich.  —  Kassel.  Geb. 
7.  März  1768  zu  Angersbach  bei  Gießen, 
lebte  noch  nach  1826 

Er  war  der  Sohn  eines  unbemittelten  Ackersmanns  und 
wurde  180!  zum  Hofmusikinstrumentenmacher  m 
Kassel  ernannt.  Er  ist  hauptsächlich  durch  einige  Er- 
findungen an  Tasteninstrumenten,  u.  a.  einer  »Apol- 
lonlum«  genannten  Zimbel  sowie  eines  Doppel- 
klaviers, das  mit  einem  Flötenwerk  verbunden  war,  be- 
kannt geworden;  er  soll  auch  Lauten  und  Gitarren  ge- 
macht haben,  Geigen  von  ihm  sind  mir  jedoch  nicht 
vorgekommen.  Seine  kurzgefaßte  Biographie  gab 
Caspar  Nödlng  im  Jahre  1823  heraus;  er  starb  vor  1828. 

Vörle  s.  Wörle 

Vogel,  Christoph.  —  Borstendorf.    Geb.   mi 
November  1699,  f  23.  Dezember  1732 
Sohn  und  Schüler  von  Hans  V.,  den  er  nur  um  wenige 
Jahre  überlebt  hat.  Arbeiten  von  Ihm  habe  ich  noch 
nicht  gesehen. 


Vogel,    Hans.    —    Borstendorf. 

+  15.  April!  725 


Geb.    1673, 


Bis  jetzt  der  älteste  bekannte  Gelgenmacher  seines 
Ortes.  Er  soll  auch  der  Lehrmeister  der  Richter  und 
Wagner  usw.  gewesen  sein -und  sich  durch  ehrliches 
Streben  um  den  Aufschwung  der  Geigen  macherei  in 
Borstendorf  verdient  gemacht  haben. 


Vogel  —  Voigt 


541 


Vogel  (Vogl),  Hanns.  —  Nürnberg.    1563.  1580 

Obwohl  er  niclit  ungeschickt  war,  wie  ein  Kontrabaß 
von  ihm  im  Germanischen  Nationalmuseum  in  Nürn- 
berg noch  jetzt  beweist,  so  scheint  er  doch  in  Nürnberg 
selbst  in  keinem  großen  Ansehen  gestanden  zu  haben, 
da  er  in  den  einschlägigen  Werken,  auch  denen  nürn- 
bergischen Ursprungs,  nirgends  erwähnt  wird.  Dagegen 
scheint  er  auswärts  besser  geschätzt  worden  zu  sein ; 
wenigstens  wurde  er  von  der  württembergischen  Hof- 
kapelle viel  beschäftigt  und  mit  seinem  gleichnamigen 
Sohne  wiederholt  nach  Stuttgart  berufen,  wo  er  allerlei 
Instrumente  instand  setzen  mußte.  Auch  kaufte  die 
Hofkapelle  von  ihm  u.  a.  eine  große  Viola  für  50  fl.,  ein 
Klavichord  für  5  fl.  und  ein  anderes  Instrument  sogar 
für  130  fl.,  also  wohl  eine  Orgel,  und  im  Verzeichnis  der 
genannten  Hofkapelle  von  1589 — 1594  wird  noch  ein 
Doppelbaß  von  ihm  aufgezählt.  Er  scheint  also  ein  viel- 
seitiger Meister  gewesen  zu  sein. 

Vogel,  Michael.  —  Nürnberg.   1756 

Vielleicht  ein  Enkel  von  Wolf  V.  und  vermutlich  der 
Sohn  jenes  .'Xnton,  der  seinen  Namen  auch  »Vogler« 
schrieb.  Arbeiten  von  ihm  kenne  ich  noch  nicht,  doch 
findet  sich  laut  freundlicher  Mitteilung  in  einem  Tauf- 
büchlein  des  Nürnberger  Stadtarchivs  der  Eintrag  vom 
18.  März  1756:  »Michael  Vogel,  Lauten-  und  Geigen- 
macher und  seiner  Ehewirtin  Anna  ein  Sohn  Johann 
Christoph  getauft.  Gevatter:  Johann  Christoph  Uhle, 
Handlungs-Bedienter. « 

Vogel,   Viktor.   —   Riga.     Geb.    1 1 .  23.  Dez, 

1855  in  Pilten  (Kurland) 

Ein  russischer  Staatsrat  und  Direktor  des  statistischen 
Regierungsbureaus  m  Riga  (der  Erfinder  der  bekannten 
Rechenmaschine  »Spira«),  der  als  Autodidakt  seit  1903 
etwa  ein  Dutzend  Violinen  gebaut  hat,  wobei  ihm  Frau 
und  Kinder  eifrige  Gehilfen  waren. 

Vogel,      Wolf     (Wolfgang).      —     Nürnberg, 
t  18.  Februar  1650 

Vielleicht  ein  Sohn  von  Hanns  V.  Andreas  Gulden  sagt 
(1660)  in  seiner  Fortsetzung  zu  Neudörffers  Nach- 
richten von  Wolf  Vogel:  »War  ein  berühmter  Instru- 
mentenmacher, und  bey  den  Liebhabern  der  Musik 
sehr  in  Ansehen.  Er  starb  den  18.  Febr.  .Ao.  1650.«  In 
*>Norischcr  Christen  Freydhöfe  Gedächtniß",  Nürn- 
berg 1682,  ist  die  Abschrift  seines  Epitaphs  mitgeteilt, 
Th.  1  S.  1 14  Nr.  813:  »Misericordias  Domini  cantabo 
in  Aeternum.  —  Hier  liegt  begraben  der  Erbar  Wolf- 
gang Vogel,  verschied  —  und  Elisabethe,  eine  geborne 
Wahlm,  sein  eheliche  Haußfrau,  verschied  den  —  auch 
ihrer  Leibes-Erben,  denen  GOtt  genaden  wolle.  Amen". 
(Vgl.  auch  Neudörffers  Nachrichten,  ferner  Doppel- 
mayr  S.  298.)  Er  machte  Musikinstrumente  aller  Art, 
doch  soll  er  besonders  gute  Blasinstrumente  gemacht 
haben. 


Vogelhuber,  Thomas. 

t  1732 


Kremsmünster.  1693. 


Er  erscheint  zuerst  1693  und  war  viel  für  die  Bene- 
diktinerabtei beschäftigt.  Im  Jahre  1714  nennt  er  sich 
'>Tischler  und  Geigenmacher*. 


Vogl,  Joh.   Christ.   —  Eppendorf.   Ende   des 
17.  Jahrhunderts. 

Eine  Lautentheorbe  von  ihm  besitzt  das  Münchener 
Nationalmuseum.  Ob  das  sächsische  Eppendorf  oder 
der  gleichnamige  Hamburger  Vorort  usw.  gemeint  ist, 
läßt  sich  nicht  feststellen. 

Vogler,  Anton.  --  Nürnberg.   1705 

Es  wird  zwar  vermutet,  daß  er  ein  älterer  Bruder  Joh. 
Georg  V.s  in  Würzburg  gewesen  sei,  doch  ist  es  wahr- 
scheinlich, daß  er  der  Vater  des  1756  vorkommenden 
Michael  Vogel  (s.  d.)  gewesen  ist. 

Geigenzettel :  ."Xnton  Vogler  me  fecit  Nürnberg  I  705 
(gedruckt). 

Vogler,  Johann  Georg.  —  Würzburg.    Geb. 
22.  April  1692  in  Hopferau  bei  Füssen,  f  in 

Würzburg  nach  1 750 

Zweiter  Sohn  des  Müllers  Marquard  V.  Er  kam  in  das 
nahegelegene  Füssen  zu  einem  der  besten  Geigen - 
macher  in  die  Lehre  und  erlernte  dort  außer  dem 
Geigenmachen  auch  das  Geigen-  und  Violoncellospiel 
so  gut,  daß  er  als  Musiker  und  Geigenmacher  in  die 
fürstbischöfliche  Kapelle  in  Würzburg  eintreten  konnte 
und  Hofgeigenmacher  wurde.  Er  wohnte  in  der  Vor- 
stadt Pleichach,  besaß  sein  eigenes  Grundstück  und  war 
Würzburger  Bürger;  das  jüngste  von  seinen  neun 
Kindern  war  der  nachmals  so  berühmte  Abbe  Vogler 
(geb.  1749,  f  1814).  Joh.  G.  V.s  Geigen  sind  von  guter 
Arbeit,  wenn  auch  manchmal  plump  in  der  Form.  Eine 
.'\rbeit  von  ihm  aus  dem  Jahre  1745  besitzt  das  Darm- 
städter Museum  (Inv.  1857  98  Nr.  22).  Ein  Violoncello 
von  ihm  aus  dem  Jahre  1731  besaß  noch  1820  das 
Mannheimer  Theaterorchester.  Eine  von  Ed.  Em. 
Homolka  reparierte  Geige  von  1751  befindet  sich  in 
Segesvär. 
Geigenzettel:  .Abb.  818  und  819. 

Vogt,  Albert.  —  Mannheim,  Frankfurt  a.  M. 
Geb.    18.    September    1845    in    Fredeberg 

(Westfalen) 

Er  begründete  im  Jahre  1875  sein  Geschäft  in  Mann- 
heim, von  wo  er  1885  nach  Frankfurt  a.  M.  über- 
siedelte. Seine  Werkstatt  ist  1907  in  den  Besitz  von 
Alban  Dick,  geb.  am  31 .  Oktober  1876  zu  Wohlhausen, 
übergegangen  und  wird  unter  der  Firma  Albert  Vogt 
Nachf.  weitergeführt.  Der  jetzige  Besitzer  lernte  bei 
.Albin  Wilfer  und  kam  1899  als  Gehilfe  zu  seinem  Ge- 
schäftsvorgänger. 

Vogt,  Jakob.  —  Freiburg  i.  Schw.   1467 

Er  stammte  aus  Luzern,  wurde  als  Saitenmacher  zum 
Bürger  aufgenommen  und  hat  wohl  auch  Lauten  ge- 
macht. Vgl.  das  Freiburger  Bürgerbuch  S.  85  b  (Per- 
gamentband im  Fr.  Staatsarchiv). 

Voigt  (Voight),  Martin.  —  Hamburg.    1726 

Vielleicht  ein  Schüler  von  J.  Tielke,  in  dessen  Stil  er 
arbeitete.  Ich  kenne  von  ihm  nur  eine  reich  mit  Elfen- 


542 


Voigt,  Adam  I.  —  Voigt,  Johann  Christian  II. 


bein  eingelegte  Viola  da  Gamba,  die  1872  im  S.  Kens.- 
Mus.  in  London  ausgestellt  war,  und  die  noch  dadurch 
auffiel,  daß  auf  dem  Boden  Apollo,  Venus,  Merkur  und 
Diana  abgebildet  erschienen. 

Geigenzettel :  Martin  Voigt  in  Hamburgo  ,  me  f ecit 
Anno  1 726  (gedruckt). 

Voigt.  —  Markneukirchen 

In  älterer  Zeit  wird  der  Name  auch  Vogt  geschrieben. 
Dieser  Familie  entstammen  die  folgenden  Geigen- 
macher : 

Voigt,  Adam  I.  —  1699.  t  nach  1730 

Er  wurde  am  9.  August  1699  in  die  Geigenmacherzunft 
aufgenommen  und  dürfte  als  der  Stammvater  der  heute 
noch  blühenden  Familie  anzusehen  sein. 

Voigt,  Adam  II.  —  Geb.  um  1708 

Sohn  von  Adam  I  V.  Er  wurde  am  6.  Februar  1730  als 
Meister  in  die  Zunft  aufgenommen  als  »Adam  Voigt 
der  Jüngere*. 

Voigt,  Arnold.  —  Markneukirchen.   Geb.  Mai 
1864  m  Markneukirchen 

Schüler  von  Heinr.  Th.  Heberlein,  bei  dem  er  sechs 
Jahre  lang  blieb.  Nach  beendeter  Militärdienstzeit  ging 
er  zu  Schünemann  nach  Hamburg  und  1887  mit  ihm 
nach  Schwerin.  1888  begab  er  sich  nach  London,  wo  er 
neue  Geigen  anfertigte,  die  in  allen  Teilen  seine  eigene 
Arbeit  waren  und  auch  unter  seinem  Namen  durch 
seinen  Bruder  (Firma  .Alban  Voigt  &  Co.  in  London)  in 
den  Handel  kamen.  1890  machte  er  sich  dann  in  Mark- 
neukirchen selbständig.  Seine  Arbeit  wird  sehr  ge- 
schätzt ;  er  kopiert  mit  vielem  Geschick  alle  italienischen 
Meister,  mit  Vorliebe  jedoch  Stradivari,  und  weicht  nur 
in  einigen  Nebensachen  von  seinem  Vorbild  ab.  Er  ver- 
wendet je  nach  der  Zeitdauer  seiner  Aufträge  Ol-  oder 
Spirituslack.  Mit  dem  verdienstvollen  Appian-Benne- 
witz  war  er  in  Freundschaft  verbunden,  und  dieser  ver- 
dankte ihm  wertvolle  Beihilfe  bei  seinem  Werke  über 
die  Geige. 

Geigenzettel :  Arnold  Voigt  Geigenbauer  /  Markneu- 
kirchen, Sachsen  1905  (gedruckt). 

Voigt,  August  Albin.  —  Geb.    10.  Dezember 

1845,  t  22.  März  1918  in  Markneukirchen 
Voigt,  August  Ernst.  —  Geb.  6.  Mai  1874 
Voigt,  August  Moritz.  —  Geb.  6.  März  1868 

Bruder  von  Louis  Gottwalt  V.  —  Er  soll  eine  Zeitlang 
in  Wohlhausen  gearbeitet  haben. 

Voigt,  Carl  Hermann.  —  Wien.   Geb.  24.  März 
1850  in  Markneukirchen 

Sohn  des  Gitarrenmachers  Carl  Ferdinand  V.  Bis  zu 
seinem  17.  Jahre  war  er  hauptsächlich  Bogenmacher, 
1867  kam  er  zu  Bausch  und  1868  zu  Nemessanyi,  der 
sein  eigentlicher  Lehrer  im  Geigenbau  wurde.  Später 
arbeitete  er  in  Budapest  auch  bei  Mönnig  und  bei  Eng- 
leder, bis  er  1871  bei  Gabriel  Lemböck  in  Wien  eintrat, 
bei  dem  er  schon  in  kurzer  Zeit  Geschäftsführer  wurde. 
Im  Jahre  1876  übernahm  er  in  Wien  das  Geschäft  von 


Schmidt  )un.  in  der  Klostergasse  und  eröffnete  seine 
eigene  Werkstatt.  Er  brachte  es  durch  besondere 
Tüchtigkeit  bald  zu  einem  immer  wachsenden  Ansehen. 
Seine  Violinen  sind  nach  Stradivaris  sog.  »Dolphin« 
gearbeitet  und  haben  goldroten  Ollack.  Hervorragendes 
leistete  er  in  der  Wiederherstellung  alter  Geigen  und 
galt  zugleich  als  ein  Kenner  ersten  Ranges.  Er  war  da- 
her als  Reparateur  so  viel  beschäftigt,  daß  er  nur  sehr 
selten  dazu  kam,  neue  Geigen  zu  bauen.  Er  hat  große 
Reisen  gemacht  und  dabei  jede  Gelegenheit  benutzt, 
die  besten  Geigen  durch  eigene  Anschauung  kennen  zu 
lernen  und  zu  studieren.  Er  war  u.  a.  Vorsteher  der 
Wiener  Streichinstrumentenmacher  -  Genossenschaft 
und  hat  am  1 .  Juni  1910  sein  Geschäft  an  Georg  Rauer 
verkauft. 

Voigt,    Christian    Heinrich.    —    Geb.    2.  Mai 
1813,  t  22.  Oktober  1855 

In  seiner  Weise  war  er  recht  geschickt. 
Voigt,  Emil   Robert.  —  Geb.    H.November 

1873 
Voigt,  Georg  Adam .  —  Geb .  1 738 ,  f  1 5 .  Januar 

1824 

Sohn  und  Schüler  von  Simeon  V.  Ein  fleißiger  und 
tüchtiger  Geigenmacher,  der,  nachdem  er  mehrere 
Jahre  in  der  Fremde  war,  am  28.  Mai  1 760  gleichzeitig 
mit  seinem  Bruder  Joh.  Christian  V.  Meister  wurde.  Er 
erreichte  ein  Alter  von  85  Jahren  10  Monaten  und 
22  Tagen . 

Geigenzettel:  Georg  Adam  Voigt  Violinmacher  in 
Neukirchen.      1793  (gedruckt). 

Voigt,  Heinrich  August.  —  Geb.  20.  Januar 

1837,  arbeitet  noch  als  Geigenmacher 
Voigt,  Johann  Adam.  —  Geb.  um  1710.    1740 

Er  scheint  nicht  in  Markneukirchen  selbst  geboren  zu 
sein,  wurde  dort  aber  1730  Meister. 


Voigt,  Johann  Carl  Wilhelm.  —  Geb. 

1779,  t  14.  Juni  1857 


Okt. 


Auf  seinem  Zettel  nennt  er  sich  meist  nur  Johann 
Wilhelm  Voigt. 

Voigt,   Johann    Christian    I.   —    1760.     1780. 
Sohn  von  Simeon  V. 
Wurde  am  28.  Mai  1760  Meister. 

Voigt,  Johann  Christian  II.  —  Geb.  15.  April 
1766,  t  13.  Februar  1846 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Friedr.  V.  Er  soll  mit 
seinen  Geigen  viel  umhergereist  sein  und  war  ein 
fleißiger  Meister,  dem  übrigens  am  besten  die  Violen 
gelungen  sind.  Auf  seinem  Zettel  gab  er  sich  für  einen 
Geigenmacher  aus  Prag  aus  und  verwendete  auch  eine 
Brandmarke  mit  seinen  Anfangsbuchstaben  und  der 
Jahreszahl,  z.B.:  I.e.  V./J  796. 

Geigenzettel:  5^  J.  C.  V.  f  Aus  Prag  /  1788  (ge- 
druckt) und  Abb.  820. 


Voigt    —  Voirin 


543 


Voigt,  Johann  Christian  III.  —  Geb.  2.  Okt. 

1781,  t  16.  Okt.  1849 
Voigt,    Johann    Friedrich    I.    —    Geb.    1732, 

f  28.  Juli  1818 

Er  wurde  am  5.  Oktober  1751  Meister  und  hat  in 
seinem  langen  Leben  sehr  viele  Geigen  gemacht,  von 
denen  einzelne  recht  lobenswerte  Eigenschaften  be- 
sitzen. Er  wurde  85  Jahre  9  Monate  und  4  Tage  alt. 
.Auch  er  schrieb  gerne  auf  seine  Zettel  »aus  Prag". 
Geigenzettel:  lohann  Friedrich  Voigt  aus  Prag  1769 
(gedruckt). 

Voigt,  Johann  Friedrich  II.  —  Geb.  17.  Dez. 

1778,  t  4.  Okt.  1840 

Voigt,  Johann  Georg  I.  —  Geb.  1  748,  f  27.  Mai 

1802 

Sohn  und  Schüler  von  Johann  Adam  V.  Er  wurde  am 
1 .  Mai  1 769  Meister  und  gehörte  zu  den  Besten  seiner 
Familie.  .Auf  seinem  Zettel  erscheint  der  sonst  übliche 
lateinische  Unsinn  in  den  deutschen  Text  emgesprengt. 
Er  verwendete  auch  eine  Brandmarke:  I.  G.  V. 
Geigenzettel:  lohann  Georg  Voigt  Brobe  Violm- 
inacher  in  Neukirchen  bey  Adorf  im  Voigtlande, 
Correspontent  /  Cremona  1 798  (gedruckt).  —  lohann 
Georg  Voigt  brobe  Violinmacher  in  Neu-  kirchen  bei 
Adorf  im  Voigdand  (gedruckt). 

Voigt,  Johann  Georg  II.  —  Geb.  14.  Februar 
1752,  t  16.  September  1842 

Sohn  von  Simeon  V.  Neben  Reichel  und  Hamm  der 
erste  Geigenmacher,  der  sich  in  Neukirchen  ausschließ- 
lich der  Bogenmacherei  zuwendete.  Die  Geigen,  die  er 
in  jüngeren  Jahren  machte,  sind  höher  gewölbt  als  die 
von  Johann  Georg  1  V. 

Geigenzettel:  lohann  Georg  Voigt,  erfunden  von  Jacob 
Stainer  in  /  Absam  brobe  ocnibuntum.  1775  (gedruckt). 

Voigt,  Johann  Georg   III.  —  Geb.   13.  April 
1776,  t  25.  Januar  1829 
Weniger  geschickt  als  Johann  Georg  I  V. 
Geigenzettel:  Johann  Georg  Voigt      Violinmacher  in 
Neukirchen  1 796  (gedruckt). 

Voigt,  Johann  Georg  IV.  —  Geb.  14.  Oktober 
1785,  t  5.  Januar  1851 

Nachdem  er  die  Geigenmacherei  erlernt  hatte,  mußte 
er  Soldat  werden  und  machte  am  5.  und  6.  Juli  1809  die 
Schlacht  bei  Wasram  mit,  wo  er  verwundet  wurde.  Er 
war  mit  einer  geborenen  Roth  (f  1866)  verheiratet  und 
bezog  eine  kleine  Pension  als  ausgedienter  Soldat.  Er 
machte  sowohl  Geigen  als  auch  Gitarren  und  galt  als 
tüchtiger  Meister. 

Voigt,     Johann     Gottfried.     —    Geb.     1748, 

t  6.  März  1812 

Dritter  Sohn  und  Schüler  von  Simeon  V.  Er  wurde  am 
10.  Juni  1772  Meister  und  starb  in  einem  Alter  von 
64  Jahren  1  Monat  und  2  Tagen. 


Voigt,  Louis  Gottwalt.  —  Geb.  3.  Juli  1866 
Voigt,  Paul.  —  Manchester.   1910 
Guter  Reparateur  und  Händler. 

Voigt,  Richard  August.  —  Geb.  6.  April  1876 
Schüler  von  R.  0.  Glier,  bei  dem  er  von  1890—1894 
war.  Am  26.  November  1894  trat  er  bei  G.  R.  Schmidt 
&  Co.  ein,  wo  er  1897  Werkführer  wurde.  Am  4.  Okt. 
1902  machte  er  sich  selbständig  und  eröffnete  seine 
eigene  Werkstatt. 

Voigt,  Simeon  (Simon).  —  Geb.  1710,  t8.  Jan. 

1781 

Vermutlich  der  Sohn  Adam  I  V.s.  Er  wurde  am  16.  April 
1732  Meister  und  war  sehr  fleißig  und  geschickt.  Seine 
Geigen  gelten  als  gute  Orchesterinstrumente.  .Auch 
seine  Söhne  erzog  er  zu  tüchtigen  Geigenmachern.  Er 
erreichte  ein  .Alter  von  70  Jahren  7  Monaten  und 
1 0  Tagen . 

Geigenzettel:  Simon  Voigt,  Violinmacher  ,  in  Neu- 
kirchen. .Ao.  1770  (gedruckt). 

Voigt,  Wilhelm.  —  Geb.  um  1815,  f  nach  1860 
Sohn  und  Schüler  von  Johann  Georg  IV  V.  Er  verlegte 
sich  später  ausschließlich  auf  das  Gitarrenmachen. 

Voigt.  —  Quittenbach.   18.  Jahrhundert 

Seine  Geigen  zeigen  gewöhnliche  Vogtländer  .Arbeit; 

das  Holz  ist  weder  schön  noch  schlecht,  der  Lack,  über 

einer  Beize  aufgetragen,  ohne  Durchsichtigkeit.  Der 

Ton  weich,  aber  klein. 

Geigenzettel:    Voigt    Violinmacher    in    Quiddenbach 

(geschrieben). 

Voirin,  Fran^ois-Nicolas.  —  Paris.  Geb.  1  .Okt. 
1833  in  Mirecourt,  f  4.  Juni  1885  in  Paris 
Bruder  von  Joseph  V.  Nachdem  er  in  seiner  Heimat  das 
Geigenmachen  erlernt  hatte,  kam  er  1855  zu  J.  B. 
Vuillaume  nach  Paris  und  blieb  bei  diesem  über 
15  Jahre.  Hier  vervollkommnete  er  sich  namentlich  als 
Bogenmacher  und  eröffnete  als  solcher  1870  in  der  Rue 
du  Bouloi  seine  eigene  Werkstatt.  Er  war  nach  Tourte 
der  beste  Bogenmacher  Frankreichs,  und  wenn  man  ihn 
mit  der  Bezeichnung  'Tourte  moderne«  ehrte,  so  hat 
er  dies  vollauf  verdient.  Englische  Händler  und  Geigen- 
bauer sollen  ihm  glänzende  Anerbietungen  gemacht 
haben,  wenn  er  in  ihren  Dienst  treten  wollte,  er  lehnte 
aber  ab  mit  der  Bemerkung,  daß  seine  .Arbeit  seinem 
Lande  gehöre.  Als  er  eben  ein  neues  Meisterwerk  ab- 
liefern wollte,  traf  ihn  auf  der  Straße  ein  Schlaganfall, 
an  dessen  Folgen  er,  noch  nicht  52  Jahre  alt,  verschied. 
Seine  Bogen  tragen  den  Brandstempel:  »F.  N.  Voirin«, 
den  allerdings  auch  seine  Witwe  noch  benutzen  ließ. 
Sein  Schüler  ist  .A.  Lamy. 

Voirin,  Josef.  —  Paris,  Chäteau-Thierry.  Geb. 

1830  in  Mirecourt 

Er  erlernte  das  Bogenmachen  in  seiner  Vaterstadt  und 
arbeitete  einige  Jahre  in  Paris  als  Gehilfe,  bevor  er  sich 
1855  in  der  Rue  Sainte  Marguerite  selbständig  machte. 


544 


Voinot-Gaulard 


Vrer 


Im  Jahre  1867  ging  er  dann  als  Geschäftsleiter  nach 
Chäteau-Thierry  zu  Gautrot.  Obwohl  er  zu  den  ge- 
schicktesten Bogenmachern  gehört,  ist  sein  Name  doch 
wenig  bekannt,  da  die  meisten  aus  seiner  Hand  hervor- 
gegangenen Bogen  nicht  seinen  Namen  tragen. 

Voiriot-Gaulard,  ein   'Luthier«,  der  in  Troyes 

sein  Geschäft  betreibt 
Voiry,  Nicolas.  —  Mirecourt.   1748 

Nur  dem  Namen  nach  bekannt. 

Voit,  Carl 

Hat  sich  in  Bromberg  als  Streichinstrumentenhändler 
niedergelassen  und  beschäftigte  Geigenmachergehilfen. 
doch  ist  das  Geschäft  schon  vor  1913  wieder  einge- 
gangen. 

Voit,  C.  A.  —  Gera.   1904 

Wurde  mir  bisher  nur  durch  seinen  Reparaturzettel 
bekannt. 

Geigenzettcl :  Rep.  C.  A.  Voit  Gera  R.  j.  L.  1904 
(geschrieben). 

Voit,  J.  Var.  (Ivar?).  —  Mirecourt 

Nach  A.  Jacquot  ein  Geigenmacher,  der  in  der  ersten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  in  Mirecourt  tätig  war. 

Volkmann.  —  Schönbach  b.  E. 

Dieser  Familie  gehören  die  folgenden  Geigenmacher 
an: 

Volkmann,  Anton,  ist  Geigenmacher  und 
Musiker,  hat  aber  seit  etwa  6  Jahren  seine 
Werkstatt  aufgegeben 

Volkmann,  Christoph,  begründete  1858  sein 
Geschäft  und  fertigte  hauptsächlich  Violon- 
cello und  Bässe  an,  für  die  er  1892  in  Eger 

eine  Medaille  erhielt. 

Geigenzettel :  Christoph  Volkmann  /  Instrumenten- 
macher in  Schönbach      1 867  (gedruckt). 

Sem  Nachfolger  ist : 

Volkmann,  Heinrich,  der  noch  jetzt  tätig  ist 
Volkmann,    Wenzl,    hat    eine    Streichinstru- 
mentenfabrik 

Volkmann,  F.  —  Glogau.    19.  Jahrhundert 

Handschriftlich  vermerkter  Name  eines  Reparateurs  in 
einer  älteren  Vogtland ischen  Geige.  Die  Arbeit  ent- 
sprach der  eines  Musikers,  der  sich  mit  Reparaturen 
beschäftigt. 

Volkmar,  Johann  Tobias.  —  (Vogtland?) 

Wenig  bekannter  Geigenmacher  des  18.  Jahrhunderts, 
der  Tirol  als  Heimat  angab. 

Voller,  William.  —  London.  Geb.  1860 
Guter  Kopist. 


Vollrat,  Hans.  —  Wien.   1424.    1436 

Einer  der  ältesten  Lautenmacher  Wiens,  der  wenigstens 
dem  Namen  nach  bekannt  ist. 

Volps,  Marco.  —  Spilamberto.    1820.   f  1839 

Er  machte  Violinen,  Violen  und  Gitarren  und  soll  bei 
der  Arbeit  von  einer  sprichwörtlich  gewordenen  Lang- 
samkeit gewesen  sein.  Sein  Name  findet  sich  auch  bei 
Valdrighi  (3395),  ist  aber  in  Spilamberto  selbst  unbe- 
kannt. 


V, 


oney  s 


DeV 


oney 


Vorerg,  Alexander.  —  Eperjes.  Um  1850 

Mittelmäßiger  Geigenmacher,  der  einen  häßlichen 
schwarzen  Lack  verwendete. 

Geigenzettel  ■-  Alexander  Vorerg    Instrumentenmacher 
wohnt  im  Eperjes  im  Kreszyter  /  Haus  No  120  (ge- 
druckt). 

Vornenbergh,    Peter.    —    Antwerpen.      1542. 

1552 

Der  Name  wird  auch  Vorenbergh  und  Vorenborch  ge- 
schrieben. Er  stammte  aus  Köln  und  war  der  Sohn 
eines  gleichnamigen  Vaters.  Im  Jahre  1542  wurde  er 
Bürger  von  Antwerpen  und  wird  als  Klavichordmacher 
bezeichnet.  Nach  einer  Privatmitteilung  soll  es  auch 
Lauten  von  ihm  geben. 

Vosgien,  P.  —  Lüttich.   1840 

Eine  Violine  von  ihm  befand  sich  in  der  Sammlung 
C.  C.  Snoeck. 

Voß,    Arthur.    —    Charlottenburg    b.  Berlin 
Geb.  ll.JuH  1886  in  Hamburg 

Schüler  von  August  Diehl.  Als  Gehilfe  arbeitete  er  in 
Lübeck,  .Magdeburg,  Bremen  und  Altona  und  zuletzt 
durch  acht  Jahre  bei  Oswald  Möckel  in  Charlottenburg. 
Im  Jahre  1915  machte  er  sich  selbständig.  Er  hat  sich 
sowohl  im  Neubau  wie  in  der  Wiederherstellung  treff- 
lich bewährt  und  darf  heute  als  der  beste  Wiederher- 
steller musikgeschichtlich  wertvoller  alter  Streich-  und 
Zupfinstrumente  gelten,  die  er  wie  kein  zweiter 
studiert  und  erforscht  hat  und  zu  ergänzen  oder  zu 
kopieren  versieht.  Dabei  stellt  er  auch  die  dazu  ge- 
hörenden Löwen-  und  Frauenköpfchen  usw.  und 
sonstigen  Schnitzereien  nach  mustergültigen  Vor- 
bildern selbst  her.  In  Anerkennung  seiner  hervor- 
ragenden Tüchtigkeit  auf  diesem  Gebiete  wurde  ihm 
auch  die  Instandhaltung  der  ehemaligen  Kgl.  Samm- 
lung alter  Musikinstrumente  in  Berlin  übertragen,  wie 
er  auch  für  die  Sammlungen  Wildhagen,  Leibbrand  u.a. 
fortgesetzt  tätig  ist. 

Geigenzettel :  Arthur  Voss  /  19  fecit  1 7  /  Charlottenburg 
(oval  umrahmt,  gedruckt). 

Vrenz,  J.  —  Rotterdam,  1792 

Eine  Violine  mit  diesem  Namen  war  sauber  gearbeitet 
und  klang  auch  voll  und  weich. 


Vrle 


Vuilla 


545 


Vries,  Dirck  de.  —  Antwerpen,    f  um  1628 
Er  war  Clavecinmacher ;  da  aber  die  meisten  seiner 
Fachgenossen  auch  Lauten  usw.  gemacht  haben,  mag 
er  hier  erwähnt  werden. 

Vrint,  P.  —  London,  f  um  1898 

Ein  Holländer,  der  1884  sein  Geigengeschäft  in  London 
begründete.  Er  war  auch  ein  guter  Geiger  und  Violon- 
cellist. Sein  Sohn  Peter,  geb.  um  1868,  ist  sein  Nach- 
folger und  als  Reparateur,  namentlich  für  Bögen,  sehr 
geschätzt. 

Vuidard.  —  Paris.   1838 

Schüler  von  Nicolas  Simoutre  in  Mirecourt.  Er  hatte 
seit  1838  eine  Werkstatt  in  der  Rue  Greneta  N°.  9  in 
Paris  und  war  hauptsächlich  als  Gitarrenmacher  ge- 
schätzt. Geigen  von  ihm  kommen  nur  selten  vor. 
Geigenzettel:  Repare  par  Vuidard  ;  luthier  et  m^  de 
corde  /  rue  Greneta  N°  9  ,  ä  Paris  (gedruckt). 

Vuillaume.  —  Mirecourt 

Hervorragende  lothringische  Geigenmacherfamilie,  von 
der  A.  Jacquot  eine  ganze  Reihe  bisher  wenig  oder  gar 
nicht  bekannter  Mitglieder  ermittelt  hat. 

Vuillaume,  Anthoine.  —  Mirecourt.   1677 

Er  wird  ausdrücklich  als  Geigenmacher  bezeichnet. 
Arbeiten  von  ihm  lassen  sich  nicht  nachweisen,  ebenso 
von  dem  1677 — 1699  nachweisbaren  und  mit  Margue- 
rite  Braux  verheirateten 

Vuillaume,  Charles  I. 

Vuillaume,  Charles  II,  war  ein  Sohn  von 
Anthoine  V.  lebte  noch   1690 

Vuillaume,  Charles  III,  warder  um  1730  ge- 
borene Sohn  von  Jean-Fran^ois  V.  und  der 
Frangoise   Geomier  (Jomier) 

Vuillaume,  Charles-Fran^ois  I.  —  1721.    1730 

Von  ihm  weiß  man  nur,  daß  er  mit  Barbe  Harmand  ver- 
heiratet war. 


M 


ire- 


Vuillaumes,   Charles  -  Fran(;;ois    II. 
court.  1770.  1797 

Charles-Fran?ois  II  V.  lebte  noch  1797  und  war  ein 
Sohn  von  Glaude-Fran^ois  I  V.  Sein  Enkel  war  Jean 
Bapt.  V.  Sohn  von  Claude-Fran^ois.  Er  war  mit 
Marguerite  Besson  verheiratet. 

Vuillaume,  Claude  I.  —  Mirecourt  (Nancy?). 

1625 

Er  erscheint  als  Pate  einer  Tochter  von  Frangois  II 
Medard  in  Nancy.  Als  seine  Heimat  wird  Mirecourt 
ausdrücklich  bezeichnet.  Dies  und  der  Umstand,  daß 
er  einem  Lautenmacher  den  Liebesdienst  erweist,  be- 
rechtigt wohl  zu  der  Vermutung,  daß  auch  er  gleichen 
Berufs  gewesen  ist.  Er  ist  also  der  älteste  bis  jetzt  be- 
kannte Ahnherr  der  Familie.  Seine  Frau  Beatrice  wird 
schon  1605  und  1608  erwähnt. 

V.  Lütgendorff,  Geigen-   und   Lautenmacher.      Bd.  II 


Vuillaume,  Claude-Fran^ois  I.  —  Mirecourt. 
Geb.  um  1730,  lebte  noch  nach  1760 

Sohn  eines  gleichnamigen  Vaters,  der  jedoch  einem 
andern  Beruf  angehörte.  Er  selbst  aber  war  Luthier. 
Seine  Arbeit  zeigt  den  gewöhnlichen  Mirecourter  Stil 
seiner  Zeit,  sein  Lack  ist  dunkel .  Ein  Claude-Fran?ois  1 1 , 
sein  Sohn  war  1751  geboren;  er  hatte  einen  gleich- 
namigenEnkel  Claude-Fran<;oisI  1 1 ,  der  noch  1 770  lebte. 
Claude-Fran?ois  IV  V.  (f  vor  1802)  war  Luthier  und 
Drehorgelmacher.  Sein  am  20.Dezember  1 776  geborener 
Sohn  Claude-Fran?ois  VI.  V.   war  sein    Nachfolger. 

Vuillaume,  Claude-Frangois  V.  —  Mirecourt. 

Geb.  1772.  t  26.  März  1834 

Er  war  ein  Sohn  von  Charles-Fran^ois  V.und  der  Mar- 
guerite Besson.  Er  war  in  erster  Ehe  mit  der  Spitzen- 
klöpplerin Anne  Ledere  verheiratet.  Die  Söhne  dieses 
Paares  haben  dem  Namen  Vuillaume  den  höchsten 
Glanz  verliehen.  In  zweiter  Ehe  war  er  mit  Marie 
Anne  Gand  (Caud?)  verheiratet. 

Vuillaume,  Claude-Fran^ois  VII.  —  Mirecourt 

Geb.  23.  März  1807.  1862 

Fünfter  Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Claude 
Fran?ois  V.  Er  gab  das  Geigenmachen  frühzeitig  auf 
und  wurde  Kirchenorgelbauer;  seinen  Sohn  Sebastian 
ließ  er  dagegen  wieder  Geigenmacher  werden. 

Vuillaume,  Fran?ois  I.  —  Mirecourt.    1714 

Sohn  von  Charles  I  V.  und  Schwiegersohn  von  Claude 
Trevillot.  —  Fran?ois  II  V.  war  am  9.  Juli  1727  ge-. 
boren. 

Vuillaume,  Jean  I.  —  Mirecourt.    f  1700 
Vielleicht  der  Vater  und  wohl  auch  der  Lehrer  von 
Jean  II  V.,  der  mit  Elisabeth  Urion  verheiratet  war. 

Vuillaume,    Jean    III.    —    Mirecourt.     1702. 
t  7.  März  1752 

Man  hat  ihn  fälschlich  für  einen  Schüler  von  Stradivari 
ausgegeben.  Vidal  sah  eine  Geige  von  ihm,  deren  Aus- 
sehen es  wahrscheinlich  macht,  daß  er  nicht  einmal  eine 
Arbeit  von  Stradivari  auch  nur  gesehen  hat ;  sie  erinnerte 
am  ehesten  nochandasMagglnimodell.  Diese  Geige  war 
von  gewöhnlichster  Arbeit,  die  Reifchen  durch  einen 
gemalten  Strich  ersetzt;  auch  die  F-Löcher  waren 
häßlich  und  schlecht  geschnitten.  Der  Lack  war  gelb, 
die  Zargen  bemalt  und  zu  niedrig,  dagegen  die  Schnecke 
hübsch  geschnitzt.  Übrigens  läßt  sich  nicht  feststellen, 
von  welchem  der  drei  Jean  Vuillaume  diese  Geige  her- 
rührte. 

Geigenzettel :  Fait  par  moy,  Jean  Vuillaume,  /  ä  Mire- 
court 1 738  (geschrieben). 

Vuillaume,    Jean -Baptiste.    —    Paris.     Geb. 

7.  Oktober  1798  in  Mirecourt,  f   19.  März 

1875  in  Paris 

Sohn  und  Schüler  von  Claude  Fran^ois  V  V.  und  der 
Anne  Leclerc.  Ihm  verdankt  die  Familie  Vuillaume  ihren 
Ruhm.  Er  war  kaum  19 jährig,  als  er  in  die  Letesche 
Werkstatt   nach   Paris   berufen   wurde,   um  dort   für 

35 


546 


Vuillaume,  Jean-Fian^ois  —  Vuillaume,  Joseph-Fran<;ois 


F.  Chanot  Geigen  nach  dessen  neukonstruiertem  Mo- 
dell anzufertigen.  Im  Jahre  1819  traf  er  in  Paris  ein  und 
arbeitete  zunächst  zwei  Jahre  lang  für  Chanot.   Der 
Verkehr  mit  diesem  hochgebildeten  und  geistreichen 
Manne  hat  jedenfalls  nach  mehr  als  einer  Richtung  hin 
befruchtend  auf  den  angehenden  Künstler  eingewirkt. 
Lete  war  eigentlich  Orgelbauer,  aber  als  Schwiegersohn 
^iques  betrieb  er  auch  einen  Geigenhandel ;  Vuillaume ; 
der  kurze  Zeit  allein  in  der  Rue  Croix  des  Pet.  Champs 
Nr.  30  gearbeitet  hatte,  wurde   1825  sein  Geschäfts- 
teilhaber, und  die  Firma  lautete  dann  Lete  et  Vuillaume, 
1828  aber  trennte  er  sich  von  ihm,  heiratete  und  er- 
öffnete in  der  Rue  des  Petits  Champs  Nr.  46  seine 
Werkstatt,  die  er  erst  1860  nach  der  Rue  Demours  Nr.  3 
verlegte.  Er  v/ar  verheiratet  mit  Adele  Guesnet  aus 
Clermont,  einer  feingebildeten   Frau,  die  seinen  Ar- 
beiten das  vollste  Verständnis  entgegenbrachte.  Auch 
er  hatte  anfangs  unter  dem  weitverbreiteten  Vorurteil 
gegen  neue  Geigen  schwer  zu  leiden,  und  so  kam  er 
frühzeitig  darauf,  alte  Meisterwerke,  vornehmlich  von 
Stradivari  ^),  nachzuahmen.  Er  brachte  es  nach  rastlosen 
Versuchen   dann   zu   einer   unübertroffenen   Meister- 
schaft, so  daß  heutzutage  gewiß  viele  »Stradivari«  von 
beschworener     Echtheit     Arbeiten     Vuillaumes     sein 
dürften.   So  sind   auch   fast  alle   Duiffopruggarschen 
Violinen,  die  heute  gezeigt  werden,  von  ihm  hergestellt 
worden.  Die  Sorgfalt  seiner  Ausführung  erstreckte  sich 
bis  in  die  kleinsten  Einzelheiten  ;  sein  Holz  suchte  er  auf 
weiten  Reisen  zusammen  :  er  durchstöberte  alte  Kirchen , 
Trödlerbuden,    und  fand  er  einen  alten   Balken,  ein 
altes  Möbelstück,  das  brauchbares  Holz  enthielt,  so  war 
ihm  kein  Preis  zu  hoch.  Er  war  ein  feinsinniger  Kenner, 
der  sich  jedoch  nicht  auf  das  Gefühl  allein  verließ.  Er 
hatte  die  Vorzüge  und  Eigentümlichkeiten  aller  Meister 
auf  das  eingehendste  studiert   und  war  stets   bereit, 
Forschern  die  Mittel  zu  weiteren  Studien  an  die  Hand 
zu  geben;  so  hätte  z.  B.  Savart  seine  scharfsinnigen 
Untersuchungen  ohne  Vuillaumes  Beihilfe  gar  nicht 
anstellen  können.  Er  war  freilich  auch  ein  ebenso  ge- 
riebener Kaufmann  als  genialer  Künstler  und  brachte 
es  zu  großem  Reichtum.  Auch  dem  Lackieren  wendete 
er  sein  Leben  lang  die  peinlichste  Sorgfalt  zu,  und  er 
ist  zweifellos  der  einzige  Geigenmacher  des  19.  Jahr- 
hunderts, der  dann  den  alten  Italienern  wenigstens  im 
Aussehen  der  Lackierung  gleichkam;  aber  er  hielt  sein 
Verfahren  geheim  und  nahm  sein  Wissen  mit  ins  Grab. 
Eine   Zeitlang  trocknete  er  sein   Holz   in   einem   be- 
sonderen Ofen,  was  er  aber  unterließ,  als  er  erfahren 
mußte,  daß  die  Geigen  aus  künstlich  getrocknetem  Holz 
sehr   bald   ihre  Tonfülle   verloren.    Er   war  fabelhaft 
fleißig  und  hat  an  3000  Instrumente  gemacht,  abge- 
sehen von  anderen  Versuchen  und  Erfindungen  (z.  B. 
dem    »Oktobaß«,   dem    »Kontralto«   usw.).    Auch   als 
Bogenmacher  war  er  ein  Meister  ersten  Ranges.  Was 
den  Gelehrten  bisher  nicht  gelungen  war.  vollbrachte 
hier  der  Künstler:  die  Aufstellung  eines  bestimmten 
Gesetzes    für   die    Konstruktion   des   Tourte-Bogens. 
Seine  Theorie  ist  aus  einer  Zeichnung  ersichtlich,  auf 
der    die    mathematisch    berechnete    allmähliche    Ver- 
minderung des  Umfanges  der  Stange  die  genaue  Be- 


^)  Über  die  bis  zur  Täuschung  ähnliche  Kopie  von 
Paganinis  Guarneri  del  Gesü  vgl.  »die  Geige  von  Camillo 
Sivori-  in  De  Wits  Zeitschr.  1894,  Nr.  32.' 


Stimmung  der  Form  eines  Tourte-Bogens  ermöglicht. 
Im  Jahre  1834  beschäftigte  er  sich  mit  der  Herstellung 
von  Bögen  aus  Stahl.  Später  erfand  er  einen  Bogen  mit 
feststehendem  Frosch,    in   dessen    Innerem   eine  Ma- 
schinerie aus  Messing  angebracht  war,  um  die  Span- 
nung der  Stange  zu  ermöglichen.  Wenn  er  mit  diesen 
Versuchen  auch  keinen  Erfolg  hatte  und  selbst  davon 
abkam,  so  beweisen  sie  doch,  daß  er  auch  als  Bogen- 
macher ein  schöpferischer  Künstler  war.  Seine  Bögen 
sind  jetzt  nicht  minder  gesucht  wie  seine  Geigen.  Er 
war   nicht   nur  ein   tüchtiger   Lehrer   im   Geigenbau, 
sondern  hatte  auch  als  Bogenmacher  zahlreiche,  später 
zu  Ehren  gekommene  Schüler.  In  seinem  erfolgreichen 
Leben  wurden  ihm  zahlreiche  Auszeichnungen  zuteil, 
und  in  der  einschlägigen  Literatur  wird  er  überall  aus- 
führlich behandelt.  Er  gebrauchte  verschiedene  Zettel, 
manchmal   auch   Brandmarken.   Seine   Arbeiten   sind 
jetzt  meist  in  festen  Händen.  Carl  Flesch  in  Amsterdam 
besitzt  eine  Violine  mit  rotem  Lack  (ä  la  Lupot)  von 
1825.  —  Eine  schöne  Kopie  der  »Messias«  (von  1865) 
hat  der  frühere  Hofsekretär  A.  Gerschey  in  Lissabon 
und  eine  vorzüglich  gelungene  Kopie  nach  Guarneri 
Valentin  Walter  in  Grulich.  Obwohl  er  sehr  fleißig 
war  —  eine  Violine  von  1864  trägt  schon  die  Nummer 
2537  —  steigen  seine  Arbeiten  fortwährend  im  Preise, 
und  es  ist  deshalb  kein  Wunder,  daß  seine  Zettel  auch 
in    Mirecourter   Fabriksgeigen   usw.   zu   finden   sind. 
Meist  verwenden  die  Fälscher  Zettel  mit  unrichtigen 
Jahreszahlen,  sehr  gerne  1844  mit  der  Adresse  3  rue 
Demours-Ternes,  obwohl  Vuillaume  erst  im  Jahre  1860 
dorthin  gezogen  ist.  Eine  prachtvolle  Violine  von  ihm 
besitzt   Konzertmeister  Benno   Walter   in   Köln.   Die 
Echtheit  seiner  Arbeiten   läßt   sich   bei   den   meisten 
seiner  bisher  noch  nicht  geöffneten  Geigen  auch  da- 
durch feststellen,  daß  sie  innen  sowohl  an  der  Decke 
als  am  Boden  (durch  die  F-Löcher  unsichtbar)  seinen 
Namenszug  und  in  der  Mitte  des  Bodens  eine  Nummer 
tragen.  Die  Geigen,  die  er  von  seinen  Leuten  ausführen 
ließ,  trugen  den  Zettel:  Abb.  816. 

Geigenzettel:  J.  B.  Vuillaume  No.  26  Rue  Croix  des 
Petits  Champs  No.  30  ,  ä  Paris  en  1825  (geschrieben). 
—  J.  B.  Vuillaume  A  Paris  3  Rue  Demours  aux 
Ternes  Cl-devant  rue  Croix  des  Petits  Champs  (ge- 
druckt) und  ,^bb.  799,  800,  801,  805,  816. 

Vuillaume,  Jean-Frangois.  —  Mirecourt.  Geb. 
1720 

Sohn  von  Fran(;ois  IV.  Von  ihm  weiß  man  nur,  daß  er 
sich  schon  mit  18  Jahren  mit  Marie  Claussier  ver- 
heiratete. 

Vuillaume,  Joseph-Fran^ois.  —  Lyon.    Geb. 
1804,  t  9.  Juni  1856 

Em  Sohn  von  Claude  Fran(;ois  IV  V.,  der  sich  in  Lyon 
niederließ.  —  Er  war  der  Schwager  von  Charles  Jacquot . 
als  Geigenmacher  jedoch  nicht  hervorragend. 

Geigenzettel:    Rue  du  Palais-Grillet  N"  14  au  2"^« 
Luthier    Vuillaume     Loue  et  Vend  toutes  sortes  d  In- 
struments     ä  Cordes,  les  raccommode  ainsi      que  les 
serinettes      ä  Lyon      Tient  un  assortiment  de  cordes 
(gedruckt). 


Vu 


illaume 


Wacke 


547 


Vuillaume,  Nicolas  I.  —  Mirecourt.  1698. 
1739 

Von  ihm  weiß  man  nur,  daß  er  Luthier  war.  Nicolas  11 
V.  war  ein  Sohn  von  Claude-Fran?ois  V.  und  starb  am 
6.  April  1755  (?).  Ein  Nicolas  III  V.  kommt  in  den 
Jahren  1759 — 1761  vor  und  war  mit  .Anne  Chevner 
verheiratet. 

Vuillaume,  Nicolas  IV.  —  Mirecourt.   Geb.  in 

Mirecourt  21.  Mai  1800  (»am  Tage  Ascen- 

sion«),  t  um  1871 

Dritter  Sohn  und  Schüler  von  Claude-Frangois  V  V. 
Er  arbeitete  von  1832 — 1842  bei  seinem  Bruder  Jean- 
Baptiste  V.  in  Paris,  ging  dann  nach  Mirecourt  zurück 
und  verlegte  sich  auf  die  fabriksmäßige  Herstellung  von 
Geigen.  Nach  seinem  eigenen  Modell  machte  er  Geigen, 
denen  er  den  Namen  »Violons  stentor<'  gab.  Seine 
Geigen  tragen  die  Brandmarke  >'N.  Vuillaume«.  Er 
erhielt  1855  eine  Bronzemedaille.  Sein  Sohn  Antoine, 
der  bei  ihm  lernte,  starb  schon  mit  21  Jahren.  Eine 
dunkelrot  lackierte  Geige  von  ihm  besaß  C.  C.  Snoeck. 

Geigenzettel ;  N.  Vuillaume  (Autograph)  und  Abb.  817- 

Vuillaume,  Nicolas- Franc^ois.  —  Brüssel.  Geb. 
in  Mirecourt  am  13.  Mai  1802,  f  16.  Januar 
1876  in  Brabant 

Vierter  Sohn  und  Schüler  von  Claude  Fran^ois  V  V. 
Er  arbeitete  bis  1828  bei  seinem  Bruder  J.  B.  V.  in  Paris 
und  ließ  sich  dann  in  Brüssel  nieder.  Er  kommt  seinem 
Bruder  sehr  nahe,  machte  ausgezeichnete  Geigen  nach 
Stradivari  u.  a.  und  erhielt  zahlreiche  Medaillen  sowie 
den  Leopolds-Orden.  Auch  seine  Bogen  sind  sehr  gut. 

Geigenzettel :  Abb.  815. 

Vuillaume,  Sebastien.  —  Paris.  Geb.  um  1835, 
t  17.  November  1875  in  Paris  (kinderlos) 

Sohn  von  Claude-Frangois  VI  V.,  Neffe  von  Jean 
Bapt.V.  Ein  tüchtiger  Geigen-  undBogenmacher '),  der 
seine  Werkstatt  Boulevard  Bonne-Nouvelle  Nr.  17 
hatte  und  der  »letzte  Vuillaume«  in  Paris  war.  Erhielt 
1867  und  1868  Medaillen  und  kam  in  seinen  besten 
.Arbeiten  seinem  Oheim  manchmal  nahe.  Sein  Gehilfe 
Nestor-Dominique  Audinot  wurde  sein  Nachfolger. 

Geigenzettel:  Abb.  803. 

Vuillemm,  Jean-Didier.  —  Mirecourt.    1705 
Wenig  bekannter  Geigenmacher. 

Vuillemin,  Claude-Joseph.  —  Mirecourt.  Geb. 

um  1750  in  Poussay  bei  Mirecourt,  f  25.  April 

1833 

Obwohl  er  ein  sehr  hohes  Alter  erreichte,  ist  ei"  doch 

nur  wenig  hervorgetreten. 


Wach,  Hans.  —  München.  Geb.  in  Mitten- 
wald, t  1901  in  München 

In  seiner  Heimat  erlernte  er  das  Geigenmachen,  doch 
verlegte  er  sich,  seit  er  in  München  ansässig  war,  fast 
ausschließlich  auf  die  Herstellung  von  Zithern  und  war 
namentlich  wegen  seiner  Streichzithern  (»Streich- 
melodion«)  geschätzt.  Im  Jahre  1897  erlitt  er  einen 
Schlaganfall  und  war  seitdem  bis  an  sein  Ende  bett- 
lägerig. Ein  Michael  Wach  lebt  in  München  gleichfalls 
als  Zither-,  Gitarren-  und  Lautenmacher. 

Wacha,  Albert.  —  Preßburg.    1822 

Am  19.  April  1822  erwarb  er  als  Saiten-  und  Blas- 
instrumentenmacher das  Bürgerrecht  auf  dem  Preß- 
burger Schloßgrund.  Er  dürfte  der  Nachfolger  Heinrich 
Steins  gewesen  sein  und  hat  wohl  nur  Gitarren,  aber 
keine  Geigen  gemacht. 

Wächter,    Anton.    —    Faulenbach    b.  Füssen. 

1769.  1781 

Besserer  Geigenmacher  der  Füssener  (Tiroler)  Schule, 
von  dem  noch  einzelne,  durch  gutes  Deckenholz  und 
guten  Ton  bemerkenswerte  Violinen  erhalten  sind.  Der 
Lack  ist  dunkelbraun,  die  F-Löcher  nach  Stainer  ge- 
schnitten. 
Geigenzettel:  Abb.  827. 

Wächter,  Ferdinand.  —  Augsburg.    1812 

Ein  wenig  bekannter  Geigenmacher,  der  vielleicht  ein 
Sohn  von  Anton  W.  war  und  sich  wohl  nur  vorüber- 
gehend in  Augsburg  aufgehalten  hat.  In  Rotterdam  be- 
findet sich  in  Privatbesitz  eine  Geige  von  ihm  von 
großem  Patron  mit  hohen  Zargen  und  orangegelbem 
Lack.  Die  Geige  ist  dick  im  Holz  und  hat  den  Baßbalken 
aus  einem  Stücke  mit  der  Decke. 

Geigenzettel:  Ferdinand  Wächter  Geigenmacher  in 
Augsburg      1812  (geschrieben). 

Wächter,  Lorenz.  —  Bonn.     18.  Jahrhundert 

Mir  ist  eine  Violine  mit  seinem  Namen  und  Ort  (ohne 
Jahreszahl)  vorgekommen.  Die  Arbeit  war  recht  gut, 
der  Lack  ähnlich  wie  bei  den  Füssener  Meistern,  die 
Wölbung  ziemlich  hoch.  Das  Instrument  dürfte  in  der 
Mitte  des  18.  Jahrhunderts  entstanden  sein.  Lorenz  W. 
soll  Kurfürstlich  Mainzischer  Hoflauten-  und  Geigen- 
macher gewesen  sein;  er  dürfte  sich  nur  vorübergehend 
in  Bonn  aufgehalten  haben,  denn  sein  Name  kommt 
weder  in  den  Kirchenbüchern  noch  in  den  Akten  und 
Registern  des  Bonner  Stadtarchivs  oder  der  Bibliothek 
vor.  J.  J.  Held  in  Köln  besaß  ein  ziemlich  hochge- 
wölbtes, gut  klingendes  Violoncello  mit  gelbbraunem 
Lack  und  langgestreckten  F-Löchern  von  ihm.  Auch 
dieses  Instrument  erinnerte  an  die  Arbeiten  der  Tiroler 
Schule. 

Wackerl  ^),  Ägidius.  —  Mittenwald.  1 757.  1 760 
Besserer  Vertreter  der  Klotzschule,  von  dem  jedoch 
Geigen  verhältnismäßig  selten  vorkommen. 


^)  Er  besaß  die  von  J.  B.  Vuillaume  kurz  vor  seinem 
Tod  erfundene  Bogenschneidemaschine. 


')  Nicht  Weckerl,  wie  manchmal  irrig  gelesen  wird. 

35* 


548 


Wackerl  —  Wasner 


Wackerl,  Johann.  —  Mittenwald.    1759.    1760 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Agidius,  dem  er  auch  in  der 
Arbeit  nahesteht. 

Wackerl,  Johann   Chrysostomus.   —  Mitten- 
wald. Geb.  27.  Januar  1757.   1797 

Sohn  von  Agid.  W.   In  einer  »Johann  Wackerl  <■  be- 
zeichneten  Geige,   die  sich   mehr   italienischen   Vor- 
bildern nähert  als  die  Arbeiten  von  Agidius  und  Johann 
W.  (s.  d.),  vermutet  man  ein  Werk  dieses  sonst  nicht 
näher  bekannten  Sohnes  von  Agidius. 

Wackerl  (Wackherle),  Joseph.  —  Mittenwald. 
1790 

Seine  Geigen  kommen  öfter  vor  und  sind  sauber  ge- 
arbeitet, ohne  hervorragende  Eigenschaften  zu  verraten. 

Geigenzettel :  Joseph  Wackherle  /  in  Müttenwald.  1 790 
(geschrieben). 

Wackerl,  Mattheus.  —  Mittenwald.  1856 

Geschickter  Geigenbauer,  der  sauber  nach  Stradivari 
arbeitete.  Sein  rotbrauner  Lack  erscheint  jetzt  oft 
gerissen,  ist  aber  nicht  schlecht.  Semen  Namen  schrieb 
er  im  Innern  mit  Bleistift  an  die  Decke. 

Wackerl,     Thomas.     —     Mittenwald.      Geb. 
B.Dezember  1758.   1780 

Sohn  von  Agidius  W.  Auch  über  diesen  Geigenmacher 
ist  nichts  Sicheres  bekannt.  In  einer  mittelmäßigen 
Geige  von  1 780  mit  schwer  leserlichem  Zettel  liest  man 
Th.  Wackerl,  —  wenn  es  nicht  Job.  Wackerl  heißen 
soll. 

Wackher,  Wolf,  ein  Wiener  Lautenmacher,  der 
1 577  das  Bürgerrecht  erwarb 

Wäckerle,  Lorenz.  —  Mittenwald.   1803 

Vielleicht  gehört  er  zur  Familie  Wackerl,  obwohl  er 
seinen  Namen  deutlich  Wäkerlc  schreibt.  Seine  Geigen 
sind  sauber  gemacht,  aber  schlecht  lackiert. 

Geigenzettel:  Lorenz  Wäkerle  in  /  Mittenwalt  ab  1803 
(geschrieben). 

Wade,  Joseph.  —  Leeds.    1884.    1900 

Seine  Geigen  gelten  als  gute  Orchesterinstrumente. 

Waemsley  s.  Wamsley 

Wagener,  Fritz.  — Bielitz  (Ö.-Schl.).   Geb.  in 
Hessen-Kassel  am  12.  Januar  1867 

Schüler  von  Heinr.  Reinhold  und  Fnedr.  Sütterlin.  Als 
Gehilfe  arbeitete  er  in  Magdeburg,  Würzburg,  Linz  a.  D. 
und  Wien  und  ließ  sich  1891  in  Bielitz  nieder.  Er  macht 
neue  Geigen  nach  Stradivari  und  verwendet  Spiritus- 
lack. Eigentümlich  ist  ihm  eine  besondere  Bearbeitung 
des  Baßbalkens. 

Geigenzettel:  Fritz  Wagener,  '  Geigenmacher  &  Repa- 
rateur  in  Bielitz  /  Anno  189  (gedruckt). 


Wagner,  Benedict.  —  Dürrwangen,  Ellwangen. 
1720.  1796 

Em  tüchtiger  Meister,  der  anfangs  in  Dürrwangen  bei 
Dinkelsbühl  ansässig  war  und  dann  im  Dienste  des  ge- 
fürsteten  Propstes  von  Ellwangen  stand.  Leider  ent- 
halten die  Ellwanger  Kirchenbücher  keinerlei  Nach- 
richt über  ihn^).  Er  soll  1720  geboren  sein  und  muß 
1 796  noch  gelebt  haben,  da  eine  Häuser-Numerierungs- 
liste  aus  diesem  Jahre,  die  der  Geschichts-  und  Alter- 
tumsverein Ellwangen  kürzlich  erworben  hat,  den  Ein- 
trag enthält:  Nr.  199  (zwischen  dem  Adelmannschen 
Palast  und  dem  Wirtshaus  zur  Kanne)  Benedikt 
Wagner,  Geigenmacher.  Seine  Geigen  haben  meist 
hohe  Wölbung  und  sind  groß,  doch  scheint  er  auch 
Italienische  Vorbilder  gekannt  zu  haben,  nach  denen  er 
flache  und  zierlich  durchgeführte  Instrumente  machte. 
Sein  Lack  ist  gelbbraun,  dunkelbraun  oder  rot,  der 
Ton,  namentlich  bei  den  flachgewölbten  Geigen,  hell 
und  glänzend.  Außer  seinem  Zettel  verwendete  er  auch 
Brandmarken:  den  Namen  »Wagner*  brannte  er  auf 
dem  Boden  nächst  der  Halsplatte  ein,  auf  den  Zargen 
unter  dem  Saitenhalterknopf  die  Ortsbezeichnung  »EU- 
wang*.  Man  unterscheidet  bei  ihm  drei  verschiedene 
Modelle;  zwei  davon  beschreibt  Piegendorfer  in  seiner 
trefflichen  kleinen  Schrift  über  die  schwäbischen 
Geigenmacher,  das  dritte  hat  flache  Wölbung  und 
einen  längeren  Korpus  (ähnlich  wie  Buchstädter).  Die 
Schnecke  ist  oft  derbkräftig,  aber  immer  originell. 
Arbeiten  von  ihm  aus  den  Jahren  1764  und  1775  sowie 
eine  Violine  mit  dem  Zettel ;  Benedict  Wagner  Geigen- 
und  /  Lautenmacher  in  Dirrwang  1751  besitzt  die 
Stiftskirche  in  Ellwangen,  eine  Geige  von  ihm  von  1731 
das  Benediktinerstift  Metten  in  Bayern. 

Geigenzettel :  Benedict  Wagner,  Hochfürstlicher  /  Hof 
Lauten  und  Geigenmacher  /  m  Ellwangen  Anno  1768 
(gedruckt). 

Wagner,  Christian.  —  Borstendorf.  Geb.  1690, 
t  11.  Februar  1771 

Schüler  von  Hans  Vogel.  Er  soll  ein  vielbeschäftigter, 
geschätzter  Meister  gewesen  sein. 

Wagner,  Christian  Salomon.  —  Medingen^). 

1786.  1800 

Arbeiten  von  ihm  kommen  recht  häufig  vor;  er  machte 
alle  Arten  von  Musikinstrumenten,  doch  war  etwas 
Näheres  über  ihn  nicht  zu  erfahren. 


Wagner    (Wangen?), 
Chioggia.   1725 


D 


omini 


ik    Caspar.    — 


Auf  dem  allem  erhaltenen  Boden  einer  Geige  von 
eigenartigen  Umrissen  fand  sich  ein  stark  verblaßter 
Zettel.  Der  Name  konnte  auch  Wangen  gelesen  werden, 
hieß  aber  vielleicht  noch  ganz  anders. 


^)  Da  Dürrwangen  erst  seit   1833 — 1834  Pfarrei  ist, 
waren  auch  dort  die  Nachforschungen  vergeblich. 

)  Es  gibt  ein  Alt-  und  ein  Kloster  Medingen  im  Lüne- 
burgischen. 


Wagner  —  Wainert 


549 


Wagner,  Ernst  Victor.  —  f  1903  in  Lissabon 
Er  besaß  eine  Gelgenmacherwerkstatt;  sein  Sohn 
Daniel  (f  7.  Januar  1905)  war  sein  Nachfolger.  Der 
jetzige  Inhaber  des  Geschäftes,  Daniels  Bruder 
Hermann  W.,  verlegte  sich  hauptsächlich  auf  den 
Handel  mit  Klavieren. 

Wagner,  Henri.  —  Paris.   1911.   1914 

Er  nennt  sich  »Violinist-Luthier«.  Die  Geigen  mit 
seinem  Namen  zeigen  dunkelroten  Lack  und  klingen 
gut. 

Wagner,  Johann.  —  Borstendorf.    Geb.  1703, 

t3.  Mal  1762 

Schüler  seines  Bruders  Christian  W.  Eine  fünfsaitige 
Kniegeige  im  Museum  zu  Lübeck  von  ihm  hat  folgende 
Maße :  Korpus  48  cm,  Gesamtlänge  77  cm,  Zargenhöhe 
mit  Boden  und  Decke  gemessen  9  cm.  Der  Lack  ist 
glanzlos,  dagegen  das  Holz  recht  gut. 
Geigenzettel:  Johann  Wagner  /  in  Borstendorff  (ge- 
druckt). 

Wagner,  Josef.  —  München.   1730 

Er  scheint  nicht  immer  Zettel  eingeklebt  zu  haben,  und 
wenn  er  es  tat,  ließ  er  die  Angabe  des  Wohnorts 
meistens  fehlen;  daher  kommt  es  auch,  daß  man  nur 
wenig  von  ihm  kennt  und  auch  nicht  weiß,  wie  lange  er 
in  München  gearbeitet  hat,  oder  wo  er  sonst  noch 
lebte. 

Wagner,  Joseph.  —  Konstanz.  Geb.  1729 
(1735?).  tum  1781 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Thomas  Wagner  aus 
Oberammergau,  der  sich  1 728  in  Konstanz  verheiratete, 
im  Konstanzer  Zählungsregister  von  1774  heißt  es  von 
ihm:  »Josephus  Wagner  virtuosus  in  cheli  (sie)  und 
Geigenmacher,  lebet  hiervon,  das  Haus  ist  eigen,  Alter: 
46  Jahre.  Ehefrau :  Maria  Josepha,  geb.  Hauberin,  alt : 
38  Jahre.«  Sein  Haus  hat  er  nach  dem  Grundbuch  im 
Jahre  1774  gekauft,  wo  es  am  14.  Juni  heißt:  »Jobs. 
Hotz  verkauft  dem  Joseph  Wagner  fürstl.  Musico  und 
Beisassen  sein  Haus  in  der  Neugasse  zu  Konstanz.^' 
Seine  Violinen  und  Violen  erinnern  an  die  Tiroler 
Schule,  doch  soll  er  eine  .Amatigeige  besessen  haben, 
die  er  zum  Vorbild  nahm.  Seine  .Arbeit  ist  gut  und  das 
Holz  mit  Verständnis  gewählt.  Charakteristisch  für  ihn 
ist,  daß  er,  wie  allerdings  viele  seiner  Zeitgenossen,  die 
Schnecke  seiner  sämtlichen  Geigen  aus  Birnbaumholz 
schnitzte.  Daran  kann  man  seine  Arbeiten  sicher  er- 
kennen, auch  wenn  gewissenlose  Händler  seinen  Zettel 
durch  einen  »klangvolleren*'  ersetzt  haben.  —  Da  ich 
keine  Violinen  von  ihm  kenne,  die  eine  Jahreszahl  nach 
1781  tragen,  und  am  22.  März  1781  sein  Haus  in  der 
Neugasse  gerichtlich  verkauft  wurde,  ist  anzunehmen, 
daß  er  vor  dem  März  dieses  Jahres  gestorben  ist.  Eine 
Violine,  deren  Umrisse  im  Rokokogeschmack  ange- 
ordnet sind,  besitzt  W.  Heyers  Musikhistorisches 
Museum  in  Köln. 

Geigenzettel:  Me  Fecit  Joseph  Wagner  Constantiae 
1768  (gedruckO  und  Abb.  828. 


Wagner,  Sebastian.  —  Meersburg  a.  B.    1788. 
1799 

Bruder  von  Jos.  W.  in  Konstanz.  Seine  Geigen  sind 
weniger  gut,  klingen  ein  wenig  dumpf  und  sind  ober- 
flächlicher in  der  Arbeit  als  die  seines  Bruders.  Sie 
erinnern  an  die  gleichzeitigen  Mittenwalder,  der 
Lack  ist  braungelb  und  nicht  schlecht,  die  F-Löcher 
kurz,  nach  Stainer  geschnitten,  die  Schnecke  etwas 
schwerfällig,  meist  aus  Birnbaumholz.  .Außer  einem 
Brandstempel  mit  seinem  Namen,  den  er  am  Boden 
anbrachte,  findet  man  auch  öfters  an  den  Unterzargen 
Mörsburg  eingebrannt.  Eine  Geige  von  ihm  besitzt 
Stadtrat  Leiner  in  Konstanz. 
Gelgenzettel :  Abb.  842. 

Wagner,  Xaverl.  —  Ellwangen.  1802.  1822 
Wahrscheinlich  Sohn,  Schüler  und  Nachfolger  von 
Benedict  W.  Es  ist  anzunehmen,  daß  er  nicht  in  Ell- 
wangen geboren  und  gestorben  ist,  da  die  dortigen 
Kirchenbücher  keinen  auf  ihn  bezüglichen  Eintrag  ent 
halten  sollen. 
Gelgenzettel:  Abb.  843. 

Wahl,  Eugen.  —  Karlsruhe  1.  B.  Geb.  18.  Dez. 

1877  zu  Heilbronn  a.  N. 

Er  erlernte  in  seiner  Vaterstadt  die  Holzbildhauerei, 
arbeitete  in  Zürich  usw.  und  besuchte  von  1896 — 1902 
das  Missionsseminar  in  Basel  und  war  dann  bis  1909 
als  Stadtmissionar  In  Karlsruhe  tätig.  Als  tüchtiger 
Geiger  hatte  er  frühzeitig  großes  Interesse  für  den 
Geigenbau,  im  Jahre  1908  begann  er  dann  selbst 
Geigen  zu  bauen,  wobei  ihm  seine  Kunstfertigkeit  als 
Holzbildhauer  sehr  zustatten  kam.  Durch  eifriges 
Studium  der  einschlägigen  Literatur  und  Ihm  zugäng- 
licher Meisterwerke  vervollkommnete  er  sich  bald  so, 
daß  er  Anfang  1910  eine  Geigenmacherwerkstatt  er- 
öffnen konnte.  Er  hat  bisher  über  30  neue  Geigen  ge- 
baut, denen  große  Vorzüge  nachgerühmt  werden.  Er 
arbeitet  nach  Stradivari,  Guarneri  und  nach  einem 
eigenen  Modell,  verwendet  Spiritus-  und  Ollack  und 
sehr  schönes  Holz.  Er  stimmt  nach  einem  selbst- 
erfundenen System  Decke  und  Boden  ab.  Gewöhnlich 
braucht  er  zur  Herstellung  einer  Geige,  an  der  er  alles, 
mit  der  bei  einem  Holzbildhauer  bemerkenswerten 
Ausnahme  der  Schnecke,  selbst  macht,  1 4  Tage. 

Geigenzettel:  Op.  (Handelszeichen)  Eugen  Wahl  / 
fec.  Karlsruhe,  B.  1910  (gedruckt). 


Wainert  (Weinert,  Valnert),  Antoni. 
schau.    1806 


War- 


Wahrscheinlich  ein  Sohn  des  in  jungen  Jahren  aus 
Böhmen  nach  Polen  eingewanderten  Kapellmeisters, 
Komponisten  und  Professors  Anton  Weinert,  der  im 
Jahre  1850  hundertjährig  starb  und  16  Kinder  hinter- 
ließ, von  denen  einige  als  Sänger,  Virtuosen  usw.  her- 
vorgetreten sind.  Der  Instrumenteninacher  .Antoni 
Weinert  scheint  schon  in  jungen  Jahren  gestorben  zu 
sein.  Er  schrieb  seinen  Namen  manchmal  auch  in 
polnischer  Schreibweise  mit  V.  Seine  Arbeit  war  unge- 
mein sauber.  Leider  war  in  Warschau  nichts  über  ihn 


550 


^aldenberger  —  Wannek 


zu  ermitteln.  Eine  schöne  zisterförmige  Gitarre  (Guitar- 
nno) von  ihm  befindet  sich  im  Musikhistorischen 
Museum  von  W.  Heyer  in  Köln. 

Geigenzettel :  Fecit  .'\ntoni  Wainert  Instrument- 
Macher     in  Warschau  1806  (gedruckt). 

Waldenberger,    Georg.    —   Tübingen.     1616. 
1617 

Er  wird  nur  als  Orgelbauer  bezeichnet,  hat  aber  wahr- 
scheinlich, wie  die  meisten  schwäbischen  Orgelbauer 
seiner  Zeit,  auch  Lauten  und  andere  Musikinstrumente 
gemacht. 

Waldter,  Daniel  Adalbert.  —  Postelberg.    1 695 

Ein  Basselto  von  ihm  aus  dem  Jahre  1695  besitzt  das 
Stift  Ossegg  (Kat.  Nr.  5).  Vgl.  auch  S.  566  D.  A.  Wolz. 

Walker,  Adam.  —  London.    1772.   1800 

Eine  Harfentheorbe  von  ihm  befindet  sich  im  South 
Kens.  Museum.  Er  war  unter  anderem  der  Erfinder 
der  »Celestina«,  eines  geigenartig  klingenden  Klaviers. 

Walker,  St.  J.  —  Whitby.   1905 

Seine  Geigen  sollen  sauber  gearbeitet  sein. 

Waller,  Benedikt.  —  Amberg.   1883 

Em  Orgelbauer,  der  auch  mit  Mittenwalder  Geigen 
handelte  und  Geigen  ausbesserte. 

Geigenzettel:  Benedikt  Waller  Orgelbauer  und  In- 
strumentenmacher     1883  Amberg  1883  (gedruckt). 

Walmsley  s.  Wam.sley 
Walter,  Georg  Philipp.  —  Turnau.    1847 
Nur  als  Reparateur  bekannt. 

Walter,  Hans  Jürgtn.  —  Lübeck.    1685 

Em  Lautenmacher;  er  heiratete  1685  Elisabeth  Möller; 
die  Hochzeit  fand  in  Bürgermeister  Marquardts  Hause 
in  der  Königstraße  statt. 

Walter,  Jean.  —  Paris.    1775.    1799 

Er  wohnte  erst  Rue  Coquilliere,  von  1776 — 77  Rue 
St.  Denis,  gegenüber  der  Rue  Mauconseil,  1779  in  der 
Rue  Qumcampoix  und  von  1783 — 1799  in  der  Rue 
Bourbon,  ist  aber  sonst  wenig  bek.nnnt.  Vgl.  auch 
Wolters. 

Walther,  Jean  Baptist.  —  Haag.   1  727 

Eine  Geige  von  ihm  führt  das  Versteigerungsverzeich- 
nis des  Nachlasses  des  Musikalienhändlers  Nicolas 
Seihof  auf.  (Die  Versteigerung  fand  1  759  statt.) 

Walton,  William.  —  Preston.  Geb.  in  Lonetcn 


7.  August  1860 

Em  Eisenbahnbeamter,  der  aus  Liebhaberei  Geigen- 
macher geworden  ist  und  es  zu  besonderer  Geschick- 
lichkeit gebracht  hat.  Auch  hat  er  vielfältige  Lackver- 
suche gemacht.  Seine  Biographie  (mit  Bild)  hat  Mere- 
dith-Morris  in  -TheStrad«  1901  Nr.  132  veröffentlicht. 
Geigenzettel:  William  Walton  /  Maker  Longton, 
Preston  ;  A.  D.  1900  No  12  (gedruckt). 


WambslerCr*),  Michael.  —  Mittenwald.    1772 

-Auf  einem  schwer  leserlichen  Zettel  einer  sehr  guten 
Mittenwalder  Geige  ergab  sich  als  wahrscheinlichste 
Lesart  der  Name  Wambsler.  Über  einen  Geigenmacher 
dieses  Namens  war  jedoch  nichts  zu  erfahren.  In 
Mittenwald  kommt  nur  eine  Familie  Wanner  vor. 

Wamsley    (Walmsley,    Waemsley),    Peter.    — 
London  (Piccadilly).  Geb.  1715.    1751 

Ursprünglich  führte  er  das  Schild  »at  ye  golden  Harp« 
und  vertauschte  es  später  gegen  »at  the  Harp  and  Haut- 
boy«. Seinerzeit  stand  er  bei  seinen  Landsleuten  in 
hohem  Ansehen,  und  der  Ton  seiner  Arbeiten  wurde 
sehr  gerühmt.  Da  er  diesen  aber  nur  durch  ein  meiit 
übermäßiges  .Ausschachteln  der  Decke  erzielte,  haben 
seine  Geigen  mit  der  Zeit  sehr  verloren.  Er  ahmte  eine 
Art  Stainermodell  nach,  die  Verhältnisse  sind  jedoch 
unrichtig  und  die  F-Löcher  sehr  häßlich.  Statt  der  Ein- 
lage zog  er  gewöhnlich  nur  eine  Linie  mit  Tinte,  und 
Vidal  sagt  daher  mit  Recht :  »En  somme :  lutherie  tres 
mediocre.<'  Am  besten  ist  noch  sein  dunkelroter  oder 
rotbrauner  Lack,  und  die  dunkler  lackierten  Geigen 
von  ihm  werden  für  wertvoller  gehalten.  Einige  wenige 
Violinen  und  Violoncelli  hat  er  aber  doch  gebaut,  die 
ihm  Ehre  machen,  und  recht  gut  sind  seine  Bässe.  Er 
verwendete  verschiedene,  meist  gedruckte  Zettel : 
Made  by  Peter  Wamsley  at  ye  Golden  Harp  in  Picka- 
dilly  London  1 727  (gedruckt).  —  Peter  Wamsley 
Maker  at  the  Harp  '  &  Hautboy  in  Picadilly  17  Lon- 
don 51  (gedruckt).  —  Made  by  Peter  Wamsley  at  the 
Harp  and  Hautboy  in  Pickadilly  1740  (gedruckt). 

Wandinge,  Carl  Johan  Ludwig.  —  Kopen- 
hagen, Vordingborg,  Naestved.  Geb.  I.Jan. 
1777  in  Kopenhagen,  f  im  Juli  1848  in 
Naestved 

Jim  Kunstdrechsler,  der  sich  viel  mit  dem  Geigen- 
machen beschäftigte.  Er  war  zuerst  in  Kopenhagen 
ansässig,  ließ  sich  dann  um  1821  in  Vordingborg  als 
Mechaniker  nieder  und  zog  1832  nach  Naestved,  wo 
noch  heute  sein  .Sohn  als  Drechslermeister  lebt.  Die 
Holzarbeit  verstand  er  recht  gut,  aber  die  von  ihm  ge- 
machten oder  ausgebesserten  Geigen  verraten  überall 
den  Dilettanten.  Er  scheint  das  Hauptgewicht  darauf 
gelegt  zu  haben,  die  Geigen  recht  fest  zu  machen;  so 
versah  er  den  Baßbalken  noch  mit  zwei  Querbalken  usw. 

Geigenzettel :  Reparert  af  Wandinge  i  Wording- 
borg     1830  (gedruckt). 

V.  Wangenheim.  —  Gotha.    1854 

Em  Rittmeister,  der  sich  aus  Liebhaberei  mit  dem 
Geigenmachen  beschäftigte  und  teilweise  das  Chanot- 
sche  Modell  nachahmte. 

Wanke,  Karl.  —  Brunn.   1816 

Im  Brünner  Bürgerbuch  wird  er  im  Jahre  1816  fol.  37 
als  »Instrumentenmacher«  eingetragen,  doch  ist  es 
fraglich,  ob  er  Geigen-  und  Lautenmacher  war. 

Wannek  (Vanok)  lebte  im   19.  Jahrhundert  m 
Bukarest 


Wanner  —  Waßl  berger 


551 


Wanner,  Michael.  —  Mittenwald.    Um    1860 

Einer  der  wenigen  Mittenwalder  seiner  Zeit,  der  nicht 
ausschließlich  für  die  großen  »Verleger<'  arbeitete. 

Geigenzettel:    Michael    Wanner         Geigenmacher 
Mittenwald,  Oberbayern  (gedruckt). 

Wanssura,  Alois.  —  Prag 

Ein  geschickter  Instrumentenmacher  vom  .-Xnfang  des 
19.  Jahrhunderts.  Er  schemt  übrigens  nur  Lauten  und 
Gitarren  gemacht  zu  haben.  Eine  solid  gebaute  Gitarre 
von  ihm  besitzt  E.  E.  Homolka. 

Ward.  —  Dublin 

Inscher  Geigenmacher  ohne  besondere  Eigenart. 

Warnecke,  L.  Georges.  —  Nancy.   1826.    1827 

Wahrscheinlich  aus  Deutschland  stammend.  Seine 
Geigen  sind  recht  sauber  gemacht.  Er  brachte  seinen 
Brandstempel  mit  Monogramm  zwischen  den  F- 
Löchern  unter  dem  Steg  an.  Er  erfand  auch  ein 
»Gitanebasson«  genanntes  Instrument.  Eine  gute 
Violine  von  ihm  besitzt  Massen  in  Paris. 

Brandmarke  siehe:  Nr.  79. 

Warrik,  A.  —  Leeds.   1889.   1906 

Nachdem  er  acht  Jahre  bei  Chanot  gearbeitet  hatte, 
eröffnete  er  1889  seine  eigene  Werkstatt,  arbeitete  nach 
einem  Stradivarimodell  und  erhielt  auf  der  Inter- 
nationalen Ausstellung  in  Leeds  1893  eine  goldene 
Medaille. 

Waser.  —  Zürich.    Ende  des  18.,  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts 

Wahrscheinlich  ein  Musiker,  der  aus  Liebhaberei 
Geigenmacher  wurde.  Seine  Geigen  und  Violoncelli 
sind  zwar  zu  flach  gewölbt,  im  übrigen  jedoch  nicht 
schlecht,  von  gutem  Holz  und  sauber  eingelegt. 


Wasner  (Waßner),  Joh.  Benedict  1. 
1716 


B 


runn. 


Über  seine  Persönlichkeit  war  in  Brunn  nichts  zu  er- 
fahren, doch  kommen  mehrfach  .Arbeiten  von  ihm  vor, 
die  entweder  keine  Jahreszahl  tragen  oder  nicht  über 
1716  hinausgehen.  Entweder  ist  er  bald  nach  dieser 
Zeit  gestorben  oder  von  Brunn  weggezogen  und  hat 
sich  vielleicht  in  Passau  niedergelassen.  Seine  Geigen 
haben  manche  Verwandtschaft  mit  Tiroler  .Arbeiten, 
sind  hochgewölbt,  aber  derb  lackiert,  und  haben  nur 
kleinen  Ton. 


1793  erbat  eine  derselben  die  Erlaubnis,  das  Geschäft 
verkaufen  zu  dürfen  (Kgl.  Kreisarchiv  Landshut). 
Eine  Viola  d'amore  von  ihm  befindet  sich  im  Bay- 
rischen Nationalmuseum  in  München. 

Wasserer,    Franz   Joseph.    —    Füssen.     1737. 

t  9.  November  1764 

Er  wird  im  Füssener  Umlageregister  für  1 737  als 
Lautenmacher  aufgeführt. 

Wasserer  (Wässerer),  Johann  Joseph .  —  Füssen . 

1737 

Vielleicht  der  Bruder  von  Franz  Joseph  W.  Im  Füssener 
Umlageregister  für  1737  kommt  er  als  Lautenmacher 
mit  einem  15  jährigen  Sohne  Christian  vor. 

Wassermann,  Joseph.  —  Znaim.    1785.    1814 

Ein  tüchtiger  und  fleißiger  Meister,  dessen  Arbeiten 
noch  ziemlich  häufig  vorkommen  und  wegen  ihrer 
guten  Eigenschaften  gern  gekauft  werden.  Er  scheint 
italienische  Vorbilder  gekannt  zu  haben  und  ver- 
wendete einen  gelbbraunen  oder  orangebraunen  Lack. 
Musikdirektor  Fiby  besitzt  eine  Viola  von  ihm  von 
eleganter,  großer  Form  und  edlem  Ton.  W.  war  der 
Lehrer  von  M.  Daum. 

Geigenzettel :  Josephus  Wassermann  Lauten-  und 
Geigenmacher       in    Znavm    1785   (geschrieben)   und 

Abb.  830  und  835. 

Wasslberger  (Wäßlsberger),  Antonj.  —  Hallein 
1719 

Vielleicht  ein  Bruder  von  Bernhard  W.  Im  ganzen  sind 
seine  .Arbeiten  nicht  besonders  sorgfältig  ausgeführt, 
hochgewölbt,  aber  doch  oft  originell,  auch  scheint  er 
meist  recht  gutes  Deckenholz  verwendet  zu  haben.  Bei 
Violen  bevorzugte  er  große  Formate,  wobei  es  be- 
merkenswert ist,  daß  er  in  seinem  Orte  als  einer  der 
ersten  das  alte  Violenmodell  mit  flachem  Boden  auf- 
gegeben hat. 

Geigenzettel:  Abb.  836. 

Wasslberger     (Wasselsberger,      Waßlberger), 

Bernhard.  —  Hallein.   1714 

Wenn  er  auch  häufig  die  Einlagen  fehlen  ließ  und 
minderwertige  Hölzer  verarbeitete,  sind  seine  Geigen 
in  der  Regel  doch  recht  gut.  Sie  sind  hochgewölbt  und 
braun  lackiert. 


Wasner,  Johann  Benedict  II. 
1759 


assau 


Waßlberger  (Waßlperg),  Christoph  I.  —  Hal- 
lein.   Geb.  um  1688,  t  20.  November  1718 

Er  wird  als  Geigenmacher  in  den  Matrikeln  geführt,  da 
er  aber  nur  ein  Alter  von  30  Jahren  erreicht  hat,  dürften 
f  vor         wenige  seiner  Arbeiten  auf  die  Nachwelt  gekommen 
sein. 


Er  war  Fürstlicher  Hofmusikus  und  Geigenmacher  und 
vielleicht  ein  Sohn  des  Brünner  Meisters,  wenn  nicht 
identisch  mit  diesem,  was  ich  für  sehr  wahrscheinlich 
halte.  Seine  Töchter  »M.  A.«  und  "C.«  erbaten  im 
Jahre  1 759  das  Recht,  die  Geigenmacherei  ausüben  zu 
dürfen  (also  wohl  das  väterliche  Geschäft  fortzusetzen). 


Waßlberger   (Waslberger),    Christoph    II.    — 
Hallein.     Geb.   um    1690,   f  22.  November 

1724 

Er  war  Geigenmacher,  erreichte  aber  auch  nur  ein 
Alter  von  34  Jahren. 


552 


Wasslberger  —  Weber 


Wasslberger  (Waßlsberger),  Christoph  III.  — 
Hallein.  Geb.  um  1730,  |  13.  Oktober  1779, 

49  Jahre  alt 

Besonders  tüchtiger  Meister,  dessen  Violinen  von 
Kennern  und  Geigern  gleich  hoch  geschätzt  werden; 
er  scheint  italienische  Geigen  gekannt  zu  haben  und 
nahm  die  Wölbung  daher  oft  flacher  als  die  übrigen 
Halleiner  Geigenmacher. 

Geigenzettel :  Christoph  Waßlberger,  Geigen-  /  und 
Lautenmacher  in  Halle  .  .  .  ;   1 763  (gedruckt). 

Waßlberger     (Waßlberger),     Dominikus.     — 
Hallein.    Geb.  um  1716,  f  1 .  Februar  1780 

Er  scheint  der  letzte  Sprößling  der  Familie  gewesen  zu 
sein,  der  das  Geigenmachen  als  Beruf  ausübte. 

Wasslberger    (Waißlberger),    Michael     I.    — 
Hallein.    Geb.  um  1666,  f  I.Juli  1736 

Er  wohnte  »bei  St.  Georgen«,  wird  als  '>Geigenmacher 
und  Spielmann«  bezeichnet  und  darf  seiner  braven 
Arbeit  nach  zur  Tiroler  Schule  gerechnet  werden. 

Waßlberger    (Waißlberger),    Michael    II.    — 

Hallein.    Geb.  um  1680,  f  2.  Juli  1736 

Er  wird  als  »Geigenmacher  und  Gleizimeister«  be- 
zeichnet und  starb  merkwürdigerweise  einen  Tag  nach 
seinem  etwa  1 5  Jahre  älteren  gleichnamigen  Ver- 
wandten. 

Waßlberger  (Waßlberger),  Philipp.  —  Hallein. 
Geb.  1703,  t  15.  Januar  1743 

Seine  Geigen  sind  recht  gut  gemacht,  kommen  aber 
selten  vor,  da  auch  er  im  besten  Mannesalter  starb. 

Watkins,  0.  —  1846 

Englischer  Geigenmacher  aus  der  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts. 

Watrin  s.  Valtrin 

Watson,  Frank.  —  Rochdale.   1905.   1910 

Fleißiger  englischer  Geigen-  und  Bogenmacher  der 
Gegenwart;  eine  Violine  von  ihm  vom  Jahre  1905  trug 
bereits  die  Nummer  67. 

Watson,  John  (Reverend).  —  Lerwick  (Shet- 
land).   1905 
Er  macht  Geigen  nach  einem  eigenen  Modell. 

Watt,  Alexander  Stocks.  —  Edmburgh,  Inver- 
keithmg.  Geb.  17.  August  1859  m  Edm- 
burgh 

Em  Photograph  und  Erfinder  wertvoller  photo- 
graphischer Apparate,  der,  selbst  ein  tüchtiger  Geiger, 
von  Dr.  George  Dickson  um  1875  zuerst  veranlaßt 
wurde,  sich  dem  Geigenmachen  zuzuwenden.  Er  hat 


seitdem  über  50  Violinen  gemacht,  die  teils  Stradivari, 
teils  Guarnen  nachgeahmt  und  mit  Ollack  versehen 
sind. 

Geisenzettel :  Alexander  Watt  Made  at  Inverkeithing,  / 
Edinburgh,  1893  (gedruckt).  —  Mr.  Alex.  S.  Watt.  / 
Made  in  ye  olde  Burgh  of  Inverkeithing  A.  D.  1895 
(gedruckt). 

Watts,  Walter.  —  Glasgow.   1886 

Erhielt  1886  in  Edinburgh  für  seine  Geigen  eine  ehren- 
volle Erwähnung.  .'\uf  der  Glasgower  Ausstellung  hatte 
er  Geigen  ausgestellt,  die  nach  Stradivari  gebaut 
waren  und  zu  denen  er  Holz  vom  alten  »Glasgow 
College«  verwendete. 

Wauschek,  C.  —  Krems.   1870.   1900 

Vater  und  Sohn,  die  als  Geigenmacher  und  Reparateure 
geschätzt  sind  und  1886  eine  silberne  Medaille  in  Wels 
für  vier  Violinen  erhielten. 

Waylett,  Henry.  —  London.   1765 

Er  wohnte  Exeter  Exchange,  Strand,  und  war  sauber 
und  genau  in  seiner  Arbeit.  Sein  Modell  schwankt 
zwischen  Stainer  und  Amati. 

Weaver,  Samuel.  —  London.  18. — 19.  Jahr- 
hundert 

Mehr  als  er  auf  seinem  Zettel  von  sich  mitteilt,  war 
über  ihn  nicht  zu  erfahren. 

Geigenzettel :  .AU  Sorts  of ,  Musical  Instruments,  Made 
and  Sold  by  ,  Sam'  Weaver  /  on  London  Bridge  (ge- 
druckt). 

Weber,  G.  W.  —  Kingston  (Ontario).   1886 

Em  im  letzten  Drittel  des  1 9.  Jahrhunderts  in  Kanada 
täliger  Geigenmacher,  vermutlich  deutscher  Ab- 
stammung. 

Weber  (gen.  Rösendahl),  Hemr.  Eduard.  — 
Möllenbeck  b.  Rinteln.    1820.    f  7.  August 

1885 

Ein  tüchtiger  Meister,  der  schätzenswerte  theoretische 
Kenntnisse  besaß  und  eine  Reihe  von  recht  guten 
Geigen  gemacht  hat,  von  denen  einzelne  schon  jetzt 
sehr  gut  bezahlt  werden.  Einer  seiner  Schüler  ist 
O.  Bernhard  in  Stadthagen. 

Weber,  Michael.  —  Prag.  Geb.  7.  Oktober 
1 787  in  Oberneustift  Nr.  248  Pfarre  Schot- 
tenfeld (Wien),  t  18.  Februar  1844  in  Prag 

Sohn  des  .'\dam  W.  und  der  Barbara  geb.  Schweint.  Er 
erlernte  seine  Kunst  in  Wien,  arbeitete  dann  in  Prag 
bei  Casp.  Strnad  und  ließ  sich  in  der  böhmischen 
Hauptstadt  bleibend  nieder,  wo  er  1818  das  Bürger- 
recht erwarb  und  erst  in  der  Karlsgasse,  dann  in  der 
Brenntegasse,  zuletzt  m  der  Ferdinandstr.  Nr.  116 
wohnte.  Weber  war  ein  hervorragender  Theoretiker, 
hatte  zu  vielen  Prager  Gelehrten  persönliche  Be- 
ziehungen und  besaß  eine  reichhaltige  Bibliothek. 
Webers  Geigen  sind  auf  das  sorgfältigste  ausgearbeitet, 


I 


Weemann  —  Weidlich 


353 


durchweg  stark  im  Holze  und  dabei  doch  von  schönem 

Ton.  Auch  seine  Gitarren  waren  gut.  Sein  Erbe  war 

Ignaz  Sandner.  Auf  seinem  Zettel  ist  eine  Fledermaus 

abgebildet.  Auf  seinem  Reparaturzettel  liest  man  statt 

■>me  fecit«  —  »me  reparavit*. 

Geigenzettel:  Michael  Weber   '  me  fecit  Pragae  1843 

(gedruckt). 

Weemann,  0.,  hat  seit  etwa  1884  ein  Geigen- 
geschäft in  Boston 

Weel,  Cornells.  —  Utrecht.  Geb.  um  1809  in 
Hensbroek  (Nordholland),  f  13.  Dez.  1871 

Geigen,  die  er  selbst  gemacht  hat,  kommen  selten  vor. 
Einige  Reparaturen,  die  ich  von  ihm  kennen  lernte, 
legen  für  seine  Geschicklichkeit  kein  besonders  gutes 
Zeugnis  ab.  Eine  Geige  von  ihm  besitzt  Frl.  Nordwyn 
in  's  Gravenhage. 
Geigenzettel :  Cornelis  Weel  /  Utrecht  1853  (gedruckt). 

Wegner,  Friedrich.  —  Wels.   1589 

Im  Handwerkerbuch  für  1545—1660  (im  Welser  Stadt- 
archiv) findet  sich :  »Friedrich  Wegner,  Instrumenten- 
macher aus  Saalfelden  in  Sachsen«  am  17.  November 
1589  »zum  Handwerk  angemeldet*. 

Wehn,  C.  — Göttingcn.   Geb.   1793  in  Köln 

Bei  wem  und  wo  er  gelernt  hat,  ist  unbekannt;  wahr- 
scheinlich war  er  als  Geselle  zu  A.  L.  Breiling  nach 
Göttingen  gekommen,  wo  er  am  12.  Juni  1829  das 
Bürgerrecht  erwarb.  Gitarren  und  Lauten  verstand  er 
zu  machen,  Geigen  besserte  er  aus;  ob  er  sich  auch 
selbst  als  Geigenmacher  versucht  hat,  ließ  sich  nicht 
feststellen. 

Geigenzettel :  C.  Wehn  in  '  Göttingen.  Verfertigt 
alle  Arten  geschmackvoller  Guitarren  nach  der  neuen 
Angabe  /  des  Luigi  Legnani  (gedruckt). 

Wehrle  s.  Wörle 
Weibeier  s.  Welnbiller 

Weichold,  August.  —  Dresden.  Geb.  1800, 
t  1862 

Obwohl  er  kein  gelernter  Geigenmacher  war,  be- 
schäftigte er  sich  viel  mit  Wiederherstellungen  alter 
Geigen  und  begründete  1834  ein  Geschäft,  das  sein 
Sohn  später  zu  Ansehen  brachte. 

Weichold,  Richard.  —  Hamburg,  Dresden. 
Geb.  1823,  t  8.  Januar  1902 

Sohn  von  August  W.  Schüler  von  Pfretzschner  in  Mark- 
neukirchen. Nach  einigen  Wanderjahren  machte  er  sich 
in  Hamburg  selbständig,  zog  aber  nach  Jahresfrist  von 
dort  wieder  fort,  ging  nach  Dresden  zurück  und  ver- 
heiratete sich  mit  Christiane  Engst  aus  Dahlen.  Er 
fand  bald  einen  weiten  Kundenkreis,  wurde  Lieferant 
des  Hoftheaters,  der  katholischen  Kirche  usw.  und  be- 
kam den  Hoftitel.  Er  verfertigte  alle  .Arten  von  Geigen, 
ferner  Gitarren  und  Zithern  und  war  ein  gewiegter 
Kenner.  1860  erfand  er  ein  neues  Verfahren,  um 
quintenreine   Saiten    herzustellen,   und   machte   auch 


recht  gute  Bogen.  Weniger  Erfolg  hatte  er  mit  seinen 
Versuchen,  das  Geigenholz  künstlich  alt  zu  machen. 
(Vgl.  seinen  .Aufsatz  in  De  Wits  Zeitschr.  1894,  Nr.  33: 
'>Ein  neues  Präparationsverfahren  zum  Altmachen  von 
Tonhölzern <-.)  Wegen  zunehmender  Schwerhörigkeit 
verkaufte  er  1881  sein  Geschäft  an  Liebhold  Meyer, 
arbeitete  aber  noch  fort  und  stellte  viele  Versuche  an ; 
auch  mit  der  Lackfrage  beschäftigte  er  sich  (vgl.  »Zur 
Geigenlackfrage«,  De  Wits  Zeitschr.  1894.  Nr.  7).  An- 
fangs der  neunziger  Jahre  zog  er  sich  dann  ganz  in  das 
Privatleben  zurück.  Seine  Ehe  war  kinderlos  geblieben, 
das  Geschäft  besteht  jedoch  noch  fort  und  ist  auf 
.August  Paulus  übergegangen,  der  seit  1902  Hof- 
lieferant ist.  S.  Paulus.  .■Xug. 

Weickert.  —  Halle  a.  S.  Um  1800 

Er  wird  bei  Hart  als  Geigenmacher  erwähnt.  Nach 
anderen  soll  er  der  »Erfinder*  des  Verfahrens,  Geigen 
mit  einer  Mischung  von  in  Terpentin  aufgelöstem 
Kolophonium  zu  tränken,  sein.  Dadurch  sollten  die 
»verschwundenen  Harzteile«  im  Holz  ersetzt  werden  !  — 
In  Halle  a.  S.  konnte  ich  diesen  Weickert  urkundlich 
nicht  nachweisen.  Vielleicht  ist  Hall  oder  Hallein  sein 
Wohnort  und  sein  Name  Weigert  gewesen? 

Weidemann,   Richard.   —  Wiesbaden.     1887. 
1904 

Ein  früherer  Gehilfe  Sütterllns,  der  1887  sein  Geschäft 
begründete  und  seine  Geigen  nach  Stradivari  und 
Guarnerl  macht.  Er  arbeitet  sehr  schön,  verwendet  aus- 
gezeichnetes Holz  und  einen  vorzüglichen,  durch-- 
sichtigen  ÖUack,  dem  er  verschiedene  Färbungen  zu 
geben  vermag.  Für  die  Güte  seiner  .Arbeit  spricht,  daß 
seine  Geigen  auch  in  England  gern  gekauft  werden.  Im 
Jahre  1916  hat  er  ein  neues  Modell  mit  neuen  Schall- 
löchern nach  eigenen  Berechnungen  entworfen;  die 
danach  gebauten  Gelgen  werden  als  besonders  klang- 
schön und  leicht  ansprechend  gerühmt. 

Weidinger.J.A.  — Nürnberg.    1885.    1904 

Handelsfirma,  die  eine  Werkstatt  unterhält,  die  seiner- 
zeit von  Richard  Heberlein  eingerichtet  wurde.  Der 
Sohn  des  Inhabers  soll  jetzt  das  Geigenmachen  regel- 
recht erlernt  haben. 

Weidlich,  Anton,  lebte  im  19.  Jahrhundert  in 
Aussig  (Böhmen) 

Weidlich,  Friedrich  August.  —  Brunndöbra. 

Geb.  um   1820 

Im  Jahre  1847  wurde  er  Gelgen machermeister  und  hat 
In  einem  langen,  arbeitsreichen  Leben  ziemlich  viele 
Geigen  gemacht.  1897  konnte  er  seine  goldene  Hoch- 
zeit feiern. 

Weidlich,  Oswald.  —  Budapest.  Geb.  1863  in 
Markneukirchen 

Sohn  eines  Blechinstrumentenmachers,  Schüler  von 
Heinrich  Gläsel.  Nachdem  er  bei  Otto  in  Düsseldorf 
gearbeitet  hatte,  siedelte  er  um   1886  nach  Budapest 


534 


Weis 


Weiß 


über,  wo  er  sich  mit  seinem  Bruder  Anton  (Holzblas- 
instrumentenmacher)  verband  und  selbständig  machte. 
Er  besitzt  mehrere  goldene  Medaillen  und  war  auf  de- 
Pariser Weltausstellung  1900  mit  einem  Streich- 
quartett nach  Stradivari  gut  vertreten. 

Weigel,  Daniel.  —  Glatz.    Geb.  um   1824  in 
Glatz,  t  daselbst  nach  1860 

Er  erlangte  im  Jahre  1848  in  Glatz  als  Instrumenten- 
macher das  Bürgerrecht. 

Weigert  (Weigerth),  Johann  Blasius.  —  Linz 

a.D.  1717.  1755 

Obwohl  er  schon  seit  1717  in  Linz  nachweisbar  ist, 
erlangte  er  die  Geigenmachergerechtigkeit  und  das 
Bürgerrecht  doch  erst  1755.  Er  war  ein  fleißiger  und 
vielbeschäftigter  Meister,  von  dem  sich  u.  a.  viele 
Liebesgeigen  erhalten  haben.  Zwei  solche  befinden 
sich  im  Museum  Francisco-Carolinum  in  Linz,  je  eine 
im  Stift  St.  Florian  (Oberösterreich),  in  der  Sammlung 
der  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in  Wien  und  im 
städtischen  Museum  Carohno-Augusteum  in  Salzburg. 
Das  genannte  Stift  besitzt  ferner  einen  guten  Baß  von 
seiner  Hand  aus  dem  Jahre  1 726.  Daß  er  auch  ein  ge- 
suchter Reparateur  war,  beweist  seine  1 732  erfolgte  Be- 
rufung nach  Kremsmünster,  wo  er  eine  Mandora  und 
26  Violinen  ausbesserte. 

Geigenzettel :  Joannes  Blasius  Weigert  in  Linz  Anno 
1717  (gedruckt).  —  Joann  Blasius  Weigert  Lauden 
und  Geigenma-  eher  in  Linz,  Anno  1724  (gedruckt) 
und  .^bb.  834. 

Weigl,  Franz.  —  Salzburg.   1867.    1895 

In  seiner  Gesellenzeit  soll  er  zwar  bei  verschiedenen 
Geigenmachern  gearbeitet  haben,  hat  sich  aber  fast  aus- 
schließlich auf  das  Zithermachen  verlegt. 

Weil,    Christian.    —    Neuwied.     Geb.    1804, 
t5.  Mai  1888  in  Neuwied 

Er  war  eigentlich  Orgelbauer  und  als  solcher  Schüler 
seines  gleichfalls  in  Neuwied  ansässigen  Vaters.  Selbst 
ein  vorzüglicher  Geiger,  hat  er  sich  viel  mit  dem  Gei- 
genbau beschäftigt  und  viele  Geigen  repariert,  schwer- 
lich aber  versucht,  neue  Geigen  zu  machen. 

Geigenzettel :  Reparirt  von  Christian  Weil  —  in 
Neuwied  1832  (gedruckt). 

Weinbiller  (Weibeler),  Georg  (Jerg).  — Füssen. 

1625 

Er  wurde  am  20.  August  1625  als  Meister  in  die  Lauten- 
macherzunft  aufgenommen.  Dabei  wurde  ihm  zur 
Pflicht  gemacht,  daß  er  die  "Lauten  und  Trochen«,  die 
er  anfertigte,  zuerst  der  Zunft  zum  Kauf  anbieten  solle. 
Wenn  diese  die  Arbeiten  nicht  kaufe,  dann  sollte  es  ihm 
freistehen,  sie  einem  »Ausländischen"  zu  überlassen. 

Weineisen,  Mathias.  —  Mittenwald.  Geb.  1860 

Sehr  tüchtiger,  sorgfältig  arbeitender  Mittenwalder 
Geigenmacher,  dessen  Geigen  sowohl  wegen  ihres 
guten   Tons  als   ihres   goldgelben    Lacks   sehr   gelobi 


werden.  Er  läßt,  wie  das  in  älterer  Zeit  vielfach  üblich 
war,  seine  fertigen  Decken  und  Böden  vor  dem 
Lackieren  in  der  Sonne  hangen  und  hält  die  Farbe,  die 
das  Holz  dabei  annimmt,  als  den  besten  Grund  für  den 
Lack. 

Weis,  Cajetan.  —  17.  18.  Jahrhundert 

Vinzenz  Prießnitz  in  Gräfenberg  besitzt  eine  gute 
Violine  von  ihm.  Der  schwer  leserliche  Zettel  zeigt 
außer  dem  Namen  usw.  einen  Wappenadler. 

Weis,    Carl    Mettus.    —    Kopenhagen.     Geb. 
1806,  t  1872 

Ein  hoher  dänischer  Beamter  (Departementsdirektor 
im  Kultusministerium),  der  als  Liebhaber  sehr  gute 
Geigen  gemacht  hat.  Sein  Berater  war  der  Geigen- 
macher E.  Hjorth  und  seine  Frau  Angelika  seine  eifrige 
Gehilfin.  Mehrere  Geigen  mit  Widmungsinschriften 
werden  im  Instrumenten-Museum  in  Kopenhagen  auf- 
bewahrt. Er  schrieb  auch  »Oin  Violiner  og  deres 
Bygning«.  Kopenhagen  1861. 

Geigenzettel :  C.  Weis  fec.  E.  Hjorth  cor.  /  Havnise 
(geschrieben).  —  Weis  adjuvante  /  Angelica  uxore  8 
(geschrieben).  - —  Auribus,  non  oculis  Havniae.  C.Weis 
1867  (gedruckt). 

Weis,  Markus.  —  Köln  (?) 

Eine  Laute  des  Darmstädter  Museums  (Nr.  484)  trägt 
neben  anderen  kölnischen  Namen  auch  den  Namen 
Markus  Weis. 

Weishaupt,  Johann  Caspar.  —  (?)   1829  (?) 

Die  staatliche  Sammlung  m  Berlin  besitzt  eine  derb 
gemachte  Viola  da  Gamba,  die  auf  der  Hinterseite  des 
Schallkastens  eine  Inschrift  mit  diesem  Namen  und 
nicht  ganz  verständlichen  Jahreszahlen  aufgemalt  trägt. 

Geigenzettel:  1726  Johann  Casp.  Weishaupt  1829  (ge- 
druckt). 

Weiß,  Claus.  —  Füssen.    1581 

Als  Lautenmacher  und  Bürger  erwähnt.  (Vgl.  Geiger, 
Arch.  Zeitschr.  N.  F.  18,  1911,  S.  282,  Nr.  118.) 

Weiß,  Eugenio.  —  Triest.    1880 

Ein  tüchtiger  Geiger  und  Violinlehrer,  der  sich  seit 
1880  auf  das  Geigenmachen  verlegte  und  namentlich  in 
bezug  auf  den  Ton  sehr  beachtenswerte  Ergebnisse 
erzielte.  Sein  Lack  ist  goldgelb. 

Weiß,  Jakob.  —  Salzburg.    1714.    1740 

Ein  fleißiger  und  geschickter  Meister,  von  dem  zwar 
nur  selten  noch  Violinen  vorkommen,  dagegen  ziemlich 
häufig  Violen  und  Lauten.  Seine  Arbeit  ist  sorgfältig 
und  der  Lack  gut.  Am  Wirbelkasten  brachte  er  gerne 
Engelsköpfchen  u.  dgl.  an.  Eine  Viola  d'amore  von  ihm 
besitzt  das  Ferdinandeum  in  Innsbruck,  eine  Laute  von 
1714  das  Stift  Kremsmünster.  Eine  siebensaitige  Viola 
mit  geflügelten  Engelsköpfen  am  Wirbelkasten  befindet 
sich  im  Bach-Haus  zu  Eisenach.  Eine  sehr  große,  treff- 
liche Bratsche  (Armgeige)  mit  dunkelrotbraunem  Lack 
und  charaktervollem  Löwenköpf  am  Wirbelkasten  be- 
sitzt Fritz  Wildhagen  in  Haiensee  bei  Berlin. 

Geigenzettel:  Abb.  826. 


Weiß    -    Werner 


555 


Weiß  (Weisz),  Johann  Ambrosius.  —  Basel. 

1585.  1621 

Er  ist  nach  Leus  Schweizer  Lex.  im  Jahre  1585  aus 
Füssen  nach  Basel  gekommen  und  hat  dort  das  Bürger- 
recht erworben.  Eine  Laute  m  Berlm  aus  der  Sammlung 
Snoeck  trägt  den  hier  mitgeteilten  Zettel.  Das  Badische 
Museum  für  .Mtertum  in  Karlsruhe  besitzt  eine 
deutsche  Laute  von  ihm  (67  cm  lang),  die  von  Chr. 
Holländer  1754  umgearbeitet  worden  ist. 
Geigenzettel:  Johan  Ambrosius  Weisz  in  Basel  1621 
(gedruckt). 

Weiß,  Joseph.  —  Füssen.    1625 

Er  wurde  am  20.  August  1625  als  Meister  in  die 
Lautenmacherzunft  aufgenommen. 

Welcker,  Heinrich.  —  Frankfurt  a.  M.,  Darnn- 
stadt.  Geb.  in  Gontershausen  (Hessen) 
1811,  t  15.  Juni  1873  in  Darmstadt 
Nach  seinem  Geburtsort  schrieb  er  sich  »Welcker  von 
Gontershausen"  und  nannte  sich  einen  Verfertiger 
musikalischer  Tonwerkzeuge.  In  einer  Reihe  von 
theoretischen  Schriften  über  den  Instrumentenbau  be- 
schäftigte er  sich  auch  näher  mit  dem  Geigenmachen. 

Weller,  Carl  August  Wilhelm.  —  Markneu- 
kirchen. Geb.  9.  März  1850 

Schüler  seines  Vaters  Carl  Wilhelm  W.  Im  Jahre  1879 
begründete  er  unter  der  Firma  August  Weller  junior 
sein  eigenes  Geschäft  und  war  1888  Mitglied  des  Ge- 
sellen- und  Lehrlingsausschusses. 

Weller,   Carl    Wilhelm.   —   Markneukirchen. 
Geb.  16.  Dezember  1822,  f  30.  August  1889 

Schüler  von  Wilhelm  Reichel.  Wenn  er  auch  haupt- 
sächlich billigere  Geigen  machen  mußte,  so  besaß  er 
doch  schätzenswerte  Kenntnisse  und  war  seinen 
Schülern  ein  tüchtiger  Lehrer. 

Weller,  Hermann.  —  Odessa.    1895 

Nachdem  er  in  Deutschland  und  Ungarn  als  Geigen- 
machergehilfe  tätig  gewesen  war,  ließ  er  sich  in  Odessa 
nieder. 

Weller,     Friedrich     Wilhelm.     —     Markneu- 
kirchen. Geb.  I.Juni  1854 

Bruder  von  Carl  Aug.  W.,  als  Geigenmacher  ein  Mann 
von  ehrlichem  Können.  Er  begründete  seine  Werkstatt 
1881. 

Wendtner  s.  Wöndner 

Wenger^),  Gregori  Ferdinand.  —  Augsburg. 
Geb.  vor  1680,  t  nach  1757 

Er  stammte  aus  Wien  und  heiratete  am  23.  Oktober 
1701  die  Witwe  des  Augsburger  Lautenmachers  Jakob 
Fichtl.  Ob  er  in  Wien  gelernt  oder  gearbeitet  hat,  läßt 


^)  Bei   Valdrighi    findet    sich   der   Name   entstellt    in 
Vinzer  und  sogar  Singer ! 


sich  nicht  feststellen.  Auf  der  Wanderschaft  scheint  er 
bis  Venedig  gekommen  zu  sein  ;  daß  er  aber  in  Salzburg 
gelebt  hat,  wie  so  oft  behauptet  wird,  erscheint  ganz 
ausgeschlossen,  da  noch  nie  eine  Arbeit  von  ihm,  die 
von  dort  aus  datiert  wäre,  zum  Vorschein  kam.  Er  ge- 
hört zu  den  besten  Augsburger  Meistern ;  sein  Modell 
erinnert  an  Stainer  und  Alban,  ist  aber  originell  in  den 
Umrissen  und  den  Einzelheiten.  Die  Halbkreislinien 
sind  beim  Hals  und  beim  Klotz  gerade  abgeplattet, 
die  Einlagen  sind  3'^  mm  vom  Rand  abstehend,  die 
Hohlkehle  ist  tief  und  die  Wölbung  ziemlich  hoch,  das 
Holz  ist  gut  gewählt,  der  Boden  meist  nach  der 
Schwarte  geschnitten,  der  Lack  wechselt  ab  von  hell- 
roter bis  dunkelbrauner  Farbe.  Die  Schnecke  ist  klein 
und  hat  einen  gestreckten  Wirbelkasten,  doch  finden 
sich  hier  häufig  Engels-  oder  Tierköpfchen  (Löwen, 
Bären  usw.).  Die  Maße  teilt  Piegendorfer  mit.  Im  Ton 
sind  seine  Violen  und  Violoncelli  am  besten.  Arbeiten 
von  ihm  besitzen  u.  a.  das  Nationalmuseum  in  Mün- 
chen, das  Germanische  Museum  in  Nürnberg  (Violine 
von  1754),  Berlin  aus  der  Sammlung  Snoeck  (Zither 
von  1750),  W.  Heyer  usw.  Er  machte  auch  viele 
Lauten  und  Thcorben.  Geigen  von  ihm  kommen 
ziemlich  häufig  vor.  Eine  Viola  von  1715  besitzt 
C.  Stoeber  in  Würzburg.  Zwei  sechschönge  Knickhals- 
lauten von  1  744  und  1 752  mit  hübschen,  aus  der  Decke 
geschnittenen  Rosetten  besitzt  Fritz  Wildhagen  in 
Haiensee  b.  Berlin. 

Geigenzettel:  Gregori  Ferdinand  Wenger  Lauten- 
und  Geigen-macher  /  fecit  Augustae  1 757  (gedruckt).  — 
Gregori  Ferdinand  Wenger  /  Lauten-  und  Geigen- 
Macher  in  Augspurg  1738  (gedruckt)  und  Abb.  833 
und  840. 

Wenger  (!).  —  Padua 

Aus  dem  älteren  Katalog  der  Sammlung  der  Gesellschaft 
der  Musikfreunde  in  Wien,  in  dem  eine  Theorbe  von 
»Benn  Dellio  Wenger  inPadua  1622"  (unter  Nr. 31)  auf- 
geführt wird,  ging  der  Name  Wenger  als  der  eines 
padnanischen  Lautenmachers  in  die  Literatur  über. 
Gemeint  ist  natürlich  Wendelin  Tieffenbrucker  (s.  d.), 
von  dem  es  halbe  Zettel  gibt,  auf  denen  nur  >>Vvendelio 
Venere*  zu  lesen  ist. 

Wcntzhüller  (?),  Johann.  —  Graslitz.   1791 

Ein  Geigenmacher,  dessen  Name  sich  bei  Valdrighi 
(4474)  findet.  Es  ist  jedenfalls  ein  Johann  Wenzl  Hüller 
gemeint. 

Wentzki  (Wentzke),  Hans.  —  Leipzig.    1645. 

1680 

Der    älteste    noch    nachweisbare    Leipziger    Geigen- 
macher, der  als  solcher  1645  das  Leipziger  Bürgerrecht 
erwarb.  Er  stammte  aus  Röthgen. 
Geigenzettel:  Hannß  Wentzki      in  Leipzig.  1674  (ge- 
schrieben). 

Werl  s.  Wörl 

Werner,  Anton  Ulrich  Carl.  —  Frankfurt  a.  M. 

t  5.  Februar  1852 

Er  war  Schreinermeister  und  beschäftigte  sich  auch  mit 
der  Herstellung  von  Musikinstrumenten  und  machte 
namentlich  Gitarren,  die  recht  gut  gewesen  sein  sollen. 


556 


Werner  —  Whitaker 


Werner.  Franz.  —  Wien.   1813.   1825 

Ein  Schüler  von  Geißenhof,  der  in  der  Stadt  Nr.  869 
seine  Werkstatt  hatte  und  am  8.  Juh  1813  den  Bürger- 
eid ablegte.  Seinem  Lehrmeister,  den  er  nachahmte, 
steht  er  nach,  ist  aber  nicht  ungeschickt  gewesen.  Seine 
Geigen  sind  sauber  nach  Stradivari  gebaut,  aber  etwas 
massiger  als  die  von  Geißenhof,  während  die  Decken 
etwas  zu  dünn  gehalten  sind.  Sein  Lack  ist  braungelb 
und  von  schönem  Feuer,  der  Ton  gut,  weshalb  Arbeiten 
von  ihm  gut  bewertet  werden. 

Werner,  Franz  Emanuel.  —  Wien.   1909.  Geb. 
in  Schönbach,  f  das.  29.  Juni  1910 

Nachdem  er  viele  Jahre  bei  dem  Instrumentenhändler 
Richter  in  Wien  als  Gehilfe  tätig  war,  machte  er  sich  im 
Jahre  1909  selbständig  und  arbeitete  nach  Stradivari. 
Seine  Violinen  sind  sorgfältig  durchgeführt  und  gleich- 
mäßig rotgelb  lackiert.  (Mit  Franz  Werner  war  er  nicht 
verwandt.) 

Werner,  Josef.  —  Brunn.   Geb.  29.  September 
1869  zu  Schönbach 

Er  lernte  in  seinem  Heimatsorte  bei  Vincenz  Lutz,  kam 
während  seiner  Gehilfenjahre  zu  Lidl  nach  Brunn  und 
machte  sich  1910  selbständig.  Er  arbeitet  sauber  nach 
Guarneri  und  verwendet  einen  tiefroten  Lack. 

Geigenzettel :  Josef  Werner  /  Spezialist  für  Geigenbau  / 
Brunn,  Elisabethstraße  7  (gedruckt). 

Werner.  —  Schönbach  b.  E. 

Eine  egerländische  Geigenmacherfamilie.  Ihr  gehören 
an: 

Werner,  Emanuel,  arbeitet  in  Steingrub 
Werner,  Franz  Josef,  lebt  noch 
Werner,  Ignaz,  war  auch  in  Absroth  tätig 
Werner,  Karl,  wird  unter  den  Innungsmeistern 

von  1826  schon  aufgeführt 
Werner,  Johann,  von  1858—1890 
Werner,  Josef  I,  war  schon  1826  in  der  Innung 
Werner,    Josef     II,     arbeitete    um     1895     in 

Leibitschgrund 
Werrot,  Henry.  —  Markneukirchen.    1920 

Er  bestand  im  Sommer  1920  die  Meisterprüfung. 

Westerhoff,   August   Heinrich.   —  Hamburg. 

1842 

Ein  geschickter  Meister,  der  mitunter  ganz  vorzügliche 
Geigen  nach  Stradivari  baute. 

Geigenzettel:  In  formam  Stradivarii  '  Aug.  Heinrich 
Westerhoff  /  Fecit  Hamburg  Anno  1842    (gedruckt). 

Westerholm.  — Sundsvall,  Vesternorrlandslän 
(Schweden).   1897 

Von  Beruf  Schuhmacher,  beschäftigt  er  sich  in  seinen 
Muf3estunden  mit  der  Geigenmacherei  und  hat  1897  in 
Stockholm  einige  Violen  ausgestellt. 


Weston,  Arthur  T.  —  Minneapolis.  Geb. 
1 6.  Deze  mber  1 858  in  Lake  City  (Minnesota) 

Erst  im  Jahre  1892  verlegte  er  sich  ausschließlich  auf 
das  Geigenmachen  und  brachte  es  seitdem  zu  einer 
gewissen  Geschicklichkeit.  Er  bevorzugt  das  Modell 
von  Guarneri  del  Gesü,  ohne  es  sklavisch  zu  kopieren. 
Geigenzettel:  A.  T.  Weston,  /  Maker,  /  Minneapolis, 
Minn.  ,  Nr A.  D (gedruckt). 

Wettengel,  Georg  Victor  Alexander.  —  Mark- 
neukirchen. Geb.  28.  Mai  1855 

Geigenmacher,  Sohn  von  G.  V.  E.  W.  und  Mitbesitzer 
der  väterlichen  Fabrik. 

Wettengel,  Georg  Victor  Emanuel.  —  Mark- 
neukirchen. Geb.  1838,  t  18.  November 
1898  im  Alter  von  60  Jahren  8  Monaten 
14  Tagen 

Sohn  von  G.  A.  Wettengel.  Er  war  gelernter  Tischler 
und  Mandolinenmacher  und  beschäftigte  sich  wie  sein 
Vater  mit  theoretischen  Studien.  Er  war  Lehrer  an  der 
Fachschule  für  Instrumentenmacher  in  Markneu- 
kirchen und  veröffentlichte  u.  a.  in  dem  Berichte  der 
Fachschule  1883  eine  lOOteilige  Konstruktion  des 
Geigenkörpers').  Er  begründete  1854  eine  von  den 
Söhnen  fortgeführte  Fabrik,  deren  Haupterzeugnisse 
Gitarren  und  Mandolinen  sind. 

Wettengel,  Gustav  Adolf.  —  (Mark)Neu- 
kirchen.   1820.   1830 

Von  Hause  aus  war  er  Geigenmacher  und  hatte  eine 
gute  Schulbildung  genossen,  die  ihn  befähigte,  ein  um- 
fassendes Lehrbuch  für  Geigenmacher  herauszugeben, 
das  lange  als  das  beste  in  seiner  Art  gelten  durfte  und 
heute  noch  Wert  hat.  Er  verlegte  sich  jedoch  schon 
frühzeitig  ausschließlich  auf  das  Bogenmachen  und 
soll  auch  eine  Saitenfabrik  besessen  haben. 

Wetterhan.  —Erfurt.  Um  1850 
Nur  als  Reparateur  bekannt. 

Wey,  N.  —  Besanfon.    19.  Jahrhundert 
Ein  Dilettant,  der  einige  Geigen  gemacht  hat. 

Weynmann  (Weymann,  Weyemann),  Cornelis. 
—  Amsterdam.   1682 

Obwohl  er  unter  den  holländischen  Geigenmachern 
einen  gewissen  Ruf  hat  und  oft  genannt  wird,  war  es 
mir  nicht  möglich,  sichere  Arbeiten  von  ihm  kennenzu- 
lernen oder  nachzuweisen. 

Whitaker  (Whittaker).  — London.    1811.    1829 

Eine  Zeitlang  war  er  mit  Button  verbunden;  die  Firma 
hieß  damals  Button  &  Whittaker.  Beide  scheinen  haupt- 
sächlich Händler  gewesen  zu  sein,  die  andere  für  sich 
arbeiten  ließen.  Die  Violinen  und  Violoncelli,  die 
Whitakers  Namen  tragen,  sind  trotzdem  nur  mittel- 
mäßig. Die  Einlage  fehlt  gewöhnlich,  der  Lack  ist  von 
rotbrauner  Farbe. 


')  Auch  H.  Fischer,  Professor  am  Polyt.  in  Dresden, 
gab  eine  lOOteilige  Konstruktion  heraus. 


Whitcomb 


557 


Whitcomb,  W.  B.,  lebt  in  Milwaukee 

Whitelaw,  James.  —  Glasgow.   Geb.  um  1850 

in  Johnstone 

Zwar  kein  Geigenmacher,  aber  der  Hersteller  eines 

sehr  guten,  in  England  viel  angewendeten  Geigenlacks. 

Whiteside,  Henry.  —  Liverpool.    1749.    1824 

Seine  Geigen  sind  nach  Slradivari  gebaut,  nur  die 
F-Löcher  schnitt  er  nach  Stainer. 

Whitmarsh,  E.  —  London.   1883.   1910 

Geigenmacher  und  -händler  der  Gegenwart,  der  schon 
1885  für  seine  Geigen  und  Bratschen  eine  Bronze- 
medaille erhielt.  Die  Firma  heißt  jetzt  E.  Whitmarsh 
&  Son. 


B^ 


rn. 


18. Jahr 


Wichy  (Wicky),   Joseph, 
hundert 

Eine  Zither  mit  zwei  einzelnen  und  vier  doppelten 
Stahlsaiten  von  ihm  befindet  sich  im  Musikhistorischen 
Museum  in  Stockholm. 

Wickström,  Daniel.  —  Stockholm.   Geb.  um 
1753,  t  8.  März  1821 

Er  trat  im  Jahre  1771  bei  dem  Tischlermeister  Necter- 
gahl  in  die  Lehre  und  kam  zwei  Jahre  später  als  Lehr- 
ling zu  Erik  Sandberg  und  arbeitete  später  als  Geselle 
bei  Johan  1 1  Öhberg,  bis  er  um  1 780  selbständig  wurde. 
Das  Bürgerrecht  erlangte  er  1789.  In  zweiter  Ehe  war 
er  mit  Johanna  Elisabeth  Wahlbrecht  (f  1820)  ver- 
heiratet. Im  Musikhistorischen  Museum  in  Stockholm 
befindet  sich  als  Geschenk  von  Generalkonsul  Carl 
Claudius  in  Kopenhagen  ein  Violoncell  von  ihm  aus 
dem  Jahre  1782,  ferner  eine  Viola  von  1805.  Andere 
Arbeiten  von  ihm  besitzen  Lektor  D.  Fryklund  in 
Sundsvall,  Albin  Gneis  und  V.  Berg  in  Stockholm, 
Direktor  B.  O.  Ekman  in  Gothenburg  usw.  usw. 
Geigenzettel:  Forfärdigad  af  D.  Wickstrom  ,  Instru- 
mentmakare  i  Stockholm  1799  (gedruckt). 

Widemann,  Johann.  —  Wien.   1804 

Es  gibt  einige  größere  Gitarren  mit  seinem  Namen,  die 
er  jedoch  nicht  selbst  gemacht  haben  soll.  Er  war 
»bürgerlicher  Tischlermeister  und  Harfenmacher ^', 
wohnte  in  der  Leopoldstadt,  Haupt-  oder  Taborstraße 
Nr.  296,  und  machte  Harfen  »mit  den  von  Wolfenau 
erfundenen  Verbesserungen*. 

Widhalm,  Gallus  Ignatius.  —  Nürnberg.  Geb. 
19.  März  1752,  f  29.  September  1822 

Zweiter  Sohn  und  Schüler  von  Leopold  W.  Nach  dem 
im  Jahre  1781  erfolgten  Tode  seiner  Mutter  scheint  er 
gemeinsam  mit  seinem  Bruder  M.  Leopold  W.  die 
väterliche  Werkstatt  übernommen  zu  haben.  Dafür 
spricht,  daß  er  in  diesem  Jahre  am  24.  Oktober  den  zur 
Geschäftsübernahme  notwendig  gewordenen  Bürger- 
schutz erwarb.  Vorher  soll  er  auf  der  Wanderschaft  bis 
nach  Italien  gekommen  sein.  Er  war  zweimal  ver- 
heiratet. Von  seiner  ersten  Frau  (geb.  1764?)  sind  nur 
die  Vornamen  Maria  Anna  bekannt.   Sie   starb  am 


18.  Mai  1804.  Seine  zweite  Frau  Maria  Theresia,  geb. 
Meier,  soll  aus  Erlangen  gewesen  sein.  Er  besaß  ein 
Haus  in  der  Vorstadt  Gostenhof  Nr.  16  üetzt  Haupt- 
straße Nr.  1 ),  das  er  bewohnte,  sowie  ein  Haus  in  Würz- 
burg (im  IV.  Distrikt  Nr.  70)  mit  großem  Weinkeller, 
das  dem  Kloster  St.  Stephan  zins-  und  lehenspflichtig 
war.  Er  hatte  neun  Kinder  und  starb  als  wohlhabender, 
hochangesehener  Mann,  der  verschiedene  Ehrenämter 
bekleidete,  Stiftungspfleger  usw.  war.  Seine  Sterbe- 
urkunde lautet:  "Auf  Grund  pfarramtlicher  Sterbe- 
matrikel vom  Jahre  1822  pag.  290  wird  hiermit  bezeugt, 
daß  Widhalm,  Gallus  Ignaz,  Stiftungspfleger  und 
Lauten-  und  Geigenmacher,  wohnhaft  in  Gostenhof, 
am  29.  Sept.  1822  »am  Schleimschlag*  in  einem  .Alter  von 
69 ';  I /)  Jahren  gestorben  und  am  2.  Oct.  desselben 
Jahres  auf  dem  St.  Rochus-Friedhofe  durch  Herrn 
Stadtpfarrer  Ulrich  Kügel  nach  katholischem  Ritus 
beerdigt  worden  ist.«  Der  Erbleilungsplan  vom 
5.  November  1825,  in  dem  seine  Instrumente  mit 
Nummern  angegeben  sind,  ist  noch  vorhanden;  auch 
sein  Grab  ist  noch  erhalten,  der  Grabstein  stammt  aus 
dem  16.  Jahrhundert  und  gehörte  ursprünglich  dem 
Weißbierbrauer  Ammon  und  seiner  Frau.  —  Ign. 
Gallus  W.  soll  namentlich  mit  Amsterdam  in  reger  Ge- 
schäftsverbindung gestanden  haben.  Sein  Sohn 
Leopold  schreibt:  »Die  Instrumente  meines  Vaters 
waren  weit  und  breit  berühmt  und  deshalb  viel  begehrt. 
Sie  wurden  nach  aller  Herren  Länder  verschickt,  z.  B. 
nach  Frankreich,  Rußland,  England,  Spanien  und 
Amerika.«  Auffällig  ist  nur.  daß  weder  mir,  noch 
anderen  Geigenforschern  je  eine  Geige  mit  dem  Namen 
Gallus  Ignatius  W.  vorgekommen  ist.  Er  scheint  also 
auch  nach  dem  Tode  seines  Bruders  die  alte,  berühmt 
gewordene  Firma  Leopold  W.  beibehalten  zu  haben, 
um  sie  seinem  Sohne  J.  M.  Leopold  W.  zu  vererben. 
Ihm  können  daher  nur  die  Geigen  mit  dem  Namen 
»Leopold  W.*  und  Jahreszahlen  von  1806 — 1822  mit 
einiger  Sicherheit  zugeschrieben  werden,  eine  seiner 
letzten  Arbeiten  dürfte  ein  meisterhaft  ausgeführtes,  an 
Guadagnini  erinnerndes  Violoncello  mit  schönem  roten 
Lack  von  1822  gewesen  sein,  das  Gustav  Siefert  besaß. 
Er  hat  das  Stainermodell  aufgegeben,  seine  F-Löcher 
ähneln  denen  Stradivaris,  nur  seine  Schnecken  und 
Löwenköpfe  (meist  aus  Birnbaumholz)  sind  noch  ganz 
im  Stile  seines  Vaters  gehalten,  der  Lack  ist  der  gleiche 
wie  bei  seinem  Bruder.  Von  ihm  ist  jedenfalls  auch  die 
Violine  vom  Jahre  1807,  die  das  Germanische  National- 
museum in  Nürnberg  besitzt. 

Widhalm,  Johann  Martin  Leopold.  —  Nürn- 
berg.  Geb.  20.  Oktober  1799  in  Nürnberg, 

fnach  1825 

Sohn  erster  Ehe  und  Schüler  von  Gallus  Ign.  W.  und 
dessen  Nachfolger.  Er  übernahm  23  Jahre  alt  die  väter- 
liche Werkstatt  und  wurde  am  15.  Mai  1823  Schutz- 
bürger. Im  Jahre  1825  heiratete  er  die  1793  geborene 
Aloysla  Wagner  aus  Wildeneppenried.  Die  Ehe  scheint 
kinderlos  geblieben  zu  sein,  auch  ließ  sich  sein  Todes- 
jahr bisher  nicht  ermitteln,  doch  scheint  er  schon  in 
jungen  Jahren  gestorben  zu  sein. 


^)  Genauer :  69  Jahre  6  Monate  und  9  Tage  —  er  starb 
vorm.  1 1  Uhr. 


558 


Widhalm,  Johann  Veit  —  Widhalm,  Martin  Leopold 


Widhalm  (Withalm),  Johann  Veit.  —  Wien, 
Nürnberg.  1768  (?).  1773 

Vermutlich  ein  Neffe  von  Leopold  W.  Er  meldete  am 
14.  Juni  1773  bei  dem  Pfarramt  Wöhrd  (Nürnberg)  ein 
illegitimes,  totgeborenes  Kind  an  und  wird  als  Geigen- 
macher aus  Wien  bezeichnet.  Von  ihm  ist  vielleicht  eine 
Violine  in  der  Sammlung  Friedrich  in  Posen,  ziemlich 
hochgewölbt,  F-Löcher  nach  Stainer,  schönes,  eng- 
jähriges  Deckenholz,  Boden  zweiteilig,  geflammt, 
gelber,  stellenweise  rötlicher  Lack,  tiefausgestochene, 
mittelgroße  Schnecke,  Zettel  von  Arabesken  umrahmt. 

Geigenzettel:  I.  Withalm  in  Nürnberg  me  fecit  1768 
(gedruckt). 

Widhalm  (Wiedhalm),   Joseph.  —  Nürnberg. 

1737 

In  einer  zweifellos  alten,  sonst  aber  sehr  mittelmäßigen 
Geige,  deren  Lack  geradezu  schlecht  war,  fand  sich  ein 
Zettel  mit  diesem  Namen,  doch  könnte  die  Echtheit  des 
Zettels  angezweifelt  werden.  Irgendein  urkundlicher 
Beleg  für  die  Existenz  dieses  Widhalm  ließ  sich  bisher 
nicht  auffinden. 

Widhalm,  Leopold.  —  Nürnberg.  Geb.  2.  Okt. 

1722,  t  10.  Juni  1776  in  Nürnberg  (Gosten- 

hof) 

Sein  Geburtstag  ergibt  sich  mit  einiger  Sicherheit  aus 
seiner  Sterbeurkunde.  Er  war  vermutlich  ein  Schüler 
und  wohl  auch  Schwiegersohn  des  Seb.  Schelle  oder 
der  Mann  seiner  Witwe.  Im  Juli  1746  heiratete  er 
Barbara  Sibylla  Schelle')  und  eröffnete  im  gleichen 
Jahre  in  der  Vorstadt  Gostenhof  seine  Werkstatt.  Er 
war  einer  der  allerbesten  deutschen  Lauten-  und 
Geigenmacher  seiner  Zeit.  Er  nahm  sich  zwar  Stainer 
zum  Vorbild,  doch  wußte  er  dabei  seine  Originalität  zu 
wahren  und  bevorzugte  ein  großes  Modell.  Die  Wöl- 
bung ist  elegant,  das  Holz  sehr  gut  gewählt,  die  Ein- 
lagen sind  breit  und  sehr  sauber  angebracht,  die 
Schnecken  oder  Köpfchen  (meist  aus  Birnbaum)  sind 
tadellos  in  ihrer  Ausführung.  Sein  Lack  beweist  einer- 
seits, daß  er  italienische  Vorbilder  gekannt  hat,  ander- 
seits, daß  er  bemüht  war,  ihn  immer  mehr  zu  ver- 
bessern ;  so  zeigen  die  .Arbeiten  aus  seinem  letzten  Jahr- 
zehnt entschieden  einen  besseren  Lack  als  die  früheren. 
Ich  halte  es  für  wahrscheinlich,  daß  er  bei  den  regen 
Handelsbeziehungen  Nürnbergs  zu  Italien  den  Lack, 
oder  mindestens  die  Bestandteile  dazu,  von  dorther 
bezog.  Im  allgemeinen  bevorzugte  er  hierbei  eine  rot- 
braune Farbe,  die  er  heller  oder  dunkler  wählte,  je 
nachdem  es  ihm  besser  gefiel,  wie  er  auch  den  Lack 
dünner  oder  dicker  auftrug,  was  in  jedem  Fall  seine 
Ursachen  gehabt  haben  wird,  wenn  wir  diese  auch  nicht 
erraten  können.  Immer  aber  ist  sein  Lack  von  hohem 
Glanz.  Bei  seinen  Violen  behielt  er  das  alte  Modell  mit 
flachem  Boden  bei.  Er  war  ein  vielseitiger  Meister  und 
hat  außer  Geigen  auch  alle  Arten  von  Lauten  gemacht 
und  selbst  Harfen,  die  sehr  gut  gewesen  sein  sollen.  Er 
besaß  einen  weit  über  Nürnberg  hinausgehenden  Ruf 
und  soll  namentlich  alle  Klöster  in  der  näheren  und 
weiteren  Umgebung  zur  Kundschaft  gehabt  haben.  Er 

')  Geb.  3.  Dezember  1719,  f  26.  März  1781. 


war  ungemein  fleißig,  und  deshalb  kommen  .Arbeiten 
von  ihm  noch  ziemlich  häufig  vor,  allerdings  oft  mit 
Jahreszahlen,  die  bis  1720  zurückgehen.  Will  man 
diese  nicht  ohne  weiteres  für  Fälschungen  erklären,  so 
müßte  man  annehmen,  daß  er  einen  gleichnamigen 
Vorgänger  (Vater?)  gehabt  hat,  für  den  freilich  bisher 
jeder  urkundliche  Beleg  fehlt.  Eher  zu  erklären  sind 
seine  Zettel  mit  Jahreszahlen,  die  bis  1825  reichen,  da 
von  seinen  sechs  Kindern  drei  Söhne,  die  ihn  über- 
lebten '),  Geigenmacher  wurden  und  der  älteste  gleich- 
falls den  Namen  Leopold  trug,  ebenso  ein  Enkel.  Die 
Söhne  behielten  kluger  Weise  die  berühmte  Firma 
bei,  was  sie  mit  um  so  größerem  Rechte  tun  durften, 
als  sie  ja  sicher  zu  Lebzeiten  des  Vaters  als  Gehilfen 
ihren  nicht  zu  unterschätzenden  Anteil  an  den  Arbeiten 
der  väterlichen  Werkstatt  gehabt  haben  werden.  Außer 
seinen  verschiedenen  Zetteln  verwendete  W.  auch  eine 
Brandmarke  L.  W.,  der  manchmal  ein  Reichsadler  bei- 
gefügt erscheint.  Eine  Violine  von  ihm  mit  Elfenbein- 
rand vom  Jahre  1763  und  eine  Viola  von  1783  besitzt 
C.  Stoeber  in  Würzburg.  Im  Germanischen  National- 
museum  in  Nürnberg  befinden  sich  von  ihm  eine 
Violine  von  1769,  eine  Theorbe  von  1757  und  eine 
Bratsche  aus  demselben  Jahre ").  Eine  sehr  schöne 
Violine  von  1769  besitzt  Mr.  Boullee  in  L'Isle  sur 
Serein  (Yonne).  Karl  Rau  hatte  zwei  sehr  große  Kontra- 
bässe von  ihm,  die  er  als  das  Schönste  und  Beste  be- 
zeichnet, was  er  je  an  Bässen  gesehen  hat.  W.  wurde  am 
14.  Juni  1776  bei  St.  Rochus  begraben.  Vgl.  Gh. 
Boullee:  Leopold  Widhalm,  Luthier  allemand,  in 
"L'.Actualite  musicale^'  (15.  Juli  1910),  ferner  Meusels 
Künstlerlexikon  usw.  usw.  Der  Familie  zu  Ehren  ist 
eine  Straße  in  Nürnberg  Widhalmstraße  genannt. 
Leopold  W.s  Nachkommen  leben  in  den  Familien 
Fuchs  und  Krauß  heute  noch  fort. 

Geigenzettel:  Abb.  823,  831,  838. 
Widhalm,  Martin  Leopold.  —  Nürnberg.  Geb. 
3.  Juni    1747    in    Nürnberg    (Gostenhof)^), 
fdas.  16.  März  1806 

Altester  Sohn  und  Schüler  von  Leopold  W.  Er  über- 
nahm nach  dem  Tode  seines  Vaters  die  Werkstatt  und 
nannte  sich  in  seinen  .Arbeiten  kurzweg  wie  der  Vater 
"Leopold  Widhalm".  Ihm  müßten  daher  die  Geigen 
usw.  mit  den  Jahreszahlen  1776 — 1806  zugeschrieben 
werden.  Er  ist  dem  Vater  durchaus  ebenbürtig,  nur  im 
Lack  steht  er  ihm  manchmal  nach;  seine  besten  Ar- 
beiten haben  prächtigen  granatroten  Lack,  für  billigere 
Geigen  scheint  er  in  Spiritus  gelöste  Harze  verwendet 
und  eine  braune  Farbe  bevorzugt  zu  haben.  Seine 
Schnecken  haben  gewöhnlich  etwas  breitere  Ohren  als 
die  seines  Vaters.  Ein  schöner  großer  Alto  von  1  777  be- 
findet sich  aus  der  Sammlung  Snoeck  in  Berlin.  W. 
starb  unverheiratet  und  liegt  bei  St.  Johannis  begraben. 
Geigenzettel:  Abb.  821. 


)  Drei  starben  schon  in  früher  Kindheit.  .Aus  den 
Taufscheinen  der  Kinder  geht  hervor,  daß  Leopold  W. 
u.  a.  Korporal  der  Bürgergarde  war. 

")  Eine  weitere  Geige  mit  seinem  Namen  läßt  die 
Jahreszahl  nicht  mehr  erkennen. 

')  Sein  Taufpate  war  der  bekannte  Kunsthändler 
Martin  Tyroff. 


Widha 


Wilde 


359 


Widhalm    (Withalm),   Mathias.   —   Salzburg, 

Nürnberg.    1716 

Vielleicht  ein  älterer  Bruder  von  Leopold  W.,  wenn 
nicht  dessen  Vater.  Da  sich  in  der  Familie  Widhalm 
lange  die  Sage  erhalten  hat,  daß  ihr  Ahnherr  durch 
Religionsverfolgungen  gezwungen  aus  dem  Süden  nach 
Nürnberg  gekommen  sei,  wäre  es  denkbar,  daß  er  zu 
den  vertriebenen  Protestanten  gehörte.  Sein  Salzburger 
Aufenthalt  ist  freilich  nicht  einwandfrei  belegt.  Ich 
fand  bisher  nur  ein  einziges  aus  Salzburg  datieites 
Instrument,  ein  Violoncello,  das  aber  eher  an  die 
böhmische,  als  an  die  tiroler  Schule  erinnerte.  Der 
kgl.  Opernsänger  Gustav  Sjöberg  in  Stockholm  be- 
sitzt eine  sauber  gearbeitete,  mittelhoch  gewölbte 
Violine  von  ihm  mit  gelbbraunem  Lack  und  edlem, 
festem  und  doch  weichem  Ton.  Die  Schnecke  erinnert 
an  die  .Amatischule,  die  F-Löcher  mehr  an  Stainer. 
Gutes  Deckenholz,  der  wenig  geflammte  Boden  ist  aus 
einem  Stück.  Körperlänge  335  mm,  obere  Breite 
162  mm,  untere  204  mm,  zwischen  den  )(  1 1 1  mm, 
Zargenhöhe  überall  28  mm.  Der  Zettel  sieht  seiner 
Schrift  nach  nicht  unecht  aus,  aber  daß  das  Wort  Salz- 
burg nicht  mit  tz  gedruckt  ist,  was  im  18.  Jahrhundert 
sehr  gebräuchlich  war,  ist  auffällig. 
Geigenzettel:  Mathias  Withalm,  Hof  Lau-  ten  und 
Geigenmacher  in  Salzburg  171 6  (gedruckt).  —  Mathias 
Withalm  Lauten-  und  Geigenmacher  in  Nürnberg 
.A.  1739  (gedruckt). 

Widhalm,  Veit  Anton.  —  Nürnberg,   Stadt- 

amhof    bei    Regensburg.     Geb.   16.  Januar 

1756,  t  nach  1788 

Dritter  Sohn  von  Leopold  W.  und  wohl  auch  dessen 
Schüler.  Sicheres  über  Ihn  ist  nicht  bekannt  und  in 
Nürnberg  ist  nur  seine  Geburtsurkunde  zu  finden.  Es 
liegt  daher  nahe,  ihn  mit  dem  Stadtamhofer  Meister  zu 
identifizieren.  Er  scheint  bei  Buchstetter  gearbeitet  zu 
haben  und  ließ  sich  nach  dem  Tode  Buchstetters  in 
Stadtamhof  nieder.  In  der  Arbeit  steht  er  diesem 
Meister  nahe  und  gehört  wie  dieser  zu  den  besseren 
deutschen  Geigenmachern  seiner  Zeit.  Sein  Modell  ist 
elegant  in  der  Form  und  gut  im  Holz;  er  ahmte  das 
mittlere  Stainermodell,  aber  auch  Stradivari  nach,  und 
namentlich  die  Geigen  der  letzteren  .Art  gehören  zu 
seinen  Meisterwerken.  Auffällig  an  seinen  Geigen,  die 
stark  im  Holz  sind,  ist  es,  daß  er  manchmal  die  Zargen 
höher  nahm,  als  üblich.  Wie  schon  Buchstetter  beizte 
er  seine  Geigen  vor  dem  Lackieren ;  sein  Lack  ist  dick 
aufgetragen,  meist  dunkelrot,  durchsichtig  und  hat  sehr 
lobenswerte  Eigenschaften.  Viele  seiner  Arbeiten 
dürften  jetzt  als  echte  »Stainer«  im  Handel  vorkommen. 
Geigenzettel :  Antonius  Widhalm  fecit  Pedepont' 
prope  Ratisbonam  1781  (gedruckt).  —  Antonius  Wied- 
halm  fecit  ad  Pedem  Pontis  Ratisbonensis  1784  (ge- 
druckt). 

Widmann,  Conrad.  —  Nürnberg.    1459 

Ein  urkundlich  nachweisbarer  Lautenmacher  (Kreis- 
archiv  Nürnberg). 

Wiedemann,  A.  —  Halle.    1880 

Er  soll  eine  Fabrik  für  billige  Geigen  und  Gitarren  be- 
sessen haben. 


Wiedenhofer  s.  Viedenhofer 

Wigand.  —  Lübeck.    1312.    f  vor  1348 

Ein  Verfertiger  der  Rotte,  also  des  harfen-  oder  psalter- 
artigen Instruments,  das  im  Mittelalter  bei  den  Spiel- 
leuten so  beliebt  war.  Er  wird  in  den  Urkunden  aus- 
drücklich Wigandus  Rottenmaker  (Rotten mekere)  ge- 
nannt und  kaufte  im  Jahre  1312  ein  beim  Rosengarten 
des  Johannis-Jungfrauenklosters  gelegenes  Haus.  Da 
seine  Frau  im  Jahre  1348  als  Witwe  bezeichnet  wird, 
war  er  damals  bereits  verstorben. 

Wightman,  George   — London.    1761 

Ein  in  der  Wood  Street  wohnhaft  gewesener,  wenig  be- 
kannter Geigenmacher. 

Wilberger,  Karl.  —  Mittenwald 

Ein  Geigenmacher,  der  sich  wohl  nur  vorübergehend  in 
Mittenwald  aufgehalten  hat  und  mir  nur  durch  seinen 
Zettel  bekannt  geworden  ist. 

Geigenzettel:  Karl  Wilberger  /  in  Mittenwald  (ge- 
druckt). 

Wilczek,  Rudolf,  lebt  als  Streichmstrumenten- 

macher  m  Wien 
Wild,  Franz  Anton.  —  Brunn.    1790.    1832 

Seine  Geigen  sind  ziemlich  hochgewölbt,  mit  tiefer 
Hohlkehle,  sonst  sauber  gearbeitet,  aber  sie  klingen 
ziemlich  hart.  Der  braungelbe  Lack  ist  über  einem 
Leimgrund  aufgetragen  und  daher  wenig  haltbar. 
F.  A.  Wild  soll  auch  in  Markneukirchen  gelebt  haben, 
doch  fehlt  dafür  jeder  Beweis,  auch  in  den  Kirchen- 
büchern wird  er  dort  nie  genannt. 
Geigenzettel:  Franz  .Anton  Wild,  Bürgerl.  Lauten- 
und  Geigenmacher     Brunn  anno  1832  (gedruckt). 

Wild,    Heinrich    Adolf.    —    Markneukirchen. 
Geb.  15.  März  1843 


Seine  Arbeit  wird  gelobt,  dasselbe  gilt  von: 


Geb. 


Wild,    Heinrich    Robert.    —    Erlbach. 

2.  Oktober  1845  in  Markneukirchen 
Wild,  Johann  Georg.  —  Markneukirchen.  Geb. 

15.  Januar  1780,  f  25.  Januar  1840 

Ein  Vogtländer  wie  viele  andere,  ohne  hervortretende 

Eigenschaften. 

Wild,  Karl.  —  Markneukirchen.    Geb.  1818, 
t  26.  Januar  1897,  machte  auch  Gitarren 

Wild,  Ignaz.  —  Brunn.    1801 

Wahrscheinlich  der  Sohn  von  Franz  .A.  W.  Er  erlangte 
im  Jahre  1801  das  Bürgerrecht  in  Brunn  als  Geigen- 
macher, doch  gelang  es  mir  nicht,  Arbeiten  von  ihm  zu 
sehen. 

Wilde,   Johann.   —  St.  Petersburg.     Geb.   in 

Bayern.-  1741,  f  1770 

Seit  1741  kais.  russ.  Kammermusiker,  1764  alters- 
halber pensioniert ;  ein  trefflicher  Geigenspieler,  der  als 


560 


Wildr 


Will 


er 


Dilettant  verschiedene  Instrumente  und  allerlei  Er- 
findungen gemacht  hat,  so  einen  Dämpfer,  der  mit  dem 
Kinn  regiert  wurde,  eine  Geige,  deren  Boden  aus  Per- 
gament hergestellt  war,  ein  sehr  kleines,  zusammenleg- 
bares Cello;  auch  die  sog.  Nagelgeige  und  die  sog. 
Stockgeige  (verlängerte  Pochette)  usw.  usw.  hat  er  er- 
funden. 

Wildmann,  L.  P.  (oder  L.  T.),  betreibt  ein 
Geigen-  und  Klaviergeschäft  in  Danbury 
(Conn.  Am.) 

Wiifer,  Albin.  —  Leipzig.  Geb.  15.  Januar 
1870  in  Bad  Elster 

Schüler  von  Friedrich  Weller  in  Markneukirchen.  Er 
arbeitete  als  Gehilfe  bei  Carl  Wilh.  Weller,  Hans  Jäger 
und  Wilh.  Ficker,  dann  bei  Liebich  in  Breslau  und 
A.  Hermer  in  Leipzig,  bis  er  1891  in  Markneukirchen 
sein  eigenes  Geschäft  gründete.  Im  Oktober  1897  über- 
nahm er  die  erste  Meisterstelle  bei  Jul.  Heinr.  Zimmer- 
mann in  Moskau,  kehrte  aber  nach  einem  Jahre  wieder 
zurück,  da  er  sich  in  Rußland  nicht  behaglich  fühlte, 
und  ließ  sich  in  Leipzig  nieder,  wo  er  am  1 .  Oktober 

1898  sein  Geschäft  eröffnete.  Er  macht  seine  Streich- 
instrumente sowohl  nach  italienischem  als  nach 
eigenem  Modell  und  verwendet  Spiritus-  und  Ollack. 
Vater,  Großvater  und  Urgroßvater  stammten  aus 
Nordböhmen  und  waren  gelernte  Geigenmacher,  übten 
aber  die  Kunst  nicht  aus.  Außer  seinem  Zettel  ver- 
wendet er  auch  einen  Brandstempel :  -,\i  A.  TfC-  W.  ■;};■ 
Er  hat  auch  einen  neuen  Saitenmesser  erfunden. 

Geigenzettel :  Albin  Wilfer  /  Geigenbauer  in  Leipzig  / 

1899  (gedruckt)  und  Abb.  839. 

Wilfer.  —  Schönbach  b.  E. 

Eine  nordböhmische  Geigenmacherfamilie;  zu  ihr  ge- 
hören : 

Wilfer,  Johann,  arbeitet  noch 
Wilfer,  Joseph.  —  Absroth 

Erhielt  für  seine  Geigenbogen  auf  der  Teplitzer  Aus- 
stellung eine  goldene  Medaille. 

Wilfer,  Joseph  Carl.  —  Geb.  5.  Oktober  1855 
in  Absroth,  arbeitet  jetzt  in  Markneukirchen 

Wilfer,  Karl  I,  war  recht  geschickt  und  1826 
schon  Meister 

Wilfer,  Karl  II,  lebt  noch 

Wilfer,  Vitus,  arbeitete  um  1865  in  Theusing 

Wilfer,  Wenzel  (Wenzl),  war  1826  Mitglied 
der  Geigenmacherinnung 

Wilkinson.  —  Dublm.    1820 

Teilhaber  der  Firma  Perry  and  Wilkinson.  In  Leeds 
hat  noch  1890  ein  S.  B.  Wilkinson  Geigen  gemacht. 

Will,  Josef.  —  Eckweißbach  (unweit  von  Gers- 
feld). 1809.  1825 

Ein   handwerksmäßig  arbeitender,   aber   nicht   unge- 


schickter Geigenmacher  aus  der  Röhn,  von  dem  Carl 
Stoeber  in  Würzburg  eine  flachgewölbte  Viola  besitzt. 

Geigenzettel :  Josef  Will  Geigenmacher  /  Lechweißbach 
1825  (geschrieben). 

Will,  Leopold.  —  Genf.   1880 

Es  steht  nur  fest,  daß  er  mit  Geigen  gehandelt  hat ;  ob 
er  selbst  Geigenmacher  war,  wie  behauptet  wird, 
konnte  ich  nicht  in  Erfahrung  bringen. 

Willems,  Hendrick  I.  —  Gent.    1651.    1698 

Vielbeschäftigter  Geigen-  und  Lautenmacher  des 
17.  Jahrhunderts.  Sein  Modell  erinnert  ebenso  an 
Stainer  wie  an  die  Brescianer  Schule:  hohe  Wölbung, 
scharf  hervortretende  Ecken,  steife  und  steile  F-Löcher. 
Die  Arbeit  ist  sehr  sauber,  das  Holz  der  Decke  immer 
sehr  gut;  nur  zum  Boden,  der  bei  den  Violen  häufig 
flach  ist,  nimmt  er  das  Holz  ohne  Wahl,  bald  Ahorn, 
bald  Buche,  Linde  oder  Nußbaum.  Der  Lack  ist  ge- 
wöhnlich zu  spröde.  Am  Wirbelkasten  bringt  er  gerne 
Löwen-  oder  Frauenköpfchen  an.  Arbeiten  von  ihm 
sind  in  der  Kathedrale  von  Gent.  Aus  der  Sammlung 
Snoeck  ist  eine  fünf  kantige  Pochette  von  1679  nach 
Berlin  gekommen. 

Geigenzettel :  Hendrick  Willems  Tot  Ghendt  1679  (ge- 
druckt). 

Willems,  Hendrick  (Heyndrick)  II.  —  Gent. 
1717.  1743 

Wahrscheinlich  Sohn  oder  Neffe  von  Hendrick  I  W., 
von  ihm  sind  verschiedene  sorgfältig  gemachte  Geigen 
und  Violoncelli  bekannt.  Er  folgt  mehr  dem  Amati- 
modell.  Ein  J.B.Willems  —  wohl  der  Sohn  Hend- 
ncks  — ,  der  noch  1760  vorkommt  und  wahrscheinlich 
Musiker,  vielleicht  auch  Blasinstrumentenmacher  war, 
heiratete  eine  Rottenbourg.  Es  soll  allerdings  auch 
Geigen  von  ihm  geben. 

Geigenzettel:  Heyndrick  Willems  tot  Ghendt  1717  (ge- 
druckt). 

Willems,  Jooris  (Georg).  —  Gent.    1634.    1642 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  von  Hendrick  I  W.  Er  war 
Kornetbläser  und  Geigenmacher.  Seine  Arbeit  ist  sehr 
sorgfältig  und  erinnert  im  Modell  an  die  Amatischule; 
nur  die  Ecken  sind  wesentlich  weniger  hervorspringend 
und  der  Lack  spröde  und  fahl.  Sein  Sohn  Nicolas  war 
Violist  an  der  Genter  Kathedrale.  Eine  Baßviola  aus  der 
Sammlung  Snoeck  ist  in  Berlin. 

Geigenzettel:  Jooris  Willems  tot  Ghendt,  1642  (ge- 
druckt). 

Willer,  Johann  Franz.  —  Prag.    Geb.  18.  Mai 
1781  in  Prag,  f  6.  September  1865 

Schüler  seines  Vaters  Joh.  Mich.  W.;  arbeitete  von 
1812—1813  in  der  Bartholom.  ul.  Nr.  305,  später,  wie 
auch  früher  schon,  im  väterlichen  Hause,  in  der  Zlata 
ul.  Nr.  274.  Er  war  sehr  wohlhabend,  besaß  eine 
schöne  Instrumentensammhing  und  machte  mancherlei 
Versuche,  so  auch  in  der  Anwendung  neuer  Schall- 
öffnungen statt  der  F-Löcher.  Von  1831  — 1834  war  er 


Willer  WinHisch 


561 


Obervorsteher  seiner  Zunft  und  1836  beeideter 
Schätzer  für  Geigen  usw.  Bei  einigen  seiner  Zettel  be- 
nutzte er  dieselben  Embleme  wie  sein  Vater. 

Geigenzettel:   Johann   Franc  Willer  /  musickalischer 
Geigenmacher  Prag  1817  (gedruckt).  —  Johann  Franz 
Willer  /  Bürger!,  und  Musickalischer  Instrumenten- 
macher /  Pragae  1818  (gedruckt).  —  Joannes  Fr. Willer 
Reparavit  Pragae  /  Anno  1829  (geschrieben). 

Willer,    Johannes    Michael.    —    Prag.     Geb. 
25.  August  1753  in  Vils,  t  7.  Oktober  1826 

in  Prag 

Sohn  des  Sebastian  W.  und  der  Maria  Anna,  geb. 
Wörle.  Er  wurde  am  2.  Mai  1780  Bürger  der  Prager 
Altstadt  und  heiratete  Eva  Stokanek,  mit  der  er  drei 
Söhne  und  zwei  Töchter  hatte.  Seine  Werkstätte  befand 
sich  1781  Husovä  tf-.  Nr.  227/1,  im  Jahre  1786  Retezova 
ul.  Nr.  224,  von  1789—1792  Nr.  222  und  von  1805  an 
in  der  Goldenen  Gasse  Nr.  274.  1825—1826  war  er 
Vorsteher  der  Geigenmacherzunft.  Er  arbeitete  anfangs 
nach  Stainer  und  ging  dann  zu  dem  Stradivanmodell 
über.  Auch  die  Brescianer  Meister  ahmte  er  sehr  ge- 
schickt nach.  Seine  Geigen  sind  nach  der  Form  ge- 
macht, haben  gelben  Spirituslack  oder  schönen  Ollack 
und  recht  guten  Ton.  Es  gibt  aber  auch  minderwertige, 
einfach  weiß  polierte  Geigen  mit  seinem  Namen,  jeden- 
falls Fälschungen,  da  Willer  ein  gewissenhafter  und 
vorzüglicher  Meister  war.  Es  ist  bekannt,  daß  Jos. 
Slavik  in  seinen  Jugendjahren  auf  einer  Willergeige 
von  1804  spielte.  In  Prag  finden  sich  noch  eine  Viola 
von  1782  bei  H.  Castulus  und  ein  Kontrabaß  bei  St. 
Thomas  von  1797.  Fritz  Wildhagen  in  Haiensee  bei 
Berlin  besitzt  eine  Zither  von  ihm  aus  dem  Jahre  1803. 

Geigenzettel :  Tonum  Reparavit  Michael  Willer  Pragae 
1805  (gedruckt).  —  Johann  Michael  Willer  /  Musicka- 
lischer Instrumentenmacher  in  Prag  /  Anno  1806  (In 
der  Mitte  als  Emblem  ein  Apollo)  (gedruckt)  und 
Abb.  825. 

Williams,  Alfred.  —  Cheltenham.    Geb.  1840 

Er  benutzt  italienische  Vorbilder  und  arbeitet  nicht 
ungeschickt. 


Aberavon    (Wales). 


Williams,    Benjamm. 
1768.  1839 

Er  hat  vielleicht  bei  Duke  gearbeitet.  Seine  Violinen 
sind  nach  Amati  gebaut. 

Williamson,  J.  —  Fjeldmg,  Monawatu  (Neu- 
seeland). 1902.  1908 

Er  hat  mit  Geschick  und  Erfolg  Neuseeländische  Hölzer 
für  seine  Geigen  verwendet,  u.  a.  Kauriholz  für  die 
Böden.  Arbeit  und  Ton  verdienen  Anerkennung. 

Wilmet,  F.  J.  —  Antwerpen.   1774 

Eine  Geige  der  Sammlung  Snoeck  (jetzt  in  Berlin)  trägt 
seinen  Zettel  (mit  Cartouchenumrahmung).  Andere 
Arbeiten  von  ihm  kenne  ich  nicht. 

Geigenzettel:  F.  J.  Wilmet, / ä  Anvers,  1 774 (gedruckt). 

V.    Lütgendorff,  Geigen-  und  Lautenmacher,     bd.  II 


Wilschan  (Willschan),  A.  F.  —  Moskau.    1881 

Stellte  1881  Violinen  aus,  für  die  er  ein  »Ehrenzerti- 
fikat« erhielt. 

Wilson,  Gavm.  —  Edmburgh.   1813 

Er  war  ein  Bootmacher,  der  ein  Lederverhärtungsver- 
fahren erfunden  und,  nach  »Gentlemans  Magazine<' 
Bd.  13  (1813),  aus  gehärtetem  Leder  eine  Flöte  und 
eine  Geige  verfertigt  hat,  die  verhältnismäßig  gut  ge- 
klungen haben  sollen. 

Wilson,  James  L.  —  Greenock.  Geb.  13.  April 

1847  \n  Galston 

Er  begann  1887  Geigen  zu  machen  und  wurde  dann 
von  John  A.  Mann  unterwiesen.  Er  arbeitet  sehr  sauber, 
erhielt  1893  eine  goldene  Medaille  und  ahmt  die  Mo- 
delle von  Stradivari,  Guarneri  und  Gasp.  da  Salö  nach. 
Statt  einen  Zettel  einzukleben,  schreibt  er  in  seine 
Geigen:  Made  by  /  James  L.  Wilson      18  98  No  16. 

Wimmer,  Franz  Xaver.  —  Mittenwald.    1743 
Selten  vorkommender  Meister  der  Klotzschule. 
Geigenzettel:  No.  3  /  Franz  Xaver  Wimmer,  Geigen-  / 
macher  in  Mittenwald  an  der  Iser  /  Anno  1743  (ge- 
druckt). 

Winahlek  (Vyhnälek),  Franz.  —  Hermann- 
stadt. 1895.  1901 

Schüler  von  W.  J.  Schunda.  Er  galt  als  geschickter 
^  Geigenmache  rund  hat  sich  später  nach  Temesvar  be- 
geben, wo  er  gestorben  sein  soll. 

Winderling,  Anton,  arbeitet  als  Geigenmacher 

in  Stemgrub  bei  Eger 

Windisch,  Gustav.  —  Gyömrö  (bei  Budapest). 

19.  Jahrhundert 

Schüler  von  W.  J.  Schunda,  ein  befähigter  Geigen- 
macher. 

Windisch,  Gustav.  —  Markneukirchen.  1920 
Er  baut  u.  a.  Mandolinen  mit  acht  verschieden  ge- 
stimmten Saiten. 

Windisch,  Otto.  —  Schilbach-Schöneck.  Geb. 
3.  Januar  1866  in  Schilbach  (Sachsen) 

Schüler  von  Himmer  in  Schöneck.  Als  Gehilfe  arbeitete 
er  bei  Gläsel  und  Herwig  und  begründete  1886  sein 
eigenes  Geschäft,  das  er,  da  er  auch  musikalisch  ge- 
bildet ist,  bald  in  die  Höhe  brachte,  so  daß  er  jetzt 
durchschnittlich  mit  40  Hilfskräften  arbeitet  und  dem- 
nach eine  der  größten  Streichinstrumentenfabriken 
Deutschlands  besitzt.  Außer  der  Massenfabrikation  — 
es  wurden  bei  ihm  bereits  Bestellungen  auf  10 000  Stück 
ausgeführt  —  widmet  er  sich  mit  besonderer  Sorgfalt 
der  Herstellung  von  Künstlergeigen  und  erzielte  sehr 
schöne  Erfolge.  Vielfache  Anerkennung  finden  auch 
seine  meist  nach  Stradivari  gebauten  Violoncelli,  die  in 
allen  Lagen  leicht  ansprechen  und  frei  von  den  oft  so 
störenden  Poltertönen  sind.  Viel  Verbreitung  fanden 
seine  sog.  »Tielkelauten«.  Im  Oktober  1903  wurde  eine 

36 


562 


Windisch  —  Withers 


Filiale  der  Fabrik  mit  Kontor  und  Lager  in  Schöneck 
eröffnet.  Auf  der  sächs.-thür.  Ausstellung  1897  erhielt 
er  die  silberne  Medaille  und  auf  der  Internationalen 
Industrieausstellung  in  Marseille  1898  die  goldene 
Medaille  mit  Ehrenkreuz,  ebenso  1899  in  Nizza,  und  die 
große  goldene  Medaille  in  Leipzig  1901. 

Windisch,  Paul.  —  Schllbach-Schöneck.  Geb. 
1876 

Bruder  von  Otto  Windisch  und  seit  August  1898  Teil- 
haber der  Firma  Otto  Windisch;  Schüler  seines 
Bruders.  Er  ging  mit  17  Jahren  als  Reparateur  nach 
Leipzig,  wo  er  sich  in  einer  vierjährigen  Tätigkeit  sehr 
vervollkommnete.  Gleichzeitig  benutzte  er  dort  die 
Gelegenheit,  sich  kaufmännisch  auszubilden,  und  trieb 
eifrige  Musikstudien.  Im  Oktober  1903  übernahm  er 
die  Leitung  der  Schönecker  Filiale  der  Fabrik  (mit 
Kontor  und  Lager)  und  hat  durch  seine  geschäftliche 
Tüchtigkeit  viel  zu  dem  Aufschwünge  der  Firma  bei- 
getragen. 

Windt,  Jörg.  —  Füssen.   1625 

Er  wurde  am  20.  August  1 625  als  Meister  in  die  Lauten- 
macherzunft  aufgenommen. 

Winter,  Josef.  —  Linz.    Geb.  20.  Dezember 

1869  in  Linz 

Sohn  des  Blechblasinstrumentenmachers  Jos.  W. 
Schüler  von  August  Anton  Reichel  in  Markneukirchen, 
wo  er  von  1884 — 1887  auch  die  Fachschule  besuchte. 
Schon  als  Lehrling  erhielt  er  auf  der  Linzer  Kunst-  und 
Gewerbeausstellung  1887  die  große  silberne  Medaille. 
Als  Gehilfe  arbeitete  er  ein  Jahr  bei  Hammig  in  Leipzig, 
vier  Jahre  bei  Voigt  in  Wien  und  weitere  vier  Jahre  in 
der  Fabrik  von  Hamma  &  Co.  in  Stuttgart.  Seit  dem 
Jahre  1896  ist  er  in  Linz  selbständig  und  gilt  als  tüch- 
tiger Meister. 

Winter.  -  Wakefield.   1852 

Ist  mir  nur  durch  einen  Reparaturzettel  bekannt  ge- 
worden. Auch  in  Hüll  war  um  1883  ein  Geigenmacher 
dieses  Namens  tätig. 

Winter.  —  Schönbach  b.  E. 

Dieser  Familie  gehören  als  Geigenmacher  an : 

Winter.  Ignaz.  —  1890.  f  1899 

War  Schüler  von  Andreas  Heinrich  und  machte  sich 
1890  selbständig. 

Winter,  Johann,  ist  schon  seit  etwa  1880  tätig 

Winter,  Josef.  —  t  1910 

Winter,   Stanlslaus,  gehörte  schon    1826  der 

Innung  an 
Winterling,  Georg.  —  Hamburg.  Geb.  21 .  Dez. 

1859  in  Watzkenreuth 

Nachdem  er  bei  Benedict  Klier,  der  als  besonders 
tüchtiger  Lehrmeister  gelobt  wird,  ausgelernt  hatte, 
arbeitete  er  in  Frankfurt  a.  M.,  Dresden  und  Wien  als 
Gehilfe,  kam  dann  zu  Pfab  nach  Hamburg,  bei  dem  er 


nahezu  fünf  Jahre  lang  blieb.  Im  Jahre  1889  erhielt  er 
ein  Mitarbeiterdiplom  der  Hamburger  Ausstellung  und 
machte  sich  1900  selbständig.  Seine  neuen  Geigen 
fanden  Beifall,  sie  sind  sorgfältig  gearbeitet,  haben 
einen  guten  Lack  und  klingen  gut.  Auch  als  Reparateur 
fand  er  allseitige  Anerkennung.  Er  unterhielt  stets  ein 
ansehnliches  Lager  alter  Streichinstrumente.  Er  hat 
s(ch  jetzt  in  Krailling  bei  Planegg  in  der  Nähe  Mün- 
chens niedergelassen.  Seine  langjährigen  Gehilfen  An- 
ton Schreiber  und  Anton  Lugert  wurden  seine  Ge- 
schäftsnachfolger. 

Wirnitzer,  Peter  Sebastian.  —  Bozen.    1693 

Dem  Namen  nach  ein  Steyrer  oder  Kärntner,  der 
vorübergehend  in  Bozen  ansässig  war,  wo  er  vielleicht 
als  Gehilfe  bei  M.  Alban  gearbeitet  hatte.  In  Bozen  war 
nichts  über  ihn  zu  ermitteln.  Seiner  Arbeit  nach  dürfte 
er  auch  in  Italien  gewesen  sein.  Dr.  med.  Phil.  Hilde- 
brand  in  Duisburg- Wanheimerort  besitzt  eine  schöne 
Violine  von  ihm  nach  einem  amatisierten  Stradivari- 
modell  von  kleinem  Patron  mit  prächtigem,  gelbröt- 
lichem Lack  und  edlem  Ton. 

Geigenzettel :  Peter  Sebastian  Wirnitzer  /  in  Bulsani  in 
Tiroli  Anno  1693  (gedruckt). 

Wise,  Christopher.  —  London.    1650.    1661 

Die  wenigen  Violinen  und  Violen,  die  man  von  ihm 
kennt,  sind  gut  gemacht,  haben  kleines  Patron,  gute 
Umrißlinien,  mittlere  Wölbung  und  gelbbraunen  Lack. 

Geigenzettel :  Christopher  Wise,  in  Half  Moon  Alley,  / 
without  Bishops-gate  London  1656  (gedruckt). 

Wiseman. — Coventry.    1793 

Ein  mittelmäßiger  englischer  Geigenmacher,  der  kaum 
die  Vogtländer  seiner  Zeit  erreicht. 

Wisser,  Johann  Anton.  —  Waldshut.   1751 

Vielleicht  der  Sohn  und  wohl  auch  der  Schüler  von 
Peter  W.  Das  bayrische  Nationalmuseum  in  München 
besitzt  eine  fünfchörige  Zither  mit  seinem  Namen. 

Wisser,  Peter.  —  Waldshut?    1708 

Eine  Cister  aus  der  Sammlung  Galpin  von  ihm  be- 
findet sich  im  Bostoner  Museum. 

Witaczek  s.  Vitäcek 
Withalm  s.  Widhalm 

Withers,  Edward  L  —  London.    1808.    1875 

Ein  tüchtiger  Geigenmacher,  der  William  Davis'  Nach- 
folger wurde  und  Coventry  Street  No.  31  wohnte.  Er 
arbeitete  nach  Stradivari  und  verwendete  einen  Ollack. 
Sein  Sohn  besitzt  noch  heute  ein  von  ihm  gebautes 
Quartett,  das  er  für  das  schönste  hält,  das  je  in  England 
entstanden  ist. 

Withers,  Edward  II.  —  London,  Geb.  22.  Okt. 
1844 

Ältester  Sohn  und  Schüler  yon  Edw.  I  W,  und  von 
John  Lott  (»Jack  Lott«).  Er  wurde  der  Nachfolger 
seines  Vaters  und  verlegte  seine  Werkstatt  in  die 
Wardour  Street  Nr.  22,  wo  sie  sich  noch  befindet.  Er 


With. 


ers 


w. 


orl 


563 


arbeitet  nach  Stradivari  und  Guarneri,  und  da  er  sehr 
sorgfältig  ist,  stellt  er  monatlich  nur  eine  Geige  fertig, 
die  er  in  allen  Teilen  allein  ausführt  und  mit  Bernstein- 
lack (in  verschiedenen  Farben)  lackiert.  Auch  als 
Bogenmacher  ist  er  geschätzt.  Drei  seiner  Söhne  sind 
gleichfalls  Geigenmacher  geworden  und  arbeiteten  in 
der  väterlichen  Werkstatt:  Edward  Sidney  Munns,  geb. 
30.  August  1870,  Sidney  Bernard,  geb.  22.  Oktober 
1873  und  Douglas  Sidney,  geb.  10.  August  1879. 

Geigenzettel :  Edward  Withers,  /  22  Wardour  Street,  / 
London  (gedruckt). 

Withers,  George.  —  London.   1886.   1902 

Nachfolger  von  Edward  I  W.  und  Besitzer  der  Firma 
Geo  Withers  &  Co.,  die  ihre  Gründung  auf  Norris  & 
Barnes  (1765)  zurückführt  und  jetzt  Withers,  Sons 
&  Co.  heißt.  Er  arbeitet  nach  Stradivari  und  verwendet 
vorzugsweise  emen  gelben  Ollack.  Seine  Geigen  sind 
kräftig  im  Holz  und  haben  guten  Ton,  der  sich  durch 
das  Alter  noch  verbessern  wird. 

Geigenzettel :  George  Withers.  /   London  (gedruckt). 

Withers,  Guarnenus.  —  London.   1910 

Älterer  Sohn  und  Teilhaber  der  Geigenfirma  George 
Withers  &  Sons.  Er  erlernte  den  Geigenbau  in  Mire- 
court. 

Withers.  J.  —  London.  1879.  1901 

Er  eröffnete  seine  Werkstatt  im  Jahre  1879  und  gilt  als 
recht  geschickt. 

Withers,  Walter  George.  —  London.   1910 

Jüngerer  Sohn  von  George  W.  und  Teilhaber  des 
väterlichen  Geschäfts.  Er  erhielt  seine  Ausbildung  als 
Geigenmacher  in  Mirecourt. 

Witte,  Caspar.  —  Lübeck.   1625 

Der  Name  kommt  auch  Wilte,  sogar  Wietenbil  ge- 
schrieben vor.  Er  war  Bürger  und  mit  der  Berechtigung 
zur  Ausübung  seiner  Kunst  als  Lautenmacher  vom  Rat 
der  Stadt  Lübeck  verlehnt. 

Witting,  Johann  Georg.  —  Mittenwald.   1754. 

1775 

Arbeiten  von  ihm  kommen  ziemlich  häufig  vor  und  ver- 
raten eine  kunstgeübte  Hand.  Das  Modell  geht  auf 
Klotz  zurück;  das  Holz  ist  häufig  recht  gut. 
Geigenzettel :  Abb.  824. 

Witting,  Joseph.  —  Mittenwald.     1788.     1795 

Vermutlich  der  Sohn  von  Johann  Georg  W. 

Geigenzettel:  Joseph  Witting  /  in  Mittenwald  1795 
(gedruckt). 

Wittmann,  Anton.  —  Wien.  Geb.  2.  Dezember 
1878  in  Wien 

Nachdem  er  von  1892 — 1896  seine  Lehrzeit  bei  Ed. 
Heidegger  in  Linz  beendet  hatte,  arbeitete  er  bei 
Stowasser  und  J.  Jobst  in  Graz  und  ging  von  da  m  seine 
Vaterstadt  zurück,  wo  er  durch  vier  Jahre  bei  Johann 
Stübiger  tätig  war,  um  dann  bei  C.  H.  Voigt  einzu- 
treten, bei  dem  er  bis  Februar  1910  blieb,  worauf  er  sich 


selbständig  machte.  Seine  Arbelt  wird  sehr  gelobt;  er 
verwendet  einen  guten  Ollack  und  befaßt  sich  ebenso 
mit  dem  Neubau  wie  mit  der  Wiederherstellung  alter 
Meisterwerke.  Er  hat  den  Krieg  mitgemacht  und  ist 
dabei  in  russische  Gefangenschaft  geraten. 
Geigenzettel :  Abb.  837. 

Wittor,  Emanuel.  —  Kattowitz.  1920 

Erhielt  1920  ein  Gebrauchsmuster  für  eine  von  ihm 
erfundene  Geigengitarre. 

Wittstadt,  Friedrich.  —  Würzburg 

Er  hatte  im  19.  Jahrhundert  ein  Geigengeschäft  in 
Würzburg;  es  gibt  auch  Geigen  mit  seinem  Zettel,  doch 
ist  es  fraglich,  ob  diese  seine  eigene  Arbeit  waren.  Sein 
Nachfolger  Ist  J.  Kriner. 

Wjetschin  s.  Velvarsky 

Wöginger,    Clemens.   —   Hallein.     Geb.    um 
1596,  t  13.JuH  1682  (86  Jahre  alt) 

In  der  Sterbematrikel  wird  er  als  »Stadtgeiger*  be- 
zeichnet. Er  dürfte  als  solcher  der  Nachfolger  von  Elias 
Strobl  gewesen  sein  und  war  vielleicht  einer  der  ältesten 
Geigenmacher  in  Hallein,  da  die  Stadtgeiger  seiner  Zeit 
und  in  seiner  Gegend  immer  auch  Geigenmacher 
waren. 

Wöhrlin  s.  Wörle 

Wöller,  Anton.  —  Schönbach  b.  E. 

Er  wird  schon  1826  als  Innungsmeister  erwähnt.  Ein 
Johann  W.  kommt  1795  vor,  und  ein  Joseph  Wöller 
arbeitet  noch  heute  als  Geigenmacher  in  Schönbach. 

Geigenzettel :  Johann  Wöller  in  /  Schoenbach  1 765  (ge- 
druckt). 

Woellern,  Georg  s.  Wörle 
Wöndner  (Wendtner),  Hans.  —  Regensburg. 
1657.  t  17.  April  1670 

Er  wird  ausdrücklich  als  >>Geigenmacher«  bezeichnet. 
Violen  und  Violinen  von  ihm  kommen  auch  heute  noch 
vor;  sie  haben  ein  langes,  flaches  Patron  und  flache 
Wölbung.  In  der  Bauart  erinnern  sie  am  ehesten  an  die 
Brescianer  Schule;  nur  der  Lack  ist  zu  glanzlos  und 
braun. 

Geigenzettel :  Hansz  Wöndner  /  Geigen-  /  macher  in 
Regenspurg  1657  (gedruckt). 

Wörl  (Wöhrl,  Wörll),  Conrad.  —  Wien.  Geb. 
1696,  t  30.  März  1771 

Er  wohnte  im  sog.  Wübner  Viertel  und  legte  am 
8.  März  1 728  den  Bürgereid  ab.  In  den  Steuerbüchern 
kommt  er  bis  zu  seinem  Tode  vor.  Er  gehört  wahr- 
scheinlich zu  der  Vllser,  Augsburger  oder  Mitten- 
walder  Familie  des  gleichen  Namens.  Seme  Geigen  und 
Violoncelli  sind  groß,  hochgewölbt  und  etwas  schwer- 
fällig in  der  Form,  der  Lack  dunkelbraun.  Sie  erreichen 
recht  gute  Preise.  Sein  Nachfolger  woirde  sein  Sohn 
Johann  W. 

Geigenzettel:  Conrad  Wörll  Lauten  und  Geigen- 
macher /  Wien  1733  (gedruckt). 

36* 


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Wörl         Wörnle 


Wörl  (Wöhrl,  Wehrll.  Werl),  Johann.  —  Wien. 

1756.  1785 

Sohn  und  Nachfolger  von  Conrad  W.  Er  wohnte  an- 
fangs im  Stubenviertel  und  legte  am  23.  Dezember  1 768 
den  Bürgereid  ab.  Er  kam  aber  sehr  zurück,  und  schon 
1 776  heißt  es  im  Steuerbuch  von  ihm :  »Treibet  Ar- 
muths  wegen  kein  Gewerb«,  weshalb  er  auch  der 
Wiener  Geigenmacherzunft  nicht  bis  zu  seinem  Tode 
angehörte.  Er  war  nicht  ungeschickt,  und  seine  Geigen 
sind  denen  von  Christ.  Parti  ziemlich  ähnlich.  Nur 
wenige  davon  sind  als  gute  Orchesterinstrumente 
höheren  Wertes. 

Geigenzettel :  Johann  Werll  Lauten  und  Gei  gen- 
macher  in  Wien  1 756  (gedruckt). 

Wörle  (Vörle,  Wörlin,  Woellern),  Georg.  — 
Augsburg.  Geb.  um  1620  in  Vils,  f  nach 
1674 

Seine  Lehrzeit  dürfte  er  in  der  Heimat  durchgemacht 
haben;  er  ließ  sich  in  Augsburg  nieder,  wo  er  die 
»Krämergerechtigkeit"  erwarb  und  am  7.  Juli  1647  die 
Catharina  Negier  heiratete.  Im  Hochzeitsamts-Proto- 
koll  heißt  es  darüber:  »Georg  Wöhrlin  von  Fils,  Lauten- 
macher, hat  die  Cramergerechtigkeit,  &  Catharina 
Negerleiin  von  Wettenweiler  unter  Gotteshauß  Wetten- 
hausen, bede  ledig«  usw.  usw.  Er  war  ein  geschickter 
Meister,  der  außer  Lauten  u.  a.  auch  recht  hübsche 
Taschengeigen  gemacht  hat.  Eine  solche  von  1672  be- 
sitzt das  Musikhistorische  Museum  von  W.  Heyer  in 
Köln  (hier  lautet  der  Name,  den  er  sehr  verschieden 
schrieb,  «Woltern«),  eine  andere,  von  1674,  bewahrt  das 
Germanische  Museum  in  Nürnberg. 

Geigenzettel:  Georgius  Vörle  Lauten-  und  Geigen- 
macher in     .Augsburg  1674  (gedruckt). 

Wörle,  Johann  Paul.  —  Nürnberg,  Preßburg, 
Tyrnau.    1799.    1827 

Er  war  erst  in  Nürnberg  ansässig,  dann  taucht  er  in 
Tyrnau  auf  und  ließ  sich  zuletzt  in  Preßburg  nieder. 
Seine  Arbeit  steht  zwischen  der  Wiener  und  Prager 
Schule.  Er  ist  nicht  ungeschickt  gewesen  und  ver- 
wendete gutes  Holz,  gelben  Lack  und  bevorzugte  eine 
flache  Wölbung. 

Geigenzettel:  Joh.  Paul  Wörle  Lauten-  ,  und  Geigen- 
macher in  Tyrnau  1804  (gedruckt).  —  Joh.  Paul  Wörle/ 
Lautten  und  (Greif  mit  Laute)  Geigenmacher  /  in 
Nürnberg  A  1799  (geschrieben)  und  Abb.  822. 

Wörle  (Vörle,  Wöhrlin),  Mathias  (Matthäus). 
—  Augsburg.    Geb.  um  1650,  f  vor  1695 

Er  stammt  wie  Georg  Wörle  (Vörle)  aus  Vils  und  hei- 
ratete am  3.  Mai  1 676  Ursula  Schnitzler  von  Augsburg ; 
im  Hochzeitsprotokoll  wird  er  ausdrücklich  als  Lauten- 
macher bezeichnet.  Nach  Dr.  Waldners  freundlicher 
Mitteilung  wurden  in  Vils  um  die  angegebene  Zeit 
zwei  Mathias  W.  geboren.  Einer  am  3.  Februar  1649 
als  Sohn  des  Jakob  und  der  Maria  W.,  der  andere  am 
15.  Februar  1651  als  Sohn  von  Adam  und  Maria  W. 
Mit  einem  dieser  beiden  müßte  der  Augsburger  Meister 
identisch  sein.  Daß  er  vor  1695  schon  gestorben  sein 


muß,  geht  daraus  hervor,  daß  in  diesem  Jahre  am 
13.  Februar  seine  Witwe  den  Geigenmacher  Gg.  Aman 
aus  Vils  (geb.  28.  März  1671)  heiratete.  Eine  Taschen- 
geige von  ihm  ist  in  Berlin  aus  der  Sammlung  Snoeck 
(Nr.  429). 

Geigenzettel :  Mathias  Wörle  ,  .•Xugspurg  1689  (ge- 
druckt). 

Wörnle,  Anton.  —  München.    Geb.   1858  m 
Mittenwald,  f  1906 

Sohn  von  Matthias  W.,  Schüler  von  Johann  Kriner. 
Von  1871  an  besuchte  er  durch  drei  Jahre  die  Geigen- 
bauschule  in  Mittenwald  und  arbeitete  dann  bis  1897 
für  die  großen  Mittenwalder  »Verleger«.  Um  sich  zu 
vervollkommnen,  ging  er  hierauf  m  die  Fremde, 
arbeitete  bei  Geißer  in  Petersburg  und  trat  1899  als 
Gehilfe  bei  0.  Möckel  (Berlin-Charlottenburg)  ein,  wo 
er  Gelegenheit  hatte,  sich  vorzüglich  auszubilden.  Er 
blieb  hier  vier  Jahre  lang  und  machte  sich  1903  in 
München  selbständig.  Seine  Arbeit  fand  Anerkennung, 
da  er  sowohl  im  Neubau  als  auch  in  der  Wiederher- 
stellung alter  Geigen  sehr  tüchtig  war.  Er  ahmte  die 
Modelle  von  Stradivari  und  Guarneri  nach  und  ver- 
wendete einen  Ollack. 

Geigenzettel :    Anton     Wörnle  Geigenmacher     in 

München  19  .  .  (gedruckt). 

Wörnle,    Christoph.    —    Mittenwald.      Geb. 

1784,  t  1876 

Ein  braver  Geigenmacher,  der  hauptsächlich  für  die 
großen  Mittenwalder  Verleger  tätig  war,  aber  auch 
bessere  Geigen  machte,  die  er  mit  seinem  handschrift- 
lichen Zettel  versah.  Auch  sein  Vater  und  Großvater 
waren  schon  Geigenmacher. 

Wörnle  (Werndle,Werendle),  Franz. — Mitten- 
wald, Freising.   1751.    1760 

Die  Mittenwalder  Familie  Wörnle  scheint  eigentlich 
Wörle  geheißen  zu  haben ;  doch  herrscht  die  Schreibart 
Wörnle  so  sehr  vor,  daß  sie  zuletzt  allein  Geltung  er- 
langte. Franz  W.  war  ein  angesehener,  wohlhabender 
Mann,  der  später  nach  Freising  zog  und  dort  zum 
Bürgermeister  erwählt  wurde.  Seine  Geigen  haben 
mittlere  und  flache  Wölbung,  gelben  Lack  und  sind 
recht  gut  ausgearbeitet.  Bei  solchen  mit  hoher  Wölbung 
bemerkte  er  ausdrücklich  auf  dem  Zettel,  daß  sie  nach 
Jacob  Stainer  gemacht  seien. 

Wörnle  (Wörnlein,  Wörle),  Franz  Sales.  — 
Mittenwald.  Geb.  17.  August  1758,  lebte 
noch  1819 

Sohn  von  Georg  W.  Es  gibt  gute,  aber  auch  sehr 
flüchtig  gearbeitete  Geigen  von  ihm. 

Geigenzettel :  Franz  Wörnlein  /  Mittenwald  ao  1 796 
(geschrieben)  und  Abb.  841. 

Wörnle,  Georg.  —  Mittenwald.    1757.    1770 

Ein  guter  Mittenwalder  Meister  der  Klotzschule. 

Geigenzettel :  Georgius  Wörnle  in  Mitten-  /  Wald  .An 
der  Isar  Ao  1 758  (gedruckt). 


Wörnle 


Wolff 


565 


Wörnle,  Matthias  I.  —  Mittenwald.  Geb.  1816, 

t  1881 

Sohn  und  Schüler  von  Christoph  W.  und  wie  dieser 
hauptsächlich  für  die  Verleger  tätig. 

Wörnle,  Matthias  II.  —  Mittenwald.    1919 
Ein  sehr  geschickter  Geigenmacher,  der  den  Feldzug 
mitgemacht  hat  und  jetzt  selbständig  arbeitet. 

Wörnle,  (N.?).  —  Mittenwald.   1720 

Der  Name  kommt  auch  »Wörle^  geschrieben  vor.  Er 
verwendete  ein  flaches  Modell  von  origineller  Form 
und  gelben  Lack. 

Wohlenberg,  Wilhelm.  —  Güstrow  I.  M.  Geb. 
1853  in  Ohof  bei  Meinersen  (Hannover) 

Er  war  ursprünglich  Musiker  (Geiger)  und  als  solcher 
in  Baden-Baden,  in  KroUs  Etablissement  in  Berlin,  in 
Bad  Homburg  usw.  engagiert.  Aus  lebhaftem  Interesse 
für  sein  Instrument  erlernte  er  von  Wunderlich  das 
Geigenmachen  und  vervollkommnete  sich  durch  Selbst- 
studium noch  weiter.  Im  Jahre  1898  gründete  er  in 
Güstrow  seine  Werkstatt  für  Geigenbau,  verbunden 
mit  einer  Musikalien-  und  Instrumentenhandlung. 

Geigenzettel :  Wilh.  Wohlenberg,  Güstrow.  /  Fecit  189 . 
(gedruckt). 

Wohner,  Johann.  —  Schönbach  b.  E. 

Unter  den  Meistern  von  1826  findet  sich  auch  sein 
Name.  Ein  Vincenz  Wohner  arbeitet  noch  jetzt  als 
Geigenmacher  in  Schönbach. 

Woldemar,  Michel.  —  Orleans.    Geb.  1750 

Komponist,  Violinist  und  Schriftsteller,  Erfinder  der 
•>Violine- Viola«,  einer  Violine  mit  fünf  Saiten.  Wie  in 
unseren  Tagen  Ritter  der  Viola  noch  eine  E-Saite  hin- 
zufügte, so  ergänzte  Woldemar  die  Besaitung  der 
Violine  durch  eine  C-Saite. 

Wolf,  E.,  lebte  als  Geigenmacher  m  Halle; 
1900  erscheint  Elise  Wolf  als  Inhaberm 
semes  Geschäfts 


Wolf,  Gustav. 
1889 


Straßburg  I.E.  Geb.  17.  März 


Sohn  eines  Musikalien-  und  Klavierhändleis.  Von  1906 
an  war  er  Schüler  von  Caressa  &  Fran^ais  in  Paris.  Durch 
den  Tod  seines  Vaters  wurde  er  Ende  1908  veranlaßt, 
in  die  Vaterstadt  zurückzukehren,  wo  er  in  dem  bereits 
vom  Großvater  im  Jahre  1825  begründeten  Geschäft 
seine  Geigenmacherwerkstatt  eröffnete.  Auf  seinem 
Zettel  führt  er  den  Namen  der  Firma,  also  S.  Wolf.  Er 
arbeitet  nach  Lupot  und  verwendet  einen  gelblichroten 
Lack.  Er  befaßt  sich  besonders  mit  der  Reparatur  alter 
Saiteninstrumente. 

Geigenzettel:  Monogramm  S.  Wolf,  Strassburg  i.  E. 
24,  Meisengasse  24  /   Kunstgeigenbauer.  —  Luthier 
d'Art.  /  Schüler   von   /   Caressa    &    Franpais    vorm. 
Gustave  Bernardel,  Paris  (gedruckt). 


Wolf,  Jörg.  —  Füssen.    1493 

Bis  jetzt  der  älteste  nachweisbare  Füssener  Lauten- 
macher, der  im  Jahre  1493  das  Bürgerrecht  erwarb. 
Sein  Bürge  war  Hans  Kegel  (Kögl),  den  man  wohl  als 
seinen  Zunftbruder  ansehen  darf.  (Vgl.  Baumann.  Ge- 
schichte des  Allgäus.) 

Wolf,  Johann  Wolfgang.  -  1798 

Mit  diesem  Namen  befindet  sich  in  W.  Heyers  Musik- 
historischem Museum  in  Köln  eine  fünfchörige 
thüringische  Volkszither. 

Wolf,  Josef.  —  Wien.   1860 

Ein  Klaviermacher,  der  auch  einige  Geigen  und  Violon- 
celli von  mittelmäßiger  Arbeit  gemacht  hat. 

Wolf,  Karl,  lebt  als  Streichinstrumenten- 
macher m  Neuhaus  bei  Budweis 

Wolf,  Raimund,  lebt  als  Geigenmacher  und 
Händler  in  Heidelberg 

Wolf,  S.  s.  Gustav  Wolf 

Wolfaert,   Eewont   (Eduard).   —  Antwerpen. 

1588 

Gehörte  als  Clavecinmacher  der  Lukasgilde  an.  Ver- 
mutlich hat  er  auch  Lauten  gemacht. 

Wolff,  Carl.  —  Berlin.  Geb.  28.  Juli  1795  zu 
Bernstadt  In   Schlesien,    f   2.  Januar   1854 

in  Berlin 

War  anfangs  Militärmusiker,  wurde  von  Straube  zum 
Reparieren  und  zum  Bau  neuer  Streichinstrumente 
angeleitet  und  brachte  es  darin  zu  einer  gewissen 
Fertigkeit.  Seine  Streichinstrumente,  die  alle  sehr 
stark  im  Holz  sind,  finden  im  Orchester  gute  Ver- 
wendung, sind  aber  oft  roh  ausgeführt  und  wenig 
elegant  in  der  Form.  .^Xuch  sein  Holz  und  sein  dunkler 
Lack  lassen  zu  wünschen  übrig.  —  Sein  Sohn,  der  noch 
1861  lebte,  war  sein  Nachfolger. 

Wolff,  Friedrich  Phlhpp.  — Wien.    1839.   1841 

Er  soll  Klaviermacher  gewesen  sein  und  hat  sich  ge- 
legentlich auch  als  Geigenmacher  versucht.  Als  solcher 
nannte  er  sich  einen  Schüler  von  J.  G.  Stauffer.  Wenn 
er  ohne  Mithilfe  arbeitete,  brachte  er  nur  dilettantische 
Instrumente  zustande. 

Geigenzettel :  Einem  Originale  des  Antonio  Straduarit 
(sie)  in  Cremona  genau  nachgefertigt  ,  von  J.  G. 
Stauffer,  und  Fried:  Wolff,  ,  in  Wien  Anno  1841  (ge- 
schrieben). 

Wolff,  Gebrüder.  —  Kreuznach.    1879.    1900 

Streichinstrumenten-undSaitenfabrik,  die  seinerzeitvon 
Hermann  RöselmüUer  eingerichtet  und  von  ihm  durch 
mehrere  Jahre  geleitet  wurde.  Erfinder  einer  verwend- 
baren stummen  Violine.  Teilhaber  und  Chef  war 
Leopold  Wolff,  seit  1876  Kapellmeister  des  Kur- 
orchesters in  Bad  Münster  am  Stein.  Der  spätere  In- 
haber Julius  Wolff  wurde  1918  für  tot  erklärt.  Das  Ge- 
schäft ging  auf  die  Witwe  über. 


566 


Wolff  -    Woß 


Wolff ,  Johann  Kaspar.  —  Straßburg  i.  E.  1 680 

Ein  jetzt  wenig  bekannter,  seinerzeit  jedoch  ange- 
sehener Lautenmacher,  der  Schwiegervater  von  Johann 
Valentin  Storck,  der  wahrscheinlich  seine  Werkstatt 
übernahm. 

Wolfram  (Wolfrum),  Sebastian.  —  München. 

t  vor  1762 

Hoflautenmacher.  War  als  tüchtiger  Meister  geschätzt, 
so  daß  der  kurfürstliche  Hof  auch  nach  seinem  Tode 
der  Witwe  Maria  W.,  die  das  Geschäft  bis  1780  fort- 
führte, allerlei  Arbeiten  (Neuanfertigung  und  Repa- 
raturen, so  1 772  um  111  fl.)  übertrug.  Er  war  der 
Lehrer  von  Greg.  Sidtler,  der  später  das  Geschäft  von 
der  Witwe  kaufte. 

Geigenzettel:  Sebastian  Wolfram  Chur  /  fstl.  Camer 
und  Bürgl.-Lautten  und  Geigenma  /  eher  in  München 
1760  (gedruckt). 

Wollenhaupt,  Bruno  Emil.  —  New  York 

Ein  Professor,  der  eine  Violine  erfand.  Er  wollte  die 
Tonfülle  und  Tonstärke  der  Violine  dadurch  ver- 
größern, daß  er  im  Körper  des  Instruments  Saiten  an- 
brachte, welche  beim  Anstreichen  einer  der  vier  Saiten 
auf  dem  Griffbrett  harmonisch  mitklingen  sollen.  Es 
waren  12  solcher  Hilfssaiten  vorhanden,  welche  von  c 
bis  b  oder  von  g  bis  fis  in  Halbtönen  von  außen  mittels 
Schlüssels  gestimmt  werden  konnten.  Durch  eine 
durch  das  Kinn  zu  bewegende  Dämpferleiste  können 
die  Hilfssaiten  abgedämpft  werden.  Die  Hilfssaiten 
können  auch  durch  einen  Stahlkamm  mit  Zungen- 
stimmen ersetzt  werden.  Die  erste  Violine  nach  diesem 
System  wurde  von  G.  Gemünder  sen.  in  Astoria  ge- 
macht. Bei  seiner  Reise  durch  Europa  hat  Prof.  Wollen- 
haupt auf  seinem  Instrument  vor  Prof.  Joachim  in 
Berlin  und  anderen  Autoritäten  gespielt. 

Wolters,  Jean-Mathias.  —  Paris.    1740.    1777 

Geschickter  Geigenmacher  deutscher  Abstammung, 
von  dem  Vidal  eine  gute  Viola  d'amore  mit  gelbem 
Lack  bekannt  wurde.  In  der  Sammlung  Savoye  befand 
sich  eine  kleine,  sechssaitige  Viola  von  schöner  Arbeit, 
doppelt  eingelegt,  ebenfalls  mit  gelbem  Lack.  Von  ihm 
dürfte  auch  die  Harfe  in  der  Sammlung  Fritz  Wild- 
hagen in  Haiensee  b.  Berlin  mit  der  Inschrift:  Wolter 
porte  S.  Denis  /  ä  Paris  stammen. 
Geigenzettel:  J.  M.  Wolters  fecit  Lut^etiae  /  parisiorum, 
aux  Faubourg  /  St.  Antoine  a  paris  1 749  (geschrieben). 

Wolz  (Woß),  Daniel  Adalbert.  —  Postelberg. 
Nach  1680 

Frau  Josefa  Theuerle  auf  den  Kgl.  Weinbergen  bei 
Prag  besitzt  eine  Viola  mit  dem  untenstehenden  Zettel, 
der  mir  nur  in  einer  Abschrift  bekannt  wurde.  Das  Stift 
Ossegg  bewahrt  ein  Bassetto  von  einem  Daniel  Adalbert 
Waldter  in  Postelberg.  Durch  die  Übereinstimmung 
der  beiden  Vornamen  und  des  Wohnorts  könnte  man 
annehmen,  daß  es  sich  um  einen  und  denselben  Geigen- 
macher handelt.  Vermutlich  ist  der  Name  Waldter 
(Wolter)  abgekürzt  geschrieben,  so  daß  man  allenfalls 
Wolz  lesen  kann. 

Geigenzettel:  Daniel  Adalbert  Wolz  Inn  Postelberg 
168  .  .  (geschrieben). 


Wood,  G.  F.  —  London.   1905 

In  einer  guten  Geige  fand  ich  seinen  Namen. 

Wood,  T.  —  Blindley  Head  (Surrey).   f  1890 

Ein  guter  Geigenmacher,  der  besonders  wegen  seiner 
Kunst  zu  lackieren  ein  gewisses  Ansehen  besaß. 

Woodlad  soll  der  Name  eines  von  1820 — 1840 
vorkommenden  englischen  Gelgenmachers 
gewesen  sein,  der  ein  flaches  Modell  hatte 
und  sauber  arbeitete 

Woodney,   H.   —  Manchester.     18./19.  Jahr- 
hundert 
Am  besten  als  Violenbauer. 

Worcken  (?),  Georg.  —  1636 

In  zwei  Taschengeigen,  die  ich  nicht  selbst  gesehen 
habe,  soll  dieser  Name  gelesen  worden  sein. 

Worden,  James.  —  Preston.  Geb.  25.  August 
1839  zu  Leyland 

Er  ist  gelernter  Orgelbauer  und  Klaviermacher,  macht 
aber  auch  recht  gute  Violinen,  die  er  nach  verschie- 
denen Vorbildern  sorgfältig  baute.  Er  verwendet 
Whiteiaws  und  Watsons  Lack.  Auf  seinem  Zettel  ist 
neben  dem  Namen  das  Osterlamm  abgebildet.  Er 
pflegte  jede  seiner  Geigen  einem  andern  Heiligen  zu 
widmen.  Als  gut  geschulter  Musiker  hat  er  sich  auch 
besondere  Verdienste  um  die  Hebung  des  Musik- 
lebens in  Preston  erworben.  Seine  Biographie  ver- 
öffentlichte Meredith-Morris  in  »The  Strad«  1901 
Nr.  133. 

Geigenzettel:  (Osterlamm,  darunter:  P.P.)  James 
Worden  Maker/  Preston  1909/  Sub  Titulo  St (ge- 
druckt). 


London.     Geb.    1742, 


Wornum,    Robert. 

t  1815 

Ursprünglich  Musikalienhändler,  versuchte  er  sich 
auch  im  Instrumentenbau  und  machte  hauptsächlich 
Gitarren,  aber  auch  Geigen  und  Violoncelli.  Er  wohnte 
Wigmore  Street  Nr.  42.  Sein  Sohn  (oder  Neffe)  Rob. 
Wornum  (Store  Street  Beiford  Square,  London),  1780 
bis  1852,  ist  der  Erfinder  des  »Piano-Buffets«,  das  er  in 
den  Jahren  1813 — 1827  fabrizierte. 

Worschel,  Antonio.  —  Malland,   1697 

Em  Deutscher,  der  wohl  als  Gehilfe  nach  Italien  ge- 
kommen und  dort  seßhaft  geworden  war.  Seine  Arbeit, 
in  der  nur  noch  wenige  Anklänge  an  die  deutsche  Schule 
zu  merken  sind,  ist  sehr  sorgfältig,  das  Holz  gut  ge- 
wählt, der  Lack  braun.  Am  besten  gelangen  ihm  die 
Schnecken.  Eine  gute  Violine  von  ihm  besitzt  Max 
Schaffner  in  Hamburg. 

Geigenzettel:  Antonio  Worschel  /  fecit  Milano  1697 
(gedruckt). 

Woß  s.  Wolz 


Wotruba  —  Wunderlich 


567 


Wotruba  (Otruba),  Josef,  lebte  um  1877—1881 

In  Nieder-Georgenthal 

Wouldhave,  John.  —  North  Shields.     1859. 

1865 

Saubere,  aber  unkünstlerische  Arbeit,  mittelmäßiger 

Spirituslack. 

Wrlght,  Daniel.  —  London.    1743.    1745 

Von  ihm  ist  nur  bekannt,  daß  er  eine  Zeitlang  in  Hol- 
bom  wohnte,  und  auch  dies  nur  nach  seinem  Zettel : 
Made  by  Daniel  Wright  in  Holborn  London  (ge- 
druckt). Ein  J.  Wright  war  noch  bis  zur  Mitte  des 
19.  Jahrhunderts  tätig. 

Wrozina,  Ignaz.  —  Perth.   1886 

Erhielt  1886  auf  der  Edinburgher  Ausstellung  für  das 
schöne  Modell  und  den  guten  Ton  einer  Geige  die 
silberne  Medaille. 

Wurf  fei    (Würfel),   Jeremias.    —   Greifswald. 
1686.  f  1725 

Er  dürfte  ein  Sohn  des  Johannes  W.  und  ein  Enkel  eines 
gleichnamigen  Hofmusikus  des  Königs  Gustav  Adolf 
gewesen  sein.  Er  war  1686  bereits  Stadt-  und  Univer- 
sitätsmusikus und  verheiratet  mit  der  Witwe  des  Stadt- 
musikers Henning  Bolte  (f  1676).  Er  fertigte  auch 
Lauten  und  Geigen  an,  und  von  ihm  dürfte  die  mit 
J.  Wurffei,  Musicus  I(nstrumentalis)  bezeichnete 
sechssaitige  Altviole  in  der  Berliner  staatl.  Sammlung 
herrühren.  Sie  ist  von  auffälliger  Bauart;  der  Unter- 
körper des  Schallkastens  ist  nochmals  eingekerbt,  auch 
die  Schallöcher  sind  eigenartig  und  die  Zargen  sehr 
hoch.  Decke  und  Boden  mit  Kreuzblumen  eingelegt, 
und  am  Wirbelkasten  befindet  sich  ein  hübsch  ge- 
schnitzter Löwenkopf.  Sein  gleichnamiger  Sohn  (geb. 
1682,  t  1766),  war  Organist  an  allen  drei  Greifswalder 
Kirchen ;  ob  er  auch  Geigen  gemacht  hat,  ist  unbekannt. 

Würffei,  Johannes.  —  Greifswald.   1663 

Eine  schöne  Viola  di  Gamba  mit  einem  vergoldeten 
Frauenkopf  am  Wirbelkasten,  die  1883  auf  der  von  der 
hell.  Gesellschaft  »Pulchri  Studio«  veranstalteten  Aus- 
stellung zu  sehen  war,  trug  diesen  Namen  und  Jahres- 
zahl. Johannes  W.  war  vermutlich  ein  Sohn  jenes 
Jeremias  W.,  der  schwed.  Hofmusiker  war  und  nach 
1632  in  Stettin  gelebt  haben  soll,  aber  auch  in  Greifs- 
wald nachweisbar  ist.  Johannes  W.  ist  wohl  auch  der 
Vater  des  1678  geborenen  nachmaligen  Theol. -Pro- 
fessors Johann  Ludwig  Würfel,  der  auch  Organist  an 
der  Nikolaikirche,  Regimentsprediger  Karls  XII.  und 
Pastor  an  St.  Marien  war  und  1719  starb.  Vgl.  Kirch- 
hoff, Der  Stadtkure-  in  Greifswald  S.  23. 

Württemberg,  Wenzeslaus.  —  1770 

Eine  Violine  mit  diesem  sonst  nicht  bekannten  Namen 
bot  vor  mehreren  Jahren  Harr>-  Dykes  für  17'  2  Pfund 
Sterling  zum  Kaufe  an. 

Wulff,  B.  —  Kopenhagen.   1  794 

Ein  Deutscher,  wahrscheinlich  ein  Musiker,  der  auch 
Geigen  machte. 


Wunderlich,  Albin.  —  Berlin-Charlottenburg. 
Geb.  10.  Juni  1873  in  Wernitzgrün  i.  S. 

Nachdem  er  seine  Lehrzeit  in  seiner  Heimat  durch- 
gemacht, arbeitete  er  in  verschiedenen  größeren  Werk- 
stätten, kam  im  Jahre  1901  nach  Berlin  und  war  hier 
bei  den  besten  Meistern  tätig,  bis  er  sich  1912  selb- 
ständig machte.  Durch  äußerst  saubere  Arbeit,  schönen 
Ton  und  vorzüglichen  Lack  gelang  es  ihm,  die  unge- 
teilte Anerkennung  von  Musikern  und  Kennern  zu 
verdienen. 

Geigenzettel :  Albin  Wunderlich/  gebaut  [Monogramm] 
Berlin  19  .  .  (gedruckt). 

Wunderlich,    Friedrich.    —    Leipzig.     Geb. 

15.  Juni  1878  in  Zwota  1.  S. 

Nachdem  er  das  Bogenmachen  gründlich  erlernt  hatte, 
kam  er  zu  Albert  Nürnberger  als  Gehilfe  und  blieb  dort 
mehrere  Jahre  lang,  bis  er  sich  im  Jahre  1898  In  Mark- 
neuklrchen  selbständig  machte.  Später  verlegte  er 
seinen  Wohnsitz  nach  Leipzig.  Er  macht  alle  Teile 
seiner  Bogen  selbst,  arbeitet  hauptsächlich  nach  Tourte 
und  poliert  die  Stangen  wie  dieser  ohne  Schellack- 
harz usw.,  so  daß  sie  mit  .'\lkohol  gereinigt  werden 
können,  ohne  den  Glanz  zu  verlieren.  Er  imitiert  auch 
alle  andern  Meister  des  Bogenbaus  und  betreibt  dies  als 
Spezialität.  Der  Frosch  ist  bei  ihm  dadurch  besonders 
haltbar  konstruiert,  daß  er  den  sog.  Froschring  ver- 
bessert hat,  auch  den  Kopf  macht  er  kräftiger,  so  daß 
der  Bogen  beim  Neubehaaren  keinen  Schaden  leiden 
kann.  Da  er  sich  auch  auf  das  Holz  sehr  gut  versteht, 
sind  seine  Bogen  wirklich  tadellos. 

Wunderlich,    Friedrich   Albin.   —   Markneu- 
kirchen.   Geb.  24.  Dezember  1864,  f  1910 

in  Eubabrunn 

Bruder  von  Wilhelm  August  W.  Schüler  von  Hermann 
Dölling  sen.  Seit  1882  arbeitete  er  selbständig  und  war 
Vormeister  der  Gelgenmacherinnung ;  er  galt  als  ebenso 
geschickt  in  der  Neuherstellung  wie  in  der  Wieder- 
herstellung alter  Geigen. 

Wunderlich,  Gustav.  —  Leipzig,  Berlin.  Geb. 
am   4.  JuH    1872   in   Hennebach-Landwüst 

(Kr.  Zwickau) 

Schüler  von  Karl  Köhler  in  Schönbach.  Nachdem  er 
von  1890—1897  in  Markneukirchen,  Dresden,  Mün- 
chen und  Leipzig  als  Gehilfe  gearbeitet  hatte,  machte 
er  sich  im  letztgenannten  Jahre  in  Leipzig  selbständig 
und  verlegte  später  seinen  Wohnsitz  nach  Berlin.  Er 
arbeitet  sehr  sorgfältig,  und  seine  Geigen  werden  von 
den  besten  Kennern  sehr  gelobt.  Er  hat  sich  auch  durch 
allerlei  Erfindungen  verdient  gemacht  und  stellt  sehr 
•  gute  übersponnene  Saiten  her.  Er  hat  u.  a.  auch  das 
»kleinste  Streichquartett  der  Welt«'  gebaut. 
Gelgenzettel :  Gustav  Wunderlich  /  Leipzig  (gedruckt). 

Wunderlich,   Otto   Felix.   —   Moskau.    Geb. 
1873  in  Markneukirchen 

Schüler  von  C.  Richard  Mönnig  in  Markneukirchen. 
Arbeitete  seit  1891  als  Geigenmacher  in  Köln  a.  Rh.. 


568 


Wunde 


Amstei  dam,  Karlsruhe  usw.  und  kam  1 896  nach  Moskau, 
wo  er  sich  1898  selbständig  machte  und  bald  einen 
guten  Ruf  als  Geigenmacher  erwarb.  .Aiuch  seine  Bogen 
werden  gelobt. 

Wunderlich,    Wilhelm.    —    Markneukirchen. 

Geb.  1818,  t  1901 

Er  erlernte  zwar  das  Geigenmachen,  wurde  aber  sehr 
frühzeitig  Gitarrenmacher. 

Wunderlich,  Wilhelm   August.   —   Markneu- 
kirchen. Geb.  19.  März  1863 

Geigenmacher  und  seit  Th.  Scherzers  Tod  Ober- 
meister der  Markneukirchener  Saiteninstrumenten- 
machermnung.  Er  hat  als  solcher  die  alten  Meister- 
bücher in  Verwahrung,  die  eine  Fundgrube  für  die 
Geschichte  des  Geigenbaues  im  Vogtlande  sind. 

Wurlizer,  Hans  Adam.  —  (Mark-)Neukirchen. 

1732.  1748 

Er  wurde  am  2.  Januar  1732  als  Meister  in  die  Zunft 
aufgenommen.  Er  war  ein  Fremder  und  versprach  die 
Tochter  eines  Geigenmachermeisters  zu  heiraten.  Er 
wird  in  den  Kirchenbüchern  noch  1748  erwähnt; 
weitere  Nachrichten  fehlen.  Ein  C.  Rudolf  W.  lebt  noch 
als  Saiteninstrumentenmacher  in  Cincinnati. 

Wurm,  Anton.— Aussig  i.B.    1850  f  um  1880 

Er  war  gelernter  Tischler  und  soll  einige  Zeit  in  einer 
Vogtländer  Instrumentenfabrik  gearbeitet  haben.  Er 
besaß  eine  gewisse  Handgeschicklichkeit  und  hat  ziem- 
lich viele  Geigen  leidlich  gut  repariert;  einige  wenige 
hat  er  neu  gebaut.  Als  Gitarrenmacher  war  er  wesent- 
lich geschickter.  Sein  Sohn  August  war  Gitarrenmacher. 

Wurm    (Wurmb),    Philipp    Jakob.    —    Wien. 
1771.  fnach  1787 

Er  war  der  Nachfolger  von  Johann  Georg  Huber  und 
legte  am  9.  Mai  1772  den  Bürgereid  ab.  Er  wohnte  im 
»Tiefen  Graben«  Nr.  369  und  kommt  von  1772 — 1775 
in  den  Steuerbüchern  vor;  von  1775 — 1787  ist  er  »in 
der  Bürgerlaad«  (Bürgerlade).  Im  Jahre  1787  wird 
Jakob  Fux  sein  Nachfolger,  dem  er  das  Geschäft  wohl 
noch  bei  Lebzeiten  abgetreten  hat.  Da  aber  noch 
Geigen  mit  der  Jahreszahl  1803  vorkommen,  so  scheint 
er  noch  als  Privatmann  weitergearbeitet  zu  haben. 
Seine  Geigen  sehen  denen  von  Jos.  Ferd.  Leidolff  sehr 
ähnlich,  sind  nach  Stainer  gebaut,  hoch  gewölbt  und 
haben  zarte  Ecken,  auch  die  Schnecke  ist  zierlich.  Der 
Boden  zeigt  gewöhnlich  klein  geflammtes  Ahornholz. 
Der   Lack   ist   dunkelbraun   und   durchsichtig. 

Geigenzettel :  Philippus  Jacobus  Wurm  fecit  Viennae, 
1778  (gedruckt). 

Wurmer,  Antonius.  —  Garmisch.    1767 

Seine  Arbeit  entspricht  der  Klotzschule;  er  war  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  ein  Mittenwalder,  da  auch  der 
1830  in  Garmisch  als  Forstwart  gestorbene  Cölestin 
Wurmer  —  vielleicht  ein  Bruder  unseres  Geigenmachers 
—  am  6.  August  1773  in  Mittenwald  geboren  war. 

Geigenzettel:  Antonius  Wurmer,  in  '  Garmisch,  .Anno 
1 767  (gedruckt). 


Wutzlhofer  (Wutzelhofer),  Bernhard. — Brunn. 
Geb.  um  1785,  tum  1865 

Sohn  von  Sebastian  W.  und  wohl  auch  dessen  Schüler. 
Er  wurde  im  Jahre  1809  Bürger  und  stand  der  väter- 
lichen Werkstatt  jahrelang  als  Werkführer  seiner 
Mutter  vor.  Im  Jahre  1853  erscheint  er  als  Besitzer  des 
Hauses,  das  schon  sein  Vater  von  der  Witwe  des 
Geigenmachers  Hentschl  erworben  hatte.  Er  war  ge- 
schickt und  hat  recht  gute  Violinen  gemacht,  die  als 
lobenswerte  Kopien  nach  Stradivari  gelten  können.  Die 
Firma  bestand  noch  nach  1880.  Sein  Nachfolger  ist 
Josef  Kliment. 
Geigenzettel :  Abb.  829. 

Wutzelhofer,  Sebastian.  —  Brunn.    1 782.  f  vor 

1827 

Er  wurde  als  »incorporierter  Lauten-  und  Geigen- 
macher«  am  3.  Mai  1 782  Bürger  von  Brunn  und  wohnte 
in  der  hinteren  Rathausgasse  Nr.  228  (jetzt  Schwert- 
gasse Nr.  8),  und  zwar  noch  1806.  Das  Haus  gehörte 
ursprünglich  der  Witwe  des  Geigenmachers  Hentschl. 
Im  Jahre  1827  ist  Sebastians  Witwe  Anna  Besitzerin 
des  Hauses.  Wutzelhofer  war  demnach  der  Nachfolger 
Hentschls  und  vielleicht  auch  dessen  Schüler.  Er  steht 
als  tüchtiger  Meister  in  gutem  Andenken. 
Geigenzettel:  Sebastian  Wurzelhofer  Fecit  Brün 
.Anno  1795  (gedruckt)  und  Abb.  832. 

Wyemann  s.  Weynmann 

Xeneumont,  Alexandre.  —  Lüttich.    181  1 

Mittelmäßiger  Geigenmacher,  der  ein  großes  Patron 
hatte  und  große  F-Löcher  schnitt. 

Yates,  Richard.  —  Ardwick.    Geb.  22.  Nov. 
1863  in  Salford 

Ein  guter  englischer  Geigenmacher,  der,  durch  das 
Büchlein  von  August  Riechers  angeregt,  sich  durch 
Selbststudium  entwickelt  hat.  Er  arbeitet  nach  Amati 
und  Stradivari.  Seine  Biographie  hat  Meredith-Morris 
in  »The  Strad«  12,  138  mitgeteilt. 
Geigenzettel :  Richard  Yates  No  .  .  .  39  Rylance 
Street  Ardwick      1900  (gedruckt). 

Yeats,  Henry.  —  London.    1905 

Wird  als  geschickter  Geigenmacher  bezeichnet. 

Yong.  —  Marseille.    1845.    1852 

Er  wohnte  Rue  de  Noailles  und  war  nur  Händler  und 
von  Hause  aus  gelernter  Holzblasinstrumentenmacher, 
doch  hielt  er  eine  Reparaturwerkstatt  und  beschäftigte 
in  derselben  auch  Geigenmacher. 

Yoole,  William.  — •  St.  Andrews.   Geb.  1806  in 
Ceres  (Fifshire),  f  1868 

Em  schottischer  Rechtsgelehrter  und  vorzüglicher 
Geiger,  der  von  Matthew  Hardie  und  seinem  Sohn  im 
Geigenmachen  unterwiesen  wurde  und  eine  Anzahl 
guter  Geigen  (Violinen,  Violen  und  Violoncelli)  ge- 
macht hat. 


York  —  Zach 


569 


York,  Gillis.  —  Northampton.   1610 

Das  Selhofsche  Auktionsverzeichnis  führt  zwei  Gam- 
ben auf,  die  erste  mit:  »Jorks  dvelling  Northamshire 
1610*  und  die  zweite  »Gillis  York,  Northamshire«. 
Daß  »dveUing«  das  erstemal  als  Familienname  ver- 
standen wurde,  kann  man  mehrfach  finden. 

Young,  C,  lebt  in    Indianapolis  als  Geigen- 

macher 
Young,  Dr.  Geo.  —  New  York.   1914 

Ein  begeisterter  Geigenfreund,  der  in  seinen  Muße- 
stunden recht  gute  Geigen  baut.  Er  verdankt  die  beste 
.Anleitung  dem  trefflichen  Hans  Tietgen,  der  seine 
Freude  an  diesem  Schüler  haben  kann.  In  seme  Geigen 
klebt  er  einen  Zettel  mit  dem  Namen  »Raimondi«  (den 
Familiennamen  seiner  Mutter,  einer  Itahenerm),  den  er 
als  Pseudonym  gewählt  hat,  nebst  einem  Dreieck  mit 
den  Initialen  seines  eigenen  Namens. 

Young,  James.  —  Montrose 
Neuerer  schottischer  Geigenmacher. 

Young, John.  —  London.  1724 

Sein  Sohn  Talbot  Young  war  Violinspieler.  Von  beiden 
ist  nur  der  Name  überliefert.  Sie  wohnten  in  St.  Pauls 
Church  Yard  und  führten  das  Ladenschild :  »at  the 
Dolphin  &  Crown".  Von  ihm  sagt  Purcell: 

»You  scrapers  that  want  a  good  fiddle  well  strung, 
You  must  go  to  the  man  that  is  old  while  he's 

Young. 
But  if  the  same  fiddle  you  fain  would  play  bold, 
You  must  go  to  his  son,  who   eil  be  Young  when 

he's  old. 
There  s  old  Young  and  young  Young,  both  men  of 

renrwn. 
Old  sells,  and  young  plays,  the  best  fiddles  in  town ; 
Young  and  old  live  together,  and  may  they  live  long, 
Young  to  play  an  old  fiddle,  old  to  seil  a  new  song. « 

Young,  John.  —  Aberdeen.    Geb.  um  1812  in 

Montrose,  f  1866  in  Aberdeen 
Ursprünglich  ein  Tabaksdosendrechsler;  er  verlegte 
sich  später  ganz  auf  das  Geigenmachen  und  ahmte  die 
Umrisse  des  Stradivarimodells  nach,  nahm  aber  die 
Wölbung  ziemlich  hoch.  Er  verwendete  einen  gelb- 
rötlichen Spirituslack.  Statt  des  Zettels  pflegte  er  meist 
nur  eine  Brandmarke:  »Young  Abdn.«  anzubringen. 
Geigenzettel :  J.  Yong     Maker  /  Aberdeen  (gedruckt). 

Young,  W.  —  London.    1728 

Er  soll  in  St.  Pauls  Churchyard  gewohnt  haben.  Mehr 
ist  über  ihn  nicht  bekannt. 

Youngman,  M. —Halifax.   1903 

Seine  Geigen  werden  von  Musikern  gelobt.  Er  arbeitet 
nach  guten  Vorbildern  und  verwendet  Whitelaws  Lack, 
gemischt  mit  Coffyn-Lack. 

Aabel,  August.  —  Tangermünde.    1812 

Wahrscheinlich  der  Sohn  von  Gottfried  Z.  und  wie 
dieser  ziemlich  unbedeutend. 


Zabel,  Gottfried.  —  Tangermünde.   1 792.  1 803 

Wahrscheinlich  ein  Schüler  von  Hildebrand.  Im 
übrigen  war  er  nur  ein  mittelmäßiger  Geigenmacher. 

Zach,  Carl.  —  Wien,  Budapest,  Mannheim. 
Darmstadt  usw.   1886.   1900 

Sohn  von  Thomas  Zach  und  dessen  Nachfolger.  1897 
hieß  die  Firma  Carl  Zach  &  Co.,  Kommanditgesell- 
schaft, griech.  Hoflieferanten,  Patentinhaber  usw.  Die 
Gesellschaft  löste  sich  noch  im  Jahre  1897  wieder  auf, 
und  J.  Lutz  übernahm  den  Instrumentenvorrat.  Zach 
imprägnierte  das  Holz  mit  Harz,  um  ihm  »Nahrung  zu- 
zuführen«, erzielte  jedoch,  wie  viele  andere,  damit 
keinen  Erfolg.  Er  verließ  Wien  und  versuchte  dann  an 
verschiedenen  Orten  seßhaft  zu  werden,  was  ihm  nur 
teilweise  gelang.  Die  Geigen,  die  während  des  Be- 
stehens der  Kommanditgesellschaft  hergestellt  wurden, 
tragen  Zettel  mit  dem  Namen  des  Prof.  Ernst  Fleischer. 

Geigenzettel :  (Links  und  rechts  von  der  Spitze  eines 
gleichschenkeligen  Dreircks  die  Initialen  G  Z,  im 
Dreieck  selbst  Kreuz,  über  den  Initialen  T  Z.)  Carl 
Zach,  Geigenmacher,  Sohn  des  Thomas  Zach  Ge- 
macht In  Wien  1888  (gedruckt). 

Zach,  Franz.  —  Bukarest.    1872.    f  1890 

Er  ließ  sich  als  Saiteninstrumentenmacher  in  Rumänien 
nieder  und  war  ein  Bruder  und  Schüler  von  Thomas 
Zach. 

Geigenzettel :  Franciscu  Zach    Elevu  fratele  lui  Toma 
Bucuresci  1881  ,  Reparat  (gedruckt). 

Zach,  Thomas.  — Budapest,  Szabadka,  Fünf- 
kirchen, Bukarest,  Wien.  Geb.  25.  Okt. 
1812inMale-Zi?ianyi.B..  t  I.Jan.  1892  in 

Wien 

Er  war  ursprünglich  Müllergeselle  und  lernte  erst  in 
späteren  Jahren  das  Geigenmachen  bei  J.  B.  Dvoiäk 
und  Sitt  in  Prag.  Er  kam  dann  zu  Joh.  B.  Schweitzer 
nach  Budapest,  bei  dem  er  viele  Jahre  tätig  war  und 
dessen  Nachfolger  er  später  wurde.  Natürliche  Ver- 
anlagung und  ernstes  Streben  ließen  ihn  zu  einem  be- 
sonders tüchtigen  Meister  heranreifen.  Nachdem  er 
15  Jahre  seiner  Werkstatt  vorgestanden,  verkaufte  er 
diese  an  J.  Schunda  und  fing  eine  Kaffeewirtschaft  an. 
Diese  Tätigkeit  befriedigte  ihn  aber  doch  nicht ;  nach- 
dem er  von  1863—1864  in  Szabadka,  von  1864—1865  in 
Fünfkirchen,  von  1865 — 1872  in  Bukarest  gelebt  hatte, 
wo  er  von  dem  Fürsten  Sturdza  viel  beschäftigt  wurde, 
siedelte  er  nach  Wien  über  und  kam  hier  bald  zu  Ruf 
und  Ansehen.  Auf  der  Wiener  Wehaussteliung  1873 
erhielt  er  die  Fortschrittsmedaille  für  ein  Streich- 
quartett nach  Guarneri,  das  unbestritten  als  das  beste 
erklärt  wurde.  Eine  Neuerung  fand  sich  am  Saiten- 
halter, wo  die  Saiten  durch  vier  der  Saitenlage  ent- 
sprechende Röhrchen  geführt  und  durch  Knöpfchen 
befestigt  wurden,  was  die  Vibration  regelmäßiger 
machen  sollte.  (Etwas  .Ähnliches  hat  übrigens  schon 
Spohr  versucht.)  Verheiratet  war  er  mit  Marie  Swoboda 
aus  Plänic.   Er   war   ohne   Zweifel   einer  der   besten 


570 


Zachar 


i.aiser 


Geigenmacher   seiner  Zeit;   seine   Geigen   sind   nach 
Stradivari  und  Guarneri  gebaut,  das  Holz  ist  gut  ge- 
wählt, der  Lack  schön,  wenn  auch  etwas  wachsartig  und 
nicht  sehr  haltbar. 
Geigenzettel :  Abb.  846. 

Zachar    (Zachat,     Zacher),     Maxlmihan.    — 
Breslau.  1730.   1770 

Er  verwendete  ein  großes,  hochgewölbtes  Modell  mit 
tiefer  Hohlkehle  und  meistens  gelben  Lack.  Eine  sehr 
große  Viola  d'amore  mit  acht  Spiel-  und  acht  Aliquot- 
saiten (Korpuslänge  43  cm,  27,8  cm  Breite)  von  muster- 
hafter Arbeit  und  mit  einem  Frauenköpfchen  am  Wirbel- 
kasten besitzt  Fritz  Wildhagen  in  Haiensee  b.  Berlin. 
Eine  gute  Viola  von  ihm  aus  dem  Jahre  1 735  besitzt 
Rob.  Leibbrand  in  Berlin.  Eine  Viola  d'amore  aus  dem 
Jahre  1730  mit  hübsch  geschnitztem  Knabenkopf  am 
Wirbelkasten  befindet  sich  in  Berlin  in  der  staatl. 
Sammlung  alter  Musikinstrumente  (Nr.  864),  ein 
gleiches  Instrument  von  1745  im  Schi.  Museum  für 
Kunstgewerbe  in  Breslau  (Nr.  124:  05).  Eine  jetzt  auf 
vier  Saiten  reduzierte  Viola  d'amore  von  ihm  besitzt 
Rechnungsrat  Friederich  in  Posen,  eine  Viola  von  1737 
Pfarrer  Greulich  in  derselben  Stadt. 
Geigenzettel:  Maxmilian  Zachat  fecit  /  Vratisl.  17. 
(gedruckt)  und  Abb.  853. 

Zacher,  Antonius. — Eichstätt.  1706.  1726 
Sohn  von  Franz  Z.  Die  Familie  Zacher  ist  in  den 
Kirchenbüchern  von  Eichstätt  in  der  ersten  Hälfte  des 
18.  Jahrhunderts  nachweisbar ;  der  Name  Anton  kommt 
jedoch  nicht  vor.  Er  kann  daher  in  Eichstätt  weder  ge- 
boren noch  gestorben  sein.  Nur  daß  er  in  dem  Pfarr- 
bezirk St.  Wallburg  wohnte,  geht  daraus  hervor,  daß  in 
der  Trauungsmatrikel  dieser  Pfarrei  seine  m  Rennerts- 
hofen  bei  Neuburg  a.  D.  am  20.  Oktober  1722  voll- 
zogene Trauung  eingetragen  ist.  Rennertshofen  war  der 
Wohnort  seiner  Braut  Margarethe  Pfister,  deren  Vater 
als  Schreiber  und  Goldschmied  bezeichnet  erscheint^). 
Zacher  war  damals  Witwer.  Auch  seine  erste  Frau 
Sybilla  Vogel  heiratete  er  in  Rennertshofen  am 
29.  Oktober  1706.  In  der  Matrikel  wird  er  ausdrücklich 
als  Sohn  des  Franz  Z.,  »chelista«  in  Ingolstadt,  be- 
zeichnet. In  den  Magistratsakten  wird  er  dagegen  1720 
ausdrücklich  als  Geigen-  und  Lautenmacher  erwähnt. 
Ein  Altquinton  rnit  einer  Schnecke  statt  Köpfchen  am 
Wirbelkasten  besitzt  die  staatl.  Sammlung  alter  Musik- 
instrumente in  Berlin  (Nr.  874).  Eine  Viola,  die  am 
Wirbelkasten  das  Köpfchen  der  Justitia  zeigte  und 
100  cm  lang  war,  wurde  1890  durch  Heberle  in  Köln 
versteigert. 

Geigenzettel:  Antonj  Zacher  Hochfürstl  /  Hoflauten- 
.    und  Geigenmacher  ;  in  Eichstätt  Ao.  1 725  (gedruckt). 

Zacher,  Franz.  —  Ingolstadt.    1700.    1706 

Der  Vater  von  Antonius  Z.  Seine  Geigen  haben  hohe 
Wölbung,  stark  ausladende  Ecken  und  meistens  dunkel- 
roten oder  rotbraunen  Lack.  Die  Arbeit  ist  ziemlich 
sauber,  das  Holz  oft  recht  gut.  Eine  große,  hochge- 
wölbte Viola  von  ihm  aus  dem  Jahre  1700mit  originellen. 


^)  Mitteilung  von  Prof.  Romstoeck  in  Eichstätt. 


an  Stainer  erinnernden  F-Löchern,  rotbraunem  Lack 
und  gemalten  Linien  statt  der  Einlage  besitzt  X.  Ker- 
schensteiner  in  Regensburg.  Sie  hat  einen  geschrie- 
benen Zettel :  Franz  Zacher  Lauttenmacher  /  in  Ingol- 
statt  1 700  (geschrieben).  —  Frantz  Zacher  /  Lauthen-  / 
macher  in  ingolstatt  /  1 706  (gedruckt). 

Zaenker  s.  Zenker 

Zafferrl.  —  ?   1784 

Kammermusikus  Rudel  in  Berlin  besitzt  eine  vorzüg- 
liche Violine  mit  dem  geschriebenen  Zettel:  Zafferri 
Physicus  perfecit  /  legibus  artis  anno  1784.  Arbeiten 
dieses  Zafferri,  der  sich  einen  Physikus  nennt,  sind  mir 
sonst  nicht  vorgekommen.  Die  Geige  verrät  eine  kunst- 
geübte Hand  und  ist  sorgfältig  durchgeführt;  auch  die 
Zargen  sind  eingelegt.  Die  F-Löcher  sind  klein  und 
eigenartig,  der  Lack  hellgelb,  der  Ton  voll  und  edel. 

Zaiser,  Eugen.  —  Bregenz.  Geb.  27.  Mai  1868 

in  Bregenz 

Als  Stiefsohn  des  städtischen  Musikdirektors  A.  Jaksch 
erhielt  er  eine  gründliche  musikalische  Ausbildung  im 
Geigen-  und  Klavierspiel  und  ist  auch  schon  als  Kom- 
ponist mit  Erfolg  aufgetreten.  Er  beschäftigte  sich  sehr 
frühzeitig  mit  dem  Geigenbau  und  wurde  dann  im 
Jahre  1892  von  Joseph  A.  Haff,  der  damals  in  Lindau 
wohnte,  unterrichtet.  Bis  1909  hatte  er  55  Violinen  ge- 
baut. Während  er  anfangs  das  Stainermodell  nach- 
ahmte, baut  er  jetzt  fast  ausschließlich  nach  Stradivari. 
Seine  besten  Arbeiten  sind  die,  die  eine  Nummer  von 
55  an  tragen.  Besondere  Sorgfalt  verwendet  er  auf  das 
Lackieren,  und  es  ist  ihm  nach  18  Jahre  langen  Ver- 
suchen wirklich  gelungen,  einen  Lack  herzustellen,  der 
viele  Eigenschaften  des  alten  Cremoneser  Lackes  auf- 
weist, den  er  nach  Belieben  auch  so  weich  machen 
kann,  daß  ein  Fingerabdruck  darauf  sichtbar  wird.  Er 
wählt  die  Farbe  je  nach  dem  Holze,  das  er  verarbeitet. 
Zwei  Violinen,  die  ich  von  ihm  in  Händen  hatte,  ent- 
sprachen sowohl  im  Ton  wie  im  Aussehen  hochge- 
spannten Anforderungen,  was  auch  von  verschiedenen 
Professoren  der  Konservatorien  in  Basel  und  Zürich 
beim  Vergleichsspiel  mit  echten,  alten  Instrumenten 
anerkannt  wurde.  Als  weitere  Anerkennung  seiner 
künstlerischen  Leistungen  darf  er  die  Tatsache  be- 
trachten, daß  die  Akademie  für  Musik  in  Wien  seine 
Stiftung  einer  Konzertgeige,  die  jährlich  dem  ersten, 
mit  dem  Staatspreis  ausgezeichneten  Violinisten  ver- 
liehen werden  sollte,  angenommen  wurde,  da  hierbei 
Voraussetzung  war,  daß  es  sich  um  ein  wirkliches 
Meisterinstrument  handeln  müsse,  da  nur  ein  solches 
als  Praemium  verliehen  werden  kann.  Nach  jahrelangen 
Versuchen  ist  es  ihm  auch  gelungen,  ein  neues  Geigen- 
modell zu  konstruieren,  das  die  heute  so  gesteigerten 
Anforderungen  der  Violintechnik  wesentlich  erleichtert 
und  zugleich  die  Tonschönheit  erhöht.  Da  er  alles  an 
seinen  Geigen  selbst  macht  und  jede  Mitarbeit  von 
Gehilfen  ablehnt,  sind  sie  einheidich  durchgeführte 
Kunstwerke  von  ausgesprochener  Eigenart.  —  Daß 
Zaiser  ein  erfindungsreicher  Kopf  ist  und  allerlei  wert- 
volle Erfindungen  auch  auf  anderen  Gebieten  gemacht 
hat,  sei  nur  nebenbei  erwähnt. 

Geigenzettel:  Eugen  Zaiser,   Bregenz.  /  No.  55.  1909 
(gedruckt). 


Zaller  —  Zanotti 


571 


Zaller,  Johann.  —  Brunn.    1806.   1808 

Ein  Lautenmacher,  der  1808  das  Bürgerrecht  erwarb. 
Im  Protokoll  der  Tischlerzunft  heißt  es  von  ihm  am 
30.  März  1806:  »Johann  Zaller,  gebürtig  von  Brunn  als 
Instrumenten  Baumelster  bey  der  hiesigen  Zunft  gegen 
dem  inkorporirt  worden,  das  er  keine  weitere  Tischler- 
arbeit als  bloße  Instrumenten  verfertigen  könne,  und 
das  ihm  die  Gesellen  nach  gebührendem  Range  zuge- 
lassen werden,  hat  erlegt  15  fl.« 

Zanabon.     Diesen   Namen    findet   man   ohne 

weitere  Angaben  bei  Valdrighi  (3483) 
Zander. — Stockholm.   1782 

Ein  schwedischer  Hofmusiker,  der  sich  mit  dem  Aus- 
bessern alter  Geigen  beschäftigte. 

Geigenzettel:  Reparerad  af  Kongl.  Hof-  /  Musicus 
Zander  1 782  (gedruckt). 

Zanetto,  Pietro.  —  Brescia.  Soll  1686(?)  noch 
gelebt  haben 

Mir  sind  mehrere  Violinen  mit  dem  Zettel:  Pietro 
Zanetto  di  Brescia  bekannt  geworden.  Die  Zettel  sind 
nicht  immer  einwandfrei  gewesen,  aber  die  Instrumente 
waren  im  Brescianer  Stil  gehalten  und  erinnerten  an 
Maggini.  Eine  Familie  Zanetto  ist  aber  in  Brescia  nicht 
nachweisbar.  Es  wäre  möglich,  daß  dieser  Pietro 
Zanetto  (=  Gianetto,  Koseform  von  Giovanni),  wenn 
er  überhaupt  gelebt  hat,  identisch  mit  dem  mutmaß- 
lichen Nachfolger  Magginis  Pietro  Santo  (Sanetto? 
Maggini)  sein  könnte,  ich  halte  es  aber  für  wahrschein- 
licher, daß  Pietro  Zanetto  m  Treviso  der  Taufpate  aller 
'>Zanetto«-Geigen  ist.  Mit  Zanetto  Michelis  oder 
Peregrmo  di  Zanetto  kann  dieser  Pietro  Zanetto  nicht 
in  Verbindung  gebracht  werden.  —  Eine  gute  Geige 
von  ihm  mit  doppelter  Einlage  besitzt  u.  a.  Lehrer 
K.  Kuhn  in  Reichenberg.  —  Vgl.  auch  Zanura. 

Zanetto  s.  Michelis 

Zanfi,Giacomo.  —  Modena.  Geb.  1756,  f  1822 

Er  war  Musiklehrer,  was  er  auch  auf  seinen  Zetteln 
betont.  Seiner  Arbeit  nach,  die  nicht  schlecht  ist,  dürfte 
er  sich  Cassini  zum  Vorbild  genommen  haben.  Er 
machte  Geigen  aller  Art  und  verwendete  einen  dunkel- 
gelben Lack.  Zwei  Kontrabässe  von  ihm  befanden  sich 
in  der  Sammlung  Valdrighi. 

Geigenzettel :  Jakobus  Zanf i  Musicae  professor  /  fecit 
Mutinae  1809  /  et  restauravit  1822  [G  Z  /  M  in  einem 
Kreis  stehend]  (gedruckt). 

Zani,  Francesco.  —  Reggio  (Emilia).     1724. 
1765 

Seine  Violinen  sind  gewöhnliche  Handwerksarbeit  ohne 
Stil  und  Kunstwert,  klingen  aber  manchmal  nicht  übel. 
In  seinen  geschriebenen  Zetteln  ahmt  er  gedruckte 
Buchstaben  nach. 

Zanoll  (Zaniol),  Giacomo.  —  Venedig,  Padua, 
Verona.  1740.  1757 

Sohn  des  Giov.  Batt.  Z.  Anfangs  arbeitete  er  in  Venedig 
und  war  1740/41  in  Padua.  Er  kehrte  jedenfalls  nach 


dem  Tode  seines  Vaters  nach  Verona  zurück,  wo  er  die 
ererbte  Werkstatt  übernahm.  Seine  Arbeit  ist  meistens 
ohne  höheren  Kunstwert,  doch  hat  er  auch  einzelne 
sehr  schöne  Violinen  gebaut,  eine  solche  besitzt  Hugo 
Seling.  Die  Wölbung  nimmt  Z.  gerne  nach  Guarneri 
und  bevorzugt  einen  braunrötlichen  Lack.  Seinen 
Venezianer  Zettel  scheint  er  sich  selbst  gesetzt  und  ge- 
druckt zu  haben. 

Geigenzettel:  Abb.  845  und  847. 
Zanoll    (Zanola),    Giov.  Battista.    —   Verona. 

1760.  1757 

Sehr  ungleich  arbeitender  Geigenmacher,  der  viele 
billige  Geigen  von  roher  Arbeit  hergestellt  hat,  die 
wenig  Italienisches  an  sich  haben.  Er  wendet  ein  ziem- 
lich flaches  Modell  an  und  hat  oft  einen  schlechten 
Lack.  Auch  seine  besseren  Geigen  haben  keine  schönen 
Umrisse  und  auffallend  kleine  F-Löcher.  Aber  man 
sieht  doch,  daß  er,  wenn  er  wollte,  ganz  gut  arbeiten 
konnte  und  sich  auf  das  Holz  verstand.  Sein  Modell  ist 
nicht  ohne  Eigenart:  obere  Breite  162  mm,  untere  198, 
Abstand  der  Ecken  voneinander  oben  nur  142  mm, 
unten  1 65  mm,  Höhe  der  Wölbung  samt  Zargen  67  mm . 
Die  Schnecke  ist  oval. 

Geigenzettel:  Joannes  Baptisla  Zano-  /  li  in  Verona 
17  .  .  (gedruckt).  —  Joannes  Baptista  Zanola  /  Verona 
17  .  .  (gedruckt).  —  Joannes  Baptista  Zanoll  /  Verone 
fecit  17  .  .  (gedruckt).  (Auf  anderen  Zetteln  vor  der 
Jahreszahl :  anno.) 

Zanoll,   Valentino  (?).  —  Venedig.     1733(?).. 

1783 

Vielleicht  ist  Zanoli  (=  Gianole)  die  Koseform  des 
Taufnamens,  und  statt  Valentino  »Valonini«  zu  lesen. 
Die  Geige,  die  ich  von  ihm  in  Händen  hatte,  trug  einen 
kaum  mehr  lesbaren  Zettel,  war  von  mittlerer  Größe 
und  erinnerte  an  deutsche  Arbeit.  Der  Ton  war  leidlich 
gut.  Sollte  er  doch  zur  Familie  Zanoli  gehören,  könnte 
er  ein  Sohn  von  Giovanni  Battista  gewesen  sein. 

Zanotti,  Antonio.  —  Mantua.    1709.    1740 

Er  stammte  aus  Lodi  und  war  ein  tüchtiger  Meister, 
dessen  Arbeit  an  Pietro  Guarneri,  manchmal  auch  an 
Guadagnini  erinnert.  Er  gebrauchte  ein  flaches  Modell, 
braungelben  Lack  und  verschiedene  Zettel.  Zwei 
Violinen  von  ihm  besitzt  Prof.  Cav.  Fr.  Pasini  in 
Brescia.  Eine  sehr  schön  klingende  Violine  von  ihm 
besitzt  Stefi  Geyer. 

Geigenzettel :  Antonius  Zanotus  Lodegianus  /  Mantua 
1 709  (gedruckt).  —  Antonius  Zanotus  fecit  /  Mantuae 
anno  17  .  .  (gedruckt).  —  Antonius  Zanottus  Lodegia- 
nus /  fecit  Mantuae,  sub  Titulo  Fortunae  '  1727  (ge- 
druckt). 

Zanotti  (Zannotti),  Christofano.  —  Modena. 
1685 

Er  wird  als  Bogenmacher  in  einer  Urkunde  von  1685 
erwähnt  (Valdrighi  S.  283),  war  aber  wohl  Geigen-  und 
Lautenmacher,  da  damals  die  Bogenmacherei  für  sich 
schwerlich  betrieben  wurde. 


572 


Zanotti  —  Zenker 


Zanotti,  Giuseppe.  —  Placenza.    Um  ]700 

Ein  Meister  dritten  Ranges,  der  vielleicht  Brescianer 
und  Cremoneser  Geigen  gekannt  hat,  aber  nicht  nach- 
zuahmen verstand  - —  wenn  die  Geigen  mit  seinem 
Namen  überhaupt  echt  waren. 

Zanti,  Alessandro.  —  Mantua.    1765.    1819 

Er  arbeitete  nach  den  Modellen  von  Stradivari  und  Pet. 
Guarneri.  Seine  Arbeit  ist  gut,  ebenso  der  Ton,  nur  sein 
Lack  ist  geradezu  schlecht  zu  nennen,  .^uch  ein 
Domenico  Zanti  kommt  in  Mantua  vor. 

Geigenzettel:  Abb.  852. 
Zanura  (Zanure),  Pletro.  —  Brescia.  ?  1509(?) 

Eine  Viola  mit  rundem  Schalloch,  nicht  viel  breiter  als 
eine  Pochette,  die  den  Übergang  vom  Rebec  zur  Geige 
illustriert,  mit  Zanuras  Namen  besitzt  George  H.  M. 
Muntz  in  Birmingham;  sie  war  1872  unter  Nr.  106  im 
Kensington-Museum  in  London  ausgestellt.  Der  Name 
»Pietro  Zanura«  kommt  in  Brescia  nicht  vor,  so  wenig 
wie  ein  »Pietro  Zanetto«,  wohl  aber,  wie  Livi  nach- 
weist, eine  Familie  Zamara,  in  dieser  aber  auch  kein 
Pietro.  Wenn  es  wirklich  einen  Geigenmacher  Zanura 
gegeben  hat,  dann  lebte  er  sicher  nicht  m  Brescia,  und 
wenn  die  Ortsangabe  nicht  fingiert  ist,  käme  vielleicht 
Brixen  als  Wohnort  in  Frage. 
Geigenzettel:  Petrus  Zanura  Bnxiae  (gedruckt). 

Zara,  Caspare.  —  Pontremoli.    1896.    1902 

Im  Besitz  eines  Lehrers  in  Capodistria  sah  ich  zwei 
gutgearbeitete  Violinen  mit  seinem  Namen. 

Zarski,  Tol.mir.  —  Warschau.    1892.  f  in  Prag    Zeiz 
um  1900 

Ein  Maschinentechniker,  der  sich  aus  Liebhaberei  mit 
dem  Geigenmachen  beschäftigte  und  wohl  nur  geringe 
Vorkenntnisse  besaß.  Er  strebte  eine  Tonverbesserung 
an,  die  ihm  freilich  nicht  gelang,  obwohl  er  behauptete, 
je  nach  Wunsch  Stradivari-  oder  Guarnen-Ton  (?) 
herstellen  zu  können.  1894  stellte  er  in  Lemberg  eine 
Viola,  ein  Violoncell  usw.  aus  und  hat  sich  hierauf  ganz 
auf  das  Geigenmachen  verlegt.  Eine  Zeitlang  hielt  er 
sich  in  Wien  auf;  in  Prag  wohnte  er  Haus  Nr.  475  I. 


Zaubitzer,  A.  —  Köln,  f  1903 

Die  Geigen,  die  mit  seinem  Namen  vorkommen,  soll  er 
nicht  selbst  gemacht  haben. 

Zecherkopf,  Ariossi  (?).  —  Eichstätt.    1718 

Ein  Nürnberger  Händler  besaß  eine  Viola  da  Gamba, 
die  angeblich  einen  Zettel  mit  diesen  sonderbaren 
Namen  enthielt,  der  wohl  durch  schlechtes  Lesen  aus 
»Antoni  Zacher  hochf(ürstl.  Lautenmacher)«  ent- 
standen sein  wird. 

Zeffirmi.Onofrio.  —  Cortona.  f  7. August  1580 

Ein  seinerzeit  berühmter  Orgelbauer,  der  auch  allerlei 
Saiteninstrumente  und  Lauten  gemacht  hat.  Auch  sein 
Sohn  und  seine  Enkel  usw.  sollen  als  Orgelbauer 
tüchtig  gewesen  sein,  so  Lorenzo,  der  Sohn  Giacomos, 
Francesco,  der  Sohn  Andreas  (im  16.  Jahrhundert)  und 
Luca.  der  Sohn  Bernardinos  (im  17.  Jahrhundert). 


Zehnch  (Zihnch),  Anton.  —  Chemnitz.    1842 

Eine  sehr  dilettantisch  gebaute  Violine  trug  seinen 
schwer  leserlichen  Namen.  In  Chemnitz  ist  er  in  den 
Meldebüchern  usw.  nicht  zu  finden  gewesen. 

Geigenzettel:  Anton  Zehrich  aus  Kemnitz  1842  (ge- 
schrieben). 

Zeidler.  —  18.  Jahrhundert 

In  einer  nach  Stainer  gearbeiteten,  braunlackierten 
Violine  ohne  Einlagen,  mit  Buchenholzschnecke  (die 
noch  das  beste  an  dem  ganzen  Instrument  war),  mit 
Buchsbaumwirbeln  und  einem  mit  Ebenholz  furnierten 
Griffbrett  fand  sich  der  folgende  geschriebene  Zettel, 
auf  dem  der  Vorname  nicht  mehr  lesbar  war  (Ferdi- 
nand?) In  Hirschberg  i.  Schi,  selbst  war  eine  Familie 
Zeidler  nie  ansässig. 

Geigenzettel :  .  .  .  .  nd  Zeidler  /  Instrumentenmacher 
bey  Hirschberg  (gedruckt). 

Zeihe,  Heinrich  Louis.  —  Leipzig 

Er  war  bis  etwa  1896  in  Leipzig  ansässig,  machte  seine 
Geigen  aus  gutem,  Jahrhunderte  altem  Holze  und  war 
nicht  untüchtig  in  seiner  Arbeit. 

Zeitler,  Carl  Adolf.  —  Geb.  19.  Juh  1871,  lebt 
als  Geigenmacher  in  Markneukirchen 

Zeltler,  Fr.  —  Braunschweig.   1835 

Er  machte  Geigen  und  Klaviere.  Vermutlich  waren 
seine  Klaviere  besser  als  seine  Geigen,  an  denen  wenig 
zu  loben  ist. 


Name  auf  seinem  Reparaturzettel  ohne  Orts-  und  Zeit- 
angabe. 

Zelas,  Michel.  —  Genua 

Er  gehört  wahrscheinlich  dem  18.  Jahrhundert  an  und 
war  vielleicht  verwandt  mit  M.  Sellas  in  Venedig.  Eine 
Theorbe  im  Konservatorium  zu  Brüssel  (Nr.  544)  zeigt 
gute  Arbeit. 

Geigenzettel :  Michel  Zelas  in  Genova  (gedruckt). 


Zelle,  Christian.  —  Hamburg 

Ein  Instrumentenmacher,  der  am  H.August  1722 
Bürger  wurde. 

Zenatto,    Pietro.    —    Treviso.      1680.      1694. 

(Nach  anderen  schon  1634  oder  1641  ?) 

Obwohl  er  in  gewissem  Ansehen  stand,  ist  er  bisher 
doch  nur  als  wenig  hervorragender  Violenmacher  be- 
kannt geworden.  Eine  Viola  da  spalla,  eine  sechssaitige 
Gamba,  sechs  Violoncelli  und  drei  Bässe  (darunter 
einer  von  ungewöhnlicher  Größe)  von  ihm  besitzt  die 
Sammlung  Correr  in  Venedig,  eine  Baßviola  Alfred 
Keil  in  Lissabon. 

Geigenzettel :  Petrus  Zenattus  fecit  laurvisi  anno  16  .  . 
(gedruckt)  und  .Abb.  850. 

Zenker,  Gottfried.  —  Rumburg.    1813 

Seine  Geigen  haben  eine  ziemlich  hohe  Wölbung,  die 
Umrisse  erinnern  an  Stainer  und  Amati.  Er  verwendete 


Zencker  —  Zimmer 


573 


gutes,  engjähriges  Deckenholz,  v/enig  geflammtes 
Ahornholz  und  gelbbraunen  Lack.  Der  Boden  ist  m  der 
Regel  zweiteilig. 

Geigenzettel:  Gottfried  Zenker  ;  Geigenmacher  / 
Rumburg  i.  Böhmen  /  1813  (geschrieben). 

Zencker,  Heinrich  Gottlob.  —  Schreiberhau 
i.  Schi.    Anfang  des  19.  Jahrhunderts 

Seinen  Zettel  veröffentlicht  P.  de  Wit.  Im  Gemeinde- 
archiv in  Schreiberhau  findet  sich  kein  Eintrag,  der 
über  ihn  Auskunft  geben  könnte.  Geigen  von  ihm  habe 
ich  nicht  kennengelernt. 

Geigenzettel :  Heinrich  Gottlob  Zencker  /  Geigen  und 
Instrumentmacher  /  in  Schreiberhau  (gedruckt). 

Zenker,  Johann  Christian.  —  Hermsdorf.  1 745 

Ein  nicht  ungeschickter  Geigenmacher,  vielleicht  der 
Vater  der  beiden  vorhergenannten.  Eine  gute  Viola  von 
ihm  besitzt  Hr.  v.  Stäben  in  Hirschberg  i.  Schi. 

Geigenzettel :  Johann  Christian  Zänker  Lautten-  und 
Instrumentenmacher  in  Hermsdorf  unterm  Kynast. 
1745  (gedruckt). 

Zentis,  Girolamo  (Hieronymus)de.  —  Viterbo, 
Rom.  1633.  1680 

Ein  berühmter  Zembalomacher,  der  außer  Klavi- 
zimbeln  auch  Lauten  gebaut  hat.  Eine  Theorbe  von 
ihm  besaß  Dvoi'ak  in  Prag.  Er  ist,  wie  G.  Kinsky  ver- 
mutet, identisch  mit  Gerolamo  de  Leutis. 

Zerboni,  Antonio.  —  Mailand.   1829 

Gust.  Siefert  besitzt  eine  kleine  Viola  von  ihm,  gut  im 
Ton,  rötlich  lackiert,  mit  dem  gedruckten  Zettel: 
Antonio  Zerboni  /  a  Milano  1829  (gedruckt). 

Zesserini  soll  der  Name  eines  am  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  geschätzten  italienischen 
Geigenmachers  gewesen  sein,  bei  dem  u.  a. 
auch  Lorenz  Küntzel  gelernt  haben  will 

Zettler.  —  (Füssen?).    17.  18.  Jahrhundert 

Eine  sechssaitige  Diskantlaute  aus  Wurzelahorn  besitzt 
E.  Löwenfeld  in  Wien.  Sie  trägt  einen  verstümmelten 
Zettel  mit  dem  Namen:  'Zettler  .  .  .  Der  Arbeit  na:h 
rührt  sie  von  einem  Meister  der  Füssener  Schule  des 
18.  Jahrhunderts  her.  Die  Zettler  waren  jedoch  in 
Füssen  selbst  nicht  einheimisch,  wohl  aber  in  der 
Kemptener  Gegend,  wo  sich  der  Name  bis  in  den  An- 
fang des  15.  Jahrhunderts  zurückverfolgen  läßt. 

Zettler,  Andreas.  —  Wien.   1837 

Er  wird  in  Schuberts  Lexikon  als  tüchtiger  Geigen- 
macher hervorgehoben:  auch  in  J.  G.  Albrechtsbergers 
sämtlichen  Schriften  über  Generalbaß,  Harmonielehre 
und  Tonsetzkunst  (Wien  1837)  wird  er  in  der  Reihe  der 
damals  in  Wien  arbeitenden  Geigenmacher  aufgezählt; 
doch  gelang  es  mir  nicht,  eine  Geige  von  ihm  aufzu- 
treiben. Seinem  Zettel  nach  war  er  auch  nicht  Geigen-, 
sondern  Gitarrenmacher,  er  wird  also  wahrscheinlich 
Geigen  nur  repariert  haben. 

Geigenzettel:  Abb.  851  (Kupferstich). 


Zeyden,  van  der,  siehe  v.  d.  Syde 
Zharski,  Ignatz.  —  Lemberg.    1847 

Ist  mir  nur  durch  einen  Reparaturzettel  bekannt  ge- 
worden. 

Geigenzettel:  Ignatius  Zharski  repa-  ,  ravit  Leopoli 
1847  (gedruckt). 

Zlanni,  Pietro. —Bologna.   1748.    1750 

Er  hatte  ein  schmales  und  flaches  Patron,  verarbeitete 
gutes  Holz,  war  aber  kein  großer  Künstler.  Dr.  Lieber- 
son  in  Charlottenburg  besitzt  eine  Violine  von  ihm. 

Geigenzettel :  Petrus  Zianni  fecit  /  Bononiae  anno  1 750 
(gedruckt).  —  Pietro  Zianni ,  Bologna  1748  (gedruckt). 

Zidrich,  Jakob.  —  Brunn.   1824 

Ein  wenig  bekannter  Instrumentenmacher,  der  1824 
das  Bürgerrecht  erwarb. 

Ziegner,  Herold.  —  Berhn.   1906.   1920 

Guter  Geigenmacher  der  Gegenwart,  der  bei  Ernst 
Keßler  gearbeitet  hat  und  auf  der  Weltausstellung  1911 
in  Turin  gut  vertreten  war.  Er  verwendet  geschriebene 
Zettel  und  macht  seine  Geigen  in  allen  Teilen  eigen- 
händig. Er  baut  sie  über  Form  und  gebraucht  aus- 
schließlich Öllack. 

Ziernicki.  —  Krakau 

Ein  von  A.  Grabowski  erwähnter  Instrumentenmacher, 
der  eine  Art  Hackbrett  erfunden  hat. 

Zielinski,  Polikarp.  —  Warschau.   1850 

Vermutlich  aus  Rudka  stammend.  Der  Arbeit  nach 
könnte  er  ein  Schüler  Kanigowskis  gewesen  sein.  Be- 
kannter ist  sein  Bruder  Michael  Z.,  der  ursprünglich 
Musiker  war,  1833  nach  Frankreich  ging,  um  Geigen- 
macher zu  werden,  und  schließlich  Klavierbauer  wurde. 

Zillioli,  Domenico.  —  Parma.   1792 

Es  gibt  einige  gute  Geigen  mit  diesem  Namen,  den 
auch  Valdrighi  (4478)  aufzählt. 

Zimbelmann,  Fihppo.  —  Florenz.   1661 

Sohn  des  Pietro  Z.  Ein  Deutscher,  der,  wie  zu  seiner 
Zeit  viele,  in  Italien  als  Geigen-  und  Lautenmacher- 
gehilfe  einwanderte,  wo  er  ang- blich  erst  in  Florenz  bei 
Giovanni  Suover  arbeitete  und  sich  dann  selbständig 
machte. 

Zimmer,   Karl.  —  Erlbach  i.  S.    Geb.    1848, 

.    t  1882 

Em  talentvoller  Geigenmacher,  der  als  Gehilfe  m  den 
ersten  deutschen  Werkstätten  gearbeitet  hat.  Da  er  nur 
wenige  Jahre  selbständig  war  und  jung  starb,  hat  er 
nicht  sehr  viel  Geigen  gemacht ;  die  wenigen,  die  seinen 
Namen  tragen,  werden  jedoch  sowohl  wegen  ihrer 
.Arbeit  als  wegen  ihres  Tons  geschätzt. 

Zimmer,  K.  Otto.  —  Budapest.   Geb.  20.  Dez. 
1865  in  Erlbach  i.  S. 

Schüler  seines  Bruders  Karl  Z.  Zu  seiner  weiteren  Aus- 
bildung ging  er  zunächst  nach  Dresden,  wo  er  bei 


574 


Zimmer         Zöphel 


Jühling  und  Weichhold  arbeitete,  später  nach  Leipzig 
und  Ostpreußen,  von  wo  er  1892  nach  Budapest  be- 
rufen wurde.  Schon  in  Dresden  machte  er  1887  selb- 
ständig eigene  Geigen,  die  von  Kennern  gelobt  wurden, 
so  daß  er  nichts  unversucht  ließ,  was  ihm  die  Möglich- 
keit gewährte,  seine  Fähigkeiten  besser  zu  entwickeln. 
Im  Jahre  1896  eröffnete  er  in  Budapest  seine  eigene 
Werkstatt  und  macht,  zumeist  nach  Stradivari,  sowohl 
Geigen  als  Violoncelli.  Besondere  Sorgfalt  verwendet 
er  auf  die  Ausarbeitung  seiner  Instrumente,  die  er  rot, 
gelb  oder  braun  lackiert  mit  einem  von  ihm  selbst  her- 
gestellten BernsteinöUack,  der  sich  bewährt  hat.  Er  hat 
auf  der  Millenniums-Ausstellung  in  Budapest  schon  als 
Gehilfe  einen  ersten  Preis,  auf  der  Pariser  Weltaus- 
stellung 1900  die  silberne  Medaille  erhalten. 

Geigenzettel:  Abb.  844. 


Zimmer,  Max.  —  Nürnberg.    Geb.  29.  März 
l874inGroßzöbern(Vogtl.) 

Zuerst  Schüler  seines  Bruders,  des  Zithermachers  Otto 
Z.,  arbeitete  dann  in  Worms  und  in  der  Schweiz,  zu- 
letzt bei  Haslwanter  in  München,  und  machte  sich  im 
Jahre  1898  in  seinem  väterlichen  Hause  in  Roßbach  bei 
Adorf  selbständig.  Er  verlegte  1906  seine  Werkstatt 
nach  Nürnberg  und  begann  außer  Zithern  auch  Lauten 
und  Geigen  zu  bauen.  Er  studierte  die  besten  alten  und 
neuen  Vorbilder  und  erwarb  sich  durch  saubere  Arbeit 
und  durch  die  Tonschönheit  seiner  Instrumente  sehr 
bald  Anerkennung  in  weiten  Kreisen.  Seit  er  1918  aus 
dem  Weltkrieg  heimkehrte,  hat  er  vorzugsweise  Geigen 
nach  Stradivari  und  Guarneri  gebaut,  die  er  zumeist 
mit  Ollack  versieht.  Seine  Arbeiten  tragen  in  der  Mitte 
des  Bodens  die  Buchstaben  »M.  Z.  N.«  als  Brandmarke 
und  seinen  Zettel.  Er  besitzt  die  goldene  Medaille  der 
Nürnberger  Ausstellung. 

Geigenzettel:  Max  Zimmer  /  Instrumentenbauer  / 
Nürnberg  [mit  Vignette:  Lautenspieler  und  Jahres- 
zahl] (gedruckt). 

Zimmer,  Oskar,  genannt  Färber.  —  Geb.  1 1 .  Mai 

1870  m  Markneukirchen 

Schüler  von  Gustav  Roth  und  der  Fachschule  seiner 
Vaterstadt,  die  er  mit  Auszeichnung  absolvierte.  Seine 
Ausbildung  schloß  er  als  Gehilfe  bei  Hans  Jaeger,  Emil 
Hjorth  in  Kopenhagen  und  Piegendorfer  in  Augsburg 
ab.  Heimgekehrt  eröffnete  er  seine  eigene  Werkstatt, 
die  sich  bereits  des  besten  Rufs  erfreut.  Er  betätigt  sich 
als  sorgfältig  arbeitender  Reparateur  und  zeichnet  sich 
auch  im  Neubau  von  Streichinstrumenten  und  Lauten 
aus.  Er  verwendet  Spiritus-  und  Öllack  und  versieht 
seine  neuen  Instrumente  auf  dem  Boden  mit  dem 
Brandstempel:  »Färber«. 

Zimmermann.    —    Justingen    (O.-A.    Mün- 
singen, Württemberg).   1850.   1860 

Ein  Schullehrer,  der  aus  Liebhaberei  Geigen  nicht 
ungeschickt  machte  und  zu  guten  Preisen  verkauft 
hat. 


Zimmermann,  Julius  Heinrich. —  Petersburg, 
Moskau,  Leipzig,  Berlin,  Riga  und  London. 
Geb.  in  Sternberg  i.  M.   1851 

Fabrikant  von  Musikinstrumenten  (Saiten-,  Blech-  und 
Holzinstrumenten);  errichtete  sein  Geschäft  1876  in 
Petersburg,  1882  in  Moskau,  1886  in  Leipzig  und  1905 
in  Riga;  beschäftigt  in  den  genannten  Städten  als  Werk- 
stattleiter tüchtige  Fachleute  wie  Robert  Hammig, 
Reichel,  Roth,  Bohlig,  Fischer  und  Paulowitsch.  In 
seinen  neu  eingerichteten  Werkstätten  werden  jetzt 
auch  Luxuslauten  und  Gitarren  in  künstlerischer 
Vollendung  angefertigt.  Auch  unterhält  er  ein  reich- 
haltiges Lager  alter  Saiteninstrumente. 
Geigenzettel:  Jul.  Heinr.  Zimmermann.  /  Leipzig, 
18  .  .  .  No.  .  .  .  (gedruckt).  —  Jul.  Heinr.  Zimmer- 
mann /  St.  Petersburg,  18  .  .  .  No.  .  .  .  (gedruckt).  — 
Jul.  Heinr.  Zimmermann  /  Moskau,  18...  No.  .  .  . 
(gedruckt)  Jul.  Heinr.  /  Zimmermann  /  Leipzig- 
Berlin  19  .  .  (gedruckt). 

Zimmermann,  Matias.  —  St.  Polten 

Ein  Geigenmacher,  der  1677  Bürger  der  Stadt  St. 
Polten  wurde,  von  dem  mir  jedoch  bisher  keinerlei 
Arbeiten  zu  Gesicht  gekommen  sind. 

Zimmermann,  W.  W.,  hat  ein  Geigengeschäft 
in  Riga 

ZIpres  (?)  in  Schongau 

Ein  von  Trautmann  erwähnter  Lautenmacher  des 
16.  Jahrhunderts.  Da  im  Schongauer  Stadtarchiv  an- 
scheinend keinerlei  Akten  erhalten  sind,  die  sich  auf 
die  einst  dort  ansässigen  tüchtigen  Lautenmacher  be- 
ziehen, ist  es  mir  vorläufig  nicht  möglich,  zu  erraten, 
wie  der  Name  wirklich  gelautet  haben  muß,  den  Traut- 
mann sicher  schlecht  gelesen  hat.  (Vielleicht  Ziprer, 
Zipperer?) 

Zobel,  Wenzeslaus.  —  Budapest.   1786 

Seiner  Arbeit  nach  dürfte  er  aus  der  gleichen  Schule 
wie  Sebastian  Dalinger  in  Wien  hervorgegangen  sein, 
wenn  er  nicht  selbst  ein  Dalingerschüler  war.  Seine 
Geigen  erinnern  so  an  die  frühen  Arbeiten  Dalingers, 
daß  diese  Annahme  gerechtfertigt  erscheint. 
Geigenzettel :  Abb.  848. 

Zöccoli,  Pietro.  —  Modena.  1753 

Er  war  nach  einer  unverbürgten  Angabe  ein  Schüler 
von  Domenico  Bonardi.  Seine  Geigen  haben  gutes  Holz, 
kleine  Schnecke  und  weite  F-Löcher.  Der  Ton  ist 
unbedeutend. 

Zölch,  Julius,  arbeitete  im  letzten  Jahrzehnt 
des  19.  Jahrhunderts  als  Geigenmacher  in 
Fleißen 

Zöphel,  Adolf.  —  Magdeburg.  Geb.  1874  in 
Gürth  bei  Bad  Elster 

Er   lernte   drei    Jahre   lang   in    Markneukirchen    bei 
E.  Hermann  Petzold  und  kam  1 893  zu  Faßmann  nach 


Zofahl  —  Zunterer 


575 


Magdeburg,  1897  leitete  er  selbständig  eine  Geigen- 
macherwerkstatt  und  begründete  1899  sein  eigenes  Ge- 
schäft, in  dem  er  vielen  Zuspruch  findet.  Er  bereitet 
seinen  Lack  selbst  und  baut  Geigen  und  Violoncelli, 
hauptsächlich  aber  beschäftigt  er  sich  mit  Reparaturen. 
Er  besitzt  mehrere  Medaillen  und  andere  Aner- 
kennungen. 

Zofahl  (Zofall),  Georg.  —  Budapest.    1837 
Mittelmäßiger  Geigenmacher. 

Zofahl,  Rudolf.  —  Budapest.    Um  1850 

Vielleicht  der  Sohn  von  Georg  Z.  und  mit  diesem 
gleichvi'ertig. 

Zolfanelli,  Giuseppe.  —  Florenz.    1690.    1697 

Sohn  des  Francesco  Z.  Er  machte  allerlei  Musik- 
instrumente, hat  aber  auf  keinem  Gebiete  etwas  Her- 
vorragendes geleistet. 

Zoller,   Oswald.   —    Innsbruck.     Geb.    1774, 

t  28.  Dezember  1816 

Er  war  Instrumentenmacher.  Da  der  Magistrat  von 
dem  sich  um  die  Zulassung  als  Instrumentenmacher  an 
Stelle  Zollers  bewerbenden  Joh.  Fritz  die  selbständige 
Anfertigung  einer  neuen  Geige  verlangte,  so  ist  anzu- 
nehmen, daß  auch  dieser  sich  als  Geigenmacher  be- 
tätigte. Arbeiten  von  ihm  kenne  ich  jedoch  nicht. 

Zollner  (Zöllner),  Salomon.  —  ?    1791 

Eine  achtsaitige  Laute  von  ihm  findet  sich  in  der 
Sammlung  Henri  Gosselins. 

Zorzi  s.  De  Zorzi 

Zublrch    (Zubisch?),    Johann    Friedrich.    — 

Breslau.  1778 

Ziemlich  selten  vorkommender  Geigenmacher,  dessen 
Arbeit  nicht  ungeschickt  ist. 

Geigenzettel :  Johann  Friedrich  Zubirch  /  Lauten-  und 
Geigenmacher  /  in  Breslau  a.  1778  (geschrieben). 

Zucchi,  Giovanni.  —  Finale-Emilia  (Modena). 
1890 

Sohn  des  Carlo  Z.  Er  ist  mir  nur  als  Mandohnen-  und 
Gitarrenmacher  bekannt  geworden;  auch  Valdrighi 
(4481)  erwähnt  ihn. 

Zudeck  (?),  Christoph.  —  (Schwarzwald).  1 701 

In  einer  Viola,  die  an  Füssener  Vorbilder  erinnert,  mit 
hohen  Zargen,  innen  ohne  Reifchen,  aber  gut  lackiert, 
findet  sich  der  im  Namen  nicht  sicher  lesbare  (Ludeck?) 
Zettel:  Christoph  Zudeck,  Viol  Schnützer  /  von 
Schwartzwaldt  Anno  1701  (geschrieben). 

Züst,  J.  E.  —  Zürich.  Geb.  1864  in  St.  Gallen 

Schüler  von  Wilhelm  Marks  in  München,  arbeitete  als 
Gehilfe  in  Linz  a.  D.,  Straßburg  i.  E.,  Wiesbaden, 
Kreuznach  und  Hildesheim,  machte  sich  1886  in  St. 
Gallen,  wo  sein  Vater,   ein  tüchtiger  Organist   und 


Orgelbauer,  seit  1840  einen  Instrumentenhandel  be- 
treibt, selbständig  und  siedelte  1893  nach  Zürich  über. 
Er  hat  sich  nicht  nur  durch  seine  selbstgebauten  Vio- 
linen, Violen  und  Violoncelli,  bei  denen  er  die  Jos. 
Guarnerimodelle  bevorzugt,  einen  guten  Namen  ge- 
macht, sondern  besitzt  auch  einen  ausgezeichneten  Ruf 
als  Reparateur.  Von  Bedeutung  sind  seine  Erfolge  in 
der  Nachahmung  alter  italienischer  Lackierungen.  Für 
seine  Streichinstrumente  hat  er  verschiedene  erste 
Preise  erhalten;  er  arbeitet  mit  vier  Gehilfen  und 
handelt  auch  mit  alten  Meisterinstrumenten. 

Geigenzettel :  Abb.  849. 

Brandmarke:  Nr.  17. 

Zugolo,  Pietro.  —  Udine.  f  1888 

Geschätzter  Geigenmacher.  Vielleicht  zur  Familie 
Zoccoli  gehörig.  Auch  ein  Federico  Z.  lebte  im 
19.  Jahrhundert  in  Udine. 

Zunterer,  Anton.  —  München.    Geb.  1858  in 
Mittenwald  a.  I.,  f  1917 

Erhielt  seine  Ausbildung  in  der  Geigenbauschule  zu 
Mittenwald,  arbeitete  dann  bei  A.  Sprenger  in  Stutt- 
gart und  G.  Lemböck  in  Wien  sowie  bei  F.  Ranftler  in 
München,  dessen  Nachfolger  er  1888  wurde.  Er  machte 
neue  Geigen  nach  den  Modellen  von  Stradivari  und 
Guarneri  und  verwendete  je  nach  Bedarf  Ol-  oder 
Spirituslack;  er  war  Hoflieferant  und  beeideter  Sachver- 
ständiger für  alte  Musikinstrumente.  Sein  gleich- 
namiger Sohn,  der  gleichfalls  Instrumentenmacher  ist, 
und  seine  Geschwister  führen  mit  der  Witwe  das  Ge- 
schäft fort. 
Geigenzettel :  Anton  Zunterer  ,'  München  (gedruckt). 

Zunterer,  Conrad.  —  Seefeld  (Tirol).    Geb. 
17.  Dezember  1717,  f  12.  Februar  1778 

Er  war  (nach  Dr.  Fr.  Waldner)  der  Sohn  eines  Schrei- 
ners und  hat  hauptsächlich  Bässe  gemacht.  Solche  be- 
finden sich  auf  dem  Chor  der  Servitenkirche  m  Inns- 
bruck und  auf  dem  Chor  der  Pfarrkirche  in  Sterzing. 

Geigenzettel:  Konradt  Zunterer  /  Seefeld  Ao.  1775 
(geschrieben). 

Zunterer,    Leopold.    —   Seefeld    i.  T.     Geb. 
H.November  1722,  f  I3.juh  1792 

Bruder  von  Conrad  Z.  Er  wird,  wie  Dr.  Fr.  Waldner 
mitteilt,  als  Geigenmacher  und  Spielmann  bezeichnet. 
—  Arbeiten  von  ihm  kenne  ich  nicht. 

Zunterer    (Zunzerer),    Pancraz.    —    Seefeld 

(Tirol).   1749 

Der  Name  Zunterer  war  in  Seefeld  sehr  verbreitet,  ein 
Pancraz  kommt  jedoch  in  den  Kirchenbüchern  nicht 
vor.  Seine  Existenz  beweist  aber  eine  Geige  mit  unten- 
stehendem Zettel.  Der  Tiroler  Stil  ist  unverkennbar, 
wenn  auch  die  Arbeit  nur  mittelmäßig  genannt  werden 
kann. 

Geigenzettel :  Poncraz  Zunzerer  zu  /  Seefeld  in  Tyrol 
1749  (gedruckt). 


576 


Zuzulas         Zytomierzki 


Zuzulas,  Spiridion.  —  Athen.   1888 

Ein  griechischer  Lauten(Mandolinen-)macher,  der  auf 
schöne  Ausstattung  seiner  Instrumente  Wert  legte. 

Z  Vetsina  s.  Velwarsky 

Zwerger,  Anton.  —  Mlttenwald.    1750.    1793 

Vielleicht  der  Vater  des  gleichnamigen  Passauer 
Meisters.  Seine  Arbeit  ist  gut  und  der  Klotzschule  nahe- 
stehend. 

Geigenzettel :  Antoni  Zwerger  Geigenma-  /  eher  in 
Mittenwald  an  der  Iser  /  An.  1 790  (gedruckt). 

Zwerger,  Anton.  —  Passau,  Salzburg.     1788. 

1823 

Wahrscheinlich  aus  Mittenwald,  wofür  auch  seine 
Geigen  sprechen,  die  ganz  den  Stil  und  Lack  der  Klotz- 
schule aufweisen.  Die  Decke  ist  meist  von  sehr  gutem 
Holz,  der  Lack  rotgelb  und  der  Ton  ansprechend.  Er 
war  in  Passau  bischöflicher  Hoflauten-  und  Geigen- 
macher und  hat  auch  eine  Zeitlang  in  Salzburg  ge- 
arbeitet. Eine  Geige  von  ihm  besitzt  das  städt.  Museum 
Carolino-Augusteum  in  Salzburg. 

Geigenzettel :  Anton  Zwerger  kurfürst.  Hof-  und 
bürgl  /  Geigenmacher  in  Salzburg  1804  ,  reparavit. 
(gedruckt).  —  Antoni  Zwerger  Hof  Lauthen-  und 
Geigenmacher  Passau  anno      1 790  (gedruckt). 

Zwerger,     Blasius.     —     Mittenwald.      Geb. 
3.  Februar  1768 

Sohn  von  Ignaz  Z.  Eine  Mittenwalder  Geige  mit  ge- 
schriebenem, schwer  leserlichem  Zettel  und  der  Jahres- 
zahl 1790  könnte  von  ihm  herrühren,  doch  steht  nicht 
einmal  fest,  ob  dieser  Sohn  von  Ignaz  Z.  auch  wirklich 
Geigenmacher  wurde. 

Zwerger,  Franz  Xaver.  —  Neuburg  a.  D.  Geb. 
5.  Juli  1763  in  Mittenwald,  f  um  1830 

Wahrscheinlich  ein  Sohn  von  Ignaz  Z.  Er  ließ  sich  nach 
Hollmayrs  Tod  in  Neuburg  nieder  und  erbat  1795  die 


Aufnahme  unter  die  dortigen  Gewerbetreibenden.  Er 
arbeitete  nach  Stainer,  wählte  die  Wölbung  jedoch 
flacher  und  ließ  die  Hohlkehle  beinahe  ganz  fehlen. 
Sein  Holz  ist  gut,  aber  jetzt  meist  dem  Wurmfraß  ver- 
fallen. Die  Schnecke  ist  sauber  gearbeitet,  aber  plump 
in  der  Form,  und  der  Lack  spröde  (meist  zitronengelb), 
dagegen  ist  der  Ton  oft  recht  edel. 

Geigenzettel :  Franz  Xaver  Zwerger  Geigenmacher  in 
Neuburg  /  1812  a/D.  (gedruckt). 

Zwerger,  Ignaz.  —  Mittenwald,  Neuburg  a.  D. 
1755.   1770 

Tüchtiger  Meister,  der  nach  Neuburg  übergesiedelt 
sein  soll.  Belege  dafür  sind  nicht  aufzutreiben  gewesen, 
und  das  Bürgerrecht  in  Neuburg  scheint  er  auch  nicht 
erworben  zu  haben. 

Geigenzettel:  Ignati  Zwerger,  Geigenma-  /  eher  in 
Mittenwald.  1755  (gedruckt). 

Zwerger.  —  Neuburg  a.  D.  Mitte  des  1 9.  Jahr- 
hunderts 

Sohn  von  Franz  X.  Zwerger  und  wahrscheinlich  auch 
dessen  Schüler,  mit  ihm  aber  in  keiner  Weise  zu  ver- 
gleichen. 

Zwiebelmann,  C.  J.  J.  F.  H.  —  Lübeck,  f  1897 

Ein  Musiker,  der  für  untergeordnete  Instrumenten- 
händler Reparaturen  in  mangelhafter  Weise  ausführte. 

Zymbrecht  (?).  —  Füssen.   161 1 

Eine  sehr  schadhafte  Gamba,  die  ich  auf  dem  Chore 
einer  Kirche  im  Allgäu  gesehen  habe,  trug  diesen 
Namen.  Es  war  wohl  nur  der  Taufname  (=  Simbrecht 
oder  Simbert),  der  ja  in  Füssen  sehr  gebräuchlich  war. 

Zytomierzki,  Kasimir.  —  Warschau.    1860 

Em  Zollbeamter,  der  aus  Liebhaberei  eigenartige 
ßogeninstrumente  gemacht  hat. 


DIE  BEKANNTESTEN  BOGENMACHER 
WERKSTATTNAMEN  UND  LADENSCHILDER 


oxS/z.'Z"  Qyz/na/cuf'^ 


I.utlucr  delAcadeime  de.    Mii/lqiie 
lUtc  ^ Öonorc    au  com  de  celU  Uean  c/'  uDenzjLJ 


FaU  /au/EJ  j'oricj  d'/nj/rumerrj  ^i-  Jiii^u/i/e.  lej  räccomade. 
Ica  rfcoupe  fiiand  tAj  Jif/ir  c/me/v/vne  inrp  yrandc-:>    cy-~^ 

A    PARIS 


DIE   BEKANNTESTEN   BOGENMACHER   UND  EINIGE   SOLCHE 
GEIGENMACHER,  DIE  AUCH  GUTE  BOGEN  GEMACHT  HABEN 


Acton,  William  J.    *  1848.    London,  WooKvich. 

Adam,  Jean.    1790.    1820.    Mirecourt. 

Adam,  Jean  Dominique.    *  1795,  f  1864.    Mirecourt. 

Adam  (Grandadam).    *  1823,  f  1869.    Mirecourt. 

Alban.  Matth.    *1621,  f  1712.    Bozen. 

.Aubry,  Fran?.    1757.    1767.    Mirecourt. 

Audi  not,  Nest.   Dom.    *  1842. 

Bailly,  Antoine.    1763.    1785.    Mirecourt. 

Barnes,  Rob.    1765.    1794.    London. 

Baroux,  Charles.     1772.    Mirecourt. 

Baroux,  Charles.    1830.    Paris. 

Baur,  Martin.    1793.    f  1875.    Stuttgart. 

Bausch,    L.  CA.     *  1805.  f  1871.     Dresden,    Dessau, 

Leipzig  usw. 
Bausch,  Ludw.d.J.    *  1829,  t  1871.    Leipzig. 
Bausch,  Otto.    *  1841,  t  1875.    Leipzig. 
Bazin,  Charles.    *  1847.    Mirecourt. 
Bazin,  Louis.    *I881.    Mirecourt. 
Bazin,  Gustave.    *  1871.    Mirecourt. 
Bernard,  Jacques.    1780.    Mirecourt. 
Bichet.  Mansuy.    1780.    Mirecourt. 
Bienfait,  Paul  Emile.    *  1857.    Paris. 
Bohmann,  Jos.    *  1848.    Chicago. 
Bontemps,  Dom.    1764.    Mirecourt. 
Braglia.  Ant.    1790.    f  um  1820.    Modena. 
Breton,  Fran?.    *  1760,  f  1830.    Mirecourt. 
Brown,  James  jun.    *  1786,  f  1860.    London. 

Cabasse  (Gabasse),  Jean.    1778.    Mirecourt. 

Cabley,  Jean  Claude.    1762.     1782.    Mirecourt. 

Chanot,  G.    *  1855.    Manchester. 

Claine,  Jean.    1780.    Mirecourt. 

Claude,  Vincent.    1779.    Mirecourt. 

Claudot,  Charles.    1775.    Mirecourt. 

Colas,  Prcsper.    *  1842.    Paris. 

Colin,  Louis.    1770.    Mirecourt. 

Colin,  Nie.    1765.    1789.    Mirecourt. 

Collona.    1897.    1900.    Paris. 

Corsby.     1789-1830.     London. 

Cuniot- Hury,  Eug.    *1861.    Mirecourt  (Fabrik). 

Darbey,  G.    1882.    1900.    Bristol. 
Dassigny,  Jacques.    1775.    Mirecourt. 
Delaine,  Jean.    1788.    Mirecourt. 
Delette,  Charles.    1775.    Mirecourt. 
Didelin,  Nie.  Henry.    1770.    Mirecourt. 
Diehl,  August.    *  1852.    Hamburg. 
Diter,  Paul.    *  1879.    Marseille. 
Dodd,  Edw.    1705.    f  1810.    London. 
Dodd,  James  sen.    1835.    London. 
Dodd,  J:    1851. 
Dodd,  John  Kew.    1752.    fl839.    London. 


Dodd,  Thom.  sen.     1786.     1820.    London. 
Dollenz,  Giov.    1800.    i  1850.    Triest. 
Duchene,  Nie.  L    1780.    Mirecourt. 
Duchene,  Nie.  IL    1783.    Mirecourt. 
Duff,  Will.    *  1810,  t  1882.    Dunkeid. 
Dupont,  Fran?.    f  1780.    Mirecourt. 

Eisele  s.  Heisele. 

Eury,  Frang.    1755.    Mirecourt. 

Eury.    1810.    1830.    Paris. 

Faßmann,  Gust.    1858.    11893.    Magdeburg. 

Fischer.    1910.    Brambach. 

Fonclauze,  Jos.    *  1800,  f  1864.    Paris. 

Forster,  William  IIL    *  1764,  f  1824.    London. 

Fran9ois(?).    Paris. 

Friedrich,  John.    *  1858.    New  York. 

Gand  &  Bernardel.    1890.    Paris. 

Gaudet,  Joseph.    Mirecourt.    XIX.  Jahrh. 

Gaudre,  Nie.    1780.    Mirecourt. 

Gaulard.    1835.    Troyes. 

Gautrot  (Fabrik).    1879.    Chateau-Thierry. 

Genin,  Jos.    1778.    Mirecourt. 

Gläsel,  Ernst.    *  1849.    Markneukirchen. 

Gläsel,  Oskar.    *  1850.    Markneukirchen. 

Glaß,  Franz  Joh.    *  1847.    Leipzig. 

Grandadam  s.  Adam. 

Günther,  Franz.    *  1857.    Halle,  Potsdam,  Berlin.1 

Gütter,  Wilh.  Ernst.  *  1840,  f  1897.   Markneukirchen. 

Guinot,  Claude  Nie.    1760.    1780.    Mirecourt. 

Guinot,  Jean.    1772.    Mirecourt. 

Harlott,  Franf.    1757.    1772.    Mirecourt. 

Harmand.    1830.    1870.    Mirecourt. 

Havas,  Stefan.    *  1872.    Budapest. 

Heisele  (Eisele),  Jakob.    1614.    1629.    Modena. 

Henry,  J.    *  1823,  f  1870.    Paris. 

Husson.  Charles  Claude  I.    1850.    1870.  Mirecourt. 

Husson,  Charles  Claude  II.    *  1847.  Paris. 

Jacobsen,  Thomas.    1810.    f  1853.      Kopenhagen. 

Jacquot,  Nie.  II.    *  1750,  t  1841.    Mirecourt. 

Jühling,  Franz.     *  1838.    Dresden. 

Jühling,  Walter.    *  1880.     Dresden. 

Ivanoff,  Wl.Wass.   1885.  f  nach  1890.  St.  Petersburg. 

Kabinger,    Jakob.     1840.     1857.     Budapest,     f   1876 

in  Kiew. 
Kanigowski,  Fried.    1840.    1850.    Warschau. 
Keiler,  Jos.      1910.    Dürngrün  bei  Schönbach. 
Keßler,  Ernst.    *  1856.    Berlin  (Charlottenburg). 
Kittel.  Nik.    1839.    1870.    St.  Petersburg. 

37* 


580 


Die  bekanntesten  Bogenmacher 


Knopf,  Christ.  Fried.  Wilh.    *  1815,  f  1897.    Dresden. 

Knopf,  Christ.  Wilh.  *  1767,  f  1837.  Markneukirchen. 

Knopf,   Heinr.    *  1839,    f  1875.    Berlin. 

Knopf.     1873.     1837.    Berlin. 

Knopf,   Hcn.y  Rieh.     *  1860.    New   York. 

Knopf,  Joh.   Wlh.     *  1835.    Dresden. 

Knopf,  Karl  Wilh.    *  18J3,  f  1860.     Markneukirchen. 

Köhler,  Ludw.    *  1859.    Budapest. 

Kowansky,  Werzel.    XVIII.    (Böhmen.) 

Kreul.      1910.    Brambach  i.  S. 

Künzel,  Ernst.    1910.    Hohendorf  i.  S. 

Krolle,  Jean  Bapt.    1785.    Mirecourl. 

Lafleur,  Jacques.    *  1760,  f  1832.    Paris. 

Lafleur,  Jos.   Rene.    *  1812,   f  1874.    Paris. 

Lagarde,  Ant.    *  1798.    1840.    Mirecourt. 

Lamy,  Alfr.  Jos.    *  1850.    Paris. 

Leeb,  Andreas  Carl.    1784.    1813.   (Preßburg)  Wien. 

Lefevre,  Touss.  Nie.  G.    1762.    1789.    Paris. 

Leicht,  Max.    1910.    Hohendorf. 

Leman,  Anatol.    *  1859.    St.  Petersburg. 

Lenoble,  Auguste.    *  1828.  f  1895.    Paris. 

Leykom.    1910.     B  ambach. 

LhuUier,  Jos.    1765.    Mirecourt. 

Lhullier,  Jos.  Phil.    1762.    Mirecourt. 

Lund,  Niels  Jensen.     1784.     1858.    Kopenhagen. 

Lupot,  Fran^ois.    *  1774,  f  1837.    Paris. 

Maire,  Michel.     1760.    Mirecourt. 
Maire,  Nie.    *  1800,  f  1878,    Paris. 
Mal  ine.    Um   1850.    Mircrourt. 
Marchand,  Jacques.    1784.    Mirecourt. 
Marchand,  Jos.    1745.    1770.    Mirecourt. 
Martin,  Wilh.  Ernst.    *  1862.    Markneukirchen. 
Massen,  Claude  Fran^.    Mirecourt. 
Mathieu,  Fran^.    1774.    Mirecourt. 
Maury,  Fran^.    1763.    Mirecourt. 
Meer,  E.  van  der.    1906.    Amsterdam. 
Mentiply,  Andrew.  A.    *  1858.    Ladybank. 
Merz.  Aug.    *  1851,  t  1910.    Altenburg  i.  S.-A. 
Miquel,  Claude.    1765.    Mirecourt. 
Miquel,  Emile.    *  1851.  f  1911.    Mirecourt. 
Miquel,  Jean  Nie.     1780.    Mirecourt. 
Miquel,  Nie.     1765.    Mirecourt. 
Miremont,  Claud.Aug.    *  1827,  f  1887.    Paris. 
Möckel,  Osw.    *  1843,  t  1902.    Berlin. 
Möller,  Max.    *  1875.    Amsterdam. 
Moinel,  Barthelemy.     1789.    Mirecourt. 
Montefiori,  Erminio.    1860.    Genua. 
Mousset,  Jean  Bapt.    1788.    Mirecourt. 

Nicolas,  Jean.    Mirecourt. 
Norris,  John.    *  1739,  f  1818.    London. 
.Nürnberger,   Adolph.    1890.    1900.    Markneukirchen. 
Nürnberger,  Franz  Albert  I.    *  1826,  f  1895.    Mark- 
neukirchen. 
Nürnberger,  Franz  Albert  II.  *  1854.  Markneukirchen. 


Nürnberger,  Joh.  Christoph.    *  1839,    f  1899.    Mark- 

neukirchen. 
Nürnberger,  Karl  Albert.    1908.    Markneukirchen. 
Nürnberger,    Karl   Gottlob.     *  1793,    f  1868.     Mark- 

neukirchen. 
Nürnberger,  Phil.  Paul.    *  1882.    Markneukirchen. 

Pacherel,  Nie.    1762.    Mirecourt. 
Pageot  (Pajeot).    *  1791,  f  1849.    Mirecourt. 
Pageos,  L.Simon.    1780.    1795.    Mirecourt. 
Palfner,  Alois.    *  1884.    Graz. 
Panormo,  Georg  Louis.    1774.    1842.    London. 
Panormo,  Joseph.    1773.     1825.    London. 
Paquotte,  Jean  Bapt.    *  1827,  f  1900. 
Paulus,  Joh.  Gge.    1790.    Potsdam. 
Peacock,  John.     1880.    1900.    Melbourne. 
Peccate,  Charles.    *  1850.    Paris. 
Peccate,  Dom.    *  1810,  f  1874.    Paris. 
Peccatte,  Fran?ois  (Jeune).    *  1820,  f  1855.    Paris. 
Pellegri,    XIX.    Parma. 
Persois.    1820.    1850.    Paris. 

Pfretzschner,  Herm.  Rieh.    *  1857.    Markneukirchen. 
Pfretzschner,  Rieh.   *  1832,  f  1893.  Markneukirchen. 
Pfretzschner,  Wilh.   Aug.     1905  (Fabrik).    Markneu- 
kirchen. 
Pfuntmichel,  Joh.     1808.    Mittelwalde. 
Philbert,  Jos.    1770.    Mirecourt. 
Piat,  Jean.     1760.    1780.    Mirecourt. 
Pieron,  Jos.    1788.    Mirecourt. 
Pieron,  Nie.    1789.    Mirecourt. 
Poirson,  Justin.    *  1851.    Paris. 
Praga,  Eugenio.    *  1847.    Genua. 
Prell,  H.  W.    Markneukirchen.     *  1875. 

Radel,  Philipp.    1778.    Mirecourt. 
Raison,  Ferry.    1770.    Mirecourt. 
Rakowsky,  A.    1834.    1856.    Paris,  Grenoble. 
Rau,  Aug.    *  1866.    Markneukirchen. 
Rau,  Charles.    *  1891.    Markneukirchen. 
Reichel,  Aug.  Anton.    *1841.  Markneukirchen. 
Reiche!,  Joh.  Gottlob.  *1753,  tl831.  Markneukirchen. 
Reiter,  Joh.  Bapt.    *  1834,  f  1899.    Mittenwald. 
Remy,  Mathurin  Fran?.    1760.    1800.    Paris. 
Riechers,  Aug.    *  1836,  f  1893.    Hannover,  Berlin. 
Ronchini,  Raffaello.     1851.    Fano. 
Roth,  Gust.    *  1852.    Markneukirchen. 
Rymwid- Mickiewicz,  Jos.    *  1869.    Odessa. 

Salzard,  Jean.     1870.    Mirecourt. 

Samuel,  J.  Claude.    1760.    Mirecourt. 

Sartory,  Eugene.    *1871.    Paris. 

Schaffner,  Max.    *  1870.   Markneukirchen,  Hamburg. 

Schramm,  Joh.  G.    1805.    f  1850.    Gotha. 

Schubert,  Christ.  Wilhelm.    1877.    Markneukirchen. 

Schubert,  Wilhelm.    1876.    Markneukirchen. 

Schult,  J.  H.    *  1866.    Lübeck. 

Schuster,  Jos.  Ig.    *  1865.    Fleißen. 


Die  bekanntesten  Bogenmacher  —  Werkstattnamen  und  Ladenschilder 


581 


Schuster,  Jos.  Joh.     1890.    Fleißen. 

Schuster,  Wilhelm.    1876.    Markneukirchen. 

Schwab,  Ernst.    1910.    Hohendorf  i.  S. 

Schwartz,    Georg  Fried.    *  1785,   f  1849.    Straßburg. 

Simon,  P.    *1808,  tl882.    Paris. 

Simpson,  Thom.     1910.    Birmingham. 

Sirjean.     1818.    Paris. 

Sitt,  A.    *  1819.  t  1878.    Prag. 

Stark,  Gust.    *  1861.    Rohrbach  bei  Brambach. 

Strotz,  Jos.    *  1715,  t  1760.    Markneukirchen. 

Süß,  Joh.  Christ.    *  1829,  t  1900.    Markneukirchen. 

Szimansky,  Heinr.    *  1867.    Berlin. 

Tadolini,   Ignazio.    *  1797,  f  1873.    Modena. 

Teufelsdorfer,  Peter.    *  1784,  f  1845.    Budapest. 

Tielke,  Joachim.    *  1641,  f  1719.    Hamburg. 

Theriot,  Nie.  (Thiriot,  Tiriot).    1780.    Mirecourt. 

Thomä,  Adolf.    *1872.    Hohendorf  i.  S. 

Thomä,  Hermann.    *  um  1861.    Schönberg  i.  S. 

Thomassin,  Louis.    *  1855.    Paris. 

Todt,  Heinr.    *  1862.    Markneukirchen. 

Tourte.    1740.    1786.    Paris. 

Tourte,  Fran^ois.    *  1747.  f  1835.    Paris. 

Tourte,  Xavier.     1770.    1786.    Paris. 

Tubbs  (Familie,    jetzt  James  Tubbs   &  Co.).    London. 


Va-ou-il-me-plait,  Fran^.    1789.    Mirecourt. 
Verny  (Vemier),  Jean  Bapt.     1777.    Mirecourt. 
(Verpy,  J.  B.    1767.    1773.) 
Vigneron,  Jos.  Arthur.    *  1851.    Paris. 
Vivaldi,  Ant.    XVIII.    (Verbesserte  den  Bogen.) 
Voigt,  Carl  Hermann.    *  1850.    Wien. 
Voigt,  Joh.  Gg.  II.     *  1752,    t  1842.    Markneukirchen. 
Voirin,  Franf.Nic.    *  1833,  f  1885.    Paris. 
Voirin,  Joseph.    *  1830.    Paris.  Chateau-Thierry. 
Vuillaume,  Jean  Bapt.    *  1798,  f  1875.    Paris. 
Vuillaume.  Nie.  Fran?.    *  1802,  |  1876.    Brüssel. 
Vuillaume,  Sebast.    *  1835,  f  1875.    Paris. 

Watson,  F.     1910.    Rochdale. 

Weichold,  Richard.  *  1823,  f  1902.  Hamburg,  Dresden. 
Wettengel.  Gust.  Ad.    1820.    1830.    Markneukirchen. 
Wild.  Wilhelm.    1877.    Markneukirchen. 
Wilfer,  Josef.    1820.    Absroth. 
Wunderlich,  Friedr.    *  1878.    Leipzig. 
Wunderlich,  Heinrich  Wilh.    *  1841,  f  1917. 
Wunderlich,  Otto  Felix.    *  1873.    Moskau. 

Zanotti,  Cristofano.    1685.    Modena. 
Züst,  J.  E.    *  1864.    Zürich. 


WERKSTATTNAMEN  UND  LADENSCHILDER 


Ä  l'accord  parfait.    Decombe.    Paris.    1789.    1800. 
.Accord,  Au  tendre.  .Antoine  Lecomte.  Paris.  1775.  1800. 
.Accords,  Aux  tendres.  Ch.  M.  Gand.  Versailles.   1748. 

t  1820. 
.Amateurs,  Aux.    L.  Renaudin.    Paris.    1749.    1795. 
.Angele,    AI    segno    del.    Pietro    Giov.    Mantegazza   u. 

Brüder.    1750.    1790. 
Antonio  da  Padua.  AI  segno  di,  S.  P.  .A.  Bellone.   1691. 
ApoUon,  Au  dieu.    P.  F.  Grosset.    Paris.    1744.     1762. 
.Apollon,  Au  Dieu.    Prevost.    Paris.    1775 — 88. 
Aquila,  AI  segno  dell.    Carlo   G.  Testore   1687 — 1720. 

C.  A.  Testore  1 730—1 764.  P.  Ant.  Testore  1 690—1 760 '). 
Aquila  d'oro,  AU'  insegna  dell.  Christ.  Cocks  in  Venedig. 
.Aquila.  Neil'.    G.  F.  Leoriporri.    Mailand   1758. 

Basso  (Bosco),  Dell'.  Zuane  Rechardini.  Venedig.  1650. 

1609. 
Bass-Viol,  At  the.    B.Norman.    London.     1688.   1740. 
Bass-Viol,    .At    the.    Gross    und  Norman    in   London. 

1715.    1751. 
Bass  violin,    At  the.    Rob.  Thompson.    London   1749 
bis  1764. 


')  Die   Familie  Testore    brannte   auch    das  Bild  eines 
•   Adlers   ein. 


Cecile,  .A  Sainte.    Mougenot.    Rouen.    1713.    1766. 
Cecile,  A  St^.    Mennesson.    Reims.    Geb.   1842. 
Cecile,    St.,   de  Thermes.    J.  Bapt.  Vuillaumes  Werk- 
statt.   XIX. 
Ceciliae,    Sub    titulo    S.    Carlo    H.  Tononi.    Venedia 

1728.    1768. 
CeciUe,  Ä  St^    Salomon.    Paris  1740.    1771. 
Chatdore,  Au.    Le  Duc.  G.    Paris.    1646. 
Cigognes,  Auconcert  de.  Joh.Reinh.  Storck.  Straßburg. 

1766.    1785. 

Citern,  At  the.    Miller.    London   1750. 

CoUosso.    AI    segno  del.    Giov.  Domenico  Serasati  in 

Mailand.    1775. 
Corelli's  Head,  At.  Sam.  Collier.  London.  1750.  1755. 
Corona,  AUa.    M.  Sellas.    Venedig.    1600.    1639. 
Corona,  .AI  segno  della.  Andrea  Grancino.  1646.  Auch 

die  übrigen  Grancini  in  Mailand,  ferner  von  1737  an 

Ferdinande  Alberti. 
Corone,  AI  segno  delle  due.    Giov.  I.   Grancino   1645. 
Cremona,  AI  insegna  di.  Matteo  Gofriller.  1690.  1742. 
Cremonae,    Sub    signo.    Gennaro    Vinaccia.     Neapel 

1755.    1778. 
Cremonae,   Sub  signo.  Dom.  Montagnana.  1690.  1750. 
Cremone,  A  la  ville  de.   Charotte- Millot.    Mirecourt 

1810—48.  auch  N.  Florentin. 


582 


Werkstattnamen  und  Ladenschilder 


Cremone,  A  la  ville  de.  Dld.  Nicolas  l'aine.  Mire- 
court.    1757    fl833. 

Cremone,  Ä  la  ville  de.    Nie.  Duchene.    1742.    1774 

Cremone,  A  la  ville  de.  Louis  Lagetto.  Paris  1753. 
Dominique  Didelot.  Mirecourt  1820,  auch  Domi- 
nique II.  Didelot. 

Cremone,  Au  violon  de.  Gerard  Deleplanque.  Lille 
1790. 

Cremoneser,  Zum  (a  Cremonaihoz).  A.  Bergmann. 
Budapest  1898. 

Cytre  allemand.  Au.    Laurent.    Paris  1774.    1789. 

David,    Au    roi.     Claude    Vuillaume    und    Söhne    m 

Mirecourt. 
David,   Au    roi.     Jacques  Pierre  Thibout.    Paris  1779 

bis  1856. 
David,  Au  roi.    L.  Harmand.    Mirecourt.    XVIII. 
David,  Au  roy.    J.  R.  Bertet.    Paris  1754. 
David,  Au  roy.  Marc.  Snoeck  (Broche).  Brüssel.   1726. 

tl762. 
Davide,   All  msegna   del    Santo    Re.  .  .    Giac.  Rivolta. 

Mailand   1800.    1834. 
Dolphin  and  Crown,  At  the.  John  Young.  London  1724. 
Duc  dore.  Au  (au  chat  dore).    Leduc.    Paris  1647. 

Fortunae,  Sab  titulo.  Ant.  Zanotti.  Mantua  1709.  1738. 
Fortune,   Ä  la.  E  J.  Ch.  ve.    Paris  1770. 

Geigen,    Hey   den  drey.    Thom.  Edlinger.    Prag  1662. 

tl729. 
Genie  de  l'harmonie.  Au.    Jacquet.    Paris  1765. 
Giglio,  AI  isegno  del.  Carcassi  in  Florenz  1738.  1737. 
Givia,  Alla  (?).    Pietro  Railich.    Venedig  1644. 
Guitarre  des  Dames  de  France,  de  la.  Didelin.  Nancy 

1720—65. 
Guitarre  royale,  A    la.     Claude    Boivin.     Paris    1730. 

1754. 

Hand  and  crov^n,  At.  ye  William  Turner.  London  1650. 
Harmonie,  Au  Dieu  del'.  J.  Ch.  L.  Jeune.  Paris  1776 

bis  1822. 
Harmonie,    Au   gerne  del".     Louis   Socquet    1740  bis 

1799  (vgl.  Jacquet). 
Harp  and  Crown,  At  the.  Ed.  Dickinson.  London  1750. 

1790. 
Harp  and  Crown,  At  the.    John  Barret,  Piccadilly. 
Harp  and  Crown,  At  the.  John  Johnson.  London  1753. 
Harp  and  Flute.    Joseph  Hill,    f  1784. 
Harp  and  Hautboy,  At  the.  Thom.  Smith  1756—1799. 

Auch  Jos.  Hill  hatte  um  1740  das  gleiche  Schild. 
Harp  and  Hautboy,  At  the.  P.  Wamsley.  London  1727. 

1751. 
Harp,    At    the    goulden.    John   Shaw,     London    1655. 

1698. 


Harp,   At  ye  golden.    Peter  Wamsley.    London     1727. 

1751. 
Harpe  Royale,  A  la.  Fran^.  Le  Jeune.  Paris  1755 — 89. 

Luna,   Sub  segno  della.    Caspare  Vimercati.    Mailand 

1790. 
Luth,   A  la.    Des  Rousseaux.    Verdun   1755. 
Luth  royal.  Au.  Antoine  Saint-Paul.  Paris  1768.    1789. 
Luth  royal.  Au.    Antoine  D'Hespont.    Paris  1634. 
Lyon,  At  the  black.John  Browne.  London  1680.   1743. 
Lyre  d'Apollon,  A  la.  Pierre    Saint-Paul.     Paris    1740 

bis    1743. 

Madonna  del  Ricci,  Dalla.  Lor.  Carcassi.  Florenz  1738. 

■1757. 
Melodie,  Ä  la.    J.  P.  Michelot.    Paris  1790. 
Monteverdi,  Claudio,  sub  signo  Claudii  Monteviridi. 

Aristide  Cavalli   1856—1901. 
Musette   de  Colin,  Ä  la.    Gaffino.    Paris  1734.    1780. 

Pallada,  Alla.    Gaetano  Pasta.    Brescia  1710.    1760. 
Pasquino,  AI.    A.  Lauro.    Rom  1608.    1610. 
Pierre,  Ä  l'Image  de  St.  Jean  Hurel.  Paris  1686.  1717. 
Prelude    espagnol.    Au,    Deshayes.    Paris  1775.    1825. 

Raphaelis  archang,  Sub  titulo.  S.  A.  Postacchini.  Fermo 

1810.   1854.^ 
Renomme.    A  la.     Renault  et  Chatelain.     Paris   1772. 

1811. 
Roi  des  instruments.  Au.    Henri  Huel.    Paris  1770  bis 

1783. 

Santo,  AI.  P.  Railich.  Padua  1655.  Giovanni  Railich 
1678. 

Scala,  Alla.  Fr.  Bresa.    Mailand   1708. 

Sirena,  AI  segno  della.  C.  F.  Landolfi  und  Sohn  Pietro. 
Mailand  1750.    1779. 

Sole,  AI  insegno  del.  Francesc  u.  Gius.  Presbler.  Mai- 
land 1730.    1801. 

Spectacles,  Golden.    Collingwood.    London   1760. 

Stella,  Alla.    Georgius  Sellas.    Venedig  1624. 

Trinitä,  Alla.  Giovanni  Maestro  (di  Enrico?).  Rom 
1590. 

Victoire,    A  la.    P.  J.  Cousineau.    Paris  1770. 
Venise,    A  la  ville  de,  Salf.  Mirecourt,  um  1850  (und 

wahrscheinlich   auch  Dom.  Didelot). 
Vi  eile  bourbonnaise,  A  la.    Cailhe-Decante.    Charroux 

XIX,  auch  Pimpard-Cousin  XIX/XX. 
Vielle  royale,  A  Ja.  Jean  Louvet  (II).  Paris  1750.  1789. 
Vi  eile  royale,  A   la.    Pierre  Louvet.    Paris  1747. 
Vielleuse,    Ä    la  belle.    Melling.    Paris   1753. 
Viol  and  flute,  At  ye.    J.  Hare.    London.    XVIII. 
Violin,  Ye.    Joseph  Hill  II.  "London  1715-1784. 


BRANDMARKEN  UND  GEIGENZETTEL 


Brandmarken  Nr.  1 — 25 


585 


8 
9 

10 


12 

13 

14 
15 


17 

18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 

25 


AHH. 
AL. 


Alla  Corona 


A|S 
W|C 

A.  W.  oder  *  A  *  W.  * 
BB. 


*  C  *  F  ^c-  M  ■ 
C  ^:-  G  *  K. 

DAS 

D.  B. 
D.  B-M.  Collen. 


.Arnold  Bernhardt,   Markneukirchen.  *  1874. 

.'\ntonio  Gragnani.    Livorno.   1741.    1800. 

Andreas  Hansen  Hjorth.    Kopenhagen  1759.    1834. 
Andreas  Qrl  Leeb.    Wien   1784.    1805. 
Matteo  Sellas.    Venedig   1600.     1639. 

.Anton  Schumacher  &  W.  Christ. 

Augustin  Claudot,  Mirecourt.    1840.    1850. 

Albin  Wilfer.    Leipzig.    *  1870. 
Benjamin  Banks.    Salisbury  1727 — 1795. 

Carlo  Antonio  Testore.    *  um    16S8.    1764. 

Christ.  Fried.  Meinel.    (Mark-)Neukirchen   1730. 

Christian  Gottfried Kretzschmann.  Markneukirchen  1773.  1842. (?) 

(Diese  Brandmarke  mit :  »Disciplina  AntoniiStradivarii«  zu  deuten, 
scheint  mir  in  Anbetracht  der  Geigen  in  denen  sie  sich  fand, 
etwas  gewagt.) 

David  Bittner.    Wien   1845.    f  1887. 

Dierich  Bochem.    Köln  um   1673. 

Eugen  Gärtner,  Stuttgart.    *  1864. 

E.  J.  Züst.    Zürich,  geb.  1864. 

Oskar  Zimmer,  Markneukirchen.    *  1870. 

Fried.  Aug.  Gläsel.    (Mark.)Neukirchen.    XVllI.  Jahrh. 

Franz  Feilnreiter.    *  um  1785.   t  1866. 

Franz  Geissenhof.    Wien.   *  1754.    f  1821. 

Fran?.  Marie  Pupunat.    1837.    1870. 

Georg  Adam   111.    Gütter  1761—1829. 

Giorgio  Bairhoff  (?).    1757.    1786. 

Giov.  Balt.  Ceruti,  Cremona.   *  um  1755,   f  nach    1817. 


586 


Brandmarken  Nr.  26 — 54 


25 

27 
23 
29 

30 


31 

I.  A.  R. 

32 

J.  B. 

33 

I.  B.  G. 

34 
35 

A     I  *  C  -;r  F  A 
*  I  *  C  *  H  * 

35 

I.  C.  V. 

37 

I.  C 

V. 

/  S  ^i;-  P  *  K  *  A  *  G  /  1796 

38 
39 

I  E  P 
V     I  *  G  *  F  V 

40 

41 
42 

43 

44 
45 
46 
47 
48 
49 
50 
51 

52 

53 
54 


G  C. 

G.  F. 

G.  L. 

G  R   (im  Kreis). 


Cra/u)  a. 


emn 


d. 


I  G.S. 

*  I  *  G  *  S  -:K- 

*  I  *  G  ¥  S  * 

I.  G.  S. 
X   I  X  G  X  V  X 

*  J  X    X   K  * 

I.  K. 

J.  K. 

I.  0.  B.,  darüber  drei  Kronen. 

I.   V. 

J.  V.  S.    1799. 


iT 


L.  G. 

L   K  (im  Kreis) 


Giuseppe  Cerutti.    Cremona   1787 — 1860. 
Gottfried  Fischer  in  Wien,    f  um   1888. 
Gabriel  Lemböck.    *  1814.  f  1892. 
Giuseppe  Rocca.    Turin   1800.     1865. 

J.  B.  Grand-Gerard,  Mirecourt  1771.    1820 

ohann  Adam  Reichel.     1782 — 1836.     Markneukirchen. 

ohn  Blair.    Edinburgh   1790.    1820. 
Giov.  Batt.  Gabbrielli.    Florenz   1710.     1740. 

oh.  Christ.  II.  Ficker.    *  um  1735.    1780  Markneu kirchen. 

oh.  Christ.  Hammig.    Markneukirchen   1732.    f  1816. 

ohann  Christian  II.  Voigt.    (Mark-)Neukirchen   1796. 
Derselbe. 

ean  Etienne  Pierre,  Mirecourt.    f  1760. 

ohann  Gottfr.  Fischer.  (Mark-)Neukirchen   1770.    1825.   (Auch 
Joh.  Gottl.  Ficker.) 

oh.  Gottfr.  Hamm.    (Mark-)Neukirchen   1744.    11817. 

oh.  Gg.  I.  Schönfelder.    Markneukirchen.     1677 — 1712. 

oh.  Georg  II.  Schönfelder.    Markntukirchen.     *  1750.     f  1824. 

ohann  Georg  Schlosser  (?).    Klingenthal   1761. 

ohann  Georg  Seidel.    (Mark-)Neukirchen   1760—1813. 
ohann  Georg  I.  Voigt.    (Mark-)Neukirchen   1748.     1802. 
ohann  Georg  Karner.    Enns.     1810.     1830. 
oseph  II.  Keffer.    Goisern   1739—1813. 
OS.  Klimits.    Wien   1783.    1866  (selten  gebraucht), 
ohann  Öhberg.    Stockholm.    1723.    f  1779.' 
erolamo  di  Virchl.    Brescia.   *  um  1523.    1573. 
Brandmarke  emer  norwegischen  Hummel.) 

ohann  Keffer.    Goisern,  Ischl  1790.    1810. 

L.Garceux.    Paris   1797.     1809  (?). 

Lorenz  Kriner  *  1838.    Stuttgart.    New   York. 


Brandmarken  Nr.  55—79 


587 


55 
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75 

76 
77 

78 
79 


L    (Reichs-   IV /r 
adler.)    ^^^ 

I      \Y/     (Reichs- 

Maggini,  Gio.   Paolo.   Name  als  Umschrift    im 
Kreis,  darin  drei  Sterne  und  darunter  Schnecke. 

Marquis  de  l'air  d'oiseau 

MEINEL  (Krone  darüber). 

M.  L. 

MÖRSBURG 

M.  S.  (Krone  darüber) 


M  J^  H 

MZN 

N|C 
I 

N  C.  N. 


v^ 


■4f^ 


^4c 


R  Nico  LAS  AjNE 

J.  Nicolas  Fils 


'A^A 


W.  E., 


dic/Mjdt'JfM. 

PEROU 
-M:  Seidel  ^ 

S.  N. 

(Sonne) 

T.  B.  V. 

T.  &  L. 
dazwischen  em  Anker 

W.  T. 


Leonhard  Maussiel.    Nürnberg  1708.    1757. 
Leopold  Widhalm.    *  1722.     f  1776  in  Nürnberg. 

Gio.  Paolo  Maggini 

Charles  Claudot,  Mirecourt.    *  1794.    t  1876. 

Fried.  Wilh.  Meinel.    f  1802. 

Mangno  Longo.    Padua  1599. 

Sebastian  Wagner.    1788.    1799.    Meersburg  a.  B. 

Matteo  Sellas.   Venedig  1600.    1639. 

Magnus  Tieffenbrucker.    Venedig  1557.    1621  (?). 

iMax  Zimmer,  Nürnberg.    *  1874. 

Nathaniel  Gross.    London  1700.    1751. 

Couturieux.    Toulon   1842.     1850. 

Nicolas  Lupot,  Paris.     *  1758.   f  1824. 


Siehe  Abbildung  auf  dem  Abteilungstitel  Brand- 
marken und  Geigenzettel 


Didier  Nicolas,  l'Aine.   Mirecourt  1757.    1833. 

Joseph,  Nicolas.    Mirecourt  1796.    1864. 

Paul  Claudot.  Mirecourt,   *  1890.   f  1886. 

Nicolas  Perou,  Paris  1775.    1790. 

Christian  Wilhelm  Seidel.    Markneukirchen.    *  1815. 

Simpert  Niggel.    Füssen   1739.    1780. 

Angele,  Soliani.    Modena.     1772.     1810. 

Thomas  de  Bome.    Versailles   1788 — 1803. 

Thibouville  Lamy.    Mirecourt.   *  1833. 

Wendelin  Tielfenbrucker.      I 

Padua  1572.    1611. 
Wendelin  Tieffenbrucker.      I 

L.  Georges  Warnecke,  Nancy.    1826.    1827. 


588 


Geigenzettel  A  Abbildung  1—16 


MICHAF 
meFeat 


BAJVliJ 

grcecy 
A7 


IwwilTfBtJJSM 


MATTHIAS  ALBANUS  fccit 
BulfaniinTyrolii^9^. 


10 


HARLESF  ALBERT 

'^^^  PHILAJJELPHIA         |cFaJ 

FECIT  ANNO  IS 


guter.  I  SSi 


(^  Petrus  Ambrosi  Fecit    Sl 

0       Brhdae         ij/^^      [} 

t^^  s^^   %^^  \^^^   \^^^  s^^  ^ 


0 
o 


>„x  »«•  V—"'  >-^  «^ 


11 


Sub  difciplina  Nicolai  Am^ti 
in  eiusOflidnaCremonz.'iCi'^ 


^   Hue  (£c  bussy  ,  N°   3o.  F.aub.  St.-Gcrmain,  ^ 
pres  larue de  Seine,  a  faris. 

ALDRIC,    Lathier, 

^     Fait  Violon  ,  Alto,  Violencelle  et  Guit^re.     J^ 


12 


C.  Nicolaus  Amati  fecit 
Bonomse  i7-> 


13 


Afox/Vwe  '  ANOARD 

Luthier-  ^  Paria 


Rue  de  Seine ,  N°  71,  prcsceäc  de  Bu. 

ALDRIC, 

Luthier  ä  Paris .    an  18^ 


14 


-/^i^i? 


N.  AXJDINOT 

17, Boulevard  Bonne-Nouvelle 


JL  U-riM  I  E  R  V 

FLE"VE      de         VUlLLAUIVtE     .  \    ; 


i^ 


Geigenzettel  A    /    Abbildung  17 — 23 


589 


P^it 'psffi'ÄmSrc^ 


^h 


m^m 


■%!  .       I     fl.        1     I 


17 


Paulus  Alletffee 
fecit  Monachii. 


18 


19 


^ntonlus,  Sc  Hteronymus  Fr.  Aman 
Cremonen.  Andreae  fil.  F.  I  630 


20 


HieroiiimusAmati  Cremonensis 
Pecit  Anno  Salutis  l6^^ 


21 


Nicolaus    Amatus    Cremon^il 
Hieronymi  fibi  fecit  .An r^i-/ 


22 


'.f»,J3C!--^  . 


■-rfvm-w^*  '"W-.-,«* 


a-ti^n  Adams  tjiiver, 


23 


590 


Geigenzettel  A— B    /    Abbildung  24—32 


/>''/Antoniaz2r  Romeo  Tjr^fQof^^e    '^ 


24 


^  lN.r:V 


>'  "U 


25 


J/auten  uricfGejgm^ 
machtr  inJftumnJeri^ 
o  1  3o 


11 


*&«?"« 


26 


28 


^J Jacques  bOquay  \ 

*t:         Rvi    v'Anor/r/rVJi, 
A     Pah,,       17 


29 


'<'i«<'ini!arh<M- in  Wien  Anno  lli'j^T 


'    11 


31 


'^f  •'iXr^s^  liK't/^'"^  ^t*-öiirt 


32 


30 


Geigenzettel  B    /    Abbildung  33—44 


591 


1*  iiwffii  AMk  ■<>*<  «aifc— .^^fc  ■Jt.*>,..,iKj>i..  --  -"i    -n  -1    ^ 


^^  -i.  - 


CaroivS  ColVmBVS  ßi\vno     /'Ct.    • 
FeCIT  AÜGVSlAE  TXvriNorVm  ^:^,i-    \ 

Anno  Do/v\'iN!  4^/po      ^C   ! 


s^ 


33 


Albertus  Blanchi  filius 
d'Agostini  fecit  Nicaea 


^. 


'^'  HEPARE    PAR  o 

p     BIAKCHI  NICOLO,      't 

*  Luthier    decore.  ■» 

.|a  ^/^  ,s^> 

39 


34 


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k 


ävid  •ßuchr^etcerVXamten-^' 
v/Und  0eigenmacheip^'pedcpoiitj  pro^i    - 


40 


p  *i  i'  j  ",   I  -- 


35 


TOS  f,  F'H    }30 .'{ ' ]  A  \  \    «»""  '*55  s^jHsjsjj. 


Manufacttircr  "  :-""*'"!!Lüf^ 


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q^j^nm^aSmayi/t 


41 


'^•'^<?*''??y.''^' '  j£!E$^ 


36 


I G  h r F fi i a  n  us  Fra n c i  k  n  %  -.  Pa r t i  1 
!„_:  ^^-^^  Wien  17 


42 


r  ^       '^^  i'/ [1^/14. et/iutj£l-    Amhrofiüs  Jöfephps  Bogner 


37 


mad^ermÄei*»  179      K. 


43 


riLAVET.  £b^^ 
Vi,. Ions  et  ai^ 


38 


44 


592 


Geigenzettel  B     '    Abbildung  45—50 


BAkTUVIENN 


45 


hd.. 


>JYro 


46 


,>■■■    L\> 


I ; 


s  J^ii- =  =  ;.,-,  i/wüidsfa  '< 


182& 


47 


NICOLAS  BÖNAFON, 

yi  F2 

49 


^^^te^^^äf^P^S^^^^ÄM^^Sl 


Geigenzettel  B        Abbildung  51—56 


593 


lO    Mödallles    Or,    Vermell,    Argent    et    Bronze 
A   Paris,   Sydney,  Melbourne,  etc 

LUTHIF.R 

Ancien  feleve  d«   J.   B.  VUll.LAUME,  de  Pans 

/(9  7.    rve  de    Grenelle  t'ARlS  Annee    igocf 


52 


Thoma5  BaFcftiieri  Cfcndoc^cnfij 
Fa^j£  Mj^hcu«.  Anno.  17    •y/' 


53 


lAnfelmus  Bellofius  Fecit 
^  Venetiis  17  ^^ 


54 


\e::'^<y 


^OX,i.üfKi€r,l? 


^'57i4<.-^'!^"5r>ic.TniC^((^ 


55 


Fclice  Beretta  alievo  di  Giufeppe  Guadagnino 
fece  in  Como  TAnno  177^ 


56 


V.  Lütet-ndoiff ,  Geigen-  und  Lautenmacher.   Ed.  II 


38 


594 


Geigenzettel  B        Abbildung  57 — 63 


GUSTAVE    BERNARDEL 

Luthier  du  Conservatoire  de  Musique 

ZHpZ _       ^JUitü) ^"^^ß 


57 


htON    BERNARDEL,  Luthier 
40^5  Faub?  Poissonniere 


58 


.ClB 


CARLO      BRVNO    ^^. 

fß^oeanno  190    m  Torino 


60 


LEANDRO   BISIACH   della  Scuola  Cremonese 
fece  in  Milapo  \%  ^  Ö  Pi^za  cicl  Dugmo 

61 


Bne  Vncon,  A?y,  MABSElLLFy.  —  :;\^ 


62 


63 


Gelgenzettel  B    ,    Abbildung  64—59 


595 


JOSEPH  MSSÖTTf-wihkfT 


Tir-Tj'  I*  j;i'Xf.TV.-1gn 


64 


11  Rue  duFaub  Poissomuere  11 


PARIS:  1900 

^ 


65 


Claude  B  oivin 

^a  Paris  iJ/J^y 


66 


Claude  Boivin 

rue  de^renclle  STMonore 

a  Paris.  1/5^ 


67 


38* 


596 


Geigenzettel  B    /    Abbildung  70—74 


h^  ^'^c 


Gei^ien  u.GuitarmiaclieriiiWieii 

tSt.  Ulrich,  Ro/ranaactsse  ytif  lX^. 

70 


F   Brelon  brevtte 

M»^*  M.   0UCHBSSB 


de  S.  A.  R- 
DA^GOULEME 


71 


!S 


A  PARIS  -/<f3y 


11 


MEDAILLE  D'OR  ET    D'ARGENT 

aux  Exposiüons  de  1844ell§4'9 
BERNARDEL.Lutliier.Eleve  de  Lupol 

A    PARIS     ISjyä^cAyv^^a^Qc^ 


73 


|TEq&li#iSA;L'  ANNO:  wij^ 


^^.Ä#.ii»;?^^ä&i-ö- 


Lü^^a 


74 


Geigenzettel  B        Abbildung  75—88 


597 


Benjamin  Banks 

Musical  Instrument  Maker 

In  Catherine  Street,  Salisbury  17^^ 


Jan  Boumeefter 

Anco  %664^ 


82 


IttrUTs 


76 


Franciscus 

Bovis 

Ni  caensis 
Fecil    Anno   l^Jß 

Gabriel  Däy/i6.  Buchte  tter,  Lautteft- 
und  Geigenmacher,  Pedeponti  pro 
pe  Ratisbonam.  Anno  17p  ^26'. 


83 


L 


77 


Nicolaus  Bcrgonzi 

Crcmoncnfis  faciebat 

Anno  1755 


u 


;^..£äl. 


84 


78 


n-iyji'g^^ 


wyw\  u         ip 


"iM  ^(."'^,.,.    .?T*'''^Mi»j*£':'^T' 


F    Breton  ,  MüstcARiu§ 
.^Mi-iecupUi/anno  i 


Fait   dans  l'Atelier 
DE  P. B LAN CH ARD  LYON  i8^1 

"85" 


79 


Glo.  Mana  del  Bufsetlo 
feeein Cremona.  i66o 


Andreas  Borelli  fecit  Parmee 
anno  1720 


8C 


Pietro  Antonio  ßellone  detco  il 
Pelcorino  fece  in  Contrada^, 
Lar^a  in  Milano  169-^  al  Sc 
gno  di  S.  Antonio  da  Padoua. 


86 

JACQUES  BOQUAY 

RUE  D'ARCENTEUIL 
A     PARIS  .      17/^ 

87 


t 


81 


88 


598 


Geigenzettel  B— C    /    Abbildung  89-102 


fiSSi3«S?SSSsS>5:5s£555ik> 


ncronymusBrenfm.':  Bonon. 


89 


Adolph  Baur  fecit 
Stuttgart  annoi8^<f 

90 


Martin  Baur  fecit  iff^ 
Stuttgart  anno  iSÖd^^tm 

91 


Gaipar  Borbon 
tot  Bruffel  i&^o 


92 


FAlT  DANS  L'ATELIER  DE 

PARIS  18  9^ 


94 


jr      Anno  17-^/  Carlo  Bergonzi      r^ 
Z}  fece  in  Cremon^  *- 


95 


Gafparo  da  Salc  ,   In  Brefcia 


96 


97 


wlOFREOVS  CAPPA  FECIT  ^ 

^ISALVTVS    ANNO    16^6        J 


98      (Fälschung) 


100 


r;iiir>iGi7         r?r 

21,  Hue  de  Navariii,  Paris.  -An19<Pc? 


101 


H .  C  .  Silvestre 
a  Paris  i8j)J> 


99 


102 


Geigenzettel  C        Abbildung  103— 1 16 


599 


Chardon  Pere  &  Fils     ^t 


Luthiers 
Paris      ,-.^^         lg  0  0 


A  LA  VILLE  DE  CREMONE. 


TusEPH  CHAROTTE-MILLOT. 


(gjg(g@[£il3ag(ö)  0101111(3©®  SISl  IS  IiaElE!H3Ba®©ül®0 

f-      .  .      E) 

Ren  E  ChajvTP  ro  N  ,  rue  &:  con\  | 

|aei"EchellediiTerople,a  Paris,  175    | 

@i2gii5](ö]g0£diEEi(ö)Eiöia(3j£ö|gj©g(2i®@iHj(ai2jiiusaa® 

104 

Felix   Mori   Costa.  ^.  |r 
Fecit   Parmae  fO) 


110 

;0  Antonius  Gomuni 

fecit  Placentiae  Anno   iQ'2C 

III 


N.E.CltfrpItel    a    P^ris 
l6  Fauboufj^  p^>is30ßüifcre    li^2 


112 


anno   180^  ((i 
m^B. 

105 


HC.  SILYESTRE    neveu 


113 


66 


CHAROTTE-MILLOT, 


'S} 


^  ELEVE  D'ALDRIC,  DE  PARIS,  ® 
m      iabricQut  ö' Instruments      ^ 


;;|^0R.^  E  TOM.°  CARCASSI^ 

5         In  Firenze  ijell'  Anno  1745 
I  Airinfegna  delGlglio. 


i 


A  raiRECOURT 

(VOSCESj. 


V^^ 


114 


^i 

Ä^;? 


107 


r? 


"'.?; 


,Pe  trus  Antonius  CatiFlorentiniKTv 


Joannes  FrancifcusCelontiatus 
fecitTauriniAnno  17?  >^ 


a^/££  ^fuit 


(  aMtUt 


109 


116 


600 


Geigenzettel  C        Abbildung  1 1  7— 127 


W      ¥    -■ 


r  - 


:      Ch.J.B.COLLIN-MEZIN 

f '; t"      ^  Lulhier  a  Paris 

Riie  du  Faub^Poissonniere,  N?29 


117 


J.  CHARLES,  Maitre  Luthier  de  1 
j£  Paris,  Neveu  du  fieur  Guerfan,  rue^ 

St.  Ferr^ol,  ä  c6td  du  Cafe  DupaiJ 
;ij|l  A  Marfeille  178  ...  '| 


C^OtT  ,  tixthief  4e  la  Reine, 
*Äul^KoyaleriiföcrraHl'es  j  1777      ™ 


'73^r'- 


123 


118 


tm^\ 


i     i-::t  Taurim  Anno  ly^^"    ^ 


|a1T  PAR   ^AB#Ä^^ 


124 


Fait  par  Jean -Robert  Chibon  ,  "" 
JVIaitre  LjutMer ,  rue  de  la  Sourdiere , 
au  coin  de  la  rue  Saint  Honorc. 
A  Parts  f  i"}' ^  / 

120 


] 


fall    sous    la    Direction 

de  Chardon  &  FllsLuthiers 
6  Rue  du  Faub^  Poissonniere  6 
Paris    10  oo 


125 


^^  TOMM A50  CARCASSI    «$ 


121 


,26 


lacotos  PMippus  Oordanus 
fecic  Genux.  Anno  &1 17  7-^ 


127 


Geigenzettel  C        Abbildung  128—134 


601 


^  Andre  Cailagncri  Faira  Paris  ^ 
^      a  THöccI  de  SoilTons   1733.^ 

128 


^^ulus  Caftello  Cqq. 
y        Genua?  Anno  17^8    1 


129 


3o$cpk  iLhiWÖon  ii]^ixvxi^ 


130 


^Js^liWS^'-t-^ 


t«j*  •       '  s.*<    -<5^      •"  •^*'  r%, 

fl  loretizoCarcam^in  Borge?' San  Fririiano  «j^ 


131 


r^ 


132 


Georges   CUNAULT 


r-- 


/  .    r  \  L  U  T  H I E  R 

^Vj^'i"^,l^ue   Clauzel,  6,  PARIS  —  An  18^3 


133 


<4 


•4 


OvO   «  EO^j 


MADE      BY 

G.  A.CH  ANOT, 

ViOLIN, VIOLA, VIOLONCELLO  & 
BOWMAKER  &  RESTORER, 
'ot-"*^^       MANCH  ESTER.  A  D.  18^- 
'°°'"*  N?/^^.,    Model  of  J4>rx^<:. 


^^>^ 


;^TTTTTTTTTTTTTTTTyTyVTTTTTTTTTTTTTTTTTTTt\ 

134 


602 


Geigenzettel  C        Abbildung  135—143 


CLAUDCT  LUTHIERä   DIJON 
VAN    1898  N?     67 


11    Jo:   Baptista    Ceruti  Cremonensis    •' 
J^       fecit  Cremon^  An.   180-^ /Gg\      ^ 

136 

t     ANDREA  CASTAGNERI  nell     tr 
\   Pallazzo  dl  Soeffone,PariPPi  174^        l 

137 


Marcus ,  Antonius,  Ceriii ,  Alumnus 
Anfelmii ,  Belofii ,  Fecit  Vcnctiae  An .  i.Jß  4- 


W1 


ib 


141 


143 


I 


Geigenzettel  C—D        Abbildung  144— 152 


603 


i:fi.ricu%^,Ceru! 


'.  .< 


145 


Cfi^öiise^  aDHG^  r^(yB»-F.  C«o 


X-- 


Anioaio   Cafial 


146 


148 


Fecer.>    Cremoaa    .«laoo    tS 


147 


M  A  K  £  R:  4 

149 


@et<iennta(^eu  itt  Sien    '"• 


I*  f     ' 


130 


r.   .Caroius    Bon  IHorak 

■'  fecil    Pra^ae   Anno     18 

152 


604 


Geigenzettel  D        Abbildung  153 — 164 


JOSEPH     BA'^AGLIO 

f  F  C  I  T     IN     MÄ  N  T  ü  i? 

.    •        Anno  iB.pX^_ 


i^^^^. 


153 


ii:n>tiiTiiiTrnri»[imn»fniriitr]iiBTi[iirr-jri- 


DEGäNI  EÜGENIO     ^ 

FECe  I 

VENHZI  A  -  ANInO   ISiJ 


159 


Seb,afti:aii  Dalinger. 
Viennss  Anno  1 80  5^ 


154 


Anno  // 


160 


-Ji*»" 


Miudn  Dih],  Chiiti  Mgynzifeher  Lau- 

161 


i 


155 


';        J.  B,  Dwofäk         f 

I 

■..-.-iL  ■■.'■' 


^^     feeit  Pragae  18 


.^-      ^«sM 


162 


156 


M  ä  rt  i  n    Dornen 
Wien    4716. 


-" -*-!-'•»"§?""?»- -5; 


INSTKUMi^TEKMA;CJaER 


157 


163 


WT" 


158 


104 


Geigenzettel  D    '    Abbildung  165 — 178 


603 


ü    i^jldyUd-'  iy4 


165 


/-^i^^  t{{imel-de-Vill',^I,i.Ve,i.7y^ 


■p3=^-:SJESS=s:f^^ 


S.  A.  Denoux 
16,Rue  Geoffnoy -Manie 

N?//y        Paris 


189^ 


172 


166 


m 


173 


Pietro  Antonio  dalla  Cofta 
fece  in  Trevifo  Anno  174/ 


167 


An    18  SS:. 


174 


168 


lllfilH 


Vf\  (He  a  Paris 


KuausT 

\HAMikc 


fecii 

Anno  1911 


175 


169 


176 


z^^;^  du  C/^ 


AlesBandruB  d'Espine  Ficit.'t 
Taurini  anno  Domini  1^8.^ 

177 


170 


•  •  -.4.) 


Nlcolau«  \Dudos  fec^  ch  I4  ij^^äl^j- 
ladel  df  3^rcellorma^'^^imo  >,'^^d,-^C^ 


171 


178 


606 


Gelgenzettel  D— E        Abbildung  179-1 91 


f 


i 


Robert  Duncan  Maker, 
Aberdeen,     1740 


179 


MICAEL    DECONET 
Tecit    Venctiis   1 754 


180 


Jö5tin    DI  TER 

L  u  t  h  L  e  r 
y\  n  a  C  c  xsT  •" 


Giuseppe  dali'  Al'Üo 
Fecit  Mantue   17^^? 


181 


182 


Frjincifcus  de  Emilianis  fecit 
Roma:  Anno  Diii   i72  8 


183 


187 


Chriftoph  Eberl  Vblin  und  Lau- 
tenmacher in  Prag  An.  I>  ^^ 

188 


NcAp  1775" 


189 


*■ 


190 


185 


ITHOMAS  EDLINGER 

y^Latiten-und  Geigemnacher. 

186 


5  Joannes  Udalricus  Eberle,  § 
§      fecit  Pragse,  17  | 

^  v«!?^^«^ <«s«^ 5tf»^ «<:?^  ^ic^ «^ «tfpj  <^?>«<»^?4^Wyi  xe^.^'as^ 


191 


Gelgenzettel  E        Abbildung  192—200 


607 


"^^ 


h  Joh.  €o]^  i     Ergele ,    Lauten  -  und  u^eji-  M 
'\    maclie?,  fmt.  Friburgi   BrfsgoviaeV  ^  •jk^'^ 


|«o^^^^^? 


192 


■■^^■^fe:-> 


m 


JonasElö 

Jienovauit 
X732 


~^ 


'/  ^   /■■■.y/    '//<^'>/f>:-a'^//.v////- / 


197 


193 


burolLauten  initl.  Geiueiuuatlier 
in  WIEX 


Aiuu) 


J82 


195 


tV' 


199 


"^^^^^^^i 


J  o  li/  N'ä  j?  0%  u  €  ]'-    f^  r  j<  g  e  ]  e  t  ,^^ 


200 


196 


608 


Geigenzettel  E— F    /    Abbildung  201—207 


in  ^trosbur^i^  71' 


'■•■  «* . 


fedi  yH*«5iG  Ann«  i9 


201 


202 


^^e-c4/pj^^ 


\ 


203 


^/ 


s  -  Li 


lio)' 


feSSZXE 


204 


^plob,Ffc-kefV  VilliiD  ^-1 


.^Ä^  Höfiasni 


jä3«T  •'' 


5^ 


/       V.  /?,  Iritzsche 

!        -  ■■''' 

1,    A .  8.  Jlof'In  .s  trumeni- 

'  \        .  mucftdr. . 


Antnii  f'ibcli" 


t,' 


207 


«1 


Geigenzettel  F        Abbildung  208—216 


609 


2uö 


/T^ÜTfANW     C'HWSTÖfisr     HKEK, 
--SAUDEN-  UNl^^^rxEIGENMACHERk 


209 


k. 


^Sfef^-    -''3^^^^.;- 


>  \ 


d-rimia'.- 


210 


'^<^^// /^^^^  äO   - 


V 


,TK  <-  ^^^:i^ 


/.- 


211 


aRartinuö  SRat^ia^  gid^«, 

Me  Pedt  in  ^Xtm,  hxi.  VJ 


212 


■■^ 


G.FILLION   Violia  Malier 
Soiiolar  of  W.Hiil&Soas 


214 


Mart  LMLu?  Mathias  Ti^hd, 
fec:  Yierwixe    1  7  ^^ 


215 


iwr-ry^"-,'     u- M  ■%ww._Mi  .,<i 


213 


.216 


V.  Lüt^endor ff,  Geigen-  und  Lautenmacher.    Bd.  II 


39 


610 


Geigenzettel  F         Abbildung  217 — 227 


loaarte; 

^Teßtnn  et 


222 


217 


l.i  |K~^*(ti5^^) ^^w^' ^i;:^?^ — 

Fiut  par  FEN  T. 


J    Mairre  Lutier,  rue  Montmatre, 
Mi    Cul-de-fac  Saint  Pietre  ,a  Paris. 


ij'V 


v^  .Andr£a$  Fischer,  Ü 

^f^^7^Jri06tr«Äentennla(^bir      Vj, 


,     -  "Ji-^^ja^  V^^t  j 


223 


BenoisCFleury.rue  desBouchenes 
Faubourg  S*^  Germain  aParis  i/j^ 

219 

Gennaro  fabricatore         | 
Anno    i8  Napoli 

^  vStrada  5.  Giacomo  n.  26. 

220 


Georg  Flossmanii, 

Saiten  -  Instrumenten  -  Fabrikant, 

TÖlZ    (Obex'bayern). 


124 


225 


ffiiSc^S^llaChier|lts.Örnjik'^  S 


Jofeph  Antoni  FinoJÜ  in 

Mihno,  s  TS  S' 


L.^ 


■.^^.^-.lil^aiiä^^'-^'-^i^^ 


226 


Hannibal' JFötgnoU   fecit       (CSJj) 
Taurini  aön6  Dömini    \qoM^ 


221 


227 


Geigenzettel  F— G        Abbildung  228—237 


611 


mjijiwr;  m  1 


228 


|Gio.'  Battifia  Fabricatore  ^  fecit  .| 
lAn.  1785.  in  S,  M.  dell'  Ajuto.f 
I  Napol  i  f 

230 


Ferdinanu Js  Gagliano  Filius  W 
*-        Kicolai  fecit  Neap    ^^160% 

232 


Joannes  Florenus  Cuidantus  Fecit 
ßononije  Anno  17  J/ 


231 


*^  Jofeph  Gagliano  Filius     ^ 
»^^   Nicolai  fecit  Neap  i76{?  A 


235 


RAFFAELE 

,  ED  ANTONIO 

CAGM.ANü 

•FABBR'.CAiMI     C    NeGOZIANTI 

Di  Violini ,  V 

iülc ,  Violoncelli  , 

Conlrobassi, 

e 

Coicle  anuonicKe 

Strada  ScJile  < 

Ji   S.  Giusrppc  n.     /^ 

.    pnrno   pianu 

GAVINIES.  me 
S.  Thomas  du  Lou- 
vre ;  a  Pads ;   i  jj^o 


236 


233 


39* 


6t2 


Gelgenzettel  G    /    Abbildung  238—251 


Antonius    Gragiüni    fecic 
Libirni     Anno     I7c/ 


238 


245 


Joannes  ßaptistaGuadagnini 
fecit  Parmsß  lerviens 
JZ    S.  R.   174I 


NICOLAUS  GIORG  IS 
freit  TaurinI  i  ino  XJSQ 

246 


239 


J  B  Gagliano  alomnus  Stradivariu5 
Fecit  Cremone  Anno  17  ^^ 


240 


::    Vieilria^  /Inno    18^8:  "^     v  . 


241 


1^      Jofeph  Guarntrius         ^4^ 
j«  Alumnus  Andrea:  Gisalkertl"^ 

247 

ose|)h  Guamenus  $ 
1^  Alumnus  AndrtaG  15 albert i  $ 
&     fecit  Cremonffi^l7ö6     * 

248  "" 


Louis  Joseph     Germain  LutKier 
A  Paris,  Annee   X^G?  ^^ 


242 


^Andrea« GifdJbeiti  Tecii  Parms^ 
lä)  Anno   falutlS    171  ^  cS 


249 


Emile  Germain, a  Paris 
j.Faubourg    Montmartre 


243 


g  Andreas  OifulBerti  Fecit  Parma?;! 
Se  Atino  fafutis  ////  .  J| 


»tÄ 


250 


Äntomo  Guadagnini  fece  .*p 
Torino,  anno  18  j^/       T 


244 


251 


Geigenzettel  G        Abbildung  252^63 


613 


Julius  Caefar  Gigli  Romanus 
FeciL   Romae  Anno  i/ö/ 


Ibl 


258 


^u-^cSrsr^C^  «^  e^  «^c^  «^  «^  c^  «^  c'V)  «^  «''^  !5£ 

€  Petrus  Guarnerius Filius  Joseph.  Jf 
\  Cremouensis  Fee it Vene tijs  3^ 
€  anao    17^0  ^ 

253 


eUGCN 

flfelier  für 

Kgl.  Würffbg. 
Hof -Geigenbauer 

STUTTGART 


QARTNeR 

Kunst-geigenbau  b' 

FürsH,  Hohenzoll         ( 
Hoflieferanf.  ) 

fecit k' 


lH^3^^5^2^2Si: 


S^^^^SS^SSf^ 


Euffen  G&rtner 

Atelier  für  Geigenbau 
Stuttgart  Jlc,  189 S^- 


('^ 


255 

I  JOSEPH  ET  ANIONIVS  § 
^  GAGLIANI  FILII  NICO-  ^ 
I  LAJ  ET  NEPOTES  JA-  i 
§g  NUARJ  F.  NEAP.  lyji     g 

256 


259 


iTiiiiiriTTTTTimrtnrTTrnirfinirFiiiiTlTirtTiiTffn 


^jg^^aggjj^gsia^gg^sc&gg^^^fegi^csggg^^         P 


TnirrTnT[i[iiiT[TTnTin' 


EUGEN  GÄRTNER 

/Reeller für  Hunstgeigenbau 

«OL  WÜBTTBO  II      fÜRSn  HOHEHZOLL 

MOF-OEIGEMBnUER  '      HOFLIEFERANT. 

fecit- 


Stuttgart  % 


ftlflftiiiiiniiiilUiinutJlimtlliliJiiiniHitiiiiiiifTTTiTii.rrirrimTTTTTiiiiriiiiiitiiiiiiiinniiiiiiiitntiiirirMiTiirrffiffi^ 


260 


Xouij  ^^/t^o^e 


/ 


pres  la  com  me die  Iran^oife 

AParu)    ips 


261 


Joannes  Änl^o^lj 
Guadagnini    Ällevms^ 

Stradaanj  fecit  Taurini 

xyöO 


257 


263 


614 


Geigenzettel  G    /    Abbildung  264—276 


5  GAFFlNO,Q*^di  Callagneryi 
^  rue  des  Prouvaires^  r 


i' 


^^ 


264 


Fait  par  lOUlS  GAlRAyO, 

2       a  Nantes,  1740  l.-^  g 

I i 

271 


HeredeS    q.   Gafparo  Francifcus     Geiffenhof    fecit. 

Cargnono  de  Salodio  n  ^j     y-^^^^^  ^nno  18 


265 


S|&ar.^v^ß.Äfe 


272 


LUDOVICUS  GUERSAN.  prope  Co- 
medam  Gallicam  Lutetiar  ,anno  1753 


266 


273 


Lavrentius  Guadagnlni  Pater, 
8c  alumnus  Antonj  Straduarj 
fecit  Placentie  Anno  174  5^ 


S 


I MON  Gl  LBERT  ,  Luthicr  ,  Muficien 
de  la  Caihedrale.    A  Metz.    17 S4 


267 


274 


Gae* a  n o  G  u a cia gmu u  le.ce«    -  ^ ,  ,^^ 

268 


Joseph  Guaraeriiis  fecit    ^ 
GremoQX  anno  1741     iHS 


269 


V*«: 

j'»^^ 


xjta/^ftxi 


^  Petrus  Guarncnus  Fiii  US  Joleph  5^ 
Crcmonenfis  fecit  Veneti  is .    ^ 


]^  Anno    1 7^ 


275 


Francifcus  Gobetti 


Fecit  ^enetiis  :i7// 


i 


276 


270 


Geigenzettel  G        Abbildung  277—287 


615 


^Joannes  AiiÄ^s%edIerV  Äe  fv^ 

kn.    Anno  jK -^-"^  '^^' 


'¥M 


-  ""i  I  -■•■  ■ 


273 


Josef  Guadagnmi    Cremonensis 
fecit  Papiae     anno    i8o5 


279 


Charles  GAILLARD 

N°20,    Ruf.  Notre-Dame-de-Recoi-vrano;  ,    N°   20 
Paris,  18  ^5" 


Januarius  Gagljano  filius 
Alexandri  fecit  Neap.  ij/^o 


280 


2-34 


Nico  laus  Gagiiano  Filius 
Alexandri  fecitNe^p.  ijr^j 


Malteo   Goffrilleri^ecit 

Venetijis  anno   ijz6' 


Gio.&  Prancff/cofraielircletJraTicwi, 


286 


282 


Jft^  0^ailui:?tiBl^  Neä&. 


Samuel  Gilkes 
fecit  London  IZ12 


283 


287 


616 


Geigenzettel  G    /   Abbildung  288—295 


Gia.BaptGrancino  in  Cotitrada 
Largha  di  Milano  anno  lOf^ 


288 


Joannes  Baptifta  Guadagnini  * 
Cremoncnfis  fccjt  Taurini.       GBG 
alumnus   Antonl  Slradivaii  ijjj 


289 


Z  ifcLovicuJ  Guersan.p rope  Coiyictdi'arH 
Gaäicam ^ Itii^ljce A?i7io  ij 


290 


291 


Mattio  Gofrilleriin  Venetia 
Al'Infegna  di  Cremona  i69/ 


292 


loTeph  Guarnerius  fllius  Andrcae  fecit 
Crcmone  fub  titulo  S-   Tcresic  \^%^ 


293 


Dehommais  &c  GermaiaäParis^ 
12.Rue  Croixdes  Petils  Champs 


294 


Pabrique    de  MiTecourt,  .    (\"o{rrte's) 
105  Boulfvaiil  Sohastopol  et  Rin»  Heanmur/i' 


295 


Geigenzettel  G    /    Abbildung  296-303 


617 


b^ 


5  > 


299 


CAJVD  f  RkRi:s,ltttliiePs  de  la  Musique  de  l'Empereur 
ctduCoiuervatoiFe  Imperial  deMnsiqae 


JT 


.1^- 


300 


GAND  &BERNARDEL   F««« 
LulLieps  de  la  Musique  de  IRmpereur  et  du  Conservatoire 

Jl". ^w     \S 


301 


GAND&BERNARDEL  E^E^ 
Lxilliiers  duCoiisei'A'atoire  de  Musique 

3Xr  ^^JUxi."       i$ 


302 


GAND  aBERNARDEL 

Luthiers  du  Conservatoire  de  Musique 


?!,". iCv..^ ..__  id. 


303 


■618 


Geigenz:ttel  G        Abb;ldung  304—312 


^ 


\ 


304 


GAND  Luthier  duConservatoiro  de  Musique 


305 


GAXD. 

Luthier  de  la  Musique  du  Roi 

pt  du 

Conservatoire  de  Musique, 

- 

ue  Croix  d 

es  Petits  Champs,  NT 24  . 

Paris.  l8 

306 


Andreas  Gaarnerfns  fecic  Crcmon^  fub  ciculo 

IV73 


Sandlsc  Tcrcfi« 


307 


308 


I 


309 


I 


Nküf  Guse  ff«  Bcyenlrnci 
aCxemena      ^Jl% 

311 


'  ^eAviNiE^;--jue; 


-'•>? 


S  riiomas  da  Lon 

vre-  ,ä  Puo|%\,  X/l^  ^ 


310 


312 


Geigenzettel  G— H        Abbildung  313—324 


619 


fc'.^w*^*tÄ,.:.iüi-5:-^»JE5J''7-**T?»'^--  --'-oitsmts^^r^m^iigtft^ 


^r'uiSa^--^ 


Fl 


l,y  J-V-j-J'  -i^- 


t III     Mlllll      II    Wl        !!■   k^       ■>     I      llll  II  I  «I  I    Uli  I  I  ■  -^.— ~^„.  ,  .~  ^j-— .^  ^^^  _^_  ^  ^^  -•  SMOV'      -      :•  .i^^ 


^  ^öotf  in;  ^iMötfönbe 


-ysi- 


313 


317 


r  riiiiiiii  iMiiiiif        iiinwi 


■l—lliWWHIIIh    Hill       ■    - 


"> 


^         X 


314 


318 


P     *: 


Franciscils  Gaissenhof,  fedt  Vieniiae. 
Anno   m'^P     ' 


315  (Fälschung) 


319 


316 


Jis^p-.' 


4-    •- 


'- — 


320 


«^^?9 


kai[!(ön.fiof-,v^  Geigenmacher 

1  N  W 1  E  N  ^  ^  >  -^       f?} 


(   ''■ 


321 


32 


79 


"T- 


'-v. 


Xo.  r 


^*.\ntjox.kow, 


f 


2«ßVK?Sfi,TOW    CAXJSEWAY 

■    -  -t^-f  —  •.; 

323 


^TADE     BY 

MA;T.    HARDIE  &   SON, 

EDIS^BURCH. 


1 8  ^7 


324 


620 


Geigenzettel  H    /   Abbildung  325—336 


\   t  F  r  a  11  c  i  s  c  ti  s  H  e  r  z  1 1  e  b  g 

S       feclt  Griecii  anno  ^«^. '^ 


^    CARL  HAIJDEK 


331 


325 


{•: 


326 


327 


JlRapar,'  Aa-^;i .  '^^.v^^  | 

333 


328 


!  ■Stöe-i" 


334 


,.^.*^  t 


(!|lle^o(i^fta^g^J)urff 


329 


% 


g&. 


335 


»  ..  'Mathias  Hoftifteiner ,  ©etgCtDlia^ert-     W 

'^4  ^of(c&miet>  in  5]RH(e^tt5alt)  an  6et  3^.S 

ift .  ■    Anno  1803.  -  ~v  ^  ^ 


330 


5^^^    

jofephtloren 
J^in  Mittenwaid 

336 


Gelgenzettel  H    /    Abbildung  337—343 


62  f 


Heinrich  Th.  Heb  erleintr. 

Markneukirchea  /"Sy?, 

Imitation.-  Antonius  Stradiuarius . 

337 

•üaiijiiiiiiiri  II      i'  •'•'•  TT' iir  -  " r  i  i  — 


338 


-J 


I  loseph  I-If)iii!)erger  in  Wien  18         __ 
I  Copie  nach  losepfs  Guarnerius     1HS~1 


339 


Thomas  Earle  Hesketh 
Manchester  Fecit  1'? 


340 


Ferflmandns  Aul^  Homolka  /-p-^-^N 


342 


jl^SBSntiiwsBSMBSi; 


t'*>r^?' 


343 


622 


Geigenzettel  H  /  Abbildung  344 — 353 


cf\. 


t-  - 


'^^  "^tt^^ 


•:^r%. 


/i- 


V 


f    .  i 


344 


Heitiricb  Tb,  Heberkin  ]uii   i^^/ 
fecit  Marktieukircb'sm  Anno  iBf^ 


345 


CV 


J 


// 


-.4(> 


>5a 


CkrMinn  IMmrich  Hittbel^ 


•'2>  -.-' 


'./ie^ä^-^^- 


:iajaECK.     1 8 


347 


j4ö 


Ferdinand  llaniborj^er, 

^  Geigonmachcr  in  Pressburg.  Anno  1  8 

^^^ 


,1 9Zeuetr^?:i  %^:'mm^  täcf 


351 


»  ■' 

■^.. 

Emü  Hjortli 

i  KjöbeBhc 

ivn 

'Anno 

18 

|fcMia«M»M1::<i- 

^. 


352 


Ji;-'. 


f 


■•«•«*« 


Joseph-   itirtöir    -flajji   >,*^feiA<f.' 

a  ^Mgsbn.r»;  anno  iST^Sj^'i 


353 


Geigenzettel  H      Abbildung  354—364 


623 


AlphonsiusVanHoof  Liutaro^ 
Fecit  Antverpi»  Anno  19 
Secundum 
Santo  Seraphino 
Venetus 


356 


AU    KOI  DES   INSTRÜMENS. 
^%-  ^^     H  ü  E  L,  • 

MAIYRE     LUTBIEK, 


Fatric^äi^  &  rciablj  toutei  forres  d'infl:rür!y;,';S  ,  |l 


■^«^rrfn»c  Violrns ,  Bafles  ,^ipnfre-Baffe 


j^t^-rcririotrc^  3cc.  ietoucaugour  des  AW-s  eure,  j« 

•^  '^ii?  demturc  eßä  tintoi^nurc  df^^  tut  du  i| 
:^far}dElurlmrQ/ ß^-S^iMartin,  A  Paris,      j| 


r 


LT  ChriTf  Gottfried  Hamm. 

Yf{      probe  Viohno  Stadr  J*4eukir- 
chen,  hey  Aiori  ainVojgi- 
lande.      Fecit  Ao    J 

359 


^Matthias  Hornftainer.Ceigew  1 
Xmacher  .id  Hoffchmied  in  Mit  | 
^'Unujaldander  Ifar.An.il  S 1.^^ 


360 


(^'flfi  ;0ciijcnmad)ü'  u. 
361 


M,  C.  Hillebrandt 
in  Hamburg  Ao.  1793 

362 


Jacobus  Horil  fecit 
Romae  ^1.  i/yo 

363 


357      (Geschältskarte) 


T71c/jA    jy^^  J'^^n^r   yj^ 


.r,yf,^.^.^  v/<^^^^/.ic.:^i/j/^^ 


Q, 


353 


Jofeph  Fiorenflainer  Muficanij 
lin  Mittenwald  an  der  Ifer.i73j 


364 


624 


Geigenzettel  H  /  Abbildung  365—376 


El 


EXACT    COPY  OF   'THE    BETTS 
STRADIVARI,  DATE    1704, 

HART    &   SON, 

25,Wardour    Street, W. 
15   •    LONDON   •*7^ 


I^'l 


,:aQl 


ö 


d 


©i[E)©(g)©Q©i[g)©  B©{5}©(H]©tH]©tEI©B©tH]i0g] 


G^HART    &    SON  ,ö> 

--C  -c-3  M  A  K  E  Fl  S  ,  ^--<^e— ^ 


SS/Wardour  Street, W 
13    •   LONDON  -^ 


jJoannesGeoigius  Huber  | 
fecit  Vienn«,!  16\ 

357 


<^<jjj  ai  thollurp  and  FlutP,Ci>_t-^ 


368 


369 


^ 


—  18^  — 

^370 


\, 


r 


371 


Eugene  HENRY  Luthier 
RuE  STMartin, 151, Paris. 


ANIMEE    18, 


372 


Made S^ S old  by JOS.  HiLL 

atj^  Violin  iwAn^eX  Court 

77  C^ö^esl/yiinj-ter.  jT/ 


373 


JOSEPH  HILL  &  SONS  MAKERS, 
at  the  HARP  and  FLUTE, 
in  the  Ha>  Market. 

London  1771 


374 


Bolo! 
W.VD(JA- 

376~ 


Geigenzettel  H       Abbildung  377—381 


625 


'i?J 


^^.  JS82 


oii^Ois\s-^/eiS>?^i!>^t/gi^c^fQ 


378 


379 


38a 


,_e,^^^.i^\       Joseph  HEIL 

^y  Luthier  ä   LILLE-19 


381 


V.  L  ü  tg-en  d  o  r  f  f  ,    Geigen-   und  Lautenmacher.    BJ   II. 


40 


626 


Gelgenzettel  J       Abbildung  382—393 


Paul  Jombar  Luthier 
20  Rue  Rochechouart  Paris 


382 


FaiL 

sous    la  Direct 

1 
lo  n 

de 

Pa 

UL 

JOMBAR 

,  L  uthier 

20, 

Rue 

Rochechouart  ä 

PARIS 

383 


42;  Rue  de  l'EcKiquicr,  a  PARIS   ^%}^ 


384 


HEWRl  JAIEIN 
LONDON 

ICCC 


385 


HtENDRIK   JaCOJ5    ME     FECIT 
IN  aUSTBjsJ>AH        ^^J)^ 


386 


3i.u.R.16of  - 


^^^S^ 


^«s 


'^n^ 


<9/?<?/^ 


cfärabl 


>iS^> 


^cit  J9 


387 


Joannes  Jauck  fecft , 
.  .^iratcii.  Anno  1735 


388 


389 


^1     Joannes  Jais  meTecitlg^ 
iBulfani  in  TyrolijTji  % 

390 


Wilhelm  Thomas  Jaura 
in  Wien  feclt  AnnolS 


391 


Carl  tidger,  Geigenmacher 

HILDESEEIM  18..... 


392 


Anton  jirowsky 
ü  eigen  in  ach  er 

Wien  \Mg 


393 


Geigenzettel  J-K  /  Abbildung  394—402 


627 


UVTHJER 

lÖ.XueGambcUci.iO 
NANCY     ! 


,» 


394 


^ms^ßm^F^m 


'^-?rtuf*rA7u*-j'' 


393 


Anfon 
in  Wien 


/^-"^^v 


Jarasch 
Anno  18 /^ 


._J 


^'2S( 


396 


fei        r  JACQüot 


NANCY. 


397 


398 


"tf  ij-f'^'-yg^^gir' 


>flg3^.T'  1     A  "u  g  u  f  i 
A  Leip'zig 


Petersrrafse  No.  ii6. 


:>yy 


Antonius  Kulhawj, 
fecit  Viennae  la^A 


il  Joannes  <:^aioius  Kncl)baum,  i 


fe.icVieiiiiic,  \j  y^O 


401 


Ö  \Aigtdim  KloZj  in  Alttten 


m 


^U'vald  ari  der  Ißr,    /  7//  ^ 


400 


402 


40* 


628 


Geigenzettel  K  /  Abbildung  403—413 


f!old(Mie  Modaillo. 


W>  tAug.  JCesslerjr. 

Geigenbauer 

J)/t  atitt  ft  e  i  m. 


■« 


Ooldene  Medaille. 


403 


M>ii<£aHiilVri[i'iiriii  -'UfoMiMii  i|ii"i5iiiiii   iiim?ii 


SgJB^paiiiTjhlffr      iiii,iiiiiaii|6iiiaii^;a 


4Ü4 


4uy 


£^       -      >      -      1^,  -'TV-    .     /     ^- 


■    '-''  '  '^■u^'  '  ~'*     I-''  '      "I        %ß^ 


AJ3.  ^ug.'^esstet  *^t, 

Geigenbauer^.^^^ 


405 


"•j. 

^ 

..>> 


'^. 


» 


410 


IJ«1?5i3<-' 


ftumf'v^ 


^>>^rirC\ 


406 


'%Sif  Miuibf  iiüliäilj  I 


MjDJCiir-LlJJjgl'JiiiLL 


L»  mt»»»» ICTi-Bi''—,  f  t'i-* 


G^ör^  Klozj  in  Mitten-^ 
fwuald  an  der  1  (er,   lYT^^ 


j-^^^^aM-a-gyr;-:?:  1—w  ■  —    iwn»7;i-^  ^  ■py»»>ii  j 


407 


412 


408 


Geigenzettel  K       Abbildung  414 — 425 


629 


>'.i'^ 


414 


421 


1^-  ©eigen  tmtr^ttfttarenmac^er  :| 


Anno  18 


r~ 


422 

Frnnz  loSeph   Kistfchrr.aan,  ; 
^  itachcr-,  5Ti'  'S  ras 


423 


417 


^V—:^S^^^ir^:*-~''^  ■ 


XEdmuiiä  ITünsißiVm  Jena 


424 


Ainfterdam,  i68 


"Mfis&eft; 


41ö 


-f_j 


630 


Geigenzettel  K  ,    Abbildung  426 — 427 


Ldus  t)ßo  .4di.  To  THa^iiio  ,T6^7^.Tdd0ud..^ 

7    ;_*T.ttcslo  to  sollofcrito  con  mio  Giiintmento  d  cnr-im'luc  W nd,  corwa  \  ^^&f^'' 
dMdU\ACloz  Jid^lliinMih  hd.  seruvio  jjer  Gdrdione  ctoecKO/ieJtd  miaj    . -^^ 
^otte3dai  I^uldTo  4t  5diilö  ucowo  dUTini  SÄt  con  iiitta/jonotwiotez'"     f    ^^ 
'  Sd.^J«delt<l  Äi_pducT5i  aimosfrdto  fcmwrc  pontuctic  cbbedientc  crno 
n4etv.to  nein  conlo  alcuno hauer  aettnvalo  tterimnt,i--!^I'd.  proptid, 
iTjnuWfionc  e  decoro  dn7c  ktko  scvapre.  <ifsa.Tnvid.rc  nedle  suc  öpcr4t 

.7^<^C    li^ii-/^   ^/.^  ..^^^,»    5e,..^,^  ^,.,^    >.4.^//9<.d      " 


,-    ,  ..'S 


\ 


■  iX^'-i—^   Jr7*-iy<i^ ':*c,^\ 


.s::^^ 


426 


5^  .  4hton.  Wa.mJr  ^ciorC 
Vicario  u^  OBrcnoma/no  ^4^ 


427 


Geigenzetlel  K        Abbildung  428—441 


631 


•"TT' 


'  Mathia?ICIoz,Sm%»tmaC§CC 


433 


NICOLAUS  ^^     KITTEL 
Pelropoli  Anno  is^^. 

429 


436 


. — ^-^^ i  '^""  ff 


loAn,  Carol,  JÜoz,  ,  /»^ 
{Mittenwald  An.  xjS^O 

437 


430 


Sehqßmn  ^Kloz ,  i;i 
üttenmaldy  AfVYj ,  v 


'?     George  K/oz  ut  Mitten  |* 
.^  vvatd  an  da' Ijer      iJJif       ^j. 

432 
i^f  ^i^  >7^  -^^  ^^  -Y  ^*^  -4^  i4^  '^  'V  'Y^  »^  V  ;^^ 

I     /Egülins  Kloz  m  Mitten  |^ 
4  i/^/z/r/  r///  der  Ifer      /  /^^        ^^ 

433 

^4.4.  ^.^^^.Hr  r^.4^4^  4-^ -^-^ -«»>; 
I  Matthias  K/oz  in  Mitten  \ 

^i*^  yS.  S^  >V  «*»*  «Ar  ><^  VV  s^  A/V  v«v  »»«.>**  =>'y  >«  >i 

^^   dj.       '|l        /,i      /,l        ,,<       /.i.        /,.       y,V       /|V       /,v       y,v      >jv       /A      ^>      /,v    ^" 

434 


'^.-y  '' 


ft*!^ 


Y^lSebafiian  KAfz^Wi 


439 


mitm^ 


440 


441 


632 


Geigenzettel  K         Abbildung  442 — 456 


^    /Egidim  Kbzj  in  MittenM 
^i^vald  an  der  Jfer.   i  VCO^  g| 

442 


Mathias  KIoz,  i'mitmUUJCÖn? 
inM/ttcßvvaJdt,  Anno  17  9 

443 


K 


FRIEDRICH    KÖCHENDÖRFER 


"^ 


t  GEIGENMACHER  -  STUTTGART  I896       . 


444 

Bmhol.  Kamer  in  Mit-f 
\tenwald  an  der  Ifer    1  y ) 

445 
M.  G.  S.  Kellermann 

Hofinstrumentenmacher 
Zerbst    (Anhalt)  l8  9*  ?;: 

446 


Q  eorg-  Adam  Krausch  \ 

Ge%en  und  LautenmacKer  \ 
in  AJWen   xl^l 


Ernst  Kessler  Berlin 
feclt  anno  19  No. 

448 


450 

!®)K 

FRIEDRICH   KOCHENDÖRFER 

ATELIER  FÜR  GEIGENBAU. 
STUTTGART   190/ 

451 


matt^ia;6  3oanne0  KoI^j9, 
Hauten»  u.  CBeigenmac^er  in 


452 


Jakob    Krampera, 

bürgl. 

Instnimentenmacher  in  Znaim   i8^^ 


453 


ios 


£>K««i»»JtB>JHiMi^T^^^ 


.  Kriner,  nrma:  Fr.  Wittstadt, 

Saiten- Instnxmentenmacher 

WÜrZbUrg,  (Bayern  )  I8 


454 


PM5- 


Ernst  Kessler 

E.  K. 

fecit         BERLIN  18^/ 


Johann  ^ünzl, 

Instrumentenmacher  in  Znaim. 
Anno  I8^y 


449 


ä:  Anno  18  ^y  t. 

456 


Geigenzettel  L         Abbildung  437 — 470 


633 


BOHUSLAV 


FECIT  PiUGUE 


LANTNER 


^  ANNO 


*3iXx^c^dbOb«Jb<A>tJb«-ÄJtA3 


J.  N.  Le  ClERC  ,  Luthier ,  aux  Quinze  vingt 
A    PARIS,    ly  69 


^«^V^^V^ry^  r^<^(j^fW^*y  ryBr^fftT^ry»«^^ 


Sdjönbnrfi  (iBöt)intMi). 

464 


/ose/Ja^dcr// 


465 


(Xe^ 


"V- 


r  raagois  \  e  J  eune  nie  de  la 
\  Juivene/a  Paris  .  Annee  175a 


^-Ä 


— Llym,\Ai>^\yC'^\j 


'W^ 


459 


Carlo  Ferdinando  Landolfi 
nella  Contrada  di  Santa  Margarita 
al  Segno della  Sirena.Milano  1 7^^ 


:)^: 


466 


S> 


LAÜMAIflf  ROBERT 

Budapest.  18. _ 


460 


467 


Nicolas   Lupot  LutKier   rue  de 
Granimout;  a  Paris  Vsin^J^tii^ 


^■~ 


—^ 


N.  LUPOT  Fils,  Luthier, 
nie  d'liliers ,  a  Orlean s,  1  'An  /70  0 

it — t ji 


461 

dgenmaitec  in  Sien, 

17  462 

Jos.  Rudolf  Lenhart 

Geigen-   und    Zitherbauer 
Leitmeritz  Anno  /^O-f 

463 


468 


469 


fephus  Laskeßouten  unb  ®«0cn- 
ma£()cr  in  ^rag  17 


470 


634 


Geigenzettel  L        Abbildung  471—482 


471 


-irr^ 


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'^ra. 


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i  tS^-r. "'(■''■> 


^:r:-^..^y.     •    >     --^^:__     '  /       , 


CßtoUlJ»  -  J^ULLlisJ 


477 


-I-    —  '     ■ 


Fkancisco  Lupoxfccii  If 
In  Orlcnno,  cinno  1775 


Ü2 


Irfhann  Qeforge  Lippold , 

®     mosikalisÄherlpstrinBcntanajacheE  in 
^ '%ya  Neukirchea  bey.,  Adbrf,  igo^'^ 

473 


(L|t— [^JiSiSi^ 


478 


Pietro  Antonio  figfio  di 
Carlo  Ferdinando  Landolfi 
in  Milano  al  Segne  delJa 
Seren aTAnno  I77ß 


479 


G.  B.  De-Lorenzi  ^,  ,      ^ ..  .^    .> 

.       ,      .  /^ ..  5«coIau^  £eiborfF  /  ßjuttm^imö 

Fece  in  Vicenza  anno  1 8  ^^  ©rigenmofber  in  SBierttu  1700. 


474 


480 


M 


/j 
"'^\ 


J.  N.LAMBERT, ( 
rue  Micnel-Ie  Comte.  .Pari 


Santino  Lauazia  fece  in 
Milano   in  Contrada 
Larga  lyj  ^ 


481 


475 


Revifta  da  Carlo  Ferdinando 
LandoM  T Anno  17  4^1 


r  ■  ■  ^ 

"'AHaTOJlift  /lewaH-b  ß-b  C.-rieTepßyprt.    | 


476 


482 


Geigenzettel  L       Abbildung  483-489 


635 


483 


Louis  LUTZ,    luthier     N.°  64 

17,     Riie    des    Fo.ntaines,     17,    PARIS  i^O  / 


484 


N.  Lupot   Luthier    de    la    Musiqne    du    Roi 
et   de   1  Ecole  Rojale    de  Musiqiie 
Paris.    182  <>  (S^ 


485 


2---^rm' 


iqiQ    Bergonzi    lecit  i^^ay^  ^^^  .  4^ 


486 


/ 


> 


tcrrc    It-A 


r. 


yfiUeuo  ddfh)  £ahba^c 


S'~Qcnnain  eJ:  Pari^    \)^^      * 


487 


Francois  le  Jeune  rue  dela 
Juiverie  a  Paris  ännee  v^sl 


488 


jr?    liETE,  Luthier 


K^S 


489 


636 


Gelgenzettel  L       Abbildung  490—503 


Nicolas  lupot.LuiKierrue  Croix 
des  pelits-  CKamps.  ä  Paris,]  an/c^// 


490 


Carolus  Ferdinandus  Landalphus 

fecit  Mediolani  inViaS.Nfar 
gantae  anno  ij^^ 


B-i*Arfi'ij^SSi 


497 


491 


gewann  e^riftopff  gfibolff 
Saufen .  unb  ß^etscnmacöer 
in2Dtcnn/  17  J"  7. 


JVf  a  r  1 1  n  L  1  p  p 


498 


492 


~T  "  •-,  liTHliii 


:^urjf  (&fi^^umarBrr. 


;?^p.lg^i^«^®rie«H#. 


499 


493 


Üü»»'" 


'C  I  C        •  •*-^    ' 


■»   "      ^    '        4 


I 


4 


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500 


..■^■•-***.t\5S'' 


-l^c 


:5^.r' 


Joannes  Ciiriftophof US  j 
Leidolff.  fecit  Vien- 1 


i.*' 


"*'-•- -3>i 


494 


501 


^^#y  *:  Ar  ia  ^^mtkwf^ 


a        J!=-';:==.^rrr^^ 


^^^ħ|lliLl|-^%.    j:j 


fy^  -**;^-;ta.. 


^- 


495 


__:-?i*a 


'^J'  Francisco  Lupdt  fecit.  ||j 
In  Ojleano  j  anno  177/^    t 

502 


-t%  503 


'S 


Geigenzettel  L— M      Abbildung  504—515 


637 


:!jVlarseille  ,   chez  LIPPl  ,    Lutliicr  et    Mci.    de   Müsique  ,^ 
Sur    le    Port,    pres.la   Loge  ,  N.^   2.  ,^ 


v;-'-',ifc«;'<4-''-««(n* 


304 


i 'liht^'cfeKrilB»-. 


^S) 


ofef 

f?cit  ftnntj 


103 


Oabiiel  Lembock  fVcit  secueduiu 


Fi"  -a-        •"  1      -i  nr«     '     /^  ,  ■■■■  ^     ijoscplii  GiiainPti  fromonrnsis   ori- 


aeimm  1 


*7 

* 

506 


i?-^ 


;uue  Ajiuo.  lfe><t?>iJIIS 


510 

■> 

511 


1(1/ 


mon 


-' :-  ^"^^^  f^  *^i^ 


512 


508 


Jofephus   Antonius   Laske 
,,    fecitPiagae,  Anno  17^/ 


"Apud  Franciscum  Ic  Piicur  , 
lyetcri  ^aVano  Panfits,  'i 


IT  ) 


509 


Carolus  Maucotekis^ 
'   fecit  Londini  185  f  (fS^ 


514 


515 


:*r. 


v)i^^ 


638 


Geigenzettel  M       Abbildung  516—523 


3  JI*(SJ.|»,!(#.-  •,,>., ^«, 


Le onha r d u s  M au s s i e|l 


517 


f  [■■*  V^it»^' 


ife  g  1 1  =# 


I 

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.^._0-  ^wy;.* 


E<i.fX. 


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518 


? 


C^^H^ 


/dm^> 


rie^riQ^ 


^  .^oaryrJeJ'  Q/osej^^bU^  tiJfCuJQßf^ 


520 

.^^.,™.™^....:.,..,=,.:r^  j   EMILE  MEHNESSON  da  GUARIN:! 


Adolphüs  Möfiflig 

.fecit  Pestini    18^; 


L  uthier        c\  ri'Tec . i  e       ä  Äf/MS 


521 


Geigenzettel  M        Abbildung  324 — 538 


639 


} 


524 


551 


ma^er  in  Dc&ent>urfl  27 


-     raiiBiaitiK^f  w^.1-     ,>ii.i|i         rfi — ' 


^omnes   Antonios  Martldt,, 
TecU  Bononi«  Anno  17^6 


532 


>     xJu th  i  e  r ,    ?Ä>  ^  I^  u  c      (3  e    Tr  e  v  i  s  c 

./  y-  ■■   Paris.    186^ 


526 


J.  P.  Miclielot  ruc  S^HonorePi^cs 
SHlocli  AlaAIelodie  a  Paris.1^60 


K       MOUGENOT,  5 

^    A SaINTE CEC ILE»  ^ 

rucGantcrie,äRoU€ii,  w 

533 


"■^ 


527 


534 


H^  Johannes  Antonius  Marchi  "^ 
jS    fecit  Bonoai2e  Anno  /^{i^ 


535 


«U'Jf. 


-rrrjT 


fcttns  Antonui.«}  MaTvöltl:>; 
JElorent.  fecit  Anno-  tj  Ö  4^ 


536 


Petrus  Joannes  Manlegatia  itfXX.  Mc. 
diolani  in  Via  S.  Margarilae     178^ 


Morglato    Moreda 
fece  in  Veiiecia    \6(^ 


529 


537 


530 


Gelgenmaoher  —    h  o  u  el  a  i 
Iglau.  •  Jlblava. 

538 


640 


Geigenzettel  M        Abbildung  539—551 


l^^^^r^ 


540 

1- 


546 


PIETRO    MESSORI 
iioof:va 

faUo  l' Av/no  19 


■^«!= 


541 


■V.V 


;J?t 


-ManUßalia  Mediahui 
inlia  S-Maraarite  anno 


KAKEL  VAN  DER  MEEB. 

Luthier  du  Conservatoire. 
AMSTERDAM     190 


544 


550 


Antonio  Mariani 
Pefaro    167^ 


Dominicus  Montagnana  Sub  Si- 
gunum  Cremon^e^netüs  17^0 


545 


551   (Fälschung) 


Geigenzettel  M        Abbildung  552—538 


641 


^äcerUM-t      a./zp..cr     "   ]  ^  üirf  eil  I  O'd"  lac  e  ,^        A^ 
Anno   T^.AT.  ^~C^  .y  -        ^    t/.//^.^    A% 


T'.ARIS.  44--   ye^/e    7^  a  fTTe^  .    ^^ 


552 


.»^ 


^^z- 


553 


Carolus  Meriotte ,  ab  extremo  Pontis  fax^i, 
juxta  Forum  -  Argentarium  fecit ,  Lugduni 
anno  175^ 


554 


Georges  Mougenot,   luthier  du 
^nservatoire  Royal,    Bruxelles    i^f 


555 


Marengo  •  Romanus  -  Rinaldi, 
Albensis,  fecit  Taurini    Anno  189 


557 


tSSSSA 


558 


V.  Lütffendorff,  Geigen-  und  Lautenmacher.  Bd.  II. 


41 


642 


Geigenzettel  M— N       Abbildung  559—567 


/^AAXC^v/vayy'AA  A>v\xv-\y\yw^ 


■ '  ^^^f  ■    * 


^.^k/^^AAX/^/^/^^</v.^^A/^^/wvAyv^A 


559 


■  k  Montpelliev^  I8:f 


"T 


1  if»?  ^,  I.,  ,  <ii  jj.'aa- 


560 


Gio.PaoIo  Maggini,  in  Breicia 


561 


Synipertus  Nigj^ell ,  Laiitei)  und 
Geigen-  Macher  in  Füllen,  i7Ji? 


562 


',/ccccc^z^c<\ 


563 


Ch  Neveu ,    Lutiuer. 

Pari ^  ,      Aooee 


inar 


i 


rr*  Dl  (  .0(1 1  f'i '1^,^-8 1^**?! 


564 


Petrus  Valctitinus  Nouellu« 
Difclpulw  Anfclml  Bclloöi 
fecic  Venetijs  ijfo 


Karl  Niedt 

Würzburg  fecit  19 


565 


567 


Geigenzettel  N— O       Abbildung  568—578 


643 


r 


:i 


568 


T 


BARAK^TsiORMAN 

zL  Via 
tfb  S    PaaL  qAI. 

London  Te 

569 


^^  Bestaüre  pab  KIC0LÄS7 

571 


;.3-" 


fS  i  ^  ■-  heparirc  ^    .. 


576 


573 


ii<id^'icu5    Oiio.  Coioniae 
R^p<irav*!t  Anno  \%S^ 


l^T^'d^/ADRiD,  Uno  n  i5 


574 


577 


17  ^^ 
575 


578 


41^ 


644 


Geigenzeltel  O— P       Abbildung  579—589 


iH—°' 


^ 


/m^?i€4   (ymona, 


^3 


A.D.  ig 


'=^-H5- 


579 


PAJOT  FILS 


-.^-  ^^     AJENZAT 


X 


*if^'>r '■-■■■■ -^'y':^  ■•■:^%t.  "■■■  .   ■ 


582 


583 


Bonolamio'Obfci 
in  Verona  16^81 


580 


louis  Otto 

fecit  Düsseldorf  aamo  18^/ 


loannes  Pcrcgrjnius 


oqppUCPO  CtPOCPOoaUL)UULHJLMX>UUUUUCO^OOUC>WH;W;UL'L*A*JOOU<AXJUUPC^ 

587 


i   ■   Andreas  Tost'äccn^r^JJrmanusrfecil:' 


584 


P.Robert  Penzel  j^. 
Markneuki  rchen'/S  .19 


585 


Geigenzettel  P        Abbildung  590—601 


645 


%^m^  ]>A.w®ii 


oiiiv   Makeifot   '^•Ti::? — 


MichäelPlatner  fecit 
Romat  Anno   17,^7'    • 


^s»? 


A-i    '-^"?«?:;3 


^ 


Auguliiniis  de  Plani^ 
fecit  Germ«  1750 


V    }^2i^ii^4  ^efi^  i^  .J^oui/um  ^/n.-  ^/o  /^  ü^r^i^]  S 


596 


590 


David  Pizzurnus  fecit 
Genue  Ann.  176J 


597 


591 


»■^iiiMiiwtitiiiirliftVi^l« 


am^i:^m^x^m^^««<ö«^^^mi^^i^«#»^^ 


L.  pors^s  FiLs, 

L  U  T  H  I  E  R    'A     G  R  E  N  O  B  L  E  ,  ^ 

•t   ,   • 

Fait  toutes  sortes  d' Instrumens  de  musique. 


•'^vy/^^yAVvy/wy/^(vv,y/y/y/y/\^'i!^'WW•WAOA^^^ 


^1 


Johann  Padewet  fecit 
Karlsruhe  anno  18    (p) 


598 


^^^  ©eiöen^unöSnllrumenti» 
madber  in  @d)6nbadb  / 17^/ 


592 


rtTgvmriTr  irj-xi-rf  i'i-i»i»ir>'  »rütkTi'jvtr  rrrjftTCria 


j  er  PI  ROT  c^/ 


znT^arürnti* 


599 


Paulus  Pilal 
fecit  Budapestini  anno  18 

600 


© 


593 


PAQUOTTE    Fröres  Luthiers 
99,  Boulevard  St-Germaiil 
PARIS      annee  \<^oO 


11  ir  -^ 

I  (Richard  Weichold  cpaulus 
Dresden 


601 


594 


646 


Geigenzettel  P        Abbildung  602 — 612 


L-TiSs^irf^Lv^ia::;;^^^  i 


602 


Pique ^  rue  de  (Jrenelle 
St  Honore,  au  com  de  Celle 
cUs  2  Ecus ;  ä  Paris,  l8 


Joannes  Franciscui  Pre^senda^q.  Ka|k1l&ti 
fecit  Taurioi  anno  Domin'i    |840    '^ 


608 


603 


Giovan     GaeUann     I'azzini.     allicno     d>l! 
Maggini  di   Brixise. 
Fecit  Firenze  ^  -^uno  1  QoO 


CLAUDE  PIERRAY  ,  rue  des  Foffes 
Saint  Germain-des-Pre'z  a  Paris,  1714- 


604 


609 


^  Jacob  Petz  Violin-und  Lau- 
•'tenmacherin  Wien  An.  iS--^ 


605 


610 


Antonius  Pandolfi 
Venetiis    fecit  Anno   I'JJLq 


606 


'  ^■frffjm^'^ -^  ty/'laAerrJ 


611 


5(MietenWäldan'(rÄller/-¥'y  QM.  'f^^<^^^'  Panormo,  rue   de  lArbre-Sec, 


'^  '^/'^^^^^^ 


607 


612 


Geigenzettel  P       Abbildung  613—623 


647 


ia' 


Beiijainlu  Fatocka, 

Geigeamacher 

in  Jiöin  189 


■  <)  jjravil 
BEISldAiVIlN    PATOÖKA- 

houslaf 


614 


619 


i^ 


Jjaj'ep  t  .^ä  ul  i 


in 

613 


m 


620 


Antoni  Pauli  Muficus 
Inflrumentalis  itlSagau 

Anno  17 


616 


HOFF 


^MACHER  m 


|5gS^Jte«-«-HIB 


I     jöfepbus. Pauli  nie  fecit 
Lind    17 


^^ 


621 


•Posch!      ^Ä      Antonius   Poller 


L.AUTl-IEN,.i 


ic^i5      Facieböf"  f^^    viennse 


^1.    Pia 


622 


JoHnJreston,  York. 


^ 


618 


Ö5.  "Biet^f  ndiorff  r 


648 


Geigenzettel  P— R       Abbildung  624—632 


^  3 ti  f  t  r \i m  c  n  t  m  a  m  i  w-  ii ic ilter  tu  f] Itnfkc»^ 
.|4   i?ei1crtu]t  alte  arlcn  ^citrn  jirttmmeitte. 


«St,v 


624 


R 


\w 


Mnccir/.   l'jitban   Ticniui^ 
ütWH)    18  Sf 


-1 


625 


626 


^hann  Gottlob  Pfretzfchner,  ■ 

j     prope  Violino  car  Ketpontent 

'  Roinani  cremona.  Jl  a  a  ^ 


^^l^^tl-'-^;-_:-,^u  /H^ 


iMte 


627 


628 


/, 


^sJeiqenrAticKer  ir.  Wien  /4r\r\ü  10    j^ 


629 


§^.   ■     RIGONDEäTJ, 


^W.L.- 


631 


IX  WIEK  AN.VO   ia*f|^. 

lu-nicih   luil  ii<M-  «iÜHTnoii  Vt-rdit^iiKl -ikliHfjiJlif 
bti  i{i'.'  Pr".idu(t<'u  AusstHliins»  <ie«.Jalr.?<«tv 

630 


@£^?|  Pü«t4  ^%^^f llJVl'  ' 


\,I  .        -».-i^ 


632 


Geigenzettel  R      Abbildung  633 — 644 


649 


633 


^üpmssgf- 


-^mä 


"^, 


Josepli  Hiedel  m  Mesemz 
nacli  GuÄinefiiii»,    a  IS^^^JVSJ/^I^^ 


>-■.■ 


039 


i>34 


e*— --    .* 


:i.  .Jim 


635 


r 


JOa  MICHA  ELRUDERX 
fedt  Kornneubure  igT/ 


^-^«^.  .  —    -^jtt;^    T  ■»■  -  ~i"»T^^1 


641 


:;*^iirt 


'ohann 


642 


OJ/ 


3o0attn  "Mic^aet  ^ubnf , 

Sauten^ unb  ©eigen ?'3Äac^er 

~  638 


riTCi'.'zialiäBarir.  ".aganvroggggg 


r^ 


Jozef  Rvmwid  Mickiewicz  ? 
[BotilwOdessieR.l^l 

643 


644 


650 


Geigenzettel  R      Abbildung  645—658 


lo:  Bapt.  Rogerius  Boiv.  Nicolai  Amati  deCremo- 
na  alumnus  ßrixias  fecit  Auno  Domiui,  i/-o  5 


645 


!     Ciaode  Victor  Aarabaax   ♦!♦ 
Srevetc  a  Faris  1846.     f.YR. 


646 


Jacob  Raymann,  at  ye  Bell 

Yard,  in  Southwark 

London,  {6So 


^omlnirtuf  5tief  in  QJIfö 
im  ^proll.  7'tO>/ 

652 


ÄaLta.e/«  Ro^iY-^f  rt6.  Face 

653 


Auqust  Riechers  fecit 
Berlin  ^^  3^6.^ 

654 


647 


F.MEYNIEU,  Luthier.  BORDEAUX 

Charles  RIsryche 

Eleve  de  Gand  e\  Bernardel 
Fecit  Anno  N? 


.^.      .«■■^1-^ 


1 1  iTnihTBi^ 


R   E  M  Y, 

'JiuthUr ,  &    J'fiHeur  dt  Harne  ,  l 

i   .         _^    .  , ■_ . ^  F 

AP  AK  i-U 


».WHi-    ■.■»■• 


t*- 


648 


655 


Charles  Resuche 

Eleve  de  Gand  etBernardddßRiris 
N  ^  Lyon 


18 


649 


Giovanni  Railich 
Xaüfaro  in  Padova 


i  'Ö  ..^^^^N.  Adolf  Romer  f 

Freiburg  i.  B. 

650 


656 


ee    «9    <*    9S    40    OO   «3    i^   09     09    ce   CO 

*  Vicenzo  Ruger  detto  il  Per .  * 
\         InCremona  1735  \ 

w    ao  CO   ••   «o  «^   «o    «00    «1  ««• 

657 


T*:^ 


d^^aij.. 


Fait  par  leopold  TJcnaudia 
-Lutliiej'dc  1  Academie  Koyaleae 

€#,  Islulique  aParis  il hM^ 


■  ^^ 


651 


658 


Geigenzettel  R— S        Abbildung  659—670 


651 


639 


fftator^ 


^c 


cV     ^      /^-^^^.C-^^  ^'^Xl 


660 


Antoiüio    Romanini  fecit 
Cremonensis  anno  1740 


661 


w 


'&B-k 


^'^'UK^^-.<^^z  dt-  c:^  ob  d^  t^  jtcX-  A^ 

^  Renault  &  Chatelai.v  ,  rue  de  ßraque,au  G* 
iÖ    com  de  la  rue  Sie  Avoje.  A  Paris,  i/^tJ    (^ 


663 


667 


vf  Jofiph  Sneider  Papis ,     ^ 
CrerftWsei  Mit  Anno  i7(?^ 


Francesco   Ruggieri   detto 
il  per   Cremoiia  lu  7^ 


664 


JosfiPH  Anton rus  Bocca 

fficit  Taiirini 

anno  Doiniui   j85f 


663 


^  R  O  Z  E  ,  nie  Sainte  !f^ 
^^  Catherine,  ä  Orleans,  '-^'il 
^'l    pres  leMartroy.  1756   '*•? 

W%S?7Xr  7/?Cr  T/Kr  TJiilr  7Xr  i,^f  V  -/rv.^  t^v-  r,^  -p 


666 


^  i*3  t«e  fi«  J  WW  ««*  "^«W  «» J  «M  «H  «»  Mt^  ^ 

?  Fd/7  ii  'Reims  ^  ^ 

^       TarSALOMoiJj  175^5"        ^ 

*  e*:  fr*  5fr9  Jti  i^ '  e«^  i^e-:  «tK- *5  «W  (**  Wr  ? 


669 


i!!;^^^^>^^>Ä^^ 


^ 


m 


Anton  Sch^udl,  Geigenmacherfj] 
Mi^iVIittenwald  An,  1750    llj 


668 


670 


652 


Geigenzettel  S        Abbildung  671—680 


I 


gelb  tiiSL^s!^i£i^i^^ftüiiSd^ 

iMatthaeus  Frideric 
|ScheinIein  fecity^  i^ 
p.angcn£ekit:  175^ 

671 


Martin. 


'■e/^^M 


^ 


in  Wien. 


Stoss 

0/   / 


676 


JOANN  PAUL  SCHORN , 

H.  F.  Muficus  auch  Lauten 
und  Geigeiimacher  in  Salz- 
burg, c. /VT/ 


(Tl. 


672 


macAi 


y. 


U'niun,n. 


673 


677 

Johannes  Georgias 
Skotschofsky  fccit 
in  Heffen-Dannftatt 

678 


Nicolaüs  Siinoutre 
Lupot  Nicolai  discipulus 
Bivoduri  fecit  18 


679 


::'*i^. 


STEFANO   S&ARAMPELLA  rftBrescial; 

Fratello  ed  allievo  di  Giuseppe  "■      -\^ 
f6ce  in.cMxfjM.ir4X.r..A^.iiiii....'^9j?'      4 


675 


680 


Geigenzettel  S       Abbildung  68! — 696 


653 


5\nt(»nia  ^cilianoin  Omftia 


Giuseppe  SalvOfiorl 
in  PJsioja  18^^  : 


681 


689 


I  Joannes  Georgius  et  Antonius  filnls  Staufer 

'.  fecerurtt  Vtennäe  finno'IsVS.^^!^^^// 

1               ad  normam' Antonü  Straditarii.     - 
l     '    _^,.  -     ■•■■■■--- ^   -  -  ^  Ji- 


^Ä*. 


lohet  ijegit 
Ledait^i8ö5. 


^f"^'  *SÄ*«r-*'Ä*Ä 


682 


J     ^i^ClINTUS  SANTAGIULIANA  FECIT 
\  "^ViCETlAE^  Anno"^"!  6  /  -J^  ; 


690 


e-^- 


,A. 


^(S 


683 


FrancifcnsStradivariusCremoDenUs 
Filies  AutoDülacicbac  Anno  ly^o 


684 


2  Spiritus  Sorfana  ^ 
^   fecit  Cunei  1736  u 

691 

Oswald  Schaller  fecit 

Frankfurt  a.  0.,  anno  18 

692 


T 


Petrus  et  Hipolitns  Frairei  SÜveStre 
FeceruiilLllodlini..\iiiio  185*  S^j£$ 


%,"B=A"-Vi.-»V«i"A«.VtVt^ 


-: 

S 


Ss   I»    2 
) 

r. 


Fr.A.NCois   SAI7.AIUJ 


I.,  «ÄaÄ?-?ÄWJ 


685 


^^°  N.  E.  SIMOUTRE 

reparavit  Lutetiae  Parisiorum  A.  D.  i8q 

686 


iftae  A  niöhö^v 


-»■ 


693 


Joannes  Scheverle  fecit, 
Prags  An.  17;' 

694 


.   -^ 


i-. 


>_t(^v: 


?^'-^&liuJ 


687 


695 


t^AUL    S ERDET 


.Xycct/u^^  Oy  Xa 


^uJ  .^g 


688 


.  .5^_^^_. 


■•.lohann  Sfl-obrGeigenmach'er 


696 


654 


Geigenzettel  S       Abbildung  697—703 


gj  machfrinS<:lid 


Pierre     Silveslre 
a  Lyon  i8-^tf  | 


703 


697 


704 


698 


Petrus  Schulz  Chiltar-  und  Gei- 
genmacher in  Regensburg 
anno  18 


699 


705 


SALOMON 


^Jb 


rArbre-fecaSce.  Cecille     ^    W&!^ä^mW^!^m'^^ 


mmmmmmmmmmm^ 


706 


700 


Antonius  Stradiuarius  Cremonenfis 
Faciebat  Anno  \z  16    f^j 


Silvestre  et  MauCotel 
Paris,  ip  N"" 


701 


707 


Laurencius  Scorioni   F^^iiJ 
Creme  na-     VJS\ 


J.  H.  ScKult 

Streich -JnstrumentenmacKer 
Lübeck.       Ar\Kt<i        M% 


702 


708 


Geigenzettel  S        Abbildung  709—718 


655 


Salornon^  I^vt/n^^.  u  rS^  c^dll^ 


'  TLxoe  de.  Liecole  a  Par-ur.  ij^  6 


709 


1^  STEFÄHO  SCÄRÄMPELll  (// JM^^Ji  l 

n   PREMIATO    CON    f^EDAGLlE'  D'ÄRGEHTO^ 

f\  FRATELLO   ED   ALLIEVO   DEL  GlüS^PPE-  ;>,  .^:5■::f 

Fece  in-   (^vsJUttJ  ^^^y*''^  (900  Ji 

710 


Sanftus  Seraphinus  Nicolai  Amati 
CremouenfisAllumnusfaciebat.  Udin^  A:  i6^i) 


711 


jVe  £•  8IMOUTBE  ^t  Fils,  lutbiers  ä   PAKIS 

21,  Fautiourg  Poissonniöre 

Pres    du    Conservatoir©    d©     Musique 


712 


N»  I¥.  E    SimOUTRE  Inventeur  brevete 

des  Supports  harmoniques  et  de  la  Barre  semi-adh^rente, 
38,  )-ue  dt  l'Echiquirr  ä  PARIS.    —   Annee   189 


713 


714 


Petrus  Schulz  Ratisbonensis 
faciebat  anno  i8 


WolffgangSagmayr,  Lauttcn-vnd 
Geigenmacher  in  Graz,  Anno  17 


717 


715 


/^ep.  von  Gp.  Sbösael 
oficit  6oloniadnnoJ^0 


iJmcbonu«  StraAuartus/mlü  Antoruj 
Crtmont    Tccit^Anno  17 4a;    als. 


718 


716 


656 


Geigenzettel  S        Abbildung  719—729 


^  @tiö  gdjünemann. 


Mathaeus  Wenceslaus 

Stautinger,  mefecit, 

Wirceburgi  177^ 


Geigenzettel  S    '  Abbildung  730—743 


657 


Joh.    Bapt.    Schweitzer  DisCipulu^ 
F.  G-.  .   Pestini  18 


Joannes  Friderici  Storck  /     ^ 

Lauten  -  und  Geigen  -  Mächet! 

Föcit  A4aguftx.  _  j7^-<*' *^ 


730 


737 


IJ^UT  f  M'  UND  GE[GEKMäCHER::.k     ((  3ü^ann  martm  (Bd)mm, 


731 


■■'r 


L  3   i  ^i  Li  i 


bauten?  unt)  ©ciöiftunac^er 


738 


y  n  ri     ^ 


f 


rm 


ff  p .' 


732 


■^ 


^ 


^'Y' 


/#  c 


739 


tauten  undlGcigenmacKeir  in 


733 


740 


Franz  Simon,  Hof-  und  bürgerl. 
Lauten  -  und  Geigenmacher  2u 
Salzburg  ^1^  Cl 


v% 


%\ 


734 


3o^ann  ^icf)aer  Simman  ©eigen» 
macl^er   in  fDlittenmüld  an  ber  3far. 

17 

741 


fÄ*    Joannes  Georgias' ^taufet 
4         Ircü  Viennae.  aniio     18>2^^* 


Bernardus   Stoss 

fecit  Viennae  18 


735 


mfa 


r/c/yj 


736 


743 


V.  Lütg-endorf f ,  Geigen-  und   Lautenmacher.    Bd.  II. 


42 


653 


Geigenzettel  S       Abbildung  744 — 755 


1    r^rg  "  I  iW  ^  i"   '  "  '  B"'!!! 


•TS«,, 


744 


750 


•'     ÄN^ 


CJ^VJ 


V^hcgeri;^  ^,mmm-^mWßm  %  nie  i^cir' Präge  An,  n 


^k§j^:^ 


743 


751 


746 


,..■'■>'« 


A.^    -^ 


^^.J 

^^^^•'^■^■'4^^ 


I  ■>_ 


■  -  -|.^.j-ia»«^w...^..  ^  -vd^vo^ti^**^^ 


E^4-a^*-.*t  «>3«wo 


moenreiöerl 


lorianrt'Geo 

Probe  V'lolino.Co)*esc*I  ^^rem^na-  i 


747 


/TJ 


tr. 


inWürh/rmAl 


748 


//////^    >  W>/) 


r/i      7'YV'     f'Av// 


:-    111  \\  j  eil 


754 


749 


755 


Geigenzettel  S    /    Abbildung  l%~lbb 


659 


^^yC^y^  rf^iV^^^%  c\y<^^^'i/t^>-  V  -^Z 


756 


"  '—■ J-rrT    • — -.    ^v.--. — — — «-Jr 

761 


762 


757 


763 


duflac^ittl  ^tof  m  et  ^\i\% 


764 


/to 


|J^  *s^Aiv;;Sips^>  -«aic^»!^ 


[  Reparirt    bey  Blarlin     Stofs  ';.lv.  IlotVeigen  .. 
ajacfeer  seeligen    Wiltwe  iß  Wien  anao  184 ^„ 


Sa  l  o  M  ön 


7öO 


766 


42* 


660 


Geigenzettel  S— T    /    Abbildung  Ibl—llA 


f'--^^^;:zrTT-~~^ 


4    . 


I  ^#f 


767 


Antonius  Stradiuarius  Cremoi^fisJ 
Faciebat  Anno  17 i 9    i^^    i 


768 


,JSj^ 


^__-.l 


In  PadouaVvendelio  Venere 
de  Leonardo Tiefembructej 


7ö9 


d'apres  A.  Stradi  va  riu  s 


I  iW 


V^t(^^  Thti 


.4-: .  ^;'-\jr  .. 


//:> 


771  _  _  ^  __ 

JOACHIM  TIELKE  pathias  T^i|*  f«it| 

772  "■• 


Geigenzettel  T       Abbildung  llo — 788 


661 


.^^dtttt  ©eora  Sffr/  SatifeH^ 


\ 


775 


/ÖZ 


Joannes  Georgius  Thir  ,fecit 
Viennse  ,   Anno    1791  . 


t-&  r-:  '. ^v:,^'-.  •-:1fe^;j>4t.'ifei, 


-i-r---  -^ 


V 


783 

(D][ä][g[D][ä][£]0[ä][n]0[ä][ö][ä]0[i][£][D][£][D][ä][£][ö][5][ä]00  IciROLAMO  TRUCCO I 

I    ü  Ä    i  GEBAUT  VON  E.  TENUCCI  0  h         FabbrLcame         " 

Y\  IM  GEIGENBAU-ATELIER  0  i  % 

0   HUG  &  Co.,  ZÜRICH   /^-  0  |ChitaTTe,Arpee  Violini  I 

[c]  0  f         in  Savona  i^/^Q       f 

777  7ö4 


Nouveau  procedc  approu{?e  parVIngituL 
TuiBOUT,  Luthier,  rue  Rameau,/ 
N".  8,  a  Paris,    l835 


JVa 


Joh.T^ntielXautenmacher, 
in  Mittenvvald,  fecit*  ijz  0 


783 


778 


Gio  Giorgio  Taningard 
fecit  .  Romee      Anno  1745 


779 


Paolo  Antonio  Teftorefiglio 
di  Carlo  Giufeppe  Teflore 
inConiradaLarea  di  Mila- 
no  a]  Segne  dell  Acquila. 

786 


I 


r=y 


Cannes  Tunonas  kcit  Bononiz 

in   Piatea    Pauaglioms. 
^      Anoo  Doinim.i(:;8^ 

733 


Johan^:  Steplmn  Thuin3ia|^ 
tautfen-und'Gejgenraac*' ' 

781 


4/bcLci  bu  c^cJAer^ss 

4^      ^ 


788 


662 


Geigenzettel  T       Abbildung  789—795 


^  Au    Roi    D.4riD.  '& 

§  Thibout  ,  Luthior  de  TAcaclcmie  Royalc  de  Musique ,  ^ 


Ilue  Rameau,  N".  8,  ä  Paris, 


i 

789 


arlo  Antonio  Teftorc  figlio  maggiore 
del  fu  Carlo  Giufeppe  in  Contrada 
larga  al  fegno  deirÄquila .   ^740 


790 


CArlo  Tononi  ßcrfogncicj 
Fece  in  Voieziä  i^::i  t2^ 


791 


David  Tecchler  Fecit 
Rom  f  Anno  Diii  172/ 


792 

FAIT 

PAR    DVirrOPRVOCAR 

Ah 

1  cofle  faind  Sebaftien 

Ä    Lyon 

793 


Cirlo    Giuftppe  TtAcreinCon 
erada    Larg      di    Milai^o 
Segne    deli'     AquiU    iCao 


794 


Carlo  Antonio  Teflore  figüo  maggiore 
del  fü  Carlo  Giufeppe  in  Contradal&r 
ga  al  fegno  deH'Aquila  Milano  17*0 


795 


Geigenzettel  T— V       Abbildung  796—802 


663 


.V 


797 


79o 


Diederich  Ulrich^ 

•^ombarg/  Anno  17. 


798 


J  ß 


799 


Jean  Baptiste  Vuillaume  a  Paris 
3, rue  Demours -Ternes  tS 


800 


jean  Baptlstc  Vuillaume  ä  Paris 
3, rucDemours^  Ternes 


X. 


GAETAKcJ*    VINA€CIA-Mt 
Napoli  Rua  Catafana  N.°.^6.     i8l  " 


802 


664 


Gelgenzettel  V       Abbildung  803—810 


Sebasticn  Vuiihume  a  Paris 

2 Z  Boulevard  Bonne  Nouveiie  v^^i  V' 

803 


Vissenairo  £vevo:r>  .  Lulhier.s 
FoTii-nisseiirs  du  Conservatoire  ( 


/^•i^^ 


K^J 


Place  des  JarobiiisLyün.l  an^/g^^  ■^ 

8U4 

Jean  ßaptiste  Vuillaume  a  Paris 
Rue  Croixdes  Fetits  Champs  ( 


805 


7f^ 


806 


Nicola?  \i^s4^naire ,  Lulliier, 
des  Jacotins, ä  hy^,  l'an 


ce 


807 


L  N.  \  isseiiaipe  ,  Lulhier 

r  oiirni.sseui'    du  Conservatoire 

Pioi-e  des  •Jae<)bius,Lyon,lan  /^^^ 


808 


Joannes  ßaptiftaVänder  Stagh. 
Meulen , tot Andwerpen  i&>0 


o^A-U. 


I 


809 


«.^^^a^^^Ä 


fi  VILLAUME  &  GIRON,, 

Luthiers  ä  Troyes. 
2  7  70     • 


'^T^'rrr^Xi^f 


'i^^rJ^rrr- 


810 


,1 


Geigenzettel  V— W     Abbildung  811—821 


665 


Antonius   Vinaccia   Fecit 
Neapoli     Anno     1/80 


81: 


Tece  r  Anno  i  T^-^rn^Fireiite  . 

812 


iTilliier  Giifonservatüire  lloyal  de  ^tusique,  ; 
Jiue  de  VEveque  ,}^?  ZO       , 


815 


816 


/? 


rae  ck  la.  Tu/verie  //^^  6 


13 


JBonolii3a  Anno  ijf^\ 

814 


4^ 


Nicolas  Vuillauine       nKTjV' 
fecil   a  Mirecoiirt  a ?in J'iö 


817 


3o^ann  (Seorg  t>ogIer,  ilautens 
unt)  (Geigenbauer  in  Wiiv3burg  ITyo 


818 


Joannes   Geoigiiis   Voglci^iil 
me  fecir,  Wirccburgi  17 


819 


•jT-^ 


cm-'i^ 


820 


edpold 


::-,-.-iiiiiici]ei?sa  Nürnberg,  ftcit  A,  x?- 


i^  ■  ■rfi«iä,.-^-.*n:i;..  -, 


666 


Geigenzettel  W  /  Abbildung  822—835 


Norimberg^ 


822 


jk  >      4. 


7%. 


823 


97) ^üe^  i^^^^  /r/-^^ 


824 


I    loannes  Michael  Willer 


Cv.' 


>h 


825 


'i-r  MJ  ■■■  ' 


826 


,«='  :—(-%:■' 


im  Saulenbac^  bn;  Süßen  17/2 


827 

*    Tecit  Jofeph  Wagner,   Sereniff. 
Princip.  Camr.  Muficus 


l/Tff^« 


Co  TißantUt^  ^.-^■•^ 


e        Bernardus  Wutzlhofer ,       | 
I    fcclt  Bmn«  Anno  xg  /^ 

@  oöoa  j«.  30  .T»  ao  00  00  ■  iie»  o<ic»«e«  ooc^-k»  Qi .' 
829 

830 


poldüs  Widhalxp^ 


/^7 


831 


'Seba/tinniis  ^AViTzelhofc^r  -^^ 
'  ^^fecit.  Briin.T  Anno  l-#  '^^ 

832 

833 


Joann  Blafius  Weigert 
Lauden-  und  Geigen» 
nrachcr  in  Linz  172  / 


834 


Jofeph  Waflermann  fecit 
in  Znsim   18 


828 


835 


Gelgenzettel  W— Z    '  Abbildung  836—848 


667 


«•  ß 


oeitPt^k 


^/v 


840 


836 


5S^^^^ 


:s2^s^?^^ 


Anton  Wittmann 
Geic^enmaclier  Wien  im  Jahre  19 


5rftnj  Serie  ©e^enmacöer  ju  3KU 
Um\^  an  ter  3fet;  *  WX^ 

841 


Leopold  Widhalm,  Lauten- und 

Geigenmacher  in  Nürnberg  fecit.A.  i76^ 


838 


g>iJj^iäSJjg§5JS^^^ 


FcwtSebaft.  W^agner, 
Hofmudcui  in  Mecr^ 
bürg  igo^ 

842 


Xaveri  Wagner,  Hochrürftlichee 
Hof  Laucen  und  Geigenmacher 
in  Ellwangen  Anno  iSCfi 

843 


839 


1   ZIMMER  K.  OTTO    | 

ITii  tiangszer  Iceszitö  = 

=    Budapest,  VI.,  Terez-körut  4.  sz.  = 

l)ti!=mi=ini=iiii=iiii=ii!i=tHi=iiii=iiii=iiii=iiii=iiii=iiii== 

844 


Thomas  ^ZacK  fecit 
adforA.S.  vtennoo  1869 


^     Fj\to  in  Verona  ^ 
di  Giacomo  Zanoli  g 

175/  f 

845 


846 

»lacomo  2«5ai 


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847 


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SPeßiiir 


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848 


668 


Geigenzettel  Z       Abbildung  849—533 


fccrt  anno  1<)       (fiSi  Zuricl)-  J 


849 


PIETRO  ZENATTO  TEGE  W 


859 


■*-----  -^ 


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851 


Alexander  Zanti  fecir 


1 


lantux  Anna  t^-| 


i^J^:^S2?=^5 


852 


SÖiaytmUion  3^cl)et; 

?autcn*tin6  ©cigenmacl^er 

.    Anno  17^; 


853 


INHALTSVERZEICHNIS  DES  ZWEITEN  BANDES 

Alphabetisches  Verzeichnis  der  Geigen-  und  Lautenmacher      ...  7 

Die  bekanntesten  Bogenmacher        •      •        -  -      -  ■  579 

Werkstattnamen  und  Ladenschilder        .      •  .      •  .      •  •  581 

Brandmarken  (Nr.  1—79) = 585 

Faksimiles  von  Geigenzetteln  (Nr.  1 — 853) 588 

Abbildungen    Auf  S3ite  5:  Dar  Lautenmacli^r.  Holzschnitt  von  Jost  Amman  1568;  auf  Saite  577:  Geschäftskarte 
von  L.  Renaudin,  Paris;  auf  Seite  583:   Brandmarke  von  L.  Georges  Warnecke,  Nincy. 


INHALTSVERZEICHNIS  DES  ERSTEN  BANDES 

Vorwort  zur  dritten  Auflage      •  •      •  • 5 

Überblick  über  die  Geschichte  des  Geigen-  und  Lautenbaus     •  .        .  17 

Einleitung 17 

Füssen 20 

Italien 28 

Frankreich 93 

Großbritannien  und  Irland 127 

Spanien  und  Portugal     .  .       ,          .  .          ■■       .  .  147 

Holland  und  die  Niederlande          150 

Tirol,  Salzburg,  Bayern           158 

Südwestdeutschland  und  die  Rheinlande           199 

Osterreich  und  Ungarn 220 

Böhmen  und  Sachsen 245 


670  Inhaltsverzeichnis  des  I.  Bandes  (Fortsetzung) 

Mitteldeutschland 276 

Norddeutschland  ....       .  . .       .   '       286 

Schlesien  und  Mähren  .  306 

Polen  und  Rußland        3)4 

Skandinavien  und  Dänemark 324 

Die  Schweiz  .       .  . 33) 

Griechenland  und  die  Türkei  335 

Amerika  und  Australien  .  .       336 

Die  Geigen-  und  Lautenmacher  nach  den  Wohnsitzen  geordnet       .  ,  343 

Literarischer  Quellennachweis 403 

Verzeichnis  der  Abbildungen  im  Text  und  auf  Tafeln        421 

Anhang:  Tafel  1—98  /  Einige  F-Löcher  (neben  Tafel  1) 


3  LJaLLs,  . 

5 

Lütgendorff,  Willibald  Leo, 


DATE  DUE 

t 

-Ü^B 

536289 


BRANOEIS  UNIVERSITY 
UBRARY